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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 76 · M ontag, 1. April 2019 – S eite 28 **<br />
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Panorama<br />
LEUTE<br />
NACHRICHTEN<br />
Sarah Wiener (56) redet sich in Rage<br />
und also Tacheles.Inder Augsburger<br />
Allgemeinen beklagt die Starköchin<br />
die Tabuisierung des Schlachtens<br />
vonTieren: „Wenn ich ein Tier essen<br />
will, sollte ich mir auch die Hände<br />
dafür blutig machen können. Aber<br />
wir können es nicht ertragen, wenn<br />
man ein Auge,eine Sehne oder eine<br />
Kralle sieht.“ Jupp,der Kulinarik eignet<br />
zumeist etwas Gewalttätiges.<br />
Aber das eben so zu sehen, vermeiden<br />
wir –umuns den Appetit nicht<br />
zu verderben. Sind Schnitzelliebhaber<br />
denn Feiglinge?<br />
Keira Knightley (34) hat deutsches<br />
Essen immer gemocht. Überhaupt<br />
verbindet die britische Schauspielerin(fast)<br />
nur gute Erinnerungen mit<br />
ihrem Schüleraustausch in Konstanz<br />
vor20Jahren, wie sie in der Frankfurter<br />
Allgemeinen Sonntagszeitung erklärt.<br />
Undja: „Ein richtig schönes<br />
Schnitzel ist eine wundervolle Erfindung.“<br />
Nurdie deutschen Jungs fand<br />
Knightley etwas fad.<br />
Katja Kipping (41) konvertierte bei einem<br />
PunkkonzertinDresden zurVegetarierin.<br />
Da war sie 14 Jahrealt, auf<br />
einer Videoleinwand seien Filme<br />
blutig-grausamen Szenen aus<br />
Schlachthöfen zu sehen gewesen, erzählt<br />
Linken-Politikerin in der Heilbronner<br />
Stimme.Eklig! Allerdings<br />
genehmige sie sich manchmal eine<br />
Wurst:„Wie es bei den Katholiken ist:<br />
Manhat seine Grundsätzeund sündigt<br />
manchmal –und genießt die<br />
Sünde umso mehr.“<br />
Mick Jagger (75) muss<br />
pausieren. DerFrontmann<br />
der Rolling<br />
Stones kuriereauf<br />
den Ratseiner<br />
Ärzte erst einmal<br />
eine Erkrankung<br />
aus,teilte die Band<br />
per Facebook mit.<br />
Diefür April, Mai<br />
und Juni angekündigte<br />
Tournee durch<br />
Nordamerika werde<br />
verschoben.Woran<br />
Jagger leidet, wurde<br />
nicht bekannt.<br />
(schl./mit dpa)<br />
Ist erkrankt und<br />
muss Pause<br />
machen. DPA<br />
TIERE<br />
Inbegriff des spanischer Konquistadors: Hernán Cortés. Das Gemälde zeigt ihn bei der Schlacht von Otumba am 14. Juli 1520 –beim Sieg gegen ein großes Azteken-Heer.<br />
Entschuldigen Sie!<br />
Der mexikanische Präsident empört sich über die spanischen Eroberer vor einem halben Jahrtausend<br />
VonMartin Dahms, Madrid<br />
Der Präsident Mexikos hat<br />
sich im Adressaten<br />
geirrt“, glaubt der peruanische<br />
Schriftsteller Mario<br />
Vargas Llosa. „Er hätte sich den<br />
Brief selber schicken müssen.“ Im<br />
argentinischen Córdoba findet gerade<br />
der achte Kongress der Spanischen<br />
Sprache statt, und alle reden<br />
da, so wie Vargas Llosa, über diesen<br />
Brief. So wie in der gesamten spanischsprachigen<br />
Welt gerade über<br />
den Brief geredet wird. Andrés<br />
Manuel López Obrador, seit<br />
kurzem mexikanischer Präsident,<br />
hat ihn geschrieben und vor einem<br />
Monat an den spanischen König Felipe<br />
VI. geschickt. Nun haben mehrere<br />
<strong>Zeitung</strong>en Teile seines Inhalts<br />
bekannt gemacht –und eine Debatte<br />
ist losgebrochen.<br />
LópezObrador bittet in dem Brief<br />
darum, dass „das Königreich Spanien<br />
öffentlich und offiziell das verursachte<br />
Unrecht anerkenne“, das mit<br />
der Eroberung des heutigen Mexikos<br />
durch spanische Invasoren vor 500<br />
Jahren einherging. Mit anderen Worten:<br />
Der Präsident bittet den König,<br />
um Entschuldigung für vergangenes<br />
Unrecht zu bitten. Das kam in Spanien<br />
nicht gut an. Die Regierung von<br />
Ministerpräsident PedroSánchezgab<br />
eine Erklärung heraus, inder sie die<br />
Bitte von López Obrador „mit aller<br />
Entschiedenheit“ zurückweist. „Die<br />
Ankunft vor500 Jahren vonSpaniern<br />
auf dem gegenwärtigen mexikanischen<br />
Territorium kann nicht nach<br />
heutigen Maßstäben bewertet werden.<br />
Unsere Geschwistervölker haben<br />
es immer verstanden, unseregemeinsame<br />
Vergangenheit ohne Zorn<br />
und aus einem konstruktiven Blickwinkel<br />
zu betrachten.“<br />
Im Moment ist die Debatte aber<br />
doch zornig. Der spanische Schriftsteller<br />
Arturo Pérez-Reverte twitterte<br />
über López Obrador: „Wenn dieses<br />
Individuum wirklich glaubt, was es<br />
sagt, ist es ein Idiot. Wenn nicht, ein<br />
Lump.“ Die Madrider <strong>Zeitung</strong> El<br />
Mundo kommentierte,der mexikanische<br />
Präsident fordere offenbar eine<br />
Entschuldigung vonSpanien,„weil es<br />
1519 die Menschenrechtserklärung<br />
von1948 verletzt hat“. Undder Präsident<br />
der Königlich Spanischen Akademie,Santiago<br />
MuñozMachado,erklärte:<br />
„Alle Eroberer aller Epochen<br />
haben viele Grausamkeiten verübt.“<br />
DerBrief vonLópezObrador sei bloß<br />
„eine Form,Krach zu machen“.<br />
Für die meisten Spanier dürfte<br />
dieser Krach eher überraschend<br />
kommen. Die eigene koloniale Vergangenheit<br />
ist ihnen fern. Dass Spanien<br />
mal über ein Weltreich<br />
herrschte,indem die Sonne niemals<br />
unterging, wissen sie zwar, ziehen<br />
daraus aber gewöhnlich keinen besonderen<br />
Stolz. Wenn, dann fragen<br />
sie sich gelegentlich, warum vondieser<br />
imperialen Größe so wenig übrig<br />
geblieben ist. Kolumbus ist für sie<br />
ein wagemutiger Seefahrer, der Europa<br />
eine neue Welt entdeckte, kein<br />
rücksichtsloser Eroberer. Seinetwegen<br />
wird heute in der halben Welt<br />
Spanisch gesprochen, was das Reisen<br />
erleichtert. Und Mexiko ist das<br />
Land, das vor 80 Jahren großzügig<br />
„Das Königreich Spanien möge offiziell das<br />
verursachte Unrecht anerkennen.“<br />
Andrés Manuel López Obrador, seit 1. Juli 2018 Präsident von Mexiko<br />
die Verlierer des Spanischen Bürgerkriegs<br />
aufnahm.<br />
Der Brief von López Obrador ist<br />
eine Erinnerung daran, dass die Hispanisierung<br />
großer Teile Amerikas<br />
kein friedlicher, sondern ein gewalttätiger<br />
Prozess war. Das wissen die<br />
Spanier –aber sollen sie deswegen<br />
heute,ein halbes Jahrtausend später,<br />
um Entschuldigung bitten? Die Aufforderung,<br />
sich für die Taten der Vorfahren<br />
zu schämen, hat die fatale<br />
Wirkung, dass sie die Chauvinisten<br />
in Spanien anstachelt. So wie Pablo<br />
Casado, den jungen Vorsitzenden<br />
der konservativen Volkspartei –die<br />
er gerade auf stramm rechten Kurs<br />
bringt. Für Casado ist die Hispanität<br />
– die Verbreitung der spanischen<br />
Kultur vor500 Jahren um den Globus<br />
IMAGO<br />
– „die brillanteste Etappe der<br />
Menschheitsgeschichte gemeinsam<br />
mit dem Römischen Reich“.<br />
Versklavung, Ausbeutung, der Tod<br />
durch Seuchen gehören für Casado<br />
zur„SchwarzenLegende“: So nennen<br />
die Spanier alle kritischen Kommentare<br />
über die negativen Aspekte der<br />
spanischen Geschichte. Von der<br />
Schwarzen Legende reden sie, wenn<br />
sie denn mal der Nationalstolz packt.<br />
Undder packt sie,wenn sie der mexikanische<br />
Präsident für Verbrechen<br />
der Vergangenheit verantwortlich<br />
machen will. Zumal sie wissen, dass<br />
die Konquistadoren nicht in einen<br />
friedlichen Garten Eden einbrachen.<br />
In seinem Standardwerk über „Die<br />
Eroberung Mexikos“ schrieb der britische<br />
Hispanist Hugh Thomas über<br />
die Eroberer und die Eroberten: „Gemessen<br />
an heutigen Maßstäben warenbeide<br />
grausam, aber kultiviert.“<br />
MarioVargas Llosa macht die Probleme<br />
Lateinamerikas nicht in der<br />
Vergangenheit, sondern inder Gegenwart<br />
fest. Deswegen habe sich<br />
LópezObrador im Adressaten seines<br />
Briefes geirrt. Mexiko genieße seit<br />
200 Jahren volle Souveränität. So wie<br />
„alle lateinamerikanischen Präsidenten“<br />
müsse sich López Obrador<br />
fragen, warum noch kein Land „die<br />
allgemein bekannte Ungerechtigkeit<br />
gegenüber den Eingeborenen“ beseitigt<br />
habe.Das sei nicht die Verantwortung<br />
der heutigen Spanier,deren<br />
Vorfahren in Spanien blieben –im<br />
Gegensatz zu jenen, die nach Amerika<br />
auswanderten. „Sowie die Ururgroßeltern<br />
von López Obrador. Und<br />
die meinen.“<br />
Tödlicher Flugzeugabsturz<br />
in Hessen<br />
Beim Absturzeines Kleinflugzeugs in<br />
der Nähe eines Flugplatzes in Egelsbach<br />
sind drei Menschen ums Leben<br />
gekommen. AufdemWegzum Unfallortwurde<br />
wenig später ein Streifenwagen<br />
in einen tödlichen Unfall<br />
verwickelt. DieMaschine war am<br />
Sonntag auf ein Spargelfeld in Erzhausen<br />
gestürzt, teilte die hessische<br />
Polizei mit. DerUnfall der Polizisten<br />
ereignete sich nur wenige Kilometer<br />
entfernt vonder Absturzstelle durch<br />
einen frontalen Zusammenstoß mit<br />
einem Auto.ImWagen der Unfallverursacher<br />
kamen zwei Menschen ums<br />
Leben. Unter den Toten des Flugzeugabsturzesist<br />
auch die 55-jährige<br />
russische Geschäftsfrau Natalija Filjowa.<br />
Siewar Miteigentümerin der<br />
S7-Fluggesellschaft. (dpa)<br />
Schweizerin geht nach<br />
Lotto-Gewinnweiter arbeiten<br />
Trotz eines Lottogewinns von162<br />
Millionen Euro geht eine Schweizerinlaut<br />
einem Medienbericht weiter<br />
ihrem Jobnach. Siemache weiter<br />
ihreArbeit, sagte die Frau, die anonym<br />
bleiben möchte,der <strong>Zeitung</strong><br />
Schweiz amWochenende.Mit einem<br />
Einsatz vonumgerechnet 22 Euro<br />
hatte die Frau im vergangenen Oktober<br />
162 Millionen Euro in der LotterieEuro-Millions<br />
gewonnen.<br />
Auch ihrem Wohnortbleibe die Gewinnerin<br />
aus dem Kanton Aargau<br />
treu, obwohl sie mit einem Umzug in<br />
einen anderen Kanton Millionen<br />
hätte sparen können, schreibt die<br />
<strong>Zeitung</strong> weiter. (dpa)<br />
Erinnerungsstückevon<br />
RomySchneider versteigert<br />
Dieses Baumwolltuch der Marke Yves<br />
Saint Laurent brachte 2200 Euro.<br />
DPA<br />
Besteck, Bücher und Halstücher der<br />
Schauspielerin Romy Schneider sowie<br />
Möbelstücke aus ihrem Elternhaus<br />
sind im niederbayerischen<br />
Landshut versteigertworden. Insgesamt<br />
kamen 50 Gegenstände unter<br />
den Hammer.MehrereDutzend<br />
Sammler boten am Sonnabend –fast<br />
37 Jahrenach demToddes Filmstars –<br />
im Auktionshaus Ruef mit. Besonders<br />
begehrtwaren Halstücher.Sozahlte<br />
ein Bieter für ein blau-beige gemustertes<br />
Baumwolltuch der MarkeYves<br />
Saint Laurent 2200 Euro. (dpa)<br />
Überlebenskampf: sechs Elefantenbabys<br />
in Thailand.<br />
Dicht gedrängt, Rüssel nach oben,<br />
um Luft zu holen: Unser Bild zeigt<br />
sechs thailändische Elefantenbabys,<br />
die um ihr Überleben kämpfen,<br />
nachdem sie in eine Schlammgrube<br />
gerutscht sind. EinDrama im Thap<br />
Lan National Park östlich vonBangkok.<br />
ZumGlück stießenWildhüter auf<br />
die verängstigten und hilflosen Tiere,<br />
wie Parkleiter PrawartsartChantheap<br />
am Sonnabend berichtete.Die Elefantenkälber<br />
hatten demnach ihre<br />
Herdeverloren und waren auf der Suche<br />
nachWasser in die Grube geraten.<br />
DasHappyEnd: DieWildhüter holten<br />
Hacken und Spaten herbei und<br />
gruben den Dickhäuterneine Rampe,<br />
über die sie schließlich ihr Gefängnis<br />
verlassen konnten. Bravo! (schl.)<br />
AP<br />
Die neueste Verschwörung<br />
Amazon-Chef Bezos wehrt sich gegen die Veröffentlichung kompromittierender SMS –und beschuldigt Saudi-Arabien<br />
Nach der Veröffentlichung kompromittierender<br />
Handy-Nachrichten<br />
und intimer Fotos von Amazon-Chef<br />
Jeff Bezos durch die Boulevardzeitschrift<br />
National Enquirer hat<br />
ein von Bezos engagierter Privatermittler<br />
Saudi-Arabien beschuldigt,<br />
das Mobiltelefon des Unternehmers<br />
gehackt zu haben, um an dessen persönliche<br />
Daten zu gelangen.<br />
Mansei sich„sehr sicher“, dass die<br />
saudi-arabischen Behörden Zugriff<br />
auf Bezos Handy gehabt hätten und<br />
an private Informationen gelangt<br />
seien, schrieb der Privatdetektiv Gavin<br />
de Becker am Sonnabend (Ortszeit)<br />
auf der Website „The<br />
Daily Beast“. Zwar sei es der<br />
Bruder von Bezos’ Geliebter<br />
gewesen, der dem Skandalblatt<br />
National Enquirer<br />
die kompromittierenden<br />
SMS verkauft habe. Damit<br />
hätten die wahren Verantwortlichen<br />
aber lediglich<br />
eine falsche Spur gelegt.<br />
De Becker sieht einen<br />
Zusammenhang mit der umfangreichen<br />
Berichterstattung der zu Bezos’<br />
Unternehmen gehörenden Washington<br />
Post über den Mord an dem<br />
saudi-arabischen Journalisten Jamal<br />
Jeff Bezos gibt<br />
nicht klein bei.<br />
AP/CLIFF OWEN<br />
Khashoggi im saudi-arabischen<br />
Konsulat in Istanbul<br />
im Oktober vergangenen<br />
Jahres. Essei klar, dass der<br />
saudiarabische Kronprinz<br />
Mohammed bin Salman<br />
die <strong>Zeitung</strong> als einen wichtigen<br />
Feind ansehe.<br />
Der US-Senat hatte bin<br />
Salman nach einer Anhörung<br />
von CIA-Ermittlern<br />
für den Mord an Khashoggi verantwortlich<br />
gemacht. Der National Enquirer<br />
hatte im Januar über eine außereheliche<br />
Affäre des reichsten<br />
Mannes der Welt mit der Nachrichtenmoderatorin<br />
Lauren Sánchezberichtet.<br />
Kurz zuvor hatten Bezosund<br />
seine Frau MacKenzie ihreTrennung<br />
nach 25 Jahren Ehe verkündet.<br />
Bezos heuerte daraufhin die Detektivkanzlei<br />
Gavin de Becker &Associates<br />
an, um herauszufinden, wie<br />
seine intimen Fotos und SMS in die<br />
Hände der Boulevardjournalisten<br />
gelangen. Bezos warf dem National-<br />
Enquirer-Herausgeber American<br />
Media Inc einen Erpressungsversuch<br />
vor. Ihm sei die Veröffentlichung<br />
seiner Privatfotos angedroht<br />
worden, wenn die Ermittlungen<br />
nicht eingestellt würden. (AFP)<br />
Europaweiter Rückgang<br />
insektenfressender Vögel<br />
Ob Bachstelze, Wiesenpieper oder<br />
Rauchschwalbe: DieZahl der vonInsekten<br />
lebendenVögel ist in den vergangenen<br />
25 Jahren europaweit deutlich<br />
zurückgegangen. Durchschnittlich<br />
um 13 Prozent sank die Zahl dieserVögel<br />
laut einer im Fachjournal<br />
„Conservation Biology“ veröffentlichten<br />
Studie.DieWissenschaftler<br />
des SenckenbergBiodiversität und<br />
Klima Forschungszentrums und des<br />
Deutschen Zentrums für integrative<br />
Biodiversitätsforschung führen diese<br />
Entwicklung nicht allein auf das Insektensterben,<br />
sonderninsbesondereauch<br />
aufVeränderungen der Agrarlandschaften<br />
zurück. Denn auf<br />
Äckern,Wiesen undWeiden hätten<br />
sich die Bestände der dortlebenden<br />
Vögel besonders verringert. (dpa)