03.06.2019 Aufrufe

passage_Wie_bringe_ichs_rueber_gesamt-gross

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

3<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Erstsprachler/ -innen und kompetente Zweitsprachler/ -innen können in<br />

der jeweiligen Kommunikationssituation sehr schnell – im Bruchteil einer<br />

Sekunde - die erlernten kommunikativen Mittel abrufen und in flüssige und<br />

verständliche Sprache umsetzen.<br />

Bezogen auf den mündlichen Sprachgebrauch lohnt sich dazu ein Blick<br />

auf das Sprechmodell von Levelt (1989). Levelt geht von drei Phasen bei der<br />

sprachlichen Produktion aus: Zunächst wird die sprachliche Mitteilung in der<br />

Konzeptualisierungsphase geplant, in der Formulierungsphase werden die Wörter<br />

gesucht und die grammatische und phonologische Struktur der Äußerung<br />

entwickelt. Das heißt die Formulierung existiert zunächst im Kopf, bevor sie<br />

in der Artikulationsphase laut gesprochen wird. (Funk; Kuhn, u.a. 2014, S. 86)<br />

Konzeptualisierung:<br />

Was will ich sagen?<br />

Planung der Mitteilung<br />

präverbale Aussage<br />

Formulierung:<br />

<strong>Wie</strong> will ich es sagen und<br />

was brauche ich dazu?<br />

Planung der Mitteilung<br />

Phonologische Strukturen<br />

Wissensspeicher<br />

Weltwissen / Kenntnis<br />

von Adressaten /<br />

Situationen / Diskursen<br />

Wortschatz,<br />

grammatische Strikturen,<br />

Redemittel / formelhafte<br />

Wendungen / Chunks,<br />

Phonetik<br />

Vor allem in der Formulierungsphase muss ein Zugriff auf unser mentales<br />

Lexikon erfolgen. Um diesen Zugriff zu ermöglichen, d.h. um die Sprache aktiv<br />

zu nutzen und immer wieder in neuen Kontexten produzieren zu können, stehen<br />

die mentalen Repräsentationen von Wörtern, z. B. phonologische, grammatische<br />

Merkmale und auch persönliche Bezüge in Verbindung zueinander.<br />

(Ballweg; Drumm, u.a., 29)<br />

Das mentale Lexikon ist somit vereinfacht gesagt unser Sprachspeicher<br />

und hat klare Strukturprinzipien: Es sortiert nach übergeordneten und untergeordneten<br />

Begriffen und sucht nach Dingen, die dazu- und zusammengehören,<br />

wie z. B. Antonyme (kalt – heiß), Synonyme (sagen – sich äußern) und<br />

Kollokationen (Bescheid sagen).<br />

Damit Wörter automatisiert aus dem mentalen Lexikon abgerufen werden<br />

können, ist es effektiver nicht einzelne Wörter, sondern Chunks (engl. Batzen,<br />

Klotz, Klumpen oder großes Stück) zu lernen. Chunk bezeichnet in der<br />

Sprachlehr- und Lernforschung einen sprachlichen Baustein, der aus mehreren<br />

Wörtern besteht, festgefügt und oft ritualisiert verwendet wird. Chunks<br />

werden als Ganzes gelernt und von den Lernenden automatisiert aus dem<br />

Gedächtnis abgerufen, z. B. „Ich hätte gern …“, „<strong>Wie</strong> geht es Ihnen?“,“ Schönen<br />

Feierabend“,“ Danke für Ihre Nachricht“. Durch Chunks können wir gleichzeitig<br />

eine größere Menge an Wörtern verarbeiten, als für unser Arbeitsgedächtnis<br />

normalerweise möglich ist. (Oberdrevermann 2018, 17)<br />

Analog zu diesen Annahmen können wir das Gehirn als ein neuronales<br />

Netzwerk sehen, in dem Wissen vielfältig miteinander verknüpft ist.<br />

innere Aussage / „Artikulation im Kopf“<br />

Artikulation:<br />

Ich sage es!<br />

ausgesprochene<br />

Mitteilung<br />

2 Sprechmodell nach Levelt 1989 (vereinfacht) © Funk; Kuhn, u.a. 2014, 87<br />

3 Das Gehirn als neuronales Netzwerk<br />

8 Schritt für Schritt zur beruflichen Kommunikation IQ Netzwerk 9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!