Neue Szene Augsburg 2019-07
Stadtmagazin für Augsburg
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ZOOM 29<br />
Fotos: Markus Krapf<br />
Hat deine Rollertruppe von damals<br />
Einfluss auf deine persönli-<br />
“<br />
che Entwicklung genommen?<br />
Ich war sicher einer der Braveren<br />
in unserem Haufen von<br />
Chaoten, da war es am Kö schon<br />
gesitteter. Aber es war immer lustig,<br />
im Convoy zusammen in die verschiedenen<br />
Clubs zu rollern oder<br />
uneingeladen auf diversen Parties<br />
aufzutauchen. Wir waren einfach ein verschworener Haufen, haben aber alle<br />
eine ganz normale Entwicklung genommen. Manche aus beiden Lagern<br />
treffe ich noch heute als Familienväter in meinem Fahrradgeschäft und dann<br />
erzählen wir uns mit leuchtenden Augen die Geschichten von damals.<br />
Am Ende waren alle Parkplätze der<br />
Maxstraße von Rollern besetzt.<br />
Die alten Zeiten sind aber offensichtlich kein Hindernis für dich, jetzt<br />
zum Rollerkö zu gehören?<br />
Überhaupt nicht! Börny, ein guter Kumpel vom Rollerkö, wusste, dass<br />
ich noch die alte und seit 20 Jahren stillgelegte T4 rumstehen hatte und forderte<br />
mich immer wieder auf, das Teil endlich herzurichten und dann am<br />
Freitag damit zum Kö zu kommen. Irgendwann habe ich nachgegeben und<br />
war vor vier Jahren zum ersten Mal hier. Seitdem komme ich regelmäßig.<br />
Wie hart ist denn die Tür zum Rollerkö?<br />
Überhaupt nicht. Die Jungs und Mädels vom Rollerkö sind komplett<br />
offen und freuen sich über Gleichgesinnte. Wer einen Blechroller mit Schaltung<br />
fährt, ist herzlich willkommen. Erst vor Kurzem kam einer aus Norddeutschland<br />
mit seinem Roller nach <strong>Augsburg</strong>, hat ein paar Leute<br />
angequatscht und kommt seitdem regelmäßig. Vespafahren verbindet schon<br />
sehr und auch damals, als es noch zwei Lager gab, haben die circa 200 <strong>Augsburg</strong>er<br />
Rollerfahrer immer zusammengehalten, wenn es darauf ankam.<br />
Hört sich an, als hättest du was Bestimmtes im Kopf?<br />
Ich erinnere mich noch an eine Demo aller <strong>Augsburg</strong>er Rollerfahrer.<br />
Man durfte schon damals nicht auf den Gehwegen parken, also versammelten<br />
sich alle an einem Samstag auf der Maxstraße,<br />
um ein Zeichen zu setzen. Zu der<br />
Zeit gab es noch Parkuhren und bei<br />
jedem Auto, das weggefahren ist, hat sich<br />
einfach ein Roller draufgestellt und die<br />
Parkuhr gezogen. Am Ende waren die<br />
Parkplätze der kompletten Maxstraße ausschließlich<br />
von Rollern besetzt. Das waren<br />
Gemeinschaftserlebnisse, die uns alle zusammengeschweißt<br />
haben.<br />
Wie ist es denn um den <strong>Augsburg</strong>er Schaltroller-Nachwuchs bestellt?<br />
Es kommen tatsächlich nur wenige junge Rollerfahrer nach. Das liegt<br />
einerseits an den mittlerweile recht hohen Kosten, viele Eltern finden es aber<br />
auch einfach zu gefährlich, wie ich an meinem Bekanntenkreis sehe. Aber<br />
die Kinder von uns „alten“ Rollerfahrern treten schon langsam in unsere<br />
Fußstapfen. Ich habe übrigens auch zwei Jungs, die bereits beide PX Blech<br />
fahren.<br />
Ist mir beim letzten Anrollern auch aufgefallen, dass viele „alte“ Rollerfahrer<br />
ihre Kinder dabei hatten. Mein Sohn ist 12 und fiebert schon<br />
jetzt seinem 16. Geburtstag entgegen, um danach meine PX 80 von 1980<br />
in Beschlag nehmen zu können. Wie wichtig sind Anrollern und Abgoggeln<br />
für dich?<br />
Beide Veranstaltungen sind für mich sehr wichtige Ereignisse. Dabei<br />
wird quasi die Rollersaison im Frühling eröffnet und im Herbst mit einem<br />
traditionellen „Goggel-Essen“ wieder beendet, daher auch der Name. Wenn<br />
man zusammen mit über 200 alten, bunten und knatternden Rollern übers<br />
Land fährt, leben wir nicht nur unsere Gemeinschaft, sondern zaubern auch<br />
den Menschen in ihren Autos und Gärten ein Lachen ins Gesicht, weil die<br />
Vespa einfach einen riesigen Kultfaktor hat. Würde man mit zehn Motorrädern<br />
ankommen, dann würden die Leute empört den Vogel zeigen.<br />
Weitere Infos zum <strong>Augsburg</strong>er Rollerkö gibt es bei Facebook und unter<br />
https://rollerkö.de