Gustav-Meyrink Der Kardinal Napellus
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<strong>Gustav</strong> <strong>Meyrink</strong> • <strong>Der</strong> <strong>Kardinal</strong> <strong>Napellus</strong> • Novelle<br />
Lippen und formten mechanisch den Satz des Gebetes:<br />
›Erlöse uns von dem Übel‹, bis ich vor Schwäche das<br />
Bewußtsein verlor.<br />
In den Tälern, wo ich zu Hause bin, gibt es eine religiöse<br />
Sekte, die man die ›Blauen Brüder‹ nennt, deren<br />
Anhänger, wenn sie ihr Ende nahen fühlen, sich lebendig<br />
begraben lassen. Heute noch steht ihr Kloster dort,<br />
über dem Eingangstor das steinerne Wappenschild:<br />
eine Giftpflanze mit fünf blauen Blütenblättern,<br />
deren oberstes einer Mönchskapuze gleicht: – das<br />
Aconitum napellus, der ›blaue Sturmhut‹.<br />
Ich war ein junger Mann, als ich mich in diesen<br />
Orden flüchtete, und fast ein Greis, als ich ihn verließ.<br />
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