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Berliner Kurier 08.05.2019

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10 BERLIN BERLINER KURIER, Mittwoch, 8. Mai 2019*<br />

Die Aufmärsche zum<br />

Al-Quds-Tagsind traditionell<br />

Zusammentreffen<br />

arabischer Antisemiten .<br />

Die Hasskoalition der<br />

DasVerbrennen auch von<br />

improvisierten israelischen<br />

Fahnen soll künftig<br />

verboten werden.<br />

Rechten und der Islamisten<br />

Antisemitismus gibt es aus vielen Richtungen. Doch die Zahlen sind umstritten<br />

Von<br />

ELMAR SCHÜTZE<br />

Berlin – Die Zahl der antisemitischen<br />

Vorfälle steigt – und<br />

damit die Kritik an der Zählung.<br />

Während die Polizei für<br />

das vorige Jahr 324 Straftaten<br />

ausweist, hat eine Recherchestelle<br />

1083 Vorfälle aufgelistet.<br />

Gleichzeitig wächst die Kritik<br />

an einer vorschnellen Zuordnung<br />

zu Rechtsextremen.<br />

Tatsächlich offenbart schon die<br />

bloße Erfassung und Zählung<br />

von Taten große Abweichungen.<br />

Dabei verweisen beide Seiten auf<br />

seriöse Arbeit. Die <strong>Berliner</strong> Polizei<br />

verwendet die Richtlinien einer<br />

bundeseinheitlichen Statistik<br />

und zählt ausschließlich antisemitische<br />

Straftaten. Die von der<br />

Senatsjustizverwaltung unterstützteRecherche-<br />

und Informationsstelle<br />

Antisemitismus Berlin<br />

(Rias) sammelt dagegen Berichte<br />

von antisemitischen Vorfällen.<br />

Beide Statistiken weisen jedoch<br />

einen Anstieg gegenüber dem<br />

Vorjahr aus. Für 2017 registrierte<br />

die Polizei 306 Straftaten, RIAS<br />

listete951 Vorfälle auf.<br />

Wie aus der Antwort der Senatsinnenverwaltung<br />

auf eine<br />

Anfrage des FDP-Innenpolitikers<br />

Marcel Luthe hervorgeht,<br />

werden bei der Polizei 253 der<br />

insgesamt 324 Straftaten der Kategorie„rechtsextreme<br />

Motivation“<br />

zugeordnet. Doch hinter diesen<br />

Zahlen verbirgt sich ein<br />

Graubereich. Tatsächlich bleiben<br />

nur 133 Taten mit rechtsextremen<br />

Motiven übrig –der Rest<br />

wird der Kategorie „rechts“eher<br />

willkürlich zugeschlagen.<br />

Luthe hält es nach Lektüre der<br />

offiziellen Zahlen jedenfalls für<br />

eine „kühne Behauptung“, dass<br />

ein Großteil antisemitischer Taten<br />

von Rechtsextremen begangen<br />

werde. Schließlich ließen<br />

sich für 60 Prozent der Taten<br />

überhaupt keine rechtsextremen<br />

Hintergründe feststellen.<br />

Der FDP-Abgeordnete geht<br />

noch einen Schritt weiter, wenn<br />

er dem KURIER sagt, die Täter<br />

hätten „häufig eine islamistische<br />

Motivation“.<br />

Auch die von der Senatsjustizverwaltung<br />

unterstützte Rias<br />

kennt die Schwierigkeit einer<br />

eindeutigen Zuordnung. „Etwa<br />

die Hälfte der Vorfälle lässt sich<br />

keinem politischen Kontext zuordnen“,<br />

sagt Projektleiter Benjamin<br />

Steinitz. Selbst wenn ein Fall<br />

des sogenannten „Israel-bezoge-<br />

Rot-Rot-Grün bremst Mietzuschüsse aus<br />

Katrin Schmidberger (Grüne) lehnt<br />

den CDU-Plan als Mogelpackung ab.<br />

Fotos: Imago Images/Wagner,SPD<br />

Von<br />

MIKE WILMS<br />

Berlin – Der CDU-Plan für ein<br />

<strong>Berliner</strong> Mietergeld stößt auf<br />

Widerstand. SPD, Grüne und<br />

Linke lehnen den Vorstoß ab,<br />

Mittelschicht-Haushalte über<br />

Mietzuschüsse zu entlasten.<br />

Das neue Konzept belohne,<br />

wenn man es genau betrachte,<br />

vor allem Gier-Vermieter.<br />

Rot-Rot-Grün findet den CDU-<br />

Plan nicht halb so sozial, wie er<br />

sich anhört: 400 000 <strong>Berliner</strong><br />

mit mittleren Einkommen sollen<br />

staatliche Hilfen erhalten, wenn<br />

ihre Miete acht Euro pro Quadratmeter<br />

(kalt) überschreitet.<br />

Diese Unterstützung würde<br />

vielen Menschen sicher helfen.<br />

Wo ist das Problem? „Das Konzept<br />

sieht eine sehr teure und<br />

sehr aufwendige Förderung von<br />

Einzelpersonen vor“, heißt es<br />

bei der Bauverwaltung. Hunderttausende<br />

Anträge müssten<br />

geprüft werden. Das größte<br />

Problem sieht die Abgeordnete<br />

Gaby Gottwald (Linke) darin,<br />

dass die staatlichen Zuschüsse<br />

dazu dienen sollen, überteuerte<br />

Mieten zu zahlen. Sie sagt: „Das<br />

sind Geschenke der Steuerzahler<br />

an diejenigen, die überhaupt<br />

erst zu hohe Mieten verlangen.“<br />

So berichtete der KURIER gestern.<br />

Die Grünen-Abgeordnete Katrin<br />

Schmidberger sieht das ähnlich:<br />

„Der Vorschlag der CDU ist<br />

ein verstecktes Subventionsprogramm<br />

für die Immobilienwirtschaft.<br />

Das Mietergeld ist ein<br />

Vermietergeld.“ Es sei sogar zu<br />

befürchten, dass es Vermieter<br />

dazu anspornt, erst recht hohe<br />

Mieten zu verlangen. Nach dem<br />

Motto: Der Staat springt ja sowieso<br />

ein, wenn dem Mieter die<br />

Wohnkosten zu hoch werden.<br />

Die Abgeordnete Iris Spranger<br />

(SPD) hält einen Mietendeckel,<br />

wie er von Rot-Rot-Grün geplant<br />

wird, für die bessere Idee.<br />

Sie sagt: „Von einer Deckelung<br />

der Mieten würden alle Mieter<br />

profitieren. Die Mietzuschüsse<br />

im CDU-Konzept könnten dagegen<br />

nur von einem Teil der Mieter<br />

beansprucht werden.“

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