greenup #06 Leseprobe
Das Magazin für einen nachhaltigen Lebensstil.
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Nachhaltiger leben!<br />
Datenbank des Lebens<br />
Über das Entschlüsseln und<br />
Speichern sämtlichen Erbguts<br />
I 70<br />
UNSER TÄGLICH<br />
WASSER<br />
Wie es um die Qualität steht<br />
und was wir tun können<br />
I 36<br />
Reisen für die gute Sache<br />
Perfekt vorbereitet in den<br />
Freiwilligenurlaub<br />
I 86<br />
<strong>#06</strong><br />
Mai – Oktober<br />
€ 6,00
36 UNSER TÄGLICH WASSER<br />
Wasser unbedenklich aus dem Hahn zu trinken, ist ein<br />
Privileg weniger Menschen. Doch wie gut ist unser Trinkwasser<br />
wirklich und wie wird es zukünftig sein?<br />
Inhalt<br />
© sweetake/Shutterstock.com<br />
© Antonio Guillem/Shutterstock.com<br />
20 FASER DER ZUKUNFT?<br />
Hanf ist eine der ältesten Nutzpflanzen überhaupt. Sie ist<br />
robust, ihr Anbau gelingt ökologisch. Durch moderne technische<br />
Verfahren lassen sich daraus mittlerweile auch feine<br />
Fäden für die Textilindustrie herstellen<br />
60 LAND OHNE PLASTIK<br />
Vorbildlich: Seit über zehn Jahren sind in Ruanda Tüten und<br />
Verpackungen aus Plastik streng verboten. Darüber wachen<br />
Zoll und Polizei. Und das Recycling-Geschäft boomt<br />
© Sarine Arslanian/Shutterstock.com<br />
102 ES VERKOMMT NICHTS<br />
Essensreste sind einfach zu gut, um sie wegzuwerfen.<br />
Schau, wie du sie geschickt einfrierst oder daraus kreativ<br />
und schmackhaft Neues zauberst<br />
© Arina P Habich/Shutterstock.com<br />
4
<strong>greenup</strong> | INHALT<br />
3 EDITORIAL<br />
PINBOARD<br />
6 BAUSTEINE DER WIRTSCHAFT<br />
KLUGE KONZEPTE UND INNOVATIONEN<br />
9 IM DIALOG MIT UNSEREN LESERN<br />
10 KOHLE, KUPFER, ERDÖL: DEIN LEBENSVERBRAUCH<br />
DIE (ÜBER-)NUTZUNG VON ROHSTOFFEN<br />
12 AM ENDE EINE POSITIVE ÖKOBILANZ<br />
DAS AMBITIONIERTE VORHABEN DES DR. GRATZEL<br />
15 EVENTS, CLUBS & KULTUR<br />
KONZEPTE MIT ÖKOLOGISCHER ORIENTIERUNG<br />
FASHION<br />
DIY<br />
16 AUSGEFALLENES IST ANGESAGT<br />
ÖKO-FASHION UND COOLE YOGA-OUTFITS<br />
20 HANFKLEIDUNG, AUS LIEBE ZUR NATUR<br />
MODERNE FASER – REGIONAL, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL<br />
BEAUTY<br />
STORY<br />
24 ENTDECKE WIEDERVERWENDBARES<br />
DO-IT-YOURSELF UND LIFEHACKS<br />
28 NATÜRLICHE SOMMERPFLEGE<br />
SONNENSCHUTZ UND KÜHLE HELFER<br />
34 VON KOPF BIS FUSS<br />
ERFRISCHENDE BEAUTY-ENTDECKUNGEN<br />
36 KOSTBARES LEBENSELEXIER<br />
WIE GUT IST UNSER TRINKWASSER?<br />
BUILDING<br />
LIVING<br />
48 DER BEWOHNTE BAUM<br />
WOHN-PROJEKT IN DER STADT ANGERS (FR)<br />
50 MODERNE FIRMENKULTUR<br />
ALNATURA SETZT MASSSTÄBE IN DARMSTADT<br />
54 GEMÜSEBEET STATT BLUMENKISTE<br />
URBAN GARDENING AUF BALKON UND TERRASSE<br />
58 MÖBEL MIT STIL<br />
DESIGNT AUS RECYCELTEN STOFFEN<br />
PROFILE<br />
60 NO PLASTIC BAGS!<br />
RUANDAS VORBILDLICHE UMWELTPOLITIK<br />
66 NIEDRIGE PREISE DANK BILLIGER ARBEIT<br />
DAS GESCHÄFT MIT DER BANANE<br />
70 DIGITALISIERTE GENOME<br />
DAS TIER- UND PFLANZENLEBEN IN DATENBANKEN<br />
74 L(I)EBENSWERTE STADTENTWICKLUNG<br />
STÄDTE BAUEN AUF DIE AGENDA 2030<br />
STARTUP<br />
78 EINZELSTÜCKE AUS AFRIKA<br />
NEU DEFINIERTER LUXUS IN HANDARBEIT<br />
INVESTMENT<br />
JOBS<br />
80 ZINSEN UND RENDITEN<br />
INVESTIEREN NACH ÖKOLOGISCHEN GRUNDSÄTZEN<br />
82 ETHIK UND MORAL BEI GELDANLAGEN<br />
IM INTERVIEW: ÖKOWORLD GRÜNDER ALFRED PLATOW<br />
84 GRÜNER INPUT FÜR HOTEL-AZUBIS<br />
BERUFSAUSBILDUNG MIT NACHHALTIGKEITS-ZERTIFIKAT<br />
MOBILITY<br />
FOOD<br />
86 AUSZEIT MIT SINN<br />
REISEN UND FREIWILLIG ARBEITEN<br />
92 URBANE MOBILITÄT<br />
CARGOBIKE SPEZIAL UND AUTONOME IDEEN<br />
94 GRÜNES REISEZIEL SCHWARZWALD<br />
NACHHALTIG PRAKTIZIERTER TOURISMUS<br />
96 KÜMMEL, ZIMT & CO<br />
GEWÜRZE UND IHRE WIRKUNG<br />
98 ICH KAUFE MIR EIN „E“<br />
E-NUMMERN AUF LEBENSMITTELN RICHTIG DEUTEN<br />
100 TRADITIONSLOKAL ODER FINE DINING?<br />
GUTES SPEISEN FÜR BEWUSST-ESSER<br />
102 DIY FÜR FOODIES<br />
DIE ZERO WASTE KÜCHENPHILOSOPHIE<br />
106 AUS DER HEIMATKÜCHE<br />
LECKERE REZEPTE VON SARAH<br />
110 FOOD-NEUHEITEN<br />
DIE LIEBLINGS-SNACKS DER REDAKTION<br />
112 SCHWEIZER TROPFEN AUS NACHHALTIGEM WEINBAU<br />
EMPFEHLUNGEN VON FAIR ’N GREEN<br />
MIXED<br />
113 LESERUMFRAGE<br />
MITMACHEN UND GEWINNEN<br />
116 MARKTPLATZ<br />
PRODUKTE & DIENSTLEISTUNGEN<br />
118 BÜCHER- UND FLIMMERKISTE<br />
NEUER FILM- UND LESESTOFF<br />
119 KOLUMNE: ACHTUNG SMOMBIES!<br />
GUCKST DU NUR ODER TELEFONIERST DU SCHON?<br />
NAVIGATOR<br />
120 MESSEN & VERANSTALTUNGEN 2019<br />
121 IMPRESSUM / ABONNEMENT<br />
122 VORSCHAU<br />
5
Cooling-Stars –<br />
nicht nur für Sportler<br />
Natürlich ist die kleine Serie #SPORTis von Puregreen ideal für<br />
Sporttreibende. Doch: Wer das Arnika-Gel Cool Lavender in den<br />
Kühlschrank legt und danach auf den Körper reibt, bekommt<br />
den Frischekick schlechthin. Enthalten sind unter anderem Berg-<br />
Arnika-Extrakt, Bio-Lavendelöl und Tiroler Bergquellwasser. Es<br />
duftet nach Lavendel und entspannt. Arnika-Gel und Hair & Body<br />
Wash Lemongrass je 100 ml € 5<br />
NATÜRLICH SCHÖN<br />
IN DEN SOMMER<br />
Rückblick Supersommer 2018. Jeder hat ihn noch in Erinnerung, Sonne satt und hohe Temperaturen.<br />
Zeit sich zu fragen: War ich an heißen Tagen gut zu Haut und Körper? Falls nicht, nutze die<br />
Möglichkeiten, es in der kommenden Heißzeit besser zu machen. Auf natürliche Weise versteht sich<br />
Hitze, Sonne, Salz, UV<br />
Im Sommer musst du deine Haut<br />
gut verteidigen: Sonnenschutz als<br />
Creme, Milch oder Spray sollte dein<br />
permanenter Begleiter sein.<br />
© Andrey Yurlov/Shutterstock.com, Triopfen: Cosmic_Design/Shutterstock.com,<br />
Sonnen: Nikolaeva/Shutterstock.com<br />
28
<strong>greenup</strong> | BEAUTY<br />
Schütze dich ...<br />
... und deine Haut vor zu viel Sonne,<br />
denn sie ist empfi ndlicher als du<br />
denkst. Insbesondere helle Hauttypen<br />
müssen aufpassen. Beherzige<br />
die zwei folgenden Regeln:<br />
1. Lass die Sonne nicht zu lange an deine<br />
Haut, egal ob du in Hamburg oder<br />
Südspanien weilst. Bedecke sie mit der<br />
entsprechenden Kleidung. Hut und<br />
Qualitäts-Sonnenbrille sind Pflicht, um<br />
eine Überdosis auszuschließen. Achtung<br />
bei grobem oder dünnem Gewebe, das<br />
Strahlung nicht genügend abschirmt!<br />
2. Freiliegende Hautpartien mit einem<br />
geeigneten naturkosmetischen Sonnenmittel<br />
eincremen. Wichtig bei der Wahl<br />
des geeigneten Lichtschutzfaktors<br />
(LSF) sind unter anderem Hauttyp,<br />
geografischer Standort (Intensität der<br />
Sonnenstrahlung) und Bewölkungsstatus.<br />
Für die tagesaktuelle Lichtschutzfaktorempfehlung<br />
gibt es die App LSF<br />
Tipp. Lichtschutzfaktor 30 ist das Minimum<br />
bei empfindlicher Haut! Meide<br />
besonders intensive Strahlungszeiten<br />
um die Mittagszeit (12 bis 15 Uhr).<br />
Wieviel Zeit kann ich in der Sonne verbringen?<br />
Hauttyp Kinder 1 2 3 4<br />
Hautfarbe sehr hell sehr hell hell hellbraun braun<br />
Haarfarbe alle Farben hellblond, rötlich blond dunkelblond dunkel<br />
Augenfarbe alle Farben häufi g blau blau, grün dunkel, braun dunkel<br />
Sonnenbrand sehr schnell sehr schnell schnell selten sehr selten<br />
Eigenschutzzeit 5 bis 10 Min. 5 bis 10 Min. 10 – 20 Min. 15 – 25 Min. 20 – 30 Min.<br />
Geeigneter LSF 30 – 50 30 – 50 20 – 30 15 – 30 10 – 15<br />
Tabelle: Lichtschutzfaktor-Empfehlung nach Hauttypen<br />
Eigenschutzzeit<br />
deiner Haut<br />
x Lichtschutzfaktor<br />
(LSF)<br />
=<br />
Minuten, die du dich geschützt<br />
der Sonne aussetzen kannst<br />
© Sonnenbrille: lassedesignen/Shutterstock.com<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
1 Höchsten Schutz verspricht die Speick Sun Sonnencreme<br />
50+ für Körper und Gesicht. Mit Granatapfel-Zellschutzkomplex<br />
und Extrakten der hochalpinen<br />
Speick-Pfl anze. Ideal für Kinderhaut. 60 ml € 15,99<br />
2 Für jeden Tag geeignet ist das ey! Sun Spray mit<br />
Lichtschutzfaktor 20 von Eco Cosmetics. Komplett<br />
biologisch abbaubar. Sprühtube 100 ml € 15,90<br />
3 Hergestellt im Schwarzwald: Das Sonnen-Fluid<br />
mit Lichtschutzfaktor 30 und UVA-/UVB-Filter von<br />
Börlind bietet hohen Schutz. Enthält Panthenol, die<br />
leichte Textur zieht sofort ein. 125 ml € 14,95<br />
4 Für nachhaltige Feuchtigkeit und Schutz steht die<br />
exklusive Sunny Day Tagescreme von cobicos mit<br />
Lichtschutzfaktor 30. Mit Magnolienextrakt, Hibiskus<br />
und Sanddornöl. 50 ml € 45<br />
29
LEHM UND LICHT FÜR<br />
EINE NEUE ARBEITSWELT<br />
Die jüngst bezogene Firmenzentrale von Alnatura ist das größte Bürogebäude aus Lehm<br />
in Europa. Überhaupt ist der gesamte fünfeinhalb Hektar große Campus in Darmstadt<br />
nach allen Regeln der Kunst nachhaltig und offen konzipiert<br />
50
<strong>greenup</strong> | BUILDING<br />
Darmstadt<br />
Schul-<br />
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und<br />
Erl<br />
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mit<br />
Bio-Restaurantant<br />
© haascookzemmrich STUDIO2050<br />
Über 94 Meter lang, 41 Meter breit und knapp 19 Meter hoch (First) ist die Alnatura Arbeitswelt. Das Gebäude<br />
ist Teil eines Flächenkonzeptes, das auf Begegnung und Integration in naturnaher Umgebung setzt<br />
© haascookzemmrich STUDIO2050<br />
Offenheit ist ein vielgepriesenes<br />
Schlüsselwort in allen<br />
Lebensbereichen. Ein Haus<br />
tangiert viele Lebensbereiche.<br />
Erst Recht, wenn es um das<br />
Errichten und Gestalten eines Gebäudes<br />
geht, in dem hunderte Menschen<br />
arbeiten, kommunizieren und Ideen<br />
entwickeln sollen. Offenheit, das bedeutet<br />
wenig Barrieren, viel Raum<br />
und flache Hierarchien. Wer das Atrium<br />
der neuen Firmenzentrale der<br />
Bio-Lebensmittelmarke Alnatura in<br />
Darmstadt betritt, bekommt einen<br />
Eindruck davon, wie facettenreich<br />
Offenheit architektonisch umgesetzt<br />
werden kann: Es zeigen sich ein großes<br />
Eingangsportal, zwei geschwungene,<br />
offene Etagen, die über einsehbare<br />
Treppen erreicht werden und die<br />
über Brücken miteinander verbunden<br />
sind. Der Besucher fühlt sich beinahe<br />
wie unter freiem Himmel. Das Holzdach<br />
und die transparenten Stirnfassaden<br />
lassen so viel Sonnenlicht bis<br />
zur Bodenebene herein, dass der gesamte<br />
Innenraum taghell erleuchtet<br />
wird. Das gesamte Erdgeschoss fungiert<br />
als Treffpunkt, als Raum für die<br />
Kommunikation und unkomplizierte<br />
Begegnungsstätte für Besucher und<br />
Mitarbeiter. Ein deutlich spürbarer<br />
Kontrast zu jedem konventionell gestalteten<br />
Bürogebäude.<br />
EINE MODERNE PHILOSOPHIE VON<br />
ARBEIT UND AUSTAUSCH<br />
Durch Türen oder Wände abgetrennte<br />
Bereiche sucht man in dem Bürokomplex<br />
mit 13.500 Quadratmetern<br />
Bruttogeschossfläche vergebens. Zum<br />
Büroalltag der rund 420 Mitarbeiter<br />
gehören stattdessen flexible akustisch<br />
wirksame Vorhänge und akustikabgeschirmte<br />
Arbeitsplätze für Telefonate<br />
oder Stillarbeiten. Schallgeschützte<br />
Sitzgruppen stehen für vertrauliche<br />
Besprechungen zur Verfügung. Zur<br />
Vermeidung unangenehmer Geräusche<br />
finden sich Absorberstreifen in<br />
der Betondecke. Begegnungen sollen<br />
auch in den offenen Teeküchen<br />
Der Arbeitsplatz ist<br />
nicht nur der Bürostuhl<br />
stattfinden, die als Besprechungsort<br />
genutzt werden können. Tischkicker<br />
oder Clubsessel wie in den Büros von<br />
Google gibt es nicht. Dafür haben<br />
die Mitarbeiter von Alnatura ihren<br />
Arbeitsplatz drinnen und draußen:<br />
Auf dem Lümmelbrett entlang der<br />
Galeriebrüstung, in den Sitznischen<br />
der Lehmwandfenster oder auf dem<br />
Holzdeck am Seerosenteich.<br />
51
SALAT STATT GERANIEN<br />
© Sebastian Magnani<br />
Städtische Balkone und Terrassen<br />
werden immer mehr als<br />
neues Refugium von Gartenliebhabern<br />
entdeckt, denn bereits<br />
wenige Quadratmeter Nutzfl äche<br />
reichen aus, um Obst, Gemüse<br />
und gesunde Kräuter anzupfl anzen.<br />
Kreatives Urban Gardening<br />
und vertikales Gärtnern verwandeln<br />
sonnige sowie schattige<br />
Plätze in kleine Biofarmen. Und<br />
die eigene Ernte steigert den<br />
Genussfaktor beim Essen<br />
Ein Balkon in der Stadt, der den<br />
meisten Menschen als Rückzugsort<br />
dient und an lauschigen<br />
Abenden mit Freunden geteilt<br />
werden kann, wird auch immer häufiger<br />
in einen charmanten Bio-Garten verwandelt.<br />
Dafür nutzen die neuen Gärtner jeden<br />
Quadratzentimeter aus. Sie hängen<br />
Blumenkästen an die Geländer, stellen<br />
raffinierte Pflanztaschen und platzsparende<br />
Hochbeete auf oder verwandeln<br />
Euro-Paletten und Regale in vertikale<br />
Pflanzwände. Sie leben ihre Gartenträume<br />
einfach auf dem Balkon aus.<br />
Unkonventionell wachsen dort in zahllosen<br />
Töpfen die unterschiedlichsten<br />
Gemüse, Salate und Kräuter. Diese<br />
Bewegung des Urban Gardening zeigt,<br />
wie einfach es ist, frische Zucchini und<br />
Kartoffeln vom eigenen Balkon zu ernten<br />
oder aus gestapelten Weinkisten<br />
süße Erdbeeren zu naschen.<br />
© Franz Peter Rudorf/Shutterstock.com<br />
54
<strong>greenup</strong> | LIVING<br />
GÄRTNERN IST EINE HERZENSSACHE<br />
Jeder Hobby-Gärtner bekommt ein Gefühl<br />
dafür, was wie wo wächst, welche<br />
Erde, wie viel Sonne oder Schatten und<br />
wie viel Wasser welche Pflanze braucht.<br />
Wenn er erst einmal angefangen hat,<br />
mehr aus seinem Stadtbalkon zu machen,<br />
dann macht es ihm auch bald<br />
> ES WIRD GEPFLANZT,<br />
WAS GEFÄLLT UND WAS<br />
NEUGIERIG MACHT <<br />
Spaß zu experimentieren, improvisieren<br />
und expandieren. Von gelegentlichen<br />
Flops sollte man sich dabei nicht entmutigen<br />
lassen. Es gehört einfach dazu,<br />
dass mal eine Pflanze eingeht.<br />
JEDER KANN GÄRTNERN<br />
Bei der Planung lohnt es sich kreativ<br />
zu sein und nicht nur in einer Ebene zu<br />
denken. Durch eine geschickte Verteilung<br />
der Pflanzen auf verschiedene Höhen,<br />
wird der verfügbare Raum besser<br />
genutzt.<br />
Obere Ebene: Rankgitter, Hängeampeln,<br />
Regale<br />
Mittlere Ebene: Balkonkästen, Tische,<br />
Pflanztaschen an der Wand<br />
Untere Ebene: Blumentöpfe und Kübel<br />
GEGENWÄRTIG GELANGEN VIELE NEUE PRODUKTE EXPLIZIT FÜR<br />
BALKONGÄRTNER AUF DEN MARKT. INNOVATIVE TOOLS ZUM<br />
PUNKTUELLEN BEWÄSSERN UND NEUARTIGE PFLANZGEFÄSSE<br />
ERLEICHTERN DIE ARBEIT<br />
1 Kartoffeln im Sack: Mit dieser Anbaumethode<br />
gelingt eine reiche Kartoffelernte: Den Sack mit<br />
einer Schicht Kies und bis zu einem Viertel mit<br />
Blumenerde befüllen und die Pfl anzkartoffeln<br />
setzen. Nach und nach kommt regelmäßig Erde<br />
darauf, bis das Gefäß voll ist. Nach etwa 100 Tagen<br />
können die ersten Knollen geerntet werden<br />
2 3 Das Bewässerungssystem mit Tonkegel<br />
(Marke Blumat) ist eine Alternative, wenn kein<br />
Wasseranschluss vorhanden ist. Für jede<br />
Pfl anze wird einer oder mehrere der Tonkegel<br />
mit Wasser gefüllt und in die Erde gesteckt. Der<br />
Tonkegel saugt das Wasser durch einen feinen<br />
Schlauch aus dem daneben gestellten Eimer<br />
oder aus einer Wasserfl asche. 1,5 Liter reichen<br />
je nach Pfl anze für einige Tage<br />
2 3<br />
Fotos: © Blumat GmbH<br />
1<br />
© Esschert Design<br />
Welche Pflanzen passen wohin?<br />
Balkone und Terrassen sind bekanntermaßen unterschiedlich<br />
gebaut und deren Ausrichtung zur Sonne<br />
einer der wichtigsten Faktoren zum erfolgreichen<br />
Gärtnern. Die Unterteilung der Pflanzen in die beiden<br />
Spalten „sonnig“ und „halbschattig/schattig“ ist in der<br />
Praxis häufig nicht eindeutig. Viele Pflanzen kommen in<br />
beiden Lagen zurecht. Aber was genau bedeutet „Sonne“,<br />
„Halbschatten“ und „Schatten“?<br />
• Sonnig: täglich ca. 6 Stunden direktes Sonnenlicht<br />
• Halbschattig: tägl. ca. 4 Stunden direktes Sonnenlicht<br />
• Schattig: wenig bis kein direktes Sonnenlicht<br />
Gemüse/Salate<br />
Kräuter<br />
Essbare Blumen<br />
Erbsen, Gurken, Kartoffeln, Kürbis,<br />
Möhren, Paprika, Tomaten, Zucchini<br />
Basilikum, Bohnenkraut, Koriander<br />
Oregano, Rosmarin, Salbei, Thymian<br />
Borretsch, Gänseblümchen, Hornveilchen,<br />
Kapuzinerkresse, Ringelblume<br />
Blattsalate, Bohnen, Feldsalat, Kohlrabi,<br />
Mangold, Radieschen, Rote Bete, Spinat<br />
Ampfer, Bärlauch, Dill, Kerbel (Suppenkraut),<br />
Minze, Petersilie, Schnittlauch<br />
Funkien, Kapuzinerkresse, Pfirsichsalbei,<br />
Schnittlauch<br />
Obst/übrige Pflanzen<br />
Erdbeeren, Hopfen, Ingwer, Kiwi,<br />
Lavendel, Zitrone<br />
Blaubeere, Himbeere, Johannisbeere,<br />
Jasmin, Stachelbeere, Walderdbeeren<br />
55
© mattiaath/AdobeStock<br />
MONETEN MIT MORAL<br />
Wer Geld anlegt, trifft auch eine moralische Entscheidung.<br />
Wie Verantwortung in die Finanzwirtschaft einzieht und<br />
dennoch Anleger durch Greenwashing getäuscht werden.<br />
Ein Interview mit Alfred Platow, dem Ökoworld Gründer<br />
mit zukunftsfähigen Investments auch<br />
eine ordentliche Rendite erwirtschaften<br />
kann. Investitionen in umweltfreundliche<br />
Geschäftsmodelle erzeugen<br />
selbstverständlich neben ökologischen<br />
auch ökonomischen Mehrwert. Die<br />
globalen Herausforderungen durch das<br />
Bevölkerungswachstum und damit verbundenen<br />
Investmentchancen heißen<br />
insbesondere Gesundheit, Bildung und<br />
Ernährung. Rendite und Nachhaltigkeit<br />
sind kein Widerspruch bzw. dürfen kein<br />
Widerspruch sein. Wichtig im Rahmen<br />
der Wachstumsmaxime ist, dass es im<br />
Sinne eines gesunden, maßvollen und<br />
achtsamen Kapitalismus um eine gesunde<br />
Gewinnorientierung geht und<br />
nicht um Gewinnmaximierung um jeden<br />
Preis. Nehmen wir, um Ihre Frage<br />
mit Zahlen zu beantworten, unseren<br />
Ökoworld Ökovision Classic. In fünf<br />
Jahren erwirtschaftete der Fonds Stand<br />
28. Februar 2019 für die Anleger über 48<br />
Prozent Rendite, in drei Jahren über 30<br />
Prozent und seit Auflage im Mai 1996<br />
über 244 Prozent. Seit Beginn des Jahres<br />
2019 sind es Stand 28. Februar über 12<br />
Prozent Plus.<br />
Herr Platow, Sie behaupten, auch als<br />
geldhungriger Sparer und Kapitalanleger<br />
kann ich das Klima schützen und die Welt<br />
verbessern.<br />
Aber natürlich. Auch geldhungrige<br />
Sparer und Kapitalanleger können ihrem<br />
Geld eine gute Richtung geben.<br />
Wir nennen das schon seit Jahrzehnten<br />
„Gewinn mit Sinn“. In einer global entwickelten<br />
Wirtschaft ist Geld das entscheidende<br />
Mittel, um Veränderungsprozesse<br />
zur Wirkung zu bringen. Die<br />
Richtung wird bestimmt durch die Ziele<br />
und Wertvorstellungen des Menschen,<br />
der investiert. Wir wollen, gemeinsam<br />
mit unseren Kundinnen und Kunden,<br />
die Gemeinschaft beeinflussen und bewegen.<br />
Durch die Meinungen, die wir<br />
äußern, und durch die Richtung, die wir<br />
dem Geld geben. Die Welt kann auch<br />
in Zukunft als überlebensfähiger Pla-<br />
net existieren, wenn wir als Menschen<br />
richtig handeln – uns sozial, ökologisch<br />
und ethisch in unserer Um- und Mitwelt<br />
verhalten. Nachhaltigkeit wollen wir es<br />
nicht mehr nennen. Der Begriff ist zum<br />
Marketingwort verkommen. Also: Zukunftsfähigkeit<br />
– nicht Nachhaltigkeit –<br />
bedeutet, etwas Konkretes zu tun für<br />
den Einklang von Ökonomie und Ökologie.<br />
Für das ökologische Gleichgewicht,<br />
die ökonomische Sicherheit und<br />
die soziale Gerechtigkeit. Das verstehen<br />
wir unter „die Ökologisierung der Wirtschaft“.<br />
Muss ich als Anleger von nachhaltig ausgerichteten<br />
Fonds nicht Idealist sein und auf<br />
eine Top-Rendite verzichten?<br />
Schaut man sich unsere erzielte Rendite<br />
der vergangenen Jahre an, so wird<br />
man zweifelsohne erkennen, dass man<br />
In der Finanzwelt wird der Begriff Nachhaltigkeit<br />
durch das Akronym ESG – kurz für<br />
Environmental, Social und Governance –<br />
ersetzt. Gibt es für ESG-Fonds einheitliche<br />
Regeln wie dort Finanzinvestitionen erfolgen<br />
müssen?<br />
Es gibt natürlich keine einheitlichen<br />
Regeln. Der Marketingzug der Nachhaltigkeit<br />
führt automatisch dazu, dass<br />
die Grünfärber auf den Plan gerufen<br />
werden. Dann finden sich plötzlich sehr<br />
fragwürdige und umweltunverträgliche<br />
Aktien in Ökofonds. Das liegt daran,<br />
dass für diese Produkte dann entweder<br />
gar keine oder stark aufgeweichte Kriterien<br />
angewandt werden. Das heißt,<br />
dass Nachhaltigkeit dann sehr gefällig<br />
ausgelegt wird und z. B. das „Best-inclass-Prinzip“<br />
gespielt wird. Und somit<br />
darf dann auch das „beste Erdölunternehmen“<br />
und der „beste Atomkraftbetreiber“<br />
in einem Ökofonds auftauchen.<br />
Ich halte das für Irreführung und Betrug<br />
82
<strong>greenup</strong> | INVESTMENT<br />
am Anleger. Bei Ökoworld sind Erdöl<br />
und Atomkraft seit jeher Ausschlusskriterien.<br />
Es gibt also in diesen Branchen<br />
auch keine Minimalumsätze, sondern<br />
0,0 Prozent. Für Ökoworld gehörten<br />
Unternehmen wie RWE, BP oder Rheinmetall<br />
schon immer in den Mülleimer.<br />
Welche Kriterien sehen Sie als geeignete<br />
Instrumente zur Anlageauswahl eines<br />
nachhaltig ausgerichteten Fonds an?<br />
Es braucht einfach transparente und<br />
auch konsequente Anlagerichtlinien<br />
im Sinne von Ausschlusskriterien, Positiv-<br />
und Negativkriterien. Denn nur so<br />
kann der Anleger, der Wiederverkäufer<br />
in der Bank oder auch Tester wie die<br />
Verbraucherzentralen nachvollziehen,<br />
wie hart der Produktgeber Nachhaltigkeit,<br />
also soziale Aspekte, Ökologie und<br />
Ethik, anwendet oder nur als Window<br />
Dressing missbraucht. Wir bieten mit<br />
unserem Ansatz die Alternative in der<br />
Kapitalanlage, denn zu viele Menschen<br />
investieren Geld in Unternehmen, die<br />
Gewinne damit erzielen, an dem Ast zu<br />
sägen, auf dem wir alle sitzen. Unsere<br />
Kunden setzen auf Investmentfonds,<br />
deren Investitionsziele auf ethischen<br />
Anspruch, Sozialverträglichkeit und<br />
ökologische Kriterien geprüft wurden.<br />
Die Verbraucherzentrale Bremen und<br />
Stiftung Warentest bewerteten ethische<br />
und ökologische Kriterien von 46 Investmentfonds.<br />
Nur ein Finanzprodukt<br />
meidet laut deren Auswertung umstrittene<br />
Geschäftsfelder konsequent: Unser<br />
Ökoworld Ökovision Classic. Im Ökotest-Magazin<br />
10/2018 steht der Ökoworld<br />
Rock’n’Roll Fonds als erster Elternfonds<br />
der Welt im Vergleichstest mit<br />
30 grünen Mischfonds auf dem 1. Rang.<br />
Wie ordnen Sie in diesem Zusammenhang<br />
den Best-in-Class-Ansatz ein, der ebenfalls<br />
von vielen ESG-Fonds genutzt wird?<br />
Gegenfrage: Kann es einen guten Atomkraftbetreiber<br />
unter den schlechten<br />
geben? Kann es ein gutes Erdölunternehmen<br />
unter dieser umweltunverträglichen<br />
Branche geben? Was hat<br />
Volkswagen in sogenannten Nachhal-<br />
tigkeitsfonds zu suchen? Die ganz bewusst<br />
in Anführungszeichen gesetzte<br />
„Nachhaltigkeitsanalyse“ hat häufig<br />
ihre größte Schwäche in dem Analyseprozess<br />
selbst. Die Fondsgesellschaften<br />
untersuchen anhand der Nachhaltigkeitsberichte<br />
der Unternehmen jedes<br />
Unternehmen anhand der ESG Kriterien<br />
im Vergleich zur Branche und zum<br />
Markt. Dabei führen oftmals schon<br />
Maßnahmen zur Verbesserung zu guten<br />
Bewertungen. Das ist natürlich<br />
grundsätzlich auch wichtig, allerdings<br />
darf die Frage nach dem Aussagegehalt<br />
dieser relativen Betrachtungsweise und<br />
der Ergebnisse gestellt werden. Wir arbeiten<br />
bei Ökoworld mit einer absoluten<br />
Betrachtung. Unternehmen, die für<br />
uns vollkommen undenkbar sind, wie<br />
die Autohersteller (BMW, Volkswagen,<br />
Daimler und MAN), Top-Umweltverschmutzer<br />
und Umweltvernichter wie<br />
RWE und Eon erhalten bei einer relativen<br />
Betrachtung irrwitziger Weise gute<br />
Noten durch ESG-Researcher. Schaut<br />
man sich eine Nachhaltigkeitsanalyse<br />
zu den 30 DAX-Unternehmen an, wird<br />
man feststellen, dass die größtenteils<br />
hervorragend wegkommen. Viele dieser<br />
Unternehmen sind genau auf Grund ihrer<br />
Produkte oder Unternehmensart bei<br />
uns jedoch ausgeschlossen. In der relativen<br />
Betrachtung könnte man einen Top-<br />
Nachhaltigkeitsfonds mit genau den<br />
von uns ausgeschlossenen Titeln bauen.<br />
Aus meiner Sicht gehört der Best-in-<br />
Class-Ansatz also ganz klar auch in den<br />
Mülleimer.<br />
Was glauben Sie, wie lange es noch dauern<br />
wird, bis eine nachhaltige Geldanlage sich<br />
zu einem „Normalfall“ für einen FondS<br />
etablieren wird?<br />
Ich bin da eher pessimistisch oder sagen<br />
wir sehr vorsichtig mit freudigen<br />
Prognosen, wie Sie meinen vorherigen<br />
Antworten auch bereits entnehmen<br />
konnten. Es fehlt an Wollen, Ausdauer,<br />
Strenge, Konsequenz und Transparenz.<br />
Es fehlt an Überzeugungstätern. Denn<br />
„Nachhaltigkeit“ als ausgewaschener<br />
Marketingbegriff bedeutet nur an der<br />
Oberfläche, dass sich echte ethischökologische<br />
Fonds zum Normalfall<br />
entwickeln werden. Ich gehe hier noch<br />
von vielen Jahren Greenwashing und<br />
„Best-in-Class“ aus. Vor einer „Vollendung“<br />
sehe ich die Finanzwelt weiterhin<br />
meilenweit bis Lichtjahre entfernt.<br />
Denn es gibt zu viele Abhängigkeiten<br />
und Vetternwirtschaft. Wir sind dahingehend<br />
frei, da wir politisch und<br />
auch wirtschaftlich völlig unabhängig<br />
agieren können. Wir sind banken- und<br />
konzernunabhängig. Keiner redet uns<br />
rein, nimmt Einfluss, stellt Bedingungen<br />
oder entscheidet mit. Niemand – keine<br />
Deutsche Bank, kein RWE, kein Bayer<br />
Konzern. Denn die Abhängigkeiten sind<br />
es, die vielen Instituten die konsequente<br />
Umsetzung unmöglich machen. •<br />
ALFRED<br />
PLATOW,<br />
Jahrgang 1946,<br />
gilt als Pionier<br />
der ethischökologisch-sozialen<br />
Geldanlage.<br />
Er studierte<br />
Sozialarbeit und Erziehungswissenschaften,<br />
bevor er 1975 ins Geldfach<br />
wechselte und zusammen mit dem<br />
Mathematiker Klaus Odenthal die<br />
Alfred & Klaus – kollektive Versicherungsagentur<br />
gründete. Aus dieser<br />
kleinen GbR ist die heutige Ökoworld<br />
AG entstanden. Ihre Luxemburger<br />
Tochtergesellschaft Ökoworld<br />
Lux S.A. ist die erste und einzige<br />
Kapitalanlagegesellschaft in Europa,<br />
die ausschließlich Fonds aufl egt, die<br />
ökologischen, ethischen und sozialen<br />
Kriterien folgt. Sie verwaltet heute<br />
ca. 1,3 Mrd. Euro in sechs Fonds.<br />
Interview: Johannes Großpietsch<br />
83
REISEN UND ARBEITEN<br />
FÜR EINE BESSERE WELT<br />
© iStockphoto.com/PJPhoto69<br />
Nachhaltigkeit spielt bei der Urlaubsplanung zunehmend eine wichtige Rolle. Neben umweltbewusstem<br />
Reisen wird Freiwilligenurlaub, der sogenannte Voluntourismus, immer beliebter.<br />
Eine Auszeit mit Sinn, bei der Land und Leute auf zweierlei Weise so authentisch<br />
wie möglich erlebt werden wollen<br />
Der Begriff „Voluntourismus“<br />
verbindet Tourismus<br />
und Volunteering miteinander.<br />
Gemeint ist damit<br />
eine Kombination aus Reise, Ehrenamt<br />
und Arbeit. Im Vordergrund steht das<br />
touristische Erlebnis im Rahmen eines<br />
kurzfristigen Aufenthaltes, bei dem<br />
unentgeltliche Arbeitseinsätze vor Ort<br />
übernommen werden, die zur Verbesserung<br />
ökologischer und gesellschaftlicher<br />
Verhältnisse beitragen. Während<br />
das klassische Volunteering oder eine<br />
Freiwilligenarbeit auf Dauer ausgelegt<br />
ist und kaum touristischen Charakter<br />
zeigt, basiert die „Voluntour“ auf der<br />
Zielsetzung, die Ferien oder den Jahresurlaub<br />
mit „einer guten Tat“ zu verbinden.<br />
Der gravierende Unterschied<br />
ist jedoch, dass der Voluntourist für<br />
seine freiwillige Arbeit bezahlt. Neben<br />
dem erlebnisreichen, kulturellen<br />
Austausch stehen vor allem persönliche<br />
Weiterentwicklung, ehrenamtliches<br />
Engagement sowie der aktive Beitrag<br />
gegen Armut, Umweltverschmutzung<br />
oder Naturzerstörung im Vordergrund.<br />
So entscheiden sich gerade Abiturienten<br />
oder Studenten, zunehmend aber<br />
auch Berufstätige oder Best Ager, für<br />
einen organisierten, freiwilligen Arbeitseinsatz<br />
im Ausland wie beispielsweise<br />
die Mithilfe beim Bau einer<br />
Bewässerungsanlage in Tansania, umrahmt<br />
von einem erlebnisreichen Touristikprogramm.<br />
86
<strong>greenup</strong> | MOBILITY<br />
Bereits zu Beginn der 1990er Jahre<br />
gab es schon vereinzelt Angebote für<br />
freiwillige Kurzreisen. Seither ist die<br />
Nachfrage in allen Altersgruppen kontinuierlich<br />
gestiegen und viele Reiseanbieter<br />
haben den Trend aufgegriffen.<br />
Ob man sich nun einer Forschungsgruppe<br />
anschließen will, Computerkenntnisse<br />
an Kinder weitergeben oder<br />
auf Teeplantagen helfen möchte – die<br />
Möglichkeiten sind heutzutage extrem<br />
vielfältig. Daraus einen verantwortungsvollen<br />
Anbieter zu identifizieren<br />
ist nicht mehr so leicht. Während<br />
einerseits das Interesse vieler Menschen,<br />
sich in Entwicklungsländern<br />
ehrenamtlich zu engagieren und die<br />
damit verbundene touristische Weiterentwicklung<br />
begrüßt wird, melden<br />
sich auch viele Kritiker zu Wort. Denn<br />
die Sinnsuche nach „ein klein bisschen<br />
die Welt zum Guten verändern“ öffnet<br />
nicht selten auch die Türen für reine<br />
Businessprojekte, die ökologische und<br />
gesellschaftliche Nachhaltigkeit nach<br />
allen Seiten zugunsten ihres eigenen<br />
Profits opfern. Unabhängige, zentrale<br />
Anlaufstellen wie freiwilligenarbeit.de<br />
oder ww-volunteers.de bieten im Netz<br />
erste Orientierungshilfen worauf man<br />
bei der Planung einer Freiwilligenarbeit<br />
im Ausland achten sollte und welche<br />
Projekte wirklich zu einem passen.<br />
Eine verlässliche Organisation, mit der<br />
man zusammenarbeiten möchte, lässt<br />
sich damit gut finden.<br />
DIE LEISTUNGSPAKETE DER ANBIE-<br />
TER ZU FREIWILLIGENPROJEKTEN<br />
SOLLTE MAN GRÜNDLICH STUDIEREN<br />
UND SICH VORAB ÜBER FOLGENDES<br />
INFORMIEREN:<br />
Im Zielland betreut der Veranstalter<br />
nachhaltige Projekte mit kompetenten<br />
und dauerhaft ansässigen Mitarbeitern,<br />
sodass die Integration als Kurzeit-Arbeitskraft<br />
reibungslos funktioniert.<br />
In den Reisekosten sind nicht nur<br />
Unterkunft und Betreuung enthalten,<br />
sondern auch Mittel zum Fortbestand<br />
der Hilfsprojekte. Seriöse Anbieter zeigen<br />
transparent, wohin die Gelder fl ießen und<br />
wofür sie eingesetzt werden.<br />
„Fake“-Waisenhäuser in Drittländern, um<br />
sozial engagierte Hilfskräfte auszubeuten<br />
oder Löwenaufzuchtstationen, die letztlich<br />
nur Jungtiere für die in Verruf stehende<br />
Gatterjagd großziehen, sind leider keine<br />
Seltenheit. Viele Entsende-Stellen verzichten<br />
gänzlich auf solche Projektangebote.<br />
Die Teilnahme an manchen Projekten<br />
erfordert eine gewisse Grundkompetenz<br />
wie beispielsweise medizinisches Basiswissen,<br />
spezielle Fremdsprachenkenntnisse<br />
oder pädagogische Fertigkeiten, aber auch<br />
oftmals eine gute gesundheitliche Konstitution.<br />
Dies wird von vertrauensvollen Travel-<br />
Agenturen vorab abgefragt und geprüft.<br />
Ein pfl ichtbewusster Service beinhaltet<br />
auch die intensive Vor- und Nachbereitung<br />
der Voluntour.<br />
Freiwillig reisen lässt es sich auch,<br />
ohne ehrenamtlich tätig zu werden.<br />
Hierbei wird ein Teil der Reisegebühren<br />
direkt in die Hilfsprojekte umgeleitet. Dies<br />
geschieht in der Regel transparent organisiert<br />
über den Reiseveranstalter.<br />
Die Mission sowie die Vision der Organisation<br />
sollten offenkundig und stimmig<br />
sein. Eine strategische und langfristig<br />
angelegte nachhaltige Entwicklung im<br />
Zielland ist bestenfalls der Leitgedanke.<br />
Der Blick hinter das touristische Abenteuer<br />
lohnt sich daher bereits vor Reiseantritt.<br />
Die Auswahl der Zielländer und der<br />
angebotenen Hilfsprojekte ist riesig und<br />
erweitert sich ständig. Um Freiwilligendienst<br />
zu leisten, muss man jedoch nicht<br />
immer weit reisen. Auch in vielen Ländern<br />
Europas wird Unterstützung in Krankenhäusern,<br />
Tierheimen, Forschungsstationen<br />
oder Kindergärten benötigt. Eine<br />
erste Anlaufstelle mit Überblick möglicher<br />
ehrenamtlicher Arbeitseinsätze auf Reisen<br />
ist beispielsweise reset.org/act/urlaub-mitsinn.<br />
Die umfangreiche Aufl istung individueller<br />
Voluntourismus-Programme inspiriert<br />
mit vielen Ideen zu einer spannenden und<br />
nachhaltigen Erlebnisreise.<br />
© iStockphoto.com/bluecinema<br />
87
FÜR DICH<br />
ENTDECKT>FOOD<br />
GESUNDE BIO-NEUHEITEN UND LECKERE<br />
SNACKS FÜR ZWISCHENDURCH<br />
ENERGIESPENDER<br />
AUS DER BÜROSCHUBLADE FIT IM JOB<br />
Sei es die Tafel Schokolade in der Schreibtischschublade,<br />
die Schachtel Kekse oder<br />
eine Handvoll Gummibärchen, die deine<br />
angespannten Nerven beruhigen sollen,<br />
mit dem Wellness Premium Snack<br />
kommst du garantiert ohne schlechtes<br />
Gewissen durch den Tag!<br />
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• Farbstoffen<br />
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60 g € 3,90<br />
wellnuss.de<br />
IDEENBOXEN FÜR<br />
FRÜHSTÜCK UND<br />
LUNCH<br />
Gezählt sind die Tage der immer gleichen<br />
Frühstücksroutine und des Fast Foods<br />
unterwegs. Die Ideenboxen von SONNEN-<br />
TOR schenken Inspiration für die Küche.<br />
Mit „Wake me up“ wird der Frühstückstisch<br />
bunt und köstlich gedeckt. „Before you go<br />
go“ liefert Ideen für einen gesunden Lunch<br />
to go. Ganz einfach mit frischen Zutaten zu<br />
Hause vorbereiten und unterwegs genießen.<br />
Jede Box beinhaltet 7 unterschiedliche<br />
Gewürze, 3 Tees und einen kleinen Aufsteller<br />
mit Rezepten und vielen Tipps.<br />
Je Ideenbox: € 5,99<br />
sonnentor.com<br />
DIY KIT FÜR SCHOKOLADENFANS<br />
Cocoa<br />
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Traum aller<br />
Schoko-<br />
Liebhaber:<br />
Das DIY Set<br />
enthält alles,<br />
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dunklen<br />
Schokolade<br />
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LAKTOSEFREI & FAIR<br />
Die Bio-Alpenmilch der<br />
Molkerei Berchtesgadener<br />
Land kommt<br />
von ca. 400 Naturland<br />
Bauernhöfen aus der<br />
Berg- und Alpenregion<br />
zwischen Watzmann<br />
und Zugspitze. Erweitert<br />
wurde das laktosefreie<br />
Sortiment um die länger<br />
haltbare frische Bio-Alpenmilch<br />
(3,5%) sowie den Bioghurt ® (3,5%)<br />
im 400 g Becher. Das Beste der Berge<br />
unbeschwert genießen trotz Laktoseintoleranz.<br />
Bio-Alpenmilch € 1,59<br />
Bioghurt ® € 1,29<br />
bio-alpenmilch.de<br />
110
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DAS PFLANZENWUNDER<br />
DES AMAZONAS<br />
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UNTERWEGS<br />
Zwei der dänischen Frucht-Nuss<br />
Riegel von Rawbite gibt es jetzt im<br />
handlichen Mini-Format. Der CACAO<br />
aus weichen Datteln, knackigen Nüssen<br />
und herbem Kakao oder der süße<br />
Geschmack des APPLE CINNAMON<br />
aus Äpfeln mit Mandelstücken und<br />
Zimt – natürlicherweise vegan, glutenund<br />
milchfrei.<br />
15 Riegel: 450 g € 20,00<br />
rawbite.com<br />
GUYA – ein junges Start-up aus Berlin,<br />
bietet zwei Bio-Neuheiten an: Tee-<br />
Aufguss und Limonade auf Basis von<br />
Guayusa. Insbesondere beim Tee<br />
entspricht der Koffeingehalt dem von<br />
Kaffee, jedoch ist die Wirkung deutlich<br />
länger anhaltend und angenehmer<br />
durch eine Art Depoteffekt.<br />
20 Beutel € 6,99<br />
drinkguya.com<br />
KRÄUTER VON DER<br />
FENSTERBANK<br />
Wer Kräuter auch ohne grünen Daumen<br />
anbauen möchte, greift zu Heimgart. Der<br />
Mini-Garten „Microgreens“ funktioniert ganz<br />
ohne Erde und das an 365 Tagen im Jahr. Das<br />
Starterkit besteht aus einer Porzellanschale<br />
von Seltmann Weiden, ein Edelstahleinsatz<br />
sowie zwei bio-zertifi zierte Saatpads.<br />
€ 34,90<br />
heimgart.com<br />
SCHLEMMEN OHNE REUE<br />
Mit der verführerischen Eiscreme aus Großbritannien<br />
will OPPO jetzt auch den Sommer in Deutschland<br />
versüßen. Zur Freude der Genießer<br />
hat die Kugel je nach Sorte zwischen 37<br />
und 43 Kilokalorien – weniger als die Hälfte<br />
vergleichbarer Eissorten. Die mehrfach ausgezeichnete<br />
OPPO Eiscreme basiert auf Weidemilch sowie nativem<br />
Kokosnuss-Öl und ist mit Stevia gesüßt.<br />
500 ml € 4,99<br />
oppobrothers.de
NEXT<br />
Backe, backe Brot<br />
Brot ist vielseitig – nicht nur in seiner Quantität, sondern auch in seiner<br />
Bedeutung. Brot ist Kultur, Religion und lebenswichtig. Brotpreise haben<br />
bereits Revolutionen ausgelöst und sind in der Bevölkerung Gradmesser für<br />
die Infl ationsrate. Jedes Land hat ein anderes typisches Brotrezept. Unser<br />
Bäckerhandwerk ist für seine Vielseitigkeit berühmt, aber wie viel Handwerkskunst<br />
steckt wirklich noch in unserem Brot? 3.200 Brotsorten führt das Deutsche<br />
Brotregister. Wir backen mit Weizen, Roggen, Dinkel und gerne Bio. Es<br />
gibt allergikerverträgliche oder vegane Sorten. Und wir freuen uns über immer<br />
neue, womöglich gesündere oder ursprünglichere Rezepte.<br />
Mehr dazu in der nächsten Ausgabe<br />
<strong>greenup</strong> #07 – ab 08.11.2019 im Handel<br />
© Pexels<br />
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