Lehrmittel PrA_Theorie Flipbook
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<strong>Lehrmittel</strong> für die praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik<br />
<strong>PrA</strong><br />
mit individuellem Kompetenznachweis IKN<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik<br />
Handlungskompetenzbereiche<br />
A – B – C – D – E<br />
Schweizerische Vereinigung für die Berufsbildung in der Logistik<br />
Association Suisse pour la formation professionnelle en logistique<br />
Associazione Svizzera per la formazione professionale in logistica
Amstutz Produkte AG<br />
<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik<br />
Vorwort<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für den Ausbildungsbetrieb<br />
Ausgabe<br />
Autoren<br />
Herausgeber<br />
<strong>PrA</strong><br />
mit individuellem Kompetenznachweis IKN<br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong> Logistik<br />
Roger Kohler, Martin Kamber, Manuel Brülhart<br />
ASFL SVBL Team <strong>PrA</strong> Logistik Hans Erni<br />
Schweizerische Vereinigung für die Berufsbildung in der Logistik<br />
Rigistrasse 2, CH-5102 Rupperswil<br />
Tel. +41 58 258 36 00<br />
email@svbl.ch<br />
Fax +41 58 258 36 01<br />
www.svbl.ch<br />
Association Suisse pour la formation professionnelle en logistique<br />
Rte de Fribourg 28, CH-1723 Marly<br />
Tél. +41 58 258 36 40<br />
cfl@asfl.ch<br />
Fax +41 58 258 36 41<br />
www.asfl.ch<br />
Associazione Svizzera per la formazione professionale in logistica<br />
Via Ferriere 11, CH-6512 Giubiasco<br />
Tel. +41 58 258 36 60<br />
ticino@asfl.ch<br />
Fax +41 58 258 36 61<br />
www.asfl.ch<br />
Praktiker <strong>PrA</strong> Logistik<br />
Zukunftsperspektive für junge Menschen<br />
mit einer Lern- oder Leistungsbeeinträchtigung<br />
Die Arbeitsgruppe, unter der Leitung der ASFL SVBL, mit erfahrenen Berufsbildnern und INSOS<br />
Schweiz, dem Nationalen Branchenverband der Institutionen für Menschen mit Behinderung, hat<br />
das Ausbildungsprogramm <strong>PrA</strong> Logistik und dem Kompetenznachweis <strong>PrA</strong> Logistik erarbeitet.<br />
Diese Grundlagen werden nun ergänzt mit einem neu erstellten <strong>Lehrmittel</strong> mit ergänzenden Arbeitsblättern.<br />
Die jungen Menschen werden nach dem Ausbildungsprogramm <strong>PrA</strong> Logistik zwei Jahre praktisch<br />
ausgebildet, sowie in einer angepassten Berufsfachschule unterrichtet. Das Ausbildungsprogramm<br />
<strong>PrA</strong> Logistik ist bewusst offen gestaltet, um die Lernenden dort fördern zu können wo<br />
ihre Stärken und Fähigkeiten liegen. Die zu erreichenden Handlungskompetenzen wurden der<br />
Zielgruppe entsprechend vereinfacht. Am Ende der Ausbildung gibt es ein angepasstes Qualifikationsverfahren.<br />
Nach Abschluss <strong>PrA</strong> Logistik erhalten die Lernenden einen individuellen Kompetenznachweis<br />
(IKN), welcher die erreichten Handlungskompetenzen attestiert.<br />
Logistiker/in EFZ Logistiker/in EBA<br />
Praktiker/in <strong>PrA</strong> Logistik<br />
Sprachkompetenz<br />
Kontakt mit Menschen<br />
Körperliche<br />
Anforderung<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
ISBN 978-3-03873-607-3<br />
© ASFL SVBL Alle Rechte vorbehalten<br />
Im vorliegenden <strong>Lehrmittel</strong> wird aus Gründen der Vereinfachung<br />
die männliche Form verwendet. Dabei ist die weibliche Form selbstverständlich<br />
immer eingeschlossen.<br />
Mathematik<br />
Handgeschick<br />
Abstraktes Denken /<br />
Vorstellungsvermögen<br />
Grafik: www.Band.ch<br />
suva asa<br />
anerkannt reconnu riconosciuto anerkannt reconnu riconosciuto<br />
geprüft certifié certificato certified<br />
swiss education standard association<br />
VSAA<br />
Postfach 656, CH-4010 Basel<br />
Tel. 061 228 90 30<br />
Fax 061 228 90 39<br />
info@verbandvsaa.ch<br />
www.verbandvsaa.ch<br />
Geschäftsstelle Handel Schweiz<br />
Güterstrasse 78. Postfach 656, CH-4010 Basel<br />
Informationen, Ausbildungsprogramm, Kompetenznachweis:<br />
www.logistiker-logistikerin.ch<br />
Vorwort<br />
www.facilityservices-fs.ch<br />
Unsere Gönner:
<br />
Grusswort INSOS<br />
Vorwort<br />
Eine berufliche Qualifikation kann Menschen mit einer Beeinträchtigung die Integration in den<br />
Arbeitsmarkt erleichtern. Aber sie allein reicht nicht aus. Damit eine Integration wirklich gelingt,<br />
braucht es zusätzlich die Offenheit, individuelle Wege zuzulassen – wie es das Konzept der Praktischen<br />
Ausbildung <strong>PrA</strong> nach INSOS vorsieht.<br />
Diese Haltung und Offenheit lebt auch die ASFL SVBL, die für uns eine engagierte und verlässliche<br />
Partnerin ist. Sie hat die <strong>PrA</strong> in ihr Bildungsangebot aufgenommen. Und sie hat gemeinsam mit IN-<br />
SOS-Mitgliedern den branchenanerkannten individuellen Kompetenznachweis (IKN) entwickelt.<br />
Dieses Engagement wird auch für andere Berufsverbände Signalwirkung haben.<br />
INSOS Schweiz bietet Praktische Ausbildungen (<strong>PrA</strong>) in rund 50 Berufsrichtungen an. Die <strong>PrA</strong>-Bildungspläne<br />
und <strong>Lehrmittel</strong> richten sich an den berufsspezifischen Anforderungen in der Arbeitswelt<br />
aus, lassen aber trotzdem eine individuelle Ausgestaltung zu. Der Fokus liegt bei den Kompetenzen<br />
der Auszubildenden und der passgenauen Unterstützung. Pro Jahr schliessen mehr als<br />
400 Jugendliche eine <strong>PrA</strong> ab, davon jährlich rund 30 Jugendliche in der Logistik.<br />
Um die Chancen auf die berufliche Integration zu steigern, setzt sich INSOS seit der Lancierung<br />
der <strong>PrA</strong> im Jahr 2007 für eine Anerkennung dieser Berufsbildung ein. Mit der Einführung eines<br />
offiziellen, individuellen Kompetenznachweises rückt dieses Ziel nun in Sichtweite. Dieser Erfolg<br />
ist unter anderem der ASFL SVBL zu verdanken, die sich in der Logistikbranche engagiert für Ausbildungs-<br />
und Arbeitsplätze auch für Menschen mit einer Beeinträchtigung stark macht.<br />
Wir danken der ASFL SVBL für die erfolgreiche Zusammenarbeit und dem Autorenteam für dieses<br />
Fachlehrmittel. Es hat Pioniercharakter.<br />
Annina Studer,<br />
Leiterin Bereich Arbeitswelt<br />
INSOS Schweiz<br />
Die Ausbildung zum Praktiker Logistik (<strong>PrA</strong> Logistik) ist in partnerschaftlicher Zusammenarbeit<br />
zwischen INSOS und der OdA für Logistik entwickelt worden – mit dem Ziel eine Logistikerausbildung<br />
für das Zielublikum im geschützten und teilgeschützten Bereich zu schaffen. Gleichzeitig<br />
kann so gezielt auf eine Berufslehre vorbereitet werden. Die Ausbildung zum <strong>PrA</strong> Logistik ist eine<br />
zweijährige Ausbildung und es werden die praktischen und schulischen Kompetenzen in reduziertem<br />
Umfang aus dem Berufsfeld Logistik vermittelt.<br />
Die Ausbildung zum <strong>PrA</strong> Logistik basiert auf dem dualen Ausbildungssystem und die Lernenden<br />
besuchen die Berufsschule oder werden in den Institutionen beschult und arbeiten die restliche<br />
Zeit im Ausbildungsbetrieb. Am Ende der Ausbildung wird ein Kompetenznachweis erstellt und<br />
dieser ermöglicht die Ausbildung auf Stufe EBA und/oder EFZ respektive die Aufnahme einer Arbeit<br />
auf dem primären Arbeitsmarkt oder die Weiterarbeit im geschützten Bereich. Weitere Informationen<br />
sowie Kontaktadressen finden Sie unter folgenden Links:<br />
www.logistiker-logistikerin.ch<br />
www.insos.ch<br />
www.svbl.ch<br />
Die Organisation der Arbeitswelt ASFL SVBL betreut seit über 30 Jahren die Berufe in der Logistik.<br />
Die Entwicklung vom Lageristen, zum Logistik-Assistenten und schliesslich zum Logistiker zeigt<br />
die laufende Aktualisierung des Berufsbildes. Neueste Erweiterungen sind die Integrationsvorlehre<br />
Logistiker INVOL in Zusammenarbeit mit dem Staatssekretariat für Migration SEM in Bern und<br />
mit dem vorliegenden Lehrbuch auch die Ausbildungen zum Praktiker Logistik mit Kompetenznachweis<br />
in Zusammenarbeit mit INSOS. Dabei steht die Förderung und Ausbildung von Lernenden<br />
mit besonderen Bedürfnissen im Vordergrund. Mit dem neu geschaffenen <strong>Lehrmittel</strong> in den<br />
Landessprachen steht nun eine schweizweit einsetzbare Grundlage für die Ausbildung zum Praktiker<br />
Logistik mit individuellem Kompetenzprofil bereit. Das Projekt ist gut gestartet und die Zusammenarbeit<br />
mit den Kantonen, mit dem Bund und vor allem mit den Institutionen im Rahmen<br />
von INSOS ist ausgezeichnet angelaufen. Mit dem neuen <strong>Lehrmittel</strong> sollen möglichst viele Lernende<br />
mit besonderen Herausforderungen die Integration in den primären Arbeitsmarkt schaffen.<br />
Das duale System der Berufsbildung ist ein grosser Erfolg in der Bildungslandschaft der Schweiz<br />
und mit der Ausbildung zum <strong>PrA</strong> Logistik erhalten zahlreiche Interessierte eine ausgezeichnete<br />
Möglichkeit, sich in das Berufsleben der Schweiz einzugliedern.<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
Wichtiges Ziel bleibt dabei eine mögliche anschliessende zweijährige Ausbildung zum Logistiker<br />
EBA oder gegebenenfalls sogar die dreijährige Ausbildung zum Logistiker EFZ.<br />
Wir freuen uns mit dem vorliegenden Unterrichtsmaterial bestehend aus einem <strong>Lehrmittel</strong> und<br />
einem Arbeitsbuch auch für die Stufe Praktiker Logistik ein fundiertes <strong>Lehrmittel</strong> zur Verfügung<br />
zu stellen und bedanken uns bei den beteiligten Autoren und den Gremien von INSOS für die<br />
ausgezeichnete Zusammenarbeit.<br />
Allen Lernenden wünschen wir viel Erfolg bei ihrer Ausbildung.<br />
Dr. Beat Michael Duerler<br />
Präsident ASFL SVBL/Delegierter OdA Logistiker/-in
<br />
Notizen<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Handlungskompetenzbereich A –<br />
Entgegennehmen von Gütern 13<br />
1.1 Beschaffung von Güter 13<br />
1.1.1 Marktformen – Angebot und Nachfrage 13<br />
1.1.2 Güter beschaffen 14<br />
1.1.3 Ablaufschema der Beschaffung 14<br />
1.1.4 Schrittweise erklärt 14<br />
1.2 Schlüsselfunktion Güterannahme 15<br />
1.2.1 Der geplante Wareneingang 15<br />
1.2.2 Der ungeplante Wareneingang 15<br />
1.2.3 Anlieferung per Camion 16<br />
1.2.4 Anlieferung per Bahn 16<br />
1.3 Warenetikette 16<br />
1.4 Der Lieferschein 17<br />
1.5 Güter systematisch annehmen 18<br />
1.6 Güterannahme mittels Lagerkarteikarte 19<br />
1.6.1 Stammdaten im oberen Teil der Lagerkarteikarte 19<br />
1.6.2 Buchführung im unteren Teil der Lagerkarteikarte 19<br />
1.6.3 Beispiel: Lagerkarteikarte 19<br />
1.6.4 Möglicher Buchungsablauf 20<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
1.7 Wareneingangskontrolle 21<br />
1.7.1 Grobkontrolle 21<br />
1.7.2 Detailkontrolle der Güter 21<br />
1.7.3 Zählkontrolle 21<br />
1.7.4 Zähltechniken 22<br />
1.7.5 Weitere Messinstrumente, die bei der Detailkontrolle zum Einsatz kommen<br />
könnten 22<br />
1.7.6 Mehrfach-Stichprobenkontrolle 23<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1.8 Empfangsbestätigung 23<br />
1.8.1 Annahme unter Vorbehalt 23<br />
1.9 Tauschgerätekontrolle 24<br />
1.10 Korrektur des Lieferscheins 25<br />
1.11 Schadenprotokoll 26
<br />
1.11.1 Fotografisches Festhalten von Schäden 26<br />
1.12 Sicherheit im Wareneingang 27<br />
1.12.1 LKW be- und entladen 27<br />
1.12.2 Vor dem Abladen 27<br />
1.13 Richtiges Interpretieren der Verpackungskennzeichen 28<br />
2. Handlungskompetenzbereich B – Güter einlagern 29<br />
2.1 Übersicht der Funktionen der Lager 29<br />
2.1.1 Vorratslager 29<br />
2.1.2 Umschlagslager 29<br />
2.1.3 Zwischenlager 30<br />
2.1.4 Handlager 30<br />
2.1.5 Reifelager 30<br />
2.1.6 Kühllager 30<br />
2.1.7 Endlager 31<br />
2.2 Lagertypen 31<br />
2.2.1 Offene Lager 31<br />
2.2.2 Halboffene Lager 31<br />
2.2.3 Geschlossene Lager 31<br />
2.2.4 Bodenlagerung 32<br />
2.2.5 Lagerung von Gasen 32<br />
2.2.6 Lagerung von Flüssigkeiten 32<br />
2.2.7 Regallagerung 33<br />
2.2.8 Hängende Lagerung 35<br />
2.3 Lagerprinzipien 36<br />
2.3.1 Das Festplatzprinzip 36<br />
2.3.2 Chaotische Lagerung 36<br />
2.4 Lagerstrategie 37<br />
2.4.1 FIFO: First in – First out 37<br />
3. Handlungskompetenzbereich B – Güterbestand sichern 39<br />
3.1 Haltbarkeit der Güter 39<br />
3.2 Inventur 40<br />
3.2.1 Inventur 40<br />
3.2.2 Das Inventar 41<br />
3.2.3 Abweichungen 41<br />
4. Handlungskompetenzbereich B –<br />
Güterbestand kommissionieren 43<br />
4.1 Kommissionieren 43<br />
4.1.1 Was heisst kommissionieren? 43<br />
4.1.2 Kommissioniertechniken 44<br />
4.1.3 Kommissionier-Zeiten 45<br />
5. Handlungskompetenzbereich C –<br />
Güterverteilung vorbereiten 47<br />
5.1 Die Verpackung 47<br />
5.1.1 Grundbegriffe der Verpackung 47<br />
5.1.2 Versandtaschen 48<br />
5.1.3 Boxen aus Wellkarton 48<br />
5.1.4 Dispoboxen (DX) 48<br />
5.1.5 Hülsen 50<br />
5.1.6 Füllmaterialien 50<br />
5.1.7 Verpackungstipps 52<br />
5.2 Die Adressierung 52<br />
5.2.1 Richtig adressieren 52<br />
5.3 Ladungsträger richtig beladen 54<br />
5.3.1 Homogen und im Verbund 54<br />
5.3.2 Grosse und schwere Packstücke unten 54<br />
5.3.3 Flüssigkeiten 55<br />
5.3.4 Weitere Beispiele schlechter Stapelung 55<br />
5.3.5 Rollbox (RX) beladen 56<br />
5.3.6 Ladungssicherung durch stretchen 56<br />
5.3.7 Sicherung durch Umreifungsbänder 57<br />
5.3.8 Persönliche Arbeitssicherheit (PSA) mit Bindemaschinen 58<br />
6. Handlungskompetenzbereich C – Güter verteilen 59<br />
6.1 Güter verladen 59<br />
6.1.1 Beladen von LKW 60<br />
6.1.2 Begriffe 61<br />
6.1.3 Physikalische Grundlagen 61<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
6.1.4 Lastsicherungsmittel 62
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
<br />
7. Handlungskompetenzbereich C – Güter versenden 63<br />
7.1 Postsendungen 63<br />
7.1.1 Innlandsendungen Briefe 63<br />
7.1.2 Paket Inland 64<br />
7.1.3 Track and Trace Systeme 65<br />
8. Handlungskompetenzbereich C – Güter zustellen 67<br />
8.1 Güter zustellen 67<br />
8.1.1 Schema «Zustellung am Domizil» 67<br />
9. Handlungskompetenzbereich D –<br />
Arbeitssicherheit im Betrieb 69<br />
9.1 Baubedingte Gefahren vermeiden 70<br />
9.1.1 Weitere Gefahrenstellen im Betrieb 71<br />
9.1.2 Verladerampen 72<br />
9.1.3 Arbeitsbedingte Gefahren vermeiden 73<br />
9.1.4 Automatische Lageranlagen 73<br />
9.1.5 Zutrittsberechtigungen 74<br />
9.1.6 Kennzeichnung und Zutrittsbeschränkungen 74<br />
9.1.7 Zeichenkombination 75<br />
10. Handlungskompetenzbereich D –<br />
Arbeitsfähigkeit gewährleisten 77<br />
10.1 Persönliche Sicherheit 77<br />
10.1.1 Schutz der Füsse 77<br />
10.1.2 Schutz vor Rückenschäden 79<br />
10.1.3 Schutz der Hände 81<br />
10.1.4 Schutz des Kopfes 81<br />
10.1.5 Schutz der Augen 81<br />
10.1.6 Augendusche 82<br />
10.1.7 Aufschneiden von Umreifungsbändern 82<br />
10.1.8 Ergonomie 82<br />
10.1.9 Überforderung 85<br />
11. Handlungskompetenzbereich D –<br />
Abfall sicher und umweltgerecht bewirtschaften 87<br />
11.1 Stoffflüsse in der Abfallbewirtschaftung 88<br />
11.1.1 Entsorgungswege für Abfall 89<br />
11.1.2 Abfallkategorien 90<br />
11.1.3 Welche Abfälle fallen im Wareneingang, in der Kommissionierung, im Lager<br />
und im Versand an? 92<br />
11.1.4 Littering in der Schweiz – ein Problem 93<br />
12. Handlungskompetenzbereich D – Mit Gefahrgut und<br />
umweltgefährdenden Stoffen sicher umgehen 95<br />
12.1 Sonderabfälle 95<br />
12.1.1 Was ist Sonderabfall? 95<br />
12.1.2 Gesetzliche Regelungen 95<br />
12.1.3 Gefahrenpotenzial des Sonderabfalls 95<br />
12.1.4 Entsorgung von Sonderabfall 96<br />
13. Handlungskompetenzbereich D –<br />
Bei aussergewöhnlichen Ereignissen gemäss<br />
betrieblicher Sicherheitsorganisation handeln 97<br />
13.1 Brandschutz 97<br />
13.1.1 Feuerkunde 99<br />
13.1.2 Brandbekämpfung mit Handfeuerlöscher 99<br />
13.1.3 Die Brandklassen nach EN2-Norm 101<br />
13.2 Havarie 105<br />
13.2.1 Erste Massnahmen bei einer Havarie 105<br />
13.2.2 Alarmieren 105<br />
13.3 Erste Hilfe 107<br />
13.3.1 Ampelschema 107<br />
13.3.2 Meldeschema / Notfallnummern 107<br />
13.3.3 Notfallnummern 108<br />
13.3.4 Auffinden einer verletzten oder bewusstlosen Person 109<br />
13.4 Vergiftungen, Verätzungen 110<br />
13.4.1 Aufnahme von giftigen Stoffen ist möglich über… 110<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
13.4.2 Verbrennungen 111
14. Handlungskompetenzbereich E –<br />
Wirtschaftlichkeit und Ressourceneffizienz fördern 113<br />
1. Handlungskompetenzbereich A –<br />
Entgegennehmen von Gütern<br />
14.1 Die Prozesskette in der Logistik 113<br />
14.1.1 Bereiche der Prozesskette 113<br />
14.1.2 Die 7-R-Regel 114<br />
Leistungsziele A<br />
A.1.1.1<br />
A.1.2.1<br />
A.1.2.2<br />
A.1.2.3<br />
A.1.2.4<br />
A.1.3.1<br />
A.1.3.2<br />
A.1.4.1<br />
A.1.4.2<br />
A.1.4.3<br />
A.1.5.1<br />
A.1.5.2<br />
A.1.6.1<br />
A.1.6.2<br />
Ich nehme Lieferungen entgegen.<br />
Ich kontrolliere die Lieferadresse (Sind die Güter für uns bestimmt?).<br />
Lieferungen, die nicht für uns bestimmt sind entlade ich nicht und informiere<br />
unverzüglich meinen Vorgesetzten.<br />
Ich kontrolliere den Zustand der Lieferung (erster Eindruck).<br />
Ich erkenne beschädigte Lieferungen, entlade diese nicht und melde sie<br />
umgehend meinem Vorgesetzten.<br />
Ich kontrolliere die Menge der eingegangenen Lieferung anhand des Lieferscheines.<br />
Ich kontrolliere die Qualität der eingegangenen Lieferung.<br />
Ich erkenne Schäden an Gütern anhand des Zustandes ihrer Verpackung.<br />
Beschädigte Lieferungen melde ich umgehend meinem Vorgesetzten.<br />
Bei beschädigten Lieferungen kann ich Massnahmen ergreifen.<br />
Ich erfasse unter Anleitung eine Schadensmeldung.<br />
Ich leite eine Schadensmeldung an die entsprechende Stelle weiter.<br />
Ich bringe auf Lieferpapieren einen Vorbehalt an.<br />
Ich bringe Korrekturen unter Anleitung auf Lieferpapieren an.<br />
1.1 Beschaffung von Güter<br />
1.1.1 Marktformen – Angebot und Nachfrage<br />
Auf einem Markt treffen Angebot und Nachfrage aufeinander. Gibt es viele Nachfrager nach einem<br />
Produkt und nur einen Anbieter, so wird der Preis diesem Anbieter gemacht. Und dieser fällt<br />
dann oftmals sehr hoch aus. Man spricht von einem Monopol.<br />
Treffen sich auf dem Markt viele Anbieter und viele Nachfrager, kann der Preis variieren. Die nachfragende<br />
Stelle hat die Wahl, bei Lieferant X oder Y zu beziehen (z. B. Supermärkte). Dies wird<br />
Polypol genannt.<br />
Polypol: Viele Nachfrager und viele Anbieter<br />
Nachfrager<br />
Markt<br />
Anbieter<br />
Monopol: Viele Nachfrager, ein Anbieter<br />
Nachfrager<br />
Markt<br />
Anbieter<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
1. Handlungskompetenzbereich A –<br />
Entgegennehmen von Gütern<br />
13
1.1.2 Güter beschaffen<br />
Eine wichtige Rolle in jedem Unternehmen spielt die Beschaffung. Die Beschaffung befasst sich<br />
mit allen Massnahmen, die zur Versorgung des Unternehmens dienen. Darunter fallen jene Produktionsfaktoren,<br />
welche nicht von Unternehmen selbst hergestellt werden können. z. B. Roh-,<br />
Hilfs- und Betriebsstoffe, Handelsware, Ersatzteile und Betriebsmittel.<br />
In manchen 1.1.3 Ablaufschema Unternehmen der ist die Beschaffung<br />
so anspruchsvoll, dass sie nur von Spezialisten erfüllt<br />
werden kann. Diese Fachleute nennen wir EINKÄUFER.<br />
1.1.3 Ablaufschema der Beschaffung<br />
7. Rechnungsprüfung<br />
8.<br />
Zahlungsabwicklung<br />
6. Wareneingang<br />
1. Bedarfsermittlung<br />
5.<br />
Bestellüberwachung<br />
2. Ermittlung der<br />
Bezugsquellen<br />
4. Bestellabwicklung<br />
3. Lieferantenauswahl<br />
Schritt 4:<br />
Schritt 5:<br />
Schritt 6:<br />
Schritt 7:<br />
Schritt 8:<br />
Bestellabwicklung<br />
Benötigte Menge bestellen.<br />
Bestellüberwachung<br />
Bestellung auf Termineinhaltung überprüfen.<br />
Wareneingang<br />
Annahme und Prüfung des Gutes.<br />
Rechnungsprüfung<br />
Eingegangene Rechnung mit den Bestellungen und Wareneingangsmeldungen<br />
abgleichen.<br />
Zahlungsabwicklung<br />
Nach der Rechnungsprüfung kann die Rechnung beglichen werden.<br />
Voraussetzung: Alle Abmachungen wurden eingehalten.<br />
1.2 Schlüsselfunktion Güterannahme<br />
Die Annahme von Gütern, in vielen Betrieben als «Wareneingang» bezeichnet, ist eine Schlüsselstelle<br />
im Unternehmen. Die eintreffenden Güter gehen an dieser Stelle in die Verantwortlichkeit<br />
des Empfängers über. Der Frachtführer (Spediteur oder Transporteur) hat seine Pflicht getan. Er<br />
gibt die Verantwortung für die ihm anvertraute Ladung an der Rampe weiter. Deshalb verlangt<br />
die Arbeit an dieser Stelle im Unternehmen grosses Verantwortungsbewusstsein und absolute<br />
Zuverlässigkeit.<br />
1.2.1 Der geplante Wareneingang<br />
Normalerweise werden in einem Logistikbetrieb Güter eintreffen, deren Liefertermin angekündigt<br />
wurde. Dies sind geplante Wareneingänge<br />
In solchen Fällen kann sich ein Unternehmen auf die Lieferung vorbereiten. Evtl. braucht es mehr<br />
Personal, Leergut kann bereitgestellt werden, die Flurförderzeuge sind einsatzfähig und die Abladezone/-fläche<br />
kann reserviert werden.<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
1.1.4 Schrittweise erklärt<br />
Schritt 1:<br />
Schritt 2:<br />
Bedarfsermittlung<br />
Es wird überlegt, welche Menge zu welchem Zeitpunkt beschafft werden muss.<br />
Ermittlung der Bezugsquellen<br />
Anfragen der verschiedenen Lieferanten.<br />
Schritt 3: Lieferantenauswahl<br />
© ASFL SVBL 2018<br />
Eingegangene Angebote hinsichtlich vom Preis sowie Liefer- und<br />
Zahlungsbedingungen vergleichen und auswählen.<br />
Seite 13 von 127<br />
1.2.2 Der ungeplante Wareneingang<br />
Immer wieder kommt es vor, dass Güter ungeplant angeliefert werden. Entweder sie werden zu<br />
früh geliefert oder der interne Informationsfluss ist nicht korrekt verlaufen.<br />
Bei einem ungeplanten Wareneingang können sich folgende Problemstellungen ergeben:<br />
– Mitarbeiter stehen nicht zur Verfügung<br />
– Zu wenig Tauschgebinde vorhanden<br />
– Der notwendige Platzbedarf ist nicht vorhanden<br />
– Die notwendigen Flurförderzeuge stehen nicht bereit<br />
Durch diese Problematik ergeben sich Hektik, Stress und dadurch eine höhere Fehlerquote, was<br />
zu einer Missstimmung führen kann.<br />
1. Handlungskompetenzbereich A –<br />
Entgegennehmen von Gütern<br />
14 15
1.2.3 Anlieferung per Camion<br />
Erfolgt die Lieferung per Camion, sind folgende Schritte unerlässlich:<br />
– Eindeutige Identifikation der Güter anhand der Lieferpapiere<br />
– Abklären, ob eine Bestellung vorliegt<br />
– Betriebliche Weisungen beachten<br />
1.2.4 Anlieferung per Bahn<br />
– Vor der Öffnung die Beschriftung des Bahnwagens überprüfen<br />
– Keine Zollplomben aufbrechen<br />
– Abklären, ob eine Bestellung vorliegt<br />
– Betriebliche Weisungen beachten<br />
– Eindeutige Identifikation der Ware anhand des Frachtscheins<br />
1.3 Warenetikette<br />
So viele Hersteller wie es gibt, so viele verschiedene Warenetiketten gibt es auch. Mittels Prüfung<br />
anhand der Warenetikette ist ersichtlich, ob es sich um die gewünschte Lieferung handelt.<br />
1 Absender ( Klartext )<br />
2 Artikelnummer<br />
3 Artikelbezeichnung<br />
4 Anzahl Liefereinheiten<br />
( Gebinde, Paletten )<br />
5 Lieferdatum<br />
6 Bestellnummer als Barcode<br />
7 Bestellnummer im Klartext<br />
8 Bestellposition als Barcode<br />
9 Bestellposition im Klartext<br />
Emmi Schweiz AG<br />
Produktion<br />
Seetalstr. 200<br />
CH - 6032 Emmen<br />
Artikel ID<br />
Bezeichnung<br />
Anzahl Gebinde<br />
Datum<br />
Bestellung<br />
Artikel<br />
Artikel<br />
EBA<br />
EFZ<br />
Emmi Schweiz AG<br />
Produktion<br />
Seetalstr. 200<br />
CH - 6032 Emmen<br />
Artikel ID<br />
Bezeichnung<br />
Anzahl Gebinde<br />
Datum<br />
Bestellung<br />
Artikel<br />
AR 000230<br />
Milchdrink 1/2 Liter<br />
2 AR 000231<br />
24.08.2016 urt Café 180 gr<br />
1<br />
24.08.2016<br />
1<br />
AR 000232<br />
rdbeere180 gr<br />
1<br />
24.08.2016<br />
6<br />
8<br />
EBA<br />
EFZ<br />
2<br />
AR 000231<br />
3<br />
Café Joghurt 180 gr<br />
4<br />
1<br />
5<br />
24.08.2016<br />
9<br />
7<br />
1.4 Der Lieferschein<br />
Der Lieferschein beinhaltet alle Positionen einer Lieferung, welche aufgelistet werden.<br />
Folgende Angaben sollten mindestens auf einem Lieferschein vorhanden sein:<br />
– Lieferadresse<br />
– Absender<br />
– Lieferdatum<br />
– Gewicht der gelieferten Güter<br />
– Menge<br />
– Angaben über die eingesetzten Tauschgeräte<br />
Mit dem Lieferschein kann geprüft werden, ob wirklich jene Produkte angeliefert wurden, welche<br />
auf dem Lieferschein stehen und ob die Lieferung mit der Bestellung übereinstimmt.<br />
MBüro-Müller AG Papeterieartikel en gros<br />
Auweg 78<br />
2500 Biel<br />
Lieferschein Nr. 67955<br />
Kundennummer: 3987<br />
Bestellung vom: 13.01.2017<br />
Liefertermin: 21.01.2017<br />
Unser Zeichen:<br />
gh<br />
Rechnungsadresse:<br />
Lieferadresse<br />
Transportart:<br />
abgeholt CD Post LKW andere<br />
Anzahl LE Art. Nr. Artikelbezeichnung Gewicht (kg)<br />
300 Kart. 299.95.990 Kugelschreiber black (100 Stk./Karton) 28 kg<br />
Tauschgeräte:<br />
EURO-Paletten Tauschrahmen Tauschbrett Dispobox<br />
Ware vollständig erhalten:<br />
Artikelnummer<br />
Anzahl Liefereinheiten<br />
Stück, Kartons, Fässer, Kannen<br />
2<br />
Diverse Angaben<br />
Rechnungsadresse<br />
(sofern nicht identisch mit der<br />
Lieferadresse)<br />
Anzahl Tauschgeräte<br />
Verteilerzentrale Logistica AG<br />
Hauptstrasse 29<br />
5000 Aarau<br />
21.1.2017 W. Hasler<br />
Absender<br />
Artikelbezeichnung<br />
Gesamtgewicht<br />
Empfänger<br />
Wie wird die Ware<br />
versandt?<br />
Mit Angabe der Stückzahl pro<br />
Liefereinheit<br />
Gesamtgewicht<br />
28 kg<br />
Vordruck für die<br />
Empfangsbestätigung<br />
WARENANNAHME<br />
UNTER VORBEHALT<br />
Datum:<br />
21.01.2017<br />
Grund: __________________________________<br />
Ort: ______________________________________<br />
Name in Druckbuchstaben:<br />
____________________________<br />
Unterschrift:<br />
____________________________<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
1. Handlungskompetenzbereich A –<br />
Entgegennehmen von Gütern<br />
Bestellung<br />
16 17<br />
Artikel
1.5 Güter systematisch annehmen<br />
1.6 Güterannahme mittels Lagerkarteikarte<br />
Übersicht<br />
Bahn Camion KEP-Dienste 1<br />
Öffnen<br />
Zustandskontrolle<br />
Identifikation der Sendung<br />
( Übereinstimmung der Lieferpapiere mit dem Empfänger )<br />
Zuteilung an Rampe / Tor<br />
Zustandskontrolle<br />
Annahmefläche festlegen<br />
Zustandskontrolle<br />
Beachtung der notwendigen Fläche, Bodenbelastung, kurze Transportwege<br />
Sorgfältiges Entladen<br />
Wahl des richtigen Fördermittels zum Entladen<br />
– Palettierte Güter ( Europaletten, Tauschbarkeit )<br />
– Unpalettierte Güter ( Festlegen des richtigen Transportmittels )<br />
– Falls nötig, Güter sortieren<br />
– Zulässige Höhe am Lagerort beachten<br />
Grobkontrolle<br />
Anzahl Liefereinheiten Gebindekontrolle<br />
( z. B. Tausch )<br />
Bei Schäden Tatbestandesaufnahme<br />
in die Wege leiten<br />
Grobkontrolle durchführen<br />
Grobkontrolle ( Annahme<br />
unter Vorbehalt )<br />
Anzahl Liefereinheiten<br />
Gebindekontrolle<br />
(z. B. Tausch )<br />
Lieferschein unterschreiben<br />
Bereitstellung für die Detailkontrolle ( nach betrieblichen Vorgaben )<br />
– Anzahl ( Stückzahl ), Zustand, Bezeichnung und Qualität prüfen<br />
– Schadenmeldung<br />
Grobkontrolle<br />
Anzahl Liefereinheiten<br />
Absender<br />
Gebindekontrolle<br />
(z. B. Tausch )<br />
Lieferpapiere unterschreiben<br />
– Stichproben, falls notwendig Muster entnehmen ( evtl. weiterleiten zur Qualitätsprüfung )<br />
Frachtbrieferledigung<br />
Vorbereiten zur Einlagerung<br />
1 KEP = Kurier - Express - Paketdienst<br />
Formalitäten erledigen<br />
Vorbereiten zur Einlagerung<br />
Formalitäten erledigen<br />
Vorbereiten zur Einlagerung<br />
Eine Lagerkarteikarte, auch Lagerfachkarte genannt, ist eine Möglichkeit die Lagerbuchhaltung<br />
(Lagerbewirtschaftung) zu führen. Heute werden meist ausgeklügelte Softwareprogramme dafür<br />
eingesetzt. Die Karteikarte wird gebraucht um jede Bewegung eines Artikels festzuhalten (Eingang<br />
und Ausgang wie auch eine Neubeschaffung oder Wiederbeschaffung eines Artikels). Auch<br />
die Inventur wird darin dokumentiert. Im oberen Teil der Karte werden alle nötigen Informationen<br />
eines Produktes (Basisdaten) eingetragen. Der untere Teil ist für die Buchführung.<br />
1.6.1 Stammdaten im oberen Teil der Lagerkarteikarte<br />
– Artikelnummer<br />
– Artikelbezeichnung<br />
– Lagerplatz<br />
– Lieferant<br />
– Einstandspreis<br />
– Bestellpunkt (Meldebestand)<br />
– Minimalbestand (Sicherheitsbestand)<br />
1.6.2 Buchführung im unteren Teil der Lagerkarteikarte<br />
– Datum, Bestellung, Eingang, Ausgang, Bestand, Inventur, Differenz, Visum<br />
1.6.3 Beispiel: Lagerkarteikarte<br />
Artikel Nr: 10-555-873<br />
Artikelbezeichnung: Turnschuh Muster Lagerplatz 01-03-03<br />
Einzelpreis: CHF 29.90 Lieferant: Muster AG<br />
Bestellpunkt: 30 Stk. Minimalbestand: 10 Stk.<br />
Datum Bestellung Eingang Ausgang Bestand Inventur Differenz Visum<br />
20.08.20xx 500 1 H.M.<br />
20.08.20xx 480 2 20 H.M.<br />
20.08.20xx 1500 3 20 H.M.<br />
29.08.20xx 1500 4 1520 H.M.<br />
29.08.20xx 1520 1518 5 -2 H.M.<br />
29.08.20xx 1518 6 H.M.<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
1. Handlungskompetenzbereich A –<br />
Entgegennehmen von Gütern<br />
18 19
Begriffe<br />
Minimalbestand<br />
Wird auch Sicherheitsbestand oder Mindestbestand genannt. Der Minimalbestand ist eine<br />
«Eiserne Reserve» für einen gewissen Zeitraum. Er gewährleistet die Lieferbereitschaft.<br />
Bestellpunkt<br />
Wird diese Menge erreicht oder unterschritten, muss eine Bestellung ausgelöst werden. Die<br />
Höhe des Bestellpunktes errechnet sich aus dem Verbrauch während der Wiederbeschaffungszeit<br />
und dem Minimalbestand.<br />
Wiederbeschaffungszeit<br />
Die Wiederbeschaffungszeit setzt sich zusammen aus der Zeit der Bestellabwicklung, der<br />
Lieferfrist, der Zeit für die Eingangskontrolle und der Zeit der Einlagerung bis die Teile am<br />
Lager verfügbar sind.<br />
1.6.4 Möglicher Buchungsablauf<br />
Die Karteikarte wird mit einem Anfangsbestand eröffnet (Feld 1), dies bedeutet im Feld Bestand<br />
wird die tatsächliche Menge des Artikels eingetragen.<br />
Die kommissionierte Menge wird im Feld Ausgang (Feld 2) eingetragen. Der Bestand muss auf der<br />
gleichen Zeile aktualisiert werden.<br />
Sobald der Bestellpunkt erreicht oder unterschritten wird, muss eine Bestellung des Artikels vorgenommen<br />
werden. Die bestellte Menge wird im Feld Bestellung (Feld 3) eingetragen. Das Feld<br />
Bestand wird nicht verändert, da die Bestellung vorerst nur ausgelöst ist.<br />
Trifft die ausgelöste Bestellung ein, wird die gelieferte Menge im Feld Eingang (Feld 4) eingetragen.<br />
Der Bestand muss dementsprechend aktualisiert werden.<br />
Bei einer Inventur wird die tatsächliche physische Menge am Lagerplatz gezählt. Die gezählte<br />
Menge wird im Feld Inventur (Feld 5) eingetragen. Die Differenz errechnet sich aus dem Sollbestand<br />
der Karte und dem physisch tatsächlich gezählten Bestand. Diese Differenzmenge wird im<br />
Feld Differenz eingetragen.<br />
Die Inventurmenge wird in einer neuen Zeile im Feld Bestand (Feld 6) eingetragen. Zu diesem<br />
Zeitpunkt stimmt die Bestandmenge der Karteikarte mit dem tatsächlichen Bestand überein.<br />
1.7 Wareneingangskontrolle<br />
Bei der Vereinnahmung von Gütern wird zwischen Detailkontrolle und Grobkontrolle unterschieden.<br />
Grobkontrolle<br />
Annahme von<br />
Gütern<br />
Detailidentifikation<br />
1.7.1 Grobkontrolle<br />
Beim Eintreffen von Gütern ist der erste und wichtigste Schritt die Kontrolle, ob die Güter für<br />
uns bestimmt sind. Wenn feststeht, dass die Ware für uns bestimmt ist, muss überprüft werden,<br />
ob die richtige Ware geliefert wurde; bei Lieferungen aus dem Ausland sind dabei die<br />
Zollvorschriften einzuhalten.<br />
Checkliste:<br />
– Herkunft der Ware?<br />
– Sind Lieferpapiere vorhanden?<br />
– Ist eine Zollplombe angebracht, die wir nicht öffnen dürfen?<br />
– Bei Waren aus dem Ausland: Sind die Zollpapiere vollständig?<br />
1.7.2 Detailkontrolle der Güter<br />
Anhand der Transportpapiere haben wir festgestellt,<br />
dass die Güter für uns bestimmt sind. Die<br />
Detailkontrolle geht weiter. In der Regel wird<br />
überprüft, ob die Angaben der Ware mit dem<br />
Lieferschein übereinstimmen. Das heisst:<br />
– Artikel-Nummer/Produktebezeichnung<br />
– Farbe/Form/Grösse<br />
– Masse/Gewicht<br />
– Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD)<br />
– Qualität/Quantität<br />
– Verpackungsinhalt<br />
Dabei gilt es auch immer die betrieblichen Richtlinien einzuhalten.<br />
1.7.3 Zählkontrolle<br />
Die Zählung der Güter erfordert grösste Sorgfalt. Die Stückzahl oder das angegebene Gewicht auf<br />
dem Lieferschein kann sich auf Einzelstücke, Verkaufs- oder Liefereinheiten beziehen. Die Zählkontrolle<br />
erstreckt sich in der Regel auf die Anzahl der Verpackungen. Die Überprüfung des Inhalts<br />
(Anzahl Einheiten pro Verpackung) beschränkt sich meistens auf Stichproben.<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
1. Handlungskompetenzbereich A –<br />
Entgegennehmen von Gütern<br />
20 21
1.7.4 Zähltechniken<br />
Anzahl pro Lage mit der Anzahl Lagen multiplizieren (insofern Originalpalette angeliefert werden).<br />
Beispiel: 20 Karton pro Lage x 5 Lagen = 100 Karton pro Palette<br />
1.7.5 Weitere Messinstrumente die bei der Detailkontrolle zum Einsatz kommen<br />
könnten<br />
1.7.5.1 Schieblehre<br />
Aussenmessung<br />
Tiefenmessung<br />
Innenmessung<br />
Ausführung mit digitaler Anzeige<br />
1.7.6 Mehrfach-Stichprobenkontrolle<br />
Entschieden wird in der Regel nicht nach nur einer Kontrolle, dies ist aber möglich, wenn z. B. bei<br />
der ersten Kontrolle zwei oder mehr Fehler festgestellt werden. Eine Abfolge von Kontrollen ist<br />
massgebend für das Resultat. Beendet wird die Überprüfung, wenn das Resultat eindeutig im grünen<br />
Bereich (Annahme) oder im roten Bereich (Ablehnung) liegt. Auch bei dieser Kontrolle kann<br />
das Prüfniveau verändert werden.<br />
Qualitätsniveau 0,56 | Losgrösse: 1000 Stk.<br />
Anzahl der fehlerhaften Erzeugnisse<br />
Ablehnen<br />
Geprüfte Menge in Stk.<br />
1.8 Empfangsbestätigung<br />
Annehmen<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
1.7.5.2 Zählwaage<br />
Schieblehre und Zählwaagen werden vorwiegend für technische Produkte eingesetzt (die Schieblehre<br />
z. B. Aluprofile, Schraubendicke usw. Die Zählwaage z.b bei Prospekten, Einbaukomponenten<br />
usw.)<br />
Mit der Unterschrift auf dem Lieferschein bestätigen wir dem Überbringer, die Güter vollzählig<br />
und in einwandfreiem Zustand erhalten zu haben. Mit dieser Unterschrift ist der Überbringer entlastet.<br />
Er hat einen Beweis, dass er die Güter einwandfrei abgeliefert hat.<br />
1.8.1 Annahme unter Vorbehalt<br />
Es kommt immer wieder vor, dass ankommende Güter nicht in Anwesenheit des Überbringers<br />
kontrolliert werden können. Es gibt eine Möglichkeit, dem Überbringer den Empfang zu bestätigen,<br />
ohne das Recht auf eine allfällige Beanstandung zu verlieren.<br />
– Wir unterschreiben immer mit dem Zusatz:<br />
«Ware unter Vorbehalt angenommen».<br />
– Grund: Keine Zeit oder Lieferung nicht prioritär<br />
Der Vorbehalt ist nur wirksam, wenn er begründet wird. Je genauer der Vorbehalt definiert ist,<br />
desto eher können Schadenersatzansprüche geltend gemacht werden.<br />
1. Handlungskompetenzbereich A –<br />
Entgegennehmen von Gütern<br />
22 23
800 mm<br />
1200 mm<br />
Mögliche Lösungen: mit Stempel<br />
Tauschrahmen SBB<br />
144 mm<br />
1.9 Tauschgerätekontrolle<br />
Datum:<br />
WARENANNAHME<br />
UNTER VORBEHALT<br />
21.01.2017<br />
Grund:<br />
_________________________________________________<br />
Ort:<br />
_________________________________________________<br />
Name in Druckbuchstaben:<br />
_______________________________________<br />
Unterschrift:<br />
_______________________________________<br />
Neben der Kontrolle der Güter hat im «Wareneingang» auch die Tauschgerätekontrolle eine grosse<br />
Bedeutung. Gebinde sind zum Beispiel die Tauschgeräte des europäischen Palettenpools. In<br />
der Regel sind dies Europaletten, Tauschrahmen und Tauschbretter (siehe Bilder).<br />
In der Regel erfolgt der Tausch Zug um Zug. Das heisst, wenn Güter auf Tauschgeräten angeliefert<br />
werden, werden diese eins zu eins ausgetauscht.<br />
Die zweite Möglichkeit ist; Tausch gegen Gutschein. Das heisst, wenn ein Unternehmen nicht über<br />
die nötigen Reserven an Leergut zur Verfügung hat, kann ein Gutschein helfen. Die Form des Gutscheins<br />
ist nicht vorgeschrieben.<br />
Die dritte Möglichkeit ist das Tauschgeräte-Kontokorrent; Das heisst, wenn Lieferanten und Kunden<br />
regelmässig miteinander Paletten tauschen, können sie ein Tauschgeräte Kontokorrent führen.<br />
Dies ist eine Art Buchhaltungskonto, auf Papier oder als elektronisches Dokument, in dem<br />
sämtliche Ein- und Ausgänge der Tauschgeräte registriert sind.<br />
EURO-Palette Typ 1 / 120 cm x 80 cm<br />
144 mm<br />
800 mm<br />
1200 mm<br />
400 mm<br />
400 mm<br />
800 mm<br />
Tauschbrett SBB<br />
• Lieferscheine richtig korrigieren<br />
1.10 Korrektur des Lieferscheins<br />
1200 mm<br />
Feststellung von Differenzen oder Mängeln<br />
Kleinere Mengendifferenzen können in Anwesenheit des Überbringers direkt auf dem Lieferschein<br />
vermerkt werden. Nicht ausradieren oder überschreiben, sondern falsche Angaben streichen<br />
und die Korrektur so anbringen, dass die korrigierte Zahl ebenfalls sichtbar bleibt.<br />
Pal. Absender Artikel Artikelnr. Anzahl Kg<br />
2 Meier Holzbau Holzkeile 62754 36 Stk. 221<br />
5 6 Hunziker Metallbau Div. Kleinteile 54987 89 Stk. 800<br />
7 Rost AG Milch und Jogurt 12455 45 55 Stk. 1200<br />
3 Otto`s Gartenbau Wagenheber 98214 31 Stk. 600<br />
4 Drogerie Huber Sonnencreme 69873 18 Stk. 480<br />
fehlt <br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
1. Handlungskompetenzbereich A –<br />
Entgegennehmen von Gütern<br />
24 25<br />
400 mm
1.11 Schadenprotokoll<br />
1.12 Sicherheit im Wareneingang<br />
Schäden werden immer in einem Schadenprotokoll festgehalten. Das Schadenprotokoll enthält<br />
mindestens:<br />
– Erstelldatum und Lieferdatum<br />
– Nummer der Lieferung (evtl. Kundennummer)<br />
– Der Tatbestand wird kurz, sachlich und exakt festgehalten<br />
– Menge<br />
– Unterschrift<br />
– In jedem Fall immer den Vorgesetzten beiziehen<br />
1.11.1 Fotografisches Festhalten von Schäden<br />
Bilder sagen mehr als tausend Worte. Im «Wareneingang»<br />
sollte immer eine einsatzbereite<br />
Sofortbild- oder Digitalkamera verfügbar sein.<br />
Die Situation (z. B. die umgestürzte Ladung)<br />
wird von verschiedenen Seiten aufgenommen,<br />
so dass möglichst das gesamte Schadensausmass<br />
ersichtlich wird.<br />
Oft sind die Schäden weniger auffällig.<br />
1.12.1 LKW be- und entladen<br />
Beim Entladen von Gütern bestehen verschiedene Gefahren. Unkenntnis oder Unwissenheit kann<br />
schnell zu Unfällen führen.<br />
Bei einer Anlieferung durch einen Überbringer erfolgt das Ausladen nach betrieblichen Regelungen,<br />
die unterschiedlich sein können:<br />
– Durch den Überbringer selbst<br />
– Durch den Empfänger<br />
– In Zusammenarbeit zwischen Empfänger und Überbringer<br />
1.12.2 Vor dem Abladen<br />
1. Sicherung des Fahrzeuges gegen Wegrollen (sicherstellen, dass die Feststellbremse des LKW<br />
aktiviert und ein Keil unterlegt ist).<br />
2. Fachgerechtes Anbringen der Überfahrbrücke<br />
3. Tragfähigkeit der Überfahrbrücke berücksichtigen<br />
4. Maximale Einfahrhöhe berücksichtigen<br />
Ist die Feststellbremse<br />
angezogen?<br />
P<br />
Max. Einfahrhöhe<br />
beachten!<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
Dieser Wagenladung ist von aussen anzusehen, dass mit beschädigten Gütern zu rechnen ist.<br />
3,0 t<br />
Hält die Ladebrücke des Lastwagens<br />
dem Gewicht oder der<br />
Radlast des Staplers stand?<br />
Ist das Fahrzeug<br />
durch Keile gesichert?<br />
Die Lastwagenbrücke senkt<br />
sich unter der Last von<br />
Stapler und Ladung!<br />
Reicht die Tragfähigkeit<br />
der Verladebrücke aus?<br />
Ist sie gesichert?<br />
1. Handlungskompetenzbereich A –<br />
Entgegennehmen von Gütern<br />
26 27
1.13 Richtiges Interpretieren der Verpackungskennzeichen<br />
2. Handlungskompetenzbereich B – Güter einlagern<br />
Die wichtigsten Verpackungskennzeichen sind nach DIN 55402 und ISO R 780 weltweit genormt.<br />
Die Art der Darstellung kann abweichen. Die Kennzeichen sind in der Regel auf der Verpackung<br />
aufgedruckt, aufgeklebt oder eingebrannt.<br />
Oben Zerbrechliches Packgut Vor Nässe schützen<br />
Vor Hitze (Sonneneinstrahlung)<br />
schützen<br />
Schwerpunkt<br />
Klammern in<br />
Pfeilrichtung ansetzen<br />
Stapelbegrenzung<br />
0,00 kg<br />
Nur in der obersten<br />
Lage verladen<br />
Anschlagen hier<br />
keine Klammern in<br />
Pfeilrichtung ansetzen<br />
nicht stapeln<br />
Keine Handhaken<br />
benutzen<br />
Elektrostatisch<br />
gefährdetes Bauelement<br />
Vor Hitze und radioaktiven<br />
Strahlen schützen<br />
Gabelstapler<br />
hier nicht ansetzen<br />
Sperrschicht<br />
nicht beschädigen<br />
Packstückorientierung<br />
«kopflastig»<br />
Stechkarre hier<br />
nicht ansetzen<br />
Zulässiger<br />
Temperaturbereich<br />
Gabelstapler<br />
hier ansetzen<br />
Nicht rollen<br />
Zulässige Stapellast<br />
(–) (+)<br />
Keinen Magnetfeldern<br />
aussetzen<br />
Hier aufreissen<br />
Mit Vorsicht<br />
zu behandeln<br />
Leistungsziele B<br />
B.1.1.1<br />
B.1.3.1<br />
B.1.3.2<br />
B.1.4.1<br />
B.1.4.2<br />
B.1.5.1<br />
Ich erläutere die Ziele und Funktionen der Lager in meinem Betrieb.<br />
Ich lagere Güter nach betrieblichen Vorgaben in verschiedene Lager ein.<br />
Ich halte beim Einlagern der Güter die Sicherheitsrichtlinien ein.<br />
Ich lagere Güter nach betrieblichen Vorgaben chaotisch ein.<br />
Ich lagere Güter nach betrieblichen Vorgaben nach Festplatz-Prinzip ein.<br />
Ich lagere Güter nach FIFO.<br />
2.1 Übersicht der Funktionen der Lager<br />
Vorratslager<br />
Funktionen<br />
der Lager<br />
Umschlagslager<br />
Zwischenlager<br />
Produktionslager<br />
Reifelager Kühllager Endlager<br />
2.1.1 Vorratslager<br />
Vorräte anzulegen war die erste Form der Lagerung, welcher sich der Mensch bediente. Die Lager<br />
dienten ursprünglich ausschliesslich der Vorratsreichweite von Lebensmitteln zur Überbrückung<br />
von Ertragsausfällen.<br />
Heute werden nebst Lagern im Nahrungsmittelbereich auch diejenigen im Energie- und Rohstoffbereich<br />
zu den Vorratslagern gezählt.<br />
Ziele der Vorratslagerung:<br />
– Saisonale Schwankungen auszugleichen<br />
– Für den Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage<br />
– Um eine möglichst ausgeglichene Auslastung der Produktionsmittel zu erreichen<br />
– Um die tieferen Kosten bei der Beschaffung grosser Mengen auszunutzen (Mengenrabatte)<br />
– Zu Spekulationszwecken<br />
2.1.2 Umschlagslager<br />
In Umschlagslager werden keine eigentlichen Lagerbestände geführt. Die vorhandenen Güter<br />
werden aus folgenden Gründen zwischengelagert:<br />
– Umladen von einem Transportmittel auf ein anderes<br />
– Sortierung von Sendungen<br />
– Bereitstellung von Lieferungen für den Verlad<br />
Solche Lager werden meistens von Speditionsfirmen, Transportunternehmungen betrieben. Viele<br />
dieser Lager befinden sich an Verkehrsknotenpunkte, wo verschiedene Verkehrsträger aufeinandertreffen.<br />
Typische Umschlaglager sind:<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
2. Handlungskompetenzbereich B –<br />
Güter Einlagern<br />
28 29
– Schiffshäfen<br />
– Güterbahnhöfe<br />
– Flughäfen<br />
– Containerterminals<br />
– Brief- und Paketzentren<br />
2.1.3 Zwischenlager<br />
Als Zwischenlager bezeichnen wir alle Lager, deren Zweck es ist, Güter vorübergehend aufzunehmen.<br />
Zwischenlagerung heisst: Aufbewahrung von Gütern bis zur Abholung oder bis zum<br />
Verbrauch. Typische Zwischenlager sind:<br />
– Gepäckaufbewahrung<br />
– Schliessfach/Postfach<br />
– Gebindelager<br />
2.1.4 Handlager<br />
Handlager findet man besonders oft im Bereich der industriellen Fertigungen. Dort werden häufig<br />
benötigte Artikel aufbewahrt, die mittels Selbstbedienung vor Ort oder an der Produktionsstätte<br />
entnommen werden.<br />
2.1.5 Reifelager<br />
So wie die Qualität verschiedener Nahrungsmittel in der Frische liegt, gibt es Produkte, die einer<br />
gewissen Reife bedürfen. Dies sind zum Beispiel:<br />
– Käse<br />
– Wein, Bier, Spirituosen<br />
– Früchte<br />
2.1.6 Kühllager<br />
Verschiedene Waren müssen aus Gründen der Haltbarkeit kühl oder gar kalt gelagert werden.<br />
Wenn wir an Kühllager denken, kommen uns in erster Linie Lebensmittel in den Sinn. Kühllager<br />
können ganze, speziell isolierte Gebäude, aber auch einzelne, abgetrennte Räume umfassen.<br />
2.1.7 Endlager<br />
Endlagerung heisst: Nicht mehr verwendbare Stoffe, also Abfälle, werden für lange Zeit sicher<br />
gelagert. Endlagerstätten werden in Kavernen, Stollen, oder stillgelegten Salzbergwerken eingerichtet.<br />
Vor allem radioaktiver Abfall sorgt für Diskussionen.<br />
2.2 Lagertypen<br />
Bauliche Vorausetzungen<br />
2.2.1 Offene Lager<br />
In offenen Lagern werden witterungsunempfindliche<br />
Güter aufbewahrt, die nicht besonders diebstahlgefährdet<br />
sind. Auf diese Art werden unter anderem gelagert:<br />
– Flüssigkeiten in Tanks<br />
– Schüttgüter wie Kohle, Sand oder Kies<br />
– Unverarbeitetes Holz (Baumstämme)<br />
– Zementwaren<br />
– Leerpaletten<br />
– Container<br />
2.2.2 Halboffene Lager<br />
Unter halboffenen Lagern versteht man überdachte<br />
Lagerflächen, die seitlich offen sind. In<br />
halboffenen Lagern können Materialien gelagert<br />
werden, die zwar vor direkter Sonneneinstrahlung<br />
und Regen geschützt werden<br />
müssen, aber gegen Temperaturschwankungen<br />
und Luftfeuchtigkeit unempfindlich und<br />
nicht besonders diebstahlgefährdet sind. In<br />
halb offenen Lager findet man vor allem:<br />
– Fahrzeuge und Baumaschinen<br />
– Stahlwaren (z. B. Rohre)<br />
– Roh gesägte Holzbretter<br />
– Baumaterialien wie Ziegel oder Backsteine<br />
2.2.3 Geschlossene Lager<br />
Geschlossene Lager werden für Waren benötigt, die witterungsempfindlich<br />
oder diebstahlgefährdet sind. Die<br />
Gebäude können ein- oder mehrgeschossig gebaut und<br />
mit oder ohne Lagereinrichtungen ausgerüstet sein.<br />
Betonröhren : Lagerung im Freien.<br />
Die halboffene Lagerung: Überdacht, aber nicht<br />
geschlossen.<br />
Fensterlose, grossvolumige Bauten sind<br />
meistens Hochregallager.<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
2. Handlungskompetenzbereich B –<br />
Güter Einlagern<br />
30 31
2.2.4 Bodenlagerung<br />
2.2.7 Regallagerung<br />
Lagerung von Stückgut<br />
Beim Blockstapellager liegen die untersten<br />
Lagereinheiten wie beim Blockflachlager auf<br />
dem Boden, die übrigen Lagergüter werden<br />
darauf gestapelt. Voraussetzung für das Aufeinanderstapeln<br />
ist ein geeignetes, nicht druckempfindliches<br />
Lagergut und entsprechende<br />
Stapelhilfsmittel. Diese Lagerform wird für<br />
grosse Mengen des gleichen Artikels angewendet,<br />
z. B. für Aktionsware, leere Harassen<br />
oder leere Paletten. Bei dieser Lagerform ist<br />
die Bodenbelastung pro Quadratmeter unbedingt<br />
zu beachten!<br />
2.2.5 Lagerung von Gasen<br />
Gase werden für die Lagerung entweder komprimiert<br />
oder verflüssigt, da sie in dieser Form<br />
viel weniger Platz beanspruchen. Für kleinere<br />
Mengen gasförmiger Produkte werden Druckflaschen<br />
aus Stahl verwendet. Es dürfen nur<br />
Druckflaschen verwendet werden, die von der<br />
EMPA geprüft worden sind und einem vorgeschriebenen<br />
Druck standhalten. Das Aufstellen<br />
von grösseren Behältern ist bewilligungspflichtig.<br />
Für die Lagerung im grossen Stil werden<br />
sogenannte Hochdruck-Kugelspeichern verwendet. Diese Behälter bestehen aus grossen Stahlplatten,<br />
welche zu Kugeln von mehreren Metern Durchmesser zusammengeschweisst werden.<br />
Ein Gaslager kann aus einer oder mehreren Kugeln bestehen.<br />
2.2.7.1 Palettenregale<br />
Palettenregale, finden wir in fast allen Lagern.<br />
Meistens sind sie in Einer- oder Zweierreihen<br />
aufgebaut und können von einer Seite durch<br />
einen Gang bedient werden. Auf Palettenregalen<br />
werden Paletten mit Gütern gelagert. Palettenregale<br />
bestehen aus Ständerrahmen und<br />
Auflageträgern. Die Auflageträger heissen auch<br />
Traversen oder Holme. Auf ihnen werden die Paletten<br />
abgestellt. Sie werden durch Sicherungsstifte<br />
gegen unbeabsichtigtes Herausheben<br />
durch Gabelstapler gesichert.<br />
Palettenregal<br />
1 Auflageträger oder Traversen<br />
2 Stützrahmen oder Ständerprofile<br />
3 Fachwerkstreben<br />
2.2.7.2 Fachbodenregale<br />
1<br />
Für alle Stückgüter, die nicht auf Paletten gelagert werden, eignen<br />
sich sogenannte Fachbodenregale. Sie sind in Lagerfächer unterteilt,<br />
die mit einem Regalbrett ausgestattet sind, auf dem die Artikel abgestellt<br />
werden. Fachbodenregale eignen sich für die manuelle Bedienung,<br />
darum werden sie oft mehrgeschossig angelegt. In Fachbodenregalen<br />
können Lagergüter verschiedenster Form und Grösse<br />
eingelagert werden.<br />
2<br />
3<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
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2.2.6 Lagerung von Flüssigkeiten<br />
Flüssigkeiten können sehr unterschiedliche Eigenschaften haben, nach denen sich die Lagerform<br />
richtet. In Kläranlagen handelt es sich um verschmutztes Wasser, in der chemischen Industrie unter<br />
Umständen um Säuren und in Raffinerien um Treibstoffe. Die wichtigsten Lagerformen sind:<br />
– offene oder überdeckte Becken (z. B. für Wasser)<br />
– geschlossene Behälter oder Tanks<br />
Mehrgeschossiges<br />
Fachbodenregal.<br />
Ausgestaltung von Fachregalen als Kleinteilelager mit Körben, Behältern oder Schubladen.<br />
2. Handlungskompetenzbereich B –<br />
Güter Einlagern<br />
32 33
2.2.7.3 Langgutregale<br />
Kragarmregal<br />
Die gebräuchlichste Lagerform für Langgut,<br />
wie Bretter, Stangen, Rohre sind Kragarmregale.<br />
Das Gestell verfügt über eine zentrale Stütze,<br />
von der die Arme wie Äste seitlich herausragen.<br />
Weitere Lagermöglichkeiten für Langgut<br />
sind Lagerlifte für Langgut, sowie Wabenregale.<br />
2.2.7.4 Durchlaufregallager<br />
Durchlaufregallager heisst: Bestückung auf der einen, Entnahme auf der anderen Seite des Regals.<br />
Die Güter stehen auf schiefen, mit Rollen ausgestatteten, Lagerebenen. Die Neigung beträgt 3<br />
bis 5 %. Die Güter bewegen sich durch die Schwerkraft selbsttätig vom Aufgabe- zum Abnahmepunkt.<br />
Bei Entnahme einer Ladung rücken die nachfolgenden Einheiten nach.<br />
Mit diesem System wird das FIFO-Prinzip (First in-first out) gewährleistet. Die zuerst eingelagerten<br />
Artikel werden zwangsläufig zuerst entnommen. Durchlaufregale funktionieren mit ganzen Paletten<br />
ebenso wie mit einzelnen Packungen. Die Bestückung erfolgt je nach Grösse der Güter von<br />
Hand, oder mit Flurförderzeugen (Stapler).<br />
2.2.7.6 Umlaufregale vertikal und horizontal umlaufend<br />
Vertikal umlaufende Regale sind nicht nur in<br />
Lagern anzutreffen, sondern überall dort, wo<br />
viele verschiedene Artikel bei knappem Platz<br />
gelagert werden müssen. Sie werden in der<br />
Umgangssprache «PATERNOSTER» genannt.<br />
Dieser Name war die Bezeichnung für die früher<br />
bekannten Personenaufzüge mit ständig<br />
umlaufenden, offenen Personenkabinen. Das<br />
Regalsystem ist meistens vollständig verkleidet<br />
und kann abgeschlossen werden. Vertikal-Umlaufregale<br />
werden deshalb oft für die Lagerung wertvoller Güter verwendet. In Tischhöhe<br />
wird ein- und ausgelagert. Dies gewährleistet eine ergonomische Arbeitsweise. Meistens werden<br />
Paternoster für kleine Mengen von Kleinteilen eingesetzt.<br />
2.2.8 Hängende Lagerung<br />
Das dynamische Hängewarenlager kann mit<br />
Behältern kombiniert werden.<br />
Fertige Kleider werden an Bügeln hängend, unter<br />
Plastiksäcken gelagert. Die Förderstrecke besteht<br />
aus Schienen, in denen eine Endloskette mit Mitnehmern<br />
läuft, in die sich Trolleys wie bei einer Seilbahn<br />
ein- und ausklinken lassen. Moderne Hängewarenlager<br />
werden computergesteuert bewegt; der gewünschte<br />
«Lagerplatz» wird über das System eingegeben.<br />
Das Lager setzt sich in Bewegung und hält<br />
an, wenn sich der gewünschte Artikel beim Kommissionierplatz<br />
befindet. Diese Art Lager finden wir in<br />
der Textilindustrie, in Grossmetzgereien.<br />
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1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
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Paletten-Durchlaufregal. Auf der rechten Seite wird<br />
das Lager beschickt, links werden die Paletten entnommen.<br />
2.2.7.5 Verschieberegale<br />
Durchfahrregal: Die Güter werden auf einer Seite<br />
eingelagert und auf der anderen entnommen.<br />
Verschieberegale werden häufig in Archiven<br />
eingesetzt. Die Regale sind festmontiert. Sie<br />
können in einer Richtung auf Führungsschienen<br />
bewegt werden.<br />
2. Handlungskompetenzbereich B –<br />
Güter Einlagern<br />
34 35
2.3 Lagerprinzipien<br />
2.3.1 Das Festplatzprinzip<br />
Werden Güter nach dem Reservationsprinzip gelagert, hat jeder Artikel seinen fest zugeteilten<br />
Lagerplatz.<br />
Dieses System wird mit Vorteil überall dort angewendet, wo der Benützer einen Artikel stets an<br />
der gleichen Stelle sucht. Häufig wird diese Form z. B. in Verkaufsgestellen der Selbstbedienungsläden<br />
und Handlagern eingesetzt.<br />
Maximaler Lagerbestand : Das Regal ist voll belegt. Der reservierte Lagerplatz muss für den grösstmöglichen<br />
Lagerbestand jedes Artikels ausreichen.<br />
Reserviert Art. C<br />
Reserviert Art. B<br />
Reserviert Art. E<br />
Reserviert Art. H<br />
Reserviert Art. G<br />
Die Güter sind im Lager verteilt. Es gibt keine reservierten Lagerplätze. Freie Lagerplätze werden durch das<br />
Lagerverwaltungssystem ( LVS ) vergeben.<br />
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1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
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Reserviert Art. A<br />
Reserviert Art. D<br />
Reserviert Art. F<br />
Minimaler Lagerbestand : Auf den leeren Plätzen dürfen keine anderen Güter eingelagert werden.<br />
Der Platz bleibt für den grösstmöglichen Lagerbestand jedes Artikels reserviert.<br />
2.3.2 Chaotische Lagerung<br />
In Bezug auf die Lagerung muss chaotisch nicht « unordentlich » bedeuten. Im Gegensatz zum<br />
Reservationsprinzip ermöglicht die chaotische Lagerung die Zuteilung irgendeines freien Lagerplatzes.<br />
Es ist also nicht mehr notwendig, für die maximale Menge eines jeden Artikels Platz zu<br />
reservieren. Ein Lager kann so wesentlich besser ausgelastet werden. Selbstverständlich ist eine<br />
chaotische Lagerung nur mit Hilfe eines vom Computern unterstützten Lagerverwaltungssystems<br />
möglich.<br />
Die Belegung des Lagers kann bei hohem Lagerumschlag nach einigen Tagen völlig anders aussehen.<br />
2.4 Lagerstrategie<br />
2.4.1 FIFO: First in – First out<br />
In den meisten Lagern werden die Güter nach dem Prinzip FIRST IN – FIRST OUT (zuerst herein –<br />
zuerst hinaus) gelagert.<br />
Zwingend ist dieses Prinzip für alle verderblichen Waren. Die Verderblichkeit muss nicht das einzige<br />
Kriterium sein, um eine Ware in einer Verfalldatenkontrolle zu erfassen. Sogar Waren, die einer<br />
bestimmten Lagerdauer bedürfen, z. B. Wein oder Schnaps, werden nach dem FIFO-Prinzip gelagert.<br />
Besonders gut wird das FIFO-Prinzip durch ein schwerkraftbetriebenes Durchlaufregal, Durchfahrregal<br />
mit seitengetrennter Beschickung und Entnahme, oder Stapellager mit Entnahme an<br />
der Basis unterstützt.<br />
2. Handlungskompetenzbereich B –<br />
Güter Einlagern<br />
36 37
3. Handlungskompetenzbereich B – Güterbestand<br />
sichern<br />
Paletten-Durchlaufregal. Auf der rechten Seite wird<br />
das Lager beschickt, links werden die Paletten entnommen.<br />
Durchfahrregal: Die Güter werden auf einer Seite<br />
eingelagert und auf der anderen entnommen.<br />
Leistungsziele B<br />
B.2.1.1<br />
B.2.3.1<br />
B.2.4.1<br />
B.2.4.2<br />
B.2.5.1<br />
B.2.7.1<br />
B.2.7.2<br />
Ich beurteile die Haltbarkeit der Güter in meinem Arbeitsbereich.<br />
Ich bereite unter Anleitung die Inventur eines Lagerbereiches auf einen<br />
Stichtag vor.<br />
Ich erfasse Lagerbestände nach betrieblichen Vorgaben.<br />
Ich überprüfe Daten nach betrieblichen Vorgaben und Anleitung.<br />
Ich führe eine Inventur nach Anweisung durch.<br />
Ich vergleiche die Lagerbestände mit den Buchbeständen.<br />
Ich melde Abweichungen der Lagerbestände mit den Buchbeständen meinem<br />
Vorgesetzten.<br />
3.1 Haltbarkeit der Güter<br />
Stellen Sie sich vor, die Verkaufsmärkte würden nicht nach dem FIFO-Prinzip arbeiten. Innert kürzester<br />
Zeit würde sich ein Berg mit verdorbenen Lebensmitteln ansammeln. Auch beim Ausstellen<br />
der Ware, muss zwingend auf das FIFO-Prinzip geachtet werden. Ansonsten würde vorne in den<br />
Regalen stets die neue Ware lagern und die hinteren Güter verderben.<br />
Die Definition für « Mindesthaltbarkeitsdatum » (MHD) gemäss der Lebensmittelkennzeichnungsvorschrift<br />
lautet:<br />
« Datum, bis zu dem ein Lebensmittel unter angemessenen Aufbewahrungsbedingungen seine<br />
spezifischen Eigenschaften behält. »<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
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Da es sich um ein Mindesthaltbarkeitsdatum handelt, ist ein Lebensmittel in der Regel auch nach<br />
dem angegebenen Datum noch « geniessbar » (Fachausdruck = verzehrfähig). Es darf deshalb, mit<br />
einem Hinweis auf das abgelaufene MHD, noch an Konsumenten abgegeben werden.<br />
3. Handlungskompetenzbereich B –<br />
Güterbestand sichern<br />
38 39
3.2 Inventur<br />
3.2.1 Inventur<br />
Verfahren zur Erstellung eines Inventars. Das heisst:<br />
Erfassung der Warenbestände: Im Lager wird der Bestand jedes Artikels gezählt und mit dem<br />
Buchbestand verglichen.<br />
Das Schweizerische Obligationenrecht (OR) verpflichtet in Art. 958 alle, die zur Führung von Geschäftsbüchern<br />
verpflichtet sind, mindestens einmal jährlich ein Inventar aufzustellen. Es wird<br />
zwischen Stichtagsinventur, Stichprobeninventur und die permanente (rollende) Inventur unterschieden.<br />
Inventaraufnahme Stichtag Seite<br />
Artikelnr. Warenbezeichnung Menge Einstandspreis Werminderung Inventurwert Bemerkungen<br />
Einheit Anzahl Fr. pro Einheit % Fr.<br />
Inventaraufnahme Stichtag Seite<br />
Artikelnr. Waren- Menge Einstandspreis Werminderung Inventurwert Bemerkungen<br />
bezeichnung Einheit Buch gezählt Differenz Fr. pro Einheit % Fr.<br />
Formular, wie es für die Aufnahme des Lagerbestandes bei der Inventur verwendet wird.<br />
Erklärung<br />
– Permanente (rollende) Inventur<br />
Inventur, die nicht an einem bestimmten Termin, sondern laufend stattfindet. Das System gibt<br />
vor, welcher Artikel bei einer Ein- oder Auslagerung gezählt werden muss. Der Hauptvorteil<br />
gegenüber der Stichtagsinventur ist der optimierte Personaleinsatz. Die permanente (rollende)<br />
Inventur kann so gesteuert werden, dass die Zählungen in Zeiten schwacher Aktivität im Lager<br />
vorgenommen werden kann.<br />
3.2.2 Das Inventar<br />
Ausführlicher Bestandsverzeichnis aller Vermögenswerte (Aktiven) eines Unternehmens. In der<br />
Logistik umfasst es typischerweise die Lagerbestände. Es bildet die Grundlage eines ordnungsgemässen<br />
Jahresabschlusses.<br />
Das Schweizerische Obligationenrecht (OR) verpflichtet in Art. 958 alle, die zur Führung von Geschäftsbüchern<br />
verpflichtet sind, mindestens einmal jährlich ein Inventar aufzustellen. Die Vorgänge<br />
zur Erstellung eines Inventars werden als Inventur bezeichnet.<br />
3.2.3 Abweichungen<br />
Sollten Sie einen Bestand gezählt haben und dieser stimmt nicht mit dem Buchbestand überein,<br />
gibt es verschiedene Verfahren um vorzugehen. Je nach Betrieb sind diese unterschiedlich festgelegt:<br />
– Bei Bestandsabweichungen kann mittels System die korrekte Angabe der Anzahl eingegeben<br />
werden. Gewisse Systeme fordern dazu auf, den Bestand noch einmal zu zählen.<br />
– Mittels einer vorgedruckten Liste wird Lagerplatz für Lagerplatz abgearbeitet.<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
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– Stichtagsinventur<br />
Für die Stichtagsinventur wird ein bestimmter Tag, der Stichtag oder der Bilanzstichtag festgelegt.<br />
Die Zählung findet an diesem Tag statt. In der Inventuranweisung wird festgehalten, wie<br />
z. B. unverbuchte oder reservierte Güter berücksichtigt werden. Mit der Stichtagsinventur können<br />
die Bestände sehr genau ermittelt werden. In Ausnahmefällen kann eine Stichtagsinventur<br />
vor- oder nachverlegt werden. In diesem Falle werden die Bestände, auf den Stichtag bezogen,<br />
rechnerisch festgelegt.<br />
– Stichprobeninventur<br />
Wenn eine Vollinventur nicht durchführbar oder zu aufwendig ist, kann mit Absprache mit den<br />
Steuerbehörden eine Stichprobeninventur durchgeführt werden. Stichprobe bedeutet, es werden<br />
nicht alle Artikel gezählt. Eine repräsentative Anzahl Artikel wird gezählt und das Ergebnis<br />
der Zählung wird auf die nicht gezählten Artikel übertragen. Die Stichprobeninventur wird<br />
häufig bei preiswerten Artikeln angewendet, während bei wertvollen Artikeln eine Vollinventur<br />
durchgeführt wird.<br />
3. Handlungskompetenzbereich B –<br />
Güterbestand sichern<br />
40 41
Notizen<br />
4. Handlungskompetenzbereich B –<br />
Güterbestand kommissionieren<br />
Leistungsziele B<br />
B.3.1.1<br />
B.3.2.1<br />
B.3.3.1<br />
B.3.3.2<br />
Ich kommissioniere Güter nach betrieblichen Kommissioniermethoden.<br />
Ich kommissioniere Güter nach betrieblichen Kommissioniertechniken.<br />
Ich kommissioniere Güter nach betrieblichen Vorschriften.<br />
Ich kommissioniere Güter unter Einhaltung kleinstmöglicher Kommissionierzeiten.<br />
4.1 Kommissionieren<br />
4.1.1 Was heisst Kommissionieren?<br />
Sammeln von Artikeln aus einem bereitgestellten Sortiment. Die Kommissionierung erfolgt aufgrund<br />
von Kundenaufträgen. Beim Kommissionieren werden die Einheiten unter Umständen von<br />
der Lagereinheit (Bereitstellung einer Palette mit Kartons) in die Abgabeeinheit (Entnahme einer<br />
Einheit z. B. 1 Stück aus dem Karton) umgewandelt.<br />
Ablauf<br />
Materialflusssystem<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
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1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
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Zur Sammelstelle<br />
Bereitstellung Fortbewegung Entnahme Abgabe<br />
Umgangssprache für das Wort Kommissionieren:<br />
– Rüsten<br />
– Picken<br />
– Sammeln<br />
So werden auch die benötigten Papiere mit dem Kundenauftrag Kommissionierschein, Rüstschein,<br />
Pickschein oder Sammelschein genannt. Statt mit einem Rüstschein aus Papier kann auch<br />
digital, elektronisch mit MDE-Geräten, Pick by Voice oder mobilen Bildschirm (Tablet) kommissioniert<br />
werden.<br />
4. Handlungskompetenzbereich B –<br />
Güterbestand kommissionieren<br />
42 43
4.1.2 Kommissioniertechniken<br />
4.1.2.1 MDE-Geräte (Scanner)<br />
Bei der Mobilen Datenerfassung (MDE) sind die Angaben auf dem Display<br />
ersichtlich. Das Gerät ist mit einem Scanner ausgerüstet, so dass der<br />
Barcode des Artikels und der Lagerplatz eingelesen (gescannt) werden<br />
kann.<br />
In der Umgangssprache wird das Gerät als Scanner bezeichnet, da der<br />
Barcode damit eingelesen und so die Daten erfasst werden können.<br />
4.1.2.2 Pick by Light<br />
Die Informationen werden durch die direkte Anbindung an das Warenwirtschafts-<br />
oder Lagerverwaltungssystem übermittelt. Der Lagerarbeiter<br />
erkennt eindeutig das Lagerfach und welche Stückzahl<br />
zu entnehmen ist. Nach der Entnahme der Ware drückt er die Quittiertaste<br />
und die Anzeige erlischt. Die Änderung wird sofort im Warenwirtschaftssystem<br />
verbucht, je nach Ausrüstung der Fachanzeige<br />
sind auch Mengenkorrekturen und eine Inventurunterstützung möglich.<br />
4.1.2.3 Pick-by-Voice<br />
Pick-by-Voice steht für sprachgesteuerte Kommissionierung. Die Steuerung<br />
des Kommissioniervorgangs und der Dialog mit dem Lagerverwaltungssystem<br />
erfolgt mittels Mikrofon und Kopfhörer (Headset).<br />
4.1.2.4 Kommissioniergerät (Flurförderzeug) mit Bildschirm<br />
Auf dem Bildschirm, auch Tablet genannt, erscheinen die Daten zum Kommissionieren. Mit Touch<br />
Screen kann der Kommissionierer direkt Eingaben auf dem Bildschirm machen und die erfolgte<br />
Kommissionierung bestätigen, in der Umgangssprache quittieren genannt. Mit dem Flurförderzeug<br />
kann er von Entnahmeort zum nächsten Entnahmeort fahren und spart so Zeit.<br />
4.1.3 Kommissionier-Zeiten<br />
Die Gesamtzeit, welche zur Abarbeitung eines Kommissionier-Auftrags nötig ist, die sogenannte<br />
Kommissionierzeit, setzt sich aus folgenden Teilzeiten zusammen.<br />
4.1.3.1 Basiszeit<br />
– Aufnehmen und ordnen der Kommissionierbelege<br />
– Suchen und Bereitstellen von Hilfsmitteln wie Paletten, Staplern<br />
– Übergabe der kommissionierten Ware an die Sammelstelle<br />
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4. Handlungskompetenzbereich B –<br />
Güterbestand kommissionieren<br />
44 45
4.1.3.2 Wegzeit<br />
Der Weg, der zurückgelegt werden muss, von Artikel A nach Artikel B.<br />
Die Wegzeit kann optimiert werden, zum Beispiel durch:<br />
– Optimierung der Kommissionierwege durch das System<br />
– Ortskenntnis der Kommissionierer<br />
– Lagerung der A-Artikel am Regalanfang<br />
– Einsatz von Kommissionierfahrzeugen<br />
– Zweidimensionales Kommissionieren<br />
– Zusammenfassung mehrerer Teilaufträge<br />
– Erhöhung der Artikelkonzentration<br />
4.1.3.3 Greifzeit<br />
– Artikel aus dem Regal nehmen (hinlangen, Artikel ergreifen)<br />
– Ware in den Kommissionierbehälter legen (= Ablagevorgang)<br />
4.1.3.4 Totzeit (Organisationszeit):<br />
– Lesen der Belege, Suchen des Lagerplatzes<br />
– Anbruch bilden (Pakete öffnen, Einzelteile herauszählen)<br />
– Zählen, kontrollieren und vergleichen, Fehlmengen melden<br />
– Nachschub auslösen<br />
– Beschriftungen vornehmen (angebrochene Pakete beschriften)<br />
4.1.3.5 Verteilzeit:<br />
Unproduktiv im Kommissioniervorgang ist die Verteilzeit. Zum Beispiel:<br />
– Der Gang zur Toilette, Zigarettenpause, Scheinarbeiten<br />
– Mangel an Arbeit<br />
– Warten auf ein Transportmittel oder eine Information<br />
– Warten auf Nachschub<br />
5. Handlungskompetenzbereich C –<br />
Güterverteilung vorbereiten<br />
Leistungsziele C<br />
C.1.1.1<br />
C.1.1.2<br />
C.1.1.3<br />
C.1.2.1<br />
C.1.2.2<br />
C.1.3.1<br />
C.1.3.2<br />
C.1.3.3<br />
C.1.3.4<br />
C.1.4.1<br />
C.1.4.2<br />
C.1.5.1<br />
C.1.6.1<br />
5.1 Die Verpackung<br />
Ich bereite Sendungen unter Anleitung für die Zustellung vor.<br />
Ich übernehme Sendungen für ein Zustellgebiet.<br />
Ich bereite Sendungen für ein Zustellgebiet vor.<br />
Ich bereite Güter für einen schadenfreien Versand vor.<br />
Ich setze Verpackungs- und Füllmaterial sinnvoll ein.<br />
Ich bestimme die geeignete Palettensicherung (schrumpfen, binden, stretchen).<br />
Ich binde Palettenladungen.<br />
Ich stretche Palettenladungen.<br />
Ich schrumpfe Palettenladungen.<br />
Ich beschrifte Versandeinheiten nach betrieblichen Bestimmungen.<br />
Ich lege einer Sendung die entsprechenden Transportpapiere nach betrieblichen<br />
Bestimmungen bei.<br />
Ich adressiere Sendungen nach betrieblichen Vorgaben.<br />
Ich verarbeite Postsendungen korrekt.<br />
Vielfalt der Verpackung<br />
Kaum etwas ist vielfältiger als die Verpackung. Verpackungen dienen den verschiedensten Zwecken.<br />
Sie dienen als Schutz, verhüllen den Inhalt oder dienen als Anreiz für den Käufer.<br />
Zum Beispiel das Postpaket. Es ist wie eine Visitenkarte. Es vermittelt dem Kunden einen ersten<br />
Eindruck des Absenders und dessen Vorstellungen von Sorgfalt.<br />
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5.1.1 Grundbegriffe der Verpackung<br />
Konsumgüter des täglichen Bedarfs sind fast alle verpackt. Im Zusammenhang mit der Abfallproblematik<br />
hat die Verpackung eine besondere Bedeutung erhalten. Ein grosser Teil des Abfalls<br />
besteht aus Verpackungen.<br />
5.1.1.1 Offizielle Fachbegriffe nach DIN 55405<br />
– Packstoff Werkstoff, aus dem eine Verpackung<br />
hergestellt ist. Dies kann u.a. Papier,<br />
Karton, Holz, Metall, Glas oder Kunststoff<br />
sein.<br />
– Packgut Gegenstand, der verpackt werden<br />
soll, d.h. der Inhalt einer Verpackung.<br />
– Packmittel Erzeugnis aus Packstoff, das<br />
dazu bestimmt ist, das Packgut zu umschliessen,<br />
damit dieses lager- oder transportfähig<br />
wird. Packmittel können sein:<br />
5. Handlungskompetenzbereich C –<br />
Güterverteilung vorbereiten<br />
46 47
Schachteln, Kisten, Flaschen, Tuben, Paletten etc.<br />
– Packhilfsmittel Hilfsmittel, die zusammen mit dem Packmittel die Verpackung ausmachen. Packhilfsmittel<br />
können sein: Klebstoff, Klebeband, Schnur, Kunststoffband oder Polstermaterial.<br />
– Verpackung Packmittel und Packhilfsmittel zusammen.<br />
– Packung Packgut (Inhalt der Verpackung) und Verpackung zusammen.<br />
– Packstück Packung, die versandbereit oder lagerfähig ist.<br />
– Einwegverpackung Packmittel, das zum einmaligen Gebrauch bestimmt ist. Die Einwegverpackung<br />
wird nach Gebrauch rezykliert, d.h. der Wiederverwertung zugeführt oder in den Abfall<br />
geworfen.<br />
– Mehrwegverpackung Packmittel, das wiederverwendbar ist. Diese Packungen werden auch<br />
Umlauf- oder Leihverpackung genannt.<br />
Je empfindlicher das Packgut, desto besser die Verpackung! Ein Paket wird auf seinem Weg mehrmals<br />
umgestapelt, muss den Stapeldruck aushalten oder läuft über Sortieranlagen. Mit der Verpackung<br />
streben wir einen optimalen Schutz des Packgutes für folgende Belastungen an:<br />
– Sturz des Pakets aus einer Fallhöhe von 1,2 Meter<br />
– Stapeldruck von 60 kg<br />
– Schutz vor Witterungseinflüssen wie Nässe, Hitze oder Kälte<br />
5.1.2 Versandtaschen<br />
Gegenstände wie Disketten, Kassetten, Schlüssel und elektronische Kleinteile können in gepolsterten<br />
Versandtaschen verschickt werden. Versandtaschen sind entweder wattiert oder mit Luftpolstereinlagen<br />
versehen. Derartige Beutel weisen eine relativ hohe Schlag- und Stossfestigkeit<br />
auf. Dennoch sollte der Inhalt nicht allzu empfindlich sein.<br />
5.1.3 Boxen aus Wellkarton<br />
Die häufigste Transportverpackung sind Boxen aus Wellpappe (oder Wellkarton). Wellpappe ist in<br />
den verschiedensten Stärken erhältlich.<br />
Die folgenden Stärken werden für Verpackungen empfohlen:<br />
Bis 2 kg: E-Welle (Einfach-Welle 1,5 mm)<br />
Bis 5 kg: B-Welle (Einfach-Welle 3 mm)<br />
Bis 10 kg: C-Welle (Einfach-Welle 4 mm)<br />
Bis 20 kg: EB-Welle (Doppel-Welle 4,5 mm)<br />
Bis 30 kg: CB-Welle (Doppel-Welle 7 mm)<br />
5.1.4 Dispoboxen (DX)<br />
Die schlagfeste und ökologische Mehrwegverpackung. Mit der Dispobox, der Verpackung aus<br />
schlagfestem Kunststoff, versenden Sie Ihre Waren ökonomischer und ökologischer. Dank verschiedenen<br />
Grössen haben Sie für jeden Versandartikel die passende Verpackung.<br />
Steckplombe<br />
Kompaktplombe<br />
5.1.4.1 Kreislauf der Dispobox<br />
Die Dispobox bringt viele Vorteile mit sich. Unter anderem:<br />
– Einfache Bestellung über das Internet<br />
– Kostenlose Lieferung ab 50 Stück<br />
– Für jeden Versandartikel die richtige Grösse<br />
– Keine Lagerhaltung von leeren Verpackungsmaterial<br />
Rückführung der<br />
leeren Box in den Pool<br />
Der Adressat leert die<br />
Box und gibt sie dem<br />
Zustellboten zurück.<br />
Transport durch die<br />
Post zum Adressaten<br />
Bestellung<br />
der Dispoboxen<br />
Lieferung der<br />
benötigten Boxen<br />
Einsatz als<br />
Verpackung<br />
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5. Handlungskompetenzbereich C –<br />
Güterverteilung vorbereiten<br />
48 49
5.1.5 Hülsen<br />
Für den Versand von grossflächigen Dokumenten eignen sich<br />
runde Versandhülsen aus Karton oder Kunststoff. Die Tendenz<br />
zum Wegrollen erschwert jedoch ihre Bearbeitung. Auch eignen<br />
sie sich nicht für automatische Sortieranlagen, die üblicherweise<br />
für Express-Sendungen eingesetzt werden. Bedeutend<br />
versandfreundlicher sind kantige Überverpackungen, in<br />
welche die Hülse gesteckt wird (manuelle Verarbeitung).<br />
5.1.6 Füllmaterialien<br />
Mit Füllmaterial wird das Packgut in den Verpackungen geschützt.<br />
Als Füllmaterial können die folgenden Materialien dienen:<br />
– Polystyrol-Chips<br />
– Luftpolster-Plastikfolie<br />
– Papierpolsterung<br />
– Wellpappe<br />
– Holzwolle<br />
5.1.6.1 Polystyrol-Chips<br />
Polystyrol-Chips dienen in erster Linie als Hohlraumfüller bei<br />
leichten Artikeln. Die Verwendung für flache, schmale oder<br />
kompakte Produkte, die innerhalb des Pakets wandern können,<br />
wird nicht empfohlen. Das Packgut kann sich während<br />
des Transports verschieben oder absacken. Im Extremfall liegt<br />
das Packgut schlussendlich am Boden des Pakets. Die Richtlinie<br />
für den Einsatz von Polystyrol-Chips sieht eine Mindestmenge<br />
von 8 cm um alle Seiten des Behälters vor.<br />
Ausserdem muss das Paket um mindestens 2,5 – 5 cm überfüllt werden, um dem möglichen Verschieben<br />
oder Sacken Rechnung zu tragen.<br />
5.1.6.2 Luftpolster-Plastikfolie<br />
Luftpolster-Plastikfolie ist ein Verpackungsmaterial, das aus<br />
zwei Plastikfolien besteht, die unter Einschluss von Luftblasen<br />
luftdicht zusammengeklebt sind. Durch dieses Verfahren bietet<br />
die eingeschlossene Luft eine Polsterung zum Schutz gegen<br />
Stösse.<br />
Luftpolsterfolie ermöglicht eine gute Polsterung für leichte<br />
Artikel und lässt sich zum Einwickeln von Artikeln in praktisch<br />
jeder Form und Grösse zuschneiden. Luftpolsterfolie sollte nicht zum Einwickeln schwergewichtiger<br />
Artikel verwendet werden. Wickeln Sie die Folie in mehreren Lagen um das Packgut, um<br />
sicherzustellen, dass der gesamte Artikel einschliesslich Ecken und Kanten geschützt ist.<br />
5.1.6.3 Polyethylenfolie<br />
Polyethylenfolie ist ein leichtes, weiches, elastisches Schaumfolienmaterial,<br />
das hervorragende Eigenschaften für Oberflächenschutz und<br />
Polsterung bietet. Die Folie ist ideal zum Schutz leichter Artikel, jedoch<br />
nicht geeignet für schweres Packgut.<br />
5.1.6.4 Aufblasbare Verpackungen<br />
Aufblasbare Verpackungen nutzen Luftdruck, um Artikel zu sichern und an ihrer Position innerhalb<br />
des Versandbehälters zu fixieren. Die luftgefüllten Beutel dienen auch als Polsterung. Extreme<br />
klimatische Bedingungen wirken sich auf den Luftdruck in den Beuteln aus. Bei extremer Kälte<br />
nimmt das Luftvolumen ab. Durch den zusätzlichen Hohlraum im Paket erhöht sich dadurch das<br />
Beschädigungsrisiko für das Packgut. Extreme Hitze bewirkt eine Ausdehnung der Luft in den<br />
Beuteln; im Extremfall platzen diese. Höhenschwankungen wirken sich ebenfalls auf das Luftvolumen<br />
in den Luftbeuteln aus.<br />
5.1.6.5 Formverschäumung<br />
Formverschäumungen bieten optimalen Schutz für hochwertiges<br />
Packgut. Der Schaum besteht aus zwei Komponenten. Während<br />
der Aushärtung nimmt das Volumen zu und bildet eine<br />
Schutzschicht um das Packgut.<br />
5.1.6.6 Papierpolsterung<br />
Eine Papierpolsterung eignet sich hervorragend zum Auffüllen<br />
von Hohlräumen. Zeitungspapier hat aber in der Regel einen zu<br />
geringen Polsterwert. Nehmen Sie Kraftpapier.<br />
5.1.6.7 Wellpappe<br />
Hervorragende Füllpolster können auch mit ein- oder doppelschichtiger<br />
Wellpappe hergestellt werden. Diese Polster können<br />
zur Bildung eines Schutzschilds zwischen Produkt und Karton<br />
eingesetzt werden. Polster aus Wellpappe eignen sich am<br />
besten für schwere, wenig empfindliche Packgüter.<br />
5.1.6.8 Holzwolle<br />
Holzwolle sind Holzwollefäden, diese werden aus Laub- und<br />
Nadelhölzern hergestellt. Holzwolle wird als Füll-, Stopf-, Polstermaterial<br />
für die Verpackung und den Transport empfindlicher Produkte und Lebensmittel verwendet.<br />
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50 51
5.1.7 Verpackungstipps<br />
1. Erstellen Sie möglichst stabile, quaderförmige Pakete. Nur so können Sie Ihr Paket standardmässig<br />
versenden. Spezielle Formen wie Rollen, Dreiecke usw. brauchen die Zusatzleistung<br />
«Manuelle Verarbeitung» und kosten einen Aufpreis.<br />
2. Das Packgut muss im Paket optimal geschützt sein. Wählen Sie eine genügend grosse<br />
Verpackung. Packen Sie das Packgut in die Mitte. Auf allen Seiten sollte dieses je nach<br />
Empfindlichkeit mit mindestens 5 cm (besser 10 cm) Polstermaterial umgeben sein.<br />
3. Stellen Sie sicher, dass Flüssigkeiten in auslaufsicheren Behältern gelagert werden, die in<br />
leichtes, widerstandsfähiges Material eingepackt und in einen Kunststoffbeutel eingeschweisst<br />
sind. Denken Sie stets daran, dass durch eine unzulängliche Verpackung andere<br />
Sendungen beschädigt wer-den können.<br />
4. Achten Sie beim Versand scharfer Gegenstände wie Messer oder Scheren auf einen ausreichenden<br />
Schutz der Schneiden und Spitzen. Hier-für eignet sich fester Karton. Die Schutzhülle<br />
ist sicher zu befestigen, damit sie nicht versehentlich beim Transport verrutscht.<br />
5. Verschliessen Sie das Paket gut mit Klebeband. Eine satte, mehrmalige Umwicklung mit<br />
Klebeband verleiht dem Paket Stabilität. Umschnürungen sind nicht erlaubt, da sich diese<br />
in den Förderanlagen verfangen können. Pakete mit einem Gewicht von über 10 kg können<br />
zusätzlich mit Kunststoffband umreift werden.<br />
6. Zerbrechliche Gegenstände wie Flaschen dürfen sich innerhalb des Paketes nicht berühren.<br />
Sie sind mit Kartonabtrennungen (vorzugsweise Wellpappe) voneinander zu trennen.<br />
5.2 Die Adressierung<br />
Handgeschrieben:<br />
– Kein Bleistift oder rote Tinte verwenden<br />
– Saubere, klare Schrift ohne Schnörkel oder Verzierungen<br />
– Immer in Blockschrift schreiben<br />
Mustermann Mustermann AG AG<br />
Herr Alfons Herr Meier Alfons Meier<br />
Industriestrasse Industriestrasse 18 18<br />
4600 Olten 4600 Olten<br />
5.2.1.2 Standardetiketten<br />
Standardetiketten sind selbstklebende Norm-Vordrucke mit den Feldern für Empfänger, Absender,<br />
Barcode und Zusatzleistungen. Die Standardetikette ist in jeder Poststelle und in vielen Geschäften<br />
erhältlich.<br />
Beim Ausfüllen einer Standardetikette sollte nebst den unter 3.3.2 («Von Hand geschriebene Adressen»)<br />
aufgeführten Merkpunkten auch berücksichtigt werden:<br />
– Jedes Zeichen (Buchstabe, Zahl usw.) gehört in eine eigene Zelle<br />
– Die Zeile beginnt mit der ersten Zelle links<br />
– Die Zeichen sollen sich nicht berühren<br />
– Keine leeren Zeilen im Adressblock<br />
– Den Adressblock unten im Feld beginnen, nicht zentrieren<br />
5102 Rupperswil<br />
Barcode<br />
Zusatzleistung<br />
SI<br />
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5.2.1 Richtig adressieren<br />
Richtig adressieren beginnt bei der optimalen Wahl des Schreibmittels. Die Scanner, mit denen<br />
in den Paketzentren die Adressen eingelesen werden, haben Schwierigkeiten mit zu hellen oder<br />
sogar reflektierenden Schriftfarben. Halten Sie sich an folgende Merkpunkte.<br />
5.2.1.1 Richtig gestaltete Adressen:<br />
– Saubere, klare Schrift ohne Serifen, z. B. Arial<br />
– Schriftgrad zwischen 12 und 16 Punkt<br />
– Keine Unterstreichungen<br />
– Keine Firmenlogos in der Empfängeradresse<br />
– Keine Leerzeile vor der Ortsangabe<br />
– Bei Inlandsendungen den Ländercode «CH» weglassen<br />
– 1 cm Abstand zum Etikettenrand<br />
99.34.123456.12345678<br />
Huber AG<br />
Fritz Huber<br />
Hauptstrasse 35<br />
3000 Bern<br />
Absender vertikal<br />
M U S T E R M A N N<br />
A G<br />
H E R R A L F O N S M E I E R<br />
Signature<br />
I N D U S T R I E S T R A S S E 1 8<br />
4 6 0 0 O L T E N<br />
Empfänger<br />
1 Buchstabe pro Feld<br />
5. Handlungskompetenzbereich C –<br />
Güterverteilung vorbereiten<br />
52 53
5.2.1.3 Tipps für die Adressierung<br />
– Entfernen Sie bei der Wiederverwendung einer Verpackung alle alten Aufkleber und Etiketten.<br />
Achten Sie dabei darauf, dass sich die Verpackung in gutem Zustand befindet.<br />
– Bringen Sie die Adressetikette immer unten rechts auf der grössten Fläche an. Nur so kann sie<br />
vom Scanner richtig erfasst werden.<br />
5.3 Ladungsträger richtig beladen<br />
5.3.1 Homogen und im Verbund<br />
Wenn immer möglich, sind die Ladungen homogen (einheitlich) zu gestalten. Wo die Verpackungsgrösse<br />
dies erlaubt, sollen die einzelnen Packstücke im Verbund gestapelt werden. Dies<br />
gibt der Ladung bereits eine gute Stabilität.<br />
Turmstapelung<br />
Mit einer geeigneten Sicherung<br />
(z. B. Zwischenlagenkarton) wird<br />
diese Ladung stabiler.<br />
Verbundstapelung<br />
Verbundstapel haben eine sehr gute<br />
Stabilität. Auf eine geeignete Sicherungsmassnahme<br />
kann dennoch nicht verzichtet<br />
werden.<br />
5.3.3 Flüssigkeiten<br />
Auslaufende Flüssigkeiten können andere Güter beschädigen. Deshalb Flüssigkeiten nie über,<br />
sondern immer unter anderen Gütern platzieren.<br />
5.3.4 Weitere Beispiele schlechter Stapelung<br />
1. Stapel wird gegen oben breiter. Ergibt eine schlechte Platzausnutzung beim Verladen und beschädigt<br />
andere Güter durch hervorstehende Ladungsteile.<br />
2. Unausgeglichene Stapelung. Vorstehende Ladungsteile und Lücken führen zu Absturz und<br />
Schäden.<br />
3. Überstehende Säcke werden beim Verladen leicht beschädigt.<br />
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5.3.2 Grosse und schwere Packstücke unten<br />
Muss ein Ladungsträger mit verschieden grossen und schweren Packstücken beladen werden,<br />
sind die grössten und schwersten Teile der Ladung immer unten.<br />
1<br />
3<br />
2<br />
5. Handlungskompetenzbereich C –<br />
Güterverteilung vorbereiten<br />
54 55
5.3.5 Rollbox (RX) beladen<br />
Bevor Sie die Rollbox benutzen, machen Sie<br />
sich mit den Piktogrammen vertraut. Beim Benutzen<br />
der Rollbox gibt es Regeln, die zur Arbeitssicherheit<br />
beitragen.<br />
Folgende Punkte sind zu beachten:<br />
– Persönliche Schutzausrüstung tragen (Sicherheitsschuhe/Handschuhe)<br />
– Piktogramme beachten<br />
– Beim Befahren von schiefen Ebenen (z. B. Anpassrampen)<br />
die hinteren Räder einrasten<br />
– Rollbox nur am Lenkbügel ziehen<br />
– Achten Sie auf Personen, die in der Nähe stehen<br />
– Beim Beladen von Rollboxen, Räder arretieren<br />
5.3.6 Ladungssicherung durch Stretchen<br />
Umwickeln einer Transport- oder Lagereinheit mit einer dünnen, dehnbaren Kunststofffolie. Die<br />
Spannung der Folie bewirkt, dass die Ladung zusammengehalten wird und nicht verrutscht. Die<br />
Umwicklung kann mit einem Handabroller oder einer Wickelmaschine erfolgen.<br />
1. Fusswicklung, der Ladungsträger wird dreimal in die Wicklung miteinbezogen<br />
2. Bauchwicklung, die Lagen überdecken sich um rund eine halbe Folienbreite<br />
3. Kopfwicklung, die Wicklung wird zweimal über die obere Kante gezogen<br />
Bei wertvollen Gegenständen kann die Ladung mit<br />
einer schwarzen Folie umwickelt werden.<br />
5.3.7 Sicherung durch Umreifungsbänder<br />
In der Regel wird ein Kunststoffband verwendet, das nach dem Spannen verschweisst oder mit<br />
einer Metallplombe fixiert wird.<br />
Vibroschweissgerät. Das Band wird in einem<br />
Arbeitsgang gespannt und verschweisst.<br />
Vibroschweissgerät mit Handspanner. Das Band<br />
wird zuerst von Hand gespannt und dann durch<br />
Vibration verschweisst.<br />
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3<br />
1<br />
Beim Stretchen darauf achten, dass in Blickrichtung gelaufen wird (Retourlaufen = Stolpergefahr) und dass die<br />
Folie straff angezogen ist.<br />
2<br />
Manueller Bindeapparat. Eine Metallplombe wird<br />
vorne eingesetzt. Das anspannen des Bandes<br />
sowie das verschliessen der Metallplombe wird<br />
manuell ausgeführt.<br />
Plombenzange mit Handspanner. Das Band wird<br />
zuerst von Hand gespannt und dann mit einer Zange<br />
und Metallplombe fixiert.<br />
5. Handlungskompetenzbereich C –<br />
Güterverteilung vorbereiten<br />
56 57
6. Handlungskompetenzbereich C – Güter verteilen<br />
Abrollwagen für PET–Band Rollen. Bei diesem Modell<br />
muss nicht auf den Kerndurchmesser geachtet<br />
werden, da sie nicht durch eine Verschraubung<br />
gesichert werden.<br />
Es gibt verschiedene Metallplomben. Je nach Einsatzzweck<br />
und der Art des Bindeapparates müssen<br />
diese unterschieden werden.<br />
5.3.8 Persönliche Arbeitssicherheit (PSA) mit Bindemaschinen<br />
Das Tragen von Handschuhen und Schutzbrille ist für die Arbeiten mit der Bindemaschine obligatorisch.<br />
Leistungsziele C<br />
C.2.1.1<br />
C.2.2.1<br />
C.2.3.1<br />
6.1 Güter verladen<br />
Ich verdichte die Güter nach betrieblichen Vorgaben zu Transporteinheiten.<br />
Ich verlade unter Anleitung die Güter nach Touren.<br />
Ich sichere Ladungen von Lastwagen oder Lieferwagen angemessen.<br />
In der Schweiz werden pro Jahr zirka 400 Millionen Tonnen Güter auf Strassen und Schienen transportiert.<br />
Nicht nur der Lastwagenführer, sondern auch der Verlader trägt einen Teil der Verantwortung<br />
für den fachgerechten Verlad und für die professionelle Sicherung der Güter.<br />
Die Gewährleistung eines sicheren Transportes setzt die folgenden Elemente voraus:<br />
– Korrekte Lastverteilung<br />
– Fachgerechte Ladungssicherung<br />
– Einhaltung aller gesetzlichen Vorschriften<br />
Freistehende Ladeeinheiten verlieren unter dem Einfluss<br />
der Erschütterungen beim Transport die Haftung<br />
mit dem Untergrund und verrutschen. Dies gilt<br />
auch für schwere Güter! Sofern sich eine Ladung dafür<br />
eignet, kann sie schon durch kompakte, lückenlose<br />
Stauung mindestens teilweise gesichert werden.<br />
Wo immer möglich werden Paletten übereinandergestapelt.<br />
Dies aber nur, wenn die notwendigen<br />
Hilfsmittel für den Entlad beim Empfänger zur Verfügung<br />
stehen. Zudem ist beim Übereinanderstapeln<br />
die Sicherung der Ladung umso wichtiger. Beim Verlad<br />
schwerer Güter sind die Lastgrenze des Fahrzeugs<br />
und die Lastverteilung zu beachten. Eine lückenlose Stauung ist nicht mehr möglich. Mit<br />
geeigneten Ladesicherungen werden in diesem Fall die Güter auf der Ladefläche fixiert.<br />
Bild links. Falsch! Die Ladeeinheiten sind nicht richtig gestaut.<br />
Bild rechts: Richtig! Die Ladung ist kompakt gestaut.<br />
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6. Handlungskompetenzbereich C –<br />
Güter verteilen<br />
58 59
6.1.1 Beladen von LKW<br />
Formschlüssige Ladung<br />
Für alle Transportmittel gilt: kompakt und lückenlos stauen. Hohlräume<br />
sind so auszufüllen, dass das Ladegut nicht verrutschen kann. Zu<br />
diesem Zweck können Leerpaletten verwendet werden. Das kompakte<br />
Stauen ist die beste Massnahme gegen Verzögerungskräfte. In Strassenfahrzeugen<br />
werden Leerräume mit Paletten gefüllt. Gegen Beschleunigungskräfte<br />
werden in Lastwagen Sicherungsstangen verwendet.<br />
Diese reichen aber als Sicherung gegen Verzögerungskräfte nicht aus.<br />
6.1.1.1 Lastverteilung allgemein<br />
Die richtige Lastverteilung ist bei Transportmitteln aller Verkehrsträger entscheidend für den<br />
schadenfreien Transport von Gütern.<br />
6.1.1.2 Lastverteilung im Strassenverkehr<br />
Der Schwerpunkt der Ladung muss möglichst genau in der Mitte der Ladebrücke liegen. Fahrversuche<br />
haben ergeben, dass durch eine falsche Lastverteilung in der Längsrichtung der Bremsweg<br />
eines Fahrzeuges um bis zu 50% verlängert wird.<br />
Der Schwerpunkt der Ladung muss möglichst genau in der Mitte der Ladebrücke liegen. Fahrversuche<br />
haben ergeben, dass durch eine falsche Lastverteilung in der Längsrichtung der Bremsweg<br />
eines Fahrzeuges um bis zu 50% verlängert wird.<br />
6.1.2 Begriffe<br />
Leergewicht Nutzlast Gesamtgewicht<br />
Das Leergewicht ist das<br />
Gewicht eines Fahrzeuges<br />
ohne Ladung.<br />
6.1.3 Physikalische Grundlagen<br />
Die Nutzlast ist die maximale<br />
Last, die auf einen<br />
LKW geladen werden darf.<br />
Das Leergewicht und die<br />
maximale Nutzlast ergeben<br />
zusammen das Gesamtgewicht.<br />
6.1.3.1 Dynamische Kräfte<br />
Jede Bewegung einer Masse braucht Kraft. Je stärker die Beschleunigung und je schwerer die<br />
Masse, umso mehr Kraft ist im Spiel.<br />
Fachleute reden von Beschleunigungskraft, Verzögerungskraft und Fliehkraft. Alle drei Kräfte treten<br />
im Zusammenhang mit einer Bewegung auf.<br />
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1/2 1/2<br />
Lastverteilung in der Längsrichtung: Ein Drittel des Gesamtgewichts<br />
auf der Vorder- und zwei Drittel auf der Hinterachse garantieren eine<br />
optimale Strassenlage des Fahrzeuges.<br />
Abstand Stirnwand zu Ladungsschwerpunkt in m<br />
1<br />
3<br />
Die Lastverteilung quer zur<br />
Fahrtrichtung muss ausgewogen<br />
sein.<br />
Ladungsgewicht in t<br />
Die Verzögerungskraft wirkt in Fahrtrichtung,<br />
also gegen vorne.<br />
Die Fliehkraft wirkt in<br />
einer Kurve nach aussen.<br />
Die Beschleunigungskraft wirkt entgegen<br />
der Fahrtrichtung, also gegen<br />
hinten.<br />
6.1.3.2 Vertikal wirkende Kraft (Vibration)<br />
Bei der Fahrt auf der Strasse wirken auch vertikale<br />
Kräfte, vor allem in Form von Stössen, Schwingungen<br />
und Vibrationen. Durch Vibration kann<br />
eine Ladung förmlich die Bodenhaftung verlieren<br />
und verrutschen. Eine Ladung ohne ausreichende<br />
Bodenhaftung stellt deshalb eine Gefahr dar. Vertikalen<br />
Kräften wirkt man z. B. durch Sichern der<br />
Ladung entgegen.<br />
6. Handlungskompetenzbereich C –<br />
Güter verteilen<br />
60 61
6.1.4 Lastsicherungsmittel<br />
Lastsicherungsmittel sind für jede Art von Ladungssicherungen erhältlich. Berücksichtigen Sie immer<br />
die zu erwartende Beanspruchung und Krafteinwirkung während des Transports.<br />
6.1.4.1 Mögliche Hilfsmittel zur Lastsicherung<br />
1<br />
6<br />
4<br />
8<br />
3<br />
7<br />
5<br />
2<br />
1 Keil<br />
Verhindert das Wegrollen zylinderförmiger Gegenstände.<br />
2 Kettenspanner<br />
Kettenspanner dient zum Festzurren von<br />
Schwerlastsicherungen.<br />
3 Luftkissen<br />
Trennt Ladungsteile und füllt Lücken zwischen<br />
einzelnen Ladungen.<br />
4 Klemmstange<br />
«Leichte» Ladungssicherung. Sichert Ladungen<br />
gegen Beschleunigungskräfte (nach hinten).<br />
Genügt als Ladungssicherung nicht, um<br />
Verzögerungskräfte beim Bremsen<br />
aufzunehmen.<br />
5 Sicherungsnetz<br />
Sichert instabile Ladungen. Wird oft beim<br />
Transport offener Mulden eingesetzt, um das<br />
Wegfliegen leichter Teile durch den Fahrtwind zu<br />
verhindern.<br />
Bei der Luftfracht werden die meisten Ladungen<br />
zusätzlich mit Sicherungsnetzen gesichert.<br />
6 Antirutschmatten<br />
Werden eingesetzt um Ladungen am Rutschen<br />
zu hindern. Unterstützt die Ladungssicherung,<br />
reicht als Ladungssicherung in der Regel aber<br />
nicht aus.<br />
7 Klemmbalken<br />
Der Klemmbalken dient nur der Sicherung für die<br />
Beschleunigungskraft.<br />
8 Zurrgurten<br />
Zurrgurten sind eine gute und einfache Möglichkeit<br />
Ladungen aller Art zu sichern.<br />
7. Handlungskompetenzbereich C – Güter versenden<br />
Leistungsziele C<br />
C.3.1.1<br />
C.3.2.1<br />
C.3.2.2<br />
C.3.2.3<br />
C.3.4.1<br />
C.3.5.1<br />
7.1 Postsendungen<br />
Ich versende unter Anleitung Postsendungen.<br />
Ich bestimme Versandarten für Innladsendungen.<br />
Ich bestimme Versandarten für Auslandssendungen.<br />
Ich setze zum Bestimmen der Versandarten die gängigen Hilfsmittel zweckmässig<br />
ein.<br />
Ich verfolge Sendungen mit dem Track and Trace System zurück.<br />
Ich versende Stückgutsendungen.<br />
Die Aufgabe von Briefen und Paketen ist sehr unterschiedlich. Die hier aufgeführten Versandarten<br />
entsprechen dem Stand September 2016. Von Zeit zu Zeit aktualisiert und erweitern die Post ihre<br />
Angebote.<br />
7.1.1 Innlandsendungen Briefe<br />
A-Post<br />
B-Post<br />
Einschreiben<br />
Prepaid und<br />
Einschreiben<br />
Militärsendungen<br />
Blindensendung<br />
A-Post kommen Ihre Briefe bei rechtzeitiger Aufgabe schon am Folgetag<br />
beim Empfänger an. A-Post wird selbstverständlich auch samstags<br />
zugestellt.<br />
Als B-Post aufgegebene Briefe stellt die Post innerhalb von maximal<br />
drei Arbeitstagen zu. B-Post-Einzelsendungen benötigen keine spezielle<br />
Kennzeichnung.<br />
Einschreiben Prepaid und Einschreiben bieten Sicherheit für wichtige,<br />
wertvolle und terminlich relevante Sendungen. Eingeschriebene Briefe<br />
werden dem Empfänger nur gegen Unterschrift ausgehändigt. Dank<br />
der Sendungsnummer ist die Sendungsverfolgung jederzeit möglich.<br />
Sobald die Sendung erfolgreich zugestellt worden ist, gilt der Zustellnachweis<br />
als erbracht und die Zustellung als juristisch bewiesen.<br />
Die Post befördert private Briefsendungen an Armeeangehörige bis zu<br />
einem Maximalgewicht von 5 kg (ohne Zusatzleistungen) kostenlos.<br />
Persönliche und militärdienstliche Sendungen von Armeeangehörigen<br />
bis 5 kg (ohne Zusatzleistungen) oder Sendungen von Kommandostellen<br />
der Armee bis 30 kg (inkl. Zusatzleistungen) werden ebenfalls portofrei<br />
transportiert.<br />
Blindensendungen – sogenannte Cécogrammes – sind Postsendungen,<br />
die an Blinde, Sehbehinderte oder an Blindeninstitute adressiert<br />
sind oder die von Blinden, Sehbehinderten oder Blindeninstituten aufgegeben<br />
werden. Die Post befördert entsprechend gekennzeichnete<br />
Sendungen bis zu einem Maximalgewicht von 7 kg portofrei.<br />
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7. Handlungskompetenzbereich C –<br />
Güter versenden<br />
62 63
RFID<br />
7.1.2 Paket Inland<br />
PostPac Priority<br />
PostPac<br />
Economy<br />
Swiss-Express<br />
«Mond»<br />
Swiss-Express<br />
«Kurier»<br />
Swiss-Kurier<br />
Militärsendung<br />
Blindensendung<br />
Mit der Versandart PostPac Priority stellt die Post Ihre Pakete am Folgetag<br />
zu. Die Zustellung erfolgt von Montag bis Freitag. In rund 200<br />
Poststellen ist eine Paketaufgabe bis 16.00 Uhr möglich. Ansonsten gilt<br />
für Poststellen: Annahmeschluss am Vormittag, spätestens bis 12 Uhr.<br />
Am Samstag aufgegebene Pakete werden am folgenden Dienstag zugestellt.<br />
Mit der Versandart PostPac Economy stellt die Post Ihre Pakete von<br />
Montag bis Freitag schweizweit kostengünstig und zuverlässig innerhalb<br />
von zwei Werktagen zu. Am Samstag aufgegebene PostPac-Economy-Sendungen<br />
werden am folgenden Mittwoch zugestellt.<br />
Ihre Sendungen, egal ob Briefe, Pakete oder Sperrgut, können Sie mit<br />
Swiss-Express «Mond» bis kurz vor Schalterschluss aufgeben. Die Post<br />
liefert diese am nächsten Werktag – inklusiv Samstag – bis um 9 Uhr<br />
aus.<br />
Sendungen bis 30 kg erreichen den Empfänger mit Swiss-Kurier «Blitz»<br />
am selben Tag bis 17 Uhr. Sie können Ihre Sendungen an rund 180 Annahmestellen<br />
entlang der Schweizer Wirtschaftsachse aufgeben.<br />
Der Swiss-Kurier ist die schnellste Versandart der Post. Briefe, Pakete<br />
oder unverpackte Güter holt der Kurier der Post beim Versender ab<br />
und stellt sie dem Empfänger innert 90 Minuten bis hin zu wenigen<br />
Stunden zu. Der Swiss-Kurier ist eine Kooperation mit Swissconnect AG.<br />
Die Post befördert private Paketsendungen an Armeeangehörige bis<br />
zu einem Maximalgewicht von 5 kg (ohne Zusatzleistungen) kostenlos.<br />
Persönliche und militärdienstliche Sendungen von Armeeangehörigen<br />
bis 5 kg (ohne Zusatzleistungen) oder Sendungen von Kommandostellen<br />
der Armee bis 30 kg (inkl. Zusatzleistungen) werden ebenfalls portofrei<br />
transportiert.<br />
Blindensendungen – sogenannte Cécogrammes – sind Postsendungen,<br />
die an Blinde, Sehbehinderte oder an Blindeninstitute adressiert<br />
sind oder die von Blinden, Sehbehinderten oder Blindeninstituten aufgegeben<br />
werden. Die Post befördert entsprechend gekennzeichnete<br />
Sendungen bis zu einem Maximalgewicht von 7 kg portofrei.<br />
7.1.3 Track and Trace Systeme<br />
Track and Trace heisst auf Deutsch «Verfolgung von Sendungen» auf ihrem Weg vom Versender<br />
zum Empfänger.<br />
Das Track and Trace verzichtet auf die manuelle Erfassung des Codes. Die Artikel werden mit Hilfe<br />
RFID-Technologie (RFID = Radio Frequenz Identität) an bestimmten Stationen automatisch erfasst.<br />
RFID System Beispiel<br />
RFID - Identifizierung per Funk<br />
RFID<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
7. Handlungskompetenzbereich C –<br />
Güter versenden<br />
64 65
Notizen<br />
8. Handlungskompetenzbereich C – Güter zustellen<br />
Leistungsziele C<br />
C.4.1.1<br />
C.4.1.2<br />
C.4.1.3<br />
C.4.2.1<br />
C.4.2.2<br />
C.4.2.3<br />
C.4.2.4<br />
8.1 Güter zustellen<br />
Ich bereite die Zustellung von Gütern nach betrieblichen Bestimmungen vor.<br />
Ich plane die Zustellung von Gütern nach betrieblichen Bestimmungen.<br />
Ich liefere die Güter fachgerecht aus.<br />
Ich übergebe Güter einem Kunden.<br />
Ich halte sendungsbezogene Vorgaben ein.<br />
Ich bearbeite Nachsendungen korrekt.<br />
Ich leite notwendige Massnahmen bei unzustellbaren Gütern ein.<br />
Unternehmen, die im Postbereich tätig sind, kennen verschiedene Möglichkeiten, Postsendungen<br />
an einem Empfänger auszuliefern. Die Zustellung am Domizil ist die häufigste Zustellart. Die Zustellart<br />
wird vom Anbieter entschieden. Die Entscheidungskriterien sind:<br />
– Art der Sendungen (Grösse, Gewicht, Beschaffenheit)<br />
– Leistungsangebot<br />
– Distanzen (Zustellstelle / Zustellpunkt)<br />
– Kosten<br />
8. Handlungskompetenzbereich C –<br />
Güter zustellen<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
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66 67
Leistungsangebot<br />
Distanzen (Zustellstelle / Zustellpunkt)<br />
Kosten<br />
8.1.1 Schema „Zustellung am Domizil“<br />
8.1.1 Schema «Zustellung am Domizil»<br />
9. Handlungskompetenzbereich D –<br />
Arbeitssicherheit im Betrieb<br />
Mit dem<br />
Lieferwagen<br />
-Pakete<br />
-Express/ kurier<br />
-LeShop<br />
-coop@home<br />
-Depotsäcke<br />
-Postbelieferungen<br />
-Frühzustellungen<br />
Geschäftskunden<br />
Mit dem Auto<br />
-Dorf, grössere<br />
Distanzen<br />
-Ländliche Gebiete<br />
-Bergregionen<br />
-Pakete<br />
-Express/ Kurier<br />
Zu Fuss<br />
-Innenstadt<br />
-Fussgängerzone<br />
-Einkaufszentren<br />
-Zeitungszustellung<br />
-Werbesendungen<br />
Zustellung<br />
am<br />
Domizil<br />
Mit dem Roller/<br />
Elektroroller<br />
-Dorf, nicht zu<br />
grosse Distanzen<br />
-Stadt, nicht zu<br />
grosse Distanzen<br />
-Briefpost<br />
Mit dem Velo<br />
-Schnupperlernende<br />
-Personen ohne<br />
Führerausweis<br />
- Gegend in<br />
unmittelbarer Nähe<br />
der Zustellstelle<br />
-Briefpost<br />
Leistungsziele D<br />
D.1.1.1<br />
D.1.2.1<br />
D.1.2.2<br />
D.1.3.1<br />
D.1.4.1<br />
D.1.4.2<br />
D.1.4.3<br />
D.1.5.1<br />
D.1.5.2<br />
D.1.6.1<br />
D.1.6.2<br />
D.1.7.1<br />
D.1.7.2<br />
D.1.8.1<br />
D.1.9.1<br />
D.1.10.1<br />
Ich erkenne Risiken und Gefahren im Betrieb.<br />
Ich halte mich an die gesetzlichen Vorgaben und Sicherheitsregeln.<br />
Ich halte mich an die betrieblichen Vorgaben zur Vermeidung von Unfällen.<br />
Ich setze im Alltag die jeweilige erforderliche Schutzausrüstung (PSA) ein<br />
Ich erkenne am Arbeitsplatz sicherheitswidrige Zustände.<br />
Ich melde sicherheitswidrige Zustände umgehend meinen Vorgesetzten.<br />
Ich beseitige sicherheitswidrige Zustände sofort.<br />
Ich erkenne am Arbeitsplatz Risiken und Gefahren eines Auftrages.<br />
Ich führe Aufträge unter Einhaltung geeigneter Sicherheitsmassnahmen aus.<br />
Ich ergreife im Arbeitsalltag Massnahmen zum Schutz von anderen Personen.<br />
Ich ergreife im Arbeitsalltag Massnahmen zum Schutz von Sachwerten.<br />
Ich ergreife gezielte Massnahmen zur Vermeidung von Unfällen im Berufsalltag.<br />
Ich ergreife gezielte Massnahmen zur Vermeidung von Unfällen in der Freizeit.<br />
Ich halte im Berufsalltag die geltenden Richtlinien und betrieblichen Regeln<br />
ein.<br />
Ich halte mich an die Vorgaben zur Zutrittsberechtigung.<br />
Verdächtige Vorkommnisse bezüglich der Zutrittsberechtigung melde ich umgehend<br />
der zuständigen Person.<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
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praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
© ASFL SVBL 2018<br />
Seite 79 von 127<br />
9. Handlungskompetenzbereich D –<br />
Arbeitssicherheit im Betrieb<br />
68 69
9.1 Baubedingte Gefahren vermeiden<br />
Um Unfälle zu verhüten sind Lagerflächen deutlich von Verkehrsflächen zu trennen. Dies gilt auch,<br />
wenn in nicht markierten Räumen Blocklager angelegt werden. Wenn sie nur zu Fuss benützt werden,<br />
müssen Nebenverkehrswege mindestens 80 cm breit sein, Hauptverkehrswege mindestens<br />
120 cm.<br />
Fahrbahnbegrenzung<br />
Auf den Verkehrsflächen dürfen keine Waren abgestellt werden !<br />
mind.<br />
0,8 m<br />
Waren sind immer so zu lagern, dass sie nicht in die Verkehrswege ragen und zu Stolperfallen werden.<br />
9.1.1 Weitere Gefahrenstellen im Betrieb<br />
Untenstehende Grafik zeigt mögliche Gefahrenstellen in einem Logistikbetrieb.<br />
1<br />
9<br />
2<br />
3<br />
1 Podeste Podeste sind erhöhte Bodenflächen. In Betrieben schützt in der<br />
Regel ein Geländer vor dem Absturz. Podeste sind besonders<br />
vorsichtig zu befahren. Muss man mit einem Fahrzeug auf einem<br />
Podest anhalten, muss dies so geschehen, dass das Fahrzeug bei<br />
einer Fehlmanipulation ( z. B. mit dem Wechselpedal ) nicht in die<br />
Absturzrichtung davonrollen kann.<br />
2 Einbauwaagen Einbauwaagen dürfen mit Flurförderzeugen nicht befahren werden<br />
! Nur bei Einbauwaagen für Strassenfahrzeuge ist dies möglich.<br />
Andere Modelle könnten durch das zu hohe Gewicht Schaden<br />
nehmen.<br />
3 Verschmutzungen Schmutz auf Verkehrsflächen sollte so rasch als möglich beseitigt<br />
werden. Beim Fahren ist Flüssigkeitslachen und herumliegenden<br />
Gegenständen auszuweichen.<br />
8<br />
4<br />
7<br />
6<br />
5<br />
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9. Handlungskompetenzbereich D –<br />
Arbeitssicherheit im Betrieb<br />
70 71
4 Tore, Türen Bei Toren, Türen und Durchfahrten sind Höhe und Übersicht eingeschränkt.<br />
Um niemanden zu gefährden sollten sie mit Vorsicht<br />
( Spiegel benutzen ) und reduziertem Tempo befahren werden.<br />
5 Verladerampen Absturzgefahr ! Keine Waren darauf lagern.<br />
Nur wenn nötig befahren und<br />
beim Abdrehen mit dem Stapler das<br />
Ausschwenken des Hecks einberechnen.<br />
6 Gleise Eingedeckte Industriegleise gemäss Anweisung im Handbuch<br />
für Staplerfahrer, langsam und in einem Winkel von 45° befahren.<br />
7 Hebebühnen Fahrzeuge auf Hebebühnen immer sichern ( Absturzgefahr ). Mit<br />
genügend Abstand davon parkieren, um beim Heben nicht mitgerissen<br />
zu werden.<br />
8 Gitterroste,<br />
Schachtabdeckungen<br />
Einsturzgefahr !<br />
Nicht genau aufliegende Gitterroste sind wenig tragfähig, das<br />
Fahrzeug kann einbrechen. Auch Schachtabdeckungen sind nur<br />
beschränkt belastbar. Zudem können sie beim Befahren in Schief -<br />
lage geraten, das Fahrzeug kann ein brechen. Solch gefährdete<br />
Stellen sind deshalb mit reduzierter Geschwindigkeit zu befahren.<br />
9 Gefälle Gefälle müssen mit Flurförderzeugen äusserst vorsichtig befahren<br />
werden. Das Fahrzeug darf nie in Schwung geraten und die<br />
Last muss immer bergwärts ausgerichtet sein. Mit dem leeren<br />
Stapler werden Steigungen und Gefälle gemäss Betriebsanleitung<br />
befahren.<br />
9.1.2 Verladerampen<br />
An Verladerampen ist eine dauerhafte Abschrankung in der Regel nicht möglich, weil sie von Lastoder<br />
Bahnwagen aus direkt zugänglich sein müssen. Beim Befahren von Verladerampen lauert<br />
deshalb Absturzgefahr.<br />
Mit folgenden Massnahmen kann diese vermindert werden:<br />
– Die Rampen müssen genügend breit sein (für das Befahren mit Flurförderzeugen gilt die Regel:<br />
Arbeitsgangbreite (Ast) + 10 %; siehe auch Handbuch für Staplerfahrer).<br />
– Zudem müssen die Absturzkanten gut sichtbar markiert oder mit demontierbaren Balken gesichert<br />
sein.<br />
– Verladerampen dürfen nicht als Abstellfläche oder Zwischenlager verwendet werden.<br />
– Mitarbeitende müssen die Vorsichtsmassnahmen für Verladerampen einhalten.<br />
Verladerampen, die für das Befahren mit Staplern zu schmal oder aus<br />
anderen Gründen dafür ungeeignet sind, müssen mit einem Fahrverbot<br />
belegt werden.<br />
Ladebrücke<br />
Verladerampe<br />
Achtung beim Einsatz einer Überfahrbrücke.<br />
9.1.3 Arbeitsbedingte Gefahren vermeiden<br />
Verlade- und Entladearbeiten sind anspruchsvolle Tätigkeiten, die mit der nötigen Umsicht auszuführen<br />
sind. Dabei sind folgende Punkte besonders zu beachten:<br />
– Wahl eines geeigneten Fördermittels<br />
– Sicherung des zu beladenden Fahrzeuges<br />
– korrekter Einsatz von Überfahrbrücke und Hebebühne<br />
9.1.4 Automatische Lageranlagen<br />
Im Inneren von automatischen Lageranlagen haben sich Personen<br />
nicht aufzuhalten. Die Behebung von Störungen ist<br />
durch speziell ausgebildetes Servicepersonal vorzunehmen.<br />
Muss aus irgendeinem Grund ein automatisches Lager betreten<br />
werden, ist die gesamte Anlage stillzulegen.<br />
Das Ausschalten des Hauptschalters genügt dafür nicht, vielmehr<br />
ist dieser zuverlässig gegen das Wiedereinschalten zu<br />
sichern, am besten mit einem Vorhängeschloss.<br />
Die Ausserbetriebsetzung einer Anlage ist in jedem Fall dem<br />
zuständigen Vorgesetzten zu melden oder muss durch diesen<br />
eigenhändig vorgenommen werden.<br />
Hauptschalter mit Vorhängeschloss.<br />
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9. Handlungskompetenzbereich D –<br />
Arbeitssicherheit im Betrieb<br />
72 73
9.1.5 Zutrittsberechtigungen<br />
Quelle: Wikipedia<br />
Oft werden in Betrieben mit Badges oder<br />
Schlüssel gearbeitet, damit die Arbeitnehmer<br />
auf das Areal oder in bestimmte Abteilungen<br />
/ Räume kommen.<br />
Hierbei gilt es zu beachten, solche Badges und Schlüssel nie an eine Drittperson auszuleihen.<br />
Wenn Sie Ihren Badge oder Schlüssel verloren haben, melden Sie dies umgehend ihrem Vorgesetzten.<br />
9.1.6 Kennzeichnung und Zutrittsbeschränkungen<br />
Sicherheitskennzeichen in Betrieben können in folgende Kategorien unterteilt werden:<br />
Warnzeichen<br />
Warnzeichen sind immer dreieckig. In den Betrieben wird in der Regel<br />
mit gelb/schwarzen Signalen auf drohende Gefahren hingewiesen. Im<br />
Bereich der Verkehrswege werden auch rot/weisse aus dem Strassenverkehr<br />
verwendet.<br />
9.1.7 Zeichenkombination<br />
Rettungszeichen<br />
Hinweiszeichen sind nicht durchgehend einheitlich gestaltet, meistens<br />
aber grün/weiss. Sie zeigen Fluchtwege an oder Einrichtungen und<br />
Orte, wo im Notfall Hilfe möglich ist.<br />
Beispiel 1<br />
Die Zone eines Betriebes ist explosionsgefährdet, was mit dem Symbol auf dem gelb/<br />
schwarzen Warnzeichen angezeigt wird. Mit einem Verbotsschild werden Flurförderzeuge<br />
von der Zone ferngehalten und mit dem Ausnahmehinweis werden explosionsgeschützte<br />
Flurförderzeuge zugelassen.<br />
Ausnahme: Ex-geschützte<br />
Flurförderzeuge für Zone 2<br />
Beispiel 2<br />
In der Montagehalle eines Betriebes werden mit Industriekranen schwere Lasten befördert.<br />
Mit dem Symbol auf der gelb/schwarzen Tafel wird auf diese Gefahr hingewiesen und mit<br />
den blauen Signalen wird zum Tragen eines Kopfschutzes und von Schutzschuhen aufgefordert.<br />
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1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
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Verbotszeichen<br />
Verbote werden in der Regel – wie im Strassenverkehr – mit runden,<br />
rot/weissen Signalen angezeigt. Verbotszeichen sind verbindlich, das<br />
heisst: Sie müssen unbedingt befolgt werden !<br />
Gebotszeichen<br />
Gebotszeichen sind rund und blau/weiss. Sie gebieten, als Schutz vor<br />
drohenden Gefahren, ein bestimmtes Verhalten, wie zum Beispiel das<br />
Überziehen einer Schutzbrille oder eines Helms. Auch Gebotszeichen<br />
sind zu befolgen.<br />
9. Handlungskompetenzbereich D –<br />
Arbeitssicherheit im Betrieb<br />
74 75
Notizen<br />
10. Handlungskompetenzbereich D –<br />
Arbeitsfähigkeit gewährleisten<br />
Leistungsziele D<br />
D.2.1.1<br />
D.2.2.1<br />
D.2.2.2<br />
D.2.3.1<br />
D.2.4.1<br />
D.2.5.1<br />
D.2.5.2<br />
D.2.5.3<br />
Ich ergreife die notwendigen Massnahmen zur Vorbeugung von Berufskrankheiten.<br />
Ich halte im Arbeitsalltag ergonomische Grundsätze ein.<br />
Ich setze im Arbeitsalltag ergonomische Hilfsmittel gezielt ein.<br />
Ich trage für jede Arbeit die zweckmässige Arbeitskleidung und Arbeitsschuhe.<br />
Ich schütze mich bei möglichen Gefahren durch geeignete Schutzausrüstung.<br />
Ich erkenne im Berufsalltag sich abzeichnende Drucksituationen (Arbeitsmenge,<br />
Zeitnot, etc.).<br />
Ich ergreife bei sich abzeichnenden Drucksituationen geeignete Massnahmen.<br />
Ich informiere meinen Vorgesetzten bei sich abzeichnenden Drucksituationen.<br />
10.1 Persönliche Sicherheit<br />
Personen im Lager sind bei ihrer Arbeit weniger<br />
gefährdet als beispielsweise Mitarbeitende<br />
auf dem Bau oder in Forstbetrieben. Dennoch<br />
zeigt die Unfallhäufigkeit, dass die Arbeit im<br />
Lager, in der Distribution und im Verkehr nicht<br />
ganz ungefährlich ist. Jeder Bereich hat seine<br />
eigenen Risiken. Bei allen sind insbesondere<br />
folgende Körperteile gefährdet:<br />
– Kopf<br />
– Rücken<br />
– Hände<br />
– Füsse<br />
10.1.1 Schutz der Füsse<br />
Sehr häufig werden die Füsse durch Räder aller<br />
Art verletzt. Gefahrenherde sind in der Logistik<br />
die verschiedenen Transportmittel mit<br />
Rollen und Rädern. Aber auch von Nägeln, die<br />
aus Brettern herausragen, geht eine potentielle<br />
Gefahr aus.<br />
Gefährdet sind: Kopf, Rücken, Hände und Füsse.<br />
Das Tragen von Halbschuhen, Turnschuhen oder gar offenen Sandalen ist in der<br />
Logistikbranche fahrlässig !<br />
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10. Handlungskompetenzbereich D –<br />
Arbeitssicherheit gewährleisten<br />
76 77
Schutzschuhe können zwar nicht alle, aber doch die meisten Verletzungen der Füsse verhindern.<br />
Sie unterscheiden sich äusserlich nicht mehr wesentlich von normalem Schuhwerk und der Tragkomfort<br />
ist hervorragend. Schutzschuhe verhindern vor allem Verletzungen der Zehen und der<br />
Fusssohlen.<br />
Auch mit Schutzschuhen gelten folgende Vorsichtsmassnahmen:<br />
– Füsse nie unter angehobene Lasten halten<br />
– Füsse fernhalten von Rollen und Rädern<br />
– nichts auf dem Boden liegen lassen<br />
– auf Flurförderzeugen die Füsse innerhalb des Fahrzeugprofils halten,<br />
dort sind sie am besten geschützt<br />
Normales Schuhwerk: Vorstehende Nägel können durch die Sohle eindringen. Die Zehen sind nicht geschützt.<br />
Rollen von Flurförderzeugen können die Zehen quetschen.<br />
Schutzeinlage<br />
Schutzkappe aus verschiedenen Materialien<br />
wie Kunststoff, Aluminium,<br />
Titan oder Stahl.<br />
Schutzschuhe: Vorstehende Nägel können nicht eindringen und die Zehen sind geschützt.<br />
10.1.2 Schutz vor Rückenschäden<br />
10.1.2.1 Die Wirbelsäule<br />
Unsere Wirbelsäule setzt sich aus 24 beweglichen und<br />
zwei unbeweglichen Wirbelkörpern zusammen (7 Hals-<br />
, 12 Brust- und 5 Lendenwirbel). Im Wirbelsäulenkanal<br />
liegt das Rückenmark. Daraus treten zwischen den Wirbeln<br />
die Spiralnerven aus, die das Gehirn mit den verschiedenen<br />
Köperteilen verbinden. Zwischen den Wirbeln<br />
liegen die Bandscheiben. Sie sind aus Knorpel und<br />
enthalten den Gallertkern, der sich je nach Bewegung<br />
verschiebt. Die Bandscheiben wirken wie « Stossdämpfer<br />
» zwischen den Wirbeln.<br />
Wirbel und Bandscheiben werden von Bändern und<br />
Muskeln zusammengehalten. Das Zusammenspiel aller<br />
Bestandteile der Wirbelsäule ermöglicht das Gehen und<br />
Laufen, das Heben und Tragen, das Stehen und Sitzen,<br />
das Drehen und Beugen und vieles mehr. Damit die Wirbelsäule<br />
belastbar bleibt, müssen die Muskeln und Bandscheiben<br />
trainiert werden.<br />
10.1.2.2 Bandscheibenvorfall<br />
Die Bandscheiben haben die Fähigkeit, sich zu regenerieren,<br />
können diese Fähigkeit aber auch verlieren. Die<br />
genetische Veranlagung, langandauernde gleichförmige<br />
Belastung, Falsch- oder Überbelastung können die Ursache<br />
sein.<br />
Ungünstige Bewegungen, zum Beispiel Drehen oder<br />
Biegen, führen dann leicht zu Verletzungen der Bandscheiben.<br />
Beim Bandscheibenvorfall (auch Diskushernie<br />
genannt) reist der Faserring der Bandscheibe und<br />
der Gallertkern kann austreten und auf das Rückenmark<br />
oder einen Spiralnerv drücken. Im Extremfall kann der<br />
Nerv sogar geschädigt werden<br />
Bandscheibe<br />
Die Wirbelsäule besteht aus 24 einzelnen<br />
Wirbeln, zwischen denen die Bandscheiben<br />
wie Stossdämpfer wirken.<br />
( Bildquelle: Wikipedia )<br />
Bandscheibenvorfall: Die Bandscheibe<br />
( rot ) tritt zwischen den Wirbeln hervor<br />
und drückt auf das Rückenmark.<br />
( Bildquelle: Wikipedia )<br />
10.1.2.3 Die richtige Haltung<br />
Rückenbelastende Tätigkeiten sind das Umpacken, das Kommissionieren und das Be- oder Entladen<br />
von Paletten. Vor allem beim Umladen werden für die Wirbelsäule gefährliche Beuge- und<br />
Drehbewegungen ausgeführt. Um akuten oder chronischen Rückenbeschwerden vorzubeugen,<br />
ist stets darauf zu achten, dass Lasten ohne tiefes Bücken aufgenommen werden. Idealerweise befinden<br />
sich die Entnahme- und Ablageebene auf gleicher Höhe. Zum Ausgleich unterschiedlicher<br />
Niveaus eignen sich Scherenhubwagen.<br />
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Arbeitssicherheit gewährleisten<br />
78 79
Extreme Dreh-Beuge-Bewegungen belasten das<br />
Rückgrat besonders, wenn dabei eine Last aufgehoben<br />
wird.<br />
( Bildquelle: «Hebe richtig, trage richtig»; SUVA 1993A )<br />
Mit Hebehilfen kann die gefährliche Belastung der<br />
Wirbelsäule ( z. B. beim Stapeln von Paletten ) vermindert<br />
werden.<br />
( Bildquelle: «Stop – hirne bim lüpfe»; SUVA 1999 )<br />
Die richtige Haltung beim Transportieren von Lasten: Arme gestreckt oder die Last auf die Schultern nehmen.<br />
Der Rücken bleibt immer gerade. Für schwerere Lasten Hilfsmittel wie z. B. Traggurten verwenden.<br />
( Bildquelle: «Hebe richtig, trage richtig»; SUVA 1993A )<br />
10.1.3 Schutz der Hände<br />
Die Verletzungsgefahr für die Hände ist in der Logistik kleiner als dies zum Beispiel in einer Schreinerei<br />
oder Schlosserei der Fall ist. Doch auch in der Logistik gibt es Arbeiten, bei denen die Hände<br />
mit strapazierfähigen Arbeitshandschuhen geschützt werden sollten.<br />
Bei folgenden Arbeiten sollten die Hände geschützt werden:<br />
– beim Stapeln von schweren Materialien<br />
– beim Anfassen von Materialien mit rauher ( schürfender ) Oberfläche<br />
– beim Sortieren von Paletten<br />
– beim Öffnen von Holzkisten<br />
– beim Aufschneiden von Metallumreifungen<br />
Beim Hantieren mit aggressiven Stoffen sind die Hände mit Gummihandschuhen zu schützen.<br />
Leichte Kunststoffhandschuhe können aus hygienischen Gründen vorgeschrieben sein. Sie sind<br />
auch für Personen mit besonders empfindlicher Haut geeignet.<br />
10.1.4 Schutz des Kopfes<br />
In Lager- und Logistikbetrieben ist das Tragen von Schutzhelmen in der Regel<br />
nicht vorgeschrieben. Wo aber Lasten gekrant werden, kann dies durchaus<br />
der Fall sein. Auch bei Stapelarbeiten besteht die Gefahr, durch herabfallende<br />
Gegenstände verletzt zu werden. Die Staplerfahrer selbst sind durch das<br />
Fahrerschutzdach geschützt, nicht aber Herumstehende. Deshalb darf sich<br />
niemand im Stapelbereich aufhalten.<br />
Gesetzlich vorgeschrieben ist das Tragen eines Helms beim Zustelldienst mit Motorrädern. Weil<br />
Stürze mit Motorrädern oft zu schweren Kopfverletzungen führen, verordnet das Strassenverkehrsgesetz<br />
den Motorradfahrern eine Helmtragpflicht.<br />
Auch im Rangierdienst ist die Gefahr einer Kopfverletzung erheblich.<br />
Aus diesem Grund darf auch das Rangierfeld nur mit Helm betreten<br />
werden. Zudem ist beim Rangieren das Tragen einer Warnweste obligatorisch.<br />
10.1.5 Schutz der Augen<br />
In der Logistik sind die Augen in der Regel nicht gefährdet, weshalb ein dauernder Schutz unnötig<br />
ist. Doch bei den wenigen, für die Augen gefährlichen Arbeiten ist strikt auf Schutz zu achten.<br />
Eine Schutzbrille ist unbedingt zu tragen, wenn:<br />
– mit ätzenden Substanzen gearbeitet wird<br />
( z. B. beim Umfüllen von Säuren, Laugen oder Treibstoffen )<br />
– die Gefahr besteht, dass Splitter oder Staub in die Augen geraten<br />
können (zum Beispiel Bremsstaub im Rangierdienst )<br />
– der Säurestand in der Staplerbatterie kontrolliert wird<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
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1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
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Arbeitssicherheit gewährleisten<br />
80 81
30 x 40 cm<br />
10.1.6 Augendusche<br />
Ohne Schutzbrille können die Augen bei unvorsichtigem Umgang mit Säure<br />
verätzt werden. Diese Gefahr ist bei der Wartung von Staplerbatterien gross.<br />
Deshalb sollte dort, wo diese geladen werden, eine Augendusche installiert<br />
sein.<br />
Die Augendusche besteht aus einer Flasche mit einer salzhaltigen Lösung und<br />
einer kleinen Maske, die über das Auge gehalten werden kann. Wenn Säure<br />
in ein Auge gelangt ist, muss dieses sofort gründlich mit der Augendusche<br />
ausgewaschen werden. Danach ist auf jeden Fall ein Augenarzt aufzusuchen.<br />
10.1.7 Aufschneiden von Umreifungsbändern<br />
Eine weitere Arbeit, bei der die Augen gefährdet sind, ist das<br />
Aufschneiden von Umreifungsbändern. Weil diese gespannt<br />
sind, schnellen sie beim Durchtrennen auf. Damit sie nicht<br />
den Körper oder das Gesicht treffen können, muss die Stelle<br />
für das Aufschneiden so gewählt werden, dass ein kurzes<br />
und ein langes Ende entsteht. Das kurze Ende kann beim<br />
Wegschnellen keinen Schaden anrichten, das lange muss<br />
mit einem Holzstück oder mit Handschuhen festgehalten<br />
werden, damit es nicht wegschnellen kann.<br />
Kennzeichnung<br />
des Standortes<br />
der Augendusche.<br />
10.1.8 Ergonomie<br />
Die Ergonomie (Wissenschaft über die Gesetzmässigkeit der menschlichen Arbeit) befasst sich mit<br />
allem, was einen Bezug zur Arbeit und zum Arbeiten hat. Ihr Ziel ist, Arbeitsplätze und Arbeitsgeräte<br />
benutzerfreundlich zu gestalten, damit die Arbeitenden nicht vorschnell ermüden und sie<br />
keinen Schaden an ihrer Gesundheit erleiden. Ergonomisch optimale Arbeitsplätze sind so eingerichtet,<br />
dass diese der Aufgabe und den körperlichen Eigenheiten der Arbeitenden angepasst<br />
werden können. Sie haben eine positive Auswirkung auf die Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft<br />
der Arbeitenden. Frühe Anzeichen nicht angepasster Arbeitsplätze sind unter anderem<br />
Verspannungen im Nackenbereich.<br />
400<br />
mm<br />
200<br />
0<br />
200<br />
Tischkante<br />
800 600 400 200 0 200<br />
Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung.<br />
1 2 3<br />
400<br />
600 mm 800<br />
10.1.8.1 Den Fahrersitz von Flurförderzeugen einstellen<br />
Das Führen von Flurförderzeugen im innerbetrieblichen Transport fordert den Körper nicht in<br />
dem Masse wie das Schleppen oder Heben schwerer Lasten. Trotzdem schadet das zumeist bewegungslose<br />
Sitzen auf längere Sicht dem Körper noch fast mehr als Bewegung. Ein ergonomisch<br />
richtig gestalteter und zudem korrekt eingestellter Fahrersitz reduziert die Belastung und hat folgende<br />
Vorteile:<br />
– Weniger schnelles Ermüden<br />
– Verspannungen und Haltungsschäden werden vermieden<br />
– Schwingungen und Stösse werden abgedämpft<br />
– Die Übersicht ist gewährleistet<br />
– Rasches Handeln in brenzligen Situationen ist möglich<br />
Auch bei einem richtig eingestellten Sitz ist es empfehlenswert, auf längeren Fahrten ab und zu<br />
die Körperhaltung leicht zu ändern: einen Buckel machen, den Rücken durchstrecken oder die<br />
Schultern hochziehen.<br />
4<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
Starr: 72 cm<br />
Höhenverstellbar:<br />
68–76 cm<br />
(besser: bis 115 cm)<br />
5°–35°<br />
mind. 50 cm<br />
90°<br />
15°<br />
18 cm<br />
42–50 cm<br />
30 x 40 cm<br />
16–20 cm<br />
Kennen Sie alle Einstellmöglichkeiten Ihres Sitzes? Orientieren Sie sich in der Bedienungsanleitung<br />
über die Einstellmöglichkeiten. Denn nur, wenn Sie alle Funktionen kennen, sind Sie in der Lage,<br />
Ihre persönlichen Einstellungen schnell und richtig vorzunehmen.<br />
Wichtiger Hinweis:<br />
Der Sitz ist vor der Fahrt richtig einzustellen. Wenn es Ihnen auf dem Sitz nicht wohl ist:<br />
Fahrzeug anhalten und sichern, dann die Sitzeinstellungen verändern.<br />
Verstellen Sie den Sitz nie während des Fahrens !<br />
10. Handlungskompetenzbereich D –<br />
Arbeitssicherheit gewährleisten<br />
82 83<br />
400
100 -105 °<br />
100 -105 °<br />
Die Sitzfläche ist waagrecht oder ganz leicht nach hinten geneigt. Setzen Sie sich so auf den Sitz, dass der Rücken<br />
an der Rückenlehne anliegt. Die Oberschenkel sind waagrecht, der Oberkörper leicht nach hinten geneigt,<br />
was zwischen Ober körper und Oberschenkeln einen Winkel von 100 – 105° ergibt.<br />
Der Sitz wird so weit nach hinten geschoben, dass der Drehgriff am oberen Ende des Lenkrades ohne gänzliches<br />
Durch strecken des Arms erreicht werden kann. Der Winkel zwischen Ober- und Unterschenkel beträgt<br />
100 – 110°. Die Pedalen müssen locker erreicht werden können. Weder die Füsse noch die Knie dürfen ( z. B. durch<br />
die Lenksäule ) eingeengt sein.<br />
10.1.8.2 Die Arbeitshöhe richtig einstellen<br />
Die richtige Arbeitshöhe vermindert bei den meisten Arbeiten die körperliche Belastung, was die<br />
Leistungsfähigkeit steigert und die Ermüdung hinauszögert. Die richtige Arbeitshöhe hängt von<br />
der Körpergrösse einer Person ab. Mit folgendem Vorgehen können Sie Ihre Arbeitshöhe festlegen.<br />
15 cm 15 cm<br />
1. Stellen Sie sich aufrecht hin.<br />
2. Lassen Sie die Arme hängen.<br />
3. Winkeln Sie den Unterarm an (ohne die Schultern hochzuziehen).<br />
4. Die Arbeitsfläche sollte ca. 15 cm unter dem Unterarm liegen.<br />
5. Bei Packarbeiten muss die Höhe der Arbeitsfläche zusätzlich um die Pakethöhe abgesenkt werden.<br />
10.1.9 Überforderung<br />
Ein nicht zu unterschätzendes Thema ist die Überforderung. Melden Sie Ihrem Vorgesetzten<br />
rechtzeitig, wenn Sie sich nicht in der Lage füllen, einen Auftrag zu erledigen. Sei es aus Zeitnot,<br />
aber auch bei Nichtkönnen.<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
10. Handlungskompetenzbereich D –<br />
Arbeitssicherheit gewährleisten<br />
84 85
Notizen<br />
11. Handlungskompetenzbereich D –<br />
Abfall sicher und umweltgerecht bewirtschaften<br />
Leistungsziele D<br />
D.3.1.1<br />
D.3.2.1<br />
D.3.2.2<br />
D.3.3.1<br />
D.3.6.1<br />
Ich werfe am Arbeitsplatz, weder im Gebäude noch auf dem Areal etwas auf<br />
den Boden.<br />
Ich vermeide Abfälle im Betrieb.<br />
Ich vermindere Abfälle im Betrieb.<br />
Ich sammle Abfallstoffe im Betrieb und sortiere dies nach betrieblichen Bestimmungen.<br />
Ich trenne Abfall nach betrieblichen Bestimmungen fachgerecht für die Entsorgung<br />
oder Wiederverwertung.<br />
11. Handlungskompetenzbereich D –<br />
Abfall sicher und umweltgerecht bewirtschaften<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
86 87
11.1 Stoffflüsse in der Abfallbewirtschaftung<br />
11.1.1 Entsorgungswege für Abfall<br />
Bauabfälle<br />
11 900 (100 %)<br />
8211<br />
(69%)<br />
Angaben ohne<br />
nähere Bezeichnung:<br />
Tausend Tonnen pro Jahr<br />
535<br />
(4,5%)<br />
3150<br />
(26,5%)<br />
1190<br />
(17,3%)<br />
Siedlungsabfälle<br />
6870 (100 %)<br />
2830<br />
(41,2%)<br />
2850<br />
(41,5%)<br />
Wasserdampf und<br />
Kohlendioxid 7200<br />
Sauerstoff<br />
4200<br />
Wärme und<br />
Elektrizität<br />
11.1.1.1 Recycling<br />
Der grösste Anteil am Stofffluss in der Abfallwirtschaft entfällt auf Bauabfälle. Fast 5 Millionen Tonnen<br />
Bauabfälle können wieder verbaut werden. Es handelt sich vorwiegend um Materialien, die<br />
anstelle von Kies verwendet werden können. In der Schweiz werden pro Jahr 22 Millionen Tonnen<br />
Kies verbraucht. Wiederverwendbare Bauabfälle sind deshalb sehr gefragt.<br />
11.1.1.2 Verbrennungen – die Aufgabe der KVA<br />
In der Schweiz müssen sämtliche brennbaren, nicht verwerteten Abfälle in geeigneten Anlagen<br />
verbrannt werden. Der grösste Teil dieser Stoffe gelangt in eine der 29 Kehrichtverbrennungsanlagen<br />
(KVA) der Schweiz. Deponiert werden dadurch nur noch die Schlacke und die Filterrückstände.<br />
USG, Art. 30<br />
2<br />
Abfälle dürfen ausserhalb von Anlagen nicht verbrannt werden;<br />
ausgenommen ist das Verbrennen natürlicher Wald-, Feld- und Gartenabfälle,<br />
wenn dadurch keine übermässigen Immissionen entstehen.<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
Deponie<br />
5040<br />
700<br />
Kehrichtverbrennungsanlagen in der Schweiz.<br />
Insgesamt steht eine Verbrennungskapazität von 3,65 Millionen Tonnen zur Verfügung. Dies reicht<br />
aus, dass auf die Ablagerung brennbarer Abfälle verzichtet werden kann.<br />
Durch die Verbrennung von Abfällen werden im Wesentlichen zwei Ziele erreicht:<br />
11. Handlungskompetenzbereich D –<br />
Abfall sicher und umweltgerecht bewirtschaften<br />
88 89
11.1.1.3 Reduktion des Volumens und Gewichts<br />
Durch die Verbrennung wird das Abfallvolumen um 90 %, das Gewicht um 75 % verringert. Diese<br />
Reduktion ist wichtig, um Deponieplatz einzusparen. Schlacke ist zudem ein homogener Stoff, der<br />
gut eingebaut und verdichtet werden kann.<br />
11.1.1.4 Energieerzeugung und Fernwärmenutzung<br />
Eine KVA mit Wärme-Kraft-Kopplung kann rund 25 % der Verbrennungsenergie in elektrischen<br />
Strom umwandeln. Die restlichen 75 % können als Wärme verwendet werden. Von der im Abfall<br />
enthaltenen Energie geht ein Teil über den Kamin oder die erwärmte Schlacke und Asche verloren.<br />
Ein weiterer Wärmeverlust entsteht durch Anlagenteile, die nicht hundertprozentig isoliert<br />
sind. Durch die Wärmenutzung wird jährlich der Import von etwa 215 000 Tonnen an Erdölprodukten<br />
eingespart.<br />
11.1.2 Abfallkategorien<br />
11.1.2.1 Hauptkategorien<br />
In der Schweiz fallen im Jahr 16,5 Millionen Tonnen Abfall an. Pro Einwohner sind das über 2 Tonnen<br />
jährlich. Dabei machen die Bauabfälle (ohne Aushub) 1,5 Tonnen pro Einwohner aus. Wesentlich<br />
weniger, etwa 3 Millionen Tonnen Siedlungsabfälle werden in KVA verbrannt. Die Menge hat<br />
sich seit 2005 von 327 kg auf 366 kg pro Einwohner erhöht. Über 200 kg pro Einwohner machen<br />
die Sonderabfälle pro Jahr aus, während der Klärschlamm mit 27 kg pro Einwohner und Jahr den<br />
kleinsten Anteil verzeichnet. In diese vier Hauptkategorien werden die Abfälle vom Bundesamt für<br />
Umwelt eingeteilt. Jede Kategorie lässt sich in Unterkategorien einteilen.<br />
Abfallmengen in der Schweiz<br />
Abfallkategorie<br />
Menge in Tonnen<br />
Bauabfälle 11 900 000<br />
Siedlungsabfälle 2 830 594<br />
Sonderabfälle 1 627 128<br />
Klärschlamm 210 000<br />
12 000 000<br />
10 000 000<br />
8 000 000<br />
6 000 000<br />
4 000 000<br />
2 000 000<br />
Total 16 567 722 0<br />
Bauabfälle<br />
Siedlungsabfälle Sonderabfälle<br />
Klärschlamm<br />
11.1.2.2 Siedlungsabfälle<br />
Siedlungsabfälle sind die aus Haushalten stammenden Abfälle sowie andere Abfälle mit vergleichbarer<br />
Zusammensetzung. Dazu gehören der gemischte Kehricht (Hausmüll), Sperrgut und<br />
alles, was separat gesammelt wird, umfasst aber nur jenen Anteil dieser Kategorie, der durch die<br />
Öffentlichkeit entsorgt wird. Er entspricht also jenen Abfällen, die von Gemeinden und Zweckverbänden<br />
mengenmässig erfasst werden. Dazu gehören: kompostierbare Abfälle, Hauskehricht<br />
(Sack- und Containerkehricht / Sperrgut), Glas, Metalle, Kunststoffe usw.<br />
11.1.2.3 Sonderabfälle<br />
Das sind alle Abfälle, die im konventionellen Verfahren nicht umweltverträglich verwertet oder<br />
behandelt werden können. Der grösste Teil der Sonderabfälle stammt aus Industrie und Gewerbe.<br />
Zu dieser Kategorie gehören z. B. Schlämme mit organischer Belastung, anorganische Feststoffe,<br />
Säuren und Laugen mit Schwermetallen, Batterien und Akkumulatoren, verunreinigtes Erdreich,<br />
Filterhilfsmittel sowie Chemikalienreste.<br />
11.1.2.4 Gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
Die geordnete Beseitigung des Abfalls ist für jedes Land von<br />
zentraler Bedeutung. Aus diesem Grund hat die Abfallbewirtschaftung<br />
in den Gesetzeswerken einen hohen Stellenwert.<br />
11.1.2.5 Bundesverfassung (BV)<br />
Die Bundesverfassung steht auf der obersten Stufe unserer<br />
Rechtsordnung. Sie regelt Grundrechte und erteilt Aufträge an<br />
den Bund. Art. 24 ist der Auftrag für Umweltschutzgesetze :<br />
BV, Art. 24<br />
Der Bund erlässt Vorschriften über den Schutz des<br />
Menschen und seiner natürlichen Umwelt vor schädlichen<br />
oder lästigen Einwirkungen.<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
11. Handlungskompetenzbereich D –<br />
Abfall sicher und umweltgerecht bewirtschaften<br />
90 91
11.1.3 Welche Abfälle fallen im Wareneingang, in der Kommissionierung, im Lager<br />
und im Versand an?<br />
Warenannahme (LKW, Bahn, Kurier, Post)<br />
Warenkontrolle<br />
Frischproduktelager<br />
Leuchtmittel<br />
Kommissionierung<br />
1<br />
Kommissionierung<br />
2<br />
Organischer Abfall: Früchte, Gemüse, Blumen<br />
Rücknahmen: Kann alle Abfallkategorien<br />
beinhalten<br />
Retouren<br />
Betriebsstof f lager<br />
Verpackung/ Ladungssicherung<br />
Kommissionierung<br />
3<br />
Kunststoff<br />
Elektro<br />
Elektro Glas<br />
Organische<br />
Abfälle<br />
Papier<br />
Karton<br />
Holz<br />
Sonderabfälle<br />
Metalle<br />
Verpackungsmaterial: Papier, Karton, Kunststoffe,<br />
PET, Metalle oder Glas<br />
Sonderabfall: Chemikalien, Öle, Batterien<br />
Es ist wichtig, dass die Abfälle richtig sortiert und getrennt entsorgt werden.<br />
PET<br />
11.1.4 Littering in der Schweiz – ein Problem<br />
Zu beobachten ist diese Unsitte vor allem auf Strassen, auf<br />
öffentlichen Plätzen, in Parkanlagen und nach Grossanlässen.<br />
Zurzeit geben Schweizer Städte und Gemeinden jährlich<br />
rund 150 Millionen Franken zur Beseitigung weggeworfener<br />
oder liegengelassener Kleinabfälle aus.<br />
Die grössten Verschmutzungsanteile (51,5 %) stammen von<br />
Einwegverpackungen<br />
und Getränkegebinden aus der «fliegenden Verpflegung»<br />
(Getränkeverpackungen und Takeaway-Behälter), knapp 24<br />
% beträgt der Anteil von Printprodukten (Zeitungen, gedruckte<br />
Werbung).<br />
Die drittgrösste Verschmutzungskategorie<br />
im öffentlichen<br />
Raum sind trotz ihrer<br />
geringen Grösse die Zigarettenstummel.<br />
Littering (Vermüllung)<br />
wird nicht nur von<br />
Jugendlichen verursacht, sondern<br />
von allen Altersgruppen.<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
Beispiel einer Entsorgungsstation in einem Bahnhof (Bild H.Erni)<br />
11. Handlungskompetenzbereich D –<br />
Abfall sicher und umweltgerecht bewirtschaften<br />
92 93
Notizen<br />
12. Handlungskompetenzbereich D – Mit Gefahrgut<br />
und umweltgefährdenden Stoffen sicher umgehen<br />
Leistungsziele D<br />
D.4.3.1<br />
D.4.3.2<br />
D.4.3.3<br />
D.4.4.1<br />
D.4.4.2<br />
12.1 Sonderabfälle<br />
Ich erkenne im Betrieb Sonderabfälle.<br />
Ich behandle Sonderabfälle fachgerecht.<br />
Ich entsorge Sonderabfälle fachgerecht.<br />
Ich erkenne im Betrieb umweltgefährdende Stoffe.<br />
Ich behandle umweltgefährdende Stoffe unter Anleitung meines Vorgesetzten<br />
fachgerecht.<br />
12.1.1 Was ist Sonderabfall?<br />
Zu den Sonderabfällen zählt man diejenigen Abfälle, deren umweltverträgliche Entsorgung besondere<br />
Massnahmen erfordert. In Deutschland wurde der Begriff in der Gesetzgebung durch<br />
den Begriff «überwachungsbedürftiger Abfall» ersetzt. Im Wesentlichen gehören folgende Stoffe<br />
zu den Sonderabfällen:<br />
– Chemikalien wie Säuren, Laugen, Lösungsmittel<br />
– Altmedikamente<br />
– Batterien<br />
– Altöl<br />
Sonderabfälle sind aufgrund ihrer Beschaffenheit oder Menge in besonderem Mass gesundheits-,<br />
luft- oder wassergefährdend:<br />
– Explosiv<br />
– Brennbar<br />
– Infektiös (überträgt Krankheiten)<br />
Aufgrund dieser Eigenschaften erfordert der Umgang mit Sonderabfällen beim Transport, bei der<br />
Lagerung und Vernichtung besondere Sorgfalt.<br />
12.1.2 Gesetzliche Regelungen<br />
Eine vollständige Liste aller Sonderabfälle kann abgerufen werden unter www.veva-online.ch,<br />
«Abfallverzeichnisse».<br />
12.1.3 Gefahrenpotenzial des Sonderabfalls<br />
Schon die Einstufung eines Stoffes als «Sonderabfall» weist auf die Gefährlichkeit hin. Sonderabfälle<br />
stellen bei unsachgemässem Umgang (bei Transport, Lagerung, Behandlung) eine Gefahr für<br />
die Umwelt und die Bevölkerung dar.<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
12. Handlungskompetenzbereich D – Mit Gefahrgut<br />
und umweltgefährdenden Stoffen sicher umgehen<br />
94 95
Handhabung<br />
1 2<br />
1 2 3<br />
1 Öffnen von Behältern verboten !<br />
1 2<br />
3<br />
2 Grösstmögliche Sorgfalt bei der Handhabung ( nicht stürzen, Bruch und Staub vermeiden ).<br />
3 Anfassen 4 mit blossen Händen 5 vermeiden. 6 Wenn unbedingt 7<br />
nötig, nur mit Schutzhandschuhen.<br />
Nach dem Kontakt mit Behältern Hände waschen. Wenn Spritzer nicht auszuschliessen<br />
sind, Schutzbrille tragen.<br />
Lagerung<br />
4 5 6 7<br />
4 Schutz vor unbefugtem Zugriff ( abschliessbarer Lagerort ).<br />
5 Zusammenlagerung unbekannter Stoffe verboten.<br />
6 Wettergeschützte Lagerung erforderlich.<br />
7 Verwendung von Gebinden, die das Auslaufen von Flüssigkeiten verhindern.<br />
3<br />
13. Handlungskompetenzbereich D – Bei aussergewöhnlichen<br />
Ereignissen gemäss betrieblicher Sicherheitsorganisation<br />
handeln<br />
Leistungsziele D<br />
D.5.1.1<br />
D.5.2.1<br />
D.5.4.1<br />
13.1 Brandschutz<br />
Ich erkläre die Notfallorganisation des Betriebes.<br />
Ich befolge beim Eintreten eines Notfalls die betrieblich festgelegten Abläufe.<br />
Ich melde Unfälle umgehend der zuständigen Person.<br />
Wenn wir einen Brand löschen, dann in erster Linie um zu Retten und erst in zweiter Linie zur<br />
Schadensbegrenzung.<br />
Das Wichtigste ist, nur dann einen Brand zu bekämpfen,<br />
wenn keine Gefahr für das eigene Leben besteht !<br />
Überlegen Sie schon heute, wie Sie sich im Brandfall<br />
verhalten müssen !<br />
Verhalten im Brandfall<br />
Das richtige Verhalten bei einem Brandausbruch ist entscheidend für den Schutz von Menschen<br />
und Sachwerten.<br />
Alarmnummern<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
12.1.4 Entsorgung von Sonderabfall<br />
Die Entsorgung von Sonderabfall gehört in die Verantwortung von Spezialisten. Für Private heisst<br />
dies: Rückgabe an die Verkaufsstelle. Firmen wenden sich an den Lieferanten. Logistikbetriebe, die<br />
grössere Mengen an Sonderabfällen zu entsorgen haben, müssen in der Datenbank des Bundesamtes<br />
für Umwelt (BAFU) registriert sein.<br />
( 0 )144 Sanitätsnotruf<br />
Betriebs-Sanität<br />
( 0 )118 Feuerwehr<br />
Betriebsfeuerwehr<br />
( 0 )117 Polizei<br />
( 0 )1414 Rega +41 333 333 333<br />
( 0 )112 Allgemeiner Notruf ganz Europa inkl. Schweiz<br />
( 0 )145 Tox Info Suisse +41 44 251 66 661<br />
Die «0» muss bei Festnetztelefonzentralen vorgewählt werden.<br />
Angehörige wenn möglich benachrichtigen.<br />
13. Handlungskompetenzbereich D<br />
Bei aussergewöhnlichen Ereignissen gemäss<br />
betrieblicher Sicherheitsorganisation handeln<br />
96 97
Alarmierung<br />
Wo Genauer Ort, Strasse, Hausnummer<br />
Was Art des Unfalls, Fakten melden<br />
Wann Um welche Zeit<br />
Wie viele Anzahl Patienten<br />
Weiteres Weitere Gefahren, Gefahrengut melden<br />
Wer Name des Anrufers<br />
Was kann ich (bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes) für den Patienten tun?<br />
Bei Brandausbruch gilt immer der Grundsatz: ALARMIEREN – RETTEN – LÖSCHEN<br />
1. Alarmieren<br />
2. Retten<br />
3. Löschen<br />
– Zuerst Feuerwehr alarmieren: Tel. 118<br />
Wer meldet ?<br />
Wo brennt es ?<br />
Was brennt ?<br />
Wie brennt es ?<br />
Wie viele Verletzte ?<br />
Anrufer nennt seinen Namen, seine Adresse und Telefonnummer<br />
Genaue Adresse: Ort, Strasse, Hausnummer, Stockwerk<br />
Das Brandobjekt genau beschreiben:<br />
Haus- oder Zimmerbrand, Keller, Industrie-, Fabrik gebäude<br />
Angaben über die Feuerentwicklung, über den Brand umfang<br />
Angaben über ev. verletzte Personen und deren Verletzungen<br />
Nicht sofort auflegen, sondern auf mögliche Rückfragen warten.<br />
Gefährdete Personen sofort benachrichtigen.<br />
– Menschen und Tiere retten, Personen mit brennenden Kleidern in Decken, Mäntel oder in<br />
eine Brandschutzdecke hüllen und auf dem Boden wälzen<br />
– Fenster und Türen schliessen um Brand- und Rauchausbreitung zu vermeiden<br />
– Brandstelle über Fluchtwege verlassen, Ausgänge, Treppen, Notausgang benützen,<br />
Lifte nicht gebrauchen<br />
– Sammelplatz aufsuchen, Personenkontrolle durchführen, Brandplatz nicht verlassen<br />
Bei verrauchten Treppenhäusern und Korridoren im Zimmer bleiben, Türen schliessen<br />
und sich am geschlossenen Fenster bemerkbar machen, auf Feuerwehr warten.<br />
– Brand mit den vorhandenen Mitteln bekämpfen<br />
( Handfeuerlöscher, Löschposten, Brandschutzdecke )<br />
– Brände von Öl / Fett mit geeignetem Feuerlöscher ( Fettbrandlöscher ) löschen<br />
– Brennende elektrische Geräte sofort ausschalten und / oder Netzstecker ausziehen<br />
– Nach dem Löschen Brandstelle beobachten<br />
– Eintreffende Feuerwehr einweisen<br />
13.1.1 Feuerkunde<br />
Wie und wann entsteht Feuer ?<br />
Brände und Explosionen sind seltene Zufälle,<br />
fast immer sind es Konsequenzen von Unkenntnis,<br />
Fahrlässigkeit und mangelnder Aufsicht.<br />
Damit ein Feuer brennt, müssen drei<br />
Voraussetzungen erfüllt werden: 1. Sauerstoff,<br />
2. Brennstoff, 3. Temperatur. Diese drei Voraussetzungen<br />
bilden zusammen das Feuerdreieck<br />
! Nur wenn alle drei Komponenten<br />
Brennstoff<br />
vorhanden sind, kann Feuer brennen. Oder mit<br />
anderen Worten: Wenn Sie eine Komponente<br />
Löschen durch Entfernen<br />
aus dem Feuer entnehmen, wird es erlöschen<br />
oder kann gar nicht erst entstehen. Beispielsweise:<br />
Eine Kerze brennt. Sie stülpen ein Glas darüber. Dadurch entziehen Sie der Flamme die<br />
Zufuhr von Sauerstoff. Die Flamme erstickt. Ein Zündholz brennt. Nach einer kurzen Weile ist<br />
das ganze Zündholz verbrannt, der Brennstoff ist aufgebraucht. Die Flamme erlischt. Eine Kerze<br />
brennt. Sie lassen Wasser darüber tropfen. Das Wasser kühlt den Docht ab und entzieht so<br />
die Wärme. Die Flamme erlischt. Mit diesem Wissen wird Ihr Kampf gegen das Feuer sehr erleichtert.<br />
In diesen drei Beispielen haben Sie dem Feuer je einmal eine seiner Voraussetzungen<br />
entzogen: Den Sauerstoff, den Brennstoff und die Temperatur. Durch den Entzug einer der drei<br />
Voraussetzungen erlischt das Feuer.<br />
13.1.2 Brandbekämpfung mit Handfeuerlöscher<br />
Ein Feuerlöscher ist nicht unbedingt für alle Arten von Bränden geeignet. Handfeuerlöscher sind<br />
mit «Brandklassen» Symbolen bedruckt, die angeben für welche Arten von Bränden ein Feuerlöscher<br />
geeignet ist.<br />
Die verwendeten Löschmittel sind hauptsächlich:<br />
– Pulver, Schaum, Kohlendioxid ( CO 2<br />
)<br />
Löschen durch Ersticken<br />
Sauerstoff<br />
Temperatur<br />
Löschen durch Kühlen<br />
13.1.2.1 Feuerlöscher in Betrieb setzen<br />
Es gibt unterschiedliche Auslösearmaturen.<br />
Wichtig: Auf jedem Feuerlöschbehälter ist die Inbetriebsetzung und die Anwendung jeweils in<br />
Schriftform und als Piktogramm beschrieben.<br />
Handhebelfunktion Schlagknopffunktion Halbautomatikfunktion<br />
Entsichern !<br />
Anheben !<br />
Fertig !<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
13. Handlungskompetenzbereich D<br />
Bei aussergewöhnlichen Ereignissen gemäss<br />
betrieblicher Sicherheitsorganisation handeln<br />
98 99
13.1.2.2 Aufladefeuerlöscher oder Dauerdruckfeuerlöscher<br />
13.1.3 Die Brandklassen nach EN2-Norm<br />
Was bedeuten diese Begriffe ?<br />
Feuerlöscher sind Sicherheitsgeräte die im Brandfall Menschenleben und Sachwerte retten sollen.<br />
Deshalb ist eine optimale Qualität und Funktionssicherheit von äusserster Wichtigkeit.<br />
Aufladefeuerlöscher<br />
Bei den qualitativ hochwertigen Feuerlöschern, den Aufladefeuerlöschern,<br />
wird das Treibgas in einer besonders dickwandigen Treibmittelflasche<br />
bis zur Inbetriebnahme gespeichert. Die abzudichtende Fläche ist<br />
nur sehr klein und somit kann ein Nichtfunktionieren durch Undichtigkeiten<br />
bei dieser Feuerlöscherbauart so gut wie ausgeschlossen werden.<br />
Dauerdruckfeuerlöscher<br />
Bei einfachen «Standardfeuerlöschern», den Dauerdruckfeuerlöschern,<br />
hält sich der technische Aufwand in Grenzen. Löschmittel und Druckgas<br />
sind in einem Behälter untergebracht. Der Behälter steht ständig unter<br />
Druck. Da die abzudichtende Fläche relativ gross ist, kann bei nicht sorgfältiger<br />
Wartung allmählicher Druckverlust und damit ein mögliches Versagen<br />
im Brandfall nicht ausgeschlossen werden.<br />
Brände von glutbildenden, festen Stoffen<br />
Holz, Papier, Stroh, Textilien, Gummi, Kohle, Kunststoffe<br />
( Duroplaste )<br />
Brände von Flüssigkeiten und schmelzenden Stoffen<br />
Benzin, Öl, Fett, Lack, Wachs, Teer, Harz, Kunststoff ( Thermoplast )<br />
Brände von Gasen<br />
Acetylen, Methan, Propan, Butan, Erdgas, Wasserstoff<br />
Brände von Metallen<br />
Aluminium, Magnesium, Titan, Natrium, Kalium, Calcium, Barium, Beryllium,<br />
Lithium<br />
Brände von Speise-Ölen / -Fetten<br />
( pflanzliche oder tierische Öle und Fette )<br />
Brände von Fett und Öl in Frittier- und Fettbackgeräten sowie<br />
anderen Kücheneinrichtungen und Geräten<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
Brandbekämpfung im Bereich von elektrischen Niederspannungsanlagen<br />
( bis 1000 Volt )<br />
Alle nach der neuen EN3-Norm zugelassenen Löschgeräte sind auch für die Brandbekämpfung,<br />
an unter Spannung stehenden Anlagen und Geräten ( auch Wasser- und<br />
Schaum-Löscher ), geeignet.<br />
Sie tragen den deutlichen Warnhinweis:<br />
«Vorsicht bei elektrischen Anlagen. Nur bis 1000 Volt; Mindestabstand 1 m»<br />
Löschgeräte nach alter Norm tragen ein Piktogramm der Brandklasse E.<br />
13. Handlungskompetenzbereich D<br />
Bei aussergewöhnlichen Ereignissen gemäss<br />
betrieblicher Sicherheitsorganisation handeln<br />
100 101
13.1.3.1 Kennzeichnung der Feuerlöscher nach EN3<br />
Feuerlöscher<br />
Extincteur · Estintore<br />
12 kg ABC-Pulver/Poudre/Polvere<br />
55 A 233 B C<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Sicherungslasche abziehen.<br />
Arracher la sûreté.<br />
Strappare la levetta di<br />
sicurezza.<br />
Handgriff ruckartig<br />
anheben.<br />
Tenir l’appareil par poignée.<br />
Impugnare l’estintore.<br />
Löschpistole drücken.<br />
Presser sur la poignée<br />
du pistolet.<br />
Azionare la pistola.<br />
Vorsicht bei elektrischen Anlagen.<br />
Nur bis 1000 V; Mindestabstand 1 m.<br />
Prudence avec les installations électriques<br />
jusqu’à 1000 V. Distance minimale 1 m.<br />
Attenzione su impianti elettrici.<br />
Solo fino a 1000 V.<br />
Tenere una distanza minima di 1 m.<br />
Löschmittel: 12 kg ABC-Pulver<br />
ADEX<br />
Treibmittel: 280 g CO2<br />
K.A. Blöchliger AG<br />
GLORIA Alleinvertretung Schweiz<br />
Widmenhalde 11<br />
8953 Dietikon<br />
948 502-00<br />
Funktionsbereich: – 30 ºC bis + 60 ºC<br />
VKF-Nr:<br />
16522 EN 3/P 12 S<br />
Typ/Artikel: P 12 Premium/P 12 P<br />
Telefon 0447523231<br />
Fax 0447523220<br />
www.k-a-b.ch<br />
info@k-a-b.ch<br />
948 418-00<br />
Instandhaltungs-Nachweis<br />
neuer Löscher:<br />
t<br />
Sachkundiger:<br />
t<br />
nächste Prüfung:<br />
t<br />
Füllmenge<br />
und Löschmittel<br />
Unterschrift:<br />
Bedienungsanleitung<br />
in Schriftform<br />
Nach jeder Betätigung neu füllen!<br />
Löscher mindestens alle 2-3 Jahre<br />
warten.<br />
und Piktogramm<br />
Nur Lösch- und Treibmittel sowie<br />
Ersatzteile verwenden, die mit dem<br />
zugelassenen Produkt übereinstimmen.<br />
Recharger complètement après<br />
chaque utilisation.<br />
Contrôler l’appareil au moins<br />
tous les 2-3 ans.<br />
Utiliser seulement des agents<br />
d’extinction et de propulsion<br />
qui correspondent au produit<br />
homologué.<br />
Ricaricare dopo ogni intervento.<br />
L’estintore deve essere revisionato<br />
ogni 2-3 anni al più tardi.<br />
Usare solo agenti di estinzione/<br />
propulsori e pezzi di ricambio<br />
omologati.<br />
Brandklassen<br />
Warnhinweis: Vorsicht<br />
bei elektrischen Anlagen<br />
Technische Beschreibung<br />
und Herstellerangaben<br />
13.1.3.2 Die Brandklassen und Löschmittel<br />
Nicht jeder Feuerlöscher kann für alle Brände eingesetzt werden.<br />
Die drei Löschmittelarten ( flüssig, fest, und gasförmig ) sind nicht nur für Brandklassen von festen,<br />
flüssigen oder gasförmigen Brennstoffen geeignet. Kombinationen von mehreren Brandklassen<br />
für einen Feuerlöscher sind durchaus möglich.<br />
Bei Feuerlöscher für Metallbrände ( Brandklasse D ) gibt es keine Kombinationen.<br />
Brandklassen/Löschmittel<br />
Classe d’incendie/Agent extincteur<br />
Classi di fuoco/Agenti estinguenti<br />
Schaum-Feuerlöscher<br />
Extincteur à mousse<br />
Estintori a schiuma<br />
Pulver-Feuerlöscher<br />
Extincteur à poudre<br />
Estintori a polvere<br />
Kohlendioxid-Feuerlöscher<br />
Extincteur à dioxyde de carbone<br />
Estintori ad anidride carbonica<br />
Fettbrand-Feuerlöscher<br />
Extincteur pour feu de graisse<br />
Estintori per grassi<br />
Metallbrand-Feuerlöscher<br />
Extincteur pour feu de métaux<br />
Estintori per metalli infiammabili<br />
Brände an elektr.<br />
Anlagen bis 1000 V<br />
Incendie sur installations<br />
électr. jusqu’à 1000 V<br />
Incendi su impianti<br />
eletr. sino a 1000 V<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
Nasslöschposten<br />
Poste d’incendie<br />
Posti antincendio<br />
Löschdecke<br />
Couverture d’extinction<br />
Coperta antifiamma<br />
geeignet<br />
approprié<br />
adatto<br />
nur bedingt geeignet<br />
sous certaines conditions<br />
adatto solo in parte<br />
13. Handlungskompetenzbereich D<br />
Bei aussergewöhnlichen Ereignissen gemäss<br />
betrieblicher Sicherheitsorganisation handeln<br />
102 103<br />
19
13.1.3.3 Feuerlöscher richtig einsetzen<br />
13.2 Havarie<br />
Nur löschen, wenn keine Gefahr für das eigene Leben besteht !<br />
Service<br />
– Brand in Windrichtung löschen.<br />
– Nicht wahllos in die Flammen spritzen.<br />
– Bei Pulverlöscher mit der Pulverwolke und<br />
nicht mit dem Pulverstrahl löschen.<br />
– Von vorne beginnend und von unten nach<br />
oben löschen.<br />
– Löschmittel über den ganzen Brandherd<br />
verteilen.<br />
– Nur so viel Löschmittel einsetzen, wie zum<br />
Löschen erforderlich ist.<br />
– Tropf- und Fliessbrände<br />
von oben nach unten löschen.<br />
– Mehrere Feuerlöscher gleichzeitig<br />
einsetzen, nicht nacheinander.<br />
Miteinander = grössere Löschleistung.<br />
– Brandstelle beobachten.<br />
– Auf Rückzündungen achten.<br />
– Löschmittelreserve bereithalten.<br />
– Benutzte Feuer löscher nicht wieder aufhängen.<br />
– Unverzüglich neu befüllen lassen.<br />
13.2.1 Erste Massnahmen bei einer Havarie<br />
Unfälle mit Gefahrgut können stationär im Betrieb, aber auch auf öffentlichen Strassen und Plätzen<br />
verursacht werden. Dabei ist mit der Gefährdung der Bevölkerung, den beteiligten Personen<br />
und der Umwelt (Boden, Wasser, Luft) zu rechnen. Austretende Stoffe können sich entzünden,<br />
mit anderen Stoffen reagieren und / oder giftige Dämpfe bilden. Gase und Dämpfe können, nach<br />
Austritt in die Atmosphäre, explodieren.<br />
Einsätze bei chemischen Ereignissen haben die Eigenart, dass sie in der Regel mit<br />
einem Informationsdefizit beginnen. Die Art des chemischen Stoffes<br />
sollte möglichst bei der Alarmierung bekannt gegeben werden.<br />
Man sollte sich sofort über die möglichen Gefahren im Klaren sein<br />
und die erforderlichen Massnahmen treffen.<br />
Die Massnahmen nach Unfällen mit Gefahrgut umfassen:<br />
1. Alarmierung<br />
2. Sofortmassnahmen<br />
3. Schadensbegrenzung<br />
4. Folgebeseitigung<br />
Ziel dieser Massnahmen muss sein:<br />
– Schutz der Mitarbeiter, Einsatzkräfte,<br />
Bevölkerung und Tiere<br />
– Rettung gefährdeter Menschen und Tiere<br />
– Schutz der Umwelt<br />
– Verhinderung einer Schadensausweitung<br />
13.2.2 Alarmieren<br />
Die Alarmierung bei Havarien und Ereignisse mit Chemikalien unterscheidet sich nicht wesentlich<br />
von der Alarmierung bei Feuer. Die Alarmierung muss telefonisch gemacht werden mit möglichst<br />
genauen Angaben zu den beteiligten Stoffen.<br />
118 Feuerwehr, Ölwehr, Chemiewehr<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
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1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
13. Handlungskompetenzbereich D<br />
Bei aussergewöhnlichen Ereignissen gemäss<br />
betrieblicher Sicherheitsorganisation handeln<br />
104 105
13.2.2.1 Grundregeln der Alarmierung<br />
WO: – Genaue Adresse ( Ort, Strasse, Hausnummer, Zufahrt )<br />
WAS:<br />
– Gibt es verletzte Personen<br />
– Ereignis mit oder ohne Brandgefahr<br />
– Angaben über beteiligte Stoffe<br />
( UN-Nummer, Stoff-Nummer, Gefahren Nr., Gefahrenzettel Nr. )<br />
– Grösse der havarierten Gebinde<br />
WANN: – Um welche Zeit ?<br />
WIE VIELE: – Anzahl Personen<br />
WEITERES: – Ausmass der Kontamination, weitere Gefahren, Gefahrengut melden<br />
WER: – Name, Adresse, Telefonnummer des Anrufenden ( für evtl. Rückfragen )<br />
13.2.2.2 Präventive Massnahmen:<br />
– Unfallstelle grossräumig absperren. Unbefugten Personen den Zutritt verwehren !<br />
– Räume und Hallen gut lüften ( Explosionsgefahr verringern / giftige Gase verdünnen )<br />
Brandschutz: «Beachtung der eigenen Sicherheit»<br />
Neu<br />
<br />
Alt<br />
– Vorhandene Handfeuerlöscher bereitstellen ( Löschmittel: Schaum, Pulver oder CO 2<br />
)<br />
13.3 Erste Hilfe<br />
Oberstes Ziel der Ersten Hilfe soll es sein, Notfallsituationen richtig einzuschätzen, richtig zu helfen<br />
und damit weiteren Schaden für Patienten und Helfer zu verhindern.<br />
Vorbereitung:<br />
– Selbstschutz hat die höchste Priorität.<br />
– Geeignete Schutzkleidung für die Mitarbeiter.<br />
– Beachten Sie den Notfallplan Ihrer Firma.<br />
– Standorte der Notfallapotheke, dem Sanitätszimmer, dem Betriebssanitäter,<br />
dem Sauerstoffkoffer und dem AED-Gerät sind allen Mitarbeitern bekannt.<br />
13.3.1 Ampelschema<br />
Rot:<br />
Schauen<br />
Situation überblicken<br />
Was ist geschehen?<br />
Wer ist beteiligt?<br />
Wer ist betroffen?<br />
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– Notfallausrüstung bereitstellen<br />
– Persönliche Schutzausrüstung tragen<br />
– Schutzbrille, Handschuhe, Schutzanzug, Atemschutz<br />
– Zündquellen fernhalten<br />
– Striktes Rauchverbot einhalten<br />
– Keine Elektrogeräte benützen<br />
– Keine Fahrzeuge benützen<br />
– Nur Ex-geschütztes und funkenfreies Werkzeug benützen<br />
Gelb:<br />
Denken<br />
Grün:<br />
Handeln<br />
Fachhilfe 144<br />
alarmieren<br />
Nothilfe<br />
*BLS: Basic Life Supports<br />
AED: Automated External Defibrillator<br />
Gefahren erkennen<br />
Gefahr für Helfende?<br />
Gefahr für Unfallopfer?<br />
Gefahr für andere Personen?<br />
Für Sicherheit sorgen<br />
Nothilfe leisten<br />
BLS-AED*-Schema anwenden<br />
13.3.2 Meldeschema / Notfallnummern<br />
Wo befindet sich die Unfallstelle ?<br />
( genauer Ort, Strasse / Adresse, Hausnummer )<br />
Was ist passiert ?<br />
13. Handlungskompetenzbereich D<br />
Bei aussergewöhnlichen Ereignissen gemäss<br />
betrieblicher Sicherheitsorganisation handeln<br />
106 107
Wann ist der Unfall geschehen ?<br />
Wie viele Personen sind verletzt ?<br />
Weiteres Gibt es andere Gefahren ? Giftstoffe, Chemikalien, Strom, Feuer ?<br />
Wer telefoniert ?<br />
Rückmeldung an Ersthelfer, wann Sanität eintrifft.<br />
13.3.3 Notfallnummern<br />
144<br />
Sanitätsnotruf<br />
1414<br />
Rega<br />
118<br />
Feuerwehr<br />
SOS<br />
112<br />
SOS<br />
112<br />
SOS<br />
112<br />
117<br />
Polizei<br />
145<br />
SOS<br />
112<br />
SOS<br />
112<br />
Tox Info Suisse<br />
112<br />
Europäischer<br />
Notruf<br />
13.3.4 Auffinden einer verletzten oder bewusstlosen Person<br />
17.4 Reanimation ( Herz-Lungen-Wiederbelebung )<br />
13.3.4.1 Bewusstlosenlagerung<br />
In Rückenlage ist der bewusstlose Patient durch eine mögliche Verstopfung der Atemwege z. B.<br />
durch Fremdkörper, Blut, Erbrochenes oder durch die zurückfallende Zunge gefährdet. Zusätzlich<br />
können Husten- oder Schluckreflexe fehlen. Jeder Bewusstlose gehört deshalb in die Bewusstlosenlage,<br />
damit die Atemwege frei sind, der Sekretausfluss gewährleistet ist und der Patient stabil<br />
liegt.<br />
Ziel:<br />
– Atemwege frei<br />
– Sekretausfluss gewährleistet<br />
– Lagerung stabil<br />
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144 Sanität: Notfälle, immer wenn verletzte Personen beteiligt sind<br />
SOS<br />
112<br />
117 Polizei: Verkehrsunfall, Verbrechen<br />
118 Feuerwehr: Eingeklemmte Personen und Tiere, Brand, Explosionsgefahr, Vergiftungsgefahr<br />
in der Umgebung ( z. B. Öl, Benzin )<br />
1414 Rega: Bei Schwerverletzten, bei Gebirgsunfällen, bei schwer zugänglichen Unfallstellen<br />
145 Tox Info Suisse STIZ * : Vergiftungsnotfälle ohne Bewusstseinsstörungen<br />
112 Europäischer Notruf: Diese Notrufnummer ist auch in der Schweiz aufgeschaltet.<br />
Dennoch sollte die entsprechende Rettungsorganisation direkt alarmiert<br />
werden, da der Weg über die Nummer 112 zu Verzögerungen führen kann.<br />
Sämtliche Handlungen sind gegenüber bewusstlosen Patienten zu erläutern, da sie ihre Umgebung<br />
immer noch wahrnehmen können.<br />
13.3.4.2 Lagerung:<br />
– Brille und harte Gegenstände aus den Hosentaschen entfernen<br />
– Bewusstlosenlagerung mit Witterungsschutz<br />
– Alarmieren<br />
– Patient weiter betreuen<br />
– Atmung regelmässig kontrollieren<br />
13. Handlungskompetenzbereich D<br />
Bei aussergewöhnlichen Ereignissen gemäss<br />
betrieblicher Sicherheitsorganisation handeln<br />
108 109
13.4 Vergiftungen, Verätzungen<br />
Vorbereitung<br />
– Beachten Sie den Notfallplan Ihrer Firma.<br />
– Unterstützung: Auskunftsnummer des Toxikologischen Zentrums Zürich ( 0 )145. 1 )<br />
Alle Mitarbeiter müssen informiert und trainiert werden<br />
Was ist an meinem Arbeitsplatz konkret zu tun beim<br />
– Einatmen von vorkommenden Giftstoffen ?<br />
– Augenkontakt mit vorkommenden Giftstoffen ( üben mit den Augenduschen ) ?<br />
– Hautkontakt mit vorkommenden Giftstoffen ?<br />
– Einnehmen oder Mundkontakt mit vorkommenden Giftstoffen ?<br />
Selbstschutz hat höchste Priorität<br />
– Auch bzw. vor allem bei Erster Hilfe.<br />
Persönliche Schutzausrüstung tragen<br />
– Schutzbekleidung<br />
– Handschuhe<br />
– Schutzbrille<br />
– Sicherheitsschuhe<br />
– Gemäss Vorgaben interner Sicherheitsbestimmungen<br />
13.4.1 Aufnahme von giftigen Stoffen ist möglich über…<br />
Haut (cutan): Kontakt mit Flüssigkeiten oder festen Stoffen<br />
13.4.2 Verbrennungen<br />
Verbrennungen und Verbrühungen können unterschiedlich tief sein.<br />
Durch die massive Hitzeeinwirkung wird dem Körper die lebensnotwendige Flüssigkeit entzogen.<br />
Sie können durch heisse Gegenstände, Strahlungen, Feuer, Feuerwerk, Elektrizität, Blitzschlag,<br />
heisse Flüssigkeiten oder Dampf entstehen.<br />
13.4.2.1 Die Verbrennungsgrade<br />
1. Grad: Rötung der Haut ( wie z. B. auch beim Sonnenbrand )<br />
2. Grad: Blasenbildung oder Verkrustung der Haut<br />
3. Grad: Verkohlung, Verschorfung der Haut und des darunter liegenden Gewebes<br />
13.4.2.2 Brennende Kleider sofort löschen<br />
– Patienten am Boden rollen oder<br />
– mit Löschdecke / Wolldecke einrollen<br />
– Feuerlöscher<br />
13.4.2.3 Erste Hilfe<br />
Rasches Alarmieren von 144 oder 1414 !<br />
– Auf Selbstschutz achten<br />
– Alarmieren<br />
– Brennende Kleider sofort löschen<br />
– Patienten am Boden rollen oder mit Löschdecke / Wolldecke einrollen<br />
– Es sind massive Atemwegsprobleme möglich<br />
– Kühlen mit grossen Mengen Wasser in Raumtemperatur, um den Verbrennungsprozess zu beenden,<br />
mindestens 15 Minuten<br />
– Betroffene Körperstellen mit sauberen und trockenen, nicht klebenden Verbänden abdecken.<br />
Sehr gut geeignet dafür sind auch durchsichtige Haushaltfolien<br />
– Rest des Körpers Körper gegen Unterkühlung schützen, beispielsweise mit einer Rettungsdecke<br />
– Patienten immer auch auf Auffälligkeiten hin untersuchen<br />
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Mund (oral): Einnahme von festen oder flüssigen Stoffen<br />
Nase (Inhalation): Einatmen giftiger Gase, Dämpfe, Stäube oder Aerosole<br />
Augen: Kontakt durch Spritzer, Dämpfe, Stäube, schmutzige Hände<br />
1 )<br />
Viele wertvolle Informationen bezüglich des konkreten Gefahrengutes sind oft auch im Internet recht ausführlich<br />
beschrieben.<br />
13.4.2.4 Rauchgas-Inhalation<br />
– Rauchgasvergiftung<br />
– Inhalationstrauma<br />
Bei Bränden werden zahlreiche Giftgase freigesetzt.<br />
Eingeatmetes Kohlenmonoxid ( CO ) verhindert langanhaltend eine ausreichende Sauerstoffversorgung.<br />
Selbstschutz steht auch hier an erster Stelle!<br />
13. Handlungskompetenzbereich D<br />
Bei aussergewöhnlichen Ereignissen gemäss<br />
betrieblicher Sicherheitsorganisation handeln<br />
110 111
Notizen<br />
14. Handlungskompetenzbereich E – Wirtschaftlichkeit<br />
und Ressourceneffizienz fördern<br />
Leistungsziele E<br />
E.2.1.1<br />
E.2.1.2<br />
E.2.1.3<br />
E.2.2.1<br />
E.2.2.2<br />
E.2.2.3<br />
Ich bewege Güter ergebnisorientiert.<br />
Ich bewege Güter fristgerecht.<br />
Ich bewege Güter kostenbewusst.<br />
Ich vermeide Leerläufe.<br />
Ich vermeide Zeitfresser.<br />
Ich vermeide Warte- und Standzeiten.<br />
14.1 Die Prozesskette in der Logistik<br />
Die Vielfalt der Aufgaben innerhalb der Logistikkette ist gross. Jedes Unternehmen besitzt also<br />
Kernkompetenzen für bestimmte Aufgaben.<br />
14.1.1 Bereiche der Prozesskette<br />
Die vier Bereiche der Prozesskette in der Logistik sind Beschaffung, Produktion, Distribution (Verteilung)<br />
und Entsorgung.<br />
Umschlag<br />
Lagerung<br />
Informationen<br />
Umschlag<br />
Lagerung<br />
Informationen<br />
Umschlag<br />
Lagerung<br />
<strong>Lehrmittel</strong> für die<br />
<strong>PrA</strong><br />
1. Auflage 2018, <strong>PrA</strong><br />
praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
Beschaffung<br />
Produktion<br />
Informationen<br />
Verteilung<br />
(Distribution)<br />
Informationen<br />
Informationen<br />
Informationen<br />
Informationen<br />
Transport Transport Transport<br />
Entsorgung<br />
14.1.1.1 Beschaffung<br />
Die Beschaffung von Gütern ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Einkäufer sind dafür verantwortlich,<br />
dass ihren Unternehmen immer die richtigen Güter in guter Qualität und möglichst kostengünstig<br />
zur Verfügung stehen.<br />
14.1.1.2 Produktion<br />
Die industrielle Produktion bedingt den Einsatz von Maschinen. Da deren Anschaffung teuer ist,<br />
sollten sie voll ausgelastet werden.<br />
14. Handlungskompetenzbereich E<br />
Wirtschaftlichkeit und Ressourceneffizienz fördern<br />
112 113
14.1.1.3 Distribution (Verteilung)<br />
Die Verteilung der Güter vom Produzenten zum Endverbraucher nennt man Distribution.<br />
Notizen<br />
14.1.1.4 Entsorgung<br />
Die Entsorgung von Reststoffen ist das letzte Glied in der Logistikkette. Nach Möglichkeit sollten<br />
Reststoffe der Wiederverwertung zugeführt werden, dem sogenannten Recycling.<br />
14.1.2 Die 7-R-Regel<br />
Über alle Bereiche kann die 7-R-Regel angewendet werden.<br />
zu den<br />
richtigen<br />
Kosten<br />
beim<br />
richtigen<br />
Kunden<br />
in der<br />
richtigen<br />
Qualität<br />
Die<br />
richtigen<br />
Güter<br />
in der<br />
richtigen<br />
Menge<br />
zur<br />
richtigen<br />
Zeit<br />
am<br />
richtigen<br />
Ort<br />
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praktische Ausbildung <strong>PrA</strong> Logistik Vorbereitung berufliche Grundbildung<br />
Dies bedeutet, dass das Material ergebnisorientiert, fristgerecht, kostengünstig und ressourcenschonend<br />
transportiert werden muss. Zeitgleich müssen Leerläufe oder Zeitfresser und Warteoder<br />
Standzeiten vermieden werden.<br />
114 115
Schweizerische Vereinigung für die Berufsbildung in der Logistik<br />
Association Suisse pour la formation professionnelle en logistique<br />
Associazione Svizzera per la formazione professionale in logistica