Bahnsport 04/2019
Rock ’n’ roll on ice...wir begrüßen Sie herzlich zu unserer April-Aus-gabe. Und ich kann Ihnen versichern, es ist und war mal wieder viel los. So verläuft die aktuelle Eis-Saison spannend und voller Turbulenzen. Zu Redaktionsschluss befinden wir uns gerade unmittelbar vor dem Finale und bis dato ist noch alles offen den WM-Titel betreffend. Hee-renveen verspricht also Spannung pur...
Rock ’n’ roll on ice...wir begrüßen Sie herzlich zu unserer April-Aus-gabe. Und ich kann Ihnen versichern, es ist und war mal wieder viel los. So verläuft die aktuelle Eis-Saison spannend und voller Turbulenzen. Zu Redaktionsschluss befinden wir uns gerade unmittelbar vor dem Finale und bis dato ist noch alles offen den WM-Titel betreffend. Hee-renveen verspricht also Spannung pur...
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EISSPEEDWAY-WM<br />
Ice Speedway of Nations - Finale - Togliatti/RUS<br />
Besser geht’s nicht<br />
Das russische Team galt vor dem Finale als alleiniger Titelanwärter<br />
und wurde in Togliatti seiner Favoritenrolle gerecht. Die deutsche<br />
Mannschaft verpasste das WM-Podium und belegte den<br />
unbeliebten 4. Gesamtrang hinter Schweden und Österreich.<br />
Vor dem Finale in Togliatti gab es wohl keinen,<br />
der ernsthaft geglaubt hätte, dass die Gastgeber<br />
den Titel nicht gewinnen würden. Die Russen<br />
dominieren die Eisspeedwayszene nach<br />
Belieben und ihre Errungenschaften im Teamwettbewerb<br />
sind überwältigend. In der 40-jährigen<br />
Geschichte der WM holten sie nicht weniger<br />
als 90 Prozent der Goldmedaillen und sind<br />
seit 2003 ungeschlagen. Auch in der 41. Ausgabe<br />
des Prädikats, die im Anatoli-Stepanow-<br />
Stadion stattfand, blieb Russland auf der Erfolgsspur.<br />
Am ersten Renntag fanden die Eisfahrer<br />
aus dem Osten keinen Bezwinger und<br />
erkämpften sechs Doppelsiege. Es gab natürlich<br />
einige Situationen in denen ihre Gegner<br />
gelegentlich vorne lagen (z.B. Max Niedermaier<br />
im elften Lauf oder Martin Haarahiltunen im<br />
13.), aber am Ende hatten Daniil Iwanow, Dimitri<br />
Koltakow oder Dimitri Komisewitsch immer<br />
die Nase vorn. „Wir haben heute ein Punktemaximum<br />
geholt und sind damit zufrieden.<br />
Aber erst im letzten Lauf morgen wird sich entscheiden,<br />
wer Weltmeister ist. Unser einziges<br />
Ziel ist der Titelgewinn und wir tun alles dafür“,<br />
sagte Koltakow am Samstagabend. Wie erwartet,<br />
setzten die Gastgeber am Sonntag ihre<br />
Siegesserie fort. Und wieder gelang es den<br />
ausländischen Piloten, die Russen zu ärgern<br />
und kurzzeitig an der Spitze zu liegen (wie z.B.<br />
Franz Zorn im 27. Heat oder Johann Weber im<br />
32.). Sehr spannend war Rennen 30. Nach dem<br />
Start übernahm Haarahiltunen überraschend<br />
die Führung und konnte die Angriffe von Iwanow<br />
und Koltakow zunächst abwehren, bis der<br />
an letzter Stelle liegende Ove Ledström stürzte<br />
und der Lauf abgebrochen wurde. Im Re-run<br />
lieferten sich Haarahiltunen und Koltakow einen<br />
erbitterten Kampf um Position 2, bis der<br />
Weltmeister sich in der letzten Runde schließlich<br />
durchsetzen konnte und vor dem Schweden<br />
ins Ziel kam. Das Team von Manager Iwan<br />
Iwanow erzielte erneut sechs 5:1-Siege und<br />
hatte nach 42 Heats 60 Zähler auf dem Konto.<br />
Doch seit dieser Saison wird danach noch ein<br />
Grand Final ausgetragen, an dem die zwei besten<br />
Teams teilnehmen. Und nur dieser Zieleinlauf<br />
entscheidet über den WM-Titel und die Silbermedaille.<br />
Sehr kurios ist die Punktevergabe<br />
in diesem Lauf. Der Sieger holt 8 Punkte, der<br />
Zweite 5 und der Dritte 2. Im Klartext heißt das,<br />
dass der Laufsieger seinem Team Gold sichert.<br />
Unwiderlegbar kommt der Gedanke, dass dieses<br />
System nur dem einzigen Zweck dient, den<br />
Russen den Titelgewinn maximal erschweren<br />
zu wollen.<br />
Der Endlauf hatte es in sich. Den besten Start<br />
erwischte Haarahiltunen und der Skandinavier<br />
übernahm das Kommando. Iwanow griff Ende<br />
der ersten Runde innen an und zog am Schweden<br />
vorbei. Dann gelang es auch Koltakow,<br />
Haarahiltunen zu überholen, aber der 28-Jährige<br />
konterte sofort. In der Endphase rang der<br />
Weltmeister seinen Widersacher nieder und<br />
kam hinter Iwanow als Zweiter ins Ziel. Russland<br />
siegte mit einem ungewöhnlichen 13:2<br />
und wurde bereits zum 37. Mal Weltmeister.<br />
Zum zweiten Mal in Folge gewann die Mannschaft<br />
ohne Punkteverlust. In der Qualifikation<br />
bestritten alle russischen Eispiloten je acht<br />
Läufe. Iwanow meldete sich siebenmal als Sieger<br />
im Ziel und kam auf 23 Punkte. „Wir haben<br />
gewonnen und können uns nun gegenseitig<br />
gratulieren. Das war ein wichtiges Rennen für<br />
uns. Wir wollten unbedingt ein hundertprozentiges<br />
Resultat erringen, weil das Finale in Russland<br />
stattfand. Das war unser Ziel und wir freuen<br />
uns, dass es erreicht wurde“, so Iwanow.<br />
Für ihn und Komisewitsch ist es jeweils das<br />
achte WM-Gold. Nur Nikolaj Krasnikow ist im<br />
Teamwettbewerb erfolgreicher. Der Russe<br />
stand nämlich zwölfmal ganz oben auf dem Podium.<br />
Die Schweden wurden souverän Vizeweltmeister.<br />
Das Team von Mikael Messing unterlag nur<br />
dreimal den Gastgebern. Die restlichen Duelle<br />
konnten Martin Haarahiltunen, Ove Ledström<br />
und Niclas Svensson immer mit 5:1 für sich entscheiden.<br />
Haarahiltunen war in der Stadt an<br />
der Wolga ein ebenbürtiger Gegner für die<br />
Gastgeber, aber am Ende fehlte es ihm etwas<br />
an Erfahrung und an einem Quäntchen Glück.<br />
Der 28-Jährige absolvierte in den Vorläufen<br />
sieben Heats und schrieb 16 Punkte. Seine<br />
Teamkameraden unterstützten ihn tatkräftig.<br />
Niclas Svensson erkämpfte 19 Zähler (bei neun<br />
Einsätzen), während Ove Ledström auf insgesamt<br />
17 Zähler kam. „Das war ein sehr schwieriges<br />
Rennen. Wir waren zuversichtlich, fühlten<br />
uns stark und wussten, dass wir in guter Form<br />
sind. Mit dem 2. Platz sind wir zufrieden“, so<br />
Haarahiltunen nach dem Turnier.<br />
Die Bronzemedaille sicherte sich die österreichische<br />
Mannschaft. Sie konnte schon nach<br />
35 Heats ihren Erfolg feiern, weil der Vorsprung<br />
auf Deutschland zu diesem Zeitpunkt bereits<br />
12 Punkte betrug. Franz Zorn konnte seine<br />
Beinverletzung, die er in Almaty erlitten hatte,<br />
so weit auskurieren, dass er nach Togliatti<br />
kommen konnte und wieder einmal Leistungsträger<br />
des Teams aus der Alpenrepublik war.<br />
Der erste Schritt Richtung WM-Medaille wurde<br />
am Sonnabend getan. Die Österreicher unterlagen<br />
zwar „planmäßig“ den Russen und den<br />
Schweden, bezwangen aber die restlichen<br />
Mannschaften doppelt. Am zweiten Renntag<br />
ließ das Team von Manager Josef Böhm zwar<br />
einige Punkte liegen (z.B. gegen Kasachstan<br />
und Finnland), konnte es sich aber sogar leisten,<br />
im letzten Lauf gegen Deutschland Zorn im<br />
Fahrerlager zu lassen. „Es ist immer sehr wichtig,<br />
eine gute Strategie zu haben. Wichtig am<br />
ersten Tag war, langsam anzufangen und zu<br />
14 BAHNSPORT AKTUELL April '19