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The Red Bulletin Juli 2019

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Viel Lärm, hektisches Treiben, dazwischen<br />

wild gestikulierende Ordnungshüter und<br />

Fotografen in Lauerstellung. Spannung<br />

liegt in der Luft. Ein Motorradfahrer mit<br />

einem auffallenden Rennhelm taucht auf.<br />

Eine Atmosphäre wie bei einem Grand<br />

Prix … Bloß dass wir uns nicht am Rande<br />

einer Rennstrecke befinden, sondern mitten<br />

in Paris, im 7. Arrondissement, nur<br />

wenige Schritte vom Invalidendom entfernt.<br />

Dort haben sich eben erst wieder<br />

die „Gilets jaunes“, die Gelbwesten, zum<br />

Protest versammelt, wie inzwischen fast<br />

jeden Samstag.<br />

Der Motorradfahrer bleibt inmitten<br />

dieser chaotischen Szenerie erstaunlich<br />

gelassen. Kein Wunder, er ist ein Profi,<br />

einer der Besten der Welt – Johann Zarco.<br />

Die Maschine, auf der er heute fährt, ist<br />

aber nicht seine KTM-RC16, die es auf<br />

über 300 km/h bringt. Heute lässt sich<br />

Zarco mit dem Motorradtaxi chauffieren.<br />

Der Helm aber ist sein eigener, ein Shark,<br />

und darauf abgebildet: die aufgehende<br />

Sonne, das KTM-Wappen und der rote<br />

Stier. Ein Gelbwesten-Demonstrant dreht<br />

sich irritiert um. Was macht denn dieser<br />

Typ mit so einem Helm hier?<br />

Die simple Antwort: Johann Zarco<br />

folgt unserer Einladung. Und es ist ein<br />

im wahrsten Wortsinne eingesprungenes<br />

Treffen. Zwischen einem Termin mit der<br />

Nachrichtenagentur AFP und einem Interview<br />

beim TV-Sender Canal+ nimmt<br />

er sich zwei Stunden Zeit für ein Fotoshooting.<br />

Jemand hatte die verrückte<br />

Idee, dass Zarco uns zwischen den beiden<br />

Terminen im Studio besucht, um uns<br />

seinen legendären Rückwärtssalto zu<br />

zeigen, mit dem er seine Siege feiert.<br />

Zarco gefiel diese schräge Idee offenbar,<br />

denn im Studio demonstriert er uns dann<br />

nicht einen Salto, sondern gleich zehn.<br />

Der Franzose, der zweimal die Moto2-<br />

WM gewann und in der MotoGP-Klasse<br />

im vergangenen Jahr den sechsten Platz<br />

belegte, ist eben kein gewöhnlicher Typ.<br />

Kein typischer Motorradprofi, wie man<br />

ihn sich vorstellt – Motto: „Ich geb Gas,<br />

also bin ich“. Nein, Zarco ist anders.<br />

Ein paar Tage nach unserem Shooting<br />

treffen wir ihn nochmals, diesmal in wunderschöner<br />

Umgebung in Südfrankreich,<br />

in seinem ebenso schlicht wie stil sicher<br />

eingerichteten Haus in Avignon. Spätestens<br />

jetzt sind wir überzeugt: Johann<br />

Zarco mag zwar den für Motorrad-Weltmeister-Ehren<br />

notwendigen Tunnelblick<br />

perfekt beherrschen, aber dieser junge<br />

Mann besitzt auch die Fähigkeit, sehr weit<br />

über seinen Tellerrand hinauszublicken.<br />

THE RED BULLETIN: Wenn man dich<br />

hier so entspannt auf deiner Terrasse<br />

sitzen sieht, könnte man fast vergessen,<br />

dass man sich mit einem MotoGP-Star<br />

unterhält. Wie schnell bist du auf dem<br />

Motorrad?<br />

JOHANN ZARCO: Mein persönlicher Rekord<br />

liegt bei 346 km/h.<br />

Es gibt nur sehr wenige Menschen,<br />

die diese Geschwindigkeit mit einem<br />

Motorrad erreichen.<br />

Für mich ist sie normal (lacht).<br />

Ehrlich gesagt: Als wir für das Fotoshooting<br />

in Paris die Rückwärtssaltos<br />

vorgeschlagen haben, dachten wir, dass<br />

du bestimmt ablehnst – ein gewisses<br />

Verletzungsrisiko ist ja schon dabei.<br />

Und der Termin war kurz vor dem Start<br />

in die erste Saison nach deinem Wechsel<br />

zum <strong>Red</strong> Bull KTM Team.<br />

Der Rückwärtssalto ist ein Sprung, den<br />

ich sehr gerne mache, und ich weiß, dass<br />

ich ihn beherrsche. Natürlich ist auch<br />

ein bisschen Show dabei. Ich bin schon<br />

häufig gefragt worden, ob ich keine Angst<br />

habe, mich dabei zu verletzen. Aber wenn<br />

„Am Ende ist sicher<br />

nicht der Salto<br />

gefährlich, sondern<br />

das Tempo auf<br />

der Rennstrecke.“<br />

GOLD & GOOSE/RED BULL CONTENT POOL<br />

64 THE RED BULLETIN

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