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20 SPORT BERLINER KURIER, Sonnabend, 6. April 2019 *<br />
Bayerns Mats Hummels<br />
macht sich lang. Kann er<br />
heute Dortmunds Marco<br />
Reus stoppen?<br />
DasMeisterduell<br />
Welche Abwehr wackelt mehr?<br />
DasSpitzenspiel zwischen Bayern und Dortmund wird von der löchrigen Verteidigung beider Teams entschieden<br />
Von<br />
ANDREASBAINGO<br />
München – Zweiter gegen<br />
Spitzenreiter –das Duell der<br />
Bayern gegen den BVB (heute,<br />
18.30 Uhr) könnte der<br />
Showdown werden in der<br />
Bundesliga. Schaffen die<br />
Münchner ihren siebten Titel<br />
in Folge oder kehren die<br />
Dortmunder nach 2012 auf<br />
den Thron zurück? Vor dem<br />
Hammer-Duell beschwören<br />
beide jedenfalls die Defensive<br />
nach dem Motto: Ein Königreich<br />
für eine Abwehr.<br />
Um ihre Offensive müssen sich<br />
sowohl Niko Kovac als auch Lucien<br />
Favre nicht sorgen, auch<br />
wenn der BVB ohne den am<br />
Arm verletzten Knipser Paco<br />
Alcacer (16 Saisontore, Rang 2<br />
der Torjägerliste hinter Bayerns<br />
Robert Lewandowski mit<br />
19 Buden) nach München flog.<br />
Mit 69 (Bayern) und 66 Saisontoren<br />
(Borussia) sind die beiden<br />
der Konkurrenz weit enteilt.<br />
Dabei weiß der Bayern-<br />
Coach so gut wie der Borussia-<br />
Trainer, dass Stürmer zwar<br />
Spiele entscheiden, eine exzellente<br />
Abwehr aber Titel gewinnt.<br />
Insofern haben beide vor dem<br />
Gipfel – es ist der 100. Vergleich<br />
beider in der Bundesliga<br />
und er wird in 205 Länder übertragen<br />
– jede Menge zu tun.<br />
Denn in der Defensive hapert es<br />
hier wie da. Bei den Dortmundern<br />
fällt Achraf Hakimi mit<br />
Mittelfußbruch aus, Raphael<br />
Guerreiro saß wegen Muskelproblemen<br />
nicht mit im Flieger<br />
in die bayrische Landeshauptstadt,<br />
der Einsatz von Abdou<br />
Diallo (Wade) wackelt, Abwehrchef<br />
Manuel Akanji trainierte<br />
jüngst mit bandagiertem<br />
Oberschenkel und Lukasz<br />
Piszczek, seit ein paar Tagen<br />
zurück im Übungsbetrieb,<br />
stand wegen einer Fersenverletzung<br />
zuletzt vor acht Wochen,<br />
beim 3:3 gegen Hoffenheim,<br />
auf dem Rasen. „Es gibt<br />
einige Fragezeichen“, sagt Favre<br />
nur, „manches wird sich<br />
auch erst kurz vor dem Spiel<br />
entscheiden.“<br />
Top-Torjäger Robert<br />
Lewandowski im Duell<br />
mit Dortmunds Dan-Axel<br />
Zagadou (r.).<br />
Fotos: Imago Imgaes/Klovenbach, Imago Images/Team2<br />
Nicht so sehr personelle (Niklas<br />
Süle steht nach Rot im Pokal<br />
für die Liga ja bereit) als vielmehr<br />
mentale Probleme sieht<br />
Kovac. Er rätselt bereits die gesamte<br />
Saison<br />
über die Löcher<br />
in der Bayern-<br />
Abwehr. „Wir<br />
haben jetzt 40<br />
Pflichtspiele<br />
bestritten und 43 Gegentore<br />
kassiert“, rechnet er vor und<br />
schüttelt dabei regelrecht ungläubig<br />
mit dem Kopf: „So viele<br />
Gegentore gab es bei den Bayern<br />
doch sonst zusammen in<br />
zwei Spielzeiten.“<br />
Was also tun? Kovac paukt<br />
seiner Defensive das Einmaleins<br />
vor. „Im Fußball gibt es<br />
zwei wichtige Dinge“, sagt er,<br />
„du musst verteidigen und du<br />
musst angreifen. Angreifen ist<br />
das Schwierige, das ist Kunst.<br />
Verteidigen ist Handwerk, das<br />
ist relativ einfach.“<br />
Trotzdem kommen die Bayern<br />
selbst in der Liga mit 28 Gegentoren<br />
ganz häufig ins<br />
Schwimmen. Kovac kennt den<br />
Grund und reibt ihn seiner Abwehr<br />
unter die Nase: „Es ist eine<br />
Sache der Einstellung: Bin<br />
Heute, 18.30 Uhr<br />
ich bereit, den Zweikampf zu<br />
suchen, ihn zu führen und auch<br />
zu gewinnen? Denn wir wissen,<br />
dass es in dieser Saison schon<br />
das eine oder andere mal nicht<br />
gut gelaufen<br />
ist, dass wir<br />
einfach zu viele<br />
Gegentreffer<br />
bekommen<br />
haben.“ Gerade<br />
nach den vier Schoten beim 5:4-<br />
Pokal-Wahnsinn gegen Heidenheim<br />
fordert Kovac gegen<br />
den BVB: „Wir müssen verteidigen,<br />
denn wir können nicht<br />
immer fünf Tore schießen.“<br />
Das sollte nicht mal Lewandowski<br />
schaffen, der bei 199<br />
Bundesligabuden (davon 74 für<br />
den BVB) steht und als fünfter<br />
Spieler in den 200er-Klub stoßen<br />
könnte. Allerdings ist es<br />
Kovac mit der Abwehr gerade<br />
im Hammer-Duell derart ernst,<br />
dass er niemanden aus der Verantwortung<br />
lässt, nicht mal seinen<br />
Top-Stürmer: „Man muss<br />
verteidigen wollen – auch<br />
wenn man Künstler ist!“<br />
Deshalb gilt umso mehr: Ein<br />
Königreich für eine Abwehr,<br />
denn die gewinnt am Ende den<br />
Titel.