VestivalPlus2019
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VESTIVALplus<br />
DAS MAGAZIN ZU DEN 73. RUHRFESTSPIELEN<br />
LARS EIDINGER LEGT AUF:<br />
DER SCHAUSPIEL-STAR WIRD BEI<br />
DEN RUHRFESTSPIELEN ZUM DJ<br />
DUNJA HAYALI LIEST:<br />
WIR HABEN DIE GEBÜRTIGE<br />
DATTELNERIN IM INTERVIEW<br />
OLAF KRÖCK EMPFIEHLT:<br />
DER FESTSPIELCHEF ERKLÄRT,<br />
WAS MAN WARUM SEHEN MUSS<br />
DAS FESTIVAL IM ÜBERBLICK:<br />
ALLE STÜCKE, ALLE TERMINE,<br />
ALLE ORTE – UND VIELE TIPPS
EDITORIAL<br />
DAS FESTIVAL DER<br />
ÜBERRASCHUNGEN<br />
10<br />
Es ist seine erste Saison. Olaf Kröck, seit August 2018 Intendant der Ruhrfestspiele,<br />
präsentiert unter dem Motto „Poesie und Politik“ ein prall gefülltes Festival-<br />
Programm. Und er hält Wort. Nach Frank Hoffmann, der das renommierte Festival<br />
14 Jahre lang erfolgreich geleitet hat, bietet Kröck nun all das, was die Zuschauer<br />
bisher erwarten, erhoffen, erleben konnten – und noch ein bisschen mehr. Zuletzt<br />
Intendant des Schauspielhauses Bochum und seit 2019 Mitglied der Deutschen<br />
Akademie der Darstellenden Künste, präsentiert er zwischen 1. Mai und 9. Juni insgesamt<br />
90 Produktionen – mit einer Uraufführung und sieben Deutschland-Premieren.<br />
26<br />
14<br />
Große Regisseure wie Ivo van Hove („Ein wenig<br />
Leben“) oder Peter Brook („The Prisoner“/Titelfoto),<br />
großartige Choreographen wie Omar Rajeh („Beytna“)<br />
oder Dimitris Papaioannou („The Great Tamer“<br />
(Bild: unten) und bemerkenswerte Schauspieler wie<br />
Philipp Hochmair, Roland Riebeling, Devid Striesow<br />
oder Maria Schrader, um nur ein paar zu nennen,<br />
geben sich die Klinke in die Hand. So mancher zeigt<br />
sich dabei von einer ungewohnten Seite. So wird Lars<br />
Eidinger zum DJ, wagt Sandra Hüller mit Hauschka<br />
ein spannendes Literatur- und Musikprogramm.<br />
Überhaupt sind in Sachen Musik sehr unterschiedliche<br />
Akteure unterwegs. Von SLIXS oder den Dakh<br />
Daughters bis zum Sparkassen Clubraum No. 4.<br />
Ebenfalls wichtige Standbeine: das Kinder- & Jugendtheater<br />
mit Produktionen wie „Dschabber“ vom<br />
Grips-Theater, die Kabarett-Reihe mit altbekannten<br />
und neuen Namen zwischen Dauerbrenner Storno,<br />
Wilfried Schmickler oder Sven Pistors Fußballschule.<br />
FRiNGE gibt es nicht mehr. Aber Neuen Zirkus. Jede<br />
Menge Körperkunst auf höchstem Niveau mit viel<br />
Herz, Hirn und Humor.<br />
Natürlich gibt es auch wieder die vom Medienhaus<br />
Bauer präsentierten Lesungen. Zum Beispiel mit<br />
Dietmar Bär, Caroline Peters, Charly Hübner oder<br />
auch Dunja Hayali. Und Gespräche von Literaturkritiker<br />
und Moderator Denis Scheck, zum Beispiel mit<br />
Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller. Aber wir<br />
wollen in der neuen Ausgabe von VESTIVALplus, dem<br />
traditionellen Magazin zu den Ruhrfestspielen, nicht<br />
nur das Programm erklären, Höhepunkte aufzeigen<br />
und Empfehlungen geben. Wir wollen auch die<br />
Menschen vorstellen. Auf, vor und hinter der Bühne.<br />
Deshalb haben wir zum Beispiel mit Dunja Hayali<br />
ausführlich gesprochen. Und deshalb stellen wir das<br />
Team vor, das für Kröck viele der Fäden zieht. Ein<br />
bunter Mix an Festspiel-Geschichten. So bunt wie<br />
das Festival, das am 1. Mai beginnt. Und bei dem<br />
wünschen wir Ihnen – ebenso wie beim Lesen von<br />
VESTIVALplus – viel Spaß und gute Unterhaltung.<br />
Schauspiel-Star wird Festival-DJ<br />
Von der Eröffnung bis zur Abschluss-Party 04<br />
Stimmen, die man hören muss<br />
Die Lesungen im Überblick 06<br />
Jahrhundert-Autoren im Gespräch<br />
Denis Scheck trifft nicht nur Herta Müller 08<br />
Dunja Hayali im Gespräch<br />
Die gebürtige Dattelnerin liest aus „Haymatland“ 10<br />
Bissig, böse, witzig, gut<br />
Das Kabarett-Festival von A bis Z 12<br />
Artistik, Poesie, Seele und Humor<br />
Neuer Zirkus – einfach anders, einfach gut 14<br />
Das Kulturvolksfest am 1. Mai<br />
Ein Spektakel, so bunt wie das ganze Festival 16<br />
Das sollten Sie unbedingt sehen!<br />
Olaf Kröck stellt seine Festspiel-Hits vor 18<br />
Ein Sponsor engagiert sich<br />
Was Evonik für die Kultur tut 20<br />
Das Palais Vest wird zum Clubraum<br />
Die Sparkasse Vest lädt ins Schaufenster für Kultur 21<br />
Ein wilder Ritt durch die Musik-Genres<br />
Was die Festspiele 2019 an Highlights zu bieten haben 22<br />
Zwischen Erinnerung und Vergessen<br />
Ein Blick auf die Kunstausstellung 24<br />
Für Theaterfans und solche, die es werden wollen<br />
Das Kinder- und Jugendtheater ist deutlich ausgebaut 26<br />
Ohne diese Menschen geht es nicht<br />
Ein Blick aufs Team hinter Intendant Olaf Kröck 28<br />
REDAKTION: Jan Mühldorfer (jam), Tina Brambrink (tib), Ina Fischer (ifi)<br />
GESTALTUNG: Stefanie Linau, Medienhaus Bauer, Marl<br />
FOTOS: Titel: Simon Annand; S.3: Julian Mommert; S.5: D.Matvejev, Jon Super; S.10: Jennifer Fey;<br />
S.11, 29 & 30: Jörg Gutzeit; S.12: Melinda Helena Clabes (1), Wolfgang Michel (1); S.14: Katie Bennett;<br />
S.15: Djamila Agustoni; S.18: Marcel Kusch; S.19: Reiner Kruse; S.20: Arno Declair; S.21: Oliver Thomas;<br />
S.22: Michael O‘Ryan; S.23: Christian Hüller, Hagen Wolf, Fifi Bristoche; S.24: Kunsthalle Recklinghausen;<br />
S.26: Christian Kleiner; S.27: David Baltzer, Sebastian Kirch, Diana Küster; S.28: Ruhrfestspiele<br />
dpa: S.4, S.6, S.8, S.12<br />
VESTIVALplus ist eine Beilage des Medienhauses Bauer.<br />
Alles, was es sonst noch gibt...<br />
Alle Stücke, alle Termine, alle Veranstaltungsorte 30<br />
3
ERÖFFNUNGSWOCHENENDE UND PARTYS<br />
IN FEIERLAUNE – VOM STARTSCHUSS<br />
BIS ZUM ABPFIFF<br />
In seiner ersten Festivalsaison lässt es Olaf Kröck ordentlich krachen auf dem Grünen Hügel. Der Intendant will feiern,<br />
mit den Zuschauern und mit den Künstlern. Nach vier Vorstellungen öffnen sich die Premierenorte für alle Besucher.<br />
Sie können direkt nach dem Theaterbesuch bleiben – oder sie stoßen erst im Anschluss dazu, um mit den Künstlern ins Gespräch<br />
zu kommen oder einfach nur Party zu machen. Gleich zum Startschuss gibt es ein pralles Eröffnungswochenende mit zwei<br />
Feiern. Und zum Abpfiff legt Schauspiel-Star und Bravo-Starschnitt-Held Lars Eidinger bei der „Fête surprise“ als DJ auf.<br />
Mit einem ganzen Kultur-Marathon aus Tanz, Theater,<br />
Bildender Kunst, Lesung, Konzert und Gespräch geht<br />
es am Freitag, 3. Mai, los. Zum ersten Mal gibt es eine<br />
Eröffnungsrede von Schriftstellerin Judith Schalansky<br />
(„Atlas der abgelegenen Inseln“, „Verzeichnis einiger<br />
Verluste“). Bei der anschließenden Eröffnungspremiere<br />
feiert der libanesische Tänzer und Choreograf<br />
Omar Rajeh mit seinem Maqamat Dance Theatre<br />
und dem Tanzabend „Beytna“ ein Fest der Gastfreundschaft<br />
im Großen Haus. „Beytna“ bedeutet frei<br />
übersetzt eine Einladung in ein Zuhause. Ein Zuhause,<br />
in dem man sich trifft, um einen Tisch schart, zusammen<br />
redet, feiert, isst. Während auf der Bühne für<br />
das Publikum das traditionelle libanesische Gericht<br />
Fatouch (Bild: r. o.) geschnippelt wird, servieren acht<br />
Männer Tanz- und Musikfutter aus ganz unterschiedlichen<br />
Kulturkreisen. Es geht ums Zusammenkommen<br />
und Teilen, darum, Widersprüche und Verschiedenheiten<br />
auszuhalten und das Andere zu akzeptieren.<br />
Am Ende darf das Publikum auf der Bühne mitfeiern,<br />
das Essen wird geteilt. Weil das Kleine Theater schon<br />
für die erste Uraufführung präpariert ist, findet der<br />
Premierenempfang danach diesmal in einem etwas<br />
lockeren Rahmen im Kohlefoyer statt.<br />
Einen Tag später ziehen die Ruhrfestspiele dann<br />
zunächst am Nachmittag mit einem bunten Theater-<br />
Happening in die Recklinghäuser Innenstadt. Mitten<br />
auf dem Altstadtmarkt laufen 100 Recklinghäuser<br />
über den Laufsteg (Bild: r.) und präsentieren in der<br />
Deutschlandpremiere von „What is the city but the<br />
people?“ ihre Lebensgeschichten. Wieder gibt es Musik,<br />
diesmal von DJ Moguai. Dazu entwirft Regisseur<br />
Richard Gregory mit großformatigen Bildern und<br />
4
hat, im Theater oft nackt ist und im Film am liebsten<br />
extreme Charaktere oder Psychopathen spielt,<br />
aber zuerst auf der Bühne. Seit 2000 gehört er zum<br />
Ensemble der Berliner Schaubühne und feiert große<br />
Erfolge in den Inszenierungen von Thomas Ostermeier.<br />
Extrem wandlungsfähig und ohne jede Angst vor<br />
Peinlichkeit gab Lars Eidinger besagten Starschnitt-<br />
Hamlet als Breakdancer, spielte nackt den Hippolytos<br />
in Sarah Kanes „Phaidras Liebe“ und brannte sich<br />
durch seinen lasziven Striptease in Ostermeiers und<br />
Canstanza Macras‘ Shakespeare-Adaption „Ein Sommernachtstraum“<br />
ins Gedächtnis.<br />
kurzen Texten eine 60-minütige Hommage an die<br />
Menschen, die die Festspielstadt mit Leben füllen –<br />
bewegend, emotional und sehr persönlich.<br />
Am Abend steht mit „Das Heerlager der Heiligen“ die<br />
nächste Premiere ins Haus, bevor ab 22 Uhr die Große<br />
Eröffnungsparty für alle im Foyer des Festspielhauses<br />
steigt. Der Eintritt ist wie immer kostenlos. Am Pult<br />
stehen bekannte DJs aus der Region.<br />
Nicht jeder Feierwütige wird am nächsten Morgen<br />
um 11 Uhr schon wieder fit sein, um entweder zur<br />
Vernissage der diesjährigen Ruhrfestspiel-Ausstellung<br />
der Israelin Penny Hes Yassour in die Kunsthalle oder<br />
alternativ zur Lesung von Lina Beckmann und Charly<br />
Hübner auf den Hügel zu gehen. Tanzbare Rhythmen<br />
gibt es dann wieder am Abend mit der legendären<br />
ukrainischen Band „Dakh Daughters“, die mit ihrer<br />
schrägen Crossover-Show „Roses“ das Festspielzelt eröffnet.<br />
Ein Fest für Literaturfans dürfte zum Abschluss<br />
des Eröffnungsreigens am 6. Mai das Gespräch von<br />
Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller mit Literaturkritiker<br />
und Moderator Denis Scheck im Großen<br />
Haus werden.<br />
Die nächste Tanzparty für alle steigt danach wieder<br />
am 10. Mai ab 22 Uhr nach der Premiere von „Max<br />
und Moritz“ vom Berliner Ensemble im Foyer. Mehrere<br />
DJs des Bochumer Labels „Kalakuta Soul“ legen<br />
elektronische Beats mit Funk-, Jazz-, Soul-, Disco- und<br />
Boogie-Einflüssen auf. Bei der großen Abschlussparty<br />
der Ruhrfestspiele am 9. Juni steht dann Lars Eidinger<br />
am DJ-Pult. <br />
tib<br />
ZUR PERSON: LARS EIDINGER<br />
Als Kind wollte er Popstar werden, träumte vom<br />
eigenen Starschnitt in der Bravo. Lars Eidinger<br />
musste lange warten, bis er sein lang ersehntes<br />
Poster im Teenie-Magazin bekam. Anfang des<br />
Jahres lag der 43-jährige Ausnahmeschauspieler<br />
als Hamlet im Heft. Kurioserweise soll Linken-<br />
Politiker Gregor Gysi seine Finger im Spiel gehabt<br />
haben. Nach seinem Brief an die Redaktion ließ<br />
die „Bravo“ per Twitter abstimmen.<br />
Lars Eidingers eigenes Musik-Herz hat in Jugendtagen<br />
für A-ha-Sänger Morten Harket geschlagen.<br />
Einer von vielen Popkultur-Ikonen. Die Musik gehört<br />
länger zu seinem Leben als das Schauspielen.<br />
Schon als Student an der Berliner Schauspielschule<br />
„Ernst Busch“ an der Seite von Nina Hoss, Mark<br />
Waschke, Fritzi Haberlandt oder Devid Striesow<br />
war der Plattenkoffer sein ständiger Begleiter. Auf<br />
Partys habe er meist die Musik ausgesucht, weil er<br />
ein gutes Gespür für Stimmungen im Raum habe<br />
und beim Zusammenspiel mit den Zuschauern<br />
Energie erzeugen könne, erklärte Eidinger in der<br />
Vergangenheit seinen Erfolg am Plattenteller.<br />
Inzwischen legt er weltweit auf Festivals auf.<br />
Karriere machte der Berliner, der mit einer<br />
Opernsängerin verheiratet ist und eine Tochter<br />
Für Film und Fernsehen begeisterte sich Lars Eidinger<br />
eher zögerlich. Zwei Silberne Bären gewann er<br />
2009 für seine Rolle des planlosen Mitdreißigers im<br />
Drama „Alle anderen“ an der Seite von Birgit Minichmayr.<br />
Er überzeugt genauso als einfühlsamer Tatort-<br />
Mörder, begeisterte Fans und Kritiker im letzten Jahr<br />
in „Macki Messer – Brechts Dreigroschenoper“ als<br />
berühmter deutscher Dichter, in der Serie „Babylon<br />
Berlin“ und als letzter russischer Zar im Historienepos<br />
„Mathilde“. Die Hauptrolle im Roadmovie „25 km/h“<br />
an der Seite von Bjarne Mädel bescherte ihm zuletzt<br />
einen großen Publikumserfolg im deutschen Kino.<br />
Auch als DJ gab es Entwicklungsstationen: Nach<br />
einer anfänglichen Phase mit experimenteller elektronischer<br />
Musik und Zeiten, in denen das Publikum<br />
im Club zu cool zum Tanzen und lieber gemeinsam<br />
einsam war, hat Lars Eidinger tanzbare Radiomusik<br />
aus allen Genres für sich entdeckt. Er selbst spricht<br />
von eklektischer Popmusik und meint damit, dass<br />
es durchaus Poptitel wie „I will survive“ gibt, die er<br />
nie auflegen würde. Um neues Theaterpublikum<br />
zu locken, initiierte Lars Eidinger vor mehr als 15<br />
Jahren die „Autistic disco“ an der Schaubühne, die<br />
inzwischen das Gegenteil ihres Titels ist und viele<br />
Tanzwütige lockt.<br />
Die Zeiten, als er auch als DJ gerne mal blank zog,<br />
sind nach großformatigen Fotos auf Titelseiten<br />
vorbei. Fragen danach nerven und langweilen den<br />
Mann, der gerne Tacheles spricht, ähnlich wie zu<br />
viele Musikwünsche der Partymeute. Inzwischen hat<br />
er seine einstige Kellerproduktion „I’ll break ya legg“<br />
aus dem Jahre 1998 als Neuauflage veröffentlicht.<br />
Auch bei Inszenierungen für die Bühne und Fernseh-<br />
Dokumentationen zeichnete Lars Eidinger schon für<br />
die Musik verantwortlich.<br />
tib<br />
5
DIE LESUNGEN<br />
„WELTEN ZUM LEBEN ERWECKEN“<br />
Auch unter der neuen Intendanz von Olaf Kröck wird es die vom Medienhaus Bauer präsentierten Lesungen geben.<br />
Zwar nicht immer mehr nur sonntags morgens und ergänzt um einen Best-of-Poetry-Slam sowie zwei neue Literaturkritikund<br />
Reportage-Reihen. Doch auch dieses Mal versammelt sich traditionell das Who is who der Schauspiel-Szene.<br />
Vorab haben wir für Sie die Lesungen im Schnelldurchlauf unter die Lupe genommen.<br />
LINA BECKMANN / CHARLY HÜBNER<br />
„Einst in Europa“<br />
5. MAI 11 UHR<br />
CAROLINE PETERS<br />
„Malina“<br />
12. MAI 11 UHR<br />
WOLFRAM KOCH<br />
„Austern“ und „Sommerfrische“<br />
13. MAI 20 UHR<br />
„Bukow. Wie Tschechow oder Fuck off.“ Bärbeißig wie<br />
Schimmi stellt sich Grimme-Preisträger Charly Hübner<br />
seit 2010 in seiner Kommissar-Rolle im Rostocker<br />
„Polizeiruf 110“ vor. Aber, so sagt er: „Das ist nur eine<br />
Rolle. Ich selbst bin ein heiterer Typ.“ Ein Vorbild war<br />
Schimmi trotzdem – wegen seines „Gerechtigkeitssinnes<br />
und weil er nicht so eine glatte Backe war.“<br />
Im vergangenen Jahr spielte Hübner mit Gattin Lina<br />
Beckmann, das Schauspielehepaar lebt in einem<br />
Hamburger Vorort mit Sohn und Pudel, in der Komödie<br />
„Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und<br />
leer?“ zusammen auf der Kinoleinwand. Auch beim<br />
Bochumer Künstlerkollektiv „Spielkinder“ stehen die<br />
beiden zusammen auf der Bühne – so auch bei den<br />
Ruhrfestspielen in 2018. Nun kehrt das Duo an den<br />
Grünen Hügel zurück und hat John Bergers „Einst<br />
in Europa“ im Gepäck, eine wunderbare Liebesgeschichte<br />
von 1988 aus Savoyen. Odile Blanc, Tochter<br />
eines Bauern, blickt darin zurück auf ihr Leben,<br />
während sie mit Sohn Christian, dem Drachenflieger,<br />
hoch über der Landschaft ihrer Jugend schwebt.<br />
An allen deutschen Schauspielbühnen, an denen sie<br />
sich nach dem Abitur vorstellte, schaffte Caroline<br />
Peters es bis in die letzte Runde. Aber am Ende wurde<br />
sie nicht genommen. 2018 dann, knapp 30 Jahre<br />
später, kürte das Fachmagazin „Theater heute“ sie<br />
wiederholt zur Schauspielerin des Jahres. Es hat sich<br />
also viel getan, bekam die 47-Jährige doch diverse<br />
hochkarätige Preise, darunter das Grimme-Gold für<br />
„Arnies Welt“. Sie spielt seit rund 15 Jahren am Wiener<br />
Burgtheater und ist mit ihrem komödiantischen<br />
Talent ebenso bekannt durch die TV-Reihe „Mord mit<br />
Aussicht“ wie durch Auftritte bei Wilsberg, Stromberg<br />
oder „Ein Schnitzel für zwei“. Ihre „Theatrografie“<br />
liest sich nicht minder gut – von der Elisabeth aus<br />
Maria Stuart bis zur Medea. Caroline Peters spricht<br />
auch in Hörspielproduktionen und bei Lesungen, wie<br />
jetzt bei den Ruhrfestspielen: Ingeborg Bachmanns<br />
einziger Roman „Malina“ handelt von einer ungewöhnlichen<br />
Dreiecksgeschichte einer Frau, die zwei<br />
Männer liebt.<br />
In seiner Heimat, Paris, ist Wolfram Koch (57) ohne TV<br />
aufgewachsen Sein Vater, damals ein Jurist im Dienst<br />
der Nato, wollte es so. Als Koch in jungen Jahren<br />
nach Bonn kam, änderte sich das, wurden auf dem<br />
Schulhof Kultserien wie „Immer wenn er Pillen nahm“<br />
nachgespielt. Die Schauspiellust behielt der Vierfach-<br />
Vater bis heute wie seine unzähligen Theater- und<br />
TV-Rollen – auch als Frankfurter Tatort-Kommissar<br />
– beweisen.<br />
Bei den Ruhrfestspielen widmet er sich den frühen<br />
Erzählungen wie „Austern“ oder „Sommerfrische“<br />
von Anton Tschechow. Tschechow – „wie Bukow<br />
oder Fuck off“, würde Charly Hübner vermutlich jetzt<br />
sagen. In seinen Kurzgeschichten skizziert Tschechow<br />
Momentaufnahmen aus dem Leben so lebhaft,<br />
dass der Leser sich in die Menschen im Russland des<br />
späten 19. Jh. versetzt sieht. Charaktere jeder sozialen<br />
Schicht und Berufsgruppe, jeden Alters und jeder<br />
Lebenslage kommen dabei zu Wort.<br />
LINA BECKMANN CHARLY HÜBNER CAROLINE PETERS WOLFRAM KOCH DUNJA<br />
6
DUNJA HAYALI<br />
„Haymatland“<br />
20. MAI 20 UHR<br />
Ihr Vater praktizierte in Datteln, sie wuchs auf mit<br />
Volleyball, mit Tennis als Leistungssport, mit Fußball.<br />
Dem Sport ist Dunja Hayali bis heute treu geblieben.<br />
Sie studierte an der Deutschen Sporthochschule,<br />
moderiert seit 2018 das ZDF-Sportstudio und ist<br />
nach eigenen Aussagen seit 41 Jahren „im Herzen<br />
der Raute treu“, will heißen: Mönchen-Gladbach-Fan.<br />
Sport, insbesondere Fußball, so glaubt sie, verbindet.<br />
Die 44-jährige Trägerin des Bundesverdienstkreuzes<br />
gegen Rassismus und seit Kurzem auch des Helden-<br />
Awards für Respekt, überreicht durch die Fußballfabrik<br />
von Eurofighter Ingo Anderbrügge, hofft allerdings,<br />
dass die integrative Wirkung künftig nicht 90<br />
Minuten auf dem Rasen vergessen wird, andernfalls<br />
drohe ihr Deutschland, ihre Heimat, noch verloren<br />
zu gehen. In Ihrem Buch „Haymatland“ überlegt die<br />
Tochter irakisch-christlicher Einwanderer denn auch,<br />
wie ein Zusammenleben verschiedener Kulturen<br />
trotz der größer werdenden Hetze von rechts gelingen<br />
kann, während Festspielintendant Olaf Kröck<br />
moderiert (Interview: siehe Seite 10).<br />
DIETMAR BÄR<br />
„Die Rebellion“<br />
2. JUNI 11 UHR<br />
Mit einem Faible für Oldtimer, Currywurst und seine<br />
Enkeltochter – so lieben Tatort-Fans Dietmar Bär<br />
als Kölner Kommissar Freddy Schenk. Doch in dem<br />
gebürtigen Dortmunder steckt noch viel mehr.<br />
Schon als Schüler besserte er sein Taschengeld als<br />
Statist am heimischen Stadttheater auf, wollte nie<br />
etwas anderes als Schauspieler werden. Nach der<br />
Ausbildung an der Schauspielschule Bochum und<br />
ersten Theater-Engagements ließen Filmrollen nicht<br />
lange auf sich warten. 1984 wirkte der 58-Jährige<br />
etwa in Dominik Grafs Spielfilm „Treffer“ mit, später<br />
wurde er als Sportarzt Conny Knipper sowie an der<br />
Seite von Willy Millowitsch in der Klefisch-Reihe<br />
bekannt. Auch zahlreichen Hörbüchern leiht Bär<br />
seine sonore Stimme. Etwa in „Kim Novak badete nie<br />
im See von Genezareth“ oder „Grimms Märchen“. Mit<br />
Joseph Roths „Die Rebellion“ präsentiert Bär jetzt das<br />
Schicksal vom Krüppel Andreas Plum, einem stets<br />
um Anpassung bemühten Rebellen wieder Willen.<br />
MARTIN BRAMBACH / CHRISTINE SOMMER<br />
„Der Gang vor die Hunde“<br />
6., 7., 8. JUNI 20 UHR<br />
Mit einer etwas anderen szenischen Lesung kommt<br />
das Recklinghäuser Schauspielehepaar Martin Brambach<br />
und Christine Sommer an den Grünen Hügel.<br />
Das Duo wird musikalisch vom Christian Hammer<br />
Trio begleitet, wenn es an drei Abenden aus Erich<br />
Kästners „Gang vor die Hunde“ liest. Ursprünglich ist<br />
der autobiografische Großstadtroman 1931 gekürzt,<br />
weil zensiert, unter dem Titel „Fabian, die Geschichte<br />
eines Moralisten“ erschienen. Erst 2013 wurde die<br />
ungekürzte Version unter dem heutigen Namen<br />
veröffentlicht.<br />
Ihr Inhalt: Moralist Fabian taumelt mit seinem Freund<br />
Labude durch das unmoralische, ausschweifend dekadente,<br />
ja fast pornografische Berlin der 30er-Jahre<br />
und erzählt dabei von ge- und verkaufter Liebe sowie<br />
reichlich unerfüllter Sehnsucht. Dieses Heimspiel<br />
ist ein Muss für alle Fans der vom Medienhaus Bauer<br />
präsentierten Lesungen.<br />
MILAN PESCHEL<br />
„Für alle reicht es nicht“<br />
9. JUNI 11 UHR<br />
Wenn Milan Peschel eines in seiner Lehre gelernt hat,<br />
dann, dass er nie der exakte Tischler werden würde.<br />
Doch es ergab sich eine Lösung, die ihn letztlich zur<br />
Schauspielerei geführt hat: die Theatertischlerei,<br />
verschrien dafür, „dass man dort ein bisschen pfuschen<br />
kann“, weil es ja nur auf die Entfernung nett<br />
aussehen müsse. Es sei gut, wenn man noch eine<br />
andere Welt als die der Kunst kenne, einen normalen<br />
Job zu haben, erde. Bis 1991 hatte er solch einen Job,<br />
dann wollte er gesehen werden, Applaus ernten,<br />
Schauspieler werden. Seitdem ist der 51-Jährige<br />
vielbeschäftigt, macht vor allem in Nebenrollen auf<br />
sich aufmerksam. Neben seinem Freund Matthias<br />
Schweighöfer etwa spielte er in Komödien wie „Der<br />
Schlussmacher“ und „Der Nanny“. In Kinofilmen wie<br />
„Fünf Freunde und das Tal der Dinosaurier“ oder<br />
„Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ wirkte<br />
er mit, stand für die Hauptrolle von „Der Hauptmann<br />
von Köpenick“ im Deutschen Theater auf der Bühne.<br />
Peschel, der in Ost-Berlin aufwuchs und heute mit<br />
seiner Frau und zwei Kindern im Stadtteil Prenzlauer<br />
Berg lebt, kommt mit „Für alle reicht es nicht“ mit<br />
einer Hommage an Heiner Müller, nach Recklinghausen.<br />
ifi<br />
HAYALI DIETMAR BÄR CHRISTINE SOMMER MARTIN BRAMBACH MILAN PESCHEL<br />
7
DENIS SCHECK IM GESPRÄCH MIT...<br />
GROSSE AUTOREN STELLEN SICH<br />
„Hysterisches Rolltreppendickerchen“ – das ist wohl nicht die einzige Anfeindung, die sich Denis Scheck im<br />
Laufe seiner beachtlichen Karriere gefallen lassen musste. Literaturagenten und freie Kritiker sind nicht immer einer Meinung mit<br />
dem Mainstream. Und manchmal auch nicht untereinander. Jetzt kommt Scheck zu den Ruhrfestspielen. Mit illustren Gästen.<br />
Gut, Scheck hatte zuvor Nuala O’Faolains „Ein alter<br />
Traum von Liebe“ verrissen, der sei nur etwas „für alte<br />
Schachteln“. Ausgerechnet, nachdem Tage zuvor Elke<br />
Heidenreich das Buch hoch gelobt hatte. Wie dem<br />
auch sei, Scheck polarisiert. Nicht nur Sachbücher bespricht<br />
Scheck mit spitzer Zunge. Wenn der 54-Jährige<br />
die Bellestristik-Top-Ten der Spiegel-Bestsellerliste<br />
im TV-Magazin „druckfrisch“ kommentiert, nimmt er<br />
kein Blatt vor den Mund: Literatur zum Fremdschämen<br />
sei etwa „Der Insasse“ vom „Grobmotoriker unter<br />
den deutschen Thrillerautoren“, Sebastian Fitzek.<br />
„Scheck hat Fitzek nicht verstanden“, wird gekontert.<br />
Zu abgehoben sei der Kritiker.<br />
Seine Meinung kann allerdings ein guter Wegweiser<br />
im Dschungel der Literatur sein, das beweist allein<br />
sein Background: So wurde Scheck 2000 mit dem Kritikerpreis<br />
des Deutschen Anglistentages ausgezeichnet<br />
und gehörte bis 2002 der Jury des Ingeborg-<br />
Bachmann-Preises an. Sein Interesse für Literatur<br />
reicht allerdings noch deutlich weiter zurück. Bereits<br />
mit zarten 13 Jahren gründete er seine eigene Literaturzeitschrift<br />
„Newlands“. Und jetzt macht Scheck<br />
bei den Ruhrfestspielen Halt – mit einer neuen Reihe:<br />
An drei Abenden trifft Scheck auf große Autoren. Aus<br />
Berlin reist Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller<br />
an, aus Paris kommt der Filmemacher und Autor<br />
Georg Stefan Troller (r.) und aus den USA der Anwalt<br />
Louis Begley (u.). Im Gepäck: drei große Jahrhundertbiografien.<br />
Den Auftakt macht am Montag, 6. Mai (20 Uhr, Großes<br />
Haus) HERTA MÜLLER. Die heute 65-Jährige wurde 1953<br />
im deutschsprachigen Dorf Nitzkydorf in Rumänien<br />
geboren. 1973-76 studierte sie deutsche und rumänische<br />
Philologie in Temeswar. Nach dem Studium<br />
war sie als Übersetzerin in einer Maschinenfabrik<br />
tätig, wurde aber entlassen, weil sie sich weigerte,<br />
für den rumänischen Geheimdienst zu arbeiten. Ihr<br />
erstes Buch „Niederungen“ lag vier Jahre beim Verlag<br />
und wurde 1982 zunächst nur zensiert veröffentlicht.<br />
Weil es aber zwei Jahre später in der Originalfassung<br />
in Deutschland erschien, konnte Müller danach<br />
in Rumänien nichts mehr publizieren. Verhöre,<br />
Hausdurchsuchungen und Bedrohungen durch die<br />
Securitate standen auf der Tagesordnung bis Müller<br />
1987 nach Berlin auswanderte. In ihren Werken – zu<br />
den bekanntesten gehört „Atemschaukel“ – thematisiert<br />
Müller immer wieder die Folgen der kommunistischen<br />
Diktatur in Rumänien. 2009 erhielt sie dafür<br />
den Nobelpreis für Literatur.<br />
Weiter geht es am Dienstag, 14. Mai, (20 Uhr, Großes Haus)<br />
mit dem 97-jährigen GEORG STEFAN TROLLER, der dem<br />
Holocaust entkam und seither viele Umbrüche erlebt<br />
hat.<br />
Der Sohn eines jüdischen Pelzhändlers aus Wien floh<br />
1938 nach Paris, dann in die USA und kehrte 1949 in<br />
„sein“ Paris zurück. Dort fiel er bald als unorthodoxer<br />
Journalist auf, der seine etwa 1500 Interviews stets<br />
subjektiv führte und damit zu einem Vorbild für viele<br />
Journalisten wurde.<br />
Dem Holocaust ebenfalls entkommen ist der amerikanische<br />
Autor LOUIS BEGLEY. Der 85-Jährige wurde<br />
1933 als Kind galizischer Juden in Polen geboren und<br />
überlebte den Krieg dank gefälschter Papiere. Nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg emigrierte seine Familie in<br />
die Vereinigten Staaten, wo Begley als Rechtsanwalt<br />
tätig war. Erst 1991 wurde er mit „Lügen in Zeiten<br />
des Krieges“ weltbekannt. Bis heute betont er, dass<br />
es sich nicht um eine Autobiografie handele. Nur als<br />
Roman habe er seine Geschichte erzählen können.<br />
Ebenfalls erfolgreich war seine Trilogie um den<br />
alternden Rechtsanwalt Schmidt. Der erste Band von<br />
„About Schmidt“ wurde 2002 mit Jack Nicholson in<br />
der Hauptrolle verfilmt. Begley beendet die neue<br />
„Scheck-Reihe“ am Samstag, 25. Mai (16 Uhr,<br />
Großes Haus) und kommt ganz sicher zu der Erkenntnis,<br />
dass Scheck kein hysterisches Rolltreppendickerchen<br />
ist.ifi<br />
8
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INTERVIEW: DUNJA HAYALI<br />
„DAS KOTZT MICH NUN MAL AN“<br />
Claus Kleber hatte sie gewarnt: Bei deinem Nachnamen, deiner Herkunft und vielleicht sogar bei deinem Äußeren wirst du für<br />
einige eine Herausforderung sein. Journalistin Dunja Hayali, 1974 in Datteln geboren als Tochter irakisch-christlicher Eltern, sollte<br />
künftig an der Seite des gestandenen ZDF-Mannes das heute-journal moderieren und machte damals große Kulleraugen<br />
anlässlich dieser Bemerkung. Doch Kleber sollte Recht behalten. „Eselvickerin, Muselfotze, Kampflesbe, kackhaufen“ – das sind<br />
die Beschimpfungen, die Hayali seither täglich erreichen, auch genau in dieser Rechtschreibung. Obwohl die 44-Jährige mit<br />
Preisen von der Goldenen Kamera in der Kategorie „Beste Information“ (2016) über den Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik<br />
in 2017 bis zum Bundesverdienstkreuz für ihr Engagement gegen Rassismus in 2018 überhäuft wird, sprich: obwohl<br />
sie eine der besten Journalistinnen hierzulande ist, wird sie angefeindet wie wohl sonst keine Frau im deutschen Fernsehen.<br />
Und weil man ihr ihre Heimat Deutschland absprechen will, hat sie kürzlich ein Buch darüber geschrieben: „Haymatland.<br />
Wie wollen wir zusammen leben?“. Daraus liest sie nun bei den Ruhrfestspielen. Mit uns sprach sie vorab über Heimatgefühle,<br />
Solidarität im Pott und die integrative Kraft vom Fußball.<br />
Warum der Titel „Haymatland“?<br />
Es ist schlicht ein Wortspiel. Heimat und Hayali plus<br />
Deutschland.<br />
Sie widmen Ihr Buch Ihrer Familie, Ihren Freunden<br />
und Ihrem verstorbenen Hund Emma, weil sie alle<br />
Ihre Heimat sind. Bleiben wir bei dem Begriff<br />
Heimat: „Heimat gibt Sicherheit, Stärke und<br />
Zusammenhalt“, sagen Sie zu Beginn des Buches.<br />
Später dann: „Heimat ist Freiheit, Demokratie,<br />
Grundgesetz“. Das sind recht viele Definitionen für<br />
Heimat? Also ist Heimat eher etwas wie ein Gefühl?<br />
Heimat kann vieles sein. Das entscheidet jeder für<br />
sich selbst.<br />
Zwar ist Heimat demnach nicht ortsgebunden,<br />
dennoch bezeichnen Sie Ihren Geburtsort Datteln<br />
natürlich auch als ein Stück davon. Wenn Heimat<br />
also ein „Paradies der Erinnerungen“ ist, welche<br />
Erinnerungen an Datteln und vielleicht generell an<br />
den Pott haben Sie? Sie leben ja jetzt in Berlin.<br />
Heimat kann ortsgebunden sein, Heimat wird Ihnen<br />
aber nicht zugewiesen. Das ist ein Unterschied.<br />
Erinnerungen habe ich viele. Aufreibende Schulzeit,<br />
lustige und wilde Parties, Freundschaft, Normalität,<br />
Familie, Felder, Kanalknotenpunkt, Grillabende. Aber<br />
meine Heimat ist immer noch präsent in meinem<br />
10
Leben. Ich komme regelmäßig nach Hause, gerade<br />
erst, um 25-Jahre-Abi zu feiern.<br />
Im Ruhrgebiet braucht man nicht lange, bis man<br />
dazugehört, schreiben Sie. Man müsse sich nur für<br />
dieselben Sachen begeistern, am besten für Fußball.<br />
Sie selbst tragen nach eigenem Bekunden seit<br />
41 Jahren die Raute im Herzen – dahinter steckt<br />
eine Anekdote aus Kindertagen?<br />
Ich war sehr jung, gerade mal drei Jahre – und sehr<br />
verliebt in Uwe, den Sohn unserer guten Seele,<br />
unserer Haushälterin. Uwe war Gladbach-Fan. Und<br />
ich dachte, Liebe geht nicht nur durch den Magen,<br />
sondern auch über den Fußball. Irgendwann ist er<br />
Dortmund-Fan geworden, da war es dann vorbei mit<br />
der Liebe – zu ihm, aber nicht zur Borussia. Die hält<br />
jetzt seit 41 Jahren...<br />
Nicht nur Fußball, Sport generell habe eine<br />
integrative Wirkung, sagten Sie kürzlich beim<br />
Heldenfest in Herten, bei dem die Ruhrpotthelden<br />
von Ingo Anderbrügges Fußballfabrik Sie mit dem<br />
Helden-Award für Respekt ausgezeichnet haben.<br />
Was können wir alle tun, um Fremdenfeindlichkeit<br />
nicht nur 90 Minuten lang auf dem Rasen zu<br />
vergessen?<br />
Einfach jeden so behandeln, wie man selbst auch<br />
gerne behandelt werden möchte. Das wäre schon<br />
mal ein Anfang. Und: Menschen nicht nach Herkunft,<br />
Hautfarbe, Religion, sexueller Orientierung oder sonst<br />
etwas beurteilen, sondern nach Worten und Taten.<br />
Beim Heldenfest haben Sie das Ruhrgebiet mit<br />
Ihrer Fürsprache für die Bergleute gewürdigt.<br />
Was machte die Kumpel unter Tage in Ihren Augen<br />
so besonders?<br />
Sie haben das gelebt, was ich gerade formuliert<br />
habe. Unter Tage war es egal, wo du herkamst,<br />
hauptsache du packst mit an. Unter Tage waren halt<br />
alle gleich. Gleich schwarz, gleich dreckig, gleich<br />
Mensch. Deshalb auch die Initiative „Mach meinen<br />
Kumpel nicht an!“.<br />
von Intendant Olaf Kröck? Eine Moderation bei<br />
den Lesungen ist sonst ja eher ungewöhnlich.<br />
Nein, das ist nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlich ist<br />
höchstens, dass ich lese, erzähle, lese, erzähle – und<br />
am Ende die Zuschauer‘innen alles fragen dürfen,<br />
was sie interessiert. Das kann dann schon mal drei<br />
Stunden dauern. Ich freu mich jedenfalls auf das<br />
Heimspiel, schließlich habe ich diverse 1.-Mai-<br />
Feiertage auf dem Hügel verbracht.<br />
„Kampflesbe, Türken-Hure, Eselvickerin, Muselfotze“<br />
– die Liste der Anfeindungen, die Sie seit<br />
geraumer Zeit erreicht, ist lang und ekelerregend<br />
diffamierend. Obwohl Sie eine preisgekrönte<br />
Moderatorin und ausgezeichnete Journalistin<br />
sowie auch ein Aushängeschild des ZDF sind,<br />
werden Sie vor allem von rechts so heftig angefeindet<br />
wie keine zweite Frau im deutschen Fernsehen.<br />
Was, glauben Sie, ist dafür der Grund?<br />
Fragen Sie bitte die, die all das von sich geben...<br />
Werden Sie auf die Beschimpfungen bei Ihrer<br />
Lesung eingehen oder ist dieses Kapitel zu sehr<br />
Sensationshascherei und damit an dem Abend<br />
tabu?<br />
Wieso sollte das Sensationshascherei sein? Das ist<br />
Realität. Meine tägliche Realität, die leider viele<br />
Menschen in unserem Land erleben, ertragen und<br />
erdulden.<br />
Unter den Hate-Speaches in den sozialen Medien<br />
sind auch offene Drohungen – wie gehen Sie damit<br />
tief im Inneren um? Sachlich zu antworten und<br />
den Wind aus den Segeln nehmen, indem Sie die<br />
fehlerhafte Grammatik und Rechtschreibung<br />
korrigieren, nimmt doch nicht die Wut, Traurigkeit<br />
oder die Angst aus dem Bauch?<br />
Schön ist anders. Ich hab mir einen Werkzeugkasten<br />
angelegt. Der besteht aus Humor, Sarkasmus, Fakten,<br />
Argumente und viel atmen<br />
In Ihrem Buch geben Sie Gefühlsausbrüche wie „es<br />
kotzt mich an“ offen zu. Das ist nur allzu verständlich,<br />
aber machen Sie sich nicht genau mit diesem<br />
Jargon angreifbar?<br />
Warum? Ich greife damit doch niemanden direkt an,<br />
sondern drücke an dieser Stelle sehr deutlich meine<br />
Gefühle aus. Und dieser Hass, die Hetze, die Beleidigung,<br />
die hier viele erleben, all das kotzt mich nun<br />
mal an.<br />
Kritische Stimmen werfen Ihnen außerdem vor,<br />
das Buch sei eine Rechtfertigung. Für Heimat sollte<br />
man sich aber nicht rechtfertigen müssen?<br />
Für mich ist es eine Liebeserklärung und kleine<br />
Warnung. Demokratie ist nämlich keine Selbstverständlichkeit<br />
Was können wir alle und jeder einzelne also tun,<br />
um es besser zu machen?<br />
Wie gesagt: Mitmenschen so behandeln, wie man<br />
selbst behandelt werden möchte. Aber auch für<br />
unsere Werte und Rechte eintreten. Und mal ein<br />
„danke, bitte, entschuldigung“ kann nicht schaden.<br />
<br />
ifi<br />
Moderierte gerade noch frech, eloquent, charmant<br />
und sehr unterhaltsam den Marler Grimme-Preis<br />
– hier auf der Bühne mit Preisträger Jan Böhmermann –,<br />
jetzt liest sie bei den Ruhrfestspielen: Dunja Hayali.<br />
Bergbau ist gelebte Solidarität, das zeigt auch das<br />
Motto „Kunst für Kohle“, aus dem die Ruhrfestspiele<br />
ja einst entstanden sind, als Theaterleute aus<br />
Hamburg nach dem Krieg in den Pott kamen, um<br />
für Kohle zum Heizen kostenlos zu spielen.<br />
Diese Solidarität gerät gerade vor dem Hintergrund<br />
zunehmender Migration in Gefahr.<br />
Deshalb haben Sie ja auch Haymatland geschrieben.<br />
Und nun lesen Sie daraus bei den Ruhrfestspielen.<br />
Schließt sich da der Kreis für Sie?<br />
Ich hab das Buch geschrieben, weil ich zeigen möchte,<br />
dass jeder von uns einen Unterschied machen<br />
kann. Wer sich bewegt, kann etwas bewegen. Ich zeige<br />
zudem anhand der Geschichte meiner Familie auf,<br />
wie Integration gelingen kann. Desweiteren beleuchte<br />
ich den Zustand unsere Gesellschaft anhand der<br />
Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren sammeln<br />
durfte. (Wir alle sind Teil des Ganzen. Wir sind die, die<br />
Zusammenhalt und Teilhabe leben und gestalten.)<br />
Wie ist es überhaupt für Sie, erstmals bei den<br />
Ruhrfestspielen mitzuwirken? Oder, um sprachlich<br />
beim Thema zu bleiben: Wie empfinden Sie dieses<br />
Haym-Spiel und warum bedarf es der Moderation<br />
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1<br />
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4<br />
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KABARETT<br />
HALTUNG, HUMOR & HIRN<br />
Die Kabarett-Reihe der Ruhrfestspiele war immer schon ein festes Standbein des Festivals – und ein echter Publikumsmagnet.<br />
Das wird sie auch diesmal werden. Mit Sicherheit. Die Namen, die Intendant Olaf Kröck für die Saison verpflichtet hat, lassen<br />
keine Wünsche offen. Natürlich sind Dauerbrenner wie Storno dabei. Zum sechsten Mal. Aber auch der Mix zwischen Wilfried<br />
Schmickler und Chin Meyer, Abdelkarim und René Steinberg oder – als ganz neue Farbe – Sven Pistor – stimmt. Ansehen!<br />
1 RENÉ STEINBERG, LISA CATENA,<br />
NEKTARIOS VLACHOPOULOS<br />
8. MAI • 20.00 UHR<br />
Ruhrgebietsmensch, ausgebildeter Germanist,<br />
gelerntes Radiogesicht, passionierter Bühnentiger,<br />
Autor, Leser, Philantrop, Powergriller, Schwarzgelber,<br />
Erzähler, Beobachter, Zuhörer, Mettbrötchen-,<br />
Camus- und Elvis-Fan – so bezeichnet sich Kabarettist<br />
René Steinberg selbst. Solch ein Tausendsassa<br />
muss ja wissen, wie es um Europa bestellt ist. Frei<br />
nach dem Motto „Ist das Europa oder kann das weg“<br />
gibt der 46-Jährige bei den Ruhrfestspielen in diesem<br />
Jahr wieder ein Spezial – diesmal rund um die<br />
bevorstehende Europawahl. Bei dem begnadeten<br />
Stimmenimitator und Stand-up-Comedian bleibt in<br />
der Regel kein Auge trocken, wenn es zum Schlagabtausch<br />
kommt. Mit dabei sind in diesem Jahr die<br />
Schweizer Musikerin und Komikerin Lisa Catena und<br />
Slam-Poet Nektarios Vlachopoulos mit griechischen<br />
Wurzeln.<br />
2 STEFFEN MÖLLER 9. MAI • 20.00 UHR<br />
„Auto-Diebstähle in Polen sind seit dem EU-Beitritt<br />
2004 um 75 Prozent zurückgegangen. Wer trotzdem<br />
nervös ist, kann seinen Liebling auf einem der vielen<br />
bewachten Parkplätze abstellen.“ Der deutsche<br />
Schauspieler und Kabarettist Steffen Möller (50) ist<br />
Experte, wenn es um Reise-Tipps nach Polen geht.<br />
Und die präsentiert er nun erstmals auch bei den<br />
Ruhrfestspielen. Ein Vorgeschmack: „Etwa 70 Prozent<br />
aller Deutschen waren noch nie dort. Und von den<br />
restlichen 30 Prozent haben viele nur kurz über die<br />
Grenze geschaut, in Swinemünde getankt, Zigaretten<br />
gekauft und danach erzählt: ,Ich war in Polen,<br />
es ist ziemlich grau'.“ Was noch? Besser nicht über<br />
die fettige Wurst lästern, nicht mit Marlboro wedeln,<br />
um Frauen rumzukriegen, und lieber Wroclaw statt<br />
Breslau sagen. Wichtigste Info aber überhaupt: Polen<br />
hat andere Toilettenzeichen. Hier verwendet man<br />
seit 1928 die abstrakten Symbole Kreis und Dreieck.<br />
Doch was ist für wen? Die Auflösung gibt’s diesmal<br />
am Grünen Hügel.<br />
3 CHIN MEYER 10. MAI • 20.00 UHR<br />
Christian „Chin“ Meyer, Humor-Meister der Finanzwelt<br />
und Top-Analyst für Lebensverhältnisse, ist<br />
sich sicher: Bisherige große Widersprüche vereinen<br />
sich vor unseren Augen zu unliebsamen Synergien,<br />
12
getrieben von Geld und Politik. Denn bis vor kurzem<br />
galt noch: Trotziges fünfjähriges Kind oder mächtigster<br />
Mann der Welt. Verfassungsschutz oder Pannen-<br />
Dienst. Mutter aller Probleme-Minister oder Schraube<br />
locker. Heute hingegen ist alles möglich, denn<br />
das alte Entweder-oder-Denken ist ein Fall für den<br />
Misthaufen. Mit seinem Programm „Leben im Plus“<br />
dreht der 59-Jährige Finanzkabarettist die Verhältnisse<br />
um. Beispiel gefällig? Mentaler Veganer sein und<br />
trotzdem Steak lieben. Totalitäre Neigungen haben<br />
und trotzdem Menschenrechte achten! Kapitalist<br />
sein und trotzdem sozialverträglich handeln. Mehr<br />
davon erstmals bei den Ruhrfestspielen.<br />
4 SVEN PISTOR 17. MAI • 20.00 UHR<br />
Der Fußball hat zwar Regeln – aber nicht immer läuft<br />
alles nach Plan. Die schönsten Augenblicke, um sich<br />
ungläubig an den Kopf zu fassen, reiht Hörfunkmoderator<br />
Sven Pistor in seiner Show „Pistors Fußballschule<br />
– Alles Vollpfosten“ aneinander.<br />
Aber in dem bunten Chaos von Fußball-Flops sind<br />
auch dringend Menschen nötig, die in den kuriosesten<br />
Situationen Übersicht haben und einen klaren<br />
Kopf behalten – sprich: Schiedsrichter. Auch die sind<br />
bei der Fußballschule des 47-Jährigen dabei. Die<br />
ehemaligen FIFA-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer<br />
und Jürgen Jansen erzählen aus ihrem bewegten<br />
Fußball-Kosmos – und was man tun kann, wenn<br />
die kühnsten Vorstellungen wieder einmal von der<br />
Realität überrumpelt werden: Pfeif drauf!<br />
5 STORNO 21. MAI • 20.00 UHR<br />
Das satirische Phänomen STORNO macht nun schon<br />
zum sechsten Mal in Recklinghausen seine Sonderinventur.<br />
Und wieder tischt das Münsteraner Trio,<br />
bestehend aus Thomas Philipzen, Harald Funke und<br />
Jochen Rüther, aktuell Abseitiges, Schräges und<br />
Skurriles auf und zeigt, wie man krisengeschüttelte<br />
Zeiten mit donnerndem Gelächter übersteht.<br />
In ihrer jeweils aktuellen Spezialmischung wollen die<br />
Stornisten die Lachtränen auch durch musikalische<br />
Immergrüns zum Fließen bringen. Für Fans ein Muss,<br />
für Einsteiger die ideale Möglichkeit, das Trio in hochkonzentrierter<br />
Form zu erleben.<br />
Und dafür spricht einiges: Insgesamt erreichen<br />
die Drei mehr als 60.000 Besucher pro Saison und<br />
Kritiker sind sich einig: „Ihr hochprozentiger Cocktail<br />
aus intelligenter Analyse mit einmalig komischem<br />
Zusammenspiel und beeindruckender Musikalität<br />
verleiht STORNO eine Sonderstellung auf deutschen<br />
Bühnen.“ Leider vorwiegend nur im Rheinland und<br />
im Ruhrgebiet.<br />
6 ANNETTE POSTEL / KLAUS WEBEL<br />
21. MAI • 20.00 UHR<br />
„Eine Opernarie ist auch nur ein Chanson“, sagt<br />
Annette Postel. Die Scheherazade des musikalischen<br />
Kabaretts mit der Vier-Oktaven-Stimme plaudert<br />
parallel zur Sonderinventur aus dem Opern-Nähkästchen:<br />
Was ist der Unterschied zwischen Tenor<br />
und Tremolo? Zwischen Mord und Mortadella – oder<br />
besser: Saumagen? Und sind Pianisten sterblich?<br />
In der Rolle der streitbaren Diva schlachtet Postel<br />
auf heitere Art heilige Kühe der Oper, blickt augenzwinkernd<br />
und mit mächtiger Stimme hinter die<br />
glitzernden Fassaden der Opernwelt und singt Arien<br />
mit Herz und Hurz. „Sing Oper Stirb! – Operette sich,<br />
wer kann!“ ist ein Abend mit großer Musik, extremen<br />
Gefühlen, doppelbödigen Texten, schrillen Figuren<br />
und viel schwarzem Humor. Tragisch und komisch<br />
wie der Opernbetrieb selbst. Als Bühnenpartner und<br />
am Flügel besticht Klaus Webel mit großem (jazz-)<br />
pianistischen Können und solider Diventauglichkeit.<br />
7 ANNY HARTMANN 22. MAI • 20.00 UHR<br />
Volker Pispers sagt über Anny Hartmann: „Sie hat<br />
verstanden, dass man, um Unterhaltung zu machen,<br />
nicht nur Humor braucht, sondern vor allem eine<br />
Haltung. Außerdem besitzt sie als Diplomvolkswirtin<br />
auch noch Hirn. Sie vereint in ihrer Person also die<br />
drei großen H des Kabaretts: Haltung, Humor, Hirn.<br />
Das sollten Sie sich angucken.“ Gelegenheit haben<br />
Ruhrfestspielgänger dazu erstmals in diesem Jahr<br />
am Grünen Hügel bei „NoLobby is perfect“. Für ihr<br />
drittes Soloprogramm wurde die 49-Jährige übrigens<br />
mit dem Thüringer Kleinkunstpreis 2018 ausgezeichnet.<br />
Aus gutem Grund: Wer Anny Hartmann live sieht,<br />
kann sich ein paar Semester VWL-Studium ersparen.<br />
8 ABDELKARIM 23. MAI • 20.00 UHR<br />
Abdelkarim hat sich oft gefragt, was er eigentlich<br />
wist: ein deutscher Marokkaner oder ein marokkanischer<br />
Deutscher? Mittlerweile weiß er es: Er ist ein<br />
Deutscher, gefangen im Körper eines Grabschers.<br />
Abdelkarim hat sich aber um den Gesellschaftsteilnahmeschein<br />
bemüht und es geschafft! Er ist<br />
der wichtigste Mann in Deutschland. Er ist der<br />
„Staatsfreund Nr. 1“! Und er ist Stammgast im TV mit<br />
gefeierten Auftritten etwa bei der „heute show“,<br />
„Die Anstalt“, „TV total“ und seiner eigenen Reihe<br />
„StandUpMigranten“. Sein erstes Solo-Liveprogramm<br />
„Zwischen Ghetto und Germanen“ war vielerorts<br />
ausverkauft und wurde von der Presse mit Lobeshymnen<br />
überhäuft.<br />
Ausgezeichnet mit dem Bayerischen Kabarettpreis<br />
und dem Deutschen Fernsehpreis 2018 ist er mit<br />
seinem zweiten Programm „Staatsfreund Nr. 1“ auf<br />
Deutschlandtour und macht dabei auch Halt in<br />
Recklinghausen!<br />
9 WILFRIED SCHMICKLER<br />
25. MAI • 21.00 UHR<br />
Deutschland im Aufbruch! Wo geht es hin? Wer darf<br />
mit? Und vor allem: Wann geht es endlich los? An den<br />
Haltestellen stehen die Verunsicherten im Dauerregen<br />
und warten auf die nächste Mitfahrgelegenheit.<br />
Denn alle wissen: Wer jetzt den Anschluss verpasst,<br />
der landet auf dem Abstellgleis. Aus den Lautsprechern:<br />
Durchhalteparolen. An den Anzeigetafeln:<br />
Werbung für Beruhigungsmittel. Hinter den Auskunfts-Schaltern:<br />
Kollege kommt gleich. Aber es gibt<br />
kein neues Leben im Alten und es gibt kein zurück.<br />
Und deshalb hat Schmickler nach vorne geschaut.<br />
Und was er da gesehen hat, davon berichtet er in<br />
seinem aktuellen Programm – blitzschnell, genau,<br />
perfide, direkt, derb, rotzfrech und – ungewohnt<br />
poetisch, wie er auf seiner Webseite verspricht. Und<br />
auch, wenn es sonst „kein Zurück“ gibt: Immerhin ist<br />
Schmickler ein Dauerbrenner bei den Ruhrfestspielen.<br />
Schön, dass er wenigstens hierher zurückkehrt.<br />
10 WLADIMIR KAMINER 27. MAI • 20.00 UHR<br />
Ein Kreuzfahrtschiff ist eine ganz eigene Welt. Der<br />
Reisende betritt eine schwimmende Oase des Glücks<br />
mit Bar, Tanzabenden und dem reibungslosen Übergang<br />
von einer Mahlzeit in die nächste. Und natürlich<br />
mit jeder Menge neuer Bekanntschaften. Aber auch<br />
an Land gibt es viel zu entdecken: von Putin-Schokolade<br />
in St. Petersburg über falsche Götter auf der<br />
Akropolis bis zu verrückten karibischen Taxifahrern.<br />
Und wer könnte schöner davon erzählen als Wladimir<br />
Kaminer, Kreuzfahrer aus Leidenschaft? Kaminer<br />
wurde 1967 in Moskau geboren. Seit 1990 lebt er mit<br />
seiner Frau und inzwischen erwachsenen Kindern<br />
in Berlin. Mit seiner Erzählsammlung „Russendisko“<br />
sowie zahlreichen weiteren Bestsellern avancierte<br />
er zu einem der beliebtesten Autoren Deutschlands.<br />
Auch das Medienhaus Bauer veröffentlicht regelmäßig<br />
seine Kolumnen.<br />
11 JESS JOCHIMSEN 3. JUNI • 20.00 UHR<br />
„Ich fühle mich immer noch geehrt, in die Jury zum<br />
Unwort des Jahres berufen worden zu sein, und<br />
glaube, dass wir mit Anti-Abschiebe-Industrie eine<br />
gute Wahl getroffen haben – zumal diese zynische<br />
und verlogene Wortschöpfung von einem gewählten<br />
Mitglied der Bundesregierung Mitte Januar in<br />
den Diskurs eingebracht wurde“, schreibt Jochimsen<br />
auf seiner Webseite. Der Kabarettist, Autor und<br />
Fotograf hat sich des Themas mit seinem Programm<br />
„Heute wegen gestern geschlossen“ angenommen.<br />
Weil gestern alles zuviel war, machen wir heute alles<br />
zu? Die Stammkneipe, das Land, England, Amerika?<br />
Fehlanzeige. Irgendwo muss ein Schlüssel oder<br />
wenigstens ein Fenster sein – für frische Luft. Schön,<br />
dass Recklinghausen die Türen erstmals für den<br />
49-Jährigen öffnet. So kommt nicht nur ein Luftzug<br />
in die Kabarettwelt rein, sondern ein komplett<br />
frischer Wind.<br />
12 DIE GRENZGÄNGER 4. JUNI • 20.00 UHR<br />
Irgendwo zwischen Folkmusik, Rock, Blues und<br />
Kabarett angesiedelt, steht im Mittelpunkt der<br />
Grenzgänger-Konzerte das deutsche Volkslied mit<br />
seinem Sprachwitz und seiner Poesie – als mündlich<br />
überlieferte, die Jahrhunderte überlebte Geschichte<br />
von unten, als Blickauf den Alltag der kleinen Leute.<br />
So schreiben es die Grenzgänger auf ihrer Internetseite.<br />
Felix Kroll am Akklordeon, Frederic Drobnjak an<br />
den Gitarren und Annette Rettich am Cello blicken<br />
auf 30 Bühnenjahre zurück, persifliert und moderiert<br />
von Sänger und Gitarrist Michael Zachcial. Aus elf<br />
Bühnenprogrammen und zehn CD-Produktionen<br />
spielen die Grenzgänger die besten Szenen und<br />
Lieder am Grünen Hügel vor. Parallel soll eine umfassende<br />
Werkschau aus rund 2000 Live-Konzerten seit<br />
1989 erscheinen. ifi<br />
13
NEUER ZIRKUS<br />
KÖRPER &<br />
KUNST<br />
Schauspiel trifft auf Musik, Artistik auf<br />
Tanz, Poesie auf Komik… Neuer Zirkus ist<br />
anders. Erfrischend anders. Deshalb hatte<br />
er seinen Platz in Recklinghausen bis jetzt<br />
meist im Fringe-Festival der Ruhrfestspiele.<br />
Das Fringe-Festival gibt es unter diesem<br />
Namen nicht mehr. Der Neue Zirkus<br />
aber ist geblieben. Und zwar in Mengen.<br />
Es gibt Clownskunst ebenso wie Artistik,<br />
es wird gelacht, geweint, gestaunt,<br />
geträumt. Und es sind einige spektakuläre<br />
Inszenierungen dabei.<br />
Zu einer Reise in das Land der Träume lädt zum Start<br />
auch gleich die französische Compagnie Lapsus mit<br />
ihrem Programm „Boutelis“ ein. Es ist eine surreale<br />
Welt mit mystischen Fabelwesen, Schimären und<br />
koboldartigen Gestalten. Eine, in der man schaudert,<br />
sich wundert, aber auch befreit lachen kann. Das<br />
arabische Wort Boutelis bezeichnet eigentlich den Zustand<br />
der Schlaflähmung, das Gefühl, nachts aufzuwachen,<br />
sich aber nicht mehr bewegen zu können. Man<br />
schwebt zwischen Wachen, Schlafen und Träumen.<br />
Man taucht ein in das Unterbewusstsein. Und das mit<br />
schwindelerregender Akrobatik und viel Poesie. Mit<br />
rasanten Winddrachenflügen, Jonglagen und atemberaubender<br />
Artistik. 20 Jahre ist es her, dass Johan<br />
Lescop an der Zirkusschule Lyon Akteure für diverse<br />
Produktionen um sich scharte. Zehn Jahre später<br />
wurde daraus die Compagnie Lapsus, die berühmt<br />
ist für ihre artistischen Arbeiten irgendwo zwischen<br />
Alptraum, Halluzination und spielerischer Fantasie.<br />
Die Compañía de Circo „eia“ aus Spanien braucht<br />
nicht viele Requisiten. Eigentlich reicht ihre aus mehreren<br />
Komponenten zusammengesetzte Holzscheibe.<br />
Die wird mal zur Wand, mal zum Karussell, mal zum<br />
Schleuderbrett oder Turm. Damit erzählen die Akteure<br />
– gepaart mit ihren akrobatischen Höchstleistungen<br />
irgendwo zwischen Mut und Wahnsinn – kleine, wunderbare<br />
Geschichten. Vom waghalsigen Draufgänger,<br />
dem oberschlauen Einzelgänger, dem Kraftprotz oder<br />
dem fürsorglichen Freund. Es ist eine Mischung aus<br />
Bewegungstheater, Akrobatik und Tanz, eingepackt<br />
in ausdrucksvolle Artistik – inklusive Hand-zu-Hand-<br />
Akrobatik, Chinesischer Stange, Schleuderbrett, Akrodance,<br />
Minitrampolin, dem klassischen Sprungseil…<br />
„inTarsi“ ist das zweite Bühnenstück des 2009 in Barcelona<br />
gegründeten Kollektivs. Für diese Produktion<br />
wurde es mit dem Premio Max ausgezeichnet. Es war<br />
das erste Mal, dass eine Produktion aus dem Genre<br />
Zirkustheater mit dieser höchsten Auszeichnung des<br />
spanischen Theaters geehrt wurde.<br />
14
Keine Holzscheibe, sondern Tüll, Taft und Toilettenpapier<br />
benötigt Gabriela Muñoz für ihr Pogramm<br />
„Perhaps, Perhaps... Quizás“. Die Mexikanerin<br />
arbeitete in den Bereichen Theater, Zirkus und Oper,<br />
bevor sie sich für das sogenannte „Physical Theatre“<br />
und die Clownerie entschied. Protagonistin Greta ist,<br />
so heißt es, eine clowneske Bridget Jones, die ihren<br />
Frust mit Schokolade füttert und einmal pro Woche<br />
die Ankunft ihres Traumprinzen probt, um für den<br />
Ernstfall gewappnet zu sein. Es geht um Einsamkeit,<br />
Hoffnung und das Warten auf den Märchenprinzen.<br />
Aber dieses Stück ist nicht nur herzzerreißend, sondern<br />
auch urkomisch – und gleichzeitig ein hinreißendes<br />
Statement über unsere Gesellschaft in Zeiten<br />
von Schlankheitswahn, Hochzeitsmessen und Online<br />
Dating.<br />
Mutter zu sein ist schön. Und schwer. Beruf, Familie,<br />
Partnerschaft, vielleicht noch ein Hauch Selbstverwirklichung…:<br />
ein echter Spagat. Diesem Spagat nehmen<br />
sich die „Rabenmütter“ der Gruppe „still hungry“<br />
charmant, unterhaltsam und artistisch in „Raven“ an.<br />
„still hungry“ ist ein Kollektiv für zeitgenössischen Circus<br />
aus Berlin. Ihre Arbeiten sind frisch, feministisch,<br />
stark, und schrecken nicht davor zurück, persönliche<br />
Themen zu erkunden. Basierend auf ihren eigenen<br />
Erfahrungen beleuchten die Frauen das Stigma des<br />
deutschen Begriffs der „Rabenmutter“. Mal als bemutternde<br />
Glucken in ironischen Choreografien oder als<br />
Adler, die stark und frei durch die Lüfte schwingen.<br />
„Un Poyo Rojo“ war schon in Avignon ein echter<br />
Renner. Die Argentinier Hermes Gaido (Schauspieler,<br />
Musiker, Lehrer und Regisseur), Luciano Rosso (Tänzer,<br />
Schauspieler, Choreograph und Perkussionist) und<br />
Alfonso Barón (Tänzer und Schauspieler) haben sich<br />
2008 gefunden, seitdem spielen sie das Stück sehr erfolgreich<br />
auf den Bühnen der Welt. Auch sie brauchen<br />
nicht viele Requisiten. Man sieht einen Umkleideraum,<br />
ein altes Radio, zwei Männer und sehr knappe Shorts.<br />
Doch das reicht für ein Unterhaltungsfeuerwerk.<br />
Eine Mischung aus Tanz und Slapstick, die in eine<br />
testosterongeschwängerte Welt zweier Platzhirsche<br />
führt. Sofort beginnt ein Kampf um Dominanz und<br />
Aufmerksamkeit, der<br />
wie das Balzverhalten<br />
zweier schräger Vögel<br />
wirkt. Worte braucht<br />
es nicht. Rosso und<br />
Barón lassen ihre<br />
Körper sprechen –<br />
irgendwo zwischen<br />
Wrestling, Ringkampf,<br />
Capoeira, Akrobatik<br />
und Tanz. Auch die<br />
Kritik war begeistert:<br />
„Eine meisterliche<br />
Dekonstruktion von<br />
männlichem Balzgehabe,<br />
dargestellt<br />
mit messerscharfem<br />
Timing und viel Charisma.“<br />
Die diesjährige<br />
Kooperation mit<br />
der Woche des Sports ist „Driftwood“ (Bild: links)<br />
vom australischen Casus Circus. Die Aktionen sind<br />
halsbrecherisch. Aber sie werden mit einer solchen<br />
Leichtigkeit und Perfektion auf die Bühne gebracht,<br />
dass sie oft fast schon unspektakulär wirken. Es ist<br />
Circus-Kunst ohne Glitzer und Glamour, aber auf<br />
allerhöchstem Niveau. Schon 2014 begeisterten Casus<br />
Circus mit „Knee Deep“ das Ruhrfestspiel-Publikum.<br />
Für dieses Programm gab es einen Award für „Best<br />
Circus & Physical Theatre“ sowohl beim Adelaide Fringe<br />
Festival 2015 als auch in Avignon 2016. Mittlerweile<br />
touren sie weltweit. Es ist die Leichtigkeit, die diese<br />
Show ausmacht. Traditionelle und neue Zirkustechniken<br />
verschmelzen, Tanz fusioniert mit Akrobatik.<br />
Inhaltlich widmet sich der Abend dem Gefühl des<br />
Gestrandet-Seins, der Suche nach Halt und nach den<br />
eigenen Wurzeln. Mit konventionellen Rollenbildern<br />
wird gespielt, die klassische Rollenverteilung im<br />
Zirkus hinterfragt.<br />
Auch die Compagnia Baccalà gastierte schon bei den<br />
Ruhrfestspielen. Vor vier Jahren. Mit ihrer preisgekrönten<br />
Show „PSS PSS“, mit der sie auf ihrer Welttournee<br />
mehr als 700 Shows in 50 Ländern spielten.<br />
Jetzt kehren sie auf den Grünen Hügel zurück. Mit<br />
„Oh Oh“. Camilla Pessi und Simone Fassari sind mit<br />
den liebenswerten, skurrilen und schüchternen Charakteren<br />
ihres Clown-Duos dabei ein echter Kontrapunkt<br />
zum Clowns-Klischee. Zwar kann man noch die<br />
Schatten vom dummen August über den traurigen<br />
Weißclown bis hin zu Charlie Chaplin oder Buster Keaton<br />
erkennen. Aber die Compagnia Baccalà hat ihre<br />
eigene Handschrift. Ohne rote Nasen und übergroße<br />
Schuhe. Slapstick und Akrobatik in Perfektion.<br />
Den Schlusspunkt des diesjährigen Reigens setzt<br />
die Compagnie Galapiat (von altfranzösisch Galpja:<br />
Gauner, Spinner) aus der Bretagne mit „Parasites“.<br />
Untermalt von melodischer Musik, bewegt sich die<br />
Show in einer postapokalyptischen Welt, deren Lärm<br />
und Chaos die drei Artisten unermüdlich zu entfliehen<br />
versuchen. Die emotionale Achterbahnfahrt<br />
wird trotz aller Düsternis und Verzweiflung zu einer<br />
Liebeserklärung an das Leben.<br />
jam
KULTURVOLKSFEST 1. MAI<br />
BUNT WIE DAS FESTIVAL<br />
Es ist der Startschuss für Wochen voller Theater, Tanz, Musik, Lesungen, Zirkuskunst,<br />
Kabarett… Und so abwechslungsreich wie die ganze Ruhrfestspiel-Zeit präsentiert<br />
sich auch das große Kulturvolksfest am 1. Mai im und rund um das Festspielhaus.<br />
Besuchen Sie die<br />
„Gute Stube des Ruhrgebiets“<br />
Erleben Sie den Charme einer gewachsenen<br />
Altstadt, shoppen Sie zwischen historischen<br />
Fachwerkhäusern und modernen Geschäften.<br />
Genießen Sie anschließend das vielfältige<br />
gastronomische Angebot in der Guten Stube.<br />
Cafés und Restaurants laden zum Verweilen und<br />
Entspannen ein.<br />
Nach der traditionellen Kundgebung und der<br />
Eröffnung geht es im Festspielhaus direkt los mit<br />
dem Patenschaftskonzert der Neuen Philharmonie<br />
Westfalen, des Jugendsinfonieorchsters, der Jungen<br />
Vestsinfoniker u.v.m. Auf dem Programm: Werke von<br />
Strauss und Händel, aber auch Lloyd Webber und<br />
Münchener Freiheit. Später gibt es Andreas Mühlens<br />
musikalischen Streifzug durch Europa – am Klavier.<br />
In weiteren Räumen kann man sich das Live-Hörspiel<br />
„Hexenjagd“, die Musik-Lesung „Null Null Sax, Lizenz<br />
zum Tröten“ oder die „Sedanfeier“ des Theaters<br />
Gegendruck zu Gemüte führen sowie das Kurt-Weil-<br />
Programm „Johnny, Mackie und andere Verdächtige“,<br />
das KAHINAtrio oder eine Tangoshow erleben.<br />
Im Festspielzelt machen „Duel opus 3“ mit Piano und<br />
Cello ihre Aufwartung – ebenso wie Flamenco Art<br />
Ruhr, die Tanz- und Akrobatik-Künstler von Art 62<br />
oder Kabarettist HG Butzko.<br />
Auf der S-Clubraum-Bühne stehen wieder heimische<br />
Bands. Um die Zustimmung des Publikums und die<br />
Gunst der Jury kämpfen die Telefucks (Waltrop),<br />
Bonafide Heroes (Dorsten), Gorilladisco (Recklinghausen-Süd),<br />
Lukas Utech (Oer-Erkenschwick), Strommasten<br />
(Datteln), Katharsis (Recklinghausen), Rogue<br />
(Castrop-Rauxel), Skittle Alley (Herten) und Birds on<br />
Planes (Marl). Außerdem dabei: der Magische Zirkel<br />
Dortmund, „Le Spectacle des Frères Troubouch“,<br />
„Les Mélangeurs“ und viele mehr.<br />
jam<br />
PROGRAMM KULTURVOLKSFEST AM 1. MAI 2019 12.00-19.00 Uhr<br />
Überregional bekannt sind die Ruhrfestspiele<br />
Recklinghausen. Genießen Sie Kultur pur. Auch<br />
die Kunsthalle, das Ikonen-Museum und das<br />
Museum Jerke mit moderner polnischer Kunst<br />
locken mit faszinierenden Ausstellungen.<br />
Freuen Sie sich auf die nächsten Highlights in<br />
Recklinghausen:<br />
01.05.2019 Eröffnung der Ruhrfestspiele<br />
04. und 05.05.2019 Frühlingsfest<br />
31.05.2019 Marktplatzspringen<br />
01. und 02.06.2019 Hafenfest<br />
31.07. – 04.08.2019 Zu Gast in Recklinghausen<br />
06.09.2019 Open Air-Konzert<br />
der Neuen Philharmonie Westfalen<br />
28. und 29.09.2019 Herbstfest<br />
18.10. – 03.11.2019 Recklinghausen leuchtet<br />
21.11. – 23.12.2019 Weihnachtsmarkt<br />
Änderungen vorbehalten<br />
Weitere Informationen unter:<br />
Stadt Recklinghausen | Stadtmarketing und Tourismus<br />
Telefon 0 23 61/ 50 - 50 50<br />
stadtmarketing@recklinghausen.de<br />
www.recklinghausen.de<br />
STADTGARTEN / FESTSPIELZELT<br />
13.15 und 15.30 Uhr (Karten: 4,00 €) • „Duel opus 3“<br />
14.30 Uhr (Karten: 2,00 €) • Flamenco Art Ruhr<br />
16.45 Uhr (Karten: 2,00 €) • Art62: Ohne Worte!<br />
17.30 Uhr (Karten: 2,00 €) • HG Butzko: Politisches Kabarett<br />
KLEINE WIESE AM BETRIEBSHOF<br />
ab 13.00 Uhr • Magischer Zirkel Dortmund<br />
WIESE AM HIRSCHGEHEGE<br />
14.00 und 16.00 Uhr • Le Spectacle des Frères Troubouch<br />
15.00 und 17.00 Uhr • „Vïa” von Les Mélangeurs<br />
13.00 bis 18.00 Uhr • Kindergarten Herwig-Blankertz-Berufskolleg<br />
WIESE DER INITIATIVEN<br />
Zwischen 13.00 und 18.00 Uhr Initiativen und Vereine<br />
aus Recklinghausen und Umgebung stellen sich vor.<br />
ÜBERALL IM STADTGARTEN<br />
13.00-18.00 Uhr • Das PortAl Formidabel<br />
• Figurentheater Kolleg Bochum • Die Riesen<br />
• Magischer Zirkel von Dortmund u.v.a.<br />
VOR DEM RUHRFESTSPIELHAUS<br />
12.00 Uhr • Kundgebung vor dem Ruhrfestspielhaus<br />
Eintreffen des Demonstrationszugs zum 1. Mai.<br />
anschließend: Eröffnung der Ruhrfestspiele<br />
durch Norbert Maus, ehem. Betriebsratsvorsitzender<br />
von Auguste Victoria und<br />
Olaf Kröck, Intendant der Ruhrfestspiele.<br />
IM RUHRFESTSPIELHAUS • GROSSES HAUS Karten: 4,00 €<br />
13.30 und 15.00 Uhr • „Salut d’Amour“<br />
12. Patenschaftskonzert von Neuer Philharmonie Westfalen,<br />
Jugendsinfonieorchester und der Jungen Vestsinfoniker<br />
17.15 Uhr • „View on Europe“ • Musikalischer Streifzug durch<br />
Europa; Mit: Andreas Mühlen, Klavier<br />
BAR42 • 15.00 -16.30 Uhr<br />
Partei ergreifen „Chancen für Kinder“<br />
BOX Karten: 1,00 €<br />
14.00 und 16.00 Uhr • „Hexenjagd“<br />
15.00 und 17.00 Uhr • „Null Null Sax, Lizenz zum Tröten“<br />
STUDIO<br />
13.15 Uhr • „Sedanfeier“<br />
14.30 und 16.45 Uhr • „Johnny, Mackie und andere Verdächtige“<br />
15.45 Uhr • KAHINAtrio<br />
RUHRFESTSPIELHAUS RECHTES RANGFOYER<br />
ab 13.00 Uhr • Info-Stände der DGB-Einzelgewerkschaften<br />
Aktion gegen Ankerzentren / Asylkreis Haltern<br />
RUHRFESTSPIELHAUS CAFÉDACH<br />
ab 16.30 Uhr • Milonga – Tangoshow mit Tanzatelier WiDance<br />
und anschließendem Tanz mit DJ Consigliere<br />
INFOTHEKE • 13:13 Uhr; 14:14 Uhr; 16:16 Uhr und 17:17 Uhr<br />
Start der Guru Dudu Silent Disco Walking Tours<br />
S-CLUBRAUM WIESE AN DER DORSTENER STRASSE<br />
13.00-19.30 Uhr • Telefucks (Waltrop)<br />
• Bonafide Heroes (Dorsten)<br />
• Gorilladisco (Recklinghausen-Süd)<br />
• Lukas Utech (Oer-Erkenschwick)<br />
• Strommasten (Datteln)<br />
• Katharsis (Recklinghausen)<br />
• Rogue (Castrop-Rauxel)<br />
• Skittle Alley (Herten) • Birds on Planes (Marl)
Alles, was Sie wissen müssen...<br />
Tickets für Innenveranstaltungen am 1. Mai<br />
Am Ticket-Center 1. Mai im weißen Zelt vor dem Ruhrfestspielhaus<br />
erhalten Sie Tickets für die Veranstaltungen im<br />
Ruhrfestspielhaus und im Theaterzelt.<br />
Für Fahrräder gibt es bewachte Parkplätze<br />
des ADFC Recklinghausen am Eingang Dorstener Straße<br />
und an der Ecke Cäcilienhöhe/Arenbergstraße.<br />
Die Tagesgebühr beträgt 1,00 €, Kinder, die mit ihren<br />
Eltern anreisen, parken kostenlos.<br />
Organisation und Information<br />
In der Info-Zentrale im Foyer des Ruhrfestspielhauses<br />
informieren Sie MitarbeiterInnen der Ruhrfestspiele über<br />
das Programm beim Kulturvolksfest und über Veranstaltungen<br />
der Ruhrfestspiele.<br />
Kulinarisches überall<br />
Rund um das Ruhrfestspielhaus sorgen internationale<br />
Spezialitäten und Leckereien aus der heimischen Küche<br />
fürs leibliche Wohl.<br />
Kauf von Eintrittskarten für die 73. Ruhrfestspiele<br />
Im Foyer des Ruhrfestspielhauses ist die Kartenstelle<br />
am 1. Mai von 10 Uhr bis 18 Uhr zum Kauf von<br />
Eintrittskarten für alle nachfolgenden Ruhrfestspiel-<br />
Veranstaltungen geöffnet.<br />
Familienfreundlich: Kinderkrippe<br />
Hier sind Kinder in guten Händen, während Sie sich im<br />
bunten Treiben umschauen. Für den Notfall: Sollte Ihr Kind<br />
mal verloren gehen und sich melden, wird es in den<br />
Kindergarten gebracht.<br />
Klimafreundlich: Mit dem Bus zum Grünen Hügel<br />
Ab 10.21 Uhr fährt die „Vestische“ von RE Hauptbahnhof<br />
im 5-Minuten-Takt, um 10.30 Uhr ab Kreishaus<br />
im 15-Minuten-Takt mit dem Bus-Pendel-Verkehr<br />
zum Ruhrfestspielhaus. Letzte Rückfahrmöglichkeit<br />
ab Ruhrfestspielhaus: 20.15 Uhr.<br />
Wieder dabei: Rubbish Busters<br />
Beim Müll lautet die Devise: „Vermeiden!“ Andernfalls<br />
sollte man Mülltonnen und Abfallbehälter nutzen.<br />
Die Rubbish-Busters sind auch unterwegs.<br />
Begeistern<br />
ist einfach.<br />
Foto © Miguel Aun<br />
21.05. – 25.05.2019<br />
Rosani Reis Familientrio<br />
Wenn man einen Finanzpartner hat, der<br />
die Kultur in der Region unterstützt.<br />
28.05. – 01.06.2019<br />
Frau Contra Bass<br />
Foto © Jörg Steinmetz<br />
Veranstaltungsort:<br />
Kundenhalle der Sparkasse Vest<br />
am Herzogswall 5<br />
Foto © Harald Hoffmann<br />
04.06. – 08.06.2019<br />
Kapelsky & Emine Cambel<br />
facebook.com/sparkasse.re
OLAF KRÖCK<br />
DER FESTSPIEL-CHEF EMPFIEHLT<br />
Um Poesie und Politik geht es bei den<br />
Ruhrfestspielen 2019. Ein weit gefasster<br />
Begriff. Und ein wirklich weites Feld an<br />
Genres, die dieses Thema aufnehmen.<br />
Theater, Tanz, Musik, Lesungen, Kabarett,<br />
Neuer Zirkus, Kinder- und Jugendtheater,<br />
Bildende Kunst... Auf die Bühne<br />
oder in den Saal gebracht wird das von<br />
großartigen Schauspielern und großen<br />
Regisseuren. Aber, wie gewohnt, ist es<br />
viel. Wirklich viel. Fast zuviel. Ein echter<br />
Dschungel an Aufführungen und Produktionen.<br />
Da hat eigentlich (fast) nur<br />
einer den umfassenden Überblick: der<br />
Festspiel-Chef persönlich. Wir haben<br />
Olaf Kröck deshalb gefragt, was man<br />
sich in seinem ersten Jahr unbedingt<br />
ansehen sollte – und warum. Er hat uns<br />
geantwortet. Im Folgenden also die<br />
Tipps für die diesjährigen Ruhrfestspiele<br />
vom Intendanten des Festivals ganz<br />
persönlich:<br />
BEYTNA<br />
WEIL...<br />
...dieser international gefeierte Tanzabend ein ganz<br />
seltener Glücksfall ist: Kunst und Leben verbinden<br />
sich in ihm zu einem kulinarischen Fest der Gastfreundschaft,<br />
zu einer einmaligen Feier des Miteinanders.<br />
WHAT IS THE CITY BUT THE PEOPLE?<br />
WEIL...<br />
...das lebendige und berührende Selbstportrait der<br />
Ruhrfestspielstadt Recklinghausen des Konzeptkünstlers<br />
Jeremy Dellers mit 100 Bürger*innen der<br />
Stadt, eine Mischung aus Installation, Konzert und<br />
Theater auf einem Laufsteg auf dem Rathausplatz,<br />
ein bleibendes Ereignis sein wird, über das lange<br />
gesprochen werden wird: ein Geschenk an die Ruhrfestspielstadt<br />
Recklinghausen und seine Menschen,<br />
u. a. mit dem aus Recklinghausen stammenden<br />
DJ Moguai.<br />
DAS HEERLAGER DER HEILIGEN<br />
WEIL...<br />
...der französische Autor Jean Raspail in seinem<br />
Roman hellseherisch und einzigartig ein brisantes<br />
Szenario von ungeahnter Aktualität entwirft, das<br />
unsere Gesellschaft vor die unbequeme Frage stellt,<br />
ob unsere immer wieder behauptete Humanität<br />
doch nicht nur ein Hirngespinst ist.<br />
18
THE PRISONER<br />
WEIL...<br />
...es einfach wunderbar ist, dass die Ruhrfestspiele<br />
die Deutschlandpremiere der neuesten Arbeit des<br />
vielleicht bedeutendsten Theatermachers des 20.<br />
Jahrhunderts, des fantastischen Peter Brook, zeigen<br />
können: ein archaisches Märchen über Schuld, Bestrafung<br />
und Sühne, eine provokative Untersuchung<br />
darüber, was es tatsächlich bedeutet, frei zu sein.<br />
EIN WENIG LEBEN<br />
WEIL...<br />
...diese Inszenierung des Weltbestsellers einfach ein<br />
Meisterwerk der gegenwärtigen Theaterkunst ist:<br />
eine bewegende Manifestation von Menschlichkeit,<br />
ein Schauspielerfest, abgründig und intensiv, eine<br />
einzigartige Feier des Lebens und der Freundschaft,<br />
erschütternd und unwirklich schön.<br />
Ein tiefes Erlebnis, das man nicht vergessen wird,<br />
dunkel und licht. Das geht nicht spurlos an einem<br />
vorüber.<br />
ROBERTO CIULLI-WERKSCHAU („IMMER<br />
NOCH STURM“, „CLOWNS 2 ½“, „OTHELLO“)<br />
WEIL...<br />
...der weltoffene 85-jährige Theatermagier mit<br />
seinem Theater an der Ruhr seit Jahrzehnten mit einfachsten<br />
Mitteln fantastische Theaterbilder auf die<br />
Bühne zaubert, ein Volkstheatermacher im wahrsten<br />
Sinne des Wortes – kontrovers, sinnlich, relevant.<br />
LOUIS BEGLEY (IM GESPRÄCH MIT<br />
DENIS SCHECK – LESUNG UND GESPRÄCH)<br />
WEIL...<br />
...er einer der besten amerikanischen Autoren ist und<br />
der 86-Jährige mit seinem Roman „Lügen in Zeiten<br />
des Krieges“ einen Jahrhundertroman geschrieben<br />
hat. Wie Troller als polnischer Jude in Warschau<br />
inkognito das Dritte Reich überlebt hat und später<br />
als amerikanischer Soldat zurück nach Deutschland<br />
geschickt wurde – das sind Jahrhundertgeschichten.<br />
GEORG STEFAN TROLLER (IM GESPRÄCH MIT<br />
DENIS SCHECK – LESUNG UND GESPRÄCH)<br />
WEIL...<br />
...es ein einzigartiges und seltenes Erlebnis ist, den<br />
97-jährigen Troller über sein Jahrhundertleben<br />
sprechen zu hören, über die zahlreichen Umbrüche,<br />
die er erlebt hat, seine Erfahrungen in verschiedenen<br />
Ländern und Zeiten – ein wahres Geschenk.<br />
MILAN PESCHEL LIEST HEINER MÜLLER<br />
WEIL...<br />
...das Werk von Heiner Müller, der dieses Jahr 90<br />
Jahre alt geworden wäre, eins der bedeutendsten<br />
deutscher Sprache in der zweiten Hälfte des 20.<br />
Jahrhunderts ist.<br />
Und weil sein Denken bis heute von völlig überraschender<br />
Aktualität ist. Und weil der Schauspieler<br />
Milan Peschel einfach ein Ereignis ist.<br />
WOLFRAM KOCH LIEST ANTON TSCHECHOW<br />
WEIL...<br />
...der Schauspieler Wolfram Koch eine Bank ist und<br />
der Autor Anton Tschechow einfach einer der größten<br />
Schätze. Voller Anarchie, Witz und Menschenkenntnis.<br />
THE GREAT TAMER<br />
WEIL...<br />
...der griechische Choreograf Dimitris Papaioannou,<br />
der durch seine Inszenierung der olympischen Zeremonien<br />
in Athen 2004 bekannt wurde, mit seinem<br />
Tanzensemble auf der ganzen Welt Triumphe feiert<br />
und nun auch in Recklinghausen zu sehen ist.<br />
GRAND FINALE<br />
WEIL...<br />
...der in London lebende israelische Choreograf<br />
Hofesh Shechter einer der wichtigsten Vertreter des<br />
zeitgenössischen Tanzes in Europa ist. Eine unbändige<br />
Energie mit Live-Band und zehnköpfigem<br />
Tanzensemble.<br />
FRESSEN<br />
WEIL...<br />
...das Theaterkollektiv „Henrike Iglesias“ kein Geheimtipp<br />
mehr sein sollte, es ist eine Wucht! Und weil<br />
die Themen Essen und Körperbilder unsere Gesellschaft<br />
bis ins Kleinste prägen. Und „Henrike Iglesias“<br />
das Phänomen lust- und humorvoll hinterfragt!<br />
Geradezu befreiend.<br />
INTARSI<br />
WEIL...<br />
...man diese vier Artisten gesehen haben sollte!<br />
Sie nehmen das Publikum mit Mut und ein bisschen<br />
Wahnsinn mit in ihr Universum, poetisch und<br />
pointiert. Ein rasantes Kaleidoskop menschlicher<br />
Begegnungen und Beziehungen. Ein brillantes Stück<br />
Neuer Zirkus.<br />
DER STEPPENWOLF<br />
WEIL...<br />
...Hermann Hesses moderner Klassiker in dieser<br />
wunderbar gelungenen Inszenierung mit drei<br />
Schauspieler*innen, einem Breakdancer und einer<br />
Musikerin für unser heutiges Leben generationsübergreifend<br />
neu befragt wird.<br />
HÜLLER TRIFFT HAUSCHKA<br />
WEIL...<br />
...zwei absolute Ausnahmekünstler hier überhaupt<br />
das erste Mal aufeinandertreffen. Und Sie können es<br />
erleben. Der Musiker Hauschka und die Schauspielerin<br />
Sandra Hüller. Ein Literatur-Musik-Programm.<br />
Eine doppelte Premiere.<br />
„PARTEI ERGREIFEN“<br />
WEIL...<br />
...die neue Dialogreihe gemeinsam mit dem DGB<br />
unsere im Umbruch befindliche europäische Gesellschaft<br />
zugänglich und relevant befragt. Wie wollen<br />
wir Zukunft gestalten? Welche Ideen von einem gemeinsamen<br />
miteinander haben wir überhaupt noch?<br />
19
FESTIVALSPONSOR<br />
WARUM UND WO SICH<br />
EVONIK ENGAGIERT<br />
Evonik, Festivalsponsor der Ruhrfestspiele, ist ein starkes Unternehmen mit einer starken Marke. Das gesellschaftliche und<br />
kulturelle Engagement des Konzerns ist vielfältig. Es schafft Aufmerksamkeit, Nähe und Verständnis. Das gilt insbesondere<br />
für die Ruhrfestspiele als hochwertiges, internationales Theaterfestival.<br />
Damit präsentiert sich Evonik als zuverlässiges,<br />
engagiertes Spezialchemie-Unternehmen und als<br />
attraktiver Arbeitgeber in der Emscher-Lippe-Region,<br />
denn hier ist mit dem Chemiepark Marl der größte<br />
Evonik-Standort weltweit beheimatet.<br />
Für Evonik ist ein gesellschaftliches Engagement<br />
aber kein Selbstzweck. Das Unternehmen möchte<br />
selber Impulse senden, ist gleichzeitig offen für<br />
neue Anregungen und Erfahrungen. Die Sponsoring-Aktivtäten<br />
sind somit Ausdruck einer inneren<br />
Haltung, als Wirtschaftsunternehmen immer auch<br />
Teil wesentlicher gesellschaftlicher Entwicklungen<br />
zu sein. So lebt Evonik seinen Wertekanon: Neben<br />
Leistung und Geschwindigkeit zählen dazu Offenheit<br />
und Vertrauen.<br />
Hier einige Aktivitäten von Evonik im Überblick:<br />
• Seit 2008 ist Evonik Sponsor der Ruhrfestspiele in<br />
Recklinghausen, einem herausragenden Kulturbotschafter<br />
des Ruhrgebiets in aller Welt. Unter<br />
der Überschrift „Politik und Poesie“ starten die<br />
Ruhrfestspiele in eine neue Zeit. Daran sollen auch<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Spezialchemie-Unternehmens<br />
Anteil haben. Evonik verlost<br />
innerhalb der Belegschaft Karten für eine Vorstellung<br />
von „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ mit<br />
Maria Schrader und Devid Striesow (Foto unten).<br />
• Ebenfalls seit 2008 ist Evonik Hauptsponsor des<br />
MKM Museum Küppersmühle für moderne Kunst<br />
in Duisburg, das die größte Sammlung zeitgenössischer<br />
deutscher Kunst von den 1950er bis heute<br />
beheimatet. Es bietet seinen Besuchern ein vielseitiges<br />
Ausstellungsprogramm und eine markante<br />
Architektur vor dem Hintergrund des Duisburger<br />
Innenhafens.<br />
• Um bereits die Jüngsten mit der Welt von Musik und<br />
Theater vertraut zu machen, unterstützt Evonik seit<br />
2010 das Kinder- und Jugend-Programm „TUP macht<br />
Schule“ der Essener Theater und Philharmonie (TUP).<br />
• Der Chemiepark Marl ist einer der größten Arbeitgeber<br />
der Region. Im vergangenen März kam es<br />
zu einem Novum in der über achtzig-jährigen<br />
Geschichte des Chemieparks: Der international<br />
bekannte Schauspieler Christian Berkel (Der<br />
Kriminalist; Inglourious Basterds) las vor Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern in einer ehemaligen<br />
Werkhalle aus seinem Debüt-Roman und Bestseller<br />
„Der Apfelbaum“. Zuvor nahm sich Berkel Zeit für<br />
ein Hintergrund-Gespräch mit Azubis.<br />
• Nur wer seine Vergangenheit kennt, kann seine<br />
Zukunft gestalten. Dieser Satz könnte als Leit-Motiv<br />
für die Unterstützung der Ausstellung „Die I.G.<br />
Farben und das Konzentrationslager Buna-Monowitz“<br />
im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte<br />
in Dortmund dienen. Die Ausstellung beleuchtete<br />
die Geschichte des ab 1941 erbauten Chemiewerks<br />
Buna-Monowitz des Chemiekonzerns I.G. Farben in<br />
der Nähe des Konzentrationslagers Auschwitz. Im<br />
eigens errichteten Lager verloren etwa 25.000 Häftlinge<br />
aufgrund der unmenschlichen Arbeits- und<br />
Lebensbedingungen ihr Leben. Gemeinsam mit<br />
anderen Partnern – u.a. Borussia Dortmund – konzipierte<br />
Evonik ein umfangreiches Begleitprogramm.<br />
Mitarbeiter, Betriebsräte, Vertrauensleute und Azubis<br />
zeigten sich sehr interessiert und betroffen.<br />
• Das Literatur-Festival lit.RUHR wird ebenfalls seit<br />
dem Start im vergangenen Jahr von dem Spezialchemie-Unternehmen<br />
aus Essen unterstützt. Das<br />
Festival präsentiert seinem Publikum internationale<br />
und deutsche Autoren sowie eigens kreierte Themenabende.<br />
Neben Spielstätten in Gelsenkirchen,<br />
Bochum und Duisburg bildet das Welterbe Zeche<br />
Zollverein in Essen das Zentrum. Evonik engagiert<br />
sich im Kinder- und Jugendprogramm. Innerhalb der<br />
Sparte „Klasse-Buch“ erhalten Schulklassen kostenfreien<br />
Zugang zu Lesungen namhafter Autoren.<br />
Die lit.RUHR findet vom 8. bis 13. Oktober statt.<br />
www.evonik.com<br />
20
SPARKASSEN-CLUBRAUM NO.4<br />
EIN SCHAUFENSTER FÜR KULTUR<br />
Ein ungewöhnliches Spektrum freier Kunst sowie lokaler und regionaler Initiativen – und ein ungewöhnlicher Ort.<br />
Das Palais Vest wird mit dem Sparkassen-Clubraum No. 4 zum Schaufenster für besondere Kultur-Erlebnisse. Es gibt ein<br />
Theaterprogramm, kostenlose Band-Gigs oder auch Chor-Konzerte bei freiem Eintritt.<br />
Nach Radio Bart (Mo., 6. Mai, 18.30 Uhr) sorgt für<br />
Theater das Theaitetos Trio mit „UR-RUHR“ (Mo., 13.<br />
Mai, 20 Uhr). Ein Kommentar zum Ende des Bergbaus.<br />
Skurril, grotesk, hochmusikalisch und mit einer gehörigen<br />
Portion Humor. Angesagt haben sich aber auch<br />
das Rottstr 5 Theater mit „Werther“ (Mo., 20. Mai,<br />
20 Uhr), das Theater Gegendruck samt Stefan Keim<br />
und René Steinberg mit dem „Kleiner Heiner-Müller-<br />
Abend“ (Mo., 27. Mai, 20 Uhr) und Art62 mit „(K)eine<br />
Kommunikation – (No) Silence!“ (Mo., 3. Juni, 20 Uhr).<br />
Entertainment, in dem Tänzer nonverbale Kommunikation,<br />
Körper- und Gebärdensprache, beleuchten.<br />
Für das Chroprogramm sorgen im Palais Vest Vocalicious<br />
(Mi., 8. Mai, 19.30 Uhr). Von A-Cappella-Pop<br />
über Gospel bis zu jazzigen Tönen reicht das Spektrum.<br />
Und auch den einen oder anderen musikalischen<br />
Ausreißer in alte Zeiten der Tonkunst gibt es.<br />
Natürlich sind auch die Sparkassen-Clubraum-Bands<br />
mit dabei. Katharsis (Fr., 10. Mai, 18 Uhr) mixt Rap mit<br />
akustischem Pop und Soul. Serviert wird das Ganze<br />
von Rapper Tizzle, Rapper und Beatboxer Matt Mattix,<br />
Gitarrist Michael Malone und Sängerin Lilia.<br />
Die Strommasten dagegen (Fr., 17. Mai, 18 Uhr) tingeln<br />
zwischen dem sterilen, kantigen Elektropop der<br />
1980er und dem überdrehtem Poprock der 2010er,<br />
scheuen keine Grenzüberschreitungen in punkrockige<br />
Gefilde – und denken erst gar nicht daran, sich<br />
stilistisch allzu sehr treu zu bleiben.<br />
Threepwood N‘ Strings (Fr., 24. Mai, 18 Uhr) setzen<br />
auf Indie-Folk-Rock ohne Klischees. Es gibt handgemachte<br />
Musik, so versprechen sie, die zum Tanzen<br />
und Träumen einlädt. Mal mit folkiger Violine und<br />
Mandoline, mal mit pop-rockiger Gitarre und Piano.<br />
Der Gewinn des Sparkassen-Clubraum-Finales<br />
2015 in Recklinghausen bildete den Startschuss für<br />
mittlerweile hunderte Konzerte auf nationalen und<br />
internationalen Bühnen.<br />
C+P (Fr., 31. Mai, 18 Uhr) bestehen aus Peter Nickel<br />
(Piano) und Caroline Geck (Sax). Ihr Programm, das<br />
sich aus Interpretationen von Jazz-Standards zusammensetzt,<br />
ergibt sich immer aus dem Moment heraus.<br />
Sie legen viel Wert darauf, spontan zu reagieren.<br />
Nach Aiden Keen (Fr., 7. Juni, 17 Uhr) ist dann Kaiser<br />
Franz (Fr., 7. Juni, 18 Uhr) wiederum mal laut, mal<br />
lässig – oder auch einfach mal leise. Deutscher<br />
Alternative Rock. Ungeschminkt und mit einem<br />
Hauch von Dreck. Innerhalb von mehr als 280 Konzerten<br />
bundesweit konnte Kaiser Franz schon einige<br />
bemerkenswerte Erfolge wie u. a. den 1. Platz beim<br />
„STAR-Wettbewerb 2015“ in Schwerte oder den<br />
„Rio Reiser Songpreis 2016“ in Unna verzeichnen.<br />
21
MUSIK<br />
KLINGT GUT! IST GUT! TUT GUT!<br />
In ihrem durchweg spannenden Musikprogramm wagen die Ruhrfestspiele in diesem Jahr einen wilden Ritt durch die Genres.<br />
Ukrainische Folklore trifft auf Punk und Lyrik, Schauspiel-Größe Sandra Hüller begegnet Klangmagier Hauschka, die Neue<br />
Philharmonie Westfalen sorgt für „Skandale!“, Vokal-Ensembles der Spitzenklasse wie SLIXS oder Sjaella geben sich die Klinke<br />
in die Hand, die Humanophones machen gleich den ganzen Körper zum Instrument…<br />
Die Dakh Daughters (Bild: r. u.) sind sicher eines der<br />
schrägsten, aber auch angesagtesten ukrainischen<br />
Musikprojekte. Und sie sind längst Legende. 2012<br />
wurden sie als experimentelles Projekt am berühmten<br />
Kiewer Avantgardetheater Dakh von dem ukrainischen<br />
Regisseur Vlad Troitsky gegründet. Doch schon<br />
2013 landeten die sieben Musikerinnen und Schauspielerinnen<br />
bereits mitten in den Protesten auf dem<br />
Maidan. Und da sangen sie a capella in Pelzmänteln<br />
auf den Barrikaden – und protestierten wortwörtlich<br />
kunstvoll gegen die Unterdrückung. Ihr erstes Lied,<br />
„Rosen/Donbass“ wurde zur Hymne des Widerstands.<br />
Es mixt Teile aus einem Shakespeare-Sonett mit<br />
ukrainischen Volkslied-Klängen und harten Beats.<br />
Der Song – und die Formation – wurden berühmt. Es<br />
gab mehr als anderthalb Millionen YouTube-Klicks.<br />
Seitdem tourt die Formation immer wieder durch die<br />
Ukraine, aber auch durch Polen, Brasilien, Deutschland<br />
oder Frankreich. In ihrer Show trippeln sie schrill<br />
wie Kinderpuppen über die Bühne, dann plötzlich<br />
geht es konkret um Krieg und Flucht. Mal ist es<br />
fröhlich und tanzbar, mal traurig. So widersprüchlich<br />
wie das Leben. „Freak-Cabaret“ nennt Troitsky den<br />
Mix aus Folklore und Poesie, Rap, Punk und Burleske,<br />
gesungen in fünf Sprachen und gespielt auf mehr als<br />
einem Dutzend Instrumenten. Von Orgel, Cello oder<br />
Gitarre bis zu Trommeln, Bässen, Harmonikas oder<br />
sogar Trembitas, den ukrainischen Naturtrompeten<br />
aus Holz.<br />
Ihre Musik, theatrale Elemente und politischer Aktivismus<br />
werden zu einer tanzbaren Mixtur. Sie singen<br />
über Utopie, postsowjetische Depression, gegen<br />
den Krieg und über die Liebe und leihen damit auch<br />
lange nach der Maidan-Bewegung der Sehnsucht<br />
nach einer lebenswerten europäischen Zukunft eine<br />
Stimme.<br />
SLIXS brauchen keine Instrumente (Bild: r.M.). Sie<br />
haben ihre Stimmen. Und sie garnieren ihre musikalischen<br />
Leckerbissen nicht mit Comedy-Häppchen,<br />
wie man es von vielen A-Capella-Formationen gewohnt<br />
sind, sondern machen einfach sehr sehr gute<br />
Musik. Allerdings mit tiefen Bass-Grooves ebenso<br />
wie mit knackigen Bläser-Riffs. Waghalsig nennen die<br />
selbsternannten „Vocal Bastard“ ihre Mixtur aus Jazz<br />
und Klassik, Pop, Funk oder Gospel.<br />
Ihr Debüt bei den Ruhrfestspielen geben die sechs<br />
Sänger/innen mit einem Doppelkonzert. Ihr Programm<br />
„Silent…“ umfasst eher besinnliche Stücke<br />
22
in der fantastischen Akustik der Christuskirche – von<br />
Goethe- oder Rimbaud-Vertonungen bis zu Songs<br />
von Prince oder Peter Gabriel. Ganz anders klingt<br />
das dann allerdings, wenn SLIXS einen Tag später<br />
im Festspielzelt mit „Playgrounds“ aufwarten. Dann<br />
gibt es Soul, Funk und Weltmusik, trifft Bowie auf<br />
Shakespeare.<br />
Ebenfalls gleich zweimal vertreten im Musikprogramm<br />
der Ruhrfestspiele ist die Neue Philharmonie<br />
Westfalen. Zum einen präsentiert sie mit „Skandale!“<br />
gleich drei damals Anstoß erregende Werke<br />
in einem Konzert: Richard Wagners Tannhäuser<br />
Ouvertüre und Bacchanale, Alban Bergs Altenberg<br />
Lieder und Anton Bruckners 3. Sinfonie (1. Fassung).<br />
In ihrem Frühjahrskonzert mit dem Städtischen Chor<br />
Recklinghausen wiederum werden Antonin Dvoraks<br />
Messe in D-Dur und das „Te Deum“ mit Sicherheit zu<br />
einem Erlebnis werden.<br />
Nach Brasilien geht es kurz darauf gleich mehrfach<br />
mit dem Rosani Reis Familientrio. Reis ist gerade in<br />
dieser Region schon lange kein Geheimtipp mehr.<br />
Diesmal aber bringt die brasilianische Sängerin ihre<br />
Familie mit: Pianist und Sohn Noa ist ebenso dabei<br />
wie Tochter Luna mit Perkussion und Gesang.<br />
Wieder zurück in die Christuskirche führt das Publikum<br />
die A-Capella-Formation Sjaella. Nachdem<br />
sie morgens im Kinderkonzert ein interaktives-,<br />
mit Musik vieler Epochen gespicktes Konzertprogramm<br />
gegeben hat (siehe Seite 26/27), folgt am<br />
Abend „Origins“. Dann vereinen sich zeitgenössische<br />
Arrangements barocker Musik sowie moderne Kompositionen<br />
über die zyklischen Erscheinungen der<br />
Naturelemente mit Volksweisen aus der nordischen<br />
Kulturgeschichte. Die Vielseitigkeit ihres Programms,<br />
das neben alter und geistlicher Musik auch Jazz, Pop<br />
und Soul umfasst, und die Nähe zu ihrem Publikum<br />
verschaffen der Gruppe aus Leipzig seit Jahren<br />
Engagements bei renommierten Musikfestivals im<br />
In- und Ausland, Auftritte in Funk und Fernsehen<br />
sowie erste Preise bei internationalen Wettbewerben<br />
für Vokalmusik.<br />
Wieder sehr ungewöhnlich wird nur ein paar Tage<br />
später das Aufeinandertreffen von Sandra Hüller<br />
(Bild: r. o.) und Hauschka. Die vielfach ausgezeichnete<br />
Schauspielerin (u. a. Deutscher Filmpreis, Silberner<br />
Bär der Berlinale, Europäischer Filmpreis) zählt spätestens<br />
seit der Oscar-Nominierung des Films „Toni<br />
Erdmann“ zu den führenden Schauspielerinnen des<br />
Landes. Sie wandelt mühelos zwischen den Genres,<br />
ist im Theater genauso zuhause wie im Film.<br />
Auch der Komponist und Pianist Volker Bertelmann<br />
alias Hauschka ist musikalisch in vielen Genres unterwegs.<br />
Bekannt wurde er mit den minimalistischen<br />
Ambient-Klängen seines präparierten Klaviers. Aber<br />
auch als Komponist für Filmmusiken hat er einen<br />
guten Ruf – und wurde für seinen Soundtrack zum<br />
Film „The Lion“ sogar für den Oscar nominiert.<br />
Jahrelang hatten Hüller und Hauschka vor, ein<br />
gemeinsames Projekt zu realisieren. Jetzt treffen sie<br />
sich erstmals auf der Bühne mit einem Literatur- und<br />
Musik-Programm. Man darf ganz sicher mehr als<br />
gespannt sein.<br />
Nicht nur ihre Stimmbänder, sondern den ganzen<br />
Körper nutzen die Humanophones in ihren Konzerten.<br />
„Body Pop Music“ nennen sie das. Und sie<br />
haben Recht. Das ist weit mehr als „nur“ A Capella. In<br />
ihren energiegeladenen Konzerten servieren sie eine<br />
immer wieder überraschende Klangmelange aus<br />
Jazz, Pop, Funk, Soul und Weltmusik – mit Poesie<br />
und viel Humor.<br />
„Ostperanto-Folkjazz“ gibt es später mit<br />
Kapelsky aus dem Ruhrgebiet auf die Ohren.<br />
Mit Polka, Klezmer und Swing ergründen<br />
Gregor Hengesbach (Gitarre),<br />
Jan-Sebastian Weichsel (Geige, Mandoline,<br />
Bratsche) und Michael Ashauer<br />
(Kontrabass, Percussion) gemeinsam<br />
mit der türkischstämmigen Sängerin<br />
Emine Cambel die slawische Seele<br />
vom Balkan bis zum Orient. Und auch<br />
hier wird der Mix richtig wild: Miles<br />
Davis wird in den Orient geschickt,<br />
Britney Spears auf den Balkan und<br />
Zarathustra tanzt Polka.<br />
„Frau contra bass“. Der Name ist Programm<br />
bei diesem Jazz-Duo. Katharina<br />
Debus trifft mit ihrer Stimme auf Kontrabassist<br />
Hanns Höhn. Stimme und Bass<br />
verschmelzen. Zu hören gibt es Stücke<br />
von Cole Porter und Duke Ellington, aber<br />
auch Michael Jackson, Stevie Wonder oder<br />
Udo Lindenberg.<br />
Eine Uraufführung hat der für seine Filmkomposition<br />
zu „Babylon Berlin“ 2018 mit dem<br />
Grimme-Preis ausgezeichnete Nikko Weidemann<br />
(Bild: l. o.) im Gepäck: „Ich seh Monster“.<br />
Das ist Konzert, Biografie und Theater. Auf der<br />
Bühne steht an diesem Abend zwar ein komplettes<br />
Set-Up für eine Band. Alle Instrumente werden<br />
allerdings von Weidemann selbst gespielt. Das<br />
Ergebnis: eine Musikerbiografie, belegt mit<br />
reichlich „fremder“ Musik – und vielen eigenen<br />
Songs. Weniger als 50 werden es nicht sein,<br />
verspricht er. Dabei sind u.a. Bach, Bartok,<br />
Chopin, Schubert, Zappa, James Brown, Deep<br />
Purple, Hildegard Knef, die Talking Heads, Jeff<br />
Buckley, die Einstürzenden Neubauten, Pink<br />
Floyd, Hot Chocolate, Lou Reed, Police…<br />
Seit mehr als dreißig Jahren arbeitet der<br />
Sänger, Komponist und Dozent in verschiedensten<br />
Bands und Projekten mit<br />
und hat dabei u.a. mit den Einstürzenden<br />
Neubauten, Nena, Rio Reiser<br />
und Nick Cave gespielt. Bereits<br />
2010 veröffentlichte er seine erste<br />
Soloplatte „Schöne Schmerzen“.<br />
Regelmäßig komponiert Weidemann<br />
auch für den Film<br />
und Fernsehen, darunter<br />
auch für Fatih Akins „Gegen<br />
die Wand“. Ab 2017<br />
betreute Weidemann<br />
die Produktion der im<br />
Berlin der 20er-Jahre<br />
spielenden Serie<br />
„Babylon Berlin“<br />
als „Onscreen<br />
Music Supervisor“.<br />
Zusammen mit<br />
Mario Kamien<br />
schrieb er u. a.<br />
den Titelsong der<br />
Serie „Zu Asche,<br />
zu Staub“.<br />
jam<br />
23
KUNSTAUSSTELLUNG<br />
GRENZEN ÜBERSCHREITEN<br />
Das diesjährige Motto „Poesie und Politik“ spiegelt auch die Kunstausstellung der Ruhrfestspiele. Mit drei begehbaren,<br />
multimedialen Installationen und berührenden, stillen Bildern erzählt die israelische Künstlerin Penny Hes Yassour vom Leben<br />
in einem Land, das von seinen Grenzen bestimmt ist, vom Lebensgefühl der Menschen, die unfreiwillig unfrei sind, aber auch<br />
von Grenzziehungen zwischen Gestern und Heute, zwischen Erinnerung und Vergessen.<br />
„Temp EST“ ist die Ausstellung in der Kunsthalle<br />
Recklinghausen vom 5. Mai bis 14. Juli übertitelt.<br />
Mit den Arbeiten der Künstlerin liebäugelt der<br />
Recklinghäuser Museumsdirektor Dr. Hans-Jürgen<br />
Schwalm schon lange. Die erste Begegnung fand<br />
1999 auf der documenta X in Kassel statt, als Penny<br />
Hes Yassour für ihre „Mental maps“ den Arnold-<br />
Bode-Preis gewann. Mit einer Gummihaut dokumentierte<br />
die Israelin seinerzeit das Liniennetz der<br />
deutschen Reichsbahn von 1937 in Reliefform. Hier<br />
rollten in jenen Jahren die Züge, die systematisch<br />
die Juden in Konzentrationslager transportierten.<br />
Schrecken und Faszination liegen beim Betrachten<br />
eng nebeneinander.<br />
Auch die leidvolle Erfahrung, aus einer Gemeinschaft<br />
ausgeschlossen zu sein, zieht sich thematisch wie<br />
ein roter Faden durch das Oeuvre der 69-Jährigen.<br />
Seit mehr als vier Jahrzehnten lebt die Künstlerin im<br />
Kibbuz Ein Harod (Ihud) im Nordorsten Israels. Die<br />
Liebe hat sie hierher geführt. Die engen Grenzen des<br />
Kibbuz hat Penny Hes Yassour mit ihrer Kunst immer<br />
wieder überschritten. Sie ist eine der renommiertesten<br />
Künstler Israels, ihre Installationen und Zeichnungen<br />
waren in der ganzen Welt zu sehen. Sie studierte<br />
Kunst und Geografie und unterrichtet heute an der<br />
renommierten Bezalel-Akademie in Jerusalem, hatte<br />
Lehraufträge in Hamburg und Berlin.<br />
Im letzten Jahr besuchte der Kunsthallen-Chef die<br />
Jüdin mit deutschen Wurzeln – ihr Vater wanderte<br />
1934 nach Palästina aus – das erste Mal in ihrem<br />
Atelier auf einer ehemaligen Hühnerfarm im Kibbuz<br />
in Galiläa. Auch wenn sich Penny Hes Yassour selbst<br />
nicht als politische Künstlerin verstehe und ihr Werk<br />
auch nicht allein vor dem Hintergrund ihrer Biografie<br />
interpretiert wissen möchte, spiele sie in ihren<br />
narrativen Räumen auf eine genauso poetische wie<br />
politische Art und Weise mit der Wahrnehmung von<br />
Raum und Zeit, arbeite mit ähnlichen Mitteln wie<br />
das Theater und passe auch deshalb kongenial zum<br />
Festival, so Hans-Jürgen Schwalm.<br />
Für die Ruhrfestspiel-Ausstellung hat die Künstlerin<br />
drei Wohlfühl-Oasen mit einer sehr meditativen Aura<br />
geschaffen, hinter der Schrecken und Härte lauern.<br />
Im Erdgeschoss des Kunstbunkers simuliert Penny<br />
Hes Yassour den Flug von Fledermäusen in einem<br />
geschlossenen Raum. In entschleunigten Bildern<br />
huschen die Tiere als weiße Schatten durch ihr Gefängnis,<br />
während der Betrachter die klaustrophobi-<br />
24
sche Enge mittendrin unmittelbar erlebt. Auch in der ersten Etage<br />
schafft die Künstlerin durch eine Raum-in-Raum-Installation die<br />
Kulisse für ein geheimnisvolles Schattenspiel. Dazu gesellen sich<br />
Naturaufnahmen, die den Besucher durch das Niemandsland im<br />
Jordantal führen, der heutigen Grenze zwischen Israel und Jordanien.<br />
Die Landschaft wird von alten Wachtürmen strukturiert, die der<br />
vermeintlichen Idylle ihre Unschuld rauben.<br />
Im Obergeschoss der Kunsthalle flimmert ein Film über den Bau<br />
eines riesigen Wasserbeckens direkt hinter ihrem Atelier auf der<br />
Grenze zwischen Israel und Palästina über die Leinwand. Was ganz<br />
behutsam und poetisch mit Überblendungen und gedehnten<br />
Passagen beginnt und zunächst wie eine unwirkliche Kunst-Kulisse<br />
anmutet, entpuppt sich mehr und mehr als gewaltiger Eingriff in<br />
die Landschaft.<br />
Mit allen drei Arbeiten reflektiert Penny Hes Yassour sehr verhalten,<br />
gleichwohl eindringlich Leben und Lebensgefühl in einer großen<br />
Enge, in der Zäune zwar Sicherheit versprechen, aber auch Grenzen<br />
setzen und einsperren. Gleichzeitig verführt sie ihr Publikum zum<br />
Nachdenken über ein Leben in Freiheit und ein Europa mit offenen<br />
Grenzen.<br />
tib<br />
Penny Hes Yassour „Temp EST“, 5. Mai bis 14. Juli, Kunsthalle<br />
Recklinghausen, Große-Perdekamp-Straße 25-27,<br />
Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags/feiertags 11 bis<br />
18 Uhr, die Eintrittskarte zu Vorstellungen der Ruhrfestspiele<br />
berechtigt zum kostenlosen Besuch der Ausstellung.<br />
Karten für die Ausstellung gibt es ausschließlich in der<br />
Kunsthalle. Es erscheint ein Katalog. Ausstellungsleitung:<br />
Dr. Hans-Jürgen Schwalm, Kerstin Weber.<br />
Unsere aktuellen Öffnungszeiten:<br />
Immer –Überall.<br />
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Wir wünschen allen Besuchern und Darstellern eine schöne<br />
Festspielzeit, hier in den Spielstätten in Recklinghausen und Marl.<br />
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KINDER- UND JUGENDTHEATER<br />
BÜHNEN-HITS FÜR GROSS & KLEIN<br />
Die Ruhrfestspiele setzen in diesem Jahr einen besonderen Schwerpunkt auf Kinder- und Jugendtheater. Und das mit einem<br />
beeindruckenden Programm für alle Altersschichten – bis hin zum Krabbelkonzert für die Allerkleinsten. Olaf Kröck, der neue<br />
Intendant des Festivals, ist überzeugt, dass Kinder- und Jugendtheater „Horte der Demokratie sind, in denen Unterschiedlichkeit<br />
erfahren, Dialog und Austausch geübt und Toleranz gelernt werden könne“ – und das mit richtig viel Spaß.<br />
Von null bis drei Jahren<br />
Wortwörtlich klassisch geht es im KRABBELKONZERT<br />
für bis zu Dreijährige zu. Andrea Apostoli serviert<br />
keine Kinderlieder, sondern Werke von Debussy und<br />
Händel, Schumann, Schubert oder auch Brahms.<br />
Allerdings nicht getrennt vom Publikum auf einer<br />
Bühne, sondern mittendrin. Die kleinen Theaterfans<br />
von morgen können sitzen, liegen oder durch die<br />
Gegend krabbeln, die Musiker zwischen ihnen. Und<br />
am Ende kann man die akustisch so interessanten<br />
Gegenstände auch anfassen oder selbst mal ausprobieren.<br />
Das allein würde den Besuch schon lohnen.<br />
Ab drei Jahren<br />
Die nächste Alterstufe dann soll die musikalisch<br />
untermalte Liebesgeschichte von „FRED UND ANABEL“<br />
(Foto: u. r.) erreichen. Das ungleiche, aber unzertrennliche<br />
Paar – Kater und Graugans – hatte einen<br />
fantastischen Sommer. Doch mit dem Herbst kommt<br />
die Kälte – und Anabel zieht es in den Süden. Beide<br />
vermissen sich furchtbar, schreiben sich wunderbare<br />
Briefe und warten… auf den Sommer.<br />
Ab fünf Jahren<br />
„DIE SEELE REIST UND KLINGT“ heißt es beim Mitmachkonzert<br />
von Sjaella. Das bekannte und preisgekrönte<br />
Vokalensemble entführt das Publikum auf eine musikalische<br />
Weltreise mit Volksliedern und Jazz-Stücken.<br />
Erzählt wird die Geschichte von Hannah, die alle die<br />
Orte besucht, an denen ihre Großeltern waren, um<br />
dem jetzt verwitweten Großvater die Musik zu schicken,<br />
die ihr auf ihrem langen Weg begegnet.<br />
An die gleiche Alterstufe wendet sich auch<br />
„LINDBERGH – DIE ABENTEUERLICHE GESCHICHTE EINER<br />
FLIEGENDEN MAUS“ (Bild: M.r.) nach dem Bilderbuch von<br />
Torben Kuhlmann. Martina van Boxen, die dafür den<br />
renommierten Faust-Theaterpreis bekommen hat,<br />
bringt die Geschichte einer sehr kleinen Maus auf die<br />
Bühne. Der wird es zu gefährlich. Mausefallen, Feinde…<br />
sie muss weg. Weit weg. Ein Schiff kommt nicht<br />
in Frage, also muss ein Flugapparat gebaut werden<br />
– allen Widrigkeiten zum Trotz… Kuhlmann zeichnet<br />
in seinem hochgelobten Bilderbuch in Anlehnung an<br />
den Flieger Charles Lindbergh den Weg einer umgekehrten<br />
Ozeanüberquerung nach. Immer inbegriffen<br />
das notwendige Scheitern, das dieses groß angelegte<br />
Vorhaben birgt. Bis sich der Traum vom Fliegen<br />
schließlich verwirklicht.<br />
26
Ab sieben Jahren<br />
Ab sieben Jahren geeignet sind ebenfalls gleich<br />
mehrere Stücke. Das Performance-Kollektiv<br />
Showcase Beat Le Mot hat „DER TEUFEL MIT DEN DREI<br />
GOLDENEN HAAREN“ nach den Gebrüdern Grimm im<br />
Gepäck. Die bekannte Geschichte wird zu Assoziationsreise<br />
und verspielt-spontanem Happening in<br />
einem – mit großen Bildern und kleinem Slapstick.<br />
Die Truppe gehört zu den wichtigsten Akteuren<br />
der freien deutschsprachigen Theaterszene. Neben<br />
den Theaterarbeiten für Erwachsene entwickelt sie<br />
Produktionen für Kinder und Jugendliche, die alle<br />
theaterpädagogischen Regeln in den Wind schlagen.<br />
Die Geschichte: „Es war einmal ein Junge, der wurde<br />
mit einer Glückshaut geboren, weshalb ihm für seine<br />
Zukunft Großes prophezeit wurde. Zum Beispiel,<br />
dass er die Königstochter heiraten würde. Das gefiel<br />
dem König gar nicht. Er fand das Kind, kaufte es<br />
seinen Eltern, die sehr arm waren, ab und setzte es<br />
in einem Weidenkorb auf dem Fluss aus. Problem<br />
gelöst, dachte er sich. Doch das Glückskind wäre kein<br />
Glückskind gewesen, wenn es nicht von einer Müllerfamilie<br />
gerettet und zu einem hübschen Jüngling<br />
heran gezogen worden wäre. Der König erfuhr, dass<br />
er noch am Leben war und wieder versuchte er, den<br />
jungen Mann töten zu lassen. Doch auch dieser Plan<br />
scheiterte. Der Junge gelangte an den Königshof<br />
und heiratete tatsächlich die Königstochter. Jetzt<br />
war der König wirklich sehr, sehr böse und forderte,<br />
dass der Jüngling ihm drei goldene Haare vom Teufel<br />
persönlich bringen solle, wollte er seine Tochter<br />
behalten. Kein Problem, dachte sich der Jüngling –<br />
wozu bin ich ein Glückskind?! Und machte sich auf<br />
den Weg…“<br />
In „PINOCCHIO“ (Bild: links) beschäftigt sich die<br />
Theatergruppe Monster Truck – basierend auf der<br />
Geschichte der berühmten Holzpuppe mit der Lügennase<br />
– mit Wahrheit und Lüge in Zeiten von<br />
„Fake News“. Und das in einem richtig wilden<br />
Mix aus Gameshow, Geschichtenverdrehung<br />
und Interaktion.<br />
Ab neun Jahren<br />
Über Neunjährige dürfen sich in dieser Saison<br />
auf die „HELDENZENTRALE“ der Comedia Köln<br />
freuen. Es geht um die ewigen Wünsche der Eltern,<br />
die oft hohen Erwartungen der Schule, die stressigen<br />
Ansprüche der Freunde. Und es geht um Angst und<br />
Mut, das Scheitern und Wieder-Aufstehen…<br />
Ab 13 Jahren<br />
Das Grips Theater ist lange, sehr lange schon Kult.<br />
Zu Recht. Diesmal bringt es „DSCHABBER“ von Marcus<br />
Youssef nach Recklinghausen (Bild links). Ein bemerkenswertes,<br />
höchst aktuelles Stück. Eine Art Romeo<br />
und Julia – katapultiert in die Gegenwart. Youssef ist<br />
einer der erfolgreichsten Dramatiker Kanadas und<br />
Träger des Siminovitch Awards, des renommiertesten<br />
kanadischen Theaterpreises. In seinem Stück<br />
erzählte er unaufgeregt, voller Witz, einfühlsam<br />
und mit bisweilen abgründigem Humor von zwei<br />
Jugendlichen, deren kulturelle Unterschiede groß<br />
sind, aber für beide überbrückbar scheinen. Ob das<br />
tatsächlich gelingt, entfaltet Youssef voller Hoffnung<br />
und mit schonungsloser Ehrlichkeit.<br />
Es geht um die 16-jährige Fatima, die seit drei Jahren<br />
in Deutschland lebt. Sie hat sich, ganz bewusst, für<br />
den Hidschãb entschieden. Sie ist selbstbewusst,<br />
nicht still oder schüchtern. Doch dann muss sie<br />
wegen eines anti-muslimischen Graffitis die Schule<br />
wechseln – und lernt Jonas kennen. Der geht ihr<br />
allerdings mit Mischung aus Überheblichkeit und<br />
Hartnäckigkeit extrem auf die Nerven… bis beide<br />
merken, dass da etwas zwischen ihnen ist, was sie zu<br />
verbinden scheint. Ob die beiden gegen alle äußeren<br />
Widerstände zusammenfinden können, wird das<br />
Grips Theater zeigen.<br />
Ab 15 Jahren<br />
Hermann Hesses „DER STEPPENWOLF“ bringt Brigitte<br />
Dethier mit dem Jungen Ensemble Stuttgart auf<br />
die Festspielbühne. Auch sie wurde bereits mit<br />
dem Faust-Theaterpreis ausgezeichnet. Diesmal<br />
erkundet sie mit drei Schauspielern, einem<br />
Breakdancer und einer Musikerin, inwieweit<br />
sich „Der Steppenwolf“ als generationsübergreifende<br />
Fabel erzählen lässt: Von einem, der<br />
sich abarbeitet an der Gesellschaft und sich die<br />
ewig gleichen Fragen stellt: Wo will ich hin? Wie<br />
will ich leben? Welche Werte sind mir wichtig? jam<br />
WORKSHOP<br />
Weil es für so manchen Jugendlichen viel schöner sein dürfte<br />
selbst auf der Bühne zu stehen statt vor der Bühne zu sitzen,<br />
gibt es in diesem Jahr bei den Ruhrfestspielen gleich mehrere<br />
Angebote. Zum Beispiel den Workshop „Erste Schritte auf der<br />
Bühne“ (ab 14 Jahren): Vom großen Auftritt und gewagten<br />
Bühnenkampf, vom gekonnten Stolpern bis zum plumpen Tanz<br />
– hier können Interessierte mit Theaterpädagogin Franziska<br />
Rieckhoff ausprobieren, wie es ist, auf der Bühne zu stehen.<br />
THEATERCLUB<br />
Im Theaterclub wiederum (ab 10 Jahren) geht es von der<br />
ersten Probe zum fertigen Stück – und das mit Lampenfiebergarantie.<br />
Während der Festspielzeit trifft sich der Theaterclub<br />
der Ruhrfestspiele zweimal in der Woche und entwickelt<br />
ausgehend von Peter Brooks Konzept vom „leeren Raum“ eine<br />
Inszenierung, die am Ende der Festspielzeit dem Publikum<br />
präsentiert wird.<br />
27
DAS TEAM DER RUHRFESTSPIELE<br />
DIE KÖPFE HINTER DEM CHEF<br />
Außerhalb des Festivals arbeiten 17 Leute hinter den Kulissen und bereiten das neue Programm der Ruhrfestspiele vor. Spätestens<br />
Anfang Mai wächst die Mini-Mannschaft dann auf über 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Fünf Wochen lang sorgt das<br />
ganze Team – von der Kostümbildnerin über den Bühnentechniker und die Künstlerbetreuerin bis zum Einlasspersonal – für den<br />
reibungslosen Ablauf des Theaterfestivals. Stellvertretend für alle hinter den Kulissen stellen wir vier der engsten Mitarbeiter von<br />
Intendant Olaf Kröck vor.<br />
JAN HEIN,<br />
CHEFDRAMATURG<br />
Dramaturg und Regisseur Jan Hein (oben im Foto<br />
links) ist der nationale und internationale Netzwerker<br />
im Team von Olaf Kröck. Als neuer Chefdramaturg<br />
der Ruhrfestspiele ist der 51-Jährige für die Sparten<br />
Schauspiel, Tanz und Literatur und für das inhaltliche<br />
Gesamtprofil zuständig.<br />
Das Feuer für die Bühne haben vor 30 Jahren zwei<br />
große Meister ihres Fachs in ihm entfacht: Nach der<br />
Arbeit als Regieassistent von Peter Palitzsch und Dimiter<br />
Gotscheff wusste der damals 21-Jährige, wohin<br />
seine berufliche Reise gehen soll. In Werl geboren<br />
und in Unna aufgewachsen, studierte er Germanistik,<br />
Philosophie und Kunstgeschichte in Köln. Wichtige<br />
Erfahrungen als Dramaturg sammelte Jan Hein<br />
bei Tom Stromberg am Deutschen Schauspielhaus<br />
Hamburg, bei Elisabeth Schweeger am Schauspiel<br />
Frankfurt und nicht zuletzt bei Karin Beier und ihren<br />
sechs äußerst erfolgreichen Jahren am Schauspiel<br />
Köln. In dieser Zeit kam er zurück ins Ruhrgebiet und<br />
lernte Olaf Kröck kennen, der damals mit Anselm<br />
Weber in Essen war, bevor das Duo nach Bochum<br />
wechselte. Bis zum letzten Sommer war Jan Hein die<br />
letzten fünf Jahre Leitender Dramaturg von Armin<br />
Petras am Schauspiel Stuttgart. Er arbeitete außerdem<br />
mit Jürgen Gosch, Sebastian Hartmann, Jan<br />
Bosse, Katie Mitchell, Frank Castorf, Kay Voges, Claus<br />
Peymann etc. zusammen und ist auch als Dozent tätig.<br />
Seine internationalen Kontakte weitete Jan Hein<br />
zuletzt fünf Jahre als Mitglied im Board of directors<br />
der „Union des Theatres d’Europe“ (U.T.E.) aus.<br />
Heute pendelt Jan Hein zwischen Recklinghausen<br />
und Karlsruhe, wo Lebensgefährtin Anna Haas seit<br />
dieser Spielzeit als stellvertretende Schauspieldirektorin<br />
und Dramaturgin von Anna Bergmann am Badischen<br />
Staatstheater ausschließlich mit Regisseurinnen<br />
arbeitet und für diesen Mut von Publikum und<br />
Presse bejubelt wird. Und Jan Hein schwärmt aus in<br />
die Theaterwelt, sieht mindestens 100 Aufführungen<br />
pro Jahr, immer auf der Suche nach packenden<br />
Stoffen und neuen Bühnen-Zauberern.<br />
Um dem Festival ein scharfes Profil zu geben, habe<br />
er sich gemeinsam mit Olaf Kröck für zwei große<br />
Namen des politischen Theaters, die sich aller Moden<br />
28
entziehen, als Eckpfeiler entschieden. Zwischen<br />
Peter Brook und Heiner Müller spanne sich ein klarer<br />
Bogen durch den Schauspielbereich. „Dazu gehören<br />
auch neue Regisseure, die für ein ganz anderes politisches<br />
Theater von heute stehen“, so Jan Hein. Auf<br />
die Ruhrgebiets-Premiere von Christopher Rüping,<br />
inzwischen gefeierter Dauergast beim Berliner Theatertreffen,<br />
muss das Festspiel-Publikum allerdings<br />
noch warten. Aus privaten Gründen musste er leider<br />
kurzfristig die Regie von „Hochdeutschland“ bei den<br />
Münchner Kammerspielen absagen. Gespannt ist Jan<br />
Hein auch auf die Uraufführung von „Das Heerlager<br />
der Heiligen“ vom Schauspiel Frankfurt in der Regie<br />
von Hermann Schmidt-Rahmer. Ein weiterer Name,<br />
der für große Bühnenüberraschungen steht. Und<br />
nicht zu vergessen die Werkschau von Roberto Ciulli:<br />
„Ein Pionier des internationalen Theaters, politisch<br />
und poetisch zugleich. Mit seinen einzigartigen<br />
Arbeiten bin ich damals als junger Mann in Unna<br />
sozialisiert worden.“<br />
Seine Vision von purem Theater, das ganz dem Text<br />
verpflichtet und auf die Schauspieler fokussiert<br />
ist, realisierte Jan Hein jahrelang zusammen mit<br />
Regisseur Thorsten Lensing und seiner Theaterfamilie.<br />
Losgelöst vom engen Stadttheater-Korsett und<br />
anderen Verpflichtungen, war das gemeinsame Ziel<br />
des Regie-Duos, ohne Interpretation, sondern nur<br />
durch das intelligente Freilegen des Textes ins Spiel<br />
in eine erfrischende und überraschende Freiheit<br />
zu gelangen. Nach dem Vorbild von Jürgen Gosch<br />
(„Auch ein Altmeister, der mich sehr geprägt hat“)<br />
lautete eine wichtige Regel: völlige Konzentration auf<br />
das Spiel des Schauspielers.<br />
Dem Vielleser Jan Hein verdankt das Festspiel-Publikum<br />
in diesem Jahr ein deutlich erweitertes Literaturangebot.<br />
Besonders freut sich der Chefdramaturg<br />
auf die Eröffnungsrede der Schriftstellerin Judith<br />
Schalansky und auf die neue Gesprächsreihe mit<br />
Literaturkritiker und Moderator Denis Scheck. Auf die<br />
jeweils 90 Minuten mit Literaturnobelpreisträgerin<br />
Herta Müller, Autor und Filmemacher Georg Stefan<br />
Troller und ganz besonders mit dem großen amerikanischen<br />
Anwalt und Autor Louis Begley, „einer der<br />
intelligentesten, höflichsten und liebenswürdigsten<br />
Menschen überhaupt“, freut er sich am meisten. Sein<br />
Favorit auf der Theaterbühne: „Die berührenden<br />
Momente der Menschlichkeit“, vom niederländischen<br />
Ausnahmeregisseur Ivo van Hove in „Ein wenig<br />
Leben“ eingefangen.<br />
LILJA KOPKA,<br />
PROGRAMM UND PRODUKTION<br />
Zusammen mit ihrer Kollegin Anna Fentrop, die aktuell<br />
in Elternzeit ist, betreut Lilja Kopka den Bereich<br />
„Programm und Produktion“ bei den Ruhrfestspielen.<br />
Das Aufgabenfeld der 31-Jährigen reicht von der<br />
Dramaturgie, der Disposition und Programmplanung<br />
bis zur Koordination der Produktionsabläufe.<br />
Die junge Frau aus Unna war noch Studentin, als<br />
sie 2011 das erste Mal als Künstlerbetreuerin beim<br />
Festival jobbte. Ihre Begeisterung manifestierte sich<br />
direkt in einer Bachelorarbeit im Bereich Angewandte<br />
Literatur- und Kulturwissenschaften über die<br />
Geschichte der Ruhrfestspiele. Weitere Erfahrungen<br />
sammelte sie als Hospitantin am Grillo-Theater Essen,<br />
am Schauspielhaus Bochum und beim Schauspiel<br />
Dortmund in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Dramaturgie. Ihren Masterabschluss machte<br />
Lilja Kopka in den Fächern Theaterwissenschaft<br />
und Anglistik an der Ruhr Universität Bochum. 2014<br />
setzte die Künstlerbetreuerin dann direkt zum steilen<br />
Karrieresprung an und wurde unter Intendant Frank<br />
Hoffmann Referentin der Festspielleitung.<br />
Auch Olaf Kröck setzt auf ihre Erfahrung und Lilja<br />
Kopka ist dankbar für viele neue Impulse. Als „Herrin<br />
des Festivalkalenders“ sammelt sie früh die Terminvorschläge<br />
der Produktionen und schiebt das Puzzle<br />
in enger Absprache mit der technischen Leitung hin<br />
und her. Nach der Vertragsunterzeichnung kümmert<br />
sie sich mit Unterstützung der Künstlerbetreuer um<br />
die Detailfragen. Was wird benötigt: Garderobe,<br />
Technik, Requisite…? An kuriose Wünsche ist die<br />
Producerin seit ihrer eigenen Zeit als Künstlerbetreuerin<br />
gewöhnt. Nichts, dass es nicht gibt: der ganz<br />
spezielle Rotwein, ein lebendes Tier für die Bühne…<br />
Selbst, wenn eine Gruppe, wie tatsächlich vor einigen<br />
Jahren passiert, komplett ohne Kostüme anreist,<br />
besorgt Lilja Kopka mit ihrem Team Ersatz. Auch bei<br />
eigenen Produktionen, wie dem OWELA-Festival in<br />
der Halle König Ludwig, das in diesem Jahr eigens für<br />
die Ruhrfestspiele in Namibia entsteht, sind ihr Organisationstalent<br />
und flexibles Reagieren gefordert.<br />
Nachdem sie das Tanz-Kunstwerk „The great tamer“<br />
schon in Luxemburg gesehen hat, ist die Inszenierung<br />
von Dimitris Papaioannou in diesem Jahr ihr<br />
absoluter Favorit. „Diese Bilder sind so unglaublich<br />
außergewöhnlich und besonders. Ich habe allen<br />
meinen Lieben den Besuch dringend empfohlen.“ Im<br />
Zirkusbereich hat das Duo „Poyo Rojo“ aus Argentinien<br />
ihr Herz schon vorab erobert. „Das ist Unterhaltung<br />
pur.“<br />
MONIKA GIES-HASMANN,<br />
DRAMATURGIN UND MITARBEITERIN INTENDANZ<br />
Sie ist gemeinsam mit Ruhrfestspiel-Intendant Olaf<br />
Kröck aus Bochum nach Recklinghausen gekommen,<br />
war schon im Schauspielhaus seine persönliche<br />
Referentin, spricht seine Sprache, kennt sein Tempo,<br />
ist seine linke und manchmal rechte Hand. Auch bei<br />
den Ruhrfestspielen arbeitet Dramaturgin Monika<br />
Gies-Hasmann eng mit dem Intendanten zusammen,<br />
gestaltet mit ihm und Chefdramaturg Jan Hein<br />
das Gesamtprogramm und ist im Besonderen für<br />
die Auswahl der Kinder- und Jugendtheaterstücke<br />
zuständig.
Nach dem Studium der Germanistik und Erziehungswissenschaften<br />
an der Ruhr-Universität Bochum<br />
assistierte die Dramaturgin am Schauspielhaus<br />
Bochum unter anderem den Regisseuren Sebastian<br />
Nübling, Lisa Nielebock, Jan Neumann und Paul<br />
Koek.<br />
In dieser Zeit realisierte die Dortmunderin auch erste<br />
eigene Regiearbeiten, darunter 2013 die Stückentwicklung<br />
„Kurze Interviews mit fiesen Männern“<br />
nach David Foster Wallace‘ berühmtem Erzählband.<br />
Von 2013 bis 2017 war sie persönliche Referentin von<br />
Intendant Anselm Weber, 2017/2018 unterstützte sie<br />
in gleicher Funktion Olaf Kröck.<br />
Die eigene Regiearbeit hat Monika Gies-Hasmann<br />
vorerst zurückgestellt. „Ich bin nicht der Mittelpunktmensch,<br />
schaue lieber mit mehr Distanz von<br />
außen auf Stücke.“ Bei den Ruhrfestspielen deckt die<br />
36-Jährige einen breiten Bereich der Organisation ab,<br />
der bis hin zu den einzelnen Vertragsverhandlungen<br />
reicht.<br />
Gemeinsam mit Olaf Kröck und Jan Hein baut sie das<br />
Netzwerk weiter aus, ist auf allen Kanälen unterwegs,<br />
ständig auf der Suche nach guten Projekten, spannenden<br />
Stoffen, nach großen Bühnenwundern und<br />
kleinen innovativen Entdeckungen. Und weil nichts<br />
über das Live-Erlebnis geht, ist auch die Dramaturgin<br />
regelmäßig auf Reisen und hält schon jetzt Ausschau<br />
nach Kandidaten fürs nächste Programm.<br />
Auf diese Weise entdeckte sie auch den griechischen<br />
Choreografen Dimitris Papaionannou. „Wir haben<br />
früh über ihn gesprochen.“<br />
Das in Recklinghausen neue Format der Reportagen<br />
brachte Monika Gies-Hasmann aus Bochum mit. Der<br />
Favorit der Dramaturgin in diesem Jahr ist die überraschende<br />
Geschichte über ein banales Thema: Damenbinden<br />
in Indien oder: „Ein Mann für die Tage“.<br />
Ihr ganz spezielles Baby ist der Liederabend<br />
„Istanbul“ der türkischen Pop-Königin Sezen Aksu.<br />
Für den Bochumer Publikumserfolg zeichnete<br />
Monika Gies-Hasmann als Produktionsdramaturgin<br />
verantwortlich. „Eine tolle Geschichte, die Menschen<br />
über Kulturgrenzen hinweg zusammenbringt.“<br />
Ganz besonders am Herzen liegt der Dramaturgin<br />
das Kinder- und Jugendtheater und die Nachwuchsarbeit<br />
für die Theaterfans von morgen. Durchs<br />
Krabbelkonzert krabbelte sie selbst schon mit ihrer<br />
heute vierjährigen Tochter. Nicht verpassen sollten<br />
Kinder ab sieben Jahren das Pinocchio-Spektakel<br />
über Wahrheit und Lüge. „Das ist mein absolutes<br />
Lieblingsstück.“<br />
Für die großen Theaterfans empfiehlt Monika Gies-<br />
Hasmann Ivo van Hoves „Ein wenig Leben“. Und für<br />
alle, die nicht wie sie Niederländisch sprechen, hat<br />
die Dramaturgin den Text für die deutsche Übertitelung<br />
übersetzt.<br />
FRANZISKA RIECKHOFF,<br />
FREIE MITARBEITERIN<br />
IN DER THEATERPÄDAGOGIK<br />
Ihr Job ist die Kunstvermittlung. Seit Sommer 2018<br />
arbeitet Franziska Rieckhoff als freie Mitarbeiterin für<br />
die Ruhrfestspiele sowie als Theater- und Kulturpädagogin<br />
für das Bildungszentrum des Handels e.V. in<br />
Recklinghausen.<br />
Die 36-Jährige will kleinen und großen Menschen<br />
Lust aufs Theater machen und mit ganz unterschiedlichen<br />
Formaten Plattformen schaffen, auf denen<br />
Kulturfans und solche, die es noch werden wollen,<br />
sich begegnen.<br />
DATUM GROSSES HAUS KLEINES HAUS FESTSPIELZELT THEATER MARL<br />
MI. 01. 05.<br />
DO. 02. 05.<br />
FR. 03. 05.<br />
SA. 04. 05.<br />
SO. 05. 05.<br />
MO. 06. 05.<br />
DI. 07. 05.<br />
MI. 08. 05.<br />
DO. 09. 05.<br />
FR. 10. 05.<br />
SA. 11. 05.<br />
SO. 12. 05.<br />
MO. 13. 05.<br />
DI. 14. 05.<br />
MI. 15. 05.<br />
DO. 16. 05.<br />
FR. 17. 05.<br />
SA. 18. 05.<br />
SO. 19. 05.<br />
MO. 20. 05.<br />
DI. 21. 05.<br />
MI. 22. 05.<br />
DO. 23. 05.<br />
FR. 24. 05.<br />
SA. 25. 05.<br />
SO. 26. 05.<br />
MO. 27. 05.<br />
DI. 28. 05.<br />
MI. 29. 05.<br />
DO. 30. 05.<br />
FR. 31. 05.<br />
SA. 01. 06.<br />
SO. 02. 06.<br />
MO. 03. 06.<br />
DI. 04. 06.<br />
MI. 05. 06.<br />
DO. 06. 06.<br />
FR. 07. 06.<br />
SA. 08. 06.<br />
SO. 09. 06.<br />
Kulturvolksfest<br />
Eröffnung (19.00), Beytna (20.30)<br />
Beytna (20.00)<br />
Lesung: Beckmann / Hübner (11.00), Beytna (18.00)<br />
Herta Müller / Denis Scheck (20.00)<br />
Max und Moritz (20.00)<br />
Max und Moritz (20.00) PG<br />
Lesung: Caroline Peters (11.00), Max und Moritz (18.00)<br />
Lesung: Wolfram Koch (20.00)<br />
Gerorg Stefan Troller / Denis Scheck (20.00)<br />
Ein wenig Leben (19.00) E<br />
Ein wenig Leben (18.00) E<br />
Ein wenig Leben (15.00) E<br />
Lesung: Dunja Hayali (20.00)<br />
STORNO (20.00)<br />
NPW: Skandale!! (20.00)<br />
Wer hat Angst vor Virginia Woolf? (20.00)<br />
Begley / Scheck (16.00), Wer hat Angst vor Virginia Woolf (20.00)<br />
Jedermann Reloades (20.00)<br />
Best of Poetry Slam (20.00)<br />
Hüller trifft hauschka (20.00)<br />
Grand Finale (20.00) E<br />
Grand Finale (20.00) E<br />
The Great Tamer (20.00) E<br />
The Great Tamer (20.00) E, PG<br />
The Great Tamer (20.00) E<br />
Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui (20.00) E<br />
Lesung: Peschel (11.00), Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui (18.00) E<br />
Das Herrlager der Heiligen (19.00)<br />
Das Herrlager der Heiligen (18.00) E, PG<br />
Das Herrlager der Heiligen (20.00) E, PG<br />
The Prisoner (20.00)<br />
The Prisoner (21.00) E<br />
The Prisoner (18.00) E<br />
The Prisoner (18.00) E<br />
Folkwang Showcase (20.00)<br />
Folkwang Showcase (20.00)<br />
Dschabber (11.30 u. 15.00)<br />
Folkwang Showcase (20.00)<br />
Der Steppenwolf (19.00)<br />
Der Steppenwolf (19.00) PG<br />
Der Steppenwolf (10.00)<br />
Ciulli: Immer noch Sturm (19.00) E<br />
Ciulli: Clowns 1 1/2 (20.00) E<br />
Ciulli: Othello (20.00) E<br />
Driftwood (20.00)<br />
Driftwood (18.00)<br />
Driftwood (15.00 u. 20.00)<br />
Driftwood (20.00)<br />
Lesung: Bär (11.00), Der Teufel mit ... (17.00), Wladimir Kaminer (20.00)<br />
Der Teufel mit den drei goldenen Haaren (10.00)<br />
Der Teufel mit den drei goldenen Haaren (10.00)<br />
Hochdeutschland (20.00) E<br />
Hochdeutschland (18.00) E, PG<br />
Hochdeutschland (19.00) E<br />
Kulturvolksfest<br />
Dakh Daughters (20.00)<br />
Dakh Daughters (20.00)<br />
Dakh Daughters (20.00)<br />
René Steinberg und Gäste (20.00)<br />
Steffen Möller (20.00)<br />
Chin Meyer (20.00)<br />
Slixs (20.00)<br />
Pinocchio (10.00)<br />
Pinocchio (10.00)<br />
Pinocchio (10.00 u. 16.00)<br />
Pinocchio (10.00)<br />
Origin of a Tale (20.00)<br />
Origin of a Tale (16.00)<br />
Origin of a Tale (19.00)<br />
Der kleine Wassermann (10.00)<br />
Annette Postel (20.00)<br />
Anny Hartmann (20.00)<br />
Abdelkarim (20.00)<br />
Perhaps, Perhaps... Quizás (20.00)<br />
Perhaps... (20.00), Wilfried Schmickler (21.00)<br />
Perhaps, Perhaps... Quizás (20.00)<br />
Der Kontrabass (20.00)<br />
Der Kontrabass (20.00)<br />
Der Kontrabass (18.00)<br />
Der Kontrabass (20.00)<br />
Humanophones (20.00)<br />
Humanophones (20.00)<br />
Jess Jochimsen (20.00)<br />
Die Grenzgänger (20.00)<br />
Der Gang vor die Hunde (20.00)<br />
Der Gang vor die Hunde (15.00 u. 20.00)<br />
Der Gang vor die Hunde (20.00)<br />
Boutelis (20.00)<br />
Boutelis (20.00)<br />
Boutelis (18.00)<br />
Sven Pistor (20.00)<br />
wildernes.tender/Auftaucher (20.00)<br />
wildernes.tender/Auftaucher (20.00)<br />
inTarsi (20.00)<br />
inTarsi (20.00)<br />
inTarsi (15.00)<br />
inTarsi (15.00)<br />
Oh Oh (20.00)<br />
Oh Oh (20.00)<br />
Oh Oh (15.00)<br />
Lindbergh (10.00)<br />
Lindbergh (10.00)<br />
Lindbergh (10.00)<br />
Lindbergh (10.00)<br />
KARTENVERKAUF: IN ALLEN GESCHÄFTSSTELLEN DES MEDIENHAUSES BAUER, IM RZ- UND SZ-TICKET-CENTER SOWIE UNTER DER HOTLINE 02 09 / 14 77 999.<br />
E = Einführung, PG = Publikumsgespräch<br />
30
Nach dem Studium der Sozial- und Kulturwissenschaften<br />
in Düsseldorf hat sich Franziska Rieckhoff<br />
ganz bewusst für eine weitere Vollzeitausbildung<br />
zur Theaterpädagogin am Off-Theater NRW in Neuss<br />
entschieden.<br />
Ihr erstes Engagement führte die gebürtige Stuttgarterin,<br />
die inzwischen in der Nachbarstadt Bochum<br />
lebt, ans Westfälische Landestheater e.V. in Castrop-<br />
Rauxel. Nach einer Zwischenstation am Jungen<br />
Theater im Zwinger Heidelberg arbeitete sie zuletzt<br />
als Theaterpädagogin am Schauspielhaus Bochum<br />
und wechselte gemeinsam mit Olaf Kröck nach<br />
Recklinghausen.<br />
Oberstes Gebot für Franziska Rieckhoff ist es, Kinder<br />
und Jugendliche als Zuschauer ernst zu nehmen,<br />
nichts zu verniedlichen. „Auch ein schwieriger<br />
Schiller-Text wird durch ein Spielbeispiel oft ganz<br />
konkret. Toll, wenn die jungen Zuschauer diesen<br />
Aha-Effekt haben, wenn sie Dinge und Zusammenhänge<br />
für sich dekodieren, plötzlich etwas erkennen,<br />
dass sie mitreißt und auch nach der Aufführung<br />
weiter beschäftigt.“<br />
Die Arbeit der Theaterpädagogin ist eng verzahnt<br />
mit dem diesjährigen Spielplan. Durch die frühzeitige<br />
Präsentation des neuen und stark ausgebauten<br />
Kinder- und Jugendprogramms läuft die Arbeit von<br />
Franziska Rieckhoff seit Monaten auf Hochtouren. Sie<br />
ist eng vernetzt mit den Kitas und Schulen im Kreis.<br />
Den Nerv der Pädagogen hat sie mit ihren Vor- und<br />
Nachbereitungen der Inszenierungen für Kinder und<br />
Jugendliche getroffen. „Entweder treffen wir uns im<br />
Vorfeld oder die Gruppen gehen erst in die Aufführungen<br />
und ich stoße dann bei der theaterpraktischen<br />
Nachbereitung dazu.“<br />
Wer nicht nur gucken, sondern selber auf der Bühne<br />
spielen und sich ausprobieren will, hat gleich mehrere<br />
Möglichkeiten:<br />
„Theater machen, aber wie?“ nennt Franziska<br />
Rieckhoff zum Beispiel einen Schnupperworkshop<br />
für Lehrer und Erzieher, der am 13. Mai von 16 bis 19<br />
Uhr im Studio im Recklinghäuser Ruhrfestspielhaus<br />
stattfindet. Noch sind Anmeldungen dafür problemlos<br />
möglich.<br />
In dem kostenlosen Angebot führt die Fachfrau in<br />
die Grundlagen theaterpädagogischer Methoden ein<br />
und probiert die Theorie dann natürlich auch sofort<br />
mit den diversen Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />
aus.<br />
Jugendlichen ab 14 Jahren bietet sie in dieser Saison<br />
am 11. Mai von 15 bis 19 Uhr „Erste Schritte auf der<br />
Bühne“ an. In diesem kostenlosen Workshop können<br />
die Teilnehmer sich ausprobieren, bekommen das<br />
Handwerkszeug für einen starken Auftritt, erhalten<br />
Tipps zum Beispiel fürs gekonnte Stolpern oder<br />
lernen, wie ein plumper Tanz für Lacher im Publikum<br />
sorgt.<br />
Einige Schritte weiter können junge Nachwuchsschauspieler<br />
von zehn bis 14 Jahren im Theaterclub<br />
„Der leere Raum“ gehen.<br />
Während der Festspielzeit treffen sich die Teilnehmer<br />
zweimal in der Woche, um – ausgehend von Peter<br />
Brooks Konzept vom „leeren Raum“ – eine ganz und<br />
gar eigene Inszenierung zu entwickeln: „Wir starten<br />
dabei ohne Text, werden gemeinsam Ideen entwickeln.<br />
Wir arbeiten mit der Stimme, mit dem Körper,<br />
mit allen Sinnen. Es gibt einen richtigen Probenplan<br />
und echte Lampenfiebergarantie, denn am 8. Juni<br />
um 18 Uhr präsentieren wir unser Stück vor Publikum.“<br />
Probenstart ist am 4. Mai, auch für dieses Angebot<br />
nimmt Franziska Rieckhoff noch Anmeldungen entgegen.<br />
Und auch wer noch keine Bühnenerfahrung<br />
hat, ist herzlich willkommen.<br />
Franziska Rieckhoff selbst freut sich übrigens am<br />
meisten in diesem Ruhrfestspiel-Jahr auf die Romeound<br />
Julia-Geschichte „Dschabber“ des berühmten<br />
Grips-Theaters.<br />
tib<br />
KONTAKT<br />
Telefon 0 23 61/91 83 94 oder<br />
E-Mail: theaterpädagogik@ruhrfestspiele.de<br />
DATUM AUSSERDEM IM RUHRFESTSPIELHAUS HALLE KÖNIG LUDWIG 1/2 IN DER STADT<br />
MI. 01. 05.<br />
DO. 02. 05.<br />
FR. 03. 05.<br />
SA. 04. 05.<br />
SO. 05. 05.<br />
MO. 06. 05.<br />
DI. 07. 05.<br />
MI. 08. 05.<br />
DO. 09. 05.<br />
FR. 10. 05.<br />
SA. 11. 05.<br />
SO. 12. 05.<br />
MO. 13. 05.<br />
DI. 14. 05.<br />
MI. 15. 05.<br />
DO. 16. 05.<br />
FR. 17. 05.<br />
SA. 18. 05.<br />
SO. 19. 05.<br />
MO. 20. 05.<br />
DI. 21. 05.<br />
MI. 22. 05.<br />
DO. 23. 05.<br />
FR. 24. 05.<br />
SA. 25. 05.<br />
SO. 26. 05.<br />
MO. 27. 05.<br />
DI. 28. 05.<br />
MI. 29. 05.<br />
DO. 30. 05.<br />
FR. 31. 05.<br />
SA. 01. 06.<br />
SO. 02. 06.<br />
MO. 03. 06.<br />
DI. 04. 06.<br />
MI. 05. 06.<br />
DO. 06. 06.<br />
FR. 07. 06.<br />
SA. 08. 06.<br />
SO. 09. 06.<br />
Partei ergreifen! (15.00/Bar42)<br />
Eröffnungsparty (22.00/Kohlefoyer)<br />
Partei ergreifen! (18.00/Bar42)<br />
Premierenparty (22.00/Kohlefoyer)<br />
Reportagen Live (15.00/Bar42)<br />
Reportagen Live (15.00/Bar42)<br />
Partei ergreifen! (18.00/Bar42)<br />
Reportagen Live (15.00/Bar42)<br />
Reportagen Live (15.00/Bar42)<br />
Partei ergreifen! (18.00/Bar42)<br />
Abschlussparty (21.00/Kohlefoyer)<br />
Kulturvolksfest<br />
My Home at the Intersection (19.00/Box)<br />
My Home at the Intersection (19.00/Box)<br />
My Home at the Intersection (18.00/Box)<br />
Lebenskünstler (17.00/Studio)<br />
Sounds of Europe (15.00/Studio)<br />
Fred und Anabel (16.00/Studio)<br />
Fred und Anabel (09.30/Studio)<br />
Fred und Anabel (09.30/Studio)<br />
Fred und Anabel (09.30/Studio)<br />
Heldenzentrale (09.30 u. 11.30/Studio)<br />
Heldenzentrale (09.30 u. 11.30/Studio)<br />
Krabbelkonzert (10.00 u. 11.15/Studio)<br />
OWELA – die Zukunft unserer Arbeit<br />
Ein Festival in Recklinghausen<br />
und Windhoek, Namibia<br />
vom Kaleni Kollektiv<br />
Festival vom 8.-12. Mai<br />
(weitere Infos unter: www.ruhrfestspiele.de)<br />
Fressen (20.00) PG<br />
Fressen (20.00)<br />
Das Jetzt-Stück n°11 (20.00)<br />
Das Jetzt-Stück n°11 (20.00)<br />
Das Jetzt-Stück n°11 (18.00)<br />
Raven (17.00)<br />
Raven (20.00)<br />
Un Poyo Rojo (20.00)<br />
Un Poyo Rojo (20.00)<br />
Un Poyo Rojo (17.00)<br />
Parasites (18.00)<br />
Parasites (18.00)<br />
Parasites (20.00)<br />
„Abschlusspräsentation Jugendclub“<br />
8. Juni, 18.00 Uhr, Studio<br />
Kulturvolksfest<br />
What is the City but the people?<br />
(17.00/Rathausplatz)<br />
Temp EST • Vernissage: 5. Mai, 11.00<br />
Ausstellung vom 5. Mai bis 14. Juni<br />
(Kunsthalle)<br />
Slixs (20.00/Christuskirche)<br />
Konzert städtischer Chor (19.30/Christkuskirche)<br />
Rosani Reis Familientrio (20.30/Sparkasse Vest)<br />
Rosani Reis Familientrio (20.30/Sparkasse Vest)<br />
Rosani Reis Familientrio (20.30/Sparkasse Vest)<br />
Rosani Reis Familientrio (20.30/Sparkasse Vest)<br />
25. 5.: Sjaella (11.00 u.20.00/Christkuskirche) u.<br />
Rosani Reis Familientrio (20.30/Sparkasse Vest)<br />
frau contra bass (20.30/Sparkasse Vest)<br />
frau contra bass (20.30/Sparkasse Vest)<br />
frau contra bass (20.30/Sparkasse Vest)<br />
frau contra bass (20.30/Sparkasse Vest)<br />
frau contra bass (20.30/Sparkasse Vest)<br />
Kapelsky (20.30/Sparkasse Vest)<br />
Kapelsky (20.30/Sparkasse Vest)<br />
Kapelsky (20.30/Sparkasse Vest)<br />
Kapelsky (20.30/Sparkasse Vest)<br />
Kapelsky (20.30/Sparkasse Vest)<br />
Istanbul (19.30/Bürgerhaus Süd)<br />
Istanbul (19.00/Bürgerhaus Süd)<br />
Istanbul (19.00/Bürgerhaus Süd)<br />
Istanbul (19.30/Bürgerhaus Süd)<br />
Istanbul (19.30/Bürgerhaus Süd)<br />
Istanbul (19.30/Bürgerhaus Süd)<br />
Istanbul (19.00/Bürgerhaus Süd)<br />
Istanbul (19.00/Bürgerhaus Süd)<br />
Jahrmarkt International<br />
vom 24.-31. Mai<br />
(auf der Wiese vor dem Festspielzelt)<br />
Liar, Liar, Pants on fire! (19.00/LWL-Klinik)<br />
Liar, Liar, Pants on fire! (19.00/LWL-Klinik)<br />
RATSKELLER<br />
6.-8. Juni (19.00)<br />
Nikko Weidemann<br />
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