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The Red Bulletin Juli 2019

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Der Star von nebenan:<br />

Richard Tyler Blevins<br />

mit Ehefrau und<br />

Managerin Jessica<br />

und weiteren Familienmitgliedern<br />

am Set<br />

der TV-Show „Celebrity<br />

Family Feud“<br />

Richard Tyler Blevins hat gerade richtig viel Spaß.<br />

Der berühmteste Gamer der Welt steht hinter einem<br />

Pult auf einer Bühne in Hollywood, grelles Scheinwerferlicht<br />

im Gesicht, und grinst von einem Ohr<br />

zum anderen. Er ist Gast in der TV-Show „Celebrity<br />

Family Feud“, in Europa als „Familienduell“ bekannt.<br />

Der Moderator, Comedian Steve Harvey, stellt dem<br />

Publikum den schlaksigen, blassen Jungen mit den<br />

blaugrünen Haaren vor – nur für den Fall, dass<br />

irgendjemand noch nicht weiß, wer der Mann ist,<br />

der hinter dem Online-Kampfnamen Ninja steckt:<br />

„Er verdient jedes Monat eine Million Dollar, weil<br />

er sich beim Computerspielen streamt.“<br />

Die Details seiner Geschichte sind mindestens<br />

so beeindruckend: Blevins, ein College-Abbrecher<br />

aus dem US-Bundesstaat Illinois, hat in den letzten<br />

zwei Jahren aus seinem außergewöhnlichen Gaming-<br />

Talent und einer interessanten Persönlichkeit ein<br />

enorm profitables Unternehmen gemacht: Seit Ende<br />

<strong>Juli</strong> 2017 der Multiplayer-Shooter „Fortnite“ auf den<br />

Markt kam und binnen kürzester Zeit Millionen Fans<br />

gewann, mischt Ninja die Szene auf. Derzeit folgen<br />

dem „Fortnite“-Champ 13 Millionen Menschen auf<br />

Instagram und der Streaming-Plattform Twitch und<br />

weitere 20 Millionen auf YouTube.<br />

Die noch größere Leistung des seit kurzem 28-Jährigen<br />

besteht aber darin, dass er es als einziger Gamer<br />

geschafft hat, auch außerhalb der digitalen Blase ein<br />

Star zu werden. Er spielt Games mit dem kanadischen<br />

Rapper-King Drake und plaudert charmant mit Talkshow-Queen<br />

Ellen DeGeneres. Er ist wohl so etwas<br />

wie ein Vorreiter der digitalen Welt, das Gesicht der<br />

Gaming-Szene.<br />

Doch das Gewinnen ist<br />

Blevins mindestens so wichtig<br />

wie der Spaß: Zum Beispiel<br />

will er jetzt, im TV-Duell,<br />

seinen Freund besiegen, den<br />

Footballer JuJu Smith-Schuster<br />

von den Pittsburgh Steelers –<br />

was ihm dann auch gelingt.<br />

Als die Kameras dann abgeschaltet<br />

sind, nähert sich<br />

schüchtern der vielleicht siebenjährige<br />

Sohn des Stage Managers,<br />

um sein Idol zu treffen.<br />

Er bekommt ein Autogramm,<br />

dann klatschen sich die beiden<br />

mit High-Five ab. Es wirkt, als hätte Blevins Freude<br />

an den Verpflichtungen, die sein „verrücktes neues<br />

Leben“, wie er es nennt, mit sich bringt. Er will ein<br />

Star von nebenan sein, authentisch und greifbar.<br />

Dieses „verrückte neue Leben“ in den Griff<br />

zu bekommen ist eine knifflige Aufgabe.<br />

„Bis jetzt ging’s immer drunter und drüber“,<br />

sagt Ehefrau und Managerin Jessica Blevins. Am Tag<br />

nach dem Auftritt bei „Celebrity Family Feud“ sitzen<br />

wir mit ihr auf einer Couch in einem Büro in Santa<br />

Monica. Nebenan absolviert Ninja ein aufwendiges<br />

Fotoshooting. „Wir erklären uns immer gegenseitig,<br />

dass wir weiterhin ganz bescheiden auf dem Boden<br />

bleiben werden“, sagt sie. „Wir sind noch immer<br />

jedes Mal aufgeregt, wenn jemand ein Foto machen<br />

möchte.“ Sie schaut hinüber ins Fotostudio, wo ihr<br />

Mann in einem engen weißen Anzug und glänzenden<br />

Lackschuhen vor der Kamera herumblödelt.<br />

Blevins ist ein unglaublich begabter Gamer. Doch<br />

damit allein wäre er nie so weit gekommen. Das Paar<br />

hat sich eine Strategie überlegt, ihn in der breiten<br />

Öffentlichkeit als Star aufzubauen. „Ich wusste immer,<br />

dass mehr in ihm steckt als nur ein Gamer“, sagt<br />

Jessica. „Er ist echt lustig, hat schon früher ständig<br />

Leute parodiert. Aber man rechnet einfach nicht<br />

damit, dass irgendwann die Chance kommt, diese<br />

Talente wirklich zu zeigen.“<br />

Und wie sie kam.<br />

Seit eineinhalb Jahren muss das Paar sein Leben<br />

komplett danach ausrichten. Vor ein paar Monaten<br />

stellten die beiden zum Beispiel einen Koch ein, der<br />

regelmäßig bei ihnen daheim vorbeikommt, um<br />

für rund 450 Euro vier- bis fünfgängige Menüs zu<br />

zaubern – es ist etwa die Summe, die Blevins auch<br />

im Restaurant ausgeben würde. Nur mit dem Unterschied,<br />

dass dort die unvermeidlichen Fans und<br />

Schulterklopfer Schlange stünden, was manchmal<br />

ein bisschen anstrengend ist.<br />

Vor kurzem bekam auch Jessicas Mama Darcy<br />

einen Job im Team: Sie ist jetzt die persönliche Assistentin<br />

ihrer Tochter. Davor hatte sie ein Jahrzehnt<br />

lang als Arzthelferin im örtlichen Krankenhaus gearbeitet.<br />

Als Blevins der Durchbruch gelang, opferte<br />

sie zunächst alle ihre Urlaubstage, um den Kindern<br />

zu helfen – sie kümmerte sich um die beiden Hunde,<br />

den Haushalt und half Jessica, wenn ihr die Arbeit<br />

wieder einmal über den Kopf wuchs. Dafür wollte<br />

THE RED BULLETIN 43

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