SPORTaktiv August 2019
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pingplatz-Romantik mit Annehmlichkeiten<br />
und Luxus im Edelresort-Stil zu<br />
verknüpfen. Glamping heißt diese neue<br />
Spielform, ein Aufeinanderprallen von<br />
Glamour und Camping. Spektakuläre<br />
Hütten- und Zeltkonstruktionen wie<br />
aus 1000 und 1 Nacht wirft die Google-Bildersuche<br />
in weniger als einer Sekunde<br />
aus. Jacuzzi? Sauna? Man gönnt<br />
sich ja sonst nichts.<br />
Nirgends ist man<br />
der Natur so nah<br />
wie beim Urlaub<br />
am Campingplatz.<br />
So ist<br />
man blitzschnell<br />
draußen und<br />
oben, z.B. am<br />
Nassfeld.<br />
Der Selbstversuch<br />
Lokalaugenschein am heimischen Presseggersee<br />
bei Hermagor in Kärnten. Ein<br />
ruhiger Campingplatz in der Vorsaison,<br />
„Naturpark Schluga Seecamping“, geführt<br />
als Familienbetrieb. Wie geschaffen<br />
für den Einstieg der Familie in die<br />
Campingszene. Zur Verfügung steht ein<br />
Luxuswohnwagen für fünf Personen mit<br />
großem Vorzelt inklusive Induktionsherd,<br />
zwei Kühlschränken und einer Flasche<br />
Rotwein mit netten Urlaubswünschen.<br />
Die Wohnfläche von zu Hause,<br />
komprimiert auf ein Zehntel, aber alles<br />
da. Der See ist nicht weit, erst steht Abkühlung<br />
auf dem Programm. Die Badehose<br />
wird für den restlichen Tag gar nicht<br />
mehr abgelegt – keinerlei Verpflichtungen<br />
in ziviler Kleidung. Wunderbar.<br />
Viele Familien prägen das Bild, auch<br />
Pärchen, vom Teenageralter bis zu fitten<br />
Senioren. Sie kommen mit Motorrädern,<br />
Kombis und Dreiachser-Wohnmobilen.<br />
Ein bunter Haufen, vereint im<br />
friedlichen Der-Hektik-Entfliehen. Die<br />
Übung gelingt. Das Abendessen im Vorzelt<br />
ebenfalls. Den Kindern taugt die<br />
Einfachheit. Statt Handy, Laptop und<br />
Netflix stehen Uno und Jolly am Plan.<br />
So gelingen gemütliche Family-Abende<br />
wie früher. Etwas neidisch blicken wir<br />
nur auf die Profiausrüstung der Nachbarn,<br />
wir tratschen beim Licht einer<br />
Kerze. Am Campingplatz selbst wird viel<br />
geboten, Kletterturm, Ponyreiten, SUP-<br />
Kurs, Mountainbiken, Wandern, Wellness,<br />
Tretboote, Filmabende. So geht<br />
Entschleunigung.<br />
Was ungewohnt ist: Man ertappt sich<br />
dabei, alle fünf Minuten den Blick auf<br />
die Wetter-App oder gleich direkt in den<br />
Himmel zu richten. Durch die intime<br />
Nähe zur Natur, maximal eine Kunststoffwand<br />
entfernt, reagiert man halt etwas<br />
sensibler auf Wetterumschwünge,<br />
Wind und Regen. Natürlich erwischen<br />
auch wir ein paar Tropfen. Wäscheständer<br />
rein, Reißverschluss zu, trocken.<br />
Die Nähe zur Natur hat auch positive<br />
Seiten. Mit einem Schritt bist du im<br />
Gras, mit dem zweiten im Auto daneben<br />
und nach drei Kurven bist du oben am<br />
Nassfeld, wo Aqua-Trail und Eiskaffee<br />
einen lässigen Ausflug bereichern. Tolle<br />
Idee übrigens, liebe Kärntner, die Grenze<br />
Österreich–Italien als Spielplatz mit<br />
alter Grenzstation, Grenzbalken und<br />
Schaukel „zwischen den Ländern“ anzulegen.<br />
Unseren Kindern hat’s voll gefallen,<br />
Grenzen sind ihnen als 2000er-Jahrgängen<br />
nicht mehr so ein Begriff. Zurück<br />
am Campingplatz beendet den Tag<br />
ein neugieriger Spaziergang zwischen<br />
Zelten, Wohnwagen und bücherlesenden<br />
Entspannungsprofis.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
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