180 Abb. 4 8 Entscheidungsprozess für die Auswahl des Ablationsprofils ches auch die Wellenfrontfehler, die von <strong>der</strong> Hornhautvor<strong>der</strong>fläche herrühren, mit e<strong>in</strong>bezieht. Vere<strong>in</strong>zelt wird auch von „kornealer Wellenfront“ gesprochen, was eher irreführend ist und nur die Informationen <strong>der</strong> Höhenkarte be<strong>in</strong>haltet. Das topographiegeführte Profil ist bei <strong>der</strong> Reduktion starker Irregularitäten <strong>der</strong> Hornhautvor<strong>der</strong>fläche von Vorteil, z. B. bei Narbenzuständen, irregulärem Astigmatismus nach Keratoplastiken und Kataraktoperationen (Hafezi et al., persönliche Mitteilung), bei dezentrierter Ablation, kle<strong>in</strong>er optischer Zone o<strong>der</strong> „Central steep islands“ nach refraktiver Chirurgie, aber auch bei e<strong>in</strong>fachem asymmetrischem Astigmatismus [7,8]. Hier reduziert es die zum Teil massiven Irregularitäten und Aberrationen. Für primäre Behandlungen ist e<strong>in</strong> topographiegeführtes Ablationsprofil nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen geeignet, da die ideale Form <strong>der</strong> Hornhaut im E<strong>in</strong>zelfall eben nicht nur von den Aberrationen und Irregularitäten <strong>der</strong> Hornhautvor<strong>der</strong>fläche abhängt, son<strong>der</strong>n oft e<strong>in</strong> Gleichgewicht von Hornhaut und L<strong>in</strong>se vorliegt, bei dem sich die jeweiligen Aberrationen ausgleichen. Die e<strong>in</strong>seitige Reduktion kornealer Aberrationen kann manchmal also zur Zunahme <strong>der</strong> Gesamtaberrationen führen [25]. | Der Ophthalmologe 3 · 2006 Leitthema Q-Faktor-angepasstes Ablationsprofil Die wellenfrontgeführte Behandlung führt nur bei Vorliegen stärkerer Gesamtaberrationen des zu operierenden Auges zu e<strong>in</strong>er signifikanten Reduktion – o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s ausgedrückt – zur Verbesserung <strong>der</strong> Optik. Diese Konstellation f<strong>in</strong>det sich aber nur <strong>in</strong> etwa 20% <strong>der</strong> Fälle. In allen an<strong>der</strong>en Fällen stellt sich also eher die Frage nach e<strong>in</strong>er optimalen Erhaltung <strong>der</strong> bestehenden Optik (mit Ausnahme des <strong>refraktiven</strong> Fehlers), bedenkt man <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die bestehende neuronale Verarbeitung <strong>in</strong> den höheren Zentren, die auf diese Optik ausgelegt ist. Das Korrelat <strong>der</strong> <strong>refraktiven</strong> Än<strong>der</strong>ung ist die Krümmung <strong>der</strong> Hornhaut, während die Asphärizität die Qualität <strong>der</strong> Abbildung ausmacht. Damit ist auch schon das strategische Ziel <strong>der</strong> QFaktoroptimierten Ablation def<strong>in</strong>iert: Erhaltung <strong>der</strong> präoperativen Asphärizität und die beabsichtigte Induktion von speziellen Aberrationen z. B. bei <strong>der</strong> Astigmatismus und Presbyopiebehandlung. Der QFaktor determ<strong>in</strong>iert als Messgröße die Asphärizität <strong>der</strong> Hornhaut. Diese liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Normalbevölkerung zwi schen −0,8 und 0,4, mit e<strong>in</strong>er deutlichen Häufung bei −0,2 [3]. Die menschliche Hornhaut zeigt also natürlicherweise e<strong>in</strong>e leicht prolate Form, das heißt, sie flacht sich vom Zentrum zur Peripherie h<strong>in</strong> leicht ab (Q0). Es konnte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit gezeigt werden, dass <strong>der</strong> refraktivlaserchirurgische E<strong>in</strong>griff zur Korrektur <strong>der</strong> Myopie die Asphärizität <strong>in</strong> Richtung <strong>der</strong> oblaten Hornhaut verschiebt. Die Verschiebung des QFaktors ist hierbei streng mit <strong>der</strong> Korrekturhöhe korreliert und kann Werte von über 1,0 annehmen [9,10]. Mehrere wissenschaftliche Arbeitsgruppen haben die ideale postoperative Asphärizität <strong>der</strong> Hornhaut im Modell berechnet und s<strong>in</strong>d zu dem Schluss gekommen, dass e<strong>in</strong> Q Faktor von etwa −0,4 angestrebt werden sollte [16,24]. Diese am Modell gewonnene Empfehlung ist zwar für den „Durchschnittsfall“ richtig, im E<strong>in</strong>zelfall jedoch eher <strong>in</strong> Frage zu stellen. Dabei ist wie<strong>der</strong>um zu berücksichtigen, dass Aberrationen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> L<strong>in</strong>se entstehen, oft von denen <strong>der</strong> Hornhaut teilweise kompensiert werden. Dieser Kompensationsmechanismus ist allerd<strong>in</strong>gs vom Alter abhängig. So muss mit e<strong>in</strong>er deutlichen Reduktion ab e<strong>in</strong>em Alter von etwa 45–50 Jahren gerechnet werden [20,28]. Für die Praxis bedeutet dies, dass e<strong>in</strong>e präoperativ prolate Hornhaut zum<strong>in</strong>dest erhalten und die durch die Operation <strong>in</strong>duzierte Verschiebung <strong>in</strong> Richtung oblate Hornhaut bei <strong>der</strong> Myopiekorrektur verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden sollte. Falls e<strong>in</strong>e Optimierung jedoch angestrebt wird (z. B. bei Vorliegen e<strong>in</strong>er präoperativen starken Nachtmyopie), dann sicherlich eher <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er prolaten Hornhautform. An<strong>der</strong>erseits konnten Somani et al. kürzlich zeigen, dass e<strong>in</strong>e negative korneale Asphärizität als s<strong>in</strong>gulärer Faktor postoperativ we<strong>der</strong> das Kontrastsehen noch den bestkorrigierten Visus signifikant verbessern konnte [27]. Dies mag dadurch bed<strong>in</strong>gt se<strong>in</strong>, dass die Hornhautasphärizität z. B. durch die Asphärizität <strong>der</strong> L<strong>in</strong>se kompensiert wird. In e<strong>in</strong>er ersten Studie verglichen Koller et al. die QFaktoroptimierte mit <strong>der</strong> wellenfrontgeführten Behandlung an paa
Abb. 5 8 Übersicht über frühere, heute e<strong>in</strong>gesetzte und zukünftige <strong>Ablationsprofile</strong> und <strong>der</strong>en kl<strong>in</strong>ischen E<strong>in</strong>satz Der Ophthalmologe 3 · 2006 | 181