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14 BERLIN BERLINER KURIER, Mittwoch, 10. Juli 2019 *<br />
Party-Drogen in Marzahn<br />
Kampf den Schulhof-Dealern<br />
Elfjährige sollen Pillen eingeworfen haben, Schulstadtrat alarmiert–Händler sind meist Klassenkameraden<br />
Von<br />
LUTZ SCHNEDELBACH<br />
Berlin – Sie sind gelb, grün<br />
oder rosa. Sie sind preiswert<br />
und hoch gefährlich. Gemeint<br />
ist die Party-Droge<br />
Ecstasy. Die Pillen werden<br />
zurzeit an Schulhöfen in<br />
Marzahn-Hellersdorf angeboten.<br />
Das hat jetzt Schulstadtrat<br />
Gordon Lemm (41,<br />
SPD) auf seiner Facebook-<br />
Seite mitgeteilt.<br />
DasGeschäft läuft.<br />
Minderjährige zahlen bis<br />
zu 1,50 Euro.InClubs<br />
sind sie deutlich teurer.<br />
Seit drei bis vier Monaten gibt<br />
es die Droge auch bei Kindern<br />
und Jugendlichen im Bezirk,<br />
sagt Stadtrat Lemm. Deshalb<br />
entschied er sich dazu, das<br />
Problem öffentlich anzusprechen.<br />
Der Stadtrat befürchtet,<br />
dass schon Elfjährige Kontakt<br />
mit den Pillen bekommen.<br />
Zwei Fälle, bei denen elfjährige<br />
Mädchen der Versuchung<br />
nicht widerstehen konnten, soll<br />
es bereits im Bezirk gegeben<br />
haben. Einzelheiten nannte<br />
Lemm allerdings nicht.<br />
Eher Mädchen als Jungen interessieren<br />
sich für die bunten<br />
Drogen. Das wissen auch die<br />
Polizisten im Bezirk. Sie widersprechen<br />
dem Klischee, nach<br />
dem Fremde an den Schulzaun<br />
oder auf den Schulhof kommen<br />
und dort die Pillen verticken.<br />
Längst bringen Mitschüler die<br />
Drogen mit zum Unterricht<br />
und verkaufen sie unauffällig<br />
während der Pausen. „Der<br />
Händler auf dem Schulhof ist<br />
der Mitschüler“, sagt ein Drogenfahnder.<br />
Während die Pillen in Schulen<br />
an Kinder für einen Euro<br />
und 1,50 Euro verkauft werden,<br />
müssen Jugendliche in Clubs<br />
bis zu 10 Euro für eine Tablette<br />
berappen.<br />
Schulstadtrat Lemm setzt<br />
Fotos: Imago/Mathiassen, Yours<br />
Mehr Mädchen als Jungs<br />
stehen auf die runden,<br />
bunten Pillen. Sie können<br />
sehr gefährlich werden.<br />
weiterhin auf die Aufklärung.<br />
„Auch unsere Sozialarbeiter<br />
sind diesbezüglich sensibilisiert<br />
worden“, sagt er. Sie sollen<br />
auch stärker darauf achten, ob<br />
es einen verstärkten Konsum<br />
dieser Drogen gibt, sagte er<br />
dem KURIER. Er rät den Eltern<br />
zuerst einmal nicht in Panik zu<br />
geraten. „Wir reden hier nicht<br />
von einer Epidemie, sondern<br />
von gehäuften Einzelfällen. “<br />
Warnungen wie: „Lass die<br />
Hände von den Drogen, denn<br />
die bringen Unglück“, prallen<br />
an den Kindern und Jugendlichen<br />
ab, weil sie erleben, dass<br />
Drogen zunächst mal kein Unglück<br />
bringen, sondern gute<br />
Laune, sagen Fahnder. Erst später<br />
kann der Traum zum Alptraum<br />
werden.<br />
Der Polizei ist das Schulhofdealen<br />
nicht unbekannt. Wir<br />
werden weiterhin ein Auge darauf<br />
haben, so der Fahnder.<br />
Wenn es möglich ist, werden<br />
wir die Brennpunkte im Bezirk<br />
noch stärker kontrollieren.<br />
Stadtrat Lemm rät besorgten<br />
Eltern, sich an die Suchtberatung<br />
Marzahn-Hellersdorf zu<br />
wenden. Sie befindet sich in der<br />
Allee der Kosmonauten 47 und<br />
ist unter der Telefonnummer<br />
030/2902781 81 zu erreichen.<br />
Moabit – Im Zickzack-Kurs<br />
ging es im Wasserflitzer über<br />
die Müggelspree: Als Jetski-Raser<br />
brachte Guido D. (48) zwei<br />
Paddler zum Kentern, bretterte<br />
dann gegen ein Floß und strandete<br />
nun vor Gericht.<br />
Der Ex-Parkplatzwächter,<br />
braun gebrannt und im lockeren<br />
Shirt mit der Aufschrift<br />
„Surf-Beach“. Das Ruder überließ<br />
er seinem Anwalt. Ein Geständnis:<br />
„Er weiß auch nicht,<br />
was ihn da geritten hat.“ D. habe<br />
seine Fahrkünste überschätzt.<br />
23. August auf der Müggelspree,<br />
linkes Ufer in Köpenick.<br />
D. kam laut Anklage rasant angesaust,<br />
umkreiste einige<br />
Sportboote und dann ein Doppel-Stand-up-Paddling-Board.<br />
Leute auf einem Floß regten<br />
sich auf. Der Rüpel wendete um<br />
180 Grad und nahm Kurs auf<br />
das große Floß.<br />
Die acht Leute auf dem still<br />
liegenden Miet-Floß sollten<br />
sich ärgern: D. wollte möglichst<br />
nah vorbeiknattern. Doch er<br />
rammte den Außenbordmotor.<br />
Ankläger: „Nur durch Zufall<br />
wurden keine Personen verletzt.“<br />
Der Jetski-Chaot türmte.<br />
Verurteilt: Der Jetski-Rowdy vonder Müggelspree<br />
D.: „Die Leute waren aggressiv.<br />
Deshalb bin ich zur Werft gefahren.“<br />
Der Wasserflitzer, den<br />
er sich geborgt hatte, sei kurz<br />
vor dem Sinken gewesen. D.:<br />
„Aber am nächsten Tag bin ich<br />
zur Polizei, habe die volle Verantwortung<br />
übernommen.“<br />
Am Floß war laut Vermieter<br />
ein Schaden von 5200 Euro entstanden.<br />
Den will der derzeitige<br />
Hartz-IV-Empfänger D. abstottern.<br />
Weil er sich so reuig zeigte,<br />
kam er vor Gericht mit einem<br />
blauen Auge davon: 450<br />
Euro wegen Gefährdung des<br />
Schiffsverkehrs. KE.<br />
Foto: PressefotoWagner<br />
Der angeklagte<br />
Wasser-Rowdy<br />
versteckt<br />
sein Gesicht.