Hennefer Stadt-Magazin - März/April 2019
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<strong>Hennefer</strong> <strong>Stadt</strong>magazin 3 / <strong>2019</strong><br />
Olga Weirich,<br />
Leiterin der Neurologie<br />
in der Sieg Reha ist Fachärztin<br />
für Neurologie,<br />
Fachärztin für Physikalische<br />
und Rehabilitative Medizin<br />
Ernährung<br />
bei Morbus Parkinson<br />
Morbus Parkinson ist eine langsam fortschreitende, degenerative Erkrankung<br />
des Nervensystems, bei der dopaminhaltige Zellen im Gehirn absterben.<br />
Bis heute sind genaue Ursachen nicht bekannt. Therapeutisch wird<br />
vor allem mit Medikamenten versucht, den Dopaminspiegel wieder zu erhöhen.<br />
Diese Therapieform ist nicht nur mit Nebenwirkungen verbunden,<br />
sondern auch mit zunehmender Therapiedauer, was zu einer schlechteren<br />
Wirkung führt. Auch wenn eine vollständige Heilung der Parkinson-<br />
Krankheit noch nicht möglich ist, können natürliche Therapieformen, wie<br />
z.B. eine ausgewogene Ernährung, den Verlauf der Erkrankung günstig<br />
beeinflussen und die Lebenswartung verlängern. Es gibt keine spezielle<br />
Parkinson-Diät, aber wichtig sind abwechslungsreiche, gut über den Tag<br />
verteilte Mahlzeiten mit ausreichender Flüssigkeitsaufnahme.<br />
Bei Parkinson-Patienten sind sowohl die Motorik der Extremitäten, als<br />
auch die Aktivität der Verdauungsorgane, wie Magen bzw. Darm, vermindert.<br />
Dies führt zur verzögerten Magenentleerung und zur daraus resultierenden<br />
verlängerten Verweildauer im Magen, wo die Medikamente zersetzt<br />
werden, und nur verzögert den Dünndarm erreichen. Hier erfolgt die<br />
Aufnahme ins Blut durch spezielle Transportsysteme.<br />
Da L-Dopa (am häufigsten zur Therapie eingesetztes Medikament) eine<br />
große Ähnlichkeit zu Bestandteilen des Nahrungseiweißes aufweist, steht<br />
es somit in Konkurrenz zu deren Aufnahme. Es kann passieren, dass das<br />
eingenommene L-Dopa nicht vollständig ins Blut gelangt und zu Wirkungsfluktuationen<br />
oder sogar zu einem Wirkungsverlust führt. L-Dopa ist<br />
mindestens eine halbe Stunde vor oder eineinhalb Stunden nach der<br />
Mahlzeit mit etwas Flüssigkeit einzunehmen. Zum einen wird dadurch der<br />
Schluckvorgang erleichtert und zum anderen passieren die Medikamente<br />
zusammen mit der Flüssigkeit schneller den Magen. Eiweißreiche Nahrungsmittel<br />
(Eier, Fisch, Fleisch, Käse, Joghurt oder Milch) sollten<br />
grundsätzlich über den Tag verteilt zu sich genommen werden.<br />
Die durch die Erkrankung bedingte Verlangsamung des Magen-Darm-<br />
Traktes kann durch die Nebenwirkungen von manchen Parkinsonmedikamenten<br />
verstärkt werden und resultiert in einer Verstopfung. Durch<br />
falsche bzw. einseitige Ernährung, zu geringe Flüssigkeitsaufnahme und<br />
Bewegungsmangel wird diese Symptomatik weiter verschärft. Zu empfehlen<br />
sind hier zunächst Ballaststoffe, unverdauliche Faserstoffe pflanzlicher<br />
Herkunft, die Wasser binden und das Stuhlvolumen erhöhen. Dies wiederum<br />
bewirkt eine verlängerte Verweilzeit im Dickdarm. Der Stuhl wird<br />
weicher und der Stuhlgang erleichtert. Ballaststoffe sind in vielen Nahrungsmitteln,<br />
vor allem Getreideflocken, Vollkornwaren, frischem Obst<br />
und Gemüse und Trockenfrüchten enthalten. Die Aufnahme sollte nur<br />
schrittweise gesteigert werden, denn plötzliches Umstellen kann zu<br />
Blähungen und Bauchschmerzen führen. Auch hier ist es wichtig, ausreichend<br />
zu trinken, um eine mögliche Verschlimmerung der Verstopfung zu<br />
vermeiden.<br />
Neben Ballaststoffen und ausreichenden Mengen an Flüssigkeit helfen<br />
auch milchsäurehaltige Lebensmittel (wie Joghurt, Buttermilch, Kefir).<br />
Verstopfende Lebensmittel wie Schokolade, Kakao, hartgekochte Eier und<br />
Weißbrot sollten möglichst gemieden werden. Leicht verdauliche Gemüsesorten<br />
(Möhren, Kürbis, Fenchel, Kartoffeln) sollten bevorzugt aufgenommen<br />
und schwere oder blähende Speisen (Hülsenfrüchte, Kohl, sehr<br />
scharfe/fettreiche Speisen) möglichst vermieden werden. Unterstützend<br />
wirken körperliche Aktivitäten wie tägliche Spaziergänge oder Gymnastik.<br />
Sollte es nicht ausreichend sein, ist der Einsatz von Abführmittel zu erwägen.<br />
Gängige Abführmittel lösen das Problem oft nur kurzzeitig und können<br />
auf Dauer zu einer Gewöhnung des Darms an diese führen. Empfehlenswert<br />
sind daher Abführmittel, die Flohsamen oder Macrogol enthalten.<br />
Sie führen zu keinem Gewöhnungseffekt. Für die Wirkungsentfaltung<br />
ist eine ausreichende Wasserzufuhr, am besten ohne, von 1,5 - 2 Liter am<br />
Tag essentiell.<br />
Durch eine Minderbewegung von Mund-Schlundmuskulatur wird die Nahrung<br />
länger im Mund behalten und somit langsamer und nicht kräftig genug<br />
nach unten gesogen. Dies macht sich oft als ständiger Speichelfluss und<br />
Schluckstörung bemerkbar. Durch Aspiration von Nahrung und Flüssigkeiten<br />
in die Luftröhre kann es zu lebensgefährlichen Lungenentzündungen<br />
kommen. Da Atemmuskulatur und Hustenstoß ebenfalls abgeschwächt<br />
sind, wird das Verschlucken begünstigt. Bei solchen Beschwerden spielt die<br />
Konsistenz der Nahrung eine sehr große Rolle. Sie sollte nicht aus körnigen,<br />
trockenen, krümeligen oder faserigen Komponenten, wie hartgekochten Eiern,<br />
zähem Fleisch oder harter Konsistenz bestehen. Speisen mit einer<br />
Mischkonsistenz, wie z.B. Eintöpfe oder Suppen mit Einlagen, sollten vermieden<br />
werden. Brei und passierte Kost sind in diesen Situationen am besten<br />
geeignet. Das Risiko des Verschluckens kann durch Trennung von Essen<br />
und Trinken vermindert werden. Man sollte erst vollständig die Speise<br />
hinunterschlucken bevor getrunken wird. Sollte dies nicht ausreichend sein,<br />
ist es empfehlenswert die Getränke mit einem Verdickungsmittel zähflüssiger<br />
zu machen, um das Verschlucken zu vermeiden.<br />
Die Appetitlosigkeit ist ein weiteres Symptom mit dem die an Parkinson erkrankten<br />
Patienten zu kämpfen haben. Einerseits können bestimmte Medikamente<br />
gegen die Erkrankung Übelkeit hervorrufen, andererseits kann<br />
durch die Krankheit selbst das Schmecken und Riechen so beeinträchtigt<br />
sein, dass der Appetit gemindert wird. Hier helfen eher mehrere kleine<br />
Mahlzeiten über den Tag verteilt, als wenige größere Malzeiten. Sinnvoll<br />
sind ein abwechslungsreiches und frisch zubereitetes Essen sowie das<br />
Verwenden von Kräutern und Gewürzen. Eine optische Stimulation des<br />
Appetits durch die Gestaltung von Gerichten ist ebenfalls zu empfehlen.<br />
Am 5. <strong>April</strong> ab 15 Uhr veranstaltet die Sieg Reha der Mittelstraße einen Informationstag,<br />
der Morbus Parkinson gewidmet ist. Sie bekommen dort<br />
die Möglichkeit sich zu informieren und erhalten intensive Einblicke in die<br />
moderne Parkinsontherapie.<br />
Günther-Landsknecht-Straße 2<br />
53773 Hennef - Uckerath<br />
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