2019/19 - unternehmen U67
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Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten<br />
Ausgabe 67 | Mai <strong>20<strong>19</strong></strong> | 3,00 €<br />
6 03031287914<br />
7<br />
Zwei mit<br />
Bodenhaftung<br />
Julian und Philipp Utz führen in vierter Generation<br />
den gleichnamigen Ulmer Bauchemiehersteller. Ihre<br />
Produkte werden leichter, ökologischer und klüger.<br />
DATENSCHUTZ<br />
Warum die Umsetzung der<br />
DSGVO so schwierig ist.<br />
Seite 6<br />
ENERGIEWENDE<br />
Wie Firmen mit neuen Konzepten<br />
CO 2<br />
und Kosten sparen.<br />
Seite 28<br />
UMFRAGE<br />
Führungskräfte erzählen, was<br />
ihnen Musik bedeutet.<br />
Seite 42
2<br />
Brummen<br />
ist einfach.<br />
Weil wir den Motor der<br />
Wirtschaft am Laufen halten.<br />
In Deutschland und an<br />
64 Standorten weltweit.<br />
sparkasse.de
<strong>unternehmen</strong> [!] inhalt 3<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
kaum flaut die Konjunktur nach neun Jahren ununterbrochenen<br />
Wachstums ein bisschen ab,<br />
schon werden die Rufe nach staatlichen Konjunkturprogrammen<br />
laut. Wirtschaftliche Strohfeuer<br />
braucht aber kein Mensch. Vielmehr sollten Landes-<br />
und Bundesregierung die Infrastruktur zukunftsfähig<br />
machen und vor allem für eines sorgen:<br />
verlässliche Rahmenbedingungen. Dann entfalten<br />
Familien<strong>unternehmen</strong> wie der Bauchemiehersteller<br />
Uzin Utz von ganz alleine ihre Stärken,<br />
wie unser Titelinterview mit Julian und Philipp<br />
Utz (Seite 10) zeigt.<br />
Wie sehr der Staat mit überbordender Regulierung<br />
Betriebe lähmt, zeigt unser Erfahrungsbericht<br />
ein Jahr nach Einführung der DSGVO (Seite<br />
6). Die Herausforderungen für Unternehmen<br />
sind vielfältig. Welche Lösungen sich Firmen einfallen<br />
lassen, um CO 2<br />
-frei zu produzieren und<br />
Kosten zu sparen, beschreibt unser Artikel „Mittelstand<br />
unter Strom“ (Seite 28). Er folgt wie auch<br />
unser Führungsthema „Der unsichtbare Elefant“<br />
(Seite 32) dem Ansatz, Ihnen Impulse zu geben<br />
und Sie mit Ideen aus der Praxis zu inspirieren.<br />
Ich wünsche Ihnen anregende Lektüre!<br />
Ihr Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
spezial<br />
6 Ein Jahr DSGVO<br />
Wie sehr die neuen Regeln<br />
die Unternehmen hemmen<br />
34 Automat wird Kiosk<br />
Kassenlose Shops und guter Kaffee –<br />
die Vending-Branche boomt<br />
titelthema<br />
10 Familie mit fester Verbindung<br />
Im Gespräch mit Julian und Philipp Utz<br />
verantworten<br />
20 Verzweifelte Personalsuche<br />
Zeitarbeit: Im Ringen um Personal<br />
sind neue Ideen gefragt<br />
28 Mittelstand unter Strom<br />
Wie Firmen die Energiewende angehen<br />
machen<br />
26 Mehr als ein Deko-Laden<br />
Anna Sonntag ist mit einem ungewöhnlichen<br />
Einzelhandelskonzept auf dem Land<br />
erfolgreich.<br />
40 Erhellende Konzepte<br />
Wintermayr Energie aus Ulm lässt Firmen ein<br />
Licht aufgehen und hilft, Kosten zu sparen<br />
führen<br />
32 Der unsichtbare Elefant<br />
Neun Motivationskiller und wie<br />
Führungskräfte diese vermeiden können<br />
finanzieren<br />
36 Der Preis ist heiß<br />
Was beim Firmenverkauf zu beachten ist<br />
leben<br />
42 Mach mal lauter<br />
Umfrage: Sechs Führungskräfte erzählen,<br />
was ihnen Musik bedeutet<br />
namen & nachrichten<br />
4 Quo vadis Ulmer Handel?<br />
4 Liebherrs Umsatz wächst in die Höhe<br />
5 IHK-Chefin Breuning unangreifbar<br />
5 Ja zu schnellem Netz<br />
5 Neuanfang für Höhn<br />
24 Neues High-Tech-Warenlager bei Aerotec<br />
39 Vorlesung auf dem Reitplatz<br />
46 Abgasfreie Lieferdienste<br />
46 Impressum<br />
06<br />
20<br />
32<br />
28<br />
42
4 namen & nachrichten <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Quo vadis Ulmer Handel?<br />
Innenstadt Der Drogeriemarkt-Unternehmer Erwin Müller überrascht mit seinen Plänen für<br />
das Haushaltswarengeschäft Abt. Und Systemgastronomen ersetzen Geschäfte.<br />
Erwin Müller hat Wort gehalten.<br />
Als der Chef von mehr als 800<br />
Drogeriefilialen und rund<br />
34.000 Mitarbeitern im August<br />
2017 das alteingesessene Haushaltswarengeschäft<br />
am Münsterplatz<br />
völlig überraschend<br />
überahm, kündigte er an: „Das<br />
wird nicht die letzte Überraschung<br />
gewesen sein.“ Die folgte<br />
nun: Abt verlässt den Münsterplatz.<br />
Das Geschäft, das 1879<br />
als Eisenwarenhandel startete<br />
und vielen Ulmer als eine Institution<br />
des Handels gilt, zieht in<br />
die Hirschstraße, die Ulmer Einkaufsmeile.<br />
Dort ist in Folge von<br />
Insolvenz das Mode<strong>unternehmen</strong>s<br />
K+L ausgezogen. Das Gebäude<br />
gehört, wie auch das<br />
Stammhaus von Abt und das angrenzende<br />
Grundstück, dem<br />
Milliardär Müller. Ob es – einen<br />
Steinwurf vom Münster entfernt<br />
– zu einem Neubau oder<br />
einer Kernsanierung kommt,<br />
und wie die Immobilie künftig<br />
genutzt wird, bleibt offen.<br />
Ohnehin verändert sich derzeit<br />
viel in der Innenstadt. Um<br />
den Bau der Bahnhofspassage<br />
und das Wohn- und Handelsprojekt<br />
Sedelhöfe voranzubringen,<br />
hat die Stadt die Friedrich-Ebert-Straße<br />
stadtauswärts<br />
gesperrt. Die Händler fürchten<br />
in Folge der vielen Baustellen,<br />
dass die Frequenz auswärtiger<br />
Kunden weiter sinkt. In Ulm<br />
schreitet derweil ein Trend voran,<br />
dass beim Auslaufen von<br />
Mietverträgen die Eigentümer<br />
die Mieten kräftig erhöhen. Die<br />
Folge: Systemgastronomie-Ketten<br />
wie Vapiano und der Burger-Bratkette<br />
„Hans im Glück“<br />
verdrängen Läden. Das schürt<br />
bei Bewohnern die Sorge, dass<br />
die Innenstadt zu einer Partyund<br />
Fressmeile wird. [!] amb<br />
FOTO: @SAATON/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Das Haushaltswarengeschäft Abt mit seinen 5000 Quadratmetern<br />
Verkaufsfläche und 100 Mitarbeitern ist eine Institution in Ulm.<br />
Liebherrs Umsatz wächst in die Höhe<br />
Auch auf der Bauma ein Hingucker: Die Fahrzeugkrane der Liebherr-Werke<br />
Ehingen GmbH. [!].<br />
Foto: Liebherr<br />
Bauma Alle vier Jahre findet sie<br />
nur statt: die Baumaschinenmesse<br />
(Bauma) in München.<br />
Der Andrang von Firmen aus aller<br />
Welt ist so groß, dass selbst<br />
die autobahnnahen Hotels in<br />
Ulm in diesem Zeitraum ausgebucht<br />
sind. Der „Messestand“<br />
von Liebherr gehört zu den Hinguckern<br />
der Bauma. Auf der<br />
Größe von zwei Fußballfeldern<br />
zeigte der Baumaschinenhersteller<br />
Krane, Bagger und monströse<br />
Schaufeln.<br />
Schon bisher arbeitet beispielsweise<br />
das Liebherr Werk<br />
Ehingen an der Kapazitätsgrenze.<br />
„Wir sind aktuell bei etwas<br />
über 2000 Einheiten pro Jahr,<br />
wir sind an der Oberkante“, sagte<br />
Geschäftsführer Herbert<br />
Hummel, der die Produktion<br />
verantwortet. Aus München kamen<br />
die Liebherr-Tochtergesellschaften<br />
mit prall gefüllten Auftragsbüchern<br />
zurück.<br />
Im vergangenen Jahr steigerte<br />
der familiengeführte Mischkonzern<br />
mit Sitz im schweizerischen<br />
Bulle, dessen elf Geschäftsfelder<br />
von der Raumfahrt<br />
über Baukrane bis hin zu Hausgeräten<br />
reichen, seinen Umsatz<br />
um 7,5 Prozent auf 10,6 Milliarden<br />
Euro. Er erreichte damit<br />
erstmals einen zweistelligen<br />
Milliardenwert. Für Forschung<br />
und Entwicklung gab er 586 Millionen<br />
Euro aus.<br />
Die Zahl der Beschäftigten<br />
wuchs um 2300 auf rund 46.200.<br />
Weltweit größter Standort – gemessen<br />
an der Kopfzahl – ist das<br />
Werk in Ehingen. Hier werden<br />
mit mehr als 3400 Mitarbeitern<br />
Fahrzeugkrane gefertigt. Auf<br />
Platz zwei kommt Biberach.[!]<br />
rei/amb
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
namen & nachrichten<br />
5<br />
IHK-Chefin Breuning will unangreifbar sein<br />
IHK Region Stuttgart Kaum<br />
hatte die Vollversammlung der<br />
IHK Region entschieden, die<br />
Mitgliedsbeiträge um 24 Prozent<br />
zu senken, hat sich eine Debatte<br />
über die Deutungshoheit<br />
entsponnen. Die Kammer-Rebellen,<br />
die sich in der „Kaktus-Initiative“<br />
zusammengeschlossen<br />
haben, sehen die Senkung<br />
als ihren Erfolg. Sie rufen<br />
weitere Unternehmen auf, gegen<br />
die Beitragsbescheide Widerspruch<br />
einzulegen. Beim<br />
Verwaltungsgericht Stuttgart<br />
sind ohnehin bereits rund 60<br />
Klagen anhängig. Diese zielen<br />
auf die Höhe der Risikorückstellung<br />
und damit mittelbar auf die<br />
Höhe der Beiträge. Die IHK in<br />
Stuttgart hatte zuletzt bei einem<br />
Budget von 40 Millionen Euro<br />
eine Risikorücklage von <strong>19</strong> Millionen<br />
Euro gebildet. Das ist um<br />
ein Vielfaches höher als bei anderen<br />
Kammern. Das Verwaltungsgericht<br />
erklärte die Haushaltsführung<br />
der IHK für die<br />
Jahre 2012 bis 2016 sowie die<br />
Beitragsbescheide für rechtswidrig.<br />
Die Begründung: Die<br />
IHK habe rechtswidrig Vermögen<br />
gebildet. Diese ruft nun angesichts<br />
unterschiedlicher Urteile<br />
in den unteren Instanzen<br />
den Verwaltungsgerichtshof in<br />
Mannheim an.<br />
IHK-Präsidentin Marjoke<br />
Breuning sieht die Kammerrebellen<br />
nicht als Sieger. Bereits<br />
2018 seien die Beiträge gesenkt<br />
worden. Es gehe mit der jetzigen<br />
Entscheidung darum, künftige<br />
Beitragsbescheide unangreifbar<br />
zu machen. Positive<br />
Folge für die IHK-Mitglieder, sie<br />
werden um 8,5 Millionen Euro<br />
entlastet. [!]<br />
amb<br />
IHK-Präsidentin<br />
Marjoke Breuning. <br />
Foto: Werner Kuhnle<br />
Suche nach<br />
der Balance<br />
Kreissparkasse Die Banken leiden<br />
unter den Dauerniedrigzinsen<br />
und der „überbordenden<br />
Regulatorik“ der EU. Das geht<br />
der Kreissparkasse Göppingen<br />
nicht anders. Deren Vorstandsvorsitzender<br />
Hariolf Teufel<br />
zeigte sich zufrieden, dass das<br />
Institut seine führende Marktstellung<br />
behauptet habe. Als Zukunftsaufgabe<br />
bezeichnete er,<br />
die richtige Balance<br />
zwischen<br />
stationärem<br />
und digitalem<br />
Hariolf Teufel<br />
Vorstandschef<br />
Kreissparkasse<br />
Göppingen<br />
Bankgeschäft<br />
zu finden. Die<br />
Bilanzsumme<br />
legte leicht<br />
auf 5,95 Milliarden<br />
Euro zu.<br />
Die Kundeneinlagen kletterten<br />
um rund <strong>19</strong>0 Millionen Euro auf<br />
4,1 Milliarden Euro. Die Kredite<br />
blieben mit 4,4 Milliarden<br />
Euro nahezu konstant. Der Zinsüberschuss<br />
sank im Vergleich<br />
zum Vorjahr um 7,1 auf 97,4 Millionen<br />
Euro. [!]<br />
su<br />
Opti investiert<br />
bei Mahler<br />
Möbel Bei Möbel Mahler in<br />
Neu-Ulm hat Anfang April der<br />
neue Mehrheitseigentümer des<br />
Möbelhandels, Opti Wohnwelt<br />
(Niederlauer), die Regie übernommen.<br />
Seitens der Familiengesellschafter<br />
sieht Oliver Föst<br />
im früheren Mutschler-Standort<br />
enorme Chancen: „Wir haben<br />
genügend Kapazität, um dieses<br />
Potenzial zu heben.“ Es gibt ein<br />
Investitionspaket mit mehreren<br />
Millionen Euro. In der ersten<br />
Etage zieht ein „SB-Megastore“<br />
ein. Die Neueröffnungen sind<br />
zum verkaufsoffenen Sonntag<br />
Anfang Mai geplant. Opti hält<br />
die Mehrheit an der neuen Betreibergesellschaft<br />
Möbel Mahler<br />
Opti Wohnwelt – mit Zugang<br />
zum Einkaufsverbund Union/<br />
VME. Mahler behält einen Minderheitsanteil.<br />
Michael Mahler<br />
sagte, Opti sei der Wunschpartner<br />
gewesen. Die neue Betreibergesellschaft<br />
hat alle 250 Mitarbeiter<br />
und den Warenbestand<br />
übernommen. Mahler bleibt Eigentümer<br />
der Immobilie mit<br />
nunmehr 16 Mietern. [!] kö<br />
Ja zu schnellem Netz<br />
Breitband Im Südwesten haben<br />
viele Mittelständler ihren Sitz in<br />
ländlichen Gewerbegebieten.<br />
Doch genau diese gelten als Internet-Diaspora.<br />
In der IHK Region<br />
Stuttgart haben 173 von 179<br />
Kommunen zugesagt, dem<br />
Zweckverband „Gigabit“ zum<br />
Ausbau der Breitbandversorgung<br />
beizutreten, vier Städte<br />
sind noch offen. Göppingen<br />
lehnt den Beitritt ab, weil die<br />
Stadt keinen Handlungsbedarf<br />
sieht. In der Gemeinde Wangen<br />
gibt es Bedenken gegen interkommunale<br />
Zweckverbände.<br />
Dessen Ziel lautet: Bis Ende<br />
2022 sollen 90 Prozent aller Firmen<br />
in Gewerbegebieten ans<br />
schnelle Internet angeschlossen<br />
sein, bis 2025 die Hälfte der<br />
Haushalte und alle Schulen. Das<br />
Investitionsvolumen beträgt 1,6<br />
Milliarden Euro. [!] dgr<br />
Neuanfang für Höhn<br />
Druckerei Die Insolvenz des Ulmer<br />
Verpackungsspezialisten<br />
Höhn im September hat viele<br />
überrascht. Jetzt geht es in kleinerem<br />
Umfang weiter. Der Spielehersteller<br />
Ludo Fact aus Jettingen-Scheppach<br />
übernimmt<br />
den Höhn-Standort im Donautal<br />
in Ulm und 110 Mitarbeiter.<br />
Höhn beschäftigte zuvor rund<br />
200 Mitarbeiter. Rund 40 Beschäftigte<br />
wechselten im Zuge<br />
der Insolvenz in Eigenverwaltung<br />
in eine Transfergesellschaft.<br />
Die Ulmer Firma war auf<br />
Verkaufsaufsteller spezialisiert<br />
und erzielte zuletzt einen Jahresumsatz<br />
von 25 Millionen<br />
Euro. Die zur HW-Gruppe von<br />
Horst Walz zählende Ludo Fact<br />
erweitert mit Höhn ihr Produktportfolio<br />
um Displays und Verpackungen<br />
wie Faltschachteln.<br />
Die Firmengruppe beschäftigt<br />
an sieben Standorten 650 Mitarbeiter.<br />
[!]<br />
kö
6<br />
spezial <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Statt der Patienten werden<br />
jetzt die Daten gepflegt<br />
DSGVO Seit einem Jahr gibt es die EU-Verordnung. Verantwortliche in Unternehmen ärgern<br />
sich über praxisfremde Vorgaben und stöhnen über die Belastung.<br />
Die<br />
Anforderungen<br />
der DSGVO sind<br />
riesig, der Nutzen<br />
ist gering.<br />
Michael Schempf<br />
Nova Clinic Biberach<br />
Die DSGVO nervt alle.<br />
Uns und unsere Patienten.“<br />
Michael Schempf<br />
ist Facharzt für Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie in der<br />
Nova Clinic in Biberach. Das<br />
Krankenhaus hat vor Inkrafttreten<br />
der Verordnung seine Website<br />
aktualisiert, Formulare für<br />
Patienten erstellt, zwei neue<br />
Rechner und Scanner angeschafft.<br />
Kosten: rund 5000 Euro.<br />
„Wir haben es gerade so zum 25.<br />
Mai 2018 geschafft“, erinnert<br />
sich Schempf. Zu diesem Datum<br />
ist die EU-Datenschutzgrundverordnung<br />
in Kraft getreten.<br />
Für viele Unternehmen ein<br />
Kraftakt bis heute.<br />
Auch in der Klinik ist keine<br />
Ruhe eingekehrt. „Die Anstrengungen,<br />
die Anforderungen der<br />
DSGVO Tag für Tag einzuhalten,<br />
sind riesig, der Nutzen ist<br />
gering“, ärgert sich der Arzt.<br />
„Weder bei unserer Belegschaft<br />
noch bei den Patienten ist die<br />
Akzeptanz gegenüber diesem<br />
Bürokratie-Monster hoch.“ Zudem<br />
seien bizarre Blüten ent-<br />
Die DSGVO bedeutet für<br />
Arztpraxen für viel Arbeit.<br />
FOTO: © ALTRENDO IMAGES / GETTY IMAGES
<strong>unternehmen</strong> [!] spezial 7<br />
standen: So darf er zum Beispiel<br />
im Flur nicht mehr laut den Namen<br />
eines Patienten sagen. Das<br />
widerspricht der Verordnung.<br />
Schempf ist aber nicht grundsätzlich<br />
gegen Datenschutz, im<br />
Gegenteil: „Bei medizinischen<br />
Daten handelt es sich um sehr<br />
sensible Daten.“ Die DSGVO<br />
aber ist für ihn ein „riesiges, theoretisches<br />
Konstrukt“ mit Anforderungen,<br />
die im Arbeitsleben<br />
nicht umsetzbar seien.<br />
Die Verärgerung in der Nova<br />
Clinic über die Folgen der europaweiten<br />
Verordnung ist keine<br />
Ausnahme. Kaum ein Betrieb in<br />
der Region, in dem nicht geschimpft<br />
wird. „Die DSGVO<br />
stellt für viele Unternehmen<br />
eine enorme personelle und finanzielle<br />
Belastung dar“, bestätigt<br />
Cynthia Krauss von der Industrie-<br />
und Handelskammer<br />
Ulm (IHK Ulm). Insbesondere<br />
kleinen Unternehmen fehlten<br />
oft die Kapazitäten, ihre Prozesse<br />
entsprechend der DSGVO<br />
umzustellen. Vor allem die Gewährleistung<br />
der sogenannten<br />
Betroffenenrechte – vom Auskunfts-<br />
über das Widerspruchsrecht<br />
bis hin zur Datenlöschung<br />
– und die Ausweitung<br />
der Informations- und Dokumentationspflichten<br />
erforderten<br />
enormen technischen und organisatorischen<br />
Aufwand. Die Bestellung<br />
eines externen betrieblichen<br />
Datenschutzbeauftragten<br />
kann zudem hohe Kosten verursachen.<br />
Krauss: „Darüber hinaus<br />
bedeutet die DSGVO für Unternehmen<br />
eine große Unsicherheit<br />
im Arbeitsalltag, weil viele<br />
Fragen ungeklärt sind.“<br />
Seit 2016 veranstaltet die IHK<br />
Ulm Infoveranstaltungen und<br />
Workshops, gibt Merkblätter<br />
und individuelle Beratungen.<br />
Die Kammer weist bereits jetzt<br />
auf das nächste Vorhaben der<br />
Dabei darf<br />
keine<br />
einseitige<br />
Überregulierung<br />
stattfinden.<br />
Otto Sälzle<br />
IHK-Hauptgeschäftsführer<br />
EU hin: die E-Privacy-Verordnung.<br />
Die soll die DSGVO für<br />
Telefonate, Internetzugang,<br />
Messenger-Dienste und E-Mails<br />
ergänzen. IHK-Hauptgeschäftsführer<br />
Otto Sälzle: „Einerseits<br />
soll ein hohes Datenschutzniveau<br />
gewährleistet werden, auf<br />
der anderen Seite dürfen die Regelungen<br />
jedoch nicht dazu führen,<br />
dass funktionierende Geschäftsmodelle<br />
und Innovationen<br />
beeinträchtigt werden. Es<br />
darf keine einseitige Überregulierung<br />
stattfinden.“<br />
Die Pluta Rechtsanwalts<br />
GmbH aus Ulm hatte schon im<br />
Mai 2017 begonnen, Verzeichnisse<br />
zu erstellen, die Homepage<br />
und die Programme zu ändern<br />
und die Mitarbeiter an 40<br />
Standorten zu schulen. Neben<br />
dem vorgeschriebenen externen<br />
Datenschutzbeauftragten stellte<br />
man eine Juristin als interne<br />
Datenschutzbeauftragte ein. Geschäftsführer<br />
Michael Pluta,<br />
Fachanwalt für Insolvenzrecht<br />
und vereidigter Buchprüfer in<br />
der Zentrale in Ulm, beziffert<br />
die Kosten dafür auf „mehr als<br />
250.000 Euro“. Hinzu kämen<br />
jährlich rund 120.000 Euro: „Wir<br />
Ihre zielsichere Mannschaft<br />
für Datenschutz und<br />
Informationssicherheit!<br />
EU-DSGVO<br />
Datenschutzgrundverordnung<br />
Schulungen<br />
DATA-S \ Ulm \ 0731 8023688 \ info@data-s.de
8<br />
spezial <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Ab wann haftet die Kanzlei als Berater oder Verwalter für ihre Klienten? Die DSGVO sorgt bei Anwälten<br />
für Verunsicherung.<br />
Foto: © New Africa/Shutterstock.com<br />
haben 24 Merkblätter und<br />
Handlungsanweisungen, alle<br />
zwingend vorgeschrieben, mit<br />
146 Seiten.“ Viele verwendete<br />
Begriffe seien nicht alltäglich,<br />
was bei Kunden „zu großer Unsicherheit<br />
und damit zu vielen<br />
Rückfragen bei uns führt“. Pluta<br />
beklagt, dass in der DSGVO „alles<br />
verboten ist, was nicht erlaubt<br />
ist“. Der Strafrahmen sei<br />
vage – „von Null bis existenzgefährdend“.<br />
Der Alltag der Rechtsanwälte<br />
und ihrer Mitarbeiter hat sich<br />
verändert: Der Datenzugriff<br />
wurde beschränkt, Betriebs-Handys<br />
und -Notebooks<br />
dürfen nur noch geschäftlich benutzt<br />
werden, E-Mail-Weiterleitungen<br />
auf private Mitarbeiter-Accounts<br />
wurden abgestellt.<br />
„Bei der Ausübung unseres Berufes,<br />
bei Beratung, Sanierung<br />
und Insolvenzverwaltung, haben<br />
wir aber die größeren Probleme“,<br />
sagt Pluta. So sei unklar,<br />
ab wann die Kanzlei als Berater<br />
oder Verwalter haftet. Pluta ist<br />
von der Politik enttäuscht, kritisiert<br />
an der Verordnung, „dass<br />
sie uns mit unangemessenen<br />
existenzgefährdenden Strafen<br />
droht, wenn wir auch nur im<br />
Kleinen nicht das machen, was<br />
es von uns fordert“. Er mahnt<br />
Korrekturen an, „damit der<br />
wichtige Datenschutz akzeptiert<br />
bleibt“.<br />
Laut dem Branchenverband<br />
Bitkom hat etwa jedes vierte<br />
Unternehmen in Deutschland<br />
die Regeln der EU-DSGVO noch<br />
In der<br />
Verordnung<br />
steht nirgends,<br />
wie man vorgehen<br />
muss.<br />
Uwe Kirchhoff<br />
Gründer der Copitos<br />
nicht vollständig umgesetzt.<br />
„Die Bilanz ist ernüchternd“,<br />
konstatiert Susanne Dehmel,<br />
Bitkom-Geschäftsleiterin Recht<br />
und Sicherheit. „Vielen ist offenbar<br />
erst im Laufe der Prüfung<br />
und Anpassung ihrer Prozesse<br />
bewusst geworden, was<br />
für einen Nachholbedarf sie<br />
beim Datenschutz haben.“ Uwe<br />
Kirchhoff, Gründer der Softwarefirma<br />
Copitos mit Sitz in<br />
Berg (Landkreis Ravensburg):<br />
„Und diese Prozesse sind noch<br />
lange nicht abgeschlossen. Gerade<br />
größere Unternehmen, die<br />
über viele Silos mit schützenswerten<br />
Kundendaten verfügen,<br />
sind dabei, Procedere aufzusetzen<br />
beispielsweise für das Löschen<br />
von Daten.“ Die Zahl der<br />
Kunden, die das wünschen, steige.<br />
„Dann muss man wissen, wo<br />
Daten des Kunden liegen und<br />
wie man die löscht“, erklärt<br />
Kirchhoff. Es gibt zwar Tools dafür,<br />
die wie ein Staubsauger<br />
über die Datenteppiche fahren,<br />
aber nicht immer ist deren Anwendung<br />
technisch möglich.<br />
Zudem sind solche Programme<br />
nicht billig. Kirchhoff: „Und<br />
Rechtssicherheit gibt es auch<br />
nicht, denn in der Verordnung<br />
steht nirgends wie man vorgehen<br />
muss, um auf der sicheren<br />
Seite zu sein.“ Deswegen bliebe<br />
vielen Firmen als Ultima Ratio<br />
nur „per Hand zu löschen“. Er<br />
rät deswegen, früher anzusetzen<br />
– durch die Anonymisierung<br />
von Personendaten: „Aus<br />
Luise Müller wird dann XYZ.<br />
Damit habe ich als Firma schon<br />
eine Menge im Sinne der<br />
DSGVO getan.“<br />
Das IT-Beratungs- und<br />
Dienstleistungs<strong>unternehmen</strong><br />
DXC Technology hatte sich bereits<br />
frühzeitig auf Datenschutz-Compliance<br />
und seit<br />
2014 auf die bevorstehende Einführung<br />
der DSGVO vorbereitet.<br />
Aus gutem Grund. Carsten<br />
Weinholdt, Leiter Datenschutz<br />
weltweit: „Die Einhaltung von<br />
Gesetzen, Richtlinien und freiwilligen<br />
Kodizes ist für uns <strong>unternehmen</strong>sintern<br />
wichtig, aber<br />
auch für unser Geschäftsmodell.“<br />
Man arbeite nicht nur unter<br />
dem Damoklesschwert des<br />
Gesetzgebers, der bei Verstößen<br />
drastische Strafen androht, sondern<br />
auch unter dem des Vertragsrechts:<br />
„Als Lieferant von<br />
Dienstleistungen für unsere<br />
Kunden könnten wir ebenso<br />
haftbar gemacht werden, wenn<br />
wir gegen die DSGVO verstoßen.“<br />
Der eigene fünfstufige<br />
Life-Circle-Prozess von DXC<br />
gilt als vorbildlich: Im ersten<br />
Schritt wird nach neuen rechtlichen<br />
Richtlinien geschaut, im<br />
zweiten eine Risiko-/Gap-Analyse<br />
durchgeführt, um zu sehen,<br />
wo im System es eventuell Lücken<br />
gibt. Der dritte Schritt in<br />
diesem Kreislauf: Identifizierung<br />
von möglichen Maßnahmen,<br />
diese Lücken zu schließen.<br />
Vierter und fünfter Schritt: Lücken<br />
schließen und regelmäßige<br />
Kontrolle des Systems. Weinholdt:<br />
„Dieses Modell kann jede<br />
Firma, jeder Verein, jede Arztpraxis<br />
unabhängig von der Größe<br />
nutzen.“ Der DXC-Manager<br />
stellt aber auch klar: „Datenschutz<br />
ist ein evolutionärer Prozess.<br />
Man ist nie fertig, sondern<br />
muss sein Compliance-Management<br />
immer weiterentwickeln.“<br />
[!] Jürgen Hoffmann<br />
Bei Nichteinhaltung drohen Strafen<br />
Die DSGVO zielt auf den<br />
Schutz personenbezogener<br />
Daten. Zu den wichtigsten Regeln<br />
gehören das Douple-Opt-<br />
In, also die ausdrückliche Zustimmung,<br />
bei Newsletter-Anmeldungen,<br />
das Widerrufsmanagement<br />
für Datenprozesse<br />
und die richtige Datenschutzerklärung<br />
auf der Website. Es<br />
muss ein Datenschutzbeauftragter<br />
benannt und ein Verzeichnis<br />
der Verarbeitungstätigkeiten<br />
angelegt werden. Alle<br />
mit Datenverarbeitung verbundenen<br />
Prozesse müssen<br />
dokumentiert werden. Aufzulisten<br />
sind die Seminare, die<br />
die Verantwortlichen besucht<br />
haben, ebenso die Verträge<br />
mit IT-Dienstleistern. Bei<br />
Nicht-Einhaltung der DSGVO<br />
drohen Strafen, von zwei bis<br />
vier Prozent des weltweiten<br />
Unternehmensumsatzes oder<br />
zehn bis 20 Millionen Euro.
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10<br />
titelinterview <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Zur Person<br />
Julian Utz (38, verheiratet)<br />
wuchs in<br />
Ulm auf. Er studierte<br />
Volkswirtschaft an<br />
der Uni Zürich, bevor<br />
er dort beim Bankhaus<br />
Sal. Oppenheim<br />
seine berufliche<br />
Karriere startete.<br />
Zum 100-jährigen<br />
Bestehen 2011 stieg<br />
er ins Familien<strong>unternehmen</strong><br />
ein. Dort<br />
leitete er sechs Jahre<br />
lang die Tochtergesellschaft<br />
Wolff (Ilsfeld),<br />
einen Hersteller<br />
von Maschinen zur<br />
Bodenbelagsentfernung.<br />
Seit 2018 ist er<br />
Vorstandsmitglied. In<br />
seiner Freizeit nutzt<br />
er das firmeneigene<br />
Fitnessstudio. Zu seinen<br />
Hobbys gehören<br />
Hockey, Mountainbike-Fahren,<br />
Skifahren<br />
und Motorsport.<br />
Auf Rennstrecken<br />
fährt er einen VW<br />
GTI Clubsport S. Mit<br />
seiner Frau reist er<br />
gerne und genießt<br />
die Nähe zu Donau,<br />
Alpen und Bodensee.<br />
Die Vorstandsmitglieder Julian (links) und Philipp Utz führen die Uzin Utz AG. Das traditionsreiche Familien<strong>unternehmen</strong><br />
Familie mit<br />
fester Verbindung<br />
Uzin Utz Ihr Vater Werner Utz ließ ihnen viel Zeit: Seit vergangenem Jahr<br />
leiten seine Söhne Julian und Philipp den Ulmer Bauchemiehersteller.<br />
Ein Gespräch über eine gelungene Nachfolge, den Fachkräftemangel<br />
ihrer Kunden und warum Uzin-Produkte intelligenter werden müssen.
<strong>unternehmen</strong> [!] titelinterview 11<br />
Zur Person<br />
stellt Produkte für das bodenverlegende Handwerk her – aber nicht die Bodenbeläge.<br />
Ihr Vater hat das Unternehmen geprägt. Jetzt stehen<br />
Sie selbst an der Spitze. Was geht in Ihnen vor?<br />
Julian Utz: Es ist eine große Verantwortung. Wir waren<br />
uns beide bewusst darüber, dass wir Terrain betreten,<br />
in dem unser Vater große Fußspuren hinterlassen<br />
hat. Das Schöne an der Konstellation ist ja<br />
aber, dass wir beide mit diesen Strukturen aufgewachsen<br />
sind.<br />
Fotos: Marc Hörger<br />
Wie meinen Sie das?<br />
Philipp Utz: Das Unternehmen war schon immer ein<br />
Teil unseres Lebens. Unser Vater hat uns oft zu Veranstaltungen<br />
mitgenommen. Wir haben zu Hause<br />
viel über Geschäftliches gesprochen, auch lange bevor<br />
wir uns dazu entschlossen haben, selbst ins Unternehmen<br />
einzutreten. Ohnehin hat uns unser Vater<br />
viel Vorbereitungszeit gelassen bis zu der Frage,<br />
ob wir selbst die Führung des Unternehmens übernehmen<br />
können und wollen.<br />
Wann haben Sie das Unternehmen zum ersten Mal<br />
bewusst wahrgenommen?<br />
Philipp Utz: Das war auf einer Firmenfeier. Wir waren<br />
damals vielleicht fünf oder sechs Jahre alt. Mein<br />
Vater hatte rund 50 Mitarbeiter zu einem Gartenfest<br />
eingeladen. Fragen Sie mich nicht, wie es dazu gekommen<br />
ist, aber ich habe auf diesem Fest meine<br />
erste Rede gehalten. Aus irgendeinem Grund habe<br />
ich die Initiative ergriffen. Für mich war das der Moment,<br />
in dem ich zum ersten Mal eine Vorstellung<br />
Philipp Utz (38, verheiratet,<br />
zwei Kinder)<br />
ist leidenschaftlicher<br />
Läufer. Seine Marathon-Bestzeit<br />
liegt<br />
bei 3:15 Stunden.<br />
Wie sein Bruder und<br />
seine Schwester –<br />
die drei sind Drillinge<br />
– wuchs er in Ulm<br />
auf. Er schloss 2007<br />
sein Studium an der<br />
Uni Regensburg als<br />
Diplom-Kaufmann<br />
ab und arbeitete<br />
zunächst drei Jahre<br />
für die Strategieberatung<br />
Kerkhoff Consulting<br />
in Düsseldorf.<br />
2011 trat er ins Familien<strong>unternehmen</strong><br />
ein.<br />
Sein Weg führte ihn<br />
über eine englische<br />
Uzin-Tochter als<br />
Geschäftsführer in<br />
die USA und später<br />
zum Würzburger<br />
Parkettspezialisten<br />
Pallmann. 2018 stieg<br />
er in den Vorstand<br />
auf. Wie sein Vater<br />
und sein Bruder ist er<br />
Motorsportfan und<br />
nutzt dazu einen 430<br />
PS-starken Lotus.
12<br />
titelinterview <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
„Wir haben von kleinauf<br />
unterschiedliche Schulen<br />
besucht. Jeder von uns<br />
hatte die Chance, seinen<br />
Freundeskreis aufzubauen.<br />
In einer Drillingskonstellation<br />
ist das wichtig“,<br />
sagt Julian Utz.<br />
davon hatte, dass wir Teil dieses Familien<strong>unternehmen</strong>s<br />
sind und eines Tages vielleicht eine Nachfolge<br />
anstehen könnte.<br />
Wie sehr fühlten sie sich in der Pflicht?<br />
Julian Utz: Unsere Eltern haben uns absolut freie<br />
Hand gelassen, was die Berufs- und Arbeitgeberwahl<br />
anging. Natürlich hatten wir im Hinterkopf, dass ein<br />
Familien<strong>unternehmen</strong> da ist.<br />
Wann wussten Sie, dass Sie einsteigen wollen?<br />
Philipp Utz: Nach dem Studium sind<br />
wir beide bewusst zunächst eigene<br />
Wege gegangen. Keiner von uns<br />
wollte direkt ins Familien<strong>unternehmen</strong><br />
einsteigen. Unser Einstand<br />
wurde 2010 mit den Vorbereitungen<br />
zum 100-jährigen Firmenbestehen<br />
konkret. Für uns als Familienverbund<br />
war das ein guter Zeitpunkt,<br />
um ein Signal – nach innen<br />
wie nach außen – zu senden.<br />
Wie ist das Verhältnis unter Geschwistern, wenn<br />
man als Drillinge auf die Welt kommt?<br />
Julian Utz: Das ist für uns schwierig zu beurteilen.<br />
Wir kennen es nicht anders. Zwischen uns beiden<br />
gab es nie die Frage, wer der große oder kleine Bruder<br />
ist. Uns trennen ohnehin nur Minuten. Was meine<br />
Eltern aber meiner Meinung nach sehr clever gemacht<br />
haben: Sie haben unsere Schwester ein Jahr<br />
vor uns Jungs eingeschult.<br />
Das Loslassen<br />
des Vorgängers<br />
ist genauso wichtig<br />
wie die Eignung des<br />
Nachfolgers.<br />
Warum?<br />
Philipp Utz: Sie war uns in der Entwicklung voraus.<br />
So ist sie gewissermaßen in die Rolle der großen<br />
Schwester hineingewachsen. Unter uns Jungs gab es<br />
nie eine Hierarchie. Wir haben von klein auf unterschiedliche<br />
Schulen besucht. So hatte jeder die Chance,<br />
einen eigenen Freundeskreis aufzubauen und sich<br />
ein Stück weit unabhängig von den Geschwistern zu<br />
entwickeln. Ich glaube, das ist in einer Drillingskonstellation<br />
sehr wichtig.<br />
Wie ist es mit dem Bruder ein Unternehmen<br />
zu leiten?<br />
Philipp Utz: Wir haben die Ressourcen<br />
sehr klar aufgeteilt. Mein Bruder<br />
hat die Bereiche Forschung<br />
und Entwicklung, Produktion,<br />
Recht und Personal übernommen.<br />
Für die Unternehmensentwicklung<br />
stehen wir gemeinsam in der<br />
Verantwortung, weil das unserer<br />
Meinung nach Aufgabe der Familie ist. Ich für meinen<br />
Teil verantworte die Bereiche Vertrieb, Marketing,<br />
Einkauf, Logistik und IT. Somit ist sowohl für<br />
uns als auch für Mitarbeiter klar, wer jeweils Ansprechpartner<br />
ist und entscheidet.<br />
Julian Utz: Wir haben mit Heinz Leibundgut noch<br />
ein drittes Vorstandsmitglied, der sich unter anderem<br />
um die Finanzen, Compliance und die Tochtergesellschaften<br />
kümmert.<br />
Wie treffen Sie Entscheidungen im Vorstand?<br />
Philipp Utz: Kommunikation, Information und Austausch<br />
sind das A und O. Wir haben uns bewusst gegen<br />
den Posten eines Vorstandsvorsitzenden entschieden,<br />
den es die Jahrzehnte zuvor immer gegeben<br />
hat. Dieser kann aus Kapazitätsgründen schnell<br />
zu einem Engpassfaktor werden. Deshalb trifft bei<br />
uns jeder in seinen Ressorts die letzte Entscheidung,<br />
meist aber nach einer Diskussion zu dritt.<br />
Uzin Utz ist eine 108-jährige Erfolgsgeschichte. Wie<br />
groß ist der Druck, diese weiterzuschreiben?<br />
Julian Utz: Wir beide haben das Ziel, eine fünfte Generation<br />
hier willkommen zu heißen. Daher zeigt<br />
unsere Ausrichtung nach vorne. Das Schöne an Familien<strong>unternehmen</strong><br />
ist, dass wir langfristig planen<br />
können und nicht gezwungen sind, unsere Anleger<br />
jedes Quartal mit Erfolgsnachrichten bei der Stange<br />
zu halten. Wir haben eine langfristige Orientierung.<br />
Das schätzen auch unsere Mitarbeiter sehr. Ja,<br />
es lastet Verantwortung auf uns, doch die lässt sich<br />
gut tragen. Denn wir wissen, dass unser Team auch<br />
übermorgen noch mit uns gemeinsam für unsere<br />
Kunden da ist und motiviert hochwertige Produkte<br />
entwickelt und herstellt.<br />
Viele Übergaben scheitern. Was macht die Familie<br />
Utz anders?<br />
Philipp Utz: Oft liegt das nicht an der nachfolgenden<br />
Generation. Viel eher können Vorgänger – insbesondere<br />
wenn sie die Gründer waren – oft nicht loslassen.<br />
Dieses Loslassen ist aber mindestens genauso<br />
wichtig, wie die Eignung des Nachfolgers.
<strong>unternehmen</strong> [!] titelinterview 13<br />
Wie war das bei Ihrem Vater?<br />
Julian Utz: Mein Vater war selbst die dritte Führungsgeneration.<br />
Er hat diesen Prozess selbst durchlebt<br />
und konnte sehr gut einschätzen, wann der richtige<br />
Zeitpunkt ist, uns das Ruder zu übergeben.<br />
Was trug noch zum Gelingen der Übergabe bei?<br />
Julian Utz: Er hat sein Vertrauen in uns nach innen<br />
und außen kommuniziert – an Mitarbeiter, Führungskräfte<br />
und Kooperationspartner. Das ist einer der<br />
größten Erfolgsfaktoren. Mein Vater hat zudem erkannt,<br />
dass er als Aufsichtsratsmitglied noch immer<br />
die Möglichkeit hat, im Unternehmen mitzuwirken,<br />
nicht aus der ersten, aber aus der zweiten Reihe. So<br />
kann er uns noch immer mit seiner Erfahrung zur<br />
Seite stehen. Das nutzen wir.<br />
Gab es zu Ihrem Einstieg eine Art Pflichtenheft?<br />
Philipp Utz: Natürlich wurden wir mit Eintritt in<br />
die Firma an unseren Leistungen gemessen. Mein<br />
Aufgabengebiet war es damals, einen Business Plan<br />
für unsere Tochtergesellschaft Wolf zu erarbeiten<br />
und umzusetzen. Wolf stellt hochwertige Maschinen<br />
und Werkzeuge für Bodenleger her.<br />
Julian Utz: Es gab kein konkretes Pflichtenheft. Als<br />
mein Vater noch Vorstandschef war, gab es allerdings<br />
einen Aufsichtsratsvorsitzenden, der sich immer<br />
wieder mit uns zusammengesetzt hat – auch<br />
um unsere Persönlichkeiten kennenzulernen. In<br />
meiner Wahrnehmung hatte er auch ein Auge darauf,<br />
wie sich unsere berufliche Vita entwickelt. Hätte<br />
er dabei kein gutes Gefühl gehabt, bin ich mir<br />
sehr sicher, dass er das meinem Vater signalisiert<br />
hätte.<br />
Was war für Sie das Wichtigste im ersten Jahr an der<br />
Spitze des Unternehmens?<br />
Philipp Utz: Im ersten Schritt ging es darum, die Mitarbeiter<br />
davon zu überzeugen, dass die neue Vorstandsstruktur<br />
zukunftsweisend ist.<br />
Julian Utz: Gleichzeitig haben wir übermittelt, dass<br />
wir keine radikalen Änderungen anstreben, aber<br />
doch unsere eigenen Akzente setzen werden. Dazu<br />
fordern wir mehr Mitspracherecht in den einzelnen<br />
Bereichen ein, als Vorstände das bisher getan haben.<br />
Auf der anderen Seite wollen wir Mitarbeitern<br />
mehr Freiheiten zugestehen.<br />
Was haben Sie noch geändert?<br />
Philipp Utz: Wir wollten auch mit Blick auf unsere<br />
Arbeitgebermarke einheitlich auftreten und haben<br />
deshalb entschieden, dass alle Gesellschaften der<br />
Im ersten<br />
Schritt ging<br />
es darum, die<br />
Mitarbeiter zu<br />
überzeugen.<br />
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USM pflegt die wohlüberlegte Reduktion:<br />
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14<br />
titelinterview <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
In Folge des Fachkräftemangels<br />
sind auf den<br />
Baustellen mehr ungelernte<br />
Arbeiter. „Für uns hat<br />
das die Konsequenz, dass<br />
unsere Produkte intelligenter<br />
werden müssen“,<br />
sagt Philipp Utz.<br />
Gruppe von 2018 an unter Uzin Utz firmieren. Das<br />
betraf vor allem die Tochtergesellschaften, die wir<br />
innerhalb der vergangenen Jahre erworben haben.<br />
Diese hatten aus der Historie heraus eine gewisse<br />
Eigenständigkeit für sich beansprucht. Wir wollten<br />
aber das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken, auch<br />
im Hinblick auf mögliche Standardisierungen und<br />
eine stärkere Konzentration.<br />
Ihr Geschäft läuft gut.<br />
Was sind die Gründe?<br />
Philipp Utz: Unsere Branche profitiert<br />
von den niedrigen Zinsen an<br />
den Finanzmärkten. Viele Menschen<br />
investieren in ein Eigenheim<br />
oder sanieren dieses. Auf der anderen<br />
Seite haben wir aber seit Jahren<br />
mit dem Fachkräftemangel zu<br />
kämpfen.<br />
Was hat das miteinander zu tun?<br />
Julian Utz: Wir freuen uns über die gute Auftragslage,<br />
aber nicht darüber, auf der Messe im Januar von unseren<br />
Kunden zu hören, dass sie bis Ende des Jahres keine<br />
neuen Aufträge annehmen können. Also ja, das Fahrwasser<br />
ist gut. Aber wir sehen es durchaus kritisch,<br />
dass sich das Handwerk so schwer tut, jungen Menschen<br />
eine Perspektive in diesem Bereich aufzuzeigen.<br />
Fachkräftemangel<br />
auf<br />
dem Bau verändert<br />
die Ansprüche an<br />
die Materialien.<br />
Was können Sie dagegen tun?<br />
Julian Utz: Dieser Trend zeichnet sich in Deutschland<br />
seit dem Wegfall des Meisterzwangs 2004 ab. Genauso<br />
lange investieren wir in die Entwicklung neuer Systeme,<br />
die schneller und sicherer sind. So können unsere<br />
Kunden in der gleichen Zeit die doppelte Fläche<br />
an Boden verlegen.<br />
Wie reagieren Ihre Kunden auf diesen Trend?<br />
Philipp Utz: Sie geben mehr Aufträge an Subunternehmer<br />
heraus, um Spitzen abzuarbeiten. Für uns hat das<br />
die Konsequenz, dass unsere Produkte intelligenter<br />
werden müssen. Also, dass etwa ein auf der Baustelle<br />
anzumischendes Mehrkomponentenprodukt<br />
ungelernten Kräften<br />
anzeigt, wann es verarbeitungsbereit<br />
ist. Es gibt viele Länder ohne<br />
qualifiziertes Handwerk, wie wir es<br />
aus Deutschland kennen.<br />
Sondern?<br />
Philipp Utz: Eine Ausbildung zum<br />
Parkett- oder Estrichleger existiert<br />
dort nicht. Stattdessen steht da ein Generalist, der<br />
heute eine Wand hoch zieht und morgen den Boden<br />
verlegt. Das verändert die Ansprüche an die eingesetzten<br />
Materialien. An dieser Stelle versuchen wir,<br />
durch Produktinnovationen einen Mehrwert zu generieren.<br />
Warum tun Sie das?<br />
Julian Utz: Es besteht die Gefahr, dass mit abnehmender<br />
Qualifikation Handwerker im Ausland nicht<br />
mehr die Vorteile von hochwertigen Materialien erkennen.<br />
Dann gewinnt der Preis an Relevanz. Darüber<br />
werden wir uns nicht positionieren – auch wegen<br />
unserer Fertigungsstandorte in Industrieländern.
<strong>unternehmen</strong> [!] titelinterview 15<br />
Sie haben 2018 Rekordumsätze erzielt, dennoch sank<br />
der Gewinn. Woran liegt das?<br />
Philipp Utz: Das hat mehrere Ursachen. Bei manchen<br />
Rohstoffen sinkt die Zahl der Anbieter, das setzt den<br />
Wettbewerb außer Kraft. Zusätzlich hatten manche<br />
Lieferanten Kapazitätsprobleme, auch das ließ die<br />
Kosten steigen. Durch den extrem trockenen Sommer<br />
und den dadurch bedingten Ausfall des Schiffverkehrs<br />
sind dann noch die Transportkosten in die<br />
Höhe geschnellt.<br />
Der Lkw-Transport ist doch aber nicht so viel teurer.<br />
Julian Utz: Es geht nicht so sehr um die reinen Umstellungskosten<br />
von Schiff auf Lkw. Das Problem liegt<br />
darin, dass Firmen keine Fahrer mehr für die vielen<br />
Transporte finden. Allein um unsere Transport-Bedarfe<br />
zu decken, wären zusätzlich 500 bis 700 Fahrer<br />
nötig gewesen. Nun ging es deutschlandweit vielen<br />
Unternehmen so wie uns. In Summe hätte man<br />
also tausende zusätzliche Lkw-Fahrer benötigt – nur<br />
um den Ausfall in der Schifffahrt auszugleichen. Ein<br />
weiteres Problem war, dass unsere Lieferanten keine<br />
Rohstoffe erhalten haben, auch deren Produktion<br />
stand zeitweise still. Und selbst als der Rhein wieder<br />
genug Wasser führte, dauerte es noch einige<br />
Tage, bis die gesamte Logistikkette wieder stand.<br />
Firmen<br />
finden keine<br />
Fahrer mehr<br />
für die vielen<br />
Transporte.<br />
Wo gibt es die meisten ungelernten Kräfte?<br />
Philipp Utz: Im Grunde haben nur Deutschland, Österreich<br />
und die Schweiz ein ähnliches Ausbildungssystem.<br />
Dann flacht es ab. Schon in Frankreich sind<br />
Handwerker weniger qualifiziert. Auch in den USA<br />
oder in Großbritannien.<br />
Was ist der Plan B, wenn es künftig längere Trockenzeiten<br />
gibt?<br />
Philipp Utz: Wir entwickeln alternative Rezepturen,<br />
die nur Rohstoffe beinhalten, die auf anderen Wegen<br />
als dem Wasser zu uns kommen können. Das betrifft<br />
vor allem auch die Auswahl der Lieferanten.<br />
Wenn deren Logistik unabhängig vom Wasserweg<br />
funktioniert, sichert das auch unsere Produktion.<br />
Julian Utz: Zudem denken wir mehr in Produktionsnetzwerken.<br />
Künftig werden wir im Fall der Fälle,<br />
Produktionskapazitäten spiegeln. Dann können gewisse<br />
Produkte nicht nur in Ulm, sondern beispielsweise<br />
auch in Polen hergestellt werden. Dort ist die<br />
Lieferantenstruktur eine andere und viel weniger<br />
vom Rhein abhängig als wir hier in Süddeutschland<br />
– und wir werden in der Produktion flexibler.<br />
Stichwort Innovation: Wie stark kann man sich mit<br />
Spachtelmassen und Klebstoffen von Billigmarken<br />
abheben?<br />
Philipp Utz: Gerade bei Sanierungsprojekten gibt es<br />
eine große Varianz an Anforderungen – etwa in Abhängigkeit<br />
der Untergründe oder der Statik. Da<br />
kommt es auf das Produkt selbst an, aber auch auf<br />
die Aufbauempfehlungen des Herstellers, also auf
16<br />
titelinterview <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Seit mehr als 40 Jahren Branchenpionier in Sachen Nachhaltigkeit<br />
Der Unternehmenssitz im Ulmer Donautal. Die Mitarbeiter in der Forschung und Entwicklung prüfen nicht nur die Qualität von<br />
Spachtelmassen, sondern analysieren auch die Rohstoffe. <br />
Fotos: Uzin Utz AG<br />
Mit Waschmittel, Schuhcreme und Bodenreinigungsmittel<br />
gründete der Urgroßvater<br />
von Julian und Philipp Utz, Georg, das<br />
Unternehmen in Wien. Das siedelte <strong>19</strong><strong>19</strong><br />
nach Ulm um und schuf mit der Marke Uzin<br />
<strong>19</strong>48 den Grundstein fürs Klebstoffgeschäft.<br />
Aus dem kleinen regionalen Anbieter von<br />
damals hat sich ein Komplettanbieter fürs<br />
bodenverlegende Handwerk entwickelt.<br />
<strong>19</strong>97 wandelte die Familie das Unternehmen<br />
in eine Aktiengesellschaft um. Uzin Utz ist in<br />
48 Ländern vertreten, davon in <strong>19</strong> Ländern<br />
mit eigenen Produktions- und/oder Vertriebsgesellschaften.<br />
Seit mehr als 40 Jahren<br />
engagierte sich das Unternehmen als<br />
Branchenpionier in Sachen Umweltschutz.<br />
2018 erwirtschaftete Uzin Utz mit 1268 Mitarbeitern<br />
(davon 658 im Inland) einen Rekordumsatz<br />
von 346 Millionen Euro. Das Ergebnis<br />
der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit<br />
betrug 20,9 Mio. Euro (2017: 24,4 Mio. Euro).<br />
Wir füttern<br />
eine Datenbank<br />
mit Ideen,<br />
selbst wenn sie<br />
heute noch<br />
nicht umsetzbar<br />
sind.<br />
unsere Bauchemie-Expertise. Wir haben bei Uzin<br />
Utz eine erstklassige Anwendungstechnik, die oft<br />
schon bevor ein Produkt ausgewählt wird, mit den<br />
Kunden im Kontakt ist und über den optimalen Systemaufbau<br />
spricht. So können unsere Kunden ein<br />
bestmögliches Ergebnis erzielen – und vermeiden<br />
Reklamationen.<br />
Sind Reklamationen ein so kritisches Thema?<br />
Philipp Utz: Ja, weil kein Handwerker Zeit hat, zweimal<br />
auf eine Baustelle zu fahren. Die Betriebe haben<br />
keine Kapazität, keinen Puffer und kein Personal<br />
für so etwas. Sie brauchen Produkte, die in verschiedenen<br />
Kontexten tadellos funktionieren. Und<br />
kein Handwerker will Ärger mit seinen Kunden.<br />
Wie treiben Sie Produktinnovationen voran?<br />
Philipp Utz: Wir haben ein sehr großes Portfolio an<br />
Produkten. Von der Verlegung bis zur Pflege haben<br />
wir alles für bodenverlegende Handwerker im Sortiment<br />
– bis auf den Bodenbelag selbst. Unser Ziel<br />
ist, Bodenverlegern zum Erfolg zu verhelfen. In diesem<br />
Sinne haben wir verschiedene Innovationsstrategien<br />
entwickelt. Zum Beispiel das Innovationsmanagement<br />
von innen heraus, etwa mithilfe der<br />
Informationen, die unser Vertrieb liefert und der<br />
Forschungs- und Entwicklungsabteilung mit ihren<br />
mehr als 100 Mitarbeitern weitergibt.<br />
Welchen Ansatz verfolgen Sie?<br />
Julian Utz: Wir fragen uns: Was brauchen die<br />
Handwerker? Welche Trends gibt es in Bezug auf<br />
Materialen und Verlegetechniken? Wie entwickelt<br />
sich der Markt und wie können wir uns positionieren?<br />
Außerdem können wir durch die verschiedenen<br />
Marken auf vielfältiges Know-how zurückgreifen<br />
und selbst Trendsetter werden. Ein gutes<br />
Beispiel ist unser neues Hydroblocksystem, eine<br />
ökologische Feuchtsperre. Damit bieten wir unseren<br />
Kunden einen Mehrwert, der zugleich den Endkunden<br />
mit einem System begeistert, dass so bislang<br />
nicht verfügbar war.<br />
Was tun Sie noch?<br />
Julian Utz: Wir füttern eine Datenbank mit Ideen<br />
und Informationen, selbst wenn eine Lösung aus<br />
heutiger Sicht noch nicht technisch umsetzbar ist.<br />
Im Rahmen von „Innovationstagen“ beschäftigen<br />
wir uns in regelmäßigen Abständen mit der Weiterentwicklung<br />
dieses Fundus. Wir diskutieren<br />
darüber, welche Ideen zielführend sind und welche<br />
wir mittel- und langfristig in Angriff nehmen.<br />
Darüber hinaus loten wir in verschiedenen Gremien<br />
mit Vorlieferanten und Kunden Machbarkeit<br />
und Marktchancen neuer Ideen aus.<br />
Sie haben auch einen Kundenbeirat.<br />
Philipp Utz: Wir haben einen Kundenbeirat pro<br />
Marke – also insgesamt vier Gremien. In Deutschland<br />
beteiligen wir so 100 Kunden an unseren Entwicklungsprojekten.<br />
Ihr Input und Feedback in<br />
sehr frühen Stadien ist uns wichtig. Sie helfen uns<br />
dabei, dass wir die Produkte bis zur Marktreife<br />
entwickeln.
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
17<br />
Haben Sie ein aktuelles Beispiel?<br />
Julian Utz: Wir haben uns Nachhaltigkeit auf die Fahne<br />
geschrieben, nicht nur im Sinne von Kontinuität<br />
und Integrität in der Unternehmensführung. Auch<br />
der Umweltaspekt ist uns wichtig. Uns geht es aber<br />
nicht nur um Sicherheit und Ökologie wie bei unserem<br />
Hydroblocksystem.<br />
Sondern?<br />
Julian Utz: Uns geht es nicht nur darum, dass die eingesetzten<br />
Rohstoffe nachhaltig hergestellt werden,<br />
sondern auch, dass unsere Produkte wieder- oder weiterverwertet<br />
werden können. Ein Beispiel dafür sind<br />
unsere Kunststoffkanister, für die wir gerade erst ein<br />
Entsorgungsmanagement eingeführt haben.<br />
Welche Vision steht dahinter?<br />
Philipp Utz: Dass wir eines Tages keine Primärrohstoffe<br />
mehr für Kunststoffkanister brauchen, sondern<br />
neue Exemplare aus recyceltem Material hergestellt<br />
werden können. Schon heute besteht der Großteil unserer<br />
Kunststoffbehälter zu 100 Prozent aus recycelten<br />
Materialien.<br />
Um welche Größenordnung geht es?<br />
Julian Utz: Wir werden Ende dieses Jahres allein am<br />
Standort Ulm mehr als 700 Tonnen auf dieses Recyclat<br />
umgestellt haben. Das entspricht einer Quote<br />
von mehr als 75 Prozent. Bei unserem Begriff von<br />
Nachhaltigkeit haben wir auch unsere Kunden im<br />
Blick.<br />
Was heißt das?<br />
Philipp Utz: Unter unserer Marke Codex haben wir<br />
ein neues Produkt für den Fliesenleger entwickelt.<br />
In diesem Fall muss der Handwerker anstatt wie<br />
„Wir wollen eines Tages<br />
keine Primärrohstoffe<br />
mehr für Kunststoffkanister<br />
brauchen“, betont<br />
Philipp Utz.<br />
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18<br />
titelinterview <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Im Gespräch: die Vorstandsmitglieder<br />
des<br />
Familien<strong>unternehmen</strong>s<br />
Julian (Mitte) und Philipp<br />
Utz (re.) mit Alexander<br />
Bögelein, Redaktionsleiter<br />
<strong>unternehmen</strong>[!].<br />
Das Interview führte<br />
Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter<br />
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Dokumentation:<br />
Ronja Gysin<br />
Fotos:<br />
Marc Hörger<br />
bisher 25 Kilo nur noch 14 Kilo des Produktes auf die<br />
Baustelle tragen, hat aber denselben Output. Auch<br />
die Ressource Mensch muss geschützt werden.<br />
Wie sieht es mit der Nachhaltigkeit im eigenen<br />
Unternehmen aus?<br />
Philipp Utz: Im ökologischen Sinne etwa durch den<br />
Ersatz zweier Diesel-Shuttles, die<br />
früher zwischen Werk und Logistiklager<br />
unterwegs waren. Seit<br />
zwei Jahren fahren zwei Elektrofahrzeuge<br />
diese Wege. Über eine<br />
Induktionsschleife werden die<br />
Akkus geladen, sobald die Fahrzeuge<br />
an der Rampe stehen. Sie<br />
können theoretisch 24 Stunden am<br />
Tag genutzt werden. Zwar ist die<br />
Anfangsinvestition deutlich höher, doch über eine<br />
Laufzeit von 15 Jahren rechnet sich das Modell<br />
durch wesentlich geringere Betriebskosten.<br />
Sie wachsen stark, kommen Sie mit dem Einstellen<br />
des Personals hinterher?<br />
Julian Utz: Wir forcieren seit Jahren die Aus- und<br />
Weiterbildung. So hatten wir bisher das Glück,<br />
Die Elektro-<br />
Shuttles<br />
können theoretisch<br />
24 Stunden am Tag<br />
genutzt werden.<br />
dass wir zum richtigen Zeitpunkt die richtigen<br />
Mitarbeiter mit den richtigen Qualifikationen für<br />
uns gewinnen konnten. Zudem investieren wir seit<br />
Jahren ins Employer Branding.<br />
Julian Utz: Wir sind zum vierten Mal in Folge zum<br />
besten Arbeitgeber unserer Branche gewählt worden.<br />
Dadurch bekommen wir deutlich mehr Initiativbewerbungen,<br />
als das noch<br />
vor zehn Jahren der Fall war. So<br />
können wir auch in Zeiten des angespannten<br />
Arbeitsmarktes die<br />
passenden Talente rekrutieren.<br />
Wie strittig war es eigentlich,<br />
das neue 20 Millionen teure<br />
Werk der Marke Codex in Ulm zu<br />
bauen?<br />
Philipp Utz: Gar nicht. Wir haben uns bewusst<br />
entschieden. Geographisch wären auch andere<br />
Regionen vorstellbar gewesen, denn bei Fliesenklebstoffen<br />
fallen hohe Transportkosten an. Doch<br />
das ist für uns ein Bekenntnis zum Standort. Ulm<br />
ist für uns nicht nur ein interessantes, gewinnbringendes<br />
Unternehmensumfeld, sondern auch<br />
Heimat.
<strong>19</strong><br />
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20<br />
verantworten <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Gute Kräfte sind kaum zu fassen. Den engen Arbeitsmarkt spüren vor allem die Branchen Logistik und Pflege.<br />
Foto: © eyetronic - fotolia.com<br />
Verzweifelte Suche<br />
Arbeit Viele Zeitarbeitsfirmen brauchen dringend Arbeitskräfte. Nicht leicht in Zeiten der<br />
Vollbeschäftigung. Neue Ideen sind gefragt.<br />
Die Nachfrage ist größer<br />
als das Angebot. Dennoch<br />
verdienen immer<br />
weniger Menschen im<br />
Südwesten ihr Geld mit Zeitarbeit.<br />
„Der Anteil der sozialversicherungspflichtigen<br />
Leiharbeiter<br />
liegt in Baden-Württemberg<br />
üblicherweise bei 2,4 bis<br />
2,7 Prozent. Momentan ist dieser<br />
Wert auf 2 Prozent gesunken“,<br />
so Christian Rauch von<br />
der Bundesagentur für Arbeit:<br />
„Dies ist unter anderem auf das<br />
seit 2011 anhaltende Beschäftigungswachstum<br />
zurückzuführen.<br />
Viele Arbeitgeber haben<br />
Mitarbeiter aus der Zeitarbeit in<br />
ihre Stammbelegschaft übernommen.“<br />
Zugleich sei im verarbeitenden<br />
Gewerbe, zum Beispiel in<br />
der Automobilindustrie, eine gewisse<br />
Zurückhaltung zu erkennen,<br />
die aus konjunkturellen<br />
Unsicherheiten resultiere.<br />
„Denken Sie nur an den drohenden<br />
Brexit, das Welthandelsklima<br />
oder die Entwicklung in China.<br />
Auch dieses Zögern schlägt<br />
sich in der gesunkenen Zahl der<br />
Zeitarbeitnehmer nieder“, sagt<br />
Viele Arbeitgeber<br />
haben<br />
Zeitarbeiter in ihre<br />
Stammbelegschaft<br />
übernommen.<br />
Christian Rauch<br />
Regionalchef Agentur für Arbeit<br />
Rauch. Für den baden-württembergischen<br />
Regionalchef der<br />
Agentur für Arbeit sind Leiharbeiter<br />
nach wie vor in den Bereichen<br />
Lager und Logistik sowie<br />
im metallverarbeitenden<br />
Gewerbe am meisten gefragt:<br />
„Wachstum gibt es aber auch im<br />
Gesundheitswesen. Insbesondere<br />
im Pflegebereich nimmt die<br />
Bedeutung von Zeitarbeit zu.“<br />
Es ist schwer, geeignete<br />
Mitarbeiter zu finden<br />
Für Rauch besteht die Herausforderung<br />
an Zeitarbeitsfirmen
<strong>unternehmen</strong> [!] verantworten 21<br />
darin, verstärkt an geeignete<br />
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />
heranzukommen. Es werden<br />
sowohl Hilfskräfte als auf<br />
Hochqualifizierte gesucht. Die<br />
Zahl der Zeitarbeitnehmer, die<br />
ohne Berufsabschluss sind und<br />
mit angelernten Tätigkeiten der<br />
Soziale Medien<br />
wie Facebook,<br />
Xing und LinkedIn<br />
spielen eine immer<br />
wichtigere Rolle.<br />
Martin Liebert<br />
Verband Zeitarbeits<strong>unternehmen</strong><br />
Zur Person<br />
Arbeitslosigkeit entfliehen<br />
möchten, liegt etwas über dem<br />
Anteil von qualifizierten Facharbeitern.<br />
Denn oftmals suchen<br />
auch Experten und Spezialisten<br />
durch Zeitarbeit den Wiedereinstieg<br />
in die Arbeitswelt: „Es gibt<br />
durchaus eine große Zahl von<br />
Ingenieuren, die gar keine Festanstellung<br />
in einem Unternehmen<br />
anstreben. Statt<br />
sich in Routinetätigkeiten<br />
zu langweilen,<br />
möchten sie zum Beispiel<br />
von Projekt zu<br />
Projekt in unterschiedlichen<br />
Unternehmen<br />
arbeiten.“<br />
Ob ungelernt oder<br />
überqualifiziert: Wie<br />
können Zeitarbeitsfirmen<br />
neue Arbeitskräfte<br />
gewinnen?<br />
Rauch: „In Zeiten<br />
der Vollbeschäftigung<br />
ist dies ganz sicher<br />
nicht einfach<br />
und es gilt sich mehrerer<br />
Kanäle zu bedienen.<br />
Auch wir<br />
von der Agentur für<br />
Arbeit organisieren<br />
regelmäßig Zeitarbeits-Messen<br />
oder Veranstaltungen,<br />
bei denen sich Arbeitgeber<br />
vorstellen.“<br />
In der Tat haben große Zeitarbeitsfirmen<br />
mittlerweile erkannt,<br />
dass sie nicht mehr alle<br />
Qualifikationen direkt vom<br />
Markt rekrutieren können und<br />
nutzen die Zeiten, in denen ihre<br />
angestellten Zeitarbeitnehmer<br />
nicht verliehen sind, um sie zu<br />
schulen. Diese Weiterbildungsund<br />
Qualifizierungsmaßnahmen<br />
werden auch von der<br />
Agentur für Arbeit unterstützt,<br />
da Zeitarbeit ein ganz normales<br />
Beschäftigungsverhältnis<br />
darstellt. Rauch: „Da wir nach<br />
dem Qualifizierungschancengesetz<br />
jeden Arbeitgeber fördern<br />
können, ist dies auch bei Zeitarbeitsfirmen<br />
möglich.“<br />
Und diese stehen vor dem<br />
Hintergrund der Vollbeschäftigung<br />
auch für Martin Liebert<br />
vor neuen großen Herausforderungen.<br />
Für den baden-württembergischen<br />
Landesbeauftragten<br />
des Interessenverbandes<br />
Deutscher Zeitarbeits<strong>unternehmen</strong><br />
gehören ganz klar<br />
neue Formen der Rekrutierung<br />
von Zeitarbeitnehmern dazu.<br />
„Die Frage, woher man neue Bewerber<br />
bekommt, ist derzeit ein<br />
ganz großes Thema, das viel<br />
Kreativität erfordert. Hier spielen<br />
soziale Medien wie Facebook,<br />
Xing und LinkedIn eine<br />
immer wichtigere Rolle“, sagt<br />
Liebert.<br />
Und auch die<br />
jüngsten Zeitarbeits-Reformen<br />
wie<br />
eine Höchstüberlassungsdauer<br />
von 18<br />
Monaten bedeuten<br />
massiv verschärfte<br />
gesetzliche Rahmen-<br />
Martin Liebert ist<br />
Landesbeauftragter<br />
des Interessenverbandes<br />
Deutscher<br />
Zeitarbeits<strong>unternehmen</strong>.<br />
Er ist Mitglied<br />
der Tarifkommission<br />
und für den Personaldienstleister<br />
Allgeier Experts<br />
Pro tätig.<br />
bedingungen. Vor<br />
drei Jahren hat der<br />
Bundestag eine Novellierung<br />
des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes<br />
(AÜG) beschlossen,<br />
das die rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen<br />
der Zeitarbeit in<br />
Deutschland regelt.<br />
Zu den zentralen<br />
Vorschriften gehört<br />
unter anderem der<br />
Anspruch des Arbeitnehmers,<br />
das gleiche Gehalt<br />
oder den gleichen Lohn zu<br />
erhalten wie die Stammbelegschaft.<br />
Auch Mitarbeiter mit<br />
Handicap werden rekrutiert<br />
Dennoch: die Nachfrage ist größer<br />
als das Angebot. Die Anfrage<br />
von Arbeitgebern ist ungebrochen<br />
groß, und viele Betrie-<br />
Zeitarbeiter sind auch in der Elektro- und Metallindustrie stark<br />
gefragt.<br />
Foto: © industrieblick - fotolia.com
22<br />
verantworten <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Verbesserte Rechte für Leiharbeiter<br />
Zeitarbeiter haben nach neun Monaten den Anspruch, so wie<br />
die Stammbelegschaft entlohnt zu werden.<br />
FOTO: ©CONTRASTWERKSTATT - FOTOLIA.COM<br />
Vor drei Jahren hat der<br />
Bundestag eine Novellierung<br />
des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes<br />
(AÜG) beschlossen,<br />
das seit dem Jahr<br />
<strong>19</strong>72 die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
der Zeitarbeit in<br />
Deutschland regelt.<br />
Zu den zentralen Vorschriften<br />
gehört unter anderem der<br />
Anspruch des Arbeitnehmers,<br />
das gleiche Gehalt oder den<br />
gleichen Lohn zu erhalten wie<br />
die Stammbelegschaft der Firma,<br />
bei der er eingesetzt wird.<br />
Denn werden bei der Arbeitnehmerüberlassung<br />
Zeitarbeitstarifverträge<br />
angewendet,<br />
hat der Zeitarbeitnehmer<br />
seit dem 1. April 2017 grundsätzlich<br />
nach neun Monaten<br />
ununterbrochener Überlassung<br />
an denselben Kunden einen<br />
gesetzlichen Equal<br />
Pay-Anspruch.<br />
stark auf Recruiting ausgerichtet<br />
seien. „Dies ist die Kernkompetenz<br />
unserer Mitgliederfirmen, die sich<br />
in allen Prozessen und Maßnahmen<br />
der Personalbeschaffung – vom<br />
Schalten klassischer Stellenanzeigen<br />
bis hin zum Bedienen von Online-Portalen<br />
– bestens auskennen.<br />
Früher haben sich die Kandidaten<br />
beworben, heute müssen wir sie suchen.“<br />
Aus diesem Grund muss sich, so<br />
Liebert, die Zeitarbeit neu erfinden,<br />
Wichtig ist<br />
die Auslotung<br />
der persönlichen<br />
Eigenschaften der<br />
Zeitarbeitnehmer.<br />
Martin Liebert<br />
Verband Zeitarbeits<strong>unternehmen</strong><br />
be suchen händeringend nach Arbeitskräften.<br />
„Doch die<br />
Personal abteilungen tun sich<br />
schwer, selbst geeignete Mitarbeiter<br />
zu finden. Gerade die großen<br />
Unternehmen sind mehr und mehr<br />
auf Personal entwicklung und weniger<br />
auf Personalbeschaffung ausgerichtet.<br />
Und wenn, dann sind die<br />
Wege extrem starr“, so Liebert:<br />
„Speziell die mittelständischen Unternehmen<br />
haben ein Rekrutierungsproblem,<br />
das unter anderem<br />
auch einem zu hohen Anspruchsdenken<br />
entspringt, das wir uns heute<br />
nicht mehr leisten können.“<br />
Zu der sozialen Verantwortung<br />
der Zeitarbeitsfirmen zähle deshalb<br />
auch, Kandidaten auszuwählen, die<br />
Zur Person<br />
Christian Rauch ist<br />
seit Juli 2014 Leiter<br />
der Regionaldirektion<br />
der Bundesagentur<br />
für Arbeit in Baden-Württemberg.<br />
Der gebürtige Regensburger,<br />
Jahrgang<br />
<strong>19</strong>65, hat verschiedene<br />
Leitungsfunktionen<br />
ausgeübt.<br />
mitunter nicht die perfekte Qualifikation<br />
vorweisen oder ein Handicap<br />
haben: „Auch geht es immer<br />
mehr darum, Geflüchtete noch stärker<br />
in die Arbeitswelt zu integrieren.<br />
Wir müssen alle ein bisschen<br />
offener werden und auch umdenken.“<br />
Dies sei eine große Chance für<br />
die Zeitarbeitsfirmen, die viel flexibler<br />
und individueller auf diese<br />
Anforderungen reagieren können<br />
als mancher Personalchef. Leicht<br />
ist es jedoch auch für diese nicht<br />
immer: „Wichtig ist, dass man auch<br />
die persönlichen Eigenschaften der<br />
Zeitarbeitnehmer gewissenhaft<br />
auslotet.“ Der Vorteil der Zeitarbeitsfirmen<br />
sei, dass sie eben sehr<br />
denn auch sein Interessenverband<br />
kämpft noch immer gegen ein zum<br />
Teil schlechtes Image an. Deshalb<br />
müssen sich die Zeitarbeitsfirmen<br />
für ihn mehr denn je als attraktive<br />
Arbeitgeber empfehlen, denen es<br />
eben nicht nur darum geht, den Tariflohn<br />
zu bezahlen, sondern die<br />
ihren Angestellten langfristige Perspektiven<br />
bieten.<br />
Liebert: „Die Zeitarbeits<strong>unternehmen</strong><br />
ermöglichen Arbeitnehmern<br />
sowohl den ersten Einstieg als<br />
auch den Wiedereinstieg in die Berufswelt.<br />
Dies gilt sowohl für Arbeitslose<br />
als zum Beispiel auch für<br />
junge Mütter, die nach der Elternzeit<br />
wieder arbeiten möchten.“ Und<br />
das eben auch bei Vollbeschäftigung.<br />
[!]<br />
Stefan Loeffler<br />
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20-Jähriger beleidigt Polizisten<br />
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Mehr als Zeitarbeit: Seit über 20 Jahren ist die MASSARBEIT Personalservice GmbH ein<br />
professioneller Partner für den Mittelstand in der Region.<br />
Zwei separate Unternehmensbereiche vermitteln<br />
gewerbliches Personal sowie kaufmännische<br />
und technische Fachspezialisten.<br />
Die Marke „MASSARBEIT“ steht seit <strong>19</strong>96 für<br />
die professionelle Überlassung von gewerblichem<br />
Fachpersonal für Produktion und Logistik,<br />
z.B. Zerspanungsmechaniker, Schreiner, Lackierer,<br />
Lageristen. Der Schwerpunkt liegt in den<br />
Branchen Automobil- und Metallverarbeitungsindustrie,<br />
der Luftfahrt und dem Maschinenbau.<br />
Ob als Überbrückung von Engpässen mit Zeitarbeit<br />
oder für den langfristigen strategischen<br />
Aufbau von Personal in direkter Vermittlung –<br />
für jeden Kunden gibt es eine Lösung.<br />
Die Vorschriften zur Zeitarbeit sind über die<br />
Jahre deutlich strenger geworden. Die Mitarbeiter<br />
bei MASSARBEIT werden regelmäßig<br />
geschult und beraten ausführlich zu den vielen<br />
Regelungen in der Branche. „Dass wir seit Jahren<br />
alle Bestimmungen einhalten, wurde uns<br />
erst kürzlich wieder von der Bundesagentur für<br />
Arbeit bestätigt“ so Geschäftsführer Matthias<br />
Lindenmaier.<br />
MASSARBEIT in der Ulmer Mitte.<br />
Überdurchschnittliche<br />
Leistungen für Mitarbeiter<br />
Als Mitglied im Arbeitgeberverband IGZ bietet<br />
das Unternehmen seinen Mitarbeitern die Sicherheit<br />
von Tarifgebundenheit und Branchenzuschlägen,<br />
welche mit zunehmender Einsatzdauer<br />
auf den Basislohn bezahlt werden. „Darüber<br />
hinaus legen wir besonderen Wert auf<br />
eine persönliche Betreuung. Mit überdurchschnittlichen<br />
Leistungen wie z.B. beim Urlaub,<br />
dem Jobticket und einer hohen Übernahmequote<br />
heben wir uns von vielen Marktbegleitern<br />
ab“, versichert Lindenmaier.<br />
Zweiter Geschäftsbereich PNM.<br />
Vor drei Jahren wurde ein weiterer Geschäftsbereich<br />
gegründet. Unter der Marke PNM. RE-<br />
CRUITING. CONSULTING. hat sich ein Team<br />
auf das Recruiting und die direkte Personalvermittlung<br />
von kaufmännischem und (ingenieur-)<br />
technischem Personal spezialisiert.<br />
„Für unsere Kunden übernehmen wir bei<br />
PNM. die gezielte Suche nach Fachspezialisten<br />
und Führungskräften.“ Ob es dabei um Ingenieure<br />
im Sondermaschinenbau, Projektmanager,<br />
Softwareentwickler oder Bilanzbuchhalter<br />
und Personalleiter geht – über das<br />
breite Netzwerk werden passgenaue Kandidaten<br />
ausfindig gemacht. Digitalisierung und<br />
soziale Netzwerke haben es zudem ermöglicht,<br />
dass das Team von PNM. deutschlandweit<br />
tätig ist. Allerdings bedarf es hierzu inzwischen<br />
deutlich mehr Aufwendungen. „Ohne<br />
das Active Sourcing, also die aktive Direktansprache<br />
von passiven Kandidaten, und einer<br />
großen Portion Kreativität, geht es heute in<br />
vielen Fällen nicht mehr“, erläutert M. Lindenmaier.<br />
„Passives Recruiting ist zwar noch<br />
nicht zu Ende, aber es reicht nicht mehr aus<br />
eine Stelle auf die eigene Homepage zu setzen.<br />
Hier haben wir als Agentur eine größere<br />
Reichweite und umfassendere Kenntnisse.“<br />
„Qualität und insbesondere Datenschutz sind<br />
in unserer Branche unerlässlich“, so M. Lindenmaier<br />
weiter. Das Unternehmen ist seit<br />
vielen Jahren nach ISO 9001 zertifiziert und<br />
lässt sich regelmäßig auf Datenschutzrichtlinien<br />
auditieren.<br />
MASSARBEIT Personalservice GmbH<br />
www.massarbeit-ps.de<br />
Kronengasse 14 Gymnasiumstr. 4/1<br />
89073 Ulm 88400 Biberach<br />
0731 / 96 89 8-0 07351 / 579 -800<br />
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Transport ohne<br />
Fahrer<br />
Zulieferer ZF Friedrichshafen<br />
setzt auf autonome Transportsysteme<br />
als Wachstumsmarkt.<br />
Dazu hat die AG 60 Prozent der<br />
Anteile des niederländischen<br />
Unternehmens „2getthere B.V.“<br />
übernommen. Dessen fahrerlose<br />
Personen- und Lastentransportsysteme<br />
laufen in mehreren<br />
Großstädten weltweit, etwa in<br />
Rotterdam oder Abu Dhabi. Die<br />
ZF Friedrichshafen AG zählt zu<br />
den weltweit größten Automobilzulieferern.<br />
Sie beschäftigt<br />
146.000 Mitarbeitern an rund<br />
230 Standorten und hatte im<br />
Jahr 2018 einen Umsatz von 36,9<br />
Milliarden Euro erzielt.<br />
BOB-Bahn<br />
gesperrt<br />
Bahn In den Jahren 2020 und<br />
2021 wird die BOB Bodensee-Oberschwaben-Bahn<br />
Teile<br />
ihrer Strecken sperren. Grund<br />
ist die Elektrifizierung, deshalb<br />
werden auch Dieselfahrzeuge<br />
ausgetauscht. Erstmals seit 15<br />
Jahren sind die Fahrgastzahlen<br />
zurückgegangen. Die BOB verbindet<br />
Friedrichshafen, Meckenbeuren,<br />
Ravensburg, Weingarten<br />
und Aulendorf miteinander.<br />
Gesellschafter der GmbH<br />
sind die Städte Friedrichshafen,<br />
Ravensburg und Meckenbeuren,<br />
sowie der Bodensee-Kreis und<br />
der Kreis Ravensburg.<br />
Neuer<br />
Mini-Camper<br />
Caravan 80 Prozent PKW, 20<br />
Prozent Camper – das ist der<br />
neue Crosscamp der Dethleffs<br />
GmbH aus dem Allgäu. Der 1,99<br />
Meter hohe und 4,95 Meter lange<br />
„Camper Van“ bietet vier<br />
Schlafplätze, Ausstelldach, entnehmbare<br />
Küche und Holzboden.<br />
Im Dethleffs-Werk bei Isny<br />
werden vorerst acht Fahrzeuge<br />
pro Tag produziert. Die Fahrzeug-Basis<br />
stammt von Toyota.<br />
Die zur Bad Waldseer Erwin Hymer<br />
Group gehörende Dethleffs<br />
GmbH & Co. KG mit Sitz in Isny<br />
hat etwa 1.000 Mitarbeiter und<br />
erzielte 2017 einen Umsatz von<br />
375 Millionen Euro.<br />
Verwirrender Anblick: Die Honold-Gruppe aus Neu-Ulm managt das Warenlager von Aerotec.<br />
Foto: Premium AEROTEC und Honold LTS Logistik<br />
So schön kann Logistik sein<br />
Es sieht schon fast künstlerisch aus, das digital gesteuerte<br />
Materiallager, das die Drehscheibe für alle<br />
Lieferungen der vier Werksteile vom Premium Aerotec<br />
in Augsburg bildet. „Honold LTS Logistik stellt für<br />
uns einen reibungslosen Warenverkehr sicher“, sagt<br />
der Augsburger Premium Aerotec-Standortleiter Uli<br />
Amersdorffer. Auf 17 400 Quadratmetern werden<br />
1000 Anlieferungen und 2000 Versandaufträge pro<br />
Volksbank nach<br />
Fusion zufrieden<br />
Bank Die Vorstände der Volksbank<br />
Allgäu-Oberschwaben<br />
(VBAO) sind mit dem ersten<br />
Jahr nach der Fusion von Leutkircher<br />
Bank und Volksbank Allgäu-West<br />
sehr zufrieden. Mit<br />
der Bilanzsumme von 2,3 Milliarden<br />
Euro rangiert die VBAO<br />
unter den 171 Banken im Genossenschaftsverband<br />
in Baden-Württemberg<br />
auf Platz 14.<br />
Neue Apfelsorte<br />
vom Bodensee<br />
Landwirtschaft Am Kompetenzzentrum<br />
Obstbau-Bodensee<br />
(KOB) in Bavendorf bei Ravensburg<br />
wird eine Apfel-Züchtung<br />
geprüft: „Kissabel“ hat rotes<br />
Fruchtfleisch. Ziel der Markteinführung<br />
ist es, dem rückläufigen<br />
Apfelkonsum entgegen zu wirken<br />
und Marktanteile zurück zu<br />
gewinnen. Das KOB ist eine privatrechtliche<br />
Stiftung zur Förderung<br />
des Obstanbaus in der<br />
Bodenseeregion.<br />
Übernahme von<br />
Gussgeschäft<br />
Tag erreicht. Das Lagersystem stellt etwa 180 000<br />
Lagerplätze bereit. Für den Betrieb des Materialwirtschaftszentrums<br />
wurde ein 50-Prozent-Joint-Venture<br />
zwischen der Honold Logistik Gruppe und der<br />
LTS Nordwest gegründet. Ziel ist es, lokale Kompetenzen<br />
der Unternehmen, technologisches Knowhow<br />
und Kenntnisse für den gemeinsamen Kunden<br />
Premium Aerotec zu bündeln.<br />
Aluminium Das Vogter Metallverarbeitungs-Unternehmen<br />
STEP-G plant, sein Geschäft zu<br />
erweitern. Ein Schritt in diese<br />
Richtung sind die Übernahmen<br />
des Gussgeschäfts der Aluwerk<br />
Hettstedt GmbH und des Verarbeitungsgeschäfts<br />
der RMG Metallfachhandel<br />
GmbH. Die Übernahme<br />
umfasst zwei Standorte<br />
in Deutschland. Die ST Extruded<br />
Products Germany<br />
GmbH (STEP-G) ist weltweit<br />
führender Hersteller von Aluminium<br />
Strangpressprofilen mit<br />
insgesamt rund 900 Mitarbeitern.<br />
Sie gehört zum japanischen<br />
Unternehmen Sankyo Tateyama,<br />
Inc.<br />
80 Meter hoch<br />
hinaus<br />
Erlebnis Die Motorworld Group<br />
wird in Zukunft das größte mobile<br />
Riesenrad der Welt mit 80<br />
Metern betreiben. Jede der 27<br />
Gondeln bietet Platz für 16 Fahrgäste.<br />
Eine Fahrt wird 14,50 Euro<br />
kosten. Ebenfalls sind Erlebnis-Pakete<br />
wie Weißwurst-Frühstück<br />
oder ein Stadtführer als<br />
Beifahrer geplant. Die Motorworld<br />
Group ist eine eigenständige<br />
Unternehmensgruppe, die<br />
aus der Dünkel Holding mit Sitz<br />
in Schemmerhofen hervorgeht<br />
und auf Auto-Erlebniswelten<br />
spezialisiert ist. [!]<br />
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Internationale Fachmesse für<br />
Ladeinfrastruktur und Elektromobilität<br />
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26<br />
machen <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Ein bisschen Vintage, ein bisschen Skandinavien und viel Weiß: Im ehemaligen Stall eines alten Bauernhauses im Allgäu betreibt Anna Sonntag mit ihre<br />
Mehr als ein Deko-Laden<br />
Annamia Während sich viele Geschäfte auf dem Land schwertun, trotzt das Geschäft von<br />
Anna Sonntag den Widrigkeiten. Dank viel Herzblut und einem ungewöhnlichen Konzept.<br />
Wir befinden uns irgendwo<br />
auf dem<br />
Land am Rande des<br />
Allgäus. Genauer<br />
gesagt zwischen den Dörfern<br />
Vogt und Wolfegg. Grüne Wiesen,<br />
Kühe, Alpen-Panorama.<br />
Kaum jemand würde vermuten,<br />
dass hier ein Schatz versteckt<br />
ist. Der „Schatz“ heißt „Annamia<br />
Mode & Deko“ und ist der<br />
Laden von Anna Sonntag.<br />
Im ehemaligen Stall eines alten<br />
Bauernhauses verkauft die<br />
35-Jährige Deko-Artikel und<br />
Kleidung. Ein bisschen Vintage,<br />
ein bisschen Skandinavien, viel<br />
Weiß. Anna Sonntag liebt Weiß.<br />
Schon als Kind habe sie das Telefon<br />
damit angemalt, erzählt<br />
sie. Laufkundschaft gibt es so<br />
gut wie keine. Werbung nur in<br />
einem kleinen Programmkino<br />
und in sozialen Netzwerken.<br />
Wer hierher kommt, der kommt<br />
mit Absicht. Und es sind viele,<br />
die kommen. Als Anna Sonntag<br />
vor knapp acht Jahren die Idee<br />
hatte, winkten die meisten ab.<br />
„Ich wurde sehr belächelt“, sagt<br />
sie. Sie hatte damals ein kleines<br />
Kind und wünschte sich ein Einkommen<br />
nebenbei. Doch schon<br />
2013 konnte sie ihre erste Mitarbeiterin<br />
anstellen.<br />
Heute hat sie zwei Kinder<br />
und 16 Mitarbeiter, davon vier<br />
Festangestellte. Der Laden wurde<br />
um ein Stockwerk und 2018<br />
noch um eine Dach-Terrasse erweitert.<br />
Etwa 400 Quadratmeter<br />
umfasst er nun. Die Kritiker<br />
sind zu Bewunderern geworden.<br />
Anna Sonntags Motto war und<br />
ist es, den Dingen Zeit zu lassen.<br />
Nichts überstürzen.<br />
Während andere ländlich gelegene<br />
Geschäfte schließen,<br />
scheint Anna Sonntag vieles<br />
richtig zu machen. Woran liegt<br />
Ich versuche,<br />
bei den Preisen<br />
ein wenig günstiger<br />
als die Stadt<br />
zu sein.<br />
Anna Sonntag<br />
Ladenbesitzerin aus dem Allgäu<br />
das? So ganz genau weiß sie es<br />
selbst nicht. „Ich versuche, bei<br />
den Preisen ein wenig günstiger<br />
als die Stadt zu sein,“ sagt sie.<br />
Und: Zweimal im Jahr wird<br />
„Annamia“ komplett umdekoriert.<br />
Auch zwischendurch arrangiert<br />
die Chefin ihre Waren<br />
in regelmäßigen Abständen neu.<br />
„So finden die Kundinnen quasi<br />
immer wieder ein neues Geschäft<br />
vor. Selbst Ladenhüter gehen<br />
weg, wenn man sie etwas<br />
anders in Szene setzt.“ Überhaupt<br />
stellt sie nur Artikel in<br />
den Laden, die ihr persönlich<br />
gefallen. Fast alles steht zum<br />
Verkauf, auch die Möbel.<br />
„Viele denken, dass ich mir<br />
hier einen Traum erfüllt habe“,<br />
sagt Anna. „Aber so ist es eigentlich<br />
gar nicht. Ich war gerne<br />
Erzieherin und wollte Familien-Therapeutin<br />
werden.“ Geschäftsfrau<br />
sei sie aus Versehen<br />
geworden. In ihrer sozialen Ausbildung<br />
liegt vielleicht das Geheimnis<br />
des Erfolgs: „Viele<br />
Schwerkranke kommen in meinen<br />
Laden, weil sie ihre Krankheit<br />
hier ein wenig vergessen<br />
können.<br />
Leider sind schon mehrere<br />
davon verstorben. Ihre Angehörigen<br />
kommen aber wieder, weil<br />
sie den Verstorbenen hier nahe<br />
sein können. Ich freue mich,<br />
dass die Menschen so eine Freu-
<strong>unternehmen</strong> [!] machen 27<br />
m Mann Stefan den Laden „Annamia Mode & Deko“.<br />
de daran haben, zu Annamia zu<br />
kommen. Es ist für viele eben<br />
mehr als nur ein Laden.“<br />
Auch dass Anna Sonntag<br />
Kleidung verkauft, war so nie<br />
geplant. In der Anfangszeit<br />
hängte sie Kleidung zur Deko in<br />
Rahmen auf – und plötzlich stieg<br />
die Nachfrage. Irgendwann<br />
musste sie immer öfter nach Italien<br />
fahren, um dort auf Märkten<br />
Nachschub zu besorgen.<br />
Heute designt Anna ihre eigene<br />
Annamia-Mode und lässt diese<br />
in Florenz nähen. Wichtig sind<br />
ihr gute Qualität und möglichst<br />
natürliche Stoffe.<br />
In der Zwischenzeit kam<br />
noch ein kleines Café dazu. Zwischen<br />
Blumenvasen und Kerzenständern<br />
stehen nun Tischchen.<br />
Es gibt Frühstück mit regionalen<br />
Produkten. Kuchen<br />
und Torten backt die Chefin<br />
selbst. Außerdem leitet sie vier<br />
Farben-Workshops im Monat<br />
für „Vintage Paint“.<br />
Mit viel Schweiß, Tränen<br />
und Herzblut<br />
Obwohl es gut läuft, fängt Anna<br />
Sonntag erst jetzt an, schwarze<br />
Zahlen zu schreiben, sagt sie. Sie<br />
und ihr Mann Stefan, ein Maschinenbau-Ingenieur,<br />
haben in<br />
den letzten Jahren viel investiert.<br />
In den Ausbau des zweiten<br />
Stockwerks, in teure Geräte wie<br />
Kühlschränke oder eine Kaffeemaschine<br />
und vor allem in die<br />
neue Dachterrasse. Das meiste<br />
erledigen Anna Sonntag und ihr<br />
Mann, in Eigenleistung. „Hier<br />
stecken viel Schweiß, Tränen<br />
und Herzblut drin“, sagt Anna<br />
Sonntag.<br />
Fotos: Julia Rizzolo<br />
Übrigens gibt es mittlerweile<br />
sogar „Annamia New Zealand“.<br />
Anna Sonntags Tante lebt<br />
dort und verkauft die Kleidung<br />
in ihrem Laden – wegen der<br />
Zoll- und Frachtkosten aber teurer<br />
als in Deutschland. „Die<br />
Neuseeländer lieben Klamotten<br />
aus Naturfasern made in Italy“,<br />
erklärt Anna Sonntag. „Dort gibt<br />
sonst viel billige China-Ware.“<br />
Einen kleinen Traum hat sie<br />
noch: Ferien-Wohnungen im<br />
Annamia-Stil. Einige Kunden<br />
kommen tatsächlich von weiter<br />
her, besuchen den Laden und<br />
übernachten dann in der Nähe.<br />
Doch Anna Sonntag wird auch<br />
das wie immer machen: Langsam.<br />
Abwarten. Und dann ihre<br />
Chance mit Freude und Zuversicht<br />
ergreifen. [!]<br />
Julia Rizzolo<br />
Auf dem Land<br />
zum Erfolg<br />
Sabine Hagmann,<br />
Hauptgeschäftsführerin<br />
des Handelsverband Baden-Württemberg,<br />
sagt<br />
zur Situation von Einzelhändlern<br />
auf dem Land folgendes:<br />
„Wir beobachten<br />
durchaus, dass in den vergangenen<br />
Jahren immer<br />
mehr kleine Einzelhändler<br />
aufgeben mussten. Kleinen<br />
Einzelhändlern auf dem<br />
Land wie ‚Annamia Mode &<br />
Deko‘ bietet sich jedoch<br />
eine Riesenchance: Sie<br />
sollten nicht nur Einkaufsstätte<br />
sondern vielmehr<br />
auch ein Ort der Begegnung<br />
allein lebender, älterer<br />
Menschen wie auch unserer<br />
Jugend sein – sozusagen<br />
ein soziales ‚Non-Profit-Geschäft‘,<br />
das dem jeweiligen<br />
Dorf oder Ortsteil<br />
einen intakten Charakter<br />
zurückgibt.“<br />
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28<br />
verantworten <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
FOTO: ©SONPICHIT SALANGSING/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Die Zukunft liegt in dezentralen Energiesystemen: Photovoltaik, Blockheizkraftwerke und Speicher sind hierfür wichtige Bausteine .<br />
Mittelstand unter Strom<br />
Energiewende Im Südwesten arbeiten immer mehr Betriebe CO 2<br />
-neutral. Unsere Beispiele<br />
zeigen, wie sich Verschwendung vermeiden und Überschüsse speichern lassen.<br />
Als Werner Pfanzelt<br />
vor fünf Jahren bei<br />
der BMW-Niederlassung<br />
in Stuttgart-Vaihingen<br />
seinen Job als kaufmännischer<br />
Leiter antrat, brachte<br />
der Münchner seine Öko-Strategie<br />
als Vision mit: Seither hat<br />
er den Energieverbrauch der imposanten<br />
Immobilie mit Werkstätten,<br />
Showrooms und Büros<br />
um gut die Hälfte gesenkt. „Da<br />
muss ich viele Autos verkaufen,<br />
bis ich beim Ertrag denselben<br />
Effekt habe,“ sagt der Chef von<br />
600 Mitarbeitern.<br />
Da muss ich<br />
viele Autos<br />
verkaufen, bis ich<br />
beim Ertrag diesen<br />
Effekt habe.<br />
Werner Pfanzelt<br />
BMW-Niederlassungsleiter<br />
Zum Jahresbeginn 2016 hatte<br />
er mit „Emsyst 4.0“ ein Energiemanagementsystem<br />
(EMS) eingeführt,<br />
das den Verbrauch in<br />
der weitläufigen Immobilie um<br />
40 Prozent senken sollte. Der Effekt<br />
stellte sich ein. Die Aktivitäten<br />
gehen auf eine verfeinerte<br />
Datenbasis mit dem Kooperationspartner<br />
Riempp aus Oberboihingen<br />
zurück. Im laufenden<br />
Jahr investiert Pfanzelt weitere<br />
200.000 Euro in das Energiemanagementsystem.<br />
Denn er will<br />
die Energieeffizienz weiter verbessern<br />
und detaillierte Informationen<br />
erhalten. Der Hintergrund:<br />
Das Thema E-Mobilität,<br />
mit den fünf Ladestationen für<br />
Kunden vor dem Haus, dem Betanken<br />
vieler Mitarbeiter- und<br />
Kundenfahrzeuge in der Werkstatt<br />
und der gesamten Niederlassung<br />
gewinnt an Bedeutung.<br />
Doch Pfanzelt kann bisher diese<br />
Daten nicht erfassen. „Unterm<br />
Strich ist der Stromverbrauch<br />
um zehn Prozent gesunken,<br />
während mittlerweile eine steigende<br />
E-Flotte mit dranhängt,“<br />
sagt der Niederlassungsleiter.<br />
Im November ging deshalb
<strong>unternehmen</strong> [!] verantworten 29<br />
ein Blockheizkraftwerk mit 50<br />
kW Leistung für 100.000 Euro<br />
in Betrieb, das Strom im Einkaufswert<br />
von 6000 Euro pro<br />
Monat produziert. Aktuell laufen<br />
Planungen, die überschüssige<br />
Wärme über eine Maschine<br />
zum Kühlen der Serverräume<br />
zu nutzen. Im laufenden<br />
Jahr soll zudem eine Photovoltaik-Anlage<br />
an die Fassade kommen.<br />
Kostenpunkt: rund 50.000<br />
Euro. Pfanzelt veranschlagt weitere<br />
20.000 Euro für einen Speicher,<br />
der überschüssige Energie<br />
puffern soll. Eventuell sollen<br />
dafür ausrangierte Autobatterien<br />
miteinander gekoppelt<br />
werden. „Wir legen Blockheizkraftwerk<br />
und Photovoltaik zusammen,<br />
damit unsere Grundlast<br />
gedeckt ist,“ erläutert der<br />
BMW-Manager.<br />
BMW setzt alle<br />
Maßnahmen<br />
um, die sich<br />
innerhalb von<br />
sieben Jahren<br />
amortisieren.<br />
E-Autos sind für die meisten Fahrten geeignet<br />
Initiativen wie die von von Jaguar/Landrover,<br />
ihre Autohäuser<br />
mit Ladesäulen auszustatten,<br />
hält David Wenger für das richtige<br />
Signal für die Energiewende:<br />
Viele der 44 Mio. Pkw in<br />
Deutschland würden nicht für<br />
Langstreckenfahrten genutzt.<br />
Für Kurzstreckenfahrten seien<br />
E-Autos geeignet. Wenn die<br />
Versorgung mit Ladesäulen garantiert<br />
sei, begünstige das die<br />
Akzeptanz für E-Fahrzeuge, sagt<br />
der Firmenchef, der weltweit<br />
mehr als 400 Projekte in Sachen<br />
regenerative Energien und<br />
E-Antriebe realisiert hat.<br />
Wenger Engineering arbeitet<br />
mit 20 Spezialisten etwa für<br />
Daimler, Audi, Bosch, Toyota<br />
oder Honda. Durch die Ladesäuleninitiative<br />
auch des Filialhandels<br />
stiegen die Stückzahlen,<br />
die Komponenten würden in<br />
Massenfertigung günstiger und<br />
Der Speicher könne die Lastspitze<br />
kappen und die Eigenversorgung<br />
das Notstrom-Dieselaggregat<br />
ersetzen, für das auch regelmäßig<br />
Kosten anfielen. Zum<br />
Vergleich: Die Grundlast wird<br />
aktuell in der Spitze um das Siebenfache<br />
überstiegen.<br />
Das liegt vor allem am Betanken<br />
der Pkw mit Strom, mit dem<br />
im Jahr 2015 begonnen wurde.<br />
Weil zu Stuttgart die Standorte<br />
Mannheim und Saarbrücken gehören,<br />
will BMW auch dort <strong>20<strong>19</strong></strong><br />
je ein Energiemanagementsystem<br />
einführen. Denn der Konzern<br />
will viele Erfahrungen mit<br />
CO 2<br />
-neutralen Technologien<br />
sammeln. Umgesetzt werde alles,<br />
was sich binnen sieben Jahren<br />
amortisiert. Ein Engpass,<br />
so Pfanzelt, seien jedoch die vielen<br />
Alt- und Mietgebäude.<br />
So wie BMW lenken auch<br />
viele andere Unternehmen den<br />
Fokus auf Energieeffizienz: Warfrüher<br />
das Energiethema verstreut<br />
vom Hausmeister bis<br />
zum Werksleiter, so setzen immer<br />
mehr Firmen Energiemanager<br />
ein, die hierfür oft eine berufsbegleitende<br />
Zusatzqualifikation<br />
bei der IHK in Ulm oder<br />
Stuttgart oder beim Tüv erworben<br />
haben.<br />
Dort lernen sie die physikalischen<br />
Grundlagen, Technologien,<br />
Gesetze und betriebswirtschaftlichen<br />
Betrachtungen. Oft<br />
haben Firmen in diesen Fällen<br />
bereits einen Investitionsplan,<br />
um ihre Energieeffizienz zu<br />
steigern. So können Verbesserungen<br />
bei baulichen Veränderungen,<br />
Expansion und Ersatzbeschaffungen<br />
berücksichtigt<br />
werden.<br />
Ein gutes Beispiel hierfür bietet<br />
Inductoheat in Reichenbach/<br />
Fils. Der Spezialist für das energieintensive<br />
induktive Härten<br />
hat 2017 ein bestehendes Energiemanagementsystem<br />
erweitert:<br />
Mit Software vernetzte<br />
Sensoren erfassen seither den<br />
Bei Inductoheat ist Energieeffizienz Chefsache: Geschäftsführer<br />
Frank Andrä kümmert sich persönlich um das Thema.<br />
Tankfüllung aus dem Stromnetz: Das Zeitalter der E-Fahrzeuge<br />
ist angebrochen.<br />
Foto: Jaguar Land Rover<br />
FOTO: INDUCTOHEAT<br />
der Bewußtseinswandel werde<br />
gefördert, erläutert der Tesla-Fahrer,<br />
der zuvor ein Brennstoffzellenauto<br />
gefahren ist.<br />
Beide Verfahren würden dauerhaft<br />
benötigt, wobei Letzteres<br />
vor allem bei Lkw und Bussen<br />
zum Zug käme, wegen der höheren<br />
Speicherkapazität und<br />
rascheren Betankung.<br />
kompletten Produktionsprozess<br />
und können Daten wie Energiemenge,<br />
Temperatur, Durchfluss<br />
und Zeitdauer aufeinander abstimmen.<br />
Der Vorteil für das Unternehmen:<br />
Verfahren werden reproduzierbar.<br />
Zudem ist das Herstellungsverfahren<br />
exakt dokumentiert.<br />
Das wird zu einem<br />
wichtigen Thema, wenn es um<br />
Fragen der Produkthaftung geht.<br />
Vor allem spart es aber Geld: Je<br />
nach Bauteil, das binnen Sekunden<br />
bei 800 bis 1000 Grad<br />
zu härten und abzukühlen ist,<br />
benötigt das Verfahren gut ein<br />
Fünftel Energie. Zum Vergleich:<br />
Die Stromkosten am Standort<br />
mit 70 Mitarbeitern, an dem Anlagen<br />
produziert werden, liegen<br />
bei 300.000 Euro pro Jahr.<br />
Von den Stromkosten entfallen<br />
85 Prozent auf die <strong>19</strong> Mitarbeiter<br />
in der Lohnhärterei. Das<br />
Energiemanagementsystem eliminiert<br />
zudem Leerläufe bei<br />
Pumpen und Lüftern. 24.000 Kubikmetern<br />
Luft, die pro Stunde<br />
abgesaugt werden, wird die<br />
Wärme entzogen, mit der im<br />
Winter die Halle geheizt wird.
30<br />
verantworten <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Elektrische<br />
Energie spielt<br />
beim Thema<br />
Wärme eine<br />
immer größere<br />
Rolle.<br />
Bosch Thermotechnik stellt Blockheizkraftwerke her, die sehr niedrige Stickoxid-Emissionen haben.Der<br />
Branchenriese kooperiert mit dem Mittelständler ADS-Tec.<br />
Foto: Bosch Thermotechnik<br />
Energiemanager ist Geschäftsführer<br />
Frank Andrä selbst.<br />
Diese Beispiele zeigen, wie<br />
Technologien sich weiterentwickeln<br />
und neue Anwendungen<br />
ermöglichen. Gab es zum Beispiel<br />
bisher bundesweit nur<br />
8000 Biogasanlagen im großtechnischen<br />
Stil, die Verbünde<br />
oder Stadtwerke betrieben haben,<br />
erschließt aktuell die Goffin<br />
Energy GmbH den kleinteiligen<br />
Markt: Modular und auf Containerbasis<br />
bieten die Kölner<br />
Kraftwerke von 50 bis 250 Kilowatt<br />
Leistung, die zudem universal<br />
etwa mit Speiseresten,<br />
Grünschnitt oder Pferdemist betrieben<br />
werden können.<br />
Rund 85 Prozent der<br />
Abwärme wird nicht genutzt<br />
Oder die DeVeTec GmbH aus<br />
St. Ingbert, die sich auf die Abwärmenutzung<br />
im Temperaturbereich<br />
von 300 bis herunter auf<br />
70 Grad spezialisiert hat: War<br />
bisher Abwärmenutzung nur<br />
Wir wollen die<br />
Entwicklung<br />
dezentraler<br />
Energiesysteme<br />
vorantreiben.<br />
Thomas Speidel<br />
Geschäftsführer der ADS-Tec.<br />
oberhalb von 250 Grad wirtschaftlich,<br />
werden damit nun<br />
viel breitere Kreise erreichbar.<br />
Auch hier ist das Potenzial riesig:<br />
Bisher nutzen Firmen 85<br />
Prozent ihrer Abwärme nicht.<br />
Eine Schlüsseltechnologie,<br />
damit die Energiewende gelingt,<br />
sind die Speicher. Das reicht<br />
vom konventionellen Eisspeicher,<br />
der die Kälte des Winters<br />
auf natürliche Weise konserviert<br />
und im Sommerhalbjahr<br />
in Form von Gebäudekühlung<br />
wieder abgibt, über die Autobatterien<br />
bis hin zu Systemen, die<br />
überschüssigen Strom aufnehmen,<br />
der etwa in Zeiten schwacher<br />
Nachfrage am Wochenende<br />
anfällt oder wenn der Wind<br />
dauerhaft kräftig weht und die<br />
Sonne intensiv scheint.<br />
Führend in dieser Boombranche<br />
ist ADS-Tec aus Nürtingen,<br />
die 240 Mitarbeiter an zwei<br />
Standorten beschäftigen. Erst im<br />
Oktober 2018 hatte sich die<br />
Bosch Thermotechnik an der<br />
Tochtergesellschaft ADS-Tec<br />
Energy des Mittelständlers mit<br />
39 Prozent beteiligt.<br />
Beide Firmen wollen damit<br />
ihre Aktivitäten im Bereich<br />
elektrischer Speichersysteme<br />
und deren Management bündeln.<br />
Geschäftsführender Gesellschafter<br />
Thomas Speidel,<br />
zugleich Präsident seines Branchenverbandes:<br />
„Wir wollen gemeinsam<br />
die Entwicklung dezentraler,<br />
digitaler Energiesysteme<br />
optimal und in völlig anderen<br />
Umfängen vorantreiben.“<br />
Schon bisher entwickeln und<br />
liefern die Nürtinger intelligente<br />
Batteriespeicher- und Energiemanagementsysteme<br />
sowie<br />
speicherbasierte Schnellladesysteme<br />
für E-Autos. Ein zweiter<br />
Geschäftszweig sind industrielle<br />
Computer und IT-Systeme.<br />
„Regenerative Energien, die<br />
Elektromobilität sowie die immer<br />
wichtigere Rolle von elektrischer<br />
Energie im Bereich der<br />
Wärme sind Wachstumstreiber<br />
für neue Produkte und Lösungen“,<br />
sagt Speidel.<br />
Lösungen für mobile Zukunft<br />
kommen aus Salach<br />
Bosch Thermotechnik gilt mit<br />
14.400 Mitarbeitern und 3,4<br />
Milliarden Euro Jahresumsatz<br />
als ein führender europäischer<br />
Hersteller von energieeffizienten<br />
Heizungsprodukten und<br />
Warmwasserlösungen. Die Kooperation<br />
zeigt, dass die Übergänge<br />
zwischen Gewerbe, Privat<br />
und Mobilität immer fließender<br />
werden.<br />
An der mobilen Zukunft arbeiten<br />
der Salacher Elektronikspezialist<br />
Heldele und die<br />
bundesweit 115 Autohäuser der<br />
britischen Marken Jaguar und<br />
Landrover bereits seit einem<br />
Jahr: Im ersten Schritt wurden<br />
alle Händler mit E-Ladesäulen<br />
mit einer Gesamtleistung
<strong>unternehmen</strong> [!] verantworten 31<br />
von je 50 Kilowatt in Werkstatt,<br />
Showroom und auf dem Parkplatz<br />
ausgestattet. Ab dem Jahr<br />
2022 sollen 120 Kilowatt Leistung<br />
für die Stationen bereitgestellt<br />
werden. Vor etwa drei Jahren<br />
hatten die Briten einen globalen<br />
Partner gesucht, der die<br />
Autohäuser weltweit mit E-Ladestationen<br />
ausstattet.<br />
Weil dies in der Praxis an nationalen<br />
Gegebenheiten scheiterte,<br />
brachten deutsche Jaguar-Händler<br />
Heldele ins Spiel,<br />
der von Salach (Landkreis Göppingen)<br />
aus in Zusammenarbeit<br />
mit sieben regionalen Partnern<br />
auch bundesweit komplexe Aufträge<br />
realisiert. Von Jaguar gibt<br />
es bislang allerdings nur das<br />
Modell Ipace rein elektrisch mit<br />
einer Reichweite von 350 Kilometern<br />
und von Landrover drei<br />
Hybrid-Modelle. Während die<br />
Modelle in Schweden gut nachgefragt<br />
wurden, zieht der Absatz<br />
Mit Speichern<br />
können<br />
Unternehmen ihre<br />
Lastkurve sehr<br />
flach halten.<br />
Manuel Strehle<br />
Informatiker, Heldele GmbH<br />
in Deutschland erst langsam<br />
an. „Im nächsten Schritt investieren<br />
viele Jaguar- und Landrover-Händler<br />
in ihre Stromversorgung,“<br />
prognostiziert Strehle.<br />
Der Systementwickler für kundenorientierte<br />
Mobilitätslösungen<br />
bei Heldele gibt ein Beispiel:<br />
Manche Händler müssten wegen<br />
ihrer Lage teilweise mehr als<br />
100.000 Euro in ihre Stromversorgung<br />
investieren, um E-Autos<br />
betanken zu können.<br />
Autohäuser können energieautark<br />
werden<br />
Diese Händler würden das Geld<br />
nun eher für Photovoltaik-Anlagen,<br />
Puffersysteme und ein<br />
koordinierendes Energiemanagementsystem<br />
ausgeben, erläutert<br />
der 33-jährige Informatiker.<br />
Denn über ein intelligentes<br />
Lastmanagement und hinreichend<br />
Speicherkapazität könne<br />
ein Autohaus seine Lastkurve<br />
schon heute deutlich senken.<br />
„Wenn drei Hebebühnen und<br />
eine Schweißanlage gleichzeitig<br />
im Einsatz sind, ist der kurzfristige<br />
Strombedarf enorm“, nennt<br />
Strehle ein Beispiel. Diese Aktivitäten,<br />
die teils nur 20 Sekunden<br />
dauern, könnten koordiniert<br />
oder aus einem Speicher<br />
gespeist werden, um die Lastkurve<br />
flach zu halten.<br />
Würden Dach- und Fassadenflächen<br />
mit Photovoltaik-Modulen<br />
bestückt und mit Speichern<br />
vernetzt, darunter auch den Batterien<br />
der ausgestellten und geparkten<br />
E-Autobatterien, könne<br />
manches Autohaus energieautark<br />
werden, sagt Strehle. Vorerst<br />
sind aber viele Händler<br />
mit ihren Investitionsentscheidungen<br />
vorsichtig. Sie schauen<br />
derzeit vor allem auf den Brexit,<br />
den Absatz von E-Autos und<br />
politische Entscheidungen. [!]<br />
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32 führen <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Der unsichtbare Elefant<br />
Führung Motzen, mahnen, mauern: Chefs können die Motivation ihrer Mitarbeiter zunichte<br />
machen. Personalentwicklerin Helga Pattart-Drexler zeigt, wie man dies vermeidet.<br />
Es gibt Phasen bei der Arbeit,<br />
da läuft es. Alle sind<br />
fokussiert. Ein Energieschub<br />
verleitet die Mitarbeiter,<br />
mehr Aufgaben zu<br />
übernehmen. Doch Vorsicht!<br />
Das kann sich schnell ändern.<br />
„Jeder Chef kann ein Flow-Killer<br />
sein“, sagt Helga Pattart-Drexler,<br />
Dozentin an der Wirtschaftsuniversität<br />
Wien. Ein<br />
verbreitetes Problem beschreiben<br />
Briten so: „There is an elephant<br />
in the room.“ Wie ein Elefant<br />
lasten unausgesprochene<br />
Konflikte im Raum, aber der<br />
Chef unternimmt nichts. Pattart-<br />
Dre xler hat neun solcher Verhaltensweisen<br />
ausgemacht, mit<br />
denen Chefs die Motivation der<br />
Mitarbeiter hemmen und erklärt,<br />
wie man diese vermeidet.<br />
1Diffuse Ziele<br />
Die Mitarbeiter wissen nicht,<br />
welche Absicht hinter den Arbeitsaufträgen<br />
steckt. Der Fokus<br />
fehlt. Planlosigkeit und Irritation<br />
machen sich breit.<br />
Tipp: Transparenz schaffen, vor<br />
allem, wenn sich das Ziel geändert<br />
hat. Auch ein Chef weiß<br />
mal nicht weiter. Dann einfach<br />
offen darüber sprechen.<br />
2Krampfen statt Loslassen<br />
Es gibt Aufgaben, die Mitarbeiter<br />
verzweifeln lassen. Am<br />
liebsten würde sie alles hinschmeißen,<br />
doch der Chef<br />
drängt auf einen Abschluss.<br />
Tipp: Eine Führungskraft sollte<br />
einsehen, dass eine Aufgabe<br />
auch mal einen Tag liegen bleibt,<br />
damit der Mitarbeiter neue<br />
Energie sammeln kann.<br />
In Komfortzonen verharren<br />
3 Jeder hat einen Bereich, in<br />
dem man sich wohlfühlt, weil<br />
man weiß: Hier kenne ich mich<br />
aus. Bloß kein Risiko eingehen<br />
und alles beim Alten belassen.<br />
Tipp: Die Mitarbeiter ermutigen,<br />
ihre Komfortzonen zu verlassen<br />
und auf ungewohntem<br />
Terrain neue Ankerpunkte<br />
zu suchen.<br />
4 Mitarbeiter-Roulette<br />
Jeder Mitarbeiter hat laut<br />
Vertrag eine bestimmte Funktion.<br />
Die Projekte werden je nach<br />
Anforderungsprofil der Stelle<br />
verteilt. Abweichungen von der<br />
Struktur führen zu Chaos.<br />
Tipp: Die Führungskraft sollte<br />
sich fragen: Welche Persönlichkeit<br />
steckt hinter dem einzelnen<br />
Mitarbeiter? Passen die gestellten<br />
Aufgaben zu ihnen? Das Gespräch<br />
suchen, Workshops zu<br />
Schwächen und Stärken anbieten.<br />
5Destruktives Feedback<br />
Die schlechteste Kritik ist<br />
keine Kritik. Viele Mitarbeiter<br />
denken, dass ihre Arbeit schlecht<br />
ist, wenn der Chef nichts dazu<br />
sagt. Oft erhalten Mitarbeiter nur<br />
negatives Feedback.<br />
Tipp: Eine Führungskraft muss<br />
immer Feedback geben können.<br />
Wenn etwas falsch gelaufen ist,<br />
muss es angesprochen werden,<br />
und zwar mit dem nötigen Respekt.<br />
Es gibt gute und dumme<br />
Fehler. Letztere sind durch Unaufmerksamkeit<br />
entstanden.<br />
Aus guten Fehlern lernt man.<br />
Übrigens: Auch der Chef sollte<br />
seine Fehler zugeben.<br />
6Neid und Besserwisserei<br />
Ein Mitarbeiter, der etwas<br />
besser kann als der Chef? Gibt<br />
es nicht. Und falls doch, dann<br />
redet er entweder den Erfolg<br />
klein oder holt sich selbst mit<br />
ins Boot: „Wir haben das gut gemacht.“<br />
Tipp: Individuelle Erfolge eines<br />
Mitarbeiters sollte der Chef entsprechend<br />
honorieren und nicht<br />
sich selbst zuschreiben.<br />
Um den heißen Brei reden<br />
7 „Da ist ein Elefant im Raum“,<br />
lautet ein Sprichwort. Heißt:<br />
Unausgesprochene Konflikte<br />
liegen in der Luft, die den Team-<br />
ILLUSTRATION: © LEREMY - SHUTTERSTOCK.COM
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
führen<br />
33<br />
spirit beeinflussen, aber der<br />
Chef zieht dennoch die Tagesordnung<br />
durch.<br />
Tipp: Die Führungskraft muss<br />
Raum für offene Gespräche<br />
schaffen. Dann ist jeder gefordert,<br />
zu sagen, was einem nicht<br />
passt. Die vermittelnde Position<br />
muss nicht unbedingt der<br />
Chef einnehmen. Er kann diese<br />
Verantwortung an einen Mitarbeiter<br />
abgeben.<br />
Auch das<br />
Chaos kann<br />
manchmal<br />
förderlich sein<br />
und Innovationen<br />
hervorbringen.<br />
Helga Pattart-Drexler<br />
Wirtschaftsuniversität Wien<br />
8Fehlender Fokus<br />
Viele Arbeitsprozesse am<br />
Tag laufen parallel ab und es<br />
kommen weitere Aufgaben<br />
dazu. Langsam wachsen sie<br />
dem Mitarbeiter über den Kopf.<br />
Dennoch will der Vorgesetzte<br />
alles auf einmal fertig vorliegen<br />
haben.<br />
Tipp: Der Chef sollte Prioritäten<br />
vorgeben und abgleichen,<br />
was in die Zielsetzung passt.<br />
9Ignorieren der<br />
Macht des Flows<br />
Der Chef erkennt einfach nicht,<br />
dass strukturelle Veränderungen<br />
dem Team guttun und zu<br />
neuer Energie und Innovation<br />
führen können.<br />
Tipp: Effektivität vor Effizienz:<br />
Mitarbeiter wollen auch mal bei<br />
einem Projekt mitwirken, das<br />
außerhalb ihrer Zuständigkeit<br />
liegt. Auch wenn dann mehr<br />
Kräfte mit einer Aufgabe beschäftigt<br />
sind, als notwendig ist,<br />
fördert das langfristig die Motivation<br />
für weitere Aufgaben.<br />
„Es muss aber nicht alles im<br />
Flow sein“, betont Pattart-Drexler<br />
Auch ließen sich nicht<br />
alle Tipps gleichzeitig umsetzen.<br />
„Man sollte punktuell vorgehen<br />
und eine Balance finden.“<br />
Konflikte seien zudem<br />
förderlich, da sie Verbesserungen<br />
bringen können. [!]<br />
<br />
Verena Köger<br />
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Mit Herz und Seele sind wir begeistert<br />
von Musik und arbeiten mit Leidenschaft<br />
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richtige Stimmung – sowohl im Konzertsaal<br />
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Willkommen in der Welt der 88 Tasten.<br />
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Zur Person<br />
Helga Pattart-Drexler leitet<br />
seit 2016 den Bereich „Executive<br />
Education“ an einer<br />
Akademie der Wirtschaftsuniversität<br />
Wien. Die 37-Jährige<br />
ist für die Konzeption<br />
von Unternehmensund<br />
Führungskräfteprogrammen<br />
zuständig. Themen<br />
sind zum Beispiel Agilität,<br />
Innovation und Strategie.<br />
Pattart-Drexler hat Erwachsenenbildung<br />
studiert.<br />
Die Tipps gegen Flow<br />
Killer hat sie durch ihre<br />
Erfahrung als Führungskraft,<br />
Mutter zweier Kinder<br />
und Personalentwicklerin<br />
ausgearbeitet.<br />
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„An elephant in the room“:<br />
Der Elefant symbolisiert<br />
unausgesprochene Probleme<br />
innerhalb des Teams, die zum<br />
Beispiel während einer Konferenz<br />
im Raum stehen.
Auf regionale Produkte setzt die Firma Stüwer aus Heroldstatt. Den „Regiomat“, der mit ausgeklügelter Kühltechnik auch Fleisch frisch hält<br />
und bereits mehr als 800mal im Einsatz ist, hat sie jüngst auf der Kölner Messe „Euvend & Coffena“ vorgestellt.<br />
Foto: Koelnmesse<br />
Automat wird Kiosk<br />
Vending Die deutsche Branche schaut gebannt in die USA. Dort revolutioniert Amazon<br />
gerade mit kassenlosen Läden namens Go den Markt. Zudem will sie mit dem Vorurteil<br />
aufräumen, dass Automatenkaffee nicht schmeckt.<br />
Die Schokoladenfirma<br />
Stollwerk war einer der<br />
Pioniere. Ihr Aufstieg<br />
war kometenhaft, als<br />
sie noch vor dem Ersten Weltkrieg<br />
auf dem US-amerikanischen<br />
Markt auf völlig neue Verkaufsstellen<br />
setzte: auf Automaten.<br />
Nach dem Krieg war es mit<br />
dem Erfolg für die Kölner in der<br />
Neuen Welt zwar schnell vorbei.<br />
Die Idee an sich aber hatte<br />
Bestand.<br />
Automaten, aus denen per<br />
Knopfdruck Essen oder Getränke<br />
ausgegeben werden, sind aus<br />
deutschen Betrieben kaum mehr<br />
wegzudenken. Schätzungen des<br />
Bundesverbands der Deutschen<br />
Vending-Automatenwirtschaft<br />
(BDV) zufolge sind derzeit allein<br />
hierzulande rund 570.000<br />
Getränke- und Verpflegungsautomaten<br />
im Einsatz. An Schulen,<br />
Universitäten, in Wartebereichen<br />
von Krankenhäusern, Flughäfen,<br />
Bahnhöfen und an Tankstellen,<br />
aber vor allem in Firmen<br />
und Unternehmen.<br />
Märkte ohne Mitarbeiter<br />
und ohne Kassen<br />
In den Markt kommt jetzt<br />
Dynamik: Aus dem<br />
Automaten wird<br />
ein automatisierter<br />
Kiosk.<br />
Die Vending-Branche<br />
beobachtet die<br />
Entwicklung sehr genau.<br />
In den USA wird dieses<br />
Segment bereits erprobt und<br />
gilt als schnell wachsender Einzelhandelssektor.<br />
Bei diesem<br />
Shopsystem werden die Waren<br />
wie im Supermarkt aus normalen<br />
Regalen angeboten, aber es<br />
werden keine Mitarbeiter benötigt.<br />
Vorreiter ist der Online-Händler<br />
Amazon mit Amazon<br />
Go. Die Kunden müssen<br />
sich dort beim Betreten der Läden<br />
über eine App anmelden.<br />
Die Regale sind mit Sensoren<br />
ausgestattet. Diese erfassen,<br />
welche Ware entnommen wird.<br />
Nach dem Einkauf wird<br />
das Geld einfach<br />
vom Konto des<br />
Käufers abgebucht.<br />
Die Branche<br />
wartet gebannt<br />
auf erste Erkenntnisse.<br />
Auch auf der<br />
anstehenden Fachmesse<br />
„Euvend & Coffeena“ in Köln<br />
werden die kassenlosen Märkte<br />
daher ein wichtiges Thema sein.<br />
Ein solcher Shop ist quasi ein<br />
begehbarer Automat, die Größe<br />
ist flexibel. „Denkbar“, so Stefanie<br />
Mauritz, Direktorin von „Euvend<br />
& Coffeena“, „ist zum Beispiel<br />
auch der Einsatz in Bürokomplexen,<br />
in denen die Systeme<br />
die schnelle Versorgung von<br />
Mitarbeitern gewährleisten“,<br />
etwa durch vorbereitetes Essen.<br />
Sie könnten bereits vorhandene<br />
Automatenlösungen ergänzen.<br />
Personal werde letztlich nur<br />
zum Einräumen der Ware benötigt.<br />
Kunden profitierten vom jederzeit<br />
verfügbaren Angebot,<br />
das könne sogar eine „persönliche<br />
Note“ bekommen, wenn<br />
man seine gewünschten Produkte<br />
vorab bestellen könnte.<br />
Gleich wie bei Automaten<br />
sind flexible Bezahlsysteme<br />
möglich: vom Bargeld über die<br />
Bezahlung per Bank- oder Kreditkarte<br />
bis hin zum Fingerabdruck<br />
oder, wie von Amazon getestet,<br />
per automatischer Erfassung,<br />
sei alles vorstellbar. Smarte<br />
Technologien, intelligente<br />
Lösungen und die Orientierung<br />
an den Bedürfnissen der Konsumenten:<br />
Die neuen Märkte vereinen<br />
viele Erfolgsfaktoren, die<br />
FOTO: © MADIZ/SHUTTERSTOCK.COM
<strong>unternehmen</strong> [!] spezial 35<br />
typisch sind für den automatisierten<br />
Verkauf von Waren und<br />
Produkten.<br />
Doch die Läden und Automaten<br />
werden nicht nur immer<br />
smarter, die Angebote werden<br />
auch immer ausgefeilter. Ein<br />
Trend, den Stefanie Mauritz<br />
schon länger beobachtet, ist die<br />
So werden<br />
Büros<br />
zukünftig<br />
zu neuen<br />
Kaffeehäusern.<br />
Stefanie Mauritz<br />
Direktorin „Euvend & Coffeena“<br />
Entwicklung bei Kaffee. Komme<br />
das Heißgetränk aus dem Automaten,<br />
werde annähernd eine<br />
Qualität wie in einer Kaffeebar<br />
erwartet. Auf der „Euvend &<br />
Coffeena“ würden beispielsweise<br />
Kaffeeautomaten mit Frischmilch<br />
und frischer Bohne präsentiert.<br />
Aber auch neue Lösungen<br />
zur Wasseraufbereitung und<br />
-filterung sowie digitale Neuerungen<br />
werden gezeigt, darunter<br />
Touchdisplays zur Bedienung<br />
und Einblendung von Werbevideos<br />
und Apps zur Optimierung<br />
der Serviceleistungen.<br />
Vorgestellt würden auch ergonomische<br />
Transportgeräte für<br />
Vending-Automaten, die überall<br />
dort zum Einsatz kommen können,<br />
wo kein Stapler oder Lieferwagen<br />
anlanden kann.<br />
Das Zauberwort für die Branche<br />
aber heißt „Office Coffee<br />
Service“ abgekürzt OCS. „Nicht<br />
zuletzt in diesem Bereich sehen<br />
Marktexperten große Chancen<br />
für Wachstum“, berichtet Messe-Sprecherin<br />
Mauritz, „denn<br />
ein Viertel des jährlichen Kaffeegesamtkonsums<br />
findet bereits<br />
außer Haus statt – Tendenz<br />
steigend.“<br />
Auf Heißgetränke entfielen<br />
derzeit mehr als die Hälfte des<br />
erzielten Branchenumsatzes.<br />
Zwei Drittel davon am Arbeitsplatz.<br />
Bereits 60 Prozent der Arbeitgeber<br />
böten ihren Mitarbeitern<br />
eine professionelle Kaffeeversorgung<br />
an. Was im Umkehrschluss<br />
bedeute: „40 Prozent<br />
noch nicht.“<br />
Potenzial ergebe sich aber<br />
auch aus den Veränderungen in<br />
der Arbeitswelt an sich. Mauritz<br />
führt flexiblere Arbeitszeitmodelle<br />
an, „neue kollaborative<br />
Räumlichkeiten und neue Rituale“,<br />
aber ebenso die sich verändernden<br />
Ansprüche an die<br />
Versorgung. Angeboten würden<br />
hier flexible Kiosk- oder Coffee-Corner-Lösungen,<br />
die in<br />
Pausenräumen von Unternehmen<br />
einfach und schnell eingesetzt<br />
werden können. Mauritz<br />
verspricht: „So werden Büros<br />
zukünftig zu neuen Kaffeehäusern.“<br />
[!] Thomas Vogel<br />
13 Millionen Speisen und Getränke werden jährlich in Deutschland<br />
an Automaten gekauft – und teilweise mit dem Handy bezahlt.<br />
Drei Milliarden Euro Umsatz<br />
„Vending“? Dahinter steckt<br />
der lateinische Begriff „vendere“,<br />
was verkaufen oder veräußern<br />
bedeutet. Schätzungen<br />
des Branchenfachverbands<br />
DBV zufolge sind in Deutschland<br />
rund 545.000 Verkaufsautomaten<br />
in Betrieb. Etwa<br />
vier Fünftel davon stehen in<br />
Betrieben, der Rest in öffentlich<br />
zugänglichen Bereichen<br />
wie etwa Schulen, Raststätten,<br />
Krankenhäusern, Behörden,<br />
Bahnhöfen und Hotels. Jeden<br />
Tag werden laut DBV in<br />
Deutschland 13 Millionen Getränke<br />
und Snacks aus Vending-Automaten<br />
konsumiert.<br />
Der damit erzielte jährliche<br />
Umsatz beträgt rund drei Milliarden<br />
Euro.<br />
Die Automaten werden von<br />
so genannten „Operatern“ aufgestellt<br />
und betrieben, die für<br />
das Befüllen sowie für die Reinigung<br />
zuständig sind. Im<br />
deutschen Vending-Sektor<br />
sind rund 15.000 Mitarbeiter<br />
beschäftigt. In der Branche<br />
herrsche ein starker Wettbewerbsdruck,<br />
was auch mit den<br />
niedrigen Markteintrittsbarrieren<br />
zu tun habe.<br />
Wohin gehen die Trends?<br />
Diese Frage steht im Mittelpunkt<br />
des Expertenforums „Visions<br />
of Vending“ am Freitag,<br />
10. Mai, auf der Fachmesse<br />
„Euvend & Coffeena <strong>20<strong>19</strong></strong>“, die<br />
von 9. bis 11. Mai in Köln stattfindet.<br />
FOTO: © GRAPHBOTTLES/SHUTTERSTOCK.COM
36<br />
finanzieren <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Der Preis ist heiß<br />
Unternehmenswert Irgendwann ist der Moment gekommen, in dem Unternehmer ihren<br />
Betrieb entweder in der Familie weitergeben oder am Markt verkaufen. In beiden Fällen<br />
steht häufig die Frage im Raum: Was ist mein Betrieb eigentlich wert?<br />
FOTO: © ZENZEN/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Als uns der Eigentümer vorgeschlagen<br />
hat, dass wir<br />
ihm ein Angebot für sein<br />
Unternehmen machen sollen,<br />
konnten wir unser Glück anfänglich<br />
gar nicht fassen“, erzählt<br />
Klaus Herrmann, Co-Geschäftsführer<br />
bei einem mittelständischen Verlagshaus.<br />
„Meine Geschäftsführungskollegin<br />
und ich hatten uns bereits<br />
mehrfach dazu ausgetauscht,<br />
das Unternehmen gemeinsam zu<br />
übernehmen.“ Das Führungs-Duo<br />
ließ sich daher nicht lange bitten,<br />
besprach die Finanzierung mit der<br />
Bank und gab schließlich ein Angebot<br />
über knapp zehn Millionen Euro<br />
ab. „Wir hielten das für einen angemessenen,<br />
für beide Seiten fairen<br />
Preis, weil er etwa dem zehnfachen<br />
jährlichen Betriebsergebnis entsprach“,<br />
erzählt Herrmann, der seinen<br />
wahren Namen an dieser Stelle<br />
Viele Mittelständler<br />
suchen händeringend einen<br />
Nachfolger. Der Verkaufspreis<br />
wird häufig zum Knackpunkt.<br />
Zur Person<br />
Christian Futterlieb<br />
hat in Mannheim<br />
studiert und ist<br />
Diplomkaufmann. Er<br />
ist Geschäftsführer<br />
der Frankfurter Beteiligungsgesellschaft<br />
VR Equitypartner.<br />
nicht lesen möchte, frustriert. „Quasi<br />
aus dem Nichts sind dann noch<br />
ein großer Verlag und ein Finanzinvestor<br />
in das Rennen eingestiegen<br />
und haben den Preis hochgetrieben.“<br />
Am Ende sind für die Firma<br />
15 Millionen Euro gezahlt worden.<br />
Trotz eines nochmals nachgebesserten<br />
Angebots hatten Herrmann und<br />
seine Geschäftspartnerin keine<br />
Chance, zum Zuge zu kommen.<br />
Ein Fall wie dieser könnte zukünftig<br />
häufiger stattfinden. Denn bei<br />
vielen kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen in Industrie,<br />
Handwerk und Dienstleistung steht<br />
in den nächsten Jahren ein Generationswechsel<br />
an. Laut Experten der<br />
L-Bank stehen dann viele Betriebe<br />
vor einem Nachfolgeproblem.<br />
Grund dafür:<br />
die demographische<br />
Entwicklung. Sie bekommt<br />
Baden-Württemberg besonders<br />
zu spüren. Denn in der Region<br />
sind 41 Prozent der Eigentümer beziehungsweise<br />
Geschäftsführer von<br />
kleinen und mittleren Betrieben<br />
(KMU) 55 Jahre oder älter. Gleichzeitig<br />
werden die Jahrgänge der 25-<br />
bis 45-Jährigen zahlenmäßig schwächer.<br />
Nach Schätzungen des IfM<br />
Bonn steht allein im Zeitraum von<br />
2018 bis 2022 bei 150.000 Familien<strong>unternehmen</strong><br />
mit zusammen<br />
2,4 Millionen Beschäftigen die<br />
Nachfolge beziehungsweise Übergabe<br />
an.<br />
Unterschiedliche Vorstellungen<br />
von Käufern und Verkäufern<br />
„Irgendwann wird sich jeder betroffene<br />
Unternehmer fragen, was sein<br />
Betrieb eigentlich wert ist“, weiß<br />
Oksana Miglietti, Wirtschaftsprüferin<br />
und Steuerberaterin bei Schultze<br />
& Braun, „spätestens dann, wenn<br />
er seine Nachfolge regeln will und<br />
die Firma entweder an seine Kinder<br />
übergeben oder an einen Dritten<br />
verkaufen will.“ Doch gerade wenn<br />
ein Unternehmen veräußert werden<br />
soll, besteht häufig das Problem,<br />
dass die Vorstellungen<br />
von Käufer und Verkäufer<br />
voneinander<br />
abweichen. „Der Wert<br />
eines Unternehmens<br />
entspricht nicht<br />
grundsätzlich dem<br />
Preis, der dafür am<br />
Markt gezahlt<br />
wird“, weiß Susann<br />
Ihlau, Wirtschaftsprüferin<br />
und<br />
Steuerberaterin sowie<br />
Partnerin beim Prüfungs-<br />
und Beratungs<strong>unternehmen</strong><br />
Mazars<br />
und dort spezialisiert<br />
auf mittelständische<br />
Unternehmen. Herbe<br />
Enttäuschungen aus<br />
Sicht des Verkäufers<br />
sind genauso möglich<br />
wie unerwartete Hö-
<strong>unternehmen</strong> [!] finanzieren 37<br />
henflüge. „Gute Mittelständler sind<br />
im Moment sehr gefragt am Markt“,<br />
beobachtet Wirtschaftsprüferin<br />
Ihlau. Doch das gilt nicht pauschal<br />
und nicht über alle Branchen hinweg.<br />
„Bei einem Zulieferer im Automotive-Bereich,<br />
der Teile für Verbrennungsmotoren<br />
produziert, stellt<br />
sich die Frage, ob die Firma in der<br />
Lage ist, sich umzustellen auf neue<br />
Antriebskonzepte. Darauf muss der<br />
Eigentümer gute Antworten haben,<br />
wenn er sein Unternehmen verkaufen<br />
will“, empfiehlt Ihlau und erläutert<br />
die Perspektive des Käufers.<br />
„Grundsätzlich spielt es für ihn weniger<br />
eine Rolle, wie die Performance<br />
des Unternehmens<br />
in<br />
der Vergangenheit<br />
war. Der Fokus<br />
liegt auf der<br />
zukünftigen Entwicklung.<br />
Schließlich zahlt<br />
er nicht für die<br />
Vergangenheit, Oksana Miglietti<br />
sondern für das, Wirschaftsprüferin<br />
was er zukünftig<br />
an Cash-flow aus dem Unternehmen<br />
ziehen kann.“<br />
Aus Vereinfachungsgründen orientieren<br />
sich viele Käufer an betriebswirtschaftlichen<br />
Kenngrößen<br />
wie dem Umsatz oder dem Betriebsergebnis<br />
vor Steuern (Ebit) und multiplizieren<br />
sie mit branchenspezifischen<br />
Faktoren um zu einem indikativen<br />
Preis zu kommen – so wie Herrmann<br />
das bei seinem Gebot gemacht<br />
hat. „Die Gefahr ist, dass man mit diesem<br />
vereinfachten Verfahren zu kurz<br />
springt und viele Aspekte ausblendet,<br />
die für die Bewertung wichtig<br />
sind“, sagt Ihlau. Denn tatsächlich<br />
Für Käufer<br />
ist nicht<br />
die vergangene,<br />
sondern die künftige<br />
Performance wichtig.<br />
wird der Unternehmenswert<br />
von einer<br />
ganzen Reihe in- und<br />
externen Faktoren beeinflusst.<br />
„Authentizität<br />
und ein langjähriges<br />
Know-how sind neben<br />
gut aufbereiteten Zahlen<br />
Dinge, die, wenn<br />
man erst einmal in Verhandlungen<br />
tritt, den Preis für ein Unternehmen<br />
häufig positiv beeinflussen können“,<br />
sagt Christian Futterlieb, Geschäftsführer<br />
bei der Beteiligungsgesellschaft<br />
VR Equity Partner.<br />
Um den Wert einer Firma realistisch<br />
zu ermitteln, werden daher neben<br />
Marktpreisverfahren<br />
auch<br />
Ertragswertoder<br />
Discoun-<br />
ted-Cash-flow-<br />
Verfahren verwendet.<br />
Der<br />
Wert einer Firma<br />
wird dabei vereinfacht<br />
gesagt<br />
dadurch ermittelt,<br />
dass die zukünftigen<br />
Überschüsse auf den Bewertungsstichtag<br />
abdiskontiert werden.<br />
Bestehende Schulden werden<br />
– wenn auch auf unterschiedliche<br />
Weise – jeweils davon abgesetzt.<br />
„Die Idee bei beiden Verfahren ist,<br />
dass ich einen Wert erhalte, der intersubjektiv<br />
nachprüfbar ist“; sagt<br />
Miglietti. „Wenn ich in jedem Verfahren<br />
die gleichen Annahmen treffe,<br />
komme ich immer zum gleichen<br />
Wert, so dass ich die eine Rechnung<br />
in die andere überführen kann.“<br />
Eine Unternehmensbewertung<br />
steht und fällt somit mit den Annahmen,<br />
die dabei getroffen werden.<br />
Den Wert eines<br />
Unternehmens zu<br />
ermitteln, ist nicht<br />
einfach.<br />
Zur Person<br />
Oksana Miglietti<br />
arbeitete unter anderem<br />
als Controllerin<br />
für eine Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaft.<br />
Seit 2018<br />
ist sie Wirtschaftsprüferin<br />
und Steuerberaterin<br />
bei Schultze<br />
& Braun am<br />
Standort Achern.<br />
„Um ein Bewertungsgutachten anzufertigen,<br />
muss ich als Wirtschaftsprüferin<br />
mit dem Eigentümer in den<br />
Dialog treten und brauche konkret<br />
dokumentierte Planungsrechnungen<br />
mindestens für die kommenden drei<br />
Jahre“, beschreibt die Bilanzexpertin<br />
den Prozess. „Gerade Mittelständler<br />
sind hier jedoch häufig<br />
nicht gut aufgestellt.“<br />
Jede Bewertung ist zudem nur<br />
eine Momentaufnahme. Denn Erwartungen<br />
und Rahmenbedingun-<br />
Grundstücke<br />
gesucht<br />
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Internet-Plattform für Betriebsnachfolge<br />
zählt Wirtschaftsprüferin Miglietti<br />
mögliche Ausgangssituationen auf.<br />
Gerade bei der Übertragung im Zuge<br />
einer familiären Nachfolgeregelung<br />
oder einem Management-Buyout ist<br />
es häufig eine Überlegung wert, ein<br />
Bewertungsgutachten in der Version<br />
IDW S1 von einem Wirtschaftsprüfer<br />
machen zu lassen. „Meist kommen<br />
die beteiligen Parteien in diesen<br />
Fällen gar nicht richtig in Verhandlungen.<br />
Mit einem Gutachten gibt es<br />
eine fundierte Diskussionsgrundlage,<br />
die zum Beispiel auch vor Gericht<br />
Bestand hat.“<br />
Gute<br />
Mittelständler<br />
sind im Moment<br />
am Markt<br />
sehr gefragt.<br />
Susann Ihlau<br />
Wirtschaftsprüferin<br />
Platz für Käufer und Verkäufer<br />
Unternehmen, die ihre<br />
Firma verkaufen wollen, bekommen<br />
mit der Nachfolgebörse<br />
nexxt-change (www.<br />
nexxt-change.org) der Industrie-<br />
und Handelskammer<br />
(IHK) in der Region Stuttgart<br />
eine vergleichsweise einfache<br />
Möglichkeit dazu. Auf der Börsenplattform<br />
können sie ihren<br />
Betrieb listen lassen und finden<br />
ein großes Angebot von<br />
Bietern, die an einer Nachfolge<br />
Interesse haben. Es gibt tausende<br />
von Angeboten und Anfragen.<br />
Gesuche lassen sich<br />
anonymisiert mit Chiffre-Nummern<br />
veröffentlichen.<br />
Zudem bietet die IHK qualifizierte<br />
Betreuung durch kompetente<br />
Regionalpartner. Die<br />
L-Bank bietet potenziellen<br />
Käufern zudem Fördermittel<br />
an (Näheres dazu findet sich<br />
auf der Internetseite www.<br />
gruendung-bw.de).<br />
Ist jedoch die Veräußerung an einen<br />
Dritten geplant ist, kommt häufig ein<br />
unberechenbarer Faktor dazu: „Die<br />
Vorstellung des Eigentümers vom<br />
Wert der Firma ist oftmals in hohem<br />
Maße emotional beeinflusst“, weiß<br />
Miglietti aus ihrer Berufspraxis.<br />
„Schließlich verkauft er sein Lebenswerk.<br />
Dann gilt es, in langen Verhandlungen<br />
mit dem Käufer eine Basis<br />
zu finden.“ [!] Thomas Luther<br />
gen können sich ändern. Wie stabil<br />
ist zum Beispiel das Geschäftsmodell<br />
in Hinblick auf eine digitale Disruption?<br />
Welche Auswirkungen hat<br />
der Brexit auf das Unternehmen?“ –<br />
die Antworten auf diese elementaren<br />
Fragen bestimmen den Wert entscheidend<br />
mit. „Zudem sind<br />
Managementfaktoren gerade im<br />
Mittelstand ein ganz wichtiges Kriterium“,<br />
weiß Ihlau. „Häufig ist der<br />
Inhaber mit seinem Know-how und<br />
seinem Netzwerk die treibende<br />
Kraft im Unternehmen. Wenn diese<br />
Kraft ausscheidet, stellt sich die Frage,<br />
was die Firma noch wert ist.“<br />
Nicht zuletzt hängt der Unternehmenswert<br />
auch maßgeblich vom Anlass<br />
ab. „Es macht einen Unterschied,<br />
ob der Unternehmer beispielsweise<br />
eine Übergabe im Familienkreis<br />
plant, ob er verkaufen will oder den<br />
Wert für den Zugewinnausgleich im<br />
Rahmen einer Scheidung benötigt“,<br />
Zur Person<br />
Susann Ihlau ist<br />
Wirtschaftsprüferin<br />
und Partnerin des international<br />
tätigen<br />
Prüfungs- und Beratungs<strong>unternehmen</strong><br />
Mazars und spezialisiert<br />
auf Unternehmensbewertungen<br />
und Transaktionsberatung.<br />
FOTO: © ELENABSL/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Im Internet gibt es<br />
Plattformen, die<br />
Käufer und Anbeiter<br />
von Unternehmen<br />
zusammenbringen.
<strong>unternehmen</strong> [!] namen & nachrichten 39<br />
Emissionen<br />
minimieren<br />
Saubere Mobilität – das streben<br />
die Technische Hochschule<br />
Ulm und die Firma AIP Automotive<br />
an. Im Rahmen einer Kooperation<br />
werden RDE-Fahrten<br />
(RDE = Real Driving Emissions)<br />
auf den Rollenprüfstand übertragen.<br />
So will das Forschungsteam<br />
Emissionen moderner Motoren<br />
unter reproduzierbaren<br />
Bedingungen minimieren. AIP<br />
gehört zur APL Group, die mit<br />
rund 1500 Mitarbeitern in Süddeutschland<br />
Technologien im<br />
Automobilbereich entwickelt.<br />
Digitaler Wandel<br />
erforscht<br />
Mit der Digitalisierung, ihren<br />
Auswirkungen und Chancen<br />
setzt sich an der Hochschule Ravensburg-Weingarten<br />
nun das<br />
neugegründete Institut für Digitalen<br />
Wandel (IDW) auseinander.<br />
Die Wissenschaftler befassen<br />
sich mit verschiedenen Aspekten:<br />
Industrie und Handel,<br />
Leben und Freizeit sowie Soziale<br />
Arbeit und Gesundheitswesen.<br />
Erste Forschungsprojekte<br />
werden vorbereitet.<br />
Schneller in den<br />
Tourismus<br />
Erst Hotelfachschule, dann<br />
Studium. Dieser Weg wird für<br />
Absolventen der Hotelfachschule<br />
Bad Wörishofen künftig einfacher.<br />
Grund ist der mit der HS<br />
Kempten geschlossene Kooperationsvertrag<br />
über die Anrechnung<br />
erbrachter Leistungen auf<br />
ein Tourismus-Management-Studium.<br />
Hotelfachschüler<br />
können ausgewählte Fächer<br />
im Bachelorstudiengang Tourismus-Management<br />
anrechnen<br />
lassen. Auch eine Verkürzung<br />
des Studiums ist möglich.<br />
Kontakt: Sybille Adamer,<br />
sybille.adamer@hs-kempten.de<br />
Praxisnahe Ausbildung: Die HfWU schickt ihre Studenten ins Feld,<br />
um ein Reitturnier zu dokumentieren. Bild: HfWU Nürtingen-Geislingen<br />
Vorlesung auf<br />
dem Reitplatz<br />
Praktischer geht’s fast nicht: Die HfWU Nürtingen-Geislingen richtet<br />
eine Lehrveranstaltung des Studiengangs „Pferdewirtschaft”<br />
auf dem renommierten Reitturnier „Internationale Marbacher Vielseitigkeit“<br />
aus. „Die Studenten werden eine Dokumentation der<br />
Abläufe unter Verwendung von Projektmanagement-Tools erstellen“,<br />
erläutert Professorin Barbara Benz. Die Kooperation sei ein<br />
Gewinn für Veranstalter und Studenten: „Der Veranstalter kann<br />
aus den Ergebnissen der Studenten möglicherweise Optimierungsansätze<br />
ableiten, und wir haben eine dynamische, praxisorientierte<br />
Lehrveranstaltung.“<br />
Kühlschrank der<br />
Zukunft<br />
Was muss ein Kühlschrank in<br />
Zukunft können? Welche digitalen<br />
Lösungen sind nötig? Mit<br />
dieser Design Thinking Challenge<br />
beschäftigten sich 22 Studierende<br />
der Hochschule Neu-Ulm<br />
und der israelischen Partnerhochschule<br />
College of Management<br />
Academic Studies bei<br />
Liebherr Haushaltsgeräte in<br />
Ochsenhausen. Eine Woche lang<br />
analysierten die Nachwuchstalente<br />
die Bedürfnisse der Kunden,<br />
identifizierten neue Lösungsideen<br />
und setzen die Ideen<br />
in Software-Prototypen um.<br />
Die präsentierten Ansätze begeisterten<br />
Professoren wie Praxispartner.<br />
Weitere Kooperationen<br />
sollen folgen.<br />
Effiziente<br />
Produktion<br />
Mit einer Fachtagung unter<br />
dem Motto „Vernetzte Vielfalt<br />
par excellence” an der HS<br />
Kempten hat das Technologienetzwerk<br />
Effiziente Produktionstechnik<br />
(EffPro) Fahrt aufgenommen.<br />
Mit dem Ziel, gemeinsam<br />
Fertigungsverfahren und<br />
Produktionstechnologien zu optimieren<br />
sowie Produkte an<br />
marktpolitische Anforderungen<br />
anzupassen, kooperieren Professoren<br />
der Hochschule mit<br />
Unternehmen in unterschiedlichen<br />
Maschinenbaudisziplinen.<br />
Die Zusammenarbeit soll bis<br />
mindestens 2021 bestehen.<br />
Werkstatt<br />
der Zukunft<br />
Rund 110.000 Menschen sind<br />
im baden-württembergischen<br />
KfZ-Gewerbe beschäftigt. Um<br />
diese Arbeitsplätze zu sichern<br />
und Kleinbetriebe wie Autohäuser<br />
und Werkstätten bei der Vorbereitung<br />
auf Transformationsprozesse<br />
zu unterstützen, hat<br />
die HfWU Nürtingen-Geislingen<br />
das Projekt „Zukunftswerkstatt<br />
4.0” ins Leben gerufen. Die<br />
im Raum Stuttgart entstehende<br />
Werkstätte bietet Branchenpraktikern<br />
die Möglichkeit, sich<br />
intensiv mit dem Wandel – etwa<br />
in Richtung E-Mobilität – auseinanderzusetzen.<br />
Parallel baut<br />
das Institut für Automobilwirtschaft<br />
ein Kompetenzkonsortium<br />
auf. Kooperationspartner<br />
sind willkommen.<br />
Kontakt: Stefan Reindl,<br />
mail@ifa-info.de<br />
Kooperation mit<br />
Consinion<br />
Die Personalberatung Consinion<br />
aus Ulm kooperiert mit der<br />
SRH-Fernhochschule in Riedlingen.<br />
So wird Consinion bei der<br />
Weiterbildung von den Studienund<br />
Zertifikatsangeboten der<br />
SRH Fernhochschule profitieren.<br />
„Weil in der seit Bologna stark<br />
verkürzten Hochschulausbildung<br />
Studierende zwar Wissen<br />
sammeln, dies aber oft nicht<br />
praktisch umsetzen können,<br />
müssen Unternehmen zusammen<br />
mit Hochschulen und Weiterbildungs-Instituten<br />
Unterstützung<br />
leisten“, sagt Consinion-Geschäftsführer<br />
Joachim<br />
Lang. [!]<br />
gys
40<br />
machen <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Die Lichtwerte<br />
bei Schwing<br />
Stetter haben sich<br />
um 60 Prozent<br />
verbessert.<br />
Berndt Wintermayr<br />
Firmenchef<br />
FOTOS: MARC HÖRGER<br />
Mit High-Bright-<br />
LED-lampen wie<br />
diesen sorgen<br />
Geschäftsführer<br />
Berndt Wintermayr<br />
und sein Team selbst in<br />
verschmutzten Umgebungen<br />
für gute Beleuchtung.<br />
Erhellende Konzepte<br />
für die Industrie<br />
Wintermayr Energie Ein kleines Unternehmen aus Ulm sorgt dafür,<br />
dass Firmen ein Licht aufgeht. Mit seinen Lösungen für Beleuchtung<br />
und Lüftung lassen sich viel Geld und CO 2<br />
sparen.<br />
Vielen Unternehmern ist<br />
nicht bewusst, wie<br />
wichtig gute Beleuchtung<br />
für die Mitarbeiter<br />
ist und welches Sparpotenzial<br />
vorhanden ist. Häufig wachsen<br />
die Firmenstandorte, aber<br />
die Beleuchtung in den alten<br />
Hallen wird außer Acht gelassen,<br />
sagt Firmenchef Berndt<br />
Wintermayr. Mit der Wintermayr<br />
Energiekonzepte Systemtechnik<br />
aus Ulm hat er es sich<br />
zur Aufgabe gemacht, Unternehmen<br />
durch moderne Beleuchtungsoptimierung<br />
beim<br />
Energiesparen zu unterstützen.<br />
Seit <strong>19</strong>94 ist das Familien<strong>unternehmen</strong><br />
Pionier in diesem Bereich.<br />
An der Spitze stehen<br />
Berndt Wintermayr, sein Sohn<br />
Alexander, der ebenfalls Geschäftsführer<br />
ist, und seine Ehefrau<br />
Andrea. Sie leiten den Familienbetrieb,<br />
der 12 Mitarbeiter<br />
beschäftigt und mit seinen<br />
Partnern bereits mehr als 900<br />
Projekte umgesetzt hat.<br />
Dazu gehören beispielsweise<br />
Einsätze wie bei Schwing Stetter,<br />
dem Memminger Hersteller<br />
von Betonmischanlagen und Betontransportsystemen.<br />
In 17<br />
Hallen und im Außenbereich<br />
baute Wintermayr binnen sechs<br />
Monaten 1300 neue LED-Leuchten<br />
ein. Damit spart Schwing<br />
Stetter nun 83 Prozent Beleuchtungsenergie<br />
und 540 Tonnen<br />
C0 2<br />
im Jahr. „Die Lichtwerte haben<br />
sich um rund 60 Prozent<br />
verbessert“, erläutert Bernd<br />
Wintermayr. Das komme den<br />
Mitarbeitern in der täglichen<br />
Arbeit zugute. Auch bei Daimler,<br />
Airbus und Stihl hat die Ulmer<br />
Firma schon die Leuchten<br />
durch energiesparenden Lampen<br />
ersetzt. Die Einsätze haben<br />
eine Herausforderung: „Wir arbeiten<br />
bei laufender Produktion,<br />
aber unsere Kunde dürfen das<br />
nicht merken“, so Wintermayr.<br />
Zum Konzept des Betriebs<br />
gehört es, alles aus einer Hand<br />
zu liefern. Wintermayr kümmert<br />
sich um die Analyse, Konzeption,<br />
Planung, Finanzierung,<br />
Umsetzung des Beleuchtungs-
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
machen<br />
41<br />
Worten in den nächsten Jahren<br />
an Bedeutung gewinnen wird.<br />
Unter dem Dach der Wintermayr-Gruppe<br />
bietet der Betrieb<br />
nun die Geschäftsfelder<br />
Beleuchtung, Energiemanagement<br />
sowie energieeffiziente<br />
Belüftung und Programmierung<br />
an. Neue Beleuchtungsprojekte<br />
möchte die Ulmer Firma<br />
in Zukunft nicht nur in Industrie-<br />
und Bürogebäuden<br />
umsetzen, sondern auch in der<br />
Landwirtschaft.<br />
Mit Wärmebildkameras wird geprüft, wie viel Wärme LED-Leuchten<br />
abstrahlen. Je hochwertiger das Gehäuse desto weniger.<br />
managements und sogar die<br />
Wartung.<br />
„Dieses Rundumpaket unterscheidet<br />
uns von vielen<br />
Elektro<strong>unternehmen</strong>“, sagt<br />
Marketingleiterin Nicole<br />
Fleissner. Um das beste Ergebnis<br />
zu erzielen, reiche ein<br />
1:1-Austausch der Lampen<br />
nicht. Man müsse die Hallen<br />
genau unter die Lupe nehmen.<br />
Vielleicht lohne sich eine komplett<br />
andere Anordnung der<br />
Leuchten oder der Faktor Tageslicht<br />
spiele eine große Rolle<br />
– all diese Möglichkeiten<br />
müssen bei einem neuen Lösung<br />
miteinbezogen werden,<br />
sagt Fleissner. Seinen Kunden<br />
verspricht Wintermayr, dass es<br />
nicht zu bösen Überraschungen<br />
kommt: Der Betrieb wirbt<br />
mit Einspar-Garantie, Festpreis-Garantie<br />
und Lichtqualitäts-Garantie.<br />
Das Konzept scheint sich zu<br />
bewähren. Das Geschäft legt<br />
zu. Das Unternehmen erwirtschaftet<br />
einen Jahresumsatz im<br />
niedrigen einstelligen Millionenbereich.<br />
Der schwanke<br />
aber stark, je nachdem in welchem<br />
Jahr Großprojekte abgerechnet<br />
werden, erläutert Geschäftsführer<br />
Alexander Wintermayr.<br />
Gemeinsam mit seinem Vater<br />
hat er die Firmenstruktur<br />
geändert, weil das Thema<br />
Energieeffizienz nach seinen<br />
Netzwerk mit zehn<br />
Partnern gegründet<br />
Weiteres Wachstum versprechen<br />
sich Berndt und Alexander<br />
Wintermayr von einem<br />
neu gegründeten Netzwerk. In<br />
der Team4energy GmbH mit<br />
Sitz in Dornstadt (Alb-Donau-<br />
Kreis) haben sich zehn Betriebe<br />
zusammengeschlossen.<br />
Energiesparmaßnahmen in<br />
den Betrieben betreffen sehr<br />
schnell verschiedene Fachbereiche<br />
– von der Lüftung über<br />
Heizung und Druckluft bis zur<br />
Art der Stromerzeugung.<br />
„Mit dem neuen Netzwerk<br />
können Kunden mehrere Energieeffizienz-Maßnahmen<br />
steuern<br />
und haben nur einen Ansprechpartner,<br />
der sich um die<br />
gesamte Koordination kümmert“,<br />
beschreibt Wintermayr.<br />
Die Vorteile für den Kunden,<br />
der mehrere Gewerke gleichzeitig<br />
umsetzen muss, sind<br />
nach seinen Worten weniger<br />
Zeitaufwand, geringere Kosten,<br />
weniger Ressourcen und<br />
eine höhere Qualität.[!]<br />
Melissa Seitz<br />
Fördermittel für Mittelständler<br />
Die Wintermayr Energiekonzepte<br />
Systemtechnik GmbH<br />
hat zuletzt mit rund 12 Mitarbeitern<br />
einen Umsatz im einstelligen<br />
Millionenbereich erwirtschaftet.<br />
Sie greift bei der<br />
Umsetzung der Projekte auf<br />
Partner und Sub<strong>unternehmen</strong><br />
zurück. „Unsere Kunden haben<br />
haben immer nur einen Ansprechpartner,<br />
der sich um alles<br />
kümmert“, sagt Geschäftsführer<br />
Berndt Wintermayr.<br />
Wintermayr testet derzeit die<br />
Beleuchtung von Pflanzen.<br />
Mittelständler erhalten bei<br />
Energiesparenden Maßnahmen<br />
Unterstützung vom Staat.<br />
Gerade für kleine und mittelständische<br />
Unternehmen gibt<br />
es vom Land aktuell Förderungen<br />
bis zu 200.000 Euro für<br />
Maßnahmen zur CO 2-<br />
Reduzierung<br />
– dazu gehört auch die<br />
Beleuchtungsoptimierung. Die<br />
Einführung eines Energiemanagements<br />
wird sogar mit bis zu<br />
50 Prozent bezuschusst.
42<br />
leben <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Mach mal<br />
lauter!<br />
Umfrage Musik liegt in der Luft. Immer und überall.<br />
Sechs Führungskräfte haben unserem Mitarbeiter<br />
Stefan Loeffler verraten, bei welchen Songs sie das<br />
Radio ganz besonders aufdrehen und welche Musiker<br />
sie gerne in ihrem Unternehmen live erleben würden.<br />
1) Was war Ihr erster Konzertbesuch<br />
und wann?<br />
2) Haben Sie ein Instrument gelernt und<br />
wann haben Sie zuletzt darauf<br />
gespielt?<br />
3) Was war Ihr bislang prägendstes<br />
Musikerlebnis?<br />
4) Welches sind Ihre drei Lieblingslieder?<br />
5) Welche Band, welchen Musiker<br />
würden Sie gerne in Ihrem<br />
Unternehmen live hören?<br />
FOTO: GETTY IMAGES<br />
1Das war <strong>19</strong>79 in München mit<br />
Bob Marley, Fleetwood Mac<br />
und Motörhead.<br />
Ich habe Gitarre gelernt und<br />
2 erst gestern Abend wieder<br />
gespielt.<br />
Dr. Ulrich Andelfinger, der<br />
Studioleiter des Südwestrundfunks<br />
in Ulm würde gerne<br />
einmal die britische Band<br />
Led Zeppelin einladen.<br />
Das war das Konzert von<br />
3 George Clinton & Parliament/Funkadelic<br />
im Jahr 2006<br />
im Ulmer Zelt.<br />
„The Rain Song“ von Led<br />
4 Zeppelin, „One of These<br />
Days“ von Pink Floyd und<br />
„Strong“ von London Grammar.<br />
Auf jeden Fall Led Zeppelin.<br />
5
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
leben<br />
43<br />
ALLES<br />
aus einer Hand!<br />
Umbau und Ausbau –<br />
Jetzt beraten lassen!<br />
Thomas Imbacher spielt<br />
wieder in seiner alten Band. Der<br />
Geschäftsleiter Vertrieb<br />
Zentraleuropa der Peri GmbH in<br />
Weißenhorn nimmt in seiner<br />
Freizeit am Schlagzeug Platz.<br />
1Das war BAP auf der „Für<br />
Usszeschnigge“-Tour in der<br />
Donauhalle in Ulm. Ein sensationelles<br />
Konzert. Das dürfte etwa<br />
<strong>19</strong>81 gewesen sein.<br />
Ich habe Schlagzeug gelernt<br />
2 und spiele aktuell wieder aktiv<br />
bei der Band Gravestone, wie<br />
man auch in der Südwest Presse<br />
lesen konnte.<br />
Das erste große Konzert mit<br />
3 Gravestone vor etwa 3000<br />
Besuchern in der Donauhalle.<br />
Das war <strong>19</strong>84.<br />
Da tue ich mich sehr schwer.<br />
4 Es gibt es sehr viele fantastische<br />
Songs. Toll gesungen ist<br />
Abbas „Dancing Queen“. „Girl<br />
from Ipanema“ von Frank Sinatra<br />
hat eine irre Stimmung. „O<br />
Fortuna“ aus Carmina Burana ist<br />
auch großartig.<br />
Ganz klar: Udo Lindenberg<br />
5 unplugged.<br />
Tanja Leuthe, Fachbereichsleiterin<br />
Kultur und Gestalten an<br />
der Volkshochschule Ulm macht<br />
gerne mit anderen Menschen<br />
Musik.<br />
1Wie schade, doch daran kann<br />
ich mich leider nicht erinnern.<br />
2Ich habe immer schon gerne<br />
gesungen und mir deshalb<br />
als Jugendliche eine Gitarre gekauft,<br />
um mich dabei begleiten<br />
zu können. Das habe ich mir<br />
dann ohne Unterricht selbst beigebracht.<br />
Bis heute schreibe ich<br />
ab und zu auch eigene Lieder.<br />
Gespielt habe ich erst gestern<br />
wieder.<br />
3Mit anderen Menschen Musik<br />
machen, ob in kleiner<br />
Runde am Lagerfeuer, mit einer<br />
Schar an Kindern, oder bei einem<br />
kleinen Auftritt – das ist für<br />
mich jedes Mal aufs Neue berührend.<br />
4Es ist nicht leicht, mich auf<br />
drei Lieder festzulegen. Zu<br />
den Liedern, die ich nie müde<br />
werde zu hören, gehören „Retrograde“<br />
von James Blake,<br />
„Hands up - I love you“ von Madrugada<br />
sowie „Teclo“ von PJ<br />
Harvey.<br />
5Die britische Sängerin Tess<br />
Parks, die trotz zarter-mädchenhafter<br />
Erscheinung alle mit<br />
ihrer rauchig-tiefen Stimme und<br />
psychodelischem Sound betört.<br />
DIE MALERWERKSTATT<br />
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FOTOS: © UNCLEPEPIN DANNY SMYTHE/SHUTTERSTOCK.COM; © JÜRGEN FÄLCHLE - FOTOLIA.COM
44<br />
leben <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Klaus Meissner, im<br />
Vorstand der Kreissparkasse<br />
Göppingen für die Marktbereiche<br />
zuständig, greift nur<br />
noch ab und zu in die<br />
Gitarrensaiten.<br />
FOTOS: © VERESHCHAGIN DMITRY; THEHIGHESTQUALITYIMAGES; IASHA - SHUTTERSTOCK.COM<br />
1Das war ein Konzert der Ramones<br />
im Jahr <strong>19</strong>89 in Böblingen.<br />
2Ich spiele Gitarre. Das letzte<br />
Mal habe ich allerdings<br />
an Weihnachten gespielt.<br />
3Das war als ich <strong>19</strong>90 das<br />
erste Mal bei einem Rolling<br />
Stones Konzert war. Damals<br />
hieß es, dass es die letzte Abschiedstournee<br />
ist. Danach<br />
folgten allerdings noch viele<br />
1Nein, daran kann ich mich<br />
leider nicht mehr erinnern.<br />
Mein letzter Konzertbesuch<br />
war auf jeden Fall in der Jugendmusikschule<br />
Göppingen.<br />
2Ein Instrument habe ich<br />
nicht gelernt.<br />
3Das war der Auftritt des<br />
Gefangenenchors in Verdis<br />
Operette Nabucco.<br />
weitere und aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach werden auch<br />
noch weitere Konzerte geplant.<br />
4<br />
„Piano Man“ von Billy Joel,<br />
„Don‘t Stop Me Now“ von<br />
Queen sowie „Don‘t You“ von<br />
den Simple Minds<br />
5Seiler und Speer. Der Dialekt<br />
ist super und Text und<br />
Musik machen Spaß.<br />
Rainer Ruf, Kommunalberater<br />
in Rechberghausen, war von<br />
Verdis Gefangenenchor<br />
beeindruckt.<br />
4Das sind „Du hast mich<br />
tausendmal belogen“ von<br />
Andrea Berg, „Ein Bett im<br />
Kornfeld“ von Jürgen Drews<br />
und das Lied „Mit Pfefferminz<br />
bin ich dein Prinz“ von Marius<br />
Müller Westernhagen sowie<br />
„Beautiful Noise“ von Neil<br />
Diamond.<br />
5Schöne klassische Musik<br />
von Bach, Beethoven, Josef<br />
Haydn, Mozart ...<br />
1Da mein Vater verschiedene<br />
Blasorchester leitet, habe<br />
ich schon als kleines Kind regelmäßig<br />
seine Konzerte besucht.<br />
Später war mein erstes<br />
Konzert außerhalb der Familie<br />
ein Auftritt der Toten Hosen.<br />
Ich war zwar immer ein<br />
großer Verehrer von klavierlastiger<br />
Popmusik, aber die<br />
Musiker der Toten Hosen fand<br />
ich trotzdem genial.<br />
Ich habe mit sechs Jahren<br />
2 angefangen Klavier zu<br />
spielen, später kamen Klarinette<br />
und Saxophon dazu. Auf<br />
meinem Klavier spiele ich jeden<br />
Tag.<br />
Dr. Sarah Anderl-Straub ist<br />
an der Universitätsklinik Ulm<br />
in der Demenzforschung tätig.<br />
Die leidenschaftliche Musikerin<br />
hat bereits mit sechs<br />
Jahren angefangen, Klavier zu<br />
spielen.<br />
3Da gibt es viele. Jedes Konzert,<br />
das ich spiele, prägt<br />
mich irgendwo, jede Begegnung<br />
mit einem Kollegen oder<br />
Vorbild ebenso. Derzeit arbeite<br />
ich mit dem Liedermacher<br />
Konstantin Wecker zusammen.<br />
Das ist für mich aktuell<br />
auf jeden Fall sehr prägend, bereichernd<br />
und schön.<br />
Das sind: „Africa“ von<br />
4 Toto, „Greatest Love of<br />
All“ von Whitney Houston und<br />
„Flugzeuge im Bauch“ von<br />
Herbert Grönemeyer.<br />
Konstantin Wecker mit<br />
5 Hannes Wader und Reinhard<br />
Mey.
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TAG <strong>20<strong>19</strong></strong> ULM<br />
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12.10.<br />
10 – 16 Uhr<br />
Ulm-Messe<br />
WIR SIND DABEI:
46<br />
namen & nachrichten <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Albrecht<br />
verlässt Vetter<br />
Geschäftsführer<br />
Oliver<br />
Albrecht<br />
Pharma Oliver Albrecht, Geschäftsführer<br />
der Vetter-Gruppe,<br />
verlässt auf eigenen Wunsch<br />
den Pharmadienstleister. Vor<br />
dem Beirat des Ravensburger<br />
Familien<strong>unternehmen</strong>s gab er<br />
private Gründe<br />
an. Seine Aufgaben<br />
übernehmen<br />
vorerst die<br />
Geschäftsführer<br />
Thomas Otto<br />
und Peter Sölkner.<br />
Beiratschef<br />
Udo Vetter<br />
bedankte sich<br />
bei Albrecht für<br />
dessen großes Engagement und<br />
die sehr gute Zusammenarbeit.<br />
Mit 4500 Mitarbeitern ist Vetter<br />
globaler Produktionspartner<br />
der Pharmabranche.<br />
Anmelden zur<br />
Bildungsmesse<br />
Emissionsfrei auf der letzten Meile: Zustellung in Stuttgart mit dem Lastenrad. Das Dachser-Konzept in<br />
Stuttgart wurde im Bundeswettbewerb „Nachhaltige urbane Logistik“ ausgezeichnet. Foto: Dachser<br />
Abgasfreie Lieferdienste<br />
Der Logistikkonzern Dachser will in Europa ein Netz<br />
von abgasfreien Lieferdiensten für Innenstädte aufbauen.<br />
Dachser habe rund um die Stuttgarter Fußgängerzone<br />
ein vier Quadratkilometer großes Liefergebiet<br />
etabliert, sagte Vorstandschef Bernhard Simon.<br />
Das Unternehmen setze dabei auf elektrische<br />
Lastwagen und Lastenfahrräder. Ähnlich wie in<br />
Stuttgart werde Dachser auch in anderen Städten<br />
Projekte dieser Art umsetzen. Das Unternehmen mit<br />
Sitz in Kempten erwirtschaftete zuletzt mit 30.600<br />
Mitarbeitern an weltweit knapp 400 Standorten einen<br />
Umsatz von 5,6 Milliarden Euro.<br />
IHK Ulm Die Ulmer Bildungsmesse<br />
findet alle zwei Jahre<br />
statt, organisiert von der Stadt<br />
Ulm in Kooperation mit der IHK<br />
Ulm. Mit mehr als 45.000 Besuchern<br />
und 280 Ausstellern ist sie<br />
eine der größten Messen zur Berufsorientierung<br />
in Deutschland<br />
und die zentrale Informationsplattform<br />
für Schule, Studium,<br />
Aus- und Weiterbildung. Anmelden<br />
können sich Firmen unter<br />
www.bildungsmesse-ulm.de,<br />
für nähere Infos und Rückfragen<br />
gibt es die Mailadresse<br />
bildungsmesse@ulm.ihk.de.<br />
Netzwerken für<br />
Ingenieurinnen<br />
Vortrag Die Vereinigung „Frauen<br />
im Ingenieurberuf“ in der<br />
VDI Bezirksgruppe Donau-Iller<br />
(Ulm/Neu-Ulm) lädt für Dienstag,<br />
4. Juni, 18 bis 20 Uhr, zu einem<br />
Netzwerktreffen mit einem<br />
Vortrag über das Silikon Valley<br />
in die Räume der Ingenics AG<br />
in Ulm ein. Infos und Anmeldung<br />
unter: fib@vdi-ulm.de.<br />
230 Millionen<br />
für Biberach<br />
Pharmaindustrie Mit Investitionen<br />
in Milliardenhöhe will<br />
der Pharmakonzern Boehringer<br />
Ingelheim sein Geschäft stärken.<br />
Schon 2018 hatte Boehringer<br />
mit 1,1 Milliarden Euro so<br />
viel wie noch nie investiert.<br />
Nach Biberach, dem größten<br />
Forschungs- und Entwicklungszentrum<br />
des Familienkonzerns,<br />
fließen allein 230 Millionen<br />
Euro in eine neue Fertigung für<br />
biopharmazeutische Wirkstoffe.<br />
Der Umsatz sank um 3 Prozent<br />
auf 17,5 Milliarden Euro. Der Gewinn<br />
beträgt 2,1 Milliarden<br />
Euro. 2017 war es ein Minus von<br />
223 Millionen Euro gewesen infolge<br />
steuerlicher Effekte. Hintergrund<br />
war die Abgabe des<br />
Geschäfts mit rezeptfreien Arzneien<br />
an Sanofi. Von weltweit<br />
50.300 Mitarbeitern arbeiten<br />
rund 6200 in Biberach. [!]<br />
Impressum<br />
Verlag & Herausgeber<br />
Neue Pressegesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
Frauenstraße 77<br />
89073 Ulm<br />
Geschäftsführer:<br />
Thomas Brackvogel<br />
Redaktion<br />
Alexander Bögelein (verantwortlich)<br />
a.boegelein@swp.de<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Anzeigen<br />
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Anschrift wie Verlag<br />
Gestaltung<br />
Michael Zülzke<br />
Max Meschkowski (Layout)<br />
Antje Meyer (Bild)<br />
Fotos Marc Hörger (Titel + Titelinterview),<br />
Lars Schwerdtfeger,<br />
Oliver Schulz, Volkmar Könneke,<br />
Matthias Kessler, Werkfotos, Getty<br />
Images, PR, Archiv<br />
Druck<br />
Druck- und Verlagsgesellschaft<br />
Bietigheim mbH<br />
Kronenbergstraße 10<br />
74321 Bietigheim-Bissingen<br />
Objektleitung<br />
Tobias Lehmann<br />
Telefon 0731 156-515<br />
t.lehmann@swp.de<br />
Mediaberatung<br />
Christine Blum<br />
Telefon 0731 156-500<br />
E-Mail c.blum@swp.de<br />
Vertriebsservice<br />
<strong>unternehmen</strong>.vertrieb@swp.de<br />
Den Datenschutzbeauftragten<br />
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70 Partnerbetrieben der Fleetcar + Service Community F+SC<br />
• UVV Prüfungen (Information, Umsetzung und Beratung)<br />
• Übernahme aller administrativen und operativen Tätigkeiten<br />
im Rahmen des Fuhrparkmanagements<br />
• Übernahme sämtlicher Dienstleistungen, die Sie zum operativen<br />
Handling Ihres Fuhrparks benötigen, damit Sie sich auf Ihr<br />
Kerngeschäft konzentrieren können.<br />
Ihr Ansprechpartner:<br />
Patrick Schuster<br />
Fuhrpark-Management Berater<br />
Tel: +49 7344 9600-59<br />
Patrick.Schuster@autohaus-burger.de<br />
Autohaus Burger GmbH & Co. KG<br />
Das Großkunden-Leistungszentrum<br />
Ehinger Straße 21 - 25<br />
89143 Blaubeuren<br />
Tel: +49 7344-9600-50<br />
E-Mail: grosskunden@autohaus-burger.de<br />
Web: www.autohaus-burger.de