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16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 137 · M ontag, 17. Juni 2019<br />
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Lokalsport<br />
Blau ist die Hoffnung: Lucas Jakubczyk hat sich als erstes großes Ziel der Saison die Deutsche Meisterschaft in Berlin gesetzt.<br />
IMAGO IMAGO/WIEDENSOHLER<br />
Alter Hase unter jungen Hüpfern<br />
Sprinter Lucas Jakubczyk vom SCC ist in Dessau bescheidene Zeiten gelaufen. Die WM findet zwar erst im Herbst statt, doch schon im August muss er sich beweisen<br />
VonChristian Kattner<br />
Lucas Jakubczyk war in Eile.<br />
Schnell die Sachen zusammenpacken,<br />
von den Kollegen<br />
verabschieden und ab<br />
ins Auto,umnicht zu spät bei den Eltern<br />
inder Heimat in Sachsen anzukommen.<br />
Es liegt wohl in der Natur<br />
eines Sprinters, dass er es sehr eilig<br />
hat. Wer gewinnen will, muss am<br />
schnellsten laufen. Nur wer schnell<br />
läuft, ist also auch zufrieden. So gesehen<br />
verlief der Freitagabend beim<br />
Anhalt Meeting in Dessau nicht zufriedenstellend.<br />
10,60 Sekunden im<br />
Vorlauf, 10,62 Sekunden im B-Finale:<br />
Das waren nicht die Zeiten, die sich<br />
ein 100-Meter-Läufer vorstellt. „Der<br />
Vorlauf war katastrophal“, sagte der<br />
Sprinter vom SCC Berlin, „ich habe<br />
von vorne bis hinten bei jedem<br />
Schritt geguckt, wo ich den nächsten<br />
Schritt setze. Dasist das Schlimmste,<br />
das man im Sprint haben kann,<br />
wenn man merkt es geht nicht und<br />
sieht, wie die anderen weglaufen.“<br />
Wirkliche Enttäuschung war im<br />
Gesicht des 34-Jährigen allerdings<br />
nicht zu lesen. Kurz war die Atmung<br />
direkt nach dem Lauf, die Analyse<br />
fiel nüchtern aus. Denn auch wenn<br />
er bemängelte, dass er, wie bereits<br />
zwei Wochen zuvor bei einem Wettkampf<br />
in Jena gerade im zweiten Teil<br />
der Strecke noch Probleme hat, so ist<br />
das legitim, „weil es eine Phase im<br />
Lauf ist, die bisher im Training sehr<br />
wenig angetastet wurde“.<br />
Mitte Juni erst bei zwei Wettkämpfen<br />
am Start gewesen zu sein,<br />
im Training noch längst nicht an allen<br />
Feinheiten gearbeitet zu haben,<br />
ist für den Verlauf der Freiluftsaison<br />
eines Leichtathleten eher ungewöhnlich,<br />
aber notwendig, weil die<br />
Weltmeisterschaft in Doha zwischen<br />
dem 27. September und dem 6. Oktober<br />
stattfinden wird. Ein sospät<br />
gelegener Saisonhöhepunkt erfordert<br />
natürlich eine Anpassung des<br />
Trainings und dessen Inhalten.<br />
BeiLucas Jakubczyk spielt zudem<br />
die Europameisterschaft des vergangenen<br />
Jahres noch eine Rolle. Dort<br />
war er beim Wechsel in der 4x100-<br />
Meter-Staffel bei der Übergabe des<br />
Stabes gestürzt, hatte sich neben einem<br />
Muskelfaserriss auch noch Prellungen<br />
und Schürfwunden zugezogen.<br />
Nach diesem unplanmäßigen<br />
Saisonende sei erst einmal Wundenlecken<br />
angesagt gewesen. Im Formaufbau<br />
für diese Saison „versucht<br />
man deshalb wieder dahin zu kommen,<br />
wo man mal war. Das braucht<br />
generell erst einmal mehr Zeit, als<br />
wenn man gesund aus einer Saison<br />
gekommen ist“, erzählt er.<br />
Folgen des Sturzes verspürt er<br />
keine mehr.Weder mental, noch körperlich.<br />
Und trotzdem macht ihm<br />
die Wiedererlangung seiner Form in<br />
Verbindung mit seinem fortschreitenden<br />
Alter zu schaffen. „Das sind<br />
zwei Sachen, die man mit Bedacht<br />
und guten sowie intelligenten Entscheidungen<br />
zusammenbringen<br />
muss“, sagt er.<br />
Da kommt es ihm gar nicht ungelegen,<br />
dass die Weltmeisterschaft<br />
„Ich starte in dieser Woche in Berlin bei der<br />
Midsommar-Nacht. Danach muss man dann<br />
an den Fehlern etwas nachjustieren.“<br />
Lucas Jakubczyk über sein Programm in diesem Frühsommer<br />
erst im Herbst stattfinden wird. Mit<br />
seinen Kollegen der deutschen<br />
4x100-Meter-Staffel war er für drei<br />
Wochen in Japan. DieLeistungen auf<br />
der Bahn seien allerdings nicht so erfolgsträchtig<br />
gewesen, wie sich das<br />
alle Beteiligten vorgestellt hatten.<br />
Das nächste Mal laufen Jakubczyk<br />
und seine Staffel-Kollegen Anfang<br />
Juli in Regensburg und wollen dort<br />
die Norm erfüllen.<br />
Das bietet Raum zur weiteren<br />
Vorbereitung; die Zeit ist aktuell auf<br />
seiner Seite. Die Zeiten allerdings<br />
noch nicht. 10,6 Sekunden in Dessau<br />
oder 10,41 Sekunden in Jena sind sicher<br />
nicht das, was er sich vorstellt.<br />
MitStand vom12. Juni waren in diesem<br />
Jahr 15 Sprinter schneller als er.<br />
Aber mit Blick auf den Formaufbau<br />
ist das zu verschmerzen, ja eigentlich<br />
sogar zu vernachlässigen. „Die<br />
Leistung zeigt, dass noch einige Sachen<br />
fehlen. Aber das ist normal,<br />
man muss sich genau angucken, wo<br />
es geht und wo noch nicht“, sagt Lucas<br />
Jakubczyk, „das ist jetzt der erste<br />
Wettkampfblock. Ich starte in dieser<br />
Woche in Berlin bei der Midsommar-<br />
Nacht und dann sind erst einmal<br />
zwei Wochen Ruhe. Damuss man<br />
dann an den Fehlernund Problemen<br />
etwas nachjustieren.“<br />
Der Sprinter des SCC Berlin<br />
macht sich aber dennoch ein wenig<br />
Druck. Die Sachen, die im Training<br />
bislang noch nicht angegangen wurden,<br />
„das muss jetzt in den nächsten<br />
Wochen kommen“, sagt er. Denn:<br />
Mit den Deutschen Meisterschaften<br />
in Berlin steigt am 3. und 4. August<br />
bereits ein Höhepunkt. Es sind die<br />
Wettkämpfe, um sich für weitere<br />
Aufgaben zu empfehlen.<br />
Lucas Jakubczyk hofft, dass er in<br />
diesem Jahr noch einmal der alte<br />
Hase in einer Staffel aus sehr jungen<br />
Hüpfernsein kann. Dass diese Kombination<br />
so etwas wie Wiedergutmachung<br />
für das Ausscheiden der Staffel<br />
im Vorjahr bei der EM in Berlin<br />
betreiben könne. Die Zeit von<br />
Sprintkollege Marvin Schulte, der<br />
am Wochenende bei der Deutschen<br />
U23-Meisterschaft 10,12 Sekunden<br />
lief, ließ viele aufhorchen.<br />
Auch Lucas Jakubczyk wäre vermutlivch<br />
gerne schon schneller unterwegs.Erweiß<br />
aber auch, dass solche<br />
schnellen Zeiten vor soeinem<br />
späten Saisonhöhepunkt wie in diesem<br />
Jahr gut und schön sind. Aber<br />
letztendlich sind sie „ein Muster<br />
ohne Wert, wenn man es bis zum<br />
Ende der Saison nicht hinbekommt“.<br />
Undbis es soweit ist, gibt es<br />
noch viel Zeit für Verbesserungen.<br />
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