ME2BE CAMPUS 2019/01
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SPECIAL<br />
<strong>CAMPUS</strong><br />
STUDIUM IN SCHLESWIG-HOLSTEIN UND HAMBURG<br />
WIR<br />
BRAU<br />
CHEN<br />
EIN RA<br />
DIKAL<br />
ES<br />
UM<br />
DENKEN<br />
www.me2be.de Heft <strong>01</strong> Frühjahr <strong>2<strong>01</strong>9</strong>
EDITORIAL<br />
Umdenken!<br />
„Fridays for Future“ macht Druck! Zur Europawahl<br />
rufen Greta Thunberg, Mitorganisator Jakob Blasel<br />
(auf dem Titel) sowie hunderttausende Jugendliche<br />
in rund 120 Ländern erneut zu einem radikalen<br />
Umdenken für mehr Klimaschutz auf. Allein in Berlin<br />
und Hamburg versammeln sich über 25.000 junge<br />
Menschen und protestieren lautstark gegen die „Immerso-weiter-Politik“<br />
der Regierung. Wir haben sie bei<br />
ihren Protesten begleitet, in Aktion fotografiert, mit<br />
Jakob über Zukunftsängste gesprochen und erklären<br />
darüber hinaus, was es mit der unterstützenden<br />
Bewegung „Scientists for Future“ auf sich hat.<br />
Wenn wir radikal umdenken, können wir dann noch<br />
ruhigen Gewissens drei bis vier Jahre lang studieren? Ja,<br />
denn aus der Wissenschaft kommen viele Erkenntnisse,<br />
mit denen wir Zukunft gestalten können! Wir prüfen,<br />
wie zukunftsorientiert die Hochschulen in SH und HH<br />
aufgestellt sind, am Beispiel der Hochschule Flensburg<br />
mit ihrem FabLab „Ideenreich“, der Europa-Universität<br />
Flensburg mit ihren innovativen Lehramtsangeboten,<br />
der Technischen Hochschule Lübeck mit dem<br />
nachhaltigen Studienprojekt „Solar Decathlon“ oder<br />
der Medical School Hamburg mit ihren gesundheitsund<br />
humanwissenschaftlichen Studienfächern.<br />
Lebendig, elektrisierend, konstruktiv,<br />
crossmedial, engagiert und effektiv –<br />
das ist die Fachhochschule Kiel.<br />
Sie bietet 37 Studiengänge an den sechs<br />
Fachbereichen:<br />
Agrarwirtschaft<br />
Informatik und Elektrotechnik<br />
Maschinenwesen<br />
Medien und Institut für Bauwesen<br />
Soziale Arbeit und Gesundheit<br />
Wirtschaft<br />
Dass duale Studiengänge boomen, hat uns dazu<br />
bewogen, noch einmal genau zu erklären, was dahinter<br />
steckt. Dafür gucken wir Lisa und Torge in ihrem<br />
Bauingenieurstudium bei der GMSH über die Schulter. Und<br />
was auf keinen Fall in dieser Ausgabe fehlen darf … ist<br />
der Blick auf das fünfzigjährige Jubiläum der staatlichen<br />
Fachhochschulen. „FH 50“ – wir widmen uns intensiv<br />
diesem Hochschulmodell und gratulieren den drei ersten<br />
FHs in Deutschland in Lübeck, Kiel und Flensburg!<br />
Und warum das alles?<br />
Weil wir uns für eure Perspektiven interessieren!<br />
Eure <strong>ME2BE</strong>s<br />
www.me2be.de<br />
www.fh-kiel.de<br />
3
06<br />
06 NACHGEFRAGT<br />
Studentin Lina Kerzmann befragt<br />
Bildungsministerin Karin Prien<br />
08<br />
WILLKOMMEN AUF<br />
DEM <strong>CAMPUS</strong><br />
STUDIS ON AIR<br />
Warum Studieren im Norden glücklich macht<br />
17<br />
17<br />
18<br />
26<br />
28<br />
32<br />
36<br />
TITELGESCHICHTE<br />
50 JAHRE FACHHOCHSCHULEN<br />
„FACHHOCHSCHULEN MACHEN<br />
DEN UNTERSCHIED!“<br />
Bundesministerin für Bildung und Forschung<br />
Anja Karliczek über „50 Jahre Fachhochschulen“<br />
FH 50<br />
Eine Hochschulform feiert Jubiläum<br />
„WISSENSCHAFT LEBT<br />
VON BEGEGNUNG!“<br />
Dr. Muriel Kim Helbig, Präsidentin der<br />
Technischen Hochschule Lübeck im Gespräch<br />
mit <strong>CAMPUS</strong>-Redakteur Chris<br />
„KILOWATTSTUNDE X EURO +<br />
MENSCHEN!“<br />
Nachhaltiges Studieren an der TH Lübeck am Beispiel<br />
des Studienprojekts ‚Solar Decathlon’<br />
DIE „EARLY-BIRD-PHASE“ AN DER<br />
HOCHSCHULE FLENSBURG<br />
Die Hochschule Flensburg bereitet Studieninteressierte<br />
und Studierende intensiv auf das Hochschulstudium vor<br />
NICHT NUR ‚RICHTIG’ ODER ‚<br />
FALSCH’!<br />
Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Franka Heers<br />
präsentiert das FabLab ‚Ideenreich‘ der Hochschule<br />
Flensburg als außerschulischen Lernort<br />
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56<br />
60<br />
„WOFÜR SCHLÄGT DEIN HERZ?“<br />
Ein Gespräch mit Studienberater Marc Laatzke über<br />
Planung, Motivation und Beratung vor und während<br />
des Studiums<br />
SCHÖNE AUSSICHTEN AN<br />
DER HAW HAMBURG!<br />
Im Gespräch mit Professor Micha Teuscher, Präsident der<br />
Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg<br />
PLATZ ZUM LERNEN, RAUM<br />
ZUM WACHSEN<br />
Studieren an der MSH Medical School Hamburg<br />
UNIVERSITÄTEN<br />
DIE LEHRAMTSAUSBILDUNG<br />
OHNE ÜBERZEUGUNG? OHNE ZUKUNFT!<br />
Wann ein Studium ‚auf Lehramt‘ zum Traumjob führen<br />
kann<br />
AUF INS LEHRAMT ... AN DER EUF!<br />
Über die Lehramtsausbildung an der Europa-<br />
Universität Flensburg<br />
„MATHEMATIK KANN SCHÖN SEIN!“<br />
Was Prof. Dr. Hinrich Lorenzen seinen Studierenden<br />
mit auf den Weg gibt<br />
DUALES STUDIUM<br />
LERNEN + ARBEITEN<br />
UNI ODER JOB? WARUM NICHT BEIDES!<br />
Trend duales Studium – nie war praxisnahes Studieren<br />
so beliebt!<br />
„STUDIEREN IM GLEICHGEWICHT“<br />
BEI DER GMSH<br />
Erster Praxisblock für Studierende des industriebegleitenden<br />
Studiengangs ‚Bauingenieurwesen‘ bei der GMSH<br />
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66<br />
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82<br />
GESTALTEN<br />
KREATIVE STUDIENGÄNGE<br />
„WEISS IST UNERGRÜNDLICH!“<br />
Interview mit der Künstlerin Franziska Ostermann<br />
STUDENTEN-<br />
PORTRAITS<br />
BWL (B.A.)<br />
SYSTEMTECHNIK (M.ENG.)<br />
Hochschule Flensburg<br />
BWL (B.A.)<br />
FABLAB<br />
Hochschule Flensburg<br />
DUALES STUDIUM<br />
BAUINGENIEURWESEN (B.ENG.)<br />
Hochschule Flensburg / GMSH<br />
BILDUNGSWISSENSCHAFTEN (B.A.)<br />
EUF<br />
PSYCHOLOGIE (B.SC.)<br />
SOZIALE ARBEIT (B.A.)<br />
MSH Medical School Hamburg<br />
ARCHITEKTUR (B.A.)<br />
TH Lübeck<br />
77<br />
ERLEBEN<br />
78 HINGEGANGEN<br />
Zusammen ist man weniger allein<br />
RAUS AUS DEM <strong>CAMPUS</strong>!<br />
TIPPS UND TRENDS<br />
„ICH VERSPÜRE PANIK,<br />
WENN ICH AN DIE ZUKUNFT DENKE!“<br />
Im Gespräch mit Jakob Blasel<br />
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03<br />
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64<br />
FOTOSTORY<br />
Die Jugend macht ernst – und alle machen mit<br />
AKADEMISCHER AUFSTAND<br />
Fridays for Future erhält Unterstützung aus der<br />
Forschung<br />
GESUCHT: GESELLSCHAFT<br />
MIT SINN FÜRS KLIMA<br />
Klimaforscher Prof. Mojib Latif fordert eine<br />
„breite Bewegung“ gegen den Klimawandel<br />
THE NØRD TIMES<br />
DESIGN TRÄGT EINE VERANTWORTUNG<br />
Im Gespräch mit Jesta Brouns, Schulleiterin der<br />
Hamburger Design Factory International<br />
HAUPTSACHE MUCKE!<br />
Interview mit dem Kieler Musiker, Labelchef und<br />
Produzenten Claudius Carstens<br />
MIT WAGEMUT UND WIMPERNSCHLAG<br />
Interview mit Helena Derheim, Gründerin der Firma<br />
„WunschWimper“ in Kiel<br />
EDITORIAL<br />
IMPRESSUM<br />
AUSBILDUNG ODER STUDIUM<br />
Welcher Typ bist du?<br />
STUDIENGÄNGE IM FOKUS<br />
Mehr <strong>CAMPUS</strong> gibt es auf www.me2be.de<br />
4<br />
5
Nach-<br />
Text Joachim Welding<br />
Fotos Frank Peter,<br />
Lutz Timm<br />
ge-<br />
fragt<br />
Frau Ministerin, eine private Frage zu Beginn:<br />
Was und wie haben Sie studiert –<br />
ganz klassisch, dual oder digital?<br />
Jura – eher klassisch mit interdisziplinären<br />
Ausflügen in andere Fächer und mit einem<br />
internationalen Schwerpunkt in einem Studiengang,<br />
der Jura, Politik und Ökonomie<br />
verbunden hat.<br />
Worin bestehen Ihrer Ansicht nach die bildungspolitischen<br />
Herausforderungen, und<br />
welche Zukunftsaussichten haben angehende<br />
Lehrerinnen und Lehrer?<br />
Qualifizierte Lehrkräfte werden in ganz<br />
Deutschland – auch in Schleswig-Holstein<br />
– gesucht. Die Zukunftsaussichten sind also<br />
sehr gut, ganz besonders übrigens, wenn<br />
junge Menschen MINT-Fächer, Musik, Kunst<br />
oder andere Mangelfächer studiert haben.<br />
Und wenn sie nicht allein im Umkreis der<br />
großen Städte arbeiten wollen, sind die<br />
Chancen erst recht gut. Geboten wird jungen<br />
Lehrkräften das Beamtenverhältnis, wenn sie<br />
es wollen, und eine anständige Bezahlung.<br />
Gerade erst hat Schleswig-Holstein beschlossen,<br />
als erstes Flächenland mit der Anhebung<br />
der Einkommen von Grundschullehrkräften<br />
von A12 auf A13 zu beginnen.<br />
Der Lehrerberuf verdient höchste Wertschätzung<br />
in unserer Gesellschaft, das erkennen<br />
immer mehr Menschen an. Der Beruf ist zwar<br />
fordernd, aber auch sehr befriedigend. Neue<br />
Herausforderungen an Lehrkräfte sind – wie<br />
für uns alle − die zunehmende Digitalisierung<br />
der Gesellschaft und die pädagogisch sinnvolle<br />
Nutzung der neuen Möglichkeiten.<br />
Denken Sie, dass Fernstudiengänge – speziell<br />
online – in Zukunft wichtiger werden?<br />
Ob wirklich Fernstudiengänge die Zukunft<br />
sind, möchte ich bezweifeln. Sicher ist, dass<br />
Webinare und netzgestütztes Studieren eine<br />
immer größere Rolle spielen werden. Das<br />
gilt übrigens auch für unsere Fortbildungen,<br />
die das Institut für Qualitätsentwicklung an<br />
Schulen (IQSH) für Lehrkräfte anbietet. Im<br />
Übrigen werden in der Fort- und Weiterbildung<br />
verbesserte Angebote an Bedeutung<br />
zunehmen.<br />
Was bedeutet der digitale Wandel für die<br />
Hochschulen?<br />
Die Digitalisierung durchdringt alle Gesellschaftsbereiche,<br />
steuert Organisationen und<br />
Maschinen, steckt in nahezu allen technischen<br />
Produkten und beeinflusst unsere<br />
Denkstrukturen. Künstliche Intelligenz als<br />
Schlüsseltechnologie bietet großes Potential,<br />
birgt aber auch Risiken. Der ethischen, sozialen<br />
und rechtlichen Dimension müssen wir<br />
verstärkt Rechnung tragen. In der Zukunft<br />
werden deutlich mehr Fachkräfte für diese<br />
Forschungsgebiete benötigt, um den Herausforderungen<br />
zu begegnen.<br />
Die Hochschulen müssen sich daher so aufstellen,<br />
dass sie nicht nur den dynamischen<br />
Entwicklungen gewachsen sind, sondern sie<br />
auch möglichst aktiv mitgestalten. In Schleswig-Holstein,<br />
da bin ich mir sicher, erfüllen<br />
In der <strong>ME2BE</strong>-Reihe „Nachgefragt“ können Schülerinnen und Schüler, Azubis<br />
und Studierende verantwortliche Politikerinnen und Politiker aus Schleswig-<br />
Holstein und Hamburg direkt befragen. Lina Kerzmann (30) studiert<br />
Medienwissenschaften und Germanistik an der Christian-Albrechts-Universität<br />
zu Kiel. Ihre Fragen über den digitalen Wandel und die Zukunft der Hochschulen<br />
richtet sie an die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien (CDU).<br />
die Hochschulen ihre Rolle als Entwicklungslabor<br />
und Motor der Digitalisierung im Land.<br />
Welche Herausforderungen kommen auf<br />
die Unis und Fachhochschulen zu? Wie<br />
sind diese zu bewältigen?<br />
Die Zeiten stetig steigender Studierendenzahlen<br />
neigen sich dem Ende zu, der Fokus<br />
dürfte in den kommenden Jahren mehr auf<br />
Qualität als auf dem Ausbau der Kapazitäten<br />
liegen. Hochschulen – und das gilt<br />
unabhängig von ihrem Typus – müssen sich<br />
auf eine immer differenziertere Studentenschaft<br />
einstellen. Das betrifft sowohl die<br />
Art der Hochschulzugangsberechtigung (Abitur,<br />
Fachhochschulreife, berufliche und sonstige<br />
Hochschulzugangsmöglichkeiten) als<br />
auch das unterschiedliche Studierverhalten<br />
(Teilzeit, berufsbegleitend und ähnliches).<br />
Neben Forschung und Lehre als klassische<br />
Hochschulaufgaben gewinnt der Wissensund<br />
Technologietransfer zwischen Hochschulen<br />
und Unternehmen eine immer größere<br />
Bedeutung.<br />
Aufgrund des Fachkräftemangels gibt es<br />
veränderte Anforderungen der Wirtschaft,<br />
was Quantität und Qualität der Absolventen<br />
betrifft. Unsere Hochschulen müssen also<br />
in mehrfacher Hinsicht einen Spagat bewältigen:<br />
Sie müssen die Lehrqualität verbessern.<br />
Zugleich müssen sie die Abbruchquoten<br />
verringern.<br />
Wenn Sie heute einen Tag lang studieren<br />
dürften, was sie wollen: Welches Fach wäre<br />
das?<br />
Ich würde gern mehr als einen Tag studieren<br />
können − vielleicht kommt das wieder...<br />
Für einen Tag würde ich im Exzellenzcluster<br />
„Roots“ der CAU lernen wollen.<br />
6<br />
7
Text Christian Dorbandt<br />
Foto Sebastian Weimar<br />
STUDIS ON AIR<br />
Warum Studieren im Norden glücklich macht<br />
Muhialdeen, 23<br />
aus Damaskus,<br />
studiert im 2. Semester<br />
Medieninformatik (B.Sc.) an<br />
der Hochschule Flensburg.<br />
„Ich stamme aus Damaskus und habe in Syrien Wirtschaft studiert,<br />
bevor ich 2<strong>01</strong>6 aus meiner Heimat geflüchtet bin. Nach einigen<br />
Sprachkursen und Vorkursen verfüge ich jetzt über gute Deutschkenntnisse<br />
und befinde mich im zweiten Semester des Studiengangs<br />
Medieninformatik. Geholfen haben mir die Vorkurse und Tutoren. Von<br />
ihnen habe ich zu Beginn wertvolle Tipps erhalten. Mittlerweile stehe<br />
ich anderen Studienanfängern selbst als Tutor zur Seite!<br />
Natürlich gibt es große Unterschiede zwischen meiner ehemaligen<br />
syrischen Hochschule und der Hochschule Flensburg. In Syrien war<br />
die Anzahl Studierender wesentlich höher und der Zugang zu Literatur<br />
schwierig. Hier funktionieren bereits viele Abläufe elektronisch. In<br />
Syrien gab es keine Online-Kommunikation für die Anmeldung zu<br />
Veranstaltungen. Wenn ich an einem Seminar teilnehmen wollte,<br />
brauchte ich nur hinzugehen und mir einen Platz suchen. Auf der<br />
anderen Seite fielen keine Studiengebühren an, und es gab auch kein<br />
Semesterticket. Wie man zur Hochschule kam, war jedem selbst überlassen.<br />
An der Hochschule Flensburg gefallen mir mehrere Dinge: Ob<br />
Gaming, Video oder Audio – für alle Themenbereiche steht sehr gutes<br />
Equipment zur Verfügung, und es gibt spannende Veranstaltungen<br />
über Kreativitätstechniken, Grundlagen der Gestaltung oder digitales<br />
Zeichnen. Da ich mich für Musik interessiere und in meiner Freizeit<br />
Gitarre spiele, finde ich es gut, dass wir sowohl über ein Soundlabor<br />
als auch über einen Probenraum verfügen! Als angenehm empfinde<br />
ich auch die Atmosphäre und die Freizeitangebote. Die Professoren<br />
und Dozenten sind immer freundlich und ansprechbar. Und um hin<br />
und wieder abschalten zu können, gibt es regelmäßig interessante<br />
Veranstaltungen wie das Campus-Kino oder das Pub-Quiz. Und natürlich<br />
das Essen in der Mensa … das ist wirklich hervorragend!<br />
Wenn ich in die Zukunft schaue, kann ich mir vorstellen, nach dem<br />
Studium im Bereich Webentwicklung zu arbeiten. Eine eigene Firma<br />
zu gründen, wäre auch reizvoll, aber dazu müsste ich mich noch<br />
intensiv mit deutscher Rechtsprechung auseinandersetzen.“<br />
9
<strong>CAMPUS</strong> STUDIUM COMPANIES PORTRAITS<br />
Text Christian Dorbandt<br />
Foto Sebastian Weimar<br />
Annika<br />
25 Jahre, aus Glinde,<br />
studiert im 7. Semester<br />
Architektur (B.A.)<br />
an der Technischen<br />
Hochschule Lübeck.<br />
„Hallo, ich bin Annika und studiere Architektur an der TH Lübeck.<br />
Mein Abitur habe ich am Gymnasium Glinde gemacht. Anschließend<br />
war ich für neun Monate in Australien und habe mich dann für das<br />
Studium in Lübeck entschieden, weil ich praxisnah lernen wollte.<br />
Voraussetzung für dieses Studium ist ein achtwöchiges Vorpraktikum<br />
im Baugewerbe, das ich im Bereich Stahlbetonbau auf einer Baustelle<br />
absolviert habe. Eine wichtige Erfahrung, die mich in meinem Wunsch<br />
bestärkt hat, Architektin zu werden!<br />
Was mir am Studium an der TH gefällt, ist das vielseitige Angebot von<br />
Wahlpflichtmodulen. Vom Entwurf bis zur Ausführungsplanung – ich<br />
habe die Möglichkeit, mich langsam zu spezialisieren, ohne mich<br />
frühzeitig festlegen zu müssen. Wir studieren mit ständigem Bezug<br />
zur Praxis und üben, das erlernte Wissen anzuwenden. Übungen und<br />
Projekte werden sowohl im Rahmen einer Veranstaltung als auch<br />
semesterübergreifend angeboten und mit Credit Points versehen.<br />
Für das Projekt ‚Solar Decathlon’, an dem ich mich seit einem Jahr<br />
beteilige, fliege ich jetzt zum vierten Mal nach Marokko, um unsere<br />
Teilnahme an dem gleichnamigen Energie-Wettbewerb vorzubereiten.<br />
Ziel des Projekts im September ist es, gemeinsam mit Studierenden<br />
der Universität Rabat sowie aus dem Senegal ein Haus zu planen<br />
und zu bauen, das seinen Energiebedarf nur über selbst produzierten<br />
Solarstrom deckt. Bereits im Dezember 2<strong>01</strong>7 habe ich an einer<br />
Marokko- Studienreise mit Professor Lippe teilgenommen und Gefallen<br />
an Land und Leuten gefunden. Die Begegnung mit den internationalen<br />
Studierenden ist nicht nur menschlich interessant, sondern<br />
auch lehrreich. Wir erhalten einen intensiven Einblick in die Kultur<br />
und tauschen uns täglich in Arbeitsgruppen aus. Inhaltlich stellen<br />
wir zum Teil große Unterschiede fest, was die Zusammenarbeit vor<br />
manche Probleme stellt. Wir tendieren beispielsweise zu einer traditionellen<br />
und nachhaltigen Bauweise, die Lehm als regionalen Baustoff<br />
vorsieht, während die Marokkaner eher über moderne Konstruktionen<br />
und Baustoffe nachdenken. Ich bin gespannt, wie sich das Projekt<br />
weiter entwickelt.<br />
Zurzeit befinde ich mich kurz vor Abschluss des Bachelorstudiums.<br />
Eventuell werde ich anschließend noch das Masterstudium an der TH<br />
Lübeck absolvieren. In welchem Bereich ich später als Architektin<br />
arbeiten möchte, habe ich noch nicht endgültig entschieden. Momentan<br />
tendiere ich zu einer Tätigkeit als Bauleiterin.“<br />
10
Text Christian Dorbandt<br />
Foto Sebastian Weimar<br />
Torge, 22<br />
aus Kronshagen, absolviert<br />
im 2. Semester das duale<br />
Studium Bauingenieurwesen<br />
(B.Eng.) bei der GMSH.<br />
„Das industriebegleitende Studium ‚Bauingenieurwesen’ an der FH<br />
Kiel ist ein duales Studium, das heißt: Neben dem Bachelorstudium<br />
an der FH Kiel bin ich fest bei einem Kooperationspartner angestellt,<br />
in meinem Fall bei der GMSH. Daraus ergeben sich viele Vorteile: Ich<br />
erhalte von Beginn an eine Vergütung und muss mein Studium nicht<br />
über Nebenjobs finanzieren. Außerdem erhalte ich jährlich in zwei<br />
mehrwöchigen Praxisblöcken bei der GMSH wertvolle Einblicke in die<br />
Arbeit von Bauingenieuren. Kleiner Nachteil: Wenn sich die anderen<br />
Studierenden in die vorlesungsfreie Zeit verabschieden, kehre ich zu<br />
meinem Arbeitgeber GMSH zurück. Immerhin stehen mir während des<br />
Studiums auch zwanzig Urlaubstage pro Jahr zu.<br />
Was ich jetzt schon merke: Der hohe Praxisbezug wird sich positiv<br />
auf meine Qualifikation auswirken! Ich habe jetzt vier Wochen lang<br />
Tiefbauarbeiten in der Fachgruppe „Baudurchführung“ im Landesbau<br />
begleitet und dadurch sehr viel gelernt. Ein Beispiel: An einer unserer<br />
Liegenschaften konnte ich in Begleitung eines erfahrenen Ingenieurs<br />
miterleben, wie die Inspektion von Wasserrohrleitungen professionell<br />
durchgeführt wird. Durch die Leitungen werden spezielle Kameras<br />
geführt, um beispielsweise Verstopfungen oder Wurzeleinwüchse zu<br />
entdecken. Auf einem Monitor konnte ich die Kontrollbilder live verfolgen<br />
und anschließend anhand technischer Zeichnungen Vorschläge<br />
für Sanierungsmaßnahmen formulieren. Es war die perfekte Übung,<br />
um später eigenständig beurteilen zu können, welche Sanierungsarbeiten<br />
durchgeführt werden müssen, welches Material dafür<br />
beschafft werden muss und wie Bauzeit und Kosten einzuschätzen<br />
sind. Als angehender Bauingenieur geht es darum, dass ich die unterschiedlichsten<br />
bautechnischen Prozesse richtig einschätzen kann. Für<br />
die Planung ist das theoretische Fachwissen sehr wichtig, aber auf<br />
der Baustelle helfen dir vor allem praktische Erfahrungen!“<br />
13
<strong>CAMPUS</strong> STUDIUM COMPANIES PORTRAITS<br />
Text Christian Dorbandt<br />
Fotos Sebastian Weimar<br />
Lydia, 20<br />
aus Dennin, studiert<br />
im 2. Semester<br />
Bildungswissenschaften<br />
(B.A.) in den<br />
Teilstudiengängen Kunst<br />
und Sonderpädagogik<br />
an der EUF.<br />
„Hallo, ich heiße Lydia und komme aus einem kunsthandwerklich und<br />
künstlerisch geprägten Familienumfeld. Für mich stand schon früh<br />
fest, dass ich nach der Schule entweder eine handwerkliche Ausbildung<br />
oder ein Studium absolvieren möchte. Entschieden habe ich<br />
mich für ein Lehramtsstudium an der EUF in den Teilstudiengängen<br />
Kunst und Sonderpädagogik.<br />
An meinen Kunstunterricht in der Schule habe ich keine guten Erinnerungen.<br />
Die meiste Zeit haben wir uns mit Kunstgeschichte beschäftigt<br />
und sprachen über Kunstepochen, ohne einen interessanten<br />
Zugang zu erhalten. Aber wie soll ich ein Gefühl für eine Epoche entwickeln,<br />
wenn ich ohne praktischen Bezug nur Stichworte vermittelt<br />
bekomme? Im Kunststudium dagegen vertiefen wir uns in Kunstepochen,<br />
setzen uns auf verschiedenen Ebenen mit ihnen ausein ander<br />
und lernen, sie in einen gesellschaftlichen Kontext einzuordnen.<br />
Auch der kunstpraktische Unterricht gefällt mir. An der EUF habe ich<br />
sowohl die Möglichkeit, an klassischen Zeichenkursen teilzunehmen<br />
als auch viel über Drucktechnik, Fotografie und Holzkunsthandwerk zu<br />
erfahren. Als Kunststudierende genieße ich an der EUF einen großen<br />
Freiraum! Wir verfügen über großzügige Werkstatträume und viel<br />
Material, sodass wir sehr gut üben und arbeiten können. Womit ich<br />
mich anfangs zurechtfinden musste, ist der hohe Grad an Selbstdisziplin,<br />
den man im Studium braucht. Nicht alles wird einem hier vorgekaut,<br />
sondern man muss selbst aktiv werden! Darauf wird man in der<br />
allgemeinbildenden Schule nicht gut vorbereitet, und es fällt auch<br />
nicht allen Studierenden leicht. Wo ich nach Abschluss des Studiums<br />
arbeiten möchte, kann ich noch nicht genau sagen. Ich könnte mir<br />
vorstellen, anschließend eine Weiterbildung zur Malortbetreuerin bei<br />
Arno Stern zu machen, die in den Bereich Kunsttherapie führt.<br />
Aus meiner Sicht ist die EUF ein guter Ort zum Studieren. Sowohl<br />
die Universität als auch die Stadt Flensburg sind übersichtlicher als<br />
Berlin, Hamburg oder Leipzig. Alles wirkt familiär und trotzdem versprüht<br />
der Campus den Flair einer internationalen Universität. Überall<br />
kann man sich mit Studierenden aus unterschiedlichen Studiengängen<br />
austauschen und dadurch, dass die EUF noch sehr jung ist, scheint<br />
sie in ihren Abläufen noch nicht so festgefahren zu sein. Mein Tipp:<br />
Wer studieren möchte, muss Selbstdisziplin mitbringen und sollte sich<br />
vorher gut überlegen, wie man das Studium finanziert.“<br />
14
50 JAHRE<br />
FACHHOCHSCHULEN<br />
Bundesministerin für Bildung und<br />
Forschung Anja Karliczek über „50 Jahre<br />
Fachhochschulen“ .... Seite 17<br />
Das deutsche Fachhochschulwesen wird<br />
50 Jahre alt und strotzt nur so vor<br />
Selbstbewusstsein! .... Seite 18<br />
Warum sollten sich Studieninteressierte für<br />
die TH Lübeck entscheiden, Dr. Muriel Kim<br />
Helbig? .... Seite 26<br />
Nachhaltigkeit<br />
steht im Fokus des<br />
Architekturwettbewerbs<br />
Solar Decathlon Africa<br />
<strong>2<strong>01</strong>9</strong>. .... Seite 28<br />
“<br />
Fachhochschulen<br />
„Fachhochschulen machen<br />
den Unterschied!“<br />
Bundesministerin für Bildung und Forschung Anja<br />
Karliczek über „50 Jahre Fachhochschulen“<br />
machen den Unterschied! Ihre Bandbreite ist enorm: Von kleinen Einrichtungen mit wenigen<br />
hundert bis zu Hochschulen mit 20.000 Studierenden. Von forschungsstarken, international kooperierenden<br />
bis zu primär auf die Fachkräfteausbildung ausgerichteten Fachhochschulen, von Gesundheitsberufen bis<br />
zur „Rocket Science“. Die mehr als 240 Fachhochschulen in Deutschland haben das eine gemeinsam: Sie sind<br />
für ihre Region und die deutsche Hochschullandschaft insgesamt unverzichtbar. Das wissen auch die mehr<br />
als eine Million Studierenden an den Fachhochschulen zu schätzen, die ca. ein Drittel aller Studierenden in<br />
Deutschland ausmachen. Ein Fachhochschulstudium eröffnet gute Lebens- und Karriereperspektiven.<br />
Gute Vorbereitung ist alles, auch im<br />
Studium. Der „Studi-Startcheck“ an der<br />
Hochschule Flensburg .... Seite 32<br />
Franka Heers präsentiert das FabLab<br />
„Ideenreich“ der Hochschule Flensburg als<br />
außerschulischen Lernort .... Seite 36<br />
„Wir beantworten jede Frage, man muss<br />
sie uns nur stellen!“. Im Gespräch mit<br />
Studienberater Marc Laatzke .... Seite 38<br />
Die ersten Fachhochschulen in Deutschland wurden vor 50 Jahren gegründet. Ihre Wiege steht in Schleswig-<br />
Holstein: In Kiel, Flensburg und Lübeck wurden 1969 die ersten Fachhochschulen ins Leben gerufen. Seitdem<br />
haben die Hochschulen eine rasante Entwicklung erlebt. Anfangs waren sie allein auf wissensbasierte Ausbildung<br />
fokussiert, später hat sich nach und nach ihr Forschungsauftrag herauskristallisiert. Durch die Praxiserfahrung<br />
ihrer Professorinnen und Professoren und durch die praxisorientierte Qualifizierung ihrer Studierenden – z. B. über<br />
duale Studiengänge, die eine berufliche Ausbildung mit einem Studium verbinden – sind Fachhochschulen besonders<br />
eng mit der lokalen Wirtschaft und gesellschaftlichen Akteuren ihrer Region vernetzt. Schleswig-Holstein ist ein<br />
hervorragendes Beispiel dafür. Und ohne ihre praxisnahe, am unternehmerischen und gesellschaftlichen Bedarf<br />
orientierte Ausbildung von Fachkräften könnte Deutschland gar nicht erst die Wirtschaftskraft entfalten, die es hat.<br />
Sie orientieren sich in ihrem Studienangebot wie in ihrer Forschung regelmäßig an konkreten Herausforderungen<br />
und Fragestellungen. Sie bauen eine unverzichtbare Brücke zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft.<br />
Ihre Ausrichtung, ihr oftmals starker Bezug zu unserem Alltag, charakterisiert maßgeblich ihr Leistungsspektrum.<br />
Die HAW vermittelt Wissen, um die<br />
Herausforderungen der Zukunft zu<br />
bewältigen .... Seite 42<br />
NC-freies<br />
Studium an<br />
der MSH in<br />
Hamburg<br />
.... Seite 44<br />
Deshalb stärken wir als Bundesministerium für Bildung und Forschung die Fachhochschulen. Schon heute<br />
„<br />
wird diese Unterstützung deutlich spürbar – in der Forschungsförderung und bei der Personalentwicklung,<br />
bei Transfer, also wie wir die Forschungsergebnisse schneller in unser alltägliches Leben bringen, oder in der<br />
Internationalisierung. Das vielseitige Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. Das werden wir auch bei<br />
der Jubiläumsveranstaltung zu ‚50 Jahre Fachhochschulen‘ am 13. Juni <strong>2<strong>01</strong>9</strong> in Lübeck erleben. Es soll der<br />
Auftakt für eine weiterhin erfolgreiche Entwicklung sein. Die vergangenen 50 Jahre waren erst der Anfang.<br />
Text Bundesministerium für<br />
Bildung und Forschung<br />
Foto BMBF/Laurence Chaperon<br />
16<br />
17
TITELGESCHICHTE<br />
Text Christian Dorbandt<br />
Fotos Sebastian Weimar, Sönke<br />
Dwenger, Frieder Dillmann<br />
50<br />
FH 50<br />
Eine Hochschulform feiert Jubiläum<br />
Das deutsche Fachhochschulwesen wird 50 Jahre alt und strotzt nur so<br />
vor Selbstbewusstsein! Der Grund liegt auf der Hand: In den vergangenen<br />
20 Jahren konnten viele Fachhochschulen ihre Studierendenzahlen<br />
verdoppeln! Den Anfang machten 1969 die drei schleswig-holsteinischen<br />
„FHs“ in Lübeck, Kiel und Flensburg. Heute gibt es bundesweit<br />
216 Fachhochschulen … mit rund 1 Million Studierender. Grund<br />
genug, die Sektkorken knallen zu lassen und Bilanz zu ziehen.<br />
18<br />
19
Im Schiffsführungssimulator in Flensburg<br />
führt Claas ein Containerschiff durch den<br />
Atlantik; im Kieler Robotik-Raum bestückt<br />
Lasse eine Platine mit Dioden, um sie später<br />
im Soundlabor zu testen; im Lübecker<br />
Umwelt-Labor erforscht Kaína hygiene- und<br />
umweltverfahrenstechnische Lösungen. Drei<br />
Beispiele aus dem Alltag von FH-Studierenden<br />
in Flensburg, Kiel und Lübeck. „Es ist das<br />
praxisorientierte Studieren in überschaubaren<br />
Gruppen, das mir an meinem Fachhochschulstudium<br />
gut gefällt“, sagt Malte aus Kiel, Studierender<br />
der Angewandten Informatik. „Ich<br />
möchte nicht täglich in überfüllten Hörsälen<br />
sitzen und mir das Wissen anschließend vorwiegend<br />
aus Büchern erarbeiten. Ich schätze<br />
es, mit anderen Studierenden im Team an Projekten<br />
praktisch zu arbeiten und in gut ausgestatteten<br />
Laboren zu üben. Dazu kann ich<br />
jederzeit meinen Professor ansprechen, der<br />
über eine langjährige berufliche Erfahrung in<br />
jener Branche verfügt, in der ich später arbeiten<br />
möchte!“<br />
FH-Studiengänge liegen im Trend. Nicht<br />
Hörsäle, Formeln oder Fußnoten begeistern<br />
FH-Studierende, sondern angewandte Wissenschaften<br />
in FabLabs, Teams und Fallstudienprojekten.<br />
Etwas weniger Theorie, deutlich<br />
mehr Praxis – für viele Studieninteressierte<br />
der Generationen Y und Z ein attraktives<br />
Hochschulpaket.<br />
Warum gibt es<br />
Fachhochschulen?<br />
desländer in der Kultusministerkonferenz das<br />
„Abkommen der Länder in der Bundesrepublik<br />
Deutschland zur Vereinheitlichung auf dem<br />
Gebiet des Fachhochschulwesens“. In Artikel<br />
1 heißt es:<br />
„Die Fachhochschulen sind eigenständige<br />
Einrichtungen des Bildungswesens im Hochschulbereich,<br />
die in mindestens einer der<br />
durch Vereinbarung der Ständigen Konferenz<br />
der Kultusminister anerkannten Fachrichtung<br />
ausbilden. Sie vermitteln eine auf<br />
wissenschaftlicher Grundlage beruhende<br />
Bildung, die zur staatlichen Abschlußprüfung<br />
führt und zu selbständiger Tätigkeit<br />
im Beruf befähigt.“<br />
10 Gründe für den FH-Boom<br />
Gründe für den derzeitigen Boom an deutschen<br />
Fachhochschulen gibt es viele. Hier<br />
zehn Beispiele: 1.) Das potenzielle Klientel<br />
hat sich mehr als verdoppelt. Heute absolvieren<br />
etwa 50 Prozent eines Jahrganges die<br />
Hochschulreife, in den 1970er Jahren waren<br />
es nur rund 20 Prozent. 2.) Der „Bologna-Prozess“<br />
(seit 1999) führte zu einer europaweiten<br />
Vereinheitlichung von Studiengängen<br />
und somit zu gleichwertigen Bachelor- und<br />
Masterabschlüssen an FHs und Universitäten.<br />
3.) Einstiegsgehälter von Universitätsabsolventen<br />
liegen nicht mehr deutlich über denen<br />
von FH-Absolventen. 4.) Der Bachelorgrad<br />
qualifiziert bereits nach 6 bis 8 Semestern<br />
zum Berufseinstieg in vielen Branchen. 5.)<br />
Die gleichwertige Kombination aus Theorie<br />
und Praxis entspricht dem Lebensgefühl der<br />
jüngeren Generation, die Abwechslung sucht<br />
und praktische Anwendung schätzt. 6.) Das<br />
Studieren in überschaubaren Seminargruppen<br />
in familiärer Campus-Atmosphäre wird unter<br />
Studieninteressierten der anonym wirkenden<br />
Hörsaal-Atmosphäre mit hoher Vorlesungsfrequenz<br />
vorgezogen. 7.) Kleinere Studierendenzahlen<br />
ermöglichen eine intensivere<br />
Betreuung durch die Dozenten. 8.) Die höhere<br />
Dichte von Fachhochschulen begünstigt die<br />
Entscheidung vieler Schulabgänger, in der<br />
heimatlichen Region zu studieren. 9.) Professorinnen<br />
und Professoren an Fachhochschulen<br />
legen einen Schwerpunkt auf die Lehre und<br />
gelten aufgrund ihrer mehrjährigen beruflichen<br />
Tätigkeit in der Wirtschaft als Experten<br />
für Wissenstransfer. 10.) FH-Studierenden bieten<br />
sich in Praxissemestern und Fallstudienprojekten<br />
die frühzeitige Möglichkeit, öffentliche<br />
und private Arbeitgeber kennenzulernen<br />
und berufliche Netzwerke aufzubauen.<br />
Fachhochschule (FH)<br />
Die Fachhochschule (FH) ist eine auf wissenschaftlicher<br />
Grundlage basierende Hochschulform, die eine<br />
anwendungsorientierte Lehre und Forschung betreibt. Das<br />
Studienangebot erstreckt sich über ingenieur-, natur-, sozial-,<br />
wirtschafts-, gesundheits- und rechtswissenschaftliche<br />
sowie technische und gestalterische Studiengänge und<br />
wird mit einem akademischen Grad abgeschlossen.<br />
Über die Hochschule Flensburg zum Kapitänspatent … im<br />
Studium Seeverkehr, Nautik und Logistik.<br />
Die „staatliche Fachhochschule“ ist ein Kind<br />
der 1960er Jahre und war unter anderem eine<br />
Antwort auf die Forderung der Wirtschaft, die<br />
Grundlagen für eine verbesserte Qualifikation<br />
von Fachkräften zu schaffen. Im Kern bemängelten<br />
private und öffentliche Arbeitgeber,<br />
dass Absolventen mit Universitätsabschluss<br />
nach einer langen Studienzeit zusätzlich<br />
lange Einarbeitungszeiten benötigten, da sie<br />
kaum über praktische Erfahrungen verfügten.<br />
Auch die Anerkennung von Abschlüssen,<br />
zum Beispiel Diplome von Ingenieurschulabsolventen<br />
innerhalb der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft<br />
(EWG), war eine Streitfrage.<br />
Am 31. Oktober 1968 beschlossen die<br />
Ministerpräsidenten der westdeutschen Bun-<br />
Eigenständig, wissenschaftlich fundiert, staatlich<br />
anerkannt, berufsbildend – mit den FHs<br />
revolutionierte der Gesetzgeber das bundesdeutsche<br />
Hochschulwesen und schuf nach<br />
rund 500 Jahren wissenschaftlicher Alleinherrschaft<br />
eine zweite, von Universitäten<br />
unabhängige Hochschulform. Bewusste Neuerung:<br />
Nicht allein das Abitur qualifiziert für<br />
ein FH-Studium, sondern auch die nachgewiesene<br />
Fachhochschulreife nach Abschluss der<br />
12. Klasse, das Fachabitur oder eine abgeschlossene<br />
Berufsausbildung. Ziele: breiterer<br />
Zugang zu akademischer Lehre und Forschung,<br />
Abbau eines traditionellen Elitedenkens, kürzere<br />
Studienzeiten, anwendungsorientierte<br />
Wissenschaft zur Unterstützung der Fach- und<br />
Das Wesen von Fachhochschulen liegt in der<br />
Anwendung wissenschaftlicher Theorien … zum<br />
Beispiel mit VR-Brillen und an Rechnern im<br />
Studium Angewandte Informatik.<br />
Führungskräfteausbildung. Einzige Fußfessel:<br />
Das Promotionsrecht obliegt bis heute allein<br />
den Universitäten. Noch, denn der Widerstand<br />
der Fachhochschulen wird stärker, und<br />
in vielen Fällen bieten Kooperationen mit<br />
benachbarten Universitäten bereits heute ein<br />
unbürokratischeres Promotionsverfahren für<br />
FH-Absolventen.<br />
20
„Geschichte der staatlichen<br />
Fachhochschulen und ihrer<br />
Vorgängerinnen in Hamburg<br />
und Schleswig-Holstein“<br />
Start des „Bologna-Prozesses“, Schaffung eines einheitlichen Europäischen<br />
Hochschulraums, Einführung eines zweistufigen Systems berufsqualifizierender<br />
Studienabschlüsse (Bachelorgrad nach einer Regelstudienzeit von 6 bis 8<br />
Semestern und Mastergrad nach 2 bis 4 Semestern), die durchgängige Etablierung<br />
des European Credit Transfer System (ECTS) mit dem Ziel einer fortlaufenden<br />
Qualitätssicherung im Hochschulbereich.<br />
1999<br />
1750<br />
1760<br />
1770<br />
1780<br />
1790<br />
1800<br />
1810<br />
1820<br />
1830<br />
1840<br />
1850<br />
1860<br />
1870<br />
1880<br />
1767<br />
Hochschule für bildende<br />
Künste Hamburg<br />
1808<br />
Seefahrtschule Lübeck<br />
Hochschule<br />
für Musik<br />
und<br />
Theater<br />
Hamburg<br />
Staatliche<br />
Ingenieurschule<br />
Kiel<br />
Gründung der<br />
staatlichen Fachhochschule<br />
Hamburg<br />
Staatliche<br />
Ingenieurschule<br />
Flensburg<br />
1965<br />
Gründung der<br />
Fachhochschule für<br />
Verwaltung und<br />
Dienstleistung<br />
Altenholz<br />
1975<br />
Gründung der Muthesius<br />
Kunsthochschule Kiel<br />
2005<br />
Norddeutsche<br />
Akademie für<br />
Finanzen und<br />
Steuerrecht Hamburg<br />
Umbenennung<br />
in Technische<br />
Hochschule<br />
Lübeck<br />
2<strong>01</strong>8<br />
1890<br />
1900<br />
1910<br />
1920<br />
1930<br />
1940<br />
1950<br />
1960<br />
1970<br />
1980<br />
1990<br />
2000<br />
2<strong>01</strong>0<br />
2020<br />
1886<br />
Königliche Seedampf-<br />
Maschinistenschule Flensburg<br />
1969<br />
Gründung der staatlichen<br />
Fachhochschule Lübeck für<br />
Technik und Seefahrt<br />
Gründung der staatlichen<br />
Fachhochschule Flensburg<br />
1973 1993<br />
Umbenennung in<br />
Fachhochschule Lübeck<br />
Gründung der<br />
Musikhochschule Lübeck<br />
Gründung der staatlichen<br />
Fachhochschule Westküste in<br />
Heide<br />
20<strong>01</strong><br />
Umbenennung in Hochschule<br />
für Angewandte<br />
Wissenschaften HAW Hamburg<br />
2009<br />
Meistertitel qualifiziert für<br />
FH-Studium<br />
2<strong>01</strong>6<br />
Umbenennung in<br />
Hochschule Flensburg<br />
2<strong>01</strong>3<br />
Akademie der Polizei in<br />
Hamburg<br />
Gründung der staatlichen<br />
22<br />
Fachhochschule Kiel<br />
23
Flensburg, Kiel,<br />
Lübeck – Pioniere<br />
im Wandel der Zeit<br />
An der TH Lübeck<br />
zur interdisziplinär<br />
denkenden Architektin<br />
… im Studium<br />
Architektur.<br />
<strong>2<strong>01</strong>9</strong> beginnt die Phase der Jubiläen westdeutscher<br />
Fachhochschulen. Die ersten Korken<br />
knallen im Norden, denn den Anfang<br />
machen die drei FH-Nordlichter in Flensburg,<br />
Kiel und Lübeck, gefolgt von der Fachhochschule<br />
Hamburg, die im Februar 1970 gegründet<br />
wurde und folglich im Frühjahr 2020 ihren<br />
Fünfzigsten feiern wird. Alle drei Gründungshochschulen<br />
blicken jeweils auf eine bewegte<br />
Geschichte zurück, haben eigenständig den<br />
Sprung in die Moderne geschafft und blicken<br />
gut aufgestellt in die Zukunft!<br />
Die Technische Hochschule Lübeck<br />
(TH Lübeck)<br />
… damals: Die Technische Hochschule Lübeck<br />
hat ihre Wurzeln in der Navigationsschule von<br />
1808, der späteren Seefahrtschule Lübeck.<br />
1961 wurde sie in die Staatliche Ingenieurschule<br />
Lübeck überführt und begann 1962<br />
ihren Lehrbetrieb für Maschinenbau, Elektrotechnik<br />
und Physikalische Technik. 1969 wurden<br />
diese Ingenieurschulen zur Staatlichen<br />
Fachhochschule Lübeck für Technik und Seefahrt<br />
zusammengelegt, die seitdem als erste<br />
„Staatliche Fachhochschule“ der Moderne<br />
gilt. Am 1. September 2<strong>01</strong>8 wurde die Fachhochschule<br />
Lübeck in Technische Hochschule<br />
Lübeck umbenannt.<br />
… heute: An der TH Lübeck sind rund 4.700<br />
Studierende in 20 Bachelor- und 13 Masterstudiengängen<br />
immatrikuliert. Das inhaltliche<br />
Profil wird durch die Fachbereiche Angewandte<br />
Naturwissenschaften, Bauwesen, Elektrotechnik<br />
und Informatik sowie Maschinenbau und Wirtschaft<br />
geprägt. Eine Besonderheit liegt in der<br />
Nähe zur benachbarten Universität und zum<br />
UKSH. Daraus resultiert auch ein hoher Grad<br />
an interdisziplinären Veranstaltungen und<br />
eine internationale Studienatmosphäre.<br />
Die Hochschule Flensburg<br />
(HS Flensburg)<br />
… damals: Die Hochschule Flensburg wurde<br />
1877 als Navigationsschule gegründet und<br />
1886 als Königliche Seedampf-Maschinistenschule<br />
benannt. 1969 erhielt sie den Status<br />
einer Staatlichen Fachhochschule für Technik.<br />
Bis 1975 stand die Ausbildung von Ingenieuren<br />
in der Schiffsbetriebstechnik sowie von Nautikern<br />
im Vordergrund. Das Maritime Zentrum<br />
auf dem Flensburger Campus ist heute landesweit<br />
die einzige Ausbildungsstätte dieser<br />
Art. Nach der Erweiterung in den 1970er<br />
Jahren wurden Elektrotechnik und Informatik<br />
angeboten, später kamen weitere Fächer<br />
hinzu. Am 1. Mai 2<strong>01</strong>6 wurde die Fachhochschule<br />
Flensburg in Hochschule Flensburg<br />
umbenannt.<br />
… heute: An der Hochschule Flensburg<br />
studieren rund 4.000 Studierende in zehn<br />
Bachelor- und zehn Masterstudiengängen.<br />
Das inhaltliche Profil ist in fünf Fachbereichen<br />
organisiert: Maschinenbau, Verfahrenstechnik<br />
und Maritime Technologien, Energie und Biotechnologie,<br />
Information und Kommunikation<br />
sowie Wirtschaft. Eine Besonderheit: Moderne<br />
Ausstattung und einzigartige Studiengänge<br />
locken Studierende an die nördlichste Hochschule<br />
Deutschlands. Der von Natur umgebene<br />
Campus auf dem Flensburger Sandberg wird mit<br />
der benachbarten Europa-Universität geteilt.<br />
Die Fachhochschule Kiel (FH Kiel)<br />
… damals: Die Fachhochschule Kiel wurde 1969<br />
aus mehreren staatlichen Ingenieurschulen und<br />
Fachschulen zusammengelegt und befindet sich<br />
seit 1998 auf einem Campus im Kieler Stadtteil<br />
An der FH Kiel zum<br />
praxiserfahrenen IT-<br />
Spezialisten … im Studium<br />
Medieningenieur/in.<br />
Neumühlen-Dietrichsdorf (mit Ausnahme der<br />
Agrarwirtschaft mit Sitz in Osterrönfeld).<br />
… heute: An der FH Kiel studieren rund 7.800<br />
Studierende in 37 Bachelor- und Masterstudiengängen.<br />
Das inhaltliche Profil ist in sechs<br />
Fachbereiche gegliedert: Agrarwirtschaft,<br />
Informatik und Elektrotechnik, Maschinenwesen,<br />
Medien und Bauwesen, Soziale Arbeit und<br />
Gesundheit, Wirtschaft. Besonderheiten der<br />
FH Kiel: Als größte Fachhochschule und zweitgrößte<br />
Hochschule des Landes Schleswig-<br />
Holstein haben Studierende die Auswahl<br />
aus einem breiten Studienangebot. Fremdsprachige<br />
Fachveranstaltungen sowie ein<br />
Studierendenaustausch mit über 100 Hochschulen<br />
in mehr als 40 Ländern verleihen<br />
der FH Kiel eine ausgeprägte Internationalität<br />
und eine hohe Verzahnung mit der<br />
regionalen Wirtschaft.<br />
FH, TH, HS oder HAW?<br />
Die Geschichte vieler Fachhochschulen ist<br />
interessant und facettenreich. Von den Gründungen<br />
königlicher und kaiserlicher Marineund<br />
Maschinistenschulen über die Ingenieur-,<br />
Kunst- und Gewerbeschulen bis hin zu staatlichen<br />
Fachhochschulen erstreckt sich ein<br />
Zeitraum von über 200 Jahren. Trotz gestiegener<br />
Anerkennung und Aufwertung der Studienabschlüsse<br />
versuchen Fachhochschulen<br />
bis heute das Etikett der 1970er Jahre abzuschütteln,<br />
FHs seien „nur“ technische Berufsakademien<br />
und böten Absolventen schlechtere<br />
Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt. Das<br />
Gegenteil ist der Fall!<br />
Die anfangs mehrheitlich ingenieurwissenschaftlichen<br />
Studiengänge sind einer Vielzahl<br />
von Studienangeboten gewichen, die für alle<br />
Zukunftsbranchen qualifizieren: Biomedizintechnik,<br />
Applied Bio and Food Sciences, eHealth,<br />
Offshore-Anlagentechnik, Multimedia<br />
Productions, Regulatory Affairs … sind nur<br />
einige Beispiele aus dem üppigen Angebot<br />
der drei Gründungsfachhochschulen.<br />
Ist vor diesem Hintergrund der Name "Fachhochschule"<br />
noch zeitgemäß? Deutsche Fachhochschulen<br />
bezeichnen sich heutzutage<br />
lieber als „Hochschule für Angewandte Wissenschaften“<br />
bzw. als „University of Applied<br />
Sciences“ und möchten sich damit ein moderneres<br />
Image geben. Selbst das offizielle<br />
Jubiläumsmotto lautet „50 Jahre HAW“ und<br />
akzeptiert den darin verborgenen Anachronismus.<br />
Die erste formelle Umbenennung im<br />
Norden wurde aus Hamburg gemeldet. Aus der<br />
FH Hamburg wurde 20<strong>01</strong> die Hochschule für<br />
Angewandte Wissenschaften HAW Hamburg.<br />
Die Flensburger zogen 15 Jahre später nach,<br />
strichen das „Fach“ aus dem Namen und heißen<br />
seit 2<strong>01</strong>6 „Hochschule Flensburg“. Jüngstes<br />
Mitglied im neuen Namensgewand ist die<br />
älteste FH Deutschlands. Aus der FH Lübeck<br />
wurde 2<strong>01</strong>8 die Technische Hochschule TH<br />
Lübeck. Nur die FH Kiel steht noch zu ihrem<br />
50-jährigen Namen und verschafft sich damit<br />
eventuell bald ein weiteres Alleinstellungsmerkmal.<br />
Traditionen sind wichtig, aber Fachhochschulen<br />
denken anwendungsorientiert.<br />
Das liegt in ihrer DNA. Egal wie sie heißen.<br />
Herzlichen Glückwunsch. Auf die nächsten<br />
Fünfzig!<br />
24<br />
25
Text Christian Dorbandt<br />
Foto Sebastian Weimar<br />
„Wissenschaft lebt von Begegnung!“<br />
Dr. Muriel Kim Helbig, Präsidentin der Technischen Hochschule Lübeck,<br />
im Gespräch mit <strong>CAMPUS</strong>-Redakteur Chris<br />
Die Präsidentin der TH Lübeck heißt Muriel Kim Helbig. Geboren in<br />
Washington, D.C. wuchs sie in den USA, im Libanon und in Deutschland<br />
auf, absolvierte an der Universität Potsdam ein Studium der Psychologie,<br />
erlebte Forschungsaufenthalte in Palermo, Los Angeles und Haifa und<br />
promovierte 2006 an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Ihre<br />
beruflichen Stationen führten sie im Bereich Wissenschaftsmanagement an<br />
die Bauhaus-Universität Weimar, wo sie von 2009 bis 2<strong>01</strong>4 als Dezernentin<br />
für Internationale Beziehungen tätig war. Im Interview verrät die<br />
44-jährige Psychologin, warum sich ein Studium an der TH Lübeck lohnt.<br />
Hallo, Frau Dr. Helbig. Von Washington,<br />
D.C. bis nach Lübeck – um ihren Lebenslauf<br />
nachzuverfolgen, braucht man eine<br />
Weltkarte. Sind Sie eine global denkende<br />
Präsidentin?<br />
Ja, ich glaube, dass Wissenschaft nur international<br />
gedacht werden kann. In meiner<br />
Doktor arbeit drehte es sich um den Zusammenhalt<br />
und das Zusammenwirken von Gruppen<br />
und Kulturen. Sich über Grenzen hinweg<br />
auszutauschen und Erfahrungen zu sammeln,<br />
verstehe ich als wissenschaftliches Grundprinzip.<br />
Zur Präsidentin sind Sie berufen worden,<br />
eingeschrieben haben Sie sich 1995 für<br />
den Studiengang Psychologie? Wie haben<br />
Sie sich beruflich orientiert?<br />
Ich habe mich früh mit der Arbeitswelt<br />
beschäftigt und mir bereits als Schülerin mit<br />
Babysitting, Gartenarbeit<br />
und als Tierarzthelferin<br />
etwas dazuverdient. Mein<br />
erster Berufswunsch war,<br />
Kleintierärztin zu werden.<br />
Das erschien mir<br />
nach meiner praktischen<br />
Erfahrung zu statisch. Auch während des<br />
Studiums habe ich mich weiter ausprobiert,<br />
beispielsweise als Segellehrerin oder bei einer<br />
Lokalzeitung. Die praktischen Erfahrungen<br />
haben mir geholfen, Berufsoptionen auszuschließen.<br />
Letztlich entschied ich mich für<br />
ein Studium der Psychologie, weil ich neugierig<br />
war und mich das Verhalten von Menschen<br />
besonders interessiert.<br />
Was ist der Markenkern der TH Lübeck?<br />
Warum sollten sich Studieninteressierte<br />
für Ihre Angebote entscheiden?<br />
Wir bedienen mit unseren Bachelor- und Mas-<br />
„Von Lübeck aus<br />
können Studierende<br />
in viele Richtungen<br />
schauen.“<br />
terstudiengänge in vier Fachbereichen ein<br />
breites Spektrum angewandter Wissenschaften<br />
und bieten einen intensiven Praxisbezug.<br />
Mit der Nähe zur Universität, zum Universitätsklinikum<br />
sowie zu vielen Forschungseinrichtungen<br />
genießen unsere Studierenden darüber<br />
hinaus ein einzigartiges Campus- Erlebnis<br />
und einen hohen Grad an Interdisziplinarität.<br />
Viele nahegelegene Unternehmen halten ihre<br />
Türen für uns offen und heißen Studierende<br />
willkommen. Die Schnittmenge aus Inhalten<br />
und Location bestimmt den besonderen<br />
Charme der Technischen Hochschule Lübeck.<br />
Von Lübeck aus können Studierende in viele<br />
Richtungen schauen.<br />
Welche Projekte und Ziele verfolgt die TH<br />
Lübeck in den kommenden Jahren?<br />
Wir möchten bis 2030 unser inhaltliches<br />
Profil halten, die Studienangebote kontinuierlich<br />
weiterentwickeln<br />
und noch mehr<br />
Studierende nach Lübeck<br />
locken. Momentan kann<br />
der Bedarf an gut ausgebildeten<br />
Fachkräften<br />
noch nicht ausreichend<br />
gedeckt werden. Im Bereich Forschung und<br />
Wissenstransfer sind wir bereits gut aufgestellt.<br />
Zukünftig werden wir uns noch stärker<br />
mit digitaler Lehre und Internationalisierung<br />
beschäftigen. Ansonsten wünsche ich mir,<br />
dass wir den schönen Campus noch viel stärker<br />
als Kontaktort nutzen. Wissenschaft lebt<br />
von Begegnung und Austausch und funktioniert<br />
nicht, wenn alle nach den Veranstaltungen<br />
nach Hause fahren. Wir brauchen zusätzliche<br />
Räume, um uns zu vernetzen, und von<br />
mir aus auch Hängematten, damit man sich<br />
zwischen den Kursen auch auf dem Campus<br />
entspannen kann.<br />
Aktuell demonstrieren Woche für Woche<br />
Tausende junger Menschen für einen radikalen<br />
Klimaschutz. Hat die TH Lübeck<br />
„schnelle Lösungen“ im Angebot?<br />
Hochschulen sind keine Orte für schnelle,<br />
sondern für durchdachte Lösungen! Obwohl<br />
ich die Bewegung ‚Fridays for Future’ inhaltlich<br />
unterstütze, benötigt das Thema meines<br />
Erachtens den nächsten Schritt, um sich<br />
nicht zu erschöpfen. Ich freue mich über den<br />
Schulterschluss mit der Wissenschaft und<br />
begrüße daher die Bewegung ‚Scientists for<br />
Future’. Der Beitrag, den wir als Technische<br />
Hochschule zum Klimaschutz leisten können,<br />
besteht in unseren Lehr- und Forschungsangeboten.<br />
Alle Fachbereiche beschäftigen sich<br />
mit Umweltthemen.<br />
Das große Jubiläum steht vor der Tür: 50<br />
Jahre Hochschulen für Angewandte Wissenschaften.<br />
Wird ordentlich gefeiert?<br />
Ja, und darauf freuen wir uns. Im August 1969<br />
gehörte Lübeck zu den ersten Fachhochschulstandorten<br />
Deutschlands. Vom 13. bis zum 15.<br />
Juni würdigen, feiern und präsentieren wir<br />
dieses erfolgreiche Hochschulmodell. Unter<br />
der Schirmherrschaft von Bundespräsident<br />
Frank-Walter Steinmeier und in Kooperation<br />
mit zahlreichen Wissenschaftseinrichtungen in<br />
Deutschland haben wir ein buntes Programm<br />
zusammengestellt, mit Festveranstaltungen,<br />
Workshops und Tagungen zu zukunftsorientierter<br />
Forschung und Lehre. Den Abschluss bildet<br />
das öffentliche Campus-Festival „Hochschule<br />
zum Anfassen“ mit einem Bühnenprogramm,<br />
Straßenmusik, Food-Trucks, Science Slam und<br />
weiteren Events.<br />
26<br />
27
Nachhaltigkeit<br />
Der Begriff „Nachhaltigkeit“ beschreibt sowohl ein gesellschaftspolitisches<br />
Konzept als auch ein Prinzip zum schonenden<br />
Umgang mit natürlichen Ressourcen. Nachhaltiges Wirtschaften<br />
bedeutet, dass Raubbau an der Natur vermieden wird und die<br />
Gesellschaft nicht über ihre Verhältnisse lebt. In der ursprünglichen<br />
Bedeutung findet der Begriff bei Umwelt- und Klimaschutzthemen<br />
Verwendung und meint, dass regenerative Ressourcen, zum<br />
Beispiel Pflanzen, nur soweit abgebaut und genutzt werden<br />
dürfen, dass sie Zeit haben, natürlich nachwachsen zu können.<br />
„Aus diesem Studium werde ich viel mitnehmen!“,<br />
meint Jan, Architekturstudent (B.A.)<br />
der TH Lübeck im siebten Semester. „Ich hätte<br />
nie gedacht, dass ich während eines Studiums<br />
so viele praktische Erfahrungen sammeln und<br />
Kontakte knüpfen kann! Ein vages Interesse<br />
am Bauen hat sich an der Technischen Hochschule<br />
Lübeck zu einem leidenschaftlichen<br />
Berufsziel entwickelt.“<br />
„Kilowattstunde x Euro + Menschen!“<br />
Nachhaltiges Studieren an der TH Lübeck am<br />
Beispiel des Studienprojekts „Solar Decathlon“<br />
Dass es die Vokabel „Nachhaltigkeit“ (engl.: „Sustainability“)<br />
noch nicht zum Wort des Jahres geschafft hat, ist unerklärlich. Ob<br />
Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Umwelt, Ernährung, Gesundheit<br />
oder Bildung – nachhaltiges Handeln ist das Gebot der Stunde und<br />
fordert zukunftsfähige Lösungen in allen Lebensbereichen. Auch die<br />
Technische Hochschule Lübeck beschäftigt sich mit diesem Thema,<br />
sowohl fachlich als auch methodisch. Zum Beispiel im Studienprojekt<br />
„Solar Decathlon“. Studierende profitieren davon … nachhaltig.<br />
Text Christian Dorbandt<br />
Fotos Sebastian Weimar,<br />
TH Lübeck<br />
Verstehen, anwenden,<br />
weiterdenken<br />
Nachhaltiges Studieren bedeutet, in alle<br />
Richtungen zu blicken, interdisziplinär zu<br />
arbeiten, morgen zu wissen, was gestern Studieninhalt<br />
war, und sich motiviert zu fühlen,<br />
die Welt dauerhaft zu verbessern. Wie schafft<br />
man das? Zum Beispiel, indem man Studierende<br />
intensiv betreut und sie in praktische<br />
Projekte einbindet.<br />
Heiner Lippe, Professor für Architektur an der<br />
TH Lübeck, hat dafür ein Händchen. Seine<br />
Seminare und Exkursionen sind bekannt für<br />
ihre nachhaltigen Effekte. „Unser aktuelles<br />
Architekturprojekt ‚Solar Decathlon’, erzählt<br />
der weitgereiste Diplom-Architekt, „ermöglicht<br />
Studierenden aus sechs unterschiedlichen Studiengängen<br />
eine aktive Beteiligung: Architektur,<br />
Städtebau und Ortsplanung, Energie- und<br />
Gebäudeingenieurwesen, Umweltingenieurwesen<br />
und –management, Physikalische<br />
Technik sowie Informationstechnologie und<br />
Design. Der Wettbewerb wird in zehn Kategorien<br />
bewertet: Architektur, Konstruktion,<br />
Marktfähigkeit, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Nachhaltigkeit, Innovation,<br />
Haushaltsgeräte, Home Entertainment,<br />
Interkultureller Workshop in Rabat, (oben), Erfahrungen im Studium<br />
anwenden (Student Jan im Bild unten), Professor für Architektur Heiner<br />
Lippe (linke Seite).<br />
28<br />
29
Drei Hochschulen, eine Gemeinschaft!<br />
Das Solar-Decathlon-Team aus Lübeck,<br />
Rabat und Dakar.<br />
Komfort und Energiesteuerung. Die Studierenden<br />
arbeiten interdisziplinär in entsprechenden<br />
Arbeitsgruppen und beschäftigen<br />
sich mit allen Facetten des Hausbau-Projekts.<br />
Selbst die Fördermittel für die Finanzierung<br />
des gesamten Projekts werden von Studierenden<br />
organisiert und beantragt. Sogar ein Studierender<br />
der Musikhochschule Lübeck nimmt<br />
teil und unterstützt uns mit dem Sounddesign<br />
der Präsentationen. Am Ende des Wettbewerbs<br />
wird unser internationales Team in Marrakesch<br />
ein Haus präsentieren, in dem Wasser aus dem<br />
Hahn kommt, die Dusche läuft, der Fernseher<br />
flimmert und jeder Lichtschalter funktioniert,<br />
alles auf Basis von Solarstrom.“<br />
Solar Decathlon Africa <strong>2<strong>01</strong>9</strong><br />
Der „Solar Decathlon Africa <strong>2<strong>01</strong>9</strong>“ ist ein Architekturwettbewerb, der die<br />
Aspekte Nachhaltigkeit, Innovation und Forschung betont. Nach dem Vorbild<br />
des US-amerikanischen Solar Decathlons sind 20 internationale Hochschulteams<br />
aufgefordert, einen Häusertyp zu planen, zu konstruieren und zu bauen, der<br />
afrikanische Bau-Traditionen berücksichtigt und dessen Energiebedarf ausschließlich<br />
von selbst produziertem Solarstrom gedeckt wird. Der zweiwöchige Wettbewerb<br />
findet im September <strong>2<strong>01</strong>9</strong> in Ben Guerir statt, 90 Kilometer nördlich von<br />
Marrakesch. Gastgeber ist das marokkanische Energieministerium. Gewinner des<br />
Wettbewerbs ist das Team, das in 10 Kategorien die meisten Punkte erzielt.<br />
Interdisziplinär,<br />
international, interkulturell<br />
Besonders lehrreich ist die Zusammenarbeit<br />
mit den afrikanischen Teamkollegen. „Unser<br />
Wettbewerbsteam besteht aus deutschen,<br />
marokkanischen und senegalesischen Studierenden“,<br />
erklärt Architekturstudentin Annika.<br />
„Zur Planung und Vorbereitung treffen wir uns<br />
seit einem Jahr regelmäßig zu Workshops an<br />
unserer Partner- Universität im marokkanischen<br />
Rabat. Dort diskutieren und entwerfen<br />
wir, lernen Land und Leute kennen und stellen<br />
zum Teil auch unterschiedliche Sichtweisen<br />
fest. Die Eindrücke und Erkenntnisse haben<br />
mich im Umgang mit anderen Kulturen nachhaltig<br />
sensibilisiert. Auf diese Erfahrungen<br />
werde ich später als Architektin zurückgreifen.<br />
Die Lerneffekte sind enorm!“<br />
Freut sich auf den<br />
Wettbewerb in Marokko:<br />
Architekturstudentin<br />
Annika.<br />
Genau solche Effekte verspricht sich Professor<br />
Lippe von den Projekten: „Als Dozenten haben<br />
wir nicht nur eine fachliche, sondern auch eine<br />
ethische und gesellschaftliche Verantwortung.<br />
Wenn wir über energieeffizientes Bauen sprechen,<br />
geht es nicht nur um Kilowattstunden<br />
mal Euro, sondern um Kilowattstunden mal<br />
Euro … plus Menschen! Deshalb fordere ich<br />
Studierende auf, über den Tellerrand zu blicken.<br />
Wenn wir durch Marokko reisen, schauen<br />
wir uns nicht nur Bauwerke an, sondern erleben<br />
Gerüche und sehen, wie Menschen handeln,<br />
essen und wohnen. Um nachhaltige<br />
Lösungen zu schaffen, müssen wir in alle Richtungen<br />
blicken!“<br />
Die Technische Hochschule Lübeck<br />
Die Technische Hochschule Lübeck ist eine Hochschule für Angewandte<br />
Wissenschaften und ging 2<strong>01</strong>8 aus der FH Lübeck hervor. Die<br />
fachlichen Schwer punkte der Hochschule liegen in den Bereichen<br />
Technik, Naturwissenschaften, Wirtschaft und Architektur. Mit rund<br />
130 Professorinnen und Professoren in vier Fachbereichen bietet<br />
sie zurzeit über 30 Bachelor- und Masterstudiengänge an. Weitere<br />
Besonderheiten: einzigartige Campus-Allianz mit Universität und<br />
Universitätsklinikum, hoher Grad an Wissens- und Technologietransfer,<br />
internationale Studienangebote, moderne Ausstattung.<br />
Bachelorstudiengänge<br />
• Angewandte Chemie<br />
• Architektur<br />
• Bauingenieurwesen<br />
• Betriebswirtschaftslehre<br />
• Biomedizintechnik<br />
• Elektrotechnik, Energiesysteme und<br />
Automation<br />
• Elektrotechnik – Kommunikationssysteme<br />
• Energie- und Gebäudeingenieurwesen<br />
• Hörakustik<br />
• Informatik / Softwaretechnik<br />
• Informationstechnologie und Design<br />
• Maschinenbau<br />
• Medieninformatik (Online-Studium)<br />
• Physikalische Technik<br />
• Regenerative Energien (Online-Studium)<br />
• Umweltingenieurwesen und -management<br />
• Wirtschaftsingenieurwesen<br />
• Wirtschaftsingenieurwesen Lebensmittelindustrie<br />
• Wirtschaftsingenieurwesen (Online-Studium)<br />
Masterstudiengänge<br />
• Architektur<br />
• Angewandte Informationstechnik<br />
• Bauingenieurwesen<br />
• Betriebswirtschaftslehre<br />
• Biomedical Engineering<br />
• Environmental Engineering<br />
• Hörakustik und Audiologische Technik<br />
• Mechanical Engineering<br />
• Medieninformatik (Online-Studium)<br />
• Regulatory Affairs<br />
• Städtebau und Ortsplanung<br />
• Technische Biochemie<br />
• Wirtschaftsingenieurwesen<br />
Spezielle Studienangebote<br />
Studium mit integrierter Lehre – „StudiLe“<br />
Das Studium mit integrierter Lehre verbindet<br />
eine betriebliche Ausbildung mit einem Bachelorstudium<br />
an der TH Lübeck. Die vollständige<br />
Liste der möglichen Ausbildungsberufe ist auf<br />
www.StudiLe.de veröffentlicht. Passend zum<br />
Ausbildunsgberuf kann einer von sechs Bachelorstudiengängen<br />
gewählt werden:<br />
• Bauingenieurwesen<br />
• Betriebswirtschaftslehre<br />
• Elektrotechnik – Energiesysteme und<br />
Automation<br />
• Elektrotechnik – Kommunikationssysteme<br />
• Informatik / Softwaretechnik<br />
• Maschinenbau<br />
Internationale Doppelabschlüsse<br />
Im Double Degree Program führen die internationalen<br />
Studiengänge Elektrotechnik (ISE),<br />
Wirtschaftsingenieurwesen (ISW) und Maschinenbau<br />
(ISM) zu zwei Abschlüssen: dem<br />
Bachelor of Science der TH Lübeck sowie dem<br />
Bachelor of Science der Partnerhochschule<br />
Milwaukee School of Engineering (MSOE),<br />
Wisconsin, USA.<br />
Technische Hochschule Lübeck<br />
Mönkhofer Weg 239<br />
23562 Lübeck<br />
T. +49 (0) 451-300 6<br />
F. +49 (0) 451-300 5100<br />
kontakt@th-luebeck.de<br />
www.th-luebeck.de<br />
30<br />
31
Text Christian Dorbandt<br />
Fotos Sebastian Weimar<br />
Die „Early-Bird-Phase“ an<br />
der Hochschule Flensburg<br />
Die Hochschule Flensburg bereitet Studieninteressierte und<br />
Neustudierende intensiv auf das Hochschulstudium vor<br />
Wer studieren will, braucht einen hochschulberechtigenden Schuloder<br />
Bildungsabschluss, einen Studienplatz, ein Dach über dem Kopf,<br />
Motivation, einen Finanzplan und gute Kontakte zu Kommilitonen.<br />
Was man nicht brauchen kann, sind Ängste, Unwissenheit oder<br />
das Gefühl, nicht dazuzugehören. Um Studieninteressierten und<br />
Studienanfängern einen optimalen Start zu ermöglichen, bietet die<br />
Hochschule Flensburg Orientierung, Beratung und Betreuung. Die<br />
neuen Studierenden profitieren davon und nehmen die Angebote<br />
begeistert an. Zu Beginn des Sommersemesters <strong>2<strong>01</strong>9</strong> macht <strong>ME2BE</strong>-<br />
Redakteur Chris den „Studi-Startcheck“ an der Flensburger Förde.<br />
Üben fürs Studium – im Mathe-Vorkurs bei<br />
Diplom-Mathematikerin Heike Witt (oben).<br />
„Durch den Mathe-<br />
Vorkurs weiß ich,<br />
wo ich stehe!“<br />
Lennhard und Christopher sind zwei von 200<br />
Studienanfängern, die zum Sommersemester<br />
<strong>2<strong>01</strong>9</strong> ihr Studium an der Hochschule Flensburg<br />
beginnen. Die Pflichtveranstaltungen<br />
beginnen am 18. März. Zwei Wochen früher,<br />
bevor das Semester richtig losgeht, sitzen die<br />
beiden 23-Jährigen bereits in einem Seminarraum<br />
auf dem Campus und beschäftigen sich<br />
mit Mathe-Übungsaufgaben. Um herauszufinden,<br />
welches Matheniveau im Studium der<br />
Betriebswirtschaft auf sie zukommt, haben sie<br />
sich für den „Mathe-Vorkurs“ im Fachbereich<br />
Wirtschaft angemeldet. Sie befinden sich in<br />
der „Early-Bird-Phase“, wie es die Hochschule<br />
selbst tituliert!<br />
Vorkurse für „Erstis“<br />
„Nach der Schule habe ich eine Friseurausbildung<br />
absolviert“, erzählt Lennhard<br />
aus Kronshagen, „um anschließend in den<br />
Salons meiner Eltern zu arbeiten. Im Laufe<br />
der Ausbildung habe ich den Ehrgeiz entwickelt,<br />
Betriebswirtschaft zu studieren, um die<br />
Geschäfte eventuell weiterführen zu können.<br />
Zweifel hatte ich allerdings, ob meine Grundkenntnisse<br />
in Mathe ausreichend sind. Als ich<br />
von dem Angebot eines zweiwöchigen Vorkur-<br />
ses hörte, hab ich mich sofort angemeldet.<br />
Jetzt weiß ich, wo ich stehe. Das Niveau ist<br />
natürlich um einiges höher als in der Berufsschule,<br />
aber meine Unsicherheit ist weg!“<br />
Die Vorkurse der Hochschule Flensburg richten<br />
sich an Erstsemesterstudierende der technischen<br />
und betriebswirtschaftlichen Studiengänge<br />
und werden für die Fächer Mathematik,<br />
Englisch und Programmieren angeboten.<br />
Lehrkraft Heike Witt beobachtet ein starkes<br />
Interesse an den Vorkursen. „Zwei Wochen<br />
lang können Studienanfängerinnen und<br />
-anfänger beispielsweise ihre Mathekenntnisse<br />
auffrischen“, fasst die Diplom-Mathematikerin<br />
zusammen. „Trotz der inhaltlichen<br />
‚Druckbetankung’ ist uns wichtig, den Studierenden<br />
das Thema ‚Nachhaltiges Lernen’ nahezubringen.<br />
Aus den allgemeinbildenden und<br />
beruflichen Schulen sind Schülerinnen und<br />
Schüler daran gewöhnt, nur für die nächste<br />
Klausur zu lernen und das erlernte Wissen<br />
anschließend zu vergessen. Das Studium<br />
erfordert ein Umdenken. Jedes Wissen wird<br />
benötigt, um es anzuwenden!“<br />
Für Christopher bietet der Vorkurs noch weitere<br />
Vorteile: „Neben den Übungen bietet<br />
Starten gut vorbereitet ins Studium:<br />
Christopher und Lennhard (rechts).<br />
32
„Vorkurse und Vorstudium sind äußerst hilfreiche<br />
Programme!“, findet Medien informatikstudent<br />
Muhialdeen.<br />
Unter dem Namen „CampusCompass“ präsentiert<br />
die Hochschule Flensburg vielfältige Angebote<br />
für Studieninteressierte, Studienanfänger und<br />
Studierende. Verantwortlich für den „Qualitätspakt<br />
Lehre“: Dr. Klaus von Stackelberg (unten).<br />
Leiterin des International Office: Janntje Böhlke-Itzen (links).<br />
Studierende helfen Studierenden, so wie die Tutoren<br />
Dana und Jan-Henrik (oben).<br />
sich hier eine gute Gelegenheit, andere Studierende<br />
kennenzulernen. Zur Seite stehen<br />
uns auch Tutorinnen und Tutoren aus höheren<br />
Semestern, die uns viele Fragen sowohl zur<br />
Betriebswirtschaft als auch zur Hochschule<br />
beantworten können.“<br />
Mentoring-Programm<br />
durch „Mentees“<br />
Aller Anfang ist schwer! Deshalb bietet die<br />
Hochschule Flensburg neben fachbezogenen<br />
Vorkursen zu jedem Semesterbeginn ein<br />
sogenanntes „Mentoring-Programm“ an. Was<br />
steckt dahinter? „Bei diesem Angebot stehen<br />
bis zu 25 zu Mentorinnen und Mentoren –<br />
ausgebildete Studierende aus höheren Semestern<br />
(‚Mentees’) – den ‚Erstis’ zur Seite, um<br />
ihnen zu helfen, sich im Studienalltag und in<br />
der Stadt einzuleben“, erklärt Dr. Klaus von<br />
Stackelberg, Präsidiumsbeauftragter für Qualitätsmanagement.<br />
„Der Beginn eines Studiums<br />
wirft viele Fragen auf: Wo melde ich mich<br />
für die Veranstaltungen an? Was sind Module?<br />
Wie funktioniert die Mensa-Karte? Wie komme<br />
ich an ein Zimmer? Wie fahren die Busse?<br />
Wie erhalte ich Zugang zu Stud.IP, und wann<br />
findet eigentlich das Campus-Kino statt? Das<br />
Mentoring-Programm, zu dem sich alle Erstsemester<br />
anmelden können, wird hervorragend<br />
angenommen. Viele Mentorinnen und<br />
Mentoren haben ähnliche Unterstützung<br />
erhalten und geben diese Erfahrungen nun<br />
weiter. Wertvoller Nebeneffekt: Die Neuen<br />
kommen von der ersten Minute an in Kontakt<br />
mit anderen Studierenden und fühlen sich<br />
sofort mitgenommen.“<br />
Angebote zum<br />
Selbstmanagement<br />
Studieren bedeutet ‚nach Wissen streben’.<br />
Doch wie kann Studierende ihr erlerntes Wissen<br />
strukturiert präsentieren? Um auch ‚Social<br />
Skills’ wie Selbstorganisation und Kommunikationsfähigkeit<br />
zu trainieren, können Studierende<br />
verschiedene Workshop-Angebote<br />
der Hochschule Flensburg nutzen, um später<br />
als Tutoren, Mentoren oder als studentische<br />
Hilfskräfte tätig zu sein. Auch das Engagement<br />
im Allgemeinen Studierendenausschuss<br />
(AStA) im Studierendenparlament (StuPa)<br />
oder in einer Fachschaft eignet sich zur Weiterbildung<br />
neben dem Studium. In den auf<br />
Selbstmanagement ausgerichteten Workshops<br />
dreht sich alles um Kommunikation, Gruppe<br />
und Persönlichkeit, professionelle Rolle,<br />
Arbeits- und Lernorganisation.<br />
Vor- und Begleitstudium<br />
für Studierende mit<br />
Fluchthintergrund<br />
Wer als Studierender ein Auslandssemester<br />
anstrebt, aus dem Ausland nach Flensburg<br />
wechseln möchte oder sich als Geflüchteter<br />
für Studienangebote interessiert, ist im International<br />
Relations Department an der richtigen<br />
Adresse. „Wir kümmern uns um das ‚Incoming‚<br />
und ‚Outgoing’ vom und ins Ausland“,<br />
sagt Abteilungsleiterin Janntje Böhlke-Itzen.<br />
„Für Personen mit Fluchthintergrund bieten<br />
wir sowohl ein Vor- als auch ein Begleitstudium<br />
an. Im Vorstudium bereiten wir auf<br />
viele Anforderungen des Studiums vor. Neben<br />
Sprachkursen vermitteln wir Kenntnisse in<br />
Mathematik, Englisch, besprechen aber auch<br />
allgemeine Themen wie ‚politische und akademische<br />
Kultur’. Um kommunizieren zu können,<br />
benötigen wir nicht nur gute Sprachkenntnisse,<br />
sondern müssen auch verstehen,<br />
warum wir über bestimmte Witze lachen, wie<br />
das politische System Deutschlands funktioniert<br />
und weshalb wir in wissenschaftlichen<br />
Arbeiten nicht die Bild-Zeitung zitieren. Auch<br />
Fachsprachkenntnisse sind von großer Bedeutung<br />
und sollten nachhaltig angelegt sein.<br />
Das Wort ‚Drehmoment’ wird im B2-Sprachkurs<br />
für Geflüchtete nicht erklärt, taucht aber in<br />
der Mechanik-Vorlesung auf. Deshalb bieten<br />
wir in einem Begleitstudium während der Studienzeit<br />
Kurse an, die sich mit Fachbegriffen<br />
und -texten beschäftigen.“<br />
Gelungener Start<br />
ins Studium<br />
Bevor die Studienanfänger, auch ‚Erstis’<br />
genannt, in ihr Studium starten, können sie<br />
an der Hochschule Flensburg viele Beratungs-,<br />
Informations- und Betreuungsangebote in<br />
Anspruch nehmen. Wer Fragen hat, sollte<br />
„Aus den<br />
allgemeinbildenden<br />
und beruflichen<br />
Schulen sind<br />
Schülerinnen und<br />
Schüler daran<br />
gewöhnt, nur für<br />
die nächste Klausur<br />
zu lernen und das<br />
erlernte Wissen<br />
anschließend zu<br />
vergessen. Das<br />
Studium erfordert<br />
ein Umdenken.“<br />
nicht zögern, sie zu stellen. Auf dem Campus<br />
wimmelt es vor auskunftsfreudigen Menschen!<br />
Jeder hat die Möglichkeit, sein Grundwissen<br />
in Vorkursen aufzufrischen, Tipps von Tutorinnen<br />
und Tutoren einzuholen, am Mentoring-Programm<br />
teilzunehmen und von Beginn<br />
an zu lernen, sich selbst zu organisieren. Ob<br />
Studienauswahl, Bewerbung, Prüfungsordnung,<br />
Stundenplan, Modulplan, AStA, StuPa,<br />
E-Learning-Zugang, Studentenwerk, Finanzen,<br />
BAföG, Wohnung, Auslands semester, Busfahrpläne,<br />
Sprachkurse, Studierendenjobs, Stipendienberatung,<br />
Campus-Führung oder Sportund<br />
Freizeitmöglichkeiten … zu jedem Thema<br />
können die Studierende Auskunft erhalten!<br />
Und das ist nicht alles. Zu jedem offiziellen<br />
Veranstaltungsbeginn lädt die Hochschule<br />
Flensburg zur sogenannten “TOP-Woche” ein,<br />
einer traditionellen Erstsemester-Orientierungs-Phase.<br />
Alle Fragen geklärt? Dann kann<br />
man von einem gelungenen Start sprechen!<br />
34<br />
35
„Oft sind Schüler<br />
erstaunt und sagen:<br />
Ich wusste gar<br />
nicht, dass man<br />
Technik so kreativ<br />
gestalten kann!“<br />
Nicht nur ‚richtig’ oder ‚falsch’!<br />
Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Franka Heers präsentiert das FabLab<br />
„Ideenreich" der Hochschule Flensburg als außerschulischen Lernort<br />
Franka Heers ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hochschule<br />
Flensburg und verantwortlich für das didaktisierte FabLab „Ideenreich”.<br />
Mithilfe ihrer Konzepte gelangen Schülerinnen und Schüler zum<br />
ersten Mal in Kontakt mit angewandter Wissenschaft. Sie selbst hat<br />
Maschinenbau (B.Eng.) und Systemtechnik (M.Eng.) an der Hochschule<br />
Flensburg sowie Berufliche Pädagogik (M.Ed.) an der benachbarten<br />
Europa-Universität studiert. Im Gespräch berichtet die Ingenieurin<br />
und Pädagogin, welche Ziele sie mit ihren Projekten verfolgt und<br />
warum sie an ein wachsendes Technikinteresse von Frauen glaubt.<br />
<strong>ME2BE</strong> <strong>CAMPUS</strong>: Hallo, Franka. Wir stehen<br />
im FabLab der Hochschule Flensburg. Was<br />
genau ist das?<br />
Franke Heers: Das FabLab ‚Ideenreich’ ist ein<br />
Labor und eine technische Begegnungsstätte<br />
auf dem Campus. Genutzt wird es von Studierenden<br />
unserer technischen Studiengänge,<br />
zum Beispiel Maschinenbau oder Systemtechnik.<br />
Zu festgelegten Zeiten haben aber<br />
auch alle anderen Studierenden sowie Schülerinnen<br />
und Schüler aus Flensburg Zugang.<br />
Hier gibt es 3D-Drucker, einen Laser-Cutter,<br />
eine Standbohrmaschine, eine Lötstation und<br />
viele Werkplätze. An extra dafür ausgestatteten<br />
PC-Arbeitsplätzen können wir unsere<br />
Ideen in druckbare Modelle umwandeln und<br />
sie anschließend ausdrucken. Auch Start-Up-<br />
Unternehmen können hier ihre Prototypen<br />
entwickeln.<br />
Du bist verantwortlich für das ‚didaktisierte’<br />
FabLab. Was steckt dahinter?<br />
Meine Aufgabe ist es, der Öffentlichkeit das<br />
FabLab als außerschulischen Lernort zugänglich<br />
zu machen. Dafür laden wir Schulklassen<br />
ein, entwickeln interessante Lernkonzepte,<br />
organisieren thematische Workshops oder veranstalten<br />
‚Innovation Camps’ über mehrere Tage.<br />
Welche Ziele und Zielgruppen sind mit dem<br />
Konzept verbunden?<br />
Unsere Zielgruppen sind Schülerinnen und<br />
Schüler aller Schulformen und Jahrgangsstufen.<br />
Aber auch andere Gruppen oder Vereine können<br />
sich bei uns melden. Unsere Ziele sind,<br />
das FabLab als außerschulischen Lernort zu<br />
etablieren, die MINT-Förderung vom Kindesalter<br />
bis in die Hochschule zu stärken, die<br />
Zusammenarbeit von Unternehmen und Hochschulen<br />
zu intensivieren und über Berufs- und<br />
Studienmöglichkeiten zu informieren.<br />
Fünfte Klasse? Ist das nicht etwas früh für<br />
komplexe Technik?<br />
Nein, das ist kein Problem. Alles, was wir<br />
an Technik anbieten, ist niederschwellig<br />
und leicht zugänglich, sodass der Einstieg<br />
gut funktioniert. Schülerinnen und Schüler<br />
der fünften Klassen konstruieren bereits<br />
ihre Modelle am Computer und starten ihre<br />
3D-Drucke selbst. Das macht ihnen großen<br />
Spaß.<br />
Wie erleben Schüler diese technischen<br />
Innovationen im FabLab?<br />
Oft sind Schüler erstaunt und sagen: „Ich<br />
wusste gar nicht, dass man Technik so kreativ<br />
gestalten kann!“ Meiner Meinung nach<br />
wird Technik in der Schule oft so vermittelt,<br />
als gäbe es immer ein ‚richtig’ oder ‚falsch’.<br />
Davon wollen wir weg. Wir orientieren uns<br />
an der sogenannten ‚Maker-Szene’ und der<br />
‚Do-It-Yourself-Bewegung’. Nicht alles wegschmeißen,<br />
sondern Ersatzteile ausdrucken,<br />
etwas reparieren und Ressourcen sparen. Dieses<br />
Denken kommt bei Schülern gut an.<br />
Weckt das FabLab auch das Technikinteresse<br />
bei Schülerinnen?<br />
Ja, auf jeden Fall! Wir stellen fest, dass Frauen<br />
Technik vor allem dann interessant finden,<br />
wenn es mit dem Thema Kreativität kombiniert<br />
wird. In Kürze veranstalten wir deshalb<br />
‚Design Days’, die sich speziell an Schülerinnen<br />
aus Oberstufenklassen richten. Mit<br />
ihnen wollen wir moderne Produktionstechniken<br />
nutzen, um Schmuck und Designs herzustellen.<br />
Das klingt erst mal nach Klischee,<br />
soll aber verdeutlichen, dass man Technikinteresse<br />
nicht nur beim Herumschrauben an<br />
Autos ausleben kann!<br />
Bist du selbst von der MakerSzene<br />
infiziert?<br />
Definitiv. Ich merke, wie ich da langsam hineinwachse.<br />
Mir gefällt sowohl der Nachhaltigkeitsaspekt<br />
als auch der Community-Trend,<br />
dass man nicht alles wissen muss, sondern<br />
gegenseitig sein Wissen austauscht! Wenn<br />
ich an meine Studienzeit an der Hochschule<br />
Flensburg zurückdenke, kann ich nur sagen,<br />
dass ich sie von der ersten bis zur letzten<br />
Minute genossen habe. Aber das FabLab hätte<br />
ich mir damals schon gewünscht!<br />
36<br />
37
„Wofür schlägt dein Herz?“<br />
Im Gespräch mit Studienberater Marc Laatzke über Planung,<br />
Motivation und Beratung vor und während des Studiums<br />
Marc Laatzke ist Studienberater der Hochschule Flensburg und informiert<br />
Studieninteressierte und Studierende über ihre vielfältigen Möglichkeiten<br />
vor, während und nach dem Studium. Er selbst fand spät den Weg ins<br />
Studium – BWL mit Schwerpunkt Human Resource Management an der<br />
Hochschule Flensburg – und weiß, welche Stolpersteine ein Studium<br />
erschweren können. Im Interview verrät der erfahrene „Studiencoach“,<br />
welche Denkfehler einige Schülerinnen und Schüler machen und warum<br />
ein Freiwilliges Soziales Jahr eine gute Studienvorbereitung sein kann!<br />
<strong>ME2BE</strong> <strong>CAMPUS</strong>: Moin, Herr Laatzke. Dürfen<br />
wir davon ausgehen, dass Sie als Studienberater<br />
alle Studiengänge der Hochschule<br />
Flensburg studiert haben, um über jedes<br />
Detail beraten zu können?<br />
Marc Laatzke: Das wäre eine zeitintensive<br />
Ausbildung! Ich verfüge zwar nur über den<br />
Bachelor in Betriebswirtschaft, beraten kann<br />
ich Sie trotzdem umfassend.<br />
Gut, das testen wir gleich mal. Wo kann ich<br />
mich zum Sommersemester in Maschinenbau<br />
einschreiben?<br />
Überhaupt nicht. Unser Studiengang<br />
Maschinen bau startet jedes Jahr im Wintersemester.<br />
Bis zum 15. Juli haben Sie Zeit, sich<br />
darauf zu bewerben.<br />
Test bestanden! Seit sechs Jahren beraten<br />
Sie Studieninteressierte und Studierende<br />
über ihre Möglichkeiten an der Hochschule<br />
Flensburg. Wie erleben Sie Schülerinnen<br />
und Schülern, die zu Ihnen kommen?<br />
Das lässt sich natürlich nicht pauschal beantworten.<br />
Es gibt gut informierte und organisierte<br />
Schüler und solche, die Orientierung<br />
benötigen. Was ich grundsätzlich feststelle,<br />
ist, dass es Schulabgängern oft noch etwas an<br />
persönlicher Reife mangelt. Das ist auch völlig<br />
verständlich. Viele sind 18 oder 19 Jahre<br />
jung, verlassen zum ersten Mal das Elternhaus,<br />
sollen alles selbständig regeln und auch<br />
noch eigenverantwortlich studieren. Das sind<br />
so viele Aufgaben, da bleibt kaum Zeit, um<br />
sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.<br />
Wozu raten Sie in diesem Fall?<br />
Mit Schülerinnen und Schülern versuche ich<br />
gemeinsam herauszufinden, wo sie stehen<br />
und wo sie hinmöchten. Ich spreche mit<br />
ihnen ganz offen über<br />
die Möglichkeiten, nach<br />
der Schulzeit ein Freiwilliges<br />
Soziales Jahr<br />
zu absolvieren oder ein<br />
Auslandspraktikum, ein<br />
‚Bufdi’ oder eine Ausbildung. Ich empfehle<br />
generell, ein Gefühl für sich selbst zu entwickeln<br />
und Verantwortung für sich zu übernehmen.<br />
Sie müssen genau wissen, was sie<br />
studieren und was sie damit erreichen wollen!<br />
Wie können Schüler das herausfinden?<br />
Indem sie sich die klassischen Fragen beantworten:<br />
Über welche Kenntnisse und Fähigkeiten<br />
verfüge ich? Welche Eigenschaften<br />
besitze ich? Wofür schlägt mein Herz? Welche<br />
Ziele kann ich daraus ableiten?<br />
Wenn sie sich dann – gut beraten – ins Studium<br />
stürzen … dürfen sie trotzdem noch<br />
die Studienberatung in Anspruch nehmen?<br />
Ja, selbstverständlich! Während des gesamten<br />
Studiums stehen unsere Türen offen. Wir<br />
beantworten jede Frage, man muss sie uns<br />
nur stellen! Wir klären Studierende darüber<br />
„Wir beantworten<br />
jede Frage, man muss<br />
sie uns nur stellen!“<br />
auf, ob und wann eine nicht bestandene<br />
Klausur wiederholt werden kann, wir machen<br />
eine ‚Unterbrechnungsberatung’, sodass man<br />
zusätzlich Zeit gewinnt, um Stoff nachzuholen,<br />
bis hin zu einer ‚Abbruchberatung’. Die<br />
Hochschule bietet außerdem eine psychosoziale<br />
Beratung an und fungiert als Ansprechpartner<br />
bei persönlichen<br />
und psychischen Problemen.<br />
Mit dem Programm<br />
‚CampusCareer’ verfügen<br />
wir über einen hochschuleigenen<br />
Karriere- Service,<br />
helfen bei der Vermittlung von Praktika,<br />
haben eine studentische Jobbörse und einen<br />
Bewerbungsmappencheck sowie einen ‚CampusCareer-Day’<br />
im November, an dem sich<br />
rund 30 Unternehmen mit ihren beruflichen<br />
Angeboten präsentieren.<br />
Letzte Frage: Wofür schlug Ihr Herz als<br />
Schüler?<br />
Als Schüler war ich musikbegeistert und<br />
wäre wahrscheinlich Profimusiker geworden,<br />
wenn ich nicht die kaufmännische Seite in<br />
mir entdeckt hätte. Nach einer Aus- und<br />
Weiter bildung bei der Bundeswehr folgten<br />
ein BWL-Studium in Flensburg mit dem<br />
Schwerpunkt Human Resource Management<br />
und einige Zeit im Bereich Mediaberatung.<br />
2<strong>01</strong>3 fing ich an der Hochschule Flensburg<br />
an. Seitdem schlägt mein Herz für die Studienberatung!<br />
38
Die Hochschule Flensburg<br />
Die Hochschule Flensburg ist die nördlichste Fachhochschule<br />
Deutschlands und eine der renommiertesten Einrichtungen für<br />
regionale Fachkräfteausbildung. Zurzeit sind rund 4.000 Studierende<br />
immatrikuliert, der Anteil weiblicher Studenten liegt bei rund 25 Prozent.<br />
Das Studienangebot umfasst 10 Bachelor- und 10 Masterstudiengänge:<br />
Bachelor<br />
• Angewandte Informatik<br />
• Betriebswirtschaft<br />
• Bio-, Lebensmittel- und<br />
Verfahrenstechnologie<br />
• Energiewissenschaften<br />
• Internationale Fachkommunikation<br />
• Maschinenbau<br />
• Medieninformatik<br />
• Schiffstechnik<br />
• Seeverkehr, Nautik und Logistik<br />
• Wirtschaftsinformatik<br />
Master<br />
• Angewandte Informatik<br />
• Applied Bio and Food Sciences<br />
• Automatisierungstechnik<br />
• Business Management<br />
• Business Management/Wirtschaftsinformatik<br />
• eHealth<br />
• Intermedia & Marketing<br />
• Internationale Fachkommunikation<br />
• Systemtechnik<br />
• Wind Engineering<br />
Was sind die Zulassungsvoraussetzungen für<br />
ein Studium an der Hochschule Flensburg?<br />
Was ist ein Probestudium? Wie viel Credit<br />
Points benötige ich pro Semester? Wie kann ich<br />
ein Studienfach wechseln? Wie beantrage ich<br />
BAföG? Und was soll ich eigentlich studieren?<br />
Wer sich mit dem Thema Studium beschäftigt,<br />
hat besonders am Anfang viele Fragen. Das<br />
CampusCompass-Angebot präsentiert für jede<br />
Angelegenheit die passende Anlaufstation:<br />
• Mentoring-Programm (Unterstützung beim<br />
Einstieg)<br />
• Vorkurse (fachliche Auffrischung vor dem<br />
Studium)<br />
• Selbstmanagement (Stärkung persönlicher<br />
Kompetenzen)<br />
• Gleichstellungsbüro (Anlaufstelle für<br />
Chancengleichheit)<br />
• International Office (Beratung über Auslandspraktika<br />
oder Studienchancen, Vorund<br />
Begleitstudiengänge für Menschen mit<br />
Fluchthintergrund)<br />
• „StuJo“ / Studierendenjobs (Karriereportal<br />
für Studierende)<br />
• Studierendensekretariat (beantwortet alle<br />
Fragen rund um das Studium)<br />
• Info Point (offene Anlaufstelle, Info-<br />
Material, Abgabe von Unterlagen)<br />
• Studienberatung (termingebundene und<br />
offene Studienberatung für Schüler/-innen,<br />
Studierende und Studieninteressierte)<br />
• Psychosoziale Studienberatung (unterstützt<br />
bei Ängsten und Problemen)<br />
• Stipendienberatung (informiert und berät<br />
zu Stipendien)<br />
• CampusCareer (informiert über Praktika,<br />
Jobangebote und den Berufseinstieg)<br />
Hochschule Flensburg<br />
Kanzleistraße 91-93<br />
24943 Flensburg<br />
Telefon: +49(0)461 805 - <strong>01</strong><br />
Telefax: +49(0)461 805 - 1300<br />
E-Mail: studierendensekretariat@hs-flensburg.de,<br />
studienberatung@hs-flensburg.de,<br />
infopoint@hs-flensburg.de<br />
Web: www.hs-flensburg.de<br />
Facebook: www.facebook.com/hsflensburg/<br />
40<br />
41
Schöne Aussichten<br />
an der HAW Hamburg!<br />
Im Gespräch mit Professor Micha Teuscher, Präsident der<br />
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg<br />
Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg, kurz HAW<br />
Hamburg, ist eine der größten Fachhochschulen Deutschlands. Seit 2<strong>01</strong>7<br />
heißt ihr Präsident Professor Micha Teuscher. Der Wissenschaftsmanager<br />
studierte Wirtschaftswissenschaften und Agrarökonomie an der<br />
Universität Hohenheim und arbeitete anschließend viele Jahre in<br />
der Unternehmensberatung. 1997 wechselte er als Professor für<br />
Betriebswirtschaftslehre und Managementlehre an die Hochschule<br />
Neubrandenburg und übernahm 2004 deren Leitung. Als Präsident<br />
steuert der gebürtige Göttinger die HAW Hamburg durch die Zeit des<br />
digitalen Wandels. Im Interview mit <strong>ME2BE</strong> <strong>CAMPUS</strong> beschreibt der<br />
55-Jährige, für wen sich ein Studium an der HAW Hamburg lohnt.<br />
Hallo, Herr Professor Teuscher. Der Blick<br />
über Hamburg aus Ihrem Büro im 14. Stock<br />
ist atemberaubend! Wie sind die Aussichten<br />
für die HAW Hamburg?<br />
Die Aussichten für unsere Hochschule sind<br />
solide und vielversprechend. In den vergangenen<br />
15 Jahren konnten wir die Anzahl der<br />
Studierenden auf über 17.000 verdoppeln. Als<br />
zweitgrößte Hochschule Hamburgs und drittgrößte<br />
Fachhochschule Deutschlands bieten<br />
wir Studierenden langfristig eine ausgezeichnete<br />
Qualität in Forschung und Lehre und hervorragende<br />
Perspektiven<br />
auf dem Arbeitsmarkt.<br />
„Reichtum, Armut,<br />
Migration, Energie,<br />
Mobilität und<br />
Logistik – unsere<br />
Studierenden lernen<br />
und forschen genau<br />
in den Themen der<br />
Gesellschaft.“<br />
Was unterscheidet<br />
die HAW Hamburg von<br />
anderen Hochschulen?<br />
Mit mehr als 400 Professuren,<br />
ebenso vielen<br />
wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern und circa<br />
190 Kooperationen mit<br />
Partnerhochschulen in<br />
aller Welt, gehören wir bundesweit zu den<br />
bedeutendsten Standorten für angewandte<br />
Wissenschaften. Entsprechend breit fällt das<br />
Studienangebot aus. Wir bieten 38 Bachelorund<br />
37 Masterstudiengänge an, sind modern<br />
ausgestattet, eng vernetzt mit der regionalen<br />
Wirtschaft und definieren uns über das Prinzip<br />
‚Wissenstransfer’.<br />
Als Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />
haben wir ein klar erkennbares wissenschaftliches<br />
und gesellschaftsbezogenes Profil<br />
und grenzen uns so vom Selbstverständnis<br />
und Verwertungsprofil der Universitäten ab.<br />
Unser Anliegen ist es, unter anderem Problemstellungen<br />
aus der Gesellschaft aufzugreifen,<br />
für sie nachhaltige Lösungen zu<br />
entwickeln und diese Lösungen zurück in<br />
Wirtschaft und Gesellschaft zu transferieren.<br />
Reichtum, Armut, Migration,<br />
Energie, Mobilität<br />
und Logistik – unsere<br />
Studierenden lernen und<br />
forschen genau in den<br />
Themen der Gesellschaft.<br />
Wir bilden Menschen aus,<br />
die nach dem Studium Verantwortung<br />
übernehmen<br />
und konkrete Lösungen<br />
erarbeiten – in der öffentlichen<br />
Verwaltung, in<br />
Unternehmen und Organisationen,<br />
in Krankenhäusern oder in sozialen<br />
und pädagogischen Einrichtungen.<br />
Nennen Sie bitte vier Beispiele angewandter<br />
Wissenschaft an Ihrer Hochschule.<br />
Erstens, in der Fakultät Technik und Infor-<br />
matik bieten wir Studierenden eine herausragende<br />
Kompetenz, auch in speziellen Feldern<br />
wie der Batterieforschung und Regelungstechnik.<br />
Im Competence Center for Renewable<br />
Energies and Energy Efficiency (CC4E) bündeln<br />
wir unsere interdisziplinären Möglichkeiten<br />
und sind ein Mitorganisator der Energiewende<br />
Deutschlands. Zweitens, in der Fakultät<br />
Design, Medien und Information kooperieren<br />
wir unter anderem mit der California State<br />
University und betreiben anwendungsorientierte<br />
Forschung mit innovativen Unternehmen<br />
wie Google. Drittens, im Studiengang<br />
Rettungsingenieurwesen der Fakultät Life<br />
Sciences vereinen wir naturwissenschaftliche,<br />
ingenieurwissenschaftliche und nicht-technische<br />
Disziplinen. Studierende analysieren<br />
beispielsweise unter Anwendung von Virtual-<br />
Reality-Technologie, wie Rettungseinsätze<br />
optimiert werden können. In der Fakultät<br />
Wirtschaft und Soziales treiben wir die Qualitätsentwicklung<br />
in den Gesundheitsberufen<br />
und deren zielgerichtete Akademisierung<br />
erfolgreich und mit Nachdruck voran. Die<br />
Pflegewissenschaften und die Hebammenwissenschaft<br />
sind prominente Beispiele.<br />
Die Welt befindet sich im digitalen Wandel,<br />
auch die Anforderungen an Fachkräfte<br />
ändern sich. Wie reagieren Sie darauf?<br />
Allein das fachlich-technische Knowhow der<br />
Text Christian Dorbandt<br />
Foto Paula Markert /<br />
HAW Hamburg<br />
Studierenden in ihrem jeweiligen Kernfach<br />
wird zukünftig nicht mehr ausreichen. Unsere<br />
Absolventinnen und Absolventen müssen vorbereitet<br />
sein auf sich dynamisch verändernde<br />
Qualitätsanforderungen. So müssen sie sich<br />
beispielsweise in der Anwendung digitaler<br />
Kommunikation auskennen. Wir haben das<br />
erkannt und begegnen dieser Tatsache, indem<br />
wir die Digitalisierung der Lehre intensivieren<br />
und die Durchlässigkeit der Studiengänge fördern.<br />
Durch die Vielzahl unserer Departments<br />
und Studiengänge ist das Angebot interdisziplinärer<br />
Veranstaltungen an der HAW Hamburg<br />
entsprechend hoch.<br />
Für welche Personen eignet sich ein Studium<br />
an der HAW Hamburg?<br />
Heutige Generationen von Schülerinnen und<br />
Schülern suchen sinnstiftende Berufsperspektiven,<br />
interessieren sich zum Beispiel für<br />
vegane Lebensmittel und treten in der Bewegung<br />
‚Fridays for Future‘ für Klimaschutz ein.<br />
An unserer Hochschule vermitteln wir das<br />
Wissen, das sie später in ihren Berufen benötigen,<br />
um die Herausforderungen der Zukunft<br />
zu bewältigen.<br />
Wofür haben Sie sich als Schüler interessiert?<br />
Ich habe früh begonnen, mich für wirtschaftliche<br />
Themen zu interessieren. Im Alter von elf<br />
Jahren begeisterte mein Vater meinen Bruder<br />
und mich mit einem Unternehmensplanspiel,<br />
indem jeder Akteur kooperieren, Steuern<br />
zahlen oder mit Gewerkschaften verhandeln<br />
musste. Nachdem ich 1980 den Dokumentarfilm<br />
‚Septemberweizen’ über die globalen Auswirkungen<br />
der US-amerikanischen Getreideindustrie<br />
gesehen hatte, entschied ich mich,<br />
Wirtschaftswissenschaften / Agrarökonomie<br />
zu studieren. Ich sagte mir: Wenn du etwas<br />
verändern willst, hilft es nicht, betroffen zu<br />
sein. Du musst das Thema verstehen und dir<br />
die fachwissenschaftliche Sprache aneignen.<br />
Im April 2020 feiert die HAW ihr 50-jähriges<br />
Jubiläum. Was ist geplant?<br />
Wir sind in der Hochphase der Planung und<br />
wollen noch nicht alles verraten. Nur so viel:<br />
Die HAW Hamburg wird das 50-jährige Jubiläum<br />
sowohl im Hamburger Rathaus als auch<br />
in der Elbphilharmonie würdig begehen. Mit<br />
unseren Studierenden werden wir feiern, aber<br />
auch arbeiten. Im Wettbewerb ‚50 Ideen für<br />
die Zukunft’ rufen wir dazu auf, das Zukunftsthema<br />
‚Mobilität’ neu zu denken und Lösungsvorschläge<br />
zu entwickeln!<br />
Letzte Frage: Aus ihrem Büro schauen Sie<br />
über Hamburg. Was sind Ihre Eyecatcher?<br />
Im Süden blicke ich auf die Elbphilharmonie<br />
und im Westen genieße ich die Sonnenuntergänge.<br />
Meistens aber schaue ich auf die<br />
Außenalster und frage mich dann, woher<br />
die Segler die Zeit nehmen, vormittags zu<br />
segeln.<br />
42<br />
43
„Wir studieren in<br />
kleinen Gruppen<br />
und erhalten<br />
eine intensivere,<br />
individuelle Betreuung<br />
und Förderung. Ich<br />
schätze vor allem den<br />
persönlichen Kontakt<br />
zu unseren Lehrenden.“<br />
Platz zum Lernen,<br />
Raum zum Wachsen<br />
Studieren an der MSH Medical School Hamburg<br />
Text Katharina Grzeca<br />
Fotos Laura Hasl<br />
Wenn Isabelle Backsmann aus dem Seminarfenster blickt, hat<br />
sie einen fantastischen Blick auf die Marco-Polo-Terrassen, auf<br />
die Elbe und den Hafen. Die 28-Jährige studiert Psychologie an<br />
der MSH, einer privaten Hochschule mit einem Campus in der<br />
Hamburger Hafencity und dem Campus „Arts and Social Change“<br />
am Harburger Binnenhafen. Beinahe wäre der Traum eines<br />
Psychologiestudiums für Isabelle am hohen NC gescheitert. Wie sie<br />
es trotzdem geschafft hat, berichtet sie der <strong>ME2BE</strong>-<strong>CAMPUS</strong>.<br />
Das Fach Psychologie ist begehrt, aber die<br />
Plätze sind begrenzt. Wer im Abi schlechter<br />
als mit 1,4 abschneidet, hat an einer staatlichen<br />
Universität kaum Chancen. Immer wieder<br />
scheitern Studienanfänger am unliebsamen<br />
Numerus clausus und brauchen, wie auch<br />
Isabelle, einen Plan B. „Als es mit Psychologie<br />
im ersten Anlauf nicht klappte, begann ich,<br />
Zahnmedizin zu studieren. Leider merkte ich<br />
schnell, dass dieses Fach nicht das Richtige<br />
für mich war“, erinnert sich die 28-Jährige.<br />
Also machte sie sich auf die Suche und fand<br />
die MSH, die NC-freie Studiengänge anbietet.<br />
Wer hier angenommen werden möchte, reicht<br />
zuerst seine Bewerbungsunterlagen ein und<br />
wird zu einem persönlichen Bewerbungsgespräch<br />
eingeladen. Für die Zulassung ist<br />
also nicht wie bei staatlichen Universitäten<br />
die durchschnittlichen Abiturnote entscheidend,<br />
sondern die persönliche Eignung und<br />
Motivation der Bewerberinnen und Bewerber.<br />
Dadurch erhalten auch Studieninteressierte<br />
einen Studienplatz, die an der staatlichen<br />
Hochschule nicht zum Studium zugelassen<br />
worden wären.<br />
Für das Studium an der MSH zahlt Isabelle<br />
monatliche Gebühren. 695 Euro sind es beim<br />
Psychologie-Bachelor, die Studiendauer<br />
beträgt 6 Semester. Für die junge Studentin<br />
ist das Studium jeden Cent wert: „Mein Zahnmedizinstudium<br />
habe ich sowohl an einer<br />
staatlichen als auch an einer privaten Hochschule<br />
absolviert, dadurch besitze ich einen<br />
direkten Vergleich. Das Privatstudium passt<br />
viel besser zu meinen Bedürfnissen. Wir studieren<br />
in kleinen Gruppen und erhalten eine<br />
intensivere, individuelle Betreuung und Förderung.<br />
Ich schätze vor allem den persönlichen<br />
Kontakt zu unseren Lehrenden“, erzählt<br />
Isabelle.<br />
Moderne Ausstattung in der<br />
Hafencity und in Harburg<br />
Mehr als nur eine Matrikelnummer unter einer<br />
Vielzahl von Studierenden zu sein, das war<br />
auch der Wunsch von Jonas Yaya. Auf der<br />
Suche nach einer guten Hochschule ist er auf<br />
das Angebot der MSH gestoßen. „Zunächst<br />
habe ich ein Studium an einer privaten Hochschule<br />
gar nicht in Betracht gezogen. Ehrlich<br />
gesagt hatte ich sogar Vorurteile gegenüber<br />
privat Studierenden. So dachte ich, dass nur<br />
Kinder aus wohlhabenden Familien solche<br />
Hochschulen besuchen und sich mit den Studiengebühren<br />
ihre Abschlüsse quasi erkaufen.<br />
Aber weit gefehlt. Nachdem ich die Hochschule,<br />
Lehrende und Studierende aus höheren<br />
Semestern kennengelernt habe und mir<br />
mein eigenes Bild machen konnte, war es<br />
leicht, meine anfänglichen Bedenken über<br />
Bord zu werfen“, berichtet der 26-Jährige, der<br />
im ersten Semester Soziale Arbeit studiert.<br />
Die MSH ist staatlich anerkannt und hat einen<br />
sehr hohen Qualitätsanspruch. Alle Studiengänge<br />
sind fachlich akkreditiert und werden<br />
stetig evaluiert. Die private Hochschule verspricht<br />
zudem sehr gute Lernbedingungen<br />
und verfügt über eine hervorragende Ausstattung:<br />
Die Seminar- und Vorlesungsräume sind<br />
hochmodern ausgestattet, die Studierenden<br />
werden mit aktueller Literatur und allen nötigen<br />
Lernmaterialien versorgt, die Arbeitsgeräte<br />
sind auf dem neuesten Stand, und das<br />
44<br />
45
Service-Niveau ist hoch. „Was für mich persönlich<br />
noch sehr für die MSH spricht, ist der<br />
Campus „Arts and Social Change“ am Harburger<br />
Binnenhafen. Ich bin in Harburg aufgewachsen<br />
und schätze die Gegend sehr. Unsere<br />
Unterrichtsräume befinden sich zudem in<br />
einer ehemaligen Seifenfabrik, die zwar von<br />
Grund auf modernisiert wurde, aber immer<br />
noch den industriellen Charme beibehalten<br />
hat. Wir haben hier nicht nur einen schönen<br />
Platz zum Lernen, geboten wird uns auch der<br />
Raum zum Wachsen“, erzählt der Bachelorstudent.<br />
Kleine Gruppen –<br />
große Lernerfolge<br />
Isabelle und Jonas fühlen sich in der modernen<br />
Hafencity und dem Campus „Arts and Social<br />
Change“ am Harburger Binnenhafen wohl.<br />
Ein weiterer Vorteil eines privaten Studiums<br />
sind auch die kleinen Seminargruppen.<br />
„In meiner Kohorte sind 22 Kommilitonen.<br />
Dadurch entsteht schneller eine persönliche<br />
Atmosphäre, die sich sehr vorteilhaft auf die<br />
Lernleistung auswirkt. Jeder wird gesehen<br />
und kann sich einbringen. Ich kann mich<br />
immer melden und Fragen stellen, auch bei<br />
einer Vorlesung. Das ginge an einer staatlichen<br />
Bildungseinrichtung nicht“, so Jonas.<br />
Isabelle sieht das genauso: „Für eine Studie,<br />
die wir im dritten Semester anfertigen, habe<br />
ich ein wenig Hilfe von meinem früheren Statistik-Lehrenden<br />
gebraucht. Diese bekam ich<br />
ohne Weiteres und zwar außerhalb der offiziellen<br />
Sprechstunde.“ Nahezu alle Professoren<br />
und Lehrenden der MSH Medical School Hamburg<br />
sind neben ihrer Lehrtätigkeit in Unternehmen<br />
tätig. Von dieser Nähe zur Wirtschaft<br />
profitieren die MSH-Studierenden einerseits<br />
durch ein praxisnahes Studium, weil die Lehrenden<br />
ihre Erfahrungen aus dem Berufsalltag<br />
und die neuesten Entwicklungen der Branche<br />
in ihre Lehre einfließen lassen,<br />
auf der anderen Seite<br />
können die Studierenden<br />
bei der Suche nach Praktikums-<br />
und Arbeitsplätzen<br />
auf ein gut ausgebautes<br />
Netzwerk zugreifen.<br />
Mittlerweile gibt es mehr<br />
als 3.000 Studierende an<br />
der MSH. Wer über die<br />
Mittel nicht verfügt, kann sich das Studium<br />
an der MSH dank unterschiedlicher Finanzierungsmöglichkeiten<br />
dennoch leisten: Neben<br />
dem BAföG und zahlreichen Stipendienprogrammen<br />
können die Studienanfänger Studienkredite<br />
und Darlehen in Anspruch nehmen.<br />
Zusätzlich haben die Studierenden einen Tag<br />
in der Woche einen Selbststudientag, an dem<br />
keine Lehrveranstaltungen stattfinden. Dieser<br />
Tag kann für eine Nebentätigkeit genutzt werden.<br />
„Neben dem Studium arbeite ich als Pflegeberater<br />
bei einem Pflegedienst. Das habe<br />
ich schon vor dem Studienbeginn gemacht.<br />
Nun kann ich mein neu erworbenes Wissen<br />
auch in der Praxis einsetzen. Neben dem Studium<br />
zu arbeiten, erfordert zwar eine gute<br />
Organisation und Disziplin, aber es lässt sich<br />
sehr gut vereinbaren“, versichert Jonas.<br />
„Jeder wird gesehen<br />
und kann sich<br />
einbringen. Ich<br />
kann mich immer<br />
melden und Fragen<br />
stellen, auch bei<br />
einer Vorlesung.“<br />
Fotos: MSH Medical School Hamburg<br />
Die MSH Medical School Hamburg<br />
Die MSH Medical School Hamburg – University of Applied Sciences and Medical<br />
University ist eine private, staatlich anerkannte Hochschule mit Sitz in der modernen<br />
Hafencity und einem Campus am Harburger Binnenhafen. Sie wurde 2009 von<br />
der Geschäftsführerin Ilona Renken-Olthoff gegründet und startete 2<strong>01</strong>0 mit<br />
sechs Studiengängen. Seitdem erweiterte sich das Studienangebot auf insgesamt<br />
mehr als 20 Bachelor- und Masterstudiengänge, die erfolgreich akkreditiert<br />
sind und somit ein Höchstmaß an Qualität und Transparenz gewährleisten.<br />
Das Besondere an der MSH ist, dass sie zwei<br />
Fakultäten vereint: Die Fakultät Gesundheitswissenschaften,<br />
mit dem Status einer Fachhochschule,<br />
arbeitet in Lehre, Forschung<br />
und wissenschaftlicher Weiterbildung stark<br />
anwendungsorientiert. Die Fakultät Humanwissenschaften<br />
nutzt ihren Status als wissenschaftliche<br />
Hochschule, die einer Universität<br />
gleichgestellt ist.<br />
Studienangebot Fakultät Gesundheitswissenschaften<br />
(Status: Fachhochschule)<br />
Bachelorstudiengänge:<br />
• Advanced Nursing Practice (B.Sc.)(Teilzeit)<br />
• Expressive Arts in Social Transformation (B.A.)<br />
• Logopädie (B.Sc.)(ausbildungsbegleitend)<br />
• Medical Controlling and Management (B.Sc.)<br />
• Medizinpädagogik (B.A.)(Teilzeit)<br />
• Medizintechnik (B.Sc.)<br />
• Physiotherapie (B.Sc.)(ausbildungsbegleitend)<br />
• Rescue Management (B.Sc.)(Teilzeit)<br />
• Soziale Arbeit (B.A.)<br />
• Transdisziplinäre Frühförderung (B.A.)<br />
• Sportwissenschaft (B.Sc.)<br />
Masterstudiengänge :<br />
• Gesundheits- und Pflegepädagogik (M.A.)<br />
(Teilzeit)<br />
• Intermediale Kunsttherapie (M.A.)(Teilzeit/<br />
berufsbegleitend)<br />
• Krankenhausmanagement (M.Sc.)(Teilzeit/<br />
Vollzeit)<br />
• Kunstanaloges Coaching (M.A.)(Teilzeit)<br />
• Medical and Health Education (M.A.)(Teilzeit)<br />
• Medizintechnik (M.Sc.)<br />
• Soziale Arbeit (M.A.)<br />
• Sportwissenschaft: Leistungsdiagnostik und<br />
Trainingssteuerung (M.Sc.)<br />
Studienangebot Fakultät Humanwissenschaften<br />
(Status: Universität)<br />
Bachelorstudiengänge :<br />
• Psychologie (B.Sc.)<br />
• Psychotherapie (B.Sc.)(geplant ab WS 20/21)<br />
Masterstudiengänge:<br />
• Arbeits- und Organisationspsychologie (M.Sc.)<br />
• Medizinpädagogik (M.Ed.)(Teilzeit)<br />
• Psychologie mit Schwerpunkt Klinische<br />
Psychologie und Psychotherapie (M.Sc.)<br />
• Psychologie mit Schwerpunkt Rechtspsychologie<br />
(M.Sc.)(Doppelmaster in Verbindung<br />
mit dem Masterstudiengang Psychologie<br />
mit Schwerpunkt Klinische Psychologie<br />
und Psychotherapie)<br />
• Psychotherapie (M.Sc.)(geplant ab WS 20/21)<br />
Staatsexamen:<br />
• Humanmedizin (Staatsexamen)<br />
NC-freies Studium<br />
Die Studiengänge an der MSH Medical School<br />
Hamburg sind NC-frei: Talent, Motivation und<br />
Disziplin zählen mehr als der Notendurchschnitt<br />
auf dem Zeugnis. Pünktlichkeit, gute<br />
Leistungen und Engagement während des Studiums<br />
sind hingegen von großer Bedeutung.<br />
Studiengebühren<br />
Neben einer einmaligen Einschreibgebühr<br />
kommen monatliche Kosten für das Studium<br />
hinzu. Die Beträge unterscheiden sich je nach<br />
Studiengang und Studienart. Die Studiengebühren<br />
können durch Stipendien, Studienkredite<br />
oder das BAföG bezuschusst werden.<br />
Service für Studierende, u.a.:<br />
• Career Center<br />
• Praktikumsbüro<br />
• International Office<br />
MSH Medical School Hamburg<br />
University of Applied Sciences and Medical<br />
University<br />
Am Kaiserkai 1<br />
20457 Hamburg<br />
Telefon 040 361 226 40<br />
info@medicalschool-hamburg.de<br />
www.medicalschool-hamburg.de<br />
46<br />
47
UNIVERSITÄTEN<br />
DIE LEHRAMTSAUSBILDUNG<br />
Ohne Überzeugung?<br />
Ohne Zukunft!<br />
Wann ein Studium ‚auf Lehramt‘ zum Traumjob führen kann<br />
Tag für Tag ein kritisches Publikum, viel Verantwortung und die<br />
Gewissheit, dass wirklich jeder seine eigene Meinung zum Beruf des<br />
Lehrers hat: Wer sich also für ein Lehramtsstudium entscheidet,<br />
sollte von der Wahl überzeugt sein und wissen, worauf es während<br />
der Zeit an der Uni und später im Schuldienst ankommt. Welche<br />
Fächerkombinationen möglich sind, ob die Ferien wirklich ausschließlich<br />
der Entspannung dienen und was es mit dem schulpraktischen<br />
Vorbereitungsdienst auf sich hat, erzählen wir hier.<br />
Text Lutz Timm<br />
Illustration Raphaelle Martin<br />
Vermutlich gibt es Diskussionen über den<br />
Lehrerberuf, seit vor 100 Jahren die Schulpflicht<br />
flächendeckend eingeführt wurde. Wer<br />
was studieren und anschließend lehren sollte,<br />
hängt allerdings ganz von persönlichen<br />
Fähigkeiten, Neigungen und Interessen ab.<br />
Aus einer Physikerin mit einem leidenschaftlichen<br />
Forschungsinteresse wird zum Beispiel<br />
auch die beste Hochschule keine motivierte<br />
Pädagogin machen können.<br />
Wer also den Wunsch hat, ‚auf Lehramt’ zu<br />
studieren, sollte sich daher selbst gut einschätzen<br />
können und seine Stärken und<br />
Schwächen ehrlich analysieren – schließlich<br />
bietet die deutsche Studienlandschaft in<br />
Sachen Lehramt eine Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten.<br />
Es beginnt bei der Frage<br />
nach der Fächerkombination und reicht bis<br />
zur Entscheidung für eine Schulart.<br />
Föderalismus sorgt für<br />
große Unterschiede<br />
Bevor sich die künftigen Studierenden<br />
jedoch mit den Details befassen, sollten sie<br />
eine Besonderheit berücksichtigen: In der<br />
deutschen Bildungslandschaft wimmelt es<br />
von unterschiedlichen rechtlichen Bestimmungen.<br />
Durch das Prinzip des Föderalismus<br />
haben die einzelnen Bundesländer in der<br />
Bildungspolitik das Sagen. Die Folge: Von<br />
Studieninhalten über die Bezeichnung der<br />
Schulfächer und den Voraussetzungen zur<br />
Verbeamtung bis hin zur Dauer der Schulzeit<br />
bestehen zum Teil erhebliche Unterschiede<br />
zwischen den Ländern.<br />
Bei allen Unterschieden in der Lehrerausbildung<br />
zwischen Flensburg und München gibt<br />
es jedoch auch wichtige Gemeinsamkeiten. In<br />
der Regel entscheiden sich angehende Lehrerinnen<br />
und Lehrer für zwei Fächer und die<br />
Schulform, an der sie später unterrichten wollen.<br />
Für manche Fächer – etwa Sport – sind<br />
Eignungstests vorgesehen. Außerdem sind in<br />
manchen Bundesländern bestimmte Fächerkombinationen<br />
ausgeschlossen. In Schleswig-Holstein<br />
ist es etwa die Verbindung der<br />
Fächer Philosophie und Griechisch.<br />
An der Hochschule<br />
werden die fachlichen<br />
Grundlagen gelegt<br />
Auch die Frage nach der späteren Schulart<br />
sollte wohl überlegt sein, schließlich hängen<br />
davon sowohl der Studienort und als auch der<br />
künftige Einsatzbereich ab. Die Entscheidung<br />
für das Grundschul- und Gemeinschaftsschullehramt,<br />
das Lehramt an Gymnasien, das<br />
Lehramt Sonderpädagogik oder das Lehramt<br />
an berufsbildenden Schulen bedingt, welche<br />
Hochschule jeweils in Betracht kommt. Nicht<br />
alle Hochschulen bieten eine Ausbildung für<br />
alle Schulformen an, besonders für die Fächer<br />
Kunst und Musik gelten häufig besondere<br />
Bestimmungen.<br />
Der Aufbau des Lehramtsstudiums ist in zwei<br />
große Bereiche gegliedert. Mit der Immatrikulation<br />
an einer Hochschule beginnt<br />
der wissenschaftliche Teil der Ausbildung.<br />
Ablauf Lehrerausbildung<br />
Zwei Fächer plus Pädagogik<br />
und Didaktik: Mit dem Studium<br />
startet der wissenschaftliche<br />
Teil der Ausbildung<br />
*<br />
Auf den B.A.<br />
Bildungswissenschaften folgt nach<br />
der Abschlussarbeit der Master<br />
of Education (M.A.). Dauer<br />
insgesamt: rund 10 Semester<br />
*<br />
Mit dem Vorbereitungsdienst<br />
beginnt anschließend<br />
die schulpraktische<br />
Ausbildung als Beamter auf<br />
Widerruf, eigenständiges<br />
Unterrichten inklusive<br />
*<br />
Am Ende steht die<br />
Staatsprüfung, die die<br />
Studierenden dazu befähigt,<br />
dauerhaft in den Schuldienst<br />
übernommen zu werden<br />
48<br />
49
Die angehenden Lehrerinnen und Lehrer<br />
absolvieren in der Regel in sechs Semestern<br />
ihren Bachelor of Art in Bildungswissenschaften<br />
(B.A.) und studieren anschließend weitere<br />
vier Semester bis zum Master of Education<br />
(M.A.). Im Studium werden ihnen die<br />
fachwissenschaftlichen Inhalte vermittelt,<br />
außerdem die Grundlagen der Erziehungswissenschaft<br />
und Didaktik. Die Schwerpunkte<br />
unterscheiden sich je nach Studiengang.<br />
Grob gesagt: Je höher der formelle Abschluss<br />
der Schüler später ist, desto größer sind die<br />
fachwissenschaftlichen Studienanteile. Studierende<br />
im Lehramt an Gymnasien erhalten<br />
also eine intensivere fachwissenschaftliche<br />
Ausbildung; angehende Sonderpädagogen<br />
und Grundschullehrer erwerben hingegen<br />
einen höheren Anteil pädagogischer Kenntnisse.<br />
Auch die durchschnittliche Dauer des<br />
Studiums korrespondiert oft mit der späteren<br />
Schulart. Einen ersten Einblick in den Schulalltag<br />
erhalten wiederum alle Studierenden:<br />
Praktika in der frühen Phase des Studiums<br />
sind beinahe überall verpflichtend, manche<br />
Universitäten setzen sie bereits sogar voraus.<br />
Am Ende des wissenschaftlichen Teils<br />
der Ausbildung steht die Masterarbeit.<br />
sche Teil als anstrengend empfunden, weil die<br />
Vor- und Nachbereitung viel Zeit in Anspruch<br />
nimmt. Auch die Besoldung ist immer wieder<br />
Ziel von Kritik, die Beamten auf Widerruf<br />
verdienen etwa in Schleswig-Holstein zwischen<br />
1.231 und 1.467 Euro monatlich.<br />
Der zweite Teil des Vorbereitungsdienstes<br />
wird an Studienseminaren wie dem Institut<br />
für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein<br />
(IQSH) in Kiel durchgeführt.<br />
Hier kommen die Nachwuchslehrenden regelmäßig<br />
zusammen, um ihre Erfahrungen im<br />
Unterricht zu reflektieren und ihre fachlichen,<br />
didaktischen und pädagogischen Kompetenzen<br />
zu vertiefen.<br />
Am Ende der schulpraktischen Ausbildung<br />
wartet dann die Staatsprüfung, die in allen<br />
Bundesländern Voraussetzung für eine dauerhafte<br />
Einstellung in den Schuldienst ist.<br />
Um als Lehrer oder Lehrerin ein erfolgreiches<br />
und erfülltes Berufsleben zu führen,<br />
gehört jedoch noch mehr, als ein Lehramtsstudium<br />
vermittelt. Wer seinen Mitmenschen<br />
gerne Sachverhalte erklärt, dabei geduldig<br />
sein kann und einen guten Draht zu<br />
Kindern und Jugendlichen hat, besitzt<br />
sicherlich wichtige Voraussetzungen für den<br />
Lehrberuf. Doch auch die Fähigkeit zu regelmäßiger<br />
Selbstreflexion und ein solides Maß<br />
an Kritikfähigkeit sollten angehende Lehrerinnen<br />
und Lehrer mitbringen – schließlich<br />
warten auf sie nicht nur motivierte Schüler<br />
und zufriedene Eltern. Auch das hartnäckige<br />
Gerücht, dass Lehrer wenig arbeiten würden,<br />
ist mittlerweile widerlegt. Eine Studie der<br />
Georg-August-Universität in Göttingen, die<br />
von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />
(GEW) und der Max-Traeger-Stiftung<br />
in Auftrag gegeben wurde, ermittelte<br />
eine durchschnittliche Arbeitszeit von über<br />
48 Wochenstunden – oft verteilt auf sieben<br />
Tage. Ferien können Lehrerinnen und Lehrer<br />
nur selten gänzlich zur Entspannung nutzen,<br />
denn Klassenarbeiten müssen korrigiert und<br />
Unterrichtseinheiten vorbereitet werden.<br />
Wer das Rüstzeug für den Lehrerberuf mitbringt,<br />
kann jedoch nach der Verbeamtung<br />
von einem sicheren Arbeitsplatz mit guter<br />
Bezahlung profitieren – und der Gewissheit,<br />
jungen Menschen wegweisend zur Seite zu<br />
stehen.<br />
Auf ins Lehramt … an der EUF!<br />
Über die Lehramtsausbildung an der Europa-Universität Flensburg<br />
Einer der beliebtesten Studienorte<br />
für die akademische Ausbildung<br />
von Lehrerinnen und Lehrern<br />
ist die Europa-Universität<br />
Flensburg. Dafür gibt es gute<br />
Gründe: Mit einem breiten<br />
Angebot von Teilstudiengängen,<br />
moderner Ausstattung und einer<br />
persönlichen Atmosphäre bietet<br />
sie ihren Studierenden ideale<br />
Bedingungen im Bachelor- und<br />
Masterstudium. Besonders gefragt:<br />
Lehrkräfte für das Grund- und<br />
Gemeinschaftsschullehramt.<br />
Wer den universitären Teil erfolgreich absolviert<br />
hat, kann die zweite Phase des Lehramtsstudiums<br />
beginnen: den schulpraktischen<br />
Teil, auch Vorbereitungsdienst für<br />
Lehrkräfte oder Referendariat genannt. In 18<br />
Monaten sollen den Lehrerinnen und Lehrern<br />
in Ausbildung – ab diesem Zeitpunkt Beamte<br />
auf Widerruf – auf den späteren Alltag vorbereitet<br />
werden. Dieser Abschnitt des Lehramtsstudiums<br />
gliedert sich in zwei Teile: die<br />
Ausbildung an der Schule und die Ausbildung<br />
am Studienseminar.<br />
Text Christian Dorbandt<br />
Fotos Sebastian Weimar<br />
Im Vorbereitungsdienst<br />
wartet der Alltag<br />
mit Schülern, Eltern<br />
und Kollegen<br />
Für die meisten angehenden Lehrer ist dieser<br />
Teil – nach dem Praktikum – der erste intensive<br />
Kontakt mit der Schulwirklichkeit – und<br />
der hat es zumeist in sich. Rund zehn Stunden<br />
pro Woche unterrichten die Nachwuchslehrkräfte<br />
eigenverantwortlich, dazu kommen<br />
die Organisation von außerschulischen Aktivitäten<br />
sowie Gespräche mit Kooperationspartnern<br />
und Eltern. Beratung erhalten sie in<br />
dieser Zeit von besonders qualifizierten Ausbildungslehrerinnen<br />
und –lehrern. Von vielen<br />
Lehrenden in Ausbildung wird der schulprakti-<br />
Auf dem Weg zur Lehrerin – Nele<br />
studiert ‚Kunst und visuelle Medien‘<br />
sowie Englisch an der EUF.<br />
50
Die Künstlerin und<br />
Professorin für Ästhetische<br />
Praxis, Käthe Wenzel,<br />
leitet unter anderem die<br />
kunstpraktische Ausbildung<br />
an der EUF.<br />
„Wenn wir über Zukunft nachdenken, kann ich<br />
mir kaum eine sinnvollere berufliche Tätigkeit<br />
vorstellen als die von Lehrerinnen und Lehrern!“<br />
„Mir gefällt mein Lehramtsstudium!“, sagt<br />
Nele. Sie studiert im vierten Semester Kunst<br />
und Englisch an der Europa-Universität Flensburg<br />
und strebt die Lehrbefähigung „Sekundarschule“<br />
an. Das bedeutet, sie wird nach dem<br />
erfolgreich abgeschlossenen Bachelor studium<br />
das Masterstudium absolvieren und kann nach<br />
dem Vorbereitungsdienst ihre Fächer sowohl<br />
an Gymnasien als auch in der erweiterten<br />
Oberstufe an Gemeinschaftsschulen unterrichten.<br />
Wie ein Lehramtsstudium abläuft,<br />
welche Fächerkombinationen möglich sind,<br />
für welche Schulformen sie qualifizieren und<br />
auch welche beruflichen Alternativen sich<br />
bieten, ist für Studieninteressierte im Vorfeld<br />
nicht leicht zu überblicken. Da hilft es, wenn<br />
ihnen die Uni beratend zur Seite steht – aus<br />
Neles Sicht ein Schlüsselfaktor, um motiviert<br />
studieren zu können. „Ich fühle mich an der<br />
EUF sehr gut betreut!“, betont die Schleswigerin.<br />
„Wenn ich Rat brauche, stehen mir alle<br />
Türen offen.“<br />
Lehramtsstudium an der<br />
EUF: ein starkes Fundament<br />
5.867 Studierende, 470 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter, 87 Professorinnen und Professoren,<br />
29 Teilstudiengänge für das Lehramt,<br />
Lehrbefähigung für 5 unterschiedliche Schulformen<br />
… alles auf einem Campus. Das ist<br />
die EUF in einigen Zahlen. Sie zeigen auch<br />
die Vielfalt der Studienangebote, die ins<br />
Lehramt führen. Margot Brink, Vizepräsidentin<br />
für Studium und Lehre und Professorin<br />
für Literatur- und Kulturwissenschaft, fasst<br />
zusammen, warum die Europa-Universität als<br />
Topadresse für Lehramtsstudiengänge gilt:<br />
„Als einzige Universität in Schleswig-Holstein<br />
bietet die EUF die Lehramtsausbildung<br />
für alle Schulformen an, sowohl für<br />
Grund- und Gemeinschaftsschulen als auch<br />
für Gymnasien und berufliche Schulen sowie<br />
für den Bereich Sonderpädagogik. Für eine<br />
individuelle Fächerkombination stehen 29<br />
Teilstudiengänge zur Auswahl. Erst im Masterstudium<br />
entscheiden Studierende, in welcher<br />
Schulform sie ihre Lehrbefähigung erwerben<br />
möchten. Davor haben sie ausreichend Zeit,<br />
in mehreren Schulpraktika Erfahrungen zu<br />
sammeln. Diese enge Verzahnung von Theorie<br />
und Praxis ist ein besonderes Merkmal der<br />
Flensburger Lehramtsausbildung. Als Universität<br />
mit Europa-Schwerpunkt und als ehemalige<br />
Pädagogische Hochschule bietet die EUF<br />
ihren Lehramtsstudierenden darüber hinaus<br />
eine einmalige Mischung aus bildungswissenschaftlicher<br />
Expertise und internationaler<br />
Orientierung. Dies prägt unseren Campus<br />
und davon profitieren alle, aber natürlich<br />
ganz besonders die rund 70% der Studierenden,<br />
die sich an der EUF auf den Lehrberuf<br />
vorbereiten.“<br />
Pädagogisch, praktisch,<br />
persönlichkeitsbildend<br />
Warum erinnern wir uns besonders gut an<br />
unsere Kunstlehrerinnen und -lehrer? Vielleicht,<br />
weil sich Kunststudierende in ihren<br />
Projekten intensiv mit der eigenen Persönlichkeit<br />
beschäftigen. Die freischaffende<br />
Künstlerin Käthe Wenzel hat seit 2<strong>01</strong>6 eine<br />
Professur für „Ästhetische Praxis in ihren<br />
Kontexten“ an der EUF und kümmert sich<br />
gemeinsam mit ihrem Kollegen Werner Fütterer<br />
um die kunstpraktische Ausbildung. „Wir<br />
möchten Studierenden mit unseren Lehrinhalten<br />
eine künstlerische Handlungsfähigkeit<br />
vermitteln”, betont die Berlinerin. „Dazu bieten<br />
wir im Gegensatz zu vielen anderen Universitäten<br />
viele praktische Übungen an, zum<br />
Beispiel Mal- und Zeichenkurse, die sehr gut<br />
angenommen werden. Darüber hinaus fordern<br />
wir Studierende auf, ihre eigenen Fragestellungen<br />
sowie eine Haltung zu ihrer Arbeit zu<br />
entwickeln. Im digitalen Zeitalter nutzen wir<br />
hauptsächlich Geräte, die bereits hunderte<br />
Lösungen implementiert haben. Doch nur<br />
aus dem Umgang mit analogen Prozessen,<br />
wo ständig etwas schief laufen kann, lernen<br />
wir, eigene Fragestellungen zu entwickeln und<br />
Probleme zu lösen. Deshalb beschäftigen wir<br />
uns am Anfang jedes Projekts mit der Materialfrage,<br />
verwerten Papier- und Papp-Reste<br />
oder stellen unser Fotopapier selbst her. Am<br />
Ende geht es darum, eine Lösung zu finden,<br />
die zu einem passt, und unabhängig zu sein!“<br />
Der Lehrerberuf oder<br />
„Teaching for Future“<br />
„Wenn wir über Zukunft nachdenken“, sagt<br />
Vizepräsidentin Prof. Dr. Brink, „kann ich<br />
mir kaum eine sinnvollere berufliche Tätigkeit<br />
vorstellen als die von Lehrerinnen und<br />
Lehrern. Sie sind es, die sich im permanenten<br />
Dialog mit jenen Generationen befinden, die<br />
unsere Zukunft gestalten sollen. Dabei geht<br />
es nicht darum, Schülerinnen und Schüler<br />
zu beeinflussen, sondern ihren Geist kritisch<br />
auszubilden und ihnen eine Haltung zur Welt<br />
zu vermitteln.“<br />
In der Bewegung „Fridays for Future“ kommt<br />
beispielsweise dieser kritische Geist gegenwärtig<br />
zum Ausdruck. Mit der Ausbildung von<br />
Lehrkräften, der internationalen Ausrichtung<br />
und dem Schwerpunkt Europaforschung steht<br />
die EUF im Zentrum der Aktualität junger<br />
Menschen und wirbt für das Lehramt. Ein<br />
Motto der Zukunft könnte lauten: „Teaching<br />
for Future!“<br />
Margot Brink ist Vizepräsidentin<br />
für Studium und Lehre und<br />
Professorin für Literatur- und<br />
Kulturwissenschaft an der EUF.<br />
Werner Fütterer ist Lehrkraft<br />
für besondere Aufgaben im<br />
Bereich Bildende Kunst.<br />
52<br />
53
„Mathematik kann schön sein!“<br />
Was Prof. Dr. Hinrich Lorenzen seinen Studierenden mit auf den Weg gibt<br />
Bereits in der Grundschule wurde sein mathematisches Talent<br />
festgestellt, das kleine Einmaleins beherrschte er schon vor der ersten<br />
Klasse. Die Rede ist von Hinrich Lorenzen, Professor für „Mathematik<br />
und ihre Didaktik“ an der Europa-Universität Flensburg. Nach einem<br />
Diplomstudium der Mathematik in Kiel und einer anschließenden<br />
Lehramtsausbildung trat der gebürtige Nordfriese in den Schuldienst<br />
und leitete anschließend viele Jahre die schleswig-holsteinische<br />
Lehrerausbildung im Fach Mathe. Er gilt als einer der renommiertesten<br />
Professoren Schleswig-Holsteins und erklärt im Gespräch mit <strong>ME2BE</strong><br />
<strong>CAMPUS</strong>, warum das Schulfach Mathe bei vielen Schülerinnen und<br />
Schülern unbeliebt ist und verrät, wie man das ändern kann.<br />
Moin, Herr Professor Lorenzen. Was braucht<br />
man, um Mathematik zu unterrichten?<br />
Mathematik ist eine bescheidene Disziplin.<br />
Wir brauchen nur einen Zettel und einen Stift.<br />
Was benötigt man, um Mathematik auf<br />
Lehramt zu studieren?<br />
Wer Freude am mathematischen Denken empfindet,<br />
ist grundsätzlich gut auf das Studium<br />
vorbereitet. 15 Punkte im Mathe-Abi sind<br />
keine Garantie dafür, eine gute Mathe-Lehrkraft<br />
zu werden. Entscheidend ist unter anderem<br />
die Haltung zum Fach und zur Wissenschaft.<br />
Was macht für Sie die Faszination von<br />
Mathematik aus?<br />
Es klingt komisch, aber die Faszination liegt<br />
für mich in der Ausblendung der Wirklichkeit.<br />
Wir bewegen uns auf künstlichen Spielwiesen,<br />
in denen es einige Regeln gibt, aber vor allem<br />
eine enorme Freiheit im Denken. Deshalb liegen<br />
Mathematik und Philosophie nah beieinander.<br />
Nur wenige Schüler verbinden Matheunterricht<br />
mit Freiheit. Sie fühlen sich erdrückt<br />
von der Vielzahl ihrer Hausaufgaben …<br />
… genau das ist das Problem! Immer noch<br />
mehr Inhalte! Es besteht der Irrglaube, dass<br />
wir Schülerinnen und Schülern möglichst viel<br />
Stoff vermitteln müssen, statt ihnen an reduzierten<br />
Inhalten zu erklären, wie Mathematik<br />
grundsätzlich funktioniert. Mich wundert es<br />
nicht, dass viele Schülerinnen und Schüler<br />
vom Matheunterricht genervt sind und Abiturienten<br />
über routineartige Abiprüfungen klagen.<br />
Mein Paradebeispiel ist die alljährliche<br />
Mathematik-Olympiade. Alle Aufgaben dieses<br />
anspruchsvollen Wettbewerbs basieren ausschließlich<br />
auf dem Stoff der Sekundarstufe<br />
I, also den Themen, die man bis zur zehnten<br />
Klasse lernt. Weniger ist mehr!<br />
Wozu dient die Schülerakademie der EUF?<br />
Die Schülerakademie richtet sich an regionale<br />
Schulklassen und gibt Schülerinnen und<br />
Schülern der Klassenstufen 3 bis 13 die Möglichkeit,<br />
uns in Flensburg zu besuchen und<br />
sich von Studierenden unterrichten zu lassen.<br />
Unser Motto lautet: Mathe anders machen!<br />
Die Erfahrungen, die beide Seiten sammeln,<br />
sind von großem Wert, und die Zusammenarbeit<br />
geht über den Unterricht hinaus bis hin<br />
zu gemeinsamen Ausflügen und Reisen nach<br />
Amrum, Großbritannien oder zuletzt sogar<br />
Japan!<br />
Im CHE-Ranking steht das Lehramtsfach<br />
Mathe an der EUF auf Platz Eins! Worauf<br />
führen Sie das zurück und worauf legen Sie<br />
Wert bei der Lehrerausbildung?<br />
Wir haben grundsätzlich die vorteilhafte Situation,<br />
dass wir uns auf die Lehramtsstudiengänge<br />
konzentrieren können und fast alle Professorinnen,<br />
Professoren und Dozenten aus<br />
der Schulpraxis kommen. Davon profitieren<br />
die Studierenden. Unser Ziel ist es, den Lehramtsstudierenden<br />
mathematische und didaktische<br />
Kompetenzen so zu vermitteln, dass<br />
sie als Lehrkräfte ihren Unterricht fachlich<br />
souverän durchführen können. Der Didaktik<br />
fällt dabei eine wichtige Rolle zu. Mathematik<br />
ist eine kreative Wissenschaft und kann schön<br />
sein, wenn man sie aus dem reinen Formalismus<br />
befreit. Leider erfahren die Schüler an<br />
unseren Schulen das viel zu selten und spüren<br />
überhaupt keinen Freiraum. Somit wird die<br />
Mathematik meines Erachtens oft falsch dargestellt.<br />
Daran müssen wir arbeiten.<br />
Die Europa-Universität Flensburg EUF<br />
Die nördlichste Universität Deutschlands ist die Europa-Universität Flensburg, kurz:<br />
„EUF“. Sieben ihrer 16 Studiengänge bereiten auf das Lehramt für alle Schulformen<br />
vor. Dabei stehen fast 30 Teilstudiengänge zur Auswahl. Darüber hinaus legt die<br />
EUF den Fokus auf Studienangebote zu Europawissenschaften, Internationales<br />
Management sowie Umweltwissenschaften / Nachhaltige Entwicklung. Mit rund 6.000<br />
Studierenden, 87 Professuren und 470 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört sie<br />
zu den kleineren Universitäten in Deutschland. Ihr Campus liegt auf dem Flensburger<br />
Sandberg, in Grenzlage zu Dänemark, inmitten einer maritim geprägten Region.<br />
Bachelor / Lehramt<br />
Bildungswissenschaften (B.A.)<br />
Teilstudiengänge:<br />
• Biologie<br />
• Chemie<br />
• Dänisch<br />
• Deutsch<br />
• Englisch<br />
• Evangelische Theologie<br />
• Berufliche Fachrichtung Ernährung und<br />
Gesundheit<br />
• Französisch<br />
• Geographie<br />
• Geschichte<br />
• Gesundheit und Ernährung<br />
• Katholische Theologie<br />
• Kunst und visuelle Medien<br />
• Mathematik<br />
• Musik<br />
• Philosophie<br />
• Physik<br />
• Sachunterricht mit den Ausrichtungen:<br />
- gesellschaftswissenschaftlich<br />
- naturwissenschaftlich<br />
• Sonderpädagogik<br />
• Spanisch<br />
• Sport<br />
• Technik<br />
• Textil und Mode<br />
• Wirtschaft/Politik<br />
Master / Lehramt:<br />
• Lehramt an Grundschulen (M.Ed.)<br />
• Lehramt an Gemeinschaftsschulen (M.Ed.)<br />
• Lehramt an Gymnasien (M.Ed.)<br />
• Lehramt an beruflichen Schulen<br />
Gewerblich-technische Ausrichtung (M.Ed.)<br />
• Lehramt an berufsbildenden Schulen<br />
Ernährungs- und Hauswirtschaftswissenschaft<br />
(M.Ed.)<br />
• Lehramt Sonderpädagogik (M.Ed.)<br />
Weitere Bachelorstudiengänge:<br />
• European Cultures and Society (B.A.)<br />
• International Management (B.A.)<br />
Weitere Masterstudiengänge:<br />
• Erziehungswissenschaft: Bildung in Europa<br />
– Education in Europe (M.A.)<br />
Foto: Christina Kloodt<br />
• European Studies (M.A.)<br />
• International Management Studies (M.A.)<br />
• Kita-Master – Leitung frühkindlicher Bildungseinrichtungen<br />
(M.A.)<br />
• Kultur – Sprache – Medien (M.A.)<br />
• Transformationsstudien (M.A.)<br />
• Energie- und Umweltmanagement (M.Eng.)<br />
mit den Schwerpunkten<br />
- Industrieländer<br />
- Entwicklungsländer<br />
Europa-Universität Flensburg<br />
Auf dem Campus 1<br />
24943 Flensburg<br />
Tel. Zentrale: +49 461 805 02<br />
Tel. Studienberatung +49 461 805 2193;<br />
Offene Sprechstunden<br />
Mo, Do: 10:15 - 12:00<br />
Di, Do: 14:15 - 16:00<br />
E-Mail: studienberatung@uni-flensburg.de<br />
www.uni-flensburg.de<br />
www.facebook.com/EuropaUniFlensburg/<br />
54<br />
55
DUALES STUDIUM<br />
LERNEN + ARBEITEN<br />
Text Marc Asmuß<br />
Illustrationen Ibou Gueye<br />
Uni oder Job?<br />
Warum nicht beides!<br />
Trend duales Studium – nie war praxisnahes Studieren so beliebt!<br />
Die Anzahl der dual Studierenden hat sich seit 2<strong>01</strong>0 mehr als verdoppelt.<br />
Dabei ist das duale Studium keine Ausbildung für all jene, die sich nicht<br />
entscheiden können, im Gegenteil. Die Studierenden haben die Wahl<br />
aus einer Vielzahl an Studiengängen, Hochschulen und Unternehmen.<br />
Besonders gefragt sind BWL, Ingenieurwesen, Informatik, aber auch<br />
Soziale Arbeit und ökologische Berufe. Aber nicht nur bei den Studierenden<br />
ist das praxisnahe Studium beliebt, auch Unternehmen haben die<br />
Vorteile der engen Zusammenarbeit mit den Hochschulen erkannt.<br />
Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Kooperationsunternehmen<br />
von 27.900 auf 47.458 – ein typischer Synergieeffekt.<br />
Seit wann gibt es das<br />
duale Studium?<br />
Das praxisorientierte Studium ist kein Novum.<br />
Bereits Ende der 1960er Jahre wurden Fachhochschulen<br />
staatlich anerkannt und damit<br />
deren Abschlüsse aufgewertet. Eine dieser<br />
Institutionen ist die Hochschule Flensburg<br />
(siehe Beiträge ab Seite 32). In den 1990er<br />
Jahren wurden die Abschlüsse der Berufsakademien<br />
denen der dualen Studiengänge an<br />
Fachhochschulen gleichgestellt. Eine dieser<br />
Hochschulen ist die Nordakademie in Elmshorn.<br />
Unter dem Motto „Der beste Nachwuchs<br />
kommt aus den eigenen Reihen“ blickt<br />
die private Hochschule 2<strong>01</strong>8 unter der Trägerschaft<br />
norddeutscher Unternehmen auf eine<br />
25-jährige Geschichte zurück.<br />
Die anfänglich primär technisch orientierten<br />
Studiengänge der Fachhochschulen und<br />
Berufsakademien differenzieren sich seither<br />
stetig weiter aus. Mittlerweile können Schü-<br />
lerinnen und Schüler aus einem breiten Spektrum<br />
an Fächern wählen: ob Public Administration<br />
an der Fachhochschule für Verwaltung<br />
und Dienstleitung in Altenholz, Soziale Arbeit<br />
oder Angewandte Psychologie an der Medical<br />
School Hamburg oder Architektur an der<br />
„hochschule 21“.<br />
Was ist eigentlich ein<br />
duales Studium?<br />
Es gibt nicht das eine Konzept des dualen Studiums.<br />
Grundsätzlich gilt: Bei einem dualen<br />
Studium teilt sich das Studium in zwei, bei<br />
trialen Studiengängen in drei Ausbildungsorte<br />
auf. Zulassungsvoraussetzungen sind das Abitur<br />
oder die Fachhochschulreife. Die meisten<br />
dieser Studiengänge sind jedoch dual strukturiert.<br />
Studierende absolvieren ein reguläres<br />
Bachelorstudium an einer Fachhochschule,<br />
Berufsakademie, Verwaltungs- oder Wirtschaftsakademie.<br />
In der vorlesungsfreien Zeit<br />
finden dann Praxisphasen in den Unternehmen<br />
statt, die an die Lehrinhalte des Studiums<br />
geknüpft sind. Dauer und Anordnung des<br />
Praxisanteils variieren je nach Studiengang<br />
und Hochschulen.<br />
Beim trialen Modell der FH Westküste können<br />
beispielsweise in vier, statt sechs Jahren<br />
gleich zwei anerkannte Abschlüsse erworben<br />
werden. Die Studierenden besuchen zusätzlich<br />
die Berufsschule, in der sie eine IHK-Prüfung<br />
(Bankkauffrau/mann, Industriekauffrau/<br />
mann) ablegen und somit zusätzlich über eine<br />
vollwertige Berufsausbildung verfügen.<br />
Wie sieht ein „klassisches“<br />
duales Studium aus?<br />
Das klassische duale Studium dauert drei bis<br />
vier Jahre und beginnt zum Wintersemester.<br />
Jedes Semester besteht aus zwölf Wochen<br />
Theorieanteil an einer Hochschule sowie einer<br />
anschließenden Praxisphase im Unternehmen.<br />
56<br />
57
Auf einen Blick<br />
Die Vor- und Nachteile des dualen Studiums<br />
sind eine Frage der Perspektive und des persönlichen<br />
Interesses. Letztlich muss jeder<br />
selbst entscheiden, welche Studienbedingungen<br />
positiv oder negativ zu bewerten sind.<br />
In den ersten drei bis vier Semestern wird<br />
Grundlagenwissen vermittelt. Anschließend<br />
werden Schwerpunkte in Kernfächern vertiefend<br />
behandelt. Am Ende jedes Theorieblocks<br />
stehen die Klausuren an.<br />
Die Bewerbung um einen Studienplatz erfolgt<br />
in der Regel nur über das jeweilige Unternehmen.<br />
Dieses hat, da das duale Studium ein<br />
Gemeinschaftsprojekt ist, bereits mit einer<br />
Hochschule einen entsprechenden Studienverlaufsplan<br />
erarbeitet.<br />
Beliebte Studiengänge sind aufgrund der<br />
begrenzten Plätze stark umkämpft. Mehrstufige<br />
Bewerbungsverfahren und eine Vorlaufzeit<br />
bei Bewerbungen sind keine Seltenheit.<br />
Wie Lisa und Torge das duale Studium Bauingenieurwesen<br />
(B.Eng.) bei der GMSH und der FH<br />
Kiel gefällt und wie deren Studium strukturiert<br />
ist, erzählen sie euch auf Seite 60.<br />
Du möchtest die Welt retten?<br />
Es gibt viele Möglichkeiten, die Welt ein klein<br />
wenig zu verändern, zum Beispiel durch die<br />
Nutzung regenerativer Energien. Die Hochschule<br />
Flensburg bietet zum Beispiel den<br />
dualen Studiengang Regenerative Energietechnik<br />
an. In Zusammenarbeit mit der Deutschen<br />
Windtechnik AG kannst du Energie- und<br />
Umwelttechnik oder an der FH Westküste<br />
Umweltgerechte Gebäudesystemtechnik studieren.<br />
Wenn du lieber mit Menschen arbeiten<br />
möchtest, dann ist vielleicht das duale<br />
Studium Soziale Arbeit (Staatlich anerkannter<br />
Sozialarbeiter/in und Sozialpädagoge/pädagogin)<br />
bei der Stadt Elmshorn etwas für dich.<br />
An wen richtet sich ein<br />
duales Studium?<br />
Ein duales Studium im Allgemeinen und ein<br />
triales im Besonderen sind aufgrund ihrer<br />
kompakt strukturierten Lehrinhalte mit einem<br />
hohen Arbeitsaufwand verbunden und erfordern<br />
ein diszipliniertes Arbeiten. Damit das<br />
Studium in der Regelstudienzeit absolviert<br />
werden kann, ist es nicht vorgesehen, dass<br />
nebenbei fachfremde Seminare belegt werden,<br />
und während der vorlesungsfreien Zeit finden<br />
die Praxisphasen in den Partnerunternehmen<br />
statt. Zum Ausgleich stehen den Studis jedoch<br />
gesetzlich geregelte Urlaubstage zu.<br />
Die gemeinsame Planung des Studienziels<br />
durch Unternehmen und Hochschule in<br />
Verbindung mit den kleinen Seminargruppen,<br />
führt zu einem überdurchschnittlichen<br />
Betreuungsverhältnis der Studierenden durch<br />
die Lehrenden. Wer also einen klar strukturierten<br />
Studienverlauf mit enger Zusammenarbeit<br />
und intensiver Unterstützung bevorzugt,<br />
ist mit einem dualen Studium gut beraten.<br />
Ebenso all jene, die in möglichst kurzer Zeit<br />
ein wissenschaftliches Studium samt beruflicher<br />
Ausbildung erlangen möchten.<br />
Vorteile<br />
• die Kombination aus wissenschaftlicher<br />
Theorievermittlung und einem hohen<br />
Praxisanteil<br />
• die unmittelbare Anwendung theoretischen<br />
Wissens im Praxismodul<br />
• der Erhalt einer Ausbildungsvergütung<br />
(während des gesamten Studiums)<br />
• die eventuelle Zahlung der Semesterbeiträge<br />
durch die Unternehmen<br />
• die persönliche Betreuung und enge<br />
Zusammenarbeit sowohl im Unternehmen<br />
als auch an der Hochschule<br />
• die größeren finanziellen Mittel sowie die<br />
bessere Ausstattung der Fachhochschulen,<br />
Berufs- und Wirtschaftsakademien<br />
aufgrund ihrer direkten Kooperation mit<br />
Unternehmen<br />
• die Möglichkeit eines Auslandssemesters<br />
auch im dualen Studium<br />
• geringere Abbruchquoten<br />
Nachteile<br />
• begrenzte Anzahl von Studienplätzen und<br />
starke Konkurrenz bei beliebten Unternehmen<br />
• geringe Vergleichbarkeit aufgrund der<br />
unterschiedlichen Studienordnungen<br />
• gute bis überdurchschnittliche Noten<br />
erforderlich<br />
• Ausbildungsleitungen lassen sich häufig<br />
die Leistungsnachweise vorlegen<br />
• keine Semesterferien (dafür ca. 24 Tage<br />
Urlaub im Jahr)<br />
• Studiengänge in der Regel auf Wirtschafts-,<br />
Ingenieurswissenschaften sowie<br />
Informatik fokussiert<br />
• eventuelle Nachzahlung der Studiengebühren<br />
für den Fall des Studienabbruchs<br />
58<br />
59
Text Christian Dorbandt<br />
Fotos Sebastian Weimar<br />
„Studieren im Gleichgewicht“<br />
bei der GMSH<br />
Erster Praxisblock für Studierende des industriebegleitenden<br />
Studiengangs „Bauingenieurwesen“ bei der GMSH<br />
Für rund 60 Studierende der Fachhochschule Kiel ertönte im<br />
Wintersemester 2<strong>01</strong>8/19 der Startschuss zum Bachelorstudium<br />
„Bauingenieurwesen“. Von der ersten Stunde an dabei: fünf<br />
Studierende im „industriebegleitenden Studium“ (IBS) bei der<br />
Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR (GMSH). Sie absolvieren<br />
ihr duales Ingenieurstudium in einem festen Arbeitsverhältnis,<br />
beziehen monatlich eine attraktive Ausbildungsvergütung, erleben<br />
abwechslungsreiche Praxisphasen bei einem der größeren Unternehmen<br />
Schleswig-Holsteins und genießen hervorragende Zukunftsperspektiven!<br />
Die GMSH ist unter anderem verantwortlich<br />
für alle Hochbaumaßnahmen des Landes und<br />
des Bundes in Schleswig-Holstein. Im Klartext<br />
heißt das: 1.400 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter „managen“ jährlich ein Bauvolumen<br />
von rund 250 Millionen Euro, Tendenz<br />
steigend! Ob Flughäfen, Kasernen, Universitäten<br />
oder Ministerien – jede Regenrinne,<br />
jeder Parkplatz und jedes Dach einer öffentlichen<br />
Liegenschaft wird von der GMSH geplant<br />
und als Bauherrin betreut.<br />
Lisa und Torge gehören zur ersten Kohorte<br />
des Studiengangs Bauingenieurwesen. Das<br />
erste Semester sowie die erste Prüfungswoche<br />
haben sie erfolgreich bestritten. Während<br />
sich die meisten anderen Studierenden in die<br />
vorlesungsfreie Zeit verabschieden, beginnt<br />
für die beiden nun die erste Praxisphase bei<br />
der GMSH. Was sind ihre Aufgaben? Was erleben<br />
sie dort?<br />
Von der Theorie in die Praxis<br />
„Ich erhalte wertvolle praktische Einblicke!“,<br />
bringt es Lisa auf den Punkt. Sie verbringt<br />
einen Großteil ihrer Praxisphase in der Fach-<br />
„Der Lerneffekt<br />
unter realen<br />
Bedingungen ist von<br />
unschätzbarem Wert!“<br />
Lisa und Torge – dual Studierende der GMSH<br />
gruppe „Baudurchführung Mitte 1“ im Büro<br />
in Büdelsdorf. „In meinem sechswöchigen<br />
Praxisblock besichtige ich viele Liegenschaften<br />
aus dem Bundesbau, zum Beispiel die<br />
Hugo-Junkers-Kaserne in Krummenort oder<br />
den Flugplatz in Jagel. Dort erfahre ich, wie<br />
Baustellen kontrolliert werden, lerne Architekten,<br />
Ingenieure und Poliere kennen und<br />
nehme an Besprechungen teil. Als angehende<br />
Bauingenieurin bei der GMSH beschäftige ich<br />
mich außerdem mit den verwaltungsrechtlichen<br />
Grundlagen. Jede bauliche Maßnahme<br />
muss von der GMSH öffentlich ausgeschrieben<br />
werden. Da wir bei der GMSH über öffentliche<br />
Gelder verfügen, muss jeder Vorgang transparent<br />
sein!“ Meike Wommelsdorff steht Lisa in<br />
der Praxiszeit zur Seite. „In der ersten Phase<br />
gilt es für die Studierenden, sich mit den<br />
Objekten und Abläufen vertraut zu machen“,<br />
sagt die studierte Architektin. „Die Aufgaben<br />
von Bauingenieuren sind so facettenreich,<br />
dass man sich ihnen am besten Schritt für<br />
Schritt nähert, um sich dann im Laufe des<br />
Studiums spezialisieren zu können.“<br />
Torge aus Kronshagen verbringt seine Praxisphase<br />
im Bereich „Baudurchführung“ im Landesbau<br />
in Kiel und ist von den praktischen<br />
61
„Wenn irgendwo<br />
der berühmte Schuh<br />
drückt, reagieren<br />
wir mit Beratung<br />
und konkreter<br />
Hilfestellung!“<br />
Eindrücken begeistert: „In der Vorlesung<br />
‚Baustofftechnologie‘ haben wir im ersten<br />
Semester einiges über die Struktur und Eigenschaften<br />
fester Stoffe erfahren, zum Beispiel<br />
über Beton. In der Praxisphase habe ich dieses<br />
Wissen anwenden können. Bei der Sanierung<br />
von Wasserleitungen fiel auf, dass die<br />
Betonmischung in einem bestimmten Bereich<br />
für den Kontakt mit Wasser unzureichend war.<br />
Der Lerneffekt unter realen Bedingungen ist<br />
von unschätzbarem Wert!“<br />
Duale Studiengänge GMSH:<br />
gut betreut, weit geblickt<br />
„MICH BEGEISTERT DIE VORSTELLUNG,<br />
ALS BAUINGENIEURIN AN<br />
STÄDTISCHEN PROJEKTEN BETEILIGT<br />
ZU SEIN!“<br />
Kristin Jacobs, 21<br />
absolviert im 1. Semester das duale Studium Bauingenieurwesen bei<br />
der Stadt Elmshorn und an der „hochschule 21“ in Buxtehude.<br />
„Hallo, ich bin Kristin und komme aus der Nähe von Hademarschen.<br />
Schon während der Schulzeit war ich technikinteressiert und wählte<br />
das technische Profil. Für das duale Studium Bauingenieurwesen bei<br />
der Stadt Elmshorn habe ich mich entschieden, weil ich das Thema<br />
‚Gebäudeoptimierung’ besonders spannend finde. Mich begeistert die<br />
Vorstellung, als Bauingenieurin an städtischen Projekten, wie beispielsweise<br />
‚Krückau-Vormstegen’ in Elmshorn, beteiligt zu sein!<br />
Momentan befinde ich mich im Studienblock an der ‚hochschule 21’ in<br />
Buxtehude, und die ersten Eindrücke sind sehr positiv. Buxtehude ist<br />
ein hübscher Ort mit einer Altstadt, wunderschön an der Este gelegen.<br />
Das Studium fing mit einer sehr interessanten Einführungswoche an,<br />
und ich bin schnell mit netten Leuten in Kontakt gekommen. Zum<br />
Glück sind die Seminargruppen klein, sodass man in einer persönlichen<br />
Atmosphäre studiert. Bis jetzt läuft alles gut.“<br />
Text Christian Dorbandt | Foto Privat<br />
Weitere Informationen über die Ausbildungsmöglichkeiten bei der Stadt Elmshorn<br />
findest du unter: www.elmshorn.de<br />
Stadt Elmshorn<br />
Schulstraße 15-17<br />
25335 Elmshorn<br />
Tel.: 04121/ 231 -336,<br />
s.piening@elmshorn.de<br />
Neben den Vorteilen eines festen Arbeitsverhältnisses<br />
inklusive Vergütung sowie der<br />
großen Praxisnähe bietet die GMSH ihren<br />
Studierenden eine intensive Studienbetreuung.<br />
Verantwortlich für die akademische<br />
Ausbildung sind Brigite Tavernier und Lydia<br />
Gallasch. Was ist das Ziel der dualen Studienangebote?<br />
„Wir möchten qualifizierte Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter gewinnen!“, betont die<br />
Diplom-Pädagogin Tavernier. „Eigene Fachkräfte<br />
auszubilden und langfristig zu halten,<br />
ist das primäre Ziel unserer dualen Studiengänge.<br />
Darüber hinaus haben wir weitere<br />
Angebote, die nach erfolgreichem Abschluss<br />
des Bachelor-Studiengangs greifen können,<br />
zum Beispiel unser Trainee-Programm<br />
oder die Möglichkeit der Beamtenlaufbahn<br />
für den gehobenen bautechnischen Verwaltungsdienst.<br />
Um allen Studierenden optimale<br />
Bedingungen zu verschaffen, stehen wir in<br />
engem, partnerschaftlichen Kontakt mit den<br />
Hochschulen in Schleswig-Holstein, aber auch<br />
in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern,<br />
die den theoretischen Teil der Studiengänge<br />
übernehmen. Unsere Aufgabe ist es,<br />
die Praxisphasen effektiv zu gestalten, sodass<br />
die Studierenden ihre Kenntnisse frühzeitig<br />
einsetzen können – idealerweise abgestimmt<br />
auf das Curriculum des jeweiligen Studien-<br />
gangs. Und wenn irgendwo der berühmte<br />
Schuh drückt, reagieren wir mit Beratung und<br />
konkreter Hilfestellung!“<br />
Der wichtigste aller mechanischen Grundsätze<br />
lautet: „Ohne Gleichgewicht keine tragende<br />
Struktur!“ Um ein optimales Gleichgewicht<br />
zwischen Theorie und Praxis herzustellen,<br />
bietet die GMSH zurzeit vierzehn Studierenden<br />
ein attraktives Studienpaket. Für Lisa<br />
und Torge geht die Pionierarbeit weiter. Der<br />
erste Praxisblock ihres industriebegleitenden<br />
Studiums „Bauingenieurwesen“ ist fast<br />
geschafft. Vor dem nächsten Studienblock<br />
wartet noch die zweite Prüfungswoche mit<br />
Klausuren in den Fächern Mathematik und<br />
Statik. „Um die Anforderungen des Studiums<br />
zu erfüllen“, meint Torge, „muss man gut<br />
organisiert sein und ein starkes Interesse an<br />
Technik und Bauwesen mitbringen. Unglaublich<br />
hilfreich sind praktische Erfahrungen!<br />
Das erlebe ich gerade täglich draußen mit<br />
den Kollegen der GMSH!“<br />
Duale Studienangebote bei der GMSH<br />
Fachhochschule Kiel:<br />
Bauingenieurwesen (B.Eng.)<br />
Maschinenbau (B.Eng.)<br />
Elektrotechnik (B.Eng.)<br />
Hochschule 21 Buxtehude:<br />
Architektur (B.Eng.)<br />
Gebäudetechnik- und Automation (B.Eng.)<br />
Technische Hochschule Lübeck /<br />
Hochschule Wismar:<br />
Architektur (M.A.)<br />
Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR<br />
(GMSH)<br />
Gartenstraße 6<br />
24103 Kiel<br />
T. 0431 / 599-0<br />
mail@gmsh.de<br />
www.gmsh.de<br />
genial. dual.<br />
in buxtehude.<br />
Bauwesen Architektur DUAL | Bauingenieurwesen DUAL |<br />
Wirtschaftsingenieurwesen Bau und Immobilien DUAL<br />
Gesundheit Hebamme DUAL | Pflege DUAL | Physiotherapie DUAL<br />
62<br />
Technik Gebäudetechnik und -automation DUAL | Mechatronik DUAL www.hs21.de
GESTALTEN<br />
Studiengänge<br />
im<br />
Fokus<br />
SPACEMASTER –<br />
MASTER IN SPACE<br />
SCIENCE AND<br />
TECHNOLOGY<br />
NC-freies<br />
Medizinstudium<br />
an der MSH<br />
Die MSH Medical School Hamburg –<br />
University of Applied Sciences and<br />
Medical University – bietet ab dem 1.<br />
Oktober <strong>2<strong>01</strong>9</strong> in Kooperation mit den<br />
Helios Kliniken Schwerin den Staatsexamensstudiengang<br />
Humanmedizin an.<br />
Damit besitzt die private Hochschule<br />
die Berechtigung zur Ausbildung von<br />
künftigen Ärztinnen und Ärzten auf<br />
Universitätsniveau. Das Studium folgt<br />
allen Qualitätsanforderungen eines<br />
Medizinstudiums in Deutschland. Es<br />
schließt mit dem Staatsexamen ab und<br />
berechtigt zur Approbation.<br />
Weitere Informationen zur MSH<br />
auf Seite 44 und unter<br />
www.medicalschool-hamburg.de<br />
MASCHINENBAU MIT<br />
NEUEM SCHWERPUNKT<br />
AN DER HS FL:<br />
Antriebstechnik<br />
und E-Mobilität<br />
FRIESISCHE<br />
PHILOLOGIE<br />
Lust auf ein außergewöhnliches Studium?<br />
Wie wäre es mit der vielfältigen Welt der<br />
friesischen Mundarten? Im deutschlandweit<br />
einzigartigen Studiengang „Friesische<br />
Philologie“ an der Christian-Albrechts-<br />
Universität zu Kiel lernen die Studierenden<br />
die Feinheiten der friesischen Literatur,<br />
Geschichte und Kultur kennen. Außerdem<br />
müssen sie mindestens zwei verschiedene<br />
friesische Mundarten erlernen und eine<br />
davon fließend beherrschen. Der Studiengang<br />
ist geprägt durch eine familiäre<br />
Atmosphäre und eine persönliche Betreuung<br />
durch die Dozenten – kein Wunder,<br />
schließlich bleibt die Anzahl der Studierenden<br />
meist im einstelligen Bereich. Die<br />
wissenschaftliche Beschäftigung mir der<br />
friesischen Sprache hat in Kiel eine lange<br />
Tradition, bereits 1879 wurden erste<br />
Lehrveranstaltungen abgehalten.<br />
Weitere Infos unter<br />
www.uni-kiel.de<br />
KREATIVE STUDIENGÄNGE<br />
AUFMACHER<br />
Die Muthesius-<br />
KREATIVE<br />
STUDIENGÄN-<br />
GE<br />
Von Beruf Künstlerin:<br />
Absolventin Franziska<br />
Ostermann im<br />
Interview .... Seite 66<br />
„Es scheint mir, als würde in den<br />
sozialen Netzwerken oft Perfektion<br />
Hoch hinaus wollen die Studenten im Studiengang<br />
„Spacemaster – Master in Space<br />
Science and Technology“ an der Julius-Maximilians-Universität<br />
Würzburg – auch wenn es<br />
wohl nicht alle bis in den Weltraum schaffen<br />
werden. Seit 2005 bietet die Hochschule den<br />
internationalen Studiengang an, der durch das<br />
EU-Elite-Programm Erasmus Mundus gefördert<br />
wird. Inhaltlich befassen sich die Studierenden<br />
etwa mit Weltraumphysik und der Konstruktion<br />
von Raumsonden. Rund 600 Bewerbungen<br />
aus der ganzen Welt kommen jährlich<br />
in Würzburg, die 50 besten Bewerber werden<br />
angenommen. Das zweijährige Master-Programm<br />
richtet sich an sehr gute Absolventen<br />
eines Bachelor- oder Ingenieursstudiums und<br />
wird auf Englisch durchgeführt.<br />
Weitere Infos unter<br />
www.spacemaster.se<br />
Zum WS <strong>2<strong>01</strong>9</strong>/2020 bietet die Hochschule<br />
Flensburg einen 2. Studienschwerpunkt für<br />
den Bachelorstudiengang „Maschinenbau<br />
(B.Eng.)“ an. Zukünftig können sich Studierende<br />
ab dem 4. Semester entscheiden,<br />
ob sie den bestehenden Maschinenbaustudiengang<br />
mit der Ausrichtung „Allgemeiner<br />
und konstruktiver Maschinenbau“ fortführen<br />
oder den Studienschwerpunkt „Antriebstechnik<br />
und Elektromobilität“ wählen.<br />
Inhaltlich betreut wird der neue Schwerpunkt<br />
von Prof. Dr. Joachim Berg: „Um<br />
den Erfordernissen der zukünftigen Arbeit<br />
unserer Absolventen und Absolventinnen<br />
im industriellen Umfeld gerecht zu werden,<br />
wird der Studiengang so angelegt sein, dass<br />
die ersten drei Semester, mit denen des<br />
Maschinenbaus identisch sind.“ Grund für<br />
die Erweiterung des Studienangebots sei die<br />
zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt.<br />
Mit der Entwicklung zur Industrie 4.0<br />
erfolge eine Vernetzung aller technischen<br />
Systeme, vor allem im Bereich der Antriebstechnik,<br />
in allen technischen Anwendungen.<br />
Weitere Informationen zum Studienangebot<br />
der Hochschule Flensburg findest<br />
du auf den Seiten 32 sowie unter<br />
www.hs-flensburg.de/studieninteressierte<br />
angestrebt. Perfektion von Körpern,<br />
Perfektion von Bildern. Aber<br />
was soll Perfektion in diesem<br />
Zusammenhang überhaupt sein?<br />
Glatt, makellos, vielleicht. Meine<br />
64
„Weiß ist unergründlich!“<br />
Interview mit der Künstlerin Franziska Ostermann<br />
Wer an einer Kunsthochschule studiert, erlebt eine besonders<br />
kreative Studienzeit. Wer anschließend die Kunst zum Beruf<br />
machen möchte, benötigt ein besonderes Maß an Selbstbewusstsein.<br />
Die Muthesius-Absolventin Franziska Ostermann hat sich auf<br />
diesen Weg begeben. Im <strong>CAMPUS</strong>-Interview spricht die 26-jährige<br />
Kielerin über ihr Studium, die Kunst und … die Farbe Weiß.<br />
Interview Christian Dorbandt<br />
Fotos Franziska Ostermann<br />
Hallo Franziska. Du hast 2<strong>01</strong>8 deinen Masterabschluss<br />
in Kommunikationsdesign mit<br />
dem Schwerpunkt Fotografie an der Muthesius<br />
Kunsthochschule Kiel absolviert und<br />
bist seit einigen Jahren aktiv als freischaffende<br />
Künstlerin tätig. Wie wird deine<br />
Kunst vom Publikum aufgenommen?<br />
Um eine Reaktion lesen zu können, muss<br />
ich meine Kunst zunächst einem Publikum<br />
zugänglich machen. Zu meiner künstlerischen<br />
Arbeit gehört so auch immer das Suchen nach<br />
und Bewerben um Ausstellungsmöglichkeiten.<br />
Letztes Jahr konnte ich meine Arbeit auf Gut<br />
Wittmoldt bei Plön in einer großen Einzelausstellung<br />
zeigen, das war wunderbar. Auch in<br />
Hamburg, Kiel, Berlin oder Flensburg habe ich<br />
meine Arbeit bereits ausgestellt. Es ist schön,<br />
wenn viele Medien darüber berichten, jede<br />
Rückmeldung ist wertvoll.<br />
Hast du bewusst den Entschluss gefasst, an<br />
der Kunsthochschule zu studieren?<br />
Mit 15 habe ich aktiv zu fotografieren begonnen.<br />
Nach dem Abitur, ich besuchte das Gymnasium<br />
Elmschenhagen, war mir klar, dass<br />
ich studieren wollte. Germanistik oder Philosophie<br />
vielleicht. Es zog mich also auch an<br />
diesem Punkt schon in die Geisteswissenschaften,<br />
wie ich heute einzuordnen weiß.<br />
Schließlich überwog der Wunsch, meiner<br />
Leidenschaft, der Fotografie zu folgen. Ich<br />
recherchierte und fand heraus, dass ich mich<br />
an der Muthesius im Schwerpunkt Kommunikationsdesign<br />
nach dem Grundstudium auf die<br />
Fotografie spezialisieren konnte. Mein Entschluss<br />
stand fest. Und das eine Woche vor<br />
Mappenabgabe.<br />
Wie bewertest du im Nachhinein deine Studienzeit?<br />
Es war großartig, plötzlich Zugang zu so viel<br />
Wissen auf für mich spannenden Gebieten<br />
zu erlangen. Ich belegte alle Vorlesungen<br />
und Seminare, die mich interessierten und<br />
schließlich auch noch zusätzliche an der CAU,<br />
um mir Wissen über das Schreiben einzuholen,<br />
für das ich eine zweite Leidenschaft<br />
erkannte. Auch der wissenschaftliche Zugang<br />
zur Kunst- und Medienphilosophie, den ich an<br />
der Muthesius Kunsthochschule erhielt, hat<br />
meinen Weg sehr bereichert. Mit etwas Mut<br />
kann man hier allen Ideen folgen, die sich in<br />
den Kopf setzen.<br />
Apropos Mut. Braucht es Mut, um den<br />
Berufsweg Künstlerin zu wählen?<br />
Es gehört sehr viel Überzeugung und auch<br />
Mut dazu, ja. Der Weg wird nicht der leichteste,<br />
aber welcher wäre das schon? Es ist<br />
sicher ein interessanter, herausfordernder,<br />
der auf Gebieten schult, die in keinem Curriculum<br />
stehen. Ich empfinde meine künstlerische<br />
Leidenschaft als Geschenk. Ich weiß<br />
genau, was ich will und ich weiß, dass ich<br />
dem folgen werde. Um meine Zeit ausschließlich<br />
meiner Kunst widmen zu können, brauche<br />
ich Unterstützung. Förderungen in Form von<br />
Auszeichnungen, Ausstellungsmöglichkeiten<br />
oder Stipendien sind hierfür essenziell. Über<br />
die Graduiertenförderung der Muthesius wird<br />
mir beispielsweise gerade ein gemeinsames<br />
Atelier mit meiner Kollegin Peggy Stahnke<br />
ermöglicht.<br />
Du arbeitest mit fotografischen Montagen<br />
und Texten. Welche Themen verfolgst du?<br />
Was mich umtreibt, ist das Verhältnis von Zeit<br />
und Raum in den Medien Text und Bild. Im<br />
Bildraum kann man durch die Zeit getrennte<br />
Ansichten einander gegenüberstellen. Das<br />
finde ich faszinierend. Ich empfinde die Fotografie<br />
als eine Brücke zwischen den Zeiten.<br />
Gerade habe ich einen Gedichtband herausgebracht.<br />
Das Selbstportrait ist ein zentraler<br />
66<br />
67
Punkt meiner Arbeit; wenn ich mich selbst<br />
fotografiere, bin ich gleichzeitig Fotografin<br />
und Fotografierte. Ist das nicht erstaunlich?<br />
Lässt sich deine Arbeit mit dem fotografischen<br />
Selbstportrait an die Selfie-Kultur<br />
anschließen?<br />
Als ich begann, mich selbst zu fotografieren,<br />
war mir das Wort ‚Selfie‘ noch kein Begriff. Es<br />
galt vielmehr als etwas verpönt, sich selbst<br />
auf diese Weise zu inszenieren. Ich finde es<br />
überaus spannend, Teil dieser Bewegung zu<br />
sein und beobachte die Gemeinsamkeiten und<br />
Unterschiede zu meiner Arbeit mit großem<br />
Interesse.<br />
Kannst du einen dieser Unterschiede in<br />
Worte fassen?<br />
Es scheint mir, als würde in den sozialen Netzwerken<br />
oft Perfektion angestrebt. Perfektion<br />
von Körpern, Perfektion von Bildern. Aber<br />
was soll Perfektion in diesem Zusammenhang<br />
überhaupt sein? Glatt, makellos, vielleicht.<br />
Meine Bilder sind schön, aber streben keinen<br />
Perfektionismus an. Durch Brüche in der Montage<br />
und mittels der Grenzen der Technik hinterfrage<br />
ich den Illusionismus von Fotografie.<br />
Weitere Informationen zur Kunst<br />
von Franziska Ostermann auf<br />
www.franziskaostermann.de<br />
Das Weiß nimmt eine zentrale Rolle in deiner<br />
Arbeit ein. Deine Kleidung, dein Atelier<br />
– alles ist weiß.<br />
Ja, ich umgebe mich seit vielen Jahren mit<br />
Weiß. Es wirft viele Fragen auf, ist unergründlich<br />
und dann wieder mit vielen Bedeutungen<br />
besetzt. In Europa steht Weiß beispielsweise<br />
für Unschuld oder Reinheit, im asiatischen<br />
Kulturraum für den Tod. Es kann sowohl die<br />
Anwesenheit als auch die Abwesenheit aller<br />
Farben bedeuten. Indem ich Weiß trage, sage<br />
ich auch: Ich bin meine Arbeit.<br />
Wie erhältst du die Möglichkeit, deine Bilder<br />
ausstellen zu können? Bewirbst du dich<br />
direkt bei Ausstellungshäusern?<br />
Um meine Bilder zeigen zu können, brauche<br />
ich zunächst ein großes Netzwerk aus Kontakten.<br />
Ich bewerbe mich kontinuierlich auf<br />
Stipendien oder Ausstellungsmöglichkeiten,<br />
kontaktiere Galerien und schaue nach Ausschreibungen.<br />
Das ist oft ein mühsamer Prozess,<br />
der mit vielen Absagen verbunden ist.<br />
Was ist dein nächstes Projekt?<br />
Ich arbeite momentan an vielen Projekten<br />
gleichzeitig. Eine nächste Arbeit wird ein<br />
fotografisch-literarischer Essay, in dem ich<br />
die Medien Text und Fotografie sich gegenüberstelle.<br />
Wo würdest du deine Arbeiten am liebsten<br />
ausstellen?<br />
Ich möchte meine Werke gerne in Berlin zeigen.<br />
Die Fotogalerie C/O wäre ein großes Ziel<br />
für die Zukunft.<br />
Die Muthesius Kunsthochschule Kiel<br />
Die Muthesius Kunsthochschule Kiel ist die einzige Kunsthochschule<br />
in Schleswig-Holstein. 2005 gegründet, bietet die renommierte<br />
Hochschule rund 600 Studienplätze in den Studiengängen „Freie<br />
Kunst“ (auch für das Lehramt an Gymnasien), „Raumstrategien“,<br />
„Kommunikationsdesign“ und „Industriedesign“.<br />
Studiensituation<br />
Das Besondere an der Muthesius Kunsthochschule<br />
sind ihre vielen Werkstätten, die den<br />
Studierenden aller Bereiche zur Verfügung<br />
stehen – und das rund um die Uhr. Das entspricht<br />
dem Anspruch der Muthesius, ihren<br />
Studierenden die größtmögliche Freiheit für<br />
ihre künstlerischen Arbeiten zu gewähren.<br />
„Es ist Freiraum nötig, um sich zu bewegen.<br />
Deshalb ist die erste Bedingung für Kunst<br />
und Design an unserer Hochschule Freiheit!“,<br />
betont Präsident Dr. Arne Zerbst. Auch der<br />
hohe Betreuungsschlüssel und die Möglichkeit,<br />
an fächerübergreifenden Veranstaltungen<br />
teilzunehmen, fördern das kreative<br />
Potential der Studierenden.<br />
Studieninformation<br />
Allgemeine Informationen bietet jederzeit das<br />
Studierendensekretariat. Empfehlenswert ist<br />
der Besuch der Jahresausstellung „Einblick –<br />
Ausblick“ vom 10. bis 13. Juli <strong>2<strong>01</strong>9</strong>. In dieser<br />
Veranstaltung präsentieren Studierende ihre<br />
Semester- und Abschlussarbeiten der Öffentlichkeit.<br />
Bewerbung<br />
Wie für eine Kunsthochschule üblich, ist die<br />
erfolgreiche Bewerbung an eine Mappeneinreichung<br />
gebunden. Mit der Mappe sollen die<br />
zukünftigen Studierenden ihr künstlerisches<br />
Talent präsentieren.<br />
Wer unsicher ist, wie eine Mappe auszusehen<br />
hat, dem hilft die „Mappenberatung“ bei<br />
der Orientierung. War die Mappenbewerbung<br />
erfolgreich, steht noch ein Eignungstest an,<br />
der für das Bachelor-Studium drei künstlerische<br />
und gestalterische Aufgaben beinhaltet.<br />
Die Termine zur Mappenberatung gibt es<br />
online unter: https://muthesius-kunsthochschule.de/bewerben/die-mappe/.<br />
Bewerbungsfristen:<br />
Jedes Jahr am 15. Mai oder 15. November<br />
Bewerbungsunterlagen<br />
• eine Mappe mit ca. 20, maximal 30 eigenen<br />
künstlerischen Arbeiten<br />
• der Antrag auf Zulassung zur Eignungsprüfung<br />
• ein tabellarischer Lebenslauf mit Foto<br />
• Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife,<br />
oder ein Zeugnis der fachgebundenen<br />
Hochschulreife für Design/Kunst<br />
• weitere Zeugnisse (Wehrdienst, Zivildienst,<br />
Freiwilliges soziales Jahr)<br />
Studiengänge<br />
• Freie Kunst: 8 Semester (B.F.A.) / 4<br />
Semester (M.F.A.)<br />
• Kunst Lehramt an Gymnasien: 6 Semester<br />
(B.F.A.) / 4 Semester. Das Zweitfach muss<br />
an der Christian- Albrechts-Universität zu<br />
Kiel belegt werden.<br />
• Kommunikationsdesign: 6 Semester (B.A.)<br />
/ 4 Semester (M.A.)<br />
• Industriedesign: 6 Semester (B.A.) / 4<br />
Semester (M.A.)<br />
• Raumstrategien: Szenografie / Interior<br />
Design: 6 Semester (B.A.) + Spatial Strategies:<br />
4 Semester (M.A.)<br />
Muthesius Kunsthochschule<br />
Legienstraße 35<br />
24103 Kiel<br />
T: 0431/5198-414 / -404<br />
studieninfo@muthesius.de<br />
www.muthesius-kunsthochschule.de<br />
facebook.com/MuthesiusKunsthochschule<br />
Foto: Christian Dorbandt<br />
68<br />
69
„GEHOLFEN HAT MIR DER<br />
MATHE-VORKURS, DENN<br />
DIE UMSTELLUNG VON<br />
SCHULUNTERRICHT AUF DEN<br />
STUDIENALLTAG IST HEFTIG!“<br />
STUDENTEN-PORTRAITS<br />
„IM LAUFE DES<br />
STUDIUMS MÜSSEN<br />
ALLE BWL-<br />
STUDIERENDEN DIE<br />
BERÜHMTE MATHE-<br />
KLAUSUR BESTEHEN!“<br />
STUDENTEN-PORTRAITS<br />
STUDENTEN-<br />
PORTRAITS<br />
Dana<br />
Dana, 19<br />
aus Wilhelmshaven, studiert im 3. Semester BWL (B.A.) mit<br />
Schwerpunkt Human Resource Management an der Hochschule<br />
Flensburg.<br />
„Ich studiere an der Hochschule Flensburg, weil ich mal aus<br />
Wilhelmshaven rauskommen wollte! Die Nähe zum Meer wollte<br />
ich allerdings beibehalten. Deshalb fühle ich mich in Flensburg<br />
sehr wohl. Das Studium habe ich mit dem Schwerpunkt Human<br />
Resource Management gewählt, da ich später im Bereich Personalleitung<br />
arbeiten möchte. BWL studieren heißt, sich unter<br />
anderem mit Mathe zu beschäftigen, zum Beispiel wenn es um<br />
Kostenwesen und Controlling geht. Was ich jedem empfehlen<br />
kann, ist der zweiwöchige Mathe-Vorkurs, der vor Studienbeginn<br />
stattfindet. In diesem Kurs kann jeder erkennen, was auf ihn zukommt.<br />
Im Laufe des Studiums müssen alle BWL-Studierenden die<br />
berühmte Mathe-Klausur bestehen. Bei mir hat es gut geklappt,<br />
deshalb unterstütze ich jetzt die Studienanfänger als Tutorin.<br />
In meiner Freizeit schwimme ich gern, besuche ‚CampusFitness’<br />
oder gehe bei schönem Wetter auf unserem grünen Campus spazieren!“<br />
Jan, 28<br />
aus Stolk, studiert im 2. Semester Systemtechnik (M.Eng.) an der<br />
Hochschule Flensburg.<br />
„Ich mache gerade meinen Master in Systemtechnik an der Hochschule<br />
Flensburg. Davor habe ich das Bachelorstudium Maschinenbau<br />
absolviert. Wenn ich mich zurückerinnere, war der Studienbeginn<br />
am schwierigsten. Im Maschinenbaustudium erwirbt man<br />
während der ersten Semester die theoretischen Grundlagen. Mathe,<br />
Physik, Technische Mechanik und Elektrotechnik stehen unter<br />
anderem auf dem Stundenplan, und ich musste intensiv lernen.<br />
Geholfen hat mir ein Mathe-Vorkurs, denn die Umstellung von<br />
Schulunterricht auf den Studienalltag ist heftig! Ab dem dritten<br />
Semester, mit der Entscheidung für zwei Wahlpflichtfächer, wurde<br />
das Studium jedoch immer interessanter. Im Studium der Systemtechnik<br />
arbeite ich zurzeit an unserem Solarboot-Projekt. Meine<br />
Aufgabe ist es, bestimmte Komponenten im FabLab zu konstruieren<br />
und dreidimensional zu drucken. Nach Abschluss des Masterstudiums<br />
würde ich gern in einer Konstruktionsabteilung für<br />
Nutzfahrzeuge arbeiten. Ein entsprechendes Praktikum habe ich<br />
schon absolviert!“<br />
Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar<br />
Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar<br />
70<br />
71
„NEUE STUDIS WOLLEN<br />
AUCH WISSEN, WIE<br />
DIE MENSA-KARTE<br />
FUNKTIONIERT UND WELCHE<br />
PROFESSOREN BESONDERS<br />
BELIEBT SIND!“<br />
„ICH MÖCHTE DEN<br />
KONTAKT ZU DÄNISCHEN<br />
EINRICHTUNGEN PFLEGEN,<br />
DAMIT WIR VONEINANDER<br />
LERNEN KÖNNEN.“<br />
„MEIN ZIEL IST ES, IM<br />
BEREICH MARKETING<br />
ZU ARBEITEN!“<br />
„BEI DER GMSH GIBT ES<br />
EINEN FACHÜBERGREIFENDEN<br />
ZUSAMMENHALT, DER MIR GUT<br />
GEFÄLLT!“<br />
STUDENTEN-PORTRAITS<br />
STUDENTEN-PORTRAITS<br />
Jan-Henrik, 20<br />
aus Lübeck, studiert im 2. Semester BWL (B.A.) an der Hochschule<br />
Flensburg.<br />
„Ich habe mein Abitur an der Thomas-Mann-Schule in Lübeck absolviert<br />
und studiere jetzt BWL in Flensburg. Warum? Ich wollte<br />
zuhause ausziehen und als Studienort gefiel mir die Stadt Flensburg.<br />
Momentan unterstütze ich als Tutor den Mathe-Vorkurs von<br />
Frau Witt. An diesem Kurs habe ich zu Beginn auch teilgenommen<br />
und anschließend die BWL-Mathe-Klausur mit der Note 1,0 bestanden!<br />
Als Tutor kann ich Studienanfängern bei den Übungsaufgaben<br />
helfen, denn ich habe die schriftlichen Lösungen zur Hand. Doch<br />
es geht im Vorkurs nicht ausschließlich um das Thema Mathe. Neue<br />
Studis wollen auch wissen, wie die Mensa-Karte funktioniert und<br />
welche Professoren besonders beliebt sind. Ich bin mit meiner Studienwahl<br />
zufrieden. Die Stärken der Hochschule Flensburg sind für<br />
mich: der persönliche Bezug zu den Professoren und Dozenten, die<br />
gute Atmosphäre unter den Studierenden und der grüne Campus!“<br />
Nele, 25<br />
aus Flensburg, hat an der Syddansk Universitet (SDU) in Sonderborg<br />
„Interaction Design“ (B.Eng.) studiert sowie an der SDU in<br />
Kolding „IT und Produktdesign“ (M.Sc.) und arbeitet seit März<br />
<strong>2<strong>01</strong>9</strong> als wissenschaftliche Mitarbeiterin für das didaktisierte Fab-<br />
Lab der Hochschule Flensburg.<br />
„Ich komme aus Flensburg, habe in Dänemark studiert und kehre<br />
nun als wissenschaftliche Mitarbeiterin zurück. An der Hochschule<br />
werde ich zukünftig Aufgaben im didaktisierten FabLab<br />
übernehmen, das gilt zum Beispiel für die Zusammenarbeit mit<br />
Start-Up-Unternehmen sowie die Themen ‚Design Thinking’ und<br />
‚digitale Fabrikation’. Schon während der Schulzeit war mir klar,<br />
dass ich später in einem technischen Beruf arbeiten möchte. Mein<br />
Interesse richtete sich allerdings weniger auf den Bau von Maschinen,<br />
sondern vielmehr auf deren Design und Benutzung. Ich freue<br />
mich darauf, meine Erfahrungen für das FabLab ‚Ideenreich’ einzubringen<br />
zu können. In Dänemark ist die Maker-Bewegung stark<br />
ausgeprägt. Viele Schulen sind dort bereits mit 3D-Druckern und<br />
entsprechender Software ausgestattet. Ich möchte den Kontakt zu<br />
dänischen Einrichtungen pflegen, damit wir voneinander lernen<br />
können.“<br />
Raik, 33<br />
aus Rathenow, studiert im 6. Semester BWL (B.A.) mit Schwerpunkt<br />
Marketing an der Hochschule Flensburg.<br />
„Mein Ziel ist es, im Bereich Marketing zu arbeiten! Deshalb studiere<br />
ich Betriebswirtschaft in der Studienrichtung Marketing. Vorher<br />
war ich zwölf Jahre bei der Bundeswehr. Bereits zu jener Zeit habe<br />
ich mich für Wirtschaftswissenschaften interessiert. Momentan absolviere<br />
ich mein Pflichtpraktikum und zwar nicht, wie die meisten,<br />
bei einem externen Unternehmen, sondern hier an der Hochschule.<br />
Wie das möglich war? Ich habe einfach gefragt und es hat geklappt!<br />
Der Vorteil ist, dass ich die Hochschule gut kenne und mich<br />
nicht wochenlang in die Strukturen einer Firma einarbeiten muss!<br />
Aus meiner Sicht kann man an der Hochschule Flensburg sehr gut<br />
studieren. Mir gefällt auch die Stadt. Sie hat für mich die ideale<br />
Größe, nicht zu klein, nicht zu groß! Es gibt einen schönen Hafen,<br />
nette Kneipen und viele Sport- und Freizeitmöglichkeiten!“<br />
Lisa, 22<br />
aus Hörnum auf Sylt, absolviert im 2. Semester das duale Studium<br />
Bauingenieurwesen (B.Eng.) bei der GMSH.<br />
„Ich möchte unbedingt als Ingenieurin auf der Baustelle stehen!<br />
Deshalb glaube ich, mit dem industriebegleitenden Studium<br />
Bauingenieurwesen (B.Eng.) die richtige Wahl getroffen zu haben.<br />
Ich erlebe bei der GMSH die ideale Kombination aus Theorie und<br />
Praxis. Nach dem Studienblock an der FH Kiel sammle ich in unterschiedlichen<br />
Fachgruppen praktische Erfahrungen. Die GMSH<br />
betreut beinahe alle Objektarten. Je nach Landes- oder Bundesbauten<br />
besichtige ich Baustellen an Polizei- oder Hochschulgebäuden,<br />
an öffentlichen Parkplätzen oder betreue Baumaßnahmen an<br />
Flughäfen, Kasernen oder Kanälen. Nicht nur die Praxiserfahrungen<br />
sind hilfreich, auch die persönliche Begegnung mit Ingenieuren,<br />
Architekten und Handwerksfachkräften ist interessant. Bei der<br />
GMSH gibt es einen fachübergreifenden Zusammenhalt, der mir gut<br />
gefällt. Das betrifft auch den regelmäßigen Austausch mit Studierenden<br />
aus den anderen Studiengängen. Im Bauingenieurwesen<br />
geht es nämlich nicht nur ums Bauen, sondern auch um Kommunikation!“<br />
Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar<br />
Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar<br />
Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar<br />
Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar<br />
72<br />
73
„ICH PLANE EIN<br />
AUSLANDSSEMESTER<br />
AN UNSERER<br />
PARTNERUNIVERSITÄT IN<br />
LIMERICK.“<br />
„DEN HOHEN<br />
PRAXISANTEIL IN DER<br />
LEHRERAUSBILDUNG<br />
AN DER EUF FINDE ICH<br />
SINNVOLL.“<br />
„MEINE ERWARTUNGEN AN<br />
DAS STUDIUM WURDEN NICHT<br />
NUR ERFÜLLT, SONDERN<br />
ÜBERTROFFEN.“<br />
„OBWOHL ICH ERST IM<br />
ERSTEN SEMESTER BIN, HABE<br />
ICH SCHON UNGLAUBLICH<br />
VIEL GELERNT. AUCH ÜBER<br />
MICH SELBST.“<br />
STUDENTEN-PORTRAITS<br />
STUDENTEN-PORTRAITS<br />
Nele, 21<br />
aus Schleswig, studiert im 4. Semester Bildungswissenschaften<br />
(B.A.) in den Teilstudiengängen Kunst und visuelle Medien sowie<br />
Englisch an der EUF.<br />
„Ich heiße Nele und studiere Kunst und Englisch auf Lehramt an<br />
der EUF. Nach dem Abitur habe ich zunächst einen Bundesfreiwilligendienst<br />
an einer Schleswiger Grundschule absolviert. Dort erhielt<br />
ich wertvolle Einblicke in den Lehreralltag und durfte vertretungsweise<br />
einige Unterrichtseinheiten leiten. Anschließend entschied<br />
ich mich für die Europa-Universität Flensburg, um auf Lehramt zu<br />
studieren. Nur hier kann ich in Schleswig-Holstein Kunst und Pädagogik<br />
an derselben Hochschule studieren. Um für das Kunststudium<br />
zugelassen zu werden, musste ich unter anderem eine Mappe mit<br />
fünf selbständigen Arbeiten anfertigen und in einem persönlichen<br />
Gespräch vorstellen. Zum Glück wurde ich angenommen! Im Bereich<br />
Kunst hat mir zuletzt der Kurs ‚Druckgrafik‘ gefallen. In Englisch<br />
war ich von der Veranstaltung ‚Sprachwissenschaft‘ begeistert.<br />
Generell bin ich mit meiner Studienwahl sehr zufrieden, denn<br />
die EUF strahlt eine sehr angenehme Atmosphäre aus und ich fühle<br />
mich sehr gut betreut. Wenn ich eine Frage habe, stehen mir jederzeit<br />
alle Türen offen! Das nächste Highlight steht an: Ich plane<br />
ein Auslandssemester an unserer Partneruniversität in Limerick.“<br />
Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar<br />
Paul, 21<br />
aus Bad Oldesloe, studiert im 2. Semester Bildungswissenschaften<br />
(B.A.) in den Teilstudiengängen Mathe und Wirtschaft/Politik an<br />
der EUF.<br />
„Hallo, ich bin Paul und studiere Mathe und Wirtschaft/Politik auf<br />
Lehramt in Flensburg. Um zu prüfen, ob ich als Lehrer grundsätzlich<br />
geeignet bin, habe ich nach dem G8-Abitur ein Freiwilliges Soziales<br />
Jahr an einer Grundschule absolviert. Das war eine wichtige<br />
Erfahrung, die mich in meinem Berufswunsch bestärkt hat. Jetzt<br />
bin ich im zweiten Semester und bisher gefällt mir das Studium<br />
ziemlich gut. Natürlich sind manche Seminare interessanter als andere,<br />
aber in jeder Veranstaltung treffe ich Leute, mit denen ich<br />
mich gut verstehe, sodass ich mich auf jeden Studientag freue. Ein<br />
Grund, weshalb ich unbedingt an der EUF in Flensburg studieren<br />
wollte, ist die Tatsache, dass wir bereits im ersten Semester einen<br />
Tag in der Woche an einer Schule verbringen. Den hohen Praxisanteil<br />
in der Lehrerausbildung an der EUF finde ich sinnvoll. Dadurch<br />
spüre ich immer deutlicher, dass ich gern mit Schülern zusammenarbeite<br />
und ihnen Inhalte so erklären kann, dass sie sich auch<br />
verbessern. In welcher Schulform ich später unterrichten möchte,<br />
ist mir noch nicht klar. Entscheiden muss ich mich aber auch erst<br />
im Masterstudium. Bis dahin habe ich noch viel Zeit, das Studium<br />
und die Stadt Flensburg zu genießen.“<br />
Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar<br />
Isabelle Backsmann, 28<br />
aus Mainz, ist im 3. Semester ihres Studiums Psychologie (B.Sc.)<br />
an der MSH Medical School Hamburg.<br />
„Psychologie hat mich schon immer gereizt. Menschliches Verhalten<br />
verstehen und erklären – das wollte ich lernen. Leider fehlte<br />
mir der passende NC. Als Alternative fiel meine Wahl auf Zahnmedizin,<br />
was sich aber als Fehler entpuppte, denn wohl fühlte ich mich<br />
in diesem Fachbereich nicht. Ich beschloss, meinen ursprünglichen<br />
Plan weiter zu verfolgen und fand das Angebot eines NC-freien Psychologiestudiums<br />
an der MSH Medical School Hamburg. Nachdem<br />
ich den Offenen Campustag besuchte und mich mit Professoren<br />
und Studierenden aus höheren Semestern austauschte, stand meine<br />
Entscheidung fest: Ich gehe nach Hamburg. An der MSH zählt<br />
nämlich nicht der NC, sondern Talent und Motivation – und beides<br />
habe ich! Meine Erwartungen an das Studium wurden nicht nur<br />
erfüllt, sondern übertroffen. Die Lehrenden sind sehr engagiert und<br />
stehen uns auch außerhalb der Lehrveranstaltungen helfend zur<br />
Seite. Wir haben ein sehr engagiertes Veranstaltungskomitee und<br />
zahlreiche Sport- und Freizeitangebote. Auch der Zusammenhalt<br />
unter den Studierenden ist groß. Meinen Master werde ich ebenfalls<br />
an der MSH absolvieren.“<br />
Text Katharina Grzeca | Foto Laura Hasl<br />
Jonas Yaya, 26<br />
aus Hamburg-Harburg, ist im 1. Semester seines Studiums Soziale<br />
Arbeit (B.A.) an der MSH Medical School Hamburg.<br />
„Mein Interesse, mit Menschen zu arbeiten und ihnen zu helfen,<br />
ihre Probleme zu lösen, erkannte ich während des Zivildienstes<br />
im Montessori-Kinderhaus in Buchholz in der Nordheide. Anschließend<br />
absolvierte ich zuerst eine Ausbildung zum Gesundheits- und<br />
Krankenpfleger, arbeitete nach der Ausbildung für längere Zeit im<br />
Bereich der Neurologie und neurologischen Reha und bildete mich<br />
anschließend zum Pflegeberater weiter. Um mein Wissen in diesem<br />
Gebiet zu erweitern, methodisches Know-how zu erlernen, vor allem<br />
aber um meine Arbeit auf wissenschaftliche Erkenntnisse zu<br />
stützen, entschied ich mich, noch einmal zu studieren. Im Studiengang<br />
Soziale Arbeit beschäftigen wir uns mit sozialen Problemen<br />
wie Armut, Exklusion, Diskriminierung oder Kriminalität.<br />
Wir lernen, Menschen professionell zu beraten, die in eine Notlage<br />
geraten sind, und geben Hilfe zur Selbsthilfe. Obwohl ich erst im<br />
ersten Semester bin, habe ich schon unglaublich viel gelernt. Auch<br />
über mich selbst, zum Beispiel dadurch, dass ich lerne, Menschen<br />
mit anderen Meinungen zu akzeptieren. Offenheit ist daher eine<br />
wichtige Eigenschaft für alle, die sich für dieses Studium interessieren.<br />
Wichtig sind außerdem Neugierde und der Mut, Dinge zu<br />
hinterfragen.“<br />
Text Katharina Grzeca | Foto Laura Hasl<br />
74<br />
75
ERLEBEN<br />
„WENN ICH MICH SPÄTER<br />
ALS ARCHITEKT BEWERBE,<br />
WERDE ICH MIT ALLEN<br />
ERFAHRUNGEN PUNKTEN,<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>ME2BE</strong> <strong>CAMPUS</strong> SPECIAL<br />
ist ein Produkt der<br />
BRANDPUBLISHERS COMMUNICATION GmbH<br />
Von-Kurtzrock-Ring 16<br />
22391 Hamburg<br />
Telefon 040 - 99 99 66 08<br />
Geschäftsführer<br />
Axel von Kortzfleisch<br />
RAUS AUS DEM <strong>CAMPUS</strong>!<br />
DIE ICH AN DER TH LÜBECK<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Christian Dorbandt<br />
presse@me2be.de<br />
SAMMELN KONNTE!“<br />
Chefredaktion (V.i.S.d.P.)<br />
Katharina Grzeca<br />
katharina.grzeca@me2be.de<br />
Chef vom Dienst<br />
Lutz Timm<br />
Kunst: Ehemalige Studierende der<br />
Muthesius Kunsthochschule eröffnen die<br />
Gallery Cube + .... Seite 78<br />
Filmtipp: Amy Adams und Jeremy Renners<br />
versuchen, die Sprache außerirdischer<br />
Besucher zu entschlüsseln .... Seite 80<br />
AUFMACHER<br />
Protest: Im Gespräch mit dem<br />
Fridays-for-Future-Mitorganisator Jakob<br />
Blasel .... Seite 82<br />
STUDENTEN-PORTRAITS<br />
Textredaktion<br />
Christian Dorbandt, Lutz Timm, Marc Asmuß, Lina Kerzmann,<br />
Joachim Welding, Katharina Grzeca, Jana Limbers<br />
Lektorat<br />
Erhard Mich<br />
Onlineredaktion<br />
Jana Limbers, Christian Dorbandt, hello@me2b2.de<br />
Social Media<br />
Mona Dreisow<br />
hello@me2be.de<br />
Art Direction<br />
Katharina Grzeca, Merle Jurzig<br />
Foto<br />
Sebastian Weimar, Sönke Dwenger, Frieder Dillmann, Florian<br />
Kolmer, Laura Hasl, Christian Brandes, Illona Frey/Pixabay,<br />
©2<strong>01</strong>5 20th Century Fox Film Corporation, Kiepenheuer&Witsch,<br />
Blanvalet, ©2<strong>01</strong>6 Paramount Pictures, Flatastic,<br />
Buffl, ©Columbia, ©Rough Trade, ©Universal Music, Mateus<br />
Dworczyk, TH Lübeck, Paula Markert / HAW Hamburg, Christina<br />
Kloodt, Franziska Ostermann, BMBF/Laurence Chaperon,<br />
Lutz Timm, Frank Peter, MSH Medical School Hamburg,<br />
Christian Dorbandt, Jan Steffen Geomar Helmholtz-Zentrum<br />
für Ozeanforschung Kiel<br />
Woche für Woche wächst<br />
die Zahl der Unterstützer<br />
und Teilnehmer an den<br />
Klimaprotesten unter<br />
dem Motto „Fridays for<br />
Future“.... Seite 84<br />
AUFGEPASST<br />
Jan, 21<br />
aus Hamburg, studiert im 7. Semester Architektur an der TH Lübeck.<br />
Illustration<br />
Ibou Gueye, Raphaelle Martin<br />
Coverfoto<br />
Florian Kolmer<br />
„Moin, ich bin Jan und studiere Architektur an der TH Lübeck. Das<br />
Studium begeistert mich, die Entscheidung habe ich allerdings etwas<br />
blauäugig getroffen. Nach dem Abitur am Gymnasium Farmsen<br />
in Hamburg hatte ich zwar ein vages Interesse am Baugewerbe,<br />
aber noch keinen genauen Plan für meine berufliche Zukunft. Den<br />
Stein ins Rollen brachte ein Trainingskollege, als er mich zu einem<br />
Baustellenpraktikum in seine Firma einlud. Das gefiel mir so gut,<br />
dass ich mich über bauspezifische Studiengänge im Norden informierte<br />
und mich mit dem Nachweis über ein Vorpraktikum bei der<br />
TH Lübeck bewarb. Ein Highlight des Studiums ist unser Projekt<br />
‚Solar Decathlon’, für das ich mich seit einem Jahr engagiere und<br />
in dessen Rahmen ich schon mehrfach nach Marokko gereist bin.<br />
In solchen Projekten und Seminaren und persönlichen Begegnungen<br />
habe ich unglaublich viele Erfahrungen sammeln und Kontakte<br />
knüpfen können. Wenn ich mich später als Architekt bewerbe,<br />
werde ich mit allen Erfahrungen punkten, die ich an der TH Lübeck<br />
sammeln konnte!“<br />
Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar<br />
1. Auflage<br />
www.me2be.de<br />
www.facebook.com/me2bemag<br />
Druck<br />
VDD AG<br />
09603 Großschirma<br />
<strong>ME2BE</strong> Bestellservice<br />
Preis je Heft 2,90 EURO zzgl. Versandkosten<br />
Telefon 040 - 99 99 66 08<br />
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© <strong>2<strong>01</strong>9</strong> für alle Beiträge der<br />
BRANDPUBLISHERS COMMUNICATION GMBH<br />
<strong>ME2BE</strong> <strong>CAMPUS</strong> SPECIAL wird<br />
kostenlos an Schulen verteilt.<br />
Nachdruck, Aufnahme in Onlinediensten und Internet und Vervielfältigung<br />
auf Datenträgern jeglicher Art – auch auszugsweise – nur<br />
nach vorheriger schriftlicher Zustimmung des Verlages. Der Verlag<br />
haftet nicht für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und<br />
Videos, und übernimmt keinerlei Haftung für die Richtigkeit der<br />
jeweiligen Anbieter. Anzeigenpreise auf Anfrage.<br />
Mehr Protest: 27.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
haben sich als „Scientists for Future“ den aktuellen<br />
Schülerprotesten angeschlossen .... Seite 88<br />
Expertenwissen: Klimaforscher Prof. Mojib Latif vom Geomar<br />
Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel fordert eine „breite<br />
Bewegung“ gegen den Klimawandel .... Seite 90<br />
76<br />
77
HINGEGANGEN<br />
Zusammen ist man weniger allein<br />
“Ich finde es erstaunlich, dass die<br />
Werke etwas ausdrücken, das man so<br />
nicht in Worte fassen kann.“ - Doro<br />
In den früheren<br />
Geschäftsräumen des Schusterund<br />
Schlüsseldienstes Schäfer<br />
im Knooper Weg 104 haben die<br />
ehemaligen Studierenden der<br />
Muthesius Kunsthochschule,<br />
Ying-Chih Chen und Shi Shi,<br />
die Gallery Cube + eröffnet.<br />
“Wir wollen die Kunstschaffenden<br />
und ihre Kunst in Kiel halten oder<br />
zumindest temporär zurückholen.“ - Shi Shi<br />
Text Marc Asmuß<br />
Fotos Mateus Dworczyk<br />
Gallery Cube +<br />
Knooper Weg 104<br />
24105 Kiel<br />
Öffnungszeiten:<br />
Do.-Sa. 13 bis 20 Uhr<br />
www.gallery-cubeplus.com<br />
Die Gallery Cube + verbindet die Arbeiten von<br />
Künstlerinnen und Künstlern aus unterschiedlichen<br />
Fachrichtungen und bietet Kunstschaffenden<br />
eine Plattform für den Austausch von<br />
Ideen und die Präsentation ihrer Werke.<br />
Die Gemeinschaftsausstellung „Somehow it<br />
happend“ war vom 27. März bis zum 13. April<br />
in der Gallery Cube+ zu sehen. Wir von <strong>ME2BE</strong><br />
haben die Vernissage besucht und waren<br />
beeindruckt!<br />
Die melancholischen Bunt- und Bleistiftzeichnungen<br />
mit dem Titel „Rosen, Tulpen, Nelken,<br />
alle Blumen welken“ von Stefanie Röhnisch<br />
gehen mit Songei Lees Installation „Ohne<br />
Titel“ aus gebrannten Tonröhren eine regelrechte<br />
Symbiose ein.<br />
Die Keramikkünstlerin Lee hat 2<strong>01</strong>7 ihre<br />
Abschlussarbeit an der Muthesisus Kunsthochschule<br />
angefertigt. Darin setzt sie sich<br />
mit dem Thema der Massenproduktion von<br />
Lebensmitteln und der damit korrespondierenden<br />
Entfremdung von der Ursprungsform<br />
des Produkts, am Beispiel der Artischocke, auseinander.<br />
Röhnischs Zeichnungen sind ebenso<br />
Teil ihrer Masterarbeit, die sie an der Kieler<br />
Kunsthochschule verfasst hat. In der Gallery<br />
Cube+ konnten Besucher die ansonsten zeitlich<br />
und räumlich voneinander getrennt präsentierten<br />
Werke zusammen, in einer vollkommen<br />
neuen Form betrachten.<br />
Neben den wiederkehrenden Formen in den<br />
Zeichnungen von Röhnisch und den eigentümlich<br />
verformten zylindrischen Installationen<br />
von Lee ist die Hand ein gemeinsames Motiv<br />
ihrer Werke. Außerdem eint sie die Fragilität,<br />
die einerseits auf emotionaler und andererseits<br />
auf materieller Ebene spürbar wird. Die<br />
mit Bleistiften und Buntstiften gezeichneten<br />
Portraits von Röhnisch vermitteln den Eindruck<br />
von Einsamkeit und Sehnsucht. Obwohl<br />
die Objekte von Lee diese Atmosphäre gerade<br />
durch ein Fehlen von Verbindungselementen<br />
verstärken, entsteht durchaus der Eindruck<br />
von Zuversicht. Alle an den Galleriewänden<br />
hängenden Ton-Röhren lagen zum Zeitpunkt<br />
der ersten Produktion in identischer zylindrischer<br />
Form vor. Erst im weiteren Prozess<br />
erhielten sie ihre verfremdete Gestalt.<br />
Dadurch wird ebenso auf die Unverwechselbarkeit<br />
des Individuellen angespielt, womit<br />
die Künstlerin auch auf den positiven Aspekt<br />
des Alleinseins verweist.<br />
In der Zusammenführung unterschiedlicher<br />
Fachrichtungen und Menschen liegt die<br />
Besonderheit der Gallery Cube+. Die Werke der<br />
Kunstschaffenden werden hier nicht räumlich<br />
separiert, sondern bewusst zusammen präsentiert.<br />
Mit dem Konzept der gemeinschaftlichen<br />
Ausstellungen veranschaulichen Shi Shi<br />
und Ying-Chih Chen zum einen Zusammenhänge<br />
zwischen unterschiedlichen Kunstsprachen<br />
und zum anderen erschaffen sie durch<br />
die Kombination eine Symbiose, die in separaten<br />
Einzelausstellungen nicht möglich wäre.<br />
„Viele der Künstlerinnen und Künstler verlassen<br />
Kiel nach dem Studium“, erzählt Shi<br />
Shi. Sie hat Kommunikationsdesign an der<br />
Muthesisus Kunsthochschule studiert und<br />
sich entschieden nicht wegzugehen. Ebenso<br />
wie Ying-Chih Chen, die Freie Kunst studiert<br />
hat. Zusammen ergänzen sie sich perfekt<br />
– wie ihre ausgestellten Werke. Sie wollen<br />
Kunstschaffenden eine Plattform geben, um<br />
einerseits zu netzwerken und andererseits den<br />
Kunstwerken die Aufmerksamkeit zu bieten,<br />
die sie verdienen.<br />
Das Konzept scheint aufzugehen, die Vernissage<br />
von „Somehow it happened“ war jedenfalls<br />
gut besucht. Ab dem 18. April <strong>2<strong>01</strong>9</strong><br />
beginnt bereits die nächste vielversprechende<br />
Ausstellung: YOUR TROUBLES WILL BE FADED<br />
BY THE LUCK YOU WILL SOON HAVE. Die Werke<br />
von Ting-Jung Chen, Preisträgerin der Kunsthalle<br />
Wien 2<strong>01</strong>8, treffen auf die von Jakob<br />
Grebert.<br />
78<br />
79
TIPPS UND<br />
TRENDS<br />
Die Geschichte der Frau<br />
Feridun Zaimoglu<br />
(Roman)<br />
Verlag Kiepenheuer &<br />
Witsch, Köln <strong>2<strong>01</strong>9</strong><br />
ISBN 9783462052305<br />
Gebunden, 400 Seiten,<br />
24,00 Euro<br />
BUCH<br />
GIER - Wie weit<br />
würdest du gehen?<br />
Marc Elsberg (Roman)<br />
Blanvalet,<br />
München <strong>2<strong>01</strong>9</strong><br />
ISBN 9783764506322<br />
Gebunden, 448 Seiten,<br />
24,00 Euro<br />
Fiktion<br />
Wohlstand für alle?<br />
Was wäre wenn… Während Marc Elsbergs letzte Bücher<br />
„Ein literarisches Abenteuer, ein großer<br />
Gesang, ein feministisches Manifest“, verspricht<br />
der Klappentext des neuen Buches von<br />
Feridun Zaimoglu. Der ehemalige CAU-Student<br />
lässt in „Die Geschichte der Frau“ zehn historische<br />
weibliche Figuren zu Wort kommen, deren<br />
Geschichten aufgrund männlicher Herrschaft<br />
nicht überliefert wurden. Die Biografien porträtieren<br />
Frauen über einen Zeitraum von fast<br />
3.500 Jahren.<br />
Text Marc Asmuß | Foto Kiepenheuer&Witsch<br />
Thriller<br />
(BLACKOUT und HELIX) dem Sci-Fi-Genre zuzuschreiben<br />
sind, bewegt sich der Autor mit GIER<br />
in einem fiktionalen Bereich, der unserer Realität<br />
erschreckend nah kommt. Arbeitslosigkeit,<br />
Hunger und eine neue Wirtschaftskrise<br />
erschüttern die Welt. Bei einem Sondergipfel<br />
soll die Lösung all dieser Probleme vorgestellt<br />
werden, doch der renommierte Nobelpreisträger<br />
kommt bei einem Autounfall ums Leben.<br />
Nur eine Person war Zeuge und weiß, dass es<br />
kein Unfall war.<br />
Text Marc Asmuß | Foto Blanvalet<br />
Putz-Punkte<br />
Flatastic<br />
Anbieter: mcm.init<br />
Größe: 24,5 MB<br />
Kostenlos<br />
Produktivität<br />
Die großen Streitthemen in WGs: Wer schuldet<br />
wem Geld, wer ist dran mit Bad putzen und<br />
wer hat schon wieder den Joghurt gegessen?<br />
Mit Flatastic behältst du den Überblick über<br />
Finanzen, Putzpläne, Einkaufslisten und was<br />
sonst noch so passiert. Statt in noch einer<br />
WhatsApp-Gruppe unterzugehen, können sich<br />
alle Mitbewohner*innen im integrierten Chat<br />
gegenseitig auf dem neusten Stand halten.<br />
Die App ist übersichtlich gestaltet und wirklich<br />
praktisch – Redaktionsintern getestet!<br />
Text Jana Limbers | Foto Flatastic<br />
APP<br />
Ausgezettelt<br />
Buffl<br />
Anbieter: Brain Factory<br />
Größe: 55,4 MB<br />
Kostenlos<br />
Bildung<br />
Egal ob Germanistik, Physik oder Soziologie,<br />
irgendwann wirst auch du in deinem Studium<br />
für Prüfungen bestimmte Fachbegriffe oder<br />
Vokabeln lernen müssen. Wenn du keine Lust<br />
hast, alles auf kleine Kärtchen zu kritzeln, die<br />
dann wild in deiner Tasche durcheinanderfliegen,<br />
ist Buffl vielleicht die richtige Wahl für<br />
dich! Die App ermöglicht dir modernes Karteikartenlernen,<br />
unterwegs, cloudbasiert und<br />
damit auf jedem Endgerät nutzbar.<br />
Text Jana Limbers | Foto Buffl<br />
Billie Eilish - When We All Fall Asleep.<br />
Where Do We Go?<br />
Universal Music<br />
FILM<br />
MUSIK<br />
Video Killed The<br />
Instagram-Star?<br />
ARRIVAL<br />
USA 2<strong>01</strong>6 | R: Denis Villeneuve | Drama, Sci-Fi<br />
E-Learning<br />
mit Aliens<br />
Aliens landen auf der Erde. Der Grund für ihr<br />
Kommen stellt Expertenteams weltweit vor<br />
Rätsel. Die Linguistin Dr. Louise Banks und der<br />
Physiker Ian Donnelly erarbeiten auf Geheiß<br />
des Militärs eine Art E-Learning Konzept, um<br />
voneinander die jeweilige Sprache zu lernen.<br />
Beide Seiten machen große Fortschritte miteinander<br />
zu kommunizieren, bis es zu einem<br />
folgenschweren Missverständnis kommt.<br />
Text Lina Kerzmann<br />
Foto ©2<strong>01</strong>6 Paramount Pictures<br />
DAS STREBEN NACH GLÜCK<br />
USA 2006 | R: Gabriele Muccino | Drama<br />
Von der Straße zum<br />
Börsenmakler<br />
Chris Gardner ist Handelsvertreter und hat in<br />
ein Knochendichtemessgerät investiert. Doch<br />
die Konkurrenz ist preisgünstiger und so stockt<br />
der Verkauf. Nach der Trennung von seiner Frau<br />
werden die finanziellen Probleme existenziell.<br />
Chris und sein Sohn verlieren ihr Zuhause.<br />
Einem unbezahlten Praktikum bei einer Investmentbank<br />
gilt ihre letzte Hoffnung.<br />
Text Lina Kerzmann<br />
JOY<br />
USA 2<strong>01</strong>5 | R: David O. Russell | Drama<br />
Erfolg dank<br />
Wischmopp<br />
Joy, die aus komplizierten Familienverhältnissen<br />
stammt, kündigt ihren langweiligen<br />
Job am Flughafen und besinnt sich auf<br />
ihren Erfindergeist. Ihre Geschäftsidee? Ein<br />
Wischmopp, der das Auswringen von Hand<br />
überflüssig macht. Nach anfänglichen Schwierigkeiten<br />
führt sie ihr Weg bis ins TV-Studio<br />
des Shoppingkanals QVC. Der Wischmopp wird<br />
ein Verkaufsschlager, aber Patentstreitigkeiten<br />
bedrohen ihren Erfolg.<br />
Text Lina Kerzmann<br />
Foto ©2<strong>01</strong>5 20th Century Fox Film Corporation<br />
Solange - When I Get Home<br />
Saint Records/Columbia<br />
Nicht bloß<br />
„die kleine<br />
Schwester von“<br />
In When I Get Home setzt sich Solange kritisch<br />
mit ihrer Heimatstadt Houston (Texas)<br />
auseinander. Trotz der inhaltlichen Schwere<br />
klingt das Album unbeschwert – Dank des<br />
Mix aus jazzig-psychedelischen Harmonien,<br />
weichen Soul-Rhythmen und verträumten<br />
Pop-Elementen. Auch die Beteiligung namhafter<br />
Künstler wie Gucci Mane, Tyler the<br />
Creator, Pharell Williams oder Earl Sweatshirt<br />
bleibt unaufgeregt im Hintergrund. Das ist<br />
erfrischend und herrlich lässig.<br />
Text Lina Kerzmann | Foto © Columbia<br />
Ebow - K4L<br />
Problembär Records<br />
Haltung zeigen<br />
Zwischen Hip-Hop und Architekturstudium.<br />
Zwischen der Wahlheimat Wien und der türkisch-alevitisch-kurdischen<br />
Wurzeln. Geprägt<br />
von diesem ‚Dazwischen‘ entwickelt Ebow<br />
ihren eigenen Sound. Themen ihres politischen<br />
Rap sind Rassismus, Feminismus,<br />
Identität, aber auch Freundschaft, Liebe und<br />
Partys. Das klingt mal nach Battlerap wie in<br />
‚Schmeck mein Blut‘ und mal nach smoothem<br />
R’n’B wie in ‚Butterfly‘.<br />
Text Lina Kerzmann | Foto © Rough Trade<br />
Mit knapp 16 Millionen Instagram-Fans im<br />
Gepäck startet die 17-jährige Kalifornierin<br />
momentan so richtig durch. In ihren verstörenden<br />
Musikvideos haucht sie ihre düsteren<br />
Texte über poppige Beats. Nicht nur musikalisch<br />
macht Billie Eilish einfach, worauf sie<br />
Lust hat. Ihr Style ist so außergewöhnlich,<br />
dass er nicht nur die Teen Vogue in Begeisterung<br />
versetzt. Nur logisch, dass sie nun auch<br />
eine eigene Modelinie designt.<br />
Text Lina Kerzmann | Foto © Universal Music<br />
80<br />
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Text Christian Dorbandt<br />
Ich verspüre Panik,<br />
wenn ich an die Zukunft denke!<br />
Im Gespräch mit dem Fridays-for-Future-Mitorganisator Jakob Blasel<br />
Jakob Blasel ist Schüler des Gymnasiums in Kronshagen und Mitorganisator<br />
der Protestbewegung „Fridays for Future“, bei der Schülerinnen und<br />
Schüler an jedem Freitag, statt zur Schule, auf die Straße gehen und für<br />
eine radikale Veränderung der Klimapolitik demonstrieren. Begonnen<br />
hat die Bewegung im August 2<strong>01</strong>8 mit dem Schulstreik der 16-jährigen<br />
schwedischen Schülerin Greta Thunberg. Mittlerweile erhält die Bewegung<br />
weltweite Aufmerksamkeit. Am Freitag, den 15. März, schlossen sich rund<br />
um den Globus circa 300.000 Schüler dem Protest an, davon allein etwa<br />
15.000 in Schleswig-Holstein. Im Gespräch mit <strong>ME2BE</strong> wiederholt Jakob<br />
die Forderungen seiner Generation an die politischen Entscheidungsträger<br />
und erklärt, warum diese wichtiger sind als die Abiturvorbereitung.<br />
Hallo, Jakob. Du gehörst du zu den ersten<br />
Schülern, die sich in Deutschland für die<br />
Protestbewegung ‚Fridays for Future‘ stark<br />
gemacht haben. Wann und wie fing das an?<br />
Mit dem Thema Klimawandel beschäftige ich<br />
mich schon seit langer Zeit und engagiere mich<br />
in mehreren Jugendgruppen. Als Greta Thunberg<br />
dann letztes Jahr für eine andere Klimapolitik<br />
zu streiken begann und im November<br />
2<strong>01</strong>8 die ersten Schülerproteste in Berlin aufkamen,<br />
traf ich mich mit einigen Leuten. Wir<br />
beschlossen, uns dem Protest anzuschließen,<br />
und verabredeten uns über Whatsapp mit anderen<br />
Schülern in Kiel und ganz Deutschland. Bei<br />
unserem ersten Protest am 14. Dezember vor<br />
dem Kieler Landeshaus rechneten wir mit 20<br />
Teilnehmern. Es kamen 500!<br />
Was genau ist eure Forderung?<br />
Wir fordern die Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens,<br />
also die Selbstverpflichtung<br />
der Staaten, die Erderwärmung auf 1,5<br />
Grad Celsius zu beschränken. Wir verlangen<br />
einen radikalen umweltpolitischen Kurswechsel<br />
und eine sofortige und drastische Reduzierung<br />
der Emissionen.<br />
Foto Florian Kolmer<br />
Auf welche Erkenntnisse stützt sich der<br />
Protest?<br />
Auf die Erkenntnisse weltweiter Klimaschutzforschung!<br />
Wissenschaftler aus aller Welt<br />
kommen im Intergovernmental Panel on Climate<br />
Change, im IPCC, also im Klimaschutzprogramm<br />
der UNO, zu der Erkenntnis, dass es<br />
einen Klimawandel gibt, dass er von Menschen<br />
verursacht wird und dass wir schätzungsweise<br />
nur noch 11 Jahre Zeit haben, um einer Klimakatastrophe<br />
entgegenzuwirken. Dann droht<br />
ihrer Meinung nach die Gefahr eines irreparablen<br />
Schadens! Der Klimaforscher Mojib Latif<br />
beobachtet einen Anstieg des Meeresspiegels<br />
um jährlich 3 Zentimeter. Das könnte bedeuten,<br />
dass Kiel in 30 Jahren ein Meter unter<br />
Wasser stehen wird!<br />
Gegen wen richtet sich euer Protest?<br />
Wir protestieren gegen die bisherige und<br />
aktuelle Klimapolitik der Bundesregierung.<br />
Sie wird nicht ansatzweise ausreichen, um<br />
die Klimaschutzziele innerhalb der nächsten<br />
Jahre zu erreichen. Wir erwarten von Politikerinnen<br />
und Politikern aller Parteien, aber<br />
auch von Bürgermeistern und allen anderen<br />
Entscheidungsträgern, sich bedingungslos für<br />
den Klimaschutz einzusetzen.<br />
Muss sich nur die Politik ändern oder auch<br />
das Konsumverhalten jedes Einzelnen?<br />
Wir alle müssen unser Verhalten ändern! Es<br />
wäre meines Erachtens hilfreich, wenn jeder<br />
sofort zu einem Ökostromanbieter wechseln<br />
und auf Flugreisen und Kreuzfahrten verzichten<br />
würde. Wärmedämmung, Verzicht auf<br />
Fleischverzehr … es gibt viele Ansätze, doch<br />
ich glaube nicht, dass wir so lange abwarten<br />
können, bis jeder sein eigenes Verhalten verändert<br />
hat. Das Problem kann nur durch einen<br />
schnellen Politikwechsel gelöst werden.<br />
Ist es nicht naiv zu glauben, dass alle Schadstoffemissionen<br />
innerhalb weniger Jahre<br />
um 95 Prozent reduziert werden können?<br />
Nein, wir halten es für naiv zu glauben, es sei<br />
in Ordnung, es nicht zu tun! Wir hätten uns<br />
auch gewünscht, man hätte schon vor über<br />
vierzig Jahren auf die Warnungen des Club of<br />
Rome reagiert, als vor den Grenzen des Wachstums<br />
gewarnt wurde. Passiert ist nichts. Daran<br />
sind andere Generationen schuld, nicht unsere!<br />
Viele loben das politische Engagement der<br />
‚Fridays-for-Future-Bewegung‘, doch es<br />
gibt auch Kritik, vor allem an dem Zeitpunkt<br />
der Proteste während der Schulzeit.<br />
Wie stehst du zu diesen Vorwürfen?<br />
Wir würden diese enorme Aufmerksamkeit<br />
nicht bekommen, wenn wir uns an Samstagen<br />
vor das leere Landtagsgebäude stellen würden.<br />
Außerdem möchten wir bewusst die Botschaft<br />
vermitteln: Was hilft es uns, zur Schule<br />
zu gehen, wenn gleichzeitig unsere Zukunft<br />
verspielt wird? Ich glaube, dass Nichtstun<br />
mein Leben stärker bedroht als eine schlechtere<br />
Abiturvorbereitung!<br />
Wie hat deine Schule bisher auf die Fehlzeiten<br />
reagiert?<br />
Für die Schule kam es natürlich überraschend,<br />
sodass anfangs niemand genau wusste, wie<br />
damit umzugehen sei. Es gibt auch ein gewisses<br />
Verständnis für unsere Haltung, aber auch<br />
Einträge, Vermerke und teilweise ruppige<br />
Kommentare. Ironischerweise habe ich im<br />
Geografie-Unterricht gelernt, warum nachhaltiges<br />
Handeln so wichtig ist! Die Schule ist<br />
also auch eine Art ,Entwicklungszelle‘ unserer<br />
Haltung.<br />
Greta Thunberg sagt: ‚Ich will, dass ihr in<br />
Panik ausbrecht!‘ Stimmst du ihr zu?<br />
Absolut, denn ich verspüre selbst Panik,<br />
wenn ich an die Zukunft denke! Es geht uns<br />
nicht um blinde Panik, sodass man die Flucht<br />
ergreift, sondern darum, die Bedrohung zu<br />
verdeutlichen und die richtigen Lösungen zu<br />
finden!<br />
Was für eine Zukunft wünschst du dir?<br />
Ich wünsche mir eine Zukunft, in der unsere<br />
Gesellschaft funktioniert, in der unsere Häuser<br />
nicht unter Wasser stehen und Natur- und<br />
Umweltschutz in Ergänzung zur Menschenwürde<br />
als oberste Priorität weltweit in allen<br />
Verfassungen verankert wird!<br />
Woche für Woche wächst eure Bewegung.<br />
Am vergangenen Freitag zogen allein in<br />
Kiel 7.000 Schülerinnen und Schüler durch<br />
den strömendem Regen. Wie lange wollt<br />
ihr den Protest noch aufrechterhalten?<br />
So lange, bis endlich gehandelt wird und<br />
bis es einen verbindlichen Klimaschutzplan<br />
gibt, dessen Ziele auch eingehalten werden.<br />
Deutschland ist einer der größten Klimaverschmutzer,<br />
hat als einziges Land kein gesetzliches<br />
Tempolimit und gehört zu den größten<br />
Förderern des Braunkohleabbaus, des dreckigsten<br />
Energieträgers überhaupt. Wie wollen<br />
wir Brasiliens Präsident Bolsonaro dazu<br />
bewegen, die Abholzung des Regenwaldes zu<br />
stoppen, wenn wir gleichzeitig den Hambacher<br />
Forst roden? Wenn wir glaubwürdig sein<br />
wollen und eine Vorbildfunktion für den Rest<br />
der Welt einnehmen möchten, brauchen wir<br />
ein radikales Umdenken.<br />
Du stehst – trotz der Proteste – kurz<br />
vor dem Abitur. Weißt du schon, was du<br />
anschließend machen wirst?<br />
Nein, ich habe mich noch nicht festgelegt.<br />
Grundsätzlich würde mich eine Tätigkeit in<br />
einer Non-Government-Organisation oder bei<br />
einer nachhaltig wirtschaftenden Firma interessieren,<br />
aber es kann auch sein, dass ich<br />
erstmal ein Freiwilliges soziales Jahr absolviere.<br />
Gibt es Politiker, Wissenschaftler oder<br />
andere Personen, die deiner Meinung nach<br />
das Thema Klimaschutz sinnvoll angehen?<br />
Ja, Greta Thunberg.<br />
Vielen Dank für das Gespräch, Jakob.<br />
82<br />
83
FOTOSTORY<br />
<strong>CAMPUS</strong> STUDIUM COMPANIES PORTRAITS<br />
Die Jugend macht ernst –<br />
und alle machen mit<br />
Woche für Woche wächst die Zahl der Unterstützer<br />
und Teilnehmer an den Klimaprotesten<br />
unter dem Motto „Fridays for Future“. Was<br />
als Schulstreik der jungen Schwedin Greta<br />
Thunberg vor dem schwedischen Parlament in<br />
Stockholm begonnen hat, ist mittlerweile zu<br />
einer weltweiten Jugendbewegung angewachsen.<br />
Dabei zeigt eine häufig als unpolitisch<br />
verschriene Generation, dass sie Protest als<br />
Mittel zum Zweck durchaus beherrscht – und<br />
zwar laut, positiv und sprühend vor Energie.<br />
Im Klassenzimmer, auf dem Campus, an den<br />
Esstischen der Familien – die Debatte um eine<br />
andere Klimapolitik ist in der Mitte Gesellschaft<br />
angekommen. Dadurch scheint immer<br />
mehr Menschen klar zu werden, wie drängend<br />
die Frage nach einem Umdenken wirklich ist.<br />
Die Folge: Vom Kindergartenkind über Lehrer,<br />
Eltern und Studenten bis hin zu den Großeltern<br />
schließen sich immer mehr Gruppen<br />
zusammen, um die Schülerproteste zu unterstützen.<br />
Text Lutz Timm<br />
Fotos Florian Kolmer<br />
84
Widerstand zwecklos<br />
Doch nicht nur die Aktivisten auf der Straße<br />
sorgen mit ihren Forderungen für eine lebhafte<br />
Diskussion. Mittlerweile wächst auch<br />
in der wissenschaftlichen Community der<br />
Unmut, in den Universitäten ist das Thema<br />
zunehmend präsent. Viele Professoren,<br />
Dozenten und Forscher solidarisieren sich mit<br />
den Protesten und verweisen auf unzählige<br />
Studien, die den Ernst der Lage akademisch<br />
untermauern.<br />
Der bislang größte Coup: Mehrere Spitzenwissenschaftler,<br />
darunter Maja Göpel – seit<br />
2<strong>01</strong>7 Generalsekretärin des Wissenschaftlichen<br />
Beirats der Bundesregierung Globale<br />
Umweltveränderungen – stellten sich hinter<br />
die Bewegung. In der Initiative „Scientists<br />
for Future“ solidarisierten sich rund 12.000<br />
Wissenschaftler öffentlichkeitswirksam mit<br />
den Zielen der Proteste und machten deutlich:<br />
„Wir sind die Profis und sagen: Die junge<br />
Generation hat recht.“<br />
Gitarre statt Plakat:<br />
Dieser Musiker (rechts)<br />
hat seine Protestform<br />
gefunden.<br />
Noch ein schnelles<br />
Selfie – Mitorganisatorin<br />
Luisa Neubauer (unten<br />
Mitte) weiß um die<br />
Bedeutung von Sozialen<br />
Medien.<br />
Jung und Alt (unten)<br />
gemeinsam gegen<br />
den Klimawandel.<br />
86<br />
87
Akademischer Aufstand<br />
Fridays for Future erhält Unterstützung aus der Forschung<br />
Text Lutz Timm<br />
Fotos Florian Kolmer,<br />
Illona Frey/Pixabay<br />
Rückendeckung von den „Profis“: Rund 27.000 Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler haben sich als „Scientists for Future“ den<br />
aktuellen Schülerprotesten angeschlossen. In einer Erklärung sichern<br />
sie den jungen Fridays-for-Future-Aktivisten „volle Unterstützung“<br />
zu. Mit der Initiative der Forscher hat die wachsende Bewegung<br />
für besseren Klimaschutz nun auch die Universitäten erreicht.<br />
CIENTISTS<br />
OR<br />
Seit knapp sechs Monaten wiederholen sich<br />
die Bilder in vielen größeren Städten weltweit:<br />
Jeden Freitag ziehen junge Menschen<br />
mit Transparenten vor die Parlamente und<br />
fordern einen Wandel im Klimaschutz. Eine<br />
Folge: Immer mehr Menschen solidarisieren<br />
sich mit der Fridays-for-Future-Bewegung<br />
und schließen sich zu Unterstützergruppen<br />
zusammen. Eltern, die ihren Kindern keinen<br />
zerstörten Planeten hinterlassen wollen, nennen<br />
sich „Parents for Future“, Lehrerinnen<br />
und Lehrer schließen sich als „Teachers for<br />
Future“ den Forderungen an.<br />
Die größte öffentliche Aufmerksamkeit erregten<br />
bislang jedoch die Scientists for Future<br />
– eine Initiative, in der sich etwa 27.000 Wissenschaftler<br />
aus Österreich, der Schweiz und<br />
Deutschland zusammengeschlossen haben.<br />
Der öffentliche Schulterschluss der Forscher<br />
mit den Protestlern brachte dabei vor allem<br />
zusätzliche Seriosität in die Debatte. Wer<br />
zuvor noch mit mildem Lächeln auf die Proteste<br />
der jungen Menschen schaute, wurde<br />
spätestens mit der Stellungnahme zigtausender<br />
Forscher eines Besseren belehrt.<br />
Dabei haben sich die Scientists for Future<br />
offenbar einiges bei ihren jungen Mitstreitern<br />
abgeguckt: Der erste Auftritt hatte alles, was<br />
nötig ist, um die öffentliche Aufmerksamkeit<br />
zu gewinnen – Ort, Zeit und Besetzung waren<br />
geschickt gewählt. Als Bühne wählten die<br />
Initiatoren um den Gründer Dr. Gregor Hagedorn<br />
die Bundespressekonferenz und hatten<br />
so alle wichtigen Medien fast automatisch im<br />
Publikum. Dass mit Maja Göpel – promovierte<br />
Politökonomin, Honorarprofessorin und seit<br />
2<strong>01</strong>7 Generalsekretärin des Wissenschaftli-<br />
chen Beirats der Bundesregierung Globale<br />
Umweltveränderungen – und dem Mediziner<br />
und Comedian Eckhart von Hirschhausen zwei<br />
prominente Gesichter für die Scientists for<br />
Future sprachen, trug sicher zu einer gesteigerten<br />
Aufmerksamkeit bei.<br />
Auch das Datum war gut gewählt: Die Wissenschaftler<br />
veröffentlichten ihre Stellungnahme<br />
am Dienstag, 12. März – drei Tage vor dem<br />
bis dahin größten weltweiten Aktionstag mit<br />
Demonstrationen von Kapstadt über Montevideo<br />
bis Hongkong.<br />
Was die Wissenschaftler dann vor versammelter<br />
Presse zu sagen hatten, spiegelt ganz<br />
unakademisch ein Satz: „Wir sind die Profis<br />
und sagen: Die junge Generation hat recht.“<br />
Die Forderungen der jungen Aktivisten seien<br />
berechtigt und gut begründet. Die derzeitigen<br />
Maßnahmen zum Klimaschutz reichten bei<br />
Weitem nicht aus. Nur durch schnelles und<br />
konsequentes Handeln könne eine lebenswerte<br />
Zukunft für jetzige und spätere Generationen<br />
erreicht werden.<br />
Mit der öffentlichen Solidarisierung wurde<br />
offenkundig, was an Hochschulen immer<br />
deutlicher zu spüren ist: Auch in der wissenschaftlichen<br />
Community wächst der Unmut,<br />
weil trotz unzähliger Studien kaum konkrete<br />
Fortschritte in Sachen Klimaschutz zu verzeichnen<br />
sind. Was hilft es letztlich, wenn<br />
in den Instituten, Laboren und Seminaren<br />
geforscht und debattiert wird, aber außerhalb<br />
der akademischen Welt alle Apelle verhallen?<br />
Mit dem Gang an die Öffentlichkeit bringen<br />
die Forscher nun ihre beste und wirksamste<br />
‚Waffe‘ in die politische Auseinandersetzung<br />
ein: wissenschaftliche Erkenntnisse!<br />
89
Gesucht: Gesellschaft mit<br />
Sinn fürs Klima<br />
Text Lutz Timm<br />
Foto © Jan Steffen, GEOMAR<br />
Helmholtz-Zentrum für<br />
Ozeanforschung Kiel<br />
Klimaforscher Prof. Mojib Latif fordert eine „breite Bewegung“ gegen den Klimawandel<br />
FRÜHJAHR <strong>2<strong>01</strong>9</strong><br />
No.1<br />
Mojib Latif, 64, ist Professor am<br />
Geomar Helmholtz-Zentrum für<br />
Ozeanforschung in Kiel und einer<br />
der führenden Klimaforscher in<br />
Deutschland. Im Campus-Interview<br />
erläutert der Wissenschaftler, warum<br />
er „Scientists for Future“ unterstützt,<br />
was er von einer CO2-Steuer hält<br />
und wieso die Schülerproteste<br />
nur ein Anfang sein können.<br />
Herr Professor Latif, auf einer Fridays-for-<br />
Future-Demo in Hamburg haben Sie eine<br />
Massenbewegung für mehr Klimaschutz<br />
gefordert und dafür kräftigen Applaus<br />
bekommen. Wieso geht der Protest gerade<br />
von der jungen Generation aus?<br />
Es liegt in der Natur der Sache, dass die jungen<br />
Menschen ihre Zukunft noch vor sich haben<br />
und wissen, dass sich die Lebensgrundlagen<br />
auf dieser Welt ohne Klimaschutz dramatisch<br />
verschlechtern würden. Nur wir Alten sehen<br />
das oft nicht so. Insofern ist es nur konsequent,<br />
wenn die junge Generation aufsteht,<br />
und das in einer Art und Weise, die ziemlich<br />
viel Aufmerksamkeit erreicht.<br />
Wieso flammen die Proteste gerade jetzt<br />
auf? Die Folgen des Klimawandels sind<br />
doch bereits seit Jahren bekannt.<br />
Die Klimaproblematik ist seit mehreren Jahrzehnten<br />
auf dem Tableau, aber jetzt gab es<br />
offenbar den berühmten Tropfen, der das Fass<br />
zum Überlaufen gebracht hat. Vielleicht war<br />
es der heiße und trockene Sommer im vergangenen<br />
Jahr. Möglicherweise waren es auch<br />
die Betrügereien in der Automobilindustrie.<br />
2<strong>01</strong>8 sind zumindest in Deutschland viele<br />
Dinge zusammengekommen, auch wenn der<br />
Ursprung der Bewegung in Schweden liegt...<br />
...bei Greta Thunberg, die ihre Regierung<br />
dazu bringen will, die Klimaschutzziele von<br />
Paris konsequent umzusetzen.<br />
Dabei ist Schweden uns mit einer CO2-Steuer<br />
voraus. Angela Merkel hat als Bundesumwelt-<br />
ministerin markige Worte gewählt und sich<br />
vor Gletschern in Grönland ablichten lassen.<br />
Davon ist nicht viel geblieben. Eine Klimakanzlerin<br />
ist sie nie gewesen.<br />
Ein Vorreiter in Sachen Klimaschutz ist<br />
Deutschland wohl derzeit nicht.<br />
Nein. Und die Emissionen steigen global. Das<br />
kann man Angela Merkel nicht anlasten, aber<br />
Deutschland hat eine besondere Verantwortung.<br />
Die Welt blickt nach Deutschland. Wenn<br />
wir nicht vorangehen, dann werden andere<br />
Länder nicht folgen.<br />
Können Sie in der Politik ein neues<br />
Bewusstsein für ernsthaften Klimaschutz<br />
erkennen?<br />
Die Politik traut sich nicht, deswegen muss<br />
die Zivilgesellschaft das einfordern. Wir müssen<br />
uns aber auch ehrlich machen. Aktuelles<br />
Beispiel: Alle sind für Klimaschutz, aber keiner<br />
will die CO2-Steuer. Insofern muss man<br />
auch die Bevölkerung in die Pflicht nehmen.<br />
Müsste die Politik eine bessere Vermittlungsarbeit<br />
leisten?<br />
Das einzige probate Mittel ist, dem Ausstoß<br />
von Treibhausgasen einen Preis zu geben. Im<br />
Moment zahlen wir alle für die Schäden und<br />
insbesondere die nachfolgenden Generationen.<br />
Die Initiative Scientists for Future fordert,<br />
das Verursacherprinzip ‚sozialverträglich<br />
zu gestalten‘. Sie sind einer der rund<br />
27.000 Wissenschaftler, die sich mit einer<br />
Stellungnahme hinter die Fridays-for-Future-Bewegung<br />
gestellt haben. Warum?<br />
Ich bin unter anderem Präsident der Deutschen<br />
Gesellschaft Club of Rome und Vorstandsvorsitzender<br />
des deutschen Klimakonsortiums.<br />
Als Verbandsvertreter und auch als<br />
Person möchte ich deutlich machen, dass die<br />
Forderungen der jungen Leute absolut berechtigt<br />
sind. Es sind die gleichen Forderungen,<br />
die wir auch erheben. Wir wollen verdeutlichen,<br />
dass die Forderungen tatsächlich wissenschaftlich<br />
begründet sind.<br />
Wie wurde die Initiative aufgenommen?<br />
Sie hat zusätzliches Gewicht in die Debatte<br />
gebracht. Jetzt kann das keiner mehr so einfach<br />
abtun, wenn sehr viele führende Wissenschaftler<br />
sich hinter Fridays for Future stellen.<br />
Klingt so, als wäre Deutschland auf einem<br />
guten Weg.<br />
Aber es reicht nicht, dass jetzt die Schülerinnen<br />
und Schüler aufstehen und die Wissenschaftler<br />
das unterstützen. Es muss eine<br />
breite Bewegung in der Zivilgesellschaft<br />
geben, die die sozialen Fragen nicht aus den<br />
Augen verliert. Wir müssen versuchen, die<br />
Umweltfragen mit den sozialen und auch mit<br />
den ökonomischen Fragen zusammenzubringen.<br />
Letzten Endes gehört alles zusammen.<br />
Herr Professor Latif, vielen Dank für das<br />
Gespräch.<br />
Im Gespräch mit Jesta Brouns, Schulleiterin der<br />
Hamburger Design Factory International<br />
Interview mit dem Kieler Musiker, Labelchef und<br />
Produzenten Claudius Carstens<br />
Interview mit Helena Derheim,<br />
Gründerin der Firma<br />
‚WunschWimper‘ in Kiel<br />
90
Rubrik<br />
92 THE NØRD TIMES<br />
THE NØRD TIMES<br />
93<br />
Rubrik<br />
künstlerische Ansprüche stellen, möchten<br />
wir bei jedem Studierenden dessen individuelles<br />
Talent freilegen. Ein weiteres Merkmal<br />
der Design Factory ist, dass wir frühe<br />
Möglichkeiten der Spezialisierung bieten<br />
und ausgesprochen praxisbezogen arbeiten.<br />
Bereits während des dreijährigen Studiums<br />
besteht die Möglichkeit, Einblicke in Agenturen<br />
zu bekommen, dort als Werksstudent<br />
oder Praktikant mitzuarbeiten und Kontakte<br />
zu knüpfen. Am Ende der Studienzeit schauen<br />
wir uns die Portfolios jedes einzelnen<br />
Absolventen an und bieten intensive Unterstützung<br />
beim Übergang ins Berufsleben.<br />
Im Gespräch mit Jesta Brouns, Schulleiterin<br />
der Hamburger Design Factory<br />
International<br />
Jesta Brouns ist Schulleiterin der Design<br />
Factory International (DFI) im Rainville-Campus<br />
in Hamburg- Altona. Zuvor<br />
führte sie unter anderem als Art Director das<br />
Mode-Magazin „Grazia“ für den Klambt-Style<br />
Verlag bei Gruner & Jahr auf dem deutschen<br />
Markt ein, verantwortete den Look der „Petra“<br />
für den Jahreszeitenverlag, war für die<br />
Münchener Medienverlagsgesellschaft tätig<br />
sowie als Creative Director für die Berliner<br />
Agentur „Kircherburkhardt“. Begonnen hat<br />
ihre Karriere 1992 … als Studierende der neu<br />
gegründeten Design Factory International.<br />
Mit der Übernahme der DFI-Schulleitung von<br />
ihrem Vorgänger und Mentor Gerrit Ahnen im<br />
Jahre 2<strong>01</strong>4 schloss sich für die Hamburgerin<br />
ein Kreis.<br />
Hallo, Jesta. Danke für die Einladung.<br />
Wow! Euer Ausblick auf den Hamburger<br />
Hafen ist atemberaubend …!<br />
Absolut. Und er ist jeden Tag inspirierend.<br />
Der Hafen wirkt angenehm unaufgeregt,<br />
und das Sonnenlicht lässt ständig neue Bilder<br />
entstehen.<br />
Werden Schüler und Studierende heute<br />
nicht eher auf YouTube, Instagram und<br />
Pinterest inspiriert?<br />
Überall dort, wo wir uns aufhalten, erfahren<br />
wir Inspiration. Das können soziale Netzwerke<br />
sein, aber auch kulturelle und natürliche<br />
Räume. Unser Rat an Studierende lautet:<br />
Kommt raus aus dem Keller, schaut euch<br />
um, geht auf Reisen, besucht Theater- und<br />
Ballettvorstellungen … und hört auf euer<br />
Bauchgefühl!<br />
Wie bist du selbst zum Design gekommen?<br />
Worauf hast du dich spezialisiert?<br />
Ich war 1992 eine der ersten Studierenden<br />
an der Design Factory. Damals hieß das Studium<br />
noch ‚Graphikdesign’. Ich erinnere mich<br />
daran, dass wir im dritten Semester mit den<br />
ersten Apple-Macs ausgestattet wurden –<br />
ein Startschuss in die Digitalisierung! Was<br />
hat mich angetrieben? Mir ging es vor allem<br />
darum, mich auszudrücken. Zeichnen, Typografie,<br />
Konzeptionen – das Design studium<br />
ist dafür ideal.<br />
Nach meinem Abschluss an der DFI wechselte<br />
ich zu K.N.S.K. BBDO und entwickelte<br />
dort Wahlkampagnen für die SPD zur<br />
Schröder- Wahl mit und arbeitete an Pitches<br />
u.a. für Volkswagen. Doch es fehlte irgendwie<br />
die Leidenschaft. Deshalb verließ ich die<br />
Branche nach kurzer Zeit und spezialisierte<br />
mich auf den Bereich Editorial Design. Viele<br />
Jahre konnte ich dann als Art Director im<br />
Jahreszeitenverlag den Look der Zeitschrift<br />
‚Petra’ entwickeln. Diese Aufgabe hat mir<br />
großen Spaß gemacht!<br />
Mein beruflicher Weg führte mich anschließend<br />
auch nach München und Berlin, bis<br />
„Desig nern wird die große Aufgabe<br />
zufallen, den Menschen die digitale<br />
Welt nahezubringen.“<br />
ich 2<strong>01</strong>4 das Angebot erhielt, die Schulleitung<br />
der DFI zu übernehmen. Das konnte<br />
ich nicht ablehnen! Wichtig war mir immer,<br />
meinem Bauchgefühl zu folgen, um dort tätig<br />
zu sein, wo ich mich mit meinem Talent<br />
wohlfühle. Das ist mir, glaube ich, bisher<br />
ganz gut gelungen.<br />
Was zeichnet aus deiner Sicht die Design<br />
Factory aus?<br />
Wir haben hier ein besonderes Miteinander<br />
kultiviert, legen Wert auf eine gewisse<br />
Lockerheit und möchten für Studierende,<br />
Eltern und Besucher nahbar sein. Im Gegensatz<br />
zu Kunsthochschulen, die hohe<br />
Viele Studierende der DFI haben sich nach<br />
dem Studium erfolgreich weiterentwickelt.<br />
Welche Personen fallen dir spontan ein?<br />
Spontan fallen mir drei Beispiele ein: Erstens,<br />
die ‚Agentur Sherpa‘, bestehend aus<br />
drei Designern, die sich heute erfolgreich<br />
auf dem Markt etabliert haben. Zweitens,<br />
Fred Falke, der unbedingt in Silicon Valley<br />
arbeiten wollte und dessen Abschlussarbeit<br />
im Game Design angesiedelt war. Anschließend<br />
absolvierte er an unserer Partnerhochschule<br />
in Hildesheim ein Masterstudium und<br />
schaffte tatsächlich den Sprung zu Google<br />
nach Kalifornien. Drittens, die ‚Adana<br />
Twins‘, die uns bereits während des Studiums<br />
mit einer außergewöhnlichen Arbeit<br />
beeindruckten und heute gefeierte DJs sind.<br />
Werfen wir einen Blick in die Zukunft.<br />
Welche Aufgaben kommen auf Designer<br />
zu?<br />
Schon jetzt werden technische Innovationen<br />
nicht nur von Ingenieuren hergestellt,<br />
sondern von Designern geplant. Design verändert<br />
die Welt und bedeutet nicht nur Gestaltung,<br />
sondern auch Beratung. Desig nern<br />
wird die große Aufgabe zufallen, den Menschen<br />
die digitale Welt nahezubringen. Wir<br />
werden uns zukünftig mit der Frage beschäftigen:<br />
Wo bleibt der Mensch, wenn Computer<br />
mehr und mehr Aufgaben übernehmen? Es<br />
geht um unsere Kultur. Deshalb trägt Design<br />
eine Verantwortung!<br />
Hat dich ein Designer besonders geprägt?<br />
Es gibt jemanden, den ich seit langer Zeit<br />
beobachte, der sich immer wieder neu erfindet<br />
und dessen konsequenter Stil mich<br />
fasziniert, … das ist der Modedesigner Paul<br />
Smith.<br />
Vielen Dank für das Gespräch, Jesta.<br />
Text Christian Dorbandt<br />
Foto Christian Brandes
Rubrik<br />
94 THE NØRD TIMES<br />
THE NØRD TIMES<br />
95<br />
Rubrik<br />
aber auch Personengruppen und Privatpersonen.<br />
Momentan arbeiten wir in vielen<br />
Projekten mit Schüler- und Jugendgruppen<br />
zusammen.<br />
Interview mit dem Kieler Musiker, Labelchef<br />
und Produzenten Claudius Carstens<br />
Claudius Carstens ist Musiker, Sänger,<br />
Produzent und Inhaber der Firma<br />
„Plattenmonster Schallwaren GmbH“.<br />
Mit seinem Kieler Team produziert er Songs,<br />
Hörspiele, Videos sowie Trailer und vermittelt<br />
bundesweit Medienkompetenz an Schulen<br />
und für Jugendgruppen. Im Interview verrät<br />
er, welches Schlüsselerlebnis ihn zu seiner Firmengründung<br />
bewegte und welches Ziel ihn<br />
antreibt.<br />
Moin, Claudius. Wir stehen im Tonstudio<br />
deiner Firma ‚Plattenmonster‘, umgeben<br />
von Instrumenten und Aufnahmetechnik.<br />
Und das inmitten der mittelalterlichen<br />
‚Festung‘ in Kiel-Friedrichsort! Was für<br />
eine coole Location!<br />
Moin, und herzlich willkommen. Ja, wir haben<br />
uns in dieser Festung verschanzt und<br />
fühlen uns auch sehr wohl. Das ist sozusagen<br />
unsere Homebase. Von hier starten wir<br />
alle Projekte.<br />
Was für Projekte sind das?<br />
Mittlerweile eine ganze Menge! Hauptsächlich<br />
bieten wir Leistungen in den Bereichen<br />
Medien und Veranstaltungen an. Unsere<br />
Schwerpunkte sind die Planung und Durchführung<br />
von Projekten und Schulungen zum<br />
Umgang mit Medien, Medien-Events und Incentives<br />
sowie Angebote und Fortbildungen<br />
im Bereich Bild und Ton, Tonstudiobau sowie<br />
Musikproduktion und Komposition. Wir machen<br />
auch Imagefilme für Unternehmen und<br />
echt freakige Sachen, zum Beispiel Dub step-<br />
Produktionen für Werbefilme.<br />
Wer sind eure Kunden und Zielgruppen?<br />
Ganz unterschiedlich. Uns können Firmen<br />
und öffentliche Einrichtungen ansprechen,<br />
Wie muss man sich das vorstellen? Kommt<br />
hier ein Bus mit 30 Jugendlichen an, und<br />
ihr erklärt dann, wie alles funktioniert?<br />
Die Schüler kommen nicht zu uns, sondern<br />
wir fahren zu den Zielgruppen und treffen<br />
sie in ihrer Umgebung. Mobiles Video-, Audio-,<br />
Grafik und Schnitt-Equipment bringen<br />
wir mit. Und dann geht’s ab. Unter unserer<br />
Anleitung produzieren Jüngere und Ältere<br />
dann alles, was man sich vorstellen kann:<br />
Musikvideos, Songs, Dokumentationen, Comics,<br />
Foto-Lovestories, Hörspiele, und nebenbei<br />
vermitteln wir dadurch jede Menge<br />
Medienkompetenz.<br />
Welches Projekt hat dich zuletzt stark begeistert?<br />
Wir sind ständig am Staunen! Vor Kurzem<br />
haben wir einen Hip-Hop-Song mit einer<br />
20-köpfigen Jugendgruppe aufgenommen<br />
und anschließend ein Musikvideo auf der<br />
Straße produziert. Es war krass zu sehen,<br />
mit welchem Talent und welcher Begeisterung<br />
alle am Werk waren. Es steckt viel Potenzial<br />
in den Leuten. Wenn du zum ersten<br />
Mal etwas machst, was du allein nie gewagt<br />
hättest, verändert es dich!<br />
Das klingt so, als hättest du es selbst so<br />
erlebt!<br />
Ja, das war auch irgendwie so, allerdings<br />
hatte ich viele solcher Momente, die mich<br />
weitergebracht haben. Ich habe früh begonnen,<br />
Musik zu machen. Mit 16 Jahren spielte<br />
ich bereits in drei Bands und leitete einen<br />
Chor. Mein erster Auftritt war als Sänger<br />
einer AC/DC-Cover-Band. Nach dem Abitur<br />
„Wenn du<br />
zum ersten<br />
Mal etwas<br />
machst, was<br />
du allein nie<br />
gewagt hättest,<br />
verändert es<br />
dich!“<br />
bin ich auch andere Wege gegangen. Erst<br />
habe ich auf einer einsamen Insel Vögel gezählt,<br />
dann in Köln angefangen, Musikwissenschaften<br />
zu studieren, danach verspürte<br />
ich wieder Sehnsucht nach Kiel und schrieb<br />
mich an der CAU für ein Studium ein, doch<br />
das hat mich alles nicht geflasht.<br />
… und dann kam wieder die Mucke dazu?<br />
Ja, die Mucke war eigentlich immer da, aber<br />
nebenbei hatte ich diverse Jobs, unter anderem<br />
bei einer Sportagentur. Dort habe ich<br />
viel über Medienproduktion gelernt, angefangen<br />
vom Kabelschlepper bis hin zum Kameramann<br />
und Cutter.<br />
Irgendwann hatte ich so eine Art Schlüsselerlebnis.<br />
Es war beim Deutschen Springund<br />
Dressur-Derby in Hamburg. Ich saß<br />
um ein Uhr nachts im Schnitt, um einen<br />
Video-Trailer fertigzustellen, und in diesem<br />
Augenblick ist mir klar geworden, dass ich<br />
nicht in meinem Thema bin. Da ich sowieso<br />
jeden Cent, den ich verdiente, in Musiktechnik<br />
gesteckt habe, beschloss ich, mein eigenes<br />
Tonstudio aufzumachen und ein Label<br />
zu gründen. Ich wollte in meiner Welt sein!<br />
So entstand 2<strong>01</strong>0 die Firma ‚Plattenmonster’.<br />
Für welche Bands habt ihr bisher Alben<br />
produziert?<br />
Wir haben zum Beispiel das Debutalbum<br />
‚Kochbuch’ von Liedfett herausgebracht.<br />
Mittlerweile ist die Band fett im Geschäft.<br />
Die Scheibe ‚Im Porzellanladen’ von Elephant<br />
Party ist bei uns entstanden, aber auch Alben<br />
von ‚Salamanda’ und ‚Wirmaschine’,<br />
Bands, die wir auch gelabelt haben. Eine<br />
Herzensangelegenheit war natürlich ‚Schall<br />
und Rauch’ und ist immer noch meine Hip-<br />
Hop-Band ‚Herr Bösel’, in der ich selbst rappe.<br />
Leider kann man nicht tausend Dinge<br />
auf einmal machen!<br />
Welche Musik hörst du privat gern?<br />
Ich kann mich nicht auf einen Stil festlegen,<br />
sondern höre ‚allround‘. Natürlich stehe ich<br />
dem Hiphop besonders nahe, weil ich Rapper<br />
bin. Momentan feiere ich Vulfpeck und<br />
Kitschkrieg ab.<br />
Hast du ein Ziel mit ‚Plattenmonster‘?<br />
Mein Ziel war es immer, als Musiker zu leben<br />
und zu arbeiten. Das habe ich geschafft.<br />
Ansonsten soll möglichst alles, was wir machen,<br />
mit einem sozialen Gedanken verknüpft<br />
und friedlich sein.<br />
Letzte Frage, Claudius: Was für eine Berufsbezeichnung<br />
hast du?<br />
Hip-Hopper.<br />
Vielen Dank, Claudius, für das Interview<br />
und viel Erfolg mit Plattenmonster!<br />
Text Christian Dorbandt<br />
Fotos Sebastian Weimar
Rubrik<br />
96 THE NØRD TIMES<br />
THE NØRD TIMES<br />
97<br />
Rubrik<br />
Mit<br />
und<br />
Interview mit Helena Derheim,<br />
Gründerin der Firma „WunschWimper“<br />
in Kiel<br />
Helena Derheim blickt in jungen Jahren<br />
auf eine bewegte Vergangenheit<br />
zurück. Geboren in Kasachstan und<br />
aufgewachsen in Sibirien, zog sie im Alter<br />
von elf Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland<br />
und ging anschließend ihren Weg über<br />
Grundschule, Gymnasium, Universität bis in<br />
die Selbständigkeit. Im <strong>ME2BE</strong>-Interview erinnert<br />
sich die 30-jährige Wimpernstylistin<br />
sowohl an Momente des Glücks als auch des<br />
Zweifels und verrät, warum ihre Russischkenntnisse<br />
noch nützlich sind.<br />
Hallo, Helena. Vor zwei Jahren hast du<br />
dich als Wimpernstylistin mit einem Studio<br />
namens ‚WunschWimper‘ in Kiel selbständig<br />
gemacht. Wie läuft’s?<br />
Danke, es läuft gut! Momentan bin ich richtig<br />
glücklich damit.<br />
Was genau bietest du an?<br />
Ich biete professionelle Wimpernkosmetik<br />
an, das heißt, ich verlängere, verdichte und<br />
verziere Wimpern, führe Wimpernliftings<br />
und Augenbrauenkorrekturen durch.<br />
Welche Kunden kommen zu dir?<br />
Meine Kunden sind natürlich überwiegend<br />
Frauen. Von 15 bis 75 Jahren ist jedes Alter<br />
vertreten. Vereinzelt gibt es auch Männer,<br />
die sich einem Wimpernlifting unterziehen,<br />
um ihnen Augen mehr Ausdruck<br />
zu verleihen.<br />
Du bist in Kasachstan geboren und im russischen<br />
Sibirien aufgewachsen. Welche Erinnerungen<br />
hast du an diese Zeit?<br />
An die Zeit in Kasachstan erinnere ich mich<br />
kaum, weil ich noch sehr klein war. Mit vier<br />
Jahren zogen wir nach Sibirien. An diese Zeit<br />
erinnere ich mich noch gut, zum Beispiel an<br />
unser Haus, an die langen Winter, die großen<br />
Schneemengen, an den langen Fußweg<br />
zur Schule und … dass es erst ab minus 30<br />
Grad schulfrei gab!<br />
Von welcher Zukunft hast du als Kind geträumt?<br />
Ich wollte unbedingt Tänzerin werden. Und<br />
als ich älter war, wollte ich Grundschullehrerin<br />
werden, weil ich so eine tolle Klassenlehrerin<br />
hatte.<br />
Im Jahr 2000 zogen deine Eltern mit deiner<br />
Schwester und dir als ‚Spätaussiedler’<br />
nach Deutschland? Was war das für ein<br />
Gefühl?<br />
Für mich war das anfangs eine große Umstellung,<br />
aber der Umzug war lange geplant,<br />
„Mir gefällt der Name ‚WunschWimper‘.<br />
Er erinnert mich an den Brauch, sich<br />
beim Wegpusten einer Wimper etwas<br />
wünschen zu dürfen.“<br />
und somit hatte ich genügend Zeit, mich<br />
emotional darauf vorzubereiten. Rund drei<br />
Jahre lang dauerte unser Aussiedlungsverfahren.<br />
Mein Vater musste mehrere Sprachtests<br />
absolvieren und immer wieder Anträge<br />
stellen. Bevor wir in eine Wohnung in Mecklenburg-Vorpommern<br />
einziehen konnten,<br />
waren wir für kurze Zeit in einem Grenzdurchgangslager<br />
untergebracht.<br />
Wo hast du Deutsch gelernt?<br />
Um Deutsch zu lernen, wurde ich noch einmal<br />
in eine Grundschule aufgenommen.<br />
Zwar hatte ich bis zum vierten Lebensjahr<br />
mit meinem Opa Deutsch gesprochen, es<br />
später aber wieder verlernt. Beim Erlernen<br />
der Sprache halfen mir unter anderem<br />
Märchenbücher und -filme. Ansonsten war<br />
der Neuanfang schwierig. Meine Mitschüler<br />
fanden mich zwar interessant und stellten<br />
mir tausend Fragen, doch ich verstand kein<br />
einziges Wort! In solchen Augenblicken<br />
möchte man am liebsten wieder zurück in<br />
die alte Umgebung; doch ich bin kein Typ,<br />
der schnell wegläuft. Nach einigen Monaten<br />
besserte sich die Situation. Ich konnte mich<br />
verständigen, fand schnell Freunde und erlebte<br />
anschließend eine gute Schulzeit.<br />
Nach dem Abitur hast du Kunstgeschichte<br />
und Pädagogik an der Friedrich-Alexander-Universität<br />
in Erlangen-Nürnberg<br />
(FAU) studiert. Welche Ziele hast du verfolgt?<br />
Pädagogik wählte ich, weil ich mir beruflich<br />
eine leitende Funktion in einem Kindergarten<br />
vorstellen konnte. Da ich dieses Fach<br />
dort nur in Kombination mit einem weiteren<br />
Bachelorstudiengang wählen konnte,<br />
entschied ich mich aus reinem Interesse für<br />
Kunstgeschichte. Nach Abschluss des Bachelorstudiums<br />
zogen mein Freund und ich<br />
nach Kiel, um unsere Masterstudiengänge zu<br />
beginnen …<br />
… doch dann änderte ein Wimpernschlag<br />
dein Leben?<br />
Ja, wobei diese Veränderung etwas länger<br />
dauerte als nur ein Wimpernschlag! Zur Finanzierung<br />
meines Masterstudiums arbeitete<br />
ich in einem Kieler Kosmetikstudio und<br />
habe dort die Wimpernkosmetik schätzen
Rubrik<br />
98<br />
THE NØRD TIMES<br />
Die Erinnerungen bleiben: unbeschwerte<br />
Augenblicke aus Helenas Kindheit in<br />
Kasachstan und Sibirien.<br />
und lieben gelernt. Dann wurde ich schwanger<br />
und überlegte anschließend, wie ich<br />
alles unter einen Hut bekommen kann. Die<br />
Idee, mich selbständig zu machen, entstand<br />
circa ein Jahr nach dem Mutterschutz. Zur<br />
Untermiete und mit einer Handvoll Kunden<br />
fing es an. Dann kamen mehr Neukunden<br />
und Weiterbildungen dazu, sodass ich das<br />
Masterstudium vorerst abbrach. 2<strong>01</strong>6 eröffnete<br />
ich schließlich mein eigenes Studio.<br />
Mittlerweile hast du dich als Wimpernkosmetikerin<br />
etabliert. Welche Eigenschaften<br />
helfen dir dabei?<br />
Ich glaube, am meisten hilft mir mein offenes<br />
Wesen und dass ich mich gut in andere<br />
Menschen hineinversetzen kann. Außerdem<br />
liegt mir das kreative Arbeiten, und ich<br />
kann bei manchen Schulungen auf meine<br />
Russischkenntnisse zurückgreifen, denn die<br />
Wimpern-Szene ist stark russisch geprägt!<br />
Du nimmst auch an Styling-Wettkämpfen<br />
teil. Hast du schon mal einen Preis gewonnen?<br />
Ja, ich habe schon an mehreren Wettbewerben<br />
teilgenommen und diverse Auszeichnungen<br />
erhalten. Meistens werden solche Events<br />
von Kosmetikfirmen im Rahmen einer Messe<br />
veranstaltet, zum Beispiel auf der Münchener<br />
Beauty-Messe. Mein größter Erfolg war ein<br />
erster Platz bei den German Masters in Berlin.<br />
Ich würde gern an weiteren Wettbewerben<br />
teilnehmen, leider fehlt mir die Zeit dazu.<br />
Und wie ist der Name ‚WunschWimper‘<br />
entstanden?<br />
Das ergab sich aus einer Umfrage in meinem<br />
Freundes- und Bekanntenkreis. Ein Vorschlag<br />
lautete ‚WünschWimper‘. Daraus<br />
würde WunschWimper. Es erinnert an den<br />
Brauch, sich beim Wegpusten einer Wimper<br />
etwas wünschen zu dürfen.<br />
Und was wünschst du dir?<br />
Ich wünsche mir mehr Zeit für meine Familie<br />
und hoffe, mich bald auch mehr meiner Tätigkeit<br />
als Trainerin widmen zu können, weil<br />
es mir sehr viel Spaß macht, mein Wissen<br />
und meine Erfahrung weiterzugeben.<br />
Vielen Dank für das Gespräch, Helena, und<br />
viele glückbringende ‚Wimpern- Puster‘ für<br />
‚WunschWimper‘.<br />
Text Laura Hasl, Christian Dorbandt<br />
Fotos Laura Hasl<br />
# berufsorientierung<br />
<strong>ME2BE</strong>.DE
%<br />
unserer Studierenden<br />
haben drei Monate<br />
nach dem Abschluss<br />
einen Job.*<br />
hs-flensburg.de<br />
*Absolventenbefragung