Berliner Zeitung 18.06.2019
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4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 138 · D ienstag, 18. Juni 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Erstarkter Antisemitismus<br />
macht Steinmeier Sorgen<br />
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier<br />
hat sich besorgt über einWiedererstarken<br />
des Antisemitismus geäußert.„Es<br />
erfüllt mich mit großer<br />
Sorge, dass antisemitische und rassistische<br />
Straftaten in Deutschland zunehmen“,<br />
sagte Steinmeier am Montag<br />
bei einem Festakt in der Hochschule<br />
für Jüdische Studien in Heidelberg.„Und<br />
es erfüllt mich mit großer<br />
Sorge, dass Antisemitismus auch in<br />
der Mitte der Gesellschaft wieder salonfähig<br />
wird.“ (AFP)<br />
Millionen Mahnverfahren<br />
gegen Arbeitslose<br />
Jobcenter und Arbeitsagenturen haben<br />
im vergangenen Jahr in mehr als<br />
6,5 Millionen Fällen wegen Rückzahlungsforderungen<br />
Mahnverfahren<br />
gegen Arbeitslose eingeleitet. Das<br />
geht aus der Antwortdes Bundesarbeitsministeriums<br />
auf eine Anfrage<br />
der AfD-Bundestagsfraktion hervor.<br />
Demnach gab es 5,7 Millionen Mahnverfahren,<br />
bei denen es um Rückforderungen<br />
mit Blick auf Hartz-IV-Leistungen<br />
ging. In 705 566 ging es um die<br />
Rückzahlung vonzuviel gezahltem<br />
Arbeitslosengeld I. DieRückforderungen<br />
bei HartzIVbeliefen sich auf<br />
2,59 Milliarden Euro –knapp sieben<br />
Prozent mehr als 2017. Beim ALG1<br />
waren es 485 Millionen Euro. (rb.)<br />
Däne Madsen wird Rostocker<br />
Oberbürgermeister<br />
DerDäne Claus Ruhe Madsen hat<br />
die Wahl zum Oberbürgermeister in<br />
Rostock deutlich gewonnen. Damit<br />
wirderder erste Ausländer sein, der<br />
eine deutsche Großstadt regiert. Bei<br />
der Stichwahl am Sonntag setzte sich<br />
der 46 Jahrealte parteilose Unternehmer<br />
gegen den Linken-Kandidaten<br />
Steffen Bockhahn durch. Madsen<br />
holte 57,1 Prozent der Stimmen,<br />
Bockhahn 42,9 Prozent. Madsen<br />
stammt aus Kopenhagen und lebt<br />
seit 1992 in Deutschland. Vor20Jahrenkam<br />
er nach Rostock. (dpa)<br />
Ägyptens Ex-Präsident<br />
Mursi gestorben<br />
Ägyptens Ex-Präsident Mohammed Mursi<br />
verstarb im Gerichtssaal.<br />
DPA<br />
Ägyptens früherer Präsident Mohammed<br />
Mursi ist am Montag nach<br />
Angaben aus Justiz- und Sicherheitskreisen<br />
gestorben. Demnach brach<br />
Mursi bei einer Gerichtsanhörung<br />
zusammen und starb später im<br />
Krankenhaus.Der islamistische Politiker<br />
hatte 2012 sein Amt als erster<br />
demokratisch gewählter Staatschef<br />
Ägyptens angetreten, war aber<br />
schon bald mit Massenprotesten<br />
konfrontiertund wurde im Juli 2013<br />
vomMilitär gestürzt. (AFP)<br />
Iran wird zulässige<br />
Uran-Menge überschreiten<br />
DerIranwirdnach eigenen Angaben<br />
die zulässige Menge vonangereichertem<br />
Uran noch im Juni überschreiten.<br />
Voraussichtlich am 27. Juni werdeder<br />
Iran die Menge von300 Kilogramm<br />
angereichertem Uran erreicht haben,<br />
sagte der Sprecher der iranischen<br />
Atomenergiebehörde am Montag.<br />
Laut dem internationalen Atomabkommen<br />
von2015 darfder Iran diese<br />
Menge nicht überschreiten. (AFP)<br />
Länder bestimmen Grundsteuer<br />
Große Koalition beschließt Kompromiss für die Immobilienabgabe. Solidaritätszuschlag nur noch für Reiche<br />
VonRasmus Buchsteiner<br />
Am Ende waren alle nur erleichtert:<br />
„Die Kuh ist damit<br />
vom Eis“, freut sich<br />
Thorsten Schäfer-Gümbel,<br />
einer der drei kommissarischen<br />
SPD-Chefs.„Die Geduld hat sich gelohnt“,<br />
zeigt sich der CSU-Vorsitzende<br />
Markus Söder zufrieden. Nach<br />
monatelangem Hickhack haben sich<br />
die Spitzen der großen Koalition in<br />
der Nacht zum Montag auf eine<br />
Grundsteuer-Reform geeinigt. Allerdings<br />
weicht die deutlich ab vonden<br />
Plänen, die Bundesfinanzminister<br />
Olaf Scholz (SPD) zunächst präsentierthatte.<br />
Wichtigster Punkt: Über eine Öffnungsklausel<br />
sollen die Länder weitreichende<br />
Gestaltungsspielräume<br />
erhalten. Scholz hatte sich für eine<br />
Steuerbemessung eingesetzt, die<br />
sich nach demWert des Grundstücks<br />
und der Höhe der Miete richtet. Insbesondere<br />
Bayern wollte aber ein<br />
Modell, bei der sich die Steuer nach<br />
der Fläche der Immobilie bemisst.<br />
Der Kompromiss, für den eine<br />
Grundgesetzänderung erforderlich<br />
sein soll, eröffnet den Ländern die<br />
Möglichkeit, die Steuerbemessung<br />
weitgehend selbst zu gestalten. Nur:<br />
Auf den Finanzausgleich zwischen<br />
den Ländern soll das keine Auswirkungen<br />
haben. Nimmt ein Land<br />
durch eine eigene Variante weniger<br />
Steuern ein, wird das nicht durch<br />
den gemeinsamen Finanztopf ausgeglichen.<br />
Bayern kündigte am<br />
Montag prompt an, die Öffnungsklausel<br />
nutzen zu wollen.<br />
Auswirkungen auf die Miete<br />
Die Reform der Grundsteuer war<br />
notwendig geworden wegen eines<br />
Urteils des Bundesverfassungsgerichts,das<br />
der Politik für eine Neuregelung<br />
bis Ende 2019 Zeit gegeben<br />
hatte. Ohne eine Einigung wäre die<br />
Erhebung der Steuer, die den Kommunen<br />
jährlich 14 Milliarden Euro<br />
einbringt, ab Jahresende nicht mehr<br />
möglich. Union und SPD haben nun<br />
vereinbart, dass der Bundestag Anfang<br />
Juli in erster Lesung über die Reformberaten<br />
soll.<br />
Offen ist, wie sich der Kompromiss<br />
auf die Mieten auswirken wird.<br />
SPD-Minister hatten zuletzt ein Gesetz<br />
ins Gespräch gebracht, das die<br />
Umlage der Grundsteuer auf die<br />
Die Grundsteuer<br />
wird unter anderem auf bebaute oder bebaubare<br />
Grundstücke erhoben (Grundsteuer B)<br />
So wird die Grundsteuer bisher berechnet<br />
Einheitswert<br />
Gebäude/<br />
Grundstück<br />
i<br />
Für jedes Grundstück in Deutschland ist ein Wert festgelegt.<br />
Diese Festlegung reicht in Westdeutschland bis 1964 und in Ostdeutschland<br />
sogar bis 1935 zurück. Das Bundesverfassungsgericht bewertete die<br />
Berechnungsgrundlage in Westdeutschland als verfassungswidrig.<br />
Beispiel<br />
20 000 €<br />
x<br />
x<br />
3,5 von<br />
Tausend*<br />
3,5<br />
1000<br />
Steuereinnahmen der Gemeinden<br />
nach Steuerverteilung gerundet in Milliarden Euro<br />
100<br />
gesamt<br />
80 60,0<br />
Mrd.<br />
€<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
23,8<br />
26,0<br />
10,2<br />
68,5<br />
30,0<br />
27,5<br />
10,9<br />
2005 2009<br />
x<br />
von den Kommunen<br />
festgesetzt<br />
x<br />
Hebesatz =<br />
500<br />
100<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: STAT. BUNDESAMT, BUNDESFINANZMINISTERIUM, DPA<br />
=<br />
Handlungsfähigkeit will die große<br />
Koalition nun auch beim Soli-Abbau<br />
und in Sachen Klimaschutz zeigen.<br />
Bis Ende August soll der Finanzminister<br />
einen Gesetzentwurf präsentieren,<br />
der den Solidaritätszuschlag<br />
für 90 Prozent der Zahler abschafft.<br />
Die Steuerzahler sollen ab 2021 bis<br />
zu einem zu versteuernden Einkommen<br />
von 61000 Euro komplett vom<br />
Soli befreit werden.<br />
Wermehr als 61 000 Euro undweniger<br />
als 76 000 Euro versteuern<br />
muss, soll einen Teilerlass bekommen.<br />
Technisch wird das durch ein<br />
Verschieben der Freigrenze und der<br />
Gleitzone erreicht. Singles mit einem<br />
Bruttoeinkommen von maximal<br />
rund 72 000 Euro müssen künftig<br />
keinen Soli mehr zahlen. Ein Ehepaar<br />
mit zwei Kinderndarfsogar ungefähr<br />
150 000 Euro verdienen.<br />
Zum Klimaschutz soll es in der<br />
zweiten Septemberhälfte Entscheidungen<br />
geben. Dabei will die Koalition<br />
ein „in ökologischer, sozialer<br />
und ökonomischer Hinsicht tragfähiges<br />
Gesamtkonzept“ vereinbaren,<br />
um die für 2030 gesetzten Klimaziele<br />
zu erreichen.<br />
Bisdahin dürfte die Bundesregierung<br />
auch geklärthaben, ob es –wie<br />
auch immer geartete –CO 2 -Besteuerung<br />
geben soll. BisEnde August will<br />
die Koalition gesetzliche Maßnahmen<br />
für bezahlbares Wohnen auf<br />
denWegbringen. Beim Dauer-Streitthema<br />
Grundrente gab es keine Einigung.<br />
Die SPD will die Rente ohne<br />
Bedarfsprüfung einführen. Die Unionsparteien<br />
beharren darauf und<br />
berufen sich dabei auf den mit der<br />
SPD geschlossenen Koalitionsvertrag.<br />
Grundsteuermesszahl<br />
Jahresgrundsteuer<br />
350 €<br />
Lohn-, Einkommen-,<br />
Umsatzsteuer<br />
und andere<br />
Gewerbesteuer<br />
Grundsteuer**<br />
47,0<br />
44,3<br />
14,0<br />
2017<br />
*bei Einfamilienhäusern abhängig vomWert: 2,6 oder 3,5; Zweifamilienhäuser 3,1<br />
** einschließlich Grundsteuer Afür land- und forstwirtschaftlichen Grundbesitz<br />
Mieten begrenzen soll. Einen Gesetzentwurfgibt<br />
es bislang nicht. „Es<br />
war keine leichte Entscheidung“,<br />
sagte Malu Dreyer, kommissarische<br />
SPD-Chefin und Ministerpräsidentin<br />
von Rheinland-Pfalz, mit Blick<br />
auf die Grundsteuer-Einigung. Eine<br />
Koalition zeichne sich dadurch aus,<br />
„dass sie am Ende handlungsfähig<br />
ist“.<br />
Teilabschaffung des Soli<br />
Rasmus Buchsteiner<br />
ist gespannt, wozu die Koalition<br />
noch in der Lageist.<br />
Bayerns Vorsprung sorgt in Berlin für Verunsicherung<br />
VonMelanie Reinsch<br />
Die bayerische Länderöffnungsklausel<br />
bei der Grundsteuerreform,<br />
auf die sich die große Koalition<br />
einigen konnte, hat in Berlin für<br />
Missmut gesorgt. „Glücklich sind wir<br />
damit nicht. Vorallem, wenn sich die<br />
Öffnungsklausel für Bayern auch auf<br />
den Länderfinanzausgleich auswirken<br />
sollte und Bayern damit eine<br />
Extrawurst bekommt“, sagte Wirtschaftssenatorin<br />
Ramona Pop<br />
(Grüne) am Montag der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
SPD-Bundesfinanzminister Olaf<br />
Scholz hat Bayern mit der Öffnungsklausel<br />
ein Zugeständnis gemacht.<br />
Die CSU will die Grundsteuer nicht<br />
vomWertdes Bodens und der Miete<br />
abhängig machen, sondern pauschal<br />
vonder Fläche.Dadurch sollen<br />
Steuererhöhungen und Mietsteigerungen<br />
vermieden werden.<br />
In der SPD-Fraktion hatte sich<br />
wegen dieses Grundsteuer-Kompromisses<br />
bereits vorabWiderstand formiert.<br />
Die Kritik: Eine individuelle<br />
Länder-Gesetzgebungskompetenz,<br />
die vom Bundesrecht abweiche,<br />
würde gleichwertige Lebensbedingungen<br />
verhindern.<br />
Doch das war bei der Reform eigentlich<br />
das Ziel. Denn durch die<br />
Möglichkeit der Kommunen, eigene<br />
Finanzsenator hält die Öffnungsklausel bei der Reform der Grundsteuer für problematisch<br />
Hebesätze festlegen zu können,<br />
kann die Grundsteuer sehr unterschiedlich<br />
ausfallen.<br />
Jetzt werden sich auch die anderen<br />
Länder positionieren müssen –<br />
in Hamburg prüft man beispielsweise<br />
bereits ebenfalls die Öffnungsklausel.<br />
UndinBerlin? Es sei wichtig,<br />
dass man bei dem Thema endlich<br />
105,2<br />
„Öffnungsklauseln wirken sich<br />
meist negativ auf die Steuerpflichtigen aus.<br />
Das muss vermieden werden.“<br />
nungsklauseln wirken sich meist negativ<br />
auf die Steuerpflichtigen aus.<br />
Das muss vermieden werden“, betonte<br />
der Senator.<br />
Steffen Zillich, haushaltspolitischer<br />
Sprecher der Linken, hofft weiterhin,<br />
dass es eine bundesweit einheitliche<br />
Regelung geben wird, damit<br />
es Rechtssicherheit gebe. Pasvorangekommen<br />
sei, sagte Berlins<br />
Finanzsenator Mathias Kollatz (SPD)<br />
am Montag der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Sonst erhöhe sich die Gefahr, dass<br />
die wichtigste kommunale Steuer<br />
zum Jahresende wegbreche. Das<br />
dürfe jedoch nicht zu Verwerfungen<br />
führen. „Eine Öffnungsklausel kann<br />
dabei problematisch sein“, erklärte<br />
Kollatz. Solche Klauseln könnten<br />
dazu benutzt werden, den Länderfinanzausgleich<br />
auszuhebeln. „Öff-<br />
Mathias Kollatz (SPD)<br />
Finanzsenator von Berlin<br />
siere das nicht, müsse auch Berlin<br />
eigene Kriterien für die Steuer entwickeln.<br />
„Erst einmal ist es gut, dass es<br />
diese Steuer gibt. Aber sie darf nicht<br />
zu Ungerechtigkeiten führen“, betonte<br />
Zillich.<br />
Anders sieht das die oppositionelle<br />
FDP im Abgeordnetenhaus,die<br />
die Grundsteuer in der Hauptstadt<br />
lieber senken als erhöhen will. Sibylle<br />
Meister, Sprecherin für Haushalt<br />
und Finanzen, hält die Einigung<br />
der großen Koalition bei der Reform<br />
der Grundsteuer ohnehin für „ambitionslos“<br />
und die Umsetzung noch<br />
für „zweifelhaft“.<br />
„Das Land Berlin sollte seinen<br />
schon jetzt bestehenden Freiraum<br />
nutzen und die Grundsteuer halbieren.<br />
Das entlastet Mieterinnen und<br />
Mieter sofort und nachhaltig – im<br />
Gegensatz zu rechtsunsicheren<br />
Konstruktionen wie dem Mietendeckel“,<br />
sagte sie.<br />
Christian Gräff, wirtschaftspolitischer<br />
Sprecher der CDU-Fraktion,<br />
glaubt, dass das neue Grundsteuer-Modell<br />
des Bundesfinanzministers<br />
Scholz für „Berlin zu einem<br />
Riesenproblem“ werde. „Es<br />
wird dazu führen, dass die rot-rotgrüne<br />
Regierung richtig in die<br />
Kasse greifen wird und zwar zulasten<br />
der Einfamilienhausbesitzer<br />
und Mieter“, so Gräff.<br />
Für Berlin, so vermutet er,werde<br />
das „richtig teuer“. In Berlin gingen<br />
die Steuereinnahmen zurück, das<br />
Scholz-Modell sei da für den Finanzsenator<br />
Kollatz „ein guter Anlass<br />
die Einnahmen zu erhöhen“,<br />
sagte Gräff. Und das funktioniere<br />
am besten über das<br />
werteabhängige Modell, das sich<br />
am Wert des Bodens und der<br />
durchschnittlichen Miete orientiere,<br />
erklärte Gräff.<br />
Weniger<br />
Atomwaffen<br />
weltweit<br />
Friedensforscher bleiben<br />
aber trotzdem skeptisch<br />
Die Atommächte verfolgen nach<br />
Angaben von Friedensforschern<br />
einen besorgniserregenden<br />
Modernisierungskurs bei ihren Nuklearwaffenarsenalen.<br />
Zwar ging die<br />
Zahl der Atomwaffen im vergangenen<br />
Jahr um knapp vier Prozent zurück,<br />
wie das Stockholmer Friedensforschungsinstitut<br />
Sipri berichtete.<br />
Dafür seien die Atommächte aber<br />
wieder stärker darauf aus, ihre Waffen<br />
zu modernisieren.<br />
„Offen gesagt ist das ein negativer<br />
Trend“, sagte der Sipri-Atomwaffenexperte<br />
Shannon Kile.Der Rückgang<br />
bei den Atomwaffen habe sich in den<br />
vergangenen Jahren entscheidend<br />
verlangsamt und sei lediglich darauf<br />
zurückzuführen, dass die USA und<br />
Russland Waffen ausrangierten, die<br />
sie nicht mehr benötigten.<br />
Greenpeace kritisiertMaas<br />
Insgesamt gab es im Januar 2019<br />
schätzungsweise 13 865 Atomwaffen<br />
auf der Welt, wie aus dem Sipri-Jahresbericht<br />
2019 hervorgeht. Ein Jahr<br />
zuvor waren es etwa 14 465 gewesen.<br />
Aufdem Höhepunkt des Kalten Krieges<br />
Mitte der 1980er-Jahre gab es<br />
einst etwa 70 000 Atomsprengköpfe.<br />
Über 90 Prozent vonihnen befinden<br />
sich heute laut Sipri imBesitz der<br />
USA und Russlands.Die beiden Länder<br />
besitzen den Schätzungen zufolge<br />
mehr als 6185 beziehungsweise<br />
6500 Atomsprengköpfe. Aber<br />
auch die weiteren drei UN-Vetomächte<br />
Großbritannien (200),<br />
Frankreich (300) und China (290) sowie<br />
Israel (80 bis 90) verfügen über<br />
solche Waffen. Die Zahl der Waffen<br />
In Russland werden veraltete Nuklearwaffen<br />
auch im Museum gezeigt.<br />
IMAGO<br />
im Besitz von Nordkorea schätzen<br />
die Forscher auf 20 bis 30. Einen endgültigen<br />
Beweis dafür, dass Nordkorea<br />
eine funktionsfähige Kernwaffe<br />
besitzt, gibt es laut Sipriaber nicht.<br />
Vorknapp einer Woche hatte Außenminister<br />
Heiko Maas (SPD) gewarnt,<br />
die Krise bei den Bemühungen<br />
um nukleare Abrüstung und<br />
Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen<br />
stelle eine Gefahr für den<br />
Weltfrieden dar. Nach einem Treffen<br />
mit Ministern 15 anderer Länder<br />
ohne Atomwaffen in Stockholm kritisierte<br />
er, dass das Thema Abrüstung<br />
derzeit nicht auf der politischen<br />
Agenda stehe. „Unser gemeinsames<br />
Ziel ist eine Welt ohne Atomwaffen.“<br />
Um dieses Ziel zu erreichen, sieht<br />
Greenpeace den Minister in der<br />
Pflicht. „Heiko Maas vergisst zu erwähnen,<br />
dass auch in Deutschland<br />
Atomwaffen liegen, die modernisiert<br />
werden sollen und im Krisenfall von<br />
deutschen Piloten und deutschen<br />
Flugzeugen in ihre Ziele gebracht<br />
werden sollen“, sagte Greenpeace-<br />
Sprecher Christoph von Lieven. Nukleare<br />
Waffen müssten weltweit abgeschafft<br />
werden, Deutschland<br />
müsse den Atomverbotsvertrag unterzeichnen,<br />
dem mehr als 120 Länder<br />
bereits ihre Unterstützung gegeben<br />
hätten.<br />
Die Friedensforscher bezogen<br />
ihreDaten für den Jahresbericht wieder<br />
aus öffentlichen Quellen, unter<br />
anderem von Regierungen. Nicht<br />
alle Staaten legten Daten zu ihren Arsenalen<br />
transparent auf den Tisch,<br />
wurde in Stockholmbeklagt. (dpa)