"Wo ist die Ziege, Mama?"
Zum Weltflüchtlingstag 2019: eine Geschichte von Gewalt, Flucht und Vertreibung.
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Die Schulen in Darfur sind anders als <strong>die</strong> in Deutschland oder Frankreich, Polen oder Luxemburg. Dort sitzen schon mal drei oder vier Klassen in einem Raum<br />
aus Bastgebinde, der nur einen Ein- und Ausgang hat und keine Tür, sondern allenfalls ein Tuch als Schutz vor Wind und Sand. So saßen Ibrahim und Maria in<br />
ihrer Klasse und schauten sich an. Es waren ängstliche Blicke. Wie <strong>die</strong> anderen Kinder auch ahnten sie, was ihnen bevorstand, denn noch nie zuvor waren ihre<br />
Väter in der Schule gewesen. Die Lehrerin murmelte zum Ende des Unterrichtes etwas wie „Allah schütze euch“ und entließ <strong>die</strong> Kinder. Wie ferngesteuert rannten<br />
sie in <strong>die</strong> Arme ihre Väter. Erst vor der Schule sahen sie auch ihre Mütter, <strong>die</strong> alle, ohne Ausnahme, große Bündel mit sich trugen. Darin waren nur wenige Dinge:<br />
hölzerne Kochlöffel, Tücher, ein oder zwei große Decken und ein paar Kleidungsstücke für <strong>die</strong> Kinder. Es waren auch Becher und ein paar Flaschen dabei. Aber<br />
weder Esel noch <strong>Ziege</strong>n, weder Hühner noch andere Tiere waren zu sehen.<br />
„<strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>die</strong> <strong>Ziege</strong>, <strong>Mama</strong>?“ © ThomasSchwarzBonn | Photos und Graphik © Tom Rübenach Seite 5 von 10