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Magazin des eine-welt-engagement mit Berichten und Eindrücken deutscher Freiwilliger in Sambia und sambischer Freiwilliger in Deutschland

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Jahrgang 22 - April 20<strong>19</strong><br />

Erfahrungen für die Zukunft<br />

WEITERE THEMEN IN DIESER AUSGABE<br />

Die Zeit vergeht<br />

Berichte der Freiwilligen Was macht eigentlich ...?


Seite 2<br />

Editorial<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

hier ist er nun: der von Johann Heilmann im Dezember<br />

angekündigte Wechsel in der Redaktion der <strong>ewe</strong>-<strong>aktuell</strong>.<br />

Beginnend mit dieser Ausgabe werde ich versuchen, in<br />

Johanns große Fußstapfen zu treten und seine Arbeit<br />

für das Sprachrohr unseres Vereins weiterzuführen.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

2<br />

Editorial<br />

Johann als langjähriges<br />

Mitglied und als<br />

ehemaliger Freiwilliger<br />

kennt Sambia<br />

aus unmittelbarer<br />

Anschauung und so hat<br />

er die <strong>ewe</strong>-<strong>aktuell</strong> auch<br />

immer mit eigenen,<br />

spannenden Artikeln<br />

bereichern können. Mein<br />

Hintergrund ist ein etwas<br />

anderer: der Kontakt<br />

zum <strong>ewe</strong> und zu Sambia ist durch meine Tochter<br />

Lea entstanden, die 2014/15 als Freiwillige nach<br />

Mazabuka gegangen ist. Seither bin ich ein „Fan“ des<br />

Austauschkonzepts des <strong>ewe</strong>. Nicht nur dass tatsächlich<br />

in beide Richtungen zwischen Sambia und Deutschland<br />

ausgetauscht wird, überzeugt mich, sondern auch, dass<br />

die Freiwilligen j<strong>ewe</strong>ils in Familien untergebracht sind.<br />

So haben sie wirklich die Möglichkeit, die andere Kultur<br />

hautnah kennenzulernen und mitzuerleben.<br />

6<br />

12<br />

Silja<br />

Cecilia<br />

Ben Lukas<br />

Edith<br />

3<br />

10<br />

Dies ist eine Besonderheit unter den zahlreichen<br />

Entsendeorganisationen, auf die wir als Verein stolz<br />

sein können, die uns aber auch stetiges Engagement<br />

abverlangt. So wurde dem <strong>ewe</strong> im Januar nach<br />

ausführlicher Prüfung für zwei weitere Jahre das RAL<br />

Gütezeichen Internationaler Freiwilligendienst –<br />

Outgoing - bestätigt. Das bedeutet, der <strong>ewe</strong> entspricht<br />

weiterhin vollumfassend den weltwärts-Kriterien als<br />

Entsendeorganisation. Ganz besonderer Dank gebührt<br />

in diesem Zusammenhang Gesine Linden, ohne deren<br />

unermüdlichen, ehrenamtlichen Einsatz die Prüfung<br />

nicht so erfolgreich hätte durchgeführt werden können.<br />

Nun aber wünsche ich viel Spaß beim Lesen, was unsere<br />

vier Freiwilligen und eine unserer Ehemaligen erlebt<br />

haben und beschäftigt!<br />

Herzliche Grüße Ihre/eure<br />

Yoko Kuchiba<br />

16<br />

Abschied<br />

Johann Heilmann<br />

Was macht<br />

eigentlich ...?<br />

15


Seite 3<br />

Erfahrungen für meine Zukunft<br />

Experiences for my future<br />

Ich kann es gar nicht glauben, wie schnell die Zeit<br />

vergeht, wenn man sich schon richtig gut eingelebt hat.<br />

Jetzt sind es nämlich schon mehr als fünf Monate und<br />

ich merke jetzt schon, dass die restliche Zeit viel zu<br />

schnell vorbeigehen wird. Die Arbeit im Krankenhaus<br />

macht mir immer noch sehr viel Spaß. Es gibt kein<br />

schöneres Gefühl, als bei einer Hospitation eine<br />

Geburt mit zu erleben. Die Hebammen zeigen mir<br />

sehr viel von ihrer Arbeit und ich lerne immer mehr<br />

dazu. Dadurch habe ich gemerkt, wie toll ich den<br />

Beruf finde und ich habe entschieden, selbst in die<br />

Richtung der Hebamme zu gehen. Das Krankenhaus,<br />

in dem ich arbeite, ist zwar nicht so groß, aber es gefällt<br />

mir trotzdem sehr gut dort. Das liegt wahrscheinlich<br />

auch an den sehr freundlichen Hebammen und<br />

Krankenschwestern, die mir mit Rat und Tat zur<br />

Seite stehen. Es wird nie langweilig, weil man immer<br />

etwas Neues erlebt. Dazu gehört leider auch der Tod,<br />

der genau so Teil davon ist, wie das Leben. Man muss<br />

aufpassen, dass man nicht alles zu nah an sich heran<br />

lässt. Ich bin immer noch erstaunt, was die Hebammen<br />

mit wenigen Mitteln alles schaffen können.<br />

Mein Alltag unter der Woche sieht dann meistens so<br />

aus: um 13:00 gehe ich nach der Arbeit nach Hause,<br />

dann bade und esse ich etwas und habe danach<br />

etwas Freizeit. Abends bereiten wir zusammen das<br />

Abendessen zu. Ich habe auch schon gelernt, wie man<br />

das traditionelle Gericht Nshima (eine Art Maisbrei)<br />

kocht.<br />

I cannot believe how time flies when you have<br />

immersed yourself in the life here. More than five<br />

months have passed now and I got the feeling that the<br />

rest of the year will pass by all too fast. Working at<br />

the hospital still inspires me with joy and excitement.<br />

There is no better feeling than watching when a child is<br />

born – so to say being part of the birth. The midwives<br />

are showing me a lot of their work and I am learning a<br />

lot of new things all the time. Through that I realized<br />

how much I would enjoy being a midwife and it has<br />

led me to decide that I want to pursue the profession<br />

of midwife. The hospital I work at is not very big, but<br />

I really like it. I am pretty sure that it is largely because<br />

of the immensely friendly midwives and nurses, who<br />

help me along the way with questions and problems. It<br />

never gets boring because you always experience new<br />

things. A part of that, unfortunately, is death, because<br />

it is just as much a part of the experience as life. You<br />

have to be careful not to let things get to you too much.<br />

I am still amazed by how much midwives can achieve<br />

with so little equipment.<br />

My everyday routine during the week generally looks<br />

like this: at one pm I walk home from work, then I<br />

bathe and eat something and have some free time. In<br />

the evenings we all make dinner together. I’ve already<br />

Weihnachten wurde relativ einfach gehalten. Wir<br />

haben am Weihnachtsmorgen sehr früh angefangen<br />

zu kochen, viele verschiedene Sachen wie zum<br />

Beispiel Kartoffeln, Nudeln, Hähnchen, Bohnen<br />

und vieles mehr. Am Tag davor hatte ich auch noch<br />

einen Kuchen gebacken, den wir dann zusammen<br />

gegessen haben. Bei mir kam leider keine richtige<br />

Weihnachtsstimmung auf, was aber daran lag, dass<br />

es viel zu warm war. Trotzdem hat mir das andere<br />

Weihnachten sehr gefallen. Man sollte immer erst alle<br />

Möglichkeiten austesten, bevor man sagen kann, was<br />

einem gefällt oder was zu einem passt.<br />

Ein paar Tage später haben Ben und ich uns nach<br />

Sansibar aufgemacht, um dort ein paar Tage Urlaub


Seite 4<br />

zu machen und danach das Zwischenseminar zu<br />

besuchen.<br />

Wir sind über Nacht geflogen und kamen am frühen<br />

Morgen auf Sansibar an. Wir haben uns in Stone<br />

Town mit anderen deutschen Freiwilligen getroffen<br />

und dort ein paar Tage verbracht. Wir haben uns den<br />

Night Market mit vielen leckeren Speisen angesehen<br />

und auch eine tolle Spice Tour gemacht. Bei der Spice<br />

Tour wurden einem die verschiedenen Gewürze in<br />

einem Wald gezeigt und wir durften auch Früchte<br />

probieren. Danach sind wir weiter nach Nungwi<br />

gefahren, also ganz in den Norden von Sansibar. Ich<br />

bin dort Schnorcheln gegangen und wir konnten viel<br />

am Strand und auf dem Markt entdecken. Leider habe<br />

ich mir einen starken Sonnenbrand geholt, aber das<br />

hat mich nicht davon abgehalten, Spaß zu haben. In<br />

Nungwi gibt es wunderschöne Strände und man kann<br />

die Abenddämmerung in einem Restaurant direkt am<br />

Strand verbringen. Wir hatten dort wirklich eine tolle<br />

Zeit.<br />

Danach sind wir mit der Nachtfähre direkt nach<br />

Daressalam, Tansania, gefahren. Nach ein paar Tagen<br />

Stadtbesichtigung sind wir zum Zwischenseminar<br />

learned how to make the traditional dish Nshima (a<br />

type of corn mash).<br />

Christmas here was kept relatively simple. Pretty early<br />

in the morning we started cooking a lot of different<br />

things like potatoes, noodles, chicken, beans and a lot<br />

more. The day before I had also baked a cake that we<br />

than ate all together. Unfortunately I could not really<br />

get into Christmas spirit this year, probably because<br />

it was so hot. But I enjoyed this other Christmas<br />

nevertheless. You should always try every possibility<br />

before deciding whether or not you like something<br />

and whether it fits you.<br />

A few days later Ben and I started our journey to<br />

Zanzibar, where we were going on vacation for a few<br />

days before continuing on to the intermediate seminar.<br />

We flew over night and arrived in Zanzibar early in the<br />

morning. We met up with other German volunteers in<br />

Stone Town and stayed there for a few days. We visited<br />

the Night Market with a lot of delicious specialties<br />

and also did a great Spice Tour where we were shown<br />

a lot of different spices in a forest and we were even<br />

allowed to taste some fruits there. After that we went<br />

to Nungwi, way in the north of Zanzibar. I went<br />

snorkeling there and there was a lot to see at the beach<br />

and on the market. Unfortunately, I got a very bad<br />

sunburn, but that did not stop me from having fun.<br />

There were lots of beautiful beaches in Nungwi, and<br />

you can spend the sunset at a restaurant directly at the<br />

beach. We had a really great time.<br />

After that we took a night ferry to Dar es Salaam,<br />

Tanzania. Following a few days of sightseeing we<br />

went to the intermediate seminar. For a week we were<br />

able to exchange experiences with other German<br />

volunteers from Zambia, Tanzania, Malawi and<br />

Ruanda, to have discussions and to take trips to the<br />

beach. I enjoyed this week a lot and it felt good talking<br />

to other volunteers about each other’s problems, fears,<br />

experiences and successes.<br />

Then we went from Tanzania to Zambia by the<br />

train, which took us three days. I shared the sleeping<br />

compartment with two Korean girls, and we had a<br />

great time together. The food was very tasty and the<br />

staff was very friendly. Of course it took quite some


Seite 5<br />

gefahren. Eine Woche lang konnten wir uns mit<br />

anderen deutschen Freiwilligen aus Sambia, Tansania,<br />

Malawi und Uganda austauschen, haben Diskussionen<br />

geführt und einen Ausflug zum Strand gemacht. Mir<br />

hat diese Woche gut gefallen und es tat auch gut, sich<br />

mit anderen Freiwilligen über Probleme, Ängste,<br />

Erfahrungen oder Erfolge auszutauschen.<br />

Mit dem Zug sind wir dann drei Tage von Tansania<br />

nach Sambia gefahren. Ich habe mir mein Schlafabteil<br />

mit zwei Koreanerinnen geteilt und zusammen hatten<br />

wir eine schöne Zeit. Das Essen war sehr lecker und<br />

auch das Personal war sehr freundlich. Klar dauerte<br />

es schon ziemlich lange, aber die Natur war schon<br />

sehr schön. Wir sind durch viele Dörfer gefahren<br />

und haben dadurch viele Menschen getroffen. Die<br />

Sauberkeit war nicht perfekt, aber es war auch nur für<br />

drei Tage.<br />

Zurück in Chikuni habe ich mich sehr gefreut,<br />

wieder in der Familie zu sein und auch wieder<br />

arbeiten zu gehen. Nun, nach ein, zwei Wochen,<br />

finde ich mich wieder mitten im Alltag wieder,<br />

arbeite im Krankenhaus und verbringe Zeit zu Hause<br />

mit der Familie. Ich warte immer noch darauf, den<br />

dritten Sohn der Familie kennenzulernen. Er ist<br />

der zweitälteste und ich habe ihn bisher noch nicht<br />

persönlich getroffen. Dann kann ich auch endlich ein<br />

vollständiges Familienfoto machen.<br />

Vor ein paar Tagen durfte ich dann auch den OP<br />

besuchen und dort alles beobachten. Eine Frau<br />

in ihren Vierzigern ließ sich sterilisieren. Ich war<br />

dabei, wie sie vor ungefähr zwei Monaten ihr zehntes<br />

Kind bekommen und damit ihre Familienplanung<br />

abgeschlossen hat. Die Operation war sehr schnell<br />

vorbei und ich fand sie auch nicht so schlimm,<br />

wie man vielleicht vermutet. Es war echt eine tolle<br />

Erfahrung und wenn ich kann, möchte ich bald wieder<br />

hospitieren. Vielleicht kann ich dann auch schon bald<br />

bei einem Kaiserschnitt dabei sein? Das wäre noch ein<br />

Wunsch von mir.<br />

Ansonsten freue ich mich auf die weiteren Monate<br />

und auf das, was ich alles noch so erleben werde. Ich<br />

denke, es wird noch eine aufregende Zeit.<br />

Silja Thönnes<br />

time, but the nature we watched outside was beautiful.<br />

We passed a lot of small villages and met a lot of<br />

people. The hygienic conditions were not perfect, but<br />

it was only for three days.<br />

When I got back to Chikuni I was excited to be back<br />

in the family and to start going to work again. Now,<br />

after a few weeks, I settled back in the middle of daily<br />

life again, going to work at the hospital and spending<br />

time at home with the family. I am still waiting to meet<br />

the third son of the family. He is the second eldest and<br />

I have not yet met him in person. When I do, I will<br />

finally take a picture of the whole family.<br />

A few days ago I was able to visit the surgery room<br />

and observe what went on there: a sterilization of a<br />

woman in her forties. I had been present when she<br />

gave birth to her tenth child about two months ago,<br />

which completed her family planning. The surgery<br />

went fairly quickly. It was a fascinating experience and<br />

if I am allowed, I will take the opportunity to watch a<br />

surgery again soon. Maybe I can also be present at a<br />

C-section? That is a wish of mine.<br />

I am looking forward to the next months and the new<br />

experiences that I will make. It surely continues to be<br />

an exciting time.<br />

Silja Thoennes


Seite 6<br />

Alles auf Anfang<br />

Restart<br />

Mitte November habe ich Gwembe, mein erstes kleines<br />

Zuhause hier in Sambia, für ein neues in Mazabuka<br />

verlassen. Gwembe ist im Gegensatz zu Mazabuka ein<br />

kleines Dorf. Es war sehr hilfreich, dass ich Mazabuka<br />

schon durch meine Zeit, die wir mit den Schwestern<br />

hier verbracht haben, etwas kannte.<br />

Ich wurde sehr nett in der neuen Familie aufgenommen.<br />

Vor allem sind meine Mutter und mein „Gastbruder“<br />

zu Hause. Er ist nur quasi mein Bruder, da er eigentlich<br />

der Sohn einer Cousine meiner Mutter ist. Mit ihm<br />

teile ich mir ein Zimmer und wir verbringen sehr viel<br />

Zeit miteinander. Außer diesem Teil meiner neuen<br />

Gastfamilie begrüßten mich noch vier Hunde im<br />

Garten des Hauses. Vier Weibchen: Charlie, Shadey,<br />

Norbit und Sugar, der Nachbarshund. Schön ist auch,<br />

dass meine Großeltern in Kaonga, einem andern<br />

Stadtteil von Mazabuka, leben. Im Prinzip habe ich so<br />

zwei Zuhause in derselben Stadt.<br />

Meine Mutter arbeitet unter der Woche sehr viel,<br />

weshalb ich mit meinem Bruder den Großteil der<br />

Hausarbeit übernehme. Dazu gehören natürlich auch<br />

Waschen, Kochen und Putzen, aber generell packt<br />

jeder so viel und häufig mit an, wie er kann.<br />

Genau wie in Gwembe gibt es eine Youth-Group der<br />

römisch-katholischen Kirche. Jeden Sonntag nach der<br />

Messe heißt es dann entweder Reden über anstehende<br />

Veranstaltungen, Chorproben für besondere Messen<br />

oder einfach der Austausch über Themen, Probleme<br />

und mehr.<br />

In mid-November I left Gwembe, my first little home<br />

here in Zambia, for a new one in Mazabuka. In contrast<br />

to Mazabuka, Gwembe is a small village. It was very<br />

helpful that I already knew Mazabuka through the<br />

time we spent here with the Sisters.<br />

I was welcomed very nicely into the new family.<br />

Especially my mother and my „guest brother“ are<br />

at home. He is more or less my brother, since he is<br />

actually the son of one of my mother´s cousins. I share<br />

a room with him and we spend a lot of time together.<br />

Apart from my new host family, four dogs welcomed<br />

me in the garden of the house. Four females: Charlie,<br />

Shadey, Norbit and Sugar, the neighbour´s dog. It<br />

is also nice that my grandparents live in Kaonga,<br />

another compound of Mazabuka. In that way I have<br />

two homes in the same city.<br />

My mother works a lot during the week, which is why<br />

my brother and I do most of the house chores. This of<br />

course includes washing, cooking and cleaning, but in<br />

general everyone does as much and as often as they<br />

can.<br />

Just like in Gwembe there is a Youth Group of the<br />

roman-catholic Church. Each Sunday after Mass we<br />

meet, talk about upcoming events, do choir rehearsals<br />

for any special mass or simply exchange on subjects,<br />

problems and more.<br />

The first two weeks of my time in Mazabuka, I spent<br />

Die ersten beiden Wochen meiner<br />

Zeit in Mazabuka, verbrachte<br />

ich mit meinem Bruder, der mir<br />

sowohl die Umgebung meines<br />

neuen Zuhauses als auch einige<br />

seiner Freunde vorstellte. In<br />

Mazabuka selbst leben wir auf der<br />

Zuckerplantage in der „Staff-Area“,<br />

also einer der Werkssiedlungen<br />

von „Zambia Sugar“, da meine<br />

Mutter als Buchhalterin bei<br />

selbiger arbeitet. Das Haus ist<br />

wunderschön mit einem netten<br />

Nutz- und Ziergarten drum<br />

herum. Neben Mangos, von


Seite 7<br />

denen wir zeitweise so viele hatten, dass wir sie an die<br />

Nachbarn verschenkt haben, kann man auch Guaven,<br />

Papaya und viele verschiedene Gemüsesorten finden.<br />

Nachdem ich eine Woche teils zu Hause mit den<br />

Hunden, teils im Haus meiner Großeltern verbracht<br />

habe, wurde ich pünktlich kurz vor Weihnachten<br />

ein bisschen krank und wurde von meinen<br />

Großeltern dankenswerter Weise unterstützt. Kurz<br />

vor Weihnachten und am Feiertag selbst habe ich<br />

dann endlich meine beiden anderen Gastbrüder<br />

kennengelernt.<br />

Ich durfte nicht nur den Weihnachtsbaum für meine<br />

Mutter sondern auch für meine Großeltern schmücken.<br />

Ich habe die Weihnachtstage hier sehr genossen. Die<br />

Woche zuvor schon gab es jeden Abend eine Messe,<br />

was dann am Sonntagabend in einem Gesangskonzert<br />

der verschiedenen kirchlichen Gruppen endete.<br />

Am besten von allen haben mir persönlich dabei<br />

ein Kinderchor und der Kirchenchor gefallen. Am<br />

Heiligabend gab es vor der Messe auch noch ein<br />

Theaterstück der Kinder zur Jesusgeschichte. Die<br />

eigentliche Hauptmesse war aber am Weihnachtstag,<br />

wo wir nach selbiger am Morgen zum Familienessen<br />

bei den Großeltern eingeladen worden sind. Jeder<br />

hatte etwas gekocht oder mitgebracht.<br />

Kurz darauf war ich dann auch schon mit dem<br />

Flugzeug auf dem Weg nach Tansania, wo ich in<br />

den kommenden Wochen ein sehr bereicherndes<br />

Zwischenseminar, Urlaub und eine wunderschöne<br />

Zugfahrt im Tanzara zurück nach Hause erleben durfte.<br />

Nach meiner Rückkehr und auch schon während<br />

meiner Zeit in einem anderen afrikanischen Land ist<br />

mir sehr stark aufgefallen, wie sehr verallgemeinernd<br />

man immer von Afrika spricht. Häufig wird Afrika<br />

im Fernsehe, Zeitungen, aber auch beim Behandeln<br />

dieses Themas in der Schule immer mit Ländern wie<br />

USA, China oder auch Deutschland gleichgesetzt.<br />

Dabei ist Afrika ein Kontinent mit sehr vielfältigen<br />

und unterschiedlichen Kulturen und Ländern. Diese<br />

Kulturen machen natürlich vor kolonial gesetzten<br />

Landesgrenzen keinen Halt. Aber als ich in Tansania<br />

war, sind mir sehr viele kulturelle Unterschiede zu<br />

Sambia noch deutlicher geworden. Ich muss sogar<br />

with my brother, who introduced me both to the<br />

surroundings of my new home and some of his friends.<br />

In Mazabuka itself, we live nearby the sugar plantation<br />

in the so called „Staff Area“ of the Zambia Sugar<br />

company, as my mother works there as an accountant.<br />

The house is beautiful with a nice garden around it.<br />

Besides mangos, of which we sometimes had so many<br />

that we gave them away to our neighbours, you can<br />

also find guavas, papayas and many different kinds of<br />

vegetables.<br />

After spending a week partly at home with the dogs<br />

and partly at my grandparents‘ house, I was a bit ill<br />

just before Christmas and thankfully supported by my<br />

grandparents. Shortly before Christmas and on the<br />

holiday itself I finally got to know my two other guest<br />

brothers.<br />

I was not only allowed to decorate the Christmas tree<br />

for my mother but also for my grandparents. That<br />

way I enjoyed the Christmas days here very much.<br />

The week before there was Mass every evening at<br />

church, ending on Sunday evening with a concert of<br />

songs by the different church groups. Best of all for me<br />

personally was a children‘s choir and the church choir.<br />

On Christmas Eve, before Mass, there was also a play<br />

by the children about the life of Jesus. The main mass<br />

was on the Christmas Day itself, when we were invited<br />

to a family dinner with our grandparents. Everyone<br />

had cooked something or brought something with<br />

them.<br />

Shortly afterwards I was on my way to Tanzania by<br />

plane, where I was able to experience a very enriching<br />

evaluation, vacation and a wonderful train ride back<br />

home on the Tanzara. After my return and also already<br />

during my time in another African country I noticed<br />

very strongly, how very generalised I always speaks<br />

about Africa. On television or in newspapers or when<br />

I was dealing with this topic at school, Africa often is<br />

put on one level with countries like the USA, China or<br />

also Germany. But Africa is a continent of very diverse<br />

and different cultures and countries. Of course these<br />

cultures do not stop at borders that were set by colonial<br />

powers in former times. But when I was in Tanzania<br />

many cultural differences in comparison to Zambia<br />

became clearer to me. I must even say that I find it


Seite 8<br />

sagen, dass ich es noch schwieriger finde, ein Land<br />

in Afrika als in Europa zu verallgemeinern. Allein in<br />

Sambia werden zum Beispiel 72 verschiedene Bantu-<br />

Sprachen und Englisch gesprochen, wobei Letzteres aus<br />

der Kolonialzeit herrührt. Jede Bevölkerungsgruppe<br />

setzt die eigene Kultur quasi durch die Sprache ein<br />

bisschen von der der anderen ab. Es wäre also quasi<br />

viel richtiger von Deutschen in einem Atemzug mit<br />

z.B. der Volksgruppe der Chitonga zu sprechen.<br />

Nach meiner Rückkehr war vieles so geblieben, wie<br />

ich es verlassen hatte. Nur dass sich unsere Familie hat<br />

sich vergrößert hatte: um die Welpen von Shadey und<br />

Sugar.<br />

Direkt am ersten Tag gab es ein Treffen der Youth-<br />

Group für ihren Schutzpatron Don Bosco. Nach einer<br />

kurzen Messe wurde über ihn gesungen und kleine<br />

Sketche vorgeführt. Der Rest des Tages war dann sehr<br />

frei gestaltet mit einer großen Box, um die wir im<br />

Kreis getanzt haben, und einem großen Sportangebot<br />

mit Volleyball, Netball und Fußball.<br />

Auf dieses Wochenende folgte direkt meine Arbeit an<br />

der „Flamboyant Special School“, an der behinderte<br />

und gehörlose Kinder unterrichtet werden. Die<br />

even more difficult to generalise a country in Africa<br />

than in Europe. For example, alone in Zambia there<br />

are 72 different Bantu languages and English spoken<br />

- the latter being a remainder of colonial times. And<br />

each ethnic group separates itself and its own culture<br />

a little bit from the others by the language. It would<br />

therefore be much more correct to speak of Germans<br />

in the same breath as of for example the ethnic group<br />

of the Chitonga.<br />

After my return many things had remained as I had<br />

left them, only our family had grown: the puppies of<br />

Shadey and Sugar.<br />

Directly on the first day there was a meeting of the<br />

Youth-Group for their patron Don Bosco. After a short<br />

mass they sang about him and showed little sketches.<br />

The rest of the day we spent time dancing around big<br />

speakers and with a big sports offer with volleyball,<br />

netball and football.<br />

This weekend was immediately followed by my work at<br />

the „Flamboyant Special School“, where handicapped<br />

and hearing impaired children are taught. First week<br />

and I was already allowed to help with the lessons.<br />

On Friday after the meeting in the morning, where<br />

I learned my first words in signed English when the<br />

national anthem was sung, there was a nice sports unit<br />

in the afternoon. Like in the new family, I was warmly<br />

welcomed by students and teachers. (In general,<br />

I think, without wanting to generalise, that I find<br />

cordiality here much more common than for example<br />

in Germany. One of the things I will try to take home<br />

with me in any case).<br />

The second and third week I worked in a class with<br />

hearing impaired children. For me as somebody<br />

who loves music very much and who is therefore<br />

very dependant on hearing, work in this class is<br />

very interesting. And even though I‘m in this class<br />

only since a very short time I think that I already<br />

understand a lot of sign language.<br />

In the future I would like to attend lessons of other<br />

classes as much as possible, but I also want to continue<br />

to expand my knowledge in this new language.<br />

Since Mazabuka is a rather big city, a lot of English


Seite 9<br />

erste Woche: und ich durfte direkt beim Unterricht<br />

helfen. Am Freitag wurde nach der Versammlung am<br />

Morgen, bei der ich meine ersten Worte auf englischer<br />

Gebärdetensprache lernte, als die Nationalhymne<br />

gesungen wurde, gab es eine nette Sporteinheit am<br />

Nachmittag. Wie auch schon in der neuen Familie,<br />

wurde ich auch hier von Schülern und Lehrern sehr<br />

herzlich in Empfang genommen. (Ich finde generell,<br />

ohne verallgemeinern zu wollen, dass ich hier<br />

Herzlichkeit viel häufiger antreffe als zum Beispiel<br />

in Deutschland. Eine der Sachen, die ich versuchen<br />

werde, auf jeden Fall mit nach Hause zu nehmen.)<br />

Die zweite und dritte Woche habe ich in einer Klasse<br />

mit gehörlosen Kindern gearbeitet. Für mich als<br />

Mensch, der Musik sehr liebt, und der deshalb sehr<br />

von seinem Gehör abhängig ist, ist die Arbeit in dieser<br />

Klasse sehr interessant. Und obwohl ich erst sehr kurz<br />

in der Klasse bin, glaube ich, doch schon sehr viel<br />

Gebärdensprache zu verstehen.<br />

is spoken here. Nevertheless I would like to expand<br />

my knowledge in Chitonga. My brothers told me that<br />

Chitonga together with Chibemba and Chinyanja is<br />

one of the most common languages. Everyone often<br />

speaks at least one of these three languages, English<br />

and his local language, which I find very impressive.<br />

I also look forward to spending more time with my<br />

family and friends in church and at work. I hope that<br />

the time here will not fly by too quickly and that I will<br />

be able to return with even more beautiful memories<br />

and good feelings in August.<br />

Ben Lukas Koch<br />

In Zukunft möchte ich so viel wie möglich auch<br />

noch den Unterricht der anderen Klassen besuchen,<br />

aber auch weiterhin meine Kenntnisse in dieser für<br />

mich noch neuen Sprache erweitern. Da Mazabuka<br />

eine eher größere Stadt ist, wird hier viel Englisch<br />

gesprochen. Trotzdem möchte ich auch meine<br />

Kenntnisse in Chitonga aus weiten.<br />

Meine Brüder haben mir erzählt,<br />

dass Chitonga mit Chibemba und<br />

Chinyanja zusammen eine der<br />

häufigsten Sprachen ist, und jeder<br />

häufig mindestens eine dieser<br />

drei Sprachen, Englisch und seine<br />

lokale Sprache spricht, was ich sehr<br />

beeindruckend finde. Außerdem<br />

freue ich mich noch auf meine<br />

weitere Zeit mit meiner Familie und<br />

meinen Freunden in der Kirche und<br />

bei der Arbeit. Ich hoffe, dass die<br />

Zeit hier nicht zu schnell verfliegt<br />

und ich dann im August mit noch<br />

mehr schönen Erinnerungen und<br />

guten Gefühlen zurückkehren kann.<br />

Ben Lukas Koch


Seite 10<br />

Ein Weihnachtslied im Winter<br />

A Carol In Winter<br />

Was kann ich nur sagen? Die Zeit vergeht schneller,<br />

wenn man das nicht will. Sechs Monate sind jetzt<br />

vergangen und Gott leitet mich dabei.<br />

Es ist interessant, wie die Dinge unter demselben<br />

Himmel so unterschiedlich sein können, aufgrund<br />

von kulturellen Unterschieden, Klima, politischen<br />

Gegebenheiten und so weiter.<br />

Man erwartet aber auch nicht, dass Leute mit<br />

verschiedenem kulturellem Hintergrund sich genau<br />

gleich verhalten - in diesem Fall Sambier und<br />

Deutsche. In Sambia werden Kultur und Traditionen<br />

nie an Bedeutung verlieren, egal wie schnell die Welt<br />

der Technik und das Wissen wächst. Über meine<br />

jetzige Heimat, Deutschland, kann ich das nicht<br />

sagen. Denn meiner Meinung nach ändert sich für die<br />

Deutschen alles mit dem Wandel der Zeit.<br />

Ich war sehr beeindruckt von dem Weihnachtsfest. Es<br />

ist so anders als in Sambia. Statt in die Kirche zu gehen<br />

und Weihnachtslieder zu singen, verbringt man die<br />

Zeit mit der Familie, um gemeinsam zu essen und zu<br />

trinken. Das Wetter war auch anders: statt Regen war es<br />

sehr kalt und deswegen für mich „Ein Weihnachtslied<br />

What can I say? Time moves faster even when you<br />

don‘t want it to. Six months down the line, God is<br />

guiding me still.<br />

It‘s interesting how things can be so different under<br />

the same sky, probably because of various reasons like<br />

culture differences, climate, different political set up<br />

and the list goes on. You obviously won‘t expect the<br />

same behaviour to be portrayed by people from two<br />

different cultural backgrounds: in this case Zambia<br />

and Deutschland. For Zambia, regardless of how fast<br />

the world of technology and knowledge grows, our<br />

cultures and traditions are never left behind. I can‘t<br />

say the same about my current home (Deutschland)<br />

because in my opinion for them everything changes<br />

as time changes.<br />

I was impressed with how the Christmas celebrations<br />

are arranged. It´s so different from the way we do it<br />

back home. Unlike going to church singing Christmas<br />

carols you spend that time with the family as a whole<br />

- eating and drinking. The weather itself was different,<br />

unlike the rain it was cold and so it was „A Carol In<br />

Winter“. It‘s more like you spend the whole Christmas<br />

indoors, no party of any kind just strictly family time.<br />

And they have Christmas markets which are only<br />

there during the festive season. The size of the markets<br />

depends on how big and busy your city is.<br />

Even though it‘s cold I had a very good experience in a<br />

different weather pattern. I enjoyed the experience of<br />

snow: though it was freezing it was great. I don‘t mean<br />

to say I love German winter because it is way too cold.<br />

I don‘t like it.<br />

From my observation it‘s always the same thing with<br />

Germans and their paperwork. I don‘t think I will get<br />

used to it because it‘s way too much for me: with time<br />

it is increasing. But what can I do? That‘s Germany.<br />

My work at the Kinderstation is getting better<br />

compared to my previous months. My experience also<br />

comes with challenges but that is normal for work. My<br />

colleagues are very good. At least I can say that about<br />

those I have worked with. I haven‘t had the chance to<br />

interact with others.


Seite 11<br />

im Winter“ und nicht<br />

eines im Sommer. Es ist<br />

mehr so, dass man die<br />

ganzen Weihnachtstage<br />

zu Hause bleibt – also<br />

keine Partys sondern nur<br />

Familienzeit. Es gibt hier<br />

auch Weihnachtsmärkte,<br />

die aber nur während<br />

dieser Jahreszeit da sind<br />

und deren Größe von der<br />

Größe der Stadt, in der sie<br />

sich befinden, abhängt.<br />

Obwohl es sehr kalt war, war Weihnachten eine<br />

gute Erfahrung für mich - nur eben mit anderen<br />

Wetterbedingungen. Trotz der Kälte habe ich den<br />

Schnee genossen. Es war sehr toll. Ich meine damit<br />

aber nicht, dass ich das deutsche Wetter mag: es ist<br />

mir viel zu kalt.<br />

Was für mich schwierig zu verstehen ist, ist das System<br />

der Bürokratie. Ich denke nicht, dass ich mich daran<br />

gewöhnen kann, es ist einfach zu viel für mich. Aber<br />

so ist es in Deutschland!<br />

My host family is very<br />

good to me. I enjoy the<br />

time we spend together<br />

with the additional family<br />

member: the dog. The<br />

relationship between the<br />

dog and the rest of us is<br />

very nice. He sure does<br />

a great deal keeping you<br />

company if you need it.<br />

We had a very good time<br />

on Christmas and New<br />

Year: they showed me how the other side of the world<br />

celebrates Christmas. God keep that family for me.<br />

Six months down the line, five more to go. I look<br />

forward to having a very good time. Mummy, your<br />

prayers and blessings are always with me.<br />

Thank you.<br />

Cecilia<br />

Meine Arbeit in der Kinderstation ist viel besser<br />

geworden. Ich hatte ein paar Herausforderungen, aber<br />

das ist normal bei der Arbeit. Die Kollegen, mit denen<br />

ich zusammen arbeite, sind sehr nett. Leider hatte ich<br />

noch nicht die Gelegenheit, mit allen zu interagieren.<br />

Meine Gastfamilie ist sehr gut zu mir. Ich genieße<br />

die Zeit, die wir zusammen verbringen, auch mit<br />

dem zusätzlichen Familienmitglied: dem Hund. Die<br />

Beziehung zwischen dem Hund und uns allen ist sehr<br />

schön. Er leistet einem immer Gesellschaft, wenn<br />

man sie gerade braucht. Wir hatten ein sehr tolles<br />

Weihnachtsfest und Silvester. Sie zeigten mir, wie man<br />

auf der anderen Seite der Welt Weihnachten feiert.<br />

Möge Gott diese Familie für mich beschützen.<br />

Sechs Monate sind jetzt vergangen, fünf bleiben noch.<br />

Ich erwarte noch eine tolle Zeit.<br />

Mami, deine Gebete und dein Segen sind immer bei<br />

mir.<br />

Herzlichen Dank!<br />

Cecilia


Seite 12<br />

Erst, wer sieht, der glaubt<br />

Seeing is believing<br />

Nun bin ich schon seit sechs Monaten in Deutschland.<br />

Wenn man weit weg von der Familie ist, dann durchlebt<br />

man gute und schwierige Zeiten. Manchmal habe ich<br />

Heimweh, aber durch meine Aktivitäten kann ich das<br />

Gefühl gut überstehen.<br />

Was hat sich seit meinem letzten Bericht getan? Ich<br />

bin nun Mitglied eines Kinderchors, das macht mir<br />

Spaß. Ich erlebe das Leben in Deutschland mit all<br />

den Unterschieden zu meinem sambischen Leben.<br />

Ein neue Erfahrung für mich war zum Beispiel die<br />

Tatsache, dass Jugendliche und junge Erwachsene<br />

ihre Partner mit nach Hause bringen. Das hat mich<br />

zu Anfang schockiert, denn in Sambia ist es eher<br />

unüblich. Was mir besonders gut gefällt ist das System<br />

der öffentlichen Verkehrsmittel. Anstatt lange zu<br />

warten, wie in Sambia, kommen die Busse pünktlich<br />

It is now 6 months that I am staying in Germany<br />

without the presence of my family. Life has been<br />

good and bad sometimes. Life has been good with me<br />

though sometimes I miss my family. I have something<br />

to do to keep myself busy so that I can overcome my<br />

homesickness.<br />

I am now in the choir of young children. Though it has<br />

not been long since I joined, I am all in all enjoying<br />

it. I am experiencing German life and it is different<br />

from the way we live in Zambia. For example, the way<br />

of eating is different in terms of cooking and some<br />

families consider breakfast, lunch or dinner as the<br />

main meal. The upbringing of children is also different:<br />

a child is allowed to bring his or her boyfriend at<br />

home. At first I was very shocked but as the days went<br />

on I got used to it. The mode of transport is what I<br />

like the most. I really like it because it is<br />

very different from ours. The buses and<br />

trains are very punctual: when you come<br />

late you will find it has departed. And they<br />

have also specific bus stops, they don‘t just<br />

stop anywhere.<br />

There are some of things that I really<br />

wanted to see with my naked eyes: things<br />

we do not have in our country or that we<br />

have but in a different way. For example<br />

seeing snow has always been a wish of<br />

mine: now my eyes have been satisfied in<br />

such a way that I even ate it to feel how it<br />

tastes.<br />

The way of celebrating Christmas is really<br />

different from the way we celebrate it. I<br />

enjoyed it, though I missed dancing, loud<br />

music and having fun with my friends.<br />

The Christmas celebration I took part<br />

in here was the first time to experience<br />

that the families meet together, singing<br />

Christmas carols and exchanging gifts.<br />

This kind of celebration was really strange<br />

to me, because we only sing Christmas<br />

carols in church but here they are sung in<br />

the families. And I was glad that I received<br />

Christmas gifts from my host family.


Seite 13<br />

und halten nicht einfach am Straßenrand, sondern an<br />

einer Bushaltestelle. Wer zu spät kommt, hat den Bus<br />

einfach verpasst.<br />

Es gibt ein paar Dinge, die ich in meinem Leben<br />

wirklich mit dem bloßen Auge sehen muss, um zu<br />

glauben, dass es sie in anderen Ländern gibt: es war<br />

immer mein großer Wunsch Schnee zu sehen. Ich<br />

hatte Glück. Diesen Winter hat es in Düren schon<br />

mehrmals geschneit. Ich habe den Schnee sogar<br />

probiert, weil ich wissen wollte, wie er schmeckt.<br />

Die Art und Weise, wie hier Weihnachten gefeiert wird,<br />

war mir auch zunächst fremd. Hier in Deutschland<br />

bedeutet es, viel Zeit mit der Familie zu verbringen,<br />

gemeinsam zu essen, gemeinsam Weihnachtslieder<br />

zu singen und sich gegenseitig zu beschenken. Bei<br />

uns in Sambia feiern wir mit Freunden und Familie<br />

zusammen, wir hören laute Musik und tanzen sehr<br />

viel und verbringen viel Zeit in der Kirche. Ich habe<br />

Weihnachten sehr genossen und habe mich besonders<br />

über ein Weihnachtsgeschenk meiner Familie gefreut.<br />

The seminar week I had has been really nice: nicer<br />

than the seminars I have had before because my<br />

friends in the seminar group were good to me. They<br />

liked my presence and they really considered my<br />

well-being, me being happy and laughing at any time.<br />

I really enjoyed playing in the snow as it was the first<br />

time experiencing it in my life. I could not imagine<br />

that snow is a very good thing to play with because it<br />

is very cold. But because it was my first time I did not<br />

feel the coldness.<br />

Work is going on well though sometimes it is tiresome.<br />

I think it is because I am not 100% good at it, as it is my<br />

first time working in a hospital and also because using<br />

the German language is quite difficult. I try my best<br />

using German so that I can have good communication<br />

with the patients and my colleagues, because English is<br />

not an official language that everyone in Germany can<br />

speak. Nevertheless, I am enjoying work because I am<br />

highly motivated with the career I intend to pursue.<br />

Die Seminarwochen, besonders die letzte, die wir<br />

über den FSD (Freiwillige Soziale Dienste) besuchten,<br />

war sehr schön. Ich habe dort Freunde gefunden und<br />

sie haben meine Fröhlichkeit und meinen Humor<br />

g<strong>ewe</strong>rtschätzt. Wir haben dort zusammen eine<br />

Schneeballschlacht gemacht, das war sehr lustig.<br />

Ich hätte niemals gedacht, dass man mit Schnee so<br />

ausgiebig spielen kann, ohne die tatsächliche Kälte des<br />

Schnees überhaupt noch wahrzunehmen.<br />

Meine Arbeit im Krankenhaus Birkesdorf fordert mich<br />

heraus, da es das erste Mal in meinem Leben ist, in<br />

einem Krankenhaus zu arbeiten und dazu die Sprache<br />

nicht einwandfrei zu beherrschen. Ich gebe mein Bestes,<br />

um mich mit meinen Kollegen und den Patienten gut<br />

unterhalten zu können. Trotz den Herausforderungen<br />

bin ich sehr motiviert, da es meinem Berufswunsch<br />

entspricht. Ich möchte in Sambia in Zukunft eine<br />

Ausbildung zur Krankenpflegerin machen.<br />

Ich danke meiner Gastfamilie sehr, dass ich sechs<br />

Monate bei Ihnen leben durfte. Es war aufgrund<br />

der Sprachschwierigkeiten nicht immer einfach. Ich


Seite 14<br />

habe zu Beginn kein Deutsch gesprochen, sodass<br />

sie gezwungen waren Englisch mit mir zu sprechen.<br />

Vielen Dank für die Geduld!<br />

Das Leben in Deutschland fordert mich heraus,<br />

da ich Gewohnheiten aus Sambia ändern musste.<br />

Beispielsweise war es für mich üblich, sehr oft meine<br />

Freunde zu treffen und sonntags gemeinsam in die<br />

Kirche zu gehen. Das kann ich <strong>aktuell</strong> leider nicht<br />

mehr, da ich manchmal auch sonntags arbeite. Es war<br />

eine große Umstellung für mich.<br />

Aktuell bin ich sehr zufrieden und dankbar dafür,<br />

dass ich die Erfahrung machen kann, andere<br />

Lebensweisen von Menschen in einem anderen Land<br />

kennenzulernen. Kein Wunder, dass es das Sprichwort<br />

„Nur wer etwas wirklich sieht, der glaubt es auch“ gibt.<br />

Ich habe nun gesehen, wie Menschen hier leben und<br />

ich glaube es nun.<br />

Vielen Dank für alles!<br />

Edith Nabbili<br />

The family has been good too. But I will be changing<br />

the family soon. This is normal because it is a rule<br />

of the EWE organization to change after 6 months. I<br />

really thank the family that I stayed with for the first 6<br />

months, because it has not always been easy for them.<br />

Especially communicating with me has not always<br />

been easy because in the beginning I did not know the<br />

German language very well. Instead the family had to<br />

use English so I could understand what they wanted<br />

to tell me.<br />

I really give thanks to this family.<br />

Staying in Germany has not been easy for me because<br />

the way of life that I am living here is not the same<br />

as in Zambia. There are so many things I want to do<br />

but that I can no longer do frequently. For instance,<br />

meeting friends and going to church every Sunday<br />

because sometimes I work on weekends too.<br />

As for now, I am fully satisfied with the things I wanted<br />

to see in my life: experiencing how other people live<br />

in their countries. No wonder that there is this saying<br />

which goes „Seeing is believing“. I have seen how the<br />

Germans live and I have believed.<br />

Thank you.<br />

Edith Nabbili


Seite 15<br />

Sternsinger in Mazabuka und Tippen für Sambia<br />

Mit diesen beiden<br />

erfolgreichen Aktionen<br />

ist das Wirken von<br />

Johann Heilmann -<br />

manchen besser bekannt<br />

als Headman of Zingu<br />

oder Johann Müller - im<br />

eine-welt-engagement<br />

zwar markant, aber<br />

dennoch unzureichend<br />

beschrieben.<br />

„Der Junge macht aber<br />

was los“ war vor genau 17 Jahren mein erster Eindruck,<br />

als ich im Flieger nach Sambia seinen Bericht für die<br />

Märzausgabe der <strong>ewe</strong>-<strong>aktuell</strong> des Jahres 2002 las.<br />

Ich war damals designierter Vorsitzender des noch<br />

jungen <strong>ewe</strong> und Johann gehörte der 5. Generation<br />

Freiwilliger des Vereins an und hatte seinen Einsatzort<br />

in Mazabuka.<br />

Als ich ihn dann wenige Tage später dort im Pfarrhaus<br />

besuchte, erzählte er begeistert von seiner Arbeit mit<br />

den Jugendlichen der Pfarrei. Die Sternsinger-Aktion,<br />

also etwas typisch Deutsches, war nur ein Projekt von<br />

vielen, mit dem er nicht nur bei den Jugendlichen<br />

bleibende Eindrücke hinterließ. Wie wohl er sich<br />

dort fühlte, brachte er mit dem Straßenschild<br />

„Ulmenallee“, seiner Bochumer Heimatadresse, an<br />

der Pfarrhausmauer zum Ausdruck.<br />

Acht Jahre hat er Stil und Inhalt der <strong>ewe</strong>-<strong>aktuell</strong><br />

geprägt und dafür Sorge getragen, dass in unserem<br />

Magazin nicht nur Berichte der j<strong>ewe</strong>iligen deutschen<br />

und sambischen Freiwilligen erschienen, sondern den<br />

Leser*innen ein lebendiges Bild von Sambia, seinen<br />

Menschen, der Gesellschaft und dem kirchlichen<br />

Leben in der Diocese of Monze vermittelt wurde.<br />

Aus seiner Fußballbegeisterung erwuchs die Idee der<br />

Tippgemeinschaft „Tippen für Sambia“, die er j<strong>ewe</strong>ils<br />

zu den Fußball-Weltmeisterschaften organisierte und<br />

deren Erlös den Projekten des <strong>ewe</strong> zugute kam.<br />

Nun verlässt er die Redaktion, weil sein Beruf ihn mit<br />

Familie nach Asien führt.<br />

Alles Gute dafür, Johann!<br />

Und herzlichen Dank für Dein Engagement im <strong>ewe</strong>!<br />

Guido Schürenberg<br />

Die gemeinsamen Wurzeln im Ruhrgebiet, die<br />

zupackende, unkomplizierte Art, Aufgaben<br />

anzugehen, die direkte Sprache, all das verband uns<br />

seitdem im eine-welt-engagement.<br />

Nach erfolgreichem Studium und Promotion<br />

in Süddeutschland begann er als Referent bei<br />

der Akademie der Deutschen Welle und bildete<br />

Journalisten in Afrika aus. Nun in Bonn lebend<br />

fragte er an, was er für und im <strong>ewe</strong> tun könne. So<br />

wurde er in den Vorstand gewählt und übernahm<br />

2010 die Redaktion der <strong>ewe</strong>-<strong>aktuell</strong> und konnte sein<br />

Fachwissen, seine Kulturkenntnis und seine eigene<br />

Erfahrung als ehemaliger Freiwilliger gut in den <strong>ewe</strong><br />

einbringen.


Seite 16<br />

Was macht eigentlich ...?<br />

42 Monate “danach”<br />

42 months later<br />

In Sambia war ich 2014/15. Gelebt habe ich in Choma,<br />

das sich sicherlich seither sehr verändert hat. Als neue<br />

Hauptstadt der Southern Province begann es schon zu<br />

der Zeit, als ich dort war, zu wachsen und bei meinen<br />

Besuchen 2016 und 2017 waren schon neue Viertel<br />

um die Stadt herum aufgetaucht. Gearbeitet habe ich<br />

zwei Tage in der Pre-school der St. Mary’s Parish und<br />

zwei Tage im Krankenhaus. Dort durfte ich fast jeden<br />

Monat in eine andere Station reinschnuppern und<br />

habe dadurch sehr viel gesehen.<br />

Vielleicht hat sich da bei mir schon mein zukünftiger<br />

Beruf in meinem Unterbewusstsein festgesetzt, wer<br />

I used to live in Zambia from August 2014 to August<br />

2015. My host family’s place is in Choma, and I’m sure<br />

it must have changed a lot since I left. When I visited<br />

in 2016 and 2017, it had already started growing a lot.<br />

I used to work in the St. Mary’s parish pre-school and<br />

in Choma General Hospital. Especially the hospital<br />

was very interesting for me because I was in a different<br />

ward each month and that made me see a lot of things.<br />

Maybe during that time I unconsciously decided about<br />

what I was going to do after coming back. For, with<br />

some coincidences and a lot of luck, in October of the<br />

very same year, I started going to midwifery school.<br />

But who knows – maybe it wasn’t coincidence<br />

and luck, but destiny?<br />

It took three years to complete this schooling.<br />

And then I first had to travel a bit, before I was<br />

ready to really start working. Since January of<br />

this year I’m now working in a delivery ward<br />

in the hospital of Bayreuth. This town is about<br />

one and half hours away from my parents’<br />

place. Soon I’m going to start visiting women at<br />

their places after delivery, which is also part of a<br />

German midwife’s job.<br />

I do like this profession a lot, but I don’t feel like<br />

it’s what I am going to be doing for the rest of my<br />

life. Therefore I want to start going to university<br />

this October to study “African culture and<br />

society”. Because somehow Zambia – or Africa<br />

– still fascinates me and I want to learn more.<br />

Since I left Zambia, I tried to stay in touch with<br />

my family and friends there. It’s not always easy<br />

and it has become much less. But there are a few<br />

close friends I’m regularly chatting with in order<br />

to always catch up what’s happening in our lives.<br />

And a few weeks ago I was asked something<br />

very special – if I want to be a bridesmaid! I am<br />

very humbled and happy about that and can’t<br />

wait to visit Zambia again, especially for this<br />

certain event.<br />

Anna Hofbeck


Seite 17<br />

weiß? Als ich nämlich wieder in Deutschland<br />

war und nach ein paar Wochen einen Ferienjob<br />

im Klinikum Ingolstadt machte, kam relativ<br />

plötzlich die Idee auf, dass ich mich doch auf<br />

die Ausbildung als Hebamme b<strong>ewe</strong>rben könnte.<br />

Und durch ganz viel Glück und Zufall – oder<br />

Schicksal? – habe ich es geschafft, gleich im<br />

Oktober noch in den Kurs nachzurücken.<br />

Nach drei Jahren habe ich dann die Ausbildung<br />

erfolgreich abgeschlossen. Aber anstatt sofort<br />

zu arbeiten, hat es mich erst nochmal in die<br />

Welt hinaus getrieben. 10 Wochen Südamerika;<br />

erst dann war ich bereit, mich auf die echte<br />

Arbeitswelt einzulassen. Seit Januar arbeite ich<br />

im Kreißsaal in Bayreuth und demnächst starte<br />

ich auch mit Hausbesuchen bei den Frauen im<br />

Wochenbett.<br />

Ich übe diesen Beruf wirklich gerne aus – aber ich<br />

habe noch nicht das Gefühl, dass ich so ganz und für<br />

immer angekommen bin. Ab Oktober möchte ich<br />

gerne „Kultur und Gesellschaft Afrikas“ (deswegen<br />

Bayreuth, da es diesen Studiengang in der Form nur<br />

hier gibt) studieren.<br />

Denn Afrika hat mich noch nicht wieder losgelassen.<br />

Auch wenn es im Alltag zur Zeit wenig präsent ist, ist es<br />

doch immer irgendwie da. Der Kontakt nach Sambia<br />

wird zwar weniger, aber mit ein paar wenigen guten<br />

Freunden ist er recht regelmäßig. Zum Beispiel wurde<br />

ich von einem guten Freund gefragt, ob ich dieses Jahr<br />

im September nicht mal wieder nach Sambia kommen<br />

mag – um als Trauzeugin bei seiner Hochzeit dabei<br />

zu sein. Was für eine Ehre! und was für ein schönes<br />

Gefühl, irgendwie noch dazu zu gehören.<br />

Anna Hofbeck

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