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architektur Fachmagazin Ausgabe 2 2019

Architektur Fachmagazin - Heft 2 / 2019 - Februar März 2019 - Bauwirtschaft - Planer - Ingenieure - Architekten - Wissen - Bildung - Baukultur

Architektur Fachmagazin - Heft 2 / 2019 - Februar März 2019 - Bauwirtschaft - Planer - Ingenieure - Architekten - Wissen - Bildung - Baukultur

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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

02 <strong>2019</strong><br />

FACHMAGAZIN<br />

WISSEN, BILDUNG, INFORMATION FÜR DIE BAUWIRTSCHAFT<br />

Erscheinungsort Perchtoldsdorf, Verlagspostamt 2380 Perchtoldsdorf. P.b.b. 02Z033056; ISSN: 1606-4550<br />

02<br />

www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

März/Apr. <strong>2019</strong><br />

Technik &<br />

Fassade<br />

Technik & Fassade


NEU<br />

Nice to<br />

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Showroom Wien Gumpendorfer Straße 15 / 9 1060 Wien<br />

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Dynamischer Drehstuhl<br />

für agiles Arbeiten.<br />

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www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Technik & Fassade<br />

3<br />

Editorial<br />

Diese Begriffe sind in der modernen Architektur kaum mehr voneinander zu trennen.<br />

Zu sehr drängen sich die Bilder mit technisch komplizierten, aufgerüsteten<br />

Fassaden in den Vordergrund, im Dekonstruktivismus, aber auch in der parametrischen<br />

Architektur. Natürlich kann die Fassade eines Baus auch ein Wesentliches<br />

zu seiner Performance (im Hinblick auf Effizienz) beitragen, aber manchmal ist sie<br />

auch nur ein Image und verwischt damit den ursprünglichen Sinn einer Architektur<br />

als schutzgebende Behausung.<br />

Die Projekte in dieser <strong>Ausgabe</strong> des <strong>Fachmagazin</strong>s<br />

<strong>architektur</strong> befassen sich alle mit<br />

speziellen Aspekten der Gebäudehülle.<br />

Eine Arbeit der John Wardle architects<br />

aus Australien zeigt eine gelungene Verbindung<br />

eines historischen Komplexes mit<br />

einem modernen Glaspalast mittels einer<br />

sehr sensiblen Materialwahl bei der Fassadengestaltung.<br />

Die äußere Hülle von Calgary´s Central Library,<br />

entworfen von Snøhetta und DIALOG<br />

stellt ein verbindendes Element im städtebaulichen<br />

Dialog zweier getrennter Bezirke<br />

dar. Das CT², entworfen von sop architekten,<br />

zeigt die Reduktion einer Architektur<br />

auf eine Minimalform bei gleichzeitiger<br />

Transparenz und Signalwirkung.<br />

Im Nová Ruda Kindergarten in der Tschechischen<br />

Republik von Petr Stolín Architekt<br />

s.r.o. wird das ganze Dilemma moderner<br />

Materialen sichtbar: licht und hell, aber<br />

doch Plastik.<br />

The Towers of Bolueta der VArquitectos<br />

im spanischen Bilbao sind mit ihren 28 Geschossen<br />

das höchste, im Passivhaus-Standard<br />

errichtete Wohngebäude der Welt und<br />

das von Constantin Brodzki in den 70er<br />

Jahren erbaute Bürogebäude – in Boitsfort<br />

bei Brüssel gelegen – wurde durch eine Renovierung<br />

zu einem attraktiven Büro mit<br />

Coworking Spaces auf höchstem Niveau.<br />

Aus Kanada kommt mit dem Beispiel des<br />

Parq Vancouver von ACDF + Architecture49<br />

und der IBI Group der Versuch, mit<br />

einer gepixelten Metalloberfläche die Umgebung<br />

widerzuspiegeln.<br />

Im Magazin finden Sie jede Menge internationaler<br />

Projekte, bei denen Farbe, Material,<br />

Technik, aber auch Illusion und Abbild in der<br />

Fassadengestaltung aufgenommen und in<br />

unterschiedlichsten Weisen abgearbeitet<br />

werden. Interessant ist auch ein Artikel über<br />

Emotionales in der Architektur und deren<br />

Wirkung oder der Nutzen der sozialen Netzwerke<br />

auf die Zunft der Architekten.<br />

Produkt News und die üblichen Kolumnen<br />

ergänzen dieses Heft und ich wünsche Ihnen<br />

viel Vergnügen und eine spannende Lektüre.<br />

Peter Reischer<br />

untermStrich® X2 – fitter. schicker. flexibler.<br />

„untermStrich ist eine perfekte Lösung für Zeiterfassung und Auswertung, Abrechnung und<br />

Projektmanagement. Vor allem Zeiterfassung muss nebenher funktionieren - einfach, logisch und schnell!“<br />

Zitat von DI Carlo Chiavistrelli<br />

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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

Editorial 03<br />

Start 06<br />

Transformer-Architektur<br />

Magazin 10<br />

Internationale Konzepte<br />

und Projekte<br />

Bau & Recht 42<br />

Architekturszene 44<br />

Revival of the Betonmonster 48<br />

Coworking Spaces / Brüssel /<br />

Constantin Brodzki<br />

Lernen und Forschen 54<br />

im Kubus<br />

CT² Center for Teaching and<br />

Training / Aachen / sop<br />

Kinder hinter Plastik 60<br />

Nová Ruda Kindergarten /<br />

Vratislavice nad Nisou /<br />

Petr Stolín Architekt s.r.o.<br />

Geknickt und durchdrungen 64<br />

900 Ann St / Brisbane / John<br />

Wardle Architects<br />

Ein neuer Rekord 70<br />

The Towers of Bolueta / Bilbao /<br />

VArquitectos<br />

Es lebe das Buch! 74<br />

Calgary‘s Central Library / Calgary /<br />

Snøhetta und DIALOG<br />

Kupferzeit im hohen Norden 82<br />

Parq Vancouver / ACDF +<br />

Architecture49 und IBI Group<br />

RETAIL <strong>architektur</strong> 88<br />

Licht 100<br />

Produkt News 102<br />

edv 126<br />

Büro-Software: Mieten oder kaufen?<br />

48 60<br />

64<br />

70<br />

82<br />

74<br />

MEDIENINHABER UND HERAUSGEBER Laser Verlag GmbH; Hochstraße 103, A-2380 Perchtoldsdorf, Österreich<br />

CHEFREDAKTION Ing. Walter Laser (walter.laser@laserverlag.at) n REDAKTIONSLEITUNG mag. arch. Peter Reischer (rp)<br />

MITARBEITER Mag. Heidrun Schwinger, DI Marian Behaneck, Dolores Stuttner, DI (FH) Aylin Derinsu (ad), Mag. Elisabeth Klokar<br />

GESCHÄFTSLEITUNG Silvia Laser (silvia.laser@laserverlag.at) n LTG. PRODUKTREDAKTION Nicolas Paga (nicolas.paga@laserverlag.at) Tel.: +43-1-869 5829-14<br />

MEDIASERVICE RETAILARCHITEKTUR Marion Allinger (marion.allinger@laserverlag.at)<br />

GRAFISCHE GESTALTUNG Andreas Laser n WEB Michaela Strutzenberger n LEKTORAT Helena Prinz n DRUCK Bauer Medien & Handels GmbH<br />

ABONNEMENTS Abonnement (jeweils 8 <strong>Ausgabe</strong>n/Jahr): € 86,- / Ausland: € 106,-, bei Vorauszahlung direkt ab Verlag n Studentenabonnement (geg. Vorlage einer gültigen Inskriptionsbestätigung):<br />

€ 56,- / Ausland: € 83,- (Das Abonnement verlängert sich automatisch, sofern nicht mind. 6 Wochen vor Erscheinen der letzten <strong>Ausgabe</strong> eine schriftliche Kündigung bei uns einlangt.)<br />

EINZELHEFTPREIS € 12,- / Ausland € 13,50<br />

BANKVERBINDUNG BAWAG Mödling, Konto Nr. 22610710917, BLZ 14000, IBAN AT 87 1400022610710917, BIC BAWAATWW n Bank Austria, Konto Nr. 51524477801, BLZ 12000<br />

IBAN AT 231200051524477801, BIC BKAUTWW; UID-Nr. ATU52668304; DVR 0947 270; FN 199813 v; n ISSN: 1606-4550<br />

Mit ++ gekennzeichnete Beiträge und Fotos sind entgeltliche Einschaltungen. Die Redaktion haftet nicht für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos. Berichte, die nicht von einem Mitglied der<br />

Redaktion gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />

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Mehr vom Leben sehen.<br />

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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

6<br />

Start<br />

(UMSA) in La Paz, und studierte anschließend<br />

Bauingenieurswesen an der Universidad<br />

Boliviana de Informática (UBI) in La Paz.<br />

El Alto, auf einer baumlosen Hochebene (Altiplano)<br />

in einer Höhe von 4000 m gelegen,<br />

wird städtebaulich dominiert durch einfache<br />

Backsteinbauten in rot, Asphaltbänder<br />

in grau und unbefestigte Nebenstraßen in<br />

braun. Unter der inzwischen mehr als zehn-<br />

Transformer-<br />

Architektur<br />

Neben der Hauptstadt Boliviens La Paz ist El Alto eine der jüngsten Städte des<br />

Landes, aber bevölkerungsmäßig bereits die zweitgrößte. Sie liegt in 4.000<br />

Metern Höhe und die Mehrheit ihrer Bewohner stammt aus ländlichen Gebieten.<br />

75% davon bezeichnen sich als Aymara, ein indigenes Volk, welches seine Tradition<br />

von der andinen Hochkultur Tiwanaku (1580 v. Chr. bis 1172 n. Chr.) ableitet.<br />

Text: Peter Reischer Fotos: Tatewaki Nio, Mattia Polisena<br />

In der kleinen Aymara-Bergarbeitersiedlung<br />

Catavi wurde 1971 Freddy Mamani Silvestre<br />

geboren und und ist heute als einer der<br />

auffallendsten Architekten in Südamerika<br />

tätig. Mit 14 Jahren nahm er eine Tätigkeit<br />

als Hilfsmaurer auf, begann dann im<br />

darauffolgenden Jahr eine Ausbildung an<br />

der technologischen Fakultät für Zivilbauten<br />

der Universidad Mayor de San Andrés<br />

jährigen Präsidentschaft von Evo Morales<br />

haben die indigenen Bevölkerungsgruppen<br />

des Landes ein neues Selbstbewusstsein<br />

entwickelt, und Mamanis Architektur<br />

drückt dieses erstarkte Selbstbewusstsein<br />

in seiner Architektur und Fassadengestaltung<br />

sichtbar aus.


7<br />

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Start<br />

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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

8<br />

Start<br />

Freddy Mamani ist als autodidaktischer<br />

Architekt und durch seine auffälligen<br />

Bauwerke „neoandiner Architektur“ (nueva<br />

arquitectura andina) – auch genannt<br />

–Transformer-Architektur (arquitectura<br />

transformer) – bekannt geworden. Mittlerweile<br />

gibt es in der bolivianischen Großstadt<br />

El Alto mehr als siebzig seiner Projekte und<br />

weitere 100 in ganz Bolivien verstreut. Er ist<br />

also ein recht umtriebiger Bauschaffender.<br />

Zu sehen war ein Teil seiner Arbeiten bis<br />

Ende Februar <strong>2019</strong> in der Fondation Cartier<br />

pour l’art contemporain in Paris.<br />

In den tristen Straßen der Stadt wirken die<br />

bunten Architekturen wie Landmarks, wie<br />

Markierungen für eine zukünftige Stadtplanung.<br />

Für die Häuser gibt es keine Pläne<br />

aus Papier, Mamani skizziert auf einer Wand<br />

oder gibt Anweisungen mündlich an seine<br />

Mitarbeiter weiter. Computer kennt er nicht.<br />

Im Durchschnitt kostet ein Haus 250.000<br />

Dollar. Ohne Material. Marmor und Keramik<br />

sind wesentliche Bestandteile. Er baut Häuser<br />

für die Neureichen von El Alto und die<br />

begreifen sie auch als ihre Statussymbole,<br />

aber auch als identitätsstiftend.<br />

In Bolivien wird dieser Typ des Hauses<br />

„Cholet“ genannt, eine Mischung aus „Chalet“<br />

und „Cholo“, einer geringschätzigen,<br />

rassistischen Bezeichnung für die indigene<br />

Bevölkerung. In der Bevölkerung jedoch<br />

wird diese Bauweise sehr angenommen, und<br />

die aufsteigende Bürgerschicht der Aymara<br />

benutzen den Stil bereits, um sich mit ihrer<br />

eigenen Kultur und Tradition zu identifizieren.<br />

Die Cholets haben eine ganz bestimmte<br />

Struktur: Auf der Erdgeschossebene findet<br />

die kommerzielle Tätigkeit statt, Fleischer,<br />

Wäschereien, Nahrungsmittelverkauf. Der<br />

erste Stock beherbergt einen Ballsaal oder<br />

Partyraum für gesellschaftliche und familiäre<br />

Zusammenkünfte, während im zweiten<br />

Stock Wohnungen vermietet werden und<br />

der Besitzer im obersten Geschoss wohnt.<br />

Diese Architekturen in El Alto sind ein Symbol<br />

des geschäftlichen Erfolges und werden<br />

dort auch in derselben Weise wie in rein<br />

kapitalistischen Gesellschaften verstanden.<br />

Seine Architekturen zeichnen sich durch<br />

fantasievolle Lebendigkeit und Individualität<br />

aus, mit deutlichen Anspielungen auf<br />

die Traditionen der Aymara, der größten<br />

Volksgruppe Boliviens. Die Farben ähneln<br />

denen auf Ponchos und anderen Trachten<br />

aus dem Altiplano, die Formen erinnern oft<br />

an Schmetterlinge, Schlangen oder Kondore,<br />

die in der Mythologie der Aymara eine<br />

zentrale Rolle spielen. Die Ausstellung in<br />

Paris beginnt auch mit einem spektakulären<br />

Ballraum, voller glitzernder Luster und<br />

mit in oft schreienden Farben dekorierten<br />

Säulen, Verkleidungen und Paneelen.<br />

Die Fassaden erzählen Jahrhunderte alte<br />

Traditionen und entwickeln sich aus dem<br />

formalen Vokabular der präkolumbianischen<br />

und indigenen Kunst, die Farbigkeit bezieht<br />

sich auf die Kleider und zeremoniellen Kostüme<br />

der Aymara. Mamani versucht mit seiner<br />

Architektur etwas Farbe in das Grau der<br />

Stadt zu bringen, ähnlich dem Kampf Hundertwassers<br />

gegen die Diktatur des rechten<br />

Winkels und seinem Eintreten für eine<br />

„menschengerechte“ Architektur. Und ein<br />

bisschen erinnert diese Art der Architektur<br />

auch an die Revolution und den Gleichberechtigungskampf<br />

überall auf der Welt. Die<br />

Aymara sind stolz auf „ihre“ Häuser.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

10<br />

Magazin<br />

Für Frieden<br />

und Ökologie<br />

Die ÁGORA-BOGOTÁ wurde im Jänner 2018 eröffnet. Sie soll, nach der Beendigung<br />

des Bürgerkrieges mit der FARC (die größte und aktivste Guerillaorganisation<br />

Lateinamerikas) ein Zeichen eines „neuen, friedlichen Kolumbiens“ sein. Entworfen<br />

wurde das Zentrum von den Architekten des EstudioHerreros als ein Treffpunkt für<br />

Tausende von Menschen.<br />

Fotos: Enrique Guzmán, Javier Callejas<br />

Das herausragendste Kennzeichen dieser Architektur<br />

ist jedoch ihr Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel,<br />

indem sie ausschließlich auf natürliche<br />

Kühlung setzt und komplett auf Klimaanlagen verzichtet.<br />

So werden die Energiekosten drastisch reduziert<br />

und das ganze Gebäude wird in ein „belebtes<br />

Gerät“ verwandelt, welches sich mit den klimatischen<br />

Bedingungen arrangiert und ganz im Geiste und der<br />

Philosophie der Architekten arbeitet.<br />

Das Bauwerk besitzt 12.000 m 2 öffentliche Flächen<br />

mit sozialen Funktionen und Eigenschaften. Seine<br />

zehn Räume können in 18 umgewandelt werden,<br />

dank mobiler Trennwandsysteme.<br />

Es gibt noch drei weitere Gedanken, welche dieses Projekt<br />

für die Zukunft wichtig machen:<br />

• Sein Atrium wird als ein offener Innenbereich für<br />

den öffentlichen Raum verstanden.<br />

• Geneigte Auditorien sind durch ebene, mehrfach nutzbare<br />

Räume ersetzt, hier können Messen, Kongresse,<br />

Ausstellungen, Sportveranstaltungen, Feiern und Konzerte<br />

stattfinden.<br />

• Die vertikale Konfiguration der Programme ermöglichte<br />

es den Architekten, eine ordentliche Menge<br />

des öffentlichen Raumes an die Bürger zurück zu<br />

geben. Eine radikale Alternative zu der üblichen Rolle<br />

solcher Bauten als Landverschwender. Das entspricht<br />

auch ganz der Haltung von estudioHerreros,<br />

eine neue Ökologie zu pflegen, die nicht länger Natur<br />

konsumiert und Grünflächen sterilisiert.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

11<br />

Magazin<br />

Limits?<br />

Gibt es nicht.<br />

#LifeBeyondOrdinary<br />

Die neuen Miele G 7000<br />

Geschirrspüler<br />

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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

12<br />

Magazin<br />

Solargekühltes<br />

Gebäude<br />

An der Frankfurter Eschersheimer Landstraße steht das in Sachen Nachhaltigkeit<br />

und Energieeffizienz eindrucksvoll konzipierte Turmcenter Frankfurt. Für das<br />

seit 2005 lange leer stehende, entkernte Hochhaus von 1970 entwickelte Drees &<br />

Sommer im Rahmen der TGA-Generalfachplanung ein nachhaltiges Energiekonzept,<br />

das den Gebäudewert steigerte, indem es die Effizienz und Attraktivität der<br />

Räume deutlich erhöht hat. Ziel des neuen Energiedesigns ist, ganzjährig vorhandene<br />

Energiepotenziale und erneuerbare Energien bestmöglich zu verwenden.<br />

Als erstes Bürogebäude in Deutschland nutzt es die komplette Glasfassade als<br />

ganzjährigen „Energiesammler“.<br />

Fotos: Benson Elliot<br />

So greift das Turmcenter Frankfurt im Winter<br />

und in der Übergangszeit auf das gebäudeinterne<br />

Energieverschiebungs- und<br />

-speichersystem zurück. Die Wärme der<br />

Sonneneinstrahlung an der sonnenzugewandten<br />

Seite wird dabei auf die sonnenabgewandte<br />

Seite transportiert, wodurch<br />

die Räume natürlich beheizt werden können.<br />

Zusätzlich wird Abwärme aus IT- und<br />

Besprechungsräumen im Süden in nördlich<br />

ausgerichtete Flächen verschoben. Zusammen<br />

mit Solarthermie, einer Wärmepumpe<br />

und dem Wärmerecycling aus Sonne und<br />

Abwärme erfolgt die Wärmeerzeugung zu<br />

90 Prozent regenerativ. Man setzt auf weniger,<br />

aber dafür innovative Technik und<br />

steigert die Effizienz erheblich.<br />

Mit der Kühlung des Gebäudes, die zu 65<br />

Prozent durch Solarenergie erfolgt, nimmt<br />

das Haus eine Vorreiterrolle in Europa ein.<br />

Auch im Sommer wird die Sonnenstrahlung<br />

über eine Solarthermie-Anlage auf dem<br />

Dach upgecycelt und regenerativ Kälte<br />

erzeugt. Das geschieht über das Verfahren<br />

der adiabaten Kühlung mit einer sogenannten<br />

DEC-Anlage, die Trocknungs- und<br />

Verdunstungsprozesse beinhaltet. Auch<br />

die bei der Kühldeckenkälte-Erzeugung<br />

entstehende Abwärme wird zur Kälteerzeugung<br />

für die Lüftungsanlage eingesetzt. Die<br />

Architektur nutzt damit ganzjährig die sich<br />

ihm bietenden Abwärme- und Energiepotenziale<br />

und führt sie dem Gebäude selbst<br />

im Rahmen von Energierecycling oder -upcycling<br />

wieder zu. Die eingesetzte Technik<br />

senkt die Energiekosten pro Quadratmeter<br />

pro Monat auf deutlich unter einen Euro.<br />

Zur Aufenthaltsqualität tragen zudem durch<br />

den Verzicht auf eine durchgehende Abhangdecke<br />

höhere lichte Räume und bodentiefe<br />

Fenster anstelle einer Lochfassade bei.<br />

Anstelle der Heiz- und Kühlfunktion über<br />

ein umluftgesteuertes Ventilationssystem<br />

sind Strahlungsdecken im Einsatz, die eine<br />

hohe thermische Behaglichkeit ohne Überhitzung<br />

und ohne Zugerscheinungen sicherstellen.<br />

Hinzu kommen Befeuchtung im<br />

Winter und Entfeuchtung im Sommer sowie<br />

eine optimale Tageslichtnutzung. Ein Großteil<br />

der Dachfläche war in der ursprünglichen<br />

Planung mit Sprinkler- und Kältetechnik<br />

belegt. Mit dem neuen Konzept wurde<br />

Fläche für Technik auf dem Dach und in der<br />

obersten Etage des Hochhauses eingespart,<br />

die als zusätzliche Mietfläche zu einem Büropenthouse<br />

mit vier Metern lichter Höhe<br />

umgenutzt werden konnte. Möglich wurde<br />

dies unter anderem auch durch den Entfall<br />

konventioneller Sprinklertechnik und den<br />

Einsatz einer Niederdrucknebellöschanlage<br />

als stationäres System.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

13<br />

Magazin<br />

Gravity Project Columbus, USA | Architectural Alliance Inc. and NBBJ | Selbstportrait des berühmten Straßenkünstlers Eduardo Kobra<br />

öko skin – die Leinwand eines Künstlers<br />

| Fassadenlatten aus Glasfaserbeton<br />

| Langlebiges Material, kein Schleifen und Streichen<br />

| Brandschutzklasse A1 - nicht brennbar<br />

| Lebendiges Farbspiel an der Fassade<br />

www.rieder.cc | #riederfacades


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

14<br />

Magazin<br />

Wie ein<br />

Kieselstein<br />

In Taipeh, Taiwan, hat das von Aedas entworfene Lè Architecture bei den CTBUH <strong>2019</strong><br />

Annual Awards eine Auszeichnung unter den besten Hochhäusern niedriger als 100<br />

Meter bekommen. Und bei der Tall + Urban Innovation Conference im kommenden<br />

April wird das Projekt ebenfalls teilnehmen.<br />

Fotos: Aedas<br />

Im Nangang-Distrikt von Taipeh definiert die Architektur<br />

des Hochhauses die Stadtsilhouette neu. Dr.<br />

Andy Wen, Designchef der Firma, ließ sich von den<br />

Flusskieseln des Keelung River inspirieren und entwickelte<br />

ein Konzept zwischen Rundheit und Eleganz,<br />

ebenso wie Eindeutigkeit und Aussage. Seine eiförmige<br />

Hülle evoziert die Assoziation eines Inkubators<br />

für Wissen und intellektuelle Erneuerung – das passt<br />

ganz gut in den lokalen Kontext als ein Meilenstein<br />

der Erneuerung in dem sich rapide entwickelnden<br />

Nangang-Distrikt. Das 60 Meter hohe Bürogebäude<br />

beinhaltet diverse Strategien und Ansätze um<br />

Grün einzubeziehen, vor allem bei der Fassade. Sein<br />

Konzept richtet sich auf die Minimierung des Energieeinsatzes<br />

und -verbrauches, das hat auch zur<br />

LEED-Gold-Zertifizierung beigetragen.


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15<br />

Magazin<br />

Perfektes Raumklima<br />

zu jeder Jahreszeit.<br />

Kühlende und wärmende Leitungen, eingebaut in die<br />

Betondecke, sorgen für ein ausgewogenes Raumklima.<br />

Das beste Wohnraumklima in einem Gebäude aus Beton.<br />

Gut, dass man über die Speichermasse von Beton nicht<br />

nur kühlen, sondern auch heizen kann. Das bedeutet eine<br />

konstante Wohlfühlatmosphäre über das ganze Jahr –<br />

vor allem im Winter bei tiefen Temperaturen.<br />

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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

16<br />

Magazin<br />

Die Closed<br />

Cavity Fassade<br />

Der Ruf nach Nachhaltigkeit ist laut in der Architektur. Es sollen nicht nur die Energieeffizienz,<br />

sondern ebenso die Tageslichtnutzung verbessert, Betriebs- und Wartungskosten<br />

eines Gebäudes gesenkt und der Nutzerkomfort erhöht werden. Die Kriterien der Transparenz<br />

bei Glasfassaden standen dabei in einem gewissen Widerspruch zum Wärmeschutz.<br />

Um niedrige Ucw- und g-Werte zu erzielen, musste die Lichttransmission der Gläser durch<br />

Sonnenschutzbeschichtungen, die zudem Farbwerte verändern, eingeschränkt werden.<br />

Die erwähnten Probleme werden durch die Closed Cavity Fassaden (CCF) – eine Erfindung<br />

von Josef Gartner – gelöst.<br />

Fotos: Karin Gauch und Fabien Schwartz<br />

Die Closed Cavity Façade ist eine Zweite-Haut-Fassade,<br />

bei welcher der Zwischenraum zwischen Innenund<br />

Außenhaut komplett geschlossen ist. Trockene,<br />

saubere Luft wird konstant dem Fassadenzwischenraum<br />

zugeführt, um Kondensat an der Fassade zu<br />

vermeiden. Das Außenklima wird ständig durch die<br />

Steuerelektronik überwacht und die erzeugte Trockenluftmenge<br />

entsprechend angepasst. Dadurch<br />

wird der Energieverbrauch auf ein Minimum redu-<br />

ziert. Im Unterschied zu offenen zweischaligen Fassaden<br />

muss der Zwischenraum auch nicht gereinigt<br />

werden. Reflektive Oberflächen von Sonnenschutzanlagen<br />

sind so dauerhaft wirksam. Außer des sehr<br />

guten sommerlichen und winterlichen Wärmeschutzes<br />

bietet die CCF eine Schalldämmung bis 50 Dezibel.<br />

Da eine CCF im Vergleich zu offenen zweischaligen<br />

Fassaden etwas günstiger ist, werden Green<br />

Buildings zunehmend mit diesem Typ verkleidet.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

17<br />

Magazin<br />

Sowohl die Closed Cavity Façade als<br />

auch die Self Conditioning Façade (SCF)<br />

sind spezielle Varianten der Doppelfassade.<br />

Beide werden dann gewählt, wenn<br />

erhöhte Energieeffizienz und reduzierter<br />

Reinigungsaufwand gefragt sind, und<br />

immer dann, wenn Architekten oder<br />

Bauherren auf der Suche nach etwas<br />

Besonderem sind. Während die CCF von<br />

Josef Gartner zur Marktreife entwickelt<br />

wurde, stammt das autarke Belüftungssystem<br />

der SCF von seele.<br />

Die Zürcher Innenstadt gilt seit Jahrzehnten<br />

als renommierter Geschäftsstandort.<br />

Das Gebäudeensemble an der<br />

Brandschenkestrasse aus den 1960er<br />

und 1980er Jahren wurde nun durch die<br />

AXA Winterthur nach einem Entwurf des<br />

Zürcher Büros Romero & Schaefle Architekten<br />

(heute Romero Schaefle Partner)<br />

umfassend saniert – unter Einhaltung<br />

strenger energetischer Standards wie<br />

dem Schweizer Minergie. Entstanden<br />

sind moderne, maximal flexible Büroflächen<br />

in Neubauqualität. Ein besonderes<br />

Glanzstück und zugleich einen Meilenstein<br />

der Gebäudetechnologieist ein<br />

CCF-Fassadenkonstruktion.<br />

Die Konstruktion der Fassade stellte eine<br />

besondere Herausforderung dar. Es galt,<br />

auf die bestehende Beton-Struktur teilweise<br />

eine doppelschalige Fassade aufzusetzen.<br />

Während die Glasbrüstungen<br />

konventionell hinterlüftet und gedämmt<br />

wurden, sind die Kastenfenster als Closed<br />

Cavity Fassade ausgeführt. Von den<br />

rund 3.500 m 2 Fassadenfläche bestehen<br />

zudem 365 m 2 aus gebogenen Gläsern.<br />

Die energetische Performance des Gebäudes<br />

zu berechnen und zu simulieren,<br />

war daher ebenso aufwendig, wie die<br />

Auswahl der idealen Glaskonstruktion.<br />

Die geschwungenen Formen erforderten<br />

exakt ausgeformte Übergänge von geraden<br />

Schenkeln in eine Biegung und anschließend<br />

wieder in die Gerade. Um die<br />

Anforderungen an den Einbruchschutz<br />

einzuhalten, wurde im Erdgeschoss eine<br />

andere Glaskonstruktion gewählt. Der<br />

ausgezeichnete Gesamtenergiedurchlassgrad<br />

ist dabei für alle Glaseinheiten<br />

der gesamten Fassade identisch.<br />

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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

18<br />

Magazin<br />

Transluzentes<br />

Experiment<br />

Architekt Steven Holl sucht in seinen Projekten stets nach dem Geist und der<br />

Geschichte eines Ortes. In Smithfield, England ließ er sich von Musik inspirieren.<br />

Vorläufer des uns bekannten Notensystems waren im Mittelalter sogenannte Neumen;<br />

ein Zeichensystem, bei dem Melodien in grafische Auf- und Abbewegungen<br />

übersetzt wurden.<br />

Fotos: Raf Makda


VERARBEITUNGSTEMPERATUR<br />

www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

19<br />

Magazin<br />

KÜBEL AUF<br />

UND LOS.<br />

Dieses Bild hat Holl auf die Fassade des<br />

Neubaus des dritten Maggie´s Centre in<br />

London übertragen und farbige Felder<br />

auf den horizontalen, transluzenten Glasbändern<br />

rhythmisiert angeordnet – wie<br />

das Auf und Ab einer Melodie. In dieser<br />

Einrichtung (einer Stiftung) erhalten<br />

krebskranke Menschen und ihre Familien<br />

seelische und praktische Unterstützung.<br />

Dass bei Heilungsprozessen auch die<br />

umgebende Architektur eine relevante<br />

Rolle spielt, belegen inzwischen zahlreiche<br />

Studien. Deshalb wurde dem Einsatz<br />

von Material, Farbe und Licht hier intensive<br />

Beachtung geschenkt.<br />

Als Teil des Ensembles grenzt der Neubau<br />

von Steven Holl direkt an ein imposantes<br />

Steingebäude aus dem 17.<br />

Jahrhundert. Die gläserne Hülle mit<br />

eingestreuten, farbigen Elementen entwickelt<br />

mit ihrer sphärischen Anmutung<br />

einen spannungsreichen Dialog zwischen<br />

Alt und Neu. Besonders wirkungsvoll ist<br />

die Ecklösung des Neubaus: Die gebogene<br />

Verglasung hält respektvoll Abstand<br />

und stellt die detaillierte Eckquaderung<br />

des Altbaus wieder frei. Je nach Tageszeit<br />

und je nach Standort des Betrachters<br />

verändert sich die Fassade. Tagsüber wirken<br />

die matten Gläser und die Farbfelder<br />

sehr homogen, fast wie Alabaster, sodass<br />

die Fassade mit den benachbarten Steingebäuden<br />

harmoniert. Abends, wenn das<br />

Kunstlicht eingeschaltet wird, leuchtet<br />

der Baukörper von innen heraus. Das<br />

Neue versucht nicht das Alte zu kopieren<br />

oder zu dominieren, sondern verweist mit<br />

einer eigenen Architektursprache auf die<br />

Materialität und die charakteristischen<br />

Eigenschaften des Umfeldes.<br />

Im Innenraum erinnert die Strahlkraft der<br />

Farbfelder in ihrer Wirkung an die meditative<br />

Ausstrahlung von Kirchenfenstern.<br />

Für diese wechselnde Anmutung nutzte<br />

man spezielle Funktionsgläser. Im Scheibenzwischenraum<br />

integrierte Kapillareinlagen<br />

streuen das Tageslicht tief in den<br />

Innenraum, leuchten ihn gleichmäßig,<br />

weich und atmosphärisch aus und verstärken<br />

darüber hinaus die Intensität der<br />

farbigen Felder. Für das Projekt des Maggie´s<br />

Centre hat man in einem intensiven<br />

Austausch mit Steven Holl Architects<br />

und dem Fassadenbauer gebogene Isoliergläser<br />

mit farbigen Kapillareinlagen<br />

hergestellt. Als besonders anspruchsvoll<br />

in der Produktion erwies sich die Geometrie<br />

der Gläser, bei denen eine gerade<br />

Fläche direkt in eine gebogene übergeht.<br />

Auch die Vielzahl an Sonderformaten war<br />

außergewöhnlich groß.<br />

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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

20<br />

Magazin<br />

Gekräuselte<br />

Aluminiumfassade<br />

Mitten in der von Lichtern und bunten Werbetafeln schillernden Stadt Hongkong<br />

ist ein neues Highlight aufgetaucht: Das Xiqu Centre vom kanadischen Büro<br />

Revery Architecture Inc. (in Partnerschaft mit Ronald Lu & Partners Ltd.) entworfen.<br />

Im neuen West Kowloon Cultural District (WKCD) gelegen, ist es als eine Art<br />

kulturelles Heiligtum für Kunst, Theater und Xiqu, der traditionelle chinesische<br />

Oper gedacht. Architektonisch verbindet es ein kulturelles Erbe mit moderner,<br />

zeitgemäßer Technologie.<br />

Fotos: Ema Peter


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21<br />

Magazin<br />

Mit seiner brillanten Fassade stellt es eine Neuinterpretation<br />

des üblichen chinesischen Mondtor-Motives<br />

dar und markiert als Landmark den Eingang zum<br />

WKCD. In seinem Inneren befindet sich ein atemberaubendes,<br />

1.000 Sitze fassendes Theater. Es liegt in<br />

der obersten Ebene des Gebäudes und ist von zwei<br />

Dachgärten flankiert. Hier bieten sich imposante<br />

Ausblicke auf den Victoriahafen und die Stadt. Die<br />

Entscheidung, das Theater rund 27 Meter über dem<br />

Erdboden anzusiedeln, stammt aus der Überlegung,<br />

so die Besucher vom Lärm, der Vibration und dem<br />

ganzen Geräuschpegel der Stadt etwas zu entrücken.<br />

Die Anhebung des Theaters schafft ebenso<br />

Raum für das Atrium mit seinen vielen Ebenen und<br />

einen natürlich durchlüfteten Bereich mit zusätzlichen<br />

Proberäumen. Auch ein Teehaus mit 200 Sitzplätzen<br />

für eher privatere Performances und Lehrund<br />

Verwaltungsräume sind so entstanden. Sie alle<br />

überblicken den inneren Hof. Das „Qi“, der Fluss, wird<br />

hier durch die komplexen, gekurvten Formen um das<br />

kreisförmige Atrium ausgedrückt.<br />

Die beeindruckend leuchtende Fassade des Xiqu soll<br />

an Theatervorhänge und die wehenden Kleider der<br />

Schauspieler erinnern. Sie bestehen aus einem modularen<br />

System, mittels CNC gefräster Aluminiumrohre.<br />

In unterschiedlichen Mustern sind sie an der Fassade<br />

angeordnet und diese gekurvten Lamellen, zusammengesetzt<br />

aus den Rohrteilen, erscheinen im Licht<br />

wie ein perlenbestickter Bühnenvorhang. So wie es<br />

vielleicht in der Vergangenheit gewesen sein mag. An<br />

allen vier Ecken sind diese Vorhänge leicht zurückgezogen<br />

und lassen das Licht hinausströmen, gleichzeitig<br />

locken sie Besucher in das Innere des Gebäudes.<br />

Dort, in dem hypnotisierenden, kreisförmigen, natürlich<br />

belüfteten Atrium kann das Publikum Xiqu-Demonstrationen<br />

oder Musik genießen – so wird diese<br />

traditionelle chinesische Kunstform für neue Zielgruppen<br />

und für zukünftige Generationen erlebbar.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

22<br />

Magazin<br />

Glashaut<br />

mit Innenleben<br />

Mitten im Herzen von Berlin entsteht derzeit der 100 Millionen Euro teure cube<br />

berlin. Das „digitale“ Bürogebäude ist Teil der Europacity und befindet sich auf dem<br />

Washingtonplatz, direkt am Berliner Hauptbahnhof und am Spreebogen, vis-à-vis<br />

dem Regierungsviertel. Realisiert wird die Architektur, deren Entwurf vom Büro 3XN<br />

aus Kopenhagen stammt, von der CA Immo als Bauherr.<br />

Bilder: CA Immo, Reischer<br />

Mit Unterstützung von Drees & Sommer<br />

entwickelte das Unternehmen ein Digitalisierungskonzept<br />

für das Berliner Bürogebäude.<br />

CA Immo hat den cube berlin im<br />

Rahmen eines Forward Deals an TH Real<br />

Estate, einen großen institutionellen Fondsmanager,<br />

veräußert. Das Gebäude wird von<br />

CA Immo errichtet und vermietet und nach<br />

Fertigstellung Ende <strong>2019</strong> an den Investor<br />

übergeben. Der Bau startete 2017 und das<br />

Gebäude wird voraussichtlich Ende <strong>2019</strong><br />

fertiggestellt. Anhand der Fotos (Februar<br />

<strong>2019</strong>) lässt sich sehr gut der momentane<br />

Baufortschritt, die formgebende, zukünftige<br />

Doppelfassade aus Glas erkennen.<br />

Die Architektur gilt als denkendes und intelligentes<br />

Bauwerk, lernt von den Menschen,<br />

die in ihm arbeiten aber auch durch<br />

den Betrieb selbst und durch die Umwelt.<br />

Eine intelligente Gebäudetechnik erkennt<br />

die Anforderungen und Wünsche jedes<br />

Nutzers an jedem Ort und passt sich individuellen<br />

Bedürfnissen optimal an. Das Ganze<br />

verbirgt sich hinter dem Begriff „Smart<br />

Commercial Building“. Dabei soll ein mit<br />

IoT-Technologien ausgestattetes Gebäude<br />

einen sowohl ökonomischen als auch ökologischen<br />

Mehrwert generieren. Eine Gewerke<br />

übergreifende Kommunikation der<br />

Gebäudetechnik wird durch eine selbstlernende<br />

und selbstoptimierende künstliche<br />

Intelligenz (KI) und vernetzte Sensorik<br />

realisiert. Durch eine zentrale Steuerungseinheit<br />

in Form einer künstlichen Intelligenz,<br />

als „Brain“ bezeichnet, können alle<br />

Gebäudeautomationssysteme und eingesetzte<br />

Technologien miteinander vernetzt<br />

werden. Durch die Erfassung, Analyse und


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23<br />

Magazin<br />

Bewertung aller Informationen und Daten<br />

wird eine Vernetzung und Interoperabilität<br />

der Systeme ermöglicht, wodurch eine gezielte<br />

Prozesssteuerung und -optimierung<br />

erfolgen kann. Die im Gebäude installierten<br />

3.750 Sensoren, 750 Beacons (Sender<br />

mit Bluetooth Low Energy) und 140 Mobilfunkantennen<br />

ermöglichen ein Tracking of<br />

Everything nach den Vorgaben der DSGVO.<br />

Sogenannte Heat Maps können die Raumbelegungen<br />

abbilden, die Bewegungen verfolgen<br />

und die Auslastung visualisieren, die<br />

dann auch zur Prozessoptimierung genutzt<br />

werden kann. Das reicht vom Buchungssystem<br />

bis hin zur individuellen Bedienung des<br />

Arbeitsplatzes und der Behaglichkeit.<br />

Weitere Features des Gebäudes sind: Berechtigungsvergabe<br />

und -entzug in Echtzeit<br />

und online, Smartphone (Bluetooth) als<br />

IF-Merkmal, Prozessoptimierung, Zutrittsmanagement,<br />

Infrastruktur für Tracking<br />

von Personen (via Bluetooth-Device) und<br />

Assets (via Beacon – DSGVO-konform),<br />

Platzbuchung bei Desk-Sharing, Belegungs-Heatmaps<br />

zur Optimierung von<br />

Bürokonzepten (anonymisiert und personalisiert),<br />

Ermittlung der Hauptbewegungspfade,<br />

Darstellung der Auslastung,<br />

Steigerung der Energieeffizienz, ortsbezogene<br />

Dienste (Push Nachrichten), Darstellung<br />

von anlagenbezogenen Informationen<br />

und allgemeine Informationsbereitstellung,<br />

nutzerindividuelle Steuerung von Beleuchtung,<br />

Jalousie, Temperatur per Smartphone<br />

(=BYOD), Navigation im Gebäude zu<br />

Räumlichkeiten oder Personen, Lockersystem<br />

für die Postsendungen, Desk Sharing<br />

und Clean-Desk-Philosophie, E-Mobilität<br />

als Teil des aktiven (elektrischen) Lastmanagements,<br />

Elektroauto als Speicher zum<br />

Laden und Entladen um Lastspitzen des<br />

Gebäudes zu vermeiden, Buchungssystem<br />

mit Integration in Outlook, Buchungssystem<br />

für Parkplätze zur Mehrfach-Nutzung<br />

(Parkplatz-Sharing).<br />

Die Grundlagen für das digitale System<br />

waren im Demozentrum der Cluster Smart<br />

Logistik auf dem Campus der RWTH Aachen<br />

– der mittlerweile als Silicon Valley<br />

Deutschlands gilt – geschaffen worden.<br />

Hier konnte das Zusammenspiel verschiedener<br />

Digitalisierungsbausteine aus den<br />

Bereichen Hard- und Software bereits vor<br />

Inbetriebnahme des cube berlin im Modell<br />

abgebildet und hinsichtlich vieler Kriterien<br />

getestet werden. Peter Reischer konnte im<br />

Sommer 2018 eine Demonstration der wichtigsten<br />

Merkmale in Aachen miterleben und<br />

auch Fragen dazu stellen.<br />

Die Frage, ob der cube berlin aufgrund seiner<br />

„Intelligenz“ nicht vielleicht nach dem<br />

Vorbild von HAL 9000 aus Stanley Kubricks<br />

Weltraumepos „2001: Odyssee im<br />

Weltraum“ die komplette Steuerung des<br />

cube übernehmen könnte, und die Menschen<br />

somit als Geiseln der Architektur<br />

behandeln – konnte (oder wollte) niemand<br />

beantworten. Ebenso erhielt man auf die<br />

Frage, welche Auswirkungen die Tausenden<br />

verlegten Leitungen durch ihre Strahlung<br />

auf den menschlichen Organismus heben<br />

werden nur die lapidare Antwort: Das ist zu<br />

evaluieren! Interessant ist auch die Verbindung<br />

von Sicherheit und Datenschutz. Hier<br />

erhielt man die Auskunft, dass man in Zusammenarbeit<br />

mit Juristen des Bauherrn/<br />

Investors Digitalisierungskonzepte erarbeite,<br />

die der Datenschutz-Grundverordnung<br />

(DSGVO) entsprechen. In sogenannten<br />

Penetration-Tests ermittelt man die<br />

Empfindlichkeit des zu testenden Systems<br />

(Software) gegen Angriffe. Das Prinzip „Security<br />

by Design“ ist bereits bei der Planung<br />

digitalisierter Gebäude unerlässlich. Schon<br />

während der Planungsphase eines Gebäudes<br />

müssen Sicherheitsanforderungen an<br />

Soft- und Hardware berücksichtigt werden,<br />

um spätere Sicherheitslücken zu verhindern.<br />

Nach Inbetriebnahme ist das Thema<br />

Cyber Security jedoch nicht abgeschlossen.<br />

Die Investoren und Bauherren benötigen<br />

eine fortlaufende Cyber-Security-Organisationseinheit,<br />

die einen sicheren Betrieb des<br />

Gebäudes gewährleisten.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

24<br />

Magazin<br />

Wie ein<br />

Bücherregal<br />

Die neue Produktions- und Verwaltungs<strong>architektur</strong> für NBD Biblion, eine Organisation,<br />

die Services für öffentliche Bibliotheken und Multimedia-Zentren anbietet,<br />

ist in Holland von den LIAG architects entworfen und kürzlich eröffnet worden.<br />

Ein farbenfrohes und sehr nachhaltiges Bauwerk, das in seiner ganzen Fassadengestaltung<br />

stark an Buchreihen mit farbigen Rücken erinnert.<br />

Fotos: Ben Aarts<br />

Das neue Gebäude ist komplett auf eine zügige Logistik<br />

und die unterbrechungsfreie, direkte Kommunikation<br />

der Mitarbeiter gestaltet. Natürlich auch im<br />

Hinblick darauf, Produktionskosten und Mitarbeiterzahlen<br />

zu reduzieren. Vor allem auf eine direkte Verbindung<br />

zwischen dem Lektorat, der Redaktion und<br />

der Produktion wurde geachtet. Die Effektivität wird<br />

auch von einer größtmöglichen Ausnützung des Tageslichtes<br />

zur Förderung einer gesunden Arbeitsumgebung<br />

in den Produktionsstätten unterstützt.<br />

Die Flächenaufteilung in dem Neubau setzt sich aus<br />

9.300 m 2 Produktionsflächen und 4.700 m 2 Büroflächen<br />

zusammen. Durch die Verlagerung der Parkplätze<br />

auf das Dach wurde der ökologische Fußabdruck<br />

verkleinert. Die Architektur passt sich in ihrer Form<br />

an die unmittelbare Umgebung an – flach und horizontal.<br />

Die weißen Bänder der Fassade – sie bestehen<br />

aus weißen Aluminiumpaneelen – mit den bunten<br />

Teilungen zwischen den Fenstern, referieren an Bücherregale.<br />

Auch die geschwungene Abgrenzung des<br />

Liefer- und Expeditbereiches hat eine papierähnliche<br />

Anmutung. Die bunten Teile in der Fassade trennen<br />

jedoch nicht nur die Fensteröffnungen, sie haben<br />

auch die Funktion des Sonnenschutzes und in ihnen<br />

sind auch Ventilationsmechanismen integriert.


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25<br />

Magazin<br />

Um das Gebäude energieeffizient zu machen, wurden<br />

folgende Maßnahmen ergriffen: Ein unterirdisches<br />

Speichersystem und Wärmepumpen, die mit wassergefüllten<br />

Rohren auf der Laderampe verbunden sind,<br />

führen zu und von den Parkflächen auf dem Dach. Sie<br />

generieren Wärme im Winter und Kälte im Sommer<br />

und sorgen auch für schnee- und eisfreie Flächen<br />

in der kalten Jahreszeit. Durch die langen Fensterbänder<br />

gelangt genügend Tageslicht in die Architektur,<br />

wenn nötig schaltet man eine LED-Beleuchtung<br />

dazu. Im Zentrum des Hauses bietet ein luftiges Atrium<br />

mit einer Zwischenebene und Holzboden reichlich<br />

Raum für kurze Unterbrechungen und Treffen<br />

während der Arbeit.<br />

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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

26<br />

Magazin<br />

Der Blick<br />

nach Osten<br />

Der Bau eines Weingutes ist immer eine interessante Angelegenheit. Sowohl Stararchitekten<br />

wie auch Newcomer und arrivierte Büros versuchen sich in diesem Metier.<br />

Und heute, im Anbetracht von Klimawandel, Nachhaltigkeitsdebatten und Effizienz<br />

ist diese Bauaufgabe immer für Überraschungen gut.<br />

Fotos: Rui Camilo<br />

Architects Collective aus Wien entwarfen für eine<br />

deutsche Weinbauernfamilie in der Pfalz einen<br />

kompletten Neubau, der alle Produktionsabläufe<br />

als auch Verkauf, Lager, Büro und Wohnraum für<br />

die Besitzer beinhaltet. Die Architektur mit den<br />

Maßen von 60 mal 80 Metern ist eine in Leichtbau<br />

ausgeführte Außenhülle aus Holz, welche<br />

hier einen massiven Innenausbau aus Bims-Beton<br />

umhüllt. Die Verwendung dieser ökologisch hochwertigen<br />

Baumaterialien ist ein Vorgriff auf die<br />

Qualität der erlesenen Weine, die hier produziert<br />

werden, und wirkt sich darüber hinaus nachhaltig<br />

auf den Lebenszyklus des Gebäudes aus.


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27<br />

Magazin<br />

Zwei längs gerichtete Körper bilden den Raum für die<br />

nötigen Funktionen, an beiden Enden sind transparente<br />

Abschlüsse, welche die (auch optische) Verbindung<br />

zum Umraum gewähren. Zwischen den beiden<br />

Volumina ergibt sich der Fahrbereich und Manipulationsraum.<br />

Die Tragstruktur der Hallen besteht aus 32<br />

Stück Brettschichtholzträgern, die sich stützenfrei in<br />

Spannweiten von bis zu 25 Metern über den riesigen<br />

Komplex erstrecken, sodass alle Flächen völlig frei<br />

gehalten werden. So ist auch in Zukunft eine flexible<br />

Raumgestaltung bei geänderter Nutzung möglich.<br />

Bei der Fassade des, in eine Kulturlandschaft aus<br />

Weingärten, Acker- und Wiesenflächeneingebetteten,<br />

Weingutes orientierten sich die Architekten nach Osten.<br />

Die spezielle Behandlung der großflächigen Holzaußenwände<br />

in Shou-Sugi-Ban, einer Jahrtausende<br />

alten japanischen Holztechnik, bei der die Oberfläche<br />

durch Ankohlen geschützt wird, verleiht dem eher<br />

einfachen Baukörper eine enorme Ausdruckskraft.<br />

Bei diesem Verfahren wurde die angekohlte Oberfläche<br />

des Holzes durch Bürsten und Ölen weiter behandelt<br />

und äußerst widerstandsfähig gemacht.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

28<br />

Magazin<br />

Kreisrund<br />

am Strand<br />

Es hat weniger als fünf Meter im Durchmesser, steht als eine euklidische Form<br />

wie ein Objekt auf dem sandigen, teils felsigen Boden der Strandlandschaft auf<br />

der Victoria Mornington Halbinsel in Australien. Die Architektur, entworfen von<br />

Austin Maynard Architects, bietet jedoch alle Annehmlichkeiten, die man sich<br />

für einen Ferienaufenthalt wünschen kann.<br />

Fotos. Derek Swalwell<br />

Die Australier besitzen einige der größten Eigenheime<br />

auf der Welt und ihre Ferienhäuser sind teilweise<br />

Blaupausen der Stadthäuser – riesig! Der Eigentümer<br />

des St Andrews Beach House genannten Anwesens<br />

war sich dieses Umstands bewusst und beauftragte<br />

die Architekten, eine einfache, bescheidene, kleine<br />

„Hütte“ zu errichten. In der Nähe des Bauplatzes gibt<br />

es weder Einkaufszentren noch Restaurants, nur Natur<br />

und Abgeschiedenheit. Autos und Stress bleiben<br />

bei der Einfahrt des Grundstückes zurück.<br />

Das im Dezember 2018 fertiggestellte St Andrews<br />

Beach House ist ein zweigeschossiger Rundbau, der<br />

sich durch die rundherum offenen Blickrichtungen<br />

auszeichnet. Das Gebäude steht alleine mitten in den<br />

Büschen, Sanddünen und Felsen. Eine Architektur<br />

mit zwei Schlafzimmern und Wohnbereich, Küche,<br />

Bad und diversen Nebenräumen war gefragt. Ihre<br />

Form entstand aus den Panoramaausblicken und<br />

einem Wunsch nach Vermeidung von Erschließungszonen<br />

im Inneren. Das korridorfreie Haus führte<br />

schlüssig zum Rundbau. Er integriert sich sensibel in<br />

die natürliche Umgebung und drückt das auch durch<br />

die Verwendung von Holz als fast ausschließliches<br />

Baumaterial aus. Sein Grundriss entspricht einer<br />

präzisen Geometrie, ein Kreis, der sich zu einem Zylinder<br />

extrudiert. Im Inneren teilen Leichtwände und<br />

Vorhänge die notwendigen Bereiche ab, eine Wendeltreppe<br />

in der Mitte dient der Erschließung und bringt<br />

gleichzeitig Licht, aber auch Gemütlichkeit.


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29<br />

Magazin<br />

Die gesamte Tragkonstruktion ist aus Holz, alles<br />

ist sichtbar und wird im Lauf der Zeit ebenso verwittern<br />

und patinieren wie ein alter Schiffsrumpf.<br />

Alle Fenster haben eine Doppelverglasung, etwas,<br />

das sich langsam auch in Australien durchzusetzen<br />

scheint. Solarenergie dient der Aufwertung des Entwurfes<br />

in Hinblick auf Nachhaltigkeit. Solarpaneele<br />

mit Kleinst-Wechselrichtern bedecken das Dach und<br />

sorgen für elektrische Energie – kein Öl, kein Gas. Ein<br />

großer Zylinder als Wassertank markiert den Eingang<br />

zum Grundstück, er sammelt Regenwasser für Toilettenspülungen<br />

und die Gartenbewässerung. Und<br />

die ist auch wichtig, denn die existierende Natur und<br />

Fauna soll und muss erhalten bleiben, um die Architektur<br />

vor Sandverwehungen zu schützen.<br />

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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

30<br />

Magazin<br />

Rosa Kieselsteine<br />

Während der „Kulturrevolution“ unter Mao Zedong war in China jede Religionsausübung<br />

verboten. Doch insgeheim lasen viele Christen trotzdem die Bibel<br />

oder feierten geheime Gottesdienste. Nach dem Ende der Kulturrevolution 1976<br />

bekamen die Kirchen wieder vermehrt Zulauf.<br />

Fotos: Shi Kai<br />

So auch die methodistische Huaxiang Gemeinde, die<br />

im Jahre 1938 ihre erste Kirche im Zentrum der südchinesischen<br />

Stadt Fuzhou errichtete. Damals überragte<br />

der Turm weithin das Häusermeer, heute ist die<br />

kleine Kirche erdrückt von Shoppingmalls, Hochhäusern<br />

und Glaspalästen. Das, und der dringend benötigte<br />

Raum für den Gottesdienst waren die Gründe<br />

für einen Neubau, ein Gemeindezentrum unmittelbar<br />

neben dem alten Gebäude.<br />

Das in historischer Nachbarschaft gelegene<br />

Grundstück unterlag vielfältigen behördlichen Flächen-<br />

und Höhenbeschränkungen. Aufgrund der<br />

umgebenden Bebauung war die Sichtbarkeit des<br />

künftigen Gebäudes auf die oberen Ebenen beschränkt.<br />

Schlussendlich ging es auch darum, inmitten<br />

der Ansammlung östlicher und westlicher<br />

Architekturen eine klare Positionierung und selbstbewusste<br />

Formensprache zu zeigen.<br />

Und das ist Architekt Dirk U. Moench vom Büro IN-<br />

UCE auch gelungen. Der neue Körper passt sich<br />

durch seine Faltungen und Gliederungen der Proportion<br />

der alten Kirche an. Er ist praktisch ein Mediator<br />

zwischen alt und neu. Hoch beginnend fällt das<br />

Gemeindezentrum zum Bestandsbau immer weiter<br />

ab, wodurch der Glockenturm exponiert wird und<br />

der Eindruck einer organisch gewachsenen Stadtsilhouette<br />

entsteht.


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31<br />

Magazin<br />

Als Kontrast zu den Glanz und Macht ausstrahlenden<br />

Spiegelfassaden der umliegenden Malls, hat die<br />

Kirche eine Haut aus roten Kieselsteinen, die mittels<br />

einer traditionellen Putztechnik angebracht wurde.<br />

Diese Technik verleiht der Oberfläche einen haptischen<br />

Touch, eine Wärme, eine Menschlichkeit, fordert<br />

zum Angreifen und Berühren auf. Im Umfeld der<br />

architektonischen Spitzenleistungen tritt sie durch<br />

eine Bescheidenheit hervor.<br />

Bei diesem Konzept der Architektur spielen auch die<br />

Dachflächen eine zentrale Rolle: Sie sind als öffentlich<br />

zugängliche Freilicht-Amphitheater konzipiert und<br />

ermöglichen es der Gemeinde, Gottesdienste unter<br />

freiem Himmel abzuhalten. Von den benachbarten<br />

Gebäuden aus gesehen, bilden die Amphitheater jedoch<br />

eine dramatische Bühne urbanen Ausmaßes,<br />

auf welcher die Gemeinde sich selbst darstellen kann.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

32<br />

Magazin<br />

Die große Welle<br />

Es gibt in Wien auch einige Wandmalereien, die über die Größe von Graffitis hinausgehen,<br />

aber keine hat derartig monumentale Ausmaße wie die Fassadengestaltung<br />

in Etalon City, in der südlichen Butovoregion südwestlich von Moskau gelegen. Es<br />

ist eine sehr gut entwickelte Wohngegend, die von den Qualitäten der umgebenden<br />

Natur profitiert. Die Siedlung umfasst neun Wohngebäude der sogenannten Komfortklasse,<br />

Geschäfte und soziale Infrastruktur.<br />

Fotos: Etalon Group<br />

Ein besonderer Aspekt des Komplexes – der an und<br />

für sich nur kastenförmige Wohnsilos der schlimmsten<br />

Ausprägung besitzt – ist, dass jedes der Häuser<br />

in seiner Fassade eine bestimmte, internationale<br />

Großstadt zeigen soll. Die ersten geplanten Ansichten<br />

reproduzieren die Silhouetten von New York,<br />

Chicago, Barcelona und Monaco. In weiterer Folge<br />

des Fassadendesigns sollen diese Themen auch in<br />

der Gestaltung der öffentlichen Bereiche und in der<br />

Landschaftsgestaltung um die Architektur ihren Niederschlag<br />

finden.


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33<br />

Magazin<br />

Die leistungsstarke Betonschraube für<br />

höchsten Montagekomfort<br />

Die neue ULTRACUT FBS II 6<br />

Katsushika Hokusai‘s ikonenhafte „Great Wave“ hat<br />

nun ihren Weg auf die Fassaden von sechs dieser<br />

Wohnhochhäuser in der Nähe von Moskau gefunden,<br />

und zwar in der Form einer gigantischen Wandmalerei.<br />

Die sechs Bauten sind ein Teil des oben beschriebenen<br />

Bauvorhabens. Die Architekten (Etalon Group)<br />

hinter diesem Immobilienprojekt versuchten, neue<br />

Lösungen für die Ansichten ihrer Bauvorhaben zu<br />

finden. Deshalb wählten sie das Bild des japanischen<br />

Künstlers und übertrugen es auf die rechteckigen Ansichten<br />

der Wohnblöcke, die entlang einer Autobahn<br />

situiert und somit unübersehbar sind. Die Gesamtfläche<br />

der bemalten Fassaden beträgt fast 60.000 Quadratmeter.<br />

Hokusai hat 60 Jahre lang gemalt, bis er<br />

dieses Werk, eher am Ende seines Lebens, schuf. Sein<br />

Original ist ca. 30 x 35 Zentimeter groß und hat viele,<br />

unter anderem auch Van Gogh, inspiriert. Tausendfach<br />

kopiert und vervielfältigt, ist es letztendlich auch<br />

an russischen Hausmauern zu sehen.<br />

www.fischer.at


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

34<br />

Magazin<br />

Interdisziplinärer Wettbewerb<br />

Eine Brücke zwischen Architektur- und<br />

Bauingenieurstudenten schlägt wieder<br />

die diesjährige Concrete Student<br />

Trophy: Das interdisziplinäre Arbeiten<br />

ist Grundgedanke des Wettbewerbs.<br />

Denn Bauen bedeutet Teamplaying, es<br />

bedarf der Zusammenarbeit von Spezialisten<br />

in Planung und Ausführung. Die<br />

Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie<br />

(VÖZ) lobt die Concrete<br />

Student Trophy heuer zum 14. Mal aus.<br />

Das Thema ist der Entwurf einer neuen barrierefreien<br />

Fuß- und Radwegbrücke über<br />

den Donaukanal und die Ostautobahn. Damit<br />

soll die Verbindung aus dem Industriegebiet<br />

mit Fabriken und Kraftwerksanlagen<br />

sowie dem Wohngebiet in Simmering zum<br />

Freizeit- und Erholungsgebiet des Wiener<br />

Praters im 2. Wiener Gemeindebezirk mit<br />

seinen Kleingartenanlagen, Reitställen,<br />

dem Katzenheim und der Galopprennbahn<br />

Freudenau verbessert werden. Eine Brücke<br />

stellt immer auch eine soziale Verbindung<br />

zwischen den Uferbereichen her und kann<br />

so für die Menschen, die hier wohnen, arbeiten<br />

oder ihre Freizeit verbringen, neue<br />

Qualitäten schaffen.<br />

An der Ostbahnbrücke der ÖBB ist stromabwärts<br />

des Donaukanals ein Steg für Fußgänger<br />

integriert, Räder können in diesem<br />

Bereich nur geschoben werden. Zu- und<br />

Abgänge zu dieser Steganlage sowie die<br />

Steganlage selbst entsprechen nicht mehr<br />

den derzeitigen Vorgaben seitens der Stadt<br />

Wien. Die nächste Querungsmöglichkeit für<br />

Fußgänger und Radfahrer über den Donaukanal<br />

und die A4, der sogenannte Gaswerksteg,<br />

befindet sich in ca. einem Kilometer<br />

Entfernung stromaufwärts.<br />

Teilnehmen dürfen ausschließlich Teams<br />

aus mindestens zwei Studienrichtungen<br />

(Architektur, Bauingenieurwesen, Kulturtechnik<br />

und Wasserwirtschaft). Durch anspruchsvolle<br />

interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

sollen die Studierenden heuer einen<br />

Steg als neue Verbindung generieren, der<br />

die Identität des Gebiets im Sinne einer innovativen<br />

„Landmark“ stärkt.<br />

Ausschreibungsunterlagen, allgemeine<br />

Teilnahmebedingungen und technische<br />

Details unter:<br />

www.zement.at/concretestudenttrophy.<br />

Optische Täuschung<br />

Berlin ist immer eine Reise wert und<br />

für interessante Bilder, Projekte und<br />

Architekturen gut. Man muss gar nicht<br />

gezielt zu den vielen bekannten Landmarks<br />

wandern, es genügt einfach die<br />

Augen offen zu halten und schon sind<br />

sie da: Fassaden, Täuschungen und<br />

optische Illusionen.<br />

In der Nähe des (neuen) Hauptbahnhofes<br />

am Weg zum ehemaligen Kopfbahnhof<br />

der Strecke Berlin-Hamburg, dem Museum<br />

Hamburger Bahnhof, schaut man über eine<br />

Baugrube, Kräne und Autobusse, zwischen<br />

zwei, an der Straße errichteten Wohnblöcken<br />

hindurch auf ein klassizistisches<br />

Gebäude im Hintergrund – man glaubt es<br />

zumindest. Aber die Fassaden der Feuermauern<br />

im Vordergrund sind so täuschend<br />

echt bemalt, dass man auf den ersten Blick<br />

nicht weiß, was vorne, hinten, echt und unecht<br />

ist. Erst bei näherer Inspektion ergibt<br />

sich der wahre Sachverhalt.<br />

© Reischer


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

35<br />

Magazin<br />

Klimaschonende Sanierung<br />

Das Justizgebäude in Salzburg ist<br />

ein Vorzeigeprojekt für die gelungene,<br />

klimaschonende Kombination von<br />

saniertem Altbestand und Neubau: Der<br />

denkmalgeschützte Teil des Gebäudes<br />

wurde nach höchsten energetischen und<br />

ökologischen Standards umgebaut und<br />

saniert, ein moderner Zubau verbindet<br />

die beiden Gebäudetrakte miteinander.<br />

Und auf der Dachterrasse bietet ein<br />

öffentliches Café freien Blick auf die<br />

Festung Hohensalzburg.<br />

Das Projekt wurde vom Wiener Architekturbüro<br />

Franz&Sue geplant und unter der<br />

Bauherrschaft der BIG (Bundesimmobiliengesellschaft)<br />

umgesetzt. Die über hundert<br />

Jahre alte Gebäudestruktur und die Außenfassaden<br />

blieben fast gänzlich erhalten. Um<br />

die alten Zelltrakte in moderne, einladende<br />

Büroflächen umzuwandeln, wurden Wände<br />

versetzt, Oberflächen erneuert, Fenstergitter<br />

abgenommen und die Belichtungsverhältnisse<br />

durch kleine Eingriffe in der<br />

© Lukas Schaller<br />

Fassade verbessert. Die eingebaute Komfortlüftung<br />

mit Wärmerückgewinnung sorgt<br />

für sehr gute Luftqualität. Eine zentrale<br />

Vorgabe war zudem die Verwendung ausschließlich<br />

ökologisch unbedenklicher Produkte.<br />

Mit 971 von 1.000 möglichen Punkten<br />

erreicht das Gebäude den klimaaktiv<br />

Gold Standard.<br />

ISOVER<br />

ULTIMATE<br />

Die Hochleistungs-Mineralwolle<br />

Ultimativer Brandschutz<br />

Schmelzpunkt ≥ 1000 °C<br />

Höchster Wärmeschutz<br />

Wärmeleitfähigkeit<br />

ab λ D<br />

= 0,031 W/m·K<br />

Bester Schallschutz<br />

ISOVER. So wird gedämmt.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

36<br />

Magazin<br />

© Fa. Strussnig<br />

Achtsamkeit<br />

in der Architektur<br />

Hydro Building Systems Austria mit seiner Marke WICONA lädt zur Trendveranstaltung<br />

„Die neue Achtsamkeit in der Architektur“ ein. Das Event findet am<br />

25. April <strong>2019</strong> im Apothekertrakt im Schloß Schönbrunn statt. Der Produzent<br />

und seine Kooperationspartner Geze, Warema, Pilkington, HD Wahl und s:stebler<br />

beschäftigen sich zu diesem Anlass mit den Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft<br />

(Circular Economy).<br />

Als Key Note Speaker und Moderatorin<br />

fungiert DI.in Dr.in techn. Margit Ulama.<br />

Den Gästen werden neben einer kompakten<br />

Ausstellung Impulsvorträge mit Beispielen<br />

innovativer Lösungen für Projekte<br />

mit architektonischer Relevanz geboten.<br />

„WICONA spielt mit Produkten aus rezyklierten<br />

Materialien eine Vorreiterrolle auf<br />

dem Gebiet der Nachhaltigkeit. Verantwortungsvoller<br />

Umgang mit Ressourcen ist ein<br />

Hauptthema für die zukünftige Entwicklung<br />

des Unternehmens“, erklärt Dipl.-Wi.-<br />

Ing. (FH) Jörg Meiche, Vertriebsleiter Hydro<br />

Building Systems Austria.<br />

Denn in der Architektur und im Bauwesen<br />

spielt Nachhaltigkeit eine immer größere<br />

Rolle. WICONA hat mit dem „Infinite Aluminium<br />

by WICONA“-Programm einen wichtigen<br />

Schritt in diese Richtung gemacht.<br />

Systemlösungen mit Inifinite Aluminium<br />

by WICONA haben den höchsten Anteil<br />

an wiederverwerteten End-of-life-Materialien<br />

am Markt. Konkret liegt der Anteil<br />

bei 75 Prozent und mehr. Damit werden<br />

ca. 20.000 Tonnen CO 2 pro Jahr gespart<br />

und der CO 2 -Fußabdruck um 30 Prozent<br />

gesenkt. Aluminium ist der optimale Werkstoff<br />

für Recycling. Es kann immer wieder<br />

verwendet werden, ohne Einbußen bei Qualität<br />

oder Materialeigenschaften. End-of-life-Aluminium<br />

verbraucht darüber hinaus<br />

nur 5 Prozent der Energie, die bei der Herstellung<br />

von Primäraluminium benötigt<br />

wird. Bis Jahresende will man 40 Prozent<br />

des Programms auf dieses Verfahren umstellen,<br />

verlautbarte das Unternehmen.<br />

25. April – Wien, Apothekertrakt Schönbrunn<br />

Ab 13:30 bis 18:00h<br />

Anmeldungen sind erbeten unter:<br />

Petra.koenig@hydro.com<br />

WICONA<br />

Hydro Building Systems Austria GmbH<br />

T +43 (0)6212 20000<br />

info@wicona.at<br />

www.wicona.at<br />

© DIE VORSORGR WOHNUNGEN IMMOBILIENMAKLER GMBH


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

37<br />

Magazin<br />

Verarbeitungsrichtlinie für<br />

Wärmedämmverbundsysteme<br />

Kostenreduktion und Wohlgefühl rund<br />

ums Jahr: Das sind zwei der zahlreichen<br />

Zusicherungen eines Wärmedämmverbundsystems<br />

(WDVS). Damit<br />

diese Versprechen halten können, ist<br />

jedoch eine fachgerechte Planung und<br />

Verarbeitung notwendig.<br />

Denn nur eine professionelle Planung und<br />

Ausführung eines komplexen WDVS kann<br />

vor künftigen Schäden schützen und den<br />

Nutzern langfristig Energie- und Kostenersparnisse<br />

sichern. Die Erarbeitung einer<br />

Verarbeitungsrichtlinie lag daher auf der<br />

Hand und bereits 1985 erschien die erste<br />

VAR für WDVS. Über die Jahre hat sie sich<br />

zu einem Standardwerk entwickelt.<br />

Der zertifizierte Fachverarbeiter wird mit<br />

der VAR an Österreichs BAUAkademien<br />

geschult. Basis der Richtlinien sind die aktuellen<br />

Normen und Vorschriften in Österreich<br />

sowie Richtlinien und Merkblätter, die<br />

das Thema WDVS beinhalten. Im Gegensatz<br />

zur Norm, der anerkannten Regel der<br />

Technik, gibt eine Verarbeitungsrichtlinie<br />

weiter gehende und erklärende Information.<br />

Das ist notwendig, weil bei einem WDVS<br />

viele Gewerke zusammenlaufen und das<br />

ist fehleranfällig bei mangelnder Planung<br />

und unsachgemäßer Verarbeitung. Die aktualisierte<br />

Verarbeitungsrichtlinie (VAR)<br />

für Wärmedämmverbundsysteme (WDVS)<br />

steht nun als E-Book kostenlos unter der<br />

Webadresse var.waermedaemmsysteme.at<br />

zum Download zur Verfügung.<br />

DI Dr. Clemens Hecht<br />

Sprecher der Arbeitsgemeinschaft<br />

Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme.<br />

Andreas Jäger<br />

Klimaexperte<br />

Nur wahre Klimaschützer<br />

erhalten das Österreichische<br />

Umweltzeichen.<br />

Es gibt viele Wege, das Klima zu<br />

schützen. Eine gute Wärmedämmung<br />

gehört zu den effektivsten – vor allem,<br />

wenn sie auch noch umweltfreundlich<br />

produziert wird. Kein Wunder also,<br />

dass wir von Austrotherm uns<br />

als einziger Produzent über das<br />

Österreichische Umweltzeichen für<br />

Austrotherm XPS ® freuen dürfen.<br />

Und unsere Partner mit uns.<br />

austrotherm.com<br />

Gutes Klima. Gutes Leben.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

38<br />

Magazin<br />

© Schüco<br />

Mit zwölf unterschiedlichen Öffnungsvarianten bietet das Schiebesystem Schüco ASE 80.HI TipTronic<br />

einzigartige Gestaltungsfreiheiten bei automatisch angetriebenen Schiebesystemen.<br />

© Hueck<br />

HUECK: Hoher Schallschutz für den Einsatz<br />

im lärmbelasteten Umfeld.<br />

Praxisorientierte und<br />

innovative Lösungen<br />

Der Gewerke übergreifende universelle Ansatz der BAU <strong>2019</strong> in München macht<br />

sie zum wichtigsten Branchentreffpunkt für alle, die professionell mit dem Planen<br />

und Bauen zu tun haben. Sie setzt immer wieder qualitative wie quantitative<br />

Maßstäbe, ebenso wie die Aluminium-Profilsystem-Anbieter Alukönigstahl GmbH<br />

(System SCHÜCO) und Hueck Aluminium GmbH (System HUECK), die in Österreich<br />

die Gemeinschaftsmarke ALU-FENSTER führen. Im Rahmen der diesjährigen<br />

Fachmesse wurden bei Schüco und Hueck zahlreiche Innovationen vorgestellt.<br />

Bei Schüco nahmen Smart Building Lösungen eine<br />

wichtige Rolle bei komfortablen, sicheren und barrierefrei<br />

gestalteten Lebens- und Arbeitsräumen ein<br />

sowie das Thema Digitalisierung. Schüco AWS Fenstersysteme<br />

bieten für Fenstertüren die innovative<br />

Null-Niveau-Schwelle, verfügbar in 70, 75 und 90 mm<br />

Bautiefe. Mit den Schiebesystem-Plattformen Schüco<br />

ASE 60/80 TipTronic sowie Schüco ASE 67 PD<br />

und Schüco ASS 77 PD lassen sich architektonisch<br />

anspruchsvolle Schiebe- und Hebe-Schiebe-Lösungen<br />

fertigen. Im Bereich Digitalisation & Fabrikation<br />

finden Planer, Architekten, Verarbeiter und<br />

Bauherren digitale Lösungen für alle Phasen eines<br />

Bauprojektes. Schüco Fabrication macht es sich zur<br />

Aufgabe, Metallbaupartnern das Arbeiten durch ein<br />

optimal aufeinander abgestimmtes Lösungspaket<br />

aus Software, Hardware, Services und Daten für Fertigungsmaschinen<br />

zu erleichtern.<br />

Hueck präsentierte auf vier Themeninseln seine<br />

Kernkompetenzen als Systemanbieter für praxisgerechte<br />

Fenster und Türen, Fassaden, Schiebelemente<br />

und Brandschutzkonstruktionen. Der große<br />

Vorteil liegt im übergreifenden Gleichteile-Konzept<br />

und in der Kombinierbarkeit untereinander. Mit dem<br />

Fenster- und Türensystem WS/DS 075, dem innovativen<br />

Schallschutzfenster Lambda Silent Air, den<br />

zertifizierten Brand- und Rauchschutzlösungen der<br />

Serie Lava in Kombination mit Einbruchhemmung<br />

und Panikfunktion, der Schiebeserie Volato SLS 075,<br />

sowie dem neuen Fassadensystem Trigon FS und<br />

der Fassadenlösung Trigon GSP mit Glas Sandwich<br />

Paneelen bis zu 16m Länge zeigte das Systemhaus<br />

seine Weiterentwicklungen und Optimierungen im<br />

Systembereich. Mit neuen digitalen Werkzeugen in<br />

den Bereichen Dokumentation und BIM-Objekten für<br />

Hueck-Serien WS/DS 075 stellt sich das Unternehmen<br />

den zukünftigen Herausforderungen.<br />

www.alufenster.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Magazin<br />

© Jakub Skokan, Martin Tůma<br />

Die Ansicht<br />

der Landschaft<br />

Nicht nur von unten, sondern auch von oben kann man<br />

Landschaften bewundern. Deshalb hat das Büro Huť <strong>architektur</strong>y<br />

Martin Rajniš s.r.o (MgA. David Kubík) einen<br />

Aussichtsturm für das Skiresort Kraličák in Tschechien<br />

entworfen.<br />

Der 35 Meter hohe Bau steht auf einem Stahlbetonfundament,<br />

wurde 2018 eröffnet und ist das ganze Jahr über zugänglich.<br />

Der Turm steht als Obelisk in der Landschaft und als Konstruktionsmaterial<br />

für die vertikalen Teile verwendete man druckimprägnierte<br />

Lärchenbalken. Das Bauwerk ist seitlich mit Stahlkabeln<br />

gesichert und verspannt, wobei die Kabelabspannungen<br />

in Betonfundamenten ca. 15 Meter seitlich der Architektur<br />

im Boden verankert sind. Stahlbolzen verbinden die jeweils 5<br />

Meter langen senkrechten Balken. Die Aussichtsplattform an<br />

ihrem oberen Ende ist durch Sicherheitsglasscheiben wettergeschützt<br />

ausgeführt. In der Mitte des Turmes hängt eine hölzerne<br />

Wendeltreppe, über deren 152 Stufen die Plattform über<br />

den Wipfeln des umgebenden Waldes erreichbar ist – nur noch<br />

überragt von einem roten Signallicht und einer Windfahne.<br />

riesig geSTAHLtet<br />

die ehemaligen Werkshallen der Marinebasis in Brest<br />

erstrahlen in neuem Glanz<br />

• die riesigen Tore lassen viel natürliches Licht in den Raum fliessen<br />

und garantieren gleichzeitig eine exzellente Wärmedämmung<br />

• Profilsystem: forster unico<br />

www.forster-profile.ch


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

40<br />

Magazin<br />

Ein abgehängter<br />

Raum aus Holz<br />

Die Schweizer Architekten Furrer Jud haben mit großem Geschick die geforderten<br />

Sozialräume einer Firma in deren bestehender Werkhalle in Gwatt bei Thun/Schweiz<br />

untergebracht. Den Kubus aus Stahl, Glas und Holz für das geforderte Volumen hängten<br />

die Architekten in die bestehende Tragstruktur der Halle. Böden und Decken<br />

bestehen aus Flächenelementen aus Holz. Der passende Ort für den Würfel wurde<br />

in der südwestlichen Hallenecke gefunden. Hier konnte ein Kran stillgelegt und das<br />

überdimensionierte Tragwerk für den Einbau genutzt werden. Auf einer Nutzfläche<br />

von 280 Quadratmetern beherbergt der dreistöckige Kubus auf jeweils einer Ebene<br />

eine Garderobe, einen Schulungsraum sowie einen Aufenthaltsraum.<br />

Fotos: Furrer Jud Architekten


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

41<br />

Magazin<br />

Während das Erdgeschoss gemauert wurde, planten<br />

die Architekten die beiden Obergeschosse als leichte<br />

Hybridkonstruktion aus Stahl, Glas und Holz und<br />

hängten diese in die Kranbahn ein. Eine umlaufende<br />

50 Zentimeter hohe Einfachverglasung verbindet<br />

den gemauerten Sockel mit den hängenden Obergeschossen.<br />

So gelangt einerseits Tageslicht in die Garderobe,<br />

andererseits gleicht die Glasfuge, als verbindendes<br />

Element zwischen gemauertem Sockel und<br />

darüber liegendem Stahlkörper Unterschiede aus. Im<br />

Zuge der Erweiterung wurde zudem die Fassade der<br />

Halle im Südwesten geöffnet und mit einer gebäudehohen<br />

Verglasung versehen. Das sorgt nicht nur für<br />

den Einfall von Tageslicht in Halle und Kubus, auch<br />

ist der Raumstapel so von außen sichtbar und Blickbeziehungen<br />

nach draußen sind möglich.<br />

Für Böden und Decken kamen Elemente aus Holz<br />

zum Einsatz. Als großer Vorteil dieser Bauweise gegenüber<br />

einer klassischen Betonverbunddecke stellt<br />

sich die Gewichtseinsparung dar. Innerhalb des Kubus<br />

sind die Deckenelemente 320 Millimeter hoch und<br />

spannen frei über 7,5 Meter. Sie sind in Sichtqualität<br />

ausgeführt und ihr Brandwiderstand erfüllt die Forderungen<br />

der EU Brandschutznorm (REI 30). Hölzerne<br />

Flächenelemente kamen auch als Deckenabschluss<br />

über dem Laubengang im zweiten Obergeschoss<br />

sowie über der Treppe zwischen Erd- und erstem<br />

Obergeschoss zum Einsatz, dort mit einer Bauhöhe<br />

von 180 Millimetern. Mit ihrer Lochung auf der Untersicht<br />

und hinterlegten Absorberplatten sorgen<br />

die Flächen elemente für beste Schallabsorption und<br />

optimale Raumakustik in den neuen Räumen. Darüber<br />

hinaus sind in die Deckenelemente bereits Sprinklerköpfe<br />

und Einbaulampen eingelassen, die Anschlussleitungen<br />

werden innerhalb der Elemente geführt.<br />

Alle zum Einbau nötigen Anschlüsse, wie auch die Nut<br />

zur Aufnahme der raumhohen Festverglasungen wurden<br />

bereits vorgefertigt. So mussten auf der Baustelle<br />

die Bauteile nur noch auf die vorbereiteten Auflager<br />

gelegt und anschließend befestigt werden.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

42<br />

Bau & Recht<br />

Die teuren Folgen von<br />

falschen Nutzwertgutachten<br />

Verkauf von Wohnungen, deren Aufteilung im Erbfall oder die richtige Zuordnung<br />

von Kostenanteilen – etwa bei Sanierungen oder der jährlichen Betriebskostenabrechnung<br />

– brauchen eine exakte Berechnungsbasis: die Nutzfläche oder den<br />

Nutzwert. Dieser Nutzwert wird von Sachverständigen festgestellt, im Nutzwertgutachten<br />

dokumentiert, in den Wohnungseigentumsvertrag übernommen, und<br />

dann im Grundbuch verbüchert. Ist das Nutzwertgutachten falsch, kann das teuer<br />

werden. <strong>architektur</strong> sprach über diesen Themenbereich mit der Expertin Arch. DI<br />

Regina M. Lettner, Geschäftsführerin der baukult ZT GmbH - Architektur und Realitätenconsulting.<br />

Parifizierung erfordert<br />

hohe Fachkompetenz<br />

Entspricht der Grundbucheintrag nicht der<br />

Realität, führt das im schlimmsten Fall zur<br />

Auflösung der WohnungseigentümerInnengemeinschaft<br />

oder Rückabwicklung<br />

des Kaufvertrages. Geregelt ist das im<br />

Wohnungseigentumsgesetz [WEG 2002].<br />

Auf Antrag sind die Nutzwerte vom Gericht<br />

insbesondere dann abweichend vom<br />

Nutzwertgutachten festzusetzen, wenn das<br />

Gutachten gegen zwingende Grundsätze<br />

der Nutzwertberechnung verstößt, oder bei<br />

einem Wohnungseigentumsobjekt um mehr<br />

als 3 Prozent von den tatsächlichen Gegebenheiten<br />

abweicht.<br />

Die Architektin und Sachverständige Regina<br />

Lettner weiß, welche Fehler gemacht<br />

werden und wie sie zu vermeiden sind. Sie<br />

meint, dass es im Bewertungsverfahren viele<br />

Punkte gibt, die mehr Beachtung erfordern,<br />

als sie vielfach bekommen. Man sieht<br />

oft falsche Nutzwertgutachten und den<br />

Rattenschwanz an rechtlichen Folgen, den<br />

diese nach sich ziehen. Daher rät sie, Bewertungen<br />

nur von Profis machen zu lassen.<br />

Klare Vorgaben im<br />

Wohnungseigentumsgesetz<br />

Was genau zu tun ist, steht ebenfalls im<br />

Wohnungseigentumsgesetz. Auch Regelwerke<br />

wie die Vorgaben des Hauptverbandes<br />

der allgemein beeideten und gerichtlich<br />

zertifizierten Sachverständigen oder jene<br />

des Magistrats der Stadt Wien, der MA 25<br />

geben Aufschluss über Anforderungen und<br />

Bewertungsmethoden. Die häufigsten Fehlerquellen<br />

sind:<br />

• Keine (persönliche) Befundaufnahme<br />

• Divergenzen zwischen Bauplan und Bestand<br />

und/oder sonstigen Unterlagen<br />

• Das Bestandsobjekt ist nicht wohnungseigentumstauglich<br />

• Falsche Nutzflächenberechnung<br />

• Falsch gerechnete Zuschläge<br />

• Fehlende oder unrichtige Zu- und Abstriche<br />

• Die Zuordenbarkeit ist nicht gegeben<br />

• Die Regelwohnung ist eine virtuell angenommene<br />

• U. v. a. m.<br />

Mit der persönlichen Befundung aller Wohnungseigentumsobjekte<br />

lassen sich Fehler<br />

vermeiden, etwa die Divergenzen zwischen<br />

Bauplan und Bestand, die alltäglich auftreten,<br />

wie Regina Lettner feststellt. Sie kenne<br />

kein einziges Zinshaus, bei dem der baubehördlich<br />

bewilligte Konsens mit der Realität<br />

übereinstimmt. Daher ist die häufig geübte<br />

Praxis riskant, die Raumnutzungen oder die<br />

Nutzfläche ohne Überprüfung einfach aus<br />

den baubehördlich bewilligten Plänen oder<br />

auch aus Verkaufsplänen zu übernehmen.<br />

Man muss nur zu oft feststellen, dass viele<br />

Flächensummen unrichtig sind oder einzelne<br />

Flächen falsch ausgewiesen werden – zu den<br />

„Klassikern“ gehört die falsche Bezeichnung<br />

von Balkon oder Loggia. Oft zeigen Verkaufspläne<br />

auch Flächen, die Allgemeinflächen<br />

sind, wie zum Beispiel Flachdächer oder Vorbereiche<br />

von Wohnungseingangstüren. Solche<br />

Abweichungen sind unbedingt zu klären.<br />

Auch der OGH hat in einem Urteil festgestellt,<br />

dass eine persönliche Befundung bei<br />

Gutachten unabdingbar ist.<br />

© Redtenbacher<br />

Der Nutzwertcheck als Online-Tool<br />

EigentümerInnen empfiehlt die Expertin,<br />

sich vorab selbst schlau zu machen, worum<br />

es hier überhaupt geht. Dazu hat baukult<br />

ein Tool entwickelt, mit dem man selbst den<br />

Nutzwert einer Wohnung näherungsweise<br />

berechnen kann. Dieser selbsterklärende<br />

Online-Check navigiert in vier Schritten<br />

durch das Programm:<br />

Schritt 1: Eingabe der Objektdaten<br />

Schritt 2: Eingabe der Nutzflächen von<br />

Wohnräumen, Keller, Lagerflächen, Balkonen,<br />

Terrassen, etc.<br />

Schritt 3: Wahl der Zu- und Abschläge, beispielsweise<br />

Zuschläge für die Lage an einer<br />

verkehrsarmen Straße oder Abschläge für<br />

eine Wohnung im fünften Obergeschoss<br />

ohne Lift.<br />

Schritt 4: Automatische Berechnung des<br />

Nutzwertes der einzelnen Wohnung<br />

Selbstcheck ersetzt kein Gutachten<br />

Klarerweise ist dieser Check kein Ersatz für<br />

das Nutzwertgutachten – wie auch ein Online-Kreditrechner<br />

von Banken kein Angebot<br />

für eine Kreditvereinbarung ist. Lettner<br />

betont, dass das Ziel aller Verantwortlichen<br />

sein muss, „richtige“ Eigentumsanteile auszuweisen,<br />

um den langen Rattenschwanz<br />

an rechtliche Konsequenzen zu vermeiden.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

| BA12-17G |<br />

Das Gebäude der Zukunft<br />

kann auch so aussehen.<br />

Ideal für Modernisierungen: Die offene,<br />

PC-basierte Gebäudeautomation<br />

von Beckhoff.<br />

Magazin<br />

© Steve Hall<br />

Chicago<br />

Architecture<br />

Biennial<br />

Die Chicago Architektur Biennale – 19. September <strong>2019</strong><br />

bis 5. Jänner 2020 – ist eine Plattform, welche das Verständnis<br />

für die Organisation der Gesellschaft durch die<br />

Untersuchung unserer gebauten Umwelt fördern will.<br />

Als Ausgangspunkt für eine globale Diskussion wählte sie sich<br />

Chicago. Deswegen hat das Kuratorenteam – Yesomi Umolu,<br />

Sepake Angiama und Paulo Tavares – für <strong>2019</strong> bereits im Vorjahr<br />

eine Untersuchung über die räumlichen, historischen und<br />

sozioökonomischen Bedingungen in Chicago initiiert. Themen<br />

wie ein alternatives Design oder die Verbindung zwischen Natur,<br />

Gesellschaft und gebauter Umwelt, Erscheinen und Verschwinden<br />

von Gedenkplätzen und politischer Erinnerung, Orte<br />

als Zeichen der Vergangenheit, Sichtbares und Unsichtbares<br />

versprechen eine interessante Auseinandersetzung der Teilnehmer.<br />

Auch der Begriff des Common Ground steht wieder<br />

einmal auf der Agenda.<br />

www.beckhoff.at/building<br />

So wird wertvolle Bausubstanz nicht nur erhalten, sondern zukunftsfi t<br />

gemacht: Mit der integralen Gebäudeautomation von Beckhoff<br />

implementieren Sie alle Möglichkeiten der Kommunikations- und<br />

Steuerungstechnik – angepasst an die individuellen Bedürfnisse der<br />

Immobilie. Alle Gewerke werden von einer einheitlichen Hard- und<br />

Softwareplattform gesteuert: Ganz gleich, ob es um die nutzungsgerechte<br />

Beleuchtung, die komfortable Raumautomation oder<br />

die hocheffi ziente HLK-Regelung geht. Für alle Gewerke stehen<br />

vordefi nierte Softwarebausteine zur Verfügung, die das Engineering<br />

enorm vereinfachen. Funktionserweiterungen oder -änderungen sind<br />

jederzeit möglich. Das Ergebnis: Durch die optimale Abstimmung aller<br />

Gewerke werden die Energieeinsparpotenziale voll ausgeschöpft und<br />

die Effi zienz der Bewirtschaftung deutlich erhöht.<br />

Diese Forschungsinitiative soll auch Beziehungen und Auseinandersetzung<br />

über das Thema zwischen vier Städten fördern:<br />

Chicago, SãoPaulo, Johannesburg und Vancouver. Diese<br />

vier Städte hat man ausgesucht, als Orte und Räume, in denen<br />

die o.a. Themen in einer interessanten und auch diversen Art<br />

auftauchen, vielleicht auch ein Problem sind. So soll im Forum<br />

der Biennale <strong>2019</strong> eine Reihe von Perspektiven, gelebten Experimenten<br />

und Voraussagungen zu sehen sein. Adressiert ist<br />

das Event an Architekten, Stadtplaner, Urbanisten, Designer,<br />

Schriftsteller, Künstler und alle Bürger dieser Städte.<br />

Das historische Chicago Cultural Center im Herzen von Downtown<br />

Chicago mit mehr als 6.500 Quadratmetern Ausstellungsfläche<br />

dient als Drehscheibe für die Aktivitäten der Biennale<br />

und ist auch Ort der Hauptshow.<br />

Die ganzheitliche Automatisierungslösung<br />

von Beckhoff:<br />

Flexible<br />

Visualisierung/<br />

Bedienung<br />

Skalierbare Steuerungstechnik,<br />

modulare I/O-<br />

Busklemmen<br />

Modulare<br />

Software-<br />

Bibliotheken


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

44<br />

Social Media<br />

Emotionales in die<br />

Architektur einbinden<br />

Soziale Medien verändern unsere Wahrnehmung auf Räume – Gestaltung wird<br />

immer wichtiger. <strong>architektur</strong> sprach mit Andreea Cebuc von C’est Design über<br />

Veränderungen in der Architektur, Herausforderungen und Chancen, die soziale<br />

Netzwerke mit sich bringen.<br />

Text: Mag. Elisabeth Klokar<br />

Sie sind der Ansicht, Social Media verändere<br />

die Architektur der Zukunft. Wie können wir<br />

uns das vorstellen?<br />

Heute gibt es kostenfreie Tools wie Instagram,<br />

Facebook, Pinterest und Co, um<br />

sein Image aufzubauen, Projekte zu publizieren<br />

und sich miteinander zu vernetzen.<br />

Auf schnelle Art und Weise erreicht man<br />

viele Interessenten – vom Endkunden bis<br />

zum Bauherrn, denn Social Media funktioniert<br />

weltweit und disziplinenübergreifend,<br />

nicht nur punktuell. Vieles ist selbst steuerbar<br />

und Agenturen und klassische Werbung<br />

sind nicht mehr die einzigen Anlaufstellen,<br />

um bekannt zu werden.<br />

Wie können Architekten soziale Netzwerke<br />

für sich nutzen?<br />

Jede Plattform hat ihre Besonderheiten –<br />

eine Strategie ist entscheidend. Zu Beginn<br />

wird die Zielgruppe definiert. Netzwerke und<br />

passender Content richten sich in weiterer<br />

Folge danach aus. Zum Beispiel Instagram –<br />

dieses Tool ist eine Art digitales Fotoalbum.<br />

Es können Bilder, Videos und Live-Storys<br />

gepostet werden, von Hochglanz-Bildern bis<br />

hin zu persönlichen (Büro-)Einblicken. Mittels<br />

Hashtags und Geotags wiederum wird<br />

man gefunden. So wurden bereits Lokale,<br />

Geschäfte, Hotels oder ganze Regionen zu<br />

Besuchermagneten.<br />

#instagrammable - ein Wort dass in der Instagram-Blase<br />

nicht zu vernachlässigen ist.<br />

Sie sprechen in diesem Zusammenhang von<br />

der perfekten Kulisse für Fotos. Gibt es Kriterien<br />

dafür?<br />

Architektur ist ein weites Feld – von der<br />

Eventgestaltung bis hin zur Stadtplanung.<br />

Für Andreea Cebuc ist Architektur eine Bühne<br />

und Interiordesign die Kulisse. Soziale Medien<br />

spielen in ihrem Gestaltungsansatz als<br />

„digitale Visitenkarte” eine wesentliche Rolle.<br />

Und so vielfältig sind auch die „Kulissen“.<br />

Das können öffentliche Plätze, farbenfrohe<br />

Innenräume oder markante Gebäudefassaden<br />

sein. Geteilt wird heute das, wo Menschen<br />

sich wohlfühlen, etwas individuell gestalten<br />

oder mit etwas interagieren können<br />

und einen einzigartigen Rahmen für Fotos<br />

vorfinden. Es geht um Emotionalität in der<br />

Architektur.<br />

Wächst der Druck auf Architekten dadurch?<br />

Ja und Nein. Ein Architekt trägt immer Verantwortung,<br />

er kreiert (nutzbare) Umgebungen.<br />

Ich denke, der Leitsatz „form follows<br />

function“ bleibt meiner Ansicht nach weiterhin<br />

die Basis. Auf Grund von gesellschaftlichen<br />

und ökologischen Veränderungen<br />

entstehen jedoch neue Bedürfnisse – besonders<br />

die junge Generation wird bestimmender<br />

und legt Wert auf Gestaltung und<br />

Persönlichkeit. Geändert hat sich auf alle<br />

Fälle die Rezension – in Zeiten der globalen<br />

Vernetzung wird viel schneller publik, was<br />

funktioniert und was nicht. Der Beruf des<br />

Architekten ist heute flexibler, beweglicher<br />

geworden. Und Soziale Netzwerke sind dafür<br />

gute (Analyse-)Tools, da sie näher am<br />

Menschen und direkt aus dem Leben gegriffen<br />

sind.<br />

Ist Social Media also Herausforderung und<br />

Chance zugleich?<br />

Ich sehe die Tools auf alle Fälle als Chance!<br />

Mittlerweile gibt es bereits Projekte, die<br />

eigens dafür entworfen wurden, etwa das<br />

Paradiso Ibiza Art Hotel oder Casa Malca in<br />

Tulum. Sie sind treffende Beispiele, wie Social<br />

Media auch den Tourismus ankurbeln<br />

kann. Weiters bieten die bereits erwähnten<br />

Geotags Hinweise auf Orte, die oft gepostet<br />

und demnach frequentiert werden – eine<br />

Möglichkeit, sich Anregungen für zukünftige<br />

(Um-)Gestaltungen zu holen. Instagram ist<br />

eine riesige Datenbank, die analysierbar ist.<br />

Konzipieren für Soziale Netzwerke? Besteht<br />

die Gefahr, dass Entwürfe dann zu reinen<br />

„Landmarks“ werden?<br />

Ein falscher Ansatz wäre es, nur die Oberfläche<br />

zu gestalten. Das hält sich kurzfristig,<br />

wird aber auf Dauer nicht funktionieren. Es<br />

muss immer weiter gedacht und eine Nutzung<br />

einplant werden.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

45<br />

Social Media<br />

In welchem Stadium der Planung sollte auf<br />

„Social Media-Tauglichkeit“ geachtet werden?<br />

Generell von Beginn an. Je nach Projekt gibt<br />

es verschiedenste Bereiche, die sehr individuell<br />

zu handhaben sind; etwa die Lichtplanung<br />

in Innenräumen, denn meist werden<br />

Fotos mit dem Handy gemacht. Hintergründe<br />

sind immer eine Herausforderung. Eine<br />

fototaugliche Wand, auch in kleinen Räumen,<br />

ist sehr effektiv. Kooperationen mit<br />

anderen Branchenplayern können ebenfalls<br />

helfen, die Bekanntheit zu erhöhen.<br />

Was ist Social Media für die Architektur nicht?<br />

Der Ersatz für die Wahrnehmung vor Ort.<br />

Fotos können niemals das tatsächliche Erlebnis<br />

– den Moment – transportieren.<br />

Soziale Medien und deren Trends ändern<br />

sich rasch und sind schnelllebig. Wie passt<br />

das generell zur Architektur?<br />

Sie sind immer als Ergänzung zu sehen, als<br />

ein zusätzliches mediales Sprachrohr. Die<br />

Differenz zwischen Realität versus Account<br />

© Patrick Domingo<br />

Sneak In, Wien<br />

Als Kulisse für Social Media wurde in diesem Shop eigens eine<br />

flexibel anpassbare Präsentationswand für die rasch wechselnde<br />

Präsentation der Produkte errichtet.<br />

sollte aber möglichst gering gehalten werden.<br />

Nur so entstehen Glaubwürdigkeit und<br />

Vertrauen. Und Architektur ist immer ein<br />

Prozess – soziale Medien können diesen<br />

Metabolismus abbilden: Einblicke in Planungsschritte<br />

schaffen Nähe, damit werden<br />

Architekten wie auch die Projekte für Menschen<br />

greifbarer.<br />

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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

46<br />

<strong>architektur</strong>szene<br />

Bauhaus<br />

Baukunst oder Bausünde?<br />

Mit dem Jahr <strong>2019</strong> ist das sogenannte „Bauhausjahr“ angebrochen. Denn schließlich<br />

feiert die einst und auch heute noch prägende Strömung heuer ihr 100-jähriges<br />

Jubiläum. Dadurch ergibt sich die Gelegenheit, die wohl berühmteste Kunstschule der<br />

Moderne kritisch zu hinterfragen, aber auch deren positive Seiten zu durchleuchten.<br />

Text: Dolores Stuttner<br />

Ein kostensparender Baustil, der sich nach<br />

den Bedürfnissen seiner Bewohner richtet.<br />

Nach diesen Grundsätzen arbeiteten die<br />

Anhänger der Bauhaus-Schule. Heute ist<br />

das historische Bauhaus als einflussreichste<br />

Bildungsstätte in der Sparte der Architektur<br />

im 20. Jahrhundert bekannt. Die von 1919<br />

bis 1933 bestehende Einrichtung gilt daneben<br />

als Gründungsstätte der Avantgarde in<br />

der Klassischen Moderne. Und auch heute<br />

noch lassen sich Einflüsse des Bauhaus in<br />

den modernistischen Strömungen der Baubranche<br />

erkennen.<br />

Unverkennbarer Stil oder<br />

experimentelle Kunst?<br />

Seinen Ursprung fand die Idee des Bauhaus<br />

in der gleichnamigen Schule für Architektur<br />

und Kunst. Der Architekt Walter Gropius<br />

gründete sie im Jahr 1919 in Weimar, um<br />

das Experimentieren mit neuen Formen und<br />

Stilen zu ermöglichen – neben der Baulehre<br />

wurden Malerei, Grafik, Tanz, Bühnenkunst<br />

und Fotografie unterrichtet. Ab 1927 trat<br />

aber der praktische Ansatz und mit ihm die<br />

Architektur in den Vordergrund – sowohl<br />

für das Design als auch für bildnerische<br />

Tätigkeiten sollte der Bau stets das Endziel<br />

sein. Der Grundgedanke des Gründers<br />

Walter Gropius war, das Kunsthandwerk und<br />

mit ihm einen auf Funktionalität hin ausgerichteten<br />

Stil wiederzubeleben. Damit entwickelte<br />

er eine Gegenströmung zum auf<br />

Ästhetik ausgerichteten Historismus mit<br />

seinen verzierten Gründerzeithäusern.<br />

Gleich drei Direktoren – Walter Gropius, Mies<br />

van der Rohe und Hannes Meyer – machten<br />

sich mit ihren Baustilen, die allesamt Teil<br />

der Kunstströmung der 1920er-Jahre waren,<br />

einen Namen. Die Meister verfolgten<br />

aber jeweils unterschiedliche Ziele. So ging<br />

es Walter Gropius in erster Linie darum, das<br />

kostensparende Bauen mit Fertigteilen voranzutreiben.<br />

Mies van der Rohe wollte die<br />

Grenzen zwischen Innen- und Außenraum<br />

verschwimmen lassen, während Hannes<br />

Meyer bei seinen Arbeiten stets die Bedürfnisse<br />

der Bewohner in den Mittelpunkt<br />

stellte. Ein einheitlicher oder gar unverkennbarer<br />

Stil hat sich aufgrund der unterschiedlichen<br />

Strömungen also nie etabliert.<br />

Und doch fand die Idee des Bauhaus im internationalen<br />

Raum Verbreitung. Da viele<br />

Absolventen nach der Auflösung der Schule<br />

durch die Nationalsozialisten auswanderten,<br />

wurden die Lehren nicht nur in deutschsprachigen<br />

Ländern, sondern auch in den USA<br />

und in Israel angewendet. So gilt Tel Aviv<br />

© Peter Kuley<br />

auch heute noch als die Bauhausmetropole<br />

schlechthin.<br />

„Form follows Function“<br />

Eine Verbindung aus Kunst und Industrie,<br />

modern und sachlich zugleich – so lässt<br />

sich Bauhaus als Baustil beschreiben. Es<br />

galt, die Unterscheidung zwischen Künstler<br />

und Handwerker aufzuheben und rationale<br />

Entwürfe in den Vordergrund zu stellen. Der<br />

Grundgedanke vom Bauhaus bestand darin,<br />

das Bauen zu industrialisieren. Wohnbauten<br />

sollten – in Anlehnung an die Autoproduktion<br />

Henry Fords der 1920er-Jahre – wie auf<br />

dem Fließband entstehen und so für die Allgemeinheit<br />

leistbar sein. So schuf die Strömung<br />

erstmals die Grundlage für anonymisiertes<br />

Wohnen.


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47<br />

<strong>architektur</strong>szene<br />

© Harald909<br />

© Talmoryair<br />

Das Bauhaus steckte sich seine Ziele dabei<br />

sehr hoch – viele davon erreichte es nicht.<br />

Eine Bestrebung der Anhänger war es, lebenswerten<br />

und leistbaren Wohnraum für<br />

„alle“ zu schaffen. Die Umsetzung dieser<br />

Idee scheiterte bereits bei den „Vorzeigeprojekten“.<br />

Zu erwähnen ist hier unter anderem<br />

die Wohnsiedlung in Dessau-Törten. Die<br />

Bau- und damit die Wohnkosten fielen hier<br />

im Endeffekt deutlich höher als ursprünglich<br />

geplant aus; schuld daran war eine<br />

Fehlplanung, die aus technischen Mängeln<br />

resultierte. Beauftragt wurde Walter Gropius<br />

von der Stadt Dessau, weil er versprach,<br />

nicht nur effizienter, sondern auch billiger<br />

als die Konkurrenz zu sein. Da er damals auf<br />

modernste Fertigungsprozesse setzte, war<br />

das Tempo, in welchem die Siedlung gebaut<br />

wurde, tatsächlich beeindruckend. Leider<br />

wiesen die Wohnbauten Konstruktionsfehler<br />

auf. So fielen die Wände viel zu dünn und<br />

auch die Wärmedämmung unzureichend<br />

aus. Weitere bauliche Maßnahmen – darunter<br />

das Errichten von Vormauern – waren<br />

notwendig, um diese Mängel zu beheben.<br />

Dies führte wiederum zu Rissen zwischen<br />

Fenstern und Deckenbalken. Das Experiment<br />

mit der innovativen Bauweise erwies<br />

sich letzten Endes als ziemlich teuer. Da es<br />

sich um Eigenheime handelte, musste die<br />

Bevölkerung für die Kosten der Umbauten<br />

selbst aufkommen. Viele Bürger konnten<br />

sich dies nicht leisten – Proteste seitens<br />

der Bevölkerung, aber auch der Politik waren<br />

die Folge. Für die Sozialdemokratie war<br />

diese Entwicklung ein Drama. Daher kam es<br />

zwischen den Sozialdemokraten und dem<br />

Bauhaus zu einer Entfremdung, die unter<br />

der nationalsozialistischen Diktatur im Jahr<br />

1933 schließlich zur Schließung der Schule<br />

führen sollte.<br />

Lehren aus der Schule „Bauhaus“ ziehen<br />

Ihr Ziel erreichte die sachliche Strömung<br />

in der Architektur also nur bedingt. Zwar<br />

schaffte es Walter Gropius, Projekte zu<br />

realisieren, die erste Lösungsansätze für<br />

die Wohnungsnot im Deutschland der<br />

1920er-Jahre lieferten. In mehreren Städten<br />

errichtete der Architekt Massenwohnbauten,<br />

deren Gestaltung den Prinzipien<br />

des Bauhauses entsprach. Das Problem der<br />

Wohnungsknappheit wurde in vielen Orten<br />

so tatsächlich gelöst. Allerdings kam es hier<br />

auch zu unvorhersehbaren Entwicklungen.<br />

Walter Gropius bedachte nämlich nicht,<br />

dass die kühle, auf Anonymität ausgerichtete<br />

Gestaltung der Bauten letztendlich zum<br />

sozialen Zerfall der betreffenden Ortsteile<br />

beitragen würde. Auch die Anpreisung des<br />

Punkthochhauses als ideale Wohnform ging<br />

auf das Konto der Lehren des Planers. Architekten<br />

wie Dankwart Guratzsch üben<br />

daran heute Kritik. Ironischerweise ist die<br />

vom Bauhaus kritisierte Blockbauweise der<br />

Gründerzeit als Wohnform viel eher geeignet.<br />

Die verzierten Wohnbauten strahlen<br />

Individualität aus und sind auch in ihrer Erhaltung<br />

wirtschaftlicher.<br />

Was den Wohnbau im Bauhaus betrifft,<br />

waren für die Allgemeinheit auch nur die<br />

wenigsten der in den 1920er-Jahren realisierten<br />

Objekte erschwinglich. Lediglich<br />

Designprojekte wie die Bauhaustapete oder<br />

die Schreibtischlampe der Firma Kandem<br />

gingen in die Massenproduktion, sind durch<br />

Imitate noch heute bekannt und waren tatsächlich<br />

für die breite Öffentlichkeit leistbar.<br />

Nichtsdestotrotz leben die Ideen des Bauhaus<br />

in der heutigen Architektur weiter. So<br />

zeichnet sich vor allem der moderne Wohnbau,<br />

der sich ab den 1950er-Jahren etablierte,<br />

durch eine schlichte, praktische und oft<br />

quadratische Gestaltung aus – auch wenn<br />

gerade dieser Stil von vielen Experten kritisiert<br />

wird. Gemäß dem Architekten und<br />

Stadtplaner Christoph Mäkler sei die Prämisse<br />

des Bauhaus, dass die Form der Funktion<br />

folgen solle, für den sozialen Verfall vieler<br />

Siedlungen am Stadtrand verantwortlich.<br />

Die oft einheitlich gestalteten Vorstädte der<br />

heutigen Zeit wirken auf den Professor klinisch<br />

und abweisend.<br />

Und doch ist die Schuld für diese Entwicklungen<br />

im Wohnbau nicht alleine bei der<br />

Weimarer Kunstschule zu suchen. Immerhin<br />

hatte das Bauhaus selbst nur wenig Zeit,<br />

um sich zu etablieren und weiterzuentwickeln.<br />

Die Strömung sah sich von Beginn<br />

an als Experiment. Dazu gehörte auch das<br />

Eingehen von Risiken. Dies taten sowohl die<br />

Lehrenden als auch die Schüler durch die<br />

Umsetzung ihrer Ideen. Faszinierend sind<br />

am Bauhaus nicht alleine die technischen<br />

Errungenschaften, sondern vor allem die<br />

Ideologien hinter den Projekten. Mit der vorzeitigen<br />

Auflösung der Bildungseinrichtung<br />

ging mit Sicherheit viel Potenzial verloren<br />

– mit dem Fortschreiten der Technik hätte<br />

die Schule durchaus die Möglichkeit gehabt,<br />

ihre Idee weiterzuentwickeln.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

48<br />

Technik & Fassade<br />

Revival of the<br />

Betonmonster<br />

Coworking Spaces & Serviced Offices / Brüssel / Constantin Brodzki<br />

Fotos: Luis Asín, Paredes Pedrosa Arquitectos<br />

Neun Geschosse Beton, lauter gleiche, ovale Fenster mit<br />

gelblichen Glasscheiben erinnern an alte Scifi-Filme.<br />

Der Bau von Architekt Constantin Brodzki, in der Nähe<br />

von Brüssel gelegen, wurde renoviert und mit einem<br />

Konzept der Innenarchitekten vom Studio Going East<br />

in aufregende Coworking Spaces und Serviced Offices<br />

für Fosbury & Son – einem Unternehmen, das sich mit<br />

der Kreation von neuen Arbeitskonzepten befasst –<br />

transformiert.<br />

Wie bei jeder Wiedergeburt kann man auch hier staunen:<br />

Das von Constantin Brodzki in den 70er Jahren<br />

erbaute Bürogebäude mit den ovalen Fenstern, in<br />

Boitsfort bei Brüssel gelegen, könnte auch aus einem<br />

Scifi-Film stammen. Perfekt und seriell ist die Gestaltung,<br />

ein Musterbeispiel einer Brutalismusikone mit einem<br />

doch sensiblen Charme. Der noch lebende, heute<br />

94 Jahre alte Brodzki kann die Wiedergeburt und Neubenutzung<br />

dieses Stahlbetonbaus noch genießen und<br />

sich darüber freuen, dass vom Studio Going East für<br />

Fosbury & Sons in diesem neungeschossigen Hochhaus<br />

stilvolle Coworking Spaces gestaltet wurden.<br />

Einige der Innenräume wirken in ihrer Eleganz und Gestyltheit<br />

ebenso fast einem Film entnommen.<br />

Dieses Projekt ist ein Beispiel für den Wandel, der<br />

gerade in der Architekturszene stattfindet. Nicht nur,<br />

dass immer öfter bestehende Bauten renoviert und<br />

neuen Inhalten zugeführt (statt abgerissen) werden,<br />

auch die Funktionen der Architektur sind nicht mehr<br />

auf „nur“ Nutzen abgestimmt. So wird in diesem Projekt<br />

zwar hochfunktioneller Büroraum geboten, aber<br />

gleichzeitig kommt ein Service dazu, das einerseits<br />

aus einem Marketinggedanken entspringt, aber auch<br />

den Menschen wieder mehr in den Mittelpunkt rückt.<br />

Es soll das Gefühl eines Zuhause-Seins, eines Willkommens<br />

vermittelt werden. Denn so lassen sich in<br />

unserer Welt, die vom IoT bestimmt ist, wieder Motivation<br />

und Identität erzeugen.<br />

u


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49<br />

Constantin Brodzki


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

50<br />

Technik & Fassade<br />

Hier ist nicht nur eine Fassade bereinigt und erneuert,<br />

sondern auch ein Platz für digitale Nomaden und<br />

andere, die nicht nur auf Abgeschlossenheit bei der<br />

Arbeit Wert legen, geschaffen worden. Alles in allem<br />

befinden sich in dieser Architektur Räume für 600<br />

Mitarbeiter und 250 Firmen auf 7.000 Quadratmetern<br />

Bürofläche. Es gibt sowohl Suiten für kleine und<br />

mittlere Unternehmen wie auch Großraumbüros und<br />

zahlreiche weitere Arbeitsbereiche. Eine Lobby mit<br />

Bar im Erdgeschoss wird nach Arbeitsschluss sehr<br />

stark für Drinks und Imbisse frequentiert.<br />

Die vielen, seriell angeordneten ovalen Fenster mit ihren<br />

leicht bernsteinfarbenen Gläsern erinnern ein wenig<br />

an einen Bienenstock – dahinter wird gearbeitet.<br />

Hier mischt sich eben der Charme des Brutalismus<br />

mit den Anforderungen des neuen Working Space.<br />

Besser als ein völliger Neubau allemal. Die diversen<br />

Arbeitsbereiche sind sehr geschickt mit einzelnen<br />

Versatzstücken aus Vintage und klassischem Design<br />

bestückt. Immer im bewussten Kontrast zu den<br />

Sichtbetonflächen. Die Atmosphäre trägt die Handschrift<br />

von Anaïs Torfs und Michiel Mertens, den<br />

Innenarchitekten vom Studio Going East. Ein Glück<br />

für die Raumakustik war, dass die Rippendecken des<br />

Bestandes unverkleidet sind und eine hervorragende<br />

Geräuschdämpfung abgeben. Auch die Originalfußböden<br />

und Einbauschränke aus Kirschholz von<br />

Brodzki konnten erhalten und restauriert werden.<br />

Anstelle von unattraktivem Büroraum wird hier Office-Space<br />

mit viel Stil, Service und Eventmöglichkeiten<br />

geboten. Statt Petflaschen stehen hier auch<br />

elegante Glasflaschen für Getränke auf den Pults.<br />

Als Highlights sind – dank einer Kooperationen mit<br />

Brüsseler Galerien und Künstlern – neben vereinzelten<br />

extravaganten Leuchten in den Räumen viele<br />

Kunstwerke zu sehen. Beim Büro der Zukunft geht<br />

es nämlich darum, inspirierende Orte zu kreieren, die<br />

eine angenehme, produktive Atmosphäre fürs Arbeiten<br />

und Netzwerken schaffen.


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51<br />

Constantin Brodzki<br />

Früher war diese Architektur einmal das Headoffice<br />

der Zementfirma CBR, hier passten Betonbrutalismus<br />

und CI sehr gut zusammen. 756 konvexe Fenster<br />

in ovalen Betonmodulen und die parallelen Linien<br />

der bemerkenswerten Fassade verleihen dem neunstöckigen<br />

Gebäude von Fosbury & Sons eine monolithische<br />

Atmosphäre. Die senkrechten Linien und<br />

die Betonmodule ziehen sich sogar ins Erdgeschoss<br />

weiter, so lässt sich auch diskret der Eingang in das<br />

Bürogebäude verstecken. Die Form dieses Baus hat<br />

damals in Belgien einen ganzen Schwarm von Folgeprojekten<br />

hervorgerufen. Das war auch ein Grund,<br />

dass Brodzki als einziger belgischer Architekt bei der<br />

Ausstellung „Transformations in Modern Architecture<br />

1960-1980“ im Museum of Modern Art in New<br />

York ausgestellt wurde.<br />

u<br />

Bilder, Kunst und die ovalen<br />

Fenster schaffen eine<br />

Atmosphäre mit einem<br />

sowohl nostalgischen wie<br />

auch modernen Touch.<br />

Ein bisschen auch wie in<br />

einem Raumschiff!


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52<br />

Technik & Fassade<br />

Modernes Interieur mit alten Versatzstücken bilden<br />

eine ideale Arbeitsatmosphäre für Gruppenund<br />

Einzelarbeit auf hohem Niveau.


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53<br />

Constantin Brodzki<br />

Das Haus ist eine außergewöhnliche, historische<br />

Architektur in dem Geist der Jahre, in denen es erbaut<br />

wurde. Alles passt! Eine hervorragende Architektur<br />

und auch sehr funktionell. Die 7.000 Quadratmeter<br />

Nutzfläche verteilen sich auf sieben der<br />

neun Geschosse, zusätzlich gibt es drei Ebenen für<br />

Parkflächen unterirdisch. Der Immobilienbetreiber<br />

stellt seinen Nutzern auch ein Restaurant und die<br />

Bar „Giorgio“, welche einen Panoramablick aus dem<br />

achten Stock bieten, zur Verfügung. Es gibt 15 bestausgestattete<br />

Meetingräume, einen großen Veranstaltungssaal<br />

in der Lobby und die Bar, welche von<br />

Nutzern und auch Außenstehenden gemietet werden<br />

können. Ein Auditorium mit 75 Sitzplätzen und Großbildschirm<br />

steht ebenfalls zur Verfügung.<br />

Zusätzlich bietet der Betreiber auch eine App für<br />

Handys an. Sie dient dazu, Mitarbeiter und Mitglieder<br />

zu vernetzen und ihre Kommunikation im realen<br />

Leben zu stimulieren. Sie können sich so ihren Lieblings(gesprächs)partner<br />

für einen Kaffee in der Bar<br />

organisieren. Allerdings waren weder die Architekten<br />

noch die Innenarchitekten oder die Auftraggeber<br />

oder deren Pressestelle bereit, Grundriss, Schnitte<br />

Ansichten oder grafisches Material zu diesem Projekt<br />

zur Verfügung zu stellen: Soviel Geheimhaltung<br />

trotz internationaler, medialer Präsenz? (rp)


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54<br />

Technik & Fassade<br />

Lernen und<br />

Forschen im Kubus<br />

CT² Center for Teaching and Training / Aachen /<br />

slapa oberholz pszczulny | sop architekten<br />

Fotos: B + E Fotografie<br />

Ein Würfel, als einer der fünf platonischen Körper,<br />

zum Torbogen von sop architekten geformt, bildet<br />

den Eingang zum Campus Melaten auf dem RWTH<br />

Aachen Campus. Verschiedenste Maßnahmen tragen<br />

hier zu einer nachhaltigen und zukunftsweisenden<br />

Architektur bei.


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55<br />

slapa oberholz pszczulny | sop architekten<br />

Der platonische Körper<br />

Dieser Kubus wird nicht umsonst das „Tor zur Welt<br />

der Biomedizin“ genannt. Das CT², entworfen von<br />

slapa oberholz pszczulny | sop architekten für den<br />

RWTH Aachen Campus, stellt städtebaulich den Auftakt<br />

für den dahinter liegenden Campus Melaten dar.<br />

Er gehört zum Cluster Biomedizintechnik, einem von<br />

insgesamt 16, mit Büroflächen, Hallen und Laboreinrichtungen<br />

für mehr als 10.000 Mitarbeiter konzipierten<br />

Forschungsclustern, die in den kommenden Jahren<br />

auf einer Fläche von rund 800.000 m² entstehen<br />

werden. Und der architektonischen Leitidee folgend,<br />

verkörpert das Gebäude mit seinen geschlossenen<br />

Seiten und den transparenten, einladenden Glasfronten<br />

auch genau das: ein Tor, eine Durchgangsgeste<br />

zum dahinter liegenden Campus. Die Architektur bietet<br />

durch die Verzahnung von Theorie und klinischer<br />

Praxis hochmoderne Ausbildungsmöglichkeiten für<br />

Studierende der Fachrichtungen Medizin, Zahnmedizin<br />

sowie Biomedical Engineering.<br />

u


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

56<br />

Technik & Fassade


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57<br />

slapa oberholz pszczulny | sop architekten<br />

Das Atrium mit seinen<br />

großzügigen Gemeinschaftsflächen<br />

ist ein<br />

Herzstück der Anlage.<br />

Die Architekten haben für den Entwurf die Form eines<br />

Würfels gewählt: Ein Körper, der nach den Regeln<br />

der fünf platonischen Körper nicht weiter reduziert<br />

werden kann. Er steht frei auf einer Ebene und präsentiert<br />

sich. Bewusst haben sie auch den Kontrast<br />

der harten Form mit dem organischen Grün des Umraumes<br />

gesucht, eine Architektur, die fast ein wenig<br />

skulptural erscheint. Um die Proportionen des<br />

Würfels und die Gleichheit aller beteiligten Kanten<br />

(lt. Platon) einzuhalten, mussten die Gebäudehöhe<br />

vergrößert und die Fassaden nach oben hin verlängert<br />

werden. Dadurch konnte die auf dem Dach<br />

aufgestellte Haustechnik hinter einer raumhohen<br />

Attika verschwinden. So erbrachte die Verbesserung<br />

der Gebäudeproportion gleichzeitig die Vermeidung<br />

sichtbarer Dachzentralen und unschöner Aufbauten.<br />

Der Eindruck einer Durchgangsgeste wird vor allem<br />

optisch durch die vordere und die hintere Glasfront<br />

erzielt. Die Rahmen dieser gläsernen Fassaden – aus<br />

grauen hochqualitativen Betonfertigteilen bestehend<br />

– werden an den seitlichen Flanken des Kubus mit<br />

einem feinen Edelstahlgewebe zu einer fugenlosen<br />

Fläche ergänzt. Die Haut der Flanken mit ihrer begrenzten<br />

Transparenz verleiht dem Baukörper einen<br />

geheimnisvollen Charakter – sie erinnert an die Hightech<br />

Materialien der Medizin und Biomedizin und<br />

macht den Innovations- und Forschungsgeist nach<br />

außen hin sichtbar.<br />

Optisch nahtlose Haut<br />

Bei dem mit einem Investitionsvolumen von rund 20<br />

Millionen Euro errichteten Bau werden die von Fensterbändern<br />

durchzogenen seitlichen Fassaden – wie<br />

schon erwähnt – von einer schimmernden Metallhaut<br />

überspannt, welche eine optisch nahtlose Flächigkeit<br />

erzeugt. Gleichzeitig bleiben durch die Gewebetransparenz<br />

die dahinterliegenden Räume erkennbar und<br />

die Räume erhalten genug Tageslicht. Gestaltet wird<br />

diese Hülle aus zwölf Paneelen eines Edelstahlgewebes<br />

– jede von ihnen 29,5 Meter lang und 5,4 Meter<br />

breit. Für die Wahl der gewebten Membran sprachen<br />

gleich mehrere Gründe: Die metallische Haut unterstreicht<br />

den Hightech-Anspruch des Gebäudes und<br />

gibt der Biomedizintechnik ein ebenso zeit- wie bedeutungsgemäßes<br />

Gesicht und im Zusammenspiel<br />

mit den Glasfassaden lässt sie Innen- und Außenraum<br />

miteinander kommunizieren.<br />

Die Art der Befestigung entspricht einem gestalterischen<br />

Purismus. Das Stahlgewebe wird an Oberund<br />

Unterkante nach einem patentierten System<br />

zwischen zwei Flachprofilen in einen Spezialkleber<br />

gebettet und damit verbunden. Spanngabeln sorgen<br />

dafür, dass das Gewebe perfekt ausgerichtet werden<br />

kann und mit der statisch erforderlichen Vorspannung<br />

den zu erwartenden Wind- und Anpralllasten<br />

widersteht. Die Paneele sind unten sichtbar an einem<br />

durchlaufenden Stahlprofil befestigt. An der<br />

Oberkante des Gebäudes wird das Gewebe dagegen<br />

nach hinten umgelenkt, sodass dort nur eine feine<br />

Gewebekante in Erscheinung tritt. Um bei einer Fassadenhöhe<br />

von 29,5 Metern die Horizontalbewegung<br />

und die Auflagerkräfte zu reduzieren, verlaufen horizontal<br />

hinter dem Gewebe sieben Edelstahlrohre als<br />

Zwischenbefestigungsebenen, an denen das Gewebe<br />

von außen unsichtbar mit Drahtbügeln fixiert ist.<br />

Die Edelstahlhülle dient auch als Sonnenschutz, der<br />

die Oberflächentemperatur der Fassade reduziert.<br />

Zugleich gewährleistet die offene Gewebestruktur<br />

ungehinderten Tageslichteinfall und freie Aussicht.<br />

So trägt sie nicht nur zur Verbesserung der Energiebilanz<br />

des Gebäudes bei, sondern steigert auch den<br />

Aufenthaltskomfort. Da Edelstahl am Ende der Nutzung<br />

vollständig recycelt werden kann, unterstützt<br />

die Membran zudem das anspruchsvolle Nachhaltigkeitskonzept<br />

des Neubaus.<br />

u


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

58<br />

Technik & Fassade<br />

Die äußere Form des<br />

Kubus spiegelt sich<br />

auch in einer grafischen<br />

Gestaltung und reduzierten<br />

Farbgebung in den<br />

Innenräumen wieder.<br />

Das Innenleben<br />

Die bereits von außen sichtbare Offenheit und Interaktion<br />

wird durch das ausgeschnittene, lichtdurchflutete<br />

Atrium im Inneren des Gebäudes konsequent fortgeführt.<br />

Es befindet sich innerhalb des rund 30 Meter<br />

langen Kubus und lässt durch zahlreiche Brücken,<br />

breite Galerien und großflächige Lernbereiche eine<br />

offene und kommunikative Welt der Lehre und Forschung<br />

entstehen. In dieser Welt entstehen vielfältige<br />

Blickbeziehungen mit und zwischen allen Geschossen.<br />

Das Leitmotiv der Kommunikation und interdisziplinären<br />

Zusammenarbeit wird so im ganzen Gebäude erlebbar.<br />

Weitere Highlights sind ein 400 Personen fassender<br />

Multifunktionssaal sowie ein, mit modernster<br />

Technologie ausgestatteter, Demonstrations-Operationssaal.<br />

Bei Bedarf können beide Funktionsräume mit<br />

dem Foyer im Untergeschoss zu einem durchgängigen<br />

Veranstaltungsbereich verbunden und beispielsweise<br />

für Symposien genutzt werden.<br />

Bei voller Betriebsauslastung fasst das Gebäude bis<br />

zu 1.200 Personen. Das im Inneren geplante Farbund<br />

Möblierungskonzept aus Sitzgruppen, elektrifizierten<br />

Raumtrennern oder multifunktionalen Empfangstresen<br />

und Garderoben, bricht bewusst die<br />

rigide Geometrie des Gebäudes und erzeugt so eine<br />

„Wohlfühl“-Atmosphäre für konzentriertes Arbeiten<br />

und den Wissensaustausch unter den Studierenden.<br />

Sitzgruppen mit speziellen Akustikstoffen, mobile<br />

Hocker und die Raumtrenner stehen in den Lernbereichen<br />

für Meetings oder konzentriertes Arbeiten<br />

zur Verfügung.<br />

Energie und Konstruktion<br />

Im Projekt tragen verschiedene Anlagen und Einbauten<br />

zu einer deutlichen Energieeinsparung bei. Die<br />

durchgängige LED-Beleuchtung, die Nutzung von<br />

Solarthermie sowie der Einbau eines Eisspeichers<br />

steigerten zwar die Investitionskosten, senken nun<br />

jedoch erheblich den Energieverbrauch. Besonders<br />

hervorzuheben sind die Luftbrunnen zur natürlichen<br />

Belüftung des zentralen Atriums. Dabei wird die Außenluft<br />

über Erdkanäle geführt, die auch unterhalb<br />

des Gebäudes verlaufen. Dort erzielt die Luft einen<br />

Kältegewinn im Sommer und einen Wärmegewinn im<br />

Winter von jeweils ca. 6 Grad. Dadurch reduziert sich<br />

die übliche Erwärmung bzw. Kühlung der Zuluft um<br />

diese Beträge vollkommen kostenfrei.<br />

Die Freiflächen wurden so gestaltet, dass in den kommenden<br />

Jahren weitere mögliche Baukörper errichtet<br />

werden können. Die Grünflächen, Außenanlagen<br />

und befestigten Wege wurden daher kostengünstig,<br />

aber doch optisch hochwertig umgesetzt. (rp)


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59<br />

slapa oberholz pszczulny | sop architekten<br />

CT² Center for Teaching and Training<br />

Aachen, Deutschland<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Team:<br />

Statik:<br />

Unternehmensgruppe Frauenrath<br />

sop architekten<br />

Wolfgang Marcour<br />

Kempen Krause Aachen<br />

Grundstücksfläche: 8.550 m 2<br />

Bebaute Fläche: 2.460 m 2<br />

Nutzfläche: 3.610 m 2<br />

Planungsbeginn: 01/2015<br />

Bauzeit: 06/2016 - 07/2018<br />

Fertigstellung: 10/2018


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

60<br />

Technik & Fassade<br />

Kinder hinter<br />

Plastik<br />

Nová Ruda Kindergarten / Vratislavice nad Nisou / Petr Stolín Architekt s.r.o.<br />

Fotos: Alaxandra Timpau


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61<br />

Petr Stolín Architekt s.r.o.<br />

Eine Architektur mit zwei<br />

Fassaden stellt der Kindergarten<br />

in der Stadt Liberec,<br />

entworfen von Petr Stolín<br />

Architekt s.r.o. dar: Eine<br />

äußere aus transluzentem Fiberglas<br />

fasst die Baumassen<br />

zu einer Einheit zusammen.<br />

Eine zweite, dahinter gelegene<br />

und ebenfalls teilweise<br />

transluzente, fungiert als<br />

eigentliche Hülle. Dazwischen<br />

ergibt sich ein Raum,<br />

auf dem die Kinder ihre Welt<br />

erkunden können.<br />

Kindergärten sind notwendig, die Bevölkerung<br />

wächst (zumindest noch in einigen Gebieten) und so<br />

muss gebaut werden. Der Kindergarten Nová Ruda in<br />

Vratislavice nad Nisou (Stadtteil von Liberec, ehem.<br />

Reichenberg, Tschechische Republik) löst genau dieses<br />

Problem, er schafft Platz für die Erziehung und<br />

Freizeit von Kindern. Das Grundstück gehörte der<br />

Stadt und war das geeignetste für eine neue Wohnbebauung<br />

und den dazugehörigen Kindergarten. Es<br />

ist noch nicht komplett erschlossen und der Großteil<br />

der Fläche ist als Grüngebiet gewidmet. In unmittelbarer<br />

Nachbarschaft befinden sich ein historisches<br />

Gebäude, eine Kunstschule und einige Einfamilienhäuser<br />

– alles in allem eine eher ländliche Gegend.<br />

Ganz ideal war der Bauplatz nicht, da er eine nach<br />

Norden gerichtete Hangsituation enthielt, im Schatten<br />

des hohen Schulgebäudes lag und von mehreren<br />

infrastrukturellen Trassen durchquert wurde. Weiters<br />

wurde der bebaubare Platz durch einen Parkplatz<br />

beschränkt. All diese Hindernisse, sowie die tschechischen<br />

Standards für Vorschulbauten – genauso wie<br />

das immer stärker werdende Bewusstsein für die Umwelt<br />

und die Qualität einer Umgebung für Kinder, die ja<br />

ihre Erziehung mitprägen soll – flossen in den Entwurf<br />

der Architekten Petr Stolín und Alena Mičeková ein.<br />

Der Kern der Architektur ist ein Ziegelbau auf einer<br />

Fundierung mit Decken aus Stahlbeton. Die Planer<br />

lösten das Raumprogramm in zwei längs gerichtete<br />

Riegeln auf, verbunden mit einem Quertrakt, dazwischen<br />

liegt ein Atrium. Der Raum zwischen den beiden<br />

langen Körpern, dieses Atrium, fungiert als Terrasse<br />

und öffentlicher Bereich. Er ist mit dem neuen<br />

Parkplatz verbunden und sein Holzboden verlängert<br />

sich entlang der Gebäudeachse nach außen. u


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

62<br />

Technik & Fassade<br />

Die Helligkeit und<br />

Transluzenz der Fassade<br />

spiegelt sich auch in der<br />

Atmosphäre der Innenräume<br />

wider. Lichtbänder<br />

und helle Farben dominieren<br />

hier.<br />

Alle einzelnen Gebäudeteile sind hinter einer Fassade<br />

aus transluzentem Fiberglas versteckt, diese fasst<br />

zusammen und lässt doch die Singularitäten erahnen.<br />

Die einzelnen Paneele der Außenfassade wurden auf<br />

einem Stahlgerüst montiert, dahinter ist ein schmaler<br />

Raum, in dem verschiedene Laufstege – vor der eigentlichen,<br />

zweiten, innerhalb liegenden Außenwand<br />

aus Fiberglas – die Erkundung des Baukörpers von<br />

außen ermöglichen. Das Konzept dieser Transparenz<br />

vereinheitlicht die Architektur und schafft ein Gefühl<br />

der Sicherheit für die Nutzer. Die Außenfassade ist<br />

wie ein sanfter Vorhang, der eine innere Welt umarmt.<br />

Das Haus benötigt keinen Zaun und in seinem<br />

Inneren entstehen geschützte, angenehme Räume.<br />

Die Absicht der Architekten war es, das Lernen und<br />

die Wahrnehmung der Kinder durch verschiedene,<br />

spezielle Konfigurationen, die in der Architektur implementiert<br />

sind, zu bereichern. So können die Kinder<br />

das Gebäude schrittweise erkunden und sich in<br />

ihm, nach dem Eintreten, selbst orientieren. Das findet<br />

den ganzen Tag statt, als eine ständige Entdeckungsreise<br />

durch die Architektur. Wie weit Kinder<br />

sich kreativ in orthogonalen, cool designten Räumen<br />

entfalten können, ob sie nicht eher runde, weiche,<br />

warme und organische Formen brauchen, wird die<br />

Zukunft zeigen. Die Klassen sind jedenfalls keine gewöhnlichen<br />

rechteckigen, abgeschlossenen Räume,<br />

sondern ständig mit dem Umraum verbunden. Die visuelle<br />

Verbindung erfolgt durch große Fenster, durch<br />

die teilweise transluzente Fassade und durch die<br />

verschiedenen Ebenen des Atriums. Einige der großen<br />

Fenster sind in beiden Hüllebenen auf derselben<br />

Achse und ermöglichen den Blick nach außen. Einige<br />

blicken nur auf die Gänge an der Außenseite. In der<br />

Nacht werden die Öffnungen jedoch alle sichtbar, da<br />

sie hinter der äußeren Fassade zu glühen scheinen.<br />

Die Materialien in den Innenräumen sind in hellen<br />

Tönen gehalten und auf den Terrassen mit Glas und<br />

Holz kombiniert.


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63<br />

Petr Stolín Architekt s.r.o.<br />

Die Aktivitäten der Kinder variieren und hängen vertikal<br />

von der Gebäudehöhe ab: Im unteren Teil ist die<br />

Bettenabteilung als ruhigster Platz, im Stock darüber<br />

befindet sich der Spielraum. Auch hier bietet sich die<br />

Möglichkeit, auf eine Terrasse hinauszugehen und<br />

über die seitlichen Galerien, die hinter der Fassade<br />

verlaufen, andere Räume aufzusuchen. (Das ganze<br />

Haus ist ein bisschen wie ein Ameisenhaufen angelegt.)<br />

Von hier können die Kinder auch den Hauptspielplatz,<br />

der auf einer Terrasse über dem Speisesaal<br />

situiert ist, erreichen. Das oberste Geschoss<br />

hat die größte Raumhöhe und dient als Klassenzimmer.<br />

Oberlichten versorgen ihn und auch den Essbereich<br />

im Erdgeschoss mit Tageslicht.<br />

Die Gebäudegröße ist für zweimal 25 Kinder ausgelegt,<br />

zusätzlich gibt es ein Büro für vier Erzieher, einen<br />

Raum für den Manager, einen Speisesaal für 30<br />

Kinder und vier Erwachsene. Die Zubereitung der<br />

Speisen, die Umkleide des Personals, Technik- und<br />

Lagerräume befinden sich alle unter demselben Dach,<br />

im gleichen Baukörper. Durch die verschiedenen Terrassen<br />

werden – trotz Nordlage – die Spielbereiche<br />

in die Sonne gerückt und natürlich gibt es auch im<br />

Außenraum Lagermöglichkeiten für Spielsachen. Das<br />

verbleibend Areal des Grundstückes wird als Grünfläche<br />

und für die diversen Spiele benutzt. (rp)<br />

Nová Ruda Kindergarten<br />

Vratislavice nad Nisou, Tschechische Republik<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Městský obvod Liberec - Vratislavice nad Nisou<br />

Petr Stolín, Alena Mičeková<br />

Grundstücksfläche: 4.710 m 2<br />

Bebaute Fläche: 915 m 2<br />

Nutzfläche:<br />

425 m 2 + 770 m 2 Terrasse<br />

Planungsbeginn: 2015<br />

Bauzeit: 2017 - 2018<br />

Fertigstellung: 10/2018<br />

Baukosten:<br />

1,5 Mio. Euro


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

64<br />

Technik & Fassade<br />

Geknickt und<br />

durchdrungen<br />

900 Ann St / Brisbane / John Wardle Architects<br />

Fotos: Christopher Frederick Jones<br />

Auf den ersten Blick ist nicht ganz klar, ob der niedrige<br />

Baukörper mit der Fassade aus Klinkerziegeln den<br />

Glaskristall von unten her durchdringt, oder ob der<br />

kristalline Glaskörper aus dem Ziegel herauswächst<br />

und ihn verschlingt. Auf jeden Fall haben John Wardle<br />

Architects in Brisbane, Australien ein – mit 53 Millionen<br />

Euro – eher teures aber optisch interessantes<br />

Projekt realisiert.<br />

900 Ann Street ist ein Landmark-Bürogebäude im<br />

Fortitude Valley, innerhalb des Holy Trinity Church<br />

Bezirkes, einer sehr beliebten Arbeitsgegend und<br />

auch einem – im Bezug auf städtische Grünflächen<br />

– sehr attraktiven Gebiet im historischen Kontext<br />

von Brisbane. Der rund 23.000 Quadratmeter Nutzfläche<br />

umfassende Büroturm ist eine bemerkenswerte<br />

Neubelebung eines Grundstückes, dessen Strukturen<br />

und rechtliche Kriterien einen Turm mit einer<br />

respektvollen Einbeziehung seiner Nachbarschaft<br />

ermöglichten. Die im Kontext des Grundstückes stehende<br />

Kirche und deren Anlagen sind aus diesem<br />

Grund vorsichtig und sensibel restauriert worden, um<br />

eine Oase für die Nutzung der Kirche wie auch für die<br />

breitere Gemeinschaft zu erzeugen.<br />

u<br />

Einen Glaskristall,<br />

der anscheinend aus<br />

einem Ziegelkörper<br />

entwächst, haben die<br />

John Wardle Architects<br />

in unmittelbarer Nähe<br />

zur Nachbarschaft eines<br />

denkmalgeschützten Kirchenensembles<br />

entworfen.<br />

Die Fassade ist eine<br />

Vorhangfassade aus Glas<br />

und bringt eine Einsparung<br />

der CO 2 -Emissionen<br />

wie auch eine annehmbare<br />

Raumtemperatur mit<br />

sich. Auch die Optik der<br />

Rücksprünge und Glaskonten<br />

sorgen für einen<br />

Mehrwert.


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65<br />

John Wardle Architects


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

66<br />

Technik & Fassade


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67<br />

John Wardle Architects<br />

Gut gelungen ist die Verbindung zum<br />

Kirchengelände durch den eingeschobenen<br />

Teil mit der Ziegelfassade.<br />

Aus diesen Kriterien lässt sich nun auch eine Antwort<br />

auf die eingangs gestellte Frage geben. Der niedrigere<br />

Ziegelbau an der Nordostseite des Turmes antwortet<br />

auf die Ziegel<strong>architektur</strong> der bestehenden<br />

Kirche. Er spielt – als ein Verbindungsglied zwischen<br />

Moderne und Erbe der Vergangenheit – nicht nur<br />

räumlich, sondern auch durch das Aufnehmen von<br />

Ziegelmustern und Giebelformen eine Mittlerrolle.<br />

Die Seite des Turmes an der Brookes Street führt<br />

den Blick und die Bewegung zur Parklandschaft der<br />

Kirchenumgebung. Das Ende an der Church Street<br />

bietet die Nähe zur Straße und führt direkt zur Kirche.<br />

Die spitz wirkende Ecke des Glasturmes erhält<br />

im Erdgeschoss durch die großzügigen Glasfassaden<br />

einen direkten Bezug zum Umraum der Stadt.<br />

Das Innere des 15 Geschosse hohen Turmes wird<br />

von innovativen, kreativen und flexiblen Grundrissen<br />

mit formalen und informellen Treffpunkten für Mitarbeiter<br />

und Kommunikationszonen gekennzeichnet.<br />

4.000 Stück Grünpflanzen in zahlreichen Wintergärten<br />

schaffen im Inneren eine angenehme Atmosphäre.<br />

Die angrenzenden Grünbereiche der Kirchengemeinde<br />

im Außenraum können über den – aus<br />

Ziegeln errichteten – Verbindungsteil mit Lobby und<br />

Café jederzeit erreicht werden. In dieser Transitionszone<br />

befindet sich auch die Verwaltung der Kirche.<br />

Eine Terrasse aus Ziegeln begrenzt die Verbindung<br />

im Außenraum und dient als Pufferzone zwischen<br />

den verschiedenen Gebäuden.<br />

Um den Kontrast zwischen Turm und Umgebung klein<br />

zu halten, haben die Architekten nur eine minimale<br />

Materialpalette verwendet: Glas und Ziegel definieren<br />

die Architektur. Der Ziegel verbindet die Geschichte<br />

der denkmalgeschützten Bauten der Gemeindehalle,<br />

des Pfarramtes und Holy Trinity Church mit dem Neubau.<br />

Hier wurde die australische Ziegelmarke Browal<br />

in drei verschiedenen Farbtönungen verwendet, um<br />

entsprechende Verlegemuster zu erzielen. u


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68<br />

Technik & Fassade<br />

Der kristallin wirkende Büroturm 900 Ann Street umgrenzt<br />

seine Innenräume und Wintergärten mit einer<br />

unregelmäßigen Form durch eine Vorhangfassade aus<br />

Glas. Das hoch isolierende Verbundglas reduziert den<br />

Hitzeeintrag durch die Sonnenbestrahlung und steigert<br />

die Performance des Gebäudes. An der Süd- und<br />

Nordseite faltet sich die Hülle zurück und bietet verblüffende<br />

Glaskanten und Sichtachsen. Ein gefaltetes<br />

Glasvordach an der Ann und der Brookes Street sorgt<br />

für Wind- und Wetterschutz für die Fußgänger am Gehsteig<br />

und auch für ein optisch interessantes Muster.<br />

Solare Energie und jede Menge Sensoren werden<br />

verwendet, um den Sonnenschutz und auch die<br />

Raumtemperatur zu steuern. So erreichte man eine 5<br />

Sterne Green Star und auch 5 Sterne NABERS Energy<br />

Zertifizierung (beides sind australische Bewertungssysteme<br />

für nachhaltiges, energieeffizientes Bauen).<br />

Pro Jahr werden mit dieser Architektur 72,8 Tonnen<br />

CO 2 vermieden. Auch das Regenwasser wird gesammelt<br />

und für die Gartenbewässerung verwendet.<br />

Strukturell und städtebaulich gesehen bietet der Büroturm<br />

die Anbindung an die nächsten Stationen von<br />

Bahn, Autobus und CityCat. Ebenso gibt es eine Station<br />

für das CityCycle, ein Fahrradleihsystem und 154<br />

eigene Plätze für Fahrräder – das soll die Nutzer dazu<br />

ermutigen, mit dem Rad statt mit dem Auto zu kommen.<br />

Entwickler und Architekten arbeiteten hier intensiv zusammen,<br />

um sowohl der Kirche einen 7-Tage-Zugang zu<br />

allen ihren Bereichen als auch den Nutzern der Büros<br />

einen uneingeschränkten Zugang zu den Grün- und<br />

Parkflächen des Kirchenareals zu gewähren. (rp)


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69<br />

John Wardle Architects<br />

900 Ann St<br />

Brisbane, Australien<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Mitarbeiter:<br />

Statik:<br />

Consolidated Properties Group<br />

John Wardle Architects<br />

Stefan Mee, Minnie Cade, Charlotte Churchill,<br />

Barry Hayes, Jeff Arnold<br />

ADG Consulting Engineers<br />

Nutzfläche: 23.162 m 2<br />

Bürofläche: 18.991 m 2<br />

Kirchenverwaltung: 299 m 2<br />

Planungsbeginn: 2015<br />

Bauzeit: 2015 – 2018<br />

Fertigstellung: 04/2018<br />

Baukosten:<br />

53 Mio. Euro


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70<br />

Technik & Fassade<br />

Ein neuer<br />

Rekord<br />

The Towers of Bolueta / Bilbao / VArquitectos<br />

Fotos: VArquitectos, Agustín Albizu


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71<br />

VArquitectos<br />

Das spanische Büro der VArquitectos hat in Bilbao,<br />

Spanien, einen Wohnbau entworfen, der wie ein einziger<br />

Körper zu sein scheint, aber aus zwei Teilen besteht.<br />

Wie König und Dame beim Schach „kleben“ sie<br />

aneinander. Es ist ein Projekt mit 361 Sozialwohnungen,<br />

die in einem 28 Stock (Dame) hohen und einem 21<br />

Stock (König) hohen Körper miteinander verschmelzen.<br />

Die dunklen Fassaden tun ihr Übriges dazu.<br />

Diese Nachbarschaft im Norden Spaniens ist im Passivhausstandard<br />

entworfen und das höchste, nach<br />

diesem Standard zertifizierte Gebäude der Welt. 2012<br />

hat das Büro der VArquitectos einen Wettbewerb für<br />

Entwurf und Projektmanagement für die 361 Wohnungen<br />

gewonnen. Es sollte zwar ein sehr effizientes<br />

Gebäude, aber doch weit entfernt vom Passivhaus<br />

werden. Heizung und Warmwasser sollten von einer<br />

zentralen Anlage, die etwa 1.100 Häuser in Bolueta<br />

versorgen sollte, bezogen werden. Ein Problem<br />

entstand, als aufgrund der Wirtschaftskrise der Bau<br />

dieser Anlage gestrichen wurde. Der Immobilienentwickler<br />

bestand jedoch auf einer energieeffizienten<br />

Bauweise mit einer A-Zertifizierung. Ab diesem Moment<br />

begannen die VArquitectos die Umwandlung<br />

des Projekts auf Passivhausstandard und damit die<br />

Einhaltung der verlangten Effizienz zu prüfen. 2013<br />

entwickelte man dann ein neues Projekt, eben mit<br />

dem Ziel einer Passivhauszertifizierung.<br />

Ein Wohnturm mit einer stellenweise beachtlichen<br />

Höhe entstand. Die verwendeten Materialien mussten<br />

den technischen Kriterien des Auftraggebers<br />

Visesa und dessen Erfahrungen mit tausenden sozialen<br />

Wohnbauten entsprechen. Stahlbeton wurde<br />

für tragende Wände um den Lift herum und zur<br />

Aussteifung gegen Windkräfte verwendet. Aufgrund<br />

der spanischen Bauordnung besitzt das Gebäude als<br />

Ausmauerung Ziegelwände mit einer außen liegenden<br />

Isolierung, versteckt hinter einer hinterlüfteten<br />

Aluminiumfassade. Die finale Stärke der Isolierung<br />

aus Steinwolle beträgt außen 10 cm, zusätzlich<br />

wurden an der Innenseite nochmals 5 cm Steinwolle<br />

aufgebracht. Das war die beste Lösung, um den<br />

Spagat zwischen Preis und Leistung zu bewältigen.<br />

Im Vergleich zum ursprünglichen Projekt (im Nichtpassivhausstandard)<br />

ist die Isolierung nur um 5 cm<br />

gewachsen. Alleine diese Maßnahme aber bedeutet<br />

eine Reduktion des Jahres-Wärmebedarfs von 56<br />

kWh/m 2 auf 42 kWh/m 2 .<br />

u<br />

Das weltweit derzeit höchste Wohnhaus<br />

in Passivhausqualität haben die VArquitectos<br />

in Bilbao im Norden Spaniens<br />

erreichtet. Aus einem ursprünglich<br />

normal-effizienten Bau wurde nach<br />

einer entsprechenden Umplanung und<br />

nur 3% Mehrkosten ein hocheffizienter<br />

Wohnturm mit 361 Sozialwohnungen in<br />

Passivhausqualität.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

72<br />

Technik & Fassade<br />

Zusätzlich berechnete man alle Wärmebrücken und<br />

entwickelte dementsprechende Detaillösungen zu<br />

deren Vermeidung. Die äußere, isolierte Hülle ist<br />

durchgängig ohne Balkone und vergleichsweise<br />

schwierige Formen ausgeführt – so wurden schon<br />

einmal die geometrischen Schwachstellen ausgeschlossen.<br />

Dann wurden die Verbindungen zu den<br />

mehr als 2.000 Fenstern genau beachtet. Ihre Rahmen<br />

wurden isoliert, um die äußere Schutzhülle nicht<br />

zu durchbrechen. Das brachte eine weitere Reduktion<br />

der Heizenergie von 42 auf nun 34 kWh/m 2 pro Jahr.<br />

Aufgrund der Höhe der Architektur und der akustischen<br />

Parameter hatte das ursprüngliche Projekt<br />

zwar High-Standard, aber keine höchst effizienten<br />

Fenster mit einem Uw von nur 1,6 W/m 2 k. Das Klima<br />

in Bilbao ist zwar mild, aber nach einigen Erfahrungen<br />

mit PHPP (Energiebilanzierungs- und Planungstool<br />

für effiziente Gebäude und Modernisierungen)<br />

entschlossen sich die Architekten zu dreifachverglasten<br />

Fenstern aus Kunststoff mit Argonfüllung.<br />

Das bewirkte einen Uw


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73<br />

VArquitectos<br />

Um dann die maximale Effizienz zu erzielen, setzten<br />

die Planer auf eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.<br />

Die spanischen Gesetze verlangen zwar<br />

eine Lüftung, aber keine mit Wärmerückgewinnung.<br />

Im Winter hätte beim ursprünglichen Projektstatus<br />

also die Frischluftzufuhr Außentemperatur gehabt,<br />

was weder effizient noch angenehm, aber gesetzeskonform<br />

gewesen wäre. In der jetzigen Ausführung<br />

senkt die Wärmerückgewinnung den Heizbedarf von<br />

25 kWh/m 2 auf 16 kWh/m 2 pro Jahr.<br />

Als finale Maßnahme wurde Luftdichtheit für jede<br />

Wohneinheit definiert. Im Inneren der einzelnen Wohnungen<br />

hat man das mittels Putz auf den Ziegelwänden<br />

erzielt. Sämtliche Unterbrechungen dieser Hülle<br />

wurden mit speziellen Bändern versiegelt, ebenso<br />

verwendete man mit großem Erfolg eine flüssige<br />

Dichtmasse. Der Blower Door Test ergab einen Wert<br />

von 0,38r/h, das ist recht anspruchsvoll und auch auf<br />

die Stahlbetonscheiben mit ihrer ausgezeichneten<br />

Luftdichtheit zurückzuführen.<br />

Alle baulichen Verbesserungen zum ursprünglichen<br />

Projekt ergaben nur eine Preissteigerung von 3%, ganz<br />

abgesehen von der Verbesserung des Komforts, dem<br />

Lärmschutz, der Wertsteigerung für die Zukunft. Besonders<br />

für die Bewohner mit niedrigem Einkommen,<br />

dem Großteil der Nutzer, bedeutet dies eine deutliche<br />

Verbesserung durch die geringeren Energiekosten im<br />

Betrieb. Für alle 361 Wohnungen lässt sich eine Einsparung<br />

von 125.000 Euro pro Jahr berechnen. Das ist<br />

ein Beweis, dass sozialer Wohnbau in dieser Qualität<br />

in Spanien machbar ist. Allerdings nur mit Stahlbeton<br />

und Ziegelwänden, alle anderen Materialien und Baumethoden<br />

hätten eine deutliche Überschreitung der<br />

vorgesehenen Kosten mit sich gebracht. (rp)<br />

The Towers of Bolueta<br />

Bilbao, Spanien<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Statik:<br />

VISESA<br />

VArquitectos<br />

Fhewr<br />

Grundstücksfläche: 6.200 m 2<br />

Nutzfläche: 27.670 m 2<br />

Planungsbeginn: 2015<br />

Fertigstellung: 2018 und <strong>2019</strong><br />

Baukosten:<br />

beide Türme 26 Mio. Euro


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74<br />

Technik & Fassade<br />

Es lebe<br />

das Buch!<br />

Calgary‘s Central Library / Calgary / Snøhetta und DIALOG<br />

Fotos: Luis Asín, Paredes Pedrosa Arquitectos<br />

Aaron Betsky, Präsident der School of Architecture<br />

in Taliesin (ehem. Frank Lloyd Wright School of Architecture)<br />

fragt sich öffentlich, warum nicht alle<br />

Bibliotheken so warm und freundlich sein können,<br />

wie diejenige, die Snøhetta und DIALOG in Calgary,<br />

Kanada realisiert haben. Er hält diese Architektur für<br />

ein „best practice“-Beispiel moderner Baudenkmäler.<br />

Man muss ja nicht gleich in derartige Begeisterung<br />

verfallen, aber das Bauwerk hat schon etwas an sich.<br />

Die Calgary Public Library (CPL) ist Teil eines der<br />

größten Bibliothekssysteme in Nordamerika, mehr<br />

als die Hälfte der Stadtbewohner von Calgary besitzen<br />

eine Dauerkarte für diese Institution – wahrscheinlich<br />

lesen die Kanadier mehr als die Europäer.<br />

Die Bibliotheksfläche wurde durch den Neubau auf<br />

22.300 Quadratmeter vergrößert und nun erwartet<br />

man jährlich doppelt so viele Nutzer als bisher. Die<br />

Bücherei wird auch eine wichtige Rolle in der Entwicklung<br />

des urbanen Lebens, der rapid wachsenden<br />

Stadt, bilden. Auch ist sie Calgarys größte Investition<br />

seit den Olympischen Spielen 1988 und somit signalisiert<br />

sie den Beginn eines neuen Kapitels im kulturellen<br />

und geistigen Leben für die Bevölkerung. u


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75<br />

Snøhetta und DIALOG<br />

Eine neue (statt der alten) Bibliothek hat Calgary in<br />

Kanada bekommen. Entworfen von Snøhetta und DIALOG<br />

ist sie eine Bereicherung für das städtische und kulturelle<br />

Leben, aber auch ein Beweis, dass das Buch noch lebt und<br />

nicht komplett vom Digitalen verdrängt wird. Die Fassade<br />

der Architektur bietet von allen Seiten eine Hauptansicht<br />

und so ist die Bibliothek auch das verbindende Puzzle für<br />

zwei bisher getrennte Nachbarschaften.


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76<br />

Technik & Fassade<br />

Städtebauliche Situation<br />

Die Architektur befindet sich mitten in einer sehr<br />

komplexen städtebaulichen Situation: Eine in Betrieb<br />

stehende Bahnlinie durchquert das Grundstück von<br />

oben in eine tiefer liegende Ebene auf einer halbmondförmigen<br />

Trasse, sie teilt gleichzeitig Downtown<br />

und East Village. Als Antwort hoben die Planer<br />

die Eingangsebene über die abgekapselte Bahnlinie.<br />

Sanft geschwungene Terrassen – entsprechend den<br />

unsichtbaren Bahntrassen – schrauben sich im Herz<br />

des Baukörpers nach oben und erlauben den Menschen<br />

den Zutritt, von welcher Seite auch immer<br />

sie kommen, um in die Bibliothek zu gelangen. Außen<br />

liegende Amphitheater, die sich in die Terrassen<br />

einschmiegen, bieten Sitzplätze und auch Raum für<br />

Programme der Bibliothek. Als Portal und auch als<br />

Brücke verbindet der Baukörper nun die beiden, bis<br />

jetzt getrennten, Bezirke und etabliert visuelle und<br />

fußläufige Verbindungen zur jeweils anderen Seite.<br />

Genügend Möglichkeiten<br />

zum Lesen, Kommunizieren<br />

oder sich Vertiefen<br />

bieten die vielfältigen<br />

Podeste und Stiegen des<br />

Atriums.


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77<br />

Snøhetta und DIALOG<br />

Die Fassade<br />

Die dynamische, dreifach verglaste Fassade ist in einem<br />

modularen System von Sechsecken komponiert.<br />

So soll sich der Anspruch der Bibliothek ausdrücken,<br />

alle Menschen einzuladen, denn Teile dieses Musters<br />

könnten als geöffnete Bücher, Schneeflocken, oder<br />

ineinander verschachtelte Häuser gelesen werden<br />

– sie verdeutlichen jedenfalls die Idee von Kollektiv<br />

und Gemeinschaft. Ansammlungen der hexagonalen<br />

Form verteilen sich auf der gekurvten Fassade, sie<br />

wechseln sich mit gesinterten Glasteilen und manchmal<br />

schillernden Aluminiumpaneelen ab. Wichtig ist<br />

auch, dass die gesamte Fassade rundherum mit dem<br />

gleichen Muster entworfen ist, so kann jede Seite der<br />

Architektur als Hauptansicht fungieren. Diese visuelle<br />

Sprache setzt sich auch in der Wegführung und<br />

Signalisierung in den Innenräumen der CPL fort.<br />

Die kristalline Geometrie der Fassade wölbt sich<br />

über dem Eingang nach innen und gibt einen riesigen,<br />

mit Holz verkleideten Bereich frei, der die<br />

Besucher empfängt. Diese Umrahmung ist eine Referenz<br />

an die sogenannten Chinook-Wolkenbögen<br />

(Stratuswolkenformation), die für die Gegend typisch<br />

sind. Die Wölbung ist komplett mit Brettern aus dem<br />

Holz der roten Zeder gestaltet und mit ihrer doppelt<br />

gekrümmten Kurve gehört sie zu den größten Freiformflächen<br />

aus Holz auf der Welt. Die organische<br />

Form und Textur des Eingangs schafft es, das große<br />

Volumen der Architektur auf einen angenehmen<br />

und freundlichen Maßstab zu reduzieren. Von außen<br />

sichtbar fordert das Hauptatrium die Besucher zum<br />

Eintreten auf. So wie sich der Eingang zur Lobby und<br />

dem Atrium fortsetzt, so zieht sich auch das Holz<br />

in seiner Gestaltung und Anwendung mittels einer<br />

Spiralbewegung über 25 Meter nach oben zu einem<br />

Auge in den Himmel. Holzlamellen zeichnen den Umfang<br />

des Atriums wie bei spitzen Ellipsenbögen – sie<br />

dienen einer schnellen Orientierung für die Besucher,<br />

um einen Überblick über die Wegführung und innere,<br />

organisatorische Logik der Bibliothek zu erlangen. u


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78<br />

Technik & Fassade<br />

Weiters sind im Inneren die Stahlbetonoberflächen unbehandelt<br />

gelassen: Sparmaßnahme oder Open-End-<br />

Anspruch? Der Rhythmus der tragenden Balken und<br />

Säulen erinnert laut Aussage der Architekten an die<br />

Stoa, als einen Platz des Zusammentreffens und des<br />

intellektuellen Austausches. Diese Bezeichnung geht<br />

auf eine Säulenhalle auf der Agora, dem Marktplatz<br />

von Athen zurück. Auch so lässt sich Bedeutung und<br />

Wichtigkeit in ein Projekt hineininterpretieren. Die Einfachheit<br />

der Materialpalette in der Architektur soll den<br />

Menschen den Sinn vermitteln, dass die Bibliothek ein<br />

Ort der Arbeit und Aufmerksamkeit ist und nicht ein<br />

sakrosankter Bücherspeicher.<br />

Zeit zum Lesen<br />

Nach den Kriterien von Vergnügen bis ernste Seriosität<br />

sind die Bibliotheksprogramme dermaßen<br />

organisiert, dass lebhaftere Publikumsaktivitäten<br />

eher in den unteren Ebenen stattfinden. Graduell<br />

bewegen sich die Bereiche für Studieren und Ruhe<br />

spiralförmig nach oben. Auf der Straßenebene befinden<br />

sich eine Reihe von Mehrzweckräumen, welche<br />

die Verbindung zwischen innen und außen schaffen.<br />

Im Mezzanin bietet eine Kinderbibliothek mit Spielhäusern<br />

Raum für Handarbeit und Zeichenaktivität,<br />

Leseübungen und einen Indoor-Spielbereich. Die gesamte<br />

Kinderabteilung ist farbenfroh, mit grafischen<br />

Tapeten und maßgefertigten Möbeln in kindgerechten<br />

Dimensionen gestaltet.<br />

u


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79<br />

Snøhetta und DIALOG<br />

Warme Farben und Holz<br />

in allen möglichen Variationen<br />

bestimmen das<br />

Klima der Innenräume.


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80<br />

Technik & Fassade<br />

Auf den sechs oberen Ebenen häufen sich eine Menge<br />

Bereiche für analoges und digitales Studieren, Lesen<br />

und individuelle Interaktionen. Auf der obersten<br />

Ebene befindet sich der große Lesesaal der öffentlichen<br />

Bibliothek. Er ist als eine Art Schmuckstück<br />

im Gebäude angelegt und bietet Raum für gezieltes<br />

Studieren und Inspiration. Man betritt ihn über<br />

einen Transitionsbereich mit abgedämpftem Licht<br />

und geringer Geräuschkulisse. Sein Inneres wird von<br />

senkrechten Holzlamellen abgetrennt, sie gewähren<br />

Privatheit und auch Transparenz und definieren die<br />

Grenze zwischen innen und außen, ohne massive<br />

Wände zu benutzen. Naturlicht tritt durch die Lamellen<br />

ein und sie ermöglichen auch eine Sichtachse<br />

zwischen dem Atrium und der Westfassade.<br />

Am nördlichsten Punkt der Architektur gelangt man<br />

in das „Wohnzimmer“ der Bibliothek: Hier überblickt<br />

der Besucher die Bahntrassen und den Treffpunkt<br />

der zwei Nachbarschaften Downtown und East Village.<br />

Lichtgefüllt und voller Aktivität ist dieser Punkt<br />

nicht nur die Markierung und Signal für den Aufbruch<br />

nach vorne, sondern auch ein Ort um rückwärts zu<br />

blicken, auf den Einfluss dieser Architektur für die<br />

Entwicklung der Stadt Calgary und ihrer Bürger. (rp)


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81<br />

Snøhetta und DIALOG<br />

Calgary‘s Central Library<br />

Calgary, Kanada<br />

Bauherr:<br />

Design Architect:<br />

Executive Architect:<br />

Statik:<br />

Calgary Municipal Land Corporation (CMLC)<br />

Snøhetta<br />

DIALOG<br />

Entuitive<br />

Grundstücksfläche: 22.300 m 2<br />

Planungsbeginn: 06/2013<br />

Bauzeit: 05/2015 - 11/2018<br />

Fertigstellung: 11/2018<br />

Baukosten:<br />

164 Mio. Euro


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82<br />

Technik & Fassade<br />

Kupferzeit<br />

im hohen Norden<br />

Parq Vancouver / ACDF + Architecture49 und IBI Group<br />

Fotos: Ema Peter<br />

Wenn sich rund um den Bau eines Gebäudes<br />

eine Community bildet, die jeden Tag Fotos<br />

vom Baufortschritt macht und untereinander<br />

austauscht, kann man getrost davon ausgehen,<br />

dass dieses Design etwas Besonderes ist.


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83<br />

ACDF + Architecture49 und IBI Group<br />

Wie im Fall des Parq Vancouver, eines im Oktober 2017<br />

eröffneten Projekts, das sich liebevoll begleitet von<br />

seinen vielen design- und spielinteressierten Fans, innerhalb<br />

eines Jahres in seinem kupferfarbenen Mantel<br />

aus dem Erdboden erhob. Das Gebäude befindet<br />

sich im Zentrum von Vancouver fast direkt am Wasser<br />

des False Creek, zwischen den Bezirken Yaletown und<br />

Gastown. Diese dicht besiedelten Teile von Vancouver<br />

beherbergen neben dem historischen Zentrum die<br />

modernsten Wolkenkratzer sowie eine Vielzahl von<br />

Bars, Restaurants, Boutiquen und Sportzentren. u


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84<br />

Technik & Fassade<br />

Dieser von ACDF + Architecture49 und der IBI Group<br />

geplante Gebäudekomplex beherbergt zwei Luxushotels,<br />

ein Casino, verschiedene Restaurants, Fitness<br />

Center mit Wellness-Bereich und einen 5.500 m 2 großen<br />

Seminar- und Eventbereich. Im 5. Stock wurde<br />

ein parkähnlicher Garten angelegt, eine grüne Oase<br />

inmitten einer Hochhaussiedlung. Das Thema Natur<br />

und Landschaft wird in den Gärten der sogenannten<br />

Villen – die in Realität überdimensionale Suiten mit<br />

eigenen Grünflächen sind – weitergeführt.<br />

Die äußere Form des Gebäudes mit seinen vielfältigen<br />

Kurven, Ebenen, Neigungen und Linien spiegelt<br />

die umliegende Landschaft aus Bergen, Tälern,<br />

Wasser und interessanten Gebäuden wider. Die Ostfassade<br />

ist in Richtung der Wasser des False Creek<br />

und der dahinterliegenden Landschaft ausgerichtet,<br />

während die Westfassade die stylischen Wolkenkratzer<br />

der Nachbarschaft spiegelt.<br />

Die kupferfarbenen Vorhangfassaden an der Ostund<br />

Westseite des Gebäudes sind mit scheinbar zufällig<br />

angeordneten Lamellen aus Metall versehen.<br />

Bei näherem Hinsehen wird jedoch klar, dass diese<br />

Lamellen gemeinsam ein pixelartiges Muster bilden,<br />

welches die umliegenden Berge darstellt. Diese<br />

schimmernden Teilchen an der Fassade reflektieren<br />

tagsüber das Sonnenlicht in verschiedenen Winkeln<br />

auf die Glasfassade des Gebäudes und von dort auf<br />

die umliegenden Wasser des pazifischen Ozeans.<br />

Abends entstehen durch die Lichter der Großstadt<br />

auf den Fassadenpixeln interessante Lichtspiele.<br />

Die Struktur wird von schlanken<br />

Betonsäulen getragen<br />

Teile des Gebäudes erwecken den Eindruck, sie würden<br />

über der Straße schweben, was dem ganzen<br />

Komplex Leichtigkeit verleiht. Die Fassadengestaltung<br />

wieder ist ein charmantes Wechselspiel aus<br />

Kurven und sanften Rundungen aus gebogenem Glas<br />

an den Gebäudeecken und klar strukturierten Kanten.<br />

Parq wurde als Bindeglied zwischen der lebhaften<br />

Umgebung des BC Place Stadiums und den trendigen<br />

Unterhaltungsbezirken Yaletown und Gastown<br />

konzipiert. „Unser Design stellt diese Verbindung<br />

mühelos her und fängt gleichzeitig die Essenz dieser<br />

Stadt mit ihrer atemberaubenden Umgebung ein“, so<br />

Chefarchitekt Maxime Frappier.<br />

Der Komplex besteht aus einem Mittelteil und drei<br />

Türmen – in dem höchsten Turm, mit atemberaubendem<br />

Ausblick, ist das JW Marriott untergebracht,<br />

gewohnt klassisch und stilsicher mit luxuriösen Interieurs<br />

in Gold- und Beigetönen. Der niedrigere Turm<br />

an der Westseite beherbergt das The Douglas, ein<br />

Boutique-Hotel mit atmosphärischem, ausgefallenem<br />

Design, welches sich vieler natürlicher Materialien<br />

und rohem Beton als Stilelement bedient.<br />

Von den Hotelzimmern blickt man entweder auf<br />

den Dachgarten und das dahinterliegende Stadion<br />

oder auf der anderen Seite auf den Meeresarm False<br />

Creek sowie auf die Skyscraper Silhouette der<br />

Stadt und die dahinterliegenden Berge. Das Gebäude<br />

selbst schmiegt sich dabei förmlich an das BC Place<br />

Stadium an – der Turm des JW Marriott erinnert an<br />

der schmalen Stirnseite in seiner Form an das ikonische<br />

Flatiron Gebäude in New York.<br />

u


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85<br />

ACDF + Architecture49 und IBI Group<br />

Das Parq Vancouver schmiegt sich an<br />

das dahinterliegende Stadion. Die Form<br />

dieses Turms erinnert an das ikonische<br />

Flatiron Gebäude in New York.


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86<br />

Technik & Fassade<br />

Die Kurven und Schwünge<br />

der Fassade sind von den<br />

umliegenden Landschaften<br />

inspiriert. Die großen<br />

Glasflächen verbinden Innen<br />

und Außen und laden<br />

zum Eintreten ein.<br />

Leben hinter der Fassade<br />

Eine gelungene Mischung aus Klarglas, spiegelndem<br />

Kupferglas und überdimensionierten Fenstern stellt<br />

einen Bezug zwischen dem Leben im Inneren und<br />

dem Äußeren des Gebäudes her. Gäste der Hotels,<br />

Restaurants und des Casinos bleiben so in Verbindung<br />

mit dem pulsierenden urbanen Leben der umliegenden<br />

Straßen. Die elegante Hotellobby im 5. Stock<br />

bietet zusätzlich einen Ausblick auf die üppige Natur<br />

des Parkgartens, der auf dem Dach des Casino-Komplexes<br />

angelegt ist. Dieser fast 3.000 m 2 große Garten<br />

wurde mit 200 heimischen Douglastannen, sowie mit<br />

15.000 weiteren heimischen Pflanzen begrünt.<br />

Die spektakulären Interieurs sind passend zum<br />

avantgardistischen Äußeren des Gebäudekomplexes<br />

gediegen, außergewöhnlich und originell: Stiegenaufgänge<br />

und Lobbies wie eis- und schneebedeckte<br />

Landschaften wechseln einander mit warmen, erdigen<br />

Höhlen ab. Oder die eigenwilligen Deckenkonstruktionen<br />

mit Dreiecken aus Beton, die aus der holzverkleideten<br />

Decke hervorlugen.<br />

(ad)


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87<br />

ACDF + Architecture49 und IBI Group<br />

Parq Vancouver<br />

Kanada<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Paragon Gaming, 360 Vox, Dundee Corp<br />

ACDF + Architecture49 und IBI Group<br />

Bruttogeschossfläche: 72.481 m 2<br />

Planungsbeginn: Juni 2015<br />

Fertigstellung: Oktober 2017<br />

Baukosten: ca. 400 Mio. $


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88<br />

RETAIL <strong>architektur</strong><br />

Das Neudenken<br />

von Architektur<br />

Theo van Doesburg schrieb 1924 in seinem Manifest „Auf dem Weg zu einer plastischen<br />

Architektur“: Die neue Architektur ist elementar, das heißt, sie entwickelt<br />

sich aus den Elementen des Bauens im weitesten Sinn. Diese Elemente – wie<br />

Funktion, Masse, Fläche, Zeit, Raum, Licht, Farbe, Material usw. – sind plastisch.<br />

Van Doesburg ging es um die Zerlegung des umbauten Raumes mit dem Ziel der<br />

Aufhebung von Innen und Außen.<br />

Fotos: Laurent Clement<br />

Ganz in diesem Sinne ist das Layout und Design des<br />

neuen Shops in Les Champs-Elysées, Paris zu verstehen.<br />

Die in Paris ansässige Firma Homecore erschuf<br />

vor über 25 Jahren das erste Streetwear-Label in<br />

Frankreich. Nun hat sie das Studio Malka Architecture<br />

beauftragt, ihren neuen Retailstore zu designen.<br />

Das Projekt ist von dem legendären Logo der Krylon-Spraydosen<br />

und dem Farbtherapiekonzept von<br />

Homecore beeinflusst und eine Mischung aus Graffiti<br />

und einer Liebeserklärung an die „Friede, Liebe,<br />

Spaß-Bewegung“ – eben ein fundamentales Bekenntnis<br />

zu der damaligen Kultur.<br />

Sieben Bögen bilden die Fassade; sie sind der Beginn<br />

einer chromatischen Entwicklung, welche den Shop<br />

durchläuft, wie projizierte, färbige Schatten eben die-<br />

ser Bögen. Die Öffnungen der Fassade scheinen Newtonsche<br />

Prismen zu sein, die das Licht in die Spektralfarben<br />

aufspalten. Das Innere wird selbst zu einem<br />

chromatischen Raum, eine physische Materialisation<br />

des Farbkreises. Hier vermischen und addieren sich<br />

die einzelnen Farben und schaffen so eine Relation<br />

zwischen den Verkaufsbereichen. Die Überschneidungen<br />

der Farben verursachen neue, additive Farben,<br />

das ganze Projekt ist eine dreidimensionale Präsentation<br />

des Farbkreises und gibt dem immateriellen<br />

Farbraum eine begreifbare Struktur, wie zum Angreifen.<br />

Die Innen<strong>architektur</strong> erlaubt der Farbe, einen organischen<br />

Anschein in ihrer Beziehung zu Raum und<br />

Zeit zu entfalten. Van Doesburg hätte sicher seine<br />

Freude daran.


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89<br />

RETAIL <strong>architektur</strong>


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

90<br />

RETAIL <strong>architektur</strong><br />

Brötchen<br />

in Odessa<br />

Eine wirklich mutige und farbenfrohe Palette von Farben und Einrichtungen<br />

charakterisiert die Breadway Bakery mit angeschlossenem Kaffee im Zentrum<br />

der historischen Hafenstadt Odessa in der Ukraine, entworfen haben sie die Architekten<br />

Lera Brumina und Artem Trigubchak. Sie ist ein Mix aus Café, wo man<br />

frühstücken kann, und Shop, wo man seine Brötchen als Take-away bekommt.<br />

Die Planer sollten/wollten einen einladenden und in Erinnerung bleibenden Ort<br />

gestalten, dazu verwendeten sie eine Reihe kontrastierender, kräftiger Farben<br />

und Texturen. Eröffnet wurde der Shop Ende 2018.<br />

Fotos: Mikhail Loskutov


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91<br />

RETAIL <strong>architektur</strong><br />

Ursprünglich war hier eine Zahnklinik. Der Gesamtraum<br />

ist, entsprechend seinen Funktionen, in drei<br />

Teile gegliedert. Eine tiefblaue Take-away-Zone, ein<br />

Wartebereich in der Mitte in einem rosa Design und<br />

eine hellgraue Zone, in der man für ein Croissant und<br />

einen Cappuccino verweilen kann. Die 85 Quadratmeter<br />

große Lokalität ist von hohen Decken und großen<br />

Fenstern gekennzeichnet. Um den Lichteinfall zu<br />

verstärken, hat man an den Wänden mit glänzenden<br />

Fliesen, gepaart mit einem breiten Goldstreifen gearbeitet.<br />

Die Raumhöhe wird von speziell entworfenen<br />

und handgefertigten, korallenfarbenen Lustern<br />

betont. In der Verkaufszone sind die Wände tiefblau<br />

und schaffen einen visuell angenehmen Kontrast zu<br />

den Backwaren. Hinter dem rosafarbenen Pult mit<br />

Vitrine befinden sich die Küche und die Bäckerei, geschützt<br />

hinter bogenförmigen Öffnungen.<br />

Auch alle eingebauten Möbel, Tische, Sofas sind extra<br />

entworfen. Die pinken Sofas haben schmale, hohe Rückenlehnen,<br />

welche den Blick nach oben lenken sollen.<br />

In derselben Form, nur größer, ist der Eingang zu<br />

den WCs gestaltet – so fällt er in der grau verfliesten<br />

Wand weniger auf. Auch das Innere der Waschräume<br />

ist in derselben Farbigkeit gestaltet, rosa Waschbecken<br />

auf orangen Fliesen und blaue Unterschränke.


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92<br />

RETAIL <strong>architektur</strong><br />

Nostalgisches für<br />

Nachtschwärmer<br />

Im Dezember 2018 hat in Rom ein neues Restaurant mit Cocktail-Bar eröffnet. Mit<br />

der Bezeichnung LIÒN wäre das eigentlich nichts Außergewöhnliches, aber das Architekturbüro<br />

COLLIDANIELARCHITETTO hat daraus eine Besonderheit gemacht.<br />

Fotos: Matteo Piazza<br />

Das Lokal sitzt in einem historischen Bau aus der Zeit<br />

des Rationalismus mitten im Herzen Roms. Die mutigen<br />

Linienführungen und die gedämpften Farben im<br />

Maximalismus-Stil kontrastieren mit der Austerität<br />

des Palazzos, der es beherbergt. Gleichzeitig bringen<br />

sie Elemente des Dolce Vita wieder in die Stadt zurück.<br />

Das Lokal ist nicht auf Touristen ausgerichtet,<br />

sanftes Licht und verspiegelte Oberflächen bilden die<br />

Bühne für einen sehr „sophisticated place“, dessen<br />

Vorbereich den Largo della Sapienza überblickt.<br />

Das LIÒN entwickelt sich auf zwei Ebenen: Das Erdgeschoss<br />

enthält das Restaurant und ist völlig auf die<br />

Öffentlichkeit orientiert, große Fenster, umrahmt von<br />

dicken Balken aus Travertin – ein Kennzeichen des<br />

Rationalismus – richten sich auf die Straße. Das Untergeschoss<br />

– welches über eine Stiege aus Marmor,<br />

geschmückt mit Messingteilen, erreichbar ist – beherbergt<br />

die Serviceräume, die Küche und den Weinkeller.


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93<br />

RETAIL <strong>architektur</strong><br />

Die Kreisform als dynamisches Element, bereits in<br />

den schmiedeeisernen Gittern der Eingangstüre erkennbar,<br />

zieht sich durch die gesamte Innengestaltung<br />

und -einrichtung: von den Rückwänden hinter<br />

der üppigen Ottomane in Türkis zu dem lackierten<br />

Barschrank, von abgehängten Glasscheiben zur<br />

Lichtgestaltung, von der Wandtäfelung bis zum Flaschenhalter<br />

der Bar. Überall maßgefertigte Möbel,<br />

bei denen sich Form und Funktion überschneiden,<br />

Pop-Ästhetik trifft sich mit Kreisform.<br />

Die Verwendung von farbig getöntem Glas in den<br />

Elementen, welche über den schwarzen Platten der<br />

Esstische aus Marmor hängen, ist eine Reminiszenz<br />

an die frühen 20er Jahre; die Wahl geometrischer<br />

Richtlinie im Design und die Grundfarben sind wiederum<br />

von Wright´s Suche nach einer dynamischen<br />

Beziehung zwischen Licht, Schutz und fließenden Innenräumen<br />

inspiriert. Die dicken Säulen wurden mit<br />

kleinstteiligem Mosaik bedeckt und die lange Bar mit<br />

einer Kristallglasplatte, umrahmt von einer breiten<br />

Messingleiste. Es ist ein Universum von Materialien,<br />

Farben und Geometrien, die perfekt zueinanderpassen<br />

und eine große Kohärenz bieten. Ein Erlebnis zwischen<br />

Design und Küche.


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94<br />

RETAIL <strong>architektur</strong><br />

Zitate aus<br />

Mailand<br />

Seit 1883 besteht der Feinkostladen Peck in der Via Spadari in Mailand. Heute gilt<br />

Peck in Italien und weit darüber hinaus als Genusstempel italienischer Haute Cuisine<br />

und besitzt Satellitenniederlassungen in Japan, Singapur, Südkorea und Taiwan.<br />

Erstmals in unmittelbarer Nachbarschaft des Stammhauses eröffnete nun ein neuer<br />

Standort im Mailänder Hochhaus CityLife. Das von Vudafieri-Saverino Partners<br />

konzipierte Interior Design ist zugleich Basis künftiger Peck-Rollouts.<br />

Fotos: Santi Caleca<br />

Die Herausforderung bestand, so Leone Marzotto,<br />

CEO des Familienunternehmens, vor allem darin, „unsere<br />

extrem hohen Ansprüche an Qualität und Service<br />

und unsere Leidenschaft einer neuen Kundenschicht<br />

näher zu bringen: Mit zeitlosen Innovationen, die keinen<br />

Trends hinterherjagen oder Modeerscheinungen<br />

aufgreifen, die schnell wieder vergehen.“ Das neue<br />

Peck befindet sich in einem rund 300 m² großen organisch<br />

geformten Pavillon, zentral am Eingang zum<br />

Einkaufsviertel CityLife und ist in zahlreichen unaufdringlichen<br />

Zitaten als Tribut an Mailand und an die<br />

Nachkriegszeit gestaltet. Also an jenen Ort und jene<br />

Zeit, in der sich die Legende von Peck etablierte.<br />

Der Boden orientiert sich an Ceppo di Gré, ein in der<br />

Region vorkommendes Gestein mit großen Gerölleinschlüssen.<br />

Die abgehängte Holzdecke zitiert die Villa<br />

Necchi Campiglio des Mailänder Architekten Piero<br />

Portaluppi und die Streben, die die Regale halten,<br />

können als Hommage an die Torre Velasca gelesen<br />

werden, jenes markante, von BBPR entworfene Hochhaus<br />

südlich des Mailänder Domes. Die dekorativen<br />

Lampen mit ihrem modernen, postindustriellen Look<br />

erinnern wiederum an die ästhetische Tradition der<br />

Mailänder Paläste.


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95<br />

RETAIL <strong>architektur</strong><br />

Funktional präsentiert sich die Fläche als Hybrid aus<br />

Bar, Restaurant und Feinkostladen mit einer großen,<br />

hell erleuchteten Theke als einladende Geste im Eingangsbereich<br />

und 70 Sitzplätzen, verteilt in dem lang<br />

gestreckten und durch Pfeiler und Bögen strukturierten<br />

Raum. Klapptische an der Theke und eine Reihe<br />

versenkbarer Tische im Restaurantbereich ermöglichen<br />

zudem eine alternative Bespielung des Raums.<br />

In ihrem Rauten-Design fungieren die Tischflächen<br />

– ebenso wie die tiefergehängte Holzdecke in Rauten-Maschen-Form<br />

– als Hommage an die architektonische<br />

Ästhetik der Stadt. Selbst die Musik, für die<br />

Mailand international bekannt ist – man denke nur<br />

an das bekannte Opernhaus – findet als Designzitat<br />

ihren Platz. Wie einzelne Noten bilden ausgewählte<br />

Flaschen in den Regalen an der Weinbar eine Metrik,<br />

die sich zur Gesamtkomposition zusammenfügt.<br />

Schlussendlich wird aber auch auf das historische<br />

Peck selbst verwiesen. So sind etwa die blau-weißen<br />

Fliesen in der Küche dieselben wie in der Küche der<br />

Via Spadari. Und die Bar der Cocktailstation ist mit<br />

handbemalten Porzellanfliesen überzogen, die eine<br />

historische Fotografie des Peck-Hauptsitzes in der Via<br />

Spadari aus den 1950er Jahren wiedergeben. Gemeinsam<br />

mit ikonischen Materialien, wie Holz, schwarzem<br />

Eisen und Kupfer, fügen sich vertraute Elemente des<br />

historischen Feinkostladens zu einem zeitgenössischen<br />

Ambiente, das das Potenzial hat, auch außerhalb<br />

Italiens Mailänder Flair in die Läden zu bringen.


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96<br />

RETAIL <strong>architektur</strong><br />

Zen & Salon<br />

Längst hat der Koffer mit dem unverwechselbaren Rillendesign Kultstatus. Das<br />

von dem deutschen Reisegepäckhersteller Rimowa entwickelte Design steht für<br />

funktional cleanen Luxus und verlangt auch für seine Verkaufsräume nach einer<br />

entsprechenden Inszenierung. Für diese zeichnet in Tokios Stadtteil Ginza das<br />

Wiener Architekturbüro Labvert verantwortlich.<br />

Fotos: Dirk Weiblen<br />

Ginza gilt als elitäre Flaniermeile, berühmt für seine<br />

Edelkaufhäuser und Luxusmarken. Seit Januar <strong>2019</strong><br />

werden hier auch die robusten Edelkoffer auf 500<br />

Quadratmetern Verkaufsfläche in Szene gesetzt. Architekt<br />

Stephan Vary und sein Team entschieden sich<br />

dafür, den Flagshipstore als Konzentration auf das<br />

Wesentliche und damit als minimalistisch gestalteten<br />

Ort der Ruhe inmitten der geschäftigen Metropole zu<br />

positionieren. Hier wird sowohl dem Produkt als auch<br />

dem Kunden viel Raum gegeben. Die Einrichtung<br />

zeigt sich betont zurückhaltend. Wenige, ausgesuchte<br />

Materialien wie warmes Holz und kühles Metall und<br />

der Wechsel von fließenden und eckigen Formen stellen<br />

Kontraste in einen gemeinsamen Kontext.<br />

Das Interieur im Erdgeschoss ist von japanischen<br />

Steingärten, allen voran dem berühmten Zengarten<br />

Ryoan-ji in der Nähe von Kyoto, inspiriert. Ein als geschwungene<br />

Linie angelegter Weg führt durch den<br />

Raum und vorbei an geflochtenen Raumteilern, einer<br />

modernen Interpretation japanischen Handwerks und<br />

eine Hommage an die Shoji, die traditionellen Schiebetüren<br />

aus Bambus und durchscheinendem Papier.<br />

Im Rimowa Flagship Store sind die kunstvollen Geflechte<br />

aus filigranen Eichenholzlamellen und handgeschöpftem<br />

Japanpapier gefertigt.


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97<br />

RETAIL <strong>architektur</strong><br />

Salon im Obergeschoss<br />

Als Fortsetzung der fließenden Linien führt eine geschwungene<br />

Stiege ins Obergeschoss, wo sich das<br />

Client Care Center befindet. Eine großzügige Glasfront<br />

ermöglicht hier Einblicke in die store-eigene<br />

Werkstatt. Hier werden Reparaturen durchgeführt<br />

sowie neue Gepäckstücke individuell nach Kundenwunsch<br />

gefertigt. Das Obergeschoss präsentiert sich<br />

mit der stilvollen Sitzgruppe und Vintage-Modellen<br />

aus der 120jährigen Geschichte der Koffer-Marke<br />

als wohnlicher Salon – ganz im Stile der Wiener<br />

Verkaufssalons Mitte des 19. Jahrhunderts. Die hier<br />

ausgestellten Modelle wirken zeitlos und beständig<br />

und kommunizieren so ganz unaufdringlich auch die<br />

Markenbotschaft.<br />

Mit der Kombination von Alt und Neu, Zengarten und<br />

Salon ist den Wiener Architekten eine Symbiose von<br />

Tradition und Moderne ebenso gelungen, wie ein Ineinandergreifen<br />

von Ost und West, das sowohl die Markenidentität<br />

Rimowa als auch die kulturellen Synergien<br />

der europäischen Marke mit Japan erfahrbar macht.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

98<br />

RETAIL <strong>architektur</strong><br />

Helles<br />

Understatement<br />

Einen Store, der für Pop-up Events, Veranstaltungen, Beautyservices und Videodrehs<br />

genauso wie als Beautysalon oder Verkaufslokal seinen Dienst erfüllt – das<br />

haben die Batek Architekten für Zalando kreiert.<br />

Fotos: Marcus Wend<br />

Der flexible und anpassbare Raum kann sich sogar als<br />

Hintergrund eines Selfies sehen lassen, denn seine<br />

Displays und Kulissen sind durchaus spannend. Beton,<br />

SmartPlastics und Edelstahl sind die verwendeten<br />

Materialien und die Farbgebung pendelt sich bei<br />

gebrochenen, weißen, hellbeigen, grauen und Naturfarbtönen<br />

ein. Zusammen mit dem zementgebundenen<br />

Industrieboden ein durchaus stimmiges Konzept.<br />

Verschiebbare Kuben aus Edelstahl lassen sich frei<br />

im Raum verschieben und können für Warenpräsentationen<br />

oder Zonierungen verwendet werden. Als<br />

Blickfang für Ausstellungen dient ein langes weißes<br />

Regal, welches von der Firma Smile Plastics aus<br />

recycelten Plastikbechern hergestellt wurde. Drei<br />

ovale, raumhohe Regale als Standdisplays aus po-<br />

liertem Metall dienen als Raumteiler. Sie lassen sich<br />

durch eine leichte Bewegung um ihre Achse drehen<br />

und öffnen den Store mal zu einem Ganzen oder teilen<br />

ihn in einen geräumigen Vorderraum und einen<br />

sichtgeschützten, hinteren Bereich. Auf der Rückseite<br />

angebrachte vollflächige Spiegel vergrößern<br />

dann den Raum optisch. Zentral im vorderen Verkaufsraum<br />

platziert befindet sich ein massiver Trog<br />

aus Beton, der den Kunden als Waschbecken dient,<br />

und im hinteren Teil des Raumes ist der vier Meter<br />

lange Beauty-Service-Table aus Edelstahl mit seinen<br />

versenkbaren Spiegeln ein Blickfang. Überall schafft<br />

die Tageslicht simulierende Beleuchtung mit einem<br />

hohen Farbwiedergabeindex eine Galeriesituation für<br />

die ideale Präsentation der Beautyprodukte.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

| BA12-14G |<br />

RETAIL <strong>architektur</strong><br />

Eine Steuerung<br />

für alle Gewerke.<br />

Integrale, PC-basierte Gebäudeautomation<br />

von Beckhoff.<br />

Microsoft Technology<br />

Center, Köln:<br />

Die integrale Gebäudeautomatisierung<br />

wurde mit<br />

PC- und Ethernet-basierter<br />

Steuerungstechnik von<br />

Beckhoff realisiert.<br />

www.beckhoff.at/building<br />

Die offene, PC-basierte Steuerungstechnik von Beckhoff bildet die<br />

Grundlage einer integralen Gebäudeautomation, die alle Anforderungen<br />

an eine nachhaltige und effi ziente Lösung erfüllt. Eine<br />

einheitliche Hard- und Softwareplattform steuert alle Gewerke, von<br />

der nutzungsgerechten Beleuchtung über die komfortable Raumautomation<br />

bis zur hocheffi zienten HLK-Regelung. Das Ergebnis:<br />

Durch die optimale Abstimmung aller Gewerke werden die<br />

Energieeinsparpotenziale über die Energieeffi zienzklassen hinaus<br />

voll ausgeschöpft. Darüber hinaus reduziert die integrale Gebäudeautomation<br />

Hardware-, Software- und Betriebskosten. Für alle<br />

Gewerke stehen vordefi nierte Softwarebausteine zur Verfügung,<br />

die das Engineering enorm vereinfachen. Funktionserweiterungen<br />

oder -änderungen sind jederzeit möglich.<br />

Die ganzheitliche Automatisierungslösung<br />

von Beckhoff:<br />

Flexible<br />

Visualisierung/<br />

Bedienung<br />

Skalierbare Steuerungstechnik,<br />

modulare I/O-<br />

Busklemmen<br />

Modulare<br />

Software-<br />

Bibliotheken


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

100<br />

Licht<br />

Eine Erleuchtung!<br />

Ballett ist eine bewegte Sache, dachte sich offenbar das Team Peter Bilak und<br />

Lukáš Timulak und entwarf für das Royal Swedish Ballet eine bewegte Lichtskulptur.<br />

Man kann die vielarmige, von Computern gesteuerte und kontrollierte<br />

Struktur nicht einfach als Licht oder Leuchter bezeichnen, zu geistig und kompliziert<br />

ist der Anspruch an diese „Lichtkonstruktion“.<br />

Text: Peter Reischer Fotos: Peter Bilak<br />

Schon in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts<br />

integrierten die Ballets suédois<br />

in Paris Musik, Visuelles, Drama, Film und<br />

Poesie in ein holistisches Erlebnis für die<br />

Besucher. Für die Premiere des Stückes<br />

„Totality in Parts“ am 2. November 2018 in<br />

Stockholm, entwickelten Bilak und Timulak<br />

in Anlehnung daran ein ganz spezielles<br />

Konzept. Statt von der Choreografie ausgehend,<br />

das Stück visuell oder musikalisch zu<br />

interpretieren, brachten beide von Beginn<br />

an ihre Ideen ein. Sie luden diesmal auch die<br />

Kostümdesignerin Annemarije van Harten,<br />

den Komponisten Hauschka und den Lichtdesigner<br />

Tom Visser ein, die Performance<br />

von Anfang an mitzugestalten. Sie konzentrierten<br />

sich auf organisatorische Prinzipien<br />

der Natur, indem sie die Beziehungen zwischen<br />

mathematischen Algorithmen und


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

101<br />

Licht<br />

scheinbar freiem Ausdruck berücksichtigten.<br />

Timulak hinterfragt hier die Untrennbarkeit<br />

des Individuums von der Gruppe mit<br />

ihren sozialen Zwängen. Mit nur minimalistischem<br />

Ausdruck nimmt das Stück das Publikum<br />

auf eine Reise in die Außenwelt aber<br />

auch zum besseren Kennenlernen seiner<br />

selbst mit.<br />

Bilak hat die Bühnenausstattung zusammen<br />

mit dem Choreografen Timulak entwickelt,<br />

dieser war für die Produktion und die<br />

Bewegungsabläufe während des Stückes<br />

verantwortlich. Da die beiden schon ungefähr<br />

15 Jahre zusammenarbeiten, lassen<br />

sich ausgeklügelte Synergien erkennen. Die<br />

sechs Meter große Anlage hängt über der<br />

Bühne und besteht aus insgesamt 512 Lampen,<br />

die entlang von 32 gebogenen Armen<br />

in einer Kreisform angeordnet sind. Jedes<br />

der 512 Lichter wird einzeln von von einem<br />

separaten Multiplexsystemkanal (DMX) gesteuert.<br />

Die Helligkeit jeder Glühbirne kann<br />

entsprechend der Choreografie auf der<br />

Bühne kontrolliert werden. Die Arme der Installation<br />

öffnen und schließen sich wie die<br />

Blütenblätter einer Sonnenblume während<br />

der Performance des Royal Swedish Ballet<br />

und schaffen so Lichtkonfigurationen mit<br />

einer Spannweite über acht Meter. Obwohl<br />

die Struktur eigentlich flach ist, erweckt<br />

sie doch während der Aufführung den Anschein<br />

einer dreidimensionalen Sphäre<br />

mit einem kontrollierten Lichtausstoß und<br />

wechselnder Farbigkeit.<br />

Das Stück beginnt mit einem Tänzer, der<br />

etwas später von einem zweiten begleitet<br />

wird. Dann verdoppelt sich die Anzahl auf 4,<br />

dann auf 8 und schließlich haben 16 Figuren<br />

ihren Platz auf der Bühne. Durch fünfmalige<br />

Verdoppelung der Zahl 16 (16 x 2 x 2 x 2 x 2 x<br />

2) kommt man auch zu der Summe von 512<br />

Leuchtkörpern über der Bühne. Diese Anzahl<br />

als zentrales Element der Performance<br />

lässt sich auch als Molekül, DNA, Blume, die<br />

Erde, die Sonne oder das Universum interpretieren.<br />

Die Aussage, dass wir trotz aller<br />

Einzigartigkeit und Originalität doch ein Teil<br />

von etwas Größerem sind, lässt sich sowohl<br />

in den Tänzern wie auch in der Lichtinstallation<br />

eindeutig ablesen. „Totality in Parts“<br />

erforscht diese Verbindungen und zeigt, wie<br />

alles Große aus Kleinem gemacht wird.<br />

www.osram.com/lightingsolutions<br />

Licht ist stilprägend<br />

Litepole<br />

Neues Licht für neue Lebensqualität in der Stadt<br />

Licht ist OSRAM


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

102<br />

Produkt News<br />

Foto: Qatar Railways<br />

Lichtdesign für die Metro in Doha<br />

Die Doha Metro in Qatar ist eines der weltweit größten Bauprojekte und ein wichtiger<br />

Bestandteil der sogenannten «National Vision» der Golfregion. In enger Zusammenarbeit<br />

mit den Architekten und Ingenieuren von Qatar Railways entwickelte das<br />

Regent Lighting Team maßgeschneiderte Beleuchtungslösungen für die anspruchsvollen<br />

Bauplätze. Das Ergebnis ist eine überwältigende Harmonie aus Licht und<br />

Architektur, welche die Einzigartigkeit des Projekts hervorhebt.<br />

Das neue Metro-Netz wird sich von der Hauptstadt<br />

bis in die Vororte erstrecken, sodass alle wichtigen<br />

Standorte leicht und bequem erreichbar sind. In einer<br />

ersten Bauphase werden drei der insgesamt vier Linien<br />

(Rot, Gold und Grün) mit 38 Stationen errichtet.<br />

Das «Vault Space» Design aus gewölbten Räumen,<br />

das sich an traditionellen Beduinenzelten orientiert,<br />

macht die Bahnhöfe zu einem architektonischen<br />

Spiegel des Kulturerbes des Landes.<br />

Eine gelungene Inszenierung aus endlosen homogenen<br />

Lichtlinien, dreieckigen Sterngebilden und quadratischen<br />

Leuchten akzentuiert das symbolträchtige<br />

Design der Architektur und erhellt den Untergrund<br />

von Doha. Rund 20.000 Meter Lichtlinien und über<br />

25.000 Leuchten werden in den zeitgleich entstehenden<br />

Gebäuden installiert, die unter unvorstellbarem<br />

Zeitdruck noch <strong>2019</strong> fertiggestellt werden sollen.<br />

Es ist das Ergebnis einer zweijährigen engen Zusammenarbeit,<br />

bei der man versuchte, das Lichtdesign<br />

bestmöglich in das «Vault Space» Konzept zu integrieren,<br />

um ein Teil des Erbes, der Kultur und der<br />

nationalen Vision Qatars 2030 zu werden. Alle zum<br />

Einsatz kommenden Leuchten sind aus robusten<br />

und widerstandsfähigen Materialien gefertigt, bieten<br />

IP54-Schutz gegen Staub und Feuchtigkeit und<br />

garantieren eine hohe Beständigkeit und eine lange<br />

Lebensdauer. Durch ihre hohe Schlagfestigkeit bis zu<br />

IK08 sind die Leuchten auch für die Verwendung in<br />

zugänglichen Bereichen des öffentlichen Raumes geeignet.<br />

Die Leuchten sind mit DALI-dimmbaren Treibern<br />

und hochwertigen LEDs ausgestattet, mit denen<br />

eine hohe Farbwiedergabe von CRI ≥ 90 erreicht<br />

wird. Der opale Foliendiffusor erlaubt perfekt homogene<br />

und hochgradig ästhetische Lichtlinien ohne<br />

Unterbrechung. Das Liniensystem kann nicht nur für<br />

dekorative Zwecke eingesetzt werden, sondern ist<br />

mit einem Lichtstrom bis zu 1000 Lumen pro Meter<br />

auch hochfunktional. Ein speziell ausgearbeitetes<br />

Profil aus Aluminium sorgt für eine hohe Robustheit<br />

und ermöglicht eine unvergleichbare Flexibilität.<br />

REGENT Licht GmbH<br />

T +43 (0)1 879 12-10<br />

info@regent-licht.at<br />

www.regent.ch


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

103<br />

Produkt News<br />

Extra Plus an Komfort für Gäste<br />

Mit dem Stuttgarter Hotel SI-SUITES zeigt JUNG seine innovative Vielfalt im Bereich<br />

Hospitality und Smart Building: Integriert in das moderne Freizeitareal des SI<br />

Centrums (Stuttgart International Centrum), bietet das SI-SUITES mit der Nutzung<br />

von Gebäudesystemtechnik seinen anspruchsvollen Gästen höchsten Komfort am<br />

Puls der digitalen Zeit. Individuelle Bedürfnisse des Gastes – von Temperatur bis hin<br />

zu eigenem „Gastprofil“ – werden so intelligent erfüllt.<br />

Das SI-SUITES Hotel ist dafür sowohl mit<br />

dem JUNG KNX-System als auch der innovativen<br />

JUNG Visu Pro Software ausgestattet,<br />

die im Rahmen der Gebäudeautomation<br />

Visualisierung und Steuerung ermöglicht.<br />

Eine intelligente Schnittstelle zwischen der<br />

JUNG Gebäudetechnik sowie der Hotelsoftware<br />

von Protel ermöglicht zusätzlich<br />

diverse digitale Vorzüge für Gast, Hotelbetreiber<br />

als auch Personal. Stammgäste<br />

können sich etwa ihr eigenes Nutzerprofil<br />

erstellen: Das System speichert die Wohlfühltemperatur<br />

des letzten Aufenthaltes,<br />

welche unmittelbar beim nächsten Check-<br />

In abgerufen und eingestellt wird – das<br />

Zimmer „merkt“ sich, was dem Gast behagt.<br />

In Suiten und Zimmern können die Nutzer<br />

zudem über intuitiv bedienbare Tastsensoren<br />

Temperatur, Licht und Position der Jalousien<br />

oder Behänge individuell einrichten<br />

– sei es vom Badezimmer aus oder aber direkt<br />

vom Bett. Weiteren Komfort verspricht<br />

JUNG Bluetooth Connect: Darüber kann via<br />

Bluetooth die eigene Playlist von Smartphone<br />

oder Tablet im ganzen Hotelzimmer<br />

gehört werden.<br />

Technologie für den Gast durch das verbaute<br />

JUNG Schalterdesign A creation,<br />

das durch seine klare Form und exklusive<br />

Materialität besticht. Ob farbige Glas- oder<br />

Kunststoffrahmen: kombiniert mit den entsprechenden<br />

Abdeckungen setzt A creation<br />

durch seine reduzierte Anmutung und<br />

hochwertige Materialität Akzente in jedem<br />

Raum. Mittels individueller Beschriftung<br />

der Bedienstellen ist die Anwendung spielend<br />

leicht umsetzbar.<br />

Euro Unitech<br />

Elektrotechnik Gesellschaft .m.b.H.<br />

T +43 (0)1 662 72 50<br />

office@eurounitech.at<br />

www.eurounitech.at<br />

JUNG im SI-SUITES Hotel:<br />

Designs und Technologien<br />

Das KNX-System ist eine intelligente Gebäudesystemtechnik,<br />

durch die höchste<br />

Ansprüche an Komfort, Energieeffizienz<br />

und Sicherheitsaspekte erfüllt werden.<br />

Optisch in Erscheinung tritt die innovative


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

104<br />

Produkt News<br />

Minimalismus in der Dusche<br />

Das Produktdesign hat in der KEUCO-Philosophie viele Aspekte. Der Anspruch ist<br />

ganzheitlich: Eine Design-Ikone zu schaffen und gleichzeitig ein Produkt relevant<br />

zu verbessern, zu vereinfachen und alles Überflüssige wegzulassen. Dieser Minimalismus<br />

in der Dusche heißt: IXMO_solo. Dank innovativer Technik vereint die<br />

Armatur in einer einzigartigen Weise Thermostat, Absperrventil und Schlauchanschluss<br />

in nur einem Modul.<br />

Die Bedienung ist einfach und erschließt<br />

sich intuitiv. Vorne wird die Wassermenge<br />

geregelt, hinten wird die Temperatur eingestellt,<br />

der Schlauchanschluss ist integriert.<br />

So entsteht durch nur ein wasserführendes<br />

Element an der Wand Freiheit in der Badgestaltung<br />

und ein deutlich reduzierter<br />

Montageaufwand. Vor allem der Einbau in<br />

dünnen Wänden oder eine nachträgliche<br />

Modernisierung sind problemlos möglich.<br />

Die Einbautiefe lässt sich dank intelligentem<br />

Tiefenausgleich von 65 mm bis zu 95<br />

mm flexibel und stufenlos einstellen. Die<br />

Absperrvorrichtung für die Rohbauphase<br />

ist im Grundkörper integriert, ebenso eine<br />

Einrichtung für vertauschte Wasserwege.<br />

Damit ist für alle Fälle eine sichere Installation<br />

garantiert.<br />

Auch im Design ist das Thermostat einzigartig:<br />

Mit einer Ausladung von lediglich<br />

100 mm und einem Durchmesser bzw. einer<br />

Kantenlänge der Rosette von nur 90 mm in<br />

rund oder eckig ist es beeindruckend klein<br />

und passt in jedes Bad. Mit der Kombination<br />

von innovativer Technik und ausgezeichnetem<br />

Design ergänzt es die Produktfamilie<br />

auf beeindruckende Weise.<br />

Ebenso minimalistisch, hoch funktional und<br />

schnell installiert ist das IXMO Zubehör für<br />

die komplette Duschlösung wie Brausehalter<br />

und Brausestange. Die drei Oberflächen<br />

in glänzendem Chrom, mattem Aluminiumfinish<br />

oder hochwertigem Edelstahlfinish<br />

eröffnen viel Gestaltungsfreiheit und weitere<br />

individuelle Kombinationsmöglichkeiten.<br />

Dem allgemeinen Trend nach minimalistischen<br />

Duschlösungen folgend, erfüllt<br />

der Brausehalter alle Anforderungen an<br />

reduzierte Formgebung im Bad: Das formvollendete<br />

Element bietet ergonomischen<br />

Halt und Aufnahme in verschiedenen Positionen.<br />

Die robuste Wandstange mit<br />

Brauseschieber verbindet Langlebigkeit<br />

mit ästhetischem Design und sinnhafter<br />

Funktionalität. Der höhenverstellbare Brauseschieber<br />

lässt sich mit einer Hand leicht<br />

bedienen. Darüber hinaus lässt er sich 180°<br />

drehen, je nachdem ob die Brause links oder<br />

rechts der Stange eingesetzt werden soll.<br />

KEUCO GmbH<br />

T +43 (0)662 45 40 56-0<br />

office@keuco.at<br />

www.keuco.com<br />

www.ixmo.de


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

105<br />

Produkt News<br />

Man kann ein Bad immer<br />

noch besser machen!<br />

Weiterentwicklungen im Bad betreffen oft das Design von Produkten mit neuen<br />

Formen, Farben und Funktionsverbesserungen. Geberit geht einen Schritt weiter<br />

und bringt mit Geberit ONE ein Badkonzept auf den Markt, das die Bereiche hinter<br />

und vor der Wand als Einheit neu definiert. Denn Bäder bestehen nicht nur aus<br />

den sichtbaren Bereichen wie Waschplatz, Dusche oder WC, auch die verdeckten<br />

Elemente spielen eine wichtige Rolle.<br />

Das neue Konzept nutzt konsequent die<br />

Vorteile der Vorwandinstallation und setzt<br />

dabei auf das bewährte Installationssystem<br />

Geberit Duofix. Alles, was vor der Wand<br />

nicht unbedingt benötigt wird, wird in die<br />

Ebene dahinter verlegt. Unschöne Siphons,<br />

störende Halterungen oder Befestigungen<br />

rücken damit aus dem Blickfeld.<br />

So kann im neuen Badkonzept der Waschtisch<br />

wahlweise frei schwebend oder in<br />

Kombination mit einem Waschtischunterschrank<br />

genutzt werden. Kombiniert wird<br />

der Waschtisch dabei mit einer Wandarmatur,<br />

wobei ein passendes Montageelement<br />

in der Vorwand bereits bei der Planung die<br />

genaue Lage der Armatur festlegt, sodass<br />

der Waschtisch vollständig und sauber ausgespült<br />

wird.<br />

Auch der Spiegelschrank mit seiner kaum<br />

sichtbaren Ausladung nutzt die Vorwand<br />

geschickt aus und punktet mit einem beeindruckenden<br />

Platzangebot. Als integraler<br />

Teil der Vorwand wird er an vorgefertigten<br />

Installationselementen befestigt. Die Position<br />

des Schranks im Verhältnis zu Waschtisch<br />

und Armatur wird bereits bei der Badplanung<br />

festgelegt.<br />

Für die Dusche bietet Geberit ein zusätz-<br />

liches Element, das den Nutzerkomfort<br />

deutlich erhöht: eine Nischenablagebox. Sie<br />

bietet Platz für Shampoo, Duschbad und<br />

andere Pflegeprodukte, die bei der Körperpflege<br />

nötig sind. Herumstehende Behältnisse<br />

in der Dusche gehören damit der<br />

Vergangenheit an.<br />

Technische Raffinesse, ansprechendes<br />

Design und die Kombination von sichtbaren<br />

und unsichtbaren Elementen zeichnen<br />

auch das neue WC aus. Es ist perfekt proportioniert,<br />

hat keine sichtbaren Befestigungsschrauben<br />

und kann vom Fachmann<br />

auch nachträglich in unterschiedlichen<br />

Höhen mit einem Spielraum von -1 bis +3<br />

Zentimetern installiert werden. Der WC-Sitz<br />

in Slim-Optik ist sehr schlank und verleiht<br />

der Toilette zusammen mit der geschlossenen<br />

Keramik ein elegantes Aussehen. Die<br />

hochwertige Veredelung mit der KeraTect<br />

Spezialglasur sorgt für eine nahezu porenfreie<br />

Keramikoberfläche, an der Schmutz<br />

und Bakterien kaum Halt finden. Erweiterten<br />

Komfort bietet das WC in Kombination<br />

mit dem neuen DuoFresh Modul, das eine<br />

effektive Geruchsabsaugung direkt in der<br />

WC-Keramik ermöglicht.<br />

Geberit Vertriebs GmbH & Co KG<br />

T + 43 (0)2742 401 0<br />

sales.at@geberit.com<br />

www.geberit.at


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

106<br />

Produkt News<br />

Eine saubere Sache<br />

Was in dem Ziegelsteingebäude wie „aus der guten alten Zeit“, dem denkmalgeschützten<br />

Sitz des Unternehmensverbandes der Metallindustrie in Dortmund<br />

passiert, ist hochaktuell. Dabei geht es um wichtige und aktuelle Themen unserer<br />

modernen Arbeitswelt. Der 1894 erbaute Gründerzeit-Bau mit der Fassaden-Ornamentik,<br />

dem Gewölbeeingang, dem Erker darüber und den hohen Räumen war<br />

die erste „Fabrikantenvilla“ des um das Jahr 1900 entstandenen wohlhabenden<br />

Quartiers in der Prinz-Friedrich-Karl-Straße.<br />

Doch entsprach die Residenz des Unternehmensverbandes<br />

in puncto Technik und Nutzung nicht mehr<br />

den zeitgemäßen Anforderungen. Umgebaut und<br />

modernisiert hielt ein frisches Innenleben Einzug in<br />

das dreistöckige Bürogebäude mit etwa 20 Räumen.<br />

Türtechnologie von GEZE macht es noch „lebenswerter“,<br />

denn es bietet allen Nutzern und Besuchern<br />

modernen Türkomfort und optimale Sicherheit mit<br />

dem geforderten Brandschutz.<br />

Die Brandschutztüren sollten auch barrierefrei sein<br />

und bei Bedarf offen gehalten werden können. Mit den<br />

Funkfeststellanlagen FA GC 170 mussten für die zusätzlichen<br />

Decken-Rauchmelder, die durch die hohen<br />

Räume erforderlich wurden, keine Wände für Kabel<br />

aufgestemmt werden. So konnte man die denkmalgeschützte<br />

Gebäudeoptik belassen, verfügt nun gleichzeitig<br />

über ein sicheres, zugelassenes Gesamtsystem<br />

und konnte zudem Aufwand und Kosten sparen.<br />

Schon im frühesten Projektstadium brachte man<br />

alle beteiligten Gewerke-Akteure zusammen. Damit<br />

keine Anforderung und keine Fragestellung vergessen<br />

wurden, keine inspirierende Idee übersehen und<br />

Abläufe in einem effizienten Netzwerk Hand in Hand<br />

gehen konnten. Für das historische Gebäude mit seinen<br />

spezifischen Gegebenheiten verwirklichte man<br />

zusammen mit den Türexperten der Dömer Metallbau<br />

GmbH in Nordwalde die Lösung: manuelle und<br />

automatische Brandschutztüren und eine kabellose<br />

Erweiterung der Feststellanlagen mit Funkmeldern in<br />

einem kompletten System. Die Funkerweiterung hat<br />

den großen Vorteil, dass sie keine zusätzlichen Leitungen<br />

erfordert.<br />

Die zusätzlichen Rauchmelder konnten durch den<br />

Produzenten einfach an der Decke befestigt werden.<br />

Alle Komponenten der Funkerweiterung wurden über<br />

ein Funkmodul an das bestehende System angebunden.<br />

FA GC 170 ist darum auch eine Nachrüstlösung:<br />

Auch an weiteren Feststellanlagen im Gebäude können<br />

Decken-Rauchmelder und Handauslösetaster<br />

kabellos mit dem Funkmodul am Sturzmelder verbunden<br />

werden.<br />

GEZE Austria GmbH<br />

T +43 (0)6225 87180<br />

austria.at@geze.com<br />

www.geze.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

107<br />

Produkt News<br />

Nachhaltige Aufzüge<br />

Eines der weltweit führenden Unternehmen der Aufzugs- und Rolltreppenindustrie,<br />

die KONE Corporation, wurde für seine Maßnahmen und Strategien zur<br />

Bekämpfung des Klimawandels ausgezeichnet. Es erhielt in der CDP 2018-Liste<br />

der weltweit führenden Unternehmen im Bereich Umweltleistung eine Bewertung<br />

von A- für Klimaschutz.<br />

Die Bewertung reicht von A bis D, wobei A die bestmögliche<br />

Bewertung ist. Dies basiert auf einer unabhängigen<br />

Bewertung anhand der Bewertungskriterien<br />

von CDP, einer internationalen gemeinnützigen<br />

Organisation, die ein globales Offenlegungssystem<br />

betreibt, das es Unternehmen, Städten, Staaten und<br />

Regionen ermöglicht, ihre Umweltauswirkungen zu<br />

messen und zu steuern.<br />

Der Hersteller wurde von Corporate Knights Inc.,<br />

einem führenden nachhaltigen Wirtschaftsmagazin<br />

und Rankingunternehmen, auf Platz 43 der nachhaltigsten<br />

Unternehmen der Welt eingestuft. Kone ist<br />

damit das einzige Unternehmen der Aufzugs- und<br />

Rolltreppenindustrie, welches Corporate Knights in<br />

die „<strong>2019</strong> Global 100 Most Sustainable Corporations<br />

in the World“-Rangliste aufgenommen hat, die am<br />

Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos, Schweiz,<br />

veröffentlicht wurde. Das Global 100 Ranking basiert<br />

auf einer gründlichen Analyse von 7.500 Unternehmen<br />

mit einem Umsatz von über 1 Milliarde US-Dollar.<br />

Die Performance der auf der Liste aufgeführten<br />

Unternehmen wird auch mit dem MSCI All Country<br />

World Index verglichen, der die globale Börsenaktivität<br />

misst und von Morgan Stanley Capital International<br />

gepflegt wird.<br />

Laut der Studie ist der Aufzugshersteller ein Spitzenreiter<br />

in den Bereichen Umweltleistung und soziale<br />

Verantwortung, wie Mitarbeiterbindung und Geschlechterdiversität<br />

im Vorstand. In der Industriesparte<br />

“Machinery Manufacturing” des Corporate Knights<br />

Rankings belegt man gar den zweiten Platz unter den<br />

443 globalen Unternehmen derselben Kategorie.<br />

Bei KONE ist Nachhaltigkeit in die Unternehmenskultur<br />

eingebettet. Der Hersteller ist Unterzeichner des<br />

UN Global Compact und unterstützt die UN-Ziele für<br />

nachhaltige Entwicklung. Der umfassenden Nachhaltigkeitsansatz<br />

bezieht die gesamte Lieferkette und<br />

auch die Lieferanten und Partner mit ein. Um verbleibende,<br />

unvermeidliche Emissionen zu kompensieren,<br />

unterstützt KONE Österreich zwei von der UNO zertifizierte<br />

Klimaschutzprojekte, und ist damit das erste<br />

offiziell klimaneutrale Unternehmen der Branche. Nur<br />

so ist ein Wandel hin zu smarten, ökoeffizienten Städten<br />

mit geringem CO 2 Wert und Nullenergie-Gebäuden<br />

möglich.<br />

KONE AG<br />

T +43 (0)1 863 67-0<br />

office.at@kone.com<br />

www.kone.at


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

108<br />

Produkt News<br />

Angenehme Raumatmosphäre,<br />

Diskretion und Eleganz<br />

In der modernen Architektur müssen sich vorhandene Räumlichkeiten permanent<br />

an veränderte Nutzungen und Gruppengrößen anpassen lassen. Das Trennwandsystem<br />

Variflex und Variflex Glas von DORMA Hüppe bietet hier bekanntermaßen<br />

vielfältige und intelligente Lösungen. Da sich Glas- und blickdichte Elemente<br />

des Systems miteinander kombinieren lassen, können Raumteilungen mit großer<br />

Offenheit und gleichzeitig hohem Schallschutz realisiert werden – mit Variflex bis<br />

Rw 59 dB, mit Variflex Glas bis Rw 52 dB.<br />

Mehr Licht lässt jeden Raum freundlicher<br />

erscheinen und hellt zugleich die Stimmung<br />

von Kunden und Mitarbeitern auf. Dieses<br />

Trennwandsystem besteht deshalb aus eleganten<br />

Glaselementen, welche die Großzügigkeit<br />

der Raum<strong>architektur</strong> unterstreichen<br />

und die Arbeits- und Beratungsatmosphäre<br />

positiv beeinflussen. Eine Durchgangstür<br />

aus vollflächigem Glas sorgt in Trennwänden<br />

oder Raum-in-Raum-Situationen für<br />

eine helle, lichtdurchflutete Atmosphäre –<br />

bei hervorragender Schalldämmung. Sehr<br />

elegant ist auch die sogenannte „Extension“-Lösung<br />

für T-förmig oder über Eck<br />

zusammenlaufende Wände: Ein nur sehr<br />

schmales Profil überlässt dem Glas den<br />

großen Auftritt und sorgt für Offenheit und<br />

Transparenz auf der ganzen Linie.<br />

Gerade im Bankenwesen müssen Räume<br />

aber gelegentlich auch Diskretion und<br />

Sichtschutz gewährleisteten. Für diese Anforderung<br />

bietet der Hersteller für alle Glaselemente<br />

zwei elegante Lösungen: Zum einen<br />

innenliegende Jalousien, die sich auch<br />

als „Bottom-up“ von unten nach oben, optional<br />

mit Zwischenstopp, bewegen lassen.<br />

Zum andern Magic Glas, das sich einfach<br />

per Wandschalter oder Fernbedienung auf<br />

transparent oder transluzent schalten lässt.<br />

Sehr praktisch, wenn gerade statt Offenheit<br />

mehr Diskretion gewünscht wird.<br />

Alle Variflex Trennwände können wahlweise<br />

mit manueller, halb- oder vollautomatischer<br />

Bedienung ausgestattet werden. Den höchsten<br />

Bedienkomfort bietet ComfortDrive, die<br />

vollautomatische Steuerung mit moderner<br />

BUS-Technologie. Sie ist kundenspezifisch<br />

individuell programmierbar und überzeugt<br />

mit einer hohen Auf- und Abbaugeschwindigkeit<br />

mit bis zu 250 mm/s.<br />

DORMA Hüppe Austria GmbH<br />

T +43 (0)732 600-451<br />

office@dorma-hueppe.at<br />

www.dorma-hueppe.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

109<br />

Produkt News<br />

Der Umwelt verpflichtet<br />

Ob Drehstuhl oder Schreibtisch, jedes dritte Fußgestell wird von Sedus Kunden in<br />

der Ausführung „verchromt“ bestellt. Das hat nicht nur ästhetische sondern auch<br />

qualitative Gründe, denn verchromte Oberflächen sind kratzfester und unempfindlicher<br />

als die Alternativen mit Pulverbeschichtung, aus poliertem Alu oder auch Holz.<br />

Das heute weltweit verbreitete Verfahren mit der Bezeichnung Chrom VI ist zwar<br />

billig und einfach, aber dafür auch extrem toxisch und gesundheitsgefährdend.<br />

In den 1960er Jahren, als die ersten als sicher<br />

geltenden Galvanikanlagen entwickelt<br />

wurden, entschloss sich Firmensenior Christof<br />

Stoll, ein solches im Werk in Dogern<br />

zu errichten und verchromte Oberflächen<br />

anzubieten. Die zweite, hochmoderne Neuanlage<br />

folgte im Jahr 2010 und gilt mit einer<br />

Investitionssumme von 7,5 Mio. Euro als<br />

größte Galvanik im süddeutschen Raum,<br />

die auch als Lohngalvanik genutzt wird.<br />

Fertigungsleiter Dr.-Ing. Jens Bohnet ist<br />

Verfechter des Verchromens auf Basis von<br />

risikoärmeren chemischen Ausgangssubstanzen,<br />

die seit wenigen Jahren für einen<br />

großtechnischen Prozess zur Verfügung<br />

stehen und heute die sehr viel giftigeren<br />

und gefährlicheren Chrom VI Verfahren ablösen<br />

können. Das neue Verfahren ist deutlich<br />

komplizierter und deshalb auch teurer.<br />

Die Umstellung auf Chrom III war für den<br />

Stuhlproduzenten als ökologisch orientiertes<br />

Unternehmen und aus technischer Sicht<br />

eine willkommene Herausforderung. Die<br />

Umrüstkosten von rund einer Viertelmillion<br />

Euro werden sich in absehbarer Zeit wieder<br />

amortisieren, denn man rechnet in den<br />

nächsten Jahren mit steigenden Aufträgen.<br />

Die europäische Umweltbehörde ECHA, die<br />

seit einigen Jahren die Nutzung von Chemikalien<br />

gesetzlich reguliert, hat das Ziel,<br />

gesundheits- und umweltschädliche Chemikalien<br />

zu überwachen und möglichst zu<br />

ersetzen. Das bei der Galvanik eingesetzte<br />

Chromtrioxid (Chrom VI) ist eine dieser kritischen<br />

Substanzen, welche in Zukunft nur<br />

noch unter bestimmten Voraussetzungen<br />

und mit einer speziellen Genehmigung eingesetzt<br />

werden darf. Bei Sedus stand man<br />

vor der Entscheidung, entweder eine Genehmigung<br />

für den weiteren Betrieb zu erwirken<br />

oder die Chemikalie Chrom VI durch<br />

die weniger kritische Chrom III-Verbindung<br />

zu ersetzen. Da Chrom VI schon heute sehr<br />

stark unter Überwachung steht und auch<br />

für eine dekorative Anwendung nicht mehr<br />

zwingend notwendig ist, hat man sich für<br />

den umweltfreundlicheren, arbeits- und zukunftssicheren<br />

Weg entschieden und auf<br />

den Betrieb mit Chrom III umgerüstet. Die<br />

Galvanikanlage im Werk Dogern ist eine der<br />

bundesweit größten und ersten, die diesen<br />

doch deutlich komplizierteren Prozess erfolgreich<br />

für Serienprodukte anwendet.<br />

Sedus Stoll GmbH<br />

Showroom Wien<br />

Gumpendorfer Straße 15/9, 1060 Wien<br />

T +43 (0)1 982 94 17<br />

sedus.at@sedus.com<br />

www.sedus.com


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

110<br />

Produkt News<br />

Denkmalgeschützt und barrierefrei<br />

Die Technische Universität Wien (TU Wien) ist mit über 3.600 WissenschaftlerInnen<br />

und knapp 30.000 Studierenden Österreichs größte Forschungs- und<br />

Bildungseinrichtung für Technik und Naturwissenschaften. Heute und auch in<br />

Zukunft soll hier „Technik für Menschen” erforscht und entwickelt werden. 2015<br />

feierte die TU Wien ihr zweihundertjähriges Bestehen. Über die Jahre hinweg<br />

wurden Gebäude und Infrastruktur laufend den aktuellen Gegebenheiten und den<br />

stetig steigenden Studentenzahlen angepasst. Trotzdem schienen die zur Verfügung<br />

stehenden Räumlichkeiten nie auszureichen.<br />

Im historischen Hauptgebäude am Karlsplatz sind<br />

heute die Institute für Architektur, Raumplanung,<br />

Bauingenieurwesen und ein Teil der Verwaltung untergebracht.<br />

Um die Rahmenbedingungen für Mitarbeitende<br />

und Studierende weiter zu optimieren,<br />

wurde die Stiege 2 im Hof 3 des Universitätscampus<br />

in denkmalgeschützter Umgebung sicherheitstechnisch<br />

saniert und erweitert. Bei den Sanierungs- und<br />

Erweiterungsarbeiten spielten sowohl die Vorschriften<br />

der Denkmalpflege als auch die sicherheitstechnischen<br />

Anforderungen im Bereich Brandschutz entscheidende<br />

Rollen. Zudem war es wichtig, der starken<br />

dauerhaften Beanspruchung der Türen Rechnung zu<br />

tragen sowie die Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer<br />

zu gewährleisten.<br />

Der neue Erweiterungsbau mit Lift erfüllt sämtliche<br />

Anforderungen, schafft zusätzlichen Raum und<br />

macht das Gebäude auch für Menschen mit Gehbehinderung<br />

mühelos zugänglich. Die wärmegedämmten<br />

Außentüren aus forster unico Stahlprofilen<br />

können über einen Taster automatisch geöffnet<br />

werden, sind absolut schwellenlos und barrierefrei<br />

begehbar. Für maximalen Lichteinfall sorgen die wärmegedämmten<br />

Fenster mit schlanken Rahmen, die<br />

teilweise als RWA-Variante ausgeführt wurden. Die<br />

Fenster passen dank ihrer schlanken Optik ausgezeichnet<br />

zum Erscheinungsbild der angrenzenden<br />

historischen Gebäude. Im Gebäudeinneren wurden<br />

im Zuge der Sicherheitssanierung Brandschutztüren<br />

und Brandschutzverglasungen eingebaut. Die forster<br />

presto Brandschutztüren des Produzenten mit Seitenteilen<br />

und Oberlichtern sind ebenfalls schwellenlos<br />

konstruiert, womit die gewünschte Barrierefreiheit<br />

auch im Innenraum gewährleistet ist.<br />

Forster Profilsysteme GmbH<br />

T +43 (0)2236 677 293<br />

at@forster.ch<br />

www.forster-profile.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

111<br />

Produkt News<br />

Alleskönner Raffstore<br />

Kaum ein anderes Sonnenschutzprodukt kann besser mit dem Medium Licht<br />

umgehen, als der Raffstore. Und dieser wird bei HELLA ständig weiterentwickelt,<br />

um mit vielen kleinen und großen technischen Details bei Design, Funktion und<br />

Montage USPs zu schaffen, die es den Fachhändlern ermöglichen, bei den Kunden<br />

maximal zu punkten.<br />

Der Produzent bietet mit unterschiedlichen Lamellenformen<br />

und zusätzlichen Funktionen, wie der Tageslichtlenkung<br />

oder z. B. perforierten Lamellen, viele<br />

Möglichkeiten, um auf individuelle Wünsche eingehen<br />

zu können und auch bei tiefen Räumen ausreichende<br />

Helligkeit zu schaffen. Damit werden im Sommer die<br />

solaren Einträge reduziert und so Temperaturen im<br />

Gebäude gesenkt, bzw. im Winter die solaren Einträge<br />

perfekt gesteuert, um Heizkosten zu sparen.<br />

Um den Raffstore auch optisch noch besser ins Gebäude<br />

integrieren zu können, wurde die Farbpalette<br />

mit zusätzlichen Trend-Lamellenfarben für die Modelle<br />

AF80 und ARB80 in den Eloxalfarbtönen C31 - C35<br />

erweitert. Passend zu den Eloxal-Farbnachbildungen<br />

werden natürlich auch alle pulverbeschichteten Aluminiumteile<br />

in den neuen Farbtönen geliefert. Zusammen<br />

mit der 28 Standard-Lamellenfarben umfassenden<br />

Farbpalette und der Möglichkeit, gegen Aufpreis<br />

auch Sonderfarben auswählen zu können, gibt es<br />

„fast“ keine Grenzen mehr.<br />

Viel Detailarbeit hat man z. B. auch in den Schallschutz<br />

gesteckt, um den steigenden Anforderungen<br />

durch Normen und Richtlinien gerecht zu werden.<br />

So liefert man für alle Distanzhalter optional Schalldämmplatten,<br />

die mit einer verbesserten Schalldämmung<br />

der thermischen Trennung zum Rahmen und<br />

der erforderlichen Schlagregendichtigkeit gleich drei<br />

Vorteile für den Fachhändler bieten. Ganz nebenbei<br />

können die Schalldämmplatten sehr montagefreundlich<br />

auf die Grundplatten aufgesteckt werden. Der<br />

Klassiker bei den USPs in diesem Bereich ist die nach<br />

unten geöffnete Oberschiene. Durch den Vertikalträger<br />

VT1 sind die Trägerpositionen bei der Montage<br />

variabel, und durch die optional geräuschgedämmte<br />

Ausführung des Vertikalträgers VT1G wird eine Reduzierung<br />

der Laufgeräusche durch eine reduzierte<br />

Schallweiterleitung noch weiter optimiert.<br />

Durch die umbördelte Tiefenstanzung und die damit<br />

deutlich verminderte Reibung wird auch die Dauerhaftigkeit<br />

der Aufzugsbänder bei den HELLA-Modellen<br />

AF 80, ARB80, ARO65, AR63 und AR92 erhöht. Die<br />

Raffstore-Ausführungen mit S- und Z-Lamellen bieten<br />

durch das patentierte ECN-System (E=Edelstahl<br />

/ C=Clip / N=Nockenband) ein exaktes Paketieren<br />

durch Drehclip und damit geringstmögliche Pakethöhen.<br />

Die optisch perfekte Schlaufenbildung stellt<br />

einen weiteren Benefit für den Kunden im Bereich des<br />

Designs dar.<br />

HELLA Sonnen- und<br />

Wetterschutztechnik GmbH<br />

T +43 (0)4846 6555-0<br />

office@hella.info<br />

www.hella.info


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

112<br />

Produkt News<br />

Städtische Wohnraumerweiterung<br />

Es ist ein typisch holländisches Reihenhaus in einer der vornehmsten Straßen<br />

in der Innenstadt von Rotterdam. Charakteristisch sind der niedrige Keller und<br />

die kleinen Räume. Insgesamt sind die Innenräume sehr dunkel, kleine Fenster<br />

lassen nur wenig Tageslicht ins Gebäudeinnere. Als das Haus vor wenigen Jahren<br />

den Besitzer wechselte, sollte es sein Erscheinungsbild komplett verändern.<br />

Der Wunsch des neuen Bauherrn war es, die ehemals zwei Wohneinheiten in ein<br />

großzügiges, helles Haus zu verwandeln, das mehr Offenheit bietet. Gleichzeitig<br />

sollte es den Charme des historischen Gebäudes nicht verlieren.<br />

Für den Wunsch, die kleinen Räume groß<br />

und hell zu gestalten und als Gesamtes<br />

wirken zu lassen, musste massiv umgebaut<br />

werden. Um die zeitgenössische Architektur<br />

zu bewahren, wurden elegante, moderne<br />

Elemente mit Originalzitaten und der Restaurierung<br />

der Fassade im Originalzustand<br />

kombiniert. Auf der Rückseite bot der Raum<br />

unterhalb des Balkons Platz für einen zweistöckigen<br />

Anbau. Die nur 1,5 Meter tiefe<br />

Erweiterung sorgt dafür, dass die Küche im<br />

Erdgeschoss anstatt im Keller angesiedelt<br />

werden konnte, und schuf eine Verbindung<br />

mit dem Wohnzimmer im ersten Stock.<br />

Ursprünglich wollte man ein Klappfenster<br />

einbauen. Doch schnell wurde klar, dass so<br />

sowohl die Küche als auch das Wohnzimmer<br />

wahrscheinlich nicht ausreichend hell<br />

werden würden und die Beziehung zwischen<br />

den beiden Etagen nicht offen genug<br />

wäre. Deshalb fiel die Entscheidung auf die<br />

Glas-Faltwand von Solarlux.<br />

Mit der fast sechs Meter hohen Glas-Fassade<br />

erscheinen die Innenräume in einem völlig<br />

anderen Licht. Sie verleiht den Räumen<br />

eine optische Weite und lässt die beiden<br />

Geschosse sowie den Innen- und Außenraum<br />

durch nahtlose Übergänge miteinander<br />

verschmelzen. Denn obwohl sich das<br />

Haus mitten in der Stadt befindet, hat es<br />

einen kleinen anliegenden Garten, der miteinbezogen<br />

wurde. So wirkt der angrenzende<br />

Essbereich dank der Glas-Faltwand wie<br />

eine grüne Oase.<br />

Die Glasfassade erstreckt sich über zwei<br />

Etagen. Im oberen Geschoss wurde eine<br />

Festverglasung verbaut. Die ebenerdige<br />

Fensterfront lässt sich über die gesamte<br />

Breite öffnen und ermöglicht so den Zugang<br />

zum Garten. Sie erfüllt den Wunsch des Bauherrn<br />

nach einem fließenden Übergang zwischen<br />

Drinnen und Draußen. Ungewöhnlich<br />

weite Blickbezüge schafft die Glas-Faltwand<br />

auch, wenn sie geschlossen ist. Denn die filigranen<br />

Profile mit einer Ansichtsbreite von<br />

nur 99 mm bieten maximale Durchsicht und<br />

einen hohen Umgebungsbezug.<br />

SOLARLUX AUSTRIA GmbH<br />

T +43 (0)512 209 023<br />

info@solarlux.at<br />

www.solarlux.at


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113<br />

Produkt News<br />

Einzigartige Verschattungslösung<br />

für Ganzglasecken<br />

In der modernen Architektur sind Ganzglasecken ein stilbildendes Element, um<br />

ein einmaliges Raumgefühl zu erzeugen. Minimalistisch in der Anmutung, mit<br />

einem klaren, geometrischen Design erobern über Eck öffnende Schiebetüren<br />

den Markt. Um die großen Glasfassaden ansprechend verschatten zu können,<br />

hat der Sonnenschutzexperte Warema eine neue Lösung entwickelt: spezielle<br />

Raffstoren für Ecksituationen.<br />

Bei diesen Raffstoren stören keine Führungsschienen<br />

oder Spannseile die Ästhetik der Ganzglasecke,<br />

denn der Hersteller bietet hierfür gekuppelte Raffstoren<br />

ohne Führungselemente an der Ecke. Unauffällige<br />

Eckverbinder an den Lamellen sorgen für ein<br />

stimmiges Gesamtbild der Sonnenschutzlösung. Die<br />

Unterschienen sind starr verbunden und das Standardwendeverhalten<br />

der Lamellen wird durch die<br />

Verbindung nicht beeinträchtigt. Beide Behänge an<br />

der Ecke wenden gleichzeitig und fahren parallel<br />

hoch und tief.<br />

Diese Verschattungslösung bietet eine hohe Stabilität<br />

und zeichnet sich durch einfache Beratung,<br />

Planung und Montage aus. Die Bewohner profitieren<br />

zudem davon, dass der Durchgang ebenso wenig<br />

wie die freie Sicht nach draußen durch Hindernisse<br />

eingeschränkt werden. Sie genießen alle Vorteile<br />

von professionellen, maßgefertigten Raffstoren, mit<br />

denen sie das Lichtambiente nach ihren Wünschen<br />

individuell steuern können.<br />

WAREMA Austria GmbH<br />

T +43 (0)662 853015-0<br />

info@warema.at<br />

www.warema.at


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

114<br />

Produkt News<br />

„Cradle to Cradle“<br />

Mit „Cradle to Cradle“ wird die Nachhaltigkeit eines Produkts über dessen gesamten<br />

Lebenszyklus bewertet. Für die Zertifizierung muss das Produkt den strengen<br />

Anforderungen in fünf Kategorien im Bereich Gesundheit und Umweltschutz<br />

genügen: Materialgesundheit, Kreislauffähigkeit, erneuerbare Energien, Wasserverbrauch<br />

und soziale Verantwortung.<br />

Die AGC Gruppe mit AGC Interpane und<br />

AGC Glass Europe ist der einzige Glashersteller,<br />

der für sein großes Portfolio an Glasprodukten<br />

nach „Cradle to Cradle“ zertifiziert<br />

wurde und bietet damit das weltweit<br />

umfassendste Portfolio an Glasprodukten,<br />

die auf den Stufen Bronze, Silber und Gold<br />

ausgezeichnet sind.<br />

Zahlreiche Produktserien des Produzenten<br />

wurden mit dem Nachhaltigkeitszertifikat<br />

„Cradle to Cradle“ ausgezeichnet, darunter<br />

Floatglas, magnetronbeschichtetes Glas<br />

sowie dekorative und Verbundsicherheitsglasprodukte.<br />

Die Zertifizierungen für iplus<br />

Wärmedämm- und ipasol Sonnenschutzverglasungen<br />

wurden jetzt um zwei Jahre<br />

verlängert. Ferner wurde das Produkt Thermobel<br />

Scena in die Zertifizierung integriert.<br />

Die Gesamtbewertung für die Isolierglasprodukte<br />

erreichte das Bronzezertifikat, in<br />

den Unterkategorien „Erneuerbare Energie“<br />

und „Wasserverbrauch“ wurden die Produkte<br />

mit Silber und in puncto „Kreislauffähigkeit“<br />

und „Soziale Verantwortung“ sogar mit<br />

Gold bewertet. Im Gegensatz zu anderen<br />

Glasprodukten sind bei der Zertifizierung<br />

eines Isolierglases nach „Cradle to Cradle“<br />

wesentlich mehr Beteiligte einzubinden, da<br />

nicht nur das Glas zertifiziert wird. Auch alle<br />

weiteren Komponenten, die für den Aufbau<br />

einer Doppel- oder Dreifachverglasung<br />

erforderlich sind, also beispielsweise Zwischenschichten,<br />

Klebestoffe usw., müssen<br />

wesentliche Kriterien erfüllen. Infolgedessen<br />

umfasst der komplexe Zertifizierungsprozess<br />

mehrere Dutzend Zulieferer und<br />

alle an der Herstellung beteiligten Werke.<br />

Die neuerliche Zertifizierung unterstreicht<br />

das entschlossene Engagement der Gruppe<br />

für Umwelt und Nachhaltigkeit.<br />

INTERPANE GLAS INDUSTRIE AG<br />

T +49 (0)5273 809-0<br />

info@interpane.com<br />

www.interpane.com


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115<br />

Produkt News<br />

Perfekt bei<br />

sommerlicher Brise<br />

Garten, Dachterrasse, Poolbereich, Gastgarten<br />

– die Outdoorbereiche wachsen und die<br />

Ausstattungen werden immer wertvoller. Um<br />

große Flächen vor einem Übermaß an Sonne<br />

und Wärme zu schützen, hat VALETTA,<br />

der Sonnenschutzprofi aus Österreich, die<br />

ZIP-Beschattungsserie im Programm.<br />

Die schlanke, aber dennoch robuste<br />

HAITI-ZIP ist in einer Größe von bis zu 6 x 5<br />

Metern erhältlich. Bei großen Anlagenbreiten<br />

sorgt ein in der Fallschiene integriertes<br />

Spannsystem für noch mehr Stabilität und<br />

Tragkraft.<br />

Die BAHAMA-ZIP ist eine besonders widerstandsfähige,<br />

gestützte Terrassenbeschattung,<br />

deren Stoff nicht nur im Bereich<br />

der Welle und der Fallschiene fixiert ist,<br />

sondern über die gesamte Führungsschienenlänge.<br />

Sie ist in bis zu 6 x 5 Metern verfügbar<br />

und kann wie auch alle anderen Beschattungen<br />

im Winter stehen bleiben. Das<br />

erspart das mühsame Auf- und Abbauen<br />

sowie das Verstauen.<br />

Die CUBA-ZIP wiederum ist eine frei stehende<br />

Pergola, die auch an Fassaden oder Umzäunungen<br />

montiert werden kann. Die Markise<br />

ist in bis zu 6 x 4 Metern verfügbar und<br />

lässt sich unendlich oft miteinander koppeln<br />

– so bietet sie eine umfangreiche Variantenvielfalt<br />

bei der Gestaltung. Das neigbare<br />

Tuch ist ideal bei tief stehender Sonne und<br />

lässt problemlos Regenwasser ablaufen.<br />

Die Serie wurde vom ift-Rosenheim auf<br />

ihre Windfestigkeit geprüft (Prüfcode<br />

8-002041-PR01). Die getestete Anlage mit<br />

2,5 x 4 m zeigte selbst bei der maximal<br />

möglichen Prüfgeschwindigkeit von 126<br />

km/h (35 m/s, Windstärke 12 Beaufort) keine<br />

Einschränkungen der Funktion auf.<br />

VALETTA Sonnenschutztechnik GmbH<br />

T +43 (0)732 38 80-0<br />

office@valetta.at<br />

www.valetta.at<br />

+<br />

Zertifizierte Lawinenschutzfenster<br />

Seit über 90 Jahren fertigt KAPO im oststeirischen<br />

Pöllauer Tal Fenster und Türen<br />

aus Holz und Holz-Alu nach Maß und ist<br />

eines der wenigen österreichischen Unternehmen,<br />

das Fenster und Türen in Lawinenschutz-Ausführung<br />

anbietet.<br />

Damit das Fenster dem gewaltigen Druck<br />

einer Lawine standhält, werden angepasste<br />

Beschläge und ein spezielles Verbund-Si-<br />

cherheitsglas verwendet, das zusätzlich<br />

verklebt wird. Wichtig sind zudem die Verwendung<br />

von Holzarten mit hoher statischer<br />

Festigkeit und die Fenstermontage<br />

mit speziellen Zusatz-Verankerungen.<br />

Wenn auch ein hundertprozentiger Schutz<br />

vor Lawinen in gefährdeten Regionen nie<br />

versprochen werden kann, soll durch die<br />

Entwicklung und den Einsatz von Lawinenschutzfenstern<br />

der Aufenthalt für Bewohner<br />

und Winterurlauber in diesen Gebieten<br />

sicherer werden.<br />

KAPO Fenster und Türen GmbH<br />

T +43 (0)3335 2094-0<br />

office@kapo.co.at<br />

www.kapo.co.at


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

116<br />

Produkt News<br />

Gründächer entlasten die Kanalisation<br />

Die Liste der 2018 von Starkregen betroffenen Orte ist lang. Aber wohin mit den<br />

Starkregenwassermengen, die viele kommunale Kanalsysteme überfordern?<br />

Denn sind diese überlastet, kommt es zum Rückstau, zu überfluteten Straßen und<br />

Kellern. Eine Möglichkeit sind begrünte Dachflächen mit entsprechenden Wasserspeichersystemen.<br />

Viele Gebäude könnten mit überschaubarem Aufwand<br />

begrünt werden und so einen Teil, der durch die<br />

Bebauung versiegelten Flächen kompensieren. Der<br />

Dachspezialist Bauder hat dafür das neue Retentionselement<br />

RE 40 entwickelt. Dieses hält das Regenwasser<br />

temporär zurück und lässt es verzögert abfließen.<br />

Begrünte Dächer können eine wichtige Rolle für die<br />

Verbesserung der Lebensqualität und des ökologischen<br />

Gleichgewichts in unseren Städten spielen,<br />

insbesondere bei den immer häufiger auftretenden<br />

Starkregen-Ereignissen und bei der Entstehung von<br />

Hitzeinseln. Dachbegrünungen fungieren außerdem<br />

als natürliche Klimaanlage des Gebäudes, die im Sommer<br />

vor Hitze und im Winter vor Kälte schützt. Versiegelte<br />

Flächen am Boden werden durch die Grünfläche<br />

in lichter Höhe ausgeglichen. Wasserrückhaltung und<br />

Abflussverzögerung sind wesentliche Eigenschaften<br />

von Dachbegrünungen. Der Gründachaufbau saugt<br />

sich, einem Schwamm gleich, mit Wasser voll und verzögert<br />

so den Abfluss. Durch Verdunstung gelangt<br />

ein hoher Prozentsatz des Niederschlags wieder direkt<br />

in den natürlichen Wasserkreislauf.<br />

Dieser positive Effekt lässt sich bei Extensivbegrünungen<br />

in mehrschichtiger Bauweise – mit dem neuen<br />

Element, das die Abflussverzögerung zusätzlich optimiert<br />

– noch verstärken. Dafür sorgen die mit einer<br />

definierten Lochung am Boden perforierten Noppen.<br />

So entsteht unabhängig von der Verlegerichtung und<br />

ohne hydrostatischen Druck auf der Abdichtung ein<br />

temporärer Wasserspeicher, der aus dem Retentionselement<br />

im Gründachaufbau ein dynamisches System<br />

macht. Das Speichervolumen in den Noppen steht bereits<br />

nach kurzer Zeit wieder als Stauraum-Puffer für<br />

den nächsten Starkregen zur Verfügung.<br />

Das Abflussverhalten des Produktes wurde nach FLL<br />

im Gründachaufbau geprüft. Je nach Schichtdicke<br />

des Substrats liegt der Abflussbeiwert bei hervorragenden<br />

Werten zwischen 0,24 und 0,10. Die Abfluss<br />

verzögernde Wirkung des Gründachaufbaus wird<br />

bei der Berechnung der Dachentwässerung im (Spitzen-)Abflussbeiwert<br />

berücksichtigt. Der Abflussbeiwert<br />

gibt das Verhältnis von Abfluss zu Niederschlag<br />

an, als Spitzenabflussbeiwert bezogen auf einen Bemessungsregen<br />

von 15 min Dauer.<br />

Bauder GesmbH<br />

T +43 (0)7229 69130-0<br />

info@bauder.at<br />

www.bauder.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

117<br />

Produkt News<br />

Nahrung am Dach der Stadt<br />

Die Nutzung urbaner Dachflächen nimmt weltweit zu (Urban Gardening / Urban<br />

Farming). Das Konzept, in unmittelbarer Nähe der urbanen Bevölkerung Lebensmittel<br />

zu produzieren, bringt neben den kurzen Transportwegen und dem positiven<br />

Effekt auf das Mikroklima in der Stadt auch mehr Commitment der Bevölkerung<br />

zu lokal produzierten Nahrungsmitteln. Die Nutzung von Dachflächen wird<br />

– mit steigender Knappheit der Landressourcen – ständig bedeutsamer.<br />

Im Science Tower Graz stehen im 13. Stockwerk – 60<br />

Meter über der Erde – 19 Pflanztröge bereit, um einen<br />

Ort der positiven Identifikation mit unserer Lebensgrundlage,<br />

den Pflanzen, inmitten eines sehr urban<br />

geprägten neuen Stadtteils zu schaffen. Das Projekt<br />

soll einerseits die Varianten eines professionellen Anbaus<br />

von Nutzpflanzen mit ihren Chancen und Risiken<br />

erproben, die klimatischen Voraussetzungen erheben<br />

und andererseits auf kleinem Raum erste Tests bzw.<br />

Demonstrationen technologischer Entwicklungen im<br />

Kontext dieses globalen Megatrends ermöglichen.<br />

Hier bildet Liapor mit seinem Blähtongranulat in den<br />

verschiedensten Formen, die ideale Basis um diesen<br />

Anforderungen gerecht zu werden. Als Grund- und<br />

Drainageschicht nimmt das rein mineralische und offenporige<br />

Liapor-Substrat dauerhaft überschüssige<br />

Feuchtigkeit und Nährstoffe auf, speichert sie und gibt<br />

sie bei Bedarf wieder an die Pflanzen ab. Durch die<br />

optimal abgestimmte Korngrößenverteilung ist eine<br />

ausreichende Belüftung gewährleistet – Wasserstau,<br />

Wurzelfäule und Schimmelbildung werden minimiert.<br />

Unter der Koordination von JR-LIFE wird dieser<br />

Dachgarten in Graz gemeinsam mit Forschungs- und<br />

Wirtschaftspartnern bespielt und ein wirtschaftlich<br />

tragfähiges Konzept der gemeinsamen Nutzung dieses<br />

Ortes entwickelt. Vor Ort können unter anderem<br />

Fragestellungen des Horticultural Lightings demonstriert<br />

und erforscht werden. Weitere Forschungsthemen<br />

sind:<br />

• Klimatische Voraussetzung, Eignung des Dachklimas<br />

für welche Pflanzen, Dauer der Vegetationsperiode,<br />

klimatische Extreme (Hitze, Kälte, Einfluss<br />

von zusätzlicher Beleuchtung insbesondere bei zunehmender<br />

Dauer der Nächte)<br />

• Thermische / mikroklimatische Vermessung des<br />

Science Towers und des Kamineffektes durch die<br />

zweite Dünnglasfassade<br />

• Bepflanzungsvarianten, Probleme und Potenziale<br />

eines Dachgartens, z. B. Pflanzengesundheit, Bestäubung.<br />

• Spätfrost: Pilotversuche und Demonstration, z. B.<br />

innovative Heiztextilien<br />

• Forschungsprojekte zur optimierten Infrastruktur<br />

eines städtischen Dachgartens um Ertrag und<br />

Vegetationsperiode möglichst hoch zu halten<br />

• Anwendungen / Möglichkeiten zur Verlängerung<br />

der Vegetationszeit, Erhöhung des Ertrags durch<br />

Horticultural Lighting<br />

• Best Practice Beispiel für Dachgarten-Projekte im<br />

langfristigen Betrieb<br />

• Test optimaler Vertriebsvarianten<br />

Lias Österreich GesmbH<br />

T +43 (0)3155 2368-0<br />

info@liapor.at<br />

www.liapor.at


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

118<br />

Produkt News<br />

Sanierungsanforderungen<br />

an die Abdichtung<br />

Urban Gardening oder Rooftop Bars – Flachdächer werden immer öfter in besondere<br />

Lebensräume umfunktioniert. Weniger exklusiv, aber ebenso anspruchsvoll<br />

hinsichtlich baulicher Veränderungen, sind beispielsweise begrünte Dächer, private<br />

Dachterrassen oder die Installation von Photovoltaik-Anlagen.<br />

Bei allen Nutzungsänderungen von Flachdächern<br />

bestehen komplexe Sanierungsanforderungen an die<br />

Abdichtung: eine vollständige Haftung auf dem Untergrund,<br />

Beständigkeit auch bei mechanischen und<br />

witterungsbedingten Einflüssen sowie die sichere<br />

Einbindung aller Anschlüsse und Durchdringungen.<br />

Die verschiedenen Ansprüche erfüllen Abdichtungen<br />

auf Polymethylmethacrylat-Basis (PMMA). Der Flüssigkunststoff<br />

lässt sich schnell und einfach verarbeiten<br />

und integriert selbst komplizierte Details nahtlos<br />

in die Abdichtungsfläche. Dank seiner Widerstandsfähigkeit<br />

sorgt das Material für langlebigen Schutz<br />

vor eindringender Feuchtigkeit.<br />

Um zukünftig Stromkosten zu sparen und mittels erneuerbarer<br />

Energien den ökologischen Fußabdruck<br />

zu verringern, errichten zum Beispiel immer mehr<br />

Hausbesitzer und industrielle Betriebe nachträglich<br />

eine Fotovoltaik-Anlage auf ihrem Flachdach. Damit<br />

die einzelnen Module optimal ausgerichtet sind und<br />

einen festen Stand haben, werden Unterkonstruktionen<br />

auf der Dachfläche installiert. Je nach Aufbau<br />

entstehen dabei Durchdringungen. Kleine Details<br />

wie diese stellen das größte Risiko für eindringende<br />

Feuchtigkeit dar. Die flüssige Verarbeitung von Spezialharzen<br />

kommt der Abdichtung dieser Bereiche<br />

besonders zugute. Kombiniert mit der Vliesarmierung<br />

gewährt das elastische Material eine naht- und<br />

fugenlose Verarbeitung.<br />

Hersteller wie Triflex schulen und beraten Verarbeiter<br />

in der Auswahl und Anwendung des Flüssigkunststoffs.<br />

Gemeinsam finden die Partner Lösungen<br />

für die Abdichtung von Solaranlagen, Dachterrassen<br />

oder begrünten Flächen. Eine zuverlässige und<br />

fachgerechte Abdichtung mit Flüssigkunststoff<br />

ermöglicht nicht nur die langfristige Nutzung des<br />

Flachdachs, sondern sichert auch den Bestand des<br />

gesamten Gebäudes. Nur wenn Niederschlagswasser<br />

keine Chance hat, in die Konstruktion einzudringen<br />

und somit die Bausubstanz geschützt ist, profitieren<br />

Bauherren von der Umgestaltung. Mit Flüssigkunststoff<br />

ermöglichen Verarbeiter ihren Auftraggebern<br />

sowohl ein dichtes Dach über dem Kopf als auch eine<br />

effektive Nutzung ihres neuen Außenbereichs.<br />

Triflex GesmbH<br />

T +43 (0)6233 20089<br />

info@triflex.at<br />

www.triflex.at


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119<br />

Produkt News<br />

Photovoltaik und Gründach<br />

Das Optigrün „SolarGrünDach“ wird als auflastgehaltenes System ohne Dachdurchdringung<br />

installiert. Dazu werden die Sun-Root-Photovoltaikaufständerungen<br />

mit der Last des Gründachaufbaus lage- und windsogsicher fixiert.<br />

Ein Vorteil dieser Systemlösung ist, dass die Photovoltaikträger nicht in die<br />

Dachkonstruktion und Dachabdichtung eingreifen und keine schweren Punktlasten<br />

benötigen. Da die Dachabdichtung nicht durchbrochen wird, entfallen<br />

schadensanfällige Dachabdichtungsarbeiten.<br />

Zudem ist das auflastgehaltene System<br />

aufgrund seiner weniger aufwendigen und<br />

schnellen Verlegung kostengünstiger als<br />

die herkömmlichen, in der Dachkonstruktion<br />

befestigten Aufständerungen. Das „SolarGrünDach“<br />

ist so ausgelegt, dass enge<br />

Modulreihen und damit hohe Erträge auch<br />

auf kleinem Raum möglich sind. Da die<br />

Vegetation unterhalb der Module verläuft,<br />

können trotzdem große Anteile der Dachflächen<br />

begrünt werden.<br />

Der Gründachaufbau wirkt als Schutzschicht<br />

gegen Extremtemperaturen,<br />

UV- und IR-Strahlung, Hagel und Witterungseinflüsse.<br />

Die Lebensdauer der Dachabdichtung<br />

wird verdoppelt und die sonst<br />

üblichen Reparatur- und Sanierungsarbeiten<br />

fallen im Vergleich zu einem unbegrünten<br />

Dach erst viel später an. Dadurch<br />

wird ein langer störungsfreier Betrieb der<br />

Solaranlage ermöglicht. Ebenso schützt der<br />

Gründachaufbau die empfindliche Dachabdichtung<br />

bei den notwendigen Wartungsgängen<br />

der Solaranlagen. Zu beachten ist<br />

nur, dass die Photovoltaikmodule nicht<br />

durch Pflanzen verschattet werden. Gegebenenfalls<br />

müssen Kiesstreifen vor den Modulen<br />

eingesetzt und höhere Pflanzen bei<br />

der regelmäßigen Pflege entfernt werden.<br />

Regenwasserrückhalt und Minderung<br />

der Niederschlagswassergebühr<br />

Schon dünnschichtige Extensivbegrünungen<br />

halten je nach Standort 40-70% des<br />

Jahresniederschlags zurück. Das zurück-<br />

haltende Wasser wird zum großen Teil<br />

wieder verdunstet mit den positiven Wirkungen<br />

von Kühlung, Luftbefeuchtung und<br />

Staubbindung. Die Kanalisation wird entlastet,<br />

Abläufe können reduziert, Kanalrohre<br />

geringer dimensioniert und Regenüberlaufbecken<br />

eingespart werden.<br />

Ertragssteigerung aufgrund der<br />

Kühlleistung der Dachbegrünung<br />

Die Betriebstemperatur der Solarmodule<br />

beeinflusst ihre Leistungsfähigkeit. Temperaturen<br />

über 25°C führen zu einem Leistungsrückgang,<br />

die Modulhersteller gehen<br />

dabei i. d. R. von einem Leistungsverlust<br />

von etwa 0,5 % pro °C aus. Die nachgewiesene<br />

Verdunstungskühlung von Dachbegrünungen<br />

kann die Effizienz der Photovoltaikanlage<br />

jedoch um bis zu 5 % erhöhen.<br />

Optigrün International AG<br />

T +49 (0)7576 772-0<br />

info@optigruen.de<br />

www.optigruen.de


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

120<br />

Produkt News<br />

Klinker für das Weltkulturerbe<br />

In der Hamburger Mönckebergstraße kommen nicht nur Shoppingfreunde,<br />

sondern auch Architekturbegeisterte auf ihre Kosten. Die Gestaltung der zentral<br />

gelegenen Haupteinkaufsstraße mit über einhundertjähriger Tradition zwischen<br />

Hauptbahnhof und Rathaus wurde von Hamburgs Oberbaudirektor Fritz Schumacher<br />

geprägt und bietet vielgestaltige Fassaden, die Abwechslung ins Straßenbild<br />

bringen. Seit Herbst 2018 bildet das Gebäude Mönckebergstr. 1 für den Saturn<br />

Markt mit einer neu interpretierten Art einer Klinkerfassade den westlichen Abschluss<br />

des Unesco Weltkulturerbes „Kontorhausviertel“.<br />

Das Gebäude wurde als Horten Warenhaus Ende der<br />

60er Jahre im Corporate Design des Warenhausunternehmens<br />

erstellt. Die an diesem prägnanten Standort<br />

als „Superkiste“ geplante Vorhangfassade bestand<br />

seinerzeit aus den von Egon Eiermann entwickelten,<br />

markanten weißen Keramikbauteilen, die durch Korrosion<br />

in den letzten Jahren an das Ende ihrer Standzeit<br />

gekommen waren. Bereits im Jahre 1999 wurden deshalb<br />

Teile durch eine Glasfassade ersetzt.<br />

In direkter Nachbarschaft befindet sich das denkmalgeschützte<br />

Klöpperhaus von Fritz Höger und so<br />

sollte die neue Erscheinung der Architektur in Struktur,<br />

Funktion und Proportion dem Ursprungsbau folgen<br />

und das Welterbe-Ensemble urban und modern<br />

nach Osten abschließen. Ein gebrannter roter Ziegel<br />

wurde als Fassadenmaterial von der Stadt vorausgesetzt<br />

und von Heine Architekten in besonderer Weise<br />

inszeniert: Nicht in Mörtel verlegt, sondern mithilfe<br />

einer neu entwickelten Konstruktion licht- und luftdurchlässig<br />

aufgehängt, ergibt sich auf 4.000 Quadratmetern<br />

eine hochwertige und moderne neue Ziegelstruktur<br />

als Vorhangfassade.<br />

Auf einem Aluminium-Tragsystem wurden je drei Klinkerbaguettes<br />

in den Sonderformaten 575 x 150 x 71 mm<br />

und 575 x 55 x 71 mm aufgefädelt und in unterschiedlicher<br />

Höhe vorgehängt und hinterlüftet montiert. Die<br />

fertig vormontierten Baguettes sind mit einem spezi-<br />

ell entwickelten Klicksystem ausgestattet, sodass sie<br />

als 1,75 m lange Elemente nur noch eingehängt werden<br />

müssen. Die stumpf gestoßenen Klinkerbaguettes<br />

wurden eigens für das Projekt zusammen mit dem<br />

Hersteller GIMA (Girnghuber GmbH) entwickelt und<br />

erwecken den Eindruck eines Superlangziegels, der<br />

vor der Wand zu schweben scheint.<br />

Das Farbspiel der Ziegelelemente wurde zusammen<br />

mit den Architekten erarbeitet und mittels eines speziellen<br />

Kohle-Salzbrandverfahrens erreicht. Dieses, heute<br />

seltene, Brennverfahren gewährleistet eine hohe<br />

Widerstandsfähigkeit gegen jegliche Umwelteinflüsse<br />

und garantiert eine besondere Langlebigkeit der Fassade.<br />

Je nach Lichteinfall changiert das Fassadenbild<br />

und schafft eine besondere Lebendigkeit.<br />

GIMA Girnghuber GmbH<br />

T +49 (0)8732 24-0<br />

info@gima-ziegel.de<br />

www.gima-ziegel.de


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

121<br />

Produkt News<br />

Umweltbewusste Wärmedämmung<br />

Die Österreicher achten – auch beim Wohnen – vermehrt auf die Umwelt. Besonders<br />

jüngere und gut informierte Menschen wollen nachhaltig bauen. „Daher ist Nachhaltigkeit<br />

auch immer häufiger beim Dämmen gefragt”, erklärt Werner Kopp, Produktverantwortlicher<br />

von Saint-Gobain ISOVER Austria.<br />

Uniroll Plus von ISOVER Austria entspricht diesem<br />

Trend. Der Mineralwolle-Dämmstoff besteht aus<br />

Recyclingglas, pflanzlichem Bindemittel und wird mit<br />

Strom aus 100% zertifizierter Wasserkraft produziert.<br />

Darüber hinaus kann ISOVER Uniroll Plus einfach<br />

verarbeitet werden und spart Platz beim Transport.<br />

ISOVER Uniroll Plus ist als „nicht brennbar“ in die<br />

Euroklasse „A1“ eingestuft und eignet sich ideal zur<br />

effizienten Wärme- und Schalldämmung zwischen<br />

Sparren, in Holzriegel-Konstruktionen und im Trockenbau.<br />

Durch die komprimierte Verpackung wird<br />

bis zu 60% weniger Stellfläche in der Logistik benötigt,<br />

was wiederum zu einer erheblichen Reduktion<br />

der CO 2 -Bilanz führt.<br />

Uniroll Plus auf einen Blick:<br />

Mineralwolle-Dämmstoff aus 80% Recyclingglas<br />

Mit rein pflanzlichem Bindemittel<br />

Produziert mit 100% Öko-Strom<br />

Ohne biozide Zusätze<br />

Brandverhalten A1 gemäß ÖNORM EN 1305-1<br />

Einfache Verarbeitung<br />

Platzsparend beim Transport<br />

Bei Saint-Gobain ISOVER sind die Produktionsprozesse<br />

nachhaltig. Alle ISOVER Dämmstoffe werden<br />

mit einem Anteil von 80 Prozent Recyclingglas hergestellt.<br />

Das Unternehmen betreibt weltweit zwölf<br />

Fachforschungszentren und rund 100 Entwicklungsabteilungen<br />

mit insgesamt 3.700 Forschern und Ingenieuren,<br />

die laufend an der Optimierung des Lebenszyklus<br />

der Mineralwolle arbeiten.<br />

Saint-Gobain ISOVER Austria GmbH<br />

T +43 (0)2266 6060<br />

isover-at.marketing@saint-gobain.com<br />

www.isover.at


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

122<br />

Produkt News<br />

Rost ohne Rost<br />

„Industrial Chic“ nennt sich diese trendige Form des architektonischen Ausdrucks.<br />

Ein Hausherr in Maria Rain im Kärntner Rosental hat einen Teil der Hausfassade<br />

mit dieser Dekor-Technik gestalten lassen. Das Ergebnis ist ein eindrucksvoller<br />

Effekt, ohne Abfärbungen oder Abrieselungen wie bei echtem Rost und das<br />

ganz ohne Stahlplatten.<br />

Der Bungalow des Technikers ist ein Designerhaus<br />

mit intelligentem Grundriss. Der hintere Teil wurde<br />

vom Wernberger Handwerksbetrieb Gruber Estriche,<br />

der auch die Dämmung, die Fassade und die Innenwandgestaltung<br />

vornahm, in authentisch anmutender<br />

Rostoptik ausgeführt.<br />

Die wie edel gealtert wirkenden Wände passen erstaunlich<br />

gut zum minimalistischen Design des Gebäudes.<br />

Der Kontrast aus alt und neu, aus Rost und<br />

makellosem Weiß wirkt sehr reizvoll. Der geradlinige<br />

Architekturstil bekommt durch den rustikalen Charakter<br />

der Farbe einen komplexen Gegenspieler und<br />

Tiefe. Die warme Anmutung des Braunorangetons<br />

passt perfekt zur Leichtigkeit des restlichen Gebäudes<br />

mit den großen Fensterflächen. Die Rost-Anmutung<br />

„erdet“ das Gebäude und verleiht einen organischen<br />

Charakter.<br />

Entscheidend für das Endergebnis ist der richtige<br />

Untergrund. Dieser sollte glatt, sauber, trocken und<br />

tragfähig sein. Ein geeigneter Untergrund ist z. B.<br />

verputztes Mauerwerk, Beton, Gipskartonplatten,<br />

Dispersionsaltanstriche und wie im gezeigten Objekt<br />

ein Wärmedämmverbundsystem mit thermostabilem<br />

Dämmstoff Mineralwolle oder alternativ Hanf.<br />

Synthesa Chemie Gesellschaft m. b. H.<br />

T +43 (0)7262 560-0<br />

office@synthesa.at<br />

www.synthesa.at<br />

Erzielt wird der Kreativeffekt, der die Geschichte von<br />

schön gealtertem Eisen erzählt, mit Hilfe von abgestimmten<br />

Synthesa Fassadenprodukten: Nach einer<br />

schwarzen Grundierung mit Muresko erfolgt die Beschichtung<br />

mit Metallocryl Exterior vermengt mit feuergetrocknetem<br />

Quarzsand, welcher der Oberfläche<br />

den metallischen Glanz und die verwitterte Struktur<br />

verleiht. Das changierende Farbspiel in Rostrot und<br />

Rostgelb wird wiederum durch die matte Fassadenfarbe<br />

Muresko erzielt. Diese Rost-Imitation kann man<br />

auch im Innenbereich schnell und einfach einsetzen.<br />

In diesem Fall nimmt man die entsprechenden Innenfarben<br />

Premium Color und Metallocryl Interior.


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123<br />

Produkt News<br />

Geprüfte Sicherheit für Balkone und Stahlbeton-Bauteile<br />

Der Schöck Isokorb minimiert in Österreich<br />

seit beinahe vier Jahrzehnten zuverlässig<br />

Wärmebrücken bei Balkonen und weiteren<br />

Stahlbeton-Bauteilen. In das Jahr <strong>2019</strong> startet<br />

Schöck nun mit der CE Kennzeichnung:<br />

Sie bestätigt, dass das bewährte Produkt<br />

die allgemeingültigen Anforderungen gemäß<br />

EU-Bauprodukteverordnung erfüllt.<br />

Für die dementsprechende Bewertung der<br />

wesentlichen Leistungsmerkmale eines<br />

Bauprodukts bietet die Europäische Technische<br />

Bewertung (ETA) ein europaweit<br />

einheitliches, unabhängiges Verfahren an.<br />

Die durch das Deutsche Institut für Bautechnik<br />

(DIBt) vergebene Zulassung ist<br />

darin klar geregelt und damit EU-weit und<br />

darüber hinaus in allen EOTA Mitgliedstaaten<br />

gültig und anerkannt. Die ETA-17/0261<br />

und ETA-17/0262 gelten für den Schöck Isokorb<br />

seit dem 14. Mai 2018 mit unbefristeter<br />

Gültigkeit und gewährleisten eine Nutzungsdauer<br />

von mindestens 50 Jahren. Da<br />

das ETA-Verfahren an ein „System zur Bewertung<br />

und Überwachung der Leistungsbeständigkeit“<br />

des geprüften Bauprodukts<br />

gekoppelt ist, können sich alle am Bau Beteiligten<br />

auf Produktionskontrollen durch<br />

den Hersteller verlassen.<br />

Schöck Bauteile Ges.m.b.H.<br />

T +43 (0)1 786 5760<br />

office@schoeck.at<br />

www.schoeck.at<br />

Im Zeichen des Streckmetalls<br />

Auf über 260 m² präsentierte FURAL bei<br />

seinem Messeauftritt auf der BAU <strong>2019</strong><br />

verschiedene, bereits realisierte Deckenlösungen<br />

live. Man widmete sich ganz der neu<br />

eingeführten Produktlinie „Streckmetalldecken“.<br />

Streckmetall ist ein hochwertiger Bestandteil<br />

moderner Architektur und bietet<br />

vielfältige Möglichkeiten, das Deckenbild<br />

charaktervoll und einzigartig zu gestalten.<br />

Ein weiteres Highlight war die Musterwand<br />

mit zwei verschiedenen Beschichtungsvarianten.<br />

Der Hersteller bietet als einziger<br />

Produzent von Metalldecken zwei unterschiedliche<br />

Verfahren an. Einerseits die<br />

Standardvariante mit Pulverbeschichtung,<br />

andererseits die matte PARZIFAL ® Hydroeinbrenn-Lackierung.<br />

Sowohl Architekten<br />

als auch Verarbeiter zeigten sich begeistert<br />

vom matten Erscheinungsbild der Oberfläche.<br />

Und dass bei Metalldecken gute<br />

Akustik immer dabei ist, konnten die Besucherinnen<br />

und Besucher am Messestand<br />

ebenfalls live erleben. Im Akustikkubus<br />

wurde der Effekt von guter Raumakustik<br />

eindrucksvoll spürbar.<br />

FURAL – SYSTEME IN METALL GmbH<br />

T +43 (0)7612 74 851-0<br />

fural@fural.at<br />

www.fural.com


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

124<br />

Produkt News<br />

Massivdielen für die Terrasse<br />

Terrasse, Wintergarten, Balkon – das Terrassensystem Terrace Massive Pro von<br />

Inoutic / Deceuninck kann für die verschiedensten Outdoor-Projekte verwendet<br />

werden. Im österreichischen Seeboden kamen die Dielen für die Terrassen einer<br />

Penthouse-Wohnung zum Einsatz. Die Bewohner haben nun von ihrer neuen<br />

Dach-Terrasse aus einen wunderbaren Blick auf den Millstätter See.<br />

Das Terrassensystem war hier die ideale Lösung.<br />

Die Massivdielen aus Twinson, einem patentierten<br />

Holz-Kunststoffverbundwerkstoff, sind dank einer<br />

zusätzlichen 360°-Kunststoffummantelung besonders<br />

robust: Flecken können nicht in die Oberfläche<br />

eindringen, Kratzer haben so gut wie keine Chance!<br />

Die harte Kunststoff-Oberfläche eignet sich daher<br />

ideal für hohe Beanspruchungen und ist absolut pflegeleicht.<br />

Sie sondert kein Harz ab, splittert nicht und<br />

bleibt über die Jahre hinweg frisch.<br />

Eine Terrasse soll aber nicht nur langlebig und pflegeleicht<br />

sein, sondern auch optisch überzeugen. Wie<br />

gut das Produkt sämtliche architektonischen Anforderungen<br />

erfüllt, ist im österreichischen Seeboden,<br />

einer Marktgemeinde an der Westbucht des Millstätter<br />

Sees, erkennbar. Da auf der oberen Terrasse ein<br />

Whirl pool steht, war es für den Bauherrn sehr wichtig,<br />

dass die Dielen einer hohen Belastung standhalten,<br />

Wasser abweisen können und auch bei Nässe rutschfest<br />

sind. Auch das Design spielte eine große Rolle bei<br />

der Auswahl. Die Massivdielen überzeugen mit authentischer<br />

Holzprägung und vier verschiedenen Farben,<br />

zwei davon mit naturgetreuem Farbverlauf. Auch<br />

nach mehreren Jahren ist die ursprüngliche Farbe<br />

erhalten, aufwendiges Streichen ist somit überflüssig.<br />

Auf der Terrasse der Penthouse-Wohnung wurden<br />

Dielen in der Farbe Steingrau verlegt und harmonieren<br />

nun perfekt mit den Möbeln und der Überdachung.<br />

Neben Steingrau sind die Dielen auch noch<br />

in den Farben Naturstein, Eiche antikbraun und Eiche<br />

rauchgrau verfügbar.<br />

Ein optisches Highlight der Terrasse in Seeboden sind<br />

die wetterfesten LED-Lichter, die im überdachten Teil<br />

der oberen Terrasse entlang der Mauer eingebaut<br />

wurden. Sie spenden ein warmweißes Licht und haben<br />

eine Einbautiefe von nur einem Zentimeter. Damit<br />

wird die Atmosphäre auf der Terrasse nach Einbruch<br />

der Dämmerung noch gemütlicher.<br />

Inoutic/Deceuninck GmbH<br />

T +49 (0)9422-8210-0<br />

info@inoutic.com<br />

www.inoutic.de/terrassen


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

125<br />

Produkt News<br />

Epoxidharz-Beschichtung<br />

mit Noppenstruktur<br />

Eines der Hauptargumente der Murexin Strukturbeschichtung<br />

SB 2 ist ihre rasche Herstellung: Auf<br />

den fertig vorbereiteten, grundierten Boden wird sie<br />

1-lagig in einer Schichtdicke von ca. 1 mm aufgetragen.<br />

Aufgrund ihrer thixotropen Einstellung kann sie<br />

unmittelbar danach mit einer Strukturwalze nachgerollt<br />

werden. Dadurch ergibt sich die noppenartige<br />

Oberflächenstruktur. Zusätzlich zur farbigen Gestaltung<br />

– es stehen elf verschiedene RAL-Farbtöne zur<br />

Auswahl – können mit Einstreuchips einzigartige Designs<br />

geschaffen werden. Die Oberfläche der genoppten<br />

Beschichtung ist leicht rutschhemmend. Die Beschichtung<br />

lässt sich wesentlich leichter reinigen als<br />

vergleichsweise abgestreute Böden, einfach pflegen<br />

und schützt den Boden vor unterschiedlichen Chemikalien<br />

und mittleren mechanischen Belastungen.<br />

Eine fertig nutzbare Fläche entsteht somit in wenigen<br />

Stunden mit einer einzigen Anfahrt zur Baustelle!<br />

Murexin GmbH<br />

T +43 (0)2622 27401-0<br />

info@murexin.com<br />

www.murexin.com<br />

Ein logischer Zusammenschluss<br />

In über 88 Jahren und vier Eigentümer-Generationen hat sich<br />

SONNHAUS zum umfassenden Anbieter von Vorhangstoffen (mit<br />

eigenem Nähatelier), Möbelbezügen, Designböden, textilen Belägen<br />

bis hin zu Belägen wie Parkett entwickelt und spezialisiert.<br />

WOHNTEX wird in zweiter Generation geführt und konzentriert<br />

sich in 43 Jahren Unternehmensgeschichte vorwiegend auf Deko,<br />

Gardinen und Möbelstoffe sowie auf das hausinterne, professionelle<br />

Nähatelier.<br />

Mit 30. Juni <strong>2019</strong> übernimmt SONNHAUS das komplette Sortiment<br />

von WOHNTEX – also sämtliche Stoffe/Artikel/Kollektionen<br />

der Marken WOHNTEX, CAMATO sowie FR-ONE – und liefert diese<br />

wie gewohnt weiter. Es ist selbstverständlich gewährleistet, dass<br />

WOHNTEX bis zum Übergabezeitpunkt in gewohnter Art und Weise<br />

lieferfähig bleibt und SONNHAUS durch Übernahme des gesamten<br />

Warenlagers ab 1. Juli nahtlos weiterliefern kann. Der hohe Qualitätsanspruch<br />

an Produkte und Service, sowie die generell hohe Kundenorientierung<br />

stehen seit jeher im Fokus der beiden Familienunternehmen.<br />

Für die Kunden ändert sich lediglich die Bestelladresse. Mit der<br />

Übernahme setzt man einen weiteren, wichtigen Wachstumsschritt<br />

in Österreich und Deutschland, und ergänzt beide Programme um<br />

sehr erfolgreiche, qualitativ-hochwertige Kollektionen.<br />

Sonnhaus GmbH<br />

T +43 (0)7242 634-100<br />

servicecenterwels@sonnhaus.at<br />

www.sonnhaus.at


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

126<br />

edv<br />

Büro-Software:<br />

Mieten oder kaufen?<br />

Software ist nicht nur Arbeitsmittel, sondern auch ein erheblicher Kostenfaktor,<br />

denn zum Softwarepreis kommen jährliche Wartungskosten hinzu. Welche Alternativen<br />

gibt es zum Softwarekauf?<br />

Text: Marian Behaneck<br />

Ist die Wahl der richtigen Software schon<br />

schwer genug, steht anschließend gleich<br />

die nächste Entscheidung an: Neukauf, Gebrauchtkauf,<br />

Miete, Mietkauf oder Leasing?<br />

Software muss man heute nicht unbedingt<br />

in Form einer CD besitzen. Mann kann sie<br />

auch für eine befristete Zeit mieten und genau<br />

dann nutzen und bezahlen, wenn man<br />

sie auch tatsächlich braucht. Cloudlösungen<br />

ermöglichen per Web-Browser sogar<br />

einen plattformunabhängigen, stationären<br />

oder mobilen Zugriff auf eine stets aktuelle<br />

Software, ohne sie kaufen, installieren und<br />

permanent aktualisieren zu müssen. Welche<br />

Alternativen gibt es und was sind die<br />

Vor- und Nachteile?<br />

Software-Miete als Kaufalternative<br />

Anwender von Mietsoftware können wahlweise<br />

einzelne Module, Programme oder<br />

ganze Softwarepakete über einen beliebigen<br />

Zeitraum ab einem Monat mieten.<br />

Unternehmen müssen so ihr Kapital nicht<br />

langfristig in die Software-Anschaffung<br />

binden, sind flexibler und können Auftragsspitzen<br />

besser abfangen oder bei Auftragsflauten<br />

ungenutzte Mietarbeitsplätze kündigen.<br />

Außerdem sind Mietraten laufende<br />

Betriebsausgaben, wodurch Steuervorteile<br />

entstehen.<br />

Die Mietkonditionen sind unterschiedlich<br />

– in der Regel sind aber Softwareaktualisierungen<br />

ebenso im Mietpreis enthalten<br />

wie der Support. Manchmal werden auch<br />

mehrere Monatsmieten angerechnet, wenn<br />

man sich für einen Kauf entscheidet. Wichtig<br />

ist, dass die Kosten individuell, je nach<br />

Paket oder den eingesetzten Modulen berechnet<br />

werden, sodass nur das bezahlt<br />

wird, was auch tatsächlich genutzt wird.<br />

Außerdem sollte der Mietvertrag kurzfristig<br />

kündbar sein. Allerdings bieten nicht<br />

alle Bausoftwarehersteller eine Mietoption<br />

CAD-, AVA- oder BMSP-Programme sind in den Unternehmen wichtige<br />

Arbeitswerkzeuge, aber auch Kostenfaktoren. © Microsoft<br />

und meist muss man explizit danach fragen.<br />

Immer häufiger wird eine andere Form der<br />

„Mietsoftware“ offeriert – als SaaS-Mietlösung<br />

(Software as a Service). Dabei wird<br />

die Software als Online-Dienstleistung angeboten,<br />

inklusive Wartung, Administration,<br />

Konfiguration, Updates, Weiterentwicklung<br />

und Support. Der Kunde hat mit der von ihm<br />

genutzten Software direkt nichts mehr zu<br />

tun – er nutzt nur ihre Funktionen und zahlt<br />

nur die in Anspruch genommene Leistung<br />

(pay per use). In der meist monatlichen<br />

Pauschale sind meist alle Leistungen abgedeckt,<br />

also neben der Softwarenutzung,<br />

dem automatischen Update und dem Anwendersupport<br />

auch eine begrenzte oder<br />

unbegrenzte Projektgröße oder -anzahl,<br />

Speicherplatzgröße usw. Werden auch die<br />

Arbeitsdaten auf einem Cloud-Server gespeichert,<br />

stehen sie zugriffsberechtigten<br />

Anwendern zeit-, orts- und plattformunabhängig<br />

zur Verfügung – etwa einem<br />

Projektteam von unterschiedlichen Bürostandorten<br />

aus. Dafür werden lediglich ein<br />

Internetbrowser und eine stationäre oder<br />

mobile Internetverbindung benötigt. Während<br />

sich Cloud-Modelle bei Standardsoftware<br />

schon durchgesetzt haben, werden<br />

diese bei Bausoftware derzeit erst von einigen<br />

Anbietern angeboten (z. B. von Autodesk,<br />

Allplan, Graphisoft, RIB Software,<br />

untermStrich etc.)<br />

Mietkauf, Finanzkauf oder Leasing?<br />

Neben der Software-Miete gibt es auch den<br />

Mietkauf. Dabei räumt der Softwarevermieter<br />

dem Mieter das Recht ein, innerhalb<br />

einer bestimmten Zeitspanne die gemietete<br />

Software zu einem vorher vereinbarten<br />

Preis käuflich zu erwerben. Bereits gezahlte


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127<br />

edv<br />

Noch kein Auslaufmodell: Die meisten Büroinhaber wollen ihre wichtigsten<br />

Arbeitswerkzeuge immer noch in Form einer CD/DVD „besitzen“.<br />

© Solar Computer<br />

Mietbeträge werden angerechnet. Damit<br />

ist der Mietkauf mit einer Ratenzahlung<br />

vergleichbar. Im Unterschied zum Leasing,<br />

ist der Mietkäufer in der Regel bereits mit<br />

der ersten Mietzahlung auch der Eigentümer<br />

und das wirtschaftliche Eigentum geht<br />

sofort auf ihn über. Aktualisierungs- und<br />

Supportbedingungen müssen meist separat<br />

ausgehandelt werden, da sie in der<br />

Regel nicht oder nur für einen begrenzten<br />

Zeitraum in der Mietgebühr enthalten sind.<br />

Bei Raten- oder Finanzkäufen wird der<br />

Kaufpreis durch Teilzahlungen innerhalb<br />

einer bestimmten Frist erbracht (z. B. zwölf<br />

Monate). Das ist weniger aufwendig als ein<br />

Bankkredit, allerdings sollte man vorher<br />

prüfen, ob ein herkömmlicher Kredit nicht<br />

günstiger ist als der Ratenkredit beim Verkäufer.<br />

Das gilt auch für spezielle Existenzgründerangebote<br />

von Softwareherstellern<br />

mit längeren Laufzeiten (z. B. drei Jahre).<br />

Auch das Leasen ist eine liquiditätsschonende<br />

Finanzierungsalternative. Dabei wird<br />

im Rahmen eines so genannten „Nutzungsüberlassungsvertrags“<br />

die Software vom<br />

Leasinggeber bereitgestellt und dem Leasingnehmer<br />

gegen Zahlung eines vereinbarten<br />

Leasingentgelts zur Nutzung überlassen.<br />

Im Unterschied zum Mietkauf bleibt<br />

der Leasinggeber Eigentümer der Software,<br />

der auch für die Aktualisierung der Software<br />

sorgen muss. Der Leasingnehmer erhält nur<br />

die Nutzungsrechte an der Software. In der<br />

Regel ist zwischen Softwareanbieter und<br />

Leasingnehmer eine Leasinggesellschaft<br />

als Vertragspartner des Softwareanbieters<br />

zwischengeschaltet, die dem Kunden die<br />

Nutzungsrechte an der Software verschafft<br />

und dafür eine monatliche Leasinggebühr<br />

verlangt. Da es zahlreiche Leasingvarianten<br />

gibt, sind die Steuer- und Bilanzvorteile unterschiedlich,<br />

wobei Leasingraten meist in<br />

voller Höhe steuerlich absetzbar sind.<br />

Dennoch nimmt Umfragen zufolge der Umsatz mit Cloudlösungen stetig zu.<br />

© Experton Group, BITKOM<br />

Wann ist „Gebrauchtsoftware“<br />

eine Alternative?<br />

Software nutzt sich nicht ab. Deshalb kann<br />

auch „Gebrauchtsoftware“ eine Alternative<br />

zum Kauf „neuer“ Software sein. Überschüssige<br />

„vergessene“ Lizenzen, Systemaktualisierungen,<br />

Umstrukturierungen, der<br />

Abbau von Arbeitsplätzen, Insolvenzen,<br />

aber auch Unzufriedenheit mit der Software<br />

sind Gründe, warum gekaufte und<br />

benutzte Programme wieder verkauft werden.<br />

Software mit einem Vorbesitzer ist in<br />

der Regel um 30 bis 75 Prozent günstiger,<br />

bietet zwar nicht die neuesten Funktionen,<br />

dafür aber meist alles, was man für die tägliche<br />

Büroarbeit braucht. Zudem kann Gebrauchtsoftware<br />

auch auf älteren Compu-


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

128<br />

edv<br />

Cloud-Software ist flexibler, plattform- und standortunabhängig einsetzbar.<br />

© untermStrich<br />

Auch Büro-Zweigstellen oder Mitarbeiter auf der<br />

Baustelle lassen sich per Cloud besser einbinden.<br />

© Panasonic<br />

tern verwendet werden. Der Weiterverkauf<br />

„gebrauchter“ Computerprogramme ist<br />

gemäß mehrerer Grundsatzurteile rechtmäßig<br />

– unabhängig davon, wie die Software<br />

erworben wurde: auf einem Datenträger<br />

oder per Download. Auch das Aufteilen von<br />

Volumenlizenzen, also im „Paket“ verkaufter<br />

Einzellizenzen und deren teilweiser Weiterverkauf<br />

sind zulässig. Laut einem Grundsatzurteil<br />

des Europäischen Gerichtshofs<br />

hat der Gebrauchtsoftwarekäufer auch<br />

Anspruch auf Updates und Support. Allerdings<br />

gehen bestehende Wartungsverträge<br />

nicht automatisch auf den Gebrauchtsoftwarekäufer<br />

über. Dazu muss er mit dem<br />

Hersteller einen neuen Wartungsvertrag<br />

abschließen. Da kein Hersteller gerne auf<br />

Wartungsgebühren verzichtet und die Zufriedenheit<br />

seiner Kunden zum Ziel haben<br />

sollte, entstehen in der Regel keine Probleme.<br />

Allerdings verlangen einige Softwarehäuser<br />

eine Abtretungserklärung des<br />

Erstbesitzers, in der er sich verpflichtet, die<br />

Software nicht mehr zu nutzen.<br />

Da der Gebrauchtsoftwaremarkt etwas unübersichtlich<br />

ist und teilweise auch Raubkopien<br />

illegal als Gebrauchtsoftware angeboten<br />

werden, ist beim Kauf allerdings<br />

Vorsicht geboten. Gebrauchtsoftware<br />

sollte man möglichst inklusive Wartungsvertrag<br />

nur von seriösen Händlern erwerben,<br />

die sich auf den An- und Verkauf von<br />

Nutzungsrechten für Gebrauchtsoftware<br />

spezialisiert haben, wie beispielsweise<br />

www.2ndsoft.at, www.lizenzdirekt.com,<br />

www.relicense.eu, www.software-reuse.eu<br />

oder www.usedsoft.com. Angeboten wird<br />

meist Betriebssystem-, Office-, Grafik-, Bildbearbeitungs-<br />

oder Publishing-Software,<br />

Bausoftware praktisch überhaupt nicht.<br />

Bausoftware wie CAD-, AVA-, BMSP- oder<br />

Fachsoftware sollte sowohl technisch als<br />

auch im Hinblick auf Gesetze, Normen und<br />

Richtlinien stets auf aktuellem Stand sein.<br />

Deshalb kommt ein Kauf „gebrauchter“ und<br />

damit meist älterer Software ohnehin nur in<br />

Ausnahmefällen in Betracht.<br />

Softwarewartungsvertrag oder Individualupdate?<br />

Wer seine Software nicht regelmäßig aktualisiert,<br />

riskiert neben dem Aktualitätsverlust<br />

irgendwann auch Inkompatibilitäten<br />

mit neuer Hardware oder einem neuen Betriebssystem.<br />

Schließt man mit dem Hersteller<br />

einen Softwarewartungsvertrag<br />

ab – auch Softwarepflege- oder Softwareservicevertrag<br />

(SSV) genannt – bleibt die<br />

Software kontinuierlich auf dem neuesten<br />

Stand. Alternativ kann man Software auch<br />

ohne Wartungsvertrag individuell aktualisieren<br />

und beispielsweise eine Versionsnummer<br />

überspringen. Allerdings muss die<br />

übersprungene Version spätestens beim<br />

nächsten Software-Upgrade „mitbezahlt“<br />

Allerdings sollten sich die Rechenzentren für Cloud-Anwendungen in Europa befinden<br />

und zertifiziert sein. © Telekom<br />

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transparenten Kostenplanung.<br />

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129<br />

edv<br />

werden. In der Regel kostengünstiger<br />

fährt, wer regelmäßig per Wartungsvertrag<br />

aktualisiert: Die jährlichen SSV-Kosten<br />

betragen etwa 10 bis 15 Prozent des<br />

Software-Listenpreises. Ohne Wartungsvertrag<br />

liegen die Updatekosten etwa 5<br />

Prozent höher, bei 15 bis 20 Prozent des<br />

Software-Listenpreises seit dem Neukauf<br />

bzw. dem letzten Upgradekauf.<br />

Neben den vielen Leistungen für<br />

SSV-Kunden wie Updates bzw. Upgrades,<br />

Telefon- oder E-Mail-Support, Onlinefernwartung,<br />

Onlineworkshops, Tutorials<br />

oder Einarbeitungshilfen in neue Versionen<br />

sprechen auch steuerliche Aspekte<br />

für einen Wartungsvertrag: Er ist eine<br />

Dienstleistung, die im selben Jahr in voller<br />

Höhe als Aufwand geltend gemacht<br />

werden kann. Dagegen muss der Kauf<br />

einzelner Upgrades als Anlagevermögen<br />

unter Umständen über mehrere Jahre<br />

hinweg abgeschrieben werden. Dass sich<br />

Softwarehäuser um die Aktualität ihrer<br />

eingesetzten Software sorgen, ist nicht<br />

ganz uneigennützig: Mit älteren Versionen<br />

arbeitende Anwender generieren<br />

nämlich Supportanfragen, die nicht sein<br />

müssten, weil das betreffende Problem<br />

mit der aktuellen Version längst behoben<br />

wurde. Aus Updates/Upgrades bzw. Softwarewartungsverträgen<br />

resultierende<br />

Zahlungen stellen zudem eine wichtige<br />

Einnahmequelle dar. Aus Anwendersicht<br />

steigern Updates durch neue und bessere<br />

Funktionen die Produktivität. Zuvor muss<br />

der Anwender jedoch Zeit investieren<br />

– in die Installation und nicht zuletzt in<br />

das Einarbeiten in die neuen Funktionen,<br />

was im Büroalltag nicht immer einfach ist.<br />

Sofern die Leistungen stimmen und der<br />

Gegenwert zum jährlichen SSV-Beitrag<br />

erkennbar ist, sind Wartungsverträge<br />

sinnvoll – vorausgesetzt man nutzt die<br />

Neuerungen auch.<br />

Anwender denken (noch)<br />

konservativ<br />

Noch kaufen Büroinhaber ihre Software<br />

lieber und schließen meist auch gleich<br />

einen Wartungsvertrag ab, auch wenn<br />

dadurch für die verschiedenen Softwareprodukte<br />

in mittleren und großen Büros<br />

schnell mehrere Tausend Euro pro Jahr<br />

zusammenkommen. Die Zurückhaltung<br />

gegenüber Kaufalternativen liegt vermutlich<br />

auch darin begründet, dass man<br />

wichtige, täglich genutzte Arbeitsmittel<br />

lieber sein Eigen nennen will. Dabei haben<br />

browserbasierende Cloudlösungen Vorteile:<br />

Softwarekosten werden reduziert<br />

und lassen sich an die aktuelle Auftragssituation<br />

besser anpassen. Der Aufwand<br />

für Installation, Konfiguration, Aktualisierung<br />

und Wartung entfällt. Die Software<br />

ist flexibler, plattform- und standortunabhängig<br />

einsetzbar. Unternehmen mit<br />

mehreren Standorten können unkomplizierter<br />

zusammenarbeiten, Mitarbeiter<br />

können einfacher mobil arbeiten. Auch<br />

im Homeoffice tätige Mitarbeiter lassen<br />

sich besser integrieren. Entsprechen die<br />

monatlichen Mietkosten den jährlichen<br />

Wartungskosten einer Kaufsoftware, sind<br />

sie auch finanziell eine echte Alternative.<br />

Problematisch können – neben der<br />

Arbeitsgeschwindigkeit (Antwortzeit) –<br />

auch mögliche Serverausfälle oder lokale<br />

Netzverbindungsprobleme sein. Viele Unternehmen<br />

sind auch zurückhaltend, weil<br />

sie vor allem Vorbehalte gegenüber der<br />

Auslagerung ihrer Daten haben. Sicherheitsbedenken<br />

versuchen Anbieter durch<br />

Datenverschlüsselungstechniken oder<br />

die Datenspeicherung in Rechenzentren<br />

der EU mit ihren strengeren Sicherheitsund<br />

Datenschutzstandards zu zerstreuen.<br />

Eine Alternative sind Lösungen, die<br />

alle Vorteile einer Cloudlösung bieten,<br />

aber auch das Arbeiten ohne ständige<br />

Internetverbindung und die lokale Ablage<br />

von Arbeitsdaten auf einem eigenen Server<br />

im Büro ermöglichen.<br />

Visuell. Effizient. Einfach.<br />

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Wir entwickeln ganzheitliche<br />

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Weitere Infos<br />

www.cloudwerker.de<br />

www.gebrauchtesoftware.de<br />

www.wikipedia.at<br />

Cloud-Lösungen im Handwerk<br />

Gebrauchtsoftwareinfos<br />

Suche: „Mietsoftware“, „SaaS“ etc.<br />

Leitfaden Coud Computing, Bitkom 2010, Download: www.bitkom.org, Themen,<br />

Technologie & Software, Cloud Computing, Publikationen<br />

Leitfaden Handel mit „gebrauchter“ Software, Bitkom 2015, Download: www.bitkom.<br />

org/Bitkom/Publikationen/Handel-mit-gebrauchter-Software.html<br />

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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

130<br />

Buchempfehlungen<br />

Bauphysik der Fassade<br />

Best of Austria<br />

Lichtplanung und<br />

Lichtdesign<br />

Farbe räumlich denken<br />

Wie bauphysikalische Parameter<br />

wie Wärme, Feuchte,<br />

Schall und Licht auf das Haus<br />

einwirken und sich diese Einflüsse<br />

durch die Gebäudehülle<br />

regulieren lassen, erläutert<br />

diese Einführung mit erklärtem<br />

Bezug zur Baupraxis und zeigt<br />

auf, wie welche Materialien auf<br />

die unterschiedlichen Faktoren<br />

reagieren. Das praxisorientierte<br />

Buch, entstanden aus der Zusammenarbeit<br />

eines Architekten<br />

und eines Bauingenieurs,<br />

beschreibt die wichtigsten Fassadenmaterialien<br />

und -konstruktionen<br />

im Hinblick auf ihre<br />

bauphysikalische Performance.<br />

Die sechste <strong>Ausgabe</strong> von „Best<br />

of Austria“ präsentiert etwa<br />

170 österreichische Bauprojekte,<br />

die in den Jahren 2016 und<br />

2017 mit Architekturpreisen<br />

– national und international –<br />

ausgezeichnet worden sind.<br />

Vorgestellt werden die Bauten<br />

mit Fotos, ausgewählten Plänen<br />

sowie kurzen Texten von namhaften<br />

Autorinnen und Autoren.<br />

Ausgezeichnete Einzelpersonen,<br />

Architekturteams und Architekturinstitutionen<br />

werden<br />

in Kurzporträts gewürdigt, darunter<br />

u.a. Ludescher und Lutz<br />

Architekten; gerner“gerner<br />

plus; Marte. Marte Architekten,<br />

AllesWirdGut und Henke<br />

Schreieck Architekten.<br />

Das Praxis-Handbuch widmet<br />

sich neben lichttechnischen und<br />

wahrnehmungspsychologischen<br />

Grundlagen, den normativen<br />

Vorgaben und den technischen<br />

Möglichkeiten der konkreten Gestaltung,<br />

Planung und der Bauausführung<br />

anhand zahlreicher<br />

Beispielprojekte. Das praxisorientierte<br />

Werk berücksichtigt Tages-<br />

und Kunstlicht gleichermaßen,<br />

unterstützt Architekten und<br />

Ingenieure in allen Planungs- und<br />

Realisierungsphasen und vermittelt<br />

das nötige Fachwissen, um<br />

lichttechnische Anforderungen<br />

und Möglichkeiten bereits früh<br />

im Entwurf berücksichtigen zu<br />

können und die Zusammenarbeit<br />

mit spezialisierten Fachplanern<br />

und Ausführenden zu erleichtern.<br />

Farbe bestimmt die Wahrnehmung<br />

des Raumes, definiert die<br />

tektonischen Bezüge. Sie changiert<br />

zwischen Autonomie und<br />

Zweckgebundenheit und lässt<br />

sich somit als eigenes „Material“<br />

begreifen, mit dem sich entwerfen<br />

und planen lässt. Das Buch<br />

nimmt sowohl die Erfass- und<br />

Planbarkeit von Farbe als auch<br />

ihre Unbestimmbarkeit und ihren<br />

Erlebniswert in den Blick.<br />

Anhand von Beispielen aus<br />

Kunst und Architektur werden<br />

dabei die räumlichen Wirkungszusammenhänge<br />

von Farbe<br />

dargestellt sowie ihr Zusammenspiel<br />

mit Struktur, Licht und<br />

Geometrie.<br />

Bauphysik der Fassade<br />

Prinzipien der Konstruktion<br />

Ulrich Knaack und Eddie Koenders,<br />

Birkhäuser Verlag GmbH,<br />

2018, Kartoniert, 135 Seiten<br />

70 farbige Abb. und zahlr.<br />

Zeichnungen<br />

Deutsch<br />

ISBN 978-3-0356-1134-2<br />

Best of Austria<br />

Architektur 2016-17<br />

Park Books 2018<br />

Gebunden, 260 Seiten<br />

300 farbige und 150 S/W- Abbildungen<br />

Deutsch<br />

ISBN 978-3-03860-123-4<br />

Lichtplanung und Lichtdesign<br />

Konzepte - Technik - Beispiele<br />

Torsten Braun, Markus Felsch,<br />

Roland Greule<br />

Rudolf Müller Verlag, 2018<br />

Gebunden, 188 Seiten<br />

285 farbige Abbildungen<br />

Deutsch<br />

ISBN 978-3-481-03366-8<br />

Farbe räumlich denken<br />

Positionen, Projekte, Potenziale<br />

Kerstin Schultz, Hedwig Wiedemann-Tokarz,<br />

Eva Maria Herrmann,<br />

Birkhäuser Verlag GmbH,<br />

2018, Kartoniert, 17,3 x 3,3 x 23,9<br />

cm, 366 Seiten<br />

150 S/W- und 350 farbige Abb.<br />

Deutsch<br />

ISBN 978-3-0356-1595-1<br />

EUR 34,95<br />

EUR 59,70<br />

EUR 81,30<br />

EUR 49,95<br />

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Bitte diese Seite kopieren, Buch ankreuzen und senden an:<br />

Laser Verlag GmbH, 2380 Perchtoldsdorf,<br />

Hochstraße 103<br />

T +43 (0)1 869 58 29, F +43 (0)1 869 58 29-20<br />

marion.allinger@laserverlag.at<br />

Bestellte Bücher können nicht wieder retourniert werden.<br />

Preisangaben exklusive Versandspesen.<br />

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verändern. Helfen wir den Menschen in Äthiopien<br />

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