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GEMÄLDE - ZEICHNUNGEN - KÜNSTLERGRAPHIK<br />

KATALOG <strong>107</strong><br />

2019


Abb. auf dem Titel: Nr. 47<br />

Carl Wagner. Blick Richtung Königssee mit dem Watzmann.<br />

Abb. auf der 2. Umschlagseite: Nr. 33<br />

Ferdinand Ruscheweyh. Perseus und Andromeda bei den Äthiopiern.


GEMÄLDE - ZEICHNUNGEN - KÜNSTLERGRAPHIK<br />

<strong>Katalog</strong> <strong>107</strong><br />

2019<br />

Feinbergweg 7 – 61440 Oberursel/Ts.<br />

Telefon: +49 (0)6171 20 74 92<br />

info@galerie-fach.de<br />

www.galerie-fach.de


JAKOB BECKER, GEN. BECKER VON WORMS<br />

1810 Dittelsheim/Worms – Frankfurt am Main 1872<br />

1<br />

Heimkehr aus dem Walde.<br />

Aquarell über Bleistift, auf cremefarbenem Zeichenkarton, auf Albumblatt montiert,<br />

links unten signiert und datiert „J. Becker 1854.“. 18:14,3 cm.<br />

Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: W. Metternich, Der Maler Jakob<br />

Becker. Ein Frankfurter Lehrer und Wegbereiter im 19. Jahrhundert.<br />

Ffm., Höchst AG, 1985, Farbabb. S. 48 (nn.).<br />

Vergleichsliteratur: A. Wiederspahn/H. Bode, Die Kronberger<br />

Malerkolonie. 3. Aufl. Frankfurt a. M., W. Kramer 1982,<br />

Abb. S. 257; Ausst. <strong>Katalog</strong>: Jakob Becker. Der Lehrer der<br />

Kronberger Maler. Hrsg. Museumsgesellschaft Kronberg. e. V.,<br />

Frankfurt/Main, W. Kramer 1991, Abb. S. 64.<br />

Veränderte Fassung des Gemäldes, das ebenfalls 1854 datiert<br />

ist. Hier stellt Becker die Figurengruppe vor den lichten Hintergrund<br />

eines hohen Himmels, während die Figurengruppe bei<br />

dem Gemälde vor der dunkelgrünen Wand des Waldes steht.<br />

Bis zu seinem 17. Lebensjahr erhielt Becker Unterricht an der<br />

Zeichenschule des Malers F. N. Jung in Worms; dann gemeinsam<br />

mit Jakob Fürchtegott Dielmann (1808-1885) in der Werkstatt<br />

Friedrich Carl Vogels (1806-1865) in Frankfurt mit dem<br />

Ko lorieren, Lithographieren und Zeichnen von Veduten beschäftigt.<br />

Daneben als Hospitant am Städelschen Kunstinstitut<br />

tätig. 1833 siedelte er nach Düsseldorf über, wo er bei Wilhelm<br />

von Schadow (1788-1862) studierte. 1841 folgte die Berufung<br />

als Lehrer an das Städelsche Kunstinstitut, 1842 Ernennung<br />

zum Professor für Genremalerei. Er unternahm Studienreisen<br />

an den Rhein und in Hessen, sonst lebte und arbeitete er in<br />

Frankfurt.<br />

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3<br />

1


FLORENT FIDÈLE CONSTANT BOURGEOIS, GEN. BOURGEOIS DU CASTELLET<br />

1767 Guiscar/Oise – Paris 1836<br />

2<br />

Blick auf ‘Monte di Giustizia’ in der Villa Montalto Negroni in Rom.<br />

Feder in Braun, grau laviert, mit brauner Feder umrandet, auf brauntonigem Bütten. 11,3:16,4 cm, aufgezogen.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

Gutachten: Dr. Claudia Nordhoff, Rom, vom 30.09.2014, der wir<br />

für Ihre Hilfe danken.<br />

Vorzeichnung zur Radierung aus „Recueil de vues et fabriques<br />

pittoresque d’Italie, dessinée d’après nature, et publiées par<br />

C. Bourgeois, peintre. Paris 1804, Tafel 16 unten.<br />

Die Villa Montalto Negroni galt einst als Roms schönster Park.<br />

Auf dem höchsten Punkt des Hügels, auf dem große Pinien<br />

und Zypressen standen, ist eine römische Statue mit der Figur<br />

der „Roma sedens“ zu erkennen. Lange wurde jedoch die Figur<br />

für Themis gehalten, die griechische Göttin der Gerechtigkeit,<br />

weshalb der Hügel lange „Monte di Giustizia“ hieß.<br />

Bourgeois war wie Louis Gauffier (1761-1801) Schüler von<br />

Jaques Louis David (1748-1825) und erhielt eine Ausbildung an<br />

der Pariser Akademie als Landschaftsmaler. Sein erstes 1791 im<br />

„Salon“ präsentiertes Werk war eine Landschaft mit „Loth und<br />

den Engeln“. Zwischen 1796/97 und 1800 entstand eine Reihe<br />

von Zeichnungen, die Napoleons Italien-Feldzüge illustrieren;<br />

es ist davon auszugehen, dass sich der Künstler in diesen Jahren<br />

in Italien aufhielt. Die Blätter dokumentieren Aufenthalte<br />

am Lago Maggiore, in Urbino, Rimini, Verona, Massa Carrara,<br />

Pisa und Florenz. Bourgeois war als Maler, Zeichner, Radierer<br />

und Lithograph tätig. Heute ist er vor allem für seine<br />

Radierungszyklen bekannt: zu nennen sind u. a. „Vues d’Italie“<br />

(1817-1818, 28 Blätter) und „Recueil de Vues pittoresque de la<br />

France“ (1818-20, 18 Blätter), die Folge „Vues de Suisse“ (1820-21,<br />

12 Blätter), und „Voyage pittoresque à la Grande Chartreuse de<br />

Grenoble“ (1821, 16 Blätter). 1822 gab Bourgeois weiterhin eine<br />

Serie mit dem Titel „Etudes d’après nature dédiées aux jeunes<br />

paysagistes“ heraus, die den Unterricht in der Landschaftsdarstellung<br />

wesentlich beeinflußte. 1827 wurde er als „Chevalier“<br />

in die „Légion d’honneur“ aufgenommen.<br />

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5<br />

2


3<br />

nach<br />

PIETER BRUEGHEL DER ÄLTERE<br />

um 1525 Breugel bei Bredea – Brüssel 1569<br />

Die Sieben Tugenden.<br />

Folge von 7 Blatt Kupferstichen von Philipp Galle (1537 Haarlem-Antwerpen 1612).<br />

Literatur: Bastelear und Hollstein 132-138.<br />

a) Fides. (Glaube). 22,2:29 cm. – B. u. H. 132, mit der Adresse von<br />

Hieronymus Cock.<br />

Tiefschwarzer, klar zeichnender Ab druck mit Rändchen um die<br />

Platten kante. Mit Fehlstelle oben im Bereich der vertikalen Mittelfalte.<br />

b) Spes. (Hoffnung). 22,5:29,2 cm. – B. u. H. 133, mit der Adresse<br />

von Hieronymus Cock, auf feinem Bütten mit engen Drahtlinien<br />

und Wasserzeichen: Gotisches P.<br />

Ausgezeichneter, klarer Abdruck mit feinem Rändchen um die<br />

Einfassungslinie und meist noch sichtbarer Plattenkante, diese<br />

stellenweise mit etwas Facettenschwärze.<br />

c) Charitas. (Liebe, Barmherzigkeit). 22,2:29 cm. – B. u. H. 134,<br />

mit der Adresse von Hieronymus Cock.<br />

Sehr guter Abdruck. Oben und unten auf die Umfassungslinie<br />

geschnitten, rechts und links mit winzigem Rändchen um<br />

die Umfassungslinie, mit zwei Löchlein innerhalb der Darstellung.<br />

d) Justitia. (Gerechtigkeit). 22,4:29,1 cm. – B. u. H. 135.<br />

Guter und tadellos erhaltener Abdruck mit Rändchen um die<br />

Plattenkante.<br />

e) Prudentia. (Klugheit). 22:29,2 cm. – B. u. H. 136, mit der<br />

Adresse von Hieronymus Cock.<br />

Tiefschwarzer, klar zeichnender Abdruck mit Rand um die<br />

Plattenkante. Vertikale Mittelfalte geglättet, kleiner geschlossener<br />

Einriss im Unterrand.<br />

f) Fortitudo. (Starkmut, Tapferkeit). 22,2:29,1 cm. – B. u. H. 137,<br />

mit der Adresse von Hieronymus Cock, auf Bütten mit Wasserzeichen:<br />

Lothringer C.<br />

Klarer und präziser Druck mit Rand um die Plattenkante.<br />

Vereinzelt kleine Quetschfalten, unauffällige Knick- und Trockenfalten,<br />

kleiner geschlossener Einriss im unteren weißen Rand.<br />

g) Temperantia. (Mäßigkeit). 22,5:29 cm. – B. u. H. 138, mit<br />

der Adresse von Hieronymus Cock, auf feinem Bütten mit engen<br />

Drahtlinien und Wasserzeichen: Gotisches P.<br />

6


3<br />

Ausgezeichneter, klarer Abdruck mit feinem Rändchen um die<br />

Einfassungslinie und meist noch sichtbarer Plattenkante, diese<br />

stellenweise mit etwas Facettenschwärze.<br />

Als Stecher der Folge gilt heute allgemein der Schüler und Mitarbeiter<br />

Hieronymus Cocks (um 1507/10-Antwerpen-1570), Philipp<br />

Galle (1537 Haarlem – Antwerpen 1612). Die Vorzeichnung<br />

Pieter Brueghels für den Kupferstich „Spes“ bewahrt das Kupferstichkabinett<br />

in Berlin, jene für den Kupferstich „Temperantia“<br />

befindet sich im Museum Boymans-van Beuningen, Rotterdam.<br />

Letztere ist signiert und datiert „BRUEGEL 1560“.<br />

Brueghel hat vier Jahre an der Folge der „Sieben Tugenden“ gearbeitet.<br />

Auf allen Blättern steht eine weibliche allegorische Figur<br />

zentral im Vordergrund und ist umringt von einer vielfigurigen<br />

Szenerie, die den Charakter der jeweiligen Tugend illustriert.<br />

Brueghel schloss sich der Meinung einer Gruppe von Humanisten<br />

an, die die Tugenden in Verbindung mit dem Spiritualismus<br />

in den Schriften von Dirk Volkertsz. Coornhert (1519 Amsterdam<br />

– Gouda 1590) brachten. In diesen Schriften wird betont,<br />

dass es nicht genüge, nur von den Tugenden zu wissen, sondern<br />

die Menschen sollen auch nach ihnen leben und handeln. Aufgrund<br />

dessen ist man heute der Auffassung, dass die Folge publiziert<br />

worden ist, um die Menschen zu einem in diesem Sinne<br />

tugendhaften Leben anzuhalten. Die Frage, ob die Texte im<br />

Unterrand der Stiche von Coornheert stammen, ist dabei noch<br />

strittig. (Vgl. Ausst. <strong>Katalog</strong>: In de Vier Winden. De prentuitgeverij<br />

van Hieronymus Cock 1507/10 – 1570. Rotterdam, Museum<br />

Boymans-van Beuningen, 1988, pp. 63ff., Nrn. 47 und 51).<br />

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3<br />

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9<br />

3


GEORG HEINRICH BUSSE<br />

1810 Brennemühlen/Hannover – Hannover 1868<br />

Ausbruch des Ätna am 29. Sept. 1838.<br />

4<br />

Feder, auf hellbraunem Papier, links unten monogrammiert, bezeichnet und datiert „CB (lig.) Ausbruch des Aetna 1838“.<br />

16,5:24 cm. – Abriss der linken oberen Ecke nahezu unsichtbar, sowie zwei Einrisse sehr sorgfältig restauriert.<br />

Gleichseitige Vorzeichnung zu Tafel 6 aus: „Malerische Radirungen verschiedener Gegenden Italiens“.<br />

Lieferung 1 (von 3). Rom, 1840. Die beigefügte Radierung ist in der Platte links unten datiert und bezeichnet<br />

„n. d. Nat. gez. d. 29t Sept. 1838 m(orgens) 6 Uhr u. rad. in Rom 1839 v. GBusse“.<br />

Provenienz: Sammlung Georg Denzel (1873-1959) und Dr.<br />

Fried rich Wilhelm Denzel, München (www.kunst-und-kultur.de,<br />

Samm lerstempel, Objekt Nr. 2394).<br />

Vergleichsliteratur: John Ittmann/Cordula Grewe, „The<br />

Enchanted World of German Romantic Prints 1770-1850”.<br />

Philadelphia Museum of Art, 2017, Nr. 19, Abb. 127.<br />

Busse war Schüler der Dresdener Akademie und des Kupferstechers<br />

Christian Ernst Stölzel (1792-1837) ebenda. 1834 erhielt<br />

er den 1. Preis in der Kupferstecherkunst und ein Stipendium<br />

zur Reise nach Italien, die er 1835 antrat. Hier blieb er bis 1843,<br />

besuchte dann Griechenland und kehrte 1844 nach Hannover<br />

zurück, wo er zum Hofkupferstecher ernannt wurde. 1858<br />

unternahm er eine zweite Studienreise, die ihn über Paris<br />

nach Algier, zum Atlas und zu den Ruinen von Lambessa und<br />

Karthago führte, mit dem Rückweg über Malta und Italien.<br />

bei Bue, wobei sie sich jedoch in verschiedene Ströme theilte,<br />

die sich zuletzt wieder zu einem großen vereinigten; jeder<br />

der kleineren Ströme war bei einer Höhe von 12 Fuß gegen<br />

20 bis 30 Fuß breit. Die Ausbruchsperiode währte bis 27. November.“<br />

(Zitiert aus: Jurende’s Mährischer Wanderer. Geschäftsund<br />

Unterhaltungsbuch für alle Provinzen des österreichischen<br />

Kaiserstaates 1844…. Als ein Versuch zur Verbesserung des<br />

Kalenderwesens zuerst für das Jahr 1809 gegründet. 33. Jg. Als<br />

Vaterländischer Pilger 31. Jg. Brünn, K. Winkler (1843).<br />

„Der Aetna war im August 1838 in großer Thätigkeit, der Ausbruch<br />

fing am 2. August an, bot aber diesmal keine besonderen<br />

Eigenthümlichkeiten dar, am stärksten tobte der Ausbruch<br />

am 29. und 30. September. Die Lava strömte nach dem Thale<br />

10


11<br />

4


EDGAR DEGAS<br />

1834 – Paris – 1917<br />

5<br />

Paysage à l’arbre penché, Italie. Landschaft mit sich neigendem Baum,<br />

im Hintergrund – mit Bleistift zart angedeutet – ein Pferd und Gebirge mit Burg, um 1856-1859.<br />

Feder in Grau, grau laviert und Bleistift, auf chamoisfarbenem Velin mit Wasserzeichen: FM im Kranz. 13,3:21 cm.<br />

Provenienz: Sammlung Mlle. J. Fèvre (Nichte des Künstlers);<br />

versteigert Hôtel Drouot, Paris am 29. Mai 1952 durch den Experten<br />

Jean Cailac; Privatsammlung.<br />

Gutachten: <strong>Galerie</strong> Brame & Lorenceau, Paris, vom 11.06.2010,<br />

in dem es u. a. heißt: „Il est probable que ce dessin ait été réalisé<br />

durant l’un des nombreux séjours de l’artiste en Italie, et plus particulièrement<br />

lors de son séjour décisif de 1856 à 1859”.<br />

Edgar Degas begann lustlos ein Jurastudium in Paris auf Wunsch<br />

seines Vaters. Seine Zeit verbrachte er oft im Louvre, um die Gemälde<br />

der alten Meister zu studieren. Schon nach zwei Semestern<br />

brach er das Jurastudium ab, und ging beim Maler Louis<br />

Lamothe (1822-1869) in die Lehre. Lamothe, dieser Schüler von<br />

Jean-Auguste-Dominique Ingres (1780-1867) und Hippolyte<br />

Flandrin (1809-1864) malt Motive aus der antiken und christlichen<br />

Mythologie, sowie Historienbilder.<br />

Degas begann nun die Laufbahn des klassischen Salonmalers:<br />

er studierte 1855-1856 an der École des Beaux-Arts, am Stil Ingres’<br />

und der Meister der Frührenaissance orientiert. Im Anschluß<br />

daran hielt er sich drei Jahre in Italien, hauptsächlich in<br />

Florenz und Neapel, aber auch in Rom auf. 1862 begann seine<br />

Freundschaft mit Edouard Manet (1832-1883). Er lernte Claude<br />

Monet (1840-1926), Pierre-Auguste Renoir (1841-1919) sowie<br />

Emile Zola kennen und widmete sich Motiven der Alltagswelt:<br />

Pferderennen, seit 1869 Wäscherinnen, seit 1872 Kaffeehausszenen,<br />

die Oper, Tänzerinnen usw. Er hatte Einfluß auf das Werk<br />

Henri de Toulouse-Lautrecs (1864-1901), nahm regelmäßig an<br />

den Impressionisten-Ausstellungen teil, ohne sich wie diese der<br />

Landschaft und dem Eindruck des Flüchtigen zu verschreiben.<br />

Seit 1880 litt Degas an einer starken Sehschwäche, woraus eine<br />

Intensivierung der Farben und Vereinfachung der Formen resultierte.<br />

In diesen Jahren entstanden vor allem Pastelle. Seit<br />

1898 lebte er, fast erblindet, zurückgezogen in Paris und widmete<br />

sich dem Modellieren von Statuetten.<br />

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CHRISTIAN WILHELM ERNST DIETRICH, GEN. „DIETRICY“<br />

1712 Weimar – Dresden 1774<br />

6<br />

Bildnis einer jungen Dame, Büste im Profil nach rechts.<br />

Rötel, auf bräunlichem Bütten, rechts unten mit Bleistift bezeichnet (signiert?) „Dietrich“. 20,8:17 cm.<br />

Auf einem alten erhaltenen Zettel bezeichnet: „Geschenk des Gr.../Carl Augt von Weimar an C. F. S.... Tilke“.<br />

Provenienz: Sammlung Franz Ulrich Apelt (1882-1944) Rechtsanwalt,<br />

Literat und Kunstsammler, Zittau (durch beigefügte<br />

handschriftliche Karteikarte dokumentiert).<br />

Vergleichsliteratur: P. Schniewind-Michel, Christian Wilhelm<br />

Ernst Dietrich (1712-1774) genannt Dietricy. München, 2012,<br />

S. 205ff., Abb. 163.<br />

Möglicherweise ist die hier vorgestellte, bezaubernde Rokoko-Zeichnung<br />

im Zusammenhang mit Entwürfen zu einer<br />

Supraporte entstanden, die Dietrich 1755 für den roten Saal von<br />

Schloß Heidecksburg in Rudolstadt ausführte.<br />

Nach einer Ausbildung bei Johann Friedrich Alexander Thiele<br />

(1747-1803) in Dresden war Dietrich ab 1730 für August den Starken<br />

tätig. Es folgten Aufenthalte in Weimar und Braunschweig.<br />

Ab 1741 war er Hofmaler August III. in Dresden. 1746 folgte<br />

die Ernennung zum Inspektor der Dresdener Gemäldegalerie,<br />

1764 die Professur an der Akademie. Wenig später avancierte er<br />

zum Leiter der Kunstschule der Porzellanmanufaktur Meißen.<br />

Als vielseitiger Künstler verarbeitete Dietrich in seinen Werken<br />

Anregungen fremder Schulen des 17. und 18. Jahrhunderts. Sein<br />

Wirken in Dresden trug in erheblichem Maße zu einer Neubewertung<br />

und einem vertieften Verständnis der niederländischen<br />

Malerei des 17. Jahrhunderts bei.<br />

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BARBARA REGINA DIETZSCH<br />

1706 – Nürnberg – 1783<br />

7<br />

Blumengebinde mit weißer Primel, japanischer Quitte, einem Käfer und einem Schmetterling.<br />

Deckfarbenmalerei, auf Pergament, verso von späterer Hand bezeichnet „B. R. Dietzsch“ und nummeriert „28“.<br />

20,8:15,1 cm, unten ein Streifen von ca. 1 cm angesetzt.<br />

Die aus einer Künstlerfamilie stammende, international bekannte<br />

Malerin und Zeichnerin Barbara Regina Dietzsch, auch<br />

„Dietzschin“ genannt, war die älteste Tochter des Malers, Zeichners<br />

und Radierers Johann Israel Dietzsch (1681-1754). Ihre<br />

Ausbildung erhielt sie wie ihre Schwester Margarete Barbara<br />

(1726-1795) sowie ihre fünf jüngeren Brüder in der Werkstatt<br />

des Vaters. Mehrmals wurde ihr die Position einer Hofmalerin<br />

an europäischen Fürstenhöfen angeboten, die sie aber immer<br />

ablehnte. 1775 hatte sie einen Schlaganfall, der sie jedoch nicht<br />

davon abhielt, bis 1781 weiterzuarbeiten.<br />

Ihr Hauptbetätigungsfeld waren die im 18. Jahrhundert beliebten<br />

Darstellungen von Vögeln, Insekten, Blumen und Landschaften<br />

sowie Jagdszenen und Porträts, die sich durch Detailgenauigkeit<br />

und -freude auszeichnen. In Nürnberg, zu dieser Zeit Hochburg<br />

des naturwissenschaftlichen Verlags- und Illustrationswesens<br />

fanden ihre Arbeiten großen Absatz und hatten vorbildhaften<br />

Charakter für die naturgeschichtliche Kabinettmalerei.<br />

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7


ALBRECHT DÜRER<br />

1471 – Nürnberg – 1528<br />

8<br />

Das Löwenwappen mit dem Hahn.<br />

Kupferstich, um 1503, auf Bütten mit Wasserzeichen:<br />

Kleines Stadtwappen mit einem Spitzturm und zwei Zinnentürmen<br />

(vgl. Meder 275, um 1560/80). 18,5:12,1 cm.<br />

Literatur: Bartsch 100; Meder 97, f (von g), mit dem Monogramm<br />

in der Platte. Mit ca. 1 cm breitem Rändchen um die<br />

Plattenkante. – Guter, tiefschwarzer Abdruck mit feinen Kratzern,<br />

schwach fleckig und mit winziger Nadelspur sowie teils<br />

etwas auslassend gedruckter Umfassungslinie.<br />

Dieser Kupferstich entstand in einer Zeit, in der sich Dürer ganz<br />

besonders in die Arbeit mit dem Grabstichel vertiefte und die<br />

unterschiedlichen Materialoberflächen zu gestalten suchte.<br />

Provenienz: Verso Sammlervermerk von 1861.<br />

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8


FRIEDRICH EISENLOHR<br />

1805 Lörrach – Karlsruhe 1854<br />

9<br />

Mittelgebirgslandschaft mit einer gotischen Kapelle rechts,<br />

im Mittelgrund – nur skizzenhaft angedeutet – eine Ortschaft mit Kirchturm.<br />

Möglicherweise handelt es sich um eine Landschaft im Schwarzwald. Aquarell, über Bleistift, auf Papier mit Wasserzeichen:<br />

Turkey Mill J Whatman 1819, verso Nachlassstempel. 25,7:36,4 cm. – Verso: Skizzen von Architekturdetails und Laubwerk.<br />

Eisenlohr war der Sohn eines evangelischen Pfarrers und Dekans<br />

in Freiburg im Breisgau und studierte von 1821-1824 in Freiburg<br />

bei Christoph Arnold (1779-1844), dann an der Bauschule von<br />

Friedrich Weinbrenner (1766-1826) in Karlsruhe. Nach einem<br />

Studienaufenthalt in Italien, meist in Rom (1827/28), legte er<br />

1830 in Karlsruhe die Staatsprüfung ab. Seit 1832 arbeitete er als<br />

Lehrer an der Polytechnischen Oberschule in Karlsruhe, 1839<br />

wurde er hier Professor für Konstruktionslehre, 1853 avancierte<br />

er zum Baurat und Vorstand der Bauschule des Polytechnikums.<br />

Anfang der 40er Jahre war ihm der gesamte Hochbau der badischen<br />

Staatsbahn übertragen worden. Zu seinen Schülern gehörte<br />

Heinrich Lang (1824-1893). Eine Freundschaft verbanden<br />

ihn und seine Frau Wilhelmine, geb. von Biedenfeld (1801-1882),<br />

mit dem Konstanzer Maler Friedrich Moosbrugger (1804-1830).<br />

Eisenlohr ist der Begründer der romantischen Richtung in der<br />

badischen Baukunst.<br />

Das im Wasserzeichen enthaltene Datum „1819“ deutet darauf<br />

hin, dass unser Aquarell zu diesen Schwarzwaldlandschaften<br />

gehört und ein bemerkenswertes Zeugnis der malerischen und<br />

zeichnerischen Begabung des noch sehr jungen Künstlers ist.<br />

Thieme-Becker hebt bereits Eisenlohrs hervorragende Zeichnungen<br />

aus dem Schwarzwald hervor, von denen einige die<br />

Graphische Sammlung des Städel Museum, Frankfurt, besitzt.<br />

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THOMAS FEARNLEY<br />

1802 Frederikshald – München 1842<br />

Blick vom mit Bäumen umstandenen Ufer des Nemisees auf das jenseits gelegene Städtchen Genzano.<br />

10<br />

Öl, auf Papier, auf Holz aufgezogen, verso zweimal bezeichnet „Th. Fearnley“. 35,8:46 cm.<br />

Diese für den Künstler typische, von Licht durchflutete Studie ist während Fearnleys<br />

Aufenthalt in Italien zwischen 1832 und 1835 entstanden.<br />

Vergleichsliteratur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Paysages d’Italie. Les<br />

peintres du plein air (1780-1830), Paris/Mantua 2001, Nrn. 160<br />

und 161 mit Farbabb.; <strong>Katalog</strong>: Perception of Nature, Daxer &<br />

Marschall/Thomas le Claire, 2002, S. 32 f.; <strong>Katalog</strong>: Out into<br />

Nature. The Dawn of Plein-Air Painting in Germany 1820-1850,<br />

London, K. Bellinger at Colnaghi, 2003, Nrn. 10 und 11 mit<br />

Farbabb.<br />

Fearnley, geboren in Norwegen, studierte von 1819-1821 an<br />

der Königlichen Zeichenschule in Oslo und anschließend bis<br />

1823 an der Kopenhagener Akademie, wohl bei Christian<br />

August Lorentzen (1749-1828). Von 1823-1827 lernte er bei<br />

Carl Johann Fahlcrantz (1774-1861) an der Akademie in Stockholm.<br />

Schon während seiner Studienzeit unternahm der Maler<br />

zahlreiche Reisen, so etwa 1824 und 1826 nach Norwegen oder<br />

1825 nach Mittelschweden. 1829 ging er nach Dresden und wurde<br />

Schüler von Johan Christian Clausen Dahl (1788-1857), seinem<br />

genialen Landsmann, durch den er auch Caspar David Friedrich<br />

(1774-1840) kennenlernte. Von 1830-1832 hielt er sich in München<br />

auf, wo er mit seinen Arbeiten großes Aufsehen erregte und<br />

sich mit Christian Morgenstern (1805-1867) befreundete. Im<br />

Herbst 1832 reiste er über Venedig nach Rom. Dort pflegte er enge<br />

Kontakte zu dem Thorvaldsen-Kreis. Mit Detlev Conrad Blunck<br />

(1798-1854) zusammen unternahm er im März 1833 eine Reise<br />

nach Tivoli. Er galt als der geselligste und vitalste aller in Rom<br />

weilenden skandinavischen Künstler. Bis 1835 betrieb Fearnley<br />

in Italien Studien und reiste dann über die Schweiz nach Paris<br />

und London, wo die Werke John Constables (1776-1837) und<br />

William Turners (1775-1851) großen Eindruck auf ihn machten.<br />

Nach einem kurzen Aufenthalt in seiner Heimat hielt Fearnley<br />

sich von 1836-1838 noch einmal in England auf und malte dort<br />

insbesondere im nordenglischen Seengebiet. Daraufhin lebte<br />

er wieder zwei Jahre in Norwegen. Im September 1841 wählte<br />

er München zu seinem festen Wohnsitz, starb aber kurze Zeit<br />

später.<br />

Neben Dahl zählt Fearnley zu den bedeutendsten Malern Norwegens<br />

und gilt als Meister der „paysage intime“. Seine naturnahe<br />

Landschaftsauffassung, seine Vorliebe für die Vielfalt und<br />

Stofflichkeit geomorphologischer Formen und der Vegetation<br />

blieben nicht ohne Wirkung auf die Münchner Künstler. Diese<br />

zeigten sich bis weit in die dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts<br />

sehr aufgeschlossen für die nordische Malerei.<br />

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ANSELM FEUERBACH<br />

1829 Speyer – Venedig 1880<br />

11<br />

Prospero befreit Ariel.<br />

Illustrationsentwurf zu Shakespeares Drama „Der Sturm“. Feder in Braun, über Bleistift, 1846, auf Bütten mit Wasserzeichen: HAS;<br />

verso mit der Signatur der Stiefmutter des Malers (seit 1834), Henriette Feuerbach (1812-1892). 28,5:48 cm.<br />

Mit wenigen, sorgfältig restaurierten kleinen Randläsuren.<br />

Provenienz: Hofschuhmacher Friedrich Lüder, Karlsruhe;<br />

Slg. Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen.<br />

Literatur: J. Allgeyer, Anselm Feuerbach. 2. Aufl. 2 Bde. Berlin/<br />

Stuttgart 1904, S. 513, Nr. 46; Ausst. <strong>Katalog</strong>: Anselm Feuerbach.<br />

Gemälde und Zeichnungen. Karlsruhe, 1976, S. 21.<br />

Während seiner Düsseldorfer Studienzeit entdeckte Feuerbach<br />

für sich die Shakespeare`schen Werke. Während seines Sommeraufenthaltes<br />

1846 in Freiburg entstanden zehn Zeichnungen<br />

zu Shakespeares „Sturm“.<br />

Die vorliegende Zeichnung galt lange als verschollen, selbst<br />

Feuerbachs Biograph J. Allgeyer, der sie in seiner Monographie<br />

einer falschen Szene im Drama zuordnete, war ihr Verbleib unbekannt.<br />

Die weiteren 9 Illustrationen dieser Folge befanden<br />

sich zuerst in der Sammlung Ehlers und kamen nach deren<br />

Verkauf in das Kupferstichkabinett in Dresden, wo sie durch<br />

Kriegseinwirkungen verloren gingen. Eine dieser Zeichnungen<br />

trug verso den eigenhändigen Vermerk des Künstlers, daß er die<br />

zehnte Arbeit dem Hofschuhmachermeister Lüder in Karlsruhe<br />

geschenkt habe.<br />

Feuerbach begann seine Ausbildung an der Düsseldorfer<br />

Akademie unter Wilhelm Schadow (1788-1862), Carl Friedrich<br />

Lessing (1808-1880), Carl Ferdinand Sohn (1805-1867) und<br />

Johann Wilhelm Schirmer (1807-1863). 1848-1850 folgte ein<br />

Studium bei Carl Rahl (1812-1865) in München, 1850/51 war<br />

er Schüler der Antwerpener Akademie. Ein Aufenthalt in<br />

Paris folgte 1851-1854, wo er das Atelier von Gustave Courbet<br />

(1819-1877) besuchte und sich als freier Künstler ausbildete.<br />

In der Folge war er tätig in Karlsruhe 1854/55, in Venedig und<br />

Castel-Toblino 1855/56, in Rom 1856-1873, in Wien 1873-1876,<br />

dann bis zu seinem Tode in Nürnberg und namentlich in Venedig.<br />

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25<br />

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JOHANN JACOB FREY<br />

1813 Basel – Frascati 1865<br />

12<br />

Blick auf Castel Gandolfo am Albaner See.<br />

Aquarell, auf cremefarbenem Velin, rechts unten signiert und datiert „J. J. Frey Rom 1838.“, auf beigefügtem<br />

altem Untersatz vermutl. vom Künstler selbst nummeriert und bezeichnet<br />

„N 1 Castel Gandolfo bei Albano, See... Albano in der Ferne das Meer gegen Ardea zu.“. 31:45 cm.<br />

Die Nummerierung spricht dafür, dass es sich hierbei um Blatt 1 einer größeren Folge handelt,<br />

die vermutlich für einen Auftraggeber entstanden ist. Sie gehören zu den frühesten in Rom entstandenen Arbeiten Freys!<br />

Johann Jakob Frey war Schüler seines Vaters Samuel Frey (1785-<br />

1836). Nachdem er auch bei Hieronymus Hess (1799-1850) in<br />

Basel studiert hatte, begab er sich gänzlich mittellos nach Paris,<br />

wo er sich durch Kopieren niederländischer Landschaften des<br />

17. Jahrhunderts weiterbildete und seinen Unterhalt durch Restaurierung<br />

älterer Gemälde erwarb. 1834 kehrte er kurz nach<br />

Basel zurück und wandte sich dann nach München, hier fand<br />

er die Unterstützung Emilie Linders (1797-1867), die es ihm<br />

ermöglichte, 1835 nach Rom zu gehen. Ende der 1830er Jahre<br />

siedelte er mit seinem Freund Albert Landerer (1816-1893) nach<br />

Neapel über, von wo aus er auch Sizilien und Spanien bereiste.<br />

Seine Beteiligung an der von Richard Lepsius (1810-1884) geleiteten<br />

preußischen Expedition nach Ägypten 1842 musste er<br />

seiner Gesundheit wegen bald schon aufgeben, kehrte im August<br />

1843 aus Alexandrien nach Italien zurück und nahm seinen<br />

ständigen Wohnsitz in Rom und heiratete eine Römerin.<br />

Er gehörte zu den Gründern des Deutschen Künstlervereins<br />

und entfaltete nun eine intensive künstlerische Tätigkeit. Sein<br />

Atelier wurde viel besucht, auch von Fürstlichkeiten, zu denen<br />

Friedrich Wilhelm IV. von Preußen gehörte, für den er auch<br />

eine Folge italienischer Landschaften – jetzt im Marmorpalais<br />

in Potsdam – malte. Seine Bilder, in denen sich eine bedeutende<br />

Fähigkeit für kecke Farben- und Lichtwirkung offenbart, waren<br />

seinerzeit sehr beliebt.<br />

Er ist in der Schweiz mit seinen Werken in zahlreichen Museen<br />

vertreten, besonders aber in Basel.<br />

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12


ERNST FRIES<br />

1801 Heidelberg – Karlsruhe 1833<br />

Schlossruine Auerbach mit dem Südturm, Hofansicht.<br />

13<br />

Pinsel in Grau, über Bleistift, 1819, auf Bütten mit Wasserzeichen: großes bekröntes Lilienwappen. 33,8:27,3 cm.<br />

Provenienz: Nachlass Bernhard Fries; Sammlung Eugen<br />

Dreisch, München; Auktion Grisebach, Berlin, 29.11.2017, Kunst<br />

des 19. Jahrhunderts, Kat. Nr. 134.<br />

Seitengleiche Vorzeichnung zur Kreidelithographie, die 1819<br />

entstanden ist.<br />

Literatur: Ausst.-<strong>Katalog</strong>: Gebrüder Ernst und Bernhard Fries.<br />

Leben – Einordnung – Werk. <strong>Galerie</strong>n Joseph <strong>Fach</strong>, Oberursel/<br />

Ts. und Winterberg/Kunst, Heidelberg, 2018, Nr. 1/I mit Abb.<br />

Vergleichsliteratur: Dussler 5; Winkler 231, 3; S. Wechssler,<br />

Ernst Fries. Monographie und Werkverzeichnis. Heidelberg,<br />

(2000), Nr. 752.<br />

Bevor Fries mit seinen Freunden im Juni 1819 zur 1. Rheinreise<br />

aufbrach, war er im Frühjahr in der Umgebung Darmstadts und<br />

im Odenwald unterwegs. Dies ist durch datierte Landschaftszeichnungen<br />

im Skizzenbuch I (Wechssler WVZ 741) belegt.<br />

Die Schlossruine Auerbach bei Bensheim ist eine der imposantesten<br />

und mächtigsten Burgen im südlichen Hessen und steht<br />

unter Denkmalschutz.<br />

Zu den bedeutendsten Landschaftszeichnern der deutschen<br />

Romantik gehört der frühverstorbene, aus einer Heidelberger<br />

Bankiersfamilie stammende Ernst Fries. In seiner Heimatstadt<br />

erhielt er seinen ersten Unterricht zusammen mit den Freunden<br />

Carl Philipp Fohr (1795-1818) und Carl Rottmann (1797-1850)<br />

bei des Letzteren Vater Friedrich Rottmann (1768-1816). Nach<br />

seiner Lehrzeit in Karlsruhe studierte er 1815/1816-1817 an der<br />

Münchener Akademie. Nach seiner Rückkehr nach Heidelberg<br />

unternahm er 1818 ausgedehnte Studienreisen an Rhein<br />

und Mosel. 1823-1827 hielt sich Fries in Rom im Kreis von<br />

Ludwig Richter (1803-1884), Joseph Anton Koch (1768-1839)<br />

und Johann Martin von Rohden (1778-1868) auf. Die Jahre<br />

1827-1830 verbrachte er abwechselnd in Heidelberg und<br />

München. 1831 wurde er zum Hofmaler in Karlsruhe ernannt.<br />

Sein tragischer Selbstmord in Wahnvorstellungen eines Scharlachfiebers<br />

beendete die vielversprechende Entwicklung einer<br />

großen künstlerischen Begabung.<br />

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ERNST FRIES<br />

1801 Heidelberg – Karlsruhe 1833<br />

14<br />

Faleri, etruskische Grabkammern, 1826.<br />

Bleistift, auf Bütten mit Wasserzeichen: Initialen V M F, links unten bezeichnet und datiert „Faleri den 22tn May 1826“.<br />

28,2:41,9 cm. – Zu den Rändern hin leicht vergilbt, kleine Randbeschädigungen und Einriss im Unterrand<br />

sehr sorgfältig restauriert, vertikale Mittelfalte geglättet.<br />

Mit Nachlaßnummer verso „286“, geschätzt auf „1 Florin (Gulden) und 30 Kreuzer“ (M. Lehmann,<br />

Naturstudien – Nachlaß – Nachruhm. Die Nachlaßakte des Landschaftsmalers Ernst Fries (1801-1833). Frankfurt, 2013, S. 196).<br />

Provenienz: Frau Dr. Ernst Fries, München; Wolf von Fries,<br />

Freiburg; Kurpfälzisches Museum, Heidelberg; Winterberg<br />

Kunst, Heidelberg, Auktion 25.04.2015, Nr. 246 mit Abb.<br />

Literatur: S. Wechssler, Ernst Fries (1801-1833). Monographie<br />

und Werkverzeichnis. Heidelberg, 2000, WV 310, Abb. S. 222.<br />

Hierzu schreibt Wechssler, S. 39/40: „... Ebenso ziehen die Felsengräber<br />

der Falsker, die in den Schluchten angelegt sind, die<br />

Künstler an. Die Ruinen der römischen Siedlung Faleri im Tal<br />

werden besucht und die beeindruckenden Felsformationen in<br />

Zeichnung und Aquarell festgehalten. Am 1. Juni verläßt Fries<br />

die Stadt und wandert über Castel S. Elia und Nepi zurück nach<br />

Rom, wo er am 2. Juni eintrifft.<br />

Die Entwicklung des Zeichenstils von Fries hat während der<br />

Frühjahrsreise einen Höhepunkt erreicht. Der sichere Strich,<br />

gepaart mit den Modulationsmöglichkeiten des weicheren oder<br />

härteren Graphits sind von nun an in seinem zeichnerischen<br />

Werk bestimmend...“.<br />

Ausst. <strong>Katalog</strong>: Gebrüder Ernst und Bernhard Fries. Leben –<br />

Einordnung – Werk. <strong>Galerie</strong>n Joseph <strong>Fach</strong>, Oberursel/Ts. und<br />

Winterberg Kunst, Heidelberg, 2017, Nr. 34 mit Abb.<br />

Fries befand sich auf diesem Teil der Reise in Begleitung von<br />

Jean-Baptiste-Camille Corot (1796-1875) und Francois Eduard<br />

Bertin (1797-1871), die er in Civita Castellana getroffen hatte.<br />

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31<br />

14


FRANZ GABET<br />

1765 – Wien – 1847<br />

15<br />

Sturmgepeitschte Gewitterlandschaft mit Ochsenkarren,<br />

vom Blitz getroffener Hirte und fliehende Schafe.<br />

Feder in Schwarzbraun, braun und grau laviert, mit Deckweiß gehöht, auf festem cremefarbenem Bütten,<br />

rechts unten monogrammiert „FG.“. 29,4:43,4 cm. – Kleinere Papierschäden verso hinterlegt.<br />

Literatur: P. Pfisterer, Monogrammlexikon 2. Berlin/New York<br />

1995, FG 478-480.<br />

Gabet ist vor allen Dingen als Schöpfer von Radierungen<br />

bekannt, die er nach Johann Christian Brand (1722-1795),<br />

Christian Wilhelm Ernst Dietrich (1712-1774), Martin von<br />

Molitor (1759-1812), Franz Edmund Weirotter (1730-1771) und<br />

anderen Künstlern radiert hat. Zeichnungen von eigener Hand<br />

sind auf dem Kunstmarkt sehr selten zu finden. Er war als<br />

Radierer und Zeichner Dilettant.<br />

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33<br />

15


BUONAVENTURA GENELLI<br />

1798 Berlin – Weimar 1868<br />

Das Leben einer Hexe.<br />

16<br />

In Zeichnungen von Bonaventura Genelli, gestochen von Heinrich Merz und Carl Gonzenbach. Mit erläuternden Bemerkungen<br />

von Hermann Ulrici. Folge von 10 Radierungen. Quer-Folio. Privater Halbledereinband mit marmor. Deckeln.<br />

Düsseldorf, Julius Buddeus, Leipzig, Rudolph Weigel (1847). – Mit gedruckter Widmung für Ritter Peter von Cornelius.<br />

Besonders Titel, Widmung, Vorwort und die ersten 3 Tafeln etwas braunfleckig.<br />

Provenienz: Exlibris Werner G. G. Kiessic.<br />

Literatur: Rümann 538; E. Nielsen, Bonaventura Genelli. Werk<br />

und Kunstauffassung. Diss. Univ. München (2005), Ss. 162-171.<br />

In ihrer Dissertation schreibt Eva Nielsen zu dieser Folge: “’Aus<br />

dem Leben einer Hexe’ erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens,<br />

das von einer Hexe entführt und aufgezogen wird und so<br />

ein ebenfalls frevelhaftes Leben führt. Ähnlich wie beim “Wüstling”<br />

ist auch hier die junge Hexe für den Tod ihres Geliebten<br />

verantwortlich. Aber anders als der Wüstling empfindet die<br />

junge Hexe tiefe Reue über ihr Tun und entschließt sich für den<br />

Freitod. Im reuigen Tod findet sie schließlich Erlösung und Vergebung.<br />

Im Gegensatz zum “Wüstling” beinhaltet die Geschichte<br />

der Hexe den Gedanken vom reinen Mädchen, das schuldlos<br />

schuldhaft wird und durch die Macht der Liebe erlöst wird”.<br />

„Genelli ist der Enkel eines aus Rom eingewanderten Künstlers.<br />

An der Berliner Akademie erhielt er seine erste Ausbildung als<br />

Maler bei J. E. Hummel. Anschließend hielt er sich – ermöglicht<br />

durch ein Stipendium – von 1822 bis 1832 in Rom auf. Dort<br />

hatte er Umgang mit Peter von Cornelius, Joseph Anton Koch,<br />

Friedrich Preller d. Ä. und anderen. Sie bestimmten auch maßgeblich<br />

seine eigene heroische Bildsprache. Der Künstler begab<br />

Bei “Aus dem Leben eines Wüstlings” handelt es sich um einen<br />

weitern Zyklus Genellis, der in München um 1840/49 entstanden<br />

ist.<br />

34


sich 1836 nach München und war dort wenig erfolgreich. Erst<br />

durch die im Jahre 1856 geschlossene Bekanntschaft mit dem<br />

Kunstmäzen Graf Schack, der größere Aufträge an ihn erteilte,<br />

besserte sich seine finanzielle Lage. 1859 folgte er einem Ruf des<br />

Großherzogs nach Weimar, hielt aber weiterhin Kontakte mit<br />

Schack.<br />

Der eigenwillige Künstler Genelli ist nicht leicht einem Stil<br />

zuzuordnen. Seine Themen- und Formenwelt ist ganz vom<br />

Klassizismus geprägt, obwohl ein großer Teil seiner Werke erst<br />

in den sechziger Jahren entstand. Dennoch ist seine mehrteilige<br />

Bildform auch dem Biedermeier verpflichtet, wie sie beispielsweise<br />

von Eugen Napoleon Neureuther und Moritz von Schwind<br />

angewendet wurde. Sein Übermut und sein unangepasstes<br />

Wesen erschwerten seine künstlerische Laufbahn. Durch unbedachte<br />

Äußerungen verscherzte er sich Aufträge und Gönner,<br />

so auch die Gunst König Maximilians II., den er mit seinen<br />

Antworten brüskierte. Graf Schack hingegen behielt sein tiefes<br />

Verständnis für ihn, aus dem sich eine persönliche Freundschaft<br />

entwickelte.“ (zitiert aus: Münchner Maler im 19. Jahrhundert.<br />

6 Bände. München, Bruckmann, Bd. II, 1982, S. 1.).<br />

16<br />

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16<br />

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16


LUDWIG EMIL GRIMM<br />

1790 Hanau – Kassel 1863<br />

17<br />

Maria, Rosa, la bella Candida von Della Porta de Levana.<br />

Studienblatt mit 4 weiblichen Bildnissen. Bleistift, auf cremefarbenem Velin mit Wasserzeichen: JB 1813,<br />

rechts bezeichnet und datiert „del ad vivum im Juny 1816 zwischen Florenz & Arezzo“. 22:35,5 cm.<br />

Provenienz: Sammlung Eugen Roth, München.<br />

Literatur: Nicht bei I. Koszinowski/V. Leuschner.<br />

Vergleichsliteratur: A. Stoll, Erinnerungen aus meinem Leben.<br />

Von Ludwig Emil Grimm. Leipzig, 1911, S. 237: „Den 15. Juni<br />

verliessen wir die herrliche Stadt Florenz und kamen nach<br />

Arezzo, wo wir das Haus von Petrarca besahen und ich das<br />

Portal davon zeichnete“; I. Koszinowski/V. Leuschner, Ludwig<br />

Emil Grimm. Zeichnungen und Gemälde. 2 Bde. Marburg,<br />

1990, Bd. II, Seite <strong>107</strong>/108, L 58, unter 17. Juni 1816.<br />

Auf Einladung Georg Brentanos (1775-1851), den er 1815 in<br />

Frankfurt am Main kennengelernt hatte, und in dessen Begleitung<br />

reiste Grimm am 29. Mai 1816 von München aus über den<br />

Brenner, Salzburg, Innsbruck, Brixen, Bozen, Trient, Verona,<br />

Mantua, Modena, Bologna, Florenz, Arezzo bis nach Rom und<br />

Neapel. Die einzelnen Stationen der Reisegruppe, der auch der<br />

Kupferstecher und Kunsthändler Christian Erdmann Gottlieb<br />

Prestel (1773-1830) angehörte, sind belegt.<br />

Der vor allem als Radierer tätige Grimm war 1804-1808 Schüler<br />

der Kasseler Kunstakademie bei Gottlieb Kobold (1769-1809),<br />

Andreas Range (1762-1828) und Ernst Friedrich Ferdinand<br />

Robert (1763-1843). Durch seine Brüder Jacob und Wilhelm<br />

Grimm wurde er mit Clemens Brentano (1778-1842) und Achim<br />

von Arnim (1781-1831) bekannt, mit denen er zusammenarbeitete.<br />

Wohl 1807 lernte Grimm Bettine Brentano (1785-1859)<br />

kennen, von der er zahlreiche Porträts anfertigte. Im November<br />

1808 zog er nach Landshut zu Brentano und dessen Schwager<br />

Friedrich Carl von Savigny (1779-1861). Auf ihre Vermittlung<br />

hin ging er nach München und erlernte Kupferstechen bei Carl<br />

Heß (1755-1828). Zugleich studierte er an der Münchner Akademie<br />

unter Andreas Seidl (1760-1834). Eine Unterbrechung des<br />

Studiums wurde 1814 durch Teilnahme an den Freiheits kriegen<br />

erforderlich. Mit Georg Brentano reiste er im Frühjahr 1816<br />

nach Italien, wo er zwei Monate blieb. 1817 kehrte er nach Kassel<br />

zurück. 1824 reiste Grimm zum ersten Mal nach Willings hausen<br />

und wurde zum Mitbegründer der Willingshäuser Maler -<br />

ko lonie, eine der ersten Malerkolonien Deutschlands. 1832 wurde<br />

er an die Kasseler Kunstakademie als Lehrer berufen.<br />

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17


CARL FRIEDRICH HARVENG<br />

1832 – Frankfurt am Main – 1874<br />

18<br />

Auffindung des Mosesknaben (2. Moses 2, 5-6); nach Raffael Sanzio (1483-1520).<br />

Feder in Schwarz, mit reicher Deckweißhöhung, auf braunem festem Papier, rechts unten Nachlaßstempel (nicht bei Lugt).<br />

39,7:46,6 cm. – Mehrere kleinere Einrisse in den Rändern sorgfältig restauriert.<br />

Das alttestamentarische Motiv der Auffindung des Mosesknaben<br />

gehört zu den Fresken, die Raffael für die Loggien im<br />

Vatikan um 1515/18 ausgeführt hat. Sie wurden von zahlreichen<br />

Künstlern durch die Jahrhunderte mit Gemälden, Zeichnungen<br />

und Graphiken kopiert.<br />

Ersten Zeichenunterricht erhielt Harveng bei Eugen Friedrich<br />

Peipers (1805-1885). 1848-1854 war er Schüler des Städelschen<br />

Kunstinstituts, zuerst unter Friedrich Maximilian Hessemer<br />

(1800-1860), dann unter Jakob Becker (1810-1872) und Edward<br />

Jakob von Steinle (1810-1886). An der Karlsruher Akademie<br />

bildete er sich 1854-1859 unter Johann Wilhelm Schirmer<br />

(1807-1863) weiter. 1862 ließ er sich in Düsseldorf nieder, später<br />

lebte er abwechselnd in Meran und Norditalien. Stu dienreisen<br />

unternahm er in den Schwarzwald, die Schweizer und Tiroler<br />

Alpen und nach Südfrankreich.<br />

Die vorliegende, im Stil der Nazarener und in der Art eines Clair<br />

obscure ausgeführte, sehr sichere Zeichnung, ist ver mutlich<br />

während der Studienzeit an der Städelschule unter Edward<br />

Jakob von Steinle um 1850 entstanden.<br />

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18


STEPHAN HEYBERGER<br />

tätig in Göhren/heute Kliny in Tschechien, Anfang 17. Jahrhundert<br />

19<br />

Wildschweinjagd; vier Jäger überraschen ein Wildschweinrudel.<br />

Feder in Schwarz, mit einzelner Tuschlinie umrandet, auf Bütten mit Wasserzeichen: Krüglein, rechts unten signiert<br />

und bezeichnet „Stephan Heyberger in Göhrn.“ 18,5:25,7 cm. – Mit einigen Braunflecken, sonst tadellos erhalten.<br />

Provenienz: C. G. Boerner, Leipzig, versteigert 28.04.1935;<br />

Sammlung E. Ehlers, Göttingen, vgl. Lugt 860 und 1391 sowie<br />

Lugt Suppl. 860 und 1391; Sammlung R. Holtkott, Lugt 4266.<br />

In der <strong>Katalog</strong>beschreibung von Boerner hieß es zu dieser Zeichnung:<br />

„Die Komposition wohl in Anlehnung an Stra danus (entstanden),<br />

doch der Zeichenstil verrät eine beachtliche Eigenart<br />

für einen unbekannten Künstler.“ Mit „Stradanus“ ist der Maler,<br />

Zeichner und Kupferstecher Jan van der Straet (1523 Brügge-<br />

Florenz 1605) gemeint.<br />

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19


GABRIEL HONNET<br />

geb. Paris – Paris 1592<br />

Der Tyrann Phalaris von Agrigent läßt den Bildhauer Perillus in den von ihm verfertigten,<br />

glühenden Bronzestier schließen.<br />

20<br />

Feder in Schwarz, grau laviert, auf Bütten. 13:19 cm. – Wegen kleiner Papierschäden aufgezogen, etwas braunfleckig.<br />

Verso (nur gegen Licht erkennbar): Studie eines nach rechts stehenden Stieres sowie Rückenansicht eines stehenden Mannes.<br />

Provenienz: Sammlung Herbert List, München (mündlich überliefert);<br />

Helmut Märkt, Reutlingen, nicht bei Lugt.<br />

Gutachten: Dr. Ewald Jeutter, Marburg, 17. Juli 2014.<br />

Das mehrseitige Gutachten schließt mit folgenden Ausführungen:<br />

„Bei der in der <strong>Galerie</strong> <strong>Fach</strong> angebotenen Kompositionszeichnung<br />

handelt es sich um eine eigenhändige Arbeit des franzö<br />

sischen Künstlers Gabriel Honnet. Der Maler lieferte nach<br />

André Félibien (1619-1695), vor dem Todesjahr von Ambroise<br />

Dubois (1542-1614), also vor 1614, drei Tafelbilder für das<br />

Grand Cabinet de la Reine im Louvre mit Szenen aus Tassos<br />

„Gerusalemme libertata“. Als König Heinrich IV. nach dem Tode<br />

des Henri Lerambert (1550-1609), 1610, Maler suchte, die dessen<br />

Stellung in der Manufaktur der Gobelins einnehmen sollten,<br />

wurden vier Künstler zu einem Wettstreit ausgesucht. Zu diesen<br />

vier Malern gehörte auch Gabriel Honnet. Alle Kandidaten<br />

sollten Kartons für Bildteppiche liefern und zwar nach Themen<br />

aus dem „Pastor Fido“. Die Patronen von Gabriel Honnet<br />

wurden jedoch abgelehnt und nicht ausgeführt. Die hier angebotene<br />

Studie lässt sich weder mit einem literarisch überlieferten<br />

noch mit einem erhaltenen Gemälde von Gabriel Honnet in<br />

Zusammenhang bringen. Allerdings ist davon auszugehen, dass<br />

die Studie der Vorbereitung eines weiterführenden Werkes diente.<br />

Sehr wahrscheinlich handelt es sich dabei um ein Gemälde,<br />

das im Auftrag des französischen Königshauses entstehen sollte,<br />

wie das außergewöhnliche Bildthema vermuten lässt: Die Studie<br />

mit dem Sujet „Der Tyrann Phalaris von Agrigent lässt den Bildhauer<br />

Perillus in den von ihm verfertigten, glühenden Bronzestier<br />

schließen“ dürfte nach den hier vorgetragenen Überlegungen<br />

zwischen 1610 und 1615 entstanden sein.“<br />

Gabriel Honnet war Schüler von Toussaint Dubreuil (1558-1602)<br />

und arbeitete im Louvre und in den Schlössern von Fontainebleau<br />

und St. Germain. Er ist der sogen. „Zweiten Schule von<br />

Fontainebleau“ zuzurechnen.<br />

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FRIEDRICH HORNER<br />

1800 – Basel – 1864<br />

Narni, Landschaft mit der auf einem Bergrücken gelegenen Ortschaft, im Vordergrund links eine Brücke<br />

mit Torturm und im Mittelgrund ein Bogen der alten Augustusbrücke.<br />

21<br />

Aquarell, über Bleistiftskizze, auf festem chamoisfarbenem Zeichenkarton, rechts unten signiert „F. Horner“.<br />

51,4:71,3 cm. – Papier im Bereich des Himmels leicht gebräunt und mit Lichtrand an beiden Seitenrändern.<br />

Die Augustusbrücke, die über den Fluß Nera führte, war Teil der Via Flaminia.<br />

Literatur: Wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis<br />

von Johannes Fichter, Weisslingen/Schweiz aufgenommen.<br />

Horner, der sich, wie sein Freund und Malerkollege Rudolf<br />

Müller (1802-1885), hauptsächlich der Aquarelltechnik bediente,<br />

malte die südliche Landschaft, besonders antike Baudenkmäler<br />

und Ruinen. An seinen Aquarellen rühmte man „besonders den<br />

warmen, goldenen Ton, der den Charakter der südlichen Landschaft<br />

in trefflicher Weise wiedergab. Durch eine selbst erfundene<br />

Mischung der Aquarellfarben mit einer Leimsubstanz, wußte er<br />

denselben eine außergewöhnliche Leuchtkraft und zugleich auch<br />

eine bei Aquarellen sonst nicht vorhandene Haltbarkeit zu geben.“<br />

(zit. aus: Brun, Schweiz. Künstler-Lexikon, Bd. II, 1908, S. 88).<br />

In seinem 2017 als Privatdruck erschienenen kenntnisreichen<br />

Buch „Schweizer Maler in Rom und Neapel im 18. und 19.<br />

Jahrhundert“ schreibt Nico Zachmann auf S. 322 zu Horner<br />

und Müller: „Kaum 15 bzw. 17 Jahre alt, verliessen sie Basel ein<br />

erstes Mal, um auf die ‚Wanderschaft‘ zu gehen im Berner<br />

Oberland. Müller begab sich dann ganz jung nach Neuchâtel zu<br />

den beiden bekannten Vedutisten Gabriel Lory (1784-1846) fils<br />

und Friedrich Wilhelm Moritz (1783-1855), einem ursprünglich<br />

aus Deutschland stammenden Verwandten Lorys, der sich<br />

für immer in der Schweiz niederlassen sollte. Horner hingegen<br />

scheint im Gegensatz zu Müller doch eine gewisse Ausbildung<br />

in Basel bei Rudolf Huber (1770-1844) und Peter Birmann<br />

(1758-1844) genossen zu haben und ist dann erst später ebenfalls<br />

in das Atelier nach Neuchâtel gekommen. Nun bestens<br />

eingeführt in die Kunst der Vedutenmalerei, die in der Schweiz<br />

natürlich in erster Linie die grandiosen Berge im Berner Oberland<br />

zum Gegenstand hatte, arbeiteten sie vor allem für englische<br />

Reisende, um sich damit das Geld zum Leben und auch<br />

für weitere ‚wirkliche‘ Reisen zu verdienen. Dabei lernten sie<br />

eine Familie aus England kennen, die den beiden jungen Künstlern<br />

nicht nur viele Bilder abnahm, sondern sie auch sonst<br />

förderte, etwa indem sie sie um 1820 zur Weiterbildung nach Paris<br />

sandte. Horner und Müller konnten dank dieser Unterstützung<br />

in die ‚Académie des sciences‘ eintreten und sich ein Jahr lang<br />

im allerdings unter der Restauration nicht gerade sehr lebendigen<br />

Paris ausbilden, worauf dann noch ein Aufenthalt in der<br />

unter dem kunstsinnigen König Ludwig I. besonders aufstrebenden<br />

Kulturstadt München folgen sollte.“<br />

Danach verwirklichten beide Maler ihren Plan nach Italien zu<br />

gehen, wo sie einen großen Teil ihres Lebens verbrachten.<br />

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47<br />

21


FRANZ JOSEF INNOCENZ KOBELL<br />

1749 Mannheim – München 1822<br />

22<br />

Ideale Landschaft mit steiler Felswand, Wasserfall und Monument, rechts am Ufer zwei lagernde Figuren.<br />

Feder in Braun, braun laviert, über Feder in Schwarz, mit Tuschlinie umrandet, auf Bütten mit Wasserzeichen: J Honig & Zoonen.<br />

28,5:43 cm. – Mit leichtem Lichtrand ringsum, kleinere Schäden sehr sorgsam restauriert.<br />

Entstanden wohl um 1795/1800. Hier handelt es sich um eine meisterhafte und bildmäßig<br />

durchgeführte Landschaftskomposition, in einem bei Franz Kobells recht selten vorkommenden großen Format!<br />

Provenienz: vermutl. Sammlung C. Wiesböck, Wien, vgl. Lugt<br />

2576, von diesem verso bezeichnet „Franz Kobel gez.“.<br />

Nach einer Kaufmannslehre in Mainz kehrte Franz Kobell 1762<br />

in seine Geburtsstadt Mannheim zurück, wo er von seinem<br />

Bruder Ferdinand (1740-1799) auch künstlerisch unterstützt<br />

wurde. 1771-1778 bildete er sich zusätzlich an der Mannheimer<br />

Zeichnungsakademie aus. 1778 erhielt er von Kurfürst<br />

Karl Theodor von der Pfalz eine Pension, die ihm eine Reise<br />

1779-1784 nach Italien ermöglichte, wo er sich hauptsächlich<br />

in Rom aufhielt. Hier war er insbesondere dem Maler<br />

Friedrich Müller (1749-1825), gen. „Maler-Müller“, dem Dichter<br />

Wilhelm Heise und dem Bildhauer Alexander Trippel<br />

(1744-1793) freundschaftlich verbunden. Die Beschäftigung<br />

mit der Malerei Nicolas Poussins (1594-1665) und Claude<br />

Lorrains (1600-1682) hatte großen Einfluss auf sein späteres<br />

Werk; er wandte sich ganz und gar der Landschaftskunst<br />

zu. Bereits 1780 wurde er zum Hofmaler am 1778 nach München<br />

verlegten Mannheimer Hof ernannt. 1785 kehrte er aus<br />

Italien zurück und ließ sich in München nieder. Ab 1793 bildete<br />

er dort mit seinem Bruder Ferdinand und seinem Neffen<br />

Wilhelm (1766-1853) eine Wohngemeinschaft. Der zeichnerische<br />

Nachlaß des Künstlers wird auf mehr als 10.000 Blatt geschätzt.<br />

Anerkennung erlangte der Künstler durch seine unmittelbaren<br />

Naturschilderungen, die er direkt vor Ort anfertigte.<br />

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49<br />

22


WILHELM VON KOBELL<br />

1766 Mannheim – München 1855<br />

23<br />

Blick auf Coburg von Nordosten.<br />

Aquarell, über Bleistift, auf Bütten. Ca. 27,5:51,8 cm.<br />

Ränder ungleich geschnitten, vertikale Mittelfalte geglättet.<br />

Provenienz: Privatbesitz München.<br />

Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Handzeichnungen deutscher Meister<br />

des 19. Jahrhunderts, Spezialsammlung von Zeichnungen und<br />

Radierungen Wilhelm von Kobells, C. G. Boerner, Leipzig, 1928,<br />

Liste XLI, S. 3; S. Wichmann, Wilhelm von Kobell. Monographie<br />

und kritisches Werkverzeichnis der Werke. München 1970,<br />

Nr. 64 mit Abb., hier fälschlich mit „1787“ datiert.<br />

Mit der Datierung „um 1787“ irrt Wichmann, denn die<br />

Zeichnung zeigt Schloss Ehrenburg nach der Vollendung der<br />

neugotischen Umgestaltung der Eckpavillons (ursprünglich<br />

nach Plänen Schinkels) ab 1817, aber vor der Vollendung des<br />

neugotisch gestalteten Turmes über dem Mitteltrakt, also noch<br />

in der Gestalt der Zeit vor 1834. Als mögliche Zeit der Entstehung<br />

dieser Zeichnung ist also „um 1818-1834“ anzunehmen.<br />

(Diese Hinweise danken wir Dr. Klaus Weschenfelder, Veste<br />

Coburg, Email vom 3.11.2015). Ein Beleg für einen Aufenthalt<br />

Kobells in Coburg in diesen Jahren fehlt bislang.<br />

Wilhelm von Kobell war zunächst Schüler der Mannheimer<br />

Zeichnungsakademie. 1792 von Kurfürst Karl Theodor zum<br />

Hofmaler ernannt, übersiedelte er 1793 nach München, wo er –<br />

von wenigen Auslandsaufenthalten abgesehen (Wien 1809,<br />

Paris 1810) – bis zu seinem Tod ansässig blieb. 1814 erfolgte die<br />

Berufung zum Professor für Landschaftsmalerei an die Münchener<br />

Akademie. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt<br />

(1826) wurde die Stelle auf Betreiben des designierten Direktors<br />

Peter von Cornelius (1783-1867) nicht mehr besetzt, da dieser<br />

„einen Lehrstuhl für Genre- und Landschaftsmalerei... für überflüssig“<br />

hielt (zitiert nach: Alfred Kuhn, Peter Cornelius und<br />

die geistigen Strömungen seiner Zeit, Berlin, 1921, S. 160).<br />

1817 wurde dem Künstler der persönliche, 1833 der erbliche<br />

Adel verliehen.<br />

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51<br />

23


24<br />

CARL LUDWIG KUHBEIL<br />

1766 – Berlin 1823<br />

Villa Adriana in Tivoli (1 Blatt) und Park der Villa Borghese (6 Blatt).<br />

7 Radierungen (von 12) mit „Ansichten von Rom und der Gegend umher“,<br />

dem Maler Pascal (Jean Barthélemy P., 1774-1853) gewidmet. Radierungen, 1822, auf festem Bütten,<br />

zwischen 10,5:14 cm und 11,2:14,5 cm.<br />

Ein Blatt mit sorgfältiger Restaurierung am oberen Rand, andere teils gebräunt und mit einzelnen kleinen Stockfleckchen.<br />

Provenienz: Sammlung Friedrich August von Sachsen, Lugt<br />

971 (4 Blätter); Sammlung Hieronymus von Bayer, Lugt 1293<br />

(3 Blätter).<br />

Literatur: Nagler aus 2; Andresen aus 1; Thieme-Becker XXII,<br />

S. 80. – Sehr selten! – Durchgehend sehr gute bis gute Abdrucke<br />

mit schmalem Rändchen um die Plattenkanten.<br />

Kuhbeil war 1788/89 Schüler der Berliner Akademie, reiste<br />

nach Italien und hielt sich in Rom und Florenz auf, wo er 1799<br />

eine Sammlung von 57 Stichen nach charakteristischen Gruppen<br />

und Figuren der Malerei des Mittelalters vorbereitete. Er<br />

wurde 1805 Professor an der Berliner Akademie und 1816<br />

deren ordentliches Mitglied. Er war in den Jahren 1804, 1810,<br />

1812, 1814, 1816, 1818 und 1820 auf den Ausstellungen der<br />

Berliner Akademie vertreten. Wie Friedrich Georg Weitsch<br />

(1758-1828) schuf auch er zu James Macpherson’s „Ossian“<br />

Kompositionen und wandte sich damit „romantischen“ Formen<br />

und Inhalten zu. Seine Betätigungsfelder waren die Malerei und<br />

Radierung. Auf dem Kunstmarkt sind seine Arbeiten äußerst<br />

selten zu finden.<br />

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53<br />

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25<br />

zugeschrieben<br />

CARL FRIEDRICH LESSING<br />

1809 Breslau – Karlsruhe 1880<br />

Ansteigende Waldlandschaft mit großen Felsbrocken, vermutlich im Harz.<br />

Feder und Pinsel in Braun, über Bleistift, auf braunem Papier, mit Goldlitze eingefasst, rechts unten datiert „1856“<br />

(durch eine geglättete Knickfalte in der rechten unteren Ecke ist die „5“ in der Jahreszahl nicht mehr voll sichtbar,<br />

doch als solche zu erkennen). 33:44,4 cm.<br />

Vergleichsliteratur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Carl Friedrich Lessing<br />

1808-1880. Handzeichnungen aus dem Cincinnati Art Museum,<br />

Ohio/USA. Karlsruhe 1980, Nr. 11-13 mit Abb.<br />

Lessing gehörte zu denjenigen Malern aus der Mitte des 19. Jahrhunderts,<br />

die immer wieder das Gebirge am südlichen Rand<br />

der norddeutschen Tiefebene auf mehrwöchigen Wanderungen<br />

mit Zeichenstift und Skizzenbuch erkundeten. Insgesamt<br />

sechs längere Reisen, eine letzte zwei Jahre vor seinem Tod 1880,<br />

unternahm der Maler in den Harz, vorzugsweise an den Nordrand<br />

des Gebirges in das Gebiet von Blankenburg.<br />

Der Großneffe von Gotthold Ephraim Lessing absolvierte ein<br />

kurzes Architekturstudium in Berlin und wechselte schon<br />

dort zur Landschaftsmalerei über. Durch Carl Ferdinand Sohn<br />

(1805-1867) lernte er Wilhelm von Schadow (1788-1862) kennen,<br />

dem er 1826 nach Düsseldorf folgte. Bald nach seiner Ankunft<br />

im Rheinland gründete er zusammen mit Johann Wilhelm<br />

Schirmer (1807-1863) den „Landschaftlicher Componirverein“.<br />

Seit 1833-1843 studierte er in der Meisterklasse der Düsseldorfer<br />

Akademie. Vom Beginn seiner Studien in Düsseldorf an wird<br />

seine Anlage als „sehr groß“ beschrieben. Er gilt als großes<br />

Talent seiner Zeit. Unter dem Einfluss von Wilhelm von Schadow<br />

malte er Historienbilder. Als Landschaftsmaler gilt er als<br />

Erfinder der historischen Landschaften. 1846 lehnte Lessing<br />

einen Ruf nach Frankfurt als Direktor des Städelschen Kunstinstituts<br />

ab, doch 1858 folgte er einem Ruf nach Karlsruhe, wo<br />

er <strong>Galerie</strong>direktor wurde. Schließlich wurde ihm, als Nachfolger<br />

Schirmers, das Amt des Direktors der Kunstakademie in<br />

Karlsruhe übertragen, das er bis zu seinem Tode ausübte, obwohl<br />

ihm 1867 die Leitung der Düsseldorfer Akademie angetragen<br />

worden war.<br />

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55<br />

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ADOLPH VON MENZEL<br />

1815 Breslau – Berlin 1905<br />

26<br />

Kopf eines bärtigen älteren Mannes im Profil nach links, mit gesenktem Blick.<br />

Bleistift, auf chamoisfarbenem Papier mit Fragment des Wasserzeichens: J Whatman,<br />

rechts oben monogrammiert und datiert „A. M. / 96“. 20,9:12,9 cm.<br />

In den letzten Jahrzehnten seines Lebens wohnte Menzel in der<br />

Sigismundstrasse 3, Berlin. „Da wohnte er, nur von wenigen Intimen<br />

besucht, im dritten Stockwerk; im vierten war das Atelier.<br />

Auf dem Vorplatz konnte man alte häßlich Modelle treffen,<br />

‚Charakterköpfe‘, wie er sie in den Spätjahren zum Exerzitium<br />

bevorzugte.“ (G. Kirstein, Das Leben Adolph Menzels. Leipzig,<br />

1919, S. 84). Vermutlich gehörte der ältere „Mann auf diesem<br />

Blatt zu diesen Charakterköpfen, mit deren Studien Menzel<br />

die Grenzen zwischen Modellstudie und Skizze aufhob: Die<br />

Studien haben das Leben von momentan, im Alltag eingefangenen<br />

Begegnungen, wie sie Menzel so oft gezeichnet hat, sind<br />

jedoch aufgrund ihrer Entstehung im Atelier sehr viel detaillierter<br />

ausgeführt, als das bei Skizzen vor Ort möglich gewesen wäre.<br />

… mit derartigen Studien, die zwar den klassischen Typ des<br />

alten Mannes wiedergeben, aber gleichzeitig auch den Charakter<br />

individueller Porträts haben, läßt sich die Entwicklung des<br />

Zeichenstils in Menzels letztem Lebensjahrzehnt exemplarisch<br />

ablesen. Hier spielt die Umrißlinie neben einer äußerst brillanten<br />

Wischtechnik eine reduzierte, aber noch spürbare Rolle,…“.<br />

(Ausst. <strong>Katalog</strong>: Adolph Menzel. Zeichnungen, Druckgraphik<br />

und illustrierte Bücher. Ein Bestandskatalog der Nationalgalerie,<br />

des Kupferstichkabinetts und der Kunstbibliothek. Berlin,<br />

Staatl. Museen Preuss. Kulturbesitz, 1984, Nr. 121).<br />

Wir danken Dr. Claude Keisch, Berlin, für die mündliche Bestätigung<br />

der Authentizität der Zeichnung nach einer Fotografie<br />

(tel. 15.09.2018).<br />

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57<br />

26


ERNST MEYER<br />

1797 Altona – Rom 1861<br />

27<br />

Venedig, Motiv am Canale Grande mit Ponte della Paglia.<br />

Aquarell, über Bleistift, auf cremefarbenem Velin, links unten datiert und signiert „Juli (1824) Meyer“. 23,1:31 cm.<br />

Verso am Oberrand leichter Papierabrieb durch alte Montierung.<br />

Ponte della Paglia ist eine Brücke in Venedig im Sestiere San Marco. Sie überspannt den Rio de Palazzo o de la Canonica<br />

und verbindet den Molo San Marco mit der Riva degli Schiavoni. Ihren Namen verdankt sie den mit Stroh beladenen Booten,<br />

die hier festmachten und von deren Existenz man aus verschiedenen Gesetzen und Erlässen der Republik weiß.<br />

Beispiele von Zeichnungen Meyers, die am Beginn des Italienaufenthaltes<br />

entstanden, der von Juli 1824 bis Anfang 1849 dauerte,<br />

kommen im Handel äußerst selten vor.<br />

„Der im damals dänischen Altona bei Hamburg geborene<br />

höchst produktive Ernst Meyer (1797-1861) – sein umfangreicher<br />

zeichnerischer Nachlass befindet sich im Kupferstichkabinett<br />

des Statens Museums for Kunst in Kopenhagen – schuf<br />

mit seinen Variationen eines öffentlichen Schreibers und eines<br />

öffentlichen Vorlesers in Rom einige der populärsten Bilder<br />

Dänemarks. Meyer, der neben Landschaften auch die Architektur<br />

der Stadt in pittoresken Bildern und Zeichnungen festhielt,<br />

gehörte über Jahrzehnte zum festen Bestandteil der römischen<br />

Kunstwelt. Als Jude fühlte er sich weder in Dänemark noch in<br />

Deutschland in das kulturelle Leben eingebunden. In Rom fand<br />

er eine überkonfessionelle, neue Heimat. Meyer ist auch 1856<br />

auf dem berühmten Künstlergruppenbild im Caffè Greco von<br />

Ludwig Johann Passini (1832-1903) dargestellt.“ (Zit. aus: Ausst.<br />

<strong>Katalog</strong>: Die Kopenhagener Schule. Meisterwerke Dänischer<br />

und Deutscher Malerei von 1770 bis 1850. Hrsg. von D. Luckow<br />

und D. Zbikowski. Kiel, Kunsthalle zu Kiel 2005, Ss. 164/165.<br />

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EDUARD WILHELM POSE<br />

1812 Düsseldorf – Frankfurt am Main 1878<br />

Schlucht bei Civitella.<br />

28<br />

Aquarell, über Bleistift, auf Papier mit Wasserzeichen: J Whatman 1857, rechts unten monogrammiert „EWP.“. 19,5:24,3 cm.<br />

Mit leichtem Lichtrand ringsum, verso an den Rändern Reste einer alten Verklebung.<br />

Provenienz: Kunsthandlung F. A. C. Prestel, Frankfurt am Main,<br />

hier 1958 vom Vorbesitzer erworben.<br />

Wiederholung desselben Motivs, das in einer früheren Fassung<br />

schon 1853 entstanden ist. Die gezeigte Landschaft liegt<br />

zwischen Olevano und dem höher gelegenen Civitella, seit 1880<br />

Bellegra genannt.<br />

Vergleichsliteratur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Ausgewählte Werke Frankfurter<br />

Maler. Frankfurt am Main, Kunsthandlung Julius Giessen,<br />

2000, S. 6 mit Farbabb.; D. Riccardi, Olevano e i suoi Pittori.<br />

Gli artisti di lingua tedesca (Germania, Austria, Svizzera).<br />

Roma, 2004, Farbabb. 211, S. 169. Riccardi nimmt einen Aufenthalt<br />

Poses in Civitella um 1843 an.<br />

Derart bildmäßig durchgeführte Aquarelle Poses sind recht<br />

selten zu finden.<br />

In einer Rezension der Pose-Ausstellung, die die Kunsthandlung<br />

F. A. C. Prestel 1938 zeigte, schrieb Dr. Ernst Benkard in<br />

der Frankfurter Zeitung vom 14.04.1938 u. a.: „... Urteilt man weiter<br />

auf Grund des Materials der Ausstellung, ist er dann durch<br />

einen Aufenthalt in München und Tirol (Gemälde: Alpenlandschaft),<br />

besonders durch seine Jahre in Italien (nach 1842), vor<br />

der Natur zu einer Freiheit gediehen, die ihn befähigte, ein noch<br />

etwas kompakteres Plainair zu pflegen, die ihm ferner im zeichnerischen<br />

Entwurf eine gelöste Weite des Sehens geschenkt hat. Man<br />

muss die zeitliche Entstehung seiner frühimpressionistischen<br />

Landschaftsbilder (Tivoli, Olevano, Giardino Borghese) wohl bedenken,<br />

um der Qualität ihren historischen Platz einzuräumen ...“.<br />

Ersten Unterricht erhielt der Maler durch seinen Vater Ludwig<br />

Pose (1786-1877) und anschliessend 1829/30-1834 und 1835/36<br />

an der Düsseldorfer Kunstakademie. Seit 1832/33 gehörte er der<br />

Landschaftsklasse von Johann Wilhelm Schirmer (1807-1863)<br />

an. Er unternahm Wanderungen und Studienfahrten in die<br />

Um gebung Düsseldorfs und hatte Kontakte zu Jakob Becker<br />

(1810-1872), Carl Friedrich Lessing (1808-1880) und Alfred<br />

Rethel (1816-1859). Zusammen mit Andreas Achenbach (1815-<br />

1910) wechselte er 1836 nach München und nahm dort Verbindung<br />

zu Carl Rottmann (1797-1850) auf, der ihn an seinem gerade<br />

begonnenen Zyklus griechischer Landschaften mitarbeiten<br />

ließ. Vorübergehend ging er, wegen der in München ausbrechenden<br />

Cholera, nach Frankfurt am Main. Er unternahm Studienreisen<br />

ins Salzburger Land, nach Paris und Brüssel sowie nach<br />

Tirol. Zwischen 1838 und 1842 lebte er überwiegend in Düsseldorf<br />

und 1842-1845 in Italien, vornehmlich in Rom, aber auch in<br />

Unteritalien und Sizilien. 1845 ließ er sich in Frankfurt am Main<br />

nieder, reiste 1849 nochmals nach Italien und gehörte in seinen späteren<br />

Jahren dem in Kronberg im Taunus aktiven Malerkreis an.<br />

Seine Gemälde bereitete er durch zahlreiche Studien sorgfältig<br />

vor und pflegte eine an Schirmer und Lessing orientierte mit<br />

Lichteffekten komponierte Landschaftskunst.<br />

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61<br />

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JOHANN FRIEDRICH LEBERECHT REINHOLD<br />

1744 Neustadt/Orla – Gera 1807<br />

29<br />

Ein Mann und eine Frau an einem Tisch sitzend. Er reicht ihr einen Blütenstengel,<br />

sie, eine Handarbeit und Schere in den Händen haltend, blickt ihn an.<br />

Gouache, auf Bütten. 47,5:38,5 cm. – Verso an den Rändern Reste einer alten Verklebung.<br />

Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Heinrich Reinhold. Der Landschaft<br />

auf der Spur. Hrsg. von A. Stolzenburg, M. Bertsch und<br />

H. Mildenberger. Hamburg/Weimar, 2018, Farbabb. S. 16.<br />

Zu unserem Doppelporträt schreibt hier Helmut Börsch-Supan:<br />

„Auch für abgelegene Orte wie die Reußischen Residenzen<br />

gilt, wenigstens in der Oberschicht, das Diktat der Mode, das<br />

die Porträtmaler zur Anpassung ihres Stiles zwingt. Bürgerliche<br />

Kreise konnten sich dem eher entziehen. Das scheint bei einem<br />

Doppelbildnis, einer jüngeren mit Schneiderarbeit beschäftigten<br />

Frau und einem älteren Mann der Fall zu sein. Die Einzelheiten<br />

sind zum Teil schwer zu erkennen. Ein zur Abstraktion neigendes<br />

Denken bestimmt die Bildarchitektur. Was auffällt, ist<br />

die bei der Frau bis zum Äußersten getriebene Genauigkeit in<br />

der Wiedergabe der kleinteilig gemusterten Stoffe. Sie hat an<br />

ihrem Brusttuch Maiglöckchen befestigt und er hält ihr einen<br />

kleinen Zweig mit verdorrten Blättern entgegen. Dazwischen<br />

verläuft die motivisch nicht zu begründende Grenze zwischen<br />

Jugend und Alter. Damit erhält auch die geöffnete Schere einen<br />

Sinn.“<br />

Reinhold wurde durch den Zeitzer Maler Johann Gottfried<br />

Krippendorf (Geb. und Todesdat. unbek.) ausgebildet. Seit etwa<br />

1773 lebte er in Gera, wo er sich vor allem als Porträtmaler<br />

thüringischer Bürgerfamilien und des Adels einen Namen<br />

machte, „wobei seine Ehrlichkeit am Häßlichen und Grotesken<br />

keineswegs vorübergeht, und sein Humor oft ergötzlich zum<br />

Ausdruck kommt.“ (zitiert aus: Thieme-Becker, Bd. 28, S. 133).<br />

Nach dem Brand seines Hauses zog er 1780 vorübergehend von<br />

Gera nach Schleiz, wo er sich ebenfalls erfolgreich als Maler betätigte.<br />

1782-1783 hielt er sich in Neustadt auf, dann kehrte er<br />

nach Gera in sein wiederaufgebautes Haus zurück. Hier erhielt<br />

er mehrfach Aufträge von Graf Heinrich XXX. von Reuß-Gera<br />

und verwandten Fürstenhöfen. So unternahm er Reisen an<br />

reußische, thüringische und fränkische Fürstenhöfe sowie<br />

zu den Stolbergischen Harzschlössern, um seine Dienste als<br />

Porträtmaler anzubieten. Drei seiner Söhne, Friedrich Philipp<br />

(1779-1840), Gustav (1798-1849) und Heinrich (1788-1825)<br />

wurden ebenfalls Maler.<br />

Reinholds Arbeiten befinden sich u. a. im Rokoko-Museum im<br />

Belvedere bei Weimar und im Städtischen Museum in Gera.<br />

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HEINRICH REINHOLD<br />

1788 Gera – Rom 1825<br />

Olevano; Hügellandschaft mit Baumbewuchs in der Serpentara.<br />

30<br />

Bleistift, auf Bütten mit Wasserzeichen: Vogel auf Dreiberg im Kreis, links unten bezeichnet und datiert<br />

„Olevano den 11ten Sept. 24.“. 26,7:38,3 cm. Verso: Vier Studien einer stehenden jungen Frau in der Tracht von Olevano.<br />

Bleistift, rechts unten ganz dünn mit Bleistift signiert, datiert und bezeichnet „Heinrich Reinhold … Aug 24 in Olevano“.<br />

Die Studien auf der Rückseite der Zeichnung scheinen nach vorne durch.<br />

Horizontale Mittelfalte, vereinzelte kleine Stockflecken, sorgfältig, ca. 5,5 cm langer, restaurierter Einriß im Oberrand.<br />

Vergleichsliteratur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Heinrich Reinhold<br />

(1788-1825). Italienische Landschaften. Gera 1988, Nrn. 159-163,<br />

Abb. S. 243-247. Einen nahezu identischen Landschaftsausschnitt<br />

in der Serpentara bei Olevano mit dem kleinen Wäldchen,<br />

hat Reinhold bereits 1821, von nahezu demselben Standort<br />

aus, gezeichnet (vgl. op. cit. Nr. 75, Abb. S. 161); Ausst. <strong>Katalog</strong>:<br />

Heinrich Reinhold. Der Landschaft auf der Spur. Hrsg. von<br />

A. Stolzenburg, M. Bertsch und H. Mildenberger. Hamburg/<br />

Weimar 2018, Nrn. 53-78, Abb. S. 182-201. In einem „Sommeraufenthalte<br />

in Olevano Romano (1821, 1822, 1824)“ überschriebenen<br />

Kapitel widmet sich Nadine Brüggebors diesen Aufenthalten<br />

auf den Seiten 180-201 ausführlich.<br />

Ersten Unterricht erhielt Reinhold an der Dresdener Akademie.<br />

1807 übersiedelte er zu seinem Bruder und Förderer<br />

Friedrich Philipp Reinhold (1779-1848) nach Wien, wo er bis 1809<br />

die Akademie besuchte. Ein Aufenthalt in Paris folgte von<br />

1809-1814, danach wohnte er wieder in Wien. Hier begegnete<br />

ihm Joseph Anton Koch (1768-1839) und er verkehrte im<br />

Kreise von Friedrich Olivier (1791-1859). Nach einer Reise<br />

mit Ernst Welker (1788-1857) und Johann Christoph Erhard<br />

(1795-1822) zum Schneeberg bei Wien unternahm er mit seinem<br />

Bruder Friedrich Philipp und den bereits oben erwähnten<br />

Malerfreunden im gleichen Jahr eine längere Studienreise nach<br />

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30<br />

Salzburg und in das Berchtesgadener Land. 1819 ging er mit<br />

Erhard nach Rom und verbrachte in den Jahren 1821, 1822<br />

und 1824 die Sommermonate in Olevano. 1824 lernte er in Rom<br />

Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) kennen, der mehrere Ölstudien<br />

von ihm erwarb.<br />

Reinhold war vor allem Landschaftszeichner, malte aber seit<br />

1816 auch in Öl. Er pflegte engen Kontakt zu Julius Schnorr<br />

von Carolsfeld (1794-1872), Carl Wilhelm Götzloff (1799-1866),<br />

Adrian Ludwig Richter (1803-1884), Johann Heinrich Schilbach<br />

(1798-1851) u. a.<br />

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31<br />

zugeschrieben<br />

GERHARDT WILHELM VON REUTERN<br />

1794 Rösthof bei Walk/Livland – Frankfurt am Main 1865<br />

Fünf nebeneinander stehende Hirsche.<br />

Feder in Grau, auf gelblichem Velin. 23,3:28,8 cm. – Verso: Studie eines männlichen Aktes. Bleistift.<br />

Rechte obere Ecke sorgfältig ergänzt, mit Reißnagellöchlein in den vier Ecken.<br />

Vergleichsliteratur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Gerhardt Wilhelm von<br />

Reutern 1794-1865. Drawings and Watercolours. London,<br />

Hazlitt, Gooden & Fox, 1978, Nr. 36 und 37; Gerhardt von<br />

Reutern. Hrsg. Vereinigung Malerstübchen Willingshausen e. V.<br />

Willingshäuser Hefte 4. Willingshausen, 1994, Nr. 20 (Zeichnung),<br />

25, 31, 33 (Radierungen).<br />

Gerhardt Wilhelm von Reutern ist mehrfach mit Johann<br />

Wolfgang von Goethe zusammengetroffen: 1815 auf den Arkaden<br />

des Heidelberger Schlosses, am 6. Januar 1818 in Jena,<br />

1827 und am 14. Mai 1830 in Weimar. Immer wieder standen sie<br />

auch in brieflichem Kontakt.<br />

66


67<br />

31


GERHARDT WILHELM VON REUTERN<br />

1794 Rösthof bei Walk/Livland – Frankfurt am Main 1865<br />

Junges Mädchen in lettischer Tracht; Dreiviertelfigur nach links.<br />

32<br />

Aquarell, 1831, auf cremefarbenem Velin, unten bezeichnet und datiert<br />

„Anne aus Kokenhoff Lemsal d 8ten März 1831“. 17,6:12,7 cm, auf Albumblatt montiert.<br />

Vergleichsliteratur: Gerhardt von Reutern. Hrsg.: Vereinigung<br />

Malerstübchen Willingshausen e. V. Willingshäuser Hefte 4.<br />

Willingshausen, 1994, Nr. 29, Farbabb. S. 24., Nr. 43 Porträt<br />

Hermann von Reutern, dat. „Lemsal d. 18ten März 1831“.<br />

Im Lebenslauf heisst es auf S. 7: 1830 Übersendung der „Arabeske“<br />

an Goethe; Aufenthalt in Weimar und Besuch Goethes<br />

(14. Mai); anschl. Reise – ohne die Familie – über Warschau<br />

nach Livland und Zarendorf (Carskoe selo); Audienz bei der<br />

Zarin Aleksandra Fedorovna (geb. Charlotte von Preußen) und<br />

Erwirkung der Erhöhung seiner Pension; Bekanntschaft mit den<br />

russischen Malern Utkin, Vorob’ev und Brjullov sowie erneute<br />

Begegnung mit dem Grafen Fedor Tolstoj; während des Winters<br />

Aufenthalt in Lemsal und Loddiger.<br />

Gerhardt Wilhelm von Reutern steht – zusammen mit Ludwig<br />

Emil Grimm – nicht nur am Beginn der bedeutenden Freiluftmalerkolonie<br />

in Willingshausen (Schwalm), sondern ist zugleich<br />

auch eine hochinteressante Persönlichkeit der europäischen<br />

Geistes- und Kulturgeschichte, die vor allem zwischen Deutschland,<br />

dem Baltikum und Rußland wichtige Brücken geschlagen<br />

hat.<br />

Lemsal ist eine ehemalige Hansestadt im Norden Lettlands und<br />

Zentrum des gleichnamigen Verwaltungsbezirks.<br />

Während des Studiums der Natur- und Militärwissenschaften<br />

an der Universität Dorpat 1810 nahm von Reutern auch<br />

Zeichenunterricht bei Carl August Senff (1770-1838). Die<br />

Aquarelltechnik studierte er 1824 am Genfer See bei dem<br />

Schweizer Aquarellmaler Gabriel Lory d. J. (1784-1846), der ihm<br />

Talent zur Landschaftsmalerei, vor allem auch „Farbensinn<br />

für die feinen Töne in der Natur, welche nicht gelernt, sondern<br />

gefühlt werden müssen“ bescheinigt. Im Hinblick auf Landschaftsdarstellungen,<br />

Tier- und Naturstudien kamen von<br />

Ludwig Emil Grimm (1790-1863) weitere Impulse. Seit 1825 und<br />

die folgenden Jahre hatte von Reutern sehr engen Kontakt zu<br />

Grimm, mit dem er in Willingshausen und Umgebung gemeinsam<br />

Landschaftsstudien nach der Natur betrieb. 1825 wurde<br />

von Reutern zum Ehrenmitglied der Wetterauischen Gesellschaft<br />

für die gesamte Naturkunde ernannt. In dieser Zeit der<br />

Zusammenarbeit entstanden auch Radierungen, einige davon<br />

zeigen Tiere. 1828 siedelte von Reutern nach Kassel über, um bei<br />

Johann Martin von Rohden (1778-1868) und anderen Kasseler<br />

Malern die Ölmalerei zu erlernen.<br />

Gerhardt Wilhelm von Reutern ist mehrfach mit Johann Wolfgang<br />

von Goethe zusammengetroffen: 1815 auf den Arkaden<br />

des Heidelberger Schlosses, am 6. Januar 1818 in Jena, 1827 und<br />

am 14. Mai 1830 in Weimar. Immer wieder wechselten sie auch<br />

Briefe.<br />

68


69<br />

32


FERDINAND RUSCHEWEYH<br />

1785 – Neustrelitz – 1846<br />

Perseus und Andromeda bei den Äthiopiern.<br />

33<br />

Kupferstich, 1829, nach Joseph Anton Koch (1768-1839), nach Asmus Jacob Carstens (1754-1798),<br />

auf Velin mit Wasserzeichen: A G F. 31,7:39,5 cm. – Insgesamt leicht stockfleckig.<br />

Provenienz: Sammlung August Riedinger, Augsburg, Lugt<br />

167; Sammlung Georg Denzel (1873-1959) und Dr. Friedrich<br />

Wilhelm Denzel, München (www.kunst-und-kultur.de, Sammlerstempel,<br />

Objekt Nr. 2394).<br />

Literatur: Nagler 67; Andresen 9.<br />

Nach Carstens Zeichnung, 1796, Feder über Graphit, rückseitig<br />

geschwärzt, 22,3:38,5 cm (Weimar, Kunstsammlungen, KK 656)<br />

malte Koch eine Aquarellkopie, die Ruscheweyh als Vorlage für<br />

seinen Kupferstich diente.<br />

Dr. Mareike Hennig, Frankfurt, der wir für Ihre Hilfe bei der<br />

<strong>Katalog</strong>isierung des Kupferstiches danken, führt dazu aus: „Es<br />

gibt noch eine weitere Zeichnung des Motives von Carstens, eine<br />

„Copie“ (wie sie hinten bezeichnet ist) sehr umrisshaft, auch in<br />

Feder, ebenfalls in Weimar. Da Fernow Carstens Zeichnung 1803<br />

mit nach Weimar nahm, muss Koch eine evtl. Kopie schon zuvor<br />

gemacht haben. Die Weimarer Zeichnung ist hinten geschwärzt,<br />

so dass sie als „Kopierblatt“ taugen würde, evtl. entstand so eine<br />

Vorlage für Koch, die er behielt. Sein eigenes Aquarell weicht<br />

jedoch im Format ab, so dass er schließlich „freihändig“ kopiert<br />

haben wird. Und das kann natürlich auch später sein.<br />

Der Berliner <strong>Katalog</strong> (Asmus Jacob Carstens / Joseph Anton<br />

Koch. Zwei Zeitgenossen der Französischen Revolution) vermutet<br />

auf Seite 101, Nr. 47: „Vielleicht nach einer anderen Fassung<br />

malte Koch eine Aquarellkopie (Thorvaldsen Museum) (...),<br />

Ferdinand Ruscheweyh führte einen Nachstich aus.“ Eine solche<br />

„andere“ Fassung ist nirgends überliefert. Dass Koch die<br />

Szene räumlich so ausgestaltet muss m. E. nicht auf ein Vorbild<br />

Carstens` zurückgehen. Lutterotti führt z. B. sieben Kopien von<br />

Koch nach Carstens an (aquarelliert mit Weißhöhungen und<br />

alle sehr bildhaft), in denen Koch Carstens Vorbilder deutlich<br />

ausgestaltet und mit Landschaftselementen oder Details im<br />

Eindruck verändert. (Für Uexküll 1811 angefertigt). Es sind<br />

dies: Sokrates im Korb, Das Gastmahl des Plato, Die Überfahrt<br />

des Megapenthes, Die Einschiffung des Megapenthes,<br />

Die Nacht mit ihren Kindern, Die Liebespaare mit Francesca<br />

und Paolo und Das goldene Zeitalter. Letzteres ist auch von<br />

Thorvaldsen noch einmal sehr ausformuliert wiedergegeben<br />

worden. Carstens eigenes Blatt – wohl sein letztes – ist hingegen<br />

nur eine zarte Umrisszeichnung.<br />

Zum Perseus-Blatt schreibt Lutterotti: „Während Carstens hier<br />

die Landschaft flüchtig andeutet, hat Koch diese auf seinem<br />

Aquarell vielfach verändert und bis ins einzelne ausgeführt.<br />

Koch, der nach dem Brief 32 vom 17.1.1815 an Langer sich einen<br />

Gegendruck vom Original gemacht hat, muss wohl auf ein verschollenes,<br />

ausgeführtes Blatt Carstens´ zurückgegriffen haben,<br />

das dann auch Ruschewey (sic!) als Unterlage für seinen Stich<br />

gedient hat.“ (S. 346, Nr. Z446).<br />

70


33<br />

Tatsächlich ist hier so viel hinzuerfunden, dass man die Komposition<br />

schon fast als Gemeinschaftswerk und nicht mehr als<br />

Kopie ausgeben muss. Doch gerade im Vergleich mit den anderen<br />

weiter ausgeführten Blättern, insbesondere dem „Goldenen<br />

Zeitalter“ (von Koch und von Thorvaldsen) und auch der „Überfahrt<br />

des Megapenthes“, in dem Koch noch inhaltliche Zugaben<br />

in Form von Attributen am Ufer macht, zeigt sich, dass Koch<br />

durchaus weitreichende Veränderungen in Carstens „Vorlagen“<br />

vornahm. Bei der „Überfahrt“ schreibt der Weimarer <strong>Katalog</strong><br />

(Asmus Jacob Carstens. Goethes Erwerbungen für Weimar)<br />

„Die Gebirgslandschaft des Hintergrundes ist von Koch hinzuerfunden<br />

und die Farbigkeit wie die Räumlichkeit deutlich gesteigert“.<br />

Ohne dies beweisen zu können, halte ich Kochs Ausarbeitung<br />

des „Perseus“ daher für eine eigenständige Weiterführung<br />

(keine Kopie nach einem verschollenen Blatt) einfach aus dem<br />

Grund, da er es – gerade in den Blättern für Uexküll mehrfach<br />

so gemacht hat. Ich könnte mir denken, dass Koch schon früh<br />

eine einfache Kopie vom Original anfertigte (geschwärzte Rückseite)<br />

die Ausarbeitung dann aber vielleicht erst Jahre später erfolgte.<br />

Evtl. sogar angeregt durch die bildhaften Ausführungen<br />

für Uexküll 1811.<br />

Wer Ruscheweyh beauftragt hat, kann ich nicht einmal raten.<br />

Wenn man davon ausgeht, dass Stiche entweder von berühmten,<br />

sehr alten, kanonischen Kunstwerken, oder neu entstandenen<br />

Bildern angefertigt wurden, spräche das dafür, dass Koch das<br />

Aquarell nicht vor 1808 anfertigte (als Ruscheweyh nach Rom<br />

kam). Zu dieser Zeit war die Landschaftsmalerei so weit auf dem<br />

Vormarsch, dass Goethe in Weimar Probleme bekam und eine<br />

„reine“ Carstens-Komposition ohne landschaftliche Ausgestaltung<br />

schwierig als Stich zu verkaufen gewesen wäre.“ (Email<br />

vom 5.11.2018).<br />

Größere Abb. siehe 2. Umschlagseite.<br />

71


EUGEN EDUARD SCHÄFFER (SCHEFFER)<br />

1802 – Frankfurt am Main – 1871<br />

34<br />

Hl. Euphrosyna.<br />

Kupferstich, um 1840, nach Edward Jakob von Steinle (1810-1886), auf aufgewalztem China.<br />

Darstellungsgröße 29,3:46 cm, Blattgröße 44:56,8 cm.<br />

Vorzüglich erhaltener Probedruck vor aller Schrift.<br />

Provenienz: Sammlung Heinrich Stiebel, Frankfurt am Main,<br />

Lugt 1367.<br />

Literatur: Nicht mehr bei Nagler; Weizsäcker-Dessoff, Kunst<br />

und Künstler in Frankfurt am Main im neunzehnten Jahrhundert.<br />

Bd. 1. Frankfurt/Main, 1907, S. 128; A.M. von Steinle,<br />

Edward von Steinle. Des Meisters Gesamtwerk in Abbildungen.<br />

Kempten/München, 1910, Abb. 182, S. 10. Abdruck vor aller<br />

Schrift.<br />

Als Vorlage für diesen seltenen Kupferstich diente Schäffer eine<br />

Sepiazeichnung Steinles, die seinerzeit von Frhr. Franz von<br />

Bernus erworben worden war.<br />

Schon 1823 trat Steinle in die Wiener Akademie ein, seit 1826<br />

wurde er von Leopold Kupelwieser (1796 - 1862) unterrichtet.<br />

Zwischen 1828 und 1833 hielt er sich zweimal in Rom auf und<br />

fand dort Anschluss an den Kreis der Nazarener (Friedrich<br />

Overbeck, 1789-1869; Philipp Veit, 1793-1877; Josef von Führich ,<br />

1800-1876). 1829 arbeitete er zusammen mit Overbeck an der<br />

Portiuncula bei Assisi. 1833 wieder in Wien, 1837 folgte eine<br />

Reise nach Frankfurt am Main und an den Rhein. 1839 übersiedelte<br />

er nach Frankfurt und fand Anschluss an den Nazarener-<br />

Kreis um Veit. 1850 wurde er Professor für Historienmalerei am<br />

Städelschen Kunstinstitut.<br />

Der vor allem als hervorragender Reproduktionsstecher nach<br />

Peter von Cornelius (1783-1867) und Raphael Sanzio (1493-1520)<br />

geschätzte Schäffer war seit 1833 Lehrer am Städelschen Kunstinstitut,<br />

seit 1848 Professor. 1844/45 hielt er sich in Florenz und<br />

1852/53 in Rom auf.<br />

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73<br />

34


CHRISTIAN GEORG SCHÜTZ D. Ä.<br />

1718 Flörsheim am Main – Frankfurt am Main 1791<br />

35<br />

Blick in eine gebirgige Rheinlandschaft mit einem ummauerten Städtchen am diesseitigen Ufer.<br />

Radierung, 1783, gegenseitig nach dem Gemälde von 1766, auf Bütten mit undeutlichem Wasserzeichen. 24,2:31,7 cm.<br />

Literatur: Nagler aus 1-2; Gwinner aus 3-4; Andresen aus 1-2;<br />

Le Blanc aus 1-2. – Vorzüglicher Abdruck mit allseitigem Rändchen<br />

um die Plattenkante.<br />

Schütz schuf nur 5 Radierungen, die sämtlich selten sind!<br />

Das Gemälde, das Schütz als Vorlage zu der oben beschriebenen<br />

Radierung diente, befindet sich heute im Landesmuseum in<br />

Mainz (Inv. Nr. 335).<br />

Die Begabung von Schütz, der in einer unmusischen Umgebung<br />

aufwuchs, wurde zuerst von dem angesehenen und gebilde ten<br />

Frankfurter Bürger Johann Friedrich von Uffenbach (1687-1769)<br />

erkannt und gefördert. 1731 begann Schütz eine Lehre bei dem<br />

Fassadenmaler Johann Hugo Schlegel (1679-1763) und war<br />

anschließend mehrere Jahre an den Höfen von Hohenzollern-<br />

Hechingen und Nassau-Saarbrücken tätig. Um 1743/44 ließ sich<br />

Schütz in Frankfurt am Main nieder und heiratete 1744 Anna<br />

Maria Hochecker, die Tochter des Bildhauers Servatius Hochecker<br />

(1701-1734). Durch Aufträge von außerhalb war Schütz<br />

häufig auf Reisen: 1749/50 in Braunschweig und Salzdahlum,<br />

1751 und 1753 in Kassel; 1759 und 1761 in der Schweiz; 1763/64<br />

war er Vorsteher der Malergesellschaft in Frankfurt am Main<br />

und gründete 1767 eine Zeichenschule, die aber wegen mangelnder<br />

Unterstützung seitens der Stadt Frankfurt nicht lange<br />

bestand.<br />

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75<br />

35


CARL SCHWALBACH<br />

1885 Mainz – München 1983<br />

36<br />

An Aphrodite.<br />

Titel- und Schlußblatt, beide mit großer figürlicher Vignette. Sowie handschriftliches Inhaltsverzeichnis<br />

und 9 (von 11) Federzeichnungen in schwarzer Tusche, über Bleistift, teils mit zarten Aquarellfarben laviert, 1909,<br />

auf chamoisfarbenem Velin, 9 Zeichnungen der Folge fest in Orig.-Passepartouts montiert,<br />

diese rechts oben signiert „Carl Schwalbach“, teils datiert „09“, jeweils links unten betitelt.<br />

Darstellungsgröße 28/35,5:24,5/28,5 cm, Blattgröße 59:48 cm.<br />

Die losen Blätter leicht fleckig. Die grüne Leinen-Mappe gering fleckig und Rücken überklebt.<br />

Die Titel der Folge lauten nach dem kalligraphierten Inhaltsverzeichnis:<br />

Amazone, Entführung, Lenzerwachen, Schwesternliebe, Leda,<br />

Der reiche Verehrer, Frevndinen /sic!), Cvpidos Ziel und Wvndergarten.<br />

Die Titel der beiden fehlenden Zeichnungen lauten:<br />

Liebespiel und Feverwerk.<br />

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36<br />

Literatur: Thomas Matuszak, … ruhelos und ohne des Schlafes<br />

Geschenk, 2000. – Die hocherotische Folge wurde 1913 in einer<br />

Auflage von 110 Exx. in München im Delphin-Verlag herausgegeben.<br />

Schwalbach war Schüler der Münchner Kunstschule und Akademie<br />

unter Gabriel von Hackl (1843-1926) und Carl Marr<br />

(1858-1936) und war in München als Maler und Illustrator der<br />

„Jugend“ und „Meggendorfer Blätter“ tätig. Er gehörte 1911<br />

neben Paul Klee (1879-1940), Max Oppenheimer (1886-1954),<br />

Egon Schiele (1890-1918), Edwin Scharff (1887-1955),<br />

Carl Kaspar (1879-1956), Alfred Kubin (1877-1959) u. a. zu den<br />

Gründungsmitgliedern der Künstlervereinigung „SEMA“. Er<br />

ist mit Werken in Museen von Darmstadt, Mainz, München,<br />

Nürnberg, Pforzheim und Schleißheim vertreten.<br />

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36<br />

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36


ELISABETTA SIRANI<br />

1638 – Bologna – 1665<br />

37<br />

Joseph mit dem Christusknaben und zwei Engeln.<br />

Pinsel in Braun, über Rötel, auf Bütten mit Fragment des Wasserzeichens:<br />

3 übereinander liegende Kreise, mit Buchstaben in deren Innerem. 16,1:12,7 cm. – Rechte obere Ecke ergänzt.<br />

Provenienz: Sammlung AJ (ligiert) mit Glöckchen, nicht bei Lugt.<br />

Vergleichsliteratur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: J. Bentini/V. Fortunati: Elisabetta<br />

Sirani „pittrice eroina“ 1638-1665, Bologna 2005, Nr. 30,<br />

Farbabb. S. 187; <strong>Galerie</strong> Joseph <strong>Fach</strong>, Frankfurt a. M., 2013,<br />

Kat. 102, „Frauenkunst – Kunst von Frauen“, Kat.-Nr. 323 mit<br />

farb. Abb.<br />

Die vorliegende Zeichnung ist ein charakteristisches Beispiel<br />

für die Pinseltechnik der Malerin und steht einem Gemälde in<br />

der Pinacoteca Comunale in Faenza nahe (Inv. Nr. 150), wenn<br />

auch die Malerin die Komposition im vorliegenden Fall um zwei<br />

Engel und einen architektonischen Hintergrund erweiterte.<br />

Die bereits im Alter von 27 Jahren unter mysteriösen Umständen<br />

verstorbene Malerin und Kupferstecherin wurde, wie ihre<br />

beiden Schwestern, von ihrem Vater Giovanni Andrea Sirani<br />

(1610-1670), einem der bedeutendsten Maler seiner Zeit, ausgebildet<br />

und arbeitete dann in dessen Werkstatt. Darüber hinaus<br />

orientierte sie sich am Spätwerk Guido Renis (1575-1642). Bald<br />

zählte sie zu den prominentesten Künstlern/innen Bolognas und<br />

konnte auch Kunden außerhalb ihrer Heimatstadt und Italiens<br />

gewinnen. Sie gründete in Bologna eine „weibliche Akademie“<br />

nur für Frauen, um den Missstand, da diese nicht an den offiziellen<br />

Kunstakademien studieren durften, zu beheben. Sirani<br />

hinterließ etwa 170 Werke, überwiegend Altargemälde, Zeichnungen<br />

und Radierungen, häufig in kleinem Format.<br />

„Trotz widersprüchlicher Auffassungen über das Wesen der<br />

Frau ist Elisabetta Sirani von ihren Zeitgenossen – von Künstlern<br />

ebenso wie von hochgestellten Auftraggebern und Sammlern<br />

– bewundert und verehrt worden. Ihr Atelier war geistiger<br />

und geselliger Mittelpunkt Bolognas. Die Künstlerin stand<br />

auch in Verbindung mit Musikern und Literaten ihrer Zeit, sie<br />

selbst war eine geachtete Harfinistin und Lyrikerin.“ (Zit aus:<br />

Ausst. <strong>Katalog</strong>: Das verborgene Museum I. Dokumentation der<br />

Kunst von Frauen in Berliner öffentlichen Sammlungen, Berlin<br />

1987, S. 67).<br />

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LUDWIG PHILIPP STRACK<br />

1761 Haina/Hessen – Oldenburg 1836<br />

38<br />

Felsental bei La Cava mit großer Pinie, um 1805/06.<br />

Graphitstift, mit Sepia laviert, auf bräunlichem Bütten mit Wasserzeichen: Wappenschild mit den Buchstaben D & C B<br />

(ähnlich Heawood 3267 und 3268; Paris um 1797). 63,7:49,1 cm. – Papier leicht vergilbt.<br />

Vergleichsliteratur: S. Francksen-Liesenfeld, Der Landschaftsmaler<br />

Ludwig Philipp Strack 1761-1836, Biographie und Werkverzeichnis,<br />

Veröffentlichungen der Oldenburgischen Landschaft,<br />

Bd. 14, 2008, G 42 und G 58.<br />

Gutachten: Dr. Silke Francksen-Mansfeld, Hamburg, vom<br />

10.12.2017.<br />

In ihrem ausführlichen Gutachten schreibt Dr. Silke Francksen-<br />

Liesenfeld u. a.:<br />

„Die Zeichnung stellt einen nicht genau bestimmbaren Landschaftsausschnitt<br />

dar, den Strack 1806 und 1818/19 in zwei<br />

Wandgemäldezyklen malerisch umgesetzt hat.<br />

Die erste Fassung in Öl, die zu einem ursprünglich vermutlich<br />

neunteiligen, nicht vollständig erhaltenen Zyklus mit Ansichten<br />

aus Italien gehört, hatte Strack 1806 für das Stadtpalais des<br />

Kaufmanns und Konferenzrates Georg Friedrich Baur an der<br />

Pallmaille in Altona geschaffen und befindet sich heute im Besitz<br />

des Altonaer Museums in Hamburg. Der Bildtitel „Felsental<br />

bei La Cava“ ist in einer zeitgenössischen Quelle zu der leicht<br />

variierten Fassung überliefert, die zu dem 1818/19 entstandenen<br />

Wandgemäldezyklus im sogenannten „Strack-Saal“ des Oldenburger<br />

Schlosses – heute Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte<br />

– gehört. Die sechsteilige Ansichtenfolge mit Veduten<br />

aus Italien ist als Bestandteil einer Innenraumgestaltung für den<br />

ehemaligen herzoglichen Speisesaal in situ erhalten und wurde<br />

zwischen März 1818 und Februar 1819 von Strack im Auftrag<br />

Herzog Peter Friedrich Ludwigs ausgeführt.<br />

Protagonist in beiden Panneaus ist die mächtige Pinie, deren<br />

Ast- und Kronenbildungen sich mit der Darstellung in der<br />

Zeichnung bis in kleine Details decken. Aber auch einzelne, in<br />

der Zeichnung dargestellte Bäume lassen sich in den Gemälden<br />

als Baumindividuen wiederfinden, ebenso die in den Dunst<br />

der Ferne getauchte Krone einer zweiten kleineren Pinie im<br />

Hintergrund. Auch den bereits in der Zeichnung berücksichtigten<br />

Lichteinfall von rechts hat Strack in beide Wandbilder übernommen.<br />

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83<br />

38


38<br />

In beiden malerischen Versionen wird dem Betrachter die harmonische<br />

Verbindung von Vegetation und Architektur in Form<br />

einer gemauerten Brücke mit Torbogen vor Augen geführt, die<br />

einen plätschernden Fluss überspannt und aufgrund nachweislich<br />

im Hinterland Salernos ehemals befindlicher ähnlicher<br />

Brückenkonstruktionen, vermutlich ebenfalls auf ein topographisches<br />

Motiv zurückgehen.<br />

Strack hatte im Jahr 1790 zusammen mit dem Landschaftszeichner<br />

Christoph Heinrich Kniep (1755-1825) in dem kleinen,<br />

nördlich von Salerno gelegenen Städtchen La Cava di Tirreni<br />

Quartier genommen, um von dort aus, die wegen ihres malerischen<br />

Charakters bei Künstlern und Italienreisenden gleichsam<br />

beliebte Gegend mit dem Zeichenstift zu durchwandern.<br />

Die nicht datierte und signierte Zeichnung dürfte demnach auf<br />

Naturstudien beruhen, die Strack damals während seiner Suche<br />

nach lohnenden Motiven in der zerklüfteten und von zahlreichen<br />

Wasserläufen durchzogenen Umgebung La Cavas aufgenommen<br />

hat. Die Zeichnung dürfte als Vorbereitung auf eine<br />

malerische Umsetzung um 1805/06 entstanden sein.<br />

Ludwig Philipp Stracks Mutter entstammte der großen Künstlerfamilie<br />

Tischbein. Sein eng mit ihm befreundeter Vetter war<br />

der berühmte Historien- und Porträtmaler Johann Heinrich<br />

Wilhelm Tischbein (1751-1829), der seine letzten 21 Lebensjahre<br />

ebenfalls am Hof des Oldenburger Herzogs Peter Friedrich Ludwig<br />

verbracht hat.<br />

Strack begann seine Malerausbildung 1773 in Kassel bei seinem<br />

Vetter, dem Kasseler Hofmaler J. H. Tischbein d. J. und wurde<br />

1775 einer der ersten Schüler der Kasseler Kunstakademie.<br />

1783 erhielt er seine erste Anstellung als Oldenburger Hofmaler<br />

des Prinzen und späteren Herzogs Peter Friedrich Ludwig. 1784<br />

verließ er auf eigenen Wunsch den Oldenburger Hof und kehrte<br />

nach Wanderjahren in Hamburg und Lübeck 1786 nach Kassel<br />

zurück, wo er vornehmlich als Kopist seinen Lebensunterhalt<br />

bestritt.<br />

Mit einem Stipendium vom Kasseler Hof und dem Wunsch sich<br />

als Landschaftsmaler auszubilden, begab sich Strack von 1789<br />

bis 1794 nach Italien (Rom, Neapel, einjährige Reise als Vedutenmaler<br />

einer Reisegruppe nach Sizilien, Kalabrien und Mal-<br />

84


38<br />

ta), wo er mit dem Landschaftsmaler Jakob Philipp Hackert und<br />

dem Landschaftszeichner Christoph Heinrich Kniep zusammentraf,<br />

die seinen künstlerischen Werdegang maßgeblich beeinflusst<br />

haben.<br />

Als ehemaliger Kasseler Stipendiat zur Anbietung seiner Dienste<br />

an den Kasseler Hof verpflichtet, wurde er 1796 nach seiner<br />

Heirat mit seiner Cousine Magdalena Margarethe Tischbein<br />

gegen seinen Wunsch zum Hofmaler Landgraf Wilhelm IX.<br />

von Hessen-Kassel ernannt. Nach einer zunächst unerfüllt gebliebenen<br />

Bitte um Abschied ging Strack während eines ihm<br />

schließlich genehmigten Urlaubes 1798 an den Herzoglich-Oldenburgischen<br />

Hof nach Eutin, der ihn spätestens 1803, als die<br />

Residenz nach Oldenburg verlegt wurde und auch Strack dorthin<br />

übersiedelte, ein zweites Mal als Hofmaler anstellte. 1808<br />

folgte ihm sein Vetter J. H. Wilhelm Tischbein, der als Hofmaler<br />

in der Sommerresidenz Eutin ansässig wurde.<br />

Während der französischen Besatzungszeit und Emigration des<br />

Oldenburger Herzogs nach Russland, lebte Strack mit seiner Frau<br />

und seinen fünf Kindern im dänischen Altona, wo er bei Mitgliedern<br />

des Hamburger Großbürgertums Auftraggeber fand.<br />

1814 ging er zurück nach Eutin. 1815 wurde ihm der Wunsch<br />

nach erneuter Anstellung am Hof in Oldenburg erfüllt, wo er<br />

als Hofmaler unter Herzog Peter Friedrich Ludwig und ab 1829<br />

unter dessen Sohn und Nachfolger Großherzog Paul Friedrich<br />

August bis zu seinem Tod im Jahr 1836 gelebt hat.<br />

Das künstlerische Oeuvre Stracks umfasst Gemälde, Zeichnungen,<br />

Lithographien, Kupferstiche und Radierungen, die neben<br />

Darstellungen des Schlossparks Wilhelmshöhe, des Holsteiner<br />

Seengebietes und Ansichten aus dem Herzogtum Oldenburg<br />

vornehmlich italienische Veduten und Ideallandschaften zum<br />

Bildthema haben und in denen er bis in die Schaffenszeit auf<br />

seine in Italien kurz vor der Jahrhundertwende entstandenen<br />

Naturstudien zurückgriff.<br />

Sein in der Kunstgeschichtsschreibung bis heute nicht ausreichend<br />

gewürdigtes Werk zeichnet ihn als bedeutendsten Nachfolger<br />

Jakob Philipp Hackerts (1737-1807) in Deutschland aus.“<br />

Wir danken Dr. Silke Francksen-Mansfeld, Hamburg, für ihre<br />

Hilfe bei der <strong>Katalog</strong>isierung unserer Zeichnung.<br />

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ALAJOS (ALOIS) STRÓBL VON LIPTÓUJVÁR<br />

1856 Királylehota/Nordungarn – Budapest 1926<br />

39<br />

Baronin Szilvássy Karola Elemérné Bornemisza (1876-1948).<br />

Büste, den Kopf nach rechts gewandt. Blei- und Buntstift, auf strukturiertem chamoisfarbenem Papier,<br />

rechts unten bezeichnet, datiert und signiert „Kolozsvar October 14 – 1915 …. Strobl Bornemisza Carola…“. 40,8:29,5 cm.<br />

Porträtstudie, möglicherweise für eine bildhauerische Arbeit. Karola Bornemisza ist auf der Zeichnung in der<br />

Schwesterntracht des Roten Kreuzes zu sehen. – Bei der Ortsbezeichnung Kolozsar handelt es sich um Klausenburg/Ungarn.<br />

Der aus der heutigen Slowakei stammende Künstler deutscher<br />

Herkunft besuchte zunächst das Gymnasium. 1874<br />

begann er seine künstlerische Ausbildung an der Wiener<br />

Kunstge werbeschule unter Ferdinand Laufberger (1829-1881).<br />

Von 1876-1880 war er Schüler des Bildhauers Caspar von<br />

Zumbusch (1830-1915). Neben Zumbusch beeinflusste ihn auch<br />

der Bildhauer Victor Tilgner (1844-1896). Seinen ersten Erfolg<br />

errang der junge Künstler 1878 mit einer Perseus-Statue,<br />

1880 durfte er zwei Komponistenstatuen der Budapester Oper<br />

gestalten. Er war um die Wende zum 20. Jahrhundert einer<br />

der meistbeschäftigten ungarischen Künstler. 1881 ging Stróbl<br />

nach Pest und lehrte hier ab 1885 an der Meisterschule für Bildhauerei,<br />

deren Leitung er 1920 übernahm. In der Folge gewann<br />

er einige wichtige Preise.<br />

Stróbl war ein bedeutender Vertreter des ungarischen Späthistorismus<br />

bzw. Wiener Neobarock.<br />

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HANS THOMA<br />

1839 Bernau/Schwarzwald – Karlsruhe 1924<br />

40<br />

Die römische Campagna mit der Via Appia.<br />

Öl, über schwarzer Feder, auf Malpappe, rechts unten bezeichnet, datiert und signiert<br />

“Via Appia 23 April 1880 HThom(a)”. 34,8:53,5 cm.<br />

Mit kleinen Retuschen.<br />

Provenienz: Sammlung Simon Ravenstein, Frankfurt a. M.<br />

Literatur: H. Thode, Thoma. Des Meisters Gemälde, Stuttgart/<br />

Leipzig, DVA, 1909, Abb. S. 156 unten; Ausst. <strong>Katalog</strong>: Hans<br />

Thoma, Wanderer zwischen den Welten. Baden-Baden, 2017/18,<br />

Farbabb. S. 70/71.<br />

Auf S. 66 dieses <strong>Katalog</strong>es heißt es: „Sechs Jahre nach seiner<br />

ersten Italienfahrt konnte Thoma im Frühjahr 1880 gemeinsam<br />

mit seiner Frau Cella eine weitere Reise in das Sehnsuchtsland<br />

antreten. Finanziell unterstützt durch seinen Sammler und<br />

Förderer, dem englischen, in Frankfurt geborenen Kaufmann<br />

Charles Minoprio, trat er eine Grand Tour an, die die Hauptziele<br />

der ersten Reise wieder aufnahm und um Neapel und Kampanien<br />

im Süden und den Gardasee im Norden erweiterte. Im Auftrag<br />

Minoprios fertigte Thoma Gemälde von zuvor festgelegten,<br />

klassischen Motiven der Regionen des Landes. Typische Exempel<br />

für Thomas Arbeit an diesen Bildthemen sind die Ölstudie<br />

Römische Campagna (Abb. S. 70), sowie das Aquarell mit einer<br />

Ansicht des rauchenden Vesuvs (Abb. S. 72)…“.<br />

Thoma begann nach Lehren als Lithograph und Anstreicher<br />

in Basel sowie als Uhrenschildmaler in Furtwangen, die er<br />

nicht beendete, autodidaktische Mal- und Zeichenstudien. 1859<br />

studierte er an der Karlsruher Kunstakademie bei Ludwig Des<br />

Coudres (1820-1878) und Johann Wilhelm Schirmer (1807-1863).<br />

1868 reiste er nach Aufenthalten in Basel und Düsseldorf mit<br />

Otto Scholderer (1834-1902) nach Paris. 1870-1877 lebte er in<br />

München, wo er mit dem Leibl-Kreis verkehrte. Sein erster<br />

Aufenthalt in Italien war 1874, ein zweiter 1880. 1876 zog er<br />

nach Frankfurt am Main. Nach sehr zögerlich einsetzendem Erfolg<br />

– seinen ersten größeren Auftrag hatte er 1882, 1890 seine<br />

erste erfolgreiche Sonderausstellung in München – führte seine<br />

steigende Bekanntheit 1898 zur Professur an der Karlsruher<br />

Kunstakademie und 1899 zum Direktorat der dortigen Kunsthalle.<br />

Dieses Amt hatte er bis 1919 inne.<br />

88


89<br />

40


HANS THOMA<br />

1839 Bernau/Schwarzwald – Karlsruhe 1924<br />

41<br />

Landschaft mit dem rauchenden Vesuv.<br />

Aquarell und Deckweiß, über Bleistiftskizze, auf bräunlichem festem Zeichenpapier, rechts unten monogrammiert,<br />

bezeichnet und datiert „HTh (ligiert) Pompei 80“. 35:46,8 cm. – Verso an den Ecken Reste alter Verklebung.<br />

Literatur: H. Thode, Thoma. Des Meisters Gemälde. Stuttgart/Leipzig,<br />

DVA, 1909, Abb. S. 152 unten; Ausst. <strong>Katalog</strong>:<br />

Hans Thoma, Wanderer zwischen den Welten. Baden-Baden,<br />

2017/18, Farbabb. S. 72/73.<br />

Auf S. 66 dieses <strong>Katalog</strong>es heißt es: „Sechs Jahre nach seiner<br />

ersten Italienfahrt konnte Thoma im Frühjahr 1880 gemeinsam<br />

mit seiner Frau Cella eine weitere Reise in das Sehnsuchtsland<br />

antreten. Finanziell unterstützt durch seinen Sammler und<br />

Förderer, dem englischen, in Frankfurt geborenen Kaufmann<br />

Charles Minoprio, trat er eine Grand Tour an, die die Hauptziele<br />

der ersten Reise wieder aufnahm und um Neapel und Kampanien<br />

im Süden und den Gardasee im Norden erweiterte. Im<br />

Auftrag Minoprios fertigte Thoma Gemälde von zuvor festgelegten,<br />

klassischen Motiven der Regionen des Landes. Typische<br />

Exempel für Thomas Arbeit an diesen Bildthemen sind die<br />

Ölstudie Römische Campagna (Abb. S. 70), sowie das Aquarell<br />

mit einer Ansicht des rauchenden Vesuvs (Abb. S. 72)…“.<br />

Thoma begann nach Lehren als Lithograph und Anstreicher in<br />

Basel sowie als Uhrenschildmaler in Furtwangen, die er nicht<br />

beendete, autodidaktische Mal- und Zeichenstudien. 1859<br />

studierte er an der Karlsruher Kunstakademie bei Ludwig<br />

Des Coudres (1820-1878) und Johann Wilhelm Schirmer<br />

(1807-1863). 1868 reiste er nach Aufenthalten in Basel und<br />

Düsseldorf mit Otto Scholderer (1834-1902) nach Paris.<br />

1870-1877 lebte er in München, wo er mit dem Kreis um<br />

Wilhelm Leibl (1844-1900) verkehrte. Sein erster Aufenthalt<br />

in Italien war 1874, ein zweiter 1880. 1876 zog er nach Frankfurt<br />

am Main. Nach sehr zögerlich einsetzendem Erfolg – seinen<br />

ersten größeren Auftrag hatte er 1882, 1890 seine erste erfolgreiche<br />

Sonderausstellung in München – führte seine steigende<br />

Bekanntheit 1898 zur Professur an der Karlsruher Kunstakademie<br />

und 1899 zum Direktorat der dortigen Kunsthalle. Dieses<br />

Amt hatte er bis 1919 inne.<br />

90


91<br />

41


GIOVANNI DOMENICO TIEPOLO<br />

1727 – Venedig – 1804<br />

42<br />

Einzug der heiligen Familie in die Stadt.<br />

Radierung, 1750/53, auf Bütten. 18,8:25 cm.<br />

Vorzüglicher Abdruck, teils mit etwas Plattenschmutz in den Facetten, rundum auf die Plattenkante geschnitten.<br />

Provenienz: Kunsthandlung Helmut Rumbler, Frankfurt a. M.<br />

Literatur: De Vesme 27; Rizzi 93, II, mit der Nummer 27 links<br />

unten, aber ohne Bezeichnung in der Platte. Schlußblatt der<br />

Folge „La Fuga in Egitto“; Succi 2013, II, 545, 68, II.<br />

Giovanni Domenico Tiepolo war der älteste Sohn Giovanni Battista<br />

Tiepolos (1696-1770). Wie sein jüngerer Bruder Lorenzo<br />

(1736-1776), war er Schüler, Gehilfe und Stecher in der Werkstatt<br />

seines Vaters. Es gelang ihm, sich zunehmend zu emanzipieren,<br />

blieb aber lange im Schatten seines berühmten Vaters.<br />

Später wurde er zunehmend gleichberechtigter Mitarbeiter,<br />

blieb gleichwohl lange Nachahmer seines Vaters. Erst 1747 gelang<br />

es ihm, sich mit 14 Gemälden zu den Stationen des Kreuzweges<br />

im Oratorium von San Paolo als selbstständiger Maler<br />

durchzusetzen. Diese kleinformatigen Darstellungen sind von<br />

historischem Interesse, weil in der Zeit ihrer Entstehung Christi<br />

Weg zum Kreuz in Rom zu einer besonderen Andachtsform erhoben<br />

wurde, und weil Domenicos Zyklus der erste dieser Art in<br />

Venedig war. Andere eigenständige Arbeiten gibt es im Kaisersaal<br />

und im Treppenhaus der Würzburger Residenz, wo er seinem<br />

Vater in den Jahren 1750 bis 1753 half. Die Folge der Radierungen<br />

„Flucht nach Ägypten“ ist noch am Hofe von Karl<br />

Philipp von Greiffenklau, Bischof von Würzburg und Herzog von<br />

Franken ausgeführt und 1753 vollendet worden.<br />

Nach dem Tode seines Vaters kehrte Domenico Tiepolo Ende<br />

1770 nach Venedig zurück. In den ihm noch verbleibenden<br />

30 Jahren, schuf er vornehmlich säkulare und religiöse Bilder<br />

sowie zahlreiche Radierungen.<br />

92


93<br />

42


JOHANN HEINRICH TISCHBEIN D. Ä., GENANNT „KASSELER TISCHBEIN“<br />

1722 Haina – Kassel 1789<br />

43<br />

Kassel, Blick von der Baustelle des neuen Schlosses über die Fulda und das jenseitige Ufer auf den dahinter liegenden Höhenzug.<br />

Pinsel und Feder in Schwarz und Grau, über Bleistift, mit schwarzer Tuschlinie umrandet, auf Bütten mit Wasserzeichen:<br />

C & I Honig und großes bekröntes Lilienwappen, unten mittig mit brauner Feder signiert „Tischbein“. 23,9:38,3 cm.<br />

Mit einer Tektur im rechten Vordergrund.<br />

Provenienz: Sammlung Rosenstock, Kassel.<br />

Ab 1786 entstand in mehreren Bauetappen Schloss Wilhelmshöhe.<br />

Parallel zur Umgestaltung der barocken Parkanlage<br />

in einen englischen Landschaftsgarten entwickelte Landgraf<br />

Wilhelm IX., der spätere Kurfürst Wilhelm I., das Schlossprojekt.<br />

Der angestrebte erhabene und würdevolle Charakter des<br />

Parks sollte eine markante bauliche Entsprechung erhalten und<br />

das Schloss in das Gesamtkunstwerk Bergpark Wilhelmshöhe<br />

eingebunden werden.<br />

Vergleichsliteratur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Kassel trifft sich – Kassel<br />

erinnert sich in der Stadtsparkasse: Johann Heinrich Tischbein<br />

d. Ä. (1722-1789). Mit Beiträgen von E. Herzog, M. Heinz,<br />

A. Linnebach, W. Mogk, P. Tiegel u. Chr. Vanja. Kassel, Neue<br />

<strong>Galerie</strong>, 1989/90, Nr. 112-116. Die hier genannten Zeichnungen<br />

mit Kasseler Motiven sind 1782 bzw. 1783 entstanden und<br />

sie sind nur wenig größer als das hier vorliegende Blatt. Eine<br />

weitere Zeichnung dieser Art „Blick aus dem Landgrafenschloss<br />

auf die Aue mit der Orangerie“, 24:40,5 cm, wurde bei Sotheby’s,<br />

München am 8.12.1998, Lot-Nr. 21 versteigert.<br />

Die erste Ausbildung erhielt Tischbein 1736-1741 in Kassel beim<br />

Tapetenmaler Zimmermann und Johann Georg von Freese<br />

(1701-1775). 1741/42 stand er im Dienste kleinerer Fürstenhöfe,<br />

1743 ging er, finanziell unterstützt von Graf Johann Philipp<br />

Stadion, nach Paris und wurde Schüler von Carle van Loo<br />

(1705-1765). 1749 schloss sich eine Reise nach Venedig zu<br />

Giovanni Battista Piazetta (1682-1754) an. 1750-1751 weilte<br />

er in Rom. Nach der Rückkehr erfolgte im Jahre 1753 die<br />

Ernennung zum Hofmaler durch den Landgrafen Wilhelm VIII.<br />

von Hessen-Kassel, 1762 wurde er zum Professor am Collegium<br />

Carolinum in Kassel ernannt, 1776 Professor an der dortigen<br />

neugegründeten Akademie.<br />

Er gilt als bedeutendstes Mitglied der hochbegabten, über vier<br />

Generationen tätigen Malerfamilie Tischbein.<br />

94


95<br />

43


JOHANN HEINRICH TISCHBEIN D. Ä., GENANNT „KASSELER TISCHBEIN“<br />

1722 Haina – Kassel 1789<br />

44<br />

Venus und Amor.<br />

Feder in Braun, über Rötelskizze, grau laviert, auf Bütten mit Fragment eines Wasserzeichens. 19,6:15,6 cm.<br />

Verso: Venus mit Amor und einem Putto. Rötel, rechts oben mit brauner Feder nummeriert.<br />

Provenienz: Max Perl, Berlin, Auktion vom 7.09.1934; Süddeutsche<br />

Privatsammlung.<br />

Vergleichsliteratur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Johann Heinrich Tischbein<br />

d. Ä. (1722-1789). Kassel, Staatl. Kunstsammlungen und Stadtsparkasse<br />

Kassel, 1989/1990, Anhang A (verzeichnet nicht ausgestellte<br />

Gemälde und Zeichnungen Johann Heinrich Tischbeins<br />

d. Ä. im Besitz der Staatl. Kunstsammlungen Kassel),<br />

Nr. 54: Venus und Amor (Entstehung der roten Rose) um 1760.<br />

Graphit, 154:191 mm, bez. in Rötel: Diese zwei Stück sind nach<br />

Paris gekommen 1760. Inv. Nr. GS 1980/71. Dokumentarische<br />

Skizze; Jahreszahl unten abgeschnitten, das Blatt zeigte wohl<br />

ursprünglich zwei Szenen; Ausst. <strong>Katalog</strong>: 3 x Tischbein und<br />

die europäische Malerei um 1800. Kassel/Leipzig/München<br />

2005, vgl. Nrn. 8, 9, 10 und 11 mit Farbtafeln.<br />

Zusammen mit dem Bildhauer Johann August Nahl d. Ä.<br />

(1710-1781) und dem Architekten Simon Louis du Ry<br />

(1726-1799) ist es vor allem ihm zu verdanken, dass die Residenz -<br />

stadt Kassel in der Mitte des 18. Jahrhunderts zu einem Kunstzentrum<br />

von überregionaler Bedeutung wurde.<br />

96


97<br />

44


45<br />

CARL EMIL UPHOFF<br />

1885 Witten/Ruhr – Worpswede 1971<br />

Mädchenköpfe.<br />

Titelblatt und 5 aquarellierte Radierungen aus der von der<br />

Werkgemeinschaft Worpswede herausgegebenen Folge „Sechs Köpfe“ 1917/21;<br />

auf chamoisfarbenem Bütten, sämtlich signiert sowie auf dem Titelblatt nummeriert. 18,9:14,3 cm, bzw. je 22,8:17,7 cm.<br />

Titelblatt im rechten Rand angeschmutzt, einige Falten geglättet, ein Blatt mit Rostfleck im breiten Rand.<br />

Es fehlen: Original-Umschlag, Impressum und der Kopf, Nr. 4741, Nr. 30 von 50 Exx. Sehr selten!<br />

Provenienz: Sammlung PK im Hochoval, nicht bei Lugt.<br />

Literatur: Bestandskatalog Lindenau-Museum Altenburg, 2000,<br />

Nrn. 4734-4741.<br />

Carl Emil Uphoff, Bruder des Worpsweder Malers Fritz Uphoff<br />

(1890-1966) und Schwager der Malerin Lore Schill (1890-1968)<br />

erhielt zunächst seine Ausbildung im sogen. Folkwang-Kreis<br />

durch Christian Rohlfs (1849-1938). Auf Studienreisen nach<br />

Belgien, Holland und Frankreich bildete er sich weiter. In Paris<br />

fand er in Henri Matisse (1869-1954) einen Förderer. 1911<br />

trat er die Nachfolge im Atelier von Paula Modersohn-Becker<br />

(1876-1907) und Clara Westhoff (1878-1954) an und gründete<br />

zusammen mit seinem Bruder Fritz die „Werkgemeinschaft<br />

Worpswede“ mit dem Ziel, die Buchillustration im Sinne eines<br />

grafischen Gesamtkunstwerks zu reformieren. Er war ein sehr<br />

vielseitiger Künstler und betätigte sich als Maler, Graphiker,<br />

Bildhauer und Bühnenschriftsteller.<br />

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99<br />

45


GEORG LUDWIG VOGEL<br />

1788 – Zürich – 1879<br />

46<br />

Helena Cornelius, verstorbene Tochter des Malers Peter von Cornelius, München 1829;<br />

Halbfigur, den Kopf nach links gewandt.<br />

Aquarell, Pinsel in Grau und Bleistift, auf Bütten, rechts oben Reste einer eigenhändigen Beschriftung nicht mehr lesbar,<br />

auf alten Sammlungsuntersatz montiert, dort von Vogel eigenhändig bezeichnet, signiert und datiert<br />

„Helena, verstorbene Tochter des Malers Peter von Cornelius. L. Vogel del. / München 1829.“ 21,1:22,2 cm.<br />

Literatur: Salomon Vögeli, Das Leben Ludwig Vogels, Kunstmalers<br />

von Zürich, in: Neujahrsblatt der Künstler-Gesellschaft<br />

Zürich 1881 (Ss. 3-38), 1882 (Ss. 3-43). Vögeli dokumentiert unsere<br />

Zeichnung an zwei Stellen: S. 12 (1882) heißt es: „Hätten<br />

wir doch ähnliche Aufzeichnungen über die Besuche Vogel’s in<br />

München, wo er mit Cornelius zusammentraf. Hier aber müssen<br />

wir uns mit dürftigen zufälligen Notizen begnügen. So erfahren<br />

wir, dass Vogel 1829 vier seiner Bilder auf die Ausstellung<br />

zu München gab, und da er in diesem Jahr sein Bild, Struthan<br />

Winkelried den Drachen erlegend, an Cornelius schenkte, so<br />

ist anzunehmen, er habe selbst die Ausstellung besucht. Sicher<br />

ist, dass er 1830 vier Wochen in München war. Damals schenkte er<br />

Cornelius seine Gouache „Appenzeller Wohnstube“ und zeichnete<br />

dessen 1833 gestorbene Tochter Helena.“ (Op. cit., S. 12, 1882).<br />

Hier irrt Vögelin, denn nach Vogels eigenhändiger Bezeichnung<br />

ist das Porträt Helenas bereits 1829 entstanden. In den Anmerkungen<br />

zitiert Vögelin aus einem Brief Vogels an Overbeck vom<br />

26. September 1833: „Bezeuge dem hochverehrten Meister meine<br />

innigste Theilnahme über den Verlust seiner guten Helena.<br />

Ich weiss, wie lieb ihm dieses Kind war. Eine leichte Zeichnung,<br />

die ich in München vor drei Jahren nach ihr machte, steht ihm<br />

jeden Augenblick zu Diensten, wenn er kein Porträt von der<br />

Seligen haben sollte.“ (Op. cit., S. 45, 1882).<br />

Georg Ludwig Vogel war der Sohn des Zuckerbäckers, Kaufmanns<br />

und liberalen Politikers David Vogel (1760-1849),<br />

1803 Mitglied des Großen und des Kleinen Rates, 1813<br />

Mitglied der Zürcher Künstlergesellschaft, 1826-1827 Präsident<br />

der Schweizerischen Künstlergesellschaft, der seinen Sohn früh<br />

im Zeichnen unterrichten ließ. Dennoch musste er erst eine<br />

Zuckerbäcker-Lehre absolvieren und im Geschäft des Vaters<br />

arbeiten. 1808 ging er schließlich zum Kunststudium an die<br />

Wiener Akademie. Gemeinsam mit den befreundeten Mitschülern<br />

Franz Pforr (1788-1812), Johann Friedrich Overbeck<br />

(1789-1869), Joseph Wintergerst (1763-1867), Joseph<br />

Sutter (1781-1866) und dem Zürcher Landsmann Johann<br />

Conrad Hottinger (1788-1828) schloss er sich dort, in Opposition<br />

zum Akademiebetrieb und orientiert am Idealkon-<br />

100


Januar bis August 1813 hielt er sich in Florenz auf, anschließend<br />

kehrte er nach Zürich zurück. Als Historien- und Genre maler<br />

lebte und arbeitete Vogel, auch nach seiner Heirat 1818 mit<br />

Elisabetha Wilhelmina Sulzer (1798-1835) aus Winterthur,<br />

im Haus seiner Eltern, dem „Oberen Schönenberg“ in Zürich.<br />

1819 kam er im Auftrag von Kronprinz Ludwig von Bayern nach<br />

München, wo er ab 1825 auch die Leitung der Akademie der<br />

Bildenden Künste übernahm und sich wiederholt in München<br />

aufhielt und an Ausstellungen teilnahm. 1822 reiste er zusammen<br />

mit Franz Hegi (1774-1850) nach Paris, 1824 weilte er in<br />

Stuttgart, 1829, 1830, 1832, 1856 und 1858 in München und wiederholt<br />

in Mailand. 1830 zeigte er einige Arbeiten auf einer Ausstellung<br />

in München, 1831 beteiligte er sich an einer Ausstellung<br />

des Pariser Salons.<br />

46<br />

strukt einer aus mittelalterlicher Frömmigkeit und vaterländischen<br />

Tugenden erwachsenden Malerei, 1809 dem<br />

„Lukasbund“ an. 1810 zog er mit Overbeck, Pforr und Hottinger<br />

nach Rom, wo sich die bald mit dem Spottnamen „Nazarener“<br />

belegte Gruppe, zu der 1811 auch Peter von Cornelius<br />

(1783-1867) stieß, für zwei Jahre im Kloster S. Isidoro niederließ.<br />

1811 unternahm er zusammen mit Pforr eine Reise nach Neapel.<br />

Vogel war seit der Begegnung mit Cornelius in Rom mit diesem<br />

und der Familie befreundet. So entstand das hier vorliegende<br />

bezaubernde Bildnis der Malertochter. Helena verstarb wie ihre<br />

Mutter 1832. Sie ist wohl kaum älter als 16 Jahre geworden, da<br />

die Eltern 1814 geheiratet hatten. In einem Brief des Künstlers<br />

an seine Frau vom 7. Juli 1830 heißt es: „Abends von 8 bis 10<br />

Uhr bin ich meistens bei Cornelius. Seine ältere Schwester von<br />

ihm führt die Haushaltung – auch die eine Tochter ist noch hier<br />

(L. Vogel zeichnete sie), ein gar gutes Mädchen.“<br />

(Zit. aus: K. E. Hoffmann, Aus dem Leben des Malers<br />

Ludwig Vogel. Zürich, 1921, S. 77).<br />

Wir danken Dr. Heinrich Thommen, Gelterkinden/Schweiz für<br />

freundliche Hinweise.<br />

Größere Abb. siehe 3. Umschlagseite.<br />

101


CARL WAGNER<br />

1796 Roßdorf/Rhön – Meiningen 1867<br />

47<br />

Blick Richtung Königssee mit dem Watzmann.<br />

Pinsel und Feder in Braun, über Bleistift, auf chamoisfarbenem Papier mit Wasserzeichen: J Whatman Turkey Mill 1822,<br />

rechts unten bezeichnet „Der Watzmann gegen den Königssee“. 26:36 cm. – Papier leicht wellig, einige Falten geglättet.<br />

Provenienz: Sammlung Georg Denzel (1873-1959) und<br />

Dr. Friedrich Wilhelm Denzel, München (www.kunst-undkultur.de,<br />

Sammlerstempel, Objekt Nr. 3683).<br />

Prominente und frühe Zeichnung Carl Wagners, entstanden<br />

Mitte September 1822 auf dem Weg nach Italien und ein beispielgebendes<br />

Zeugnis Dresdner Landschaftskunst zu Beginn<br />

des 19. Jahrhunderts.<br />

Vergleichsliteratur: <strong>Katalog</strong> 76: Carl Wagner. Aquarelle, Zeichnungen,<br />

zwei Ölskizzen, Radierungen. <strong>Galerie</strong> Joseph <strong>Fach</strong>,<br />

Frankfurt am Main, 1999/2000, Nr. 1 mit Abb.<br />

Seine Schulausbildung und Erziehung erhielt der Sohn des bekannten<br />

Dichters Johann Ernst Wagner (1769-1812) gemeinsam<br />

mit dem herzoglichen Erbprinzen Bernhard von Sachsen-<br />

Meiningen (1800-1882). Zunächst absolvierte er 1812-1815<br />

ein Studium der Forstwissenschaft. Schon früh entwickelte er<br />

jedoch eine starke Neigung zur Malerei und nahm Zeichen-<br />

und Malunterricht bei Gottfried Traugott Faber (1786-1863)<br />

und Carl August Richter (1770-1848), Vater des bekannten<br />

Adrian Ludwig Richter (1803-1884). Infolge brach er seine Ausbildung<br />

zum Forstwirt ab und besuchte die Dresdener Kunstakademie<br />

bis 1820. Dann ging er für kurze Zeit zum Studium<br />

an die Heidelberger Universität. Im Herbst des Jahres begleitete<br />

er Bernhard II. Erich Freund Herzog von Sachsen-Meiningen<br />

auf einer Reise durch die Schweiz bis nach Mailand. Nach seiner<br />

Rückkehr im Winter 1820 wurde er sogleich herzoglicher<br />

Hofmaler und <strong>Galerie</strong>direktor in Meiningen. 1822-1825 lebte er<br />

in Rom, wo er dem engen Freundeskreis um Richter angehörte,<br />

mit dem er gemeinsam das Albaner- und Sabinergebirge durchstreifte.<br />

Die Freundschaft nahm jedoch aufgrund eines Streites<br />

noch in Italien ein jähes Ende. 1823 unternahm Wagner eine<br />

Reise nach Neapel und Ischia, gemeinsam mit Carl Wilhelm<br />

Götzloff (1799-1866) und wohl auch Ernst Ferdinand Oehme<br />

(1797-1855). Nach seiner Rückkehr nach Meiningen wurde er<br />

erneut von Herzog Bernhard zum <strong>Galerie</strong>inspektor und Hofrat<br />

ernannt.<br />

102


103<br />

47


CARL WAGNER<br />

1796 Roßdorf/Rhön – Meiningen 1867<br />

48<br />

Huflattich, Kräuterstudie.<br />

Bleistift, in mehreren Brauntönen laviert, auf Bütten, rechts oben bezeichnet und datiert „Meiningen d. 3. Aug. 42.“,<br />

rechts unten bezeichnet „ad. N.“. 26,3:25,5 cm. – Insgesamt etwas fleckig.<br />

Provenienz: Sammlung Karl Malsch, Sonneberg/Thüringen,<br />

nicht bei Lugt.<br />

Die Zeichnung gehört zu einer Serie ähnlicher Studien, von<br />

denen zwei weitere bekannt sind. Diese sind am 22. und<br />

24. Aug. 1842 entstanden (vgl. <strong>Katalog</strong> <strong>Fach</strong>, s. u.).<br />

Vergleichsliteratur: A. O. König, Carl Wagner. Crailsheim,<br />

Carl Wagner Verlag, 1990, Abb. S. 134; Ausst. <strong>Katalog</strong>: Carl<br />

Wagner. Malerei und Graphik. Meiningen, Staatl. Museen,<br />

1992, Nr. 61; <strong>Katalog</strong>: Carl Wagner. Aquarelle und Zeichnungen.<br />

<strong>Galerie</strong> Joseph <strong>Fach</strong>, Frankfurt/Main, 1999, Nrn. 59 und 60 mit<br />

Abb.<br />

Literatur: <strong>Katalog</strong>: <strong>Galerie</strong> Grisebach, Berlin, 1.VI.2016, Auktion<br />

255, Nr. 146 mit farb. Abb.<br />

104


105<br />

48


CARL FRIEDRICH HEINRICH WERNER<br />

1808 Weimar – Leipzig 1894<br />

49<br />

Der Markusplatz in Venedig, 1840.<br />

Aquarell, über Bleistift, auf cremefarbenem Aquarellkarton, links signiert,<br />

datiert und bezeichnet „C. Werner f. 1840. Rom.“ 24,3:33,1 cm.<br />

Provenienz: Lucien Goldschmidt, New York; Hazlitt, Gooden &<br />

Fox, London, Ausstellung: The Lure of Rome, October/November<br />

1979; <strong>Galerie</strong> Arnoldi Livie, München.<br />

Frühes und wunderbar farbfrisches Aquarell in der für den<br />

Künstler in diesen Jahren herausragenden künstlerischen<br />

Qualität!<br />

Vergleichsliteratur: <strong>Galerie</strong> Joseph <strong>Fach</strong>, Frankfurt am Main,<br />

Kat. 75, Nr. 33, mit Farbabb. S. 71; Ausst. <strong>Katalog</strong>: Venedig Bilder<br />

in der deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts. Karlsruhe/Paderborn,<br />

2011, S. 208, Farbtaf. 72.<br />

Der für seine künstlerisch bedeutenden Aquarelle berühmte<br />

Künstler war mütterlicherseits der Enkel, der von Goethe<br />

als „Euphrosyne“ gefeierten Schauspielerin Christiane Becker,<br />

geb. Neumann. Zuerst studierte er bei Hans Veit Schnorr von<br />

Carolsfeld (1764-1844) an der Leipziger Akademie, seit 1829<br />

Architektur bei Friedrich von Gärtner (1791-1847) in München.<br />

1831 ging er zur Malerei über, erlangte nach Einsendung einiger<br />

Studien zur Ausstellung nach Dresden 1832 das große Reisestipendium<br />

nach Italien und reiste 1832 über Venedig, Bologna<br />

und Florenz nach Rom. Hier trat er 1835 zum Katholizismus<br />

über und heiratete Giuditta Wallis, die Tochter des schottischen<br />

Malers George Augustus Wallis (1770-1847). Seit 1845 war<br />

er Mitglied des Deutschen Künstler-Vereins, dessen erster<br />

Präsident er wurde. 1851 gründete er ein Meisteratelier für<br />

Aquarellmalerei in Venedig. 1856 kehrte er nach Deutschland<br />

zurück und ließ sich in Leipzig nieder. Von hier aus unternahm<br />

er noch zahlreiche Reisen innerhalb Nord- und Südeuropas.<br />

106


<strong>107</strong><br />

49


ADOLF GOTTLOB ZIMMERMANN<br />

1799 Lodenau bei Rothenburg – Breslau 1859<br />

50<br />

Auf einem Sofa ausgestreckt schlafender kleiner Junge.<br />

Bleistift, auf bräunlichem Velin, verso ältere Zuschreibung an Franz Horny sowie Inventarnummer „Inv 452“ 14,5:23,2 cm.<br />

Verso: Fragment einer männlichen Porträtskizze, möglicherweise ein Selbstbildnis. Bleistift.<br />

Provenienz: vermutl. Sammlung Hans Geller, Dresden (wegen<br />

der Inventarnummer verso).<br />

Vergleichsliteratur zur Porträtskizze verso: H. Geller, Ernste<br />

Künstler fröhliche Menschen. München, 1947, Abb. 8: Porträt<br />

Adolf Zimmermann von Josef Führich.<br />

In der Malerei und Zeichnung der Romantik ist ein zunehmendes<br />

Interesse an der Persönlichkeit des Kindes zu beobachten<br />

(vgl. z. B. Ausst. <strong>Katalog</strong>: Julius Schnorr von Carolsfeld. Mainz/<br />

München, 1995, Nr. 5: Beinchen von Ferdinand Olivier, 1816/17).<br />

In Zimmermanns malerischem und zeichnerischem Oeuvre<br />

sind Bildnisse seiner Kinder, zwei Knaben und ein Mädchen, die<br />

zwischen 1838 und 1842 geboren wurden, mehrfach anzutreffen.<br />

Vermutlich ist unsere Zeichnung um 1840 entstanden.<br />

Zimmermann besuchte die Akademie in Dresden von<br />

1818-1825 bei Ferdinand Hartmann (1774-1842) und Johann<br />

Carl Rößler (1775-1845). Anschließend reiste er mit Carl Peschel<br />

(1798-1879) nach Rom, wo er 5 Jahre blieb und vermutlich<br />

Kontakte zum Kreis der Nazarener unterhielt. 1829 unternahm<br />

er mit Josef von Führich (1800-1876) eine Reise nach Neapel.<br />

1830-1835 lebte er in Dresden. Nach einem Zusammentreffen<br />

mit Wilhelm von Schadow (1789-1862) siedelte er nach Düsseldorf<br />

über, wo er bis 1846 blieb. 1837 hatte er seine langjährige Verlobte<br />

Amalie Geller geheiratet und holte sie nach Düsseldorf. Das<br />

Paar bekam zwei Söhne und eine Tochter. Weil es für Zimmermann<br />

zu wenige Absatzmöglichkeiten in Düsseldorf gab, geriet die<br />

Familie in eine finanzielle Notlage und ein Freund empfahl dem<br />

Maler nach Breslau zu gehen, was er gemeinsam mit seiner jungen<br />

Familie auch tat. In Breslau unterstützte ihn der Superintendent<br />

August Hahn und vermittelte ihm Porträtaufträge. Die letzten<br />

Lebensjahre waren dann aber durch Misserfolge und gesundheitliche<br />

Probleme überschattet.<br />

108


109<br />

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KÜNSTLERVERZEICHNIS<br />

Becker, gen. Becker von Worms, Jakob........................................... 1<br />

Bourgeois, gen. Bourgeois du Castellet,<br />

Florent Fidèle Constant .................................................................... 2<br />

Brueghel der Ältere, Pieter ............................................................... 3<br />

Busse, Georg Heinrich ...................................................................... 4<br />

Carstens, Asmus Jacob ........................................................... vgl. 33<br />

Degas, Edgar ...................................................................................... 5<br />

Dietrich, gen. „Dietricy“, Christian Wilhelm Ernst ...................... 6<br />

Dietzsch, Barbara Regina ................................................................. 7<br />

Dürer, Albrecht .................................................................................. 8<br />

Eisenlohr, Friedrich ........................................................................... 9<br />

Fearnley, Thomas ........................................................................... 10<br />

Feuerbach, Anselm ......................................................................... 11<br />

Frey, Johann Jacob .......................................................................... 12<br />

Fries, Ernst ................................................................................. 13, 14<br />

Gabet, Franz .................................................................................... 15<br />

Genelli, Buonaventura ................................................................... 16<br />

Grimm, Ludwig Emil ..................................................................... 17<br />

Harveng, Carl Friedrich ................................................................ 18<br />

Heyberger, Stephan ........................................................................ 19<br />

Honnet, Gabriel .............................................................................. 20<br />

Horner, Friedrich ............................................................................ 21<br />

Kobell, Franz Josef Innocenz ........................................................ 22<br />

Kobell, Wilhelm von ...................................................................... 23<br />

Koch, Joseph Anton ................................................................ vgl. 33<br />

Kuhbeil, Carl Ludwig ..................................................................... 24<br />

Lessing, Carl Friedrich ................................................................... 25<br />

Menzel, Adolph von ....................................................................... 26<br />

Meyer, Ernst .................................................................................... 27<br />

Pose, Eduard Wilhelm ................................................................... 28<br />

Reinhold, Johann Friedrich Leberecht ........................................ 29<br />

Reinhold, Heinrich ......................................................................... 30<br />

Reutern, Gerhardt, Wilhelm von ............................................ 31, 32<br />

Ruscheweyh, Ferdinand ................................................................ 33<br />

Schäffer (Scheffer), Eugen Eduard ............................................... 34<br />

Schütz d. Ä., Christian Georg ....................................................... 35<br />

Schwalbach, Carl ............................................................................ 36<br />

Sirani, Elisabetta ............................................................................. 37<br />

Steinle, Edward Jakob von ...................................................... vgl. 34<br />

Strack, Ludwig Philipp ................................................................... 38<br />

Stróbl von Liptóujvár, Alajos (Alois) ........................................... 39<br />

Thoma, Hans ............................................................................. 40, 41<br />

Tiepolo, Giovanni Domenico ....................................................... 42<br />

Tischbein d. Ä., genannt „Kasseler Tischbein“,<br />

Johann Heinrich ......................................................................... 43, 44<br />

Uphoff, Carl Emil ........................................................................... 45<br />

Vogel, Georg Ludwig ...................................................................... 46<br />

Wagner, Carl .............................................................................. 47, 48<br />

Werner, Carl Friedrich Heinrich .................................................. 49<br />

Zimmermann, Adolf Gottlob ....................................................... 50<br />

111


VERKAUFSBEDINGUNGEN<br />

IHRE BESTELLUNGEN RICHTEN<br />

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Sämtliche in diesem <strong>Katalog</strong> angezeigten Werke<br />

sind verkäuflich, soweit sie nicht während<br />

der Drucklegung des <strong>Katalog</strong>es verkauft wurden.<br />

Der Verkaufspreis ist sofort fällig und beinhaltet<br />

die gesetzliche Mehrwertsteuer ohne<br />

separaten Ausweis (Differenzbesteuerung). Der<br />

Versand erfolgt auf eigene Gefahr und Kosten<br />

des Bestellers . Eigentumsvorbehalt gemäß § 449<br />

BGB. Die <strong>Katalog</strong> beschreibungen erfolgten nach<br />

bestem Wissen und Gewissen; sie sind keine Garantien<br />

im Rechtssinne. Der Erhaltungszustand<br />

der einzelnen Blätter ist, falls nicht anders vermerkt,<br />

dem Alter entsprechend gut. Die Maßangaben<br />

beziehen sich auf die Blattgröße bei Zeichnungen,<br />

auf die Plattengröße bei Kupferstichen<br />

und Radierungen, die Höhe steht vor der Breite.<br />

Erfüllungs ort und Gerichtsstand ist Bad Homburg<br />

v. d. Höhe.<br />

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Abb. auf der 3. Umschlagseite: Nr. 46<br />

Georg Ludwig Vogel. Helena Cornelius, verstorbene Tochter des Malers Peter von Cornelius.<br />

Abb. auf der 4. Umschlagseite: Nr. 10<br />

Thomas Fearnley. Blick vom mit Bäumen umstandenen Ufer des Nemisees auf das jenseits gelegene Städtchen Genzano.


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