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Wenige Aufgegriffene, aber einige Geschleppte<br />
125 illegal Eingereiste im Jahr 2018 im Bezirk Landeck aufgegriffen – Schlepperei Richtung Deutschland aufgedeckt<br />
Auch im vergangenen Jahr war der Bezirk Landeck in puncto<br />
illegale Einreise kein Hotspot in Tirol: 125 Aufgriffe sind vermerkt.<br />
Vorvergangene Woche hat die Polizei aber Schlepper dingfest<br />
gemacht, die zumindest 50 Menschen über den Reschen nach<br />
Deutschland gebracht haben sollen.<br />
Von Daniel Haueis<br />
Der Bereich Menschenhandel/<br />
Schlepperei des Landeskriminalamts<br />
Tirol hat in den letzten Monaten<br />
intensive Ermittlungen gegen<br />
eine vorwiegend aus Türken<br />
bestehende Gruppe geführt – der<br />
Verdacht: entgeltliche Schlepperei.<br />
Die Männer sollen mindestens<br />
zehn Schleppungen türkischer<br />
Staatsangehöriger durchgeführt haben,<br />
und zwar von Istanbul über<br />
die Balkanroute in den Raum Bozen<br />
und dann über den Reschenpass<br />
nach Lindau in Deutschland.<br />
Der Gruppe werden derzeit ca. 50<br />
geschleppte Personen zugeordnet.<br />
„Es besteht jedoch der Verdacht,<br />
dass wesentlich mehr Personen geschleppt<br />
wurden“, teilt das Landeskriminalamt<br />
mit. Zugegriffen hat<br />
die Polizei am 27. März um 5 Uhr in<br />
Pfunds, als eine weitere Schleppung<br />
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Nachbarn<br />
geplant war. Unter Einbindung<br />
verschiedener Polizeidienststellen<br />
wurden drei Fahrzeuge angehalten<br />
– das erste war ein Vorausfahrzeug,<br />
das die Aufgabe hatte sicherzustellen,<br />
dass keine polizeilichen<br />
Kontrollen stattfinden. Der Fahrer<br />
und auch die beiden weiteren Fahrzeuglenker<br />
wurden festgenommen;<br />
ebenso die acht geschleppten Personen.<br />
Verwendet wurden Autos<br />
mit österreichischen und Schweizer<br />
Kennzeichen. Bei den Schleppern<br />
handelt es sich um einen in der<br />
Schweiz wohnhaften 47-jährigen afghanischen<br />
Staatsbürger sowie zwei<br />
in Tirol wohnhafte türkische Staatsbürger<br />
(29 und 40 Jahre). Nach derzeitigem<br />
Ermittlungsstand wurden<br />
die Geschleppten in Mals aufgenommen,<br />
es handelte sich um türkische<br />
Staatsbürger kurdischer Zugehörigkeit,<br />
die in Deutschland um<br />
Asyl ansuchen wollten. Die Polizei<br />
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Die illegale Einreise über den Reschenpass hält sich mit durchschnittlich zwei bis<br />
drei Aufgriffen pro Woche in Grenzen. Die Route wurde aber auch von Schleppern<br />
genutzt, die türkische Staatsangehörige nach Deutschland brachten. RS-Foto: Archiv<br />
geht davon aus, dass eine kriminelle<br />
Gruppe in Istanbul Organisator ist.<br />
Im Anschluss an die Festnahmen<br />
wurden drei weitere Beschuldigte<br />
(ein 28-jähriger Türke und dessen<br />
23-jährige österreichische Ehefrau<br />
sowie eine 30-jährige Österreicherin)<br />
festgenommen und vier Hausdurchsuchungen<br />
durchgeführt. „Es<br />
kann davon ausgegangen werden,<br />
dass diese Gruppierung in unterschiedlicher<br />
Zusammensetzung<br />
(beginnend Anfang bis Mitte des<br />
Jahres 2018) bis zum 27. März 2019<br />
eine Vielzahl solcher entgeltlicher<br />
Schlepperfahrten vorgenommen<br />
und einen nicht unbeträchtlichen<br />
Gewinn durch diese kriminellen<br />
Handlungen erzielt hat. Anhand<br />
der aktuellen Erkenntnisse handelt<br />
es sich dabei um einen hohen fünfstelligen<br />
Eurobetrag“, teilt die Polizei<br />
mit. Die vier Männer wurden<br />
in Untersuchungshaft genommen,<br />
die beiden Frauen werden auf freiem<br />
Fuß angezeigt. Die acht am 27.<br />
März geschleppten Personen wurden<br />
nach Italien rücküberstellt.<br />
125 AUFGRIFFE IM BEZIRK<br />
<strong>LA</strong>NDECK. Das Jahr 2019 hat in<br />
puncto illegale Einreise (Durchreise)<br />
im Bezirk Landeck also recht spektakulär<br />
mit einem Ermittlungserfolg<br />
begonnen. 2018 war es nach polizeilicher<br />
Statistik relativ ruhig: 125<br />
Aufgriffe hat es gegeben, im Jahr<br />
zuvor waren es noch über 300 illegal<br />
Eingereiste am Reschen. „Heuer ist<br />
wesentlich weniger“, sagt ChefInsp<br />
Norbert Ladner vom Bezirkspolizeikommando<br />
Landeck. Die Einreise<br />
fand vorwiegend in Bussen statt<br />
– bekanntlich sind die illegal Eingereisten<br />
im Bezirk Landeck meist<br />
in Linienbussen über den Reschenpass<br />
nach Nauders unterwegs. Die<br />
meisten kamen im Jänner (36), Mai<br />
(<strong>16</strong>) und September (14) waren die<br />
nächststärkeren Monate. Osttirol ist<br />
als Alternativroute beliebter – 235<br />
Aufgriffe (vorwiegend in Zügen) hat<br />
es dort im Jahr 2018 gegeben. Die<br />
Brennerroute ist natürlich die am<br />
öftesten genutzte – in ganz Tirol<br />
wurden 2018 nämlich 5014 Fremde<br />
aufgegriffen. Das polizeiliche Fazit<br />
für Tirol: Das Minus bei den Anlandungen<br />
in Italien über das Mittelmeer<br />
(20<strong>16</strong>: 181425, 2017: 119 365,<br />
2018: 23 461) sowie die verstärkten<br />
grenzüberschreitenden Maßnahmen<br />
italienischer, österreichischer und<br />
deutscher Polizisten auf der Brennerroute<br />
sowie die Kontrollmaßnahmen<br />
auf österreichischer Seite mit<br />
Unterstützung des Bundesheeres im<br />
Rahmen des Assistenzeinsatzes machen<br />
sich in rückläufigen Aufgriffszahlen<br />
bemerkbar. Aber die Polizei<br />
bleibt wachsam, und zwar entlang<br />
der gesamten Route, sagt Norbert<br />
Ladner: „Wir sind vor Ort präsent.“<br />
Es hat auch eine Organisationsänderung<br />
gegeben: Es wurde die Einsatz-,<br />
Grenz- und Fremdenpolizeiliche<br />
Abteilung (EGFA) geschaffen.<br />
Leiter ist ein in Landeck bekannter<br />
Beamter: Oberst Erich Lettenbichler.<br />
Er war von 1998 bis 2000 stellvertretender<br />
Bezirksgendarmeriekommandant.<br />
RUNDSCHAU Seite 14 17./18. April 2019