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GRO_Taschenbuch_MUSTER_2019

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Noch nie hatte ich ihn länger als eine halbe Minute unbeobachtet gelassen.<br />

Außer wenn er schlief, zugegeben. Dann konnten es schon mal<br />

ein, zwei Stunden sein. Wurde es auch nur eine Minute mehr, was<br />

nachts manchmal vorkam, plagte mich sofort ein schlechtes Gewissen.<br />

Ich konnte dann unmöglich wieder einschlafen. Es gab so viele<br />

Dinge, die mit einem kleinen Kind passieren konnten. Und es gab<br />

kaum einen Ort auf der Welt, an dem sie wirklich sicher waren.<br />

Da aber alles stimmte, was Charlotte Kramer über Maurice und sein<br />

Befinden bei den Seepferdchen sagte, war ich einen Monat später<br />

soweit, ihn bis zu zweieinhalb Stunden allein dort zu lassen. Und das<br />

an bis zu fünf Tagen die Woche! Noch vor kurzer Zeit hätte ich das für<br />

vollkommen unmöglich gehalten.<br />

Auf diesem Weg konnte ich sogar wieder regelmäßig schreiben. Nicht<br />

lange, eine gute Stunde vielleicht, die mir netto blieb, aber eben doch<br />

regelmäßig. Tatsächlich begann ich mit einem Roman. Mein Druck<br />

war nicht so groß, weil Nina in der Werbeagentur gut verdiente.<br />

Sie ging vollständig in ihrer Arbeit auf. Oft war sie tagelang nicht zu<br />

Hause, weil sie an großen Aufträgen in verschiedenen Städten arbeitete.<br />

Eine Weile gelang es mir, die Augen davor zu verschließen, dass<br />

wir dabei waren, uns im Höllentempo auseinander zu leben.<br />

Kapitel 3<br />

Nina wurde nicht schwanger.<br />

Vom ersten Tag unserer Ehe an verzichteten wir auf sämtliche Verhütungsmethoden,<br />

aber nichts passierte. Da Nina bis dahin die Pille genommen<br />

hatte, dachten wir uns anfangs nichts dabei. So was konnte<br />

dauern.<br />

Ein halbes Jahr verging. Zwar wurden wir nicht gerade unruhig, aber<br />

wir waren auch nicht mehr ganz so gelassen wie noch zu Beginn. Nach<br />

einem Jahr verlor Nina die Geduld und besprach die Sache noch ein-<br />

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