Lesenzwert März 2019
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Foto: privat<br />
Foto: privat<br />
Württemberger<br />
Whiskyclub<br />
Foto: Küppers<br />
Foto: Küppers<br />
Bei einer Reise nach Schottland gründen Sersheimer spontan den Württemberger Whiskeyclub<br />
Es klingt nach einer Schnaps<br />
idee: Eine Gruppe reist von<br />
Sersheim nach Schottland und<br />
beschließt an einem geselligen<br />
Abend, spontan den Württem<br />
berger Whiskyclub zu grün<br />
den. Sein Sohn Tobias ist Prä<br />
sident des Whiskyclubs, ge<br />
meinsam kreieren sie in Sers<br />
heim den MettermaltWhisky.<br />
Familie Fessler und der Whisky,<br />
überhaupt Kulinarisches, das<br />
gehört seit Jahren und Jahrhunderten<br />
zusammen. So haben die<br />
Inhaber der Fessler-Mühle direkt<br />
an der Metter schon ein paar<br />
Jahre vor Gründung des Whiskyclubs<br />
2013 angefangen, ihren eigenen<br />
Whisky herzustellen. Weil<br />
das Destillat aber mindestens<br />
drei Jahre lang im Fass lagern<br />
muss, ehe es Whisky genannt<br />
werden darf – darin unterscheiden<br />
sich die Regeln in Deutschland<br />
nicht von denen in Schottland<br />
– hatte die Reise damals<br />
noch nichts mit dem eigenen<br />
Produkt zu tun.<br />
„Wir beide und neun Begleiter<br />
waren im Highland-Titles-Naturschutzgebiet<br />
Glencoe Wood“,<br />
berichtet Wolfgang Fessler, „jeder<br />
von uns ist dort auch Landbesitzer,<br />
aber ohne Baurecht.“<br />
Durch den Verkauf von Miniaturgrundstücken<br />
soll dort in den<br />
Highlands der Erhalt des<br />
Schutzgebiets gewährleistet<br />
werden. Und da hatten alle aus<br />
der Reisegruppe zugeschlagen,<br />
so dass im Gegenzug alle ihr<br />
Zertifikat als „Laird oder Lady<br />
von Glencoe“ bekommen hatten.<br />
Die Reise nach Schottland zeigt<br />
recht gut, für was der Württemberger<br />
Whiskyclub steht – auch<br />
wenn er damals noch gar nicht<br />
gegründet war. „Bei Whisky hat<br />
sich die Idee entsponnen“, sagt<br />
Wolfgang Fessler. „Wir wollen<br />
schwäbische Whiskys und Gins<br />
fördern. Aber wir wollen auch<br />
über den Tellerrand hinausschauen.“<br />
Präsident Tobias<br />
Fessler ergänzt: „Wir veranstalten<br />
Tastings mit schwäbischen<br />
Whiskys, mit deutschen Whiskys,<br />
es geht aber auch um alles,<br />
was sich um die Kultur von<br />
Wein, Gin und besseren Spirituosen<br />
dreht.“ So war es naheliegend,<br />
neben dem Gründungsbesuch<br />
in den schottischen Highlands<br />
auch gleich Sersheims<br />
Partnergemeinde Canale im Piemont<br />
ins Vereinsgeschehen einzubeziehen.<br />
Der Württemberger Whiskyclub<br />
hat nicht nur Genuss, Verkostung<br />
und Fachsimpeln über die<br />
hochprozentigen Getränke als<br />
Vereinszweck. Vielmehr dient er<br />
auch zum Austausch zwischen<br />
Brennern, Fassmachern, aber<br />
Gerade jetzt<br />
Ende <strong>März</strong><br />
unternehmen wir<br />
eine Reise nach<br />
Nordirland<br />
auch Weinbauern. „Bei Reisen<br />
nach Canale sind auch hiesige<br />
Weinbauern dabei und schauen<br />
sich um“, berichtet Wolfgang<br />
Fessler. „Gerade jetzt Ende <strong>März</strong><br />
unternehmen wir eine Reise<br />
nach Nordirland. Da wollen wir<br />
Whisky, Land und Leute kennenlernen,<br />
verschiedene Verfahren<br />
zur Whiskyerzeugung und die<br />
Verarbeitungsstrukturen.“ Aber<br />
auch Ausflüge zu Brennereien im<br />
Ländle stehen und standen<br />
schon auf dem Programm, zum<br />
Beispiel zu Finch in Nellingen<br />
und Danne in Owen, wo der Tecker<br />
entsteht.<br />
Die Namensgebung schwäbischer<br />
Whiskys ist ein Kapitel für<br />
sich. Finch ist das englische<br />
Wort für Hans-Gerhard Fink, den<br />
Brennmeister. Der Tecker kommt<br />
aus Owen unter Teck. Fesslers,<br />
die ihre Mühle in Sersheim mit<br />
dem Wasser der Metter betreiben,<br />
nennen ihr Produkt Mettermalt.<br />
Und Glen Buchenbach ist<br />
durch einen Prozess bekanntgeworden,<br />
weil der Zusatz Glen zu<br />
sehr ans schottische Original erinnern<br />
soll.<br />
Doch auch die schottischen Erzeuger<br />
sind bei der Namensfindung<br />
für ihre Getränke sehr kreativ.<br />
Dass sie dabei auch aktuelle<br />
Trends nicht auslassen, erst<br />
recht nicht beim aktuellen Whisky-Boom,<br />
liegt auf der Hand. So<br />
gibt es seit Jahresbeginn eine<br />
Serie, die sich an Game of Thrones<br />
orientiert. Verschiedene<br />
Destillerien haben Whiskys beigesteuert,<br />
die in Sammlerflaschen<br />
zu Preisen zwischen 40<br />
und 75 Euro auf den Markt kamen.<br />
Die Serie umfasst acht<br />
Flaschen, die aber schon teils<br />
knapp oder auch ganz vergriffen<br />
sind. „Es gibt Liebhaber,<br />
die sich so etwas kaufen, aber<br />
nicht aufmachen wollen, sondern<br />
ausschließlich sammeln“,<br />
weiß Wolfgang Fessler. „Darum<br />
veranstalten wir mit dem Whiskyclub<br />
Ende Mai ein Tasting, bei<br />
dem wir uns dieser Serie widmen.<br />
Das ist besonders interessant<br />
für die Leute, die ihre eigenen<br />
Fläschle zu lassen wollen.“<br />
Die Tastings im Verkostungsraum<br />
der Fessler-Mühle bieten<br />
Platz für ungefähr 30 Teilnehmer.<br />
Mal gestalten die Hausherren<br />
das Programm, mal übernehmen<br />
Gäste. In der Regel gibt es ein<br />
bestimmtes Motto, unter dem<br />
der jeweilige Abend steht. „Bei<br />
Whisky und Schellack ist mein<br />
Vater für die Platten zuständig<br />
und ich stelle die Whiskys vor“,<br />
sagt Tobias Fessler. „Wir verknüpfen<br />
den Genuss am liebsten<br />
mit kulturellen Sachen.“ So wird<br />
beispielsweise Gin in Sersheim<br />
gerne mal in Verbindung mit verschiedenen<br />
Sorten Schwarzwurst<br />
gereicht. „Außerdem haben<br />
wir neben der Mühle auch<br />
unser Gin-Erlebnisfeld“, ergänzt<br />
Wolfgang Fessler. „Da kultivieren<br />
wir Wacholder, verschiedene<br />
Kräuter und Drogen.“ Unter Drogen<br />
sind dabei allerdings keine<br />
Mittel zu verstehen, die noch<br />
mehr berauschen als die ohnehin<br />
schon geisthaltigen Getränke.<br />
Drogen im Sprachgebrauch<br />
von Botanikern sind haltbar gemachte<br />
Teile von Pflanzen und<br />
Pilzen, auch Harze und Wachse.<br />
Die lassen sich einerseits bei der<br />
Erzeugung von Gin verwenden,<br />
andererseits aber auch beim Genuss<br />
des fertigen Gins als Ergänzung.<br />
Der Glencoe<br />
Swabian Whisky<br />
Day findet dieses<br />
Jahr am<br />
29. Juni statt<br />
Die Aktivitäten des Whiskyclubs<br />
beschränken sich nicht nur auf<br />
das Gelände der jahrhundertealten<br />
Mühle – bestes Beispiel sind<br />
tatsächlich die Reisen und Exkursionen<br />
– doch dort ist der<br />
Kern. Ist eine Veranstaltung zu<br />
groß für den ohnehin ständig<br />
verfügbaren Verkostungsraum,<br />
lässt sich im Hof auch ein Zelt<br />
aufstellen. Und beim Glencoe<br />
Swabian Whisky Day, in diesem<br />
Jahr am 29. Juni, ist ohnehin die<br />
Vielfalt von Whisky & Co. auf<br />
dem ganzen Gelände der Fessler-Mühle<br />
ausgebreitet. Aber die<br />
Genießer verlassen auch gerne<br />
mal die eigene Scholle und bieten<br />
zum Beispiel jedes Jahr<br />
beim Spätlingsmarkt im Landratsamt<br />
Ludwigsburg ein größeres<br />
Tasting an.<br />
Wer im Württemberger Whiskyclub<br />
ist, bekommt nicht nur die<br />
Einladung zu den übers Jahr<br />
verteilten Tastings und sonstigen<br />
Veranstaltungen in der Fessler-<br />
Mühle. Er darf auch bei den<br />
Brenntagen hautnah miterleben,<br />
wie das Rohprodukt entsteht,<br />
das sich einige Jahre später<br />
Whisky nennen wird. Damit dieser<br />
ein Genuss wird, braucht es<br />
handwerkliches Geschick der<br />
Brenner bei der Auswahl der<br />
passenden Getreidesorten und<br />
dem Brennen. Dann hängt alles<br />
Weitere vom Reifeprozess ab.<br />
Die Fässer hierzu sind im Keller<br />
der Mühle gelagert. „Da haben<br />
wir einige Raritäten“, verrät Wolfgang<br />
Fessler. „Weinfässer von<br />
heimischen Weinbauern, aber<br />
auch Fässer aus Canale, in denen<br />
vorher Arneis oder Barolo<br />
gelagert waren. Auch aus Texas<br />
oder von der schottischen<br />
Brennerei Laphroaig, die für ihre<br />
rauchig-torfigen Whiskys bekannt<br />
ist.“ Der entsprechende<br />
Charakter geht auf den Mettermalt<br />
über, der im jeweiligen<br />
Fass zu Gast ist. Und die Sersheimer<br />
Brenner haben bei Heilbronn<br />
einen Küfer gefunden,<br />
der für sie die vorhandenen Fässer<br />
neu ausbrennt. So dass neben<br />
der Vielfalt aus Schottland<br />
und dem Schwabenländle auch<br />
immer wieder neue Erzeugnisse<br />
direkt aus dem eigenen Keller<br />
zur Verkostung kommen. Mittlerweile<br />
sind etwas mehr als 1500<br />
Mitglieder im Württemberger<br />
Whiskyclub registriert, Tendenz<br />
steigend. (Ralph Küppers)<br />
Kontakt<br />
Zur Aufnahme in den Verteiler<br />
des Württembergischen Whiskyclubs<br />
können Interessierte<br />
eine Mail an info@whiskyweltfessler.de<br />
mit Vor- und Zuname,<br />
Telefonnummer und<br />
E-Mailadresse senden. (pm)