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INTEGRIERTES STILLSTANDSKONZEPT HAAREN?<br />
Ein Loch, was kommt noch?<br />
EIN GASTBEITRAG VON ECKART FINSTERER<br />
Bereits im Februar 2014, also vor mehr als<br />
fünf Jahren, hat der Fachbereich Stadtentwicklung<br />
ein 200-seitiges Planungsdokument<br />
„Haaren. Integriertes Handlungskonzept“<br />
herausgegeben. Es handelt sich<br />
um einen „entwickelten Rahmenplan und<br />
das zugehörige Stadtentwicklungskonzept.<br />
Städtebaufördermittel sollten in Millionenhöhe<br />
in den Bezirk fließen. Dies galt<br />
für kurz- und mittelfristig umzusetzende<br />
Maßnahmen wie die Planung zum „Park<br />
am alten Friedhof“, die Planung für die<br />
Etablierung und Erweiterung einer neuen<br />
Ortsmitte rund um St. Germanus bzw.<br />
im Bereich Haarener Markt/Alt-Haarener<br />
Straße, sowie für die Aufwertung der Bereiche<br />
um das sog. Haarener Eck, den Zusammenfluss<br />
von Wurm und Haarbach.<br />
In den darauffolgenden Jahren konnten<br />
die Haarener Bürgerinnen und Bürger Anregungen<br />
in den drei prioritären Bereichen<br />
machen, ein sog. Kooperatives Werkstattverfahren.<br />
Drei Consultingunternehmen<br />
wurden von der Verwaltung beauftragt,<br />
ausgehend von dem so erworbenen Material<br />
Vorschläge für die Gestaltung der drei<br />
Bereiche zu erarbeiten. Die so entstandenen<br />
Vorschläge wurden der Bürgerschaft<br />
vorgestellt.<br />
Im Februar 2018 kam es zum vorläufigen<br />
Abschluss des Werkstattverfahrens. Eine<br />
hochrangige Expertenkommission entschied<br />
darüber, welcher der präsentierten<br />
Vorschläge realisiert werden sollten, wobei<br />
der Bereich Alt-Haarener Straße / Haarener<br />
Markt hintenangestellt wurde. Es war<br />
vorgesehen, dass nach vier Jahren Planung<br />
noch in 2018 bereitstehende Fördermittel<br />
für den Umbau und die Realisierung des<br />
favorisierten Vorschlags für den Bereich<br />
um die Kirche beantragt werden sollten.<br />
Dazu kam es aber im vergangenen Jahr<br />
nicht, denn inzwischen stellte die Verwaltung<br />
fest, dass eine „weitere Klärung von<br />
Rahmenbedingungen erforderlich“ sei, z.B.<br />
in Bezug auf den Übergang zur Alt-Haaren<br />
Straße, wo es einen Unfallschwerpunkt für<br />
Fahrräder gäbe, von dem in Haaren bisher<br />
niemand wusste, in Bezug auf den Baugrund<br />
oder auf angrenzende Flächen, von<br />
denen man schon lange wusste, dass sie<br />
nicht in städtischem Besitz sind. Darauf<br />
aufbauend müsse eine neue Entwurfsplanung<br />
erarbeitet werden. Ob bis zu deren<br />
Fertigstellung noch Fördermittel bereitstehen,<br />
scheint nicht sicher.<br />
Anfang letzten Jahres war man sich auch<br />
darüber einig, wie die Umgestaltung im Bereich<br />
Wurm und Haarbach aussehen sollte.<br />
Vom Park aus ist eine Brücke<br />
über die Wurm und ein Fuß- und<br />
Radweg entlang der Wurm zum<br />
Ortseingang geplant. Direkt am<br />
Zusammenfluss von Wurm und<br />
Haarbach soll ein attraktiver<br />
Platz am Wasser zum Verweilen<br />
einladen.<br />
Dass man sich zur Realisierung der Pläne<br />
mit dem Wasserverband arrangieren<br />
müsste, war von vorneherein klar. Inzwischen<br />
wurden auch Grundstücke am<br />
Tuchmacherweg von der Stadt erworben.<br />
Leider sieht es so aus, dass die Umsetzung<br />
der geplanten Maßnahmen frühestens<br />
2021 beginnen wird. Inzwischen hat die<br />
Verwaltung die Bürger um Anregungen zur<br />
Umgestaltung des Parks am alten Friedhof<br />
gebeten. Diesmal ist das Verfahren verkürzt<br />
und es soll direkt umgesetzt werden, was<br />
im besten Fall bedeutet, dass es im nächsten<br />
Jahr bereits an die Neugestaltung des<br />
Parks geht. Möglicherweise wird dann auch<br />
schon die geplante Brücke über die Wurm<br />
gebaut, damit schweres Gerät nicht ein<br />
oder zwei Jahr später nochmals anrücken<br />
muss, um diesen Bau zu verwirklichen. Die<br />
Brücke würde dann aber erst einmal nur<br />
über die Wurm, quasi ins Nichts führen.<br />
Offen ist, wie es beim dritten prioritären<br />
Themenbereich, der Umgestaltung des<br />
Haarener Markts weitergehen soll. Auch<br />
dazu gab es von den drei Planungsbüros<br />
Vorschläge, wie die Offenlegung des<br />
Haarbachs, die Aufwertung des Markts<br />
durch Umbauten, die Änderung der Verkehrsführung,<br />
insbesondere des ruhenden<br />
Verkehrs, was den Wegfall von Parkplätzen<br />
an der Alt-Haarener Straße bedeutet, und<br />
die Suche nach eventuellen Alternativen.<br />
Vor einem Jahr meinte die Verwaltung,<br />
dass man den Diskussionsstand zusammenfassen<br />
wolle. Anscheinend ist man da<br />
nicht viel weitergekommen, denn in der<br />
Sitzung der Bezirksvertretung meinte die<br />
Vertreterin der Stadt, dass es bezüglich der<br />
dauerhaften Offenlegung des Haarbachs<br />
und dem damit verbundenen Wegfall von<br />
Parkplätzen keinen Konsens in der Bürgerschaft<br />
und in der Bezirksvertretung gäbe.<br />
Es spricht nichts dagegen, nach alternativen<br />
Abstellmöglichkeiten für Autos zu<br />
suchen, und die Planungen im Rahmen<br />
des Werkstattverfahrens haben gezeigt,<br />
dass es möglich wäre, anderswo Alternativen<br />
zu schaffen. Der drohende Wegfall<br />
von Parkraum darf aber nicht dazu<br />
führen, dass die Schaffung einer attraktiveren<br />
und lebendigeren Ortsmitte von<br />
Haaren im Interesse vieler Anwohner,<br />
Bürger und Besucher verhindert wird.<br />
Bis zum Sommer 2019 soll die Verwaltung<br />
über das weitere Vorgehen berichten<br />
und Vorschläge machen. Man darf<br />
gespannt bleiben. Am Ortseingang Jülicher<br />
Straße /Wurmbenden ist die geplante<br />
Querungshilfe für Fußgänger und<br />
Radfahrer immerhin schon markiert. Das<br />
praktisch erste Produkt des langen Planungsverfahrens<br />
soll bald gebaut werden.<br />
Eckhard Finsterer as<br />
6 haaren (+) 27 | Sommer 2019