Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
DEUTSCHLAND
AUG./SEPT. 2019, € 2,50
ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN
„VERSUCH DAS UNMÖGLICHE.
UND GENIESSE DEINE REISE.“
BRAD PITT UND LEONARDO DiCAPRIO IM DOPPEL-INTERVIEW
ÜBER DEMUT ALS ERFOLGSREZEPT UND TEAMWORK À LA TARANTINO
BRAD PITT: „ARBEITE MIT LEUTEN,
DIE SCHLAUER SIND ALS DU.“
Für Abonnenten der
LEONARDO DiCAPRIO: „SEI UNVERBLÜMT
OFFEN. SAG, WAS DICH STÖRT.“
Foto: R. Schedl
Gezeigte Fahrszenen bitte nicht nachahmen, Schutzkleidung tragen und die anwendbaren Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung beachten!
Die abgebildeten Fahrzeuge können in einzelnen Details vom Serienmodell abweichen und zeigen teilweise Sonderausstattung gegen Mehrpreis.
VERGISS
KONVENTIONEN
Manche Regeln sind dazu gemacht, gebrochen zu werden. Versteh uns
richtig, wir wollen nicht, dass du das Gesetz brichst – aber wir sehen
....0669.0.. 6.
ihre eigenen Standards und stellt dabei so manche Konvention in Frage.
Erlebe jetzt den brandneuen, bahnbrechenden, Big Bore Supermoto
Outlaw und definiere deine eigenen Spielregeln.
EDITORIAL
WILLKOMMEN
LEGENDEN
UNTER SICH
IM RENNEN
RED BULL ILLUME
Der weltweit größte
Wett bewerb für Actionund
Abenteuer-Sportfotografie
(zuletzt über
34.000 Einsendungen)
läuft wieder. Im Herbst
kürt die Jury 55 Finalisten
und einen Gesamtsieger.
Ab Seite 6 siehst du drei
Highlights unter den bisher
eingereichten Bilder.
Wer Großes erreichen will, muss das Kleine
ehren – was wie ein Kalenderspruch klingt,
ist vielmehr das sehr ernst gemeinte Erfolgsrezept
von Brad Pitt und Leonardo DiCaprio. Im
Doppel- Interview ab Seite 36 sprechen die zwei
Hollywood-Superstars über ihre detailbesessene
Vorbereitung, ihre Demut vor dem Können der
Regisseure und ihre Erlebnisse mit Filmmacher
Quentin Tarantino, für dessen neues Werk
„Once Upon a Time in Hollywood“ sie nun erstmals
gemeinsam vor der Kamera standen.
Um entscheidende Details für den Erfolg geht
es auch in unserem Feature über die E-Sport-
Profis von Team BIG (ab S. 56), die wir einen Tag
lang in ihrem Trainingsalltag begleiten durften.
Vor dem Bildschirm – und im Fitnessstudio.
SATZ DES MONATS
„ Steh für deine
Prinzipien ein
und bleib gütig,
dann bist du
unzerstörbar.“
Schauspielerin Lily James über
ihren Umgang mit schwierigen
Zeiten. Ab Seite 34
SAMIR HUSSEIN/WIREIMAGE/GETTY IMAGES (COVER), PHILIPP HORAK BRIAN SATUFFER UND HELLO VON
IM GAMING-HAUS
CHRISTOPH VOY
Für den Fotografen (u. a.
„Vice“, „ZEITmagazin“)
öffneten die E-Sportler
von Team BIG die Tür zu
ihrem Berliner Gaming
House, in dem sie jeden
Tag bis in die Nacht trainieren
– unterbrochen
von einem Besuch im Fitnessstudio
gegen 23 Uhr.
„Das sind absolute Vollprofis“,
resümierte Voy.
Seite 56
Viel Spaß mit der neuen Ausgabe
von The Red Bulletin!
Die Redaktion
IM SURVIVAL-MODUS
WALTRAUD HABLE
Wie überlebt man auf einer einsamen
Insel? Unsere Autorin
verbrachte sechs Tage und fünf
Nächte auf einem Eiland mitten im
Indischen Ozean. Der Red Bulletin-
Selbstversuch ab Seite 66.
IN AKTION
LUKAS KLOSTERMANN
Was essen Spitzen sportler weltweit?
Darum dreht sich alles
in unserem Feature ab Seite 44.
Darin schildert u. a. der Fußball-
Nationalspieler das Ernährungssystem
seines Vereins RB Leipzig.
THE RED BULLETIN 3
INHALT
The Red Bulletin
August/September 2019
COVERSTORY
36 IKONEN IM INTERVIEW
Brad Pitt und Leonardo DiCaprio
präg(t)en Holly wood. Hier schildern
die Oscar-Preisträger, wie
sie an der Spitze bleiben.
FESTIVAL
18 STADT DER WUNDER
Beim Boomtown Fair werden
die Besucher zu Helden ihrer
eigenen Märchenwelt.
FITNESS
44 ESSEN WIE
EIN CHAMPION
Acht Spitzenathleten aus aller
Welt sprechen darüber, welche
Ernährung sie stark macht.
E-SPORT
56 HIER LEBT TEAM BIG
Zu Besuch im Berliner Gaming
House der deutschen Shootingstars
im Spiel „Counter-Strike“.
18
AUF DER BÜHNE
Beim Boomtown Fair
entstehen mitten in
England gigantische
Fantasiewelten.
TATTOOS
30 DAS GEHT UNTER
DIE HAUT
Warum namhafte Sportler
dem Wiener Tätowierer Helmut
„Slimheli“ Zeiner vertrauen.
HOLLYWOOD
34 DIE IMMENSE KRAFT
DER LILY JAMES
Die Schauspielerin erzählt, wie
sie mit Druck umgeht – und was
ihre Brüder damit zu tun haben.
6 GALLERY
12 ZAHLEN, BITTE!
14 KOLUMNE
15 FUNDSTÜCK
16 LIFE HACKS
42 INNOVATOR
5-MINUTEN-COACH
64 WIE DEINE IDEEN
FLIEGEN LERNEN
Freestyle-Motocross-Star
Luc Ackermann verrät seine
Tipps für kreatives Denken.
ABENTEUER
66 FRAU IM
SURVIVAL-MODUS
Wie unsere Autorin eine Woche
auf einer einsamen Insel überlebte
(und was sie dabei lernte).
96 IMPRESSUM
98 PERFEKTER ABGANG
66
AUF DER INSEL Unsere Autorin verabschiedete
sich für eine Woche von der Zivilisation.
MIKE MASSARO/BOOMTOWN, PHILIPP HORAK,
ERIK TANNER/CONTOUR BY GETTY IMAGES, CHRISTOPH VOY
4 THE RED BULLETIN
„ Manche Dinge
kann man
nicht erfinden.
Sie erfinden
sich selbst.“
LUC ACKERMANN, virtuoser
Freestyle-Motocrosser,
über Kreativität: Seite 64
34
AUF ERFOLGSKURS Aktrice Lily James
über ihre Strategie, mit Druck umzugehen
56
AUF SENDUNG Zu Besuch im Berliner Gaming
House der E-Sport-Profis von Team BIG
guide
DEIN PROGRAMM
80 REISEN
Löwen und Geparden
hautnah: auf Profi-
Fotosafari in Kenia
84 EVENTS
Von den NitrOlympX
bis zur Gamescom:
die Events des Monats
86 GAMING
Dieses Spiel wird das
neue „Pokémon Go“.
87 ENTERTAINMENT
Red Bull TV-Highlights
– live und on demand
THE RED BULLETIN 5
GALLERY
Teahupoo, Tahiti
TIEFENSCHÄRFE
Teahupoo an Tahitis Südwestküste ist
berühmt für seine hohl brechenden Wellen.
Fotograf Ben Thouard, der auf der Insel lebt,
kennt den Schauplatz aus allen Perspektiven:
„Mein Ziel war es, Surfer aus einem neuen
Blickwinkel abzulichten.“ Also tauchte der
Franzose ab und drückte ab – wir erahnen
die Kraft des Pazifik. benthouard.com
6 THE RED BULLETIN
BEN THOUARD/RED BULL ILLUME
THE RED BULLETIN 7
GALLERY
Ölüdeniz, Türkei
LUFTTAXI
Ready for Take-off: In wenigen Sekunden
wird sich Base-Jumper Guillaume Galvani
von Ferdi Toys Schirm lösen und über der
Bucht von Ölüdeniz in die Tiefe springen.
Fotograf Tristan Shu: „Wir haben uns durch
die Wolken gekämpft, um Guillaume im
Licht der untergehenden Sonne zu zeigen –
es war einfach perfekt.“ tristanshu.com
8 THE RED BULLETIN
TRISTAN SHU/RED BULL ILLUME
THE RED BULLETIN 9
GALLERY
Engelberg, Schweiz
PULVERTAUCHER
Der Mann, der hier bis zum Hals im Pulverschnee
steckt, ist das US-Ski-Ass Marcus Caston. Ein
Bild, das wir allen widmen, denen die Sommerhitze
zu schaffen macht. Entstanden ist es in
Engelberg im Kanton Obwalden, Heimatort von
Fotograf Oskar Enander: „Ein herrlicher Tag mit
30 Zentimeter Neuschnee.“ oskarenander.com
OSKAR ENANDER/RED BULL ILLUME
10 THE RED BULLETIN
THE RED BULLETIN 11
Z A H L E N , B I T T E !
Red Bull 400
KRALL DIR DEN SIEG!
Am Ende geht es nur auf allen vieren weiter – 1800 Sportler erklimmen
am 20. Juli beim härtesten 400-Meter-Lauf der Welt die Skischanze in
Titisee-Neustadt (Anmeldung auf redbull.com). Einige Fakten zur Vorbereitung:
6
Teilnehmer waren seit
der Premiere im Jahr 2015
200
jedes Mal dabei.
Pulsschläge – natürlich pro
Minute – liefern aufgrund der
Anstrengung auf den 400 Metern
den richtigen Rhythmus.
140
Höhenmeter sind
zu absolvieren.
14
Vorläufe münden (wenn alle
Startplätze vergeben werden)
in vier Semifinale und
schließlich in das Finale.
7200
Dosen Red Bull und 3000 Liter Gerolsteiner
Wasser wurden im Vorjahr getrunken.
1500
Müsliriegel, 1300 Donuts,
130 Kilo Nudeln und
55 Kilo Bananen wurden
2018 verzehrt.
35
Grad beträgt die Steigung
der Hochfirstschanze in Titisee-
Neustadt. Den Schanzenrekord
hält der slowenische Skispringer
Domen Prevc: Am 11. März 2016
schaffte er 148 Meter.
12.960
Kilometer legt Suzy Walsham dieses Mal zurück,
um am Red Bull 400 in Titisee-Neustadt teilzunehmen.
Sie reist dafür eigens aus Singapur an.
4.000.000
Euro wurden im Jahr 2000 investiert,
um die Schanze Weltcup-tauglich
zu machen. Größtes Problem:
Immer wieder mangelt es an Schnee.
1
Heiratsantrag hat 2017
beim Lauf für Tränen
gesorgt. Ein Schweizer Teilnehmer
ging nach den
Männervor läufen vor seiner
Angebeteten in die Knie –
eine äußerst emotionale
Angelegenheit.
GETTY IMAGES (3), FLO HAGENA/RED BULL CONTENT POOL CLAUDIA MEITERT
12 THE RED BULLETIN
Die App, die Impfungen
auf dem Schirm hat.
Mit TK-Safe Gesundheitsdaten
..
Fortschritt leben. Die Techniker
dietechniker.de
KOLUMNE
Thilo Mischke
BEGEGNUNGEN
ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN
Er ist 200 Tage im Jahr unterwegs,
Jetlag ist bei Korrespondent und Reisereporter
Thilo Mischke (TV-Dokureihe
„Uncovered“) ein Dauerzustand. Auf seinen
Expedi tionen trifft der 38-jährige Berliner
immer wieder Menschen, die ihn faszi nieren.
Dieses Mal: Mr. Toh, der die Full Moon
Party in Thailand ausrichtet und über
die Jugend lernt.
Der berühmte Haad-Rin-Strand ist leer, kaum
Menschen. Ich höre das Meer rauschen, höre
den Wind, der den weißen Sand umherwirbelt.
Hier und da halten Menschen ihre Füße ins Wasser, trinken
erschöpft von der Hitze aus einer frischen Kokosnuss.
Dieser Strand ist nicht zum Baden gemacht, er ist
der Austragungsort der größten Party Südostasiens.
Eine Sehenswürdigkeit,
ohne dass sich die Besucher
dafür interessieren, wie dieser
Strand aussieht – am Tage. Sie
kommen nachts, sie kommen
für den Techno, für die Plastikbecher,
gefüllt mit Softdrinks
und Rum. Sie kommen für gemalte
neonfarbene Muster auf
ihrer hellen Haut. Muster, die
unter UV-Lampen zu leuchten
beginnen. Sie kommen, um zu
feiern und so lange zu trinken,
bis sie nur noch auf dem Rücken
im Sand liegen können,
die Musik nicht mehr hören
und vom Leben besoffen über
die Freiheit nachdenken. Auch
ich habe das gemacht, 2003.
Mit meinem besten Freund Robert, auch ich lag hier im
Sand und hörte Rummeltechno, bis die Ohren pfiffen.
Mr. Toh ist müde, 41 Jahre alt, er ist hier an diesem
Strand groß geworden. Seit 41 Jahren einmal im Monat
Full Moon Party. Das hinterlässt Spuren, nicht nur in der
Natur der Insel, sondern auch bei ihren Bewohnern. Als
Elfjähriger hat er Schnäpse ausgeschenkt, jetzt, dreißig
Jahre später, betreibt er mit der Drop-in Bar eine Legende,
er betreibt den Motor dieser Party. Die größte Bar am
Haad Rin.
Von ihm habe ich nichts über das Leben gelernt, so
ehrlich muss ich sein. Man lernt auf Partys nichts über
das Leben. Vielmehr konnte ich durch ihn einen Blick auf
verschiedene Jugendgenerationen aus der ganzen Welt
und ihre Bedürfnisse werfen, über den Zeitraum eines
halben Lebens. Mr. Toh spricht wenig über sich. „Nicht
„Nach 30 Jahren Full Moon Party
habe ich die Schnauze voll.
Ich will jetzt in Rentner investieren.“
Mr. Toh betreibt die größte Bar am legendären
thailändischen Partystrand Haad Rin.
mal mein Name Mr. Toh stimmt“, sagt er. Die Touristen
könnten sich seinen thailändischen Namen nicht merken,
deswegen hat er sich diesen Spitznamen gegeben. Mr. Toh
spricht am liebsten über die Besucher der Party, von den
Gesichtern, die einmal im Monat vom Vollmondlicht erleuchtet
werden, und was er darin sieht.
„Die Gäste werden immer jünger“, sagt er. „Früher, da
waren alle um die dreißig, jetzt sind alle um die zwanzig.“
Mr. Toh stört das nicht, es verblüfft ihn nur. Gestern war
eine Party, und es läuft immer gleich ab. Morgens Aufbau,
nachts kommen aus ganz Thailand bis zu 40.000
Menschen auf die Insel Ko Pha-ngan. Mr. Toh sorgt für
Spaß. DJs aus Europa, Getränke wie in Europa, das beste
Kater-Essen, auch wie in Europa: Pizza statt Pad Thai.
„Viele denken ja, die Full Moon Party sei ein buddhistisches
Fest“, sagt er und fügt hinzu: „Ist es aber nicht,
das wurde vor über dreißig
Jahren hier am Strand einfach
erfunden. Der Vollmond als
Grund zum Feiern.“
Die Generationen kommen
und gehen, Generation X, danach
Y, dann die Millennials,
sie alle setzen sich von ihrer
Vorgängergeneration ab.
Wollen anders sein, wollen
neu sein. Das ist auch wichtig,
das ist schließlich die Aufgabe
der Jugend.
„Wenn sie feiern, sind sie alle
gleich“, sagt Toh. Egal wie alt.
„Mischgetränke und Charts-
Musik verbinden Generationen.“
Die Welt würde immer
ernster werden, sagt Toh, die Kriege immer lauter, die
Natur verkocht vor Hitze. Auch hier in Thailand spürt
man den Klimawandel. „Eigentlich ist jetzt Monsun.“ Er
zeigt in den blauen Himmel. Kein Regen. Die Welt verändert
sich, die Jugend bleibt gleich. Nur das Bedürfnis,
der Realität zu entfliehen, setzt heute früher ein. Eskapismus
als einträgliches Geschäftsmodell; je beschissener
die Welt, desto mehr wollen die Leute feiern.
Mr. Toh ist aber erschöpft. „Nach dreißig Jahren Full
Moon Party habe ich die Schnauze voll“, sagt er. Wischt
sich den Schweiß mit einem Handtuch aus dem Nacken.
„Ich will jetzt in Rentner investieren“, sagt er. „Die, die
früher hier gefeiert haben, werden jetzt alt und wollen
betreut werden. Sie wollen am Haad Rin alt werden.“
„Rentner und Feierwillige, sie haben die gleichen Bedürfnisse?“,
frage ich Toh. Und er lacht, nickt. „Sie wollen
vergessen, wie die Wirklichkeit aussieht.“
MARTIN GASCH BLAGOVESTA BAKARDJIEVA THILO MISCHKE
14 THE RED BULLETIN
FB U NL DL ES VT AÜ RC DK
Bob Dylans
Mundharmonika
ZEITENWENDE
Die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen auf dieser
Mundharmonika. Sie hat so viel Rost angesetzt,
dass das N und das D in „Marine Band“ schon fast
verschwunden sind. Wir sehen eine Blues harp
in A-Dur, Seriennummer A449, und sie gehörte
Bob Dylan, dem Mann, der der Folkmusik, ja der
Musik überhaupt, in den 1960er-Jahren neues
Leben einhauchte. Damals war er ein eigenwilliger
Charakter mit wildem Lockenkopf, der sich die
Seele aus dem Leib blies und mit „The Times They
Are A-Changin’“ zur „Stimme einer Generation“
wurde – eine Rolle, der er sich stets verweigerte.
HENRY LEUTWYLER, GETTY IMAGES
Bob Dylan (hier 1961 in New York): fast 60 Jahre
erfolgreich, 2016 mit dem Nobelpreis geehrt
THE RED BULLETIN 15
L I F E H A C K S
Science-Bastler
SO AKTIVIERST DU
DEINEN GRÜNEN DAUMEN
Schlaue Lösungen für konkrete Probleme, Volume 11: Was haben Windeln, Eierschalen, Flaschen
und Toilettenpapierrollen gemeinsam? Sie machen deine Pflanzen glücklich. Hier erfährst du, wie.
ANZUCHT
Pflanzen mit der
Flasche aufziehen
Wirf leere Flaschen nicht weg, sondern bastle einen selbstbewässernden
Pflanztopf: Über die Kordel steigt das Wasser
kontinuierlich auf und befeuchtet die Blumenerde.
SCHUTZ
Schalen gegen Schädlinge
Chemiekeule? Nein, danke! Eierschalen schützen
Pflanzen als natürliche Barriere vor Schnecken.
Streue Schalen
rund um Triebe
herum, um Schädlinge
fernzuhalten.
1
Schneide die Plastikflasche
in der Mitte auseinander und
fülle den unteren Teil mit
Wasser, bohre ein Loch in den
Flaschendeckel und fädle
einen nassen Wollfaden durch.
WACHSTUM
Windel als Wasserspeicher
Windelgranulat saugt Flüssigkeit auf und speichert
sie – und eignet sich somit perfekt als Düngemittel.
ba bywindel
#1
Schneide die
Windel auf und
mische den Inhalt
1:1 mit Blumenerde.
ENTFALTUNG
Töpfe aus Toilettenpapierrollen
Umweltfreundliche Aussaatgefäße für lau: Klopapierrollen
mit Erde bzw. Samen füllen – und fertig!
2
Setze den oberen Teil der Flasche
verkehrt herum in den
unteren und fülle ihn mit Erde.
Drück die Samen hinein, der
Keimling ist etwa eine Woche
mit Feuchtigkeit versorgt.
Rolle falten,
an den Seiten einschneiden,
Laschen
nach innen knicken.
SASCHA BIERL FLORIAN OBKIRCHER
16 THE RED BULLETIN
NATÜRLICH ERFRISCHEND – KEINE ENERGY DRINKS
Ein Musikfestival als gigantisches Rollenspiel. Wenn in Südengland
die Boomtown ihre Tore für 60.000 Besucher öffnet, hat die Realität
vier Tage lang Pause. Wir tauchten in die Party ein – und trafen
Blumenkinder, Disco-Cowboys und Piraten. Text LOU BOYD
WILLKOMMEN
IM WUNDERLAND
MICHELLE ROBERTS/ALAMY STOCK PHOTO
DIESES RADIO
IST EINE BÜHNE
Boomtown gleicht eher einem
Filmset als einem Festivalgelände:
Hier finden Konzerte
mitunter auch auf Bäumen,
in Kernkraftwerken oder Postämtern
statt. Und manchmal verschwindet
die Bühne, wie hier,
in einem Riesen-Ghettoblaster.
19
DRAMA-QUEENS
UND PARTYTIGER
Eine völlig alltägliche Szene
aus Boomtown: Hunderte kostümierte
Schauspieler, so wie
dieses Pärchen, verwandeln
das Festivalgelände in ein
begeh bares Freilufttheater. Wie
weit die Besucher mitspielen,
entscheiden sie selbst.
GEORGE HARRISON
20
JANE STOCKDALE
IM ZENTRUM
DER EKSTASE
Im Herzen von Boomtown steht
ein gewaltiger Tempel, der
„Lion’s Den“: Mit Pyrotechnik,
Lasereffekten und Wasserfällen
dominiert er die Skyline der
Stadt und bringt die Menge
mit Reggae-, Dancehall- und
Dub-Sounds zum Kochen.
23
WÄHLE DEINE
WUNDERWELT
Boomtown besteht aus zwölf
Be zirken wie der Oldtown (li. o.),
den luxuriösen Paradise
Heights (re. o.) oder Copper
County im Wildweststil (re. u.).
Für Be sucher gilt: „Choose your
vibe, choose your tribe.“
JODY HARTLEY, GARRY JONES
25
LEORA BERMEISTER, MIKE MASSARO, BOOMTOWN IMAGE
Im Oldtown District von Boomtown: Man weiß nie, welche Überraschungen hinter
den Türen der Festival-Gebäude lauern. In diesem Fall eine verwegene Piratin.
Eine Riesenparty von Menschen für Menschen: Die Eröffnungsfeier wird von den
Organisatoren und der gesamten Boomtown-Community gestaltet.
WER REGIERT
DIE STADT?
Dunkle Gestalten greifen nach
der Macht. Auch politische
Intrigen und geheime Revolutionen
gehören zum Repertoire
der Gesamtinszenierung von
Boomtown.
Esist ein im wahrsten Sinne des Wortes fantastisches
Spektakel, das sich jedes Jahr in Südengland
vor den Toren des beschaulichen Städtchens Winchester abspielt:
Auf einem freien Feld erhebt sich hier im August eine gigantische
Festival-Stadt, die ihren Besuchern an vier Tagen weit mehr bietet als
zahlreiche hochkarätige Bühnen-Acts. Denn wiewohl im Line-up schon
Kracher wie Gorillaz, M.I.A., The Specials oder Sublime gelistet waren,
ist die wahre Attraktion des Festivals – das mit 60.000 Besuchern mittlerweile
zu den größten Musik-Events Großbritanniens zählt – das Festival-
Gelände selbst: Boomtown.
In einer Art Mega-Rollenspiel samt märchenhaften Kulissen werden
die Festival-Besucher Teil einer gewaltigen Inszenierung. In Boomtown
wimmelt es nur so von Piraten, Cowboys und Cyborgs. Wenn du durch
eine Wildweststadt flanierst, dich im Oldtown District den Freibeutern
anschließt oder dich in die postapokalyptischen Ruinen von Downtown
wagst, weißt du nie, was dich hinter der nächsten Ecke erwartet.
Aber eines weißt du: Es ist nicht das, was du erwartest …
27
Der Bürgermeister: Veranstalter Martin Coat ist das ganze Jahr über mit
der Vorbereitung dieses Mega-Events beschäftigt.
„Wir waren schon immer
die heftigsten Partymacher.“
Martin Coat ist Boomtown-Intendant und für die Entwicklung
der Storyline und der Figuren in der Stadt verantwortlich.
Hier erzählt er, wie man 60.000 Menschen in einer
Riesen-Fantasiewelt unterhält.
bin von Anfang an davon ausgegangen,
dass die Leute, die nach
„Ich
Boomtown kommen, extrem spielbegeistert
sind und immer tiefer in ein
Wunderland eintauchen wollen. Unter
Großbritanniens Sommer-Festivals war
dies schon immer die heftigste aller Partys,
geprägt von unbändiger Vergnügungssucht
– man könnte auch sagen, einem
ausgeprägten Wunsch nach Realitätsflucht.
In den letzten Jahren jedoch ist
der spielerische Aspekt, also das Theater,
stärker in den Vordergrund gerückt.
Heute ist Boomtown ein riesiges Set.
Es gibt insgesamt 27 Bühnen und 12 bis
ins kleinste Detail theatralisch inszenierte
Districts. Insgesamt entstehen so etwa
80 Venues und zahlreiche versteckte
Geheimräume, die es für die Besucher
zu entdecken gibt – diesbezüglich haben
wir dieses Jahr übrigens ein paar richtig
gute Überraschungen. Und: Nichts bleibt,
wie es einmal war. Wenn man im Jahr
davor durch eine bestimmte Tür in eine
Geheimkammer gelangt ist, ist sie im
nächsten Jahr garantiert nicht mehr da!
Bei aller Fantasie spiegelt die Storyline
des Festivals aber auch stets die Realität.
Wir versuchen, die gröbsten Fehler der
prinzipientreu-neoliberalen Regierung
übertrieben darzustellen, und prangern
Korruption und Gier an. In den ersten
Jahren waren Revolutionen unser bevorzugtes
Thema. Die Spieler bekamen die
Aufgabe, die Regierung von Boomtown
durch einen Rebellenaufstand zu stürzen.
Dazu musste man aber erst mal hinter die
Kulissen blicken und das Gesamtbild erfassen:
Wer hat hier wirklich das Sagen?
Nachdem die Regierung gestürzt war,
erkannten die Spieler plötzlich, dass die
Politik nur die Spitze des Eisbergs war –
tatsächlich hatten Konzerne und Banken
in Boomtown die Fäden in der Hand.
Apropos Fäden in der Hand: Ich habe
hier den absoluten Traumjob, der an
Krea tivität und Originalität kaum zu
überbieten ist. Ich bin mit Festivals groß
geworden und war vom Theater schon
immer fasziniert. Die Kombination aus
beidem ist für mich daher der ultimative
Glücksgriff. An diesem Festival waren
schon immer wahnsinnig viele Künstler
beteiligt, ob sie nun die Kulissen gestalten
oder Performances darbieten, auf der
Bühne oder in der Besuchermenge – was
zählt, ist die Community.
Früher konnte man diesen Geist auch
auf vielen anderen Festivals spüren, vor
allem den kostenlosen wie etwa Stonehenge,
Elephant Fayre oder Glastonbury
in seinen Anfängen. Man traf sich dort,
kam als eine Gemeinschaft zusammen.
Natürlich wurde wild gefeiert, und man
schottete sich ein paar Tage von der
Außenwelt ab, aber letztendlich war der
Grundgedanke: ‚Schaut her, wir wissen
es besser, wir geben aufeinander und auf
unsere Umwelt acht.‘ Darum geht es allerdings
bei vielen Festivals längst nicht
mehr. Es gibt jeden Sommer tausende
Events, auf denen man die Sau rauslassen
kann – der Spirit ist aber, wenn es denn
je einen gab, auf der Strecke geblieben.
Einige meinen, mit dem Eintrittsgeld
hätten sie schon ihren Beitrag geleistet.
In Boomtown ist der Trend genau
gegenläufig: Das Festival zieht zwar von
Jahr zu Jahr mehr Menschen an, aber
gleichzeitig wächst auch der Community-
Gedanke mit. Die Leute lieben das, was
wir machen, und wissen, was es bedeutet,
ein Teil von Boomtown zu sein.“
boomtownfair.co.uk
JANE STOCKDALE, MIKE MASSARO
28 THE RED BULLETIN
PANORAMABLICK
INS TRAUMLAND
2008 kamen 1000 Besucher
nach Winchester, 2019 werden
60.000 Menschen erwartet.
Alles begann mit nur einer
Bühne – mittlerweile spielt
sich das Festival auf 27 Bühnen
und in 12 filmreif inszenierten
Districts ab.
SPONTANE
PERFORMANCE
Ein Festival wie ein Karneval:
Auch abseits der großen Musikbühnen
wird in Boomtown an
jeder Straßenecke gefeiert:
Insgesamt sorgen 80 Mini-
Venues für Party ohne Ende.
HEROES
Slimheli
DAS GEHT
UNTER DIE HAUT
Helmut „Slimheli“ Zeiner tätowiert Sportstars
von Marko Arnautović bis Rafael Rotter. Im Service
inkludiert: ein offenes Ohr und offene Worte. Seine
Profession ist das Ende seines Wegs von Rückschlag
zu Rücksicht, von Verbrechen zu Vertrauen.
Zuletzt stach er Torwart
Christopher Knett, dann
folgte die halbe Mannschaft
des österreichischen
Fußballklubs FC Wacker Innsbruck.
Marko Arnautović bezeichnet
er als sein „viertes
Kind“, und David Alaba kommt
gerne einfach nur zum Reden
vorbei: Helmut „Slimheli“
Zeiner ist in der Sportszene
erste Adresse – nicht nur beim
Wunsch nach einem neuen
Tattoo, sondern auch bei Gesprächsbedarf.
Zeiner malt ihnen Jesus,
Engel und die Gottesmutter
Maria unter die Haut. Sie erzählen
ihm ihr Privatleben.
Auch das geht manchmal
unter die Haut. „Manche haben
beim Reden auch schon
Tränen vergossen, vor Wut
oder Trauer“, sagt Slimheli.
Viele der Sportler, die zu ihm
kommen, kennt er seit ihrer
Jugend – über seine drei
„Ich sage nur
etwas zu Dingen,
die ich selbst
schon erlebt habe.“
Söhne, die mit ihnen gemeinsam
trainierten.
Slimheli ist ihnen Zuhörer
– und Ratgeber, „aber ich sage
nur etwas zu Dingen, die ich
selbst schon erlebt habe“. Was
den Gesprächsstoff allerdings
kaum einschränkt, denn der
drahtige Mann mit der Friedenstaube
am Hinterkopf hat
in seinem Leben genug erlebt,
um ein ganzes Buch zu füllen
– geschehen unter dem Titel
„Slimheli“ im März 2019 im
egoth Verlag. Eine Kindheit
in kriminellem Umfeld, ein
Staatsmeistertitel im Breakdance
und eine Karriere als
Eishockeyspieler liegen hinter
dem heute 52-Jährigen.
2015 überlebte er zwei Herzinfarkte,
auch Großvater ist
er schon geworden.
„Die Sportler sind sich
bewusst, dass ich in meinem
Leben schon sehr viel gesehen
habe. Wenn man weiß, dass
jemand schon viel hinter sich
hat, hört man demjenigen
ganz anders zu.“ Wegen seines
Alters und seiner Lebenserfahrung
hätten die Jungen Vertrauen
zu ihm, sagt Helmut
Zeiner. „Und sie haben Respekt
vor mir – auch davor,
dass ich es geschafft habe, mir
nach vielen Rückschlägen ein
gutes Leben aufzubauen.“
CHRISTIAN HOFER
30
Helmut Zeiner, 52,
besser bekannt
als Slimheli, kann
als Tätowierer
gut zustechen
– und zuhören.
HEROES
Aber wie baut man sich
dieses Vertrauen auf? „Sicher
nicht, indem man bei Interviews
aus dem Nähkästchen
plaudert. Die Jungs spüren
einfach, dass sie mir vertrauen
können. Ich gebe ihnen das
Gefühl, dass sie bei mir gut
aufgehoben sind“, sagt Zeiner.
Vielleicht gerade dadurch,
dass er sie nicht mit Samthandschuhen
anfasst. „Ein
Bursche, der mit Fußball Millionen
verdient, ist für mich
noch lange kein Star“, stellt
Slimheli klar und holt die
Promi sportler beim Tätowieren
auf den Boden. Auf Wehleidigkeiten,
Starallüren und
ähnliche Mätzchen reagiert
Slimheli allergisch. Und nicht
nur Top-Kicker wie Marko
Arnautović haben sich während
einer Tattoo-Session
schon ein „Ach, halt doch die
Papp’n!“ abgeholt – auch Eishockeyspieler
wie Rafael
Rotter, Handballprofi Seppo
Frimmel oder Boxer Marcos
Nader zählen zu den Kunden,
die genau diese schnörkellose
Direktheit zu schätzen wissen.
„Mit vielen der Sportler bin
ich gut befreundet.“
Sie erzählen ihm ihre
Geheimnisse, er teilt seine Erfahrungen.
Dieses Vertrauen
auszunutzen oder gar zu missbrauchen
ist für Slimheli undenkbar.
Dafür hat er zu hart
für dieses Gefühl kämpfen
müssen. Denn Vertrauen hat
im Leben des gebürtigen Wieners,
der das Tätowieren vor
fast zwanzig Jahren für sich
entdeckte, lange Zeit vor
allem durch Abwesenheit „geglänzt“.
Sein Vater war Alkoholiker,
schlug regelmäßig zu.
Als Vierzehnjähriger saß er
unschuldig im Gefängnis. „Ich
habe niemandem vertraut,
nicht einmal mir selbst. Ich
bin zu oft auf die Nase gefallen,
habe sehr viele schlechte
Menschen kennengelernt.“
Angstfrei über wirklich alles
reden, das kann und will Helmut
„Slimheli“ Zeiner nur mit
seiner Frau. Seit 34 Jahren
sind sie zusammen. Sie ist die
Einzige, der er ganz vertraut.
Vielleicht mehr als sich selbst.
Helmut Zeiners Biografie „Slimheli“
(208 Seiten, egoth Verlag) ist
im Handel erhältlich. slimheli.com
A
B
C
D
1
2
5
6
8
7
9
10
E F G H
3
I
J
K
L
4
11
12
DAS ARNAUTOVIĆ-PUZZLE
Wo am Körper des Star-Fußballers
befinden sich diese Tätowierungen?
SO GEHT’S: Ordne den Buchstaben der Tattoo-Bilder rechts
jeweils die dazu gehörige Zahl auf der Arnautović-Illustration
oben zu. Die Auflösung findest du unten.
Auflösung: A9, B7, C4, D2, E3, F10, G6, H1, I11, J5, K12, L8
Marko Arnautović, 30, Kicker und treuer Kunde von Slimheli
GETTY IMAGES, REUTERS TOM MACKINGER
32 THE RED BULLETIN
HEROES
Lily James
DIE SCHÖNE
WAR DAS BIEST
Sie ist eine der heißesten Brit-Aktien Hollywoods.
Im Interview erzählt Lily James, wie sie dem
Erfolgsdruck von außen mit innerer Kraft begegnet –
und welche Rolle ihre Brüder dabei gespielt haben.
THE RED BULLETIN: Mit
Filmen wie „Cinderella“,
„Die dunkelste
Stunde“ oder „Baby Driver“
bist du in den letzten Jahren
zu einer der erfolgreichsten
Schauspiele rinnen deiner
Generation aufgestiegen.
Bestand jemals die Gefahr,
dass dir der Erfolg zu Kopf
steigt?
LILY JAMES: Nein. Ganz einfach
deshalb, weil ich meiner
Arbeit immer auch mit einer
großen Portion Selbstzweifel
gegenüber stehe. Natürlich
macht einen der Erfolg an
der Oberfläche stark, aber die
Unsicherheiten, die darunter
schlummern, kannst du nur
mit innerer Kraft lösen – nicht
mit Äußerlichkeiten.
Stärkt der berufliche Erfolg
nicht auch die innere Kraft?
Schon, aber er führt auch
dazu, dass du permanent unter
öffentlicher Beobachtung
stehst und Menschen, die
du nicht einmal kennst, dein
Leben und deine Beziehungen
kommentieren. So etwas kann
„Als ich jünger war, konnte
ich ein wahrer Albtraum
sein. Ich war gewalttätig
und manipulativ.“
ganz schnell Einfluss auf deine
Entscheidungen nehmen. Darf
es aber nicht. Es ist extrem
wichtig, diese Dinge einfach
zu ignorieren. Nur so bleibst
du geistig gesund.
Klingt nach einer eher
defen siven Strategie …
Nach außen vielleicht. Aber es
geht darum, die eigene Privatsphäre
zu bewahren und in
seiner persönlichen Blase zu
bleiben. Es ist unmöglich, es
allen Leuten recht zu machen
– also sollte man es zumindest
sich selbst recht machen. Das
ist mein Mantra für die Reise
meines Lebens.
Hast du diese innere Stärke
bereits entdeckt, bevor du
eine Person des öffentlichen
Interesses wurdest?
Ja, als ich siebzehn war, verlor
ich meinen Vater. Es war eine
enorme Herausforderung,
das gemeinsam mit meiner
Familie durchzustehen und
eine gute Schwester für meine
Brüder zu sein. Dass ich das
geschafft habe, hat mir viel
Mut gegeben.
War dies das erste Mal,
dass du mentale Stärke
beweisen musstest?
Kommt drauf an. Meine
beiden Brüder – einer älter,
der andere jünger – würden
vermutlich eine andere
Geschichte erzählen.
Und zwar welche?
Na ja, jetzt habe ich eine tolle
Beziehung zu ihnen, aber
als ich jünger war, konnte ich
ein wahrer Albtraum sein.
Ich habe ständig mit ihnen
gekämpft.
Du hast sie verprügelt?
Es gab eine Phase, in der
ich ziemlich viel Babyspeck
hatte und mich einfach auf
sie draufsetzen konnte. So
habe ich gewonnen – es war
großartig. Außerdem konnte
ich als Mädchen einen auf
„Mama, die waren’s, nicht ich“
machen. Kurz gesagt: Ich war
gewalttätig und manipulativ.
Meine Brüder nannten mich
„das Biest“.
Kommt dieses „Biest“ auch
heute noch manchmal zum
Vorschein?
Ich habe das Gefühl, dass zwei
Versionen von mir existieren.
Eine davon engagiert sich voll
fürs Berufsleben und meine
Ambitionen, und dann gibt es
auch noch eine hemmungslose
Seite … Vor allem in meinen
Zwanzigern war ich so richtig
furchtlos. Ich war hungrig, ich
wollte unbedingt die Welt sehen
und mich dabei verlieren
und gleichzeitig selbst finden.
Also zog ich los, ganz allein.
Und, hast du dich gefunden?
Ich denke schon. Besonders
weil ich gelernt habe, auch
mit negativen Erfahrungen
klarzukommen. Ich bleibe
positiv, egal was passiert.
Denn wenn du mutig für
deine moralischen Prinzipien
einstehst, ohne dabei deine
Güte zu verlieren, dann bist
du unzerstörbar.
Die Musical-Komödie „Yesterday“
mit Lily James in der weiblichen
Hauptrolle läuft ab 11. Juli im Kino.
ERIK TANNER/CONTOUR BY GETTY IMAGES RÜDIGER STURM
34 THE RED BULLETIN
Schauspielerin
Lily James, 30, ist
zielstrebig, mutig und
stark – nachzufragen
am besten bei ihren
gepeinigten Brüdern.
DER WEG
DER GIGANTEN
Leonardo DiCaprio und Brad Pitt residieren seit Jahrzehnten im Hollywood-
Olymp. Nun stehen sie erstmals gemeinsam vor der Kamera – für Kult-
Regisseur Quentin Tarantino. Hier erzählen sie, wie du an der Spitze überlebst:
indem du mutige Entscheidungen triffst und deine Reise trotzdem genießt.
Interview RÜDIGER STURM
36
ANDREAS RENTZ/GETTY IMAGES
Cooles Trio: Regisseur
Quentin Tarantino (li.), 56,
Leonardo DiCaprio, 44,
und Brad Pitt, 55, bei der
Premiere von „Once Upon
a Time in Hollywood“
diesen Mai in Cannes
„ I C H H A B E N O C H I M M E R D E N H U N G E R , E T WA S T O L L E S
ZU ERSCHAFFEN, WAS MICH AUCH SELBST BEWEGT.“
LEONARDO Di CAPRIO
einig: Das Entscheidende ist, dass du in
dem, was du tust, eine Bedeutung findest.
Wenn uns das weiterhin gelingt, werden
wir in unserer jeweiligen Karriere auch
einen passenden Übergang in eine neue
Phase erleben – so nach dem Beispiel von
Anthony Hopkins oder Gene Hackman.
In
dieser Liga spielen nur ganz wenige mit.
Brad Pitt, 55, und Leonardo DiCaprio,
44, zählen zu jenen Hollywoodstars, die
einen Film ganz allein schultern können –
künstlerisch und an der Kinokasse. Wobei
sich zwischen den Karrieren der beiden
Oscar-Gewinner eine auffallende Parallele
zeigt: Im Gegensatz zu anderen Großkalibern
ihrer Generation haben sie sich
niemals auf eine bestimmte Rolle festlegen
lassen. Während Kollegen wie
Johnny Depp (als Jack Sparrow), Tom
Cruise (Ethan Hunt) oder Robert Downey
jr. (Tony Stark) ihre Millionen zunehmend
in Serie(n) scheffeln, suchen Pitt und
DiCaprio mit jedem neuen Filmprojekt
eine neue Herausforderung – und wagen
damit jedes Mal enorm viel.
In Quentin Tarantinos zehnter Regiearbeit
„Once Upon a Time in Hollywood“
stehen die beiden Superstars nun erstmals
gemeinsam vor der Kamera, und
Regie-Legende Tarantino verspricht „das
aufregendste Star-Duo seit Paul Newman
und Robert Redford“. Wir haben Pitt und
DiCaprio zum Interview gebeten, um die
beiden zu einem Thema zu be fragen,
in dem sie nachweislich Experten sind:
Wie überlebt man dauerhaft in der
dünnen Luft ganz an der Spitze?
THE RED BULLETIN: Brad, Leo, in
eurem neuen Film „Once Upon a Time
in Holly wood“ gibt Leo einen Schauspieler,
der seine besten Tage lange
hinter sich hat. Von euch beiden kann
man das wohl nicht behaupten …
BRAD PITT: Stimmt, aber auch wir haben
ein Ablaufdatum, das ist uns deutlich
bewusst. Umso mehr wissen wir daher
die Zeit zu schätzen, die wir bislang in
dieser privilegierten Position an der Spitze
zubringen durften. Leo und ich haben uns
lange darüber unterhalten und sind uns
Um in diese Position zu gelangen, habt
ihr beide euch mittlerweile fast dreißig
Jahre an der Spitze halten müssen.
Wie „überlebt“ man das?
LEONARDO DICAPRIO: Ich glaube, das hat
viel mit Ernsthaftigkeit und einer gewissen
Demut zu tun. In meinen Augen sind Filme
die wichtigste moderne Kunstform. Wir
empfinden es als Ehre und Privileg, dass
wir ein Teil davon sein dürfen. Brad und
ich haben ungefähr zur selben Zeit in dieser
Branche angefangen und wissen beide,
dass es immer nur eine Chance gibt, den
Durchbruch zu schaffen – und wie schwer
es ist, diese eine Chance zu bekommen.
Vom vielzitierten richtigen Ort zur richtigen
Zeit rede ich da noch gar nicht …
PITT: Es ist ungefähr so, als würdest du
in der Lotterie gewinnen. Es gibt so verdammt
viele talentierte Leute da draußen.
Der Trick besteht also darin, dass du auch
im Zimmer bleibst, sobald du es zur Tür
hinein geschafft hast. Wir beide hatten
die Gelegenheit, zu lernen, wie das geht.
Deshalb haben wir „überlebt“ und unseren
eigenen Weg gefunden.
Wie lässt sich dieser eigene Weg in
einem derart schnelllebigen Business
überhaupt beeinflussen?
DICAPRIO: In erster Linie, indem man
immer und ohne Kompromisse versucht,
die richtigen Projekte auszuwählen. Wir
haben hart an Filmen gearbeitet, die für
uns eine kreative Herausforderung und
gleichzeitig auch große Kunstwerke waren.
Woher kommt dieser Antrieb?
DICAPRIO: Ich komme aus keiner allzu
wohlhabenden Familie und war wohl
auch deshalb besonders ambitioniert.
Außerdem bin ich in Los Angeles aufgewachsen,
mir war also von Anfang an
klar, wie schwer es ist, als Schauspieler
Arbeit zu bekommen – was mich nur noch
mehr motiviert hat. Woher dieser Antrieb
stammt, weiß ich selbst nicht so genau. Es
ist eher wie das Bedürfnis, einen Hunger
zu stillen – aber es ist kein Hunger nach
Reichtum oder Berühmtheit.
Sondern?
DICAPRIO: Der Hunger, etwas Tolles zu
schaffen, was mich selbst bewegt. Und
das ist keineswegs einfach. Du denkst dir:
„Hey, ich habe das richtige Material und
einen tollen Regisseur“ – und dann geht
es trotzdem schief. Aber du musst immer
dranbleiben und weitermachen, dir sagen:
„Ich will, dass etwas Großartiges dabei
herauskommt.“ Diese Einstellung hat sich
bis heute nicht geändert.
ART STREIBER/SONY PICTURES
38 THE RED BULLETIN
Diese Besetzung sitzt:
Quentin Tarantino mit
seinen Hauptdarstellern
Leonardo DiCaprio, Margot
Robbie und Brad Pitt
„ D E R G R O S S E F E H L E R L I E G T, G L A U B E I C H , D A R I N ,
IM RESULTAT NACH DER BEDEUTUNG ZU SUCHEN.
DU FINDEST DIE BEDEUTUNG IM TUN.“ BRAD PITT
PITT: Man darf auch nicht vergessen,
dass du für einen Film viel Lebenszeit
investieren musst – das können schon mal
ein bis zwei Jahre sein. Bei einer großen
Rolle kann allein die Vorbereitung an die
sechs Monate dauern, und dann bist du
auch noch in die Nachbereitung involviert.
Die Sache sollte also richtig Gewicht
haben. Schließlich weiß ich nicht, wie
viel Zeit mir selbst noch bleibt.
Wie erkennt man, ob ein Filmprojekt
das Zeug zu etwas Großartigem hat?
DICAPRIO: Du kannst es naturgemäß nur
erahnen. Allerdings weißt du, was du nicht
willst. Tatsächlich besteht ein wichtiger
Teil des Filmemachens darin, dass du dich
mit dem Regisseur darauf einigst, was du
nicht magst und was du nicht tun willst.
Das gibt dir eine Ausgangsbasis, um auszuloten,
was du wirklich tun möchtest.
PITT: Ganz wichtig für mich ist, dass ich
Dinge nicht wiederhole. Ich will mich
weiterbewegen, auf Gedeih und Verderb.
Ich kann nicht zurück. Das ist auch bei
meinen Reisen so. Wenn ich erst mal
aufgebrochen bin und feststelle, dass ich
meine Brille oder meinen Führerschein
vergessen habe, kehre ich nicht um. Daher
wähle ich Projekte nach einem schwer
beschreibbaren Gefühl, dass nämlich
dieses nächste Projekt mir etwas Neues,
anderes bietet. Und dann bleib ich dran.
Also gut, man entscheidet sich für
ein Projekt, das einem viel bedeutet.
Was ist der nächste Schritt?
DICAPRIO: Ich halte Recherchen für den
wahrscheinlich unterschätztesten Teil
THE RED BULLETIN 39
eim Filmemachen. Im Zuge der Vorproduktion
musst du deine Figuren genau
analysieren. Wenn du beim Dreh nicht
schon einen ganzen Wissensschatz zu diesen
Personen und ihren Verhaltensweisen
aufgebaut hast, wenn du dich darin nicht
sattelfest fühlst, dann kannst du sie nicht
authentisch darstellen. Denn es wird
immer unangenehme Überraschungen
geben. Dinge ändern sich tagtäglich, du
änderst deine Meinung, der Regisseur
ändert seine … In diesen Momenten
kannst du nur richtig reagieren, wenn
du in deiner Rolle ganz zu Hause bist.
PITT: Und du musst den Schaffensprozess
genießen. Das ist auch einer der Gründe,
warum sich kein anderer Dreh mit dem
eines Tarantino-Films vergleichen lässt –
wegen seiner Liebe zum Film. Manchmal
sagt Quentin nach einer Einstellung: „Wir
haben’s im Kasten. Aber wir werden’s
noch mal drehen. Und warum …?“ Dann
ruft die ganze Crew im Chor: „… weil wir
es lieben, Filme zu machen.“ Mit dieser
Einstellung führt er das ganze Team.
DICAPRIO: Brad hat recht. Das würde ich
Pitt und DiCaprio in
Cannes: „Eine Karriere
beim Film gleicht einer
Achterbahnfahrt. Es geht
immer rauf und runter.“
„W E N N D U N I C H T A N D E I N P R O J E K T G L A U B S T, D A N N E R W E I S T D U I H M
EINEN BÄRENDIENST – DU ENTEHRST ES.“ LEONARDO Di CAPRIO
auch meinem jüngeren Ich raten: Treib
dich an, nimm alles ernst! Versuch das
Unmögliche. Und genieße deine Reise.
Hollywood ist allerdings nicht unbedingt
als Ort für Friede, Freude,
Eierkuchen bekannt. Ist es nicht eher
das ungemütliche Haifischbecken?
PITT: Ich weiß, es gibt die Ansicht, dass
jeder in Hollywood Nabelschau betreibt
und nur in „Ich, Ich, Ich!“-Kategorien
denkt. Das will ich gar nicht bestreiten,
aber das gibt es in allen Branchen. Und
die für mich interessantesten Leute in
unserem Beruf sind diejenigen, die Dinge
hinterfragen und sich für intelligente,
provokante Ideen interessieren. Das sind
Menschen, die beim Geschichtenerzählen
nach sich selbst, nach dem Wert des
Erzählten, nach Antworten und tieferer
Bedeutung suchen.
DICAPRIO: Was nicht heißt, dass es nicht
auch Meinungsverschiedenheiten geben
kann. Ich kann ganz unverblümt offen
sein. Das habe ich in meinen Genen.
Das mag manchmal zu Spannungen mit
meinen Mitstreitern führen, aber das ist
etwas Gutes. Denn ansonsten machst du
etwas, woran du nicht glaubst. Und wenn
du nicht an dein Projekt glaubst, dann
erweist du ihm einen Bärendienst, du entehrst
es. Ich glaube, kein Regisseur kann
von mir behaupten, dass ich mit meiner
Meinung zu Projekten je hinterm Berg
gehalten hätte. Und ich hoffe, dass diese
Filme dadurch besser geworden sind.
PITT: Leo und ich haben mit sehr aufgeschlossenen
und intelligenten Leuten
gearbeitet. Und dabei kommt es natürlich
auch zu Diskussionen. Wenn dir klar ist,
dass du es mit einer inspirierenden Person
zu tun hast, dann kannst du etwas von ihr
lernen. Deshalb mag ich es, mit Regisseuren
zu arbeiten, die schlauer sind als ich.
Was kann man denn von Quentin
Tarantino lernen?
PITT: Quentin will alles real in der Kamera
einfangen. Da gibt es keine Computereffekte.
Meine Figur, ein Stuntman, hat
eine ganz lange Kampfszene mit Bruce
40 THE RED BULLETIN
„ I C H W I L L M I C H N I C H T W I E D E R H O L E N , S O N D E R N
M I C H W E I T E R B E W E G E N , A U F G E D E I H U N D V E R D E R B .
ICH KANN NICHT ZURÜCK.“ BRAD PITT
ANDREAS RENTZ/GETTY IMAGES, 2019 SONY PICTURES ENTERTAINMENT DEUTSCHLAND GMBH (3)
Lee. Und Quentin sagte: „Wir drehen das
alles in einer Einstellung – ohne Schnitte.“
Darauf ich: „Aber du kannst es doch
danach so schneiden, dass es genau so
wirkt.“ Aber er blieb hart: „Wenn wir alles
in einer Einstellung bringen, dann muss
das auch exakt so gefilmt werden.“ Und
genau das haben wir gemacht. Du kannst
mit ihm debattieren, aber du solltest nicht
mit ihm streiten.
Wo wir bei dem Thema „Konfrontation“
sind: Hat einer von euch sich
jemals einen echten Kampf mit einem
Co-Darsteller geliefert?
PITT: Nein, aber bei einem Actionfilm ließ
der Regisseur mich und meine Kollegen
gegeneinander boxen. Er erklärte, dass
wir uns auf diese Weise besser kennenlernen.
Seine Worte waren: „Du erfährst
erst richtig etwas über jemanden, wenn
du ihm ins Gesicht schlägst.“ Wir haben
durch das Sparring einen richtigen Gemeinschaftsgeist
entwickelt. Einerseits
bist du aggressiv, andererseits hältst du
dich auch zurück, weil dir der andere
Neulich in Hollywood
Auf die große Leinwand – um jeden Preis:
Nach diesem Motto versuchen TV-Star
Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) und sein
Stunt-Double Cliff Booth (Brad Pitt), in
Hollywood Fuß zu fassen. Quentin Tarantinos
„Once Upon a Time in Hollywood“ feiert die
Traumfabrik der ausklingenden 1960er-Jahre
– mit perfekt inszenierter Nostalgie und einer
gehörigen Portion Gewalt.
159 Minuten, ab 15. August in den Kinos
etwas bedeutet. Du zeigst Wettbewerbsgeist
und zugleich Beschützerinstinkt.
Wie stark ist der Wettbewerbsgeist beim
Drehen? Wie groß ist die Versuchung,
eine Szene an sich zu reißen?
DICAPRIO: Das ist nie ein Thema. Wir
machen, was für die Rolle richtig ist.
PITT: Ja, das ist eine Sackgasse. Wenn
du um so etwas kämpfst, bist du auf dem
sichersten Weg, den Film zu vermurksen.
Bei einem großartigen Projekt muss jeder
die Chance haben, sein Bestes zu geben.
All diesen Erkenntnissen zum Trotz
waren nicht alle eure Filme durchschlagende
Erfolge …
PITT: Das kommt immer darauf an, wie
man Erfolg definiert. Ich erinnere mich,
wie ich Anfang der Neunziger einmal
die Turnwettbewerbe bei der Olympiade
anschaute. Da gab es eine Russin, die als
absolute Favoritin galt. Aber nach den
ersten zehn Sekunden ihres Programms
stürzte sie. Ich sah, wie sie dann wieder
aufstand und alles perfekt durchzog. Das
war für mich höchst inspirierend und
bewegend. Alle sprachen davon, was das
für eine Erniedrigung gewesen sei, aber
für mich war das ein wahrer Sieg. Wenn
es also um Filme geht, dann denken wir
oft nicht an den Schwierigkeitsgrad. Für
mich definiert sich Erfolg aber genau darin
– und nicht in der Frage, ob er als bester
Film in den Jahrbüchern stehen wird.
Doch Misserfolge aus dem Blickwinkel
der Öffentlichkeit können auch zum
Ende einer Karriere führen.
PITT: Irgendwann wird jeder mal eine
vergessene Größe sein. Du kannst nichts
anderes tun, als einfach weiterzumachen.
DICAPRIO: Letztlich ist jede Karriere eine
Achterbahnfahrt. Es geht immer rauf und
runter. Deshalb bleibt dir nichts anderes
übrig, als das Ganze als Langstreckenlauf
zu betrachten.
PITT: Ich glaube, der große Fehler liegt
darin, nach der Bedeutung im Resultat zu
suchen. Du findest die Bedeutung im Tun.
Jeden Tag. Darauf kommt es an. Aber
das zu finden ist zugegebenermaßen ein
ständiger Kampf.
THE RED BULLETIN 41
Stadt der Zukunft:
Die schwimmenden Module
der „Oceanix City“ bieten
Lebensraum für bis zu
10.000 Menschen.
INNOVATOR
START-UPS,
PIONIERE UND
GENIALE
ERFINDUNGEN
Schwimmende Stadt
Meertropolis
Du sehnst dich nach einem
Appartement mit Meeresblick?
Wieso so bescheiden? Schon bald
könnten wir alle in einer Metropole
mitten im Ozean leben.
Ich weiß, dass Mensch und
Fisch friedlich koexistieren
können“, erklärte Ex-US-
Präsident George W. Bush im
Jahr 2000. Wie prophetisch
seine Worte sein würden,
ahnte er wohl selbst nicht. Die
Vereinten Nationen schätzen,
dass bis 2050 etwa 90 Prozent
der Weltmetropolen von einem
steigenden Meeresspiegel bedroht
sein werden, während
landeinwärts Überbevölkerung
zum Problem werden wird.
Einem Problem, das die UNO
rasch lösen will – zum Beispiel
mit dem im April präsentierten
Konzept „Oceanix City“.
Basis der Idee sind schwimmende
Bauteile à zwei Hektar,
die bis zu 300 Personen tragen
und zu Städten von 10.000
Einwohnern kombiniert werden
können. Jedes Modul soll
dabei autark sein. Energie
spenden Solarpaneele auf den
Dächern, Nahrung gedeiht in
zentralen Farmen. Wobei auf
den Inseln nicht nur Essen
angebaut wird, sondern auch
42 THE RED BULLETIN
„Wir sind überzeugt
davon, dass die
Menschheit in
Einklang mit der
Unterwasserwelt
leben kann.“
Marc Collins Chen,
CEO von Oceanix
Baumaterial: Die bis zu sieben
Stockwerke hohen Häuser bestehen
nämlich großteils aus
nachhaltigem Bambus.
Veranke rungen auf dem
Meeresboden sorgen für Halt,
zudem dienen sie als Saatgut
künst licher Riffe. „Wir sind
überzeugt davon, dass die
Menschheit in Einklang mit
der Unterwasserwelt leben
kann“, sagt Oceanix-Gründer
Marc Collins Chen. Bush hätte
es nicht besser ausdrücken
können. oceanix.org
IN ALLER
KÜRZE
HIGHTECH
FÜR DIE
WABE
Bits und Bites für
Bienen: Diese Ideen
helfen Imkern bei
der Arbeit.
BIG DATA FÜR BIENEN
Mit der b.tree-Software
behalten Imker den
Überblick über ihre
Bienenvölker, effizient
und einfach per App:
Welches Volk war fleißiger?
Wann wurde zum
letzten Mal kon trolliert,
behandelt, ge füttert?
info.btree.at
DIE BIENENSAUNA
Die Varroamilbe ist die
Hauptfeindin der Honigbiene
– und temperatursensibel.
Also heizt
ein Elektrogerät die
Brut auf, sodass die
Schädlinge sterben, die
Bienen dank kühlendem
Flügelschlag nicht.
bienensauna.de
Mehr Inspiration für
Zukunftsmacher gibt es
im aktuellen INNOVATOR.
Infos und Abo unter:
redbulletininnovator.com
BIG BJARKE INGLES GROUP, SIMYBALL TOM GUISE, WERNER JESSNER, LEA WIESER
Gadget
Runde Sache:
Die Sensoren auf
dem SimyBall
messen dein
Stresslevel.
Spielend entspannen
Von wegen Zeitverschwendung: Das Wiener
Start-up SimyBall bekämpft Alltags stress mit
einem Biofeedback-Gamecontroller.
In Zeiten immer stärker
werdender Digitalisierung,
dauernder Erreichbarkeit
und ständig überquellender
E-Mail-Postfächer
spielt der Umgang mit Stress
am Arbeitsplatz eine immer
wichtigere Rolle. Wir wissen:
Ein gesundes Maß an Stresshormonen
kann zu mehr
Produktivität führen. Andererseits
reichen die negativen
Folgen von Dauerstress
von Denkblockaden und
Konzentrationsproblemen
bis hin zu Immunschwäche
und Burn-out.
„Unser Ziel ist es, den
eigenen Körper zu verstehen,
um Stress richtig handhaben
und so die eigene
Leistungsfähigkeit steigern
zu können“, erklärt Andreas
Chabicovsky. Dafür hat der
ehemalige Spitzensportler
nun den SimyBall ent wickelt
– einen intelligenten Anti-
Stress-Ball, der mittels Sensoren
das Stresslevel seines
Nutzers über den Kontakt
mit dessen Handfläche misst.
Auf Basis von Puls, Hauttemperatur
und Hautleitwert
(Schweiß) berechnet
die tennisballgroße Kugel,
wie gestresst der Anwender
Der SimyBall steigert spielerisch
die Leistungsfähigkeit der User.
ist, und gibt über eine Farbskala
sekundenschnelles
Feedback: von Blau für „sehr
entspannt“ bis Rot für „sehr
gestresst“.
Anhand der erfassten Vitalwerte
wird dem Benutzer
ein fünf- bis zehnminütiges
Computerspiel vorgeschlagen,
das dabei helfen soll,
Stress abzubauen sowie
Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit
langfristig zu
erhöhen. Die Spiele, sogenannte
SimyGames, reichen
von Bogenschießen über
Golfen bis zu Jump ’n’ Run
und werden auf der dazugehörigen
App angeboten.
Der SimyBall selbst fungiert
als Controller. Chabicovsky:
„Der Ball ist ein Mittel zum
Zweck, um seinen Körper
besser wahrzunehmen.“
simyball.com
THE RED BULLETIN 43
WAS SPORTLER ESSEN
S O I S S T D U
W I E E I N
CHAMPION
Von Clean Eating bis Chili zum Frühstück:
Hier verraten acht Spitzensportler aus der ganzen Welt,
wie ihre Ernährung zu ihrem Erfolg beiträgt.
Du kannst ihrem Beispiel folgen.
Text WILL COCKRELL
Illustrationen BRIAN STAUFFER und HELLO VON
44 THE RED BULLETIN
BRIAN STAUFFER
WAS SPORTLER ESSEN
David
Hablützel
ALTER: 23
LAND: Schweiz
LIEBLINGSESSEN:
Hablützel liebt Gemüse
und isst es mittlerweile
routinemäßig bei jeder
Mahlzeit. Bei Reisen
in die USA muss aber
immer auch ein guter
Burger drin sein.
F R Ü H S T Ü C K :
hausgemachtes Müsli
ohne Zucker
A
ls Snowboarder David Hablützel achtzehn Jahre
alt wurde, wusste er bereits, wie es ist, alles zu haben
– und alles zu verlieren. Mit fünfzehn hatte das
Schweizer Freestyle-Phänomen bei der Jugend-
Olympiade 2012 die Bronzemedaille gewonnen, war
im gleichen Jahr ins Nationalteam berufen worden.
Mit siebzehn wurde er Fünfter bei den Olympischen
Winterspielen in Sotschi und stand in Vail, Colorado,
bei den prestigeträchtigen U. S. Open auf dem Podium.
Seine Siege feierte er wie andere Teenager auch:
mit fetten Burgern und Alkohol. Zur Regeneration
hielt er sich an frisch gebackene Croissants, und das
neueste Kendrick-Lamar-Album interessierte ihn
wesentlich mehr als frische Lebensmittel.
Denn für David Hablützel war das Snowboarden
kein professioneller Leistungssport, sondern eine
Ausdrucksmöglichkeit. „Snowboarden ist eine Kunstform“,
sagte er damals. „Es geht nicht nur darum,
sich mit anderen zu messen, oder um die Höhe des
Sprungs. Es ist ein Lebensstil.“
Doch dann missglückte ihm eine Landung. Beim
Aufwärmen für ein Slopestyle-Event in Andorra 2014
riss sein vorderes Kreuzband. 2016 riss es erneut –
und mit ihm der Faden einer Karriere, die bis dahin
wie selbstverständlich auf Erfolg programmiert war.
Dennoch brachten diese Verletzungen auch etwas
Positives in Davids Leben: eine neue Perspektive.
„Sie erinnerten mich daran, dass ich ein Athlet bin“,
resümiert er heute. „Das Snowboarden ist nicht bloß
ein Lebensstil, es wird immer kompetitiver. Wenn du
dich nicht ans steigende Level anpasst, bist du sofort
ein paar Schritte zurück. Mir wurde klar, dass ich
professioneller und disziplinierter werden muss.“
HELLO VON
46 THE RED BULLETIN
„VERLETZTE ATHLETEN MÖCHTEN
WISSEN, WAS SIE ESSEN SOLLEN,
UM IHRE RÜCKKEHR ZUM SPORT
BESTMÖGLICH ZU FÖRDERN.“
Eines der ersten Dinge, die Hablützel in Angriff
nahm, war seine Ernährung. Er durchforstete das
Internet nach Ernährungstipps und begann instinktiv
Gemüse in sich reinzustopfen, aß nur noch halb so
viel Fleisch, Snacks ließ er komplett weg – und folgte
damit im Prinzip genau jenen Tipps, mit denen wir
alle überflutet werden. Aber für jemanden, der nicht
nur von einer Verletzung zurückkommen, sondern
eines Tages Olympiasieger werden wollte, war das
Internet-Wissen nicht differenziert genug: David zog
sein selbst auferlegtes Essensregime derart streng
durch, dass er sich sogar Kalorien entzog, die sein
Körper eigentlich dringend benötigt hätte. Es ging
in die falsche Richtung.
Ian Walsh
ALTER: 36
LAND: USA
LIEBLINGSESSEN:
Walsh, ein Hawaiianer
mit Leib und Seele, hat
Açai-Bowls und frische
Smoothies perfektioniert.
Aber an seltenen
Cheat-Tagen kann er
einer deftigen mexikanischen
Mahlzeit nicht
widerstehen.
Im Jahr 2018 stellten ihm seine Trainer die Sporternährungsberaterin
Kristen Bell vor. Bell ist die
Ernährungsautorität bei Red Bull. Vom Snowboarder
bis zum Kitesurfer hilft sie Spitzensportlern, ihre Ernährung
so zu gestalten, dass sie ihre Leistung maximieren
können. Und angesichts der internationalen
Ausrichtung von Red Bull – und der damit einhergehenden,
teils brutalen Reisepläne der Athleten
– hat Bell nicht nur ein besonderes Gespür dafür entwickelt,
mit regionalen Ernährungsgegebenheiten zu
arbeiten, sondern auch ein professionelles Programm
dafür erarbeitet – von dem auch du lernen kannst.
Hier folgen ihre sechs wichtigsten Lektionen:
1
Jedes Reiskorn zählt
Als Erstes erklärt Bell den Elite-Athleten, dass
schon kleine Veränderungen auf der Basis von Halbwissen
katastrophale Folgen haben können. Weil
sie weiß: sich gut zu fühlen reicht für diese Männer
und Frauen nicht. Bell muss ihnen beibringen, „ihren
Tank immer zu hundert Prozent gefüllt zu haben“.
Hablützel beispielsweise brauchte nicht nur eine
Comeback-Diät, er musste auch lernen, wie man
diese Essgewohnheiten beibehält, wenn man unter-
THE RED BULLETIN 47
WAS SPORTLER ESSEN
Sae
Hatakeyama
ALTER: 22
LAND: Japan
S P O R T:
BMX-Racing
L I E B L I N G S E S S E N :
Hatakeyama liebt Sushi
und das Yakisoba ihrer
Mutter, ein Pfannengericht
aus Sobanudeln,
Fleisch und Gemüse.
Für den besonderen
Genuss gönnt sie sich
eine Schüssel Eiscreme.
F R Ü H S T Ü C K :
Brot, Eier und Joghurt
„DIESE ATHLETEN SIND
SO HART ZU SICH – IMMER.
DARUM SOLLTEN SIE SICH
MANCHMAL WAS GÖNNEN.“
wegs ist – und zwar, bevor er wieder gesund war.
„Viele Athleten geben ihrem Körper nicht die richtigen
Lebensmittel, die mithelfen, Verletzungen zu vermeiden
– also Dinge wie Vitamin C oder Kollagen“,
betont Bell. „Und ihr Immunsystem ist geschwächt,
weil sie so viel reisen.“
2
Lass unterwegs den Freestyler raus
Im Wesentlichen bringt Bell den Athleten die
Kunst des Improvisierens bei. Sie predigt regelrecht,
wie wichtig es ist, das Beste aus längeren
Aufenthalten zu Hause zu machen, also in Zeiten
mit Zugang zu bekannten Geschäften, Märkten und
Restaurants. Sie gibt den Athleten Werkzeuge in die
Hand, die bei der Planung helfen – von Einkaufs- bis
hin zu Zubereitungstipps – und sogar dabei, empfehlenswerte
Supermärkte und Restaurants an den
Orten ihrer Trainingslager und Wettkämpfe zu finden.
Das sind die Tools, die Athleten benötigen, um siebzehnstündige
Flüge und Menüs zu überstehen, deren
Gerichte aus einem Haufen undefinierbarer Zutaten
bestehen. Aber die vielleicht wichtigste ihrer strengen
Regeln lautet: Brich die Regeln auch einmal! „Die
48 THE RED BULLETIN
„ PIZZA? KEIN PROBLEM!“
Chilis zum Frühstück und Fasten in der
S a i s o n p a u s e : S k i b e r g s t e i g e r u n d B e r g l ä u f e r
A n t o n P a l z e r e r k l ä r t , m i t w e l c h e r E r n ä h r u n g
d u j e d e n G i p f e l e r k l i m m s t .
HELLO VON
THE RED BULLETIN: Anton,
unter Skibergsteigern und
Bergläufern giltst du als
Mentalitätswunder, stehst
du doch frühmorgens stets
topmotiviert an der Startlinie.
Mit Verlaub: Was isst
du denn zum Frühstück?
ANTON PALZER: Vor Wettkämpfen
immer das Gleiche:
feinblättrige Haferflocken mit
Ingwer, getrockneten Chilischoten,
Kurkuma und Zimt.
Chilis zum Frühstück?
Das klingt ja furchtbar.
Schmeckt aber fantastisch –
vor allem in Kombination mit
einem Esslöffel Honig. Allerdings
geht es weniger um das
Aroma als um den Effekt: Die
Gewürze – vor allem Chili und
Kurkuma – beruhigen meinen
Magen. Auf den schlägt sich
die Anspannung vor dem
Start schon mal nieder.
Bei deinen Wettkämpfen
bist du mehrere Stunden
in den Bergen unterwegs,
legst zu Fuß und mit Skiern
mehrere tausend Höhenmeter
zurück. Wie füllst du
am Vorabend deinen Tank?
Kohlehydrate müssen als
Energielieferant schon sein,
klar. Allein darauf sollte sich
ein Ausdauersportler aber
nicht verlassen. Du solltest
auf jeden Fall genug Eiweiß
zu dir nehmen – das stabilisiert
den Blutzuckerspiegel
und bewirkt, dass du Kohlehydrate
besser aufnehmen
kannst. Mein Tipp für das
Dinner vor dem Wettkampf:
Steak mit Kartoffeln.
Wie füllst du die Energiereserven
zwischen zwei
harten Trainingseinheiten
wieder auf?
Da schwöre ich auf die Banane.
Wichtig: Zirka zwei
Stunden vor der Belastung
essen, dann entfaltet sie ihre
Wirkung am effektivsten.
Ohne welches Gericht
könntest du nicht leben?
Pizza! Drei pro Woche esse
ich mindestens.
Im Ernst?
Aber ja. Am liebsten natürlich
original italienisch mit
Weißmehlteig, aber der ist ja
leider entzündungsfördernd
und auch sonst für Profisportler
eher ungeeignet.
Daher backe ich meinen
eigenen Teig aus Mandeloder
Dinkelmehl. Der wird
zwar härter, aber was soll’s,
besser als gar keine Pizza.
Hast du deine Ernährung
schon mal komplett umgestellt,
um deine Performance
zu verbessern?
Klar! Im Sommer, wenn ich
Saisonpause habe, experimentiere
ich gerne ein bisschen.
Aktuell faste ich zum
Beispiel.
Du verzichtest auf Essen?
Wie verträgt sich das mit
Leistungssport?
Ich gehe nach dem 16/8-
Prinzip vor, das heißt ich
faste 16 Stunden und esse
8 Stunden ganz normal.
Konkret esse ich am frühen
Abend und dann wieder zur
Mittagszeit, das reicht meinem
Körper. So können sich
meine Zellen in der Fastenzeit
reinigen, und ich kann
trotzdem trainieren. Natürlich
geht das nur, wenn ich
keine Wettkämpfe habe, aber
der Effekt ist erstaunlich. Ich
fühle mich morgens wesentlich
frischer als sonst, bin
überhaupt nicht mehr müde
– und gehe mit neuer Power
in die kommende Saison.
Anton Palzer
ALTER: 26
LAND: Deutschland
SPORT: Skibergsteiger
und Bergläufer
LIEBLINGSESSEN:
Pizza mit Bündnerfleisch
und Rucola
FRÜHSTÜCK:
über Nacht in Wasser eingeweichte
Haferflocken,
morgens gemischt mit je
einem Teelöffel Kurkuma,
Zimt, zwei zerstoßenen
getrockneten Chilischoten,
etwas Ingwer und Honig
THE RED BULLETIN 49
WAS SPORTLER ESSEN
„ SMART KOMBINIEREN“
I n d i v i d u e l l e P l ä n e u n d F a r b c o d e s a m B u f f e t :
Fußball- B u n d e s l i g i s t R B L e i p z i g h a t e i n e i g e n e s
Ernährungs ko n z e p t e n t w i c ke l t . Ve r t e i d i g e r
Lukas Klostermann erklärt, wie es funktioniert.
THE RED BULLETIN: Lukas,
dein Verein RB Leipzig will
eure Ernährung optimal
abstimmen – sowohl auf
eure Trainingseinheiten und
Spiele als auch auf eure
individuellen Bedürfnisse.
Schließt sich das nicht aus?
LUKAS KLOSTERMANN: Freilich
ist das immer ein Balanceakt.
Dabei kommt es auf eine
pfiffige Kombination an. Da
unsere Köche immer Buffets
zubereiten, können wir unsere
Mahlzeiten sehr gut selbst
zusammenstellen.
Woher wisst ihr, was auf
den Teller soll?
Unsere Ernährungsexperten
schicken uns zum Start jede
Woche eine Mail, in der genau
steht, worauf wir bei den
Mahlzeiten achten sollen.
Also vor Spielen zum Beispiel
genug Kohlehydrate zu essen.
Lukas
Klostermann
ALTER: 23
LAND: Deutschland
SPORT: Fußball
LIEBLINGSESSEN:
Currywurst mit Pommes
(nicht zu scharf), das
erinnert Lukas an seine
Heimat am Rand des
Ruhrgebiets.
FRÜHSTÜCK:
Bircher-Müsli mit Heidelbeeren
oder Brombeeren,
dazu ein gekochtes Ei
Und ihr wisst dann automatisch,
was das am Buffet
bedeutet?
Grob schon, aber weil die wenigsten
von uns Ernährungsexperten
sind, hängt vor dem
Buffet ein Flatscreen, auf
dem Informationen zu den
Gerichten stehen, die Nährwerte,
aber auch Inhaltsstoffe
wie Kuhmilch, Gluten für
Spieler mit entsprechenden
Unverträglichkeiten. Dazu
gibt es am Buffet ein Farbsystem
zur Orientierung.
Wie werden eure individuellen
Bedürfnisse ermittelt?
Los geht’s mit einer großen
medizinischen Untersuchung
– von Blut bis Urin wird erst
mal alles analysiert. Am Ende
bekommst du eine mehrseitige,
kleingedruckte Auswertung
in die Hand gedrückt,
und du verstehst erst mal gar
nichts. Zum Glück geht das
dann ein Ernährungsexperte
mit dir durch.
Was kam bei dir heraus?
Etwa, dass mein Magnesiumlevel
etwas zu niedrig ist.
Zum Ausgleich nehme ich
jetzt Magnesiumtabletten.
Damit ist es aber nicht getan.
Warum nicht?
Weil nicht gesagt ist, dass die
Tabletten anschlagen. Deswegen
ist es wichtig, die Werte
immer wieder zu checken. Bei
mir haben etwa die letzten
Untersuchungen keine
großen Veränderungen beim
Magnesium gezeigt – das
behalten wir jetzt im Blick.
Merkst du auf dem Platz
einen Unterschied?
Nicht unmittelbar, das wäre
aber auch zu viel erwartet.
Langfristig kann es auf jeden
Fall einen Unterschied machen.
Außerdem überträgt
sich die Philosophie auf uns
Spieler: Unser Verein sucht
immer nach neuen Wegen,
unsere Performance bis ins
Detail zu verbessern – ob im
Techniktraining oder der Ernährung.
Diese Einstellung
haben auch wir verinnerlicht.
Mal ehrlich: Kann das Essen
nach Plan auch mal nerven?
Klar, aber zum Glück sorgen
unsere Köche immer für
genug Abwechslung. Und ab
und an musst du auch alle
Vorgaben ignorieren und für
den reinen Genuss essen.
Bei mir ist das zweimal im
Jahr Currywurst mit Pommes
– das erinnert mich an meine
Heimat in Gevelsberg am
Rand des Ruhrgebiets.
HELLO VON
50 THE RED BULLETIN
Herausforderung dieser Spitzensportler besteht
darin, in allen Bereichen ihres Lebens perfekt zu
funktio nieren“, sagt sie. „Im Schlaf, im Training und
in der Ernährung. Was wir aber letztendlich immer
an streben, ist eine gesunde Balance.“
3
Zu Hause brauchst du Routinen
Bestes Beispiel dieser Balance ist der Big-Wave-
Surfer Ian Walsh, einer von Bells „Musterschülern“,
für den Clean Eating (der Verzehr von Vollwertprodukten
unter Vermeidung industriell verarbeiteter
Lebensmittel) bereits seit Jahren selbstverständlich
ist – und dessen Leben buchstäblich davon abhängt,
in bester körperlicher Verfassung zu sein. Während
der Sechsunddreißigjährige aus Maui kein Problem
hat, beim Surfen im heimatlichen Jaws in Topform
zu bleiben, bringen weiter entfernte Wellen wie die
von Teahupoo, Tahiti, oder von Nazaré, Portugal, Probleme
mit sich. Wenn es der Swell an irgendeinem
Ende der Welt verlangt, muss Walsh sofort in ein
Flugzeug springen und einen Langstreckenflug auf
sich nehmen. Und er muss mit genügend Energie
ankommen, um sofort nach der Landung an die Arbeit
zu gehen. „Oft geht es direkt vom Flughafen zum
Meer – und zum Hineinpaddeln in eine 18 Meter hohe
Welle“, sagt er. „Manches wird ziemlich verrückt,
wenn man die Wellen auf dem ganzen Planeten jagt.
Es ist schwer, immer gut vorbereitet zu sein. Kristen
hat mir sehr geholfen, zu Hause, in meiner gewohnten
Umgebung, Routinen zu entwickeln, mit denen
ich meine Nährwerte konstant halten kann.“
4
Ehre deine Heimatküche
Bell führt mit jedem Athleten ein Erstgespräch,
um herauszufinden, welche Lebensmittel er aufgrund
seiner Herkunft am häufigsten isst. Da sie bereits mit
Dutzenden Athleten aus der ganzen Welt zusammengearbeitet
hat, weiß sie etwa, dass das Weglassen von
Käse in Lateinamerika schwierig sein wird, Reis mit
Bohnen hingegen eine großartige, überall verfügbare
Mahlzeit für Athleten ist. Sie weiß auch, dass Gerichte
in Asien dem Clean-Eating-Prinzip eher entsprechen,
einige asiatische Saucen allerdings viel zu viel Zucker
enthalten. Und dass in den USA die Portionsgröße
die mächtigste Herausforderung ist.
5
Füll deine Lücken
In der Erstellung jedes individuellen Food-
Master plans hat Bell eine mächtige Geheimwaffe:
Nahrungsergänzungsmittel. Als diese – in Form
Olga
Kharlan
ALTER: 28
LAND: Ukraine
SPORT: Fechten
LIEBLINGSESSEN:
Borschtsch (Rote-Bete-
Suppe) ist „wie Trinkwasser“
für die Olympiasiegerin,
die auch
gern einen guten
ukrainischen Salo
(geräucherten Rückenspeck)
mit Knoblauch
und Roggenbrot isst.
FRÜHSTÜCK:
Haferflocken mit
Erdnussbutter
und Banane
„NAHRUNGSE RGÄNZUNGS-
MITTEL HELFEN UNS DABEI,
DAS LETZTE VIERTEL IN
UNSEREN TANK ZU FÜLLEN.“
THE RED BULLETIN 51
WAS SPORTLER ESSEN
von Energieriegeln – auf den Markt drängten, waren
sie in Wirklichkeit nur bessere Schokoriegel. Aber
mittlerweile gibt es Produkte, die tatsächlich geeignet
sind, Ernährungslücken zu füllen – zum Beispiel
direkt nach einem harten Training oder zwischen
zwei Mahlzeiten. Eine Lücke, die Ernährungsberater
oft als „goldene Stunde“ bezeichnen. „Nahrungsergänzungsmittel
ermöglichen es uns, die letzten
20 bis 25 Prozent in den Tank zu kriegen“, sagt Bell.
„Für einige Athleten war das tatsächlich lebensverändernd.“
Etwa für den Skateboarder Felipe Gustavo,
der mit pflanzlichem Proteinpulver das bei seiner
veganen Ernährung sonst fehlende Protein auffüllt.
Lukas Klostermann, Verteidiger von RB Leipzig,
nimmt ein Magnesiumpräparat, um seine Leistung
zu steigern, seitdem seine Ernährungsberaterin einen
Mangel festgestellt hat. „Musterschüler“ Walsh wiederum
packt jedes Mal seine Nahrungsergänzungsmittel
ein, wenn er erfährt, dass er nach Übersee reisen
muss, und beginnt mit der Einnahme, sobald er ins
Flugzeug steigt. „Den ganzen Flug über trinke ich
viel Wasser, lade Elektrolyte auf, trinke Shakes und
esse alles, was ich kann, bevor ich ankomme“, sagt er.
Es gilt aber auch die Kirche im Dorf zu lassen:
Laut Bell sind Energieriegel und Spezialpulver zwar
eine gute Möglichkeit für Zeiten, in denen man unterwegs
ist oder wenn das Leben einfach zu hektisch für
Planungen verläuft, ein dauerhafter Ersatz für echtes
Essen sind sie aber nicht. „Wenn ein Athlet nach einer
schnellen Lösung sucht, wie eine Pille zu nehmen, damit
er sonst essen kann, was er will, wird das nie funktionieren“,
erklärt sie. „Nahrungsergänzungsmittel
sind dazu da, zu tun, was ihr Name schon sagt.“
Mutaz
Barshim
ALTER: 28
LAND: Qatar
SPORT: Hochsprung
L I E B L I N G S E S S E N :
Wenn er sich nach
Hausmannskost sehnt,
mag Barshim Hühner-
Kabsa, ein Reisgericht
mit Kräutern. Für den
Extra-Leistungsschub
greift er zu Kohlehydraten:
Pasta und
Haferflocken.
F R Ü H S T Ü C K :
Haferflocken und Eier
HELLO VON
52 THE RED BULLETIN
MACH, WAS WIRKLICH ZÄHLT.
#HIGHTECH
FOLGE DEINER BERUFUNG.
bundeswehr
karriere.de
WAS SPORTLER ESSEN
Ignoriere alle Regeln
6 (zumindest manchmal)
Bells wichtigste Lektion für ihre Athleten ist die
Kunst des Loslassens. Gebetsmühlenartig betont sie
die Wichtigkeit der Balance, sie erinnert die Athleten
ständig daran, dass sie naturgemäß nicht jede Mahlzeit
kontrollieren können – schon gar nicht, wenn
sie in entlegenen Winkeln der Welt unterwegs sind.
Ihr Credo: Schlechte Kalorien sind immer noch besser
als gar keine. Und: Die erfolgreichsten Athleten
sind jene, die ihrer Leine auch einmal Meter lassen.
„Wir sind bestrebt, eine gesunde Beziehung zum
Essen aufzubauen“, sagt sie. „Wenn man wegen einer
schlechten Mahlzeit Stress bekommt, ist das nicht
gesund – falscher Perfektionismus ist eine ständige
Herausforderung für viele dieser Athleten.“
Manchmal bedeutet das, die Nährwerte einfach zu
ignorieren. Essen ist emotional eines der wichtigsten
Dinge in unserem Leben, sei es die Hausmannskost
der Mutter oder das Lieblingsgericht in einem lokalen
Restaurant. Bell ist sich der positiven Wirkung, die
so ein Lieblingsessen auf einen erschöpften, von
Heimweh geplagten Sportler haben kann, natürlich
bewusst. Derartige „Cheat-Tage“ sind nichts Neues,
aber Bell betont, dass weit mehr dahintersteckt, als
die meisten glauben. Zum einen hält sie nichts von
der Betrachtungsweise des „Betrügens“ – sie bevorzugt
das Wort „Belohnung“ („Treat-Tage“). Noch
wichtiger: Athleten sollen sich lieber ein paar Belohnungsessen
innerhalb einer Woche gönnen, anstatt
einen Tag lang alles komplett schleifen zu lassen.
„Sich einen ganzen Tag lang gehen zu lassen kann
eine derartige Lawine an Kohlehydraten, gesättigten
Fettsäuren und Zucker bedeuten, dass du am nächsten
Tag für gar nichts zu gebrauchen bist“, erklärt sie.
Anders ausgedrückt: Die Ernährungswissenschaft
liefert uns detaillierte Erkenntnisse, mit denen wir
unsere Leistung optimal unterstützen können. Jetzt
musst du nur noch für dich definieren, wie weit du
mit ihrer Umsetzung gehen kannst – und willst.
Kübra Dağli
ALTER: 22
LAND: Türkei
SPORT: Taekwondo
L I E B L I N G S E S S E N :
Soll ihr Essen sie an daheim
erinnern, greift sie
zu gefüllten Weinblättern.
Vor dem Training
isst sie stärkehaltige
Lebensmittel, um sich
mit Energie zu versorgen.
Nach dem Training
nimmt sie Protein und
Gemüse zu sich.
F R Ü H S T Ü C K :
Eier, Käse, Tomaten und
Gurken, mit Tahini und
Melasse überzogen
„LIEBLINGSGERICHTE KÖNNEN
EINEM ERSCHÖPFTEN, HEIMWEH-
GEPLAGTEN SPORTLER SEHR
BEI DER REGENERATION HELFEN.“
HELLO VON
54 THE RED BULLETIN
SO LEBST DU
BIG
Weltweit zählt TEAM BIG zur Spitze im Spiel „Counter-Strike“ –
weil die E-Sportler wie besessen trainieren und zusammenhalten
wie eine Familie. Wir haben sie einen Tag lang in ihrem Haus
in Berlin besucht – und ihren Erfolgscode entschlüsselt.
Text MAXIMILIAN REICH
Fotos CHRISTOPH VOY
Superhelden-Modus
Seit der Gründung vor zwei Jahren hatte Team BIG viel Grund
zum Jubeln, nicht zuletzt dank Star-Spieler Johannes Wodarz,
genannt „tabseN“. Für diese Story gewährten uns er und seine
Mitspieler exklusive Einblicke in ihren Alltag.
56 THE RED BULLETIN
Im Bild von links:
Can Dörtkardeș,
Johannes Maget,
Tizian Feldbusch,
Johannes Wodarz,
Trainer Alexander
Szymanczyk und
Fatih Dayik.
BIG-TIPP 1
Baut eine
Familie auf
Im Gegensatz zur Konkurrenz
wohnen die
Spieler von Team BIG
unter einem Dach,
bezeichnen sich sogar
als Familie. Motto:
Je verschworener euer
Haufen, desto mehr
könnt ihr erreichen.
THE RED BULLETIN 57
BIG-TIPP 2
Ehrt euren Schlaf
Um drei ins Bett, um sechs
Uhr wieder raus? Dafür
mögen sich Manager feiern,
E-Sportler (hier Wodarz)
wissen, dass ihr Fokus
leiden würde. Lösung:
Wecker auf elf Uhr stellen.
„Wir wollen einen
völlig neuen Spielstil
erfinden.“
BIG-TIPP 3
Schafft Rituale
Unter einem Dach wohnen auch
Zweck-WGs. Team BIG fördert
seinen Zusam menhalt mit
Ritualen. Los geht’s mit dem
gemein samen Frühstück.
58 THE RED BULLETIN
Am Rande von Berlin, in einer ruhigen
Wohngegend zwischen blühenden Kirschbäumen
und Einfamilienhäusern mit
Zierteichen im Vorgarten, explodiert
gleich eine Bombe. Vermutlich wird kurz
davor ein Scharfschütze auf einem Dach
in Stellung gehen, während ein paar
Blendgranaten für Chaos sorgen. Seit drei
Wochen geht das jetzt schon so, jeden
Tag. So lange wohnen Johannes Wodarz,
Fatih Dayik, Can Dörtkardeş, Tizian
Feldbusch und Johannes Maget nämlich
schon zusammen in dem braunen Haus
am Ende der Straße.
Die fünf Jungs gehören zur E-Sport-
Mannschaft Team BIG (Berlin International
Gaming) und führen das Leben,
von dem Millionen Gamer träumen: Sie
bekommen Geld dafür, „Counter-Strike:
Global Offensive“ zu zocken. 46 Millionen
Menschen auf der Welt spielen den
Taktik- Shooter – und nur eine Handvoll
davon ist so gut wie Team BIG. 2017
haben sie die Deutsche Meisterschaft gewonnen
und 2018 bei einem internationalen
Turnier in der Kölner Lanxess Arena
vor 15.000 Menschen den zweiten Platz
belegt. Jeder der Jungs hat mittlerweile
geschätzte Preisgelder zwischen hundertund
zweihunderttausend Euro gewonnen.
Trotzdem wohnen die fünf lieber wie
Studenten zusammen mit ihren Trainern
BIG-TIPP 4
Erweitert
euren Kreis
Zum Zusammenhalt,
der Team BIG antreibt,
zählt auch der Support
der Fans aus aller
Welt – in Streaming-
Sessions stehen die
Spieler täglich mit
ihnen in Kontakt.
in einem Haus auf 380 Quadratmetern, um
möglichst viel Zeit für die Entwicklung
gemeinsamer Spielzüge und die Analyse
gegnerischer Angriffsszenarien zu haben.
Das ist ungefähr so, als würde die komplette
Mannschaft des FC Bayern München
zu Uli Hoeneß in sein Haus am Tegernsee
ziehen. Auch in der E-Sport-Welt leben die
Spieler für gewöhnlich nicht unter einem
Dach. Doch der familiäre Zusammenhalt
gilt als Erfolgsrezept von Team BIG. Wir
haben uns gefragt: Wie schaut der Tagesablauf
in so einer E-Sportler-WG aus?
Dafür haben wir die Jungs in ihrem Haus
besucht und einen Tag lang dabei begleitet,
wie sie von früh bis spät trainieren.
Na ja, mehr oder weniger früh …
10.00 UHR: AUFSTEHEN
Johannes „tabseN“ Wodarz, 24, ist als
Erstes wach. Müde schlurft er in Jogginghose
und Pantoletten ins Wohnzimmer.
Er gilt als der beste deutsche „Counter-
Strike“-Spieler, weshalb wir ihm heute
über die Schulter gucken möchten. Blöd
für ihn, weil er deshalb früher aufstehen
musste, während die anderen noch schlafen
dürfen. Im Eck steht ein Whiteboard
mit der Überschrift: „To-do-Liste“ und
darunter Begriffe wie „Meta Strats“, die
man eher im Besprechungsraum der
Deutschen Bank erwarten würde als im
Wohnzimmer von ein paar Computerspielern.
„Meta Strats“, erklärt tabseN,
„bedeutet, wir wollen einen neuen Spielstil
erfinden.“ Also so wie die Spanier
als Väter des Tiki-Taka-Fußballs gelten.
„Es ist aber leider gar nicht so einfach,
da immer wieder etwas Neues zu finden,
was es nicht schon gab.“
11.30 UHR: FRÜHSTÜCK
Nach und nach trudeln auch die anderen
im Wohnzimmer ein. Alle in Jogginghose,
alle mit Hauslatschen. Heute trainieren
sie den ganzen Tag zu Hause, da geht
Komfort vor Style. Die Jungs essen Müsli
und Obst und reden am Frühstücks tisch
über das Live-Match, das tabseN gleich
gegen einen ehemaligen Profi aus Skandinavien
bestreiten wird. Ein PR-Event für
eine Gamer-Plattform, bei dem Fans aus
der ganzen Welt am Bildschirm mitfiebern.
„Du kriegst bestimmt 5000 Zuschauer.“
– „Spinnst du? Mach mir mal
keinen Druck.“ – „Klar kriegst du 5000.“
12.00 UHR: LIVE-MATCH
Im mit Film-Equipment ausgestatteten
Streaming-Raum im Keller sitzt tabseN
am Schreibtisch vor seinem PC und
schaltet die Kamera ein. Sowohl tabseN
als auch der Skandinavier bekommen
vier Fans zugelost, mit denen sie im Team
THE RED BULLETIN 59
BIG-TIPP 5
Sucht euch
einen Leitwolf
In der E-Sport-Familie
bringt jeder seine
Stärken ein. Als ältester
Spieler und Kapitän
gibt Fatih Dayik,
31, seine Erfahrung
weiter, ohne zu belehren.
Bei seinen Video-
Analysen hören die
anderen gebannt zu.
BIG-TIPP 6
Vergesst die Welt
Beim Training blenden
die E-Sportler alles
aus und konzentrieren
sich nur auf den Bildschirm.
Merke: Wer
ein Handwerk meistern
will, sollte nicht
nebenbei WhatsApp
checken.
spielen. Die einen sind die Terroristen
und müssen eine Bombe legen, die anderen
sind die Antiterroreinheit und sollen
dies verhindern. Ein paar Minuten später
verfolgen bereits 3000 Menschen das
Spiel. „Wenn er hauptberuflich streamen
würde, könnte er richtig viel Geld damit
verdienen“, erklärt Daniel Finkler, der Geschäftsführer
des Vereins. Profi-Streamer
wie US-Star Ninja verdienen mit ihren
Channels Millionen. Für tabseN ist das
kein Thema. Als der Showkampf nach
zwei Partien unentschieden endet, sagt
er: „Ich will mich in Turnieren mit den
Besten messen – das treibt mich an.“
13.00 UHR: MITTAGESSEN
Finkler trägt drei Plastiktüten ins Wohnzimmer
und fischt daraus schwarze Plastikschalen
mit Chicken Curry und Chicken
Tikka Masala. Normalerweise kocht Nuran
Ozan für die Truppe. Als CHO (Chief
Health Officer) kümmert sie sich um das
Wohlergehen der Spieler und ist für die
meisten zur unverzichtbaren Vertrauensperson
geworden. Sie ist aber gerade nicht
in der Stadt, deswegen bringt heute der
Lieferdienst das Essen. Kochen müssen
die Spieler auf jeden Fall nicht. Putzen
übrigens auch nicht – eine Hausfrau
kommt dreimal in der Woche, damit die
Jungs sich wirklich ausschließlich auf
ihre Aufgabe konzentrieren können – und
die heißt „Counter-Strike“.
14.00 UHR: VIDEO-ANALYSE
Im Keller neben der Streaming-Kammer
befindet sich der Trainingsraum. Sieben
Schreibtische stehen hier entlang der
beiden Seitenwände, jeder ausgestattet
mit einem PC und einem Monitor. tabseN
und die anderen haben ihre Drehstühle
an den Tisch von Fatih „gob b“ Dayik
geschoben. Er ist der Kapitän und mit
31 Jahren der Älteste im Team, während
der Jüngste erst 23 Jahre ist. Auf seinem
Bildschirm führt Fatih ein Spiel eines anderen
Teams vor. Es soll als Anschauungsbeispiel
dienen, wie man einen Angriff
geschickt antäuscht. „Double Fake“ nennt
man das.
16.00 UHR: TRAINING NUMMER EINS
tabseN und die anderen sitzen wieder an
ihren Schreibtischen und üben das eben
besprochene Angriffsmanöver. Kopfhörer
schirmen sie von der Außenwelt ab, ganze
Fokussierung auf das Spiel. Bloß das
flinke Wischen der Profi-Mäuse (Modell:
Corsair Harpoon RGB Wireless Gaming)
über die Tischplatten ist zu hören. Unter
den Schreibtischen stehen die Gaming-
Rechner von OMEN by HP 880-137ng,
deren Grafikkarte (NVIDIA GeForce GTX
1080Ti) zusammen mit dem Prozessor
(Intel Core i7-8700K) extreme Performance
garantiert. Das hier ist kein Zockabend
mit den Kumpels, das ist Hochleistungssport.
In einer Woche fliegt das
60 THE RED BULLETIN
BIG-TIPP 7
Atmet durch
Besessen trainieren ist
wichtig – Erholung aber
auch. Bei Hochkonzentrationsspielen
immer wieder
mal aufstehen und sich
ablenken, etwa mit einem
Fußball. Zehn Minuten
wirken bereits Wunder.
THE RED BULLETIN 61
BIG-TIPP 8
Werdet zu
Pantoffelhelden
Wer performen will, muss sich
in seiner Haut wohlfühlen,
meint Team BIG – und beweist,
dass Pantoletten nicht nur für
Spa-Besuche taugen, sondern
auch als Arbeitsoutfit.
62 THE RED BULLETIN
BIG-TIPP 9
Holt euch Superkräfte
Wer mental Weltklasse sein will,
braucht einen Körper in Top-Form.
Darum nehmen sich die E-Sportler
täglich Zeit für eine Fitness-Session.
Oder sogar zwei. Und sei es
um Mitternacht.
Team zu einem Turnier nach Leicester.
Von dort geht es direkt weiter nach Sydney.
Ins gesamt spielen die Jungs 10 bis
15 Turniere im Jahr; dabei geht es um viel
Geld. Das Wirtschaftsunternehmen Deloitte
schätzt, dass der Umsatz im E-Sport
2020 in Deutschland 130 Millionen Euro
betragen wird. Zum Vergleich: Die Basketball-Bundesliga
(BBL) hat im vergangenen
Jahr 120 Millionen erwirtschaftet. Entsprechend
professionell sind die Strukturen.
„Die Spieler haben ähnliche Verträge
wie die Fußball-Bundesliga-Profis“, sagt
Finkler. Ein Fußball-Anwalt hat sie aufgesetzt
und an den E-Sport angepasst.
20.00 UHR: PAUSE
Es ist Samstagabend. Wenn es die Zeit
zulässt, genießt tabseN am Wochenende
ein wenig Freizeit, sitzt draußen im Café
oder geht ins Kino. Heute sitzt er auf
seinem Bett und schaut eine Folge „Sons
of Anarchy“, die er neulich angefangen
hat. Für mehr bleibt neben dem Training
keine Zeit, das nächste Turnier steht
unmittelbar bevor. Sein Zimmer würde
es wohl noch nicht in eine „Schöner
wohnen“ Ausgabe schaffen. Bloß ein
Schreibtisch, zwei Schränke und eine
„Malm“-Kommode von Ikea. tabseN zuckt
lächelnd mit den Schultern. „Wir sind ja
erst vor ein paar Wochen hier eingezogen.“
Die wenige Zeit neben dem E-Sport verbringt
er lieber mit Familie und Freunden
statt mit Dekorieren und Einrichten.
21.00 UHR: TRAINING NUMMER ZWEI
Das Game speichert die Daten aller Spieler.
So kann man zum Beispiel sehen, dass
tabseN in den letzten sechs Jahren 10.425
Stunden „Counter-Strike“ gespielt hat,
Turnierspiele nicht eingerechnet. Die Erfahrung
ist neben der Reaktionsfähigkeit
und dem Taktikverständnis der größte
Unterschied zwischen einem Profispieler
wie tabseN und Otto Normalzocker. Aufgrund
jahrelangen Trainings verfügt er
über enormes Spielverständnis und weiß,
wie sich der Gegenspieler in bestimmten
Situationen verhält, und trifft in Sekundenschnelle
die richtigen Entscheidungen –
jene, die das Spiel entscheiden. Jetzt sitzt
tabseN wieder im Computerraum an seinem
Platz und spielt – Überraschung –
„Counter-Strike“. Denn am Abend findet
für Profis täglich ein Online-Wettkampf
statt. Für jeden Sieg gibt es einen Punkt.
Wer am Ende des Monats die meisten
Punkte hat, gewinnt 4500 Euro. Heute
holt tabseN den Punkt.
23.00 UHR: FITNESS-STUDIO
E-Sportler müssen sich nicht bewegen?
Denkste. Vier-, fünfmal in der Woche
quält sich tabseN mit den anderen Jungs
im Fitness-Studio, damit sein Körper die
Belastungen aushält. „Das viele Sitzen
am Computer und das Steuern mit der
Maus gehen vor allem auf das Handgelenk
und den Rücken“, sagt er. Deshalb stehen
heute Rückenstrecken und Rudern an der
Maschine auf dem Trainingsplan.
„Die E-Sportler haben
ähnliche Verträge wie Profis
in der Fußball-Bundesliga.“
0.00 UHR: TRAINING NUMMER DREI
Fast zehn Stunden hat tabseN heute auf
den Bildschirm gestarrt. Da brennen doch
bestimmt die Augen? „Nee, alles gut. Bloß
das Hirn ist langsam Matsch“, meint er
und lacht. Spielzüge zu pauken hat jetzt
keinen Sinn mehr. Lieber noch ein paar
Schussübungen. Es geht darum, das
Gefühl zu verinnerlichen, wie die Waffe
auf die Maus reagiert, und den richtigen
Bewegungsablauf im Handgelenk zu
speichern. Der Tennisprofi stellt sich am
Abend mit einem Korb Bälle auf den Platz
und macht 500 Aufschläge – tabseN stellt
sich mit einem Scharfschützengewehr auf
einen virtuellen Dorfplatz und gibt 1000
Schuss ab. Um drei Uhr geht er ins Bett –
und schläft ein. Friedlich, versteht sich.
Alles rund um Team BIG: bigclan.gg
THE RED BULLETIN 63
5 - MINUTEN- COACH
00:00
01:59
SO BLEIBST
DU KREATIV
Lass deine
Ideen fliegen
Vom „Tsunami“ bis zum Triple Backflip: Im Freestyle-
Motocross scheint es jeden Trick bereits zu geben.
Shootingstar Luc Ackermann, 21, entwickelt
dennoch permanent neue Stunts. Hier erklärt er,
wie du deiner Kreativität auf die Sprünge hilfst.
Räum deine
Festplatte auf,
bevor du loslegst
Der Eindruck mag manchmal täuschen,
aber ich bin sehr fokussiert und ordentlich
– wie viele Menschen, die ihr Geld
damit verdienen, Neues zu erschaffen.
Deswegen kann ich auch wahnsinnig
gut nachvollziehen, dass die Konstruktionsbüros
der Formel-1-Teams beinahe
klinisch aufgeräumt sind. Persönlich
kann ich Unordnung in der Garage oder
im Van gar nicht gebrauchen. Kreatives
Chaos? Für mich ein Widerspruch in
sich. Vor allem wenn ich mich daranmache,
einen neuen Trick zu entwickeln,
will ich auf gar keinen Fall abgelenkt
werden – von nichts und niemandem.
Dann geht es nur um die eine Sache,
die ich gerade probiere – ausschließlich.
Kreativität auszuleben ist Arbeit, kein
geistiges Herumspringen. Was das übersetzt
auf andere Berufe oder Hobbys
bedeuten kann? Leg dein Handy weg,
wenn du etwas wirklich Neues schaffen
willst; schließ die Programme, die du
nicht benötigst; und sorg dafür, dass
der Schreibtisch aufgeräumt ist, bevor
du loslegst.
00:22
Schau anderen
zu, aber niemals
von ihnen ab
Etwas bloß zu kopieren ist nicht kreativ
– im Gegenteil. Aber Kreativität baut
nahe zu immer auf etwas bereits Bestehendem
auf. Das Alphabet hat nur
26 Buchstaben, eine Tonleiter nur soundso
viele Töne – und doch sind alle
Bücher und Songs auf der ganzen Welt
aus diesen Zutaten gemacht, die jemand
auf eine völlig neue, einzigartige Weise
miteinander kombiniert hat. Auch in
meiner Disziplin, dem Freestyle-Motocross,
gibt es natürlich eine endliche
Anzahl an Tricks und Moves, die du in
der Luft mit deinem Motorrad anstellen
kannst. Die Kunst für uns Athleten
besteht nun darin, sie so abzumischen
wie noch keiner vor uns. Dazu ist es
selbstverständlich hilfreich, genau hinzuschauen,
was die anderen Fahrer gerade
machen – und die Elemente dann
so zu kombinieren wie niemand sonst.
Erst wenn du weißt, was bereits „auf
dem Markt“ ist, hast du die Chance, die
Regeln mit deinen eigenen Ideen auf
den Kopf zu stellen. Oft ist Kreativität
einfach der Gegensatz zu Konvention.
Gib dem Zufall
eine Chance
Manches kann man nicht erfinden –
es erfindet sich quasi von selbst. Die
Geburt des „Tornado“ war so ein Fall.
Eigentlich wollte ich damals einen
„Tsunami“ springen, einen Backflip mit
Handstand auf dem Lenker. Leider ist
das – im wahrsten Sinn des Wortes –
schief gegangen und ich hing völlig
schräg in der Backflip-Position. Anstatt
den Trick verloren zu geben, habe ich
alles darangesetzt, das Bike wieder
unter Kontrolle zu bekommen und
den Trick gewollt aussehen zu lassen.
Zurück am Boden, habe ich einfach
behauptet, ich sei einen „Tornado“
gesprungen – und heute gibt es etliche
Rider, die diesen Trick im Repertoire
haben. Viele Dinge gibt es nur, weil sich
etwas verselbständigt hat und zu Ende
gebracht wurde. Das reicht von der Erfindung
des Post-its bis zur Mikrowelle.
Trau dich
aufzugeben
Maler, die frustriert ihre Leinwände
wegstellen, Komponisten, die ihre
Melodien löschen, Schriftsteller, die ihre
Manuskripte zerknüllen: Es gibt den
Moment, in dem du einfach anstehst.
Ich kenne das aus meiner Erfahrung nur
zu gut. Du übst einen Trick immer und
immer wieder, aber er will einfach nicht
DDP/FOX-IMAGES, PREDRAG VUCKOVIC/RED BULL CONTENT POOL
01:58
03:07
64 THE RED BULLETIN
03:08
klappen. Keine Chance, ihn im Contest
zu bringen. Mein Tipp: Dann lass es
sein. Damit meine ich nicht, die Flinte
vorschnell ins Korn zu werfen. Ich gebe
mir ein Jahr lang Zeit, um sicher zu
gehen. Ob eine Idee gut genug ist, um
irgendwann zu funktionieren, das spürst
du. Niemand produziert ausschließlich
Geistesblitze. Vermutlich war es gut,
dass van Gogh Leinwände übermalt
und Lemmy gewisse Songs nicht aufgenommen
hat. Richtig gute Gedanken
finden in der Regel ohnehin zu dir
zurück, wenn die Zeit reif dafür ist.
Flugshow der
Superlative
Innovative Hindernisse,
spektakuläre Stunts,
einzig artige Atmosphäre:
Das verspricht das Freestyle-
Motocross-Event Red Bull
Dirt Diggers am 14. 9. auf
einer Halde in Dinslaken,
NRW. Stars wie Luc Ackermann
zeigen auf drei Stages
– Freestyle, Freeride, Big
Jumps – ihre Tricks. Extra:
Die Fahrer steuern Ideen
zum Bau der Obstacles bei.
redbull.com/dirtdiggers
„Manche
Dinge kann
man nicht
erfinden –
sie erfinden
sich quasi
von selbst.“
Luc Ackermann, 21,
Freestyle-Motocross-Ass
04:13
Gib alles oder
geh nach Hause
Mein Jugendheld war Travis Pastrana.
Er war der erste Mensch, der einen
Double Backflip mit dem Motorrad
gesprungen ist, obwohl das jeder für
unmöglich hielt. Heute ist der Double
Backflip so etwas wie mein Signature
Move – und auch der Triple Backflip
ist längst realisiert. Um etwas Neues
zu schaffen, wirst du zwangsläufig in
großen Dimensionen denken und ans
Limit gehen müssen. Schmetterlinge
in der Magengrube gehören dazu. Lass
dich davon nicht abhalten. „Go big or go
home“ ist mein Lebensmotto. Ich habe
es mir sogar tätowieren lassen, um mich
immer wieder selbst daran zu erinnern.
05:00
THE RED BULLETIN 65
DER
RED BULLETIN
SELBST-
VERSUCH
verschollen
Wie man auf einer einsamen Insel überlebt
Sechs Tage und fünf Nächte auf einem Eiland mitten im Indischen Ozean.
Kein Zelt, kein Survival-Handbuch, keine Ahnung. Unsere Autorin hat sich
der Wildnis, einem Taifun und sich selbst gestellt, um zu erkennen:
Das Wecken deines Urinstinkts hat nichts mit Mordlust zu tun.
Text WALTRAUD HABLE
Fotos PHILIPP HORAK
Ratlosigkeit unter der schützenden Plastikplane:
Ist der Taifun vorbei, oder kommt er wieder?
67
Einsame Insel bedeutet: Du musst an Land schwimmen, kein Boot kann direkt ankern.
Das Salzwasser brennt in den Augen, die Kleidung ist vollgesogen, der Energieakku nach 28 Stunden
Indonesien-Anreise leer. Helfer befördern das Equipment schwimmend ans Ufer, bevor sie abhauen.
as Meer rauscht nicht,
es brüllt mich an. Der Wind
pfeift durch die Dunkelheit,
Regen peitscht mir ins
Gesicht. Ich zittere am
ganzen Körper, meine Haut ist kalt
und nass, und was von meinen
Haaren übrig blieb, ist zu einem
heillos verfilzten Biberschwanz
auf meinem Hinterkopf verkommen.
Als Schutz gegen das
Unwetter liege ich eingewickelt
in eine schwarze Plastikplane.
Aus der Vogelperspektive muss
ich wie eine schlecht verpackte
Leiche aussehen, an den Strand
gespült. Aber ich bin nicht tot.
Dafür bin ich gerade viel zu wütend aufs Leben.
Und auf mich selbst. Warum zum Teufel wollte
ich unbedingt auf diese einsame Insel mitten im
Indischen Ozean – ohne Zelt und vor allem ohne die
geringste Ahnung, wie man einen 120-km/h-Tropensturm
überlebt? Da können noch so viele Selbsthilfebücher
behaupten, einmal im Leben müsse man
wimmernd in Embryonalstellung am Boden liegen,
weil das angeblich so heilsam sei. Ich weiß nur:
Wenn ich hier weiter in Embryonalstellung verharre,
stehen die Chancen gut, dass mich noch eine Palme
erschlägt.
Rückblende. Es waren vier Flieger, ein Speedboot
und zwei Tabletten gegen Seekrankheit erforderlich,
um auf dieses Archipel vor Indonesien zu kommen.
Genauere Koordinaten darf ich nicht nennen. Sowohl
der Name der einsamen Insel als auch die Region
sind geheim. Alvaro Cerezo, ein 38-jähriger Spanier
und Kopf der Zwei-Mann-Abenteuer-Reiseagentur
Docastaway.com, hat mich und unseren Fotografen
Philipp sogar eine Verschwiegenheitsklausel unterschreiben
lassen. Mit Docastaway (frei übersetzt:
„Schiffbruch zum Nachmachen“) bietet der studierte
Betriebswirt tropische Inselaufenthalte mit Einsamkeitsgarantie
an. In einer Zeit, in der man immer
erreichbar sein muss und jeder Quadratmillimeter
Land verbaut scheint, ist er besessen davon, den
höchsten Grad an Isolation zu finden und diesen
auch zu bewahren.
Für Alvaro sind einsame Inseln wie eine Zeitreise,
mit einer Flora und Fauna wie vor hunderten von
Jahren. Tut sich ein passendes Eiland auf, beginnt die
Überzeugungsarbeit. Denn jedes Stück Land dieser
Welt gehört irgendjemandem: Privatbesitzern, Regierungen,
dem Militär. Bei erfolgreich verhandelter
Betretungserlaubnis lotst Docastaway dann Möchtegern-Robinson-Crusoes
wie mich ab zirka 1000 Euro
pro Woche auf die jeweilige Insel und stellt nur das
Nötigste zum Überleben zur Verfügung: Macheten,
eine Harpune, ein Feuerzeug, zwei Kochtöpfe, Angelleine
und Angelhaken und einen 12-Liter-Kanister
Trinkwasser. Das nennt sich das „Abenteuer-Paket“.
Der Deal lautet: sechs Tage und fünf Nächte Survival,
68 THE RED BULLETIN
Anfängerf ehler:
Ich habe mir lieber Gedanken
über wirksame Deos
als über Regenschutz gemacht.
Früher Morgen auf einer unbewohnten indonesischen Insel:
Taifun überlebt. Kleidung nass. Körper völlig ausgekühlt. Ich fühle mich gestrandet.
Das Inselreich aus der Drohnenperspektive:
tosende Brandung, viel Sand, Treibholz, gefühlt drei Milliarden Krebse (und ich).
Das rund vier Meter lange Bambusrohr ist ein Glücksfund.
Mit ihm schlägt man die Kokosnüsse von den Palmen – oder versucht es zumindest.
70 THE RED BULLETIN
Selbstporträt mit Schattenspiel. Auf der einsamen Insel gibt es kein elektrisches Licht.
Dunkel wird es gegen 19 Uhr, das bleibt dann auch so für die nächsten zwölf Stunden.
Fotograf Philipp und ich mutterseelenallein auf einer
unbewohnten indonesischen Insel – nur mit dem
genannten Equipment, ohne Zelt oder festen Unterschlupf.
Dazu: zwei Hängematten, Sonnenschutz,
Moskitospray, Stirnlampen, ein Kilogramm Reis,
ein halbes Kilo Quinoa, Zahnbürste, Decken, ein
bisschen Kleidung. Alvaro legte uns Ressourcenknappheit
ans Herz: „Je weniger ihr mitbringt,
desto prägender wird euer Erlebnis sein.“
Während der Wind mannshohe Palmwedel von den
Bäumen reißt, verfluche ich den Kerl. Dabei trifft
Alvaro keine Schuld. Ich habe nur einmal im Garten
unseres Ferienhauses eine Nacht gezeltet, ich habe
keine Ahnung, wie man das Wetter liest, geschweige
denn, wie man einen Unterstand baut oder gar
jagt. Aber warum ich wirklich in diesem Schlamassel
stecke, ist: Ich bin zu blöd zum Zuhören. Alvaro
hatte nämlich im Vorfeld vor Regen gewarnt: „Auf
der Insel wird es gegen 19 Uhr dunkel und erst zwölf
Stunden später wieder hell. So ein nächtlicher Sturm
kann eine gefühlte Ewigkeit dauern und vor allem
ziemlich kalt werden.“ Ich wiegelte ab mit „Jajaja,
wir nehmen eh zwei Plastikplanen und warme Pullis
mit – alles kein Problem“ und machte mir dann Gedanken
über die wichtigen Dinge im Leben. Zum
Beispiel Deos und wie man knapp eine Woche ohne
Dusche und ohne Geruchsbelästigung übersteht.
(Dass Philipps Nase nach einer Polypen-Entfernung
noch nicht wieder feinjustiert war, kam mir sehr
ge legen.) Oder Sandflöhe! Laut Google höchst heimtückische
Biester: Bevorzugt legen sie ihre Eier in
menschlichen Fußsohlen ab (klingt unheimlich, ist
aber mit einer Pinzette und Antibiotika zu kurieren).
Mittlerweile kann ich sagen: Die schlimmste Bedrohung
in freier Natur sind nicht wilde Tiere oder
bissige Insekten. Was du wirklich fürchten musst,
das ist der Regen. Regen ist brutal. Denn wenn du
bis auf die letzte Faser nass bist und nicht weißt, ob
der nächtliche Sturm noch Stunden oder vielleicht
sogar Tage dauern wird, dann kommen Körper und
Psyche an ihre Grenzen – zumal es von Survival- Inseln
keinen einfachen Exit gibt. Alvaro hat mir und dem
Fotografen zwar ein Notfallhandy mitgegeben, aber
eine Schnellevakuierung garantiert das nicht. Denn
einsame Inseln sind vor allem deshalb einsam, weil
kein Boot direkt andocken kann. Diese Lektion offenbarte
sich mir gleich bei der Ankunft. „Wir müssen ans
Ufer schwimmen“, wurden wir angewiesen, als der
Motor 200 Meter vor der Insel plötzlich verstummte.
Ein Postkartenidyll mit Palmen, schroffen Felsen
und Sandstrand, geschätzt einen Kilometer lang und
300 Meter breit, lag vor uns. Irgendwo hinter dem
Hori zont, 1500 Seemeilen weiter westlich, sollten die
Male diven beginnen. „Und: unser Gepäck? Die Kameras?“
– „Die schwimmen wir für euch rüber.“ Unser
Bootsführer war bereits mit einer überladenen Plastikbox
in die Fluten gesprungen. Die Kiste taumelte
durch den Wellengang gefährlich hin und her. Würde
sie kippen, Reisepässe, Gepäck, alles wäre verloren.
Der unfreiwillige Schwimmgang scheint ewig her,
obwohl seitdem gerade mal 48 Stunden vergangen
sind. Die Bucht, an der uns Alvaro unserem Schicksal
überlassen hat, besteht aus einem Strandabschnitt
mit hoher Brandung und gefühlt drei Milliarden
Einsiedlerkrebsen. Das Meer ist so laut, dass man
Solange du Kokosnüsse hast,
überlebst du. Eine Nuss
spende t bis zu einen halben
Liter Flüssigkeit.
THE RED BULLETIN 71
Oben: der Lagerplatz. Zwei Hängematten, eine Wäscheleine, Kokospalmen, Schatten. Raue Brandung. Die Strömungen hier sind gefährlich.
Unten: Einsiedlerkrebse machen sich im Dutzend über eine von mir aufgeschlagene Kokosnuss her.
72 THE RED BULLETIN
1
2
3
4
5
6
7
DAS SURVIVAL-EQUIPMENT
1 Agavenblatt. Natürlicher Trichter zum
verschüttfreien Umfüllen von Flüssigkeiten.
2 Wasserkanister für sechs Tage.
Inhalt: 12 Liter. 3 Leatherman mit Messer
und Minisäge für Schneide arbeiten.
4 Macheten, wegen der hohen Luftfeuchtigkeit
täglich eine Spur ros tiger.
5 Kokosnüsse mit Trieben. Wachsen
am Boden, bei Energielosigkeit leichte
Beute. Innen süßlich – und schaumig
wie Styropor. 6 Kochtöpfe, Streichhölzer,
Kaminanzünder (für den Fall,
dass alles nass ist) und zwei Esslöffel.
7 Harpune ohne Sicherung, Marke
indonesischer Eigenbau. Mehr Gefahr
für einen selbst als für die Fische.
8 Plastik plane aus dem Baumarkt.
Lebensretter. Schützt bei einem Sturm
vor Nässe und hält notfalls die Körpertemperatur
halbwegs stabil.
8
THE RED BULLETIN 73
Ich dachte, ich würde
in j edem Lebewesen
eine potenzielle wandelnde
Mahlzeit sehen.
das eigene Wort nicht versteht. Dahinter beginnt die
Dschungel-Version von „Blair Witch Project“: Spinnweben,
Palmen, Agaven, leere Kokosnussschalen, die
Unterschlupf für Tausendfüßer, Zikaden, Schlangen
und Echsen bieten. Solange man Kokosnüsse hat,
stirbt man nicht, heißt es. Grüne, unreife Nüsse
enthalten bis zu 500 Milliliter Wasser mit wichtigen
Elektrolyten. Ob man aber auch immer die Kraft findet,
die Dinger mit einem Bambusrohr von der Palme
zu schlagen, ist eine andere Frage. In einen Baumstamm
ist „Mikelo“ eingeritzt. So heißt ein ehemaliger
Survival-Kandidat, der hier die Asche seiner toten
Mutter verstreut haben soll. Wir sind also nicht allein,
auch wenn es die Indonesier beim Gedanken daran
schaudern würde. In dem Inselstaat glaubt man an
Geister. Dass man sich freiwillig auf einem ein samen
Eiland verschanzt, ist für viele unheimlich.
„Bist du okay?“ Philipp, der Fotograf, hat ein paar
Meter weiter dem nächtlichen Sturm getrotzt. Durchweicht
und erschöpft lässt er sich neben mich in
den Sand fallen. Wir haben seit zwei Tagen kaum
gegessen, abends ein paar Löffel Reis, zum Frühstück
eine Kokosnuss, mehr gibt es nicht. Bei tropischen
35 Grad kein Problem, da brauchst du wenig Energie.
Doch nach dem Taifun fehlt uns für so ziemlich alles
die Kraft. Fischen ist wegen des hohen Wellengangs
in unserer Bucht und dank der Talentfreiheit meinerseits
sinnlos. Die Köder – Algen oder Krebse – rutschen
sofort vom Haken, die Schnur verfängt sich in versteinerten
Korallen und reißt. Und Einsiedlerkrebse
über dem Feuer zu rösten, dazu konnten wir uns bis
dato nicht durchringen. Die spinnenartigen Beine
sind haarig, die Körper unter den Schneckenhäusern
mager. „Denkst du, das war’s? Oder geht das jetzt die
rest lichen Tage so weiter?“, frage ich Philipp leise.
„Ich weiß es nicht.“ – „Noch so eine Horrornacht
überstehe ich nicht.“ – „Wir müssen positiv denken.
Die Anreise war zu lang, um aufzugeben.“
Als zu Mittag die Sonne durch die Wolken blinzelt,
lebt auch mein Kampfgeist wieder auf. Wir spannen
eine Schnur, um unsere Hängematten zu trocknen,
und planen eine – zumindest in der Theorie – sturmfeste
Behausung aus Plastikplanen, Seilen und Steinen.
Der Wind hat sich gelegt, der Himmel wird mit
jeder Minute blauer. Das, was vor ein paar Stunden
noch Apokalypse war, mutiert jetzt zu einem kitschigen
Werbetraum. Plopp. Eine Kokosnuss fällt zu
Boden. Schwindelig von der Unterzuckerung trabe
ich los, um sie aufzulesen, und säble dann durch die
Fasern der Frucht. Meine Armmuskulatur brennt,
ich bin am Ende. Die hohe Luftfeuchtigkeit und das
Salzwasser haben die Klingen der Macheten rostig
werden lassen, meine Handflächen entwickeln braunrote
Schwielen. „Mit dem Sturm hat dieses Abenteuer
erst begonnen“, sinniert Philipp. Ich weiß, er hat
recht. Aber mir ist nicht nach Reden zumute. In meinem
Kopf ist es zu laut. Ich dachte, dieses Survival-
Abenteuer würde meine Urinstinkte wecken, jedes
Lebewesen zu einer potenziellen wandelnden Mahlzeit
machen. Mein Vater ist von Beruf Metzger, die
Sache wäre also gar nicht mal so abwegig. Doch das
Gegenteil ist der Fall. Ich will nichts töten. Ich will
verstehen und fühle mich plötzlich seltsam mit der
Erde verbunden. Stundenlang studiere ich das Chaos
des Dschungels. Die schiefen Stämme, die vorbei an
den gerade gewachsenen zum Licht drängen. Ein
braun-grünes Durcheinander, das keiner menschlichen
Ordnung folgt und genau deshalb so wunderschön
ist. Ich atme die feucht-sandig-moosige Luft
ein. Gleich hinter mir verrotten entwurzelte Bäume
und, ich wette, auch tote Echsen, Vögel und Krabben.
Trotzdem: Die Natur riecht taufrisch, während ich
das von mir nicht mehr behaupten kann.
Der Sturm war hart, aber mir dämmert, er war keine
Kampfansage der Welt an mich. Meine Wenigkeit ist
der Natur vollkommen egal. Sie ist größer als ich,
immerhin wird sie noch existieren, wenn ich längst
nicht mehr bin. Dennoch stellt sie großzügig alles
zur Verfügung, was ich zum Leben brauche. Ich muss
nur lernen, die Geschenke erkennen. Da wäre zum
Beispiel das Meer. Ein Schuss Ozean im Kochwasser
würzt unseren Reis. Zum Reinigen des Topfs ist Sand
das beste Scheuermittel. Überdies spült das Meer
täglich Treibholz an, von der Sonne getrocknet,
Die Natur stellt grosszügig
alles zur verf ügung,
was ich zum überleben brauche.
ich muss nur lernen, ihre
geschenke zu erkennen.
brennt es wie Zunder. Oder die Palmen, diese
Universal genies! Sie sind Kokosnuss- und Schattenspender,
Hängematten-Stützen, ihre Wedel dienen
als Baumaterial, und in leeren Kokosschalen kann
man Regenwasser auffangen. Ein abgeschnittenes
Agavenblatt wiederum lässt sich als Trichter missbrauchen.
Hält man es im richtigen Winkel, geht
beim Umfüllen vom Wasserkanister in unsere Trinkflaschen
kein Tropfen verloren. Dass der dauer-
74 THE RED BULLETIN
Lagerfeuer? Nein, meine persönliche Müllverbrennungsanlage.
Der Verschmutzung der Weltmeere entkommt auch die einsamste Insel nicht.
THE RED BULLETIN 75
Nachts kommen Schildkröten auf die Insel, um ihre Eier in Nistkammern im Sand abzulegen.
Das größte Badezimmer der Welt: Mit einem Kamm versuche ich, die verfilzten Haare zu entwirren.
Ein paar Meter weiter rauscht das Meer: meine Badewanne und Waschmaschine.
76 THE RED BULLETIN
klebrige Salzfilm auf der Haut einen in den Wahnsinn
treibt – Schwamm drüber! Auf einer einsamen Insel
wirfst du spätestens nach der ersten Freiluft-Notdurft
deine Sauberkeitsideale über Bord.
Wenn ich nicht gerade über das große Ganze nachdenke,
schreite ich durch mein sandiges Königreich
und räume auf. Mit 120-Liter-Müllsäcken, die ich
zum Schutz für die Kameras mitgebracht habe,
sammle ich angespültes Plastik ein. Die Insel mag
zwar fern von allem liegen, der Verschmutzung der
Weltmeere entkommt sie nicht. Allein in „meiner“
Bucht stoße ich auf hunderte leere Plastikflaschen,
bei 246 habe ich aufgehört zu zählen. Ölkanister.
Sonnenmilchtuben. Flip-Flops – 56 Einzelexemplare,
keine zwei passen zusammen. Dazu: Zahnbürsten.
Shiva-Spielzeugfiguren, vermutlich aus Indien.
Joghurtbecher. Alte Bojen, Taue, Styropor. Plastikstrohhalme,
die infolge Salz- und Sonneneinwirkung
zwischen meinen Fingern zerbröseln. Es bricht mir
fast das Herz, als ich sehe, wie Krabben die Mikroteile
zwischen ihre Scheren nehmen und davon kosten.
Also starte ich eine Müllverbrennungsanlage. Sechs
volle Säcke, 720 Liter Unrat, gehen dramatisch in
schwarzem Rauch auf, es stinkt nach Chemie,
das Treibgas in einer Spraydose knallt. Am Festland
würde man mit dem Plastik dasselbe machen, das
Feuer mag zwar die Luft verpesten, stellt aber sicher,
dass die Babyschildkröten, die hier bald schlüpfen,
in eine sauberere und für sie weniger gefährliche Welt
krabbeln können. Die Spuren im Sand ver raten, wo
eine Schildkröte Nistkammern angelegt haben muss.
Irgendwann dämmert mir, dass auch unter meiner
Feuerstelle Eier liegen werden. Verdammt! Der Kreislauf
des Lebens scheint zu vielschichtig für mein
klein dimensioniertes Hirn. Kein YouTube-Sur vival-
Videomarathon kann dich darauf vorbereiten.
Zur Beruhigung beobachte ich die Krebse und die
Krabben. So ereignislos das Leben auf einer einsamen
Insel scheint – du schläfst, du versuchst, jeden Tag
ein bisschen kraftloser, Kokosnüsse zu ernten, machst
Feuer, schwimmst, sammelst Müll ein –, am Boden
geht’s geschäftig zu wie in einer Megametropole.
Flächendeckend wuseln die Viecher hin und her.
Ich beginne, sie nach Größe und Farben zu differenzieren.
Es gibt Tiere mit grünen Schneckenhäusern
am Rücken. Manche sind babyrosa, andere gepunktet
oder rot-braun-weiß. Zwei Arten und zwei Zonen
Die Einsiedlerkrebse
sind Junkies, insgeheim
nenne ich sie Kokossüchtler.
Ich finde Plastikflaschen.
Flip-Flops, 56 Einzel-
Exemplare, keine zwei
Sandalen passen zusammen.
Einsame Insel heisst nicht,
dass man der Verschmutzung
der Meere entkommt,
im Gegenteil.
mache ich aus. Die Einsiedlerkrebse – von fingernagelklein
bis handtellergroß – halten sich in Dschungelnähe
auf. Sie sind Junkies, insgeheim nenne ich sie
Kokossüchtler. Kaum fällt ein Schnipsel Kokosfleisch
zu Boden, stürzen sie sich zu Dutzenden darauf.
Exkremente und Plastik verspeisen sie im Übrigen
auch. Und dann gibt es die Albino-Krabben. Ihren
korrekten biologischen Namen kenne ich nicht.
Sie leben vorwiegend in Löchern am Strand, haben
einen lustigen Seitwärtsgang und aufmerk same
schwarze Stielaugen. Nahrungstechnisch würden
sie mehr hergeben als die Kokossüchtler. Aber ich
kann sie trotzdem nicht mit einem Stein erschlagen.
Denn die Albinos sind Hardcore-Romantiker. Wenn
abends der Himmel rot und pink zu glühen beginnt,
dann unterbrechen auch sie ihr Treiben. Plötzlich
er scheinen sie für mich menschlich.
Als Alvaro am sechsten Tag wie aus dem Nichts auftaucht,
um uns durch den Dschungel zurück zum
Boot zu führen, freue ich mich auf 3000 Kalorien
Nasi Goreng, eine lange Dusche und Jod für das
an Korallen aufgeschürfte Knie, das Herz aber sagt:
Hmmm. „Ich habe am Festland oft an euch denken
müssen, der Sturm in der dritten Nacht war schlimm“,
schnattert Alvaro. Ja, stimmt. Aber der Taifun hat
nicht nur das Meer aufgewühlt. Sondern auch mich.
Ich werfe einen letzten Blick auf „meine“ Insel, lasse
mich unwillig zurück in die Zivilisation führen. Als
wir Stunden später im Flughafentaxi sitzen, gefangen
im Feierabendstau, sage ich zu Philipp: „Das saugt mir
gerade enorm viel Energie ab. Die vielen Menschen!
Ich habe das Gefühl, ich spüre jede einzelne ihrer
Stimmungen, ihren Ärger über die Autokolonnen,
ihre Unruhe. Mit den Krabben und den Palmen war
das Leben irgendwie einfacher.“ – „Ich weiß, was du
meinst.“ Ich schaue auf meine geschundenen Finger,
die Hautrisse, die durch Rostspuren der Machete
dunkel gefärbt sind, nach dreimal waschen werden
sie nicht mehr zu sehen sein. „Ich will zurück“,
sagt das Herz. „Das geht nicht“, sagt der Verstand.
Flüstert das Herz: „Dann musst du wohl ab jetzt
deine eigene Insel sein.“
THE RED BULLETIN 77
FLÜÜÜGEL
FÜR JEDEN
GESCHMACK.
guide
Dein Programm
ZUM DABEISEIN
Von Rallye über Rock
bis Gaming: die spannendsten
Events im
August und September.
SEITE 84
ZUM MITSPIELEN
Das Augmented-
Reality-Game „Harry
Potter: Wizards Unite“
löst einen Boom aus.
SEITE 86
ZUM ERLEBEN
Von Downhillrennen
bis Popmusikproduktionen:
die Highlights
auf Red Bull TV.
SEITE 87
GRAEME PURDY
ZUM STAUNEN
Auf Foto-Safari in Kenia:
Wie du mit einem Profi-
Guide die Bilder deines
Lebens knipst.
SEITE 80
THE RED BULLETIN 79
Reisen
Die Fotografen-Crew bringt sich unter einem Akazienbaum in der Masai Mara in Stellung.
SHOOTING IN KENIA
JAG DAS FOTO
DEINES LEBENS
Lust auf gewaltfreie Trophäenjagd? Graeme Purdy bringt
Amateurfotografen auf Tuchfühlung mit Löwen, Büffeln
und Gazellen – und garantiert reiche Fotobeute.
Mein Herz blieb stehen. Auf
der anderen Seite des Land
Rover, neben dem ich Position
bezogen hatte, war gerade
ein Löwe vorbeigetrabt. Wir hatten
das Scheinwerferlicht auf ein Rudel
Hyänen gerichtet, das gerade ein
totes Gnu verschlang, als der Löwe
die Party crashte. Als sich mein
Zittern gelegt hatte, hob ich die
Kamera. Da hörte ich es direkt hinter
mir: kein Brüllen, kein Knurren,
nur das dumpfe Echo von Pfoten
auf dem Steppenboden. Wumpf …
wumpf … wumpf … Bald lief neben
mir ein zweiter Löwe vorbei, so
16 Jahre Safari-Erfahrung auf einem Bild: Graeme Purdy
80 THE RED BULLETIN
guide
REISE-TIPPS
KATZENFOTOS
GEFÄLLIG?
Was du wissen solltest, bevor du in einem
von Kenias größten Naturschutzgebieten
auf Großwild(foto)jagd gehst.
Fantastisches Fotomotiv auf Graemes Safaris: Gepardenmütter und ihre Babys
Kenia
Nairobi
Masai Mara
Die Masai Mara liegt auf 1800 Meter Höhe und hat
täglich zwölf Stunden Tageslicht und zwölf Stunden
Dunkelheit. Die Morgenstunden sind hell und klar,
aber nachmittags ziehen oft Gewitter auf.
Geschossen werden auf dieser Safari nur Fotos.
GRAEME PURDY PHOTOGRAPHY RACHAEL SIGEE
nahe, dass ich seinen Atem spüren
konnte. „Keine Panik“, sagte der
Guide, „die interessieren sich nur
für ihre Beute, nicht für dich.“
Um 16 Jahre Safari-Erfahrung
reifer, weiß ich heute, dass Großkatzen
– sie leben im Reservat
Masai Mara in größerer Dichte
als irgendwo sonst auf der Welt –
für Menschen relativ harmlos
sind. Gefährlicher sind Büffel
(permanent schlecht gelaunt) und
Elefanten (unberechenbar).
Wie ich zu meinem Job kam?
Zuerst arbeitete ich als hauptberuflicher
Wildtierfotograf, der
hin und wieder Gäste auf Safaris
mitnahm. Jetzt zeige ich Hobby-
Fotografen jeden November im
Rahmen von zwei einwöchigen
Einmal pinkelte
uns ein Löwe an.
Er zeigte uns damit,
wer der Boss ist.
Trips, wie man Wildtiere in ihrer
natürlichen Umgebung ablichtet.
Warum gerade dann? Die Regenzeit
beginnt, der Himmel sieht
besonders dramatisch aus, und
die Tiere sind aktiver, sobald es
etwas kühler wird.
Wir beginnen gleich nach dem
45-minütigen Flug vom Wilson
Airport in Nairobi mit dem Knipsen,
sobald die sechs- bis acht-
WÄHRUNG
KENIA-SCHILLING
1 Kenia-Schilling = 89 Cents
1 Euro = 113 Kenia-Schillinge
SPRACHE (SWAHILI)
Naona chui Ich sehe einen
Leoparden
Twende
tutafute tembo
Wapi mtoto wa
simba?
WISSEN
1. Die Masai Mara liegt nahe dem Äquator,
daher sind Tag und Nacht fast gleich lang.
2. Benannt ist das Reservat nach den hier
ansässigen Nomaden, den Massai.
„Mara“ bedeutet in ihrer Sprache „gefleckt“.
3. Die häufigste Tierart ist das millionenfach
vertretene Gnu.
4. Die Seehöhe entspricht jener hoch gelegener
Alpendörfer – etwa 1800 Meter.
Lass uns Elefanten
suchen
Wo ist das
Löwenbaby?
THE RED BULLETIN 81
Reisen
guide
HAKUNA MATATA
SAFARI
DE LUXE
Welche Ausrüstung der Tierfotograf
Graeme empfiehlt. Plus: seine Profi-Tipps
nach 16 Jahren Masai-Mara-Erfahrung.
MUST-HAVE
DREI DINGE, DIE DU AUF EINER FOTOSAFARI
UNBEDINGT BENÖTIGST:
1. „Ich verwende eine
Canon 5DSR mit
verschiedenen Objektiven,
das 300-mm-Weitwinkel-
Objektiv passt am besten
zu meinem Fotostil.“
2. „Mit einem iPhone kann
man ziemlich gute Fotos
machen. Ich verwende
Clip-on-Objektive
von Moment.“
3. „Nimm doppelt so
viele Speicherkarten mit,
wie du glaubst, dass
du brauchen wirst.
Mindestens. Ich habe noch
nie jemanden getroffen,
der bei seiner ersten Safari
zu viele Speicherkarten
dabeihatte. Bei meiner
ersten Fotosafari machte
ich 12.000 Fotos.“
Was braucht man, um dabei zu sein? „Nichts. Außer
einer Kamera und Begeisterung“, sagt Graeme.
MUST-KNOW
1. AASGEIER FRESSEN SCHNELL
„In 90 Minuten können 70 Geier einen Tierkadaver
auffressen. Fand das Tier einen natürlichen Tod,
fressen sie sich durch Auge oder Anus.“
2. BABY-ELEFANTEN SIND UNGESCHICKT
„Im Rüssel eines Elefanten stecken mehr Muskeln
als in unserem ganzen Körper. Aber Babys, die
erst ein paar Monate alt sind, können ihren Rüssel
noch nicht kontrollieren. Darum wackelt und
schlenkert er, wenn sie laufen.“
3. NILPFERDE BRAUCHEN PLATZ
„Als Flüsse für uns noch die wichtigsten Transportwege
waren, galten Flusspferde als die gefährlichsten
Tiere Afrikas. Doch sie greifen nicht grundlos an – es
reicht, ihnen nicht in die Quere zu kommen.“
Die Masai Mara ist Heimat von über tausend Vogelarten und zahllosen Säugetieren.
köpfigen Gruppen in der Masai
Mara gelandet sind. Ach ja: In unserem
Camp gibt es keine Zäune.
Darum begleitet dich immer ein
Guide zu deinem Zelt, und meist
steht jemand mit Speer bewaffnet
Wache. Auch im Geländewagen,
in den wir jeden Morgen 40 Minuten
vor Sonnenaufgang steigen,
gibt es keine Barriere zwischen dir
und den Tieren: Damit man besser
foto grafieren kann, haben wir das
Dach, die Seitenteile und sogar
die Windschutzscheibe entfernt.
Einmal spazierte ein männlicher
Löwe direkt auf uns zu und pinkelte
uns von oben bis unten an. So
zeigte er uns, wer hier der Boss ist.
Zehn Minuten vor Sonnenaufgang
baut sich im Morgennebel
plötzlich eine Wand aus zwanzig
Elefanten auf. Mucksmäuschenstill
waten sie durch das Gras.
Ein atemberaubender Anblick,
unwirklich wie eine Szene aus
„Jurassic Park“. Zusammen mit
dem Licht kurz vor der Morgendämmerung
ergibt das ein episches
Foto – wenn man schnell
genug ist und den magischen Moment
einfängt. Die Verhältnisse
ändern sich hier blitzschnell.
Reaktionsschnelligkeit ist auch
eine Stunde vor Sonnenuntergang
gefragt, weil dann das Licht am
besten ist. Da beobachten wir
nämlich, wie eine Gepardin
Thomson- Gazellen jagt. Es spielt
keine Rolle, wie viele Naturdokumentationen
du gesehen hast –
einen Geparden in vollem Tempo
laufen zu sehen ist unbeschreiblich.
Wir fiebern mit, bis das Raubtier
eine Gazelle erlegt hat. Hier ist
das Leben kein Disney-Film, sondern
täglicher Überlebenskampf.
Einen Hügel entfernt beginnt
gerade ein neues Leben: Eine
Gazelle hat soeben ihr Junges auf
die Welt gebracht. Gazellen und
Impalas grasen hier gemeinsam;
und das Neugeborene wackelt zu
einem riesigen Impala-Männchen
hinüber. „Bist du meine Mama?“,
scheint es zu fragen. Die Impala
senkt ihren Kopf und dreht das
Baby sanft um, sodass es seine
Mutter sieht. Ein unvergesslicher
Moment.
Unser Eintauchen in die Wildnis
fühlt sich beinahe spirituell
an. Nach 36 Stunden in der Masai
Mara hast du vergessen, welcher
Wochentag ist. Wenn ich hier
morgens aufwache, strotze ich
nur so vor Optimismus. Welche
fantastischen Erinnerungen der
neue Tag wohl bringen wird?
Infos zu Graeme Purdys Safaris: purdy.
photography/photographic-safaris
GRAEME PURDY PHOTOGRAPHY RACHAEL SIGEE
82 THE RED BULLETIN
Events
bis 25. August
Spür das Rallye-Feeling
Packende Renn-Action vor spektakulärer Kulisse:
Dafür steht die ADAC Rallye Deutschland, die
auch in diesem Jahr unter anderem durch die
Weinberge entlang der Mosel führt (im Bild: Titelverteidiger
Sébastien Ogier). Gute Nachrichten
für die Fans: Die Strecke wächst im Vergleich
22Saarland; adac-rallye-deutschland.de
zum Vorjahr um sechs Prozent auf 343,95 Kilometer
an. Gleichzeitig verkürzen sich die Entfernungen
zwischen den einzelnen Etappen.
16
bis 18. August
Höre den Donner
Es ist das größte Dragster-Rennen außerhalb
der USA. Rund 250 Teams gehen bei den
NitrOlympX am Hockenheimring an den Start.
40.000 Zuschauer pilgern zu den Tagen des
Donners, um die bis zu 10.000 PS starken Fahrzeuge
beim Duell auf der Viertelmeile zu bestaunen.
Heiß her geht’s auch bei „The Nightshow“
am Samstagabend, wenn Motorsport auf
Entertainment trifft – Pyrotechnik inklusive.
Motodrom, Hockenheim; nitrolympx.de
27
Juli
ERLEBE PURE
GAMING-ACTION
Monster, Türme und gegnerische
Champions besiegen – mit Strategie
und Tempo: Darum geht es im
Erfolgsspiel „League of Legends“.
Aber wer ist weltweit der beste
Einzelspieler? Das ermittelt Red
Bull Player One. Bei den nationalen
Finals in Frankfurt a. M. kämpfen
die besten deutschen Amateur-
Gamer um den Einzug ins Finale
in Brasilien. Wer kein Ticket mehr
bekommt, kann auf der Streaming-
Plattform Twitch live dabei sein.
Silberturm, Frankfurt am Main; redbull.com
ADAC/SASCHA DÖRRENBÄCHER, HOCKENHEIM-RING GMBH, MARCELO MARAGNI/RED BULL CONTENT POOL, SF@STEPHANFLAD.COM
84 THE RED BULLETIN
guide
7
und 8. September
Feier im Freien
Was für ein Line-up, was für eine
Basis für ein legendäres Wochenende:
Bei der deutschen Ausgabe des Lollapalooza-Festivals
reihen sich die
Top-Acts aneinander. Am Samstag
etwa Swedish House Mafia, Twenty
One Pilots und Billie Eilish; am Sonntag
zum Beispiel mit Kings of Leon,
Martin Garrix und Kraftklub.
Olympiastadion und Olympiapark,
Berlin; lollapaloozade.com
und 21. Juli
Beweg dich
wie nie zuvor
In unserem Körper liegt die Kraft für
ein besseres Leben: Deswegen lädt
das „World of Movement“-Event seine
Besucher dazu ein, das Thema Bewegung
neu zu entdecken und dabei
gleichzeitig zu neuer Ruhe zu finden –
etwa bei Tanz, Yoga oder Martial Arts.
Schönes Workshop-Beispiel: „The Art
to Handstand“. Dazu gibt es auf den
rund 5000 Quadratmetern im Edelfettwerk
auch eine Fitness-Messe.
Edelfettwerk, Hamburg;
world-of-movement.de
26
bis 28. Juli
Verfolge
die Stars
Im Vorjahr holte Formel-1-Profi
Lewis Hamilton beim Großen
Preis von Deutschland den
Sieg, auch dieses Jahr zählt der
Brite zu den Favoriten. Sei dabei,
wenn Lokalmatador Sebastian
Vettel und Red Bull Racing-
Fahrer Max Verstappen ihm
den Sieg auf der 4574 Meter
langen Strecke mit den 17 Kurven
streitig machen wollen.
Hockenheimring;
hockenheimring.de
20 21
bis 24. August
Entdecke das
nächste Level
Neue Technik, neue Spiele,
ganz viel Party: Dafür steht
Gamescom, die weltgrößte
Computerspielmesse. In diesem
Jahr soll die Marke von
400.000 Besuchern geknackt
werden. Nicht verpassen: Auf
dem Red Bull Gaming Ground
(Außen bereich P8) kannst du
aktuelle Games testen und
spannende Live-Acts erleben.
Kölnmesse, Köln;
gamescom.de
THE RED BULLETIN 85
Gaming
guide
SMART LEBEN
KAMPF DER
REALITÄTEN
Kuss des Grauens:
Ein böser Dementor holt sich
Harry Potters Seele
in „Wizards Unite“.
„Harry Potter: Wizards Unite“ wird ein Smartphone-Gaming-Fieber
auslösen, wie wir es
seit „Pokémon Go“ nicht mehr erlebt haben.
Vor drei Jahren hat sich das Leben, wie wir es
kannten, für immer verändert. Oder zumindest hat
es sich für immer erweitert. Augmented Reality (AR), die
Verschmelzung von Virtuellem und Realem, wurde damals
vom AR-Smartphone-Game „Pokémon Go“ auf ein
völlig neues Level gebracht. In aller Welt jagten bis zu
45 Millionen Menschen auf ihren Handys digitalen Kreaturen
hinterher. Millionen jagen auch heute noch. Was
ein wenig nach kollektiver Verwirrung klingt, bringt
handfeste praktische Vorteile mit sich, zum Beispiel
bewegen sich die Menschen freiwillig stundenlang an
der frischen Luft. „Pokémon Go“-Entwickler Niantic
bringt nun ein neues Game heraus, das den AR-Hype
in ungeahnte Höhen katapultieren soll – „Harry Potter:
Wizards Unite“. Gamifications-Experte Marc Woodhead
erklärt, wie Augmented Reality unser reales Leben verbessert
hat. Und weiter verbessern wird.
harrypotterwizardsunite.com
GEHIRNTRAINING
Bei AR-Spielen wie „Pokémon Go“
oder „Wizards Unite“ lebt man in
zwei Welten gleichzeitig, in der
eigenen und in der des Spiels. Das
Spannende an diesem Multitasking-
Erlebnis ist, dass man beide Welten
gleichzeitig im Blick haben muss.
„Bei jungen Spielern konnte man beobachten,
dass sie dadurch lernen,
komplexe Informationen überhaupt
leichter zu verarbeiten“, sagt Woodhead.
Neurowissenschaftler Jesse
Gomez ergänzt: „Bei einer Studie
untersuchten wir Erwachsene, die als
Kinder ‚Pokémon‘ gespielt hatten.
Wir entdeckten eine eigene Region
in ihrem Gehirn, die nur dazu dient,
die Bilder des Spiels zu erkennen.“
DIE WELT RETTEN
Besonders wertvolle Pokémons wie
Zapdos kann man bei „Pokémon Go“
nur gemeinsam mit anderen Spielern
fangen. Dieser sehr reale soziale
Aspekt des Spiels hat einen interessanten
Nebeneffekt: Er führt zu
gemeinnützigen Aktionen, zum Beispiel
dem Earth Day 2019. 17.000
Spieler von „Pokémon Go“ und
„Ingress“ (Niantics erstem AR-Spiel)
sammelten gemeinsam in 41 Ländern
145 Tonnen Müll. „Dank AR können
wir uns besser um unsere Welt kümmern“,
sagt Woodhead.
AKTIV WERDEN
2016 legten die Spieler von „Pokémon
Go“ insgesamt 8,7 Milliarden
Kilo meter zurück – umgerechnet
marschierten sie bis zum Ende des
Sonnensystems. Eine im „Journal
of the American Heart Association“
veröffentlichte Studie belegte, dass
Pokémon-Spieler um fast 35 Prozent
mehr Schritte schafften als Nicht-
Spieler. „Einige Spieler bewegten
sich fünf, sechs Stunden die Woche,
um die nötigen Schritte zu sammeln.
AR hilft uns, gesünder zu leben.“
Prêt-à-portal:
Magische Türen ermöglichen
es, zwischen
realer und virtueller
Welt zu wechseln.
EXPERTEN-
PROFIL
MARC
WOODHEAD
Der Gamification-
Guru
Gründer von Holograph,
einem Unternehmen,
das intelligente
Gamifi cations- und
AR-Lösungen für große
Marken entwickelt
(u. a. den Online-Contest
zur Bestimmung
des beliebtesten
M&M’s-Charakters).
holograph.digital
STIMMUNG VERBESSERN
AR-Games wie „Wizards Unite“
ergänzen unsere Realität so glaubwürdig,
dass uns Erfolge und Belohnungen
im virtuellen Spiel ganz real
wohlfühlen lassen. „Ich habe beobachtet,
wie Menschen jeden Alters
beim Spielen richtige Erfolgserlebnisse
hatten, samt Endorphin-
Ausschüttung und entsprechendem
Boost an guter Laune“, sagt Woodhead.
Doch es kann auch frustrierend
sein, wenn dir die AR-Kreatur
entwischt. „Darum“, so Woodhead,
„ist es wichtig, nie zu vergessen,
dass es nur ein Spiel ist.“
TECHNOLOGIE BILDET
Woodhead meint, dass Augmented
Reality eine immer größere Rolle in
unserem Alltag spielen wird. „Es gibt
auch Spiele, die enorm viel Wissen
vermitteln, zum Beispiel ‚The Body
VR‘. Mit der VR-Brille HTC Vive
unternimmt man dabei eine Reise
durch den menschlichen Körper und
sieht unter anderem, wie Blutzellen
Sauerstoff im ganzen Körper verteilen,
bis hinein in die Zellen. Gleichzeitig
erzählt eine Stimme, was
man gerade sieht und wie das alles
funktioniert. AR macht uns also
nicht nur fitter und schlauer, sondern
lässt uns auch die reale Welt
besser verstehen.“
GETTY IMAGES MATT RAY
86 THE RED BULLETIN
Entertainment
guide
BARTEK WOLINSKI/RED BULL CONTENT POOL, KEITH SOLOMON/RED BULL CONTENT POOL, GRAEME MURRAY/RED BULL CONTENT POOL
ACTION
HAUTNAH
Egal ob du mit Rachel
Atherton abwärtsrauschst
oder Kelly Rowland lauschst:
Hier sind die Red Bull TV-
Programm-Highlights der
kommenden Wochen.
SO SIEHST DU
RED BULL TV
ÜBERALL
Red Bull TV ist deine globale
digitale Destination für
Entertainment abseits des
Alltäglichen, empfangbar
rund um die Uhr an jedem Ort
der Welt. Geh auf redbull.tv,
hol dir die App oder connecte
dich via Smart-TV.
Alle Infos: redbull.tv
Topstar in Aktion: Rachel Atherton bei
ihrer Siegerfahrt in Lenzerheide 2018
9
bis 11. August LIVE
UCI MTB WORLD CUP
IN LENZERHEIDE
2,5 Kilometer lang und gespickt mit kniffligen Schlüsselstellen
wie dem #fullgas-Sprung, zieht die Downhill-Weltcup-Strecke in
Lenzerheide Fahrer und Zuschauer gleichermaßen in ihren Bann.
Mindestens genauso aufregend: der Cross-Country-Bewerb.
Im Bild sehen wir Englands Pro Rachel Atherton bergabrasen, die
bei der Weltmeisterschaft in Lenzerheide im Vorjahr Gold holte.
1August ON DEMAND
RED BULL MUSIC
STUDIO SESSIONS
Ein einzigartiger Blick hinter die Kulissen des Pop-
Business: Kelly Rowland (Bild) arbeitet mit Top-
Songwriter Alex Saad und Producer Fabian Mazur
an drei neuen Songs – und du bist mit dabei.
17
August LIVE
CRANKWORX
Auf Augenhöhe mit den weltbesten Mountainbikern
und ihren spektakulären Sprüngen, den verblüffenden
Tricks und irrem Tempo. Dieses Mal macht die Crankworx-Tour
Station im kanadischen Whistler. Mit dabei:
der vielversprechende Erik Fedko (GER; im Bild).
THE RED BULLETIN 87
IM TRAINING
MIT GAMING
MIT AUSDAUER, KRAFT UND TECHNIK ZUM NEUEN HIGHSCORE –
DIESE FITNESSTIPPS MACHEN DICH SPIELEND LEICHT TOPFIT!
1. PACK DIE
HANTELN AUS
NINTENDO
SWITCH KONSOLE
Die Switch ist die TV-Konsole, mit der
du auch unterwegs trainieren kannst.
Entweder allein am Hometrainer, zu zweit
im Park oder gemeinsam mit anderen
Switch-Konsolen am Sportplatz.
PERFEKT FÜR DICH, WENN …
… dich dein Spieltrieb jederzeit juckt.
TECHSPECS
6,2-Zoll-Multi-Touchscreen
1.280 × 720-Pixel-Display
2 Joy-Con-Controller
WLAN/Bluetooth
2. JUMP ’N’ RUN
IM SECHSKAMPF
2
3
4
5
DIE SWITCH-DISZIPLINEN
1
2
3
4
5
6
„New Super Mario Bros. U Deluxe“
„Super Mario Odyssey“
„Mario Kart 8 Deluxe“
„Super Mario Party“
„Super Smash Bros. Ultimate“
„Yoshi’s Crafted World“
1
SCHWITZ MIT SWITCH
Rase mit Mario, sprinte mit
Luigi und springe mit Yoshi.
Denn dann – läuft’s bei dir.
6
J E T Z T I M N E T Z !
Alle Produkte mit noch mehr Infos auf:
www.mediamarkt.de/redbulletin
ANZEIGE
3. TRAINIER, BIS
DER BART WÄCHST
SONY
PS4 PRO STANDALONE
Du willst deine Ausdauer verbessern?
Im Training zu zweit motiviert ihr euch
gegenseitig zu Rekorden. Die PS4 beweist
euren Erfolg, wenn die Leistungskurve
proportional mit dem Vollbart wächst.
PERFEKT FÜR DICH, WENN …
… dein Bart noch nicht lang genug ist.
TECHSPECS
1-TB-Festplatte
8 GB Arbeitsspeicher
x86-64 AMD Jaguar-
Prozessor, 8 Kerne
1 Wireless Controller
4. AB IN DEN
FITNESSRAUM
SONY
PLAYSTATION VR
Deine Kumpels haben schlappgemacht
beim Wohnzimmer-Bankdrücken? Dann
triff dich mit neuen Trainingspartnern im
virtuellen Kraftraum. Mit dem VR-Headset
der PS4 stemmst du jedes Gewicht.
PERFEKT FÜR DICH, WENN …
… du mitten im Geschehen stehen willst.
TECHSPECS
5,7-Zoll-OLED-Display
1.920 × RGB × 1.080 Pixel
+ PlayStation Camera
+ VR Worlds Voucher
5. WER VERLIERT,
MUSS TRINKEN
BOSCH
STANDMIXER
Zeit für ein Trinkspielchen: Beim nächsten
„Game Over“ wird ein Gläschen Proteine
gekippt. Auch Vitamine schärfen deinen
Fokus, damit du die Strategie klar siehst.
Doch wehe, du verlierst jetzt absichtlich!
PERFEKT FÜR DICH, WENN …
… Trinkspiele dich anspornen.
TECHSPECS
2 Geschwindigkeitsstufen
Edelstahlgehäuse
Tritan-2Go-Flasche
Edelstahlmesser
TECHSPECS
64-GB- od. 128-GB-Festplatte
AA-Akkubetrieb
plattformübergreifend
+ 2 Touch Controllers (L&R)
6. BEHALTE DIE
ZIELE VOR AUGEN
OCULUS
QUEST ALL-IN-ONE VR
Auf dem Trainingsplan steht Tanzen, Tennis
und Boxen. Wo und wann immer du willst.
Die Games lädst du direkt auf das VR-Headset
und verzichtest auf PC und Kabel. So
gehst du frei durch den virtuellen Raum.
PERFEKT FÜR DICH, WENN …
… dir eine Yogamatte zu wenig Platz bietet.
OCULUS GO
Die Go, die kleine Schwester
der Oculus Quest, ist ebenfalls
autark und kabellos. Mit ihr
holst du dein Workout auch
unterwegs auf den Schirm.
PERFEKT FÜR DICH, WENN …
… du fit to go sein willst.
ANZEIGE
7. CHECK DEIN
BELASTUNGS-EKG
DIE BIRNE AN!
WAS WÄRE, WENN … wir trainieren
wollten wie die richtigen Profis –
wie halten sich E-Sport-Gamer fit?
DER GEISTESBLITZ SAGT: E-Sportler
sind Meister ihrer Disziplin. Doch wer
stundenlang fokussiert sitzen muss,
sollte auch physisch ausdauernd sein.
Ein für Profigamer entwickeltes Workout
stärkt die Haltung, die Körpermitte,
Unterarme, Handgelenke, Finger und
die Hand-Augen-Koordination. Daher
empfehlen wir: Wenn du das nächste
Mal wegen langer Ladezeiten pausieren
musst, nutze die Auszeit und mache
20 Liegestütze. Beim nächsten Break
dann 20 Kniebeugen. Die Bewegung
beschwingt auch die Konzentration.
Und sollten dich die Übungen doch
zu sehr anstrengen, probier’s einfach
mit Fingeryoga.
FITBIT
FITNESSTRACKER
Prüfe immer wieder deine Leistung mit
dem Inspire-HR. Denn: Wer richtig spielt,
verbrennt auch Kalorien. Eine neue Coolness-Challenge:
Miss dich mit Freunden,
wer beim Zocken den ruhigeren Puls hat.
PERFEKT FÜR DICH, WENN …
… du verbrannte Kalorien sehen willst.
TECHSPECS
Misst Herzfrequenz, Schlaf,
Distanz, Kalorien, Schritte
Bis zu 5 Tage Akkulaufzeit
Für Android, iOS, Windows
Bluetooth 4.0
8. WER SCHWITZT,
DARF SCHLEMMEN
KRUPS
KÜCHENMASCHINE
Und zum Finale: das gesunde Fressen.
Der Prep&Cook bringt dich rasch zum
selbst gekochten Genuss. Denn er kann
schmoren, dünsten, rühren, kneten,
mixen, mahlen, zerkleinern. Mahlzeit!
PERFEKT FÜR DICH, WENN …
… du auf frisches Fastfood stehst.
TECHSPECS
Max. 1.550 Watt Leistung
4,5 Liter-Rührschüssel
12.000 Umdrehungen/Min
6 Automatikprogramme
J E T Z T I M N E T Z !
Alle Produkte mit noch mehr Infos auf:
www.mediamarkt.de/redbulletin
KOCH- UND
ZAUBERBUCH
Hier findest du das kulinarische
Abc für eine rasche
Regeneration. Von A wie
Aioli über M wie Mango-Lassi
bis Z wie Zucchini-Flan.
PERFEKT FÜR DICH, WENN …
… du ein Erfolgsrezept suchst.
GO SLOWENIEN!
Hier trifft Abenteuer auf
Entschleunigung: Jedes Jahr
im Juni findet in Slowenien das
berüchtigte Red Bull Goni Pony
statt – ein Fahrradrennen hoch
zum Vršičpass. Einzige Voraussetzung:
Es muss mit dem
legendären Balkan-Klapprad
Pony gefahren werden – auf
20-Zoll-Rädern mit nur einem
Gang. Grund genug für einen
Roadtrip zum Event im neuen
HYMERCAR Grand Canyon S.
THE RED BULLETIN PROMOTION
„Unten Universitätsstadt mit Bars,
Cafés und Ost-Charme, oben einer
der besten Bikeparks des Landes“,
so beschreibt Filip seine Heimatstadt.
MARIBOR
JURE GASPARIC
Wer Land und Leute erleben
will, nimmt nach Slowenien
am besten zwei Dinge mit:
Camper Van und Bike(s).
Die Freundlichkeit der
Menschen lässt sich an jeder
Straßenkreuzung durchs
Seitenfenster erfahren, und
es gibt kaum einen Ort, an
dem man nicht das Mountainbike
vom Fahrradträger
nehmen möchte. Für beides
steht Filip Flisar. Der Weltmeister
im Skicross ist sympathisch
– und extrem gut
auf dem Bike. Bevor er uns
zum Red Bull Goni Pony
mitnimmt, zeigt er uns noch
seine Heimatstadt: vom
Pumptrack übers Altstadtcafé
bis hin zum Bikepark
vor den Toren der Stadt.
Zum Start des Bikeparks Pohorje
fährt entweder eine Gondel
oder führt eine Straße: mit dem
Vorteil, dass man easy im Grünen
grillen kann.
JAMNICA
Der nächste Stopp ist ein
Tipp von Filip: Weiter westlich
und ebenfalls direkt an
der Grenze zu Österreich hat
Anej Štrucl, sein Freund aus
Skikaderzeiten, einen Trail
mitten in ein stillgelegtes
Bergwerk gebaut – den Black
Hole Trail. Steil, dunkel und
außergewöhnlich. Wer Angst
um seine Knochen hat, weicht
besser auf den alternativen
Trail durch den Stollen aus;
der ist für jedermann leicht
fahrbar. Da ist die Straße
hoch zur Bikebase Koroš
schon abenteuerlicher – sie
verläuft kilometerlang durch
einsame Wälder und über
Schotterpisten. Umso besser
für die Aussicht am Abend
vom Stellplatz im Freien.
Den Trail hat Anej zusammen
mit alten Bergarbeitern
aus dem Gestein
gesprengt und entschärft.
Nun ist er laut eigener
Ausgabe nicht mehr „tiefschwarz,
sondern nur
noch schwarz“.
Den HYMERCAR Grand
Canyon S gibt es auch
als 4 × 4. Das rechnet sich
in einem Land, das zu
über einem Drittel aus
Wald besteht.
THE RED BULLETIN PROMOTION
KRANJSKA GORA
Ebenfalls in den Bergen liegt unser
Ziel: Kranjska Gora, jährlicher Austragungsort
vom Red Bull Goni Pony.
Was vor fünf Jahren als kleines Event
in dem beschaulichen Ort angefangen
hat, ist inzwischen eine der berüchtigsten
Veranstaltungen des Landes.
Über 1.300 kostümierte Radler fahren,
schieben und tragen ihr Pony
hoch zum Pass auf 1.611 Metern. Die
Besonderheit: Wer antritt, muss mit
dem Pony fahren – einem Eingang-
Klapprad aus dem ehemaligen
Jugoslawien. Tuning ist verboten,
außer man schmückt sein Bike mit
aufblasbaren Wassermelonen und
Einhörnern.
Mehr Tipps für einen
Roadtrip durch Slowenien:
redbull.com/slowenien-camping,
hymer.com, slovenia.info
Als Style-Judge kürt
Filip beim Red Bull Goni
Pony das beste Outfit.
Der Rekord liegt bei
40 Minuten für die
knapp 1.000 Höhenmeter.
Der durchschnittliche
Teilnehmer
braucht 1 ½ Stunden
mit dem Klapprad.
IAM LEON // IG IAMLEONOFFICIAL; JURE GASPARIC
IMPRESSUM
THE RED
BULLETIN
WELTWEIT
Aktuell
erscheint
The Red Bulletin
in sieben Ländern.
In der Coverstory
unserer Frankreich-
Ausgabe beleuchten
wir den Karriereweg
der Brasilianerin
Leticia Bufoni zur stilprägenden
Skaterin
ihrer Generation.
Mehr Storys abseits des
Alltäglichen gibt’s auf:
redbulletin.com
Chefredakteur
Alexander Macheck
Stv. Chefredakteure
Andreas Rottenschlager
Creative Director
Erik Turek
Art Directors
Kasimir Reimann (stv. CD),
Miles English, Tara Thompson
Head of Photography
Fritz Schuster
Deputy Head of Photography
Marion Batty
Photo Director
Rudi Übelhör
Chefin vom Dienst
Marion Lukas-Wildmann
Managing Editor
Ulrich Corazza
Freie Mitarbeiter Jakob Hübner,
Werner Jessner, Alex Lisetz, Nina Treml,
Stefan Wagner, Andreas Wollinger
Grafik Marion Bernert-Thomann, Martina
de Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Carita Najewitz
Fotoredaktion Susie Forman, Ellen Haas,
Eva Kerschbaum, Tahira Mirza
Global Head of Media Sales
Gerhard Riedler
Head of Asset Sales
Alfred Vrej Minassian
International Sales Coordinator
Stefanie Krallinger
Head of Commercial & Publishing Management
Stefan Ebner
Publishing Management
Sara Varming (Ltg.), Ivona Glibusic, Bernhard
Schmied, Melissa Stutz, Mia Wienerberger
B2B Communication
Katrin Siegl, Christoph Rietner
Head of Creative
Markus Kietreiber
Creative Solutions Eva Locker (Ltg.),
Mathias Blaha, Verena Schörkhuber,
Julia Bianca Zmek, Edith Zöchling-Marchart
Commercial Design Peter Knehtl (Ltg.),
Sasha Bunch, Simone Fischer, Martina Maier
Anzeigendisposition
Manuela Brandstätter, Monika Spitaler
Herstellung
Veronika Felder
Produktion Walter O. Sádaba, Friedrich Indich,
Sabine Wessig
Lithografie
Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad
Isailović, Sandra Maiko Krutz, Josef Mühlbacher
Office Management
Yvonne Tremmel (Ltg.), Alexander Peham
MIT-Experte Michael Thaler
Abo und Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Klaus
Pleninger (Vertrieb), Nicole Glaser (Vertrieb),
Victoria Schwärzler, Yoldaş Yarar (Abo)
Verlagsanschrift
Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien
Telefon +43 1 90221-0
Fax +43 1 90221-28809
Web redbulletin.com
Medieninhaber, Verlag & Herausgeber
Red Bull Media House GmbH,
Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15,
A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i,
Landesgericht Salzburg, ATU63611700
General Manager & Publisher
Andreas Kornhofer
Geschäftsführer
Dkfm. Dietrich Mateschitz, Gerrit Meier,
Dietmar Otti, Christopher Reindl
THE RED BULLETIN
Deutschland
ISSN 2079-4258
Länderredaktion
David Mayer
Lektorat
Hans Fleißner (Ltg.), Petra Hannert,
Monika Hasleder, Billy Kirnbauer-
Walek, Belinda Mautner, Klaus Peham,
Vera Pink
Country Project
Management
Natascha Djodat
Anzeigenverkauf
Matej Anusic,
matej.anusic@redbull.com
Thomas Keihl,
thomas.keihl@redbull.com
Abo
Abopreis: 21,90 EUR,
10 Ausgaben/Jahr,
www.getredbulletin.com,
abo@de.redbulletin.com
Druck
Prinovis GmbH & Co. KG,
Betrieb Nürnberg,
90471 Nürnberg
THE RED BULLETIN
France, ISSN 2225-4722
Länderredaktion
Pierre-Henri Camy
Country Coordinator
Christine Vitel
Country Project Management
Alessandra Ballabeni
THE RED BULLETIN
Großbritannien, ISSN 2308-5894
Länderredaktion
Tom Guise (Ltg.),
Lou Boyd, Florian Obkircher
Lektorat
Davydd Chong (Ltg.),
Nick Mee
Publishing Manager
Ollie Stretton
Anzeigenverkauf
Mark Bishop,
mark.bishop@redbull.com
THE RED BULLETIN
Mexiko, ISSN 2308-5924
Länderredaktion
Luis Alejandro Serrano (Ltg.),
Marco Payán, Inmaculada
Sánchez Trejo
Lektorat
Alma Rosa Guerrero
Country Project Management
Giovana Mollona
Anzeigenverkauf
Alfredo Quinones,
alfredo.quinones@redbull.com
THE RED BULLETIN
Österreich, ISSN 1995-8838
Länderredaktion
Christian Eberle-Abasolo
Lektorat
siehe entsprechenden Eintrag
bei Deutschland
Publishing Management
Bernhard Schmied
Head of Media Sales
Peter Strutz, Mario Filipovic
Sales Coordinator
Thomas Hutterer
Media Sales
Gerald Daum, Vanessa Elwitschger,
Franz Fellner, Franz Kaiser,
Alexander Kopellos, Christopher
Miesbauer, Nicole Okasek-Lang,
Valentina Pierer, Jennifer
Sabejew, Phillip Schleussner,
Johannes Wahrmann-Schär
anzeigen@at.redbulletin.com
THE RED BULLETIN
Schweiz, ISSN 2308-5886
Länderredaktion
Arek Piatek
Lektorat
siehe entsprechenden Eintrag
bei Deutschland
Country Channel Management
Meike Koch
Anzeigenverkauf
Marcel Bannwart (D-CH),
marcel.bannwart@redbull.com
Christian Bürgi (W-CH),
christian.buergi@redbull.com
THE RED BULLETIN USA
ISSN 2308-586X
Länderredaktion
Peter Flax (Ltg.),
Nora O’Donnell
Lektorat
David Caplan
Director of Publishing
Cheryl Angelheart
Anzeigenverkauf
Todd Peters, todd.peters@redbull.com
Dave Szych, dave.szych@redbull.com
Tanya Foster, tanya.foster@redbull.com
96 THE RED BULLETIN
© GEPA-pictures
SERVUS MotoGP TM !
ALLE RENNEN LIVE UND IM FREE TV.
SENDEZEITEN UNTER servusmotogp.com
Einfach gut fernsehen.
Perfekter Abgang
Driftiger Grund
Brennende Sonne, glühende Felsen, staubige Pisten: Das Rennen in Stellenbosch, Südafrika,
stellt die Fahrerinnen des UCI Mountainbike World Cup (im Bild angeführt von der
Französin Pauline Ferrand-Prévot) vor besondere Herausforderungen. Beim Ritt über den
rutschigen Untergrund ist vor allem eine perfekt dosierte Bremstechnik gefragt.
Die nächste
Ausgabe des
RED BULLETIN
erscheint am
10. September
2019.
BARTEK WOLINSKI/RED BULL CONTENT POOL DAVID MAYER
98 THE RED BULLETIN
WISSEN, WORAUF
ES ANKOMMT.
Die wichtigen Themen. Kompakt aufbereitet und eingeordnet.
DAS
KOMPAKTE
NACHRICHTE N-
MAGAZIN
Apple, the Apple Logo and iPad are Trademarks of Apple Inc., reg. in the U. S. and other countries. App Store is a Service mark of Apple Inc.
• Die wichtigen Themen aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Gesellschaft und Wissen
• Jeden Freitag neu auf fazwoche.de oder am Kiosk
• Digitale Ausgabe ab 17.00 Uhr am Vorabend verfügbar
• Für Smartphone, Tablet und Browser optimiert
• Download der digitalen Ausgabe in der App F.A.Z. Edition
F.A.Z. WOCHE
JETZT GRATIS TESTEN AUF FAZWOCHE.DE