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Foto: privat<br />

Foto: privat<br />

Württemberger<br />

Whiskyclub<br />

Foto: Küppers<br />

Foto: Küppers<br />

Bei einer Reise nach Schottland gründen Sersheimer spontan den Württemberger Whiskeyclub<br />

Es klingt nach einer Schnaps<br />

idee: Eine Gruppe reist von<br />

Sersheim nach Schottland und<br />

beschließt an einem geselligen<br />

Abend, spontan den Württem<br />

berger Whiskyclub zu grün<br />

den. Sein Sohn Tobias ist Prä<br />

sident des Whiskyclubs, ge<br />

meinsam kreieren sie in Sers<br />

heim den MettermaltWhisky.<br />

Familie Fessler und der Whisky,<br />

überhaupt Kulinarisches, das<br />

gehört seit Jahren und Jahrhunderten<br />

zusammen. So haben die<br />

Inhaber der Fessler-Mühle direkt<br />

an der Metter schon ein paar<br />

Jahre vor Gründung des Whiskyclubs<br />

2013 angefangen, ihren eigenen<br />

Whisky herzustellen. Weil<br />

das Destillat aber mindestens<br />

drei Jahre lang im Fass lagern<br />

muss, ehe es Whisky genannt<br />

werden darf – darin unterscheiden<br />

sich die Regeln in Deutschland<br />

nicht von denen in Schottland<br />

– hatte die Reise damals<br />

noch nichts mit dem eigenen<br />

Produkt zu tun.<br />

„Wir beide und neun Begleiter<br />

waren im Highland-Titles-Naturschutzgebiet<br />

Glencoe Wood“,<br />

berichtet Wolfgang Fessler, „jeder<br />

von uns ist dort auch Landbesitzer,<br />

aber ohne Baurecht.“<br />

Durch den Verkauf von Miniaturgrundstücken<br />

soll dort in den<br />

Highlands der Erhalt des<br />

Schutzgebiets gewährleistet<br />

werden. Und da hatten alle aus<br />

der Reisegruppe zugeschlagen,<br />

so dass im Gegenzug alle ihr<br />

Zertifikat als „Laird oder Lady<br />

von Glencoe“ bekommen hatten.<br />

Die Reise nach Schottland zeigt<br />

recht gut, für was der Württemberger<br />

Whiskyclub steht – auch<br />

wenn er damals noch gar nicht<br />

gegründet war. „Bei Whisky hat<br />

sich die Idee entsponnen“, sagt<br />

Wolfgang Fessler. „Wir wollen<br />

schwäbische Whiskys und Gins<br />

fördern. Aber wir wollen auch<br />

über den Tellerrand hinausschauen.“<br />

Präsident Tobias<br />

Fessler ergänzt: „Wir veranstalten<br />

Tastings mit schwäbischen<br />

Whiskys, mit deutschen Whiskys,<br />

es geht aber auch um alles,<br />

was sich um die Kultur von<br />

Wein, Gin und besseren Spirituosen<br />

dreht.“ So war es naheliegend,<br />

neben dem Gründungsbesuch<br />

in den schottischen Highlands<br />

auch gleich Sersheims<br />

Partnergemeinde Canale im Piemont<br />

ins Vereinsgeschehen einzubeziehen.<br />

Der Württemberger Whiskyclub<br />

hat nicht nur Genuss, Verkostung<br />

und Fachsimpeln über die<br />

hochprozentigen Getränke als<br />

Vereinszweck. Vielmehr dient er<br />

auch zum Austausch zwischen<br />

Brennern, Fassmachern, aber<br />

Gerade jetzt<br />

Ende <strong>März</strong><br />

unternehmen wir<br />

eine Reise nach<br />

Nordirland<br />

auch Weinbauern. „Bei Reisen<br />

nach Canale sind auch hiesige<br />

Weinbauern dabei und schauen<br />

sich um“, berichtet Wolfgang<br />

Fessler. „Gerade jetzt Ende <strong>März</strong><br />

unternehmen wir eine Reise<br />

nach Nordirland. Da wollen wir<br />

Whisky, Land und Leute kennenlernen,<br />

verschiedene Verfahren<br />

zur Whiskyerzeugung und die<br />

Verarbeitungsstrukturen.“ Aber<br />

auch Ausflüge zu Brennereien im<br />

Ländle stehen und standen<br />

schon auf dem Programm, zum<br />

Beispiel zu Finch in Nellingen<br />

und Danne in Owen, wo der Tecker<br />

entsteht.<br />

Die Namensgebung schwäbischer<br />

Whiskys ist ein Kapitel für<br />

sich. Finch ist das englische<br />

Wort für Hans-Gerhard Fink, den<br />

Brennmeister. Der Tecker kommt<br />

aus Owen unter Teck. Fesslers,<br />

die ihre Mühle in Sersheim mit<br />

dem Wasser der Metter betreiben,<br />

nennen ihr Produkt Mettermalt.<br />

Und Glen Buchenbach ist<br />

durch einen Prozess bekanntgeworden,<br />

weil der Zusatz Glen zu<br />

sehr ans schottische Original erinnern<br />

soll.<br />

Doch auch die schottischen Erzeuger<br />

sind bei der Namensfindung<br />

für ihre Getränke sehr kreativ.<br />

Dass sie dabei auch aktuelle<br />

Trends nicht auslassen, erst<br />

recht nicht beim aktuellen Whisky-Boom,<br />

liegt auf der Hand. So<br />

gibt es seit Jahresbeginn eine<br />

Serie, die sich an Game of Thrones<br />

orientiert. Verschiedene<br />

Destillerien haben Whiskys beigesteuert,<br />

die in Sammlerflaschen<br />

zu Preisen zwischen 40<br />

und 75 Euro auf den Markt kamen.<br />

Die Serie umfasst acht<br />

Flaschen, die aber schon teils<br />

knapp oder auch ganz vergriffen<br />

sind. „Es gibt Liebhaber,<br />

die sich so etwas kaufen, aber<br />

nicht aufmachen wollen, sondern<br />

ausschließlich sammeln“,<br />

weiß Wolfgang Fessler. „Darum<br />

veranstalten wir mit dem Whiskyclub<br />

Ende Mai ein Tasting, bei<br />

dem wir uns dieser Serie widmen.<br />

Das ist besonders interessant<br />

für die Leute, die ihre eigenen<br />

Fläschle zu lassen wollen.“<br />

Die Tastings im Verkostungsraum<br />

der Fessler-Mühle bieten<br />

Platz für ungefähr 30 Teilnehmer.<br />

Mal gestalten die Hausherren<br />

das Programm, mal übernehmen<br />

Gäste. In der Regel gibt es ein<br />

bestimmtes Motto, unter dem<br />

der jeweilige Abend steht. „Bei<br />

Whisky und Schellack ist mein<br />

Vater für die Platten zuständig<br />

und ich stelle die Whiskys vor“,<br />

sagt Tobias Fessler. „Wir verknüpfen<br />

den Genuss am liebsten<br />

mit kulturellen Sachen.“ So wird<br />

beispielsweise Gin in Sersheim<br />

gerne mal in Verbindung mit verschiedenen<br />

Sorten Schwarzwurst<br />

gereicht. „Außerdem haben<br />

wir neben der Mühle auch<br />

unser Gin-Erlebnisfeld“, ergänzt<br />

Wolfgang Fessler. „Da kultivieren<br />

wir Wacholder, verschiedene<br />

Kräuter und Drogen.“ Unter Drogen<br />

sind dabei allerdings keine<br />

Mittel zu verstehen, die noch<br />

mehr berauschen als die ohnehin<br />

schon geisthaltigen Getränke.<br />

Drogen im Sprachgebrauch<br />

von Botanikern sind haltbar gemachte<br />

Teile von Pflanzen und<br />

Pilzen, auch Harze und Wachse.<br />

Die lassen sich einerseits bei der<br />

Erzeugung von Gin verwenden,<br />

andererseits aber auch beim Genuss<br />

des fertigen Gins als Ergänzung.<br />

Der Glencoe<br />

Swabian Whisky<br />

Day findet dieses<br />

Jahr am<br />

29. Juni statt<br />

Die Aktivitäten des Whiskyclubs<br />

beschränken sich nicht nur auf<br />

das Gelände der jahrhundertealten<br />

Mühle – bestes Beispiel sind<br />

tatsächlich die Reisen und Exkursionen<br />

– doch dort ist der<br />

Kern. Ist eine Veranstaltung zu<br />

groß für den ohnehin ständig<br />

verfügbaren Verkostungsraum,<br />

lässt sich im Hof auch ein Zelt<br />

aufstellen. Und beim Glencoe<br />

Swabian Whisky Day, in diesem<br />

Jahr am 29. Juni, ist ohnehin die<br />

Vielfalt von Whisky & Co. auf<br />

dem ganzen Gelände der Fessler-Mühle<br />

ausgebreitet. Aber die<br />

Genießer verlassen auch gerne<br />

mal die eigene Scholle und bieten<br />

zum Beispiel jedes Jahr<br />

beim Spätlingsmarkt im Landratsamt<br />

Ludwigsburg ein größeres<br />

Tasting an.<br />

Wer im Württemberger Whiskyclub<br />

ist, bekommt nicht nur die<br />

Einladung zu den übers Jahr<br />

verteilten Tastings und sonstigen<br />

Veranstaltungen in der Fessler-<br />

Mühle. Er darf auch bei den<br />

Brenntagen hautnah miterleben,<br />

wie das Rohprodukt entsteht,<br />

das sich einige Jahre später<br />

Whisky nennen wird. Damit dieser<br />

ein Genuss wird, braucht es<br />

handwerkliches Geschick der<br />

Brenner bei der Auswahl der<br />

passenden Getreidesorten und<br />

dem Brennen. Dann hängt alles<br />

Weitere vom Reifeprozess ab.<br />

Die Fässer hierzu sind im Keller<br />

der Mühle gelagert. „Da haben<br />

wir einige Raritäten“, verrät Wolfgang<br />

Fessler. „Weinfässer von<br />

heimischen Weinbauern, aber<br />

auch Fässer aus Canale, in denen<br />

vorher Arneis oder Barolo<br />

gelagert waren. Auch aus Texas<br />

oder von der schottischen<br />

Brennerei Laphroaig, die für ihre<br />

rauchig-torfigen Whiskys bekannt<br />

ist.“ Der entsprechende<br />

Charakter geht auf den Mettermalt<br />

über, der im jeweiligen<br />

Fass zu Gast ist. Und die Sersheimer<br />

Brenner haben bei Heilbronn<br />

einen Küfer gefunden,<br />

der für sie die vorhandenen Fässer<br />

neu ausbrennt. So dass neben<br />

der Vielfalt aus Schottland<br />

und dem Schwabenländle auch<br />

immer wieder neue Erzeugnisse<br />

direkt aus dem eigenen Keller<br />

zur Verkostung kommen. Mittlerweile<br />

sind etwas mehr als 1500<br />

Mitglieder im Württemberger<br />

Whiskyclub registriert, Tendenz<br />

steigend. (Ralph Küppers)<br />

Kontakt<br />

Zur Aufnahme in den Verteiler<br />

des Württembergischen Whiskyclubs<br />

können Interessierte<br />

eine Mail an info@whiskyweltfessler.de<br />

mit Vor- und Zuname,<br />

Telefonnummer und<br />

E-Mailadresse senden. (pm)

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