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Touring Juni 2019

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Der Aufsteiger der Schweizer Segelszene, der Genfer Alan<br />

Roura, verbrachte seine Kindheit und Jugend auf dem<br />

Genfersee und den Weltmeeren. Der junge Skipper, der heute<br />

seine Basis in Lorient (F) hat, wird seine frühen Jahre, in<br />

denen er sich in Freiheit entwickeln konnte, nie vergessen.<br />

Der italienische Schriftsteller Alessandro Baricco bewegte<br />

1994 die ganze Welt mit seiner Legende von<br />

Novecento, dem «Ozeanpianisten», den das Leben<br />

an Land erschreckte. Manchmal kommt die Realität<br />

der literarischen Fiktion erstaunlich nahe, wie die frühen<br />

Jahre des Genfer Skippers Alan Roura (26 Jahre), die er fast<br />

ausschliesslich auf dem Wasser verbrachte, zeigen.<br />

Das Wasser des Genfersees wiegte ihn in seinen ersten<br />

Jahren in den Schlaf. Als er zwei Jahre alt war,<br />

bezog seine ganze Familie ein Motorboot,<br />

das in Port-Noir in der Nähe von Genf lag.<br />

«Wir waren die erste Familie, die auf<br />

dem Genfersee wohnte.» Sein Vater<br />

Georges entschloss sich, für ein grosses<br />

Abenteuer zu sparen: die Welt mit<br />

einem Schiff zu umsegeln. Der Traum<br />

wurde mit dem Kauf der «Ludmilla»<br />

wenige Jahre später Wirklichkeit.<br />

«Ein tolles Boot, aus einer Werft von<br />

Grandson», erinnert sich Alan Roura.<br />

2001 erreicht es das Mittelmeer in<br />

Port-Camargue. An Bord sind die Eltern<br />

von Alan, er selbst (8 Jahre alt), sein Bruder<br />

und seine Schwester.<br />

Bis zur Stunde des Abschieds in Neukaledonien vergehen<br />

elf Jahre. Der Vater und Alan, der inzwischen volljährig<br />

ist, kümmern sich um den Verkauf. Nur sie beide haben diese<br />

abenteuerliche Odyssee bis zum Ende mitgemacht. Die übrigen<br />

Familienmitglieder sind jeweils vorher ausgestiegen.<br />

«Meine Mutter war zu erschöpft, um den Pazifik erneut zu<br />

überqueren», erinnert sich der Skipper.<br />

Zwischenstopps zum Broterwerb<br />

Mittelmeer, Atlantik, Pazifik, Karibik: die «Ludmilla» durchkreuzt<br />

diese Meere in verschiedenen Richtungen. «Meine<br />

erste Idee war, für die Weltumsegelung fünf Sabbatjahre zu<br />

nehmen», erklärt Georges Roura, der inzwischen im Kanton<br />

Genf wieder festen Boden unter den Füssen hat. Da<br />

sich das Abenteuer in die Länge zog, mussten<br />

wir Zwischenstopps von zwei bis 18 Monaten<br />

einlegen und arbeiten. Wir haben immer<br />

Jobs gefunden und Alan hat immer<br />

gern gearbeitet.» Der Schiffsjunge und<br />

künftige Skipper übernimmt im Laufe<br />

der Jahre verschiedene Gelegenheitsarbeiten:<br />

auf den Antillen, als er<br />

noch klein war, verkauft er Halsketten,<br />

die er an Bord aus Haifischzähnen<br />

herstellte; später wird er mit der<br />

Wartung einer Yacht in Neuseeland<br />

beauftragt, übernimmt die Leitung<br />

einer Marina in Grenada…<br />

Dazwischen liegt die harte Lehre des Seemannslebens.<br />

Über Langeweile, wie sie Kinder oft<br />

auf Reisen haben, kann Alan Roura nur lachen. Er war<br />

immer dankbar für dieses «andere Leben». «In Freiheit bringt<br />

jeder Tag etwas Neues.» Und er denkt dabei an die Freude<br />

beim Fischen, ans Kitesurfen oder Tauchen. «Verglichen mit<br />

anderen Kindern hatte ich nicht viele Freunde. Aber obwohl<br />

FOTOS ZVG, KEYSTONE<br />

Am Ruder Georges Roura<br />

konnte seine Leidenschaft<br />

für das Segeln an Sohn<br />

Alan weitergeben, der ihn<br />

auf ein langes Meeresabenteuer<br />

begleitete.<br />

Die «Ludmilla», ein in<br />

Grandson gebautes Segelboot,<br />

brachte die Familie<br />

Roura ans Ende der Welt.<br />

Noch heute segelt sie in<br />

Neukaledonien.<br />

Die Lehre des Seemannshandwerks<br />

beinhaltet das<br />

Klettern am Mast. Alan<br />

Roura praktizierte dies<br />

als Kind auf allen Meeren<br />

der Welt.<br />

Die Schweizer Fahne weht<br />

seit elf langen Jahren auf<br />

dem Genfersee, aber auch<br />

auf dem Atlantik und dem<br />

Pazifik.<br />

Die Schulbildung des jungen<br />

Alan Roura nahmen an Bord<br />

seine Eltern Myriam und<br />

Georges in die Hände. Das<br />

übermittelte Wissen ermöglichte<br />

ihm den Yachtmaster-<br />

Schifferschein, den er mit<br />

18 Jahren erhielt.<br />

16 touring | <strong>Juni</strong> <strong>2019</strong>

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