audimax Na.Wi 5/2019 - Karrieremagazin für Naturwissenschaftler
Loslegen Fremde Lebensräume, unentdeckte Organismen und spannende Entwicklungsgebiete im Check***Arbeitsmarktreport: Infos rund um den Berufseinstieg***Safety first: Trends in der IT-Sicherheit***Vom Visionär zum Millionär: Unternehmer Frank Thelen im Mensagespräch***Es geht auch ohne: Zero Waste***Zweifel am Studium: Abbrechen oder weitermachen?***Frauen MINT-Award: 140 Teilnehmerinnen hoffen auf den Sieg
Loslegen Fremde Lebensräume, unentdeckte Organismen und spannende Entwicklungsgebiete im Check***Arbeitsmarktreport: Infos rund um den Berufseinstieg***Safety first: Trends in der IT-Sicherheit***Vom Visionär zum Millionär: Unternehmer Frank Thelen im Mensagespräch***Es geht auch ohne: Zero Waste***Zweifel am Studium: Abbrechen oder weitermachen?***Frauen MINT-Award: 140 Teilnehmerinnen hoffen auf den Sieg
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FORSCHUNG & ENTWICKLUNG<br />
WER FORSCHT WAS?<br />
OB IN DER WÜSTE, AUF DEM VULKAN,<br />
ODER IM OZEAN – WIR SIND FÜR DICH ›VOR ORT‹<br />
Text: Alicia Reimann, Felix Schmidt<br />
IN DEN WEITEN DER SAHARA<br />
»Seit meiner Kindheit habe ich davon geträumt, die letzten ›weißen Flecken‹ auf den Kontinenten zu erkunden – und das sind vor allem die Wüsten.<br />
Gerade in der östlichen Sahara gibt es Gebiete, die selbst heute noch längst nicht erforscht sind, denn die größte Wüste der Erde war vor rund 10.000<br />
bis 5.000 Jahren vor heute grün und überall besiedelt. Manche Wurzeln der Kulturentwicklung sind bis tief in die Sahara hinein zurückzuverfolgen.<br />
Langweilig wird es deshalb auch <strong>für</strong> die nachfolgenden Forschergenerationen nicht. Die Vorbereitungen <strong>für</strong> die monatelangen Expeditionen erfordern<br />
einen hohen logistischen Aufwand: Steht die Finanzierung, müssen Wasser, <strong>Na</strong>hrungsmittel, Treibstoff, Forschungsmaterialien und vieles mehr eingepackt<br />
werden – <strong>Na</strong>chschub holen geht dann nicht mehr. Meist bleiben wir nicht lange an einem Ort, sondern<br />
brechen nach ein, zwei Tagen zum nächsten Ziel auf. Das Expeditionsleben ist hart – die Teilnehmer<br />
werden aber damit belohnt, dass sie in spektakulären Landschaften unerforschtes Neuland betreten, das<br />
oft niemand vor ihnen zu Gesicht bekommen hat. Absolventen brauchen vor allem Begeisterung, wissenschaftliche<br />
Neugier und müssen bereit sein, sehr enthaltsam unter fast schon militärischen Bedingungen<br />
zu arbeiten.<br />
Die Wüste ist auch <strong>für</strong> andere Forschungsdisziplinen interessant: Aufgrund der teils marsähnlichen Verhältnisse<br />
werden dort Vorbereitungen und Tests <strong>für</strong> künftige Marsmissionen durchgeführt. Darüber hinaus<br />
ist die Sahara <strong>für</strong> die Überprüfung von prognostischen Klimamodellen wichtig, da sie durch ›Zurückrechnung‹<br />
getestet werden können. Unser Forschungsprojekt im Yoa-See im Norden des Tschad ist<br />
diesbezüglich eines meiner wichtigsten Projekte. Dort haben wir seit 1999 mehrere Bohrkerne entnommen.<br />
Diese stellen in meinen Augen nicht nur <strong>für</strong> die Sahara, sondern <strong>für</strong> ganz Afrika und sogar die ganze<br />
Erde, das beste Klimaarchiv der letzten 10.500 Jahre dar. Denn dort können wir <strong>für</strong> jedes Jahr mindestens zwei Schichten untersuchen – das gibt es<br />
weltweit nur sehr selten.«<br />
Dr. rer. nat. Stefan Kröpelin, Geo- und Klimaforscher an der Universität zu Köln<br />
VON MAGMA UND MAULTIEREN<br />
»Der Vulkanismus spielt in der Entwicklung der Erde, ihrer Kontinente und als Ausdruck dieser inneren Kräfte eine besondere Rolle. Vulkanforschung<br />
ist Forschung am Puls der Erde und es ist <strong>für</strong> mich ungeheuer spannend, die Zusammenhänge zwischen den Prozessen und Kräften zu erforschen und<br />
besser zu verstehen. Dabei gibt es verschiedene Ansätze, Vulkane zu erforschen: Ich interessiere mich hauptsächlich <strong>für</strong> die langzeitliche Entwicklung<br />
über die gesamte Lebensdauer eines Vulkans, besonders <strong>für</strong> die Ursache da<strong>für</strong>, warum Vulkane so unterschiedlich sind. Dazu erforsche ich, woher das<br />
Magma kommt, wie lange der Aufstieg aus dem Erdmantel dauert und wie und warum sich die Zusammensetzung des Magmas auf dem langen Weg<br />
verändert. Außerdem versuche ich, das mögliche zukünftige Verhalten eines Vulkans aus dessen früherer Aktivitätsgeschichte abzuleiten. Besonderes<br />
interessant ist, was in der Zeit vor einem Ausbruch in der Magmakammer passiert. Im Zuge dessen bin ich viel in der Welt herumgereist: Zunächst in<br />
Deutschland am Laacher Seevulkan, dann habe ich Vulkane in der Antarktis, auf der russischen Halbinsel Kamchatka, in Mittelamerika und vor allem<br />
in den Südamerikanischen Anden erforscht. <strong>Wi</strong>r haben mit Hubschraubern und Geländefahrzeugen gearbeitet, aber auch mit Maultieren und in einem<br />
Fall in Panama sogar mit <strong>Wi</strong>ldwasser-Kayaks. Im Andenhochland haben wir viele kalte Nächte über 4.000 Meter Höhe<br />
verbracht und immer wieder unseren Geländewagen ausgraben, reparieren und über Flüsse bringen müssen.<br />
Die wichtigste Herausforderung ist, die aktuellen, brennenden wissenschaftlichen Fragen zu definieren und die Wege und<br />
analytischen Methoden zu deren Lösung zu finden. Ein großer und entscheidender Anteil daran ist die Arbeit im Labor.<br />
Grundlage sind Physik, Chemie und die Datenkorrektur und -aufbereitung sowie <strong>für</strong> die Fehlerabschätzung aufwendige Methoden<br />
der Mathematik. Das <strong>Wi</strong>chtigste an der Forschung ist die Leidenschaft <strong>für</strong> das, was man tut. Dies fällt einem Vulkanforscher<br />
natürlich leicht, denn die Forschung an Vulkanen gehört wohl zum Spannendsten überhaupt. Da die Herangehensweisen<br />
an die Vulkanforschung so unterschiedlich sind, muss, wer sich <strong>für</strong> Vulkane als Forschungsobjekt interessiert, einen<br />
eigenen, nach Interessen, Fähigkeiten und von Zukunftsperspektiven geleiteten Weg suchen. Interessierte sollten sportlich,<br />
mathematisch begabt, wetterfest, belastbar, im Labor technisch versiert und in jedem Fall mit den Grundlagen der Physik,<br />
Chemie und Mathematik ausgestattet sein.«<br />
Gerhard Wörner, Professor <strong>für</strong> Geochemie an der Universität Göttingen<br />
Foto: artegorov3@gmail/Fotolia.de, privat<br />
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