Stahlreport 2019.06
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„Chinesische ,Unternehmen‘ bewegen sich in der EU nach Herzenslust<br />
und treten in Wirklichkeit behördlich gelenkt zu europäischen<br />
Wettbewerbsbedingungen gegen hiesige Arbeitsplätze an.“<br />
den. Seine Attacken gegen die EU und die Initiierung<br />
eines Handelskriegs mit China zielen genau auf dieses<br />
Ereignis ab. Weitere (aus unserer Sicht) Entgleisungen<br />
werden folgen und somit wird uns das Hauen und Stechen<br />
auf der Ebene von nicht-tarifären Handelshemmnissen<br />
bis weit in die 2020er-Jahre hinein beschäftigen.<br />
Sie lesen richtig: Wir haben eine zusätzliche Beschäftigung<br />
mit einem Thema erhalten, welches weder<br />
Importe zurückdrängt, noch die Verfügbarkeit mit Material<br />
beeinträchtigt. Wir werden alle Hände voll damit<br />
zu tun haben, Kontingente zu verfolgen und Quoten zu<br />
beobachten. Ob die Europäische Union, wie verständlicherweise<br />
von der EU-Stahlindustrie gefordert, härtere<br />
Bandagen anlegen wird, kann aus heutiger Sicht bezweifelt<br />
werden. Die Stahldistribution in Deutschland wird<br />
sich wie gewohnt intensiv darum bemühen, die täglichen<br />
Bedarfsfälle seiner Kundenbranchen zu befriedigen.<br />
Zölle und Quoten als protektionistische Maßnahmen,<br />
das hat das Vorgehen der US-Administration im letzten<br />
Jahr gezeigt, sind der falsche Weg und haben lediglich<br />
populistische Motive. Denn mit der eigentlichen Problematik<br />
beschäftigt sich die nächste Frage:<br />
Wird der Stahl knapp?<br />
Bei einem weltweiten Produktionsvolumen von 1.800<br />
Mio. t Rohstahl beginnt die Bandbreite bei der Einschätzung<br />
der Überkapazitäten bei 553 Mio. t (UBS) und<br />
endet bei 737 Mio. t (OECD). Die Hälfte der weltweiten<br />
Produktions- und Überkapazitäten befindet sich in<br />
China, darüber hinaus exportiert die Volksrepublik<br />
circa ein Drittel ihrer Produktionsmenge.<br />
Wie steht es also um die europäische Stahlerzeugung<br />
und um die Produktion in Deutschland? Nein, als Großhändler<br />
ist es uns nicht egal, wo der Stahl am Ende herkommt:<br />
Nur eine Stahlerzeugung vor Ort in Deutschland<br />
sorgt auch beim Handel für Wettbewerbsvorteile. Denken<br />
wir an die kurzen Wege bei Lieferung und Abwicklung,<br />
die Qualität der Ware und der Kommunikation und<br />
schließlich an den Know-how-Faktor. Eine Stahlerzeugung<br />
in greifbarer Nähe erlaubt es uns, unsere Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter mit gelebter Kompetenz<br />
beim Umgang mit dem wichtigsten industriellen Werkstoff<br />
auszustatten. Dies sorgt innerhalb der gesamten<br />
Lieferkette für die notwendige Stahl-DNA, die es braucht,<br />
um als Industrienation niemals den Anschluss zu verlieren.<br />
Nach dem klaren Nein von EU-Wettbewerbskommissarin<br />
Margrethe Vestager zum Joint Venture der<br />
beiden Zughersteller Siemens und Alstom ging in den<br />
Konzernzentralen sofort die Sorge um, ob die buchstabengetreue<br />
Interpretation eines in die Jahre gekommenen<br />
EU-Wettbewerbsrechts der europäischen Industrie<br />
beim globalen Überlebenskampf hilft. Logischerweise<br />
machten die EU-Auflagen die große Stahlfusion auf<br />
3<br />
Abb. 1 – Wirtschaftswachstzum in Deutschland<br />
Bruttoinlandsprodukt, Veränderungen in Prozent pro Jahr und Dekade<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
Quelle: prognos Deutschland Report<br />
0,5<br />
0<br />
2012<br />
2013<br />
1,2%<br />
2012–2020<br />
2014<br />
2015<br />
2016<br />
2017<br />
2018<br />
2019<br />
2020<br />
2021<br />
2022<br />
1,5%<br />
2020–2030<br />
2023<br />
2024<br />
2025<br />
2026<br />
2027<br />
2028<br />
2029<br />
2030<br />
2031<br />
2032<br />
1,0%<br />
2030–2040<br />
2033<br />
2034<br />
2035<br />
2036<br />
2037<br />
2038<br />
2039<br />
2040<br />
<strong>Stahlreport</strong> 6|19<br />
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