Falstaff Magazin Schweiz 4/2019
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GENIESSEN WEIN ESSEN REISEN<br />
/ jun <strong>2019</strong><br />
SENSATIONELL<br />
BORDEAUX EN<br />
PRIMEUR 2018<br />
INSPIRIEREND<br />
GOURMETREISE<br />
NACH HAMBURG<br />
DIE BESTEN<br />
CHASSELAS<br />
DER SCHWEIZ<br />
Feuer & Flamme<br />
DAS BESTE VOM BESTEN: GRILLIEREN FÜR GOURMETS<br />
04<br />
SCHWEIZ-AUSGABE 04/<strong>2019</strong><br />
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HERAUSGEBERBRIEF<br />
DAS GROSSE GRILLIEREN<br />
GESCHÄTZTE GENIESSERINNEN,<br />
GESCHÄTZTE GENIESSER!<br />
Das Frühjahr hat uns dieses Jahr nicht verwöhnt –<br />
doch nun locken die Temperaturen endlich wieder<br />
ins Freie, und dort zurück an den monatelang<br />
verwaisten Grill. Wir haben uns in der Redaktion<br />
vorgenommen, das altbekannte Thema dieses Jahr einmal<br />
gegen den Strich zu bürsten: mit einem augenzwinkernden<br />
kulturgeschichtlichen Brückenschlag aus der<br />
Steinzeit zum Jäger und Sammler der Gegenwart. Mit<br />
einem Überblick über die vielen unterschiedlichen Grilltraditionen,<br />
die unser Planet von Japan bis Brasilien hervorgebracht<br />
hat. Und mit Rezepten, die unter anderem<br />
Gemüse ins Zentrum des Grillfests stellen. Aber<br />
keine Angst: Wir haben auch klassisches Grillgut wie<br />
Crevetten und ein Tomahawk-Steak auf die Glut<br />
gepackt. Haben Sie noch genug Grillkohle im Haus?<br />
Alle Jahre wieder um diese Zeit fragen sich die<br />
Weinkenner, wie wohl der neue Bordeaux-Jahrgang ausgefallen<br />
ist. Unser Kollege Peter Moser hat Anfang April<br />
die 2018er-Weine aller namhaften Châteaux vom Fass<br />
probiert. Hier präsentiert er nun seine Einschätzung zur<br />
Güte des Jahrgangs sowie seine persönlichen Favoriten.<br />
Bei unserer diesjährigen Chasselas Trophy machten<br />
wir uns wieder auf die Suche nach den besten Weinen<br />
aus der unterschätzten Terroir-Sorte in der <strong>Schweiz</strong> und<br />
präsentieren Ihnen in dieser Ausgabe die Sieger. Ausserdem<br />
waren wir für Sie wandernd im Wallis unterwegs<br />
und haben die besten Routen und Tipps für Ihre genussvolle<br />
Weinwanderung in den Walliser Alpen herausgesucht.<br />
Zudem gehen wir der jurassischen Rebsorte<br />
Savagnin Blanc, die im Wallis auch als Heida bekannt<br />
ist, auf die Spur.<br />
Viel Spass mit dem neuen <strong>Falstaff</strong>!<br />
Herzlichst, Ihre<br />
Wolfgang und Angelika Rosam<br />
Herausgeber <strong>Falstaff</strong><br />
Die Temperaturen<br />
locken uns nun<br />
endlich wieder ins<br />
Freie – zurück an<br />
den monatelang<br />
verwaisten Grill.<br />
Foto: Ingo Pertramer<br />
WOLFGANG M. ROSAM<br />
wolfgang.rosam@falstaff.com<br />
@RosamWolfgang<br />
ANGELIKA ROSAM<br />
angelika.rosam@falstaff.com<br />
@jewelista.girl<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
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04<br />
04<br />
JUNI<br />
62<br />
Kaum eine Technik aus der Küche ist<br />
so alt wie das Grillieren – und kaum<br />
eine lieben wir mehr, egal ob mit indirekter<br />
oder direkter Hitze, Holzkohle<br />
oder Briketts, Fleisch, Fisch oder Gemüse.<br />
/ jun <strong>2019</strong><br />
SENSATIONELL<br />
BORDEAUX EN<br />
PRIMEUR 2018<br />
GENIESSEN WEIN ESSEN REISEN<br />
INSPIRIEREND<br />
GOURMETREISE<br />
NACH HAMBURG<br />
DIE BESTEN<br />
CHASSELAS<br />
DER SCHWEIZ<br />
COVER<br />
FOTO: STOCKFOOD /<br />
JOHNS, DOUGLAS<br />
Feuer & Flamme<br />
DAS BESTE VOM BESTEN: GRILLIEREN FÜR GOURMETS<br />
38<br />
Visperterminen: eines der<br />
wichtigsten Terroirs für die<br />
Rebsorte Heida.<br />
44<br />
Pingus ist Kult – Peter Sisseck ist einer<br />
der renommiertesten Winzer Spaniens.<br />
COVER: GRILLIEREN<br />
62 GLÜHENDE LIEBE<br />
Eine kulturell-kulinarische Grillreise<br />
von der Steinzeit bis heute<br />
68 IM NEW YORKER STEAKHIMMEL<br />
Die neuesten Trends aus dem<br />
Steak-Paradies der USA<br />
74 FEUER FREI!<br />
Top-Garmethoden – von glühender<br />
Hitze, sanftem Garen und stundenlangem<br />
Warten<br />
78 HER MIT DER KOHLE!<br />
Anzünder, Briketts & Co.<br />
80 NEUE FARBEN FÜR DEN GRILL<br />
Gemüse als Hauptprotagonist<br />
82 MESSERSCHARF<br />
Die besten Steakmesser<br />
84 EIN FLOTTER DREIER<br />
Pairing-Inspirationen: Welche Sauce<br />
passt zu welchem Fleisch? Dazu Bier<br />
oder Wein?<br />
90 GRÜN KOMMT VON GRILLIEREN<br />
Essay von Severin Corti<br />
92 MUT ZUR GLUT<br />
Drei Grillrezepte der Extraklasse<br />
102 WIE GESUND IST GRILLIEREN?<br />
Gewusst wie, lautet die Devise<br />
106 FLEISCHESLUST<br />
Die besten Metzger der <strong>Schweiz</strong><br />
3 HERAUSGEBERBRIEF<br />
151 IMPRESSUM<br />
186 TISCHGESPRÄCH<br />
8<br />
Bordeaux 2018 –<br />
ein grosser, teils<br />
herausragender<br />
Jahrgang.<br />
SCHWEIZ-AUSGABE 04/<strong>2019</strong> CHF 10,50 WWW.FALSTAFF.COM<br />
Fotos: Shutterstock, OLIVIER MAIRE, thomas fuerer fotografie, Stine Christiansen, StockFood / Jalag / Westermann, Jan-Peter, beigestellt<br />
4 falstaff jun <strong>2019</strong>
JUNI<br />
106<br />
Die besten Metzger<br />
der <strong>Schweiz</strong>.<br />
92<br />
Grillierte Riesencrevetten mit<br />
Tomate, Minze und Chili.<br />
WEIN & MEHR<br />
6 WEIN-NOTIZEN<br />
Die Chefredaktoren Benjamin Herzog<br />
und Dominik Vombach präsentieren<br />
das Neueste aus der Weinwelt<br />
8 BORDEAUX EN PRIMEUR<br />
2018 – ein Spitzenjahrgang für<br />
Liebhaber von Bordeaux<br />
20 WANDERN IN DEN ALPEN<br />
Das traumhafte Wallis, die grösste<br />
Weinregion der <strong>Schweiz</strong><br />
30 SERIE: AM STROME<br />
Weinkultur am Rhein, Europas<br />
Hauptschlagader<br />
38 EINE SORTE, ZWEI GESICHTER<br />
Der <strong>Schweiz</strong>er Heida im Porträt<br />
44 SERIE: WORLD CHAMPIONS<br />
Peter Sisseck im Porträt<br />
52 COMEBACK EINER LEGENDE<br />
Wodka – die Besinnung auf<br />
Eigengeschmack und Terroir<br />
GOURMET<br />
60 GOURMET-NOTIZEN<br />
Die Chefredaktoren Benjamin<br />
Herzog und Dominik Vombach<br />
präsentieren das Neueste aus der<br />
Welt des Genusses<br />
114 SERIE: CORTIS KÜCHENZETTEL<br />
Hochgezwiebelte Kreation<br />
119 SIXPACK<br />
Sechs Restaurants im Test<br />
123 INTERNATIONAL HOTSPOT<br />
Casadonna Reale, Castel di Sangro<br />
124 SCHWIMMENDE MEDIZIN<br />
Sockeye-Wildlachs<br />
128 FOOD PAIRING<br />
Messer statt Fleischwolf<br />
130 ELDORADO<br />
Stylishe Tischkultur-Accessoires<br />
REISE<br />
132 TRAVEL-NOTIZEN<br />
Reise-Highlights von Online-<br />
Chefredaktor Bernhard Degen<br />
134 FEURIGER SÜDEN<br />
Andalusien – von den weissen<br />
Dörfern bei Cádiz bis zur<br />
prachtvollen Hauptstadt Sevilla<br />
144 LONG WEEKEND HAMBURG<br />
Tipps für ein perfektes Wochenende<br />
184 EVENTS<br />
JOURNAL<br />
TASTINGS<br />
154 SHORTLIST<br />
156 BORDEAUX EN PRIMEUR<br />
168 CHASSELAS TROPHY<br />
172 WEINE AM RHEIN<br />
178 PROSECCO TROPHY<br />
DIE NÄCHSTE FALSTAFF-AUSGABE ERSCHEINT AM 12. 07. <strong>2019</strong><br />
134<br />
Eine kulinarische Reise<br />
durch Andalusien.<br />
144<br />
Hamburg, das «Tor zur Welt» – Trend-<br />
Spots und Institutionen der Hansestadt.<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
5
Chefredaktion <strong>Schweiz</strong><br />
BENJAMIN HERZOG<br />
und DOMINIK VOMBACH<br />
WEIN<br />
SCHWEIZ<br />
REKORDJAHR<br />
FÜR SCHWEIZER<br />
WINZER<br />
Die <strong>Schweiz</strong>er Weinernte 2018 wird in<br />
die Geschichtsbücher eingehen. Auf<br />
exakt 111 Millionen Liter belief sich<br />
die Erntemenge, was 32 Millionen Litern<br />
mehr als im Jahr 2017 entspricht. Ein derart<br />
hoher Ertrag wurde in der <strong>Schweiz</strong> zuletzt<br />
im Jahr 2011 erreicht. Gegenüber dem Vorjahr<br />
nahm die Produktion von Rotwein um<br />
46,5 Prozent – auf 57 Millionen Liter – und<br />
die Weissweinproduktion um 34,5 Prozent –<br />
auf 54,4 Millionen Liter – zu. Der spätfrostfreie<br />
Frühling im Jahr 2018 sowie der äusserst<br />
trockene und heisse Sommer, der die<br />
Trauben sehr früh reifen liess, machten 2018<br />
zu einem aussergewöhnlichen Weinjahr.<br />
NEUE PILGERSTÄTTE<br />
Beim Namen «Masseto» schlägt das Herz<br />
vieler Weinliebhaber schneller. Vor wenigen<br />
Wochen wurde nun das brandneue, für den<br />
italienischen Kultwein vom Studio Zitomori<br />
kreierte Weingut eröffnet. Beton, Stahl und<br />
Glas definieren den Look des Gebäudes,<br />
das designt wurde, um sich perfekt in die<br />
Landschaft von Bolgheri einzubetten. Der<br />
Jahrgang 2018 wird dort bereits vinifiziert.<br />
JETZT AUCH MOST VON<br />
MARKUS RUCH<br />
Vor zwei Jahren begannen der Klettgauer<br />
Winzer Markus Ruch und Benjamin Oswald,<br />
vernachlässigte Apfel- und Birnbäume in<br />
der Region auszumachen. Daraus keltern sie<br />
nun hochwertige Cidres und werden eine<br />
eigene Mosterei eröffnen. Das Projekt wird<br />
mittels Crowdfunding finanziert.<br />
175 JAHRE BAUR<br />
AU LAC VINS<br />
Seit 1844 steht Baur au Lac Vins für Weinkultur.<br />
Damals nahm die Geschichte des<br />
«Baur au Lac», Fünf-Sterne-Haus in Zürich,<br />
ihren Anfang. In diesem Jahr feiert der<br />
Weinhändler sein 175-jähriges Jubiläum<br />
mit zahlreichen kleinen und grösseren<br />
Events. bauraulacvins.ch<br />
6 falstaff jun <strong>2019</strong>
NOTIZEN<br />
«Bordeaux muss den klassischen<br />
Code hinter sich lassen<br />
und sich zugänglich zeigen.»<br />
FRANCK CROUZET Direktor Kommunikation, Castel<br />
BORDEAUX-NEUSTART<br />
Eine schwach besuchte Vinexpo und das<br />
schleppende Primeurgeschäft führen in<br />
Bordeaux zu Diskussionen über die Zukunft.<br />
Ähnlich wie der Wein-Gigant Castel (17 Châteaux)<br />
sehen es auch andere – und fordern,<br />
dass Bordeaux weniger auf seine Crus Classés<br />
und mehr auf den alltäglichen Genuss fokussieren<br />
soll, dabei auch auf Rosé und Weisswein.<br />
CHAMPAGNE SOLL BIS 2030<br />
NACHHALTIG WERDEN<br />
Bisher sind laut offiziellen Angaben knapp<br />
20 Prozent der Rebfläche der Champagne<br />
nach den nachhaltigen Vorgaben des Viticulture<br />
Durable en Champagne zertifiziert.<br />
Die unter anderem Biodiversität, Pflanzenschutz,<br />
Wasser- und Düngemanagement<br />
umfassende Zertifizierung soll bis 2030<br />
die gesamte Fläche einschliessen.<br />
DIE GRÖSSTE<br />
AMARONE-FLASCHE<br />
IN DER SCHWEIZ<br />
Fotos: Getty Images, THOMAS LIN, Shutterstock, beigestellt<br />
Gastronom Robert Laski<br />
besitzt schweizweit wohl<br />
die grösste Amarone-<br />
Sammlung. Zum 11-<br />
Jahr-Jubiläum seines<br />
«Grenchner Hofs» schenkte<br />
er sich eine 27-Liter-<br />
Flasche von Buglioni, die<br />
grösste bisher abgefüllte<br />
Amarone-Flasche.<br />
ERSTER CHINESISCHER ROTHSCHILD<br />
Vor kurzem liess Jean-Guillaume Prats, CEO und Präsident der<br />
Domaines Barons de Rothschild, verlauten, dass im September der<br />
erste Rotwein des chinesischen Ablegers, der Domaine de Penglai,<br />
auf den Markt kommen wird. Es handelt sich dabei um den Jahrgang<br />
2017, vorherige Jahrgänge wurden zur Destillation freigegeben. Wie<br />
der Wein heissen wird, verrät das Unternehmen aktuell noch nicht,<br />
es handelt sich jedoch um eine Assemblage aus Cabernet Sauvignon<br />
und Marselan.<br />
NICOLAS JOSS WIRD NEUER<br />
DIREKTOR VON SWISS WINE<br />
Mehr als zwei Jahre war Jean-Marc<br />
Amez-Droz als Direktor für die <strong>Schweiz</strong>er<br />
Weinmarketingorganisation Swiss Wine<br />
Promotion tätig. Ab 1. Juli folgt ihm Nicolas<br />
Joss nach. Der gelernte Koch führte<br />
zuletzt das Generalsekretariat des Concours<br />
Mondial de Bruxelles, der dieses<br />
Jahr einmalig in Aigle stattfand.<br />
FEUER ZERSTÖRT 2 MILLIONEN<br />
FLASCHEN BORDEAUX<br />
Vor einigen Wochen zerstörte ein Brand<br />
in einem Lagerhaus rund 2 Millionen Flaschen<br />
Wein im Süden Frankreichs. 60<br />
Feuerwehrmänner rückten gegen drei<br />
Uhr nachts aus, um die Flammen zu<br />
löschen. Die etwa 80 Mitarbeiter wurden<br />
evakuiert, niemand wurde verletzt.<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
7
wein / BORDEAUX EN PRIMEUR<br />
BOR<br />
Foto: Shutterstock<br />
8 falstaff jun <strong>2019</strong>
Auf Château Palmer<br />
gab es 2018 zwar nur eine<br />
Miniernte, dafür war diese<br />
von herausragender<br />
Qualität.<br />
DEAUX 2018<br />
Was ist vom Jahrgang 2018 zu halten? <strong>Falstaff</strong> kostete sich durch Hunderte<br />
Jungweinproben durch und gelangte zu dem Ergebnis: Spitzenweine<br />
in allen Preisklassen bis runter zu den Crus Bourgeois.<br />
TEXT PETER MOSER<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
9
wein / BORDEAUX EN PRIMEUR<br />
Auf Château Palmer<br />
stiess man mit den<br />
biodynamischen Mitteln<br />
an die Grenzen des<br />
Machbaren. Der Mehltau<br />
sorgte für einen<br />
Miniertrag von 10,7 hl<br />
pro Hektaren – das war<br />
die Erntemenge des<br />
legendären Palmer 1961.<br />
M<br />
an spricht bei 2018 von<br />
einem grossen, teilweise<br />
sogar herausragenden Jahr<br />
in Bordeaux. Eine Einschätzung,<br />
die <strong>Falstaff</strong><br />
nach Abschluss von Hunderten Jungweinproben<br />
durchaus teilt. Das Besondere an<br />
diesem Jahrgang ist, dass er einerseits im<br />
Ergebnis homogen ist: Es gibt in allen<br />
Appellationen sehr gute Weine und somit<br />
keinen Grund für Aussagen wie «Die Weine<br />
vom linken Ufer sind besser als die vom<br />
rechten» (oder umgekehrt). Andererseits<br />
sind innerhalb der einzelnen Herkünfte die<br />
Weine doch sehr heterogen, sprich neben<br />
grossartigen Exemplaren stehen in den gleichen<br />
Appellationen auch überextrahierte<br />
oder zu spät gelesene Weine mit marmeladig-süssen<br />
Nuancen. Ganz grundsätzlich<br />
aber bietet der Jahrgang dem Liebhaber von<br />
Bordeaux-Weinen die Chance, sich mit Spitzenweinen<br />
einzudecken – und zwar in allen<br />
Preisklassen bis hinunter zu den Crus Bourgeois,<br />
von denen wir auch über einhundert<br />
als sehr empfehlenswert bewertet haben.<br />
DER EN-PRIMEUR-MARKT<br />
Da der Jahrgang ohne Zweifel qualitativ zu<br />
jenen zählt, von denen man einige Kisten<br />
im Keller haben möchte, stellt sich wieder<br />
einmal die Frage: En-primeur-Kauf ja oder<br />
nein? Die Marktsituation stellt sich so dar:<br />
Nach den mengenmässig guten Jahrgängen<br />
2015 und 2016 und den schwachen En-primeur-Kampagnen<br />
der letzten beiden Jahrgänge<br />
sind die Keller der Négociants in<br />
Bordeaux mit Jungweinen prall gefüllt.<br />
Trotz der erfreulichen Qualität wird sich<br />
nach Einschätzung der Experten die Nachfrage<br />
auch unabhängig von der Preisgestaltung<br />
in Grenzen halten. Bedenkt man, dass<br />
die Sammler in Grossbritannien die grössten<br />
Abnehmer von En-primeur-Weinen sind und<br />
dass sich diese im schwelenden Brexit-Prozess<br />
sehr zurückhaltend engagieren werden,<br />
ist eine korrekte Preisfindung zusätzlich<br />
erschwert. Wer beim En-primeur-Kauf auf<br />
eine Rendite aus ist und ihn als Investment<br />
betrachtet, der sollte Vorsicht walten lassen.<br />
In fünf von dreizehn Jahrgängen seit<br />
2005 haben Käufer negative Renditen eingefahren,<br />
wenn man den Liv-ex-Index, der<br />
diesen Spezialmarkt beleuchtet, zugrunde<br />
legt. Selbst bei positiven Renditen hätten<br />
<<br />
Fotos: Nicolas Joubard , Antoine VINCENS de TAPOL, Chateau La Tour, beigestellt<br />
10 falstaff jun <strong>2019</strong>
Château Latour zeigte den vielleicht<br />
besten Wein am linken Ufer. Hier<br />
heisst es: Bitte warten, der Verkauf<br />
beginnt erst ab dem Jahr 2030.<br />
Alle verkosteten Weine unter<br />
falstaff.com/enprimeur2018<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
11
wein / BORDEAUX EN PRIMEUR<br />
Die Zone des südlichen Pauillac und des angrenzenden<br />
Teils von Saint-Julien brachte diesmal dank etwas<br />
günstigerer Bedingungen auffällig viele Topweine hervor.<br />
Auf Château Léoville-Barton lässt die junge<br />
Generation, Damien und Melanie Barton-Sartorius,<br />
mit einem exquisiten Wein aufhorchen, den man<br />
nicht versäumen sollte.<br />
Auf Château Léoville Las Cas spielt man immer in<br />
der ersten Liga – mit dem Jahrgang 2018 zeigt man<br />
einmal mehr, was man kann.<br />
<<br />
Käufer in einigen Fällen mehr Geld verdienen<br />
können, wenn sie in materielle Aktien<br />
investiert hätten. Die jüngste Liv-ex-<br />
Analyse zeigt: Seit 2005 waren die Weine in<br />
etwas mehr als 50 Prozent bei der «physischen»<br />
Markteinführung (Lieferung) günstiger<br />
als en primeur. Dies war bei den Jahrgängen<br />
2009, 2010 und 2011 der Fall, was<br />
viele den Sinn des Systems infrage stellen<br />
liess. Seitdem hat sich das Blatt gewendet:<br />
2012, 2014 und 2015 sind alle Weine zwischen<br />
En-primeur-Kauf und «physischer»<br />
Markteinführung gestiegen. Die beiden letzten<br />
Jahrgänge – 2016 und 2017 – sind<br />
jedoch weiterhin unter dem En-primeur-<br />
Preis erhältlich.<br />
Wer allerdings Weine kauft, um sie später<br />
selbst zu trinken, wird sich dann für den<br />
En-primeur-Kauf entscheiden, wenn für ihn<br />
andere Faktoren zutreffen: Man möchte<br />
einen speziellen Wein erwerben, der vielleicht<br />
nur in limitierten Mengen angeboten<br />
wird. Derer gibt es im Jahrgang 2018 mehr<br />
als die sonst üblichen Verdächtigen, man<br />
denke an Palmer oder Pontet-Canet, die<br />
aufgrund ihrer biodynamischen Wirtschaft<br />
einen Grossteil der Ernte an den Mehltau<br />
verloren haben. Punkt zwei: Man möchte<br />
den gewünschten Wein in Grossflaschen<br />
kaufen – oder in Halbflaschen, auch dann<br />
ist der En-primeur-Kauf ratsam. Erste<br />
Anzeichen lassen darauf schliessen, dass die<br />
Weingüter bei der Festsetzung der Preise<br />
diesmal etwas vorsichtiger vorgehen werden<br />
– man geht etwas langsamer an die Release<br />
heran und hofft aus Anlass der diesmal auf<br />
Mitte Mai vorgezogenen Messe Vinexpo<br />
nochmals gute Stimmung beim Käuferpublikum<br />
zu machen. Erwartet wird daher eine<br />
etwas verzögerte Kampagne. Die bereits<br />
bekannten Preise lassen allerdings folgenden<br />
Trend erkennen: Das Niveau liegt etwa<br />
dort, was die Weine aus den sehr guten Jahren<br />
2015 und 2016 heute im Sekundärhandel<br />
kosten, und rund 15 Prozent über dem<br />
Preis der En-primeur-Weine aus dem Jahr<br />
2017. Das würde heissen: Für spekulative<br />
Käufe bietet sich überhaupt kein Raum.<br />
DER JAHRGANG IM DETAIL<br />
Das Jahr 2018 begann mit einem völlig verregneten<br />
Monat Januar: In den Weinregionen<br />
von Bordeaux wurden zwischen 450<br />
und 500 mm Niederschlag gemessen, der<br />
Teile der tiefer gelegenen Zonen in Seenlandschaften<br />
verwandelte. Die Winter-Temperaturen<br />
bewegten sich im langjährigen<br />
Mittel, auf einen relativ warmen Januar mit<br />
einer Durchschnittstemperatur von 3 °C<br />
Fotos: Nicolas Claris, Jeremie Buchholtz , Getty Images,Taylor Yandell, beigestellt<br />
12 falstaff jun <strong>2019</strong>
Im Jahr 2018 war die<br />
Qualität des Terroirs mit<br />
ein Schlüssel zum Erfolg.<br />
Gute Drainage während des<br />
Regens und Wasserhältigkeit<br />
bei Hitze waren gefragt.<br />
folgte ein ziemlich kalter Februar mit<br />
-2° Celsius im Mittel.<br />
Der Dezember und der März verliefen<br />
vergleichsweise normal. Der Austrieb der<br />
Reben erfolgte in der ersten Aprilhälfte, die<br />
Frühlingstemperaturen waren um rund 2 °C<br />
höher als üblich – und das, obwohl beim<br />
Sonnenschein deutliche Defizite zu verzeichnen<br />
waren. Und so wie die Temperaturen<br />
höher waren, so waren es auch die gemessenen<br />
Niederschläge. Zwischen 1. April und<br />
Mitte Juli wurden weitere 336 mm Regen<br />
gemessen. Der Krankheitsdruck auf die<br />
Reben stieg, und für die Winzer hiess es<br />
wachsam und fleissig sein.<br />
Speziell die biologisch und biodynamisch<br />
arbeitenden Betriebe mussten in dieser Phase<br />
erhebliche Ernteverluste für den Herbst<br />
verkraften, auch jene konventionellen<br />
Weingüter, die mit dem Spritzen auch nur<br />
einen Tag zu spät dran waren, zählten später<br />
zu den Verlierern. Rund ein Drittel der<br />
Weingärten in Bordeaux war mehr oder<br />
weniger vom Mehltau befallen – seit Jahrzehnten<br />
war das Problem nicht mehr so<br />
massiv wie 2018.<br />
Man musste frühzeitig mit dem Entblättern<br />
beginnen, um für eine gute Luftzirkulation<br />
am Stock zu sorgen und so das Auftreten<br />
und die Verbreitung von Krankheiten,<br />
allen voran den Mehltau, hintanzuhalten.<br />
Auch die Bodenbearbeitung verlangte<br />
2018 nach deutlicher Mehrarbeit, denn<br />
durch gute Wasserversorgung wuchs die<br />
Begrünung zwischen den Rebzeilen ohne<br />
Unterlass. Die Blüte von Ende Mai bis<br />
Anfang Juni verlief sehr gut. Wie in den<br />
Jahren zuvor waren auch diesmal vermehrt<br />
regionale Schäden durch Wetterereignisse<br />
zu verzeichnen. Dreimal schlug der Hagel<br />
unbarmherzig zu: am Pfingstsonntag am<br />
Médoc-Ufer im Gebiet von Saint-Christoly,<br />
Couquèques und Bégadan, am 26. Mai war<br />
der Süden des Médoc betroffen, am<br />
schwersten die Gemeinden von Ludon,<br />
<<br />
Philippe Cuvelier (r.) und Sohn<br />
Matthieu freuen sich über<br />
einen ausgezeichneten, vom<br />
Terroir geprägten Clos Fourtet.<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
13
wein / BORDEAUX EN PRIMEUR<br />
<<br />
Macau und Parempuyre. Am 15. Juli<br />
herrschte in derselben Zone nochmals Weltuntergangsstimmung.<br />
Es war der Tag des<br />
Finales der Fussball-WM, als ein enormer<br />
Hagelsturm die Weingärten von Ludon,<br />
Macau, Parempuyre und diesmal auch noch<br />
Le Pian und Blanquefort heimsuchte. Auch<br />
in den Rebbergen der Côtes de Bourg und<br />
in Blaye richtete der Orkan Schäden an,<br />
ebenso im Süden von Graves und im<br />
Sauternais.<br />
DIE RÜCKKEHR DER SONNE<br />
Mitte Juli kletterten die Temperaturen dann<br />
in die Höhe und die Sonne stellte sich ein.<br />
Die bereits erschöpften Winzer atmeten<br />
durch. Ein stabiles Hochdruckgebiet installierte<br />
sich und hielt zur allgemeinen Freude<br />
bis Anfang Oktober ungetrübt an. Von Juni<br />
bis September lagen nun die Temperaturen<br />
deutlich über dem Durchschnitt. Seit 1947<br />
gab es nur im extrem heissen Jahr 2003 in<br />
der Hochsaison noch höhere Werte als in<br />
2018. Die Umfärbung der blauen Sorten<br />
verlief je nach Gebiet zwischen dem 5. und<br />
15. August unter idealen Bedingungen. Drei<br />
trockene, sonnige Monate vor der Ernte in<br />
Folge sind auch in Bordeaux recht selten,<br />
vergleichbare Bedingungen gab es im Jahr<br />
2010. Das Ergebnis waren ausgezeichnete<br />
Erntebedingungen ohne jede Fäulnisgefahr<br />
und ohne Stress für die Winzer. Klarerweise<br />
wurde bei den Weissweinen früh zu lesen<br />
begonnen, am 21. August waren die ersten<br />
Sauvignons Blancs im Keller, Ende August<br />
folgte bereits Pessac-Léognan, Anfang September<br />
dann Graves. Was die Rotweine<br />
betraf, so konnten es sich die Winzer wirklich<br />
aussuchen, das war nun mehr eine Frage<br />
des gewünschten Weinstils.<br />
Während manch bekannter Betrieb in<br />
Saint-Émilion bereits in der ersten Septemberwoche<br />
die Merlots holte, schlossen<br />
andere Weingüter dort erst in der letzten<br />
Oktoberwoche ihre Weinlese ab. Die<br />
Haupterntezeit für Merlot und Cabernet<br />
war zwischen Mitte September und Anfang<br />
Oktober. Die roten Trauben kamen generell<br />
völlig gesund und ohne Anflug von Fäulnis<br />
in die Kellereien. Jene Betriebe, die alles<br />
richtig machten, den Mehltau im Griff<br />
und nicht das Unglück hatten, von Hagel<br />
getroffen zu werden, können sich ohne<br />
jeden Zweifel über exzellente Qualitäten<br />
freuen.<br />
VIELFÄLTIGES ANGEBOT<br />
Was darf man also im Optimalfall erwarten?<br />
Am rechten Ufer, wo der Merlot dominiert,<br />
der tendenziell recht kraftvoll ausgefallen<br />
ist, liegt der neue Jahrgang stilistisch<br />
nahe an 2016 und 2015. Am linken<br />
<<br />
Pierre Lurton und seinem Team ist 2018 ein grossartiger Cheval Blanc<br />
gelungen, der an legendäre Weine aus den 40er-Jahren erinnert.<br />
><br />
Fotos: fpoincet@occitmedia.com, Cecile Burban, beigestellt<br />
14 falstaff jun <strong>2019</strong>
Besonders gut für jeden Tag.<br />
Die Chips Salt & Pepper von Migros Sélection.<br />
migros.ch/selection
wein / BORDEAUX EN PRIMEUR<br />
Der nicht enden wollende<br />
Regen in der ersten<br />
Jahreshälfte brachte die<br />
organisch und biodynamisch<br />
arbeitenden Betriebe 2018<br />
enorm unter Druck.<br />
Alfred Tesseron und sein Team von Pontet-Canet haben zwar eine extrem kleine<br />
Erntemenge im Keller, aber diese ist dafür von umwerfender Qualität.<br />
Auf Château Lafleur in<br />
Pomerol hat man einmal<br />
mehr einen Star des<br />
Jahrgangs im Keller –<br />
glücklich, wer eine<br />
Flasche ergattert.<br />
Im Kreis: Winzer<br />
Baptiste Guinaudeau<br />
und seine Frau Julie.<br />
<<br />
Ufer erwartet man sogar noch mehr:<br />
Man spricht von einer Mischung von 2016<br />
mit 2010, abgerundet mit einem Schuss<br />
2009 – eine Art önologische «eierlegende<br />
Wollmilchsau» also. Letztendlich wird es<br />
einmal mehr um Balance und Frische<br />
gehen. Und da haben bereits die letzten<br />
Jahrgänge gezeigt, dass die Winzer eingesehen<br />
haben, dass man die Weine nicht auf<br />
Teufel komm raus konzentrieren muss, um<br />
von den Kritikern hohe Punkte zu bekommen<br />
und um den Weinen noch mehr Körper<br />
und Struktur abzutrotzen. Die heissen,<br />
trockenen Sommer haben die Kellermeister<br />
vorsichtiger gemacht, der Wert von Trinkfluss<br />
und Finesse hat wieder mehr Gewicht<br />
bekommen.<br />
EMPFEHLUNGEN GIBT ES VIELE<br />
Nach der Verkostung von rund 600 Jungweinen,<br />
die allesamt noch länger in den Fässern<br />
reifen werden, bevor sie tatsächlich auf<br />
die Flasche kommen, blicken die Weinfreunde<br />
zunächst auf alle jene Namen, denen die<br />
höchsten Bewertungspunkte zuteilgeworden<br />
sind. Sechs Mal wurde in diesem Jahrgang<br />
die Höchstbewertung von 100 Punkten<br />
gegeben. Daneben gab es eine Vielzahl an<br />
echten Empfehlungen, und oft ist es durchaus<br />
sinnvoll, auch über den Kauf von «kleineren»<br />
Namen nachzudenken. Sie bieten<br />
den Vorteil, dass man hier nicht zwangsläufig<br />
jahrelang warten muss, bis man die ersten<br />
Flaschen öffnen kann; zudem kann man<br />
auch bürgerliche Gewächse aus einem tollen<br />
Jahr wie 2018 problemlos über Jahre, wenn<br />
nicht Jahrzehnte lagern.<br />
Die Crus Bourgeois liegen im Durchschnitt<br />
bei einem Preis von 20 bis 30 Franken.<br />
Wenn man subskribiert, dann sollte<br />
man am besten Magnums kaufen. Diese<br />
wird man im regulären Handel später nicht<br />
so leicht auftreiben können und sie sind<br />
auch im Hinblick auf eine längere Reifung<br />
von Vorteil. Von den bürgerlichen und nicht<br />
klassifizierten Gewächsen aus dem Médoc<br />
am linken Ufer möchten wir ihnen einige<br />
Blue Chips ans Herz legen. Zunächst jene<br />
drei Weine, die sich mit einer Bewertung<br />
von 94 Punkten besonders eindringlich<br />
empfehlen: Château Labégorce aus Margaux,<br />
Château Pibran aus Pauillac, gemacht<br />
vom Team von Château Pichon-Baron,<br />
und den Dauerbrenner Château Sociando-<br />
Mallet aus St.-Estèphe. Nicht weniger als<br />
18 bürgerliche Gewächse wurden mit einer<br />
Bewertung von 93 Punkten ausgezeichnet:<br />
eine Anzahl, die unschwer erkennen lässt,<br />
dass man dieses Segment in diesem Jahrgang<br />
auf gar keinen Fall vernachlässigen<br />
sollte. In dieser Gruppe findet man Klassiker<br />
wie die Châteaux Charmail, Clarke,<br />
Phélan-Ségur, Poujeaux, Potensac, Les<br />
Ormes de Pez, Siran, Tronquoy-Lalande,<br />
Lalande-Borie oder Tour Haut-Caussan,<br />
aber auch noch weniger bekannte und meist<br />
noch preiswertere Namen wie Le Boscq,<br />
Branas Grand Poujeaux, Lestruelle, Poitevin,<br />
Tour-Prignac, La Roque de By und ganz<br />
besonders Preuillac. Es lohnt sich also heuer<br />
sicher, die <strong>Falstaff</strong>-Datenbank, in der alle<br />
En-primeur-Wertungen online zur Verfügung<br />
stehen, genau zu studieren.<br />
<<br />
Fotos: Alexandra Lebon, beigestellt<br />
16 falstaff jun <strong>2019</strong>
Bewirbt sich.<br />
Als Chief Performance Officer.<br />
Das neue Cayenne Coupé. Shaped by Performance.<br />
Erleben Sie das Cayenne Coupé jetzt bei einer von 3 Erlebnisfahrten.<br />
www.cayenne-coupe.ch
wein / DIE BESTEN BORDEAUX AUS 2018<br />
TASTING<br />
INFO<br />
WEITERE BEWERTUNGEN<br />
UND BESCHREIBUNGEN<br />
FINDEN SIE SIE AB<br />
AB SEITE 156. 148.<br />
FAVORITEN 2018<br />
BORDEAUX EN PRIMEUR<br />
LINKES UFER<br />
Einmal mehr kamen die<br />
besten Weine des Médocs<br />
aus dem nördlicheren Teil,<br />
Saint-Julien, Pauillac und Saint-<br />
Estèphe waren etwas im Vorteil.<br />
Zu den weiteren Topweinen, die<br />
man nicht versäumen sollte, zählen<br />
in diesem grossen Jahrgang<br />
ohne Zweifel auch Grand Puy<br />
Lacoste, Lynch-Bages, Pichon-<br />
Comtesse und schliesslich Rauzan-Ségla<br />
und Château Margaux.<br />
Château Palmer 2018,<br />
ein Gigant aus Margaux.<br />
Beauséjour-Duffau-Lagarrosse, der<br />
Überraschungswein des Jahres.<br />
RECHTES UFER<br />
Die Top-Terroirs am legendären<br />
Plateau von Saint-<br />
Émilion brachten ebenso<br />
tolle Ergebnisse wie eisenhaltige<br />
Boutonnière in Pomerol, wo sich<br />
die besten Namen drängeln. Aus<br />
der Gruppe mit 97 Punkten wurde<br />
der stärkste Wein in Preis-Leistung<br />
ausgewählt, weitere Weine<br />
mit dieser Bewertung sind Angélus,<br />
Figeac, La Fleur-Pétrus, La<br />
Mondotte sowie Pétrus selbst.<br />
100<br />
98<br />
100<br />
98<br />
CHÂTEAU LATOUR<br />
Pauillac<br />
Kommt leider erst frühestens in<br />
zehn Jahren auf den Markt.<br />
chateau-latour.com<br />
100<br />
CHÂTEAU COS D’ESTOURNEL<br />
Saint-Estèphe<br />
Ein klassischer Cos wie aus dem<br />
Bilderbuch, St-Estèphe vom Feinsten.<br />
estournel.com<br />
98<br />
CHÂTEAU BEAUSÉJOUR-DUF-<br />
FAU-LAGARROSSE<br />
Saint-Émilion<br />
Ein Pflichtwein des Jahrgangs.<br />
beausejourhdl.fr<br />
100<br />
CHÂTEAU BELAIR-MONANGE<br />
Saint-Émilion<br />
Ein weiterer kommender Superstar<br />
aus dem Hause Moueix.<br />
moueix.com<br />
98<br />
CHÂTEAU LÉOVILLE-LAS-CASES<br />
Saint-Julien<br />
Der Deuxième Grand Cru mit der<br />
Qualität eines Erstgewächses.<br />
domaines-delon.com<br />
100<br />
CHÂTEAU DUCRU-BEAUCAILLOU<br />
Saint-Julien<br />
Ein echter Muskelprotz, dieser<br />
Ducru ist einfach eine Wucht.<br />
chateau-durcu-beaucaillou.com<br />
98<br />
CHÂTEAU CHEVAL BLANC<br />
Saint-Émilion<br />
Komplex, stoffig und kraftvoll,<br />
Cheval Blanc im Breitbandmodus.<br />
chateau-cheval-blanc.com<br />
100<br />
CLOS FOURTET<br />
Saint-Émilion<br />
Ein Must-have für jeden Fan der<br />
eleganten Weine von Saint-Émilion.<br />
closfourtet.com<br />
98<br />
CHÂTEAU PALMER<br />
Margaux<br />
Vom Mehltau limitierte Mengen,<br />
dafür herausragende Qualität.<br />
chateau-palmer.com<br />
99<br />
CHÂTEAU HAUT-BRION<br />
Pessac-Leognan<br />
Der Weingarten mitten in der Stadt<br />
brachte ein tolles Ergebnis.<br />
haut-brion.com<br />
98<br />
CHÂTEAU LAFLEUR<br />
Pomerol<br />
Das kleine Juwel kombiniert Merlot<br />
mit Cabernet Franc aufs Feinste.<br />
kateandkon.com<br />
99<br />
CHÂTEAU L’EVANGILE<br />
Pomerol<br />
Das Lafite-Team hat einen stoffigen<br />
Evangile im Grossformat gezaubert.<br />
lafite.com<br />
98<br />
CHÂTEAU MOUTON-ROTHSCHILD<br />
Pauillac<br />
Hochelegant und finessenreich, ein<br />
Mouton mit dreistelligem Potenzial.<br />
chateau-mouton-rothschild.com<br />
99<br />
CHÂTEAU LAFITE-ROTHSCHILD<br />
Pauillac<br />
Eleganz pur: ein delikater, finessenreicher<br />
Lafite mit dezentem Alkohol.<br />
lafite.com<br />
98<br />
CHÂTEAU TROTANOY<br />
Pomerol<br />
Engmaschig und schokoladig, angelegt<br />
für viele Jahrzehnte Genuss.<br />
moueiux.com<br />
98<br />
VIEUX CHÂTEAU CERTAN<br />
Pomerol<br />
Schliesst nahtlos an die Topweine<br />
der letzten Jahre an, einfach Klasse.<br />
vieuxchateaucertan.com<br />
97<br />
CHÂTEAU PONTET-CANET<br />
Pauillac<br />
Sehr kleine Mengen, die Biodynamie<br />
hatte kein Mittel gegen Mehltau.<br />
pontet-canet.com<br />
CHÂTEAU LÉOVILLE-BARTON<br />
Saint-Julien<br />
Der stets finessenreiche Barton<br />
überzeugt mit saftigem Körper.<br />
leoville-barton.com<br />
CHÂTEAU AUSONE<br />
Saint-Émilion<br />
Aristokratischer Wein mit seidigen<br />
Tanninen und salziger Mineralität.<br />
chateau-ausone.fr<br />
CHÂTEAU PAVIE-MACQUIN<br />
Saint-Émilion<br />
Superdefinierte Eleganz vom grossen<br />
Könner Nicolas Thienpont.<br />
pavie-macquin.com<br />
Fotos: Peter Moser<br />
18 falstaff jun <strong>2019</strong>
caesarsalad.fr<br />
caesarsalad.fr
wein / WEINWANDERN WALLIS<br />
Monumentale Kulisse für eine<br />
Weinwanderung: Die Rebberge<br />
von Salgesch bieten einen<br />
perfekten Ausblick auf die<br />
umliegenden Gipfel.<br />
Fotos: Valais Wallis Promotion – Pascal Gertschen<br />
20 falstaff jun <strong>2019</strong>
SERIE<br />
WEINWANDERN<br />
IN DER SCHWEIZ<br />
TEIL 1: GRAUBÜNDEN<br />
TEIL 2: WALLIS<br />
WALLIS<br />
PER PEDES<br />
Unsere nächste Weinwanderstation führt uns in das traumhafte Wallis, die grösste<br />
Weinregion der <strong>Schweiz</strong>. Hier, in alpiner Umgebung, erfährt der Begriff<br />
Weinwandern eine ganz neue Dimension. An steilen Hängen, umgeben von<br />
Rebbergen, lässt sich die Genusswelt des Wallis auf eindrucksvolle Art erleben.<br />
TEXT DOMINIK VOMBACH<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
21
wein / WEINWANDERN WALLIS<br />
Beeindruckendere Weinberge als jene in<br />
Visperterminen findet man – egal ob in der<br />
<strong>Schweiz</strong> oder sonstwo – nur sehr selten.<br />
Der wunderschöne Blausee liegt direkt vor dem<br />
Lötschbergtunnel von Bern kommend. Er entstand<br />
nach einem Felssturz vor über 15.000 Jahren.<br />
Es geht bergauf, und rechts von<br />
uns erscheint die Eingangspforte<br />
zum Blausee, jenem<br />
wunderschönen Bergsee, den<br />
man zumindest einmal in seinem<br />
Leben besucht haben sollte. In Serpentinen<br />
schlängeln wir uns in Richtung<br />
Lötschberg-Basistunnel, kaufen uns an der<br />
Kasse das Fahrticket für den Autozug,<br />
inklusive der obligatorischen Ovi-Schoggi.<br />
Nachdem die Handbremse angezogen ist,<br />
ruckelt es leicht, der Zug setzt sich in<br />
Bewegung und wir fahren hinein in den<br />
stockfinsteren Tunnel, der getrost als Eintrittspforte<br />
in die Unterwelt durchgehen<br />
könnte. Umso erleichternder das Licht, das<br />
uns am Ende erwartet, wir müssen unsere<br />
Augen kurz bemühen, aber dann sind wir<br />
endlich da, im Wallis, auf dem Weg zu<br />
unserer nächsten genüsslichen Weinwandertour.<br />
Unsere erste Station ist Visp, das<br />
kleine Städtchen an der Mündung von Vispa<br />
und Rhone. Dort am Bahnhof beginnt<br />
unsere Wanderung mit Ziel Visperterminen,<br />
auch Heidadorf genannt. Auf 1150 Metern<br />
über Meer befindet sich hier der höchste<br />
Weinberg Europas.<br />
ALPINES WEINBAUDORF<br />
Zunächst geht es durch die malerische Altstadt<br />
Visps mit ihren engen Gassen, bevor<br />
wir die ersten Rebstöcke am Ufer der Vispa<br />
erreichen. Im Zickzack wandern wir<br />
entlang des Berghangs und der von kilometerlangen<br />
Trockensteinmauern getragenen<br />
Rebterrassen, immer den gelben Infotafeln<br />
nach, die die Geschichte des Weinbaus<br />
erklären, wir lernen, dass die Weinberge<br />
hier schon zu Zeiten der Kelten<br />
angelegt wurden und dass aus dieser Zeit<br />
auch der Name der Rebsorte Heida<br />
stammt, der sich von heidnisch ableitet.<br />
Nachdem wir die etwa 500 Höhenmeter<br />
bezwungen haben, erreichen wir weiter<br />
südlich das Dorf Visperterminen mit seinen<br />
romantischen Bergchalets. Hier angekommen,<br />
geniessen wir zunächst die wunderschöne<br />
Aussicht auf das Vispertal und<br />
die umliegenden schneebedeckten Berggipfel.<br />
Die Rebberge von Visperterminen werden<br />
heute von Hunderten Teilzeitwinzern<br />
bewirtschaftet, die kleine Parzellen pflegen,<br />
die über Generationen weitervererbt<br />
wurden. Der grösste und wichtigste Produzent<br />
hier oben ist die St. Jodern Kellerei,<br />
die sich in Unterstalden, knapp einen halben<br />
Kilometer südlich der Rebterrassen,<br />
befindet. Neben der Rebsorte Heida sind<br />
vor allem die Weine der Rebsorte Johannisberg<br />
von gutem Ruf. Ein gute, schöne<br />
und eindrucksvolle Einstiegstour, die sich<br />
dank des Lötschberg-Tunnels innert eines<br />
Tages bewältigen lässt.<br />
Fotos: Valais Wallis Promotion – Christian Pfammatter, Valais Wallis Promotion – Yves Garneau, Valais Wallis Promotion – Pascal Gertschen, Valais Wallis Promotion – Sedrik Nemeth, beigestellt<br />
22 falstaff jun <strong>2019</strong>
Sierre wird gerne als die Hauptstadt des<br />
<strong>Schweiz</strong>er Weins bezeichnet.<br />
VON SIERRE NACH SALGESCH<br />
Als Nächstes ruft uns Sierre, das von den<br />
Wallisern gerne als Hauptstadt des <strong>Schweiz</strong>er<br />
Weins bezeichnet wird. Unser Ziel: Salgesch.<br />
Der Ausgangspunkt unserer Weinwanderung<br />
liegt beim Château de Villa, wo<br />
sich zu diesem Zeitpunkt auch die temporäre<br />
Ausstellung des hiesigen Weinbaumuseums<br />
befindet. Wer sich eine Stärkung zum<br />
Start gönnen möchte, sollte auf keinen Fall<br />
das Restaurant im Schlösschen verpassen,<br />
denn kaum irgendwo sonst im Wallis wird<br />
das Nationalgericht der Region – das Raclette<br />
–auf derartige Weise zelebriert. Wir<br />
gönnen uns das Degustationsmenü mit fünf<br />
verschiedenen Raclettekäsen, eine Reise, die<br />
zeigt, dass eben auch ein Käse von seinem<br />
Terroir geprägt ist. Im Keller des Gebäudes<br />
befindet sich zudem die Oenothèque du Villa,<br />
die grösste Walliser Vinothek. Der Ort<br />
schlechthin, wenn man sich in die Region<br />
eintrinken und ihre Diversität kennenlernen<br />
möchte. Zur Degustation stehen mehr<br />
als 650 Walliser Weine aller Couleur bereit.<br />
Nach der Stärkung geht es los, entlang der<br />
80 Hinweistafeln, die uns dezidierte Informationen<br />
über Rebsorten, Geschichte und<br />
Weinbau liefern. Der Wein prägt das Wallis<br />
als Kulturlandschaft seit langer Zeit. Viele<br />
der Bauern kamen früher aus dem höhergelegenen<br />
Seitental Val d’Anniviers und führten<br />
einen Lebensstil, den man durchaus als<br />
nomadisch bezeichnen kann, im Winter<br />
lebten sie im Rhonetal, den Sommer verbrachten<br />
sie im Val d’Anniviers. Die zahlreichen<br />
Holzchalets, die uns unterwegs<br />
begegnen, zeugen von dieser Zeit. Gegen<br />
Ende der Wanderung machen wir noch<br />
einen Abstecher in die wildromantische<br />
Schlucht der Raspille. Hier befindet sich die<br />
Sprachgrenze zwischen dem Französisch<br />
sprechenden und Deutsch sprechenden Teil<br />
des Wallis. Unsere Wanderung endet beim<br />
historischen Zumofenhaus in Salgesch.<br />
Auch dort befindet sich ein Weinbaumuseum<br />
– und wer Winzer besuchen möchte,<br />
wird in dem renommierten Weinbaudorf<br />
auf jeden Fall fündig. Hier sitzen einige<br />
prestigeträchtige Häuser, darunter beispielsweise<br />
Adrian & Diego Mathier.<br />
><br />
TIPPS ABSEITS<br />
DER WEGE<br />
Weinbaumuseen Salgesch/Sierre<br />
An gleich zwei Ausstellungsorten können<br />
Weinliebhaber in die Weinhistorie des Oberwallis<br />
eintauchen. Das Museum in Salgesch<br />
bietet eine Dauerausstellung, während jenes<br />
in Sierre wechselnde Ausstellungen zeigt.<br />
museeduvin-valais.ch<br />
Walliser Alpentherme<br />
Nach einer anstrengenden Wanderung der<br />
perfekte Ort, um von Bergriesen umgeben<br />
auszuspannen. Direkt am historischen Dorfplatz<br />
gelegen und von den alpinen Quellen<br />
versorgt. Spa, Thermalbad, Entspannung pur.<br />
alpentherme.ch<br />
Fondation Gianadda<br />
Das Gebäude wurde 1978 durch Léonard<br />
Gianadda in Gedenken an seinen verstorbenen<br />
Bruder erbaut. In der Fondation finden<br />
sich Werke von Picasso bis Matisse.<br />
gianadda.ch<br />
Eine waschechte Walliser Stärkung: Raclette<br />
am Feuer geschmolzen.<br />
Önothek, Museum und<br />
Raclette-Mekka: Das prachtvolle<br />
Château de Villa in Sierre<br />
Einer der Weine,<br />
die zur Degus tation<br />
während einer<br />
Wanderung laden:<br />
Diversitas von der<br />
Cave du Rhodan.<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
23
wein / WEINWANDERN WALLIS<br />
Das Château de la Bâtiaz liegt<br />
auf dem gleichnamigen Felsen<br />
am Rhoneknie bei Martigny.<br />
Steil ist hier gar kein<br />
Ausdruck. Die<br />
Rebterrassen in<br />
Martigny können nur<br />
von Hand bearbeitet<br />
werden.<br />
TOP-EVENTS<br />
Swiss Food Festival<br />
16. August <strong>2019</strong><br />
18 Zermatter Köche mit 255 Punkten<br />
versammeln sich an diesem Tag, um ihr<br />
Können bei der Kitchen-Party im «Mont<br />
Cervin Palace» und im «Grand Hotel<br />
Zermatterhof» zu präsentieren. An 19 Stationen<br />
finden Feinschmecker saisonale und<br />
regionale Köstlichkeiten. tasteofzermatt.ch<br />
VINEA Le Salon<br />
6. und 7. September <strong>2019</strong><br />
Einmal im Jahr bittet der Weinbauverband<br />
des Wallis, die VINEA, zum Degustationssalon<br />
nach Sierre. Die Veranstaltung bietet die<br />
einzigartige Möglichkeit, rund 800 Weine von<br />
knapp 130 Ausstellern aus den sechs wichtigsten<br />
Weinbauregionen des Landes zu verkosten.<br />
Eine einmalige Veranstaltung hierzulande,<br />
die man nicht verpassen sollte.<br />
vinea.ch<br />
Wii-Grill Fäscht<br />
7. September <strong>2019</strong><br />
Die Wanderung, die erstmals 1993 stattfand,<br />
startet jährlich am ersten Samstag im September<br />
auf dem Kaufplatz in der Altstadt von<br />
Visp und führt teilweise über alte Fuss- und<br />
Saumwege im Zickzack durch den Weinberg<br />
Riebe bis hinauf zum Weiler Oberstalden.<br />
heidadorf.ch/wiigrill<br />
HOCH ÜBER MARTIGNY<br />
Hoch über Martigny werden seit Generationen<br />
Reben kultiviert. Die Terrassen sind<br />
so steil, dass sie nur von Hand bearbeitet<br />
werden können, eine Herausforderung für<br />
die Winzer und unser Glück, denn unsere<br />
Rundwanderung hier ist einfach traumhaft.<br />
Wir überqueren den Nebenfluss Dranse<br />
über eine historische Holzbrücke und folgen<br />
der Strasse rechts, um zum mittelalterlichen<br />
Schloss Bâtiaz zu gelangen. Damit wir<br />
die Gegend aus der Vogelperspektive be -<br />
t rachten können, steigen wir den Schlossturm<br />
hinauf. Hier erwartet uns ein einmaliges<br />
Panorama. Anschliessend geht es durch<br />
die Rebterrassen, teils auf steinigem Untergrund.<br />
An der Strasse zum Col de la Forclaz<br />
erreichen wir den höchsten Punkt unserer<br />
Wanderung. Nun geht es hinab in das<br />
urchige, mit seinen traditionellen Holzchalets<br />
mitten in den Reben gelegene Dörfchen<br />
Plan Cerisier. Eines der Chalets wurde zum<br />
Museum umgestaltet – zum kleinsten<br />
Museum der <strong>Schweiz</strong>. Hier finden regelmässig<br />
Ausstellungen regionaler Künstler<br />
statt. Wir gönnen uns eine Verschnaufpause,<br />
bevor wir unseren Rückweg entlang der<br />
Dranse zurück ins Städtchen Martigny auf<br />
uns nehmen. Auch hier lassen sich nach<br />
Voranmeldung diverse Winzer besuchen,<br />
unter anderem Gérald Besse, der seit Jahren<br />
zur Winzerelite des Wallis gehört. Ausserdem<br />
bietet Martigny diverse Möglichkeiten,<br />
sich die Zeit zu vertreiben, etwa ein beliebtes<br />
Kristallmuseum.<br />
Das schmucke<br />
Dörfchen Plan<br />
Cerisier<br />
beheimatet<br />
unter anderem<br />
das kleinste<br />
Museum der<br />
<strong>Schweiz</strong>.<br />
><br />
Fotos: Switzerland Tourism Giglio Pasqua, Valais Wallis Promotion – Christian Pfammatter<br />
24 falstaff jun <strong>2019</strong>
RHEINGAU RIESLING LORCHER<br />
SCHLOSSBERG QBA EVA FRICKE<br />
2014, 75 CL<br />
44.50<br />
(10 CL = 5.93)<br />
CHÂTEAU FOMBRAUGE<br />
GRAND CRU CLASSÉ<br />
ST-EMILION AOC<br />
2013, 75 CL<br />
29.95<br />
(10 CL = 3.99)<br />
WEINVIERTEL DAC<br />
GRÜNER VELTLINER RESERVE<br />
IN DER SCHABLAU<br />
INGRID GROISS 2016, 75 CL<br />
14.95<br />
(10 CL = 1.99)<br />
Raritäten aus unserem<br />
exklusivsten Weinkeller.<br />
Entdecken Sie ausgesuchte Weine von seltener Hochwertigkeit: mondovino.ch/raritaeten<br />
Preis- und Jahrgangsänderungen sind vorbehalten. Coop verkauft keinen Alkohol an Jugendliche unter 18 Jahren.<br />
Erhältlich in grossen Coop Supermärkten sowie unter coopathome.ch und mondovino.ch
wein / ADRESSEN WALLIS<br />
TIPPS &<br />
ADRESSEN<br />
WEINWANDERWEGE<br />
REBLEHRPFAD HEIDAWEG VON<br />
VISPERTERMINEN (1)<br />
WEINLEHRPFAD VON SIERRE<br />
NACH SALGESCH (2)<br />
REBTERRASSENWANDERUNG IN MARTIGNY (3)<br />
HOTELS<br />
HOTEL NEST- UND BIETSCHHORN (1)<br />
Kleines, schmuckes, in wunderbarer Bergidylle<br />
gelegenes Hotel. Feine regionale Küche und<br />
Weinauswahl. DZ ab CHF 110,–.<br />
Ried 24, 3919 Blatten<br />
T: +41 27 9391106, nest-bietschhorn.ch<br />
LES SOURCES DES ALPES**** (2)<br />
Das Luxushotel am Fusse des Gemmi wartet<br />
mit dem richtigen Verwöhnprogramm für Weinwanderer<br />
auf. DZ ab CHF 179,–.<br />
Tuftstrasse 17, 3954 Leukerbad<br />
T: +41 27 4722000, sourcesdesalpes.ch<br />
RESTAURANTS<br />
HOTEL-RESTAURANT DIDIER DE COURTEN (1)<br />
Ein Besuch bei der <strong>Schweiz</strong>er Kochlegende Didier<br />
de Courten gehört zu den Pflichtterminen für<br />
Geniesser, die das Wallis besuchen. Punkt.<br />
Rue du Bourg 1, 3960 Sierre<br />
T: +41 27 4551351, hotel-terminus.ch<br />
WEINGÜTER<br />
KELLEREI CHANTON (1)<br />
Der Hüter der raren Rebsorten bringt Walliser<br />
Spezialitäten wie den weissen Himbertscha auf die<br />
Flasche. Ein weltweit einmaliger Tropfen.<br />
Kantonsstrasse 70, 3930 Visp<br />
T: +41 27 9462153, chanton.ch<br />
ST. JODERN KELLEREI (2)<br />
Beim Besuch des höchsten Weinbergs Europas in<br />
Visperterminen sollte man die St. Jodern Kellerei<br />
nicht verpassen. Die Heidas sind legendär.<br />
Unterstalden 2, 3932 Visperterminen<br />
T: +41 27 9484348, jodernkellerei.ch<br />
DOMAINE DES MUSES (6)<br />
Das Familienweingut wartet mit Weinen voller<br />
Eleganz und Finesse auf. Produziert wird die<br />
gesamte Bandbreite der Walliser Spezialitäten.<br />
Rue du Manège 2, 3960 Sierre<br />
T: +41 27 4557309, domainedesmuses.ch<br />
DENIS MERCIER VINS (7)<br />
Denis Mercier gehört ohne Zweifel zu den besonders<br />
klingenden Namen der Walliser Weinwelt.<br />
Vor allem sein Cornalin strahlt weit über die Grenzen<br />
und zählt für <strong>Falstaff</strong> zu den besten Weinen<br />
der <strong>Schweiz</strong>.<br />
Crêt de Goubing 42, 3960 Sierre<br />
T: +41 27 4554710, mercier-vins.ch<br />
MAISON CHOMEL (2)<br />
Das Restaurant der Gebrüder Chomel besticht mit<br />
internationalem Flair. Gekocht wird mit erstklassigen<br />
Produkten aus der Region, gute Weinkarte.<br />
Place du Bourg 11, 1920 Martigny<br />
T: +41 27 7229598, maison-chomel.ch<br />
CAVE ST. PHILIPPE (3)<br />
Philippe Constantin ist Mitbegründer der Grands<br />
Crus von Salgesch. Die Rebsorte Pinot Noir erfährt<br />
besondere Aufmerksamkeit im Weingut.<br />
Pachienstrasse 19, 3970 Salgesch<br />
T: +41 27 4557236, cave-st-philippe.ch<br />
DOMAINE ROUVINEZ (8)<br />
1947 gegründet, steht die Domaine heute vor allem<br />
für Walliser Spezialitäten wie den brillanten Petite<br />
Arvine von Château Lichten.<br />
Chemin des Bernardines 45, 3960 Sierre<br />
T: +41 27 4522252, famillerouvinez.com<br />
LES TOURISTES (3)<br />
Mathieu Biolaz und sein Kollege Nelson Bonvin<br />
haben das Lokal zu einer zuverlässigen Adresse<br />
gemacht. Saisonale, gekonnt zubereitete Küche.<br />
Rue de l’Hôpital 2, 1920 Martigny<br />
T: +41 27 5520150, touristes-martigny.ch<br />
CAVE DU RHODAN MOUNIR WEINE (4)<br />
Gemeinsam mit seiner Frau führt Olivier Mounir<br />
das Weingut in dritter Generation. Hohe Qualität<br />
und Nachhaltigkeit stehen im Fokus.<br />
Flantheystrasse 1, 3970 Salgesch<br />
T: +41 27 4550407, rhodan.ch<br />
DOMAINE GÉRALD BESSE (9)<br />
Das 20 Hektaren grosse Terrassenweingut ist hinsichtlich<br />
Lage und Grösse schweizweit einmalig.<br />
Spezialisiert auf Walliser Tropfen.<br />
Route de la Combe 14, 1921 Martigny-Combe<br />
T: +41 27 7227881, besse.ch<br />
CHÂTEAU DE VILLA (4)<br />
Die Kultadresse für alle Raclette-Liebhaber und<br />
der Ort, an dem man lernt, dass Raclettekäse ein<br />
waschechtes Terroirprodukt ist.<br />
Rue Sainte-Catherine 4, 3960 Sierre<br />
T: +41 27 4551896, chateaudevilla.ch<br />
ALBERT & DIEGO MATHIER (5)<br />
Diego Mathier sucht in seinen Weinen die perfekte<br />
Harmonie von Traubensorten und Terroir. Seine<br />
Tropfen sind mehrfach preisgekrönt.<br />
Bahnhofstrasse 50, 3970 Salgesch<br />
T: +41 27 4557575, mathier.com<br />
Mehr Städtereise-Tipps<br />
für lange Wochenenden:<br />
falstaff.com/longweekend<br />
Karte: Stefanie Hilgarth<br />
26 falstaff jun <strong>2019</strong>
SIX SENSES / promotion<br />
LUXUS IM ZEITALTER<br />
DES (KLIMA)WANDELS<br />
Six Senses, die einzige Marke der Luxushotellerie, die sich<br />
komplett nachhaltig präsentiert, eröffnet 2021 ein<br />
alpines Dorf mit privaten Residenzen.<br />
An nehmlichkeiten und Serviceleistungen<br />
eine erweiterte Bedeutung hat. Der wahre<br />
Luxus ist das komplette und uneingeschränkte<br />
Wohlbefinden von Körper und<br />
Geist und das Gefühl, Teil der Natur zu<br />
sein, die uns nährt. Die reinste Luft zu<br />
atmen, das klarste Wasser zu trinken,<br />
direkten Zugang zu biologischen Lebensmitteln<br />
und Naturprodukten höchster<br />
Qualität zu haben. Ein unverfälschtes<br />
Leben mit unbegrenzten Möglichkeiten<br />
und Genuss zu führen – mit dem Wissen,<br />
dass der eigene Lebensstil nicht nur Freude<br />
und Gesundheit bereitet, sondern gleichzeitig<br />
eine positive Auswirkung auf die<br />
Zukunft unseres Planeten hat.<br />
Die Marke Six Senses bietet ein neues<br />
Lebensgefühl im Einzugsgebiet Kitzbühel –<br />
nachhaltiges Wohnen, nachhaltige Ernährung<br />
und nachhaltige Fortbewegung.<br />
«Six Senses Kitzbuehel Alps» in strategischer<br />
Partnerschaft mit Porsche eröffnet<br />
in der Wintersaison 2021. Die unter<br />
strengsten Auflagen und nur mit Naturmaterialien<br />
errichteten Six Senses Private<br />
Residences sind ab sofort im Eigentum<br />
mit Zweitwohnsitz-Widmung zu erwerben.<br />
Alle Chalets werden schlüsselfertig<br />
inklusive neuem vollelektrischen Porsche<br />
Taycan übergeben.<br />
Fotos: beigestellt<br />
Oberhalb von Jochberg bei Kitzbühel,<br />
in einem naturgeschützten<br />
Gebiet, wo inmitten einer<br />
märchenhaften Wald- und<br />
Mooslandschaft wilde Orchideen blühen,<br />
entsteht ein Dorf, das mit seinem Konzept<br />
nicht nur die Grenzen des Konventionellen<br />
sprengt, sondern dabei auch Verantwortung<br />
für unsere Zukunft übernehmen will.<br />
Viele von uns wurden in eine unbeschwerte<br />
Zeit des jahrzehntelangen Friedens<br />
und Wachstums hineingeboren. Unser<br />
Drang nach grenzenlosem Fortschritt hat<br />
einen schlafenden Giganten geweckt. Klimawandel,<br />
Luftverschmutzung, prozessierte<br />
Nahrungsmittel – eine schleichende Infizierung<br />
unseres Planeten und der Bewohner.<br />
Laut einem jüngsten Bericht der Vereinten<br />
Nationen sind etwa eine Million<br />
Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben<br />
bedroht. Ein noch nie da gewesener Verlust<br />
unserer Biodiversität.<br />
Wir befinden uns an einem Wendepunkt.<br />
Es liegt in unserer Hand, wie wir uns in<br />
die Geschichtsbücher eintragen wollen –<br />
als die Generation, die den Grundstein für<br />
eine nachhaltige Zukunft legt, oder diejenige,<br />
die sich durch konsequentes Wegschauen<br />
der Verantwortung entzieht.<br />
In manchen wachsenden Metropolen<br />
dieser Welt dürfen Kinder nicht mehr an<br />
der frischen Luft spielen, Jakarta ist gar<br />
vom Untergang bedroht. Millionen Menschen<br />
haben keinen Zugang zu sauberem<br />
Wasser mehr. Naturkatastrophen stehen<br />
an der Tagesordnung.<br />
Wir haben die Technologien und das<br />
Wissen, diesen Trend zu reversieren – der<br />
erste Schritt ist allerdings ein Umdenken in<br />
unserer Lebensweise.<br />
Das «Six Senses Kitzbuehel Alps Resort»<br />
mit Hotel, privaten Residenzen und einem<br />
Six Senses Spa wird für all jene gebaut, die<br />
erkennen, dass Luxus neben allen<br />
INFO<br />
sales@kitzbuehelalps.com<br />
kitzbuehelalps.com<br />
sixsenses.com<br />
jun <strong>2019</strong> falstaff 27
ANTINORIS<br />
TENUTA GUADO<br />
AL TASSO<br />
Auf Antinoris historischem Anwesen in Bolgheri,<br />
einer der berühmtesten Weinregionen Italiens, reifen<br />
unter idealen Bedingungen die Trauben für echte<br />
Spitzentropfen. Ein Augenschein vor Ort.<br />
Im südlichsten Zipfel der<br />
Toskana herrscht ein für<br />
die Reben einmaliges<br />
Mikroklima. Die Weine der<br />
Tenuta bestechen durch<br />
ihre Ausgewogenheit,<br />
Eleganz und Fruchtigkeit.<br />
Die Maremma – einzigartige<br />
Landschaft der Toskana mit<br />
sanft geschwungenen Hügeln,<br />
Zypressenalleen und knapp 400<br />
Kilometern Küste. Doch tatsächlich liegen<br />
die wahren Sehenswürdigkeiten dieser sonnenverwöhnten<br />
Gegend in den Kellern der<br />
dort ansässigen Weingüter. Manch einer der<br />
legendären Supertoskaner verzeichnet seine<br />
Geburtsstätte in der Maremma. Und ist die<br />
Rede von den bedeutungsvollsten Produzenten<br />
dieser Region, mischt Antinori ganz<br />
vorne mit.<br />
SEIT FAST 100 JAHREN IN<br />
ANTINORIS BESITZ<br />
Historische Urkunden aus dem Jahre 754<br />
bezeugen, dass in dieser fruchtbaren Region<br />
seit Menschengedenken Weinbau betrieben<br />
wird. Mitte des 16. Jahrhunderts gelangen<br />
die Ländereien der heutigen Tenuta Guado<br />
al Tasso in den Besitz der Adelsfamilie della<br />
Gherardesca, der auch Gräfin Carlotta entstammt,<br />
die Mutter der Marchesi Piero und<br />
Lodovico Antinori. Sie erbte Mitte der<br />
1930er-Jahre das bis heute grösste Weingut<br />
der Region Bolgheri. Gut ein Drittel des<br />
Grundstücks ist mit Reben bepflanzt, der<br />
Rest ist reich mit Weizenfeldern, Sonnenblumen<br />
und Olivenhainen bedeckt. Heute erinnert<br />
das Familienwappen auf der Kapsel,<br />
bestehend aus den Initialen D und G, an die<br />
ehemaligen Gutsbesitzer.<br />
WEINE HÖCHSTER GÜTE<br />
Antinoris Schatzkammer auf Guado al Tasso<br />
ist gut bestückt: Der gleichnamige Bordeaux-Blend<br />
ist unbestritten das Flaggschiff<br />
Fotos: beigestellt<br />
28<br />
falstaff jun <strong>2019</strong>
BINDELLA / promotion<br />
der Tenuta, doch auch die anderen Gewächse<br />
des Hauses – wir denken an den weissen<br />
Vermentino oder die roten Publikumslieblinge<br />
Il Bruciato und Cont’Ugo – müssen<br />
sich nicht verstecken. Sie bestechen allesamt<br />
durch ihre Ausgewogenheit, Eleganz und<br />
Fruchtigkeit. Namhafte Weinkritiker zählen<br />
die Tentua Guado al Tasso denn auch zu<br />
den renommiertesten Kellereien ganz Italiens.<br />
Und auch wir finden: In Bezug auf die<br />
Qualität und Strahlkraft der Weine scheint<br />
diese Einstufung mehr als gerechtfertigt.<br />
EINZIGARTIGES MIKROKLIMA<br />
Die Weine verkörpern die ganze Kraft und<br />
Sanftheit der Landschaft, in der sie wach-<br />
sen. Im südlichsten Zipfel der Toskana,<br />
auf rund 50 Metern über Meer, reifen<br />
Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc,<br />
Merlot, Syrah, Petit Verdot und Vermentino<br />
unter den besten Bedingungen: viel,<br />
sehr viel Sonnenschein, dazu kommen<br />
hohe Temperaturschwankungen zwischen<br />
Tag und Nacht. Die Rebgärten sind am<br />
Fusse eines natürlichen Amphitheaters<br />
angelegt, wo nachts kalte Luft von den<br />
Hängen herabsteigt und die Reben<br />
erfrischt. Weine aus diesem einmaligen<br />
Mikroklima tragen seit 1994 auch ein<br />
eigenes DOC-Label: Bolgheri. Die Weinlese<br />
beginnt dort in der Regel schon Ende<br />
August, rund zwei Wochen früher als im<br />
Landesinneren der Toskana.<br />
TIPP DES WINZERS:<br />
Idyllisch inmitten der Rebberge der Tenuta<br />
Guado al Tasso liegt Antinoris neue «Osteria<br />
del Tasso», die ihre Besucher mit dem Besten<br />
der lokalen Küche verwöhnt. Dazu werden<br />
die erlesenen Tropfen der Florentiner Winzerdynastie<br />
kredenzt, die allesamt auch in<br />
der angrenzenden Vinoteca erhältlich sind.<br />
Ein Besuch lohnt sich!<br />
Osteria del Tasso<br />
Via Bolgherese km 3,9<br />
Località San Walfredo 184/A<br />
Bolgheri (LI)<br />
T: +39 0565 1828061<br />
osteriadeltasso.com<br />
INFO<br />
Alle Weine der Tenuta Guado al Tasso<br />
sind erhältlich bei:<br />
bindella.ch/weinshop<br />
jun <strong>2019</strong> falstaff 29
wein / DER RHEIN UND DER WEIN<br />
EUROPAS HAUPT<br />
Der Rhein entspringt in der <strong>Schweiz</strong>, fliesst an Liechtenstein und Vorarlberg vorbei nach Deutschland.<br />
Dort stehen sogar noch im Bundesland Nordrhein-Westfalen Reben am Strom. Die Winzer nützen jeden<br />
Flecken, um das zu erzeugen, was Europas Hauptschlagader am besten kennzeichnet: Rheinwein.<br />
TEXT ULRICH SAUTTER<br />
Fotos: Shutterstock<br />
30 falstaff jun <strong>2019</strong>
SERIE<br />
EUROPAS WEIN-FLÜSSE<br />
IM PORTRÄT<br />
SCHLAGADER<br />
TEIL 1: DONAU<br />
TEIL 2: RHEIN<br />
Im Rheingau (hier: Rüdesheim)<br />
geniessen die am Fluss<br />
liegenden Weinberge Südlage.<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
31
wein / DER RHEIN UND DER WEIN<br />
Rheinweine an Flusskilometer null: Johann-Baptista<br />
von Tscharner, Schloss Reichenau, Graubünden.<br />
Wenn Gian-Battista von<br />
Tscharner vor die Tore<br />
seines Schlosses Reichenau<br />
tritt, dann<br />
steht er praktisch<br />
direkt am Geburtsort des Rheins: Auf der<br />
Rheinbrücke, wenige Meter vom Schloss entfernt,<br />
sieht man von Westen her den Vorderrhein<br />
aus der Gegend des Sankt Gotthard<br />
heranfliessen, von Süden aus der Region des<br />
San Bernardino den Hinterrhein. Kurz vor<br />
der Brücke vereinen sich die beiden Ur-Rheine<br />
zu jenem Strom, der auf den folgenden<br />
1200 Kilometern zu einer Hauptschlagader<br />
Europas wird – und nicht zuletzt auch zu<br />
einer der europäischen Weinkultur.<br />
In den Kellern von Schloss Reichenau wird<br />
eines der beiden Grundthemen des Rheinweins<br />
zum ersten Mal gespielt: Denn Gian-<br />
Battista von Tscharner und sein Sohn<br />
Johann-Baptista sind vor allem bekannt für<br />
Pinot Noir von hoher Noblesse und Stoffigkeit.<br />
Die Burgunder, die sie von ihren Weinbergen<br />
in Graubündens Hauptstadt Chur<br />
und im weiter nördlich gelegenen Jenins keltern,<br />
sind starke Charaktere. Keine lieblichen<br />
Rheinweine, sondern gemacht für ein jahre-,<br />
wenn nicht jahrzehntelanges Flaschenlager.<br />
Es wird noch ein paar Flusskilometer dauern,<br />
bis das zweite Rheinweinmotiv, dasjenige<br />
des Rieslings, zum ersten Mal ertönt. Bei<br />
Fläsch, etwa 30 Kilometer näher an der<br />
Mündung des Rheins in den Bodensee, pflegen<br />
Martha und Daniel Gantenbein eine<br />
kleine Rieslinganlage. Doch der Riesling ist<br />
an diesem Flussabschnitt ein Exot. Die Burgundertraube<br />
hingegen ist fürs Rheintal des<br />
Kantons Graubünden so wesentlich, dass<br />
sich eine Winzergruppe sogar unter dem<br />
Begriff «Pinot Rhein» zusammengefunden<br />
hat. Aus ihren Weinbergen in Malans, Maienfeld<br />
und Fläsch keltern die Betriebe Liesch,<br />
Lampert und Adank ihre Trauben gemeinsam<br />
– für einen Burgunder, der den Geist der<br />
ersten Rhein-Etappe einfängt: mit Frucht und<br />
Tiefe – und mit einer Mischung aus alpiner<br />
Kühle und naturgegebener Grosszügigkeit.<br />
BODENSEE<br />
UND HOCHRHEIN<br />
Zwischen Bregenz und Sankt Margrethen<br />
mündet der Rhein in den Bodensee, nachdem<br />
er zuvor an den Weinbergen des<br />
Karte: Stefanie Hilgarth , Fotos: Mattias Nutt Photography, Siffert/weinweltfoto.ch, beigestellt<br />
32 falstaff jun <strong>2019</strong>
Fürs tentums Liechtenstein, an einigen Vorarlberger<br />
Wein-Exklaven sowie an den<br />
Sankt Galler Weinbergen bei Au vorübergeflossen<br />
ist. Bei Stein am Rhein mit seinen<br />
malerischen Rebbergen verlässt der Rhein<br />
den See wieder, um bald schon als eigenwilliger<br />
Mäander den Verlauf der deutschschweizerischen<br />
Landesgrenze durcheinanderzuwirbeln.<br />
An diesem Flussabschnitt<br />
führt der kürzeste Weg aus dem Kanton<br />
Schaffhausen in den Kanton Zürich über<br />
deutsches Staatsgebiet. Auch sonst ist die<br />
Grenze durchlässig: So keltert die Schaffhausische<br />
Gemeinde Diessenhofen ihren<br />
Stadtwein von den exzellent gelegenen Südhängen<br />
im deutschen Gailingen vis-à-vis –<br />
ein aus napoleonischer Zeit stammendes<br />
Gewohnheitsrecht macht es möglich.<br />
Typische Hochrhein-Weine kommen aus<br />
ebendiesem Gailingen mit seinem idyllischen<br />
Schloss Rheinburg und weiter aus<br />
Nack (Weingut Clauß) und Hohentengen<br />
(Engelhof) auf der deutschen Seite des<br />
Schlagbaums, aus Flurlingen (unweit des<br />
Rheinfalls), Rheinau und Eglisau am<br />
<strong>Schweiz</strong>er Ufer. Auch hier dominieren die<br />
Burgunder. Und die Winzer haben auch<br />
abseits des Rebbaus eine intensive Beziehung<br />
zu ihrem Gewässer: So war Urs Pircher,<br />
der stille Winzerstar aus Eglisau, in<br />
seiner Jugend ein erfolgreicher Ruderer und<br />
nahm sogar an einer Weltmeisterschaft teil.<br />
Steillage mit Blick auf den idyllischen Hochrhein:<br />
der Eglisauer Stadtberg. Hier bringt Urs Pircher<br />
fruchtgetragenen Pinot Noir hervor.<br />
><br />
VOM<br />
DREILÄNDERECK<br />
BIS ZUR ORTENAU<br />
Am Rheinknie bei Basel beginnt der Oberrheingraben,<br />
dessen Absenkung vor etwa<br />
50 Millionen Jahren Schwarzwald und<br />
Odenwald auf der einen Seite, Vogesen und<br />
Pfälzer Wald auf der anderen emporgehoben<br />
hat. Für den Weinbau bietet das milde Klima<br />
des Oberrheingrabens besonders förderliche<br />
Bedingungen: Wärme, Regenschatten<br />
und mineralische Böden an den Kanten des<br />
Grabenbruchs bilden einen Dreiklang, der<br />
die besten Weinbergslagen des Elsass sowie<br />
der badischen Anbaugebiete Markgräflerland,<br />
Breisgau und Ortenau bestimmt.<br />
Zudem schieben sich ganz im Süden, bei<br />
Basel, Weil und Efringen-Kirchen, Ausläufer<br />
des Juragebirges in den Rheingraben, was<br />
die kalkreiche Gegend abermals zu einem<br />
Burgunder-Dorado macht.<br />
Weiter im Norden beginnt dann nach und<br />
nach das Regiment des Rieslings, wobei sich<br />
der König der Weissweine auf der deutschen<br />
Seite des Rheins viel Zeit bis zu seinem Auftreten<br />
lässt: Erst bei Offenburg, in der Ortenau,<br />
nimmt der Riesling jene dominante Stellung<br />
ein, die er bis zum nördlichen Ende des<br />
Weinbaus am Rhein nicht mehr aus der<br />
Hand geben wird. Im Elsass hingegen schlägt<br />
er schon ganz im Süden bei Thann seine Pflöcke<br />
ein. Gegenüber, am anderen Rheinufer<br />
im deutschen Markgräflerland, dominiert ><br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
33
wein / DER RHEIN UND DER WEIN<br />
><br />
Silvia und Joachim Heger pflegen die Reben am Breisacher<br />
Eckartsberg, hier abgelichtet mit Kaiserstuhl im Hintergrund.<br />
im vom Schwarzwald beeinflussten, etwas<br />
feuchteren und kühleren Klima der Gutedel.<br />
Und wo Global Warming ausnahmsweise<br />
wohltuend spürbar wird, setzen die Winzer<br />
eher auf Burgunder als auf Riesling.<br />
Ein einheitliches Merkmal des Weinbaus<br />
zwischen Basel, Strassburg und Karlsruhe<br />
wiederum ist, dass es fast nirgendwo Reben<br />
direkt am Flussufer gibt: Denn dieses verläuft<br />
hier flach, und die Schwemmlandböden<br />
in den Flussauen sind für den Rebstock<br />
in aller Regel kein sonderlich wertvolles<br />
Substrat. So gibt es im ganzen Elsass keine<br />
Reben mit Flussblick. Auch auf der badischen<br />
Seite sind sie äusserst rar. Eine Ausnahme<br />
bildet der Breisacher Eckartsberg,<br />
der durch die Vulkanaktivität des Kaiserstuhls<br />
entstand und sich direkt an den Fluss<br />
schmiegt. Auch der Kaiserstuhl selbst<br />
besitzt in der Sasbacher Lage Limburg<br />
einen solchen Vorposten. Beide Lagen sind<br />
vor allem mit Burgundern bestockt.<br />
RHEINHESSEN<br />
Ab Höhe Karlsruhe flussabwärts ist auch<br />
das linke Rheinufer deutsch – hier grüssen<br />
aus der Ferne die Weinberge der Pfalz, am<br />
rechten Ufer diejenigen der Bergstrasse. Der<br />
erste nah am Fluss gelegene weinbauliche<br />
Hotspot dieses Flussabschnitts ist Worms<br />
mit dem Weinberg des Liebfrauenstift-Kirchenstücks.<br />
Der ganze Weinberg liegt auf<br />
Flusssedimenten – aber nicht auf dem üblichen<br />
Schwemmland, sondern auf einer<br />
wertvollen Vielfalt von Geröllen und Verwitterungsprodukten.<br />
Denn unweit dieser<br />
Stelle beginnt der Übergang vom Graben<br />
der Oberrheinischen Tiefebene ins Rheinische<br />
Schiefergebirge.<br />
Da sich der Rhein seinen Weg durch den<br />
Stein erst bahnen musste, verlangsamte sich<br />
sein Fluss, und er hat in Jahrmillionen<br />
immer wieder an derselben Stelle Ballast<br />
abgeworfen. So entstand ein ganz besonderes<br />
Terroir. Der Ruhm des Liebfrauenstift-<br />
Rieslings wurde zum Vorbild der «Liebfrauenmilch».<br />
Doch in Sachen Komplexität,<br />
Gaumenstruktur und Langlebigkeit spielt<br />
das (trocken ausgebaute) Original in einer<br />
komplett anderen Liga als die kitschige Imitation<br />
aus dem Supermarkt. Der echte Liebfrauenstift-Riesling<br />
kann sich mühelos mit<br />
den Grands Crus messen, die ein paar Kilometer<br />
weiter am Roten Hang auf «rotliegendem»<br />
Tonschiefer wachsen. Lagen wie<br />
Hipping, Pettenthal und Rothenberg und<br />
Weingüter wie Gunderloch, Kühling-Gillot,<br />
Sankt Antony, Heyl zu Herrnsheim und ein<br />
Dutzend weitere sind weltweit ein Begriff.<br />
Hier, in den Orten Oppenheim, Nierstein<br />
und Nackenheim, beginnt sich zudem auch<br />
die rheinische Hochkultur der edelsüssen<br />
Weine erstmals in voller Pracht zu zeigen:<br />
Die Trockenbeerenauslesen aus dem<br />
Nackenheimer Rothenberg, die Fritz Hasselbach<br />
vom Weingut Gunderloch in den<br />
1990er- und 2000er-Jahren erzeugt hat,<br />
zählen zu den grossen deutschen Wein-<br />
Legenden der letzten Dekaden.<br />
RHEINGAU<br />
Kurz nach dem Zufluss des Mains beginnt<br />
der Rhein seine Richtung zu ändern: Statt<br />
wie fast während seines ganzen Verlaufs von<br />
Süden nach Norden zu fliessen, fliesst er<br />
zwischen Wiesbaden und Bingen von Osten<br />
nach Westen. Diese geografische Konstellation<br />
hat zur Folge, dass die direkt am Fluss<br />
liegenden Weinberge nach Süden blicken.<br />
Dabei ist es genau genommen ein Zweiklang<br />
von Lagen, der den Rheingau auszeichnet:<br />
Die «Berglagen» befinden sich vom Fluss<br />
zurückversetzt in der Höhe, sie werden vom<br />
Am Roten Hang schaffen<br />
Carolin Spanier-Gillot<br />
und H. O. Spanier mit<br />
biodynamischen Methoden<br />
Spitzenriesling, so in der<br />
Niersteiner Lage Hipping.<br />
Karte: Stefanie Hilgarth, Fotos: Roland Krieg Fotodesign, Baschi Bender, Karte: Stefanie Hilgarth, Fotos: David Weimann, beigestellt<br />
34 falstaff jun <strong>2019</strong>
nahen Taunus gekühlt und sind in der<br />
Regel, wie der berühmte Steinberg bei Hattenheim,<br />
der Kiedricher Gräfenberg oder<br />
der Rauenthaler Nonnenberg, von gesteinsreichen<br />
Böden aus Phyllitschiefer geprägt.<br />
Die Rhein-nahen Lagen wiederum profitieren<br />
von der Wärme, die der Fluss spendet.<br />
Die berühmteste von ihnen ist die Erbacher<br />
Lage Marcobrunn, deren majestätische<br />
Rieslinge geradezu Schmelz besitzen und<br />
dennoch die stahlige Rheingau-Art nicht<br />
vermissen lassen.<br />
Eine Besonderheit des Rheingaus stellt<br />
die Rhein-Insel Mariannenaue dar, die den<br />
Orten Erbach und Hattenheim gegenüber<br />
liegt. Hier wachsen die Reben nicht am<br />
Rhein, sondern wirklich mitten im Fluss:<br />
Auf 24 Hektaren gedeihen auf der Insel vor<br />
allem Weissburgunder, Chardonnay und<br />
Sauvignon Blanc. Gekeltert werden die Weine<br />
am Festland, in den Kellern von Schloss<br />
Reinhartshausen. Das gegenüberliegende<br />
rheinhessische Rhein-Ufer übrigens ist frei<br />
von Weinbergen, allerdings liegen die Spitzenlagen<br />
Ingelheims und Bingens nur wenige<br />
Kilometer landeinwärts.<br />
Ganz am westlichen Ende des Rheingaus<br />
befindet sich die wohl spektakulärste Lage<br />
des ganzen Gebiets: Der steil zum Rhein<br />
abfallende Rüdesheimer Berg vereint die<br />
Eigenschaften einer Berglage mit denjenigen<br />
der Flussnähe. In all seinen Teilstücken<br />
(Schlossberg, Roseneck, Rottland und Kaisersteinfels)<br />
und in jeder Geschmacksrichtung<br />
bringt dieses weinbauliche Monument<br />
Riesling von sagenhafter Mineralität und<br />
Langlebigkeit hervor. In Assmannshausen,<br />
einem Ort weiter flussabwärts, beginnt sich<br />
der Rhein wieder nach Norden und seinem<br />
Ziel Nordsee zuzuwenden. Hier erlangt der<br />
Spätburgunder so grosse Individualität, dass<br />
er den Riesling komplett verdrängt hat. Der<br />
Schieferboden in den Steilhängen und ein<br />
Bestand uralter Reben schaffen Burgunder-<br />
Originale von höchster Eleganz.<br />
MITTELRHEIN<br />
Der nächste Ort flussabwärts, Lorch,<br />
gehört weinrechtlich noch zum Rheingau,<br />
doch stilistisch haben die hier wachsenden<br />
Rieslinge mehr mit Bacharach oder Oberwesel<br />
gemein als mit Rüdesheim oder Hattenheim.<br />
Der Riesling des Mittelrheins hat<br />
nicht das Prestige des Rheingaus oder der<br />
Theresa Breuer nennt einige der<br />
besten Parzellen im Rüdesheimer<br />
Berg ihr Eigen – von hier kommen<br />
Rieslinge in geradezu abstrakter,<br />
zeitloser Schönheit.<br />
Mosel, doch qualitativ steht er nicht<br />
zurück. Weingüter wie Jost und Ratzenberger,<br />
Kauer, Lanius-Knab, Weingart, diverse<br />
Zweige der Familie Lambrich oder Matthias<br />
Müller erzeugen mineralische, schieferwürzige<br />
Weine von trocken bis edelsüss.<br />
Auch im Mittelrhein gibt es übrigens einen<br />
Insel-Weinberg: Der Winzer Friedrich Bastian<br />
pflegt zwei Hektaren Riesling auf der<br />
Insel Heyles’en Werth. Da Bastian zugleich<br />
ein studierter Bariton ist, kann man auf dieser<br />
Rheininsel auch Konzerte erleben!<br />
Mit seinen Burgen, mit der Loreley und<br />
dem Status als UNESCO-Weltkulturerbe ist<br />
dieser Flussabschnitt Inbegriff der Rhein-<br />
Romantik. Ob sich die Touristen auf den<br />
Ausflugsschiffen beim Genuss eines Bechers<br />
Rheinwein klarmachen, welch grosse Mühe<br />
die Handarbeit in den Steilhängen links<br />
und rechts erfordert? Lange Zeit ging die<br />
Rebfläche am Mittelrhein stetig zurück –<br />
ein Trend, der erst in den letzten Jahren zum<br />
Stehen gekommen ist. Inzwischen werden<br />
sogar wieder die ersten Brachen rekultiviert,<br />
und es sind neue Betriebe entstanden, wie<br />
das Weingut Lithos des Deutsch-Griechen<br />
Christos Christian Theodoropoulos.<br />
Das Anbaugebiet Mittelrhein zieht sich<br />
mit einigen Unterbrechungen, mal rechtsrheinisch,<br />
mal linksrheinisch, noch weiter<br />
bis zur Moselmündung bei Koblenz. Nördlich<br />
von Koblenz findet man nur noch sehr<br />
sporadisch Reben am einen oder anderen<br />
Steilhang, etwa bei Leutesdorf (Weingut<br />
Josten & Klein). Den Schlusspunkt setzen<br />
die Weinberge am Drachenfels bei Königswinter.<br />
Hier, bereits im Bundesland Nordrhein-Westfalen<br />
und schon vor den Toren<br />
Bonns, ist der junge Felix Pieper mit Feuereifer<br />
(und grossem Erfolg) daran nachzuweisen,<br />
dass sein nördlicher Standort mitnichten<br />
ein Nachteil sein muss.<br />
Setzt mit Riesling (und<br />
Spätburgunder) den<br />
nördlichen Schlusspunkt<br />
des Rheinweins:<br />
Felix Pieper,<br />
Königswinter.<br />
><br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
35
wein / RHEIN<br />
TASTING<br />
INFO<br />
WEITERE BEWERTUNGEN<br />
UND BESCHREIBUNGEN<br />
FINDEN SIE SIE AB<br />
AB SEITE 172. 148.<br />
BEST OF RHEINWEIN<br />
96<br />
95<br />
95<br />
2017 NACKENHEIM<br />
ROTHENBERG RIESLING GG<br />
WEINGUT Gunderloch<br />
Nackenheim (Rheinhessen)<br />
Extrem terroirgeprägt im Duft,<br />
kräuterwürzig, Kümmel und Anis,<br />
eingelegtes Kraut, noch «wild»,<br />
aber mit ungemeiner Vielschichtigkeit.<br />
Dicht und fokussiert am Gaumen,<br />
sehnige Athletik, mineralische<br />
Energie, selbstbewusste Säure,<br />
enormes Potenzial. Der Rote Hang<br />
unter Starkstrom.<br />
boucherville.ch<br />
CHF 45,–<br />
2016 OESTRICH DOOSBERG<br />
RIESLING GG<br />
Peter Jakob Kühn<br />
Oestrich (Rheingau)<br />
Auffälliges Duftbild mit Apfel,<br />
Cidre, Pfeffer und Wermutkraut,<br />
am Gaumen selbstbewusst und<br />
unkonventionell, athletischer<br />
Körper mit guter Muskulatur,<br />
zielstrebige Säure, dicht und<br />
eng verwoben, unkonventionell<br />
und aus einem Guss, grosses<br />
Potenzial.<br />
gerstl.ch<br />
CHF 44,–<br />
2015 CHARDONNAY<br />
Gantenbein, Fläsch (GR)<br />
(Alpenrhein, CH)<br />
Filigranes, höchst elegantes<br />
Bukett mit feiner Agrumenaromatik,<br />
dazu feinwürzige<br />
Anklänge vom Holz, sehr gut<br />
eingebunden. Am Gaumen straffe<br />
Struktur, wunderschöne Säure,<br />
vielschichtig, komplex und mit<br />
langem Abgang ausgestattet.<br />
Ein Weltklasse-Chardonnay<br />
aus der <strong>Schweiz</strong>.<br />
vinpark.ch<br />
CHF 181,–<br />
96<br />
95<br />
94<br />
2016 RÜDESHEIM PINOT NOIR S<br />
QBA TROCKEN<br />
Bischöfliches Weingut<br />
Rüdesheim (Rheingau)<br />
Wacholder, balsamische Noten,<br />
Rote Johannisbeeren. Am Gaumen<br />
mit enormer Dichte, schwerelos<br />
inszeniert, ein Brocken, kraftvolles<br />
Tannin, geschmeidig grundiert. Tief<br />
mineralisch, immens komplex, vereint<br />
Gegensätze: Geschmeidigkeit<br />
und Festigkeit, Kühle und Wärme,<br />
Spannung und Grosszügigkeit.<br />
wyyparadiesli.ch<br />
CHF 37,–<br />
2015 «JASPIS» PINOT NOIR<br />
LANDWEIN TROCKEN<br />
Weingut Ziereisen, Efringen-<br />
Kirchen (Baden/Oberrhein)<br />
Hefe und Wildkirsche, noch<br />
verschlossen. Am Gaumen ist<br />
ein weit gefasster Körper bis<br />
zum Rand mit feinkörnigem<br />
Tannin ausgefüllt. Dennoch<br />
bleibt der Wein entspannt,<br />
mit fruchtiger Wärme und<br />
ohne jede Adstringenz. Grosse<br />
Länge, mineralische Tiefe.<br />
ullrich.ch<br />
CHF 49,–<br />
2017 BACHARACH IM HAHN<br />
RIESLING GG<br />
Toni Jost Toni Hahnenhof<br />
Bacharach (MIttelrhein)<br />
Ein reicher Früchtekorb im Duft, tropisch:<br />
Passionsfrucht, Mango, kandierte<br />
Ananas, pfeffrig. Schwingt<br />
am Gaumen vom Schmelz zur Tiefe,<br />
von reicher Frucht zur Schieferwürze,<br />
von der Seidigkeit zum Nerv. Ist<br />
jetzt schon mit Freude zu trinken,<br />
wird aber auch sehr gut – und lange<br />
Jahre – reifen.<br />
tonijost.de<br />
ca. CHF 26,–<br />
96<br />
95<br />
94<br />
2017 NACKENHEIM<br />
ROTHENBERG RIESLING GG<br />
WURZELECHT<br />
Kühling-Gillot<br />
Bodenheim (Rheinhessen)<br />
In der Nase Rauch, Schiefer, Feuerstein,<br />
Mineralik pur. Dazu satte Zi -<br />
trusfrucht und Papaya, ungemein<br />
klar und präzise. Am Gaumen<br />
immense Fülle, phenolisch, Steine,<br />
Rauch, enorme Tiefe. Ein Rieslingmonument,<br />
das erst ganz am<br />
Anfang seiner Entwicklung steht.<br />
kuehling-gillot.de<br />
ca. CHF 112,–<br />
2017 RÜDESHEIM BERG<br />
SCHLOSSBERG RIESLING<br />
TROCKEN<br />
Georg Breuer<br />
Rüdesheim (Rheingau)<br />
Noch sehr still und fast unscheinbar<br />
im Duft, Lindenblüte, Pfirsich. Am<br />
Gaumen seidig und mild, straff und<br />
dabei kultiviert, die hohe Dichte ist<br />
komplett in Feinheit aufgelöst,<br />
im Abgang baut sich dann mehr<br />
und mehr die taktile Mineralität<br />
auf. Subtil, fest, lang.<br />
im Fachhandel<br />
ca. CHF 135,–<br />
ADANK BRUT<br />
Weingut Adank, Fläsch (GR)<br />
(Alpenrhein, CH)<br />
Alpiner Schaumwein (aus weiss<br />
gekeltertem Pinot Noir) mit<br />
Überraschungsfaktor: klassisch<br />
anmutende Nase mit Noten von<br />
reifen Äpfeln, Agrumen sowie<br />
Hefe- und Röstnuancen. Am<br />
Gaumen von einer feinen Perlage<br />
geprägt. Überaus feiner, präziser<br />
Säurefaden. Langer, harmonischer<br />
Nachhall.<br />
adank-weine.ch<br />
CHF 36,–<br />
Fotos: beigestellt<br />
36 falstaff jun <strong>2019</strong>
EMMENTALER AOP / promotion<br />
EMMENTALER AOP:<br />
KÖNIG DER K ÄSE<br />
Konsumentinnen und Konsumenten<br />
perfekt. Denn ein Emmentaler AOP wird<br />
aus unbehandelter Rohmilch aus der<br />
Re gion hergestellt, die von Kühen stammt,<br />
die viel Auslauf haben und ausschliesslich<br />
mit frischem Gras und Heu gefüttert<br />
werden. Erfahrene Käser verarbeiten die<br />
Roh milch unmittelbar nach der Anlieferung<br />
in Handarbeit zu Käselaiben mit<br />
einem Durchmesser von 80 bis 100 Zentimetern<br />
und einem Gewicht von 75 bis<br />
120 Kilogramm.<br />
GESUNDE VORTEILE FÜR<br />
JEDEN GESCHMACK<br />
Fotos: beigestellt<br />
Sanfte Hügel mit grasenden Kühen, stattliche Bauernhäuser<br />
und am Horizont die schneebedeckten Gipfel der<br />
Berner Alpen: Das Emmental ist ein «Schatztruckli».<br />
Und die Heimat des Emmentaler AOP.<br />
Die Käseherstellung im Emmental<br />
reicht bis ins 12. Jahrhundert<br />
zurück. Anfangs wurde<br />
der Emmentaler AOP nur im<br />
Sommer auf der Alp und in kleinen Mengen<br />
hergestellt, bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />
die ersten Talkäsereien entstanden<br />
und sich das Produktionsgebiet ausdehnte.<br />
Der einzig wahre Emmentaler<br />
Käse trägt das Prädikat «AOP». Die Abkürzung<br />
steht für «Appellation d’Origine<br />
Protégée», was «geschützte Ursprungsbezeichnung»<br />
bedeutet. Dieses Label ist<br />
Qualitätsprodukten vorbehalten, die im<br />
Ursprungsgebiet erzeugt, verarbeitet und<br />
veredelt worden sind. Den echten Emmentaler<br />
AOP erkennt man an der Käsereimarke<br />
mit der Käsereinummer auf der<br />
Laibetikette. So kann man jeden Laib bis<br />
zu seinem Ursprungs- und Produktions ort<br />
zurückverfolgen.<br />
AUS NATÜRLICHEN ZUTATEN<br />
TRADITIONELL HERGESTELLT<br />
Auch heute wird der Emmentaler AOP in<br />
liebevoller Handarbeit in rund 120 Käsereien<br />
nach jahrhundertealter Originalrezeptur<br />
hergestellt. Als natürliches, nachhaltig<br />
produziertes Premium-Produkt<br />
erfüllt er die Anforderungen bewusster<br />
Die Laibe reifen anschliessend mindestens<br />
120 Tage auf natürliche Weise im Käsekeller.<br />
Während der Lagerung entstehen dann<br />
auch die typischen, weltbekannten Löcher.<br />
Abhängig vom jeweiligen Reifegrad weisen<br />
die Emmentaler AOP differenzierte Geschmacksprägungen<br />
auf. Mit acht verschiedenen<br />
Sorten und unterschiedlichen Aromen<br />
von mild-nussig bis kräftig-würzig<br />
trifft der Emmentaler AOP bei jedem Käsefan<br />
die Geschmacksnerven. Übrigens<br />
schmeckt der König der Käse nicht nur hervorragend,<br />
er ist auch gesund: Der Emmentaler<br />
AOP ist ein erstklassiger Kalziumlieferant<br />
sowie mit circa 0,5 Gramm Salz pro<br />
100 Gramm äusserst salzarm. Zudem enthält<br />
er die Vitamine A, D, B2 sowie B12<br />
und ist durch die verhältnismässig lange<br />
Reifung laktosefrei. So gesund schmeckt<br />
Tradition – und dies seit gut 800 Jahren!<br />
INFO<br />
Weitere Informationen zum Emmentaler AOP:<br />
emmentaler.ch<br />
In der Emmentaler Schaukäserei in<br />
Affoltern i. E. kann man die Herstellung<br />
des berühmtesten <strong>Schweiz</strong>er Käses hautnah<br />
miterleben: emmentaler-schaukaeserei.ch<br />
jun <strong>2019</strong> falstaff<br />
37
wein / HEIDA<br />
EINE SORTE,<br />
ZWEI<br />
GESICHT<br />
Fotos: Olivier Maire<br />
38 falstaff jun <strong>2019</strong>
Visperterminen: Der höchste<br />
Weinberg Europas und eines<br />
der wichtigsten Terroirs für<br />
die Rebsorte Heida.<br />
Lange wusste man nicht, dass es sich beim opulenten<br />
<strong>Schweiz</strong>er Heida um die Rebsorte Savagnin Blanc aus dem<br />
Jura handelt. Eine Sorte, die in den letzten Jahren unter<br />
Weinliebhabern weltweit grosse Aufmerksamkeit erlangte –<br />
durch Weine von grosser Frische und Eleganz. Genau diese<br />
Attribute suchen nun auch einige <strong>Schweiz</strong>er Winzer.<br />
TEXT DOMINIK VOMBACH UND BENJAMIN HERZOG<br />
ER<br />
Mythen halten sich lange.<br />
Vor allem in der Weinwelt,<br />
scheint es. Noch immer ist<br />
vielen Weinliebhabern und<br />
-experten beispielsweise<br />
nicht bewusst, dass es sich bei der vermeintlich<br />
einheimischen Rebsorte Heida um<br />
nichts anderes als Savagnin Blanc aus dem<br />
französischen Jura handelt. Jene Sorte, die<br />
unter anderem Basis des berüchtigten Vin<br />
Jaune ist und unter den Weinhipstern dieser<br />
Welt seit einigen Jahren – wenn von bestimmten<br />
Winzern produziert – Ohnmachtsanfälle<br />
auslöst. In der <strong>Schweiz</strong> sind<br />
wir hiervon weit entfernt, auch wenn eine<br />
deutlich gestiegene Nachfrage oder zumindest<br />
Produktionsfläche zu verzeichnen ist.<br />
«Seit den 1990er-Jahren hat sich die Rebfläche<br />
nahezu verzehnfacht. Heute liegen<br />
wir bei schweizweit knapp 200 Hektaren»,<br />
berichtet Michael Hock, der Produktionsleiter<br />
der St. Jodern Kellerei in Visperterminen.<br />
Alleine 187 Hektaren davon liegen im<br />
Wallis, danach folgt die Waadt mit 28 Hektaren<br />
auf Platz zwei. Auch im Tessin, in Zürich,<br />
dem Thurgau und in Neuchâtel wird<br />
die Sorte kultiviert, jedoch nur in Kleinstparzellen.<br />
Wann genau der Heida oder<br />
Païen, wie er im Unterwallis genannt wird,<br />
in die <strong>Schweiz</strong> kam, lässt sich nicht abschliessend<br />
beantworten. Die erste urkundliche<br />
Erwähnung des «Heyda» jedoch<br />
stammt aus Visp und vom 29. November<br />
1586. Im Vispertal war die Rebsorte seit<br />
jeher präsent. Hock vermutet sogar, dass<br />
sich hier ein eigener Klon entwickelte.<br />
Denn, vergleiche man die Trauben von alten<br />
Heidastöcken mit neueren Savagnin-<br />
Blanc-Pflanzungen, liesse sich ein markanter<br />
Unterschied feststellen. Die Trauben der<br />
neueren Stöcke zeigen sich deutlich grüner<br />
in der Farbe – im Gegensatz zu den goldgelben<br />
der alten Pflanzungen. Mit dem Anstieg<br />
der Anbaufläche sank auch die Qualität,<br />
denn wie bei vielen anderen Sorten setzte<br />
man auch beim Heida im Wallis lange Zeit<br />
viel zu sehr auf hohen Ertrag. Diese Zeiten<br />
sind längst vorüber, auch bei der St. Jodern<br />
Kellerei, die für <strong>Schweiz</strong>er Heida-Liebhaber<br />
so etwas wie das Mekka der Rebsorte zu<br />
sein scheint.<br />
OPULENZ UND STRUKTUR<br />
Auf dem höchsten Rebberg Europas produziert<br />
die Genossenschaft mit ihren über<br />
600 Winzern Tropfen, die sich vor allem<br />
durch ihre Opulenz und Struktur auszeichnen.<br />
«Wir produzieren sicherlich den kräftigsten<br />
Heida in der Gegend. Geht man ins<br />
Unterwallis, zeigt sich die Sorte schon ganz<br />
anders, weniger strukturgeprägt, frischer<br />
und eher wie ein klassischer Weisswein.<br />
Unser Stil kennzeichnet sich durch den biologischen<br />
Säureabbau und die Mineralität.<br />
Das ist unsere Abgrenzung in der Region,<br />
und genau das suchen unsere Kunden», erzählt<br />
Hock. Vergleicht man diese Weine mit<br />
jenen aus dem Ursprungsgebiet der Rebsorte,<br />
dem Jura, zeigen sich frappante Unterschiede,<br />
denn dort sind sie in der Regel von<br />
einer intensiven Säure geprägt, wirken filigran<br />
und leicht. Struktur hat für jurassische<br />
Winzer, so scheint es, weniger mit Opulenz<br />
als mit der angesprochenen Säure zu tun.<br />
Die Unterschiedlichkeit mag sicherlich am<br />
Gebiet liegen. Während Visperterminen von<br />
Schiefersand geprägt ist, dominieren im<br />
Jura Kalkböden. Ganz zu schweigen vom<br />
Klima, das im Jura deut lich kälter und von<br />
mehr Niederschlägen geprägt ist als im<br />
Wallis. Interessanterweise trifft die Filigranität<br />
der jurassischen Weine den aktuellen,<br />
sagen wir einmal progressiven Zeitgeist,<br />
während die schweren Heida aus dem<br />
Wallis teils etwas altbacken und zu<br />
<<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
39
wein / HEIDA<br />
Die Stilfrage – ob frisch oder kräftig – stellt sich<br />
für die St. Jodern Kellerei beim Heida nicht.<br />
«Seit den 1990er-Jahren hat sich<br />
die Rebfläche nahezu verzehnfacht.<br />
Heute liegen wir schweizweit bei<br />
knapp 200 Hektaren.»<br />
MICHAEL HOCK Produktionsleiter der St. Jodern Kellerei<br />
schwerfällig wirken. Egal wo der Savagnin<br />
aber gedeiht, er besitzt grosses Reifepotenzial.<br />
Auch etwas, das viele Weinliebhaber<br />
hierzulande gar nicht vermuten. Wer sich davon<br />
überzeugen möchte, sollte einmal die älteren<br />
Jahrgänge von Josy Chanton aus Visp<br />
verkosten. Weine, die man getrost für sein<br />
Pensionierungsfest oder den 18. Geburtstag<br />
des Nachwuchses einkellern kann.<br />
<<br />
ZU VIEL SCHMINKE<br />
Die <strong>Schweiz</strong>er Weinjournalistin Chandra<br />
Kurt produziert seit etwa zehn Jahren gemeinsam<br />
mit der Walliser Provins mehrere<br />
Weine, darunter ein Heida. «Zu Anfang unserer<br />
Zusammenarbeit staunte ich darüber,<br />
dass die Traube im Wallis überschminkt und<br />
zu süss ausgebaut wird. Für mich ein Indiz<br />
dafür, dass man etwas schon zu lange macht,<br />
denn dann trägt man gerne zu viel Schminke<br />
auf», erzählt sie uns bei unserem Gespräch.<br />
Heida zeichnet sich ihrer Ansicht nach vor<br />
allem durch die strukturierende Säure und<br />
schöne Aromatik aus. Genau diese Raffinesse<br />
sollte man ihrer Ansicht nach mehr fokussieren.<br />
Deshalb wird der Heida ihrer Collection<br />
Chandra Kurt auch ohne biologischen<br />
Säureabbau und ohne Holz als frischer, rassiger<br />
Weisswein ausgebaut. Ein Gegenstück<br />
zum klassischen, voluminösen Heida, der bei<br />
den <strong>Schweiz</strong>ern so beliebt zu sein scheint.<br />
Michael Hock jedenfalls berichtet, dass der<br />
Absatz bei Weitem noch nicht ausgeschöpft<br />
ist: «Wir können leider hier oben nicht mehr<br />
anbauen und müssen eher darauf achten,<br />
dass wir alle Kunden befriedigen können.»<br />
Genau da sieht Kurt das Problem, denn ihrer<br />
Meinung nach wird das Potenzial der Sorte<br />
im Wallis nicht gänzlich ausgeschöpft. «Die<br />
Walliser liegen meiner Ansicht nach unter ihren<br />
Möglichkeiten, was den Heida angeht,<br />
unter anderem, weil sie wie viele andere<br />
Winzer bisher nicht exportieren mussten»,<br />
erzählt Kurt. In ihrer Wahrnehmung gibt es<br />
mittlerweile jedoch immer mehr Winzer in<br />
der <strong>Schweiz</strong>, die Frische und Filigranität<br />
beim Heida suchen. Gleichzeitig wächst ihrem<br />
Empfinden nach jedoch auch die Zahl<br />
jener Winzer, die auf massentaugliche, gefällige<br />
Süsse setzen. «Ich finde diese Entwicklung<br />
problematisch, weil der Restzuckergehalt<br />
auf dem Etikett nicht ausgewiesen werden<br />
muss. So weiss man niemals wirklich,<br />
was einen erwartet», gibt Kurt zu bedenken.<br />
FRISCHE GESUCHT<br />
Nicht nur der Heida, den die Provins<br />
gemeinsam mit Chandra Kurt produziert,<br />
weicht von dem klassischen, opulenten Bild<br />
ab. Seit geraumer Zeit findet sich im Sortiment<br />
der grössten <strong>Schweiz</strong>er Genossenschaft<br />
ein weiterer Tropfen, der mit dem alten Bild<br />
aufräumt. Der Heida du Chapitre gedeiht<br />
auf magerem Schieferboden und wird in<br />
Amphoren ausgebaut. Das scheint der Sorte<br />
zu gefallen. Vermutlich auch, weil die<br />
Amphoren mehr Sauerstoffeintrag im Wein<br />
zulassen, eine Technik, die im französischen<br />
Jura mit dem oxidativen Ausbau im halbvollen<br />
Fass auf die Spitze getrieben wird. Mit<br />
derartigen Methoden zu spielen, können sich<br />
weder Hock noch Kurt vorstellen. Denn jene<br />
Weine, geprägt von der sherryesken Nase,<br />
gehören ihrer Meinung nach in den Jura,<br />
aber nicht unbedingt in die <strong>Schweiz</strong>. «Ich<br />
persönlich bin kein Fan davon. Im Jura<br />
Fotos: ThomasAndenmatten, OLIVIER MAIRE, Siffert/weinweltfoto.ch, philipp rohner, beigestellt<br />
40 falstaff jun <strong>2019</strong>
entwickelte sich, genau wie bei uns, eine<br />
eigene Kultur rund um den Savagnin. Wir<br />
haben unsere eigene Geschichte, und ich<br />
finde, der Stil sollte nicht kopiert werden.<br />
Wir könnten unseren Heida auch etwas<br />
frischer machen oder oxidativ ausbauen<br />
aber ich schätze es viel mehr, wenn jemand<br />
zu uns kommt und sagt: ‹Ich möchte genau<br />
euren Wein – weil er einzigartig ist›»,<br />
berichtet Hock.<br />
Etwas weiter nördlich, in der Region Neuenburg,<br />
sieht man diese Tradition etwas<br />
anders. Noch bevor der Chasselas die dominante<br />
weisse Sorte in der Region wurde, soll<br />
Savagnin Blanc hier eine bedeutende Rolle<br />
gespielt haben. Beim Weingut Maison Carrée<br />
verschreibt man sich genau dieser Tradition<br />
und produziert einen reinsortigen<br />
Savagnin, der vor allem durch seine Lebendigkeit<br />
und Kraft besticht, geschmacklich<br />
gesehen fernab des Wallis.<br />
Ähnliches macht der Waadtländer Ausnahmewinzer<br />
Bernard Cavé. Zu Beginn seiner<br />
Karriere war er als beratender Önologe<br />
aktiv und verkostete Weine aus der ganzen<br />
Welt. Es war allerdings kein Savagnin, sondern<br />
ein Gamay, der ihm die Augen öffnete.<br />
«Bei einer Verkostung kam neben vielen<br />
Klassikern aus Bordeaux auch ein Morgon<br />
von Marcel Lapierre auf den Tisch. Der<br />
Wein war im Vergleich ganz anders – natürlich<br />
trinkbar und nicht auf Grösse getrimmt,<br />
das hat mich beeindruckt.» Klar, einen erstklassigen<br />
Gamay keltert Cavé auch, doch<br />
sein Savagnin Blanc, den er in Kleinstmengen<br />
produziert, gehört vermutlich zu den<br />
grössten Weissweinen des Waadtlandes. Dieser<br />
gedeiht im Chablais bei Bex – vom Wallis<br />
trennt den Rebberg also lediglich eine Bergkette.<br />
Der Wein verfügt zwar über einen<br />
hohen Alkoholgehalt, aber auch über eine<br />
ebenso hohe Säure – fast wie im Jura. Laut<br />
Cavé ist das der Ausdruck der Sorte in dieser<br />
bestimmten Lage. Savagnin weiss das Terroir<br />
auszudrücken – ein Merkmal aller grossen<br />
Weine. Dennoch bleibt die Sorte im Waadtland<br />
ein Geheimtipp. Ganz anders im Jura:<br />
Hier schaffte es der Savagnin, sich auch ausserhalb<br />
der Landesgrenzen einen hervorragenden<br />
Ruf zu verschaffen, und mutierte zu<br />
einem wahren Verkaufsschlager. Die besten<br />
Weine sind nur unter grossen Anstrengungen<br />
zu beziehen. Der <strong>Schweiz</strong>er Heida ist wie<br />
alle unsere Weine vor allem hierzulande<br />
bekannt. «Das ist schade. Ich war vor Kurzem<br />
erst mit der Provins in New York, und<br />
der Heida kommt bei den ausländischen<br />
Weingeniessern sehr gut an. Eben weil es<br />
sich um Savagnin Blanc handelt und die<br />
Leute diese Sorte kennen und verstehen»,<br />
erzählt Chandra Kurt. Auch Hock sieht hier<br />
noch grosses Potenzial.<br />
Die St. Jodern Kellerei möchte Visperterminen<br />
als Heida Grand Cru etablieren und<br />
ihm damit den Weg ins Ausland ebnen.<br />
Wohin die Reise des Heida in Zukunft geht?<br />
Wir werden sehen. <<br />
Bernard Cavé orientiert sich bei der<br />
Vinifizierung des Savagnin am Jura.<br />
«Zu Anfang unserer Zusammenarbeit staunte ich darüber, dass<br />
die Traube im Wallis überschminkt und zu süss ausgebaut wird.<br />
Für mich ein Zeichen, dass man etwas schon zu lange macht,<br />
denn dann trägt man gerne zu viel Schminke auf.»<br />
CHANDRA KURT Weinjournalistin<br />
Chandra Kurt<br />
produziert seit<br />
etwa zehn<br />
Jahren<br />
gemeinsam<br />
mit der<br />
Provins einen<br />
eigenen Heida.<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
41
wein / SAVAGNIN BLANC<br />
BEST OF<br />
SAVAGNIN BLANC<br />
94<br />
93<br />
92<br />
SAVAGNIN BLANC 2017<br />
Maison Carrée, Neuenburg<br />
Komplexes Bukett mit Noten<br />
von Melisse, Agrumen und<br />
mineralischen Anklängen. Dazu<br />
Anklänge von süssem Gebäck.<br />
Am Gaumen geradlinig, elegant,<br />
saftige Säure und wunderbar<br />
salzige Mineralität sowie<br />
Kräuterwürze im Abgang.<br />
vinothek-brancaia.ch<br />
CHF 23,80<br />
PAÏEN LARMES DU TERROIR 2017<br />
Claudy Clavien, Wallis<br />
Komplexes Bukett, das zwischen<br />
Frucht und Würze balanciert.<br />
Salzzitrone in der Nase, dazu florale<br />
Noten, gelbes Steinobst und<br />
Anklänge von Nelke. Am Gaumen<br />
wirkt der Tropfen frisch, trotz<br />
gehörig Kraft, ausbalanciert, präzise<br />
und saftig.<br />
claudy-clavien.ch<br />
CHF 23,–<br />
HEIDA DE VEX CLOS DE LA<br />
COUTA 2015<br />
Jean-Réne Germanier, Wallis<br />
Intensives Bukett mit viel Zitrus,<br />
gelben Früchten und mineralischen<br />
Anklängen. Am Gaumen straff,<br />
leicht, spritzig und harmonisch ausbalanciert.<br />
Im Abgang eine feine,<br />
mineralische Frische, die lange am<br />
Gaumen bleibt.<br />
jrgermanier.ch<br />
CHF 26,–<br />
94<br />
93<br />
92<br />
HEIDA VISPERTERMINEN 2015<br />
St. Jodern Kellerei, Wallis<br />
Vielschichtige Nase mit feinen<br />
Noten von Honig, Zitrus, Quitte und<br />
nussigen Anklängen. Am Gaumen<br />
von kräftiger Statur, intensive<br />
Fruchtnoten, weiche, schmeichelnde<br />
Säure. Langer salzig-mineralischer<br />
Abgang. Ein monumentaler,<br />
kräftiger Heida.<br />
jodernkellerei.ch<br />
CHF 43,–<br />
HEIDA CHAPITRE 2017<br />
Provins, Wallis<br />
Aromatisches Bukett mit<br />
Zitrusnoten, reifem Apfel und<br />
würzigen Anklängen. Am Gaumen<br />
körperreich, mit klarer Frucht und<br />
tragender Säure. Langes, frisches,<br />
auf salzig-mineralische Noten<br />
endendes Finale. Eine interessante<br />
Interpretation.<br />
provins.ch<br />
CHF 34,–<br />
HEIDA COLLECTION CHANDRA<br />
KURT 2017<br />
Provins, Wallis<br />
In der Nase gelbe und exotische<br />
Früchte, dazu florale Anklänge von<br />
sommerlichem Heu sowie grünliche<br />
Noten. Am Gaumen geschmeidige<br />
Statur, Noten von exotischen Früchten,<br />
geschmeidig und elegant, mit<br />
mineralischem Abgang.<br />
provins.ch<br />
CHF 21,50<br />
94<br />
93<br />
92<br />
SAVAGNIN BLANC 2016<br />
Bernard Cavé, Waadt<br />
Intensive, einnehmende Nase<br />
mit Noten von kandierten<br />
Zitrusfrüchten, exotischen Nuancen<br />
und prägnanten Gewürznoten. Am<br />
Gaumen ausgeprägt mineralisch<br />
und von harmonischem Schmelz.<br />
Ein fast schon jurahafter Savagnin<br />
aus Aigle.<br />
bernardcavevins.ch<br />
CHF 38,–<br />
HEIDA NOBLES CÉPAGES 2017<br />
Domaine Villard et Fils, Genf<br />
Reife Fruchtaromatik in der Nase<br />
mit reifem Apfel, Birne und feinen<br />
Zitrusnoten. Dazu Noten von Waldhonig<br />
und ein Hauch Wiesenkräuter.<br />
Am Gaumen vollmundig, vielschichtige<br />
Aromen, passende Säure und<br />
ein äusserst langer Abgang mit<br />
mineralischen Anklängen.<br />
bonvin1858.ch<br />
CHF 23,50<br />
HEIDA GLETSCHERWEIN 2017<br />
Kellerei Chanton, Wallis<br />
In der Nase zeigen sich bei diesem<br />
Tropfen intensive Fruchtnoten mit<br />
Aprikose, Mango und Zitrusnoten.<br />
Dazu weisse Blüten. Am Gaumen<br />
dicht, kraftvoll, ohne anbiedernd zu<br />
wirken. Schöne Säurestruktur, aromatischer<br />
langer Abgang. Birgt<br />
grosses Reifepotenzial in sich.<br />
chanton.ch<br />
CHF 26,–<br />
Fotos: beigestellt<br />
42 falstaff juni <strong>2019</strong>
wein / WORLD CHAMPIONS<br />
SERIE: WORLD CHAMPIONS<br />
EIN DÄNE RO<br />
Pingus ist Kult – 1995 wurde der erste Jahrgang dieser Rotwein-Ikone abgefüllt, die nach<br />
dem Nickname ihres Schöpfers benannt wurde. Peter Sisseck, gebürtiger Däne, ist heute<br />
einer der renommiertesten Winzer Spaniens. Szenen einer eindrucksvollen Karriere.<br />
TEXT PETER MOSER<br />
44<br />
falstaff<br />
jun <strong>2019</strong><br />
Foto: thomas fuerer fotografie
CKT RIBERA<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
45
wein / WORLD CHAMPIONS<br />
Uralte Tempranillostöcke<br />
mit minimalen Erträgen<br />
sind die Basis für grosse<br />
Weine wie den Pingus.<br />
E<br />
ine Gasse in dem verschlafenen<br />
Dörfchen namens Quintanilla<br />
de Onésimo im spanischen<br />
Weinbaugebiet Ribera del<br />
Duero war Ausgangspunkt<br />
einer bis heute anhaltenden Erfolgsgeschichte.<br />
Hier reifen in einer kleinen, unscheinbaren<br />
Kellerei in unmittelbarer Nähe<br />
zum Fluss die Weine von Dominio de<br />
Pingus heran.<br />
Hier in der Calle Millán deutet äusserlich<br />
so gar nichts darauf hin, dass hinter diesen<br />
Mauern ein Rotwein schlummert, der die<br />
ganze Region, die stets im Schatten des Konkurrenten<br />
Rioja stand, mit einem Paukenschlag<br />
auf die internationale Weinbühne hob.<br />
Freilich gab es da schon Vega Sicilia, jenen<br />
aristokratischen Wein, der auch für Pingus<br />
als Role-Model Pate stand, doch Mitte der<br />
90er-Jahre war auch diese Weinlegende nur<br />
eine nationale Grösse. Zu internationaler<br />
Bedeutung gelangte Ribera del Duero erst<br />
durch den Weinkritiker Robert Parker und<br />
den Premierenwein des jungen, sehr talentierten<br />
Winzers mit wenig spanisch klingendem<br />
Namen Peter Sisseck. Und das kam so.<br />
ÜBER BORDEAUX NACH SPANIEN<br />
Sisseck wird 1962 in Kopenhagen in Dänemark<br />
geboren, wo er aufwächst. Mit dem<br />
Weinbau kommt er durch seinen Onkel<br />
Peter Vinding-Diers in Kontakt, der in<br />
Frankreich als Önologe arbeitet. Zunächst<br />
jobbt der junge Sisseck von 1983 bis 1985<br />
bei seinem Onkel auf Château Rahoul in<br />
Graves, danach absolviert er das Studium<br />
der Landwirtschaftslehre mit Abschluss als<br />
Agrar-Ingenieur an der Universität Bordeaux.<br />
Für ihn steht fest, der Wein ist seine<br />
Sache. «Darum habe ich mich auch bei Paul<br />
Draper von Ridge Vineyards in Kalifornien<br />
beworben. Da hätte ich Anfang der 90er-<br />
Jahre tolle Monte Bellos machen können.<br />
Genau in dem Moment wurde mir das<br />
Angebot gemacht, die Hacienda Monasterio<br />
in Spanien komplett aufzubauen, dabei<br />
wollte ich dort eigentlich nur ein paar<br />
Monate interimistisch arbeiten, bevor es<br />
auf die Reise in die USA geht.»<br />
Sisseck reist nicht. Ribera del Duero hat<br />
es ihm angetan. Mit Carlos de la Fuente<br />
findet er 1992 einen Kellermeister für die<br />
Hacienda Monasterio, die er bis heute mit<br />
Partner Carlos del Rio González-Gordon<br />
aus der Sherry-Dynastie González Byass<br />
führt. Bald darauf entwickelt er ein weiteres,<br />
eigenes Projekt. Sisseck entdeckt in der<br />
ersten Hälfte der 90er-Jahre zwei kleine<br />
Weingärten mit uralten Tempranillo-Wein-<br />
«Die alten Weingärten sind<br />
mein Kapital. Bereits seit<br />
2000 setze ich bei Dominio<br />
de Pingus auf biodynamische<br />
Bewirtschaftung.»<br />
PETER SISSECK Starwinzer<br />
stöcken in San Cristobal und Barrosso in<br />
der Region La Horra, die er erwerben<br />
kann. Die im traditionellen «En Vaso»-System<br />
erzogenen Reben sind während ihres<br />
siebzig Jahre währenden Lebens nie mit<br />
Kunstdünger oder Pestiziden in Kontakt<br />
gekommen, dafür waren die örtlichen kleinen<br />
Weinbauern stets zu arm. «Das war<br />
genau das, was ich gesucht habe. Rebstöcke,<br />
die wenig, aber grandiose Traubenqualität<br />
bieten. Und so begann ich neben meiner<br />
Tätigkeit für Hacienda Monasterio<br />
mein eigenes Ding zu machen.»<br />
DURCHBRUCH DANK PARKER<br />
Im Jahrgang 1995 erlebt der Wein namens<br />
Pingus seine Premiere und Peter Sisseck<br />
zunächst eine herbe Enttäuschung. «Ich<br />
hatte etwa 4000 Flaschen erzeugt und war<br />
mir sicher, dass der Wein gross ist. Aber die<br />
spanischen Weinhändler, denen ich den Pingus<br />
anbot, wollten den geforderten Preis<br />
nicht bezahlen – und einem Dänen schon<br />
gar nicht.»<br />
In der Zwischenzeit schickt der junge<br />
Winzer seinen Wein einigen Weinkritikern,<br />
unter anderem auch Robert Parker in<br />
Maryland, USA. Und der ist sofort begeistert.<br />
Der «Wine Advocate» urteilt: «Ich<br />
meine das absolut ernst, wenn ich sage, das<br />
dürfte der grösste junge Rotwein aus Spanien<br />
sein, den ich je verkostet habe.» Nachdem<br />
er die Fassprobe mit 96–100 Punkten<br />
bewertet, benotet Parker 1997 den Pingus ><br />
Fotos: Carlos Gonzalez Armesto, beigestellt<br />
46 falstaff<br />
jun <strong>2019</strong>
Der Däne Peter Sisseck<br />
studierte in Bordeaux<br />
Önologie und kreierte mit<br />
Pingus in Spanien eine<br />
Rotwein-Ikone.<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
47
wein / WORLD CHAMPIONS<br />
><br />
Gemeinsam mit dem <strong>Schweiz</strong>er Silvio Denz<br />
erzeugt Sisseck in Saint-Émilion Rotwein auf<br />
Château Rocheyron.<br />
1997 mit enormen 98 Punkten. Nun rennen<br />
dem Neo-Starwinzer nicht nur die spanischen<br />
Händler die Türen ein. Sisseck entscheidet<br />
sich dafür, seine Weine international<br />
über den Platz Bordeaux zu platzieren, der<br />
Preis ist seither in schwindelerregende<br />
Höhen gestiegen und liegt heute für den<br />
aktuellen Jahrgang bei rund 900 Franken.<br />
Vom ersten Jahrgang wurden ganze 325<br />
Kisten erzeugt, wovon 75 für Amerika<br />
gedachte Kisten nach einem Schiffsunglück<br />
bei den Azoren auf dem Grund des Atlantik<br />
ruhen. Seither hat dieser Wein einen wahren<br />
Höhenflug angetreten und Sammler in allen<br />
Teilen der Welt fasziniert – nicht nur, weil er<br />
mittlerweile mehrmals mit den begehrten<br />
100 Punkten geadelt wurde.<br />
Wenn man das Glück hat, heute eine Flasche<br />
des 2004er oder 2005er Pingus verkosten<br />
zu dürfen, dann wird einem die<br />
Magie dieses Weins eindrucksvoll und in<br />
allen Facetten vor Augen geführt.<br />
Dominio de Pingus erzeugt inzwischen<br />
drei weitere Weine. Bereits mit dem Startjahr<br />
1995 entstand auch der Zweitwein<br />
Flor de Pingus, von dem es zunächst 1000<br />
Kisten gab, vom Jahrgang 2016 gab es<br />
bereits mehr als 100.000 Flaschen. Längst<br />
ist dieser exzellente, kraftvolle Rote dem<br />
Status des Zweitweins entwachsen, allerdings<br />
wird auch mit etwa einhundert Franken<br />
ein Preis aufgerufen, der nicht unbeträchtlich<br />
ist. Demokratischer geht es da<br />
beim jüngsten Wein, dem PSI unter dem<br />
Label Bodegas y Viñedos Alnardo zu, der<br />
aus Trauben von Vertragswinzern aus dem<br />
Norden und Osten von Aranda de Duero<br />
stammt. Die 300.000 Flaschen werden in<br />
Sissecks Kellerei zu einem klassischen Ribera-del-Duero-Rotwein<br />
verarbeitet. Der Vollständigkeit<br />
halber sei erwähnt: Exklusiv für<br />
seinen amerikanischen Importeur füllt Sisseck<br />
eine Minimenge ab, die aus einer kleinen<br />
Parzelle mit Tinta del País stammt, die<br />
1895 gepflanzt wurde. Der Wein heisst<br />
Amelia, doch die Wahrscheinlichkeit, dass<br />
einem eine der 280 Flaschen jemals unterkommt,<br />
ist mehr als gering.<br />
Der kometenhafte Aufstieg von Pingus<br />
ging zeitgleich mit jenem der sogenannten<br />
Garagisten von Saint-Émilion, allen voran<br />
Jean-Luc Thunevin vom Château Valandraud,<br />
vonstatten, mit dem Sisseck bestens<br />
befreundet ist und wo er seinen Pingus all-<br />
Auf der Hacienda Monasterio im spanischen<br />
Ribera del Duero begann 1990 Sissecks<br />
Erfolgsweg als Weinmacher.<br />
jährlich in der En-Primeur-Woche der internationalen<br />
Fachwelt zeigt. Seit seiner Studienzeit<br />
hat Sisseck eine enge Verbindung zu<br />
Bordeaux, die schliesslich auch hier in<br />
einem önologischen Engagement mündete.<br />
Seit 2010 betreibt er gemeinsam mit dem<br />
<strong>Schweiz</strong>er Silvio Denz, den er in seiner<br />
Funktion als beratender Önologe beim<br />
katalonischen Weingut Clos d’Agon kennenlernte,<br />
das Château Rocheyron in Saint-<br />
Christophe-des-Bardes in Saint-Émilion.<br />
Mit seinem jüngsten Projekt macht Sisseck<br />
nun wieder mit Wein aus Spanien<br />
Schlagzeilen. «Man hat mich immer<br />
gefragt, ob ich nicht auch Weissweine<br />
machen möchte. Das war für mich auch<br />
eine Frage des passenden Terroirs. Die<br />
grössten spanischen Weissweine kommen<br />
meiner Ansicht nach aus Jerez. Also habe<br />
ich mich dort für ein Projekt entschieden.»<br />
Natürlich gemeinsam mit Carlos del<br />
Rio González-Gordon. So wurden 2017<br />
rund 10 Hektaren Weingärten im Pago Balbaína<br />
unweit von El Puerto de Santa Maria<br />
erworben und die Solera des Fino Camborio<br />
von Angel Zamorano aus der Bodegas<br />
Juan Piñero übernommen. Önologischer<br />
Berater ist der legendäre Ramiro Ibáñez, der<br />
die besten 65 Botas für die Kreation des<br />
neuen Fino Camborio selektioniert hat.<br />
«Man wird sich in Zukunft in Jerez noch<br />
stärker auf die Einzellagen in den Weingärten<br />
beziehen, die sind ja ohnehin historisch<br />
definiert.» Es steht also nun auch der erste<br />
spanische Weisse von Peter Sisseck ins Haus.<br />
Und wer Sisseck kennt, der weiss: Dieser<br />
Mann macht keine halben Sachen.<br />
<<br />
Fotos: Carlos Gonzalez Armesto, Jean-Bernard Nadeau, Hervé Lefebvre, beigestellt<br />
48 falstaff jun <strong>2019</strong>
Nachlesen<br />
Alle Teile aus der Serie<br />
«World Champions» unter<br />
falstaff.com/champ<br />
BEST OF<br />
DOMINIO DE PINGUS<br />
100<br />
2012 PINGUS, Dominio de Pingus<br />
Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern,<br />
violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />
Intensive florale Nuancen, kandierte<br />
Veilchen und Hibiskus, süsse Anklänge<br />
von orientalischen Gewürzen, feine<br />
Edelholzwürze, schwarze Beeren,<br />
Nuancen von Heidelbeeren, dunkle<br />
Mineralität. Komplex, stoffig, extraktsüsse<br />
samtige Textur, reife Tannine,<br />
getragen von frischer Säurestruktur,<br />
salzigen Nuancen im Abgang, überzeugende<br />
Länge, kühle, reife Frucht<br />
im Nachhall, sicheres Reifepotenzial.<br />
casadelvino, CHF 790,–<br />
95<br />
2015 FLOR DE PINGUS<br />
Dominio de Pingus<br />
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Feine<br />
dunkle Waldbeernuancen, reife Herzkirschen,<br />
ein Hauch von Edelholzwürze,<br />
zart nach Tabak, facettenreiches<br />
Bukett. Saftig, elegant,<br />
schokoladige Textur, reife Tannine,<br />
seidig und extraktsüss im Abgang,<br />
gute Säurestruktur, bleibt haften,<br />
gut entwickelt, feiner Nougat im<br />
Nachhall, verfügt über weiteres<br />
Reifepotenzial.<br />
casadelvino.ch, CHF 103,– (2016)<br />
95<br />
2013 HACIENDA MONASTERIO<br />
RESERVA ESPECIAL<br />
Bodegas Hacienda Monasterio<br />
Dunkles Rubingranat, violette Nuancen,<br />
zarte Ockerreflexe, dezente<br />
Randaufhellung. Rauchig-würzig<br />
unterlegte schwarze Beerenfrucht,<br />
ein Hauch von dunklem Nougat,<br />
gewürziger Touch, Amarenakirschen<br />
und Zwetschgen. Kräftig, reife dunkle<br />
Brombeernuancen, tragende Tannine,<br />
salziger Touch, schokoladig,<br />
Extraktsüsse im Abgang, Kirschen<br />
im Rückgeschmack, sehr stoffig.<br />
casadelvino.ch, CHF 95,–<br />
94<br />
2014 HACIENDA MONASTERIO<br />
RESERVA<br />
Bodegas Hacienda Monasterio<br />
Dunkles Rubingranat, violette<br />
Reflexe, zarter Wasserrand. Feine<br />
Nuancen von Vanille und Edelholz,<br />
etwas dunkler Nougat, etwas Lakritze<br />
und Cassis, facettenreiches<br />
Bukett. Saftig, engmaschig, kraftvoll,<br />
schwarze Beeren, elegant, reife<br />
Tannine, würziger Nachhall, schokoladige<br />
Textur, schwarze Kirschen<br />
im Nachhall, bleibt gut haften,<br />
sicheres weiteres Reifepotenzial.<br />
arvi.ch, CHF 59,–<br />
93<br />
2016 PSI<br />
Bodegas y Viñedos Alnardo<br />
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Zart<br />
hefig unterlegte schwarze Kirschenfrucht,<br />
feine blättrige Würze, Nuancen<br />
von Orangenzesten und reifen<br />
Pflaumen. Saftiger Körper, ausgewogen,<br />
schokoladiger Touch, runde<br />
Tannine, feines Säuregerüst, besitzt<br />
eine gute Frische, bleibt haften,<br />
etwas dunkler Nougat im Nachhall,<br />
kreidige Mineralität, wird von weiterer<br />
Flaschenreife profitieren.<br />
casadelvino.ch, CHF 36,–<br />
92<br />
2016 HACIENDA MONASTERIO<br />
COSECHA<br />
Bodegas Hacienda Monasterio<br />
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarter Wasserrand. Zart nach<br />
frischen Pflaumen, dunkles Waldbeer<br />
aroma, etwas Nougat, kandierte<br />
Orangenzesten. Saftig, elegant, süsse<br />
Textur, präsente, zart würzige<br />
Tannine, etwas Kakao am Gaumen,<br />
dezentes Säurespiel, bleibt haften,<br />
ein kraftvoller, bereits gut entwickelter<br />
Speisenbegleiter mit mineralischem,<br />
langem Abgang.<br />
vinexus.ch, CHF 49,30<br />
jun <strong>2019</strong> falstaff 49
wein / FALSTAFF SELEKTION<br />
THE WINE IN WEISS UND ROT<br />
AUS ROT-WEISS-ROT<br />
Erich Scheiblhofer hat im burgenländischen Andau, ganz im Osten Österreichs, ein echtes<br />
Weinimperium aufgebaut. Berühmt ist er für seine kräftigen Rotweine, sein vinophiles Können<br />
zeigt er aber auch bei seinen vollmundigen Weissweinen. Für seine Fangemeinde aus der<br />
<strong>Schweiz</strong> und jene, die sicher bald dazugehören, hat er nun zwei neue Weine kreiert.<br />
Das Spitzensegment von Erich<br />
Scheiblhofer ist einfach zu erkennen:<br />
Diese Weine tragen alle das<br />
englische Wort «the» vor der<br />
Rebsorte oder bei Cuvées vor dem Namen,<br />
und damit ist eigentlich schon alles oder<br />
zumindest das meiste gesagt. So kurz dieses<br />
Wörtchen auch sein mag, ist es doch wie<br />
ein grosser Pfeil, der auf die besondere<br />
Qualität hinweist und aufmerksam macht.<br />
Im Zuge einer Sonderfüllung für Mövenpick<br />
kommen The Wine in Weiss und Rot,<br />
die beide voll und ganz dem vorangestellten<br />
Artikel gerecht werden, jetzt auch in<br />
der <strong>Schweiz</strong> auf den Markt. Die weisse<br />
Cuvée vereint die noble Cremigkeit des<br />
Chardonnays mit frischen und würzigen<br />
Akzenten des Sauvignon Blancs in tadelloser<br />
Präzision. Sie ist ein vielseitiger Speisenbegleiter,<br />
bereitet aber auch solo getrunken<br />
grosses Trinkvergnügen.<br />
Bei The Wine rot konnte Erich Scheiblhofer<br />
wieder alle Trümpfe seiner Lieblingssorten<br />
ausspielen: Merlot und Cabernet<br />
Sauvignon, die er auch reinsortig auf absolutem<br />
Topniveau keltert, bekommen von<br />
Österreichs bekanntester autochthonen<br />
Rebsorte, dem Blauen Zweigelt, den gewissen<br />
Kick. 18 Monate durfte der Wein in<br />
französischem Holz reifen, um nun den<br />
Weinliebhabern viel Freude zu bereiten.<br />
Und dies tut er auch, wurde er doch umgehend<br />
zum Mövenpick Wein des Jahres<br />
<strong>2019</strong> gekürt.<br />
Jetzt heisst es nur noch schnell zugreifen<br />
und am besten gleich zwei 6er-Kisten<br />
bestellen. Als österreichisches Zuckerl gibt<br />
es dann nämlich noch eine in Rot gehaltene<br />
Magnum von The Wine gratis dazu.<br />
Fotos: beigestellt<br />
50<br />
falstaff jun <strong>2019</strong>
Die Kommandozentrale<br />
des Weinguts Scheiblhofer.<br />
SELEKTION<br />
93<br />
Punkte<br />
92<br />
Punkte<br />
TASTING<br />
2018<br />
TASTING<br />
2018<br />
IHRE VORTEILE DER<br />
FALSTAFF-SELEKTION<br />
✔<br />
✔<br />
✔<br />
WEINKOMPETENZ<br />
Die <strong>Falstaff</strong>-Selektion vereint das<br />
geballte Fachwissen des grössten<br />
Weinmagazins mit purem Genuss.<br />
EXKLUSIVITÄT<br />
Nur bei uns erhältlich: Die limitierte<br />
Selektion gibt es exklusiv für <strong>Falstaff</strong>-<br />
Leser und bei Mövenpick Wein.<br />
GRATIS-LIEFERUNG<br />
Zuverlässig und bequem: Ihre<br />
<strong>Falstaff</strong>-Selektion erhalten Sie<br />
kostenlos nach Hause geliefert!<br />
3 EINFACHE SCHRITTE<br />
ZUM WEINGENUSS:<br />
THE WINE<br />
CUVÉE ROT<br />
93 von 100 <strong>Falstaff</strong>-Punkten<br />
2016 The Wine Cuvée rot<br />
Erich Scheiblhofer träumte immer davon, die grossen<br />
Rebsorten der Weinwelt, Cabernet Sauvignon<br />
und Merlot, mit der für Österreich typischen Sorte<br />
Zweigelt zu vereinen. Es gelang ihm eine ausserordentliche<br />
Cuvée von internationalem Format. Die<br />
Cuvée wurde 18 Monate in speziell für Mövenpick selektierten<br />
französischen Barriquen ausgebaut.<br />
THE WINE CUVÉE ROT<br />
6 FLASCHEN NUR<br />
CHF 118,80 *<br />
THE WINE<br />
CUVÉE WEISS<br />
92 von 100 <strong>Falstaff</strong>-Punkten<br />
2017 The Wine Cuvée weiss<br />
Dieser Blend aus Chardonnay und Sauvignon<br />
Blanc von Erich Scheiblhofer besticht durch die<br />
typische Fülle und Cremigkeit eines Chardonnays,<br />
der acht Monate in französischen Barriquen gereift<br />
ist. Ein spritziger Wein mit betörender Frische<br />
und einem intensiven Duft nach frischen Melonen<br />
mit einem dezenten Vanilletouch.<br />
THE WINE CUVÉE WEISS<br />
6 FLASCHEN NUR<br />
CHF 111,– *<br />
1.<br />
2.<br />
<strong>Falstaff</strong>-Weinselektion auswählen<br />
Postkarte ausfüllen oder online auf<br />
falstaff.com/selektion bestellen<br />
Beim Kauf von zwei beliebigen 6er-Kartons<br />
erhalten Sie eine Magnumflasche 2017 The Wine<br />
Cuvée rot im Wert von CHF 42,90 gratis dazu.<br />
3.<br />
Wein per Lieferdienst empfangen<br />
und geniessen<br />
*inkl. MwSt. und Versandkosten. Angebot gültig bis 30.06.<strong>2019</strong>. Jahrgangsänderungen vorbehalten.<br />
jun <strong>2019</strong> falstaff 51
spirits / WODKA<br />
COMEBACK<br />
EINER<br />
Foto: Getty Images<br />
52 falstaff jun <strong>2019</strong>
Im Wettlauf der Bartender um<br />
immer Originelleres und Neues<br />
konnte der weitgehend neutrale<br />
Wodka lange nicht mithalten. Die<br />
Besinnung auf Eigengeschmack und<br />
Terroir verändert das massiv.<br />
TEXT ROLAND GRAF<br />
Wenn es um den Inhalt von Wodka<br />
ging, kannte die Brennerszene, traditionell<br />
im «Wodka-Gürtel» von<br />
Finnland bis in die Ukraine angesiedelt,<br />
nur eine Frage: Kartoffeln im<br />
polnischen Stil oder doch russisches Getreide von den<br />
berühmten Schwarzerde-Böden? Der weichere und reinere<br />
Geschmack war gefragt, wobei Letzterer ein Synonym<br />
für «neutral» beziehungsweise fehlerfrei war. Denn<br />
über Jahrhunderte stellte das «Wässerchen» eine Volksund<br />
damit Wirkungsspirituose dar. Historisch konnten<br />
die Polen zwar mit Stefan Falimirz’ 1534 in Krakau publizierter<br />
Schrift «O wódkach ziół rozmaitych i o mocy<br />
ich» (Zahlreiche Kräuter-Wässer und ihre Wirkung)<br />
punkten, dennoch dürften Getreidebrände noch weitaus<br />
älter sein.<br />
In der bis heute für ihren Korn berühmten Thüringer<br />
Stadt Nordhausen wurde das Destillieren per Dekret<br />
bereits seit 1507 besteuert. Doch auch in der Korn-<br />
Hochburg Deutschland legt heute der Wodka zu (jährliches<br />
Plus: 1,7 Prozent). Ironischerweise passiert das,<br />
indem man sich Anleihen beim Kornbrand holt. Denn<br />
der schmeckt je nach Region intensiv nach Roggen, Weizen<br />
oder Buchweizen, während sich Wodka durch möglichst<br />
neutralen Geschmack auszeichnet. So legen viele<br />
Hersteller auch in der Gegenwart die Verpflichtung aus,<br />
«dass die sensorischen Eigenschaften der verwendeten<br />
Ausgangsstoffe und die bei der Gärung entstandenen<br />
Nebenerzeugnisse selektiv abgeschwächt werden». Das<br />
regelt die Europäische Spirituosenverordnung, wie auch<br />
den Mindestalkohol (37,5 %) der «Spirituose aus […]<br />
Kartoffeln und/oder Getreide oder anderen landwirtschaftlichen<br />
Rohstoffen».<br />
<<br />
LEGENDE<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
53
spirits / WODKA<br />
Stolichnaya heisst<br />
so viel wie «aus<br />
der Hauptstadt<br />
kommend». Die<br />
Rohstoffe (Weizen<br />
und Roggen) der<br />
meistkonsumierten<br />
Wodkamarke der<br />
Welt stammen aus<br />
der Region Tambow<br />
in Russland.<br />
Auch wenn niemand mehr konsumiert<br />
als Russland mit sagenhaften 13,8 Litern pro<br />
Kopf und Jahr: Polen hat die Führungsrolle<br />
unter den Wodka-Rivalen übernommen,<br />
wenn es um die (staatlichen) Anstrengungen<br />
in Richtung Qualität geht. Der Gesetzgeber<br />
sieht für polnischen Wodka vor, dass alle<br />
Produktionsschritte im Land erfolgen, selbst<br />
die Flaschenproduktion. Mit Herstellern wie<br />
Belvedere, der den Warschauer Präsidentenpalast<br />
als Logo am Etikett führt, wurde man<br />
aber auch zum Pionier beim Terroir-Gedanken<br />
unter den Wodkas. Idente Zutaten ergeben<br />
die unterschiedlichen Geschmacksprofile<br />
der «Single Estate Rye»-Serie von Belvedere:<br />
Der Roggen aus Smogóry bringt ein anderes<br />
Destillat hervor als jener aus dem 500 Kilometer<br />
entfernten Seengebiet Bartężek. Während<br />
der «Smogóry Forest» deutlich getreidig<br />
und mit der roggentypischen zarten Pfeffrigkeit<br />
ins Glas kommt, dominiert die Frische<br />
von grünen Äpfeln und Kräutern im<br />
«Lake Bartężek». Es ist der Bauernhof, der<br />
zählt, könnte man über diesen neuen Weg zu<br />
mehr Geschmack sagen.<br />
<<br />
HERKUNFT STATT BELIEBIGKEIT<br />
Der beschränkt sich auch nicht auf den Roggen.<br />
Frühkartoffeln der Sorte Vineta aus<br />
Kaschubien kommen bei Vestal Vodka in<br />
Eine neue Generation: Wodka so «neutral» wie<br />
möglich herzustellen ist nicht mehr das oberste Ziel.<br />
den unfiltrierten «Kaszebe», rotschalige<br />
Asterix-Erdäpfel von der Ostseeküste in den<br />
«Pomorze». Dass man eine bestimmte Herkunft<br />
der Rohfrucht im fertigen Brand<br />
schmecken kann, ist dabei eine zu hoch<br />
gegriffene Analogie zum Wein. Doch man<br />
soll wieder schmecken, woraus der Wodka<br />
erzeugt wurde – was für viele Konsumenten<br />
ein ziemliches Novum darstellt. Ein echter<br />
Farmhouse-Wodka wie der Vorarlberger<br />
«Boдкa» (Gemüsebauer Simon Vetter pflegt<br />
die russische Schreibweise am Etikett) riecht<br />
dann etwa «wie frisch aufgeschnittene<br />
Rohscheiben». So beschrieb der Wiener<br />
Gastronom Heinz Karasek («Das Heinz»)<br />
die Kosteindrücke des Rheintal-Wodkas<br />
vom Vetterhof.<br />
ROHSCHEIBEN UND ROGGENKRAFT<br />
«Regionalität und Zusammenarbeit sind für<br />
uns ein wichtiger Bestandteil», bestätigt<br />
Dominik Babst von der Diwisa Distillerie in<br />
Willisau/Kanton Luzern. Ein <strong>Schweiz</strong>er<br />
«Wässerchen» hätte schliesslich nur dann<br />
eine Chance unter den mittlerweile gut 3000<br />
Wodka-Marken, wenn es anders ist als alle<br />
anderen. Die Maische für den «Xellent Vodka»<br />
stammt daher aus den Roggensorten<br />
Matador und Picasso aus der Zen tralschweiz.<br />
«Uns ist es wichtig, dass Wodka<br />
nicht einfach da ist, um einen Drink ‹aufzuspriten›,<br />
sondern mit seinem Charakter dem<br />
Drink eine eigene Identität geben soll», so<br />
Babst. Mutiger werden bei der vermeintlich<br />
neutralen Spirituose war auch bei Brenner-<br />
Kollegen Oliver Matter und seinem im Vorjahr<br />
gebrannten «Wodkari» ein Thema. Dieser<br />
entstand während der Suche nach dem<br />
Fotos: Fotografie Peter Kuehnl, Shutterstock, Stefan Zenzmaier, beigestellt<br />
54 falstaff jun <strong>2019</strong>
Kauffmann Vodka wird einzig aus qualitativ<br />
hochwertigem Weizen einer Ernte hergestellt (u.).<br />
besten Grundalkohol für den Gin namens<br />
«Gingo». Im Berner Seeland entschied man<br />
sich für satte 50 Volumenprozent – denn dieser<br />
<strong>Schweiz</strong>er Wodka soll im Cocktail nicht<br />
untergehen.<br />
Dem stimmt auch der Barchef der Innsbrucker<br />
«Stage 12» ein paar Alpentäler weiter<br />
zu. «Der eigene Geschmack von Wodka<br />
darf wieder im Vordergrund stehen», plaudert<br />
Kostas Karvounis aus der Schule. In der<br />
Tiroler Hotelbar kommen die charakterstarken<br />
Wodkas als Grundspirituose für Cocktails<br />
zum Einsatz, «deren Geschmack nicht<br />
abgeschwächt werden sollte». Karvounis<br />
setzt aber auch auf den Einsatz bei Infusionen,<br />
wo etwa Zirben oder Kräuter den<br />
Eigengeschmack verstärken.<br />
Für die<br />
Herstellung von<br />
Grey Goose Vodka<br />
wird nur die<br />
Patisserie-Qualität<br />
des französischen<br />
Weizens aus der<br />
Picardie<br />
verwendet.<br />
DIE NEUTRALITÄT MUSS WEG!<br />
Es sind aber längst nicht nur die Mikro-<br />
Brennereien, die Herkunftsgetreide mit<br />
Eigengeschmack schätzen. Seit dem heurigen<br />
Neu-Design der Flasche weist etwa «Elyx»,<br />
das Flaggschiff von Absolut, auf die Tatsache<br />
hin, dass man einen «Single Estate Copper<br />
Crafted Vodka» füllt. Konkret stammt<br />
der Weizen dafür ausschliesslich vom Råbelöf-Hof<br />
Erik Baeksteds. Abgesehen davon<br />
wird für den Premium-Wodka aus Schweden<br />
der intensivere Winterweizen genutzt.<br />
<<br />
Die «Single Estate Rye»-Serie von Belvedere beweist, dass Roggen-Wodkas noch klarere<br />
Geschmacksprofile entfalten können, je nach Herkunft des verwendeten Roggens.<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
55
spirits / WODKA<br />
«Die Hauptspirituose in unserem<br />
Espresso Martini ist Ketel One Vodka<br />
aus den Niederlanden mit seiner öligen<br />
Textur und Vanillenoten.»<br />
FERENC HARASZTI Barchef «Fabios», Wien<br />
Denn für den Laien kaum bekannt,<br />
unterliegt auch Getreide Qualitätsschwankungen<br />
und -kennzeichnungen.<br />
Bis heute etwa kommt für François Thibault,<br />
den Master Distiller von Grey Goose,<br />
nur die Patisserie-Qualität des französischen<br />
Weizens aus der Picardie, der «blé panifiable<br />
supérieur» (BPS) in die Brennblasen. Thibault<br />
war einer der Ersten in der Branche,<br />
der über die Getreidequalitäten sprach. Und<br />
der Mann aus dem Cognac-Gebiet hält auch<br />
wenig vom vielfachen Filtrieren des Destillats,<br />
das oftmals für besondere Reinheit des<br />
Wodkas bemüht wird: «Ich arbeite doch<br />
nicht am Geschmack des Getreides, um ihn<br />
dann wieder herauszuziehen», echauffiert<br />
sich der Franzose da. Auch in der aktuell<br />
vom <strong>Falstaff</strong> Bar- & Spiritsguide gekrönten<br />
österreichischen Restaurantbar des Jahres<br />
schätzt man diese Finesse. «Bei den Gästen<br />
ist Wodka nach wie vor sehr beliebt, was<br />
meist am subtilen Geschmack und der damit<br />
verbundenen Vielfältigkeit liegt», meint<br />
<<br />
ESPRESSO<br />
MARTINI<br />
Seit März <strong>2019</strong><br />
ist Ferenc<br />
Haraszti (l.)<br />
Barchef im<br />
«Fabios» in<br />
Wien.<br />
Rezept von Ferenc Haraszti («Fabios», Wien)<br />
Version des Klassikers von Dick Bradsell<br />
ZUTATEN<br />
4 cl Wodka<br />
4 cl Mix aus Kaffee und Schokoladenbitter<br />
2 cl Kaffeelikör<br />
Garnitur: Kaffeebohnen<br />
ZUBEREITUNG<br />
– Alle Zutaten auf Eiswürfeln kalt shaken und<br />
in eine vorgekühlte Coupette abseihen.<br />
– Cocktail mit Kaffeebohnen garnieren.<br />
Dominik Möller aus dem Wiener «The<br />
BirdYard».<br />
Diese Vielfalt beflügeln aber nicht nur<br />
möglichst kleinräumige Herkünfte, sondern<br />
auch neue bzw. wiederentdeckte Ausgangsmaterialien.<br />
Die Münsterländer Korn-Tradition<br />
etwa nützt einem der markantesten<br />
Wodkas Deutschlands. Der «PAX Friedensreiter»<br />
basiert auf Dinkel (!) in Bioqualität<br />
von einem der ältesten Höfe im Osnabrücker<br />
Land. Der malzig schmeckende Wodka<br />
aus der Brennerei Dwersteg erzählt auch die<br />
Geschichte des Westfälischen Friedens 1648,<br />
so Geschäftsführer Ludger Teriete: «Seither<br />
ist der ‹Friedensreiter› ein Symbol des Friedens<br />
und der Freude – mit dieser Geschichte<br />
verbinden wir unseren Wodka.»<br />
Und Dinkel ist nicht der einzige Neuzugang<br />
im Brennkessel: «Pseudogetreide» mag<br />
nicht gerade vertrauenserweckend klingen,<br />
doch genau damit erweitert der Mostviertler<br />
Brenner Georg Hiebl den Wodka-Kosmos.<br />
Sein Brand vom Amaranth – als Fuchsschwanzgewächs<br />
eben kein Getreide –<br />
erschüttert die übliche Geschmackserwartung<br />
ebenso wie sein Wodka aus Quinoa.<br />
Das Destillat aus der «Freimeister»-Serie<br />
erhält im Pot-Still-Verfahren «am Körper<br />
mehr Fett», ist der Brenner überzeugt.<br />
Diese Komponente schätzt die Barszene<br />
beim beliebten, spätnachts gereichten Muntermacher:<br />
Der Espresso Martini von Dick<br />
Bradsell (der Legende nach 1984 für Naomi<br />
Campbell kreiert) setzte sich als einer der<br />
wenigen zeitgenössischen Cocktails weltweit<br />
durch. Selbst die neue Barkarte des Wiener<br />
Italieners «Fabios», die Ferenc Haraszti verantwortet,<br />
verzichtet nicht auf diesen Drink:<br />
«Die Hauptspirituose in unserem Espresso<br />
Martini ist Ketel One Vodka aus den Niederlanden<br />
mit seiner öligen Textur und<br />
Vanillenoten», plädiert auch «Feri» Haraszti<br />
für das samtige Mundgefühl. Denn spätestens<br />
im Shaker zählen nicht mehr das schicke<br />
Label, die blinkende Flasche oder<br />
15-faches Filtrieren, sondern lediglich der<br />
Geschmack.<br />
<<br />
Fotos: Stefan Gergely<br />
56<br />
falstaff jun <strong>2019</strong>
DEEPLY<br />
FLORAL<br />
Definitively<br />
HENDRICK’S<br />
LIMITED BY NATURE<br />
WWW.DETTLING-MARMOT.CH<br />
EXCLUSIVELY DISTRIBUTED IN SWITZERLAND BY DETTLING & MARMOT AG
spirits / BEST OF WODKA<br />
BEST OF WODKA<br />
95<br />
93<br />
92<br />
KAUFFMANN SOFT<br />
40 Vol.-%, 0,7 l<br />
Warmes Duftbild, sehr neutral<br />
und ausgewogen, mit süsslichen,<br />
traubigen, zartwürzigen und an<br />
Kartoffeln erinnernden Aromen.<br />
Am Gaumen weich, crispy,<br />
süsslich und würzig, anhaltend.<br />
drink.ch<br />
CHF 54,90<br />
STOLI VODKA GOLD EDITION<br />
40 Vol.-%, 0,7 l<br />
Feine Nase mit süsslichem Haselnussfudge<br />
und weichem Biscuit.<br />
Am Gaumen sehr angenehme Vielschichtigkeit<br />
und Milde bis in den<br />
Abgang. Im Nachklang findet sich<br />
etwas weisse Schokolade.<br />
masterofmalt.com<br />
CHF 33,83<br />
GUGLHOF VODKA ART & SPIRITS<br />
40 Vol.-%, 0,35 l<br />
Im Duft vereinigen sich frische<br />
Blinis, grüne Haselnüsse und ein<br />
Hauch von eingelegtem Pfeffer.<br />
Vollmundig und cremig zeigt sich<br />
das Mundgefühl, der Abgang ist<br />
lang mit angenehmer Wärme.<br />
weisshaus.de<br />
ca. CHF 47,50<br />
94<br />
92<br />
92<br />
BELVEDERE LAKE BARTEZEK<br />
40 Vol.-%, 1 l<br />
Intensive Frische, die an eine Wiese<br />
mit Heublumen erinnert, ähnliche<br />
Düfte wie die eines anständigen<br />
Cachaças. Dahinter kommt ein Hauch<br />
Zitrus durch. Bleibt am Gaumen intensiv<br />
und dicht mit Anklängen an<br />
grünen Tee. Langer Nachklang mit<br />
einer Spur Milchschokolade.<br />
ullrich.ch, CHF 72,–<br />
MAMONT VODKA<br />
40 Vol.-%, 0,7 l<br />
Spicy, spicy! Gurkenschale und<br />
Braune Senfsaat leiten im Duft<br />
einen Wodka ein, der auch am Gaumen<br />
beträchtliche Gewürz-Komponenten<br />
mitbringt: Pumpernickel-<br />
Brot, etwas Majoran und Brunnenkresse<br />
stehen zu Buche.<br />
pepillo.ch<br />
CHF 65,–<br />
TITO’S HANDMADE VODKA<br />
40 Vol.-%, 0,7 l<br />
Hell geröstetes Malz und gebuttertes<br />
Popcorn befinden sich<br />
unter den Duftkomponenten und<br />
werden auch zu Protagonisten<br />
des Geschmacks. Dem gehaltvollen<br />
Mundgefühl folgt ein fast<br />
röstiger Abgang.<br />
drink.ch<br />
CHF 44,90<br />
93<br />
92<br />
90<br />
BELVEDERE SMOGÓRY FOREST<br />
40 Vol.-%, 1 l<br />
Eher weich und etwas neutral zu<br />
Beginn, dann steigen dezente florale<br />
Noten auf. Am Gaumen Brotgewürz<br />
mit einer Idee von Sternanis und<br />
einer lebendigen Pfeffernote. Dazu<br />
frische grüne Apfelscheiben, die ein<br />
fast fruchtiges Finish einläuten.<br />
Mittlere Länge.<br />
ullrich.ch, CHF 72,–<br />
GREY GOOSE<br />
40 Vol.-%, 0,7 l<br />
Blumige Anklänge von feinem<br />
Weizen bilden einen eng geknüpften<br />
Geruchsteppich. Ebenso<br />
dicht geht es am Gaumen weiter,<br />
eine zarte, frische Brotnote<br />
durchfliesst das gesamte<br />
Geschmacksempfinden.<br />
ullrich.ch<br />
CHF 59,–<br />
42 BELOW<br />
40 Vol.-%, 0,7 l<br />
Die Nase zeigt deutlich den bewusst<br />
neutralen Stil, der verfolgt<br />
wird. Die Struktur im Mund ist<br />
weich und mollig, was genügend<br />
Raum für einen dezent würzigen,<br />
gebührend langen Abgang<br />
lässt.<br />
ullrich.ch<br />
CHF 35,–<br />
Fotos: Imants Kikulis, beigestellt<br />
58 falstaff jun <strong>2019</strong>
Chefredaktion <strong>Schweiz</strong><br />
BENJAMIN HERZOG<br />
und DOMINIK VOMBACH<br />
GOURMET<br />
HENDRICK’S GIN<br />
BOTANISCHE<br />
ALCHEMIE<br />
Inspiriert von der magischen Kraft und<br />
Intensität der Sommerblüten bringt<br />
Hendrick’s im Juni «Midsummer Solstice»<br />
auf den Markt. Der Gin wurde von<br />
Master Distiller Lesley Gracie kreiert und<br />
wird nur in kleinen Chargen produziert.<br />
Die neue Kreation aus der Kultdestillerie<br />
setzt auf die klassischen Hendrick’s-Gin-<br />
Botanicals, die von einer geheimen Auswahl<br />
an Blumenessenzen umrahmt werden. Der<br />
«Midsummer Solstice» ist die erste Ausgabe<br />
aus Lesley Gracies Wunderkabinett,<br />
ihrem Experimentierraum für botanische<br />
Alchemie in der neuen Destillerie Hendrick’s<br />
Gin Palace. Der Gin ist zeitlich nur<br />
begrenzt verfügbar.<br />
hendricksgin.com<br />
DAS BROT AUS DEN BÄUMEN<br />
Die Idee kam quasi über Nacht: Nachdem<br />
im Oktober des Vorjahres ganze Nadelwälder<br />
in Friaul-Julisch Venetien Unwettern<br />
zum Opfer gefallen waren, ergriff der Udineser<br />
Koch Stefano Basello kurzerhand<br />
die Initiative und tat das, was zwei Generationen<br />
zuvor schon Wirkung gezeigt hatte:<br />
Basello, seit zwei Jahren Chefkoch im<br />
Restaurant «Il Fogolar» im Hotel «Là di<br />
Moret» in Udine, stapfte in den Wald, sammelte<br />
die Rinde der umgestürzten Tannen<br />
und Fichten sowie Baumflechten ein und<br />
verarbeitete alles zu Mehl. Basello: «Die<br />
innere Rinde wird mit einem Meissel entfernt<br />
und bei 55 Grad ungefähr 16 Stunden<br />
getrocknet. Danach wird sie zu Mehl<br />
gemahlen.» Da Letzteres im Geschmack<br />
besonders holzig-intensiv ist, muss es im<br />
Brot freilich sparsam verwendet werden.<br />
«Unser Teig besteht zu 55 Prozent aus<br />
weissem Bio-Mehl, zu 25 Prozent aus reinem<br />
Bio-Mehl, zu 15 Prozent aus Rindenmehl<br />
und zu fünf Prozent aus Sauerteig<br />
und Wasser.» Der Teig wird 15 Stunden<br />
bei neun Grad fermentiert und später<br />
im Ofen bei 220 Grad gebacken.<br />
Was einst der Ersparnis<br />
diente, gilt heute als<br />
kreative Delikatesse,<br />
an der sich – aufgrund der<br />
aufwendigen Produktion –<br />
bis dato nur die Gäste seines<br />
Restaurants erfreuen können.<br />
ladimoret.it<br />
Flechten und Baumrinden sind die<br />
wesentlichen Bestandteile jenes Brots,<br />
das Küchenchef Stefano Basello im<br />
«Il Fogolar» in Udine serviert.<br />
60<br />
falstaff jun <strong>2019</strong>
NOTIZEN<br />
KORALLE FÜR ALLE!<br />
Lebensbejahend, erfrischend, sanft belebend:<br />
Living Coral ist die Pantone-Farbe<br />
des Jahres <strong>2019</strong>. Das Orangerot<br />
mit dem goldenen Unterton spiegelt<br />
den aktuellen Zeitgeist wider,<br />
ist eine behagliche Farbe aus<br />
unserer natürlichen Umgebung<br />
und hat gleichzeitig eine<br />
sehr lebendige Präsenz. Kein<br />
Wunder, dass Koralle heuer<br />
auch beim Essen den (Farb-)Ton<br />
angibt: Neben Lebensmittelfarben<br />
stehen viele natürliche Farbstoffe<br />
aus Randen, Grapefruits oder<br />
Beeren bereit. Angesagt ist, was gefällt<br />
und dabei auch noch schmeckt wie Macarons,<br />
Glace, feine Pürees oder Risottos.<br />
Farblich dazu passt der Tipp für<br />
einen Besuch im korallrosa<br />
Dining room des Restaurants<br />
«Gallery» im «Sketch» in London.<br />
Das Restaurant wurde vom<br />
angesagten britischen Künstler<br />
David Shrigley und Interior-Designerin<br />
India Mahdavi gestaltet<br />
und ist zum Abheben schön. Auf<br />
der Menükarte von Küchenchef<br />
Pierre Gagnaire finden sich Burger<br />
mit Rindfleisch und Foie gras, edles<br />
Fish and Chips oder Morchelravioli.<br />
BOB BRENNT!<br />
Sänger, Songwriter, Literaturnobelpreisträger<br />
– und jetzt auch noch Whiskeybrenner:<br />
Mit 77 Jahren erfüllte sich Bob<br />
Dylan den lang gehegten Traum einer<br />
eigenen Destillerie plus Restaurant, für<br />
das Projekt wird eigens eine Kirche in<br />
Nashville, Tennessee, umgebaut. Die<br />
Eröffnung ist für 2020 geplant. Bereits<br />
im Vorjahr hatte Whiskey-Fan Dylan mit<br />
drei Abfüllungen überrascht.<br />
Fotos: NADINE STUDENY PHOTOGRAPHY, Shutterstock, Gian Andri Govanoli / KMU Fotografie, Sinne GmbH, Getty Images, erik olsson photography, beigestellt<br />
BYE, BYE, BOYS<br />
Im Zürcher «Café Boy» heisst es nach<br />
neun Jahren Abschied nehmen: Stefan<br />
Iseli und Jann M. Hoffmann gehen neue<br />
Wege. Die beiden übernahmen das Lokal<br />
2010 und schafften einen Ort in der Limmatstadt,<br />
der seitdem mit unaufgeregter,<br />
entspannter Atmosphäre, guter Küche<br />
und einer hervorragenden Weinauswahl<br />
bestach. Die beiden bleiben der Gastronomie<br />
treu. Zum letzten Service rufen<br />
die Boys am 26. Juni.<br />
111 JAHRE<br />
WALDHAUS SILS<br />
Seit jeher zieht es Dichter, Denker<br />
und Ruhesuchende ins «Waldhaus<br />
Sils». Dieses Jahr feiert das<br />
Grand Hotel sein 111-jähriges<br />
Jubiläum. Ab der<br />
Sommersaison im<br />
Juni finden diverse<br />
kulturelle Veranstaltungen<br />
mit alten<br />
Bekannten und neuen<br />
Gesichtern statt.<br />
waldhaus-sils.ch<br />
FÄVIKEN SCHLIESST<br />
Nach elf Jahren verlässt der schwedische<br />
Spitzenkoch Magnus Nilsson das<br />
«Fäviken». Mit seinem Abgang endet die<br />
Geschichte des Restaurants, das unter<br />
anderem in der Netflix-Produktion<br />
«Chef’s Table» zu sehen war. Nilsson gab<br />
in einem Interview mit der «L. A Times»<br />
bekannt, dass kulinarische Projekt in<br />
Zukunft nicht auszuschliessen seien.<br />
BRANDHEISS & KURZ NOTIERT<br />
Mit dem Restaurant «L’O» übernahm<br />
der Zürcher Gastromogul Michel<br />
Péclard im letzten Jahr sein achtes<br />
Lokal am Zürcher Seebecken. Aus dem<br />
ehemaligen Luxus-Lokal wird nun ein<br />
Biergarten. +++ Das Berggasthaus<br />
«Aescher-Wildkirchli» zählt zu den<br />
berühmtesten Gasthäusern der Welt.<br />
Ab Sommersaison übernimmt die Pfefferbeeren<br />
AG aus Bühler das Lokal.<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
61
cover / EINLEITUNG<br />
GLÜH<br />
Foto: Getty Images<br />
62 falstaff jun <strong>2019</strong>
ENDE<br />
LIEBE<br />
Ein Feuer anzünden,<br />
herunterbrennen lassen<br />
und über der Hitze rohes<br />
Fleisch garen: Kaum eine<br />
Technik aus der Küche ist<br />
so alt wie das Grillieren –<br />
und kaum eine lieben wir<br />
mehr. Eine kulturellkulinarische<br />
Reise von der<br />
Steinzeit bis heute.<br />
TEXT PHILIPP ELSBROCK<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
63
cover / EINLEITUNG<br />
Weitere Inspirationen<br />
und Rezepte unter<br />
falstaff.com/grill<br />
Fleisch ist immer noch das Mass<br />
aller Dinge beim Grillieren. Ausgefeilte<br />
Rezepte helfen aber, auch Gemüse vom<br />
Grill populärer zu machen.<br />
Man muss ja froh sein, dass<br />
Grillieren überhaupt noch<br />
erlaubt ist. Genau genommen<br />
sprächen einige Gründe<br />
für ein sofortiges und<br />
dauerhaftes Verbot: die Emissionen! Bergeweise<br />
Fleisch! Und dann die unerhörte<br />
Männerdominanz! Glücklicherweise scheint<br />
das in diesem Fall kaum jemanden zu stören.<br />
Die ursprünglichste Ernährungsform<br />
überhaupt steht auch 800.000 Jahre nach<br />
ihrer Premiere hoch im Kurs – so lange halten<br />
Forscher das gezielte Garen über Feuer<br />
für gesichert. Auf die Frage, ob sie im Sommer<br />
gern grillieren, antworteten in Deutschland<br />
95 Prozent aller Befragten mit Ja. 72<br />
Prozent aller Österreicher haben einen eigenen<br />
Grill zu Hause, und in der <strong>Schweiz</strong> wird<br />
im Durchschnitt alle neun Tage grilliert.<br />
So weit die Zahlen, jetzt zum Gefühl. Das<br />
Wort Faszination sollte man nicht leichtfertig<br />
gebrauchen, aber in diesem Fall scheint<br />
es angebracht: Sämtlichen Trends zu achtsamer<br />
Ernährung, zu Gemüse und ständiger<br />
Selbstoptimierung zum Trotz lässt sich der<br />
Mensch von Feuer, glühender Kohle und<br />
darüber platziertem Fleisch in den Bann ziehen<br />
– unser biologisches Erbe bahnt sich<br />
hier mit Macht einen Weg in die Gegenwart.<br />
Nach wie vor ist Grillieren fast ausschliesslich<br />
Männersache, das ergab zumindest eine<br />
Umfrage des Autors im Freundeskreis. So<br />
weit, so alt.<br />
NEUE GEMÜSEWELTEN<br />
Zur Wahrheit gehört indes auch, dass es seit<br />
der Steinzeit ein paar Veränderungen gegeben<br />
hat, was unser Grillverhalten angeht.<br />
Flammen und säckeweise Kohle sind längst<br />
kein Muss mehr – handliche Elektro-Grills<br />
lassen einen Grillabend auch in der Grossstadt<br />
zu, etwa auf der Dachterrasse oder auf<br />
dem Balkon. Die modernsten Geräte lassen<br />
sich heute aus der Ferne per App steuern.<br />
Auf dem Rost liegen immer häufiger nicht<br />
mehr ausschliesslich Rind, Schwein und<br />
Poulet, sondern auch Gemüse. Was damit zu<br />
tun hat, dass es mithilfe von passenden<br />
Rezepten aufgepeppt wird und nicht wie<br />
früher traurige Vegetarier ersatzbefriedigt.<br />
Nein, auch hartgesottenen Fleischessern<br />
schmecken solche Gerichte (mehr dazu ab<br />
Seite 80). Denn dahinter stecken häufig<br />
><br />
Fotos: StockFodd, Getty Images, beigestellt<br />
64 falstaff jun <strong>2019</strong>
Unser biologisches Erbe:<br />
Auch im 21. Jahrhundert lässt<br />
sich der Mensch von Feuer, Fleisch<br />
und Glut in den Bann ziehen.<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
65
cover / EINLEITUNG<br />
Mariniertes Rindfleisch<br />
über Holzkohle geröstet:<br />
koreanisches Barbecue (r.).<br />
Das südafrikanische Braai (o.) und das brasilianische<br />
Churrasco (u.) haben eines gemein: Man grilliert<br />
grosse Fleischstücke für die grosse Runde.<br />
Gehören zum Standard der japanischen Izakayas: die<br />
Yakitori-Pouletspiessli mit köstlicher Sauce.<br />
Egal, welche Region<br />
man bereist, das<br />
Grillieren ist schon da.<br />
Röstaromen von Steak<br />
und Co. sind die universelle<br />
Abkürzung zur Glückseligkeit.<br />
><br />
ambitionierte Köche, die es als Wettbewerb<br />
betrachten, auch andere Lebensmittel<br />
als Fleisch am Grill vorzubereiten. Egal, ob<br />
René Redzepi im «noma» oder wie in unserem<br />
Fall Sebastian Mattis aus dem «Fritz<br />
& Felix»: Damit es schmeckt, braucht es<br />
zuerst eine Idee.<br />
Dass Grillieren tauglich ist für die Haute<br />
Cuisine, beweisen Sterneköche in Restaurants<br />
quer über den Globus schon lange. Ob<br />
mit dem Big Green Egg oder klassisch<br />
unterm Salamander-Grill – in der Sterneküche<br />
macht man sich gezielt einen chemischen<br />
Prozess zunutze, der auch für Hobby-<br />
Grillierer unverzichtbar ist: die Maillard-<br />
Reaktion. Sie umschreibt, was passiert,<br />
wenn Fleisch erhitzt wird und mittels unzähliger<br />
chemischer Abläufe die knusprige<br />
Kruste und köstliche Röstaromen entstehen.<br />
Kurz gesagt: Sie ist die universelle Abkürzung<br />
zur Glückseligkeit.<br />
Egal, in welche Region der Welt man<br />
reist, das Grillieren ist schon da. In Japan<br />
bekommt man in den Izakayas, den Beizen,<br />
grillierte Pouletspiessli, die Yakitori, die<br />
anschliessend in eine köstliche Sauce (Tare)<br />
gedippt werden, die aus Sojasauce, Mirin,<br />
Sake und Salz besteht. Das koreanische<br />
Barbecue steht für mariniertes Rindfleisch,<br />
das über Holzkohle in Minuten gegart wird.<br />
Die Sibirer sind zu Recht stolz auf ihre<br />
Schaschlyki, die in Kastengrills über Birkenholz<br />
rösten. Südafrika hat sein Braai, die<br />
Brasilianer setzen auf den Churrasco – die<br />
Liste liesse sich noch lange weiterführen.<br />
Etwas genauer anschauen sollte man sich<br />
aber noch die Vereinigten Staaten: Hier, wo<br />
die Steakkultur entstand und sich bis heute<br />
am Schönsten beobachten lässt (s. Text<br />
«New York»), hat sich nicht nur ein Kult<br />
ums Grillieren entwickelt, der mit der Erfindung<br />
des Kugelgrills durch einen gewissen<br />
Stephen Weber im Jahr 1952 begann. Hier<br />
hat sich, insbesondere in den Südstaaten,<br />
noch eine weitere Art des Fleischgarens entwickelt:<br />
das Barbecue oder kurz BBQ. Hierzulande<br />
wird es noch häufig mit dem Grillieren<br />
gleichgesetzt, dabei ist es in Wahrheit eine<br />
eigene Spielart. Fleisch brutzelt hierbei nicht<br />
über glühenden Kohlen oder Gasbrennern,<br />
sondern gart langsam: bei niedrigeren Temperaturen,<br />
abseits der Hitzequelle, also etwa<br />
durch Rauch (Smoken). Eine gewisse Prominenz<br />
erlangte BBQ in Europa zuletzt durch<br />
die Serie «House of Cards», wo es sich Präsident<br />
Frank Underwood auch in höchster<br />
Bedrängnis nicht nehmen lässt, den winzigen<br />
BBQ Joint seines Freundes Freddy zu besuchen.<br />
Underwood bestellt stets Ribs, also<br />
Rippchen – und wer einmal diese stundenlang<br />
gegarte, mit geheimen Gewürzmischungen<br />
(Rubs) bestrichene Spezialität probiert<br />
hat, weiss, dass man dafür einen Drei-Sterner<br />
links liegen lassen kann.<br />
Was den Spass angeht, ist so ein gemeinsamer<br />
Grillabend eh kaum zu schlagen.<br />
Deshalb unser Vorschlag: Rufen Sie Ihre<br />
Freunde an, stellen Sie die Weine kalt und<br />
holen Sie den Grill aus dem Schuppen. Es<br />
ist wieder Zeit.<br />
><br />
Fotos: Shutterstock, beigestellt<br />
66 falstaff jun <strong>2019</strong>
EINZIG IN SEINER ART<br />
FOTOGRAFIE: ANDREAS REICHLIN
cover / STEAKPARADIES NEW YORK<br />
IM NEW YORKER<br />
STEAK-<br />
HIMMEL<br />
In den USA spielen Rinderzucht, Steakhaus und Burger eine so bedeutende<br />
Rolle wie in kaum einem anderen Land der Welt. Ganz klar, die Amerikaner<br />
verstehen etwas von gutem Rindfleisch. Die Metropole New York ist dabei<br />
ein echtes Steak-Paradies. Aber warum eigentlich? Und was sind die<br />
neuesten Trends? Wir haben uns umgesehen.<br />
TEXT ANGELIKA AHRENS<br />
68 falstaff jun <strong>2019</strong>
Fotos: Shutterstock, beigestellt<br />
In sogenannten Kältekammern «sitzen»<br />
die Steaks bis zu sechs Wochen in einem<br />
Regal, bis sie ausgeliefert werden.<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff 69
cover / STEAKPARADIES NEW YORK<br />
Hey, we need to sell strips,<br />
guys!» – «Hey, Leute, wir<br />
müssen Strip-Steaks verkaufen!»<br />
Marc J. Sarrazin, Chef<br />
von DeBragga, inspiziert in<br />
seinen Dry-Age-Kammern gerade Steaks im<br />
Wert von mehr als einer Million US-Dollar.<br />
Fein säuberlich gestapelt auf Regalen. Etage<br />
für Etage.<br />
Das Strip-Steak ist ein Steak des Roastbeefs<br />
(Short loin) und damit Teilstück des<br />
Hinterviertels zwischen Hochrippe und<br />
Hüfte des Rinds. Ein kleines Schild verrät,<br />
wann das Black Angus in Nebraska<br />
geschlachtet worden ist und wie lange es<br />
schon lufttrocknet. Zehn Autominuten ausserhalb<br />
von Manhattan reift beim selbst<br />
ernannten «New York’s Butcher» Fleisch je<br />
nach Grösse im Schnitt 30 bis 45 Tage trocken<br />
vor sich hin. Dabei handelt es sich um<br />
eine traditionelle Veredelungsmethode, bei<br />
der das Fleisch am Knochen über einen speziellen<br />
Zeitraum bei kontrollierter Temperatur<br />
und Luftfeuchtigkeit abhängt. Die Flüssigkeit<br />
kann verdampfen. Bei der herkömmlichen<br />
Methode reift das Fleisch in einem<br />
Vakuumbeutel im eigenen Saft. «Dry Aging<br />
ist eines der grossen Themen hier am<br />
Markt, wenn es um Fleisch geht», erklärt<br />
Sarrazin. Es wird immer beliebter. Aber es<br />
ist komplizierter in der Herstellung. Für den<br />
Prozess hält DeBragga die Temperatur in<br />
drei speziellen Kühlkammern konstant bei<br />
rund zwei Grad Celsius, die Luftfeuchtigkeit<br />
beträgt 95 Prozent. Der 64-Jährige hat das<br />
Veredeln von Fleisch von seinem Vater<br />
gelernt und gibt die Technik gerade an seine<br />
Söhne Eric und Peter weiter. DeBragga<br />
gehört zu den Top-Dry-Aging-Unternehmen<br />
in den USA. Bei unserem Rundgang durch<br />
die Fleischerei auf 2300 Quadratmetern<br />
gerät der Chef des Traditionsunternehmens<br />
ins Schwärmen: «Das ist wie bei einer Reifekammer<br />
für Käse. Da riecht es schon gut,<br />
wenn man hineingeht. Hier ist es so ähnlich.<br />
Es riecht nicht sauer, sondern sehr rein,<br />
mineralisch und … nussig. Ein wunderbares<br />
Aroma.»<br />
Weiter hinten in einer der Kältekammern<br />
«sitzen» Steaks fast sechs Wochen lang auf<br />
einem Regal, bis sie ausgeliefert werden.<br />
«Wenn ein Restaurant es so will, bekommt<br />
es das», erklärt er. Zwischen den Regalen<br />
sorgen Highspeed-Ventilatoren für gute<br />
Luftumwälzung. «Wenn etwas gut schmecken<br />
soll, braucht es Zeit, die richtige Temperatur<br />
und die richtige Umgebung», erklärt<br />
Marc. «Manche Leute glauben, dass niedrige<br />
Luftfeuchtigkeit gut ist. Aber wenn sie zu<br />
niedrig ist, trocknet das Fleisch zu schnell<br />
und die Flüssigkeit kann nicht entsprechend<br />
verdampfen.» Das Fleisch wird mit der Zeit<br />
immer zarter, der Geschmack intensiver und<br />
kräftiger. Die harte äussere Kruste wird<br />
abgeschnitten. Das Ergebnis ist ein aussergewöhnlich<br />
mürbes Stück Fleisch. «Es<br />
«Manche Leute glauben, dass niedrige Luftfeuchtigkeit gut ist.<br />
Aber wenn sie zu niedrig ist, trocknet das Fleisch zu schnell<br />
und die Flüssigkeit kann nicht entsprechend verdampfen.»<br />
MARC J. SARRAZIN Chef von DeBragga<br />
In «Gallaghers Steakhouse» kann man das Fleisch in<br />
der Kammer neben dem Eingang beim Reifen beobachten.<br />
Fotos: mauritius Images, Noah Fecks, beigestellt<br />
70 falstaff jun <strong>2019</strong>
Michael<br />
Lomonacos<br />
«Porter House»<br />
ist nicht nur<br />
wegen der<br />
Steaks bekannt,<br />
sondern auch<br />
wegen der<br />
grandiosen<br />
Aussicht auf den<br />
Central Park.<br />
schmeckt umami», meinen Kenner.<br />
Also weder süss, salzig, sauer noch bitter.<br />
Einfach herzhaft-würzig und fleischig.<br />
Einzigartig. Der Nachteil: Luftgetrocknetes<br />
Fleisch hat im Endeffekt weniger Gewicht,<br />
und das macht es unter anderem<br />
kostspieliger.<br />
Die New Yorker verlangen aber auch verstärkt<br />
nach Fleisch von Rindern, die mit<br />
Gras gefüttert werden – von Anfang bis<br />
Ende. Das ist nicht selbstverständlich. Denn<br />
die Mehrheit der Amerikaner steht auf<br />
Fleisch von Kühen, die in den letzten drei<br />
Monaten vor der Schlachtung durch Getreide<br />
schnell an Gewicht zulegen. Das Fleisch<br />
erhält dadurch die begehrte Marmorierung:<br />
die Fettsträhnen im mageren Fleisch. Und<br />
das ist letztendlich das Geheimnis des<br />
Geschmacks.<br />
DeBragga liefert beide Sorten an grosse<br />
Steakhäuser in Manhattan und Umgebung,<br />
aber auch an Restaurants wie «Daniel»<br />
oder «Jean-Georges». In Summe lagert das<br />
Traditionsunternehmen Fleisch im Wert von<br />
2,3 Millionen Dollar. Allein im Dry-Aged-<br />
Bereich sind es 4000 Stück. Sarrazin kennt<br />
die aktuellen Trends in NY gut: Begehrt<br />
sind Porterhouse-Steaks (die ersten zwei<br />
Cuts aus dem Short loin, nahe der Hüfte/<br />
grösserer Filetanteil) oder Tomahawks<br />
(Bone-in-Rib-Steak mit extralangem<br />
<<br />
Das legendäre «Smith & Wollensky»<br />
hat seinen Namen aus dem Telefonbuch:<br />
Die Gründer haben einfach zwei Seiten<br />
aufgeschlagen und die erstbesten<br />
Namen genommen.<br />
Schickes Ambiente, tolle<br />
Steaks, hervorragende<br />
Drinks: Das alles hat das<br />
«Del Frisco’s» zu bieten.<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
71
cover / STEAKPARADIES NEW YORK<br />
Das «The Grill» hat in einem Teil des alten<br />
«Four Seasons Hotels» Platz gefunden.<br />
Das Ambiente ist spektakulär.<br />
Im Meatpacking District,<br />
wo einst 3000 Metzger<br />
und Verkäufer schufteten<br />
und das Rinderblut zwischen<br />
dem Kopfsteinpflaster<br />
versickerte, thront jetzt das<br />
neue Whitney Museum.<br />
TIPPS &<br />
Jahren war das Unternehmen noch der<br />
grösste Fleischbetrieb des Meatpacking<br />
Districts im Südwesten Manhattans. Doch<br />
ADRESSEN<br />
dort, wo einst 3000 Metzger und Verkäufer<br />
DELMONICO’S<br />
56 Beaver Street, NY 10004<br />
T: +1 212 5091144, delmonicos.com<br />
schufteten und das Rinderblut zwischen<br />
dem Kopfsteinpflaster versickerte, thront<br />
jetzt das neue Whitney Museum. Touristen<br />
flanieren. Das Luxuslabel Hermes hat gerade<br />
eine Boutique eröffnet. Nur eine Hand-<br />
KEENS STEAKHOUSE<br />
72 West 36 th Street, NY 10018<br />
T: +1 212 9473636, keens.com<br />
voll Metzger ist übrig geblieben. Die Mieten<br />
sind in der Bronx oder New Jersey billiger.<br />
PORTER HOUSE BAR & GRILL<br />
Fleischerhaken vor den Luxus-Geschäf-<br />
10 Columbus Circle, NY 10019<br />
ten zeugen noch von einer ganzen Industrie,<br />
T: +1 212 8239500, porterhousenyc.com<br />
die hier angesiedelt war. Die einstigen Restaurant-Geheimtipps<br />
THE GRILL<br />
The Seagram Building<br />
– zugesperrt. Die gros-<br />
sen Steakhäuser und Restaurants, die heute<br />
Top-Steak-House mit<br />
99 East 52 nd Street, NY 10022<br />
für gute Fleischqualität bekannt sind – über<br />
(Mafia-)Geschichte: Das<br />
T: +1 212 3759001, thegrillnewyork.com<br />
die ganze Stadt verteilt. Doch warum ist<br />
«Sparks» in der East 46 th .<br />
GOTHAM BAR & GRILL<br />
New York überhaupt so ein Steak-Mekka?<br />
12 East 12 th Street, NY 10003<br />
T: +1 212 6204020, gothambarandgrill.com<br />
«Das ist historisch», erklärt George Faison,<br />
Partner bei DeBragga Online. Das hat mit<br />
Knochen) für zwei Leute, so der Profi.<br />
der britischen Kultur zu tun. Aber auch mit<br />
SPARKS STEAK HOUSE<br />
«Das sieht echt beeindruckend auf dem Teller<br />
aus.» Aber auch dünnere Fleischstücke T: +1 212 6874855, sparkssteakhouse.com war, Stichwort Wallstreet. Viele Leute konn-<br />
dem grossen Geld, das immer in New York<br />
210 East 46 th Street, NY 10017<br />
wie Brisket (Teil der Rinderbrust) oder<br />
ten es sich immer schon leisten, die besten<br />
Hanger-Steak (wird auch als Nierenzapfen PETER LUGER STEAK HOUSE<br />
Cuts, die beste Qualität zu ordern. Dazu<br />
178 Broadway, Brooklyn, NY 11211<br />
oder Kronfleisch bezeichnet/Bauchbereich)<br />
kommt, dass in den Weiten der USA grosse<br />
T: +1 718 3877400<br />
werden bestellt. Fleisch, das nicht so teuer 255 Northern Blvd., Great Neck, NY 11021 Flächen weniger für Ackerbau geeignet<br />
ist, aber trotzdem seine Qualität hat. Marc T: +1 516 4878800<br />
sind. Daher wurde in Nebraska, Iowa und<br />
zuckt die Achseln: «Früher waren die Speisekarten<br />
peterluger.com<br />
Kansas traditionell Rind gezüchtet und mit<br />
in den Restaurants einheitlicher.<br />
der Erfindung der Kühltechnik schon früh<br />
DEL FRISCO’S<br />
Da hat man mehr Strips, Filets oder ein Rib-<br />
nach New York gebracht. DeBragga liefert<br />
1221 Ave of the Americas, NY 10020<br />
Steak gesehen. Heute mixen die Chefs mehr T: +1 212 5755129, delfriscos.com<br />
seit mehr als 90 Jahren hochqualitatives<br />
auf der Karte, denn die Restaurants müssen<br />
Beef an die Chefs der City. Zum Beispiel an<br />
auch profitabel sein.»<br />
SMITH & WOLLENSKY<br />
das Kult-Lokal «Gallaghers». Dort ist<br />
49 th Street & 3 rd Avenue, NY 10022<br />
Die Metzger starten jeden Tag um zwei<br />
schon Broadway-Stars und vermeintlichen<br />
T: +1 212 7531530, smithandwollenskynyc.com<br />
Uhr früh. Pro Woche liefern sie amerikaweit<br />
Mafia-Bossen seit 1927 das Wasser im<br />
50.000 Kilo Fleisch aus. Bis vor ein paar Mund zusam mengelaufen.<br />
<<br />
<<br />
Fotos: beigestellt<br />
72 falstaff jun <strong>2019</strong>
GRUPPO LUNELLI / promotion<br />
Die neue Premium-Linie<br />
bringt alle Besonderheiten<br />
zum Ausdruck, die Prosecco<br />
Superiore prägen.<br />
BISOL1542: PROSECCO<br />
SUPERIORE MIT «TERROIR»<br />
Fotos: beigestellt<br />
Steile Hügel, heroischer Weinbau, klare Aromen:<br />
Dies ist Valdobbiadene DOCG von Bisol1542.<br />
Der Erfolg von Prosecco in der<br />
Welt hat zwei Seiten. Zum einen<br />
die immer grössere Beliebtheit<br />
weltweit. Zum anderen das Risiko<br />
der Banalisierung mit dem drohenden<br />
Verlust der kulturellen, stilistischen und<br />
geschmacklichen Merkmale, die ihn so<br />
berühmt gemacht haben. Die Marke<br />
Bisol1542, die schon in ihrem Logo auf die<br />
grosse Weinbautradition von Valdobbiadene<br />
verweist und ihren Prosecco Superiore<br />
als den höchsten Ausdruck dieser Tradition<br />
führt, geht daher einen Schritt weiter. Mit<br />
der brandneuen Premium-Linie kommen<br />
die einzigartigen Besonderheiten zum Ausdruck,<br />
die Prosecco Superiore prägen.<br />
Wenn auch das Produktionsgebiet des Prosecco<br />
Superiore insgesamt klein ist, so sind<br />
diese Hügel doch ein wahres Kaleidoskop<br />
verschiedener Terroirs. Aus diesem Grund<br />
drückt jeder mit Bisol1542 signierte Prosecco<br />
Superiore im Glas den unterschiedlichen<br />
Boden aus, auf dem er geboren wurde und<br />
hat eine einzigartige Identität. Dies ist das<br />
grundlegende Merkmal der Bisol1542-Produktion<br />
und die Leitlinie des Projekts der<br />
Lunelli-Gruppe für diese Marke. Ziel ist es,<br />
Bisol1542 zum Exzellenzbotschafter seiner<br />
Art im gehobenen Bereich zu machen. «Wir<br />
haben die ersten Jahre damit verbracht, dieses<br />
aussergewöhnliche Gebiet gründlich zu<br />
verstehen», erklärt Matteo Lunelli, Leiter<br />
des Familienunternehmens. «Danach erneuerten<br />
wir das Markenimage, indem wir Etiketten<br />
auf den Markt brachten, die die typischen<br />
Merkmale der DOCG-Subzonen zum<br />
Ausdruck bringen.» So entstand die neue<br />
Bisol1542-Reihe, Ausdruck von fünf funkelnden<br />
Prosecco-Identitäten – Cartizze,<br />
Relio, Rive di Campea, Molera und Crede.<br />
Jeder dieser fünf Weine unterstreicht die<br />
Nuancen, die die Glera-Traube je nach Terroir-Herkunft<br />
erhält. Neben diesen fünf<br />
Spitzenprodukten bekommt auch die Jeio-<br />
Linie immer mehr Gewicht. Das sind<br />
unmittelbare und heitere Perlen, ideal geeignet,<br />
um die Freude der Geselligkeit zu vermitteln.<br />
Bisol1542 exportiert heute über<br />
70 Prozent seiner Produktion in über<br />
70 Länder, unter denen die deutschsprachigen<br />
besonders hervorstechen. Auf die Frage,<br />
welche Rolle dem Prosecco Superiore in der<br />
internationalen Welt der Schaumweine<br />
zukommt, antwortet Gianluca Bisol, Vertreter<br />
der 21. Generation der gleichnamigen<br />
Winzerfamilie, ohne zu zögern: «Wenn<br />
Champagner der König der Schaumweine<br />
ist, dann ist unser Prosecco Superiore (so<br />
wie der Trento Doc) der Prinz.»<br />
INFO<br />
Bisol1542, Via Follo 33<br />
Santo Stefano di Valdobbiadene<br />
31049 Treviso, Italien<br />
bisol.it<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
73
cover / GARMETHODEN<br />
FEUER<br />
FREI!<br />
Einfach nur den Grill anzünden und das Fleisch auflegen?<br />
Das war einmal. Für ein Grillerlebnis der Extraklasse<br />
kommt es entscheidend darauf an, wie man sein Fleisch<br />
zubereitet – ob mit glühender Hitze in kurzer Zeit oder<br />
durch sanftes Garen und stundenlanges Warten.<br />
TEXT PHILIPP ELSBROCK & HERBERT HACKER<br />
Fotos: Dennis Savini, Wyatt McSpadden 2018 wymac@texas.net 512-322-9102, Shutterstock, beigestellt<br />
74 falstaff jun <strong>2019</strong>
Barack Obama hatte seine Rede<br />
beendet und war mit der Kolonne<br />
auf dem Weg zum Flughafen.<br />
Doch bevor er dort ankam,<br />
machte er noch einen Stopp.<br />
Obama wollte mittagessen. Aber nicht<br />
irgendwo. Sondern in einem Barbecue-Grill<br />
in Austin, Texas: «Franklin Barbecue».<br />
Menschen warten hier ab sechs Uhr morgens,<br />
bis um elf Uhr die Türen öffnen. Die<br />
langen Schlangen vor dem Laden sind<br />
legendär. Für Barack Obama machte Inhaber<br />
Aaron Franklin eine Ausnahme. Der<br />
Präsident übersprang die Schlange, orderte<br />
für mehr als 300 Dollar Fleisch und zahlte<br />
die Rechnung seiner beiden Vorderleute<br />
gleich mit. Seitdem ist Aaron Franklins<br />
Barbecue nicht nur unter BBQ-Fans aus<br />
aller Welt ein Begriff, sondern gut genug<br />
für einen Präsidenten.<br />
Franklin hat BBQ auf ein neues Level<br />
gehoben. Auf tonnenschweren Smokern,<br />
ehemaligen Tanks, gart er jene Cuts von<br />
Schwein und Rind, die sonst nicht hoch im<br />
Kurs stehen. Sein Brisket, 14 Stunden geräucherte<br />
Rinderbrust in Prime-Qualität, nur<br />
mit einem Schlag Coleslaw und etwas Brot,<br />
bricht reihenweise Herzen – längst nicht nur<br />
die von Männern. Das Pulled Pork lässt sich<br />
allein mit Gabeln in Fetzen zerteilen, so<br />
butterzart und saftig ist es.<br />
All das bewirkt indirekte Hitze. Zwar verfeuert<br />
Franklin in den Smokern zentnerweise<br />
Eichenscheite, doch gegart werden die<br />
Fleischstücke nicht über den Flammen, sondern<br />
nur über dem Rauch, der in den Smokern<br />
entsteht. Das Prinzip des Barbecues,<br />
wie es in den Südstaaten der USA seit Jahrhunderten<br />
Tradition hat, besteht darin,<br />
Fleisch mit indirekter Hitze zu garen. Angesichts<br />
der köstlichen Resultate verwundert<br />
es nicht, dass man Smoker für den Hausgebrauch<br />
auch in heimischen Gärten immer<br />
häufiger dampfen sieht.<br />
Eingeschworenen Grill-Traditionalisten<br />
mag es schwerfallen, aber wer sich einmal<br />
vom Gedanken verabschiedet, dass Grillieren<br />
nur mit grosser Hitze funktioniert,<br />
gewinnt so sehr wie beim Umstieg von<br />
Schwarz-Weiss- auf Farbfernsehen. Es geht<br />
immer um das Zusammenspiel aus indirekter<br />
und direkter Hitze. Gut zu sehen ist das<br />
etwa am Big Green Egg, das zwar schon<br />
seit mehr als 40 Jahren auf dem Markt ist,<br />
in Europa allerdings erst in den vergan-<br />
><br />
Aaron<br />
Franklin<br />
steht in Austin für<br />
so gutes BBQ, dass<br />
selbst Barack<br />
Obama hier das<br />
Brisket (r.)<br />
probierte.<br />
Fleisch aus dem Smoker:<br />
sanft gegart, nur über Rauch.<br />
Auf der<br />
gusseisernen<br />
Oberfläche des<br />
Feuerrings gart<br />
Fisch schnell.<br />
Spezialität aus den<br />
Südstaaten: Pulled<br />
Pork, das butterweich<br />
und saftig aus dem<br />
Smoker kommt.<br />
Wenn Fisch wie hier<br />
auf Weber-Holzplanken<br />
gegart wird, bleibt er<br />
zart und nimmt<br />
über dies feine Aromen<br />
aus dem Holz auf – ein<br />
Hochgenuss.<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
75
cover / GARMETHODEN<br />
Fast so heiss wie Höllenfeuer: Hochleistungsgrills<br />
wie hier von Otto Wilde garen mit bis zu 800 Grad.<br />
Massive<br />
Outdoorkochstellen<br />
wie von Ofyr<br />
gehören zu<br />
den Trends der<br />
vergangenen Jahre.<br />
><br />
Das Big Green<br />
Egg ist ein<br />
Multitalent –<br />
die Temperatur<br />
lässt sich<br />
perfekt ans<br />
Grillgut<br />
anpassen.<br />
genen Jahren häufiger zum Einsatz<br />
kommt. Es lässt sich sowohl bei mehreren<br />
hundert Grad Celsius betreiben, eignet sich<br />
aber genauso gut für Niedrigtemperaturen<br />
um die 80 Grad. Auch die neuen Outdoor-<br />
Kochstellen, die etwa unter den Marken<br />
Feuerring oder Ofyr auf den Markt kommen,<br />
bieten gezielte Einsatzmöglichkeiten<br />
für Grillieren nah an der Hitze oder etwas<br />
weiter weg für sanftes Garen. Spannend<br />
für Fisch sind die wassergetränkten<br />
Planken, mit denen sich Fisch schonend<br />
garen lässt und dabei nuancierte Holzaromen<br />
aufnimmt.<br />
Wer sich dennoch für ein traditionelles<br />
Steakgrillieren entscheidet, sollte sich die<br />
Spezialgeräte für diese Einsatzmöglichkeit<br />
anschauen: ultra-energiereiche Spezialgrills,<br />
die ein Steak binnen 90 Sekunden von roh<br />
auf medium rare bringen. Steak-Freaks<br />
schwören darauf: Grillieren bei 800 bis<br />
1000 Grad Celsius. Erst das ergibt, so die<br />
Hitzefanatiker, eine richtige Kruste, ohne<br />
dass dabei das Fleisch innen zu durch wird.<br />
Steakhäuser mit entsprechenden Grillgeräten<br />
wie etwa das «Beef 800°» in Würzburg<br />
oder das heuer in Wien eröffnete «Mama &<br />
der Bulle» werden immer mehr. Die Betreiber<br />
haben sich dafür eigene Geräte besorgt,<br />
die das Garen mit extremer Hitze möglich<br />
machen. Mit diesen Geräten lassen sich übrigens<br />
auch Fisch und Gemüse garen – und<br />
auch dabei geht es um die Kruste.<br />
Für den Privatgebrauch sind derartige<br />
Hochleistungsgriller vor allem unter der<br />
Bezeichnung «Beefer» bekannt geworden,<br />
mittlerweile ist aber eine Vielzahl an ähnlichen<br />
Geräten auf dem Markt, etwa auch<br />
von den Düsseldorfer Spezialisten von Otto<br />
Wilde. Rein wissenschaftlich gesehen tritt<br />
beim Grillieren mit hohen Temperaturen die<br />
sogenannte Maillard-Reaktion in Kraft,<br />
dabei verringert sich unter anderem sehr<br />
schnell der Wasseranteil beim Fleisch, während<br />
sich der Proteinanteil erhöht. Ein chemischer<br />
Prozess, der in letzter Konsequenz<br />
zu einer Kruste führt, die man bei üblichen<br />
Temperaturen, die deutlich darunter liegen,<br />
nicht zustande bringt – und das Fleisch<br />
bleibt innen trotzdem saftig. Beim herkömmlichen<br />
Grillieren dauert die Zeit, um<br />
eine Kruste zu bekommen, bisweilen zu<br />
lang. Es kann passieren, dass das Steak<br />
dann längst durch und innen trocken ist.<br />
Aber auch beim Grillieren jenseits von<br />
800 Grad werden von den Profis unterschiedliche<br />
Methoden angewandt. So lässt<br />
etwa Thomas Bös, Küchenchef von «Mama<br />
& der Bulle», die Fleischstücke vorher rund<br />
15 Minuten in einer Sous-vide-Folie in<br />
einem entsprechenden Gerät bei 54 Grad<br />
sanft vorgaren. «Erst dann geben wir die<br />
Stücke in den 1000-Grad-Griller», sagt Bös,<br />
«um das Steak medium rare zu bekommen,<br />
reichen eine bis zwei Minuten, well done<br />
braucht circa fünf Minuten.»<br />
Aber wer will sein Steak schon well<br />
done? Denn genau das gilt es ja mit den<br />
Höllenfeuer-Grillern zu vermeiden.<br />
><br />
Fotos: Peek Creative studios, beigestellt<br />
76 falstaff jun <strong>2019</strong>
coop.ch/finefood<br />
Für besondere momente.<br />
Erleben Sie einmalige Genussmomente mit den Fine Food Spezialitäten aus aller Welt. Unser Fine Food Limousin Clubsteak zum Beispiel hat einen<br />
zarten Biss, eine feine Marmorierung und wurde drei Wochen am Knochen gereift. Es stammt von Rindern aus Mutterkuhhaltung, die den Sommer<br />
auf saftigen Weiden geniessen und den Winter mit Auslauf und auf eingestreuten Liegeflächen verbringen.
cover / GRILLKOHLE<br />
HER MIT DER KOHLE!<br />
Bei der Vielzahl an Grillkohle-Säcken verliert man im Baumarkt schon einmal den Überblick.<br />
Doppel-Grillweltmeister Adi Matzek kennt die richtige Kohle für den richtigen Einsatz.<br />
TEXT FLORIAN BARTMANN<br />
RICHTIG ANZÜNDEN<br />
Die allerbeste Kohle bringt nichts, wenn sie<br />
nicht fachgerecht angezündet wird. Dafür<br />
empfiehlt sich ein Anzündkamin: In dem praktischen<br />
kleinen Metallofen kann die Kohle<br />
ideal durchglühen und anschliessend in den<br />
Grill geschüttet werden. Ausserdem lässt<br />
sich damit parallel die nächste Charge heisser<br />
Kohle vorbereiten, sollte die Glut im Grill<br />
nachlassen. Beim Feuermachen selbst gelten<br />
Feststoff-Anzünder als sichere Alternative zu<br />
flüssigen Brandbeschleunigern. Die eingefleischten<br />
Pyromanen unter uns können aber<br />
mit ruhigem Gewissen auch auf die guten<br />
alten Holzspäne zurückgreifen.<br />
HOLZKOHLE<br />
Wird in Köhlereien hergestellt, indem die Scheite<br />
zum Verkohlen pyramidenförmig (Rundmeiler)<br />
oder der Länge nach (Längsmeiler) aufgeschichtet<br />
werden. Holzkohle braucht nur etwa 30 Minuten,<br />
bis sie durchgeglüht ist und wird mit rund<br />
800 °C sehr heiss, was sich für kurze Grillierzeiten<br />
sowie für Steaks perfekt eignet. Für Fleisch,<br />
das länger gegart werden soll, ist sie eher ungeeignet<br />
– die optimale Brenndauer beträgt nämlich<br />
nur 20 bis 30 Minuten.<br />
HOLZKOHLEBRIKETTS<br />
Das verwendete Holz wird zu Staub vermahlen<br />
und mit einem Bindemittel – meistens Maisoder<br />
Kartoffelstärke – zu Briketts gepresst.<br />
Diese Uniformität sorgt dafür, dass die Kohle<br />
eine exakt definierte Brenndauer aufweist: In<br />
der Regel beträgt diese rund 2,5 Stunden.<br />
Die Grilltemperatur der Briketts ist aber<br />
niedriger als jene der Holzkohle.<br />
BRAUNKOHLEBRIKETTS<br />
Zählt zu den fossilen Brennstoffen und weist<br />
eine wesentlich höhere Dichte als Holzkohle und<br />
Holzkohlebriketts auf. Die geringe Hitze macht<br />
sie mit einer Glühdauer von rund vier Stunden<br />
wieder wett. Ideal, wenn man etwa einen ganzen<br />
Truthahn garen möchte. Die Asche unterscheidet<br />
sich ausserdem von jener anderer Kohlen: Fährt<br />
der Wind in den Grill, fliegt sie nicht davon,<br />
sondern «sandet» durch ihr grösseres Gewicht<br />
nach unten.<br />
KOKOSBRIKETTS<br />
Weniger bekannt, aber deswegen keinesfalls<br />
schlecht: Diese Grillkohle-Alternative wird aus<br />
vermahlenen Kokosschalen hergestellt, die zu<br />
Briketts gepresst werden. Was die Grilleigenschaften<br />
betrifft, sind Kokosbriketts mit zwei bis<br />
drei Stunden Glühdauer zwischen Holzkohlebriketts<br />
und Braunkohle angesiedelt, brennen<br />
aber dafür heisser als Braunkohle.<br />
Fotos: Getty Images, Shutterstock, Grillschule Adi Matzek<br />
78 falstaff jun <strong>2019</strong>
Martel.<br />
Im Burgund zuhause.<br />
Arrivage 2017.*<br />
Martel in St. Gallen Poststrasse 11 und Lerchentalstrasse 15<br />
Martel in Zürich Am Bellevue, Rämistrasse 14<br />
* martel.ch/burgund17<br />
Amiot<br />
Arlot<br />
Bachelet<br />
Bernstein<br />
Bonneau de Martray<br />
Burguet<br />
Carillon<br />
Chavy<br />
Clos des Lambrays<br />
Clos de Tart<br />
Confuron-Cotétidot<br />
Cornu<br />
de Courcel<br />
Damoy<br />
Domaine Leflaive<br />
William Fèvre<br />
Fourrier<br />
Jobard<br />
Lejeune<br />
Lucien Le Moine<br />
Niellon<br />
Pacalet<br />
Domaine Ponsot<br />
Laurent Ponsot<br />
Pousse d‘Or<br />
Romanée-Conti<br />
G. Roumier<br />
Armand Rousseau<br />
Tardy<br />
Trapet<br />
Tollot-Beaut<br />
de Villaine<br />
de Vogüé
cover / GEMÜSE GRILLIEREN<br />
NEUE FARBEN<br />
FÜR DEN GRILL<br />
Unbestrittener Star auf dem Grillrost war bislang Fleisch – Spargel, Brokkoli & Co.<br />
blieben nur die Nebenrolle. Seit einiger Zeit ist Gemüse stärker in den Fokus von<br />
Spitzenköchen gerückt – und deren Ideen beleben nun auch das Grillieren zu Hause.<br />
TEXT PHILIPP ELSBROCK<br />
Gemüse war das ungeliebte<br />
Stiefkind unter dem Grillgut.<br />
Begeisterte Aufschreie à la «Oh<br />
mein Gott, wie gut ist diese<br />
Tomate!» hörte man eher selten,<br />
wenn etwas vom Rost geholt wurde.<br />
Fleisch-Abstinenzler, die ihre mitgebrachten<br />
Zucchini auf den Grill legten und die meist<br />
verkohlten Scheiben dann leise assen, hatten<br />
häufig etwas Trauriges im Vergleich zu bestens<br />
gelaunten Steak-Fanatikern. Was diesen<br />
willkürlich gewählten Beispielen gemein ist?<br />
Die Betonung liegt auf der Vergangenheitsform,<br />
denn in den letzten Jahren haben sich<br />
Blumenkohl, Topinambur und Co. in der<br />
Spitzenküche zu heimlichen Stars entwickelt<br />
– immer häufiger steht Gemüse im Vordergrund<br />
und stiehlt Entrecôte, Wolfsbarsch<br />
oder Kaisergranat die Show.<br />
Einer, der Gemüsegenuss routinemässig<br />
auf ein neues Level hebt, ist Sebastian Mattis.<br />
Der Küchenchef des Restaurants «Fritz &<br />
Felix» in Baden-Baden greift auf einen<br />
einzigartigen Grill zurück, der eigentlich<br />
prädestiniert für schwere Fleischbrocken<br />
wäre. Doch nur auf Fleisch zu setzen, das<br />
sei ihm zu langweilig, sagt Mattis. Im Laufe<br />
seiner Karriere hat er sich gern mit den vermeintlich<br />
sekundären Beilagen beschäftigt<br />
und als Entremetier an Ideen zur perfekten<br />
Inszenierung getüftelt. Oft lässt er sich<br />
dabei von Kindheitserinnerungen leiten.<br />
«Die letzten Salatreste in einer Schüssel<br />
habe ich geliebt», sagt Mattis, «am liebsten<br />
mit einem Schlag Bratensud.» So kam er<br />
auf die Idee, einen Salat im Ganzen zu<br />
marinieren, bis er weich und sämig wie der<br />
Rest aus der Schüssel war. In der Marinade<br />
steckt auch ein Teil Geflügelbouillon, das<br />
gibt Aroma. Am Ende wird der Salat über<br />
dem Grill geröstet – fertig ist ein Gericht,<br />
das nur als Beilage viel zu schade wäre. Das<br />
exklusiv für <strong>Falstaff</strong> entwickelte Rezept auf<br />
der nebenstehenden Seite steckt ebenfalls<br />
voller Kniffe.<br />
Für diese Ausgabe hat Mattis in seiner<br />
Trickkiste gekramt und er gibt Tipps, wie<br />
man Gemüse schmackhaft machen kann.<br />
3Öl ist nicht alles – nutzen<br />
Sie die komplette Bandbreite<br />
für Marinaden. Säfte, kurz<br />
gezogener Tee oder Fleischbouillon sind<br />
ungewöhnlichere Zutaten, die Ihre Gäste<br />
mit neuen Geschmackskomponenten<br />
überraschen. Immens wichtig sind gute<br />
Essige, die mit ihrem Süsse-Säure-Spiel<br />
jedes Gericht verfeinern.<br />
4<br />
2<br />
Grillieren heisst mehr als grosse Hitze.<br />
Klar, ein lange mariniertes Gemüse<br />
am Ende mit Röstaromen verfeinern,<br />
das geht am besten bei hohen<br />
Tem-peraturen. Aber nutzen Sie<br />
Ihren Grill wie einen Backofen –<br />
man kann auch mal Gemüse nur bei<br />
100 Grad garen oder mit Räucher-<br />
1chips aromatisieren.<br />
80 falstaff jun <strong>2019</strong><br />
Nutzen Sie das<br />
ganze Gemüse. Warum<br />
nicht die Schalen und<br />
Abschnitte pürieren und mit in<br />
eine Marinade geben? Das<br />
erweitert und vertieft die Aromen.<br />
Wer ein Rüebli oder Brokkoli<br />
bloss in heissem Wasser gart,<br />
bevor sie auf den Rost<br />
kommen, entzieht<br />
Geschmack.<br />
Fügen<br />
Sie Zutaten erst<br />
ganz am Schluss hinzu.<br />
Hochwertiger Balsamico<br />
oder gerösteter Buchweizen<br />
würden bei einer längeren<br />
Marinierung untergehen,<br />
geben als finale Würzung<br />
aber einen Extra-<br />
Kick.<br />
5Seien Sie neugierig und trauen Sie sich<br />
auszuprobieren. Sie trinken gern Gin<br />
Tonic mit Gurke? Wechseln Sie die<br />
Perspektive und geben Sie einen Likör<br />
oder anderen Alkohol ins Gemüse, bevor<br />
es auf den Grill kommt. Gerade mit Obst<br />
verfeinert schmeckt das oft<br />
überraschend gut.<br />
Fotos: Getty Images, beigestellt
Weitere Rezeptideen<br />
zu Gemüse vom Grill unter<br />
falstaff.com/gemuese-grillen<br />
RÜEBLI | ROOIBOSTEE | HONIG<br />
(FÜR 4 PERSONEN)<br />
ZUTATEN<br />
8 Stk. Bundrüebli mit Grün<br />
2 TL Rooibostee<br />
100 ml naturtrüber Apfelsaft<br />
100 ml Rüeblisaft<br />
1 kleine Knolle Ingwer<br />
50 g Honig<br />
25 ml Leindotteröl<br />
Salz, schwarzer Pfeffer<br />
ZUBEREITUNG<br />
– Rüebli gut waschen, nicht schälen.<br />
– In einer Auflaufform oder tiefem<br />
Backblech Rooibostee, Apfel- und Rüeblisaft mit<br />
dem klein geschnittenen Ingwer und dem Honig<br />
mischen.<br />
– Rüebli je nach Dicke der Länge nach halbieren,<br />
darauf achten, das Grün so vollständig wie möglich<br />
zu lassen. In den Sud geben, mit Salz und<br />
schwarzem Pfeffer würzen.<br />
– Mit Alufolie bedecken und im vorgeheizten Ofen bei<br />
140 °C Umluft ca. 25 Min. garen. Im Sud auskühlen<br />
lassen.<br />
– Die Rüebli aus dem Sud herausnehmen und bei<br />
starker Hitze auf den Grill geben. Den Kochsud<br />
passieren und mit dem Leindotteröl abschmecken.<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
81
cover / STEAKMESSER<br />
LAGUIOLE EN AUBRAC Der Klassiker mit der Biene – durchgängiger Stahl, schwarzer Griff aus Büffelhorn. 6 Stück; CHF 494,– bei galaxus.ch<br />
SALADINI 23-cm-Klinge und Griff aus geöltem Olivenholz, liegt leicht in der Hand. CHF 64,85 bei topweinshop.ch<br />
KAI SHUN Aus 32-schichtigem Damaststahl per Hand gefertigt, Griffe aus laminiertem Pakkaholz. 4 Stück; CHF 596,– bei welt-der-messer.ch<br />
MESSER-SCHARF!<br />
Selbst wenn das beste Stück<br />
Fleisch vor Ihnen liegt –<br />
geht es um wahrhaften<br />
Steak-Genuss, dann kann<br />
das falsche Messer ein<br />
echter Spassverderber sein.<br />
E<br />
inst war es Aficionados vorbehalten,<br />
heute gehört das perfekte Steakmesser<br />
wie ein Kochlöffel in jede Küche.<br />
Das Angebot hat sich der Nachfrage angepasst,<br />
nahezu jeder Messerhersteller hat die<br />
scharfe Klinge im Portfolio. Und uns bleibt<br />
die Qual der Wahl: Grundsätzlich empfiehlt<br />
sich der Kauf von glatten Klingen, da grobe<br />
Zacken die Fleischfasern zerstören. Und ein<br />
wenig Zeit für die Pflege der Messer sollte<br />
man sich ebenfalls nehmen, wie Franco<br />
Gründl aus dem «Dstrikt-Steakhouse» des<br />
«The Ritz-Carlton, Vienna» weiss: «Die<br />
Messer niemals in den Geschirrspüler<br />
geben, sondern am besten nur mit heissem<br />
Wasser abspülen.» Und keine Tomaten, Zitronen<br />
oder Ähnliches damit schneiden, weil<br />
auch das Gift für die Klinge ist. Geschliffen<br />
werden sollte das Messer nach je zehn «Einsätzen».<br />
Wer selbst Hand anlegen will, sollte<br />
über eine professionelle Schleifmaschine<br />
verfügen – sonst ab zum Profi.<br />
SKNIFE Im Emmental produziert, handgeschmiedete Klinge aus Chirurgenstahl und ein Griff aus stabilisiertem Walnussholz. CHF 209,89 bei welt-der-messer.ch<br />
GÜDE ALPHA Handgeschmiedete Klinge, für den Griff wurde Eichenholz aus über 80 Jahre alten Weinfässern verwendet. CHF 119,– bei welt-der-messer.ch<br />
FISSLER PERFECTION In extravaganter Form handgeschmiedet,<br />
Blickfang in jeder Küche. Ca. CHF 85,– bei fissler.com<br />
Fotos: beigestellt<br />
82 falstaff jun <strong>2019</strong>
Diesen und weitere ausgesuchte Weine finden Sie auf<br />
bindella.ch
cover / PAIRING<br />
EIN FLOTTER<br />
DREIER<br />
Auch beim Grillieren sind wir auf der Suche nach dem perfekten<br />
Begleiter: Welche Sauce passt zu welcher Speise? Und was trinkt man<br />
dazu? Die Lösung auf diese Fragen servieren wir Ihnen hier.<br />
VIELEN DANK AN DAS TEAM DES «DSTRIKT STEAKHOUSE» IM «THE RITZ-CARLTON, VIENNA»<br />
Fotos: Shutterstock, Julia Stix, beigestellt<br />
84 falstaff jun <strong>2019</strong>
CREVETTEN & SALSA VERDE<br />
SALSA VERDE<br />
(FÜR 6–10 PERSONEN)<br />
ZUTATEN<br />
1 Handvoll Minze<br />
1 Handvoll Basilikum<br />
1 Handvoll Petersilie<br />
1–2 EL Kapern<br />
6–8 Cornichons<br />
Olivenöl<br />
1 EL Senf<br />
etwas Zucker<br />
2 EL weisser Balsamicoessig<br />
Salz und Pfeffer zum<br />
Abschmecken<br />
ZUBEREITUNG<br />
Alle Zutaten grob hacken und<br />
gründlich miteinander vermengen,<br />
abschliessend mit Salz und Pfeffer<br />
abschmecken.<br />
WEINEMPFEHLUNG<br />
ALBARIÑO LA MARIMORENA DOP 2016<br />
Casa Rojo, Rias Baixas, Spanien<br />
Duft von grünen Äpfeln und<br />
Zitronenzesten. Am Gaumen eine<br />
cremig wirkende Textur mit einer<br />
salzigen Präsenz. Die würzige<br />
Schärfe der Salsa harmoniert<br />
schön mit der pikanten Säure.<br />
Abgerundet mit Kräuter-<br />
Nuancen und einem langen,<br />
spannenden Abgang.<br />
terravigna.ch, CHF 19,90<br />
BIEREMPFEHLUNG<br />
WHITE GHOST BERLINER<br />
Stone Brewing Company<br />
Fruchtiger Geschmack von Zitrone,<br />
Melone, Rhabarber und Beeren. Dank<br />
seiner trinkfördernden aber dezenten<br />
Säure passt es perfekt zum Sommer.<br />
amstein.ch, ca. CHF 2,50<br />
BEEF FILET & CHIMICHURRI-SAUCE<br />
WEINEMPFEHLUNG<br />
COLLECTOR DE LÉOUBE AOC 2013<br />
Château Léoube, Provence, Frankreich<br />
Die Nase betört mit einer Mischung<br />
aus Rosmarin, Wacholder und roter<br />
Peperoni. Am Gaumen glänzt der<br />
Cabernet Franc mit Fülle und<br />
Kraft, präsentes Tannin, aber<br />
nicht unangenehm trocken.<br />
Tabak- und Röstaromen und<br />
eine animierende<br />
Säurestruktur.<br />
leoube.com, ca. CHF 50,–<br />
BIEREMPFEHLUNG<br />
GUSSWERK NICOBAR IPA<br />
Brauerei Gusswerk<br />
Bernsteinfarbenes, in der Nase sehr<br />
fruchtiges (Südfrüchte, Harz), im Trunk<br />
vollmundiges, im Nachtrunk mit malziger<br />
Süsse und herzhafter Bittere spielendes IPA.<br />
schatt-getraenke.ch, CHF 4,15<br />
CHIMICHURRI<br />
(FÜR 6–10 PERSONEN)<br />
ZUTATEN<br />
1 EL Salz<br />
250 ml Wasser<br />
1 Knoblauchknolle<br />
1 Tasse Petersilie<br />
1 Tasse Oregano<br />
2 TL Chiliflocken<br />
60 ml Rotweinessig<br />
125 ml Olivenöl<br />
100 g Peperoniwürfel<br />
ZUBEREITUNG<br />
Salz im Wasser aufkochen lassen<br />
und anschliessend kalt stellen.<br />
Die restlichen Zutaten fein<br />
hacken und dem Salzwasser<br />
untermischen.<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
85
cover / PAIRING<br />
SEETEUFEL & BRAUNE-BUTTER-JUS<br />
BR AUNER<br />
BUTTER JUS<br />
(FÜR 6–10 PERSONEN)<br />
ZUTATEN<br />
100 g Butter<br />
20 ml Apfel-Balsam-Essig<br />
100 g Kalbsjus<br />
50 g flüssiger Rahm<br />
Salz und Pfeffer zum Abschmecken<br />
ZUBEREITUNG<br />
Die Butter in einer Pfanne erhitzen, bis sie<br />
sich braun färbt. Anschliessend die braune<br />
Butter mit Essig ablöschen. Die Kalbsjus zusammen<br />
mit dem Rahm hinzugeben, aufkochen und<br />
mit Salz und Pfeffer abschmecken. Vor dem Servieren<br />
wird der Jus noch mit etwas Essig verfeinert, um<br />
der Sauce zusätzliche Frische zu verleihen.<br />
WEINEMPFEHLUNG<br />
RIESLING TROCKEN KASTANIENBUSCH 2015<br />
Ökonomierat Rebholz, Pfalz, Deutschland<br />
Das aromatische Bukett zeigt Nuancen von<br />
Pfirsichen und Zitrusfrüchten. Am Gaumen<br />
überzeugt eine geschmeidige Cremigkeit und<br />
Fülle. Die frische Säure balanciert den Jus.<br />
Mineralischer Nachhall gepaart<br />
mit kandierten Zitronen.<br />
boucherville.ch, CHF 59,50<br />
BIEREMPFEHLUNG<br />
RODENBACH GRAND CRU, Brauerei Rodenbach<br />
Dieses Rotbier aus Flandern hat seine<br />
fruchtigen Aromen von den Fudern, in denen<br />
es über ein Jahr reift – viel Säure, wenig<br />
Malzsüsse, kaum Hopfenbittere.<br />
masterofmalt.com, CHF 3,18<br />
POULET & ROTWEIN-SCHALOTTEN-SAUCE<br />
WEINEMPFEHLUNG<br />
SCHUBERT PINOT NOIR MARION’S VINEYARD<br />
2014, Schubert Wines, Wairarapa, Neuseeland<br />
Die Nase offenbart reife dunkle Beeren,<br />
getrocknete Kräuter und rote<br />
Rosenblätter. Am Gaumen ein etwas<br />
fülligerer Körper mit dunkelbeeriger<br />
Frucht. Die gut eingebundene<br />
elegante Säure balanciert das<br />
Zusammenspiel von Poulet<br />
und Sauce. Kerniges, nicht<br />
aufdringliches Tannin. Ein<br />
langer floraler Abgang.<br />
flaschenpost.ch, CHF 44,90<br />
BIEREMPFEHLUNG<br />
BOXER OLD<br />
Doppelleu Boxer<br />
Kräftiges helles Lagerbier mit<br />
sanfter Malzaromatik und feinen<br />
Hopfennoten. Am Gaumen leicht<br />
und harmonisch mit dezenter<br />
Malzsüsse und rundem Abgang.<br />
doppelleuboxer.ch, ca. CHF 2,20<br />
ROTWEIN-<br />
SCHALOTTEN<br />
SAUCE<br />
(FÜR 6–10 PERSONEN)<br />
ZUTATEN<br />
200 g Schalotten<br />
1 TL Tomatenpüree<br />
500 ml Rotwein<br />
2 Wacholderkörner<br />
1 Lorbeerblatt<br />
1 Glas Kalbsjus<br />
1 Bund Rosmarin<br />
Salz und Pfeffer zum<br />
Abschmecken<br />
ZUBEREITUNG<br />
Die Schalotten schälen und in längliche<br />
Streifen schneiden, anschliessend anbraten und<br />
mit Tomatenpüree tomatisieren. Das<br />
Tomatenpüree wird beim Anbraten ebenfalls<br />
angeröstet, bevor man den Rotwein mit Lorbeer und<br />
Wacholder zum Ablöschen hinzugibt. Die Saucenbasis<br />
wird anschliessend mit dem Kalbsjus aufgegossen und bei<br />
niedriger Hitze für 10 Minuten mit dem Rosmarinbund<br />
gekocht. Abschliessend wird mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt.<br />
Fotos: Julia Stix, beigestellt<br />
86 falstaff jun <strong>2019</strong>
GROSSE KUNST.<br />
OHNE ALLÜREN.<br />
Österreichs Weine sind daheim im<br />
Herzen Europas, wo kontinentale<br />
Wärme mit kühler Nordluft tanzt.<br />
In diesem einzigartigen Klima wachsen<br />
edle Weine mit geschützter Ursprungsbezeichnung<br />
– zu erkennen an der<br />
rotweissroten Banderole auf der Kapsel<br />
und der staatlichen Prüfnummer auf<br />
dem Etikett.<br />
österreichwein.at
cover / PAIRING<br />
RIB-EYE-STEAK & CAFÉ-DE-PARIS-BUTTER<br />
CAFÉ-DE-PARIS-<br />
BUTTER<br />
(FÜR 6–10 PERSONEN)<br />
ZUTATEN<br />
10 g Schalotten<br />
12,5 g Petersilie, 10 g Dill<br />
10 g Majoran, 0,5 g Thymian<br />
0,5 g Rosmarin<br />
2,5 g Knoblauch<br />
125 g Butter<br />
0,6 cl Worcestershiresauce<br />
0,5 g Pfeffer, 0,5 g Paprikapulver<br />
6 g Senf, 0,5 cl Zitronensaft<br />
ZUBEREITUNG<br />
Die Schalotten fein würfeln und alle Kräuter sowie<br />
den Knoblauch fein hacken. Anschliessend die Butter<br />
in einer Schüssel schaumig schlagen und die<br />
restlichen Zutaten untermischen. Die Masse wird<br />
über Nacht kalt gestellt und am folgenden Tag mit<br />
Klarsichtfolie zu einer Rolle gedreht, die man anschliessend<br />
nach Belieben anschneiden kann.<br />
WEINEMPFEHLUNG<br />
SAMMARCO IGT 2012<br />
Castello die Rampolla, Toskana, Italien<br />
Das Bukett besticht durch Schwarze<br />
Johannisbeere, Cassis und einen<br />
Hauch Kräuterwürze. Knackigkerniges<br />
Tannin am Gaumen, das<br />
glänzend in die mächtige Struktur<br />
eingebaut ist. Die animierende Säure,<br />
untermalt von einem langen Abgang,<br />
erinnert wieder an Kräuterwürze.<br />
denzweine.ch, CHF 56,–<br />
BIEREMPFEHLUNG<br />
BISE NOIRE<br />
Brasserie Trois Dames<br />
Dunkelbraunes Porter, Röstmalzaromen,<br />
dunkle Früchte, Kandiszucker,<br />
Nüsse, Sauerkirschen. Mittlerer<br />
Körper, eher dezent karbonisiert,<br />
angenehme Bittere.<br />
brasserietroisdames.ch, ca. CHF 4,–<br />
GRILLIERTES GEMÜSE &<br />
SAUCE BÉARNAISE<br />
WEINEMPFEHLUNG<br />
VINUJANCU IGT 2013, I Custodi delle<br />
Vigne dell’ Etna, Sizilien, Italien<br />
Die Nase ist vegetativ erinnernd an<br />
Petersilie und Mais. Am Gaumen<br />
Zitrusfrucht gepaart mit<br />
Akazienblüten. Die Leichtigkeit<br />
der schön eingebundenen<br />
Säurestruktur nimmt der<br />
Sauce die Schwere. Schöne,<br />
elegante Längen.<br />
icustodi.it, ca. CHF 30,–<br />
BIEREMPFEHLUNG<br />
HOPBLIMINAL MESSAGES<br />
NEIPA, Amundsen<br />
New England IPA aus<br />
Norwegen. Extrem fruchtige<br />
Nase mit Noten von<br />
Zitrusfrüchten, Mango und<br />
Passionsfrucht. Am Gaumen<br />
weich und glatt bei zurückhaltender<br />
Bitterkeit.<br />
amstein.ch, ca. CHF 3,50<br />
ZUTATEN<br />
Für die Reduktion:<br />
100 ml Weisswein<br />
100 ml Noilly Prat<br />
5 ml weisser Balsamicoessig<br />
1 schwarzes Pfefferkorn<br />
1 Lorbeerblatt<br />
1 Korianderkorn<br />
1 Wacholderkorn<br />
1 Packung Estragon<br />
ZUBEREITUNG<br />
Alle Zutaten bis auf den Estragon<br />
für 20 Minuten kochen lassen und<br />
anschliessend vom Herd nehmen. Den<br />
Estragon nun hinzugeben und für<br />
1 Stunde in der Reduktion ziehen lassen.<br />
SAUCE BÉARNAISE<br />
(FÜR 6–10 PERSONEN)<br />
ZUTATEN<br />
Für die Béarnaise:<br />
2 Eigelbe<br />
30 ml der Reduktion<br />
etwas Tabasco<br />
3 g Salz<br />
75 ml Bratbutter<br />
ZUBEREITUNG<br />
Die Eigelbe schaumig<br />
schlagen und der Reduktion<br />
zugeben, anschliessend mit<br />
Tabasco und Salz<br />
abschmecken. Nun<br />
langsam die warme<br />
Bratbutter einschlagen und<br />
die Sauce kalt stellen.<br />
Fotos: Julia Stix, beigestellt<br />
88 falstaff jun <strong>2019</strong>
Hochwertigste<br />
Keramik:<br />
von NASA<br />
mitentwickelt.<br />
----<br />
BIGGREENEGG.CH<br />
LEBENSLANGE<br />
GARANTIE<br />
Der<br />
Evergreen<br />
Seit ’74
cover / ESSAY<br />
GRÜN KOMMT<br />
VON GRILLIEREN<br />
Wer behauptet, dass Vegetarier beim Grillieren notorische Spassverderber sind, hat<br />
die Freuden des fleischlosen Feuerkochens bloss noch nicht probiert. Das behauptet<br />
zumindest Severin Corti – dabei würde er für Wildgeflügel vom Grill sogar töten.<br />
Jetzt kann es nicht mehr lange dauern,<br />
bis die Rauchzeichen aufsteigen<br />
und der Herr der Schöpfung<br />
seiner archaischen Bestimmung als<br />
oberster Fleischverbrenner gerecht<br />
werden darf. Grillzeit, endlich: Kohlen glühen,<br />
Fett trieft, Bier fliesst – sollten die<br />
Flammen einmal allzu lustig züngeln, wird<br />
der Hüter des Feuers wissen, wie sie mittels<br />
lässig geführter Bierschüttung über die<br />
brutzelnden Würste und Koteletts, Steaks<br />
und Spiesse zu zügeln sind. So war es<br />
immer, so soll’s auch weiterhin sein: Es werde<br />
hell! Wobei: Ein Pils tut’s auch.<br />
Aber Moment: Immer öfter wird einem<br />
die Freude des Fleisches bei solcher Gelegenheit<br />
von dem einen oder anderen Gast<br />
verleidet, der an der schieren Kraft und<br />
dem massiven Wohlgeschmack fachgerecht<br />
verkohlten Tiers keinen Gefallen finden<br />
mag. Genau, wir reden von den Vegetariern<br />
und -innen, die den Grillchef als Meister<br />
der Fleischeslust vor unerwartete Herausforderungen<br />
stellen.<br />
Man muss nicht selbst Vegetarier sein,<br />
um ein wenig mitleidig zu sehen, was die<br />
Fleischverweigerer so auf ihren Tellern wiederfinden,<br />
wenn sie das Unglück haben,<br />
zu einer Barbecue-Party eingeladen zu werden:<br />
angekokelte Dichtmasse in Form von<br />
geschmacklosem Grillkäse, ein paar «rare»<br />
grillierte Auberginenscheiben, die an geräucherten<br />
Schaumgummi erinnern, vielleicht<br />
eine halbe, mit Knoblauch und Trockenkräutern<br />
zugekleisterte Tomate, die aussen<br />
schwarz und innen noch kalt ist. Mit ein<br />
wenig «Glück» sind wenigstens die Beilagensalate<br />
gut.<br />
Man muss es ja nicht gleich wie René<br />
Redzepi machen, der im neuen «Noma»<br />
die Sommersaison ausschliesslich vegetarisch<br />
gestaltet – von seinem längst legendären<br />
Sellerie-Schawarma-Spiess vom<br />
Holzkohlengrill, der vergangenes Jahr das<br />
«Pièce de Résistance» der Speisenfolge<br />
war, und mit flirrenden Trüffel- und Herrenpilz-Aromen<br />
zwischen der Süsse der<br />
Knolle und dem Rauch des Feuers zu faszinieren<br />
wusste. Ein wenig könnte man sich<br />
DER VEGETARIER<br />
GILT DEM<br />
GRILLIERENDEN<br />
GASTGEBER<br />
GEMEINHIN ALS<br />
PERSONIFIZIERTER<br />
BEELZEBUB.<br />
schon davon inspirieren lassen. Schliesslich<br />
wurden dabei auch ausgewiesene Raubtiere<br />
schwach.<br />
Der Vegetarier gilt dem grillierenden<br />
Gast geber gemeinhin als personifizierter<br />
Beelzebub. Es ist auch tatsächlich schwieriger,<br />
aus Gemüse ein verlockendes Essen am<br />
Grill zu zaubern, statt wie sonst einfach ein<br />
paar Würste, Koteletts und Steaks in der<br />
Glut zu Briketts zu verwandeln, im Wissen,<br />
dass sie die fleischessende Meute mit<br />
Gluscht verschlingen wird.<br />
Illustration: Gina Mueller, Foto: Getty Images<br />
90 falstaff jun <strong>2019</strong>
Dabei vermag Gemüse vom Grill durchaus<br />
erheblichen Charme zu entwickeln,<br />
dem sich bei näherer Betrachtung auch der<br />
unreformierte Fleischgriller nicht entziehen<br />
will. Allein, dass Gemüse beim Grillieren<br />
keine krebserregenden Stoffe entwickelt,<br />
sollte den Meistern der gepflegten Fleischverbrennung<br />
zu denken geben. Und zwar<br />
auch dann nicht, wenn es schon richtig verkohlt<br />
ist. Im Gegenteil: Gefeierte Sterneköche<br />
aromatisieren ihre Gerichte gern mit der<br />
Asche jenes Gemüses, das sie in Szene setzen.<br />
Die Raucharomen sorgen für verlockende,<br />
komplexe Geschmäcker. Der südsteirische<br />
Überkoch Harald Irka etwa betört<br />
seine Gäste im Rahmen des Meeresfrüchte-<br />
GEFEIERTE<br />
STERNEKÖCHE<br />
AROMATISIEREN<br />
IHRE GERICHTE<br />
GERN MIT DER<br />
ASCHE JENES<br />
GEMÜSES, DAS SIE<br />
IN SZENE SETZEN.<br />
Menüs seines neuen «Saziani Gwölbs» mit<br />
einem aussen komplett verkohlten, innen zu<br />
purer Glückscreme geschmorten Zucchino,<br />
den er einer Seezunge zur Seite stellt. Wenn<br />
glühende Kohlen einen so unwiderstehlich<br />
machen, dann möchte man sich gleich selbst<br />
dazu in die Glut legen.<br />
Aber ganz im Ernst: Der Kontrast von<br />
aussen schwarzknuspriger Hülle und innen<br />
weisser, schmelziger Gemüsefülle stellt den<br />
luxuriösen Biss der Seezunge beinahe in den<br />
Schatten. Auch sonst lässt sich mit diesem<br />
Kontrast wunderbar spielen. Im Orient wissen<br />
sie, wie das geht, daran darf unsereins<br />
sich durchaus ein Beispiel nehmen. Von<br />
Auberginenkaviar aus grillierter Aubergine<br />
über in der Glut gegarter Rande bis zu<br />
Chioggia-Rüben – der oft eindimensionale<br />
Geschmack mancher Gemüsesorten verwandelt<br />
sich unter dem Eindruck des Feuers<br />
in komplexe Aromen. Mit entsprechenden<br />
Dressings – ob mit der Sesampaste<br />
Tahina, mit Miso und der koreanischen<br />
Wunderpaste Gochujang oder mit Zitrusfrüchten<br />
und frischen Kräutern lassen sich<br />
daraus spektakuläre Gerichte basteln, die<br />
keineswegs nur Vegetarier bezaubern.<br />
Überhaupt ist das vielleicht ein guter<br />
Vorsatz für diesen Grillsommer: der Geschmacksvielfalt<br />
wieder einmal ein wenig<br />
auf die Sprünge helfen, zur Abwechslung<br />
auch abseits der Freuden des Fleisches zum<br />
Glück finden. Angeblich lassen sich anspruchsvolle<br />
Gäste inzwischen nämlich<br />
viel eher beeindrucken, wenn auch die eine<br />
oder andere vegetarische Herrlichkeit vom<br />
Grill kommt, als nur die längst bekannten<br />
Edelteile von diesem oder jenem Tier.<br />
<<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
91
cover / REZEPTE<br />
MUT ZUR<br />
GLUT!<br />
Machen Sie Ihren Grill schon mal sommerfit: Denn wir haben bereits<br />
die perfekten Rezepte zu Fleisch und Fisch gefunden, mit denen Sie<br />
heuer ganz gross auftrumpfen werden.<br />
FOTOS STINE CHRISTIANSEN<br />
FOODSTYLING GITTE HEIDI RASMUSSEN<br />
92 falstaff jun <strong>2019</strong>
<strong>Falstaff</strong> Rezept-Newsletter<br />
Rezeptideen kostenlos<br />
via E-Mail erhalten:<br />
falstaff.com/rezept-newsletter<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
93
cover / REZEPTE<br />
94 falstaff jun <strong>2019</strong>
COSTINE AL LIMONE<br />
(FÜR 4 PERSONEN)<br />
ZUTATEN<br />
4 EL grobkörniger Senf<br />
1 unbehandelte Zitrone, abgeriebene Schale<br />
und Saft<br />
5 EL Olivenöl<br />
2 Knoblauchzehen, gepresst<br />
2 weitere unbehandelte Zitronen<br />
1,5 kg Schweinskoteletts (Costine, ca. 8 Stück)<br />
Fleur de Sel<br />
Pfeffer<br />
ZUBEREITUNG<br />
– Senf, Zitronensaft und -schale, Olivenöl und die<br />
gepressten Knoblauchzehen in einer grossen<br />
Schüssel verrühren.<br />
– Die Schweinskoteletts dazulegen, mischen und<br />
zugedeckt ca. 1 Stunde ziehen lassen.<br />
– Anschliessend die Marinade abstreifen und<br />
beiseitestellen.<br />
– Die unbehandelten Zitronen in 2 cm dicke<br />
Scheiben schneiden.<br />
– Die Koteletts über mittelstarker Glut rundum<br />
ca. 40 Minuten grillieren. Von Zeit zu Zeit mit der<br />
beiseitegestellten Marinade bestreichen.<br />
– Die Zitronenscheiben etwa 10 Minuten grillieren<br />
und dabei einmal wenden.<br />
– Die Koteletts mit Fleur de Sel und Pfeffer würzen<br />
und mit den Zitronenscheiben garniert servieren.<br />
FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG<br />
2016 Puszta Libre, Claus Preisinger<br />
Duft nach Johannisbeeren, Kirschen, Kräutern<br />
und Brombeeren. Saftige, sehr frische Struktur,<br />
mineralisch-salzig, zarter Gerbstoff und Beeren<br />
im Abgang. Gekühlt geniessen.<br />
vinothek-brancaia.ch, CHF 15,–<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
95
cover / REZEPTE<br />
GRILLIERTE RIESENCREVETTEN<br />
| TOMATE | MINZE | CHILI<br />
(FÜR 4 PERSONEN)<br />
ZUTATEN<br />
16 extragrosse Crevetten<br />
60 ml natives Olivenöl extra<br />
3 Roma-Tomaten, entkernt und gehackt<br />
1 lange rote Chili, fein gehackt<br />
Schale und Saft von 1 Limette, zusätzliche<br />
Limetten-Keile zum Anrichten<br />
½ Bund Minze (die meisten Blätter davon hacken,<br />
den Rest für das Anrichten aufheben)<br />
1 rote Zwiebel, fein gehackt<br />
2 EL Chardonnay- oder Weisswein-Essig<br />
Salz, Pfeffer<br />
ZUBEREITUNG<br />
– Den Holzkohlegrill auf starke Hitze bringen.<br />
– Mit einem scharfen Messer die Crevetten entlang<br />
des Körpers aufschneiden und den Kopf<br />
durchschneiden. Die Innereien entsorgen.<br />
– Die Crevetten mit etwas Öl bestreichen und mit<br />
Salz und Pfeffer würzen.<br />
– Tomaten, Chili, Limettenschale, Limettensaft,<br />
das restliche Olivenöl, Minze, Zwiebel und Essig<br />
zu einer Salsa vermischen. Anschliessend mit<br />
Salz und Pfeffer abschmecken und beiseitestellen.<br />
– Die Crevetten mit der aufgeschnittenen Seite<br />
nach unten nacheinander über der Holzkohle<br />
2 bis 3 Minuten grillieren. Danach wenden und<br />
eine weitere Minute grillieren.<br />
ANRICHTEN<br />
– Die Crevetten mit der Salsa beträufeln, die<br />
Limetten-Keile darauflegen und mit ganzen<br />
Minze-Blättern verzieren.<br />
FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG<br />
2017 Soave Classico, Inama<br />
Intensives Strohgelb mit leicht zitronengelbem<br />
Touch. Komplexe und vielschichtige Nase mit<br />
kühler Frucht, grüner Birne, Kräutern, ansprechend.<br />
Am Gaumen frisch und harmonisch.<br />
denzweine.ch, CHF 13,50<br />
96 falstaff jun <strong>2019</strong>
Fotos: beigestellt<br />
jun 2018 <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
97
cover / REZEPTE<br />
98 falstaff jun <strong>2019</strong>
TOMAHAWK-STEAK |<br />
BRATGEMÜSE | SÜSSKARTOFFEL<br />
(FÜR 10 PERSONEN)<br />
ZUTATEN FÜR DIE<br />
GRÜNE BUTTER<br />
130 g Butter<br />
130 g grüne Kräuter (Schnittlauch, Borretsch,<br />
Pimpinelle, Kerbel, Sauerampfer, Petersilie, Kresse)<br />
3 g feines Ursalz<br />
5 ml Zitronensaft<br />
0,5 g Pfeffer-Cuvée<br />
0,5 g gemahlener Cayenne-Pfeffer<br />
ZUBEREITUNG<br />
– Zimmerwarme Butter in einer Küchenmaschine<br />
schaumig aufschlagen. In der Zwischenzeit die<br />
Kräuter zupfen und sehr fein hacken.<br />
– Die aufgeschlagene Butter mit Kräutern, Salz,<br />
Zitronensaft, Pfeffer und Cayennepfeffer<br />
abschmecken.<br />
– Fertige Kräuterbutter nach Belieben in Form<br />
bringen und bis zum Anrichten kühl stellen.<br />
ZUTATEN FÜR DAS BRATGEMÜSE<br />
330 g Rüebli<br />
330 g violette Rübeli<br />
330 g gelbe Rüebli<br />
330 g Petersilienwurzeln<br />
28 g Knoblauch<br />
135 g rote Zwiebeln<br />
50 g Zitronengras<br />
5 ml Chiliöl<br />
10 ml Zitrusöl<br />
50 ml Olivenöl<br />
25 g Zucker<br />
50 g Limetten<br />
15 g Meersalz-Flocken<br />
3 g Thymian<br />
6 g Rosmarin<br />
ZUBEREITUNG<br />
– Das Gemüse schälen. Rüebli und Petersilienwurtel<br />
in fingerdicke Stücke schneiden. Den Knoblauch<br />
zerdrücken und die Zwiebeln in grobe<br />
Scheiben schneiden. Das Zitronengras mit dem<br />
Messerrücken anschlagen.<br />
– Das Zitronengras und die restlichen Zutaten<br />
vermischen. Das Gemüse damit marinieren und<br />
etwas ziehen lassen.<br />
– Anschliessend im vorgeheizten Rohr ca. 15 Minuten<br />
bei 180 °C al dente garen.<br />
– Die groben Kräuter entfernen und das Gemüse<br />
nochmals abschmecken.<br />
ZUTATEN FÜR DAS TOMAHAWK-STEAK<br />
5 kg Tomahawk-Steak<br />
40 ml Sesamöl<br />
30 g Meersalz-Flocken<br />
125 g Butter<br />
17 g Knoblauch<br />
5 g Thymian<br />
10 g Rosmarin<br />
ZUBEREITUNG<br />
– Die Steaks mit Sesamöl einreiben und kurz auf<br />
den Grill legen, bis sich Grillstreifen auf dem<br />
Fleisch abzeichnen. Anschliessend die Steaks<br />
salzen und in einen Brateinsatz mit Butter,<br />
Knoblauch, Thymian und Rosmarin geben.<br />
– Im vorgeheizten Backofen bei 120 °C ca. 20 bis<br />
30 Minuten unter mehrmaligem Wenden bis<br />
zur gewünschten Garstufe garen lassen.<br />
– Die Steaks etwas ruhen lassen und vor dem<br />
Anrichten nach Belieben kurz in heisser Butter<br />
schwenken.<br />
ZUTATEN FÜR DIE<br />
SÜSSKARTOFFELSTÄBCHEN<br />
1,75 kg Süsskartoffeln<br />
10 g Reismehl<br />
5 g feines Ursalz<br />
ZUBEREITUNG<br />
– Süsskartoffeln schälen und in 1 cm starke Stifte<br />
schneiden.<br />
– Mit Reismehl bestäuben und in einer heissen Fritteuse<br />
bei 170 °C goldbraun und knackig frittieren.<br />
– Anschliessend auf Küchenpapier abtropfen<br />
lassen und salzen.<br />
ZUTATEN FÜR DIE LIMETTEN UND DEN<br />
SPARGEL<br />
350 g Limetten<br />
10 g brauner Rohrzucker<br />
20 g Nussbutter<br />
330 g grüner Spargel<br />
10 ml Sesamöl<br />
2 g Meersalz-Flocken<br />
10 g Wildkräuter<br />
ZUBEREITUNG<br />
– Limetten waschen, die Enden gerade wegschneiden,<br />
halbieren und die Schnittfläche in<br />
den Rohrzucker drücken.<br />
– In einer Pfanne goldbraun karamellisieren, die<br />
Nussbutter dazugeben, aufschäumen lassen und<br />
die Limetten damit nappieren. Warm servieren.<br />
– Den feinen grünen Spargel rüsten und die Enden<br />
wegschneiden. Mit Sesamöl marinieren und auf<br />
eine heisse Grillplatte geben.<br />
– Anschliessend etwas salzen und mit den<br />
Wildkräutern zum Anrichten bereitstellen.<br />
ANRICHTEN<br />
– Das Tomahawk-Steak auf einer vorgewärmten<br />
Schieferplatte anrichten und nach Belieben mit<br />
einem Tranchiermesser in einige Scheiben<br />
schneiden.<br />
– Die Kräuterbutter mit einem Dressiersack<br />
aufspritzen, mit einem Palettenmesser etwas<br />
ausziehen und die karamellisierte Limette<br />
daraufsetzen.<br />
– Das Bratgemüse, den grillierten Spargel und die<br />
frittierten Süsskartoffelstäbchen auf der Platte<br />
anrichten oder als Beilage dazustellen. Zum<br />
Schluss den Bratenfond in eine Sauciere füllen<br />
und dazu servieren.<br />
FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG<br />
2013 Pujanza Norte<br />
Bodegas y Viñedos Pujanza<br />
Intensives, komplexes Bukett mit Noten vollreifer<br />
Waldbeeren, Zartbitterschokolade, Trüffel und<br />
Mineralien. Am Gaumen dicht gewoben mit<br />
superbem, seidigem Tannin. Sehr langer,<br />
harmonischer Nachhall.<br />
vinothek-brancaia.ch, CHF 59,–<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
99
promotion / DENNER<br />
Der meistgesuchte Rosé<br />
Der Premium-Rosé „Hampton Water“ ist der Geheimtipp des Sommers. Er entspringt der inspirierenden<br />
Kollaboration zwischen Jesse Bongiovi, seinem Vater Jon Bon Jovi und dem<br />
französischen Star-Winzer Gérard Bertrand. In diesem hochklassigen Rosé trifft der Charme<br />
Südfrankreichs auf den einzigartigen Lifestyle der Hamptons.<br />
Nur hundert Meilen vom Big Apple<br />
entfernt liegen die Hamptons, Rückzugsort<br />
der New Yorker High Society.<br />
Im Süden und Osten schmiegt<br />
sich das East End von Long Island an den<br />
offenen Atlantik wo sich Bucht an Bucht reiht,<br />
geschmückt mit den luxuriösesten Sommerresidenzen<br />
der vereinigten Staaten. Eine wasserverwöhnte<br />
Oase der Superreichen, in der<br />
auch die Familie von US-Rockstar Jon Bon<br />
Jovi sorglose Sommermomente bei einem<br />
Glas kühlem Rosé geniesst. Aus einer Laune<br />
reichs mit dem relaxten Lifestyle der Hamptons.<br />
Wie ein Sprung ins kühle Nass weckt<br />
dieser Rosé Erinnerungen an sonnige, unbekümmerte<br />
Momente am Meer. Tauchen Sie<br />
ein in das Lebensgefühl der Schönen und<br />
Reichen und geniessen Sie den Sommer wie<br />
die Superstars. Aber warten Sie nicht zu lange,<br />
denn dieser coole Rosé ist heiss begehrt.<br />
Erhältlich in ausgewählten Denner Filialen<br />
und auf www.denner-weinshop.ch.<br />
Best Rosé 2018<br />
by Wine Spectator<br />
Hampton Water 2018<br />
19.95<br />
denner-weinshop.ch<br />
heraus nennt Sohn Jesse Bongiovi den Sommerwein<br />
"Hampton Water". Aus dem Runnning<br />
Gag wächst in ihm langsam die Idee,<br />
einen eigenen Rosé zu kreieren. Mit Gérard<br />
Bertrand gewinnt er einen Meister seines<br />
Fachs als Partner für seinen Plan. Der gefeierte<br />
Winzer vereint in "Hampton Water" die<br />
klassischen Rebsorten des Mittelmeers, Grenache,<br />
Cinsault, Mourvèdre und Syrah aus<br />
den besten Weinbergen seiner Appellation.<br />
Die Assemblage vereint auf einzigartige Weise<br />
den Charme des sommerlichen Südfrankartwork:<br />
giacomowyss.space
cover / WISSENSCHAFT<br />
WIE GESUND<br />
IST<br />
102 falstaff jun <strong>2019</strong>
GRILLIEREN?<br />
Das gesellige Zusammensein im Freien und die Röstaromen<br />
regen den Appetit an und sorgen für gute Laune. Doch<br />
Grillieren will gelernt sein. Aus gesundheitlicher Sicht gibt<br />
es definitiv ein paar Regeln zu beachten.<br />
TEXT MARLIES GRUBER ILLUSTRATION GINA MÜLLER<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
103
cover / WISSENSCHAFT<br />
Zumindest in den Sommermonaten<br />
scheint vielerorts die Küche nach<br />
draussen zu wandern – immerhin<br />
liegt Grillieren nach wie vor im<br />
Trend. Vom «Nur schnell Würste<br />
auf den Rost legen» hat es sich zu einer distinguierten<br />
Profession entwickelt, und die –<br />
meist männlichen – Hobby-Grillmeister investieren<br />
in Ausrüstung, edles Zubehör, Grillkurse,<br />
qualitativ hochwertiges Grillgut und<br />
viel Zeit, wenn es so weit ist. Schaut man<br />
durch die «Gesundheitsbrille» aufs Grillieren,<br />
gibt es sowohl Plus- als auch Minuspunkte.<br />
Als Plus ist festzuhalten: Grillieren<br />
an sich ist eine fettarme – wenn nicht sogar<br />
fettfreie – Garmethode. Das Grillgut<br />
schwimmt weder im eigenen noch im vorher<br />
erhitzten Fett, im Gegenteil: Beim Grillieren<br />
tritt das Fett aus. In Zeiten von Überfluss<br />
und reichlichem Angebot an hochkalorischen<br />
Treatments sind Fettsparvarianten zu begrüssen.<br />
Ausserdem ist häufig für ein buntes Salatbuffet,<br />
Gemüse und generell Vielfalt gesorgt.<br />
Das ist grundsätzlich sowohl kulinarisch<br />
wie auch gesundheitlich wertvoll. Allerdings<br />
können in der Fülle die Beilagen und<br />
Saucen den Fettspar-vorteil oftmals schnell<br />
wettmachen.<br />
BEIM GRILLIEREN GILT: GEWUSST WIE!<br />
Tropfendes Fett führt zu den Minuspunkten:<br />
Verbrennt es auf der heissen Glut, bilden sich<br />
polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe,<br />
kurz PAK. Das sind krebserregende Stoffe,<br />
die mit dem aufsteigenden Rauch ins Grillgut<br />
gelangen. Benzpyren ist der bekannteste Vertreter<br />
der PAK. Bei zum Verkauf angebotenen<br />
Räucherwaren gilt für Benzpyren eine<br />
Höchstmenge von 1 μg pro Kilogramm<br />
Fleisch. Beim Grillieren wird dieser Wert<br />
deutlich überschritten: In der äusseren<br />
Schicht enthält über Holzkohle grilliertes<br />
Fleisch etwa die zehnfache Menge.<br />
Ausserdem bilden sich bei sehr hohen Temperaturen,<br />
wie sie beim Grillieren entstehen,<br />
vermehrt heterozyklische aromatische Amine<br />
(HAA). Sie zählen ebenfalls zu den krebserregenden<br />
Stoffen und entstehen besonders beim<br />
Grillieren. Versuche zeigten, dass sich bei einer<br />
Temperatur von 220 °C – wie beim Grillieren<br />
– drei Mal so viele HAA bilden als bei einer<br />
Temperatur von 170 °C. Legt man Gepökeltes<br />
auf den Rost – Wienerli oder Rippli –, kommt<br />
104 falstaff jun <strong>2019</strong>
w<br />
SOLL MAN DAS GRILLIEREN ALSO LIEBER BLEIBEN LASSEN?<br />
NEIN, MAN MUSS SICH NUR ZU HELFEN WISSEN, UM DIE<br />
KONZENTRATION DER SUBSTANZEN MÖGLICHST GERING<br />
ZU HALTEN. VON GEPÖKELTEM UND GERÄUCHERTEM<br />
LÄSST MAN DIE FINGER UND STÄRKEHALTIGES NICHT<br />
ZU BRAUN WERDEN.<br />
eine weitere Substanz ins Spiel: Nitrosamine.<br />
Bei starker Hitze verbindet sich das Nitrit<br />
aus dem Pökelsalz mit den Eiweissbausteinen,<br />
den Aminosäuren, im Fleisch und es entstehen<br />
krebserregende Ni trosamine. Entscheidet man<br />
sich dafür, Kartoffeln, Brot oder andere stärkehaltige<br />
Lebensmittel wie Polenta zu grillieren,<br />
kommt es vor allem bei intensiver Bräunung<br />
zur Bildung von Acrylamid (AA). Auch das<br />
gilt als krebserregend und kann das Erbgut<br />
verändern.<br />
Sollte man das Grillieren also lieber bleiben<br />
lassen? Nein, man muss sich nur zu helfen<br />
wissen, um die Konzentration der Substanzen<br />
möglichst gering zu halten. Von Gepökeltem<br />
und Geräuchertem lässt man die Finger. Und<br />
Stärkehaltiges soll nicht zu braun werden.<br />
KREBSERREGENDE STOFFE<br />
MINIMIEREN<br />
PAK kann man reduzieren, indem man mariniertes<br />
Fleisch vor dem Grillieren abtupft, sodass<br />
kein Fett in die Glut tropfen kann. Ausserdem<br />
ist es besser, das Fleisch mit einer<br />
Zange zu wenden und nicht mit der Gabel.<br />
Sie zerstört die äussere Schicht, wodurch<br />
wiederum Flüssigkeit austritt, die tropft. Zusätzlich<br />
ist es gut, Grilltassen zu verwenden,<br />
idealerweise aus Edelstahl, oder überhaupt<br />
indirekt zu grillieren. Das bedeutet, das Grillgut<br />
nicht direkt über der Glut, sondern am<br />
Rand daneben zu platzieren (oder umgekehrt:<br />
die Glut am Rand und das Grillgut in<br />
die Mitte). Auch das Löschen von Feuer mit<br />
Bier oder Wasser lässt man besser sein. Damit<br />
wird nur Asche aufgewirbelt und Rauch<br />
gebildet, die sich beide an Fleisch und Gemüse<br />
inklusive der PAK niederschlagen. Über<br />
stark rauchender Glut ist der PAK-Gehalt bis<br />
zu 80 Mal höher als über fast rauchfreien<br />
Stellen. Und last but not least: PAK stecken<br />
vor allem in der gebräunten Kruste, verkohlte<br />
Stücke sollte man daher nicht essen. HAA<br />
wiederum lassen sich Versuchen zufolge mit<br />
intensiven Kräutermarinaden aus Rosmarin,<br />
Oregano oder Thymian und Knoblauch vermindern.<br />
Auf das Abtupfen sollte man dann<br />
nur nicht vergessen …<br />
Grilliert werden oft auch Tomaten und<br />
Schafkäse oder Fisch mit Zitronensaft in<br />
Alufolie. Wenn Säure und Salz auf Aluminium<br />
treffen, kann dieses auf die Speisen übergehen.<br />
Das ist bei hoher Aufnahme gesundheitsrelevant,<br />
beim Grillieren ab und zu aber<br />
eher vernachlässigbar.<br />
SAUBER WERKEN<br />
So viel zu den langfristigen Folgen. Kurzfristig<br />
können Bakterien wie Campylobacter<br />
oder Salmonellen die Grillsaison durch<br />
Fieber, Durchfall und Krämpfe unterbre -<br />
chen. Daher nimmt man auch beim Grillieren<br />
eigenes Besteck und Geschirr für das rohe<br />
und für das gegarte Fleisch, hantiert generell<br />
«küchenhygienisch» und lässt Mayonnaisesalate<br />
oder -saucen nicht zu lange in der Sonne<br />
stehen. All die potenziellen Gesundheitsrisiken<br />
könnten einem fast den Appetit verderben.<br />
Doch auch beim Grillieren gilt: Die Dosis<br />
macht das Gift. Täglich muss vielleicht<br />
nicht sein, aber gegen Immer-mal-wieder-<br />
Grillieren spricht nichts. Als das Gefährlichste<br />
beim Grillieren wird ohnehin nicht das Essen<br />
ein gestuft, sondern das Feuer.<br />
Weitere Food-Facts<br />
aus der Welt der<br />
Wissenschaft:<br />
falstaff.com/science<br />
<<br />
jun jun <strong>2019</strong> <strong>2019</strong>falstaff<br />
105
cover / DIE BESTEN METZGER<br />
<strong>Falstaff</strong> hat sich auf die Suche nach den besten Metzgern der <strong>Schweiz</strong><br />
gemacht. Obwohl die Zahl der Betriebe in den letzten Jahren rückläufig<br />
war, wurden wir in der ganzen <strong>Schweiz</strong> fündig. In diesen Betrieben wird<br />
das Metzgerhandwerk noch grossgeschrieben.<br />
TEXT DOMINIK VOMBACH<br />
FLEISCHES<br />
Foto: StockFood/Jalag/Westermann, Jan-Peter<br />
106 falstaff jun <strong>2019</strong>
LUST<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
107
cover / DIE BESTEN METZGER<br />
Blick auf die Hatecke-Filiale<br />
am Löwenplatz in Zürich.<br />
Was wie ein Stück gegerbtes Holz aussieht, ist<br />
nichts anderes als eines der besten Bündnerfleische<br />
unseres Landes aus dem Hause Hatecke.<br />
Kathedralen des Fleisches: Die Filialen des Engadiner Edelmetzgers<br />
Hatecke wurden von Architekt Beat Consoni gestaltet.<br />
Fotos: beigestellt<br />
108 falstaff jun <strong>2019</strong>
Im Leben eines Menschen gibt es<br />
wenige Experten, denen man nahezu<br />
bis zum Tod die Treue hält. Ärzte<br />
gehören dazu, der Versicherungsberater<br />
vielleicht, für manch einen ist es<br />
auch der Coiffeur, und für Geniesser gehört<br />
sicherlich der Metzger dazu. Egal wie häufig<br />
man sich pro Woche mit frischem oder veredeltem<br />
Fleisch versorgt, beim Metzger<br />
spielt Vertrauen eine bedeutende Rolle.<br />
Nicht ausschliesslich, was Herkunft und<br />
Aufzucht der Tiere betrifft, sondern auch,<br />
was das handwerkliche Können angeht.<br />
Letzteres ist ein Faktor, der oftmals zu wenig<br />
betrachtet wird, denn sehen wir der Realität<br />
ins Auge, zeigt sich, dass vor allem die kleinen,<br />
spezialisiert und eben handwerklich<br />
arbeitenden Metzger hierzulande einen<br />
schweren Stand gegenüber den Grossverteilern<br />
haben. Wie beim Bäckerhandwerk<br />
auch, fehlt oftmals die junge, nachfolgende<br />
Generation. Genauso wie Brot ist Fleisch ein<br />
Produkt, bei dem man das Handwerk<br />
schmeckt, das davon lebt, dass es mit Sorgfalt,<br />
viel Geschick und Wissen verarbeitet<br />
wird. Heute werden aber auch viele Metzger<br />
mit fertigen Produkten wie Wurst aus Grossmetzgereien<br />
beliefert. Vor allem in einer<br />
Zeit, in der sich die <strong>Schweiz</strong>erinnen und<br />
<strong>Schweiz</strong>er lieber seltener, dafür aber qualitativ<br />
umso besseres Fleisch leisten, sind handwerklich<br />
arbeitende Metzger so wichtig wie<br />
niemals zuvor. Im Vergleich zum Jahr 2010<br />
sank der Pro-Kopf-Fleischkonsum 2018 um<br />
sieben Prozent auf knapp 50 Kilo. Betrachtet<br />
man die Statistiken auf längere Sicht,<br />
zeigt sich, dass die <strong>Schweiz</strong>er seit etwa 50<br />
Jahren nicht mehr so wenig Fleisch gegessen<br />
haben wie heute.<br />
FLEISCHGENUSS ALS FEST<br />
«Fleischessen ist für mich<br />
ein Fest, etwas Einmaliges,<br />
das man achtsam gestalten<br />
und zelebrieren sollte.»<br />
LUDWIG HATECKE Metzgermeister<br />
Metzgerhandwerk<br />
bei Keller.<br />
Beim Fleisch -<br />
einkauf setzen<br />
Geniesser auf<br />
höchste Qualität,<br />
wie hier bei der<br />
Metzgerei<br />
Peduzzi.<br />
Fotos: Benjamin Hasenclever, Noemi Braem, Nicolas Zonvi, beigestellt<br />
«Fleischessen ist für mich ein Fest,<br />
etwas Einmaliges, das man achtsam<br />
gestalten und zelebrieren<br />
soll», erzählt uns der Engadiner<br />
Edelmetzger Ludwig Hatecke.<br />
In seinen drei Filialen, die<br />
durchaus als Kunstgalerien<br />
durchgehen könnten, setzt er<br />
auf maximale Ästhetik. Die<br />
Fleischstücke werden, ob als<br />
Bündnerfleisch veredelt oder<br />
frisch, mit höchster Achtsamkeit<br />
und viel Gespür vor dem Auge<br />
<<br />
Die Geschwister Enrico und Manuela Buffoni setzen bei der<br />
Fleischherkunft auf nachhaltige biogerechte Viehzucht.<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
109
cover / DIE BESTEN METZGER<br />
Hier finden Fleischgeniesser,<br />
was das Herz begehrt: Die<br />
Metzgerei Hotz in Fällanden<br />
bietet eine grosse Auswahl<br />
an Spezialitäten.<br />
Familie Schmed ist seit jeher in Brigels<br />
ansässig und pflegt das Handwerk des<br />
Metzgers.<br />
In einer Zeit, in der die <strong>Schweiz</strong>er Geniesser lieber seltener,<br />
dafür umso hochwertigeres Fleisch kaufen, ist das<br />
Metzgerhandwerk so wichtig wie niemals zuvor.<br />
Die Zentrum Metzg in Windisch zählt zu den<br />
Vorreitern in der <strong>Schweiz</strong>, wenn es um nachhaltigen<br />
Fleischgenuss geht.<br />
des Betrachters in Szene gesetzt. Seine<br />
dreieckige Salsiz beispielsweise, für die er<br />
weit über die Grenzen des Engadins hinaus<br />
berühmt ist, zelebriert das Fleisch geradezu,<br />
nicht nur geschmacklich, sondern eben<br />
visuell.<br />
Eine andere <strong>Schweiz</strong>er Ausnahmeerscheinung<br />
ist die Metzgerei Keller in Zürich. Am<br />
Wochenende stehen die Fleischliebhaber am<br />
Manesseplatz bis auf die Strasse, um endlich<br />
an die Reihe zu kommen. Berühmt ist die<br />
Metzgerei für ihre Wiedikerli, eine Wurst, die<br />
Metzgermeister Urs Keller vor über zwanzig<br />
Jahren erfand – seine damalige Antwort auf<br />
die Thüringer Rostbratwurst. Es ist aber<br />
nicht nur die Zürcher Kultwurst, die die<br />
Menschen zur Keller Metzg zieht, nein, es ist<br />
auch die heimelige, allen guten Metzgern<br />
eigene Atmosphäre. Dazu gehört eine perfekte<br />
Beratung, für die man auch gerne einmal<br />
auf der Strasse wartet. Zum Stück Fleisch<br />
gibt es auch gleich noch eine Anleitung, wie<br />
es am besten zubereitet wird. 2017 übernahm<br />
die Heba Food Holding die Metzgerei.<br />
<<br />
Es änderte sich nichts. Urs Keller ist weiterhin<br />
Geschäftsführer, die 60 Angestellten wurden<br />
übernommen. Ein kluger und rücksichtsvoller<br />
Schachzug, denn wie schon erwähnt,<br />
sind Vertrauen und eben auch Gewohnheit<br />
bei Geniessern nicht zu unterschätzen.<br />
Natürlich gibt es in der <strong>Schweiz</strong> eine Vielzahl<br />
an Metzgern. Zu viele, um alle zu kennen.<br />
Deshalb wandte sich <strong>Falstaff</strong> per<br />
Online-Voting mit der Frage an seine Leser,<br />
wer denn nun der beste Metzger des Landes<br />
sei. Bei dieser Umfrage wurde eine Metzgerei<br />
so häufig genannt wie keine andere: die Zentrum<br />
Metzg in Windisch, gegründet 1954.<br />
Hans-Ruedi Meier übernahm den Betrieb<br />
1986 von seinem Vater und führte 1988<br />
schon die ersten Versuche in Richtung<br />
Biofleisch durch. Seit 1989 arbeitet die Metzgerei<br />
mit dem Label «Fidelio», das Bioqualität<br />
und Transparenz hinsichtlich der Herkunft<br />
des Fleischs garantiert. Als Fleischskandale<br />
wie BSE die Welt erschütterten, war<br />
Meier längst darauf vorbereitet. Meier war<br />
ein Vorreiter hinsichtlich nachhaltig produziertem,<br />
hochwertigem Fleisch. Durch<br />
Mund-zu-Mund-Propaganda erarbeitete er<br />
sich über die Jahrzehnte einen Ruf, der weit<br />
über Windisch hinaus strahlt. Denn gute<br />
Sachen, denen man vertraut, empfiehlt<br />
man weiter.<br />
<<br />
Fotos: beigestellt<br />
110 falstaff jun <strong>2019</strong>
BESSER ESSEN!<br />
NUR<br />
CHF 5,-<br />
Der <strong>Falstaff</strong> Beizenguide <strong>2019</strong>.<br />
Die erste Ausgabe des <strong>Falstaff</strong> Beizen-Guides umfasst mehr als 300 Betriebe,<br />
die von der <strong>Falstaff</strong> Community getestet und bewertet wurden.<br />
Jetzt bestellen unter:<br />
shop.falstaff.ch<br />
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cover / DIE BESTEN METZGER<br />
DIE BESTEN<br />
METZGER<br />
DER SCHWEIZ<br />
TESSIN<br />
MACELLERIA MATTIOLI<br />
Nucleo, 6746 Lavorgo<br />
macelleriamattioli.ch<br />
<strong>Falstaff</strong> hat auf der Suche nach den<br />
besten Metzgern der <strong>Schweiz</strong> seine Leser<br />
befragt. Hier finden Sie die Ergebnisse.<br />
MACELLERIA RUPPER<br />
Via Castellaccio 16, 6983 Magliaso<br />
T: +41 91 6061685<br />
WESTSCHWEIZ UND<br />
MITTELLAND<br />
METZGEREI AESCHLIMANN<br />
Ludetswil 6, 8322 Madetswil<br />
metzgerei-aeschlimann.ch<br />
METZGEREI KUHN<br />
Sattelgasse 1, 4051 Basel<br />
kauffmannag.ch<br />
METZGEREI ZGRAGGEN<br />
Stüssihofstatt 10, 8001 Zürich<br />
metzgerei-zgraggen.ch<br />
REIF METZGEREI<br />
Zürichbergstrasse 20, 8032 Zürich<br />
reif-metzgerei.ch<br />
BOUCHERIE MARIÉTHOZ<br />
Route des Ecluses 4, 1997 Haute-Nendaz<br />
boucherie-mariethoz.ch<br />
METZGEREI KÖFERLI<br />
Hauptstrasse 37, 5312 Döttingen<br />
metzgereikoeferli.ch<br />
ZIEGLER METZG<br />
Welchogasse 5, 8050 Zürich<br />
zieglermetzg.ch<br />
DEL GENIO<br />
Route de Vissigen 44, 1950 Sion<br />
delgenio.ch<br />
MURIMOOS<br />
Murimoos, 5630 Muri<br />
murimoos.ch<br />
OSTSCHWEIZ<br />
METZGEREI BIERI<br />
Färzbachneubau, 6197 Schangnau<br />
metzgerei-bieri.ch<br />
ZENTRUM METZG<br />
Dohlenzelgstrasse 3, 5210 Windisch<br />
zentrummetzg.ch<br />
DORFMETZGEREI BRÄGGER & GULER<br />
Landstrasse 165, 7250 Klosters-Serneus<br />
T: +41 81 4223400<br />
GRANDE BOUCHERIE DU MOLARD<br />
Rue du Marché 20, 1204 Genève<br />
boucheriedumolard.ch<br />
ZÜRICH<br />
HATECKE<br />
Center Agustin Stradun 197, 7550 St. Moritz<br />
hatecke.ch<br />
JORDAN TORNAY<br />
Rue de la Commune 5, 1937 Orsières<br />
jordan-tornay.ch<br />
METZGEREI BÄR<br />
Rennweg 50, 8001 Zürich<br />
metzgerei-zeurich.ch<br />
METZGEREI BECHINGER<br />
St. Georgen-Strasse 76, 9000 St. Gallen<br />
bechinger.ch<br />
NORDWESTSCHWEIZ<br />
METZGEREI BUFFONI<br />
Usterstrasse 12, 8308 Illnau-Effretikon<br />
buffoni-metzgerei.ch<br />
MACELLERIA FAGETTI<br />
Al Sánt, 6535 Roveredo<br />
mykompass.ch/macelleria-fagetti-sagl<br />
ANDRIST KUNDENMETZGEREI<br />
Buchmattweg 1, 4453 Nusshof<br />
metzgerei-andrist.ch<br />
METZGEREI KELLER<br />
Manessestrasse 88, 8045 Zürich<br />
metzgerei-keller.ch<br />
METZGEREI PEDUZZI<br />
Stradung 27, 7460 Surses<br />
metzgerei-peduzzi.ch<br />
DORFMETZG GEBR. MÜLLER<br />
Zürcherstrasse 31, 4332 Stein<br />
muellerwurst.ch<br />
JENZER FLEISCH & WURST<br />
Ermitagestrasse 16, 4144 Arlesheim<br />
goldwurst.ch<br />
METZGEREI KÜNZLI<br />
Mülistrasse 7, 8143 Stallikon<br />
metzgereikuenzli.ch<br />
METZG AM DORFPLATZ<br />
Schindeleggistrasse 1, 8808 Pfäffikon<br />
metzgamdorfplatz.ch<br />
METZGEREI SCHMED<br />
Cadruvi, 7165 Breil-Brigels<br />
metzgerei-schmed.ch<br />
SCHROFEN<br />
Langhaldenstrasse 45, 8280 Kreuzlingen<br />
schrofen.ch<br />
Fotos: beigestellt<br />
112 falstaff jun <strong>2019</strong>
DIE GASTROSOPHINNEN / promotion<br />
KULINARISCHER AUSBLICK<br />
Die Expertinnen in Sachen Genuss bieten eine Vielzahl an<br />
kulinarischen Events. Hier ein Auszug aus dem spannenden<br />
Sommer-Veranstaltungskalender.<br />
1<br />
3<br />
2<br />
JETZT MITGLIED WERDEN<br />
UND FALSTAFF-ABO SICHERN!<br />
Frauen, die Freude am Kochen und<br />
am Essen, an schön gedeckten<br />
Tischen und am Ausprobieren und<br />
Austauschen von Rezepten haben,<br />
sind herzlich willkommen.<br />
Alle Mitglieder kommen in den<br />
Genuss der folgenden Vorteile:<br />
4<br />
Teilnahme an exklusiven Anlässen<br />
und Kochkursen, Spezialangebote,<br />
Austausch unter Gleichgesinnten,<br />
Freundschaften knüpfen und<br />
pflegen, Jahresabonnement von<br />
<strong>Falstaff</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
Fotos: beigestellt<br />
1) 14. Juni GS Träff in der Genuss Werkstatt «Casa Caminada» in Fürstenau. Andreas Caminada eröffnete im Oktober 2018 in<br />
Fürstenau die «Casa Caminada» mit hauseigener Bäckerei und eigenem Laden. Nach einem bündnerischen Lunch bietet sich<br />
die Gelegenheit, einige Köstlichkeiten für zu Hause zu kaufen. 2) 2. Juli Kochkurs Hopfenkranz mit Moritz Stiefel inkl. Marktbesuch<br />
in Luzern. Zuerst geht es mit Moritz Stiefel auf den bekannten Wochenmarkt von Luzern, um für den bevorstehenden<br />
Kochkurs einzukaufen. Im «Hopfenkranz» geht es dann zur Sache: Es wird gemeinsam geschnippelt, gefachsimpelt und am<br />
Tisch das Ergebnis genossen. 3) 7. Juli Workshop Kräutergarten und Genuss auf der Rigi. Benjamin Just, Gabriela und Gregor<br />
Egger Vörös sind die drei Gastgeber im «Kräuterhotel Edelweiss» auf der Rigi. Die richtige Würze und Tiefe bei den Gerichten in<br />
den eigenen Restaurants verleihen dabei die über 400 verschiedenen Kräuter und Aromapflanzen, die gepflegt im hauseigenen<br />
Garten auf 1550 Metern Seehöhe gedeihen. 4) 30. August Besichtigung des Zürcher Engrosmarkts bei Marinello. Seit fast 100<br />
Jahren beliefert «Marinello» die Gastronomie von und um Zürich mit frischen Früchten und Gemüse. Bei einer exklusiven<br />
Marktführung können Frühaufsteherinnen dabei einen einmaligen Einblick vom Markttreiben erhalten. Alle weiteren Veranstaltungen<br />
und Details unter gastrosophinnen.ch<br />
Kosten: CHF 200,– pro Jahr<br />
zuzüglich einmaliger Eintrittsgebühr<br />
von CHF 70,–<br />
gastrosophinnen.ch<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
113
KÜCHENZETTEL<br />
Gourmet-Autor<br />
SEVERIN CORTI<br />
HOCHGEZWIEBELTE<br />
KREATION<br />
Höchste Zeit für eine Frühlingsorgie nach Art der Katalanen: Die Region mag längst<br />
für hochgezwirbelte Sterneküche berühmt sein, ganz traditionell und rustikal<br />
schmeckt es dort aber mindestens so gut!<br />
Die Gegend um Barcelona hat<br />
sich in den vergangenen Jahrzehnten<br />
als gelobtes Land der<br />
feinen Küche etabliert – im<br />
Herzen aber verstehen sich die<br />
Katalanen, allen Gourmettempeln zum<br />
Trotz, als Volk von ganz normal verrückten<br />
Geniessern. Handfeste Köstlichkeiten sind<br />
ihnen im Zweifel willkommener als hochgezwirbelte<br />
Kreationen, die nicht immer<br />
das halten, was die Sterne im Guide Michelin<br />
versprechen.<br />
Ein gutes Beispiel dafür sind die Calçots,<br />
speziell lang und dick gewachsene Frühlingszwiebeln,<br />
die in manchen Gegenden<br />
Kataloniens nur im zarten Frühling, dann<br />
aber in ganz und gar unvernünftig grossen<br />
Mengen verschlungen werden. Der Anblick<br />
einer Runde erwachsener Katalanen, die,<br />
mit speziellen Lätzchen versehen, um ein<br />
glosendes Feuer stehen und sich mit weit<br />
nach hinten geneigtem Kopf eine grillierte<br />
Frühlingszwiebel nach der anderen einschieben,<br />
vermittelt ein Mass an Fröhlichkeit<br />
und frühlingstrunkener Lebens freude,<br />
die man sich ohne Weiteres auch in unseren<br />
Breiten angedeihen lassen kann.<br />
Was in Mittelmeernähe schon viel früher<br />
funktioniert, dürfen wir uns halt erst jetzt<br />
erlauben: das Mittagessen ins Freie zu verlegen.<br />
Dafür braucht es zuerst einmal ein<br />
ordentliches Feuer, idealerweise aus Weinrebenabschnitten,<br />
wie sie die Winzer nach<br />
dem Rebschnitt ohnehin in grosser Menge<br />
vorrätig haben. Die sorgen beim Grillieren<br />
für ein ganz besonders gutes Aroma – übrigens<br />
auch bei Steaks und anderen handfesten<br />
Genüssen. Darauf landen büschelweise<br />
Frühlingszwiebeln, auf dass es zische und<br />
gelbgrünlicher, vom empörten Duft der verbrennenden<br />
Zwiebelhäute erfüllter Wohlgeruch<br />
aufsteige.<br />
Wenn alles gut verkohlt ist, werden<br />
die Zwiebeln auf einen Haufen gestapelt.<br />
Jeder schnappt sich eine, zieht ihr mit<br />
Eleganz die schwarze Haut vom Leib,<br />
bis das elfenbeinern schimmernde, weich<br />
geschmorte und von unendlich süssem<br />
Rauchgeschmack erfüllte Innere freigelegt<br />
ist. Das zieht man durch eine typisch<br />
katalanische Salsa aus pürierten gerösteten<br />
Mandeln, grillierten Tomaten, etwas in<br />
Essig eingeweichtem Weissbrot, Knoblauch<br />
und getrockneter, zart angeräucherter<br />
Peperoni (in unseren Breiten gern auch das<br />
im Lebensmittelhandel erhältliche geräucherte<br />
Paprikapulver): Nennt sich Salsa<br />
Salvitxada und schmeckt genauso gut,<br />
wie es klingt.<br />
Dass man sich bei der Zwiebelzufuhr<br />
hoffnungslos bekleckert, erhöht den ebenso<br />
infantilen wie orgiastischen Charakter der<br />
Zeremonie jedenfalls erheblich. Der Katalane<br />
von Welt lässt sich dazu in langem,<br />
dünnen Strahl Weisswein direkt aus dem<br />
Porrón, einer Art Gemeinschaftskaraffe<br />
mit dünnem Ausguss, einschiessen. Auf<br />
den Frühling!<br />
FRÜHLINGSZWIEBELN<br />
MIT SALVITXADA AUS<br />
MANDELN UND PAPRIKA<br />
(für 4 Personen)<br />
ZUTATEN<br />
8 Bund möglichst grosse Frühlingszwiebeln<br />
100 g geröstete Mandeln<br />
100 ml Olivenöl<br />
3 Tomaten<br />
4 Knoblauchzehen<br />
2 TL geräuchertes Paprikapulver Pimentón<br />
de la Vera<br />
1 Scheibe altbackenes Weissbrot, in<br />
Weissweinessig aufgeweicht<br />
Salz<br />
ein paar Stängel Petersilie<br />
ZUBEREITUNG<br />
Im Original werden die Zwiebelchen, wie nebenan<br />
beschrieben, auf offenem Feuer grilliert. Man kann<br />
sie aber auch unter dem Backofengrill verkohlen<br />
lassen. Dafür den Grill maximal vorheizen. Zuerst die<br />
Tomaten und den ungeschälten Knoblauch für etwa<br />
20 Minuten grillieren, bis die Haut geplatzt und angekokelt<br />
ist. Abkühlen lassen, schälen. Die Mandeln<br />
im Mixer grob zerkleinern. Paprikapulver, Knoblauch,<br />
Tomaten, in Essig eingeweichtes Brot, grob gehackte<br />
Petersilie und Olivenöl zugeben und alles mittelfein<br />
mixen. Salzen. Die Frühlingszwiebeln unter den Grill<br />
stapeln und rösten lassen, bis die äussere Hautschicht<br />
komplett verkohlt ist. Dabei immer wieder<br />
wenden. Nach etwa 30 Minuten herausholen, aufreihen<br />
und die nächste Ladung Zwiebeln auf dieselbe<br />
Art verkohlen lassen. Wer will, kann die verbrannte<br />
Haut vor dem Servieren bereits abziehen, echte Aficionados<br />
wollen das aber selbst erledigen – es<br />
schmeckt auch irgendwie besser. Durch die Salsa<br />
ziehen und kopfüber geniessen.<br />
Fotos: Stine Christiansen, Ian Ehm<br />
114 falstaff jun <strong>2019</strong>
Gesammelte Rezepttipps<br />
von Severin Corti unter:<br />
falstaff.com/corti<br />
FALSTAFF-WEINEMPFEHLUNG<br />
Terroir al Límit, Históric,<br />
Priorat 2016<br />
gerstl.ch, CHF 22,50<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
115
promotion / CLUB PROSPER<br />
In dem eleganten Restaurant «Auberge<br />
du Soleil à Bursins» sorgt Küchenchef<br />
Jean-Michel Colin für das leibliche Wohl.<br />
Rechts: Die Gourmet-Brasserie<br />
«Auberge de l’Onde» verwöhnt<br />
seine Gäste seit mehr als<br />
sieben Jahrhunderten.<br />
MOMENTS OF CLUB<br />
PROSPER MONTAGNÉ<br />
Im Interview mit <strong>Falstaff</strong> ist Jean-Paul Jaccard, Vizepräsident und Ambassadeur des<br />
Club Prosper Montagné für den Kanton Waadt. Er organisiert neben den für den Club<br />
wichtigen kulinarischen Anlässen auch einmal im Jahr ein eigenes Golfturnier.<br />
FALSTAFF Seit wann sind Sie Ambassadeur<br />
im Club Prosper Montagné? Und<br />
seit wann Vizepräsident?<br />
JEAN-PAUL JACCARD Ich bin seit 2012<br />
Ambassadeur für den Kanton Waadt und<br />
seit Anfang <strong>2019</strong> ad interim für den Kanton<br />
Wallis. Davor, Anfang 2011, bin ich<br />
dem Zentralkomitee beigetreten, welches<br />
für mich nicht nur ein Job, sondern wirklich<br />
auch eine Fulltime-Aufgabe ist, die ich<br />
mit viel Freude ausführe.<br />
Was schätzen Sie besonders am Club?<br />
Die ganze Atmosphäre ist für mich von<br />
grosser Bedeutung. Es sind die schönen<br />
Momente, die ich mit meinen Freunden und<br />
Bekannten an einem Tisch verbringe und die<br />
in mir ein grosses Glücksgefühl hervorrufen.<br />
Wie oft organisieren Sie Anlässe in<br />
Ihrer Region?<br />
Ich organisiere acht Anlässe pro Jahr, darunter<br />
zwei Anlässe im Kanton Wallis sowie der<br />
zweitägige Anlass «Gastronomie et Golf».<br />
Wieso lohnt es sich, in ein Restaurant, das<br />
Mitglied im CPM ist, essen zu gehen?<br />
Das ist eine gute Frage! Denn normalerweise<br />
können ja alle in diesen Restaurants, die<br />
Mitglied im CPM sind, essen. Jedoch ist es<br />
ganz einfach: Es ist die Stimmung, die den<br />
Unterschied macht! Gleichzeitig haben die<br />
Mitglieder die Chance, verschiedene Weine<br />
in einem Menü zu verkosten. Der Koch im<br />
Gastgeberrestaurant stellt mit dem Ambassadeur<br />
ein Menü mit den passenden Weinen<br />
zusammen. Eine Möglichkeit, die man als<br />
normaler Gast meist gar nicht hat, da die<br />
Weine oft nur in der Flasche ausgeschenkt<br />
werden.<br />
Welcher war Ihr schönster Moment im Club?<br />
Meine grösste Befriedigung finde ich darin,<br />
in den Augen meiner Mitglieder die<br />
Freude und Zufriedenheit nach einem er-<br />
Fotos: beigestellt<br />
116<br />
falstaff jun <strong>2019</strong>
3<br />
1 2<br />
JEAN-PAUL JACCARD<br />
Er war zuletzt als Anlageberater bei einer<br />
Privatbank in Genf tätig und damals in<br />
vielen Städten und Ländern domiziliert:<br />
von Frankfurt und Luxemburg über Paris<br />
und London bis hin zu New York.<br />
Die nächsten<br />
Anlässe in der Region<br />
von Jean-Paul Jaccard<br />
1<br />
RESTAURANT AUBERGE<br />
DU SOLEIL À BURSINS<br />
Place du Soleil, 1183 Bursins<br />
folgreichen Anlass zu sehen. Dies ist jedes<br />
Mal eine Belohnung.<br />
Kochen Sie auch selber gerne?<br />
(lacht) Ja, vor allem Fondue und Eier. Ansonsten<br />
darf ich sagen, dass meine Frau so<br />
gut kocht, dass ich mich lieber an unseren<br />
Tisch setze und ihre Köstlichkeiten geniesse.<br />
Wenn Sie ein Lebensmittel wären, welches<br />
wäre das?<br />
Ich glaube, Käse. Ich könnte nur von und<br />
mit Käse leben!<br />
Was kocht Ihre Frau üblicherweise?<br />
Sie kommt ursprünglich aus Japan und kocht<br />
so unterschiedlich – von japanisch über französisch<br />
bis hin zu italienisch. Eines jedoch ist<br />
sicher: Es gibt an keinem Folgetag das gleiche<br />
Menü, so ist es eine wahre Freude für mich.<br />
Wie sind Sie dazu gekommen, ein Golfturnier<br />
zu organisieren?<br />
Das war Zufall. Wir waren bei einem Anlass<br />
in Davos, und weil wir viele auswärtige<br />
Mitglieder waren, dachten wir uns, dass<br />
2<br />
RESTAURANT AUBERGE<br />
DE L’ONDE À SAINT-SAPHORIN<br />
Centre du Village, 1071 Saint-Saphorin<br />
3 RESTAURANT AUBERGE DE LAVAUX<br />
Route du Landar 97<br />
1093 La Conversion sur Lutry<br />
wir bei dem langen Anfahrtsweg einen zusätzlichen<br />
Tag in Graubünden verbringen.<br />
Da es in der Nähe einen Golfplatz gab, haben<br />
wir unsere Golfausrüstungen mitgenommen.<br />
Nachdem wir diese Golfrunden<br />
vorerst nur unter ein paar Mitgliedern gemacht<br />
haben, führten wir bei allen Mitgliedern<br />
eine Umfrage durch, bei der ersichtlich<br />
wurde, dass von 1000 Mitgliedern des Club<br />
Prosper Montagné 150 Golfer sind. Also<br />
haben wir «Gastronomie et Golf» ins Leben<br />
gerufen und führen jährlich ein eigenes<br />
Turnier durch. Das soll aber nicht heissen,<br />
dass ein Gourmet Golf spielen soll oder ein<br />
Golfer Gourmet sein muss.<br />
Was erwartet die Gäste am diesjährigen<br />
Golfturnier?<br />
Dieses Jahr überschreitet «Gastronomie et<br />
Golf» die Landesgrenze. Die Gäste sind am<br />
24. und 25. Juni <strong>2019</strong> herzlich willkommen:<br />
Tagsüber im «Golf et Country Club<br />
de Maison Blanche», am Abend bei Jean-<br />
Michel Colin in der «Auberge du Soleil» in<br />
Bursins und am Folgetag im «Golf and<br />
Country Club de Bonmont».<br />
JEAN-PAUL JACCARD<br />
EMPFIEHLT ALLEN, DIE<br />
- gerne geniessen<br />
- gerne Köchen in die Töpfe schauen<br />
und hautnah miterleben möchten,<br />
wie feine Kreationen entstehen<br />
- gerne die Meister der Kochkünste<br />
kennenlernen möchten:<br />
24. JUNI <strong>2019</strong><br />
Anlässlich des Golfturniers im<br />
Restaurant Auberge du Soleil à Bursins<br />
Place du Soleil, 1183 Bursins<br />
14. SEPTEMBER <strong>2019</strong><br />
Mittagessen im Restaurant<br />
Auberge de l’Onde à Saint-Saphorin<br />
Centre du Village, 1071 Saint-Saphorin<br />
zuvor Besichtigung der Salzmine in Bex<br />
23. NOVEMBER <strong>2019</strong><br />
Festliches Abendessen bei Christophe und<br />
Nadine Rod in der Auberge de Lavaux<br />
Rte du Landar 97, 1093 La Conversion sur Lutry<br />
Kurz und knapp:<br />
Rindsfilet oder Hackbraten?<br />
Rindsfilet.<br />
Wein oder Bier?<br />
Wein.<br />
Sport oder Essen?<br />
Essen.<br />
INFO<br />
Weitere Informationen unter<br />
club-prosper-montagne.ch<br />
Anlässe unter der Ambassade Waadt und Wallis<br />
jun <strong>2019</strong> falstaff 117
BAR- &<br />
SPIRITS<br />
FESTIVAL<br />
VIENNA <strong>2019</strong><br />
28. OKTOBER <strong>2019</strong><br />
WIENER HOFBURG<br />
VERKOSTEN SIE DIE<br />
BESTEN SPIRITS & COCKTAILS!<br />
Für einen Tag wird die Wiener Hofburg zur grössten<br />
Bar der Welt. Die besten Bartender aus Österreich,<br />
Deutschland und der <strong>Schweiz</strong>, Gin & Tonic Bar,<br />
über 300 verschiedene Whisk(e)ys, edle Spirituosen<br />
wie Rum, Wodka, Tequila und mehr!<br />
28. Oktober <strong>2019</strong> • 16.30 bis 21 Uhr<br />
Wiener Hofburg • 1010 Wien<br />
Tickets unter: falstaff.com/vbsf19<br />
jun <strong>2019</strong> falstaff 118
SIXPACK<br />
RESTAURANTS IM TEST<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
RESTAURANT PRISMA<br />
Seestrasse 18<br />
6354 Vitznau<br />
RESTAURANT 50ZU5<br />
Zollikerstrasse 6<br />
8008 Zürich<br />
MAMA PERSIA<br />
Seestrasse 116<br />
8803 Rüschlikon<br />
KAI SUSHI<br />
Lessingstrasse 3<br />
8045 Zürich<br />
RESTAURANT LAGERHAUS<br />
Davidstrasse 42<br />
9000 St. Gallen<br />
SCHLOSS SCHAUENSTEIN<br />
Schlossgass 77<br />
7414 Fürstenau<br />
Nicht nur ein Hochgenuss, sondern<br />
auch eine Augenweide: die Gerichte<br />
im «Prisma», Vitznau.<br />
UNSERE TESTER<br />
ALEXANDER KÜHN (AK) ist<br />
Foodjournalist und interessiert sich<br />
ebenso für die Haute Cuisine wie für<br />
Zürcher Quartierbeizen.<br />
CLAUDIO DEL PRINCIPE (CDP)<br />
betreibt den Foodblog anonymekoeche.<br />
net und ist Kochbuchautor. Zuletzt erschien<br />
«a casa» (AT Verlag).<br />
HANS GEORG HILDEBRANDT<br />
(HGH)<br />
schreibt neben seiner Tätigkeit als<br />
Gründer der Getränkemarke Gents<br />
über Kulinarik und Design.<br />
HANS-THEO STAMP (HTS)<br />
ist Gastrokritiker und schreibt über<br />
Restaurants in allen Sparten, wenig<br />
bekannte Weinregionen sowie Küchentrends.<br />
Aximin reius el inihitatem<br />
volupiet volo ium labor<br />
asped et, quis is aut odi cu<br />
NEU EINGEDECKT<br />
Foto: Park Hotel Vitznau<br />
JETZT<br />
GRATIS<br />
RESTAURANT-<br />
GUIDE APP<br />
Eine persische Perle in Rüschlikon, Neues von Spitzenkoch<br />
Andreas Caminada, ein fixes Pop-up-Restaurant, urbanes Flair<br />
in St. Gallen und feinstes Sushi in Zürich. Die <strong>Falstaff</strong>-Tester<br />
waren wieder für Sie in der <strong>Schweiz</strong> unterwegs.<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
119
gourmet / SIXPACK<br />
RESTAURANT<br />
PRISMA<br />
Vitznau<br />
Grandiosen Ausblick auf den<br />
Vierwaldstättersee bietet die<br />
Terrasse des «Prisma».<br />
1Bereits im ersten Jahr nach dem<br />
Wechsel bestätigt der neue Küchenchef<br />
Philipp Heid die Auszeichnung<br />
des «Restaurant Prisma» im luxuriösen<br />
«Park Hotel Vitznau» mit einem Michelin-<br />
Stern. Service und Küche sind auf einem<br />
eingespielten, hohen Niveau. Man sitzt im<br />
modernen Glaskubus oder auf der Terrasse<br />
mit einer grandiosen Aussicht auf See und<br />
Berge. Das Ambiente ist elegant reduziert,<br />
die Stimmung ungezwungen und charmant.<br />
Heids Gerichte sind leicht, verspielt<br />
und geschmackvoll. Er kombiniert auf<br />
überraschende und überzeugende Art vorwiegend<br />
westliche Zutaten mit fernöstlichen<br />
Zubereitungen und Aromen. Schon<br />
die Snacks im Tasting Menu machen gute<br />
Laune. Sie wirken simpel, sind aber aromatische<br />
Knaller. Wie der knackige Spitzkohl<br />
mit Sesam-Marinade, das schmelzend zarte<br />
Bierschwein auf knusprigem Nest aus Berg-<br />
kartoffeln sowie die Eglifilets im Tempurateig<br />
mit pikanter Chilimayonnaise. Bei der<br />
Komposition mit schottischem Lachs ist<br />
der Einfluss von Heids Station bei Drei-<br />
Sterne-Koch Christian Bau erkennbar.<br />
Filet, Bauchlappen und Tatar sind umrankt<br />
von einer Fülle von köstlichen kleinen<br />
Komponenten wie Bärlauchblüten, Saiblingsrogen,<br />
eingelegten Gurken und rohen<br />
Stachys, dazu eine köstliche japanische<br />
Vinaigrette. Ein Pot-au-feu mit Jakobsmuschel,<br />
Oktopus und Miesmuscheln knüpft<br />
mit einem Ingwer-Kokos-Schaum ebenfalls<br />
an asiatische Aromen an. Beim Hauptgang<br />
mit Entrecôte vom Omaha-Beef ist der<br />
eigentliche Star der Side-Dish mit<br />
geschmorter Zunge. Die Desserts sind<br />
nicht ganz so elaboriert, dafür lässt die<br />
Weinkarte für Liebhaber kaum Wünsche<br />
offen. Danach lockt die Bar auf einen der<br />
150 exzellenten Armagnacs. CDP<br />
BEWERTUNG<br />
Essen<br />
Service<br />
Weinkarte<br />
Ambiente<br />
GESAMT<br />
46 von 50<br />
18 von 20<br />
20 von 20<br />
8 von 10<br />
92 von 100<br />
RESTAURANT PRISMA<br />
Seestrasse 18<br />
6354 Vitznau<br />
T: +41 41 3996060<br />
parkhotel-vitznau.ch<br />
RESTAURANT<br />
50ZU5<br />
Zürich<br />
2Till Bühlmann, Küchenchef des<br />
«50zu5», war in Zürich bei Antonio<br />
Colaianni tätig und zog<br />
anschliessend nach Berlin ins «Richard».<br />
Für seine dortige Arbeit wurde er vom<br />
bekannten Pneuhersteller mit einem Macaron<br />
ausgezeichnet. Aber Zürich ging Bühlmann<br />
nicht aus dem Kopf und er ergriff im<br />
Herbst 2018 die Gelegenheit, ein Lokal an<br />
der Zollikerstrasse beim Kreuzplatz als Popup<br />
zu übernehmen; zuletzt hatte dort das<br />
«ETH Foodlab» seine Kreationen serviert.<br />
Weil das Konzept von Bühlmann grossen<br />
Anklang fand, konnte er das Lokal dauerhaft<br />
übernehmen, lässt es aber als<br />
«50zu5» weiterlaufen, was auf die<br />
ursprünglich 5 geplanten Monate und die<br />
50 Sitzplätze des Lokals verweist. Das<br />
Menü wechselt täglich und ist von kleinen<br />
Gerichten geprägt; der Fünfgänger mit<br />
Dessert kostet am Abend unseres Besuchs<br />
105 CHF. Man sollte möglichst viele Kreationen<br />
degustieren. Mittags wird ein einfacherer<br />
Lunch angeboten. Bühlmann geht<br />
klassisch zu Werk und richtet modern an.<br />
Er kombiniert gewieft fettige Komponenten<br />
mit sauren Spitzen (z. B. Ziegenkäse mit<br />
Rande und Passionsfrucht oder Lachs aus<br />
Lostallo mit Pomelo, Hummus, Kräutersalat),<br />
und es gibt ordentlich etwas zu beissen<br />
(Bavette, geschmorte Karotte). Das Lokal<br />
ist sachlich und neutral eingerichtet, was<br />
einen die Lage an einer Durchgangsstrasse<br />
vergessen lässt. Die Bedienung ist mit vorbildlicher<br />
Freude bei der Sache. Das Lokal<br />
ist ein Ziel für Leute, die hinsichtlich Gastro-Trends<br />
auf dem neuesten Stand sein<br />
wollen und kein übertriebenes Gewese um<br />
die Kulinarik mögen. Wir hoffen, die Entwicklung<br />
von Till Bühlmanns Kochkunst<br />
noch lange verfolgen zu dürfen. HGH<br />
BEWERTUNG<br />
Essen<br />
Service<br />
Weinkarte<br />
Ambiente<br />
GESAMT<br />
47 von 50<br />
19 von 20<br />
16 von 20<br />
8 von 10<br />
90 von 100<br />
RESTAURANT 50ZU5<br />
Zollikerstrasse 6<br />
8008 Zürich<br />
T: +41 44 3828289<br />
50zu5.ch<br />
Gekommen, um zu bleiben:<br />
Zunächst war das «50zu5» nur<br />
als Pop-up gedacht.<br />
Fotos: PHV, amanda nikolic photography, beigestellt<br />
120 falstaff jun <strong>2019</strong>
MAMA<br />
PERSIA<br />
Rüschlikon<br />
fleischspiesse, Kubideh Kabab genannt; das<br />
Schmorgericht Ghormeh Sabzi mit Rind,<br />
Bohnen, Koriander, Dill, Bockshornklee<br />
und getrockneten Limetten schmeckt uns<br />
aber bedeutend besser. Hier ist sie wieder,<br />
die feine Säure, diesmal kombiniert mit ein<br />
wenig Bitterkeit vom Bockshornklee. Der<br />
Zungenbrecher Kashk-e Bademjan entpuppt<br />
sich als äusserst delikater Mix aus<br />
gebackenen Auberginen, Joghurt, Molke,<br />
Baumnüssen und Minze, ideal zum Dippen<br />
mit Fladenbrot. Am Essen gibt es also<br />
nichts auszusetzen. Wohl aber an der sehr<br />
bescheidenen Weinauswahl. Obwohl es<br />
sehr gute alkoholfreie Alternativen wie<br />
Shabate Golab aus Rosenwasser, Zitronensaft<br />
und Pfefferminzpaste gibt. Das kleine,<br />
familiäre Lokal besticht zudem mit einer<br />
schönen orientalischen Inneneinrichtung:<br />
Lampen und Kunsthandwerk aus dem<br />
Iran.<br />
AK<br />
Das «Mama Persia» in Rüschlikon<br />
gehört zu den besten Adressen,<br />
wenn es um persische Küche geht.<br />
BEWERTUNG<br />
Essen<br />
Service<br />
Getränke<br />
Ambiente<br />
GESAMT<br />
44 von 50<br />
16 von 20<br />
17 von 20<br />
8 von 10<br />
85 von 100<br />
MAMA PERSIA<br />
Seestrasse 116<br />
8803 Rüschlikon<br />
T: +41 76 2460193<br />
mamapersia.ch<br />
KAI<br />
SUSHI<br />
Zürich<br />
4<br />
Omakase heisst das neue Zauberwort<br />
im «Kai Sushi». Wer es ausspricht,<br />
kann sich auf ein ganzes<br />
Dutzend köstlicher Häppchen und kleiner<br />
Gerichte freuen – mitten im Lokal zubereitet<br />
von Küchenchef Alex Nikolsky. Schon<br />
die erste Kreation, das auf einem knusprigen<br />
Ciabattastreifen platzierte Fleisch über<br />
Holzkohle grillierter Lachsköpfe, begeistert<br />
uns. Zum leicht rauchigen Aroma des<br />
Fischs kommen die dezente Salzigkeit des<br />
Rogens, die Süsse der japanischen<br />
Momotaro-Tomate und die Cremigkeit<br />
einer Ponzu-Mayonnaise. Es folgt kunstvoll<br />
aufgeschnittener Hiramasa-Kingfisch<br />
mit einem feinsinnig marinierten, erfrischenden<br />
Salätchen aus Gurke und Rettich,<br />
dazu ein wenig Chili und als süsser<br />
Kontrast eine Physalis. Einziger Kritikpunkt:<br />
In dickeren Scheiben würde das<br />
Aroma der buttrigen Gelbschwanzmakrele<br />
3Die Güte einer Küche erkennt man<br />
oft an den einfachen Dingen, an<br />
einem Salat zum Beispiel. Jener im<br />
«Mama Persia» – bestehend aus Granatapfel,<br />
Tomaten, Gurken, rohem Blumen- und<br />
Rotkohl, Zwiebeln, Dill, Koriander, Zitronen-<br />
und Baumnusspaste – ist ganz hervorragend.<br />
Auch wegen des erfrischenden,<br />
säuerlichen Dressings. Säure spielt in der<br />
persischen Küche überhaupt eine grosse<br />
Rolle, zum Beispiel in Gestalt von Berberitzen.<br />
Die kleinen roten Beeren sind auch<br />
über unser Chicken Tah Chin gestreut,<br />
einen knusprigen, goldgelben Safran-Reiskuchen<br />
mit Pouletbrust, Joghurt und Ei.<br />
Zusammen mit etwas Joghurtsauce ein<br />
ungewohntes, aber sehr gelungenes<br />
Gericht. Dass das Geflügel ein wenig saftiger<br />
sein dürfte, ist ein kleiner Schönheitsfehler.<br />
Solid sind die 24 Stunden lang mit<br />
persischen Gewürzen marinierten Hacknoch<br />
besser zur Geltung kommen. Den<br />
Thunfisch gibt’s als Tataki auf einem<br />
knusprigen Kartoffel-Chip mit Avocado-<br />
Aioli und schwarzem Knoblauch, die köstliche<br />
Jakobsmuschel begleitet eine exzellente,<br />
weil nicht zu süsse Mais-Espuma mit<br />
Furikake-Würzmischung. Das Highlight<br />
des Abends sind aber die mit geschmortem<br />
Rindfleisch gefüllten Gyoza mit Shiitake<br />
und einer pikanten, wunderbar dichten<br />
Rindsbouillon. Unter den Nigiri ragt die<br />
vegetarische Unagi-Imitation mit Aubergine,<br />
Nori-Paste und der von Spitzenkoch<br />
Tobias Buholzer entwickelten Noix gras<br />
aus Nüssen heraus. Eine fachmännisch<br />
zusammengestellte Sake-Auswahl rundet<br />
das Angebot ab. Wer es einfacher mag, ist<br />
mit japanischem Bier gut bedient. Der Service<br />
glänzt mit Freundlichkeit und grosser<br />
Sachkenntnis.<br />
AK<br />
BEWERTUNG<br />
Essen<br />
Service<br />
Weinkarte<br />
Ambiente<br />
GESAMT<br />
47 von 50<br />
18 von 20<br />
16 von 20<br />
8 von 10<br />
89 von 100<br />
Relaxte Atmosphäre im<br />
Zürcher «Kai Sushi».<br />
KAI SUSHI<br />
Lessingstrasse 3<br />
8045 Zürich<br />
T: +41 44 3108181<br />
kaisushi.ch<br />
95–100 Punkte 90–94 Punkte 85–89 Punkte 80–84 Punkte<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
121
gourmet / SIXPACK<br />
RESTAURANT<br />
LAGERHAUS<br />
St. Gallen<br />
5«To beef or not to beef», «Grill me<br />
tender» – diese Slogans verraten,<br />
was im «Lagerhaus» die Hauptattraktion<br />
ist. Beim Eingang sieht man durch<br />
die Glastüren zweier Klimaschränke auf<br />
die fleischlichen Köstlichkeiten, etwa Bistecca<br />
alla Fiorentina. Durch den Saal weht<br />
der Duft des Buchenholzgrills. Der riesige<br />
Raum, St. Gallens ehemaliges Zollfreilager,<br />
ist urban-industriell geprägt. Die offensichtliche<br />
Beliebtheit des «Lagerhauses» hat<br />
eine Reihe von Gründen: ausgewählte, oft<br />
lokale Produkte, moderate Preise, eine flinke<br />
Küche und ein aufgeweckter Service.<br />
Wir starten mit einem Tatar von Rind aus<br />
der Region, dekorativ in drei Nocken auf<br />
den Teller gebracht, massvoll gewürzt und<br />
mit mehreren Zutaten (Nonpareilles, Zwiebeln)<br />
zum Nachrüsten ergänzt. Beim<br />
Hauptgang verzichten wir auf Fleisch, das<br />
hier wirklich exzellent ist. Dafür entschei-<br />
den wir uns für ein auf der Haut gebratenes<br />
Filet vom Wolfsbarsch, das mit perfekter<br />
Garung punktet. Nicht ganz mit unserem<br />
Geschmack kompatibel – obwohl sonst<br />
dem Vernehmen nach viel gepriesen – ist<br />
einzig das Prosecco-Flauder-Risotto mit<br />
seiner leicht süsslichen Anmutung. Das<br />
Süsse, zum Dessert wohlgemerkt, ist hier<br />
sonst ein starker Punkt. Die luftige Panna<br />
cotta erhält durch Haselnusssplitter einen<br />
piemontesischen Touch. Die Weinkarte ist<br />
interessant und fair kalkuliert, hat allerdings<br />
nicht den Anspruch, geografisch ausgewogen<br />
zu sein. So darf man sich über ein<br />
breites Angebot aus Italien freuen, während<br />
Frankreich dünn vertreten ist. Bordeaux<br />
und Burgund sind gar nur mit zwei Positionen<br />
vertreten. Nicht darben müssen hier<br />
wider Erwarten die Vegetarier, denn ein<br />
weiterer «Lagerhaus»-Slogan lautet «Vegetarier<br />
sind uns nicht Wurst». HTS<br />
Das «Lagerhaus» in<br />
St. Gallen besticht mit<br />
urbaner Atmosphäre.<br />
BEWERTUNG<br />
Essen<br />
Service<br />
Weinkarte<br />
Ambiente<br />
GESAMT<br />
41 von 50<br />
18 von 20<br />
18 von 20<br />
8 von 10<br />
85 von 100<br />
RESTAURANT LAGERHAUS<br />
Davidstrasse 42<br />
9000 St. Gallen<br />
T: +41 71 2237007<br />
restaurantlagerhaus.ch<br />
SCHLOSS<br />
SCHAUENSTEIN<br />
Fürstenau<br />
6Andreas Caminada zu rühmen<br />
hiesse, Wasser in den nahen Rhein<br />
zu giessen. «Schloss Schauenstein»<br />
ist einer jener Orte, an den der wahre Gourmet<br />
einmal jährlich hinfährt, um zu schauen,<br />
was der Tausendsassa wieder ausgetüftelt<br />
hat. Seit seiner mehrmonatigen Auszeit,<br />
die auch schon ein Weilchen zurückliegt,<br />
kocht er noch präziser, noch geradliniger.<br />
Gags wie auf Tablets servierte Gänge sind<br />
da nicht mehr nötig. Hingegen kriegt man<br />
exemplarisch aufgezeigt, dass für eine grosse<br />
Küche keine Luxusprodukte notwendig<br />
sind. Ebenso mustergültig demonstriert<br />
Caminada, wie man regionale Produkte<br />
ohne Folklorismus einsetzt. Schon die<br />
Apérohäppchen sind überragend, namentlich<br />
die als Mandeln verkleidete Entenleber<br />
mit Rande und das in faszinierenden Grüntönen<br />
gehaltene Kopfsalat-Cornet. Aus den<br />
Amuse-Bouches ragt der fulminante<br />
Geschmacksakkord aus Rande und Rind<br />
heraus. Später adelt Caminada die bodenständig<br />
klingende Kombination aus<br />
Schwein, Dörrbirne und Röstzwiebel zu<br />
höchster Finesse. Als optionalen Zusatzgang<br />
bekommen wir einen «historischen» Teller,<br />
nämlich «Makrele Rettich Radieschen» aus<br />
dem Jahr 2012 – auch aus heutiger Sicht ein<br />
Wurf und ein Meilenstein in Caminadas<br />
Fischküche. Um einen Tick klassischer, aber<br />
schwer zu übertreffen dann der Hirsch mit<br />
Schwarzwurzel. Dazu kommt wieder Rande,<br />
die im aktuellen Menü eine hohe Präsenz<br />
zeigt. Das Dessert, stilvollendet präsentiert,<br />
stellt mit Quitte und Sanddorn erneut als<br />
rustikal geltende Produkte ins Licht. Über<br />
den herrschaftlichen Rahmen von «Schloss<br />
Schauenstein» müssen keine Worte mehr<br />
verloren werden. Die Kompetenz von Sommelière<br />
Anna Junge besticht.<br />
HTS<br />
BEWERTUNG<br />
Essen<br />
Service<br />
Weinkarte<br />
Ambiente<br />
GESAMT<br />
49 von 50<br />
20 von 20<br />
19 von 20<br />
10 von 10<br />
98 von 100<br />
SCHLOSS SCHAUENSTEIN<br />
Schlossgass 77<br />
7414 Fürstenau<br />
T: +41 81 6321080<br />
schauenstein.ch<br />
«Schloss Schauenstein»<br />
begeistert erneut auf<br />
höchstem Niveau.<br />
Fotos: Daniel Ammann, Gaudenz Danuser brambilla_serrani, Andrea Delbo, Alberto Zanetti, beigestellt<br />
122 falstaff jun <strong>2019</strong>
INTERNATIONAL HOTSPOT / gourmet<br />
GR AN PURISMO<br />
Niko Romito holt in seinem Drei-Sterne-Restaurant «Reale» das Allerbeste aus<br />
seinen Zutaten heraus – kein bisschen weniger und kein bisschen mehr.<br />
Das ist grosse Kunst und schmeckt grandios.<br />
TEXT TOBIAS MÜLLER<br />
Sie wollen wissen, wie unglaublich gut<br />
eine Artischocke schmecken kann?<br />
Was alles an Aromen in diesem Gemüse<br />
steckt, von Sardellen über Lakritze bis<br />
Heu, ganz ohne jede Würze? Oder wie unfassbar<br />
fleischig, komplex, köstlich eine<br />
Taubenbrust sein kann? Wie befriedigend<br />
und vielschichtig eine unscheinbare frische<br />
Pasta, wie aufregend jodig ein Kalmar?<br />
Fahren Sie in die Abgeschiedenheit der<br />
Abruzzen zu Niko Romito in sein «Reale»<br />
und finden Sie es heraus. Der Mann bringt<br />
dort die Essenz, die platonische Idee seiner<br />
Zutaten auf schlichte, weisse Teller.<br />
Romitos Speisen sind prächtig puristisch<br />
angerichtet: Die Artischocke liegt nackt und<br />
perfekt auf dem Teller, begleitet von nichts<br />
ausser drei Punkten Rosmarincreme, die Taube<br />
von einem Klecks Pistazienmus, die makellose<br />
Schönheit der frischen Pasta trübt nicht<br />
einmal ein Span Parmesan – das ist ein reduziertes<br />
Fest für die zu oft von Schäumchen,<br />
Schwämmchen und Bremsspuren gequälten<br />
Augen des Sterne-Restaurant-Besuchers.<br />
DIE FEHLENDEN ZEHN PROZENT<br />
Doch man darf sich nicht täuschen lassen:<br />
Hinter der simplen Präsentation stecken extrem<br />
aufwendige Gerichte. Dämpfen und<br />
braten, marinieren, fermentieren, pochieren:<br />
Romito bearbeitet seine Schätze mitunter tagelang,<br />
bis er das Allerletzte, die fehlenden zehn<br />
Prozent an Köstlichkeit herausgeholt hat.<br />
Ähnlich schlicht und doch aufregend<br />
schön ist auch das Restaurant: ein altes<br />
Kloster, vorsichtig und liebevoll umgebaut<br />
und mit Designermöbeln aus dem vergangenen<br />
Jahrhundert (vor allem italienischer<br />
Provenienz) eingerichtet – kein Stück zu<br />
viel, aber auch keines zu wenig. Wer kann,<br />
der bleibt daher gleich über Nacht in einem<br />
der tollen Zimmer. Ja, das kostet alles Geld<br />
– selten aber wird es so gut investiert sein.<br />
FAZIT: Japanisch anmutende Perfektion und<br />
Schlichtheit treffen auf moderne westliche Kochkunst<br />
und -techniken. Das Restaurant «Reale» in einem prächtig<br />
renovierten alten Kloster ist ein Gesamtkunstwerk, wie es<br />
sogar unter Drei-Sterne-Restaurants selten zu finden ist.<br />
BEWERTUNG<br />
Essen<br />
Service<br />
Weinkarte<br />
Ambiente<br />
GESAMT<br />
CASADONNA REALE<br />
Contrada Santa Liberata<br />
67031 Castel di Sangro, Italien<br />
T: +39 0864 69382<br />
nikoromito.com<br />
50 von 50<br />
19 von 20<br />
19 von 20<br />
10 von 10<br />
98 von 100<br />
95–100 Punkte 90–94 Punkte 85–89 Punkte 80–84 Punkte<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
123
gourmet / DELIKATESSE<br />
DER<br />
Fotos: Harald Hois<br />
124<br />
falstaff<br />
jun <strong>2019</strong>
GESÜNDESTE<br />
LACHS DER WELT<br />
Kaum ein Fisch ist in Restaurants so allgegenwärtig wie Lachs. Qualität und Geschmack<br />
schwanken stark, was auch mit grossen Zuchtanlagen zu tun hat. Gesundheitsbewusste<br />
Feinschmecker greifen deshalb zu einem Typ aus freier Wildbahn: dem Sockeye.<br />
TEXT UND FOTOS HARALD HOIS<br />
Die charakteristische<br />
Farbe des Sockeye kommt von<br />
der Ernährung: Krill und kleine<br />
Krebse färben die Haut rot.<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
125
gourmet / DELIKATESSE<br />
Von Hokkaido bis Kalifornien: Sockeye, eine der<br />
fünf pazifischen Lachsarten, kommt in vielen<br />
Ecken der Welt vor und steht oft unter Schutz.<br />
Wenn es um den edelsten,<br />
feinsten und zartesten<br />
Wildlachs geht, der auf<br />
dem Weltmarkt erhältlich<br />
ist, kommt für viele<br />
Feinschmecker nur einer infrage: der<br />
Sockeye. Er gehört zur Gattung der fünf<br />
pazifischen Lachse und wird wegen seiner<br />
festen Konsistenz und dem feinen Aroma<br />
auf der ganzen Welt geschätzt.<br />
Das Licht der Welt erblickt der Oncorhynchus<br />
nekra, so die systematisch-wissenschaftliche<br />
Bezeichnung des roten Wildlachs,<br />
in den kalten Seen und Flüssen von Alaska<br />
Der Shuswap Lake in<br />
British Columbia ist<br />
ein wichtiges<br />
Sockeye-Gebiet.<br />
bis zum Sacramento River in Kalifornien, im<br />
Yukon-Territorium, in British Columbia<br />
(Kanada) sowie bei Washington und Oregon<br />
(USA). Er ist zu Hause in den asiatischen<br />
Küstengewässern vom Anadyrbecken bis<br />
Hokkaido, besonders an der Ostküste Kamtschatkas,<br />
seltener im Ochotskischen Meer.<br />
Hier ernährt sich der Wildlachs von kleinen<br />
roten Krebsen, Crevetten und Nordseekrabben.<br />
Dieser Krill verleiht ihm sein markantes<br />
Rot und seinen besonderen<br />
Geschmack. Auf seiner dreijährigen Reise<br />
durch die arktischen Meere nimmt er über<br />
den Krill ex trem fettarmes Fleisch sowie<br />
eine Vielfalt an Nährstoffen und Omega-<br />
3-Fettsäuren zu sich – die Voraussetzung<br />
für den besonderen, feinen Geschmack.<br />
Heiko Antoniewicz aus Werne gilt als<br />
echter Lachskenner. Der Deutsche ist<br />
bekannt für kulinarische Innovationen und<br />
die wissenschaftliche Annäherung an<br />
Lebensmittel. Er sagt: «Am Rotlachs schätze<br />
ich sehr, dass dieser durch den Wildfang<br />
in Alaska ein reines Naturprodukt darstellt.<br />
Die Textur unterscheidet sich deutlich von<br />
der eines Zuchtlachses, die feste und saftige<br />
Struktur des Fleischs bleibt auch nach der<br />
Zubereitung bestehen. Zudem ist er fettarm,<br />
sehr reich an Omega-3-Fettsäuren und<br />
somit besonders gesund. Er hat ein sehr<br />
reichhaltiges Aroma, was die Einzigartigkeit<br />
seiner Gerichte ausmacht.»<br />
Tatsächlich sind die gesundheitlichen<br />
Benefits von Lachs enorm hoch. Allein<br />
schon die Zusammensetzung des vorzüglichen<br />
Fischfleischs spricht Bände, beinhalten<br />
100 Gramm des köstlichen Fischs doch beispielsweise<br />
2,7 Gramm Omega-3-Fettsäuren.<br />
Das ist die wohl gesündeste Form, Fett<br />
und Proteine zu sich zu nehmen – kein<br />
Fisch dieser Erde weist so positive Fettwerte<br />
auf. Die Vitamine A, D, B6, B12, B2, E<br />
sowie Niacin, Riboflavin und Mineralstoffe<br />
stärken das Immunsystem und sind<br />
><br />
Fotos: Harald Hois, Uwe Schubart, Stacey Krolow Photography, Stacey Krolow, Antoniewicz, Shutterstock<br />
126 falstaff jun <strong>2019</strong>
Sockeye-Lachs, in<br />
Ahornsirup gebeizt,<br />
bietet Chris Whittaker<br />
mit Selleriepüree an.<br />
rer Lodge. Die gesunden Fette gerade dieser<br />
Fischart und das Zartrosa des Fleischs verleihen<br />
dem Gericht eine ganz besondere<br />
Note, egal ob roh, geräuchert oder gebraten<br />
beziehungsweise gekocht.»<br />
Lachsräuchereien wie jene in Trapper’s<br />
Creek verarbeiten die Wildlachse fachgerecht.<br />
Labels wie KSA (Kosher Supervision<br />
of America) oder MSC (Marine Stewardship<br />
Council’s Chain of Custody Standard)<br />
sorgen für eine fachgerechte Verarbeitung –<br />
was man am besten einmal selbst ausprobieren<br />
sollte. In Russland gibt eine spezielle<br />
Rauchprozedur nach einem altem russischem<br />
Rezept, die dem Wildlachs übrigens<br />
das Beste und Feinste an Geschmack<br />
verleiht.<br />
<<br />
><br />
wichtiger Bestandteil des zartrosa Fischs.<br />
Die Nährstoffe des Sockeye schützen Herz<br />
und Blutgefässe und senken den Blutfettspiegel.<br />
Die Antioxidantien haben eine entzündungshemmende<br />
Wirkung im menschlichen<br />
Körper. Die Omega-3-Fettsäuren stärken<br />
die Gehirnleistung, das Kalzium sorgt<br />
dafür, dass die Knochen gesund und stark<br />
bleiben. Der regelmässige Konsum der<br />
Nährstoffe des Lachses hebt nicht nur die<br />
Stimmung, er vermindert auch die Freisetzung<br />
von Stresshormonen und hilft beim<br />
Ein- und Durchschlafen – Wildlachs wirkt<br />
quasi wie Medizin.<br />
Wenn kein stehendes Gewässer vorliegt,<br />
macht sich der auch als Blaurücken<br />
bekannte Kleinfisch schon nach einem Jahr<br />
Aufenthalt in seinen Geburtsgewässern auf<br />
den weiten Weg in Richtung Nordpazifik,<br />
vom nördlichen Japan bis zum Beringmeer<br />
und nach Los Angeles. Der subarktische<br />
Pazifik mit seinen enormen Schätzen an<br />
«Wir verarbeiten hauptsächlich<br />
den Sockeye in unserer Lodge.<br />
Die gesunden Fette gerade dieser<br />
Fischart und das Zartrosa des<br />
Fleischs verleihen dem Gericht<br />
eine ganz besondere Note, egal<br />
ob roh, geräuchert oder gebraten<br />
beziehungsweise gekocht.»<br />
CHRIS WHITTAKER Executive Chef «Quaaout Lodge & Spa»<br />
Meeresplankton und Krill stellt die ideale<br />
Nahrungsquelle für die Jungfische dar.<br />
Im kanadischen British Columbia, genauer<br />
rund um den Shuswap Lake sowie im<br />
Tsútswecw Provincial Park, lässt sich der<br />
Zug der Lachse auch von Gästen und Touristen<br />
hautnah beobachten. Chris Whittaker,<br />
Executive Chef im «Jack Sam’s Restaurant<br />
& Lounge» in der «Quaaout Lodge &<br />
Spa» am idyllischen Little Shuswap Lake,<br />
sieht den Rotlachs als wichtigstes Nahrungsmittel<br />
in seiner Region: «Wir verarbeiten<br />
hauptsächlich den Sockeye in unse-<br />
«Wildlachs hat ein sehr<br />
reichhaltiges Aroma, was<br />
die Einzigartigkeit seiner<br />
Gerichte ausmacht.»<br />
HEIKO ANTONIEWICZ Spitzenkoch aus Werne<br />
WO DER SOCKEYE<br />
ERHÄLTLICH IST<br />
Sockeye-Wildlachs-Filet, geräuchert<br />
sockeye-wildlachsimport.ch<br />
Herkunft: Alaska<br />
CHF 17,– (100 g)<br />
Rotlachs, graved<br />
wildlachs-and-more.ch<br />
Herkunft: Alaska<br />
CHF 13,– (100 g)<br />
Wildfang-Rotlachs, geräuchert<br />
dhyrberg.ch<br />
Herkunft: Nordpazifik<br />
CHF 72,90 (500-700 g/Stk.)<br />
Rotlachs, roh<br />
sockeye-wildlachsimport.ch<br />
Herkunft: Alaska<br />
CHF 8,10 (100 g)<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
127
xxxxxxxxxx gourmet / FOOD / XXXXXXXX PAIRING<br />
RINDSTATAR<br />
REZEPT AUS DEM RESTAURANT «NATIONAL», WINTERTHUR<br />
ZUTATEN FÜR 4 PERSONEN<br />
ZUTATEN<br />
600 g Rindsfilet oder Rindshuft<br />
2 Schalotten<br />
2 Essiggurken<br />
2 EL Kapern<br />
2 Sardellenfilets<br />
15 g Petersilie, glatt<br />
½ Peperoni, rot<br />
2 EL Balsamico<br />
2 Prisen Salz<br />
4 Eigelb<br />
2 TL Dijonsenf<br />
50 ml Olivenöl, kaltgepresst<br />
3 EL Ketchup<br />
Paprika edelsüss<br />
Pfeffer<br />
Tabasco<br />
4 EL Cognac<br />
ZUBEREITUNG<br />
– Das Fleisch sorgfältig parieren oder diesen<br />
Arbeitsschritt vom Metzger erledigen lassen.<br />
– Anschliessend mit einem scharfen Messer in<br />
kleine Würfelchen schneiden.<br />
– Schalotten, Essiggurken, Kapern, Sardellenfilets,<br />
Petersilie und rote Peperoni ebenfalls in kleine<br />
Würfelchen schneiden.<br />
– Balsamico und Salz in einer separaten Schüssel<br />
sorgfältig verrühren.<br />
– Eigelb, Senf, Olivenöl, Ketchup, Paprika, Pfeffer<br />
und Tabasco zum Balsamico geben und alles<br />
nochmals gut verrühren.<br />
– Das Rindfleisch je nach Gusto mit der Sauce<br />
würzen, die gewünschte Menge kleingeschnittener<br />
Zutaten beigeben und alles gut vermengen.<br />
– Mit Cognac abschmecken.<br />
ANRICHTEN<br />
– Das Tatar auf Tellern anrichten und mit Toast,<br />
Brioche oder geröstetem Brot und Butter<br />
servieren.<br />
TIPP DES KÜCHENCHEFS<br />
«Tatar ist ein Alleskönner. Es eignet sich als leichte<br />
Vorspeise, aber auch als vollwertiges Hauptgericht.<br />
Rechnen Sie als Vorspeise circa 75 Gramm Fleisch<br />
pro Person, zum Hauptgericht das Doppelte.»<br />
Silvano Nyffenegger, Restaurant «National»,<br />
Winterthur<br />
Fotos: beigestellt<br />
128 falstaff feb–mär jun <strong>2019</strong> <strong>2019</strong>
MESSER STATT<br />
FLEISCHWOLF<br />
Ein gutes Rindstatar lässt die Herzen von Fleischliebhabern höherschlagen. Bei der<br />
Zubereitung des vermeintlich einfachen Gerichts gibt es einige grundlegende Tricks,<br />
die wir Ihnen hier verraten. Dazu empfehlen zwei Top-Sommeliers passende Tropfen.<br />
TEXT LARISSA SCHMID<br />
Der Legende nach ritten die<br />
Krieger der Tataren ihr Fleisch<br />
unter den Sätteln ihrer Pferde<br />
mürbe – um es geniessbar zu<br />
machen. Daher stammt angeblich<br />
der Name Tatar. Glücklicherweise ist<br />
diese brachiale Zubereitungsart für das<br />
Fleischgericht, wie wir es heute kennen,<br />
nicht mehr notwendig. «Für unser Tatar verwenden<br />
wir nur die zartesten Stücke vom<br />
<strong>Schweiz</strong>er Biorind, beispielsweise Filet, Entrecôte<br />
oder Stotzen», sagt Silvano Nyffenegger,<br />
Küchenchef im Restaurant «National»<br />
in Winterthur. Rindstatar ist seine Spezialität.<br />
Bei der Zubereitung setzt er auf ein rasierklingenscharfes<br />
Messer. Denn seiner<br />
Silvano Nyffenegger, Küchenchef des Restaurants<br />
«National» in Winterthur, hackt das Tatar von Hand.<br />
Philosophie entsprechend wird ein gutes<br />
Tatar immer von Hand gehackt und niemals<br />
durch den Wolf gedreht. «Feine Würfeli sollen<br />
es sein. Man darf das Fleisch ruhig noch<br />
spüren», erklärt er. Das Schöne am Gericht:<br />
die Diversität, denn jeder mag es anders.<br />
Während die Italiener es puristisch mit Olivenöl,<br />
Salz und Pfeffer servieren, mögen es<br />
die <strong>Schweiz</strong>er würziger. Im Restaurant «National»<br />
wird das Gericht direkt am Tisch zubereitet.<br />
Der Gast entscheidet, wie er es gerne<br />
hätte, quasi im Baukastensystem. Eigelb<br />
und Olivenöl machen es cremig, Senf, Ketchup<br />
oder Tabasco etwa verleihen den nötigen<br />
Pfiff. Welche Tropfen dazu harmonieren,<br />
verraten zwei <strong>Schweiz</strong>er Top-Sommeliers.<br />
ZUM TATAR EIN WASCHECHTER<br />
ITALIENER<br />
Meine Wahl zum Tatar ist der Campo<br />
San Giorgio von Umani Ronchi aus<br />
der Marche. Ein richtiger Italiener mit der<br />
autochthonen Traubensorte der Marche,<br />
Montepulciano. In der Stilistik ist er vergleichbar<br />
mit einem Sangiovese aus der<br />
Toskana. Er besticht mit Noten von reifen<br />
dunklen Beeren, Vanille und Pfeffer. Zum<br />
rohen Fleisch passt er durch seine Filigranität,<br />
auch wenn das Tatar etwas pikant<br />
ist. Vor allem dann tritt die Frucht<br />
mehr in den Vordergrund. Eine spannende<br />
Kombination.<br />
Umani Ronchi, Campo San Giorgio 2013<br />
bindella.ch, CHF 65,–<br />
Dario Tolone,<br />
Teilhaber der<br />
«Casa Tolone»,<br />
Luzern.<br />
ES MUSS NICHT IMMER<br />
ROTWEIN SEIN<br />
Normalerweise würde man zu einem<br />
Tatar Rotwein trinken, ganz klassisch<br />
einen etwas frischeren Cabernet Franc<br />
oder ein Beaujolais von hoher Qualität. Ich<br />
empfehle zum Rindstatar aber am liebsten<br />
Franciacorta. Für mich sind die frischen<br />
Komponenten, die auch Säure mit<br />
Mats van de<br />
sich bringen, das Wichtigste am Tatar.<br />
Steenoven,<br />
Dieser Franciacorta beinhaltet ebenfalls<br />
Sommelier «Smith diese Säure und hebt die Frische des Tatars<br />
hervor. Zusätzlich ist der klassische<br />
and de Luma»,<br />
Zürich.<br />
Franciacorta vom Weingut Marchese Antinori<br />
stark genug, um mit der Kraft des Fleischs mitzuhalten.<br />
Marchese Antinori, Cuvée Royale<br />
bindella.ch, CHF 26,50<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
129
ANGELIKA ROSAM<br />
LINEAR<br />
Artel holt sich für seine neue<br />
Glaskollektion «Graphic»<br />
Inspirationen aus der Zeit von<br />
Op Art, der 60er-Mode-Fashion<br />
und der Arbeit des Künstlers<br />
Damien Hirst.<br />
ca. CHF 120,–; artelglass.com<br />
TRENDY, AKTUELL, CHIC<br />
GO FOR GOLD<br />
Zum Brüllen ist dieser elegante<br />
Pizzaschneider der Firma Savanna,<br />
die immer wieder originelle<br />
Designs für sonst öde Küchenhelfer<br />
ersinnt. Der schwarze Panter<br />
ist emailliert und und tanzt<br />
fröhlich auf einer goldenen<br />
Scheibe, die perfekt durch den<br />
Teig gleitet. Das Schneidegerät<br />
ist spülmaschinenfest und auch<br />
als goldener Gepard erhältlich.<br />
ca. CHF 32,–; amara.com<br />
ZITRUSFRISCHE<br />
Lafayette Gourmet zelebriert die<br />
süss-saure Versuchung mit einer<br />
Vintage-Edition der Amaretti del<br />
Chiostro. Die vielleicht besten<br />
Guetzli der Welt gibt es in dieser<br />
Auflage in den Geschmacksrichtungen<br />
Zitrone und Pistazie.<br />
ca. CHF 3,62; buonitalia.com<br />
BAUHAUS<br />
Tecnolumen zollt dem Bauhaus Design Tribut und liess sich vom<br />
Museum of Modern Arts in New York die genauen Masse der<br />
von Marianne Brandt entworfenen Teekanne aus dem Jahr 1924<br />
geben. Die Formprinzipien des Bauhauses sind hier gut erkennbar:<br />
Kreis, Kugel und Quadrat sind deutlich und harmonieren<br />
perfekt. ca. CHF 10.068,–; tecnolumen.de<br />
LICHTSPIELEREI<br />
Das Tablett »Colombia« von<br />
Alessi ist ganz aus Messing<br />
und tritt in den Farben Gold,<br />
Schwarz und Weiß für den<br />
perfekten Stilmix auf. Die ungewöhnliche<br />
Form und die<br />
detailreiche Stanzung machen<br />
es zum absoluten Hingucker<br />
auf jedem Tisch.<br />
ca. CHF 125,– ; alessi.com<br />
Fotos: Rafaela Pröll, beigestellt<br />
130 falstaff jun <strong>2019</strong>
eldorado<br />
LIFESTYLE<br />
BUNT GEFIEDERT<br />
Die französische Manufaktur<br />
Bouchara ist für ihre klassischschönen<br />
Geschirrdesigns bekannt.<br />
Diesen Sommer setzt<br />
sie auf japanische Motive, hier<br />
in Form eines Tellers mit<br />
Paradiesvogelmotiv.<br />
ca. CHF 5,08; bouchara.com<br />
Kolumnistin ANGELIKA ROSAM<br />
ist Herausgeberin und Miteigentümerin<br />
des <strong>Falstaff</strong>-Verlags. Mit einem grossen<br />
Faible für die schönen Dinge des Lebens<br />
präsentiert sie ihre Lieblings-Items aus<br />
der Gourmetwelt.<br />
KUNTERBUNT<br />
Kaum eine Marke erschafft kreativere<br />
Küchengeräte als Smeg.<br />
Die Kooperation mit dem italienischen<br />
Modedesign-Duo Dolce<br />
& Gabbana ist bereits gute Tradition.<br />
Der neueste Coup: Ein<br />
bunter Mixer bringt Abwechslung<br />
auf die Arbeitsflächen der<br />
heimischen Küchen.<br />
Preis auf Anfrage, smeg.com<br />
GLASTURM<br />
Eigentlich hat sich das Haus<br />
Fragonard dem Erschaffen von<br />
Parfums verschrieben. Zwischendurch<br />
bringen die Pariser aber<br />
auch Geschirr in limitierter Auflage<br />
auf den Markt. Die Glaskaraffe<br />
«Pieuvre»<br />
ist eines der<br />
Highlights.<br />
ca. CHF 50,91<br />
fragonard.com<br />
AUF MESSERS<br />
SILBERNER<br />
SCHNEIDE<br />
Egal ob Parmesan, Brie oder<br />
Bergkäse: Das Messerset der Silbermanufaktur<br />
Puiforcat liegt<br />
mit fein geschliffenem Holzgriff<br />
perfekt in der Hand und versprüht<br />
rustikales Flair.<br />
ca. CHF 340,–; puiforcat.com<br />
Maritime Motive<br />
haben diesen<br />
Sommer genauso<br />
Saison wie goldene<br />
Küchengimmicks und<br />
Geräte in den Farben<br />
des Regenbogens.<br />
Aufzufallen ist also<br />
nicht nur erlaubt,<br />
sondern erwünscht!<br />
SPRUDELNDER<br />
GLANZ<br />
Auch ein schwedisches<br />
Startup hat die Agenda, die<br />
Küche in einen ästhetischen<br />
Raum voller Designkniffe<br />
zu verwandeln. Den<br />
Einstand feiert Aarke mit<br />
einem Sodastream, der in<br />
Kupfer, Schwarz, Silber<br />
und – wie hier zu sehen –<br />
Gold in edlem Glanz erstrahlt.<br />
ca. CHF 191,18<br />
aarke.com<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
131
Online-<br />
Chefredaktor<br />
BERNHARD<br />
DEGEN<br />
REISE<br />
SPANIEN – LA PALMA<br />
LEUCHTTURMPROJEKT<br />
V<br />
on der Brandung umspült kann man in einem<br />
Leuchtturm auf der grünen Kanareninsel La Palma<br />
nächtigen. In der wildromantischen Unterkunft<br />
«Faro de Punta Cumplida» erlebt man die Elemente hautnah<br />
und kann sich in das Leben eines Leuchtturmwächters<br />
hineinversetzen. Kulinarisch locken nahe gelegene Wochenmärkte<br />
in Barlovento und San Andrés, wo es auch ein<br />
hervorragendes Fischrestaurant gibt.<br />
visitpalma.es<br />
MALEDIVEN<br />
GUTE VERBINDUNG<br />
In diesem Frühjahr eröffnete das zweite<br />
Resort von «The Residence by Cenizaro»<br />
gleich auf der Nachbarinsel des ersten<br />
Standorts im südlichen Atoll Gaafu Alifu.<br />
Die 173 grosszügig angelegten Strand- und<br />
Wasservillen sind allesamt mit eigenem<br />
Privatpool ausgestattet. Für kulinarische<br />
Abwechslung ist gesorgt, denn neben internationaler<br />
Küche gibt es ein kantonesisches<br />
Restaurant und einen legeren Beachclub.<br />
Wer gerne ausgedehnte Spaziergänge<br />
macht, kann den kilometerlangen Steg<br />
entlangwandern und die Kulinarik der<br />
Schwesterinsel erforschen.<br />
cenizaro.com/theresidence<br />
PORTUGAL<br />
NEU AN DER ALGARVE<br />
An der Mündung des Rio Guadiana – dem<br />
Grenzfluss zwischen Spanien und Portugal –<br />
liegt das neue Boutique-Hotel «Grand House<br />
Algarve». Die Fünf-Sterne-Herberge befindet<br />
sich in einem Steinhaus aus den 1920er-Jahren<br />
und verfügt über eine herrliche Terrasse.<br />
grandhousealgarve.com<br />
132 falstaff jun <strong>2019</strong>
NOTIZEN<br />
KROATIEN<br />
ROXANICH-<br />
HOTEL<br />
Starwinzer Mladen Rožanić hat<br />
zu Füssen der historischen<br />
Burg-Stadt Motovun sein hochkarätiges<br />
«Roxanich Heritage<br />
Wine Hotel» errichtet. Neben<br />
anspruchsvoller Küche (Trüffel<br />
nach Saison, Rotisserie) locken<br />
Weinverkostungen im Weinkeller<br />
mit Originalgewölben aus<br />
dem Jahre 1902.<br />
roxanich.com<br />
THE ST. REGIS<br />
HONGKONG<br />
Die neue Landmark in Hongkong ist das<br />
7000. Hotel der Marriott-Gruppe. Das<br />
27-stöckige Luxushotel mit Butler-Service<br />
verfügt über mehrere Restaurants<br />
und ist ob seiner attraktiven Bar «St.<br />
Regis» auch Anlaufstelle für anspruchsvolle<br />
Nachtschwärmer.<br />
marriott.com<br />
SPANIEN – MALLORCA<br />
FINE DINING IM<br />
PARK HYATT<br />
Fotos: Martin Haag, NANDOESTEVA, Michael Weber Photography, Katie Gibbs, beigestellt<br />
PHILIPPINEN<br />
EINE INSEL FÜR SICH<br />
Wer schon viele Luxushotels der Welt gesehen<br />
hat, ist schwer zu begeistern. Banwa Private<br />
Island sollte das aber hinbekommen. Die exklusiv<br />
mietbare Insel stellt 100 Angestellte für<br />
maximal 22 Gäste. Es gibt eine Reihe von Dinneroptionen,<br />
wir empfehlen die «Terrace Bar»<br />
mit Blick auf den Sonnenuntergang.<br />
banwaprivateisland.com<br />
Das Fünf-Sterne-Luxushotel<br />
hat kulinarisch aufgerüstet und<br />
den Sternekoch Álvaro Salazar<br />
engagiert. Der Herdvirtuose hat<br />
das neue Restaurant selbst<br />
konzipiert und schöpft aus der<br />
Fülle der landwirtschaftlichen<br />
Möglichkeiten der Balearen.<br />
Die Weinkarte umfasst über<br />
200 nationale und internationale<br />
Positionen und erfreut auch<br />
verwöhnte Wein-Connaisseure.<br />
parkhyattmallorca.com<br />
MUSEUM OF ICE CREAM<br />
IN SAN FRANCISCO<br />
Das Glace-Museum ist nicht nur ein Hotspot<br />
für moderne Kunst, sondern<br />
auch ein Wunderland für die Instagram-<br />
Community. Heiss begehrt ist ein Foto im<br />
Streusel-Pool. Umgeben von Einhörnern<br />
und Guetzli-Karussellen kann man die<br />
Glacen natürlich auch essen.<br />
museumoficecream.com<br />
UNIMOON STATT HONEYMOON<br />
Nach Honeymoon und Babymoon kommt<br />
jetzt der Unimoon: Der irritierende Trend<br />
aus den USA sieht das Ehepaar als zwei<br />
Individualisten, und Resorts wie «Angsana»<br />
schnüren Angebote für frisch vermählte<br />
Alleinreisende.<br />
angsana.com<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
133
eise / ANDALUSIEN<br />
FEURIGER<br />
Spaniens grösste autonome Gemeinschaft blickt auf eine reiche Geschichte zurück, die<br />
sich auch in den kulinarischen Spezialitäten widerspiegelt. Eine Reise durch Andalusien,<br />
von den weissen Dörfern bei Cádiz bis zur prachtvollen Hauptstadt Sevilla.<br />
TEXT DETLEF BERG<br />
Fotos: Shutterstock<br />
Mehr Travelguides<br />
von <strong>Falstaff</strong> auf<br />
falstaff.com/travelguides<br />
134 falstaff jun <strong>2019</strong>
SÜDEN<br />
Arcos de la Frontera,<br />
eines der weissen Dörfer,<br />
thront majestätisch<br />
auf einem steilen<br />
Felsrücken.<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
135
eise / ANDALUSIEN<br />
Ein Blick über die Dächer von<br />
Sevilla, der prachtvollen<br />
Hauptstadt Andalusiens.<br />
«Espacio Eslava»<br />
in Sevilla: Immer<br />
gut besucht und<br />
eine der<br />
angesagtesten<br />
Adressen der<br />
Stadt.<br />
Ohne einen ausgedehnten tapeo<br />
wäre ein Besuch in Sevilla<br />
unvollständig. Tapear, also<br />
von Bar zu Bar ziehen und<br />
überall ein paar Häppchen<br />
und ein Glas Bier oder Wein einnehmen –<br />
das gehört zu einem Besuch in Sevilla mindestens<br />
ebenso dazu wie die Besichtigung<br />
der Kathedrale und ihres berühmten Glockenturms<br />
Giralda. Gegessen und getrunken<br />
wird zumeist im Stehen, und bei schönem<br />
Wetter wird es auch vor den Lokalen<br />
richtig voll. In den engen Gassen im Barrio<br />
de Santa Cruz etwa gibt es dann kaum<br />
noch ein Durchkommen. Wer sich bis zur<br />
Theke durchgekämpft hat, muss sich entscheiden<br />
– das Angebot ist riesig, variiert<br />
von Lokal zu Lokal, von Tag zu Tag. Die<br />
meisten Tapas sind hausgemacht und frisch,<br />
vor allem Fisch, Meeresfrüchte, Fleisch,<br />
Gemüse und natürlich Schinken, werden<br />
fantasievoll miteinander kombiniert.<br />
«El Rinconcillo» ist eine bei Touristen<br />
besonders beliebte Tapasbar. Sie soll die<br />
älteste in ganz Andalusien sein. Seit 1670<br />
trinkt man hier sein Gläschen Wein, und<br />
noch immer kritzeln die Kellner die Rechnung<br />
mit Kreide auf die Holztheke. Kreide<br />
benutzt auch Sixto Tovar Gutiérrez. In seiner<br />
Fotos: Shutterstock, Fernando Alda, beigestellt<br />
136 falstaff jun <strong>2019</strong>
angesagten Bar «Espacio Eslava» im Quartier<br />
San Lorenzo schreibt er die aktuellen<br />
Angebote auf grosse Tafeln. Costillas de cerdo,<br />
knusprige und zugleich wunderbar zarte,<br />
in Honig gegarte Schweinsrippli sind ebenso<br />
aufgelistet wie leckere, perfekt gebratene<br />
Rotbarben aus Conil von der nahen Costa<br />
de la Luz. Riesig ist auch das Weinangebot.<br />
Fast alle Weinregionen Spaniens sind mit<br />
guten Winzern vertreten. Weil viele Weine<br />
auch offen und zu moderaten Preisen angeboten<br />
werden, kann man schön durchprobieren.<br />
Kein Wunder, dass es hier jeden<br />
Abend gerammelt voll ist und die Menschen<br />
das Gedränge gern in Kauf nehmen.<br />
Wer es bequemer möchte, reserviert rechtzeitig<br />
im «conTenedor» und kann sich dort<br />
am Tisch bedienen lassen. Im stilvoll mit<br />
Kunstwerken und frischen Blumen dekorierten<br />
Slow-Food-Restaurant kommen frisch<br />
zubereitete Gerichte mit Zutaten aus der<br />
Region auf den Tisch. Klassiker sind Arroz<br />
crujiente con pato, Ente mit knusprigem<br />
Reis, sowie Pulpo, raffiniert mit Zitrone,<br />
><br />
Das Slow-Food-<br />
Restaurant<br />
«conTenedor»<br />
serviert regionale<br />
Spezialitäten (o.).<br />
Der Name der<br />
ältesten Tapasbar<br />
bedeutet übersetzt<br />
Winkelchen.<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
137
eise / ANDALUSIEN<br />
Onem hilicaborem ellest em<br />
harum volup tiatur accull upitem<br />
aut as volu piendi niet velignis<br />
quia suntem apientur ad que vit<br />
audit od.<br />
<<br />
Fest verankert in der andalusischen<br />
Kultur: Flamenco. Der Tanz wurde<br />
von vielen Kulturen beeinflusst.<br />
Drei Jahrtausende<br />
Geschichte und<br />
300 Sonnentage im Jahr:<br />
Sevilla ist die facettenreiche<br />
Hauptstadt Andalusiens,<br />
die nie langweilig wird.<br />
<<br />
Sobald sich die<br />
Dunkelheit über<br />
die Stadt legt,<br />
wird die<br />
Kathedrale<br />
von Sevilla<br />
stimmungsvoll in<br />
Szene gesetzt.<br />
Salbei und Rosmarin mariniert und<br />
anschliessend perfekt grilliert. Auch in<br />
Sachen Wein kommen die Gäste auf ihre<br />
Kosten – darunter überraschend gute Tropfen<br />
aus der Region wie die Cuvées von<br />
Tempranillo und Syrah «Pago del Zancuo»<br />
der Bodega La Margarita oder «Overo Tinto<br />
Crianza» aus der Bodega Gonzalez Palacio.<br />
Nach dem Essen empfiehlt sich noch ein<br />
Spaziergang zur in der Dunkelheit prächtig<br />
angestrahlten Kathedrale. Die schönste<br />
Aussicht auf das Gotteshaus und über die<br />
Dächer der Stadt bietet die elegante Dachterrasse<br />
des direkt am Platz gelegenen<br />
«EME Catedral Hotels». Bei einem Mojito<br />
– es sollen die besten der Stadt sein – kann<br />
der Abend hier stilvoll ausklingen. Die<br />
stimmungsvolle Atmosphäre lässt an ein<br />
Lied von Spaniens Popstar Miguel Bosé<br />
denken, der 1984 «El corazón que a Triana<br />
va, nunca volverá» sang – das Herz, das<br />
nach Triana geht, kehrt nie zurück.<br />
Zu Sevilla gehören nicht nur gutes Essen<br />
und Trinken – auch der Flamenco ist in der<br />
Stadt zu Hause. Überall werben Plakate für<br />
abendliche Aufführungen. Wer eine Show<br />
mit echtem Lokalkolorit erleben will,<br />
sichert sich eine Karte im Club «Peña<br />
Torres Macarenas». Spät, erst weit nach<br />
22 Uhr, wird die unendliche Geschichte<br />
zwischen den Geschlechtern mit musikalisch-dramatischen<br />
Mitteln thematisiert.<br />
Männer beginnen herzergreifend mit kehligen<br />
Lauten zu singen, in der Rolle des einsamen,<br />
unverstandenen Verliebten. Dann<br />
gesellen sich die Damen zu Gitarre und<br />
Gesang, zum rhythmischen Schlagen der<br />
Absätze auf dem Parkett. Dabei beginnen die<br />
Männer auf der Bühne zu applaudieren, feuern<br />
die Tänzerinnen an, bis die Begeisterung<br />
auf das Publikum überspringt. Man kommt<br />
schnell mit Einheimischen ins Gespräch,<br />
Fotos: Antonio Perez, Shutterstock, beigestellt<br />
138 falstaff jun <strong>2019</strong>
Im Restaurant<br />
«Noor»<br />
verbindet sich<br />
modernes<br />
Design mit alten<br />
Stilelementen<br />
wie den Arabesken<br />
auf dem Geschirr.<br />
Die Mezquita in Córdoba war eine riesige<br />
Moschee, bevor sie in eine Kathedrale<br />
umgewandelt wurde.<br />
erhält Insider-Tipps und den Rat, auch unbedingt<br />
nach Córdoba zu fahren.<br />
Die mit etwa 330.000 Einwohnern drittgrösste<br />
Stadt Andalusiens liegt keine zwei<br />
Autostunden entfernt. «Im Mittelalter war<br />
Córdoba eine der grössten Städte Europas»,<br />
erklärt Stadtführer Juan bei einem Rundgang.<br />
«Über eine halbe Million Menschen<br />
lebten damals hier. Die Stadt war zu dieser<br />
Zeit ein Schmelztiegel von Christen, Juden<br />
und Muslimen.» Davon zeugt bis heute die<br />
Mezquita. Nach der Rückeroberung Córdobas<br />
durch die Christen wurde dem prächtigen<br />
muslimischen Tempel mit seinem steinernen<br />
Säulenwald ein christliches Herz in<br />
Form einer Kathedrale eingesetzt – wohl nirgendwo<br />
sonst stehen Islam und Christentum<br />
derart dicht beieinander. Durch das Labyrinth<br />
kopfsteingepflasterter Gassen der Altstadt<br />
schieben sich tagtäglich Touristenmassen.<br />
«Ruhiger wird es erst am Abend, wenn<br />
die Tagesbesucher abgereist sind und die<br />
Stadt wieder mehr den Einheimischen<br />
gehört», sagt unser Guide Juan. Und er<br />
hat auch noch Tipps für uns: «Ihr müsst in<br />
Córdoba unbedingt Rabo de toro essen, ein<br />
Ragout vom Ochsenschwanz, das lange vor<br />
sich hinschmoren muss und eine echte Köstlichkeit<br />
ist.» Seine zweite Empfehlung heisst<br />
Paco Morales. Sein Lokal heisst «Noor»<br />
(arabisch für Licht), und dort inszeniert der<br />
Kochkünstler seine cocina andalusi. Sie<br />
basiert auf alten arabischen Rezepten aus<br />
dem 10. Jahrhundert, für die Morales auch<br />
nur Zutaten verwendet, die bereits zu dieser<br />
Zeit bekannt waren. Drei Menüfolgen stehen<br />
zur Auswahl, und Gerichte wie Seehecht<br />
mit Kurkuma und gebranntem Blumen- ><br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
139
eise / ANDALUSIEN<br />
Die Alhambra ist das Wahrzeichen von<br />
Granada und eines der beliebtesten Ziele.<br />
Im Hintergrund die Berge der Sierra Nevada.<br />
><br />
kohl oder Escabeche mit Schwertmuscheln<br />
und Kalmar auf einem Bett von Artischockenpüree<br />
begeistern selbst verwöhnte<br />
Gourmets.<br />
Nächste Station ist Granada, eine Stadt,<br />
die Besucher unweigerlich in eine Märchenwelt<br />
aus Tausendundeiner Nacht entführt.<br />
Schon das Panorama ist einmalig – hoch<br />
über der Ebene thront, eingerahmt von der<br />
Kulisse der schneebedeckten Berge der Sierra<br />
Nevada, die märchenhafte Alhambra.<br />
Die riesige Burg, Vermächtnis der goldenen<br />
Zeit Granadas, ist noch heute eines<br />
der berühmtesten Baudenkmäler der Welt.<br />
Die Besichtigung der Festungsanlage, der<br />
Gartenanlagen und des Nasridenpalasts<br />
hat Zeit bis zum nächsten Morgen. Den<br />
Abend sollte man im Albaicín verbringen,<br />
auf dem Mirador de San Nicolás, dem<br />
maurischen und ältesten Stadtviertel Granadas,<br />
wo man den Klängen der Musiker<br />
lauschen kann. Was danach ansteht, ist<br />
klar: Man sollte irgendwo einkehren. Aber<br />
wo nur? Ein Lokal reiht sich hier in der<br />
Calle Navas an das nächste.<br />
Wer auf Nummer sicher gehen möchte,<br />
lässt sich im «La Fábula» von Ismael Delgado<br />
verwöhnen. Lammkoteletts mit Dill<br />
und Kichererbsen, auf der Haut gebratene<br />
Rotbarbe mit Mangold oder eine Makrele<br />
im Bananenblatt sind nur einige der<br />
Kein Granada-Besuch<br />
ohne die Alhambra, eine<br />
mittelalterliche Anlage mit<br />
Palästen, maurischem<br />
Thronsaal und Gärten.<br />
Zahara de la Sierra, eine wunderschöne Kleinstadt,<br />
die sich in der Sierra de Grazalema, Cádiz, befindet.<br />
beliebten Gerichte auf der Karte. Zu empfehlen<br />
sind auch die beiden Degustationsmenüs<br />
und die grossartigen Desserts.<br />
Unbedingt probieren – die Lecrín-Orange<br />
mit Schokolade und Olivenöl.<br />
Bei einer Rundreise durch Andalusien<br />
dürfen die berühmten weissen Dörfer nicht<br />
fehlen. Man fährt durch das Land, über<br />
erdbraune Hügel, sieht baumleere Bergkuppen<br />
– und dann plötzlich leuchtet ein<br />
strahlend weisser Fleck auf. Beim Näherkommen<br />
werden die Konturen als<br />
Ansammlungen von Häusern sichtbar.<br />
In makellosem Weiss reflektieren sie die<br />
Sonne, verhindern so, dass sich die<br />
Räume zu Glutöfen aufheizen. Arcos de<br />
la Frontera ist ein besonders attraktives<br />
Beispiel – der Ort liegt auf einem Bergrücken<br />
hoch über dem Fluss Guadalete.<br />
Neben einem komfortablen Parador gibt<br />
es einige elegante Privatquartiere in den<br />
historischen Mauern.<br />
Ausgeruht kann es am nächsten Morgen<br />
an die Costa del Sol gehen. Mit Malaga<br />
und Marbella gibt es dort noch zwei gastronomische<br />
Hochburgen zu erkunden,<br />
und auch Cádiz sowie die Sherry-Stadt<br />
Jerez de la Frontera sind weitere interessante<br />
Städte für die nächste Reise. Denn<br />
eines ist klar: Man muss einfach noch<br />
einmal wiederkommen.<br />
><br />
Fotos: Shutterstock, beigestellt<br />
140 falstaff jun <strong>2019</strong>
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Stopp in der luxuriösen VIP Lounge und per Limousine direkt zum<br />
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eise / ANDALUSIEN<br />
TIPPS &<br />
ADRESSEN<br />
SEVILLA<br />
HOTELS<br />
HOSPES LAS CASAS DEL REY DE BAEZA**** (1)<br />
Mitten in der Altstadt liegt das charmante Designhotel<br />
inklusive Pool auf dem Dach. Das hoteleigene<br />
Restaurant «Azahar» bietet andalusische Gerichte<br />
und Tapas. DZ ab ca. CHF 254,–.<br />
Plaza Jesús de la Redención 2, 41003 Sevilla<br />
T: +34 954 561496<br />
hospes.com<br />
HOTEL ALFONSO XIII***** (2)<br />
Hoheitlicher Luxus im Traditionshotel am Rande des<br />
historischen Stadtviertels Santa Cruz. Das «Alfonso<br />
XIII» zählt zu den renommiertesten Hotels Spaniens.<br />
DZ ab ca. CHF 360,–.<br />
Calle San Fernando 2, 41004 Sevilla<br />
T: +34 954 917000<br />
hotel-alfonsoxiii-sevilla.com<br />
RESTAURANTS<br />
ESPACIO ESLAVA (1)<br />
Das «Espacio Eslava» ist eine Institution in Sevilla.<br />
Im kleinen, modernen Gastraum werden neben<br />
erstklassigen Tapas hervorragende Weine serviert.<br />
Zum Übernachten gibt es vier schöne Zimmer.<br />
Calle Eslava 3, 41002 Sevilla<br />
T: +34 954 915482<br />
espacioeslava.com<br />
EL RINCONCILLO (2)<br />
Seit 1670 wird in der ältesten Tapasbar Andalusiens<br />
Wein ausgeschenkt. Das Lokal der Familie De Rued<br />
bietet eine vielfältige Auswahl an traditionellen<br />
Speisen.<br />
Calle Gerona 40, 41003 Sevilla<br />
T: +34 954 223183<br />
elrinconcillo.es<br />
CONTENEDOR (3)<br />
Im «conTenedor» wird innovative Slow-Food-Küche<br />
in modernem Interieur serviert. Das Menü wechselt<br />
täglich.<br />
Calle San Luis 50, 41003 Sevilla<br />
T: +34 954 916333, restaurantecontenedor.com<br />
BARS<br />
LA TERRAZA DE EME (1)<br />
Einer der Hotspots für Nachtschwärmer: Die schicke<br />
Rooftopbar bietet einen Panoramablick auf die<br />
Kathedrale und den Turm Giralda.<br />
Calle Alemanes 27, 41004 Sevilla<br />
T: +34 954 560000<br />
emecatedralhotel.com<br />
EL GARLOCHÍ (2)<br />
Ein Tempel voll mit religiösem Kitsch, der Sangre<br />
de Cristo (Blut Christi) – Grenadine, Rosé-Champagner<br />
und Whisky – ist der Signature-Drink.<br />
Calle Boteros 26, 41004 Sevilla<br />
CÓRDOBA<br />
HOTEL<br />
BALCÓN DE CÓRDOBA**** (1)<br />
Der Name ist Programm: Das stilvolle Boutique-<br />
Hotel mit nur zehn Zimmern ist ideal gelegen, um<br />
die Stadt zu erkunden. DZ ab ca. CHF 212,–.<br />
Calle Encarnación 8, 14003 Córdoba<br />
T: +34 957 498478<br />
balcondecordoba.com<br />
RESTAURANT<br />
NOOR (1)<br />
Etwas ausserhalb der Altstadt gelegen, ist das Sterne-Restaurant<br />
einen Abstecher wert. Modern interpretierte<br />
arabische Küche aus dem 10. Jahrhundert.<br />
Calle Pablo Ruiz Picasso 8, 14014 Córdoba<br />
T: +34 957 101319<br />
noorrestaurant.es<br />
BAR<br />
BODEGA GUZMÁN (1)<br />
In der urchigen Weinbar sollte man unbedingt<br />
Montilla-Moriles, den lokalen Sherry, direkt vom<br />
Fass probieren.<br />
Calle Judíos 7, 14004 Córdoba<br />
T: +34 957 290960<br />
GRANADA<br />
HOTELS<br />
HOSPES PALACIO DE LOS PATOS***** (1)<br />
Das traumhafte Luxushotel befindet sich in einem<br />
vorbildlich restaurierten Palast aus dem 19. Jahrhundert.<br />
DZ ab ca. CHF 177,–.<br />
Calle Solarillo de Gracia 1, 18002 Granada<br />
T: +34 958 535790<br />
hospes.com<br />
HOTEL PALACIO DE SANTA PAULA***** (2)<br />
Die luxuriöse Herberge im Herzen der Stadt<br />
befindet sich im ehemaligen Kloster Santa Paula<br />
aus dem 16. Jahrhundert und hat somit einen eindrucksvollen<br />
Kreuzgang. DZ ab ca. CHF 149,–.<br />
Calle Gran Via de Colón 31, 18001 Granada<br />
T: +34 958 805740<br />
marriott.de<br />
RESTAURANT<br />
LA FÁBULA (1)<br />
Eine der besten Adressen der Stadt. Das stilvoll<br />
eingerichtete Lokal gehört zum Hotel «Villa<br />
Oniria». Top-Menüs und eine erlesene Weinkarte.<br />
Calle San Antón 28, 18005 Granada<br />
T: +34 958 250150<br />
restaurantelafabula.com<br />
BAR<br />
LA TABERNILLA DEL DARRO (1)<br />
Kleine, romantische Weinbar am Fusse der Stadtburg<br />
Alhambra, mit einem herrlichen Blick auf<br />
Albaicín und Carrera del Darro sowie mit eigenem<br />
Wermut.<br />
Calle Puente Espinosa 15, 18009 Granada<br />
T: +34 682 130778, latabernilladeldarro.com<br />
ARCOS DE<br />
LA FRONTERA<br />
HOTEL<br />
PARADOR DE ARCOS DE LA FRONTERA*** (1)<br />
Schöne, geräumige Zimmer mitten im historischen<br />
Zentrum von Arcos. Die Aussicht auf die Stadt und<br />
die Umgebung ist traumhaft. DZ ab ca. CHF 170,–.<br />
Plaza del Cabildo, 11630 Arcos de la Frontera<br />
T: +34 956 700500, paradores-spain.com<br />
Illustration: Stefanie Hilgarth<br />
142 falstaff jun <strong>2019</strong>
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eise / LONG WEEKEND – HAMBURG<br />
VOLLE KRAFT<br />
Ob Hamburg wirklich die schönste Stadt der Welt ist, wie seine Bewohner behaupten? Machen<br />
Sie sich selbst ein Bild: Wir haben die richtige Mischung aus hanseatischen Institutionen und<br />
Trend-Spots für den nächsten Besuch zusammengestellt. Es könnte was dran sein.<br />
TEXT PHILIPP ELSBROCK<br />
Kultur, nah am Wasser<br />
gebaut: Nicht nur der<br />
Elbphilharmonie<br />
wegen knackt<br />
Hamburg jedes Jahr<br />
Besucherrekorde.<br />
Fotos: Shutterstock<br />
144 falstaff jun <strong>2019</strong>
VORAUS<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
145
eise / LONG WEEKEND – HAMBURG<br />
Wer keine Karte für den Konzertsaal<br />
bekommt, kann dennoch die Plaza<br />
der Elbphilharmonie besichtigen.<br />
FREITAG<br />
Wir besuchen eine Hamburger Institution, sehen<br />
uns die Elbphilharmonie an und genehmigen<br />
uns einen Drink mit Blick auf die Alster.<br />
Ein imposanter Gasherd steht in der Mitte von<br />
Thomas Imbuschs Restaurant «100/200».<br />
Spannendes Konzept: Auf der<br />
Speisekarte der «Hobenköök» im<br />
Oberhafen stehen nur Produkte, die<br />
aus Norddeutschland kommen.<br />
Das Klischee vom distanzierten,<br />
steifen Hanseaten hat sich auch in<br />
Hamburg überholt. Einen Einblick<br />
in die von Thomas Mann so detailgenau beschriebene<br />
Welt gelingt am ehesten zu Mittag<br />
in einer Hamburger Institution: Der<br />
Grill des «Hotels Vier Jahreszeiten» ist nach<br />
wie vor ein Treffpunkt nicht nur für Hotelgäste,<br />
sondern auch für betuchte Hamburger.<br />
Klassiker des Hauses ist das Steak Tatar,<br />
das direkt am Tisch angerichtet wird.<br />
Von hier aus machen wir uns auf den Weg<br />
in die Elbphilharmonie – Freitag ist dafür<br />
besser als das Wochenende, wenn Hamburgs<br />
gar nicht mehr so neues Wahrzeichen hoffnungslos<br />
überlaufen ist. Die Plaza, der Bereich<br />
unter den Konzertsälen, ist kostenlos<br />
und öffentlich zugänglich. Wer sich etwaige<br />
Wartezeit ersparen möchte, bucht vorher<br />
online Plaza-Tickets für zwei<br />
Euro pro Person, mit denen<br />
man an der Warteschlange<br />
vorbeigeht.<br />
Nach dem Rundgang<br />
schlendern wir<br />
weiter durch die architektonisch<br />
wertvolle<br />
Hafen city, die<br />
mittlerweile auch<br />
von den Hamburgern<br />
selbst mehr und<br />
mehr angenommen wird. Dazu beigetragen<br />
haben etliche gastronomische Angebote, die<br />
im Schatten der Elbphilharmonie eröffnet<br />
haben. Ziemlich neu: das «Mama Marta»,<br />
wo wir einen Stopp für einen Flat White aus<br />
Bohnen des Hamburger Rösters Mr. Hoban<br />
einlegen. Wer mag, nimmt sich noch eine<br />
hausgemachte Glace für unterwegs mit. Ein<br />
Stück weiter schauen wir noch kurz in der<br />
«Hobenköök» (plattdeutsch für Hafenküche)<br />
vorbei, einer interessanten Mischung<br />
aus Restaurant und Markthalle, die nur<br />
Produkte aus Norddeutschland anbietet.<br />
Für ein originelles Mitbringsel auf jeden<br />
Fall sinnvoller als die zahlreichen Souvenirshops,<br />
die über die ganze Stadt verteilt sind.<br />
Im Anschluss machen wir uns auf zum Hotel<br />
«The Fontenay» – wer nicht hier übernachtet,<br />
sollte trotzdem mal reinschauen: Wir<br />
gönnen uns einen Aperitif auf der Terrasse<br />
mit nahezu perfektem Rundumblick auf<br />
Aussenalster und Stadt.<br />
Wer zum Dinner weiter auf der traditionelleren<br />
Schiene bleiben will, geht ins «bianc»,<br />
wo ausgezeichnete mediterran geprägte Küche<br />
auf der Karte steht. Innovativer ist ein<br />
Besuch in der Küche von Thomas Imbusch,<br />
der seit der Eröffnung noch besser geworden<br />
ist: Im «100/200» kocht er ein fixes Menü<br />
mitten im Restaurant – vorher ein Ticket<br />
buchen, damit es mit dem Besuch klappt!<br />
><br />
Fotos: Shutterstock, Rene Flindt, Andreas Vallbracht prachtvoll.de, beigestellt<br />
146 falstaff jun <strong>2019</strong>
Thunfisch mit Artischocken (l.), Loup de mer mit Kichererbsen (o. M.) oder Sellerie und Linsen (r.)?<br />
Im «bianc» in der Hafencity präsentiert Matteo Ferrantino aromatische Mittelmeerküche in Bestform.<br />
Die Bar des Luxushotels<br />
«The Fontenay» (l.) punktet<br />
mit 320-Grad-Blick auf die<br />
Aussenalster, das Segelrevier<br />
direkt in der Stadt.<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
147
eise / LONG WEEKEND – HAMBURG<br />
SAMSTAG<br />
Wo sonst Lesungen<br />
stattfinden, gibt’s<br />
auch gutes<br />
Frühstück.<br />
Ozeanriesen bestaunen,<br />
Streifzug durch St. Pauli und<br />
ein Sundowner mit Blick auf<br />
den Hafen: der zweite Tag.<br />
Auf der Lindenterrasse vom «Louis C. Jacob»<br />
verstreichen die Stunden rasend schnell (l.).<br />
Wer mag, bleib zum Dinner bei Zwei-Sterne-<br />
Koch Thomas Martin.<br />
Hier lagern<br />
noch immer<br />
Teppiche: Die<br />
Kontorhäuser<br />
der ikonischen<br />
Speicherstadt<br />
prägen das<br />
Hamburg-<br />
Bild.<br />
Das Frühstück gönnen wir uns in<br />
einem der schönsten Säle Hamburgs:<br />
im Literaturhaus. In der grossbürgerlichen<br />
Villa am Schwanenwik halten üblicherweise<br />
Autoren ihre Lesungen ab, am<br />
Wochenende gibt es hier eine exzellente<br />
Frühstücksauswahl, benannt nach den Grossen<br />
der Literaturgeschichte – von Mark<br />
Twain bis F. Scott Fitzgerald.<br />
Nun ist es Zeit für einen Ausflug in Hamburgs<br />
noble Elbvororte. An der Haltestelle<br />
Landungsbrücken besteigen wir die Fähre,<br />
die uns über die Elbe bis nach Övelgönne<br />
bringt. Von hier aus läuft man ungefähr eine<br />
Stunde entlang der Elbe, Ziel: Nienstedten.<br />
Direkt am Fluss liegt das elegante Hotel<br />
«Louis C. Jacob». Wenn das Wetter gut ist,<br />
gibt es kaum einen schöneren Fleck für ein<br />
Glas Wein (oder gleich ein Mittagessen) als<br />
die Lindenterrasse: beste Aussicht auf die<br />
ein- und auslaufenden Ozeanriesen garantiert.<br />
Hier trifft sich Hamburgs Hautevolee<br />
und bleibt auch gern zum Abendessen: Im<br />
Hauptrestaurant hält Thomas Martin zwei<br />
Sterne. Wir aber machen uns auf den Rückweg<br />
ins Stadtzentrum, entweder für eine<br />
Shopping-Tour entlang der Mönckebergstrasse<br />
oder für Museumsbesuche. Insbesondere<br />
die Deichtorhallen sind mit ihren Ausstellungen<br />
ein beliebtes Ziel. Zum Abend hin<br />
nähern wir uns St. Pauli: Im ehemals verrufenen<br />
Hafenviertel hat sich abseits der Reeperbahn<br />
spannende Gastronomie angesiedelt.<br />
Wir gehen ins «Standard» und stossen<br />
dort mit einem Aperitif an. Der Abend<br />
gehört einer Hamburger Institution, dem<br />
«Fischereihafen Restaurant» am Ende des<br />
Fischmarkts. Tipp: der geräucherte Aal auf<br />
geröstetem Schwarzbrot und Rührei. Den<br />
Sundowner nehmen wir im «clouds», in der<br />
Bar der Tanzenden Türme – mit genialem<br />
Ausblick auf den Hafen.<br />
Fotos: Shutterstock, Per Kasch, Miniatur Wunderland Hamburg GmbH, beigestellt<br />
148 falstaff jun <strong>2019</strong>
Die «Villa im<br />
Heine-Park» an<br />
der Elbchaussee<br />
hat eine ungerade<br />
Hausnummer –<br />
und liegt auf der<br />
Elbseite.<br />
SONNTAG<br />
Ein königliches Frühstück an der Elbchaussee,<br />
eine Hafenrundfahrt und ein Afternoon-Tea:<br />
unser Programm für den Abreisetag.<br />
Besuchermagnet in der Speicherstadt:<br />
Das Miniatur-Wunderland ist die grösste<br />
Modellbauanlage der Welt.<br />
Heute ist Abreisetag. Wir verschwenden<br />
aber noch keinen Gedanken dar-<br />
Speicherstadt führt. Auch spannend: Ein Spa-<br />
fahrt unternehmen, die ebenfalls durch die<br />
an, sondern frühstücken königlich in ziergang durch den alten Elbtunnel, der auf<br />
der «Villa im Heine-Park» an der Elbchaussee,<br />
einer der bekanntesten Strassen Deutschlands.<br />
Wer hier wohnt, hat es geschafft, vor<br />
allem mit einer ungeraden Hausnummer (auf<br />
der Elbseite). Auch hier gilt: Unbedingt mit<br />
Vorlauf reservieren, die Plätze sind meist<br />
Wochen im Voraus ausgebucht.<br />
Den restlichen Vormittag könnte man mit<br />
einem Besuch im Miniatur-Wunderland in der<br />
Speicherstadt verbringen, der grössten<br />
Modellbauanlage der Welt, die sich überwältigenden<br />
Interesses erfreut. Wer sich dafür nicht<br />
die Insel Wilhelmsburg führt. Ein schneller<br />
Lunch in «Kinfelts Kitchen & Wine» in der<br />
Hafencity eignet sich zur Stärkung, bevor<br />
man die Stadt wieder verlässt. Wer noch ein<br />
bisschen Zeit hat, sollte sich auf den Weg ins<br />
Viertel Ottensen machen. Im «Eaton Place»<br />
wird die Teatime gepflegt, Hamburg gilt vielen<br />
als britischste Stadt ausserhalb Grossbritanniens.<br />
Mit Scones und Clotted Cream lässt<br />
sich der Nachmittag auf angenehmste Art und<br />
Weise verbringen. Und auch wenn man in<br />
Hamburg Tschüss sagt, wie Heidi Kabel einst<br />
recht begeistern kann, sollte eine Hafenrund- sang – wir sagen: Auf Wiedersehen! <<br />
Für einen schnellen Lunch am Abreisetag passt ein<br />
Besuch in «Kinfelts Kitchen & Wine». Bistroküche<br />
trifft hier auf eine ausgesuchte Weinkarte.<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
149
eise / LONG WEEKEND – HAMBURG<br />
TIPPS &<br />
ADRESSEN<br />
HOTELS<br />
THE FONTENAY HAMBURG***** (1)<br />
Die geschwungene Architektur des Luxushotels ist<br />
ein Blickfang. Die ausgezeichnete Bar und die Restaurants<br />
machen es zur ersten Wahl für Gourmets.<br />
DZ ab ca. CHF 387,–.<br />
Fontenay 10, 20354 Hamburg<br />
T: +49 40 60566050, thefontenay.com<br />
HOTEL VIER JAHRESZEITEN***** (2)<br />
Das Grandhotel an der Binnenalster bietet seit 1897<br />
zeitlose Eleganz und Luxus. Die Zimmer sind jedes<br />
für sich eigene, kleine Kunstwerke. DZ ab ca. CHF 284,–.<br />
Neuer Jungfernstieg 9–14, 20354 Hamburg<br />
T: +49 40 34940, hvj.de<br />
LOUIS C. JACOB***** (3)<br />
Neben angenehmer Atmosphäre und unaufdringlichem<br />
Luxus steht das Haus für das Zwei-Sterne-<br />
Restaurant von Thomas Martin. DZ ab CHF 341,–.<br />
Elbchaussee 401–403, 22609 Hamburg<br />
T: +49 40 822550, hotel-jacob.de<br />
Am Kaiserkai 56, 20457 Hamburg<br />
T: +49 40 30068369, kinfelts.de<br />
BOOTSHAUS (5)<br />
Restaurant und Bar in der Hafencity mit Blick über<br />
die Elbe. Neben dem Grill liegt der Fokus vor allem<br />
auf spannenden Drinks und ausgewählten Weinen.<br />
Am Kaiserkai 19, 20457 Hamburg<br />
T: +49 40 33473744, bootshaus-hafencity.de<br />
MAMA MARTA (6)<br />
Die Inhaber legen Wert auf erstklassige Qualität,<br />
was sich neben dem hervorragenden Kaffee auch<br />
beim Frühstück und im Kuchen zeigt.<br />
Am Grasbrookpark 1, 20457 Hamburg<br />
T: +49 40 88361510, mamamarta.de<br />
GENUSS<br />
TORTUE**** (4)<br />
Das Designhotel in einem alten hanseatischen<br />
Stadthaus punktet mit seiner zentralen Lage und<br />
der geschmackvollen Einrichtung. DZ ab CHF 198,–.<br />
Stadthausbrücke 10, 20355 Hamburg<br />
T: +49 40 33441400, tortue.de<br />
RESTAURANTS<br />
100/200 (1)<br />
Das jüngst mit einem Stern ausgezeichnete Restaurant<br />
von Thomas Imbusch ist geprägt von dem<br />
massiven Molteni-Herd, der mitten im Raum thront.<br />
Brandshofer Deich 68, 20539 Hamburg<br />
T: +49 40 30925191, 100200.kitchen<br />
FISCHEREIHAFEN RESTAURANT (2)<br />
Das vom jüngst verstorbenen Patron Rüdiger<br />
Kowalke geprägte Haus gehört zu den Klassikern<br />
in Hamburgs Gastronomieszene.<br />
Grosse Elbstrasse 143, 22767 Hamburg<br />
T: +49 40 381816, fischereihafenrestaurant.de<br />
BIANC (3)<br />
Die modern interpretierte mediterrane Küche wartet<br />
mit fantasievollen und kreativen Gerichten auf.<br />
Am Sandtorkai 50, 20457 Hamburg<br />
T: +49 40 18119797, bianc.de<br />
KINFELTS KITCHEN & WINE (4)<br />
Ganz in der Nähe der Elbphilharmonie hat Sternekoch<br />
Kirill Kinfelt eine Dependance eröffnet, in der<br />
es ausgesuchte Weine und gute Bistrogerichte gibt.<br />
BARS & CAFÉS<br />
SONÉ ART (1)<br />
Hybrid aus Bar, Restaurant und Kunstgalerie mit<br />
spektakulärem Lichtdesign.<br />
Kaiser-Wilhelm-Strasse 73, 20355 Hamburg<br />
T: +49 40 57199710, soneartrestaurant.de<br />
STANDARD (2)<br />
Apéro-Kultur in Hamburg: Zu den gut gemachten<br />
Drinks gibt es Stuzzichini, die allerdings längst<br />
nicht nur italienisch interpretiert sind.<br />
Grosse Freiheit 90, 22767 Hamburg<br />
T: +49 40 36946633, standard.hamburg<br />
DRILLING (3)<br />
Café, Bar und Destillerie in einem: neue Location<br />
auf dem Gelände einer ehemaligen Marzipanfabrik.<br />
Von hier kommt Hamburgs erster Whisk(e)y.<br />
Friesenweg 4, 22763 Hamburg<br />
T: +49 179 9769435, drilling.hamburg<br />
VILLA IM HEINE-PARK (4)<br />
Die gediegene Villa ist der perfekte Ort für ein<br />
opulentes Sonntagsfrühstück mit Elbblick.<br />
Elbchaussee 43, 22765 Hamburg<br />
T: +49 40 421070180, villa-im-heine-park.de<br />
LITERATURHAUS (5)<br />
Dieses Café befindet sich im prächtigen Saal der<br />
denkmalgeschützten Villa am Schwanenwik.<br />
Schwanenwik 38, 22087 Hamburg<br />
T: +49 40 2201300, literaturhauscafe.de<br />
HOBENKÖÖK (1)<br />
Dieser neue kulinarische Hotspot im Hamburger<br />
Oberhafen präsentiert sich als Zusammenspiel<br />
aus Restaurant, Markthalle und Catering.<br />
Stockmeyerstrasse 43, 20457 Hamburg<br />
T: +49 40 22865538, hobenkoeoek.de<br />
EATON PLACE (2)<br />
Very British: Stilecht eingerichtetes Tearoom für<br />
Afternoon-Tea mit Clotted Cream und Scones.<br />
Bahrenfelder Strasse 80–82, 22765 Hamburg<br />
T: +49 40 55641892, eaton-place.de<br />
Mehr Städtereise-Tipps<br />
für lange Wochenenden:<br />
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Illustration: Stefanie Hilgarth<br />
150 falstaff jun <strong>2019</strong>
JUNI<br />
IMPRESSUM<br />
INTERNATIONALE ZEITSCHRIFT<br />
FÜR ESSEN, TRINKEN UND REISEN<br />
Die in dieser Ausgabe veröffentlichten Beiträge<br />
sind urheberrechtlich geschützt. Übersetzung,<br />
Nachdruck, Vervielfältigung und Speicherung in<br />
Datenverarbeitungsanlagen nur mit ausdrücklicher<br />
Genehmigung des Verlags. Zitate aus Beiträgen<br />
dieser Ausgabe sind ausschliesslich mit Angabe<br />
der Quelle gestattet.<br />
VERLAG<br />
<strong>Falstaff</strong> Verlag <strong>Schweiz</strong> AG<br />
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FALSTAFF-REDAKTION<br />
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EIGENTÜMER<br />
FALSTAFF SCHWEIZ<br />
<strong>Falstaff</strong> Österreich (100 %)<br />
HERAUSGEBER<br />
Wolfgang M. Rosam<br />
Angelika Rosam<br />
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SENIOR EDITOR Herbert Hacker<br />
REDAKTIONSASSISTENZ Anja Kleinschuster<br />
CREATIVE DIRECTOR Wolfgang Lackinger (alaki-design)<br />
ARTDIRECTION Michèle Gapp<br />
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FOTO ASSISTENZ Katharina Woschny<br />
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GRAFIK Milena Hammerschmied<br />
GESAMTLEITUNG NEW MEDIA Georg Grawatsch<br />
ONLINE-CHEFREDAKTION Bernhard Degen<br />
CVD NEW MEDIA Marion Topitschnig<br />
REDAKTION ONLINE CH Rafaela Mörzinger<br />
KORRESPONDENTIN NEW YORK Angelika Ahrens<br />
MITARBEITER DIESER AUSGABE<br />
AUTOREN Severin Corti, Detlef Berg, Philipp Elsbrock,<br />
Roland Graf, Marlies Gruber, Hans Georg Hildebrandt,<br />
Othmar Kiem, Julia Kospach, Alexander<br />
Kühn, Peter Moser, Tobias Müller, Claudio Del Principe,<br />
An gelika Rosam, Ulrich Sautter, Larissa Schmid,<br />
Simon Staffler, Hans Theo Stamp<br />
FOTOGRAFEN Stine Christiansen, Konrad Limbeck,<br />
Julia Stix<br />
ILLUSTRATOREN Stefanie Hilgarth, Gina Mueller<br />
LEKTORAT Selina Gnos, Mario Palaschke, Sabine<br />
Schmidt, Petra Schwaiger, Marjeta Wakounig<br />
REDAKTIONSPRAKTIKANT Florian Bartmann<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />
Elisabeth Kamper<br />
Wolfgang M. Rosam<br />
VERWALTUNGSRAT<br />
Andreas Keller<br />
Wolfgang M. Rosam<br />
ANZEIGEN & PROMOTION SCHWEIZ:<br />
Daniel Pauletto, Leitung Anzeigen<br />
T: +41 79 6406443,<br />
daniel.pauletto@falstaff.com<br />
Martina Kummer, Key Account Deutschschweiz<br />
T: +41 71 6727766, T: +41 78 7206670<br />
martina.kummer@falstaff.com<br />
Camille Husson Stengel, Key Account Romandie<br />
T: +41 79 9542770, camille@falstaff.com<br />
Therese Kramarz, T: +41 79 8303826<br />
therese.kramarz@falstaff.com<br />
Janine Blatto, T: +41 78 7057476<br />
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ÖSTERREICH:<br />
Michaela Cholewa<br />
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Margit Ortner (Anzeigenkoordination)<br />
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ITALIEN: Wineline, Othmar Kiem<br />
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Susanne Förster, T: +49 211 9666299-3<br />
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SPANIEN: AIM, About International Media<br />
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DIRECT SALES<br />
Timotheus Lamberg (Leitung)<br />
Violeta Stokic (Gastronomie)<br />
MARKETING & SALES<br />
Daria Startseva (Artdirection)<br />
Isabella Gröller (Praktikantin)<br />
HERSTELLER<br />
Druckerei Berger<br />
Wiener Strasse 80, A-3580 Horn<br />
LEITUNG LESER- UND ABOSERVICE<br />
Birgit Niedl<br />
T: +41 432107029, abo@falstaff.ch<br />
Jahresabo (8 Hefte): CHF 73,–<br />
Einzelverkauf: CHF 10,50<br />
Preise inkl. MwSt.,<br />
gültig in der <strong>Schweiz</strong><br />
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shortlist<br />
WEINE AUS ALLER WELT<br />
AKTUELL IM HANDEL<br />
Woche für Woche bekommt die <strong>Falstaff</strong>-Weinredaktion<br />
Flaschenpost von Weinhändlern, die<br />
neue Produkte aus aller Welt vorstellen möchten.<br />
Darunter sind Weine verschiedenster Preiskategorien<br />
und von höchst unterschiedlicher Stilistik und Herkunft.<br />
Wir haben uns entschieden, die interessantesten Produkte in der<br />
Rubrik «Shortlist» vorzustellen, wobei das Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
eine wesentliche Rolle spielt. Auf diesen zwei Seiten geht<br />
es um Weine, die wir für besonders empfehlenswert halten – aus<br />
verschiedenen Gründen. Deshalb haben wir die «Shortlist» in drei<br />
Kategorien gegliedert:<br />
FALSTAFF BEST BUY<br />
Um diese Auszeichnung zu erhalten, muss ein Wein mindestens<br />
88/100 <strong>Falstaff</strong>-Punkte erreichen, also ein «Sehr gut». Mit einem<br />
Endverbraucher-Preis von max. CHF 15,– empfiehlt er sich für den<br />
Alltagsgebrauch nach dem Motto «Viel Wein für wenig Geld».<br />
FALSTAFF TOP VALUE<br />
In der Preiskategorie zwischen CHF 15,– und CHF 25,– muss ein<br />
Wein schon einiges können. Das Punktelimit für eine Aufnahme<br />
liegt daher bei 90 von 100. Hier finden Sie besonders ausdrucksstarke<br />
Vertreter der jeweiligen Sorte und Region.<br />
FALSTAFF FAVORITE<br />
Um zur Kategorie unserer Favoriten gezählt zu werden, muss ein<br />
Wein echte Klasse haben. Die dafür erforderliche Mindestpunktzahl<br />
liegt bei 92 von 100, damit zählt der Wein tatsächlich zu den<br />
aller besten seiner Art. Für den Preis gibt es in dieser Luxuskategorie<br />
kein Limit.<br />
LEGENDE PUNKTE:<br />
95–100 Klassiker<br />
93–94 ausgezeichnet<br />
91–92 exzellent<br />
88–90 sehr gut<br />
BEST BUY<br />
FALSTAFF BEST BUY<br />
88<br />
2017 Vanita<br />
Vanita<br />
Puglia, Italien<br />
Würzige Nase mit Noten von Süssholz,<br />
leicht rauchigen Anklängen und viel getrockneter,<br />
dunkler Frucht. Am Gaumen<br />
vollmundig, aber auch unerwartet schlank.<br />
Mit moderater Säure ausgestattet, spürbares<br />
Tannin. Mittellanger Abgang.<br />
dettling-marmot.ch<br />
CHF 12,50<br />
88<br />
2015 Côtes du Roussillon Villages<br />
Tautavel AOP Cooperation Wine G.<br />
Bertrand, Gérard Bertrand<br />
Languedoc-Roussillon, Frankreich<br />
In der Nase reife dunkle Waldbeeren, dazu<br />
Feuerstein und würzige Anklänge. Am Gaumen<br />
recht elegant und saftig, mit tragender,<br />
passender Säure ausgestattet. Aroma von<br />
Erdbeere und Grapefruit, spürbares Tannin,<br />
langer Abgang.<br />
mondovino.ch, CHF 14,95<br />
88<br />
2018 Banfi Badalei Vermentino Toscana<br />
IGT Banfi SRL<br />
Toscana, Italien<br />
Modernes, fruchtiges Bukett mit Noten<br />
von Eisbonbon, Birne und Zitronenglacé.<br />
Am Gaumen ausgewogen, passende<br />
Säure, leicht und angenehm aromatisch.<br />
Mittellanger Abgang. Frischer,<br />
leichter Weisswein.<br />
denner.ch<br />
CHF 9,95<br />
88<br />
2018 Esporão Colheita branco<br />
DOC Alentejo<br />
Esporão<br />
Alentejo, Portugal<br />
Vollfruchtiges Bukett mit Noten von<br />
reifem Apfel, Limette und tropischer Frucht.<br />
Am Gaumen sanfte Säure, schöne Frucht,<br />
mittellanger Abgang. Überaus vollmundig<br />
und ausgewogen.<br />
gomes-weine.ch<br />
CHF 14,50<br />
89<br />
2017 Vanita<br />
Vanita<br />
Terre de Chieti, Italien<br />
Intensives Bukett mit Noten von Orange,<br />
Grapefruit und Pfirsich. Dazu leicht florale<br />
Anklänge. Am Gaumen dicht gewoben,<br />
vollmundig, schöne, reife Säure, eine<br />
leichte Herbe und mineralische Anklänge<br />
im mittellangen Abgang.<br />
dettling-marmot.ch<br />
CHF 12,50<br />
Fotos: beigestellt<br />
154 falstaff jun <strong>2019</strong>
89<br />
2018 Ribolla Gialla Iside<br />
Bosco del Merlo<br />
Friaul, Italien<br />
In der Nase grünliche Noten, von<br />
Limette und Hopfen. Dazu dezentes<br />
Kernobst und leicht würzige Anklänge.<br />
Am Gaumen saftig, straffe Säure, kurzweilig,<br />
trinkig. Ein schöner, leichter Tropfen für<br />
sonnige Stunden.<br />
globalwine.ch<br />
CHF 14,50<br />
89<br />
2016 PROPE Montepulciano d’Abruzzo<br />
Velenosi Vini<br />
Abruzzen, Italien<br />
Zurückhaltendes, würziges Bukett mit<br />
Noten von Efeu, Minze und balsamischen<br />
Anklängen. Mit der Zeit Pflaumenmus.<br />
Am Gaumen frisch, geradlinig, angenehme<br />
Säure, spürbares Tannin. Würzig, tiefgründig<br />
und ausgewogen.<br />
globalwine.ch<br />
CHF 14,90<br />
89<br />
2017 Fine Food Moscato d’Asti DOCG<br />
Fiori d’Arancio La Spinetta<br />
La Spinetta<br />
Piemont, Italien<br />
In der Nase weisse Blüten, Honig<br />
und Zitrusnoten. Dazu eingekochte<br />
tropische Früchte. Am Gaumen prägnante<br />
Süsse, angenehme Perlage und ein<br />
mittellanger Abgang.<br />
mondovino.ch<br />
CHF 14,95<br />
TOP VALUE<br />
FALSTAFF TOP VALUE<br />
90<br />
2018 Riesling trocken Schick und Schön<br />
Tina Pfaffmann<br />
Pfalz, Deutschland<br />
In der Nase offenbart dieser Tropfen<br />
dezente Aromen von gedörrter Aprikose,<br />
weissen Blüten und Limette. Straffer<br />
Auftakt, prägnante, tragende Säure,<br />
frisch, spritzig, leicht und lang im<br />
Abgang. Viel Agrumen.<br />
ullrich.ch<br />
CHF 18,50<br />
90<br />
2016 Bandol AOC Rosé<br />
Hecht & Bannier<br />
Provence, Frankreich<br />
In der Nase intensive Noten von Himbeere,<br />
Kirsche und Roter Johannisbeere.<br />
Heisse Liebe. Überraschend leichtfüssiger<br />
Auftakt am Gaumen, cremig, schöne<br />
Erdbeerfrucht, mittellanger Abgang.<br />
Ein ernst zu nehmender Rosé.<br />
ullrich.ch<br />
CHF 20,50<br />
90<br />
2014 Pinot Noir<br />
Schnell AG<br />
AOC GR, <strong>Schweiz</strong><br />
Reifes, offenes Bukett mit Noten von Karamell,<br />
kandierter Kirsche und brotig-würzigen<br />
Anklängen. Dazu ein Hauch Schuhcreme.<br />
Am Gaumen straff, elegant, von mittlerer<br />
Fülle, geschliffenes Tannin, leichte<br />
Würze und schöne, Länge verleihende Säure.<br />
weingutschnell.ch<br />
CHF 20,50<br />
91<br />
2016 Perricone<br />
Tenuta Regaleali<br />
Sizilien, Italien<br />
Dezente Aromatik von dunklen und roten<br />
Beeren in der Nase. Dazu eine markante<br />
Würze plus viel frische Sauerkirsche.<br />
Am Gaumen saftig und elegant, mit<br />
geschliffenem Tannin. Mittellanger,<br />
fruchtig-würzgier Abgang.<br />
bindella.ch<br />
CHF 17,50<br />
FAVORITE<br />
FALSTAFF FAVORITE<br />
92<br />
2105 Ramon Bilbao<br />
Ramon Bilbao<br />
Rioja Alta, Spanien<br />
In der Nase elegante Holznoten, dazu reife<br />
Pflaume, Lakritze und getrocknete Beeren.<br />
Am Gaumen recht leicht und elegant,<br />
schöne, passende Säure, frische Pflaume<br />
und leicht spürbares Tannin. Langer<br />
aromatischer Abgang.<br />
dettling-marmot.ch<br />
CHF 21,90<br />
92<br />
2017 Fine Food Petite Arvine Coeur Baron<br />
Chai du Baron<br />
Wallis, <strong>Schweiz</strong><br />
In der Nase zeigt sich dieser Tropfen mit<br />
klarer Frucht, Zitrusnoten, Mirabelle und<br />
Aprikose. Dazu ein Hauch Paraffin und<br />
florale Anklänge. Feine Apfelnoten, Honig,<br />
Zitrone, schöne Säure, langer Abgang.<br />
Zwischen Kraft und Eleganz.<br />
mondovino.ch<br />
CHF 23,95<br />
92<br />
2015 Clos Badaceli, Priorat DOQ<br />
Bodegas y Viñedos de Cal Grau<br />
Priorat, Spanien<br />
Ansprechende, fruchtige Nase mit<br />
Noten von reifen dunklen Beeren,<br />
Kirsche und angenehmer Holzaromatik.<br />
Am Gaumen äusserst geschliffen, mit<br />
schöner dunkler Frucht, cremigen<br />
Ansätzen und sanftem Tannin.<br />
martel.ch<br />
CHF 25,–<br />
92<br />
2017 Phoenix Cabernet Sauvignon<br />
Penley Estate<br />
South Australia, Australia<br />
Dezentes Bukett mit Noten von Kirsche,<br />
Agrumen und einem leicht salzig-jodigem<br />
Eindruck. Am Gaumen geschmeidiger Auftakt,<br />
vollmundig und doch auf seine Weise<br />
elegant. Spürbares Tannin, wirkt frisch<br />
im langen Abgang.<br />
ullrich.ch<br />
CHF 27,–<br />
92<br />
2013 Terra di Lavoro IGT Roccamonfina<br />
Galardi<br />
Kampanien, Italien<br />
Reife, dunkle Frucht in der Nase. Viel Cassis<br />
und Pflaume zeigen sich hier. Am Gaumen<br />
wunderschöne klare Kirschfrucht, kompakter<br />
Eindruck, frisch und doch kräftig. Spürbares<br />
Tannin und mineralischer Abgang. Elegant<br />
und doch kraftvoll.<br />
ullrich.ch<br />
CHF 58,–<br />
94<br />
2014 Muga Reserva<br />
Bodegas Muga, Rioja, Spanien<br />
Komplexes Bukett mit Noten von reifer,<br />
dunkler Frucht. Pflaume, Waldbeeren und<br />
Kirsche. Dazu sanfte, würzige Anklänge. Am<br />
Gaumen vollmundig, unglaublich saftig, mit<br />
eleganter, tragender Säure ausgestattet.<br />
Feinstens geschliffenes Tannin. Langer Abgang<br />
mit einem Hauch Lakritze und Pflaume<br />
und mineralischen Noten.<br />
ullrich.ch, CHF 27,50<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
155
tasting / BORDEAUX EN PRIMEUR 2018<br />
Bei Château<br />
Sociando-Mallet in<br />
Saint-Estèphe reift ein<br />
exzellenter Jahrgang<br />
2018 heran.<br />
Der bekannte Önologe Stéphane Derenoncourt definiert: «Der Jahrgang 2018 hat für alle<br />
Winzer in der Hölle begonnen, aber für viele im Paradies geendet.» Und es gibt tatsächlich<br />
zahlreiche himmlische Weine. TEXT UND NOTIZEN PETER MOSER<br />
Die Verkostung der Fassweine<br />
ist ein wahrer Knochenjob,<br />
doch die umfangreichen<br />
En-primeur-Proben im April<br />
<strong>2019</strong> waren diesmal spannend<br />
wie selten. Der Grund dafür ist simpel:<br />
Der Jahrgang brachte einerseits ein<br />
homogenes Ergebnis, weil es in allen<br />
Appellationen sehr gute bis exzellente Weine<br />
gibt, andererseits präsentierten sich die<br />
Regionen sehr heterogen – will heissen, die<br />
Schwankungen innerhalb der Appellationen<br />
waren nicht unbeträchtlich. Der janusköpfige<br />
Witterungsverlauf, zuerst nicht enden wollender<br />
Regen bis Juli, dann heiss und trocken<br />
bis zur Ernte, bereitete vielen Betrieben grosses<br />
Kopfzerbrechen. Wer Glück hatte und<br />
alles richtig machte, der darf sich heute über<br />
tolle Weine im Keller freuen. Es ist ein Jahrgang<br />
mit einem tollen aromatischen Profil<br />
geworden, es gibt Weine mit grosser Dichte,<br />
die von einer angenehmen Frische begleitet<br />
wird, weil die sommerlichen Nächte relativ<br />
kühl waren. Die Weine sind sehr harmonisch<br />
und stoffig und werden getragen von reifen,<br />
sehr guten Tanninen, die ein Italiener wohl<br />
als «al dente» bezeichnen würde. Es lohnt<br />
sich also, diesen Jahrgang einzukaufen,<br />
zumal auch die Preisentwicklung aufgrund<br />
der Marktlage nicht übertrieben wirkt.<br />
Foto: Peter Moser<br />
156 falstaff jun <strong>2019</strong>
MIT FREUDE<br />
ERWARTET<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
157
tasting / BORDEAUX EN PRIMEUR 2018<br />
LEGENDE<br />
•<br />
Rotwein, trocken<br />
95 – 100 Klassiker<br />
93 – 94 ausgezeichnet<br />
91 – 92 exzellent<br />
88 – 90 sehr gut<br />
85 – 87 empfehlenswert<br />
LINKES UFER<br />
1. Grand Cru Classé<br />
100<br />
• Latour<br />
14,3 Vol.-%; 91 % CS/9 % ME. Tiefdunkles<br />
Rubingranat, opaker Kern, violette Reflexe,<br />
zarter Wasserrand. Zart floral unterlegte<br />
Nuancen von schwarzem Waldbeerkonfit,<br />
dunkle Kirschen, facettenreiches<br />
Bukett. Straff, komplex, süsse Tannine,<br />
die eine volle Reife zeigen, extraktsüss<br />
und anhaltend, enorme Länge, sicheres<br />
Reifepotenzial für Dekaden, ein Gigant.<br />
99<br />
• Mouton-Rothschild<br />
13,8 % Vol.-%; 86 % CS/12 % ME/2 % CF.<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
dezenter Wasserrand. Reife Kirschen, ein<br />
Hauch von Nougat, zart rotbeerig unterlegt,<br />
facettenreiches Bukett. Hochelegant,<br />
rote Kirschen, feine Extraktsüsse,<br />
superfeine Tannine, tolle Frische, salzig<br />
im Abgang, finessenreicher, grosser Mouton<br />
mit enormer Zukunft.<br />
98<br />
• Lafite-Rothschild<br />
13,3 Vol.-%; 91 % CS/8,5 % ME/0,5 % PV.<br />
Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette<br />
Reflexe, zarter Wasserrand. Intensives<br />
schwarzes Beerenkonfit, tabakige<br />
Nuancen, ein Hauch von Edelholz. Komplex,<br />
engmaschig, feine Herzkirschen, reife<br />
Tannine, geprägt von guter Frische,<br />
rotbeerige Nuancen im Abgang, finessenreich<br />
und delikat, salziger Touch im Abgang,<br />
sicheres Entwicklungspotenzial.<br />
• Haut-Brion<br />
14,6 Vol.-%; 49,4 % ME/11,9 % CF/38,7 % CS.<br />
Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette<br />
Reflexe, zarter Wasserrand. Etwas<br />
zurückhaltend, feines dunkles Waldbeerkonfit,<br />
dezente Kräuterwürze, Nuancen<br />
von Kirschen, etwas Nougat, dezenter<br />
Edelholztouch unterlegt. Straff, engmaschig,<br />
würzige Tannine, feine süsse Kirschenfrucht,<br />
präsente Tannine, die noch<br />
etwas spröde wirken, sehr lebendiger<br />
2018 CHÂTEAU PALMER – 100 FALSTAFF-PUNKTE<br />
Appellation Margaux<br />
Der Weingut-Direktor Thomas Duroux brachte es klar auf den Punkt:<br />
«Dieser Jahrgang ist in doppelter Hinsicht aussergewöhnlich und wird<br />
mit Sicherheit in die Geschichte von Château Palmer eingehen.» Es<br />
war ein Jahr mit ungewöhnlich herausfordernden klimatischen Bedingungen<br />
und einem Niveau von Kraft und Konzentration in den Trauben,<br />
wie man es hier nie zuvor gesehen hatte – mit Ausnahme des grossartigen<br />
Jahres 1961. Kaufe also, wer kann. chateau-palmer.com<br />
Stil, salzige Mineralität im Abgang, Nougat<br />
im Rückgeschmack.<br />
96<br />
• Margaux<br />
14 Vol.-%; 90 % CS/4 % ME/4 % CF/2 % PV.<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarter Wasserrand. Intensive Herzkirschenfrucht,<br />
rotbeerige Nuancen, etwas<br />
Cassis, feine Nuancen von Edelholz, floraler<br />
Touch. Am Gaumen harmonisch, rote<br />
Kirschen, wirkt relativ leichtfüssig, frisch<br />
strukturiert, mineralisch, angenehmer<br />
salziger Touch im Abgang, bereits gut zugänglich,<br />
lebendiger Stil.<br />
2. Grand Cru Classé<br />
100<br />
•<br />
Léoville Las Cases<br />
Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette<br />
Reflexe, zarte Randaufhellung. Zarte<br />
Edelholzwürze, feines schwarzes Waldbeerkonfit,<br />
ein Hauch von Lakritze und<br />
Brombeeren, facettenreiches Bukett.<br />
Kraftvoll, extraktsüsse, reife Supertannine,<br />
mineralisch und sehr lange anhaftend,<br />
tolle Frische, reife schwarze Kirschen,<br />
wird längere Zeit auf der Flasche brauchen,<br />
Riesenpotenzial, ein Vin de Garde.<br />
98<br />
•<br />
Cos d’Estournel<br />
Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette<br />
Reflexe, zarte Randaufhellung. Frische<br />
schwarze Herzkirschen, feine Edel-<br />
holzwürze, ein Hauch von Nougat,<br />
schwarze Waldbeeren unterlegt. Saftig,<br />
elegant, reife Kirschen, finessenreich, präsente,<br />
feinwürzige Tannine, zarter Nougat,<br />
ein sehr beeindruckender, frischer<br />
Stil, zart nach Feigen im Nachhall.<br />
• Ducru-Beaucaillou<br />
14,5 Vol.-%; 85 % CS/15 %. Tiefdunkles<br />
Rubingranat, opaker Kern, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Feine schwarze<br />
Beerenfrucht, reife Kirschen, etwas<br />
Nougat, kandierte Orangenzesten, zarte<br />
Kräuterwürze. Komplex, straff, extraktsüsse,<br />
gewaltige, reife Tannine, tolle Frische,<br />
mineralisch, schokoladiger Touch<br />
im Abgang, minutenlang anhaftend, beeindruckt<br />
bei aller Kraft durch Frische<br />
und Präzision, eine neue Dimension für<br />
Ducru-Beaucaillou.<br />
•<br />
Léoville Barton<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Dezent kräuterwürzig<br />
unterlegtes schwarzes Waldbeerkonfit,<br />
feiner Nougat, kandierte<br />
Orangenzesten. Saftig, reife Herzkirschen,<br />
frisch strukturiert, feine Extraktsüsse,<br />
etwas Nougat, integrierte, tragende<br />
Tannine, feine Säurestruktur, mineralisch<br />
und anhaftend, sehr gute Länge, sicheres<br />
Reifepotenzial.<br />
• Montrose<br />
14,5 Vol.-%; 72 % CS/20 % ME/6 %CF/2% PV.<br />
Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern,<br />
violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />
Reife dunkle Beerenfrucht, feine Edelholzwürze,<br />
reife Pflaumen, feiner Nougat,<br />
zart nach kandierten Orangenzesten.<br />
Saftig, elegant, mineralisch, extraktsüsser<br />
Kern, frisch strukturiert, finessenreich anhaltend,<br />
reife Herzkirschen im Abgang.<br />
96<br />
•<br />
Pichon-Longueville Comtesse<br />
de Lalande<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Zart floral unterlegte<br />
schwarze Kirschenfrucht, feines<br />
Cassis, ein Hauch von Orangenzesten.<br />
Saftig, komplex, extraktsüss, elegant, reife,<br />
tragende Tannine, feiner Nougat im<br />
Abgang, bleibt sehr gut haften, sicheres<br />
Reifepotenzial.<br />
• Rauzan-Ségla<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Feines schwarzes<br />
Waldbeerkonfit, dezente Edelholzwürze,<br />
verhaltenes Bukett. Saftig, elegante Textur,<br />
reife Kirschen, etwas Nougat, runde<br />
Tannine, bleibt gut haften, mineralischer<br />
Anklang im Nachhall, gutes Entwicklungspotenzial.<br />
95<br />
•<br />
Gruaud Larose<br />
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Zarte Nuancen von<br />
frischen Kirschen, etwas Milchschokolade<br />
und frische Feigen, einladendes Bukett.<br />
Saftig, gute Komplexität, extraktsüsser<br />
Kern, reife, gut integrierte Tannine, bleibt<br />
sehr gut haften, mineralisch und gut anhaftend,<br />
sicheres Reifepotenzial.<br />
• Léoville-Poyferré<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Feine Nuancen<br />
von Brombeeren und Lakritze, ein<br />
Hauch von Cassis, feine Edelholzwürze,<br />
zart nach kandierten Orangenzesten.<br />
Saftig, gute Komplexität und Frische,<br />
feine, gut integrierte Tannine, zitronig<br />
unterlegte Herzkirschen, finessenreich<br />
und elegant, rotbeeriger Touch, gutes<br />
Reifepotenzial.<br />
•<br />
Pichon-Longueville Baron<br />
Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette<br />
Reflexe, zarte Randaufhellung. Einladende<br />
reife Kirschenfrucht, zart nach<br />
Lakritze, Brombeerkonfit, ein Hauch von<br />
Orangenzesten. Saftig, elegant und frisch<br />
strukturiert, angenehme Extraktsüsse im<br />
Kern, lebendig, feiner Nougat im Abgang,<br />
bleibt haften, facettenreich.<br />
94<br />
• Lascombes<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Zart nussig unterlegtes<br />
schwarzes Beerenkonfit, reife<br />
Brombeeren, etwas Pflaumen und Orangenzesten.<br />
Saftig, süsse Kirschen, Brombeerkonfit,<br />
extraktreiche Textur, feste<br />
Foto: Peter Moser<br />
158 falstaff jun <strong>2019</strong>
Tannine, schokoladiger Nachhall, gute<br />
Länge, ein stoffiger Speisenwein.<br />
93<br />
• Brane-Cantenac<br />
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Einladendes dunkles<br />
Waldbeerkonfit, frische Herzkirschen,<br />
florale Nuancen, zart nach Dörrobst. Saftig,<br />
feine Kirschenfrucht, frisch strukturiert,<br />
runde Tannine, elegant und gut anhaftend,<br />
mittlere Komplexität im Abgang,<br />
feiner Speisenwein.<br />
3. Grand Cru Classé<br />
100<br />
• Palmer<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Floral unterlegtes<br />
intensives dunkles Beerenkonfit, reife Kirschen,<br />
ein Hauch von vollreifen Feigen,<br />
kandierte Orangen, nuancenreiches Bukett.<br />
Kraftvoll, sehr saftig, extraktsüsse<br />
Textur, präsente Tannine, zarter Nougat,<br />
mineralisch, grosse Länge, die grandiosen<br />
Tannine vermitteln ein zusätzliches<br />
Frischegefühl.<br />
97<br />
• Calon-Ségur<br />
14,9 Vol.-%; 65 % CS/17 % ME/15 % CF/3 % P.<br />
Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern,<br />
violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />
Zart tabakig-kräuterwürzig unterlegte<br />
schwarze Waldbeerfrucht, frische Herzkirschen,<br />
mineralisch, etwas Zedernholz.<br />
Saftig, reife Kirschen, angenehme Frische,<br />
zart spröde Tannine, salziger Nachhall,<br />
wirkt relativ schlank, feiner Nougat<br />
im Nachhall, gutes Reifepotenzial.<br />
95<br />
• Cantenac-Brown<br />
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Mit feiner Edelholzwürze<br />
unterlegtes Brombeerkonfit,<br />
reife Herzkirschen, frische Orangenzesten,<br />
ein Hauch von Cassis und Veilchen<br />
unterlegt. Saftig, gute Frische, feine Kirschenfrucht,<br />
reife Tannine, lebendiger<br />
Stil, dezente Fruchtsüsse im Nachhall,<br />
mineralischer Touch.<br />
• Giscours<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Frische süsse Feigen,<br />
schwarzes Waldbeerkonfit, kandierte<br />
Orangenzesten, einladendes, reifes Bukett.<br />
Saftig, feine Extraktsüsse, gute<br />
Komplexität, integrierte Tannine, charmanter,<br />
seidiger Stil, angenehmer frischer<br />
Säurekern, ein trinkfreudiger Speisenbegleiter,<br />
gute Zukunft.<br />
94<br />
• Kirwan<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Zart kräuterwürzig<br />
unterlegtes Brombeerkonfit, etwas Cassis<br />
und Herzkirschen, tabakige Würze. Stoffig,<br />
gute Komplexität und Extraktsüsse,<br />
reife Tannine, mineralisch im Abgang,<br />
gute Länge, vielversprechendes Potenzial.<br />
•<br />
Malescot Saint-Exupéry<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Zart rauchig<br />
unterlegtes schwarzes Waldbeerkonfit,<br />
zart tabakige Nuancen, reife Herzkirschen,<br />
feine Edelholzwürze. Saftig, gute<br />
Komplexität, feine Fruchtsüsse, runde<br />
Tannine, elegant und zugänglich, feiner<br />
Schokotouch, gute Länge, finessenreich.<br />
93<br />
•<br />
Langoa Barton<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Orangenzesten,<br />
dunkle Beerenfrucht, Brombeeren,<br />
Limettenzesten unterlegt. Mittlere Komplexität,<br />
schwarze Beerenfrucht, gut integrierte<br />
Tannine, mineralisch, verfügt<br />
über Länge und Süsse im Abgang.<br />
4. Grand Cru Classé<br />
95<br />
• Beychevelle<br />
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Mit kandierten<br />
Veilchen unterlegtes schwarzes Waldbeerkonfit,<br />
feines Cassis, attraktive Nase.<br />
Komplex, saftig, extraktsüss, reife Tannine,<br />
mineralisch und elegant, reife Herzkirschen<br />
im Abgang, verfügt über Länge<br />
und Frische.<br />
94<br />
• Branaire-Ducru<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Feine Cassisnuancen,<br />
schwarze Kirschen, floraler<br />
Touch, einladendes Bukett. Saftig, elegant,<br />
feine Fruchtsüsse, frisch strukturiert,<br />
gut eingebundene Tannine, elegant<br />
und bereits gut entwickelt, ausgewogener<br />
Stil.<br />
• Duhart-Milon<br />
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Mit zarter Edelholzwürze<br />
unterlegte Kirschenfrucht,<br />
dunkle Waldbeeren, ein Hauch von Feigen,<br />
einladendes Bukett. Saftig, elegant,<br />
feine Extraktsüsse, integrierte, tragende<br />
Tannine, schokoladiger Touch im Abgang,<br />
ein würziger Speisenbegleiter.<br />
2018 CHEVAL BLANC – 100 FALSTAFF-PUNKTE<br />
Saint-Émilion<br />
Weingut-Chef Pierre Lurton und sein Team haben im nicht einfach zu<br />
handhabenden Jahrgang alles richtig gemacht. Hier präsentierte man<br />
einen unglaublich attraktiven, kraftvollen und zugleich frisch wirkenden<br />
Jungwein, der in seiner Souplesse an ganz grosse Vorgänger erinnerte.<br />
Auch legendäre Jahrgänge wie 1947 verfügen über eine ungemeine<br />
Konzentration und übten vom ersten Tage an eine nicht enden<br />
wollende Faszination aus. chateau-cheval-blanc.com<br />
• Prieuré-Lichine<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Zart nach Feigen,<br />
schwarze Beerenfrucht, ein Hauch von<br />
Orangenzesten, einladendes Bukett. Saftig,<br />
elegant, feine Fruchtsüsse, reife integrierte<br />
Tannine, mineralisch, etwas Nougat<br />
im Abgang, ein facettenreicher Speisenbegleiter.<br />
• Talbot<br />
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Ein Hauch von<br />
Cassis und frischen schwarzen Beeren,<br />
rauchig-tabakige Nuancen, zart nach<br />
Orangenzesten. Saftig, elegant, extraktsüsser<br />
Kern, integrierte Tannine, gute Frische,<br />
schokoladiger Nachhall, feine<br />
Röstaromen im Finale.<br />
93<br />
•<br />
La Tour Carnet<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Zart floral unterlegtes<br />
schwarzes Beerenkonfit, Nuancen<br />
von Cassis und kandierten Veilchen, feine<br />
Edelholzwürze. Saftig, elegant, sehr gute<br />
Frische, reife Tannine, extraktsüsser<br />
Nachhall, mineralisch-salzig im Finale,<br />
zeigt Länge, gutes Reifepotenzial.<br />
• Pouget<br />
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Zart blumig unterlegte<br />
schwarze Waldbeernuancen, ein<br />
Hauch von Cassis und Lakritze, zarter<br />
Nougat klingt an. Saftig, dunkle Kirschen,<br />
seidige reife Tannine, dezente Kräuterwürze<br />
im Abgang, bleibt haften, tabakiger<br />
Nachhall.<br />
5. Grand Cru Classé<br />
99<br />
• Pontet-Canet<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarter Wasserrand. Floral unterlegte reife<br />
Herzkirschen, feines Waldbeerkonfit, ein<br />
Hauch von Minze und Edelholz. Komplex,<br />
engmaschig, feine Extraktsüsse, reife, tragende<br />
Tannine, mineralisch und anhaftend,<br />
tolle Süsse auch im Abgang, grosse<br />
Länge, gebaut für viele Jahrzehnte.<br />
96<br />
• Grand-Puy-Lacoste<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Feine schwarze<br />
Beerenfrucht, ein Hauch von kandierten<br />
Veilchen, feine Edelholzwürze, frische<br />
Herzkirschen, sehr attraktives<br />
Bukett. Saftig, elegant, mineralisch<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
159
tasting / BORDEAUX EN PRIMEUR 2018<br />
und leichtfüssig wirkend, perfekt eingebaute<br />
Tannine, feiner Nougat im Abgang<br />
minutenlang anhaltend, sicheres Reifepotenzial.<br />
• Lynch-Bages<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Attraktives<br />
schwarzes Waldbeerkonfit, zart nach Cassis,<br />
ein Hauch von Minze, frische Orangenzesten.<br />
Saftig, gute Komplexität, dezente<br />
Extraktsüsse, integrierte Tannine,<br />
mineralisch und salzig im Abgang, rotbeeriger<br />
Touch im Rückgeschmack, noch<br />
sehr unterentwickelt.<br />
95<br />
•<br />
Clerc Milon<br />
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Zart floral unterlegte<br />
Nuancen von Herzkirschen, ein<br />
Hauch von Orangenzesten, attraktives<br />
Bukett. Saftig, extraktsüsse, reife Kirschen,<br />
rund, harmonische Tannine, verfügt<br />
über gute Länge, süsser Nachhall,<br />
gutes Reifepotenzial.<br />
94<br />
• D’Armailhac<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Reife Herzkirschen,<br />
Brombeerkonfit, ein Hauch von frischen<br />
Orangenzesten, einladendes Bukett, zarte<br />
Edelholznuancen. Saftig, reife dunkle<br />
Frucht, feine Süsse, integrierte Tannine,<br />
frisch strukturiert, schokoladiger Touch<br />
im Abgang, gute Länge, ein feinwürziger<br />
Speisenbegleiter.<br />
• Batailley<br />
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Etwas verhalten,<br />
schwarzes Waldbeerkonfit, Nuancen von<br />
Feigen, florale Nuancen, einladendes Bukett.<br />
Saftig, reife Brombeeren, schwarze<br />
Kirschen, elegante Textur, extraktsüsse<br />
Textur, integrierte Tannine, finessenreich<br />
strukturiert, Edelschokolade im Abgang,<br />
gutes Reifepotenzial.<br />
2018 CHÂTEAU LAFLEUR – 100 FALSTAFF-PUNKTE<br />
Pomerol<br />
Für das kleine Bio-Château Lafleur setzt sich die schon unglaubliche<br />
Serie von grossartigen Weinen ungebremst fort. Die Familie Guinaudeau<br />
versteht sich als echte Weingärtner und arbeitet mit Akribie an<br />
jedem noch so kleinen Detail vom Weingarten bis zum Keller. Und so<br />
entstand aus erstklassigen Merlottrauben und perfektem Cabernet<br />
Franc wieder ein neues Juwel, das Kenner in Zukunft als «Faust im<br />
Samthandschuh» bezeichnen werden.<br />
• Pédesclaux<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Feiner floraler<br />
Touch, dunkle Beeren, ein Hauch von<br />
Cassis, dezente Kräuterwürze, Orangenzesten.<br />
Saftig, angenehme Extraktsüsse,<br />
elegant, frisch strukturiert, mineralischsaliner<br />
Nachhall, schwarze Kirschen im<br />
Nachhall, gutes Potenzial.<br />
93<br />
• Belgrave<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Zart kräuterwürzig-tabakig<br />
unterlegtes schwarzes<br />
Beerenkonfit, frische Kirschen, Orangenzesten,<br />
ein Hauch von Gewürzen. Saftig,<br />
rotbeerige Nuancen, frisch strukturiert,<br />
rund, gut eingebettete Tannine, etwas<br />
Schokolade im Nachhall, bleibt haften,<br />
sicheres Entwicklungspotenzial.<br />
•<br />
Cos Labory<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Zart flüchtige<br />
Nuancen, frische schwarze Waldbeeren,<br />
ein Hauch von Cassis, Mandarinenzesten.<br />
Etwas vordergründiges neues Holz,<br />
dezente Extraktsüsse, frisch strukturiert,<br />
etwas adstringent im Nachhall,<br />
bleibt gut haften.<br />
• Dauzac<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Feine Nuancen<br />
von Dörrpflaumen, blumige Nuancen, dezente<br />
Kräuterwürze. Saftig, frisch, dezente<br />
Kirschen-Brombeerfrucht, ein Spur<br />
weitmaschig, integrierte Tannine, kräuterwürziger<br />
Nachhall, ein vielseitiger Begleiter<br />
bei Tisch.<br />
• Lynch-Moussas<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Zart rauchigwürzig<br />
unterlegtes schwarzes Waldbeerkonfit,<br />
ein Hauch von Nougat, florale Aspekte,<br />
dezente Edelholzwürze. Saftig,<br />
schokoladige Textur, schwarze Waldbeerfrucht,<br />
kraftvolle Tannine, extraktsüsser<br />
Nachhall, gutes Reifepotenzial. Hat sich<br />
in den vergangenen Jahren konstant verbessert,<br />
ein Preis-Leistungs-Tipp.<br />
•<br />
Du Tertre<br />
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Feiner Schokotouch,<br />
reife schwarze Kirschen, etwas<br />
Brombeerkonfit, ein Hauch von Feigen.<br />
Saftig, schokoladig, reife Kirschen, frischer<br />
Säurebogen verleiht Lebendigkeit,<br />
extraktsüsser Kern, integrierte Tannine,<br />
elegant und ausgewogen, ein facettenreicher<br />
Speisenbegleiter.<br />
Graves & Pessac-<br />
Leognan Rouge<br />
98<br />
•<br />
Château Haut-Brion<br />
Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette<br />
Reflexe, zarter Wasserrand. Etwas<br />
zurückhaltend, feines dunkles Waldbeerkonfit,<br />
dezente Kräuterwürze, Nuancen<br />
von Kirschen, etwas Nougat, dezenter<br />
Edelholztouch unterlegt. Straff, engmaschig,<br />
würzige Tannine, feine süsse Kirschenfrucht,<br />
präsente Tannine, die noch<br />
etwas spröde wirken, sehr lebendiger Stil,<br />
salzige Mineralität im Abgang, Nougat im<br />
Rückgeschmack.<br />
97<br />
•<br />
Château La Mission Haut-Brion<br />
Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette<br />
Reflexe, zarter Wasserrand. Reife<br />
Beerenfrucht, feiner Feigentouch, ein<br />
Hauch von Nougat, einladendes Bukett.<br />
Komplex, saftig, reife Herzkirschen, präsente,<br />
gut eingebundene Tannine, schokoladiger<br />
Nachhall, gut anhaftend, feine<br />
Mineralität, zarte Röstaromen im Rückgeschmack,<br />
sehr gute Länge.<br />
•<br />
Château Haut-Bailly<br />
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe, dezente<br />
Randaufhellung. Dunkles Beerenkonfit,<br />
schwarze Kirschen, etwas Cassis,<br />
feine Edelholznuancen, zarte Kräuterwürze.<br />
Stoffig, engmaschige Textur, extraktsüss,<br />
präsente, vollreife Tannine, dezente<br />
Säurestruktur, verfügt über grosse Länge,<br />
ein kraftvoller Speisenbegleiter mit sicherem<br />
Entwicklungspotenzial.<br />
96<br />
•<br />
Château Smith Haut Lafitte<br />
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
dezente Randaufhellung. Feine Holzwürze,<br />
dunkles Waldbeerkonfit, zart nach<br />
Brombeeren und Kirschen, Nougat, tabakige<br />
Nuancen, facettenreiches Bukett.<br />
Saftig, elegant, schokoladige Textur, verfügt<br />
über Frische, eingebundene Tannine,<br />
süsser Nachhall, sehr gut anhaftend.<br />
94<br />
•<br />
Domaine de Chevalier<br />
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
dezente Randaufhellung. Süsse Edelholzwürze,<br />
reife Kirschenfrucht, zart nach<br />
Vanille und Nougat, einladendes Bukett.<br />
Stoffig, elegant, saftige Pflaumenfrucht,<br />
festes Tannin, das gut eingebaut ist,<br />
schokoladig und anhaftend, mineralisch,<br />
sehr gute Länge, aus einem Guss, sehr<br />
gelungen.<br />
•<br />
Château Pape Clément<br />
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
dezente Randaufhellung. Deutliche Holzwürze,<br />
schwarze Waldbeeren, dunkle<br />
Herzkirschen, mineralisch, tabakige Nuancen,<br />
facettenreiches Bukett. Saftig,<br />
ausgewogen, reife Kirschen, integrierte<br />
Tannine, gute Frische, feiner Nougat im<br />
Abgang, gutes Reifepotenzial.<br />
93<br />
•<br />
Château Bouscaut<br />
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe, dezente<br />
Randaufhellung. Tabakig-kräuterwürzig<br />
unterlegtes dunkles Waldbeerkonfit,<br />
Nuancen von Brombeeren, Nougat<br />
und kandierten Orangenzesten. Saftiger<br />
Körper, reife Pflaumen, schokoladiger<br />
Touch, gut integrierte Tannine, etwas Kakao<br />
im Abgang, gute Länge, verfügt über<br />
Reifepotenzial.<br />
•<br />
Château Larrivet Haut-Brion<br />
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
dezente Randaufhellung. Angenehme<br />
Holzwürze, schwarzes Waldbeerkonfit<br />
unterlegt, ein Hauch von Nougat und<br />
kandierten Orangenzesten. Saftig, elegant,<br />
feines Brombeerkonfit, gut integ-<br />
Foto: Peter Moser<br />
160 falstaff jun <strong>2019</strong>
ierte runde Tannine, Brombeerkonfit<br />
und etwas Schokolade im Abgang,<br />
gute Länge, ein facettenreicher<br />
Speisenbegleiter.<br />
•<br />
Château Malartic-Lagravière<br />
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
dezente Randaufhellung. Mit zarter<br />
Holzwürze unterlegte schwarze<br />
Kirschenfrucht, ein Hauch von Brombeerkonfit<br />
und Nougat, feiner Touch<br />
von Orangenzesten. Stoffig, gute Komplexität,<br />
inte grierte Tannine, mineralisch,<br />
schwarze Beeren im Nachhall,<br />
gutes Potenzial.<br />
Graves & Pessac-<br />
Leognan weiss<br />
96<br />
•<br />
Château Haut-Brion Blanc<br />
Helles Gelbgrün, Silberreflexe. Zart<br />
nach Grapefruit, weisser Pfirsich, frische<br />
Wiesenkräuter, ein Hauch von Mandarinenzesten,<br />
einladendes florales<br />
Bukett. Saftig, wieder pfeffrig, feine<br />
Fruchtsüsse, gute Komplexität, bleibt<br />
haften, angenehme gelbe Tropenfrucht<br />
im Nachhall, gutes Reifepotenzial,<br />
exzellente Länge.<br />
95<br />
•<br />
Château La Mission Haut-Brion<br />
Blanc<br />
Helles Gelbgrün, Silberreflexe. Ein Hauch<br />
von Limettenabrieb, weisse Tropenfrucht,<br />
zart nach Ananas, ein Hauch von Litschi.<br />
Saftig, weisse Fruchtnuancen, dezente<br />
Fruchtsüsse, angenehme Säurestruktur,<br />
zitronig im Abgang, weisser Pfeffer, Babyananas<br />
im Nachhall, verfügt über exzellente<br />
Länge und Frische.<br />
•<br />
Château Larrivet Haut-Brion<br />
Helles Gelbgrün, Silberreflexe. Attraktives<br />
weisses Fruchtaroma, florale Anklänge,<br />
ein Hauch von Grapefruit,<br />
zarte Holzwürze unterlegt, subtiles<br />
Bukett. Saftig, engmaschig, sehr präzise,<br />
finessenreicher Säurebogen, Mandarinenfilets<br />
im Abgang, sehr gute Länge,<br />
sicheres Entwicklungspotenzial, Limetten<br />
im Nachhall.<br />
•<br />
Château Smith Haut Lafitte<br />
Helles Gelbgrün, Silberreflexe. Mineralisch,<br />
frische Orangenzesten, gelber Pfirsich,<br />
ein Hauch von Wiesenkräutern, Limetten<br />
unterlegt. Saftig, gute Extraktsüsse,<br />
weisser Pfirsich, angenehmer Säurebogen,<br />
mineralisch und anhaftend, verfügt<br />
über gutes Reifepotenzial, dezenter<br />
Holztouch im Nachhall.<br />
93<br />
•<br />
Château Bouscaut<br />
Helles Gelbgrün, Silberreflexe. Feine gelbe<br />
Tropenfrucht, Anklänge von Ananas,<br />
Papaya, frische Orangenzesten, einladendes<br />
Bukett, ein Hauch von Holz unterlegt.<br />
Saftig, elegant, frische Birnenfrucht, finessenreicher<br />
Säurebogen, salzig-mineralisch<br />
im Abgang, Limetten im Nachhall,<br />
anregender Speisenwein mit guter Länge.<br />
•<br />
Château de Fieuzal<br />
Helles Gelbgrün, Silberreflexe. Verhalten,<br />
frische Grapefruitzesten, weisse Tropenfrucht,<br />
ein Hauch von Litschi und Papaya.<br />
Saftig, weisser Apfel, feine Säurestruktur,<br />
Limetten im Nachhall, elegante Textur,<br />
bleibt haften, zeigt gute Balance und<br />
Länge, eher leichtfüssiger Stil, ein vielseitiger<br />
Speisenbegleiter.<br />
94<br />
•<br />
Weissweine<br />
Medoc<br />
Pavillon Blanc de Margaux<br />
13,5 Vol.-%; 100 % SB. Helles Gelbgrün,<br />
Silberreflexe. Reife weisse Tropenfrucht,<br />
ein Hauch von Guaven, frische Ananas,<br />
ein Hauch von Mandarinenzesten, zarte<br />
Vanille unterlegt. Schlank, straff, saliner<br />
Touch, weisser Pfirsich unterlegt mit<br />
Limetten, mittlere Länge, zitroniger<br />
Rückgeschmack.<br />
2018 BEAUSÉJOUR-<br />
DUFFAU-LAGARROSSE<br />
Saint-Émilion<br />
Eine der großen positiven<br />
Überraschungen aus Saint-<br />
Émilion und einer der Geheimtipps<br />
unter den Experten.<br />
beausejourhdl.fr<br />
93<br />
•<br />
Aile d’Argent<br />
Helles Gelbgrün, Silberreflexe. Frische<br />
Stachelbeeren, ein Hauch von Guaven,<br />
feine Tropenfrucht. Mittlere Komplexität,<br />
weisser Pfirsich, angenehme Säurestruktur,<br />
ein Hauch von Ananas im Abgang,<br />
mineralisch, ausgewogener Stil.<br />
•<br />
Cos d’Estournel Blanc<br />
Helles Gelbgrün, Silberreflexe. Feine Mandarinenfilets,<br />
weisser Pfirsich, ein Hauch<br />
von Limetten, elegant, frisch, feine weisse<br />
Birnenfrucht, zart nach Honigmelone,<br />
mineralisch und anhaftend, zart salzig im<br />
Nachhall<br />
RECHTES UFER<br />
ST-ÉMILION 2018<br />
Premier Grand Cru<br />
Classe A<br />
100<br />
•<br />
Château Cheval Blanc<br />
Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern,<br />
violette Reflexe, dezente Randaufhellung.<br />
Feiner Nougat, unterlegt mit süssen<br />
Gewürzen, reife schwarze Beerenfrucht,<br />
reife Pflaumen, zart nach Orangenzesten.<br />
Kraftvoll, zeigt eine enorme<br />
Extraktsüsse, feste, tragende, vollreife<br />
Tannine, grosse Komplexität und Süsse,<br />
zeigt enorme Frische und Eleganz, bleibt<br />
minutenlang haften.<br />
98<br />
•<br />
Château Ausone<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Zarte Gewürznote,<br />
angenehme Edelholznuancen,<br />
schwarze Beerenfrucht unterlegt, Brombeeren,<br />
kandierte Orangenzesten. Komplex,<br />
straff, feines Waldbeerkonfit, seidige,<br />
gut integrierte Tannine, mineralischsalziger<br />
Touch, bleibt gut haften, gutes<br />
Reifepotenzial.<br />
97<br />
•<br />
Château Angélus<br />
Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette<br />
Reflexe, zarter Wasserrand. Zart<br />
mit Kardamom unterlegte dunkle Beerenfrucht,<br />
Anklänge von reifen Pflaumen, ein<br />
Hauch von Feigen, tabakiger Touch. Kraftvoll,<br />
reife Herzkirschen, seidig-schokoladige<br />
Textur, präsente, tragende Tannine unterlegt,<br />
gute Frische, bleibt haften, verfügt<br />
über Länge, Entwicklungspotenzial.<br />
96<br />
•<br />
Château Pavie<br />
Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette<br />
Reflexe, dezente Randaufhellung.<br />
Tabakig-würzig unterlegte schwarze Kirschenfrucht,<br />
ein Hauch von Heidelbeeren,<br />
Nougat, etwas Goudron, Edelholzwürze.<br />
Opulent, cremige Textur, kraftvoll, vollreife,<br />
abgerundete Tannine, kaum spürbare<br />
Säurestruktur, lange anhaftend, ein voluminöser<br />
Wein, mineralisch-salzig im<br />
Nachhall. Angelegt im aus den letzten<br />
Jahren bekannt üppigen Stil, der längere<br />
Flaschenreife erfordert.<br />
94<br />
•<br />
Chapelle d’Ausone (2eme Vin)<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
zarte Randaufhellung. Zart nach Vanille<br />
und Orangenzesten, ein Hauch von Kirschen<br />
und Nougat, mineralisch, facettenreiches<br />
Bukett. Saftig, mittlere Komplexität,<br />
rote Kirschen, frischer Säurebogen,<br />
zarte Röstaromen im Abgang, ein vielseitiger<br />
Speisenbegleiter mit Entwicklungspotenzial,<br />
extraktsüsser Nachhall.<br />
100<br />
•<br />
Premier Grand<br />
Cru Classe<br />
Château Beauséjour<br />
Duffau-Lagarrosse<br />
Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette<br />
Reflexe, zarte Randaufhellung. Feiner<br />
Nougat, schwarze Beerenfrucht, zart<br />
nach Gewürzen, kandierte Orangenzesten,<br />
mineralischer Touch. Stoffig, engmaschig,<br />
tolle Komplexität, reife Herzkirschen, frische<br />
Säurestruktur, extraktsüsser Abgang,<br />
perfekte Tannine, bleibt minutenlang haften,<br />
süsser Fruchtnachhall, für Jahrzehnte<br />
gebaut, wirklich überzeugender Wein,<br />
sollte man im Keller haben.<br />
98<br />
•<br />
Château Bélair-Monange<br />
Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette<br />
Reflexe, zarter Wasserrand. Zart<br />
nach frischen Feigen, reife Kirschen, ein<br />
Hauch von kandierten Orangen, feine<br />
Kräuterwürze, tabakiger Anklang. Saftig,<br />
schokoladig, reife Pflaumenfrucht, präsentes,<br />
gut integriertes Tannin, extraktsüss<br />
und anhaftend, eleganter Speisenbegleiter,<br />
sicheres Reifepotenzial.<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
161
tasting / BORDEAUX EN PRIMEUR 2018<br />
Im eindrucksvollen Keller von<br />
Château Montrose reift ein<br />
grosser Jahrgang 2018 heran.<br />
•<br />
Clos Fourtet<br />
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
dezente Randaufhellung. Floral unterlegte<br />
reife schwarze Herzkirschenfrucht,<br />
frische Orangenzesten, tabakige Nuancen,<br />
sehr attraktive Nase. Saftig, dunkle<br />
Waldbeeren, feine Fruchtsüsse, seidige<br />
Tannine, frischer Abgang, bleibt gut<br />
haften, ein Hauch von Nougat im Finale,<br />
ein vielseitiger Begleiter bei Tisch,<br />
gutes Reifepotenzial.<br />
97<br />
•<br />
Château Figeac<br />
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
dezente Randaufhellung. Kräuterwürzig-tabakig<br />
unterlegte reife Kirschenfrucht,<br />
ein Hauch von Lakritze, etwas<br />
Cassis, floraler Touch, attraktives<br />
Bukett. Am Gaumen fast opulente<br />
Extraktsüsse, unterlegt mit stattlichem<br />
Alkoholfeuer und feinen, tragenden<br />
Tanninen, harmonisch, noch fruchtbetont<br />
im Abgang, sehr gute Länge,<br />
ein weiterer sehr gelungener Figeac<br />
der neuen Prägung.<br />
•<br />
La Mondotte<br />
Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern,<br />
violette Reflexe, zarter Wasserrand.<br />
Präsentes Edelholz, würzige Nuancen<br />
von frischen schwarzen Kirschen, ein<br />
Hauch von Lakritze, Nougat und kandierten<br />
Veilchen. Straffe, mineralische<br />
Textur, reife Tannine, kraftvoll und<br />
extraktreich, süsse Fruchtkomponenten<br />
im Abgang, zeigt grosse Länge und<br />
sicheres Potenzial.<br />
•<br />
Château Pavie Macquin<br />
Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe,<br />
dezente Randaufhellung. Facettenreiches<br />
Bukett nach Waldbeeren und<br />
Edelholz, reife Herzkirschen, frische<br />
Orangenzesten, ein Hauch von Vanille<br />
und Nougat. Saftig, hochelegant, feine<br />
extraktsüsse Textur, seidige Tannine, frische<br />
Struktur, mineralisch und lange<br />
anhaftend, feine Süsse im Abgang,<br />
sehr harmonisch.<br />
96<br />
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Château Beau-Séjour Bécot<br />
Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern,<br />
violette Reflexe, zarte Randaufhellung.<br />
Frische schwarze Herzkirschen, ein<br />
Hauch von Pflaumen, ätherische Nuancen,<br />
kaum spürbare Holzkomponente.<br />
Saftig, rund und harmonisch, seidiges,<br />
tragendes Tannin, mineralisch, mit feiner<br />
Säurestruktur ausgestattet, bei allem<br />
Volumen durchaus delikat, gute<br />
Länge, sicheres Reifepotenzial.<br />
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Château Canon<br />
Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern,<br />
violette Reflexe, zarter Wasserrand.<br />
Dunkles Beerenkonfit, reife Pflaumen,<br />
ein Hauch von Edelholz, etwas Nougat,<br />
frische Orangenzesten, Komplex, feine<br />
Extraktsüsse, reife Herzkirschen, integrierte<br />
Tannine, schokoladig, gut<br />
anhaftend, mineralischer Nachhall,<br />
gute Frische, sicheres Reifepotenzial.<br />
•<br />