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20 JOURNAL BERLINER KURIER, Sonntag, 12. Mai 2019<br />
Für die<br />
TV-Serie<br />
„Rote Rosen“<br />
stand<br />
SarahWiener<br />
2017 als<br />
Frau Klostermann<br />
vorder Kamera.<br />
Die Dreharbeiten<br />
fanden im<br />
Burgenland<br />
statt.<br />
nen zu kandidieren fürs EU-Parlament.<br />
Die österreichische Grünen-Spitze<br />
hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen<br />
kann, für einen Sitz im EU-Parlament<br />
zu kandidieren. Nach Überlegungen<br />
habe ich mir gedacht, das ist stringent<br />
und logisch, dass ich versuche, den<br />
Wählern dieses Angebot zu machen,<br />
weil ich überzeugt bin, dass ernährungspolitische<br />
Tätigkeiten nicht nur<br />
von unten, nicht nur von den Graswurzelbewegungen<br />
und NGOs kommen<br />
müssen, sondern dass auch normale<br />
Menschen in die Politik gehören und<br />
nicht nur Berufspolitiker.<br />
Sofort kam die Kritik,<br />
Sarah Wiener<br />
“<br />
Ich wirke<br />
manchmalso<br />
chaotisch,<br />
aber ich bin extrem<br />
diszipliniert.„<br />
geht jetzt auch<br />
noch in die Politik.<br />
Nach dem Motto: Noch einen<br />
Quereinsteiger in<br />
der Politik braucht es<br />
aber nicht.<br />
Was heißt, noch einen<br />
Quereinsteiger braucht<br />
man nicht? Erstens ist<br />
jeder Mensch anders.<br />
Auch die Intention oder die Fähigkeiten<br />
sind anders. Mein Leben lang<br />
war ich ein Quereinsteiger, insofern<br />
passt das alles. Wir brauchen jeden Engagierten,<br />
der versucht Politik nicht<br />
nur für Lobbyisten und für die Großkonzerne<br />
zu machen, sondern für die<br />
Menschen. Wir brauchen gerade jetzt<br />
jeden, wo die EU über eine Ernährungswende<br />
und über die Landwirtschaft<br />
bestimmt –das wird in der EU<br />
bestimmt und nicht national. Gerade<br />
jetzt, wo es einen Rechtsruck gibt und<br />
sich die konservativen Rechten verdoppeln<br />
im EU-Parlament, ist es wichtig,<br />
dass wir sagen: Nein, das ist unser Leben,<br />
es ist unsere Zukunft, es sind unsere<br />
Kinder. Wir selbst –soalt bin ich<br />
auch nicht –werden noch das Desaster<br />
voll mitkriegen und ich finde es unverantwortlich<br />
und beschämend und desaströs,<br />
dass wir immer nur Interessen<br />
von Splittergruppen im Auge haben<br />
und nicht das große ganze Bild von<br />
Ökologie, von Vielfalt, von Artenschutz.<br />
Wir brauchen auch Schutz vor<br />
Großkonzernen und vor der Digitalisierung,<br />
die unsere Daten abgreifen, um<br />
uns dann ganz sicher in fünf Jahren zu<br />
sagen: Du machst das alles nicht freiwillig<br />
mit und machst dich nicht nackig?<br />
Dann bist du eben nicht mehr versichert.<br />
Sie haben zwar Listenplatz zwei und<br />
ganz gute Chancen, aber bei den<br />
deutschen Grünen wären Sie besser<br />
untergebracht. Die sind im Aufwind,<br />
während die österreichischen Grünen<br />
nicht mehr im Nationalrat sitzen<br />
und nicht das beste Image<br />
haben.<br />
Gerade deswegen. Die deutschen<br />
Grünen würden mich nicht unbedingt<br />
brauchen. Wir haben so viele tolle Leute<br />
hier, die sind so gut aufgestellt. Ich<br />
hoffe, dass wirklich alle, die irgendwie<br />
ihre sieben Sinne beieinander haben,<br />
zur Wahl gehen. Das ist extrem wichtig<br />
gerade diese EU-Wahl, aber<br />
bei den österreichischen<br />
Grünen schaut es wirklich<br />
traurig aus. Sie haben sich<br />
zerspragelt („zerteilt“, Red.)<br />
in den letzten zwei Jahren,<br />
nicht einmal ein Mandat ist<br />
sicher. Zwei Mandate sind<br />
sportlich, das ist mir<br />
auch klar, aber es geht<br />
nicht nur darum, sich<br />
irgendwo reinzusetzen.<br />
Ich finde, das ist<br />
eine Herausforderung,<br />
es ist wichtig, eine Aufmerksamkeit<br />
für Themen zu schaffen, die mir am<br />
Herzen liegen. Schauen wir mal, wie<br />
das ausgeht. Ich bin natürlich gewillt,<br />
ein zweites Mandat zu holen, ich bin<br />
geradezu determiniert, aber objektiv,<br />
muss man sagen, sieht es nicht wirklich<br />
gut aus. Aber es nicht versucht zu<br />
haben, wäre noch viel schlimmer.<br />
Sie müssen sich in der eigenen Partei<br />
mit dogmatischen Veganern auseinandersetzen.<br />
Nur zu. Es gibt so viele Ernährungs-<br />
Stile, wie es Menschen gibt sozusagen,<br />
und es gibt in jeder Gruppe verschiedene<br />
Anschauungen und Ernährungsweisen.<br />
Ich finde das toll, wenn es Leute<br />
gibt, die etwas ändern wollen, auch mit<br />
ihrem eigenen Verhalten, auch mit dem<br />
Essverhalten, weil wir wissen, dass wir<br />
nicht so weitermachen können wie bisher.<br />
Erst einmal werden wir immer<br />
kränker, aber die Natur wird auch immer<br />
kränker und die Ressourcen werden<br />
verbraucht. Das wird sich so nicht<br />
ausgehen. Das sagt die Vernunft. Da<br />
brauche ich nicht irgendwie esoterisch