10.07.2019 Aufrufe

XtraBlatt Ausgabe 01-2019

XtraBlatt 1 2019

XtraBlatt 1 2019

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1<br />

2<strong>01</strong>9<br />

<strong>XtraBlatt</strong><br />

DIGITALISIERUNG<br />

Lösungen für die Praxis<br />

FÜTTERUNG<br />

Die richtige Seite der Kuh<br />

IRLAND<br />

Das Gold<br />

der grünen Insel<br />

1


TITELTHEMA<br />

EDITORIAL<br />

LIEBE LESER,<br />

Mit knapp 210.000 Personen war die Besucherzahl der französischen<br />

Fachmesse SIMA in Paris im Vergleich zu 2<strong>01</strong>7 stabil.<br />

Allerdings konnte sich das Team der Krone France über ein steigendes<br />

Interesse freuen, ebenso wie über wachsenden Umsatz.<br />

2<strong>01</strong>8 erzielte Krone in Frankreich ein Plus von 19 %, und auch die<br />

ersten Monate 2<strong>01</strong>9 brachten weiteres Wachstum. Gründe sind<br />

ein konsequenter Vertriebsnetz-Ausbau mit sehr guter Serviceund<br />

Teileversorgung, neue Produkte und eine insgesamt größere<br />

Investitionsbereitschaft der Kunden.<br />

jetzt liegt das aktuelle <strong>XtraBlatt</strong> druckfrisch vor Ihnen, für<br />

das die Redaktion wieder in ganz Europa viele Berichte und<br />

Reportagen für Sie gesammelt hat. Titelthema dieser <strong>Ausgabe</strong><br />

ist die Digitalisierung in der Landwirtschaft – eine Herausforderung,<br />

mit der wir allenthalben konfrontiert werden, mit der<br />

die meisten aber nicht so wirklich etwas anfangen können.<br />

Genau deshalb haben unsere Autoren versucht, Beispiele zu<br />

finden, in denen die Digitalisierung nicht als ein abstraktes<br />

„Datenmonster“ vor uns steht, sondern sehr konkret die<br />

Alltagssituation von Landwirten erleichtert. Besonders<br />

die Reportage über den schwedischen Landwirt Anders<br />

Johnsson (ab Seite 16) hat mir sehr gut deutlich gemacht,<br />

wie eine „bodenständige“ Digitalisierung die Betriebsabläufe<br />

nachhaltig optimieren kann.<br />

Man muss übrigens kein Prophet sein, um zu realisieren, dass<br />

wir alle uns mit diesem Thema in der nahen Zukunft intensiver<br />

werden auseinandersetzen müssen. Denn die vom Staat<br />

vorgegebene Verpflichtung zur Dokumentation, angefangen<br />

von der Düngeverordnung bis hin zum Pflanzenschutz, wird<br />

mit Sicherheit nicht weniger, sondern mehr werden. Stellt sich<br />

die Frage, ob Sie sich in alle diese administrativen Vorgänge<br />

selbst einarbeiten möchten oder ob Sie professionelle Hilfe in<br />

Anspruch nehmen wollen? Mit Ihrer Steuererklärung setzen<br />

Sie sich ja auch nicht selbst auseinander, sondern vertrauen<br />

auf Ihren Steuerberater. Hier bietet sich meines Erachtens<br />

ein wichtiges Dienstleistungsfeld für Lohnunternehmer und<br />

Maschinenringe, die Sie als Landwirt durch den Irrgarten der<br />

Dokumentationspflicht begleiten können.<br />

Um die entsprechenden technischen Voraussetzungen zu<br />

schaffen, haben wir zum Beispiel mit DKE Data in einem<br />

Gemeinschaftsprojekt mit vielen anderen Herstellern die<br />

Plattform „agrirouter“ entwickelt, die einen reibungslosen<br />

Transfer Ihrer ganz persönlichen Daten ermöglicht. Sie gibt<br />

Ihnen die absolute Sicherheit, dass nur Sie entscheiden, wer<br />

Ihre Daten sehen und damit arbeiten darf. Schnell, sicher<br />

und herstellerunabhängig.<br />

All unsere digitalen Systeme und natürlich auch viele<br />

Maschinenneuheiten werden wir Ihnen in Hannover auf<br />

der Agritechnica 2<strong>01</strong>9 vorstellen, die ja schon wieder in<br />

gut vier Monaten stattfindet. Ich freue mich, wenn Sie uns<br />

in Hannover in Halle 27 besuchen und wünsche Ihnen bis<br />

dahin eine gute Saison!<br />

Mit den besten Grüßen aus dem Emsland<br />

Ihr Bernard Krone<br />

3


4 5<br />

INHALT<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Maschinenfabrik<br />

Bernard Krone GmbH & Co. KG<br />

Heinrich-Krone-Straße 10<br />

48480 Spelle<br />

Tel.: +49(0)5977/935-0<br />

info.ldm@krone.de<br />

www.krone.de<br />

Verantwortlich i.S.d.P.:<br />

Heinrich Wingels<br />

Redaktion:<br />

Beckmann Verlag GmbH & Co. KG<br />

Rudolf-Petzold-Ring 9<br />

31275 Lehrte<br />

www.beckmann-verlag.de<br />

Layout:<br />

Beckmann Verlag GmbH & Co. KG<br />

Rudolf-Petzold-Ring 9<br />

31275 Lehrte<br />

www.beckmann-verlag.de<br />

Druck:<br />

Gutenberg Beuys Feindruckerei GmbH<br />

Hans-Böckler-Straße 52<br />

30851 Langenhagen<br />

Fotomaterial:<br />

Falls nicht anders angegeben:<br />

Maschinenfabrik<br />

Bernard Krone GmbH & Co. KG<br />

bzw. Redaktion<br />

S. 16–19: Feuerborn (agrarheute)<br />

S. 20–23: Molkerei Hüttenthal<br />

S. 28–31: Dörpmund, Höhner (1)<br />

S. 33: Bundesverband Maschinenringe<br />

S. 48–51: Dörpmund,<br />

Depositphotos (2)<br />

S. 56–59: Hirter & Tschanz (3)<br />

Auflage:<br />

38.000 Exemplare<br />

<strong>XtraBlatt</strong> erscheint halbjährlich für Kunden<br />

in Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz. Nachdruck nur mit Genehmigung<br />

des Herausgebers. Dies gilt auch für die<br />

Aufnahme in elektronische Datenbanken<br />

und Vervielfältigung auf CD-ROM.<br />

Wir versenden das Krone-<strong>XtraBlatt</strong> zweimal<br />

im Jahr. Sollten Sie keine Post mehr<br />

von uns wünschen, geben Sie uns bitte<br />

Bescheid, am besten per E-Mail an<br />

info.ldm@krone.de. Wir nehmen Sie in<br />

diesem Fall selbstverständlich sofort aus<br />

unserem Verteiler. Alle Daten, die wir<br />

von Ihnen erhalten, werden vertraulich<br />

behandelt und ausschließlich dafür<br />

verwendet, Ihre Anfragen und Rückmeldungen<br />

bearbeiten zu können. Wir geben<br />

keine Daten an Dritte weiter.<br />

5<br />

INHALT<br />

3 Editorial<br />

6 Digitalisierung: Was in Zukunft geht<br />

10 Agrirouter: Offen für alle<br />

12 Landtechnik Igl, Pfreimd: Praxis bringt Routine<br />

16 Landwirt Anders Johnsson, Rörum (S): Der Roboter-Pionier<br />

20 Molkerei Hüttenthal: Handwerklich & Regional<br />

24 Menschen bei Krone: Offen für Neues<br />

28 Irlandgeschichte: Das Gold der grünen Insel<br />

32 Bundesverband der Maschinenringe:<br />

Gemeinsam Lösungen suchen<br />

36 Schäfer Anton Wunderlich, Lichtenfels: Tradition & Moderne<br />

40 News-Ticker<br />

42 Praxis-Tipp Maschineneinstellung: Damit es rund läuft<br />

45 Neukeiten<br />

46 Lamma-Show 2<strong>01</strong>9: Unter Dach<br />

48 Fütterung: Die „richtige“ Seite<br />

52 Doormann & Kopplin, Schönberg: Karten neu gemischt<br />

55 Neuheiten<br />

56 Hirter & Tschanz AG, Safenwil (CH): Schlagkraft zählt<br />

DIGITALISIERUNG<br />

WAS IN ZUKUNFT GEHT<br />

6<br />

TITELTHEMA<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Die Digitalisierung ist in aller Munde. Wo liegen<br />

die Berührungspunkte mit der Landwirtschaft?<br />

Jan Horstmann: Der Begriff Digitalisierung ist weit verbreitet<br />

und leider auch schon ein Stück weit abgenutzt. Landwirte<br />

und Lohnunternehmer kommen mit dieser Thematik allerdings<br />

immer mehr in Kontakt. Alles beginnt heute schon bei<br />

der Beantragung der Flächenprämie. Hier muss der Landwirt<br />

seine Flächen digital melden.<br />

Darüber hinaus steigen die Anforderungen der Gesetzgeber,<br />

welche die Landwirte dazu zwingen, mehr und mehr zu<br />

dokumentieren. Heute arbeiten viele Landwirte mit Lohnunternehmern<br />

zusammen. Deren Maschinen können zukünftig<br />

die Daten der Landwirte für die optimale Erledigung<br />

der Arbeiten auf den jeweiligen Flächen nutzen. Die von den<br />

Lohnunternehmern aufgezeichneten Arbeitsdaten können<br />

wieder zurück zu den Landwirten fließen – und das in digitaler<br />

Form und vollautomatisiert.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Wie kann das in der Praxis aussehen?<br />

Horstmann: Schauen wir uns doch einmal die aktuelle Düngeverordnung<br />

an. Dort ist genau festgelegt, was zu dokumentieren<br />

ist. Es gibt eine Menge Schnittstellen zwischen Landwirten<br />

und Lohnunternehmern. Sie können in Abhängigkeit der<br />

erfassten Erntemengen gemeinsam die Düngeausbringung<br />

optimieren. Wir als Technikhersteller versuchen, den Weg<br />

frei zu machen für einen ungehinderten Datenaustausch<br />

zwischen unseren Maschinen und den am Markt bekannten<br />

Software-Lösungen. Das wird die Dokumentation deutlich<br />

vereinfachen.<br />

DIGITALISIERUNG<br />

WAS IN ZUKUNFT GEHT<br />

„Die Digitalisierung wird unser Leben verändern“ – diese Aussage<br />

ist derzeit an jeder Ecke zu hören. Was aber bedeutet das Thema<br />

für einen Landtechnikhersteller und seine Kunden? Die Redaktion<br />

hat bei dem Bereichsleiter Elektronik und Produktinformatik bei<br />

Krone, Jan Horstmann, nachgefragt.<br />

7<br />

16<br />

TITELTHEMA<br />

Automatisierung und Digitalisierung<br />

sind Trendthemen der Landwirtschaft.<br />

Diesbezüglich war<br />

Anders Johnsson aus Rörum in<br />

Südschweden seiner Zeit weit<br />

voraus: Er baute vor 20 Jahren den<br />

ersten „Roboterstall“ in Schweden.<br />

Bernd Feuerborn, Redakteur bei<br />

„agrarheute“, hat den Pionier für<br />

<strong>XtraBlatt</strong> besucht.<br />

17<br />

LANDWIRT ANDERS JOHNSSON, RÖRUM (S)<br />

DER ROBOTER-<br />

PIONIER<br />

An der Küste zur Ostsee im südöstlichen<br />

Schweden befindet sich der<br />

Betrieb der Familie Johnsson. 200 Kühe<br />

plus Nachzucht stehen hier im Stall. Von<br />

außen ein völlig „normaler“ Betrieb, wenngleich<br />

für schwedische Verhältnisse eher<br />

ein größerer. Doch die erste Besonderheit<br />

fällt beim Betreten des Stalles sofort<br />

auf: Es gibt keinen befahrbaren breiten<br />

Futtertisch, wie er sonst in den meisten<br />

Ställen üblich ist. Stattdessen hängen<br />

zwei Stahlschienen über dem schmalen<br />

Gang. Und es liegt nur wenig Futter vor<br />

den Kühen – dafür ist es frisch, riecht gut<br />

und ist homogen gemischt.<br />

DREI MELKROBOTER<br />

Die zweite Besonderheit: Auf der einen<br />

Seite des Boxenlaufstalles stehen zwei<br />

Lely-Roboter und auf der anderen Seite<br />

steht ein dritter Roboter. Anders Johnsson<br />

erklärt stolz: „Wir waren der erste Betrieb<br />

in Schweden, der einen komplett neuen<br />

Stall mit Robotertechnologie gebaut hat.<br />

Im Mai 2<strong>01</strong>8 war das 20 Jahre her!“ Anfangs<br />

standen nur zwei Roboter im Stall.<br />

Nach zwölf Jahren wurde dann ein dritter<br />

in den Stall integriert. Die beiden alten<br />

wurden in der Folgezeit ersetzt, sodass<br />

heute drei Melkroboter der 4. Generation<br />

von Lely im Stall stehen. Jeder melkt rund<br />

70 Kühe. Ein Lely Astronaut ist für die<br />

jungen Kühe und Erstkalbinnen zuständig.<br />

„Hier habe ich mehr Betreuungsaufwand<br />

und kann die Jungkühe besser an den<br />

Roboter gewöhnen“, sagt Anders Johnsson.<br />

Nach drei bis vier Laktationen werden die<br />

Kühe durch die eigene Nachzucht ersetzt.<br />

Das Erstkalbealter der Färsen liegt bei<br />

24 Monaten.<br />

Die Milchleistung der 200 Kühe kann sich<br />

sehen lassen: 10.000 l Stalldurchschnitt bei<br />

4 % Fett und 3,4 % Eiweiß erzeugen die Kühe.<br />

Im Stall stehen Tiere der Rasse Schwedisch<br />

Rot und Holstein Friesian. Rund 3,30 Schwedische<br />

Kronen zahlte die Molkerei letzten<br />

Sommer für die Milch, das entspricht in<br />

Euro etwa 32 ct/l. Alle Leistungsdaten, wie<br />

Milchleistung, Kraftfutteraufnahme, Anzahl<br />

der Melkungen, Laktationsbeginn oder<br />

Trächtigkeit der Kühe kann der Landwirt am<br />

Computer auslesen. Die Roboter melken die<br />

Kühe im Durchschnitt etwa 2,8-mal am Tag,<br />

so zeigt es der Bildschirm an. Tiere, die zu<br />

lange nicht gemolken wurden, meldet die<br />

Technik ebenfalls. „Dann heißt es Nachtreiben“,<br />

schmunzelt Anders Johnsson. Er teilt<br />

sich die Arbeit auf dem Betrieb mit seiner<br />

Frau, seinem Sohn und zwei Angestellten.<br />

„Aber in der Regel gehen die Kühe gerne<br />

zum Melken“, ergänzt er noch.<br />

COMPUTERGENAU<br />

FÜTTERN<br />

Um das Füttern kümmert sich ebenfalls<br />

ein Computer. Denn der Futtermischwagen<br />

fährt auf Schienen an der Decke durch den<br />

Stall. 2,5 m³ kann der Mischer auf einmal<br />

aufnehmen. Das funktioniert automatisch.<br />

Aus den Vorratsbehältern holt sich der Mischer<br />

seine Komponenten. Neben Gras- und<br />

Maissilage sind das im Betrieb Johnsson<br />

Anders Johnsson war vor über 20 Jahren in Schweden einer der Pioniere beim Thema Robotermelken.<br />

28<br />

INTERNATIONAL<br />

Mehr Grün geht nicht. Jede Menge Gras<br />

bedeckt die irische Insel, dank 1.200 mm<br />

Regen pro Jahr. Entsprechend wichtig ist die<br />

Milchwirtschaft, eine zentrale Exportbranche,<br />

sozusagen das Gold der grünen Insel.<br />

Doch der Blick zum Himmel und ins Regenradar<br />

ist ständige Übung der Milchfarmer,<br />

wenn sie gute Silage wollen.<br />

IRLAND<br />

DAS GOLD DER GRÜNEN INSEL<br />

Klar, das Thema Futterernte ist in Irland<br />

etwas Besonderes – wobei der<br />

Klimawandel auch dort spürbar wird. Es<br />

regnet immer noch mehr als genug, aber<br />

die Zeiten ändern sich. Im vergangenen<br />

Jahr fiel der Regen erstmalig im Juni und Juli<br />

nahezu komplett aus. Von einem Alptraum<br />

reden manche Milchbauern im Nordwesten<br />

und hoffen nun auf ein normales 2<strong>01</strong>9.<br />

Wer – wie wir im Mai dieses Jahres – Irland<br />

besucht, sich mit Farmern, Händlern<br />

und Lohnunternehmern trifft, kann dem<br />

Regen genauso wenig ausweichen wie dem<br />

Thema Brexit. Besonders dann, wenn man<br />

die noch unsichtbare Grenze zwischen der<br />

Republik Irland und Nordirland kreuzt. Aber<br />

der Reihe nach.<br />

MILCH MACHT<br />

HAPPY<br />

Wie geht es der Landwirtschaft in Irland?<br />

Und wie schaffen die Farmer zwischen den<br />

Regenschauern ihre Grasernte? Einer, der<br />

das Land und die irischen Bauern gut kennt,<br />

ist John Scrivener. Er weiß auch, wie es in<br />

deren Brieftasche aussieht, denn er ist Inhaber<br />

und Chef des Landmaschinenhandels<br />

Farmhand in Dublin. Genau der richtige Gesprächspartner<br />

für unseren Reisestart auf<br />

der grünen Insel und den ersten Eindruck.<br />

Familie Scrivener betreibt ihr Unternehmen<br />

seit 1962, vorrangig als Importeur der Marken<br />

Krone, Amazone, Alö, APV und Zuidberg.<br />

Zweites Standbein ist ein erfolgreiches<br />

Grüne Wiesen, viel Regen<br />

und blühender Ginster<br />

– ein typisches Bild der<br />

irischen Insel im Mai.<br />

29<br />

System rund um den Ersatzteilverkauf mit<br />

einem Jahresumsatz von etwa 38 Mio. €.<br />

Gesteuert wird das Unternehmen durch<br />

Vater John, die beiden Söhne Paul und<br />

Stephen sowie die Tochter Sinead.<br />

„Die Milchbauern sind happy, aber Fleischerzeugern<br />

und Ackerbauern geht’s derzeit<br />

schlecht“, schildert John. Fleisch und<br />

Gemüse hätten starke Preissenkungen<br />

hinter sich, der Milchpreis hingegen von<br />

derzeit 35 ct/l stelle die irischen Milchbauern<br />

zufrieden. Vermutlich werde der<br />

Milchpreis noch anziehen, letztes Jahr lag<br />

er im Schnitt 4 Cent höher, berichtet er. Ein<br />

Grund ist das florierende Exportgeschäft der<br />

irischen Milchindustrie. Vorzeigebeispiel ist<br />

die Marke Kerrygold, entwickelt durch eine<br />

Genossenschaft mit 14.000 Milchfarmern.<br />

Für viele irische Landwirte sei der Milchpreis<br />

aber auch deshalb in Ordnung, weil sie auf<br />

Kostenführerschaft setzen, also einen Break<br />

Even von 23–25 ct/l Milch anstreben, erklärt<br />

John weiter.<br />

Insgesamt sind von den 130.000 Farmern<br />

in Irland zwar nur 15 % reine Milchbauern,<br />

aber wer Maschinen für die Futterernte<br />

liefern kann, ist im Sog der guten Milchpreise<br />

derzeit ebenfalls auf der Sonnenseite.<br />

Wie zum Beispiel das Unternehmen<br />

Farmhand, das einen erheblichen Umsatz<br />

mit den Produkten der Firma Krone macht,<br />

also rund um die Grünfutterernte. In Zahlen<br />

waren das im letzten Jahr 18 Mio. €, das<br />

sind fast 50 % des Umsatzes. In den letzten<br />

zwei Jahren, so Stephen Scrivener, stieg<br />

IRLAND<br />

DAS GOLD DER GRÜNEN INSEL<br />

42<br />

WISSEN<br />

PRAXIS-TIPP ZUR MASCHINENEINSTELLUNG<br />

DAMIT ES<br />

RUND LÄUFT<br />

Die Presswickelkombination für die neue Saison vorbereiten und<br />

einstellen – das sollte bereits nach Ende der vorherigen beginnen.<br />

Wer einige grundsätzliche Dinge beachtet, spart direkt vor Erntebeginn<br />

viel Zeit sowie Aufwand und presst bereits die ersten<br />

Ballen, während der Nachbar noch schraubt …<br />

43<br />

Nach der Ernte ist vor der Ernte! Jede<br />

Maschine sollte vor der Einwinterung<br />

gründlich gereinigt werden – das<br />

gilt auch für die Presswickelkombination.<br />

Wichtig ist dabei, dass der Hochdruckreiniger<br />

umsichtig eingesetzt wird. Es<br />

gilt, Abstand zu Lagern sowie Ketten zu<br />

halten und der Elektronik nicht zu nah<br />

Die Scheibe der Netzbremse sollte man nach<br />

dem letzten Einsatz der Saison abkleben.<br />

Somit bildet sich im Winter kein Rost auf<br />

der Scheibe, der vor der nächsten<br />

Saison entfernt werden müsste.<br />

Sind noch alle Zinken an Ort und Stelle?<br />

Falls nicht, sollten die defekten<br />

Zinkenträger ausgetauscht werden,<br />

damit eine reibungslose Aufnahme<br />

des Schwads gewährleistet ist.<br />

mit der Waschdüse zu Leibe zu rücken.<br />

Wenn im Anschluss an die Reinigung die<br />

saubere Maschine bei einem Rundgang<br />

intensiv begutachtet und der Verschleiß<br />

der einzelnen Komponenten gecheckt<br />

wird, können die auszutauschenden Teile<br />

gleich mit der Winterbestellung über den<br />

Händler bezogen und somit gegenüber<br />

der kurzfristigen Bestellung direkt vor der<br />

Saison Geld gespart werden.<br />

Nachdem die Maschine getrocknet ist,<br />

empfehlen die Service-Spezialisten von<br />

Krone, sämtliche Schmierstellen einmal abzuschmieren,<br />

um ggf. Wasser aus den Lagern<br />

herauszudrücken. Ein Schmierplan ist häufig<br />

an den Maschinen aufgeklebt oder in der<br />

Betriebsanleitung zu finden. Im gleichen Zug<br />

sollten die Ketten der Maschine am besten<br />

gleich mit Öl eingesprüht bzw. bestrichen<br />

werden, um Rostbildung vorzubeugen.<br />

Mit einem einfachen Trick erspart man<br />

sich im Frühjahr eine Menge Arbeit: Direkt<br />

nach der Ernte empfiehlt es sich, die noch<br />

blanke Scheibe der Netzbremse mit einem<br />

Klebestreifen abzukleben um Korrosion zu<br />

vermeiden. Die Bremse funktioniert somit im<br />

Frühjahr gleich ab dem ersten Ballen so, wie<br />

Mit der Selbstdiagnose des<br />

ISOBUS können sämtliche<br />

Sensoren und Leitungen<br />

getestet werden und diese<br />

ggf. getauscht oder repariert<br />

werden.<br />

10<br />

TITELTHEMA<br />

AGRIROUTER<br />

OFFEN FÜR<br />

ALLE<br />

Betriebsmittelhersteller<br />

Externe<br />

Datenaustausch Plattform<br />

Händler<br />

Maschinen<br />

Hersteller<br />

App<br />

Anbieter<br />

Landwirt<br />

Lohnunternehmer<br />

Lebensmittel<br />

Industrie<br />

Externe<br />

Dienstleister<br />

Berater<br />

11<br />

Landwirte und Lohnunternehmer, die den agrirouter<br />

nutzen, können weiterhin ihre Maschinen herstellerunabhängig<br />

wählen und müssen dadurch keine Nachteile bei<br />

der digitalen Verarbeitung der Daten befürchten. Darüber<br />

hinaus bestimmen sie damit weiterhin über ihre Daten<br />

vollumfänglich selbst. Der agrirouter soll dafür die Antwort<br />

sein, wie Stefan Niehof betont, der bei Krone im Produktmarketing<br />

für digitale Anwendungen zuständig ist. „Die<br />

Nutzer legen selbst fest, welche Daten sie nutzen möchten<br />

und an wen sie diese ggf. weitergeben wollen. In der Vergangenheit<br />

war der Austausch der Daten zwischen den<br />

unterschiedlichen Systemen nicht so einfach, da individuelle<br />

Schnittstellen sichergestellt sein mussten“, erläutert er.<br />

Krone konzentriert sich auf die Futterbergung, ist also kein<br />

Long-Liner. Da die Krone-Produkte auf den Betrieben häufig<br />

in gemischten Flotten mit verschiedenen Fabrikaten stehen,<br />

muss die Digitaltechnik der Maschinen offen für andere<br />

Herstellersysteme sein. Das war einer der Gründe für das<br />

Speller Unternehmen, sich an der DKE Data GmbH & Co. KG<br />

und damit am Aufbau der „Datendrehscheibe“ agrirouter<br />

zu beteiligen, so Stefan Niehof.<br />

In der Landwirtschaft gibt es heute viele unterschiedliche<br />

Management-Softwarelösungen. Für diese Lösungen steht<br />

der agrirouter offen und sorgt dafür, dass die Maschinendaten<br />

automatisch und optimal genutzt werden können<br />

(mehr Infos dazu unter https://my-agrirouter.com).<br />

Die Softwarelösung trifft auf bunt gemischte Landtechnik-Flotten<br />

in der Praxis und muss deren<br />

Daten verarbeiten können, wenn sie eine Chance<br />

am Markt haben will. Die dritte Motivation<br />

der beteiligten Unternehmen, eine<br />

offene Plattform zu schaffen, war<br />

die Option, künftig unabhängige,<br />

innovative Dienstleistungen für Landwirte und Lohnunternehmer<br />

anbieten zu können.<br />

Wie geht es weiter mit dem agrirouter? Die Testphase ist<br />

vorbei und Ende Februar 2<strong>01</strong>9 wurde das System offiziell für<br />

den flächendeckenden Praxiseinsatz freigeschaltet. Bisher<br />

sind 13 Hersteller an dem Projekt beteiligt. Diese rechnen<br />

damit, dass sich die Zahl der teilnehmenden Hersteller in<br />

den kommenden vier Jahren verdreifacht. Die Anzahl der<br />

eingebundenen Softwarelösungen beläuft sich derzeit auf<br />

rund 40, so Stefan Niehof. Auch dieser Teil werde durch<br />

die geplante Internationalisierung stark wachsen, ist der<br />

Produktmanager überzeugt. Die Summe der Endanwender<br />

dürfte nach seiner Einschätzung bis dahin im fünfstelligen<br />

Bereich liegen. Geräte und Maschinen mit ISOBUS-Controller<br />

lassen sich in der Regel mit einer Telemetrie-Box nachrüsten<br />

und sind somit für die Einbindung in den agrirouter nutzbar.<br />

Um darüber hinaus Nutzer dafür zu gewinnen, die sich bisher<br />

von Managementsoftware ferngehalten haben, werden<br />

in Zukunft einfache Anwendungen programmiert und<br />

an den agrirouter gekoppelt. Landwirte und Lohnunternehmer<br />

können sich kostenfrei für die Nutzung<br />

registrieren, so sein abschließender Hinweis. «<br />

Speller Unternehmen, sich an der DKE Data GmbH & Co. KG<br />

und damit am Aufbau der „Datendrehscheibe“ agrirouter<br />

In der Landwirtschaft gibt es heute viele unterschiedliche<br />

Management-Softwarelösungen. Für diese Lösungen steht<br />

der agrirouter offen und sorgt dafür, dass die Maschinendaten<br />

automatisch und optimal genutzt werden können<br />

(mehr Infos dazu unter https://my-agrirouter.com).<br />

Die Softwarelösung trifft auf bunt gemischte Landtechnik-Flotten<br />

in der Praxis und muss deren<br />

Daten verarbeiten können, wenn sie eine Chance<br />

am Markt haben will. Die dritte Motivation<br />

der beteiligten Unternehmen, eine<br />

offene Plattform zu schaffen, war<br />

die Option, künftig unabhängige,<br />

her von Managementsoftware ferngehalten haben, werden<br />

in Zukunft einfache Anwendungen programmiert und<br />

an den agrirouter gekoppelt. Landwirte und Lohnunternehmer<br />

können sich kostenfrei für die Nutzung<br />

registrieren, so sein abschließender Hinweis.<br />

Stefan Niehof, im Krone-Produktmarketing<br />

zuständig für digitale<br />

Anwendungen: „Die Kunden<br />

legen beim agrirouter selbst<br />

fest, welche Daten sie nutzen<br />

möchten und an wen sie diese<br />

weitergeben wollen.“<br />

Der agrirouter ist eine reine „Datendrehscheibe“, konkurrenzlos,<br />

ohne Fachanwendungen und einfach zu handhaben. Diese<br />

Plattform steht allen Landwirten und Lohnunternehmern offen,<br />

aber ebenso allen Firmen aus den vor­ und nachgelagerten<br />

Bereichen. Für die Digitalisierung der Landwirtschaft eröffnen<br />

sich so völlig neue Möglichkeiten.<br />

20<br />

PRAXIS<br />

MOLKEREI HÜTTENTHAL<br />

HANDWERKLICH & REGIONAL<br />

Anders als in Frankreich oder in der Schweiz wird Milch in<br />

Deutschland hauptsächlich von Großmolkereien verarbeitet.<br />

Regionale Spezialisten, wie die Molkerei Hüttenthal, gibt es hierzulande<br />

kaum mehr. Eine besondere Reise in den Odenwald.<br />

21<br />

MOLKEREI HÜTTENTHAL<br />

HANDWERKLICH & REGIONAL<br />

Wiesen, Wald und Flusstäler findet<br />

man reichlich im Odenwald. Das<br />

Mittelgebirge befindet sich im Dreieck zwischen<br />

den Städten Heidelberg, Darmstadt<br />

und Würzburg. Die Flächen werden teilweise<br />

für den Ackerbau, aber überwiegend<br />

als Grünland genutzt. Fleckvieh ist hier die<br />

bodenständige Rinderrasse. „Das Rückgrat<br />

unserer Produktion ist die Milch von<br />

16 landwirtschaftlichen Familienbetrieben,<br />

davon zwei mit Ziegen, die uns alle zwei<br />

Tage rund 14.000 l Kuh- und 1.000 l Ziegenmilch<br />

liefern“, erklärt Britta Kohlhage.<br />

Sie und ihr Mann Kurt sind Inhaber der<br />

Molkerei Hüttenthal. Der weiteste Betrieb<br />

ist nur 25 km, d. h. eine halbe Stunde von<br />

der Molkerei entfernt.<br />

Britta und Kurt Kohlhage stellen hohe<br />

Ansprüche an ihre Milchbauern. Gentechnisch<br />

verändertes Futter ist ebenso verpönt<br />

wie der Einsatz von Glyphosat auf dem<br />

Grünland. Der Weidegang im Sommer ist<br />

obligatorisch. Eine Ausnahme bilden zwei<br />

Bauernhöfe, auf denen mit dem Roboter<br />

gemolken wird. Aber dort dürfen die Tiere<br />

auf der direkt angrenzenden Weide auch<br />

frische Luft und Sonne tanken. Dafür gibt<br />

es dann auch einen Auszahlungspreis,<br />

der rund 2 ct/kg über dem Durchschnitt<br />

liegt. „Unsere Landwirte halten im Mittel<br />

52 Kühe, pro Betrieb werden uns jährlich<br />

rund 400.000 kg Milch geliefert. So kommen<br />

wir auf eine Milchmenge von insgesamt<br />

etwa 5 Mio. kg im Jahr, die wir in unserer<br />

Molkerei zu Frischprodukten und Käse verarbeiten“,<br />

ergänzt Kurt Kohlhage. „Und das<br />

reicht auch. Wir sind damit gut ausgelastet,<br />

weiter expandieren wollen wir nicht.“ Der<br />

Betrieb existiert bereits seit dem Jahr 1900.<br />

Damals war er noch genossenschaftlich<br />

organisiert. Zwölf Jahre später hat ihn die<br />

Familie erworben. „Allein im Odenwald<br />

gab es damals sieben Molkereien“, sagt<br />

Kurt Kohlhage. „Davon sind allein wir<br />

übriggeblieben.“<br />

SORTIMENTS-<br />

ERGÄNZUNG<br />

Von den früheren Zeiten, als die Milch noch<br />

in Kannen angeliefert wurde, zeugt die<br />

typische Rampe an der Vorderseite des<br />

Gebäudes. Heute wird der weiße Rohstoff<br />

alle zwei Tage mit dem Tankwagen<br />

mit einer Temperatur von 4 °C auf den<br />

Höfen abgeholt. Kurt Kohlhage erklärt:<br />

„Bei der Milchmenge haben wir nur noch<br />

geringe Schwankungen. Früher war das<br />

viel extremer, weil die Frühjahrskalbung<br />

sehr verbreitet war. Im Winter gab es<br />

teilweise mehr als 30 % weniger Milch.<br />

Was sich jedoch immer noch verändert,<br />

sind die Inhaltsstoffe. Im Winter beträgt<br />

der Gehalt an Fett rund 4,3 % und der<br />

an Eiweiß maximal 3,5 %. Während der<br />

Weidesaison sind es 3,9 % Fett und 3,3 %<br />

Eiweiß. Ganz anders ist das bei den Ziegen.<br />

Da werden alle weiblichen Tiere eines Bestandes<br />

gleichzeitig trockengestellt. Und<br />

anschließend säugen sie ihre Zicklein. Da<br />

bekommen wir drei Monate – von Ende<br />

November bis Ende Februar – überhaupt<br />

keine Milch.“<br />

Mit der Verarbeitung von Ziegenkäse hat<br />

Familie Kohlhage vor etwa 25 Jahren begonnen,<br />

als Britta und Kurt Kohlhage die<br />

Molkerei übernommen haben. „Wir waren<br />

damals auf der Suche nach einer zusätzlichen<br />

Nische, als drei Landwirte bei uns<br />

angefragt haben, ob wir Interesse hätten“,<br />

Die Molkerei Hüttenthal befindet sich in Familienbesitz von Britta und Kurt Kohlhage.<br />

BUNDESVERBAND DER MASCHINENRINGE<br />

GEMEINSAM LÖSUNGEN SUCHEN<br />

Leonhard Ost ist Präsident des Bundesverbandes<br />

der Maschinenringe und<br />

1. Vorstand des Maschinenringes Günzburg<br />

Neu-Ulm. Außerdem bewirtschaftet<br />

er einen landwirtschaftlichen<br />

Betrieb mit Biogasanlage<br />

in Ellzee.<br />

32<br />

INTERVIEW<br />

Strukturwandel, Fachkräftemangel<br />

und Digitalisierung<br />

stellen den ländlichen Raum<br />

vor immense Herausforderungen.<br />

„Darauf sind<br />

wir vorbereitet“, betont<br />

Leonhard Ost, Präsident<br />

des Bundesverbandes der<br />

Maschinenringe. Im Interview<br />

erläutert er, warum die<br />

„MR“ für die Landwirtschaft<br />

und die ländlichen Regionen<br />

wichtiger denn je sind.<br />

Gemeinsam stärker – dieses Motto galt und gilt<br />

nicht nur für Genossenschaften, sondern seit ihrer<br />

Gründung vor 61 Jahren ebenso für die Maschinenringe.<br />

Wobei sich die Herausforderungen der Landwirtschaft seit<br />

Gründung der ersten Ringe im Jahr 1958 gewaltig gewandelt<br />

haben. Darüber sprach die <strong>XtraBlatt</strong>-Redaktion mit Leonhard<br />

Ost, Präsident des Bundesverbandes<br />

der Maschinenringe, außerdem Vorsitzender<br />

des Maschinenringes Günzburg-Neu-Ulm<br />

mit Sitz in Ichenhausen,<br />

wo das Interview stattfand.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Herr Ost, renommierte<br />

Studien prognostizieren für die deutsche<br />

Landwirtschaft binnen weniger<br />

Jahre einen Rückgang auf nur noch rund<br />

120.000 Vollerwerbsbetriebe. Was bedeutet<br />

das für die Maschinenringe – sind<br />

sie dadurch bald überflüssig?<br />

BUNDESVERBAND DER MASCHINENRINGE<br />

GEMEINSAM LÖSUNGEN SUCHEN<br />

Leonhard Ost: Ganz eindeutig nein, sie sind wichtiger als je<br />

zuvor! Aber ich stimme Ihnen zu, dass sich die Aufgaben der<br />

Ringe im Zuge des von Ihnen angesprochenen Strukturwandels<br />

massiv verändert haben und noch weiter verändern werden.<br />

Bevor ich jedoch darauf eingehe, möchte ich die Zahl von<br />

120.000 Betrieben aufgreifen. Richtig ist: Der Strukturwandel<br />

beschleunigt sich und besonders die Marktfruchtbetriebe<br />

setzen mit zunehmender Größe auf Eigenmechanisierung.<br />

Vergessen sollte man dabei aber nicht, dass nach wie vor<br />

ein sehr großer Teil der Höfe von den Inhaberfamilien in<br />

Einkommenskombinationen bewirtschaftet werden, also<br />

nicht mehr im Vollerwerb.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Ist das nicht ein speziell süddeutsches Phänomen?<br />

Ost: Da stimme ich Ihnen zu, das Nord-Süd- beziehungsweise<br />

West-Ost-Gefälle ist diesbezüglich unübersehbar. Von den<br />

etwa 196.000 Mitgliedern, die bundesweit in den insgesamt<br />

240 Maschinenringen organisiert sind, finden Sie beinahe<br />

100.000 allein in Bayern. Hier dürfte der Anteil der Nebenerwerbslandwirte<br />

unter unseren Mitgliedern nach meiner<br />

Schätzung etwa 60 % betragen. Gerade für diese Betriebe ist<br />

das Angebot der Maschinenringe unverändert wertvoll – und<br />

diese Bedeutung wird noch weiter wachsen.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Was meinen Sie damit?<br />

Ost: Derzeit muss sich die Landwirtschaft mit Auflagen<br />

und gesetzlichen Vorgaben in<br />

bisher kaum gekanntem Ausmaß<br />

auseinandersetzen. Ein Beispiel ist<br />

die Verschärfung der Düngeverordnung<br />

in immer kürzeren Intervallen.<br />

Die Novelle 2<strong>01</strong>8 ist noch<br />

nicht vollständig umgesetzt, die<br />

zu erwartenden positiven Effekte<br />

sind noch nicht abschätzbar, da<br />

steht schon die nächste Runde<br />

Daumenschrauben ins Haus. Bei<br />

diesem Aktionismus können viele<br />

Tierhalter nicht mehr Schritt<br />

halten.<br />

33<br />

56<br />

HIRTER & TSCHANZ AG, SAFENWIL (CH)<br />

SCHLAGKRAFT ZÄHLT<br />

INTERNATIONAL<br />

Die Schweizer Tugenden Qualität, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit<br />

gelten dort auch in der Futterernte und legen damit die Messlatte<br />

für Lohnunternehmer hoch. Schlagkraft und Technikkapazität<br />

sind dabei das A und O. Wie die Hirter & Tschanz AG diese Herausforderungen<br />

meistert, haben wir bei einem Besuch erfahren.<br />

57<br />

Dass ein Betrieb über mehrere Generationen von<br />

einer Familie geführt wird, ist auch in der Schweiz<br />

zumindest bei Landwirten immer noch eher die Regel<br />

als die Ausnahme. Für Lohnunternehmen ist das schon<br />

außergewöhnlicher – vor allem, wenn zwei Väter den<br />

Betrieb gegründet haben und deren Söhne ihn gemeinsam<br />

weiterführen, wie zum Beispiel bei der Hirter & Tschanz AG.<br />

Hier haben Fredy Hirter und René Tschanz die Betriebsführung<br />

von ihren Vätern Fritz Hirter und Hans Tschanz<br />

übernommen. „René und ich haben schon gemeinsam mit<br />

unseren Vätern im Unternehmen gearbeitet. Daher war es<br />

für uns logisch, das Lohnunternehmen unter unserer Regie<br />

in der nächsten Generation gemeinsam weiterzuführen“,<br />

betont Fredy Hirter. Die Anfänge des Unternehmens lassen<br />

sich auf das Jahr 1961 zurückführen, als Fritz Hirter im<br />

Alter von 17 Jahren mit einem Mähdrescher den Einstieg<br />

in die Lohnarbeit wagte. Weitere Arbeitsschwerpunkte<br />

wie Gras- und Maissilierung und Winterdienst kamen<br />

hinzu, bis schließlich 1985 das Holz den Betrieb eroberte.<br />

Seitdem wird vor allem den Winter über viel Holz gehackt<br />

und transportiert. „Das sichert uns das ganze Jahr über<br />

Aufträge und wir können unsere Mitarbeiter ohne Unterbrechungen<br />

beschäftigen. Ein wichtiges Kriterium für<br />

viele bei der Suche nach einem Arbeitgeber“, erzählt Fredy<br />

Hirter. Und wer einmal da ist, bleibt meistens auch: Zwei<br />

der insgesamt zehn fest angestellten Mitarbeiter sind seit<br />

20 und 30 Jahren im Betrieb.<br />

Im Sommer liegt der Arbeitsschwerpunkt klar auf Grünfutter<br />

und Mais. Die Grasernte beginnt im April. Zum Einsatz<br />

kommen zwei Krone BiG X 580 sowie ein anderes Fabrikat als<br />

Reserve und für das Herbstgras. Im Durchschnitt kommen<br />

die beiden Krone-Häcksler auf 300 Motorstunden pro Jahr<br />

– aufgrund dieser geringen Auslastung können sie in den<br />

meisten Fällen bis ca. 15 Jahre eingesetzt werden, dann<br />

wird die älteste Maschine ausgetauscht. Wenn die Hirter &<br />

Tschanz AG als Lohnunternehmen beauftragt wird, arbeiten<br />

die Kunden in den meisten Fällen mit. „Wir übernehmen<br />

alle Arbeiten, die uns der Landwirt überträgt“, erklärt René<br />

Tschanz. „Es ist selten, dass wir wirklich alles machen.<br />

Aber grundsätzlich können wir das.“ Meist übernimmt<br />

der Landwirt das Mähen, Wenden und Schwaden. „Wir<br />

kommen erst, wenn’s am Schwad liegt.“ Vor dem Mähen<br />

rufen die Auftraggeber beim Lohnunternehmen an, um die<br />

Termine abzusprechen. Da diese Arbeiten wetterabhängig<br />

sind, kommt es immer mal wieder zu Engpässen. „Aber<br />

das wissen unsere Kunden und deshalb funktionieren die<br />

Absprachen sehr gut“, sagt Fredy Hirter. Geplant werden die<br />

Einsätze über Agrarmonitor.<br />

HIRTER & TSCHANZ AG, SAFENWIL (CH)<br />

SCHLAGKRAFT ZÄHLT<br />

Auf manchen Flächen muss das Traktorgespann<br />

rückwärts neben dem Häcksler<br />

herfahren – da müssen beide Fahrer sehr<br />

gut aufeinander eingespielt sein.<br />

Freiland­Fachmessen im Winter haben in<br />

Großbritannien Tradition. Die Organisatoren<br />

der Ausstellung „Lamma­Show“ wagten<br />

2<strong>01</strong>9 den Paradigmenwechsel – und zogen<br />

mit ihrer Ausstellung erstmals in Messehallen.<br />

Alle waren gespannt, ob die Farmer<br />

den Wechsel mitmachen und kommen.<br />

Die „Lamma“ gilt als die größte universelle<br />

Agrar-Messe in England<br />

mit nationalem Rang. Traditionell gibt es<br />

auf der britischen Insel etliche regionale<br />

Messen und Vorführevents, wie die Grassland-Show,<br />

die Royal Highland Show und<br />

die Royal Welsh Show. Meist „open-air“ mit<br />

besonderem Charme – nur oft eben kalt,<br />

nass und windig.<br />

Aber selbst die von Kälte, Sturm und Regen<br />

erprobten Briten zieht es offenbar irgendwann<br />

unter das wohltemperierte Dach.<br />

Dem folgte nun auch die „Lamma“ – nach<br />

immerhin über drei Jahrzehnten. In guten<br />

Jahren zählt sie 900 Aussteller und bis zu<br />

40.000 Besucher. Sie findet traditionell<br />

jährlich an zwei Tagen im Januar statt, weitgehend<br />

unter freiem Himmel. 2<strong>01</strong>9 zog die<br />

Veranstaltung erstmalig nach Birmingham<br />

komplett in Messehallen um.<br />

Nicht alle Aussteller folgten diesem Standortwechsel.<br />

Es fehlten im Vergleich zu<br />

den Vorjahren sogar einige internationale<br />

Unternehmen. Gekommen waren 655 Aussteller,<br />

und sie zeigten ein breites Angebot<br />

für die Landwirtschaft, von Kleidung bis<br />

zum selbstfahrenden Häcksler, vom Heckenschneider<br />

bis zum Großtraktor. Flankiert<br />

wird all das von einem umfangreichen An-<br />

LAMMA-SHOW 2<strong>01</strong>9<br />

UNTER DACH<br />

46<br />

PRAXIS<br />

gebot an „Food & Drinks“. Das Besondere<br />

an der Messe aber ist neben dem jährlichen<br />

Turnus der kostenlose Eintritt, ebenso wie<br />

das kostenlose Parken für die Besucher. Dies<br />

soll nach Mitteilung des Messeveranstalters<br />

auch zur nächsten Show im Januar 2020<br />

so bleiben.<br />

Spannend war in diesem Jahr, wie der<br />

Ortswechsel von den englischen Farmern<br />

angenommen wird. Aber die Besucherzahl<br />

enttäuschte nicht. Gut 40.000 Besucher<br />

zählte die Messeleitung am Ende des zweiten<br />

Tages. Die Stimmung war durchweg<br />

gut, und Aussteller berichteten von hohem<br />

Investitionsinteresse. Die Dürre hat zwar<br />

auch in Großbritannien 2<strong>01</strong>8 in einigen<br />

Regionen zu Ertragseinbußen geführt, der<br />

Milchpreis liegt aber auf stabilem Niveau<br />

von umgerechnet rund 35 Eurocent pro Liter.<br />

Das Kaufverhalten der Farmer dort, so berichten<br />

Aussteller, verlagert sich allerdings<br />

zeitlich weiter ins Frühjahr. Der Trend geht<br />

also zur kurzfristigeren Bestellung. Das gilt<br />

besonders für das Mähen und Schwaden,<br />

das die Landwirte oft noch selbst erledigen.<br />

Beim Häckseln und Pressen kommen die<br />

Lohnunternehmer ins Geschäft.<br />

Grünfutter in England heißt erst einmal<br />

Gras. Dabei sei der Fokus auf Futterqualität<br />

noch nicht so stark ausgeprägt wie in<br />

Deutschland, meint Markus Westerkamp.<br />

Er ist Export Manager bei Krone und dort<br />

u. a. für den englischen Markt zuständig.<br />

Einschränkend wirkt dabei vor allem das<br />

Wetter, denn die in der Regel kleinen Erntefenster<br />

zwingen nach seiner Aussage zum<br />

schnellen Silieren. Nass-Silage ist daher<br />

die Normalität, und mehr als zwei bis drei<br />

Schnitte pro Jahr werden es beim Gras in<br />

vielen Regionen häufig nicht.<br />

ERFOLGREICHE<br />

TOCHTER<br />

Für den Speller Hersteller betreut die<br />

100%ige Tochter Krone UK den britischen<br />

Markt. Auch deren Geschäftsführer<br />

Marcus Oliver war sich anfangs nicht sicher,<br />

ob es sich lohnen würde, auf der „neuen<br />

Lamma“ in Birmingham auszustellen. Aber<br />

er war am Ende der diesjährigen Messe<br />

sehr zufrieden mit der Entscheidung. Die<br />

Besucherzahlen waren ungebrochen gut<br />

und die Investitionslust in Großbritannien<br />

nach wie vor auf gutem Niveau, so Oliver.<br />

Er ist seit Gründung der Tochtergesellschaft<br />

im Jahre 2009 Geschäftsführer. Seitdem<br />

sei der Unternehmensumsatz jährlich um<br />

rund 5 % bis 6 % gewachsen. Er vervierfachte<br />

sich seit der Gründung auf 32 Mio. € im<br />

Jahr 2<strong>01</strong>7/18. Aktuell arbeiten rund 40 Mitarbeiter<br />

für die Krone UK.<br />

Aufgrund der Witterung hat der Westen<br />

Großbritanniens eine größere Bedeutung<br />

für die Futtererntetechnik als der Osten. In<br />

der Rindviehfütterung spielt das Gras die<br />

Hauptrolle. Mais nimmt zwar in der Fläche<br />

zu, hat aber lange nicht die Bedeutung wie<br />

beispielsweise in Deutschland. Das hängt<br />

auch mit der vergleichsweise geringen<br />

Zahl an Biogasanlagen in Großbritannien<br />

zusammen, die Markus Westerkamp auf<br />

rund 350 Anlagen schätzt. Die Milchviehbetriebe<br />

dort gehen in ihrer Gesamtzahl<br />

zurück, wachsen aber im Einzelbetrieb und<br />

melken in der Spitze rund 500 bis 600 Kühe.<br />

Diese Betriebe seien dann meist auch stark<br />

in Richtung Eigenmechanisierung unterwegs.<br />

Ansonsten spiele die Lohnarbeit auch<br />

in England eine wichtige Rolle.<br />

UMSATZTRÄGER<br />

PRESSEN<br />

Die eher geringe Bedeutung von Mais<br />

spiegelt sich auch in den Verkaufszahlen<br />

der selbstfahrenden Feldhäcksler wider. Den<br />

Gesamtmarkt in England beziffert Marcus<br />

Oliver auf rund 150 Einheiten jährlich, quer<br />

durch alle Marken. Demgegenüber werden<br />

in Großbritannien rund 800 bis 1.200 Rundballenpressen<br />

jährlich verkauft. Ein Umsatzträger<br />

der Krone UK ist zweifelsfrei die<br />

BiG Pack. Vom den rund 250 Großpackenpressen<br />

im Gesamtmarkt pro Jahr komme<br />

jede vierte Maschine von Krone. Die laufen<br />

in großer Zahl in den Getreideregionen im<br />

Osten der Insel. Aber es werde auch viel Silage<br />

in Großpacken gepresst, vorwiegend in<br />

den Maßen 80×70 cm und 80×90 cm, schildert<br />

Marcus Oliver. Der hierzu notwendige<br />

Ballenwickler für Großballen fehle jedoch<br />

noch im Krone-Angebot. Auch Ladewagen<br />

laufen in England, rund 80 bis 90 Einheiten<br />

werden dort jährlich verkauft. Meist sind es<br />

Einachser oder Tandemfahrzeuge, denn in<br />

England bestimmen die engen, von Hecken<br />

und Steinwällen eingefassten Straßen und<br />

die schmalen Feldeinfahrten das Limit in<br />

der Fahrzeugbreite.<br />

Die nächste Lamma soll am 7. und 8. Januar<br />

2020 stattfinden. Bis dahin will Marcus<br />

Oliver mit der Krone UK erneut 5 % bis 6 %<br />

mehr Umsatz erzielen. Das Jahr sei gut gestartet<br />

und ohnehin ist Pessimismus nicht<br />

seine Sache. «<br />

47<br />

Das Stand-Team der Krone UK auf der „Lamma ‘19“ in Birmingham war positiv überrascht vom Besucherinteresse.<br />

Der Landmaschinen­Fachbetrieb<br />

W. Doormann &<br />

Kopplin feiert 2<strong>01</strong>9 nicht nur<br />

sein 100­jähriges Jubiläum,<br />

sondern hat im Frühjahr die<br />

Marke Krone in sein Produktprogramm<br />

übernommen und<br />

erweitert damit sein Angebots­<br />

und Leistungsspektrum<br />

maßgeblich.<br />

„Für Fachbetriebe ist es sehr<br />

wichtig, Spezialisten im<br />

Programm zu haben, die den<br />

Bedarf der Praxis einfach<br />

am besten abdecken“,<br />

meint Ulf Kopplin.<br />

52<br />

PARTNER<br />

DOORMANN & KOPPLIN, SCHÖNBERG<br />

KARTEN NEU<br />

GEMISCHT<br />

Holstein ist im bundesweiten Vergleich<br />

nicht gerade das, was man als<br />

eine ausgeprägte Grünlandregion bezeichnet<br />

– also auch nicht unbedingt eine Hochburg<br />

für Mähwerke, Wender und Schwader.<br />

Somit sorgt es schon für Aufmerksamkeit,<br />

wenn ein Landmaschinen-Fachbetrieb wie<br />

W. Doormann & Kopplin in Schönberg an<br />

der Ostsee, also in einer Ackerbauregion,<br />

neuer Vertriebspartner für einen Grundfutterernte-Spezialisten<br />

wie Krone wird.<br />

So geschehen und offiziell verlautbart im<br />

Februar dieses Jahres.<br />

Doch der Hintergrund der Entscheidung ist<br />

durchaus komplexer, als es auf den ersten<br />

Blick den Anschein hat, wie Firmeninhaber<br />

Ulf Kopplin erklärt. 2<strong>01</strong>3 habe er für sein<br />

Unternehmen entschieden, in den sehr<br />

relevanten Techniksegmenten Traktoren<br />

und Erntemaschinen einen Lieferantenwechsel<br />

zu vollziehen, von John Deere zur<br />

AGCO-Marke Massey Ferguson. In diesem<br />

Zusammenhang wuchs das Verantwortungsgebiet<br />

des Händlers im östlichen<br />

Schleswig-Holstein. „Um eine größere Nähe<br />

zu unseren Kunden, eine intensivere Betreuung<br />

im Verkauf, vor allem aber eine noch<br />

bessere Leistungsfähigkeit im Service zu<br />

realisieren, haben wir 2<strong>01</strong>5 neben unserem<br />

Stammsitz in Schönberg und der langjährigen<br />

Niederlassung Lensahn zusätzlich in<br />

Lanken, zwischen Geesthacht und Mölln<br />

gelegen, eine dritte Filiale eröffnet“, so Ulf<br />

Kopplin. „Aber die Erweiterung unseres<br />

Aktionsradius und der Wechsel des Hauptlieferanten<br />

hatten auch Auswirkungen<br />

auf unser restliches Produktprogramm. So<br />

konnten wir das neue Gesamtgebiet nicht<br />

flächendeckend mit den bisherigen Fabrikaten<br />

abdecken. Und außerdem fehlte uns<br />

der Häcksler im Programm, eine Technik,<br />

die für die Akzeptanz als Händler gerade bei<br />

den Lohnunternehmern schon eine zentrale<br />

Rolle hatte und hat.“<br />

CHANCE GENUTZT<br />

Nicht nur bei Doormann & Kopplin (oder<br />

auch kurz „DoKo“, wie im Firmenlogo gezeigt),<br />

sondern generell in der deutschen<br />

„Händlerlandschaft“ ist derzeit viel Bewegung,<br />

wie Ulf Kopplin weiter erläutert<br />

– auch aus seiner Erfahrung als Präsident<br />

des LandBauTechnik-Bundesverbandes<br />

der Handels- und Servicebetriebe. Das<br />

Bestreben einiger Global Player der<br />

Landtechnik, aus strategischen Gründen<br />

ihre Long-Line-Aktivitäten zu verstärken<br />

und ihre Vertriebsstrukturen nachhaltig<br />

umzukrempeln, sorge bundesweit für<br />

teils starke Veränderungen. Jede daraus<br />

resultierende Neuordnung in einer Region<br />

habe fast immer Kettenreaktionen und<br />

diverse Wechsel-Aktionen in Handel und<br />

Industrie zur Folge, so der Präsident. „Davon<br />

konnten letztlich auch wir profitieren, als<br />

sich die Maschinenfabrik Krone in Teilen<br />

Schleswig-Holsteins kurzfristig vor die<br />

Herausforderung gestellt sah, ihr Vertriebs-<br />

und Servicenetz neu zu strukturieren.<br />

Diese Chance haben wir spontan ergriffen,<br />

denn Krone als Partner und Lieferant passt<br />

bestens zu unserer Philosophie, wie wir für<br />

unsere Kunden arbeiten wollen“, erläutert<br />

der Fachhändler.<br />

Zumal sich damit aus seiner Sicht auf einen<br />

Schlag die eingangs erwähnte Sortimentslücke<br />

bei Erntemaschinen schließen ließ.<br />

Neben dem Häcksler sind dabei der BiG M,<br />

die Lade- und Häckselwagen sowie die Quader-<br />

und Rundballenpressen echte Pfunde,<br />

mit denen der Händler im östlichen Holstein<br />

punkten möchte. Nicht zuletzt deswegen<br />

haben seine Kunden zum weitaus größten<br />

Teil positiv auf den Markenzuwachs bei<br />

DoKo reagiert, wie Ulf Kopplin hinzufügt.<br />

„KRONE ALS PARTNER<br />

UND LIEFERANT PASST<br />

BESTENS ZU UNSE­<br />

RER PHILOSOPHIE,<br />

WIE WIR FÜR UNSERE<br />

KUNDEN ARBEITEN<br />

WOLLEN.“<br />

ULF KOPPLIN, FACHHÄNDLER UND PRÄSIDENT<br />

DES LBT­BUNDESVERBANDES<br />

53<br />

LANDTECHNIK IGL, PFREIMD<br />

PRAXIS BRINGT<br />

ROUTINE<br />

Alois (l.) und Günter Igl sind überzeugt, dass im<br />

Zuge der Digitalisierung nur offene Systeme<br />

mit absolut kompatiblen Schnittstellen von den<br />

Landwirten und Lohnunternehmern akzeptiert<br />

werden.<br />

12<br />

TITELTHEMA<br />

Der steigende Anteil<br />

Elektronik und digitaler<br />

Anwendungen eröffnet neue<br />

Möglichkeiten bei der<br />

Flächenbewirtschaftung –<br />

ist aber für den Fachhandel<br />

als „Schnittstelle“ zwischen<br />

Hersteller und Kunden eine<br />

Herausforderung. Wichtig<br />

sind deshalb Fachkompetenz<br />

und Praxiserfahrung,<br />

ist Günter Igl überzeugt.<br />

Je einfacher ein technisches Produkt zu bedienen ist, desto<br />

größer ist die Akzeptanz der Nutzer und damit auch<br />

die Geschwindigkeit der Verbreitung besagten Produkts.<br />

Dieser Überzeugung ist jedenfalls Günter Igl, der zusammen<br />

mit seinem Bruder Alois in zweiter Generation einen Landmaschinen-Fachbetrieb<br />

im oberpfälzischen Pfreimd leitet,<br />

unmittelbar an der A 93 gelegen. „Anschauliche Beispiele<br />

dafür sind für mich die Smartphones oder auch der Messenger-Dienst<br />

WhatsApp. Sie sind intuitiv und sofort nutzbar,<br />

niemand muss dafür eine Bedienungsanleitung lesen oder<br />

gar eine Schulung belegen. Und doch funktioniert es in<br />

der Regel einwandfrei“, meint Günter Igl. „Das kann man<br />

von modernen Landmaschinen, vor allem mit Blick auf<br />

deren Elektronik, nicht immer in gleichem Maß behaupten“,<br />

fügt er hinzu.<br />

KOMPATIBILITÄT IST<br />

UNERLÄSSLICH<br />

Dabei ist Günter Igl sich durchaus bewusst, dass er mit<br />

seiner Bemerkung Äpfel mit Birnen vergleicht, zumindest<br />

ein wenig. Denn die Funktionalität eines Handys könne<br />

nicht 1:1 verglichen werden mit den Anforderungen, die von<br />

der Steuerungselektronik einer Pflanzenschutzspritze oder<br />

eines Mähdreschers zu erfüllen seien. „Außerdem hat sich<br />

in den zurückliegenden drei, vier Jahren auf diesem Gebiet<br />

bei Landmaschinen sehr viel zugunsten der Bedienbarkeit<br />

und Funktionalität getan“, ist er überzeugt. „Allerdings sind<br />

lange noch nicht alle Herausforderungen bewältigt, vor<br />

allem, was die Kompatibilität verschiedener Traktor- und<br />

Gerätemarken angeht“, ergänzt er.<br />

Dieser Aspekt ist aus Sicht der Unternehmer-Brüder sehr<br />

wichtig, vertreten sie doch mit ihrem Fachbetrieb in der<br />

Landtechnik ein breiteres Spektrum sehr unterschiedlicher<br />

Fabrikate. An erster Stelle stehen dabei in der Landtechnik<br />

Case IH, Krone und Amazone. „Wir setzen neben dem Traktor<br />

bewusst auf Geräte von Herstellern, die in ihren jeweiligen<br />

Produktsegmenten Spezialisten sind. Denn nur so ist es<br />

möglich, unseren Kunden die bestmögliche Technik anzubieten.<br />

Kein sogenannter Long-Liner kann in allen Bereichen<br />

führend sein, deshalb sehen wir in unserer Mischung marktrelevanter<br />

Top-Marken für unsere Kunden den richtigen<br />

Weg“, erläutert Günter Igl seine Haltung.<br />

Auch in Bezug auf besagte Kompatibilität der Elektronik und<br />

der digitalen Anwendungen passen die drei Hersteller seines<br />

Erachtens gut zusammen – unter anderem, weil keiner über<br />

den Umweg der Digitalisierung Kunden zwingend an sich<br />

zu binden versuche. „Das bedeutet nicht, dass immer alles<br />

perfekt funktioniert. Aber es besteht nach meiner Wahrnehmung<br />

bei allen drei Firmen Konsens darüber, dass nur offene<br />

Systeme mit absolut kompatiblen Schnittstellen auf Dauer<br />

von den Landwirten und Lohnunternehmern akzeptiert<br />

werden. Erst dann wird sich der Nutzen der Digitalisierung<br />

in der Landtechnik voll entfalten“, so der Fachhändler.<br />

MEHR EFFIZIENZ<br />

Diese Akzeptanz in seiner Kundschaft sei mittlerweile<br />

deutlich gestiegen, zumindest bei Käufern von Traktoren<br />

oberhalb der 150-PS-Grenze und/oder den jüngeren Landwirten.<br />

„Die hängen sich teilweise wirklich rein in das<br />

Thema“, berichtet er. Den Einstieg bilden für viele Kunden<br />

die Lenksysteme bzw. die automatische Spurführung. Hier<br />

„teasern“ die Brüder Igl den Bedarf gern mal an, indem sie<br />

Traktoren für die Systeme vorkonfigurieren und den Käufern<br />

in der Anfangsphase kostenlos zur Verfügung stellen. Das<br />

senke die Hemmschwelle, sich damit zu beschäftigen und<br />

sei ein guter Einstieg in die Digitalisierung. „Der Nutzen<br />

solcher Systeme ist dann schnell erkennbar“, sagt Günter Igl.<br />

Im Mittelpunkt des Interesses stehe dabei außerdem die<br />

digitale Erfassung der einzelnen Flurparzellen, ebenso<br />

wie das Anlegen von Fahrspuren und festen Fahrgassen,<br />

jeweils in Abhängigkeit der Arbeitsbreiten der einzelnen<br />

Maschinen. Spür- und messbarer Nutzen ergibt sich nach<br />

seiner Einschätzung aus der automatischen Teilbreiten-<br />

13<br />

An Wochenenden und im Urlaub hilft<br />

Peter Schultze im Ackerbaubetrieb und<br />

Lohnunternehmen seiner Familie, wie zum<br />

Beispiel bei der Zuckerrübenaussaat.<br />

24<br />

WISSEN<br />

Usselig, also nasskalt und ungemütlich – so würde<br />

man im Rheinland das Wetter beschreiben, das<br />

mich begleitet, während ich mit dem Auto langsam durch<br />

Kakerbeck rolle, einem Ortsteil von Wittingen, ganz im<br />

Osten Niedersachsens und nur noch drei Steinwürfe von<br />

der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt entfernt. Der Weiler<br />

ist so klein, dass es keiner Straßennamen bedarf – doch es<br />

dauert ein wenig, bis ich am Ortsrand die beiden Hallen des<br />

Lohnunternehmens „MKW“ gefunden habe. Peter Schultze,<br />

im Produktmarketing bei Krone zuständig für Mähwerke,<br />

erwartet mich bereits am Tor der Maschinenhalle, und<br />

weil gerade wieder eine Regenbö niederprasselt, gehen<br />

wir rasch hinein, durch die Werkstatt ins Büro, wo mich<br />

Carlson begrüßt, ein lebhafter fünfjähriger Labrador, dessen<br />

Begeisterung kaum Grenzen kennt, wenn er nicht nur ausgiebig<br />

den Besuch beschnuppern kann, sondern der ihm<br />

auch noch den Kopf krault.<br />

Doch schließlich sitzen wir bei einer Tasse Kaffee am Tisch,<br />

wobei sich Carlson auf der Bank neben Peter niedergelassen<br />

hat und vertraut den Kopf in dessen Schoß legt, um sich<br />

noch ein paar Streicheleinheiten abzuholen. Herr und<br />

Hund – ein gemütliches Bild, finde ich. „Carlson gehört<br />

nicht mir, sondern meinem Bruder Christoph, der das Lohnunternehmen<br />

leitet“, erläutert Peter. Und nicht nur das,<br />

denn Familie Schultze bewirtschaftet darüber hinaus einen<br />

landwirtschaftlichen Betrieb mit rund 160 ha in Wittingen<br />

und ist zudem Mitgesellschafter einer GbR auf der anderen<br />

Seite der Landesgrenze in Sachsen-Anhalt. Die Flächen<br />

werden durch die MKW bewirtschaftet, zu deren Team<br />

neben Christoph noch zwei Festangestellte, Vater Ernst<br />

Schultze sowie zwei Saisonhelfer gehören. Und natürlich<br />

hilft auch Peter mit. „Wir sind insgesamt vier Brüder und wir<br />

alle waren von klein auf immer im Betrieb dabei“, schildert<br />

er. „Das gilt bis heute. Seit ich bei Krone arbeite, bleibt zwar<br />

nicht mehr viel Zeit dafür. Aber wenn es irgendwie geht, an<br />

Wochenenden und im Urlaub, helfe ich sehr gern hier mit.“<br />

TOUR DURCH EUROPA<br />

Seine Begeisterung für Landwirtschaft und Technik merkt<br />

man ihm an, während er vom Hof berichtet und dem Lohnunternehmen,<br />

das auf Mähdrusch, Pressen, Einzelkornsaat<br />

sowie Zuckerrübenernte und -logistik spezialisiert ist und<br />

dabei für rund 100 externe Kunden im Umkreis von gut<br />

30 km arbeitet. Also ganz klar von Ackerbau geprägt – wie<br />

ist dann die Brücke zur Grünfutterernte und zu Krone zu<br />

schlagen? „Ganz einfach – durch mein landwirtschaftliches<br />

Studium in Osnabrück. Auf der Suche nach einem Praktikumsplatz<br />

kam 2<strong>01</strong>6 der Kontakt nach Spelle zustande,<br />

genauer gesagt ins Produktmarketing. Und dort wartete<br />

eine äußerst ungewöhnliche Aufgabe“, macht Peter Schultze<br />

es spannend, während Carlson neben ihm scheinbar eingeschlafen<br />

ist.<br />

MENSCHEN BEI KRONE<br />

OFFEN FÜR<br />

NEUES<br />

Ein Praktikum während seines Studiums brachte Peter Schultze<br />

zu Krone – und bescherte ihm gleich eines der bis dato größten<br />

Abenteuer seines Lebens. Heute arbeitet er im Produktmarketing<br />

und ist dort für Mähwerke zuständig. Doch auch die Wurzeln zum<br />

elterlichen Ackerbaubetrieb sind nicht abgerissen.<br />

25<br />

36<br />

PRAXIS<br />

SCHÄFER ANTON WUNDERLICH, LICHTENFELS<br />

TRADITION &<br />

MODERNE<br />

Die Domestizierung von Schafen als Nutztiere begann vor rund<br />

11.000 Jahren in Westasien. Somit ist die Schäferei eine der<br />

ältesten Formen der Landwirtschaft überhaupt. Wie es in einem<br />

modernen Schafbetrieb zugeht, haben wir bei Familie Wunderlich<br />

in Mönchkröttendorf bei Lichtenfels erfahren.<br />

37<br />

lich. Unter anderem gehören dazu: ein Butterfly-Mähwerk,<br />

je eine Rund- und Quaderballen-Presse von Krone, mehrere<br />

Traktoren, eine Tridem-Mulde, ein Futtermischwagen und<br />

ein Teleskoplader. Viel Technik – ausgelegt für einen großen<br />

Betrieb. Aktuell besitzt Anton Wunderlich rund 1.300 Mutterschafe,<br />

dazu die Nachzucht und Mastlämmer sowie<br />

einige Ziegen. Bewirtschaftet werden etwa 500 ha Grünland<br />

und 30 ha Ackerland.<br />

Familie Wunderlich kommt eigentlich aus Limburg an der<br />

Lahn. Anton Wunderlichs Großvater baute in Bayern einen<br />

Betrieb auf. Dessen Frau stammt von einem Hof unterhalb<br />

des Klinikums Lichtenfels. Anton Wunderlich vergrößerte die<br />

Schäferei und siedelte im Jahr 1993 nach Mönchkröttendorf<br />

aus. Später kamen noch zwei Wohnhäuser dazu, eins für<br />

die eigene Familie, eins für die Altenteiler. Denn auch der<br />

84-jährige Senior ist noch jeden Tag bei den Schafen.<br />

LAMMZEIT<br />

Auf dem Betrieb angekommen, geht es erst<br />

einmal in den Stall. Familie Wunderlich hält<br />

Merino Landschafe, die asaisonal ablammen.<br />

Viele andere Schafrassen bekommen ihre<br />

Lämmer dagegen ausschließlich im Frühjahr.<br />

Bei Anton Wunderlich ist also das ganze Jahr<br />

Lammzeit, mit Ausnahme von je vier Wochen<br />

im Februar und im September. Da werden<br />

Mit dem romantischen Bild eines Schäfers<br />

hat es wenig zu tun, wenn Anton<br />

Wunderlich mit seinem nagelneuen, 215 PS<br />

starken Valtra T214 in den Hof einbiegt. Er kommt<br />

gerade vom Mistfahren. „Der Traktor ist für drei<br />

Jahre gemietet“, sagt der Schafhalter. „Inklusive<br />

Full-Service. Denn anders ließe sich eine<br />

Investition in dieser Größenordnung heute<br />

kaum mehr rechtfertigen.“ Aber auch sonst<br />

ist der Maschinenpark des Hofes durchaus beacht-<br />

Anton Wunderlich ist Schäfer in Mönchkröttendorf bei Lichtenfels, Bayern.<br />

Betrieb auf. Dessen Frau stammt von einem Hof unterhalb<br />

des Klinikums Lichtenfels. Anton Wunderlich vergrößerte die<br />

Schäferei und siedelte im Jahr 1993 nach Mönchkröttendorf<br />

aus. Später kamen noch zwei Wohnhäuser dazu, eins für<br />

die eigene Familie, eins für die Altenteiler. Denn auch der<br />

84-jährige Senior ist noch jeden Tag bei den Schafen.<br />

LAMMZEIT<br />

Auf dem Betrieb angekommen, geht es erst<br />

einmal in den Stall. Familie Wunderlich hält<br />

Merino Landschafe, die asaisonal ablammen.<br />

Viele andere Schafrassen bekommen ihre<br />

Lämmer dagegen ausschließlich im Frühjahr.<br />

Bei Anton Wunderlich ist also das ganze Jahr<br />

Lammzeit, mit Ausnahme von je vier Wochen<br />

im Februar und im September. Da werden<br />

it dem romantischen Bild eines Schäfers<br />

hat es wenig zu tun, wenn Anton<br />

Wunderlich mit seinem nagelneuen, 215 PS<br />

starken Valtra T214 in den Hof einbiegt. Er kommt<br />

gerade vom Mistfahren. „Der Traktor ist für drei<br />

Jahre gemietet“, sagt der Schafhalter. „Inklusive<br />

Full-Service. Denn anders ließe sich eine<br />

Investition in dieser Größenordnung heute<br />

kaum mehr rechtfertigen.“ Aber auch sonst<br />

ist der Maschinenpark des Hofes durchaus beacht-<br />

Was meint Dr. Michael<br />

Neumayer mit der „richtigen“<br />

Seite der Kuh? Er ist<br />

Tierarzt für Rinder und<br />

plädiert vehement dafür,<br />

der Kuh häufiger vor das<br />

Maul zu schauen als unter<br />

den Schwanz. Und er hat<br />

gute Gründe dafür.<br />

48<br />

WISSEN<br />

FÜTTERUNG<br />

DIE „RICHTIGE“<br />

SEITE<br />

49<br />

Tierärzte stehen meist am verkehrten<br />

Ende der Kuh – diese These vertrat<br />

und begründete der Fachtierarzt für Rinder<br />

nicht irgendwo, sondern auf dem Bundeskongress<br />

praktizierender Tierärzte, der<br />

2<strong>01</strong>8 parallel zur EuroTier im November in<br />

Hannover stattfand. Dr. Neumayer leitet<br />

„Kim“, das Kompetenzzentrum für innovative<br />

Milchviehhaltung im österreichischen<br />

Neukirchen, nahe Salzburg. Dort betreut er<br />

mit seinem Team über 80 Rindviehhalter.<br />

Wo aber ist die richtige Seite der Kuh? „Vorn,<br />

denn beim Futter fängt alles an“, betonte<br />

er. Die Lösung vieler Krankheitsbilder der<br />

Rinder wie Stoffwechselprobleme, steigende<br />

Zellzahlen, abnehmende Fruchtbarkeit und<br />

zunehmende Ketosen und Gelenkprobleme<br />

sieht er im Futter und in der Art der Fütterung<br />

und Futtervorlage begründet. „Landwirte<br />

fordern meist die schnelle Lösung eines<br />

Problems vom Tierarzt. Anfangs sind Kunden<br />

erst einmal sehr skeptisch, wenn ich den<br />

langen Weg zum Futter(lager) und danach<br />

auch zum Futtertisch vorschlage und dort die<br />

Problemlösung suche“, berichtete er.<br />

GENAU HINSEHEN<br />

Dieser lange Weg beginne bei der Futtergewinnung<br />

auf dem Feld und an der Lagerstätte<br />

nasser Futtermittel, in Deutschland<br />

also meist am Fahrsilo. Der Tierarzt solle<br />

BEIDE SEITEN DER KUH<br />

Dr. Klaus Pöhlmann war im November einer der Besucher des Bundeskongresses<br />

praktizierender Tierärzte (BpT) in Hannover und auch einer der aufmerksamen<br />

Zuhörer des Vortrages von Dr. Michael Neumayer. Zusammen mit drei weiteren<br />

Tierärzten führt er im schleswig-holsteinischen Owschlag eine Gemischt-Tierarztpraxis.<br />

Vorwiegend betreut das Team Rinder, aber auch Pferde und Kleintiere. Die<br />

Betriebsgrößen reichen von 20 bis zu 500 Milchkühen.<br />

Die Rinderhalter in seiner Kundschaft seien gut ausgebildet und wüssten um die<br />

Bedeutung des Futters für die Tiergesundheit und Leistung. Aber es sei trotzdem<br />

schwierig, den Landwirten schmackhaft zu machen, diesen Futter-Weg gemeinsam<br />

mit dem Tierarzt zu gehen, weil er deutlich zeitaufwendiger sei. Hauptprobleme in<br />

den Milchviehställen seien heute Fruchtbarkeitsstörungen und Euterentzündungen<br />

– aber gerade sie hängen häufig mit der Fütterung zusammen. Die von Dr. Neumayer<br />

beschriebene Schüttelbox sieht auch er als ein geeignetes Hilfsmittel, um den<br />

Landwirten glaubwürdig Futterqualitäten erklären und darstellen zu können.<br />

Anwenden könne der Tierhalter diese Box dann in der Ernte auch selbst.<br />

„Die Idee, den Landwirt bereits bei der Futterernte zu beraten, ist vorstellbar, aber<br />

für unsere Kundschaft noch weit weg. In der Vergangenheit ähnelte die Tätigkeit<br />

einer Art ‚Feuerwehr-Praxis‘. Wir wurden meist nur zu<br />

Notfällen gerufen“, betont Dr. Pöhlmann. Heute sei das<br />

anders. Je nach Größe des Betriebes ist er oder einer<br />

seiner Kollegen einmal pro Woche im Rahmen eines<br />

Betreuungsvertrages auf dem landwirtschaftlichen<br />

Betrieb für vorbeugende Untersuchungen. Dann habe<br />

man schon auch die Gelegenheit, das Futter und die<br />

Fütterung unter die Lupe zu nehmen. „Oft erkennen<br />

wir auch an dem, was hinten aus der Kuh<br />

herauskommt, wenn vorn beim Futter etwas<br />

nicht stimmt. Also sind schon beide Seiten<br />

der Kuh für den Tierarzt wichtig“, erklärt er<br />

schmunzelnd.<br />

einer Art ‚Feuerwehr-Praxis‘. Wir wurden meist nur zu<br />

Notfällen gerufen“, betont Dr. Pöhlmann. Heute sei das<br />

anders. Je nach Größe des Betriebes ist er oder einer<br />

seiner Kollegen einmal pro Woche im Rahmen eines<br />

Betreuungsvertrages auf dem landwirtschaftlichen<br />

Betrieb für vorbeugende Untersuchungen. Dann habe<br />

man schon auch die Gelegenheit, das Futter und die<br />

Fütterung unter die Lupe zu nehmen. „Oft erkennen<br />

wir auch an dem, was hinten aus der Kuh


TITELTHEMA<br />

DIGITALISIERUNG<br />

WAS IN ZUKUNFT GEHT<br />

„Die Digitalisierung wird unser Leben verändern“ – diese Aussage<br />

ist derzeit an jeder Ecke zu hören. Was aber bedeutet das Thema<br />

für einen Landtechnikhersteller und seine Kunden? Die Redaktion<br />

hat bei dem Bereichsleiter Elektronik und Produktinformatik bei<br />

Krone, Jan Horstmann, nachgefragt.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Die Digitalisierung ist in aller Munde. Wo liegen<br />

die Berührungspunkte mit der Landwirtschaft?<br />

Jan Horstmann: Der Begriff Digitalisierung ist weit verbreitet<br />

und leider auch schon ein Stück weit abgenutzt. Landwirte<br />

und Lohnunternehmer kommen mit dieser Thematik allerdings<br />

immer mehr in Kontakt. Alles beginnt heute schon bei<br />

der Beantragung der Flächenprämie. Hier muss der Landwirt<br />

seine Flächen digital melden.<br />

Darüber hinaus steigen die Anforderungen der Gesetzgeber,<br />

welche die Landwirte dazu zwingen, mehr und mehr zu<br />

dokumentieren. Heute arbeiten viele Landwirte mit Lohnunternehmern<br />

zusammen. Deren Maschinen können zukünftig<br />

die Daten der Landwirte für die optimale Erledigung<br />

der Arbeiten auf den jeweiligen Flächen nutzen. Die von den<br />

Lohnunternehmern aufgezeichneten Arbeitsdaten können<br />

wieder zurück zu den Landwirten fließen – und das in digitaler<br />

Form und vollautomatisiert.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Wie kann das in der Praxis aussehen?<br />

Horstmann: Schauen wir uns doch einmal die aktuelle Düngeverordnung<br />

an. Dort ist genau festgelegt, was zu dokumentieren<br />

ist. Es gibt eine Menge Schnittstellen zwischen Landwirten<br />

und Lohnunternehmern. Sie können in Abhängigkeit der<br />

erfassten Erntemengen gemeinsam die Düngeausbringung<br />

optimieren. Wir als Technikhersteller versuchen, den Weg<br />

frei zu machen für einen ungehinderten Datenaustausch<br />

zwischen unseren Maschinen und den am Markt bekannten<br />

Software-Lösungen. Das wird die Dokumentation deutlich<br />

vereinfachen.<br />

6 7


TITELTHEMA<br />

WAS IST EIGENTLICH …<br />

… die AEF?<br />

Diese Abkürzung steht für Agricultural Electronic Industry<br />

Foundation, einen Verein, der die internationale Standardisierung<br />

elektronischer Schnittstellen in der Landtechnik als<br />

Hauptziel hat. Die Entwicklung der ISOBUS-Normen und die<br />

Kompatibilitätsprüfungen zwischen Traktoren und Anbaugeräten<br />

sind dabei die Kernaufgaben. Jeder Hersteller muss<br />

jede Gerätesoftware durch ein zertifiziertes Prüflabor testen<br />

lassen. Über www.aef-isobus-database.org/isobusdb/login.jsf<br />

kann man sich anmelden und in einer Datenbank sämtliche<br />

ISOBUS-kompatiblen Geräte und Traktoren anzeigen lassen.<br />

… das CCI?<br />

Das Competence Center ISOBUS (CCI) ist ein Verein, der sich<br />

speziell mit der Produktentwicklung im Bereich ISOBUS<br />

beschäftigt. Zu den Mitgliedern des Vereins zählen heute<br />

weit über 20 Landtechnikunternehmen aus Deutschland,<br />

Frankreich, Italien, Japan, den Niederlanden, Österreich und<br />

der Tschechischen Republik. Zu den Aufgaben gehören beispielsweise<br />

die CCI-ISOBUS-Bedienterminals und Joysticks,<br />

die heute flächendeckend bei vielen Maschinen und Geräten<br />

zum Einsatz kommen.<br />

… die DKE-Data?<br />

DKE-Data steht für Daten, Kommunikation und Entwicklung.<br />

Der Begriff „Data” ist ein zusätzlicher Verweis auf das Thema<br />

Datenmanagement, das hierbei im Vordergrund steht. Derzeit<br />

sind 13 Landtechnik- und Softwareunternehmen daran<br />

beteiligt, die sich zur Aufgabe gemacht haben, ein offenes<br />

System zum Datenaustausch aufzubauen. Diese Plattform<br />

heißt agrirouter, und Landwirte sowie Lohnunternehmer<br />

können sie nach der Registrierung kostenlos nutzen.<br />

Ballungsgebieten der Standard sein, sondern muss überall<br />

zuverlässig funktionieren.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Was ist im Bereich der Digitalisierung in Zukunft<br />

noch zu erwarten?<br />

Horstmann: Wir wollen Systeme entwickeln, die automatisiert<br />

im Hintergrund laufen. Für die Erfassung der Daten auf<br />

den Maschinen kommen Sensoren zum Einsatz. Die Daten<br />

werden automatisch an das Managementsystem des Landwirtes<br />

bzw. Lohnunternehmers gesendet. Der Fahrer soll für<br />

die notwendige Dokumentation nicht zusätzlich belastet<br />

werden, sondern sich vollständig auf die Bedienung und Überwachung<br />

der Maschine konzentrieren. Selbst der Betriebsleiter<br />

bzw. Lohnunternehmer, der am Rechner im Betrieb sitzt, soll<br />

die Daten nicht zusätzlich „anfassen“ müssen, sondern sich<br />

nur noch die Auswertungen ansehen bzw. den Versand der<br />

Daten zur Verarbeitung an Dritte freigeben.<br />

-zustände aus der Ferne abzurufen, wenn der Kunde uns die<br />

Erlaubnis dafür gibt. Dadurch können wir neue Angebote<br />

machen, wie zum Beispiel das Krone Smart Telematics. Das<br />

dient dem Kunden hauptsächlich bei der Organisation. Er<br />

kann auf mobilen Endgeräten oder auf dem Rechner sehen,<br />

wie der Zustand der Maschine ist und wo sie sich befindet.<br />

Gerade in komplexen Logistikketten wie zum Beispiel in<br />

der Maisernte, kann dies eine gute Unterstützung für die<br />

Disposition sein. Das Smart Telematics kann in den ersten zwei<br />

Jahren nach Kauf der Maschine kostenlos genutzt werden.<br />

Im Service haben wir jetzt die Möglichkeit des Fernzugriffs<br />

auf die Maschinen durch eine Remote-Verbindung. Wenn<br />

der Kunde es erlaubt, kann sich die Fachwerkstatt direkt auf<br />

die Maschine einwählen und den Bildschirm der Maschine<br />

abrufen. Somit können Fehler und Störungen aus der Ferne<br />

diagnostiziert und der Kunde bei der Einstellung der Maschine<br />

unterstützt werden.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Welche Maschinen von Krone lassen sich in die<br />

digitale Dokumentation einbinden?<br />

Horstmann: In den selbstfahrenden Maschinen haben wir<br />

bereits serienmäßig die notwendige Hardware eingebaut. Es<br />

handelt sich dabei um das Krone „Smart Connect“ Modul, das<br />

mit einer Mobilfunkkarte zur Datenübertragung ausgerüstet<br />

ist. Das Modul ist in der Lage, Maschinendaten aufzuzeichnen<br />

und in Echtzeit an weiterverarbeitende Systeme bzw.<br />

den agrirouter (siehe auch „Offen für alle“ ab Seite<br />

10 in dieser <strong>Ausgabe</strong>) zu versenden.<br />

Die Mengen- und vor allem Nährstoffmessungen am<br />

Häcksler werden wichtige Datenquellen werden, zum<br />

Beispiel für die Berechnung der Nährstoffbilanzen.<br />

Ich gehe in der Einschätzung sogar noch einen<br />

Schritt weiter: Spätestens mit der weiteren Verschärfung<br />

der Düngeverordnung kommt niemand<br />

mehr um den agrirouter herum. Denn eines sollten sich<br />

jeder Landwirt und Lohnunternehmer realisieren: Der Dokumentationsdruck<br />

wird spürbar steigen, nicht nur in Sachen<br />

Düngung, sondern ebenso bei Stoffstrom- und Nährstoffbilanzen,<br />

durch Umweltauflagen oder Qualitätssicherungsvorgaben<br />

der Lebensmittelindustrie. Für Lohnunternehmer<br />

bieten sich diesbezügliche neue Möglichkeiten für zusätzliche<br />

Dienstleistungen.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Welche digitalen Anbindungen gibt es bereits<br />

heute bei Ihren Häckslern?<br />

Horstmann: Wir können zum einen u. a. Daten wie Erntemengen,<br />

Gewichte, Feuchtigkeit, Inhaltsstoffe und Dieselverbrauch<br />

messen und versenden. Diese Daten lassen sich für<br />

Abrechnungen, die Dokumentation sowie für Wirtschaftlichkeitsberechnungen<br />

nutzen. Zum anderen können wir aus der<br />

Managementsoftware des Betriebes Aufträge an den<br />

Häcksler senden, die der Fahrer dann abarbeiten<br />

kann. Im Prinzip lassen sich sämtliche ISOBUS-fähigen<br />

Geräte mit dem Modul Smart Connect<br />

ausrüsten. Dazu zählen unsere Ladewagen,<br />

Pressen, aber auch Mähwerke und Schwader.<br />

Beispielsweise können wir bei einer Großpackenpresse<br />

Ballengewichte, Feuchtigkeit<br />

und Ablageposition speichern und senden.<br />

Sollte der GSM-Mobilfunkempfang gestört<br />

sein, werden die Daten durch Smart Connect so<br />

lange zwischengespeichert, bis wieder eine stabile<br />

Datenverbindung vorliegt.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Die Netzabdeckung ist ein großes Thema auf<br />

dem Land ...<br />

Horstmann: Das stimmt! Wir als Landtechnik-Hersteller<br />

setzen uns deshalb auch für ein flächendeckendes 4G/5G-<br />

Netz für den ländlichen Raum ein. Dies darf nicht nur in<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: An welche Daten denken Sie dabei?<br />

Horstmann: Lohnunternehmer<br />

können die aufgezeichneten Daten<br />

für die Abrechnung mit den Landwirten<br />

nutzen und ebenso die<br />

Wirtschaftlichkeit der eingesetzten<br />

Maschinen sicherstellen. Auch die<br />

Landwirte profitieren davon. Sie<br />

sind beispielsweise dazu verpflichtet,<br />

eine Stoffstrombilanz zu erstellen.<br />

Der Lohnunternehmer häckselt den<br />

Mais, erfasst dabei die Mengen und<br />

zukünftig auch die Inhaltsstoffe. Diese<br />

Daten kann der Lohnunternehmer<br />

anschließend per Knopfdruck seinem<br />

Kunden freigeben, der sie dann<br />

einfach für seine Bilanzierung übernehmen<br />

kann. Ziel muss es natürlich<br />

sein, dass die aufbereiteten Daten<br />

komfortabel per Mausklick an die<br />

zuständigen Kammern versendet<br />

werden können.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Welche Rolle spielt die<br />

Digitalisierung im Service?<br />

Horstmann: Durch unsere Smart-<br />

Connect-Module haben wir die<br />

Möglichkeit, Maschinendaten und<br />

„DER FAHRER SOLL FÜR DIE<br />

NOTWENDIGE DOKUMEN­<br />

TATION NICHT ZUSÄTZLICH<br />

BELASTET WERDEN.“<br />

JAN HORSTMANN, BEREICHSLEITER ELEKTRONIK<br />

UND PRODUKTINFORMATIK<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Welche neuen Software-Lösungen sind in Zukunft<br />

von Krone zu erwarten?<br />

Horstmann: Wir werden u.a. eine<br />

einfach aufgebaute Ackerschlagdatei<br />

anbieten, die Maschinendaten<br />

automatisch übernehmen<br />

kann und vor allem für Landwirte<br />

interessant sein wird. Der geplante<br />

Start für das Produkt namens<br />

„Next Machine Management“ ist<br />

in diesem Sommer geplant. Für<br />

Lohnunternehmer ist ebenfalls die<br />

Einführung einer Managementsoftware<br />

vorgesehen, die intuitiv<br />

bedient werden kann und die<br />

komplette Managementabläufe<br />

im Lohnunternehmen von der<br />

Auftragsannahme über Rechnungserstellung<br />

bis hin zum Controlling<br />

und der Kalkulation sauber abbildet.<br />

Diese Lösungen werden offen<br />

sein und an den agrirouter angebunden.<br />

Beide Produkte entstehen<br />

in Kooperationen mit anderen<br />

Herstellern, sodass Offenheit und<br />

Unabhängigkeit für Landwirte und<br />

Lohnunternehmer sichergestellt<br />

sind. «<br />

8 9


TITELTHEMA<br />

AGRIROUTER<br />

OFFEN FÜR<br />

ALLE<br />

Der agrirouter ist eine reine „Datendrehscheibe“, konkurrenzlos,<br />

ohne Fachanwendungen und einfach zu handhaben. Diese<br />

Plattform steht allen Landwirten und Lohnunternehmern offen,<br />

aber ebenso allen Firmen aus den vor- und nachgelagerten<br />

Bereichen. Für die Digitalisierung der Landwirtschaft eröffnen<br />

sich so völlig neue Möglichkeiten.<br />

Externe<br />

Dienstleister<br />

Lebensmittel<br />

Industrie<br />

Lohnunternehmer<br />

Betriebsmittelhersteller<br />

Landwirt<br />

Berater<br />

App<br />

Anbieter<br />

Externe<br />

Datenaustausch Plattform<br />

Händler<br />

Maschinen<br />

Hersteller<br />

Landwirte und Lohnunternehmer, die den agrirouter<br />

nutzen, können weiterhin ihre Maschinen herstellerunabhängig<br />

wählen und müssen dadurch keine Nachteile bei<br />

der digitalen Verarbeitung der Daten befürchten. Darüber<br />

hinaus bestimmen sie damit weiterhin über ihre Daten<br />

vollumfänglich selbst. Der agrirouter soll dafür die Antwort<br />

sein, wie Stefan Niehof betont, der bei Krone im Produktmarketing<br />

für digitale Anwendungen zuständig ist. „Die<br />

Nutzer legen selbst fest, welche Daten sie nutzen möchten<br />

und an wen sie diese ggf. weitergeben wollen. In der Vergangenheit<br />

war der Austausch der Daten zwischen den<br />

unterschiedlichen Systemen nicht so einfach, da individuelle<br />

Schnittstellen sichergestellt sein mussten“, erläutert er.<br />

Krone konzentriert sich auf die Futterbergung, ist also kein<br />

Long-Liner. Da die Krone-Produkte auf den Betrieben häufig<br />

in gemischten Flotten mit verschiedenen Fabrikaten stehen,<br />

muss die Digitaltechnik der Maschinen offen für andere<br />

Herstellersysteme sein. Das war einer der Gründe für das<br />

Speller Unternehmen, sich an der DKE Data GmbH & Co. KG<br />

und damit am Aufbau der „Datendrehscheibe“ agrirouter<br />

zu beteiligen, so Stefan Niehof.<br />

In der Landwirtschaft gibt es heute viele unterschiedliche<br />

Management-Softwarelösungen. Für diese Lösungen steht<br />

der agrirouter offen und sorgt dafür, dass die Maschinendaten<br />

automatisch und optimal genutzt werden können<br />

(mehr Infos dazu unter https://my-agrirouter.com).<br />

Die Softwarelösung trifft auf bunt gemischte Landtechnik-Flotten<br />

in der Praxis und muss deren<br />

Daten verarbeiten können, wenn sie eine Chance<br />

am Markt haben will. Die dritte Motivation<br />

der beteiligten Unternehmen, eine<br />

offene Plattform zu schaffen, war<br />

die Option, künftig unabhängige,<br />

innovative Dienstleistungen für Landwirte und Lohnunternehmer<br />

anbieten zu können.<br />

Wie geht es weiter mit dem agrirouter? Die Testphase ist<br />

vorbei und Ende Februar 2<strong>01</strong>9 wurde das System offiziell für<br />

den flächendeckenden Praxiseinsatz freigeschaltet. Bisher<br />

sind 13 Hersteller an dem Projekt beteiligt. Diese rechnen<br />

damit, dass sich die Zahl der teilnehmenden Hersteller in<br />

den kommenden vier Jahren verdreifacht. Die Anzahl der<br />

eingebundenen Softwarelösungen beläuft sich derzeit auf<br />

rund 40, so Stefan Niehof. Auch dieser Teil werde durch<br />

die geplante Internationalisierung stark wachsen, ist der<br />

Produktmanager überzeugt. Die Summe der Endanwender<br />

dürfte nach seiner Einschätzung bis dahin im fünfstelligen<br />

Bereich liegen. Geräte und Maschinen mit ISOBUS-Controller<br />

lassen sich in der Regel mit einer Telemetrie-Box nachrüsten<br />

und sind somit für die Einbindung in den agrirouter nutzbar.<br />

Um darüber hinaus Nutzer dafür zu gewinnen, die sich bisher<br />

von Managementsoftware ferngehalten haben, werden<br />

in Zukunft einfache Anwendungen programmiert und<br />

an den agrirouter gekoppelt. Landwirte und Lohnunternehmer<br />

können sich kostenfrei für die Nutzung<br />

registrieren, so sein abschließender Hinweis. «<br />

Stefan Niehof, im Krone-Produktmarketing<br />

zuständig für digitale<br />

Anwendungen: „Die Kunden<br />

legen beim agrirouter selbst<br />

fest, welche Daten sie nutzen<br />

möchten und an wen sie diese<br />

weitergeben wollen.“<br />

10 11


TITELTHEMA<br />

LANDTECHNIK IGL, PFREIMD<br />

PRAXIS BRINGT<br />

ROUTINE<br />

Alois (l.) und Günter Igl sind überzeugt, dass im<br />

Zuge der Digitalisierung nur offene Systeme<br />

mit absolut kompatiblen Schnittstellen von den<br />

Landwirten und Lohnunternehmern akzeptiert<br />

werden.<br />

Der steigende Anteil<br />

Elektronik und digitaler<br />

Anwendungen eröffnet neue<br />

Möglichkeiten bei der<br />

Flächenbewirtschaftung –<br />

ist aber für den Fachhandel<br />

als „Schnittstelle“ zwischen<br />

Hersteller und Kunden eine<br />

Herausforderung. Wichtig<br />

sind deshalb Fachkompetenz<br />

und Praxiserfahrung,<br />

ist Günter Igl überzeugt.<br />

Je einfacher ein technisches Produkt zu bedienen ist, desto<br />

größer ist die Akzeptanz der Nutzer und damit auch<br />

die Geschwindigkeit der Verbreitung besagten Produkts.<br />

Dieser Überzeugung ist jedenfalls Günter Igl, der zusammen<br />

mit seinem Bruder Alois in zweiter Generation einen Landmaschinen-Fachbetrieb<br />

im oberpfälzischen Pfreimd leitet,<br />

unmittelbar an der A 93 gelegen. „Anschauliche Beispiele<br />

dafür sind für mich die Smartphones oder auch der Messenger-Dienst<br />

WhatsApp. Sie sind intuitiv und sofort nutzbar,<br />

niemand muss dafür eine Bedienungsanleitung lesen oder<br />

gar eine Schulung belegen. Und doch funktioniert es in<br />

der Regel einwandfrei“, meint Günter Igl. „Das kann man<br />

von modernen Landmaschinen, vor allem mit Blick auf<br />

deren Elektronik, nicht immer in gleichem Maß behaupten“,<br />

fügt er hinzu.<br />

KOMPATIBILITÄT IST<br />

UNERLÄSSLICH<br />

Dabei ist Günter Igl sich durchaus bewusst, dass er mit<br />

seiner Bemerkung Äpfel mit Birnen vergleicht, zumindest<br />

ein wenig. Denn die Funktionalität eines Handys könne<br />

nicht 1:1 verglichen werden mit den Anforderungen, die von<br />

der Steuerungselektronik einer Pflanzenschutzspritze oder<br />

eines Mähdreschers zu erfüllen seien. „Außerdem hat sich<br />

in den zurückliegenden drei, vier Jahren auf diesem Gebiet<br />

bei Landmaschinen sehr viel zugunsten der Bedienbarkeit<br />

und Funktionalität getan“, ist er überzeugt. „Allerdings sind<br />

lange noch nicht alle Herausforderungen bewältigt, vor<br />

allem, was die Kompatibilität verschiedener Traktor- und<br />

Gerätemarken angeht“, ergänzt er.<br />

Dieser Aspekt ist aus Sicht der Unternehmer-Brüder sehr<br />

wichtig, vertreten sie doch mit ihrem Fachbetrieb in der<br />

Landtechnik ein breiteres Spektrum sehr unterschiedlicher<br />

Fabrikate. An erster Stelle stehen dabei in der Landtechnik<br />

Case IH, Krone und Amazone. „Wir setzen neben dem Traktor<br />

bewusst auf Geräte von Herstellern, die in ihren jeweiligen<br />

Produktsegmenten Spezialisten sind. Denn nur so ist es<br />

möglich, unseren Kunden die bestmögliche Technik anzubieten.<br />

Kein sogenannter Long-Liner kann in allen Bereichen<br />

führend sein, deshalb sehen wir in unserer Mischung marktrelevanter<br />

Top-Marken für unsere Kunden den richtigen<br />

Weg“, erläutert Günter Igl seine Haltung.<br />

Auch in Bezug auf besagte Kompatibilität der Elektronik und<br />

der digitalen Anwendungen passen die drei Hersteller seines<br />

Erachtens gut zusammen – unter anderem, weil keiner über<br />

den Umweg der Digitalisierung Kunden zwingend an sich<br />

zu binden versuche. „Das bedeutet nicht, dass immer alles<br />

perfekt funktioniert. Aber es besteht nach meiner Wahrnehmung<br />

bei allen drei Firmen Konsens darüber, dass nur offene<br />

Systeme mit absolut kompatiblen Schnittstellen auf Dauer<br />

von den Landwirten und Lohnunternehmern akzeptiert<br />

werden. Erst dann wird sich der Nutzen der Digitalisierung<br />

in der Landtechnik voll entfalten“, so der Fachhändler.<br />

MEHR EFFIZIENZ<br />

Diese Akzeptanz in seiner Kundschaft sei mittlerweile<br />

deutlich gestiegen, zumindest bei Käufern von Traktoren<br />

oberhalb der 150-PS-Grenze und/oder den jüngeren Landwirten.<br />

„Die hängen sich teilweise wirklich rein in das<br />

Thema“, berichtet er. Den Einstieg bilden für viele Kunden<br />

die Lenksysteme bzw. die automatische Spurführung. Hier<br />

„teasern“ die Brüder Igl den Bedarf gern mal an, indem sie<br />

Traktoren für die Systeme vorkonfigurieren und den Käufern<br />

in der Anfangsphase kostenlos zur Verfügung stellen. Das<br />

senke die Hemmschwelle, sich damit zu beschäftigen und<br />

sei ein guter Einstieg in die Digitalisierung. „Der Nutzen<br />

solcher Systeme ist dann schnell erkennbar“, sagt Günter Igl.<br />

Im Mittelpunkt des Interesses stehe dabei außerdem die<br />

digitale Erfassung der einzelnen Flurparzellen, ebenso<br />

wie das Anlegen von Fahrspuren und festen Fahrgassen,<br />

jeweils in Abhängigkeit der Arbeitsbreiten der einzelnen<br />

Maschinen. Spür- und messbarer Nutzen ergibt sich nach<br />

seiner Einschätzung aus der automatischen Teilbreiten-<br />

12 13


TITELTHEMA<br />

Spurführungssysteme sind für viele Kunden der Einstieg in die Digitalisierung der Feldbewirtschaftung. Landtechnik Igl setzt dazu auf Vorführungen, vorkonfigurierte Traktoren<br />

und die kostenlose Nutzung in der Startphase.<br />

schaltung, etwa bei der Düngung oder im Pflanzenschutz.<br />

Auch die Bestimmung des Trockensubstanzgehalts bei der<br />

Grünfutterernte mit dem Häcksler ist sehr gefragt, so der<br />

Fachhändler. Und nicht zu vergessen – die Datenerfassung<br />

für die vielfältigen Dokumentationspflichten der Landwirte.<br />

Überhaupt sieht er die Vorteile der Digitalisierung nicht<br />

allein im Ackerbau, sondern auch und gerade auf Grünland.<br />

Dafür sprechen mehrere Gründe, wie Günter Igl hervorhebt:<br />

„Die Effizienz beim Mähen, Wenden und Schwaden ist<br />

sehr deutlich. Nehmen Sie als Beispiel eine Grünlandfläche<br />

von 50 ha, bei der durch Überlappungen der einzelnen<br />

Arbeitsspuren nur 10 % quasi doppelt bearbeitet werden.<br />

Dieser Wert ist durchaus realistisch, schließlich sind die<br />

Arbeitsgeschwindigkeiten dort oft größer als auf dem Acker.<br />

Hochgerechnet auf vier Grasschnitte pro Jahr, die in unserer<br />

Region in normalen Jahren die Regel sind, entspricht das<br />

rund 20 ha. Und ein Lohnunternehmer bearbeitet sogar ein<br />

Vielfaches dessen“, rechnet er vor.<br />

MOTIVATION DURCH<br />

WISSEN<br />

Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die elektronischen<br />

Systeme gut funktionieren, ist die Kompetenz des Fachhandels,<br />

so Günter Igl weiter. Schließlich seien die Servicebetriebe<br />

das entscheidende Bindeglied zwischen Herstellern<br />

und Kunden. Generell investieren die beiden Unternehmer<br />

aus Pfreimd viel in die Aus- und Weiterbildung ihrer Serviceteams,<br />

also der 27 Kollegen in Werkstatt und Ersatzteillager.<br />

Drei der 24 Mechatroniker sind inzwischen auf Elektronik<br />

und digitale Systeme spezialisiert. „Wichtig ist dabei nicht<br />

nur ein hohes Schulungsniveau, sondern vor allem viel<br />

Praxiserfahrung, die wiederum zu sehr positiver Routine<br />

im Tagesgeschäft führt, um auch ausgefallene Störungen<br />

beheben zu können. Meist brennt dann die sprichwörtliche<br />

Hütte, wenn es in der Saison auf jede Stunde ankommt oder,<br />

wie bei Lohnunternehmern, ganze Technikketten betroffen<br />

sind, die dann stillstehen. Da ist schon Stress angesagt. Hier<br />

schnell helfen zu können, ist ein wichtiger Wettbewerbsvorteil<br />

für den Fachhandel.“<br />

Bei allem eigenen Engagement ist es für Günter Igl<br />

unerlässlich, im Ernstfall auf die Unterstützung des<br />

Herstellers zurückgreifen zu können. Mit zunehmendem<br />

Anteil elektronischer Komponenten, Sensoren und sensibler<br />

Steuerungstechnik steige die Bedeutung dessen noch, betont<br />

er. Diesbezüglich sieht sich der Händler von seinen<br />

Hauptlieferanten insgesamt gut unterstützt. Wobei es in<br />

den inhabergeführten Familienunternehmen einfacher sei,<br />

auch in den Saisonspitzen kurzfristig kompetente Ansprechpartner<br />

ans Telefon zu bekommen. „Da setzt Krone schon<br />

Maßstäbe, genauso wie bei den Schulungen“, so Günter<br />

Igl. „Erkennbar ist das für mich, wenn die Techniker von<br />

den Trainingseinheiten zurückkommen und sich zufrieden<br />

äußern. Denn wenn man Schulungsgebühren, Reisekosten<br />

und Verdienstausfall zusammenrechnet, investieren wir<br />

pro Manntag Schulung bis zu 800 €. Da muss für die Praxis<br />

auch ein entsprechender Wissens- und Motivationsschub<br />

kommen. Aber das passt“, meint er. «<br />

14 15


TITELTHEMA<br />

LANDWIRT ANDERS JOHNSSON, RÖRUM (S)<br />

DER ROBOTER-<br />

PIONIER<br />

An der Küste zur Ostsee im südöstlichen<br />

Schweden befindet sich der<br />

Betrieb der Familie Johnsson. 200 Kühe<br />

plus Nachzucht stehen hier im Stall. Von<br />

außen ein völlig „normaler“ Betrieb, wenngleich<br />

für schwedische Verhältnisse eher<br />

ein größerer. Doch die erste Besonderheit<br />

fällt beim Betreten des Stalles sofort<br />

auf: Es gibt keinen befahrbaren breiten<br />

Futtertisch, wie er sonst in den meisten<br />

Ställen üblich ist. Stattdessen hängen<br />

zwei Stahlschienen über dem schmalen<br />

Gang. Und es liegt nur wenig Futter vor<br />

den Kühen – dafür ist es frisch, riecht gut<br />

und ist homogen gemischt.<br />

Automatisierung und Digitalisierung<br />

sind Trendthemen der Landwirtschaft.<br />

Diesbezüglich war<br />

Anders Johnsson aus Rörum in<br />

Südschweden seiner Zeit weit<br />

voraus: Er baute vor 20 Jahren den<br />

ersten „Roboterstall“ in Schweden.<br />

Bernd Feuerborn, Redakteur bei<br />

„agrarheute“, hat den Pionier für<br />

<strong>XtraBlatt</strong> besucht.<br />

DREI MELKROBOTER<br />

Die zweite Besonderheit: Auf der einen<br />

Seite des Boxenlaufstalles stehen zwei<br />

Lely-Roboter und auf der anderen Seite<br />

steht ein dritter Roboter. Anders Johnsson<br />

erklärt stolz: „Wir waren der erste Betrieb<br />

in Schweden, der einen komplett neuen<br />

Stall mit Robotertechnologie gebaut hat.<br />

Im Mai 2<strong>01</strong>8 war das 20 Jahre her!“ Anfangs<br />

standen nur zwei Roboter im Stall.<br />

Nach zwölf Jahren wurde dann ein dritter<br />

in den Stall integriert. Die beiden alten<br />

wurden in der Folgezeit ersetzt, sodass<br />

heute drei Melkroboter der 4. Generation<br />

von Lely im Stall stehen. Jeder melkt rund<br />

70 Kühe. Ein Lely Astronaut ist für die<br />

jungen Kühe und Erstkalbinnen zuständig.<br />

„Hier habe ich mehr Betreuungsaufwand<br />

und kann die Jungkühe besser an den<br />

Roboter gewöhnen“, sagt Anders Johnsson.<br />

Anders Johnsson war vor über 20 Jahren in Schweden einer der Pioniere beim Thema Robotermelken.<br />

Nach drei bis vier Laktationen werden die<br />

Kühe durch die eigene Nachzucht ersetzt.<br />

Das Erstkalbealter der Färsen liegt bei<br />

24 Monaten.<br />

Die Milchleistung der 200 Kühe kann sich<br />

sehen lassen: 10.000 l Stalldurchschnitt bei<br />

4 % Fett und 3,4 % Eiweiß erzeugen die Kühe.<br />

Im Stall stehen Tiere der Rasse Schwedisch<br />

Rot und Holstein Friesian. Rund 3,30 Schwedische<br />

Kronen zahlte die Molkerei letzten<br />

Sommer für die Milch, das entspricht in<br />

Euro etwa 32 ct/l. Alle Leistungsdaten, wie<br />

Milchleistung, Kraftfutteraufnahme, Anzahl<br />

der Melkungen, Laktationsbeginn oder<br />

Trächtigkeit der Kühe kann der Landwirt am<br />

Computer auslesen. Die Roboter melken die<br />

Kühe im Durchschnitt etwa 2,8-mal am Tag,<br />

so zeigt es der Bildschirm an. Tiere, die zu<br />

lange nicht gemolken wurden, meldet die<br />

Technik ebenfalls. „Dann heißt es Nachtreiben“,<br />

schmunzelt Anders Johnsson. Er teilt<br />

sich die Arbeit auf dem Betrieb mit seiner<br />

Frau, seinem Sohn und zwei Angestellten.<br />

„Aber in der Regel gehen die Kühe gerne<br />

zum Melken“, ergänzt er noch.<br />

COMPUTERGENAU<br />

FÜTTERN<br />

Um das Füttern kümmert sich ebenfalls<br />

ein Computer. Denn der Futtermischwagen<br />

fährt auf Schienen an der Decke durch den<br />

Stall. 2,5 m³ kann der Mischer auf einmal<br />

aufnehmen. Das funktioniert automatisch.<br />

Aus den Vorratsbehältern holt sich der Mischer<br />

seine Komponenten. Neben Gras- und<br />

Maissilage sind das im Betrieb Johnsson<br />

16 17


TITELTHEMA<br />

Rörum<br />

1 2<br />

3<br />

noch Getreideschrot, Zuckerrübenschnitzel,<br />

Mineralfutter und Protein.<br />

Im Stall und zur Füllstation fährt der Mischer<br />

elektrisch. Die Komponenten für die<br />

einzelnen Rationen sind im Computer hinterlegt<br />

und werden nach und nach eingeladen.<br />

Insgesamt füttert der Betrieb drei Rationen<br />

für die unterschiedlichen Leistungsgruppen<br />

der Milchviehherde. Für die Färsen fährt der<br />

Mischer noch eine Extratour.<br />

Zum Mischen fährt der Futterwagen extra<br />

an eine Mischstation. Hier steht ein starker<br />

stationärer Elektromotor. Der Mischer dockt<br />

an und das Futter wird exakt für die vom<br />

Rechner vorgegebene Zeit gemischt. Ein Vermusen<br />

durch zu langes Mischen gibt es nicht.<br />

Nach dem Mischen geht es über die Schienen<br />

an der Decke auf den schmalen Futtertisch.<br />

Der Mischer kann zu beiden Seiten austragen,<br />

über Kontakte weiß er genau, welche<br />

Mischung wo gefüttert werden muss. Was<br />

er nicht kann, ist sehen, deshalb gibt es auf<br />

jeder Seite einen Notstopp, falls sich doch<br />

mal jemand auf dem Futtertisch befindet.<br />

Rund 30 Minuten benötigt der Mischer<br />

zum Füttern einer Gruppe, insgesamt 1,5 h<br />

für den Stall. Und alles funktioniert mehrmals<br />

am Tag wie von Geisterhand. Nicht<br />

von Geisterhand klappt das Befüllen der<br />

Mischstation: Gras- und Maissilage müssen<br />

nach wie vor aus dem Fahrsilo geholt und in<br />

die Vorratsbehälter gebracht werden.<br />

Der große Vorteil der automatischen<br />

Fütterung: Es wird weniger Stallfläche benötigt,<br />

die Tiere bekommen häufiger frisch<br />

gemischtes Futter, und der Stall kann im<br />

Winter geschlossen bleiben. Bei kalten<br />

Wintern und viel Schnee ist das durchaus<br />

ein positiver Nebeneffekt in Schweden!<br />

In den Sommermonaten kann sich der<br />

Fütterungsroboter etwas schonen. Für vier<br />

Monate sollen die Kühe für 6 h draußen<br />

sein und sich frei bewegen können. Deshalb<br />

befinden sich rund um den Stall einige Weiden,<br />

die ausreichend Auslauf gewährleisten.<br />

EIGENER BiG X<br />

Das Futter erzeugt der Betrieb weitgehend<br />

selbst. Die Qualität des Futters ist dem<br />

Betriebsleiter sehr wichtig. Deshalb hat er<br />

sich einen eigenen Häcksler gekauft, einen<br />

Krone BiG X. „Seit mein Sohn das Futter<br />

häckselt, haben wir die Silage, die wir benötigen,<br />

um die Tiere optimal zu füttern.<br />

Früher mit dem Lohnunternehmer stimmte<br />

die Qualität aus unserer Sicht nie so richtig.“<br />

Besonders die Termintreue sei ein Problem<br />

gewesen, fügt er hinzu. Jetzt kann der Betrieb<br />

seine Silage nach eigener Darstellung<br />

mit einem Trockensubstanzgehalt von 28<br />

bis 32 % einfahren. Rund 200 Stunden bekommt<br />

der BiG X 500, Baujahr 2<strong>01</strong>0, jedes<br />

Jahr auf die Uhr. Sicher zu wenig für eine<br />

wirtschaftliche Auslastung des Häckslers,<br />

aber die Futterqualität ist es dem Landwirt<br />

4<br />

1 Die Johnsson-Kühe werden im<br />

Mittel 2,8-mal pro Tag gemolken.<br />

Der Herdendurchschnitt liegt bei<br />

10.000 l/Tier.<br />

2 Den Stall hat der Landwirt 1998<br />

neu gebaut und von Beginn an<br />

automatisiert.<br />

3 Rörum liegt im südlichen Schweden,<br />

auf gleicher Höhe wie Malmö.<br />

4 Anders Johnsson legt sehr<br />

großen Wert auf bestmögliche<br />

Grundfutterqualität.<br />

LANDWIRTSCHAFT IN SCHWEDEN Quelle: Jordbruksstatistik Sammanställning 2<strong>01</strong>8<br />

Fläche<br />

Landwirtschaftliche Nutzfläche<br />

Ackerfläche<br />

Grünland<br />

Wald<br />

Betriebe<br />

wert. Gekauft hat Anders Johnsson den<br />

Häcksler übrigens bei einem Landmaschinenhändler<br />

in Niedersachsen. Damals hatte<br />

die Maschine rund 1.000 h auf dem Buckel.<br />

„In normalen Jahren können wir drei Schnitte<br />

Grassilage machen,“ betont er. Für die Kühe<br />

kommt das Gras in Fahrsilos. Für die Kälber<br />

gibt es extra Grassilage aus Rundballen.<br />

Gemäht wird mit einer Schmetterlingskombination<br />

Easy Cut 870 CV von Krone.<br />

Der Betrieb ist für seine rund 300 ha bewirtschafteter<br />

Fläche insgesamt gut mechanisiert.<br />

So stehen sechs Traktoren bis 350 PS<br />

bereit. Ein großes Güllefass gehört zum Hof,<br />

genauso wie ein eigener Miststreuer. Neben<br />

3.032.000 ha<br />

2.580.000 ha<br />

452.000 ha<br />

3.326.000 ha<br />

Anzahl der Betriebe 63.000<br />

Davon Vollerwerbsbetriebe 15.500<br />

Durchschnittliche Betriebsgröße<br />

Viehhaltung<br />

41 ha<br />

Anzahl der rinderhaltenden Betriebe 16.300<br />

Anzahl der Milchviehbetriebe 3.600<br />

Anzahl Milchkühe<br />

Durchschnittliche Herdengröße<br />

322.<strong>01</strong>0 Kühe<br />

89 Kühe<br />

dem BiG X 500 zum Häckseln stehen in der<br />

Maschinenhalle noch ein Mähdrescher und<br />

eine Rundballenpresse.<br />

Anzahl der Schweinehalter<br />

Anzahl der Sauenhalter<br />

Durchschnittliche Bestandsgröße<br />

Anzahl der Mastbetriebe<br />

Anzahl Mastschweine über 20 kg<br />

Durchschnittliche Bestandsgröße<br />

Erträge<br />

Durchschnittsertrag Winterweizen<br />

Durchschnittsertrag Winterraps<br />

Durchschnittsertrag Speisekartoffeln<br />

Durchschnittsertrag Zuckerrüben<br />

Landtechnik<br />

Anzahl verkaufter Neu-Traktoren<br />

Ø Leistung der Neutraktoren<br />

Die wichtigste Kultur und Futtergrundlage<br />

für die Kühe ist mit rund 120 ha das<br />

Grünland, dann wachsen noch rund 30 ha<br />

Winterweizen und gut 25 ha Sommergerste<br />

auf den Feldern. Um dem Häcksler noch<br />

etwas Auslastung zu geben und mehr<br />

Energie in die Ration zu bekommen, baut<br />

der Betrieb noch auf 54 ha Silomais an.<br />

Die Maissilage wird rund 20 mm kurz gehäckselt,<br />

allerdings in Abhängigkeit von<br />

dem Trockensubstanzgehalt des Erntegutes.<br />

Wichtig ist dem Landwirt eine gut verdichtete<br />

Silage, die auch im Sommer stabil ist<br />

und sich nicht nacherwärmt.<br />

1.300 Betriebe<br />

800 Betriebe<br />

165 Tiere<br />

1.100 Betriebe<br />

836.002 Tiere<br />

825 Plätze<br />

73,6 dt<br />

34,3 dt<br />

308,4 dt<br />

632 dt<br />

2.800 St.<br />

147 PS<br />

Fazit: Alles für die Milch und das digital!<br />

So könnte das Motto der Farm Aspekulle in<br />

Südschweden sein. Im Stall wird die Herde<br />

nicht nur vom Computer überwacht und<br />

vom Roboter gemolken. Auch die Fütterung<br />

übernimmt ein Computer mit einem Futtermischer,<br />

der an Schienen hängend durch<br />

den Stall fährt. Nur für die Futtervorräte<br />

in den Vorratsboxen hat der Mensch zu<br />

sorgen, sonst gibt es eine Fehlermeldung.<br />

So bleibt dem Betriebsleiter und seinen<br />

Mitarbeitern mehr Zeit für eine gezielte<br />

Tierbeobachtung. «<br />

18 19


PRAXIS<br />

MOLKEREI HÜTTENTHAL<br />

HANDWERKLICH & REGIONAL<br />

Familie erworben. „Allein im Odenwald<br />

gab es damals sieben Molkereien“, sagt<br />

Kurt Kohlhage. „Davon sind allein wir<br />

übriggeblieben.“<br />

Anders als in Frankreich oder in der Schweiz wird Milch in<br />

Deutschland hauptsächlich von Großmolkereien verarbeitet.<br />

Regionale Spezialisten, wie die Molkerei Hüttenthal, gibt es hierzulande<br />

kaum mehr. Eine besondere Reise in den Odenwald.<br />

Die Molkerei Hüttenthal befindet sich in Familienbesitz von Britta und Kurt Kohlhage.<br />

Wiesen, Wald und Flusstäler findet<br />

man reichlich im Odenwald. Das<br />

Mittelgebirge befindet sich im Dreieck zwischen<br />

den Städten Heidelberg, Darmstadt<br />

und Würzburg. Die Flächen werden teilweise<br />

für den Ackerbau, aber überwiegend<br />

als Grünland genutzt. Fleckvieh ist hier die<br />

bodenständige Rinderrasse. „Das Rückgrat<br />

unserer Produktion ist die Milch von<br />

16 landwirtschaftlichen Familienbetrieben,<br />

davon zwei mit Ziegen, die uns alle zwei<br />

Tage rund 14.000 l Kuh- und 1.000 l Ziegenmilch<br />

liefern“, erklärt Britta Kohlhage.<br />

Sie und ihr Mann Kurt sind Inhaber der<br />

Molkerei Hüttenthal. Der weiteste Betrieb<br />

ist nur 25 km, d. h. eine halbe Stunde von<br />

der Molkerei entfernt.<br />

Britta und Kurt Kohlhage stellen hohe<br />

Ansprüche an ihre Milchbauern. Gentechnisch<br />

verändertes Futter ist ebenso verpönt<br />

wie der Einsatz von Glyphosat auf dem<br />

Grünland. Der Weidegang im Sommer ist<br />

obligatorisch. Eine Ausnahme bilden zwei<br />

Bauernhöfe, auf denen mit dem Roboter<br />

gemolken wird. Aber dort dürfen die Tiere<br />

auf der direkt angrenzenden Weide auch<br />

frische Luft und Sonne tanken. Dafür gibt<br />

es dann auch einen Auszahlungspreis,<br />

der rund 2 ct/kg über dem Durchschnitt<br />

liegt. „Unsere Landwirte halten im Mittel<br />

52 Kühe, pro Betrieb werden uns jährlich<br />

rund 400.000 kg Milch geliefert. So kommen<br />

wir auf eine Milchmenge von insgesamt<br />

etwa 5 Mio. kg im Jahr, die wir in unserer<br />

Molkerei zu Frischprodukten und Käse verarbeiten“,<br />

ergänzt Kurt Kohlhage. „Und das<br />

reicht auch. Wir sind damit gut ausgelastet,<br />

weiter expandieren wollen wir nicht.“ Der<br />

Betrieb existiert bereits seit dem Jahr 1900.<br />

Damals war er noch genossenschaftlich<br />

organisiert. Zwölf Jahre später hat ihn die<br />

SORTIMENTS-<br />

ERGÄNZUNG<br />

Von den früheren Zeiten, als die Milch noch<br />

in Kannen angeliefert wurde, zeugt die<br />

typische Rampe an der Vorderseite des<br />

Gebäudes. Heute wird der weiße Rohstoff<br />

alle zwei Tage mit dem Tankwagen<br />

mit einer Temperatur von 4 °C auf den<br />

Höfen abgeholt. Kurt Kohlhage erklärt:<br />

„Bei der Milchmenge haben wir nur noch<br />

geringe Schwankungen. Früher war das<br />

viel extremer, weil die Frühjahrskalbung<br />

sehr verbreitet war. Im Winter gab es<br />

teilweise mehr als 30 % weniger Milch.<br />

Was sich jedoch immer noch verändert,<br />

sind die Inhaltsstoffe. Im Winter beträgt<br />

der Gehalt an Fett rund 4,3 % und der<br />

an Eiweiß maximal 3,5 %. Während der<br />

Weidesaison sind es 3,9 % Fett und 3,3 %<br />

Eiweiß. Ganz anders ist das bei den Ziegen.<br />

Da werden alle weiblichen Tiere eines Bestandes<br />

gleichzeitig trockengestellt. Und<br />

anschließend säugen sie ihre Zicklein. Da<br />

bekommen wir drei Monate – von Ende<br />

November bis Ende Februar – überhaupt<br />

keine Milch.“<br />

Mit der Verarbeitung von Ziegenkäse hat<br />

Familie Kohlhage vor etwa 25 Jahren begonnen,<br />

als Britta und Kurt Kohlhage die<br />

Molkerei übernommen haben. „Wir waren<br />

damals auf der Suche nach einer zusätzlichen<br />

Nische, als drei Landwirte bei uns<br />

angefragt haben, ob wir Interesse hätten“,<br />

20 21


PRAXIS<br />

1 Die Bauernfamilie Sponagel ist<br />

einer von 16 Lieferanten der<br />

Molkerei Hüttenthal.<br />

2 Beim Dicklegen wird die Milch<br />

unter Zugabe von Lab zum Gerinnen<br />

gebracht. Beim Schneiden<br />

trennen sich Käsebruch und Molke.<br />

3 Der Käsebruch wird in Formen<br />

eingefüllt.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

sagt Britta Kohlhage. „Das war damals noch<br />

sehr ungewöhnlich. Wir haben es ausprobiert<br />

und zwei dieser Landwirte beliefern<br />

uns noch heute.“ Das Sortiment umfasst<br />

heute zwei halbfeste Schnittkäse. Dazu<br />

kommen handgeschöpfter Frischkäse und<br />

frische Ziegenmilch.<br />

Die Verarbeitung von Ziegenmilch ist nicht<br />

ohne. „Sie ist empfindlicher beim Verkäsen<br />

als Kuhmilch“, so Kurt Kohlhage. „Alle<br />

Parameter wie Temperatur oder Dauer der<br />

Dicklegung müssen ganz exakt eingehalten<br />

werden. Zudem hat sie stark schwankende<br />

Fettgehalte. Am Anfang der Laktation sind<br />

die Inhaltsstoffe sehr hoch, dann sinken<br />

sie stark ab, um am Ende wieder massiv<br />

anzusteigen. Das müssen wir natürlich bei<br />

der Weiterverarbeitung berücksichtigen.“<br />

ROLLENBUTTER<br />

Aber zurück zur Kuhmilch. Diese wird nach<br />

dem Abendmelken bei den Landwirten<br />

abgeholt und am nächsten Morgen direkt<br />

verarbeitet. Zuerst geht es in die Zentri-<br />

fuge, wo sie entrahmt wird. Anschließend<br />

wird die Magermilch bei 74 bis 76 °C und<br />

der Rahm bei 102 °C für jeweils 20 sek<br />

schonend pasteurisiert. Dabei entsteht<br />

gleich ein verkaufsfertiges Produkt: Schlagrahm,<br />

der in verschiedenen Gebinden<br />

abgefüllt wird: 250 g für Privatkunden<br />

und Großgebinde mit 5 kg oder 10 kg für<br />

die Gastronomie. Etwa zwei Drittel des<br />

Rahmes werden verbuttert. Dies geschieht<br />

nicht im klassischen Butterfass, sondern<br />

in einer Maschine nach dem kontinuierlichen<br />

Verfahren. „Die Fettkügelchen in<br />

der Milch haben einen Mantel aus Eiweiß“,<br />

erklärt Kurt Kohlhage den Prozess. „Dieser<br />

wird beim Buttern zerstört, das Butterfett<br />

tritt aus und wird anschließend geknetet.<br />

So entstehen Butter und Buttermilch.“<br />

Eine besondere Spezialität der Molkerei<br />

Hüttenthal ist die lose Rollenbutter. Dass<br />

sie viel besser schmeckt als abgepackte<br />

Butter, davon konnten wir uns direkt vor<br />

Ort überzeugen. Sie ist aber auch ein Verkaufsschlager<br />

bei Marktbeschickern und<br />

ein optisches Highlight an ihren Ständen.<br />

Die Hüttenthaler Butter ist natürlich durch<br />

lebende Milchsäurebakterien gesäuert.<br />

Mildgesäuerte Butter im Handel ist Süßrahmbutter,<br />

der im Nachhinein Milchsäurekonzentrat<br />

zugefügt wurde.<br />

„Aber auch die Buttermilch ist bei unseren<br />

Kunden sehr beliebt“, weiß Britta<br />

Kohlhage. „Sie säuert über Nacht, wird<br />

schön sämig und kann am nächsten Tag<br />

als Trinkbuttermilch abgefüllt werden.<br />

Oder es gibt sie frisch gezapft in unserem<br />

Laden. Buttermilch enthält nur 0,8 % Fett,<br />

aber viel Lecithin. Sie ist eine regelrechte<br />

Nervennahrung.“ Weitere Frischeprodukte<br />

der Molkerei Hüttenthal sind Quark in<br />

verschiedenen Fettstufen, Schichtkäse,<br />

Schmand, gerührter Joghurt und stichfeste<br />

Dickmilch. Mit Ausnahme von Quark<br />

gibt es keine Produkte mit zugekaufter<br />

Fruchtzubereitung. „Das würde nicht zu<br />

uns passen. Und unseren Fruchtquark mit<br />

Fruchtzubereitung aus kontrolliert ökologischer<br />

Erzeugung gibt es auch bloß, weil<br />

ich es damals nicht übers Herz brachte, für<br />

unsere eigenen Kinder Fruchtzwerge zu<br />

kaufen“, sagt Britta Kohlhage.<br />

Bei der Produktion von Frischkäse (Speisequark<br />

und Schichtkäse) entsteht Sauermolke.<br />

Dies ist ein hochwertiges Futtermittel<br />

mit Eiweiß, Milchzucker, Mineralstoffen und<br />

Spurenelementen, das an einen regionalen<br />

Schweinemäster abgegeben wird.<br />

REGIONALE<br />

SPEZIALITÄT<br />

Das Käsesortiment der Molkerei Hüttenthal<br />

umfasst sieben verschiedene Sorten. Am<br />

bekanntesten ist der Odenwälder Frühstückskäse.<br />

Im Volksmund wird er auch<br />

der „Odenwälder Handkäse“ genannt. Sein<br />

Geschmack ist als junger Käse mild-aromatisch,<br />

im reifen Stadium herzhaft und pikant.<br />

Er hat nur 10 % Fett in der Trockenmasse<br />

und wird aus frischer Milch unter Zugabe<br />

von Rotkulturen und Lab hergestellt. Die<br />

Natur-Reifung bei 16 °C und 96 % relativer<br />

Luftfeuchtigkeit dauert 14 Tage. In dieser<br />

Zeit muss er täglich gebürstet werden. Dies<br />

erledigt eine halbautomatische Maschine.<br />

Der Odenwälder Frühstückskäse reift von<br />

außen nach innen, der Kern ist anfangs<br />

weiß. Seit dem Jahr 1997 trägt er als einer<br />

von nur ganz wenigen deutschen Käsesorten<br />

das Siegel „geschützte Ursprungsbezeichnung“.<br />

Diese Auszeichnung steht<br />

für traditionelle regionale Spezialitäten.<br />

Der Odenwälder Frühstückskäse darf ausschließlich<br />

im Odenwald mit Odenwälder<br />

Milch hergestellt werden. Früher wurde er<br />

in mehreren Molkereien produziert, heute<br />

nur noch in Hüttenthal. Verzehrt wird er<br />

z. B. als Handkäse mit Musik, also eingelegt<br />

mit Essig und Öl. Die Musik sind frische<br />

Zwiebeln.<br />

Das Erfolgsrezept von Britta und Kurt<br />

Kohlhage ist eigentlich ganz einfach:<br />

frische, regionale Milch aus artgemäßer<br />

Tierhaltung, handwerkliche Verarbeitung,<br />

ohne Bindemittel, Konservierungs-, Farboder<br />

Aromastoffe sowie gentechnisch<br />

veränderter Käsereikulturen, kurze Wege<br />

und erfahrene Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter in der Molkerei. So entstehen<br />

ehrliche Produkte. Der Erfolg gibt ihnen<br />

Recht. Rund 60 % des Umsatzes erzielt die<br />

Molkerei Hüttenthal mit privaten Kunden<br />

und ausgewählten Wiederverkäufern, den<br />

Rest mit der Gastronomie und Großverbrauchern,<br />

insbesondere Bäckereien.<br />

Und wer einmal im Odenwald unterwegs<br />

ist, sollte auf jeden Fall direkt in die Molkerei<br />

kommen. Das Lädchen ist von Montag<br />

bis Samstag geöffnet. Dort gibt es alle<br />

Produkte frisch. Einige direkt gezapft, z. B.<br />

nicht-homogenisierte Frischmilch. Wo gibt<br />

es das noch? Oder die Rollenbutter, die am<br />

besten pur mit einer knusprigen Scheibe<br />

Brot schmeckt.<br />

Bei so viel Regionalität gibt es jedoch zwei<br />

Ausnahmen: Ein großer Feinkosthändler<br />

in Stuttgart hat die Frischeprodukte der<br />

Molkerei im Sortiment. Und auch in den<br />

Brot & Butter-Läden von Manufactum gibt<br />

es Butter aus Hüttenthal. Es wäre aber auch<br />

wirklich gemein, wenn so schmackhafte,<br />

hochwertige Produkte ausschließlich den<br />

Bewohnern des Odenwaldes vorbehalten<br />

wären. «<br />

22 23


WISSEN<br />

MENSCHEN BEI KRONE<br />

OFFEN FÜR<br />

NEUES<br />

An Wochenenden und im Urlaub hilft<br />

Peter Schultze im Ackerbaubetrieb und<br />

Lohnunternehmen seiner Familie, wie zum<br />

Beispiel bei der Zuckerrübenaussaat.<br />

Ein Praktikum während seines Studiums brachte Peter Schultze<br />

zu Krone – und bescherte ihm gleich eines der bis dato größten<br />

Abenteuer seines Lebens. Heute arbeitet er im Produktmarketing<br />

und ist dort für Mähwerke zuständig. Doch auch die Wurzeln zum<br />

elterlichen Ackerbaubetrieb sind nicht abgerissen.<br />

Usselig, also nasskalt und ungemütlich – so würde<br />

man im Rheinland das Wetter beschreiben, das<br />

mich begleitet, während ich mit dem Auto langsam durch<br />

Kakerbeck rolle, einem Ortsteil von Wittingen, ganz im<br />

Osten Niedersachsens und nur noch drei Steinwürfe von<br />

der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt entfernt. Der Weiler<br />

ist so klein, dass es keiner Straßennamen bedarf – doch es<br />

dauert ein wenig, bis ich am Ortsrand die beiden Hallen des<br />

Lohnunternehmens „MKW“ gefunden habe. Peter Schultze,<br />

im Produktmarketing bei Krone zuständig für Mähwerke,<br />

erwartet mich bereits am Tor der Maschinenhalle, und<br />

weil gerade wieder eine Regenbö niederprasselt, gehen<br />

wir rasch hinein, durch die Werkstatt ins Büro, wo mich<br />

Carlson begrüßt, ein lebhafter fünfjähriger Labrador, dessen<br />

Begeisterung kaum Grenzen kennt, wenn er nicht nur ausgiebig<br />

den Besuch beschnuppern kann, sondern der ihm<br />

auch noch den Kopf krault.<br />

Doch schließlich sitzen wir bei einer Tasse Kaffee am Tisch,<br />

wobei sich Carlson auf der Bank neben Peter niedergelassen<br />

hat und vertraut den Kopf in dessen Schoß legt, um sich<br />

noch ein paar Streicheleinheiten abzuholen. Herr und<br />

Hund – ein gemütliches Bild, finde ich. „Carlson gehört<br />

nicht mir, sondern meinem Bruder Christoph, der das Lohnunternehmen<br />

leitet“, erläutert Peter. Und nicht nur das,<br />

denn Familie Schultze bewirtschaftet darüber hinaus einen<br />

landwirtschaftlichen Betrieb mit rund 160 ha in Wittingen<br />

und ist zudem Mitgesellschafter einer GbR auf der anderen<br />

Seite der Landesgrenze in Sachsen-Anhalt. Die Flächen<br />

werden durch die MKW bewirtschaftet, zu deren Team<br />

neben Christoph noch zwei Festangestellte, Vater Ernst<br />

Schultze sowie zwei Saisonhelfer gehören. Und natürlich<br />

hilft auch Peter mit. „Wir sind insgesamt vier Brüder und wir<br />

alle waren von klein auf immer im Betrieb dabei“, schildert<br />

er. „Das gilt bis heute. Seit ich bei Krone arbeite, bleibt zwar<br />

nicht mehr viel Zeit dafür. Aber wenn es irgendwie geht, an<br />

Wochenenden und im Urlaub, helfe ich sehr gern hier mit.“<br />

TOUR DURCH EUROPA<br />

Seine Begeisterung für Landwirtschaft und Technik merkt<br />

man ihm an, während er vom Hof berichtet und dem Lohnunternehmen,<br />

das auf Mähdrusch, Pressen, Einzelkornsaat<br />

sowie Zuckerrübenernte und -logistik spezialisiert ist und<br />

dabei für rund 100 externe Kunden im Umkreis von gut<br />

30 km arbeitet. Also ganz klar von Ackerbau geprägt – wie<br />

ist dann die Brücke zur Grünfutterernte und zu Krone zu<br />

schlagen? „Ganz einfach – durch mein landwirtschaftliches<br />

Studium in Osnabrück. Auf der Suche nach einem Praktikumsplatz<br />

kam 2<strong>01</strong>6 der Kontakt nach Spelle zustande,<br />

genauer gesagt ins Produktmarketing. Und dort wartete<br />

eine äußerst ungewöhnliche Aufgabe“, macht Peter Schultze<br />

es spannend, während Carlson neben ihm scheinbar eingeschlafen<br />

ist.<br />

24 25


WISSEN<br />

1 2<br />

3 4<br />

Besagte Aufgabe bestand in der „Green Power Tour“: mit<br />

zwei Gespannen, bestehend aus Traktor und Mähwerkskombination<br />

bzw. Wender sechs Monate lang durch acht<br />

Länder, kreuz und quer von Nantes bis nördlich von Stockholm,<br />

allein 10.000 km auf der Straße, und mit insgesamt<br />

wohl an die 120 Vorführungen. Diese Reise absolvierte Peter<br />

zusammen mit Torben Breuer, damals ebenfalls Student in<br />

Osnabrück und Praktikant bei Krone. „Das war eine enorm<br />

spannende Zeit, immer wieder neuen Menschen zu begegnen<br />

und die vielen kleinen Herausforderungen des Alltags<br />

zu meistern, wenn man so lange unterwegs ist“, hebt er<br />

hervor. Denn einen „Begleittross“ gab es nicht. Alles, was<br />

die beiden Reisenden unterwegs an Gepäck benötigten,<br />

musste am Schlepper mitgeführt werden. Verschleißteile<br />

und Werkzeug gab’s unterwegs bei den Krone-Vertriebs- und<br />

Servicepartnern.<br />

Doch die wohl größte Herausforderung bei diesem<br />

Abenteuer waren die Fremdsprachen, wie Peter Schultze<br />

schmunzelnd erzählt. „Schon in der Schule lagen mir die<br />

naturwissenschaftlichen Fächer deutlich mehr als Sprachen.<br />

Deshalb war der Start in Frankreich schon wie ein Sprung<br />

ins kalte Wasser. Denn was machen Sie, wenn Sie mitten<br />

in Frankreich stehen und Landwirten die Vorzüge eines<br />

Wenders mit 16 m Arbeitsbreite oder einer Triple-Mähwerkskombination<br />

erläutern sollen, selbst aber kein Wort<br />

Französisch sprechen, und die notwendigen Fachbegriffe<br />

auch auf Englisch nicht parat haben? Dann bleibt nur die<br />

5<br />

Erklärung mit Händen und Füßen. Aber das hat mich nicht<br />

gestört, denn ich bin immer offen für Neues. Und die Lernkurve<br />

in diesen Monaten war – im positiven Sinne – schon<br />

steil. Zumal wir in den acht Ländern die Regenphasen genutzt<br />

haben, um uns die jeweiligen Regionen anzuschauen<br />

und interessante Menschen kennenzulernen. Torben und<br />

ich sind schon stolz, dass wir alles geschafft haben und die<br />

Reise insgesamt ein großer Erfolg war.“ Dass außerdem<br />

seine Bachelorarbeit die Auswertung der Tour als Kernthema<br />

hatte, verwundert dabei nicht.<br />

TEAMSPIELER<br />

Mittlerweile sitzen selbst die ungewöhnlichsten Fachbegriffe<br />

rund um Mähwerke und Grünfuttererntetechnik,<br />

zumindest auf Englisch, wie er mit einem Augenzwinkern<br />

hinzufügt. Und dieses Englisch-Repertoire kann Peter<br />

Schultze gut gebrauchen, denn er führt regelmäßig Produktschulungen<br />

für Händler und Endkunden durch und<br />

unterstützt das Marketingteam bei Presseveranstaltungen<br />

sowie nationalen und internationalen Messen. Auch die<br />

ihm eigene Spontanität, wie er es selbst formuliert, ist in<br />

den inzwischen drei Jahren bei Krone nicht kleiner geworden,<br />

im Gegenteil. „Als meine Freundin 2<strong>01</strong>6 im Rahmen<br />

ihres Studiums des International Business Management<br />

ein Semester in Südafrika verbrachte, beschloss ich nach<br />

Ende der Getreideernte, hier bei uns im Betrieb an einem<br />

Donnerstag spontan, einen Last-Minute-Flug zu buchen<br />

und sie zu überraschen. Und das ist wahrlich gelungen“,<br />

freut er sich noch heute.<br />

Plötzlich springt Carlson von der Bank – sein Herrchen ist<br />

zurück und ins Büro gekommen. Christoph Schultze will mit<br />

dem Teleskoplader ins Nachbardorf fahren, um dort rund<br />

40 Quaderballen Stroh auf einen Kunden-Lkw zu verladen,<br />

die im Vorjahr auf den eigenen Flächen gepresst wurden.<br />

Wir begleiten ihn, sehr zu Carlsons Freude, der zu Recht auf<br />

abwechslungsreichen Auslauf hofft, und setzen an der Maschinen-<br />

und Lagerhalle das Gespräch fort. Unter anderem<br />

darüber, was Peter neben seinem Faible für Technik und<br />

der Chance, immer wieder Herausforderungen zu meistern<br />

und neue Menschen kennenzulernen, noch an seiner Arbeit<br />

begeistert. „Teamarbeit“ – lautet die ebenso knappe wie<br />

1 Sechs Monate lang durch acht europäische Länder: Die Green Power<br />

Tour 2<strong>01</strong>6 war für Peter Schultze (l.) eine besondere Erfahrung.<br />

2 Peter Schultze (Mitte) mag an seiner Arbeit besonders die Teamarbeit<br />

und den Kontakt zu den Kunden.<br />

3 Zum Strohverladen hat Peter Schultze auch Carlson mitgenommen,<br />

den Labrador seines Bruders Christoph.<br />

4 Im Produktmarketing steht die Arbeit mit Kunden im Vordergrund,<br />

aber auch die Büroarbeit will erledigt sein.<br />

5 Einzelkornsaat ist eine der wichtigen Dienstleistungen im Lohnunternehmen<br />

MKW, das von Familie Schultze betrieben wird.<br />

spontane Antwort. „Ich spiele in meiner Freizeit sehr gern<br />

Handball, das funktioniert nur in einer gut eingespielten<br />

Mannschaft. Und das gefällt mir auch an der Arbeit bei<br />

Krone – unser Team passt super. Nicht nur im Job, sondern<br />

auch sonst.“<br />

Und wie geht es beruflich weiter? „Neue Herausforderungen<br />

finde ich nach wie vor spannend, egal, ob national oder<br />

international, und Krone bietet viele Möglichkeiten, sich<br />

weiterzuentwickeln. So könnte ich mir zum Beispiel auch<br />

eine Tätigkeit im Vertrieb oder Ähnliches vorstellen. Aber<br />

das ist im Moment nicht akut, denn meine derzeitige Arbeit<br />

gefällt mir sehr gut.“ «<br />

26 27


INTERNATIONAL<br />

IRLAND<br />

DAS GOLD DER GRÜNEN INSEL<br />

Grüne Wiesen, viel Regen<br />

und blühender Ginster<br />

– ein typisches Bild der<br />

irischen Insel im Mai.<br />

Mehr Grün geht nicht. Jede Menge Gras<br />

bedeckt die irische Insel, dank 1.200 mm<br />

Regen pro Jahr. Entsprechend wichtig ist die<br />

Milchwirtschaft, eine zentrale Exportbranche,<br />

sozusagen das Gold der grünen Insel.<br />

Doch der Blick zum Himmel und ins Regenradar<br />

ist ständige Übung der Milchfarmer,<br />

wenn sie gute Silage wollen.<br />

Klar, das Thema Futterernte ist in Irland<br />

etwas Besonderes – wobei der<br />

Klimawandel auch dort spürbar wird. Es<br />

regnet immer noch mehr als genug, aber<br />

die Zeiten ändern sich. Im vergangenen<br />

Jahr fiel der Regen erstmalig im Juni und Juli<br />

nahezu komplett aus. Von einem Alptraum<br />

reden manche Milchbauern im Nordwesten<br />

und hoffen nun auf ein normales 2<strong>01</strong>9.<br />

Wer – wie wir im Mai dieses Jahres – Irland<br />

besucht, sich mit Farmern, Händlern<br />

und Lohnunternehmern trifft, kann dem<br />

Regen genauso wenig ausweichen wie dem<br />

Thema Brexit. Besonders dann, wenn man<br />

die noch unsichtbare Grenze zwischen der<br />

Republik Irland und Nordirland kreuzt. Aber<br />

der Reihe nach.<br />

MILCH MACHT<br />

HAPPY<br />

Wie geht es der Landwirtschaft in Irland?<br />

Und wie schaffen die Farmer zwischen den<br />

Regenschauern ihre Grasernte? Einer, der<br />

das Land und die irischen Bauern gut kennt,<br />

ist John Scrivener. Er weiß auch, wie es in<br />

deren Brieftasche aussieht, denn er ist Inhaber<br />

und Chef des Landmaschinenhandels<br />

Farmhand in Dublin. Genau der richtige Gesprächspartner<br />

für unseren Reisestart auf<br />

der grünen Insel und den ersten Eindruck.<br />

Familie Scrivener betreibt ihr Unternehmen<br />

seit 1962, vorrangig als Importeur der Marken<br />

Krone, Amazone, Alö, APV und Zuidberg.<br />

Zweites Standbein ist ein erfolgreiches<br />

System rund um den Ersatzteilverkauf mit<br />

einem Jahresumsatz von etwa 38 Mio. €.<br />

Gesteuert wird das Unternehmen durch<br />

Vater John, die beiden Söhne Paul und<br />

Stephen sowie die Tochter Sinead.<br />

„Die Milchbauern sind happy, aber Fleischerzeugern<br />

und Ackerbauern geht’s derzeit<br />

schlecht“, schildert John. Fleisch und<br />

Gemüse hätten starke Preissenkungen<br />

hinter sich, der Milchpreis hingegen von<br />

derzeit 35 ct/l stelle die irischen Milchbauern<br />

zufrieden. Vermutlich werde der<br />

Milchpreis noch anziehen, letztes Jahr lag<br />

er im Schnitt 4 Cent höher, berichtet er. Ein<br />

Grund ist das florierende Exportgeschäft der<br />

irischen Milchindustrie. Vorzeigebeispiel ist<br />

die Marke Kerrygold, entwickelt durch eine<br />

Genossenschaft mit 14.000 Milchfarmern.<br />

Für viele irische Landwirte sei der Milchpreis<br />

aber auch deshalb in Ordnung, weil sie auf<br />

Kostenführerschaft setzen, also einen Break<br />

Even von 23–25 ct/l Milch anstreben, erklärt<br />

John weiter.<br />

Insgesamt sind von den 130.000 Farmern<br />

in Irland zwar nur 15 % reine Milchbauern,<br />

aber wer Maschinen für die Futterernte<br />

liefern kann, ist im Sog der guten Milchpreise<br />

derzeit ebenfalls auf der Sonnenseite.<br />

Wie zum Beispiel das Unternehmen<br />

Farmhand, das einen erheblichen Umsatz<br />

mit den Produkten der Firma Krone macht,<br />

also rund um die Grünfutterernte. In Zahlen<br />

waren das im letzten Jahr 18 Mio. €, das<br />

sind fast 50 % des Umsatzes. In den letzten<br />

zwei Jahren, so Stephen Scrivener, stieg<br />

28 29


INTERNATIONAL<br />

1 2<br />

3<br />

1 Farmhand-Eigentümer John Scrivener<br />

und seine Söhne Stephen (l.) und Paul.<br />

2 Farmer Tom Hayden setzt auf niedrige<br />

Kosten und ist ab einem Milchpreis<br />

von 24 ct/l kostendeckend.<br />

3 Familien-Power: Derek Killen (Mitte)<br />

und seine sechs Söhne (davon vier im<br />

Bild) bewirtschaften zusammen mit<br />

acht Mitarbeitern einen Milchviehbetrieb<br />

und ein Lohnunternehmen.<br />

4 Adam Killen auf einem der beiden<br />

Krone-Häcksler – die Brüder ernten<br />

in drei Schnitten rund 4.000 ha<br />

Grassilage pro Jahr.<br />

der Gesamtumsatz jeweils um fast 20 %.<br />

Für 2<strong>01</strong>9 könnte ein Plus von 15 % erreicht<br />

werden, hofft er. Schub bringen dabei vor<br />

allem die Futtererntemaschinen und die<br />

Ersatzteile.<br />

Futterernte, erklärt uns Stephen, bedeutet<br />

in Irland in erster Linie Grassilage, und der<br />

Trend gehe zunehmend zur Häckselsilage.<br />

In Irland würden im Mittel der Jahre 55<br />

selbstfahrende Feldhäcksler verkauft.<br />

Farmhand hat dabei mit 18 Krone-Maschinen<br />

einen Marktanteil von 30 %. Mit dem<br />

Wachstum der Betriebe nehme auch die<br />

Häckselsilage zu, betont Scrivener Senior.<br />

Interessant und vielleicht auch typisch irisch<br />

ist, dass die Milchfarmer gute Milchpreise<br />

nicht in Maschinen stecken, sondern in<br />

Wachstum der Herde und in Land für Futter.<br />

Die Futterernte geht, wie auch das Güllemanagement,<br />

stetig weiter in die Hände der<br />

Lohnunternehmer. Und in dieser Branche ist<br />

Farmhand ebenfalls gut unterwegs, sodass<br />

der Händler dieser Kundengruppe bereits<br />

40 % seines Umsatzes verdankt.<br />

Farmhand hat 44 Mitarbeiter, davon sind<br />

25 im Innen- und 19 im Außendienst. Als<br />

Importeur für die genannten Hauptmarken<br />

arbeitet er mit insgesamt 34 Landmaschinenhändlern<br />

zusammen. Davon sind<br />

sechs in Nordirland beheimatet, also in<br />

Großbritannien. Allein mit ihnen macht<br />

Farmhand rund 12 Mio. € Umsatz pro Jahr.<br />

Dies ist ein Grund, warum der Brexit für den<br />

Importeur natürlich ein wichtiges Thema ist<br />

und die Familie sich keine harte Grenze zu<br />

Nordirland vorstellen will und kann.<br />

KOSTEN IM GRIFF<br />

Dass die Farmer mit dem Milchpreis aktuell<br />

zufrieden sind, bestätigt uns Tom Hayden.<br />

Er ist Milchfarmer mit 300 Kühen im County<br />

Meath, rund eine Autostunde nordwestlich<br />

von Dublin. „Ja, mit dem Milchpreis von<br />

32 ct/l komme ich zurecht. Der dürfte noch<br />

anziehen, denn letztes Jahr lag er noch um<br />

4 ct/l höher“, schildert der sichtbar gut gelaunte<br />

Landwirt. Nicht nur seine Stimmung<br />

ist offensichtlich gut, sondern scheinbar<br />

auch seine Low-Cost-Strategie. Nicht nur die<br />

Hof- und Stallanlage, sondern auch die Leistung<br />

seiner 300 Kühe von durchschnittlich<br />

6.500 l Milch spiegelt sein Bestreben nach<br />

unbedingter Kostendämpfung wieder – und<br />

nicht den Ehrgeiz nach Hochleistung. Das<br />

Ergebnis: Seinen Break-Even bei der Milch<br />

beziffert er mit 24 ct/l.<br />

Der 37-jährige Farmer hält insgesamt 500<br />

Kopf Rindvieh. An 200 Tagen laufen Kühe<br />

und Rinder auf den hofnahen Weiden. „Das<br />

kostet bei den Kühen Leistung, aber die<br />

4<br />

Weidehaltung reduziert Futterkosten und<br />

Arbeitszeit“, meint er. Die Farm umfasst<br />

162 ha Grasland und gut 60 ha Ackerland.<br />

Letzteres ist für 500 €/ha gepachtet. Das<br />

Grasland wird teilweise beweidet oder<br />

aber dreimal im Jahr zwischen Mai und<br />

September für Grassilage geschnitten. Das<br />

erledigt komplett der Lohnunternehmer<br />

vom Mähen bis zum Walzen der Futtersilos.<br />

Im vergangenen Jahr traf Irland erstmalig<br />

ein eher unbekanntes Phänomen. An acht<br />

Wochen im Juni und Juli fiel so gut wie kein<br />

Regen. „Das war ein Alptraum und hat uns<br />

fast einen ganzen Grasschnitt gekostet“,<br />

erinnert sich der Landwirt. So musste er<br />

300 Grassilage-Rundballen zum Preis von<br />

30 € je Ballen zukaufen. In normalen Jahren<br />

kostet ein Ballen Grassilage gut 20 €. Sein<br />

Bestreben ist aber nicht nur, die Kosten im<br />

Griff zu halten, sondern auch die Arbeit. Aus<br />

diesem Grund hat Tom Hayden seit 18 Monaten<br />

seine Milchviehherde mit der eines<br />

Kollegen vereint. Hauptgrund seien nicht<br />

die Kosten gewesen, sondern die fehlende<br />

Arbeitszeit und die immer zu knappe Fläche.<br />

„Die Arbeit ist ein wachsendes Problem,<br />

gerade für uns Milchviehbetriebe“, betont<br />

er. „Keiner will melken!“<br />

DIE HILFREICHEN<br />

SIEBEN<br />

Genau dieses Problem der knappen Zeit<br />

und der fehlenden Mitarbeiter fesselt<br />

alle Milchfarmer gleichermaßen. Davon<br />

profitieren die Lohnunternehmer. Eine<br />

florierende Branche in Irland, die an Stellenwert<br />

gewinnt, aber die sich auch einen<br />

gnadenlosen Wettbewerb liefert. Das hören<br />

wir auch von den Killen Brothers. Das sind<br />

Vater Derek Killen und seine sechs Söhne<br />

Christopher, Jonathan, Robert, Philip, Adam<br />

und Gordon. Sie managen zusammen mit<br />

acht fest angestellten Mitarbeitern eine<br />

Milchviehfarm (400 Kühe) und ein Lohnunternehmen<br />

nahe Londonderry in Nordirland.<br />

Die Gründung des Lohnunternehmens<br />

als zweites Standbein neben dem Hof ergibt<br />

besonders bei sechs Söhnen Sinn, zumal der<br />

Markt in seiner Region nach Dienstleistern<br />

verlangt. Die Killen Brothers bedienen rund<br />

100 Kunden im Radius von rund 50 km. Ihre<br />

Kunden melken im Schnitt 200 Kühe. Es<br />

geht also um Grasernte und Gülle.<br />

Die Killen Brothers ernten insgesamt<br />

4.000 ha Grassilage, bei drei Schnitten also<br />

rund 1.300 ha pro Schnitt. Sie erledigen<br />

immer die komplette Kette. Also vom<br />

Mähen bis zum Walzen der Silage. Sie<br />

mähen mit einem Krone BiG M sowie zwei<br />

Front-Heck-Mähkombinationen, jeweils mit<br />

Aufbereiter. Geschwadet wird mit einem<br />

Vier- und einem Zweikreisel-Schwader. Gehäckselt<br />

wird mit je einem Krone BiG X 700<br />

und 630. Drei Radlader übernehmen die<br />

Walzarbeit. Für die komplette Grassilagekette<br />

berechnet er 173 €/ha, ohne Anfahrtspauschale,<br />

aber Diesel inklusive.<br />

Silageernte bedeutet 16 Stunden Dienst<br />

am Tag, geerntet wird auch nachts an sechs<br />

Tagen der Woche. Im Umkreis von 10 km<br />

arbeiten fünf weitere Lohnunternehmer.<br />

Preiserhöhungen funktionieren schon seit<br />

fünf Jahren nicht mehr, ist zu erfahren.<br />

„Wenn der Regen für ein oder zwei Tage<br />

laut Vorhersage stoppt, rufen die Farmer<br />

an und wollen Silage machen. Wenn wir<br />

dann nicht sofort zusagen, fragen sie ohne<br />

Zögern einen Wettbewerber“, schildert<br />

Adam Killen.<br />

Die Lohnunternehmer stehen also zwischen<br />

Mai und September ständig in den Startlöchern<br />

und investieren in mehr Schlagkraft,<br />

um mehr Kunden gleichzeitig bedienen zu<br />

können. „Das System der breiten Verfügbarkeit<br />

stößt allerdings bald an Grenzen,<br />

wenn Preiserhöhungen weiter auf der<br />

Strecke bleiben“, betont Vater Derek. Aber<br />

da die irischen Milchfarmer weitgehend frei<br />

von Außentechnik sind, wird es zu besseren<br />

Preisen kommen müssen, wenn sie ihr<br />

Futter zwischen den drohenden Regenwolken<br />

unter die Folie bekommen wollen,<br />

so seine Überzeugung. Die Hoffnung der<br />

Killen Brothers ist berechtigt, aber.... Und<br />

der Brexit? Da gehen die Meinungen auch<br />

in dieser Familie im Norden der irischen<br />

Insel kräftig auseinander. Hauptsache keine<br />

harte Grenze – darin besteht Einigkeit. «<br />

30 31


INTERVIEW<br />

BUNDESVERBAND DER MASCHINENRINGE<br />

GEMEINSAM LÖSUNGEN SUCHEN<br />

Leonhard Ost ist Präsident des Bundesverbandes<br />

der Maschinenringe und<br />

1. Vorstand des Maschinenringes Günzburg<br />

Neu-Ulm. Außerdem bewirtschaftet<br />

er einen landwirtschaftlichen<br />

Betrieb mit Biogasanlage<br />

in Ellzee.<br />

Strukturwandel, Fachkräftemangel<br />

und Digitalisierung<br />

stellen den ländlichen Raum<br />

vor immense Herausforderungen.<br />

„Darauf sind<br />

wir vorbereitet“, betont<br />

Leonhard Ost, Präsident<br />

des Bundesverbandes der<br />

Maschinenringe. Im Interview<br />

erläutert er, warum die<br />

„MR“ für die Landwirtschaft<br />

und die ländlichen Regionen<br />

wichtiger denn je sind.<br />

Gemeinsam stärker – dieses Motto galt und gilt<br />

nicht nur für Genossenschaften, sondern seit ihrer<br />

Gründung vor 61 Jahren ebenso für die Maschinenringe.<br />

Wobei sich die Herausforderungen der Landwirtschaft seit<br />

Gründung der ersten Ringe im Jahr 1958 gewaltig gewandelt<br />

haben. Darüber sprach die <strong>XtraBlatt</strong>-Redaktion mit Leonhard<br />

Ost, Präsident des Bundesverbandes<br />

der Maschinenringe, außerdem Vorsitzender<br />

des Maschinenringes Günzburg-Neu-Ulm<br />

mit Sitz in Ichenhausen,<br />

wo das Interview stattfand.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Herr Ost, renommierte<br />

Studien prognostizieren für die deutsche<br />

Landwirtschaft binnen weniger<br />

Jahre einen Rückgang auf nur noch rund<br />

120.000 Vollerwerbsbetriebe. Was bedeutet<br />

das für die Maschinenringe – sind<br />

sie dadurch bald überflüssig?<br />

Leonhard Ost: Ganz eindeutig nein, sie sind wichtiger als je<br />

zuvor! Aber ich stimme Ihnen zu, dass sich die Aufgaben der<br />

Ringe im Zuge des von Ihnen angesprochenen Strukturwandels<br />

massiv verändert haben und noch weiter verändern werden.<br />

Bevor ich jedoch darauf eingehe, möchte ich die Zahl von<br />

120.000 Betrieben aufgreifen. Richtig ist: Der Strukturwandel<br />

beschleunigt sich und besonders die Marktfruchtbetriebe<br />

setzen mit zunehmender Größe auf Eigenmechanisierung.<br />

Vergessen sollte man dabei aber nicht, dass nach wie vor<br />

ein sehr großer Teil der Höfe von den Inhaberfamilien in<br />

Einkommenskombinationen bewirtschaftet werden, also<br />

nicht mehr im Vollerwerb.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Ist das nicht ein speziell süddeutsches Phänomen?<br />

Ost: Da stimme ich Ihnen zu, das Nord-Süd- beziehungsweise<br />

West-Ost-Gefälle ist diesbezüglich unübersehbar. Von den<br />

etwa 196.000 Mitgliedern, die bundesweit in den insgesamt<br />

240 Maschinenringen organisiert sind, finden Sie beinahe<br />

100.000 allein in Bayern. Hier dürfte der Anteil der Nebenerwerbslandwirte<br />

unter unseren Mitgliedern nach meiner<br />

Schätzung etwa 60 % betragen. Gerade für diese Betriebe ist<br />

das Angebot der Maschinenringe unverändert wertvoll – und<br />

diese Bedeutung wird noch weiter wachsen.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Was meinen Sie damit?<br />

Ost: Derzeit muss sich die Landwirtschaft mit Auflagen<br />

und gesetzlichen Vorgaben in<br />

bisher kaum gekanntem Ausmaß<br />

auseinandersetzen. Ein Beispiel ist<br />

die Verschärfung der Düngeverordnung<br />

in immer kürzeren Intervallen.<br />

Die Novelle 2<strong>01</strong>8 ist noch<br />

nicht vollständig umgesetzt, die<br />

zu erwartenden positiven Effekte<br />

sind noch nicht abschätzbar, da<br />

steht schon die nächste Runde<br />

Daumenschrauben ins Haus. Bei<br />

diesem Aktionismus können viele<br />

Tierhalter nicht mehr Schritt<br />

halten.<br />

32 33


INTERVIEW<br />

Dies gilt jedoch nicht nur mit Blick auf die Gülletechnik,<br />

sondern generell bei Investitionen in neue Landtechnik.<br />

Der immer deutlichere Trend in Richtung Elektronik und<br />

Digitalisierung lässt die Technikkosten massiv steigen, sodass<br />

sehr viele Landwirte diese Technik auch nicht im Ansatz<br />

wirtschaftlich auslasten können. Und damit komme ich zum<br />

ersten Teil Ihrer eingangs gestellten Frage: Ich bin deshalb<br />

überzeugt, dass die Maschinenringe durch die Digitalisierung<br />

der Landwirtschaft Aufwind bekommen. Denn die Kernfrage<br />

ist: Wem gehören die Daten – den Landwirten, den Dienstleistern,<br />

dem Handel oder der Industrie? Welche Motivation<br />

und welches Geschäftsmodell stecken dahinter, wenn eine<br />

entsprechende Dienstleistung angeboten wird?<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Es geht letztlich um die Daten der Landwirte und<br />

eine nie gekannte Transparenz ...<br />

Ost: So ist es. Gerade diesen Aspekt sollten die Landwirte<br />

sehr bewusst abwägen, bevor sie sich für digitale Angebote<br />

entscheiden. Denn es zeigt sich<br />

jetzt schon, dass die Digitalisierung<br />

zum Beispiel in vielerlei Hinsicht<br />

lang bewährte Lieferanten-Kundenbeziehungen<br />

auflöst. Klar, sie<br />

bietet durchaus spannende neue<br />

Optionen. Aber vielfach versuchen<br />

die Anbieter, dies zu einer intensiven<br />

Kundenbindung zu nutzen. Das<br />

ist natürlich legitim – aber jeder Nutzer sollte sich dessen<br />

bewusst sein. Diesbezüglich sehe ich die Maschinenringe<br />

in einer neutralen Position, sodass sie aus meiner Sicht im<br />

Dienst der Landwirte zentrale Unterstützer und Berater sein<br />

können – sozusagen Datenberater, deren Dienste man ebenso<br />

selbstverständlich in Anspruch nimmt wie einen Steuerberater<br />

in Steuerfragen.<br />

Derzeit sehr aktuelle Beispiele für Dokumentations-Dienstleistungen<br />

sind die organische Düngung und die Erfassung<br />

von Nährstoffströmen, doch auch die Anträge zur Flächenbeihilfe.<br />

Diesbezüglich wird die öffentliche Hand immer stärkere<br />

Transparenz fordern, und es ist erkennbar, dass immer mehr<br />

Betriebe den Aufwand dafür selbst nicht leisten können<br />

oder wollen. Darauf haben zum Beispiel wir uns vom Maschinenring<br />

Günzburg-Neu-Ulm eingestellt und dazu eigens<br />

Mitarbeiter eingestellt.<br />

„DIE MASCHINENRINGE SIND<br />

WICHTIGER ALS JE ZUVOR!“<br />

LEONHARD OST, PRÄSIDENT BMR<br />

Landwirte sollten genau abwägen, wem sie im Zuge der Digitalisierung ihre<br />

Betriebsdaten zur Verfügung stellen, meint Leonhard Ost.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Kritiker führen an der Stelle an, dass die Maschinenringe<br />

mit ihren immer<br />

umfangreicheren Angeboten,<br />

wie etwa in der Dokumentation,<br />

kleine und mittlere Höfe quasi<br />

am Leben erhalten und so das<br />

Wachstum der Vollerwerbsbetriebe<br />

bremsen ...<br />

Ost: Das kann man so sehen –<br />

muss man aber nicht. Ich bin überzeugt, dass jede Bewirtschaftungsform<br />

und Betriebsgröße ihre Berechtigung hat.<br />

Und dies umso mehr, wenn sie dazu beiträgt, Eigentum in<br />

der Landwirtschaft zu halten. Denn ich sehe mit Sorge, dass<br />

vermehrt auch Land in die Hände landwirtschaftsferner<br />

Investoren wechselt, und das wird tendenziell zunehmen.<br />

Deshalb bewerte ich es positiv, wenn sich neben Verkauf<br />

und Verpachtung von Flächen unterschiedliche Formen<br />

der Bewirtschaftung etablieren – zum Beispiel in Form von<br />

Bewirtschaftungsverträgen.<br />

Insgesamt sehe ich es als ein wichtiges Ziel an, unseren Mitgliedern<br />

ganz unterschiedliche Bewirtschaftungsmodelle<br />

zu ermöglichen, ausdrücklich auch mit Lohnunternehmern<br />

– wo es für die Beteiligten passt. Ich bin überzeugt, dass es<br />

insgesamt in Zukunft mehr Bewegung und Vielfalt in der<br />

Zusammenarbeit geben wird als bisher. Entscheidend ist,<br />

gemeinsam nach Lösungen zu suchen, um den ländlichen<br />

Raum zu stärken. Denn Landwirtschaft in unseren Dörfern<br />

hat nicht nur eine wirtschaftliche Dimension.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Sondern auch ...?<br />

Ost: … eine eindeutig soziale Komponente. Abwanderung<br />

besonders der jungen Menschen in die Ballungszentren ist<br />

heute bereits ein massives Problem. Das betrifft auch uns als<br />

Maschinenringe unmittelbar, genau wie Lohnunternehmer,<br />

Handwerker und andere klassische Familienbetriebe des<br />

ländlichen Raumes. Nehmen wir<br />

das Beispiel der Betriebshilfe in Notfällen,<br />

eine unserer Kernaufgaben.<br />

Bisher stammten unsere Helfer<br />

überwiegend aus den Reihen der<br />

jungen Frauen und Männer, die<br />

irgendwann zu Hause den Betrieb<br />

übernehmen wollen, aber noch<br />

Zeitkapazitäten haben, bevor der<br />

Senior tatsächlich das Ruder aus der Hand gibt. Gerade in<br />

den wachsenden Vollerwerbsbetrieben werden die Jüngeren<br />

aufgrund des Arbeitsvolumens aber gleich nach Ausbildung<br />

und/oder Studium zu Hause benötigt, stehen somit den<br />

Ringen nicht zur Verfügung.<br />

Auf der anderen Seite suchen zunehmend Bauern und Bäuerinnen,<br />

deren Betriebe für den Vollerwerb zu klein werden,<br />

nach Einkommensalternativen im landwirtschaftlichen<br />

Umfeld. Und deren Kinder orientieren sich beruflich in ganz<br />

andere Branchen und wandern in die Ballungszentren<br />

ab. Wollen wir also generell als Ringe in Zukunft unsere<br />

Aufgaben erfüllen und diese mit Fachkräften besetzen,<br />

müssen wir zunehmend auf fest angestellte Mitarbeiter<br />

setzen. Nur mit ausreichender und angemessener Beschäftigung<br />

halten wir die Menschen hier auf dem Land.<br />

Damit wächst uns als Maschinenringen eine hohe soziale<br />

Verantwortung zu, wie ich finde.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Durch die laufende Erweiterung<br />

des Angebotsspektrums<br />

werden die Maschinenringe aber<br />

auch als Wettbewerber empfunden,<br />

um Aufträge wie um Fachkräfte,<br />

etwa im Garten- und Landschaftsbau,<br />

im Winterdienst<br />

„LANDWIRTSCHAFT IN<br />

UNSEREN DÖRFERN HAT NICHT<br />

NUR EINE WIRTSCHAFTLICHE<br />

DIMENSION.“<br />

LEONHARD OST, PRÄSIDENT BMR<br />

oder bei kommunalen Dienstleistungen. Noch dazu mit<br />

vergleichsweise preisaggressiven Angeboten ...<br />

Ost: Das ist mir zu pauschal und trifft außerdem nicht zu!<br />

Indem wir auf Festangestellte setzen, unterliegen wir den<br />

gleichen Kosten wie andere Anbieter. Zumal wir einen hohen<br />

Qualitätsanspruch an die von uns geleistete Arbeit haben, das<br />

geht nicht zu Niedrigpreisen. Nebenbei bemerkt, ist meine<br />

Erfahrung: Wenn die Qualität stimmt, sind zum Beispiel die<br />

Landwirte als Auftraggeber bereit, das zu bezahlen. Auf der<br />

anderen Seite müssen die Ringe für eine gute Auslastung<br />

ihrer Teams sorgen und sich entsprechend<br />

um Aufträge kümmern.<br />

Das ist immer eine Gratwanderung.<br />

Aber dem Wettbewerb um<br />

gute Mitarbeiter im ländlichen<br />

Raum unterliegen Maschinenringe,<br />

Lohnunternehmer, die öffentliche<br />

Hand, das Handwerk und andere<br />

gewerbliche Anbieter gleichermaßen.<br />

Das hat mit dem Gehalt zu tun, aber genauso mit den<br />

Arbeitsbedingungen. Diesbezüglich investieren wir viel, um<br />

attraktive Arbeitgeber zu sein.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Herr Ost, wir danken Ihnen für das Gespräch!«<br />

Der Präsident sieht die Maschinenringe<br />

künftig in der Rolle neutraler<br />

Datenberater, deren Dienste man ebenso<br />

selbstverständlich in Anspruch nimmt<br />

wie einen Steuerberater in Steuerfragen.<br />

34 35


PRAXIS<br />

SCHÄFER ANTON WUNDERLICH, LICHTENFELS<br />

TRADITION &<br />

MODERNE<br />

Anton Wunderlich ist Schäfer in Mönchkröttendorf bei Lichtenfels, Bayern.<br />

lich. Unter anderem gehören dazu: ein Butterfly-Mähwerk,<br />

je eine Rund- und Quaderballen-Presse von Krone, mehrere<br />

Traktoren, eine Tridem-Mulde, ein Futtermischwagen und<br />

ein Teleskoplader. Viel Technik – ausgelegt für einen großen<br />

Betrieb. Aktuell besitzt Anton Wunderlich rund 1.300 Mutterschafe,<br />

dazu die Nachzucht und Mastlämmer sowie<br />

einige Ziegen. Bewirtschaftet werden etwa 500 ha Grünland<br />

und 30 ha Ackerland.<br />

Die Domestizierung von Schafen als Nutztiere begann vor rund<br />

11.000 Jahren in Westasien. Somit ist die Schäferei eine der<br />

ältesten Formen der Landwirtschaft überhaupt. Wie es in einem<br />

modernen Schafbetrieb zugeht, haben wir bei Familie Wunderlich<br />

in Mönchkröttendorf bei Lichtenfels erfahren.<br />

Mit dem romantischen Bild eines Schäfers<br />

hat es wenig zu tun, wenn Anton<br />

Wunderlich mit seinem nagelneuen, 215 PS<br />

starken Valtra T214 in den Hof einbiegt. Er kommt<br />

gerade vom Mistfahren. „Der Traktor ist für drei<br />

Jahre gemietet“, sagt der Schafhalter. „Inklusive<br />

Full-Service. Denn anders ließe sich eine<br />

Investition in dieser Größenordnung heute<br />

kaum mehr rechtfertigen.“ Aber auch sonst<br />

ist der Maschinenpark des Hofes durchaus beacht-<br />

Familie Wunderlich kommt eigentlich aus Limburg an der<br />

Lahn. Anton Wunderlichs Großvater baute in Bayern einen<br />

Betrieb auf. Dessen Frau stammt von einem Hof unterhalb<br />

des Klinikums Lichtenfels. Anton Wunderlich vergrößerte die<br />

Schäferei und siedelte im Jahr 1993 nach Mönchkröttendorf<br />

aus. Später kamen noch zwei Wohnhäuser dazu, eins für<br />

die eigene Familie, eins für die Altenteiler. Denn auch der<br />

84-jährige Senior ist noch jeden Tag bei den Schafen.<br />

LAMMZEIT<br />

Auf dem Betrieb angekommen, geht es erst<br />

einmal in den Stall. Familie Wunderlich hält<br />

Merino Landschafe, die asaisonal ablammen.<br />

Viele andere Schafrassen bekommen ihre<br />

Lämmer dagegen ausschließlich im Frühjahr.<br />

Bei Anton Wunderlich ist also das ganze Jahr<br />

Lammzeit, mit Ausnahme von je vier Wochen<br />

im Februar und im September. Da werden<br />

36 37


PRAXIS<br />

1 2 3<br />

1 Karl Wunderlich hütet den Rest der<br />

Herde unterhalb Kloster Banz.<br />

2 Die Herde umfasst 1.300 Mutterschafe.<br />

Die hochtragenden und frisch<br />

abgelammten Tiere sind im Stall.<br />

3 Anton Wunderlich züchtet Merino<br />

Landschafe, eine Rasse, die sich<br />

besonders für die Wanderschäferei<br />

eignet.<br />

4 Dieser Tränkewagen ist eine Sonderanfertigung.<br />

Er stellt die Wasserver-<br />

sorgung der Tiere auf der Sommerweide<br />

sicher.<br />

dann fünf Monate vorher – so lange trägt<br />

ein Schaf – die Böcke aus der Herde genommen.<br />

Das Bild im Schafstall ist herrlich:<br />

wunderbare, großrahmige Mutterschafe, die<br />

– obwohl mitten in der Laktation – in einem<br />

hervorragenden Futter- und Pflegezustand<br />

sind. Das kommt nicht von ungefähr. Anton<br />

Wunderlich erklärt: „Besonders wichtig ist<br />

es, hochwertige Vatertiere zu verwenden.<br />

Diese kaufe ich meist auf Auktionen von den<br />

besten Züchtern Süddeutschlands. Ein Bock<br />

kann da schon bis zu 8.000 Euro kosten.“<br />

Direkt nach dem Ablammen kommen<br />

Mutterschaf und Lämmer (bei Merino<br />

Landschafen beträgt die Zwillingshäufigkeit<br />

rund 70 %) in kleine Einzelboxen. Dort<br />

wächst die Mutter-Kind-Bindung, und die<br />

Tiere können in der Anfangszeit besser<br />

überwacht werden. Bevor der Schäfer sie<br />

dann in größere Gruppen umstellt, werden<br />

Mutter und Lämmer mit großen Zahlenstempeln<br />

nummeriert. Dies ist eine der<br />

Aufgaben von Anton Wunderlichs Ehefrau<br />

Angela. Die Fütterung erfolgt im Stall<br />

über einen zentralen Gang. Von dort aus<br />

gehen Futterbänder mit Fressgittern in die<br />

einzelnen Abteile. Beschickt werden diese<br />

mit einem Futtermischwagen. Die Ration<br />

besteht aus Heu, Grassilage und Biertreber.<br />

Zum Teil werden auch Rübenschnitzel verfüttert.<br />

Die Lämmer bekommen zusätzlich<br />

noch Getreideschrot. Das Heu wird auf<br />

einer Fläche von rund 100 ha ausschließlich<br />

selbst erzeugt. Zur Nachnutzung können<br />

die Wiesen dann noch abgeweidet werden.<br />

„Wir bewirtschaften sehr viele Naturschutzflächen“,<br />

erklärt Anton Wunderlich. Mit dem<br />

dortigen Aufwuchs wäre es sehr schwierig,<br />

marktfähige Schlachtkörper bei den Mastlämmern<br />

zu bekommen. Deshalb benötigt<br />

der Schäfer auch immer zusätzlich Weiden<br />

hoher Qualität.<br />

SELBST­<br />

VERMARKTUNG<br />

Apropos Naturschutz: Früher stammten<br />

die Einnahmen einer Schäferei aus dem<br />

Woll- und Fleischverkauf. Gerade die Merino<br />

Landschafe wurden deshalb in Süddeutschland<br />

gezüchtet, weil Wolle von hoher<br />

Qualität und damit ein sehr gefragtes Gut<br />

war. Heute decken diese Einnahmen gerade<br />

einmal die Kosten für das Scheren. Etwas<br />

besser sieht es dagegen mit dem Fleisch<br />

aus. Vor allem, wenn es direkt vermarktet<br />

werden kann. Die Familie Wunderlich hat<br />

sich da über die Jahre eine gute Kundschaft<br />

aufgebaut, bestehend aus privaten Haushalten,<br />

aber vor allem aus Metzgereien und<br />

Gastronomiebetrieben. Im eigenen, EU-zertifizierten<br />

Schlachthaus werden pro Woche<br />

etwa 15 bis 20 Tiere geschlachtet. Der Rest<br />

wird über einen Viehhändler vermarktet.<br />

Ein Großteil der Einnahmen einer Schäferei<br />

kommt heute jedoch aus Brüssel. Und zwar<br />

in Form von Direktzahlungen, aber auch<br />

sehr viel in Form von Naturschutzprämien.<br />

In Bayern ist das zum Beispiel das Programm<br />

für Vertragsnaturschutz (VNP). Die Auflagen<br />

sind dabei sehr hoch, die Kontrollen ebenfalls.<br />

„Die Summe an Ausgleichszahlungen<br />

erscheint bei allen Schäferei-Betrieben<br />

auf den ersten Blick gewaltig“, sagt Anton<br />

Wunderlich. „Der Betrag muss aber in<br />

Relation mit den geringeren Einnahmen<br />

aus der Produktion gesetzt werden. Und<br />

gerade, wenn Fremdarbeitskräfte eingesetzt<br />

werden, ohne die es bei unserer<br />

Größenordnung überhaupt nicht ginge,<br />

bleibt bei uns sicherlich erheblich weniger<br />

übrig als bei anderen landwirtschaftlichen<br />

Produktionsrichtungen.“<br />

Unsere Runde über den Hof geht weiter.<br />

Vom Schafstall geht es kurz zu den Ziegen.<br />

Sie werden hauptsächlich deshalb gehalten,<br />

weil sie verholzte Pflanzen besser verbeißen<br />

als Schafe. Also zur Landschaftspflege. Und<br />

auch ein Esel gehört aus traditionellen<br />

Gründen mit zur Schäferei.<br />

TIERWOHL IM BLICK<br />

In der Maschinenhalle möchte uns Anton<br />

Wunderlich etwas zeigen, auf das er ganz<br />

besonders stolz ist. „Dieses 16-m³-Tränkefass<br />

ist ein Einzelstück, das ich zusammen<br />

mit der Firma Marchner entwickelt habe.<br />

Tränkewasser kann per Vakuum angesaugt<br />

werden, die Tränkebecken für die Schafe<br />

befinden sich an einem hydraulisch ausklappbaren<br />

Gestänge. So kann immer<br />

eine große Anzahl Tiere saufen. Es ist ein<br />

echter Beitrag zum Tierwohl. Im Sommer<br />

ist Wasser vor allem auf den Trockenrasen-Naturschutzflächen<br />

oft Mangelware.<br />

Der Vorrat im Fass reicht dann etwa zwei<br />

Tage.“ Finanziert wurde es durch das „Grüne<br />

Band“, ein Naturschutzprojekt entlang<br />

der ehemaligen innerdeutschen Grenze.<br />

Eine weitere Eigenentwicklung ist ein<br />

Klauenbad. „Zwar habe ich in meinem<br />

Schafbestand keine Moderhinke, eine sehr<br />

unangenehme Infektion, bei der die Klauen<br />

faulen, ich komme aber auf der Wanderschaft<br />

öfter durch Gebiete, in denen auch<br />

andere Schäfer unterwegs sind. Danach<br />

treibe ich meine Tiere immer mehrmals<br />

durch ein Klauenbad mit antibakterieller<br />

Flüssigkeit. Die konventionelle Lösung ist<br />

eine schmale Wanne, durch die immer nur<br />

ein Tier auf einmal laufen kann. Meine Wanne<br />

ist viel breiter und hat fest angebaute Begrenzungsgitter.<br />

So geht das Durchtreiben<br />

erheblich schneller. Vor allem aber kann ich<br />

es komplett mit dem Traktor verladen, was<br />

für mich viel rückenschonender ist, als das<br />

Hantieren mit schweren Wannen“, erklärt<br />

der Schäfer.<br />

Anton Wunderlich ist kein Mensch, der zum<br />

Jammern neigt. Das sieht man schon daran,<br />

wie er einen Betrieb dieser Größenordnung<br />

aufgebaut hat. Aber neben der immer weiter<br />

zunehmenden Bürokratie gibt es schon<br />

Dinge, die ihm hin und wieder den Spaß<br />

an seinem Beruf verderben: „Durch meine<br />

Weideflächen wurde eine ICE-Trasse gebaut.<br />

Dagegen habe ich grundsätzlich gar nichts.<br />

Aber anders als zum Beispiel bei einer<br />

Autobahn, ist die Zugstrecke überhaupt<br />

nicht eingezäunt. Sollten einmal die Schafe<br />

nachts aus dem Pferch ausbrechen – was<br />

vorkommen kann, wenn wildernde Hunde<br />

unterwegs sind – bestünde ein Risiko, dass<br />

die Herde vor den Zug kommt. Für die neu<br />

gepflanzten Bäume war das Geld da. Wenn<br />

es dagegen um die Sicherheit an der Stecke<br />

geht, nicht. Ich habe viele Diskussionen<br />

dazu geführt – leider ohne Erfolg.“ Ein<br />

zweites Reizthema für Anton Wunderlich<br />

ist der Wolf. „Sollte der sich hier wirklich<br />

breitmachen, dann denke ich ernsthaft<br />

daran, mit der Schafhaltung aufzuhören“,<br />

macht er deutlich. „Der wirtschaftliche<br />

Schaden durch Wolfsrisse kann ja ersetzt<br />

werden. Aber als Schäfer ist es mein ganzes<br />

Bestreben, dass es meinen Tieren gut geht.<br />

Bestünde ständig die Gefahr durch Wolfsangriffe,<br />

mache ich das nicht mehr mit.“<br />

Nach dem Rundgang fahren wir abschließend<br />

in Richtung Kloster Banz, wo Anton<br />

Wunderlichs Bruder Karl mit den Schafen auf<br />

der Weide ist. Er hütet dort etwa 700 Mutterschafe.<br />

Dabei hat er zwei Süddeutsche<br />

Schwarze – das sind Altdeutsche Hütehunde,<br />

die vor allem in Bayern verbreitet sind. Die<br />

Weideflächen der Schäferei erstrecken sich<br />

in den Landkreisen Lichtenfels,<br />

Coburg und Hildburghausen.<br />

Die Vegetation ist Anfang<br />

April schon recht weit fortgeschritten.<br />

Auch diese Herde ist<br />

in einem hervorragenden Zustand.<br />

Als Karl Wunderlich mit den Schafen<br />

in den Pferch zieht, sehen wir, dass<br />

Moderhinke wirklich kein Thema ist:<br />

Sämtliche Tiere sind gut zu Fuß. Denn<br />

auch in einer modernen Schäferei gilt:<br />

Das Auge des Herrn mästet das<br />

Vieh. «<br />

4<br />

38 39


TELEGRAMM<br />

NEWS-TICKER<br />

PREMIERE<br />

IN PAKISTAN<br />

AUSGEZEICHNET<br />

Auf der Messe DIDACTA in Köln erhielt Krone<br />

den eLearning Award 2<strong>01</strong>9 in der Kategorie<br />

„Internationaler Rollout: Lernportale im<br />

AKTION HEUMILCH<br />

Seit nunmehr 15 Jahren unterstützt Krone<br />

die Aktion Heumilch, die vom Österreicher<br />

SPENDE AN<br />

STIFTUNG<br />

Einen Scheck in Höhe von 10.000 Euro<br />

für die Uwe Seeler-Stiftung überreichten<br />

NATIONENSIEGER<br />

Der Krone-Händler Landtechnik Villach<br />

ERFINDER<br />

ZU BESUCH<br />

Otger Weddeling (85 Jahre), der Erfinder der<br />

Krone BiG Pack, besuchte – passend zum<br />

Landtechnik von Krone wird nun auch in<br />

Best Practice Einsatz“. Damit prämierte die<br />

Karl Neuhofer initiiert wurde. Seit der Grün-<br />

Dr. Bernard Krone und Bernard Krone an<br />

eroberte bereits zum 6. Mal den begehrten<br />

25-jährigen Jubiläum der Presse – seine alte<br />

Pakistan eingesetzt. Auf der Nishat Diary<br />

Jury des eLearning Journals den innovativen<br />

dung wurde die Wertschöpfung der Bauern<br />

Uwe Seeler. Der ehemalige Kapitän und<br />

„Agrartechnik Service Award“ als Natio-<br />

Wirkungsstätte in Spelle. Ebenfalls dabei<br />

Farm, einem der größten Milchbetriebe in<br />

Grundgedanken des Krone-Trainingsportal-<br />

mehr als verfünffacht und die Heumilch-Be-<br />

Ehrenspielführer der deutschen Fußball-<br />

nensieger für Österreich und überzeugte<br />

waren seine Kollegen, die die Entwicklung<br />

Pakistan, arbeiten zwei Wender und zwei<br />

konzeptes, das inzwischen auch internatio-<br />

kanntheit kontinuierlich erhöht. Die ARGE<br />

nationalmannschaft genoss den Aufenthalt<br />

die Jury mit Servicekompetenz, moderner<br />

der BiG Pack in den ersten Jahren mitgestal-<br />

Schwader – made in Spelle.<br />

nale E-Trainings umfasst.<br />

Heumilch Österreich vereinigt aktuell ca.<br />

in Spelle sichtlich, insbesondere den Besuch<br />

Werkstatt sowie einem motivierten Team.<br />

tet und damit den Anfang der Erfolgsstory<br />

8.000 Landwirte und rund 60 Verarbeiter.<br />

im Krone-Museum.<br />

geschrieben haben.<br />

NEUER HÄNDLER<br />

Das Unternehmen W. Doormann & Kopplin<br />

GmbH & Co. KG ist neuer Vertriebs- und<br />

„BESTE MARKE“<br />

MADE BY VIELFALT<br />

In überregionalen Tageszeitungen und<br />

GEWINNER IN<br />

SPELLE<br />

VERABSCHIEDUNG<br />

MASCHINE DES<br />

JAHRES<br />

Schöner Erfolg auf der Fachmesse SIMA in<br />

Servicepartner für das gesamte Krone-Pro-<br />

Platz 1 in der Kategorie Trailer/Anhänger<br />

Zeitschriften und an den Plakatwänden der<br />

Die Gewinner des Lohnunternehmer Mar-<br />

Nach 30-jähriger Tätigkeit im Außendienst<br />

Paris – der BiG X wurde als „Maschine des<br />

duktprogramm. Doormann & Kopplin<br />

– dieses tolle Ergebnis für Krone wurde<br />

Großstädte war in großen Lettern zu lesen<br />

keting Awards Österreich waren zu Besuch<br />

für Krone wurde der Werksbeauftragte<br />

Jahres 2<strong>01</strong>9“ ausgezeichnet. Kein Wunder,<br />

betreiben aktuell drei Stützpunkte in<br />

im Rahmen der offiziellen Verleihung des<br />

„Made in Germany - Made by Vielfalt“. An<br />

in Spelle. Neben einer ausführlichen Werks-<br />

Ulrich Sirch Ende April in den wohlverdien-<br />

dass der Krone-Stand auf der Messe in Paris<br />

Schleswig-Holstein und beschäftigen rund<br />

Image Awards 2<strong>01</strong>9 in München bekannt<br />

dieser Kampagne beteiligten sich 50 deut-<br />

besichtigung standen auch informative<br />

ten Ruhestand verabschiedet. „Du warst ein<br />

täglich gut besucht war.<br />

100 Mitarbeiter.<br />

gegeben. Stellvertretend für das gesamte<br />

sche Familienunternehmen, darunter auch<br />

Kurz-Schulungen im Bereich Technik und<br />

hervorragender Marken-Botschafter und<br />

Team nahm Bernard Krone die Auszeich-<br />

Krone, und bezogen damit offensiv Position<br />

Marketing auf dem Programm.<br />

hast maßgeblich zu unserem Erfolg in Süd-<br />

nung in Empfang.<br />

für ein weltoffenes Deutschland.<br />

deutschland beigetragen“, bedankte sich<br />

Dr. Bernard Krone persönlich.<br />

40 41


WISSEN<br />

PRAXIS-TIPP ZUR MASCHINENEINSTELLUNG<br />

Die Scheibe der Netzbremse sollte man nach<br />

dem letzten Einsatz der Saison abkleben.<br />

Somit bildet sich im Winter kein Rost auf<br />

der Scheibe, der vor der nächsten<br />

Saison entfernt werden müsste.<br />

DAMIT ES<br />

RUND LÄUFT<br />

Mit der Selbstdiagnose des<br />

ISOBUS können sämtliche<br />

Sensoren und Leitungen<br />

getestet werden und diese<br />

ggf. getauscht oder repariert<br />

werden.<br />

Sind noch alle Zinken an Ort und Stelle?<br />

Falls nicht, sollten die defekten<br />

Zinkenträger ausgetauscht werden,<br />

damit eine reibungslose Aufnahme<br />

des Schwads gewährleistet ist.<br />

Die Presswickelkombination für die neue Saison vorbereiten und<br />

einstellen – das sollte bereits nach Ende der vorherigen beginnen.<br />

Wer einige grundsätzliche Dinge beachtet, spart direkt vor Erntebeginn<br />

viel Zeit sowie Aufwand und presst bereits die ersten<br />

Ballen, während der Nachbar noch schraubt …<br />

Nach der Ernte ist vor der Ernte! Jede<br />

Maschine sollte vor der Einwinterung<br />

gründlich gereinigt werden – das<br />

gilt auch für die Presswickelkombination.<br />

Wichtig ist dabei, dass der Hochdruckreiniger<br />

umsichtig eingesetzt wird. Es<br />

gilt, Abstand zu Lagern sowie Ketten zu<br />

halten und der Elektronik nicht zu nah<br />

mit der Waschdüse zu Leibe zu rücken.<br />

Wenn im Anschluss an die Reinigung die<br />

saubere Maschine bei einem Rundgang<br />

intensiv begutachtet und der Verschleiß<br />

der einzelnen Komponenten gecheckt<br />

wird, können die auszutauschenden Teile<br />

gleich mit der Winterbestellung über den<br />

Händler bezogen und somit gegenüber<br />

der kurzfristigen Bestellung direkt vor der<br />

Saison Geld gespart werden.<br />

Nachdem die Maschine getrocknet ist,<br />

empfehlen die Service-Spezialisten von<br />

Krone, sämtliche Schmierstellen einmal abzuschmieren,<br />

um ggf. Wasser aus den Lagern<br />

herauszudrücken. Ein Schmierplan ist häufig<br />

an den Maschinen aufgeklebt oder in der<br />

Betriebsanleitung zu finden. Im gleichen Zug<br />

sollten die Ketten der Maschine am besten<br />

gleich mit Öl eingesprüht bzw. bestrichen<br />

werden, um Rostbildung vorzubeugen.<br />

Mit einem einfachen Trick erspart man<br />

sich im Frühjahr eine Menge Arbeit: Direkt<br />

nach der Ernte empfiehlt es sich, die noch<br />

blanke Scheibe der Netzbremse mit einem<br />

Klebestreifen abzukleben um Korrosion zu<br />

vermeiden. Die Bremse funktioniert somit im<br />

Frühjahr gleich ab dem ersten Ballen so, wie<br />

42 43


WISSEN<br />

es sein sollte. Wer dies nicht berücksichtigt,<br />

der muss im Frühjahr mit der Drahtbürste<br />

und Schleifpapier ran. Wenn die Bremse<br />

nicht richtig funktioniert, wird das Rundballenpressen<br />

schnell zu einer Frustarbeit.<br />

Ein kurzer Blick auf die Breitziehrolle kann<br />

ebenfalls viel Ärger ersparen. Dreht sie sich<br />

frei? Ist sie frei von Rost und Riefen? Dann<br />

sollte einem reibungslosen ersten Saisoneinsatz<br />

nichts im Wege stehen.<br />

MESSER UND<br />

KETTEN<br />

Ein intensiver Blick sollte vor Saisonstart<br />

auch auf den gesamten Einzug und das<br />

Schneidwerk geworfen werden. Fehlen Zinken<br />

an der Pick-Up, so sollten diese ersetzt<br />

werden, um eine saubere Schwadaufnahme<br />

zu gewährleisten. Die Pick-up-Höhe sollte<br />

so eingestellt sein, dass die Zinken 2–3 cm<br />

über dem Boden laufen. Ein kurzer Test<br />

des Luftdrucks der Tasträder der Pick-Up<br />

schützt vor bösen Überraschungen beim<br />

ersten Einsatz der Saison. Sie sollten mit<br />

2,5 bar gefüllt sein. Das gleiche gilt für die<br />

Bereifung der Presse.<br />

Die Schneidmesser werden idealerweise<br />

auch nach dem Waschen der Maschine<br />

vor der Einwinterung begutachtet: Sind<br />

sie gleichmäßig verschlissen? Sind Ecken<br />

ausgebrochen? Halten sie noch eine weitere<br />

Saison durch? Oder macht es Sinn, neue<br />

über die Winterbestellung zu beschaffen?<br />

Wichtig ist der intensive Blick auf die Messereinzelsicherung.<br />

Bei Krone funktioniert<br />

diese über ein Röllchen, über das sich das<br />

Messer bei Fremdkörperkontakt nach<br />

hinten wegdrehen kann. Diese Röllchen<br />

müssen frei beweglich sein.<br />

Die zentrale Ölschmierung<br />

der Kette sollte vor<br />

der Saison unbedingt<br />

gecheckt werden.<br />

Wer gut schmiert, der<br />

gut fährt – das gilt insbesondere<br />

für die Ketten<br />

einer Rundballenpresse.<br />

Die Ketten und Zahnräder sollten ebenfalls<br />

auf Verschleiß geprüft werden. Die Spannung<br />

der Ketten muss gecheckt werden.<br />

Für die Einstellmaße gibt der Hersteller<br />

Vorgaben, die sich entsprechend aus der<br />

Betriebsanleitung entnehmen lassen. Der<br />

Verschleiß der Ketten zeigt sich zum einen<br />

durch die Längung. In der Regel lassen sich<br />

die Ketten kürzen, wenn sie nicht mehr ausreichend<br />

vorgespannt werden können, indem<br />

ein halbes oder ein ganzes Kettenglied<br />

entfernt wird. Zweites Verschleißkriterium<br />

ist das Spiel der Kettenrollen auf die innenliegenden<br />

Bolzen. Dieses nimmt zu, je älter<br />

die Kette wird, weil die Bolzen verschleißen.<br />

Der Verschleiß der Zahnräder wird an den<br />

Zahnradspitzen bemessen. Je spitzer diese<br />

zulaufen, desto stärker sind diese verschlissen.<br />

Wenn die Kette getauscht werden<br />

muss, sollte man sich gut überlegen, im<br />

gleichen Zug die Zahnräder zu ersetzen,<br />

da die alten Zahnräder nicht mehr optimal<br />

auf die neue Kette abgestimmt wären und<br />

diese sich dann sehr schnell längen würde.<br />

Tendenziell lässt sich sagen: In schwerer<br />

Silage ist die Verschleißgrenze der Kette<br />

schneller erreicht als in Heu und Stroh.<br />

Vor der Saison sollte dann auch noch einmal<br />

die Funktion der Kettenschmierpumpe<br />

und die eingestellte Ölfördermenge geprüft<br />

werden. Auf den Verschleiß der Kettenpinsel<br />

ist ebenfalls zu achten. Sie sorgen dafür,<br />

dass das Öl ohne Verluste dort hingelangt,<br />

wo es hingehört – auf die Kette. Die Pinsel<br />

lassen sich nachstellen und sollten, wenn<br />

sie die Verschleißgrenze erreicht haben,<br />

getauscht werden.<br />

Das Öl sämtlicher Getriebe muss nach Wartungsintervallen<br />

gewechselt werden. Ein<br />

Blick in die Betriebsanleitung der Maschine<br />

bringt bei diesem Thema Sicherheit. Dort<br />

sind die jeweiligen Wechselintervalle sowie<br />

die geforderten Ölqualitäten und – mengen<br />

hinterlegt. Das Gleiche gilt für den Wechsel<br />

des Ölfilters vom Hauptgetriebe. Dieser verfügt<br />

in der Regel über eine Verschmutzungsanzeige.<br />

Steigt der Ölflusswiderstand über<br />

einen definierten Wert an, so wird dies in<br />

der Verschmutzungsanzeige dargestellt und<br />

der Filter muss getauscht werden.<br />

FOLIENROLLE<br />

REINIGEN<br />

Beim Wickler der Presswickelkombination<br />

sollten die Stretchrollen auf Leichtgängigkeit<br />

geprüft werden. Wichtig ist auch,<br />

dass die Rollen frei von scharfkantigen<br />

Riefen sowie Klebstoffresten sind, damit<br />

die Folie während des Wickelns nicht ein-<br />

bzw. abreißt. Ggf. muss man diese Rollen<br />

mit feinem Sandpapier schleifen und die<br />

Klebereste mit Bremsenreiniger entfernen.<br />

Außerdem sollten die beiden Messer für<br />

den Folienschnitt begutachtet und ggf.<br />

getauscht werden.<br />

Um im Bereich der Elektronik und Sensorik<br />

nach der Winterpause auf Nummer sicher<br />

zu gehen, empfiehlt es sich, diese vorab<br />

zu checken. Das ISOBUS-System bietet in<br />

diesem Punkt den Vorteil, dass im Wartungsmodus<br />

sämtliche Sensoren über das<br />

Bedienterminal überprüft werden können.<br />

Sollte ein Kabel lose sein oder ein Sensor<br />

defekt sein, so wird dies im Prüfprogramm<br />

angezeigt und man kann dem Fehler auf<br />

den Grund gehen. «<br />

B i G M 450<br />

AUCH ZUM MULCHEN<br />

Für den Hochleistungs-Mähaufbereiter<br />

BiG M 450 bietet Krone eine Alternativ-Ausrüstung<br />

mit Schlegelmulchern an.<br />

Gemeinsam mit dem niederländischen<br />

Spezialisten Van Wamel B. V. wurde der<br />

Mulcher-Bausatz „Perfect TriGant“ entwickelt.<br />

Die drei Mulchereinheiten sind nach<br />

eigener Darstellung exakt auf das Fahrzeug<br />

abgestimmt und können unkompliziert angebaut<br />

werden. So wird der Frontmulcher<br />

mit Schnellkupplern aufgenommen; die<br />

Seitenmulcher werden über die Duo Grip-<br />

Schwerpunktaufhängung getragen und<br />

sauber geführt. Die Arbeitsbreite beträgt<br />

insgesamt 9,20 m.<br />

Aufgrund der Positionierung bleibt die<br />

Überlappung von Frontmulcher zu Seitenmulcher<br />

im Arbeitsmodus auch bei<br />

Kurvenfahrten konstant. Das garantiert,<br />

dass die Maschine selbst bei engsten Radien<br />

streifenfrei arbeitet, so der Hersteller. Darüber<br />

hinaus ermöglicht die hohe Wendigkeit<br />

des BiG M 450 auch im Vorgewende direktes<br />

Anschlussfahren. Zur praxisgerechten<br />

Ausstattung der Maschine gehört u.a. die<br />

vollhydraulische Einstellmöglichkeit des<br />

Auflagedruckes aus der Kabine für alle drei<br />

Mulchereinheiten. Die Arbeitstiefe wird<br />

BAUREIHE ZX<br />

IM SCHONGANG LADEN<br />

Nachhaltigkeit in der Futterernte – das<br />

hat bei Krone Priorität. So stand auch bei<br />

der Weiterentwicklung des Krone ZX das<br />

Bewahren der Bodenfruchtbarkeit mit im<br />

Fokus. Gleich zwei bodenschonende Maßnahmen<br />

hat Krone im Kontext des ZX-Facelifts<br />

umgesetzt: So<br />

erhalten die Typen<br />

ZX 430, ZX 470 und<br />

ZX 560 nicht nur eine<br />

elektro-hydraulische<br />

Pick-up-Entlastung,<br />

sondern gleichzeitig<br />

auch größere Bereifungsoptionen.<br />

Bei<br />

der serienmäßigen<br />

Entlastungsregelung<br />

lässt sich der<br />

Pick-up-Auflagedruck<br />

stufenlos und komfortabel von der<br />

Kabine aus einstellen – ein Feature, das<br />

nach eigener Darstellung derzeit nur Krone<br />

anbietet. Damit ist gewährleistet, dass die<br />

Pick-up stets mit konstantem Auflagedruck<br />

sanft über den Boden rollt und das Futter<br />

über die Position der Laufwalzen voreingestellt<br />

und kann bequem von der Kabine aus<br />

hydraulisch justiert werden. Zwei weitere<br />

Features sind die Zentralschmierung sowie<br />

die automatische Kühlerreinigung. Außerdem<br />

werden Schlupfmeldungen angezeigt<br />

und bei einer Überlast werden die Mulchereinheiten<br />

automatisch abgeschaltet. «<br />

sauber aufnimmt – auch in unebenem<br />

Gelände.<br />

Für die bestmögliche Schonung der empfindlichen<br />

Grasnarbe bietet Krone ab sofort<br />

auch für die Modelle ZX 430, ZX 470 und<br />

ZX 560 optional zwei 30,5-Zoll-Bereifungen<br />

an – und zwar für das Tandem- als auch<br />

für das Tridem-Achsaggregat. Wählbar<br />

sind die Reifenvarianten 710/50 R 30,5 und<br />

800/45 R 30,5, die beide über ein spezielles<br />

Stollenprofil verfügen. Lediglich der ZX 470<br />

mit Tridemachsaggregat ist ausschließlich<br />

mit 26,5-Zoll-Bereifung erhältlich. Das<br />

kastenförmige Profil gewährleistet zum<br />

einen ein zuverlässiges Rollen des Reifens<br />

auch unter nassen Bedingungen und<br />

unterstützt zum anderen das sehr gute<br />

Selbstreinigungsverhalten des Reifens. «<br />

44 45


PRAXIS<br />

LAMMA-SHOW 2<strong>01</strong>9<br />

UNTER DACH<br />

Freiland-Fachmessen im Winter haben in<br />

Großbritannien Tradition. Die Organisatoren<br />

der Ausstellung „Lamma-Show“ wagten<br />

2<strong>01</strong>9 den Paradigmenwechsel – und zogen<br />

mit ihrer Ausstellung erstmals in Messehallen.<br />

Alle waren gespannt, ob die Farmer<br />

den Wechsel mitmachen und kommen.<br />

Die „Lamma“ gilt als die größte universelle<br />

Agrar-Messe in England<br />

mit nationalem Rang. Traditionell gibt es<br />

auf der britischen Insel etliche regionale<br />

Messen und Vorführevents, wie die Grassland-Show,<br />

die Royal Highland Show und<br />

die Royal Welsh Show. Meist „open-air“ mit<br />

besonderem Charme – nur oft eben kalt,<br />

nass und windig.<br />

Aber selbst die von Kälte, Sturm und Regen<br />

erprobten Briten zieht es offenbar irgendwann<br />

unter das wohltemperierte Dach.<br />

Dem folgte nun auch die „Lamma“ – nach<br />

immerhin über drei Jahrzehnten. In guten<br />

Jahren zählt sie 900 Aussteller und bis zu<br />

40.000 Besucher. Sie findet traditionell<br />

jährlich an zwei Tagen im Januar statt, weitgehend<br />

unter freiem Himmel. 2<strong>01</strong>9 zog die<br />

Veranstaltung erstmalig nach Birmingham<br />

komplett in Messehallen um.<br />

Nicht alle Aussteller folgten diesem Standortwechsel.<br />

Es fehlten im Vergleich zu<br />

den Vorjahren sogar einige internationale<br />

Unternehmen. Gekommen waren 655 Aussteller,<br />

und sie zeigten ein breites Angebot<br />

für die Landwirtschaft, von Kleidung bis<br />

zum selbstfahrenden Häcksler, vom Heckenschneider<br />

bis zum Großtraktor. Flankiert<br />

wird all das von einem umfangreichen Angebot<br />

an „Food & Drinks“. Das Besondere<br />

an der Messe aber ist neben dem jährlichen<br />

Turnus der kostenlose Eintritt, ebenso wie<br />

das kostenlose Parken für die Besucher. Dies<br />

soll nach Mitteilung des Messeveranstalters<br />

auch zur nächsten Show im Januar 2020<br />

so bleiben.<br />

Spannend war in diesem Jahr, wie der<br />

Ortswechsel von den englischen Farmern<br />

angenommen wird. Aber die Besucherzahl<br />

enttäuschte nicht. Gut 40.000 Besucher<br />

zählte die Messeleitung am Ende des zweiten<br />

Tages. Die Stimmung war durchweg<br />

gut, und Aussteller berichteten von hohem<br />

Investitionsinteresse. Die Dürre hat zwar<br />

auch in Großbritannien 2<strong>01</strong>8 in einigen<br />

Regionen zu Ertragseinbußen geführt, der<br />

Milchpreis liegt aber auf stabilem Niveau<br />

von umgerechnet rund 35 Eurocent pro Liter.<br />

Das Kaufverhalten der Farmer dort, so berichten<br />

Aussteller, verlagert sich allerdings<br />

zeitlich weiter ins Frühjahr. Der Trend geht<br />

also zur kurzfristigeren Bestellung. Das gilt<br />

besonders für das Mähen und Schwaden,<br />

das die Landwirte oft noch selbst erledigen.<br />

Beim Häckseln und Pressen kommen die<br />

Lohnunternehmer ins Geschäft.<br />

Grünfutter in England heißt erst einmal<br />

Gras. Dabei sei der Fokus auf Futterqualität<br />

noch nicht so stark ausgeprägt wie in<br />

Deutschland, meint Markus Westerkamp.<br />

Er ist Export Manager bei Krone und dort<br />

u. a. für den englischen Markt zuständig.<br />

Einschränkend wirkt dabei vor allem das<br />

Wetter, denn die in der Regel kleinen Erntefenster<br />

zwingen nach seiner Aussage zum<br />

schnellen Silieren. Nass-Silage ist daher<br />

die Normalität, und mehr als zwei bis drei<br />

Schnitte pro Jahr werden es beim Gras in<br />

vielen Regionen häufig nicht.<br />

ERFOLGREICHE<br />

TOCHTER<br />

Für den Speller Hersteller betreut die<br />

100%ige Tochter Krone UK den britischen<br />

Markt. Auch deren Geschäftsführer<br />

Marcus Oliver war sich anfangs nicht sicher,<br />

ob es sich lohnen würde, auf der „neuen<br />

Lamma“ in Birmingham auszustellen. Aber<br />

er war am Ende der diesjährigen Messe<br />

sehr zufrieden mit der Entscheidung. Die<br />

Besucherzahlen waren ungebrochen gut<br />

und die Investitionslust in Großbritannien<br />

nach wie vor auf gutem Niveau, so Oliver.<br />

Er ist seit Gründung der Tochtergesellschaft<br />

im Jahre 2009 Geschäftsführer. Seitdem<br />

sei der Unternehmensumsatz jährlich um<br />

rund 5 % bis 6 % gewachsen. Er vervierfachte<br />

sich seit der Gründung auf 32 Mio. € im<br />

Jahr 2<strong>01</strong>7/18. Aktuell arbeiten rund 40 Mitarbeiter<br />

für die Krone UK.<br />

Aufgrund der Witterung hat der Westen<br />

Großbritanniens eine größere Bedeutung<br />

für die Futtererntetechnik als der Osten. In<br />

der Rindviehfütterung spielt das Gras die<br />

Hauptrolle. Mais nimmt zwar in der Fläche<br />

Das Stand-Team der Krone UK auf der „Lamma ‘19“ in Birmingham war positiv überrascht vom Besucherinteresse.<br />

zu, hat aber lange nicht die Bedeutung wie<br />

beispielsweise in Deutschland. Das hängt<br />

auch mit der vergleichsweise geringen<br />

Zahl an Biogasanlagen in Großbritannien<br />

zusammen, die Markus Westerkamp auf<br />

rund 350 Anlagen schätzt. Die Milchviehbetriebe<br />

dort gehen in ihrer Gesamtzahl<br />

zurück, wachsen aber im Einzelbetrieb und<br />

melken in der Spitze rund 500 bis 600 Kühe.<br />

Diese Betriebe seien dann meist auch stark<br />

in Richtung Eigenmechanisierung unterwegs.<br />

Ansonsten spiele die Lohnarbeit auch<br />

in England eine wichtige Rolle.<br />

UMSATZTRÄGER<br />

PRESSEN<br />

Die eher geringe Bedeutung von Mais<br />

spiegelt sich auch in den Verkaufszahlen<br />

der selbstfahrenden Feldhäcksler wider. Den<br />

Gesamtmarkt in England beziffert Marcus<br />

Oliver auf rund 150 Einheiten jährlich, quer<br />

durch alle Marken. Demgegenüber werden<br />

in Großbritannien rund 800 bis 1.200 Rundballenpressen<br />

jährlich verkauft. Ein Umsatzträger<br />

der Krone UK ist zweifelsfrei die<br />

BiG Pack. Vom den rund 250 Großpackenpressen<br />

im Gesamtmarkt pro Jahr komme<br />

jede vierte Maschine von Krone. Die laufen<br />

in großer Zahl in den Getreideregionen im<br />

Osten der Insel. Aber es werde auch viel Silage<br />

in Großpacken gepresst, vorwiegend in<br />

den Maßen 80×70 cm und 80×90 cm, schildert<br />

Marcus Oliver. Der hierzu notwendige<br />

Ballenwickler für Großballen fehle jedoch<br />

noch im Krone-Angebot. Auch Ladewagen<br />

laufen in England, rund 80 bis 90 Einheiten<br />

werden dort jährlich verkauft. Meist sind es<br />

Einachser oder Tandemfahrzeuge, denn in<br />

England bestimmen die engen, von Hecken<br />

und Steinwällen eingefassten Straßen und<br />

die schmalen Feldeinfahrten das Limit in<br />

der Fahrzeugbreite.<br />

Die nächste Lamma soll am 7. und 8. Januar<br />

2020 stattfinden. Bis dahin will Marcus<br />

Oliver mit der Krone UK erneut 5 % bis 6 %<br />

mehr Umsatz erzielen. Das Jahr sei gut gestartet<br />

und ohnehin ist Pessimismus nicht<br />

seine Sache. «<br />

46 47


WISSEN<br />

FÜTTERUNG<br />

DIE „RICHTIGE“<br />

SEITE<br />

Was meint Dr. Michael<br />

Neumayer mit der „richtigen“<br />

Seite der Kuh? Er ist<br />

Tierarzt für Rinder und<br />

plädiert vehement dafür,<br />

der Kuh häufiger vor das<br />

Maul zu schauen als unter<br />

den Schwanz. Und er hat<br />

gute Gründe dafür.<br />

Tierärzte stehen meist am verkehrten<br />

Ende der Kuh – diese These vertrat<br />

und begründete der Fachtierarzt für Rinder<br />

nicht irgendwo, sondern auf dem Bundeskongress<br />

praktizierender Tierärzte, der<br />

2<strong>01</strong>8 parallel zur EuroTier im November in<br />

Hannover stattfand. Dr. Neumayer leitet<br />

„Kim“, das Kompetenzzentrum für innovative<br />

Milchviehhaltung im österreichischen<br />

Neukirchen, nahe Salzburg. Dort betreut er<br />

mit seinem Team über 80 Rindviehhalter.<br />

Wo aber ist die richtige Seite der Kuh? „Vorn,<br />

denn beim Futter fängt alles an“, betonte<br />

er. Die Lösung vieler Krankheitsbilder der<br />

Rinder wie Stoffwechselprobleme, steigende<br />

Zellzahlen, abnehmende Fruchtbarkeit und<br />

zunehmende Ketosen und Gelenkprobleme<br />

sieht er im Futter und in der Art der Fütterung<br />

und Futtervorlage begründet. „Landwirte<br />

fordern meist die schnelle Lösung eines<br />

Problems vom Tierarzt. Anfangs sind Kunden<br />

erst einmal sehr skeptisch, wenn ich den<br />

langen Weg zum Futter(lager) und danach<br />

auch zum Futtertisch vorschlage und dort die<br />

Problemlösung suche“, berichtete er.<br />

GENAU HINSEHEN<br />

Dieser lange Weg beginne bei der Futtergewinnung<br />

auf dem Feld und an der Lagerstätte<br />

nasser Futtermittel, in Deutschland<br />

also meist am Fahrsilo. Der Tierarzt solle<br />

BEIDE SEITEN DER KUH<br />

Dr. Klaus Pöhlmann war im November einer der Besucher des Bundeskongresses<br />

praktizierender Tierärzte (BpT) in Hannover und auch einer der aufmerksamen<br />

Zuhörer des Vortrages von Dr. Michael Neumayer. Zusammen mit drei weiteren<br />

Tierärzten führt er im schleswig-holsteinischen Owschlag eine Gemischt-Tierarztpraxis.<br />

Vorwiegend betreut das Team Rinder, aber auch Pferde und Kleintiere. Die<br />

Betriebsgrößen reichen von 20 bis zu 500 Milchkühen.<br />

Die Rinderhalter in seiner Kundschaft seien gut ausgebildet und wüssten um die<br />

Bedeutung des Futters für die Tiergesundheit und Leistung. Aber es sei trotzdem<br />

schwierig, den Landwirten schmackhaft zu machen, diesen Futter-Weg gemeinsam<br />

mit dem Tierarzt zu gehen, weil er deutlich zeitaufwendiger sei. Hauptprobleme in<br />

den Milchviehställen seien heute Fruchtbarkeitsstörungen und Euterentzündungen<br />

– aber gerade sie hängen häufig mit der Fütterung zusammen. Die von Dr. Neumayer<br />

beschriebene Schüttelbox sieht auch er als ein geeignetes Hilfsmittel, um den<br />

Landwirten glaubwürdig Futterqualitäten erklären und darstellen zu können.<br />

Anwenden könne der Tierhalter diese Box dann in der Ernte auch selbst.<br />

„Die Idee, den Landwirt bereits bei der Futterernte zu beraten, ist vorstellbar, aber<br />

für unsere Kundschaft noch weit weg. In der Vergangenheit ähnelte die Tätigkeit<br />

einer Art ‚Feuerwehr-Praxis‘. Wir wurden meist nur zu<br />

Notfällen gerufen“, betont Dr. Pöhlmann. Heute sei das<br />

anders. Je nach Größe des Betriebes ist er oder einer<br />

seiner Kollegen einmal pro Woche im Rahmen eines<br />

Betreuungsvertrages auf dem landwirtschaftlichen<br />

Betrieb für vorbeugende Untersuchungen. Dann habe<br />

man schon auch die Gelegenheit, das Futter und die<br />

Fütterung unter die Lupe zu nehmen. „Oft erkennen<br />

wir auch an dem, was hinten aus der Kuh<br />

herauskommt, wenn vorn beim Futter etwas<br />

nicht stimmt. Also sind schon beide Seiten<br />

der Kuh für den Tierarzt wichtig“, erklärt er<br />

schmunzelnd.<br />

48 49


WISSEN<br />

Ein weiterer Punkt in seiner Argumentationslinie<br />

rund um den Silostock war die<br />

jeweilige Verschlusszeit des Silos. Keinesfalls<br />

zu früh öffnen und anschneiden,<br />

warnte er. Silage sei anfangs sehr sauer<br />

und über die vielen Gärsäuren giftig für<br />

die Leber. Daher sollte ein Futterstock mit<br />

Grassilage frühestens nach sechs Wochen<br />

geöffnet werden, bei Maissilage erst nach<br />

zwölf Wochen.<br />

erst einmal Zeit. „Verspricht aber Nachhaltigkeit“,<br />

ergänzte Dr. Neumayer. Er schlug<br />

Landwirten und seinen Kollegen deshalb<br />

vor, bereits bei der Futterernte auf dem<br />

Feld das „Controlling“ durch den Tierarzt<br />

übernehmen zu lassen, denn dort würden<br />

schon die Grundsteine für gute Futterqualität<br />

gelegt, ohne die Tiergesundheit,<br />

Fruchtbarkeit, Leistungsbereitschaft und<br />

Langlebigkeit nicht zu erreichen seien. «<br />

Die Maschinenfabrik Krone präsentierte sich mit einem Infostand auf dem „Bundeskongress praktizierender Tierärzte“ während der EuroTier in Hannover.<br />

sich diese Lagerstätte genau ansehen. Wie<br />

steht’s mit Verdichtung und Nacherwärmung<br />

des Futterstockes? Das sei mittels<br />

Fingerprobe und Infrarotthermometer<br />

oder einem modernen Handyaufsatz für<br />

Thermofotografie schnell ermittelt.<br />

Weitere Kriterien: die Suche nach<br />

Buttersäuregeruch, bei Silagen die<br />

Häckselqualität und natürlich der<br />

Trockenmassegehalt. „Was meinen<br />

Sie, wie viel Frischmasse haben Ihre<br />

Tiere gestern gefressen?“, ist die<br />

immer wieder zu stellende Frage.<br />

Zumeist ernte er Schweigen oder<br />

erstauntes Achselzucken. „Gute Landwirte<br />

sollten das ganz genau wissen“,<br />

meinte er, „aber zu viele Landwirte<br />

und auch ihre Tierärzte wissen das<br />

leider nicht“, beklagte er.<br />

Sein Plädoyer für das Futter war<br />

leidenschaftlich und er zeigte den<br />

Zuhörern sehr anschaulich, dass die<br />

Beurteilung des Futterstockes mit<br />

einfachen Hilfsmitteln zu erledigen sei.<br />

Sein Paradebeispiel ist die Schüttelbox: Damit lässt sich die<br />

Partikellänge von Silagen schon gleich beim Schnitt, also<br />

dort, wo man noch etwas ändern könnte, und auch direkt<br />

am Silo bestimmen. Das gelte genauso für den „Korn-Score“,<br />

also dem physikalischen Zustand der Maiskörner. Am Feld<br />

bestimmt, kann man die Technik verändern und einstellen,<br />

am Silo kann man nur noch Tatsachen feststellen.<br />

Unerlässlich für Tierärzte sollte nach Ansicht<br />

Dr. Neumayers die Schüttelbox zur Beurteilung<br />

der Häckselqualität sein.<br />

KONSISTENZ IST<br />

WICHTIG<br />

Egal ob Fahrsilo oder Hochsilo: Die nächste<br />

Aufgabe sei, das Futter unbeschadet auf<br />

den Futtertisch und damit ins Maul der<br />

Kühe zu bekommen. Dr. Neumayer beschrieb<br />

unterschiedliche Mischsysteme mit<br />

ihren jeweiligen „Bedürfnissen“. Wichtig<br />

sei, das Futter auf dem Futtertisch überall<br />

gleich vor dem Fressgitter bereitzustellen.<br />

Dr. Neumayer sprach von wenigstens 8 cm<br />

Schichtdicke, denn nur so habe die Kuh das<br />

Gefühl eines vollen und damit attraktiven<br />

Futtertisches. Konsistenz in allen Dingen sei<br />

das „Zauberwort“ in der Milchviehhaltung.<br />

Daher sei es so wichtig, das Futter immer<br />

zur gleichen Zeit, auch bei Arbeitsspitzen,<br />

vorzulegen. Es gehöre aber auch das regelmäßige<br />

und zeitlich genaue Nachschieben<br />

des Futters dazu, wenn man Konsistenz<br />

wirklich ernst nehme.<br />

Aber letztendlich reiche es nicht aus, wenn<br />

der Tierarzt sich aus guten Gründen vermehrt<br />

der Futterqualität zuwende, der<br />

Landwirt dies aber nicht honoriere. Denn<br />

der Wechsel zur Vorderseite der Kuh, also<br />

zum Futter vom Feld in den Pansen, koste<br />

HEMMSCHWELLEN ÜBERWINDEN<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Herr Dr. Neumayer, Sie plädieren für eine möglichst hohe Trockenmasseaufnahme<br />

bei Milchkühen. Wie ist das erreichbar?<br />

Dr. Neumayer: Erstens: Es muss ausreichend Futter angeboten werden. Kein leerer<br />

Futtertisch! Zweitens: Das Futter muss attraktiv sein. Drittens: Überall das gleiche<br />

Futter anbieten, denn die Kuh geht dorthin, wo das schmackhafteste Futter liegt.<br />

Viertens: Vorsicht mit Überbelegung, denn die Kuh ist kein Schichtarbeiter. Wenn<br />

Futterplatz fehlt, frisst sie nicht, sie stellt sich nicht in die Schlange.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Wie viel TM sollte die Kuh aufnehmen?<br />

Dr. Neumayer: Wir möchten eine Futter-Effizienz von mehr als 1,5 erreichen. Das<br />

heißt: Wie viel Milch wird pro Kilogramm Trockensubstanz gebildet? Also aus einem<br />

Kilogramm TS sollte mindestens 1,5 kg Milch erzeugt werden. Bei 20 kg TS sind das<br />

dann 30 l Milchleistung.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Oft wird eine rückläufige Fruchtbarkeit beklagt. Kühe erreichen teils<br />

weniger als drei Laktationen. Was empfehlen Sie?<br />

Dr. Neumayer: Diese Zahl sollte nicht absolut als schlecht oder gut gesehen werden.<br />

Für den Landwirt stellt sich die Frage: „Wie kann ich ökonomisch<br />

erfolgreich sein?“ Wenn man sieht, dass die Färsenaufzucht<br />

sehr teuer geworden ist, dann muss ich diese Kosten später<br />

über Milch wieder zurückverdienen. Bei z.B. 2,7 Laktationen<br />

wird mir als Gewinn vermutlich nicht viel übrig bleiben.<br />

Wenn ich allerdings erreiche, die Lebenserwartung meiner<br />

Kühe zu verlängern, bei gleichbleibender Milchleistung,<br />

dann wird mein Bedarf an Nachzucht<br />

geringer. Höhere Lebenserwartung der Tiere<br />

heißt aber nicht nur, auf die melkende Kuh zu<br />

schauen, sondern auf das Kalb, auf die Färse<br />

und auch auf die trockenstehenden Tiere.<br />

Der Blick auf die Gesundheit der Kuh<br />

muss breiter werden, für den Landwirt<br />

und auch für den Tierarzt.<br />

50 51


PARTNER<br />

„Für Fachbetriebe ist es sehr<br />

wichtig, Spezialisten im<br />

Programm zu haben, die den<br />

Bedarf der Praxis einfach<br />

am besten abdecken“,<br />

meint Ulf Kopplin.<br />

DOORMANN & KOPPLIN, SCHÖNBERG<br />

KARTEN NEU<br />

GEMISCHT<br />

Der Landmaschinen-Fachbetrieb<br />

W. Doormann &<br />

Kopplin feiert 2<strong>01</strong>9 nicht nur<br />

sein 100-jähriges Jubiläum,<br />

sondern hat im Frühjahr die<br />

Marke Krone in sein Produktprogramm<br />

übernommen und<br />

erweitert damit sein Angebots-<br />

und Leistungsspektrum<br />

maßgeblich.<br />

Holstein ist im bundesweiten Vergleich<br />

nicht gerade das, was man als<br />

eine ausgeprägte Grünlandregion bezeichnet<br />

– also auch nicht unbedingt eine Hochburg<br />

für Mähwerke, Wender und Schwader.<br />

Somit sorgt es schon für Aufmerksamkeit,<br />

wenn ein Landmaschinen-Fachbetrieb wie<br />

W. Doormann & Kopplin in Schönberg an<br />

der Ostsee, also in einer Ackerbauregion,<br />

neuer Vertriebspartner für einen Grundfutterernte-Spezialisten<br />

wie Krone wird.<br />

So geschehen und offiziell verlautbart im<br />

Februar dieses Jahres.<br />

Doch der Hintergrund der Entscheidung ist<br />

durchaus komplexer, als es auf den ersten<br />

Blick den Anschein hat, wie Firmeninhaber<br />

Ulf Kopplin erklärt. 2<strong>01</strong>3 habe er für sein<br />

Unternehmen entschieden, in den sehr<br />

relevanten Techniksegmenten Traktoren<br />

und Erntemaschinen einen Lieferantenwechsel<br />

zu vollziehen, von John Deere zur<br />

AGCO-Marke Massey Ferguson. In diesem<br />

Zusammenhang wuchs das Verantwortungsgebiet<br />

des Händlers im östlichen<br />

Schleswig-Holstein. „Um eine größere Nähe<br />

zu unseren Kunden, eine intensivere Betreuung<br />

im Verkauf, vor allem aber eine noch<br />

bessere Leistungsfähigkeit im Service zu<br />

realisieren, haben wir 2<strong>01</strong>5 neben unserem<br />

Stammsitz in Schönberg und der langjährigen<br />

Niederlassung Lensahn zusätzlich in<br />

Lanken, zwischen Geesthacht und Mölln<br />

gelegen, eine dritte Filiale eröffnet“, so Ulf<br />

Kopplin. „Aber die Erweiterung unseres<br />

Aktionsradius und der Wechsel des Hauptlieferanten<br />

hatten auch Auswirkungen<br />

auf unser restliches Produktprogramm. So<br />

konnten wir das neue Gesamtgebiet nicht<br />

flächendeckend mit den bisherigen Fabrikaten<br />

abdecken. Und außerdem fehlte uns<br />

der Häcksler im Programm, eine Technik,<br />

die für die Akzeptanz als Händler gerade bei<br />

den Lohnunternehmern schon eine zentrale<br />

Rolle hatte und hat.“<br />

„KRONE ALS PARTNER<br />

UND LIEFERANT PASST<br />

BESTENS ZU UNSE­<br />

RER PHILOSOPHIE,<br />

WIE WIR FÜR UNSERE<br />

KUNDEN ARBEITEN<br />

WOLLEN.“<br />

ULF KOPPLIN, FACHHÄNDLER UND PRÄSIDENT<br />

DES LBT-BUNDESVERBANDES<br />

CHANCE GENUTZT<br />

Nicht nur bei Doormann & Kopplin (oder<br />

auch kurz „DoKo“, wie im Firmenlogo gezeigt),<br />

sondern generell in der deutschen<br />

„Händlerlandschaft“ ist derzeit viel Bewegung,<br />

wie Ulf Kopplin weiter erläutert<br />

– auch aus seiner Erfahrung als Präsident<br />

des LandBauTechnik-Bundesverbandes<br />

der Handels- und Servicebetriebe. Das<br />

Bestreben einiger Global Player der<br />

Landtechnik, aus strategischen Gründen<br />

ihre Long-Line-Aktivitäten zu verstärken<br />

und ihre Vertriebsstrukturen nachhaltig<br />

umzukrempeln, sorge bundesweit für<br />

teils starke Veränderungen. Jede daraus<br />

resultierende Neuordnung in einer Region<br />

habe fast immer Kettenreaktionen und<br />

diverse Wechsel-Aktionen in Handel und<br />

Industrie zur Folge, so der Präsident. „Davon<br />

konnten letztlich auch wir profitieren, als<br />

sich die Maschinenfabrik Krone in Teilen<br />

Schleswig-Holsteins kurzfristig vor die<br />

Herausforderung gestellt sah, ihr Vertriebsund<br />

Servicenetz neu zu strukturieren.<br />

Diese Chance haben wir spontan ergriffen,<br />

denn Krone als Partner und Lieferant passt<br />

bestens zu unserer Philosophie, wie wir für<br />

unsere Kunden arbeiten wollen“, erläutert<br />

der Fachhändler.<br />

Zumal sich damit aus seiner Sicht auf einen<br />

Schlag die eingangs erwähnte Sortimentslücke<br />

bei Erntemaschinen schließen ließ.<br />

Neben dem Häcksler sind dabei der BiG M,<br />

die Lade- und Häckselwagen sowie die Quader-<br />

und Rundballenpressen echte Pfunde,<br />

mit denen der Händler im östlichen Holstein<br />

punkten möchte. Nicht zuletzt deswegen<br />

haben seine Kunden zum weitaus größten<br />

Teil positiv auf den Markenzuwachs bei<br />

DoKo reagiert, wie Ulf Kopplin hinzufügt.<br />

52 53


PARTNER<br />

1 Den technischen Service stellt<br />

„DoKo“ mit drei Werkstattstandorten,<br />

über 50 Technikern und<br />

20 Kundendienstwagen sicher.<br />

2 Neue Marke, neue Teile: Andre<br />

Treimer, Leiter des Ersatzteillagers<br />

in Schönberg, und sein<br />

Team haben den Teilebestand<br />

um die Krone-Produkte<br />

erweitert.<br />

1 2<br />

„Und wir haben in der kurzen Zeit bereits<br />

konkrete Anfragen von Landwirten und<br />

Lohnunternehmen, mit denen wir bislang<br />

noch nichts zu tun hatten“, freut er sich.<br />

„Das bestätigt mir, wie wichtig es für einen<br />

Fachbetrieb ist, Spezialisten im Programm<br />

zu haben, die mit einer großen Produktvielfalt<br />

den Bedarf der Praxis einfach am besten<br />

abdecken können.“<br />

SYSTEMATISCH<br />

AUSBAUEN<br />

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für<br />

das Erreichen der angestrebten Ziele ist<br />

sein Team, dessen ist sich Ulf Kopplin sehr<br />

bewusst. Zu den Schlüsselbegriffen in dem<br />

Zusammenhang gehören für ihn ein guter<br />

Zusammenhalt, hohe Motivation und ebensolche<br />

Qualifikation. „Wichtig war mir daher,<br />

unsere Mitarbeitenden im Vorfeld des<br />

Markenwechsels nach ihrer Einschätzung zu<br />

fragen. Das Feedback fiel durchweg positiv<br />

aus – was nicht selbstverständlich ist. Denn<br />

wer sich vorher mit Herzblut für ein anderes<br />

Fabrikat eingesetzt hat, wechselt mental<br />

nicht in Nullkommanichts zum nächsten<br />

Produkt. Doch alle gehen diesen Weg mit<br />

Überzeugung, auch in dem Wissen, welche<br />

Chancen sich daraus eröffnen.“<br />

Sehr gut aufgestellt sieht der Fachhändler<br />

sein Team ebenfalls beim angesprochenen<br />

Thema Qualifikation, auch beim für DoKo<br />

jungen Fabrikat Krone. Aus- und Weiterbildung<br />

stehen generell in seiner Prioritätenliste<br />

sehr weit oben, einerseits durch<br />

insgesamt 20 Auszubildende an den drei<br />

Standorten, was einer Ausbildungsquote<br />

von etwa 24 % entspricht, und andererseits<br />

durch zusammengerechnet pro Jahr rund<br />

450 Manntage Schulungen in Vertrieb und<br />

technischem Service. Hierbei sei ebenfalls<br />

von Vorteil, die eigene Markenvielfalt zu<br />

begrenzen. „Niemand kann in allem überdurchschnittlich<br />

sein, weder als Hersteller<br />

noch als Händler. Doch genau das ist unser<br />

Ziel – in der Kompetenz wie auch beim<br />

Marktanteil. Zumal Erfolgserlebnisse,<br />

die entstehen, wenn die Mitarbeiter den<br />

Kunden auch bei schwierigeren technischen<br />

Problemen helfen können, sehr motivierend<br />

wirken“, ergänzt Ulf Kopplin.<br />

Wobei dieses „Helfen können“ schon mal<br />

mit dem Bohren dicker Bretter gleichbedeutend<br />

sein kann – vorzugsweise,<br />

wenn es um Elektronik und Digitalisierung<br />

geht. Als Beispiel nennt er den Fall eines<br />

Traktor-Spritzen-Gespanns, das nicht<br />

miteinander „konnte“. Als Ursache stellte<br />

sich letztlich ein wiederholter, leichter<br />

Spannungsabfall im Millisekundenbereich<br />

in der Traktorelektronik heraus, was bei der<br />

hypersensiblen Steuerung der Spritze jedes<br />

Mal für einen Blackout sorgte. „Wir haben<br />

den Fehler gefunden – aber zuständig<br />

fühlte sich für diesen Garantiefall keiner der<br />

beiden Hersteller“, berichtet der Händler.<br />

Gleiches geschehe regelmäßig auch bei<br />

Software-Updates, noch dazu, wenn es der<br />

Kunde selbst vornehme. „Manchmal kann<br />

man den Eindruck gewinnen, dass Sisyphus<br />

von Beruf Landmaschinen-Mechatroniker<br />

gewesen sein muss. Aber im Gegensatz zu<br />

ihm bekommen wir auch die schwierigen<br />

Fälle in den Griff – das ist schließlich unser<br />

Selbstverständnis als Fachbetrieb“, wie Ulf<br />

Kopplin mit einem Augenzwinkern hinzufügt.<br />

„Und ich bin stolz darauf, wie intensiv<br />

unser ganzes Team den Servicegedanken<br />

im Dienst unserer Kunden mit Leben füllt.“<br />

Der erweiterte Aktionsradius und das gewachsene<br />

Sortiment bringen allerdings<br />

auch Herausforderungen mit sich. Eine<br />

davon ist die Suche nach neuen Mitarbeitern/innen,<br />

um überall in der Fläche auch<br />

in Zukunft die gewünschte Präsenz und<br />

Reaktionsschnelligkeit sicherstellen zu<br />

können, gerade im Kundendienst. Doch<br />

personelles Wachstum ist in Zeiten des<br />

bereits realen Fach- und Nachwuchskräftemangels<br />

gleichermaßen Kraftakt wie<br />

Dauerbaustelle für den Chef, weiß er zu<br />

berichten. Zunehmen wird nach seiner<br />

Aussage außerdem der mobile Service,<br />

für den bei DoKo derzeit schon 20 Kundendienstwagen<br />

sowie ein Lkw mit Tieflader<br />

für den Maschinentransport zur Verfügung<br />

stehen. „Zur Zeit meines Großvaters, des<br />

Firmengründers Wilhelm Doormann, begrenzte<br />

die Reichweite des Fahrrades den<br />

Einzugsradius für den Betrieb. 100 Jahre<br />

später sind wir erheblich besser aufgestellt<br />

– und kommen sehr weit, um unsere<br />

Kunden bestmöglich zu bedienen“, meint<br />

Ulf Kopplin abschließend. «<br />

KRONE FUTURE LAB<br />

NEUES VALIDIERUNGSZENTRUM<br />

Der offizielle Spatenstich zum neuen<br />

Vali dierungs- bzw. Prüfzentrum der Krone-<br />

Gruppe erfolgte kürzlich im Lingener Indus<br />

triepark. Bernard Krone erläuterte die<br />

Idee hinter dem standortübergreifenden<br />

Zentrum. „Wir haben uns dazu entschieden,<br />

unsere Validierungsaktivitäten innerhalb der<br />

BAUREIHE EASYCUT<br />

IM SCHONGANG<br />

Für die Mähwerksbaureihen EasyCut<br />

B 870 CV/CR Collect und EC B 1000 CV/CR<br />

Collect bietet Krone ab sofort ein neues<br />

Querförderband mit 9,10 m Breite an. Der<br />

Durchmesser der Bandrollen wurde um<br />

25 % vergrößert, dadurch sind auch bei<br />

großen Futtermassen noch höhere Bandgeschwindigkeiten<br />

für eine mustergültige<br />

Schwadablage möglich, so der Hersteller. Das<br />

noch leistungsstärkere Förderband arbeite<br />

futterschonend in allen Erntegütern. Für eine<br />

nochmals optimierte Langlebigkeit des Mähwerks<br />

steht zudem die verstärkte Lagerung<br />

des Querförderbandes.<br />

Praxisgerechte Features sind u.a. das einstellbare<br />

Prallblech für den verbesserten<br />

Unternehmensgruppe zu bündeln. Deshalb<br />

errichten wir hier in Lingen das Krone Future<br />

Lab, in dem wir die technische Absicherung<br />

aller Krone Produktentwicklungen vornehmen<br />

oder auch länderspezifische Homologationen<br />

von Fahrzeugen und Maschinen abwickeln.“<br />

Weitere wichtige Themenbereiche<br />

Gutfluss und eine vorbildliche<br />

Schwadablage. Die<br />

gewünschte Schwadbreite<br />

lässt sich grob<br />

über eine Lochraste auf dem<br />

Mähwerksrahmen voreinstellen;<br />

alle weiteren Funktionen zur flexiblen<br />

Schwadformung steuert der Fahrer komfortabel<br />

über die Bandgeschwindigkeit.<br />

Optional sind zusätzlich höhenverstellbare<br />

Schwadbeschleunigerwalzen erhältlich.<br />

Weitere Pluspunkte: Das rahmenlose Band<br />

ist leichter als das Vorgängermodell und<br />

sorgt für einen reibungslosen Lauf unter<br />

allen Bedingungen, betont Krone. Dank der<br />

besseren Zugänglichkeit des Bandes können<br />

sind präzise Lebensdauernachweise für die<br />

Fahrzeuge, Maschinen und Achsen sowie die<br />

Entwicklung von autonomen Fahrkonzepten.<br />

Für den Standort Lingen spricht aus Sicht von<br />

Krone die sehr gute Infrastruktur mit direkter<br />

Anbindung an die Autobahn A31 sowie den<br />

Campus Lingen, eine Niederlassung der<br />

Hochschule Osnabrück, mit der Krone bereits<br />

intensiv kooperiert.<br />

Das neue Krone Future Lab entsteht auf<br />

einer Gesamtfläche von rund 13 ha. Die<br />

Planung sieht eine Maschinenhalle mit<br />

Werkstätten sowie eine Testhalle mit Prüfständen<br />

und Büroräumen vor. Mit dem<br />

Validierungszentrum stellt sich Krone strategisch<br />

ein auf immer strenger werdende<br />

gesetzliche Vorgaben sowie erhöhte Anforderungen<br />

an die Qualität, Funktion und<br />

Bedienbarkeit der hergestellten Produkte.<br />

Das Investitionsvolumen der Krone Gruppe<br />

in das Future Lab beläuft sich im ersten<br />

Schritt auf ca. 20 Mio. €. «<br />

auch<br />

Reinigungsarbeiten<br />

schneller erledigt werden. Zudem verfügen<br />

die Mähwerke für den Querförderbandantrieb<br />

serienmäßig über eine eigene<br />

Bordhydraulik, unabhängig von der Schlepperhydraulik.<br />

«<br />

54 55


INTERNATIONAL<br />

HIRTER & TSCHANZ AG, SAFENWIL (CH)<br />

SCHLAGKRAFT ZÄHLT<br />

Auf manchen Flächen muss das Traktorgespann<br />

rückwärts neben dem Häcksler<br />

herfahren – da müssen beide Fahrer sehr<br />

gut aufeinander eingespielt sein.<br />

Dass ein Betrieb über mehrere Generationen von<br />

einer Familie geführt wird, ist auch in der Schweiz<br />

zumindest bei Landwirten immer noch eher die Regel<br />

als die Ausnahme. Für Lohnunternehmen ist das schon<br />

außergewöhnlicher – vor allem, wenn zwei Väter den<br />

Betrieb gegründet haben und deren Söhne ihn gemeinsam<br />

weiterführen, wie zum Beispiel bei der Hirter & Tschanz AG.<br />

Hier haben Fredy Hirter und René Tschanz die Betriebsführung<br />

von ihren Vätern Fritz Hirter und Hans Tschanz<br />

übernommen. „René und ich haben schon gemeinsam mit<br />

unseren Vätern im Unternehmen gearbeitet. Daher war es<br />

für uns logisch, das Lohnunternehmen unter unserer Regie<br />

in der nächsten Generation gemeinsam weiterzuführen“,<br />

betont Fredy Hirter. Die Anfänge des Unternehmens lassen<br />

sich auf das Jahr 1961 zurückführen, als Fritz Hirter im<br />

Alter von 17 Jahren mit einem Mähdrescher den Einstieg<br />

in die Lohnarbeit wagte. Weitere Arbeitsschwerpunkte<br />

wie Gras- und Maissilierung und Winterdienst kamen<br />

hinzu, bis schließlich 1985 das Holz den Betrieb eroberte.<br />

Seitdem wird vor allem den Winter über viel Holz gehackt<br />

und transportiert. „Das sichert uns das ganze Jahr über<br />

Aufträge und wir können unsere Mitarbeiter ohne Unterbrechungen<br />

beschäftigen. Ein wichtiges Kriterium für<br />

viele bei der Suche nach einem Arbeitgeber“, erzählt Fredy<br />

Hirter. Und wer einmal da ist, bleibt meistens auch: Zwei<br />

der insgesamt zehn fest angestellten Mitarbeiter sind seit<br />

20 und 30 Jahren im Betrieb.<br />

Die Schweizer Tugenden Qualität, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit<br />

gelten dort auch in der Futterernte und legen damit die Messlatte<br />

für Lohnunternehmer hoch. Schlagkraft und Technikkapazität<br />

sind dabei das A und O. Wie die Hirter & Tschanz AG diese Herausforderungen<br />

meistert, haben wir bei einem Besuch erfahren.<br />

Im Sommer liegt der Arbeitsschwerpunkt klar auf Grünfutter<br />

und Mais. Die Grasernte beginnt im April. Zum Einsatz<br />

kommen zwei Krone BiG X 580 sowie ein anderes Fabrikat als<br />

Reserve und für das Herbstgras. Im Durchschnitt kommen<br />

die beiden Krone-Häcksler auf 300 Motorstunden pro Jahr<br />

– aufgrund dieser geringen Auslastung können sie in den<br />

meisten Fällen bis ca. 15 Jahre eingesetzt werden, dann<br />

wird die älteste Maschine ausgetauscht. Wenn die Hirter &<br />

Tschanz AG als Lohnunternehmen beauftragt wird, arbeiten<br />

die Kunden in den meisten Fällen mit. „Wir übernehmen<br />

alle Arbeiten, die uns der Landwirt überträgt“, erklärt René<br />

Tschanz. „Es ist selten, dass wir wirklich alles machen.<br />

Aber grundsätzlich können wir das.“ Meist übernimmt<br />

der Landwirt das Mähen, Wenden und Schwaden. „Wir<br />

kommen erst, wenn’s am Schwad liegt.“ Vor dem Mähen<br />

rufen die Auftraggeber beim Lohnunternehmen an, um die<br />

Termine abzusprechen. Da diese Arbeiten wetterabhängig<br />

sind, kommt es immer mal wieder zu Engpässen. „Aber<br />

das wissen unsere Kunden und deshalb funktionieren die<br />

Absprachen sehr gut“, sagt Fredy Hirter. Geplant werden die<br />

Einsätze über Agrarmonitor.<br />

56 57


INTERNATIONAL<br />

1 2 3<br />

1 Fredy Hirter (l.) und René<br />

Tschanz führen das Lohnunternehmen<br />

in zweiter Generation.<br />

Schon ihre Väter haben<br />

zusammengearbeitet.<br />

2 Im Gras häckselt das<br />

Lohnunter nehmen rund 350 ha<br />

mit bis zu sechs Schnitten.<br />

3 Viele Betriebe silieren ihr Futter<br />

in Hochsilos, die mit Gebläsen<br />

befüllt werden.<br />

ENGES ZEITFENSTER<br />

Das Jahr 2<strong>01</strong>8 war auch in der Schweiz sehr trocken. Der<br />

erste Schnitt in der Grasernte lief gut und auch der zweite<br />

war noch in Ordnung, danach machte sich die Trockenheit<br />

bemerkbar. „Uns hat das allerdings nicht so sehr betroffen,<br />

denn bei vielen Kunden machen wir nur einen Grünschnitt“,<br />

erklärt Fredy Hirter. „Bei manchen sind wir noch am zweiten<br />

und dritten Schnitt beteiligt, aber nur bei ganz wenigen<br />

machen wir alle.“ Die komplette Kette inkl. Transport würden<br />

nur wenige ihrer Kunden ordern. Bestellt wird (Häcksler, drei<br />

Dosierwagen inkl. Gebläse mit Motor, inklusive Fahrer) meist<br />

kurz bevor die Landwirte mähen, dann wird gemeinsam der<br />

Häckseltermin bestimmt. Abgerechnet werden Häcksler und<br />

Wagen im Gras nach Trommelstunden; im Jahr kommen sie<br />

auf etwa 150 Trommelstunden. Traktor und Gebläse werden<br />

nach Betriebsstunden und die Fahrer nach Mann-Stunden<br />

abgerechnet. Die Fläche – im Gras rund 350 ha über alle sechs<br />

Schnitte – spielt bei der Berechnung keine Rolle. Bei etlichen<br />

Kunden ist die Grasernte pro Schnitt in ein bis zwei Stunden<br />

erledigt. Entsprechend stehen oft fünf bis sechs Kunden auf<br />

dem Tageszettel. „Die Grasernte ist bei uns sehr zeitsensibel<br />

und Kunden fordern absolute Pünktlichkeit. Weil wir das<br />

können, häckseln wir zum Beispiel deutlich mehr Gras als<br />

Mais. Wir würden es schätzen, wenn wir bei manchen Betrieben<br />

nicht nur die Grasernte erledigen dürften, aber besser<br />

eine Dienstleistung als keine“, betont Fredy Hirter.<br />

Die Stundenabrechnung funktioniert nur in der Grasernte.<br />

Beim Mais läuft die Kostenuhr beim Häcksler nach Fläche –<br />

hier kommen im Jahr ziemlich konstant 200 ha zusammen.<br />

Der Herbst war für den Mais optimal. „Wir haben hier in der<br />

Region sehr schwere Böden mit hohem Wasserspeicher. Das<br />

war 2<strong>01</strong>8 von Vorteil für den Mais, auch die Qualität war<br />

top!“, freut sich René Tschanz. Die Hirter & Tschanz AG hat<br />

63 Maiskunden, die sie im vergangenen Jahr 108-mal angefahren<br />

haben. Die Strecke zum Kunden, der am weitesten<br />

entfernt ist, beträgt 30 km. In der Schweiz gibt es viele kleine<br />

Betriebe und die Tendenz, dass es weniger werden, ist dort<br />

noch nicht so stark zu beobachten wie in Deutschland. Zwar<br />

werden auch hier manche Betriebe nicht übernommen,<br />

doch das ist ein schleichender Prozess. Hingegen gibt es<br />

immer mehr Nebenerwerbslandwirte, die sehr stark sind,<br />

weil sie durch ihre eigentliche Arbeit ein gutes Einkommen<br />

haben. „Für sie sind wir als Lohnunternehmen natürlich<br />

besonders interessant“, sagt Fredy Hirter.<br />

ÜBERWIEGEND HOCHSILOS<br />

„Beim Maishäckseln sehen wir bei unseren Kunden ein<br />

steigendes Interesse an größeren Schnittlängen. Wir können<br />

das mit dem VariLOC Getriebe von Krone anbieten, sind uns<br />

aber nicht sicher, ob das bei den vorherrschenden Hochsilos<br />

wirklich klug ist wegen der Verdichtung und Nacherwärmung.“<br />

Fast schon ungewöhnlich für Bergregionen ist, dass<br />

Lohnunternehmer keine Rundballensilage im Angebot haben.<br />

Hirter & Tschanz ist so ein Fall, der ausschließlich Häcksler<br />

für die Futterernte anbietet. Die Unternehmer müssen also<br />

akzeptieren, dass auch andere Lohnunternehmer bei seinen<br />

Kunden auftauchen, denn die meisten Landwirte lassen auch<br />

Ballensilage machen, weil mittlerweile der Siloraum zu klein<br />

geworden ist. „Dieser mangelnde Siloraum für wachsende<br />

Herden ist der begrenzende Faktor für den Häcksler“, gibt<br />

Fredy Hirter zu. Das gelte auch für Mais, der zunehmend in<br />

Maisballen gepresst und gewickelt werde. Zudem haben die<br />

Ballen den Vorteil, dass sie handhabbar sind.<br />

„Wenn wir in der Schweiz von Siloraum reden, dann ist<br />

damit normalerweise der klassische Hochsilo gemeint.<br />

Fast vor jedem Stall steht solch ein Futterturm; in der Regel<br />

10 bis 15 m hoch und mit einem Fassungsvolumen von<br />

gut 100 m³. Die größeren Silos bieten Volumen von bis<br />

zu 700 m³. Die Hochsilos haben Bestand und ältere Silos<br />

werden durch neue Hochsilos ersetzt, dann aber meist nicht<br />

mehr aus Kunststoff, sondern oft aus glasemailliertem Stahl.<br />

Unsere Kundschaft hat hauptsächlich Hochsilos. Das hat<br />

natürlich Konsequenzen für die Silagekette.“ Die besteht bei<br />

Hirter & Tschanz eben auch aus zwei Hochleistungsgebläsen<br />

à 250/300 PS, um Schlagkraft in der Kette zu halten.<br />

Entsprechend dieser Vorgabe haben sie vier Tandem-Dosierwagen<br />

mit Querförderband vorn und drei normale<br />

Häckselwagen, die nach hinten hinaus in ein spezielles<br />

Dosiergerät abladen und so das Häckselgut in die Gebläse<br />

fördern. Ein 23-m³-Tandemwagen, schildert Hirter, sei in<br />

drei bis fünf Minuten abgeladen. Meist wird mit drei Wagen<br />

abgefahren, ein Gespann wird meist vom Landwirt gefahren.<br />

Wichtig ist: Ein Mitarbeiter von LU Hirter & Tschanz betreut<br />

das Gebläse. „Wenn die Silobefüllung stockt, steht auch der<br />

Häcksler und das können wir uns bei den verschiedenen<br />

Kunden auf dem Tageszettel nicht leisten“, betont Fredy<br />

Hirter. Ebenso wichtig sei, den jeweiligen Befüllstand des<br />

Silos ständig im Auge zu haben.<br />

AUFTRAGSLAGE ERHÖHEN<br />

Angefangen hat das Unternehmen seinerzeit mit dem<br />

Dreschen und diese Dienstleistung wird auch weiterhin<br />

angeboten, allerdings zusammen mit einem anderen Lohnunternehmer.<br />

„Die Aufträge gingen immer weiter zurück.<br />

Wir hätten investieren können, haben uns aber letztlich<br />

entschieden, damit aufzuhören“, erzählt René Tschanz. Die<br />

Stammkundschaft wird weiterhin bedient. Im Sommer steht<br />

ein Mähdrescher auf dem Betriebsgelände der Hirter &<br />

Tschanz AG und entweder fährt ein Mitarbeiter raus oder<br />

der Partner-Lohnunternehmer wird beauftragt.<br />

Gut hingegen läuft es im Grünschnitt; hier streben Fredy<br />

Hirter und René Tschanz eine Ausweitung ihres Kundenstammes<br />

an. Ein ambitioniertes Ziel, denn es ist schwierig,<br />

neue Flächen hinzuzugewinnen. Um das Vertrauen der<br />

Kunden dahingehend zu gewinnen, dass sie den Aufträgen<br />

gerecht werden können, gehen die beiden nun in Vorleistung:<br />

Ein zweiter Krone BiG X 580 wurde angeschafft. „Wir<br />

wollten zwei Maschinen des gleichen Typs haben und haben<br />

deshalb nicht das Nachfolgemodell gekauft. Für unsere Mitarbeiter<br />

in der Werkstatt ist es erheblich einfacher und die<br />

Ersatzteile passen an jede Maschine“, erklärt René Tschanz.<br />

Dass es wieder Krone werden sollte, war eindeutig: „Die<br />

Schnittqualität hat uns sehr imponiert und der Service ist<br />

sehr gut. Wenn wir ein Problem haben, finden wir mit Krone<br />

direkt eine Lösung.“<br />

Die zweite Maschine ist noch längst nicht ausgelastet, doch<br />

es gibt bereits viele Ansätze, bei potenziellen Kunden einen<br />

Fuß in die Tür zu bekommen: „Wir können das Komplettpaket<br />

anbieten: Grasernte mit Pick-up, Ganzpflanzensilage<br />

mit dem XDisc von Krone, Maisernte (OptiMaize) für alle<br />

Schnittlängen, mit 8- und 10-reihigem EasyCollect und<br />

Lieschkolbenschrot mit einem 8-reihigen Maispflücker von<br />

Ziegler. Grundsätzlich wollen wir das machen, was andere<br />

nicht können.“ Der BiG X 580 ist deshalb eine Investition in<br />

die Zukunft. «<br />

58 59


Landtechnik<br />

Dienstleistung<br />

Pflanzenproduktion<br />

Werde<br />

eld<br />

Held<br />

Berufsziel: Fachkraft Agrarservice<br />

Eine moderne Ausbildung<br />

mit Perspektive!<br />

www.werde-feldheld.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!