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GAB Juni 2019

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DESIGN<br />

Seine Kunst bebildert unter anderem<br />

die immer viel beachteten Flyer<br />

vom Berghain und die Nachrichten der<br />

Zeitung taz. Wir trafen den Künstler in<br />

seinem Büro in Berlin-Kreuzberg.<br />

Was inspiriert dich?<br />

Surreales, Comics, Märchen wie Rotkäppchen<br />

– aber surreal gebrochen, Erinnerungen<br />

an die Jugend. Zum Beispiel<br />

an die Flamingos im Gropius-Bau in Selb,<br />

einer Porzellanfabrik.<br />

Flamingos?<br />

Ja, in diesem Bauhaus-Komplex befinden<br />

sich Vogelvolieren ... Mitten im Wald. Das<br />

allein ist schon surreal. Aber auch Andy<br />

Warhol oder Captain Future waren, sind<br />

Inspiration. Und Comics, etwa Donald<br />

Duck. Lustig daran war, dass ganz vieles<br />

aus den Comics genau auf meine Kindheit<br />

gepasst hat. Erst später habe ich<br />

gerafft, dass die Übersetzerin Erika Fuchs<br />

im Nachbardorf in Franken gewohnt hat,<br />

daher passten ihre Übersetzungen so zu<br />

meinem Leben damals. (lacht)<br />

Dein Atelier ist in Kreuzberg. Magst<br />

du diesen Stadtteil besonders?<br />

Ursprünglich bin ich aus Franken, bin<br />

dann aber nach Berlin, dann nach Hamburg<br />

gezogen. Doch so schön Hamburg-<br />

Altona auch ist – wobei, die Stadt gefiel<br />

mir erst nach drei Jahren so richtig –,<br />

Berlin lockte mich. Hamburg war mir<br />

dann doch zu clean und rein. Und hier<br />

fand ich vor 19 Jahren meine Wohnung –<br />

auf Anhieb. An mein Büro kam ich durch<br />

einen Kunden, der seinen Konferenzraum<br />

direkt hier eine Etage tiefer hat. Er sagte<br />

mir, dass hier ein Büro frei wird, da habe<br />

ich zugeschlagen. Anfangs habe ich<br />

immer von zu Hause aus gearbeitet, dann<br />

in den Sarotti-Höfen am Mehringdamm<br />

... Ich finde es richtig toll. Man ist so<br />

mittendrin. Ich mag auch den Blick aus<br />

den schönen alten und großen Fenstern.<br />

(lächelt) Ich mag den Stadtteil, er ist<br />

spannend, man sieht sehr viel. Manchmal<br />

auch zu viel, das stresst dann, weil man<br />

so viel verarbeiten will (und muss).<br />

Wie schaltest du dann ab?<br />

Zusammen mit einer Freundin habe ich<br />

eine Datsche in Brandenburg gekauft. Vor<br />

allem im Sommer sind wir dann meistens<br />

da.<br />

Ist der Garten naturnah oder ein<br />

Nutzgarten?<br />

Hm, eher naturnah. Bislang waren wir<br />

auch viel damit beschäftigt, alten Schrott<br />

aus dem Haus dort zu entsorgen. Die<br />

restliche Zeit haben wir im und am Wasser<br />

verbracht.<br />

Ist der Garten smartphone- und<br />

internetfreie Zone?<br />

Nein, da kommen mir mitunter gute<br />

Ideen und Motive! Aber natürlich nutze<br />

ich die Zeit zur Erholung.<br />

Arbeitest du nach Auftrag oder<br />

reichst du Bilder ein?<br />

Beim Berghain habe ich mich handschriftlich<br />

per Brief an die Besitzer<br />

Norbert und Michael gewandt. Ich fand<br />

deren Flyer so toll und wollte meinen<br />

Entwurf einreichen. Und schon im<br />

nächsten Monat war mein Motiv der<br />

Flyer. Dem Grafiker Yusuf hat mein Bild<br />

gefallen. Seitdem mache ich regelmäßig<br />

die Flyer, aber nicht immer. Ich melde<br />

mich ca. einmal im Jahr mit einem Entwurf<br />

... Bisher hat es immer geklappt, ich<br />

darf völlig frei arbeiten. Bei der taz sind<br />

es Auftragsarbeiten, mir wird das Thema<br />

genannt, dann lege ich los.<br />

Worauf legst du Wert?<br />

Auf künstlerische Freiheit. Die ist mir<br />

sehr wichtig. Aber natürlich mache ich<br />

auch das, was der Kunde wünscht – auch<br />

wenn es mir mitunter schwerfällt.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

oliversperl.de

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