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Gesamt-PDF_Sport2000

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das absolute Limit und zeigt, dass beim<br />

Klettern wie auch sonst im Sport immer<br />

wieder die nächste Generation kommen<br />

wird, die es noch besser machen wird.<br />

1994 erarbeitete ich mir mit der Erstbegehung<br />

von »Weiße Rose« am Wilden<br />

Kaiser in Tirol erstmals weltweit den<br />

Grad XI+/9a+. Eine Schwierigkeit, die<br />

heute in der Realität eines zwölften Grades<br />

nicht mehr ganz unbedingt als relevant<br />

gelten mag, und doch damals ein<br />

großer Schritt für mich selbst war, der<br />

mir alles abverlangte. Wirklich alles…<br />

Yosemite:<br />

In Wikipedia steht sehr viel über deine/<br />

eure Touren im Yosemite-Park. Gibt es<br />

in den Alpen nicht genauso schwere<br />

Routen und Touren, wie dort drüben?<br />

Was fasziniert dich in Californien?<br />

Zweifellos haben die Erstbegehungen im<br />

kalifornischen Yosemite Valley meinen<br />

Bruder Thomas und mich weltweit bekannt<br />

gemacht. Wir beide waren zwar<br />

schon zuvor durch unser Klettern im alpinen<br />

Raum bekannt geworden. Aber es<br />

hatte eben nochmal eine andere Dimension,<br />

wenn man sein Können nicht nur<br />

zuhause abrufen kann. Mit unseren Erstbegehungen<br />

im Yosemite konnten wir<br />

auch die internationale Kletterszene bereichern.<br />

Dort wo vormals das Klettern<br />

mit Haken, Hammer und Steigleitern zuhause<br />

war, eroberte sich das freie Klettern<br />

seine Welt. Wir zwei sind glücklich,<br />

hier als Pioniere das moderne Klettern<br />

vorangebracht zu haben. Und das Yosemite<br />

Valley an sich ist ja schon der Hammer.<br />

The Center oft he Climbing Universe!<br />

Da kommt alles zusammen. Hier spielt<br />

die Musik… Man sieht das nicht zuletzt<br />

am »Free Solo« von Alex Honnold.<br />

Cho Oyu:<br />

Bei deinem herausragenden Bergsteiger-Palmares<br />

findet man nur den Cho<br />

Oyu als 8000er. Hat dich das Höhenbergsteigen<br />

nicht so angeregt?<br />

Die Achttausender sind die höchsten<br />

Berge der Welt. Allein darin begründet<br />

sich schon die magische Anziehungskraft<br />

der Berge! Hier kann der Mensch<br />

höher hinaufsteigen als irgendwo sonst.<br />

Und genau aus diesem Grund war auch<br />

für lange Zeit die Aufmerksamkeit gerade<br />

auf diese 8000er konzentriert. Als<br />

1978 Reinhold Messner und Peter Habeler<br />

allerdings auch den Mount Everest<br />

ohne künstlichen Flaschensauerstoff<br />

besteigen konnten, stellten sich viele<br />

die Frage: »Und was kommt jetzt? War's<br />

das jetzt?« Eins war klar: das Bergsteigen<br />

konnte sich nicht mehr weiter in die<br />

Höhe entwickeln. Neue Ziele mussten<br />

gefunden werden.<br />

Ogre:<br />

Einer der schwierigsten grossen Berge<br />

ist nicht der höchste. Was war das Besondere<br />

am Ogre?<br />

…nach den Achttausendern wurden mit<br />

einem Mal andere Berge relevant. Und<br />

ja, es stellte sich heraus, dass die höchsten<br />

Berge der Welt, die Achttausender,<br />

nicht die schwierigsten Berge der Welt<br />

sind. Der Berg ist eben nicht einfach nur<br />

ein eindimensionales Gebilde. Es gibt<br />

nicht nur die reine Höhe eines Berges<br />

als relevante Größe sondern dazu auch<br />

noch die Steilheit und Komplexität seiner<br />

dreidimensionalen Struktur. Und da<br />

sind die Berge der Latokgruppe mit dem<br />

Ogre als höchstem Gipfel tatsächlich<br />

das Anspruchsvollste, was unser Planet<br />

zu bieten hat.<br />

Dein Bruder Thomas:<br />

Es ist immer viel schöner, wenn man<br />

Erfolge und Projekte mit anderen umsetzt.<br />

Man ist zusammen erfolgreicher.<br />

War das mit Thomas eine Zweckgemeinschaft<br />

oder könnt ihr einfach so<br />

gut zusammen?<br />

Thomas und ich sind seit Jahrzehnten<br />

zusammen in den Bergen und im steilen<br />

Fels unterwegs. Wir beiden wissen voneinander,<br />

dass immer dann, wenn wir<br />

unsere Kräfte zusammenlegen, für uns<br />

das Beste dabei rauskommt. Vieles von<br />

dem, was wir beide erreicht haben, hätten<br />

wir ohne den anderen nicht erreicht.<br />

Darüber hinaus braucht es eine gewisse<br />

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