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SOCIETY 375

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<strong>SOCIETY</strong><br />

den Verfassungsentwurf angenommen,<br />

der die Führungsrolle der KP<br />

festschreibt, aber auch das Recht<br />

auf Privatbesitz und ausländische<br />

Investitionen anerkennt.<br />

Das Erbe der Revolution heute zu verteidigen,<br />

ist keine einfache Aufgabe.<br />

Die Blockade der USA dauert bereits<br />

seit Jahrzehnten an. Der politische<br />

Rechtsruck in mehreren Staaten<br />

Lateinamerikas und die wirtschaftliche<br />

Krise machen dem Karibik-Staat<br />

ebenfalls zu schaffen. „Anpassung“ ist<br />

die Devise. Die Führung in Havanna<br />

ist sich der Tatsache bewusst, dass<br />

die Wirtschaft der ausschlaggebende<br />

Faktor für Erfolg oder Misserfolg ist.<br />

GRATWANDERUNG ZWISCHEN<br />

ERBE UND REFORM<br />

Präsident Diaz-Canel muss eine Gratwanderung<br />

zwischen Bewahrung des<br />

politischen Erbes und Vollzug von<br />

Wirtschaftsreformen meistern. Einerseits<br />

unterstreicht er die Fortführung<br />

der politischen Castro-Hinterlassenschaft,<br />

auf der anderen Seite konzentriert<br />

er sich auf die Umsetzung der<br />

Reformen und hinterfragt die Bedürfnisse<br />

der Menschen, wie Diplomaten<br />

feststellen konnten.<br />

Sechs Jahrzehnte hatten die Castro-Brüder<br />

die Geschichte des Landes<br />

geprägt. In den 60er Jahren erfolgte<br />

der Bruch mit den Vereinigten Staaten.<br />

In den 70er Jahren geriet Kuba unter<br />

den Einfluss der Sowjetunion. 2008<br />

übernahm Raul das Staatsruder von<br />

seinem Bruder. Fidel Castro starb 2016.<br />

Unter Raúl Castro und US-Präsident<br />

Barack Obama wurde 2014<br />

eine Wiederannäherung zwischen<br />

den Erzfeinden eingeleitet. Nach 50<br />

Jahren Eiszeit nahmen Havanna und<br />

Washington wieder diplomatische Beziehungen<br />

auf. Obama reiste zu einem<br />

spektakulären Besuch nach Havanna.<br />

Im Hintergrund hatte der Vatikan die<br />

Fäden gezogen, um diese Annäherung<br />

zustande zu bringen. Kardinal Jaime<br />

Lucas Ortega von Havanna knüpfte<br />

Kontakte zwischen der kubanischen<br />

Führung und der US-Regierung.<br />

Die Schreiberin dieser Zeilen hielt<br />

sich zu jener Zeit in Havanna auf und<br />

konnte den Kardinal in einem spontanen<br />

Treffen zu den Hintergründen<br />

befragen. Papst Franziskus habe eine<br />

wichtige Rolle beim Zustandekommen<br />

des ersten direkten Kontakts zwischen<br />

den Staatsführern der USA und Kubas<br />

gespielt, bestätigte Ortega. Dem<br />

mittlerweile emeritierten Erzbischof<br />

kam die Aufgabe zu, Botschaften zu<br />

übermitteln, den Papst über die Geschehnisse<br />

in Kuba zu informieren. Der<br />

Kirchenmann wurde so zum Brückenbauer.<br />

US-Präsident Donald Trump hat<br />

inzwischen wieder auf den Rückwärtsgang<br />

geschaltet. Die Europäer sind<br />

darüber nicht glücklich. Kuba braucht<br />

bei seinen Bemühungen, die Wirtschaftsreformen<br />

und die politische<br />

Öffnung voranzutreiben, Verbündete<br />

auch im westlichen Ausland.<br />

Text: Hermine Schreiberhuber<br />

KUBA<br />

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