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VestivalPlus2019

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VESTIVALplus<br />

DAS MAGAZIN ZU DEN 73. RUHRFESTSPIELEN<br />

LARS EIDINGER LEGT AUF:<br />

DER SCHAUSPIEL-STAR WIRD BEI<br />

DEN RUHRFESTSPIELEN ZUM DJ<br />

DUNJA HAYALI LIEST:<br />

WIR HABEN DIE GEBÜRTIGE<br />

DATTELNERIN IM INTERVIEW<br />

OLAF KRÖCK EMPFIEHLT:<br />

DER FESTSPIELCHEF ERKLÄRT,<br />

WAS MAN WARUM SEHEN MUSS<br />

DAS FESTIVAL IM ÜBERBLICK:<br />

ALLE STÜCKE, ALLE TERMINE,<br />

ALLE ORTE – UND VIELE TIPPS


EDITORIAL<br />

DAS FESTIVAL DER<br />

ÜBERRASCHUNGEN<br />

10<br />

Es ist seine erste Saison. Olaf Kröck, seit August 2018 Intendant der Ruhrfestspiele,<br />

präsentiert unter dem Motto „Poesie und Politik“ ein prall gefülltes Festival-<br />

Programm. Und er hält Wort. Nach Frank Hoffmann, der das renommierte Festival<br />

14 Jahre lang erfolgreich geleitet hat, bietet Kröck nun all das, was die Zuschauer<br />

bisher erwarten, erhoffen, erleben konnten – und noch ein bisschen mehr. Zuletzt<br />

Intendant des Schauspielhauses Bochum und seit 2019 Mitglied der Deutschen<br />

Akademie der Darstellenden Künste, präsentiert er zwischen 1. Mai und 9. Juni insgesamt<br />

90 Produktionen – mit einer Uraufführung und sieben Deutschland-Premieren.<br />

26<br />

14<br />

Große Regisseure wie Ivo van Hove („Ein wenig<br />

Leben“) oder Peter Brook („The Prisoner“/Titelfoto),<br />

großartige Choreographen wie Omar Rajeh („Beytna“)<br />

oder Dimitris Papaioannou („The Great Tamer“<br />

(Bild: unten) und bemerkenswerte Schauspieler wie<br />

Philipp Hochmair, Roland Riebeling, Devid Striesow<br />

oder Maria Schrader, um nur ein paar zu nennen,<br />

geben sich die Klinke in die Hand. So mancher zeigt<br />

sich dabei von einer ungewohnten Seite. So wird Lars<br />

Eidinger zum DJ, wagt Sandra Hüller mit Hauschka<br />

ein spannendes Literatur- und Musikprogramm.<br />

Überhaupt sind in Sachen Musik sehr unterschiedliche<br />

Akteure unterwegs. Von SLIXS oder den Dakh<br />

Daughters bis zum Sparkassen Clubraum No. 4.<br />

Ebenfalls wichtige Standbeine: das Kinder- & Jugendtheater<br />

mit Produktionen wie „Dschabber“ vom<br />

Grips-Theater, die Kabarett-Reihe mit altbekannten<br />

und neuen Namen zwischen Dauerbrenner Storno,<br />

Wilfried Schmickler oder Sven Pistors Fußballschule.<br />

FRiNGE gibt es nicht mehr. Aber Neuen Zirkus. Jede<br />

Menge Körperkunst auf höchstem Niveau mit viel<br />

Herz, Hirn und Humor.<br />

Natürlich gibt es auch wieder die vom Medienhaus<br />

Bauer präsentierten Lesungen. Zum Beispiel mit<br />

Dietmar Bär, Caroline Peters, Charly Hübner oder<br />

auch Dunja Hayali. Und Gespräche von Literaturkritiker<br />

und Moderator Denis Scheck, zum Beispiel mit<br />

Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller. Aber wir<br />

wollen in der neuen Ausgabe von VESTIVALplus, dem<br />

traditionellen Magazin zu den Ruhrfestspielen, nicht<br />

nur das Programm erklären, Höhepunkte aufzeigen<br />

und Empfehlungen geben. Wir wollen auch die<br />

Menschen vorstellen. Auf, vor und hinter der Bühne.<br />

Deshalb haben wir zum Beispiel mit Dunja Hayali<br />

ausführlich gesprochen. Und deshalb stellen wir das<br />

Team vor, das für Kröck viele der Fäden zieht. Ein<br />

bunter Mix an Festspiel-Geschichten. So bunt wie<br />

das Festival, das am 1. Mai beginnt. Und bei dem<br />

wünschen wir Ihnen – ebenso wie beim Lesen von<br />

VESTIVALplus – viel Spaß und gute Unterhaltung.<br />

Schauspiel-Star wird Festival-DJ<br />

Von der Eröffnung bis zur Abschluss-Party 04<br />

Stimmen, die man hören muss<br />

Die Lesungen im Überblick 06<br />

Jahrhundert-Autoren im Gespräch<br />

Denis Scheck trifft nicht nur Herta Müller 08<br />

Dunja Hayali im Gespräch<br />

Die gebürtige Dattelnerin liest aus „Haymatland“ 10<br />

Bissig, böse, witzig, gut<br />

Das Kabarett-Festival von A bis Z 12<br />

Artistik, Poesie, Seele und Humor<br />

Neuer Zirkus – einfach anders, einfach gut 14<br />

Das Kulturvolksfest am 1. Mai<br />

Ein Spektakel, so bunt wie das ganze Festival 16<br />

Das sollten Sie unbedingt sehen!<br />

Olaf Kröck stellt seine Festspiel-Hits vor 18<br />

Ein Sponsor engagiert sich<br />

Was Evonik für die Kultur tut 20<br />

Das Palais Vest wird zum Clubraum<br />

Die Sparkasse Vest lädt ins Schaufenster für Kultur 21<br />

Ein wilder Ritt durch die Musik-Genres<br />

Was die Festspiele 2019 an Highlights zu bieten haben 22<br />

Zwischen Erinnerung und Vergessen<br />

Ein Blick auf die Kunstausstellung 24<br />

Für Theaterfans und solche, die es werden wollen<br />

Das Kinder- und Jugendtheater ist deutlich ausgebaut 26<br />

Ohne diese Menschen geht es nicht<br />

Ein Blick aufs Team hinter Intendant Olaf Kröck 28<br />

REDAKTION: Jan Mühldorfer (jam), Tina Brambrink (tib), Ina Fischer (ifi)<br />

GESTALTUNG: Stefanie Linau, Medienhaus Bauer, Marl<br />

FOTOS: Titel: Simon Annand; S.3: Julian Mommert; S.5: D.Matvejev, Jon Super; S.10: Jennifer Fey;<br />

S.11, 29 & 30: Jörg Gutzeit; S.12: Melinda Helena Clabes (1), Wolfgang Michel (1); S.14: Katie Bennett;<br />

S.15: Djamila Agustoni; S.18: Marcel Kusch; S.19: Reiner Kruse; S.20: Arno Declair; S.21: Oliver Thomas;<br />

S.22: Michael O‘Ryan; S.23: Christian Hüller, Hagen Wolf, Fifi Bristoche; S.24: Kunsthalle Recklinghausen;<br />

S.26: Christian Kleiner; S.27: David Baltzer, Sebastian Kirch, Diana Küster; S.28: Ruhrfestspiele<br />

dpa: S.4, S.6, S.8, S.12<br />

VESTIVALplus ist eine Beilage des Medienhauses Bauer.<br />

Alles, was es sonst noch gibt...<br />

Alle Stücke, alle Termine, alle Veranstaltungsorte 30<br />

3


ERÖFFNUNGSWOCHENENDE UND PARTYS<br />

IN FEIERLAUNE – VOM STARTSCHUSS<br />

BIS ZUM ABPFIFF<br />

In seiner ersten Festivalsaison lässt es Olaf Kröck ordentlich krachen auf dem Grünen Hügel. Der Intendant will feiern,<br />

mit den Zuschauern und mit den Künstlern. Nach vier Vorstellungen öffnen sich die Premierenorte für alle Besucher.<br />

Sie können direkt nach dem Theaterbesuch bleiben – oder sie stoßen erst im Anschluss dazu, um mit den Künstlern ins Gespräch<br />

zu kommen oder einfach nur Party zu machen. Gleich zum Startschuss gibt es ein pralles Eröffnungswochenende mit zwei<br />

Feiern. Und zum Abpfiff legt Schauspiel-Star und Bravo-Starschnitt-Held Lars Eidinger bei der „Fête surprise“ als DJ auf.<br />

Mit einem ganzen Kultur-Marathon aus Tanz, Theater,<br />

Bildender Kunst, Lesung, Konzert und Gespräch geht<br />

es am Freitag, 3. Mai, los. Zum ersten Mal gibt es eine<br />

Eröffnungsrede von Schriftstellerin Judith Schalansky<br />

(„Atlas der abgelegenen Inseln“, „Verzeichnis einiger<br />

Verluste“). Bei der anschließenden Eröffnungspremiere<br />

feiert der libanesische Tänzer und Choreograf<br />

Omar Rajeh mit seinem Maqamat Dance Theatre<br />

und dem Tanzabend „Beytna“ ein Fest der Gastfreundschaft<br />

im Großen Haus. „Beytna“ bedeutet frei<br />

übersetzt eine Einladung in ein Zuhause. Ein Zuhause,<br />

in dem man sich trifft, um einen Tisch schart, zusammen<br />

redet, feiert, isst. Während auf der Bühne für<br />

das Publikum das traditionelle libanesische Gericht<br />

Fatouch (Bild: r. o.) geschnippelt wird, servieren acht<br />

Männer Tanz- und Musikfutter aus ganz unterschiedlichen<br />

Kulturkreisen. Es geht ums Zusammenkommen<br />

und Teilen, darum, Widersprüche und Verschiedenheiten<br />

auszuhalten und das Andere zu akzeptieren.<br />

Am Ende darf das Publikum auf der Bühne mitfeiern,<br />

das Essen wird geteilt. Weil das Kleine Theater schon<br />

für die erste Uraufführung präpariert ist, findet der<br />

Premierenempfang danach diesmal in einem etwas<br />

lockeren Rahmen im Kohlefoyer statt.<br />

Einen Tag später ziehen die Ruhrfestspiele dann<br />

zunächst am Nachmittag mit einem bunten Theater-<br />

Happening in die Recklinghäuser Innenstadt. Mitten<br />

auf dem Altstadtmarkt laufen 100 Recklinghäuser<br />

über den Laufsteg (Bild: r.) und präsentieren in der<br />

Deutschlandpremiere von „What is the city but the<br />

people?“ ihre Lebensgeschichten. Wieder gibt es Musik,<br />

diesmal von DJ Moguai. Dazu entwirft Regisseur<br />

Richard Gregory mit großformatigen Bildern und<br />

4


hat, im Theater oft nackt ist und im Film am liebsten<br />

extreme Charaktere oder Psychopathen spielt,<br />

aber zuerst auf der Bühne. Seit 2000 gehört er zum<br />

Ensemble der Berliner Schaubühne und feiert große<br />

Erfolge in den Inszenierungen von Thomas Ostermeier.<br />

Extrem wandlungsfähig und ohne jede Angst vor<br />

Peinlichkeit gab Lars Eidinger besagten Starschnitt-<br />

Hamlet als Breakdancer, spielte nackt den Hippolytos<br />

in Sarah Kanes „Phaidras Liebe“ und brannte sich<br />

durch seinen lasziven Striptease in Ostermeiers und<br />

Canstanza Macras‘ Shakespeare-Adaption „Ein Sommernachtstraum“<br />

ins Gedächtnis.<br />

kurzen Texten eine 60-minütige Hommage an die<br />

Menschen, die die Festspielstadt mit Leben füllen –<br />

bewegend, emotional und sehr persönlich.<br />

Am Abend steht mit „Das Heerlager der Heiligen“ die<br />

nächste Premiere ins Haus, bevor ab 22 Uhr die Große<br />

Eröffnungsparty für alle im Foyer des Festspielhauses<br />

steigt. Der Eintritt ist wie immer kostenlos. Am Pult<br />

stehen bekannte DJs aus der Region.<br />

Nicht jeder Feierwütige wird am nächsten Morgen<br />

um 11 Uhr schon wieder fit sein, um entweder zur<br />

Vernissage der diesjährigen Ruhrfestspiel-Ausstellung<br />

der Israelin Penny Hes Yassour in die Kunsthalle oder<br />

alternativ zur Lesung von Lina Beckmann und Charly<br />

Hübner auf den Hügel zu gehen. Tanzbare Rhythmen<br />

gibt es dann wieder am Abend mit der legendären<br />

ukrainischen Band „Dakh Daughters“, die mit ihrer<br />

schrägen Crossover-Show „Roses“ das Festspielzelt eröffnet.<br />

Ein Fest für Literaturfans dürfte zum Abschluss<br />

des Eröffnungsreigens am 6. Mai das Gespräch von<br />

Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller mit Literaturkritiker<br />

und Moderator Denis Scheck im Großen<br />

Haus werden.<br />

Die nächste Tanzparty für alle steigt danach wieder<br />

am 10. Mai ab 22 Uhr nach der Premiere von „Max<br />

und Moritz“ vom Berliner Ensemble im Foyer. Mehrere<br />

DJs des Bochumer Labels „Kalakuta Soul“ legen<br />

elektronische Beats mit Funk-, Jazz-, Soul-, Disco- und<br />

Boogie-Einflüssen auf. Bei der großen Abschlussparty<br />

der Ruhrfestspiele am 9. Juni steht dann Lars Eidinger<br />

am DJ-Pult. <br />

tib<br />

ZUR PERSON: LARS EIDINGER<br />

Als Kind wollte er Popstar werden, träumte vom<br />

eigenen Starschnitt in der Bravo. Lars Eidinger<br />

musste lange warten, bis er sein lang ersehntes<br />

Poster im Teenie-Magazin bekam. Anfang des<br />

Jahres lag der 43-jährige Ausnahmeschauspieler<br />

als Hamlet im Heft. Kurioserweise soll Linken-<br />

Politiker Gregor Gysi seine Finger im Spiel gehabt<br />

haben. Nach seinem Brief an die Redaktion ließ<br />

die „Bravo“ per Twitter abstimmen.<br />

Lars Eidingers eigenes Musik-Herz hat in Jugendtagen<br />

für A-ha-Sänger Morten Harket geschlagen.<br />

Einer von vielen Popkultur-Ikonen. Die Musik gehört<br />

länger zu seinem Leben als das Schauspielen.<br />

Schon als Student an der Berliner Schauspielschule<br />

„Ernst Busch“ an der Seite von Nina Hoss, Mark<br />

Waschke, Fritzi Haberlandt oder Devid Striesow<br />

war der Plattenkoffer sein ständiger Begleiter. Auf<br />

Partys habe er meist die Musik ausgesucht, weil er<br />

ein gutes Gespür für Stimmungen im Raum habe<br />

und beim Zusammenspiel mit den Zuschauern<br />

Energie erzeugen könne, erklärte Eidinger in der<br />

Vergangenheit seinen Erfolg am Plattenteller.<br />

Inzwischen legt er weltweit auf Festivals auf.<br />

Karriere machte der Berliner, der mit einer<br />

Opernsängerin verheiratet ist und eine Tochter<br />

Für Film und Fernsehen begeisterte sich Lars Eidinger<br />

eher zögerlich. Zwei Silberne Bären gewann er<br />

2009 für seine Rolle des planlosen Mitdreißigers im<br />

Drama „Alle anderen“ an der Seite von Birgit Minichmayr.<br />

Er überzeugt genauso als einfühlsamer Tatort-<br />

Mörder, begeisterte Fans und Kritiker im letzten Jahr<br />

in „Macki Messer – Brechts Dreigroschenoper“ als<br />

berühmter deutscher Dichter, in der Serie „Babylon<br />

Berlin“ und als letzter russischer Zar im Historienepos<br />

„Mathilde“. Die Hauptrolle im Roadmovie „25 km/h“<br />

an der Seite von Bjarne Mädel bescherte ihm zuletzt<br />

einen großen Publikumserfolg im deutschen Kino.<br />

Auch als DJ gab es Entwicklungsstationen: Nach<br />

einer anfänglichen Phase mit experimenteller elektronischer<br />

Musik und Zeiten, in denen das Publikum<br />

im Club zu cool zum Tanzen und lieber gemeinsam<br />

einsam war, hat Lars Eidinger tanzbare Radiomusik<br />

aus allen Genres für sich entdeckt. Er selbst spricht<br />

von eklektischer Popmusik und meint damit, dass<br />

es durchaus Poptitel wie „I will survive“ gibt, die er<br />

nie auflegen würde. Um neues Theaterpublikum<br />

zu locken, initiierte Lars Eidinger vor mehr als 15<br />

Jahren die „Autistic disco“ an der Schaubühne, die<br />

inzwischen das Gegenteil ihres Titels ist und viele<br />

Tanzwütige lockt.<br />

Die Zeiten, als er auch als DJ gerne mal blank zog,<br />

sind nach großformatigen Fotos auf Titelseiten<br />

vorbei. Fragen danach nerven und langweilen den<br />

Mann, der gerne Tacheles spricht, ähnlich wie zu<br />

viele Musikwünsche der Partymeute. Inzwischen hat<br />

er seine einstige Kellerproduktion „I’ll break ya legg“<br />

aus dem Jahre 1998 als Neuauflage veröffentlicht.<br />

Auch bei Inszenierungen für die Bühne und Fernseh-<br />

Dokumentationen zeichnete Lars Eidinger schon für<br />

die Musik verantwortlich.<br />

tib<br />

5


DIE LESUNGEN<br />

„WELTEN ZUM LEBEN ERWECKEN“<br />

Auch unter der neuen Intendanz von Olaf Kröck wird es die vom Medienhaus Bauer präsentierten Lesungen geben.<br />

Zwar nicht immer mehr nur sonntags morgens und ergänzt um einen Best-of-Poetry-Slam sowie zwei neue Literaturkritikund<br />

Reportage-Reihen. Doch auch dieses Mal versammelt sich traditionell das Who is who der Schauspiel-Szene.<br />

Vorab haben wir für Sie die Lesungen im Schnelldurchlauf unter die Lupe genommen.<br />

LINA BECKMANN / CHARLY HÜBNER<br />

„Einst in Europa“<br />

5. MAI 11 UHR<br />

CAROLINE PETERS<br />

„Malina“<br />

12. MAI 11 UHR<br />

WOLFRAM KOCH<br />

„Austern“ und „Sommerfrische“<br />

13. MAI 20 UHR<br />

„Bukow. Wie Tschechow oder Fuck off.“ Bärbeißig wie<br />

Schimmi stellt sich Grimme-Preisträger Charly Hübner<br />

seit 2010 in seiner Kommissar-Rolle im Rostocker<br />

„Polizeiruf 110“ vor. Aber, so sagt er: „Das ist nur eine<br />

Rolle. Ich selbst bin ein heiterer Typ.“ Ein Vorbild war<br />

Schimmi trotzdem – wegen seines „Gerechtigkeitssinnes<br />

und weil er nicht so eine glatte Backe war.“<br />

Im vergangenen Jahr spielte Hübner mit Gattin Lina<br />

Beckmann, das Schauspielehepaar lebt in einem<br />

Hamburger Vorort mit Sohn und Pudel, in der Komödie<br />

„Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und<br />

leer?“ zusammen auf der Kinoleinwand. Auch beim<br />

Bochumer Künstlerkollektiv „Spielkinder“ stehen die<br />

beiden zusammen auf der Bühne – so auch bei den<br />

Ruhrfestspielen in 2018. Nun kehrt das Duo an den<br />

Grünen Hügel zurück und hat John Bergers „Einst<br />

in Europa“ im Gepäck, eine wunderbare Liebesgeschichte<br />

von 1988 aus Savoyen. Odile Blanc, Tochter<br />

eines Bauern, blickt darin zurück auf ihr Leben,<br />

während sie mit Sohn Christian, dem Drachenflieger,<br />

hoch über der Landschaft ihrer Jugend schwebt.<br />

An allen deutschen Schauspielbühnen, an denen sie<br />

sich nach dem Abitur vorstellte, schaffte Caroline<br />

Peters es bis in die letzte Runde. Aber am Ende wurde<br />

sie nicht genommen. 2018 dann, knapp 30 Jahre<br />

später, kürte das Fachmagazin „Theater heute“ sie<br />

wiederholt zur Schauspielerin des Jahres. Es hat sich<br />

also viel getan, bekam die 47-Jährige doch diverse<br />

hochkarätige Preise, darunter das Grimme-Gold für<br />

„Arnies Welt“. Sie spielt seit rund 15 Jahren am Wiener<br />

Burgtheater und ist mit ihrem komödiantischen<br />

Talent ebenso bekannt durch die TV-Reihe „Mord mit<br />

Aussicht“ wie durch Auftritte bei Wilsberg, Stromberg<br />

oder „Ein Schnitzel für zwei“. Ihre „Theatrografie“<br />

liest sich nicht minder gut – von der Elisabeth aus<br />

Maria Stuart bis zur Medea. Caroline Peters spricht<br />

auch in Hörspielproduktionen und bei Lesungen, wie<br />

jetzt bei den Ruhrfestspielen: Ingeborg Bachmanns<br />

einziger Roman „Malina“ handelt von einer ungewöhnlichen<br />

Dreiecksgeschichte einer Frau, die zwei<br />

Männer liebt.<br />

In seiner Heimat, Paris, ist Wolfram Koch (57) ohne TV<br />

aufgewachsen Sein Vater, damals ein Jurist im Dienst<br />

der Nato, wollte es so. Als Koch in jungen Jahren<br />

nach Bonn kam, änderte sich das, wurden auf dem<br />

Schulhof Kultserien wie „Immer wenn er Pillen nahm“<br />

nachgespielt. Die Schauspiellust behielt der Vierfach-<br />

Vater bis heute wie seine unzähligen Theater- und<br />

TV-Rollen – auch als Frankfurter Tatort-Kommissar<br />

– beweisen.<br />

Bei den Ruhrfestspielen widmet er sich den frühen<br />

Erzählungen wie „Austern“ oder „Sommerfrische“<br />

von Anton Tschechow. Tschechow – „wie Bukow<br />

oder Fuck off“, würde Charly Hübner vermutlich jetzt<br />

sagen. In seinen Kurzgeschichten skizziert Tschechow<br />

Momentaufnahmen aus dem Leben so lebhaft,<br />

dass der Leser sich in die Menschen im Russland des<br />

späten 19. Jh. versetzt sieht. Charaktere jeder sozialen<br />

Schicht und Berufsgruppe, jeden Alters und jeder<br />

Lebenslage kommen dabei zu Wort.<br />

LINA BECKMANN CHARLY HÜBNER CAROLINE PETERS WOLFRAM KOCH DUNJA<br />

6


DUNJA HAYALI<br />

„Haymatland“<br />

20. MAI 20 UHR<br />

Ihr Vater praktizierte in Datteln, sie wuchs auf mit<br />

Volleyball, mit Tennis als Leistungssport, mit Fußball.<br />

Dem Sport ist Dunja Hayali bis heute treu geblieben.<br />

Sie studierte an der Deutschen Sporthochschule,<br />

moderiert seit 2018 das ZDF-Sportstudio und ist<br />

nach eigenen Aussagen seit 41 Jahren „im Herzen<br />

der Raute treu“, will heißen: Mönchen-Gladbach-Fan.<br />

Sport, insbesondere Fußball, so glaubt sie, verbindet.<br />

Die 44-jährige Trägerin des Bundesverdienstkreuzes<br />

gegen Rassismus und seit Kurzem auch des Helden-<br />

Awards für Respekt, überreicht durch die Fußballfabrik<br />

von Eurofighter Ingo Anderbrügge, hofft allerdings,<br />

dass die integrative Wirkung künftig nicht 90<br />

Minuten auf dem Rasen vergessen wird, andernfalls<br />

drohe ihr Deutschland, ihre Heimat, noch verloren<br />

zu gehen. In Ihrem Buch „Haymatland“ überlegt die<br />

Tochter irakisch-christlicher Einwanderer denn auch,<br />

wie ein Zusammenleben verschiedener Kulturen<br />

trotz der größer werdenden Hetze von rechts gelingen<br />

kann, während Festspielintendant Olaf Kröck<br />

moderiert (Interview: siehe Seite 10).<br />

DIETMAR BÄR<br />

„Die Rebellion“<br />

2. JUNI 11 UHR<br />

Mit einem Faible für Oldtimer, Currywurst und seine<br />

Enkeltochter – so lieben Tatort-Fans Dietmar Bär<br />

als Kölner Kommissar Freddy Schenk. Doch in dem<br />

gebürtigen Dortmunder steckt noch viel mehr.<br />

Schon als Schüler besserte er sein Taschengeld als<br />

Statist am heimischen Stadttheater auf, wollte nie<br />

etwas anderes als Schauspieler werden. Nach der<br />

Ausbildung an der Schauspielschule Bochum und<br />

ersten Theater-Engagements ließen Filmrollen nicht<br />

lange auf sich warten. 1984 wirkte der 58-Jährige<br />

etwa in Dominik Grafs Spielfilm „Treffer“ mit, später<br />

wurde er als Sportarzt Conny Knipper sowie an der<br />

Seite von Willy Millowitsch in der Klefisch-Reihe<br />

bekannt. Auch zahlreichen Hörbüchern leiht Bär<br />

seine sonore Stimme. Etwa in „Kim Novak badete nie<br />

im See von Genezareth“ oder „Grimms Märchen“. Mit<br />

Joseph Roths „Die Rebellion“ präsentiert Bär jetzt das<br />

Schicksal vom Krüppel Andreas Plum, einem stets<br />

um Anpassung bemühten Rebellen wieder Willen.<br />

MARTIN BRAMBACH / CHRISTINE SOMMER<br />

„Der Gang vor die Hunde“<br />

6., 7., 8. JUNI 20 UHR<br />

Mit einer etwas anderen szenischen Lesung kommt<br />

das Recklinghäuser Schauspielehepaar Martin Brambach<br />

und Christine Sommer an den Grünen Hügel.<br />

Das Duo wird musikalisch vom Christian Hammer<br />

Trio begleitet, wenn es an drei Abenden aus Erich<br />

Kästners „Gang vor die Hunde“ liest. Ursprünglich ist<br />

der autobiografische Großstadtroman 1931 gekürzt,<br />

weil zensiert, unter dem Titel „Fabian, die Geschichte<br />

eines Moralisten“ erschienen. Erst 2013 wurde die<br />

ungekürzte Version unter dem heutigen Namen<br />

veröffentlicht.<br />

Ihr Inhalt: Moralist Fabian taumelt mit seinem Freund<br />

Labude durch das unmoralische, ausschweifend dekadente,<br />

ja fast pornografische Berlin der 30er-Jahre<br />

und erzählt dabei von ge- und verkaufter Liebe sowie<br />

reichlich unerfüllter Sehnsucht. Dieses Heimspiel<br />

ist ein Muss für alle Fans der vom Medienhaus Bauer<br />

präsentierten Lesungen.<br />

MILAN PESCHEL<br />

„Für alle reicht es nicht“<br />

9. JUNI 11 UHR<br />

Wenn Milan Peschel eines in seiner Lehre gelernt hat,<br />

dann, dass er nie der exakte Tischler werden würde.<br />

Doch es ergab sich eine Lösung, die ihn letztlich zur<br />

Schauspielerei geführt hat: die Theatertischlerei,<br />

verschrien dafür, „dass man dort ein bisschen pfuschen<br />

kann“, weil es ja nur auf die Entfernung nett<br />

aussehen müsse. Es sei gut, wenn man noch eine<br />

andere Welt als die der Kunst kenne, einen normalen<br />

Job zu haben, erde. Bis 1991 hatte er solch einen Job,<br />

dann wollte er gesehen werden, Applaus ernten,<br />

Schauspieler werden. Seitdem ist der 51-Jährige<br />

vielbeschäftigt, macht vor allem in Nebenrollen auf<br />

sich aufmerksam. Neben seinem Freund Matthias<br />

Schweighöfer etwa spielte er in Komödien wie „Der<br />

Schlussmacher“ und „Der Nanny“. In Kinofilmen wie<br />

„Fünf Freunde und das Tal der Dinosaurier“ oder<br />

„Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ wirkte<br />

er mit, stand für die Hauptrolle von „Der Hauptmann<br />

von Köpenick“ im Deutschen Theater auf der Bühne.<br />

Peschel, der in Ost-Berlin aufwuchs und heute mit<br />

seiner Frau und zwei Kindern im Stadtteil Prenzlauer<br />

Berg lebt, kommt mit „Für alle reicht es nicht“ mit<br />

einer Hommage an Heiner Müller, nach Recklinghausen.<br />

ifi<br />

HAYALI DIETMAR BÄR CHRISTINE SOMMER MARTIN BRAMBACH MILAN PESCHEL<br />

7


DENIS SCHECK IM GESPRÄCH MIT...<br />

GROSSE AUTOREN STELLEN SICH<br />

„Hysterisches Rolltreppendickerchen“ – das ist wohl nicht die einzige Anfeindung, die sich Denis Scheck im<br />

Laufe seiner beachtlichen Karriere gefallen lassen musste. Literaturagenten und freie Kritiker sind nicht immer einer Meinung mit<br />

dem Mainstream. Und manchmal auch nicht untereinander. Jetzt kommt Scheck zu den Ruhrfestspielen. Mit illustren Gästen.<br />

Gut, Scheck hatte zuvor Nuala O’Faolains „Ein alter<br />

Traum von Liebe“ verrissen, der sei nur etwas „für alte<br />

Schachteln“. Ausgerechnet, nachdem Tage zuvor Elke<br />

Heidenreich das Buch hoch gelobt hatte. Wie dem<br />

auch sei, Scheck polarisiert. Nicht nur Sachbücher bespricht<br />

Scheck mit spitzer Zunge. Wenn der 54-Jährige<br />

die Bellestristik-Top-Ten der Spiegel-Bestsellerliste<br />

im TV-Magazin „druckfrisch“ kommentiert, nimmt er<br />

kein Blatt vor den Mund: Literatur zum Fremdschämen<br />

sei etwa „Der Insasse“ vom „Grobmotoriker unter<br />

den deutschen Thrillerautoren“, Sebastian Fitzek.<br />

„Scheck hat Fitzek nicht verstanden“, wird gekontert.<br />

Zu abgehoben sei der Kritiker.<br />

Seine Meinung kann allerdings ein guter Wegweiser<br />

im Dschungel der Literatur sein, das beweist allein<br />

sein Background: So wurde Scheck 2000 mit dem Kritikerpreis<br />

des Deutschen Anglistentages ausgezeichnet<br />

und gehörte bis 2002 der Jury des Ingeborg-<br />

Bachmann-Preises an. Sein Interesse für Literatur<br />

reicht allerdings noch deutlich weiter zurück. Bereits<br />

mit zarten 13 Jahren gründete er seine eigene Literaturzeitschrift<br />

„Newlands“. Und jetzt macht Scheck<br />

bei den Ruhrfestspielen Halt – mit einer neuen Reihe:<br />

An drei Abenden trifft Scheck auf große Autoren. Aus<br />

Berlin reist Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller<br />

an, aus Paris kommt der Filmemacher und Autor<br />

Georg Stefan Troller (r.) und aus den USA der Anwalt<br />

Louis Begley (u.). Im Gepäck: drei große Jahrhundertbiografien.<br />

Den Auftakt macht am Montag, 6. Mai (20 Uhr, Großes<br />

Haus) HERTA MÜLLER. Die heute 65-Jährige wurde 1953<br />

im deutschsprachigen Dorf Nitzkydorf in Rumänien<br />

geboren. 1973-76 studierte sie deutsche und rumänische<br />

Philologie in Temeswar. Nach dem Studium<br />

war sie als Übersetzerin in einer Maschinenfabrik<br />

tätig, wurde aber entlassen, weil sie sich weigerte,<br />

für den rumänischen Geheimdienst zu arbeiten. Ihr<br />

erstes Buch „Niederungen“ lag vier Jahre beim Verlag<br />

und wurde 1982 zunächst nur zensiert veröffentlicht.<br />

Weil es aber zwei Jahre später in der Originalfassung<br />

in Deutschland erschien, konnte Müller danach<br />

in Rumänien nichts mehr publizieren. Verhöre,<br />

Hausdurchsuchungen und Bedrohungen durch die<br />

Securitate standen auf der Tagesordnung bis Müller<br />

1987 nach Berlin auswanderte. In ihren Werken – zu<br />

den bekanntesten gehört „Atemschaukel“ – thematisiert<br />

Müller immer wieder die Folgen der kommunistischen<br />

Diktatur in Rumänien. 2009 erhielt sie dafür<br />

den Nobelpreis für Literatur.<br />

Weiter geht es am Dienstag, 14. Mai, (20 Uhr, Großes Haus)<br />

mit dem 97-jährigen GEORG STEFAN TROLLER, der dem<br />

Holocaust entkam und seither viele Umbrüche erlebt<br />

hat.<br />

Der Sohn eines jüdischen Pelzhändlers aus Wien floh<br />

1938 nach Paris, dann in die USA und kehrte 1949 in<br />

„sein“ Paris zurück. Dort fiel er bald als unorthodoxer<br />

Journalist auf, der seine etwa 1500 Interviews stets<br />

subjektiv führte und damit zu einem Vorbild für viele<br />

Journalisten wurde.<br />

Dem Holocaust ebenfalls entkommen ist der amerikanische<br />

Autor LOUIS BEGLEY. Der 85-Jährige wurde<br />

1933 als Kind galizischer Juden in Polen geboren und<br />

überlebte den Krieg dank gefälschter Papiere. Nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg emigrierte seine Familie in<br />

die Vereinigten Staaten, wo Begley als Rechtsanwalt<br />

tätig war. Erst 1991 wurde er mit „Lügen in Zeiten<br />

des Krieges“ weltbekannt. Bis heute betont er, dass<br />

es sich nicht um eine Autobiografie handele. Nur als<br />

Roman habe er seine Geschichte erzählen können.<br />

Ebenfalls erfolgreich war seine Trilogie um den<br />

alternden Rechtsanwalt Schmidt. Der erste Band von<br />

„About Schmidt“ wurde 2002 mit Jack Nicholson in<br />

der Hauptrolle verfilmt. Begley beendet die neue<br />

„Scheck-Reihe“ am Samstag, 25. Mai (16 Uhr,<br />

Großes Haus) und kommt ganz sicher zu der Erkenntnis,<br />

dass Scheck kein hysterisches Rolltreppendickerchen<br />

ist.ifi<br />

8


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INTERVIEW: DUNJA HAYALI<br />

„DAS KOTZT MICH NUN MAL AN“<br />

Claus Kleber hatte sie gewarnt: Bei deinem Nachnamen, deiner Herkunft und vielleicht sogar bei deinem Äußeren wirst du für<br />

einige eine Herausforderung sein. Journalistin Dunja Hayali, 1974 in Datteln geboren als Tochter irakisch-christlicher Eltern, sollte<br />

künftig an der Seite des gestandenen ZDF-Mannes das heute-journal moderieren und machte damals große Kulleraugen<br />

anlässlich dieser Bemerkung. Doch Kleber sollte Recht behalten. „Eselvickerin, Muselfotze, Kampflesbe, kackhaufen“ – das sind<br />

die Beschimpfungen, die Hayali seither täglich erreichen, auch genau in dieser Rechtschreibung. Obwohl die 44-Jährige mit<br />

Preisen von der Goldenen Kamera in der Kategorie „Beste Information“ (2016) über den Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik<br />

in 2017 bis zum Bundesverdienstkreuz für ihr Engagement gegen Rassismus in 2018 überhäuft wird, sprich: obwohl<br />

sie eine der besten Journalistinnen hierzulande ist, wird sie angefeindet wie wohl sonst keine Frau im deutschen Fernsehen.<br />

Und weil man ihr ihre Heimat Deutschland absprechen will, hat sie kürzlich ein Buch darüber geschrieben: „Haymatland.<br />

Wie wollen wir zusammen leben?“. Daraus liest sie nun bei den Ruhrfestspielen. Mit uns sprach sie vorab über Heimatgefühle,<br />

Solidarität im Pott und die integrative Kraft vom Fußball.<br />

Warum der Titel „Haymatland“?<br />

Es ist schlicht ein Wortspiel. Heimat und Hayali plus<br />

Deutschland.<br />

Sie widmen Ihr Buch Ihrer Familie, Ihren Freunden<br />

und Ihrem verstorbenen Hund Emma, weil sie alle<br />

Ihre Heimat sind. Bleiben wir bei dem Begriff<br />

Heimat: „Heimat gibt Sicherheit, Stärke und<br />

Zusammenhalt“, sagen Sie zu Beginn des Buches.<br />

Später dann: „Heimat ist Freiheit, Demokratie,<br />

Grundgesetz“. Das sind recht viele Definitionen für<br />

Heimat? Also ist Heimat eher etwas wie ein Gefühl?<br />

Heimat kann vieles sein. Das entscheidet jeder für<br />

sich selbst.<br />

Zwar ist Heimat demnach nicht ortsgebunden,<br />

dennoch bezeichnen Sie Ihren Geburtsort Datteln<br />

natürlich auch als ein Stück davon. Wenn Heimat<br />

also ein „Paradies der Erinnerungen“ ist, welche<br />

Erinnerungen an Datteln und vielleicht generell an<br />

den Pott haben Sie? Sie leben ja jetzt in Berlin.<br />

Heimat kann ortsgebunden sein, Heimat wird Ihnen<br />

aber nicht zugewiesen. Das ist ein Unterschied.<br />

Erinnerungen habe ich viele. Aufreibende Schulzeit,<br />

lustige und wilde Parties, Freundschaft, Normalität,<br />

Familie, Felder, Kanalknotenpunkt, Grillabende. Aber<br />

meine Heimat ist immer noch präsent in meinem<br />

10


Leben. Ich komme regelmäßig nach Hause, gerade<br />

erst, um 25-Jahre-Abi zu feiern.<br />

Im Ruhrgebiet braucht man nicht lange, bis man<br />

dazugehört, schreiben Sie. Man müsse sich nur für<br />

dieselben Sachen begeistern, am besten für Fußball.<br />

Sie selbst tragen nach eigenem Bekunden seit<br />

41 Jahren die Raute im Herzen – dahinter steckt<br />

eine Anekdote aus Kindertagen?<br />

Ich war sehr jung, gerade mal drei Jahre – und sehr<br />

verliebt in Uwe, den Sohn unserer guten Seele,<br />

unserer Haushälterin. Uwe war Gladbach-Fan. Und<br />

ich dachte, Liebe geht nicht nur durch den Magen,<br />

sondern auch über den Fußball. Irgendwann ist er<br />

Dortmund-Fan geworden, da war es dann vorbei mit<br />

der Liebe – zu ihm, aber nicht zur Borussia. Die hält<br />

jetzt seit 41 Jahren...<br />

Nicht nur Fußball, Sport generell habe eine<br />

integrative Wirkung, sagten Sie kürzlich beim<br />

Heldenfest in Herten, bei dem die Ruhrpotthelden<br />

von Ingo Anderbrügges Fußballfabrik Sie mit dem<br />

Helden-Award für Respekt ausgezeichnet haben.<br />

Was können wir alle tun, um Fremdenfeindlichkeit<br />

nicht nur 90 Minuten lang auf dem Rasen zu<br />

vergessen?<br />

Einfach jeden so behandeln, wie man selbst auch<br />

gerne behandelt werden möchte. Das wäre schon<br />

mal ein Anfang. Und: Menschen nicht nach Herkunft,<br />

Hautfarbe, Religion, sexueller Orientierung oder sonst<br />

etwas beurteilen, sondern nach Worten und Taten.<br />

Beim Heldenfest haben Sie das Ruhrgebiet mit<br />

Ihrer Fürsprache für die Bergleute gewürdigt.<br />

Was machte die Kumpel unter Tage in Ihren Augen<br />

so besonders?<br />

Sie haben das gelebt, was ich gerade formuliert<br />

habe. Unter Tage war es egal, wo du herkamst,<br />

hauptsache du packst mit an. Unter Tage waren halt<br />

alle gleich. Gleich schwarz, gleich dreckig, gleich<br />

Mensch. Deshalb auch die Initiative „Mach meinen<br />

Kumpel nicht an!“.<br />

von Intendant Olaf Kröck? Eine Moderation bei<br />

den Lesungen ist sonst ja eher ungewöhnlich.<br />

Nein, das ist nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlich ist<br />

höchstens, dass ich lese, erzähle, lese, erzähle – und<br />

am Ende die Zuschauer‘innen alles fragen dürfen,<br />

was sie interessiert. Das kann dann schon mal drei<br />

Stunden dauern. Ich freu mich jedenfalls auf das<br />

Heimspiel, schließlich habe ich diverse 1.-Mai-<br />

Feiertage auf dem Hügel verbracht.<br />

„Kampflesbe, Türken-Hure, Eselvickerin, Muselfotze“<br />

– die Liste der Anfeindungen, die Sie seit<br />

geraumer Zeit erreicht, ist lang und ekelerregend<br />

diffamierend. Obwohl Sie eine preisgekrönte<br />

Moderatorin und ausgezeichnete Journalistin<br />

sowie auch ein Aushängeschild des ZDF sind,<br />

werden Sie vor allem von rechts so heftig angefeindet<br />

wie keine zweite Frau im deutschen Fernsehen.<br />

Was, glauben Sie, ist dafür der Grund?<br />

Fragen Sie bitte die, die all das von sich geben...<br />

Werden Sie auf die Beschimpfungen bei Ihrer<br />

Lesung eingehen oder ist dieses Kapitel zu sehr<br />

Sensationshascherei und damit an dem Abend<br />

tabu?<br />

Wieso sollte das Sensationshascherei sein? Das ist<br />

Realität. Meine tägliche Realität, die leider viele<br />

Menschen in unserem Land erleben, ertragen und<br />

erdulden.<br />

Unter den Hate-Speaches in den sozialen Medien<br />

sind auch offene Drohungen – wie gehen Sie damit<br />

tief im Inneren um? Sachlich zu antworten und<br />

den Wind aus den Segeln nehmen, indem Sie die<br />

fehlerhafte Grammatik und Rechtschreibung<br />

korrigieren, nimmt doch nicht die Wut, Traurigkeit<br />

oder die Angst aus dem Bauch?<br />

Schön ist anders. Ich hab mir einen Werkzeugkasten<br />

angelegt. Der besteht aus Humor, Sarkasmus, Fakten,<br />

Argumente und viel atmen<br />

In Ihrem Buch geben Sie Gefühlsausbrüche wie „es<br />

kotzt mich an“ offen zu. Das ist nur allzu verständlich,<br />

aber machen Sie sich nicht genau mit diesem<br />

Jargon angreifbar?<br />

Warum? Ich greife damit doch niemanden direkt an,<br />

sondern drücke an dieser Stelle sehr deutlich meine<br />

Gefühle aus. Und dieser Hass, die Hetze, die Beleidigung,<br />

die hier viele erleben, all das kotzt mich nun<br />

mal an.<br />

Kritische Stimmen werfen Ihnen außerdem vor,<br />

das Buch sei eine Rechtfertigung. Für Heimat sollte<br />

man sich aber nicht rechtfertigen müssen?<br />

Für mich ist es eine Liebeserklärung und kleine<br />

Warnung. Demokratie ist nämlich keine Selbstverständlichkeit<br />

Was können wir alle und jeder einzelne also tun,<br />

um es besser zu machen?<br />

Wie gesagt: Mitmenschen so behandeln, wie man<br />

selbst behandelt werden möchte. Aber auch für<br />

unsere Werte und Rechte eintreten. Und mal ein<br />

„danke, bitte, entschuldigung“ kann nicht schaden.<br />

<br />

ifi<br />

Moderierte gerade noch frech, eloquent, charmant<br />

und sehr unterhaltsam den Marler Grimme-Preis<br />

– hier auf der Bühne mit Preisträger Jan Böhmermann –,<br />

jetzt liest sie bei den Ruhrfestspielen: Dunja Hayali.<br />

Bergbau ist gelebte Solidarität, das zeigt auch das<br />

Motto „Kunst für Kohle“, aus dem die Ruhrfestspiele<br />

ja einst entstanden sind, als Theaterleute aus<br />

Hamburg nach dem Krieg in den Pott kamen, um<br />

für Kohle zum Heizen kostenlos zu spielen.<br />

Diese Solidarität gerät gerade vor dem Hintergrund<br />

zunehmender Migration in Gefahr.<br />

Deshalb haben Sie ja auch Haymatland geschrieben.<br />

Und nun lesen Sie daraus bei den Ruhrfestspielen.<br />

Schließt sich da der Kreis für Sie?<br />

Ich hab das Buch geschrieben, weil ich zeigen möchte,<br />

dass jeder von uns einen Unterschied machen<br />

kann. Wer sich bewegt, kann etwas bewegen. Ich zeige<br />

zudem anhand der Geschichte meiner Familie auf,<br />

wie Integration gelingen kann. Desweiteren beleuchte<br />

ich den Zustand unsere Gesellschaft anhand der<br />

Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren sammeln<br />

durfte. (Wir alle sind Teil des Ganzen. Wir sind die, die<br />

Zusammenhalt und Teilhabe leben und gestalten.)<br />

Wie ist es überhaupt für Sie, erstmals bei den<br />

Ruhrfestspielen mitzuwirken? Oder, um sprachlich<br />

beim Thema zu bleiben: Wie empfinden Sie dieses<br />

Haym-Spiel und warum bedarf es der Moderation<br />

11


1<br />

2 3<br />

4<br />

5<br />

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12<br />

KABARETT<br />

HALTUNG, HUMOR & HIRN<br />

Die Kabarett-Reihe der Ruhrfestspiele war immer schon ein festes Standbein des Festivals – und ein echter Publikumsmagnet.<br />

Das wird sie auch diesmal werden. Mit Sicherheit. Die Namen, die Intendant Olaf Kröck für die Saison verpflichtet hat, lassen<br />

keine Wünsche offen. Natürlich sind Dauerbrenner wie Storno dabei. Zum sechsten Mal. Aber auch der Mix zwischen Wilfried<br />

Schmickler und Chin Meyer, Abdelkarim und René Steinberg oder – als ganz neue Farbe – Sven Pistor – stimmt. Ansehen!<br />

1 RENÉ STEINBERG, LISA CATENA,<br />

NEKTARIOS VLACHOPOULOS<br />

8. MAI • 20.00 UHR<br />

Ruhrgebietsmensch, ausgebildeter Germanist,<br />

gelerntes Radiogesicht, passionierter Bühnentiger,<br />

Autor, Leser, Philantrop, Powergriller, Schwarzgelber,<br />

Erzähler, Beobachter, Zuhörer, Mettbrötchen-,<br />

Camus- und Elvis-Fan – so bezeichnet sich Kabarettist<br />

René Steinberg selbst. Solch ein Tausendsassa<br />

muss ja wissen, wie es um Europa bestellt ist. Frei<br />

nach dem Motto „Ist das Europa oder kann das weg“<br />

gibt der 46-Jährige bei den Ruhrfestspielen in diesem<br />

Jahr wieder ein Spezial – diesmal rund um die<br />

bevorstehende Europawahl. Bei dem begnadeten<br />

Stimmenimitator und Stand-up-Comedian bleibt in<br />

der Regel kein Auge trocken, wenn es zum Schlagabtausch<br />

kommt. Mit dabei sind in diesem Jahr die<br />

Schweizer Musikerin und Komikerin Lisa Catena und<br />

Slam-Poet Nektarios Vlachopoulos mit griechischen<br />

Wurzeln.<br />

2 STEFFEN MÖLLER 9. MAI • 20.00 UHR<br />

„Auto-Diebstähle in Polen sind seit dem EU-Beitritt<br />

2004 um 75 Prozent zurückgegangen. Wer trotzdem<br />

nervös ist, kann seinen Liebling auf einem der vielen<br />

bewachten Parkplätze abstellen.“ Der deutsche<br />

Schauspieler und Kabarettist Steffen Möller (50) ist<br />

Experte, wenn es um Reise-Tipps nach Polen geht.<br />

Und die präsentiert er nun erstmals auch bei den<br />

Ruhrfestspielen. Ein Vorgeschmack: „Etwa 70 Prozent<br />

aller Deutschen waren noch nie dort. Und von den<br />

restlichen 30 Prozent haben viele nur kurz über die<br />

Grenze geschaut, in Swinemünde getankt, Zigaretten<br />

gekauft und danach erzählt: ,Ich war in Polen,<br />

es ist ziemlich grau'.“ Was noch? Besser nicht über<br />

die fettige Wurst lästern, nicht mit Marlboro wedeln,<br />

um Frauen rumzukriegen, und lieber Wroclaw statt<br />

Breslau sagen. Wichtigste Info aber überhaupt: Polen<br />

hat andere Toilettenzeichen. Hier verwendet man<br />

seit 1928 die abstrakten Symbole Kreis und Dreieck.<br />

Doch was ist für wen? Die Auflösung gibt’s diesmal<br />

am Grünen Hügel.<br />

3 CHIN MEYER 10. MAI • 20.00 UHR<br />

Christian „Chin“ Meyer, Humor-Meister der Finanzwelt<br />

und Top-Analyst für Lebensverhältnisse, ist<br />

sich sicher: Bisherige große Widersprüche vereinen<br />

sich vor unseren Augen zu unliebsamen Synergien,<br />

12


getrieben von Geld und Politik. Denn bis vor kurzem<br />

galt noch: Trotziges fünfjähriges Kind oder mächtigster<br />

Mann der Welt. Verfassungsschutz oder Pannen-<br />

Dienst. Mutter aller Probleme-Minister oder Schraube<br />

locker. Heute hingegen ist alles möglich, denn<br />

das alte Entweder-oder-Denken ist ein Fall für den<br />

Misthaufen. Mit seinem Programm „Leben im Plus“<br />

dreht der 59-Jährige Finanzkabarettist die Verhältnisse<br />

um. Beispiel gefällig? Mentaler Veganer sein und<br />

trotzdem Steak lieben. Totalitäre Neigungen haben<br />

und trotzdem Menschenrechte achten! Kapitalist<br />

sein und trotzdem sozialverträglich handeln. Mehr<br />

davon erstmals bei den Ruhrfestspielen.<br />

4 SVEN PISTOR 17. MAI • 20.00 UHR<br />

Der Fußball hat zwar Regeln – aber nicht immer läuft<br />

alles nach Plan. Die schönsten Augenblicke, um sich<br />

ungläubig an den Kopf zu fassen, reiht Hörfunkmoderator<br />

Sven Pistor in seiner Show „Pistors Fußballschule<br />

– Alles Vollpfosten“ aneinander.<br />

Aber in dem bunten Chaos von Fußball-Flops sind<br />

auch dringend Menschen nötig, die in den kuriosesten<br />

Situationen Übersicht haben und einen klaren<br />

Kopf behalten – sprich: Schiedsrichter. Auch die sind<br />

bei der Fußballschule des 47-Jährigen dabei. Die<br />

ehemaligen FIFA-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer<br />

und Jürgen Jansen erzählen aus ihrem bewegten<br />

Fußball-Kosmos – und was man tun kann, wenn<br />

die kühnsten Vorstellungen wieder einmal von der<br />

Realität überrumpelt werden: Pfeif drauf!<br />

5 STORNO 21. MAI • 20.00 UHR<br />

Das satirische Phänomen STORNO macht nun schon<br />

zum sechsten Mal in Recklinghausen seine Sonderinventur.<br />

Und wieder tischt das Münsteraner Trio,<br />

bestehend aus Thomas Philipzen, Harald Funke und<br />

Jochen Rüther, aktuell Abseitiges, Schräges und<br />

Skurriles auf und zeigt, wie man krisengeschüttelte<br />

Zeiten mit donnerndem Gelächter übersteht.<br />

In ihrer jeweils aktuellen Spezialmischung wollen die<br />

Stornisten die Lachtränen auch durch musikalische<br />

Immergrüns zum Fließen bringen. Für Fans ein Muss,<br />

für Einsteiger die ideale Möglichkeit, das Trio in hochkonzentrierter<br />

Form zu erleben.<br />

Und dafür spricht einiges: Insgesamt erreichen<br />

die Drei mehr als 60.000 Besucher pro Saison und<br />

Kritiker sind sich einig: „Ihr hochprozentiger Cocktail<br />

aus intelligenter Analyse mit einmalig komischem<br />

Zusammenspiel und beeindruckender Musikalität<br />

verleiht STORNO eine Sonderstellung auf deutschen<br />

Bühnen.“ Leider vorwiegend nur im Rheinland und<br />

im Ruhrgebiet.<br />

6 ANNETTE POSTEL / KLAUS WEBEL<br />

21. MAI • 20.00 UHR<br />

„Eine Opernarie ist auch nur ein Chanson“, sagt<br />

Annette Postel. Die Scheherazade des musikalischen<br />

Kabaretts mit der Vier-Oktaven-Stimme plaudert<br />

parallel zur Sonderinventur aus dem Opern-Nähkästchen:<br />

Was ist der Unterschied zwischen Tenor<br />

und Tremolo? Zwischen Mord und Mortadella – oder<br />

besser: Saumagen? Und sind Pianisten sterblich?<br />

In der Rolle der streitbaren Diva schlachtet Postel<br />

auf heitere Art heilige Kühe der Oper, blickt augenzwinkernd<br />

und mit mächtiger Stimme hinter die<br />

glitzernden Fassaden der Opernwelt und singt Arien<br />

mit Herz und Hurz. „Sing Oper Stirb! – Operette sich,<br />

wer kann!“ ist ein Abend mit großer Musik, extremen<br />

Gefühlen, doppelbödigen Texten, schrillen Figuren<br />

und viel schwarzem Humor. Tragisch und komisch<br />

wie der Opernbetrieb selbst. Als Bühnenpartner und<br />

am Flügel besticht Klaus Webel mit großem (jazz-)<br />

pianistischen Können und solider Diventauglichkeit.<br />

7 ANNY HARTMANN 22. MAI • 20.00 UHR<br />

Volker Pispers sagt über Anny Hartmann: „Sie hat<br />

verstanden, dass man, um Unterhaltung zu machen,<br />

nicht nur Humor braucht, sondern vor allem eine<br />

Haltung. Außerdem besitzt sie als Diplomvolkswirtin<br />

auch noch Hirn. Sie vereint in ihrer Person also die<br />

drei großen H des Kabaretts: Haltung, Humor, Hirn.<br />

Das sollten Sie sich angucken.“ Gelegenheit haben<br />

Ruhrfestspielgänger dazu erstmals in diesem Jahr<br />

am Grünen Hügel bei „NoLobby is perfect“. Für ihr<br />

drittes Soloprogramm wurde die 49-Jährige übrigens<br />

mit dem Thüringer Kleinkunstpreis 2018 ausgezeichnet.<br />

Aus gutem Grund: Wer Anny Hartmann live sieht,<br />

kann sich ein paar Semester VWL-Studium ersparen.<br />

8 ABDELKARIM 23. MAI • 20.00 UHR<br />

Abdelkarim hat sich oft gefragt, was er eigentlich<br />

wist: ein deutscher Marokkaner oder ein marokkanischer<br />

Deutscher? Mittlerweile weiß er es: Er ist ein<br />

Deutscher, gefangen im Körper eines Grabschers.<br />

Abdelkarim hat sich aber um den Gesellschaftsteilnahmeschein<br />

bemüht und es geschafft! Er ist<br />

der wichtigste Mann in Deutschland. Er ist der<br />

„Staatsfreund Nr. 1“! Und er ist Stammgast im TV mit<br />

gefeierten Auftritten etwa bei der „heute show“,<br />

„Die Anstalt“, „TV total“ und seiner eigenen Reihe<br />

„StandUpMigranten“. Sein erstes Solo-Liveprogramm<br />

„Zwischen Ghetto und Germanen“ war vielerorts<br />

ausverkauft und wurde von der Presse mit Lobeshymnen<br />

überhäuft.<br />

Ausgezeichnet mit dem Bayerischen Kabarettpreis<br />

und dem Deutschen Fernsehpreis 2018 ist er mit<br />

seinem zweiten Programm „Staatsfreund Nr. 1“ auf<br />

Deutschlandtour und macht dabei auch Halt in<br />

Recklinghausen!<br />

9 WILFRIED SCHMICKLER<br />

25. MAI • 21.00 UHR<br />

Deutschland im Aufbruch! Wo geht es hin? Wer darf<br />

mit? Und vor allem: Wann geht es endlich los? An den<br />

Haltestellen stehen die Verunsicherten im Dauerregen<br />

und warten auf die nächste Mitfahrgelegenheit.<br />

Denn alle wissen: Wer jetzt den Anschluss verpasst,<br />

der landet auf dem Abstellgleis. Aus den Lautsprechern:<br />

Durchhalteparolen. An den Anzeigetafeln:<br />

Werbung für Beruhigungsmittel. Hinter den Auskunfts-Schaltern:<br />

Kollege kommt gleich. Aber es gibt<br />

kein neues Leben im Alten und es gibt kein zurück.<br />

Und deshalb hat Schmickler nach vorne geschaut.<br />

Und was er da gesehen hat, davon berichtet er in<br />

seinem aktuellen Programm – blitzschnell, genau,<br />

perfide, direkt, derb, rotzfrech und – ungewohnt<br />

poetisch, wie er auf seiner Webseite verspricht. Und<br />

auch, wenn es sonst „kein Zurück“ gibt: Immerhin ist<br />

Schmickler ein Dauerbrenner bei den Ruhrfestspielen.<br />

Schön, dass er wenigstens hierher zurückkehrt.<br />

10 WLADIMIR KAMINER 27. MAI • 20.00 UHR<br />

Ein Kreuzfahrtschiff ist eine ganz eigene Welt. Der<br />

Reisende betritt eine schwimmende Oase des Glücks<br />

mit Bar, Tanzabenden und dem reibungslosen Übergang<br />

von einer Mahlzeit in die nächste. Und natürlich<br />

mit jeder Menge neuer Bekanntschaften. Aber auch<br />

an Land gibt es viel zu entdecken: von Putin-Schokolade<br />

in St. Petersburg über falsche Götter auf der<br />

Akropolis bis zu verrückten karibischen Taxifahrern.<br />

Und wer könnte schöner davon erzählen als Wladimir<br />

Kaminer, Kreuzfahrer aus Leidenschaft? Kaminer<br />

wurde 1967 in Moskau geboren. Seit 1990 lebt er mit<br />

seiner Frau und inzwischen erwachsenen Kindern<br />

in Berlin. Mit seiner Erzählsammlung „Russendisko“<br />

sowie zahlreichen weiteren Bestsellern avancierte<br />

er zu einem der beliebtesten Autoren Deutschlands.<br />

Auch das Medienhaus Bauer veröffentlicht regelmäßig<br />

seine Kolumnen.<br />

11 JESS JOCHIMSEN 3. JUNI • 20.00 UHR<br />

„Ich fühle mich immer noch geehrt, in die Jury zum<br />

Unwort des Jahres berufen worden zu sein, und<br />

glaube, dass wir mit Anti-Abschiebe-Industrie eine<br />

gute Wahl getroffen haben – zumal diese zynische<br />

und verlogene Wortschöpfung von einem gewählten<br />

Mitglied der Bundesregierung Mitte Januar in<br />

den Diskurs eingebracht wurde“, schreibt Jochimsen<br />

auf seiner Webseite. Der Kabarettist, Autor und<br />

Fotograf hat sich des Themas mit seinem Programm<br />

„Heute wegen gestern geschlossen“ angenommen.<br />

Weil gestern alles zuviel war, machen wir heute alles<br />

zu? Die Stammkneipe, das Land, England, Amerika?<br />

Fehlanzeige. Irgendwo muss ein Schlüssel oder<br />

wenigstens ein Fenster sein – für frische Luft. Schön,<br />

dass Recklinghausen die Türen erstmals für den<br />

49-Jährigen öffnet. So kommt nicht nur ein Luftzug<br />

in die Kabarettwelt rein, sondern ein komplett<br />

frischer Wind.<br />

12 DIE GRENZGÄNGER 4. JUNI • 20.00 UHR<br />

Irgendwo zwischen Folkmusik, Rock, Blues und<br />

Kabarett angesiedelt, steht im Mittelpunkt der<br />

Grenzgänger-Konzerte das deutsche Volkslied mit<br />

seinem Sprachwitz und seiner Poesie – als mündlich<br />

überlieferte, die Jahrhunderte überlebte Geschichte<br />

von unten, als Blickauf den Alltag der kleinen Leute.<br />

So schreiben es die Grenzgänger auf ihrer Internetseite.<br />

Felix Kroll am Akklordeon, Frederic Drobnjak an<br />

den Gitarren und Annette Rettich am Cello blicken<br />

auf 30 Bühnenjahre zurück, persifliert und moderiert<br />

von Sänger und Gitarrist Michael Zachcial. Aus elf<br />

Bühnenprogrammen und zehn CD-Produktionen<br />

spielen die Grenzgänger die besten Szenen und<br />

Lieder am Grünen Hügel vor. Parallel soll eine umfassende<br />

Werkschau aus rund 2000 Live-Konzerten seit<br />

1989 erscheinen. ifi<br />

13


NEUER ZIRKUS<br />

KÖRPER &<br />

KUNST<br />

Schauspiel trifft auf Musik, Artistik auf<br />

Tanz, Poesie auf Komik… Neuer Zirkus ist<br />

anders. Erfrischend anders. Deshalb hatte<br />

er seinen Platz in Recklinghausen bis jetzt<br />

meist im Fringe-Festival der Ruhrfestspiele.<br />

Das Fringe-Festival gibt es unter diesem<br />

Namen nicht mehr. Der Neue Zirkus<br />

aber ist geblieben. Und zwar in Mengen.<br />

Es gibt Clownskunst ebenso wie Artistik,<br />

es wird gelacht, geweint, gestaunt,<br />

geträumt. Und es sind einige spektakuläre<br />

Inszenierungen dabei.<br />

Zu einer Reise in das Land der Träume lädt zum Start<br />

auch gleich die französische Compagnie Lapsus mit<br />

ihrem Programm „Boutelis“ ein. Es ist eine surreale<br />

Welt mit mystischen Fabelwesen, Schimären und<br />

koboldartigen Gestalten. Eine, in der man schaudert,<br />

sich wundert, aber auch befreit lachen kann. Das<br />

arabische Wort Boutelis bezeichnet eigentlich den Zustand<br />

der Schlaflähmung, das Gefühl, nachts aufzuwachen,<br />

sich aber nicht mehr bewegen zu können. Man<br />

schwebt zwischen Wachen, Schlafen und Träumen.<br />

Man taucht ein in das Unterbewusstsein. Und das mit<br />

schwindelerregender Akrobatik und viel Poesie. Mit<br />

rasanten Winddrachenflügen, Jonglagen und atemberaubender<br />

Artistik. 20 Jahre ist es her, dass Johan<br />

Lescop an der Zirkusschule Lyon Akteure für diverse<br />

Produktionen um sich scharte. Zehn Jahre später<br />

wurde daraus die Compagnie Lapsus, die berühmt<br />

ist für ihre artistischen Arbeiten irgendwo zwischen<br />

Alptraum, Halluzination und spielerischer Fantasie.<br />

Die Compañía de Circo „eia“ aus Spanien braucht<br />

nicht viele Requisiten. Eigentlich reicht ihre aus mehreren<br />

Komponenten zusammengesetzte Holzscheibe.<br />

Die wird mal zur Wand, mal zum Karussell, mal zum<br />

Schleuderbrett oder Turm. Damit erzählen die Akteure<br />

– gepaart mit ihren akrobatischen Höchstleistungen<br />

irgendwo zwischen Mut und Wahnsinn – kleine, wunderbare<br />

Geschichten. Vom waghalsigen Draufgänger,<br />

dem oberschlauen Einzelgänger, dem Kraftprotz oder<br />

dem fürsorglichen Freund. Es ist eine Mischung aus<br />

Bewegungstheater, Akrobatik und Tanz, eingepackt<br />

in ausdrucksvolle Artistik – inklusive Hand-zu-Hand-<br />

Akrobatik, Chinesischer Stange, Schleuderbrett, Akrodance,<br />

Minitrampolin, dem klassischen Sprungseil…<br />

„inTarsi“ ist das zweite Bühnenstück des 2009 in Barcelona<br />

gegründeten Kollektivs. Für diese Produktion<br />

wurde es mit dem Premio Max ausgezeichnet. Es war<br />

das erste Mal, dass eine Produktion aus dem Genre<br />

Zirkustheater mit dieser höchsten Auszeichnung des<br />

spanischen Theaters geehrt wurde.<br />

14


Keine Holzscheibe, sondern Tüll, Taft und Toilettenpapier<br />

benötigt Gabriela Muñoz für ihr Pogramm<br />

„Perhaps, Perhaps... Quizás“. Die Mexikanerin<br />

arbeitete in den Bereichen Theater, Zirkus und Oper,<br />

bevor sie sich für das sogenannte „Physical Theatre“<br />

und die Clownerie entschied. Protagonistin Greta ist,<br />

so heißt es, eine clowneske Bridget Jones, die ihren<br />

Frust mit Schokolade füttert und einmal pro Woche<br />

die Ankunft ihres Traumprinzen probt, um für den<br />

Ernstfall gewappnet zu sein. Es geht um Einsamkeit,<br />

Hoffnung und das Warten auf den Märchenprinzen.<br />

Aber dieses Stück ist nicht nur herzzerreißend, sondern<br />

auch urkomisch – und gleichzeitig ein hinreißendes<br />

Statement über unsere Gesellschaft in Zeiten<br />

von Schlankheitswahn, Hochzeitsmessen und Online<br />

Dating.<br />

Mutter zu sein ist schön. Und schwer. Beruf, Familie,<br />

Partnerschaft, vielleicht noch ein Hauch Selbstverwirklichung…:<br />

ein echter Spagat. Diesem Spagat nehmen<br />

sich die „Rabenmütter“ der Gruppe „still hungry“<br />

charmant, unterhaltsam und artistisch in „Raven“ an.<br />

„still hungry“ ist ein Kollektiv für zeitgenössischen Circus<br />

aus Berlin. Ihre Arbeiten sind frisch, feministisch,<br />

stark, und schrecken nicht davor zurück, persönliche<br />

Themen zu erkunden. Basierend auf ihren eigenen<br />

Erfahrungen beleuchten die Frauen das Stigma des<br />

deutschen Begriffs der „Rabenmutter“. Mal als bemutternde<br />

Glucken in ironischen Choreografien oder als<br />

Adler, die stark und frei durch die Lüfte schwingen.<br />

„Un Poyo Rojo“ war schon in Avignon ein echter<br />

Renner. Die Argentinier Hermes Gaido (Schauspieler,<br />

Musiker, Lehrer und Regisseur), Luciano Rosso (Tänzer,<br />

Schauspieler, Choreograph und Perkussionist) und<br />

Alfonso Barón (Tänzer und Schauspieler) haben sich<br />

2008 gefunden, seitdem spielen sie das Stück sehr erfolgreich<br />

auf den Bühnen der Welt. Auch sie brauchen<br />

nicht viele Requisiten. Man sieht einen Umkleideraum,<br />

ein altes Radio, zwei Männer und sehr knappe Shorts.<br />

Doch das reicht für ein Unterhaltungsfeuerwerk.<br />

Eine Mischung aus Tanz und Slapstick, die in eine<br />

testosterongeschwängerte Welt zweier Platzhirsche<br />

führt. Sofort beginnt ein Kampf um Dominanz und<br />

Aufmerksamkeit, der<br />

wie das Balzverhalten<br />

zweier schräger Vögel<br />

wirkt. Worte braucht<br />

es nicht. Rosso und<br />

Barón lassen ihre<br />

Körper sprechen –<br />

irgendwo zwischen<br />

Wrestling, Ringkampf,<br />

Capoeira, Akrobatik<br />

und Tanz. Auch die<br />

Kritik war begeistert:<br />

„Eine meisterliche<br />

Dekonstruktion von<br />

männlichem Balzgehabe,<br />

dargestellt<br />

mit messerscharfem<br />

Timing und viel Charisma.“<br />

Die diesjährige<br />

Kooperation mit<br />

der Woche des Sports ist „Driftwood“ (Bild: links)<br />

vom australischen Casus Circus. Die Aktionen sind<br />

halsbrecherisch. Aber sie werden mit einer solchen<br />

Leichtigkeit und Perfektion auf die Bühne gebracht,<br />

dass sie oft fast schon unspektakulär wirken. Es ist<br />

Circus-Kunst ohne Glitzer und Glamour, aber auf<br />

allerhöchstem Niveau. Schon 2014 begeisterten Casus<br />

Circus mit „Knee Deep“ das Ruhrfestspiel-Publikum.<br />

Für dieses Programm gab es einen Award für „Best<br />

Circus & Physical Theatre“ sowohl beim Adelaide Fringe<br />

Festival 2015 als auch in Avignon 2016. Mittlerweile<br />

touren sie weltweit. Es ist die Leichtigkeit, die diese<br />

Show ausmacht. Traditionelle und neue Zirkustechniken<br />

verschmelzen, Tanz fusioniert mit Akrobatik.<br />

Inhaltlich widmet sich der Abend dem Gefühl des<br />

Gestrandet-Seins, der Suche nach Halt und nach den<br />

eigenen Wurzeln. Mit konventionellen Rollenbildern<br />

wird gespielt, die klassische Rollenverteilung im<br />

Zirkus hinterfragt.<br />

Auch die Compagnia Baccalà gastierte schon bei den<br />

Ruhrfestspielen. Vor vier Jahren. Mit ihrer preisgekrönten<br />

Show „PSS PSS“, mit der sie auf ihrer Welttournee<br />

mehr als 700 Shows in 50 Ländern spielten.<br />

Jetzt kehren sie auf den Grünen Hügel zurück. Mit<br />

„Oh Oh“. Camilla Pessi und Simone Fassari sind mit<br />

den liebenswerten, skurrilen und schüchternen Charakteren<br />

ihres Clown-Duos dabei ein echter Kontrapunkt<br />

zum Clowns-Klischee. Zwar kann man noch die<br />

Schatten vom dummen August über den traurigen<br />

Weißclown bis hin zu Charlie Chaplin oder Buster Keaton<br />

erkennen. Aber die Compagnia Baccalà hat ihre<br />

eigene Handschrift. Ohne rote Nasen und übergroße<br />

Schuhe. Slapstick und Akrobatik in Perfektion.<br />

Den Schlusspunkt des diesjährigen Reigens setzt<br />

die Compagnie Galapiat (von altfranzösisch Galpja:<br />

Gauner, Spinner) aus der Bretagne mit „Parasites“.<br />

Untermalt von melodischer Musik, bewegt sich die<br />

Show in einer postapokalyptischen Welt, deren Lärm<br />

und Chaos die drei Artisten unermüdlich zu entfliehen<br />

versuchen. Die emotionale Achterbahnfahrt<br />

wird trotz aller Düsternis und Verzweiflung zu einer<br />

Liebeserklärung an das Leben.<br />

jam


KULTURVOLKSFEST 1. MAI<br />

BUNT WIE DAS FESTIVAL<br />

Es ist der Startschuss für Wochen voller Theater, Tanz, Musik, Lesungen, Zirkuskunst,<br />

Kabarett… Und so abwechslungsreich wie die ganze Ruhrfestspiel-Zeit präsentiert<br />

sich auch das große Kulturvolksfest am 1. Mai im und rund um das Festspielhaus.<br />

Besuchen Sie die<br />

„Gute Stube des Ruhrgebiets“<br />

Erleben Sie den Charme einer gewachsenen<br />

Altstadt, shoppen Sie zwischen historischen<br />

Fachwerkhäusern und modernen Geschäften.<br />

Genießen Sie anschließend das vielfältige<br />

gastronomische Angebot in der Guten Stube.<br />

Cafés und Restaurants laden zum Verweilen und<br />

Entspannen ein.<br />

Nach der traditionellen Kundgebung und der<br />

Eröffnung geht es im Festspielhaus direkt los mit<br />

dem Patenschaftskonzert der Neuen Philharmonie<br />

Westfalen, des Jugendsinfonieorchsters, der Jungen<br />

Vestsinfoniker u.v.m. Auf dem Programm: Werke von<br />

Strauss und Händel, aber auch Lloyd Webber und<br />

Münchener Freiheit. Später gibt es Andreas Mühlens<br />

musikalischen Streifzug durch Europa – am Klavier.<br />

In weiteren Räumen kann man sich das Live-Hörspiel<br />

„Hexenjagd“, die Musik-Lesung „Null Null Sax, Lizenz<br />

zum Tröten“ oder die „Sedanfeier“ des Theaters<br />

Gegendruck zu Gemüte führen sowie das Kurt-Weil-<br />

Programm „Johnny, Mackie und andere Verdächtige“,<br />

das KAHINAtrio oder eine Tangoshow erleben.<br />

Im Festspielzelt machen „Duel opus 3“ mit Piano und<br />

Cello ihre Aufwartung – ebenso wie Flamenco Art<br />

Ruhr, die Tanz- und Akrobatik-Künstler von Art 62<br />

oder Kabarettist HG Butzko.<br />

Auf der S-Clubraum-Bühne stehen wieder heimische<br />

Bands. Um die Zustimmung des Publikums und die<br />

Gunst der Jury kämpfen die Telefucks (Waltrop),<br />

Bonafide Heroes (Dorsten), Gorilladisco (Recklinghausen-Süd),<br />

Lukas Utech (Oer-Erkenschwick), Strommasten<br />

(Datteln), Katharsis (Recklinghausen), Rogue<br />

(Castrop-Rauxel), Skittle Alley (Herten) und Birds on<br />

Planes (Marl). Außerdem dabei: der Magische Zirkel<br />

Dortmund, „Le Spectacle des Frères Troubouch“,<br />

„Les Mélangeurs“ und viele mehr.<br />

jam<br />

PROGRAMM KULTURVOLKSFEST AM 1. MAI 2019 12.00-19.00 Uhr<br />

Überregional bekannt sind die Ruhrfestspiele<br />

Recklinghausen. Genießen Sie Kultur pur. Auch<br />

die Kunsthalle, das Ikonen-Museum und das<br />

Museum Jerke mit moderner polnischer Kunst<br />

locken mit faszinierenden Ausstellungen.<br />

Freuen Sie sich auf die nächsten Highlights in<br />

Recklinghausen:<br />

01.05.2019 Eröffnung der Ruhrfestspiele<br />

04. und 05.05.2019 Frühlingsfest<br />

31.05.2019 Marktplatzspringen<br />

01. und 02.06.2019 Hafenfest<br />

31.07. – 04.08.2019 Zu Gast in Recklinghausen<br />

06.09.2019 Open Air-Konzert<br />

der Neuen Philharmonie Westfalen<br />

28. und 29.09.2019 Herbstfest<br />

18.10. – 03.11.2019 Recklinghausen leuchtet<br />

21.11. – 23.12.2019 Weihnachtsmarkt<br />

Änderungen vorbehalten<br />

Weitere Informationen unter:<br />

Stadt Recklinghausen | Stadtmarketing und Tourismus<br />

Telefon 0 23 61/ 50 - 50 50<br />

stadtmarketing@recklinghausen.de<br />

www.recklinghausen.de<br />

STADTGARTEN / FESTSPIELZELT<br />

13.15 und 15.30 Uhr (Karten: 4,00 €) • „Duel opus 3“<br />

14.30 Uhr (Karten: 2,00 €) • Flamenco Art Ruhr<br />

16.45 Uhr (Karten: 2,00 €) • Art62: Ohne Worte!<br />

17.30 Uhr (Karten: 2,00 €) • HG Butzko: Politisches Kabarett<br />

KLEINE WIESE AM BETRIEBSHOF<br />

ab 13.00 Uhr • Magischer Zirkel Dortmund<br />

WIESE AM HIRSCHGEHEGE<br />

14.00 und 16.00 Uhr • Le Spectacle des Frères Troubouch<br />

15.00 und 17.00 Uhr • „Vïa” von Les Mélangeurs<br />

13.00 bis 18.00 Uhr • Kindergarten Herwig-Blankertz-Berufskolleg<br />

WIESE DER INITIATIVEN<br />

Zwischen 13.00 und 18.00 Uhr Initiativen und Vereine<br />

aus Recklinghausen und Umgebung stellen sich vor.<br />

ÜBERALL IM STADTGARTEN<br />

13.00-18.00 Uhr • Das PortAl Formidabel<br />

• Figurentheater Kolleg Bochum • Die Riesen<br />

• Magischer Zirkel von Dortmund u.v.a.<br />

VOR DEM RUHRFESTSPIELHAUS<br />

12.00 Uhr • Kundgebung vor dem Ruhrfestspielhaus<br />

Eintreffen des Demonstrationszugs zum 1. Mai.<br />

anschließend: Eröffnung der Ruhrfestspiele<br />

durch Norbert Maus, ehem. Betriebsratsvorsitzender<br />

von Auguste Victoria und<br />

Olaf Kröck, Intendant der Ruhrfestspiele.<br />

IM RUHRFESTSPIELHAUS • GROSSES HAUS Karten: 4,00 €<br />

13.30 und 15.00 Uhr • „Salut d’Amour“<br />

12. Patenschaftskonzert von Neuer Philharmonie Westfalen,<br />

Jugendsinfonieorchester und der Jungen Vestsinfoniker<br />

17.15 Uhr • „View on Europe“ • Musikalischer Streifzug durch<br />

Europa; Mit: Andreas Mühlen, Klavier<br />

BAR42 • 15.00 -16.30 Uhr<br />

Partei ergreifen „Chancen für Kinder“<br />

BOX Karten: 1,00 €<br />

14.00 und 16.00 Uhr • „Hexenjagd“<br />

15.00 und 17.00 Uhr • „Null Null Sax, Lizenz zum Tröten“<br />

STUDIO<br />

13.15 Uhr • „Sedanfeier“<br />

14.30 und 16.45 Uhr • „Johnny, Mackie und andere Verdächtige“<br />

15.45 Uhr • KAHINAtrio<br />

RUHRFESTSPIELHAUS RECHTES RANGFOYER<br />

ab 13.00 Uhr • Info-Stände der DGB-Einzelgewerkschaften<br />

Aktion gegen Ankerzentren / Asylkreis Haltern<br />

RUHRFESTSPIELHAUS CAFÉDACH<br />

ab 16.30 Uhr • Milonga – Tangoshow mit Tanzatelier WiDance<br />

und anschließendem Tanz mit DJ Consigliere<br />

INFOTHEKE • 13:13 Uhr; 14:14 Uhr; 16:16 Uhr und 17:17 Uhr<br />

Start der Guru Dudu Silent Disco Walking Tours<br />

S-CLUBRAUM WIESE AN DER DORSTENER STRASSE<br />

13.00-19.30 Uhr • Telefucks (Waltrop)<br />

• Bonafide Heroes (Dorsten)<br />

• Gorilladisco (Recklinghausen-Süd)<br />

• Lukas Utech (Oer-Erkenschwick)<br />

• Strommasten (Datteln)<br />

• Katharsis (Recklinghausen)<br />

• Rogue (Castrop-Rauxel)<br />

• Skittle Alley (Herten) • Birds on Planes (Marl)


Alles, was Sie wissen müssen...<br />

Tickets für Innenveranstaltungen am 1. Mai<br />

Am Ticket-Center 1. Mai im weißen Zelt vor dem Ruhrfestspielhaus<br />

erhalten Sie Tickets für die Veranstaltungen im<br />

Ruhrfestspielhaus und im Theaterzelt.<br />

Für Fahrräder gibt es bewachte Parkplätze<br />

des ADFC Recklinghausen am Eingang Dorstener Straße<br />

und an der Ecke Cäcilienhöhe/Arenbergstraße.<br />

Die Tagesgebühr beträgt 1,00 €, Kinder, die mit ihren<br />

Eltern anreisen, parken kostenlos.<br />

Organisation und Information<br />

In der Info-Zentrale im Foyer des Ruhrfestspielhauses<br />

informieren Sie MitarbeiterInnen der Ruhrfestspiele über<br />

das Programm beim Kulturvolksfest und über Veranstaltungen<br />

der Ruhrfestspiele.<br />

Kulinarisches überall<br />

Rund um das Ruhrfestspielhaus sorgen internationale<br />

Spezialitäten und Leckereien aus der heimischen Küche<br />

fürs leibliche Wohl.<br />

Kauf von Eintrittskarten für die 73. Ruhrfestspiele<br />

Im Foyer des Ruhrfestspielhauses ist die Kartenstelle<br />

am 1. Mai von 10 Uhr bis 18 Uhr zum Kauf von<br />

Eintrittskarten für alle nachfolgenden Ruhrfestspiel-<br />

Veranstaltungen geöffnet.<br />

Familienfreundlich: Kinderkrippe<br />

Hier sind Kinder in guten Händen, während Sie sich im<br />

bunten Treiben umschauen. Für den Notfall: Sollte Ihr Kind<br />

mal verloren gehen und sich melden, wird es in den<br />

Kindergarten gebracht.<br />

Klimafreundlich: Mit dem Bus zum Grünen Hügel<br />

Ab 10.21 Uhr fährt die „Vestische“ von RE Hauptbahnhof<br />

im 5-Minuten-Takt, um 10.30 Uhr ab Kreishaus<br />

im 15-Minuten-Takt mit dem Bus-Pendel-Verkehr<br />

zum Ruhrfestspielhaus. Letzte Rückfahrmöglichkeit<br />

ab Ruhrfestspielhaus: 20.15 Uhr.<br />

Wieder dabei: Rubbish Busters<br />

Beim Müll lautet die Devise: „Vermeiden!“ Andernfalls<br />

sollte man Mülltonnen und Abfallbehälter nutzen.<br />

Die Rubbish-Busters sind auch unterwegs.<br />

Begeistern<br />

ist einfach.<br />

Foto © Miguel Aun<br />

21.05. – 25.05.2019<br />

Rosani Reis Familientrio<br />

Wenn man einen Finanzpartner hat, der<br />

die Kultur in der Region unterstützt.<br />

28.05. – 01.06.2019<br />

Frau Contra Bass<br />

Foto © Jörg Steinmetz<br />

Veranstaltungsort:<br />

Kundenhalle der Sparkasse Vest<br />

am Herzogswall 5<br />

Foto © Harald Hoffmann<br />

04.06. – 08.06.2019<br />

Kapelsky & Emine Cambel<br />

facebook.com/sparkasse.re


OLAF KRÖCK<br />

DER FESTSPIEL-CHEF EMPFIEHLT<br />

Um Poesie und Politik geht es bei den<br />

Ruhrfestspielen 2019. Ein weit gefasster<br />

Begriff. Und ein wirklich weites Feld an<br />

Genres, die dieses Thema aufnehmen.<br />

Theater, Tanz, Musik, Lesungen, Kabarett,<br />

Neuer Zirkus, Kinder- und Jugendtheater,<br />

Bildende Kunst... Auf die Bühne<br />

oder in den Saal gebracht wird das von<br />

großartigen Schauspielern und großen<br />

Regisseuren. Aber, wie gewohnt, ist es<br />

viel. Wirklich viel. Fast zuviel. Ein echter<br />

Dschungel an Aufführungen und Produktionen.<br />

Da hat eigentlich (fast) nur<br />

einer den umfassenden Überblick: der<br />

Festspiel-Chef persönlich. Wir haben<br />

Olaf Kröck deshalb gefragt, was man<br />

sich in seinem ersten Jahr unbedingt<br />

ansehen sollte – und warum. Er hat uns<br />

geantwortet. Im Folgenden also die<br />

Tipps für die diesjährigen Ruhrfestspiele<br />

vom Intendanten des Festivals ganz<br />

persönlich:<br />

BEYTNA<br />

WEIL...<br />

...dieser international gefeierte Tanzabend ein ganz<br />

seltener Glücksfall ist: Kunst und Leben verbinden<br />

sich in ihm zu einem kulinarischen Fest der Gastfreundschaft,<br />

zu einer einmaligen Feier des Miteinanders.<br />

WHAT IS THE CITY BUT THE PEOPLE?<br />

WEIL...<br />

...das lebendige und berührende Selbstportrait der<br />

Ruhrfestspielstadt Recklinghausen des Konzeptkünstlers<br />

Jeremy Dellers mit 100 Bürger*innen der<br />

Stadt, eine Mischung aus Installation, Konzert und<br />

Theater auf einem Laufsteg auf dem Rathausplatz,<br />

ein bleibendes Ereignis sein wird, über das lange<br />

gesprochen werden wird: ein Geschenk an die Ruhrfestspielstadt<br />

Recklinghausen und seine Menschen,<br />

u. a. mit dem aus Recklinghausen stammenden<br />

DJ Moguai.<br />

DAS HEERLAGER DER HEILIGEN<br />

WEIL...<br />

...der französische Autor Jean Raspail in seinem<br />

Roman hellseherisch und einzigartig ein brisantes<br />

Szenario von ungeahnter Aktualität entwirft, das<br />

unsere Gesellschaft vor die unbequeme Frage stellt,<br />

ob unsere immer wieder behauptete Humanität<br />

doch nicht nur ein Hirngespinst ist.<br />

18


THE PRISONER<br />

WEIL...<br />

...es einfach wunderbar ist, dass die Ruhrfestspiele<br />

die Deutschlandpremiere der neuesten Arbeit des<br />

vielleicht bedeutendsten Theatermachers des 20.<br />

Jahrhunderts, des fantastischen Peter Brook, zeigen<br />

können: ein archaisches Märchen über Schuld, Bestrafung<br />

und Sühne, eine provokative Untersuchung<br />

darüber, was es tatsächlich bedeutet, frei zu sein.<br />

EIN WENIG LEBEN<br />

WEIL...<br />

...diese Inszenierung des Weltbestsellers einfach ein<br />

Meisterwerk der gegenwärtigen Theaterkunst ist:<br />

eine bewegende Manifestation von Menschlichkeit,<br />

ein Schauspielerfest, abgründig und intensiv, eine<br />

einzigartige Feier des Lebens und der Freundschaft,<br />

erschütternd und unwirklich schön.<br />

Ein tiefes Erlebnis, das man nicht vergessen wird,<br />

dunkel und licht. Das geht nicht spurlos an einem<br />

vorüber.<br />

ROBERTO CIULLI-WERKSCHAU („IMMER<br />

NOCH STURM“, „CLOWNS 2 ½“, „OTHELLO“)<br />

WEIL...<br />

...der weltoffene 85-jährige Theatermagier mit<br />

seinem Theater an der Ruhr seit Jahrzehnten mit einfachsten<br />

Mitteln fantastische Theaterbilder auf die<br />

Bühne zaubert, ein Volkstheatermacher im wahrsten<br />

Sinne des Wortes – kontrovers, sinnlich, relevant.<br />

LOUIS BEGLEY (IM GESPRÄCH MIT<br />

DENIS SCHECK – LESUNG UND GESPRÄCH)<br />

WEIL...<br />

...er einer der besten amerikanischen Autoren ist und<br />

der 86-Jährige mit seinem Roman „Lügen in Zeiten<br />

des Krieges“ einen Jahrhundertroman geschrieben<br />

hat. Wie Troller als polnischer Jude in Warschau<br />

inkognito das Dritte Reich überlebt hat und später<br />

als amerikanischer Soldat zurück nach Deutschland<br />

geschickt wurde – das sind Jahrhundertgeschichten.<br />

GEORG STEFAN TROLLER (IM GESPRÄCH MIT<br />

DENIS SCHECK – LESUNG UND GESPRÄCH)<br />

WEIL...<br />

...es ein einzigartiges und seltenes Erlebnis ist, den<br />

97-jährigen Troller über sein Jahrhundertleben<br />

sprechen zu hören, über die zahlreichen Umbrüche,<br />

die er erlebt hat, seine Erfahrungen in verschiedenen<br />

Ländern und Zeiten – ein wahres Geschenk.<br />

MILAN PESCHEL LIEST HEINER MÜLLER<br />

WEIL...<br />

...das Werk von Heiner Müller, der dieses Jahr 90<br />

Jahre alt geworden wäre, eins der bedeutendsten<br />

deutscher Sprache in der zweiten Hälfte des 20.<br />

Jahrhunderts ist.<br />

Und weil sein Denken bis heute von völlig überraschender<br />

Aktualität ist. Und weil der Schauspieler<br />

Milan Peschel einfach ein Ereignis ist.<br />

WOLFRAM KOCH LIEST ANTON TSCHECHOW<br />

WEIL...<br />

...der Schauspieler Wolfram Koch eine Bank ist und<br />

der Autor Anton Tschechow einfach einer der größten<br />

Schätze. Voller Anarchie, Witz und Menschenkenntnis.<br />

THE GREAT TAMER<br />

WEIL...<br />

...der griechische Choreograf Dimitris Papaioannou,<br />

der durch seine Inszenierung der olympischen Zeremonien<br />

in Athen 2004 bekannt wurde, mit seinem<br />

Tanzensemble auf der ganzen Welt Triumphe feiert<br />

und nun auch in Recklinghausen zu sehen ist.<br />

GRAND FINALE<br />

WEIL...<br />

...der in London lebende israelische Choreograf<br />

Hofesh Shechter einer der wichtigsten Vertreter des<br />

zeitgenössischen Tanzes in Europa ist. Eine unbändige<br />

Energie mit Live-Band und zehnköpfigem<br />

Tanzensemble.<br />

FRESSEN<br />

WEIL...<br />

...das Theaterkollektiv „Henrike Iglesias“ kein Geheimtipp<br />

mehr sein sollte, es ist eine Wucht! Und weil<br />

die Themen Essen und Körperbilder unsere Gesellschaft<br />

bis ins Kleinste prägen. Und „Henrike Iglesias“<br />

das Phänomen lust- und humorvoll hinterfragt!<br />

Geradezu befreiend.<br />

INTARSI<br />

WEIL...<br />

...man diese vier Artisten gesehen haben sollte!<br />

Sie nehmen das Publikum mit Mut und ein bisschen<br />

Wahnsinn mit in ihr Universum, poetisch und<br />

pointiert. Ein rasantes Kaleidoskop menschlicher<br />

Begegnungen und Beziehungen. Ein brillantes Stück<br />

Neuer Zirkus.<br />

DER STEPPENWOLF<br />

WEIL...<br />

...Hermann Hesses moderner Klassiker in dieser<br />

wunderbar gelungenen Inszenierung mit drei<br />

Schauspieler*innen, einem Breakdancer und einer<br />

Musikerin für unser heutiges Leben generationsübergreifend<br />

neu befragt wird.<br />

HÜLLER TRIFFT HAUSCHKA<br />

WEIL...<br />

...zwei absolute Ausnahmekünstler hier überhaupt<br />

das erste Mal aufeinandertreffen. Und Sie können es<br />

erleben. Der Musiker Hauschka und die Schauspielerin<br />

Sandra Hüller. Ein Literatur-Musik-Programm.<br />

Eine doppelte Premiere.<br />

„PARTEI ERGREIFEN“<br />

WEIL...<br />

...die neue Dialogreihe gemeinsam mit dem DGB<br />

unsere im Umbruch befindliche europäische Gesellschaft<br />

zugänglich und relevant befragt. Wie wollen<br />

wir Zukunft gestalten? Welche Ideen von einem gemeinsamen<br />

miteinander haben wir überhaupt noch?<br />

19


FESTIVALSPONSOR<br />

WARUM UND WO SICH<br />

EVONIK ENGAGIERT<br />

Evonik, Festivalsponsor der Ruhrfestspiele, ist ein starkes Unternehmen mit einer starken Marke. Das gesellschaftliche und<br />

kulturelle Engagement des Konzerns ist vielfältig. Es schafft Aufmerksamkeit, Nähe und Verständnis. Das gilt insbesondere<br />

für die Ruhrfestspiele als hochwertiges, internationales Theaterfestival.<br />

Damit präsentiert sich Evonik als zuverlässiges,<br />

engagiertes Spezialchemie-Unternehmen und als<br />

attraktiver Arbeitgeber in der Emscher-Lippe-Region,<br />

denn hier ist mit dem Chemiepark Marl der größte<br />

Evonik-Standort weltweit beheimatet.<br />

Für Evonik ist ein gesellschaftliches Engagement<br />

aber kein Selbstzweck. Das Unternehmen möchte<br />

selber Impulse senden, ist gleichzeitig offen für<br />

neue Anregungen und Erfahrungen. Die Sponsoring-Aktivtäten<br />

sind somit Ausdruck einer inneren<br />

Haltung, als Wirtschaftsunternehmen immer auch<br />

Teil wesentlicher gesellschaftlicher Entwicklungen<br />

zu sein. So lebt Evonik seinen Wertekanon: Neben<br />

Leistung und Geschwindigkeit zählen dazu Offenheit<br />

und Vertrauen.<br />

Hier einige Aktivitäten von Evonik im Überblick:<br />

• Seit 2008 ist Evonik Sponsor der Ruhrfestspiele in<br />

Recklinghausen, einem herausragenden Kulturbotschafter<br />

des Ruhrgebiets in aller Welt. Unter<br />

der Überschrift „Politik und Poesie“ starten die<br />

Ruhrfestspiele in eine neue Zeit. Daran sollen auch<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Spezialchemie-Unternehmens<br />

Anteil haben. Evonik verlost<br />

innerhalb der Belegschaft Karten für eine Vorstellung<br />

von „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ mit<br />

Maria Schrader und Devid Striesow (Foto unten).<br />

• Ebenfalls seit 2008 ist Evonik Hauptsponsor des<br />

MKM Museum Küppersmühle für moderne Kunst<br />

in Duisburg, das die größte Sammlung zeitgenössischer<br />

deutscher Kunst von den 1950er bis heute<br />

beheimatet. Es bietet seinen Besuchern ein vielseitiges<br />

Ausstellungsprogramm und eine markante<br />

Architektur vor dem Hintergrund des Duisburger<br />

Innenhafens.<br />

• Um bereits die Jüngsten mit der Welt von Musik und<br />

Theater vertraut zu machen, unterstützt Evonik seit<br />

2010 das Kinder- und Jugend-Programm „TUP macht<br />

Schule“ der Essener Theater und Philharmonie (TUP).<br />

• Der Chemiepark Marl ist einer der größten Arbeitgeber<br />

der Region. Im vergangenen März kam es<br />

zu einem Novum in der über achtzig-jährigen<br />

Geschichte des Chemieparks: Der international<br />

bekannte Schauspieler Christian Berkel (Der<br />

Kriminalist; Inglourious Basterds) las vor Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern in einer ehemaligen<br />

Werkhalle aus seinem Debüt-Roman und Bestseller<br />

„Der Apfelbaum“. Zuvor nahm sich Berkel Zeit für<br />

ein Hintergrund-Gespräch mit Azubis.<br />

• Nur wer seine Vergangenheit kennt, kann seine<br />

Zukunft gestalten. Dieser Satz könnte als Leit-Motiv<br />

für die Unterstützung der Ausstellung „Die I.G.<br />

Farben und das Konzentrationslager Buna-Monowitz“<br />

im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte<br />

in Dortmund dienen. Die Ausstellung beleuchtete<br />

die Geschichte des ab 1941 erbauten Chemiewerks<br />

Buna-Monowitz des Chemiekonzerns I.G. Farben in<br />

der Nähe des Konzentrationslagers Auschwitz. Im<br />

eigens errichteten Lager verloren etwa 25.000 Häftlinge<br />

aufgrund der unmenschlichen Arbeits- und<br />

Lebensbedingungen ihr Leben. Gemeinsam mit<br />

anderen Partnern – u.a. Borussia Dortmund – konzipierte<br />

Evonik ein umfangreiches Begleitprogramm.<br />

Mitarbeiter, Betriebsräte, Vertrauensleute und Azubis<br />

zeigten sich sehr interessiert und betroffen.<br />

• Das Literatur-Festival lit.RUHR wird ebenfalls seit<br />

dem Start im vergangenen Jahr von dem Spezialchemie-Unternehmen<br />

aus Essen unterstützt. Das<br />

Festival präsentiert seinem Publikum internationale<br />

und deutsche Autoren sowie eigens kreierte Themenabende.<br />

Neben Spielstätten in Gelsenkirchen,<br />

Bochum und Duisburg bildet das Welterbe Zeche<br />

Zollverein in Essen das Zentrum. Evonik engagiert<br />

sich im Kinder- und Jugendprogramm. Innerhalb der<br />

Sparte „Klasse-Buch“ erhalten Schulklassen kostenfreien<br />

Zugang zu Lesungen namhafter Autoren.<br />

Die lit.RUHR findet vom 8. bis 13. Oktober statt.<br />

www.evonik.com<br />

20


SPARKASSEN-CLUBRAUM NO.4<br />

EIN SCHAUFENSTER FÜR KULTUR<br />

Ein ungewöhnliches Spektrum freier Kunst sowie lokaler und regionaler Initiativen – und ein ungewöhnlicher Ort.<br />

Das Palais Vest wird mit dem Sparkassen-Clubraum No. 4 zum Schaufenster für besondere Kultur-Erlebnisse. Es gibt ein<br />

Theaterprogramm, kostenlose Band-Gigs oder auch Chor-Konzerte bei freiem Eintritt.<br />

Nach Radio Bart (Mo., 6. Mai, 18.30 Uhr) sorgt für<br />

Theater das Theaitetos Trio mit „UR-RUHR“ (Mo., 13.<br />

Mai, 20 Uhr). Ein Kommentar zum Ende des Bergbaus.<br />

Skurril, grotesk, hochmusikalisch und mit einer gehörigen<br />

Portion Humor. Angesagt haben sich aber auch<br />

das Rottstr 5 Theater mit „Werther“ (Mo., 20. Mai,<br />

20 Uhr), das Theater Gegendruck samt Stefan Keim<br />

und René Steinberg mit dem „Kleiner Heiner-Müller-<br />

Abend“ (Mo., 27. Mai, 20 Uhr) und Art62 mit „(K)eine<br />

Kommunikation – (No) Silence!“ (Mo., 3. Juni, 20 Uhr).<br />

Entertainment, in dem Tänzer nonverbale Kommunikation,<br />

Körper- und Gebärdensprache, beleuchten.<br />

Für das Chroprogramm sorgen im Palais Vest Vocalicious<br />

(Mi., 8. Mai, 19.30 Uhr). Von A-Cappella-Pop<br />

über Gospel bis zu jazzigen Tönen reicht das Spektrum.<br />

Und auch den einen oder anderen musikalischen<br />

Ausreißer in alte Zeiten der Tonkunst gibt es.<br />

Natürlich sind auch die Sparkassen-Clubraum-Bands<br />

mit dabei. Katharsis (Fr., 10. Mai, 18 Uhr) mixt Rap mit<br />

akustischem Pop und Soul. Serviert wird das Ganze<br />

von Rapper Tizzle, Rapper und Beatboxer Matt Mattix,<br />

Gitarrist Michael Malone und Sängerin Lilia.<br />

Die Strommasten dagegen (Fr., 17. Mai, 18 Uhr) tingeln<br />

zwischen dem sterilen, kantigen Elektropop der<br />

1980er und dem überdrehtem Poprock der 2010er,<br />

scheuen keine Grenzüberschreitungen in punkrockige<br />

Gefilde – und denken erst gar nicht daran, sich<br />

stilistisch allzu sehr treu zu bleiben.<br />

Threepwood N‘ Strings (Fr., 24. Mai, 18 Uhr) setzen<br />

auf Indie-Folk-Rock ohne Klischees. Es gibt handgemachte<br />

Musik, so versprechen sie, die zum Tanzen<br />

und Träumen einlädt. Mal mit folkiger Violine und<br />

Mandoline, mal mit pop-rockiger Gitarre und Piano.<br />

Der Gewinn des Sparkassen-Clubraum-Finales<br />

2015 in Recklinghausen bildete den Startschuss für<br />

mittlerweile hunderte Konzerte auf nationalen und<br />

internationalen Bühnen.<br />

C+P (Fr., 31. Mai, 18 Uhr) bestehen aus Peter Nickel<br />

(Piano) und Caroline Geck (Sax). Ihr Programm, das<br />

sich aus Interpretationen von Jazz-Standards zusammensetzt,<br />

ergibt sich immer aus dem Moment heraus.<br />

Sie legen viel Wert darauf, spontan zu reagieren.<br />

Nach Aiden Keen (Fr., 7. Juni, 17 Uhr) ist dann Kaiser<br />

Franz (Fr., 7. Juni, 18 Uhr) wiederum mal laut, mal<br />

lässig – oder auch einfach mal leise. Deutscher<br />

Alternative Rock. Ungeschminkt und mit einem<br />

Hauch von Dreck. Innerhalb von mehr als 280 Konzerten<br />

bundesweit konnte Kaiser Franz schon einige<br />

bemerkenswerte Erfolge wie u. a. den 1. Platz beim<br />

„STAR-Wettbewerb 2015“ in Schwerte oder den<br />

„Rio Reiser Songpreis 2016“ in Unna verzeichnen.<br />

21


MUSIK<br />

KLINGT GUT! IST GUT! TUT GUT!<br />

In ihrem durchweg spannenden Musikprogramm wagen die Ruhrfestspiele in diesem Jahr einen wilden Ritt durch die Genres.<br />

Ukrainische Folklore trifft auf Punk und Lyrik, Schauspiel-Größe Sandra Hüller begegnet Klangmagier Hauschka, die Neue<br />

Philharmonie Westfalen sorgt für „Skandale!“, Vokal-Ensembles der Spitzenklasse wie SLIXS oder Sjaella geben sich die Klinke<br />

in die Hand, die Humanophones machen gleich den ganzen Körper zum Instrument…<br />

Die Dakh Daughters (Bild: r. u.) sind sicher eines der<br />

schrägsten, aber auch angesagtesten ukrainischen<br />

Musikprojekte. Und sie sind längst Legende. 2012<br />

wurden sie als experimentelles Projekt am berühmten<br />

Kiewer Avantgardetheater Dakh von dem ukrainischen<br />

Regisseur Vlad Troitsky gegründet. Doch schon<br />

2013 landeten die sieben Musikerinnen und Schauspielerinnen<br />

bereits mitten in den Protesten auf dem<br />

Maidan. Und da sangen sie a capella in Pelzmänteln<br />

auf den Barrikaden – und protestierten wortwörtlich<br />

kunstvoll gegen die Unterdrückung. Ihr erstes Lied,<br />

„Rosen/Donbass“ wurde zur Hymne des Widerstands.<br />

Es mixt Teile aus einem Shakespeare-Sonett mit<br />

ukrainischen Volkslied-Klängen und harten Beats.<br />

Der Song – und die Formation – wurden berühmt. Es<br />

gab mehr als anderthalb Millionen YouTube-Klicks.<br />

Seitdem tourt die Formation immer wieder durch die<br />

Ukraine, aber auch durch Polen, Brasilien, Deutschland<br />

oder Frankreich. In ihrer Show trippeln sie schrill<br />

wie Kinderpuppen über die Bühne, dann plötzlich<br />

geht es konkret um Krieg und Flucht. Mal ist es<br />

fröhlich und tanzbar, mal traurig. So widersprüchlich<br />

wie das Leben. „Freak-Cabaret“ nennt Troitsky den<br />

Mix aus Folklore und Poesie, Rap, Punk und Burleske,<br />

gesungen in fünf Sprachen und gespielt auf mehr als<br />

einem Dutzend Instrumenten. Von Orgel, Cello oder<br />

Gitarre bis zu Trommeln, Bässen, Harmonikas oder<br />

sogar Trembitas, den ukrainischen Naturtrompeten<br />

aus Holz.<br />

Ihre Musik, theatrale Elemente und politischer Aktivismus<br />

werden zu einer tanzbaren Mixtur. Sie singen<br />

über Utopie, postsowjetische Depression, gegen<br />

den Krieg und über die Liebe und leihen damit auch<br />

lange nach der Maidan-Bewegung der Sehnsucht<br />

nach einer lebenswerten europäischen Zukunft eine<br />

Stimme.<br />

SLIXS brauchen keine Instrumente (Bild: r.M.). Sie<br />

haben ihre Stimmen. Und sie garnieren ihre musikalischen<br />

Leckerbissen nicht mit Comedy-Häppchen,<br />

wie man es von vielen A-Capella-Formationen gewohnt<br />

sind, sondern machen einfach sehr sehr gute<br />

Musik. Allerdings mit tiefen Bass-Grooves ebenso<br />

wie mit knackigen Bläser-Riffs. Waghalsig nennen die<br />

selbsternannten „Vocal Bastard“ ihre Mixtur aus Jazz<br />

und Klassik, Pop, Funk oder Gospel.<br />

Ihr Debüt bei den Ruhrfestspielen geben die sechs<br />

Sänger/innen mit einem Doppelkonzert. Ihr Programm<br />

„Silent…“ umfasst eher besinnliche Stücke<br />

22


in der fantastischen Akustik der Christuskirche – von<br />

Goethe- oder Rimbaud-Vertonungen bis zu Songs<br />

von Prince oder Peter Gabriel. Ganz anders klingt<br />

das dann allerdings, wenn SLIXS einen Tag später<br />

im Festspielzelt mit „Playgrounds“ aufwarten. Dann<br />

gibt es Soul, Funk und Weltmusik, trifft Bowie auf<br />

Shakespeare.<br />

Ebenfalls gleich zweimal vertreten im Musikprogramm<br />

der Ruhrfestspiele ist die Neue Philharmonie<br />

Westfalen. Zum einen präsentiert sie mit „Skandale!“<br />

gleich drei damals Anstoß erregende Werke<br />

in einem Konzert: Richard Wagners Tannhäuser<br />

Ouvertüre und Bacchanale, Alban Bergs Altenberg<br />

Lieder und Anton Bruckners 3. Sinfonie (1. Fassung).<br />

In ihrem Frühjahrskonzert mit dem Städtischen Chor<br />

Recklinghausen wiederum werden Antonin Dvoraks<br />

Messe in D-Dur und das „Te Deum“ mit Sicherheit zu<br />

einem Erlebnis werden.<br />

Nach Brasilien geht es kurz darauf gleich mehrfach<br />

mit dem Rosani Reis Familientrio. Reis ist gerade in<br />

dieser Region schon lange kein Geheimtipp mehr.<br />

Diesmal aber bringt die brasilianische Sängerin ihre<br />

Familie mit: Pianist und Sohn Noa ist ebenso dabei<br />

wie Tochter Luna mit Perkussion und Gesang.<br />

Wieder zurück in die Christuskirche führt das Publikum<br />

die A-Capella-Formation Sjaella. Nachdem<br />

sie morgens im Kinderkonzert ein interaktives-,<br />

mit Musik vieler Epochen gespicktes Konzertprogramm<br />

gegeben hat (siehe Seite 26/27), folgt am<br />

Abend „Origins“. Dann vereinen sich zeitgenössische<br />

Arrangements barocker Musik sowie moderne Kompositionen<br />

über die zyklischen Erscheinungen der<br />

Naturelemente mit Volksweisen aus der nordischen<br />

Kulturgeschichte. Die Vielseitigkeit ihres Programms,<br />

das neben alter und geistlicher Musik auch Jazz, Pop<br />

und Soul umfasst, und die Nähe zu ihrem Publikum<br />

verschaffen der Gruppe aus Leipzig seit Jahren<br />

Engagements bei renommierten Musikfestivals im<br />

In- und Ausland, Auftritte in Funk und Fernsehen<br />

sowie erste Preise bei internationalen Wettbewerben<br />

für Vokalmusik.<br />

Wieder sehr ungewöhnlich wird nur ein paar Tage<br />

später das Aufeinandertreffen von Sandra Hüller<br />

(Bild: r. o.) und Hauschka. Die vielfach ausgezeichnete<br />

Schauspielerin (u. a. Deutscher Filmpreis, Silberner<br />

Bär der Berlinale, Europäischer Filmpreis) zählt spätestens<br />

seit der Oscar-Nominierung des Films „Toni<br />

Erdmann“ zu den führenden Schauspielerinnen des<br />

Landes. Sie wandelt mühelos zwischen den Genres,<br />

ist im Theater genauso zuhause wie im Film.<br />

Auch der Komponist und Pianist Volker Bertelmann<br />

alias Hauschka ist musikalisch in vielen Genres unterwegs.<br />

Bekannt wurde er mit den minimalistischen<br />

Ambient-Klängen seines präparierten Klaviers. Aber<br />

auch als Komponist für Filmmusiken hat er einen<br />

guten Ruf – und wurde für seinen Soundtrack zum<br />

Film „The Lion“ sogar für den Oscar nominiert.<br />

Jahrelang hatten Hüller und Hauschka vor, ein<br />

gemeinsames Projekt zu realisieren. Jetzt treffen sie<br />

sich erstmals auf der Bühne mit einem Literatur- und<br />

Musik-Programm. Man darf ganz sicher mehr als<br />

gespannt sein.<br />

Nicht nur ihre Stimmbänder, sondern den ganzen<br />

Körper nutzen die Humanophones in ihren Konzerten.<br />

„Body Pop Music“ nennen sie das. Und sie<br />

haben Recht. Das ist weit mehr als „nur“ A Capella. In<br />

ihren energiegeladenen Konzerten servieren sie eine<br />

immer wieder überraschende Klangmelange aus<br />

Jazz, Pop, Funk, Soul und Weltmusik – mit Poesie<br />

und viel Humor.<br />

„Ostperanto-Folkjazz“ gibt es später mit<br />

Kapelsky aus dem Ruhrgebiet auf die Ohren.<br />

Mit Polka, Klezmer und Swing ergründen<br />

Gregor Hengesbach (Gitarre),<br />

Jan-Sebastian Weichsel (Geige, Mandoline,<br />

Bratsche) und Michael Ashauer<br />

(Kontrabass, Percussion) gemeinsam<br />

mit der türkischstämmigen Sängerin<br />

Emine Cambel die slawische Seele<br />

vom Balkan bis zum Orient. Und auch<br />

hier wird der Mix richtig wild: Miles<br />

Davis wird in den Orient geschickt,<br />

Britney Spears auf den Balkan und<br />

Zarathustra tanzt Polka.<br />

„Frau contra bass“. Der Name ist Programm<br />

bei diesem Jazz-Duo. Katharina<br />

Debus trifft mit ihrer Stimme auf Kontrabassist<br />

Hanns Höhn. Stimme und Bass<br />

verschmelzen. Zu hören gibt es Stücke<br />

von Cole Porter und Duke Ellington, aber<br />

auch Michael Jackson, Stevie Wonder oder<br />

Udo Lindenberg.<br />

Eine Uraufführung hat der für seine Filmkomposition<br />

zu „Babylon Berlin“ 2018 mit dem<br />

Grimme-Preis ausgezeichnete Nikko Weidemann<br />

(Bild: l. o.) im Gepäck: „Ich seh Monster“.<br />

Das ist Konzert, Biografie und Theater. Auf der<br />

Bühne steht an diesem Abend zwar ein komplettes<br />

Set-Up für eine Band. Alle Instrumente werden<br />

allerdings von Weidemann selbst gespielt. Das<br />

Ergebnis: eine Musikerbiografie, belegt mit<br />

reichlich „fremder“ Musik – und vielen eigenen<br />

Songs. Weniger als 50 werden es nicht sein,<br />

verspricht er. Dabei sind u.a. Bach, Bartok,<br />

Chopin, Schubert, Zappa, James Brown, Deep<br />

Purple, Hildegard Knef, die Talking Heads, Jeff<br />

Buckley, die Einstürzenden Neubauten, Pink<br />

Floyd, Hot Chocolate, Lou Reed, Police…<br />

Seit mehr als dreißig Jahren arbeitet der<br />

Sänger, Komponist und Dozent in verschiedensten<br />

Bands und Projekten mit<br />

und hat dabei u.a. mit den Einstürzenden<br />

Neubauten, Nena, Rio Reiser<br />

und Nick Cave gespielt. Bereits<br />

2010 veröffentlichte er seine erste<br />

Soloplatte „Schöne Schmerzen“.<br />

Regelmäßig komponiert Weidemann<br />

auch für den Film<br />

und Fernsehen, darunter<br />

auch für Fatih Akins „Gegen<br />

die Wand“. Ab 2017<br />

betreute Weidemann<br />

die Produktion der im<br />

Berlin der 20er-Jahre<br />

spielenden Serie<br />

„Babylon Berlin“<br />

als „Onscreen<br />

Music Supervisor“.<br />

Zusammen mit<br />

Mario Kamien<br />

schrieb er u. a.<br />

den Titelsong der<br />

Serie „Zu Asche,<br />

zu Staub“.<br />

jam<br />

23


KUNSTAUSSTELLUNG<br />

GRENZEN ÜBERSCHREITEN<br />

Das diesjährige Motto „Poesie und Politik“ spiegelt auch die Kunstausstellung der Ruhrfestspiele. Mit drei begehbaren,<br />

multimedialen Installationen und berührenden, stillen Bildern erzählt die israelische Künstlerin Penny Hes Yassour vom Leben<br />

in einem Land, das von seinen Grenzen bestimmt ist, vom Lebensgefühl der Menschen, die unfreiwillig unfrei sind, aber auch<br />

von Grenzziehungen zwischen Gestern und Heute, zwischen Erinnerung und Vergessen.<br />

„Temp EST“ ist die Ausstellung in der Kunsthalle<br />

Recklinghausen vom 5. Mai bis 14. Juli übertitelt.<br />

Mit den Arbeiten der Künstlerin liebäugelt der<br />

Recklinghäuser Museumsdirektor Dr. Hans-Jürgen<br />

Schwalm schon lange. Die erste Begegnung fand<br />

1999 auf der documenta X in Kassel statt, als Penny<br />

Hes Yassour für ihre „Mental maps“ den Arnold-<br />

Bode-Preis gewann. Mit einer Gummihaut dokumentierte<br />

die Israelin seinerzeit das Liniennetz der<br />

deutschen Reichsbahn von 1937 in Reliefform. Hier<br />

rollten in jenen Jahren die Züge, die systematisch<br />

die Juden in Konzentrationslager transportierten.<br />

Schrecken und Faszination liegen beim Betrachten<br />

eng nebeneinander.<br />

Auch die leidvolle Erfahrung, aus einer Gemeinschaft<br />

ausgeschlossen zu sein, zieht sich thematisch wie<br />

ein roter Faden durch das Oeuvre der 69-Jährigen.<br />

Seit mehr als vier Jahrzehnten lebt die Künstlerin im<br />

Kibbuz Ein Harod (Ihud) im Nordorsten Israels. Die<br />

Liebe hat sie hierher geführt. Die engen Grenzen des<br />

Kibbuz hat Penny Hes Yassour mit ihrer Kunst immer<br />

wieder überschritten. Sie ist eine der renommiertesten<br />

Künstler Israels, ihre Installationen und Zeichnungen<br />

waren in der ganzen Welt zu sehen. Sie studierte<br />

Kunst und Geografie und unterrichtet heute an der<br />

renommierten Bezalel-Akademie in Jerusalem, hatte<br />

Lehraufträge in Hamburg und Berlin.<br />

Im letzten Jahr besuchte der Kunsthallen-Chef die<br />

Jüdin mit deutschen Wurzeln – ihr Vater wanderte<br />

1934 nach Palästina aus – das erste Mal in ihrem<br />

Atelier auf einer ehemaligen Hühnerfarm im Kibbuz<br />

in Galiläa. Auch wenn sich Penny Hes Yassour selbst<br />

nicht als politische Künstlerin verstehe und ihr Werk<br />

auch nicht allein vor dem Hintergrund ihrer Biografie<br />

interpretiert wissen möchte, spiele sie in ihren<br />

narrativen Räumen auf eine genauso poetische wie<br />

politische Art und Weise mit der Wahrnehmung von<br />

Raum und Zeit, arbeite mit ähnlichen Mitteln wie<br />

das Theater und passe auch deshalb kongenial zum<br />

Festival, so Hans-Jürgen Schwalm.<br />

Für die Ruhrfestspiel-Ausstellung hat die Künstlerin<br />

drei Wohlfühl-Oasen mit einer sehr meditativen Aura<br />

geschaffen, hinter der Schrecken und Härte lauern.<br />

Im Erdgeschoss des Kunstbunkers simuliert Penny<br />

Hes Yassour den Flug von Fledermäusen in einem<br />

geschlossenen Raum. In entschleunigten Bildern<br />

huschen die Tiere als weiße Schatten durch ihr Gefängnis,<br />

während der Betrachter die klaustrophobi-<br />

24


sche Enge mittendrin unmittelbar erlebt. Auch in der ersten Etage<br />

schafft die Künstlerin durch eine Raum-in-Raum-Installation die<br />

Kulisse für ein geheimnisvolles Schattenspiel. Dazu gesellen sich<br />

Naturaufnahmen, die den Besucher durch das Niemandsland im<br />

Jordantal führen, der heutigen Grenze zwischen Israel und Jordanien.<br />

Die Landschaft wird von alten Wachtürmen strukturiert, die der<br />

vermeintlichen Idylle ihre Unschuld rauben.<br />

Im Obergeschoss der Kunsthalle flimmert ein Film über den Bau<br />

eines riesigen Wasserbeckens direkt hinter ihrem Atelier auf der<br />

Grenze zwischen Israel und Palästina über die Leinwand. Was ganz<br />

behutsam und poetisch mit Überblendungen und gedehnten<br />

Passagen beginnt und zunächst wie eine unwirkliche Kunst-Kulisse<br />

anmutet, entpuppt sich mehr und mehr als gewaltiger Eingriff in<br />

die Landschaft.<br />

Mit allen drei Arbeiten reflektiert Penny Hes Yassour sehr verhalten,<br />

gleichwohl eindringlich Leben und Lebensgefühl in einer großen<br />

Enge, in der Zäune zwar Sicherheit versprechen, aber auch Grenzen<br />

setzen und einsperren. Gleichzeitig verführt sie ihr Publikum zum<br />

Nachdenken über ein Leben in Freiheit und ein Europa mit offenen<br />

Grenzen.<br />

tib<br />

Penny Hes Yassour „Temp EST“, 5. Mai bis 14. Juli, Kunsthalle<br />

Recklinghausen, Große-Perdekamp-Straße 25-27,<br />

Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags/feiertags 11 bis<br />

18 Uhr, die Eintrittskarte zu Vorstellungen der Ruhrfestspiele<br />

berechtigt zum kostenlosen Besuch der Ausstellung.<br />

Karten für die Ausstellung gibt es ausschließlich in der<br />

Kunsthalle. Es erscheint ein Katalog. Ausstellungsleitung:<br />

Dr. Hans-Jürgen Schwalm, Kerstin Weber.<br />

Unsere aktuellen Öffnungszeiten:<br />

Immer –Überall.<br />

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Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.<br />

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zur Verfügung. Profitieren Sie auch von unserem Service perTelefon, Online-Banking,<br />

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Wir wünschen allen Besuchern und Darstellern eine schöne<br />

Festspielzeit, hier in den Spielstätten in Recklinghausen und Marl.<br />

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KINDER- UND JUGENDTHEATER<br />

BÜHNEN-HITS FÜR GROSS & KLEIN<br />

Die Ruhrfestspiele setzen in diesem Jahr einen besonderen Schwerpunkt auf Kinder- und Jugendtheater. Und das mit einem<br />

beeindruckenden Programm für alle Altersschichten – bis hin zum Krabbelkonzert für die Allerkleinsten. Olaf Kröck, der neue<br />

Intendant des Festivals, ist überzeugt, dass Kinder- und Jugendtheater „Horte der Demokratie sind, in denen Unterschiedlichkeit<br />

erfahren, Dialog und Austausch geübt und Toleranz gelernt werden könne“ – und das mit richtig viel Spaß.<br />

Von null bis drei Jahren<br />

Wortwörtlich klassisch geht es im KRABBELKONZERT<br />

für bis zu Dreijährige zu. Andrea Apostoli serviert<br />

keine Kinderlieder, sondern Werke von Debussy und<br />

Händel, Schumann, Schubert oder auch Brahms.<br />

Allerdings nicht getrennt vom Publikum auf einer<br />

Bühne, sondern mittendrin. Die kleinen Theaterfans<br />

von morgen können sitzen, liegen oder durch die<br />

Gegend krabbeln, die Musiker zwischen ihnen. Und<br />

am Ende kann man die akustisch so interessanten<br />

Gegenstände auch anfassen oder selbst mal ausprobieren.<br />

Das allein würde den Besuch schon lohnen.<br />

Ab drei Jahren<br />

Die nächste Alterstufe dann soll die musikalisch<br />

untermalte Liebesgeschichte von „FRED UND ANABEL“<br />

(Foto: u. r.) erreichen. Das ungleiche, aber unzertrennliche<br />

Paar – Kater und Graugans – hatte einen<br />

fantastischen Sommer. Doch mit dem Herbst kommt<br />

die Kälte – und Anabel zieht es in den Süden. Beide<br />

vermissen sich furchtbar, schreiben sich wunderbare<br />

Briefe und warten… auf den Sommer.<br />

Ab fünf Jahren<br />

„DIE SEELE REIST UND KLINGT“ heißt es beim Mitmachkonzert<br />

von Sjaella. Das bekannte und preisgekrönte<br />

Vokalensemble entführt das Publikum auf eine musikalische<br />

Weltreise mit Volksliedern und Jazz-Stücken.<br />

Erzählt wird die Geschichte von Hannah, die alle die<br />

Orte besucht, an denen ihre Großeltern waren, um<br />

dem jetzt verwitweten Großvater die Musik zu schicken,<br />

die ihr auf ihrem langen Weg begegnet.<br />

An die gleiche Alterstufe wendet sich auch<br />

„LINDBERGH – DIE ABENTEUERLICHE GESCHICHTE EINER<br />

FLIEGENDEN MAUS“ (Bild: M.r.) nach dem Bilderbuch von<br />

Torben Kuhlmann. Martina van Boxen, die dafür den<br />

renommierten Faust-Theaterpreis bekommen hat,<br />

bringt die Geschichte einer sehr kleinen Maus auf die<br />

Bühne. Der wird es zu gefährlich. Mausefallen, Feinde…<br />

sie muss weg. Weit weg. Ein Schiff kommt nicht<br />

in Frage, also muss ein Flugapparat gebaut werden<br />

– allen Widrigkeiten zum Trotz… Kuhlmann zeichnet<br />

in seinem hochgelobten Bilderbuch in Anlehnung an<br />

den Flieger Charles Lindbergh den Weg einer umgekehrten<br />

Ozeanüberquerung nach. Immer inbegriffen<br />

das notwendige Scheitern, das dieses groß angelegte<br />

Vorhaben birgt. Bis sich der Traum vom Fliegen<br />

schließlich verwirklicht.<br />

26


Ab sieben Jahren<br />

Ab sieben Jahren geeignet sind ebenfalls gleich<br />

mehrere Stücke. Das Performance-Kollektiv<br />

Showcase Beat Le Mot hat „DER TEUFEL MIT DEN DREI<br />

GOLDENEN HAAREN“ nach den Gebrüdern Grimm im<br />

Gepäck. Die bekannte Geschichte wird zu Assoziationsreise<br />

und verspielt-spontanem Happening in<br />

einem – mit großen Bildern und kleinem Slapstick.<br />

Die Truppe gehört zu den wichtigsten Akteuren<br />

der freien deutschsprachigen Theaterszene. Neben<br />

den Theaterarbeiten für Erwachsene entwickelt sie<br />

Produktionen für Kinder und Jugendliche, die alle<br />

theaterpädagogischen Regeln in den Wind schlagen.<br />

Die Geschichte: „Es war einmal ein Junge, der wurde<br />

mit einer Glückshaut geboren, weshalb ihm für seine<br />

Zukunft Großes prophezeit wurde. Zum Beispiel,<br />

dass er die Königstochter heiraten würde. Das gefiel<br />

dem König gar nicht. Er fand das Kind, kaufte es<br />

seinen Eltern, die sehr arm waren, ab und setzte es<br />

in einem Weidenkorb auf dem Fluss aus. Problem<br />

gelöst, dachte er sich. Doch das Glückskind wäre kein<br />

Glückskind gewesen, wenn es nicht von einer Müllerfamilie<br />

gerettet und zu einem hübschen Jüngling<br />

heran gezogen worden wäre. Der König erfuhr, dass<br />

er noch am Leben war und wieder versuchte er, den<br />

jungen Mann töten zu lassen. Doch auch dieser Plan<br />

scheiterte. Der Junge gelangte an den Königshof<br />

und heiratete tatsächlich die Königstochter. Jetzt<br />

war der König wirklich sehr, sehr böse und forderte,<br />

dass der Jüngling ihm drei goldene Haare vom Teufel<br />

persönlich bringen solle, wollte er seine Tochter<br />

behalten. Kein Problem, dachte sich der Jüngling –<br />

wozu bin ich ein Glückskind?! Und machte sich auf<br />

den Weg…“<br />

In „PINOCCHIO“ (Bild: links) beschäftigt sich die<br />

Theatergruppe Monster Truck – basierend auf der<br />

Geschichte der berühmten Holzpuppe mit der Lügennase<br />

– mit Wahrheit und Lüge in Zeiten von<br />

„Fake News“. Und das in einem richtig wilden<br />

Mix aus Gameshow, Geschichtenverdrehung<br />

und Interaktion.<br />

Ab neun Jahren<br />

Über Neunjährige dürfen sich in dieser Saison<br />

auf die „HELDENZENTRALE“ der Comedia Köln<br />

freuen. Es geht um die ewigen Wünsche der Eltern,<br />

die oft hohen Erwartungen der Schule, die stressigen<br />

Ansprüche der Freunde. Und es geht um Angst und<br />

Mut, das Scheitern und Wieder-Aufstehen…<br />

Ab 13 Jahren<br />

Das Grips Theater ist lange, sehr lange schon Kult.<br />

Zu Recht. Diesmal bringt es „DSCHABBER“ von Marcus<br />

Youssef nach Recklinghausen (Bild links). Ein bemerkenswertes,<br />

höchst aktuelles Stück. Eine Art Romeo<br />

und Julia – katapultiert in die Gegenwart. Youssef ist<br />

einer der erfolgreichsten Dramatiker Kanadas und<br />

Träger des Siminovitch Awards, des renommiertesten<br />

kanadischen Theaterpreises. In seinem Stück<br />

erzählte er unaufgeregt, voller Witz, einfühlsam<br />

und mit bisweilen abgründigem Humor von zwei<br />

Jugendlichen, deren kulturelle Unterschiede groß<br />

sind, aber für beide überbrückbar scheinen. Ob das<br />

tatsächlich gelingt, entfaltet Youssef voller Hoffnung<br />

und mit schonungsloser Ehrlichkeit.<br />

Es geht um die 16-jährige Fatima, die seit drei Jahren<br />

in Deutschland lebt. Sie hat sich, ganz bewusst, für<br />

den Hidschãb entschieden. Sie ist selbstbewusst,<br />

nicht still oder schüchtern. Doch dann muss sie<br />

wegen eines anti-muslimischen Graffitis die Schule<br />

wechseln – und lernt Jonas kennen. Der geht ihr<br />

allerdings mit Mischung aus Überheblichkeit und<br />

Hartnäckigkeit extrem auf die Nerven… bis beide<br />

merken, dass da etwas zwischen ihnen ist, was sie zu<br />

verbinden scheint. Ob die beiden gegen alle äußeren<br />

Widerstände zusammenfinden können, wird das<br />

Grips Theater zeigen.<br />

Ab 15 Jahren<br />

Hermann Hesses „DER STEPPENWOLF“ bringt Brigitte<br />

Dethier mit dem Jungen Ensemble Stuttgart auf<br />

die Festspielbühne. Auch sie wurde bereits mit<br />

dem Faust-Theaterpreis ausgezeichnet. Diesmal<br />

erkundet sie mit drei Schauspielern, einem<br />

Breakdancer und einer Musikerin, inwieweit<br />

sich „Der Steppenwolf“ als generationsübergreifende<br />

Fabel erzählen lässt: Von einem, der<br />

sich abarbeitet an der Gesellschaft und sich die<br />

ewig gleichen Fragen stellt: Wo will ich hin? Wie<br />

will ich leben? Welche Werte sind mir wichtig? jam<br />

WORKSHOP<br />

Weil es für so manchen Jugendlichen viel schöner sein dürfte<br />

selbst auf der Bühne zu stehen statt vor der Bühne zu sitzen,<br />

gibt es in diesem Jahr bei den Ruhrfestspielen gleich mehrere<br />

Angebote. Zum Beispiel den Workshop „Erste Schritte auf der<br />

Bühne“ (ab 14 Jahren): Vom großen Auftritt und gewagten<br />

Bühnenkampf, vom gekonnten Stolpern bis zum plumpen Tanz<br />

– hier können Interessierte mit Theaterpädagogin Franziska<br />

Rieckhoff ausprobieren, wie es ist, auf der Bühne zu stehen.<br />

THEATERCLUB<br />

Im Theaterclub wiederum (ab 10 Jahren) geht es von der<br />

ersten Probe zum fertigen Stück – und das mit Lampenfiebergarantie.<br />

Während der Festspielzeit trifft sich der Theaterclub<br />

der Ruhrfestspiele zweimal in der Woche und entwickelt<br />

ausgehend von Peter Brooks Konzept vom „leeren Raum“ eine<br />

Inszenierung, die am Ende der Festspielzeit dem Publikum<br />

präsentiert wird.<br />

27


DAS TEAM DER RUHRFESTSPIELE<br />

DIE KÖPFE HINTER DEM CHEF<br />

Außerhalb des Festivals arbeiten 17 Leute hinter den Kulissen und bereiten das neue Programm der Ruhrfestspiele vor. Spätestens<br />

Anfang Mai wächst die Mini-Mannschaft dann auf über 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Fünf Wochen lang sorgt das<br />

ganze Team – von der Kostümbildnerin über den Bühnentechniker und die Künstlerbetreuerin bis zum Einlasspersonal – für den<br />

reibungslosen Ablauf des Theaterfestivals. Stellvertretend für alle hinter den Kulissen stellen wir vier der engsten Mitarbeiter von<br />

Intendant Olaf Kröck vor.<br />

JAN HEIN,<br />

CHEFDRAMATURG<br />

Dramaturg und Regisseur Jan Hein (oben im Foto<br />

links) ist der nationale und internationale Netzwerker<br />

im Team von Olaf Kröck. Als neuer Chefdramaturg<br />

der Ruhrfestspiele ist der 51-Jährige für die Sparten<br />

Schauspiel, Tanz und Literatur und für das inhaltliche<br />

Gesamtprofil zuständig.<br />

Das Feuer für die Bühne haben vor 30 Jahren zwei<br />

große Meister ihres Fachs in ihm entfacht: Nach der<br />

Arbeit als Regieassistent von Peter Palitzsch und Dimiter<br />

Gotscheff wusste der damals 21-Jährige, wohin<br />

seine berufliche Reise gehen soll. In Werl geboren<br />

und in Unna aufgewachsen, studierte er Germanistik,<br />

Philosophie und Kunstgeschichte in Köln. Wichtige<br />

Erfahrungen als Dramaturg sammelte Jan Hein<br />

bei Tom Stromberg am Deutschen Schauspielhaus<br />

Hamburg, bei Elisabeth Schweeger am Schauspiel<br />

Frankfurt und nicht zuletzt bei Karin Beier und ihren<br />

sechs äußerst erfolgreichen Jahren am Schauspiel<br />

Köln. In dieser Zeit kam er zurück ins Ruhrgebiet und<br />

lernte Olaf Kröck kennen, der damals mit Anselm<br />

Weber in Essen war, bevor das Duo nach Bochum<br />

wechselte. Bis zum letzten Sommer war Jan Hein die<br />

letzten fünf Jahre Leitender Dramaturg von Armin<br />

Petras am Schauspiel Stuttgart. Er arbeitete außerdem<br />

mit Jürgen Gosch, Sebastian Hartmann, Jan<br />

Bosse, Katie Mitchell, Frank Castorf, Kay Voges, Claus<br />

Peymann etc. zusammen und ist auch als Dozent tätig.<br />

Seine internationalen Kontakte weitete Jan Hein<br />

zuletzt fünf Jahre als Mitglied im Board of directors<br />

der „Union des Theatres d’Europe“ (U.T.E.) aus.<br />

Heute pendelt Jan Hein zwischen Recklinghausen<br />

und Karlsruhe, wo Lebensgefährtin Anna Haas seit<br />

dieser Spielzeit als stellvertretende Schauspieldirektorin<br />

und Dramaturgin von Anna Bergmann am Badischen<br />

Staatstheater ausschließlich mit Regisseurinnen<br />

arbeitet und für diesen Mut von Publikum und<br />

Presse bejubelt wird. Und Jan Hein schwärmt aus in<br />

die Theaterwelt, sieht mindestens 100 Aufführungen<br />

pro Jahr, immer auf der Suche nach packenden<br />

Stoffen und neuen Bühnen-Zauberern.<br />

Um dem Festival ein scharfes Profil zu geben, habe<br />

er sich gemeinsam mit Olaf Kröck für zwei große<br />

Namen des politischen Theaters, die sich aller Moden<br />

28


entziehen, als Eckpfeiler entschieden. Zwischen<br />

Peter Brook und Heiner Müller spanne sich ein klarer<br />

Bogen durch den Schauspielbereich. „Dazu gehören<br />

auch neue Regisseure, die für ein ganz anderes politisches<br />

Theater von heute stehen“, so Jan Hein. Auf<br />

die Ruhrgebiets-Premiere von Christopher Rüping,<br />

inzwischen gefeierter Dauergast beim Berliner Theatertreffen,<br />

muss das Festspiel-Publikum allerdings<br />

noch warten. Aus privaten Gründen musste er leider<br />

kurzfristig die Regie von „Hochdeutschland“ bei den<br />

Münchner Kammerspielen absagen. Gespannt ist Jan<br />

Hein auch auf die Uraufführung von „Das Heerlager<br />

der Heiligen“ vom Schauspiel Frankfurt in der Regie<br />

von Hermann Schmidt-Rahmer. Ein weiterer Name,<br />

der für große Bühnenüberraschungen steht. Und<br />

nicht zu vergessen die Werkschau von Roberto Ciulli:<br />

„Ein Pionier des internationalen Theaters, politisch<br />

und poetisch zugleich. Mit seinen einzigartigen<br />

Arbeiten bin ich damals als junger Mann in Unna<br />

sozialisiert worden.“<br />

Seine Vision von purem Theater, das ganz dem Text<br />

verpflichtet und auf die Schauspieler fokussiert<br />

ist, realisierte Jan Hein jahrelang zusammen mit<br />

Regisseur Thorsten Lensing und seiner Theaterfamilie.<br />

Losgelöst vom engen Stadttheater-Korsett und<br />

anderen Verpflichtungen, war das gemeinsame Ziel<br />

des Regie-Duos, ohne Interpretation, sondern nur<br />

durch das intelligente Freilegen des Textes ins Spiel<br />

in eine erfrischende und überraschende Freiheit<br />

zu gelangen. Nach dem Vorbild von Jürgen Gosch<br />

(„Auch ein Altmeister, der mich sehr geprägt hat“)<br />

lautete eine wichtige Regel: völlige Konzentration auf<br />

das Spiel des Schauspielers.<br />

Dem Vielleser Jan Hein verdankt das Festspiel-Publikum<br />

in diesem Jahr ein deutlich erweitertes Literaturangebot.<br />

Besonders freut sich der Chefdramaturg<br />

auf die Eröffnungsrede der Schriftstellerin Judith<br />

Schalansky und auf die neue Gesprächsreihe mit<br />

Literaturkritiker und Moderator Denis Scheck. Auf die<br />

jeweils 90 Minuten mit Literaturnobelpreisträgerin<br />

Herta Müller, Autor und Filmemacher Georg Stefan<br />

Troller und ganz besonders mit dem großen amerikanischen<br />

Anwalt und Autor Louis Begley, „einer der<br />

intelligentesten, höflichsten und liebenswürdigsten<br />

Menschen überhaupt“, freut er sich am meisten. Sein<br />

Favorit auf der Theaterbühne: „Die berührenden<br />

Momente der Menschlichkeit“, vom niederländischen<br />

Ausnahmeregisseur Ivo van Hove in „Ein wenig<br />

Leben“ eingefangen.<br />

LILJA KOPKA,<br />

PROGRAMM UND PRODUKTION<br />

Zusammen mit ihrer Kollegin Anna Fentrop, die aktuell<br />

in Elternzeit ist, betreut Lilja Kopka den Bereich<br />

„Programm und Produktion“ bei den Ruhrfestspielen.<br />

Das Aufgabenfeld der 31-Jährigen reicht von der<br />

Dramaturgie, der Disposition und Programmplanung<br />

bis zur Koordination der Produktionsabläufe.<br />

Die junge Frau aus Unna war noch Studentin, als<br />

sie 2011 das erste Mal als Künstlerbetreuerin beim<br />

Festival jobbte. Ihre Begeisterung manifestierte sich<br />

direkt in einer Bachelorarbeit im Bereich Angewandte<br />

Literatur- und Kulturwissenschaften über die<br />

Geschichte der Ruhrfestspiele. Weitere Erfahrungen<br />

sammelte sie als Hospitantin am Grillo-Theater Essen,<br />

am Schauspielhaus Bochum und beim Schauspiel<br />

Dortmund in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit<br />

und Dramaturgie. Ihren Masterabschluss machte<br />

Lilja Kopka in den Fächern Theaterwissenschaft<br />

und Anglistik an der Ruhr Universität Bochum. 2014<br />

setzte die Künstlerbetreuerin dann direkt zum steilen<br />

Karrieresprung an und wurde unter Intendant Frank<br />

Hoffmann Referentin der Festspielleitung.<br />

Auch Olaf Kröck setzt auf ihre Erfahrung und Lilja<br />

Kopka ist dankbar für viele neue Impulse. Als „Herrin<br />

des Festivalkalenders“ sammelt sie früh die Terminvorschläge<br />

der Produktionen und schiebt das Puzzle<br />

in enger Absprache mit der technischen Leitung hin<br />

und her. Nach der Vertragsunterzeichnung kümmert<br />

sie sich mit Unterstützung der Künstlerbetreuer um<br />

die Detailfragen. Was wird benötigt: Garderobe,<br />

Technik, Requisite…? An kuriose Wünsche ist die<br />

Producerin seit ihrer eigenen Zeit als Künstlerbetreuerin<br />

gewöhnt. Nichts, dass es nicht gibt: der ganz<br />

spezielle Rotwein, ein lebendes Tier für die Bühne…<br />

Selbst, wenn eine Gruppe, wie tatsächlich vor einigen<br />

Jahren passiert, komplett ohne Kostüme anreist,<br />

besorgt Lilja Kopka mit ihrem Team Ersatz. Auch bei<br />

eigenen Produktionen, wie dem OWELA-Festival in<br />

der Halle König Ludwig, das in diesem Jahr eigens für<br />

die Ruhrfestspiele in Namibia entsteht, sind ihr Organisationstalent<br />

und flexibles Reagieren gefordert.<br />

Nachdem sie das Tanz-Kunstwerk „The great tamer“<br />

schon in Luxemburg gesehen hat, ist die Inszenierung<br />

von Dimitris Papaioannou in diesem Jahr ihr<br />

absoluter Favorit. „Diese Bilder sind so unglaublich<br />

außergewöhnlich und besonders. Ich habe allen<br />

meinen Lieben den Besuch dringend empfohlen.“ Im<br />

Zirkusbereich hat das Duo „Poyo Rojo“ aus Argentinien<br />

ihr Herz schon vorab erobert. „Das ist Unterhaltung<br />

pur.“<br />

MONIKA GIES-HASMANN,<br />

DRAMATURGIN UND MITARBEITERIN INTENDANZ<br />

Sie ist gemeinsam mit Ruhrfestspiel-Intendant Olaf<br />

Kröck aus Bochum nach Recklinghausen gekommen,<br />

war schon im Schauspielhaus seine persönliche<br />

Referentin, spricht seine Sprache, kennt sein Tempo,<br />

ist seine linke und manchmal rechte Hand. Auch bei<br />

den Ruhrfestspielen arbeitet Dramaturgin Monika<br />

Gies-Hasmann eng mit dem Intendanten zusammen,<br />

gestaltet mit ihm und Chefdramaturg Jan Hein<br />

das Gesamtprogramm und ist im Besonderen für<br />

die Auswahl der Kinder- und Jugendtheaterstücke<br />

zuständig.


Nach dem Studium der Germanistik und Erziehungswissenschaften<br />

an der Ruhr-Universität Bochum<br />

assistierte die Dramaturgin am Schauspielhaus<br />

Bochum unter anderem den Regisseuren Sebastian<br />

Nübling, Lisa Nielebock, Jan Neumann und Paul<br />

Koek.<br />

In dieser Zeit realisierte die Dortmunderin auch erste<br />

eigene Regiearbeiten, darunter 2013 die Stückentwicklung<br />

„Kurze Interviews mit fiesen Männern“<br />

nach David Foster Wallace‘ berühmtem Erzählband.<br />

Von 2013 bis 2017 war sie persönliche Referentin von<br />

Intendant Anselm Weber, 2017/2018 unterstützte sie<br />

in gleicher Funktion Olaf Kröck.<br />

Die eigene Regiearbeit hat Monika Gies-Hasmann<br />

vorerst zurückgestellt. „Ich bin nicht der Mittelpunktmensch,<br />

schaue lieber mit mehr Distanz von<br />

außen auf Stücke.“ Bei den Ruhrfestspielen deckt die<br />

36-Jährige einen breiten Bereich der Organisation ab,<br />

der bis hin zu den einzelnen Vertragsverhandlungen<br />

reicht.<br />

Gemeinsam mit Olaf Kröck und Jan Hein baut sie das<br />

Netzwerk weiter aus, ist auf allen Kanälen unterwegs,<br />

ständig auf der Suche nach guten Projekten, spannenden<br />

Stoffen, nach großen Bühnenwundern und<br />

kleinen innovativen Entdeckungen. Und weil nichts<br />

über das Live-Erlebnis geht, ist auch die Dramaturgin<br />

regelmäßig auf Reisen und hält schon jetzt Ausschau<br />

nach Kandidaten fürs nächste Programm.<br />

Auf diese Weise entdeckte sie auch den griechischen<br />

Choreografen Dimitris Papaionannou. „Wir haben<br />

früh über ihn gesprochen.“<br />

Das in Recklinghausen neue Format der Reportagen<br />

brachte Monika Gies-Hasmann aus Bochum mit. Der<br />

Favorit der Dramaturgin in diesem Jahr ist die überraschende<br />

Geschichte über ein banales Thema: Damenbinden<br />

in Indien oder: „Ein Mann für die Tage“.<br />

Ihr ganz spezielles Baby ist der Liederabend<br />

„Istanbul“ der türkischen Pop-Königin Sezen Aksu.<br />

Für den Bochumer Publikumserfolg zeichnete<br />

Monika Gies-Hasmann als Produktionsdramaturgin<br />

verantwortlich. „Eine tolle Geschichte, die Menschen<br />

über Kulturgrenzen hinweg zusammenbringt.“<br />

Ganz besonders am Herzen liegt der Dramaturgin<br />

das Kinder- und Jugendtheater und die Nachwuchsarbeit<br />

für die Theaterfans von morgen. Durchs<br />

Krabbelkonzert krabbelte sie selbst schon mit ihrer<br />

heute vierjährigen Tochter. Nicht verpassen sollten<br />

Kinder ab sieben Jahren das Pinocchio-Spektakel<br />

über Wahrheit und Lüge. „Das ist mein absolutes<br />

Lieblingsstück.“<br />

Für die großen Theaterfans empfiehlt Monika Gies-<br />

Hasmann Ivo van Hoves „Ein wenig Leben“. Und für<br />

alle, die nicht wie sie Niederländisch sprechen, hat<br />

die Dramaturgin den Text für die deutsche Übertitelung<br />

übersetzt.<br />

FRANZISKA RIECKHOFF,<br />

FREIE MITARBEITERIN<br />

IN DER THEATERPÄDAGOGIK<br />

Ihr Job ist die Kunstvermittlung. Seit Sommer 2018<br />

arbeitet Franziska Rieckhoff als freie Mitarbeiterin für<br />

die Ruhrfestspiele sowie als Theater- und Kulturpädagogin<br />

für das Bildungszentrum des Handels e.V. in<br />

Recklinghausen.<br />

Die 36-Jährige will kleinen und großen Menschen<br />

Lust aufs Theater machen und mit ganz unterschiedlichen<br />

Formaten Plattformen schaffen, auf denen<br />

Kulturfans und solche, die es noch werden wollen,<br />

sich begegnen.<br />

DATUM GROSSES HAUS KLEINES HAUS FESTSPIELZELT THEATER MARL<br />

MI. 01. 05.<br />

DO. 02. 05.<br />

FR. 03. 05.<br />

SA. 04. 05.<br />

SO. 05. 05.<br />

MO. 06. 05.<br />

DI. 07. 05.<br />

MI. 08. 05.<br />

DO. 09. 05.<br />

FR. 10. 05.<br />

SA. 11. 05.<br />

SO. 12. 05.<br />

MO. 13. 05.<br />

DI. 14. 05.<br />

MI. 15. 05.<br />

DO. 16. 05.<br />

FR. 17. 05.<br />

SA. 18. 05.<br />

SO. 19. 05.<br />

MO. 20. 05.<br />

DI. 21. 05.<br />

MI. 22. 05.<br />

DO. 23. 05.<br />

FR. 24. 05.<br />

SA. 25. 05.<br />

SO. 26. 05.<br />

MO. 27. 05.<br />

DI. 28. 05.<br />

MI. 29. 05.<br />

DO. 30. 05.<br />

FR. 31. 05.<br />

SA. 01. 06.<br />

SO. 02. 06.<br />

MO. 03. 06.<br />

DI. 04. 06.<br />

MI. 05. 06.<br />

DO. 06. 06.<br />

FR. 07. 06.<br />

SA. 08. 06.<br />

SO. 09. 06.<br />

Kulturvolksfest<br />

Eröffnung (19.00), Beytna (20.30)<br />

Beytna (20.00)<br />

Lesung: Beckmann / Hübner (11.00), Beytna (18.00)<br />

Herta Müller / Denis Scheck (20.00)<br />

Max und Moritz (20.00)<br />

Max und Moritz (20.00) PG<br />

Lesung: Caroline Peters (11.00), Max und Moritz (18.00)<br />

Lesung: Wolfram Koch (20.00)<br />

Gerorg Stefan Troller / Denis Scheck (20.00)<br />

Ein wenig Leben (19.00) E<br />

Ein wenig Leben (18.00) E<br />

Ein wenig Leben (15.00) E<br />

Lesung: Dunja Hayali (20.00)<br />

STORNO (20.00)<br />

NPW: Skandale!! (20.00)<br />

Wer hat Angst vor Virginia Woolf? (20.00)<br />

Begley / Scheck (16.00), Wer hat Angst vor Virginia Woolf (20.00)<br />

Jedermann Reloades (20.00)<br />

Best of Poetry Slam (20.00)<br />

Hüller trifft hauschka (20.00)<br />

Grand Finale (20.00) E<br />

Grand Finale (20.00) E<br />

The Great Tamer (20.00) E<br />

The Great Tamer (20.00) E, PG<br />

The Great Tamer (20.00) E<br />

Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui (20.00) E<br />

Lesung: Peschel (11.00), Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui (18.00) E<br />

Das Herrlager der Heiligen (19.00)<br />

Das Herrlager der Heiligen (18.00) E, PG<br />

Das Herrlager der Heiligen (20.00) E, PG<br />

The Prisoner (20.00)<br />

The Prisoner (21.00) E<br />

The Prisoner (18.00) E<br />

The Prisoner (18.00) E<br />

Folkwang Showcase (20.00)<br />

Folkwang Showcase (20.00)<br />

Dschabber (11.30 u. 15.00)<br />

Folkwang Showcase (20.00)<br />

Der Steppenwolf (19.00)<br />

Der Steppenwolf (19.00) PG<br />

Der Steppenwolf (10.00)<br />

Ciulli: Immer noch Sturm (19.00) E<br />

Ciulli: Clowns 1 1/2 (20.00) E<br />

Ciulli: Othello (20.00) E<br />

Driftwood (20.00)<br />

Driftwood (18.00)<br />

Driftwood (15.00 u. 20.00)<br />

Driftwood (20.00)<br />

Lesung: Bär (11.00), Der Teufel mit ... (17.00), Wladimir Kaminer (20.00)<br />

Der Teufel mit den drei goldenen Haaren (10.00)<br />

Der Teufel mit den drei goldenen Haaren (10.00)<br />

Hochdeutschland (20.00) E<br />

Hochdeutschland (18.00) E, PG<br />

Hochdeutschland (19.00) E<br />

Kulturvolksfest<br />

Dakh Daughters (20.00)<br />

Dakh Daughters (20.00)<br />

Dakh Daughters (20.00)<br />

René Steinberg und Gäste (20.00)<br />

Steffen Möller (20.00)<br />

Chin Meyer (20.00)<br />

Slixs (20.00)<br />

Pinocchio (10.00)<br />

Pinocchio (10.00)<br />

Pinocchio (10.00 u. 16.00)<br />

Pinocchio (10.00)<br />

Origin of a Tale (20.00)<br />

Origin of a Tale (16.00)<br />

Origin of a Tale (19.00)<br />

Der kleine Wassermann (10.00)<br />

Annette Postel (20.00)<br />

Anny Hartmann (20.00)<br />

Abdelkarim (20.00)<br />

Perhaps, Perhaps... Quizás (20.00)<br />

Perhaps... (20.00), Wilfried Schmickler (21.00)<br />

Perhaps, Perhaps... Quizás (20.00)<br />

Der Kontrabass (20.00)<br />

Der Kontrabass (20.00)<br />

Der Kontrabass (18.00)<br />

Der Kontrabass (20.00)<br />

Humanophones (20.00)<br />

Humanophones (20.00)<br />

Jess Jochimsen (20.00)<br />

Die Grenzgänger (20.00)<br />

Der Gang vor die Hunde (20.00)<br />

Der Gang vor die Hunde (15.00 u. 20.00)<br />

Der Gang vor die Hunde (20.00)<br />

Boutelis (20.00)<br />

Boutelis (20.00)<br />

Boutelis (18.00)<br />

Sven Pistor (20.00)<br />

wildernes.tender/Auftaucher (20.00)<br />

wildernes.tender/Auftaucher (20.00)<br />

inTarsi (20.00)<br />

inTarsi (20.00)<br />

inTarsi (15.00)<br />

inTarsi (15.00)<br />

Oh Oh (20.00)<br />

Oh Oh (20.00)<br />

Oh Oh (15.00)<br />

Lindbergh (10.00)<br />

Lindbergh (10.00)<br />

Lindbergh (10.00)<br />

Lindbergh (10.00)<br />

KARTENVERKAUF: IN ALLEN GESCHÄFTSSTELLEN DES MEDIENHAUSES BAUER, IM RZ- UND SZ-TICKET-CENTER SOWIE UNTER DER HOTLINE 02 09 / 14 77 999.<br />

E = Einführung, PG = Publikumsgespräch<br />

30


Nach dem Studium der Sozial- und Kulturwissenschaften<br />

in Düsseldorf hat sich Franziska Rieckhoff<br />

ganz bewusst für eine weitere Vollzeitausbildung<br />

zur Theaterpädagogin am Off-Theater NRW in Neuss<br />

entschieden.<br />

Ihr erstes Engagement führte die gebürtige Stuttgarterin,<br />

die inzwischen in der Nachbarstadt Bochum<br />

lebt, ans Westfälische Landestheater e.V. in Castrop-<br />

Rauxel. Nach einer Zwischenstation am Jungen<br />

Theater im Zwinger Heidelberg arbeitete sie zuletzt<br />

als Theaterpädagogin am Schauspielhaus Bochum<br />

und wechselte gemeinsam mit Olaf Kröck nach<br />

Recklinghausen.<br />

Oberstes Gebot für Franziska Rieckhoff ist es, Kinder<br />

und Jugendliche als Zuschauer ernst zu nehmen,<br />

nichts zu verniedlichen. „Auch ein schwieriger<br />

Schiller-Text wird durch ein Spielbeispiel oft ganz<br />

konkret. Toll, wenn die jungen Zuschauer diesen<br />

Aha-Effekt haben, wenn sie Dinge und Zusammenhänge<br />

für sich dekodieren, plötzlich etwas erkennen,<br />

dass sie mitreißt und auch nach der Aufführung<br />

weiter beschäftigt.“<br />

Die Arbeit der Theaterpädagogin ist eng verzahnt<br />

mit dem diesjährigen Spielplan. Durch die frühzeitige<br />

Präsentation des neuen und stark ausgebauten<br />

Kinder- und Jugendprogramms läuft die Arbeit von<br />

Franziska Rieckhoff seit Monaten auf Hochtouren. Sie<br />

ist eng vernetzt mit den Kitas und Schulen im Kreis.<br />

Den Nerv der Pädagogen hat sie mit ihren Vor- und<br />

Nachbereitungen der Inszenierungen für Kinder und<br />

Jugendliche getroffen. „Entweder treffen wir uns im<br />

Vorfeld oder die Gruppen gehen erst in die Aufführungen<br />

und ich stoße dann bei der theaterpraktischen<br />

Nachbereitung dazu.“<br />

Wer nicht nur gucken, sondern selber auf der Bühne<br />

spielen und sich ausprobieren will, hat gleich mehrere<br />

Möglichkeiten:<br />

„Theater machen, aber wie?“ nennt Franziska<br />

Rieckhoff zum Beispiel einen Schnupperworkshop<br />

für Lehrer und Erzieher, der am 13. Mai von 16 bis 19<br />

Uhr im Studio im Recklinghäuser Ruhrfestspielhaus<br />

stattfindet. Noch sind Anmeldungen dafür problemlos<br />

möglich.<br />

In dem kostenlosen Angebot führt die Fachfrau in<br />

die Grundlagen theaterpädagogischer Methoden ein<br />

und probiert die Theorie dann natürlich auch sofort<br />

mit den diversen Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />

aus.<br />

Jugendlichen ab 14 Jahren bietet sie in dieser Saison<br />

am 11. Mai von 15 bis 19 Uhr „Erste Schritte auf der<br />

Bühne“ an. In diesem kostenlosen Workshop können<br />

die Teilnehmer sich ausprobieren, bekommen das<br />

Handwerkszeug für einen starken Auftritt, erhalten<br />

Tipps zum Beispiel fürs gekonnte Stolpern oder<br />

lernen, wie ein plumper Tanz für Lacher im Publikum<br />

sorgt.<br />

Einige Schritte weiter können junge Nachwuchsschauspieler<br />

von zehn bis 14 Jahren im Theaterclub<br />

„Der leere Raum“ gehen.<br />

Während der Festspielzeit treffen sich die Teilnehmer<br />

zweimal in der Woche, um – ausgehend von Peter<br />

Brooks Konzept vom „leeren Raum“ – eine ganz und<br />

gar eigene Inszenierung zu entwickeln: „Wir starten<br />

dabei ohne Text, werden gemeinsam Ideen entwickeln.<br />

Wir arbeiten mit der Stimme, mit dem Körper,<br />

mit allen Sinnen. Es gibt einen richtigen Probenplan<br />

und echte Lampenfiebergarantie, denn am 8. Juni<br />

um 18 Uhr präsentieren wir unser Stück vor Publikum.“<br />

Probenstart ist am 4. Mai, auch für dieses Angebot<br />

nimmt Franziska Rieckhoff noch Anmeldungen entgegen.<br />

Und auch wer noch keine Bühnenerfahrung<br />

hat, ist herzlich willkommen.<br />

Franziska Rieckhoff selbst freut sich übrigens am<br />

meisten in diesem Ruhrfestspiel-Jahr auf die Romeound<br />

Julia-Geschichte „Dschabber“ des berühmten<br />

Grips-Theaters.<br />

tib<br />

KONTAKT<br />

Telefon 0 23 61/91 83 94 oder<br />

E-Mail: theaterpädagogik@ruhrfestspiele.de<br />

DATUM AUSSERDEM IM RUHRFESTSPIELHAUS HALLE KÖNIG LUDWIG 1/2 IN DER STADT<br />

MI. 01. 05.<br />

DO. 02. 05.<br />

FR. 03. 05.<br />

SA. 04. 05.<br />

SO. 05. 05.<br />

MO. 06. 05.<br />

DI. 07. 05.<br />

MI. 08. 05.<br />

DO. 09. 05.<br />

FR. 10. 05.<br />

SA. 11. 05.<br />

SO. 12. 05.<br />

MO. 13. 05.<br />

DI. 14. 05.<br />

MI. 15. 05.<br />

DO. 16. 05.<br />

FR. 17. 05.<br />

SA. 18. 05.<br />

SO. 19. 05.<br />

MO. 20. 05.<br />

DI. 21. 05.<br />

MI. 22. 05.<br />

DO. 23. 05.<br />

FR. 24. 05.<br />

SA. 25. 05.<br />

SO. 26. 05.<br />

MO. 27. 05.<br />

DI. 28. 05.<br />

MI. 29. 05.<br />

DO. 30. 05.<br />

FR. 31. 05.<br />

SA. 01. 06.<br />

SO. 02. 06.<br />

MO. 03. 06.<br />

DI. 04. 06.<br />

MI. 05. 06.<br />

DO. 06. 06.<br />

FR. 07. 06.<br />

SA. 08. 06.<br />

SO. 09. 06.<br />

Partei ergreifen! (15.00/Bar42)<br />

Eröffnungsparty (22.00/Kohlefoyer)<br />

Partei ergreifen! (18.00/Bar42)<br />

Premierenparty (22.00/Kohlefoyer)<br />

Reportagen Live (15.00/Bar42)<br />

Reportagen Live (15.00/Bar42)<br />

Partei ergreifen! (18.00/Bar42)<br />

Reportagen Live (15.00/Bar42)<br />

Reportagen Live (15.00/Bar42)<br />

Partei ergreifen! (18.00/Bar42)<br />

Abschlussparty (21.00/Kohlefoyer)<br />

Kulturvolksfest<br />

My Home at the Intersection (19.00/Box)<br />

My Home at the Intersection (19.00/Box)<br />

My Home at the Intersection (18.00/Box)<br />

Lebenskünstler (17.00/Studio)<br />

Sounds of Europe (15.00/Studio)<br />

Fred und Anabel (16.00/Studio)<br />

Fred und Anabel (09.30/Studio)<br />

Fred und Anabel (09.30/Studio)<br />

Fred und Anabel (09.30/Studio)<br />

Heldenzentrale (09.30 u. 11.30/Studio)<br />

Heldenzentrale (09.30 u. 11.30/Studio)<br />

Krabbelkonzert (10.00 u. 11.15/Studio)<br />

OWELA – die Zukunft unserer Arbeit<br />

Ein Festival in Recklinghausen<br />

und Windhoek, Namibia<br />

vom Kaleni Kollektiv<br />

Festival vom 8.-12. Mai<br />

(weitere Infos unter: www.ruhrfestspiele.de)<br />

Fressen (20.00) PG<br />

Fressen (20.00)<br />

Das Jetzt-Stück n°11 (20.00)<br />

Das Jetzt-Stück n°11 (20.00)<br />

Das Jetzt-Stück n°11 (18.00)<br />

Raven (17.00)<br />

Raven (20.00)<br />

Un Poyo Rojo (20.00)<br />

Un Poyo Rojo (20.00)<br />

Un Poyo Rojo (17.00)<br />

Parasites (18.00)<br />

Parasites (18.00)<br />

Parasites (20.00)<br />

„Abschlusspräsentation Jugendclub“<br />

8. Juni, 18.00 Uhr, Studio<br />

Kulturvolksfest<br />

What is the City but the people?<br />

(17.00/Rathausplatz)<br />

Temp EST • Vernissage: 5. Mai, 11.00<br />

Ausstellung vom 5. Mai bis 14. Juni<br />

(Kunsthalle)<br />

Slixs (20.00/Christuskirche)<br />

Konzert städtischer Chor (19.30/Christkuskirche)<br />

Rosani Reis Familientrio (20.30/Sparkasse Vest)<br />

Rosani Reis Familientrio (20.30/Sparkasse Vest)<br />

Rosani Reis Familientrio (20.30/Sparkasse Vest)<br />

Rosani Reis Familientrio (20.30/Sparkasse Vest)<br />

25. 5.: Sjaella (11.00 u.20.00/Christkuskirche) u.<br />

Rosani Reis Familientrio (20.30/Sparkasse Vest)<br />

frau contra bass (20.30/Sparkasse Vest)<br />

frau contra bass (20.30/Sparkasse Vest)<br />

frau contra bass (20.30/Sparkasse Vest)<br />

frau contra bass (20.30/Sparkasse Vest)<br />

frau contra bass (20.30/Sparkasse Vest)<br />

Kapelsky (20.30/Sparkasse Vest)<br />

Kapelsky (20.30/Sparkasse Vest)<br />

Kapelsky (20.30/Sparkasse Vest)<br />

Kapelsky (20.30/Sparkasse Vest)<br />

Kapelsky (20.30/Sparkasse Vest)<br />

Istanbul (19.30/Bürgerhaus Süd)<br />

Istanbul (19.00/Bürgerhaus Süd)<br />

Istanbul (19.00/Bürgerhaus Süd)<br />

Istanbul (19.30/Bürgerhaus Süd)<br />

Istanbul (19.30/Bürgerhaus Süd)<br />

Istanbul (19.30/Bürgerhaus Süd)<br />

Istanbul (19.00/Bürgerhaus Süd)<br />

Istanbul (19.00/Bürgerhaus Süd)<br />

Jahrmarkt International<br />

vom 24.-31. Mai<br />

(auf der Wiese vor dem Festspielzelt)<br />

Liar, Liar, Pants on fire! (19.00/LWL-Klinik)<br />

Liar, Liar, Pants on fire! (19.00/LWL-Klinik)<br />

RATSKELLER<br />

6.-8. Juni (19.00)<br />

Nikko Weidemann<br />

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