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Kompendium 2018 Forschung & Klinik

Die erfolgreiche Zusammenlegung zur neuen Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im Wiener AKH unter der Leitung von o. Prof. Dr. Reinhard Windhager fand im Jänner 2018 statt. In diesem Kompendium werden die Fortschritte in Forschung, Lehre und PatientInnenversorgung in Form eines Jahresberichtes vorgestellt.

Die erfolgreiche Zusammenlegung zur neuen Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im Wiener AKH unter der Leitung von o. Prof. Dr. Reinhard Windhager fand im Jänner 2018 statt. In diesem Kompendium werden die Fortschritte in Forschung, Lehre und PatientInnenversorgung in Form eines Jahresberichtes vorgestellt.

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<strong>Forschung</strong>scluster<br />

24<br />

Platten und Schrauben angewendet. Ziel ist, die Vorteile der Kallusdistraktion zu<br />

nutzen, ohne die Nachteile der externen Fixateure in Kauf nehmen zu müssen.<br />

Gerade bei großen Verlängerungsstrecken kommt es zu Krümmungen und<br />

Achsabweichungen im neu gebildeten, noch weichen Knochen. Die Reifung des<br />

Kallus bis zum belastungsstabilen Knochen dauert mindestens nochmal die<br />

zweifache Verlängerungszeit. Bei einer Verlängerung beispielsweise von zehn<br />

Zentimetern bedeutet dies 100 Tage Verlängerung und zumindest 200 Tage<br />

Konso lidierung – also eine Tragezeit des Rahmens von fast einem Jahr. In dieser<br />

Phase der Knochenreifung kann ein intramedullärer Kraftträger mit Verriegelung<br />

die Funktion des äußeren Rahmens übernehmen. Für die PatientInnen<br />

bedeutet dies eine wesentliche Erleichterung während der Heilungsphase. In<br />

der Deformitätenkorrektur haben sich dieser Trend von externen zu internen<br />

Verfahren voll klinisch bestätigt und einzeitige Akutkorrekturen der Fehlstellung<br />

mit gleichzeitiger Verlängerung durchgesetzt. Es wird jeweils die<br />

einfachste und die PatientInnen am wenigsten beeinträchtigende Methode,<br />

die zudem noch wirtschaftlich vertretbar ist, angewendet.<br />

Ein Quantensprung und kompletter Paradigmenwechsel in der Deformitäten-<br />

und Beinlängenkorrektur stellt der Einsatz des magnetbetriebenen,<br />

intra medullären Teleskopnagels dar, der seit 2013 verfügbar ist. Dieser hat die<br />

Behandlung revolutioniert. Durch diese moderne Methode können Knochenverlängerungen<br />

möglichst schonend und schmerzfrei durchgeführt werden.<br />

Verlängerungen an den oberen Extremitäten stellen eine wesentlich seltenere<br />

Operationsindikation dar. Längenunterschiede von vier bis fünf Zentimetern<br />

machen sich funktionell im Alltag bemerkbar und sind außerdem ein kosmetisches<br />

Problem. Umfangreiche klinische Erfahrungen in der Oberarmmarknagelung<br />

sind jedoch Voraussetzung für die intramedulläre Humerusverlängerung.<br />

Univ.-Prof. Dr. Gerald Eliot Wozasek<br />

Autor:<br />

Univ.-Prof. Dr. Gerald Eliot<br />

Wozasek ist Facharzt für Unfallchirurgie,<br />

Sporttraumatologie,<br />

Orthopädie und Traumatologie.<br />

1992 Habilitation und 1997<br />

Ernennung zum tit. Ao. Univ.-<br />

Professor an der Universität<br />

Wien. Seit 2004 leitet er die von<br />

ihm gegründete Ambulanz für<br />

posttraumatische Deformitäten<br />

und Gliedmaßenrekonstruktion.<br />

Laufende internationale wissenschaftliche<br />

und chirurgische<br />

Zusammenarbeit in Europa,<br />

Israel und den USA vertiefen sein<br />

Wissen für die Innovationen auf<br />

diesen Gebieten.<br />

Frakturheilung<br />

Trotz der großen Fortschritte in der operativen Frakturheilung kommt es noch<br />

immer in bis zu zehn Prozent der Fälle zu einer verzögerten oder ausbleibenden<br />

Frakturheilung, der sogenannten Pseudarthrose. Die Gründe dafür sind heterogen.<br />

Neben frakturassoziierten Faktoren spielen auch patientInnenimmanente<br />

Risikofaktoren eine große Rolle: PatientInnenalter, Geschlecht und darüber hinaus<br />

Nikotin- oder Alkoholkonsum der PatientInnen sowie eine Diabetes-mellitus-Erkrankung<br />

werden als potenzielle Einflussfaktoren diskutiert.<br />

In der Grundlagenforschung lässt sich der postoperative Heilungsverlauf der<br />

Fraktur auf der Ebene von Signalmolekülen beobachten. Relevante Cytokine<br />

in diesem Kontext sind z.B. Wachstumsfaktoren wie VEGF (Vascular Endothelial<br />

Growth Factor) und M-CSF (Macrophage Colony-stimulating factor)<br />

bzw. Signalmoleküle, die in erster Linie den Knochenstoffwechsel modulieren<br />

wie z.B. RANKL (Receptor aktivator of NF-κB Ligand) und OPG (Osteoprotegerin).<br />

Diese Moleküle steuern in einem komplexen Zusammenspiel das<br />

Gleichgewicht von Osteoblasten und Osteoklasten.<br />

Die physiologische Übereinstimmung all dieser Signalmoleküle ist für eine<br />

reguläre Frakturheilung unabdinglich. Störungen in diesem System durch<br />

z.B. obengenannte Faktoren könnten somit das Entstehen einer Pseudarthrose<br />

triggern. Diese Hypothese wurde das erste Mal im humanen Setting<br />

evaluiert und dabei Hinweise auf das Vorliegen eines Zusammenhangs identifiziert:<br />

Insbesondere das PatientInnenalter wie auch das Geschlecht hatten

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