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PROFIWISSEN<br />
<strong>Aufstockung</strong><br />
2019
l K h<br />
Was ist Ihnen lieber?<br />
Foto: Ing.-Büro Meyer<br />
Es wird immer knapper mit Baugrundstücken in Deutschland. Auf dem Land gäbe es wohl genug, die Menschen<br />
zieht es aber in die Ballungsräume. Die letzten Grünflächen sollen dort möglichst erhalten bleiben. Das wünschen<br />
sich die Anwohner. Aber wohin mit den Menschen in der Stadt?<br />
Ein zweiter Aspekt ist die Art, wie Gebäude modernisiert werden. Hausbesitzer führen Dachsanierungen durch<br />
und wissen womöglich nicht, dass mit der Maßnahme kostbarer und nutzbarer Wohnraum erschließbar wäre. Wie<br />
viele Dächer werden saniert, ohne dass über einen gesteigerten Nutzen nachgedacht wird. Viele Dachgeschosse<br />
beherbergen Räume, die als Wohnung kaum nutzbar sind. Dieses ließe sich im Zuge einer durchdachten Maßnahme<br />
ganz anders darstellen. Dachgeschosse sind kostengünstige „Baugrundstücke“, die erschlossen werden<br />
können. In Ballungsräumen lohnen sich <strong>Aufstockung</strong>en allein aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten.<br />
Was ist Ihnen lieber? Sie bekommen eine Anfrage für eine Dachsanierung. Mit einem einfachen Angebot könnten<br />
Sie die Anfrage direkt beantworten. Oder, Sie können mit dem Hausbesitzer nach Alternativen suchen und zeigen,<br />
dass eine <strong>Aufstockung</strong> eine hervorragende Investition ist. Eine gut gemachte Dachsanierung ist auch nicht ganz<br />
billig und bedeutet dennoch viele bauliche Kompromisse.<br />
Dieses Themenheft zeigt auf, dass das was nach einem Umweg zum Auftrag aussieht, am Ende eine Erfolgsformel<br />
für Ihren Zimmereibetrieb sein kann. „Dachsanierung oder <strong>Aufstockung</strong>“ soll Anstöße zum Umdenken bieten.<br />
make it better<br />
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2
Inhaltsverzeichnis<br />
Seite<br />
A. Gebäude unterscheiden sich .......................................................................................4<br />
1. Die Lage.............................................................................................................................................. 5<br />
2. Wohnraumnutzung.............................................................................................................................. 6<br />
3. Investieren die Eigentümer? ............................................................................................................... 7<br />
4. Geometrie des Daches ....................................................................................................................... 7<br />
5. Baukonstruktion des Daches .............................................................................................................. 9<br />
B. Typen der Erweiterungen ...........................................................................................10<br />
1a. Beispiel: große Gauben .................................................................................................................... 12<br />
1b. Beispiel: Anbau................................................................................................................................. 13<br />
2. Beispiel: Dachgeschoss ersetzen..................................................................................................... 14<br />
3a. Beispiel: Staffelgeschoss statt Walmdach ........................................................................................ 15<br />
3b. Beispiel: Vollgeschoss auf Flachdach............................................................................................... 16<br />
C. Beratung aufbauen .....................................................................................................17<br />
1. Es ist „nur“ eine Dachsanierung angefragt ....................................................................................... 18<br />
2. Fragen der Hauseigentümer............................................................................................................. 19<br />
3. Vorbereitung zum Vertrieb ................................................................................................................ 21<br />
D. Details und Konstruktion ...........................................................................................23<br />
1. nicht tragende Betondecke ............................................................................................................... 24<br />
2. tragende Holzbalkendecke ............................................................................................................... 25<br />
3. nicht tragende Holzbalkendecke....................................................................................................... 26<br />
4. Dachterrasse „Standard“................................................................................................................... 27<br />
5. Dachterrasse als Minimalaufbau....................................................................................................... 28<br />
6. Dachterrasse bei nichttragender Betondecke................................................................................... 29<br />
7. Balkon: Anschluss zur Außenwand .................................................................................................. 30<br />
Impressum ...................................................................................................................31<br />
Haftungshinweis<br />
Bei diesen Unterlagen handelt es sich um Empfehlungen des Verfassers, welche nach bestem Wissen und Gewissen<br />
und nach gründlichen Recherchen erstellt wurden. Irrtümer oder Fehler, welche sich z. B. aus veränderten<br />
Randbedingungen ergeben könnten, sind dennoch nicht ausgeschlossen, so dass der Verfasser und der Herausgeber<br />
keinerlei Haftung übernehmen können.<br />
1. Auflage April 2019<br />
3
A. Gebäude unterscheiden sich<br />
Foto: Colourbox<br />
A. Gebäude unterscheiden sich<br />
Wie viel ist ein Gebäude wert? Die Betrachtungen sind da unterschiedlich. Bei den Eigentümern, die das Gebäude<br />
selbst bewohnen, wird diese Frage oft von einem emotionalen Wertempfinden überlagert.<br />
Eine Dachsanierung kann durch Verschleiß notwendig werden. Der Wert einer Immobilie wird allerdings kaum<br />
gesteigert. Auch lassen sich direkt keine Einnahmen generieren. Die Energieeinsparung kann beträchtlich sein,<br />
kann die Investition einer Dachsanierung aber kaum decken.<br />
Es gibt Gebäude, die wurden über Generationen einer Familie weiter vererbt. Das wird seltener, denn die beruflichen<br />
Herausforderungen rufen nach viel Flexibilität bezüglich des Lebensortes. Der Trend geht in Richtung amerikanischer<br />
Verhältnisse, wo Wohngebäude durchschnittlich alle 10 bis 12 Jahren veräußert werden. Auch wenn es<br />
in Deutschland so krass noch nicht sein mag, der Trend weist in diese Richtung. In Dörfern und Städten ist ein<br />
Kommen und Gehen. Der Wandel ist vielen Gebäuden anzusehen, wenn die Motivation das Gebäude für die<br />
Nachkommen zu erhalten hinfällig wird. Man wird sich auch bei uns durchschnittlich häufiger von seiner Immobilie<br />
trennen oder baulich an veränderte Bedürfnisse anpassen. Genau darum geht es in diesem Heft. Die Anpassung<br />
der Gebäude an die Nutzung wird wichtiger.<br />
4
1. Die Lage<br />
Fragt man Immobilienmakler nach dem Wert eines Gebäudes, so ist die Lage ausschlaggebend für die Immobilienbewertung.<br />
Je höher der Gebäudewert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Investition in eine<br />
Wohnraumerweiterung lohnt. Welche Unterscheidungen können getroffen werden?<br />
Die Lage oder Wohnlage einer Immobilie bezeichnet den geographischen Ort, an dem sie gelegen ist sowie die<br />
Einbindung in ihr unmittelbares Umfeld. Die gesamte Infrastruktur spielt eine Rolle, aber nicht zuletzt das Image<br />
einer Wohnlage. Viele Kriterien spielen hinein.<br />
Die Mikrolage der Immobilie, die unmittelbaren Bedingungen:<br />
• Verkehrsaufkommen und Lärmbelästigungen<br />
• Nähe zu Einkaufsmöglichkeiten, Cafés<br />
• Nähe zu Schulen und Kindergärten<br />
• Nähe zu Grünflächen, Parks und zum Wasser<br />
• Parkmöglichkeiten für PKW, Erreichbarkeit<br />
öffentlicher Verkehrsmittel<br />
• Architektur und Straßenbild<br />
• Zukünftige Entwicklung der Immobilie<br />
• Himmelsausrichtung des Grundstücks oder<br />
Freisitze<br />
Die Makrolage der Immobilie, in Bezug auf die Region, Stadt oder Stadtteil:<br />
• Freizeitmöglichkeiten wie Kultur, Sport, Kinos, Theater etc.<br />
• Infrastruktur in Region / Stadt<br />
• Dienstleistungsangebot<br />
• Verkehrsanbindung<br />
• Nachfrage nach Immobilien in der Region<br />
• Nähe zum Stadtzentrum<br />
• Nähe zum Arbeitsplatz<br />
Foto: Ing.-Büro Meyer<br />
Abb. 1 Lohnt sich die <strong>Aufstockung</strong> dieses Gebäudes?<br />
Für die Wirtschaftlichkeit spielt die Lage des Gebäudes<br />
eine entscheidende Rolle.<br />
Einfache Lage<br />
Merkmal einer einfachen Wohnlage ist eine stark verdichtete Bebauung mit wenigen Grünflächen. Auch ungepflegte<br />
Straßenbilder und Beeinträchtigung durch Industrie und Gewerbe sind typisch. Diese Marker prägen das<br />
gesamte Wohnumfeld. Eine einfache Lage läßt sich sowohl im inneren Stadtbereichen, als auch in Stadtrandlagen<br />
und Wohngebieten mit offener Bauweise finden. Auch insgesamt schlechte Gebäudezustände können ausschlaggebend<br />
sein. In den Randlagen ist eine schlechte Verkehrsanbindung Merkmal einer einfachen Wohnlage.<br />
Mittlere Lage<br />
Auch die Bewertung einer Wohngegend in mittlerer Lage muss für das gesamte Wohngebiet prägend sein. Einzelne<br />
Auffälligkeiten im Wohnumfeld gelten nicht als ausschlaggebend für die Wohnlagebewertung. Im inneren<br />
5
A. Gebäude unterscheiden sich<br />
2. Wohnraumnutzung<br />
Stadtbereich ist eine sehr dichte Bebauung mit gutem Gebäudezustand ein Bewertungskriterium für die mittlere<br />
Lage. Auch hier ist der Mangel an Frei- sowie Grünflächen ein ausschlaggebender Marker. In Wohngebieten mit<br />
hauptsächlich offener Bauweise hingegen gelten ein normaler Verkehrsanschluss und durchschnittliche Einkaufsmöglichkeiten<br />
als ausschlaggebend für die mittlere Wohnlage. Diese muss hier jedoch frei von Beeinträchtigungen<br />
durch Gewerbe und Industrie sein.<br />
Gute Lage<br />
Eine gute Wohnlage im inneren Stadtbereich zeichnet sich durch das Vorhandensein von Grün- und Freiflächen<br />
sowie ein gepflegtes Straßenbild aus. Auch ein guter Gebäudezustand, ein gutes Image der Lage und ein sehr<br />
guter Verkehrsanschluss sind als Merkmale der guten Wohnlage zu nennen. In Wohngebieten mit offener Bauweise<br />
muss die gute Lage über starke Durchgrünung, ein gutes Image des Wohngebietes und normale Verkehrsanbindung<br />
verfügen. Letztlich sind hier auch ein gepflegtes Wohnumfeld sowie ein guter Gebäudezustand von<br />
essentieller Bedeutung.<br />
Was ist festzuhalten? Die Investition in eine Wohnraumerweiterung (<strong>Aufstockung</strong>) ist lohnend, wenn eine gute Vermietung<br />
in Aussicht steht. Dies ist neben der Attraktivität des Wohnraums selbst insbesondere von der Lage des<br />
Gebäudes abhängig. In mittleren bis guten Lagen sollte dies der Fall sein.<br />
2. Wohnraumnutzung<br />
Das klassische Einfamilienhaus, bei dem eine Dachsanierung<br />
ansteht, ist i.d.R. mehr als 30 Jahre alt. Diese<br />
Gebäude unterscheiden sich gravierend von heute<br />
modernen Wohnräumen. Dachgeschosse waren zu früherer<br />
Zeit relativ dunkel, es gab eine eher knappe<br />
Befensterung. Die Verkehrsflächen (Flure, Treppen)<br />
sind oftmals sehr eng. Will man hier eine Wohnung einrichten,<br />
ist die Attraktivität begrenzt. Auch fehlt es<br />
zumeist an einem geräumigen Freisitz. Für heutige Nutzer<br />
ist der Zuschnitt der Räume, die Ausstattung von<br />
Küche und Bädern wichtig. Wie sieht es mit dem<br />
Zugang zur Wohnung aus?<br />
Vermietungen von Räumen mit geringem Ausstattungsstandard<br />
bedeutet eine begrenzte Anzahl an Interessenten<br />
und damit eine begrenzte Mieteinnahme.<br />
Zimmer 2<br />
14.06 m²<br />
Die Alternative ist ein quasi-Neubau. Gemeint ist der Neubau des Dachgeschosses bzw. einer Neuorganisation.<br />
Es ist möglich auf einem älteren Gebäude einen Neubau zu errichten, der dem Standard von heute modernen<br />
Wohnräumen entspricht. Diese Idee mag den Eigentümern zunächst abwegig erscheinen, könnte aber bei näherer<br />
Betrachtung interessant werden. Für eine derartigen Fragestellung ist einige Bedenkzeit erforderlich.<br />
8,99<br />
2 m - Linie<br />
Zimmer 1<br />
18.17 m²<br />
Zimmer 3<br />
13.88 m²<br />
2 m - Linie<br />
Treppenhaus<br />
5.19 m²<br />
Bad<br />
7.95 m²<br />
Abb. 2 Die Dachgeschosse früherer Nutzung entsprechen<br />
kaum noch den heutigen Ansprüchen an das<br />
10,74<br />
Wohnen. Man erwartet helle und geräumige Zimmer.<br />
6
3. Investieren die Eigentümer?<br />
So wichtig wie das Gebäude selbst sind deren Nutzer / Eigentümer. Die Menschen unterscheiden sich. Was dem<br />
einen logisch erscheint, ist für andere abwegig. Wir versuchen eine Unterscheidung:<br />
1. a) Typischer Bewahrer - So wie es ist, soll es bleiben. Veränderungen verunsichern.<br />
b) Lust auf Neues - Es sind Entdeckertypen, die gern ausprobieren und Veränderungen begrüßen.<br />
Frage an den Kunden: Haben Sie Lust sich mal mit einer ganz anderen Lösung zu beschäftigen?<br />
2. a) Nicht auffallen - Das Gebäude von außen zu verändern wirft unerwünschte Fragen der Nachbarn auf.<br />
b) Individualist - Gerade das Besondere ist reizvoll, mancher zeigt es auch gern nach außen.<br />
Frage an den Kunden: Haben Sie Lust ein ganz anderes Gebäudekonzept kennenzulernen?<br />
3. a) Vertrauen auf den Staat - Die Rente wird in der Höhe akzeptiert, zur Not wird eben sparsamer gelebt.<br />
b) Private Vorsorge - Es werden die Möglichkeiten ausgeschöpft den Lebensstandard zu halten.<br />
Frage an den Kunden: Wie wäre es mit einem Finanzierungsmodell, dass auch die Rente einschließt?<br />
Die Menschen (Hausbesitzer) lassen sich kaum in reine a)-Typen und b)-Typen unterscheiden. Aber sie tendieren<br />
in bestimmte Richtungen.<br />
Der a)-Typ investiert nur das Notwendige und bleibt beim Bauen konservativ. Die einfache Dachsanierung ist vielleicht<br />
schon eine besondere Herausforderung.<br />
Der b)-Typ ist unser <strong>Aufstockung</strong>skunde, er kann sich auch eine größere Veränderung an seinem Gebäude vorstellen.<br />
Er nutzt die sich bietenden Chancen und macht etwas „Richtiges“ daraus. Er ist für Argumente zugänglich.<br />
Kann der Berater an dieser Stelle Referenzen präsentieren, die nicht nur das Vorher/Nacher zeigen sondern auch<br />
die Kosten mit einer Rendite verbinden, dann sollte es ein interessantes Beratungsgespräch werden.<br />
Ist der Hauseigentümer weiter aufgeschlossen, folgt im nächsten Schritt die Prüfung der Machbarkeit. Ein Architekt<br />
kann eingebunden werden und zeigt die Möglichkeiten speziell für das bestehende Gebäude auf.<br />
(Bitte weiterlesen im Abschn. C. „Beratung aufbauen“ ab Seite 17)<br />
4. Geometrie des Daches<br />
In den letzten einhundert Jahren hat sich der Anspruch an die Nutzung von Dachgeschossen verändert und weiterentwickelt.<br />
Ursprünglich waren Lagerräume unter dem Dach untergebracht, vielleicht eine Schlafkammer für<br />
Bedienstete. Mehr und mehr hat man das Dachgeschoss zu Wohnzwecken nutzen wollen und ausgebaut.<br />
Zunächst waren es Schlafräume, später vielleicht auch mal ein Bad. Vollständige Wohnungen im Dachgeschoss<br />
sind zunächst in Städten eingerichtet worden, hier war Wohnraum schon immer knapp und begehrt. Das Wohnen<br />
unter dem Dach war für die Mieter meist kostengünstig. Heute sieht das anders aus. Das Dachgeschoss wird als<br />
vollwertiger und hochwertiger Wohnraum angesehen. Loft-Wohnungen werden geradezu gesucht. Mit großzügiger<br />
Dachterrasse trifft das den modernen Geschmack. Die Mieten sind zum Teil höher als in den unteren Etagen.<br />
Ist es möglich aus einem Dachgeschoss eines älteren Gebäudes eben diesen hochwertigen Wohnraum herzustellen?<br />
Wie viel Eingriff in die Bausubstanz ist notwendig? Ist das wirtschaftlich? Abschn. C. „Beratung aufbauen“ ab<br />
Seite 17 enthält eine grobe Kalkulation. In Abschn. B. „Typen der Erweiterungen“ ab Seite 10 wird der Wert der<br />
Gebäude betrachtet.<br />
7
A. Gebäude unterscheiden sich<br />
4. Geometrie des Daches<br />
Befensterung - Licht im Dachgeschoss<br />
Vergleicht man die Dachgeschosse mit den unteren Etagen, so ist der Anteil von vertikalen Flächen deutlich geringer.<br />
Entsprechend gering fallen die Möglichkeiten der Belichtung aus. Bei Dächern mit steilen Dächern ab ca. 40<br />
Grad können sehr breite Gauben nachträglich eingebaut werden. Dies ist Dachflächenfenstern vorziehen, mehrere<br />
Vorteile sprechen dafür:<br />
• breite Gauben schaffen viel nutzbaren Raum, Dachschrägen<br />
in den Räumen verringern die Nutzbarkeit<br />
• Wandfenster sind komfortabler als Dachfenster<br />
- weniger Geräusche<br />
- besserer Sonnenschutz<br />
- besserer Schutz vor Niederschlag<br />
- besserer Ausblick<br />
• Dachfenster haben einen höheren<br />
Wartungsaufwand<br />
Foto: Saint-Gobain Rigips GmbH<br />
Etage Wohn-, Nutzfläche Wandflächen Fensterfläche<br />
Erdgeschoss Altbau 100 qm 110 qm ~20 qm<br />
Dachgeschoss Steildach Altbau 80 qm 39 qm ~8 qm<br />
modernes Staffelgeschoss 80 qm 90 qm ~22 qm<br />
Tab. 1 Beispiel für Fensterflächen von einem typischen Altbau gegenüber einem modernen Neubau.<br />
Freisitze<br />
Fotos: Ing.-Büro<br />
Abb. 3 Die Empfehlung für einen Balkon lautet: nicht<br />
zu klein. Die Kombination mit dem Hauseingang ist<br />
interessant, eine spannende Nutzung.<br />
Zu einem hochwertigen Wohnraum gehört heute ein<br />
großzügiger Freisitz. Draußen zu sitzen, einen Grill zu<br />
betreiben ist für viele Menschen ein Bedürfnis. Auf<br />
einen Garten kann verzichtet werden, wenn eine<br />
begrünte Dachterrasse vorhanden ist. Ein kleiner Pflegeaufwand<br />
wird wegen knapper Freizeit sehr begrüßt.<br />
Technisch einfach ist der vorgestellte Balkon (Abb. 3),<br />
allerdings ist er nur attraktiv, wenn ein großzügiges Flächenangebot<br />
besteht. Zu überlegen ist, ob über einen<br />
solchen Balkon auch der Zugang zur DG-Wohnung<br />
organisiert werden kann.<br />
Balkone sind technisch einfach herzustellen. Sie können<br />
als eine eigenständige Konstruktion gebaut werden.<br />
Auch wird keine wertvolle Gebäudefläche belegt. Die komplexe Dämmung und Dichtung einer Dachterrasse<br />
entfällt. Allerdings wird Grundstücksfläche in Anspruch genommen. Dazu verschatten Balkone die darunter befindlichen<br />
Räume. Es gibt somit Vor- und Nachteile.<br />
8
5. Baukonstruktion des Daches<br />
Eine Sanierung wäre dann sinnvoll, wenn die Bausubstanz solide ist. Woran kann man das beurteilen? In den Bildern<br />
werden Konstruktionselemente gezeigt, die eine dagegen Sanierung beträchtlich erschweren würden.<br />
Abb. 4 Das Bild zeigt den Blick von außen in das<br />
geöffnete Dach im Traufbereich. Gut zu erkennen ist die<br />
Balkenlage mit der Schalung. Beim Altbau ist eine<br />
Balkenlage gegenüber einer Betondecke von Nachteil.<br />
Bei der Sanierung ist die Kaltluftströmung von außen zu<br />
unterbinden. Die Luftdichtung der Gebäudehülle ist<br />
deutlich erschwert. Auch der Schallschutz ist oft<br />
begrenzt.<br />
Fotos: Ing.-Büro<br />
Abb. 5 Dieses Bild zeigt einen Altbau von innen im<br />
ursprünglichen Zustand. Die Bekleidung mit<br />
Profilbrettern oder Paneelen war besonders in den<br />
1970iger und 80iger Jahren modern. Ein heutiger<br />
Qualitätsanspruch ist mit dieser Deckenbekleidung<br />
nicht zu erreichen, weil die Luftdichtung fehlt. Eine neue<br />
Innenbekleidung wäre anzuraten, was allerdings den<br />
Umfang der Baumaßnahme erheblich vergrößert.<br />
Abb. 6 Dieses geöffnete Dach zeigt eine Konstruktionsform,<br />
wie sie in Deutschland bis ca. 1965 / 70<br />
hergestellt wurde. An einer Sparschalung wurde eine<br />
Putzträgerplatte befestigt, hier ein Strohgeflecht.<br />
Innenseitig wurde ein Kalkputz aufgebracht. War die<br />
Konstruktion bis zur Sanierung trocken, sollte die volle<br />
Funktionstüchtigkeit gegeben sein. In dem Fall wäre es<br />
eine hochwertige Innenbekleidung. Die Tragfähigkeit<br />
des Putzes sollte vorab geprüft werden.<br />
Diese Liste ließe sich fortsetzen mit der Qualität der Drempel, der Giebel oder deren Fenster. Ergibt eine<br />
Bestandsaufnahme, dass die Qualität des Bestandes größere Erschwernisse in der Sanierung verursacht, so wäre<br />
dies ein zusätzliches Argument für den Ersatz des Dachgeschosses.<br />
9
B. Typen der Erweiterungen<br />
5. Baukonstruktion des Daches<br />
B. Typen der Erweiterungen<br />
Foto: Colourbox<br />
Dieser Abschnitt versucht dem Handwerker und Planer eine Argumentationskette vorzubereiten. Wie gelingt es<br />
ihm, einem Bauherren die Wirtschaftlichkeit seiner Investition plausibel zu erläutern. Unser Ziel ist es, den Bauherren<br />
von der reinen Dachsanierung auf eine Gebäudeerweiterung zu leiten. Der Unterschied der Investition ist so<br />
beträchtlich, dass wir um eine Betrachtung von Kosten zu einem frühen Zeitpunkt der Beratung nicht herum kommen.<br />
Die Idee dieses Abschnittes ist es, den Wert eines Gebäudes zu betrachten: vor der Sanierung, nach der reinen<br />
Dachsanierung und dies in den Vergleich zu einer Gebäudeerweitung zu stellen. Es werden fünf verschiedene<br />
sehr unterschiedliche Typen betrachtet. Die Darstellung der Beispiele ist so grob, dass auf Details der Maßnahme<br />
nicht weiter eingegangen wird. Ziel der nachfolgenden Tabellen ist allein die Übersicht und das Aufzeigen von<br />
Euro-Werten in Größenordnungen. Die Angaben sind grobe Anhaltspunkte und sollen lediglich zeigen, wie eine<br />
Argumentation in der Beratung aufgebaut werden kann. Folgende Annahmen wurden getroffen:<br />
• Hochrechnung der Werte für den Standort Vechta bei einer Lage nahe dem Stadtkern,<br />
Bodenrichtwert für das Grundstück € 120 per qm, Grundstücksfläche 850 qm, Baujahr 1980.<br />
• Bei dem Gebäude wird eine Dachsanierung mittlerer Güte durchgeführt.<br />
• Es wird eine Gebäudeerweiterung als Mindeststandard EnEV 2016 erstellt.<br />
10
Zugang zum Dachgeschoss - Erschließung<br />
Das Konzept der <strong>Aufstockung</strong> wird wesentlich durch die<br />
Frage des Zugangs bestimmt. Selbst wenn bereits eine<br />
Treppe zum Dachgeschoss vorhanden ist, sollte die<br />
Eingangssituation sorgfältig überdacht werden. Dies<br />
könnte bedeuten, dass eine vorhandene Treppe ggf.<br />
entfernt wird. Ziel ist es auf diese Weise wird mehr Platz<br />
im Erdgeschoss zu schaffen.<br />
Abb. 7 Erschließung eines Dachgeschosses mit einer<br />
innenliegenden Treppe. Diese Lösung ist einfach, kann<br />
aber die Nutzung von zwei separaten Wohnungen<br />
verhindern.<br />
Oft ist es wichtig, dass möglichst keine Kompromisse<br />
beim Zugang zum Dachgeschosses eingegangen werden.<br />
Für eine wirkliche Trennung der Zugänge von Erdund<br />
Dachgeschoss bieten sich zwei unterschiedliche<br />
Lösungen an:<br />
• außenliegende Treppe (Abb. 8)<br />
• Treppenhaus (Abb. 9)<br />
Abb. 8 Die außenliegende Treppe ist kostengünstig<br />
herzustellen. Zumeist wird eine Konstruktion aus<br />
verzinktem Stahl gewählt. Führt die Treppe zum<br />
Freisitz, ergibt sich eine Multifunktion in der Nutzung<br />
(Abb. 3).<br />
Verfügt das Gebäude über einen Vollkeller, könnte ein<br />
Treppenhaus in Erwägung gezogen werden. Auf diese<br />
Weise kann der Keller von beiden Wohnungen erreicht<br />
werden.<br />
Abb. 9 Die sicherlich aufwändigste Option ist das<br />
vorgestellte Treppenhaus. Diese Lösung bietet den<br />
größten Komfort und ermöglicht den direkten Zugang<br />
von der Dachgeschosswohnung in den Keller.<br />
11
B. Typen der Erweiterungen<br />
1a. Beispiel: große Gauben<br />
1a. Beispiel: große Gauben<br />
AUSGANGSLAGE:<br />
Siedlungshaus mit steiler Dachneigung, geringe Belichtung mit<br />
Giebelfenster. Bessere Raumnutzung gewünscht.<br />
KOSTEN DER REINEN DACHSANIERUNG:<br />
Baustelleneinrichtung € ______<br />
Rückbau<br />
€ ______<br />
Aufbereitung Bestand € ______<br />
Dämmung, Dachdeckung € ______<br />
Kosten Dachsanierung € 25.000,--<br />
Gebäudewert nachher € 220.000,--<br />
Wohn-, Nutzfl. vorher 125 qm<br />
Gebäudewert vorher € 205.000,--<br />
EMPFEHLUNG:<br />
Beidseitig großflächige Gauben erhöhen die Nutzbarkeit des<br />
Dachgeschosses.<br />
FRAGEN:<br />
Kann eine zweite Wohnung im Dachgeschoss entstehen?<br />
Wie ist die Erschließung?<br />
Ist ein Freisitz gewünscht?<br />
NUTZEN FÜR DEN BAUHERREN:<br />
Bei relativ geringer Investition ist der Gewinn an Raumfläche<br />
sowie der Belichtung beträchtlich. Große Gauben ermöglichen<br />
eine sehr gute Belichtung und den Anbau eines Freisitzes auf<br />
der Traufseite (nutzbar als Überdachung für die Terrasse im<br />
EG).<br />
KOSTEN DER GAUBEN:<br />
2 Stk. Gauben je 7 m € ______<br />
Fenster, Dachdeckung € ______<br />
Innenausbau, Maler € ______<br />
Kosten Erweiterung € 48.000,--<br />
Wohn-, Nutzfl. nachher 145 qm<br />
Gebäudewert nachher € 270.000,--<br />
12
1b. Beispiel: Anbau<br />
AUSGANGSLAGE:<br />
Siedlungshaus mit steiler Dachneigung, geringe Belichtung mit<br />
Giebelfenster. Eingriff in die Bausubstanz im Dachgeschoss ist<br />
nicht gewünscht. Anbau ist möglich.<br />
KOSTEN DER REINEN DACHSANIERUNG:<br />
Baustelleneinrichtung € ______<br />
Rückbau<br />
€ ______<br />
Aufbereitung Bestand € ______<br />
Dämmung, Dachdeckung € ______<br />
Kosten Dachsanierung € 25.000,--<br />
Gebäudewert nachher € 220.000,--<br />
Wohn-, Nutzfl. vorher 125 qm<br />
Gebäudewert vorher € 205.000,--<br />
EMPFEHLUNG:<br />
Anbau „vorn/seitlich“ mit Erschließung des Dachgeschosses.<br />
FRAGEN:<br />
Können/sollen in den Anbau Funktionsräume?<br />
Ist ein Freisitz gewünscht?<br />
NUTZEN FÜR DEN BAUHERREN:<br />
Der Anbau vorn/seitlich ermöglicht eine neue Erschließung für das<br />
Gebäude mit der Trennung in zwei Wohnungen. Die bisherige<br />
Treppe wird entfernt und ergibt zusätzlichen Raumgewinn.<br />
Funktionsräume wie Küchen oder Bäder können im Anbau<br />
organisiert werden.<br />
KOSTEN FÜR DER ANBAU:<br />
Erdbau, Fundamente € ______<br />
Holzbau außen fertig € ______<br />
Anbindung Bestand € ______<br />
Gebäudetechnik, Fliesen € ______<br />
Innenausbau, Maler € ______<br />
Kosten Erweiterung € 120.000,--<br />
Wohn-, Nutzfl. nachher 180 qm<br />
Gebäudewert nachher € 310.000,--<br />
(ohne Dachsanierung)<br />
13
B. Typen der Erweiterungen<br />
2. Beispiel: Dachgeschoss ersetzen<br />
2. Beispiel: Dachgeschoss ersetzen<br />
AUSGANGSLAGE:<br />
Flachgeneigtes Dach, bei dem ein Ausbau des Dachraumes<br />
kaum lohnt.<br />
KOSTEN DER REINEN DACHSANIERUNG:<br />
Baustelleneinrichtung € ______<br />
Rückbau, Dachdeckung € ______<br />
Dachdeckung € ______<br />
Kosten Dachsanierung € 28.000,--<br />
Gebäudewert nachher € 218.000,--<br />
Wohn-, Nutzfl. vorher 115 qm<br />
Gebäudewert vorher € 198.000,--<br />
EMPFEHLUNG:<br />
Neuer Dachstuhl mit steilerer Neigung, Staffel- oder<br />
Vollgeschoss.<br />
FRAGEN:<br />
Kann eine zweite Wohnung im Dachgeschoss entstehen?<br />
Wie ist die Erschließung?<br />
Ist ein Freisitz gewünscht?<br />
NUTZEN FÜR DEN BAUHERREN:<br />
Der Wert des bisherigen Dachstuhls ist gering. Dem gegenüber<br />
steht der neue Dachstuhl im Neubaustandard. Das<br />
Wohngebäude hat den Charakter des Altbaus abgelegt und<br />
wirkt modern.<br />
KOSTEN DER AUFSTOCKUNG (ERSATZ DES DACHGESCHOSSES):<br />
Rückbau Dachstuhl € ______<br />
Decke Brettsperrholz € ______<br />
Holzbau außen fertig € ______<br />
Anbindung Bestand € ______<br />
Gebäudetechnik, Fliesen € ______<br />
Innenausbau, Maler € ______<br />
Kosten Erweiterung € 130.000,--<br />
Wohn-, Nutzfl. nachher 190 qm<br />
Gebäudewert nachher € 334.000,--<br />
14
3a. Beispiel: Staffelgeschoss statt Walmdach<br />
AUSGANGSLAGE:<br />
Das Dach ist sanierungsbedürftig, ein Ausbau ist aufgrund der<br />
flachen Dachneigung und der Walmkonstruktion nicht lohnend.<br />
KOSTEN DER REINEN DACHSANIERUNG:<br />
Baustelleneinrichtung € ______<br />
Rückbau, Dachdeckung € ______<br />
Dachdeckung € ______<br />
Kosten Dachsanierung € 29.500,--<br />
Gebäudewert nachher € 240.000,--<br />
Wohn-, Nutzfl. vorher 130 qm<br />
Gebäudewert vorher € 218.000,--<br />
EMPFEHLUNG:<br />
Das kostengünstige „Baugrundstück DG“ durch Abriss<br />
erschließen. „Doppelte Decke“ als Basis.<br />
FRAGEN:<br />
Kann eine zweite Wohnung im Dachgeschoss entstehen?<br />
Wie ist die Erschließung?<br />
Ist ein Freisitz gewünscht?<br />
NUTZEN FÜR DEN BAUHERREN:<br />
Eine neue Dachdeckung hätte die geringe Ausnutzung des<br />
Grundstücks zementiert. Das neue Geschoss ist attraktiver<br />
Wohnraum. Durch das Staffelgeschoss mit großzügiger Dachterrasse<br />
ist ein modernes Wohngebäude entstanden mit hohem<br />
Wert.<br />
KOSTEN DER AUFSTOCKUNG (ERSATZ DES DACHGESCHOSSES):<br />
Rückbau Dachstuhl € ______<br />
Decke Brettsperrholz € ______<br />
Holzbau außen fertig € ______<br />
Anbindung Bestand € ______<br />
Gebäudetechnik, Fliesen € ______<br />
Innenausbau, Maler € ______<br />
Kosten Erweiterung € 150.000,--<br />
Wohn-, Nutzfl. nachher 210 qm<br />
Gebäudewert nachher € 356.000,--<br />
15
B. Typen der Erweiterungen<br />
3b. Beispiel: Vollgeschoss auf Flachdach<br />
3b. Beispiel: Vollgeschoss auf Flachdach<br />
AUSGANGSLAGE:<br />
Das Flachdach ist sanierungsbedürftig, die Hauseigentümer<br />
möchten lieber ein geneigtes Dach.<br />
KOSTEN DER REINEN DACHSANIERUNG:<br />
Baustelleneinrichtung € ______<br />
Dachkonstruktion DN 20° € ______<br />
Dachdeckung € ______<br />
Kosten Dachsanierung € 33.000,--<br />
Gebäudewert nachher € 240.000,--<br />
Wohn-, Nutzfl. vorher 130 qm<br />
Gebäudewert vorher € 218.000,--<br />
EMPFEHLUNG:<br />
Das kostengünstige „Baugrundstück DG“ erschließen. „Doppelte<br />
Decke“ als Basis.<br />
FRAGEN:<br />
Kann eine zweite Wohnung im Dachgeschoss entstehen?<br />
Wie ist die Erschließung?<br />
Ist ein Freisitz gewünscht?<br />
NUTZEN FÜR DEN BAUHERREN:<br />
Ein geneigtes Dach ohne Raumgewinn, wäre aus wirtschaftlicher<br />
Sicht eine Fehlinvestition gewesen. Der Flachdachbungalow mit<br />
großer Grundfläche wurde vollständig aufgestockt. Eine<br />
anschließende Garage kann als Freisitz dienen. Zwei großzügige<br />
Wohnungen entstehen.<br />
KOSTEN DER AUFSTOCKUNG:<br />
Rückbau Dachrand € ______<br />
Decke Brettsperrholz € ______<br />
Holzbau außen fertig € ______<br />
Anbindung Bestand € ______<br />
Gebäudetechnik, Fliesen € ______<br />
Innenausbau, Maler € ______<br />
Kosten Erweiterung € 230.000,--<br />
Wohn-, Nutzfl. nachher 260 qm<br />
Gebäudewert nachher € 416.000,--<br />
16
Foto: Rathscheck Schiefer<br />
C. Beratung aufbauen<br />
Die Investition in die eigene Immobilie wird von Finanzexperten immer wieder empfohlen. Es gibt geübte Investoren,<br />
die eine Rendite ermitteln. Die privaten Hausbesitzer sind dort oft unsicher und scheuen größere Anlagen.<br />
Dabei hört man, dass gerade jetzt zu Zeiten niedriger Zinsen die Investition in vermietbaren Wohnraum besonders<br />
attraktiv ist. Handwerksbetriebe, die hier Argumente vermitteln wollen, sollten sich mit diesen Fragen auseinandersetzen.<br />
Aber auch andere Faktoren spielen eine Rolle, die mit dem Stichwort „soziale Sicherheit“ überschrieben<br />
werden können.<br />
Dieser Abschnitt soll Einblicke in die Gedanken- und Fragenwelt der Hausbesitzer bieten.<br />
17
C. Beratung aufbauen<br />
1. Es ist „nur“ eine Dachsanierung angefragt<br />
1. Es ist „nur“ eine Dachsanierung angefragt<br />
Eine Dachsanierung unterliegt zunächst nachvollziehbaren Gründen:<br />
• Sicherheit in Bezug auf die Witterungsbeanspruchung.<br />
• Energieeinsparung durch Wärmedämmung und Luftdichtung.<br />
Ist die Dachsanierung vollzogen, ist die bestehende<br />
Nutzung dieses Gebäudes quasi zementiert. Dieses<br />
sollte den Eigentümern bewusst sein. Das Gebäude in<br />
der bestehenden Aufteilung und Größe ist für die<br />
nähere Zukunft mit dem Schritt zur Dachsanierung festgelegt.<br />
Es würde keinen Sinn ergeben das Dach zu<br />
sanieren und nach kurzer Zeit über eine veränderte<br />
Nutzung des Dachgeschosses nachzudenken.<br />
Noch krasser ausgedrückt bedeutet eine Dachsanierung<br />
ohne Erweiterungsaspekt, dass dieses Gebäude<br />
für eine Weiterentwicklung auf andere Wohnvorstellungen<br />
bzw. andere Nutzungen für die kommenden Jahre /<br />
Jahrzehnte verloren gegangen ist. Das „kostengünstige<br />
Baugrundstück“ ist für eine moderne Nutzung für viele<br />
Jahre unwirtschaftlich geworden.<br />
Foto: Ing.-Büro<br />
Abb. 10 Dieses Einfamilienhaus wurde aufgestockt. Es<br />
sind zwei getrennte Wohnungen entstanden.<br />
Für Hauseigentümer ist es ein beherzter Schritt eine umfangreiche Baumaßnahme an dem eigenen Gebäude<br />
anzugehen. Sie ahnen häufig nicht einmal, dass es vor dieser Maßnahme sinnvoll ist, über die persönlichen Anforderungen<br />
an das Wohnen nachzudenken. Welche Funktion erfüllt das Dachgeschoss und welche Rolle soll dieses<br />
Dachgeschoss für die eigene Wohnnutzung in Zukunft spielen?<br />
• Soll das Dachgeschoss auch weiterhin für den eigenen Wohnraum genutzt werden?<br />
• Welcher Anteil dieser Dachgeschossfläche wird tatsächlich genutzt?<br />
• Sollte das Wohnen auf einer Etage (z. B. Erdgeschoss) ermöglicht werden?<br />
Eine reine Dachsanierung konserviert die Vorstellung von Wohnen aus vergangenen Tagen. Das Gebäude wurde<br />
errichtet mit möglicherweise ganz anderen Bedürfnissen der Nutzerfamilie (Kinder, Senioren). In vielen Familien<br />
gibt es im Laufe der Jahre ein Kommen und Gehen. Aus einem Einfamilienhaus kann sich ein Gebäude entwickeln,<br />
das vielleicht von drei Generationen bewohnt werden soll. Einliegerwohnungen können interessant sein.<br />
Lebensabschnitt Ruhestand<br />
Der Lebensabschnitt des Ruhestandes hat sich für die Menschen gravierend verlängert. Nach dem Auszug der<br />
Kinder haben Eltern durchschnittlich noch mehrere Jahrzehnte an Lebenserwartung vor sich. Es lohnt sich noch<br />
einmal in das eigene Wohngebäude zu investieren. Die eigenen vier Wände sinnvoll herzurichten, dass sie für den<br />
Lebensabend und einer möglichst komfortablen oder sogar barrierefreien Nutzung geeignet sind.<br />
18
Haben die Eigentümer das Ziel auf einer Etage zu wohnen?<br />
Wird das Dachgeschoss damit frei, um eine weitere moderne Wohnung zu schaffen?<br />
Wollen sich die Eigentümer die Möglichkeit schaffen, Mieteinnahmen aus dem Dachgeschoss zu schöpfen?<br />
Sodann sollte von einer reinen Dachsanierung Abstand genommen werden. Ein Architekt könnte eine veränderte<br />
Nutzung des Gebäudes entwickeln.<br />
2. Fragen der Hauseigentümer<br />
Rendite: Wie wirtschaftlich ist eine <strong>Aufstockung</strong>?<br />
Bei der Betrachtung nach der Wirtschaftlichkeit können verschiedene Modelle gewählt werden. In diesem Beispiel<br />
wird folgender Ausgangspunkt gewählt:<br />
• Es sind noch 10 Jahre Erwerbszeit geplant.<br />
• Beim Eintritt in den Ruhestand soll bereits die Miete zum Einkommen beitragen.<br />
• Es wird 50% Eigenkapital eingesetzt.<br />
• Die Mieteinnahmen dürfen in den ersten 10 Jahren für Zinsen und Tilgung vollständig eingebracht werden.<br />
Daraus könnte sich folgendes Finanzierungsmodell entwickeln:<br />
• Die <strong>Aufstockung</strong> wird als eigenständige Wohnung mit der Fläche 100 qm geplant, Standard KfW-55.<br />
• Die Bauinvestition beträgt € 200.000.<br />
• Die Mieteinnahmen betragen € 7,50 per qm und damit insgesamt € 9.000,-- pro Jahr.<br />
• KfW-Kredit in der Höhe € 60.000 mit 1,1% Zinsen, Tilgung auf die Laufzeit 10 Jahre gerechnet.<br />
• Hypothek in der Höhe € 40.000 mit 3,5% Zinsen, Tilgung anfänglich 3% (Laufzeit 23 Jahre)<br />
Während der ersten 10 Jahren ergibt sich für das eingesetzte Eigenkapital keine Rendite, danach 6,4%. Der KfW-<br />
Kredit ist nach 10 Jahren abgetragen. Die Restschuld der Hypothek beträgt nach 10 Jahren € 27.500. Ohne<br />
Berücksichtigung von Mieterhöhungen trägt die Miete bei Eintritt in den Ruhestand mit monatlich € 500 zum Einkommen<br />
bei. Außerdem besteht für das Gebäude ein erheblich gestiegener Restwert.<br />
Eine interessante Option ist ein „endfälliger“ Kredit der KfW. Gerade bei geringerem Eigenkapital können auf diese<br />
Weise z. B. später fällige Lebensversicherungen als Eigenkapital eingebunden werden. Der Kreditrahmen bei der<br />
KfW beträgt zur Zeit € 100.000 im Paket „energieeffizient Bauen“.<br />
Eine andere Rechnung betrifft das Grundstück. Annahme: Für die Realisierung von 100 qm Nutzfläche bestünde<br />
ein Bedarf von ca. 300 qm Grundstück, dann würde diese Fläche bei einer <strong>Aufstockung</strong> eingespart. Es muss ja<br />
nicht in ein Grundstück investiert werden. Die ersparten Grundstückskosten bestehen aus Erwerb, Grunderwerbssteuer,<br />
Erschließung, Außenanlagen. Würde man beispielhaft dafür € 200 per qm veranschlagen, so beträgt die<br />
Ersparnis € 60.000. Dieser Summe würde man die Rückbaukosten gegenrechnen.<br />
19
C. Beratung aufbauen<br />
2. Fragen der Hauseigentümer<br />
Sicherheit: einige soziale Aspekte<br />
A B C D E<br />
Abb. 11 Die Biografien von heutigen und früheren<br />
Generationen unterscheiden sich:<br />
A - Kindheit, Jugend, Schulausbildung, Reisezeit<br />
B - Orientierung, Berufsausbildung u. -einstieg<br />
C - Familiengründung, Erwerbs- u. Arbeitsleben<br />
D - ggf. Neuorientierung (Kinder aus dem Haus)<br />
E - Ruhestand<br />
Die Phasen B u. D. haben sich bei den heute lebenden<br />
Generationen ausgeprägt. Die Lebenserwartung ist<br />
zudem erheblich gestiegen.<br />
In Abb. 11 sind bei der heutigen Generation die zwei<br />
hauptsächlichen Punkte markiert, in denen in eine<br />
selbst genutzte Immobilie investiert wird. Eine junge<br />
Familie hat eine hohe Motivation Wohneigentum zu<br />
erwerben. Dies sind oft Neubauten „auf der grünen<br />
Wiese“ oder auch gebrauchte Immobilien in interessanten<br />
Lagen. Der Ersatz von Dachgeschossen mit hochwertigen<br />
<strong>Aufstockung</strong>en ist bei den Bestandserweiterungen<br />
eine wichtige Option. Anbauten sind eine<br />
Zweite, wenn das Grundstück die notwendigen Reserven<br />
aufweist. Käufer von Gebrauchtimmobilien können<br />
sich durchaus zu größeren Maßnahmen entschließen.<br />
Beim Kauf von Gebrauchtimmobilien wird die notwendige<br />
Investition einer Erweiterung bereits einkalkuliert.<br />
Die zweite Markierung im Abschnitt „D“ (Abb. 11) steht<br />
für den sogenannten „zweiten Aufbruch“. Dieser findet<br />
im Alter ab ca. 50 statt. Es ist der Zeitpunkt, an dem die<br />
Kinder das Elternhaus verlassen. Auch sind Scheidungen<br />
gerade in diesem Alter nicht selten. Menschen im zweiten Aufbruch machen sich über ihre Zukunft intensiv<br />
Gedanken. Das hat viel mit dem baulichen Umfeld zu tun. Ist Haus und Garten zu groß? Wie gestaltet man das<br />
Wohnen im Alter? Ist ein neues Wohnumfeld interessant? Es werden Details wichtig, die im Familienleben oft eine<br />
untergeordnete Rolle gespielt haben.<br />
Die höhere Lebenserwartung erzeugt andere Notwendigkeiten. Man möchte möglichst lange selbstbestimmt im<br />
eigenen Haus leben können. Dazu ist ein bestimmter Wohnkomfort eine wichtige Voraussetzung. Das Wohnen auf<br />
einer Etage wird als besonders wichtig angesehen. Ebenso die möglichst kurzen Wege. Dies lässt sich organisieren,<br />
in dem Abstellflächen zwischen Küche und PKW-Stellplatz geschaffen werden.<br />
Was macht man mit dem Dachgeschoss, wenn die Eigentümer auf einer Etage im Erdgeschoss wohnen? Welchen<br />
Sinn kann dann eine <strong>Aufstockung</strong> haben?<br />
Wie reagieren die Eigentümer auf die Option das Dachgeschoss vermieten zu können? Oft ist die Reaktion darauf<br />
zunächst ablehnend. Man möchte doch eher seine Ruhe haben und kann sich Mieter in den eigenen vier Wänden<br />
kaum vorstellen. Hat man doch das unruhige Familienleben gerade hinter sich. Es geht in dieser Phase nicht<br />
darum die Interessenten zu einer Maßnahme zu überreden. Es geht darum, Gedankenspiele zuzulassen.<br />
Das Bedürfnis nach Ruhe könnte sich im Laufe der Zeit ändern. Grund dafür ist, dass ältere Menschen im Alter auf<br />
Hilfe angewiesen sind und gerade diese Hilfe dazu beitragen kann, eine viel längere Zeit das eigene Haus zu<br />
bewohnen. Dies gilt erst recht dann, wenn ein Teil des Eigentümerpaares allein zurück bleibt. Sodann entwickelt<br />
sich gerade mit einem guten Verhältnis zu Mietern eine höhere Lebensqualität. Denn wer ist schon gern allein in<br />
einem Haus. Wenn man sich berufstätige junge Paare mit Kind oder Alleinerziehende als Mieter vorstellt, so ist die<br />
Notfallhilfe bei der Kinderbetreuung gern gefragt. Andersherum ist die helfende Hand in technischen und praktischen<br />
Dingen immer wieder wichtig. Eine vermietete Wohnung im Haus kann einen alleinstehenden Menschen<br />
sozial absichern.<br />
20
3. Vorbereitung zum Vertrieb<br />
Marketing und Vertrieb<br />
Gelingt es das Feld der <strong>Aufstockung</strong> zu besetzen, entwickelt sich ein enormer Imagegewinn für den Zimmereibetrieb.<br />
<strong>Aufstockung</strong>en sind für Nachbarn und Familienangehörige spektakulär. Dieser umfangreiche Eingriff in die<br />
Bausubstanz wird nur wenigen Handwerksbetrieben zugetraut. Die professionelle Abwicklung stellt klar, dass dieser<br />
Zimmereibetrieb zur „ersten Liga“ gehört. Dass ein Betrieb mit einer hohen Leistungsfähigkeit einen angemessenen<br />
Stundenverrechnungssatz benötigt, ist auch für Laien leicht verständlich. Mit den <strong>Aufstockung</strong>en als<br />
Leistungsfeld tritt die Zimmerei einen wertvollen Kompetenzbeweis an.<br />
Genügt das gebaute Projekt für sich als Werbeplattform? Sicherlich ist jedes professionell abgewickelte Projekt<br />
werbewirksam. Es gibt allerdings eine ernstzunehmende Hürde. Denn bei den Menschen, die das Projekt interessiert<br />
beobachten, stellt sich der Bedarf nicht unbedingt sofort ein, sondern oft erst viel später. Erinnern sie sich<br />
dann noch an die ausführende Zimmerei? Auch eine andere Leistung wird nicht automatisch angefragt. Es ist<br />
merkwürdig, aber Menschen kommen manchmal nicht auf das Naheliegendste. Das Marketing eines Betriebes soll<br />
genau diese Lücke schließen. Ein gutes Marketing motiviert die Interessenten bei der Zimmerei anzufragen. Dafür<br />
gibt es interessante Lösungen (Abb. 12).<br />
Im Geschäftsfeld <strong>Aufstockung</strong> ist es leicht, die potenzielle<br />
Kundenadresse zu ermitteln. Dies ist ein großer<br />
Vorteil, um kostengünstig Werbung zu machen. Die<br />
Gebäude, die sich für <strong>Aufstockung</strong>en eignen, sind<br />
bekannt. Es sind die Wohngebiete, die ca. vor 1990<br />
erschlossen wurden und nun für Dachsanierungen, <strong>Aufstockung</strong>en<br />
oder Erweiterungen „reif“ sind. Diese<br />
Gebiete gilt es zu bearbeiten.<br />
Eine sehr wirkungsvolle Methode ist die Ansprache der<br />
potenziellen Kunden mit einer eigenen Zeitung der Zimmerei.<br />
Ein- bis zweimal jährlich werden die Hausbesitzer<br />
mit einer interessant aufgemachten Information<br />
versorgt (Abb. 12). Dies wirkt nachhaltig, weil Name<br />
und Logo des Handwerksbetriebes dem Leser schon<br />
bekannt sind. Ein „Aha“-Effekt, der beim Interessenten<br />
eine Botschaft hinterlässt: Kompetenz und Vertrauensbildung<br />
- die Firma kann es und ist hier vor Ort. Die<br />
Themen sollten die Hausbesitzer in ihrer Situation ansprechen.<br />
Ideen und Entscheidungshilfen bieten. Eine<br />
Baumaßnahme wird als erreichbares Ziel vermittelt.<br />
Foto: Ing.-Büro Meyer<br />
Abb. 12 Werbemedium für das Bauen im Bestand in<br />
Form einer Kundenzeitung. Auf diese Weise wird die<br />
Leistung anschaulich vermittelt. Wie funktioniert eine<br />
<strong>Aufstockung</strong>? Wie kann die Nutzung aussehen? Auch<br />
andere Themen werden hier angesprochen.<br />
Hausbesitzer benötigen Anregungen, um aktiv eine Baumaßnahme anzustoßen.<br />
Die eigene Hauszeitung ist für Interessenten inspirierend, die nicht im Internet suchen wollen.<br />
Außerdem wird die Weiterempfehlung aktiv gefördert, die Zeitung lässt sich weiterreichen.<br />
21
C. Beratung aufbauen<br />
3. Vorbereitung zum Vertrieb<br />
Partner der Zimmereien sind von größter Bedeutung<br />
Es ist für die allermeisten Zimmereien völlig abwegig <strong>Aufstockung</strong>en als Komplettleistungen in Auftrag zu nehmen.<br />
Viele Jahre der Entwicklung und personeller Erweiterung im Betrieb wären notwendig, um eine „schlüsselfertige“<br />
Leistung im Betrieb gewinnbringend zu etablieren. Die Arbeitsleistung, die dazu erforderlich ist, kann von einem<br />
inhabergeführten Handwerksbetrieb in der Regel nicht abgedeckt werden. Das „schlüsselfertige“ Bauen ist auch<br />
nicht notwendig. Und aus Gewährleistungsgründen außerdem nicht zu empfehlen.<br />
Welche Kompetenzen erwarten Hausbesitzern, die ihr Bestandsgebäude erweitern möchten?<br />
1. Planungsleistungen einschl. Bauantrag<br />
2. Das außen fertige Gebäudehülle als komplette Leistung<br />
3. Gebäudetechnik - Anbindung zum Bestand bzw. als eigenständige Wohneinheit<br />
4. Innenausbau bis zur Bezugsfertigkeit<br />
Diese vier Kompetenzfelder müssen abgedeckt sein.<br />
<strong>Aufstockung</strong>en müssen schnell und abgestimmt ablaufen.<br />
Sinnvoll ist eine Bündelung auf drei Gewerke plus<br />
Architekt. Dieses Modell bildet den Kompromiss zwischen<br />
den zwei folgenden widersprüchlichen Bedürfnissen:<br />
• Eine Gewerketrennung ist sinnvoll, weil der<br />
Handwerksbetrieb seine Gewährleistung begrenzen<br />
möchte!<br />
• Eine Gewerkebündelung ist sinnvoll, weil die<br />
Bauherrschaft die Schnittstellen der Gewerke auf<br />
ein Minimum reduzieren möchte!<br />
Wenn es gelingt eine perfekt abgestimmte<br />
Arbeitsleistung aufzubauen, sorgt das Prinzip der vier<br />
Kompetenzfelder für ein begrenztes Risiko für alle Seiten.<br />
Foto: Pavatex by Soprema<br />
Abb. 13 Wie weit reichen die Leistungen des Zimmereibetriebes?<br />
Viele Bauherren sind an kompletten Dienstleistungen<br />
interessiert.<br />
Partnerschaften in den vier Kompetenzfeldern müssen aufgebaut und gepflegt werden. Je leistungsfähiger sich<br />
diese Gemeinschaft präsentiert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für eine Weiterempfehlung. Für einen Zimmereibetrieb<br />
kann sich auf diese Weise ein Königsweg ergeben. Die Initiative für die Partnerschaft muss allerdings<br />
vom Zimmereibetrieb ausgehen, denn der Vertrieb wird hier initiiert.<br />
Funktionierende Partnerschaften teilen sich die Aufwendungen für Marketing & Vertrieb. Die Investitionen<br />
werden für die Zimmerei auf diese Weise gering gehalten.<br />
22
D. Details und Konstruktion<br />
Foto: Ing.-Büro Meyer<br />
Die individuelle Planung ist bei der <strong>Aufstockung</strong> notwendig. Die Organisation des Gebäudes kann sich stark verändern.<br />
Die Hauseigentümer benötigen ein Bild von dem Machbaren und gleichen dies mit dem Wünschenswerten<br />
ab. Die Entwurfsarbeit beginnt mit der Nutzung und Erschließung, geht über die Betrachtung von Tragfähigkeiten,<br />
der gebäudetechnischen Versorgung, bis zu den Anschlussdetails und Fassadenübergängen. Voraussetzung ist<br />
natürlich, dass baurechtlich eine <strong>Aufstockung</strong> überhaupt zulässig ist.<br />
In diesem Abschnitt wird der Schwerpunkt auf die Geschossdecke gelegt, an dem Übergang von Alt zu Neu. Ist die<br />
Bestandsdecke für die neue Beanspruchung einer Geschossdecke ausreichend tragfähig? Dies muss oftmals verneint<br />
werden, wenn die Dach- und Schneelasten geringer als die neuen Verkehrslasten anzusehen sind. Sodann<br />
ist eine statische Ertüchtigung der Decke erforderlich. Sehr einfach ist das mit einer aufgedoppelten Deckenkonstruktion<br />
zu lösen. Hier hat sich die elementierte Brettsperrholzdecke als besonders leistungsfähig gezeigt. Vorteil<br />
dieser Lösung ist der gute Schallschutz und der geringe Eingriff in die Bestandsdecke.<br />
Weiterer Schwerpunkt der nachfolgenden Details sind die Übergänge zu den Freisitzen. Dies in Form von Dachterrassen<br />
auf Abdichtungen und einem frei vor das Gebäude gestellten Balkon.<br />
23
D. Details und Konstruktion<br />
1. nicht tragende Betondecke<br />
1. nicht tragende Betondecke<br />
LD<br />
RW<br />
LD<br />
Schw<br />
Fuge<br />
BSP<br />
Rohbau: Die Betondecke mit vorh. Abdichtung<br />
bleibt erhalten. Die neue Brettsperrholzdecke<br />
nimmt die Verkehrslasten auf.<br />
Detail Beschreibung, Material<br />
Schw Auflagerschwelle mit Verankerung zur<br />
vorhandenen Betondecke (Vorsicht bei<br />
abhebenden Lasten)<br />
Fuge vollflächige Unterfütterung mit Mörtel zum<br />
Höhenausgleich<br />
BSP Flächenelemente aus Brettsperrholz,<br />
bündig mit dem vorh. EG-Mauerwerk<br />
LD diffusionsoffene Luftdichtungsbahn,<br />
Verklebung an der Betondecke (evtl.<br />
Glattstrich, Primer)<br />
RW Rahmenwerk mit innerer Beplankung,<br />
z. B. OSB 15 mm<br />
WDVS<br />
Lat<br />
Kopfd.<br />
Fertigkonstruktion: Das Erdgeschossmauerwerk<br />
soll hier ebenfalls gedämmt werden. Anforderung:<br />
durchgängige Putzfassade.<br />
Detail Beschreibung, Material<br />
Kopfd. Kopfdämmung zur Vermeidung einer<br />
Wärmebrücke über die Betondecke<br />
Lat Vertikallattung, Dicke 60-100 mm je nach<br />
Wärmeschutzanforderung; überspannt<br />
den Geschossstoß zur Vermeidung von<br />
Verformungen; Verankerung der<br />
Traglattung auf der Bestandswand mit<br />
Mauerwerksdübeln, auf der<br />
Holzrahmenwand mit Schrauben<br />
WDVS Wärmedämm-Verbundsystem mit allg.<br />
bauaufsichtl. Zulassung, Dicke z. B.<br />
60 mm, Befestigung mit Breitrückenklammern<br />
auf der Vertikallattung<br />
24
2. tragende Holzbalkendecke<br />
UDP<br />
Däm.<br />
OSB<br />
LD2<br />
OSB<br />
LD1<br />
RW<br />
RB<br />
Rohbau: Öffnen und Vorbereitung des<br />
Deckenrandes mit Randbalken RB, OSB-Platte<br />
und Luftdichtung LD.<br />
Detail Beschreibung, Material<br />
RB umlaufender Randbalken zur Sicherstellung<br />
der Deckenscheibe und des<br />
Wandauflagers<br />
LD1 luftdichter Anschluss zum Ringanker<br />
LD2 luftdichte Verklebung der OSB-<br />
Plattenstöße von außen<br />
RW Rahmenwerk als tragende Installationsebene,<br />
Dicke z. B. 80 mm<br />
OSB Aussteifende Beplankung mit OSB-<br />
Platten von der Außenseite von RW<br />
UDP Holzfaser-Unterdeckplatte<br />
Däm. Hauptdämmebene, z. B. aus<br />
nichttragenden Stegträgern<br />
Fas<br />
Luft<br />
KD<br />
GP<br />
Fertigkonstruktion: Hauptaugenmerk liegt auf<br />
dem Fassadenübergang vom Erd- zum<br />
Dachgeschoss. Die OG-Fassade deckt die<br />
Trennfuge der Geschosse regensicher ab. Die<br />
Hinterlüftung ist sichergestellt.<br />
Detail Beschreibung, Material<br />
KD nachträgliche Dämmung des Luftraums<br />
zwischen den Mauerwerksschalen mit<br />
mineralischem Granulat oder<br />
hydrophobierter Mineralfaser, im<br />
Einblasverfahren<br />
GP Innenbekleidung aus Gipswerkstoffplatten<br />
Luft Lufteintritt min. 50 cm² pro Meter, ab<br />
10 mm Spaltbreite ist ein Lüftungsgitter<br />
erforderlich.<br />
Fas vorgehängte hinterlüftete Fassade aus<br />
Platten oder profilierten Brettern<br />
25
D. Details und Konstruktion<br />
3. nicht tragende Holzbalkendecke<br />
3. nicht tragende Holzbalkendecke<br />
Putz<br />
WDVS<br />
LD<br />
RW<br />
LD<br />
Däm.<br />
Beton<br />
Schr.<br />
Rohbau: Statische Ertüchtigung einer vorh.<br />
Balkenlage als Holz-Beton-Verbundkonstruktion,<br />
das WDVS im EG bleibt erhalten.<br />
Detail Beschreibung, Material<br />
Däm. Ergänzung der Dämmung in der vorh.<br />
Balkenlage im Einblasverfahren<br />
Putz oberseitiger Glattstrich (armiert) des vorh.<br />
WDVS und Dichtschlämme<br />
LD Luftdichtung von außen, Anschluss zum<br />
Putz mit Presslatte und Kompriband<br />
RW tragendes Rahmenwerk mit aussteifender<br />
luftdichter Beplankung aus OSB-Platten<br />
Schr.<br />
Beton<br />
Schrauben als Schubverbindung<br />
Bewehrter Ortbeton (nachträglich<br />
eingebracht), Ausführung nach Statik<br />
VHF<br />
Abl.<br />
UDP<br />
Fertigkonstruktion: Kennzeichnend ist der<br />
Fassadenübergang vom WDVS zur Fassade im<br />
Obergeschoss.<br />
Detail Beschreibung, Material<br />
UDP Holzfaser-Unterdeckplatte, Dicke hier<br />
z. B. 60 mm, unterseitig mit U-Profil<br />
abgedeckt, auf den vertikalen Schenkel<br />
von Abl. greifend<br />
Abl. Fassadenübergang mit Wasserableitblech<br />
z. B. aus Aluminium, zur Presslatte<br />
verschraubt, auf eine hinreichende Anzahl<br />
von Längsdehnungsprofilen ist zu achten,<br />
Maximalabstand 3,0 m, bei dunkleren<br />
Farben geringer<br />
VHF vorgehängte hinterlüftete Fassade hier<br />
z. B. als Keilspundprofil, Abstand zu Abl.<br />
mind. 10 mm<br />
26
4. Dachterrasse „Standard“<br />
Standarddetail einer großflächigen Dachterrasse<br />
z. B. eines Staffelgeschosses. Hier sind die Regeln<br />
der Dachabdichtung berücksichtigt: Dazu ist die<br />
Abdichtung 150 mm über den Terrassenbelag zu<br />
führen. Zusammen mit der erforderlichen Dämmung<br />
unterhalb der Terrasse bedeutet dies einen<br />
Höhenunterschied in Bezug auf den Fußboden des<br />
Dachgeschosses von ca. 350 mm. Die zwei erforderlichen<br />
Stufen auf der Raumseite sind angedeutet.<br />
Die Akzeptanz bei den Bauherren ist für dieses<br />
Detail aus diesem Grund gering.<br />
Kennzeichen:<br />
• Standard-Hartschaumdämmung<br />
• Regelabstand 150 mm: Fenstertür zu<br />
Terrassenbelag<br />
• Höhenunterschied der Fenstertür zu OKF ca.<br />
30-35 cm<br />
Detail<br />
BSH<br />
FR<br />
DS<br />
Kopfd.<br />
DAA<br />
DDB<br />
Ter.<br />
Beschreibung, Material<br />
tragendes Randholz, Brettschichtholz auf<br />
Mörtelbett im Bereich der Auflager<br />
Fußrähm der Holzrahmenwand (im Bereich der<br />
Tür zur Hälfte ausgeschnitten)<br />
Dampfsperre, Polymerbitumen mit Alueinlage<br />
druckfeste Dämmplatte zur Fensterauflagerung<br />
und Vermeidung von Wärmebrücken<br />
druckfeste Wärmedämmung unter der Abdichtung<br />
mit 2% Gefälle; Hartschaum, Mineralfaser<br />
Dachabdichtungsbahn zum Fenster geführt<br />
(mechanische Beanspruchung)<br />
Terrassenbelag als Holzroste (Einzelfläche bis<br />
2,5 m²) auf Dränmatte, darf hier bis zur Wand<br />
geführt werden<br />
<br />
Podest<br />
<br />
Terrassenbelag<br />
DAA<br />
Überquerungshilfe<br />
DDB<br />
DS<br />
Kopfd.<br />
FR<br />
BSH<br />
<br />
DS<br />
27
D. Details und Konstruktion<br />
5. Dachterrasse als Minimalaufbau<br />
5. Dachterrasse als Minimalaufbau<br />
Dieses Detail ist bezüglich der Höhe optimiert. Zwei<br />
wesentliche Änderungen führen zu einer Reduzierung<br />
der Höhendifferenz auf eine Stufe von der<br />
Raumseite:<br />
1. Als Dämmung wird ein Vakuumdämmstoff<br />
verwendet.<br />
2. Vor dem Fensteraustritt ist ein Entwässerungsrost<br />
angeordnet. Der Mehraufwand für eine<br />
Vakuumdämmung sollte für begrenzt große<br />
Freisitze gerechtfertigt sein (Loggia).<br />
Kennzeichen:<br />
• Vakuumdämmstoff<br />
• Reduzierter Abstand 50 mm von der<br />
Fenstertür zu einem Entwässerungsrost am<br />
Terrassenbelag<br />
Detail Beschreibung, Material<br />
BSH Brettschichtholz zum Ausgleich des<br />
Höhenunterschiedes<br />
FR Fußrähm der Holzrahmenwand (im Bereich der<br />
Tür zur Hälfte ausgeschnitten)<br />
DS Dampfsperre aus Polymerbitumen mit Alueinlage<br />
auf Gefälleestrich 2%<br />
Kopfd. druckfeste Dämmplatte zur Fensterauflagerung<br />
und Vermeidung von Wärmebrücken<br />
DAA druckfeste Vakuumdämmung mit Schutzschicht<br />
aus Hartschaum<br />
DDB Dachabdichtungsbahn zum Fenster geführt<br />
(mechanische Beanspruchung)<br />
Ter. Terrassenbelag als Holzroste (Einzelfläche bis<br />
2,5 m²) auf Dränmatte<br />
Podest trittfeste Innenfensterbank<br />
Roste Dränroste<br />
<br />
Terrassenbelag<br />
DDB<br />
DAA<br />
<br />
DS<br />
Roste<br />
Podest<br />
DS FR<br />
Kopfd.<br />
BSH<br />
<br />
28
6. Dachterrasse bei nichttragender Betondecke<br />
Diese Dachterrasse baut auf einer nichttragenden<br />
Betondecke auf. Hier werden besondere Maßnahmen<br />
angewendet. Die Höhenentwicklung richtet<br />
sich zunächst nach der Dachterrasse. Tragende<br />
Spannbetonelemente entlasten die Betondecke<br />
und werden mit Gefälledämmung überdämmt. Dergesamte<br />
Aufbau incl. Terassenbelag sollte ca.<br />
60 mm tiefer liegen als der Fertigboden innen. Die<br />
Balkenlage im Innenbereich wird in entsprechender<br />
Höhe angeordnet.<br />
Kennzeichen:<br />
• Spannbetonelemente als schlanke und<br />
feuchterobuste Tragbauteile im Bereich der<br />
Dachterrasse<br />
• Tragende Balkenlage auf Höhenausgleich<br />
• Abstand OKF zum Terrassenbelag ca. -60 mm<br />
Detail<br />
BSH<br />
FR<br />
DS<br />
Kopfd.<br />
DAA<br />
DDB<br />
Ter.<br />
Roste<br />
Beschreibung, Material<br />
tragendes Randholz, Brettschichtholz auf<br />
Mörtelbett im Bereich der Auflager<br />
Fußrähm der Holzrahmenwand (im Bereich der<br />
Tür zur Hälfte ausgeschnitten)<br />
Dampfsperre, Polymerbitumen mit Alueinlage<br />
druckfeste Dämmplatte zur Fensterauflagerung<br />
und Vermeidung von Wärmebrücken<br />
druckfeste Wärmedämmung unter der Abdichtung<br />
mit 2% Gefälle: Hartschaum, Mineralfaser<br />
Dachabdichtungsbahn zum Fenster geführt<br />
(mechanische Beanspruchung)<br />
Terrassenbelag als Holzroste (Einzelfläche bis<br />
2,5 m²) auf Dränmatte<br />
Dränroste<br />
<br />
Terrasse<br />
<br />
<br />
Roste<br />
FR<br />
tragender Fußboden (neu)<br />
DDB<br />
DS<br />
DAA<br />
Spannbetonelemente<br />
Kopfd.<br />
BSH<br />
<br />
DS<br />
DS<br />
29
D. Details und Konstruktion<br />
7. Balkon: Anschluss zur Außenwand<br />
7. Balkon: Anschluss zur Außenwand<br />
Ein Balkon kann in einem in etwa ebenen Übergang<br />
zum Innenraumboden hergestellt werden.<br />
Große Höhenunterschiede sind anders als bei<br />
einer Dachterrasse nicht zu überwinden.<br />
Kennzeichen:<br />
• Der abgedichtete Balkon wird freitragend mit<br />
einer Fuge vor das Gebäude gestellt<br />
• Vermeidung eines Podestes auf der Raumseite<br />
• Reduzierung der Spritzwasserbelastung für<br />
Fenster und Fassade durch eine Roste am<br />
Austritt<br />
• Abstand von OKF zum Terrassenbelag ca.<br />
50 mm<br />
Detail<br />
Abl<br />
Kopfd.<br />
Ter.<br />
DDB<br />
Roste<br />
Beschreibung, Material<br />
Auf Maß gefertigtes Abschlussblech incl. seitlicher<br />
Aufkantungen, geführt vom Fensterbankfalz über<br />
die EG-Fassade<br />
druckfeste Dämmplatte zur Fensterauflagerung<br />
und Vermeidung von Wärmebrücken<br />
Terrassenbelag als Holzroste (Einzelfläche bis<br />
2,5 m²) auf Auflagerpads<br />
Dachabdichtungsbahn mit konstruktiver<br />
Aufkantung<br />
Übergangsroste, aufgelegt auf der auskragenden<br />
Terrassen-UK<br />
<br />
<br />
Roste<br />
DDB<br />
Abl<br />
Kopfd.<br />
Balkonkonstruktion<br />
30
l K h<br />
Impressum<br />
Foto: Pavatex by Soprema<br />
Herausgeber<br />
EUROBAUSTOFF Handelsgesellschaft mbH & Co. KG<br />
Auf dem Hohenstein 2 + 7<br />
61231 Bad Nauheim<br />
Fon: +49 6032 805-0<br />
Fax: +49 6032 805-265<br />
kontakt@eurobaustoff.de<br />
www.eurobaustoff.de<br />
Verfasser<br />
Ingenieurbüro<br />
Dipl.-Ing. Holger Meyer<br />
27356 Rotenburg<br />
www.meyer-ingenieurbuero.de<br />
Haftungshinweis<br />
Bei diesen Unterlagen handelt es sich um Empfehlungen des Verfassers, welche nach bestem Wissen und Gewissen<br />
und nach gründlichen Recherchen erstellt wurden. Irrtümer oder Fehler, welche sich z. B. aus veränderten<br />
Randbedingungen ergeben könnten, sind dennoch nicht ausgeschlossen, so dass der Verfasser und der Herausgeber<br />
keinerlei Haftung übernehmen können.<br />
1. Auflage April 2019<br />
31
Bildnachweise Titelseite: Pavatex by Soprema, Rückseite: Rockwool.<br />
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