Dortmunder Passagen – Ein Stadtführer
ISBN 978-3-86859-572-7 https://www.jovis.de/de/buecher/product/dortmunder-passagen.html
ISBN 978-3-86859-572-7
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DORTMUNDER
PASSAGEN
EIN STADTFÜHRER
Stefan Mühlhofer/
Wolfgang Sonne/
Barbara Welzel (Hg.)
Ouvertüre 5
Drehscheiben
Stadtkirche St. Reinoldi 21
Museum für Kunst und Kulturgeschichte 25
Dortmunder U 29
Baukunstarchiv NRW 33
Stadtarchiv 37
Hoesch-Museum 41
Museum für Naturkunde 45
Botanischer Garten Rombergpark 49
Zollern II/IV 53
Kokerei Hansa 57
Wege 61
Wasser 101
Materialien 141
Stadt und Land 183
Spielräume 227
Nachwort 274
Ausgewählte Literatur 276
Bildnachweis 281
Team 282
Register 283
Impressum 287
Ouvertüre
5
WO ANFANGEN? Wo anfangen, um Dortmund zu erkunden?
Wo das Erzählen von Geschichten beginnen? Welche
Erzählformen wählen? Welche Orte ansteuern? Welche
Bewegungsform: zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Auto,
der Straßenbahn oder mit dem Skateboard? Und: Für
wen erzählen? Für die verschiedenen Menschen, die in
Dortmund leben? Für Besucherinnen und Besucher? Für
das Gespräch Vieler über die Stadt und in der Stadt? Ein
mythischer Anfang könnte sein, die Erzählung mit dem
Ankommen zu beginnen, den Wegen durch die Stadt, den
Wegen, an denen die Stadt gebaut wurde. Oder das Wasser
setzt den Beginn. Die Emscherquelle als Ausgangspunkt
einer durch Räume und Epochen mäandernden Route.
Den Auftakt können aber auch starke Bilder und Orte übernehmen:
der Phoenix See, das Dortmunder U und die
Stadtkirche St. Reinoldi.
GÖTTLICHE LAGE: „Göttliche Lage“ haben die Filmemacher
Ulrike Franke und Michael Loeken ihren Dokumentarfilm
6 Ouvertüre
(2014) über die Umgestaltung des Phoenix-Areals von
einem Industriestandort in einen See und ein neues Gebiet
für Wohnen, Arbeit und Freizeit genannt. Schon das Industriezeitalter
hatte den Mythos beschworen, als dem Hochofenwerk
Phoenix West und der Stahlküche in Phoenix
Ost der Name des sagenumwobenen Vogels, der nach
seinem Tod aus der Asche zu neuem Leben aufersteht,
zugeschrieben wurde. Nach der Zeit der mittelalterlichen
Herren von Hörde erlebte das damals noch selbstständige
Städtchen im Südwesten Dortmunds eine erste Auferstehung
mit der Anlage des Stahlwerks Hermannshütte im
Sumpf des Emschertals in den 1840er Jahren. Die zweite
Auferstehung folgte mit der umfassenden Transformation
des unzugänglichen Industrieareals nach dem Verkauf und
Abtransport des Stahlwerks nach China in einen öffentlichen
Erholungsort mit umliegenden Wohn-, Arbeits- und
Stadtquartieren zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Die unerwartet
„göttliche Lage“ ist am Phoenix See menschengemacht.
Zweimal der gleiche Blick: See
statt Stahlwerk und die Hörder
Burg zur Orientierung.
7
18
Ouvertüre
Turmmodell
Stadtkirche
St. Reinoldi
Der Turm der Kirche St. Reinoldi bildet das Wahrzeichen der Dortmunder
Innenstadt und steht heute für die mittelalterliche Geschichte der
einstigen Hansestadt. Doch das, was uns so mittelalterlich erscheint,
ist gar nicht so mittelalterlich, wie es scheint. Zwar hatte die gotische
Kirche des 13. Jahrhunderts einen Turm, der 1443–1454 erhöht und mit
einem spitz zulaufenden Dach versehen wurde. Mit seinen 112 Metern
galt er den Zeitgenossen als „Wunder von Westfalen“. Doch dieser
Turm stürzte 1661 ein. Auf neuen Fundamenten entstand 1662–1701 ein
neuer Turm, der auf einem quadratischen Turmschaft eine achteckige
Laterne mit barocker Haube trug. Doch auch dies ist nicht in Gänze der
Turm, den wir heute sehen können. Die steinernen Teile von Schaft und
Laterne blieben zwar erhalten, doch die Haube fiel den Zerstörungen
des Zweiten Weltkriegs zum Opfer.
Mit großem Engagement der Bürgerschaft wurde St. Reinoldi nach dem
Zweiten Weltkrieg nach den Plänen von Herwarth Schulte wiederaufgebaut
– aber nicht exakt so, wie es gewesen war, sondern mit kleinen
Änderungen und Formerfindungen durch den Architekten. Insbesondere
die Gestaltung des Turmes als Wahrzeichen der Stadt wurde vielfältig
diskutiert. 1953 entstand schließlich die heutige Haube, die sich
am barocken Vorbild orientiert, aber deutlich in die Höhe gestreckt ist
und mit 104 Metern fast die Höhe des mittelalterlichen Turmes erreicht.
Mit ihrer zierlichen Eleganz und ihrer Ausführung in Stahlbeton ist sie
also eine originale Erfindung der 1950er Jahre.
Für die Diskussion der Turmform hatte der Architekt nicht nur eine Serie
von historischen und alternativen Turmansichten gezeichnet, sondern
auch ein mannshohes Gipsmodell im Maßstab 1:50 bauen lassen. Da
dieses Modell lediglich in einer kleinen Fotografie überlebt hat, wurde
es 2015 von Studierenden in der Modellbauwerkstatt der TU Dortmund
nachgebaut – nun in Holz. Als Repräsentant der Wiederaufbaudiskussion
vermag dieses junge Objekt zugleich auch von der mittelalterlichen
und frühneuzeitlichen Geschichte Dortmunds zu erzählen.
19
D2
24
Drehscheibe
Drehscheibe:
Museum für Kunst
und Kulturgeschichte
Das Gebäude des Museums für Kunst und Kulturgeschichte (MKK)
entstand als repräsentatives Bankhaus im Zentrum der Stadt. Heute
erzählen die Architekturgeschichte des Gebäudes und die Ausstellungen
und Exponate des Museums von einer dynamischen Stadt im
(Struktur-)Wandel.
Der Bau in den 1920er Jahren war ein Statement: Erstmals erhielt die
Stadtsparkasse in der rasant wachsenden Stadt ein eigenes Bankgebäude.
Beauftragt wurde der Architekt Hugo Steinbach, der bereits
mehrere Banken geplant hatte – und, wie der historische Zufall es will,
bereits Jahre zuvor das Torhaus der ehemaligen Westfalenhütte, in
dem heute das Hoesch-Museum untergebracht ist. Steinbachs Aufgabe
war angesichts des auserkorenen Grundstücks keine leichte: Die
Grundfläche von etwa 1550 Quadratmetern ist U-förmig mit einem
spitzen Winkel zur Hansastraße hin und verlangte, restlos ausgenutzt
zu werden, denn Erweiterungsmöglichkeiten bestanden in dieser
äußerst zentralen Lage in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof
nicht.
Steinbach entschied sich für eine Lösung, die noch heute überrascht:
Er legte den Haupteingang mitten in den spitzen Winkel zwischen
Hansastraße und Lütge Brückstraße (heute Museumsgasse). Von dort
gelangte man über eine Treppe direkt in die runde Kassenhalle im
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28
Drehscheibe
Drehscheibe:
Dortmunder U
Der Turm strahlt in die Stadt. Zwischen Hausfassaden, in Straßenzügen
oder beim Einfahren in den Hauptbahnhof blitzen Lichter auf:
Ein glühend fließender Stahlstrom, ein sich drehendes Karussell mit
vorbeisausenden Waggons oder überdimensional große Brieftauben –
stumm gurrend und scharrend – bewegen sich sequenziell durch
die 56 Gefache auf rund 625 Quadratmetern der Dacharchitektur.
1,7 Millionen LEDs illuminieren mit der Installation „U-Turm Bilderuhr“
von Adolf Winkelmann die Lichtpyramide des Industriebaus und rhythmisieren
das Stadtgeschehen visuell. Das namensgebende Element,
das vergoldete, leuchtende U, thront wie eine übergeordnete Botschaft
darüber. Es glänzt über den Dächern der Innenstadt sowie des
Viertels an der Rheinischen Straße und hebt die explizite Position des
Gebäudes am Wall hervor. Das Dortmunder U bildet eine Schnittstelle
zwischen dem geplanten und gebauten Innen – der City innerhalb
des Walls – und dem Außen der historischen Stadtdimensionen, der
Stadterweiterung des Industriezeitalters. Das U als Schnittstelle funktioniert
jedoch auch inhaltlich: Als Erinnerungsort ist es seit nunmehr
29
32
Drehscheibe
Drehscheibe:
Baukunstarchiv NRW
Man mag es kaum glauben: Das Baukunstarchiv NRW am Ostwall 7
ist das älteste Profangebäude in der Dortmunder Innenstadt. Errichtet
wurde es 1872–1875 als Oberbergamt, das den gesamten Bergbau im
Ruhrgebiet von staatlicher Seite aus überwachte. Der Architekt kam aus
der Reichshauptstadt: Es war Gustav Knoblauch, Sohn des Erbauers
der Berliner Synagoge, ein Absolvent der Schinkelschen Bauakademie.
Auch städtebaulich war der preußische Backsteinbau bedeutsam: Er
war – nach dem im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gebäude des Stadtgymnasiums
von 1863 – der zweite öffentliche Bau, mit dem der Wallring
an Stelle der niedergelegten mittelalterlichen Stadtmauer zu einer
repräsentativen Ringstraße werden sollte. Zwar kleiner ähnelt das
städtebauliche Konzept doch der Wiener Ringstraße, die sich damals
im Bau befand. Postamt, Synagoge, Theater und Bahnhof sollten um
die Jahrhundertwende dann monumentale Folgebauten am Wallring
werden, ebenfalls alle mittlerweile zerstört.
Als die Behörde einen größeren Neubau benötigte, zog 1911 das Städtische
Kunst- und Gewerbemuseum (das spätere Museum für Kunst
33
52
Drehscheibe
Drehscheibe:
Zollern II/IV
Besonderheiten und Architektur: Die Zeche Zollern II/IV in Dortmund-
Bövinghausen zählt aufgrund ihrer Geschichte und Architektur zu den
wichtigsten Industriedenkmälern in Deutschland und Europa. Kunstvolle
hellrote Backsteinfassaden sowie bunte Glasfenster erinnern
eher an ein Schloss als an eine Zeche, auf der Kohle gefördert wurde.
Genau dies war Teil der Bauidee der Gelsenkirchener Bergwerks-AG
(GBAG), die das Bergwerk als ihr Prestigeobjekt plante. Das „Schloss
der Arbeit“, wie die Zeche vom Bergwerksdirektor Paul Randebrock
dann auch bezeichnet wurde, sticht architektonisch und technikgeschichtlich
hervor. Die Tagesanlagen rund um den Ehrenhof entstanden
zwischen 1898 und 1904 im Stil des Historismus. Neugotische
und neobarocke Elemente gestalten und verzieren die Gebäude wie
Lohnhalle, Werkstatt und Alte Verwaltung. Im alten Produktionsbereich
dominiert Stahl als wesentlicher Baustoff: bei den symmetrisch angeordneten
Fördergerüsten, der Schachthalle von Schacht II sowie der
eindrucksvollen Maschinenhalle.
Betriebsgeschichte: Die erste reguläre Förderung auf der Zeche Zollern
II/IV erfolgte bereits am 1. Oktober 1902. Die Eigentümerin der Zeche,
die GBAG, plante damals eine Schachtanlage mit einer Tagesförderung
53
WEGE IN DIE INNENSTADT: Wer heute mit dem Zug nach
Dortmund reist, betritt die Stadt vom Hauptbahnhof
aus. Seit der Entstehung der Eisenbahn im 19. Jahrhundert
wurden als neuartige Bau- und Repräsentationsaufgabe
Bahnhöfe als Empfangsgebäude für Städte gebaut.
So auch beim ersten Dortmunder Bahnhof, der zunächst
1847 als Haltepunkt der Cöln-Mindener Eisenbahn errichtet
wurde. Schon 1910 wurde er durch einen monumentalen
Neubau ersetzt, der sich mit einer vertikal gegliederten
großstädtischen Steinfassade, einem ovalen Eingangspavillon
und einem hoch aufragenden Walmdach dem Wallring
zuwandte. Von diesem im Krieg stark zerstörten Gebäude
sind für den aufmerksamen Reisenden noch kleine Reste
sichtbar, die die einstige Pracht erahnen lassen. Neben den
Schließfächern, die sich vom Eingang aus rechts hinter
der Eingangshalle befinden, sind die rußgeschwärzten
Sockel einiger einst aufstrebender Lisenen (Mauerstreifen)
erkennbar, zu denen man in Übertragung eines Diktums
über Rom mit dem Architekturtheoretiker der italienischen
62 Wege
Renaissance Sebastiano Serlio sagen möchte: Dortmund
„quanta fuit ipse ruina docet“ („wie groß Dortmund war,
lehrt selbst die Ruine“).
Das heutige Bahnhofsgebäude wurde als schlichter und
bescheidener Neubau 1952 eröffnet. Sein bedeutsamster
Schmuck sind die fünf figürlichen Glasfenster, die die
wohlproportionierte Eingangshalle zieren. Um das mittlere
Fenster, das Dortmund als Stadt der Arbeit mit der St. Reinoldikirche
vor überdimensionalen qualmenden Schornsteinen
zeigt, gruppieren sich von innen links gesehen ein
Brückenbauer, ein Bierbrauer (mit dem U und der Union-
Brauerei), ein Hochofenarbeiter und ein Stahlwerker. So
historisch diese Berufe heute für die Stadt sind, so historisch
sind auch diese Fenster: Die Originale wurden
aus konservatorischen Gründen 2009 ins LWL -Industriemuseum
verbracht; die heutigen Fenster sind Kopien.
In Dortmund verlief die Eisenbahn unmittelbar nördlich der
alten, in ihren Ausdehnungen auf das Mittelalter zurückgehenden
Stadt. Und so queren die Ankommenden noch
heute nach wenigen Schritten den Wall, die mehrspurig
ausgebaute Ringstraße, die dem Verlauf der im 19. Jahrhundert
niedergelegten Stadtmauer folgt. Bei Straßenarbeiten
wird die Mauer nur wenige Zentimeter unter dem
Fahrbahnbelag sichtbar: im Wortsinn als Teil dessen, was
der italienische Archäologe und Kunsthistoriker Salvatore
63
70
Wege
Altarwerk des
Conrad von Soest
in der Marienkirche
Seit dem frühen 15. Jahrhundert schmückt bis heute – abgesehen von
der Auslagerung im Zweiten Weltkrieg – das Altarwerk von Conrad
von Soest den Altar im Chor der Marienkirche. Die drei Gemälde der
festlichen Schauseite (nachdem sie zu Beginn des 18. Jahrhunderts in
einen neuen Rahmen gesetzt worden waren, verkleinert) zeigen drei
Szenen aus dem Leben der Maria: die Geburt Jesu, den Tod der Maria
(bei dem im originalen Zustand zwölf Apostel anwesend waren) und
die Anbetung der Heiligen Drei Könige. Insbesondere diese Szene
repräsentiert in beeindruckender Weise den hansischen Luxusgüterhandel:
Die Gewänder der Könige sind aus den seinerzeit aktuellsten
italienischen Seidengeweben geschneidert. Zu erinnern ist daran, dass
solche Seidenstoffe zu den teuersten Luxusgütern ihrer Zeit gehörten,
weit kostspieliger als die Malereien des Conrad von Soest. Nachgerade
porträthaft hat der Maler diese Gewebe mit ihren Mustern und Motiven
– etwa die Greifen auf dem Gewand des ältesten Königs – wiedergegeben.
Die Welt in den Bildern spiegelt hier die Welt vor den Bildern.
Die Fernkaufleute ließen zeigen, welche Luxusgüter sie auf ihren
Handelswegen zwischen Brügge, Dortmund, Lübeck, Danzig (Gdańsk),
Reval (Tallinn) bewegten.
Auf der mittleren Tafel entschläft Maria umgeben von den Aposteln
und von Engeln; diese Szene ist nicht in der Bibel beschrieben, fand
aber durch die Legenda Aurea, eine seit dem mittleren 13. Jahrhundert
geläufige Legendensammlung, große Verbreitung. In einer Zeit, die sich
ausgiebig mit der „Kunst des Sterbens“ (ars moriendi) beschäftigte, bot
der Tod der Maria einen Inbegriff des gelingenden Hinscheidens aus
dem Leben. Die Seele der Verstorbenen wurde unmittelbar von Christus
in Empfang genommen – ein Element der Erzählung, das der Umarbeitung
des 18. Jahrhunderts zum Opfer gefallen ist; lediglich die rechte
Hand Christi und Teile seines roten Gewands sind noch erhalten.
71
neben dem Stadion Rote Erde entstand für die Weltmeisterschaft
1974 das Westfalenstadion, das heute als Signal-Iduna-Park
das größte Stadion Deutschlands mit den
meisten Besuchern weltweit bildet. All dies erforderte so
viele Abstellplätze, dass aus dem Volkspark heute größtenteils
ein Parkplatz geworden ist.
An der Nordseite des Rheinlanddamms gegenüber den
Westfalenhallen bildet eine Kette von fünf- bis achtgeschossigen
Bauten eine Blockrandkante zur Innenstadt, die
sich seit den 1920er Jahren schrittweise ausbildet und noch
nicht vollendet ist. Direkt der Westfalenhalle gegenüber
steht das Audalis-Gebäude von Eckhard Gerber. Es folgen
das ehemalige Kaiser-Wilhelm-Institut und die ehemalige
Pädagogische Akademie, beide aus den 1920er Jahren.
Vom Vorplatz des sachlich-monumentalen Gebäudes der
ehemaligen Pädagogischen Akademie, heute von der FH
Dortmund genutzt, spannt sich eine elegante Stahlbrücke
für Fußgänger schwungvoll hinüber zu den Westfalenhallen.
Daneben folgen ein Hotelgebäude und ein Bürogebäude für
die Verwaltung des BVB. An der Ecke zur Wittekindstraße
stehen mit den für Wohnen und Arbeiten genutzten Bauten
des Berswordtquartiers die jüngsten Häuser dieser Stadtkante,
die zugleich vor dem Südwestfriedhof den Stadteingang
markieren.
Kurz hinter dem Südwestfriedhof überspannt die B 1 als
A 40 das Emschertal mit der Schnettkerbrücke und passiert
die Technische Universität Dortmund. Der von der
A 40 durch Parkplätze getrennte Nordcampus, auf dem
auch Teile der Fachhochschule Dortmund beheimatet sind
(Route „Spielräume“), wirkt vor allem durch das leuchtende
Logo der TU in den Straßenraum hinein, das seinerseits mit
dem leuchtenden U auf dem Hochkeller der Union-Brauerei
am Westrand der Innenstadt und dem U auf der Westfalenhalle
im Dialog steht. Eine verkehrstechnische Sehenswürdigkeit
verbindet seit 1984 den Nordcampus mit dem
zunächst nur provisorisch geplanten Südcampus der 1968
gegründeten Universität: Die H-Bahn, die ein kleines Tälchen
überspannt, war die erste fahrerlose Hängebahn in
Deutschland. Sie gilt als Prototyp für den Shuttle am Düsseldorfer
Flughafen.
94 Wege
Nachdem die Autobahn die nördlich in Dorstfeld gelegenen
Gebäude der Deutschen Arbeitsschutzausstellung
(DASA) und später den ebenfalls nördlich gelegenen Adelssitz
Haus Dellwig passiert hat, verlässt sie das Stadtgebiet
„tief im Westen“ (Herbert Grönemeyer) in fast gerader
Linie in Richtung Bochum.
Es lohnt sich, die Schnettkerbrücke (siehe Route
„Wasser“) zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu besuchen. Ein
schöner Ausblick in das renaturierte Emschertal ist ebenso
garantiert, wie der Eindruck der zahlreichen, hier im Tal
gebündelt verlaufenden Verkehrsverbindungen. Von Süden
kommend zielen zwei Bahnverbindungen zum Dortmunder
Hauptbahnhof: Von Hagen und von Soest über Hörde
transportieren die Züge auf den Strecken der ehemaligen
Bergisch-Märkischen Eisenbahngesellschaft jeden Tag
Tausende Pendler in die Innerstadt. Der Blick nach Norden
löst bei Eisenbahnfreunden regelmäßig Begeisterung
aus. Auf dem großen Areal des ehemaligen Rangierbahnhofs
Dortmunderfeld wurden zur Kohle- und Stahlzeit die
Güterwaggons zielgerichtet verteilt.
Auf dem Weg kann auch
die denkmalgeschützte
Arbeitersiedlung Oberdorstfeld
passiert werden. Die Häuser
mit ihren einfachen Putzwänden
und steilen Dächern
sind sprechende Beispiele
für die Reformarchitektur des
Traditionalismus im frühen
20. Jahrhundert. Am Ostrand
der Siedlung stehen noch
Reste der Zeche Dorstfeld.
„NORDWÄRTS“ UND ZURÜCK IN DIE STADT: Verlassen
die Besucherinnen und Besucher die B 1 kurz hinter der
Schnettkerbrücke, stoßen sie im Norden nach kurzer Zeit
wieder auf den Hellweg, hier Rheinische Straße genannt.
Nicht zufällig quert der Hellweg die Emscher gerade an
dieser Stelle: Weiter südlich bilden die Talhänge ein Verkehrshindernis,
weiter nördlich erschwerte der sumpfige
Boden des Flachlandes die Wegeanlage. Genau an der
Kante dazwischen verlief der Hellweg über die Emscher
und bestimmte so auch die Lage Dortmunds.
Wendet man sich von hier zurück zur Innenstadt, sieht
man schon von Weitem das Dortmunder U (Drehscheibe,
S. 29). Verstärkt durch die fliegenden Bilder Adolf Winkelmanns
ist das vergoldete U auf dem Dach des gewaltigen
Hochkellers der ehemaligen Union-Brauerei ein Wahrzeichen
der Stadt. Auf halber Strecke auf der Rheinischen
Straße stadteinwärts erinnert linksseitig das monumentale
ehemalige Verwaltungsgebäude der Union Hüttenwerke
an die Stahlzeit Dortmunds. Per Spruchband
95
indet seine Trasse als Rad- und Fußweg beide ehemaligen
Werksbereiche wieder miteinander.
Der Name Phoenix verschwand 1926 zwar durch neue Firmenverbindungen
wieder, doch er lebt bis heute weiter.
1966 schloss sich die Dortmund-Hörder Hüttenunion AG
mit der Hoesch AG zusammen, und 1991 kaufte die Krupp
AG die Firma Hoesch. Unter der ThyssenKrupp AG wurde
das Hörder Werk 2001 geschlossen, die Industrieflächen
westlich und östlich des Ortes fast völlig abgeräumt und
die Anlage nach China verschifft (Drehscheibe Hoesch-Museum,
S. 41). Das Oxygenstahlwerk produziert nun in der
Nähe von Shanghai Rohstahl. In Hörde blieb nur ein Konverter
(großer Tiegel, in dem durch zugeführten Sauerstoff
der unerwünschte Kohlenstoff aus dem verflüssigten Roheisen
herausoxidiert wird) des Thomas-Stahlwerks auf der
Kulturinsel im See direkt hinter der Hörder Burg erhalten.
BURGTOR – WERKSTOR: Hatte in alter Zeit die Hörder Burg
als mittelalterlicher Herrschersitz und territoriale Verwaltungszentrale
gedient, behielt sie diese Funktionen auch
in der Zeit von Kohle und Stahl bei, sahen sich doch die
sogenannten Schlotbarone gerne als Nachfolger der mittelalterlichen
Herren und nutzten die Gebäude als äußeres
Zeichen ihrer Macht und wirtschaftlichen Potenz (zum
„Schloss der Arbeit“ die Drehscheibe Zeche Zollern II/IV,
S. 53). Der Takt der Stahlproduktion gab knapp 160 Jahre
lang den Lebensrhythmus vor, und die Industriesilhouette
wurde das Symbol für Hörde.
Die Hörder Burg hatte den Ausgangspunkt für die Entstehung
des Ortes gebildet, der oberhalb der Burg, auf der
westlichen Niederterrasse des Hörder Bachs entstand. Die
Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1340 durch Konrad von
der Mark rundete den Ausbau der märkischen Landesherrschaft
in der Region ab, und wenige Jahre später war die
Stadt befestigt.
Stadt und Burg waren durch das sogenannte Gold- oder
Burgtor miteinander verbunden. An dieser Stelle öffneten
sich in Mittelalter und früher Neuzeit sowohl die Toranlage
der Vorburg als auch die der Stadtbefestigung. Man gelangte
über die Torgasse, die spätere Hörder Burgstraße, auf das
108 Wasser
Burggelände beziehungsweise in das Stadtinnere. Ein Teilstück
der historischen Pflasterung ist vor dem Burgturm
erhalten. Zur Stahlwerkszeit im 19. und 20. Jahrhundert
passierten die Stahlarbeiter an gleicher Stelle das Werkstor,
und heute befindet sich hier der Zugang zur Hafenanlage
des Phoenix Sees – fast schon ein „magischer“ Ort, „Drehund
Angelpunkt“ und Bindeglied zwischen dem alten
Hörde und dem neuen See, an dem die Hörder Burg maßgeblichen
Anteil hat.
INDUSTRIEPARK PHOENIX: Die Emscher hatte jahrhundertelang
die natürliche Grenze zwischen den Territorien der
Grafen von der Mark und der freien Reichsstadt Dortmund
gebildet. Die märkischen Grafen sicherten die Wasserlinie
durch den Erwerb von Grundherrenrechten an schon vorhandenen
kleinen Herrensitzen oder ließen an strategisch
wichtigen Stellen neue Burgen errichten. Prädestiniert
dafür waren Einmündungen kleinerer Zuläufe, da der damit
verbundene Sedimenteintrag Flussüberquerungen möglich
109
Hinweise zu Vorstellungswelten und kulturellen Praktiken
zum Thema Wasser finden sich insbesondere im Museum
für Kunst und Kulturgeschichte. Und es gilt nicht nur, Ausschau
nach Gemälden zu halten, die etwa antike Mythologie
zeigen. Hervorzuheben ist in diesem Museum – entsprechend
seiner Geschichte als Kunstgewerbemuseum
(Drehscheibe, S. 25, und Route „Materialien“) – gerade
134 Wasser
auch das Kunsthandwerk. Viele dieser sogenannten Kunstkammerstücke
verbinden kostbare Naturdinge mit kunstfertiger
Goldschmiedearbeit, die Schöpferkraft der Natur
mit der Schöpferkraft der Künstler, die sich gegenseitig
spiegeln, ästhetisch herausfordern und bereichern. Besonders
beliebt – und entsprechend ist auch ein Beispiel in
der Dauerausstellung des Museums für Kunst und Kulturgeschichte
zu sehen – waren Nautiluspokale. Die Schale
des Nautilus (der „nautilus pompilius“ gehört zoologisch
zur Familie der „Perlboote“ und ist ein Kopffüßler, der im
Pazifischen Ozean vorkommt), die bereits ein Zeugnis weitreichender
Handelsbeziehungen ist, wurde in der Mitte des
17. Jahrhunderts in Straßburg kostbar auf einem silbernen –
unter anderem aus einem wasserspeienden Delphin gebildeten
– Ständer montiert und gefasst.
WASSER – QUELLE DES SPIRITUELLEN LEBENS: Eine noch
einmal andere Wasser-Route kann die mittelalterlichen
Taufsteine aufsuchen, die sich in zahlreichen Dortmunder
Kirchen befinden. Insgesamt elf mittelalterliche, teilweise
in den folgenden Jahrhunderten stark überarbeitete Taufsteine
sind noch erhalten. Neben die vier, auf das Mittelalter
zurückreichenden Kirchen in der Dortmunder Innenstadt
treten noch einmal 17 Kirchen auf Dortmunder Stadtgebiet,
die mittelalterliche Bausubstanz und/oder Ausstattungsstücke
besitzen. Den Taufsteinen kommt in der Überlieferung
eine besondere Bedeutung zu. Sie werden benötigt,
um das christliche Sakrament der Taufe zu spenden –
sowohl in der römisch-katholischen Tradition als auch in den
evangelischen Konfessionen. Anders ausgedrückt: Die Taufbecken
sind materielle „Beweise“, dass eine Kirche selbstständige
Pfarrkirche (und nicht nur eine Kapelle) ist und ihre
Pfarrer die Sakramente spenden dürfen. Für die Bekundung
der kirchlichen Tradition vor Ort spielen sie daher eine zentrale
Rolle – und werden folgerichtig oft weiterverwendet,
selbst wenn das Kirchengebäude erneuert wird.
Der älteste in Dortmund – und wohl in Westfalen insgesamt
– erhaltene Taufstein befindet sich in der, im 18. Jahrhundert
erbauten, katholischen Pfarrkirche St. Johannes
der Täufer in Kurl. Entstanden in der ersten Hälfte des
135
löcke mit begrünten Innenhöfen an Straßen und Plätzen
gruppiert und bieten günstigen Wohnraum in großstädtischen
vier- bis fünfgeschossigen Häusern.
In der Nachkriegszeit wurde Backstein gerne als bescheidenes
Material im Zeichen eines demutsvollen Neubeginns
verwendet. So etwa bei der Paul-Gerhardt-Kirche, die
als eine von 48 Notkirchen des Architekten Otto Bartning
1949 an der Markgrafenstraße in Selbstbauweise durch
die Gemeinde errichtet wurde. Oder beim Wiederaufbau
des Museums am Ostwall, dem heutigen Baukunstarchiv
NRW, das 1956 eine einfache, aber solide Ummantelung
aus hellem Backstein erhielt. Wie erfolgreich die Wiederaufnahme
des Backsteins als quartierprägendes Baumaterial
sein kann, zeigt der Technologiepark westlich des Universitätscampus:
Hier war 1985 der Backstein eine Vorgabe
der Gestaltungssatzung, so dass ein harmonisch-charaktervolles
Gewerbegebiet entstand – wahrlich eine Seltenheit
für diese Bauaufgabe!
Backstein wurde von den
„Hütten“ bis zu den „Palästen“
der Industriezeit verwendet:
Wohnblock Lenten insel und
Union Verwaltungsgebäude.
146 Materialien
EISEN UND STAHL: Die Material-Route führt von Zollern II/
IV in südöstlicher Richtung zur Rheinischen Straße zum
Verwaltungsgebäude für die Union Aktiengesellschaft
für Bergbau, Eisen- und Stahlindustrie (gegründet
1872). Stahl für Gleisanlagen und Fahrzeuge, Maschinen
und Waffen, Bauwerke und Konstruktionsteile – ein universell
verwendbarer Werkstoff. Hier an der Rheinischen
Straße war er für den Stahlkonzern auch das Baumaterial
– zumindest in der Konstruktion versteckt. Das Architekturbüro
Dietrich und Karl Schulze erbaute 1916–1922 den
imposanten Klinkerbau. Er trägt an der Fassade die Inschrift
„Es lobe den Mann die Arbeit und die Tat“ und orientiert
sich in den Formen deutlich am Mannesmann-Verwaltungsgebäude,
das Peter Behrens 1912 in Düsseldorf erbauen
ließ. Beide Bauten nehmen in ihrer blockhaften Geschlossenheit
den Typ des italienischen Renaissance-Palazzo
auf – in dieser Neorenaissance wollte sich das reiche Bürgertum
im „Bürgertum“ von Florenz des 15. und 16. Jahrhunderts
spiegeln, dem es sich kulturell verbunden fühlte.
Dennoch ist das imposante Gebäude, das die Bedeutung
147
Stadtbildprägend ist vor allem der hohe Kirchturm, der wie
ein italienischer Campanile als kubischer Baukörper auf
quadratischem Grundriss entwickelt ist. Seine Massivität
betont er durch seine nur von wenigen kleinen Fenstern
unterbrochenen Wandflächen, in denen sich der Beton als
Material weithin in die Stadt präsentiert. Seit 1951 erstrahlt
das bekrönende Kreuz in blauem elektrischem Licht. Da der
Turm genau in der Achse der von Westen kommenden A 40
liegt, ist dieses Leuchtkreuz als erstes sichtbares Zeichen
der Dortmunder Innenstadtbebauung zum Ankunftszeichen
bereits mehrerer Generationen in ihrer Heimatstadt
geworden.
Mit ganz exquisiter Materialität präsentiert sich eine der
wertvollsten Preziosen der Nachkriegsarchitektur Dortmunds:
das 1955–1961 von Will Schwarz errichtete Gesundheitshaus
in der Hövelstraße hinter dem Opernhaus.
Seine Fassade ist mit farbigen Glas- und Keramikmosaiken
geschmückt, die diesem schwungvoll entworfenen Haus
mit seinem Flugdach eine künstlerische Note im Stadtraum
158 Materialien
verleihen. Dem Zweck des Hauses entsprechend, pries sie
der Architekt als hygienisches Baumaterial an: „Glasmosaikverkleidete
Flächen werden abchamponiert, wie man es
vom Autowaschen her gewöhnt ist.“ Ein Schmuckstück ist
auch das über alle Geschosse mit einer freischwingenden
Wendeltreppe reichende Treppenhaus. In jedem Geschoss
ist es mit Keramikreliefs zu verschiedenen Themen der
Gesundheit geschmückt, die einst vom Paternoster wie ein
vorbeiziehender Filmstreifen zu erleben waren.
159
172
Materialien
Glasierte Backsteine von
einem Fachwerkhaus
Ein besonderes Stück Dortmunder Geschichte, das im Museum für
Kunst und Kulturgeschichte aufbewahrt wird: ein mit Backsteinen ausgemauertes
Holzgefach eines ehemaligen Dortmunder Patrizierhauses.
Das Gefach wurde im 16. Jahrhundert gefertigt und gehörte bis 1925
zu einem Gebäude an der Wißstraße, die hier dem neuen Hansaplatz
weichen musste. Im Museum dokumentiert dieses Objekt sowohl als
einziges Relikt das verlorene Haus als auch als aufschlussreiches Beispiel
das Material Backstein.
Wie aufwändig gestaltet Fachwerk sein kann, kennt man beispielsweise
von den Gebäuden der sogenannten Weserrenaissance und aus Süddeutschland.
Zu sehen sind dort üppige Schnitzereien, schöne Farbfassungen
und komplizierte Gefachkonstruktionen. Doch die Dortmunder
Variante dieses Repräsentationswillens kann sich ebenfalls sehen
lassen!
Der Kunststein „Backstein“ begegnet in Westfalen erst seit dem
11. Jahrhundert und blieb im vorindustriellen Dortmund ein seltener
Baustoff, durch den nur wenige Bauten ausgezeichnet wurden. Stattdessen
nutzte man den vor Ort anstehenden Ruhrsandstein oder errichtete
in Fachwerktechnik mit Holz und ungebranntem Lehm. Das Material
für Massivhäuser – ob aus Naturstein oder Kunststein – war teurer
als Holz, daher blieb die Reichsstadt Dortmund bis in das 19. Jahrhundert
eine Stadt aus Fachwerk.
Unter heutigen Gesichtspunkten scheint der Baustoff Backstein leicht
herstellbar, überall verfügbar und kostengünstig. Doch die lange Vorlaufzeit
in der Produktion mit der arbeitsintensiven Ton-(Lehm-)aufbereitung
und der hohe Bedarf an Brennmaterial machten ihn ebenfalls
teuer. Erst mit der Erfindung von Maschinen zum Abbauen und Formen
des Rohstoffs, dem Einsatz von Ring-, Zickzacköfen und Deutschen Öfen
sowie der Nutzung von Steinkohle als Brennmaterial konnte Backstein
zum typischen Baumaterial der Siedlungs- und Industriezeit im Ruhrrevier
werden.
173
dieser Zeit zwar immer noch Landwirtschaft statt, doch die
Getreideversorgung des wachsenden Ruhrgebiets erfolgte
über ein internationales Handelsnetz, in dem die neuen Verkehrswege,
gerade auch der Dortmund-Ems-Kanal (Route
„Wege“), eine herausragende Rolle spielten. Seit 1888 gab
es in Dortmund eine überregional agierende Getreidebörse.
VERGANGENER FEUDALISMUS: Eine weitere politische und
gesellschaftliche Struktur hat sich in die heutige Stadtstruktur
eingeschrieben. Die Reichsstadt Dortmund war
im Mittelalter von über 100 Burgen und „Festen Häusern“
umgeben. Von diesen Adelssitzen, die sich weitgehend im
Besitz der Grafen von der Mark und des von ihm belehnten
landsässigen Adel befanden, sind allein auf Dortmunder
Stadtgebiet noch immer zwölf denkmalgeschützte Anlagen
erhalten. Mit bloßem Auge nicht mehr sichtbar, aber „unter
Flur“ vorhanden, liegen die Grundrisse mindestens weiterer
25 ehemaliger Herrenhäuser. Ein einziger Adelssitz aus
dieser stattlichen Zahl befindet sich noch immer im Besitz
der Familie: Schloss Bodelschwingh, mit dem die Route
„Stadt und Land“ einsetzt. Andere, wie Haus Dellwig,
Haus Westhusen, Haus Rodenberg (Route „Wasser“), das
Romberg’sche Schloss (siehe Drehscheibe Rombergpark,
S. 49), sind längst in anderen Besitz übergegangen und
neuen Verwendungen zugeführt worden.
Historisch haben sich die Städte seit dem Mittelalter gegen
die feudale Lebensform abgegrenzt. Eine Stadt – wie die in
unmittelbarer Nachbarschaft zu Bodelschwingh gelegene
freie Reichsstadt Dortmund – garantierte ihren Einwohnerinnen
und Einwohnern die Freiheit von der Leibeigenschaft:
„Stadtluft macht frei.“ Dieses städtische Gesellschaftsmodell
wurde dann zur Keimzelle der modernen
Demokratie. Schritt für Schritt wurde im 19. Jahrhundert
das adlige Lebensmodell aufgekündigt, die Leibeigenschaft
aufgehoben. Längst ist Bodelschwingh nicht nur integraler
Bestandteil der modernen Gesellschaft, sondern seit 1928
eingemeindet in die Stadt Dortmund. Und auch die ehemals
adligen Bewohnerinnen und Bewohner sind längst
gleiche Bürgerinnen und Bürger. Anders ausgedrückt: Das
Schloss ist zugleich Teil unserer Gegenwart, wie es his-
190 Stadt und Land
torische Epochen verkörpert, die überwunden sind. Als
Monument scheint es diese Vergangenheit allerdings in
unsere Gegenwart zu katapultieren und erzeugt so auch
Reibung. Das macht Bodelschwingh zu einem besonders
spannenden Ort, an dem sich europäische Geschichte und
Kultur in vielen Facetten verstehen und erleben lässt.
EIN BESONDERER ORT: Das Wasserschloss Bodelschwingh
im Norden Dortmunds mag daher eine erste Station auf
dieser Route durch Stadt und Land sein. Hier kommen
unterschiedliche europäische Überlieferungen zusammen
und machen das Schloss nicht nur zu einem schützenswerten
Denkmal, sondern zu einem lebendigen Ort europäischer
Adelskultur. Schloss Bodelschwingh befindet sich
seit mehr als 700 Jahren in Familienbesitz. Das Gebäude
reicht in seinen ältesten Bauteilen bis in die Jahre um 1300
zurück; seither verkörpert es die Kontinuität der Familiengeschichte:
in Veränderungen, Umbauten, Anpassungen an
neue Erfordernisse. Immer blieben ererbte Teile bestehen,
mit denen man zurechtkommen musste und wollte. Wäh-
191
gemeindet. Auch Bochum und Castrop-Rauxel hatten Interesse
an der wirtschaftlich wichtigen Siedlung, doch die
Bevölkerung entschied sich schlussendlich für Dortmund.
Die Befreiung Dortmunds durch die US Army fand vom 7.
bis zum 13. April 1945 statt. Vor allem im Bereich des Bahndamms
zwischen Bövinghausen und Lütgendortmund-Nord
gab es noch drei Tage erhebliche Gefechte. Letzte erbitterte
Kämpfe folgten, als die amerikanische Armee zwischen
dem 12. und 13. April nachts in die Innenstadt vorrückte.
Am frühen Morgen des 13. April 1945 brach der deutsche
Widerstand zusammen, Dortmund war befreit.
In der Nachkriegszeit war das Ruhrgebiet einer der Motoren
für den Wiederaufbau. Wieder musste für die zuziehenden
Arbeiter und ihre Familien Wohnraum geschaffen werden.
In Dortmund wurde daher zwischen 1950 und 1975 eine
große Zahl von Neubausiedlungen errichtet. Eines der
ersten Projekte war die aus Mitteln des Marshallplans
finanzierte MSA-Siedlung in Scharnhorst für die Bergarbeiter
der Zechen Kaiserstuhl II und Scharnhorst. Die
Bauten waren fast ausschließlich Einfamilienreihenhäuser,
nur in der Nähe des Ladenzentrums wurden Mehrfamilienhäuser
errichtet. Das mit Abstand größte Projekt war der
Bau der Großsiedlung Scharnhorst-Ost. Die Presse feierte
das Projekt euphorisch, denn damit wurde ein neuer
Wohnstandard in Dortmund erreicht. Bis 1975 wurden
5000 Wohnungen realisiert. Im zentralen Bereich verfolgt
man den Gedanken, unterschiedliche Nutzungen zu verflechten.
Ein zwölfgeschossiges Wohnhaus beherbergt
nicht nur Wohnungen, sondern auch Geschäfte und Büros.
Es befindet sich auf der Fußgängerachse, die beide Kirchen
im Osten mit dem Hallenbad und der Stadtbahnstation in
der Mitte sowie dem Kaufhausgebäude und dem Polizeirevier
im Westen verbindet.
DIE ALTE STADT – DIE HEUTIGE CITY: Sie fiel nicht in einem
Zuge und nicht unerwartet: Die Stadtbefestigung Dortmunds,
eine der mächtigsten Verteidigungsanlagen der
Region, verschwand in kleinen, oft vorsichtigen Schritten –
als ob man dem eigenen Wunsch nach Öffnung nicht ganz
trauen wollte. Heute erinnert der Name „Wall“ der mehrspu-
210 Stadt und Land
igen Straße, die um die City herumführt (Route „Wege“),
noch immer an diese Anlage. Eine acht bis neun Meter
hohe Mauer aus Sandsteinen, in Zwei-Schalen-Technik
gemauert, bis zu zwei Meter stark und mit drei breiten,
vorgelagerten Gräben hatte bis dahin jeden ungebetenen
Gast auf Abstand gehalten. Sechs Stadttore sicherten den
Zutritt in die Reichsstadt, noch heute verlassen an exakt
gleicher Stelle die großen Ausfallstraßen die City. 14 Türme
im Abstand von jeweils knapp 200 Metern ermöglichten die
Sicherung des Luftraumes durch Armbrustschützen. Am
neu gebauten Adlerturm am Ostwall mit einem wieder
errichteten Teil der Stadtmauer (siehe auch Route „Spielräume“)
lässt sich die Stärke des alten Bollwerks nachempfinden.
„Sau fast as Düörpm“ – „So fest wie Dortmund“.
Dieser Spruch kam erst im 19. Jahrhundert auf, als die
Großsiedlung Scharnhorst-Ost.
211
schen Westen“. 1939/40 wurde das Geschäft von Nationalsozialisten
zu einem sogenannten „Judenhaus“ umfunktioniert
– Häuser, in denen Jüdinnen und Juden unter meist
schlechten Gegebenheiten wohnen mussten, damit man
sie besser überwachen konnte. Zwölf Personen mussten
dort einziehen. Alle wurden deportiert und ermordet. Die
Spur der Familie Friede verliert sich im Ghetto von Riga.
Ein anderer Ort mit jüdischer Geschichte ist die Städtische
Kinderklinik in der Beurhausstraße. Sie wurde 1930
auf Initiative des jüdischen Leiters des Städtischen Kinderkrankenhauses,
Professor Stefan Engel, errichtet. Damit
wurde Dortmund zu einem Zentrum der sozialen Pädiatrie.
Stefan Engel, 1933 zwangsweise in den Ruhestand versetzt,
emigrierte 1936 nach England und starb dort 1968
als international anerkannter Kinderarzt. An der Kinderklinik
Dortmund erinnert eine Tafel an ihren Begründer, ebenso
der Stefan-Engel-Platz.
Doch schon bald nach der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft
kamen Jüdinnen und Juden nach Dort-
Die Alte Synagoge von 1900
mit ihrer monumentalen
Kuppel brachte die Bedeutung
der jüdischen Gemeinde in
Dortmund zum Ausdruck.
222 Stadt und Land
Städtische Kinderklinik.
mund zurück. Bereits 1945 feierten 50 von ihnen nach Dortmund
zurückgekehrt gemeinsam ihr Neujahrsfest Rosch
ha-Schana. Aktuell hat die jüdische Gemeinde in Dortmund
nahezu den Mitgliederstand von 1933 erreicht. Den
religiösen und kulturellen Mittelpunkt jüdischen Lebens,
mit Synagoge und Gemeindezentrum, findet man seit
1956 in der Prinz-Friedrich-Karl-Straße; nach Voranmeldung
werden dort Gruppen geführt.
Die Nordstadt ist ein Kind der Industrialisierung. Bis zur
Mitte des 19. Jahrhunderts fanden sich hier Äcker und
Felder. Wegen der tiefen Lage floss das Wasser aus der
historischen Altstadt nach dort. Mit dem Bau der Cöln-Mindener
Eisenbahn 1847 (Route „Wege“) siedelten sich
zunächst in erster Linie osteuropäische Arbeiter in Baracken
nördlich der Eisenbahn an. Sehr rasch schossen dort neue
Häuser empor, ohne befestigte Straßen, Wasseranschlüsse
und Kanalisation. Im Jahr 1847/48 begann die Bebauung
des heutigen Freiherr-vom-Stein-Platzes, der als Marktplatz
für die nördlichen Stadtteile gedacht war.
Um 1900 wurde dann der Wohnungsbau in der Nordstadt
forciert. Zunächst einmal wurde 1881 der sumpfige Bereich
trockengelegt. 1898 begann man mit der Anlage des heutigen
Nordmarktes (Route „Spielräume“). Zwischen 1899
und 1906 wurden die Wohnhäuser in der Mozart-, heute
223
wandels nicht nur aus ihrem bisherigen Gebrauch fielen,
sondern in einem engagierten Ringen um die Stadt in neue
Funktionen überführt wurden (siehe „Ouvertüre“). Prägnante
Bilder für diese Transformationsorte bilden das Dortmunder
U, die Zeche Zollern II/IV und die Kokerei Hansa
(siehe Drehscheiben), doch lassen sich ungezählte weitere
dieser Transformationsorte in der Stadt entdecken. Das
Depot an der Immermannstraße bildet seit 2001 mit Theater,
Kino, Café und Künstlerateliers einen vielfältigen Kulturort.
Errichtet wurde es 1916 als Hauptwerkstatt für die
Dortmunder Straßenbahnen von den Architekten Karl Pinno
und Philipp Bachmann. Hinter einer massiven reformklassizistischen
Ziegelsteinfassade befinden sich lichte Räume,
die von Stahl-Glas-Deckenkonstruktionen überspannt
werden und sich damit nach der ehemaligen industriellen
Nutzung bestens für die kulturelle Umnutzung eignen.
Nicht weit findet sich das Brauerei-Museum in der Steigerstraße.
1912 ließ die expandierende Dortmunder Hansa-
Brauerei vom Architekten und Ingenieur Emil Moog, der
auch den U-Turm errichten sollte, ein neues Sudhaus und
ein Maschinenhaus errichten. Beide Gebäude auf dem
Gelände der Dortmunder Actien-Brauerei sind heute das
234 Spielräume
letzte erhaltene bauliche Zeugnis großindustrieller Bierbrauerei
in Dortmund aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.
Das Maschinenhaus mit dem 1968 entstandenen Anbau
einer Maschinenhalle beherbergt seit 2006 das Museum,
das der langen Brautradition Westfalens gewidmet ist. Es
vermittelt Eindrücke von der Blütezeit der Bierstadt Dortmund
seit den 1950er Jahren, berichtet aus der Geschichte
der zahlreichen Dortmunder Brauereien und erläutert den
Prozess des Brauens, insbesondere des industriellen Brauens
(siehe Route „Materialien“).
In die Schicht jener „Spielräume“, die ihren Anfang im Zeitalter
der Industrialisierung nehmen, gehört gerade auch die
Dortmunder Nordstadt mit ihren Orten (siehe Route „Stadt
und Land“). Direkt südlich des Brauerei-Museums liegt
das Herz der Nordstadt: der Nordmarkt. Dieser öffentliche
Platz ist als Schmuck-, Erholungs- und Quartiersplatz einer
planmäßigen Stadterweiterung 1898 entstanden und von
imposanten viergeschossigen Wohnhausbauten gefasst.
1907 schrieb die Stadt zu seiner Gestaltung einen Wettbewerb
aus, den der Kölner Garteninspektor Hermann Robert
Der Borsigplatz ist Vieles:
Schmuckplatz, Verkehrsplatz,
Quartiersplatz – und Feierplatz
eines bekannten Dortmunder
Ballspielvereins.
235
IM STADTZENTRUM: Die öffentlichsten Spielräume der
Innenstadt sind die Plätze. Heute ist Dortmund eine Stadt
der vielen Plätze. In der mittelalterlichen Stadt gab es nur
einen zentralen Platz: den Marktplatz, heute Alter Markt
genannt (siehe Route „Stadt und Land“). Er liegt südlich
des Hellwegs und ist durch schmale Baublöcke vom Verkehrsweg
getrennt, um einen ruhigen Marktbetrieb zu
ermöglichen. An seiner Südseite stand das – neben der
Reinoldikirche – wichtigste Haus der Bürgerschaft der
einst freien Reichsstadt: das Rathaus von 1240. Es war
das älteste steinerne Rathaus Deutschlands. Im Krieg war
es zwar ausgebrannt, aber seine Außenmauern standen
noch, als man nach dem Krieg beschloss es abzureißen.
Heute erinnert eine Plakette an der Südseite des Platzes an
dieses Alte Rathaus, das allerdings weiter östlich – etwa in
der Mitte der heutigen Platzwand – gestanden hatte. Alle
mittelalterlichen Häuser und selbst die Bauten des 19. Jahrhunderts
sind heute am Alten Markt verschwunden. Das
Haus, das den Eindruck von Altstadt vermittelt – die Adler
Apotheke an der Nord-Ost-Ecke des Platzes –, stammt von
Über die Plätze der Stadt
schauen die Türme der Innenstadtkirchen:
St. Reinoldi und
St. Marien am Alten Markt,
Propsteikirche und St. Petri am
Hansaplatz mit dem Kaufhaus
Althoff (heute Karstadt) von
Wilhelm Kreis.
240 Spielräume
1914 und wurde von den Dortmunder Architekten Hugo
Steinbach und Paul Lutter errichtet.
Gleich neben dem Alten Markt liegt heute der Hansaplatz.
Als Standort des Wochenmarkts und des Weihnachtsmarkts
bildet er inzwischen den eigentlichen Marktplatz der Stadt.
Er entstand jedoch erst im Zuge einer Stadtsanierung zu
Beginn des 20. Jahrhunderts, für die ein ganzes Stadtviertel
mit seinen engen Gassen weichen musste. An seiner
Westseite wurden 1908 die ersten neugotischen Propsteiarkaden
von Düchting & Jänisch errichtet; die heutigen
rationalistischen Propsteiarkaden stammen von 1992 und
geben den Blick auf die dahinter liegende Propsteikirche
frei. Die Nordseite des Platzes begrenzt das Kaufhaus
Althoff (heute Karstadt) von Wilhelm Kreis von 1912 (zu jüdischen
Kaufhäusern in der Innenstadt bis 1938: Route „Stadt
und Land“). Seine großstädtische Fassade, nach dem Krieg
vereinfacht wiederaufgebaut, spielt raffiniert mit der Logik
klassischer Architektur: Über den mehrgeschossigen Fenstern
sitzen ionische Kapitelle, die die vertikalen Fenstergliederungen
wie Kanneluren einer Säule erscheinen lassen. So
241
im 20. Jahrhundert. 1886 in Württemberg geboren, kam er
1909 nach Dortmund und wurde zwei Jahre später Redakteur
der sozialdemokratischen „Dortmunder Arbeiter-Zeitung“.
1924 wurde er ins Stadtparlament gewählt, ein Jahr
später stieg er zum Stadtverordneten auf. 1930 zog er in
den Reichstag ein. Von Beginn an war er ein entschiedener
Verfechter der parlamentarischen Demokratie. Nach dem
30. Januar 1933 begann er, einen eigenen sozialdemokratischen
Widerstandskreis aufzubauen. Bereits zuvor mehrmals
verhaftet, wurde er 1936 für ein Jahr im Dortmunder
Polizeigefängnis Steinwache (siehe Route „Wege“) festgehalten
und anschließend ins Konzentrationslager Sachsenhausen
überstellt. Beim Todesmarsch 1945 konnte
er, obwohl schwer erkrankt, fliehen und sich verstecken.
Die Umstände seiner Haft hat er niemals öffentlich
beschrieben, er beschränkte sich auf die knappe Auskunft
„neun Jahre Haft, davon acht Jahre Konzentrationslager,
übliche KZ-Behandlung“. Sofort nach der Befreiung kehrte
er nach Dortmund zurück. In der Kommunalpolitik wurde
er als Oberbürgermeister und Bezirksvorsitzender der SPD
zur zentralen und ungemein populären Figur des politischen
und städtebaulichen Wiederaufbaus. Ebenfalls 1946 wurde
er Abgeordneter des Landtags NRW und SPD-Fraktionsvorsitzender
sowie Mitglied im Parteivorstand der SPD.
Nachdem er auf einer Funktionärskonferenz der SPD in
Bochum zusammengebrochen war, starb Fritz Henßler am
4. Dezember 1953. An seiner Beerdigung nahmen Tausende
Dortmunder teil.
Das älteste Museum des Ruhrgebiets, das Museum für
Kunst und Kulturgeschichte (Drehscheibe, S. 25), logiert
seit 1983 im 1924 errichteten ehemaligen Sparkassengebäude
in der Hansastraße, einem beeindruckenden Stahlbetonbau
mit steinerner Fassade von Hugo Steinbach.
Rund um die ehemalige Kassenhalle erläuft man sich auf
fünf Etagen die Stadt- und Kulturgeschichte von der Frühzeit
bis heute. Liegt auch sein Haupteingang an der Hansastraße,
so zeigt es in seinem Anbau auch ein Schaufenster
zum Wall.
Direkt dem Hauptbahnhof gegenüber wurde 1999 die
Stadt- und Landesbibliothek eröffnet. Das Gebäude mit
256 Spielräume
der markanten Glasrotunde stammt von dem Schweizer
Architekten Mario Botta und bildet für die Dortmund-Besucherinnen
und -Besucher neben dem Deutschen Fußballmuseum
den Eingang in die Stadt. Die Bibliothek zählt
im Jahr etwa 600.000 Besucherinnen und Besucher und
eröffnet mit fast 300 Arbeitsplätzen einen beliebten Aufenthaltsort
zum Lesen, Arbeiten und Lernen.
Seit 2015 erzählt das Deutsche Fußballmuseum, ebenfalls
am Wall und dem Hauptbahnhof gegenüber gelegen, von
den vielen Facetten und der Faszination des Fußballs. Fünf
Ausstellungsbereiche und mehr als 1600 Exponate auf 7000
Quadratmetern nehmen mit auf eine Zeitreise durch über
140 Jahre deutsche Fußballgeschichte – es ist die erste und
in Deutschland einzige Ausstellung zum Thema.
Seit dem Kulturhauptstadtjahr RUHR.2010 befindet sich das
Museum Ostwall im Dortmunder U (Drehscheibe, S. 29).
In jenem Jahr verlegte es seinen Standort vom Ostwall 7,
dem heutigen Sitz des Baukunstarchivs, in das Zentrum für
Kunst und Kreativität. Das Museum wurde 1947 nach dem
Stadtbibliothek, Deutsches
Fuß ballmuseum,
Dortmunder U und Harenberg
City-Center: alles auf einen
Blick am Königswall.
257
272 Spielräume
273
Team
Oliver Adrian, Dr. rer. nat., ist Stellvertretender
Direktor des Museums für Naturkunde
Dortmund.
Roland Baege, M. A., ist selbstständiger
Fotograf.
Henriette Brink-Kloke, Dr. phil., ist Leiterin
der Denkmalbehörde der Stadt Dortmund.
Laura Di Betta, M. A., ist Wissenschaftliche
Mitarbeiterin für Kunstgeschichte an der Technischen
Universität Dortmund.
Birgit Franke, Dr. phil., ist Kunsthistorikerin in
Dortmund.
Rüdiger Glahs ist Fotograf in Dortmund.
Niklas Gliesmann, Dr. phil., ist Wissenschaftlicher
Mitarbeiter für Kunstgeschichte an der
Technischen Universität Dortmund.
Henrike Haug, Dr. phil., ist Juniorprofessorin für
Kunstgeschichte an der Technischen Universität
Dortmund.
Sarah Hübscher, M. A., ist Wissenschaftliche
Mitarbeiterin am Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft
und Berufspädagogik der
Technischen Universität Dortmund.
Jan-Michael Ilger, Dr. rer. nat., ist Kurator für
Geowissenschaften am Museum für Naturkunde
Dortmund.
Anne Kugler-Mühlhofer, Dr. phil., ist Leiterin
des LWL -Industriemuseums Zeche Zollern.
Patrick Knopf, Dr. rer. nat., ist Direktor des
Botanischen Gartens Rombergpark Dortmund.
Gudrun M. König, Dr. phil., ist Professorin für
Kulturanthropologie des Textilen an der Technischen
Universität Dortmund.
Christopher Kreutchen, M. Ed., ist Wissenschaftlicher
Mitarbeiter für Kunstwissenschaft an
der Technischen Universität Dortmund.
Michael Küstermann, Pfarrer, ist Geschäftsführer
der Evangelischen Stadtkirche St. Reinoldi.
Elke Möllmann, Dr. rer. nat., Dr. phil. nat.,
ist Direktorin des Museums für Naturkunde
Dortmund und Geschäftsbereichsleiterin der
städtischen Museen.
Stefan Mühlhofer, Dr. phil., ist Direktor des
Stadtarchivs und Geschäftsführender Direktor der
Kulturbetriebe Dortmund.
Marita Pfeiffer, Dr. phil., ist Leiterin des
Bereichs Geschichtskultur, Kommunikation, Kulturelle
Nutzung der Stiftung Industriedenkmalpflege
und Geschichtskultur.
Detlef Podehl ist Fotograf an der Fakultät Architektur
und Bauingenieurwesen der Technischen
Universität Dortmund.
Wolfgang Rühl, Dipl.-Ing., ist Stellvertretender
Vorsitzender des Arbeitskreises Dortmund im
Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier
e. V.
Regina Selter, M. A., ist Stellvertretende Direktorin
des Museum Ostwall im Dortmunder U.
Wolfgang Sonne, Dr. sc. techn., ist Professor
für Geschichte und Theorie der Architektur an der
Technischen Universität Dortmund sowie Wissenschaftlicher
Leiter des Baukunstarchivs NRW.
Jens Stöcker, Dr. phil., ist Direktor des
Museums für Kunst und Kulturgeschichte
Dortmund.
Barbara Welzel, Dr. phil., ist Professorin für
Kunstgeschichte und Prorektorin Diversitätsmanagement
der Technischen Universität Dortmund.
282 Team
238
Spielräume