Wenn Frauen* streiken, steht die Welt still!
Beschlossen auf der Bundeskonferenz der Naturfreundejugend Deutschlands vom 10. bis 12.05.2019 in Berlin-Spandau.
Beschlossen auf der Bundeskonferenz der Naturfreundejugend Deutschlands
vom 10. bis 12.05.2019 in Berlin-Spandau.
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Wenn Frauen* streiken, steht
die Welt still!
Als Naturfreundejugend Deutschlands bundesweit den Frauen*streik 2020
mitgestalten
Die Naturfreundejugend Deutschlands mit ihrem Landesverband Berlin und alle interessierten
Verbandsebenen nimmt am Frauenstreik am 8. März 2020 teil. Insbesondere will die Naturfreundejugend
Deutschlands bei der Errichtung von Frauen*-Streik-Cafés mithelfen.
Jedes Jahr findet am 8. März der Internationale Frauen*kampftag statt. Seit über 100 Jahren
erinnern wir damit an die feministischen Kämpfe der Vergangenheit, stellen die Missstände der
Gegenwart dar und rufen zu zukünftigen Protesten auf. An diesem Tag streiken, streiten und
kämpfen Frauen* [1] für ihre Rechte und gegen jegliche Form der Unterdrückung. Auch wir als
Naturfreundejugend Deutschlands rufen zum Streik auf und verdeutlichen damit unsere Unzufriedenheit
mit den aktuellen patriarchalen [2] Strukturen in der Gesellschaft!
Frauen* aus verschiedensten Lebensrealitäten erfahren tagtäglich Sexismus, Demütigungen,
verbale Übergriffe und auch körperliche Gewalt. Ihre Arbeit wird weniger geschätzt oder verliert
gar vollkommen an Sichtbarkeit. So verdienen Frauen heute in Deutschland durchschnittlich 22
Prozent weniger als Männer. Die Care-Arbeit [3] , das heißt Erziehungs-, Haushalts-, Sorge- und
Pflegearbeit, wird auch noch im 21. Jahrhundert hauptsächlich von Frauen getätigt und nicht
anerkannt. Im Vergleich zur Lohnarbeit geht sie als unsichtbare Praxis verloren. Doch nicht nur
im Haushalt, sondern auch im Berufsleben werden Frauen* strukturell ausgebeutet, da sie sich
meist in prekären Arbeitsverhältnissen befinden. So unterschiedlich unsere Lebenssituationen,
unsere Berufe oder unsere Familienkonstellationen sein mögen – wir sind Arbeiterinnen*, weil
wir in dieser Gesellschaft arbeiten müssen – egal ob zuhause in der Kindererziehung, mit einem
Hammer in der Hand, im Büro am Computer oder mit den Putzmitteln in einer Firma, ob bezahlt
oder unbezahlt, wir müssen arbeiten – idealerweise ohne Klagen und stets dankbar. Dies darf so
nicht weitergehen. Es gilt zu streiken!
Wir als Naturfreundejugend Deutschlands solidarisieren uns mit dem Frauen*streik und möchten
einen Raum schaffen, in dem sich Frauen* über ihre Erfahrungen austauschen können und gemeinsam
Handlungsstrategien im Kampf gegen die Unterdrückung entwickeln.
Beschlossen auf der Bundeskonferenz
der Naturfreundejugend Deutschlands
vom 10. bis 12.05.2019 in Berlin-Spandau
Hierbei werden Frauen* eingeladen am 8. März bei kostenloser Verpflegung und Kinderbetreuung
an einem solidarischen und empowernden Ort ihren Streiktag zu verbringen. Das Streikcafé wird
von Frauen* koordiniert. Sie laden Frauen* des Umfelds ein und planen den Austausch und die
inhaltliche Auseinandersetzung an diesem wichtigen Tag. Wie sie dies gestalten möchten, entscheiden
sie selbst [4] .
Die Care-Arbeit (unter anderem Kaffee, Kuchen und Essen anbieten, Kinderbetreuung)
und die Organisation der Care-Arbeit im Vorhinein werden möglichst von Cis-Männern [5] übernommen.
Frauen* aus der örtlichen Umgebung und dem Naturfreundejugend-Umfeld wird somit ein Raum
gegeben, in dem sie sich vernetzen und sich über Sexismus-Erfahrungen sowie Strategien im
Umgang mit Sexismus austauschen können. Sie sind einen Tag frei von Care-Arbeit und
können diesen nutzen, um Pläne für eine feministischere Zukunft zu schmieden.
Deshalb beantragen wir zwei Termine zur gemeinsamen bundesweiten Organisation von Frauen*streik-Cafés:
Erster Zeitslot: Im Rahmen des Bundestreffens (03.10.2019 – 06.10.2019) soll ein Workshop
durchgeführt werden, in dem wir gemeinsam die Frage: „Warum Frauen*streik?“
erörtern.
Zweiter Zeitslot: Ende des Jahres soll ein landesverbandsübergreifendes Organisationstreffen
als Kick-off für die gemeinsame Organisation von Frauenstreik-cafés stattfinden.
Hier möchten wir uns mit Fragen der Planung, Mobilisierung und Logistik eines Frauen*streik-Cafés
auseinandersetzen. Zudem sollen Formen der zukünftigen Vernetzung
erarbeitet werden, sodass auch nach dem 08.03.2020 ein weiterer Austausch bestehen
kann.
Abschließende Fragen zur Planung und Durchführung eines Frauen*streik-Cafés können bei Bedarf
in einem zweiten landesübergreifenden Organisationstreffen besprochen werden.
Eine Handreichung mit weiteren Informationen wird von der Naturfreundejugend Berlin bereitgestellt.
[1] Das Sternchen soll verdeutlichen, dass es sich bei Geschlecht um ein Spektrum vielfältigster Geschlechtsidentitäten, Körperlichkeiten
und Ausdrucksweisen handelt. Wenn also von „Frauen*“ die Rede ist, sind nicht nur Cis-Frauen gemeint, also Frauen, bei denen
die Geschlechtsidentität und das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht übereinstimmen. Das Sternchen dient der Inklusion diverser
Geschlechtsidentitäten, welche jedoch als „Frauen“ behandelt werden.
[2] im familiären, institutionellen, wirtschaftlichen o. ä. Bereich als Mann seine Autorität geltend machend, bestimmend
[3] Care-Arbeit (auch Sorgearbeit, engl. Care = dt. Pflege) kann umschrieben werden, als das, was typischerweise als „Frauenarbeit“
gilt. Sie umfasst verschiedene Sphären gesellschaftlicher Arbeit: Vom Kochen und Putzen über die Kindererziehung bis hin zur Krankenund
Altenpflege – also bezahlte und unbezahlte, private oder institutionalisierte Arbeit eingeschlossen.
[4] So können die Organisatorinnen* beispielsweise Pinnwände aufstellen, auf denen Frauen* ihre persönlichen Forderungen aufschreiben
können, kleine Boxen mit Konversationsstartern vorbereiten, um die eigenen Sexismus-Erfahrungen zu thematisieren, die gemeinsame
Teilnahme an Frauen*kampftags-Demonstrationen planen oder öffentlichkeitswirksame Aktionen ausgehend vom Streikcafé
organisieren.
[5] Cis oder Cisgender bezeichnet Personen, deren Geschlechtsidentität mit dem Geschlecht übereinstimmt, dem sie nach der Geburt
zugeordnet wurden. Ein Cis-Mann ist also ein Mann, dem bei der Geburt „männlich“ in die Geburtsurkunde geschrieben wurde und der
sich auch selbst als männlich identifiziert.