XtraBlatt Ausgabe 01-2019
XtraBlatt 1 2019
XtraBlatt 1 2019
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1<br />
2<strong>01</strong>9<br />
<strong>XtraBlatt</strong><br />
DIGITALISIERUNG<br />
Lösungen für die Praxis<br />
FÜTTERUNG<br />
Die richtige Seite der Kuh<br />
IRLAND<br />
Das Gold<br />
der grünen Insel<br />
1
TITELTHEMA<br />
EDITORIAL<br />
LIEBE LESER,<br />
Mit knapp 210.000 Personen war die Besucherzahl der französischen<br />
Fachmesse SIMA in Paris im Vergleich zu 2<strong>01</strong>7 stabil.<br />
Allerdings konnte sich das Team der Krone France über ein steigendes<br />
Interesse freuen, ebenso wie über wachsenden Umsatz.<br />
2<strong>01</strong>8 erzielte Krone in Frankreich ein Plus von 19 %, und auch die<br />
ersten Monate 2<strong>01</strong>9 brachten weiteres Wachstum. Gründe sind<br />
ein konsequenter Vertriebsnetz-Ausbau mit sehr guter Serviceund<br />
Teileversorgung, neue Produkte und eine insgesamt größere<br />
Investitionsbereitschaft der Kunden.<br />
jetzt liegt das aktuelle <strong>XtraBlatt</strong> druckfrisch vor Ihnen, für<br />
das die Redaktion wieder in ganz Europa viele Berichte und<br />
Reportagen für Sie gesammelt hat. Titelthema dieser <strong>Ausgabe</strong><br />
ist die Digitalisierung in der Landwirtschaft – eine Herausforderung,<br />
mit der wir allenthalben konfrontiert werden, mit der<br />
die meisten aber nicht so wirklich etwas anfangen können.<br />
Genau deshalb haben unsere Autoren versucht, Beispiele zu<br />
finden, in denen die Digitalisierung nicht als ein abstraktes<br />
„Datenmonster“ vor uns steht, sondern sehr konkret die<br />
Alltagssituation von Landwirten erleichtert. Besonders<br />
die Reportage über den schwedischen Landwirt Anders<br />
Johnsson (ab Seite 16) hat mir sehr gut deutlich gemacht,<br />
wie eine „bodenständige“ Digitalisierung die Betriebsabläufe<br />
nachhaltig optimieren kann.<br />
Man muss übrigens kein Prophet sein, um zu realisieren, dass<br />
wir alle uns mit diesem Thema in der nahen Zukunft intensiver<br />
werden auseinandersetzen müssen. Denn die vom Staat<br />
vorgegebene Verpflichtung zur Dokumentation, angefangen<br />
von der Düngeverordnung bis hin zum Pflanzenschutz, wird<br />
mit Sicherheit nicht weniger, sondern mehr werden. Stellt sich<br />
die Frage, ob Sie sich in alle diese administrativen Vorgänge<br />
selbst einarbeiten möchten oder ob Sie professionelle Hilfe in<br />
Anspruch nehmen wollen? Mit Ihrer Steuererklärung setzen<br />
Sie sich ja auch nicht selbst auseinander, sondern vertrauen<br />
auf Ihren Steuerberater. Hier bietet sich meines Erachtens<br />
ein wichtiges Dienstleistungsfeld für Lohnunternehmer und<br />
Maschinenringe, die Sie als Landwirt durch den Irrgarten der<br />
Dokumentationspflicht begleiten können.<br />
Um die entsprechenden technischen Voraussetzungen zu<br />
schaffen, haben wir zum Beispiel mit DKE Data in einem<br />
Gemeinschaftsprojekt mit vielen anderen Herstellern die<br />
Plattform „agrirouter“ entwickelt, die einen reibungslosen<br />
Transfer Ihrer ganz persönlichen Daten ermöglicht. Sie gibt<br />
Ihnen die absolute Sicherheit, dass nur Sie entscheiden, wer<br />
Ihre Daten sehen und damit arbeiten darf. Schnell, sicher<br />
und herstellerunabhängig.<br />
All unsere digitalen Systeme und natürlich auch viele<br />
Maschinenneuheiten werden wir Ihnen in Hannover auf<br />
der Agritechnica 2<strong>01</strong>9 vorstellen, die ja schon wieder in<br />
gut vier Monaten stattfindet. Ich freue mich, wenn Sie uns<br />
in Hannover in Halle 27 besuchen und wünsche Ihnen bis<br />
dahin eine gute Saison!<br />
Mit den besten Grüßen aus dem Emsland<br />
Ihr Bernard Krone<br />
3
4 5<br />
INHALT<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
Maschinenfabrik<br />
Bernard Krone GmbH & Co. KG<br />
Heinrich-Krone-Straße 10<br />
48480 Spelle<br />
Tel.: +49(0)5977/935-0<br />
info.ldm@krone.de<br />
www.krone.de<br />
Verantwortlich i.S.d.P.:<br />
Heinrich Wingels<br />
Redaktion:<br />
Beckmann Verlag GmbH & Co. KG<br />
Rudolf-Petzold-Ring 9<br />
31275 Lehrte<br />
www.beckmann-verlag.de<br />
Layout:<br />
Beckmann Verlag GmbH & Co. KG<br />
Rudolf-Petzold-Ring 9<br />
31275 Lehrte<br />
www.beckmann-verlag.de<br />
Druck:<br />
Gutenberg Beuys Feindruckerei GmbH<br />
Hans-Böckler-Straße 52<br />
30851 Langenhagen<br />
Fotomaterial:<br />
Falls nicht anders angegeben:<br />
Maschinenfabrik<br />
Bernard Krone GmbH & Co. KG<br />
bzw. Redaktion<br />
S. 16–19: Feuerborn (agrarheute)<br />
S. 20–23: Molkerei Hüttenthal<br />
S. 28–31: Dörpmund, Höhner (1)<br />
S. 33: Bundesverband Maschinenringe<br />
S. 48–51: Dörpmund,<br />
Depositphotos (2)<br />
S. 56–59: Hirter & Tschanz (3)<br />
Auflage:<br />
38.000 Exemplare<br />
<strong>XtraBlatt</strong> erscheint halbjährlich für Kunden<br />
in Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz. Nachdruck nur mit Genehmigung<br />
des Herausgebers. Dies gilt auch für die<br />
Aufnahme in elektronische Datenbanken<br />
und Vervielfältigung auf CD-ROM.<br />
Wir versenden das Krone-<strong>XtraBlatt</strong> zweimal<br />
im Jahr. Sollten Sie keine Post mehr<br />
von uns wünschen, geben Sie uns bitte<br />
Bescheid, am besten per E-Mail an<br />
info.ldm@krone.de. Wir nehmen Sie in<br />
diesem Fall selbstverständlich sofort aus<br />
unserem Verteiler. Alle Daten, die wir<br />
von Ihnen erhalten, werden vertraulich<br />
behandelt und ausschließlich dafür<br />
verwendet, Ihre Anfragen und Rückmeldungen<br />
bearbeiten zu können. Wir geben<br />
keine Daten an Dritte weiter.<br />
5<br />
INHALT<br />
3 Editorial<br />
6 Digitalisierung: Was in Zukunft geht<br />
10 Agrirouter: Offen für alle<br />
12 Landtechnik Igl, Pfreimd: Praxis bringt Routine<br />
16 Landwirt Anders Johnsson, Rörum (S): Der Roboter-Pionier<br />
20 Molkerei Hüttenthal: Handwerklich & Regional<br />
24 Menschen bei Krone: Offen für Neues<br />
28 Irlandgeschichte: Das Gold der grünen Insel<br />
32 Bundesverband der Maschinenringe:<br />
Gemeinsam Lösungen suchen<br />
36 Schäfer Anton Wunderlich, Lichtenfels: Tradition & Moderne<br />
40 News-Ticker<br />
42 Praxis-Tipp Maschineneinstellung: Damit es rund läuft<br />
45 Neukeiten<br />
46 Lamma-Show 2<strong>01</strong>9: Unter Dach<br />
48 Fütterung: Die „richtige“ Seite<br />
52 Doormann & Kopplin, Schönberg: Karten neu gemischt<br />
55 Neuheiten<br />
56 Hirter & Tschanz AG, Safenwil (CH): Schlagkraft zählt<br />
DIGITALISIERUNG<br />
WAS IN ZUKUNFT GEHT<br />
6<br />
TITELTHEMA<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Die Digitalisierung ist in aller Munde. Wo liegen<br />
die Berührungspunkte mit der Landwirtschaft?<br />
Jan Horstmann: Der Begriff Digitalisierung ist weit verbreitet<br />
und leider auch schon ein Stück weit abgenutzt. Landwirte<br />
und Lohnunternehmer kommen mit dieser Thematik allerdings<br />
immer mehr in Kontakt. Alles beginnt heute schon bei<br />
der Beantragung der Flächenprämie. Hier muss der Landwirt<br />
seine Flächen digital melden.<br />
Darüber hinaus steigen die Anforderungen der Gesetzgeber,<br />
welche die Landwirte dazu zwingen, mehr und mehr zu<br />
dokumentieren. Heute arbeiten viele Landwirte mit Lohnunternehmern<br />
zusammen. Deren Maschinen können zukünftig<br />
die Daten der Landwirte für die optimale Erledigung<br />
der Arbeiten auf den jeweiligen Flächen nutzen. Die von den<br />
Lohnunternehmern aufgezeichneten Arbeitsdaten können<br />
wieder zurück zu den Landwirten fließen – und das in digitaler<br />
Form und vollautomatisiert.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Wie kann das in der Praxis aussehen?<br />
Horstmann: Schauen wir uns doch einmal die aktuelle Düngeverordnung<br />
an. Dort ist genau festgelegt, was zu dokumentieren<br />
ist. Es gibt eine Menge Schnittstellen zwischen Landwirten<br />
und Lohnunternehmern. Sie können in Abhängigkeit der<br />
erfassten Erntemengen gemeinsam die Düngeausbringung<br />
optimieren. Wir als Technikhersteller versuchen, den Weg<br />
frei zu machen für einen ungehinderten Datenaustausch<br />
zwischen unseren Maschinen und den am Markt bekannten<br />
Software-Lösungen. Das wird die Dokumentation deutlich<br />
vereinfachen.<br />
DIGITALISIERUNG<br />
WAS IN ZUKUNFT GEHT<br />
„Die Digitalisierung wird unser Leben verändern“ – diese Aussage<br />
ist derzeit an jeder Ecke zu hören. Was aber bedeutet das Thema<br />
für einen Landtechnikhersteller und seine Kunden? Die Redaktion<br />
hat bei dem Bereichsleiter Elektronik und Produktinformatik bei<br />
Krone, Jan Horstmann, nachgefragt.<br />
7<br />
16<br />
TITELTHEMA<br />
Automatisierung und Digitalisierung<br />
sind Trendthemen der Landwirtschaft.<br />
Diesbezüglich war<br />
Anders Johnsson aus Rörum in<br />
Südschweden seiner Zeit weit<br />
voraus: Er baute vor 20 Jahren den<br />
ersten „Roboterstall“ in Schweden.<br />
Bernd Feuerborn, Redakteur bei<br />
„agrarheute“, hat den Pionier für<br />
<strong>XtraBlatt</strong> besucht.<br />
17<br />
LANDWIRT ANDERS JOHNSSON, RÖRUM (S)<br />
DER ROBOTER-<br />
PIONIER<br />
An der Küste zur Ostsee im südöstlichen<br />
Schweden befindet sich der<br />
Betrieb der Familie Johnsson. 200 Kühe<br />
plus Nachzucht stehen hier im Stall. Von<br />
außen ein völlig „normaler“ Betrieb, wenngleich<br />
für schwedische Verhältnisse eher<br />
ein größerer. Doch die erste Besonderheit<br />
fällt beim Betreten des Stalles sofort<br />
auf: Es gibt keinen befahrbaren breiten<br />
Futtertisch, wie er sonst in den meisten<br />
Ställen üblich ist. Stattdessen hängen<br />
zwei Stahlschienen über dem schmalen<br />
Gang. Und es liegt nur wenig Futter vor<br />
den Kühen – dafür ist es frisch, riecht gut<br />
und ist homogen gemischt.<br />
DREI MELKROBOTER<br />
Die zweite Besonderheit: Auf der einen<br />
Seite des Boxenlaufstalles stehen zwei<br />
Lely-Roboter und auf der anderen Seite<br />
steht ein dritter Roboter. Anders Johnsson<br />
erklärt stolz: „Wir waren der erste Betrieb<br />
in Schweden, der einen komplett neuen<br />
Stall mit Robotertechnologie gebaut hat.<br />
Im Mai 2<strong>01</strong>8 war das 20 Jahre her!“ Anfangs<br />
standen nur zwei Roboter im Stall.<br />
Nach zwölf Jahren wurde dann ein dritter<br />
in den Stall integriert. Die beiden alten<br />
wurden in der Folgezeit ersetzt, sodass<br />
heute drei Melkroboter der 4. Generation<br />
von Lely im Stall stehen. Jeder melkt rund<br />
70 Kühe. Ein Lely Astronaut ist für die<br />
jungen Kühe und Erstkalbinnen zuständig.<br />
„Hier habe ich mehr Betreuungsaufwand<br />
und kann die Jungkühe besser an den<br />
Roboter gewöhnen“, sagt Anders Johnsson.<br />
Nach drei bis vier Laktationen werden die<br />
Kühe durch die eigene Nachzucht ersetzt.<br />
Das Erstkalbealter der Färsen liegt bei<br />
24 Monaten.<br />
Die Milchleistung der 200 Kühe kann sich<br />
sehen lassen: 10.000 l Stalldurchschnitt bei<br />
4 % Fett und 3,4 % Eiweiß erzeugen die Kühe.<br />
Im Stall stehen Tiere der Rasse Schwedisch<br />
Rot und Holstein Friesian. Rund 3,30 Schwedische<br />
Kronen zahlte die Molkerei letzten<br />
Sommer für die Milch, das entspricht in<br />
Euro etwa 32 ct/l. Alle Leistungsdaten, wie<br />
Milchleistung, Kraftfutteraufnahme, Anzahl<br />
der Melkungen, Laktationsbeginn oder<br />
Trächtigkeit der Kühe kann der Landwirt am<br />
Computer auslesen. Die Roboter melken die<br />
Kühe im Durchschnitt etwa 2,8-mal am Tag,<br />
so zeigt es der Bildschirm an. Tiere, die zu<br />
lange nicht gemolken wurden, meldet die<br />
Technik ebenfalls. „Dann heißt es Nachtreiben“,<br />
schmunzelt Anders Johnsson. Er teilt<br />
sich die Arbeit auf dem Betrieb mit seiner<br />
Frau, seinem Sohn und zwei Angestellten.<br />
„Aber in der Regel gehen die Kühe gerne<br />
zum Melken“, ergänzt er noch.<br />
COMPUTERGENAU<br />
FÜTTERN<br />
Um das Füttern kümmert sich ebenfalls<br />
ein Computer. Denn der Futtermischwagen<br />
fährt auf Schienen an der Decke durch den<br />
Stall. 2,5 m³ kann der Mischer auf einmal<br />
aufnehmen. Das funktioniert automatisch.<br />
Aus den Vorratsbehältern holt sich der Mischer<br />
seine Komponenten. Neben Gras- und<br />
Maissilage sind das im Betrieb Johnsson<br />
Anders Johnsson war vor über 20 Jahren in Schweden einer der Pioniere beim Thema Robotermelken.<br />
28<br />
INTERNATIONAL<br />
Mehr Grün geht nicht. Jede Menge Gras<br />
bedeckt die irische Insel, dank 1.200 mm<br />
Regen pro Jahr. Entsprechend wichtig ist die<br />
Milchwirtschaft, eine zentrale Exportbranche,<br />
sozusagen das Gold der grünen Insel.<br />
Doch der Blick zum Himmel und ins Regenradar<br />
ist ständige Übung der Milchfarmer,<br />
wenn sie gute Silage wollen.<br />
IRLAND<br />
DAS GOLD DER GRÜNEN INSEL<br />
Klar, das Thema Futterernte ist in Irland<br />
etwas Besonderes – wobei der<br />
Klimawandel auch dort spürbar wird. Es<br />
regnet immer noch mehr als genug, aber<br />
die Zeiten ändern sich. Im vergangenen<br />
Jahr fiel der Regen erstmalig im Juni und Juli<br />
nahezu komplett aus. Von einem Alptraum<br />
reden manche Milchbauern im Nordwesten<br />
und hoffen nun auf ein normales 2<strong>01</strong>9.<br />
Wer – wie wir im Mai dieses Jahres – Irland<br />
besucht, sich mit Farmern, Händlern<br />
und Lohnunternehmern trifft, kann dem<br />
Regen genauso wenig ausweichen wie dem<br />
Thema Brexit. Besonders dann, wenn man<br />
die noch unsichtbare Grenze zwischen der<br />
Republik Irland und Nordirland kreuzt. Aber<br />
der Reihe nach.<br />
MILCH MACHT<br />
HAPPY<br />
Wie geht es der Landwirtschaft in Irland?<br />
Und wie schaffen die Farmer zwischen den<br />
Regenschauern ihre Grasernte? Einer, der<br />
das Land und die irischen Bauern gut kennt,<br />
ist John Scrivener. Er weiß auch, wie es in<br />
deren Brieftasche aussieht, denn er ist Inhaber<br />
und Chef des Landmaschinenhandels<br />
Farmhand in Dublin. Genau der richtige Gesprächspartner<br />
für unseren Reisestart auf<br />
der grünen Insel und den ersten Eindruck.<br />
Familie Scrivener betreibt ihr Unternehmen<br />
seit 1962, vorrangig als Importeur der Marken<br />
Krone, Amazone, Alö, APV und Zuidberg.<br />
Zweites Standbein ist ein erfolgreiches<br />
Grüne Wiesen, viel Regen<br />
und blühender Ginster<br />
– ein typisches Bild der<br />
irischen Insel im Mai.<br />
29<br />
System rund um den Ersatzteilverkauf mit<br />
einem Jahresumsatz von etwa 38 Mio. €.<br />
Gesteuert wird das Unternehmen durch<br />
Vater John, die beiden Söhne Paul und<br />
Stephen sowie die Tochter Sinead.<br />
„Die Milchbauern sind happy, aber Fleischerzeugern<br />
und Ackerbauern geht’s derzeit<br />
schlecht“, schildert John. Fleisch und<br />
Gemüse hätten starke Preissenkungen<br />
hinter sich, der Milchpreis hingegen von<br />
derzeit 35 ct/l stelle die irischen Milchbauern<br />
zufrieden. Vermutlich werde der<br />
Milchpreis noch anziehen, letztes Jahr lag<br />
er im Schnitt 4 Cent höher, berichtet er. Ein<br />
Grund ist das florierende Exportgeschäft der<br />
irischen Milchindustrie. Vorzeigebeispiel ist<br />
die Marke Kerrygold, entwickelt durch eine<br />
Genossenschaft mit 14.000 Milchfarmern.<br />
Für viele irische Landwirte sei der Milchpreis<br />
aber auch deshalb in Ordnung, weil sie auf<br />
Kostenführerschaft setzen, also einen Break<br />
Even von 23–25 ct/l Milch anstreben, erklärt<br />
John weiter.<br />
Insgesamt sind von den 130.000 Farmern<br />
in Irland zwar nur 15 % reine Milchbauern,<br />
aber wer Maschinen für die Futterernte<br />
liefern kann, ist im Sog der guten Milchpreise<br />
derzeit ebenfalls auf der Sonnenseite.<br />
Wie zum Beispiel das Unternehmen<br />
Farmhand, das einen erheblichen Umsatz<br />
mit den Produkten der Firma Krone macht,<br />
also rund um die Grünfutterernte. In Zahlen<br />
waren das im letzten Jahr 18 Mio. €, das<br />
sind fast 50 % des Umsatzes. In den letzten<br />
zwei Jahren, so Stephen Scrivener, stieg<br />
IRLAND<br />
DAS GOLD DER GRÜNEN INSEL<br />
42<br />
WISSEN<br />
PRAXIS-TIPP ZUR MASCHINENEINSTELLUNG<br />
DAMIT ES<br />
RUND LÄUFT<br />
Die Presswickelkombination für die neue Saison vorbereiten und<br />
einstellen – das sollte bereits nach Ende der vorherigen beginnen.<br />
Wer einige grundsätzliche Dinge beachtet, spart direkt vor Erntebeginn<br />
viel Zeit sowie Aufwand und presst bereits die ersten<br />
Ballen, während der Nachbar noch schraubt …<br />
43<br />
Nach der Ernte ist vor der Ernte! Jede<br />
Maschine sollte vor der Einwinterung<br />
gründlich gereinigt werden – das<br />
gilt auch für die Presswickelkombination.<br />
Wichtig ist dabei, dass der Hochdruckreiniger<br />
umsichtig eingesetzt wird. Es<br />
gilt, Abstand zu Lagern sowie Ketten zu<br />
halten und der Elektronik nicht zu nah<br />
Die Scheibe der Netzbremse sollte man nach<br />
dem letzten Einsatz der Saison abkleben.<br />
Somit bildet sich im Winter kein Rost auf<br />
der Scheibe, der vor der nächsten<br />
Saison entfernt werden müsste.<br />
Sind noch alle Zinken an Ort und Stelle?<br />
Falls nicht, sollten die defekten<br />
Zinkenträger ausgetauscht werden,<br />
damit eine reibungslose Aufnahme<br />
des Schwads gewährleistet ist.<br />
mit der Waschdüse zu Leibe zu rücken.<br />
Wenn im Anschluss an die Reinigung die<br />
saubere Maschine bei einem Rundgang<br />
intensiv begutachtet und der Verschleiß<br />
der einzelnen Komponenten gecheckt<br />
wird, können die auszutauschenden Teile<br />
gleich mit der Winterbestellung über den<br />
Händler bezogen und somit gegenüber<br />
der kurzfristigen Bestellung direkt vor der<br />
Saison Geld gespart werden.<br />
Nachdem die Maschine getrocknet ist,<br />
empfehlen die Service-Spezialisten von<br />
Krone, sämtliche Schmierstellen einmal abzuschmieren,<br />
um ggf. Wasser aus den Lagern<br />
herauszudrücken. Ein Schmierplan ist häufig<br />
an den Maschinen aufgeklebt oder in der<br />
Betriebsanleitung zu finden. Im gleichen Zug<br />
sollten die Ketten der Maschine am besten<br />
gleich mit Öl eingesprüht bzw. bestrichen<br />
werden, um Rostbildung vorzubeugen.<br />
Mit einem einfachen Trick erspart man<br />
sich im Frühjahr eine Menge Arbeit: Direkt<br />
nach der Ernte empfiehlt es sich, die noch<br />
blanke Scheibe der Netzbremse mit einem<br />
Klebestreifen abzukleben um Korrosion zu<br />
vermeiden. Die Bremse funktioniert somit im<br />
Frühjahr gleich ab dem ersten Ballen so, wie<br />
Mit der Selbstdiagnose des<br />
ISOBUS können sämtliche<br />
Sensoren und Leitungen<br />
getestet werden und diese<br />
ggf. getauscht oder repariert<br />
werden.<br />
10<br />
TITELTHEMA<br />
AGRIROUTER<br />
OFFEN FÜR<br />
ALLE<br />
Betriebsmittelhersteller<br />
Externe<br />
Datenaustausch Plattform<br />
Händler<br />
Maschinen<br />
Hersteller<br />
App<br />
Anbieter<br />
Landwirt<br />
Lohnunternehmer<br />
Lebensmittel<br />
Industrie<br />
Externe<br />
Dienstleister<br />
Berater<br />
11<br />
Landwirte und Lohnunternehmer, die den agrirouter<br />
nutzen, können weiterhin ihre Maschinen herstellerunabhängig<br />
wählen und müssen dadurch keine Nachteile bei<br />
der digitalen Verarbeitung der Daten befürchten. Darüber<br />
hinaus bestimmen sie damit weiterhin über ihre Daten<br />
vollumfänglich selbst. Der agrirouter soll dafür die Antwort<br />
sein, wie Stefan Niehof betont, der bei Krone im Produktmarketing<br />
für digitale Anwendungen zuständig ist. „Die<br />
Nutzer legen selbst fest, welche Daten sie nutzen möchten<br />
und an wen sie diese ggf. weitergeben wollen. In der Vergangenheit<br />
war der Austausch der Daten zwischen den<br />
unterschiedlichen Systemen nicht so einfach, da individuelle<br />
Schnittstellen sichergestellt sein mussten“, erläutert er.<br />
Krone konzentriert sich auf die Futterbergung, ist also kein<br />
Long-Liner. Da die Krone-Produkte auf den Betrieben häufig<br />
in gemischten Flotten mit verschiedenen Fabrikaten stehen,<br />
muss die Digitaltechnik der Maschinen offen für andere<br />
Herstellersysteme sein. Das war einer der Gründe für das<br />
Speller Unternehmen, sich an der DKE Data GmbH & Co. KG<br />
und damit am Aufbau der „Datendrehscheibe“ agrirouter<br />
zu beteiligen, so Stefan Niehof.<br />
In der Landwirtschaft gibt es heute viele unterschiedliche<br />
Management-Softwarelösungen. Für diese Lösungen steht<br />
der agrirouter offen und sorgt dafür, dass die Maschinendaten<br />
automatisch und optimal genutzt werden können<br />
(mehr Infos dazu unter https://my-agrirouter.com).<br />
Die Softwarelösung trifft auf bunt gemischte Landtechnik-Flotten<br />
in der Praxis und muss deren<br />
Daten verarbeiten können, wenn sie eine Chance<br />
am Markt haben will. Die dritte Motivation<br />
der beteiligten Unternehmen, eine<br />
offene Plattform zu schaffen, war<br />
die Option, künftig unabhängige,<br />
innovative Dienstleistungen für Landwirte und Lohnunternehmer<br />
anbieten zu können.<br />
Wie geht es weiter mit dem agrirouter? Die Testphase ist<br />
vorbei und Ende Februar 2<strong>01</strong>9 wurde das System offiziell für<br />
den flächendeckenden Praxiseinsatz freigeschaltet. Bisher<br />
sind 13 Hersteller an dem Projekt beteiligt. Diese rechnen<br />
damit, dass sich die Zahl der teilnehmenden Hersteller in<br />
den kommenden vier Jahren verdreifacht. Die Anzahl der<br />
eingebundenen Softwarelösungen beläuft sich derzeit auf<br />
rund 40, so Stefan Niehof. Auch dieser Teil werde durch<br />
die geplante Internationalisierung stark wachsen, ist der<br />
Produktmanager überzeugt. Die Summe der Endanwender<br />
dürfte nach seiner Einschätzung bis dahin im fünfstelligen<br />
Bereich liegen. Geräte und Maschinen mit ISOBUS-Controller<br />
lassen sich in der Regel mit einer Telemetrie-Box nachrüsten<br />
und sind somit für die Einbindung in den agrirouter nutzbar.<br />
Um darüber hinaus Nutzer dafür zu gewinnen, die sich bisher<br />
von Managementsoftware ferngehalten haben, werden<br />
in Zukunft einfache Anwendungen programmiert und<br />
an den agrirouter gekoppelt. Landwirte und Lohnunternehmer<br />
können sich kostenfrei für die Nutzung<br />
registrieren, so sein abschließender Hinweis. «<br />
Speller Unternehmen, sich an der DKE Data GmbH & Co. KG<br />
und damit am Aufbau der „Datendrehscheibe“ agrirouter<br />
In der Landwirtschaft gibt es heute viele unterschiedliche<br />
Management-Softwarelösungen. Für diese Lösungen steht<br />
der agrirouter offen und sorgt dafür, dass die Maschinendaten<br />
automatisch und optimal genutzt werden können<br />
(mehr Infos dazu unter https://my-agrirouter.com).<br />
Die Softwarelösung trifft auf bunt gemischte Landtechnik-Flotten<br />
in der Praxis und muss deren<br />
Daten verarbeiten können, wenn sie eine Chance<br />
am Markt haben will. Die dritte Motivation<br />
der beteiligten Unternehmen, eine<br />
offene Plattform zu schaffen, war<br />
die Option, künftig unabhängige,<br />
her von Managementsoftware ferngehalten haben, werden<br />
in Zukunft einfache Anwendungen programmiert und<br />
an den agrirouter gekoppelt. Landwirte und Lohnunternehmer<br />
können sich kostenfrei für die Nutzung<br />
registrieren, so sein abschließender Hinweis.<br />
Stefan Niehof, im Krone-Produktmarketing<br />
zuständig für digitale<br />
Anwendungen: „Die Kunden<br />
legen beim agrirouter selbst<br />
fest, welche Daten sie nutzen<br />
möchten und an wen sie diese<br />
weitergeben wollen.“<br />
Der agrirouter ist eine reine „Datendrehscheibe“, konkurrenzlos,<br />
ohne Fachanwendungen und einfach zu handhaben. Diese<br />
Plattform steht allen Landwirten und Lohnunternehmern offen,<br />
aber ebenso allen Firmen aus den vor und nachgelagerten<br />
Bereichen. Für die Digitalisierung der Landwirtschaft eröffnen<br />
sich so völlig neue Möglichkeiten.<br />
20<br />
PRAXIS<br />
MOLKEREI HÜTTENTHAL<br />
HANDWERKLICH & REGIONAL<br />
Anders als in Frankreich oder in der Schweiz wird Milch in<br />
Deutschland hauptsächlich von Großmolkereien verarbeitet.<br />
Regionale Spezialisten, wie die Molkerei Hüttenthal, gibt es hierzulande<br />
kaum mehr. Eine besondere Reise in den Odenwald.<br />
21<br />
MOLKEREI HÜTTENTHAL<br />
HANDWERKLICH & REGIONAL<br />
Wiesen, Wald und Flusstäler findet<br />
man reichlich im Odenwald. Das<br />
Mittelgebirge befindet sich im Dreieck zwischen<br />
den Städten Heidelberg, Darmstadt<br />
und Würzburg. Die Flächen werden teilweise<br />
für den Ackerbau, aber überwiegend<br />
als Grünland genutzt. Fleckvieh ist hier die<br />
bodenständige Rinderrasse. „Das Rückgrat<br />
unserer Produktion ist die Milch von<br />
16 landwirtschaftlichen Familienbetrieben,<br />
davon zwei mit Ziegen, die uns alle zwei<br />
Tage rund 14.000 l Kuh- und 1.000 l Ziegenmilch<br />
liefern“, erklärt Britta Kohlhage.<br />
Sie und ihr Mann Kurt sind Inhaber der<br />
Molkerei Hüttenthal. Der weiteste Betrieb<br />
ist nur 25 km, d. h. eine halbe Stunde von<br />
der Molkerei entfernt.<br />
Britta und Kurt Kohlhage stellen hohe<br />
Ansprüche an ihre Milchbauern. Gentechnisch<br />
verändertes Futter ist ebenso verpönt<br />
wie der Einsatz von Glyphosat auf dem<br />
Grünland. Der Weidegang im Sommer ist<br />
obligatorisch. Eine Ausnahme bilden zwei<br />
Bauernhöfe, auf denen mit dem Roboter<br />
gemolken wird. Aber dort dürfen die Tiere<br />
auf der direkt angrenzenden Weide auch<br />
frische Luft und Sonne tanken. Dafür gibt<br />
es dann auch einen Auszahlungspreis,<br />
der rund 2 ct/kg über dem Durchschnitt<br />
liegt. „Unsere Landwirte halten im Mittel<br />
52 Kühe, pro Betrieb werden uns jährlich<br />
rund 400.000 kg Milch geliefert. So kommen<br />
wir auf eine Milchmenge von insgesamt<br />
etwa 5 Mio. kg im Jahr, die wir in unserer<br />
Molkerei zu Frischprodukten und Käse verarbeiten“,<br />
ergänzt Kurt Kohlhage. „Und das<br />
reicht auch. Wir sind damit gut ausgelastet,<br />
weiter expandieren wollen wir nicht.“ Der<br />
Betrieb existiert bereits seit dem Jahr 1900.<br />
Damals war er noch genossenschaftlich<br />
organisiert. Zwölf Jahre später hat ihn die<br />
Familie erworben. „Allein im Odenwald<br />
gab es damals sieben Molkereien“, sagt<br />
Kurt Kohlhage. „Davon sind allein wir<br />
übriggeblieben.“<br />
SORTIMENTS-<br />
ERGÄNZUNG<br />
Von den früheren Zeiten, als die Milch noch<br />
in Kannen angeliefert wurde, zeugt die<br />
typische Rampe an der Vorderseite des<br />
Gebäudes. Heute wird der weiße Rohstoff<br />
alle zwei Tage mit dem Tankwagen<br />
mit einer Temperatur von 4 °C auf den<br />
Höfen abgeholt. Kurt Kohlhage erklärt:<br />
„Bei der Milchmenge haben wir nur noch<br />
geringe Schwankungen. Früher war das<br />
viel extremer, weil die Frühjahrskalbung<br />
sehr verbreitet war. Im Winter gab es<br />
teilweise mehr als 30 % weniger Milch.<br />
Was sich jedoch immer noch verändert,<br />
sind die Inhaltsstoffe. Im Winter beträgt<br />
der Gehalt an Fett rund 4,3 % und der<br />
an Eiweiß maximal 3,5 %. Während der<br />
Weidesaison sind es 3,9 % Fett und 3,3 %<br />
Eiweiß. Ganz anders ist das bei den Ziegen.<br />
Da werden alle weiblichen Tiere eines Bestandes<br />
gleichzeitig trockengestellt. Und<br />
anschließend säugen sie ihre Zicklein. Da<br />
bekommen wir drei Monate – von Ende<br />
November bis Ende Februar – überhaupt<br />
keine Milch.“<br />
Mit der Verarbeitung von Ziegenkäse hat<br />
Familie Kohlhage vor etwa 25 Jahren begonnen,<br />
als Britta und Kurt Kohlhage die<br />
Molkerei übernommen haben. „Wir waren<br />
damals auf der Suche nach einer zusätzlichen<br />
Nische, als drei Landwirte bei uns<br />
angefragt haben, ob wir Interesse hätten“,<br />
Die Molkerei Hüttenthal befindet sich in Familienbesitz von Britta und Kurt Kohlhage.<br />
BUNDESVERBAND DER MASCHINENRINGE<br />
GEMEINSAM LÖSUNGEN SUCHEN<br />
Leonhard Ost ist Präsident des Bundesverbandes<br />
der Maschinenringe und<br />
1. Vorstand des Maschinenringes Günzburg<br />
Neu-Ulm. Außerdem bewirtschaftet<br />
er einen landwirtschaftlichen<br />
Betrieb mit Biogasanlage<br />
in Ellzee.<br />
32<br />
INTERVIEW<br />
Strukturwandel, Fachkräftemangel<br />
und Digitalisierung<br />
stellen den ländlichen Raum<br />
vor immense Herausforderungen.<br />
„Darauf sind<br />
wir vorbereitet“, betont<br />
Leonhard Ost, Präsident<br />
des Bundesverbandes der<br />
Maschinenringe. Im Interview<br />
erläutert er, warum die<br />
„MR“ für die Landwirtschaft<br />
und die ländlichen Regionen<br />
wichtiger denn je sind.<br />
Gemeinsam stärker – dieses Motto galt und gilt<br />
nicht nur für Genossenschaften, sondern seit ihrer<br />
Gründung vor 61 Jahren ebenso für die Maschinenringe.<br />
Wobei sich die Herausforderungen der Landwirtschaft seit<br />
Gründung der ersten Ringe im Jahr 1958 gewaltig gewandelt<br />
haben. Darüber sprach die <strong>XtraBlatt</strong>-Redaktion mit Leonhard<br />
Ost, Präsident des Bundesverbandes<br />
der Maschinenringe, außerdem Vorsitzender<br />
des Maschinenringes Günzburg-Neu-Ulm<br />
mit Sitz in Ichenhausen,<br />
wo das Interview stattfand.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Herr Ost, renommierte<br />
Studien prognostizieren für die deutsche<br />
Landwirtschaft binnen weniger<br />
Jahre einen Rückgang auf nur noch rund<br />
120.000 Vollerwerbsbetriebe. Was bedeutet<br />
das für die Maschinenringe – sind<br />
sie dadurch bald überflüssig?<br />
BUNDESVERBAND DER MASCHINENRINGE<br />
GEMEINSAM LÖSUNGEN SUCHEN<br />
Leonhard Ost: Ganz eindeutig nein, sie sind wichtiger als je<br />
zuvor! Aber ich stimme Ihnen zu, dass sich die Aufgaben der<br />
Ringe im Zuge des von Ihnen angesprochenen Strukturwandels<br />
massiv verändert haben und noch weiter verändern werden.<br />
Bevor ich jedoch darauf eingehe, möchte ich die Zahl von<br />
120.000 Betrieben aufgreifen. Richtig ist: Der Strukturwandel<br />
beschleunigt sich und besonders die Marktfruchtbetriebe<br />
setzen mit zunehmender Größe auf Eigenmechanisierung.<br />
Vergessen sollte man dabei aber nicht, dass nach wie vor<br />
ein sehr großer Teil der Höfe von den Inhaberfamilien in<br />
Einkommenskombinationen bewirtschaftet werden, also<br />
nicht mehr im Vollerwerb.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Ist das nicht ein speziell süddeutsches Phänomen?<br />
Ost: Da stimme ich Ihnen zu, das Nord-Süd- beziehungsweise<br />
West-Ost-Gefälle ist diesbezüglich unübersehbar. Von den<br />
etwa 196.000 Mitgliedern, die bundesweit in den insgesamt<br />
240 Maschinenringen organisiert sind, finden Sie beinahe<br />
100.000 allein in Bayern. Hier dürfte der Anteil der Nebenerwerbslandwirte<br />
unter unseren Mitgliedern nach meiner<br />
Schätzung etwa 60 % betragen. Gerade für diese Betriebe ist<br />
das Angebot der Maschinenringe unverändert wertvoll – und<br />
diese Bedeutung wird noch weiter wachsen.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Was meinen Sie damit?<br />
Ost: Derzeit muss sich die Landwirtschaft mit Auflagen<br />
und gesetzlichen Vorgaben in<br />
bisher kaum gekanntem Ausmaß<br />
auseinandersetzen. Ein Beispiel ist<br />
die Verschärfung der Düngeverordnung<br />
in immer kürzeren Intervallen.<br />
Die Novelle 2<strong>01</strong>8 ist noch<br />
nicht vollständig umgesetzt, die<br />
zu erwartenden positiven Effekte<br />
sind noch nicht abschätzbar, da<br />
steht schon die nächste Runde<br />
Daumenschrauben ins Haus. Bei<br />
diesem Aktionismus können viele<br />
Tierhalter nicht mehr Schritt<br />
halten.<br />
33<br />
56<br />
HIRTER & TSCHANZ AG, SAFENWIL (CH)<br />
SCHLAGKRAFT ZÄHLT<br />
INTERNATIONAL<br />
Die Schweizer Tugenden Qualität, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit<br />
gelten dort auch in der Futterernte und legen damit die Messlatte<br />
für Lohnunternehmer hoch. Schlagkraft und Technikkapazität<br />
sind dabei das A und O. Wie die Hirter & Tschanz AG diese Herausforderungen<br />
meistert, haben wir bei einem Besuch erfahren.<br />
57<br />
Dass ein Betrieb über mehrere Generationen von<br />
einer Familie geführt wird, ist auch in der Schweiz<br />
zumindest bei Landwirten immer noch eher die Regel<br />
als die Ausnahme. Für Lohnunternehmen ist das schon<br />
außergewöhnlicher – vor allem, wenn zwei Väter den<br />
Betrieb gegründet haben und deren Söhne ihn gemeinsam<br />
weiterführen, wie zum Beispiel bei der Hirter & Tschanz AG.<br />
Hier haben Fredy Hirter und René Tschanz die Betriebsführung<br />
von ihren Vätern Fritz Hirter und Hans Tschanz<br />
übernommen. „René und ich haben schon gemeinsam mit<br />
unseren Vätern im Unternehmen gearbeitet. Daher war es<br />
für uns logisch, das Lohnunternehmen unter unserer Regie<br />
in der nächsten Generation gemeinsam weiterzuführen“,<br />
betont Fredy Hirter. Die Anfänge des Unternehmens lassen<br />
sich auf das Jahr 1961 zurückführen, als Fritz Hirter im<br />
Alter von 17 Jahren mit einem Mähdrescher den Einstieg<br />
in die Lohnarbeit wagte. Weitere Arbeitsschwerpunkte<br />
wie Gras- und Maissilierung und Winterdienst kamen<br />
hinzu, bis schließlich 1985 das Holz den Betrieb eroberte.<br />
Seitdem wird vor allem den Winter über viel Holz gehackt<br />
und transportiert. „Das sichert uns das ganze Jahr über<br />
Aufträge und wir können unsere Mitarbeiter ohne Unterbrechungen<br />
beschäftigen. Ein wichtiges Kriterium für<br />
viele bei der Suche nach einem Arbeitgeber“, erzählt Fredy<br />
Hirter. Und wer einmal da ist, bleibt meistens auch: Zwei<br />
der insgesamt zehn fest angestellten Mitarbeiter sind seit<br />
20 und 30 Jahren im Betrieb.<br />
Im Sommer liegt der Arbeitsschwerpunkt klar auf Grünfutter<br />
und Mais. Die Grasernte beginnt im April. Zum Einsatz<br />
kommen zwei Krone BiG X 580 sowie ein anderes Fabrikat als<br />
Reserve und für das Herbstgras. Im Durchschnitt kommen<br />
die beiden Krone-Häcksler auf 300 Motorstunden pro Jahr<br />
– aufgrund dieser geringen Auslastung können sie in den<br />
meisten Fällen bis ca. 15 Jahre eingesetzt werden, dann<br />
wird die älteste Maschine ausgetauscht. Wenn die Hirter &<br />
Tschanz AG als Lohnunternehmen beauftragt wird, arbeiten<br />
die Kunden in den meisten Fällen mit. „Wir übernehmen<br />
alle Arbeiten, die uns der Landwirt überträgt“, erklärt René<br />
Tschanz. „Es ist selten, dass wir wirklich alles machen.<br />
Aber grundsätzlich können wir das.“ Meist übernimmt<br />
der Landwirt das Mähen, Wenden und Schwaden. „Wir<br />
kommen erst, wenn’s am Schwad liegt.“ Vor dem Mähen<br />
rufen die Auftraggeber beim Lohnunternehmen an, um die<br />
Termine abzusprechen. Da diese Arbeiten wetterabhängig<br />
sind, kommt es immer mal wieder zu Engpässen. „Aber<br />
das wissen unsere Kunden und deshalb funktionieren die<br />
Absprachen sehr gut“, sagt Fredy Hirter. Geplant werden die<br />
Einsätze über Agrarmonitor.<br />
HIRTER & TSCHANZ AG, SAFENWIL (CH)<br />
SCHLAGKRAFT ZÄHLT<br />
Auf manchen Flächen muss das Traktorgespann<br />
rückwärts neben dem Häcksler<br />
herfahren – da müssen beide Fahrer sehr<br />
gut aufeinander eingespielt sein.<br />
FreilandFachmessen im Winter haben in<br />
Großbritannien Tradition. Die Organisatoren<br />
der Ausstellung „LammaShow“ wagten<br />
2<strong>01</strong>9 den Paradigmenwechsel – und zogen<br />
mit ihrer Ausstellung erstmals in Messehallen.<br />
Alle waren gespannt, ob die Farmer<br />
den Wechsel mitmachen und kommen.<br />
Die „Lamma“ gilt als die größte universelle<br />
Agrar-Messe in England<br />
mit nationalem Rang. Traditionell gibt es<br />
auf der britischen Insel etliche regionale<br />
Messen und Vorführevents, wie die Grassland-Show,<br />
die Royal Highland Show und<br />
die Royal Welsh Show. Meist „open-air“ mit<br />
besonderem Charme – nur oft eben kalt,<br />
nass und windig.<br />
Aber selbst die von Kälte, Sturm und Regen<br />
erprobten Briten zieht es offenbar irgendwann<br />
unter das wohltemperierte Dach.<br />
Dem folgte nun auch die „Lamma“ – nach<br />
immerhin über drei Jahrzehnten. In guten<br />
Jahren zählt sie 900 Aussteller und bis zu<br />
40.000 Besucher. Sie findet traditionell<br />
jährlich an zwei Tagen im Januar statt, weitgehend<br />
unter freiem Himmel. 2<strong>01</strong>9 zog die<br />
Veranstaltung erstmalig nach Birmingham<br />
komplett in Messehallen um.<br />
Nicht alle Aussteller folgten diesem Standortwechsel.<br />
Es fehlten im Vergleich zu<br />
den Vorjahren sogar einige internationale<br />
Unternehmen. Gekommen waren 655 Aussteller,<br />
und sie zeigten ein breites Angebot<br />
für die Landwirtschaft, von Kleidung bis<br />
zum selbstfahrenden Häcksler, vom Heckenschneider<br />
bis zum Großtraktor. Flankiert<br />
wird all das von einem umfangreichen An-<br />
LAMMA-SHOW 2<strong>01</strong>9<br />
UNTER DACH<br />
46<br />
PRAXIS<br />
gebot an „Food & Drinks“. Das Besondere<br />
an der Messe aber ist neben dem jährlichen<br />
Turnus der kostenlose Eintritt, ebenso wie<br />
das kostenlose Parken für die Besucher. Dies<br />
soll nach Mitteilung des Messeveranstalters<br />
auch zur nächsten Show im Januar 2020<br />
so bleiben.<br />
Spannend war in diesem Jahr, wie der<br />
Ortswechsel von den englischen Farmern<br />
angenommen wird. Aber die Besucherzahl<br />
enttäuschte nicht. Gut 40.000 Besucher<br />
zählte die Messeleitung am Ende des zweiten<br />
Tages. Die Stimmung war durchweg<br />
gut, und Aussteller berichteten von hohem<br />
Investitionsinteresse. Die Dürre hat zwar<br />
auch in Großbritannien 2<strong>01</strong>8 in einigen<br />
Regionen zu Ertragseinbußen geführt, der<br />
Milchpreis liegt aber auf stabilem Niveau<br />
von umgerechnet rund 35 Eurocent pro Liter.<br />
Das Kaufverhalten der Farmer dort, so berichten<br />
Aussteller, verlagert sich allerdings<br />
zeitlich weiter ins Frühjahr. Der Trend geht<br />
also zur kurzfristigeren Bestellung. Das gilt<br />
besonders für das Mähen und Schwaden,<br />
das die Landwirte oft noch selbst erledigen.<br />
Beim Häckseln und Pressen kommen die<br />
Lohnunternehmer ins Geschäft.<br />
Grünfutter in England heißt erst einmal<br />
Gras. Dabei sei der Fokus auf Futterqualität<br />
noch nicht so stark ausgeprägt wie in<br />
Deutschland, meint Markus Westerkamp.<br />
Er ist Export Manager bei Krone und dort<br />
u. a. für den englischen Markt zuständig.<br />
Einschränkend wirkt dabei vor allem das<br />
Wetter, denn die in der Regel kleinen Erntefenster<br />
zwingen nach seiner Aussage zum<br />
schnellen Silieren. Nass-Silage ist daher<br />
die Normalität, und mehr als zwei bis drei<br />
Schnitte pro Jahr werden es beim Gras in<br />
vielen Regionen häufig nicht.<br />
ERFOLGREICHE<br />
TOCHTER<br />
Für den Speller Hersteller betreut die<br />
100%ige Tochter Krone UK den britischen<br />
Markt. Auch deren Geschäftsführer<br />
Marcus Oliver war sich anfangs nicht sicher,<br />
ob es sich lohnen würde, auf der „neuen<br />
Lamma“ in Birmingham auszustellen. Aber<br />
er war am Ende der diesjährigen Messe<br />
sehr zufrieden mit der Entscheidung. Die<br />
Besucherzahlen waren ungebrochen gut<br />
und die Investitionslust in Großbritannien<br />
nach wie vor auf gutem Niveau, so Oliver.<br />
Er ist seit Gründung der Tochtergesellschaft<br />
im Jahre 2009 Geschäftsführer. Seitdem<br />
sei der Unternehmensumsatz jährlich um<br />
rund 5 % bis 6 % gewachsen. Er vervierfachte<br />
sich seit der Gründung auf 32 Mio. € im<br />
Jahr 2<strong>01</strong>7/18. Aktuell arbeiten rund 40 Mitarbeiter<br />
für die Krone UK.<br />
Aufgrund der Witterung hat der Westen<br />
Großbritanniens eine größere Bedeutung<br />
für die Futtererntetechnik als der Osten. In<br />
der Rindviehfütterung spielt das Gras die<br />
Hauptrolle. Mais nimmt zwar in der Fläche<br />
zu, hat aber lange nicht die Bedeutung wie<br />
beispielsweise in Deutschland. Das hängt<br />
auch mit der vergleichsweise geringen<br />
Zahl an Biogasanlagen in Großbritannien<br />
zusammen, die Markus Westerkamp auf<br />
rund 350 Anlagen schätzt. Die Milchviehbetriebe<br />
dort gehen in ihrer Gesamtzahl<br />
zurück, wachsen aber im Einzelbetrieb und<br />
melken in der Spitze rund 500 bis 600 Kühe.<br />
Diese Betriebe seien dann meist auch stark<br />
in Richtung Eigenmechanisierung unterwegs.<br />
Ansonsten spiele die Lohnarbeit auch<br />
in England eine wichtige Rolle.<br />
UMSATZTRÄGER<br />
PRESSEN<br />
Die eher geringe Bedeutung von Mais<br />
spiegelt sich auch in den Verkaufszahlen<br />
der selbstfahrenden Feldhäcksler wider. Den<br />
Gesamtmarkt in England beziffert Marcus<br />
Oliver auf rund 150 Einheiten jährlich, quer<br />
durch alle Marken. Demgegenüber werden<br />
in Großbritannien rund 800 bis 1.200 Rundballenpressen<br />
jährlich verkauft. Ein Umsatzträger<br />
der Krone UK ist zweifelsfrei die<br />
BiG Pack. Vom den rund 250 Großpackenpressen<br />
im Gesamtmarkt pro Jahr komme<br />
jede vierte Maschine von Krone. Die laufen<br />
in großer Zahl in den Getreideregionen im<br />
Osten der Insel. Aber es werde auch viel Silage<br />
in Großpacken gepresst, vorwiegend in<br />
den Maßen 80×70 cm und 80×90 cm, schildert<br />
Marcus Oliver. Der hierzu notwendige<br />
Ballenwickler für Großballen fehle jedoch<br />
noch im Krone-Angebot. Auch Ladewagen<br />
laufen in England, rund 80 bis 90 Einheiten<br />
werden dort jährlich verkauft. Meist sind es<br />
Einachser oder Tandemfahrzeuge, denn in<br />
England bestimmen die engen, von Hecken<br />
und Steinwällen eingefassten Straßen und<br />
die schmalen Feldeinfahrten das Limit in<br />
der Fahrzeugbreite.<br />
Die nächste Lamma soll am 7. und 8. Januar<br />
2020 stattfinden. Bis dahin will Marcus<br />
Oliver mit der Krone UK erneut 5 % bis 6 %<br />
mehr Umsatz erzielen. Das Jahr sei gut gestartet<br />
und ohnehin ist Pessimismus nicht<br />
seine Sache. «<br />
47<br />
Das Stand-Team der Krone UK auf der „Lamma ‘19“ in Birmingham war positiv überrascht vom Besucherinteresse.<br />
Der LandmaschinenFachbetrieb<br />
W. Doormann &<br />
Kopplin feiert 2<strong>01</strong>9 nicht nur<br />
sein 100jähriges Jubiläum,<br />
sondern hat im Frühjahr die<br />
Marke Krone in sein Produktprogramm<br />
übernommen und<br />
erweitert damit sein Angebots<br />
und Leistungsspektrum<br />
maßgeblich.<br />
„Für Fachbetriebe ist es sehr<br />
wichtig, Spezialisten im<br />
Programm zu haben, die den<br />
Bedarf der Praxis einfach<br />
am besten abdecken“,<br />
meint Ulf Kopplin.<br />
52<br />
PARTNER<br />
DOORMANN & KOPPLIN, SCHÖNBERG<br />
KARTEN NEU<br />
GEMISCHT<br />
Holstein ist im bundesweiten Vergleich<br />
nicht gerade das, was man als<br />
eine ausgeprägte Grünlandregion bezeichnet<br />
– also auch nicht unbedingt eine Hochburg<br />
für Mähwerke, Wender und Schwader.<br />
Somit sorgt es schon für Aufmerksamkeit,<br />
wenn ein Landmaschinen-Fachbetrieb wie<br />
W. Doormann & Kopplin in Schönberg an<br />
der Ostsee, also in einer Ackerbauregion,<br />
neuer Vertriebspartner für einen Grundfutterernte-Spezialisten<br />
wie Krone wird.<br />
So geschehen und offiziell verlautbart im<br />
Februar dieses Jahres.<br />
Doch der Hintergrund der Entscheidung ist<br />
durchaus komplexer, als es auf den ersten<br />
Blick den Anschein hat, wie Firmeninhaber<br />
Ulf Kopplin erklärt. 2<strong>01</strong>3 habe er für sein<br />
Unternehmen entschieden, in den sehr<br />
relevanten Techniksegmenten Traktoren<br />
und Erntemaschinen einen Lieferantenwechsel<br />
zu vollziehen, von John Deere zur<br />
AGCO-Marke Massey Ferguson. In diesem<br />
Zusammenhang wuchs das Verantwortungsgebiet<br />
des Händlers im östlichen<br />
Schleswig-Holstein. „Um eine größere Nähe<br />
zu unseren Kunden, eine intensivere Betreuung<br />
im Verkauf, vor allem aber eine noch<br />
bessere Leistungsfähigkeit im Service zu<br />
realisieren, haben wir 2<strong>01</strong>5 neben unserem<br />
Stammsitz in Schönberg und der langjährigen<br />
Niederlassung Lensahn zusätzlich in<br />
Lanken, zwischen Geesthacht und Mölln<br />
gelegen, eine dritte Filiale eröffnet“, so Ulf<br />
Kopplin. „Aber die Erweiterung unseres<br />
Aktionsradius und der Wechsel des Hauptlieferanten<br />
hatten auch Auswirkungen<br />
auf unser restliches Produktprogramm. So<br />
konnten wir das neue Gesamtgebiet nicht<br />
flächendeckend mit den bisherigen Fabrikaten<br />
abdecken. Und außerdem fehlte uns<br />
der Häcksler im Programm, eine Technik,<br />
die für die Akzeptanz als Händler gerade bei<br />
den Lohnunternehmern schon eine zentrale<br />
Rolle hatte und hat.“<br />
CHANCE GENUTZT<br />
Nicht nur bei Doormann & Kopplin (oder<br />
auch kurz „DoKo“, wie im Firmenlogo gezeigt),<br />
sondern generell in der deutschen<br />
„Händlerlandschaft“ ist derzeit viel Bewegung,<br />
wie Ulf Kopplin weiter erläutert<br />
– auch aus seiner Erfahrung als Präsident<br />
des LandBauTechnik-Bundesverbandes<br />
der Handels- und Servicebetriebe. Das<br />
Bestreben einiger Global Player der<br />
Landtechnik, aus strategischen Gründen<br />
ihre Long-Line-Aktivitäten zu verstärken<br />
und ihre Vertriebsstrukturen nachhaltig<br />
umzukrempeln, sorge bundesweit für<br />
teils starke Veränderungen. Jede daraus<br />
resultierende Neuordnung in einer Region<br />
habe fast immer Kettenreaktionen und<br />
diverse Wechsel-Aktionen in Handel und<br />
Industrie zur Folge, so der Präsident. „Davon<br />
konnten letztlich auch wir profitieren, als<br />
sich die Maschinenfabrik Krone in Teilen<br />
Schleswig-Holsteins kurzfristig vor die<br />
Herausforderung gestellt sah, ihr Vertriebs-<br />
und Servicenetz neu zu strukturieren.<br />
Diese Chance haben wir spontan ergriffen,<br />
denn Krone als Partner und Lieferant passt<br />
bestens zu unserer Philosophie, wie wir für<br />
unsere Kunden arbeiten wollen“, erläutert<br />
der Fachhändler.<br />
Zumal sich damit aus seiner Sicht auf einen<br />
Schlag die eingangs erwähnte Sortimentslücke<br />
bei Erntemaschinen schließen ließ.<br />
Neben dem Häcksler sind dabei der BiG M,<br />
die Lade- und Häckselwagen sowie die Quader-<br />
und Rundballenpressen echte Pfunde,<br />
mit denen der Händler im östlichen Holstein<br />
punkten möchte. Nicht zuletzt deswegen<br />
haben seine Kunden zum weitaus größten<br />
Teil positiv auf den Markenzuwachs bei<br />
DoKo reagiert, wie Ulf Kopplin hinzufügt.<br />
„KRONE ALS PARTNER<br />
UND LIEFERANT PASST<br />
BESTENS ZU UNSE<br />
RER PHILOSOPHIE,<br />
WIE WIR FÜR UNSERE<br />
KUNDEN ARBEITEN<br />
WOLLEN.“<br />
ULF KOPPLIN, FACHHÄNDLER UND PRÄSIDENT<br />
DES LBTBUNDESVERBANDES<br />
53<br />
LANDTECHNIK IGL, PFREIMD<br />
PRAXIS BRINGT<br />
ROUTINE<br />
Alois (l.) und Günter Igl sind überzeugt, dass im<br />
Zuge der Digitalisierung nur offene Systeme<br />
mit absolut kompatiblen Schnittstellen von den<br />
Landwirten und Lohnunternehmern akzeptiert<br />
werden.<br />
12<br />
TITELTHEMA<br />
Der steigende Anteil<br />
Elektronik und digitaler<br />
Anwendungen eröffnet neue<br />
Möglichkeiten bei der<br />
Flächenbewirtschaftung –<br />
ist aber für den Fachhandel<br />
als „Schnittstelle“ zwischen<br />
Hersteller und Kunden eine<br />
Herausforderung. Wichtig<br />
sind deshalb Fachkompetenz<br />
und Praxiserfahrung,<br />
ist Günter Igl überzeugt.<br />
Je einfacher ein technisches Produkt zu bedienen ist, desto<br />
größer ist die Akzeptanz der Nutzer und damit auch<br />
die Geschwindigkeit der Verbreitung besagten Produkts.<br />
Dieser Überzeugung ist jedenfalls Günter Igl, der zusammen<br />
mit seinem Bruder Alois in zweiter Generation einen Landmaschinen-Fachbetrieb<br />
im oberpfälzischen Pfreimd leitet,<br />
unmittelbar an der A 93 gelegen. „Anschauliche Beispiele<br />
dafür sind für mich die Smartphones oder auch der Messenger-Dienst<br />
WhatsApp. Sie sind intuitiv und sofort nutzbar,<br />
niemand muss dafür eine Bedienungsanleitung lesen oder<br />
gar eine Schulung belegen. Und doch funktioniert es in<br />
der Regel einwandfrei“, meint Günter Igl. „Das kann man<br />
von modernen Landmaschinen, vor allem mit Blick auf<br />
deren Elektronik, nicht immer in gleichem Maß behaupten“,<br />
fügt er hinzu.<br />
KOMPATIBILITÄT IST<br />
UNERLÄSSLICH<br />
Dabei ist Günter Igl sich durchaus bewusst, dass er mit<br />
seiner Bemerkung Äpfel mit Birnen vergleicht, zumindest<br />
ein wenig. Denn die Funktionalität eines Handys könne<br />
nicht 1:1 verglichen werden mit den Anforderungen, die von<br />
der Steuerungselektronik einer Pflanzenschutzspritze oder<br />
eines Mähdreschers zu erfüllen seien. „Außerdem hat sich<br />
in den zurückliegenden drei, vier Jahren auf diesem Gebiet<br />
bei Landmaschinen sehr viel zugunsten der Bedienbarkeit<br />
und Funktionalität getan“, ist er überzeugt. „Allerdings sind<br />
lange noch nicht alle Herausforderungen bewältigt, vor<br />
allem, was die Kompatibilität verschiedener Traktor- und<br />
Gerätemarken angeht“, ergänzt er.<br />
Dieser Aspekt ist aus Sicht der Unternehmer-Brüder sehr<br />
wichtig, vertreten sie doch mit ihrem Fachbetrieb in der<br />
Landtechnik ein breiteres Spektrum sehr unterschiedlicher<br />
Fabrikate. An erster Stelle stehen dabei in der Landtechnik<br />
Case IH, Krone und Amazone. „Wir setzen neben dem Traktor<br />
bewusst auf Geräte von Herstellern, die in ihren jeweiligen<br />
Produktsegmenten Spezialisten sind. Denn nur so ist es<br />
möglich, unseren Kunden die bestmögliche Technik anzubieten.<br />
Kein sogenannter Long-Liner kann in allen Bereichen<br />
führend sein, deshalb sehen wir in unserer Mischung marktrelevanter<br />
Top-Marken für unsere Kunden den richtigen<br />
Weg“, erläutert Günter Igl seine Haltung.<br />
Auch in Bezug auf besagte Kompatibilität der Elektronik und<br />
der digitalen Anwendungen passen die drei Hersteller seines<br />
Erachtens gut zusammen – unter anderem, weil keiner über<br />
den Umweg der Digitalisierung Kunden zwingend an sich<br />
zu binden versuche. „Das bedeutet nicht, dass immer alles<br />
perfekt funktioniert. Aber es besteht nach meiner Wahrnehmung<br />
bei allen drei Firmen Konsens darüber, dass nur offene<br />
Systeme mit absolut kompatiblen Schnittstellen auf Dauer<br />
von den Landwirten und Lohnunternehmern akzeptiert<br />
werden. Erst dann wird sich der Nutzen der Digitalisierung<br />
in der Landtechnik voll entfalten“, so der Fachhändler.<br />
MEHR EFFIZIENZ<br />
Diese Akzeptanz in seiner Kundschaft sei mittlerweile<br />
deutlich gestiegen, zumindest bei Käufern von Traktoren<br />
oberhalb der 150-PS-Grenze und/oder den jüngeren Landwirten.<br />
„Die hängen sich teilweise wirklich rein in das<br />
Thema“, berichtet er. Den Einstieg bilden für viele Kunden<br />
die Lenksysteme bzw. die automatische Spurführung. Hier<br />
„teasern“ die Brüder Igl den Bedarf gern mal an, indem sie<br />
Traktoren für die Systeme vorkonfigurieren und den Käufern<br />
in der Anfangsphase kostenlos zur Verfügung stellen. Das<br />
senke die Hemmschwelle, sich damit zu beschäftigen und<br />
sei ein guter Einstieg in die Digitalisierung. „Der Nutzen<br />
solcher Systeme ist dann schnell erkennbar“, sagt Günter Igl.<br />
Im Mittelpunkt des Interesses stehe dabei außerdem die<br />
digitale Erfassung der einzelnen Flurparzellen, ebenso<br />
wie das Anlegen von Fahrspuren und festen Fahrgassen,<br />
jeweils in Abhängigkeit der Arbeitsbreiten der einzelnen<br />
Maschinen. Spür- und messbarer Nutzen ergibt sich nach<br />
seiner Einschätzung aus der automatischen Teilbreiten-<br />
13<br />
An Wochenenden und im Urlaub hilft<br />
Peter Schultze im Ackerbaubetrieb und<br />
Lohnunternehmen seiner Familie, wie zum<br />
Beispiel bei der Zuckerrübenaussaat.<br />
24<br />
WISSEN<br />
Usselig, also nasskalt und ungemütlich – so würde<br />
man im Rheinland das Wetter beschreiben, das<br />
mich begleitet, während ich mit dem Auto langsam durch<br />
Kakerbeck rolle, einem Ortsteil von Wittingen, ganz im<br />
Osten Niedersachsens und nur noch drei Steinwürfe von<br />
der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt entfernt. Der Weiler<br />
ist so klein, dass es keiner Straßennamen bedarf – doch es<br />
dauert ein wenig, bis ich am Ortsrand die beiden Hallen des<br />
Lohnunternehmens „MKW“ gefunden habe. Peter Schultze,<br />
im Produktmarketing bei Krone zuständig für Mähwerke,<br />
erwartet mich bereits am Tor der Maschinenhalle, und<br />
weil gerade wieder eine Regenbö niederprasselt, gehen<br />
wir rasch hinein, durch die Werkstatt ins Büro, wo mich<br />
Carlson begrüßt, ein lebhafter fünfjähriger Labrador, dessen<br />
Begeisterung kaum Grenzen kennt, wenn er nicht nur ausgiebig<br />
den Besuch beschnuppern kann, sondern der ihm<br />
auch noch den Kopf krault.<br />
Doch schließlich sitzen wir bei einer Tasse Kaffee am Tisch,<br />
wobei sich Carlson auf der Bank neben Peter niedergelassen<br />
hat und vertraut den Kopf in dessen Schoß legt, um sich<br />
noch ein paar Streicheleinheiten abzuholen. Herr und<br />
Hund – ein gemütliches Bild, finde ich. „Carlson gehört<br />
nicht mir, sondern meinem Bruder Christoph, der das Lohnunternehmen<br />
leitet“, erläutert Peter. Und nicht nur das,<br />
denn Familie Schultze bewirtschaftet darüber hinaus einen<br />
landwirtschaftlichen Betrieb mit rund 160 ha in Wittingen<br />
und ist zudem Mitgesellschafter einer GbR auf der anderen<br />
Seite der Landesgrenze in Sachsen-Anhalt. Die Flächen<br />
werden durch die MKW bewirtschaftet, zu deren Team<br />
neben Christoph noch zwei Festangestellte, Vater Ernst<br />
Schultze sowie zwei Saisonhelfer gehören. Und natürlich<br />
hilft auch Peter mit. „Wir sind insgesamt vier Brüder und wir<br />
alle waren von klein auf immer im Betrieb dabei“, schildert<br />
er. „Das gilt bis heute. Seit ich bei Krone arbeite, bleibt zwar<br />
nicht mehr viel Zeit dafür. Aber wenn es irgendwie geht, an<br />
Wochenenden und im Urlaub, helfe ich sehr gern hier mit.“<br />
TOUR DURCH EUROPA<br />
Seine Begeisterung für Landwirtschaft und Technik merkt<br />
man ihm an, während er vom Hof berichtet und dem Lohnunternehmen,<br />
das auf Mähdrusch, Pressen, Einzelkornsaat<br />
sowie Zuckerrübenernte und -logistik spezialisiert ist und<br />
dabei für rund 100 externe Kunden im Umkreis von gut<br />
30 km arbeitet. Also ganz klar von Ackerbau geprägt – wie<br />
ist dann die Brücke zur Grünfutterernte und zu Krone zu<br />
schlagen? „Ganz einfach – durch mein landwirtschaftliches<br />
Studium in Osnabrück. Auf der Suche nach einem Praktikumsplatz<br />
kam 2<strong>01</strong>6 der Kontakt nach Spelle zustande,<br />
genauer gesagt ins Produktmarketing. Und dort wartete<br />
eine äußerst ungewöhnliche Aufgabe“, macht Peter Schultze<br />
es spannend, während Carlson neben ihm scheinbar eingeschlafen<br />
ist.<br />
MENSCHEN BEI KRONE<br />
OFFEN FÜR<br />
NEUES<br />
Ein Praktikum während seines Studiums brachte Peter Schultze<br />
zu Krone – und bescherte ihm gleich eines der bis dato größten<br />
Abenteuer seines Lebens. Heute arbeitet er im Produktmarketing<br />
und ist dort für Mähwerke zuständig. Doch auch die Wurzeln zum<br />
elterlichen Ackerbaubetrieb sind nicht abgerissen.<br />
25<br />
36<br />
PRAXIS<br />
SCHÄFER ANTON WUNDERLICH, LICHTENFELS<br />
TRADITION &<br />
MODERNE<br />
Die Domestizierung von Schafen als Nutztiere begann vor rund<br />
11.000 Jahren in Westasien. Somit ist die Schäferei eine der<br />
ältesten Formen der Landwirtschaft überhaupt. Wie es in einem<br />
modernen Schafbetrieb zugeht, haben wir bei Familie Wunderlich<br />
in Mönchkröttendorf bei Lichtenfels erfahren.<br />
37<br />
lich. Unter anderem gehören dazu: ein Butterfly-Mähwerk,<br />
je eine Rund- und Quaderballen-Presse von Krone, mehrere<br />
Traktoren, eine Tridem-Mulde, ein Futtermischwagen und<br />
ein Teleskoplader. Viel Technik – ausgelegt für einen großen<br />
Betrieb. Aktuell besitzt Anton Wunderlich rund 1.300 Mutterschafe,<br />
dazu die Nachzucht und Mastlämmer sowie<br />
einige Ziegen. Bewirtschaftet werden etwa 500 ha Grünland<br />
und 30 ha Ackerland.<br />
Familie Wunderlich kommt eigentlich aus Limburg an der<br />
Lahn. Anton Wunderlichs Großvater baute in Bayern einen<br />
Betrieb auf. Dessen Frau stammt von einem Hof unterhalb<br />
des Klinikums Lichtenfels. Anton Wunderlich vergrößerte die<br />
Schäferei und siedelte im Jahr 1993 nach Mönchkröttendorf<br />
aus. Später kamen noch zwei Wohnhäuser dazu, eins für<br />
die eigene Familie, eins für die Altenteiler. Denn auch der<br />
84-jährige Senior ist noch jeden Tag bei den Schafen.<br />
LAMMZEIT<br />
Auf dem Betrieb angekommen, geht es erst<br />
einmal in den Stall. Familie Wunderlich hält<br />
Merino Landschafe, die asaisonal ablammen.<br />
Viele andere Schafrassen bekommen ihre<br />
Lämmer dagegen ausschließlich im Frühjahr.<br />
Bei Anton Wunderlich ist also das ganze Jahr<br />
Lammzeit, mit Ausnahme von je vier Wochen<br />
im Februar und im September. Da werden<br />
Mit dem romantischen Bild eines Schäfers<br />
hat es wenig zu tun, wenn Anton<br />
Wunderlich mit seinem nagelneuen, 215 PS<br />
starken Valtra T214 in den Hof einbiegt. Er kommt<br />
gerade vom Mistfahren. „Der Traktor ist für drei<br />
Jahre gemietet“, sagt der Schafhalter. „Inklusive<br />
Full-Service. Denn anders ließe sich eine<br />
Investition in dieser Größenordnung heute<br />
kaum mehr rechtfertigen.“ Aber auch sonst<br />
ist der Maschinenpark des Hofes durchaus beacht-<br />
Anton Wunderlich ist Schäfer in Mönchkröttendorf bei Lichtenfels, Bayern.<br />
Betrieb auf. Dessen Frau stammt von einem Hof unterhalb<br />
des Klinikums Lichtenfels. Anton Wunderlich vergrößerte die<br />
Schäferei und siedelte im Jahr 1993 nach Mönchkröttendorf<br />
aus. Später kamen noch zwei Wohnhäuser dazu, eins für<br />
die eigene Familie, eins für die Altenteiler. Denn auch der<br />
84-jährige Senior ist noch jeden Tag bei den Schafen.<br />
LAMMZEIT<br />
Auf dem Betrieb angekommen, geht es erst<br />
einmal in den Stall. Familie Wunderlich hält<br />
Merino Landschafe, die asaisonal ablammen.<br />
Viele andere Schafrassen bekommen ihre<br />
Lämmer dagegen ausschließlich im Frühjahr.<br />
Bei Anton Wunderlich ist also das ganze Jahr<br />
Lammzeit, mit Ausnahme von je vier Wochen<br />
im Februar und im September. Da werden<br />
it dem romantischen Bild eines Schäfers<br />
hat es wenig zu tun, wenn Anton<br />
Wunderlich mit seinem nagelneuen, 215 PS<br />
starken Valtra T214 in den Hof einbiegt. Er kommt<br />
gerade vom Mistfahren. „Der Traktor ist für drei<br />
Jahre gemietet“, sagt der Schafhalter. „Inklusive<br />
Full-Service. Denn anders ließe sich eine<br />
Investition in dieser Größenordnung heute<br />
kaum mehr rechtfertigen.“ Aber auch sonst<br />
ist der Maschinenpark des Hofes durchaus beacht-<br />
Was meint Dr. Michael<br />
Neumayer mit der „richtigen“<br />
Seite der Kuh? Er ist<br />
Tierarzt für Rinder und<br />
plädiert vehement dafür,<br />
der Kuh häufiger vor das<br />
Maul zu schauen als unter<br />
den Schwanz. Und er hat<br />
gute Gründe dafür.<br />
48<br />
WISSEN<br />
FÜTTERUNG<br />
DIE „RICHTIGE“<br />
SEITE<br />
49<br />
Tierärzte stehen meist am verkehrten<br />
Ende der Kuh – diese These vertrat<br />
und begründete der Fachtierarzt für Rinder<br />
nicht irgendwo, sondern auf dem Bundeskongress<br />
praktizierender Tierärzte, der<br />
2<strong>01</strong>8 parallel zur EuroTier im November in<br />
Hannover stattfand. Dr. Neumayer leitet<br />
„Kim“, das Kompetenzzentrum für innovative<br />
Milchviehhaltung im österreichischen<br />
Neukirchen, nahe Salzburg. Dort betreut er<br />
mit seinem Team über 80 Rindviehhalter.<br />
Wo aber ist die richtige Seite der Kuh? „Vorn,<br />
denn beim Futter fängt alles an“, betonte<br />
er. Die Lösung vieler Krankheitsbilder der<br />
Rinder wie Stoffwechselprobleme, steigende<br />
Zellzahlen, abnehmende Fruchtbarkeit und<br />
zunehmende Ketosen und Gelenkprobleme<br />
sieht er im Futter und in der Art der Fütterung<br />
und Futtervorlage begründet. „Landwirte<br />
fordern meist die schnelle Lösung eines<br />
Problems vom Tierarzt. Anfangs sind Kunden<br />
erst einmal sehr skeptisch, wenn ich den<br />
langen Weg zum Futter(lager) und danach<br />
auch zum Futtertisch vorschlage und dort die<br />
Problemlösung suche“, berichtete er.<br />
GENAU HINSEHEN<br />
Dieser lange Weg beginne bei der Futtergewinnung<br />
auf dem Feld und an der Lagerstätte<br />
nasser Futtermittel, in Deutschland<br />
also meist am Fahrsilo. Der Tierarzt solle<br />
BEIDE SEITEN DER KUH<br />
Dr. Klaus Pöhlmann war im November einer der Besucher des Bundeskongresses<br />
praktizierender Tierärzte (BpT) in Hannover und auch einer der aufmerksamen<br />
Zuhörer des Vortrages von Dr. Michael Neumayer. Zusammen mit drei weiteren<br />
Tierärzten führt er im schleswig-holsteinischen Owschlag eine Gemischt-Tierarztpraxis.<br />
Vorwiegend betreut das Team Rinder, aber auch Pferde und Kleintiere. Die<br />
Betriebsgrößen reichen von 20 bis zu 500 Milchkühen.<br />
Die Rinderhalter in seiner Kundschaft seien gut ausgebildet und wüssten um die<br />
Bedeutung des Futters für die Tiergesundheit und Leistung. Aber es sei trotzdem<br />
schwierig, den Landwirten schmackhaft zu machen, diesen Futter-Weg gemeinsam<br />
mit dem Tierarzt zu gehen, weil er deutlich zeitaufwendiger sei. Hauptprobleme in<br />
den Milchviehställen seien heute Fruchtbarkeitsstörungen und Euterentzündungen<br />
– aber gerade sie hängen häufig mit der Fütterung zusammen. Die von Dr. Neumayer<br />
beschriebene Schüttelbox sieht auch er als ein geeignetes Hilfsmittel, um den<br />
Landwirten glaubwürdig Futterqualitäten erklären und darstellen zu können.<br />
Anwenden könne der Tierhalter diese Box dann in der Ernte auch selbst.<br />
„Die Idee, den Landwirt bereits bei der Futterernte zu beraten, ist vorstellbar, aber<br />
für unsere Kundschaft noch weit weg. In der Vergangenheit ähnelte die Tätigkeit<br />
einer Art ‚Feuerwehr-Praxis‘. Wir wurden meist nur zu<br />
Notfällen gerufen“, betont Dr. Pöhlmann. Heute sei das<br />
anders. Je nach Größe des Betriebes ist er oder einer<br />
seiner Kollegen einmal pro Woche im Rahmen eines<br />
Betreuungsvertrages auf dem landwirtschaftlichen<br />
Betrieb für vorbeugende Untersuchungen. Dann habe<br />
man schon auch die Gelegenheit, das Futter und die<br />
Fütterung unter die Lupe zu nehmen. „Oft erkennen<br />
wir auch an dem, was hinten aus der Kuh<br />
herauskommt, wenn vorn beim Futter etwas<br />
nicht stimmt. Also sind schon beide Seiten<br />
der Kuh für den Tierarzt wichtig“, erklärt er<br />
schmunzelnd.<br />
einer Art ‚Feuerwehr-Praxis‘. Wir wurden meist nur zu<br />
Notfällen gerufen“, betont Dr. Pöhlmann. Heute sei das<br />
anders. Je nach Größe des Betriebes ist er oder einer<br />
seiner Kollegen einmal pro Woche im Rahmen eines<br />
Betreuungsvertrages auf dem landwirtschaftlichen<br />
Betrieb für vorbeugende Untersuchungen. Dann habe<br />
man schon auch die Gelegenheit, das Futter und die<br />
Fütterung unter die Lupe zu nehmen. „Oft erkennen<br />
wir auch an dem, was hinten aus der Kuh
TITELTHEMA<br />
DIGITALISIERUNG<br />
WAS IN ZUKUNFT GEHT<br />
„Die Digitalisierung wird unser Leben verändern“ – diese Aussage<br />
ist derzeit an jeder Ecke zu hören. Was aber bedeutet das Thema<br />
für einen Landtechnikhersteller und seine Kunden? Die Redaktion<br />
hat bei dem Bereichsleiter Elektronik und Produktinformatik bei<br />
Krone, Jan Horstmann, nachgefragt.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Die Digitalisierung ist in aller Munde. Wo liegen<br />
die Berührungspunkte mit der Landwirtschaft?<br />
Jan Horstmann: Der Begriff Digitalisierung ist weit verbreitet<br />
und leider auch schon ein Stück weit abgenutzt. Landwirte<br />
und Lohnunternehmer kommen mit dieser Thematik allerdings<br />
immer mehr in Kontakt. Alles beginnt heute schon bei<br />
der Beantragung der Flächenprämie. Hier muss der Landwirt<br />
seine Flächen digital melden.<br />
Darüber hinaus steigen die Anforderungen der Gesetzgeber,<br />
welche die Landwirte dazu zwingen, mehr und mehr zu<br />
dokumentieren. Heute arbeiten viele Landwirte mit Lohnunternehmern<br />
zusammen. Deren Maschinen können zukünftig<br />
die Daten der Landwirte für die optimale Erledigung<br />
der Arbeiten auf den jeweiligen Flächen nutzen. Die von den<br />
Lohnunternehmern aufgezeichneten Arbeitsdaten können<br />
wieder zurück zu den Landwirten fließen – und das in digitaler<br />
Form und vollautomatisiert.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Wie kann das in der Praxis aussehen?<br />
Horstmann: Schauen wir uns doch einmal die aktuelle Düngeverordnung<br />
an. Dort ist genau festgelegt, was zu dokumentieren<br />
ist. Es gibt eine Menge Schnittstellen zwischen Landwirten<br />
und Lohnunternehmern. Sie können in Abhängigkeit der<br />
erfassten Erntemengen gemeinsam die Düngeausbringung<br />
optimieren. Wir als Technikhersteller versuchen, den Weg<br />
frei zu machen für einen ungehinderten Datenaustausch<br />
zwischen unseren Maschinen und den am Markt bekannten<br />
Software-Lösungen. Das wird die Dokumentation deutlich<br />
vereinfachen.<br />
6 7
TITELTHEMA<br />
WAS IST EIGENTLICH …<br />
… die AEF?<br />
Diese Abkürzung steht für Agricultural Electronic Industry<br />
Foundation, einen Verein, der die internationale Standardisierung<br />
elektronischer Schnittstellen in der Landtechnik als<br />
Hauptziel hat. Die Entwicklung der ISOBUS-Normen und die<br />
Kompatibilitätsprüfungen zwischen Traktoren und Anbaugeräten<br />
sind dabei die Kernaufgaben. Jeder Hersteller muss<br />
jede Gerätesoftware durch ein zertifiziertes Prüflabor testen<br />
lassen. Über www.aef-isobus-database.org/isobusdb/login.jsf<br />
kann man sich anmelden und in einer Datenbank sämtliche<br />
ISOBUS-kompatiblen Geräte und Traktoren anzeigen lassen.<br />
… das CCI?<br />
Das Competence Center ISOBUS (CCI) ist ein Verein, der sich<br />
speziell mit der Produktentwicklung im Bereich ISOBUS<br />
beschäftigt. Zu den Mitgliedern des Vereins zählen heute<br />
weit über 20 Landtechnikunternehmen aus Deutschland,<br />
Frankreich, Italien, Japan, den Niederlanden, Österreich und<br />
der Tschechischen Republik. Zu den Aufgaben gehören beispielsweise<br />
die CCI-ISOBUS-Bedienterminals und Joysticks,<br />
die heute flächendeckend bei vielen Maschinen und Geräten<br />
zum Einsatz kommen.<br />
… die DKE-Data?<br />
DKE-Data steht für Daten, Kommunikation und Entwicklung.<br />
Der Begriff „Data” ist ein zusätzlicher Verweis auf das Thema<br />
Datenmanagement, das hierbei im Vordergrund steht. Derzeit<br />
sind 13 Landtechnik- und Softwareunternehmen daran<br />
beteiligt, die sich zur Aufgabe gemacht haben, ein offenes<br />
System zum Datenaustausch aufzubauen. Diese Plattform<br />
heißt agrirouter, und Landwirte sowie Lohnunternehmer<br />
können sie nach der Registrierung kostenlos nutzen.<br />
Ballungsgebieten der Standard sein, sondern muss überall<br />
zuverlässig funktionieren.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Was ist im Bereich der Digitalisierung in Zukunft<br />
noch zu erwarten?<br />
Horstmann: Wir wollen Systeme entwickeln, die automatisiert<br />
im Hintergrund laufen. Für die Erfassung der Daten auf<br />
den Maschinen kommen Sensoren zum Einsatz. Die Daten<br />
werden automatisch an das Managementsystem des Landwirtes<br />
bzw. Lohnunternehmers gesendet. Der Fahrer soll für<br />
die notwendige Dokumentation nicht zusätzlich belastet<br />
werden, sondern sich vollständig auf die Bedienung und Überwachung<br />
der Maschine konzentrieren. Selbst der Betriebsleiter<br />
bzw. Lohnunternehmer, der am Rechner im Betrieb sitzt, soll<br />
die Daten nicht zusätzlich „anfassen“ müssen, sondern sich<br />
nur noch die Auswertungen ansehen bzw. den Versand der<br />
Daten zur Verarbeitung an Dritte freigeben.<br />
-zustände aus der Ferne abzurufen, wenn der Kunde uns die<br />
Erlaubnis dafür gibt. Dadurch können wir neue Angebote<br />
machen, wie zum Beispiel das Krone Smart Telematics. Das<br />
dient dem Kunden hauptsächlich bei der Organisation. Er<br />
kann auf mobilen Endgeräten oder auf dem Rechner sehen,<br />
wie der Zustand der Maschine ist und wo sie sich befindet.<br />
Gerade in komplexen Logistikketten wie zum Beispiel in<br />
der Maisernte, kann dies eine gute Unterstützung für die<br />
Disposition sein. Das Smart Telematics kann in den ersten zwei<br />
Jahren nach Kauf der Maschine kostenlos genutzt werden.<br />
Im Service haben wir jetzt die Möglichkeit des Fernzugriffs<br />
auf die Maschinen durch eine Remote-Verbindung. Wenn<br />
der Kunde es erlaubt, kann sich die Fachwerkstatt direkt auf<br />
die Maschine einwählen und den Bildschirm der Maschine<br />
abrufen. Somit können Fehler und Störungen aus der Ferne<br />
diagnostiziert und der Kunde bei der Einstellung der Maschine<br />
unterstützt werden.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Welche Maschinen von Krone lassen sich in die<br />
digitale Dokumentation einbinden?<br />
Horstmann: In den selbstfahrenden Maschinen haben wir<br />
bereits serienmäßig die notwendige Hardware eingebaut. Es<br />
handelt sich dabei um das Krone „Smart Connect“ Modul, das<br />
mit einer Mobilfunkkarte zur Datenübertragung ausgerüstet<br />
ist. Das Modul ist in der Lage, Maschinendaten aufzuzeichnen<br />
und in Echtzeit an weiterverarbeitende Systeme bzw.<br />
den agrirouter (siehe auch „Offen für alle“ ab Seite<br />
10 in dieser <strong>Ausgabe</strong>) zu versenden.<br />
Die Mengen- und vor allem Nährstoffmessungen am<br />
Häcksler werden wichtige Datenquellen werden, zum<br />
Beispiel für die Berechnung der Nährstoffbilanzen.<br />
Ich gehe in der Einschätzung sogar noch einen<br />
Schritt weiter: Spätestens mit der weiteren Verschärfung<br />
der Düngeverordnung kommt niemand<br />
mehr um den agrirouter herum. Denn eines sollten sich<br />
jeder Landwirt und Lohnunternehmer realisieren: Der Dokumentationsdruck<br />
wird spürbar steigen, nicht nur in Sachen<br />
Düngung, sondern ebenso bei Stoffstrom- und Nährstoffbilanzen,<br />
durch Umweltauflagen oder Qualitätssicherungsvorgaben<br />
der Lebensmittelindustrie. Für Lohnunternehmer<br />
bieten sich diesbezügliche neue Möglichkeiten für zusätzliche<br />
Dienstleistungen.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Welche digitalen Anbindungen gibt es bereits<br />
heute bei Ihren Häckslern?<br />
Horstmann: Wir können zum einen u. a. Daten wie Erntemengen,<br />
Gewichte, Feuchtigkeit, Inhaltsstoffe und Dieselverbrauch<br />
messen und versenden. Diese Daten lassen sich für<br />
Abrechnungen, die Dokumentation sowie für Wirtschaftlichkeitsberechnungen<br />
nutzen. Zum anderen können wir aus der<br />
Managementsoftware des Betriebes Aufträge an den<br />
Häcksler senden, die der Fahrer dann abarbeiten<br />
kann. Im Prinzip lassen sich sämtliche ISOBUS-fähigen<br />
Geräte mit dem Modul Smart Connect<br />
ausrüsten. Dazu zählen unsere Ladewagen,<br />
Pressen, aber auch Mähwerke und Schwader.<br />
Beispielsweise können wir bei einer Großpackenpresse<br />
Ballengewichte, Feuchtigkeit<br />
und Ablageposition speichern und senden.<br />
Sollte der GSM-Mobilfunkempfang gestört<br />
sein, werden die Daten durch Smart Connect so<br />
lange zwischengespeichert, bis wieder eine stabile<br />
Datenverbindung vorliegt.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Die Netzabdeckung ist ein großes Thema auf<br />
dem Land ...<br />
Horstmann: Das stimmt! Wir als Landtechnik-Hersteller<br />
setzen uns deshalb auch für ein flächendeckendes 4G/5G-<br />
Netz für den ländlichen Raum ein. Dies darf nicht nur in<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: An welche Daten denken Sie dabei?<br />
Horstmann: Lohnunternehmer<br />
können die aufgezeichneten Daten<br />
für die Abrechnung mit den Landwirten<br />
nutzen und ebenso die<br />
Wirtschaftlichkeit der eingesetzten<br />
Maschinen sicherstellen. Auch die<br />
Landwirte profitieren davon. Sie<br />
sind beispielsweise dazu verpflichtet,<br />
eine Stoffstrombilanz zu erstellen.<br />
Der Lohnunternehmer häckselt den<br />
Mais, erfasst dabei die Mengen und<br />
zukünftig auch die Inhaltsstoffe. Diese<br />
Daten kann der Lohnunternehmer<br />
anschließend per Knopfdruck seinem<br />
Kunden freigeben, der sie dann<br />
einfach für seine Bilanzierung übernehmen<br />
kann. Ziel muss es natürlich<br />
sein, dass die aufbereiteten Daten<br />
komfortabel per Mausklick an die<br />
zuständigen Kammern versendet<br />
werden können.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Welche Rolle spielt die<br />
Digitalisierung im Service?<br />
Horstmann: Durch unsere Smart-<br />
Connect-Module haben wir die<br />
Möglichkeit, Maschinendaten und<br />
„DER FAHRER SOLL FÜR DIE<br />
NOTWENDIGE DOKUMEN<br />
TATION NICHT ZUSÄTZLICH<br />
BELASTET WERDEN.“<br />
JAN HORSTMANN, BEREICHSLEITER ELEKTRONIK<br />
UND PRODUKTINFORMATIK<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Welche neuen Software-Lösungen sind in Zukunft<br />
von Krone zu erwarten?<br />
Horstmann: Wir werden u.a. eine<br />
einfach aufgebaute Ackerschlagdatei<br />
anbieten, die Maschinendaten<br />
automatisch übernehmen<br />
kann und vor allem für Landwirte<br />
interessant sein wird. Der geplante<br />
Start für das Produkt namens<br />
„Next Machine Management“ ist<br />
in diesem Sommer geplant. Für<br />
Lohnunternehmer ist ebenfalls die<br />
Einführung einer Managementsoftware<br />
vorgesehen, die intuitiv<br />
bedient werden kann und die<br />
komplette Managementabläufe<br />
im Lohnunternehmen von der<br />
Auftragsannahme über Rechnungserstellung<br />
bis hin zum Controlling<br />
und der Kalkulation sauber abbildet.<br />
Diese Lösungen werden offen<br />
sein und an den agrirouter angebunden.<br />
Beide Produkte entstehen<br />
in Kooperationen mit anderen<br />
Herstellern, sodass Offenheit und<br />
Unabhängigkeit für Landwirte und<br />
Lohnunternehmer sichergestellt<br />
sind. «<br />
8 9
TITELTHEMA<br />
AGRIROUTER<br />
OFFEN FÜR<br />
ALLE<br />
Der agrirouter ist eine reine „Datendrehscheibe“, konkurrenzlos,<br />
ohne Fachanwendungen und einfach zu handhaben. Diese<br />
Plattform steht allen Landwirten und Lohnunternehmern offen,<br />
aber ebenso allen Firmen aus den vor- und nachgelagerten<br />
Bereichen. Für die Digitalisierung der Landwirtschaft eröffnen<br />
sich so völlig neue Möglichkeiten.<br />
Externe<br />
Dienstleister<br />
Lebensmittel<br />
Industrie<br />
Lohnunternehmer<br />
Betriebsmittelhersteller<br />
Landwirt<br />
Berater<br />
App<br />
Anbieter<br />
Externe<br />
Datenaustausch Plattform<br />
Händler<br />
Maschinen<br />
Hersteller<br />
Landwirte und Lohnunternehmer, die den agrirouter<br />
nutzen, können weiterhin ihre Maschinen herstellerunabhängig<br />
wählen und müssen dadurch keine Nachteile bei<br />
der digitalen Verarbeitung der Daten befürchten. Darüber<br />
hinaus bestimmen sie damit weiterhin über ihre Daten<br />
vollumfänglich selbst. Der agrirouter soll dafür die Antwort<br />
sein, wie Stefan Niehof betont, der bei Krone im Produktmarketing<br />
für digitale Anwendungen zuständig ist. „Die<br />
Nutzer legen selbst fest, welche Daten sie nutzen möchten<br />
und an wen sie diese ggf. weitergeben wollen. In der Vergangenheit<br />
war der Austausch der Daten zwischen den<br />
unterschiedlichen Systemen nicht so einfach, da individuelle<br />
Schnittstellen sichergestellt sein mussten“, erläutert er.<br />
Krone konzentriert sich auf die Futterbergung, ist also kein<br />
Long-Liner. Da die Krone-Produkte auf den Betrieben häufig<br />
in gemischten Flotten mit verschiedenen Fabrikaten stehen,<br />
muss die Digitaltechnik der Maschinen offen für andere<br />
Herstellersysteme sein. Das war einer der Gründe für das<br />
Speller Unternehmen, sich an der DKE Data GmbH & Co. KG<br />
und damit am Aufbau der „Datendrehscheibe“ agrirouter<br />
zu beteiligen, so Stefan Niehof.<br />
In der Landwirtschaft gibt es heute viele unterschiedliche<br />
Management-Softwarelösungen. Für diese Lösungen steht<br />
der agrirouter offen und sorgt dafür, dass die Maschinendaten<br />
automatisch und optimal genutzt werden können<br />
(mehr Infos dazu unter https://my-agrirouter.com).<br />
Die Softwarelösung trifft auf bunt gemischte Landtechnik-Flotten<br />
in der Praxis und muss deren<br />
Daten verarbeiten können, wenn sie eine Chance<br />
am Markt haben will. Die dritte Motivation<br />
der beteiligten Unternehmen, eine<br />
offene Plattform zu schaffen, war<br />
die Option, künftig unabhängige,<br />
innovative Dienstleistungen für Landwirte und Lohnunternehmer<br />
anbieten zu können.<br />
Wie geht es weiter mit dem agrirouter? Die Testphase ist<br />
vorbei und Ende Februar 2<strong>01</strong>9 wurde das System offiziell für<br />
den flächendeckenden Praxiseinsatz freigeschaltet. Bisher<br />
sind 13 Hersteller an dem Projekt beteiligt. Diese rechnen<br />
damit, dass sich die Zahl der teilnehmenden Hersteller in<br />
den kommenden vier Jahren verdreifacht. Die Anzahl der<br />
eingebundenen Softwarelösungen beläuft sich derzeit auf<br />
rund 40, so Stefan Niehof. Auch dieser Teil werde durch<br />
die geplante Internationalisierung stark wachsen, ist der<br />
Produktmanager überzeugt. Die Summe der Endanwender<br />
dürfte nach seiner Einschätzung bis dahin im fünfstelligen<br />
Bereich liegen. Geräte und Maschinen mit ISOBUS-Controller<br />
lassen sich in der Regel mit einer Telemetrie-Box nachrüsten<br />
und sind somit für die Einbindung in den agrirouter nutzbar.<br />
Um darüber hinaus Nutzer dafür zu gewinnen, die sich bisher<br />
von Managementsoftware ferngehalten haben, werden<br />
in Zukunft einfache Anwendungen programmiert und<br />
an den agrirouter gekoppelt. Landwirte und Lohnunternehmer<br />
können sich kostenfrei für die Nutzung<br />
registrieren, so sein abschließender Hinweis. «<br />
Stefan Niehof, im Krone-Produktmarketing<br />
zuständig für digitale<br />
Anwendungen: „Die Kunden<br />
legen beim agrirouter selbst<br />
fest, welche Daten sie nutzen<br />
möchten und an wen sie diese<br />
weitergeben wollen.“<br />
10 11
TITELTHEMA<br />
LANDTECHNIK IGL, PFREIMD<br />
PRAXIS BRINGT<br />
ROUTINE<br />
Alois (l.) und Günter Igl sind überzeugt, dass im<br />
Zuge der Digitalisierung nur offene Systeme<br />
mit absolut kompatiblen Schnittstellen von den<br />
Landwirten und Lohnunternehmern akzeptiert<br />
werden.<br />
Der steigende Anteil<br />
Elektronik und digitaler<br />
Anwendungen eröffnet neue<br />
Möglichkeiten bei der<br />
Flächenbewirtschaftung –<br />
ist aber für den Fachhandel<br />
als „Schnittstelle“ zwischen<br />
Hersteller und Kunden eine<br />
Herausforderung. Wichtig<br />
sind deshalb Fachkompetenz<br />
und Praxiserfahrung,<br />
ist Günter Igl überzeugt.<br />
Je einfacher ein technisches Produkt zu bedienen ist, desto<br />
größer ist die Akzeptanz der Nutzer und damit auch<br />
die Geschwindigkeit der Verbreitung besagten Produkts.<br />
Dieser Überzeugung ist jedenfalls Günter Igl, der zusammen<br />
mit seinem Bruder Alois in zweiter Generation einen Landmaschinen-Fachbetrieb<br />
im oberpfälzischen Pfreimd leitet,<br />
unmittelbar an der A 93 gelegen. „Anschauliche Beispiele<br />
dafür sind für mich die Smartphones oder auch der Messenger-Dienst<br />
WhatsApp. Sie sind intuitiv und sofort nutzbar,<br />
niemand muss dafür eine Bedienungsanleitung lesen oder<br />
gar eine Schulung belegen. Und doch funktioniert es in<br />
der Regel einwandfrei“, meint Günter Igl. „Das kann man<br />
von modernen Landmaschinen, vor allem mit Blick auf<br />
deren Elektronik, nicht immer in gleichem Maß behaupten“,<br />
fügt er hinzu.<br />
KOMPATIBILITÄT IST<br />
UNERLÄSSLICH<br />
Dabei ist Günter Igl sich durchaus bewusst, dass er mit<br />
seiner Bemerkung Äpfel mit Birnen vergleicht, zumindest<br />
ein wenig. Denn die Funktionalität eines Handys könne<br />
nicht 1:1 verglichen werden mit den Anforderungen, die von<br />
der Steuerungselektronik einer Pflanzenschutzspritze oder<br />
eines Mähdreschers zu erfüllen seien. „Außerdem hat sich<br />
in den zurückliegenden drei, vier Jahren auf diesem Gebiet<br />
bei Landmaschinen sehr viel zugunsten der Bedienbarkeit<br />
und Funktionalität getan“, ist er überzeugt. „Allerdings sind<br />
lange noch nicht alle Herausforderungen bewältigt, vor<br />
allem, was die Kompatibilität verschiedener Traktor- und<br />
Gerätemarken angeht“, ergänzt er.<br />
Dieser Aspekt ist aus Sicht der Unternehmer-Brüder sehr<br />
wichtig, vertreten sie doch mit ihrem Fachbetrieb in der<br />
Landtechnik ein breiteres Spektrum sehr unterschiedlicher<br />
Fabrikate. An erster Stelle stehen dabei in der Landtechnik<br />
Case IH, Krone und Amazone. „Wir setzen neben dem Traktor<br />
bewusst auf Geräte von Herstellern, die in ihren jeweiligen<br />
Produktsegmenten Spezialisten sind. Denn nur so ist es<br />
möglich, unseren Kunden die bestmögliche Technik anzubieten.<br />
Kein sogenannter Long-Liner kann in allen Bereichen<br />
führend sein, deshalb sehen wir in unserer Mischung marktrelevanter<br />
Top-Marken für unsere Kunden den richtigen<br />
Weg“, erläutert Günter Igl seine Haltung.<br />
Auch in Bezug auf besagte Kompatibilität der Elektronik und<br />
der digitalen Anwendungen passen die drei Hersteller seines<br />
Erachtens gut zusammen – unter anderem, weil keiner über<br />
den Umweg der Digitalisierung Kunden zwingend an sich<br />
zu binden versuche. „Das bedeutet nicht, dass immer alles<br />
perfekt funktioniert. Aber es besteht nach meiner Wahrnehmung<br />
bei allen drei Firmen Konsens darüber, dass nur offene<br />
Systeme mit absolut kompatiblen Schnittstellen auf Dauer<br />
von den Landwirten und Lohnunternehmern akzeptiert<br />
werden. Erst dann wird sich der Nutzen der Digitalisierung<br />
in der Landtechnik voll entfalten“, so der Fachhändler.<br />
MEHR EFFIZIENZ<br />
Diese Akzeptanz in seiner Kundschaft sei mittlerweile<br />
deutlich gestiegen, zumindest bei Käufern von Traktoren<br />
oberhalb der 150-PS-Grenze und/oder den jüngeren Landwirten.<br />
„Die hängen sich teilweise wirklich rein in das<br />
Thema“, berichtet er. Den Einstieg bilden für viele Kunden<br />
die Lenksysteme bzw. die automatische Spurführung. Hier<br />
„teasern“ die Brüder Igl den Bedarf gern mal an, indem sie<br />
Traktoren für die Systeme vorkonfigurieren und den Käufern<br />
in der Anfangsphase kostenlos zur Verfügung stellen. Das<br />
senke die Hemmschwelle, sich damit zu beschäftigen und<br />
sei ein guter Einstieg in die Digitalisierung. „Der Nutzen<br />
solcher Systeme ist dann schnell erkennbar“, sagt Günter Igl.<br />
Im Mittelpunkt des Interesses stehe dabei außerdem die<br />
digitale Erfassung der einzelnen Flurparzellen, ebenso<br />
wie das Anlegen von Fahrspuren und festen Fahrgassen,<br />
jeweils in Abhängigkeit der Arbeitsbreiten der einzelnen<br />
Maschinen. Spür- und messbarer Nutzen ergibt sich nach<br />
seiner Einschätzung aus der automatischen Teilbreiten-<br />
12 13
TITELTHEMA<br />
Spurführungssysteme sind für viele Kunden der Einstieg in die Digitalisierung der Feldbewirtschaftung. Landtechnik Igl setzt dazu auf Vorführungen, vorkonfigurierte Traktoren<br />
und die kostenlose Nutzung in der Startphase.<br />
schaltung, etwa bei der Düngung oder im Pflanzenschutz.<br />
Auch die Bestimmung des Trockensubstanzgehalts bei der<br />
Grünfutterernte mit dem Häcksler ist sehr gefragt, so der<br />
Fachhändler. Und nicht zu vergessen – die Datenerfassung<br />
für die vielfältigen Dokumentationspflichten der Landwirte.<br />
Überhaupt sieht er die Vorteile der Digitalisierung nicht<br />
allein im Ackerbau, sondern auch und gerade auf Grünland.<br />
Dafür sprechen mehrere Gründe, wie Günter Igl hervorhebt:<br />
„Die Effizienz beim Mähen, Wenden und Schwaden ist<br />
sehr deutlich. Nehmen Sie als Beispiel eine Grünlandfläche<br />
von 50 ha, bei der durch Überlappungen der einzelnen<br />
Arbeitsspuren nur 10 % quasi doppelt bearbeitet werden.<br />
Dieser Wert ist durchaus realistisch, schließlich sind die<br />
Arbeitsgeschwindigkeiten dort oft größer als auf dem Acker.<br />
Hochgerechnet auf vier Grasschnitte pro Jahr, die in unserer<br />
Region in normalen Jahren die Regel sind, entspricht das<br />
rund 20 ha. Und ein Lohnunternehmer bearbeitet sogar ein<br />
Vielfaches dessen“, rechnet er vor.<br />
MOTIVATION DURCH<br />
WISSEN<br />
Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die elektronischen<br />
Systeme gut funktionieren, ist die Kompetenz des Fachhandels,<br />
so Günter Igl weiter. Schließlich seien die Servicebetriebe<br />
das entscheidende Bindeglied zwischen Herstellern<br />
und Kunden. Generell investieren die beiden Unternehmer<br />
aus Pfreimd viel in die Aus- und Weiterbildung ihrer Serviceteams,<br />
also der 27 Kollegen in Werkstatt und Ersatzteillager.<br />
Drei der 24 Mechatroniker sind inzwischen auf Elektronik<br />
und digitale Systeme spezialisiert. „Wichtig ist dabei nicht<br />
nur ein hohes Schulungsniveau, sondern vor allem viel<br />
Praxiserfahrung, die wiederum zu sehr positiver Routine<br />
im Tagesgeschäft führt, um auch ausgefallene Störungen<br />
beheben zu können. Meist brennt dann die sprichwörtliche<br />
Hütte, wenn es in der Saison auf jede Stunde ankommt oder,<br />
wie bei Lohnunternehmern, ganze Technikketten betroffen<br />
sind, die dann stillstehen. Da ist schon Stress angesagt. Hier<br />
schnell helfen zu können, ist ein wichtiger Wettbewerbsvorteil<br />
für den Fachhandel.“<br />
Bei allem eigenen Engagement ist es für Günter Igl<br />
unerlässlich, im Ernstfall auf die Unterstützung des<br />
Herstellers zurückgreifen zu können. Mit zunehmendem<br />
Anteil elektronischer Komponenten, Sensoren und sensibler<br />
Steuerungstechnik steige die Bedeutung dessen noch, betont<br />
er. Diesbezüglich sieht sich der Händler von seinen<br />
Hauptlieferanten insgesamt gut unterstützt. Wobei es in<br />
den inhabergeführten Familienunternehmen einfacher sei,<br />
auch in den Saisonspitzen kurzfristig kompetente Ansprechpartner<br />
ans Telefon zu bekommen. „Da setzt Krone schon<br />
Maßstäbe, genauso wie bei den Schulungen“, so Günter<br />
Igl. „Erkennbar ist das für mich, wenn die Techniker von<br />
den Trainingseinheiten zurückkommen und sich zufrieden<br />
äußern. Denn wenn man Schulungsgebühren, Reisekosten<br />
und Verdienstausfall zusammenrechnet, investieren wir<br />
pro Manntag Schulung bis zu 800 €. Da muss für die Praxis<br />
auch ein entsprechender Wissens- und Motivationsschub<br />
kommen. Aber das passt“, meint er. «<br />
14 15
TITELTHEMA<br />
LANDWIRT ANDERS JOHNSSON, RÖRUM (S)<br />
DER ROBOTER-<br />
PIONIER<br />
An der Küste zur Ostsee im südöstlichen<br />
Schweden befindet sich der<br />
Betrieb der Familie Johnsson. 200 Kühe<br />
plus Nachzucht stehen hier im Stall. Von<br />
außen ein völlig „normaler“ Betrieb, wenngleich<br />
für schwedische Verhältnisse eher<br />
ein größerer. Doch die erste Besonderheit<br />
fällt beim Betreten des Stalles sofort<br />
auf: Es gibt keinen befahrbaren breiten<br />
Futtertisch, wie er sonst in den meisten<br />
Ställen üblich ist. Stattdessen hängen<br />
zwei Stahlschienen über dem schmalen<br />
Gang. Und es liegt nur wenig Futter vor<br />
den Kühen – dafür ist es frisch, riecht gut<br />
und ist homogen gemischt.<br />
Automatisierung und Digitalisierung<br />
sind Trendthemen der Landwirtschaft.<br />
Diesbezüglich war<br />
Anders Johnsson aus Rörum in<br />
Südschweden seiner Zeit weit<br />
voraus: Er baute vor 20 Jahren den<br />
ersten „Roboterstall“ in Schweden.<br />
Bernd Feuerborn, Redakteur bei<br />
„agrarheute“, hat den Pionier für<br />
<strong>XtraBlatt</strong> besucht.<br />
DREI MELKROBOTER<br />
Die zweite Besonderheit: Auf der einen<br />
Seite des Boxenlaufstalles stehen zwei<br />
Lely-Roboter und auf der anderen Seite<br />
steht ein dritter Roboter. Anders Johnsson<br />
erklärt stolz: „Wir waren der erste Betrieb<br />
in Schweden, der einen komplett neuen<br />
Stall mit Robotertechnologie gebaut hat.<br />
Im Mai 2<strong>01</strong>8 war das 20 Jahre her!“ Anfangs<br />
standen nur zwei Roboter im Stall.<br />
Nach zwölf Jahren wurde dann ein dritter<br />
in den Stall integriert. Die beiden alten<br />
wurden in der Folgezeit ersetzt, sodass<br />
heute drei Melkroboter der 4. Generation<br />
von Lely im Stall stehen. Jeder melkt rund<br />
70 Kühe. Ein Lely Astronaut ist für die<br />
jungen Kühe und Erstkalbinnen zuständig.<br />
„Hier habe ich mehr Betreuungsaufwand<br />
und kann die Jungkühe besser an den<br />
Roboter gewöhnen“, sagt Anders Johnsson.<br />
Anders Johnsson war vor über 20 Jahren in Schweden einer der Pioniere beim Thema Robotermelken.<br />
Nach drei bis vier Laktationen werden die<br />
Kühe durch die eigene Nachzucht ersetzt.<br />
Das Erstkalbealter der Färsen liegt bei<br />
24 Monaten.<br />
Die Milchleistung der 200 Kühe kann sich<br />
sehen lassen: 10.000 l Stalldurchschnitt bei<br />
4 % Fett und 3,4 % Eiweiß erzeugen die Kühe.<br />
Im Stall stehen Tiere der Rasse Schwedisch<br />
Rot und Holstein Friesian. Rund 3,30 Schwedische<br />
Kronen zahlte die Molkerei letzten<br />
Sommer für die Milch, das entspricht in<br />
Euro etwa 32 ct/l. Alle Leistungsdaten, wie<br />
Milchleistung, Kraftfutteraufnahme, Anzahl<br />
der Melkungen, Laktationsbeginn oder<br />
Trächtigkeit der Kühe kann der Landwirt am<br />
Computer auslesen. Die Roboter melken die<br />
Kühe im Durchschnitt etwa 2,8-mal am Tag,<br />
so zeigt es der Bildschirm an. Tiere, die zu<br />
lange nicht gemolken wurden, meldet die<br />
Technik ebenfalls. „Dann heißt es Nachtreiben“,<br />
schmunzelt Anders Johnsson. Er teilt<br />
sich die Arbeit auf dem Betrieb mit seiner<br />
Frau, seinem Sohn und zwei Angestellten.<br />
„Aber in der Regel gehen die Kühe gerne<br />
zum Melken“, ergänzt er noch.<br />
COMPUTERGENAU<br />
FÜTTERN<br />
Um das Füttern kümmert sich ebenfalls<br />
ein Computer. Denn der Futtermischwagen<br />
fährt auf Schienen an der Decke durch den<br />
Stall. 2,5 m³ kann der Mischer auf einmal<br />
aufnehmen. Das funktioniert automatisch.<br />
Aus den Vorratsbehältern holt sich der Mischer<br />
seine Komponenten. Neben Gras- und<br />
Maissilage sind das im Betrieb Johnsson<br />
16 17
TITELTHEMA<br />
Rörum<br />
1 2<br />
3<br />
noch Getreideschrot, Zuckerrübenschnitzel,<br />
Mineralfutter und Protein.<br />
Im Stall und zur Füllstation fährt der Mischer<br />
elektrisch. Die Komponenten für die<br />
einzelnen Rationen sind im Computer hinterlegt<br />
und werden nach und nach eingeladen.<br />
Insgesamt füttert der Betrieb drei Rationen<br />
für die unterschiedlichen Leistungsgruppen<br />
der Milchviehherde. Für die Färsen fährt der<br />
Mischer noch eine Extratour.<br />
Zum Mischen fährt der Futterwagen extra<br />
an eine Mischstation. Hier steht ein starker<br />
stationärer Elektromotor. Der Mischer dockt<br />
an und das Futter wird exakt für die vom<br />
Rechner vorgegebene Zeit gemischt. Ein Vermusen<br />
durch zu langes Mischen gibt es nicht.<br />
Nach dem Mischen geht es über die Schienen<br />
an der Decke auf den schmalen Futtertisch.<br />
Der Mischer kann zu beiden Seiten austragen,<br />
über Kontakte weiß er genau, welche<br />
Mischung wo gefüttert werden muss. Was<br />
er nicht kann, ist sehen, deshalb gibt es auf<br />
jeder Seite einen Notstopp, falls sich doch<br />
mal jemand auf dem Futtertisch befindet.<br />
Rund 30 Minuten benötigt der Mischer<br />
zum Füttern einer Gruppe, insgesamt 1,5 h<br />
für den Stall. Und alles funktioniert mehrmals<br />
am Tag wie von Geisterhand. Nicht<br />
von Geisterhand klappt das Befüllen der<br />
Mischstation: Gras- und Maissilage müssen<br />
nach wie vor aus dem Fahrsilo geholt und in<br />
die Vorratsbehälter gebracht werden.<br />
Der große Vorteil der automatischen<br />
Fütterung: Es wird weniger Stallfläche benötigt,<br />
die Tiere bekommen häufiger frisch<br />
gemischtes Futter, und der Stall kann im<br />
Winter geschlossen bleiben. Bei kalten<br />
Wintern und viel Schnee ist das durchaus<br />
ein positiver Nebeneffekt in Schweden!<br />
In den Sommermonaten kann sich der<br />
Fütterungsroboter etwas schonen. Für vier<br />
Monate sollen die Kühe für 6 h draußen<br />
sein und sich frei bewegen können. Deshalb<br />
befinden sich rund um den Stall einige Weiden,<br />
die ausreichend Auslauf gewährleisten.<br />
EIGENER BiG X<br />
Das Futter erzeugt der Betrieb weitgehend<br />
selbst. Die Qualität des Futters ist dem<br />
Betriebsleiter sehr wichtig. Deshalb hat er<br />
sich einen eigenen Häcksler gekauft, einen<br />
Krone BiG X. „Seit mein Sohn das Futter<br />
häckselt, haben wir die Silage, die wir benötigen,<br />
um die Tiere optimal zu füttern.<br />
Früher mit dem Lohnunternehmer stimmte<br />
die Qualität aus unserer Sicht nie so richtig.“<br />
Besonders die Termintreue sei ein Problem<br />
gewesen, fügt er hinzu. Jetzt kann der Betrieb<br />
seine Silage nach eigener Darstellung<br />
mit einem Trockensubstanzgehalt von 28<br />
bis 32 % einfahren. Rund 200 Stunden bekommt<br />
der BiG X 500, Baujahr 2<strong>01</strong>0, jedes<br />
Jahr auf die Uhr. Sicher zu wenig für eine<br />
wirtschaftliche Auslastung des Häckslers,<br />
aber die Futterqualität ist es dem Landwirt<br />
4<br />
1 Die Johnsson-Kühe werden im<br />
Mittel 2,8-mal pro Tag gemolken.<br />
Der Herdendurchschnitt liegt bei<br />
10.000 l/Tier.<br />
2 Den Stall hat der Landwirt 1998<br />
neu gebaut und von Beginn an<br />
automatisiert.<br />
3 Rörum liegt im südlichen Schweden,<br />
auf gleicher Höhe wie Malmö.<br />
4 Anders Johnsson legt sehr<br />
großen Wert auf bestmögliche<br />
Grundfutterqualität.<br />
LANDWIRTSCHAFT IN SCHWEDEN Quelle: Jordbruksstatistik Sammanställning 2<strong>01</strong>8<br />
Fläche<br />
Landwirtschaftliche Nutzfläche<br />
Ackerfläche<br />
Grünland<br />
Wald<br />
Betriebe<br />
wert. Gekauft hat Anders Johnsson den<br />
Häcksler übrigens bei einem Landmaschinenhändler<br />
in Niedersachsen. Damals hatte<br />
die Maschine rund 1.000 h auf dem Buckel.<br />
„In normalen Jahren können wir drei Schnitte<br />
Grassilage machen,“ betont er. Für die Kühe<br />
kommt das Gras in Fahrsilos. Für die Kälber<br />
gibt es extra Grassilage aus Rundballen.<br />
Gemäht wird mit einer Schmetterlingskombination<br />
Easy Cut 870 CV von Krone.<br />
Der Betrieb ist für seine rund 300 ha bewirtschafteter<br />
Fläche insgesamt gut mechanisiert.<br />
So stehen sechs Traktoren bis 350 PS<br />
bereit. Ein großes Güllefass gehört zum Hof,<br />
genauso wie ein eigener Miststreuer. Neben<br />
3.032.000 ha<br />
2.580.000 ha<br />
452.000 ha<br />
3.326.000 ha<br />
Anzahl der Betriebe 63.000<br />
Davon Vollerwerbsbetriebe 15.500<br />
Durchschnittliche Betriebsgröße<br />
Viehhaltung<br />
41 ha<br />
Anzahl der rinderhaltenden Betriebe 16.300<br />
Anzahl der Milchviehbetriebe 3.600<br />
Anzahl Milchkühe<br />
Durchschnittliche Herdengröße<br />
322.<strong>01</strong>0 Kühe<br />
89 Kühe<br />
dem BiG X 500 zum Häckseln stehen in der<br />
Maschinenhalle noch ein Mähdrescher und<br />
eine Rundballenpresse.<br />
Anzahl der Schweinehalter<br />
Anzahl der Sauenhalter<br />
Durchschnittliche Bestandsgröße<br />
Anzahl der Mastbetriebe<br />
Anzahl Mastschweine über 20 kg<br />
Durchschnittliche Bestandsgröße<br />
Erträge<br />
Durchschnittsertrag Winterweizen<br />
Durchschnittsertrag Winterraps<br />
Durchschnittsertrag Speisekartoffeln<br />
Durchschnittsertrag Zuckerrüben<br />
Landtechnik<br />
Anzahl verkaufter Neu-Traktoren<br />
Ø Leistung der Neutraktoren<br />
Die wichtigste Kultur und Futtergrundlage<br />
für die Kühe ist mit rund 120 ha das<br />
Grünland, dann wachsen noch rund 30 ha<br />
Winterweizen und gut 25 ha Sommergerste<br />
auf den Feldern. Um dem Häcksler noch<br />
etwas Auslastung zu geben und mehr<br />
Energie in die Ration zu bekommen, baut<br />
der Betrieb noch auf 54 ha Silomais an.<br />
Die Maissilage wird rund 20 mm kurz gehäckselt,<br />
allerdings in Abhängigkeit von<br />
dem Trockensubstanzgehalt des Erntegutes.<br />
Wichtig ist dem Landwirt eine gut verdichtete<br />
Silage, die auch im Sommer stabil ist<br />
und sich nicht nacherwärmt.<br />
1.300 Betriebe<br />
800 Betriebe<br />
165 Tiere<br />
1.100 Betriebe<br />
836.002 Tiere<br />
825 Plätze<br />
73,6 dt<br />
34,3 dt<br />
308,4 dt<br />
632 dt<br />
2.800 St.<br />
147 PS<br />
Fazit: Alles für die Milch und das digital!<br />
So könnte das Motto der Farm Aspekulle in<br />
Südschweden sein. Im Stall wird die Herde<br />
nicht nur vom Computer überwacht und<br />
vom Roboter gemolken. Auch die Fütterung<br />
übernimmt ein Computer mit einem Futtermischer,<br />
der an Schienen hängend durch<br />
den Stall fährt. Nur für die Futtervorräte<br />
in den Vorratsboxen hat der Mensch zu<br />
sorgen, sonst gibt es eine Fehlermeldung.<br />
So bleibt dem Betriebsleiter und seinen<br />
Mitarbeitern mehr Zeit für eine gezielte<br />
Tierbeobachtung. «<br />
18 19
PRAXIS<br />
MOLKEREI HÜTTENTHAL<br />
HANDWERKLICH & REGIONAL<br />
Familie erworben. „Allein im Odenwald<br />
gab es damals sieben Molkereien“, sagt<br />
Kurt Kohlhage. „Davon sind allein wir<br />
übriggeblieben.“<br />
Anders als in Frankreich oder in der Schweiz wird Milch in<br />
Deutschland hauptsächlich von Großmolkereien verarbeitet.<br />
Regionale Spezialisten, wie die Molkerei Hüttenthal, gibt es hierzulande<br />
kaum mehr. Eine besondere Reise in den Odenwald.<br />
Die Molkerei Hüttenthal befindet sich in Familienbesitz von Britta und Kurt Kohlhage.<br />
Wiesen, Wald und Flusstäler findet<br />
man reichlich im Odenwald. Das<br />
Mittelgebirge befindet sich im Dreieck zwischen<br />
den Städten Heidelberg, Darmstadt<br />
und Würzburg. Die Flächen werden teilweise<br />
für den Ackerbau, aber überwiegend<br />
als Grünland genutzt. Fleckvieh ist hier die<br />
bodenständige Rinderrasse. „Das Rückgrat<br />
unserer Produktion ist die Milch von<br />
16 landwirtschaftlichen Familienbetrieben,<br />
davon zwei mit Ziegen, die uns alle zwei<br />
Tage rund 14.000 l Kuh- und 1.000 l Ziegenmilch<br />
liefern“, erklärt Britta Kohlhage.<br />
Sie und ihr Mann Kurt sind Inhaber der<br />
Molkerei Hüttenthal. Der weiteste Betrieb<br />
ist nur 25 km, d. h. eine halbe Stunde von<br />
der Molkerei entfernt.<br />
Britta und Kurt Kohlhage stellen hohe<br />
Ansprüche an ihre Milchbauern. Gentechnisch<br />
verändertes Futter ist ebenso verpönt<br />
wie der Einsatz von Glyphosat auf dem<br />
Grünland. Der Weidegang im Sommer ist<br />
obligatorisch. Eine Ausnahme bilden zwei<br />
Bauernhöfe, auf denen mit dem Roboter<br />
gemolken wird. Aber dort dürfen die Tiere<br />
auf der direkt angrenzenden Weide auch<br />
frische Luft und Sonne tanken. Dafür gibt<br />
es dann auch einen Auszahlungspreis,<br />
der rund 2 ct/kg über dem Durchschnitt<br />
liegt. „Unsere Landwirte halten im Mittel<br />
52 Kühe, pro Betrieb werden uns jährlich<br />
rund 400.000 kg Milch geliefert. So kommen<br />
wir auf eine Milchmenge von insgesamt<br />
etwa 5 Mio. kg im Jahr, die wir in unserer<br />
Molkerei zu Frischprodukten und Käse verarbeiten“,<br />
ergänzt Kurt Kohlhage. „Und das<br />
reicht auch. Wir sind damit gut ausgelastet,<br />
weiter expandieren wollen wir nicht.“ Der<br />
Betrieb existiert bereits seit dem Jahr 1900.<br />
Damals war er noch genossenschaftlich<br />
organisiert. Zwölf Jahre später hat ihn die<br />
SORTIMENTS-<br />
ERGÄNZUNG<br />
Von den früheren Zeiten, als die Milch noch<br />
in Kannen angeliefert wurde, zeugt die<br />
typische Rampe an der Vorderseite des<br />
Gebäudes. Heute wird der weiße Rohstoff<br />
alle zwei Tage mit dem Tankwagen<br />
mit einer Temperatur von 4 °C auf den<br />
Höfen abgeholt. Kurt Kohlhage erklärt:<br />
„Bei der Milchmenge haben wir nur noch<br />
geringe Schwankungen. Früher war das<br />
viel extremer, weil die Frühjahrskalbung<br />
sehr verbreitet war. Im Winter gab es<br />
teilweise mehr als 30 % weniger Milch.<br />
Was sich jedoch immer noch verändert,<br />
sind die Inhaltsstoffe. Im Winter beträgt<br />
der Gehalt an Fett rund 4,3 % und der<br />
an Eiweiß maximal 3,5 %. Während der<br />
Weidesaison sind es 3,9 % Fett und 3,3 %<br />
Eiweiß. Ganz anders ist das bei den Ziegen.<br />
Da werden alle weiblichen Tiere eines Bestandes<br />
gleichzeitig trockengestellt. Und<br />
anschließend säugen sie ihre Zicklein. Da<br />
bekommen wir drei Monate – von Ende<br />
November bis Ende Februar – überhaupt<br />
keine Milch.“<br />
Mit der Verarbeitung von Ziegenkäse hat<br />
Familie Kohlhage vor etwa 25 Jahren begonnen,<br />
als Britta und Kurt Kohlhage die<br />
Molkerei übernommen haben. „Wir waren<br />
damals auf der Suche nach einer zusätzlichen<br />
Nische, als drei Landwirte bei uns<br />
angefragt haben, ob wir Interesse hätten“,<br />
20 21
PRAXIS<br />
1 Die Bauernfamilie Sponagel ist<br />
einer von 16 Lieferanten der<br />
Molkerei Hüttenthal.<br />
2 Beim Dicklegen wird die Milch<br />
unter Zugabe von Lab zum Gerinnen<br />
gebracht. Beim Schneiden<br />
trennen sich Käsebruch und Molke.<br />
3 Der Käsebruch wird in Formen<br />
eingefüllt.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
sagt Britta Kohlhage. „Das war damals noch<br />
sehr ungewöhnlich. Wir haben es ausprobiert<br />
und zwei dieser Landwirte beliefern<br />
uns noch heute.“ Das Sortiment umfasst<br />
heute zwei halbfeste Schnittkäse. Dazu<br />
kommen handgeschöpfter Frischkäse und<br />
frische Ziegenmilch.<br />
Die Verarbeitung von Ziegenmilch ist nicht<br />
ohne. „Sie ist empfindlicher beim Verkäsen<br />
als Kuhmilch“, so Kurt Kohlhage. „Alle<br />
Parameter wie Temperatur oder Dauer der<br />
Dicklegung müssen ganz exakt eingehalten<br />
werden. Zudem hat sie stark schwankende<br />
Fettgehalte. Am Anfang der Laktation sind<br />
die Inhaltsstoffe sehr hoch, dann sinken<br />
sie stark ab, um am Ende wieder massiv<br />
anzusteigen. Das müssen wir natürlich bei<br />
der Weiterverarbeitung berücksichtigen.“<br />
ROLLENBUTTER<br />
Aber zurück zur Kuhmilch. Diese wird nach<br />
dem Abendmelken bei den Landwirten<br />
abgeholt und am nächsten Morgen direkt<br />
verarbeitet. Zuerst geht es in die Zentri-<br />
fuge, wo sie entrahmt wird. Anschließend<br />
wird die Magermilch bei 74 bis 76 °C und<br />
der Rahm bei 102 °C für jeweils 20 sek<br />
schonend pasteurisiert. Dabei entsteht<br />
gleich ein verkaufsfertiges Produkt: Schlagrahm,<br />
der in verschiedenen Gebinden<br />
abgefüllt wird: 250 g für Privatkunden<br />
und Großgebinde mit 5 kg oder 10 kg für<br />
die Gastronomie. Etwa zwei Drittel des<br />
Rahmes werden verbuttert. Dies geschieht<br />
nicht im klassischen Butterfass, sondern<br />
in einer Maschine nach dem kontinuierlichen<br />
Verfahren. „Die Fettkügelchen in<br />
der Milch haben einen Mantel aus Eiweiß“,<br />
erklärt Kurt Kohlhage den Prozess. „Dieser<br />
wird beim Buttern zerstört, das Butterfett<br />
tritt aus und wird anschließend geknetet.<br />
So entstehen Butter und Buttermilch.“<br />
Eine besondere Spezialität der Molkerei<br />
Hüttenthal ist die lose Rollenbutter. Dass<br />
sie viel besser schmeckt als abgepackte<br />
Butter, davon konnten wir uns direkt vor<br />
Ort überzeugen. Sie ist aber auch ein Verkaufsschlager<br />
bei Marktbeschickern und<br />
ein optisches Highlight an ihren Ständen.<br />
Die Hüttenthaler Butter ist natürlich durch<br />
lebende Milchsäurebakterien gesäuert.<br />
Mildgesäuerte Butter im Handel ist Süßrahmbutter,<br />
der im Nachhinein Milchsäurekonzentrat<br />
zugefügt wurde.<br />
„Aber auch die Buttermilch ist bei unseren<br />
Kunden sehr beliebt“, weiß Britta<br />
Kohlhage. „Sie säuert über Nacht, wird<br />
schön sämig und kann am nächsten Tag<br />
als Trinkbuttermilch abgefüllt werden.<br />
Oder es gibt sie frisch gezapft in unserem<br />
Laden. Buttermilch enthält nur 0,8 % Fett,<br />
aber viel Lecithin. Sie ist eine regelrechte<br />
Nervennahrung.“ Weitere Frischeprodukte<br />
der Molkerei Hüttenthal sind Quark in<br />
verschiedenen Fettstufen, Schichtkäse,<br />
Schmand, gerührter Joghurt und stichfeste<br />
Dickmilch. Mit Ausnahme von Quark<br />
gibt es keine Produkte mit zugekaufter<br />
Fruchtzubereitung. „Das würde nicht zu<br />
uns passen. Und unseren Fruchtquark mit<br />
Fruchtzubereitung aus kontrolliert ökologischer<br />
Erzeugung gibt es auch bloß, weil<br />
ich es damals nicht übers Herz brachte, für<br />
unsere eigenen Kinder Fruchtzwerge zu<br />
kaufen“, sagt Britta Kohlhage.<br />
Bei der Produktion von Frischkäse (Speisequark<br />
und Schichtkäse) entsteht Sauermolke.<br />
Dies ist ein hochwertiges Futtermittel<br />
mit Eiweiß, Milchzucker, Mineralstoffen und<br />
Spurenelementen, das an einen regionalen<br />
Schweinemäster abgegeben wird.<br />
REGIONALE<br />
SPEZIALITÄT<br />
Das Käsesortiment der Molkerei Hüttenthal<br />
umfasst sieben verschiedene Sorten. Am<br />
bekanntesten ist der Odenwälder Frühstückskäse.<br />
Im Volksmund wird er auch<br />
der „Odenwälder Handkäse“ genannt. Sein<br />
Geschmack ist als junger Käse mild-aromatisch,<br />
im reifen Stadium herzhaft und pikant.<br />
Er hat nur 10 % Fett in der Trockenmasse<br />
und wird aus frischer Milch unter Zugabe<br />
von Rotkulturen und Lab hergestellt. Die<br />
Natur-Reifung bei 16 °C und 96 % relativer<br />
Luftfeuchtigkeit dauert 14 Tage. In dieser<br />
Zeit muss er täglich gebürstet werden. Dies<br />
erledigt eine halbautomatische Maschine.<br />
Der Odenwälder Frühstückskäse reift von<br />
außen nach innen, der Kern ist anfangs<br />
weiß. Seit dem Jahr 1997 trägt er als einer<br />
von nur ganz wenigen deutschen Käsesorten<br />
das Siegel „geschützte Ursprungsbezeichnung“.<br />
Diese Auszeichnung steht<br />
für traditionelle regionale Spezialitäten.<br />
Der Odenwälder Frühstückskäse darf ausschließlich<br />
im Odenwald mit Odenwälder<br />
Milch hergestellt werden. Früher wurde er<br />
in mehreren Molkereien produziert, heute<br />
nur noch in Hüttenthal. Verzehrt wird er<br />
z. B. als Handkäse mit Musik, also eingelegt<br />
mit Essig und Öl. Die Musik sind frische<br />
Zwiebeln.<br />
Das Erfolgsrezept von Britta und Kurt<br />
Kohlhage ist eigentlich ganz einfach:<br />
frische, regionale Milch aus artgemäßer<br />
Tierhaltung, handwerkliche Verarbeitung,<br />
ohne Bindemittel, Konservierungs-, Farboder<br />
Aromastoffe sowie gentechnisch<br />
veränderter Käsereikulturen, kurze Wege<br />
und erfahrene Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter in der Molkerei. So entstehen<br />
ehrliche Produkte. Der Erfolg gibt ihnen<br />
Recht. Rund 60 % des Umsatzes erzielt die<br />
Molkerei Hüttenthal mit privaten Kunden<br />
und ausgewählten Wiederverkäufern, den<br />
Rest mit der Gastronomie und Großverbrauchern,<br />
insbesondere Bäckereien.<br />
Und wer einmal im Odenwald unterwegs<br />
ist, sollte auf jeden Fall direkt in die Molkerei<br />
kommen. Das Lädchen ist von Montag<br />
bis Samstag geöffnet. Dort gibt es alle<br />
Produkte frisch. Einige direkt gezapft, z. B.<br />
nicht-homogenisierte Frischmilch. Wo gibt<br />
es das noch? Oder die Rollenbutter, die am<br />
besten pur mit einer knusprigen Scheibe<br />
Brot schmeckt.<br />
Bei so viel Regionalität gibt es jedoch zwei<br />
Ausnahmen: Ein großer Feinkosthändler<br />
in Stuttgart hat die Frischeprodukte der<br />
Molkerei im Sortiment. Und auch in den<br />
Brot & Butter-Läden von Manufactum gibt<br />
es Butter aus Hüttenthal. Es wäre aber auch<br />
wirklich gemein, wenn so schmackhafte,<br />
hochwertige Produkte ausschließlich den<br />
Bewohnern des Odenwaldes vorbehalten<br />
wären. «<br />
22 23
WISSEN<br />
MENSCHEN BEI KRONE<br />
OFFEN FÜR<br />
NEUES<br />
An Wochenenden und im Urlaub hilft<br />
Peter Schultze im Ackerbaubetrieb und<br />
Lohnunternehmen seiner Familie, wie zum<br />
Beispiel bei der Zuckerrübenaussaat.<br />
Ein Praktikum während seines Studiums brachte Peter Schultze<br />
zu Krone – und bescherte ihm gleich eines der bis dato größten<br />
Abenteuer seines Lebens. Heute arbeitet er im Produktmarketing<br />
und ist dort für Mähwerke zuständig. Doch auch die Wurzeln zum<br />
elterlichen Ackerbaubetrieb sind nicht abgerissen.<br />
Usselig, also nasskalt und ungemütlich – so würde<br />
man im Rheinland das Wetter beschreiben, das<br />
mich begleitet, während ich mit dem Auto langsam durch<br />
Kakerbeck rolle, einem Ortsteil von Wittingen, ganz im<br />
Osten Niedersachsens und nur noch drei Steinwürfe von<br />
der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt entfernt. Der Weiler<br />
ist so klein, dass es keiner Straßennamen bedarf – doch es<br />
dauert ein wenig, bis ich am Ortsrand die beiden Hallen des<br />
Lohnunternehmens „MKW“ gefunden habe. Peter Schultze,<br />
im Produktmarketing bei Krone zuständig für Mähwerke,<br />
erwartet mich bereits am Tor der Maschinenhalle, und<br />
weil gerade wieder eine Regenbö niederprasselt, gehen<br />
wir rasch hinein, durch die Werkstatt ins Büro, wo mich<br />
Carlson begrüßt, ein lebhafter fünfjähriger Labrador, dessen<br />
Begeisterung kaum Grenzen kennt, wenn er nicht nur ausgiebig<br />
den Besuch beschnuppern kann, sondern der ihm<br />
auch noch den Kopf krault.<br />
Doch schließlich sitzen wir bei einer Tasse Kaffee am Tisch,<br />
wobei sich Carlson auf der Bank neben Peter niedergelassen<br />
hat und vertraut den Kopf in dessen Schoß legt, um sich<br />
noch ein paar Streicheleinheiten abzuholen. Herr und<br />
Hund – ein gemütliches Bild, finde ich. „Carlson gehört<br />
nicht mir, sondern meinem Bruder Christoph, der das Lohnunternehmen<br />
leitet“, erläutert Peter. Und nicht nur das,<br />
denn Familie Schultze bewirtschaftet darüber hinaus einen<br />
landwirtschaftlichen Betrieb mit rund 160 ha in Wittingen<br />
und ist zudem Mitgesellschafter einer GbR auf der anderen<br />
Seite der Landesgrenze in Sachsen-Anhalt. Die Flächen<br />
werden durch die MKW bewirtschaftet, zu deren Team<br />
neben Christoph noch zwei Festangestellte, Vater Ernst<br />
Schultze sowie zwei Saisonhelfer gehören. Und natürlich<br />
hilft auch Peter mit. „Wir sind insgesamt vier Brüder und wir<br />
alle waren von klein auf immer im Betrieb dabei“, schildert<br />
er. „Das gilt bis heute. Seit ich bei Krone arbeite, bleibt zwar<br />
nicht mehr viel Zeit dafür. Aber wenn es irgendwie geht, an<br />
Wochenenden und im Urlaub, helfe ich sehr gern hier mit.“<br />
TOUR DURCH EUROPA<br />
Seine Begeisterung für Landwirtschaft und Technik merkt<br />
man ihm an, während er vom Hof berichtet und dem Lohnunternehmen,<br />
das auf Mähdrusch, Pressen, Einzelkornsaat<br />
sowie Zuckerrübenernte und -logistik spezialisiert ist und<br />
dabei für rund 100 externe Kunden im Umkreis von gut<br />
30 km arbeitet. Also ganz klar von Ackerbau geprägt – wie<br />
ist dann die Brücke zur Grünfutterernte und zu Krone zu<br />
schlagen? „Ganz einfach – durch mein landwirtschaftliches<br />
Studium in Osnabrück. Auf der Suche nach einem Praktikumsplatz<br />
kam 2<strong>01</strong>6 der Kontakt nach Spelle zustande,<br />
genauer gesagt ins Produktmarketing. Und dort wartete<br />
eine äußerst ungewöhnliche Aufgabe“, macht Peter Schultze<br />
es spannend, während Carlson neben ihm scheinbar eingeschlafen<br />
ist.<br />
24 25
WISSEN<br />
1 2<br />
3 4<br />
Besagte Aufgabe bestand in der „Green Power Tour“: mit<br />
zwei Gespannen, bestehend aus Traktor und Mähwerkskombination<br />
bzw. Wender sechs Monate lang durch acht<br />
Länder, kreuz und quer von Nantes bis nördlich von Stockholm,<br />
allein 10.000 km auf der Straße, und mit insgesamt<br />
wohl an die 120 Vorführungen. Diese Reise absolvierte Peter<br />
zusammen mit Torben Breuer, damals ebenfalls Student in<br />
Osnabrück und Praktikant bei Krone. „Das war eine enorm<br />
spannende Zeit, immer wieder neuen Menschen zu begegnen<br />
und die vielen kleinen Herausforderungen des Alltags<br />
zu meistern, wenn man so lange unterwegs ist“, hebt er<br />
hervor. Denn einen „Begleittross“ gab es nicht. Alles, was<br />
die beiden Reisenden unterwegs an Gepäck benötigten,<br />
musste am Schlepper mitgeführt werden. Verschleißteile<br />
und Werkzeug gab’s unterwegs bei den Krone-Vertriebs- und<br />
Servicepartnern.<br />
Doch die wohl größte Herausforderung bei diesem<br />
Abenteuer waren die Fremdsprachen, wie Peter Schultze<br />
schmunzelnd erzählt. „Schon in der Schule lagen mir die<br />
naturwissenschaftlichen Fächer deutlich mehr als Sprachen.<br />
Deshalb war der Start in Frankreich schon wie ein Sprung<br />
ins kalte Wasser. Denn was machen Sie, wenn Sie mitten<br />
in Frankreich stehen und Landwirten die Vorzüge eines<br />
Wenders mit 16 m Arbeitsbreite oder einer Triple-Mähwerkskombination<br />
erläutern sollen, selbst aber kein Wort<br />
Französisch sprechen, und die notwendigen Fachbegriffe<br />
auch auf Englisch nicht parat haben? Dann bleibt nur die<br />
5<br />
Erklärung mit Händen und Füßen. Aber das hat mich nicht<br />
gestört, denn ich bin immer offen für Neues. Und die Lernkurve<br />
in diesen Monaten war – im positiven Sinne – schon<br />
steil. Zumal wir in den acht Ländern die Regenphasen genutzt<br />
haben, um uns die jeweiligen Regionen anzuschauen<br />
und interessante Menschen kennenzulernen. Torben und<br />
ich sind schon stolz, dass wir alles geschafft haben und die<br />
Reise insgesamt ein großer Erfolg war.“ Dass außerdem<br />
seine Bachelorarbeit die Auswertung der Tour als Kernthema<br />
hatte, verwundert dabei nicht.<br />
TEAMSPIELER<br />
Mittlerweile sitzen selbst die ungewöhnlichsten Fachbegriffe<br />
rund um Mähwerke und Grünfuttererntetechnik,<br />
zumindest auf Englisch, wie er mit einem Augenzwinkern<br />
hinzufügt. Und dieses Englisch-Repertoire kann Peter<br />
Schultze gut gebrauchen, denn er führt regelmäßig Produktschulungen<br />
für Händler und Endkunden durch und<br />
unterstützt das Marketingteam bei Presseveranstaltungen<br />
sowie nationalen und internationalen Messen. Auch die<br />
ihm eigene Spontanität, wie er es selbst formuliert, ist in<br />
den inzwischen drei Jahren bei Krone nicht kleiner geworden,<br />
im Gegenteil. „Als meine Freundin 2<strong>01</strong>6 im Rahmen<br />
ihres Studiums des International Business Management<br />
ein Semester in Südafrika verbrachte, beschloss ich nach<br />
Ende der Getreideernte, hier bei uns im Betrieb an einem<br />
Donnerstag spontan, einen Last-Minute-Flug zu buchen<br />
und sie zu überraschen. Und das ist wahrlich gelungen“,<br />
freut er sich noch heute.<br />
Plötzlich springt Carlson von der Bank – sein Herrchen ist<br />
zurück und ins Büro gekommen. Christoph Schultze will mit<br />
dem Teleskoplader ins Nachbardorf fahren, um dort rund<br />
40 Quaderballen Stroh auf einen Kunden-Lkw zu verladen,<br />
die im Vorjahr auf den eigenen Flächen gepresst wurden.<br />
Wir begleiten ihn, sehr zu Carlsons Freude, der zu Recht auf<br />
abwechslungsreichen Auslauf hofft, und setzen an der Maschinen-<br />
und Lagerhalle das Gespräch fort. Unter anderem<br />
darüber, was Peter neben seinem Faible für Technik und<br />
der Chance, immer wieder Herausforderungen zu meistern<br />
und neue Menschen kennenzulernen, noch an seiner Arbeit<br />
begeistert. „Teamarbeit“ – lautet die ebenso knappe wie<br />
1 Sechs Monate lang durch acht europäische Länder: Die Green Power<br />
Tour 2<strong>01</strong>6 war für Peter Schultze (l.) eine besondere Erfahrung.<br />
2 Peter Schultze (Mitte) mag an seiner Arbeit besonders die Teamarbeit<br />
und den Kontakt zu den Kunden.<br />
3 Zum Strohverladen hat Peter Schultze auch Carlson mitgenommen,<br />
den Labrador seines Bruders Christoph.<br />
4 Im Produktmarketing steht die Arbeit mit Kunden im Vordergrund,<br />
aber auch die Büroarbeit will erledigt sein.<br />
5 Einzelkornsaat ist eine der wichtigen Dienstleistungen im Lohnunternehmen<br />
MKW, das von Familie Schultze betrieben wird.<br />
spontane Antwort. „Ich spiele in meiner Freizeit sehr gern<br />
Handball, das funktioniert nur in einer gut eingespielten<br />
Mannschaft. Und das gefällt mir auch an der Arbeit bei<br />
Krone – unser Team passt super. Nicht nur im Job, sondern<br />
auch sonst.“<br />
Und wie geht es beruflich weiter? „Neue Herausforderungen<br />
finde ich nach wie vor spannend, egal, ob national oder<br />
international, und Krone bietet viele Möglichkeiten, sich<br />
weiterzuentwickeln. So könnte ich mir zum Beispiel auch<br />
eine Tätigkeit im Vertrieb oder Ähnliches vorstellen. Aber<br />
das ist im Moment nicht akut, denn meine derzeitige Arbeit<br />
gefällt mir sehr gut.“ «<br />
26 27
INTERNATIONAL<br />
IRLAND<br />
DAS GOLD DER GRÜNEN INSEL<br />
Grüne Wiesen, viel Regen<br />
und blühender Ginster<br />
– ein typisches Bild der<br />
irischen Insel im Mai.<br />
Mehr Grün geht nicht. Jede Menge Gras<br />
bedeckt die irische Insel, dank 1.200 mm<br />
Regen pro Jahr. Entsprechend wichtig ist die<br />
Milchwirtschaft, eine zentrale Exportbranche,<br />
sozusagen das Gold der grünen Insel.<br />
Doch der Blick zum Himmel und ins Regenradar<br />
ist ständige Übung der Milchfarmer,<br />
wenn sie gute Silage wollen.<br />
Klar, das Thema Futterernte ist in Irland<br />
etwas Besonderes – wobei der<br />
Klimawandel auch dort spürbar wird. Es<br />
regnet immer noch mehr als genug, aber<br />
die Zeiten ändern sich. Im vergangenen<br />
Jahr fiel der Regen erstmalig im Juni und Juli<br />
nahezu komplett aus. Von einem Alptraum<br />
reden manche Milchbauern im Nordwesten<br />
und hoffen nun auf ein normales 2<strong>01</strong>9.<br />
Wer – wie wir im Mai dieses Jahres – Irland<br />
besucht, sich mit Farmern, Händlern<br />
und Lohnunternehmern trifft, kann dem<br />
Regen genauso wenig ausweichen wie dem<br />
Thema Brexit. Besonders dann, wenn man<br />
die noch unsichtbare Grenze zwischen der<br />
Republik Irland und Nordirland kreuzt. Aber<br />
der Reihe nach.<br />
MILCH MACHT<br />
HAPPY<br />
Wie geht es der Landwirtschaft in Irland?<br />
Und wie schaffen die Farmer zwischen den<br />
Regenschauern ihre Grasernte? Einer, der<br />
das Land und die irischen Bauern gut kennt,<br />
ist John Scrivener. Er weiß auch, wie es in<br />
deren Brieftasche aussieht, denn er ist Inhaber<br />
und Chef des Landmaschinenhandels<br />
Farmhand in Dublin. Genau der richtige Gesprächspartner<br />
für unseren Reisestart auf<br />
der grünen Insel und den ersten Eindruck.<br />
Familie Scrivener betreibt ihr Unternehmen<br />
seit 1962, vorrangig als Importeur der Marken<br />
Krone, Amazone, Alö, APV und Zuidberg.<br />
Zweites Standbein ist ein erfolgreiches<br />
System rund um den Ersatzteilverkauf mit<br />
einem Jahresumsatz von etwa 38 Mio. €.<br />
Gesteuert wird das Unternehmen durch<br />
Vater John, die beiden Söhne Paul und<br />
Stephen sowie die Tochter Sinead.<br />
„Die Milchbauern sind happy, aber Fleischerzeugern<br />
und Ackerbauern geht’s derzeit<br />
schlecht“, schildert John. Fleisch und<br />
Gemüse hätten starke Preissenkungen<br />
hinter sich, der Milchpreis hingegen von<br />
derzeit 35 ct/l stelle die irischen Milchbauern<br />
zufrieden. Vermutlich werde der<br />
Milchpreis noch anziehen, letztes Jahr lag<br />
er im Schnitt 4 Cent höher, berichtet er. Ein<br />
Grund ist das florierende Exportgeschäft der<br />
irischen Milchindustrie. Vorzeigebeispiel ist<br />
die Marke Kerrygold, entwickelt durch eine<br />
Genossenschaft mit 14.000 Milchfarmern.<br />
Für viele irische Landwirte sei der Milchpreis<br />
aber auch deshalb in Ordnung, weil sie auf<br />
Kostenführerschaft setzen, also einen Break<br />
Even von 23–25 ct/l Milch anstreben, erklärt<br />
John weiter.<br />
Insgesamt sind von den 130.000 Farmern<br />
in Irland zwar nur 15 % reine Milchbauern,<br />
aber wer Maschinen für die Futterernte<br />
liefern kann, ist im Sog der guten Milchpreise<br />
derzeit ebenfalls auf der Sonnenseite.<br />
Wie zum Beispiel das Unternehmen<br />
Farmhand, das einen erheblichen Umsatz<br />
mit den Produkten der Firma Krone macht,<br />
also rund um die Grünfutterernte. In Zahlen<br />
waren das im letzten Jahr 18 Mio. €, das<br />
sind fast 50 % des Umsatzes. In den letzten<br />
zwei Jahren, so Stephen Scrivener, stieg<br />
28 29
INTERNATIONAL<br />
1 2<br />
3<br />
1 Farmhand-Eigentümer John Scrivener<br />
und seine Söhne Stephen (l.) und Paul.<br />
2 Farmer Tom Hayden setzt auf niedrige<br />
Kosten und ist ab einem Milchpreis<br />
von 24 ct/l kostendeckend.<br />
3 Familien-Power: Derek Killen (Mitte)<br />
und seine sechs Söhne (davon vier im<br />
Bild) bewirtschaften zusammen mit<br />
acht Mitarbeitern einen Milchviehbetrieb<br />
und ein Lohnunternehmen.<br />
4 Adam Killen auf einem der beiden<br />
Krone-Häcksler – die Brüder ernten<br />
in drei Schnitten rund 4.000 ha<br />
Grassilage pro Jahr.<br />
der Gesamtumsatz jeweils um fast 20 %.<br />
Für 2<strong>01</strong>9 könnte ein Plus von 15 % erreicht<br />
werden, hofft er. Schub bringen dabei vor<br />
allem die Futtererntemaschinen und die<br />
Ersatzteile.<br />
Futterernte, erklärt uns Stephen, bedeutet<br />
in Irland in erster Linie Grassilage, und der<br />
Trend gehe zunehmend zur Häckselsilage.<br />
In Irland würden im Mittel der Jahre 55<br />
selbstfahrende Feldhäcksler verkauft.<br />
Farmhand hat dabei mit 18 Krone-Maschinen<br />
einen Marktanteil von 30 %. Mit dem<br />
Wachstum der Betriebe nehme auch die<br />
Häckselsilage zu, betont Scrivener Senior.<br />
Interessant und vielleicht auch typisch irisch<br />
ist, dass die Milchfarmer gute Milchpreise<br />
nicht in Maschinen stecken, sondern in<br />
Wachstum der Herde und in Land für Futter.<br />
Die Futterernte geht, wie auch das Güllemanagement,<br />
stetig weiter in die Hände der<br />
Lohnunternehmer. Und in dieser Branche ist<br />
Farmhand ebenfalls gut unterwegs, sodass<br />
der Händler dieser Kundengruppe bereits<br />
40 % seines Umsatzes verdankt.<br />
Farmhand hat 44 Mitarbeiter, davon sind<br />
25 im Innen- und 19 im Außendienst. Als<br />
Importeur für die genannten Hauptmarken<br />
arbeitet er mit insgesamt 34 Landmaschinenhändlern<br />
zusammen. Davon sind<br />
sechs in Nordirland beheimatet, also in<br />
Großbritannien. Allein mit ihnen macht<br />
Farmhand rund 12 Mio. € Umsatz pro Jahr.<br />
Dies ist ein Grund, warum der Brexit für den<br />
Importeur natürlich ein wichtiges Thema ist<br />
und die Familie sich keine harte Grenze zu<br />
Nordirland vorstellen will und kann.<br />
KOSTEN IM GRIFF<br />
Dass die Farmer mit dem Milchpreis aktuell<br />
zufrieden sind, bestätigt uns Tom Hayden.<br />
Er ist Milchfarmer mit 300 Kühen im County<br />
Meath, rund eine Autostunde nordwestlich<br />
von Dublin. „Ja, mit dem Milchpreis von<br />
32 ct/l komme ich zurecht. Der dürfte noch<br />
anziehen, denn letztes Jahr lag er noch um<br />
4 ct/l höher“, schildert der sichtbar gut gelaunte<br />
Landwirt. Nicht nur seine Stimmung<br />
ist offensichtlich gut, sondern scheinbar<br />
auch seine Low-Cost-Strategie. Nicht nur die<br />
Hof- und Stallanlage, sondern auch die Leistung<br />
seiner 300 Kühe von durchschnittlich<br />
6.500 l Milch spiegelt sein Bestreben nach<br />
unbedingter Kostendämpfung wieder – und<br />
nicht den Ehrgeiz nach Hochleistung. Das<br />
Ergebnis: Seinen Break-Even bei der Milch<br />
beziffert er mit 24 ct/l.<br />
Der 37-jährige Farmer hält insgesamt 500<br />
Kopf Rindvieh. An 200 Tagen laufen Kühe<br />
und Rinder auf den hofnahen Weiden. „Das<br />
kostet bei den Kühen Leistung, aber die<br />
4<br />
Weidehaltung reduziert Futterkosten und<br />
Arbeitszeit“, meint er. Die Farm umfasst<br />
162 ha Grasland und gut 60 ha Ackerland.<br />
Letzteres ist für 500 €/ha gepachtet. Das<br />
Grasland wird teilweise beweidet oder<br />
aber dreimal im Jahr zwischen Mai und<br />
September für Grassilage geschnitten. Das<br />
erledigt komplett der Lohnunternehmer<br />
vom Mähen bis zum Walzen der Futtersilos.<br />
Im vergangenen Jahr traf Irland erstmalig<br />
ein eher unbekanntes Phänomen. An acht<br />
Wochen im Juni und Juli fiel so gut wie kein<br />
Regen. „Das war ein Alptraum und hat uns<br />
fast einen ganzen Grasschnitt gekostet“,<br />
erinnert sich der Landwirt. So musste er<br />
300 Grassilage-Rundballen zum Preis von<br />
30 € je Ballen zukaufen. In normalen Jahren<br />
kostet ein Ballen Grassilage gut 20 €. Sein<br />
Bestreben ist aber nicht nur, die Kosten im<br />
Griff zu halten, sondern auch die Arbeit. Aus<br />
diesem Grund hat Tom Hayden seit 18 Monaten<br />
seine Milchviehherde mit der eines<br />
Kollegen vereint. Hauptgrund seien nicht<br />
die Kosten gewesen, sondern die fehlende<br />
Arbeitszeit und die immer zu knappe Fläche.<br />
„Die Arbeit ist ein wachsendes Problem,<br />
gerade für uns Milchviehbetriebe“, betont<br />
er. „Keiner will melken!“<br />
DIE HILFREICHEN<br />
SIEBEN<br />
Genau dieses Problem der knappen Zeit<br />
und der fehlenden Mitarbeiter fesselt<br />
alle Milchfarmer gleichermaßen. Davon<br />
profitieren die Lohnunternehmer. Eine<br />
florierende Branche in Irland, die an Stellenwert<br />
gewinnt, aber die sich auch einen<br />
gnadenlosen Wettbewerb liefert. Das hören<br />
wir auch von den Killen Brothers. Das sind<br />
Vater Derek Killen und seine sechs Söhne<br />
Christopher, Jonathan, Robert, Philip, Adam<br />
und Gordon. Sie managen zusammen mit<br />
acht fest angestellten Mitarbeitern eine<br />
Milchviehfarm (400 Kühe) und ein Lohnunternehmen<br />
nahe Londonderry in Nordirland.<br />
Die Gründung des Lohnunternehmens<br />
als zweites Standbein neben dem Hof ergibt<br />
besonders bei sechs Söhnen Sinn, zumal der<br />
Markt in seiner Region nach Dienstleistern<br />
verlangt. Die Killen Brothers bedienen rund<br />
100 Kunden im Radius von rund 50 km. Ihre<br />
Kunden melken im Schnitt 200 Kühe. Es<br />
geht also um Grasernte und Gülle.<br />
Die Killen Brothers ernten insgesamt<br />
4.000 ha Grassilage, bei drei Schnitten also<br />
rund 1.300 ha pro Schnitt. Sie erledigen<br />
immer die komplette Kette. Also vom<br />
Mähen bis zum Walzen der Silage. Sie<br />
mähen mit einem Krone BiG M sowie zwei<br />
Front-Heck-Mähkombinationen, jeweils mit<br />
Aufbereiter. Geschwadet wird mit einem<br />
Vier- und einem Zweikreisel-Schwader. Gehäckselt<br />
wird mit je einem Krone BiG X 700<br />
und 630. Drei Radlader übernehmen die<br />
Walzarbeit. Für die komplette Grassilagekette<br />
berechnet er 173 €/ha, ohne Anfahrtspauschale,<br />
aber Diesel inklusive.<br />
Silageernte bedeutet 16 Stunden Dienst<br />
am Tag, geerntet wird auch nachts an sechs<br />
Tagen der Woche. Im Umkreis von 10 km<br />
arbeiten fünf weitere Lohnunternehmer.<br />
Preiserhöhungen funktionieren schon seit<br />
fünf Jahren nicht mehr, ist zu erfahren.<br />
„Wenn der Regen für ein oder zwei Tage<br />
laut Vorhersage stoppt, rufen die Farmer<br />
an und wollen Silage machen. Wenn wir<br />
dann nicht sofort zusagen, fragen sie ohne<br />
Zögern einen Wettbewerber“, schildert<br />
Adam Killen.<br />
Die Lohnunternehmer stehen also zwischen<br />
Mai und September ständig in den Startlöchern<br />
und investieren in mehr Schlagkraft,<br />
um mehr Kunden gleichzeitig bedienen zu<br />
können. „Das System der breiten Verfügbarkeit<br />
stößt allerdings bald an Grenzen,<br />
wenn Preiserhöhungen weiter auf der<br />
Strecke bleiben“, betont Vater Derek. Aber<br />
da die irischen Milchfarmer weitgehend frei<br />
von Außentechnik sind, wird es zu besseren<br />
Preisen kommen müssen, wenn sie ihr<br />
Futter zwischen den drohenden Regenwolken<br />
unter die Folie bekommen wollen,<br />
so seine Überzeugung. Die Hoffnung der<br />
Killen Brothers ist berechtigt, aber.... Und<br />
der Brexit? Da gehen die Meinungen auch<br />
in dieser Familie im Norden der irischen<br />
Insel kräftig auseinander. Hauptsache keine<br />
harte Grenze – darin besteht Einigkeit. «<br />
30 31
INTERVIEW<br />
BUNDESVERBAND DER MASCHINENRINGE<br />
GEMEINSAM LÖSUNGEN SUCHEN<br />
Leonhard Ost ist Präsident des Bundesverbandes<br />
der Maschinenringe und<br />
1. Vorstand des Maschinenringes Günzburg<br />
Neu-Ulm. Außerdem bewirtschaftet<br />
er einen landwirtschaftlichen<br />
Betrieb mit Biogasanlage<br />
in Ellzee.<br />
Strukturwandel, Fachkräftemangel<br />
und Digitalisierung<br />
stellen den ländlichen Raum<br />
vor immense Herausforderungen.<br />
„Darauf sind<br />
wir vorbereitet“, betont<br />
Leonhard Ost, Präsident<br />
des Bundesverbandes der<br />
Maschinenringe. Im Interview<br />
erläutert er, warum die<br />
„MR“ für die Landwirtschaft<br />
und die ländlichen Regionen<br />
wichtiger denn je sind.<br />
Gemeinsam stärker – dieses Motto galt und gilt<br />
nicht nur für Genossenschaften, sondern seit ihrer<br />
Gründung vor 61 Jahren ebenso für die Maschinenringe.<br />
Wobei sich die Herausforderungen der Landwirtschaft seit<br />
Gründung der ersten Ringe im Jahr 1958 gewaltig gewandelt<br />
haben. Darüber sprach die <strong>XtraBlatt</strong>-Redaktion mit Leonhard<br />
Ost, Präsident des Bundesverbandes<br />
der Maschinenringe, außerdem Vorsitzender<br />
des Maschinenringes Günzburg-Neu-Ulm<br />
mit Sitz in Ichenhausen,<br />
wo das Interview stattfand.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Herr Ost, renommierte<br />
Studien prognostizieren für die deutsche<br />
Landwirtschaft binnen weniger<br />
Jahre einen Rückgang auf nur noch rund<br />
120.000 Vollerwerbsbetriebe. Was bedeutet<br />
das für die Maschinenringe – sind<br />
sie dadurch bald überflüssig?<br />
Leonhard Ost: Ganz eindeutig nein, sie sind wichtiger als je<br />
zuvor! Aber ich stimme Ihnen zu, dass sich die Aufgaben der<br />
Ringe im Zuge des von Ihnen angesprochenen Strukturwandels<br />
massiv verändert haben und noch weiter verändern werden.<br />
Bevor ich jedoch darauf eingehe, möchte ich die Zahl von<br />
120.000 Betrieben aufgreifen. Richtig ist: Der Strukturwandel<br />
beschleunigt sich und besonders die Marktfruchtbetriebe<br />
setzen mit zunehmender Größe auf Eigenmechanisierung.<br />
Vergessen sollte man dabei aber nicht, dass nach wie vor<br />
ein sehr großer Teil der Höfe von den Inhaberfamilien in<br />
Einkommenskombinationen bewirtschaftet werden, also<br />
nicht mehr im Vollerwerb.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Ist das nicht ein speziell süddeutsches Phänomen?<br />
Ost: Da stimme ich Ihnen zu, das Nord-Süd- beziehungsweise<br />
West-Ost-Gefälle ist diesbezüglich unübersehbar. Von den<br />
etwa 196.000 Mitgliedern, die bundesweit in den insgesamt<br />
240 Maschinenringen organisiert sind, finden Sie beinahe<br />
100.000 allein in Bayern. Hier dürfte der Anteil der Nebenerwerbslandwirte<br />
unter unseren Mitgliedern nach meiner<br />
Schätzung etwa 60 % betragen. Gerade für diese Betriebe ist<br />
das Angebot der Maschinenringe unverändert wertvoll – und<br />
diese Bedeutung wird noch weiter wachsen.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Was meinen Sie damit?<br />
Ost: Derzeit muss sich die Landwirtschaft mit Auflagen<br />
und gesetzlichen Vorgaben in<br />
bisher kaum gekanntem Ausmaß<br />
auseinandersetzen. Ein Beispiel ist<br />
die Verschärfung der Düngeverordnung<br />
in immer kürzeren Intervallen.<br />
Die Novelle 2<strong>01</strong>8 ist noch<br />
nicht vollständig umgesetzt, die<br />
zu erwartenden positiven Effekte<br />
sind noch nicht abschätzbar, da<br />
steht schon die nächste Runde<br />
Daumenschrauben ins Haus. Bei<br />
diesem Aktionismus können viele<br />
Tierhalter nicht mehr Schritt<br />
halten.<br />
32 33
INTERVIEW<br />
Dies gilt jedoch nicht nur mit Blick auf die Gülletechnik,<br />
sondern generell bei Investitionen in neue Landtechnik.<br />
Der immer deutlichere Trend in Richtung Elektronik und<br />
Digitalisierung lässt die Technikkosten massiv steigen, sodass<br />
sehr viele Landwirte diese Technik auch nicht im Ansatz<br />
wirtschaftlich auslasten können. Und damit komme ich zum<br />
ersten Teil Ihrer eingangs gestellten Frage: Ich bin deshalb<br />
überzeugt, dass die Maschinenringe durch die Digitalisierung<br />
der Landwirtschaft Aufwind bekommen. Denn die Kernfrage<br />
ist: Wem gehören die Daten – den Landwirten, den Dienstleistern,<br />
dem Handel oder der Industrie? Welche Motivation<br />
und welches Geschäftsmodell stecken dahinter, wenn eine<br />
entsprechende Dienstleistung angeboten wird?<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Es geht letztlich um die Daten der Landwirte und<br />
eine nie gekannte Transparenz ...<br />
Ost: So ist es. Gerade diesen Aspekt sollten die Landwirte<br />
sehr bewusst abwägen, bevor sie sich für digitale Angebote<br />
entscheiden. Denn es zeigt sich<br />
jetzt schon, dass die Digitalisierung<br />
zum Beispiel in vielerlei Hinsicht<br />
lang bewährte Lieferanten-Kundenbeziehungen<br />
auflöst. Klar, sie<br />
bietet durchaus spannende neue<br />
Optionen. Aber vielfach versuchen<br />
die Anbieter, dies zu einer intensiven<br />
Kundenbindung zu nutzen. Das<br />
ist natürlich legitim – aber jeder Nutzer sollte sich dessen<br />
bewusst sein. Diesbezüglich sehe ich die Maschinenringe<br />
in einer neutralen Position, sodass sie aus meiner Sicht im<br />
Dienst der Landwirte zentrale Unterstützer und Berater sein<br />
können – sozusagen Datenberater, deren Dienste man ebenso<br />
selbstverständlich in Anspruch nimmt wie einen Steuerberater<br />
in Steuerfragen.<br />
Derzeit sehr aktuelle Beispiele für Dokumentations-Dienstleistungen<br />
sind die organische Düngung und die Erfassung<br />
von Nährstoffströmen, doch auch die Anträge zur Flächenbeihilfe.<br />
Diesbezüglich wird die öffentliche Hand immer stärkere<br />
Transparenz fordern, und es ist erkennbar, dass immer mehr<br />
Betriebe den Aufwand dafür selbst nicht leisten können<br />
oder wollen. Darauf haben zum Beispiel wir uns vom Maschinenring<br />
Günzburg-Neu-Ulm eingestellt und dazu eigens<br />
Mitarbeiter eingestellt.<br />
„DIE MASCHINENRINGE SIND<br />
WICHTIGER ALS JE ZUVOR!“<br />
LEONHARD OST, PRÄSIDENT BMR<br />
Landwirte sollten genau abwägen, wem sie im Zuge der Digitalisierung ihre<br />
Betriebsdaten zur Verfügung stellen, meint Leonhard Ost.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Kritiker führen an der Stelle an, dass die Maschinenringe<br />
mit ihren immer<br />
umfangreicheren Angeboten,<br />
wie etwa in der Dokumentation,<br />
kleine und mittlere Höfe quasi<br />
am Leben erhalten und so das<br />
Wachstum der Vollerwerbsbetriebe<br />
bremsen ...<br />
Ost: Das kann man so sehen –<br />
muss man aber nicht. Ich bin überzeugt, dass jede Bewirtschaftungsform<br />
und Betriebsgröße ihre Berechtigung hat.<br />
Und dies umso mehr, wenn sie dazu beiträgt, Eigentum in<br />
der Landwirtschaft zu halten. Denn ich sehe mit Sorge, dass<br />
vermehrt auch Land in die Hände landwirtschaftsferner<br />
Investoren wechselt, und das wird tendenziell zunehmen.<br />
Deshalb bewerte ich es positiv, wenn sich neben Verkauf<br />
und Verpachtung von Flächen unterschiedliche Formen<br />
der Bewirtschaftung etablieren – zum Beispiel in Form von<br />
Bewirtschaftungsverträgen.<br />
Insgesamt sehe ich es als ein wichtiges Ziel an, unseren Mitgliedern<br />
ganz unterschiedliche Bewirtschaftungsmodelle<br />
zu ermöglichen, ausdrücklich auch mit Lohnunternehmern<br />
– wo es für die Beteiligten passt. Ich bin überzeugt, dass es<br />
insgesamt in Zukunft mehr Bewegung und Vielfalt in der<br />
Zusammenarbeit geben wird als bisher. Entscheidend ist,<br />
gemeinsam nach Lösungen zu suchen, um den ländlichen<br />
Raum zu stärken. Denn Landwirtschaft in unseren Dörfern<br />
hat nicht nur eine wirtschaftliche Dimension.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Sondern auch ...?<br />
Ost: … eine eindeutig soziale Komponente. Abwanderung<br />
besonders der jungen Menschen in die Ballungszentren ist<br />
heute bereits ein massives Problem. Das betrifft auch uns als<br />
Maschinenringe unmittelbar, genau wie Lohnunternehmer,<br />
Handwerker und andere klassische Familienbetriebe des<br />
ländlichen Raumes. Nehmen wir<br />
das Beispiel der Betriebshilfe in Notfällen,<br />
eine unserer Kernaufgaben.<br />
Bisher stammten unsere Helfer<br />
überwiegend aus den Reihen der<br />
jungen Frauen und Männer, die<br />
irgendwann zu Hause den Betrieb<br />
übernehmen wollen, aber noch<br />
Zeitkapazitäten haben, bevor der<br />
Senior tatsächlich das Ruder aus der Hand gibt. Gerade in<br />
den wachsenden Vollerwerbsbetrieben werden die Jüngeren<br />
aufgrund des Arbeitsvolumens aber gleich nach Ausbildung<br />
und/oder Studium zu Hause benötigt, stehen somit den<br />
Ringen nicht zur Verfügung.<br />
Auf der anderen Seite suchen zunehmend Bauern und Bäuerinnen,<br />
deren Betriebe für den Vollerwerb zu klein werden,<br />
nach Einkommensalternativen im landwirtschaftlichen<br />
Umfeld. Und deren Kinder orientieren sich beruflich in ganz<br />
andere Branchen und wandern in die Ballungszentren<br />
ab. Wollen wir also generell als Ringe in Zukunft unsere<br />
Aufgaben erfüllen und diese mit Fachkräften besetzen,<br />
müssen wir zunehmend auf fest angestellte Mitarbeiter<br />
setzen. Nur mit ausreichender und angemessener Beschäftigung<br />
halten wir die Menschen hier auf dem Land.<br />
Damit wächst uns als Maschinenringen eine hohe soziale<br />
Verantwortung zu, wie ich finde.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Durch die laufende Erweiterung<br />
des Angebotsspektrums<br />
werden die Maschinenringe aber<br />
auch als Wettbewerber empfunden,<br />
um Aufträge wie um Fachkräfte,<br />
etwa im Garten- und Landschaftsbau,<br />
im Winterdienst<br />
„LANDWIRTSCHAFT IN<br />
UNSEREN DÖRFERN HAT NICHT<br />
NUR EINE WIRTSCHAFTLICHE<br />
DIMENSION.“<br />
LEONHARD OST, PRÄSIDENT BMR<br />
oder bei kommunalen Dienstleistungen. Noch dazu mit<br />
vergleichsweise preisaggressiven Angeboten ...<br />
Ost: Das ist mir zu pauschal und trifft außerdem nicht zu!<br />
Indem wir auf Festangestellte setzen, unterliegen wir den<br />
gleichen Kosten wie andere Anbieter. Zumal wir einen hohen<br />
Qualitätsanspruch an die von uns geleistete Arbeit haben, das<br />
geht nicht zu Niedrigpreisen. Nebenbei bemerkt, ist meine<br />
Erfahrung: Wenn die Qualität stimmt, sind zum Beispiel die<br />
Landwirte als Auftraggeber bereit, das zu bezahlen. Auf der<br />
anderen Seite müssen die Ringe für eine gute Auslastung<br />
ihrer Teams sorgen und sich entsprechend<br />
um Aufträge kümmern.<br />
Das ist immer eine Gratwanderung.<br />
Aber dem Wettbewerb um<br />
gute Mitarbeiter im ländlichen<br />
Raum unterliegen Maschinenringe,<br />
Lohnunternehmer, die öffentliche<br />
Hand, das Handwerk und andere<br />
gewerbliche Anbieter gleichermaßen.<br />
Das hat mit dem Gehalt zu tun, aber genauso mit den<br />
Arbeitsbedingungen. Diesbezüglich investieren wir viel, um<br />
attraktive Arbeitgeber zu sein.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Herr Ost, wir danken Ihnen für das Gespräch!«<br />
Der Präsident sieht die Maschinenringe<br />
künftig in der Rolle neutraler<br />
Datenberater, deren Dienste man ebenso<br />
selbstverständlich in Anspruch nimmt<br />
wie einen Steuerberater in Steuerfragen.<br />
34 35
PRAXIS<br />
SCHÄFER ANTON WUNDERLICH, LICHTENFELS<br />
TRADITION &<br />
MODERNE<br />
Anton Wunderlich ist Schäfer in Mönchkröttendorf bei Lichtenfels, Bayern.<br />
lich. Unter anderem gehören dazu: ein Butterfly-Mähwerk,<br />
je eine Rund- und Quaderballen-Presse von Krone, mehrere<br />
Traktoren, eine Tridem-Mulde, ein Futtermischwagen und<br />
ein Teleskoplader. Viel Technik – ausgelegt für einen großen<br />
Betrieb. Aktuell besitzt Anton Wunderlich rund 1.300 Mutterschafe,<br />
dazu die Nachzucht und Mastlämmer sowie<br />
einige Ziegen. Bewirtschaftet werden etwa 500 ha Grünland<br />
und 30 ha Ackerland.<br />
Die Domestizierung von Schafen als Nutztiere begann vor rund<br />
11.000 Jahren in Westasien. Somit ist die Schäferei eine der<br />
ältesten Formen der Landwirtschaft überhaupt. Wie es in einem<br />
modernen Schafbetrieb zugeht, haben wir bei Familie Wunderlich<br />
in Mönchkröttendorf bei Lichtenfels erfahren.<br />
Mit dem romantischen Bild eines Schäfers<br />
hat es wenig zu tun, wenn Anton<br />
Wunderlich mit seinem nagelneuen, 215 PS<br />
starken Valtra T214 in den Hof einbiegt. Er kommt<br />
gerade vom Mistfahren. „Der Traktor ist für drei<br />
Jahre gemietet“, sagt der Schafhalter. „Inklusive<br />
Full-Service. Denn anders ließe sich eine<br />
Investition in dieser Größenordnung heute<br />
kaum mehr rechtfertigen.“ Aber auch sonst<br />
ist der Maschinenpark des Hofes durchaus beacht-<br />
Familie Wunderlich kommt eigentlich aus Limburg an der<br />
Lahn. Anton Wunderlichs Großvater baute in Bayern einen<br />
Betrieb auf. Dessen Frau stammt von einem Hof unterhalb<br />
des Klinikums Lichtenfels. Anton Wunderlich vergrößerte die<br />
Schäferei und siedelte im Jahr 1993 nach Mönchkröttendorf<br />
aus. Später kamen noch zwei Wohnhäuser dazu, eins für<br />
die eigene Familie, eins für die Altenteiler. Denn auch der<br />
84-jährige Senior ist noch jeden Tag bei den Schafen.<br />
LAMMZEIT<br />
Auf dem Betrieb angekommen, geht es erst<br />
einmal in den Stall. Familie Wunderlich hält<br />
Merino Landschafe, die asaisonal ablammen.<br />
Viele andere Schafrassen bekommen ihre<br />
Lämmer dagegen ausschließlich im Frühjahr.<br />
Bei Anton Wunderlich ist also das ganze Jahr<br />
Lammzeit, mit Ausnahme von je vier Wochen<br />
im Februar und im September. Da werden<br />
36 37
PRAXIS<br />
1 2 3<br />
1 Karl Wunderlich hütet den Rest der<br />
Herde unterhalb Kloster Banz.<br />
2 Die Herde umfasst 1.300 Mutterschafe.<br />
Die hochtragenden und frisch<br />
abgelammten Tiere sind im Stall.<br />
3 Anton Wunderlich züchtet Merino<br />
Landschafe, eine Rasse, die sich<br />
besonders für die Wanderschäferei<br />
eignet.<br />
4 Dieser Tränkewagen ist eine Sonderanfertigung.<br />
Er stellt die Wasserver-<br />
sorgung der Tiere auf der Sommerweide<br />
sicher.<br />
dann fünf Monate vorher – so lange trägt<br />
ein Schaf – die Böcke aus der Herde genommen.<br />
Das Bild im Schafstall ist herrlich:<br />
wunderbare, großrahmige Mutterschafe, die<br />
– obwohl mitten in der Laktation – in einem<br />
hervorragenden Futter- und Pflegezustand<br />
sind. Das kommt nicht von ungefähr. Anton<br />
Wunderlich erklärt: „Besonders wichtig ist<br />
es, hochwertige Vatertiere zu verwenden.<br />
Diese kaufe ich meist auf Auktionen von den<br />
besten Züchtern Süddeutschlands. Ein Bock<br />
kann da schon bis zu 8.000 Euro kosten.“<br />
Direkt nach dem Ablammen kommen<br />
Mutterschaf und Lämmer (bei Merino<br />
Landschafen beträgt die Zwillingshäufigkeit<br />
rund 70 %) in kleine Einzelboxen. Dort<br />
wächst die Mutter-Kind-Bindung, und die<br />
Tiere können in der Anfangszeit besser<br />
überwacht werden. Bevor der Schäfer sie<br />
dann in größere Gruppen umstellt, werden<br />
Mutter und Lämmer mit großen Zahlenstempeln<br />
nummeriert. Dies ist eine der<br />
Aufgaben von Anton Wunderlichs Ehefrau<br />
Angela. Die Fütterung erfolgt im Stall<br />
über einen zentralen Gang. Von dort aus<br />
gehen Futterbänder mit Fressgittern in die<br />
einzelnen Abteile. Beschickt werden diese<br />
mit einem Futtermischwagen. Die Ration<br />
besteht aus Heu, Grassilage und Biertreber.<br />
Zum Teil werden auch Rübenschnitzel verfüttert.<br />
Die Lämmer bekommen zusätzlich<br />
noch Getreideschrot. Das Heu wird auf<br />
einer Fläche von rund 100 ha ausschließlich<br />
selbst erzeugt. Zur Nachnutzung können<br />
die Wiesen dann noch abgeweidet werden.<br />
„Wir bewirtschaften sehr viele Naturschutzflächen“,<br />
erklärt Anton Wunderlich. Mit dem<br />
dortigen Aufwuchs wäre es sehr schwierig,<br />
marktfähige Schlachtkörper bei den Mastlämmern<br />
zu bekommen. Deshalb benötigt<br />
der Schäfer auch immer zusätzlich Weiden<br />
hoher Qualität.<br />
SELBST<br />
VERMARKTUNG<br />
Apropos Naturschutz: Früher stammten<br />
die Einnahmen einer Schäferei aus dem<br />
Woll- und Fleischverkauf. Gerade die Merino<br />
Landschafe wurden deshalb in Süddeutschland<br />
gezüchtet, weil Wolle von hoher<br />
Qualität und damit ein sehr gefragtes Gut<br />
war. Heute decken diese Einnahmen gerade<br />
einmal die Kosten für das Scheren. Etwas<br />
besser sieht es dagegen mit dem Fleisch<br />
aus. Vor allem, wenn es direkt vermarktet<br />
werden kann. Die Familie Wunderlich hat<br />
sich da über die Jahre eine gute Kundschaft<br />
aufgebaut, bestehend aus privaten Haushalten,<br />
aber vor allem aus Metzgereien und<br />
Gastronomiebetrieben. Im eigenen, EU-zertifizierten<br />
Schlachthaus werden pro Woche<br />
etwa 15 bis 20 Tiere geschlachtet. Der Rest<br />
wird über einen Viehhändler vermarktet.<br />
Ein Großteil der Einnahmen einer Schäferei<br />
kommt heute jedoch aus Brüssel. Und zwar<br />
in Form von Direktzahlungen, aber auch<br />
sehr viel in Form von Naturschutzprämien.<br />
In Bayern ist das zum Beispiel das Programm<br />
für Vertragsnaturschutz (VNP). Die Auflagen<br />
sind dabei sehr hoch, die Kontrollen ebenfalls.<br />
„Die Summe an Ausgleichszahlungen<br />
erscheint bei allen Schäferei-Betrieben<br />
auf den ersten Blick gewaltig“, sagt Anton<br />
Wunderlich. „Der Betrag muss aber in<br />
Relation mit den geringeren Einnahmen<br />
aus der Produktion gesetzt werden. Und<br />
gerade, wenn Fremdarbeitskräfte eingesetzt<br />
werden, ohne die es bei unserer<br />
Größenordnung überhaupt nicht ginge,<br />
bleibt bei uns sicherlich erheblich weniger<br />
übrig als bei anderen landwirtschaftlichen<br />
Produktionsrichtungen.“<br />
Unsere Runde über den Hof geht weiter.<br />
Vom Schafstall geht es kurz zu den Ziegen.<br />
Sie werden hauptsächlich deshalb gehalten,<br />
weil sie verholzte Pflanzen besser verbeißen<br />
als Schafe. Also zur Landschaftspflege. Und<br />
auch ein Esel gehört aus traditionellen<br />
Gründen mit zur Schäferei.<br />
TIERWOHL IM BLICK<br />
In der Maschinenhalle möchte uns Anton<br />
Wunderlich etwas zeigen, auf das er ganz<br />
besonders stolz ist. „Dieses 16-m³-Tränkefass<br />
ist ein Einzelstück, das ich zusammen<br />
mit der Firma Marchner entwickelt habe.<br />
Tränkewasser kann per Vakuum angesaugt<br />
werden, die Tränkebecken für die Schafe<br />
befinden sich an einem hydraulisch ausklappbaren<br />
Gestänge. So kann immer<br />
eine große Anzahl Tiere saufen. Es ist ein<br />
echter Beitrag zum Tierwohl. Im Sommer<br />
ist Wasser vor allem auf den Trockenrasen-Naturschutzflächen<br />
oft Mangelware.<br />
Der Vorrat im Fass reicht dann etwa zwei<br />
Tage.“ Finanziert wurde es durch das „Grüne<br />
Band“, ein Naturschutzprojekt entlang<br />
der ehemaligen innerdeutschen Grenze.<br />
Eine weitere Eigenentwicklung ist ein<br />
Klauenbad. „Zwar habe ich in meinem<br />
Schafbestand keine Moderhinke, eine sehr<br />
unangenehme Infektion, bei der die Klauen<br />
faulen, ich komme aber auf der Wanderschaft<br />
öfter durch Gebiete, in denen auch<br />
andere Schäfer unterwegs sind. Danach<br />
treibe ich meine Tiere immer mehrmals<br />
durch ein Klauenbad mit antibakterieller<br />
Flüssigkeit. Die konventionelle Lösung ist<br />
eine schmale Wanne, durch die immer nur<br />
ein Tier auf einmal laufen kann. Meine Wanne<br />
ist viel breiter und hat fest angebaute Begrenzungsgitter.<br />
So geht das Durchtreiben<br />
erheblich schneller. Vor allem aber kann ich<br />
es komplett mit dem Traktor verladen, was<br />
für mich viel rückenschonender ist, als das<br />
Hantieren mit schweren Wannen“, erklärt<br />
der Schäfer.<br />
Anton Wunderlich ist kein Mensch, der zum<br />
Jammern neigt. Das sieht man schon daran,<br />
wie er einen Betrieb dieser Größenordnung<br />
aufgebaut hat. Aber neben der immer weiter<br />
zunehmenden Bürokratie gibt es schon<br />
Dinge, die ihm hin und wieder den Spaß<br />
an seinem Beruf verderben: „Durch meine<br />
Weideflächen wurde eine ICE-Trasse gebaut.<br />
Dagegen habe ich grundsätzlich gar nichts.<br />
Aber anders als zum Beispiel bei einer<br />
Autobahn, ist die Zugstrecke überhaupt<br />
nicht eingezäunt. Sollten einmal die Schafe<br />
nachts aus dem Pferch ausbrechen – was<br />
vorkommen kann, wenn wildernde Hunde<br />
unterwegs sind – bestünde ein Risiko, dass<br />
die Herde vor den Zug kommt. Für die neu<br />
gepflanzten Bäume war das Geld da. Wenn<br />
es dagegen um die Sicherheit an der Stecke<br />
geht, nicht. Ich habe viele Diskussionen<br />
dazu geführt – leider ohne Erfolg.“ Ein<br />
zweites Reizthema für Anton Wunderlich<br />
ist der Wolf. „Sollte der sich hier wirklich<br />
breitmachen, dann denke ich ernsthaft<br />
daran, mit der Schafhaltung aufzuhören“,<br />
macht er deutlich. „Der wirtschaftliche<br />
Schaden durch Wolfsrisse kann ja ersetzt<br />
werden. Aber als Schäfer ist es mein ganzes<br />
Bestreben, dass es meinen Tieren gut geht.<br />
Bestünde ständig die Gefahr durch Wolfsangriffe,<br />
mache ich das nicht mehr mit.“<br />
Nach dem Rundgang fahren wir abschließend<br />
in Richtung Kloster Banz, wo Anton<br />
Wunderlichs Bruder Karl mit den Schafen auf<br />
der Weide ist. Er hütet dort etwa 700 Mutterschafe.<br />
Dabei hat er zwei Süddeutsche<br />
Schwarze – das sind Altdeutsche Hütehunde,<br />
die vor allem in Bayern verbreitet sind. Die<br />
Weideflächen der Schäferei erstrecken sich<br />
in den Landkreisen Lichtenfels,<br />
Coburg und Hildburghausen.<br />
Die Vegetation ist Anfang<br />
April schon recht weit fortgeschritten.<br />
Auch diese Herde ist<br />
in einem hervorragenden Zustand.<br />
Als Karl Wunderlich mit den Schafen<br />
in den Pferch zieht, sehen wir, dass<br />
Moderhinke wirklich kein Thema ist:<br />
Sämtliche Tiere sind gut zu Fuß. Denn<br />
auch in einer modernen Schäferei gilt:<br />
Das Auge des Herrn mästet das<br />
Vieh. «<br />
4<br />
38 39
TELEGRAMM<br />
NEWS-TICKER<br />
PREMIERE<br />
IN PAKISTAN<br />
AUSGEZEICHNET<br />
Auf der Messe DIDACTA in Köln erhielt Krone<br />
den eLearning Award 2<strong>01</strong>9 in der Kategorie<br />
„Internationaler Rollout: Lernportale im<br />
AKTION HEUMILCH<br />
Seit nunmehr 15 Jahren unterstützt Krone<br />
die Aktion Heumilch, die vom Österreicher<br />
SPENDE AN<br />
STIFTUNG<br />
Einen Scheck in Höhe von 10.000 Euro<br />
für die Uwe Seeler-Stiftung überreichten<br />
NATIONENSIEGER<br />
Der Krone-Händler Landtechnik Villach<br />
ERFINDER<br />
ZU BESUCH<br />
Otger Weddeling (85 Jahre), der Erfinder der<br />
Krone BiG Pack, besuchte – passend zum<br />
Landtechnik von Krone wird nun auch in<br />
Best Practice Einsatz“. Damit prämierte die<br />
Karl Neuhofer initiiert wurde. Seit der Grün-<br />
Dr. Bernard Krone und Bernard Krone an<br />
eroberte bereits zum 6. Mal den begehrten<br />
25-jährigen Jubiläum der Presse – seine alte<br />
Pakistan eingesetzt. Auf der Nishat Diary<br />
Jury des eLearning Journals den innovativen<br />
dung wurde die Wertschöpfung der Bauern<br />
Uwe Seeler. Der ehemalige Kapitän und<br />
„Agrartechnik Service Award“ als Natio-<br />
Wirkungsstätte in Spelle. Ebenfalls dabei<br />
Farm, einem der größten Milchbetriebe in<br />
Grundgedanken des Krone-Trainingsportal-<br />
mehr als verfünffacht und die Heumilch-Be-<br />
Ehrenspielführer der deutschen Fußball-<br />
nensieger für Österreich und überzeugte<br />
waren seine Kollegen, die die Entwicklung<br />
Pakistan, arbeiten zwei Wender und zwei<br />
konzeptes, das inzwischen auch internatio-<br />
kanntheit kontinuierlich erhöht. Die ARGE<br />
nationalmannschaft genoss den Aufenthalt<br />
die Jury mit Servicekompetenz, moderner<br />
der BiG Pack in den ersten Jahren mitgestal-<br />
Schwader – made in Spelle.<br />
nale E-Trainings umfasst.<br />
Heumilch Österreich vereinigt aktuell ca.<br />
in Spelle sichtlich, insbesondere den Besuch<br />
Werkstatt sowie einem motivierten Team.<br />
tet und damit den Anfang der Erfolgsstory<br />
8.000 Landwirte und rund 60 Verarbeiter.<br />
im Krone-Museum.<br />
geschrieben haben.<br />
NEUER HÄNDLER<br />
Das Unternehmen W. Doormann & Kopplin<br />
GmbH & Co. KG ist neuer Vertriebs- und<br />
„BESTE MARKE“<br />
MADE BY VIELFALT<br />
In überregionalen Tageszeitungen und<br />
GEWINNER IN<br />
SPELLE<br />
VERABSCHIEDUNG<br />
MASCHINE DES<br />
JAHRES<br />
Schöner Erfolg auf der Fachmesse SIMA in<br />
Servicepartner für das gesamte Krone-Pro-<br />
Platz 1 in der Kategorie Trailer/Anhänger<br />
Zeitschriften und an den Plakatwänden der<br />
Die Gewinner des Lohnunternehmer Mar-<br />
Nach 30-jähriger Tätigkeit im Außendienst<br />
Paris – der BiG X wurde als „Maschine des<br />
duktprogramm. Doormann & Kopplin<br />
– dieses tolle Ergebnis für Krone wurde<br />
Großstädte war in großen Lettern zu lesen<br />
keting Awards Österreich waren zu Besuch<br />
für Krone wurde der Werksbeauftragte<br />
Jahres 2<strong>01</strong>9“ ausgezeichnet. Kein Wunder,<br />
betreiben aktuell drei Stützpunkte in<br />
im Rahmen der offiziellen Verleihung des<br />
„Made in Germany - Made by Vielfalt“. An<br />
in Spelle. Neben einer ausführlichen Werks-<br />
Ulrich Sirch Ende April in den wohlverdien-<br />
dass der Krone-Stand auf der Messe in Paris<br />
Schleswig-Holstein und beschäftigen rund<br />
Image Awards 2<strong>01</strong>9 in München bekannt<br />
dieser Kampagne beteiligten sich 50 deut-<br />
besichtigung standen auch informative<br />
ten Ruhestand verabschiedet. „Du warst ein<br />
täglich gut besucht war.<br />
100 Mitarbeiter.<br />
gegeben. Stellvertretend für das gesamte<br />
sche Familienunternehmen, darunter auch<br />
Kurz-Schulungen im Bereich Technik und<br />
hervorragender Marken-Botschafter und<br />
Team nahm Bernard Krone die Auszeich-<br />
Krone, und bezogen damit offensiv Position<br />
Marketing auf dem Programm.<br />
hast maßgeblich zu unserem Erfolg in Süd-<br />
nung in Empfang.<br />
für ein weltoffenes Deutschland.<br />
deutschland beigetragen“, bedankte sich<br />
Dr. Bernard Krone persönlich.<br />
40 41
WISSEN<br />
PRAXIS-TIPP ZUR MASCHINENEINSTELLUNG<br />
Die Scheibe der Netzbremse sollte man nach<br />
dem letzten Einsatz der Saison abkleben.<br />
Somit bildet sich im Winter kein Rost auf<br />
der Scheibe, der vor der nächsten<br />
Saison entfernt werden müsste.<br />
DAMIT ES<br />
RUND LÄUFT<br />
Mit der Selbstdiagnose des<br />
ISOBUS können sämtliche<br />
Sensoren und Leitungen<br />
getestet werden und diese<br />
ggf. getauscht oder repariert<br />
werden.<br />
Sind noch alle Zinken an Ort und Stelle?<br />
Falls nicht, sollten die defekten<br />
Zinkenträger ausgetauscht werden,<br />
damit eine reibungslose Aufnahme<br />
des Schwads gewährleistet ist.<br />
Die Presswickelkombination für die neue Saison vorbereiten und<br />
einstellen – das sollte bereits nach Ende der vorherigen beginnen.<br />
Wer einige grundsätzliche Dinge beachtet, spart direkt vor Erntebeginn<br />
viel Zeit sowie Aufwand und presst bereits die ersten<br />
Ballen, während der Nachbar noch schraubt …<br />
Nach der Ernte ist vor der Ernte! Jede<br />
Maschine sollte vor der Einwinterung<br />
gründlich gereinigt werden – das<br />
gilt auch für die Presswickelkombination.<br />
Wichtig ist dabei, dass der Hochdruckreiniger<br />
umsichtig eingesetzt wird. Es<br />
gilt, Abstand zu Lagern sowie Ketten zu<br />
halten und der Elektronik nicht zu nah<br />
mit der Waschdüse zu Leibe zu rücken.<br />
Wenn im Anschluss an die Reinigung die<br />
saubere Maschine bei einem Rundgang<br />
intensiv begutachtet und der Verschleiß<br />
der einzelnen Komponenten gecheckt<br />
wird, können die auszutauschenden Teile<br />
gleich mit der Winterbestellung über den<br />
Händler bezogen und somit gegenüber<br />
der kurzfristigen Bestellung direkt vor der<br />
Saison Geld gespart werden.<br />
Nachdem die Maschine getrocknet ist,<br />
empfehlen die Service-Spezialisten von<br />
Krone, sämtliche Schmierstellen einmal abzuschmieren,<br />
um ggf. Wasser aus den Lagern<br />
herauszudrücken. Ein Schmierplan ist häufig<br />
an den Maschinen aufgeklebt oder in der<br />
Betriebsanleitung zu finden. Im gleichen Zug<br />
sollten die Ketten der Maschine am besten<br />
gleich mit Öl eingesprüht bzw. bestrichen<br />
werden, um Rostbildung vorzubeugen.<br />
Mit einem einfachen Trick erspart man<br />
sich im Frühjahr eine Menge Arbeit: Direkt<br />
nach der Ernte empfiehlt es sich, die noch<br />
blanke Scheibe der Netzbremse mit einem<br />
Klebestreifen abzukleben um Korrosion zu<br />
vermeiden. Die Bremse funktioniert somit im<br />
Frühjahr gleich ab dem ersten Ballen so, wie<br />
42 43
WISSEN<br />
es sein sollte. Wer dies nicht berücksichtigt,<br />
der muss im Frühjahr mit der Drahtbürste<br />
und Schleifpapier ran. Wenn die Bremse<br />
nicht richtig funktioniert, wird das Rundballenpressen<br />
schnell zu einer Frustarbeit.<br />
Ein kurzer Blick auf die Breitziehrolle kann<br />
ebenfalls viel Ärger ersparen. Dreht sie sich<br />
frei? Ist sie frei von Rost und Riefen? Dann<br />
sollte einem reibungslosen ersten Saisoneinsatz<br />
nichts im Wege stehen.<br />
MESSER UND<br />
KETTEN<br />
Ein intensiver Blick sollte vor Saisonstart<br />
auch auf den gesamten Einzug und das<br />
Schneidwerk geworfen werden. Fehlen Zinken<br />
an der Pick-Up, so sollten diese ersetzt<br />
werden, um eine saubere Schwadaufnahme<br />
zu gewährleisten. Die Pick-up-Höhe sollte<br />
so eingestellt sein, dass die Zinken 2–3 cm<br />
über dem Boden laufen. Ein kurzer Test<br />
des Luftdrucks der Tasträder der Pick-Up<br />
schützt vor bösen Überraschungen beim<br />
ersten Einsatz der Saison. Sie sollten mit<br />
2,5 bar gefüllt sein. Das gleiche gilt für die<br />
Bereifung der Presse.<br />
Die Schneidmesser werden idealerweise<br />
auch nach dem Waschen der Maschine<br />
vor der Einwinterung begutachtet: Sind<br />
sie gleichmäßig verschlissen? Sind Ecken<br />
ausgebrochen? Halten sie noch eine weitere<br />
Saison durch? Oder macht es Sinn, neue<br />
über die Winterbestellung zu beschaffen?<br />
Wichtig ist der intensive Blick auf die Messereinzelsicherung.<br />
Bei Krone funktioniert<br />
diese über ein Röllchen, über das sich das<br />
Messer bei Fremdkörperkontakt nach<br />
hinten wegdrehen kann. Diese Röllchen<br />
müssen frei beweglich sein.<br />
Die zentrale Ölschmierung<br />
der Kette sollte vor<br />
der Saison unbedingt<br />
gecheckt werden.<br />
Wer gut schmiert, der<br />
gut fährt – das gilt insbesondere<br />
für die Ketten<br />
einer Rundballenpresse.<br />
Die Ketten und Zahnräder sollten ebenfalls<br />
auf Verschleiß geprüft werden. Die Spannung<br />
der Ketten muss gecheckt werden.<br />
Für die Einstellmaße gibt der Hersteller<br />
Vorgaben, die sich entsprechend aus der<br />
Betriebsanleitung entnehmen lassen. Der<br />
Verschleiß der Ketten zeigt sich zum einen<br />
durch die Längung. In der Regel lassen sich<br />
die Ketten kürzen, wenn sie nicht mehr ausreichend<br />
vorgespannt werden können, indem<br />
ein halbes oder ein ganzes Kettenglied<br />
entfernt wird. Zweites Verschleißkriterium<br />
ist das Spiel der Kettenrollen auf die innenliegenden<br />
Bolzen. Dieses nimmt zu, je älter<br />
die Kette wird, weil die Bolzen verschleißen.<br />
Der Verschleiß der Zahnräder wird an den<br />
Zahnradspitzen bemessen. Je spitzer diese<br />
zulaufen, desto stärker sind diese verschlissen.<br />
Wenn die Kette getauscht werden<br />
muss, sollte man sich gut überlegen, im<br />
gleichen Zug die Zahnräder zu ersetzen,<br />
da die alten Zahnräder nicht mehr optimal<br />
auf die neue Kette abgestimmt wären und<br />
diese sich dann sehr schnell längen würde.<br />
Tendenziell lässt sich sagen: In schwerer<br />
Silage ist die Verschleißgrenze der Kette<br />
schneller erreicht als in Heu und Stroh.<br />
Vor der Saison sollte dann auch noch einmal<br />
die Funktion der Kettenschmierpumpe<br />
und die eingestellte Ölfördermenge geprüft<br />
werden. Auf den Verschleiß der Kettenpinsel<br />
ist ebenfalls zu achten. Sie sorgen dafür,<br />
dass das Öl ohne Verluste dort hingelangt,<br />
wo es hingehört – auf die Kette. Die Pinsel<br />
lassen sich nachstellen und sollten, wenn<br />
sie die Verschleißgrenze erreicht haben,<br />
getauscht werden.<br />
Das Öl sämtlicher Getriebe muss nach Wartungsintervallen<br />
gewechselt werden. Ein<br />
Blick in die Betriebsanleitung der Maschine<br />
bringt bei diesem Thema Sicherheit. Dort<br />
sind die jeweiligen Wechselintervalle sowie<br />
die geforderten Ölqualitäten und – mengen<br />
hinterlegt. Das Gleiche gilt für den Wechsel<br />
des Ölfilters vom Hauptgetriebe. Dieser verfügt<br />
in der Regel über eine Verschmutzungsanzeige.<br />
Steigt der Ölflusswiderstand über<br />
einen definierten Wert an, so wird dies in<br />
der Verschmutzungsanzeige dargestellt und<br />
der Filter muss getauscht werden.<br />
FOLIENROLLE<br />
REINIGEN<br />
Beim Wickler der Presswickelkombination<br />
sollten die Stretchrollen auf Leichtgängigkeit<br />
geprüft werden. Wichtig ist auch,<br />
dass die Rollen frei von scharfkantigen<br />
Riefen sowie Klebstoffresten sind, damit<br />
die Folie während des Wickelns nicht ein-<br />
bzw. abreißt. Ggf. muss man diese Rollen<br />
mit feinem Sandpapier schleifen und die<br />
Klebereste mit Bremsenreiniger entfernen.<br />
Außerdem sollten die beiden Messer für<br />
den Folienschnitt begutachtet und ggf.<br />
getauscht werden.<br />
Um im Bereich der Elektronik und Sensorik<br />
nach der Winterpause auf Nummer sicher<br />
zu gehen, empfiehlt es sich, diese vorab<br />
zu checken. Das ISOBUS-System bietet in<br />
diesem Punkt den Vorteil, dass im Wartungsmodus<br />
sämtliche Sensoren über das<br />
Bedienterminal überprüft werden können.<br />
Sollte ein Kabel lose sein oder ein Sensor<br />
defekt sein, so wird dies im Prüfprogramm<br />
angezeigt und man kann dem Fehler auf<br />
den Grund gehen. «<br />
B i G M 450<br />
AUCH ZUM MULCHEN<br />
Für den Hochleistungs-Mähaufbereiter<br />
BiG M 450 bietet Krone eine Alternativ-Ausrüstung<br />
mit Schlegelmulchern an.<br />
Gemeinsam mit dem niederländischen<br />
Spezialisten Van Wamel B. V. wurde der<br />
Mulcher-Bausatz „Perfect TriGant“ entwickelt.<br />
Die drei Mulchereinheiten sind nach<br />
eigener Darstellung exakt auf das Fahrzeug<br />
abgestimmt und können unkompliziert angebaut<br />
werden. So wird der Frontmulcher<br />
mit Schnellkupplern aufgenommen; die<br />
Seitenmulcher werden über die Duo Grip-<br />
Schwerpunktaufhängung getragen und<br />
sauber geführt. Die Arbeitsbreite beträgt<br />
insgesamt 9,20 m.<br />
Aufgrund der Positionierung bleibt die<br />
Überlappung von Frontmulcher zu Seitenmulcher<br />
im Arbeitsmodus auch bei<br />
Kurvenfahrten konstant. Das garantiert,<br />
dass die Maschine selbst bei engsten Radien<br />
streifenfrei arbeitet, so der Hersteller. Darüber<br />
hinaus ermöglicht die hohe Wendigkeit<br />
des BiG M 450 auch im Vorgewende direktes<br />
Anschlussfahren. Zur praxisgerechten<br />
Ausstattung der Maschine gehört u.a. die<br />
vollhydraulische Einstellmöglichkeit des<br />
Auflagedruckes aus der Kabine für alle drei<br />
Mulchereinheiten. Die Arbeitstiefe wird<br />
BAUREIHE ZX<br />
IM SCHONGANG LADEN<br />
Nachhaltigkeit in der Futterernte – das<br />
hat bei Krone Priorität. So stand auch bei<br />
der Weiterentwicklung des Krone ZX das<br />
Bewahren der Bodenfruchtbarkeit mit im<br />
Fokus. Gleich zwei bodenschonende Maßnahmen<br />
hat Krone im Kontext des ZX-Facelifts<br />
umgesetzt: So<br />
erhalten die Typen<br />
ZX 430, ZX 470 und<br />
ZX 560 nicht nur eine<br />
elektro-hydraulische<br />
Pick-up-Entlastung,<br />
sondern gleichzeitig<br />
auch größere Bereifungsoptionen.<br />
Bei<br />
der serienmäßigen<br />
Entlastungsregelung<br />
lässt sich der<br />
Pick-up-Auflagedruck<br />
stufenlos und komfortabel von der<br />
Kabine aus einstellen – ein Feature, das<br />
nach eigener Darstellung derzeit nur Krone<br />
anbietet. Damit ist gewährleistet, dass die<br />
Pick-up stets mit konstantem Auflagedruck<br />
sanft über den Boden rollt und das Futter<br />
über die Position der Laufwalzen voreingestellt<br />
und kann bequem von der Kabine aus<br />
hydraulisch justiert werden. Zwei weitere<br />
Features sind die Zentralschmierung sowie<br />
die automatische Kühlerreinigung. Außerdem<br />
werden Schlupfmeldungen angezeigt<br />
und bei einer Überlast werden die Mulchereinheiten<br />
automatisch abgeschaltet. «<br />
sauber aufnimmt – auch in unebenem<br />
Gelände.<br />
Für die bestmögliche Schonung der empfindlichen<br />
Grasnarbe bietet Krone ab sofort<br />
auch für die Modelle ZX 430, ZX 470 und<br />
ZX 560 optional zwei 30,5-Zoll-Bereifungen<br />
an – und zwar für das Tandem- als auch<br />
für das Tridem-Achsaggregat. Wählbar<br />
sind die Reifenvarianten 710/50 R 30,5 und<br />
800/45 R 30,5, die beide über ein spezielles<br />
Stollenprofil verfügen. Lediglich der ZX 470<br />
mit Tridemachsaggregat ist ausschließlich<br />
mit 26,5-Zoll-Bereifung erhältlich. Das<br />
kastenförmige Profil gewährleistet zum<br />
einen ein zuverlässiges Rollen des Reifens<br />
auch unter nassen Bedingungen und<br />
unterstützt zum anderen das sehr gute<br />
Selbstreinigungsverhalten des Reifens. «<br />
44 45
PRAXIS<br />
LAMMA-SHOW 2<strong>01</strong>9<br />
UNTER DACH<br />
Freiland-Fachmessen im Winter haben in<br />
Großbritannien Tradition. Die Organisatoren<br />
der Ausstellung „Lamma-Show“ wagten<br />
2<strong>01</strong>9 den Paradigmenwechsel – und zogen<br />
mit ihrer Ausstellung erstmals in Messehallen.<br />
Alle waren gespannt, ob die Farmer<br />
den Wechsel mitmachen und kommen.<br />
Die „Lamma“ gilt als die größte universelle<br />
Agrar-Messe in England<br />
mit nationalem Rang. Traditionell gibt es<br />
auf der britischen Insel etliche regionale<br />
Messen und Vorführevents, wie die Grassland-Show,<br />
die Royal Highland Show und<br />
die Royal Welsh Show. Meist „open-air“ mit<br />
besonderem Charme – nur oft eben kalt,<br />
nass und windig.<br />
Aber selbst die von Kälte, Sturm und Regen<br />
erprobten Briten zieht es offenbar irgendwann<br />
unter das wohltemperierte Dach.<br />
Dem folgte nun auch die „Lamma“ – nach<br />
immerhin über drei Jahrzehnten. In guten<br />
Jahren zählt sie 900 Aussteller und bis zu<br />
40.000 Besucher. Sie findet traditionell<br />
jährlich an zwei Tagen im Januar statt, weitgehend<br />
unter freiem Himmel. 2<strong>01</strong>9 zog die<br />
Veranstaltung erstmalig nach Birmingham<br />
komplett in Messehallen um.<br />
Nicht alle Aussteller folgten diesem Standortwechsel.<br />
Es fehlten im Vergleich zu<br />
den Vorjahren sogar einige internationale<br />
Unternehmen. Gekommen waren 655 Aussteller,<br />
und sie zeigten ein breites Angebot<br />
für die Landwirtschaft, von Kleidung bis<br />
zum selbstfahrenden Häcksler, vom Heckenschneider<br />
bis zum Großtraktor. Flankiert<br />
wird all das von einem umfangreichen Angebot<br />
an „Food & Drinks“. Das Besondere<br />
an der Messe aber ist neben dem jährlichen<br />
Turnus der kostenlose Eintritt, ebenso wie<br />
das kostenlose Parken für die Besucher. Dies<br />
soll nach Mitteilung des Messeveranstalters<br />
auch zur nächsten Show im Januar 2020<br />
so bleiben.<br />
Spannend war in diesem Jahr, wie der<br />
Ortswechsel von den englischen Farmern<br />
angenommen wird. Aber die Besucherzahl<br />
enttäuschte nicht. Gut 40.000 Besucher<br />
zählte die Messeleitung am Ende des zweiten<br />
Tages. Die Stimmung war durchweg<br />
gut, und Aussteller berichteten von hohem<br />
Investitionsinteresse. Die Dürre hat zwar<br />
auch in Großbritannien 2<strong>01</strong>8 in einigen<br />
Regionen zu Ertragseinbußen geführt, der<br />
Milchpreis liegt aber auf stabilem Niveau<br />
von umgerechnet rund 35 Eurocent pro Liter.<br />
Das Kaufverhalten der Farmer dort, so berichten<br />
Aussteller, verlagert sich allerdings<br />
zeitlich weiter ins Frühjahr. Der Trend geht<br />
also zur kurzfristigeren Bestellung. Das gilt<br />
besonders für das Mähen und Schwaden,<br />
das die Landwirte oft noch selbst erledigen.<br />
Beim Häckseln und Pressen kommen die<br />
Lohnunternehmer ins Geschäft.<br />
Grünfutter in England heißt erst einmal<br />
Gras. Dabei sei der Fokus auf Futterqualität<br />
noch nicht so stark ausgeprägt wie in<br />
Deutschland, meint Markus Westerkamp.<br />
Er ist Export Manager bei Krone und dort<br />
u. a. für den englischen Markt zuständig.<br />
Einschränkend wirkt dabei vor allem das<br />
Wetter, denn die in der Regel kleinen Erntefenster<br />
zwingen nach seiner Aussage zum<br />
schnellen Silieren. Nass-Silage ist daher<br />
die Normalität, und mehr als zwei bis drei<br />
Schnitte pro Jahr werden es beim Gras in<br />
vielen Regionen häufig nicht.<br />
ERFOLGREICHE<br />
TOCHTER<br />
Für den Speller Hersteller betreut die<br />
100%ige Tochter Krone UK den britischen<br />
Markt. Auch deren Geschäftsführer<br />
Marcus Oliver war sich anfangs nicht sicher,<br />
ob es sich lohnen würde, auf der „neuen<br />
Lamma“ in Birmingham auszustellen. Aber<br />
er war am Ende der diesjährigen Messe<br />
sehr zufrieden mit der Entscheidung. Die<br />
Besucherzahlen waren ungebrochen gut<br />
und die Investitionslust in Großbritannien<br />
nach wie vor auf gutem Niveau, so Oliver.<br />
Er ist seit Gründung der Tochtergesellschaft<br />
im Jahre 2009 Geschäftsführer. Seitdem<br />
sei der Unternehmensumsatz jährlich um<br />
rund 5 % bis 6 % gewachsen. Er vervierfachte<br />
sich seit der Gründung auf 32 Mio. € im<br />
Jahr 2<strong>01</strong>7/18. Aktuell arbeiten rund 40 Mitarbeiter<br />
für die Krone UK.<br />
Aufgrund der Witterung hat der Westen<br />
Großbritanniens eine größere Bedeutung<br />
für die Futtererntetechnik als der Osten. In<br />
der Rindviehfütterung spielt das Gras die<br />
Hauptrolle. Mais nimmt zwar in der Fläche<br />
Das Stand-Team der Krone UK auf der „Lamma ‘19“ in Birmingham war positiv überrascht vom Besucherinteresse.<br />
zu, hat aber lange nicht die Bedeutung wie<br />
beispielsweise in Deutschland. Das hängt<br />
auch mit der vergleichsweise geringen<br />
Zahl an Biogasanlagen in Großbritannien<br />
zusammen, die Markus Westerkamp auf<br />
rund 350 Anlagen schätzt. Die Milchviehbetriebe<br />
dort gehen in ihrer Gesamtzahl<br />
zurück, wachsen aber im Einzelbetrieb und<br />
melken in der Spitze rund 500 bis 600 Kühe.<br />
Diese Betriebe seien dann meist auch stark<br />
in Richtung Eigenmechanisierung unterwegs.<br />
Ansonsten spiele die Lohnarbeit auch<br />
in England eine wichtige Rolle.<br />
UMSATZTRÄGER<br />
PRESSEN<br />
Die eher geringe Bedeutung von Mais<br />
spiegelt sich auch in den Verkaufszahlen<br />
der selbstfahrenden Feldhäcksler wider. Den<br />
Gesamtmarkt in England beziffert Marcus<br />
Oliver auf rund 150 Einheiten jährlich, quer<br />
durch alle Marken. Demgegenüber werden<br />
in Großbritannien rund 800 bis 1.200 Rundballenpressen<br />
jährlich verkauft. Ein Umsatzträger<br />
der Krone UK ist zweifelsfrei die<br />
BiG Pack. Vom den rund 250 Großpackenpressen<br />
im Gesamtmarkt pro Jahr komme<br />
jede vierte Maschine von Krone. Die laufen<br />
in großer Zahl in den Getreideregionen im<br />
Osten der Insel. Aber es werde auch viel Silage<br />
in Großpacken gepresst, vorwiegend in<br />
den Maßen 80×70 cm und 80×90 cm, schildert<br />
Marcus Oliver. Der hierzu notwendige<br />
Ballenwickler für Großballen fehle jedoch<br />
noch im Krone-Angebot. Auch Ladewagen<br />
laufen in England, rund 80 bis 90 Einheiten<br />
werden dort jährlich verkauft. Meist sind es<br />
Einachser oder Tandemfahrzeuge, denn in<br />
England bestimmen die engen, von Hecken<br />
und Steinwällen eingefassten Straßen und<br />
die schmalen Feldeinfahrten das Limit in<br />
der Fahrzeugbreite.<br />
Die nächste Lamma soll am 7. und 8. Januar<br />
2020 stattfinden. Bis dahin will Marcus<br />
Oliver mit der Krone UK erneut 5 % bis 6 %<br />
mehr Umsatz erzielen. Das Jahr sei gut gestartet<br />
und ohnehin ist Pessimismus nicht<br />
seine Sache. «<br />
46 47
WISSEN<br />
FÜTTERUNG<br />
DIE „RICHTIGE“<br />
SEITE<br />
Was meint Dr. Michael<br />
Neumayer mit der „richtigen“<br />
Seite der Kuh? Er ist<br />
Tierarzt für Rinder und<br />
plädiert vehement dafür,<br />
der Kuh häufiger vor das<br />
Maul zu schauen als unter<br />
den Schwanz. Und er hat<br />
gute Gründe dafür.<br />
Tierärzte stehen meist am verkehrten<br />
Ende der Kuh – diese These vertrat<br />
und begründete der Fachtierarzt für Rinder<br />
nicht irgendwo, sondern auf dem Bundeskongress<br />
praktizierender Tierärzte, der<br />
2<strong>01</strong>8 parallel zur EuroTier im November in<br />
Hannover stattfand. Dr. Neumayer leitet<br />
„Kim“, das Kompetenzzentrum für innovative<br />
Milchviehhaltung im österreichischen<br />
Neukirchen, nahe Salzburg. Dort betreut er<br />
mit seinem Team über 80 Rindviehhalter.<br />
Wo aber ist die richtige Seite der Kuh? „Vorn,<br />
denn beim Futter fängt alles an“, betonte<br />
er. Die Lösung vieler Krankheitsbilder der<br />
Rinder wie Stoffwechselprobleme, steigende<br />
Zellzahlen, abnehmende Fruchtbarkeit und<br />
zunehmende Ketosen und Gelenkprobleme<br />
sieht er im Futter und in der Art der Fütterung<br />
und Futtervorlage begründet. „Landwirte<br />
fordern meist die schnelle Lösung eines<br />
Problems vom Tierarzt. Anfangs sind Kunden<br />
erst einmal sehr skeptisch, wenn ich den<br />
langen Weg zum Futter(lager) und danach<br />
auch zum Futtertisch vorschlage und dort die<br />
Problemlösung suche“, berichtete er.<br />
GENAU HINSEHEN<br />
Dieser lange Weg beginne bei der Futtergewinnung<br />
auf dem Feld und an der Lagerstätte<br />
nasser Futtermittel, in Deutschland<br />
also meist am Fahrsilo. Der Tierarzt solle<br />
BEIDE SEITEN DER KUH<br />
Dr. Klaus Pöhlmann war im November einer der Besucher des Bundeskongresses<br />
praktizierender Tierärzte (BpT) in Hannover und auch einer der aufmerksamen<br />
Zuhörer des Vortrages von Dr. Michael Neumayer. Zusammen mit drei weiteren<br />
Tierärzten führt er im schleswig-holsteinischen Owschlag eine Gemischt-Tierarztpraxis.<br />
Vorwiegend betreut das Team Rinder, aber auch Pferde und Kleintiere. Die<br />
Betriebsgrößen reichen von 20 bis zu 500 Milchkühen.<br />
Die Rinderhalter in seiner Kundschaft seien gut ausgebildet und wüssten um die<br />
Bedeutung des Futters für die Tiergesundheit und Leistung. Aber es sei trotzdem<br />
schwierig, den Landwirten schmackhaft zu machen, diesen Futter-Weg gemeinsam<br />
mit dem Tierarzt zu gehen, weil er deutlich zeitaufwendiger sei. Hauptprobleme in<br />
den Milchviehställen seien heute Fruchtbarkeitsstörungen und Euterentzündungen<br />
– aber gerade sie hängen häufig mit der Fütterung zusammen. Die von Dr. Neumayer<br />
beschriebene Schüttelbox sieht auch er als ein geeignetes Hilfsmittel, um den<br />
Landwirten glaubwürdig Futterqualitäten erklären und darstellen zu können.<br />
Anwenden könne der Tierhalter diese Box dann in der Ernte auch selbst.<br />
„Die Idee, den Landwirt bereits bei der Futterernte zu beraten, ist vorstellbar, aber<br />
für unsere Kundschaft noch weit weg. In der Vergangenheit ähnelte die Tätigkeit<br />
einer Art ‚Feuerwehr-Praxis‘. Wir wurden meist nur zu<br />
Notfällen gerufen“, betont Dr. Pöhlmann. Heute sei das<br />
anders. Je nach Größe des Betriebes ist er oder einer<br />
seiner Kollegen einmal pro Woche im Rahmen eines<br />
Betreuungsvertrages auf dem landwirtschaftlichen<br />
Betrieb für vorbeugende Untersuchungen. Dann habe<br />
man schon auch die Gelegenheit, das Futter und die<br />
Fütterung unter die Lupe zu nehmen. „Oft erkennen<br />
wir auch an dem, was hinten aus der Kuh<br />
herauskommt, wenn vorn beim Futter etwas<br />
nicht stimmt. Also sind schon beide Seiten<br />
der Kuh für den Tierarzt wichtig“, erklärt er<br />
schmunzelnd.<br />
48 49
WISSEN<br />
Ein weiterer Punkt in seiner Argumentationslinie<br />
rund um den Silostock war die<br />
jeweilige Verschlusszeit des Silos. Keinesfalls<br />
zu früh öffnen und anschneiden,<br />
warnte er. Silage sei anfangs sehr sauer<br />
und über die vielen Gärsäuren giftig für<br />
die Leber. Daher sollte ein Futterstock mit<br />
Grassilage frühestens nach sechs Wochen<br />
geöffnet werden, bei Maissilage erst nach<br />
zwölf Wochen.<br />
erst einmal Zeit. „Verspricht aber Nachhaltigkeit“,<br />
ergänzte Dr. Neumayer. Er schlug<br />
Landwirten und seinen Kollegen deshalb<br />
vor, bereits bei der Futterernte auf dem<br />
Feld das „Controlling“ durch den Tierarzt<br />
übernehmen zu lassen, denn dort würden<br />
schon die Grundsteine für gute Futterqualität<br />
gelegt, ohne die Tiergesundheit,<br />
Fruchtbarkeit, Leistungsbereitschaft und<br />
Langlebigkeit nicht zu erreichen seien. «<br />
Die Maschinenfabrik Krone präsentierte sich mit einem Infostand auf dem „Bundeskongress praktizierender Tierärzte“ während der EuroTier in Hannover.<br />
sich diese Lagerstätte genau ansehen. Wie<br />
steht’s mit Verdichtung und Nacherwärmung<br />
des Futterstockes? Das sei mittels<br />
Fingerprobe und Infrarotthermometer<br />
oder einem modernen Handyaufsatz für<br />
Thermofotografie schnell ermittelt.<br />
Weitere Kriterien: die Suche nach<br />
Buttersäuregeruch, bei Silagen die<br />
Häckselqualität und natürlich der<br />
Trockenmassegehalt. „Was meinen<br />
Sie, wie viel Frischmasse haben Ihre<br />
Tiere gestern gefressen?“, ist die<br />
immer wieder zu stellende Frage.<br />
Zumeist ernte er Schweigen oder<br />
erstauntes Achselzucken. „Gute Landwirte<br />
sollten das ganz genau wissen“,<br />
meinte er, „aber zu viele Landwirte<br />
und auch ihre Tierärzte wissen das<br />
leider nicht“, beklagte er.<br />
Sein Plädoyer für das Futter war<br />
leidenschaftlich und er zeigte den<br />
Zuhörern sehr anschaulich, dass die<br />
Beurteilung des Futterstockes mit<br />
einfachen Hilfsmitteln zu erledigen sei.<br />
Sein Paradebeispiel ist die Schüttelbox: Damit lässt sich die<br />
Partikellänge von Silagen schon gleich beim Schnitt, also<br />
dort, wo man noch etwas ändern könnte, und auch direkt<br />
am Silo bestimmen. Das gelte genauso für den „Korn-Score“,<br />
also dem physikalischen Zustand der Maiskörner. Am Feld<br />
bestimmt, kann man die Technik verändern und einstellen,<br />
am Silo kann man nur noch Tatsachen feststellen.<br />
Unerlässlich für Tierärzte sollte nach Ansicht<br />
Dr. Neumayers die Schüttelbox zur Beurteilung<br />
der Häckselqualität sein.<br />
KONSISTENZ IST<br />
WICHTIG<br />
Egal ob Fahrsilo oder Hochsilo: Die nächste<br />
Aufgabe sei, das Futter unbeschadet auf<br />
den Futtertisch und damit ins Maul der<br />
Kühe zu bekommen. Dr. Neumayer beschrieb<br />
unterschiedliche Mischsysteme mit<br />
ihren jeweiligen „Bedürfnissen“. Wichtig<br />
sei, das Futter auf dem Futtertisch überall<br />
gleich vor dem Fressgitter bereitzustellen.<br />
Dr. Neumayer sprach von wenigstens 8 cm<br />
Schichtdicke, denn nur so habe die Kuh das<br />
Gefühl eines vollen und damit attraktiven<br />
Futtertisches. Konsistenz in allen Dingen sei<br />
das „Zauberwort“ in der Milchviehhaltung.<br />
Daher sei es so wichtig, das Futter immer<br />
zur gleichen Zeit, auch bei Arbeitsspitzen,<br />
vorzulegen. Es gehöre aber auch das regelmäßige<br />
und zeitlich genaue Nachschieben<br />
des Futters dazu, wenn man Konsistenz<br />
wirklich ernst nehme.<br />
Aber letztendlich reiche es nicht aus, wenn<br />
der Tierarzt sich aus guten Gründen vermehrt<br />
der Futterqualität zuwende, der<br />
Landwirt dies aber nicht honoriere. Denn<br />
der Wechsel zur Vorderseite der Kuh, also<br />
zum Futter vom Feld in den Pansen, koste<br />
HEMMSCHWELLEN ÜBERWINDEN<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Herr Dr. Neumayer, Sie plädieren für eine möglichst hohe Trockenmasseaufnahme<br />
bei Milchkühen. Wie ist das erreichbar?<br />
Dr. Neumayer: Erstens: Es muss ausreichend Futter angeboten werden. Kein leerer<br />
Futtertisch! Zweitens: Das Futter muss attraktiv sein. Drittens: Überall das gleiche<br />
Futter anbieten, denn die Kuh geht dorthin, wo das schmackhafteste Futter liegt.<br />
Viertens: Vorsicht mit Überbelegung, denn die Kuh ist kein Schichtarbeiter. Wenn<br />
Futterplatz fehlt, frisst sie nicht, sie stellt sich nicht in die Schlange.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Wie viel TM sollte die Kuh aufnehmen?<br />
Dr. Neumayer: Wir möchten eine Futter-Effizienz von mehr als 1,5 erreichen. Das<br />
heißt: Wie viel Milch wird pro Kilogramm Trockensubstanz gebildet? Also aus einem<br />
Kilogramm TS sollte mindestens 1,5 kg Milch erzeugt werden. Bei 20 kg TS sind das<br />
dann 30 l Milchleistung.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Oft wird eine rückläufige Fruchtbarkeit beklagt. Kühe erreichen teils<br />
weniger als drei Laktationen. Was empfehlen Sie?<br />
Dr. Neumayer: Diese Zahl sollte nicht absolut als schlecht oder gut gesehen werden.<br />
Für den Landwirt stellt sich die Frage: „Wie kann ich ökonomisch<br />
erfolgreich sein?“ Wenn man sieht, dass die Färsenaufzucht<br />
sehr teuer geworden ist, dann muss ich diese Kosten später<br />
über Milch wieder zurückverdienen. Bei z.B. 2,7 Laktationen<br />
wird mir als Gewinn vermutlich nicht viel übrig bleiben.<br />
Wenn ich allerdings erreiche, die Lebenserwartung meiner<br />
Kühe zu verlängern, bei gleichbleibender Milchleistung,<br />
dann wird mein Bedarf an Nachzucht<br />
geringer. Höhere Lebenserwartung der Tiere<br />
heißt aber nicht nur, auf die melkende Kuh zu<br />
schauen, sondern auf das Kalb, auf die Färse<br />
und auch auf die trockenstehenden Tiere.<br />
Der Blick auf die Gesundheit der Kuh<br />
muss breiter werden, für den Landwirt<br />
und auch für den Tierarzt.<br />
50 51
PARTNER<br />
„Für Fachbetriebe ist es sehr<br />
wichtig, Spezialisten im<br />
Programm zu haben, die den<br />
Bedarf der Praxis einfach<br />
am besten abdecken“,<br />
meint Ulf Kopplin.<br />
DOORMANN & KOPPLIN, SCHÖNBERG<br />
KARTEN NEU<br />
GEMISCHT<br />
Der Landmaschinen-Fachbetrieb<br />
W. Doormann &<br />
Kopplin feiert 2<strong>01</strong>9 nicht nur<br />
sein 100-jähriges Jubiläum,<br />
sondern hat im Frühjahr die<br />
Marke Krone in sein Produktprogramm<br />
übernommen und<br />
erweitert damit sein Angebots-<br />
und Leistungsspektrum<br />
maßgeblich.<br />
Holstein ist im bundesweiten Vergleich<br />
nicht gerade das, was man als<br />
eine ausgeprägte Grünlandregion bezeichnet<br />
– also auch nicht unbedingt eine Hochburg<br />
für Mähwerke, Wender und Schwader.<br />
Somit sorgt es schon für Aufmerksamkeit,<br />
wenn ein Landmaschinen-Fachbetrieb wie<br />
W. Doormann & Kopplin in Schönberg an<br />
der Ostsee, also in einer Ackerbauregion,<br />
neuer Vertriebspartner für einen Grundfutterernte-Spezialisten<br />
wie Krone wird.<br />
So geschehen und offiziell verlautbart im<br />
Februar dieses Jahres.<br />
Doch der Hintergrund der Entscheidung ist<br />
durchaus komplexer, als es auf den ersten<br />
Blick den Anschein hat, wie Firmeninhaber<br />
Ulf Kopplin erklärt. 2<strong>01</strong>3 habe er für sein<br />
Unternehmen entschieden, in den sehr<br />
relevanten Techniksegmenten Traktoren<br />
und Erntemaschinen einen Lieferantenwechsel<br />
zu vollziehen, von John Deere zur<br />
AGCO-Marke Massey Ferguson. In diesem<br />
Zusammenhang wuchs das Verantwortungsgebiet<br />
des Händlers im östlichen<br />
Schleswig-Holstein. „Um eine größere Nähe<br />
zu unseren Kunden, eine intensivere Betreuung<br />
im Verkauf, vor allem aber eine noch<br />
bessere Leistungsfähigkeit im Service zu<br />
realisieren, haben wir 2<strong>01</strong>5 neben unserem<br />
Stammsitz in Schönberg und der langjährigen<br />
Niederlassung Lensahn zusätzlich in<br />
Lanken, zwischen Geesthacht und Mölln<br />
gelegen, eine dritte Filiale eröffnet“, so Ulf<br />
Kopplin. „Aber die Erweiterung unseres<br />
Aktionsradius und der Wechsel des Hauptlieferanten<br />
hatten auch Auswirkungen<br />
auf unser restliches Produktprogramm. So<br />
konnten wir das neue Gesamtgebiet nicht<br />
flächendeckend mit den bisherigen Fabrikaten<br />
abdecken. Und außerdem fehlte uns<br />
der Häcksler im Programm, eine Technik,<br />
die für die Akzeptanz als Händler gerade bei<br />
den Lohnunternehmern schon eine zentrale<br />
Rolle hatte und hat.“<br />
„KRONE ALS PARTNER<br />
UND LIEFERANT PASST<br />
BESTENS ZU UNSE<br />
RER PHILOSOPHIE,<br />
WIE WIR FÜR UNSERE<br />
KUNDEN ARBEITEN<br />
WOLLEN.“<br />
ULF KOPPLIN, FACHHÄNDLER UND PRÄSIDENT<br />
DES LBT-BUNDESVERBANDES<br />
CHANCE GENUTZT<br />
Nicht nur bei Doormann & Kopplin (oder<br />
auch kurz „DoKo“, wie im Firmenlogo gezeigt),<br />
sondern generell in der deutschen<br />
„Händlerlandschaft“ ist derzeit viel Bewegung,<br />
wie Ulf Kopplin weiter erläutert<br />
– auch aus seiner Erfahrung als Präsident<br />
des LandBauTechnik-Bundesverbandes<br />
der Handels- und Servicebetriebe. Das<br />
Bestreben einiger Global Player der<br />
Landtechnik, aus strategischen Gründen<br />
ihre Long-Line-Aktivitäten zu verstärken<br />
und ihre Vertriebsstrukturen nachhaltig<br />
umzukrempeln, sorge bundesweit für<br />
teils starke Veränderungen. Jede daraus<br />
resultierende Neuordnung in einer Region<br />
habe fast immer Kettenreaktionen und<br />
diverse Wechsel-Aktionen in Handel und<br />
Industrie zur Folge, so der Präsident. „Davon<br />
konnten letztlich auch wir profitieren, als<br />
sich die Maschinenfabrik Krone in Teilen<br />
Schleswig-Holsteins kurzfristig vor die<br />
Herausforderung gestellt sah, ihr Vertriebsund<br />
Servicenetz neu zu strukturieren.<br />
Diese Chance haben wir spontan ergriffen,<br />
denn Krone als Partner und Lieferant passt<br />
bestens zu unserer Philosophie, wie wir für<br />
unsere Kunden arbeiten wollen“, erläutert<br />
der Fachhändler.<br />
Zumal sich damit aus seiner Sicht auf einen<br />
Schlag die eingangs erwähnte Sortimentslücke<br />
bei Erntemaschinen schließen ließ.<br />
Neben dem Häcksler sind dabei der BiG M,<br />
die Lade- und Häckselwagen sowie die Quader-<br />
und Rundballenpressen echte Pfunde,<br />
mit denen der Händler im östlichen Holstein<br />
punkten möchte. Nicht zuletzt deswegen<br />
haben seine Kunden zum weitaus größten<br />
Teil positiv auf den Markenzuwachs bei<br />
DoKo reagiert, wie Ulf Kopplin hinzufügt.<br />
52 53
PARTNER<br />
1 Den technischen Service stellt<br />
„DoKo“ mit drei Werkstattstandorten,<br />
über 50 Technikern und<br />
20 Kundendienstwagen sicher.<br />
2 Neue Marke, neue Teile: Andre<br />
Treimer, Leiter des Ersatzteillagers<br />
in Schönberg, und sein<br />
Team haben den Teilebestand<br />
um die Krone-Produkte<br />
erweitert.<br />
1 2<br />
„Und wir haben in der kurzen Zeit bereits<br />
konkrete Anfragen von Landwirten und<br />
Lohnunternehmen, mit denen wir bislang<br />
noch nichts zu tun hatten“, freut er sich.<br />
„Das bestätigt mir, wie wichtig es für einen<br />
Fachbetrieb ist, Spezialisten im Programm<br />
zu haben, die mit einer großen Produktvielfalt<br />
den Bedarf der Praxis einfach am besten<br />
abdecken können.“<br />
SYSTEMATISCH<br />
AUSBAUEN<br />
Eine der wichtigsten Voraussetzungen für<br />
das Erreichen der angestrebten Ziele ist<br />
sein Team, dessen ist sich Ulf Kopplin sehr<br />
bewusst. Zu den Schlüsselbegriffen in dem<br />
Zusammenhang gehören für ihn ein guter<br />
Zusammenhalt, hohe Motivation und ebensolche<br />
Qualifikation. „Wichtig war mir daher,<br />
unsere Mitarbeitenden im Vorfeld des<br />
Markenwechsels nach ihrer Einschätzung zu<br />
fragen. Das Feedback fiel durchweg positiv<br />
aus – was nicht selbstverständlich ist. Denn<br />
wer sich vorher mit Herzblut für ein anderes<br />
Fabrikat eingesetzt hat, wechselt mental<br />
nicht in Nullkommanichts zum nächsten<br />
Produkt. Doch alle gehen diesen Weg mit<br />
Überzeugung, auch in dem Wissen, welche<br />
Chancen sich daraus eröffnen.“<br />
Sehr gut aufgestellt sieht der Fachhändler<br />
sein Team ebenfalls beim angesprochenen<br />
Thema Qualifikation, auch beim für DoKo<br />
jungen Fabrikat Krone. Aus- und Weiterbildung<br />
stehen generell in seiner Prioritätenliste<br />
sehr weit oben, einerseits durch<br />
insgesamt 20 Auszubildende an den drei<br />
Standorten, was einer Ausbildungsquote<br />
von etwa 24 % entspricht, und andererseits<br />
durch zusammengerechnet pro Jahr rund<br />
450 Manntage Schulungen in Vertrieb und<br />
technischem Service. Hierbei sei ebenfalls<br />
von Vorteil, die eigene Markenvielfalt zu<br />
begrenzen. „Niemand kann in allem überdurchschnittlich<br />
sein, weder als Hersteller<br />
noch als Händler. Doch genau das ist unser<br />
Ziel – in der Kompetenz wie auch beim<br />
Marktanteil. Zumal Erfolgserlebnisse,<br />
die entstehen, wenn die Mitarbeiter den<br />
Kunden auch bei schwierigeren technischen<br />
Problemen helfen können, sehr motivierend<br />
wirken“, ergänzt Ulf Kopplin.<br />
Wobei dieses „Helfen können“ schon mal<br />
mit dem Bohren dicker Bretter gleichbedeutend<br />
sein kann – vorzugsweise,<br />
wenn es um Elektronik und Digitalisierung<br />
geht. Als Beispiel nennt er den Fall eines<br />
Traktor-Spritzen-Gespanns, das nicht<br />
miteinander „konnte“. Als Ursache stellte<br />
sich letztlich ein wiederholter, leichter<br />
Spannungsabfall im Millisekundenbereich<br />
in der Traktorelektronik heraus, was bei der<br />
hypersensiblen Steuerung der Spritze jedes<br />
Mal für einen Blackout sorgte. „Wir haben<br />
den Fehler gefunden – aber zuständig<br />
fühlte sich für diesen Garantiefall keiner der<br />
beiden Hersteller“, berichtet der Händler.<br />
Gleiches geschehe regelmäßig auch bei<br />
Software-Updates, noch dazu, wenn es der<br />
Kunde selbst vornehme. „Manchmal kann<br />
man den Eindruck gewinnen, dass Sisyphus<br />
von Beruf Landmaschinen-Mechatroniker<br />
gewesen sein muss. Aber im Gegensatz zu<br />
ihm bekommen wir auch die schwierigen<br />
Fälle in den Griff – das ist schließlich unser<br />
Selbstverständnis als Fachbetrieb“, wie Ulf<br />
Kopplin mit einem Augenzwinkern hinzufügt.<br />
„Und ich bin stolz darauf, wie intensiv<br />
unser ganzes Team den Servicegedanken<br />
im Dienst unserer Kunden mit Leben füllt.“<br />
Der erweiterte Aktionsradius und das gewachsene<br />
Sortiment bringen allerdings<br />
auch Herausforderungen mit sich. Eine<br />
davon ist die Suche nach neuen Mitarbeitern/innen,<br />
um überall in der Fläche auch<br />
in Zukunft die gewünschte Präsenz und<br />
Reaktionsschnelligkeit sicherstellen zu<br />
können, gerade im Kundendienst. Doch<br />
personelles Wachstum ist in Zeiten des<br />
bereits realen Fach- und Nachwuchskräftemangels<br />
gleichermaßen Kraftakt wie<br />
Dauerbaustelle für den Chef, weiß er zu<br />
berichten. Zunehmen wird nach seiner<br />
Aussage außerdem der mobile Service,<br />
für den bei DoKo derzeit schon 20 Kundendienstwagen<br />
sowie ein Lkw mit Tieflader<br />
für den Maschinentransport zur Verfügung<br />
stehen. „Zur Zeit meines Großvaters, des<br />
Firmengründers Wilhelm Doormann, begrenzte<br />
die Reichweite des Fahrrades den<br />
Einzugsradius für den Betrieb. 100 Jahre<br />
später sind wir erheblich besser aufgestellt<br />
– und kommen sehr weit, um unsere<br />
Kunden bestmöglich zu bedienen“, meint<br />
Ulf Kopplin abschließend. «<br />
KRONE FUTURE LAB<br />
NEUES VALIDIERUNGSZENTRUM<br />
Der offizielle Spatenstich zum neuen<br />
Vali dierungs- bzw. Prüfzentrum der Krone-<br />
Gruppe erfolgte kürzlich im Lingener Indus<br />
triepark. Bernard Krone erläuterte die<br />
Idee hinter dem standortübergreifenden<br />
Zentrum. „Wir haben uns dazu entschieden,<br />
unsere Validierungsaktivitäten innerhalb der<br />
BAUREIHE EASYCUT<br />
IM SCHONGANG<br />
Für die Mähwerksbaureihen EasyCut<br />
B 870 CV/CR Collect und EC B 1000 CV/CR<br />
Collect bietet Krone ab sofort ein neues<br />
Querförderband mit 9,10 m Breite an. Der<br />
Durchmesser der Bandrollen wurde um<br />
25 % vergrößert, dadurch sind auch bei<br />
großen Futtermassen noch höhere Bandgeschwindigkeiten<br />
für eine mustergültige<br />
Schwadablage möglich, so der Hersteller. Das<br />
noch leistungsstärkere Förderband arbeite<br />
futterschonend in allen Erntegütern. Für eine<br />
nochmals optimierte Langlebigkeit des Mähwerks<br />
steht zudem die verstärkte Lagerung<br />
des Querförderbandes.<br />
Praxisgerechte Features sind u.a. das einstellbare<br />
Prallblech für den verbesserten<br />
Unternehmensgruppe zu bündeln. Deshalb<br />
errichten wir hier in Lingen das Krone Future<br />
Lab, in dem wir die technische Absicherung<br />
aller Krone Produktentwicklungen vornehmen<br />
oder auch länderspezifische Homologationen<br />
von Fahrzeugen und Maschinen abwickeln.“<br />
Weitere wichtige Themenbereiche<br />
Gutfluss und eine vorbildliche<br />
Schwadablage. Die<br />
gewünschte Schwadbreite<br />
lässt sich grob<br />
über eine Lochraste auf dem<br />
Mähwerksrahmen voreinstellen;<br />
alle weiteren Funktionen zur flexiblen<br />
Schwadformung steuert der Fahrer komfortabel<br />
über die Bandgeschwindigkeit.<br />
Optional sind zusätzlich höhenverstellbare<br />
Schwadbeschleunigerwalzen erhältlich.<br />
Weitere Pluspunkte: Das rahmenlose Band<br />
ist leichter als das Vorgängermodell und<br />
sorgt für einen reibungslosen Lauf unter<br />
allen Bedingungen, betont Krone. Dank der<br />
besseren Zugänglichkeit des Bandes können<br />
sind präzise Lebensdauernachweise für die<br />
Fahrzeuge, Maschinen und Achsen sowie die<br />
Entwicklung von autonomen Fahrkonzepten.<br />
Für den Standort Lingen spricht aus Sicht von<br />
Krone die sehr gute Infrastruktur mit direkter<br />
Anbindung an die Autobahn A31 sowie den<br />
Campus Lingen, eine Niederlassung der<br />
Hochschule Osnabrück, mit der Krone bereits<br />
intensiv kooperiert.<br />
Das neue Krone Future Lab entsteht auf<br />
einer Gesamtfläche von rund 13 ha. Die<br />
Planung sieht eine Maschinenhalle mit<br />
Werkstätten sowie eine Testhalle mit Prüfständen<br />
und Büroräumen vor. Mit dem<br />
Validierungszentrum stellt sich Krone strategisch<br />
ein auf immer strenger werdende<br />
gesetzliche Vorgaben sowie erhöhte Anforderungen<br />
an die Qualität, Funktion und<br />
Bedienbarkeit der hergestellten Produkte.<br />
Das Investitionsvolumen der Krone Gruppe<br />
in das Future Lab beläuft sich im ersten<br />
Schritt auf ca. 20 Mio. €. «<br />
auch<br />
Reinigungsarbeiten<br />
schneller erledigt werden. Zudem verfügen<br />
die Mähwerke für den Querförderbandantrieb<br />
serienmäßig über eine eigene<br />
Bordhydraulik, unabhängig von der Schlepperhydraulik.<br />
«<br />
54 55
INTERNATIONAL<br />
HIRTER & TSCHANZ AG, SAFENWIL (CH)<br />
SCHLAGKRAFT ZÄHLT<br />
Auf manchen Flächen muss das Traktorgespann<br />
rückwärts neben dem Häcksler<br />
herfahren – da müssen beide Fahrer sehr<br />
gut aufeinander eingespielt sein.<br />
Dass ein Betrieb über mehrere Generationen von<br />
einer Familie geführt wird, ist auch in der Schweiz<br />
zumindest bei Landwirten immer noch eher die Regel<br />
als die Ausnahme. Für Lohnunternehmen ist das schon<br />
außergewöhnlicher – vor allem, wenn zwei Väter den<br />
Betrieb gegründet haben und deren Söhne ihn gemeinsam<br />
weiterführen, wie zum Beispiel bei der Hirter & Tschanz AG.<br />
Hier haben Fredy Hirter und René Tschanz die Betriebsführung<br />
von ihren Vätern Fritz Hirter und Hans Tschanz<br />
übernommen. „René und ich haben schon gemeinsam mit<br />
unseren Vätern im Unternehmen gearbeitet. Daher war es<br />
für uns logisch, das Lohnunternehmen unter unserer Regie<br />
in der nächsten Generation gemeinsam weiterzuführen“,<br />
betont Fredy Hirter. Die Anfänge des Unternehmens lassen<br />
sich auf das Jahr 1961 zurückführen, als Fritz Hirter im<br />
Alter von 17 Jahren mit einem Mähdrescher den Einstieg<br />
in die Lohnarbeit wagte. Weitere Arbeitsschwerpunkte<br />
wie Gras- und Maissilierung und Winterdienst kamen<br />
hinzu, bis schließlich 1985 das Holz den Betrieb eroberte.<br />
Seitdem wird vor allem den Winter über viel Holz gehackt<br />
und transportiert. „Das sichert uns das ganze Jahr über<br />
Aufträge und wir können unsere Mitarbeiter ohne Unterbrechungen<br />
beschäftigen. Ein wichtiges Kriterium für<br />
viele bei der Suche nach einem Arbeitgeber“, erzählt Fredy<br />
Hirter. Und wer einmal da ist, bleibt meistens auch: Zwei<br />
der insgesamt zehn fest angestellten Mitarbeiter sind seit<br />
20 und 30 Jahren im Betrieb.<br />
Die Schweizer Tugenden Qualität, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit<br />
gelten dort auch in der Futterernte und legen damit die Messlatte<br />
für Lohnunternehmer hoch. Schlagkraft und Technikkapazität<br />
sind dabei das A und O. Wie die Hirter & Tschanz AG diese Herausforderungen<br />
meistert, haben wir bei einem Besuch erfahren.<br />
Im Sommer liegt der Arbeitsschwerpunkt klar auf Grünfutter<br />
und Mais. Die Grasernte beginnt im April. Zum Einsatz<br />
kommen zwei Krone BiG X 580 sowie ein anderes Fabrikat als<br />
Reserve und für das Herbstgras. Im Durchschnitt kommen<br />
die beiden Krone-Häcksler auf 300 Motorstunden pro Jahr<br />
– aufgrund dieser geringen Auslastung können sie in den<br />
meisten Fällen bis ca. 15 Jahre eingesetzt werden, dann<br />
wird die älteste Maschine ausgetauscht. Wenn die Hirter &<br />
Tschanz AG als Lohnunternehmen beauftragt wird, arbeiten<br />
die Kunden in den meisten Fällen mit. „Wir übernehmen<br />
alle Arbeiten, die uns der Landwirt überträgt“, erklärt René<br />
Tschanz. „Es ist selten, dass wir wirklich alles machen.<br />
Aber grundsätzlich können wir das.“ Meist übernimmt<br />
der Landwirt das Mähen, Wenden und Schwaden. „Wir<br />
kommen erst, wenn’s am Schwad liegt.“ Vor dem Mähen<br />
rufen die Auftraggeber beim Lohnunternehmen an, um die<br />
Termine abzusprechen. Da diese Arbeiten wetterabhängig<br />
sind, kommt es immer mal wieder zu Engpässen. „Aber<br />
das wissen unsere Kunden und deshalb funktionieren die<br />
Absprachen sehr gut“, sagt Fredy Hirter. Geplant werden die<br />
Einsätze über Agrarmonitor.<br />
56 57
INTERNATIONAL<br />
1 2 3<br />
1 Fredy Hirter (l.) und René<br />
Tschanz führen das Lohnunternehmen<br />
in zweiter Generation.<br />
Schon ihre Väter haben<br />
zusammengearbeitet.<br />
2 Im Gras häckselt das<br />
Lohnunter nehmen rund 350 ha<br />
mit bis zu sechs Schnitten.<br />
3 Viele Betriebe silieren ihr Futter<br />
in Hochsilos, die mit Gebläsen<br />
befüllt werden.<br />
ENGES ZEITFENSTER<br />
Das Jahr 2<strong>01</strong>8 war auch in der Schweiz sehr trocken. Der<br />
erste Schnitt in der Grasernte lief gut und auch der zweite<br />
war noch in Ordnung, danach machte sich die Trockenheit<br />
bemerkbar. „Uns hat das allerdings nicht so sehr betroffen,<br />
denn bei vielen Kunden machen wir nur einen Grünschnitt“,<br />
erklärt Fredy Hirter. „Bei manchen sind wir noch am zweiten<br />
und dritten Schnitt beteiligt, aber nur bei ganz wenigen<br />
machen wir alle.“ Die komplette Kette inkl. Transport würden<br />
nur wenige ihrer Kunden ordern. Bestellt wird (Häcksler, drei<br />
Dosierwagen inkl. Gebläse mit Motor, inklusive Fahrer) meist<br />
kurz bevor die Landwirte mähen, dann wird gemeinsam der<br />
Häckseltermin bestimmt. Abgerechnet werden Häcksler und<br />
Wagen im Gras nach Trommelstunden; im Jahr kommen sie<br />
auf etwa 150 Trommelstunden. Traktor und Gebläse werden<br />
nach Betriebsstunden und die Fahrer nach Mann-Stunden<br />
abgerechnet. Die Fläche – im Gras rund 350 ha über alle sechs<br />
Schnitte – spielt bei der Berechnung keine Rolle. Bei etlichen<br />
Kunden ist die Grasernte pro Schnitt in ein bis zwei Stunden<br />
erledigt. Entsprechend stehen oft fünf bis sechs Kunden auf<br />
dem Tageszettel. „Die Grasernte ist bei uns sehr zeitsensibel<br />
und Kunden fordern absolute Pünktlichkeit. Weil wir das<br />
können, häckseln wir zum Beispiel deutlich mehr Gras als<br />
Mais. Wir würden es schätzen, wenn wir bei manchen Betrieben<br />
nicht nur die Grasernte erledigen dürften, aber besser<br />
eine Dienstleistung als keine“, betont Fredy Hirter.<br />
Die Stundenabrechnung funktioniert nur in der Grasernte.<br />
Beim Mais läuft die Kostenuhr beim Häcksler nach Fläche –<br />
hier kommen im Jahr ziemlich konstant 200 ha zusammen.<br />
Der Herbst war für den Mais optimal. „Wir haben hier in der<br />
Region sehr schwere Böden mit hohem Wasserspeicher. Das<br />
war 2<strong>01</strong>8 von Vorteil für den Mais, auch die Qualität war<br />
top!“, freut sich René Tschanz. Die Hirter & Tschanz AG hat<br />
63 Maiskunden, die sie im vergangenen Jahr 108-mal angefahren<br />
haben. Die Strecke zum Kunden, der am weitesten<br />
entfernt ist, beträgt 30 km. In der Schweiz gibt es viele kleine<br />
Betriebe und die Tendenz, dass es weniger werden, ist dort<br />
noch nicht so stark zu beobachten wie in Deutschland. Zwar<br />
werden auch hier manche Betriebe nicht übernommen,<br />
doch das ist ein schleichender Prozess. Hingegen gibt es<br />
immer mehr Nebenerwerbslandwirte, die sehr stark sind,<br />
weil sie durch ihre eigentliche Arbeit ein gutes Einkommen<br />
haben. „Für sie sind wir als Lohnunternehmen natürlich<br />
besonders interessant“, sagt Fredy Hirter.<br />
ÜBERWIEGEND HOCHSILOS<br />
„Beim Maishäckseln sehen wir bei unseren Kunden ein<br />
steigendes Interesse an größeren Schnittlängen. Wir können<br />
das mit dem VariLOC Getriebe von Krone anbieten, sind uns<br />
aber nicht sicher, ob das bei den vorherrschenden Hochsilos<br />
wirklich klug ist wegen der Verdichtung und Nacherwärmung.“<br />
Fast schon ungewöhnlich für Bergregionen ist, dass<br />
Lohnunternehmer keine Rundballensilage im Angebot haben.<br />
Hirter & Tschanz ist so ein Fall, der ausschließlich Häcksler<br />
für die Futterernte anbietet. Die Unternehmer müssen also<br />
akzeptieren, dass auch andere Lohnunternehmer bei seinen<br />
Kunden auftauchen, denn die meisten Landwirte lassen auch<br />
Ballensilage machen, weil mittlerweile der Siloraum zu klein<br />
geworden ist. „Dieser mangelnde Siloraum für wachsende<br />
Herden ist der begrenzende Faktor für den Häcksler“, gibt<br />
Fredy Hirter zu. Das gelte auch für Mais, der zunehmend in<br />
Maisballen gepresst und gewickelt werde. Zudem haben die<br />
Ballen den Vorteil, dass sie handhabbar sind.<br />
„Wenn wir in der Schweiz von Siloraum reden, dann ist<br />
damit normalerweise der klassische Hochsilo gemeint.<br />
Fast vor jedem Stall steht solch ein Futterturm; in der Regel<br />
10 bis 15 m hoch und mit einem Fassungsvolumen von<br />
gut 100 m³. Die größeren Silos bieten Volumen von bis<br />
zu 700 m³. Die Hochsilos haben Bestand und ältere Silos<br />
werden durch neue Hochsilos ersetzt, dann aber meist nicht<br />
mehr aus Kunststoff, sondern oft aus glasemailliertem Stahl.<br />
Unsere Kundschaft hat hauptsächlich Hochsilos. Das hat<br />
natürlich Konsequenzen für die Silagekette.“ Die besteht bei<br />
Hirter & Tschanz eben auch aus zwei Hochleistungsgebläsen<br />
à 250/300 PS, um Schlagkraft in der Kette zu halten.<br />
Entsprechend dieser Vorgabe haben sie vier Tandem-Dosierwagen<br />
mit Querförderband vorn und drei normale<br />
Häckselwagen, die nach hinten hinaus in ein spezielles<br />
Dosiergerät abladen und so das Häckselgut in die Gebläse<br />
fördern. Ein 23-m³-Tandemwagen, schildert Hirter, sei in<br />
drei bis fünf Minuten abgeladen. Meist wird mit drei Wagen<br />
abgefahren, ein Gespann wird meist vom Landwirt gefahren.<br />
Wichtig ist: Ein Mitarbeiter von LU Hirter & Tschanz betreut<br />
das Gebläse. „Wenn die Silobefüllung stockt, steht auch der<br />
Häcksler und das können wir uns bei den verschiedenen<br />
Kunden auf dem Tageszettel nicht leisten“, betont Fredy<br />
Hirter. Ebenso wichtig sei, den jeweiligen Befüllstand des<br />
Silos ständig im Auge zu haben.<br />
AUFTRAGSLAGE ERHÖHEN<br />
Angefangen hat das Unternehmen seinerzeit mit dem<br />
Dreschen und diese Dienstleistung wird auch weiterhin<br />
angeboten, allerdings zusammen mit einem anderen Lohnunternehmer.<br />
„Die Aufträge gingen immer weiter zurück.<br />
Wir hätten investieren können, haben uns aber letztlich<br />
entschieden, damit aufzuhören“, erzählt René Tschanz. Die<br />
Stammkundschaft wird weiterhin bedient. Im Sommer steht<br />
ein Mähdrescher auf dem Betriebsgelände der Hirter &<br />
Tschanz AG und entweder fährt ein Mitarbeiter raus oder<br />
der Partner-Lohnunternehmer wird beauftragt.<br />
Gut hingegen läuft es im Grünschnitt; hier streben Fredy<br />
Hirter und René Tschanz eine Ausweitung ihres Kundenstammes<br />
an. Ein ambitioniertes Ziel, denn es ist schwierig,<br />
neue Flächen hinzuzugewinnen. Um das Vertrauen der<br />
Kunden dahingehend zu gewinnen, dass sie den Aufträgen<br />
gerecht werden können, gehen die beiden nun in Vorleistung:<br />
Ein zweiter Krone BiG X 580 wurde angeschafft. „Wir<br />
wollten zwei Maschinen des gleichen Typs haben und haben<br />
deshalb nicht das Nachfolgemodell gekauft. Für unsere Mitarbeiter<br />
in der Werkstatt ist es erheblich einfacher und die<br />
Ersatzteile passen an jede Maschine“, erklärt René Tschanz.<br />
Dass es wieder Krone werden sollte, war eindeutig: „Die<br />
Schnittqualität hat uns sehr imponiert und der Service ist<br />
sehr gut. Wenn wir ein Problem haben, finden wir mit Krone<br />
direkt eine Lösung.“<br />
Die zweite Maschine ist noch längst nicht ausgelastet, doch<br />
es gibt bereits viele Ansätze, bei potenziellen Kunden einen<br />
Fuß in die Tür zu bekommen: „Wir können das Komplettpaket<br />
anbieten: Grasernte mit Pick-up, Ganzpflanzensilage<br />
mit dem XDisc von Krone, Maisernte (OptiMaize) für alle<br />
Schnittlängen, mit 8- und 10-reihigem EasyCollect und<br />
Lieschkolbenschrot mit einem 8-reihigen Maispflücker von<br />
Ziegler. Grundsätzlich wollen wir das machen, was andere<br />
nicht können.“ Der BiG X 580 ist deshalb eine Investition in<br />
die Zukunft. «<br />
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Landtechnik<br />
Dienstleistung<br />
Pflanzenproduktion<br />
Werde<br />
eld<br />
Held<br />
Berufsziel: Fachkraft Agrarservice<br />
Eine moderne Ausbildung<br />
mit Perspektive!<br />
www.werde-feldheld.de