26.04.2019 Aufrufe

Berliner Zeitung 25.04.2019

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 95 · D onnerstag, 25. April 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

HannoversOBwegen<br />

schwerer Untreue angeklagt<br />

In der RathausaffäreinHannoverhat<br />

die Staatsanwaltschaft Oberbürgermeister<br />

Stefan Schostok (SPD) wegen<br />

schwerer Untreue angeklagt.<br />

Schostok soll spätestens seit April<br />

2017 vonunzulässigen Gehaltszuschlägen<br />

für zwei Spitzenbeamte gewusst<br />

haben, die dann mit seinem<br />

Einvernehmen weiter gezahlt wurden.<br />

Dasteilte die Staatsanwaltschaft<br />

HannoveramMittwoch mit.<br />

Insgesamt geht es um zu Unrecht gezahltes<br />

Gehalt in Höhe vonrund<br />

64 000 Euro. (dpa)<br />

Selenskyj fordertschärfere<br />

Sanktionen gegen Russland<br />

Derdesignierte ukrainische Präsident<br />

Wolodymyr Selenskyj hat am<br />

Mittwoch eine Verschärfung der<br />

Sanktionen gegen Russland gefordert.<br />

Hintergrund sind vonMoskau<br />

zuvor erlassene Regeln, durch die<br />

Bewohner der Ostukraine leichter<br />

die russische Staatsbürgerschaft erhalten<br />

sollen. „Die Ukraine zählt auf<br />

die Unterstützung der internationalen<br />

Gemeinschaft (...) und auf eine<br />

Verschärfung des diplomatischen<br />

Drucks sowie der Sanktionen gegen<br />

Russland“, hieß es in einer Erklärung<br />

des Wahlsiegers bei der Präsidentschaftswahl<br />

vomSonntag. (AFP)<br />

Sturgeon will neues<br />

Schottland-Referendum<br />

Dieschottische Regierungschefin<br />

Nicola Sturgeon hat ein zweites Referendum<br />

über eine Unabhängigkeit<br />

Schottlands vonGroßbritannien gefordert.<br />

Ihre Regierung werde„in<br />

Kürze“einen entsprechenden Gesetzesentwurffür<br />

ein neues Referendum<br />

bis 2021 vorlegen, sagte Sturgeon<br />

am Mittwoch vorAbgeordneten<br />

in Edinburgh. (AFP)<br />

Hongkong: Haft für Anführer<br />

der Demokratiebewegung<br />

Die Aktivisten Chan Kin Man (l.) und Benny<br />

Taimüssen für 16 Monate ins Gefängnis. DPA<br />

Viereinhalb Jahrenach der „Regenschirm-Bewegung“<br />

für mehr Demokratie<br />

in Hongkong sind prominente<br />

Anführer der Proteste zu<br />

Haftstrafen vonbis zu 16 Monaten<br />

verurteilt worden. EinHongkonger<br />

Gericht hatte neun Protestführer,<br />

darunter Abgeordnete,Akademiker<br />

und Studentenführer,bereits vor<br />

zwei Wochen der Anstiftung oder<br />

Verschwörung zur Störung der öffentlichen<br />

Ordnung schuldig gesprochen.<br />

Am Mittwoch folgte das<br />

Strafmaß. (dpa)<br />

Empörung über Hinrichtungen<br />

in Saudi-Arabien<br />

DieHinrichtung von37Menschen an<br />

einem TaginSaudi-Arabien hat internationale<br />

Empörung hervorgerufen.<br />

DieMänner hätten keine fairen Prozesse<br />

bekommen, Geständnisse<br />

seien mutmaßlich durch Folter erzwungen,<br />

sagte die UN-Menschenrechtskommissarin<br />

Michelle Bachelet<br />

am Mittwoch. Es sei besonders abscheulich,<br />

weil mindestens drei der<br />

Hingerichteten zum Zeitpunkt der<br />

Verurteilung noch minderjährig gewesen<br />

seien. Laut Aktivisten gehörten<br />

33 der 37 Hingerichteten der schiitischen<br />

Minderheit an. (dpa)<br />

„Sprechen wir über die Stärke des Ostens“<br />

Die designierte FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg über den Aufbau Ost, dieQuote und Christian Lindner<br />

Am Wochenende soll Linda<br />

Teuteberg auf Vorschlag<br />

von Parteichef Lindner zur<br />

neuen FDP-Generalsekretärin<br />

gewählt werden. Im Interview<br />

spricht sie darüber,was sie in der Partei<br />

voranbringen möchte und wie sie<br />

als Brandenburgerin die Interessen<br />

der Ostdeutschen vertreten will.<br />

Christian Lindner und vor ihm<br />

Guido Westerwelle haben als Generalsekretäre<br />

der Partei eine Prägung<br />

gegeben. Wasmöchten Sieinder FDP<br />

gern ändern?<br />

Ich möchte dazu beitragen, dass<br />

wir mit der gesamten Breite unserer<br />

Inhalte, aber auch der Vielfalt des<br />

Personals wahrgenommen werden.<br />

Es gibt unterschiedliche Erfahrungen<br />

und Temperamente in der FDP.<br />

Wir wollen mit unseren Themen Digitalisierung,<br />

Wirtschaft und Finanzenpunkten,<br />

aber auch darüber hinaus<br />

neue Akzente setzen.<br />

Wo muss die FDP besser werden?<br />

Einen Schwerpunkt meiner Arbeit<br />

sehe ich darin, die FDP in gesellschaftliche<br />

Wertedebatten einzubringen:<br />

Wasbedeuten die Wertedes<br />

Grundgesetzes für das Zusammenleben<br />

in einer Einwanderungsgesellschaft?<br />

Wie machen wir unsere Demokratie<br />

widerstandsfähig in Zeiten,<br />

in denen alte Gewissheiten schwinden<br />

und vermeintlich einfache Antworten<br />

locken? Da will ich mitreden<br />

und für die FDP hörbar Akzente setzen.<br />

Sie wurden 1981 in Königs Wusterhausen<br />

geboren, als die Mauer fiel,<br />

waren Sie acht. Was werden Sie anders<br />

machen als ein Generalsekretär,<br />

der aus dem Westen kommt?<br />

Als gebürtige Ostdeutsche bringe<br />

ich eine große Sensibilität für Umbruchsituationen<br />

mit. Ichhabe –wie<br />

viele andere in den sogenannten<br />

neuen Bundesländern–gelernt, dass<br />

sich die Dinge rasant ändernkönnen.<br />

Das geht mit einem Bewusstsein dafür<br />

einher, dass wir ständig etwas für<br />

das tun müssen, was uns in Deutschland<br />

wichtig ist: Freiheit, Demokratie<br />

undWohlstand.<br />

Wiehaben Sieesals Kind selbst erlebt,<br />

plötzlich in einem anderen Staat zu<br />

leben?<br />

Es war weniger einschneidend als<br />

für die Erwachsenen, ich fand das alles<br />

extrem spannend. Ichwar damals<br />

in der dritten Klasse in einer Grundschule<br />

auf dem Land. Dortwar vieles<br />

nicht so ideologisch durchorganisiert<br />

wie in der Stadt. Dennoch wusste ich,<br />

dass man in der Schule besser nicht<br />

darüber sprechen soll, dass man zur<br />

Christenlehre geht. Oder darüber,<br />

dass man sehr viel Kontakt zu Verwandtschaft<br />

imWesten hat.<br />

VonDaniela Vates<br />

Wasist der größte Unterschied in der<br />

politischen Kultur zwischen Ost und<br />

West?<br />

Streit ist ein wichtiges Wettbewerbsverfahren<br />

in der Demokratie.<br />

Genau das wird imOsten aber oft<br />

noch nicht akzeptiert. Dieses Harmoniebedürfnis<br />

gibt es im ganzen<br />

Land, aber in den neuen Bundesländern<br />

schauen besonders viele mit<br />

Geringschätzung auf die ganz normalen<br />

Auseinandersetzungen von<br />

Parteien. Es fehlt oft eine nüchterne<br />

Selbstverständlichkeit im Umgang<br />

mit einem Kernelement der Demokratie,den<br />

streitigen Debatten.<br />

Istesmöglich, dass sich die AfD im Osten<br />

als eine neueVolkspartei etabliert?<br />

Es hilft nichts: DieAfD ist da –und<br />

alle müssen sie inhaltlich stellen.<br />

Dabei dürfen wir uns von ihr aber<br />

nicht die Agenda diktieren lassen.<br />

ZUR PERSON<br />

PHOTOTHEK.NET/FLORIAN GAERTNER<br />

Linda Teuteberg (37) studierte an der Universität Potsdam Jura. 1998 trat sie der FDP-Nachwuchsorganisation<br />

JungeLiberale bei, 2000 folgte der Eintritt in die FDP.<br />

Im Brandenburger Landtag war Teuteberg von2009 bis 2014 Abgeordnete. Seit 2017 ist sie<br />

Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier ist sie Obfrau der FDP im Innenausschuss und migrationspolitische<br />

Sprecherin ihrer Partei. Am Wochenende soll Teuteberg auf einem Parteitag<br />

zur Generalsekretärin gewählt werden.<br />

Unbeteiligte Opfer<br />

In Afghanistan sterben mehr Zivilisten durch Regierungstruppen als durch die Taliban<br />

Zwar ist die Zahl der Zivilisten, die<br />

in Afghanistan durch Aufständische<br />

oder Sicherheitskräfte getötet<br />

oder verletzt wurden, zu Beginn des<br />

Jahres auf den niedrigsten Erst-<br />

Quartals-Stand seit 2013 gesunken,<br />

allerdings gibt es auch eine sehr problematische<br />

Entwicklung, wie aus<br />

dem Bericht der Afghanistan-Mission<br />

Unama hervorgeht.<br />

Regierungstruppen und ihre internationalen<br />

Unterstützer waren in<br />

den ersten drei Monaten des Jahres<br />

für 305 und damit für mehr tote Zivilisten<br />

verantwortlich als Rebellengruppen<br />

wie die Taliban oder der Islamische<br />

Staat, die 227 Menschen<br />

auf dem Gewissen haben. 581 Opfer<br />

gab es unter Zivilisten vonJanuar bis<br />

März insgesamt. Die Opfer von Pro-<br />

Regierungs-Kräften starben der Uno<br />

zufolge vorallem durch Luftangriffe,<br />

die zum Teil auch durch internationale<br />

Unterstützertruppen ausgeführtwurden.<br />

Die FDP forderte angesichts der<br />

Uno-Zahlen die Bundesregierung<br />

auf, den Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan<br />

zu überprüfen. Die deutschen<br />

Soldaten bilden dort auch af-<br />

ghanische Sicherheitskräfte aus.<br />

„Überprüft werden muss unter anderem,<br />

ob die Ausbildung der Sicherheitskräfte<br />

ausreichend ist, ob<br />

sie verändert oder sogar beendet<br />

werden muss. Zentraler Bestandteil<br />

der Ausbildung muss sein, dass der<br />

Schutz der Zivilbevölkerung Vorrang<br />

hat“, sagte die Vize-Fraktionschefin<br />

Marie-Agnes Strack-Zimmermann<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (RedaktionsnetzwerkDeutschland).<br />

Der verteidigungspolitische Sprecher<br />

der Unionsfraktion, Henning<br />

Otte (CDU), nannte den Einsatz der<br />

Bundeswehr „wichtig und sinnvoll<br />

Ist Angela Merkels Flüchtlingspolitik<br />

die Ursache des großen Erfolgs der<br />

AfD im Osten?<br />

Die Migrationspolitik ist ein<br />

wichtiger Faktor, aber nicht die einzige<br />

Ursache.Esgibt im Osten bei einem<br />

Teil der Menschen noch immer<br />

ein tiefsitzendes Unbehagen gegenüber<br />

dem demokratischen Prozess,<br />

der anstrengend ist und oft lange<br />

dauert. Viele Menschen haben das<br />

Gefühl, mehr als genug Veränderung<br />

erlebt zu haben. Sie fühlten sich<br />

durch den Flüchtlingszuzug überrumpelt.<br />

Die Kanzlerin, aber auch<br />

anderehätten da mehr auf die Bevölkerung<br />

zugehen und früh die Debatte<br />

suchen sollen, wie Integration<br />

zu bewältigen ist. Zu lange herrschte<br />

Sprachlosigkeit im Land. Unddaraus<br />

wurde dann Verständnislosigkeit.<br />

Der demografische Wandel trifft die<br />

neuen Bundesländer besonders stark,<br />

weil viele Jüngere inden Westen gegangen<br />

sind. Waswollen Sie tun, um<br />

die Entwicklung umzukehren?<br />

Wir müssen mehr über die Stärken<br />

Ostdeutschlands sprechen und<br />

noch mehr aus ihnen machen. Wir<br />

haben eine tolle Hochschullandschaft,<br />

attraktive Städte. In ihnen<br />

müssen wir eine Gründerkultur befördern,<br />

die ermöglicht, dass junge<br />

Menschen nach dem Studium bleiben.<br />

Wir wollen die Dinge nicht depressiv<br />

angehen, sondern wir haben<br />

allen Anlass zur Zuversicht.<br />

Die Linke ruft nach einem Untersuchungsausschuss<br />

zur Treuhand, Grünen-Fraktionschefin<br />

Katrin Göring-<br />

Eckardt will darüber reden, ob das<br />

das richtige Mittel für neue Aufklärung<br />

ist. Wasmeinen Sie?<br />

Die Treuhandanstalt darf nicht<br />

immer wieder zur erinnerungspolitischen<br />

Bad Bank gemacht werden.<br />

Die Forderung nach einem weiteren<br />

Untersuchungsausschuss ist ein<br />

rückwärtsgewandtes Ablenkungsmanöver,<br />

das keinen Arbeitsplatz<br />

zurückbringt. Wir treten für eine seriöse<br />

wissenschaftliche Aufarbeitung<br />

der Treuhand-Akten ein, die im<br />

Übrigen längst begonnen hat: Ein<br />

Forschungsprojekt des Instituts für<br />

Zeitgeschichte (IfZ) wird einen ersten<br />

aktenfundierten Einblick in die<br />

Treuhandarbeit liefern. Es ist abwegig,<br />

neue Ausschüsse oder Kommissionen<br />

einzurichten, ehe die Ergebnisse<br />

dieser IfZ-Untersuchungen<br />

vorliegen. Eine offene gesamtgesellschaftliche<br />

Debatte über Schmerzhaftes,<br />

über Enttäuschungen und<br />

Fehler im Zuge des Einigungsprozesses<br />

allerdings finden wir Freien Demokraten<br />

außerordentlich wichtig.<br />

Lindner hat sich auch deshalb für Sie<br />

entschieden, um die Partei personell<br />

breiter aufzustellen –etwa, um den<br />

Osten besser einzubinden. Eine Frauenquote<br />

lehnen Sie ab. Hätten Sie<br />

Angst, sonst als Quotenfrau zu gelten?<br />

Nein, ich hätte davor keine Angst.<br />

Das ist aber gar nicht die entscheidende<br />

Frage. Wichtig ist das Ziel,<br />

dass Frauen in Führungspositionen<br />

in der Partei stärker vertreten sind.<br />

Dafür setzen wir auf ein Modell, bei<br />

dem die Parteiuntergliederungen<br />

Zielvereinbarungen abschließen.<br />

Das hat gegenüber einer Quote den<br />

Vorteil, flexibel und individuell auf<br />

die Gegebenheiten vorOrt eingehen<br />

zu können. Dort, wo schon viele<br />

Frauen sind, kann die Zielvereinbarung<br />

besonders ehrgeizig sein. Anderswo<br />

müssen erst einmal Frauen<br />

als Mitglieder geworben werden.<br />

Beides bedingt einander und hinzukommen<br />

muss ein mentaler, kultureller<br />

Wandel.<br />

DasGespräch führte Tobias Peter.<br />

für ein stabiles Afghanistan“. Grünen-Außenexperte<br />

Omid Nouripour<br />

verwies darauf, dass die Zahl der zivilen<br />

Opfer, die durch Angriffe der afghanischen<br />

Sicherheitskräfte und der<br />

internationalen Koalition umgekommen<br />

seien, in den letzten zehn Jahren<br />

deutlich zurückgegangen sei. „Die<br />

Ausnahme sind die Angriffe der USA<br />

und der afghanischen Luftwaffe, die<br />

Zivilisten unnötig in Gefahr bringen<br />

und wenig zur effektiven Terrorbekämpfung<br />

beigetragen haben.“<br />

Vom Verteidigungsministerium<br />

gab es zunächst keine Stellungnahme.<br />

Das<br />

Phantom<br />

greift ein<br />

Joe Biden will<br />

US-Präsident werden<br />

VonKarlDoemens, Washington<br />

Bislang gleicht der Mann einem<br />

Phantom. Mit sechs oder sieben<br />

Prozentpunkten Vorsprung führt er<br />

bei Umfragen die lange Liste der demokratischen<br />

Präsidentschaftsanwärter<br />

in den USA an. Doch seit Monaten<br />

rätseln die Auguren, ob JoeBiden<br />

überhaupt antritt. An diesem<br />

Donnerstag nun dürfte der Ex-Stellvertreter<br />

von Barack Obama den<br />

Schleier lüften: In einem Videospot<br />

will er nach Medienberichten offiziell<br />

seine Kandidatur verkünden.<br />

Schon die elektronische Botschaft<br />

wirdinteressant: Vertraute berichten,<br />

dass der 76-Jährige darin das vergiftete<br />

Klima im Land anprangern und<br />

sich als ebenso entschlossene wie erfahrene<br />

AlternativezuDonald Trump<br />

präsentieren will, ohne den Präsidenten<br />

direkt anzugreifen. Das würde<br />

zum Image des Sohns eines Autoverkäufers<br />

passen, der als Mann der<br />

Mitte besonders unter weißen Arbeiternbeliebt<br />

ist.<br />

Für Biden ist es der dritte Anlauf.<br />

1987 zog ersich nach sechs Wochen<br />

wegen eines Plagiatsverdachts zurück.<br />

2007 schied er früh in den Vorwahlen<br />

aus. 2015 verzichtete der<br />

Mann, der seine erste Frau und eine<br />

Tochter bei einem Autounfall verlorenhatte,nach<br />

dem Krebstod seines<br />

Sohnes Beau darauf, Obamas Nachfolge<br />

anzustreben. Doch Biden gab<br />

nie auf. Seine positive Ausstrahlung<br />

und die menschliche Anteilnahme<br />

am Leiden und Sterben des befreundeten<br />

republikanischen Senators<br />

John McCain brachten ihm viele<br />

Sympathien ein.<br />

Joe Biden diente von 2009 bis 2017 Barack<br />

Obama als Vizepräsident.<br />

AP<br />

Seine Authentizität und enorme<br />

Erfahrung in der Außen- und Wirtschaftspolitik<br />

nach 36 Jahren im Senat<br />

und acht Jahren im Vizepräsidentenamt<br />

sind Bidens stärkste<br />

Pfunde. Doch die lange Vorgeschichte<br />

könnte auch seine größte<br />

Bürde werden. Inmitten einer inzwischen<br />

deutlich linkeren, bunteren<br />

und weiblicheren Partei wirkt der Elder<br />

Statesman leicht wie ein weißer<br />

Mann vongestern.<br />

Zwar hat er sich früher als andere<br />

für strengere Waffengesetze und die<br />

Ehe für alle ausgesprochen, vor 28<br />

Jahren aber Vorwürfe wegen sexueller<br />

Belästigung bei der Berufung eines<br />

Verfassungsrichters ignoriert. Er<br />

selbst geriet kürzlich wegen seines<br />

Hangs zur physischen Nähe in die<br />

Kritik.<br />

Vielen jungen linken Abgeordneten<br />

erscheint Biden zudem politisch<br />

zu moderat. Seine Anhänger kontern,<br />

dass alleine ein kompromissfähiger<br />

Pragmatiker die industriell geprägten<br />

Swing-States gewinnen<br />

kann, die für die Demokraten unverzichtbar<br />

sind. Das sieht Trump offenbar<br />

genauso: Als „Sleepy Joe Biden“<br />

versucht er, seinen Angstgegner<br />

zu verharmlosen.<br />

Zunächst muss Biden dringend<br />

seine Kriegskasse für den teuren Vorwahlkampf<br />

füllen. Seine 19 Wettbewerber<br />

sammeln schon seit Monaten.<br />

Alleine der linke Senator Bernie Sanders<br />

verfügt über ein gewaltiges Polster<br />

von26Millionen Dollar.Noch vor<br />

seiner ersten öffentlichen Rede besucht<br />

Biden daher eine Spendengala.<br />

DerEintritt kostet 2800 Dollar

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!