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Falstaff Magazin Schweiz 4/2019

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GENIESSEN WEIN ESSEN REISEN<br />

/ jun <strong>2019</strong><br />

SENSATIONELL<br />

BORDEAUX EN<br />

PRIMEUR 2018<br />

INSPIRIEREND<br />

GOURMETREISE<br />

NACH HAMBURG<br />

DIE BESTEN<br />

CHASSELAS<br />

DER SCHWEIZ<br />

Feuer & Flamme<br />

DAS BESTE VOM BESTEN: GRILLIEREN FÜR GOURMETS<br />

04<br />

SCHWEIZ-AUSGABE 04/<strong>2019</strong><br />

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04


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HERAUSGEBERBRIEF<br />

DAS GROSSE GRILLIEREN<br />

GESCHÄTZTE GENIESSERINNEN,<br />

GESCHÄTZTE GENIESSER!<br />

Das Frühjahr hat uns dieses Jahr nicht verwöhnt –<br />

doch nun locken die Temperaturen endlich wieder<br />

ins Freie, und dort zurück an den monatelang<br />

verwaisten Grill. Wir haben uns in der Redaktion<br />

vorgenommen, das altbekannte Thema dieses Jahr einmal<br />

gegen den Strich zu bürsten: mit einem augenzwinkernden<br />

kulturgeschichtlichen Brückenschlag aus der<br />

Steinzeit zum Jäger und Sammler der Gegenwart. Mit<br />

einem Überblick über die vielen unterschiedlichen Grilltraditionen,<br />

die unser Planet von Japan bis Brasilien hervorgebracht<br />

hat. Und mit Rezepten, die unter anderem<br />

Gemüse ins Zentrum des Grillfests stellen. Aber<br />

keine Angst: Wir haben auch klassisches Grillgut wie<br />

Crevetten und ein Tomahawk-Steak auf die Glut<br />

gepackt. Haben Sie noch genug Grillkohle im Haus?<br />

Alle Jahre wieder um diese Zeit fragen sich die<br />

Weinkenner, wie wohl der neue Bordeaux-Jahrgang ausgefallen<br />

ist. Unser Kollege Peter Moser hat Anfang April<br />

die 2018er-Weine aller namhaften Châteaux vom Fass<br />

probiert. Hier präsentiert er nun seine Einschätzung zur<br />

Güte des Jahrgangs sowie seine persönlichen Favoriten.<br />

Bei unserer diesjährigen Chasselas Trophy machten<br />

wir uns wieder auf die Suche nach den besten Weinen<br />

aus der unterschätzten Terroir-Sorte in der <strong>Schweiz</strong> und<br />

präsentieren Ihnen in dieser Ausgabe die Sieger. Ausserdem<br />

waren wir für Sie wandernd im Wallis unterwegs<br />

und haben die besten Routen und Tipps für Ihre genussvolle<br />

Weinwanderung in den Walliser Alpen herausgesucht.<br />

Zudem gehen wir der jurassischen Rebsorte<br />

Savagnin Blanc, die im Wallis auch als Heida bekannt<br />

ist, auf die Spur.<br />

Viel Spass mit dem neuen <strong>Falstaff</strong>!<br />

Herzlichst, Ihre<br />

Wolfgang und Angelika Rosam<br />

Herausgeber <strong>Falstaff</strong><br />

Die Temperaturen<br />

locken uns nun<br />

endlich wieder ins<br />

Freie – zurück an<br />

den monatelang<br />

verwaisten Grill.<br />

Foto: Ingo Pertramer<br />

WOLFGANG M. ROSAM<br />

wolfgang.rosam@falstaff.com<br />

@RosamWolfgang<br />

ANGELIKA ROSAM<br />

angelika.rosam@falstaff.com<br />

@jewelista.girl<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

3


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04<br />

04<br />

JUNI<br />

62<br />

Kaum eine Technik aus der Küche ist<br />

so alt wie das Grillieren – und kaum<br />

eine lieben wir mehr, egal ob mit indirekter<br />

oder direkter Hitze, Holzkohle<br />

oder Briketts, Fleisch, Fisch oder Gemüse.<br />

/ jun <strong>2019</strong><br />

SENSATIONELL<br />

BORDEAUX EN<br />

PRIMEUR 2018<br />

GENIESSEN WEIN ESSEN REISEN<br />

INSPIRIEREND<br />

GOURMETREISE<br />

NACH HAMBURG<br />

DIE BESTEN<br />

CHASSELAS<br />

DER SCHWEIZ<br />

COVER<br />

FOTO: STOCKFOOD /<br />

JOHNS, DOUGLAS<br />

Feuer & Flamme<br />

DAS BESTE VOM BESTEN: GRILLIEREN FÜR GOURMETS<br />

38<br />

Visperterminen: eines der<br />

wichtigsten Terroirs für die<br />

Rebsorte Heida.<br />

44<br />

Pingus ist Kult – Peter Sisseck ist einer<br />

der renommiertesten Winzer Spaniens.<br />

COVER: GRILLIEREN<br />

62 GLÜHENDE LIEBE<br />

Eine kulturell-kulinarische Grillreise<br />

von der Steinzeit bis heute<br />

68 IM NEW YORKER STEAKHIMMEL<br />

Die neuesten Trends aus dem<br />

Steak-Paradies der USA<br />

74 FEUER FREI!<br />

Top-Garmethoden – von glühender<br />

Hitze, sanftem Garen und stundenlangem<br />

Warten<br />

78 HER MIT DER KOHLE!<br />

Anzünder, Briketts & Co.<br />

80 NEUE FARBEN FÜR DEN GRILL<br />

Gemüse als Hauptprotagonist<br />

82 MESSERSCHARF<br />

Die besten Steakmesser<br />

84 EIN FLOTTER DREIER<br />

Pairing-Inspirationen: Welche Sauce<br />

passt zu welchem Fleisch? Dazu Bier<br />

oder Wein?<br />

90 GRÜN KOMMT VON GRILLIEREN<br />

Essay von Severin Corti<br />

92 MUT ZUR GLUT<br />

Drei Grillrezepte der Extraklasse<br />

102 WIE GESUND IST GRILLIEREN?<br />

Gewusst wie, lautet die Devise<br />

106 FLEISCHESLUST<br />

Die besten Metzger der <strong>Schweiz</strong><br />

3 HERAUSGEBERBRIEF<br />

151 IMPRESSUM<br />

186 TISCHGESPRÄCH<br />

8<br />

Bordeaux 2018 –<br />

ein grosser, teils<br />

herausragender<br />

Jahrgang.<br />

SCHWEIZ-AUSGABE 04/<strong>2019</strong> CHF 10,50 WWW.FALSTAFF.COM<br />

Fotos: Shutterstock, OLIVIER MAIRE, thomas fuerer fotografie, Stine Christiansen, StockFood / Jalag / Westermann, Jan-Peter, beigestellt<br />

4 falstaff jun <strong>2019</strong>


JUNI<br />

106<br />

Die besten Metzger<br />

der <strong>Schweiz</strong>.<br />

92<br />

Grillierte Riesencrevetten mit<br />

Tomate, Minze und Chili.<br />

WEIN & MEHR<br />

6 WEIN-NOTIZEN<br />

Die Chefredaktoren Benjamin Herzog<br />

und Dominik Vombach präsentieren<br />

das Neueste aus der Weinwelt<br />

8 BORDEAUX EN PRIMEUR<br />

2018 – ein Spitzenjahrgang für<br />

Liebhaber von Bordeaux<br />

20 WANDERN IN DEN ALPEN<br />

Das traumhafte Wallis, die grösste<br />

Weinregion der <strong>Schweiz</strong><br />

30 SERIE: AM STROME<br />

Weinkultur am Rhein, Europas<br />

Hauptschlagader<br />

38 EINE SORTE, ZWEI GESICHTER<br />

Der <strong>Schweiz</strong>er Heida im Porträt<br />

44 SERIE: WORLD CHAMPIONS<br />

Peter Sisseck im Porträt<br />

52 COMEBACK EINER LEGENDE<br />

Wodka – die Besinnung auf<br />

Eigengeschmack und Terroir<br />

GOURMET<br />

60 GOURMET-NOTIZEN<br />

Die Chefredaktoren Benjamin<br />

Herzog und Dominik Vombach<br />

präsentieren das Neueste aus der<br />

Welt des Genusses<br />

114 SERIE: CORTIS KÜCHENZETTEL<br />

Hochgezwiebelte Kreation<br />

119 SIXPACK<br />

Sechs Restaurants im Test<br />

123 INTERNATIONAL HOTSPOT<br />

Casadonna Reale, Castel di Sangro<br />

124 SCHWIMMENDE MEDIZIN<br />

Sockeye-Wildlachs<br />

128 FOOD PAIRING<br />

Messer statt Fleischwolf<br />

130 ELDORADO<br />

Stylishe Tischkultur-Accessoires<br />

REISE<br />

132 TRAVEL-NOTIZEN<br />

Reise-Highlights von Online-<br />

Chefredaktor Bernhard Degen<br />

134 FEURIGER SÜDEN<br />

Andalusien – von den weissen<br />

Dörfern bei Cádiz bis zur<br />

prachtvollen Hauptstadt Sevilla<br />

144 LONG WEEKEND HAMBURG<br />

Tipps für ein perfektes Wochenende<br />

184 EVENTS<br />

JOURNAL<br />

TASTINGS<br />

154 SHORTLIST<br />

156 BORDEAUX EN PRIMEUR<br />

168 CHASSELAS TROPHY<br />

172 WEINE AM RHEIN<br />

178 PROSECCO TROPHY<br />

DIE NÄCHSTE FALSTAFF-AUSGABE ERSCHEINT AM 12. 07. <strong>2019</strong><br />

134<br />

Eine kulinarische Reise<br />

durch Andalusien.<br />

144<br />

Hamburg, das «Tor zur Welt» – Trend-<br />

Spots und Institutionen der Hansestadt.<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

5


Chefredaktion <strong>Schweiz</strong><br />

BENJAMIN HERZOG<br />

und DOMINIK VOMBACH<br />

WEIN<br />

SCHWEIZ<br />

REKORDJAHR<br />

FÜR SCHWEIZER<br />

WINZER<br />

Die <strong>Schweiz</strong>er Weinernte 2018 wird in<br />

die Geschichtsbücher eingehen. Auf<br />

exakt 111 Millionen Liter belief sich<br />

die Erntemenge, was 32 Millionen Litern<br />

mehr als im Jahr 2017 entspricht. Ein derart<br />

hoher Ertrag wurde in der <strong>Schweiz</strong> zuletzt<br />

im Jahr 2011 erreicht. Gegenüber dem Vorjahr<br />

nahm die Produktion von Rotwein um<br />

46,5 Prozent – auf 57 Millionen Liter – und<br />

die Weissweinproduktion um 34,5 Prozent –<br />

auf 54,4 Millionen Liter – zu. Der spätfrostfreie<br />

Frühling im Jahr 2018 sowie der äusserst<br />

trockene und heisse Sommer, der die<br />

Trauben sehr früh reifen liess, machten 2018<br />

zu einem aussergewöhnlichen Weinjahr.<br />

NEUE PILGERSTÄTTE<br />

Beim Namen «Masseto» schlägt das Herz<br />

vieler Weinliebhaber schneller. Vor wenigen<br />

Wochen wurde nun das brandneue, für den<br />

italienischen Kultwein vom Studio Zitomori<br />

kreierte Weingut eröffnet. Beton, Stahl und<br />

Glas definieren den Look des Gebäudes,<br />

das designt wurde, um sich perfekt in die<br />

Landschaft von Bolgheri einzubetten. Der<br />

Jahrgang 2018 wird dort bereits vinifiziert.<br />

JETZT AUCH MOST VON<br />

MARKUS RUCH<br />

Vor zwei Jahren begannen der Klettgauer<br />

Winzer Markus Ruch und Benjamin Oswald,<br />

vernachlässigte Apfel- und Birnbäume in<br />

der Region auszumachen. Daraus keltern sie<br />

nun hochwertige Cidres und werden eine<br />

eigene Mosterei eröffnen. Das Projekt wird<br />

mittels Crowdfunding finanziert.<br />

175 JAHRE BAUR<br />

AU LAC VINS<br />

Seit 1844 steht Baur au Lac Vins für Weinkultur.<br />

Damals nahm die Geschichte des<br />

«Baur au Lac», Fünf-Sterne-Haus in Zürich,<br />

ihren Anfang. In diesem Jahr feiert der<br />

Weinhändler sein 175-jähriges Jubiläum<br />

mit zahlreichen kleinen und grösseren<br />

Events. bauraulacvins.ch<br />

6 falstaff jun <strong>2019</strong>


NOTIZEN<br />

«Bordeaux muss den klassischen<br />

Code hinter sich lassen<br />

und sich zugänglich zeigen.»<br />

FRANCK CROUZET Direktor Kommunikation, Castel<br />

BORDEAUX-NEUSTART<br />

Eine schwach besuchte Vinexpo und das<br />

schleppende Primeurgeschäft führen in<br />

Bordeaux zu Diskussionen über die Zukunft.<br />

Ähnlich wie der Wein-Gigant Castel (17 Châteaux)<br />

sehen es auch andere – und fordern,<br />

dass Bordeaux weniger auf seine Crus Classés<br />

und mehr auf den alltäglichen Genuss fokussieren<br />

soll, dabei auch auf Rosé und Weisswein.<br />

CHAMPAGNE SOLL BIS 2030<br />

NACHHALTIG WERDEN<br />

Bisher sind laut offiziellen Angaben knapp<br />

20 Prozent der Rebfläche der Champagne<br />

nach den nachhaltigen Vorgaben des Viticulture<br />

Durable en Champagne zertifiziert.<br />

Die unter anderem Biodiversität, Pflanzenschutz,<br />

Wasser- und Düngemanagement<br />

umfassende Zertifizierung soll bis 2030<br />

die gesamte Fläche einschliessen.<br />

DIE GRÖSSTE<br />

AMARONE-FLASCHE<br />

IN DER SCHWEIZ<br />

Fotos: Getty Images, THOMAS LIN, Shutterstock, beigestellt<br />

Gastronom Robert Laski<br />

besitzt schweizweit wohl<br />

die grösste Amarone-<br />

Sammlung. Zum 11-<br />

Jahr-Jubiläum seines<br />

«Grenchner Hofs» schenkte<br />

er sich eine 27-Liter-<br />

Flasche von Buglioni, die<br />

grösste bisher abgefüllte<br />

Amarone-Flasche.<br />

ERSTER CHINESISCHER ROTHSCHILD<br />

Vor kurzem liess Jean-Guillaume Prats, CEO und Präsident der<br />

Domaines Barons de Rothschild, verlauten, dass im September der<br />

erste Rotwein des chinesischen Ablegers, der Domaine de Penglai,<br />

auf den Markt kommen wird. Es handelt sich dabei um den Jahrgang<br />

2017, vorherige Jahrgänge wurden zur Destillation freigegeben. Wie<br />

der Wein heissen wird, verrät das Unternehmen aktuell noch nicht,<br />

es handelt sich jedoch um eine Assemblage aus Cabernet Sauvignon<br />

und Marselan.<br />

NICOLAS JOSS WIRD NEUER<br />

DIREKTOR VON SWISS WINE<br />

Mehr als zwei Jahre war Jean-Marc<br />

Amez-Droz als Direktor für die <strong>Schweiz</strong>er<br />

Weinmarketingorganisation Swiss Wine<br />

Promotion tätig. Ab 1. Juli folgt ihm Nicolas<br />

Joss nach. Der gelernte Koch führte<br />

zuletzt das Generalsekretariat des Concours<br />

Mondial de Bruxelles, der dieses<br />

Jahr einmalig in Aigle stattfand.<br />

FEUER ZERSTÖRT 2 MILLIONEN<br />

FLASCHEN BORDEAUX<br />

Vor einigen Wochen zerstörte ein Brand<br />

in einem Lagerhaus rund 2 Millionen Flaschen<br />

Wein im Süden Frankreichs. 60<br />

Feuerwehrmänner rückten gegen drei<br />

Uhr nachts aus, um die Flammen zu<br />

löschen. Die etwa 80 Mitarbeiter wurden<br />

evakuiert, niemand wurde verletzt.<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

7


wein / BORDEAUX EN PRIMEUR<br />

BOR<br />

Foto: Shutterstock<br />

8 falstaff jun <strong>2019</strong>


Auf Château Palmer<br />

gab es 2018 zwar nur eine<br />

Miniernte, dafür war diese<br />

von herausragender<br />

Qualität.<br />

DEAUX 2018<br />

Was ist vom Jahrgang 2018 zu halten? <strong>Falstaff</strong> kostete sich durch Hunderte<br />

Jungweinproben durch und gelangte zu dem Ergebnis: Spitzenweine<br />

in allen Preisklassen bis runter zu den Crus Bourgeois.<br />

TEXT PETER MOSER<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

9


wein / BORDEAUX EN PRIMEUR<br />

Auf Château Palmer<br />

stiess man mit den<br />

biodynamischen Mitteln<br />

an die Grenzen des<br />

Machbaren. Der Mehltau<br />

sorgte für einen<br />

Miniertrag von 10,7 hl<br />

pro Hektaren – das war<br />

die Erntemenge des<br />

legendären Palmer 1961.<br />

M<br />

an spricht bei 2018 von<br />

einem grossen, teilweise<br />

sogar herausragenden Jahr<br />

in Bordeaux. Eine Einschätzung,<br />

die <strong>Falstaff</strong><br />

nach Abschluss von Hunderten Jungweinproben<br />

durchaus teilt. Das Besondere an<br />

diesem Jahrgang ist, dass er einerseits im<br />

Ergebnis homogen ist: Es gibt in allen<br />

Appellationen sehr gute Weine und somit<br />

keinen Grund für Aussagen wie «Die Weine<br />

vom linken Ufer sind besser als die vom<br />

rechten» (oder umgekehrt). Andererseits<br />

sind innerhalb der einzelnen Herkünfte die<br />

Weine doch sehr heterogen, sprich neben<br />

grossartigen Exemplaren stehen in den gleichen<br />

Appellationen auch überextrahierte<br />

oder zu spät gelesene Weine mit marmeladig-süssen<br />

Nuancen. Ganz grundsätzlich<br />

aber bietet der Jahrgang dem Liebhaber von<br />

Bordeaux-Weinen die Chance, sich mit Spitzenweinen<br />

einzudecken – und zwar in allen<br />

Preisklassen bis hinunter zu den Crus Bourgeois,<br />

von denen wir auch über einhundert<br />

als sehr empfehlenswert bewertet haben.<br />

DER EN-PRIMEUR-MARKT<br />

Da der Jahrgang ohne Zweifel qualitativ zu<br />

jenen zählt, von denen man einige Kisten<br />

im Keller haben möchte, stellt sich wieder<br />

einmal die Frage: En-primeur-Kauf ja oder<br />

nein? Die Marktsituation stellt sich so dar:<br />

Nach den mengenmässig guten Jahrgängen<br />

2015 und 2016 und den schwachen En-primeur-Kampagnen<br />

der letzten beiden Jahrgänge<br />

sind die Keller der Négociants in<br />

Bordeaux mit Jungweinen prall gefüllt.<br />

Trotz der erfreulichen Qualität wird sich<br />

nach Einschätzung der Experten die Nachfrage<br />

auch unabhängig von der Preisgestaltung<br />

in Grenzen halten. Bedenkt man, dass<br />

die Sammler in Grossbritannien die grössten<br />

Abnehmer von En-primeur-Weinen sind und<br />

dass sich diese im schwelenden Brexit-Prozess<br />

sehr zurückhaltend engagieren werden,<br />

ist eine korrekte Preisfindung zusätzlich<br />

erschwert. Wer beim En-primeur-Kauf auf<br />

eine Rendite aus ist und ihn als Investment<br />

betrachtet, der sollte Vorsicht walten lassen.<br />

In fünf von dreizehn Jahrgängen seit<br />

2005 haben Käufer negative Renditen eingefahren,<br />

wenn man den Liv-ex-Index, der<br />

diesen Spezialmarkt beleuchtet, zugrunde<br />

legt. Selbst bei positiven Renditen hätten<br />

<<br />

Fotos: Nicolas Joubard , Antoine VINCENS de TAPOL, Chateau La Tour, beigestellt<br />

10 falstaff jun <strong>2019</strong>


Château Latour zeigte den vielleicht<br />

besten Wein am linken Ufer. Hier<br />

heisst es: Bitte warten, der Verkauf<br />

beginnt erst ab dem Jahr 2030.<br />

Alle verkosteten Weine unter<br />

falstaff.com/enprimeur2018<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

11


wein / BORDEAUX EN PRIMEUR<br />

Die Zone des südlichen Pauillac und des angrenzenden<br />

Teils von Saint-Julien brachte diesmal dank etwas<br />

günstigerer Bedingungen auffällig viele Topweine hervor.<br />

Auf Château Léoville-Barton lässt die junge<br />

Generation, Damien und Melanie Barton-Sartorius,<br />

mit einem exquisiten Wein aufhorchen, den man<br />

nicht versäumen sollte.<br />

Auf Château Léoville Las Cas spielt man immer in<br />

der ersten Liga – mit dem Jahrgang 2018 zeigt man<br />

einmal mehr, was man kann.<br />

<<br />

Käufer in einigen Fällen mehr Geld verdienen<br />

können, wenn sie in materielle Aktien<br />

investiert hätten. Die jüngste Liv-ex-<br />

Analyse zeigt: Seit 2005 waren die Weine in<br />

etwas mehr als 50 Prozent bei der «physischen»<br />

Markteinführung (Lieferung) günstiger<br />

als en primeur. Dies war bei den Jahrgängen<br />

2009, 2010 und 2011 der Fall, was<br />

viele den Sinn des Systems infrage stellen<br />

liess. Seitdem hat sich das Blatt gewendet:<br />

2012, 2014 und 2015 sind alle Weine zwischen<br />

En-primeur-Kauf und «physischer»<br />

Markteinführung gestiegen. Die beiden letzten<br />

Jahrgänge – 2016 und 2017 – sind<br />

jedoch weiterhin unter dem En-primeur-<br />

Preis erhältlich.<br />

Wer allerdings Weine kauft, um sie später<br />

selbst zu trinken, wird sich dann für den<br />

En-primeur-Kauf entscheiden, wenn für ihn<br />

andere Faktoren zutreffen: Man möchte<br />

einen speziellen Wein erwerben, der vielleicht<br />

nur in limitierten Mengen angeboten<br />

wird. Derer gibt es im Jahrgang 2018 mehr<br />

als die sonst üblichen Verdächtigen, man<br />

denke an Palmer oder Pontet-Canet, die<br />

aufgrund ihrer biodynamischen Wirtschaft<br />

einen Grossteil der Ernte an den Mehltau<br />

verloren haben. Punkt zwei: Man möchte<br />

den gewünschten Wein in Grossflaschen<br />

kaufen – oder in Halbflaschen, auch dann<br />

ist der En-primeur-Kauf ratsam. Erste<br />

Anzeichen lassen darauf schliessen, dass die<br />

Weingüter bei der Festsetzung der Preise<br />

diesmal etwas vorsichtiger vorgehen werden<br />

– man geht etwas langsamer an die Release<br />

heran und hofft aus Anlass der diesmal auf<br />

Mitte Mai vorgezogenen Messe Vinexpo<br />

nochmals gute Stimmung beim Käuferpublikum<br />

zu machen. Erwartet wird daher eine<br />

etwas verzögerte Kampagne. Die bereits<br />

bekannten Preise lassen allerdings folgenden<br />

Trend erkennen: Das Niveau liegt etwa<br />

dort, was die Weine aus den sehr guten Jahren<br />

2015 und 2016 heute im Sekundärhandel<br />

kosten, und rund 15 Prozent über dem<br />

Preis der En-primeur-Weine aus dem Jahr<br />

2017. Das würde heissen: Für spekulative<br />

Käufe bietet sich überhaupt kein Raum.<br />

DER JAHRGANG IM DETAIL<br />

Das Jahr 2018 begann mit einem völlig verregneten<br />

Monat Januar: In den Weinregionen<br />

von Bordeaux wurden zwischen 450<br />

und 500 mm Niederschlag gemessen, der<br />

Teile der tiefer gelegenen Zonen in Seenlandschaften<br />

verwandelte. Die Winter-Temperaturen<br />

bewegten sich im langjährigen<br />

Mittel, auf einen relativ warmen Januar mit<br />

einer Durchschnittstemperatur von 3 °C<br />

Fotos: Nicolas Claris, Jeremie Buchholtz , Getty Images,Taylor Yandell, beigestellt<br />

12 falstaff jun <strong>2019</strong>


Im Jahr 2018 war die<br />

Qualität des Terroirs mit<br />

ein Schlüssel zum Erfolg.<br />

Gute Drainage während des<br />

Regens und Wasserhältigkeit<br />

bei Hitze waren gefragt.<br />

folgte ein ziemlich kalter Februar mit<br />

-2° Celsius im Mittel.<br />

Der Dezember und der März verliefen<br />

vergleichsweise normal. Der Austrieb der<br />

Reben erfolgte in der ersten Aprilhälfte, die<br />

Frühlingstemperaturen waren um rund 2 °C<br />

höher als üblich – und das, obwohl beim<br />

Sonnenschein deutliche Defizite zu verzeichnen<br />

waren. Und so wie die Temperaturen<br />

höher waren, so waren es auch die gemessenen<br />

Niederschläge. Zwischen 1. April und<br />

Mitte Juli wurden weitere 336 mm Regen<br />

gemessen. Der Krankheitsdruck auf die<br />

Reben stieg, und für die Winzer hiess es<br />

wachsam und fleissig sein.<br />

Speziell die biologisch und biodynamisch<br />

arbeitenden Betriebe mussten in dieser Phase<br />

erhebliche Ernteverluste für den Herbst<br />

verkraften, auch jene konventionellen<br />

Weingüter, die mit dem Spritzen auch nur<br />

einen Tag zu spät dran waren, zählten später<br />

zu den Verlierern. Rund ein Drittel der<br />

Weingärten in Bordeaux war mehr oder<br />

weniger vom Mehltau befallen – seit Jahrzehnten<br />

war das Problem nicht mehr so<br />

massiv wie 2018.<br />

Man musste frühzeitig mit dem Entblättern<br />

beginnen, um für eine gute Luftzirkulation<br />

am Stock zu sorgen und so das Auftreten<br />

und die Verbreitung von Krankheiten,<br />

allen voran den Mehltau, hintanzuhalten.<br />

Auch die Bodenbearbeitung verlangte<br />

2018 nach deutlicher Mehrarbeit, denn<br />

durch gute Wasserversorgung wuchs die<br />

Begrünung zwischen den Rebzeilen ohne<br />

Unterlass. Die Blüte von Ende Mai bis<br />

Anfang Juni verlief sehr gut. Wie in den<br />

Jahren zuvor waren auch diesmal vermehrt<br />

regionale Schäden durch Wetterereignisse<br />

zu verzeichnen. Dreimal schlug der Hagel<br />

unbarmherzig zu: am Pfingstsonntag am<br />

Médoc-Ufer im Gebiet von Saint-Christoly,<br />

Couquèques und Bégadan, am 26. Mai war<br />

der Süden des Médoc betroffen, am<br />

schwersten die Gemeinden von Ludon,<br />

<<br />

Philippe Cuvelier (r.) und Sohn<br />

Matthieu freuen sich über<br />

einen ausgezeichneten, vom<br />

Terroir geprägten Clos Fourtet.<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

13


wein / BORDEAUX EN PRIMEUR<br />

<<br />

Macau und Parempuyre. Am 15. Juli<br />

herrschte in derselben Zone nochmals Weltuntergangsstimmung.<br />

Es war der Tag des<br />

Finales der Fussball-WM, als ein enormer<br />

Hagelsturm die Weingärten von Ludon,<br />

Macau, Parempuyre und diesmal auch noch<br />

Le Pian und Blanquefort heimsuchte. Auch<br />

in den Rebbergen der Côtes de Bourg und<br />

in Blaye richtete der Orkan Schäden an,<br />

ebenso im Süden von Graves und im<br />

Sauternais.<br />

DIE RÜCKKEHR DER SONNE<br />

Mitte Juli kletterten die Temperaturen dann<br />

in die Höhe und die Sonne stellte sich ein.<br />

Die bereits erschöpften Winzer atmeten<br />

durch. Ein stabiles Hochdruckgebiet installierte<br />

sich und hielt zur allgemeinen Freude<br />

bis Anfang Oktober ungetrübt an. Von Juni<br />

bis September lagen nun die Temperaturen<br />

deutlich über dem Durchschnitt. Seit 1947<br />

gab es nur im extrem heissen Jahr 2003 in<br />

der Hochsaison noch höhere Werte als in<br />

2018. Die Umfärbung der blauen Sorten<br />

verlief je nach Gebiet zwischen dem 5. und<br />

15. August unter idealen Bedingungen. Drei<br />

trockene, sonnige Monate vor der Ernte in<br />

Folge sind auch in Bordeaux recht selten,<br />

vergleichbare Bedingungen gab es im Jahr<br />

2010. Das Ergebnis waren ausgezeichnete<br />

Erntebedingungen ohne jede Fäulnisgefahr<br />

und ohne Stress für die Winzer. Klarerweise<br />

wurde bei den Weissweinen früh zu lesen<br />

begonnen, am 21. August waren die ersten<br />

Sauvignons Blancs im Keller, Ende August<br />

folgte bereits Pessac-Léognan, Anfang September<br />

dann Graves. Was die Rotweine<br />

betraf, so konnten es sich die Winzer wirklich<br />

aussuchen, das war nun mehr eine Frage<br />

des gewünschten Weinstils.<br />

Während manch bekannter Betrieb in<br />

Saint-Émilion bereits in der ersten Septemberwoche<br />

die Merlots holte, schlossen<br />

andere Weingüter dort erst in der letzten<br />

Oktoberwoche ihre Weinlese ab. Die<br />

Haupterntezeit für Merlot und Cabernet<br />

war zwischen Mitte September und Anfang<br />

Oktober. Die roten Trauben kamen generell<br />

völlig gesund und ohne Anflug von Fäulnis<br />

in die Kellereien. Jene Betriebe, die alles<br />

richtig machten, den Mehltau im Griff<br />

und nicht das Unglück hatten, von Hagel<br />

getroffen zu werden, können sich ohne<br />

jeden Zweifel über exzellente Qualitäten<br />

freuen.<br />

VIELFÄLTIGES ANGEBOT<br />

Was darf man also im Optimalfall erwarten?<br />

Am rechten Ufer, wo der Merlot dominiert,<br />

der tendenziell recht kraftvoll ausgefallen<br />

ist, liegt der neue Jahrgang stilistisch<br />

nahe an 2016 und 2015. Am linken<br />

<<br />

Pierre Lurton und seinem Team ist 2018 ein grossartiger Cheval Blanc<br />

gelungen, der an legendäre Weine aus den 40er-Jahren erinnert.<br />

><br />

Fotos: fpoincet@occitmedia.com, Cecile Burban, beigestellt<br />

14 falstaff jun <strong>2019</strong>


Besonders gut für jeden Tag.<br />

Die Chips Salt & Pepper von Migros Sélection.<br />

migros.ch/selection


wein / BORDEAUX EN PRIMEUR<br />

Der nicht enden wollende<br />

Regen in der ersten<br />

Jahreshälfte brachte die<br />

organisch und biodynamisch<br />

arbeitenden Betriebe 2018<br />

enorm unter Druck.<br />

Alfred Tesseron und sein Team von Pontet-Canet haben zwar eine extrem kleine<br />

Erntemenge im Keller, aber diese ist dafür von umwerfender Qualität.<br />

Auf Château Lafleur in<br />

Pomerol hat man einmal<br />

mehr einen Star des<br />

Jahrgangs im Keller –<br />

glücklich, wer eine<br />

Flasche ergattert.<br />

Im Kreis: Winzer<br />

Baptiste Guinaudeau<br />

und seine Frau Julie.<br />

<<br />

Ufer erwartet man sogar noch mehr:<br />

Man spricht von einer Mischung von 2016<br />

mit 2010, abgerundet mit einem Schuss<br />

2009 – eine Art önologische «eierlegende<br />

Wollmilchsau» also. Letztendlich wird es<br />

einmal mehr um Balance und Frische<br />

gehen. Und da haben bereits die letzten<br />

Jahrgänge gezeigt, dass die Winzer eingesehen<br />

haben, dass man die Weine nicht auf<br />

Teufel komm raus konzentrieren muss, um<br />

von den Kritikern hohe Punkte zu bekommen<br />

und um den Weinen noch mehr Körper<br />

und Struktur abzutrotzen. Die heissen,<br />

trockenen Sommer haben die Kellermeister<br />

vorsichtiger gemacht, der Wert von Trinkfluss<br />

und Finesse hat wieder mehr Gewicht<br />

bekommen.<br />

EMPFEHLUNGEN GIBT ES VIELE<br />

Nach der Verkostung von rund 600 Jungweinen,<br />

die allesamt noch länger in den Fässern<br />

reifen werden, bevor sie tatsächlich auf<br />

die Flasche kommen, blicken die Weinfreunde<br />

zunächst auf alle jene Namen, denen die<br />

höchsten Bewertungspunkte zuteilgeworden<br />

sind. Sechs Mal wurde in diesem Jahrgang<br />

die Höchstbewertung von 100 Punkten<br />

gegeben. Daneben gab es eine Vielzahl an<br />

echten Empfehlungen, und oft ist es durchaus<br />

sinnvoll, auch über den Kauf von «kleineren»<br />

Namen nachzudenken. Sie bieten<br />

den Vorteil, dass man hier nicht zwangsläufig<br />

jahrelang warten muss, bis man die ersten<br />

Flaschen öffnen kann; zudem kann man<br />

auch bürgerliche Gewächse aus einem tollen<br />

Jahr wie 2018 problemlos über Jahre, wenn<br />

nicht Jahrzehnte lagern.<br />

Die Crus Bourgeois liegen im Durchschnitt<br />

bei einem Preis von 20 bis 30 Franken.<br />

Wenn man subskribiert, dann sollte<br />

man am besten Magnums kaufen. Diese<br />

wird man im regulären Handel später nicht<br />

so leicht auftreiben können und sie sind<br />

auch im Hinblick auf eine längere Reifung<br />

von Vorteil. Von den bürgerlichen und nicht<br />

klassifizierten Gewächsen aus dem Médoc<br />

am linken Ufer möchten wir ihnen einige<br />

Blue Chips ans Herz legen. Zunächst jene<br />

drei Weine, die sich mit einer Bewertung<br />

von 94 Punkten besonders eindringlich<br />

empfehlen: Château Labégorce aus Margaux,<br />

Château Pibran aus Pauillac, gemacht<br />

vom Team von Château Pichon-Baron,<br />

und den Dauerbrenner Château Sociando-<br />

Mallet aus St.-Estèphe. Nicht weniger als<br />

18 bürgerliche Gewächse wurden mit einer<br />

Bewertung von 93 Punkten ausgezeichnet:<br />

eine Anzahl, die unschwer erkennen lässt,<br />

dass man dieses Segment in diesem Jahrgang<br />

auf gar keinen Fall vernachlässigen<br />

sollte. In dieser Gruppe findet man Klassiker<br />

wie die Châteaux Charmail, Clarke,<br />

Phélan-Ségur, Poujeaux, Potensac, Les<br />

Ormes de Pez, Siran, Tronquoy-Lalande,<br />

Lalande-Borie oder Tour Haut-Caussan,<br />

aber auch noch weniger bekannte und meist<br />

noch preiswertere Namen wie Le Boscq,<br />

Branas Grand Poujeaux, Lestruelle, Poitevin,<br />

Tour-Prignac, La Roque de By und ganz<br />

besonders Preuillac. Es lohnt sich also heuer<br />

sicher, die <strong>Falstaff</strong>-Datenbank, in der alle<br />

En-primeur-Wertungen online zur Verfügung<br />

stehen, genau zu studieren.<br />

<<br />

Fotos: Alexandra Lebon, beigestellt<br />

16 falstaff jun <strong>2019</strong>


Bewirbt sich.<br />

Als Chief Performance Officer.<br />

Das neue Cayenne Coupé. Shaped by Performance.<br />

Erleben Sie das Cayenne Coupé jetzt bei einer von 3 Erlebnisfahrten.<br />

www.cayenne-coupe.ch


wein / DIE BESTEN BORDEAUX AUS 2018<br />

TASTING<br />

INFO<br />

WEITERE BEWERTUNGEN<br />

UND BESCHREIBUNGEN<br />

FINDEN SIE SIE AB<br />

AB SEITE 156. 148.<br />

FAVORITEN 2018<br />

BORDEAUX EN PRIMEUR<br />

LINKES UFER<br />

Einmal mehr kamen die<br />

besten Weine des Médocs<br />

aus dem nördlicheren Teil,<br />

Saint-Julien, Pauillac und Saint-<br />

Estèphe waren etwas im Vorteil.<br />

Zu den weiteren Topweinen, die<br />

man nicht versäumen sollte, zählen<br />

in diesem grossen Jahrgang<br />

ohne Zweifel auch Grand Puy<br />

Lacoste, Lynch-Bages, Pichon-<br />

Comtesse und schliesslich Rauzan-Ségla<br />

und Château Margaux.<br />

Château Palmer 2018,<br />

ein Gigant aus Margaux.<br />

Beauséjour-Duffau-Lagarrosse, der<br />

Überraschungswein des Jahres.<br />

RECHTES UFER<br />

Die Top-Terroirs am legendären<br />

Plateau von Saint-<br />

Émilion brachten ebenso<br />

tolle Ergebnisse wie eisenhaltige<br />

Boutonnière in Pomerol, wo sich<br />

die besten Namen drängeln. Aus<br />

der Gruppe mit 97 Punkten wurde<br />

der stärkste Wein in Preis-Leistung<br />

ausgewählt, weitere Weine<br />

mit dieser Bewertung sind Angélus,<br />

Figeac, La Fleur-Pétrus, La<br />

Mondotte sowie Pétrus selbst.<br />

100<br />

98<br />

100<br />

98<br />

CHÂTEAU LATOUR<br />

Pauillac<br />

Kommt leider erst frühestens in<br />

zehn Jahren auf den Markt.<br />

chateau-latour.com<br />

100<br />

CHÂTEAU COS D’ESTOURNEL<br />

Saint-Estèphe<br />

Ein klassischer Cos wie aus dem<br />

Bilderbuch, St-Estèphe vom Feinsten.<br />

estournel.com<br />

98<br />

CHÂTEAU BEAUSÉJOUR-DUF-<br />

FAU-LAGARROSSE<br />

Saint-Émilion<br />

Ein Pflichtwein des Jahrgangs.<br />

beausejourhdl.fr<br />

100<br />

CHÂTEAU BELAIR-MONANGE<br />

Saint-Émilion<br />

Ein weiterer kommender Superstar<br />

aus dem Hause Moueix.<br />

moueix.com<br />

98<br />

CHÂTEAU LÉOVILLE-LAS-CASES<br />

Saint-Julien<br />

Der Deuxième Grand Cru mit der<br />

Qualität eines Erstgewächses.<br />

domaines-delon.com<br />

100<br />

CHÂTEAU DUCRU-BEAUCAILLOU<br />

Saint-Julien<br />

Ein echter Muskelprotz, dieser<br />

Ducru ist einfach eine Wucht.<br />

chateau-durcu-beaucaillou.com<br />

98<br />

CHÂTEAU CHEVAL BLANC<br />

Saint-Émilion<br />

Komplex, stoffig und kraftvoll,<br />

Cheval Blanc im Breitbandmodus.<br />

chateau-cheval-blanc.com<br />

100<br />

CLOS FOURTET<br />

Saint-Émilion<br />

Ein Must-have für jeden Fan der<br />

eleganten Weine von Saint-Émilion.<br />

closfourtet.com<br />

98<br />

CHÂTEAU PALMER<br />

Margaux<br />

Vom Mehltau limitierte Mengen,<br />

dafür herausragende Qualität.<br />

chateau-palmer.com<br />

99<br />

CHÂTEAU HAUT-BRION<br />

Pessac-Leognan<br />

Der Weingarten mitten in der Stadt<br />

brachte ein tolles Ergebnis.<br />

haut-brion.com<br />

98<br />

CHÂTEAU LAFLEUR<br />

Pomerol<br />

Das kleine Juwel kombiniert Merlot<br />

mit Cabernet Franc aufs Feinste.<br />

kateandkon.com<br />

99<br />

CHÂTEAU L’EVANGILE<br />

Pomerol<br />

Das Lafite-Team hat einen stoffigen<br />

Evangile im Grossformat gezaubert.<br />

lafite.com<br />

98<br />

CHÂTEAU MOUTON-ROTHSCHILD<br />

Pauillac<br />

Hochelegant und finessenreich, ein<br />

Mouton mit dreistelligem Potenzial.<br />

chateau-mouton-rothschild.com<br />

99<br />

CHÂTEAU LAFITE-ROTHSCHILD<br />

Pauillac<br />

Eleganz pur: ein delikater, finessenreicher<br />

Lafite mit dezentem Alkohol.<br />

lafite.com<br />

98<br />

CHÂTEAU TROTANOY<br />

Pomerol<br />

Engmaschig und schokoladig, angelegt<br />

für viele Jahrzehnte Genuss.<br />

moueiux.com<br />

98<br />

VIEUX CHÂTEAU CERTAN<br />

Pomerol<br />

Schliesst nahtlos an die Topweine<br />

der letzten Jahre an, einfach Klasse.<br />

vieuxchateaucertan.com<br />

97<br />

CHÂTEAU PONTET-CANET<br />

Pauillac<br />

Sehr kleine Mengen, die Biodynamie<br />

hatte kein Mittel gegen Mehltau.<br />

pontet-canet.com<br />

CHÂTEAU LÉOVILLE-BARTON<br />

Saint-Julien<br />

Der stets finessenreiche Barton<br />

überzeugt mit saftigem Körper.<br />

leoville-barton.com<br />

CHÂTEAU AUSONE<br />

Saint-Émilion<br />

Aristokratischer Wein mit seidigen<br />

Tanninen und salziger Mineralität.<br />

chateau-ausone.fr<br />

CHÂTEAU PAVIE-MACQUIN<br />

Saint-Émilion<br />

Superdefinierte Eleganz vom grossen<br />

Könner Nicolas Thienpont.<br />

pavie-macquin.com<br />

Fotos: Peter Moser<br />

18 falstaff jun <strong>2019</strong>


caesarsalad.fr<br />

caesarsalad.fr


wein / WEINWANDERN WALLIS<br />

Monumentale Kulisse für eine<br />

Weinwanderung: Die Rebberge<br />

von Salgesch bieten einen<br />

perfekten Ausblick auf die<br />

umliegenden Gipfel.<br />

Fotos: Valais Wallis Promotion – Pascal Gertschen<br />

20 falstaff jun <strong>2019</strong>


SERIE<br />

WEINWANDERN<br />

IN DER SCHWEIZ<br />

TEIL 1: GRAUBÜNDEN<br />

TEIL 2: WALLIS<br />

WALLIS<br />

PER PEDES<br />

Unsere nächste Weinwanderstation führt uns in das traumhafte Wallis, die grösste<br />

Weinregion der <strong>Schweiz</strong>. Hier, in alpiner Umgebung, erfährt der Begriff<br />

Weinwandern eine ganz neue Dimension. An steilen Hängen, umgeben von<br />

Rebbergen, lässt sich die Genusswelt des Wallis auf eindrucksvolle Art erleben.<br />

TEXT DOMINIK VOMBACH<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

21


wein / WEINWANDERN WALLIS<br />

Beeindruckendere Weinberge als jene in<br />

Visperterminen findet man – egal ob in der<br />

<strong>Schweiz</strong> oder sonstwo – nur sehr selten.<br />

Der wunderschöne Blausee liegt direkt vor dem<br />

Lötschbergtunnel von Bern kommend. Er entstand<br />

nach einem Felssturz vor über 15.000 Jahren.<br />

Es geht bergauf, und rechts von<br />

uns erscheint die Eingangspforte<br />

zum Blausee, jenem<br />

wunderschönen Bergsee, den<br />

man zumindest einmal in seinem<br />

Leben besucht haben sollte. In Serpentinen<br />

schlängeln wir uns in Richtung<br />

Lötschberg-Basistunnel, kaufen uns an der<br />

Kasse das Fahrticket für den Autozug,<br />

inklusive der obligatorischen Ovi-Schoggi.<br />

Nachdem die Handbremse angezogen ist,<br />

ruckelt es leicht, der Zug setzt sich in<br />

Bewegung und wir fahren hinein in den<br />

stockfinsteren Tunnel, der getrost als Eintrittspforte<br />

in die Unterwelt durchgehen<br />

könnte. Umso erleichternder das Licht, das<br />

uns am Ende erwartet, wir müssen unsere<br />

Augen kurz bemühen, aber dann sind wir<br />

endlich da, im Wallis, auf dem Weg zu<br />

unserer nächsten genüsslichen Weinwandertour.<br />

Unsere erste Station ist Visp, das<br />

kleine Städtchen an der Mündung von Vispa<br />

und Rhone. Dort am Bahnhof beginnt<br />

unsere Wanderung mit Ziel Visperterminen,<br />

auch Heidadorf genannt. Auf 1150 Metern<br />

über Meer befindet sich hier der höchste<br />

Weinberg Europas.<br />

ALPINES WEINBAUDORF<br />

Zunächst geht es durch die malerische Altstadt<br />

Visps mit ihren engen Gassen, bevor<br />

wir die ersten Rebstöcke am Ufer der Vispa<br />

erreichen. Im Zickzack wandern wir<br />

entlang des Berghangs und der von kilometerlangen<br />

Trockensteinmauern getragenen<br />

Rebterrassen, immer den gelben Infotafeln<br />

nach, die die Geschichte des Weinbaus<br />

erklären, wir lernen, dass die Weinberge<br />

hier schon zu Zeiten der Kelten<br />

angelegt wurden und dass aus dieser Zeit<br />

auch der Name der Rebsorte Heida<br />

stammt, der sich von heidnisch ableitet.<br />

Nachdem wir die etwa 500 Höhenmeter<br />

bezwungen haben, erreichen wir weiter<br />

südlich das Dorf Visperterminen mit seinen<br />

romantischen Bergchalets. Hier angekommen,<br />

geniessen wir zunächst die wunderschöne<br />

Aussicht auf das Vispertal und<br />

die umliegenden schneebedeckten Berggipfel.<br />

Die Rebberge von Visperterminen werden<br />

heute von Hunderten Teilzeitwinzern<br />

bewirtschaftet, die kleine Parzellen pflegen,<br />

die über Generationen weitervererbt<br />

wurden. Der grösste und wichtigste Produzent<br />

hier oben ist die St. Jodern Kellerei,<br />

die sich in Unterstalden, knapp einen halben<br />

Kilometer südlich der Rebterrassen,<br />

befindet. Neben der Rebsorte Heida sind<br />

vor allem die Weine der Rebsorte Johannisberg<br />

von gutem Ruf. Ein gute, schöne<br />

und eindrucksvolle Einstiegstour, die sich<br />

dank des Lötschberg-Tunnels innert eines<br />

Tages bewältigen lässt.<br />

Fotos: Valais Wallis Promotion – Christian Pfammatter, Valais Wallis Promotion – Yves Garneau, Valais Wallis Promotion – Pascal Gertschen, Valais Wallis Promotion – Sedrik Nemeth, beigestellt<br />

22 falstaff jun <strong>2019</strong>


Sierre wird gerne als die Hauptstadt des<br />

<strong>Schweiz</strong>er Weins bezeichnet.<br />

VON SIERRE NACH SALGESCH<br />

Als Nächstes ruft uns Sierre, das von den<br />

Wallisern gerne als Hauptstadt des <strong>Schweiz</strong>er<br />

Weins bezeichnet wird. Unser Ziel: Salgesch.<br />

Der Ausgangspunkt unserer Weinwanderung<br />

liegt beim Château de Villa, wo<br />

sich zu diesem Zeitpunkt auch die temporäre<br />

Ausstellung des hiesigen Weinbaumuseums<br />

befindet. Wer sich eine Stärkung zum<br />

Start gönnen möchte, sollte auf keinen Fall<br />

das Restaurant im Schlösschen verpassen,<br />

denn kaum irgendwo sonst im Wallis wird<br />

das Nationalgericht der Region – das Raclette<br />

–auf derartige Weise zelebriert. Wir<br />

gönnen uns das Degustationsmenü mit fünf<br />

verschiedenen Raclettekäsen, eine Reise, die<br />

zeigt, dass eben auch ein Käse von seinem<br />

Terroir geprägt ist. Im Keller des Gebäudes<br />

befindet sich zudem die Oenothèque du Villa,<br />

die grösste Walliser Vinothek. Der Ort<br />

schlechthin, wenn man sich in die Region<br />

eintrinken und ihre Diversität kennenlernen<br />

möchte. Zur Degustation stehen mehr<br />

als 650 Walliser Weine aller Couleur bereit.<br />

Nach der Stärkung geht es los, entlang der<br />

80 Hinweistafeln, die uns dezidierte Informationen<br />

über Rebsorten, Geschichte und<br />

Weinbau liefern. Der Wein prägt das Wallis<br />

als Kulturlandschaft seit langer Zeit. Viele<br />

der Bauern kamen früher aus dem höhergelegenen<br />

Seitental Val d’Anniviers und führten<br />

einen Lebensstil, den man durchaus als<br />

nomadisch bezeichnen kann, im Winter<br />

lebten sie im Rhonetal, den Sommer verbrachten<br />

sie im Val d’Anniviers. Die zahlreichen<br />

Holzchalets, die uns unterwegs<br />

begegnen, zeugen von dieser Zeit. Gegen<br />

Ende der Wanderung machen wir noch<br />

einen Abstecher in die wildromantische<br />

Schlucht der Raspille. Hier befindet sich die<br />

Sprachgrenze zwischen dem Französisch<br />

sprechenden und Deutsch sprechenden Teil<br />

des Wallis. Unsere Wanderung endet beim<br />

historischen Zumofenhaus in Salgesch.<br />

Auch dort befindet sich ein Weinbaumuseum<br />

– und wer Winzer besuchen möchte,<br />

wird in dem renommierten Weinbaudorf<br />

auf jeden Fall fündig. Hier sitzen einige<br />

prestigeträchtige Häuser, darunter beispielsweise<br />

Adrian & Diego Mathier.<br />

><br />

TIPPS ABSEITS<br />

DER WEGE<br />

Weinbaumuseen Salgesch/Sierre<br />

An gleich zwei Ausstellungsorten können<br />

Weinliebhaber in die Weinhistorie des Oberwallis<br />

eintauchen. Das Museum in Salgesch<br />

bietet eine Dauerausstellung, während jenes<br />

in Sierre wechselnde Ausstellungen zeigt.<br />

museeduvin-valais.ch<br />

Walliser Alpentherme<br />

Nach einer anstrengenden Wanderung der<br />

perfekte Ort, um von Bergriesen umgeben<br />

auszuspannen. Direkt am historischen Dorfplatz<br />

gelegen und von den alpinen Quellen<br />

versorgt. Spa, Thermalbad, Entspannung pur.<br />

alpentherme.ch<br />

Fondation Gianadda<br />

Das Gebäude wurde 1978 durch Léonard<br />

Gianadda in Gedenken an seinen verstorbenen<br />

Bruder erbaut. In der Fondation finden<br />

sich Werke von Picasso bis Matisse.<br />

gianadda.ch<br />

Eine waschechte Walliser Stärkung: Raclette<br />

am Feuer geschmolzen.<br />

Önothek, Museum und<br />

Raclette-Mekka: Das prachtvolle<br />

Château de Villa in Sierre<br />

Einer der Weine,<br />

die zur Degus tation<br />

während einer<br />

Wanderung laden:<br />

Diversitas von der<br />

Cave du Rhodan.<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

23


wein / WEINWANDERN WALLIS<br />

Das Château de la Bâtiaz liegt<br />

auf dem gleichnamigen Felsen<br />

am Rhoneknie bei Martigny.<br />

Steil ist hier gar kein<br />

Ausdruck. Die<br />

Rebterrassen in<br />

Martigny können nur<br />

von Hand bearbeitet<br />

werden.<br />

TOP-EVENTS<br />

Swiss Food Festival<br />

16. August <strong>2019</strong><br />

18 Zermatter Köche mit 255 Punkten<br />

versammeln sich an diesem Tag, um ihr<br />

Können bei der Kitchen-Party im «Mont<br />

Cervin Palace» und im «Grand Hotel<br />

Zermatterhof» zu präsentieren. An 19 Stationen<br />

finden Feinschmecker saisonale und<br />

regionale Köstlichkeiten. tasteofzermatt.ch<br />

VINEA Le Salon<br />

6. und 7. September <strong>2019</strong><br />

Einmal im Jahr bittet der Weinbauverband<br />

des Wallis, die VINEA, zum Degustationssalon<br />

nach Sierre. Die Veranstaltung bietet die<br />

einzigartige Möglichkeit, rund 800 Weine von<br />

knapp 130 Ausstellern aus den sechs wichtigsten<br />

Weinbauregionen des Landes zu verkosten.<br />

Eine einmalige Veranstaltung hierzulande,<br />

die man nicht verpassen sollte.<br />

vinea.ch<br />

Wii-Grill Fäscht<br />

7. September <strong>2019</strong><br />

Die Wanderung, die erstmals 1993 stattfand,<br />

startet jährlich am ersten Samstag im September<br />

auf dem Kaufplatz in der Altstadt von<br />

Visp und führt teilweise über alte Fuss- und<br />

Saumwege im Zickzack durch den Weinberg<br />

Riebe bis hinauf zum Weiler Oberstalden.<br />

heidadorf.ch/wiigrill<br />

HOCH ÜBER MARTIGNY<br />

Hoch über Martigny werden seit Generationen<br />

Reben kultiviert. Die Terrassen sind<br />

so steil, dass sie nur von Hand bearbeitet<br />

werden können, eine Herausforderung für<br />

die Winzer und unser Glück, denn unsere<br />

Rundwanderung hier ist einfach traumhaft.<br />

Wir überqueren den Nebenfluss Dranse<br />

über eine historische Holzbrücke und folgen<br />

der Strasse rechts, um zum mittelalterlichen<br />

Schloss Bâtiaz zu gelangen. Damit wir<br />

die Gegend aus der Vogelperspektive be -<br />

t rachten können, steigen wir den Schlossturm<br />

hinauf. Hier erwartet uns ein einmaliges<br />

Panorama. Anschliessend geht es durch<br />

die Rebterrassen, teils auf steinigem Untergrund.<br />

An der Strasse zum Col de la Forclaz<br />

erreichen wir den höchsten Punkt unserer<br />

Wanderung. Nun geht es hinab in das<br />

urchige, mit seinen traditionellen Holzchalets<br />

mitten in den Reben gelegene Dörfchen<br />

Plan Cerisier. Eines der Chalets wurde zum<br />

Museum umgestaltet – zum kleinsten<br />

Museum der <strong>Schweiz</strong>. Hier finden regelmässig<br />

Ausstellungen regionaler Künstler<br />

statt. Wir gönnen uns eine Verschnaufpause,<br />

bevor wir unseren Rückweg entlang der<br />

Dranse zurück ins Städtchen Martigny auf<br />

uns nehmen. Auch hier lassen sich nach<br />

Voranmeldung diverse Winzer besuchen,<br />

unter anderem Gérald Besse, der seit Jahren<br />

zur Winzerelite des Wallis gehört. Ausserdem<br />

bietet Martigny diverse Möglichkeiten,<br />

sich die Zeit zu vertreiben, etwa ein beliebtes<br />

Kristallmuseum.<br />

Das schmucke<br />

Dörfchen Plan<br />

Cerisier<br />

beheimatet<br />

unter anderem<br />

das kleinste<br />

Museum der<br />

<strong>Schweiz</strong>.<br />

><br />

Fotos: Switzerland Tourism Giglio Pasqua, Valais Wallis Promotion – Christian Pfammatter<br />

24 falstaff jun <strong>2019</strong>


RHEINGAU RIESLING LORCHER<br />

SCHLOSSBERG QBA EVA FRICKE<br />

2014, 75 CL<br />

44.50<br />

(10 CL = 5.93)<br />

CHÂTEAU FOMBRAUGE<br />

GRAND CRU CLASSÉ<br />

ST-EMILION AOC<br />

2013, 75 CL<br />

29.95<br />

(10 CL = 3.99)<br />

WEINVIERTEL DAC<br />

GRÜNER VELTLINER RESERVE<br />

IN DER SCHABLAU<br />

INGRID GROISS 2016, 75 CL<br />

14.95<br />

(10 CL = 1.99)<br />

Raritäten aus unserem<br />

exklusivsten Weinkeller.<br />

Entdecken Sie ausgesuchte Weine von seltener Hochwertigkeit: mondovino.ch/raritaeten<br />

Preis- und Jahrgangsänderungen sind vorbehalten. Coop verkauft keinen Alkohol an Jugendliche unter 18 Jahren.<br />

Erhältlich in grossen Coop Supermärkten sowie unter coopathome.ch und mondovino.ch


wein / ADRESSEN WALLIS<br />

TIPPS &<br />

ADRESSEN<br />

WEINWANDERWEGE<br />

REBLEHRPFAD HEIDAWEG VON<br />

VISPERTERMINEN (1)<br />

WEINLEHRPFAD VON SIERRE<br />

NACH SALGESCH (2)<br />

REBTERRASSENWANDERUNG IN MARTIGNY (3)<br />

HOTELS<br />

HOTEL NEST- UND BIETSCHHORN (1)<br />

Kleines, schmuckes, in wunderbarer Bergidylle<br />

gelegenes Hotel. Feine regionale Küche und<br />

Weinauswahl. DZ ab CHF 110,–.<br />

Ried 24, 3919 Blatten<br />

T: +41 27 9391106, nest-bietschhorn.ch<br />

LES SOURCES DES ALPES**** (2)<br />

Das Luxushotel am Fusse des Gemmi wartet<br />

mit dem richtigen Verwöhnprogramm für Weinwanderer<br />

auf. DZ ab CHF 179,–.<br />

Tuftstrasse 17, 3954 Leukerbad<br />

T: +41 27 4722000, sourcesdesalpes.ch<br />

RESTAURANTS<br />

HOTEL-RESTAURANT DIDIER DE COURTEN (1)<br />

Ein Besuch bei der <strong>Schweiz</strong>er Kochlegende Didier<br />

de Courten gehört zu den Pflichtterminen für<br />

Geniesser, die das Wallis besuchen. Punkt.<br />

Rue du Bourg 1, 3960 Sierre<br />

T: +41 27 4551351, hotel-terminus.ch<br />

WEINGÜTER<br />

KELLEREI CHANTON (1)<br />

Der Hüter der raren Rebsorten bringt Walliser<br />

Spezialitäten wie den weissen Himbertscha auf die<br />

Flasche. Ein weltweit einmaliger Tropfen.<br />

Kantonsstrasse 70, 3930 Visp<br />

T: +41 27 9462153, chanton.ch<br />

ST. JODERN KELLEREI (2)<br />

Beim Besuch des höchsten Weinbergs Europas in<br />

Visperterminen sollte man die St. Jodern Kellerei<br />

nicht verpassen. Die Heidas sind legendär.<br />

Unterstalden 2, 3932 Visperterminen<br />

T: +41 27 9484348, jodernkellerei.ch<br />

DOMAINE DES MUSES (6)<br />

Das Familienweingut wartet mit Weinen voller<br />

Eleganz und Finesse auf. Produziert wird die<br />

gesamte Bandbreite der Walliser Spezialitäten.<br />

Rue du Manège 2, 3960 Sierre<br />

T: +41 27 4557309, domainedesmuses.ch<br />

DENIS MERCIER VINS (7)<br />

Denis Mercier gehört ohne Zweifel zu den besonders<br />

klingenden Namen der Walliser Weinwelt.<br />

Vor allem sein Cornalin strahlt weit über die Grenzen<br />

und zählt für <strong>Falstaff</strong> zu den besten Weinen<br />

der <strong>Schweiz</strong>.<br />

Crêt de Goubing 42, 3960 Sierre<br />

T: +41 27 4554710, mercier-vins.ch<br />

MAISON CHOMEL (2)<br />

Das Restaurant der Gebrüder Chomel besticht mit<br />

internationalem Flair. Gekocht wird mit erstklassigen<br />

Produkten aus der Region, gute Weinkarte.<br />

Place du Bourg 11, 1920 Martigny<br />

T: +41 27 7229598, maison-chomel.ch<br />

CAVE ST. PHILIPPE (3)<br />

Philippe Constantin ist Mitbegründer der Grands<br />

Crus von Salgesch. Die Rebsorte Pinot Noir erfährt<br />

besondere Aufmerksamkeit im Weingut.<br />

Pachienstrasse 19, 3970 Salgesch<br />

T: +41 27 4557236, cave-st-philippe.ch<br />

DOMAINE ROUVINEZ (8)<br />

1947 gegründet, steht die Domaine heute vor allem<br />

für Walliser Spezialitäten wie den brillanten Petite<br />

Arvine von Château Lichten.<br />

Chemin des Bernardines 45, 3960 Sierre<br />

T: +41 27 4522252, famillerouvinez.com<br />

LES TOURISTES (3)<br />

Mathieu Biolaz und sein Kollege Nelson Bonvin<br />

haben das Lokal zu einer zuverlässigen Adresse<br />

gemacht. Saisonale, gekonnt zubereitete Küche.<br />

Rue de l’Hôpital 2, 1920 Martigny<br />

T: +41 27 5520150, touristes-martigny.ch<br />

CAVE DU RHODAN MOUNIR WEINE (4)<br />

Gemeinsam mit seiner Frau führt Olivier Mounir<br />

das Weingut in dritter Generation. Hohe Qualität<br />

und Nachhaltigkeit stehen im Fokus.<br />

Flantheystrasse 1, 3970 Salgesch<br />

T: +41 27 4550407, rhodan.ch<br />

DOMAINE GÉRALD BESSE (9)<br />

Das 20 Hektaren grosse Terrassenweingut ist hinsichtlich<br />

Lage und Grösse schweizweit einmalig.<br />

Spezialisiert auf Walliser Tropfen.<br />

Route de la Combe 14, 1921 Martigny-Combe<br />

T: +41 27 7227881, besse.ch<br />

CHÂTEAU DE VILLA (4)<br />

Die Kultadresse für alle Raclette-Liebhaber und<br />

der Ort, an dem man lernt, dass Raclettekäse ein<br />

waschechtes Terroirprodukt ist.<br />

Rue Sainte-Catherine 4, 3960 Sierre<br />

T: +41 27 4551896, chateaudevilla.ch<br />

ALBERT & DIEGO MATHIER (5)<br />

Diego Mathier sucht in seinen Weinen die perfekte<br />

Harmonie von Traubensorten und Terroir. Seine<br />

Tropfen sind mehrfach preisgekrönt.<br />

Bahnhofstrasse 50, 3970 Salgesch<br />

T: +41 27 4557575, mathier.com<br />

Mehr Städtereise-Tipps<br />

für lange Wochenenden:<br />

falstaff.com/longweekend<br />

Karte: Stefanie Hilgarth<br />

26 falstaff jun <strong>2019</strong>


SIX SENSES / promotion<br />

LUXUS IM ZEITALTER<br />

DES (KLIMA)WANDELS<br />

Six Senses, die einzige Marke der Luxushotellerie, die sich<br />

komplett nachhaltig präsentiert, eröffnet 2021 ein<br />

alpines Dorf mit privaten Residenzen.<br />

An nehmlichkeiten und Serviceleistungen<br />

eine erweiterte Bedeutung hat. Der wahre<br />

Luxus ist das komplette und uneingeschränkte<br />

Wohlbefinden von Körper und<br />

Geist und das Gefühl, Teil der Natur zu<br />

sein, die uns nährt. Die reinste Luft zu<br />

atmen, das klarste Wasser zu trinken,<br />

direkten Zugang zu biologischen Lebensmitteln<br />

und Naturprodukten höchster<br />

Qualität zu haben. Ein unverfälschtes<br />

Leben mit unbegrenzten Möglichkeiten<br />

und Genuss zu führen – mit dem Wissen,<br />

dass der eigene Lebensstil nicht nur Freude<br />

und Gesundheit bereitet, sondern gleichzeitig<br />

eine positive Auswirkung auf die<br />

Zukunft unseres Planeten hat.<br />

Die Marke Six Senses bietet ein neues<br />

Lebensgefühl im Einzugsgebiet Kitzbühel –<br />

nachhaltiges Wohnen, nachhaltige Ernährung<br />

und nachhaltige Fortbewegung.<br />

«Six Senses Kitzbuehel Alps» in strategischer<br />

Partnerschaft mit Porsche eröffnet<br />

in der Wintersaison 2021. Die unter<br />

strengsten Auflagen und nur mit Naturmaterialien<br />

errichteten Six Senses Private<br />

Residences sind ab sofort im Eigentum<br />

mit Zweitwohnsitz-Widmung zu erwerben.<br />

Alle Chalets werden schlüsselfertig<br />

inklusive neuem vollelektrischen Porsche<br />

Taycan übergeben.<br />

Fotos: beigestellt<br />

Oberhalb von Jochberg bei Kitzbühel,<br />

in einem naturgeschützten<br />

Gebiet, wo inmitten einer<br />

märchenhaften Wald- und<br />

Mooslandschaft wilde Orchideen blühen,<br />

entsteht ein Dorf, das mit seinem Konzept<br />

nicht nur die Grenzen des Konventionellen<br />

sprengt, sondern dabei auch Verantwortung<br />

für unsere Zukunft übernehmen will.<br />

Viele von uns wurden in eine unbeschwerte<br />

Zeit des jahrzehntelangen Friedens<br />

und Wachstums hineingeboren. Unser<br />

Drang nach grenzenlosem Fortschritt hat<br />

einen schlafenden Giganten geweckt. Klimawandel,<br />

Luftverschmutzung, prozessierte<br />

Nahrungsmittel – eine schleichende Infizierung<br />

unseres Planeten und der Bewohner.<br />

Laut einem jüngsten Bericht der Vereinten<br />

Nationen sind etwa eine Million<br />

Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben<br />

bedroht. Ein noch nie da gewesener Verlust<br />

unserer Biodiversität.<br />

Wir befinden uns an einem Wendepunkt.<br />

Es liegt in unserer Hand, wie wir uns in<br />

die Geschichtsbücher eintragen wollen –<br />

als die Generation, die den Grundstein für<br />

eine nachhaltige Zukunft legt, oder diejenige,<br />

die sich durch konsequentes Wegschauen<br />

der Verantwortung entzieht.<br />

In manchen wachsenden Metropolen<br />

dieser Welt dürfen Kinder nicht mehr an<br />

der frischen Luft spielen, Jakarta ist gar<br />

vom Untergang bedroht. Millionen Menschen<br />

haben keinen Zugang zu sauberem<br />

Wasser mehr. Naturkatastrophen stehen<br />

an der Tagesordnung.<br />

Wir haben die Technologien und das<br />

Wissen, diesen Trend zu reversieren – der<br />

erste Schritt ist allerdings ein Umdenken in<br />

unserer Lebensweise.<br />

Das «Six Senses Kitzbuehel Alps Resort»<br />

mit Hotel, privaten Residenzen und einem<br />

Six Senses Spa wird für all jene gebaut, die<br />

erkennen, dass Luxus neben allen<br />

INFO<br />

sales@kitzbuehelalps.com<br />

kitzbuehelalps.com<br />

sixsenses.com<br />

jun <strong>2019</strong> falstaff 27


ANTINORIS<br />

TENUTA GUADO<br />

AL TASSO<br />

Auf Antinoris historischem Anwesen in Bolgheri,<br />

einer der berühmtesten Weinregionen Italiens, reifen<br />

unter idealen Bedingungen die Trauben für echte<br />

Spitzentropfen. Ein Augenschein vor Ort.<br />

Im südlichsten Zipfel der<br />

Toskana herrscht ein für<br />

die Reben einmaliges<br />

Mikroklima. Die Weine der<br />

Tenuta bestechen durch<br />

ihre Ausgewogenheit,<br />

Eleganz und Fruchtigkeit.<br />

Die Maremma – einzigartige<br />

Landschaft der Toskana mit<br />

sanft geschwungenen Hügeln,<br />

Zypressenalleen und knapp 400<br />

Kilometern Küste. Doch tatsächlich liegen<br />

die wahren Sehenswürdigkeiten dieser sonnenverwöhnten<br />

Gegend in den Kellern der<br />

dort ansässigen Weingüter. Manch einer der<br />

legendären Supertoskaner verzeichnet seine<br />

Geburtsstätte in der Maremma. Und ist die<br />

Rede von den bedeutungsvollsten Produzenten<br />

dieser Region, mischt Antinori ganz<br />

vorne mit.<br />

SEIT FAST 100 JAHREN IN<br />

ANTINORIS BESITZ<br />

Historische Urkunden aus dem Jahre 754<br />

bezeugen, dass in dieser fruchtbaren Region<br />

seit Menschengedenken Weinbau betrieben<br />

wird. Mitte des 16. Jahrhunderts gelangen<br />

die Ländereien der heutigen Tenuta Guado<br />

al Tasso in den Besitz der Adelsfamilie della<br />

Gherardesca, der auch Gräfin Carlotta entstammt,<br />

die Mutter der Marchesi Piero und<br />

Lodovico Antinori. Sie erbte Mitte der<br />

1930er-Jahre das bis heute grösste Weingut<br />

der Region Bolgheri. Gut ein Drittel des<br />

Grundstücks ist mit Reben bepflanzt, der<br />

Rest ist reich mit Weizenfeldern, Sonnenblumen<br />

und Olivenhainen bedeckt. Heute erinnert<br />

das Familienwappen auf der Kapsel,<br />

bestehend aus den Initialen D und G, an die<br />

ehemaligen Gutsbesitzer.<br />

WEINE HÖCHSTER GÜTE<br />

Antinoris Schatzkammer auf Guado al Tasso<br />

ist gut bestückt: Der gleichnamige Bordeaux-Blend<br />

ist unbestritten das Flaggschiff<br />

Fotos: beigestellt<br />

28<br />

falstaff jun <strong>2019</strong>


BINDELLA / promotion<br />

der Tenuta, doch auch die anderen Gewächse<br />

des Hauses – wir denken an den weissen<br />

Vermentino oder die roten Publikumslieblinge<br />

Il Bruciato und Cont’Ugo – müssen<br />

sich nicht verstecken. Sie bestechen allesamt<br />

durch ihre Ausgewogenheit, Eleganz und<br />

Fruchtigkeit. Namhafte Weinkritiker zählen<br />

die Tentua Guado al Tasso denn auch zu<br />

den renommiertesten Kellereien ganz Italiens.<br />

Und auch wir finden: In Bezug auf die<br />

Qualität und Strahlkraft der Weine scheint<br />

diese Einstufung mehr als gerechtfertigt.<br />

EINZIGARTIGES MIKROKLIMA<br />

Die Weine verkörpern die ganze Kraft und<br />

Sanftheit der Landschaft, in der sie wach-<br />

sen. Im südlichsten Zipfel der Toskana,<br />

auf rund 50 Metern über Meer, reifen<br />

Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc,<br />

Merlot, Syrah, Petit Verdot und Vermentino<br />

unter den besten Bedingungen: viel,<br />

sehr viel Sonnenschein, dazu kommen<br />

hohe Temperaturschwankungen zwischen<br />

Tag und Nacht. Die Rebgärten sind am<br />

Fusse eines natürlichen Amphitheaters<br />

angelegt, wo nachts kalte Luft von den<br />

Hängen herabsteigt und die Reben<br />

erfrischt. Weine aus diesem einmaligen<br />

Mikroklima tragen seit 1994 auch ein<br />

eigenes DOC-Label: Bolgheri. Die Weinlese<br />

beginnt dort in der Regel schon Ende<br />

August, rund zwei Wochen früher als im<br />

Landesinneren der Toskana.<br />

TIPP DES WINZERS:<br />

Idyllisch inmitten der Rebberge der Tenuta<br />

Guado al Tasso liegt Antinoris neue «Osteria<br />

del Tasso», die ihre Besucher mit dem Besten<br />

der lokalen Küche verwöhnt. Dazu werden<br />

die erlesenen Tropfen der Florentiner Winzerdynastie<br />

kredenzt, die allesamt auch in<br />

der angrenzenden Vinoteca erhältlich sind.<br />

Ein Besuch lohnt sich!<br />

Osteria del Tasso<br />

Via Bolgherese km 3,9<br />

Località San Walfredo 184/A<br />

Bolgheri (LI)<br />

T: +39 0565 1828061<br />

osteriadeltasso.com<br />

INFO<br />

Alle Weine der Tenuta Guado al Tasso<br />

sind erhältlich bei:<br />

bindella.ch/weinshop<br />

jun <strong>2019</strong> falstaff 29


wein / DER RHEIN UND DER WEIN<br />

EUROPAS HAUPT<br />

Der Rhein entspringt in der <strong>Schweiz</strong>, fliesst an Liechtenstein und Vorarlberg vorbei nach Deutschland.<br />

Dort stehen sogar noch im Bundesland Nordrhein-Westfalen Reben am Strom. Die Winzer nützen jeden<br />

Flecken, um das zu erzeugen, was Europas Hauptschlagader am besten kennzeichnet: Rheinwein.<br />

TEXT ULRICH SAUTTER<br />

Fotos: Shutterstock<br />

30 falstaff jun <strong>2019</strong>


SERIE<br />

EUROPAS WEIN-FLÜSSE<br />

IM PORTRÄT<br />

SCHLAGADER<br />

TEIL 1: DONAU<br />

TEIL 2: RHEIN<br />

Im Rheingau (hier: Rüdesheim)<br />

geniessen die am Fluss<br />

liegenden Weinberge Südlage.<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

31


wein / DER RHEIN UND DER WEIN<br />

Rheinweine an Flusskilometer null: Johann-Baptista<br />

von Tscharner, Schloss Reichenau, Graubünden.<br />

Wenn Gian-Battista von<br />

Tscharner vor die Tore<br />

seines Schlosses Reichenau<br />

tritt, dann<br />

steht er praktisch<br />

direkt am Geburtsort des Rheins: Auf der<br />

Rheinbrücke, wenige Meter vom Schloss entfernt,<br />

sieht man von Westen her den Vorderrhein<br />

aus der Gegend des Sankt Gotthard<br />

heranfliessen, von Süden aus der Region des<br />

San Bernardino den Hinterrhein. Kurz vor<br />

der Brücke vereinen sich die beiden Ur-Rheine<br />

zu jenem Strom, der auf den folgenden<br />

1200 Kilometern zu einer Hauptschlagader<br />

Europas wird – und nicht zuletzt auch zu<br />

einer der europäischen Weinkultur.<br />

In den Kellern von Schloss Reichenau wird<br />

eines der beiden Grundthemen des Rheinweins<br />

zum ersten Mal gespielt: Denn Gian-<br />

Battista von Tscharner und sein Sohn<br />

Johann-Baptista sind vor allem bekannt für<br />

Pinot Noir von hoher Noblesse und Stoffigkeit.<br />

Die Burgunder, die sie von ihren Weinbergen<br />

in Graubündens Hauptstadt Chur<br />

und im weiter nördlich gelegenen Jenins keltern,<br />

sind starke Charaktere. Keine lieblichen<br />

Rheinweine, sondern gemacht für ein jahre-,<br />

wenn nicht jahrzehntelanges Flaschenlager.<br />

Es wird noch ein paar Flusskilometer dauern,<br />

bis das zweite Rheinweinmotiv, dasjenige<br />

des Rieslings, zum ersten Mal ertönt. Bei<br />

Fläsch, etwa 30 Kilometer näher an der<br />

Mündung des Rheins in den Bodensee, pflegen<br />

Martha und Daniel Gantenbein eine<br />

kleine Rieslinganlage. Doch der Riesling ist<br />

an diesem Flussabschnitt ein Exot. Die Burgundertraube<br />

hingegen ist fürs Rheintal des<br />

Kantons Graubünden so wesentlich, dass<br />

sich eine Winzergruppe sogar unter dem<br />

Begriff «Pinot Rhein» zusammengefunden<br />

hat. Aus ihren Weinbergen in Malans, Maienfeld<br />

und Fläsch keltern die Betriebe Liesch,<br />

Lampert und Adank ihre Trauben gemeinsam<br />

– für einen Burgunder, der den Geist der<br />

ersten Rhein-Etappe einfängt: mit Frucht und<br />

Tiefe – und mit einer Mischung aus alpiner<br />

Kühle und naturgegebener Grosszügigkeit.<br />

BODENSEE<br />

UND HOCHRHEIN<br />

Zwischen Bregenz und Sankt Margrethen<br />

mündet der Rhein in den Bodensee, nachdem<br />

er zuvor an den Weinbergen des<br />

Karte: Stefanie Hilgarth , Fotos: Mattias Nutt Photography, Siffert/weinweltfoto.ch, beigestellt<br />

32 falstaff jun <strong>2019</strong>


Fürs tentums Liechtenstein, an einigen Vorarlberger<br />

Wein-Exklaven sowie an den<br />

Sankt Galler Weinbergen bei Au vorübergeflossen<br />

ist. Bei Stein am Rhein mit seinen<br />

malerischen Rebbergen verlässt der Rhein<br />

den See wieder, um bald schon als eigenwilliger<br />

Mäander den Verlauf der deutschschweizerischen<br />

Landesgrenze durcheinanderzuwirbeln.<br />

An diesem Flussabschnitt<br />

führt der kürzeste Weg aus dem Kanton<br />

Schaffhausen in den Kanton Zürich über<br />

deutsches Staatsgebiet. Auch sonst ist die<br />

Grenze durchlässig: So keltert die Schaffhausische<br />

Gemeinde Diessenhofen ihren<br />

Stadtwein von den exzellent gelegenen Südhängen<br />

im deutschen Gailingen vis-à-vis –<br />

ein aus napoleonischer Zeit stammendes<br />

Gewohnheitsrecht macht es möglich.<br />

Typische Hochrhein-Weine kommen aus<br />

ebendiesem Gailingen mit seinem idyllischen<br />

Schloss Rheinburg und weiter aus<br />

Nack (Weingut Clauß) und Hohentengen<br />

(Engelhof) auf der deutschen Seite des<br />

Schlagbaums, aus Flurlingen (unweit des<br />

Rheinfalls), Rheinau und Eglisau am<br />

<strong>Schweiz</strong>er Ufer. Auch hier dominieren die<br />

Burgunder. Und die Winzer haben auch<br />

abseits des Rebbaus eine intensive Beziehung<br />

zu ihrem Gewässer: So war Urs Pircher,<br />

der stille Winzerstar aus Eglisau, in<br />

seiner Jugend ein erfolgreicher Ruderer und<br />

nahm sogar an einer Weltmeisterschaft teil.<br />

Steillage mit Blick auf den idyllischen Hochrhein:<br />

der Eglisauer Stadtberg. Hier bringt Urs Pircher<br />

fruchtgetragenen Pinot Noir hervor.<br />

><br />

VOM<br />

DREILÄNDERECK<br />

BIS ZUR ORTENAU<br />

Am Rheinknie bei Basel beginnt der Oberrheingraben,<br />

dessen Absenkung vor etwa<br />

50 Millionen Jahren Schwarzwald und<br />

Odenwald auf der einen Seite, Vogesen und<br />

Pfälzer Wald auf der anderen emporgehoben<br />

hat. Für den Weinbau bietet das milde Klima<br />

des Oberrheingrabens besonders förderliche<br />

Bedingungen: Wärme, Regenschatten<br />

und mineralische Böden an den Kanten des<br />

Grabenbruchs bilden einen Dreiklang, der<br />

die besten Weinbergslagen des Elsass sowie<br />

der badischen Anbaugebiete Markgräflerland,<br />

Breisgau und Ortenau bestimmt.<br />

Zudem schieben sich ganz im Süden, bei<br />

Basel, Weil und Efringen-Kirchen, Ausläufer<br />

des Juragebirges in den Rheingraben, was<br />

die kalkreiche Gegend abermals zu einem<br />

Burgunder-Dorado macht.<br />

Weiter im Norden beginnt dann nach und<br />

nach das Regiment des Rieslings, wobei sich<br />

der König der Weissweine auf der deutschen<br />

Seite des Rheins viel Zeit bis zu seinem Auftreten<br />

lässt: Erst bei Offenburg, in der Ortenau,<br />

nimmt der Riesling jene dominante Stellung<br />

ein, die er bis zum nördlichen Ende des<br />

Weinbaus am Rhein nicht mehr aus der<br />

Hand geben wird. Im Elsass hingegen schlägt<br />

er schon ganz im Süden bei Thann seine Pflöcke<br />

ein. Gegenüber, am anderen Rheinufer<br />

im deutschen Markgräflerland, dominiert ><br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

33


wein / DER RHEIN UND DER WEIN<br />

><br />

Silvia und Joachim Heger pflegen die Reben am Breisacher<br />

Eckartsberg, hier abgelichtet mit Kaiserstuhl im Hintergrund.<br />

im vom Schwarzwald beeinflussten, etwas<br />

feuchteren und kühleren Klima der Gutedel.<br />

Und wo Global Warming ausnahmsweise<br />

wohltuend spürbar wird, setzen die Winzer<br />

eher auf Burgunder als auf Riesling.<br />

Ein einheitliches Merkmal des Weinbaus<br />

zwischen Basel, Strassburg und Karlsruhe<br />

wiederum ist, dass es fast nirgendwo Reben<br />

direkt am Flussufer gibt: Denn dieses verläuft<br />

hier flach, und die Schwemmlandböden<br />

in den Flussauen sind für den Rebstock<br />

in aller Regel kein sonderlich wertvolles<br />

Substrat. So gibt es im ganzen Elsass keine<br />

Reben mit Flussblick. Auch auf der badischen<br />

Seite sind sie äusserst rar. Eine Ausnahme<br />

bildet der Breisacher Eckartsberg,<br />

der durch die Vulkanaktivität des Kaiserstuhls<br />

entstand und sich direkt an den Fluss<br />

schmiegt. Auch der Kaiserstuhl selbst<br />

besitzt in der Sasbacher Lage Limburg<br />

einen solchen Vorposten. Beide Lagen sind<br />

vor allem mit Burgundern bestockt.<br />

RHEINHESSEN<br />

Ab Höhe Karlsruhe flussabwärts ist auch<br />

das linke Rheinufer deutsch – hier grüssen<br />

aus der Ferne die Weinberge der Pfalz, am<br />

rechten Ufer diejenigen der Bergstrasse. Der<br />

erste nah am Fluss gelegene weinbauliche<br />

Hotspot dieses Flussabschnitts ist Worms<br />

mit dem Weinberg des Liebfrauenstift-Kirchenstücks.<br />

Der ganze Weinberg liegt auf<br />

Flusssedimenten – aber nicht auf dem üblichen<br />

Schwemmland, sondern auf einer<br />

wertvollen Vielfalt von Geröllen und Verwitterungsprodukten.<br />

Denn unweit dieser<br />

Stelle beginnt der Übergang vom Graben<br />

der Oberrheinischen Tiefebene ins Rheinische<br />

Schiefergebirge.<br />

Da sich der Rhein seinen Weg durch den<br />

Stein erst bahnen musste, verlangsamte sich<br />

sein Fluss, und er hat in Jahrmillionen<br />

immer wieder an derselben Stelle Ballast<br />

abgeworfen. So entstand ein ganz besonderes<br />

Terroir. Der Ruhm des Liebfrauenstift-<br />

Rieslings wurde zum Vorbild der «Liebfrauenmilch».<br />

Doch in Sachen Komplexität,<br />

Gaumenstruktur und Langlebigkeit spielt<br />

das (trocken ausgebaute) Original in einer<br />

komplett anderen Liga als die kitschige Imitation<br />

aus dem Supermarkt. Der echte Liebfrauenstift-Riesling<br />

kann sich mühelos mit<br />

den Grands Crus messen, die ein paar Kilometer<br />

weiter am Roten Hang auf «rotliegendem»<br />

Tonschiefer wachsen. Lagen wie<br />

Hipping, Pettenthal und Rothenberg und<br />

Weingüter wie Gunderloch, Kühling-Gillot,<br />

Sankt Antony, Heyl zu Herrnsheim und ein<br />

Dutzend weitere sind weltweit ein Begriff.<br />

Hier, in den Orten Oppenheim, Nierstein<br />

und Nackenheim, beginnt sich zudem auch<br />

die rheinische Hochkultur der edelsüssen<br />

Weine erstmals in voller Pracht zu zeigen:<br />

Die Trockenbeerenauslesen aus dem<br />

Nackenheimer Rothenberg, die Fritz Hasselbach<br />

vom Weingut Gunderloch in den<br />

1990er- und 2000er-Jahren erzeugt hat,<br />

zählen zu den grossen deutschen Wein-<br />

Legenden der letzten Dekaden.<br />

RHEINGAU<br />

Kurz nach dem Zufluss des Mains beginnt<br />

der Rhein seine Richtung zu ändern: Statt<br />

wie fast während seines ganzen Verlaufs von<br />

Süden nach Norden zu fliessen, fliesst er<br />

zwischen Wiesbaden und Bingen von Osten<br />

nach Westen. Diese geografische Konstellation<br />

hat zur Folge, dass die direkt am Fluss<br />

liegenden Weinberge nach Süden blicken.<br />

Dabei ist es genau genommen ein Zweiklang<br />

von Lagen, der den Rheingau auszeichnet:<br />

Die «Berglagen» befinden sich vom Fluss<br />

zurückversetzt in der Höhe, sie werden vom<br />

Am Roten Hang schaffen<br />

Carolin Spanier-Gillot<br />

und H. O. Spanier mit<br />

biodynamischen Methoden<br />

Spitzenriesling, so in der<br />

Niersteiner Lage Hipping.<br />

Karte: Stefanie Hilgarth, Fotos: Roland Krieg Fotodesign, Baschi Bender, Karte: Stefanie Hilgarth, Fotos: David Weimann, beigestellt<br />

34 falstaff jun <strong>2019</strong>


nahen Taunus gekühlt und sind in der<br />

Regel, wie der berühmte Steinberg bei Hattenheim,<br />

der Kiedricher Gräfenberg oder<br />

der Rauenthaler Nonnenberg, von gesteinsreichen<br />

Böden aus Phyllitschiefer geprägt.<br />

Die Rhein-nahen Lagen wiederum profitieren<br />

von der Wärme, die der Fluss spendet.<br />

Die berühmteste von ihnen ist die Erbacher<br />

Lage Marcobrunn, deren majestätische<br />

Rieslinge geradezu Schmelz besitzen und<br />

dennoch die stahlige Rheingau-Art nicht<br />

vermissen lassen.<br />

Eine Besonderheit des Rheingaus stellt<br />

die Rhein-Insel Mariannenaue dar, die den<br />

Orten Erbach und Hattenheim gegenüber<br />

liegt. Hier wachsen die Reben nicht am<br />

Rhein, sondern wirklich mitten im Fluss:<br />

Auf 24 Hektaren gedeihen auf der Insel vor<br />

allem Weissburgunder, Chardonnay und<br />

Sauvignon Blanc. Gekeltert werden die Weine<br />

am Festland, in den Kellern von Schloss<br />

Reinhartshausen. Das gegenüberliegende<br />

rheinhessische Rhein-Ufer übrigens ist frei<br />

von Weinbergen, allerdings liegen die Spitzenlagen<br />

Ingelheims und Bingens nur wenige<br />

Kilometer landeinwärts.<br />

Ganz am westlichen Ende des Rheingaus<br />

befindet sich die wohl spektakulärste Lage<br />

des ganzen Gebiets: Der steil zum Rhein<br />

abfallende Rüdesheimer Berg vereint die<br />

Eigenschaften einer Berglage mit denjenigen<br />

der Flussnähe. In all seinen Teilstücken<br />

(Schlossberg, Roseneck, Rottland und Kaisersteinfels)<br />

und in jeder Geschmacksrichtung<br />

bringt dieses weinbauliche Monument<br />

Riesling von sagenhafter Mineralität und<br />

Langlebigkeit hervor. In Assmannshausen,<br />

einem Ort weiter flussabwärts, beginnt sich<br />

der Rhein wieder nach Norden und seinem<br />

Ziel Nordsee zuzuwenden. Hier erlangt der<br />

Spätburgunder so grosse Individualität, dass<br />

er den Riesling komplett verdrängt hat. Der<br />

Schieferboden in den Steilhängen und ein<br />

Bestand uralter Reben schaffen Burgunder-<br />

Originale von höchster Eleganz.<br />

MITTELRHEIN<br />

Der nächste Ort flussabwärts, Lorch,<br />

gehört weinrechtlich noch zum Rheingau,<br />

doch stilistisch haben die hier wachsenden<br />

Rieslinge mehr mit Bacharach oder Oberwesel<br />

gemein als mit Rüdesheim oder Hattenheim.<br />

Der Riesling des Mittelrheins hat<br />

nicht das Prestige des Rheingaus oder der<br />

Theresa Breuer nennt einige der<br />

besten Parzellen im Rüdesheimer<br />

Berg ihr Eigen – von hier kommen<br />

Rieslinge in geradezu abstrakter,<br />

zeitloser Schönheit.<br />

Mosel, doch qualitativ steht er nicht<br />

zurück. Weingüter wie Jost und Ratzenberger,<br />

Kauer, Lanius-Knab, Weingart, diverse<br />

Zweige der Familie Lambrich oder Matthias<br />

Müller erzeugen mineralische, schieferwürzige<br />

Weine von trocken bis edelsüss.<br />

Auch im Mittelrhein gibt es übrigens einen<br />

Insel-Weinberg: Der Winzer Friedrich Bastian<br />

pflegt zwei Hektaren Riesling auf der<br />

Insel Heyles’en Werth. Da Bastian zugleich<br />

ein studierter Bariton ist, kann man auf dieser<br />

Rheininsel auch Konzerte erleben!<br />

Mit seinen Burgen, mit der Loreley und<br />

dem Status als UNESCO-Weltkulturerbe ist<br />

dieser Flussabschnitt Inbegriff der Rhein-<br />

Romantik. Ob sich die Touristen auf den<br />

Ausflugsschiffen beim Genuss eines Bechers<br />

Rheinwein klarmachen, welch grosse Mühe<br />

die Handarbeit in den Steilhängen links<br />

und rechts erfordert? Lange Zeit ging die<br />

Rebfläche am Mittelrhein stetig zurück –<br />

ein Trend, der erst in den letzten Jahren zum<br />

Stehen gekommen ist. Inzwischen werden<br />

sogar wieder die ersten Brachen rekultiviert,<br />

und es sind neue Betriebe entstanden, wie<br />

das Weingut Lithos des Deutsch-Griechen<br />

Christos Christian Theodoropoulos.<br />

Das Anbaugebiet Mittelrhein zieht sich<br />

mit einigen Unterbrechungen, mal rechtsrheinisch,<br />

mal linksrheinisch, noch weiter<br />

bis zur Moselmündung bei Koblenz. Nördlich<br />

von Koblenz findet man nur noch sehr<br />

sporadisch Reben am einen oder anderen<br />

Steilhang, etwa bei Leutesdorf (Weingut<br />

Josten & Klein). Den Schlusspunkt setzen<br />

die Weinberge am Drachenfels bei Königswinter.<br />

Hier, bereits im Bundesland Nordrhein-Westfalen<br />

und schon vor den Toren<br />

Bonns, ist der junge Felix Pieper mit Feuereifer<br />

(und grossem Erfolg) daran nachzuweisen,<br />

dass sein nördlicher Standort mitnichten<br />

ein Nachteil sein muss.<br />

Setzt mit Riesling (und<br />

Spätburgunder) den<br />

nördlichen Schlusspunkt<br />

des Rheinweins:<br />

Felix Pieper,<br />

Königswinter.<br />

><br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

35


wein / RHEIN<br />

TASTING<br />

INFO<br />

WEITERE BEWERTUNGEN<br />

UND BESCHREIBUNGEN<br />

FINDEN SIE SIE AB<br />

AB SEITE 172. 148.<br />

BEST OF RHEINWEIN<br />

96<br />

95<br />

95<br />

2017 NACKENHEIM<br />

ROTHENBERG RIESLING GG<br />

WEINGUT Gunderloch<br />

Nackenheim (Rheinhessen)<br />

Extrem terroirgeprägt im Duft,<br />

kräuterwürzig, Kümmel und Anis,<br />

eingelegtes Kraut, noch «wild»,<br />

aber mit ungemeiner Vielschichtigkeit.<br />

Dicht und fokussiert am Gaumen,<br />

sehnige Athletik, mineralische<br />

Energie, selbstbewusste Säure,<br />

enormes Potenzial. Der Rote Hang<br />

unter Starkstrom.<br />

boucherville.ch<br />

CHF 45,–<br />

2016 OESTRICH DOOSBERG<br />

RIESLING GG<br />

Peter Jakob Kühn<br />

Oestrich (Rheingau)<br />

Auffälliges Duftbild mit Apfel,<br />

Cidre, Pfeffer und Wermutkraut,<br />

am Gaumen selbstbewusst und<br />

unkonventionell, athletischer<br />

Körper mit guter Muskulatur,<br />

zielstrebige Säure, dicht und<br />

eng verwoben, unkonventionell<br />

und aus einem Guss, grosses<br />

Potenzial.<br />

gerstl.ch<br />

CHF 44,–<br />

2015 CHARDONNAY<br />

Gantenbein, Fläsch (GR)<br />

(Alpenrhein, CH)<br />

Filigranes, höchst elegantes<br />

Bukett mit feiner Agrumenaromatik,<br />

dazu feinwürzige<br />

Anklänge vom Holz, sehr gut<br />

eingebunden. Am Gaumen straffe<br />

Struktur, wunderschöne Säure,<br />

vielschichtig, komplex und mit<br />

langem Abgang ausgestattet.<br />

Ein Weltklasse-Chardonnay<br />

aus der <strong>Schweiz</strong>.<br />

vinpark.ch<br />

CHF 181,–<br />

96<br />

95<br />

94<br />

2016 RÜDESHEIM PINOT NOIR S<br />

QBA TROCKEN<br />

Bischöfliches Weingut<br />

Rüdesheim (Rheingau)<br />

Wacholder, balsamische Noten,<br />

Rote Johannisbeeren. Am Gaumen<br />

mit enormer Dichte, schwerelos<br />

inszeniert, ein Brocken, kraftvolles<br />

Tannin, geschmeidig grundiert. Tief<br />

mineralisch, immens komplex, vereint<br />

Gegensätze: Geschmeidigkeit<br />

und Festigkeit, Kühle und Wärme,<br />

Spannung und Grosszügigkeit.<br />

wyyparadiesli.ch<br />

CHF 37,–<br />

2015 «JASPIS» PINOT NOIR<br />

LANDWEIN TROCKEN<br />

Weingut Ziereisen, Efringen-<br />

Kirchen (Baden/Oberrhein)<br />

Hefe und Wildkirsche, noch<br />

verschlossen. Am Gaumen ist<br />

ein weit gefasster Körper bis<br />

zum Rand mit feinkörnigem<br />

Tannin ausgefüllt. Dennoch<br />

bleibt der Wein entspannt,<br />

mit fruchtiger Wärme und<br />

ohne jede Adstringenz. Grosse<br />

Länge, mineralische Tiefe.<br />

ullrich.ch<br />

CHF 49,–<br />

2017 BACHARACH IM HAHN<br />

RIESLING GG<br />

Toni Jost Toni Hahnenhof<br />

Bacharach (MIttelrhein)<br />

Ein reicher Früchtekorb im Duft, tropisch:<br />

Passionsfrucht, Mango, kandierte<br />

Ananas, pfeffrig. Schwingt<br />

am Gaumen vom Schmelz zur Tiefe,<br />

von reicher Frucht zur Schieferwürze,<br />

von der Seidigkeit zum Nerv. Ist<br />

jetzt schon mit Freude zu trinken,<br />

wird aber auch sehr gut – und lange<br />

Jahre – reifen.<br />

tonijost.de<br />

ca. CHF 26,–<br />

96<br />

95<br />

94<br />

2017 NACKENHEIM<br />

ROTHENBERG RIESLING GG<br />

WURZELECHT<br />

Kühling-Gillot<br />

Bodenheim (Rheinhessen)<br />

In der Nase Rauch, Schiefer, Feuerstein,<br />

Mineralik pur. Dazu satte Zi -<br />

trusfrucht und Papaya, ungemein<br />

klar und präzise. Am Gaumen<br />

immense Fülle, phenolisch, Steine,<br />

Rauch, enorme Tiefe. Ein Rieslingmonument,<br />

das erst ganz am<br />

Anfang seiner Entwicklung steht.<br />

kuehling-gillot.de<br />

ca. CHF 112,–<br />

2017 RÜDESHEIM BERG<br />

SCHLOSSBERG RIESLING<br />

TROCKEN<br />

Georg Breuer<br />

Rüdesheim (Rheingau)<br />

Noch sehr still und fast unscheinbar<br />

im Duft, Lindenblüte, Pfirsich. Am<br />

Gaumen seidig und mild, straff und<br />

dabei kultiviert, die hohe Dichte ist<br />

komplett in Feinheit aufgelöst,<br />

im Abgang baut sich dann mehr<br />

und mehr die taktile Mineralität<br />

auf. Subtil, fest, lang.<br />

im Fachhandel<br />

ca. CHF 135,–<br />

ADANK BRUT<br />

Weingut Adank, Fläsch (GR)<br />

(Alpenrhein, CH)<br />

Alpiner Schaumwein (aus weiss<br />

gekeltertem Pinot Noir) mit<br />

Überraschungsfaktor: klassisch<br />

anmutende Nase mit Noten von<br />

reifen Äpfeln, Agrumen sowie<br />

Hefe- und Röstnuancen. Am<br />

Gaumen von einer feinen Perlage<br />

geprägt. Überaus feiner, präziser<br />

Säurefaden. Langer, harmonischer<br />

Nachhall.<br />

adank-weine.ch<br />

CHF 36,–<br />

Fotos: beigestellt<br />

36 falstaff jun <strong>2019</strong>


EMMENTALER AOP / promotion<br />

EMMENTALER AOP:<br />

KÖNIG DER K ÄSE<br />

Konsumentinnen und Konsumenten<br />

perfekt. Denn ein Emmentaler AOP wird<br />

aus unbehandelter Rohmilch aus der<br />

Re gion hergestellt, die von Kühen stammt,<br />

die viel Auslauf haben und ausschliesslich<br />

mit frischem Gras und Heu gefüttert<br />

werden. Erfahrene Käser verarbeiten die<br />

Roh milch unmittelbar nach der Anlieferung<br />

in Handarbeit zu Käselaiben mit<br />

einem Durchmesser von 80 bis 100 Zentimetern<br />

und einem Gewicht von 75 bis<br />

120 Kilogramm.<br />

GESUNDE VORTEILE FÜR<br />

JEDEN GESCHMACK<br />

Fotos: beigestellt<br />

Sanfte Hügel mit grasenden Kühen, stattliche Bauernhäuser<br />

und am Horizont die schneebedeckten Gipfel der<br />

Berner Alpen: Das Emmental ist ein «Schatztruckli».<br />

Und die Heimat des Emmentaler AOP.<br />

Die Käseherstellung im Emmental<br />

reicht bis ins 12. Jahrhundert<br />

zurück. Anfangs wurde<br />

der Emmentaler AOP nur im<br />

Sommer auf der Alp und in kleinen Mengen<br />

hergestellt, bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />

die ersten Talkäsereien entstanden<br />

und sich das Produktionsgebiet ausdehnte.<br />

Der einzig wahre Emmentaler<br />

Käse trägt das Prädikat «AOP». Die Abkürzung<br />

steht für «Appellation d’Origine<br />

Protégée», was «geschützte Ursprungsbezeichnung»<br />

bedeutet. Dieses Label ist<br />

Qualitätsprodukten vorbehalten, die im<br />

Ursprungsgebiet erzeugt, verarbeitet und<br />

veredelt worden sind. Den echten Emmentaler<br />

AOP erkennt man an der Käsereimarke<br />

mit der Käsereinummer auf der<br />

Laibetikette. So kann man jeden Laib bis<br />

zu seinem Ursprungs- und Produktions ort<br />

zurückverfolgen.<br />

AUS NATÜRLICHEN ZUTATEN<br />

TRADITIONELL HERGESTELLT<br />

Auch heute wird der Emmentaler AOP in<br />

liebevoller Handarbeit in rund 120 Käsereien<br />

nach jahrhundertealter Originalrezeptur<br />

hergestellt. Als natürliches, nachhaltig<br />

produziertes Premium-Produkt<br />

erfüllt er die Anforderungen bewusster<br />

Die Laibe reifen anschliessend mindestens<br />

120 Tage auf natürliche Weise im Käsekeller.<br />

Während der Lagerung entstehen dann<br />

auch die typischen, weltbekannten Löcher.<br />

Abhängig vom jeweiligen Reifegrad weisen<br />

die Emmentaler AOP differenzierte Geschmacksprägungen<br />

auf. Mit acht verschiedenen<br />

Sorten und unterschiedlichen Aromen<br />

von mild-nussig bis kräftig-würzig<br />

trifft der Emmentaler AOP bei jedem Käsefan<br />

die Geschmacksnerven. Übrigens<br />

schmeckt der König der Käse nicht nur hervorragend,<br />

er ist auch gesund: Der Emmentaler<br />

AOP ist ein erstklassiger Kalziumlieferant<br />

sowie mit circa 0,5 Gramm Salz pro<br />

100 Gramm äusserst salzarm. Zudem enthält<br />

er die Vitamine A, D, B2 sowie B12<br />

und ist durch die verhältnismässig lange<br />

Reifung laktosefrei. So gesund schmeckt<br />

Tradition – und dies seit gut 800 Jahren!<br />

INFO<br />

Weitere Informationen zum Emmentaler AOP:<br />

emmentaler.ch<br />

In der Emmentaler Schaukäserei in<br />

Affoltern i. E. kann man die Herstellung<br />

des berühmtesten <strong>Schweiz</strong>er Käses hautnah<br />

miterleben: emmentaler-schaukaeserei.ch<br />

jun <strong>2019</strong> falstaff<br />

37


wein / HEIDA<br />

EINE SORTE,<br />

ZWEI<br />

GESICHT<br />

Fotos: Olivier Maire<br />

38 falstaff jun <strong>2019</strong>


Visperterminen: Der höchste<br />

Weinberg Europas und eines<br />

der wichtigsten Terroirs für<br />

die Rebsorte Heida.<br />

Lange wusste man nicht, dass es sich beim opulenten<br />

<strong>Schweiz</strong>er Heida um die Rebsorte Savagnin Blanc aus dem<br />

Jura handelt. Eine Sorte, die in den letzten Jahren unter<br />

Weinliebhabern weltweit grosse Aufmerksamkeit erlangte –<br />

durch Weine von grosser Frische und Eleganz. Genau diese<br />

Attribute suchen nun auch einige <strong>Schweiz</strong>er Winzer.<br />

TEXT DOMINIK VOMBACH UND BENJAMIN HERZOG<br />

ER<br />

Mythen halten sich lange.<br />

Vor allem in der Weinwelt,<br />

scheint es. Noch immer ist<br />

vielen Weinliebhabern und<br />

-experten beispielsweise<br />

nicht bewusst, dass es sich bei der vermeintlich<br />

einheimischen Rebsorte Heida um<br />

nichts anderes als Savagnin Blanc aus dem<br />

französischen Jura handelt. Jene Sorte, die<br />

unter anderem Basis des berüchtigten Vin<br />

Jaune ist und unter den Weinhipstern dieser<br />

Welt seit einigen Jahren – wenn von bestimmten<br />

Winzern produziert – Ohnmachtsanfälle<br />

auslöst. In der <strong>Schweiz</strong> sind<br />

wir hiervon weit entfernt, auch wenn eine<br />

deutlich gestiegene Nachfrage oder zumindest<br />

Produktionsfläche zu verzeichnen ist.<br />

«Seit den 1990er-Jahren hat sich die Rebfläche<br />

nahezu verzehnfacht. Heute liegen<br />

wir bei schweizweit knapp 200 Hektaren»,<br />

berichtet Michael Hock, der Produktionsleiter<br />

der St. Jodern Kellerei in Visperterminen.<br />

Alleine 187 Hektaren davon liegen im<br />

Wallis, danach folgt die Waadt mit 28 Hektaren<br />

auf Platz zwei. Auch im Tessin, in Zürich,<br />

dem Thurgau und in Neuchâtel wird<br />

die Sorte kultiviert, jedoch nur in Kleinstparzellen.<br />

Wann genau der Heida oder<br />

Païen, wie er im Unterwallis genannt wird,<br />

in die <strong>Schweiz</strong> kam, lässt sich nicht abschliessend<br />

beantworten. Die erste urkundliche<br />

Erwähnung des «Heyda» jedoch<br />

stammt aus Visp und vom 29. November<br />

1586. Im Vispertal war die Rebsorte seit<br />

jeher präsent. Hock vermutet sogar, dass<br />

sich hier ein eigener Klon entwickelte.<br />

Denn, vergleiche man die Trauben von alten<br />

Heidastöcken mit neueren Savagnin-<br />

Blanc-Pflanzungen, liesse sich ein markanter<br />

Unterschied feststellen. Die Trauben der<br />

neueren Stöcke zeigen sich deutlich grüner<br />

in der Farbe – im Gegensatz zu den goldgelben<br />

der alten Pflanzungen. Mit dem Anstieg<br />

der Anbaufläche sank auch die Qualität,<br />

denn wie bei vielen anderen Sorten setzte<br />

man auch beim Heida im Wallis lange Zeit<br />

viel zu sehr auf hohen Ertrag. Diese Zeiten<br />

sind längst vorüber, auch bei der St. Jodern<br />

Kellerei, die für <strong>Schweiz</strong>er Heida-Liebhaber<br />

so etwas wie das Mekka der Rebsorte zu<br />

sein scheint.<br />

OPULENZ UND STRUKTUR<br />

Auf dem höchsten Rebberg Europas produziert<br />

die Genossenschaft mit ihren über<br />

600 Winzern Tropfen, die sich vor allem<br />

durch ihre Opulenz und Struktur auszeichnen.<br />

«Wir produzieren sicherlich den kräftigsten<br />

Heida in der Gegend. Geht man ins<br />

Unterwallis, zeigt sich die Sorte schon ganz<br />

anders, weniger strukturgeprägt, frischer<br />

und eher wie ein klassischer Weisswein.<br />

Unser Stil kennzeichnet sich durch den biologischen<br />

Säureabbau und die Mineralität.<br />

Das ist unsere Abgrenzung in der Region,<br />

und genau das suchen unsere Kunden», erzählt<br />

Hock. Vergleicht man diese Weine mit<br />

jenen aus dem Ursprungsgebiet der Rebsorte,<br />

dem Jura, zeigen sich frappante Unterschiede,<br />

denn dort sind sie in der Regel von<br />

einer intensiven Säure geprägt, wirken filigran<br />

und leicht. Struktur hat für jurassische<br />

Winzer, so scheint es, weniger mit Opulenz<br />

als mit der angesprochenen Säure zu tun.<br />

Die Unterschiedlichkeit mag sicherlich am<br />

Gebiet liegen. Während Visperterminen von<br />

Schiefersand geprägt ist, dominieren im<br />

Jura Kalkböden. Ganz zu schweigen vom<br />

Klima, das im Jura deut lich kälter und von<br />

mehr Niederschlägen geprägt ist als im<br />

Wallis. Interessanterweise trifft die Filigranität<br />

der jurassischen Weine den aktuellen,<br />

sagen wir einmal progressiven Zeitgeist,<br />

während die schweren Heida aus dem<br />

Wallis teils etwas altbacken und zu<br />

<<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

39


wein / HEIDA<br />

Die Stilfrage – ob frisch oder kräftig – stellt sich<br />

für die St. Jodern Kellerei beim Heida nicht.<br />

«Seit den 1990er-Jahren hat sich<br />

die Rebfläche nahezu verzehnfacht.<br />

Heute liegen wir schweizweit bei<br />

knapp 200 Hektaren.»<br />

MICHAEL HOCK Produktionsleiter der St. Jodern Kellerei<br />

schwerfällig wirken. Egal wo der Savagnin<br />

aber gedeiht, er besitzt grosses Reifepotenzial.<br />

Auch etwas, das viele Weinliebhaber<br />

hierzulande gar nicht vermuten. Wer sich davon<br />

überzeugen möchte, sollte einmal die älteren<br />

Jahrgänge von Josy Chanton aus Visp<br />

verkosten. Weine, die man getrost für sein<br />

Pensionierungsfest oder den 18. Geburtstag<br />

des Nachwuchses einkellern kann.<br />

<<br />

ZU VIEL SCHMINKE<br />

Die <strong>Schweiz</strong>er Weinjournalistin Chandra<br />

Kurt produziert seit etwa zehn Jahren gemeinsam<br />

mit der Walliser Provins mehrere<br />

Weine, darunter ein Heida. «Zu Anfang unserer<br />

Zusammenarbeit staunte ich darüber,<br />

dass die Traube im Wallis überschminkt und<br />

zu süss ausgebaut wird. Für mich ein Indiz<br />

dafür, dass man etwas schon zu lange macht,<br />

denn dann trägt man gerne zu viel Schminke<br />

auf», erzählt sie uns bei unserem Gespräch.<br />

Heida zeichnet sich ihrer Ansicht nach vor<br />

allem durch die strukturierende Säure und<br />

schöne Aromatik aus. Genau diese Raffinesse<br />

sollte man ihrer Ansicht nach mehr fokussieren.<br />

Deshalb wird der Heida ihrer Collection<br />

Chandra Kurt auch ohne biologischen<br />

Säureabbau und ohne Holz als frischer, rassiger<br />

Weisswein ausgebaut. Ein Gegenstück<br />

zum klassischen, voluminösen Heida, der bei<br />

den <strong>Schweiz</strong>ern so beliebt zu sein scheint.<br />

Michael Hock jedenfalls berichtet, dass der<br />

Absatz bei Weitem noch nicht ausgeschöpft<br />

ist: «Wir können leider hier oben nicht mehr<br />

anbauen und müssen eher darauf achten,<br />

dass wir alle Kunden befriedigen können.»<br />

Genau da sieht Kurt das Problem, denn ihrer<br />

Meinung nach wird das Potenzial der Sorte<br />

im Wallis nicht gänzlich ausgeschöpft. «Die<br />

Walliser liegen meiner Ansicht nach unter ihren<br />

Möglichkeiten, was den Heida angeht,<br />

unter anderem, weil sie wie viele andere<br />

Winzer bisher nicht exportieren mussten»,<br />

erzählt Kurt. In ihrer Wahrnehmung gibt es<br />

mittlerweile jedoch immer mehr Winzer in<br />

der <strong>Schweiz</strong>, die Frische und Filigranität<br />

beim Heida suchen. Gleichzeitig wächst ihrem<br />

Empfinden nach jedoch auch die Zahl<br />

jener Winzer, die auf massentaugliche, gefällige<br />

Süsse setzen. «Ich finde diese Entwicklung<br />

problematisch, weil der Restzuckergehalt<br />

auf dem Etikett nicht ausgewiesen werden<br />

muss. So weiss man niemals wirklich,<br />

was einen erwartet», gibt Kurt zu bedenken.<br />

FRISCHE GESUCHT<br />

Nicht nur der Heida, den die Provins<br />

gemeinsam mit Chandra Kurt produziert,<br />

weicht von dem klassischen, opulenten Bild<br />

ab. Seit geraumer Zeit findet sich im Sortiment<br />

der grössten <strong>Schweiz</strong>er Genossenschaft<br />

ein weiterer Tropfen, der mit dem alten Bild<br />

aufräumt. Der Heida du Chapitre gedeiht<br />

auf magerem Schieferboden und wird in<br />

Amphoren ausgebaut. Das scheint der Sorte<br />

zu gefallen. Vermutlich auch, weil die<br />

Amphoren mehr Sauerstoffeintrag im Wein<br />

zulassen, eine Technik, die im französischen<br />

Jura mit dem oxidativen Ausbau im halbvollen<br />

Fass auf die Spitze getrieben wird. Mit<br />

derartigen Methoden zu spielen, können sich<br />

weder Hock noch Kurt vorstellen. Denn jene<br />

Weine, geprägt von der sherryesken Nase,<br />

gehören ihrer Meinung nach in den Jura,<br />

aber nicht unbedingt in die <strong>Schweiz</strong>. «Ich<br />

persönlich bin kein Fan davon. Im Jura<br />

Fotos: ThomasAndenmatten, OLIVIER MAIRE, Siffert/weinweltfoto.ch, philipp rohner, beigestellt<br />

40 falstaff jun <strong>2019</strong>


entwickelte sich, genau wie bei uns, eine<br />

eigene Kultur rund um den Savagnin. Wir<br />

haben unsere eigene Geschichte, und ich<br />

finde, der Stil sollte nicht kopiert werden.<br />

Wir könnten unseren Heida auch etwas<br />

frischer machen oder oxidativ ausbauen<br />

aber ich schätze es viel mehr, wenn jemand<br />

zu uns kommt und sagt: ‹Ich möchte genau<br />

euren Wein – weil er einzigartig ist›»,<br />

berichtet Hock.<br />

Etwas weiter nördlich, in der Region Neuenburg,<br />

sieht man diese Tradition etwas<br />

anders. Noch bevor der Chasselas die dominante<br />

weisse Sorte in der Region wurde, soll<br />

Savagnin Blanc hier eine bedeutende Rolle<br />

gespielt haben. Beim Weingut Maison Carrée<br />

verschreibt man sich genau dieser Tradition<br />

und produziert einen reinsortigen<br />

Savagnin, der vor allem durch seine Lebendigkeit<br />

und Kraft besticht, geschmacklich<br />

gesehen fernab des Wallis.<br />

Ähnliches macht der Waadtländer Ausnahmewinzer<br />

Bernard Cavé. Zu Beginn seiner<br />

Karriere war er als beratender Önologe<br />

aktiv und verkostete Weine aus der ganzen<br />

Welt. Es war allerdings kein Savagnin, sondern<br />

ein Gamay, der ihm die Augen öffnete.<br />

«Bei einer Verkostung kam neben vielen<br />

Klassikern aus Bordeaux auch ein Morgon<br />

von Marcel Lapierre auf den Tisch. Der<br />

Wein war im Vergleich ganz anders – natürlich<br />

trinkbar und nicht auf Grösse getrimmt,<br />

das hat mich beeindruckt.» Klar, einen erstklassigen<br />

Gamay keltert Cavé auch, doch<br />

sein Savagnin Blanc, den er in Kleinstmengen<br />

produziert, gehört vermutlich zu den<br />

grössten Weissweinen des Waadtlandes. Dieser<br />

gedeiht im Chablais bei Bex – vom Wallis<br />

trennt den Rebberg also lediglich eine Bergkette.<br />

Der Wein verfügt zwar über einen<br />

hohen Alkoholgehalt, aber auch über eine<br />

ebenso hohe Säure – fast wie im Jura. Laut<br />

Cavé ist das der Ausdruck der Sorte in dieser<br />

bestimmten Lage. Savagnin weiss das Terroir<br />

auszudrücken – ein Merkmal aller grossen<br />

Weine. Dennoch bleibt die Sorte im Waadtland<br />

ein Geheimtipp. Ganz anders im Jura:<br />

Hier schaffte es der Savagnin, sich auch ausserhalb<br />

der Landesgrenzen einen hervorragenden<br />

Ruf zu verschaffen, und mutierte zu<br />

einem wahren Verkaufsschlager. Die besten<br />

Weine sind nur unter grossen Anstrengungen<br />

zu beziehen. Der <strong>Schweiz</strong>er Heida ist wie<br />

alle unsere Weine vor allem hierzulande<br />

bekannt. «Das ist schade. Ich war vor Kurzem<br />

erst mit der Provins in New York, und<br />

der Heida kommt bei den ausländischen<br />

Weingeniessern sehr gut an. Eben weil es<br />

sich um Savagnin Blanc handelt und die<br />

Leute diese Sorte kennen und verstehen»,<br />

erzählt Chandra Kurt. Auch Hock sieht hier<br />

noch grosses Potenzial.<br />

Die St. Jodern Kellerei möchte Visperterminen<br />

als Heida Grand Cru etablieren und<br />

ihm damit den Weg ins Ausland ebnen.<br />

Wohin die Reise des Heida in Zukunft geht?<br />

Wir werden sehen. <<br />

Bernard Cavé orientiert sich bei der<br />

Vinifizierung des Savagnin am Jura.<br />

«Zu Anfang unserer Zusammenarbeit staunte ich darüber, dass<br />

die Traube im Wallis überschminkt und zu süss ausgebaut wird.<br />

Für mich ein Zeichen, dass man etwas schon zu lange macht,<br />

denn dann trägt man gerne zu viel Schminke auf.»<br />

CHANDRA KURT Weinjournalistin<br />

Chandra Kurt<br />

produziert seit<br />

etwa zehn<br />

Jahren<br />

gemeinsam<br />

mit der<br />

Provins einen<br />

eigenen Heida.<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

41


wein / SAVAGNIN BLANC<br />

BEST OF<br />

SAVAGNIN BLANC<br />

94<br />

93<br />

92<br />

SAVAGNIN BLANC 2017<br />

Maison Carrée, Neuenburg<br />

Komplexes Bukett mit Noten<br />

von Melisse, Agrumen und<br />

mineralischen Anklängen. Dazu<br />

Anklänge von süssem Gebäck.<br />

Am Gaumen geradlinig, elegant,<br />

saftige Säure und wunderbar<br />

salzige Mineralität sowie<br />

Kräuterwürze im Abgang.<br />

vinothek-brancaia.ch<br />

CHF 23,80<br />

PAÏEN LARMES DU TERROIR 2017<br />

Claudy Clavien, Wallis<br />

Komplexes Bukett, das zwischen<br />

Frucht und Würze balanciert.<br />

Salzzitrone in der Nase, dazu florale<br />

Noten, gelbes Steinobst und<br />

Anklänge von Nelke. Am Gaumen<br />

wirkt der Tropfen frisch, trotz<br />

gehörig Kraft, ausbalanciert, präzise<br />

und saftig.<br />

claudy-clavien.ch<br />

CHF 23,–<br />

HEIDA DE VEX CLOS DE LA<br />

COUTA 2015<br />

Jean-Réne Germanier, Wallis<br />

Intensives Bukett mit viel Zitrus,<br />

gelben Früchten und mineralischen<br />

Anklängen. Am Gaumen straff,<br />

leicht, spritzig und harmonisch ausbalanciert.<br />

Im Abgang eine feine,<br />

mineralische Frische, die lange am<br />

Gaumen bleibt.<br />

jrgermanier.ch<br />

CHF 26,–<br />

94<br />

93<br />

92<br />

HEIDA VISPERTERMINEN 2015<br />

St. Jodern Kellerei, Wallis<br />

Vielschichtige Nase mit feinen<br />

Noten von Honig, Zitrus, Quitte und<br />

nussigen Anklängen. Am Gaumen<br />

von kräftiger Statur, intensive<br />

Fruchtnoten, weiche, schmeichelnde<br />

Säure. Langer salzig-mineralischer<br />

Abgang. Ein monumentaler,<br />

kräftiger Heida.<br />

jodernkellerei.ch<br />

CHF 43,–<br />

HEIDA CHAPITRE 2017<br />

Provins, Wallis<br />

Aromatisches Bukett mit<br />

Zitrusnoten, reifem Apfel und<br />

würzigen Anklängen. Am Gaumen<br />

körperreich, mit klarer Frucht und<br />

tragender Säure. Langes, frisches,<br />

auf salzig-mineralische Noten<br />

endendes Finale. Eine interessante<br />

Interpretation.<br />

provins.ch<br />

CHF 34,–<br />

HEIDA COLLECTION CHANDRA<br />

KURT 2017<br />

Provins, Wallis<br />

In der Nase gelbe und exotische<br />

Früchte, dazu florale Anklänge von<br />

sommerlichem Heu sowie grünliche<br />

Noten. Am Gaumen geschmeidige<br />

Statur, Noten von exotischen Früchten,<br />

geschmeidig und elegant, mit<br />

mineralischem Abgang.<br />

provins.ch<br />

CHF 21,50<br />

94<br />

93<br />

92<br />

SAVAGNIN BLANC 2016<br />

Bernard Cavé, Waadt<br />

Intensive, einnehmende Nase<br />

mit Noten von kandierten<br />

Zitrusfrüchten, exotischen Nuancen<br />

und prägnanten Gewürznoten. Am<br />

Gaumen ausgeprägt mineralisch<br />

und von harmonischem Schmelz.<br />

Ein fast schon jurahafter Savagnin<br />

aus Aigle.<br />

bernardcavevins.ch<br />

CHF 38,–<br />

HEIDA NOBLES CÉPAGES 2017<br />

Domaine Villard et Fils, Genf<br />

Reife Fruchtaromatik in der Nase<br />

mit reifem Apfel, Birne und feinen<br />

Zitrusnoten. Dazu Noten von Waldhonig<br />

und ein Hauch Wiesenkräuter.<br />

Am Gaumen vollmundig, vielschichtige<br />

Aromen, passende Säure und<br />

ein äusserst langer Abgang mit<br />

mineralischen Anklängen.<br />

bonvin1858.ch<br />

CHF 23,50<br />

HEIDA GLETSCHERWEIN 2017<br />

Kellerei Chanton, Wallis<br />

In der Nase zeigen sich bei diesem<br />

Tropfen intensive Fruchtnoten mit<br />

Aprikose, Mango und Zitrusnoten.<br />

Dazu weisse Blüten. Am Gaumen<br />

dicht, kraftvoll, ohne anbiedernd zu<br />

wirken. Schöne Säurestruktur, aromatischer<br />

langer Abgang. Birgt<br />

grosses Reifepotenzial in sich.<br />

chanton.ch<br />

CHF 26,–<br />

Fotos: beigestellt<br />

42 falstaff juni <strong>2019</strong>


wein / WORLD CHAMPIONS<br />

SERIE: WORLD CHAMPIONS<br />

EIN DÄNE RO<br />

Pingus ist Kult – 1995 wurde der erste Jahrgang dieser Rotwein-Ikone abgefüllt, die nach<br />

dem Nickname ihres Schöpfers benannt wurde. Peter Sisseck, gebürtiger Däne, ist heute<br />

einer der renommiertesten Winzer Spaniens. Szenen einer eindrucksvollen Karriere.<br />

TEXT PETER MOSER<br />

44<br />

falstaff<br />

jun <strong>2019</strong><br />

Foto: thomas fuerer fotografie


CKT RIBERA<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

45


wein / WORLD CHAMPIONS<br />

Uralte Tempranillostöcke<br />

mit minimalen Erträgen<br />

sind die Basis für grosse<br />

Weine wie den Pingus.<br />

E<br />

ine Gasse in dem verschlafenen<br />

Dörfchen namens Quintanilla<br />

de Onésimo im spanischen<br />

Weinbaugebiet Ribera del<br />

Duero war Ausgangspunkt<br />

einer bis heute anhaltenden Erfolgsgeschichte.<br />

Hier reifen in einer kleinen, unscheinbaren<br />

Kellerei in unmittelbarer Nähe<br />

zum Fluss die Weine von Dominio de<br />

Pingus heran.<br />

Hier in der Calle Millán deutet äusserlich<br />

so gar nichts darauf hin, dass hinter diesen<br />

Mauern ein Rotwein schlummert, der die<br />

ganze Region, die stets im Schatten des Konkurrenten<br />

Rioja stand, mit einem Paukenschlag<br />

auf die internationale Weinbühne hob.<br />

Freilich gab es da schon Vega Sicilia, jenen<br />

aristokratischen Wein, der auch für Pingus<br />

als Role-Model Pate stand, doch Mitte der<br />

90er-Jahre war auch diese Weinlegende nur<br />

eine nationale Grösse. Zu internationaler<br />

Bedeutung gelangte Ribera del Duero erst<br />

durch den Weinkritiker Robert Parker und<br />

den Premierenwein des jungen, sehr talentierten<br />

Winzers mit wenig spanisch klingendem<br />

Namen Peter Sisseck. Und das kam so.<br />

ÜBER BORDEAUX NACH SPANIEN<br />

Sisseck wird 1962 in Kopenhagen in Dänemark<br />

geboren, wo er aufwächst. Mit dem<br />

Weinbau kommt er durch seinen Onkel<br />

Peter Vinding-Diers in Kontakt, der in<br />

Frankreich als Önologe arbeitet. Zunächst<br />

jobbt der junge Sisseck von 1983 bis 1985<br />

bei seinem Onkel auf Château Rahoul in<br />

Graves, danach absolviert er das Studium<br />

der Landwirtschaftslehre mit Abschluss als<br />

Agrar-Ingenieur an der Universität Bordeaux.<br />

Für ihn steht fest, der Wein ist seine<br />

Sache. «Darum habe ich mich auch bei Paul<br />

Draper von Ridge Vineyards in Kalifornien<br />

beworben. Da hätte ich Anfang der 90er-<br />

Jahre tolle Monte Bellos machen können.<br />

Genau in dem Moment wurde mir das<br />

Angebot gemacht, die Hacienda Monasterio<br />

in Spanien komplett aufzubauen, dabei<br />

wollte ich dort eigentlich nur ein paar<br />

Monate interimistisch arbeiten, bevor es<br />

auf die Reise in die USA geht.»<br />

Sisseck reist nicht. Ribera del Duero hat<br />

es ihm angetan. Mit Carlos de la Fuente<br />

findet er 1992 einen Kellermeister für die<br />

Hacienda Monasterio, die er bis heute mit<br />

Partner Carlos del Rio González-Gordon<br />

aus der Sherry-Dynastie González Byass<br />

führt. Bald darauf entwickelt er ein weiteres,<br />

eigenes Projekt. Sisseck entdeckt in der<br />

ersten Hälfte der 90er-Jahre zwei kleine<br />

Weingärten mit uralten Tempranillo-Wein-<br />

«Die alten Weingärten sind<br />

mein Kapital. Bereits seit<br />

2000 setze ich bei Dominio<br />

de Pingus auf biodynamische<br />

Bewirtschaftung.»<br />

PETER SISSECK Starwinzer<br />

stöcken in San Cristobal und Barrosso in<br />

der Region La Horra, die er erwerben<br />

kann. Die im traditionellen «En Vaso»-System<br />

erzogenen Reben sind während ihres<br />

siebzig Jahre währenden Lebens nie mit<br />

Kunstdünger oder Pestiziden in Kontakt<br />

gekommen, dafür waren die örtlichen kleinen<br />

Weinbauern stets zu arm. «Das war<br />

genau das, was ich gesucht habe. Rebstöcke,<br />

die wenig, aber grandiose Traubenqualität<br />

bieten. Und so begann ich neben meiner<br />

Tätigkeit für Hacienda Monasterio<br />

mein eigenes Ding zu machen.»<br />

DURCHBRUCH DANK PARKER<br />

Im Jahrgang 1995 erlebt der Wein namens<br />

Pingus seine Premiere und Peter Sisseck<br />

zunächst eine herbe Enttäuschung. «Ich<br />

hatte etwa 4000 Flaschen erzeugt und war<br />

mir sicher, dass der Wein gross ist. Aber die<br />

spanischen Weinhändler, denen ich den Pingus<br />

anbot, wollten den geforderten Preis<br />

nicht bezahlen – und einem Dänen schon<br />

gar nicht.»<br />

In der Zwischenzeit schickt der junge<br />

Winzer seinen Wein einigen Weinkritikern,<br />

unter anderem auch Robert Parker in<br />

Maryland, USA. Und der ist sofort begeistert.<br />

Der «Wine Advocate» urteilt: «Ich<br />

meine das absolut ernst, wenn ich sage, das<br />

dürfte der grösste junge Rotwein aus Spanien<br />

sein, den ich je verkostet habe.» Nachdem<br />

er die Fassprobe mit 96–100 Punkten<br />

bewertet, benotet Parker 1997 den Pingus ><br />

Fotos: Carlos Gonzalez Armesto, beigestellt<br />

46 falstaff<br />

jun <strong>2019</strong>


Der Däne Peter Sisseck<br />

studierte in Bordeaux<br />

Önologie und kreierte mit<br />

Pingus in Spanien eine<br />

Rotwein-Ikone.<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

47


wein / WORLD CHAMPIONS<br />

><br />

Gemeinsam mit dem <strong>Schweiz</strong>er Silvio Denz<br />

erzeugt Sisseck in Saint-Émilion Rotwein auf<br />

Château Rocheyron.<br />

1997 mit enormen 98 Punkten. Nun rennen<br />

dem Neo-Starwinzer nicht nur die spanischen<br />

Händler die Türen ein. Sisseck entscheidet<br />

sich dafür, seine Weine international<br />

über den Platz Bordeaux zu platzieren, der<br />

Preis ist seither in schwindelerregende<br />

Höhen gestiegen und liegt heute für den<br />

aktuellen Jahrgang bei rund 900 Franken.<br />

Vom ersten Jahrgang wurden ganze 325<br />

Kisten erzeugt, wovon 75 für Amerika<br />

gedachte Kisten nach einem Schiffsunglück<br />

bei den Azoren auf dem Grund des Atlantik<br />

ruhen. Seither hat dieser Wein einen wahren<br />

Höhenflug angetreten und Sammler in allen<br />

Teilen der Welt fasziniert – nicht nur, weil er<br />

mittlerweile mehrmals mit den begehrten<br />

100 Punkten geadelt wurde.<br />

Wenn man das Glück hat, heute eine Flasche<br />

des 2004er oder 2005er Pingus verkosten<br />

zu dürfen, dann wird einem die<br />

Magie dieses Weins eindrucksvoll und in<br />

allen Facetten vor Augen geführt.<br />

Dominio de Pingus erzeugt inzwischen<br />

drei weitere Weine. Bereits mit dem Startjahr<br />

1995 entstand auch der Zweitwein<br />

Flor de Pingus, von dem es zunächst 1000<br />

Kisten gab, vom Jahrgang 2016 gab es<br />

bereits mehr als 100.000 Flaschen. Längst<br />

ist dieser exzellente, kraftvolle Rote dem<br />

Status des Zweitweins entwachsen, allerdings<br />

wird auch mit etwa einhundert Franken<br />

ein Preis aufgerufen, der nicht unbeträchtlich<br />

ist. Demokratischer geht es da<br />

beim jüngsten Wein, dem PSI unter dem<br />

Label Bodegas y Viñedos Alnardo zu, der<br />

aus Trauben von Vertragswinzern aus dem<br />

Norden und Osten von Aranda de Duero<br />

stammt. Die 300.000 Flaschen werden in<br />

Sissecks Kellerei zu einem klassischen Ribera-del-Duero-Rotwein<br />

verarbeitet. Der Vollständigkeit<br />

halber sei erwähnt: Exklusiv für<br />

seinen amerikanischen Importeur füllt Sisseck<br />

eine Minimenge ab, die aus einer kleinen<br />

Parzelle mit Tinta del País stammt, die<br />

1895 gepflanzt wurde. Der Wein heisst<br />

Amelia, doch die Wahrscheinlichkeit, dass<br />

einem eine der 280 Flaschen jemals unterkommt,<br />

ist mehr als gering.<br />

Der kometenhafte Aufstieg von Pingus<br />

ging zeitgleich mit jenem der sogenannten<br />

Garagisten von Saint-Émilion, allen voran<br />

Jean-Luc Thunevin vom Château Valandraud,<br />

vonstatten, mit dem Sisseck bestens<br />

befreundet ist und wo er seinen Pingus all-<br />

Auf der Hacienda Monasterio im spanischen<br />

Ribera del Duero begann 1990 Sissecks<br />

Erfolgsweg als Weinmacher.<br />

jährlich in der En-Primeur-Woche der internationalen<br />

Fachwelt zeigt. Seit seiner Studienzeit<br />

hat Sisseck eine enge Verbindung zu<br />

Bordeaux, die schliesslich auch hier in<br />

einem önologischen Engagement mündete.<br />

Seit 2010 betreibt er gemeinsam mit dem<br />

<strong>Schweiz</strong>er Silvio Denz, den er in seiner<br />

Funktion als beratender Önologe beim<br />

katalonischen Weingut Clos d’Agon kennenlernte,<br />

das Château Rocheyron in Saint-<br />

Christophe-des-Bardes in Saint-Émilion.<br />

Mit seinem jüngsten Projekt macht Sisseck<br />

nun wieder mit Wein aus Spanien<br />

Schlagzeilen. «Man hat mich immer<br />

gefragt, ob ich nicht auch Weissweine<br />

machen möchte. Das war für mich auch<br />

eine Frage des passenden Terroirs. Die<br />

grössten spanischen Weissweine kommen<br />

meiner Ansicht nach aus Jerez. Also habe<br />

ich mich dort für ein Projekt entschieden.»<br />

Natürlich gemeinsam mit Carlos del<br />

Rio González-Gordon. So wurden 2017<br />

rund 10 Hektaren Weingärten im Pago Balbaína<br />

unweit von El Puerto de Santa Maria<br />

erworben und die Solera des Fino Camborio<br />

von Angel Zamorano aus der Bodegas<br />

Juan Piñero übernommen. Önologischer<br />

Berater ist der legendäre Ramiro Ibáñez, der<br />

die besten 65 Botas für die Kreation des<br />

neuen Fino Camborio selektioniert hat.<br />

«Man wird sich in Zukunft in Jerez noch<br />

stärker auf die Einzellagen in den Weingärten<br />

beziehen, die sind ja ohnehin historisch<br />

definiert.» Es steht also nun auch der erste<br />

spanische Weisse von Peter Sisseck ins Haus.<br />

Und wer Sisseck kennt, der weiss: Dieser<br />

Mann macht keine halben Sachen.<br />

<<br />

Fotos: Carlos Gonzalez Armesto, Jean-Bernard Nadeau, Hervé Lefebvre, beigestellt<br />

48 falstaff jun <strong>2019</strong>


Nachlesen<br />

Alle Teile aus der Serie<br />

«World Champions» unter<br />

falstaff.com/champ<br />

BEST OF<br />

DOMINIO DE PINGUS<br />

100<br />

2012 PINGUS, Dominio de Pingus<br />

Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern,<br />

violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />

Intensive florale Nuancen, kandierte<br />

Veilchen und Hibiskus, süsse Anklänge<br />

von orientalischen Gewürzen, feine<br />

Edelholzwürze, schwarze Beeren,<br />

Nuancen von Heidelbeeren, dunkle<br />

Mineralität. Komplex, stoffig, extraktsüsse<br />

samtige Textur, reife Tannine,<br />

getragen von frischer Säurestruktur,<br />

salzigen Nuancen im Abgang, überzeugende<br />

Länge, kühle, reife Frucht<br />

im Nachhall, sicheres Reifepotenzial.<br />

casadelvino, CHF 790,–<br />

95<br />

2015 FLOR DE PINGUS<br />

Dominio de Pingus<br />

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Feine<br />

dunkle Waldbeernuancen, reife Herzkirschen,<br />

ein Hauch von Edelholzwürze,<br />

zart nach Tabak, facettenreiches<br />

Bukett. Saftig, elegant,<br />

schokoladige Textur, reife Tannine,<br />

seidig und extraktsüss im Abgang,<br />

gute Säurestruktur, bleibt haften,<br />

gut entwickelt, feiner Nougat im<br />

Nachhall, verfügt über weiteres<br />

Reifepotenzial.<br />

casadelvino.ch, CHF 103,– (2016)<br />

95<br />

2013 HACIENDA MONASTERIO<br />

RESERVA ESPECIAL<br />

Bodegas Hacienda Monasterio<br />

Dunkles Rubingranat, violette Nuancen,<br />

zarte Ockerreflexe, dezente<br />

Randaufhellung. Rauchig-würzig<br />

unterlegte schwarze Beerenfrucht,<br />

ein Hauch von dunklem Nougat,<br />

gewürziger Touch, Amarenakirschen<br />

und Zwetschgen. Kräftig, reife dunkle<br />

Brombeernuancen, tragende Tannine,<br />

salziger Touch, schokoladig,<br />

Extraktsüsse im Abgang, Kirschen<br />

im Rückgeschmack, sehr stoffig.<br />

casadelvino.ch, CHF 95,–<br />

94<br />

2014 HACIENDA MONASTERIO<br />

RESERVA<br />

Bodegas Hacienda Monasterio<br />

Dunkles Rubingranat, violette<br />

Reflexe, zarter Wasserrand. Feine<br />

Nuancen von Vanille und Edelholz,<br />

etwas dunkler Nougat, etwas Lakritze<br />

und Cassis, facettenreiches<br />

Bukett. Saftig, engmaschig, kraftvoll,<br />

schwarze Beeren, elegant, reife<br />

Tannine, würziger Nachhall, schokoladige<br />

Textur, schwarze Kirschen<br />

im Nachhall, bleibt gut haften,<br />

sicheres weiteres Reifepotenzial.<br />

arvi.ch, CHF 59,–<br />

93<br />

2016 PSI<br />

Bodegas y Viñedos Alnardo<br />

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Zart<br />

hefig unterlegte schwarze Kirschenfrucht,<br />

feine blättrige Würze, Nuancen<br />

von Orangenzesten und reifen<br />

Pflaumen. Saftiger Körper, ausgewogen,<br />

schokoladiger Touch, runde<br />

Tannine, feines Säuregerüst, besitzt<br />

eine gute Frische, bleibt haften,<br />

etwas dunkler Nougat im Nachhall,<br />

kreidige Mineralität, wird von weiterer<br />

Flaschenreife profitieren.<br />

casadelvino.ch, CHF 36,–<br />

92<br />

2016 HACIENDA MONASTERIO<br />

COSECHA<br />

Bodegas Hacienda Monasterio<br />

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarter Wasserrand. Zart nach<br />

frischen Pflaumen, dunkles Waldbeer<br />

aroma, etwas Nougat, kandierte<br />

Orangenzesten. Saftig, elegant, süsse<br />

Textur, präsente, zart würzige<br />

Tannine, etwas Kakao am Gaumen,<br />

dezentes Säurespiel, bleibt haften,<br />

ein kraftvoller, bereits gut entwickelter<br />

Speisenbegleiter mit mineralischem,<br />

langem Abgang.<br />

vinexus.ch, CHF 49,30<br />

jun <strong>2019</strong> falstaff 49


wein / FALSTAFF SELEKTION<br />

THE WINE IN WEISS UND ROT<br />

AUS ROT-WEISS-ROT<br />

Erich Scheiblhofer hat im burgenländischen Andau, ganz im Osten Österreichs, ein echtes<br />

Weinimperium aufgebaut. Berühmt ist er für seine kräftigen Rotweine, sein vinophiles Können<br />

zeigt er aber auch bei seinen vollmundigen Weissweinen. Für seine Fangemeinde aus der<br />

<strong>Schweiz</strong> und jene, die sicher bald dazugehören, hat er nun zwei neue Weine kreiert.<br />

Das Spitzensegment von Erich<br />

Scheiblhofer ist einfach zu erkennen:<br />

Diese Weine tragen alle das<br />

englische Wort «the» vor der<br />

Rebsorte oder bei Cuvées vor dem Namen,<br />

und damit ist eigentlich schon alles oder<br />

zumindest das meiste gesagt. So kurz dieses<br />

Wörtchen auch sein mag, ist es doch wie<br />

ein grosser Pfeil, der auf die besondere<br />

Qualität hinweist und aufmerksam macht.<br />

Im Zuge einer Sonderfüllung für Mövenpick<br />

kommen The Wine in Weiss und Rot,<br />

die beide voll und ganz dem vorangestellten<br />

Artikel gerecht werden, jetzt auch in<br />

der <strong>Schweiz</strong> auf den Markt. Die weisse<br />

Cuvée vereint die noble Cremigkeit des<br />

Chardonnays mit frischen und würzigen<br />

Akzenten des Sauvignon Blancs in tadelloser<br />

Präzision. Sie ist ein vielseitiger Speisenbegleiter,<br />

bereitet aber auch solo getrunken<br />

grosses Trinkvergnügen.<br />

Bei The Wine rot konnte Erich Scheiblhofer<br />

wieder alle Trümpfe seiner Lieblingssorten<br />

ausspielen: Merlot und Cabernet<br />

Sauvignon, die er auch reinsortig auf absolutem<br />

Topniveau keltert, bekommen von<br />

Österreichs bekanntester autochthonen<br />

Rebsorte, dem Blauen Zweigelt, den gewissen<br />

Kick. 18 Monate durfte der Wein in<br />

französischem Holz reifen, um nun den<br />

Weinliebhabern viel Freude zu bereiten.<br />

Und dies tut er auch, wurde er doch umgehend<br />

zum Mövenpick Wein des Jahres<br />

<strong>2019</strong> gekürt.<br />

Jetzt heisst es nur noch schnell zugreifen<br />

und am besten gleich zwei 6er-Kisten<br />

bestellen. Als österreichisches Zuckerl gibt<br />

es dann nämlich noch eine in Rot gehaltene<br />

Magnum von The Wine gratis dazu.<br />

Fotos: beigestellt<br />

50<br />

falstaff jun <strong>2019</strong>


Die Kommandozentrale<br />

des Weinguts Scheiblhofer.<br />

SELEKTION<br />

93<br />

Punkte<br />

92<br />

Punkte<br />

TASTING<br />

2018<br />

TASTING<br />

2018<br />

IHRE VORTEILE DER<br />

FALSTAFF-SELEKTION<br />

✔<br />

✔<br />

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WEINKOMPETENZ<br />

Die <strong>Falstaff</strong>-Selektion vereint das<br />

geballte Fachwissen des grössten<br />

Weinmagazins mit purem Genuss.<br />

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Nur bei uns erhältlich: Die limitierte<br />

Selektion gibt es exklusiv für <strong>Falstaff</strong>-<br />

Leser und bei Mövenpick Wein.<br />

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3 EINFACHE SCHRITTE<br />

ZUM WEINGENUSS:<br />

THE WINE<br />

CUVÉE ROT<br />

93 von 100 <strong>Falstaff</strong>-Punkten<br />

2016 The Wine Cuvée rot<br />

Erich Scheiblhofer träumte immer davon, die grossen<br />

Rebsorten der Weinwelt, Cabernet Sauvignon<br />

und Merlot, mit der für Österreich typischen Sorte<br />

Zweigelt zu vereinen. Es gelang ihm eine ausserordentliche<br />

Cuvée von internationalem Format. Die<br />

Cuvée wurde 18 Monate in speziell für Mövenpick selektierten<br />

französischen Barriquen ausgebaut.<br />

THE WINE CUVÉE ROT<br />

6 FLASCHEN NUR<br />

CHF 118,80 *<br />

THE WINE<br />

CUVÉE WEISS<br />

92 von 100 <strong>Falstaff</strong>-Punkten<br />

2017 The Wine Cuvée weiss<br />

Dieser Blend aus Chardonnay und Sauvignon<br />

Blanc von Erich Scheiblhofer besticht durch die<br />

typische Fülle und Cremigkeit eines Chardonnays,<br />

der acht Monate in französischen Barriquen gereift<br />

ist. Ein spritziger Wein mit betörender Frische<br />

und einem intensiven Duft nach frischen Melonen<br />

mit einem dezenten Vanilletouch.<br />

THE WINE CUVÉE WEISS<br />

6 FLASCHEN NUR<br />

CHF 111,– *<br />

1.<br />

2.<br />

<strong>Falstaff</strong>-Weinselektion auswählen<br />

Postkarte ausfüllen oder online auf<br />

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Beim Kauf von zwei beliebigen 6er-Kartons<br />

erhalten Sie eine Magnumflasche 2017 The Wine<br />

Cuvée rot im Wert von CHF 42,90 gratis dazu.<br />

3.<br />

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und geniessen<br />

*inkl. MwSt. und Versandkosten. Angebot gültig bis 30.06.<strong>2019</strong>. Jahrgangsänderungen vorbehalten.<br />

jun <strong>2019</strong> falstaff 51


spirits / WODKA<br />

COMEBACK<br />

EINER<br />

Foto: Getty Images<br />

52 falstaff jun <strong>2019</strong>


Im Wettlauf der Bartender um<br />

immer Originelleres und Neues<br />

konnte der weitgehend neutrale<br />

Wodka lange nicht mithalten. Die<br />

Besinnung auf Eigengeschmack und<br />

Terroir verändert das massiv.<br />

TEXT ROLAND GRAF<br />

Wenn es um den Inhalt von Wodka<br />

ging, kannte die Brennerszene, traditionell<br />

im «Wodka-Gürtel» von<br />

Finnland bis in die Ukraine angesiedelt,<br />

nur eine Frage: Kartoffeln im<br />

polnischen Stil oder doch russisches Getreide von den<br />

berühmten Schwarzerde-Böden? Der weichere und reinere<br />

Geschmack war gefragt, wobei Letzterer ein Synonym<br />

für «neutral» beziehungsweise fehlerfrei war. Denn<br />

über Jahrhunderte stellte das «Wässerchen» eine Volksund<br />

damit Wirkungsspirituose dar. Historisch konnten<br />

die Polen zwar mit Stefan Falimirz’ 1534 in Krakau publizierter<br />

Schrift «O wódkach ziół rozmaitych i o mocy<br />

ich» (Zahlreiche Kräuter-Wässer und ihre Wirkung)<br />

punkten, dennoch dürften Getreidebrände noch weitaus<br />

älter sein.<br />

In der bis heute für ihren Korn berühmten Thüringer<br />

Stadt Nordhausen wurde das Destillieren per Dekret<br />

bereits seit 1507 besteuert. Doch auch in der Korn-<br />

Hochburg Deutschland legt heute der Wodka zu (jährliches<br />

Plus: 1,7 Prozent). Ironischerweise passiert das,<br />

indem man sich Anleihen beim Kornbrand holt. Denn<br />

der schmeckt je nach Region intensiv nach Roggen, Weizen<br />

oder Buchweizen, während sich Wodka durch möglichst<br />

neutralen Geschmack auszeichnet. So legen viele<br />

Hersteller auch in der Gegenwart die Verpflichtung aus,<br />

«dass die sensorischen Eigenschaften der verwendeten<br />

Ausgangsstoffe und die bei der Gärung entstandenen<br />

Nebenerzeugnisse selektiv abgeschwächt werden». Das<br />

regelt die Europäische Spirituosenverordnung, wie auch<br />

den Mindestalkohol (37,5 %) der «Spirituose aus […]<br />

Kartoffeln und/oder Getreide oder anderen landwirtschaftlichen<br />

Rohstoffen».<br />

<<br />

LEGENDE<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

53


spirits / WODKA<br />

Stolichnaya heisst<br />

so viel wie «aus<br />

der Hauptstadt<br />

kommend». Die<br />

Rohstoffe (Weizen<br />

und Roggen) der<br />

meistkonsumierten<br />

Wodkamarke der<br />

Welt stammen aus<br />

der Region Tambow<br />

in Russland.<br />

Auch wenn niemand mehr konsumiert<br />

als Russland mit sagenhaften 13,8 Litern pro<br />

Kopf und Jahr: Polen hat die Führungsrolle<br />

unter den Wodka-Rivalen übernommen,<br />

wenn es um die (staatlichen) Anstrengungen<br />

in Richtung Qualität geht. Der Gesetzgeber<br />

sieht für polnischen Wodka vor, dass alle<br />

Produktionsschritte im Land erfolgen, selbst<br />

die Flaschenproduktion. Mit Herstellern wie<br />

Belvedere, der den Warschauer Präsidentenpalast<br />

als Logo am Etikett führt, wurde man<br />

aber auch zum Pionier beim Terroir-Gedanken<br />

unter den Wodkas. Idente Zutaten ergeben<br />

die unterschiedlichen Geschmacksprofile<br />

der «Single Estate Rye»-Serie von Belvedere:<br />

Der Roggen aus Smogóry bringt ein anderes<br />

Destillat hervor als jener aus dem 500 Kilometer<br />

entfernten Seengebiet Bartężek. Während<br />

der «Smogóry Forest» deutlich getreidig<br />

und mit der roggentypischen zarten Pfeffrigkeit<br />

ins Glas kommt, dominiert die Frische<br />

von grünen Äpfeln und Kräutern im<br />

«Lake Bartężek». Es ist der Bauernhof, der<br />

zählt, könnte man über diesen neuen Weg zu<br />

mehr Geschmack sagen.<br />

<<br />

HERKUNFT STATT BELIEBIGKEIT<br />

Der beschränkt sich auch nicht auf den Roggen.<br />

Frühkartoffeln der Sorte Vineta aus<br />

Kaschubien kommen bei Vestal Vodka in<br />

Eine neue Generation: Wodka so «neutral» wie<br />

möglich herzustellen ist nicht mehr das oberste Ziel.<br />

den unfiltrierten «Kaszebe», rotschalige<br />

Asterix-Erdäpfel von der Ostseeküste in den<br />

«Pomorze». Dass man eine bestimmte Herkunft<br />

der Rohfrucht im fertigen Brand<br />

schmecken kann, ist dabei eine zu hoch<br />

gegriffene Analogie zum Wein. Doch man<br />

soll wieder schmecken, woraus der Wodka<br />

erzeugt wurde – was für viele Konsumenten<br />

ein ziemliches Novum darstellt. Ein echter<br />

Farmhouse-Wodka wie der Vorarlberger<br />

«Boдкa» (Gemüsebauer Simon Vetter pflegt<br />

die russische Schreibweise am Etikett) riecht<br />

dann etwa «wie frisch aufgeschnittene<br />

Rohscheiben». So beschrieb der Wiener<br />

Gastronom Heinz Karasek («Das Heinz»)<br />

die Kosteindrücke des Rheintal-Wodkas<br />

vom Vetterhof.<br />

ROHSCHEIBEN UND ROGGENKRAFT<br />

«Regionalität und Zusammenarbeit sind für<br />

uns ein wichtiger Bestandteil», bestätigt<br />

Dominik Babst von der Diwisa Distillerie in<br />

Willisau/Kanton Luzern. Ein <strong>Schweiz</strong>er<br />

«Wässerchen» hätte schliesslich nur dann<br />

eine Chance unter den mittlerweile gut 3000<br />

Wodka-Marken, wenn es anders ist als alle<br />

anderen. Die Maische für den «Xellent Vodka»<br />

stammt daher aus den Roggensorten<br />

Matador und Picasso aus der Zen tralschweiz.<br />

«Uns ist es wichtig, dass Wodka<br />

nicht einfach da ist, um einen Drink ‹aufzuspriten›,<br />

sondern mit seinem Charakter dem<br />

Drink eine eigene Identität geben soll», so<br />

Babst. Mutiger werden bei der vermeintlich<br />

neutralen Spirituose war auch bei Brenner-<br />

Kollegen Oliver Matter und seinem im Vorjahr<br />

gebrannten «Wodkari» ein Thema. Dieser<br />

entstand während der Suche nach dem<br />

Fotos: Fotografie Peter Kuehnl, Shutterstock, Stefan Zenzmaier, beigestellt<br />

54 falstaff jun <strong>2019</strong>


Kauffmann Vodka wird einzig aus qualitativ<br />

hochwertigem Weizen einer Ernte hergestellt (u.).<br />

besten Grundalkohol für den Gin namens<br />

«Gingo». Im Berner Seeland entschied man<br />

sich für satte 50 Volumenprozent – denn dieser<br />

<strong>Schweiz</strong>er Wodka soll im Cocktail nicht<br />

untergehen.<br />

Dem stimmt auch der Barchef der Innsbrucker<br />

«Stage 12» ein paar Alpentäler weiter<br />

zu. «Der eigene Geschmack von Wodka<br />

darf wieder im Vordergrund stehen», plaudert<br />

Kostas Karvounis aus der Schule. In der<br />

Tiroler Hotelbar kommen die charakterstarken<br />

Wodkas als Grundspirituose für Cocktails<br />

zum Einsatz, «deren Geschmack nicht<br />

abgeschwächt werden sollte». Karvounis<br />

setzt aber auch auf den Einsatz bei Infusionen,<br />

wo etwa Zirben oder Kräuter den<br />

Eigengeschmack verstärken.<br />

Für die<br />

Herstellung von<br />

Grey Goose Vodka<br />

wird nur die<br />

Patisserie-Qualität<br />

des französischen<br />

Weizens aus der<br />

Picardie<br />

verwendet.<br />

DIE NEUTRALITÄT MUSS WEG!<br />

Es sind aber längst nicht nur die Mikro-<br />

Brennereien, die Herkunftsgetreide mit<br />

Eigengeschmack schätzen. Seit dem heurigen<br />

Neu-Design der Flasche weist etwa «Elyx»,<br />

das Flaggschiff von Absolut, auf die Tatsache<br />

hin, dass man einen «Single Estate Copper<br />

Crafted Vodka» füllt. Konkret stammt<br />

der Weizen dafür ausschliesslich vom Råbelöf-Hof<br />

Erik Baeksteds. Abgesehen davon<br />

wird für den Premium-Wodka aus Schweden<br />

der intensivere Winterweizen genutzt.<br />

<<br />

Die «Single Estate Rye»-Serie von Belvedere beweist, dass Roggen-Wodkas noch klarere<br />

Geschmacksprofile entfalten können, je nach Herkunft des verwendeten Roggens.<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

55


spirits / WODKA<br />

«Die Hauptspirituose in unserem<br />

Espresso Martini ist Ketel One Vodka<br />

aus den Niederlanden mit seiner öligen<br />

Textur und Vanillenoten.»<br />

FERENC HARASZTI Barchef «Fabios», Wien<br />

Denn für den Laien kaum bekannt,<br />

unterliegt auch Getreide Qualitätsschwankungen<br />

und -kennzeichnungen.<br />

Bis heute etwa kommt für François Thibault,<br />

den Master Distiller von Grey Goose,<br />

nur die Patisserie-Qualität des französischen<br />

Weizens aus der Picardie, der «blé panifiable<br />

supérieur» (BPS) in die Brennblasen. Thibault<br />

war einer der Ersten in der Branche,<br />

der über die Getreidequalitäten sprach. Und<br />

der Mann aus dem Cognac-Gebiet hält auch<br />

wenig vom vielfachen Filtrieren des Destillats,<br />

das oftmals für besondere Reinheit des<br />

Wodkas bemüht wird: «Ich arbeite doch<br />

nicht am Geschmack des Getreides, um ihn<br />

dann wieder herauszuziehen», echauffiert<br />

sich der Franzose da. Auch in der aktuell<br />

vom <strong>Falstaff</strong> Bar- & Spiritsguide gekrönten<br />

österreichischen Restaurantbar des Jahres<br />

schätzt man diese Finesse. «Bei den Gästen<br />

ist Wodka nach wie vor sehr beliebt, was<br />

meist am subtilen Geschmack und der damit<br />

verbundenen Vielfältigkeit liegt», meint<br />

<<br />

ESPRESSO<br />

MARTINI<br />

Seit März <strong>2019</strong><br />

ist Ferenc<br />

Haraszti (l.)<br />

Barchef im<br />

«Fabios» in<br />

Wien.<br />

Rezept von Ferenc Haraszti («Fabios», Wien)<br />

Version des Klassikers von Dick Bradsell<br />

ZUTATEN<br />

4 cl Wodka<br />

4 cl Mix aus Kaffee und Schokoladenbitter<br />

2 cl Kaffeelikör<br />

Garnitur: Kaffeebohnen<br />

ZUBEREITUNG<br />

– Alle Zutaten auf Eiswürfeln kalt shaken und<br />

in eine vorgekühlte Coupette abseihen.<br />

– Cocktail mit Kaffeebohnen garnieren.<br />

Dominik Möller aus dem Wiener «The<br />

BirdYard».<br />

Diese Vielfalt beflügeln aber nicht nur<br />

möglichst kleinräumige Herkünfte, sondern<br />

auch neue bzw. wiederentdeckte Ausgangsmaterialien.<br />

Die Münsterländer Korn-Tradition<br />

etwa nützt einem der markantesten<br />

Wodkas Deutschlands. Der «PAX Friedensreiter»<br />

basiert auf Dinkel (!) in Bioqualität<br />

von einem der ältesten Höfe im Osnabrücker<br />

Land. Der malzig schmeckende Wodka<br />

aus der Brennerei Dwersteg erzählt auch die<br />

Geschichte des Westfälischen Friedens 1648,<br />

so Geschäftsführer Ludger Teriete: «Seither<br />

ist der ‹Friedensreiter› ein Symbol des Friedens<br />

und der Freude – mit dieser Geschichte<br />

verbinden wir unseren Wodka.»<br />

Und Dinkel ist nicht der einzige Neuzugang<br />

im Brennkessel: «Pseudogetreide» mag<br />

nicht gerade vertrauenserweckend klingen,<br />

doch genau damit erweitert der Mostviertler<br />

Brenner Georg Hiebl den Wodka-Kosmos.<br />

Sein Brand vom Amaranth – als Fuchsschwanzgewächs<br />

eben kein Getreide –<br />

erschüttert die übliche Geschmackserwartung<br />

ebenso wie sein Wodka aus Quinoa.<br />

Das Destillat aus der «Freimeister»-Serie<br />

erhält im Pot-Still-Verfahren «am Körper<br />

mehr Fett», ist der Brenner überzeugt.<br />

Diese Komponente schätzt die Barszene<br />

beim beliebten, spätnachts gereichten Muntermacher:<br />

Der Espresso Martini von Dick<br />

Bradsell (der Legende nach 1984 für Naomi<br />

Campbell kreiert) setzte sich als einer der<br />

wenigen zeitgenössischen Cocktails weltweit<br />

durch. Selbst die neue Barkarte des Wiener<br />

Italieners «Fabios», die Ferenc Haraszti verantwortet,<br />

verzichtet nicht auf diesen Drink:<br />

«Die Hauptspirituose in unserem Espresso<br />

Martini ist Ketel One Vodka aus den Niederlanden<br />

mit seiner öligen Textur und<br />

Vanillenoten», plädiert auch «Feri» Haraszti<br />

für das samtige Mundgefühl. Denn spätestens<br />

im Shaker zählen nicht mehr das schicke<br />

Label, die blinkende Flasche oder<br />

15-faches Filtrieren, sondern lediglich der<br />

Geschmack.<br />

<<br />

Fotos: Stefan Gergely<br />

56<br />

falstaff jun <strong>2019</strong>


DEEPLY<br />

FLORAL<br />

Definitively<br />

HENDRICK’S<br />

LIMITED BY NATURE<br />

WWW.DETTLING-MARMOT.CH<br />

EXCLUSIVELY DISTRIBUTED IN SWITZERLAND BY DETTLING & MARMOT AG


spirits / BEST OF WODKA<br />

BEST OF WODKA<br />

95<br />

93<br />

92<br />

KAUFFMANN SOFT<br />

40 Vol.-%, 0,7 l<br />

Warmes Duftbild, sehr neutral<br />

und ausgewogen, mit süsslichen,<br />

traubigen, zartwürzigen und an<br />

Kartoffeln erinnernden Aromen.<br />

Am Gaumen weich, crispy,<br />

süsslich und würzig, anhaltend.<br />

drink.ch<br />

CHF 54,90<br />

STOLI VODKA GOLD EDITION<br />

40 Vol.-%, 0,7 l<br />

Feine Nase mit süsslichem Haselnussfudge<br />

und weichem Biscuit.<br />

Am Gaumen sehr angenehme Vielschichtigkeit<br />

und Milde bis in den<br />

Abgang. Im Nachklang findet sich<br />

etwas weisse Schokolade.<br />

masterofmalt.com<br />

CHF 33,83<br />

GUGLHOF VODKA ART & SPIRITS<br />

40 Vol.-%, 0,35 l<br />

Im Duft vereinigen sich frische<br />

Blinis, grüne Haselnüsse und ein<br />

Hauch von eingelegtem Pfeffer.<br />

Vollmundig und cremig zeigt sich<br />

das Mundgefühl, der Abgang ist<br />

lang mit angenehmer Wärme.<br />

weisshaus.de<br />

ca. CHF 47,50<br />

94<br />

92<br />

92<br />

BELVEDERE LAKE BARTEZEK<br />

40 Vol.-%, 1 l<br />

Intensive Frische, die an eine Wiese<br />

mit Heublumen erinnert, ähnliche<br />

Düfte wie die eines anständigen<br />

Cachaças. Dahinter kommt ein Hauch<br />

Zitrus durch. Bleibt am Gaumen intensiv<br />

und dicht mit Anklängen an<br />

grünen Tee. Langer Nachklang mit<br />

einer Spur Milchschokolade.<br />

ullrich.ch, CHF 72,–<br />

MAMONT VODKA<br />

40 Vol.-%, 0,7 l<br />

Spicy, spicy! Gurkenschale und<br />

Braune Senfsaat leiten im Duft<br />

einen Wodka ein, der auch am Gaumen<br />

beträchtliche Gewürz-Komponenten<br />

mitbringt: Pumpernickel-<br />

Brot, etwas Majoran und Brunnenkresse<br />

stehen zu Buche.<br />

pepillo.ch<br />

CHF 65,–<br />

TITO’S HANDMADE VODKA<br />

40 Vol.-%, 0,7 l<br />

Hell geröstetes Malz und gebuttertes<br />

Popcorn befinden sich<br />

unter den Duftkomponenten und<br />

werden auch zu Protagonisten<br />

des Geschmacks. Dem gehaltvollen<br />

Mundgefühl folgt ein fast<br />

röstiger Abgang.<br />

drink.ch<br />

CHF 44,90<br />

93<br />

92<br />

90<br />

BELVEDERE SMOGÓRY FOREST<br />

40 Vol.-%, 1 l<br />

Eher weich und etwas neutral zu<br />

Beginn, dann steigen dezente florale<br />

Noten auf. Am Gaumen Brotgewürz<br />

mit einer Idee von Sternanis und<br />

einer lebendigen Pfeffernote. Dazu<br />

frische grüne Apfelscheiben, die ein<br />

fast fruchtiges Finish einläuten.<br />

Mittlere Länge.<br />

ullrich.ch, CHF 72,–<br />

GREY GOOSE<br />

40 Vol.-%, 0,7 l<br />

Blumige Anklänge von feinem<br />

Weizen bilden einen eng geknüpften<br />

Geruchsteppich. Ebenso<br />

dicht geht es am Gaumen weiter,<br />

eine zarte, frische Brotnote<br />

durchfliesst das gesamte<br />

Geschmacksempfinden.<br />

ullrich.ch<br />

CHF 59,–<br />

42 BELOW<br />

40 Vol.-%, 0,7 l<br />

Die Nase zeigt deutlich den bewusst<br />

neutralen Stil, der verfolgt<br />

wird. Die Struktur im Mund ist<br />

weich und mollig, was genügend<br />

Raum für einen dezent würzigen,<br />

gebührend langen Abgang<br />

lässt.<br />

ullrich.ch<br />

CHF 35,–<br />

Fotos: Imants Kikulis, beigestellt<br />

58 falstaff jun <strong>2019</strong>


Chefredaktion <strong>Schweiz</strong><br />

BENJAMIN HERZOG<br />

und DOMINIK VOMBACH<br />

GOURMET<br />

HENDRICK’S GIN<br />

BOTANISCHE<br />

ALCHEMIE<br />

Inspiriert von der magischen Kraft und<br />

Intensität der Sommerblüten bringt<br />

Hendrick’s im Juni «Midsummer Solstice»<br />

auf den Markt. Der Gin wurde von<br />

Master Distiller Lesley Gracie kreiert und<br />

wird nur in kleinen Chargen produziert.<br />

Die neue Kreation aus der Kultdestillerie<br />

setzt auf die klassischen Hendrick’s-Gin-<br />

Botanicals, die von einer geheimen Auswahl<br />

an Blumenessenzen umrahmt werden. Der<br />

«Midsummer Solstice» ist die erste Ausgabe<br />

aus Lesley Gracies Wunderkabinett,<br />

ihrem Experimentierraum für botanische<br />

Alchemie in der neuen Destillerie Hendrick’s<br />

Gin Palace. Der Gin ist zeitlich nur<br />

begrenzt verfügbar.<br />

hendricksgin.com<br />

DAS BROT AUS DEN BÄUMEN<br />

Die Idee kam quasi über Nacht: Nachdem<br />

im Oktober des Vorjahres ganze Nadelwälder<br />

in Friaul-Julisch Venetien Unwettern<br />

zum Opfer gefallen waren, ergriff der Udineser<br />

Koch Stefano Basello kurzerhand<br />

die Initiative und tat das, was zwei Generationen<br />

zuvor schon Wirkung gezeigt hatte:<br />

Basello, seit zwei Jahren Chefkoch im<br />

Restaurant «Il Fogolar» im Hotel «Là di<br />

Moret» in Udine, stapfte in den Wald, sammelte<br />

die Rinde der umgestürzten Tannen<br />

und Fichten sowie Baumflechten ein und<br />

verarbeitete alles zu Mehl. Basello: «Die<br />

innere Rinde wird mit einem Meissel entfernt<br />

und bei 55 Grad ungefähr 16 Stunden<br />

getrocknet. Danach wird sie zu Mehl<br />

gemahlen.» Da Letzteres im Geschmack<br />

besonders holzig-intensiv ist, muss es im<br />

Brot freilich sparsam verwendet werden.<br />

«Unser Teig besteht zu 55 Prozent aus<br />

weissem Bio-Mehl, zu 25 Prozent aus reinem<br />

Bio-Mehl, zu 15 Prozent aus Rindenmehl<br />

und zu fünf Prozent aus Sauerteig<br />

und Wasser.» Der Teig wird 15 Stunden<br />

bei neun Grad fermentiert und später<br />

im Ofen bei 220 Grad gebacken.<br />

Was einst der Ersparnis<br />

diente, gilt heute als<br />

kreative Delikatesse,<br />

an der sich – aufgrund der<br />

aufwendigen Produktion –<br />

bis dato nur die Gäste seines<br />

Restaurants erfreuen können.<br />

ladimoret.it<br />

Flechten und Baumrinden sind die<br />

wesentlichen Bestandteile jenes Brots,<br />

das Küchenchef Stefano Basello im<br />

«Il Fogolar» in Udine serviert.<br />

60<br />

falstaff jun <strong>2019</strong>


NOTIZEN<br />

KORALLE FÜR ALLE!<br />

Lebensbejahend, erfrischend, sanft belebend:<br />

Living Coral ist die Pantone-Farbe<br />

des Jahres <strong>2019</strong>. Das Orangerot<br />

mit dem goldenen Unterton spiegelt<br />

den aktuellen Zeitgeist wider,<br />

ist eine behagliche Farbe aus<br />

unserer natürlichen Umgebung<br />

und hat gleichzeitig eine<br />

sehr lebendige Präsenz. Kein<br />

Wunder, dass Koralle heuer<br />

auch beim Essen den (Farb-)Ton<br />

angibt: Neben Lebensmittelfarben<br />

stehen viele natürliche Farbstoffe<br />

aus Randen, Grapefruits oder<br />

Beeren bereit. Angesagt ist, was gefällt<br />

und dabei auch noch schmeckt wie Macarons,<br />

Glace, feine Pürees oder Risottos.<br />

Farblich dazu passt der Tipp für<br />

einen Besuch im korallrosa<br />

Dining room des Restaurants<br />

«Gallery» im «Sketch» in London.<br />

Das Restaurant wurde vom<br />

angesagten britischen Künstler<br />

David Shrigley und Interior-Designerin<br />

India Mahdavi gestaltet<br />

und ist zum Abheben schön. Auf<br />

der Menükarte von Küchenchef<br />

Pierre Gagnaire finden sich Burger<br />

mit Rindfleisch und Foie gras, edles<br />

Fish and Chips oder Morchelravioli.<br />

BOB BRENNT!<br />

Sänger, Songwriter, Literaturnobelpreisträger<br />

– und jetzt auch noch Whiskeybrenner:<br />

Mit 77 Jahren erfüllte sich Bob<br />

Dylan den lang gehegten Traum einer<br />

eigenen Destillerie plus Restaurant, für<br />

das Projekt wird eigens eine Kirche in<br />

Nashville, Tennessee, umgebaut. Die<br />

Eröffnung ist für 2020 geplant. Bereits<br />

im Vorjahr hatte Whiskey-Fan Dylan mit<br />

drei Abfüllungen überrascht.<br />

Fotos: NADINE STUDENY PHOTOGRAPHY, Shutterstock, Gian Andri Govanoli / KMU Fotografie, Sinne GmbH, Getty Images, erik olsson photography, beigestellt<br />

BYE, BYE, BOYS<br />

Im Zürcher «Café Boy» heisst es nach<br />

neun Jahren Abschied nehmen: Stefan<br />

Iseli und Jann M. Hoffmann gehen neue<br />

Wege. Die beiden übernahmen das Lokal<br />

2010 und schafften einen Ort in der Limmatstadt,<br />

der seitdem mit unaufgeregter,<br />

entspannter Atmosphäre, guter Küche<br />

und einer hervorragenden Weinauswahl<br />

bestach. Die beiden bleiben der Gastronomie<br />

treu. Zum letzten Service rufen<br />

die Boys am 26. Juni.<br />

111 JAHRE<br />

WALDHAUS SILS<br />

Seit jeher zieht es Dichter, Denker<br />

und Ruhesuchende ins «Waldhaus<br />

Sils». Dieses Jahr feiert das<br />

Grand Hotel sein 111-jähriges<br />

Jubiläum. Ab der<br />

Sommersaison im<br />

Juni finden diverse<br />

kulturelle Veranstaltungen<br />

mit alten<br />

Bekannten und neuen<br />

Gesichtern statt.<br />

waldhaus-sils.ch<br />

FÄVIKEN SCHLIESST<br />

Nach elf Jahren verlässt der schwedische<br />

Spitzenkoch Magnus Nilsson das<br />

«Fäviken». Mit seinem Abgang endet die<br />

Geschichte des Restaurants, das unter<br />

anderem in der Netflix-Produktion<br />

«Chef’s Table» zu sehen war. Nilsson gab<br />

in einem Interview mit der «L. A Times»<br />

bekannt, dass kulinarische Projekt in<br />

Zukunft nicht auszuschliessen seien.<br />

BRANDHEISS & KURZ NOTIERT<br />

Mit dem Restaurant «L’O» übernahm<br />

der Zürcher Gastromogul Michel<br />

Péclard im letzten Jahr sein achtes<br />

Lokal am Zürcher Seebecken. Aus dem<br />

ehemaligen Luxus-Lokal wird nun ein<br />

Biergarten. +++ Das Berggasthaus<br />

«Aescher-Wildkirchli» zählt zu den<br />

berühmtesten Gasthäusern der Welt.<br />

Ab Sommersaison übernimmt die Pfefferbeeren<br />

AG aus Bühler das Lokal.<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

61


cover / EINLEITUNG<br />

GLÜH<br />

Foto: Getty Images<br />

62 falstaff jun <strong>2019</strong>


ENDE<br />

LIEBE<br />

Ein Feuer anzünden,<br />

herunterbrennen lassen<br />

und über der Hitze rohes<br />

Fleisch garen: Kaum eine<br />

Technik aus der Küche ist<br />

so alt wie das Grillieren –<br />

und kaum eine lieben wir<br />

mehr. Eine kulturellkulinarische<br />

Reise von der<br />

Steinzeit bis heute.<br />

TEXT PHILIPP ELSBROCK<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

63


cover / EINLEITUNG<br />

Weitere Inspirationen<br />

und Rezepte unter<br />

falstaff.com/grill<br />

Fleisch ist immer noch das Mass<br />

aller Dinge beim Grillieren. Ausgefeilte<br />

Rezepte helfen aber, auch Gemüse vom<br />

Grill populärer zu machen.<br />

Man muss ja froh sein, dass<br />

Grillieren überhaupt noch<br />

erlaubt ist. Genau genommen<br />

sprächen einige Gründe<br />

für ein sofortiges und<br />

dauerhaftes Verbot: die Emissionen! Bergeweise<br />

Fleisch! Und dann die unerhörte<br />

Männerdominanz! Glücklicherweise scheint<br />

das in diesem Fall kaum jemanden zu stören.<br />

Die ursprünglichste Ernährungsform<br />

überhaupt steht auch 800.000 Jahre nach<br />

ihrer Premiere hoch im Kurs – so lange halten<br />

Forscher das gezielte Garen über Feuer<br />

für gesichert. Auf die Frage, ob sie im Sommer<br />

gern grillieren, antworteten in Deutschland<br />

95 Prozent aller Befragten mit Ja. 72<br />

Prozent aller Österreicher haben einen eigenen<br />

Grill zu Hause, und in der <strong>Schweiz</strong> wird<br />

im Durchschnitt alle neun Tage grilliert.<br />

So weit die Zahlen, jetzt zum Gefühl. Das<br />

Wort Faszination sollte man nicht leichtfertig<br />

gebrauchen, aber in diesem Fall scheint<br />

es angebracht: Sämtlichen Trends zu achtsamer<br />

Ernährung, zu Gemüse und ständiger<br />

Selbstoptimierung zum Trotz lässt sich der<br />

Mensch von Feuer, glühender Kohle und<br />

darüber platziertem Fleisch in den Bann ziehen<br />

– unser biologisches Erbe bahnt sich<br />

hier mit Macht einen Weg in die Gegenwart.<br />

Nach wie vor ist Grillieren fast ausschliesslich<br />

Männersache, das ergab zumindest eine<br />

Umfrage des Autors im Freundeskreis. So<br />

weit, so alt.<br />

NEUE GEMÜSEWELTEN<br />

Zur Wahrheit gehört indes auch, dass es seit<br />

der Steinzeit ein paar Veränderungen gegeben<br />

hat, was unser Grillverhalten angeht.<br />

Flammen und säckeweise Kohle sind längst<br />

kein Muss mehr – handliche Elektro-Grills<br />

lassen einen Grillabend auch in der Grossstadt<br />

zu, etwa auf der Dachterrasse oder auf<br />

dem Balkon. Die modernsten Geräte lassen<br />

sich heute aus der Ferne per App steuern.<br />

Auf dem Rost liegen immer häufiger nicht<br />

mehr ausschliesslich Rind, Schwein und<br />

Poulet, sondern auch Gemüse. Was damit zu<br />

tun hat, dass es mithilfe von passenden<br />

Rezepten aufgepeppt wird und nicht wie<br />

früher traurige Vegetarier ersatzbefriedigt.<br />

Nein, auch hartgesottenen Fleischessern<br />

schmecken solche Gerichte (mehr dazu ab<br />

Seite 80). Denn dahinter stecken häufig<br />

><br />

Fotos: StockFodd, Getty Images, beigestellt<br />

64 falstaff jun <strong>2019</strong>


Unser biologisches Erbe:<br />

Auch im 21. Jahrhundert lässt<br />

sich der Mensch von Feuer, Fleisch<br />

und Glut in den Bann ziehen.<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

65


cover / EINLEITUNG<br />

Mariniertes Rindfleisch<br />

über Holzkohle geröstet:<br />

koreanisches Barbecue (r.).<br />

Das südafrikanische Braai (o.) und das brasilianische<br />

Churrasco (u.) haben eines gemein: Man grilliert<br />

grosse Fleischstücke für die grosse Runde.<br />

Gehören zum Standard der japanischen Izakayas: die<br />

Yakitori-Pouletspiessli mit köstlicher Sauce.<br />

Egal, welche Region<br />

man bereist, das<br />

Grillieren ist schon da.<br />

Röstaromen von Steak<br />

und Co. sind die universelle<br />

Abkürzung zur Glückseligkeit.<br />

><br />

ambitionierte Köche, die es als Wettbewerb<br />

betrachten, auch andere Lebensmittel<br />

als Fleisch am Grill vorzubereiten. Egal, ob<br />

René Redzepi im «noma» oder wie in unserem<br />

Fall Sebastian Mattis aus dem «Fritz<br />

& Felix»: Damit es schmeckt, braucht es<br />

zuerst eine Idee.<br />

Dass Grillieren tauglich ist für die Haute<br />

Cuisine, beweisen Sterneköche in Restaurants<br />

quer über den Globus schon lange. Ob<br />

mit dem Big Green Egg oder klassisch<br />

unterm Salamander-Grill – in der Sterneküche<br />

macht man sich gezielt einen chemischen<br />

Prozess zunutze, der auch für Hobby-<br />

Grillierer unverzichtbar ist: die Maillard-<br />

Reaktion. Sie umschreibt, was passiert,<br />

wenn Fleisch erhitzt wird und mittels unzähliger<br />

chemischer Abläufe die knusprige<br />

Kruste und köstliche Röstaromen entstehen.<br />

Kurz gesagt: Sie ist die universelle Abkürzung<br />

zur Glückseligkeit.<br />

Egal, in welche Region der Welt man<br />

reist, das Grillieren ist schon da. In Japan<br />

bekommt man in den Izakayas, den Beizen,<br />

grillierte Pouletspiessli, die Yakitori, die<br />

anschliessend in eine köstliche Sauce (Tare)<br />

gedippt werden, die aus Sojasauce, Mirin,<br />

Sake und Salz besteht. Das koreanische<br />

Barbecue steht für mariniertes Rindfleisch,<br />

das über Holzkohle in Minuten gegart wird.<br />

Die Sibirer sind zu Recht stolz auf ihre<br />

Schaschlyki, die in Kastengrills über Birkenholz<br />

rösten. Südafrika hat sein Braai, die<br />

Brasilianer setzen auf den Churrasco – die<br />

Liste liesse sich noch lange weiterführen.<br />

Etwas genauer anschauen sollte man sich<br />

aber noch die Vereinigten Staaten: Hier, wo<br />

die Steakkultur entstand und sich bis heute<br />

am Schönsten beobachten lässt (s. Text<br />

«New York»), hat sich nicht nur ein Kult<br />

ums Grillieren entwickelt, der mit der Erfindung<br />

des Kugelgrills durch einen gewissen<br />

Stephen Weber im Jahr 1952 begann. Hier<br />

hat sich, insbesondere in den Südstaaten,<br />

noch eine weitere Art des Fleischgarens entwickelt:<br />

das Barbecue oder kurz BBQ. Hierzulande<br />

wird es noch häufig mit dem Grillieren<br />

gleichgesetzt, dabei ist es in Wahrheit eine<br />

eigene Spielart. Fleisch brutzelt hierbei nicht<br />

über glühenden Kohlen oder Gasbrennern,<br />

sondern gart langsam: bei niedrigeren Temperaturen,<br />

abseits der Hitzequelle, also etwa<br />

durch Rauch (Smoken). Eine gewisse Prominenz<br />

erlangte BBQ in Europa zuletzt durch<br />

die Serie «House of Cards», wo es sich Präsident<br />

Frank Underwood auch in höchster<br />

Bedrängnis nicht nehmen lässt, den winzigen<br />

BBQ Joint seines Freundes Freddy zu besuchen.<br />

Underwood bestellt stets Ribs, also<br />

Rippchen – und wer einmal diese stundenlang<br />

gegarte, mit geheimen Gewürzmischungen<br />

(Rubs) bestrichene Spezialität probiert<br />

hat, weiss, dass man dafür einen Drei-Sterner<br />

links liegen lassen kann.<br />

Was den Spass angeht, ist so ein gemeinsamer<br />

Grillabend eh kaum zu schlagen.<br />

Deshalb unser Vorschlag: Rufen Sie Ihre<br />

Freunde an, stellen Sie die Weine kalt und<br />

holen Sie den Grill aus dem Schuppen. Es<br />

ist wieder Zeit.<br />

><br />

Fotos: Shutterstock, beigestellt<br />

66 falstaff jun <strong>2019</strong>


EINZIG IN SEINER ART<br />

FOTOGRAFIE: ANDREAS REICHLIN


cover / STEAKPARADIES NEW YORK<br />

IM NEW YORKER<br />

STEAK-<br />

HIMMEL<br />

In den USA spielen Rinderzucht, Steakhaus und Burger eine so bedeutende<br />

Rolle wie in kaum einem anderen Land der Welt. Ganz klar, die Amerikaner<br />

verstehen etwas von gutem Rindfleisch. Die Metropole New York ist dabei<br />

ein echtes Steak-Paradies. Aber warum eigentlich? Und was sind die<br />

neuesten Trends? Wir haben uns umgesehen.<br />

TEXT ANGELIKA AHRENS<br />

68 falstaff jun <strong>2019</strong>


Fotos: Shutterstock, beigestellt<br />

In sogenannten Kältekammern «sitzen»<br />

die Steaks bis zu sechs Wochen in einem<br />

Regal, bis sie ausgeliefert werden.<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff 69


cover / STEAKPARADIES NEW YORK<br />

Hey, we need to sell strips,<br />

guys!» – «Hey, Leute, wir<br />

müssen Strip-Steaks verkaufen!»<br />

Marc J. Sarrazin, Chef<br />

von DeBragga, inspiziert in<br />

seinen Dry-Age-Kammern gerade Steaks im<br />

Wert von mehr als einer Million US-Dollar.<br />

Fein säuberlich gestapelt auf Regalen. Etage<br />

für Etage.<br />

Das Strip-Steak ist ein Steak des Roastbeefs<br />

(Short loin) und damit Teilstück des<br />

Hinterviertels zwischen Hochrippe und<br />

Hüfte des Rinds. Ein kleines Schild verrät,<br />

wann das Black Angus in Nebraska<br />

geschlachtet worden ist und wie lange es<br />

schon lufttrocknet. Zehn Autominuten ausserhalb<br />

von Manhattan reift beim selbst<br />

ernannten «New York’s Butcher» Fleisch je<br />

nach Grösse im Schnitt 30 bis 45 Tage trocken<br />

vor sich hin. Dabei handelt es sich um<br />

eine traditionelle Veredelungsmethode, bei<br />

der das Fleisch am Knochen über einen speziellen<br />

Zeitraum bei kontrollierter Temperatur<br />

und Luftfeuchtigkeit abhängt. Die Flüssigkeit<br />

kann verdampfen. Bei der herkömmlichen<br />

Methode reift das Fleisch in einem<br />

Vakuumbeutel im eigenen Saft. «Dry Aging<br />

ist eines der grossen Themen hier am<br />

Markt, wenn es um Fleisch geht», erklärt<br />

Sarrazin. Es wird immer beliebter. Aber es<br />

ist komplizierter in der Herstellung. Für den<br />

Prozess hält DeBragga die Temperatur in<br />

drei speziellen Kühlkammern konstant bei<br />

rund zwei Grad Celsius, die Luftfeuchtigkeit<br />

beträgt 95 Prozent. Der 64-Jährige hat das<br />

Veredeln von Fleisch von seinem Vater<br />

gelernt und gibt die Technik gerade an seine<br />

Söhne Eric und Peter weiter. DeBragga<br />

gehört zu den Top-Dry-Aging-Unternehmen<br />

in den USA. Bei unserem Rundgang durch<br />

die Fleischerei auf 2300 Quadratmetern<br />

gerät der Chef des Traditionsunternehmens<br />

ins Schwärmen: «Das ist wie bei einer Reifekammer<br />

für Käse. Da riecht es schon gut,<br />

wenn man hineingeht. Hier ist es so ähnlich.<br />

Es riecht nicht sauer, sondern sehr rein,<br />

mineralisch und … nussig. Ein wunderbares<br />

Aroma.»<br />

Weiter hinten in einer der Kältekammern<br />

«sitzen» Steaks fast sechs Wochen lang auf<br />

einem Regal, bis sie ausgeliefert werden.<br />

«Wenn ein Restaurant es so will, bekommt<br />

es das», erklärt er. Zwischen den Regalen<br />

sorgen Highspeed-Ventilatoren für gute<br />

Luftumwälzung. «Wenn etwas gut schmecken<br />

soll, braucht es Zeit, die richtige Temperatur<br />

und die richtige Umgebung», erklärt<br />

Marc. «Manche Leute glauben, dass niedrige<br />

Luftfeuchtigkeit gut ist. Aber wenn sie zu<br />

niedrig ist, trocknet das Fleisch zu schnell<br />

und die Flüssigkeit kann nicht entsprechend<br />

verdampfen.» Das Fleisch wird mit der Zeit<br />

immer zarter, der Geschmack intensiver und<br />

kräftiger. Die harte äussere Kruste wird<br />

abgeschnitten. Das Ergebnis ist ein aussergewöhnlich<br />

mürbes Stück Fleisch. «Es<br />

«Manche Leute glauben, dass niedrige Luftfeuchtigkeit gut ist.<br />

Aber wenn sie zu niedrig ist, trocknet das Fleisch zu schnell<br />

und die Flüssigkeit kann nicht entsprechend verdampfen.»<br />

MARC J. SARRAZIN Chef von DeBragga<br />

In «Gallaghers Steakhouse» kann man das Fleisch in<br />

der Kammer neben dem Eingang beim Reifen beobachten.<br />

Fotos: mauritius Images, Noah Fecks, beigestellt<br />

70 falstaff jun <strong>2019</strong>


Michael<br />

Lomonacos<br />

«Porter House»<br />

ist nicht nur<br />

wegen der<br />

Steaks bekannt,<br />

sondern auch<br />

wegen der<br />

grandiosen<br />

Aussicht auf den<br />

Central Park.<br />

schmeckt umami», meinen Kenner.<br />

Also weder süss, salzig, sauer noch bitter.<br />

Einfach herzhaft-würzig und fleischig.<br />

Einzigartig. Der Nachteil: Luftgetrocknetes<br />

Fleisch hat im Endeffekt weniger Gewicht,<br />

und das macht es unter anderem<br />

kostspieliger.<br />

Die New Yorker verlangen aber auch verstärkt<br />

nach Fleisch von Rindern, die mit<br />

Gras gefüttert werden – von Anfang bis<br />

Ende. Das ist nicht selbstverständlich. Denn<br />

die Mehrheit der Amerikaner steht auf<br />

Fleisch von Kühen, die in den letzten drei<br />

Monaten vor der Schlachtung durch Getreide<br />

schnell an Gewicht zulegen. Das Fleisch<br />

erhält dadurch die begehrte Marmorierung:<br />

die Fettsträhnen im mageren Fleisch. Und<br />

das ist letztendlich das Geheimnis des<br />

Geschmacks.<br />

DeBragga liefert beide Sorten an grosse<br />

Steakhäuser in Manhattan und Umgebung,<br />

aber auch an Restaurants wie «Daniel»<br />

oder «Jean-Georges». In Summe lagert das<br />

Traditionsunternehmen Fleisch im Wert von<br />

2,3 Millionen Dollar. Allein im Dry-Aged-<br />

Bereich sind es 4000 Stück. Sarrazin kennt<br />

die aktuellen Trends in NY gut: Begehrt<br />

sind Porterhouse-Steaks (die ersten zwei<br />

Cuts aus dem Short loin, nahe der Hüfte/<br />

grösserer Filetanteil) oder Tomahawks<br />

(Bone-in-Rib-Steak mit extralangem<br />

<<br />

Das legendäre «Smith & Wollensky»<br />

hat seinen Namen aus dem Telefonbuch:<br />

Die Gründer haben einfach zwei Seiten<br />

aufgeschlagen und die erstbesten<br />

Namen genommen.<br />

Schickes Ambiente, tolle<br />

Steaks, hervorragende<br />

Drinks: Das alles hat das<br />

«Del Frisco’s» zu bieten.<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

71


cover / STEAKPARADIES NEW YORK<br />

Das «The Grill» hat in einem Teil des alten<br />

«Four Seasons Hotels» Platz gefunden.<br />

Das Ambiente ist spektakulär.<br />

Im Meatpacking District,<br />

wo einst 3000 Metzger<br />

und Verkäufer schufteten<br />

und das Rinderblut zwischen<br />

dem Kopfsteinpflaster<br />

versickerte, thront jetzt das<br />

neue Whitney Museum.<br />

TIPPS &<br />

Jahren war das Unternehmen noch der<br />

grösste Fleischbetrieb des Meatpacking<br />

Districts im Südwesten Manhattans. Doch<br />

ADRESSEN<br />

dort, wo einst 3000 Metzger und Verkäufer<br />

DELMONICO’S<br />

56 Beaver Street, NY 10004<br />

T: +1 212 5091144, delmonicos.com<br />

schufteten und das Rinderblut zwischen<br />

dem Kopfsteinpflaster versickerte, thront<br />

jetzt das neue Whitney Museum. Touristen<br />

flanieren. Das Luxuslabel Hermes hat gerade<br />

eine Boutique eröffnet. Nur eine Hand-<br />

KEENS STEAKHOUSE<br />

72 West 36 th Street, NY 10018<br />

T: +1 212 9473636, keens.com<br />

voll Metzger ist übrig geblieben. Die Mieten<br />

sind in der Bronx oder New Jersey billiger.<br />

PORTER HOUSE BAR & GRILL<br />

Fleischerhaken vor den Luxus-Geschäf-<br />

10 Columbus Circle, NY 10019<br />

ten zeugen noch von einer ganzen Industrie,<br />

T: +1 212 8239500, porterhousenyc.com<br />

die hier angesiedelt war. Die einstigen Restaurant-Geheimtipps<br />

THE GRILL<br />

The Seagram Building<br />

– zugesperrt. Die gros-<br />

sen Steakhäuser und Restaurants, die heute<br />

Top-Steak-House mit<br />

99 East 52 nd Street, NY 10022<br />

für gute Fleischqualität bekannt sind – über<br />

(Mafia-)Geschichte: Das<br />

T: +1 212 3759001, thegrillnewyork.com<br />

die ganze Stadt verteilt. Doch warum ist<br />

«Sparks» in der East 46 th .<br />

GOTHAM BAR & GRILL<br />

New York überhaupt so ein Steak-Mekka?<br />

12 East 12 th Street, NY 10003<br />

T: +1 212 6204020, gothambarandgrill.com<br />

«Das ist historisch», erklärt George Faison,<br />

Partner bei DeBragga Online. Das hat mit<br />

Knochen) für zwei Leute, so der Profi.<br />

der britischen Kultur zu tun. Aber auch mit<br />

SPARKS STEAK HOUSE<br />

«Das sieht echt beeindruckend auf dem Teller<br />

aus.» Aber auch dünnere Fleischstücke T: +1 212 6874855, sparkssteakhouse.com war, Stichwort Wallstreet. Viele Leute konn-<br />

dem grossen Geld, das immer in New York<br />

210 East 46 th Street, NY 10017<br />

wie Brisket (Teil der Rinderbrust) oder<br />

ten es sich immer schon leisten, die besten<br />

Hanger-Steak (wird auch als Nierenzapfen PETER LUGER STEAK HOUSE<br />

Cuts, die beste Qualität zu ordern. Dazu<br />

178 Broadway, Brooklyn, NY 11211<br />

oder Kronfleisch bezeichnet/Bauchbereich)<br />

kommt, dass in den Weiten der USA grosse<br />

T: +1 718 3877400<br />

werden bestellt. Fleisch, das nicht so teuer 255 Northern Blvd., Great Neck, NY 11021 Flächen weniger für Ackerbau geeignet<br />

ist, aber trotzdem seine Qualität hat. Marc T: +1 516 4878800<br />

sind. Daher wurde in Nebraska, Iowa und<br />

zuckt die Achseln: «Früher waren die Speisekarten<br />

peterluger.com<br />

Kansas traditionell Rind gezüchtet und mit<br />

in den Restaurants einheitlicher.<br />

der Erfindung der Kühltechnik schon früh<br />

DEL FRISCO’S<br />

Da hat man mehr Strips, Filets oder ein Rib-<br />

nach New York gebracht. DeBragga liefert<br />

1221 Ave of the Americas, NY 10020<br />

Steak gesehen. Heute mixen die Chefs mehr T: +1 212 5755129, delfriscos.com<br />

seit mehr als 90 Jahren hochqualitatives<br />

auf der Karte, denn die Restaurants müssen<br />

Beef an die Chefs der City. Zum Beispiel an<br />

auch profitabel sein.»<br />

SMITH & WOLLENSKY<br />

das Kult-Lokal «Gallaghers». Dort ist<br />

49 th Street & 3 rd Avenue, NY 10022<br />

Die Metzger starten jeden Tag um zwei<br />

schon Broadway-Stars und vermeintlichen<br />

T: +1 212 7531530, smithandwollenskynyc.com<br />

Uhr früh. Pro Woche liefern sie amerikaweit<br />

Mafia-Bossen seit 1927 das Wasser im<br />

50.000 Kilo Fleisch aus. Bis vor ein paar Mund zusam mengelaufen.<br />

<<br />

<<br />

Fotos: beigestellt<br />

72 falstaff jun <strong>2019</strong>


GRUPPO LUNELLI / promotion<br />

Die neue Premium-Linie<br />

bringt alle Besonderheiten<br />

zum Ausdruck, die Prosecco<br />

Superiore prägen.<br />

BISOL1542: PROSECCO<br />

SUPERIORE MIT «TERROIR»<br />

Fotos: beigestellt<br />

Steile Hügel, heroischer Weinbau, klare Aromen:<br />

Dies ist Valdobbiadene DOCG von Bisol1542.<br />

Der Erfolg von Prosecco in der<br />

Welt hat zwei Seiten. Zum einen<br />

die immer grössere Beliebtheit<br />

weltweit. Zum anderen das Risiko<br />

der Banalisierung mit dem drohenden<br />

Verlust der kulturellen, stilistischen und<br />

geschmacklichen Merkmale, die ihn so<br />

berühmt gemacht haben. Die Marke<br />

Bisol1542, die schon in ihrem Logo auf die<br />

grosse Weinbautradition von Valdobbiadene<br />

verweist und ihren Prosecco Superiore<br />

als den höchsten Ausdruck dieser Tradition<br />

führt, geht daher einen Schritt weiter. Mit<br />

der brandneuen Premium-Linie kommen<br />

die einzigartigen Besonderheiten zum Ausdruck,<br />

die Prosecco Superiore prägen.<br />

Wenn auch das Produktionsgebiet des Prosecco<br />

Superiore insgesamt klein ist, so sind<br />

diese Hügel doch ein wahres Kaleidoskop<br />

verschiedener Terroirs. Aus diesem Grund<br />

drückt jeder mit Bisol1542 signierte Prosecco<br />

Superiore im Glas den unterschiedlichen<br />

Boden aus, auf dem er geboren wurde und<br />

hat eine einzigartige Identität. Dies ist das<br />

grundlegende Merkmal der Bisol1542-Produktion<br />

und die Leitlinie des Projekts der<br />

Lunelli-Gruppe für diese Marke. Ziel ist es,<br />

Bisol1542 zum Exzellenzbotschafter seiner<br />

Art im gehobenen Bereich zu machen. «Wir<br />

haben die ersten Jahre damit verbracht, dieses<br />

aussergewöhnliche Gebiet gründlich zu<br />

verstehen», erklärt Matteo Lunelli, Leiter<br />

des Familienunternehmens. «Danach erneuerten<br />

wir das Markenimage, indem wir Etiketten<br />

auf den Markt brachten, die die typischen<br />

Merkmale der DOCG-Subzonen zum<br />

Ausdruck bringen.» So entstand die neue<br />

Bisol1542-Reihe, Ausdruck von fünf funkelnden<br />

Prosecco-Identitäten – Cartizze,<br />

Relio, Rive di Campea, Molera und Crede.<br />

Jeder dieser fünf Weine unterstreicht die<br />

Nuancen, die die Glera-Traube je nach Terroir-Herkunft<br />

erhält. Neben diesen fünf<br />

Spitzenprodukten bekommt auch die Jeio-<br />

Linie immer mehr Gewicht. Das sind<br />

unmittelbare und heitere Perlen, ideal geeignet,<br />

um die Freude der Geselligkeit zu vermitteln.<br />

Bisol1542 exportiert heute über<br />

70 Prozent seiner Produktion in über<br />

70 Länder, unter denen die deutschsprachigen<br />

besonders hervorstechen. Auf die Frage,<br />

welche Rolle dem Prosecco Superiore in der<br />

internationalen Welt der Schaumweine<br />

zukommt, antwortet Gianluca Bisol, Vertreter<br />

der 21. Generation der gleichnamigen<br />

Winzerfamilie, ohne zu zögern: «Wenn<br />

Champagner der König der Schaumweine<br />

ist, dann ist unser Prosecco Superiore (so<br />

wie der Trento Doc) der Prinz.»<br />

INFO<br />

Bisol1542, Via Follo 33<br />

Santo Stefano di Valdobbiadene<br />

31049 Treviso, Italien<br />

bisol.it<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

73


cover / GARMETHODEN<br />

FEUER<br />

FREI!<br />

Einfach nur den Grill anzünden und das Fleisch auflegen?<br />

Das war einmal. Für ein Grillerlebnis der Extraklasse<br />

kommt es entscheidend darauf an, wie man sein Fleisch<br />

zubereitet – ob mit glühender Hitze in kurzer Zeit oder<br />

durch sanftes Garen und stundenlanges Warten.<br />

TEXT PHILIPP ELSBROCK & HERBERT HACKER<br />

Fotos: Dennis Savini, Wyatt McSpadden 2018 wymac@texas.net 512-322-9102, Shutterstock, beigestellt<br />

74 falstaff jun <strong>2019</strong>


Barack Obama hatte seine Rede<br />

beendet und war mit der Kolonne<br />

auf dem Weg zum Flughafen.<br />

Doch bevor er dort ankam,<br />

machte er noch einen Stopp.<br />

Obama wollte mittagessen. Aber nicht<br />

irgendwo. Sondern in einem Barbecue-Grill<br />

in Austin, Texas: «Franklin Barbecue».<br />

Menschen warten hier ab sechs Uhr morgens,<br />

bis um elf Uhr die Türen öffnen. Die<br />

langen Schlangen vor dem Laden sind<br />

legendär. Für Barack Obama machte Inhaber<br />

Aaron Franklin eine Ausnahme. Der<br />

Präsident übersprang die Schlange, orderte<br />

für mehr als 300 Dollar Fleisch und zahlte<br />

die Rechnung seiner beiden Vorderleute<br />

gleich mit. Seitdem ist Aaron Franklins<br />

Barbecue nicht nur unter BBQ-Fans aus<br />

aller Welt ein Begriff, sondern gut genug<br />

für einen Präsidenten.<br />

Franklin hat BBQ auf ein neues Level<br />

gehoben. Auf tonnenschweren Smokern,<br />

ehemaligen Tanks, gart er jene Cuts von<br />

Schwein und Rind, die sonst nicht hoch im<br />

Kurs stehen. Sein Brisket, 14 Stunden geräucherte<br />

Rinderbrust in Prime-Qualität, nur<br />

mit einem Schlag Coleslaw und etwas Brot,<br />

bricht reihenweise Herzen – längst nicht nur<br />

die von Männern. Das Pulled Pork lässt sich<br />

allein mit Gabeln in Fetzen zerteilen, so<br />

butterzart und saftig ist es.<br />

All das bewirkt indirekte Hitze. Zwar verfeuert<br />

Franklin in den Smokern zentnerweise<br />

Eichenscheite, doch gegart werden die<br />

Fleischstücke nicht über den Flammen, sondern<br />

nur über dem Rauch, der in den Smokern<br />

entsteht. Das Prinzip des Barbecues,<br />

wie es in den Südstaaten der USA seit Jahrhunderten<br />

Tradition hat, besteht darin,<br />

Fleisch mit indirekter Hitze zu garen. Angesichts<br />

der köstlichen Resultate verwundert<br />

es nicht, dass man Smoker für den Hausgebrauch<br />

auch in heimischen Gärten immer<br />

häufiger dampfen sieht.<br />

Eingeschworenen Grill-Traditionalisten<br />

mag es schwerfallen, aber wer sich einmal<br />

vom Gedanken verabschiedet, dass Grillieren<br />

nur mit grosser Hitze funktioniert,<br />

gewinnt so sehr wie beim Umstieg von<br />

Schwarz-Weiss- auf Farbfernsehen. Es geht<br />

immer um das Zusammenspiel aus indirekter<br />

und direkter Hitze. Gut zu sehen ist das<br />

etwa am Big Green Egg, das zwar schon<br />

seit mehr als 40 Jahren auf dem Markt ist,<br />

in Europa allerdings erst in den vergan-<br />

><br />

Aaron<br />

Franklin<br />

steht in Austin für<br />

so gutes BBQ, dass<br />

selbst Barack<br />

Obama hier das<br />

Brisket (r.)<br />

probierte.<br />

Fleisch aus dem Smoker:<br />

sanft gegart, nur über Rauch.<br />

Auf der<br />

gusseisernen<br />

Oberfläche des<br />

Feuerrings gart<br />

Fisch schnell.<br />

Spezialität aus den<br />

Südstaaten: Pulled<br />

Pork, das butterweich<br />

und saftig aus dem<br />

Smoker kommt.<br />

Wenn Fisch wie hier<br />

auf Weber-Holzplanken<br />

gegart wird, bleibt er<br />

zart und nimmt<br />

über dies feine Aromen<br />

aus dem Holz auf – ein<br />

Hochgenuss.<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

75


cover / GARMETHODEN<br />

Fast so heiss wie Höllenfeuer: Hochleistungsgrills<br />

wie hier von Otto Wilde garen mit bis zu 800 Grad.<br />

Massive<br />

Outdoorkochstellen<br />

wie von Ofyr<br />

gehören zu<br />

den Trends der<br />

vergangenen Jahre.<br />

><br />

Das Big Green<br />

Egg ist ein<br />

Multitalent –<br />

die Temperatur<br />

lässt sich<br />

perfekt ans<br />

Grillgut<br />

anpassen.<br />

genen Jahren häufiger zum Einsatz<br />

kommt. Es lässt sich sowohl bei mehreren<br />

hundert Grad Celsius betreiben, eignet sich<br />

aber genauso gut für Niedrigtemperaturen<br />

um die 80 Grad. Auch die neuen Outdoor-<br />

Kochstellen, die etwa unter den Marken<br />

Feuerring oder Ofyr auf den Markt kommen,<br />

bieten gezielte Einsatzmöglichkeiten<br />

für Grillieren nah an der Hitze oder etwas<br />

weiter weg für sanftes Garen. Spannend<br />

für Fisch sind die wassergetränkten<br />

Planken, mit denen sich Fisch schonend<br />

garen lässt und dabei nuancierte Holzaromen<br />

aufnimmt.<br />

Wer sich dennoch für ein traditionelles<br />

Steakgrillieren entscheidet, sollte sich die<br />

Spezialgeräte für diese Einsatzmöglichkeit<br />

anschauen: ultra-energiereiche Spezialgrills,<br />

die ein Steak binnen 90 Sekunden von roh<br />

auf medium rare bringen. Steak-Freaks<br />

schwören darauf: Grillieren bei 800 bis<br />

1000 Grad Celsius. Erst das ergibt, so die<br />

Hitzefanatiker, eine richtige Kruste, ohne<br />

dass dabei das Fleisch innen zu durch wird.<br />

Steakhäuser mit entsprechenden Grillgeräten<br />

wie etwa das «Beef 800°» in Würzburg<br />

oder das heuer in Wien eröffnete «Mama &<br />

der Bulle» werden immer mehr. Die Betreiber<br />

haben sich dafür eigene Geräte besorgt,<br />

die das Garen mit extremer Hitze möglich<br />

machen. Mit diesen Geräten lassen sich übrigens<br />

auch Fisch und Gemüse garen – und<br />

auch dabei geht es um die Kruste.<br />

Für den Privatgebrauch sind derartige<br />

Hochleistungsgriller vor allem unter der<br />

Bezeichnung «Beefer» bekannt geworden,<br />

mittlerweile ist aber eine Vielzahl an ähnlichen<br />

Geräten auf dem Markt, etwa auch<br />

von den Düsseldorfer Spezialisten von Otto<br />

Wilde. Rein wissenschaftlich gesehen tritt<br />

beim Grillieren mit hohen Temperaturen die<br />

sogenannte Maillard-Reaktion in Kraft,<br />

dabei verringert sich unter anderem sehr<br />

schnell der Wasseranteil beim Fleisch, während<br />

sich der Proteinanteil erhöht. Ein chemischer<br />

Prozess, der in letzter Konsequenz<br />

zu einer Kruste führt, die man bei üblichen<br />

Temperaturen, die deutlich darunter liegen,<br />

nicht zustande bringt – und das Fleisch<br />

bleibt innen trotzdem saftig. Beim herkömmlichen<br />

Grillieren dauert die Zeit, um<br />

eine Kruste zu bekommen, bisweilen zu<br />

lang. Es kann passieren, dass das Steak<br />

dann längst durch und innen trocken ist.<br />

Aber auch beim Grillieren jenseits von<br />

800 Grad werden von den Profis unterschiedliche<br />

Methoden angewandt. So lässt<br />

etwa Thomas Bös, Küchenchef von «Mama<br />

& der Bulle», die Fleischstücke vorher rund<br />

15 Minuten in einer Sous-vide-Folie in<br />

einem entsprechenden Gerät bei 54 Grad<br />

sanft vorgaren. «Erst dann geben wir die<br />

Stücke in den 1000-Grad-Griller», sagt Bös,<br />

«um das Steak medium rare zu bekommen,<br />

reichen eine bis zwei Minuten, well done<br />

braucht circa fünf Minuten.»<br />

Aber wer will sein Steak schon well<br />

done? Denn genau das gilt es ja mit den<br />

Höllenfeuer-Grillern zu vermeiden.<br />

><br />

Fotos: Peek Creative studios, beigestellt<br />

76 falstaff jun <strong>2019</strong>


coop.ch/finefood<br />

Für besondere momente.<br />

Erleben Sie einmalige Genussmomente mit den Fine Food Spezialitäten aus aller Welt. Unser Fine Food Limousin Clubsteak zum Beispiel hat einen<br />

zarten Biss, eine feine Marmorierung und wurde drei Wochen am Knochen gereift. Es stammt von Rindern aus Mutterkuhhaltung, die den Sommer<br />

auf saftigen Weiden geniessen und den Winter mit Auslauf und auf eingestreuten Liegeflächen verbringen.


cover / GRILLKOHLE<br />

HER MIT DER KOHLE!<br />

Bei der Vielzahl an Grillkohle-Säcken verliert man im Baumarkt schon einmal den Überblick.<br />

Doppel-Grillweltmeister Adi Matzek kennt die richtige Kohle für den richtigen Einsatz.<br />

TEXT FLORIAN BARTMANN<br />

RICHTIG ANZÜNDEN<br />

Die allerbeste Kohle bringt nichts, wenn sie<br />

nicht fachgerecht angezündet wird. Dafür<br />

empfiehlt sich ein Anzündkamin: In dem praktischen<br />

kleinen Metallofen kann die Kohle<br />

ideal durchglühen und anschliessend in den<br />

Grill geschüttet werden. Ausserdem lässt<br />

sich damit parallel die nächste Charge heisser<br />

Kohle vorbereiten, sollte die Glut im Grill<br />

nachlassen. Beim Feuermachen selbst gelten<br />

Feststoff-Anzünder als sichere Alternative zu<br />

flüssigen Brandbeschleunigern. Die eingefleischten<br />

Pyromanen unter uns können aber<br />

mit ruhigem Gewissen auch auf die guten<br />

alten Holzspäne zurückgreifen.<br />

HOLZKOHLE<br />

Wird in Köhlereien hergestellt, indem die Scheite<br />

zum Verkohlen pyramidenförmig (Rundmeiler)<br />

oder der Länge nach (Längsmeiler) aufgeschichtet<br />

werden. Holzkohle braucht nur etwa 30 Minuten,<br />

bis sie durchgeglüht ist und wird mit rund<br />

800 °C sehr heiss, was sich für kurze Grillierzeiten<br />

sowie für Steaks perfekt eignet. Für Fleisch,<br />

das länger gegart werden soll, ist sie eher ungeeignet<br />

– die optimale Brenndauer beträgt nämlich<br />

nur 20 bis 30 Minuten.<br />

HOLZKOHLEBRIKETTS<br />

Das verwendete Holz wird zu Staub vermahlen<br />

und mit einem Bindemittel – meistens Maisoder<br />

Kartoffelstärke – zu Briketts gepresst.<br />

Diese Uniformität sorgt dafür, dass die Kohle<br />

eine exakt definierte Brenndauer aufweist: In<br />

der Regel beträgt diese rund 2,5 Stunden.<br />

Die Grilltemperatur der Briketts ist aber<br />

niedriger als jene der Holzkohle.<br />

BRAUNKOHLEBRIKETTS<br />

Zählt zu den fossilen Brennstoffen und weist<br />

eine wesentlich höhere Dichte als Holzkohle und<br />

Holzkohlebriketts auf. Die geringe Hitze macht<br />

sie mit einer Glühdauer von rund vier Stunden<br />

wieder wett. Ideal, wenn man etwa einen ganzen<br />

Truthahn garen möchte. Die Asche unterscheidet<br />

sich ausserdem von jener anderer Kohlen: Fährt<br />

der Wind in den Grill, fliegt sie nicht davon,<br />

sondern «sandet» durch ihr grösseres Gewicht<br />

nach unten.<br />

KOKOSBRIKETTS<br />

Weniger bekannt, aber deswegen keinesfalls<br />

schlecht: Diese Grillkohle-Alternative wird aus<br />

vermahlenen Kokosschalen hergestellt, die zu<br />

Briketts gepresst werden. Was die Grilleigenschaften<br />

betrifft, sind Kokosbriketts mit zwei bis<br />

drei Stunden Glühdauer zwischen Holzkohlebriketts<br />

und Braunkohle angesiedelt, brennen<br />

aber dafür heisser als Braunkohle.<br />

Fotos: Getty Images, Shutterstock, Grillschule Adi Matzek<br />

78 falstaff jun <strong>2019</strong>


Martel.<br />

Im Burgund zuhause.<br />

Arrivage 2017.*<br />

Martel in St. Gallen Poststrasse 11 und Lerchentalstrasse 15<br />

Martel in Zürich Am Bellevue, Rämistrasse 14<br />

* martel.ch/burgund17<br />

Amiot<br />

Arlot<br />

Bachelet<br />

Bernstein<br />

Bonneau de Martray<br />

Burguet<br />

Carillon<br />

Chavy<br />

Clos des Lambrays<br />

Clos de Tart<br />

Confuron-Cotétidot<br />

Cornu<br />

de Courcel<br />

Damoy<br />

Domaine Leflaive<br />

William Fèvre<br />

Fourrier<br />

Jobard<br />

Lejeune<br />

Lucien Le Moine<br />

Niellon<br />

Pacalet<br />

Domaine Ponsot<br />

Laurent Ponsot<br />

Pousse d‘Or<br />

Romanée-Conti<br />

G. Roumier<br />

Armand Rousseau<br />

Tardy<br />

Trapet<br />

Tollot-Beaut<br />

de Villaine<br />

de Vogüé


cover / GEMÜSE GRILLIEREN<br />

NEUE FARBEN<br />

FÜR DEN GRILL<br />

Unbestrittener Star auf dem Grillrost war bislang Fleisch – Spargel, Brokkoli & Co.<br />

blieben nur die Nebenrolle. Seit einiger Zeit ist Gemüse stärker in den Fokus von<br />

Spitzenköchen gerückt – und deren Ideen beleben nun auch das Grillieren zu Hause.<br />

TEXT PHILIPP ELSBROCK<br />

Gemüse war das ungeliebte<br />

Stiefkind unter dem Grillgut.<br />

Begeisterte Aufschreie à la «Oh<br />

mein Gott, wie gut ist diese<br />

Tomate!» hörte man eher selten,<br />

wenn etwas vom Rost geholt wurde.<br />

Fleisch-Abstinenzler, die ihre mitgebrachten<br />

Zucchini auf den Grill legten und die meist<br />

verkohlten Scheiben dann leise assen, hatten<br />

häufig etwas Trauriges im Vergleich zu bestens<br />

gelaunten Steak-Fanatikern. Was diesen<br />

willkürlich gewählten Beispielen gemein ist?<br />

Die Betonung liegt auf der Vergangenheitsform,<br />

denn in den letzten Jahren haben sich<br />

Blumenkohl, Topinambur und Co. in der<br />

Spitzenküche zu heimlichen Stars entwickelt<br />

– immer häufiger steht Gemüse im Vordergrund<br />

und stiehlt Entrecôte, Wolfsbarsch<br />

oder Kaisergranat die Show.<br />

Einer, der Gemüsegenuss routinemässig<br />

auf ein neues Level hebt, ist Sebastian Mattis.<br />

Der Küchenchef des Restaurants «Fritz &<br />

Felix» in Baden-Baden greift auf einen<br />

einzigartigen Grill zurück, der eigentlich<br />

prädestiniert für schwere Fleischbrocken<br />

wäre. Doch nur auf Fleisch zu setzen, das<br />

sei ihm zu langweilig, sagt Mattis. Im Laufe<br />

seiner Karriere hat er sich gern mit den vermeintlich<br />

sekundären Beilagen beschäftigt<br />

und als Entremetier an Ideen zur perfekten<br />

Inszenierung getüftelt. Oft lässt er sich<br />

dabei von Kindheitserinnerungen leiten.<br />

«Die letzten Salatreste in einer Schüssel<br />

habe ich geliebt», sagt Mattis, «am liebsten<br />

mit einem Schlag Bratensud.» So kam er<br />

auf die Idee, einen Salat im Ganzen zu<br />

marinieren, bis er weich und sämig wie der<br />

Rest aus der Schüssel war. In der Marinade<br />

steckt auch ein Teil Geflügelbouillon, das<br />

gibt Aroma. Am Ende wird der Salat über<br />

dem Grill geröstet – fertig ist ein Gericht,<br />

das nur als Beilage viel zu schade wäre. Das<br />

exklusiv für <strong>Falstaff</strong> entwickelte Rezept auf<br />

der nebenstehenden Seite steckt ebenfalls<br />

voller Kniffe.<br />

Für diese Ausgabe hat Mattis in seiner<br />

Trickkiste gekramt und er gibt Tipps, wie<br />

man Gemüse schmackhaft machen kann.<br />

3Öl ist nicht alles – nutzen<br />

Sie die komplette Bandbreite<br />

für Marinaden. Säfte, kurz<br />

gezogener Tee oder Fleischbouillon sind<br />

ungewöhnlichere Zutaten, die Ihre Gäste<br />

mit neuen Geschmackskomponenten<br />

überraschen. Immens wichtig sind gute<br />

Essige, die mit ihrem Süsse-Säure-Spiel<br />

jedes Gericht verfeinern.<br />

4<br />

2<br />

Grillieren heisst mehr als grosse Hitze.<br />

Klar, ein lange mariniertes Gemüse<br />

am Ende mit Röstaromen verfeinern,<br />

das geht am besten bei hohen<br />

Tem-peraturen. Aber nutzen Sie<br />

Ihren Grill wie einen Backofen –<br />

man kann auch mal Gemüse nur bei<br />

100 Grad garen oder mit Räucher-<br />

1chips aromatisieren.<br />

80 falstaff jun <strong>2019</strong><br />

Nutzen Sie das<br />

ganze Gemüse. Warum<br />

nicht die Schalen und<br />

Abschnitte pürieren und mit in<br />

eine Marinade geben? Das<br />

erweitert und vertieft die Aromen.<br />

Wer ein Rüebli oder Brokkoli<br />

bloss in heissem Wasser gart,<br />

bevor sie auf den Rost<br />

kommen, entzieht<br />

Geschmack.<br />

Fügen<br />

Sie Zutaten erst<br />

ganz am Schluss hinzu.<br />

Hochwertiger Balsamico<br />

oder gerösteter Buchweizen<br />

würden bei einer längeren<br />

Marinierung untergehen,<br />

geben als finale Würzung<br />

aber einen Extra-<br />

Kick.<br />

5Seien Sie neugierig und trauen Sie sich<br />

auszuprobieren. Sie trinken gern Gin<br />

Tonic mit Gurke? Wechseln Sie die<br />

Perspektive und geben Sie einen Likör<br />

oder anderen Alkohol ins Gemüse, bevor<br />

es auf den Grill kommt. Gerade mit Obst<br />

verfeinert schmeckt das oft<br />

überraschend gut.<br />

Fotos: Getty Images, beigestellt


Weitere Rezeptideen<br />

zu Gemüse vom Grill unter<br />

falstaff.com/gemuese-grillen<br />

RÜEBLI | ROOIBOSTEE | HONIG<br />

(FÜR 4 PERSONEN)<br />

ZUTATEN<br />

8 Stk. Bundrüebli mit Grün<br />

2 TL Rooibostee<br />

100 ml naturtrüber Apfelsaft<br />

100 ml Rüeblisaft<br />

1 kleine Knolle Ingwer<br />

50 g Honig<br />

25 ml Leindotteröl<br />

Salz, schwarzer Pfeffer<br />

ZUBEREITUNG<br />

– Rüebli gut waschen, nicht schälen.<br />

– In einer Auflaufform oder tiefem<br />

Backblech Rooibostee, Apfel- und Rüeblisaft mit<br />

dem klein geschnittenen Ingwer und dem Honig<br />

mischen.<br />

– Rüebli je nach Dicke der Länge nach halbieren,<br />

darauf achten, das Grün so vollständig wie möglich<br />

zu lassen. In den Sud geben, mit Salz und<br />

schwarzem Pfeffer würzen.<br />

– Mit Alufolie bedecken und im vorgeheizten Ofen bei<br />

140 °C Umluft ca. 25 Min. garen. Im Sud auskühlen<br />

lassen.<br />

– Die Rüebli aus dem Sud herausnehmen und bei<br />

starker Hitze auf den Grill geben. Den Kochsud<br />

passieren und mit dem Leindotteröl abschmecken.<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

81


cover / STEAKMESSER<br />

LAGUIOLE EN AUBRAC Der Klassiker mit der Biene – durchgängiger Stahl, schwarzer Griff aus Büffelhorn. 6 Stück; CHF 494,– bei galaxus.ch<br />

SALADINI 23-cm-Klinge und Griff aus geöltem Olivenholz, liegt leicht in der Hand. CHF 64,85 bei topweinshop.ch<br />

KAI SHUN Aus 32-schichtigem Damaststahl per Hand gefertigt, Griffe aus laminiertem Pakkaholz. 4 Stück; CHF 596,– bei welt-der-messer.ch<br />

MESSER-SCHARF!<br />

Selbst wenn das beste Stück<br />

Fleisch vor Ihnen liegt –<br />

geht es um wahrhaften<br />

Steak-Genuss, dann kann<br />

das falsche Messer ein<br />

echter Spassverderber sein.<br />

E<br />

inst war es Aficionados vorbehalten,<br />

heute gehört das perfekte Steakmesser<br />

wie ein Kochlöffel in jede Küche.<br />

Das Angebot hat sich der Nachfrage angepasst,<br />

nahezu jeder Messerhersteller hat die<br />

scharfe Klinge im Portfolio. Und uns bleibt<br />

die Qual der Wahl: Grundsätzlich empfiehlt<br />

sich der Kauf von glatten Klingen, da grobe<br />

Zacken die Fleischfasern zerstören. Und ein<br />

wenig Zeit für die Pflege der Messer sollte<br />

man sich ebenfalls nehmen, wie Franco<br />

Gründl aus dem «Dstrikt-Steakhouse» des<br />

«The Ritz-Carlton, Vienna» weiss: «Die<br />

Messer niemals in den Geschirrspüler<br />

geben, sondern am besten nur mit heissem<br />

Wasser abspülen.» Und keine Tomaten, Zitronen<br />

oder Ähnliches damit schneiden, weil<br />

auch das Gift für die Klinge ist. Geschliffen<br />

werden sollte das Messer nach je zehn «Einsätzen».<br />

Wer selbst Hand anlegen will, sollte<br />

über eine professionelle Schleifmaschine<br />

verfügen – sonst ab zum Profi.<br />

SKNIFE Im Emmental produziert, handgeschmiedete Klinge aus Chirurgenstahl und ein Griff aus stabilisiertem Walnussholz. CHF 209,89 bei welt-der-messer.ch<br />

GÜDE ALPHA Handgeschmiedete Klinge, für den Griff wurde Eichenholz aus über 80 Jahre alten Weinfässern verwendet. CHF 119,– bei welt-der-messer.ch<br />

FISSLER PERFECTION In extravaganter Form handgeschmiedet,<br />

Blickfang in jeder Küche. Ca. CHF 85,– bei fissler.com<br />

Fotos: beigestellt<br />

82 falstaff jun <strong>2019</strong>


Diesen und weitere ausgesuchte Weine finden Sie auf<br />

bindella.ch


cover / PAIRING<br />

EIN FLOTTER<br />

DREIER<br />

Auch beim Grillieren sind wir auf der Suche nach dem perfekten<br />

Begleiter: Welche Sauce passt zu welcher Speise? Und was trinkt man<br />

dazu? Die Lösung auf diese Fragen servieren wir Ihnen hier.<br />

VIELEN DANK AN DAS TEAM DES «DSTRIKT STEAKHOUSE» IM «THE RITZ-CARLTON, VIENNA»<br />

Fotos: Shutterstock, Julia Stix, beigestellt<br />

84 falstaff jun <strong>2019</strong>


CREVETTEN & SALSA VERDE<br />

SALSA VERDE<br />

(FÜR 6–10 PERSONEN)<br />

ZUTATEN<br />

1 Handvoll Minze<br />

1 Handvoll Basilikum<br />

1 Handvoll Petersilie<br />

1–2 EL Kapern<br />

6–8 Cornichons<br />

Olivenöl<br />

1 EL Senf<br />

etwas Zucker<br />

2 EL weisser Balsamicoessig<br />

Salz und Pfeffer zum<br />

Abschmecken<br />

ZUBEREITUNG<br />

Alle Zutaten grob hacken und<br />

gründlich miteinander vermengen,<br />

abschliessend mit Salz und Pfeffer<br />

abschmecken.<br />

WEINEMPFEHLUNG<br />

ALBARIÑO LA MARIMORENA DOP 2016<br />

Casa Rojo, Rias Baixas, Spanien<br />

Duft von grünen Äpfeln und<br />

Zitronenzesten. Am Gaumen eine<br />

cremig wirkende Textur mit einer<br />

salzigen Präsenz. Die würzige<br />

Schärfe der Salsa harmoniert<br />

schön mit der pikanten Säure.<br />

Abgerundet mit Kräuter-<br />

Nuancen und einem langen,<br />

spannenden Abgang.<br />

terravigna.ch, CHF 19,90<br />

BIEREMPFEHLUNG<br />

WHITE GHOST BERLINER<br />

Stone Brewing Company<br />

Fruchtiger Geschmack von Zitrone,<br />

Melone, Rhabarber und Beeren. Dank<br />

seiner trinkfördernden aber dezenten<br />

Säure passt es perfekt zum Sommer.<br />

amstein.ch, ca. CHF 2,50<br />

BEEF FILET & CHIMICHURRI-SAUCE<br />

WEINEMPFEHLUNG<br />

COLLECTOR DE LÉOUBE AOC 2013<br />

Château Léoube, Provence, Frankreich<br />

Die Nase betört mit einer Mischung<br />

aus Rosmarin, Wacholder und roter<br />

Peperoni. Am Gaumen glänzt der<br />

Cabernet Franc mit Fülle und<br />

Kraft, präsentes Tannin, aber<br />

nicht unangenehm trocken.<br />

Tabak- und Röstaromen und<br />

eine animierende<br />

Säurestruktur.<br />

leoube.com, ca. CHF 50,–<br />

BIEREMPFEHLUNG<br />

GUSSWERK NICOBAR IPA<br />

Brauerei Gusswerk<br />

Bernsteinfarbenes, in der Nase sehr<br />

fruchtiges (Südfrüchte, Harz), im Trunk<br />

vollmundiges, im Nachtrunk mit malziger<br />

Süsse und herzhafter Bittere spielendes IPA.<br />

schatt-getraenke.ch, CHF 4,15<br />

CHIMICHURRI<br />

(FÜR 6–10 PERSONEN)<br />

ZUTATEN<br />

1 EL Salz<br />

250 ml Wasser<br />

1 Knoblauchknolle<br />

1 Tasse Petersilie<br />

1 Tasse Oregano<br />

2 TL Chiliflocken<br />

60 ml Rotweinessig<br />

125 ml Olivenöl<br />

100 g Peperoniwürfel<br />

ZUBEREITUNG<br />

Salz im Wasser aufkochen lassen<br />

und anschliessend kalt stellen.<br />

Die restlichen Zutaten fein<br />

hacken und dem Salzwasser<br />

untermischen.<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

85


cover / PAIRING<br />

SEETEUFEL & BRAUNE-BUTTER-JUS<br />

BR AUNER<br />

BUTTER JUS<br />

(FÜR 6–10 PERSONEN)<br />

ZUTATEN<br />

100 g Butter<br />

20 ml Apfel-Balsam-Essig<br />

100 g Kalbsjus<br />

50 g flüssiger Rahm<br />

Salz und Pfeffer zum Abschmecken<br />

ZUBEREITUNG<br />

Die Butter in einer Pfanne erhitzen, bis sie<br />

sich braun färbt. Anschliessend die braune<br />

Butter mit Essig ablöschen. Die Kalbsjus zusammen<br />

mit dem Rahm hinzugeben, aufkochen und<br />

mit Salz und Pfeffer abschmecken. Vor dem Servieren<br />

wird der Jus noch mit etwas Essig verfeinert, um<br />

der Sauce zusätzliche Frische zu verleihen.<br />

WEINEMPFEHLUNG<br />

RIESLING TROCKEN KASTANIENBUSCH 2015<br />

Ökonomierat Rebholz, Pfalz, Deutschland<br />

Das aromatische Bukett zeigt Nuancen von<br />

Pfirsichen und Zitrusfrüchten. Am Gaumen<br />

überzeugt eine geschmeidige Cremigkeit und<br />

Fülle. Die frische Säure balanciert den Jus.<br />

Mineralischer Nachhall gepaart<br />

mit kandierten Zitronen.<br />

boucherville.ch, CHF 59,50<br />

BIEREMPFEHLUNG<br />

RODENBACH GRAND CRU, Brauerei Rodenbach<br />

Dieses Rotbier aus Flandern hat seine<br />

fruchtigen Aromen von den Fudern, in denen<br />

es über ein Jahr reift – viel Säure, wenig<br />

Malzsüsse, kaum Hopfenbittere.<br />

masterofmalt.com, CHF 3,18<br />

POULET & ROTWEIN-SCHALOTTEN-SAUCE<br />

WEINEMPFEHLUNG<br />

SCHUBERT PINOT NOIR MARION’S VINEYARD<br />

2014, Schubert Wines, Wairarapa, Neuseeland<br />

Die Nase offenbart reife dunkle Beeren,<br />

getrocknete Kräuter und rote<br />

Rosenblätter. Am Gaumen ein etwas<br />

fülligerer Körper mit dunkelbeeriger<br />

Frucht. Die gut eingebundene<br />

elegante Säure balanciert das<br />

Zusammenspiel von Poulet<br />

und Sauce. Kerniges, nicht<br />

aufdringliches Tannin. Ein<br />

langer floraler Abgang.<br />

flaschenpost.ch, CHF 44,90<br />

BIEREMPFEHLUNG<br />

BOXER OLD<br />

Doppelleu Boxer<br />

Kräftiges helles Lagerbier mit<br />

sanfter Malzaromatik und feinen<br />

Hopfennoten. Am Gaumen leicht<br />

und harmonisch mit dezenter<br />

Malzsüsse und rundem Abgang.<br />

doppelleuboxer.ch, ca. CHF 2,20<br />

ROTWEIN-<br />

SCHALOTTEN<br />

SAUCE<br />

(FÜR 6–10 PERSONEN)<br />

ZUTATEN<br />

200 g Schalotten<br />

1 TL Tomatenpüree<br />

500 ml Rotwein<br />

2 Wacholderkörner<br />

1 Lorbeerblatt<br />

1 Glas Kalbsjus<br />

1 Bund Rosmarin<br />

Salz und Pfeffer zum<br />

Abschmecken<br />

ZUBEREITUNG<br />

Die Schalotten schälen und in längliche<br />

Streifen schneiden, anschliessend anbraten und<br />

mit Tomatenpüree tomatisieren. Das<br />

Tomatenpüree wird beim Anbraten ebenfalls<br />

angeröstet, bevor man den Rotwein mit Lorbeer und<br />

Wacholder zum Ablöschen hinzugibt. Die Saucenbasis<br />

wird anschliessend mit dem Kalbsjus aufgegossen und bei<br />

niedriger Hitze für 10 Minuten mit dem Rosmarinbund<br />

gekocht. Abschliessend wird mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt.<br />

Fotos: Julia Stix, beigestellt<br />

86 falstaff jun <strong>2019</strong>


GROSSE KUNST.<br />

OHNE ALLÜREN.<br />

Österreichs Weine sind daheim im<br />

Herzen Europas, wo kontinentale<br />

Wärme mit kühler Nordluft tanzt.<br />

In diesem einzigartigen Klima wachsen<br />

edle Weine mit geschützter Ursprungsbezeichnung<br />

– zu erkennen an der<br />

rotweissroten Banderole auf der Kapsel<br />

und der staatlichen Prüfnummer auf<br />

dem Etikett.<br />

österreichwein.at


cover / PAIRING<br />

RIB-EYE-STEAK & CAFÉ-DE-PARIS-BUTTER<br />

CAFÉ-DE-PARIS-<br />

BUTTER<br />

(FÜR 6–10 PERSONEN)<br />

ZUTATEN<br />

10 g Schalotten<br />

12,5 g Petersilie, 10 g Dill<br />

10 g Majoran, 0,5 g Thymian<br />

0,5 g Rosmarin<br />

2,5 g Knoblauch<br />

125 g Butter<br />

0,6 cl Worcestershiresauce<br />

0,5 g Pfeffer, 0,5 g Paprikapulver<br />

6 g Senf, 0,5 cl Zitronensaft<br />

ZUBEREITUNG<br />

Die Schalotten fein würfeln und alle Kräuter sowie<br />

den Knoblauch fein hacken. Anschliessend die Butter<br />

in einer Schüssel schaumig schlagen und die<br />

restlichen Zutaten untermischen. Die Masse wird<br />

über Nacht kalt gestellt und am folgenden Tag mit<br />

Klarsichtfolie zu einer Rolle gedreht, die man anschliessend<br />

nach Belieben anschneiden kann.<br />

WEINEMPFEHLUNG<br />

SAMMARCO IGT 2012<br />

Castello die Rampolla, Toskana, Italien<br />

Das Bukett besticht durch Schwarze<br />

Johannisbeere, Cassis und einen<br />

Hauch Kräuterwürze. Knackigkerniges<br />

Tannin am Gaumen, das<br />

glänzend in die mächtige Struktur<br />

eingebaut ist. Die animierende Säure,<br />

untermalt von einem langen Abgang,<br />

erinnert wieder an Kräuterwürze.<br />

denzweine.ch, CHF 56,–<br />

BIEREMPFEHLUNG<br />

BISE NOIRE<br />

Brasserie Trois Dames<br />

Dunkelbraunes Porter, Röstmalzaromen,<br />

dunkle Früchte, Kandiszucker,<br />

Nüsse, Sauerkirschen. Mittlerer<br />

Körper, eher dezent karbonisiert,<br />

angenehme Bittere.<br />

brasserietroisdames.ch, ca. CHF 4,–<br />

GRILLIERTES GEMÜSE &<br />

SAUCE BÉARNAISE<br />

WEINEMPFEHLUNG<br />

VINUJANCU IGT 2013, I Custodi delle<br />

Vigne dell’ Etna, Sizilien, Italien<br />

Die Nase ist vegetativ erinnernd an<br />

Petersilie und Mais. Am Gaumen<br />

Zitrusfrucht gepaart mit<br />

Akazienblüten. Die Leichtigkeit<br />

der schön eingebundenen<br />

Säurestruktur nimmt der<br />

Sauce die Schwere. Schöne,<br />

elegante Längen.<br />

icustodi.it, ca. CHF 30,–<br />

BIEREMPFEHLUNG<br />

HOPBLIMINAL MESSAGES<br />

NEIPA, Amundsen<br />

New England IPA aus<br />

Norwegen. Extrem fruchtige<br />

Nase mit Noten von<br />

Zitrusfrüchten, Mango und<br />

Passionsfrucht. Am Gaumen<br />

weich und glatt bei zurückhaltender<br />

Bitterkeit.<br />

amstein.ch, ca. CHF 3,50<br />

ZUTATEN<br />

Für die Reduktion:<br />

100 ml Weisswein<br />

100 ml Noilly Prat<br />

5 ml weisser Balsamicoessig<br />

1 schwarzes Pfefferkorn<br />

1 Lorbeerblatt<br />

1 Korianderkorn<br />

1 Wacholderkorn<br />

1 Packung Estragon<br />

ZUBEREITUNG<br />

Alle Zutaten bis auf den Estragon<br />

für 20 Minuten kochen lassen und<br />

anschliessend vom Herd nehmen. Den<br />

Estragon nun hinzugeben und für<br />

1 Stunde in der Reduktion ziehen lassen.<br />

SAUCE BÉARNAISE<br />

(FÜR 6–10 PERSONEN)<br />

ZUTATEN<br />

Für die Béarnaise:<br />

2 Eigelbe<br />

30 ml der Reduktion<br />

etwas Tabasco<br />

3 g Salz<br />

75 ml Bratbutter<br />

ZUBEREITUNG<br />

Die Eigelbe schaumig<br />

schlagen und der Reduktion<br />

zugeben, anschliessend mit<br />

Tabasco und Salz<br />

abschmecken. Nun<br />

langsam die warme<br />

Bratbutter einschlagen und<br />

die Sauce kalt stellen.<br />

Fotos: Julia Stix, beigestellt<br />

88 falstaff jun <strong>2019</strong>


Hochwertigste<br />

Keramik:<br />

von NASA<br />

mitentwickelt.<br />

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Der<br />

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Seit ’74


cover / ESSAY<br />

GRÜN KOMMT<br />

VON GRILLIEREN<br />

Wer behauptet, dass Vegetarier beim Grillieren notorische Spassverderber sind, hat<br />

die Freuden des fleischlosen Feuerkochens bloss noch nicht probiert. Das behauptet<br />

zumindest Severin Corti – dabei würde er für Wildgeflügel vom Grill sogar töten.<br />

Jetzt kann es nicht mehr lange dauern,<br />

bis die Rauchzeichen aufsteigen<br />

und der Herr der Schöpfung<br />

seiner archaischen Bestimmung als<br />

oberster Fleischverbrenner gerecht<br />

werden darf. Grillzeit, endlich: Kohlen glühen,<br />

Fett trieft, Bier fliesst – sollten die<br />

Flammen einmal allzu lustig züngeln, wird<br />

der Hüter des Feuers wissen, wie sie mittels<br />

lässig geführter Bierschüttung über die<br />

brutzelnden Würste und Koteletts, Steaks<br />

und Spiesse zu zügeln sind. So war es<br />

immer, so soll’s auch weiterhin sein: Es werde<br />

hell! Wobei: Ein Pils tut’s auch.<br />

Aber Moment: Immer öfter wird einem<br />

die Freude des Fleisches bei solcher Gelegenheit<br />

von dem einen oder anderen Gast<br />

verleidet, der an der schieren Kraft und<br />

dem massiven Wohlgeschmack fachgerecht<br />

verkohlten Tiers keinen Gefallen finden<br />

mag. Genau, wir reden von den Vegetariern<br />

und -innen, die den Grillchef als Meister<br />

der Fleischeslust vor unerwartete Herausforderungen<br />

stellen.<br />

Man muss nicht selbst Vegetarier sein,<br />

um ein wenig mitleidig zu sehen, was die<br />

Fleischverweigerer so auf ihren Tellern wiederfinden,<br />

wenn sie das Unglück haben,<br />

zu einer Barbecue-Party eingeladen zu werden:<br />

angekokelte Dichtmasse in Form von<br />

geschmacklosem Grillkäse, ein paar «rare»<br />

grillierte Auberginenscheiben, die an geräucherten<br />

Schaumgummi erinnern, vielleicht<br />

eine halbe, mit Knoblauch und Trockenkräutern<br />

zugekleisterte Tomate, die aussen<br />

schwarz und innen noch kalt ist. Mit ein<br />

wenig «Glück» sind wenigstens die Beilagensalate<br />

gut.<br />

Man muss es ja nicht gleich wie René<br />

Redzepi machen, der im neuen «Noma»<br />

die Sommersaison ausschliesslich vegetarisch<br />

gestaltet – von seinem längst legendären<br />

Sellerie-Schawarma-Spiess vom<br />

Holzkohlengrill, der vergangenes Jahr das<br />

«Pièce de Résistance» der Speisenfolge<br />

war, und mit flirrenden Trüffel- und Herrenpilz-Aromen<br />

zwischen der Süsse der<br />

Knolle und dem Rauch des Feuers zu faszinieren<br />

wusste. Ein wenig könnte man sich<br />

DER VEGETARIER<br />

GILT DEM<br />

GRILLIERENDEN<br />

GASTGEBER<br />

GEMEINHIN ALS<br />

PERSONIFIZIERTER<br />

BEELZEBUB.<br />

schon davon inspirieren lassen. Schliesslich<br />

wurden dabei auch ausgewiesene Raubtiere<br />

schwach.<br />

Der Vegetarier gilt dem grillierenden<br />

Gast geber gemeinhin als personifizierter<br />

Beelzebub. Es ist auch tatsächlich schwieriger,<br />

aus Gemüse ein verlockendes Essen am<br />

Grill zu zaubern, statt wie sonst einfach ein<br />

paar Würste, Koteletts und Steaks in der<br />

Glut zu Briketts zu verwandeln, im Wissen,<br />

dass sie die fleischessende Meute mit<br />

Gluscht verschlingen wird.<br />

Illustration: Gina Mueller, Foto: Getty Images<br />

90 falstaff jun <strong>2019</strong>


Dabei vermag Gemüse vom Grill durchaus<br />

erheblichen Charme zu entwickeln,<br />

dem sich bei näherer Betrachtung auch der<br />

unreformierte Fleischgriller nicht entziehen<br />

will. Allein, dass Gemüse beim Grillieren<br />

keine krebserregenden Stoffe entwickelt,<br />

sollte den Meistern der gepflegten Fleischverbrennung<br />

zu denken geben. Und zwar<br />

auch dann nicht, wenn es schon richtig verkohlt<br />

ist. Im Gegenteil: Gefeierte Sterneköche<br />

aromatisieren ihre Gerichte gern mit der<br />

Asche jenes Gemüses, das sie in Szene setzen.<br />

Die Raucharomen sorgen für verlockende,<br />

komplexe Geschmäcker. Der südsteirische<br />

Überkoch Harald Irka etwa betört<br />

seine Gäste im Rahmen des Meeresfrüchte-<br />

GEFEIERTE<br />

STERNEKÖCHE<br />

AROMATISIEREN<br />

IHRE GERICHTE<br />

GERN MIT DER<br />

ASCHE JENES<br />

GEMÜSES, DAS SIE<br />

IN SZENE SETZEN.<br />

Menüs seines neuen «Saziani Gwölbs» mit<br />

einem aussen komplett verkohlten, innen zu<br />

purer Glückscreme geschmorten Zucchino,<br />

den er einer Seezunge zur Seite stellt. Wenn<br />

glühende Kohlen einen so unwiderstehlich<br />

machen, dann möchte man sich gleich selbst<br />

dazu in die Glut legen.<br />

Aber ganz im Ernst: Der Kontrast von<br />

aussen schwarzknuspriger Hülle und innen<br />

weisser, schmelziger Gemüsefülle stellt den<br />

luxuriösen Biss der Seezunge beinahe in den<br />

Schatten. Auch sonst lässt sich mit diesem<br />

Kontrast wunderbar spielen. Im Orient wissen<br />

sie, wie das geht, daran darf unsereins<br />

sich durchaus ein Beispiel nehmen. Von<br />

Auberginenkaviar aus grillierter Aubergine<br />

über in der Glut gegarter Rande bis zu<br />

Chioggia-Rüben – der oft eindimensionale<br />

Geschmack mancher Gemüsesorten verwandelt<br />

sich unter dem Eindruck des Feuers<br />

in komplexe Aromen. Mit entsprechenden<br />

Dressings – ob mit der Sesampaste<br />

Tahina, mit Miso und der koreanischen<br />

Wunderpaste Gochujang oder mit Zitrusfrüchten<br />

und frischen Kräutern lassen sich<br />

daraus spektakuläre Gerichte basteln, die<br />

keineswegs nur Vegetarier bezaubern.<br />

Überhaupt ist das vielleicht ein guter<br />

Vorsatz für diesen Grillsommer: der Geschmacksvielfalt<br />

wieder einmal ein wenig<br />

auf die Sprünge helfen, zur Abwechslung<br />

auch abseits der Freuden des Fleisches zum<br />

Glück finden. Angeblich lassen sich anspruchsvolle<br />

Gäste inzwischen nämlich<br />

viel eher beeindrucken, wenn auch die eine<br />

oder andere vegetarische Herrlichkeit vom<br />

Grill kommt, als nur die längst bekannten<br />

Edelteile von diesem oder jenem Tier.<br />

<<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

91


cover / REZEPTE<br />

MUT ZUR<br />

GLUT!<br />

Machen Sie Ihren Grill schon mal sommerfit: Denn wir haben bereits<br />

die perfekten Rezepte zu Fleisch und Fisch gefunden, mit denen Sie<br />

heuer ganz gross auftrumpfen werden.<br />

FOTOS STINE CHRISTIANSEN<br />

FOODSTYLING GITTE HEIDI RASMUSSEN<br />

92 falstaff jun <strong>2019</strong>


<strong>Falstaff</strong> Rezept-Newsletter<br />

Rezeptideen kostenlos<br />

via E-Mail erhalten:<br />

falstaff.com/rezept-newsletter<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

93


cover / REZEPTE<br />

94 falstaff jun <strong>2019</strong>


COSTINE AL LIMONE<br />

(FÜR 4 PERSONEN)<br />

ZUTATEN<br />

4 EL grobkörniger Senf<br />

1 unbehandelte Zitrone, abgeriebene Schale<br />

und Saft<br />

5 EL Olivenöl<br />

2 Knoblauchzehen, gepresst<br />

2 weitere unbehandelte Zitronen<br />

1,5 kg Schweinskoteletts (Costine, ca. 8 Stück)<br />

Fleur de Sel<br />

Pfeffer<br />

ZUBEREITUNG<br />

– Senf, Zitronensaft und -schale, Olivenöl und die<br />

gepressten Knoblauchzehen in einer grossen<br />

Schüssel verrühren.<br />

– Die Schweinskoteletts dazulegen, mischen und<br />

zugedeckt ca. 1 Stunde ziehen lassen.<br />

– Anschliessend die Marinade abstreifen und<br />

beiseitestellen.<br />

– Die unbehandelten Zitronen in 2 cm dicke<br />

Scheiben schneiden.<br />

– Die Koteletts über mittelstarker Glut rundum<br />

ca. 40 Minuten grillieren. Von Zeit zu Zeit mit der<br />

beiseitegestellten Marinade bestreichen.<br />

– Die Zitronenscheiben etwa 10 Minuten grillieren<br />

und dabei einmal wenden.<br />

– Die Koteletts mit Fleur de Sel und Pfeffer würzen<br />

und mit den Zitronenscheiben garniert servieren.<br />

FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG<br />

2016 Puszta Libre, Claus Preisinger<br />

Duft nach Johannisbeeren, Kirschen, Kräutern<br />

und Brombeeren. Saftige, sehr frische Struktur,<br />

mineralisch-salzig, zarter Gerbstoff und Beeren<br />

im Abgang. Gekühlt geniessen.<br />

vinothek-brancaia.ch, CHF 15,–<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

95


cover / REZEPTE<br />

GRILLIERTE RIESENCREVETTEN<br />

| TOMATE | MINZE | CHILI<br />

(FÜR 4 PERSONEN)<br />

ZUTATEN<br />

16 extragrosse Crevetten<br />

60 ml natives Olivenöl extra<br />

3 Roma-Tomaten, entkernt und gehackt<br />

1 lange rote Chili, fein gehackt<br />

Schale und Saft von 1 Limette, zusätzliche<br />

Limetten-Keile zum Anrichten<br />

½ Bund Minze (die meisten Blätter davon hacken,<br />

den Rest für das Anrichten aufheben)<br />

1 rote Zwiebel, fein gehackt<br />

2 EL Chardonnay- oder Weisswein-Essig<br />

Salz, Pfeffer<br />

ZUBEREITUNG<br />

– Den Holzkohlegrill auf starke Hitze bringen.<br />

– Mit einem scharfen Messer die Crevetten entlang<br />

des Körpers aufschneiden und den Kopf<br />

durchschneiden. Die Innereien entsorgen.<br />

– Die Crevetten mit etwas Öl bestreichen und mit<br />

Salz und Pfeffer würzen.<br />

– Tomaten, Chili, Limettenschale, Limettensaft,<br />

das restliche Olivenöl, Minze, Zwiebel und Essig<br />

zu einer Salsa vermischen. Anschliessend mit<br />

Salz und Pfeffer abschmecken und beiseitestellen.<br />

– Die Crevetten mit der aufgeschnittenen Seite<br />

nach unten nacheinander über der Holzkohle<br />

2 bis 3 Minuten grillieren. Danach wenden und<br />

eine weitere Minute grillieren.<br />

ANRICHTEN<br />

– Die Crevetten mit der Salsa beträufeln, die<br />

Limetten-Keile darauflegen und mit ganzen<br />

Minze-Blättern verzieren.<br />

FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG<br />

2017 Soave Classico, Inama<br />

Intensives Strohgelb mit leicht zitronengelbem<br />

Touch. Komplexe und vielschichtige Nase mit<br />

kühler Frucht, grüner Birne, Kräutern, ansprechend.<br />

Am Gaumen frisch und harmonisch.<br />

denzweine.ch, CHF 13,50<br />

96 falstaff jun <strong>2019</strong>


Fotos: beigestellt<br />

jun 2018 <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

97


cover / REZEPTE<br />

98 falstaff jun <strong>2019</strong>


TOMAHAWK-STEAK |<br />

BRATGEMÜSE | SÜSSKARTOFFEL<br />

(FÜR 10 PERSONEN)<br />

ZUTATEN FÜR DIE<br />

GRÜNE BUTTER<br />

130 g Butter<br />

130 g grüne Kräuter (Schnittlauch, Borretsch,<br />

Pimpinelle, Kerbel, Sauerampfer, Petersilie, Kresse)<br />

3 g feines Ursalz<br />

5 ml Zitronensaft<br />

0,5 g Pfeffer-Cuvée<br />

0,5 g gemahlener Cayenne-Pfeffer<br />

ZUBEREITUNG<br />

– Zimmerwarme Butter in einer Küchenmaschine<br />

schaumig aufschlagen. In der Zwischenzeit die<br />

Kräuter zupfen und sehr fein hacken.<br />

– Die aufgeschlagene Butter mit Kräutern, Salz,<br />

Zitronensaft, Pfeffer und Cayennepfeffer<br />

abschmecken.<br />

– Fertige Kräuterbutter nach Belieben in Form<br />

bringen und bis zum Anrichten kühl stellen.<br />

ZUTATEN FÜR DAS BRATGEMÜSE<br />

330 g Rüebli<br />

330 g violette Rübeli<br />

330 g gelbe Rüebli<br />

330 g Petersilienwurzeln<br />

28 g Knoblauch<br />

135 g rote Zwiebeln<br />

50 g Zitronengras<br />

5 ml Chiliöl<br />

10 ml Zitrusöl<br />

50 ml Olivenöl<br />

25 g Zucker<br />

50 g Limetten<br />

15 g Meersalz-Flocken<br />

3 g Thymian<br />

6 g Rosmarin<br />

ZUBEREITUNG<br />

– Das Gemüse schälen. Rüebli und Petersilienwurtel<br />

in fingerdicke Stücke schneiden. Den Knoblauch<br />

zerdrücken und die Zwiebeln in grobe<br />

Scheiben schneiden. Das Zitronengras mit dem<br />

Messerrücken anschlagen.<br />

– Das Zitronengras und die restlichen Zutaten<br />

vermischen. Das Gemüse damit marinieren und<br />

etwas ziehen lassen.<br />

– Anschliessend im vorgeheizten Rohr ca. 15 Minuten<br />

bei 180 °C al dente garen.<br />

– Die groben Kräuter entfernen und das Gemüse<br />

nochmals abschmecken.<br />

ZUTATEN FÜR DAS TOMAHAWK-STEAK<br />

5 kg Tomahawk-Steak<br />

40 ml Sesamöl<br />

30 g Meersalz-Flocken<br />

125 g Butter<br />

17 g Knoblauch<br />

5 g Thymian<br />

10 g Rosmarin<br />

ZUBEREITUNG<br />

– Die Steaks mit Sesamöl einreiben und kurz auf<br />

den Grill legen, bis sich Grillstreifen auf dem<br />

Fleisch abzeichnen. Anschliessend die Steaks<br />

salzen und in einen Brateinsatz mit Butter,<br />

Knoblauch, Thymian und Rosmarin geben.<br />

– Im vorgeheizten Backofen bei 120 °C ca. 20 bis<br />

30 Minuten unter mehrmaligem Wenden bis<br />

zur gewünschten Garstufe garen lassen.<br />

– Die Steaks etwas ruhen lassen und vor dem<br />

Anrichten nach Belieben kurz in heisser Butter<br />

schwenken.<br />

ZUTATEN FÜR DIE<br />

SÜSSKARTOFFELSTÄBCHEN<br />

1,75 kg Süsskartoffeln<br />

10 g Reismehl<br />

5 g feines Ursalz<br />

ZUBEREITUNG<br />

– Süsskartoffeln schälen und in 1 cm starke Stifte<br />

schneiden.<br />

– Mit Reismehl bestäuben und in einer heissen Fritteuse<br />

bei 170 °C goldbraun und knackig frittieren.<br />

– Anschliessend auf Küchenpapier abtropfen<br />

lassen und salzen.<br />

ZUTATEN FÜR DIE LIMETTEN UND DEN<br />

SPARGEL<br />

350 g Limetten<br />

10 g brauner Rohrzucker<br />

20 g Nussbutter<br />

330 g grüner Spargel<br />

10 ml Sesamöl<br />

2 g Meersalz-Flocken<br />

10 g Wildkräuter<br />

ZUBEREITUNG<br />

– Limetten waschen, die Enden gerade wegschneiden,<br />

halbieren und die Schnittfläche in<br />

den Rohrzucker drücken.<br />

– In einer Pfanne goldbraun karamellisieren, die<br />

Nussbutter dazugeben, aufschäumen lassen und<br />

die Limetten damit nappieren. Warm servieren.<br />

– Den feinen grünen Spargel rüsten und die Enden<br />

wegschneiden. Mit Sesamöl marinieren und auf<br />

eine heisse Grillplatte geben.<br />

– Anschliessend etwas salzen und mit den<br />

Wildkräutern zum Anrichten bereitstellen.<br />

ANRICHTEN<br />

– Das Tomahawk-Steak auf einer vorgewärmten<br />

Schieferplatte anrichten und nach Belieben mit<br />

einem Tranchiermesser in einige Scheiben<br />

schneiden.<br />

– Die Kräuterbutter mit einem Dressiersack<br />

aufspritzen, mit einem Palettenmesser etwas<br />

ausziehen und die karamellisierte Limette<br />

daraufsetzen.<br />

– Das Bratgemüse, den grillierten Spargel und die<br />

frittierten Süsskartoffelstäbchen auf der Platte<br />

anrichten oder als Beilage dazustellen. Zum<br />

Schluss den Bratenfond in eine Sauciere füllen<br />

und dazu servieren.<br />

FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG<br />

2013 Pujanza Norte<br />

Bodegas y Viñedos Pujanza<br />

Intensives, komplexes Bukett mit Noten vollreifer<br />

Waldbeeren, Zartbitterschokolade, Trüffel und<br />

Mineralien. Am Gaumen dicht gewoben mit<br />

superbem, seidigem Tannin. Sehr langer,<br />

harmonischer Nachhall.<br />

vinothek-brancaia.ch, CHF 59,–<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

99


promotion / DENNER<br />

Der meistgesuchte Rosé<br />

Der Premium-Rosé „Hampton Water“ ist der Geheimtipp des Sommers. Er entspringt der inspirierenden<br />

Kollaboration zwischen Jesse Bongiovi, seinem Vater Jon Bon Jovi und dem<br />

französischen Star-Winzer Gérard Bertrand. In diesem hochklassigen Rosé trifft der Charme<br />

Südfrankreichs auf den einzigartigen Lifestyle der Hamptons.<br />

Nur hundert Meilen vom Big Apple<br />

entfernt liegen die Hamptons, Rückzugsort<br />

der New Yorker High Society.<br />

Im Süden und Osten schmiegt<br />

sich das East End von Long Island an den<br />

offenen Atlantik wo sich Bucht an Bucht reiht,<br />

geschmückt mit den luxuriösesten Sommerresidenzen<br />

der vereinigten Staaten. Eine wasserverwöhnte<br />

Oase der Superreichen, in der<br />

auch die Familie von US-Rockstar Jon Bon<br />

Jovi sorglose Sommermomente bei einem<br />

Glas kühlem Rosé geniesst. Aus einer Laune<br />

reichs mit dem relaxten Lifestyle der Hamptons.<br />

Wie ein Sprung ins kühle Nass weckt<br />

dieser Rosé Erinnerungen an sonnige, unbekümmerte<br />

Momente am Meer. Tauchen Sie<br />

ein in das Lebensgefühl der Schönen und<br />

Reichen und geniessen Sie den Sommer wie<br />

die Superstars. Aber warten Sie nicht zu lange,<br />

denn dieser coole Rosé ist heiss begehrt.<br />

Erhältlich in ausgewählten Denner Filialen<br />

und auf www.denner-weinshop.ch.<br />

Best Rosé 2018<br />

by Wine Spectator<br />

Hampton Water 2018<br />

19.95<br />

denner-weinshop.ch<br />

heraus nennt Sohn Jesse Bongiovi den Sommerwein<br />

"Hampton Water". Aus dem Runnning<br />

Gag wächst in ihm langsam die Idee,<br />

einen eigenen Rosé zu kreieren. Mit Gérard<br />

Bertrand gewinnt er einen Meister seines<br />

Fachs als Partner für seinen Plan. Der gefeierte<br />

Winzer vereint in "Hampton Water" die<br />

klassischen Rebsorten des Mittelmeers, Grenache,<br />

Cinsault, Mourvèdre und Syrah aus<br />

den besten Weinbergen seiner Appellation.<br />

Die Assemblage vereint auf einzigartige Weise<br />

den Charme des sommerlichen Südfrankartwork:<br />

giacomowyss.space


cover / WISSENSCHAFT<br />

WIE GESUND<br />

IST<br />

102 falstaff jun <strong>2019</strong>


GRILLIEREN?<br />

Das gesellige Zusammensein im Freien und die Röstaromen<br />

regen den Appetit an und sorgen für gute Laune. Doch<br />

Grillieren will gelernt sein. Aus gesundheitlicher Sicht gibt<br />

es definitiv ein paar Regeln zu beachten.<br />

TEXT MARLIES GRUBER ILLUSTRATION GINA MÜLLER<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

103


cover / WISSENSCHAFT<br />

Zumindest in den Sommermonaten<br />

scheint vielerorts die Küche nach<br />

draussen zu wandern – immerhin<br />

liegt Grillieren nach wie vor im<br />

Trend. Vom «Nur schnell Würste<br />

auf den Rost legen» hat es sich zu einer distinguierten<br />

Profession entwickelt, und die –<br />

meist männlichen – Hobby-Grillmeister investieren<br />

in Ausrüstung, edles Zubehör, Grillkurse,<br />

qualitativ hochwertiges Grillgut und<br />

viel Zeit, wenn es so weit ist. Schaut man<br />

durch die «Gesundheitsbrille» aufs Grillieren,<br />

gibt es sowohl Plus- als auch Minuspunkte.<br />

Als Plus ist festzuhalten: Grillieren<br />

an sich ist eine fettarme – wenn nicht sogar<br />

fettfreie – Garmethode. Das Grillgut<br />

schwimmt weder im eigenen noch im vorher<br />

erhitzten Fett, im Gegenteil: Beim Grillieren<br />

tritt das Fett aus. In Zeiten von Überfluss<br />

und reichlichem Angebot an hochkalorischen<br />

Treatments sind Fettsparvarianten zu begrüssen.<br />

Ausserdem ist häufig für ein buntes Salatbuffet,<br />

Gemüse und generell Vielfalt gesorgt.<br />

Das ist grundsätzlich sowohl kulinarisch<br />

wie auch gesundheitlich wertvoll. Allerdings<br />

können in der Fülle die Beilagen und<br />

Saucen den Fettspar-vorteil oftmals schnell<br />

wettmachen.<br />

BEIM GRILLIEREN GILT: GEWUSST WIE!<br />

Tropfendes Fett führt zu den Minuspunkten:<br />

Verbrennt es auf der heissen Glut, bilden sich<br />

polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe,<br />

kurz PAK. Das sind krebserregende Stoffe,<br />

die mit dem aufsteigenden Rauch ins Grillgut<br />

gelangen. Benzpyren ist der bekannteste Vertreter<br />

der PAK. Bei zum Verkauf angebotenen<br />

Räucherwaren gilt für Benzpyren eine<br />

Höchstmenge von 1 μg pro Kilogramm<br />

Fleisch. Beim Grillieren wird dieser Wert<br />

deutlich überschritten: In der äusseren<br />

Schicht enthält über Holzkohle grilliertes<br />

Fleisch etwa die zehnfache Menge.<br />

Ausserdem bilden sich bei sehr hohen Temperaturen,<br />

wie sie beim Grillieren entstehen,<br />

vermehrt heterozyklische aromatische Amine<br />

(HAA). Sie zählen ebenfalls zu den krebserregenden<br />

Stoffen und entstehen besonders beim<br />

Grillieren. Versuche zeigten, dass sich bei einer<br />

Temperatur von 220 °C – wie beim Grillieren<br />

– drei Mal so viele HAA bilden als bei einer<br />

Temperatur von 170 °C. Legt man Gepökeltes<br />

auf den Rost – Wienerli oder Rippli –, kommt<br />

104 falstaff jun <strong>2019</strong>


w<br />

SOLL MAN DAS GRILLIEREN ALSO LIEBER BLEIBEN LASSEN?<br />

NEIN, MAN MUSS SICH NUR ZU HELFEN WISSEN, UM DIE<br />

KONZENTRATION DER SUBSTANZEN MÖGLICHST GERING<br />

ZU HALTEN. VON GEPÖKELTEM UND GERÄUCHERTEM<br />

LÄSST MAN DIE FINGER UND STÄRKEHALTIGES NICHT<br />

ZU BRAUN WERDEN.<br />

eine weitere Substanz ins Spiel: Nitrosamine.<br />

Bei starker Hitze verbindet sich das Nitrit<br />

aus dem Pökelsalz mit den Eiweissbausteinen,<br />

den Aminosäuren, im Fleisch und es entstehen<br />

krebserregende Ni trosamine. Entscheidet man<br />

sich dafür, Kartoffeln, Brot oder andere stärkehaltige<br />

Lebensmittel wie Polenta zu grillieren,<br />

kommt es vor allem bei intensiver Bräunung<br />

zur Bildung von Acrylamid (AA). Auch das<br />

gilt als krebserregend und kann das Erbgut<br />

verändern.<br />

Sollte man das Grillieren also lieber bleiben<br />

lassen? Nein, man muss sich nur zu helfen<br />

wissen, um die Konzentration der Substanzen<br />

möglichst gering zu halten. Von Gepökeltem<br />

und Geräuchertem lässt man die Finger. Und<br />

Stärkehaltiges soll nicht zu braun werden.<br />

KREBSERREGENDE STOFFE<br />

MINIMIEREN<br />

PAK kann man reduzieren, indem man mariniertes<br />

Fleisch vor dem Grillieren abtupft, sodass<br />

kein Fett in die Glut tropfen kann. Ausserdem<br />

ist es besser, das Fleisch mit einer<br />

Zange zu wenden und nicht mit der Gabel.<br />

Sie zerstört die äussere Schicht, wodurch<br />

wiederum Flüssigkeit austritt, die tropft. Zusätzlich<br />

ist es gut, Grilltassen zu verwenden,<br />

idealerweise aus Edelstahl, oder überhaupt<br />

indirekt zu grillieren. Das bedeutet, das Grillgut<br />

nicht direkt über der Glut, sondern am<br />

Rand daneben zu platzieren (oder umgekehrt:<br />

die Glut am Rand und das Grillgut in<br />

die Mitte). Auch das Löschen von Feuer mit<br />

Bier oder Wasser lässt man besser sein. Damit<br />

wird nur Asche aufgewirbelt und Rauch<br />

gebildet, die sich beide an Fleisch und Gemüse<br />

inklusive der PAK niederschlagen. Über<br />

stark rauchender Glut ist der PAK-Gehalt bis<br />

zu 80 Mal höher als über fast rauchfreien<br />

Stellen. Und last but not least: PAK stecken<br />

vor allem in der gebräunten Kruste, verkohlte<br />

Stücke sollte man daher nicht essen. HAA<br />

wiederum lassen sich Versuchen zufolge mit<br />

intensiven Kräutermarinaden aus Rosmarin,<br />

Oregano oder Thymian und Knoblauch vermindern.<br />

Auf das Abtupfen sollte man dann<br />

nur nicht vergessen …<br />

Grilliert werden oft auch Tomaten und<br />

Schafkäse oder Fisch mit Zitronensaft in<br />

Alufolie. Wenn Säure und Salz auf Aluminium<br />

treffen, kann dieses auf die Speisen übergehen.<br />

Das ist bei hoher Aufnahme gesundheitsrelevant,<br />

beim Grillieren ab und zu aber<br />

eher vernachlässigbar.<br />

SAUBER WERKEN<br />

So viel zu den langfristigen Folgen. Kurzfristig<br />

können Bakterien wie Campylobacter<br />

oder Salmonellen die Grillsaison durch<br />

Fieber, Durchfall und Krämpfe unterbre -<br />

chen. Daher nimmt man auch beim Grillieren<br />

eigenes Besteck und Geschirr für das rohe<br />

und für das gegarte Fleisch, hantiert generell<br />

«küchenhygienisch» und lässt Mayonnaisesalate<br />

oder -saucen nicht zu lange in der Sonne<br />

stehen. All die potenziellen Gesundheitsrisiken<br />

könnten einem fast den Appetit verderben.<br />

Doch auch beim Grillieren gilt: Die Dosis<br />

macht das Gift. Täglich muss vielleicht<br />

nicht sein, aber gegen Immer-mal-wieder-<br />

Grillieren spricht nichts. Als das Gefährlichste<br />

beim Grillieren wird ohnehin nicht das Essen<br />

ein gestuft, sondern das Feuer.<br />

Weitere Food-Facts<br />

aus der Welt der<br />

Wissenschaft:<br />

falstaff.com/science<br />

<<br />

jun jun <strong>2019</strong> <strong>2019</strong>falstaff<br />

105


cover / DIE BESTEN METZGER<br />

<strong>Falstaff</strong> hat sich auf die Suche nach den besten Metzgern der <strong>Schweiz</strong><br />

gemacht. Obwohl die Zahl der Betriebe in den letzten Jahren rückläufig<br />

war, wurden wir in der ganzen <strong>Schweiz</strong> fündig. In diesen Betrieben wird<br />

das Metzgerhandwerk noch grossgeschrieben.<br />

TEXT DOMINIK VOMBACH<br />

FLEISCHES<br />

Foto: StockFood/Jalag/Westermann, Jan-Peter<br />

106 falstaff jun <strong>2019</strong>


LUST<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

107


cover / DIE BESTEN METZGER<br />

Blick auf die Hatecke-Filiale<br />

am Löwenplatz in Zürich.<br />

Was wie ein Stück gegerbtes Holz aussieht, ist<br />

nichts anderes als eines der besten Bündnerfleische<br />

unseres Landes aus dem Hause Hatecke.<br />

Kathedralen des Fleisches: Die Filialen des Engadiner Edelmetzgers<br />

Hatecke wurden von Architekt Beat Consoni gestaltet.<br />

Fotos: beigestellt<br />

108 falstaff jun <strong>2019</strong>


Im Leben eines Menschen gibt es<br />

wenige Experten, denen man nahezu<br />

bis zum Tod die Treue hält. Ärzte<br />

gehören dazu, der Versicherungsberater<br />

vielleicht, für manch einen ist es<br />

auch der Coiffeur, und für Geniesser gehört<br />

sicherlich der Metzger dazu. Egal wie häufig<br />

man sich pro Woche mit frischem oder veredeltem<br />

Fleisch versorgt, beim Metzger<br />

spielt Vertrauen eine bedeutende Rolle.<br />

Nicht ausschliesslich, was Herkunft und<br />

Aufzucht der Tiere betrifft, sondern auch,<br />

was das handwerkliche Können angeht.<br />

Letzteres ist ein Faktor, der oftmals zu wenig<br />

betrachtet wird, denn sehen wir der Realität<br />

ins Auge, zeigt sich, dass vor allem die kleinen,<br />

spezialisiert und eben handwerklich<br />

arbeitenden Metzger hierzulande einen<br />

schweren Stand gegenüber den Grossverteilern<br />

haben. Wie beim Bäckerhandwerk<br />

auch, fehlt oftmals die junge, nachfolgende<br />

Generation. Genauso wie Brot ist Fleisch ein<br />

Produkt, bei dem man das Handwerk<br />

schmeckt, das davon lebt, dass es mit Sorgfalt,<br />

viel Geschick und Wissen verarbeitet<br />

wird. Heute werden aber auch viele Metzger<br />

mit fertigen Produkten wie Wurst aus Grossmetzgereien<br />

beliefert. Vor allem in einer<br />

Zeit, in der sich die <strong>Schweiz</strong>erinnen und<br />

<strong>Schweiz</strong>er lieber seltener, dafür aber qualitativ<br />

umso besseres Fleisch leisten, sind handwerklich<br />

arbeitende Metzger so wichtig wie<br />

niemals zuvor. Im Vergleich zum Jahr 2010<br />

sank der Pro-Kopf-Fleischkonsum 2018 um<br />

sieben Prozent auf knapp 50 Kilo. Betrachtet<br />

man die Statistiken auf längere Sicht,<br />

zeigt sich, dass die <strong>Schweiz</strong>er seit etwa 50<br />

Jahren nicht mehr so wenig Fleisch gegessen<br />

haben wie heute.<br />

FLEISCHGENUSS ALS FEST<br />

«Fleischessen ist für mich<br />

ein Fest, etwas Einmaliges,<br />

das man achtsam gestalten<br />

und zelebrieren sollte.»<br />

LUDWIG HATECKE Metzgermeister<br />

Metzgerhandwerk<br />

bei Keller.<br />

Beim Fleisch -<br />

einkauf setzen<br />

Geniesser auf<br />

höchste Qualität,<br />

wie hier bei der<br />

Metzgerei<br />

Peduzzi.<br />

Fotos: Benjamin Hasenclever, Noemi Braem, Nicolas Zonvi, beigestellt<br />

«Fleischessen ist für mich ein Fest,<br />

etwas Einmaliges, das man achtsam<br />

gestalten und zelebrieren<br />

soll», erzählt uns der Engadiner<br />

Edelmetzger Ludwig Hatecke.<br />

In seinen drei Filialen, die<br />

durchaus als Kunstgalerien<br />

durchgehen könnten, setzt er<br />

auf maximale Ästhetik. Die<br />

Fleischstücke werden, ob als<br />

Bündnerfleisch veredelt oder<br />

frisch, mit höchster Achtsamkeit<br />

und viel Gespür vor dem Auge<br />

<<br />

Die Geschwister Enrico und Manuela Buffoni setzen bei der<br />

Fleischherkunft auf nachhaltige biogerechte Viehzucht.<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

109


cover / DIE BESTEN METZGER<br />

Hier finden Fleischgeniesser,<br />

was das Herz begehrt: Die<br />

Metzgerei Hotz in Fällanden<br />

bietet eine grosse Auswahl<br />

an Spezialitäten.<br />

Familie Schmed ist seit jeher in Brigels<br />

ansässig und pflegt das Handwerk des<br />

Metzgers.<br />

In einer Zeit, in der die <strong>Schweiz</strong>er Geniesser lieber seltener,<br />

dafür umso hochwertigeres Fleisch kaufen, ist das<br />

Metzgerhandwerk so wichtig wie niemals zuvor.<br />

Die Zentrum Metzg in Windisch zählt zu den<br />

Vorreitern in der <strong>Schweiz</strong>, wenn es um nachhaltigen<br />

Fleischgenuss geht.<br />

des Betrachters in Szene gesetzt. Seine<br />

dreieckige Salsiz beispielsweise, für die er<br />

weit über die Grenzen des Engadins hinaus<br />

berühmt ist, zelebriert das Fleisch geradezu,<br />

nicht nur geschmacklich, sondern eben<br />

visuell.<br />

Eine andere <strong>Schweiz</strong>er Ausnahmeerscheinung<br />

ist die Metzgerei Keller in Zürich. Am<br />

Wochenende stehen die Fleischliebhaber am<br />

Manesseplatz bis auf die Strasse, um endlich<br />

an die Reihe zu kommen. Berühmt ist die<br />

Metzgerei für ihre Wiedikerli, eine Wurst, die<br />

Metzgermeister Urs Keller vor über zwanzig<br />

Jahren erfand – seine damalige Antwort auf<br />

die Thüringer Rostbratwurst. Es ist aber<br />

nicht nur die Zürcher Kultwurst, die die<br />

Menschen zur Keller Metzg zieht, nein, es ist<br />

auch die heimelige, allen guten Metzgern<br />

eigene Atmosphäre. Dazu gehört eine perfekte<br />

Beratung, für die man auch gerne einmal<br />

auf der Strasse wartet. Zum Stück Fleisch<br />

gibt es auch gleich noch eine Anleitung, wie<br />

es am besten zubereitet wird. 2017 übernahm<br />

die Heba Food Holding die Metzgerei.<br />

<<br />

Es änderte sich nichts. Urs Keller ist weiterhin<br />

Geschäftsführer, die 60 Angestellten wurden<br />

übernommen. Ein kluger und rücksichtsvoller<br />

Schachzug, denn wie schon erwähnt,<br />

sind Vertrauen und eben auch Gewohnheit<br />

bei Geniessern nicht zu unterschätzen.<br />

Natürlich gibt es in der <strong>Schweiz</strong> eine Vielzahl<br />

an Metzgern. Zu viele, um alle zu kennen.<br />

Deshalb wandte sich <strong>Falstaff</strong> per<br />

Online-Voting mit der Frage an seine Leser,<br />

wer denn nun der beste Metzger des Landes<br />

sei. Bei dieser Umfrage wurde eine Metzgerei<br />

so häufig genannt wie keine andere: die Zentrum<br />

Metzg in Windisch, gegründet 1954.<br />

Hans-Ruedi Meier übernahm den Betrieb<br />

1986 von seinem Vater und führte 1988<br />

schon die ersten Versuche in Richtung<br />

Biofleisch durch. Seit 1989 arbeitet die Metzgerei<br />

mit dem Label «Fidelio», das Bioqualität<br />

und Transparenz hinsichtlich der Herkunft<br />

des Fleischs garantiert. Als Fleischskandale<br />

wie BSE die Welt erschütterten, war<br />

Meier längst darauf vorbereitet. Meier war<br />

ein Vorreiter hinsichtlich nachhaltig produziertem,<br />

hochwertigem Fleisch. Durch<br />

Mund-zu-Mund-Propaganda erarbeitete er<br />

sich über die Jahrzehnte einen Ruf, der weit<br />

über Windisch hinaus strahlt. Denn gute<br />

Sachen, denen man vertraut, empfiehlt<br />

man weiter.<br />

<<br />

Fotos: beigestellt<br />

110 falstaff jun <strong>2019</strong>


BESSER ESSEN!<br />

NUR<br />

CHF 5,-<br />

Der <strong>Falstaff</strong> Beizenguide <strong>2019</strong>.<br />

Die erste Ausgabe des <strong>Falstaff</strong> Beizen-Guides umfasst mehr als 300 Betriebe,<br />

die von der <strong>Falstaff</strong> Community getestet und bewertet wurden.<br />

Jetzt bestellen unter:<br />

shop.falstaff.ch<br />

Folgen Sie uns auch auf<br />

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cover / DIE BESTEN METZGER<br />

DIE BESTEN<br />

METZGER<br />

DER SCHWEIZ<br />

TESSIN<br />

MACELLERIA MATTIOLI<br />

Nucleo, 6746 Lavorgo<br />

macelleriamattioli.ch<br />

<strong>Falstaff</strong> hat auf der Suche nach den<br />

besten Metzgern der <strong>Schweiz</strong> seine Leser<br />

befragt. Hier finden Sie die Ergebnisse.<br />

MACELLERIA RUPPER<br />

Via Castellaccio 16, 6983 Magliaso<br />

T: +41 91 6061685<br />

WESTSCHWEIZ UND<br />

MITTELLAND<br />

METZGEREI AESCHLIMANN<br />

Ludetswil 6, 8322 Madetswil<br />

metzgerei-aeschlimann.ch<br />

METZGEREI KUHN<br />

Sattelgasse 1, 4051 Basel<br />

kauffmannag.ch<br />

METZGEREI ZGRAGGEN<br />

Stüssihofstatt 10, 8001 Zürich<br />

metzgerei-zgraggen.ch<br />

REIF METZGEREI<br />

Zürichbergstrasse 20, 8032 Zürich<br />

reif-metzgerei.ch<br />

BOUCHERIE MARIÉTHOZ<br />

Route des Ecluses 4, 1997 Haute-Nendaz<br />

boucherie-mariethoz.ch<br />

METZGEREI KÖFERLI<br />

Hauptstrasse 37, 5312 Döttingen<br />

metzgereikoeferli.ch<br />

ZIEGLER METZG<br />

Welchogasse 5, 8050 Zürich<br />

zieglermetzg.ch<br />

DEL GENIO<br />

Route de Vissigen 44, 1950 Sion<br />

delgenio.ch<br />

MURIMOOS<br />

Murimoos, 5630 Muri<br />

murimoos.ch<br />

OSTSCHWEIZ<br />

METZGEREI BIERI<br />

Färzbachneubau, 6197 Schangnau<br />

metzgerei-bieri.ch<br />

ZENTRUM METZG<br />

Dohlenzelgstrasse 3, 5210 Windisch<br />

zentrummetzg.ch<br />

DORFMETZGEREI BRÄGGER & GULER<br />

Landstrasse 165, 7250 Klosters-Serneus<br />

T: +41 81 4223400<br />

GRANDE BOUCHERIE DU MOLARD<br />

Rue du Marché 20, 1204 Genève<br />

boucheriedumolard.ch<br />

ZÜRICH<br />

HATECKE<br />

Center Agustin Stradun 197, 7550 St. Moritz<br />

hatecke.ch<br />

JORDAN TORNAY<br />

Rue de la Commune 5, 1937 Orsières<br />

jordan-tornay.ch<br />

METZGEREI BÄR<br />

Rennweg 50, 8001 Zürich<br />

metzgerei-zeurich.ch<br />

METZGEREI BECHINGER<br />

St. Georgen-Strasse 76, 9000 St. Gallen<br />

bechinger.ch<br />

NORDWESTSCHWEIZ<br />

METZGEREI BUFFONI<br />

Usterstrasse 12, 8308 Illnau-Effretikon<br />

buffoni-metzgerei.ch<br />

MACELLERIA FAGETTI<br />

Al Sánt, 6535 Roveredo<br />

mykompass.ch/macelleria-fagetti-sagl<br />

ANDRIST KUNDENMETZGEREI<br />

Buchmattweg 1, 4453 Nusshof<br />

metzgerei-andrist.ch<br />

METZGEREI KELLER<br />

Manessestrasse 88, 8045 Zürich<br />

metzgerei-keller.ch<br />

METZGEREI PEDUZZI<br />

Stradung 27, 7460 Surses<br />

metzgerei-peduzzi.ch<br />

DORFMETZG GEBR. MÜLLER<br />

Zürcherstrasse 31, 4332 Stein<br />

muellerwurst.ch<br />

JENZER FLEISCH & WURST<br />

Ermitagestrasse 16, 4144 Arlesheim<br />

goldwurst.ch<br />

METZGEREI KÜNZLI<br />

Mülistrasse 7, 8143 Stallikon<br />

metzgereikuenzli.ch<br />

METZG AM DORFPLATZ<br />

Schindeleggistrasse 1, 8808 Pfäffikon<br />

metzgamdorfplatz.ch<br />

METZGEREI SCHMED<br />

Cadruvi, 7165 Breil-Brigels<br />

metzgerei-schmed.ch<br />

SCHROFEN<br />

Langhaldenstrasse 45, 8280 Kreuzlingen<br />

schrofen.ch<br />

Fotos: beigestellt<br />

112 falstaff jun <strong>2019</strong>


DIE GASTROSOPHINNEN / promotion<br />

KULINARISCHER AUSBLICK<br />

Die Expertinnen in Sachen Genuss bieten eine Vielzahl an<br />

kulinarischen Events. Hier ein Auszug aus dem spannenden<br />

Sommer-Veranstaltungskalender.<br />

1<br />

3<br />

2<br />

JETZT MITGLIED WERDEN<br />

UND FALSTAFF-ABO SICHERN!<br />

Frauen, die Freude am Kochen und<br />

am Essen, an schön gedeckten<br />

Tischen und am Ausprobieren und<br />

Austauschen von Rezepten haben,<br />

sind herzlich willkommen.<br />

Alle Mitglieder kommen in den<br />

Genuss der folgenden Vorteile:<br />

4<br />

Teilnahme an exklusiven Anlässen<br />

und Kochkursen, Spezialangebote,<br />

Austausch unter Gleichgesinnten,<br />

Freundschaften knüpfen und<br />

pflegen, Jahresabonnement von<br />

<strong>Falstaff</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

Fotos: beigestellt<br />

1) 14. Juni GS Träff in der Genuss Werkstatt «Casa Caminada» in Fürstenau. Andreas Caminada eröffnete im Oktober 2018 in<br />

Fürstenau die «Casa Caminada» mit hauseigener Bäckerei und eigenem Laden. Nach einem bündnerischen Lunch bietet sich<br />

die Gelegenheit, einige Köstlichkeiten für zu Hause zu kaufen. 2) 2. Juli Kochkurs Hopfenkranz mit Moritz Stiefel inkl. Marktbesuch<br />

in Luzern. Zuerst geht es mit Moritz Stiefel auf den bekannten Wochenmarkt von Luzern, um für den bevorstehenden<br />

Kochkurs einzukaufen. Im «Hopfenkranz» geht es dann zur Sache: Es wird gemeinsam geschnippelt, gefachsimpelt und am<br />

Tisch das Ergebnis genossen. 3) 7. Juli Workshop Kräutergarten und Genuss auf der Rigi. Benjamin Just, Gabriela und Gregor<br />

Egger Vörös sind die drei Gastgeber im «Kräuterhotel Edelweiss» auf der Rigi. Die richtige Würze und Tiefe bei den Gerichten in<br />

den eigenen Restaurants verleihen dabei die über 400 verschiedenen Kräuter und Aromapflanzen, die gepflegt im hauseigenen<br />

Garten auf 1550 Metern Seehöhe gedeihen. 4) 30. August Besichtigung des Zürcher Engrosmarkts bei Marinello. Seit fast 100<br />

Jahren beliefert «Marinello» die Gastronomie von und um Zürich mit frischen Früchten und Gemüse. Bei einer exklusiven<br />

Marktführung können Frühaufsteherinnen dabei einen einmaligen Einblick vom Markttreiben erhalten. Alle weiteren Veranstaltungen<br />

und Details unter gastrosophinnen.ch<br />

Kosten: CHF 200,– pro Jahr<br />

zuzüglich einmaliger Eintrittsgebühr<br />

von CHF 70,–<br />

gastrosophinnen.ch<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

113


KÜCHENZETTEL<br />

Gourmet-Autor<br />

SEVERIN CORTI<br />

HOCHGEZWIEBELTE<br />

KREATION<br />

Höchste Zeit für eine Frühlingsorgie nach Art der Katalanen: Die Region mag längst<br />

für hochgezwirbelte Sterneküche berühmt sein, ganz traditionell und rustikal<br />

schmeckt es dort aber mindestens so gut!<br />

Die Gegend um Barcelona hat<br />

sich in den vergangenen Jahrzehnten<br />

als gelobtes Land der<br />

feinen Küche etabliert – im<br />

Herzen aber verstehen sich die<br />

Katalanen, allen Gourmettempeln zum<br />

Trotz, als Volk von ganz normal verrückten<br />

Geniessern. Handfeste Köstlichkeiten sind<br />

ihnen im Zweifel willkommener als hochgezwirbelte<br />

Kreationen, die nicht immer<br />

das halten, was die Sterne im Guide Michelin<br />

versprechen.<br />

Ein gutes Beispiel dafür sind die Calçots,<br />

speziell lang und dick gewachsene Frühlingszwiebeln,<br />

die in manchen Gegenden<br />

Kataloniens nur im zarten Frühling, dann<br />

aber in ganz und gar unvernünftig grossen<br />

Mengen verschlungen werden. Der Anblick<br />

einer Runde erwachsener Katalanen, die,<br />

mit speziellen Lätzchen versehen, um ein<br />

glosendes Feuer stehen und sich mit weit<br />

nach hinten geneigtem Kopf eine grillierte<br />

Frühlingszwiebel nach der anderen einschieben,<br />

vermittelt ein Mass an Fröhlichkeit<br />

und frühlingstrunkener Lebens freude,<br />

die man sich ohne Weiteres auch in unseren<br />

Breiten angedeihen lassen kann.<br />

Was in Mittelmeernähe schon viel früher<br />

funktioniert, dürfen wir uns halt erst jetzt<br />

erlauben: das Mittagessen ins Freie zu verlegen.<br />

Dafür braucht es zuerst einmal ein<br />

ordentliches Feuer, idealerweise aus Weinrebenabschnitten,<br />

wie sie die Winzer nach<br />

dem Rebschnitt ohnehin in grosser Menge<br />

vorrätig haben. Die sorgen beim Grillieren<br />

für ein ganz besonders gutes Aroma – übrigens<br />

auch bei Steaks und anderen handfesten<br />

Genüssen. Darauf landen büschelweise<br />

Frühlingszwiebeln, auf dass es zische und<br />

gelbgrünlicher, vom empörten Duft der verbrennenden<br />

Zwiebelhäute erfüllter Wohlgeruch<br />

aufsteige.<br />

Wenn alles gut verkohlt ist, werden<br />

die Zwiebeln auf einen Haufen gestapelt.<br />

Jeder schnappt sich eine, zieht ihr mit<br />

Eleganz die schwarze Haut vom Leib,<br />

bis das elfenbeinern schimmernde, weich<br />

geschmorte und von unendlich süssem<br />

Rauchgeschmack erfüllte Innere freigelegt<br />

ist. Das zieht man durch eine typisch<br />

katalanische Salsa aus pürierten gerösteten<br />

Mandeln, grillierten Tomaten, etwas in<br />

Essig eingeweichtem Weissbrot, Knoblauch<br />

und getrockneter, zart angeräucherter<br />

Peperoni (in unseren Breiten gern auch das<br />

im Lebensmittelhandel erhältliche geräucherte<br />

Paprikapulver): Nennt sich Salsa<br />

Salvitxada und schmeckt genauso gut,<br />

wie es klingt.<br />

Dass man sich bei der Zwiebelzufuhr<br />

hoffnungslos bekleckert, erhöht den ebenso<br />

infantilen wie orgiastischen Charakter der<br />

Zeremonie jedenfalls erheblich. Der Katalane<br />

von Welt lässt sich dazu in langem,<br />

dünnen Strahl Weisswein direkt aus dem<br />

Porrón, einer Art Gemeinschaftskaraffe<br />

mit dünnem Ausguss, einschiessen. Auf<br />

den Frühling!<br />

FRÜHLINGSZWIEBELN<br />

MIT SALVITXADA AUS<br />

MANDELN UND PAPRIKA<br />

(für 4 Personen)<br />

ZUTATEN<br />

8 Bund möglichst grosse Frühlingszwiebeln<br />

100 g geröstete Mandeln<br />

100 ml Olivenöl<br />

3 Tomaten<br />

4 Knoblauchzehen<br />

2 TL geräuchertes Paprikapulver Pimentón<br />

de la Vera<br />

1 Scheibe altbackenes Weissbrot, in<br />

Weissweinessig aufgeweicht<br />

Salz<br />

ein paar Stängel Petersilie<br />

ZUBEREITUNG<br />

Im Original werden die Zwiebelchen, wie nebenan<br />

beschrieben, auf offenem Feuer grilliert. Man kann<br />

sie aber auch unter dem Backofengrill verkohlen<br />

lassen. Dafür den Grill maximal vorheizen. Zuerst die<br />

Tomaten und den ungeschälten Knoblauch für etwa<br />

20 Minuten grillieren, bis die Haut geplatzt und angekokelt<br />

ist. Abkühlen lassen, schälen. Die Mandeln<br />

im Mixer grob zerkleinern. Paprikapulver, Knoblauch,<br />

Tomaten, in Essig eingeweichtes Brot, grob gehackte<br />

Petersilie und Olivenöl zugeben und alles mittelfein<br />

mixen. Salzen. Die Frühlingszwiebeln unter den Grill<br />

stapeln und rösten lassen, bis die äussere Hautschicht<br />

komplett verkohlt ist. Dabei immer wieder<br />

wenden. Nach etwa 30 Minuten herausholen, aufreihen<br />

und die nächste Ladung Zwiebeln auf dieselbe<br />

Art verkohlen lassen. Wer will, kann die verbrannte<br />

Haut vor dem Servieren bereits abziehen, echte Aficionados<br />

wollen das aber selbst erledigen – es<br />

schmeckt auch irgendwie besser. Durch die Salsa<br />

ziehen und kopfüber geniessen.<br />

Fotos: Stine Christiansen, Ian Ehm<br />

114 falstaff jun <strong>2019</strong>


Gesammelte Rezepttipps<br />

von Severin Corti unter:<br />

falstaff.com/corti<br />

FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG<br />

Terroir al Límit, Históric,<br />

Priorat 2016<br />

gerstl.ch, CHF 22,50<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

115


promotion / CLUB PROSPER<br />

In dem eleganten Restaurant «Auberge<br />

du Soleil à Bursins» sorgt Küchenchef<br />

Jean-Michel Colin für das leibliche Wohl.<br />

Rechts: Die Gourmet-Brasserie<br />

«Auberge de l’Onde» verwöhnt<br />

seine Gäste seit mehr als<br />

sieben Jahrhunderten.<br />

MOMENTS OF CLUB<br />

PROSPER MONTAGNÉ<br />

Im Interview mit <strong>Falstaff</strong> ist Jean-Paul Jaccard, Vizepräsident und Ambassadeur des<br />

Club Prosper Montagné für den Kanton Waadt. Er organisiert neben den für den Club<br />

wichtigen kulinarischen Anlässen auch einmal im Jahr ein eigenes Golfturnier.<br />

FALSTAFF Seit wann sind Sie Ambassadeur<br />

im Club Prosper Montagné? Und<br />

seit wann Vizepräsident?<br />

JEAN-PAUL JACCARD Ich bin seit 2012<br />

Ambassadeur für den Kanton Waadt und<br />

seit Anfang <strong>2019</strong> ad interim für den Kanton<br />

Wallis. Davor, Anfang 2011, bin ich<br />

dem Zentralkomitee beigetreten, welches<br />

für mich nicht nur ein Job, sondern wirklich<br />

auch eine Fulltime-Aufgabe ist, die ich<br />

mit viel Freude ausführe.<br />

Was schätzen Sie besonders am Club?<br />

Die ganze Atmosphäre ist für mich von<br />

grosser Bedeutung. Es sind die schönen<br />

Momente, die ich mit meinen Freunden und<br />

Bekannten an einem Tisch verbringe und die<br />

in mir ein grosses Glücksgefühl hervorrufen.<br />

Wie oft organisieren Sie Anlässe in<br />

Ihrer Region?<br />

Ich organisiere acht Anlässe pro Jahr, darunter<br />

zwei Anlässe im Kanton Wallis sowie der<br />

zweitägige Anlass «Gastronomie et Golf».<br />

Wieso lohnt es sich, in ein Restaurant, das<br />

Mitglied im CPM ist, essen zu gehen?<br />

Das ist eine gute Frage! Denn normalerweise<br />

können ja alle in diesen Restaurants, die<br />

Mitglied im CPM sind, essen. Jedoch ist es<br />

ganz einfach: Es ist die Stimmung, die den<br />

Unterschied macht! Gleichzeitig haben die<br />

Mitglieder die Chance, verschiedene Weine<br />

in einem Menü zu verkosten. Der Koch im<br />

Gastgeberrestaurant stellt mit dem Ambassadeur<br />

ein Menü mit den passenden Weinen<br />

zusammen. Eine Möglichkeit, die man als<br />

normaler Gast meist gar nicht hat, da die<br />

Weine oft nur in der Flasche ausgeschenkt<br />

werden.<br />

Welcher war Ihr schönster Moment im Club?<br />

Meine grösste Befriedigung finde ich darin,<br />

in den Augen meiner Mitglieder die<br />

Freude und Zufriedenheit nach einem er-<br />

Fotos: beigestellt<br />

116<br />

falstaff jun <strong>2019</strong>


3<br />

1 2<br />

JEAN-PAUL JACCARD<br />

Er war zuletzt als Anlageberater bei einer<br />

Privatbank in Genf tätig und damals in<br />

vielen Städten und Ländern domiziliert:<br />

von Frankfurt und Luxemburg über Paris<br />

und London bis hin zu New York.<br />

Die nächsten<br />

Anlässe in der Region<br />

von Jean-Paul Jaccard<br />

1<br />

RESTAURANT AUBERGE<br />

DU SOLEIL À BURSINS<br />

Place du Soleil, 1183 Bursins<br />

folgreichen Anlass zu sehen. Dies ist jedes<br />

Mal eine Belohnung.<br />

Kochen Sie auch selber gerne?<br />

(lacht) Ja, vor allem Fondue und Eier. Ansonsten<br />

darf ich sagen, dass meine Frau so<br />

gut kocht, dass ich mich lieber an unseren<br />

Tisch setze und ihre Köstlichkeiten geniesse.<br />

Wenn Sie ein Lebensmittel wären, welches<br />

wäre das?<br />

Ich glaube, Käse. Ich könnte nur von und<br />

mit Käse leben!<br />

Was kocht Ihre Frau üblicherweise?<br />

Sie kommt ursprünglich aus Japan und kocht<br />

so unterschiedlich – von japanisch über französisch<br />

bis hin zu italienisch. Eines jedoch ist<br />

sicher: Es gibt an keinem Folgetag das gleiche<br />

Menü, so ist es eine wahre Freude für mich.<br />

Wie sind Sie dazu gekommen, ein Golfturnier<br />

zu organisieren?<br />

Das war Zufall. Wir waren bei einem Anlass<br />

in Davos, und weil wir viele auswärtige<br />

Mitglieder waren, dachten wir uns, dass<br />

2<br />

RESTAURANT AUBERGE<br />

DE L’ONDE À SAINT-SAPHORIN<br />

Centre du Village, 1071 Saint-Saphorin<br />

3 RESTAURANT AUBERGE DE LAVAUX<br />

Route du Landar 97<br />

1093 La Conversion sur Lutry<br />

wir bei dem langen Anfahrtsweg einen zusätzlichen<br />

Tag in Graubünden verbringen.<br />

Da es in der Nähe einen Golfplatz gab, haben<br />

wir unsere Golfausrüstungen mitgenommen.<br />

Nachdem wir diese Golfrunden<br />

vorerst nur unter ein paar Mitgliedern gemacht<br />

haben, führten wir bei allen Mitgliedern<br />

eine Umfrage durch, bei der ersichtlich<br />

wurde, dass von 1000 Mitgliedern des Club<br />

Prosper Montagné 150 Golfer sind. Also<br />

haben wir «Gastronomie et Golf» ins Leben<br />

gerufen und führen jährlich ein eigenes<br />

Turnier durch. Das soll aber nicht heissen,<br />

dass ein Gourmet Golf spielen soll oder ein<br />

Golfer Gourmet sein muss.<br />

Was erwartet die Gäste am diesjährigen<br />

Golfturnier?<br />

Dieses Jahr überschreitet «Gastronomie et<br />

Golf» die Landesgrenze. Die Gäste sind am<br />

24. und 25. Juni <strong>2019</strong> herzlich willkommen:<br />

Tagsüber im «Golf et Country Club<br />

de Maison Blanche», am Abend bei Jean-<br />

Michel Colin in der «Auberge du Soleil» in<br />

Bursins und am Folgetag im «Golf and<br />

Country Club de Bonmont».<br />

JEAN-PAUL JACCARD<br />

EMPFIEHLT ALLEN, DIE<br />

- gerne geniessen<br />

- gerne Köchen in die Töpfe schauen<br />

und hautnah miterleben möchten,<br />

wie feine Kreationen entstehen<br />

- gerne die Meister der Kochkünste<br />

kennenlernen möchten:<br />

24. JUNI <strong>2019</strong><br />

Anlässlich des Golfturniers im<br />

Restaurant Auberge du Soleil à Bursins<br />

Place du Soleil, 1183 Bursins<br />

14. SEPTEMBER <strong>2019</strong><br />

Mittagessen im Restaurant<br />

Auberge de l’Onde à Saint-Saphorin<br />

Centre du Village, 1071 Saint-Saphorin<br />

zuvor Besichtigung der Salzmine in Bex<br />

23. NOVEMBER <strong>2019</strong><br />

Festliches Abendessen bei Christophe und<br />

Nadine Rod in der Auberge de Lavaux<br />

Rte du Landar 97, 1093 La Conversion sur Lutry<br />

Kurz und knapp:<br />

Rindsfilet oder Hackbraten?<br />

Rindsfilet.<br />

Wein oder Bier?<br />

Wein.<br />

Sport oder Essen?<br />

Essen.<br />

INFO<br />

Weitere Informationen unter<br />

club-prosper-montagne.ch<br />

Anlässe unter der Ambassade Waadt und Wallis<br />

jun <strong>2019</strong> falstaff 117


BAR- &<br />

SPIRITS<br />

FESTIVAL<br />

VIENNA <strong>2019</strong><br />

28. OKTOBER <strong>2019</strong><br />

WIENER HOFBURG<br />

VERKOSTEN SIE DIE<br />

BESTEN SPIRITS & COCKTAILS!<br />

Für einen Tag wird die Wiener Hofburg zur grössten<br />

Bar der Welt. Die besten Bartender aus Österreich,<br />

Deutschland und der <strong>Schweiz</strong>, Gin & Tonic Bar,<br />

über 300 verschiedene Whisk(e)ys, edle Spirituosen<br />

wie Rum, Wodka, Tequila und mehr!<br />

28. Oktober <strong>2019</strong> • 16.30 bis 21 Uhr<br />

Wiener Hofburg • 1010 Wien<br />

Tickets unter: falstaff.com/vbsf19<br />

jun <strong>2019</strong> falstaff 118


SIXPACK<br />

RESTAURANTS IM TEST<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

RESTAURANT PRISMA<br />

Seestrasse 18<br />

6354 Vitznau<br />

RESTAURANT 50ZU5<br />

Zollikerstrasse 6<br />

8008 Zürich<br />

MAMA PERSIA<br />

Seestrasse 116<br />

8803 Rüschlikon<br />

KAI SUSHI<br />

Lessingstrasse 3<br />

8045 Zürich<br />

RESTAURANT LAGERHAUS<br />

Davidstrasse 42<br />

9000 St. Gallen<br />

SCHLOSS SCHAUENSTEIN<br />

Schlossgass 77<br />

7414 Fürstenau<br />

Nicht nur ein Hochgenuss, sondern<br />

auch eine Augenweide: die Gerichte<br />

im «Prisma», Vitznau.<br />

UNSERE TESTER<br />

ALEXANDER KÜHN (AK) ist<br />

Foodjournalist und interessiert sich<br />

ebenso für die Haute Cuisine wie für<br />

Zürcher Quartierbeizen.<br />

CLAUDIO DEL PRINCIPE (CDP)<br />

betreibt den Foodblog anonymekoeche.<br />

net und ist Kochbuchautor. Zuletzt erschien<br />

«a casa» (AT Verlag).<br />

HANS GEORG HILDEBRANDT<br />

(HGH)<br />

schreibt neben seiner Tätigkeit als<br />

Gründer der Getränkemarke Gents<br />

über Kulinarik und Design.<br />

HANS-THEO STAMP (HTS)<br />

ist Gastrokritiker und schreibt über<br />

Restaurants in allen Sparten, wenig<br />

bekannte Weinregionen sowie Küchentrends.<br />

Aximin reius el inihitatem<br />

volupiet volo ium labor<br />

asped et, quis is aut odi cu<br />

NEU EINGEDECKT<br />

Foto: Park Hotel Vitznau<br />

JETZT<br />

GRATIS<br />

RESTAURANT-<br />

GUIDE APP<br />

Eine persische Perle in Rüschlikon, Neues von Spitzenkoch<br />

Andreas Caminada, ein fixes Pop-up-Restaurant, urbanes Flair<br />

in St. Gallen und feinstes Sushi in Zürich. Die <strong>Falstaff</strong>-Tester<br />

waren wieder für Sie in der <strong>Schweiz</strong> unterwegs.<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

119


gourmet / SIXPACK<br />

RESTAURANT<br />

PRISMA<br />

Vitznau<br />

Grandiosen Ausblick auf den<br />

Vierwaldstättersee bietet die<br />

Terrasse des «Prisma».<br />

1Bereits im ersten Jahr nach dem<br />

Wechsel bestätigt der neue Küchenchef<br />

Philipp Heid die Auszeichnung<br />

des «Restaurant Prisma» im luxuriösen<br />

«Park Hotel Vitznau» mit einem Michelin-<br />

Stern. Service und Küche sind auf einem<br />

eingespielten, hohen Niveau. Man sitzt im<br />

modernen Glaskubus oder auf der Terrasse<br />

mit einer grandiosen Aussicht auf See und<br />

Berge. Das Ambiente ist elegant reduziert,<br />

die Stimmung ungezwungen und charmant.<br />

Heids Gerichte sind leicht, verspielt<br />

und geschmackvoll. Er kombiniert auf<br />

überraschende und überzeugende Art vorwiegend<br />

westliche Zutaten mit fernöstlichen<br />

Zubereitungen und Aromen. Schon<br />

die Snacks im Tasting Menu machen gute<br />

Laune. Sie wirken simpel, sind aber aromatische<br />

Knaller. Wie der knackige Spitzkohl<br />

mit Sesam-Marinade, das schmelzend zarte<br />

Bierschwein auf knusprigem Nest aus Berg-<br />

kartoffeln sowie die Eglifilets im Tempurateig<br />

mit pikanter Chilimayonnaise. Bei der<br />

Komposition mit schottischem Lachs ist<br />

der Einfluss von Heids Station bei Drei-<br />

Sterne-Koch Christian Bau erkennbar.<br />

Filet, Bauchlappen und Tatar sind umrankt<br />

von einer Fülle von köstlichen kleinen<br />

Komponenten wie Bärlauchblüten, Saiblingsrogen,<br />

eingelegten Gurken und rohen<br />

Stachys, dazu eine köstliche japanische<br />

Vinaigrette. Ein Pot-au-feu mit Jakobsmuschel,<br />

Oktopus und Miesmuscheln knüpft<br />

mit einem Ingwer-Kokos-Schaum ebenfalls<br />

an asiatische Aromen an. Beim Hauptgang<br />

mit Entrecôte vom Omaha-Beef ist der<br />

eigentliche Star der Side-Dish mit<br />

geschmorter Zunge. Die Desserts sind<br />

nicht ganz so elaboriert, dafür lässt die<br />

Weinkarte für Liebhaber kaum Wünsche<br />

offen. Danach lockt die Bar auf einen der<br />

150 exzellenten Armagnacs. CDP<br />

BEWERTUNG<br />

Essen<br />

Service<br />

Weinkarte<br />

Ambiente<br />

GESAMT<br />

46 von 50<br />

18 von 20<br />

20 von 20<br />

8 von 10<br />

92 von 100<br />

RESTAURANT PRISMA<br />

Seestrasse 18<br />

6354 Vitznau<br />

T: +41 41 3996060<br />

parkhotel-vitznau.ch<br />

RESTAURANT<br />

50ZU5<br />

Zürich<br />

2Till Bühlmann, Küchenchef des<br />

«50zu5», war in Zürich bei Antonio<br />

Colaianni tätig und zog<br />

anschliessend nach Berlin ins «Richard».<br />

Für seine dortige Arbeit wurde er vom<br />

bekannten Pneuhersteller mit einem Macaron<br />

ausgezeichnet. Aber Zürich ging Bühlmann<br />

nicht aus dem Kopf und er ergriff im<br />

Herbst 2018 die Gelegenheit, ein Lokal an<br />

der Zollikerstrasse beim Kreuzplatz als Popup<br />

zu übernehmen; zuletzt hatte dort das<br />

«ETH Foodlab» seine Kreationen serviert.<br />

Weil das Konzept von Bühlmann grossen<br />

Anklang fand, konnte er das Lokal dauerhaft<br />

übernehmen, lässt es aber als<br />

«50zu5» weiterlaufen, was auf die<br />

ursprünglich 5 geplanten Monate und die<br />

50 Sitzplätze des Lokals verweist. Das<br />

Menü wechselt täglich und ist von kleinen<br />

Gerichten geprägt; der Fünfgänger mit<br />

Dessert kostet am Abend unseres Besuchs<br />

105 CHF. Man sollte möglichst viele Kreationen<br />

degustieren. Mittags wird ein einfacherer<br />

Lunch angeboten. Bühlmann geht<br />

klassisch zu Werk und richtet modern an.<br />

Er kombiniert gewieft fettige Komponenten<br />

mit sauren Spitzen (z. B. Ziegenkäse mit<br />

Rande und Passionsfrucht oder Lachs aus<br />

Lostallo mit Pomelo, Hummus, Kräutersalat),<br />

und es gibt ordentlich etwas zu beissen<br />

(Bavette, geschmorte Karotte). Das Lokal<br />

ist sachlich und neutral eingerichtet, was<br />

einen die Lage an einer Durchgangsstrasse<br />

vergessen lässt. Die Bedienung ist mit vorbildlicher<br />

Freude bei der Sache. Das Lokal<br />

ist ein Ziel für Leute, die hinsichtlich Gastro-Trends<br />

auf dem neuesten Stand sein<br />

wollen und kein übertriebenes Gewese um<br />

die Kulinarik mögen. Wir hoffen, die Entwicklung<br />

von Till Bühlmanns Kochkunst<br />

noch lange verfolgen zu dürfen. HGH<br />

BEWERTUNG<br />

Essen<br />

Service<br />

Weinkarte<br />

Ambiente<br />

GESAMT<br />

47 von 50<br />

19 von 20<br />

16 von 20<br />

8 von 10<br />

90 von 100<br />

RESTAURANT 50ZU5<br />

Zollikerstrasse 6<br />

8008 Zürich<br />

T: +41 44 3828289<br />

50zu5.ch<br />

Gekommen, um zu bleiben:<br />

Zunächst war das «50zu5» nur<br />

als Pop-up gedacht.<br />

Fotos: PHV, amanda nikolic photography, beigestellt<br />

120 falstaff jun <strong>2019</strong>


MAMA<br />

PERSIA<br />

Rüschlikon<br />

fleischspiesse, Kubideh Kabab genannt; das<br />

Schmorgericht Ghormeh Sabzi mit Rind,<br />

Bohnen, Koriander, Dill, Bockshornklee<br />

und getrockneten Limetten schmeckt uns<br />

aber bedeutend besser. Hier ist sie wieder,<br />

die feine Säure, diesmal kombiniert mit ein<br />

wenig Bitterkeit vom Bockshornklee. Der<br />

Zungenbrecher Kashk-e Bademjan entpuppt<br />

sich als äusserst delikater Mix aus<br />

gebackenen Auberginen, Joghurt, Molke,<br />

Baumnüssen und Minze, ideal zum Dippen<br />

mit Fladenbrot. Am Essen gibt es also<br />

nichts auszusetzen. Wohl aber an der sehr<br />

bescheidenen Weinauswahl. Obwohl es<br />

sehr gute alkoholfreie Alternativen wie<br />

Shabate Golab aus Rosenwasser, Zitronensaft<br />

und Pfefferminzpaste gibt. Das kleine,<br />

familiäre Lokal besticht zudem mit einer<br />

schönen orientalischen Inneneinrichtung:<br />

Lampen und Kunsthandwerk aus dem<br />

Iran.<br />

AK<br />

Das «Mama Persia» in Rüschlikon<br />

gehört zu den besten Adressen,<br />

wenn es um persische Küche geht.<br />

BEWERTUNG<br />

Essen<br />

Service<br />

Getränke<br />

Ambiente<br />

GESAMT<br />

44 von 50<br />

16 von 20<br />

17 von 20<br />

8 von 10<br />

85 von 100<br />

MAMA PERSIA<br />

Seestrasse 116<br />

8803 Rüschlikon<br />

T: +41 76 2460193<br />

mamapersia.ch<br />

KAI<br />

SUSHI<br />

Zürich<br />

4<br />

Omakase heisst das neue Zauberwort<br />

im «Kai Sushi». Wer es ausspricht,<br />

kann sich auf ein ganzes<br />

Dutzend köstlicher Häppchen und kleiner<br />

Gerichte freuen – mitten im Lokal zubereitet<br />

von Küchenchef Alex Nikolsky. Schon<br />

die erste Kreation, das auf einem knusprigen<br />

Ciabattastreifen platzierte Fleisch über<br />

Holzkohle grillierter Lachsköpfe, begeistert<br />

uns. Zum leicht rauchigen Aroma des<br />

Fischs kommen die dezente Salzigkeit des<br />

Rogens, die Süsse der japanischen<br />

Momotaro-Tomate und die Cremigkeit<br />

einer Ponzu-Mayonnaise. Es folgt kunstvoll<br />

aufgeschnittener Hiramasa-Kingfisch<br />

mit einem feinsinnig marinierten, erfrischenden<br />

Salätchen aus Gurke und Rettich,<br />

dazu ein wenig Chili und als süsser<br />

Kontrast eine Physalis. Einziger Kritikpunkt:<br />

In dickeren Scheiben würde das<br />

Aroma der buttrigen Gelbschwanzmakrele<br />

3Die Güte einer Küche erkennt man<br />

oft an den einfachen Dingen, an<br />

einem Salat zum Beispiel. Jener im<br />

«Mama Persia» – bestehend aus Granatapfel,<br />

Tomaten, Gurken, rohem Blumen- und<br />

Rotkohl, Zwiebeln, Dill, Koriander, Zitronen-<br />

und Baumnusspaste – ist ganz hervorragend.<br />

Auch wegen des erfrischenden,<br />

säuerlichen Dressings. Säure spielt in der<br />

persischen Küche überhaupt eine grosse<br />

Rolle, zum Beispiel in Gestalt von Berberitzen.<br />

Die kleinen roten Beeren sind auch<br />

über unser Chicken Tah Chin gestreut,<br />

einen knusprigen, goldgelben Safran-Reiskuchen<br />

mit Pouletbrust, Joghurt und Ei.<br />

Zusammen mit etwas Joghurtsauce ein<br />

ungewohntes, aber sehr gelungenes<br />

Gericht. Dass das Geflügel ein wenig saftiger<br />

sein dürfte, ist ein kleiner Schönheitsfehler.<br />

Solid sind die 24 Stunden lang mit<br />

persischen Gewürzen marinierten Hacknoch<br />

besser zur Geltung kommen. Den<br />

Thunfisch gibt’s als Tataki auf einem<br />

knusprigen Kartoffel-Chip mit Avocado-<br />

Aioli und schwarzem Knoblauch, die köstliche<br />

Jakobsmuschel begleitet eine exzellente,<br />

weil nicht zu süsse Mais-Espuma mit<br />

Furikake-Würzmischung. Das Highlight<br />

des Abends sind aber die mit geschmortem<br />

Rindfleisch gefüllten Gyoza mit Shiitake<br />

und einer pikanten, wunderbar dichten<br />

Rindsbouillon. Unter den Nigiri ragt die<br />

vegetarische Unagi-Imitation mit Aubergine,<br />

Nori-Paste und der von Spitzenkoch<br />

Tobias Buholzer entwickelten Noix gras<br />

aus Nüssen heraus. Eine fachmännisch<br />

zusammengestellte Sake-Auswahl rundet<br />

das Angebot ab. Wer es einfacher mag, ist<br />

mit japanischem Bier gut bedient. Der Service<br />

glänzt mit Freundlichkeit und grosser<br />

Sachkenntnis.<br />

AK<br />

BEWERTUNG<br />

Essen<br />

Service<br />

Weinkarte<br />

Ambiente<br />

GESAMT<br />

47 von 50<br />

18 von 20<br />

16 von 20<br />

8 von 10<br />

89 von 100<br />

Relaxte Atmosphäre im<br />

Zürcher «Kai Sushi».<br />

KAI SUSHI<br />

Lessingstrasse 3<br />

8045 Zürich<br />

T: +41 44 3108181<br />

kaisushi.ch<br />

95–100 Punkte 90–94 Punkte 85–89 Punkte 80–84 Punkte<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

121


gourmet / SIXPACK<br />

RESTAURANT<br />

LAGERHAUS<br />

St. Gallen<br />

5«To beef or not to beef», «Grill me<br />

tender» – diese Slogans verraten,<br />

was im «Lagerhaus» die Hauptattraktion<br />

ist. Beim Eingang sieht man durch<br />

die Glastüren zweier Klimaschränke auf<br />

die fleischlichen Köstlichkeiten, etwa Bistecca<br />

alla Fiorentina. Durch den Saal weht<br />

der Duft des Buchenholzgrills. Der riesige<br />

Raum, St. Gallens ehemaliges Zollfreilager,<br />

ist urban-industriell geprägt. Die offensichtliche<br />

Beliebtheit des «Lagerhauses» hat<br />

eine Reihe von Gründen: ausgewählte, oft<br />

lokale Produkte, moderate Preise, eine flinke<br />

Küche und ein aufgeweckter Service.<br />

Wir starten mit einem Tatar von Rind aus<br />

der Region, dekorativ in drei Nocken auf<br />

den Teller gebracht, massvoll gewürzt und<br />

mit mehreren Zutaten (Nonpareilles, Zwiebeln)<br />

zum Nachrüsten ergänzt. Beim<br />

Hauptgang verzichten wir auf Fleisch, das<br />

hier wirklich exzellent ist. Dafür entschei-<br />

den wir uns für ein auf der Haut gebratenes<br />

Filet vom Wolfsbarsch, das mit perfekter<br />

Garung punktet. Nicht ganz mit unserem<br />

Geschmack kompatibel – obwohl sonst<br />

dem Vernehmen nach viel gepriesen – ist<br />

einzig das Prosecco-Flauder-Risotto mit<br />

seiner leicht süsslichen Anmutung. Das<br />

Süsse, zum Dessert wohlgemerkt, ist hier<br />

sonst ein starker Punkt. Die luftige Panna<br />

cotta erhält durch Haselnusssplitter einen<br />

piemontesischen Touch. Die Weinkarte ist<br />

interessant und fair kalkuliert, hat allerdings<br />

nicht den Anspruch, geografisch ausgewogen<br />

zu sein. So darf man sich über ein<br />

breites Angebot aus Italien freuen, während<br />

Frankreich dünn vertreten ist. Bordeaux<br />

und Burgund sind gar nur mit zwei Positionen<br />

vertreten. Nicht darben müssen hier<br />

wider Erwarten die Vegetarier, denn ein<br />

weiterer «Lagerhaus»-Slogan lautet «Vegetarier<br />

sind uns nicht Wurst». HTS<br />

Das «Lagerhaus» in<br />

St. Gallen besticht mit<br />

urbaner Atmosphäre.<br />

BEWERTUNG<br />

Essen<br />

Service<br />

Weinkarte<br />

Ambiente<br />

GESAMT<br />

41 von 50<br />

18 von 20<br />

18 von 20<br />

8 von 10<br />

85 von 100<br />

RESTAURANT LAGERHAUS<br />

Davidstrasse 42<br />

9000 St. Gallen<br />

T: +41 71 2237007<br />

restaurantlagerhaus.ch<br />

SCHLOSS<br />

SCHAUENSTEIN<br />

Fürstenau<br />

6Andreas Caminada zu rühmen<br />

hiesse, Wasser in den nahen Rhein<br />

zu giessen. «Schloss Schauenstein»<br />

ist einer jener Orte, an den der wahre Gourmet<br />

einmal jährlich hinfährt, um zu schauen,<br />

was der Tausendsassa wieder ausgetüftelt<br />

hat. Seit seiner mehrmonatigen Auszeit,<br />

die auch schon ein Weilchen zurückliegt,<br />

kocht er noch präziser, noch geradliniger.<br />

Gags wie auf Tablets servierte Gänge sind<br />

da nicht mehr nötig. Hingegen kriegt man<br />

exemplarisch aufgezeigt, dass für eine grosse<br />

Küche keine Luxusprodukte notwendig<br />

sind. Ebenso mustergültig demonstriert<br />

Caminada, wie man regionale Produkte<br />

ohne Folklorismus einsetzt. Schon die<br />

Apérohäppchen sind überragend, namentlich<br />

die als Mandeln verkleidete Entenleber<br />

mit Rande und das in faszinierenden Grüntönen<br />

gehaltene Kopfsalat-Cornet. Aus den<br />

Amuse-Bouches ragt der fulminante<br />

Geschmacksakkord aus Rande und Rind<br />

heraus. Später adelt Caminada die bodenständig<br />

klingende Kombination aus<br />

Schwein, Dörrbirne und Röstzwiebel zu<br />

höchster Finesse. Als optionalen Zusatzgang<br />

bekommen wir einen «historischen» Teller,<br />

nämlich «Makrele Rettich Radieschen» aus<br />

dem Jahr 2012 – auch aus heutiger Sicht ein<br />

Wurf und ein Meilenstein in Caminadas<br />

Fischküche. Um einen Tick klassischer, aber<br />

schwer zu übertreffen dann der Hirsch mit<br />

Schwarzwurzel. Dazu kommt wieder Rande,<br />

die im aktuellen Menü eine hohe Präsenz<br />

zeigt. Das Dessert, stilvollendet präsentiert,<br />

stellt mit Quitte und Sanddorn erneut als<br />

rustikal geltende Produkte ins Licht. Über<br />

den herrschaftlichen Rahmen von «Schloss<br />

Schauenstein» müssen keine Worte mehr<br />

verloren werden. Die Kompetenz von Sommelière<br />

Anna Junge besticht.<br />

HTS<br />

BEWERTUNG<br />

Essen<br />

Service<br />

Weinkarte<br />

Ambiente<br />

GESAMT<br />

49 von 50<br />

20 von 20<br />

19 von 20<br />

10 von 10<br />

98 von 100<br />

SCHLOSS SCHAUENSTEIN<br />

Schlossgass 77<br />

7414 Fürstenau<br />

T: +41 81 6321080<br />

schauenstein.ch<br />

«Schloss Schauenstein»<br />

begeistert erneut auf<br />

höchstem Niveau.<br />

Fotos: Daniel Ammann, Gaudenz Danuser brambilla_serrani, Andrea Delbo, Alberto Zanetti, beigestellt<br />

122 falstaff jun <strong>2019</strong>


INTERNATIONAL HOTSPOT / gourmet<br />

GR AN PURISMO<br />

Niko Romito holt in seinem Drei-Sterne-Restaurant «Reale» das Allerbeste aus<br />

seinen Zutaten heraus – kein bisschen weniger und kein bisschen mehr.<br />

Das ist grosse Kunst und schmeckt grandios.<br />

TEXT TOBIAS MÜLLER<br />

Sie wollen wissen, wie unglaublich gut<br />

eine Artischocke schmecken kann?<br />

Was alles an Aromen in diesem Gemüse<br />

steckt, von Sardellen über Lakritze bis<br />

Heu, ganz ohne jede Würze? Oder wie unfassbar<br />

fleischig, komplex, köstlich eine<br />

Taubenbrust sein kann? Wie befriedigend<br />

und vielschichtig eine unscheinbare frische<br />

Pasta, wie aufregend jodig ein Kalmar?<br />

Fahren Sie in die Abgeschiedenheit der<br />

Abruzzen zu Niko Romito in sein «Reale»<br />

und finden Sie es heraus. Der Mann bringt<br />

dort die Essenz, die platonische Idee seiner<br />

Zutaten auf schlichte, weisse Teller.<br />

Romitos Speisen sind prächtig puristisch<br />

angerichtet: Die Artischocke liegt nackt und<br />

perfekt auf dem Teller, begleitet von nichts<br />

ausser drei Punkten Rosmarincreme, die Taube<br />

von einem Klecks Pistazienmus, die makellose<br />

Schönheit der frischen Pasta trübt nicht<br />

einmal ein Span Parmesan – das ist ein reduziertes<br />

Fest für die zu oft von Schäumchen,<br />

Schwämmchen und Bremsspuren gequälten<br />

Augen des Sterne-Restaurant-Besuchers.<br />

DIE FEHLENDEN ZEHN PROZENT<br />

Doch man darf sich nicht täuschen lassen:<br />

Hinter der simplen Präsentation stecken extrem<br />

aufwendige Gerichte. Dämpfen und<br />

braten, marinieren, fermentieren, pochieren:<br />

Romito bearbeitet seine Schätze mitunter tagelang,<br />

bis er das Allerletzte, die fehlenden zehn<br />

Prozent an Köstlichkeit herausgeholt hat.<br />

Ähnlich schlicht und doch aufregend<br />

schön ist auch das Restaurant: ein altes<br />

Kloster, vorsichtig und liebevoll umgebaut<br />

und mit Designermöbeln aus dem vergangenen<br />

Jahrhundert (vor allem italienischer<br />

Provenienz) eingerichtet – kein Stück zu<br />

viel, aber auch keines zu wenig. Wer kann,<br />

der bleibt daher gleich über Nacht in einem<br />

der tollen Zimmer. Ja, das kostet alles Geld<br />

– selten aber wird es so gut investiert sein.<br />

FAZIT: Japanisch anmutende Perfektion und<br />

Schlichtheit treffen auf moderne westliche Kochkunst<br />

und -techniken. Das Restaurant «Reale» in einem prächtig<br />

renovierten alten Kloster ist ein Gesamtkunstwerk, wie es<br />

sogar unter Drei-Sterne-Restaurants selten zu finden ist.<br />

BEWERTUNG<br />

Essen<br />

Service<br />

Weinkarte<br />

Ambiente<br />

GESAMT<br />

CASADONNA REALE<br />

Contrada Santa Liberata<br />

67031 Castel di Sangro, Italien<br />

T: +39 0864 69382<br />

nikoromito.com<br />

50 von 50<br />

19 von 20<br />

19 von 20<br />

10 von 10<br />

98 von 100<br />

95–100 Punkte 90–94 Punkte 85–89 Punkte 80–84 Punkte<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

123


gourmet / DELIKATESSE<br />

DER<br />

Fotos: Harald Hois<br />

124<br />

falstaff<br />

jun <strong>2019</strong>


GESÜNDESTE<br />

LACHS DER WELT<br />

Kaum ein Fisch ist in Restaurants so allgegenwärtig wie Lachs. Qualität und Geschmack<br />

schwanken stark, was auch mit grossen Zuchtanlagen zu tun hat. Gesundheitsbewusste<br />

Feinschmecker greifen deshalb zu einem Typ aus freier Wildbahn: dem Sockeye.<br />

TEXT UND FOTOS HARALD HOIS<br />

Die charakteristische<br />

Farbe des Sockeye kommt von<br />

der Ernährung: Krill und kleine<br />

Krebse färben die Haut rot.<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

125


gourmet / DELIKATESSE<br />

Von Hokkaido bis Kalifornien: Sockeye, eine der<br />

fünf pazifischen Lachsarten, kommt in vielen<br />

Ecken der Welt vor und steht oft unter Schutz.<br />

Wenn es um den edelsten,<br />

feinsten und zartesten<br />

Wildlachs geht, der auf<br />

dem Weltmarkt erhältlich<br />

ist, kommt für viele<br />

Feinschmecker nur einer infrage: der<br />

Sockeye. Er gehört zur Gattung der fünf<br />

pazifischen Lachse und wird wegen seiner<br />

festen Konsistenz und dem feinen Aroma<br />

auf der ganzen Welt geschätzt.<br />

Das Licht der Welt erblickt der Oncorhynchus<br />

nekra, so die systematisch-wissenschaftliche<br />

Bezeichnung des roten Wildlachs,<br />

in den kalten Seen und Flüssen von Alaska<br />

Der Shuswap Lake in<br />

British Columbia ist<br />

ein wichtiges<br />

Sockeye-Gebiet.<br />

bis zum Sacramento River in Kalifornien, im<br />

Yukon-Territorium, in British Columbia<br />

(Kanada) sowie bei Washington und Oregon<br />

(USA). Er ist zu Hause in den asiatischen<br />

Küstengewässern vom Anadyrbecken bis<br />

Hokkaido, besonders an der Ostküste Kamtschatkas,<br />

seltener im Ochotskischen Meer.<br />

Hier ernährt sich der Wildlachs von kleinen<br />

roten Krebsen, Crevetten und Nordseekrabben.<br />

Dieser Krill verleiht ihm sein markantes<br />

Rot und seinen besonderen<br />

Geschmack. Auf seiner dreijährigen Reise<br />

durch die arktischen Meere nimmt er über<br />

den Krill ex trem fettarmes Fleisch sowie<br />

eine Vielfalt an Nährstoffen und Omega-<br />

3-Fettsäuren zu sich – die Voraussetzung<br />

für den besonderen, feinen Geschmack.<br />

Heiko Antoniewicz aus Werne gilt als<br />

echter Lachskenner. Der Deutsche ist<br />

bekannt für kulinarische Innovationen und<br />

die wissenschaftliche Annäherung an<br />

Lebensmittel. Er sagt: «Am Rotlachs schätze<br />

ich sehr, dass dieser durch den Wildfang<br />

in Alaska ein reines Naturprodukt darstellt.<br />

Die Textur unterscheidet sich deutlich von<br />

der eines Zuchtlachses, die feste und saftige<br />

Struktur des Fleischs bleibt auch nach der<br />

Zubereitung bestehen. Zudem ist er fettarm,<br />

sehr reich an Omega-3-Fettsäuren und<br />

somit besonders gesund. Er hat ein sehr<br />

reichhaltiges Aroma, was die Einzigartigkeit<br />

seiner Gerichte ausmacht.»<br />

Tatsächlich sind die gesundheitlichen<br />

Benefits von Lachs enorm hoch. Allein<br />

schon die Zusammensetzung des vorzüglichen<br />

Fischfleischs spricht Bände, beinhalten<br />

100 Gramm des köstlichen Fischs doch beispielsweise<br />

2,7 Gramm Omega-3-Fettsäuren.<br />

Das ist die wohl gesündeste Form, Fett<br />

und Proteine zu sich zu nehmen – kein<br />

Fisch dieser Erde weist so positive Fettwerte<br />

auf. Die Vitamine A, D, B6, B12, B2, E<br />

sowie Niacin, Riboflavin und Mineralstoffe<br />

stärken das Immunsystem und sind<br />

><br />

Fotos: Harald Hois, Uwe Schubart, Stacey Krolow Photography, Stacey Krolow, Antoniewicz, Shutterstock<br />

126 falstaff jun <strong>2019</strong>


Sockeye-Lachs, in<br />

Ahornsirup gebeizt,<br />

bietet Chris Whittaker<br />

mit Selleriepüree an.<br />

rer Lodge. Die gesunden Fette gerade dieser<br />

Fischart und das Zartrosa des Fleischs verleihen<br />

dem Gericht eine ganz besondere<br />

Note, egal ob roh, geräuchert oder gebraten<br />

beziehungsweise gekocht.»<br />

Lachsräuchereien wie jene in Trapper’s<br />

Creek verarbeiten die Wildlachse fachgerecht.<br />

Labels wie KSA (Kosher Supervision<br />

of America) oder MSC (Marine Stewardship<br />

Council’s Chain of Custody Standard)<br />

sorgen für eine fachgerechte Verarbeitung –<br />

was man am besten einmal selbst ausprobieren<br />

sollte. In Russland gibt eine spezielle<br />

Rauchprozedur nach einem altem russischem<br />

Rezept, die dem Wildlachs übrigens<br />

das Beste und Feinste an Geschmack<br />

verleiht.<br />

<<br />

><br />

wichtiger Bestandteil des zartrosa Fischs.<br />

Die Nährstoffe des Sockeye schützen Herz<br />

und Blutgefässe und senken den Blutfettspiegel.<br />

Die Antioxidantien haben eine entzündungshemmende<br />

Wirkung im menschlichen<br />

Körper. Die Omega-3-Fettsäuren stärken<br />

die Gehirnleistung, das Kalzium sorgt<br />

dafür, dass die Knochen gesund und stark<br />

bleiben. Der regelmässige Konsum der<br />

Nährstoffe des Lachses hebt nicht nur die<br />

Stimmung, er vermindert auch die Freisetzung<br />

von Stresshormonen und hilft beim<br />

Ein- und Durchschlafen – Wildlachs wirkt<br />

quasi wie Medizin.<br />

Wenn kein stehendes Gewässer vorliegt,<br />

macht sich der auch als Blaurücken<br />

bekannte Kleinfisch schon nach einem Jahr<br />

Aufenthalt in seinen Geburtsgewässern auf<br />

den weiten Weg in Richtung Nordpazifik,<br />

vom nördlichen Japan bis zum Beringmeer<br />

und nach Los Angeles. Der subarktische<br />

Pazifik mit seinen enormen Schätzen an<br />

«Wir verarbeiten hauptsächlich<br />

den Sockeye in unserer Lodge.<br />

Die gesunden Fette gerade dieser<br />

Fischart und das Zartrosa des<br />

Fleischs verleihen dem Gericht<br />

eine ganz besondere Note, egal<br />

ob roh, geräuchert oder gebraten<br />

beziehungsweise gekocht.»<br />

CHRIS WHITTAKER Executive Chef «Quaaout Lodge & Spa»<br />

Meeresplankton und Krill stellt die ideale<br />

Nahrungsquelle für die Jungfische dar.<br />

Im kanadischen British Columbia, genauer<br />

rund um den Shuswap Lake sowie im<br />

Tsútswecw Provincial Park, lässt sich der<br />

Zug der Lachse auch von Gästen und Touristen<br />

hautnah beobachten. Chris Whittaker,<br />

Executive Chef im «Jack Sam’s Restaurant<br />

& Lounge» in der «Quaaout Lodge &<br />

Spa» am idyllischen Little Shuswap Lake,<br />

sieht den Rotlachs als wichtigstes Nahrungsmittel<br />

in seiner Region: «Wir verarbeiten<br />

hauptsächlich den Sockeye in unse-<br />

«Wildlachs hat ein sehr<br />

reichhaltiges Aroma, was<br />

die Einzigartigkeit seiner<br />

Gerichte ausmacht.»<br />

HEIKO ANTONIEWICZ Spitzenkoch aus Werne<br />

WO DER SOCKEYE<br />

ERHÄLTLICH IST<br />

Sockeye-Wildlachs-Filet, geräuchert<br />

sockeye-wildlachsimport.ch<br />

Herkunft: Alaska<br />

CHF 17,– (100 g)<br />

Rotlachs, graved<br />

wildlachs-and-more.ch<br />

Herkunft: Alaska<br />

CHF 13,– (100 g)<br />

Wildfang-Rotlachs, geräuchert<br />

dhyrberg.ch<br />

Herkunft: Nordpazifik<br />

CHF 72,90 (500-700 g/Stk.)<br />

Rotlachs, roh<br />

sockeye-wildlachsimport.ch<br />

Herkunft: Alaska<br />

CHF 8,10 (100 g)<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

127


xxxxxxxxxx gourmet / FOOD / XXXXXXXX PAIRING<br />

RINDSTATAR<br />

REZEPT AUS DEM RESTAURANT «NATIONAL», WINTERTHUR<br />

ZUTATEN FÜR 4 PERSONEN<br />

ZUTATEN<br />

600 g Rindsfilet oder Rindshuft<br />

2 Schalotten<br />

2 Essiggurken<br />

2 EL Kapern<br />

2 Sardellenfilets<br />

15 g Petersilie, glatt<br />

½ Peperoni, rot<br />

2 EL Balsamico<br />

2 Prisen Salz<br />

4 Eigelb<br />

2 TL Dijonsenf<br />

50 ml Olivenöl, kaltgepresst<br />

3 EL Ketchup<br />

Paprika edelsüss<br />

Pfeffer<br />

Tabasco<br />

4 EL Cognac<br />

ZUBEREITUNG<br />

– Das Fleisch sorgfältig parieren oder diesen<br />

Arbeitsschritt vom Metzger erledigen lassen.<br />

– Anschliessend mit einem scharfen Messer in<br />

kleine Würfelchen schneiden.<br />

– Schalotten, Essiggurken, Kapern, Sardellenfilets,<br />

Petersilie und rote Peperoni ebenfalls in kleine<br />

Würfelchen schneiden.<br />

– Balsamico und Salz in einer separaten Schüssel<br />

sorgfältig verrühren.<br />

– Eigelb, Senf, Olivenöl, Ketchup, Paprika, Pfeffer<br />

und Tabasco zum Balsamico geben und alles<br />

nochmals gut verrühren.<br />

– Das Rindfleisch je nach Gusto mit der Sauce<br />

würzen, die gewünschte Menge kleingeschnittener<br />

Zutaten beigeben und alles gut vermengen.<br />

– Mit Cognac abschmecken.<br />

ANRICHTEN<br />

– Das Tatar auf Tellern anrichten und mit Toast,<br />

Brioche oder geröstetem Brot und Butter<br />

servieren.<br />

TIPP DES KÜCHENCHEFS<br />

«Tatar ist ein Alleskönner. Es eignet sich als leichte<br />

Vorspeise, aber auch als vollwertiges Hauptgericht.<br />

Rechnen Sie als Vorspeise circa 75 Gramm Fleisch<br />

pro Person, zum Hauptgericht das Doppelte.»<br />

Silvano Nyffenegger, Restaurant «National»,<br />

Winterthur<br />

Fotos: beigestellt<br />

128 falstaff feb–mär jun <strong>2019</strong> <strong>2019</strong>


MESSER STATT<br />

FLEISCHWOLF<br />

Ein gutes Rindstatar lässt die Herzen von Fleischliebhabern höherschlagen. Bei der<br />

Zubereitung des vermeintlich einfachen Gerichts gibt es einige grundlegende Tricks,<br />

die wir Ihnen hier verraten. Dazu empfehlen zwei Top-Sommeliers passende Tropfen.<br />

TEXT LARISSA SCHMID<br />

Der Legende nach ritten die<br />

Krieger der Tataren ihr Fleisch<br />

unter den Sätteln ihrer Pferde<br />

mürbe – um es geniessbar zu<br />

machen. Daher stammt angeblich<br />

der Name Tatar. Glücklicherweise ist<br />

diese brachiale Zubereitungsart für das<br />

Fleischgericht, wie wir es heute kennen,<br />

nicht mehr notwendig. «Für unser Tatar verwenden<br />

wir nur die zartesten Stücke vom<br />

<strong>Schweiz</strong>er Biorind, beispielsweise Filet, Entrecôte<br />

oder Stotzen», sagt Silvano Nyffenegger,<br />

Küchenchef im Restaurant «National»<br />

in Winterthur. Rindstatar ist seine Spezialität.<br />

Bei der Zubereitung setzt er auf ein rasierklingenscharfes<br />

Messer. Denn seiner<br />

Silvano Nyffenegger, Küchenchef des Restaurants<br />

«National» in Winterthur, hackt das Tatar von Hand.<br />

Philosophie entsprechend wird ein gutes<br />

Tatar immer von Hand gehackt und niemals<br />

durch den Wolf gedreht. «Feine Würfeli sollen<br />

es sein. Man darf das Fleisch ruhig noch<br />

spüren», erklärt er. Das Schöne am Gericht:<br />

die Diversität, denn jeder mag es anders.<br />

Während die Italiener es puristisch mit Olivenöl,<br />

Salz und Pfeffer servieren, mögen es<br />

die <strong>Schweiz</strong>er würziger. Im Restaurant «National»<br />

wird das Gericht direkt am Tisch zubereitet.<br />

Der Gast entscheidet, wie er es gerne<br />

hätte, quasi im Baukastensystem. Eigelb<br />

und Olivenöl machen es cremig, Senf, Ketchup<br />

oder Tabasco etwa verleihen den nötigen<br />

Pfiff. Welche Tropfen dazu harmonieren,<br />

verraten zwei <strong>Schweiz</strong>er Top-Sommeliers.<br />

ZUM TATAR EIN WASCHECHTER<br />

ITALIENER<br />

Meine Wahl zum Tatar ist der Campo<br />

San Giorgio von Umani Ronchi aus<br />

der Marche. Ein richtiger Italiener mit der<br />

autochthonen Traubensorte der Marche,<br />

Montepulciano. In der Stilistik ist er vergleichbar<br />

mit einem Sangiovese aus der<br />

Toskana. Er besticht mit Noten von reifen<br />

dunklen Beeren, Vanille und Pfeffer. Zum<br />

rohen Fleisch passt er durch seine Filigranität,<br />

auch wenn das Tatar etwas pikant<br />

ist. Vor allem dann tritt die Frucht<br />

mehr in den Vordergrund. Eine spannende<br />

Kombination.<br />

Umani Ronchi, Campo San Giorgio 2013<br />

bindella.ch, CHF 65,–<br />

Dario Tolone,<br />

Teilhaber der<br />

«Casa Tolone»,<br />

Luzern.<br />

ES MUSS NICHT IMMER<br />

ROTWEIN SEIN<br />

Normalerweise würde man zu einem<br />

Tatar Rotwein trinken, ganz klassisch<br />

einen etwas frischeren Cabernet Franc<br />

oder ein Beaujolais von hoher Qualität. Ich<br />

empfehle zum Rindstatar aber am liebsten<br />

Franciacorta. Für mich sind die frischen<br />

Komponenten, die auch Säure mit<br />

Mats van de<br />

sich bringen, das Wichtigste am Tatar.<br />

Steenoven,<br />

Dieser Franciacorta beinhaltet ebenfalls<br />

Sommelier «Smith diese Säure und hebt die Frische des Tatars<br />

hervor. Zusätzlich ist der klassische<br />

and de Luma»,<br />

Zürich.<br />

Franciacorta vom Weingut Marchese Antinori<br />

stark genug, um mit der Kraft des Fleischs mitzuhalten.<br />

Marchese Antinori, Cuvée Royale<br />

bindella.ch, CHF 26,50<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

129


ANGELIKA ROSAM<br />

LINEAR<br />

Artel holt sich für seine neue<br />

Glaskollektion «Graphic»<br />

Inspirationen aus der Zeit von<br />

Op Art, der 60er-Mode-Fashion<br />

und der Arbeit des Künstlers<br />

Damien Hirst.<br />

ca. CHF 120,–; artelglass.com<br />

TRENDY, AKTUELL, CHIC<br />

GO FOR GOLD<br />

Zum Brüllen ist dieser elegante<br />

Pizzaschneider der Firma Savanna,<br />

die immer wieder originelle<br />

Designs für sonst öde Küchenhelfer<br />

ersinnt. Der schwarze Panter<br />

ist emailliert und und tanzt<br />

fröhlich auf einer goldenen<br />

Scheibe, die perfekt durch den<br />

Teig gleitet. Das Schneidegerät<br />

ist spülmaschinenfest und auch<br />

als goldener Gepard erhältlich.<br />

ca. CHF 32,–; amara.com<br />

ZITRUSFRISCHE<br />

Lafayette Gourmet zelebriert die<br />

süss-saure Versuchung mit einer<br />

Vintage-Edition der Amaretti del<br />

Chiostro. Die vielleicht besten<br />

Guetzli der Welt gibt es in dieser<br />

Auflage in den Geschmacksrichtungen<br />

Zitrone und Pistazie.<br />

ca. CHF 3,62; buonitalia.com<br />

BAUHAUS<br />

Tecnolumen zollt dem Bauhaus Design Tribut und liess sich vom<br />

Museum of Modern Arts in New York die genauen Masse der<br />

von Marianne Brandt entworfenen Teekanne aus dem Jahr 1924<br />

geben. Die Formprinzipien des Bauhauses sind hier gut erkennbar:<br />

Kreis, Kugel und Quadrat sind deutlich und harmonieren<br />

perfekt. ca. CHF 10.068,–; tecnolumen.de<br />

LICHTSPIELEREI<br />

Das Tablett »Colombia« von<br />

Alessi ist ganz aus Messing<br />

und tritt in den Farben Gold,<br />

Schwarz und Weiß für den<br />

perfekten Stilmix auf. Die ungewöhnliche<br />

Form und die<br />

detailreiche Stanzung machen<br />

es zum absoluten Hingucker<br />

auf jedem Tisch.<br />

ca. CHF 125,– ; alessi.com<br />

Fotos: Rafaela Pröll, beigestellt<br />

130 falstaff jun <strong>2019</strong>


eldorado<br />

LIFESTYLE<br />

BUNT GEFIEDERT<br />

Die französische Manufaktur<br />

Bouchara ist für ihre klassischschönen<br />

Geschirrdesigns bekannt.<br />

Diesen Sommer setzt<br />

sie auf japanische Motive, hier<br />

in Form eines Tellers mit<br />

Paradiesvogelmotiv.<br />

ca. CHF 5,08; bouchara.com<br />

Kolumnistin ANGELIKA ROSAM<br />

ist Herausgeberin und Miteigentümerin<br />

des <strong>Falstaff</strong>-Verlags. Mit einem grossen<br />

Faible für die schönen Dinge des Lebens<br />

präsentiert sie ihre Lieblings-Items aus<br />

der Gourmetwelt.<br />

KUNTERBUNT<br />

Kaum eine Marke erschafft kreativere<br />

Küchengeräte als Smeg.<br />

Die Kooperation mit dem italienischen<br />

Modedesign-Duo Dolce<br />

& Gabbana ist bereits gute Tradition.<br />

Der neueste Coup: Ein<br />

bunter Mixer bringt Abwechslung<br />

auf die Arbeitsflächen der<br />

heimischen Küchen.<br />

Preis auf Anfrage, smeg.com<br />

GLASTURM<br />

Eigentlich hat sich das Haus<br />

Fragonard dem Erschaffen von<br />

Parfums verschrieben. Zwischendurch<br />

bringen die Pariser aber<br />

auch Geschirr in limitierter Auflage<br />

auf den Markt. Die Glaskaraffe<br />

«Pieuvre»<br />

ist eines der<br />

Highlights.<br />

ca. CHF 50,91<br />

fragonard.com<br />

AUF MESSERS<br />

SILBERNER<br />

SCHNEIDE<br />

Egal ob Parmesan, Brie oder<br />

Bergkäse: Das Messerset der Silbermanufaktur<br />

Puiforcat liegt<br />

mit fein geschliffenem Holzgriff<br />

perfekt in der Hand und versprüht<br />

rustikales Flair.<br />

ca. CHF 340,–; puiforcat.com<br />

Maritime Motive<br />

haben diesen<br />

Sommer genauso<br />

Saison wie goldene<br />

Küchengimmicks und<br />

Geräte in den Farben<br />

des Regenbogens.<br />

Aufzufallen ist also<br />

nicht nur erlaubt,<br />

sondern erwünscht!<br />

SPRUDELNDER<br />

GLANZ<br />

Auch ein schwedisches<br />

Startup hat die Agenda, die<br />

Küche in einen ästhetischen<br />

Raum voller Designkniffe<br />

zu verwandeln. Den<br />

Einstand feiert Aarke mit<br />

einem Sodastream, der in<br />

Kupfer, Schwarz, Silber<br />

und – wie hier zu sehen –<br />

Gold in edlem Glanz erstrahlt.<br />

ca. CHF 191,18<br />

aarke.com<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

131


Online-<br />

Chefredaktor<br />

BERNHARD<br />

DEGEN<br />

REISE<br />

SPANIEN – LA PALMA<br />

LEUCHTTURMPROJEKT<br />

V<br />

on der Brandung umspült kann man in einem<br />

Leuchtturm auf der grünen Kanareninsel La Palma<br />

nächtigen. In der wildromantischen Unterkunft<br />

«Faro de Punta Cumplida» erlebt man die Elemente hautnah<br />

und kann sich in das Leben eines Leuchtturmwächters<br />

hineinversetzen. Kulinarisch locken nahe gelegene Wochenmärkte<br />

in Barlovento und San Andrés, wo es auch ein<br />

hervorragendes Fischrestaurant gibt.<br />

visitpalma.es<br />

MALEDIVEN<br />

GUTE VERBINDUNG<br />

In diesem Frühjahr eröffnete das zweite<br />

Resort von «The Residence by Cenizaro»<br />

gleich auf der Nachbarinsel des ersten<br />

Standorts im südlichen Atoll Gaafu Alifu.<br />

Die 173 grosszügig angelegten Strand- und<br />

Wasservillen sind allesamt mit eigenem<br />

Privatpool ausgestattet. Für kulinarische<br />

Abwechslung ist gesorgt, denn neben internationaler<br />

Küche gibt es ein kantonesisches<br />

Restaurant und einen legeren Beachclub.<br />

Wer gerne ausgedehnte Spaziergänge<br />

macht, kann den kilometerlangen Steg<br />

entlangwandern und die Kulinarik der<br />

Schwesterinsel erforschen.<br />

cenizaro.com/theresidence<br />

PORTUGAL<br />

NEU AN DER ALGARVE<br />

An der Mündung des Rio Guadiana – dem<br />

Grenzfluss zwischen Spanien und Portugal –<br />

liegt das neue Boutique-Hotel «Grand House<br />

Algarve». Die Fünf-Sterne-Herberge befindet<br />

sich in einem Steinhaus aus den 1920er-Jahren<br />

und verfügt über eine herrliche Terrasse.<br />

grandhousealgarve.com<br />

132 falstaff jun <strong>2019</strong>


NOTIZEN<br />

KROATIEN<br />

ROXANICH-<br />

HOTEL<br />

Starwinzer Mladen Rožanić hat<br />

zu Füssen der historischen<br />

Burg-Stadt Motovun sein hochkarätiges<br />

«Roxanich Heritage<br />

Wine Hotel» errichtet. Neben<br />

anspruchsvoller Küche (Trüffel<br />

nach Saison, Rotisserie) locken<br />

Weinverkostungen im Weinkeller<br />

mit Originalgewölben aus<br />

dem Jahre 1902.<br />

roxanich.com<br />

THE ST. REGIS<br />

HONGKONG<br />

Die neue Landmark in Hongkong ist das<br />

7000. Hotel der Marriott-Gruppe. Das<br />

27-stöckige Luxushotel mit Butler-Service<br />

verfügt über mehrere Restaurants<br />

und ist ob seiner attraktiven Bar «St.<br />

Regis» auch Anlaufstelle für anspruchsvolle<br />

Nachtschwärmer.<br />

marriott.com<br />

SPANIEN – MALLORCA<br />

FINE DINING IM<br />

PARK HYATT<br />

Fotos: Martin Haag, NANDOESTEVA, Michael Weber Photography, Katie Gibbs, beigestellt<br />

PHILIPPINEN<br />

EINE INSEL FÜR SICH<br />

Wer schon viele Luxushotels der Welt gesehen<br />

hat, ist schwer zu begeistern. Banwa Private<br />

Island sollte das aber hinbekommen. Die exklusiv<br />

mietbare Insel stellt 100 Angestellte für<br />

maximal 22 Gäste. Es gibt eine Reihe von Dinneroptionen,<br />

wir empfehlen die «Terrace Bar»<br />

mit Blick auf den Sonnenuntergang.<br />

banwaprivateisland.com<br />

Das Fünf-Sterne-Luxushotel<br />

hat kulinarisch aufgerüstet und<br />

den Sternekoch Álvaro Salazar<br />

engagiert. Der Herdvirtuose hat<br />

das neue Restaurant selbst<br />

konzipiert und schöpft aus der<br />

Fülle der landwirtschaftlichen<br />

Möglichkeiten der Balearen.<br />

Die Weinkarte umfasst über<br />

200 nationale und internationale<br />

Positionen und erfreut auch<br />

verwöhnte Wein-Connaisseure.<br />

parkhyattmallorca.com<br />

MUSEUM OF ICE CREAM<br />

IN SAN FRANCISCO<br />

Das Glace-Museum ist nicht nur ein Hotspot<br />

für moderne Kunst, sondern<br />

auch ein Wunderland für die Instagram-<br />

Community. Heiss begehrt ist ein Foto im<br />

Streusel-Pool. Umgeben von Einhörnern<br />

und Guetzli-Karussellen kann man die<br />

Glacen natürlich auch essen.<br />

museumoficecream.com<br />

UNIMOON STATT HONEYMOON<br />

Nach Honeymoon und Babymoon kommt<br />

jetzt der Unimoon: Der irritierende Trend<br />

aus den USA sieht das Ehepaar als zwei<br />

Individualisten, und Resorts wie «Angsana»<br />

schnüren Angebote für frisch vermählte<br />

Alleinreisende.<br />

angsana.com<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

133


eise / ANDALUSIEN<br />

FEURIGER<br />

Spaniens grösste autonome Gemeinschaft blickt auf eine reiche Geschichte zurück, die<br />

sich auch in den kulinarischen Spezialitäten widerspiegelt. Eine Reise durch Andalusien,<br />

von den weissen Dörfern bei Cádiz bis zur prachtvollen Hauptstadt Sevilla.<br />

TEXT DETLEF BERG<br />

Fotos: Shutterstock<br />

Mehr Travelguides<br />

von <strong>Falstaff</strong> auf<br />

falstaff.com/travelguides<br />

134 falstaff jun <strong>2019</strong>


SÜDEN<br />

Arcos de la Frontera,<br />

eines der weissen Dörfer,<br />

thront majestätisch<br />

auf einem steilen<br />

Felsrücken.<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

135


eise / ANDALUSIEN<br />

Ein Blick über die Dächer von<br />

Sevilla, der prachtvollen<br />

Hauptstadt Andalusiens.<br />

«Espacio Eslava»<br />

in Sevilla: Immer<br />

gut besucht und<br />

eine der<br />

angesagtesten<br />

Adressen der<br />

Stadt.<br />

Ohne einen ausgedehnten tapeo<br />

wäre ein Besuch in Sevilla<br />

unvollständig. Tapear, also<br />

von Bar zu Bar ziehen und<br />

überall ein paar Häppchen<br />

und ein Glas Bier oder Wein einnehmen –<br />

das gehört zu einem Besuch in Sevilla mindestens<br />

ebenso dazu wie die Besichtigung<br />

der Kathedrale und ihres berühmten Glockenturms<br />

Giralda. Gegessen und getrunken<br />

wird zumeist im Stehen, und bei schönem<br />

Wetter wird es auch vor den Lokalen<br />

richtig voll. In den engen Gassen im Barrio<br />

de Santa Cruz etwa gibt es dann kaum<br />

noch ein Durchkommen. Wer sich bis zur<br />

Theke durchgekämpft hat, muss sich entscheiden<br />

– das Angebot ist riesig, variiert<br />

von Lokal zu Lokal, von Tag zu Tag. Die<br />

meisten Tapas sind hausgemacht und frisch,<br />

vor allem Fisch, Meeresfrüchte, Fleisch,<br />

Gemüse und natürlich Schinken, werden<br />

fantasievoll miteinander kombiniert.<br />

«El Rinconcillo» ist eine bei Touristen<br />

besonders beliebte Tapasbar. Sie soll die<br />

älteste in ganz Andalusien sein. Seit 1670<br />

trinkt man hier sein Gläschen Wein, und<br />

noch immer kritzeln die Kellner die Rechnung<br />

mit Kreide auf die Holztheke. Kreide<br />

benutzt auch Sixto Tovar Gutiérrez. In seiner<br />

Fotos: Shutterstock, Fernando Alda, beigestellt<br />

136 falstaff jun <strong>2019</strong>


angesagten Bar «Espacio Eslava» im Quartier<br />

San Lorenzo schreibt er die aktuellen<br />

Angebote auf grosse Tafeln. Costillas de cerdo,<br />

knusprige und zugleich wunderbar zarte,<br />

in Honig gegarte Schweinsrippli sind ebenso<br />

aufgelistet wie leckere, perfekt gebratene<br />

Rotbarben aus Conil von der nahen Costa<br />

de la Luz. Riesig ist auch das Weinangebot.<br />

Fast alle Weinregionen Spaniens sind mit<br />

guten Winzern vertreten. Weil viele Weine<br />

auch offen und zu moderaten Preisen angeboten<br />

werden, kann man schön durchprobieren.<br />

Kein Wunder, dass es hier jeden<br />

Abend gerammelt voll ist und die Menschen<br />

das Gedränge gern in Kauf nehmen.<br />

Wer es bequemer möchte, reserviert rechtzeitig<br />

im «conTenedor» und kann sich dort<br />

am Tisch bedienen lassen. Im stilvoll mit<br />

Kunstwerken und frischen Blumen dekorierten<br />

Slow-Food-Restaurant kommen frisch<br />

zubereitete Gerichte mit Zutaten aus der<br />

Region auf den Tisch. Klassiker sind Arroz<br />

crujiente con pato, Ente mit knusprigem<br />

Reis, sowie Pulpo, raffiniert mit Zitrone,<br />

><br />

Das Slow-Food-<br />

Restaurant<br />

«conTenedor»<br />

serviert regionale<br />

Spezialitäten (o.).<br />

Der Name der<br />

ältesten Tapasbar<br />

bedeutet übersetzt<br />

Winkelchen.<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

137


eise / ANDALUSIEN<br />

Onem hilicaborem ellest em<br />

harum volup tiatur accull upitem<br />

aut as volu piendi niet velignis<br />

quia suntem apientur ad que vit<br />

audit od.<br />

<<br />

Fest verankert in der andalusischen<br />

Kultur: Flamenco. Der Tanz wurde<br />

von vielen Kulturen beeinflusst.<br />

Drei Jahrtausende<br />

Geschichte und<br />

300 Sonnentage im Jahr:<br />

Sevilla ist die facettenreiche<br />

Hauptstadt Andalusiens,<br />

die nie langweilig wird.<br />

<<br />

Sobald sich die<br />

Dunkelheit über<br />

die Stadt legt,<br />

wird die<br />

Kathedrale<br />

von Sevilla<br />

stimmungsvoll in<br />

Szene gesetzt.<br />

Salbei und Rosmarin mariniert und<br />

anschliessend perfekt grilliert. Auch in<br />

Sachen Wein kommen die Gäste auf ihre<br />

Kosten – darunter überraschend gute Tropfen<br />

aus der Region wie die Cuvées von<br />

Tempranillo und Syrah «Pago del Zancuo»<br />

der Bodega La Margarita oder «Overo Tinto<br />

Crianza» aus der Bodega Gonzalez Palacio.<br />

Nach dem Essen empfiehlt sich noch ein<br />

Spaziergang zur in der Dunkelheit prächtig<br />

angestrahlten Kathedrale. Die schönste<br />

Aussicht auf das Gotteshaus und über die<br />

Dächer der Stadt bietet die elegante Dachterrasse<br />

des direkt am Platz gelegenen<br />

«EME Catedral Hotels». Bei einem Mojito<br />

– es sollen die besten der Stadt sein – kann<br />

der Abend hier stilvoll ausklingen. Die<br />

stimmungsvolle Atmosphäre lässt an ein<br />

Lied von Spaniens Popstar Miguel Bosé<br />

denken, der 1984 «El corazón que a Triana<br />

va, nunca volverá» sang – das Herz, das<br />

nach Triana geht, kehrt nie zurück.<br />

Zu Sevilla gehören nicht nur gutes Essen<br />

und Trinken – auch der Flamenco ist in der<br />

Stadt zu Hause. Überall werben Plakate für<br />

abendliche Aufführungen. Wer eine Show<br />

mit echtem Lokalkolorit erleben will,<br />

sichert sich eine Karte im Club «Peña<br />

Torres Macarenas». Spät, erst weit nach<br />

22 Uhr, wird die unendliche Geschichte<br />

zwischen den Geschlechtern mit musikalisch-dramatischen<br />

Mitteln thematisiert.<br />

Männer beginnen herzergreifend mit kehligen<br />

Lauten zu singen, in der Rolle des einsamen,<br />

unverstandenen Verliebten. Dann<br />

gesellen sich die Damen zu Gitarre und<br />

Gesang, zum rhythmischen Schlagen der<br />

Absätze auf dem Parkett. Dabei beginnen die<br />

Männer auf der Bühne zu applaudieren, feuern<br />

die Tänzerinnen an, bis die Begeisterung<br />

auf das Publikum überspringt. Man kommt<br />

schnell mit Einheimischen ins Gespräch,<br />

Fotos: Antonio Perez, Shutterstock, beigestellt<br />

138 falstaff jun <strong>2019</strong>


Im Restaurant<br />

«Noor»<br />

verbindet sich<br />

modernes<br />

Design mit alten<br />

Stilelementen<br />

wie den Arabesken<br />

auf dem Geschirr.<br />

Die Mezquita in Córdoba war eine riesige<br />

Moschee, bevor sie in eine Kathedrale<br />

umgewandelt wurde.<br />

erhält Insider-Tipps und den Rat, auch unbedingt<br />

nach Córdoba zu fahren.<br />

Die mit etwa 330.000 Einwohnern drittgrösste<br />

Stadt Andalusiens liegt keine zwei<br />

Autostunden entfernt. «Im Mittelalter war<br />

Córdoba eine der grössten Städte Europas»,<br />

erklärt Stadtführer Juan bei einem Rundgang.<br />

«Über eine halbe Million Menschen<br />

lebten damals hier. Die Stadt war zu dieser<br />

Zeit ein Schmelztiegel von Christen, Juden<br />

und Muslimen.» Davon zeugt bis heute die<br />

Mezquita. Nach der Rückeroberung Córdobas<br />

durch die Christen wurde dem prächtigen<br />

muslimischen Tempel mit seinem steinernen<br />

Säulenwald ein christliches Herz in<br />

Form einer Kathedrale eingesetzt – wohl nirgendwo<br />

sonst stehen Islam und Christentum<br />

derart dicht beieinander. Durch das Labyrinth<br />

kopfsteingepflasterter Gassen der Altstadt<br />

schieben sich tagtäglich Touristenmassen.<br />

«Ruhiger wird es erst am Abend, wenn<br />

die Tagesbesucher abgereist sind und die<br />

Stadt wieder mehr den Einheimischen<br />

gehört», sagt unser Guide Juan. Und er<br />

hat auch noch Tipps für uns: «Ihr müsst in<br />

Córdoba unbedingt Rabo de toro essen, ein<br />

Ragout vom Ochsenschwanz, das lange vor<br />

sich hinschmoren muss und eine echte Köstlichkeit<br />

ist.» Seine zweite Empfehlung heisst<br />

Paco Morales. Sein Lokal heisst «Noor»<br />

(arabisch für Licht), und dort inszeniert der<br />

Kochkünstler seine cocina andalusi. Sie<br />

basiert auf alten arabischen Rezepten aus<br />

dem 10. Jahrhundert, für die Morales auch<br />

nur Zutaten verwendet, die bereits zu dieser<br />

Zeit bekannt waren. Drei Menüfolgen stehen<br />

zur Auswahl, und Gerichte wie Seehecht<br />

mit Kurkuma und gebranntem Blumen- ><br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

139


eise / ANDALUSIEN<br />

Die Alhambra ist das Wahrzeichen von<br />

Granada und eines der beliebtesten Ziele.<br />

Im Hintergrund die Berge der Sierra Nevada.<br />

><br />

kohl oder Escabeche mit Schwertmuscheln<br />

und Kalmar auf einem Bett von Artischockenpüree<br />

begeistern selbst verwöhnte<br />

Gourmets.<br />

Nächste Station ist Granada, eine Stadt,<br />

die Besucher unweigerlich in eine Märchenwelt<br />

aus Tausendundeiner Nacht entführt.<br />

Schon das Panorama ist einmalig – hoch<br />

über der Ebene thront, eingerahmt von der<br />

Kulisse der schneebedeckten Berge der Sierra<br />

Nevada, die märchenhafte Alhambra.<br />

Die riesige Burg, Vermächtnis der goldenen<br />

Zeit Granadas, ist noch heute eines<br />

der berühmtesten Baudenkmäler der Welt.<br />

Die Besichtigung der Festungsanlage, der<br />

Gartenanlagen und des Nasridenpalasts<br />

hat Zeit bis zum nächsten Morgen. Den<br />

Abend sollte man im Albaicín verbringen,<br />

auf dem Mirador de San Nicolás, dem<br />

maurischen und ältesten Stadtviertel Granadas,<br />

wo man den Klängen der Musiker<br />

lauschen kann. Was danach ansteht, ist<br />

klar: Man sollte irgendwo einkehren. Aber<br />

wo nur? Ein Lokal reiht sich hier in der<br />

Calle Navas an das nächste.<br />

Wer auf Nummer sicher gehen möchte,<br />

lässt sich im «La Fábula» von Ismael Delgado<br />

verwöhnen. Lammkoteletts mit Dill<br />

und Kichererbsen, auf der Haut gebratene<br />

Rotbarbe mit Mangold oder eine Makrele<br />

im Bananenblatt sind nur einige der<br />

Kein Granada-Besuch<br />

ohne die Alhambra, eine<br />

mittelalterliche Anlage mit<br />

Palästen, maurischem<br />

Thronsaal und Gärten.<br />

Zahara de la Sierra, eine wunderschöne Kleinstadt,<br />

die sich in der Sierra de Grazalema, Cádiz, befindet.<br />

beliebten Gerichte auf der Karte. Zu empfehlen<br />

sind auch die beiden Degustationsmenüs<br />

und die grossartigen Desserts.<br />

Unbedingt probieren – die Lecrín-Orange<br />

mit Schokolade und Olivenöl.<br />

Bei einer Rundreise durch Andalusien<br />

dürfen die berühmten weissen Dörfer nicht<br />

fehlen. Man fährt durch das Land, über<br />

erdbraune Hügel, sieht baumleere Bergkuppen<br />

– und dann plötzlich leuchtet ein<br />

strahlend weisser Fleck auf. Beim Näherkommen<br />

werden die Konturen als<br />

Ansammlungen von Häusern sichtbar.<br />

In makellosem Weiss reflektieren sie die<br />

Sonne, verhindern so, dass sich die<br />

Räume zu Glutöfen aufheizen. Arcos de<br />

la Frontera ist ein besonders attraktives<br />

Beispiel – der Ort liegt auf einem Bergrücken<br />

hoch über dem Fluss Guadalete.<br />

Neben einem komfortablen Parador gibt<br />

es einige elegante Privatquartiere in den<br />

historischen Mauern.<br />

Ausgeruht kann es am nächsten Morgen<br />

an die Costa del Sol gehen. Mit Malaga<br />

und Marbella gibt es dort noch zwei gastronomische<br />

Hochburgen zu erkunden,<br />

und auch Cádiz sowie die Sherry-Stadt<br />

Jerez de la Frontera sind weitere interessante<br />

Städte für die nächste Reise. Denn<br />

eines ist klar: Man muss einfach noch<br />

einmal wiederkommen.<br />

><br />

Fotos: Shutterstock, beigestellt<br />

140 falstaff jun <strong>2019</strong>


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eise / ANDALUSIEN<br />

TIPPS &<br />

ADRESSEN<br />

SEVILLA<br />

HOTELS<br />

HOSPES LAS CASAS DEL REY DE BAEZA**** (1)<br />

Mitten in der Altstadt liegt das charmante Designhotel<br />

inklusive Pool auf dem Dach. Das hoteleigene<br />

Restaurant «Azahar» bietet andalusische Gerichte<br />

und Tapas. DZ ab ca. CHF 254,–.<br />

Plaza Jesús de la Redención 2, 41003 Sevilla<br />

T: +34 954 561496<br />

hospes.com<br />

HOTEL ALFONSO XIII***** (2)<br />

Hoheitlicher Luxus im Traditionshotel am Rande des<br />

historischen Stadtviertels Santa Cruz. Das «Alfonso<br />

XIII» zählt zu den renommiertesten Hotels Spaniens.<br />

DZ ab ca. CHF 360,–.<br />

Calle San Fernando 2, 41004 Sevilla<br />

T: +34 954 917000<br />

hotel-alfonsoxiii-sevilla.com<br />

RESTAURANTS<br />

ESPACIO ESLAVA (1)<br />

Das «Espacio Eslava» ist eine Institution in Sevilla.<br />

Im kleinen, modernen Gastraum werden neben<br />

erstklassigen Tapas hervorragende Weine serviert.<br />

Zum Übernachten gibt es vier schöne Zimmer.<br />

Calle Eslava 3, 41002 Sevilla<br />

T: +34 954 915482<br />

espacioeslava.com<br />

EL RINCONCILLO (2)<br />

Seit 1670 wird in der ältesten Tapasbar Andalusiens<br />

Wein ausgeschenkt. Das Lokal der Familie De Rued<br />

bietet eine vielfältige Auswahl an traditionellen<br />

Speisen.<br />

Calle Gerona 40, 41003 Sevilla<br />

T: +34 954 223183<br />

elrinconcillo.es<br />

CONTENEDOR (3)<br />

Im «conTenedor» wird innovative Slow-Food-Küche<br />

in modernem Interieur serviert. Das Menü wechselt<br />

täglich.<br />

Calle San Luis 50, 41003 Sevilla<br />

T: +34 954 916333, restaurantecontenedor.com<br />

BARS<br />

LA TERRAZA DE EME (1)<br />

Einer der Hotspots für Nachtschwärmer: Die schicke<br />

Rooftopbar bietet einen Panoramablick auf die<br />

Kathedrale und den Turm Giralda.<br />

Calle Alemanes 27, 41004 Sevilla<br />

T: +34 954 560000<br />

emecatedralhotel.com<br />

EL GARLOCHÍ (2)<br />

Ein Tempel voll mit religiösem Kitsch, der Sangre<br />

de Cristo (Blut Christi) – Grenadine, Rosé-Champagner<br />

und Whisky – ist der Signature-Drink.<br />

Calle Boteros 26, 41004 Sevilla<br />

CÓRDOBA<br />

HOTEL<br />

BALCÓN DE CÓRDOBA**** (1)<br />

Der Name ist Programm: Das stilvolle Boutique-<br />

Hotel mit nur zehn Zimmern ist ideal gelegen, um<br />

die Stadt zu erkunden. DZ ab ca. CHF 212,–.<br />

Calle Encarnación 8, 14003 Córdoba<br />

T: +34 957 498478<br />

balcondecordoba.com<br />

RESTAURANT<br />

NOOR (1)<br />

Etwas ausserhalb der Altstadt gelegen, ist das Sterne-Restaurant<br />

einen Abstecher wert. Modern interpretierte<br />

arabische Küche aus dem 10. Jahrhundert.<br />

Calle Pablo Ruiz Picasso 8, 14014 Córdoba<br />

T: +34 957 101319<br />

noorrestaurant.es<br />

BAR<br />

BODEGA GUZMÁN (1)<br />

In der urchigen Weinbar sollte man unbedingt<br />

Montilla-Moriles, den lokalen Sherry, direkt vom<br />

Fass probieren.<br />

Calle Judíos 7, 14004 Córdoba<br />

T: +34 957 290960<br />

GRANADA<br />

HOTELS<br />

HOSPES PALACIO DE LOS PATOS***** (1)<br />

Das traumhafte Luxushotel befindet sich in einem<br />

vorbildlich restaurierten Palast aus dem 19. Jahrhundert.<br />

DZ ab ca. CHF 177,–.<br />

Calle Solarillo de Gracia 1, 18002 Granada<br />

T: +34 958 535790<br />

hospes.com<br />

HOTEL PALACIO DE SANTA PAULA***** (2)<br />

Die luxuriöse Herberge im Herzen der Stadt<br />

befindet sich im ehemaligen Kloster Santa Paula<br />

aus dem 16. Jahrhundert und hat somit einen eindrucksvollen<br />

Kreuzgang. DZ ab ca. CHF 149,–.<br />

Calle Gran Via de Colón 31, 18001 Granada<br />

T: +34 958 805740<br />

marriott.de<br />

RESTAURANT<br />

LA FÁBULA (1)<br />

Eine der besten Adressen der Stadt. Das stilvoll<br />

eingerichtete Lokal gehört zum Hotel «Villa<br />

Oniria». Top-Menüs und eine erlesene Weinkarte.<br />

Calle San Antón 28, 18005 Granada<br />

T: +34 958 250150<br />

restaurantelafabula.com<br />

BAR<br />

LA TABERNILLA DEL DARRO (1)<br />

Kleine, romantische Weinbar am Fusse der Stadtburg<br />

Alhambra, mit einem herrlichen Blick auf<br />

Albaicín und Carrera del Darro sowie mit eigenem<br />

Wermut.<br />

Calle Puente Espinosa 15, 18009 Granada<br />

T: +34 682 130778, latabernilladeldarro.com<br />

ARCOS DE<br />

LA FRONTERA<br />

HOTEL<br />

PARADOR DE ARCOS DE LA FRONTERA*** (1)<br />

Schöne, geräumige Zimmer mitten im historischen<br />

Zentrum von Arcos. Die Aussicht auf die Stadt und<br />

die Umgebung ist traumhaft. DZ ab ca. CHF 170,–.<br />

Plaza del Cabildo, 11630 Arcos de la Frontera<br />

T: +34 956 700500, paradores-spain.com<br />

Illustration: Stefanie Hilgarth<br />

142 falstaff jun <strong>2019</strong>


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eise / LONG WEEKEND – HAMBURG<br />

VOLLE KRAFT<br />

Ob Hamburg wirklich die schönste Stadt der Welt ist, wie seine Bewohner behaupten? Machen<br />

Sie sich selbst ein Bild: Wir haben die richtige Mischung aus hanseatischen Institutionen und<br />

Trend-Spots für den nächsten Besuch zusammengestellt. Es könnte was dran sein.<br />

TEXT PHILIPP ELSBROCK<br />

Kultur, nah am Wasser<br />

gebaut: Nicht nur der<br />

Elbphilharmonie<br />

wegen knackt<br />

Hamburg jedes Jahr<br />

Besucherrekorde.<br />

Fotos: Shutterstock<br />

144 falstaff jun <strong>2019</strong>


VORAUS<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

145


eise / LONG WEEKEND – HAMBURG<br />

Wer keine Karte für den Konzertsaal<br />

bekommt, kann dennoch die Plaza<br />

der Elbphilharmonie besichtigen.<br />

FREITAG<br />

Wir besuchen eine Hamburger Institution, sehen<br />

uns die Elbphilharmonie an und genehmigen<br />

uns einen Drink mit Blick auf die Alster.<br />

Ein imposanter Gasherd steht in der Mitte von<br />

Thomas Imbuschs Restaurant «100/200».<br />

Spannendes Konzept: Auf der<br />

Speisekarte der «Hobenköök» im<br />

Oberhafen stehen nur Produkte, die<br />

aus Norddeutschland kommen.<br />

Das Klischee vom distanzierten,<br />

steifen Hanseaten hat sich auch in<br />

Hamburg überholt. Einen Einblick<br />

in die von Thomas Mann so detailgenau beschriebene<br />

Welt gelingt am ehesten zu Mittag<br />

in einer Hamburger Institution: Der<br />

Grill des «Hotels Vier Jahreszeiten» ist nach<br />

wie vor ein Treffpunkt nicht nur für Hotelgäste,<br />

sondern auch für betuchte Hamburger.<br />

Klassiker des Hauses ist das Steak Tatar,<br />

das direkt am Tisch angerichtet wird.<br />

Von hier aus machen wir uns auf den Weg<br />

in die Elbphilharmonie – Freitag ist dafür<br />

besser als das Wochenende, wenn Hamburgs<br />

gar nicht mehr so neues Wahrzeichen hoffnungslos<br />

überlaufen ist. Die Plaza, der Bereich<br />

unter den Konzertsälen, ist kostenlos<br />

und öffentlich zugänglich. Wer sich etwaige<br />

Wartezeit ersparen möchte, bucht vorher<br />

online Plaza-Tickets für zwei<br />

Euro pro Person, mit denen<br />

man an der Warteschlange<br />

vorbeigeht.<br />

Nach dem Rundgang<br />

schlendern wir<br />

weiter durch die architektonisch<br />

wertvolle<br />

Hafen city, die<br />

mittlerweile auch<br />

von den Hamburgern<br />

selbst mehr und<br />

mehr angenommen wird. Dazu beigetragen<br />

haben etliche gastronomische Angebote, die<br />

im Schatten der Elbphilharmonie eröffnet<br />

haben. Ziemlich neu: das «Mama Marta»,<br />

wo wir einen Stopp für einen Flat White aus<br />

Bohnen des Hamburger Rösters Mr. Hoban<br />

einlegen. Wer mag, nimmt sich noch eine<br />

hausgemachte Glace für unterwegs mit. Ein<br />

Stück weiter schauen wir noch kurz in der<br />

«Hobenköök» (plattdeutsch für Hafenküche)<br />

vorbei, einer interessanten Mischung<br />

aus Restaurant und Markthalle, die nur<br />

Produkte aus Norddeutschland anbietet.<br />

Für ein originelles Mitbringsel auf jeden<br />

Fall sinnvoller als die zahlreichen Souvenirshops,<br />

die über die ganze Stadt verteilt sind.<br />

Im Anschluss machen wir uns auf zum Hotel<br />

«The Fontenay» – wer nicht hier übernachtet,<br />

sollte trotzdem mal reinschauen: Wir<br />

gönnen uns einen Aperitif auf der Terrasse<br />

mit nahezu perfektem Rundumblick auf<br />

Aussenalster und Stadt.<br />

Wer zum Dinner weiter auf der traditionelleren<br />

Schiene bleiben will, geht ins «bianc»,<br />

wo ausgezeichnete mediterran geprägte Küche<br />

auf der Karte steht. Innovativer ist ein<br />

Besuch in der Küche von Thomas Imbusch,<br />

der seit der Eröffnung noch besser geworden<br />

ist: Im «100/200» kocht er ein fixes Menü<br />

mitten im Restaurant – vorher ein Ticket<br />

buchen, damit es mit dem Besuch klappt!<br />

><br />

Fotos: Shutterstock, Rene Flindt, Andreas Vallbracht prachtvoll.de, beigestellt<br />

146 falstaff jun <strong>2019</strong>


Thunfisch mit Artischocken (l.), Loup de mer mit Kichererbsen (o. M.) oder Sellerie und Linsen (r.)?<br />

Im «bianc» in der Hafencity präsentiert Matteo Ferrantino aromatische Mittelmeerküche in Bestform.<br />

Die Bar des Luxushotels<br />

«The Fontenay» (l.) punktet<br />

mit 320-Grad-Blick auf die<br />

Aussenalster, das Segelrevier<br />

direkt in der Stadt.<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

147


eise / LONG WEEKEND – HAMBURG<br />

SAMSTAG<br />

Wo sonst Lesungen<br />

stattfinden, gibt’s<br />

auch gutes<br />

Frühstück.<br />

Ozeanriesen bestaunen,<br />

Streifzug durch St. Pauli und<br />

ein Sundowner mit Blick auf<br />

den Hafen: der zweite Tag.<br />

Auf der Lindenterrasse vom «Louis C. Jacob»<br />

verstreichen die Stunden rasend schnell (l.).<br />

Wer mag, bleib zum Dinner bei Zwei-Sterne-<br />

Koch Thomas Martin.<br />

Hier lagern<br />

noch immer<br />

Teppiche: Die<br />

Kontorhäuser<br />

der ikonischen<br />

Speicherstadt<br />

prägen das<br />

Hamburg-<br />

Bild.<br />

Das Frühstück gönnen wir uns in<br />

einem der schönsten Säle Hamburgs:<br />

im Literaturhaus. In der grossbürgerlichen<br />

Villa am Schwanenwik halten üblicherweise<br />

Autoren ihre Lesungen ab, am<br />

Wochenende gibt es hier eine exzellente<br />

Frühstücksauswahl, benannt nach den Grossen<br />

der Literaturgeschichte – von Mark<br />

Twain bis F. Scott Fitzgerald.<br />

Nun ist es Zeit für einen Ausflug in Hamburgs<br />

noble Elbvororte. An der Haltestelle<br />

Landungsbrücken besteigen wir die Fähre,<br />

die uns über die Elbe bis nach Övelgönne<br />

bringt. Von hier aus läuft man ungefähr eine<br />

Stunde entlang der Elbe, Ziel: Nienstedten.<br />

Direkt am Fluss liegt das elegante Hotel<br />

«Louis C. Jacob». Wenn das Wetter gut ist,<br />

gibt es kaum einen schöneren Fleck für ein<br />

Glas Wein (oder gleich ein Mittagessen) als<br />

die Lindenterrasse: beste Aussicht auf die<br />

ein- und auslaufenden Ozeanriesen garantiert.<br />

Hier trifft sich Hamburgs Hautevolee<br />

und bleibt auch gern zum Abendessen: Im<br />

Hauptrestaurant hält Thomas Martin zwei<br />

Sterne. Wir aber machen uns auf den Rückweg<br />

ins Stadtzentrum, entweder für eine<br />

Shopping-Tour entlang der Mönckebergstrasse<br />

oder für Museumsbesuche. Insbesondere<br />

die Deichtorhallen sind mit ihren Ausstellungen<br />

ein beliebtes Ziel. Zum Abend hin<br />

nähern wir uns St. Pauli: Im ehemals verrufenen<br />

Hafenviertel hat sich abseits der Reeperbahn<br />

spannende Gastronomie angesiedelt.<br />

Wir gehen ins «Standard» und stossen<br />

dort mit einem Aperitif an. Der Abend<br />

gehört einer Hamburger Institution, dem<br />

«Fischereihafen Restaurant» am Ende des<br />

Fischmarkts. Tipp: der geräucherte Aal auf<br />

geröstetem Schwarzbrot und Rührei. Den<br />

Sundowner nehmen wir im «clouds», in der<br />

Bar der Tanzenden Türme – mit genialem<br />

Ausblick auf den Hafen.<br />

Fotos: Shutterstock, Per Kasch, Miniatur Wunderland Hamburg GmbH, beigestellt<br />

148 falstaff jun <strong>2019</strong>


Die «Villa im<br />

Heine-Park» an<br />

der Elbchaussee<br />

hat eine ungerade<br />

Hausnummer –<br />

und liegt auf der<br />

Elbseite.<br />

SONNTAG<br />

Ein königliches Frühstück an der Elbchaussee,<br />

eine Hafenrundfahrt und ein Afternoon-Tea:<br />

unser Programm für den Abreisetag.<br />

Besuchermagnet in der Speicherstadt:<br />

Das Miniatur-Wunderland ist die grösste<br />

Modellbauanlage der Welt.<br />

Heute ist Abreisetag. Wir verschwenden<br />

aber noch keinen Gedanken dar-<br />

Speicherstadt führt. Auch spannend: Ein Spa-<br />

fahrt unternehmen, die ebenfalls durch die<br />

an, sondern frühstücken königlich in ziergang durch den alten Elbtunnel, der auf<br />

der «Villa im Heine-Park» an der Elbchaussee,<br />

einer der bekanntesten Strassen Deutschlands.<br />

Wer hier wohnt, hat es geschafft, vor<br />

allem mit einer ungeraden Hausnummer (auf<br />

der Elbseite). Auch hier gilt: Unbedingt mit<br />

Vorlauf reservieren, die Plätze sind meist<br />

Wochen im Voraus ausgebucht.<br />

Den restlichen Vormittag könnte man mit<br />

einem Besuch im Miniatur-Wunderland in der<br />

Speicherstadt verbringen, der grössten<br />

Modellbauanlage der Welt, die sich überwältigenden<br />

Interesses erfreut. Wer sich dafür nicht<br />

die Insel Wilhelmsburg führt. Ein schneller<br />

Lunch in «Kinfelts Kitchen & Wine» in der<br />

Hafencity eignet sich zur Stärkung, bevor<br />

man die Stadt wieder verlässt. Wer noch ein<br />

bisschen Zeit hat, sollte sich auf den Weg ins<br />

Viertel Ottensen machen. Im «Eaton Place»<br />

wird die Teatime gepflegt, Hamburg gilt vielen<br />

als britischste Stadt ausserhalb Grossbritanniens.<br />

Mit Scones und Clotted Cream lässt<br />

sich der Nachmittag auf angenehmste Art und<br />

Weise verbringen. Und auch wenn man in<br />

Hamburg Tschüss sagt, wie Heidi Kabel einst<br />

recht begeistern kann, sollte eine Hafenrund- sang – wir sagen: Auf Wiedersehen! <<br />

Für einen schnellen Lunch am Abreisetag passt ein<br />

Besuch in «Kinfelts Kitchen & Wine». Bistroküche<br />

trifft hier auf eine ausgesuchte Weinkarte.<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

149


eise / LONG WEEKEND – HAMBURG<br />

TIPPS &<br />

ADRESSEN<br />

HOTELS<br />

THE FONTENAY HAMBURG***** (1)<br />

Die geschwungene Architektur des Luxushotels ist<br />

ein Blickfang. Die ausgezeichnete Bar und die Restaurants<br />

machen es zur ersten Wahl für Gourmets.<br />

DZ ab ca. CHF 387,–.<br />

Fontenay 10, 20354 Hamburg<br />

T: +49 40 60566050, thefontenay.com<br />

HOTEL VIER JAHRESZEITEN***** (2)<br />

Das Grandhotel an der Binnenalster bietet seit 1897<br />

zeitlose Eleganz und Luxus. Die Zimmer sind jedes<br />

für sich eigene, kleine Kunstwerke. DZ ab ca. CHF 284,–.<br />

Neuer Jungfernstieg 9–14, 20354 Hamburg<br />

T: +49 40 34940, hvj.de<br />

LOUIS C. JACOB***** (3)<br />

Neben angenehmer Atmosphäre und unaufdringlichem<br />

Luxus steht das Haus für das Zwei-Sterne-<br />

Restaurant von Thomas Martin. DZ ab CHF 341,–.<br />

Elbchaussee 401–403, 22609 Hamburg<br />

T: +49 40 822550, hotel-jacob.de<br />

Am Kaiserkai 56, 20457 Hamburg<br />

T: +49 40 30068369, kinfelts.de<br />

BOOTSHAUS (5)<br />

Restaurant und Bar in der Hafencity mit Blick über<br />

die Elbe. Neben dem Grill liegt der Fokus vor allem<br />

auf spannenden Drinks und ausgewählten Weinen.<br />

Am Kaiserkai 19, 20457 Hamburg<br />

T: +49 40 33473744, bootshaus-hafencity.de<br />

MAMA MARTA (6)<br />

Die Inhaber legen Wert auf erstklassige Qualität,<br />

was sich neben dem hervorragenden Kaffee auch<br />

beim Frühstück und im Kuchen zeigt.<br />

Am Grasbrookpark 1, 20457 Hamburg<br />

T: +49 40 88361510, mamamarta.de<br />

GENUSS<br />

TORTUE**** (4)<br />

Das Designhotel in einem alten hanseatischen<br />

Stadthaus punktet mit seiner zentralen Lage und<br />

der geschmackvollen Einrichtung. DZ ab CHF 198,–.<br />

Stadthausbrücke 10, 20355 Hamburg<br />

T: +49 40 33441400, tortue.de<br />

RESTAURANTS<br />

100/200 (1)<br />

Das jüngst mit einem Stern ausgezeichnete Restaurant<br />

von Thomas Imbusch ist geprägt von dem<br />

massiven Molteni-Herd, der mitten im Raum thront.<br />

Brandshofer Deich 68, 20539 Hamburg<br />

T: +49 40 30925191, 100200.kitchen<br />

FISCHEREIHAFEN RESTAURANT (2)<br />

Das vom jüngst verstorbenen Patron Rüdiger<br />

Kowalke geprägte Haus gehört zu den Klassikern<br />

in Hamburgs Gastronomieszene.<br />

Grosse Elbstrasse 143, 22767 Hamburg<br />

T: +49 40 381816, fischereihafenrestaurant.de<br />

BIANC (3)<br />

Die modern interpretierte mediterrane Küche wartet<br />

mit fantasievollen und kreativen Gerichten auf.<br />

Am Sandtorkai 50, 20457 Hamburg<br />

T: +49 40 18119797, bianc.de<br />

KINFELTS KITCHEN & WINE (4)<br />

Ganz in der Nähe der Elbphilharmonie hat Sternekoch<br />

Kirill Kinfelt eine Dependance eröffnet, in der<br />

es ausgesuchte Weine und gute Bistrogerichte gibt.<br />

BARS & CAFÉS<br />

SONÉ ART (1)<br />

Hybrid aus Bar, Restaurant und Kunstgalerie mit<br />

spektakulärem Lichtdesign.<br />

Kaiser-Wilhelm-Strasse 73, 20355 Hamburg<br />

T: +49 40 57199710, soneartrestaurant.de<br />

STANDARD (2)<br />

Apéro-Kultur in Hamburg: Zu den gut gemachten<br />

Drinks gibt es Stuzzichini, die allerdings längst<br />

nicht nur italienisch interpretiert sind.<br />

Grosse Freiheit 90, 22767 Hamburg<br />

T: +49 40 36946633, standard.hamburg<br />

DRILLING (3)<br />

Café, Bar und Destillerie in einem: neue Location<br />

auf dem Gelände einer ehemaligen Marzipanfabrik.<br />

Von hier kommt Hamburgs erster Whisk(e)y.<br />

Friesenweg 4, 22763 Hamburg<br />

T: +49 179 9769435, drilling.hamburg<br />

VILLA IM HEINE-PARK (4)<br />

Die gediegene Villa ist der perfekte Ort für ein<br />

opulentes Sonntagsfrühstück mit Elbblick.<br />

Elbchaussee 43, 22765 Hamburg<br />

T: +49 40 421070180, villa-im-heine-park.de<br />

LITERATURHAUS (5)<br />

Dieses Café befindet sich im prächtigen Saal der<br />

denkmalgeschützten Villa am Schwanenwik.<br />

Schwanenwik 38, 22087 Hamburg<br />

T: +49 40 2201300, literaturhauscafe.de<br />

HOBENKÖÖK (1)<br />

Dieser neue kulinarische Hotspot im Hamburger<br />

Oberhafen präsentiert sich als Zusammenspiel<br />

aus Restaurant, Markthalle und Catering.<br />

Stockmeyerstrasse 43, 20457 Hamburg<br />

T: +49 40 22865538, hobenkoeoek.de<br />

EATON PLACE (2)<br />

Very British: Stilecht eingerichtetes Tearoom für<br />

Afternoon-Tea mit Clotted Cream und Scones.<br />

Bahrenfelder Strasse 80–82, 22765 Hamburg<br />

T: +49 40 55641892, eaton-place.de<br />

Mehr Städtereise-Tipps<br />

für lange Wochenenden:<br />

falstaff.com/longweekend<br />

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PARKING<br />

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Illustration: Stefanie Hilgarth<br />

150 falstaff jun <strong>2019</strong>


JUNI<br />

IMPRESSUM<br />

INTERNATIONALE ZEITSCHRIFT<br />

FÜR ESSEN, TRINKEN UND REISEN<br />

Die in dieser Ausgabe veröffentlichten Beiträge<br />

sind urheberrechtlich geschützt. Übersetzung,<br />

Nachdruck, Vervielfältigung und Speicherung in<br />

Datenverarbeitungsanlagen nur mit ausdrücklicher<br />

Genehmigung des Verlags. Zitate aus Beiträgen<br />

dieser Ausgabe sind ausschliesslich mit Angabe<br />

der Quelle gestattet.<br />

VERLAG<br />

<strong>Falstaff</strong> Verlag <strong>Schweiz</strong> AG<br />

Konkordiastrasse 12<br />

8032 Zürich<br />

FALSTAFF-REDAKTION<br />

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redaktion@falstaff.ch<br />

www.falstaff.com<br />

Gegenstand des Unternehmens ist die<br />

Herausgabe, der Verlag und der Vertrieb<br />

von Zeitschriften und Druckwerken aller<br />

Art unter der Bezeichnung «<strong>Falstaff</strong>».<br />

EIGENTÜMER<br />

FALSTAFF SCHWEIZ<br />

<strong>Falstaff</strong> Österreich (100 %)<br />

HERAUSGEBER<br />

Wolfgang M. Rosam<br />

Angelika Rosam<br />

CHEFREDAKTION<br />

Benjamin Herzog, Ursula Macher, Dominik Vombach,<br />

Wolfgang M. Rosam<br />

STV. CHEFREDAKTEURIN Julia Vacca<br />

SENIOR EDITOR Herbert Hacker<br />

REDAKTIONSASSISTENZ Anja Kleinschuster<br />

CREATIVE DIRECTOR Wolfgang Lackinger (alaki-design)<br />

ARTDIRECTION Michèle Gapp<br />

PHOTO DIRECTOR Thomas Hopferwieser<br />

FOTO ASSISTENZ Katharina Woschny<br />

PRODUKTION/LITHO Konstantin Riemerschmid<br />

GRAFIK Milena Hammerschmied<br />

GESAMTLEITUNG NEW MEDIA Georg Grawatsch<br />

ONLINE-CHEFREDAKTION Bernhard Degen<br />

CVD NEW MEDIA Marion Topitschnig<br />

REDAKTION ONLINE CH Rafaela Mörzinger<br />

KORRESPONDENTIN NEW YORK Angelika Ahrens<br />

MITARBEITER DIESER AUSGABE<br />

AUTOREN Severin Corti, Detlef Berg, Philipp Elsbrock,<br />

Roland Graf, Marlies Gruber, Hans Georg Hildebrandt,<br />

Othmar Kiem, Julia Kospach, Alexander<br />

Kühn, Peter Moser, Tobias Müller, Claudio Del Principe,<br />

An gelika Rosam, Ulrich Sautter, Larissa Schmid,<br />

Simon Staffler, Hans Theo Stamp<br />

FOTOGRAFEN Stine Christiansen, Konrad Limbeck,<br />

Julia Stix<br />

ILLUSTRATOREN Stefanie Hilgarth, Gina Mueller<br />

LEKTORAT Selina Gnos, Mario Palaschke, Sabine<br />

Schmidt, Petra Schwaiger, Marjeta Wakounig<br />

REDAKTIONSPRAKTIKANT Florian Bartmann<br />

GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />

Elisabeth Kamper<br />

Wolfgang M. Rosam<br />

VERWALTUNGSRAT<br />

Andreas Keller<br />

Wolfgang M. Rosam<br />

ANZEIGEN & PROMOTION SCHWEIZ:<br />

Daniel Pauletto, Leitung Anzeigen<br />

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Therese Kramarz, T: +41 79 8303826<br />

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Janine Blatto, T: +41 78 7057476<br />

janine.blatto@falstaff.com<br />

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ÖSTERREICH:<br />

Michaela Cholewa<br />

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Margit Ortner (Anzeigenkoordination)<br />

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ITALIEN: Wineline, Othmar Kiem<br />

T: +39 0473292-370, kiem@wineline.it<br />

DEUTSCHLAND:<br />

Susanne Förster, T: +49 211 9666299-3<br />

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SPANIEN: AIM, About International Media<br />

T: +34 91 3203770, olga.martinez@aboutim.es<br />

DIRECT SALES<br />

Timotheus Lamberg (Leitung)<br />

Violeta Stokic (Gastronomie)<br />

MARKETING & SALES<br />

Daria Startseva (Artdirection)<br />

Isabella Gröller (Praktikantin)<br />

HERSTELLER<br />

Druckerei Berger<br />

Wiener Strasse 80, A-3580 Horn<br />

LEITUNG LESER- UND ABOSERVICE<br />

Birgit Niedl<br />

T: +41 432107029, abo@falstaff.ch<br />

Jahresabo (8 Hefte): CHF 73,–<br />

Einzelverkauf: CHF 10,50<br />

Preise inkl. MwSt.,<br />

gültig in der <strong>Schweiz</strong><br />

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„<br />


shortlist<br />

WEINE AUS ALLER WELT<br />

AKTUELL IM HANDEL<br />

Woche für Woche bekommt die <strong>Falstaff</strong>-Weinredaktion<br />

Flaschenpost von Weinhändlern, die<br />

neue Produkte aus aller Welt vorstellen möchten.<br />

Darunter sind Weine verschiedenster Preiskategorien<br />

und von höchst unterschiedlicher Stilistik und Herkunft.<br />

Wir haben uns entschieden, die interessantesten Produkte in der<br />

Rubrik «Shortlist» vorzustellen, wobei das Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

eine wesentliche Rolle spielt. Auf diesen zwei Seiten geht<br />

es um Weine, die wir für besonders empfehlenswert halten – aus<br />

verschiedenen Gründen. Deshalb haben wir die «Shortlist» in drei<br />

Kategorien gegliedert:<br />

FALSTAFF BEST BUY<br />

Um diese Auszeichnung zu erhalten, muss ein Wein mindestens<br />

88/100 <strong>Falstaff</strong>-Punkte erreichen, also ein «Sehr gut». Mit einem<br />

Endverbraucher-Preis von max. CHF 15,– empfiehlt er sich für den<br />

Alltagsgebrauch nach dem Motto «Viel Wein für wenig Geld».<br />

FALSTAFF TOP VALUE<br />

In der Preiskategorie zwischen CHF 15,– und CHF 25,– muss ein<br />

Wein schon einiges können. Das Punktelimit für eine Aufnahme<br />

liegt daher bei 90 von 100. Hier finden Sie besonders ausdrucksstarke<br />

Vertreter der jeweiligen Sorte und Region.<br />

FALSTAFF FAVORITE<br />

Um zur Kategorie unserer Favoriten gezählt zu werden, muss ein<br />

Wein echte Klasse haben. Die dafür erforderliche Mindestpunktzahl<br />

liegt bei 92 von 100, damit zählt der Wein tatsächlich zu den<br />

aller besten seiner Art. Für den Preis gibt es in dieser Luxuskategorie<br />

kein Limit.<br />

LEGENDE PUNKTE:<br />

95–100 Klassiker<br />

93–94 ausgezeichnet<br />

91–92 exzellent<br />

88–90 sehr gut<br />

BEST BUY<br />

FALSTAFF BEST BUY<br />

88<br />

2017 Vanita<br />

Vanita<br />

Puglia, Italien<br />

Würzige Nase mit Noten von Süssholz,<br />

leicht rauchigen Anklängen und viel getrockneter,<br />

dunkler Frucht. Am Gaumen<br />

vollmundig, aber auch unerwartet schlank.<br />

Mit moderater Säure ausgestattet, spürbares<br />

Tannin. Mittellanger Abgang.<br />

dettling-marmot.ch<br />

CHF 12,50<br />

88<br />

2015 Côtes du Roussillon Villages<br />

Tautavel AOP Cooperation Wine G.<br />

Bertrand, Gérard Bertrand<br />

Languedoc-Roussillon, Frankreich<br />

In der Nase reife dunkle Waldbeeren, dazu<br />

Feuerstein und würzige Anklänge. Am Gaumen<br />

recht elegant und saftig, mit tragender,<br />

passender Säure ausgestattet. Aroma von<br />

Erdbeere und Grapefruit, spürbares Tannin,<br />

langer Abgang.<br />

mondovino.ch, CHF 14,95<br />

88<br />

2018 Banfi Badalei Vermentino Toscana<br />

IGT Banfi SRL<br />

Toscana, Italien<br />

Modernes, fruchtiges Bukett mit Noten<br />

von Eisbonbon, Birne und Zitronenglacé.<br />

Am Gaumen ausgewogen, passende<br />

Säure, leicht und angenehm aromatisch.<br />

Mittellanger Abgang. Frischer,<br />

leichter Weisswein.<br />

denner.ch<br />

CHF 9,95<br />

88<br />

2018 Esporão Colheita branco<br />

DOC Alentejo<br />

Esporão<br />

Alentejo, Portugal<br />

Vollfruchtiges Bukett mit Noten von<br />

reifem Apfel, Limette und tropischer Frucht.<br />

Am Gaumen sanfte Säure, schöne Frucht,<br />

mittellanger Abgang. Überaus vollmundig<br />

und ausgewogen.<br />

gomes-weine.ch<br />

CHF 14,50<br />

89<br />

2017 Vanita<br />

Vanita<br />

Terre de Chieti, Italien<br />

Intensives Bukett mit Noten von Orange,<br />

Grapefruit und Pfirsich. Dazu leicht florale<br />

Anklänge. Am Gaumen dicht gewoben,<br />

vollmundig, schöne, reife Säure, eine<br />

leichte Herbe und mineralische Anklänge<br />

im mittellangen Abgang.<br />

dettling-marmot.ch<br />

CHF 12,50<br />

Fotos: beigestellt<br />

154 falstaff jun <strong>2019</strong>


89<br />

2018 Ribolla Gialla Iside<br />

Bosco del Merlo<br />

Friaul, Italien<br />

In der Nase grünliche Noten, von<br />

Limette und Hopfen. Dazu dezentes<br />

Kernobst und leicht würzige Anklänge.<br />

Am Gaumen saftig, straffe Säure, kurzweilig,<br />

trinkig. Ein schöner, leichter Tropfen für<br />

sonnige Stunden.<br />

globalwine.ch<br />

CHF 14,50<br />

89<br />

2016 PROPE Montepulciano d’Abruzzo<br />

Velenosi Vini<br />

Abruzzen, Italien<br />

Zurückhaltendes, würziges Bukett mit<br />

Noten von Efeu, Minze und balsamischen<br />

Anklängen. Mit der Zeit Pflaumenmus.<br />

Am Gaumen frisch, geradlinig, angenehme<br />

Säure, spürbares Tannin. Würzig, tiefgründig<br />

und ausgewogen.<br />

globalwine.ch<br />

CHF 14,90<br />

89<br />

2017 Fine Food Moscato d’Asti DOCG<br />

Fiori d’Arancio La Spinetta<br />

La Spinetta<br />

Piemont, Italien<br />

In der Nase weisse Blüten, Honig<br />

und Zitrusnoten. Dazu eingekochte<br />

tropische Früchte. Am Gaumen prägnante<br />

Süsse, angenehme Perlage und ein<br />

mittellanger Abgang.<br />

mondovino.ch<br />

CHF 14,95<br />

TOP VALUE<br />

FALSTAFF TOP VALUE<br />

90<br />

2018 Riesling trocken Schick und Schön<br />

Tina Pfaffmann<br />

Pfalz, Deutschland<br />

In der Nase offenbart dieser Tropfen<br />

dezente Aromen von gedörrter Aprikose,<br />

weissen Blüten und Limette. Straffer<br />

Auftakt, prägnante, tragende Säure,<br />

frisch, spritzig, leicht und lang im<br />

Abgang. Viel Agrumen.<br />

ullrich.ch<br />

CHF 18,50<br />

90<br />

2016 Bandol AOC Rosé<br />

Hecht & Bannier<br />

Provence, Frankreich<br />

In der Nase intensive Noten von Himbeere,<br />

Kirsche und Roter Johannisbeere.<br />

Heisse Liebe. Überraschend leichtfüssiger<br />

Auftakt am Gaumen, cremig, schöne<br />

Erdbeerfrucht, mittellanger Abgang.<br />

Ein ernst zu nehmender Rosé.<br />

ullrich.ch<br />

CHF 20,50<br />

90<br />

2014 Pinot Noir<br />

Schnell AG<br />

AOC GR, <strong>Schweiz</strong><br />

Reifes, offenes Bukett mit Noten von Karamell,<br />

kandierter Kirsche und brotig-würzigen<br />

Anklängen. Dazu ein Hauch Schuhcreme.<br />

Am Gaumen straff, elegant, von mittlerer<br />

Fülle, geschliffenes Tannin, leichte<br />

Würze und schöne, Länge verleihende Säure.<br />

weingutschnell.ch<br />

CHF 20,50<br />

91<br />

2016 Perricone<br />

Tenuta Regaleali<br />

Sizilien, Italien<br />

Dezente Aromatik von dunklen und roten<br />

Beeren in der Nase. Dazu eine markante<br />

Würze plus viel frische Sauerkirsche.<br />

Am Gaumen saftig und elegant, mit<br />

geschliffenem Tannin. Mittellanger,<br />

fruchtig-würzgier Abgang.<br />

bindella.ch<br />

CHF 17,50<br />

FAVORITE<br />

FALSTAFF FAVORITE<br />

92<br />

2105 Ramon Bilbao<br />

Ramon Bilbao<br />

Rioja Alta, Spanien<br />

In der Nase elegante Holznoten, dazu reife<br />

Pflaume, Lakritze und getrocknete Beeren.<br />

Am Gaumen recht leicht und elegant,<br />

schöne, passende Säure, frische Pflaume<br />

und leicht spürbares Tannin. Langer<br />

aromatischer Abgang.<br />

dettling-marmot.ch<br />

CHF 21,90<br />

92<br />

2017 Fine Food Petite Arvine Coeur Baron<br />

Chai du Baron<br />

Wallis, <strong>Schweiz</strong><br />

In der Nase zeigt sich dieser Tropfen mit<br />

klarer Frucht, Zitrusnoten, Mirabelle und<br />

Aprikose. Dazu ein Hauch Paraffin und<br />

florale Anklänge. Feine Apfelnoten, Honig,<br />

Zitrone, schöne Säure, langer Abgang.<br />

Zwischen Kraft und Eleganz.<br />

mondovino.ch<br />

CHF 23,95<br />

92<br />

2015 Clos Badaceli, Priorat DOQ<br />

Bodegas y Viñedos de Cal Grau<br />

Priorat, Spanien<br />

Ansprechende, fruchtige Nase mit<br />

Noten von reifen dunklen Beeren,<br />

Kirsche und angenehmer Holzaromatik.<br />

Am Gaumen äusserst geschliffen, mit<br />

schöner dunkler Frucht, cremigen<br />

Ansätzen und sanftem Tannin.<br />

martel.ch<br />

CHF 25,–<br />

92<br />

2017 Phoenix Cabernet Sauvignon<br />

Penley Estate<br />

South Australia, Australia<br />

Dezentes Bukett mit Noten von Kirsche,<br />

Agrumen und einem leicht salzig-jodigem<br />

Eindruck. Am Gaumen geschmeidiger Auftakt,<br />

vollmundig und doch auf seine Weise<br />

elegant. Spürbares Tannin, wirkt frisch<br />

im langen Abgang.<br />

ullrich.ch<br />

CHF 27,–<br />

92<br />

2013 Terra di Lavoro IGT Roccamonfina<br />

Galardi<br />

Kampanien, Italien<br />

Reife, dunkle Frucht in der Nase. Viel Cassis<br />

und Pflaume zeigen sich hier. Am Gaumen<br />

wunderschöne klare Kirschfrucht, kompakter<br />

Eindruck, frisch und doch kräftig. Spürbares<br />

Tannin und mineralischer Abgang. Elegant<br />

und doch kraftvoll.<br />

ullrich.ch<br />

CHF 58,–<br />

94<br />

2014 Muga Reserva<br />

Bodegas Muga, Rioja, Spanien<br />

Komplexes Bukett mit Noten von reifer,<br />

dunkler Frucht. Pflaume, Waldbeeren und<br />

Kirsche. Dazu sanfte, würzige Anklänge. Am<br />

Gaumen vollmundig, unglaublich saftig, mit<br />

eleganter, tragender Säure ausgestattet.<br />

Feinstens geschliffenes Tannin. Langer Abgang<br />

mit einem Hauch Lakritze und Pflaume<br />

und mineralischen Noten.<br />

ullrich.ch, CHF 27,50<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

155


tasting / BORDEAUX EN PRIMEUR 2018<br />

Bei Château<br />

Sociando-Mallet in<br />

Saint-Estèphe reift ein<br />

exzellenter Jahrgang<br />

2018 heran.<br />

Der bekannte Önologe Stéphane Derenoncourt definiert: «Der Jahrgang 2018 hat für alle<br />

Winzer in der Hölle begonnen, aber für viele im Paradies geendet.» Und es gibt tatsächlich<br />

zahlreiche himmlische Weine. TEXT UND NOTIZEN PETER MOSER<br />

Die Verkostung der Fassweine<br />

ist ein wahrer Knochenjob,<br />

doch die umfangreichen<br />

En-primeur-Proben im April<br />

<strong>2019</strong> waren diesmal spannend<br />

wie selten. Der Grund dafür ist simpel:<br />

Der Jahrgang brachte einerseits ein<br />

homogenes Ergebnis, weil es in allen<br />

Appellationen sehr gute bis exzellente Weine<br />

gibt, andererseits präsentierten sich die<br />

Regionen sehr heterogen – will heissen, die<br />

Schwankungen innerhalb der Appellationen<br />

waren nicht unbeträchtlich. Der janusköpfige<br />

Witterungsverlauf, zuerst nicht enden wollender<br />

Regen bis Juli, dann heiss und trocken<br />

bis zur Ernte, bereitete vielen Betrieben grosses<br />

Kopfzerbrechen. Wer Glück hatte und<br />

alles richtig machte, der darf sich heute über<br />

tolle Weine im Keller freuen. Es ist ein Jahrgang<br />

mit einem tollen aromatischen Profil<br />

geworden, es gibt Weine mit grosser Dichte,<br />

die von einer angenehmen Frische begleitet<br />

wird, weil die sommerlichen Nächte relativ<br />

kühl waren. Die Weine sind sehr harmonisch<br />

und stoffig und werden getragen von reifen,<br />

sehr guten Tanninen, die ein Italiener wohl<br />

als «al dente» bezeichnen würde. Es lohnt<br />

sich also, diesen Jahrgang einzukaufen,<br />

zumal auch die Preisentwicklung aufgrund<br />

der Marktlage nicht übertrieben wirkt.<br />

Foto: Peter Moser<br />

156 falstaff jun <strong>2019</strong>


MIT FREUDE<br />

ERWARTET<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

157


tasting / BORDEAUX EN PRIMEUR 2018<br />

LEGENDE<br />

•<br />

Rotwein, trocken<br />

95 – 100 Klassiker<br />

93 – 94 ausgezeichnet<br />

91 – 92 exzellent<br />

88 – 90 sehr gut<br />

85 – 87 empfehlenswert<br />

LINKES UFER<br />

1. Grand Cru Classé<br />

100<br />

• Latour<br />

14,3 Vol.-%; 91 % CS/9 % ME. Tiefdunkles<br />

Rubingranat, opaker Kern, violette Reflexe,<br />

zarter Wasserrand. Zart floral unterlegte<br />

Nuancen von schwarzem Waldbeerkonfit,<br />

dunkle Kirschen, facettenreiches<br />

Bukett. Straff, komplex, süsse Tannine,<br />

die eine volle Reife zeigen, extraktsüss<br />

und anhaltend, enorme Länge, sicheres<br />

Reifepotenzial für Dekaden, ein Gigant.<br />

99<br />

• Mouton-Rothschild<br />

13,8 % Vol.-%; 86 % CS/12 % ME/2 % CF.<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

dezenter Wasserrand. Reife Kirschen, ein<br />

Hauch von Nougat, zart rotbeerig unterlegt,<br />

facettenreiches Bukett. Hochelegant,<br />

rote Kirschen, feine Extraktsüsse,<br />

superfeine Tannine, tolle Frische, salzig<br />

im Abgang, finessenreicher, grosser Mouton<br />

mit enormer Zukunft.<br />

98<br />

• Lafite-Rothschild<br />

13,3 Vol.-%; 91 % CS/8,5 % ME/0,5 % PV.<br />

Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette<br />

Reflexe, zarter Wasserrand. Intensives<br />

schwarzes Beerenkonfit, tabakige<br />

Nuancen, ein Hauch von Edelholz. Komplex,<br />

engmaschig, feine Herzkirschen, reife<br />

Tannine, geprägt von guter Frische,<br />

rotbeerige Nuancen im Abgang, finessenreich<br />

und delikat, salziger Touch im Abgang,<br />

sicheres Entwicklungspotenzial.<br />

• Haut-Brion<br />

14,6 Vol.-%; 49,4 % ME/11,9 % CF/38,7 % CS.<br />

Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette<br />

Reflexe, zarter Wasserrand. Etwas<br />

zurückhaltend, feines dunkles Waldbeerkonfit,<br />

dezente Kräuterwürze, Nuancen<br />

von Kirschen, etwas Nougat, dezenter<br />

Edelholztouch unterlegt. Straff, engmaschig,<br />

würzige Tannine, feine süsse Kirschenfrucht,<br />

präsente Tannine, die noch<br />

etwas spröde wirken, sehr lebendiger<br />

2018 CHÂTEAU PALMER – 100 FALSTAFF-PUNKTE<br />

Appellation Margaux<br />

Der Weingut-Direktor Thomas Duroux brachte es klar auf den Punkt:<br />

«Dieser Jahrgang ist in doppelter Hinsicht aussergewöhnlich und wird<br />

mit Sicherheit in die Geschichte von Château Palmer eingehen.» Es<br />

war ein Jahr mit ungewöhnlich herausfordernden klimatischen Bedingungen<br />

und einem Niveau von Kraft und Konzentration in den Trauben,<br />

wie man es hier nie zuvor gesehen hatte – mit Ausnahme des grossartigen<br />

Jahres 1961. Kaufe also, wer kann. chateau-palmer.com<br />

Stil, salzige Mineralität im Abgang, Nougat<br />

im Rückgeschmack.<br />

96<br />

• Margaux<br />

14 Vol.-%; 90 % CS/4 % ME/4 % CF/2 % PV.<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarter Wasserrand. Intensive Herzkirschenfrucht,<br />

rotbeerige Nuancen, etwas<br />

Cassis, feine Nuancen von Edelholz, floraler<br />

Touch. Am Gaumen harmonisch, rote<br />

Kirschen, wirkt relativ leichtfüssig, frisch<br />

strukturiert, mineralisch, angenehmer<br />

salziger Touch im Abgang, bereits gut zugänglich,<br />

lebendiger Stil.<br />

2. Grand Cru Classé<br />

100<br />

•<br />

Léoville Las Cases<br />

Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette<br />

Reflexe, zarte Randaufhellung. Zarte<br />

Edelholzwürze, feines schwarzes Waldbeerkonfit,<br />

ein Hauch von Lakritze und<br />

Brombeeren, facettenreiches Bukett.<br />

Kraftvoll, extraktsüsse, reife Supertannine,<br />

mineralisch und sehr lange anhaftend,<br />

tolle Frische, reife schwarze Kirschen,<br />

wird längere Zeit auf der Flasche brauchen,<br />

Riesenpotenzial, ein Vin de Garde.<br />

98<br />

•<br />

Cos d’Estournel<br />

Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette<br />

Reflexe, zarte Randaufhellung. Frische<br />

schwarze Herzkirschen, feine Edel-<br />

holzwürze, ein Hauch von Nougat,<br />

schwarze Waldbeeren unterlegt. Saftig,<br />

elegant, reife Kirschen, finessenreich, präsente,<br />

feinwürzige Tannine, zarter Nougat,<br />

ein sehr beeindruckender, frischer<br />

Stil, zart nach Feigen im Nachhall.<br />

• Ducru-Beaucaillou<br />

14,5 Vol.-%; 85 % CS/15 %. Tiefdunkles<br />

Rubingranat, opaker Kern, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Feine schwarze<br />

Beerenfrucht, reife Kirschen, etwas<br />

Nougat, kandierte Orangenzesten, zarte<br />

Kräuterwürze. Komplex, straff, extraktsüsse,<br />

gewaltige, reife Tannine, tolle Frische,<br />

mineralisch, schokoladiger Touch<br />

im Abgang, minutenlang anhaftend, beeindruckt<br />

bei aller Kraft durch Frische<br />

und Präzision, eine neue Dimension für<br />

Ducru-Beaucaillou.<br />

•<br />

Léoville Barton<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Dezent kräuterwürzig<br />

unterlegtes schwarzes Waldbeerkonfit,<br />

feiner Nougat, kandierte<br />

Orangenzesten. Saftig, reife Herzkirschen,<br />

frisch strukturiert, feine Extraktsüsse,<br />

etwas Nougat, integrierte, tragende<br />

Tannine, feine Säurestruktur, mineralisch<br />

und anhaftend, sehr gute Länge, sicheres<br />

Reifepotenzial.<br />

• Montrose<br />

14,5 Vol.-%; 72 % CS/20 % ME/6 %CF/2% PV.<br />

Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern,<br />

violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />

Reife dunkle Beerenfrucht, feine Edelholzwürze,<br />

reife Pflaumen, feiner Nougat,<br />

zart nach kandierten Orangenzesten.<br />

Saftig, elegant, mineralisch, extraktsüsser<br />

Kern, frisch strukturiert, finessenreich anhaltend,<br />

reife Herzkirschen im Abgang.<br />

96<br />

•<br />

Pichon-Longueville Comtesse<br />

de Lalande<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Zart floral unterlegte<br />

schwarze Kirschenfrucht, feines<br />

Cassis, ein Hauch von Orangenzesten.<br />

Saftig, komplex, extraktsüss, elegant, reife,<br />

tragende Tannine, feiner Nougat im<br />

Abgang, bleibt sehr gut haften, sicheres<br />

Reifepotenzial.<br />

• Rauzan-Ségla<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Feines schwarzes<br />

Waldbeerkonfit, dezente Edelholzwürze,<br />

verhaltenes Bukett. Saftig, elegante Textur,<br />

reife Kirschen, etwas Nougat, runde<br />

Tannine, bleibt gut haften, mineralischer<br />

Anklang im Nachhall, gutes Entwicklungspotenzial.<br />

95<br />

•<br />

Gruaud Larose<br />

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Zarte Nuancen von<br />

frischen Kirschen, etwas Milchschokolade<br />

und frische Feigen, einladendes Bukett.<br />

Saftig, gute Komplexität, extraktsüsser<br />

Kern, reife, gut integrierte Tannine, bleibt<br />

sehr gut haften, mineralisch und gut anhaftend,<br />

sicheres Reifepotenzial.<br />

• Léoville-Poyferré<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Feine Nuancen<br />

von Brombeeren und Lakritze, ein<br />

Hauch von Cassis, feine Edelholzwürze,<br />

zart nach kandierten Orangenzesten.<br />

Saftig, gute Komplexität und Frische,<br />

feine, gut integrierte Tannine, zitronig<br />

unterlegte Herzkirschen, finessenreich<br />

und elegant, rotbeeriger Touch, gutes<br />

Reifepotenzial.<br />

•<br />

Pichon-Longueville Baron<br />

Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette<br />

Reflexe, zarte Randaufhellung. Einladende<br />

reife Kirschenfrucht, zart nach<br />

Lakritze, Brombeerkonfit, ein Hauch von<br />

Orangenzesten. Saftig, elegant und frisch<br />

strukturiert, angenehme Extraktsüsse im<br />

Kern, lebendig, feiner Nougat im Abgang,<br />

bleibt haften, facettenreich.<br />

94<br />

• Lascombes<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Zart nussig unterlegtes<br />

schwarzes Beerenkonfit, reife<br />

Brombeeren, etwas Pflaumen und Orangenzesten.<br />

Saftig, süsse Kirschen, Brombeerkonfit,<br />

extraktreiche Textur, feste<br />

Foto: Peter Moser<br />

158 falstaff jun <strong>2019</strong>


Tannine, schokoladiger Nachhall, gute<br />

Länge, ein stoffiger Speisenwein.<br />

93<br />

• Brane-Cantenac<br />

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Einladendes dunkles<br />

Waldbeerkonfit, frische Herzkirschen,<br />

florale Nuancen, zart nach Dörrobst. Saftig,<br />

feine Kirschenfrucht, frisch strukturiert,<br />

runde Tannine, elegant und gut anhaftend,<br />

mittlere Komplexität im Abgang,<br />

feiner Speisenwein.<br />

3. Grand Cru Classé<br />

100<br />

• Palmer<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Floral unterlegtes<br />

intensives dunkles Beerenkonfit, reife Kirschen,<br />

ein Hauch von vollreifen Feigen,<br />

kandierte Orangen, nuancenreiches Bukett.<br />

Kraftvoll, sehr saftig, extraktsüsse<br />

Textur, präsente Tannine, zarter Nougat,<br />

mineralisch, grosse Länge, die grandiosen<br />

Tannine vermitteln ein zusätzliches<br />

Frischegefühl.<br />

97<br />

• Calon-Ségur<br />

14,9 Vol.-%; 65 % CS/17 % ME/15 % CF/3 % P.<br />

Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern,<br />

violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />

Zart tabakig-kräuterwürzig unterlegte<br />

schwarze Waldbeerfrucht, frische Herzkirschen,<br />

mineralisch, etwas Zedernholz.<br />

Saftig, reife Kirschen, angenehme Frische,<br />

zart spröde Tannine, salziger Nachhall,<br />

wirkt relativ schlank, feiner Nougat<br />

im Nachhall, gutes Reifepotenzial.<br />

95<br />

• Cantenac-Brown<br />

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Mit feiner Edelholzwürze<br />

unterlegtes Brombeerkonfit,<br />

reife Herzkirschen, frische Orangenzesten,<br />

ein Hauch von Cassis und Veilchen<br />

unterlegt. Saftig, gute Frische, feine Kirschenfrucht,<br />

reife Tannine, lebendiger<br />

Stil, dezente Fruchtsüsse im Nachhall,<br />

mineralischer Touch.<br />

• Giscours<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Frische süsse Feigen,<br />

schwarzes Waldbeerkonfit, kandierte<br />

Orangenzesten, einladendes, reifes Bukett.<br />

Saftig, feine Extraktsüsse, gute<br />

Komplexität, integrierte Tannine, charmanter,<br />

seidiger Stil, angenehmer frischer<br />

Säurekern, ein trinkfreudiger Speisenbegleiter,<br />

gute Zukunft.<br />

94<br />

• Kirwan<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Zart kräuterwürzig<br />

unterlegtes Brombeerkonfit, etwas Cassis<br />

und Herzkirschen, tabakige Würze. Stoffig,<br />

gute Komplexität und Extraktsüsse,<br />

reife Tannine, mineralisch im Abgang,<br />

gute Länge, vielversprechendes Potenzial.<br />

•<br />

Malescot Saint-Exupéry<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Zart rauchig<br />

unterlegtes schwarzes Waldbeerkonfit,<br />

zart tabakige Nuancen, reife Herzkirschen,<br />

feine Edelholzwürze. Saftig, gute<br />

Komplexität, feine Fruchtsüsse, runde<br />

Tannine, elegant und zugänglich, feiner<br />

Schokotouch, gute Länge, finessenreich.<br />

93<br />

•<br />

Langoa Barton<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Orangenzesten,<br />

dunkle Beerenfrucht, Brombeeren,<br />

Limettenzesten unterlegt. Mittlere Komplexität,<br />

schwarze Beerenfrucht, gut integrierte<br />

Tannine, mineralisch, verfügt<br />

über Länge und Süsse im Abgang.<br />

4. Grand Cru Classé<br />

95<br />

• Beychevelle<br />

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Mit kandierten<br />

Veilchen unterlegtes schwarzes Waldbeerkonfit,<br />

feines Cassis, attraktive Nase.<br />

Komplex, saftig, extraktsüss, reife Tannine,<br />

mineralisch und elegant, reife Herzkirschen<br />

im Abgang, verfügt über Länge<br />

und Frische.<br />

94<br />

• Branaire-Ducru<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Feine Cassisnuancen,<br />

schwarze Kirschen, floraler<br />

Touch, einladendes Bukett. Saftig, elegant,<br />

feine Fruchtsüsse, frisch strukturiert,<br />

gut eingebundene Tannine, elegant<br />

und bereits gut entwickelt, ausgewogener<br />

Stil.<br />

• Duhart-Milon<br />

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Mit zarter Edelholzwürze<br />

unterlegte Kirschenfrucht,<br />

dunkle Waldbeeren, ein Hauch von Feigen,<br />

einladendes Bukett. Saftig, elegant,<br />

feine Extraktsüsse, integrierte, tragende<br />

Tannine, schokoladiger Touch im Abgang,<br />

ein würziger Speisenbegleiter.<br />

2018 CHEVAL BLANC – 100 FALSTAFF-PUNKTE<br />

Saint-Émilion<br />

Weingut-Chef Pierre Lurton und sein Team haben im nicht einfach zu<br />

handhabenden Jahrgang alles richtig gemacht. Hier präsentierte man<br />

einen unglaublich attraktiven, kraftvollen und zugleich frisch wirkenden<br />

Jungwein, der in seiner Souplesse an ganz grosse Vorgänger erinnerte.<br />

Auch legendäre Jahrgänge wie 1947 verfügen über eine ungemeine<br />

Konzentration und übten vom ersten Tage an eine nicht enden<br />

wollende Faszination aus. chateau-cheval-blanc.com<br />

• Prieuré-Lichine<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Zart nach Feigen,<br />

schwarze Beerenfrucht, ein Hauch von<br />

Orangenzesten, einladendes Bukett. Saftig,<br />

elegant, feine Fruchtsüsse, reife integrierte<br />

Tannine, mineralisch, etwas Nougat<br />

im Abgang, ein facettenreicher Speisenbegleiter.<br />

• Talbot<br />

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Ein Hauch von<br />

Cassis und frischen schwarzen Beeren,<br />

rauchig-tabakige Nuancen, zart nach<br />

Orangenzesten. Saftig, elegant, extraktsüsser<br />

Kern, integrierte Tannine, gute Frische,<br />

schokoladiger Nachhall, feine<br />

Röstaromen im Finale.<br />

93<br />

•<br />

La Tour Carnet<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Zart floral unterlegtes<br />

schwarzes Beerenkonfit, Nuancen<br />

von Cassis und kandierten Veilchen, feine<br />

Edelholzwürze. Saftig, elegant, sehr gute<br />

Frische, reife Tannine, extraktsüsser<br />

Nachhall, mineralisch-salzig im Finale,<br />

zeigt Länge, gutes Reifepotenzial.<br />

• Pouget<br />

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Zart blumig unterlegte<br />

schwarze Waldbeernuancen, ein<br />

Hauch von Cassis und Lakritze, zarter<br />

Nougat klingt an. Saftig, dunkle Kirschen,<br />

seidige reife Tannine, dezente Kräuterwürze<br />

im Abgang, bleibt haften, tabakiger<br />

Nachhall.<br />

5. Grand Cru Classé<br />

99<br />

• Pontet-Canet<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarter Wasserrand. Floral unterlegte reife<br />

Herzkirschen, feines Waldbeerkonfit, ein<br />

Hauch von Minze und Edelholz. Komplex,<br />

engmaschig, feine Extraktsüsse, reife, tragende<br />

Tannine, mineralisch und anhaftend,<br />

tolle Süsse auch im Abgang, grosse<br />

Länge, gebaut für viele Jahrzehnte.<br />

96<br />

• Grand-Puy-Lacoste<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Feine schwarze<br />

Beerenfrucht, ein Hauch von kandierten<br />

Veilchen, feine Edelholzwürze, frische<br />

Herzkirschen, sehr attraktives<br />

Bukett. Saftig, elegant, mineralisch<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

159


tasting / BORDEAUX EN PRIMEUR 2018<br />

und leichtfüssig wirkend, perfekt eingebaute<br />

Tannine, feiner Nougat im Abgang<br />

minutenlang anhaltend, sicheres Reifepotenzial.<br />

• Lynch-Bages<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Attraktives<br />

schwarzes Waldbeerkonfit, zart nach Cassis,<br />

ein Hauch von Minze, frische Orangenzesten.<br />

Saftig, gute Komplexität, dezente<br />

Extraktsüsse, integrierte Tannine,<br />

mineralisch und salzig im Abgang, rotbeeriger<br />

Touch im Rückgeschmack, noch<br />

sehr unterentwickelt.<br />

95<br />

•<br />

Clerc Milon<br />

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Zart floral unterlegte<br />

Nuancen von Herzkirschen, ein<br />

Hauch von Orangenzesten, attraktives<br />

Bukett. Saftig, extraktsüsse, reife Kirschen,<br />

rund, harmonische Tannine, verfügt<br />

über gute Länge, süsser Nachhall,<br />

gutes Reifepotenzial.<br />

94<br />

• D’Armailhac<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Reife Herzkirschen,<br />

Brombeerkonfit, ein Hauch von frischen<br />

Orangenzesten, einladendes Bukett, zarte<br />

Edelholznuancen. Saftig, reife dunkle<br />

Frucht, feine Süsse, integrierte Tannine,<br />

frisch strukturiert, schokoladiger Touch<br />

im Abgang, gute Länge, ein feinwürziger<br />

Speisenbegleiter.<br />

• Batailley<br />

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Etwas verhalten,<br />

schwarzes Waldbeerkonfit, Nuancen von<br />

Feigen, florale Nuancen, einladendes Bukett.<br />

Saftig, reife Brombeeren, schwarze<br />

Kirschen, elegante Textur, extraktsüsse<br />

Textur, integrierte Tannine, finessenreich<br />

strukturiert, Edelschokolade im Abgang,<br />

gutes Reifepotenzial.<br />

2018 CHÂTEAU LAFLEUR – 100 FALSTAFF-PUNKTE<br />

Pomerol<br />

Für das kleine Bio-Château Lafleur setzt sich die schon unglaubliche<br />

Serie von grossartigen Weinen ungebremst fort. Die Familie Guinaudeau<br />

versteht sich als echte Weingärtner und arbeitet mit Akribie an<br />

jedem noch so kleinen Detail vom Weingarten bis zum Keller. Und so<br />

entstand aus erstklassigen Merlottrauben und perfektem Cabernet<br />

Franc wieder ein neues Juwel, das Kenner in Zukunft als «Faust im<br />

Samthandschuh» bezeichnen werden.<br />

• Pédesclaux<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Feiner floraler<br />

Touch, dunkle Beeren, ein Hauch von<br />

Cassis, dezente Kräuterwürze, Orangenzesten.<br />

Saftig, angenehme Extraktsüsse,<br />

elegant, frisch strukturiert, mineralischsaliner<br />

Nachhall, schwarze Kirschen im<br />

Nachhall, gutes Potenzial.<br />

93<br />

• Belgrave<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Zart kräuterwürzig-tabakig<br />

unterlegtes schwarzes<br />

Beerenkonfit, frische Kirschen, Orangenzesten,<br />

ein Hauch von Gewürzen. Saftig,<br />

rotbeerige Nuancen, frisch strukturiert,<br />

rund, gut eingebettete Tannine, etwas<br />

Schokolade im Nachhall, bleibt haften,<br />

sicheres Entwicklungspotenzial.<br />

•<br />

Cos Labory<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Zart flüchtige<br />

Nuancen, frische schwarze Waldbeeren,<br />

ein Hauch von Cassis, Mandarinenzesten.<br />

Etwas vordergründiges neues Holz,<br />

dezente Extraktsüsse, frisch strukturiert,<br />

etwas adstringent im Nachhall,<br />

bleibt gut haften.<br />

• Dauzac<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Feine Nuancen<br />

von Dörrpflaumen, blumige Nuancen, dezente<br />

Kräuterwürze. Saftig, frisch, dezente<br />

Kirschen-Brombeerfrucht, ein Spur<br />

weitmaschig, integrierte Tannine, kräuterwürziger<br />

Nachhall, ein vielseitiger Begleiter<br />

bei Tisch.<br />

• Lynch-Moussas<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Zart rauchigwürzig<br />

unterlegtes schwarzes Waldbeerkonfit,<br />

ein Hauch von Nougat, florale Aspekte,<br />

dezente Edelholzwürze. Saftig,<br />

schokoladige Textur, schwarze Waldbeerfrucht,<br />

kraftvolle Tannine, extraktsüsser<br />

Nachhall, gutes Reifepotenzial. Hat sich<br />

in den vergangenen Jahren konstant verbessert,<br />

ein Preis-Leistungs-Tipp.<br />

•<br />

Du Tertre<br />

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Feiner Schokotouch,<br />

reife schwarze Kirschen, etwas<br />

Brombeerkonfit, ein Hauch von Feigen.<br />

Saftig, schokoladig, reife Kirschen, frischer<br />

Säurebogen verleiht Lebendigkeit,<br />

extraktsüsser Kern, integrierte Tannine,<br />

elegant und ausgewogen, ein facettenreicher<br />

Speisenbegleiter.<br />

Graves & Pessac-<br />

Leognan Rouge<br />

98<br />

•<br />

Château Haut-Brion<br />

Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette<br />

Reflexe, zarter Wasserrand. Etwas<br />

zurückhaltend, feines dunkles Waldbeerkonfit,<br />

dezente Kräuterwürze, Nuancen<br />

von Kirschen, etwas Nougat, dezenter<br />

Edelholztouch unterlegt. Straff, engmaschig,<br />

würzige Tannine, feine süsse Kirschenfrucht,<br />

präsente Tannine, die noch<br />

etwas spröde wirken, sehr lebendiger Stil,<br />

salzige Mineralität im Abgang, Nougat im<br />

Rückgeschmack.<br />

97<br />

•<br />

Château La Mission Haut-Brion<br />

Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette<br />

Reflexe, zarter Wasserrand. Reife<br />

Beerenfrucht, feiner Feigentouch, ein<br />

Hauch von Nougat, einladendes Bukett.<br />

Komplex, saftig, reife Herzkirschen, präsente,<br />

gut eingebundene Tannine, schokoladiger<br />

Nachhall, gut anhaftend, feine<br />

Mineralität, zarte Röstaromen im Rückgeschmack,<br />

sehr gute Länge.<br />

•<br />

Château Haut-Bailly<br />

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe, dezente<br />

Randaufhellung. Dunkles Beerenkonfit,<br />

schwarze Kirschen, etwas Cassis,<br />

feine Edelholznuancen, zarte Kräuterwürze.<br />

Stoffig, engmaschige Textur, extraktsüss,<br />

präsente, vollreife Tannine, dezente<br />

Säurestruktur, verfügt über grosse Länge,<br />

ein kraftvoller Speisenbegleiter mit sicherem<br />

Entwicklungspotenzial.<br />

96<br />

•<br />

Château Smith Haut Lafitte<br />

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

dezente Randaufhellung. Feine Holzwürze,<br />

dunkles Waldbeerkonfit, zart nach<br />

Brombeeren und Kirschen, Nougat, tabakige<br />

Nuancen, facettenreiches Bukett.<br />

Saftig, elegant, schokoladige Textur, verfügt<br />

über Frische, eingebundene Tannine,<br />

süsser Nachhall, sehr gut anhaftend.<br />

94<br />

•<br />

Domaine de Chevalier<br />

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

dezente Randaufhellung. Süsse Edelholzwürze,<br />

reife Kirschenfrucht, zart nach<br />

Vanille und Nougat, einladendes Bukett.<br />

Stoffig, elegant, saftige Pflaumenfrucht,<br />

festes Tannin, das gut eingebaut ist,<br />

schokoladig und anhaftend, mineralisch,<br />

sehr gute Länge, aus einem Guss, sehr<br />

gelungen.<br />

•<br />

Château Pape Clément<br />

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

dezente Randaufhellung. Deutliche Holzwürze,<br />

schwarze Waldbeeren, dunkle<br />

Herzkirschen, mineralisch, tabakige Nuancen,<br />

facettenreiches Bukett. Saftig,<br />

ausgewogen, reife Kirschen, integrierte<br />

Tannine, gute Frische, feiner Nougat im<br />

Abgang, gutes Reifepotenzial.<br />

93<br />

•<br />

Château Bouscaut<br />

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe, dezente<br />

Randaufhellung. Tabakig-kräuterwürzig<br />

unterlegtes dunkles Waldbeerkonfit,<br />

Nuancen von Brombeeren, Nougat<br />

und kandierten Orangenzesten. Saftiger<br />

Körper, reife Pflaumen, schokoladiger<br />

Touch, gut integrierte Tannine, etwas Kakao<br />

im Abgang, gute Länge, verfügt über<br />

Reifepotenzial.<br />

•<br />

Château Larrivet Haut-Brion<br />

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

dezente Randaufhellung. Angenehme<br />

Holzwürze, schwarzes Waldbeerkonfit<br />

unterlegt, ein Hauch von Nougat und<br />

kandierten Orangenzesten. Saftig, elegant,<br />

feines Brombeerkonfit, gut integ-<br />

Foto: Peter Moser<br />

160 falstaff jun <strong>2019</strong>


ierte runde Tannine, Brombeerkonfit<br />

und etwas Schokolade im Abgang,<br />

gute Länge, ein facettenreicher<br />

Speisenbegleiter.<br />

•<br />

Château Malartic-Lagravière<br />

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

dezente Randaufhellung. Mit zarter<br />

Holzwürze unterlegte schwarze<br />

Kirschenfrucht, ein Hauch von Brombeerkonfit<br />

und Nougat, feiner Touch<br />

von Orangenzesten. Stoffig, gute Komplexität,<br />

inte grierte Tannine, mineralisch,<br />

schwarze Beeren im Nachhall,<br />

gutes Potenzial.<br />

Graves & Pessac-<br />

Leognan weiss<br />

96<br />

•<br />

Château Haut-Brion Blanc<br />

Helles Gelbgrün, Silberreflexe. Zart<br />

nach Grapefruit, weisser Pfirsich, frische<br />

Wiesenkräuter, ein Hauch von Mandarinenzesten,<br />

einladendes florales<br />

Bukett. Saftig, wieder pfeffrig, feine<br />

Fruchtsüsse, gute Komplexität, bleibt<br />

haften, angenehme gelbe Tropenfrucht<br />

im Nachhall, gutes Reifepotenzial,<br />

exzellente Länge.<br />

95<br />

•<br />

Château La Mission Haut-Brion<br />

Blanc<br />

Helles Gelbgrün, Silberreflexe. Ein Hauch<br />

von Limettenabrieb, weisse Tropenfrucht,<br />

zart nach Ananas, ein Hauch von Litschi.<br />

Saftig, weisse Fruchtnuancen, dezente<br />

Fruchtsüsse, angenehme Säurestruktur,<br />

zitronig im Abgang, weisser Pfeffer, Babyananas<br />

im Nachhall, verfügt über exzellente<br />

Länge und Frische.<br />

•<br />

Château Larrivet Haut-Brion<br />

Helles Gelbgrün, Silberreflexe. Attraktives<br />

weisses Fruchtaroma, florale Anklänge,<br />

ein Hauch von Grapefruit,<br />

zarte Holzwürze unterlegt, subtiles<br />

Bukett. Saftig, engmaschig, sehr präzise,<br />

finessenreicher Säurebogen, Mandarinenfilets<br />

im Abgang, sehr gute Länge,<br />

sicheres Entwicklungspotenzial, Limetten<br />

im Nachhall.<br />

•<br />

Château Smith Haut Lafitte<br />

Helles Gelbgrün, Silberreflexe. Mineralisch,<br />

frische Orangenzesten, gelber Pfirsich,<br />

ein Hauch von Wiesenkräutern, Limetten<br />

unterlegt. Saftig, gute Extraktsüsse,<br />

weisser Pfirsich, angenehmer Säurebogen,<br />

mineralisch und anhaftend, verfügt<br />

über gutes Reifepotenzial, dezenter<br />

Holztouch im Nachhall.<br />

93<br />

•<br />

Château Bouscaut<br />

Helles Gelbgrün, Silberreflexe. Feine gelbe<br />

Tropenfrucht, Anklänge von Ananas,<br />

Papaya, frische Orangenzesten, einladendes<br />

Bukett, ein Hauch von Holz unterlegt.<br />

Saftig, elegant, frische Birnenfrucht, finessenreicher<br />

Säurebogen, salzig-mineralisch<br />

im Abgang, Limetten im Nachhall,<br />

anregender Speisenwein mit guter Länge.<br />

•<br />

Château de Fieuzal<br />

Helles Gelbgrün, Silberreflexe. Verhalten,<br />

frische Grapefruitzesten, weisse Tropenfrucht,<br />

ein Hauch von Litschi und Papaya.<br />

Saftig, weisser Apfel, feine Säurestruktur,<br />

Limetten im Nachhall, elegante Textur,<br />

bleibt haften, zeigt gute Balance und<br />

Länge, eher leichtfüssiger Stil, ein vielseitiger<br />

Speisenbegleiter.<br />

94<br />

•<br />

Weissweine<br />

Medoc<br />

Pavillon Blanc de Margaux<br />

13,5 Vol.-%; 100 % SB. Helles Gelbgrün,<br />

Silberreflexe. Reife weisse Tropenfrucht,<br />

ein Hauch von Guaven, frische Ananas,<br />

ein Hauch von Mandarinenzesten, zarte<br />

Vanille unterlegt. Schlank, straff, saliner<br />

Touch, weisser Pfirsich unterlegt mit<br />

Limetten, mittlere Länge, zitroniger<br />

Rückgeschmack.<br />

2018 BEAUSÉJOUR-<br />

DUFFAU-LAGARROSSE<br />

Saint-Émilion<br />

Eine der großen positiven<br />

Überraschungen aus Saint-<br />

Émilion und einer der Geheimtipps<br />

unter den Experten.<br />

beausejourhdl.fr<br />

93<br />

•<br />

Aile d’Argent<br />

Helles Gelbgrün, Silberreflexe. Frische<br />

Stachelbeeren, ein Hauch von Guaven,<br />

feine Tropenfrucht. Mittlere Komplexität,<br />

weisser Pfirsich, angenehme Säurestruktur,<br />

ein Hauch von Ananas im Abgang,<br />

mineralisch, ausgewogener Stil.<br />

•<br />

Cos d’Estournel Blanc<br />

Helles Gelbgrün, Silberreflexe. Feine Mandarinenfilets,<br />

weisser Pfirsich, ein Hauch<br />

von Limetten, elegant, frisch, feine weisse<br />

Birnenfrucht, zart nach Honigmelone,<br />

mineralisch und anhaftend, zart salzig im<br />

Nachhall<br />

RECHTES UFER<br />

ST-ÉMILION 2018<br />

Premier Grand Cru<br />

Classe A<br />

100<br />

•<br />

Château Cheval Blanc<br />

Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern,<br />

violette Reflexe, dezente Randaufhellung.<br />

Feiner Nougat, unterlegt mit süssen<br />

Gewürzen, reife schwarze Beerenfrucht,<br />

reife Pflaumen, zart nach Orangenzesten.<br />

Kraftvoll, zeigt eine enorme<br />

Extraktsüsse, feste, tragende, vollreife<br />

Tannine, grosse Komplexität und Süsse,<br />

zeigt enorme Frische und Eleganz, bleibt<br />

minutenlang haften.<br />

98<br />

•<br />

Château Ausone<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Zarte Gewürznote,<br />

angenehme Edelholznuancen,<br />

schwarze Beerenfrucht unterlegt, Brombeeren,<br />

kandierte Orangenzesten. Komplex,<br />

straff, feines Waldbeerkonfit, seidige,<br />

gut integrierte Tannine, mineralischsalziger<br />

Touch, bleibt gut haften, gutes<br />

Reifepotenzial.<br />

97<br />

•<br />

Château Angélus<br />

Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette<br />

Reflexe, zarter Wasserrand. Zart<br />

mit Kardamom unterlegte dunkle Beerenfrucht,<br />

Anklänge von reifen Pflaumen, ein<br />

Hauch von Feigen, tabakiger Touch. Kraftvoll,<br />

reife Herzkirschen, seidig-schokoladige<br />

Textur, präsente, tragende Tannine unterlegt,<br />

gute Frische, bleibt haften, verfügt<br />

über Länge, Entwicklungspotenzial.<br />

96<br />

•<br />

Château Pavie<br />

Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette<br />

Reflexe, dezente Randaufhellung.<br />

Tabakig-würzig unterlegte schwarze Kirschenfrucht,<br />

ein Hauch von Heidelbeeren,<br />

Nougat, etwas Goudron, Edelholzwürze.<br />

Opulent, cremige Textur, kraftvoll, vollreife,<br />

abgerundete Tannine, kaum spürbare<br />

Säurestruktur, lange anhaftend, ein voluminöser<br />

Wein, mineralisch-salzig im<br />

Nachhall. Angelegt im aus den letzten<br />

Jahren bekannt üppigen Stil, der längere<br />

Flaschenreife erfordert.<br />

94<br />

•<br />

Chapelle d’Ausone (2eme Vin)<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

zarte Randaufhellung. Zart nach Vanille<br />

und Orangenzesten, ein Hauch von Kirschen<br />

und Nougat, mineralisch, facettenreiches<br />

Bukett. Saftig, mittlere Komplexität,<br />

rote Kirschen, frischer Säurebogen,<br />

zarte Röstaromen im Abgang, ein vielseitiger<br />

Speisenbegleiter mit Entwicklungspotenzial,<br />

extraktsüsser Nachhall.<br />

100<br />

•<br />

Premier Grand<br />

Cru Classe<br />

Château Beauséjour<br />

Duffau-Lagarrosse<br />

Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette<br />

Reflexe, zarte Randaufhellung. Feiner<br />

Nougat, schwarze Beerenfrucht, zart<br />

nach Gewürzen, kandierte Orangenzesten,<br />

mineralischer Touch. Stoffig, engmaschig,<br />

tolle Komplexität, reife Herzkirschen, frische<br />

Säurestruktur, extraktsüsser Abgang,<br />

perfekte Tannine, bleibt minutenlang haften,<br />

süsser Fruchtnachhall, für Jahrzehnte<br />

gebaut, wirklich überzeugender Wein,<br />

sollte man im Keller haben.<br />

98<br />

•<br />

Château Bélair-Monange<br />

Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette<br />

Reflexe, zarter Wasserrand. Zart<br />

nach frischen Feigen, reife Kirschen, ein<br />

Hauch von kandierten Orangen, feine<br />

Kräuterwürze, tabakiger Anklang. Saftig,<br />

schokoladig, reife Pflaumenfrucht, präsentes,<br />

gut integriertes Tannin, extraktsüss<br />

und anhaftend, eleganter Speisenbegleiter,<br />

sicheres Reifepotenzial.<br />

jun <strong>2019</strong><br />

falstaff<br />

161


tasting / BORDEAUX EN PRIMEUR 2018<br />

Im eindrucksvollen Keller von<br />

Château Montrose reift ein<br />

grosser Jahrgang 2018 heran.<br />

•<br />

Clos Fourtet<br />

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

dezente Randaufhellung. Floral unterlegte<br />

reife schwarze Herzkirschenfrucht,<br />

frische Orangenzesten, tabakige Nuancen,<br />

sehr attraktive Nase. Saftig, dunkle<br />

Waldbeeren, feine Fruchtsüsse, seidige<br />

Tannine, frischer Abgang, bleibt gut<br />

haften, ein Hauch von Nougat im Finale,<br />

ein vielseitiger Begleiter bei Tisch,<br />

gutes Reifepotenzial.<br />

97<br />

•<br />

Château Figeac<br />

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

dezente Randaufhellung. Kräuterwürzig-tabakig<br />

unterlegte reife Kirschenfrucht,<br />

ein Hauch von Lakritze, etwas<br />

Cassis, floraler Touch, attraktives<br />

Bukett. Am Gaumen fast opulente<br />

Extraktsüsse, unterlegt mit stattlichem<br />

Alkoholfeuer und feinen, tragenden<br />

Tanninen, harmonisch, noch fruchtbetont<br />

im Abgang, sehr gute Länge,<br />

ein weiterer sehr gelungener Figeac<br />

der neuen Prägung.<br />

•<br />

La Mondotte<br />

Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern,<br />

violette Reflexe, zarter Wasserrand.<br />

Präsentes Edelholz, würzige Nuancen<br />

von frischen schwarzen Kirschen, ein<br />

Hauch von Lakritze, Nougat und kandierten<br />

Veilchen. Straffe, mineralische<br />

Textur, reife Tannine, kraftvoll und<br />

extraktreich, süsse Fruchtkomponenten<br />

im Abgang, zeigt grosse Länge und<br />

sicheres Potenzial.<br />

•<br />

Château Pavie Macquin<br />

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />

dezente Randaufhellung. Facettenreiches<br />

Bukett nach Waldbeeren und<br />

Edelholz, reife Herzkirschen, frische<br />

Orangenzesten, ein Hauch von Vanille<br />

und Nougat. Saftig, hochelegant, feine<br />

extraktsüsse Textur, seidige Tannine, frische<br />

Struktur, mineralisch und lange<br />

anhaftend, feine Süsse im Abgang,<br />

sehr harmonisch.<br />

96<br />

•<br />

Château Beau-Séjour Bécot<br />

Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern,<br />

violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />

Frische schwarze Herzkirschen, ein<br />

Hauch von Pflaumen, ätherische Nuancen,<br />

kaum spürbare Holzkomponente.<br />

Saftig, rund und harmonisch, seidiges,<br />

tragendes Tannin, mineralisch, mit feiner<br />

Säurestruktur ausgestattet, bei allem<br />

Volumen durchaus delikat, gute<br />

Länge, sicheres Reifepotenzial.<br />

•<br />

Château Canon<br />

Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern,<br />

violette Reflexe, zarter Wasserrand.<br />

Dunkles Beerenkonfit, reife Pflaumen,<br />

ein Hauch von Edelholz, etwas Nougat,<br />

frische Orangenzesten, Komplex, feine<br />

Extraktsüsse, reife Herzkirschen, integrierte<br />

Tannine, schokoladig, gut<br />

anhaftend, mineralischer Nachhall,<br />

gute Frische, sicheres Reifepotenzial.<br />

•<br />