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DESIGN<br />
Seine Kunst bebildert unter anderem<br />
die immer viel beachteten Flyer<br />
vom Berghain und die Nachrichten der<br />
Zeitung taz. Wir trafen den Künstler in<br />
seinem Büro in Berlin-Kreuzberg.<br />
Was inspiriert dich?<br />
Surreales, Comics, Märchen wie Rotkäppchen<br />
– aber surreal gebrochen, Erinnerungen<br />
an die Jugend. Zum Beispiel<br />
an die Flamingos im Gropius-Bau in Selb,<br />
einer Porzellanfabrik.<br />
Flamingos?<br />
Ja, in diesem Bauhaus-Komplex befinden<br />
sich Vogelvolieren ... Mitten im Wald. Das<br />
allein ist schon surreal. Aber auch Andy<br />
Warhol oder Captain Future waren, sind<br />
Inspiration. Und Comics, etwa Donald<br />
Duck. Lustig daran war, dass ganz vieles<br />
aus den Comics genau auf meine Kindheit<br />
gepasst hat. Erst später habe ich<br />
gerafft, dass die Übersetzerin Erika Fuchs<br />
im Nachbardorf in Franken gewohnt hat,<br />
daher passten ihre Übersetzungen so zu<br />
meinem Leben damals. (lacht)<br />
Dein Atelier ist in Kreuzberg. Magst<br />
du diesen Stadtteil besonders?<br />
Ursprünglich bin ich aus Franken, bin<br />
dann aber nach Berlin, dann nach Hamburg<br />
gezogen. Doch so schön Hamburg-<br />
Altona auch ist – wobei, die Stadt gefiel<br />
mir erst nach drei Jahren so richtig –,<br />
Berlin lockte mich. Hamburg war mir<br />
dann doch zu clean und rein. Und hier<br />
fand ich vor 19 Jahren meine Wohnung –<br />
auf Anhieb. An mein Büro kam ich durch<br />
einen Kunden, der seinen Konferenzraum<br />
direkt hier eine Etage tiefer hat. Er sagte<br />
mir, dass hier ein Büro frei wird, da habe<br />
ich zugeschlagen. Anfangs habe ich<br />
immer von zu Hause aus gearbeitet, dann<br />
in den Sarotti-Höfen am Mehringdamm<br />
... Ich finde es richtig toll. Man ist so<br />
mittendrin. Ich mag auch den Blick aus<br />
den schönen alten und großen Fenstern.<br />
(lächelt) Ich mag den Stadtteil, er ist<br />
spannend, man sieht sehr viel. Manchmal<br />
auch zu viel, das stresst dann, weil man<br />
so viel verarbeiten will (und muss).<br />
Wie schaltest du dann ab?<br />
Zusammen mit einer Freundin habe ich<br />
eine Datsche in Brandenburg gekauft. Vor<br />
allem im Sommer sind wir dann meistens<br />
da.<br />
Ist der Garten naturnah oder ein<br />
Nutzgarten?<br />
Hm, eher naturnah. Bislang waren wir<br />
auch viel damit beschäftigt, alten Schrott<br />
aus dem Haus dort zu entsorgen. Die<br />
restliche Zeit haben wir im und am Wasser<br />
verbracht.<br />
Ist der Garten smartphone- und<br />
internetfreie Zone?<br />
Nein, da kommen mir mitunter gute<br />
Ideen und Motive! Aber natürlich nutze<br />
ich die Zeit zur Erholung.<br />
Arbeitest du nach Auftrag oder<br />
reichst du Bilder ein?<br />
Beim Berghain habe ich mich handschriftlich<br />
per Brief an die Besitzer<br />
Norbert und Michael gewandt. Ich fand<br />
deren Flyer so toll und wollte meinen<br />
Entwurf einreichen. Und schon im<br />
nächsten Monat war mein Motiv der<br />
Flyer. Dem Grafiker Yusuf hat mein Bild<br />
gefallen. Seitdem mache ich regelmäßig<br />
die Flyer, aber nicht immer. Ich melde<br />
mich ca. einmal im Jahr mit einem Entwurf<br />
... Bisher hat es immer geklappt, ich<br />
darf völlig frei arbeiten. Bei der taz sind<br />
es Auftragsarbeiten, mir wird das Thema<br />
genannt, dann lege ich los.<br />
Worauf legst du Wert?<br />
Auf künstlerische Freiheit. Die ist mir<br />
sehr wichtig. Aber natürlich mache ich<br />
auch das, was der Kunde wünscht – auch<br />
wenn es mir mitunter schwerfällt.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
oliversperl.de