stahlmarkt 8.2019 (August)
Maenken Kommunikation GmbH
Von-der-Wettern-Straße 25, 51149 Köln
PVSt, Deutsche Post AG
Entgelt bezahlt, 3018 , ISSN 0178-6571
Informationen aus Stahlindustrie,
Stahlhandel und Stahlverarbeitung
8
August 2019
Arbeiten am Auto der Zukunft: Wohin die Reise geht (Seite 26)
Steigende Nutzung von Robotern in der Rohrfertigung (Seite 40)
Künstliche Intelligenz in europäischen Gießereien (Seite 53)
Anarbeitung in Perfektion.
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Editorial 3
bei der voestalpine ist eine Ära zu Ende gegangen: Mit
Wolfgang Eder hat sich nun ein langjähriger Vorstandsvorsitzender
aus dem operativen Geschäft des österreichischen
Konzerns zurückgezogen (S. 56). Sein Abschiedsgeschenk
ist eine beeindruckende Bilanz: Stattliche 7,6 Milliarden
Euro hat die voestalpine unter der Ägide des 67-jährigen
Konzernlenkers verdient. Eders wohl größte Verdienste sind
seine Begleitung des erfolgreichen Börsenganges sowie die
Umwandlung eines einst heruntergewirtschafteten Staatsunternehmens
in einen zukunftsweisenden Technologiekonzern.
Keine Frage: Der Topmanager mit der markanten
Hornbrille hat nicht nur Unternehmens-, sondern auch Chefredakteur Philipp Isenbart:
Industriegeschichte geschrieben.
»Der künstlichen Intelligenz gehört die
Zukunft. Auch gerade dort, wo sie eng
Mit dem Eintritt in den Markt für rotierenden Triebwerksscheiben
startet die voestalpine gerade ordentlich im Luft-
mit dem Menschen zusammenarbeitet.«
fahrtsektor durch (S. 20). Vieles spricht dafür, dass sich die verstärkte Fokussierung der Österreicher auf die
Flugzeugbranche nicht als bloße Luftnummer erweisen wird.
Vom Himmel auf die Straße: In welche Richtung bewegt sich das Auto der Zukunft? Über die großen Entwicklungen
im Automobilbereich und die Bedeutung des Werkstoffes Stahl für das Auto von morgen
informieren wir in unserem Special »Automobil/Fahrzeuge« (S. 26). Natürlich spielt unter anderem die
künstliche Intelligenz eine wichtige Rolle.
Dass der Trend zur künstlichen Intelligenz keinesfalls auf die Autoindustrie beschränkt ist, zeigen wir
ebenso in unserem Schwerpunktthema Rohre, Profile, Flansche & Co. (S. 40) wie beim Ziel zweier
Unternehmen, gemeinsam die Betriebsabläufe in Gießereien durch künstliche Intelligenz zu verbessern
(S. 53). Unser Branchenbericht beleuchtet den Robotiksektor (S. 18). So wird am Beispiel kollaborativer
Roboter deutlich: Der künstlichen Intelligenz gehört die Zukunft. Auch gerade dort, wo sie eng mit dem
Menschen zusammenarbeitet.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Philipp Isenbart
Chefredakteur
+49 2203 3584 121
stahlmarkt@maenken.com
stahlmarkt 8.2019
26
Foto: Evan Vucci/AP
Foto: Shutterstock
STEEL INTERNATIONAL
AUTOMOBIL/FAHRZEUGE
Bei amerikanischen Stahlarbeitern stößt US-Präsident Donald
Trump auf offene Ohren für Einfuhrzölle auf Stahl. An der Wall
Street wachsen hingegen die Zweifel, ob Importzölle ein
Heilmittel für die Stahlindustrie sind.
Hochfeste Stähle helfen, steigende Anforderungen an neue
Fahrzeugmodelle zu erfüllen. Vor allem bei der Karosserie setzen
die Großserienhersteller nach wie vor auf den Werkstoff Stahl,
wie auch bei diesem Wagenrahmen.
INHALT 8.2019
KURZ & KNAPP
8 Lingemann Stahlgroßhandel fusioniert
mit Stahlkontor
8 Westeisen künftig unter dem Dach von
Hofmann-Rieg
9 China verhängt Zölle für Edelstahl-Importe
auch aus der EU
9 Türkei: 2018 größter Stahlexporteur in die EU
SEITENBLICK
10 Eigene Potenziale ausschöpfen
STAHLSTANDORT DEUTSCHLAND
12 Neues Verfahren im Strangguss
14 Fit für den Extremeinsatz
BRANCHENBERICHT
18 Robotik- und Automationssektor wächst weiter
STEEL INTERNATIONAL
20 voestalpine: High-Tech-Auftrag von Rolls-Royce
22 Einfuhrzölle sind kein Allheilmittel für
die US-Stahlindustrie
GUT ZU WISSEN
24 Insolvenzen in Deutschland weiterhin rückläufig
AUS DEN UNTERNEHMEN
46 GKD: Weichenstellung für die Zukunft
48 Schaeffler veröffentlicht Nachhaltigkeitsbericht
stahlmarkt 8.2019
40
53
Foto: Messe Düsseldorf / ctillmann
Foto: DataProphet
ROHRE, PROFILE, FLANSCHE & CO.
AUS DER PRODUKTWELT
Roboter bei der Arbeit: Nicht nur bei der Produktion von
Doppeldrehfedern (Bild) gelten Roboter als besonders zuverlässig
und präzise, sondern auch beim Schweißen, Biegen und Trennen
oder dem Transport und der Ablage von Rohren.
Ein Hersteller von künstlicher Intelligenz und ein
Automatisierungs-Spezialist wollen künstliche Intelligenz in
europäische Gießereien bringen. Dadurch sollen die dortigen
Betriebsabläufe messbar optimiert werden.
STAHLKULTUR
50 Die Kunst der wogenden Linie –
das Marta Herford
AUS DER PRODUKTWELT
53 Künstliche Intelligenz in europäischen Gießereien
RUBRIKEN
6 Weltrohstahlproduktion
54 StahlTermine
55 Veranstaltungen/Inserentenverzeichnis
56 Personalien
57 Firmenschriften
58 Vorschau/Impressum
SPECIAL
AUTOMOBIL/FAHRZEUGE
26 Arbeiten am Auto der Zukunft:
Wohin die Reise geht
36 Perfekt entfettete Teile für die Automobilindustrie
ROHRE, PROFILE, FLANSCHE & CO.
38 Schoeller Werk kauft AK Feinrohr
39 Starke Partner für die Blechbearbeitung
im Stahlbau
40 Steigende Nutzung von Robotern
in der Rohrfertigung
stahlmarkt 8.2019
6 Weltrohstahlproduktion
Weltrohstahlproduktion 1) im Juni 2019
Belgien 720 e 660 9,1 4 189 4 029 4,0
Bulgarien 50 e 63 -20,0 291 347 -16,0
Deutschland 3 405 3 617 -5,8 20 717 21 830 -5,1
Finnland 287 345 -16,8 1 938 2 114 -8,3
Frankreich 1 310 1 267 3,4 7 702 7 978 -3,5
Griechenland 125 e 140 -10,7 761 776 -1,9
Großbritannien 618 715 -13,5 3 800 3 910 -2,8
Italien 2 086 2 140 -2,5 12 561 12 819 -2,0
Kroatien 0 e 9 -100,0 48 52 -7,8
Luxemburg 195 e 201 -3,0 1 186 1 171 1,2
Niederlande 515 582 -11,5 3 438 3 532 -2,7
Österreich 632 474 33,4 3 963 3 822 3,7
Polen 780 e 840 -7,1 4 912 5 223 -6,0
Schweden 362 398 -9,0 2 558 2 550 0,3
Slowenien 54 57 -5,7 331 352 -5,8
Spanien 1 210 1 183 2,3 7 418 7 420 0,0
Tschechien 398 433 -8,0 2 448 2 506 -2,3
Ungarn 122 165 -26,1 936 997 -6,1
Weitere EU-Länder (28) (e) 920 e 932 -1,2 5 548 5 505 0,8
Europäische Union (28) 13 790 14 219 -3,0 84 744 86 933 -2,5
Bosnien-Herzegowina 75 e 1 5023,0 450 239 88,2
Mazedonien 25 37 -33,1 133 131 1,6
Norwegen 58 53 9,8 328 298 10,1
Serbien 171 180 -5,3 1 033 997 3,6
Türkei 2 698 3 032 -11,0 16 994 18 912 -10,1
Europa außer EU 3 026 3 303 -8,4 18 938 20 577 -8,0
Kasachstan 385 e 387 -0,5 2 015 2 326 -13,4
Moldawien 45 e 43 4,7 206 275 -25,1
Russland 5 875 e 6 029 -2,6 35 757 36 010 -0,7
Ukraine 1 659 1 711 -3,0 10 930 10 391 5,2
Usbekistan 45 e 60 -25,0 278 327 -15,0
Weißrussland 220 e 217 1,4 1 306 1 143 14,3
C.I.S. (6) 8 229 8 447 -2,6 50 492 50 472 0,0
El Salvador 8 e 7 11,0 49 47 4,2
Guatemala 25 e 23 6,6 149 145 2,7
Kanada 970 e 1 050 -7,6 5 834 6 544 -10,9
Kuba 15 e 16 -8,1 103 103 0,4
Mexiko 1 580 e 1 738 -9,1 9 650 10 430 -7,5
USA 7 276 7 057 3,1 44 345 42 059 5,4
Nordamerika 9 874 9 892 -0,2 60 129 59 327 1,4
Argentinien 412 414 -0,4 2 319 2 550 -9,0
Brasilien 2 823 2 913 -3,1 17 243 17 482 -1,4
Chile 75 e 76 -1,4 443 534 -17,1
Ecuador 50 e 48 4,5 302 290 4,1
Kolumbien 90 e 105 -14,5 506 572 -11,5
Paraguay 1 e 2 -35,9 7 8 -4,0
Peru 105 e 103 2,4 608 606 0,4
Uruguay 4 e 5 -12,4 28 27 1,1
Venezuela 3 e 12 -75,0 34 93 -63,6
Südamerika 3 563 3 676 -3,1 21 491 22 162 -3,0
Ägypten 725 e 642 12,9 4 315 3 799 13,6
Libyen 54 36 51,5 280 184 52,5
Südafrika 454 e 547 -17,0 3 133 3 197 -2,0
Afrika 1 234 1 225 0,7 7 729 7 180 7,6
Iran 2 165 e 2 040 6,1 12 788 12 110 5,6
Katar 231 225 2,6 1 289 1 316 -2,1
Saudi-Arabien (1) 425 e 460 -7,5 2 583 2 545 1,5
Vereinigte Arabische Emirate 287 279 2,8 1 652 1 585 4,2
Mittlerer Osten 3 108 3 004 3,4 18 312 17 557 4,3
China 87 533 79 585 10,0 492 169 447 825 9,9
Indien 9 336 8 976 4,0 56 959 54 230 5,0
Japan 8 789 8 750 0,4 51 082 52 967 -3,6
Pakistan 280 e 442 -36,7 1 649 2 514 -34,4
Südkorea 5 958 6 116 -2,6 36 445 36 060 1,1
Taiwan, China 1 960 e 1 966 -0,3 11 552 11 425 1,1
Thailand 415 e 589 -29,6 2 151 3 311 -35,0
Vietnam (2) 1 350 e 1 252 7,8 8 170 6 215 31,5
Asien 115 622 107 676 7,4 660 176 614 547 7,4
Australien 476 507 -6,2 2 719 2 923 -7,0
Neuseeland 58 52 12,6 335 327 2,5
Ozeanien 534 559 -4,4 3 054 3 250 -6,0
Gesamt (64 Länder) (3) 158 978 152 002 4,6 925 064 882 005 4,9
1)
nur HADEED
2)
Teildaten, 75 % des Gesamtbetrages e – geschätzt
3)
Die an worldsteel berichtenden Länder repräsentieren etwa 99 % der Weltrohstahlproduktion 2018 in 1.000 t.
Juni Juni % Veränd. 6 Monate Veränderung
2019 2018 Juni 19/18 2019 2018 in %
stahlmarkt 8.2019
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Stahlhandel und Stahlverarbeitung
Maenken Kommunikation GmbH
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Mai 2019
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8 Kurz & knapp
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Gehen gemeinsame Wege: Lingemann Stahlgroßhandel und Stahlkontor fusionieren.
stahlmarkt 8.2019
Kurz & knapp 9
Nichtrostender Walzstahl
Foto: shutterstock
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Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier
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stahlmarkt 8.2019
10
SEITENBLICK
Eigene Potenziale ausschöpfen
Die Beschäftigung ist auf Rekordniveau. Unternehmen, die Fachkräfte suchen, werden nur noch selten auf dem
Arbeitsmarkt fündig. Also gilt es, sich auf die bereits beschäftigten Mitarbeiter zu konzentrieren.
Qualifizierungsmaßnahmen und flexible Arbeitszeitmodelle können dazu beitragen, den Mangel an Fachkräften zu
beheben.
Von unserem Autor Stefan Weber
IT-Spezialist bei der Arbeit. Fast alle Top-10-Engpassberufe für Personen mit
abgeschlossener Berufsausbildung sowie für Akademiker sind männertypische Berufe
aus dem gewerblich-technischen beziehungsweise naturwissenschaftlichen Bereich.
Politik, Sozialpartner, Unternehmen und
Bildungsinstitutionen haben in den vergangenen
Jahren eine Menge unternommen, um
dem Mangel an Fachkräften zu begegnen.
Nicht ohne Erfolg: Die Zahl der Studienanfänger
in den MINT-Fächern (also Maschinenbau,
Informatik, Naturwissenschaften und Technik)
ist gestiegen. Zudem schafft das reformierte
Einwanderungsgesetz neue Möglichkeiten,
Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben und
auch das Ausbildungsangebot in Engpassberufen
ist zuletzt deutlich größer geworden.
Aber all das reicht nicht aus. Viele Unternehmen
müssen Aufträge ablehnen oder ihre
Kunden um Wochen und Monate vertrösten,
weil ihnen das Personal fehlt, um Aufträge
zügig abzuarbeiten. Oder, schlimmer noch,
sie müssen sich gar um ihre Existenz sorgen,
weil es an geeignetem Nachwuchs fehlt. Mit
der zu erwartenden weiteren Abschwächung
der Konjunktur wird sich das Problem nicht
lösen. »Der Fachkräftemangel ist kein konjunkturelles
Phänomen, sondern strukturell
bedingt. Sinkende Auftragseingänge werden
nicht dazu führen, dass sich die Situation entspannt«,
betont Stefan Heidbreder,
Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen.
Was also ist zu tun? Das Institut der deutschen
Wirtschaft (IW) Köln hat vor Kurzem
in einer »Engpassstudie« untersucht, wo
noch unerschlossene Potenziale auf dem
Arbeitsmarkt liegen. Dabei haben die Forscher
solche Tätigkeiten als »Engpassberuf«
definiert, bei denen weniger als 200 Arbeitslose
auf 100 gemeldete offene Stellen kommen.
Wenn sogar weniger als 100 Arbeitslose
100 gemeldeten offenen Stellen gegenüberstehen,
sprechen sie von »starken Engpässen«.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass
Unternehmen nach Beobachtung des Instituts
für Arbeitsmarkt und Berufsforschung
(IAB) nur etwa jede zweite unbesetzte Stelle
auch bei der Bundesagentur für Arbeit (BA)
melden. Wer meint, es gebe nur in wenigen,
hoch spezialisierten Berufen ein Missverhältnis
zwischen Angebot und Nachfrage, irrt
»»Wer meint, es gebe nur in wenigen, hoch spezialisierten Berufen ein Missverhältnis
zwischen Angebot und Nachfrage, irrt gewaltig. Bemerkenswert ist,
dass es vor allem bei geschlechtstypischen Tätigkeiten einen Angebotsüberhang
gibt.
gewaltig: 2018 herrschten in 391 der 753
vom IW betrachteten Berufen Fachkräfteengpässe.
Knapp 80 Prozent aller Stellen,
die Unternehmen bei der BA gemeldet hatten,
waren in Engpassberufen ausgeschrieben.
Im Jahr 2010 hatte diese Quote lediglich
26 Prozent betragen. Bemerkenswert ist,
dass es vor allem bei geschlechtstypischen
Tätigkeiten einen Angebotsüberhang gibt,
Fotos (2): Shutterstock
stahlmarkt 8.2019
11
das heißt in Berufen, die entweder überwiegend
von Frauen oder überwiegend von
Männern ausgeübt werden. Fast alle
Top-10-Engpassberufe für Personen mit
abgeschlossener Berufsausbildung sowie für
Akademiker sind männertypische Berufe aus
dem gewerblich-technischen beziehungsweise
naturwissenschaftlichen Bereich. Bei
Mechatronikern, Bauelektrikern, elektrischen
Betriebstechnikern oder Automatisierungstechnikern
(allesamt männertypische
Berufe) kommen höchstens 28 Arbeitslose
auf 100 gemeldete Stellen. Das bedeutet:
Selbst wenn alle vakanten Stellen der BA
gemeldet wären und Arbeitslose eine uneingeschränkte
Mobilität aufwiesen, könnten
72 von 100 Stellen nicht durch Arbeitslose
besetzt werden.
Woran liegt es, dass insbesondere
geschlechtstypische Berufe von Fachkräfteengpässen
betroffen sind? Frauentypische
Engpassberufe sind häufig gesellschaftsnahe
Dienstleistungen. Hierzu gehören beispielsweise
die Bereiche Erziehung und
Pflege, in denen aufgrund des demografischen
Wandels und des Ausbaus der
öffentlichen Kinderbetreuung die Nachfrage
nach Fachkräften überdurchschnittlich
stark gestiegen ist. Männertypische Engpassberufe
zählen dagegen überwiegend
zum produzierenden Gewerbe und sind
Tätigkeiten, in denen die gute wirtschaftliche
Lage die Nachfrage in den vergangenen
Jahren deutlich gesteigert hat. Gleichzeitig
gibt es in diesen Bereichen aber
immer weniger potenzielle Fachkräfte.
Der Anteil der Erwerbstätigen an der
Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ist in
den vergangenen Jahren kontinuierlich
gestiegen. Somit gibt es unter den Arbeitslosen
immer weniger Personen, die dazu
beitragen könnten, den Fachkräftemangel
zu verkleinern. Also gilt es, sich auf die
bereits beschäftigten Mitarbeiter zu konzentrieren.
Gibt es da nicht ausgeschöpfte
Potenziale? Ein Weg wäre, Helfer zu Fachkräften
zu qualifizieren. Das bedeutet nach
Einschätzung der IW-Forscher allerdings
einen erheblichen Kraftakt, sowohl für die
Beschäftigten als auch für die Unternehmen.
Denn häufig müssten gerade bei
Frauentypische Engpassberufe sind häufig gesellschaftsnahe Dienstleistungen.
Hierzu gehören beispielsweise die Bereiche Erziehung und Pflege.
Geringqualifizierten Hemmnisse abgebaut
werden, um sie zu einer Weiterbildung zu
motivieren. Viele von ihnen hätten negative
Lernerfahrungen gemacht und seien an
Prüfungen gescheitert. Oder sie seien es
nicht mehr gewohnt zu lernen, da sie keine
lernfördernden Arbeitsplätze besäßen.
Ein anderer Weg wäre, Fachkräfte, die aus
welchen Gründen auch immer nicht in Vollzeit
arbeiten, stärker einzubinden. Nach
»»Unter den Arbeitslosen gibt es immer weniger Personen, die dazu beitragen
könnten, den Fachkräftemangel zu verkleinern. Also gilt es, sich auf die bereits
beschäftigten Mitarbeiter zu konzentrieren.
einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung
(DIW), Berlin, wünschen
sich vor allem in Teilzeit beschäftigte Frauen
(und vereinzelt auch Männer), mehr Stunden
zu arbeiten. Dabei geht es meist nicht um
einen Wechsel von einer Teilzeit- zu einer
Vollzeitbeschäftigung, sondern lediglich um
eine stundenweise Ausweitung der Arbeitszeit.
Unternehmen sind gefordert, die Rahmenbedingungen
so zu gestalten, dass
Arbeitszeitwünsche verwirklicht werden
können. Das kann beispielsweise durch flexible
Arbeitszeitgestaltung wie beispielsweise
Vertrauensarbeitszeit, Homeoffice oder
Arbeitszeitkonten erreicht werden. Denn
diese Modelle erlauben auch bei einem
hohen Arbeitszeitvolumen eine größtmögliche
Vereinbarkeit von Beruf und Familie. In
männertypischen Engpassberufen, in denen
es bisher noch vergleichsweise wenig Teilzeitstellen
und somit wenige Frauen gibt,
bieten dagegen zusätzliche Teilzeitangebote
die Chance, mehr Frauen für diese Berufe zu
gewinnen. Hier könnten Unternehmen
zusätzliche Teilzeitstellen anbieten, um so die
Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern
und gezielt Frauen für männertypische
Berufe zu gewinnen.
Die Beispiele zeigen: Es gibt noch Potenziale
für die Sicherung von Fachkräften. Aber
es erfordert viel Einsatz und Fantasie, sie auszuschöpfen.
stahlmarkt 8.2019
12 Stahlstandort Deutschland
Neues Verfahren im Strangguss
SMS Concast und Kollmorgen entwickeln servomotorisch angetriebene Oszillation
Köln. Mit dem Mechanismus Condrive hat SMS Concast eine Lösung auf den Markt gebracht, die das Oszillieren
von Kokillen effektiver und regelbarer gestalten soll. Basis dessen bildet eine Direktantriebstechnik aus dem
KBM-Motorenbaukasten des Kölner Herstellers Kollmorgen.
Kokillen geben im Strangguss dem flüssigen
Stahl seine Form. Damit die frisch
gebildete Strangschale bei diesem Formprozess
nicht an der Kupferwandung festklebt,
oszilliert die Kokille entlang der Gießrichtung.
Hierzu dienen Oszillationseinrichtungen.
In einer gemeinsamen Engineeringphase
haben sich die Unternehmen SMS Concast
und Kollmorgen das Ziel gesetzt, eine
Antriebslösung zu entwickeln, mit der sich
hochflexible Oszillationsprofile realisieren
lassen. Zwar ließe sich mit derzeitigen elektromechanischen
Antriebssystemen online
die Frequenz regeln, die Amplitude sei
jedoch nach wie vor durch das mechanische
System vorgegeben. An dieser Stelle soll die
elektrische Condrive-Technolgie von Concast
ansetzen und die Einstellung mit einer online
Überwachung der Schwingungskurven kombinieren.
Die auf die Belange der Applikation
abgestimmten Torquemotoren entstammen
dem KBM-Baukasten von Kollmorgen.
Oszillation für effektiven Formprozess
Kollmorgen und SMS Concast entwickelten die Technologie »Condrive«, um den
Oszillierungsprozess in Kokillen effektiver und regelbarer zu gestalten.
Im Rahmen eines Stranggussprozesses wird flüssiger
Stahl chargenweise in Pfannen an die
Stranggießanlage geliefert. Aus der Pfanne
fließt der Stahl unter Luftabschluss in eine Verteilerrinne,
welche sowohl zum Verteilen des
Stahls auf verschiedene Stränge als auch als
Zwischenpuffer beim Pfannenwechsel fungiert.
Sobald der Stahl auf die Stränge verteilt wird,
fließt er über eine Regeleinrichtung in die Kokillen.
Hier findet der Formgebungsprozess statt:
Auf die Oberfläche des flüssigen Stahls in der
Kokille wird entweder ein Gießpulver oder Öl
aufgetragen. Aufgrund dessen Schmierwirkung
sowie der Relativbewegung zwischen Strangschale
und Kokille durch die Oszillation bleibt
die Schale nach Herstellerinformationen nicht
an der Kokille haften und kann kontinuierlich,
»im Strang«, herausgezogen werden.
Laut Kollmorgen ist dieser Bereich entscheidend
für einen hochwertigen und betriebssicheren
Strangguss. Die Oszillation müsse so
ausgefeilt in ihrer Bewegung erfolgen, dass
während des Abziehens des Stranges ausreichend
Gießschlacke in den Spalt zwischen
Strangschale und Kokillenwand eingezogen
werde. Dabei sei das Zeitfenster entscheidend,
in dem die oszillierende Kokille in der Abwärtsbewegung
den ebenfalls nach unten bewegenden
Stahlstrang überholt. Der als »Negative
Strip Time« betitelte Vorgang definiere
letztlich die Zeit, in der sich das Gusspulver
beim Abziehen an die Außenwand des Stahls
legen könne.
Flexible Schwingungshöhen
Mit welcher Frequenz und Amplitude im
Strangguss die Kokille idealerweise zu oszillieren
hat, hängt von Faktoren wie der Stahlqualität,
der Rezeptur, der Produktionsgeschwindigkeit
oder auch der Kokillenform ab.
Typischerweise liegt die Negative Strip Time in
einem Zeitfenster zwischen 0,08 und 0,18
Sekunden. »Haben wir diese Zeit nicht, können
wir nicht mehr gießen. Dann funktioniert
die gesamte Mechanik nicht mehr und das
Reibungsgewicht zwischen Kupfer und Stahl
befindet sich im Ungleichgewicht. An dieser
Stelle setzen wir mit den Direktantrieben von
Kollmorgen an«, erklärt Dino Kabosch, Technologieentwickler
bei SMS Concast. Die Übertragung
mechanischer Abläufe in eine softwarebasierte
»Motion Control« eröffne so die
Möglichkeit, neue Bewegungskurven zu realisieren
und diese flexibel an die unterschiedlichen
Gießbedingungen anzupassen. Der
Vorteil liege darin, dass sich die Oszillation
sowohl in der Frequenz, in der Amplitude als
auch in der Kurvenform verändern ließe. Nach
Angaben Kaboschs kostet es viel Zeit, eine
Exzentermechanik für solche Maßnahmen
umzubauen. Deren Justierung sei zudem nur
im Betriebsstillstand möglich. Darüber hinaus
benötige die servomotorische Condrive-Lösung
keine aufwändige hydraulische Infrastruktur
und weniger Wartungsaufwand.
Bild: Kollmorgen
stahlmarkt 8.2019
Stahlstandort Deutschland 13
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14 Stahlstandort Deutschland
Fit für den Extremeinsatz
Verzugsfreie Instandsetzung verschlissener Richtachsen
Würselen. Die Schmidtke & Sohn Maschinenbau GmbH aus Dinslaken ist in vierter Generation auf Reparatur und
Neubau von Komponenten wie Getrieben, Lagern oder Wellen spezialisiert. Bei der Instandsetzung von zwei
Richtachsen für ein Knüppelwalzwerk schloss deren kohlenstoffhaltige Stahlgüte konventionelle Schweißverfahren
aus. Die Pallas GmbH & Co. KG aus Würselen bei Aachen übernahm die Reparatur der Verschleißfläche durch
Laserauftragschweißen.
Seit über 70 Jahren hat sich Schmidtke
& Sohn auf Einzelteilfertigung in den Bereichen
Zerspanungstechnik, Instandsetzung
und Neuanfertigung für die Montan- und
Kiesindustrie spezialisiert. Ob Wellen, Flansche,
Rollen oder Getriebe: Nahezu die
gesamte Range hochbelasteter Bauteile in
Stahlwerk, Stranggießanlage, Walzwerk und
Kokerei macht der Fachbetrieb nach Verschleiß
oder Bruch wieder fit für die extremen
Einsatzbedingungen. Rund 80 Prozent
des Umsatzes erwirtschaftet er mit Reparaturen
und Neuanfertigung von Bauteilen für
die großen stahlproduzierenden Unternehmen
im Ruhrgebiet. Der Schweißfachbetrieb
ist nach DIN EN 1090 EXC3 mit seinen Fertigungskapazitäten
gut für die Reparatur von
Großbauteilen aus der Schwerindustrie
gewappnet: 20-Tonnen-Kran, Bohrwerk mit
sieben Tonnen Tragfähigkeit und drei Meter
Verfahrweg oder eine Karusselldrehmaschine,
auf der auch Impeller-Laufräder mit
1 200 Millimetern Durchmesser in Ellipsenform
gedreht werden können, um nur einige
der vorhandenen Aggregate zu nennen.
Schnelle Reaktionszeiten tragen dazu bei,
beschädigte oder ausgefallene Komponenten
binnen kürzester Zeit wieder instand zu setzen.
So wurde bei einem Notfall in nur 20
Stunden ein neuer, 1 200 Millimeter langer
Bolzen mit 200 Millimetern Durchmesser für
die Traverse eines Gießkrans gedreht oder der
Lagerschaden im Fahrwerksgetriebe einer
Stahlwerkskokille in nur vier Tagen – rund um
die Uhr – behoben. Seniorchef und Geschäftsführer
Axel Schmidtke ist gelernter Drehermeister
und im Vertrieb immer noch
Ansprechpartner für langjährige Kunden. Das
Tagesgeschäft und die Produktion verantwortet
seit acht Jahren sein Sohn Marc, der nach
der Ausbildung zum Dreher ein BWL-Studium
anschloss. »Teuer reparieren kann jeder«,
lacht Axel Schmidtke. Sein Sohn Marc
Seniorchef Axel Schmidtke ist Geschäftsführer
der Schmidtke & Sohn Maschinenbau GmbH.
ergänzt: »Wir suchen stets die bestmögliche
Lösung, die Kunden so kostengünstig und
schnell wie möglich zufriedenzustellen.«
Dafür ist die integrierte Aufstellung mit den
verschiedenen Abteilungen unverzichtbar,
denn die eng verzahnte Umsetzung aus einer
Hand spart Zeit und Geld.
Härtefall bei verschlissenen
Richtachsen
Dennoch ist der Betrieb offen für den Blick
über den eigenen Tellerrand und geht deshalb
auch ungewöhnliche Wege. So auch im
Fall von zwei Richtachsen, die im Knüppelwalzwerk
der ArcelorMittal Hochfeld GmbH
in Duisburg ihren harten Dienst leisten – jede
drei Tonnen schwer, 3 500 Millimeter lang
und an der dicksten Stelle mit einem Durchmesser
von 580 Millimetern. Sie waren trotz
des verwendeten hochvergüteten Werkstoffs
34CrNiMo6 stark verschlissen. Das
Walzwerk beauftragte Schmidtke & Sohn
zunächst nur mit der kompletten Instandset-
Dipl.-Ing. Stephan Kalawrytinos,
Geschäftsführer Pallas
Fotos (4): Pallas GmbH & Co. KG
Fertigdrehen auf Maß nach
dem Laserauftragschweißen
stahlmarkt 8.2019
Stahlstandort Deutschland 15
Einblick in eine Werkshalle von Schmidtke & Sohn in Dinslaken
zung einer Achse – inklusive De- und
Remontage. So galt es, insgesamt zwölf Einzelkomponenten
– Achse mit Antriebshülse,
Ritzelwelle, komplette Lagerung und axiale
Verschiebung – zu reparieren. Eine besondere
Herausforderung bedeutete dabei der
starke Verschleiß der Achse an der Stelle, wo
das Richtrad aufsitzt und die Kräfte folglich
am stärksten wirken. Neuanfertigung war
aus Kosten- und Zeitgründen keine Option.
Da die Achse stoßartig belastet wird, fiel
auch thermisches Beschichten wegen des
Abplatzrisikos aus. Eine kostengünstige Reparatur
konnte nur durch Schweißen dieser Fläche
erreicht werden. Durch den erhöhten
Kohlenstoffgehalt ist der Werkstoff jedoch
schwierig zu schweißen, da er zu Rissbildung
oder wie in diesem Fall zu unerwünschter Aufhärtung
neigt. Das war auch der Grund für die
Beauftragung des Dinslakener Unternehmens
durch das Walzwerk. Die Achse bei Schmidtke
& Sohn war die letzte im Walzwerk verfügbare,
entsprechend groß waren Bedarf und Zeitnot.
Der Traditionsbetrieb sagte eine Reparatur binnen
zwei Monaten zu – angesichts der Komplexität
der Aufgabenstellung und des
anspruchsvollen Werkstoffs ein ambitioniertes
Versprechen. Die Umsetzung erfolgte durch
engmaschig im Unternehmen abgestimmte
Bearbeitungsprozesse. So wurde das 440 x 4
Millimeter große Trapezgewinde nachgedreht
und auf Maß gebracht. Außerdem wurden das
Druck-Distanzstück inklusive einer 472-Millimeter-Bohrung
erneuert, eine Reparaturhülse
für den verschlissenen Sitz des Wellendichtrings
nach Kundenwunsch gehärtet und der
Richtwalzenkeil neu angefertigt. Hinzu kamen
die vorbereitenden Arbeiten an der Richtachse:
Vordrehen der Welle auf ein glattes Maß zum
Schweißen und Vorfräsen der Passfedernuten.
Schweißen ohne Verzug
Nach den negativen Erfahrungen mit vorherigen
Reparaturversuchen war das Walzwerk
skeptisch gegenüber Standard-Schweißverfahren
mit den für Lichtbogenschweißen
üblichen Vorwärmtemperaturen von 150 bis
stahlmarkt 8.2019
16 Stahlstandort Deutschland
250 Grad Celsius. Bei der Abkühlung entstehen
bei dem verwendeten Werkstoff Gefügeveränderungen
in Form von Aufhärtungen
und damit steigt das Risiko, dass so
druckbelastete Bauteile wie Richtachsen im
Prozess reißen. Bei der Ultraschallprüfung
der Achse durch Schmidtke & Sohn zeigten
sich nach der Demontage bereits Risse,
sodass man dort ebenfalls konventionelle
Schweißmethoden als nicht prozesssicher
ausschloss. Als Lösung wählte man deshalb
Laserauftragschweißen und zog dafür den
Oberflächenspezialisten Pallas hinzu, mit
dem man bei einem vergleichbaren Projekt
in der Vergangenheit schon einmal zusammengearbeitet
hatte.
Bei diesem Verfahren schmilzt Pallas per
Laserstrahl ein schichtweise per Düse eingestrahltes
Pulver und eine dünne Randschicht
der Grundwerkstoffoberfläche eng fokussiert
auf. Dabei verbinden sich die beiden
Werkstoffe zu einer schmelzmetallurgisch
angebundenen Schicht mit geringer Aufmischung.
Sie haftet auch bei extremer Belastung
dauerhaft. Die auf eine kleine Fläche
und wenige Sekunden begrenzte Energiezufuhr
gewährleistet eine verzugsfreie Bearbeitung
des Werkstücks. Das dafür benötigte
Werkstoffwissen und die erforderliche Bear-
Foto: Schmidtke & Sohn Maschinenbau GmbH
Montage der Richtachse
Foto: Schmidtke & Sohn Maschinenbau GmbH
Hochpräzise erfolgt die Regenerierung der
vorgewärmten Richtachse mit einem drei
illieter gre Brennflec per aser.
beitungstechnologie stellte Pallas bei der
Richtachse einmal mehr unter Beweis.
Anhand eines Probestücks machte der Reparaturexperte
zunächst verschiedene
Schweißversuche mit einem Hochleistungslaser.
So konnte nachgewiesen werden, dass
durch geeignete Wahl der Schweißparameter
und Zusatzwerkstoffe keine Gefügeveränderungen
oder Aufhärtungen im Bauteil
entstehen. Nach Freigabe der Schweißprobe
durch das Walzwerk erfolgte die Umsetzung
bei Schmidtke & Sohn im Werk. Dafür sprach
die dort zur Drehung der drei Tonnen schweren
Achse vorhandene Schweißvorrichtung.
Zudem konnte – nach entsprechenden
Umbauten – der von Pallas mitgebrachte
Laser nebst Optik an die UP-Schweißanlage
angeschlossen werden
.
Schweißen mit viel
Fingerspitzengefühl
Angesichts der Größe der zu bearbeitenden
Fläche von 370 Millimetern Durchmesser
auf einer Länge von 330 Millimetern war
sehr spezifisches Know-how gefordert.
stahlmarkt 8.2019
Stahlstandort Deutschland 17
Deshalb betreute Pallas-Geschäftsführer
Stephan Kalawrytinos diese Aufgabe selber.
So musste der sehr genau zu führende Prozess
in der für den Spezialisten unbekannten
Umgebung so eingerichtet werden,
dass die Schweißnaht erfolgreich appliziert
werden konnte. Dazu galt es nicht nur, die
Besonderheit des Werkstoffs genau zu kennen,
sondern auch eine ausgeklügelte Temperaturführung
zu gewährleisten. Mit der
Flamme wurde der entsprechende Bereich
jeweils vorgewärmt und, mit Temperaturfühler
versehen, eingepackt. Auch während
des Laserauftragschweißens wurde das
Bauteil permanent weiter gewärmt. Um auf
Nummer sicher zu gehen, setzten die Spezialisten
von Pallas zum Schweißen den
gleichen Laser ein, der schon in den Vorversuchen
genutzt wurde. Dabei arbeiteten sie
mit einem drei Millimeter großen Brennfleck,
um die zweilagige Beschichtung aufzuschweißen.
Das händische Auftragen der Schichten im
Zehntelmillimeterbereich erforderte beim
Schweißen mit der langsam verfahrenden
Schweißvorrichtung höchste Präzision – und
das zehn Stunden lang je Lage. Die anschließende
Überprüfung durch Schmidtke &
Sohn habe nachgewiesen, dass keine Lunker
– also unerwünschte Hohlräume – bei der
Bearbeitung entstanden waren und die
Beschichtung auch bei Belastung nicht
abplatze, teilt das Unternehmen Pallas mit.
Zwischenzeitlich hatte das Walzwerk jedoch
einen zweiten Auftrag für eine weitere
Richtachsenreparatur bei dem Dinslakener
Reparaturbetrieb platziert und dieser die
erforderlichen Arbeiten daran bis zur
Schweißvorbereitung auch schon umgesetzt.
Dadurch konnte Pallas mit der Regenerierung
dieser Achse per Laserauftragschweißen
nahtlos an den ersten Auftrag
anschließen, sodass entsprechende Rüstzeiten
entfielen. Währenddessen fräste das
Team von Schmidtke & Sohn die erste Welle
auf Fertigmaß und baute die Richtachse wieder
zusammen. So erhielt das Walzwerk
nach insgesamt nur zwei Monaten und einer
Woche Bearbeitungszeit beide Walzen voll
funktionsfähig zurück.
»Durch die bauteilschonende Bearbeitung
der Funktionsflächen per Laserauftragschweißen
erfolgte die Regenerierung der
Verschleißfläche, ohne die Eigenschaften der
kohlenstoffreichen Stahlgüte negativ zu
beeinflussen«, erläutert Pallas. Zudem sei –
verglichen mit einer Neuanfertigung – rund
die Hälfte an Kosten und Zeit eingespart
worden. Aus Sicht von Stephan Kalawrytinos
zeugt dieses Ergebnis von der perfekten
Symbiose zweier Fachbetriebe: »Der eine
bietet schnelle Hilfe im Montanbereich, der
andere Schweißfachleute für besondere Verfahren.
Zusammen bedeutet das für Kunden
hohen Mehrwert.«
So haben die beiden Unternehmen
Schmidtke & Sohn und Pallas binnen weniger
Wochen hochbeanspruchte Komponenten
aus stark kohlenstoffhaltigen Stahlgüten
wieder fit für den Extremeinsatz
gemacht.
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stahlmarkt 8.2019
18 Branchenbericht
Robotik- und Automationssektor
wächst weiter
Kollaborative Roboter und künstliche Intelligenz sind aktuelle Trends
Der Boom der vergangenen Jahre setzt sich abgeschwächt fort. Der Teilbereich Robotik hat 2018 jedoch einen
leichten Umsatzrückgang zu verzeichnen.
Von Stefan Weich
Mit über 52 000 Mitarbeitern in rund
500 Unternehmen erwirtschaftete die
deutsche Robotik- und Automationsbranche
im Jahr 2018 einen Umsatz von 15
Milliarden Euro, berichtet der Verband
Deutscher Maschinen- und Anlagenbau
(VDMA). Das ist ein Zuwachs von vier Prozent
gegenüber dem Vorjahr. Davon wurde
etwa die Hälfte im Ausland realisiert.
Größter Absatzmarkt außerhalb Europas
ist Asien noch vor Nordamerika. »Der neue
Rekordwert zeigt, dass der weltweite
Bedarf an den Technologien der Robotik
und Automation aus Deutschland weiterhin
hoch ist«, sagt Wilfried Eberhardt, Vorsitzender
des VDMA Fachverbandes Robotik
+ Automation. Verwendung finden
Robotik- und Automationslösungen unter
anderem in der Automobil- und Elektronikindustrie
sowie der Metallindustrie.
Der VDMA unterteilt die Branche in die
drei Teilbereiche Integrated Assembly Solutions
(Montage- und Handhabungstechnik),
industrielle Bildverarbeitung und Robotik.
Für die einzelnen Bereiche ergibt sich folgendes
Bild für das Jahr 2018: Die Integrated
Assembly Solutions legten mit einem Plus
von neun Prozent beim Branchenumsatz auf
8,3 Milliarden Euro zu. Der sehr hohe Auftragsbestand
und das gute Inlandsgeschäft
wirkten sich dabei besonders positiv aus. Die
industrielle Bildverarbeitung konnte 2018
das im Vorjahr aufgestellte Rekordniveau
von 2,6 Milliarden Euro zumindest halten,
Ein Forschungslabor mit Robotertechnik im Stahlwerk der AG Dillinger Hüttenwerke.
»
Der neue Rekordwert zeigt, dass der weltweite Bedarf an den Technologien
der Robotik und Automation aus Deutschland weiterhin hoch ist.«
Wilfried Eberhardt, Vorsitzender des VDMA Fachverbandes Robotik + Automation.
während die Robotik den im Vorjahr aufgestellten
Umsatzrekord von 4,2 Milliarden
leicht verfehlte und 2018 mit einem Umsatz
von 4,1 Milliarden abschloss. Als Hauptgrund
für den Umsatzrückgang nennt der
VDMA die schwächelnde Automobilindustrie.
Zudem fiel der Anteil der Branchen jenseits
des Automotive-Bereichs von 47 auf 38
Prozent. Die Anzahl der produzierten Roboter
ist gegenüber 2017 um neun Prozent auf
24 500 Einheiten gesunken.
Da die weltwirtschaftlichen Unsicherheiten
nach wie vor bestehen, die bereits im
Vorjahr das Gesamtbranchenwachstum
moderater als prognostiziert ausfallen ließen,
ist laut Eberhardt keine eindeutige
Prognose für das Jahr 2019 möglich. Er
geht jedoch von einem Wachstum von
zwei bis fünf Prozent im laufenden Jahr
aus.
Kollaborative Roboter und KI
Roboter und Automationstechnik sind in
zahlreichen Industriebranchen unabdingbar,
um die geforderte Produktqualität sicherzustellen
und effiziente Fertigungsprozesse zu
ermöglichen. Eine kostengünstige Produktion
von beispielsweise leistungsstarken
Smartphones, Tablets oder automobiler
Sicherheitstechnik wäre ohne Automatisierungstechnik
nicht möglich.
Während bis vor einigen Jahren in erster
Linie Großunternehmen Automatisierungslösungen
verwendeten, zeichnet sich mittlerwei-
Foto: AG der Dillinger Hüttenwerke
stahlmarkt 8.2019
Branchenbericht 19
Foto: KUKA Aktiengesellschaft
Kollaborativer Roboter in der Fertigung
le der Trend ab, dass immer mehr kleine und
mittelständische Betriebe den Schritt in die
automatisierte Fertigung wagen. Die Einführung
der 5G-Technologie wird diese Entwicklung
voraussichtlich weiter beschleunigen.
Die Einsatzfelder für Roboter erweitern sich
zudem laufend. Der vermehrte Einsatz von
Sensorik, Software- und Bildverarbeitungstechnologie
erhöht die Sicherheit von Robotern,
sodass diese in einer gemeinsamen
Arbeitsumgebung ohne trennende Schutzeinrichtungen
mit menschlichen Arbeitskräften
interagieren. Diese kollaborativen Roboter
(Cobots) sind oftmals flexibel und einfach zu
programmieren. Die Leichtgewichte unter
ihnen wiegen nur zehn Kilogramm und können
mühelos von nur einer Person getragen
und an nahezu jeder Stelle platziert werden.
Beim Einsatz von Cobots gilt die Automobilindustrie
als Vorreiter. Bei BMW und Ford
kommen bereits seit einigen Jahren
Knickarmroboter zum Einsatz, die den Mitarbeitern
bei der Fahrzeugmontage die
benötigten Werkzeuge reichen sowie monotone
und körperlich anstrengende Tätigkeiten
übernehmen.
Die Verbesserung der Mechanik und Sensorik
von Robotern ist erst der Anfang, die
Kombination mit künstlicher Intelligenz (KI)
ist der nächste Schritt. Dann sind Roboter
nicht nur technisch in der Lage, feinmotorische
Arbeiten auszuführen. Sie können
dann auch selbstständig lernen, ihre
Arbeitsprozesse optimieren und Entscheidungen
treffen. Professor Frank Kirchner,
Leiter Robotics Innovation Center des Deutschen
Forschungszentrums für Künstliche
Intelligenz, beschreibt dies anschaulich:
»Diese Maschinen können nicht nur eine
Mutter auf eine Schraube drehen und mit
»
Jeder ist daran interessiert, die Leistungsfähigkeit von Robotern zu verbessern.
Wir können Roboter in vielen Bereichen einsetzen – sodass jeder davon
profitiert. Wenn es um die KI für die Robotik geht, werden Japan und Europa
weiterhin die wichtigsten Akteure für Roboteranwendungen sein.
Junji Tsuda, President of the International Federation of Robotics
exakt definiertem Drehmoment festziehen,
sondern sie erkennen auch, wo diese
Schraube platziert werden muss, welche
Schraube es sein muss, welches Werkzeug
dafür nötig ist und wann diese Schraube
gedreht werden muss.«
Einer Untersuchung der International
Federation of Robotics (IFR) zufolge hat
Europa mit 106 Robotern auf 10 000
Beschäftigte das höchste Automatisierungsniveau
weltweit, noch vor Amerika mit 91
und Asien mit 75. Dementsprechend sieht
Juni Tsuda, Präsident der IFR Europa und
Japan auch zukünftig in einer Spitzposition:
»Jeder ist daran interessiert, die Leistungsfähigkeit
von Robotern zu verbessern. Wir
können Roboter in vielen Bereichen einsetzen
– sodass jeder davon profitiert. Wenn es
um die KI für die Robotik geht, werden
Japan und Europa weiterhin die wichtigsten
Akteure für Roboteranwendungen sein.« Im
Ländervergleich liegt Deutschland mit 322
Industrierobotern auf Platz drei. Südkorea
mit 710 und Singapur mit 658 Robotern
nehmen in diesem Ranking die Spitzenpositionen
ein.
Hohes Automatisierungsniveau
in Deutschland
Trotz dieses durchaus positiven Ergebnisses
aus deutscher Sicht besteht weiterhin deutliches
Steigerungspotenzial. Bei der Umfrage
»Roboter in der Arbeitswelt« der Staufen
AG unter mehr als 1 000 Beschäftigten zeigte
sich, dass in Deutschland noch immer die
Vorstellung vom Roboter als moderneren
Lastenkran oder unermüdlichen Laserschweißer
vorherrscht. Die kooperativen
Einsatzmöglichkeiten und Flexibilität heutiger
Roboter, die dank moderner Sensorik
diese auch für hochpräzise Arbeiten befähigt,
werden hingegen häufig unterschätzt
oder sind komplett unbekannt. »Wie schon
bei der Digitalisierung sind auch hier die Führungskräfte
gefragt«, weiß Dr. Jochen
Schlick, Senior-Partner bei Staufen Digital
Neonex. »Sie müssen ihre Mitarbeiter in die
neue Arbeitswelt mitnehmen, Ängste und
Vorurteile abbauen und gemeinsam mit
ihnen konkrete Anwendungsbeispiele für
den Einsatz von Robotern entwickeln.«
stahlmarkt 8.2019
20 Steel International
voestalpine: High-Tech-Auftrag
von Rolls-Royce
Konzernumsatz im Luftfahrtmarkt soll von 400 Millionen auf 500 Millionen Euro
steigen
Kapfenberg/Österreich. Rolls-Royce, einer der weltweit führenden Triebwerkshersteller, setzt mit einem aktuellen
Großauftrag einmal mehr auf die Werkstoffe der voestalpine: Als neuer europäischer Produzent liefert die High
Performance Metals Division des Konzerns Vormaterial für Triebwerksscheiben, die im Flugbetrieb höchsten
Belastungen standhalten müssen.
Fotos (2): voestalpine
Schon heute ist die voestalpine eigenen
Angaben zufolge mit High-Tech-Werkstoffen
und Spezialschmiedeteilen für Struktur-,
Fahrwerks-, Flügel- und Triebwerkskomponenten
in allen großen Flugzeugmodellen
von Airbus und Boeing bis zu Embraer und
Bombardier vertreten. Wie der österreichische
Technologiekonzern kürzlich mitteilte,
liegt der aktuelle Konzernumsatz im
»Zukunftsmarkt Luftfahrt« bei rund 400 Millionen
Euro – mittelfristig soll dieser Anteil
auf 500 Millionen Euro steigen.
Eintritt in den Markt für rotierende
Triebwerksscheiben
Neue Schnellschmiedelinie in Kapfenberg
Wolfgang Eder: »Der Auftrag von
Rolls-Royce ist sowohl aus wirtschaftlicher
als auch technologischer Sicht der größte
Durchbruch, den wir bislang im
Triebwerksbereich erzielt haben.«
Bereits seit einigen Jahren liefert die voestalpine
aus ihrem steirischen Standort Kapfenberg
Stahllegierungen für Triebwerkskomponenten
an Rolls-Royce. Mit dem aktuellen
Großauftrag ist der Konzerngesellschaft
voestalpine Böhler Edelstahl nach Unternehmensinformationen
nun der Eintritt in den
Markt für rotierende Triebwerksscheiben
gelungen. Die Anforderungen an das im
Inneren eines Triebwerkes eingesetzte Material
sind enorm – bis zu 16 500 Umdrehungen
pro Minute und Temperaturen von mehr
als 2 000 Grad Celsius bilden die »Betriebsumgebung«.
»Wir haben uns ausgehend
von unserem Know-how bei Spezialstählen
in den letzten zehn Jahren als einer der weltweit
führenden Zulieferer für die Luftfahrtindustrie
etabliert. Der Auftrag von Rolls-Royce
ist sowohl aus wirtschaftlicher als auch
technologischer Sicht der größte Durchbruch,
den wir bislang im Triebwerksbereich
erzielt haben und bestätigt uns in unserer
konsequenten Fokussierung auf Qualität
und Innovation«, sagte Wolfgang Eder in
seiner damaligen Funktion als Vorstandsvorsitzender
der voestalpine AG.
Die Luftfahrt gilt weltweit als langfristige
Wachstumsbranche: Marktprognosen zufolge
sollen in den nächsten 20 Jahren 40 000
neue Flugzeuge gebaut werden. »Wir haben
bei unserer Konzerngesellschaft voestalpine
Böhler Edelstahl schon frühzeitig die technologischen
Weichen gestellt, um an diesem
Wachstum partizipieren zu können. Der Vertragsabschluss
mit Rolls-Royce ist das Ergebnis
sowohl intensiver Innovations- als auch
Investitionstätigkeit in den letzten Jahren
und ein absoluter Meilenstein hinsichtlich
Produktqualität und Prozesssicherheit. Mein
Dank gilt vor allem den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern, die mit ihrem Know-how
und ihrem Einsatz diesen Erfolg möglich
gemacht haben«, so Franz Rotter, Vorstandsmitglied
der voestalpine AG und Leiter der
High Performance Metals Division. Erst im
Herbst 2018 ging am Standort Kapfenberg
eine neue, 40-Millionen-Euro-Schnellschmiedelinie
in Betrieb, mit der laut voestalpine die
technischen Voraussetzungen für die Herstellung
solcher High-Tech-Produkte
geschaffen wurden. Der Auftrag von
Rolls-Royce erstreckt sich über eine Laufzeit
von zehn Jahren – 2020 sollen die ersten
Lieferungen erfolgen.
Innovationen und Investitionen
als Basis des Erfolgs
Die High Performance Metals Division des
voestalpine-Konzerns ist auf die Produktion
und Verarbeitung von Hochleistungswerkstoffen
und kundenspezifische Services wie
Wärmebehandlung, hochtechnologische
Oberflächenbehandlung und additive Fertigungsverfahren
unter Einsatz zunehmender
Digitalisierung fokussiert. Sie bietet ihren
Kunden an rund 160 Standorten weltweit
Materialverfügbarkeit und -bearbeitung. Die
stahlmarkt 8.2019
Steel International 21
Division ist eigenen Angaben zufolge globaler
Marktführer bei Werkzeugstahl und einer
der führenden Anbieter von Schnellarbeitsstählen,
Ventilstählen sowie anderen Produkten
aus Spezialstählen, Pulverwerkstoffen,
Nickelbasis-Legierungen, Titan und
Komponenten auch auf Basis additiver Fertigungstechnologien.
Wichtigste Kundensegmente
sind die Bereiche Automobil, Ölund
Gasexploration, Maschinenbau sowie
die Konsumgüterindustrie und die Luftfahrt.
Im Geschäftsjahr 2018/19 erzielte die Division
einen Umsatz von rund 3,1 Milliarden
Euro, davon rund 50 Prozent außerhalb
Europas, ein operatives Ergebnis (EBITDA)
von 435 Millionen Euro und beschäftigte
weltweit rund 14 400 Mitarbeiter.
KONTAKT
Foto: Rolls-Royce plc
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Wir danken unseren Partnern für 60 Jahre vertrauensvolle Zusammenarbeit.
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22 Steel International
Einfuhrzölle sind kein Allheilmittel
für die US-Stahlindustrie
Minihütten setzen sich immer mehr durch
New York. Trotz der vorhandenen Überkapazität planen Unternehmen den Neubau und die Erweiterung von
Stahlwerken.
Von unserer New Yorker Korrespondentin Brigitte Nacos
US-Präsident Donald Trump spricht vor den Mitarbeitern des Granite City Stahlwerks
von US Steel.
»Wir werden wieder amerikanischen
Stahl in das Rückgrat unserer Nation einfügen!«,
rief Donald Trump jubelnden Stahlarbeitern
im vergangenen Sommer zu. Der
gesamte amerikanische Stahlsektor teilte die
optimistische Botschaft des US-Präsidenten,
weil alle dortigen Stahlunternehmen nach
dem Verhängen der 25-prozentigen Importzölle
vom gesteigerten Absatz und höheren
Preisen profitierten. In diesem Sommer unterstützen
Stahlmanager, die Führer der Stahlarbeitergewerkschaft
und die Masse der
Stahlarbeiter nach wie vor die zum Schutz des
einheimischen Stahlsektors verhängten Zölle
und damit auch Präsident Trump. An der Wall
Street und in der Wirtschaftspresse wachsen
jedoch die Zweifel, ob Importzölle ein Heilmittel
für die gesamte amerikanische Stahlindustrie
sind. Schlagzeilen wie »Sind Trumps
Stahlzölle fehlgeschlagen?« und »US Steel,
Liebling von Trumps Zöllen, legt Werke still«
signalisieren kritische Analysen über Gegenwart
und Zukunft der Stahlindustrie.
Trotz anhaltendem wirtschaftlichen Wachstum
in den USA gab es einen empfindlichen
Produktionsrückgang in der Automobilindustrie,
dem wichtigsten Kunden der US-amerikanischen
Stahlindustrie. Die in den Sommermonaten
gewöhnlich einsetzende Absatzsteigerung
in der Bauindustrie hat zudem ohne
ein massives Infrastrukturpaket der US-Bundesregierung
keinen großen Einfluss auf das
Produktionsvolumen der Stahlindustrie. Dazu
kommen schwache Wachstumsraten in einigen
Regionen in der Welt mit nachlassendem
Bedarf an Stahl auf globaler Ebene. Inlandpreise,
die im vergangenen Jahr ein hohes
Niveau erreichten, fielen. So sanken beispielsweise
die Preise für Bewehrungsstahl im Juli
dieses Jahres auf den tiefsten Stand seit 16
Monaten. Es ist unklar, ob die Nucor Corporation
und andere Stahlhersteller eine
bescheidene Preisanhebung für Stahlbleche
durchsetzen können – zumal das Handelsministerium
zur Jahresmitte einen leichten
Anstieg von Importen meldete. Nachdem
Trump die Zölle auf Importe aus Kanada und
Mexiko aufhob, rechnen Marktbeobachter
mit einer weiteren Steigerung von Einfuhren
in der zweiten Jahreshälfte.
Kapazitätsauslastung
sinkt unter kritische Grenze
Amerikas Stahlindustrie benötigt eine Gesamtkapazitätsauslastung
von über 80 Prozent, um
profitabel zu sein. Daher war es ein Erfolg, dass
die Kapazitätsauslastung vom 1. Juli 2018 bis
zum 30. Juni dieses Jahres 81,2 Prozent
betrug. Zeitgleich mit dieser positiven Nachricht
gab es bereits den ersten Rückschlag. In
der letzten Juniwoche sank die Kapazitätsauslastung
auf 79,5 Prozent und lag damit unter
der kritischen 80-Prozent-Grenze.
In dieser Situation griff Washington wieder
auf Schutzzölle zurück. Zunächst verhängte
das US-Handelsministerium Zölle in Höhe von
456,23 Prozent auf korrosionsbeständige und
kaltgewalzte Stahlprodukte, die in Vietnam
mit Stahl aus Südkorea und Taiwan hergestellt
wurden. Anschließend belegte das
US-Handelsministerium in einer vorläufigen
Entscheidung angeblich subventionierte Einfuhren
von Baustahl aus China mit Zöllen in
Höhe von 177 Prozent und die gleichen Produkte
aus Mexiko mit 74 Prozent. Im vergangenen
Jahr führte China Baustahl im Wert
von 803,3 Millionen Euro ein, der Wert einschlägiger
Produkte aus Mexiko betrug 557,1
Millionen Euro. Kanadischer Stahl bleibt vorerst
von Strafzöllen verschont.
Foto: EVAN VUCCI / AP
stahlmarkt 8.2019
Steel International 23
Foto: Nucor Corporation
Lichtbogenofen in einem Stahlwerk von Nucor
Während eines Besuchs im Granite City
Werk von US Steel im vergangenen Jahr feierte
Präsident Trump mit versammelten
Stahlarbeitern das Wiederanfahren eines
Hochofens. »US Steel ist wieder da!«, versicherte
er. Damals glaubten auch viele Aktionäre
und Wall-Street-Analysten, dass selbst
die alten, integrierten Stahlunternehmen eine
echte Chance hätten, finanziell zu gesunden
und eine fundamentale Modernisierung einzuläuten.
Zu Beginn des zweiten Halbjahres
2019 gehörte US Steel jedoch zu den Verlierern
an der Börse. Der Kurswert der Aktien
lag rund 24 Euro unter dem Höchstwert der
letzten zwölf Monate und weniger als zwei
US-Dollar über dem niedrigsten Jahreswert.
Wirtschaftsanalysten errechneten, dass die
US Steel Corporation seit der Einführung der
Zölle 4,9 Milliarden Euro beziehungsweise 70
Prozent an Marktwert verloren hat. Zum gleichen
Zeitpunkt lagen die Aktien von Nucor,
dem größten Minihütten-Unternehmen der
USA, rund zwölf Euro unter dem Jahreshöchstpreis
und rund sechs Euro über dem
Niedrigstand des Jahres. Der Marktverlust lag
bei circa 20 Prozent.
Die bereits seit langem auseinandergehende
Schere zwischen den integrierten Traditionsunternehmen
mit ihren klassischen
Hochöfen, insbesondere US Steel und AK
Steel, und den Minihüttenunternehmen mit
ihren Elektroöfen, allen voran Nucor und
Steel Dynamics, vergrößerte sich in diesem
Jahr sogar. Im Gegensatz zu den integrierten
Unternehmen mit alten Produktionsstätten,
gewerkschaftlich organisierten Belegschaften
und hohen Pensionskosten für Ruheständler
verfügen die führenden Minihüttenunternehmen
mit vergleichsweise niedrigen
Arbeits- und Produktionskosten über
beträchtliche finanzielle Reserven. Diese
erlauben es insbesondere Nucor und Steel
Dynamics, den Ausbau neuer Kapazitäten zu
planen. Nucor allein verkündet Investitionen
von 2,2 Milliarden Euro in den Neubau und
die Erweiterung von Werken. Zwar plant
auch US Steel die Wiederaufnahme eines
gestoppten Minihüttenprojekts in Alabama,
beschloss aber gleichzeitig wegen schwacher
Stahlnachfrage und niedrigen Preisen
die Stilllegung von zwei Hochöfen.
Minihüttenwerke stechen
integrierte Stahlwerke aus
Weil amerikanische Stahlwerke bereits eine
Überkapazität haben und dennoch eine
maßgebliche Aufstockung der Kapazitäten
planen, erwarten Beobachter einen intensiven
Wettkampf zwischen den Minihütten
und integrierten Unternehmen, für den die
Minihütten mit ihren niedrigeren Produktionskosten
besser gerüstet wären, vor allem
wenn es zu einem Preiskrieg kommen sollte.
John Ferriola, Vorstandsvorsitzender von
Nucor, machte in einem Interview mit
Bloomberg keinen Hehl daraus, dass die
Importzölle die erwarteten Veränderungen
in der Stahlindustrie beschleunigen. »Werden
einige Unternehmen leiden? Absolut!«,
sagte er. »Wir werden das Verschwinden
von Produktionskapazität erleben,
davon bin ich überzeugt.« Es besteht kein
Zweifel, dass er traditionelle Hochöfen in
integrierten Unternehmen und nicht Elektroöfen
in seinen Minihütten meint.
Nirgends war die Frustration über die enttäuschende
Entwicklung im Stahlsektor
stärker als unter den Gewerkschaftsführern
der United Steelworkers (USW), die zusammen
mit einzelnen Stahlunternehmen und
deren Dachverband American Iron and
Steel Institute seit Jahren für drakonische
Zölle gegen Importländer kämpfen. Bevor
der langjährige Präsident der USW, Leo
Gerard, in den Ruhestand ging, beklagte er
die Stilllegung der US-Steel-Hochöfen,
erneuerte seine Unterstützung für Importzölle
und forderte von Trump eine harte
Gangart gegen China. In einem Blogeitrag
auf der USW-Webseite vom 28. Juni 2019
schrieb Gerard: »Im Jahr 2000 produzierten
chinesische Unternehmen 15 Prozent des
weltweiten Stahls. Im vergangenen Jahr
waren es 51 Prozent. Und das ist zu viel
Stahl!«
stahlmarkt 8.2019
24 Gut zu wissen
Insolvenzen in Deutschland weiterhin
rückläufig
Zunehmende Pleiten im verarbeitenden Gewerbe
Neuss. Die Insolvenzen in Deutschland waren auch im ersten Halbjahr 2019 rückläufig. Die Gesamtzahl aller
registrierten Insolvenzfälle verringerte sich nach Angaben des Verbands der Vereine Creditreform um 3,1 Prozent
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 54 300 Fälle (1. Halbjahr 2018: 56 050).
Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen nahm um 2,6 Prozent ab,
sodass in den ersten sechs Monaten 33 400 private Verbraucher
Insolvenz anmelden mussten (1. Halbjahr 2018: 34 280). Bei den
Unternehmen war noch ein leichter Rückgang um 0,4 Prozent auf
9 900 Fälle zu verzeichnen (1. Halbjahr 2018: 9 940). Die Zahl der
sonstigen Insolvenzen verringerte sich um sieben Prozent (11 000
Fälle).
Weiterhin günstige Rahmenbedingungen
Obwohl sich das Wirtschaftswachstum in Deutschland in den vergangenen
Quartalen abgeschwächt hatte, blieben die konjunkturellen
Rahmenbedingungen für die meisten Unternehmen und Verbraucher
noch günstig. »Das wirkte sich weiter positiv auf die Insolvenzzahlen
aus. So stützten privater Konsum und Bautätigkeit die
Konjunktur. Verstärkt hatte sich der Gegenwind aber für die Industrie
und den Außenhandel«, teilte Creditreform mit.
Die Schäden für die Insolvenzgläubiger beliefen sich dem Verband
zufolge im ersten Halbjahr 2019 auf schätzungsweise 14,6 Milliarden
Euro (1. Halbjahr 2018: 14,9 Milliarden Euro). Im Durchschnitt
seien pro Unternehmensinsolvenz somit knapp 1,5 Millionen Euro
an Forderungsausfällen zu erwarten. Auch aufgrund einiger Großinsolvenzen
in diesem Jahr – wie beispielsweise die der Fluggesellschaft
Germania oder die des Modehändlers Gerry Weber – habe
sich die Zahl der bedrohten Arbeitsplätze auf rund 120 000 erhöht
(1. Halbjahr 2018: 108 000).
Mehr Insolvenzen im »kleinen« Mittelstand
Im ersten Halbjahr 2019 nahmen die Insolvenzen insbesondere von
Unternehmen mit Umsätzen zwischen 25 und 50 Millionen Euro zu.
»Einen Anstieg der Insolvenzfälle gab es zudem im „kleinen“ Mittelstand
(bis fünf Millionen Euro Umsatz) sowie bei Kleinstunternehmen
(weniger als 100 000 Euro Umsatz). Diese Kleinstfirmen haben
mit rund 30 Prozent einen großen Anteil am Insolvenzgeschehen in
Deutschland«, so Creditreform. Aber auch der Anteil des »kleinen«
Mittelstandes sei zuletzt gestiegen und betrage mittlerweile ebenfalls
fast 30 Prozent.
Weiter gestiegen sei die Zahl der Insolvenzen von älteren Unternehmen,
die über zehn Jahre alt seien (plus 1,8 Prozent). »Unternehmen
dieser Altersklasse machen mittlerweile fast die Hälfte aller Insolvenzfälle
in Deutschland aus (47,1 Prozent)«, berichtet Creditreform. 2009
Bei den Unternehmensinsolvenzen war ein leichter Rückgang um
0,4 Prozent auf 9 900 Fälle zu verzeichnen.
sei es nur etwas mehr als ein Drittel (35,4 Prozent) gewesen. In dieser
Entwicklung spiegele sich das steigende Durchschnittsalter des Unternehmensbestandes
aufgrund des seit Jahren geringen Gründungsgeschehens
wider. Auch bei sehr jungen Unternehmen (bis zwei Jahre
alt) habe sich diesmal die Zahl der Insolvenzen erhöht (plus 1,0 Prozent),
nachdem es in den Vorjahren zu Rückgängen gekommen war.
Die meisten Insolvenzen im Dienstleistungssektor
Im ersten Halbjahr 2019 war laut Creditreform ein leichter Anstieg der
Insolvenzen im verarbeitenden Gewerbe zu verzeichnen (plus 1,4 Prozent),
nachdem im Vorjahr noch ein deutliches Minus zu Buche
gestanden habe. Auch im Dienstleistungssektor sei der Rückgang der
Insolvenzzahlen gestoppt worden (plus 0,9 Prozent). Im Baugewerbe
(minus 1,4 Prozent) und im Handel (minus 3,7 Prozent) sei das Insolvenzgeschehen
dagegen weiter rückläufig geblieben. Die meisten
Insolvenzen in Deutschland gebe es weiterhin im Dienstleistungssektor
(57,2 Prozent), gefolgt vom Handel (21,1 Prozent). Zuletzt sei der
Anteil des verarbeitenden Gewerbes leicht auf 7,3 Prozent gestiegen.
14,4 Prozent der Insolvenzen hätten Firmen aus dem Baugewerbe
Grafiken (4): Creditreform
stahlmarkt 8.2019
Gut zu wissen 25
Die Schäden für die Insolvenzgläubiger beliefen sich im ersten
Halbjahr 2019 auf schätzungsweise 14,6 Milliarden Euro.
Auch aufgrund einiger Großinsolvenzen in diesem Jahr hat sich die
Zahl der bedrohten Arbeitsplätze auf rund 120 000 erhöht.
betroffen. »Die Insolvenzquote im deutschen Unternehmenssektor
blieb mit 61 Insolvenzen je 10 000 Unternehmen praktisch unverändert
gegenüber dem Vorjahr. In den letzten Jahren war die Insolvenzquote
bereits stark zurückgegangen und gibt so die Entspannung im
Insolvenzgeschehen wieder«, so Creditreform. 40,4 Prozent der Unternehmensinsolvenzen
in den ersten sechs Monaten 2019 betrafen demnach
Gewerbetreibende und Einzelunternehmen. Auf 39,2 Prozent
belaufe sich der Anteil von Unternehmen mit der Rechtsform GmbH,
die tendenziell größer und wirtschaftsaktiver sind. Knapp ein Achtel
aller Unternehmensinsolvenzen (11,9 Prozent) sei auf die Unternehmensgesellschaft
(UG haftungsbeschränkt) entfallen. »Damit weist die
UG, tendenziell junge und kleinere Unternehmen, weiterhin eine hohe
Insolvenzbetroffenheit auf«, bemerkt Creditreform.
Überlebensrate im Handelsregister untersucht
Im ersten Halbjahr 2019 nahmen die Insolvenzen insbesondere von
Unternehmen mit Umsätzen zwischen 25 Millionen und 50 Millionen
Euro zu.
Handelsregisterunternehmen in Deutschland sind nach Verbandsinformationen
bei Löschung im Durchschnitt rund 16 Jahre alt. Mehr
als die Hälfte der im Jahr 2018 aus dem Handelsregister gelöschten
Firmen sei jedoch noch nicht einmal zehn Jahre alt gewesen. 80
Prozent der Sterbefälle seien jünger als 23 Jahre gewesen. »Langlebig
sind beispielsweise Unternehmen aus dem verarbeitenden
Gewerbe sowie dem Wirtschaftszweig Bergbau und Gewinnung von
Steinen und Erden mit einem Durchschnittsalter von rund 25 Jahren
bei Löschung«, so Creditreform. Deutlich kürzer lebten Unternehmen
aus dem Gastgewerbe und dem Wirtschaftszweig Energieerzeugung.
Diese Firmen würden im Durchschnitt nach rund zehn bis
zwölf Jahren aus den Registern gelöscht.
www.stahlmarkt-magazin.de
stahlmarkt 8.2019
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26 Automobil / Fahrzeuge
Autostart per Knopfdruck: Selbstfahrende Wagen zählen zu den großen Trends der Automobilbranche.
Arbeiten am Auto der Zukunft:
Wohin die Reise geht
Hochfeste Stähle helfen, steigende Anforderungen an neue Fahrzeugmodelle
zu erfüllen
Künstliche Intelligenz und selbstfahrende Wagen sind die großen Trends der Automobilbranche. Doch welche
raffinierten Techniken werden in den Entwicklungslabors und auf den Straßen noch erprobt, und welche Rolle
spielt der Werkstoff Stahl? Ein Blick auf das Auto von morgen.
Von unserer Autorin Heike Stüvel
Es ist ruhig in den Straßen der Stadt.
Fast unhörbar surren Robotertaxis über
den Asphalt. Sie wurden über eine App
bestellt, um wartende Menschen abzuholen.
Die Luft ist sauber. Es gibt keine schädlichen
Abgase. Zu Unfällen kommt es
kaum noch, weil die Autos miteinander in
Kontakt stehen. Die Menschen können
sich bequem zurücklehnen und der Technik
alle Aufgaben des Fahrens überlassen.
Schöne neue Autowelt 2030? Weltweit
stehen der Automobilbranche große
Umwälzungen bevor: So pusht China Elektroantriebe,
und auch in den USA könnten
die Tech-Konzerne kurz davor stehen, das
Autofahren zu revolutionieren. Trotz ständig
verschärfter Umweltvorschriften und
einem durch Skandale lädierten Image
mancher Hersteller wird das Auto wohl
noch lange das Fortbewegungsmittel
Nummer eins bleiben – wenn auch in veränderter
Form.
Megatrends verändern die Autowelt
»Neue Märkte, neue Nachfragemuster,
neue Akteure und vor allem neue Techniken
beginnen die Automobilindustrie und das
Auto radikal zu verändern und genauso
seine Besitzverhältnisse«, sagt Kurt Möser,
stahlmarkt 8.2019
Automobil / Fahrzeuge 27
Foto: Shutterstock
Drahtlose Kommunikation: Unfälle könnten erschwert werden, wenn Autos miteinander in
Kontakt stehen.
Professor für Neue und Neueste Geschichte
am Karlsruher Institut für Technologie (KIT).
Die Digitalisierung gehört zu den Topthemen
der Automobilbranche. Für die größten
Veränderungen sorgen die Megatrends
der Elektromobilität, Vernetzung und des
autonomen Fahrens.
Aufgrund von Betriebskosten, Platznot in
den Städten sowie Sorge um Klima, Umwelt
und Gesundheit können sich immer mehr
Menschen ein Leben ohne eigenes Auto vorstellen.
Vor allem in Großstädten werden
Fahrzeuge immer häufiger von mehreren
Nutzern geteilt. Und dieser Trend werde bleiben,
betont Möser: »Die Zeiten, in denen
das Auto als Statussymbol vergöttert und
sein Nutzen nicht hinterfragt wurde, sind
vorbei.« Diverse Modelle für Miete und
Carsharing machen es leicht, ein Auto je
nach Bedarf auf Zeit zu nutzen.
Den deutschen Autobauern wurde häufig
vorgeworfen, dass sie die Elektromobilität
verschlafen hätten. Elon Musk, der Mann
mit den großen Visionen aus dem Silicon
Valley, brachte mit der Elektrofahrzeug-Marke
Tesla Schwung in die Branche. Inzwischen
bieten fast alle etablierten Autobauer dem
umtriebigen Konkurrenten aus Kalifornien
Paroli. »Die Elektromobilität wird eine Revolution
im Automobilbau auslösen«, ist Stefan
Bratzel überzeugt. Der Direktor des Center
Automotive Management (CAM) in
Bergisch-Gladbach meint, es führe kein Weg
am E-Auto vorbei – wenn auch noch viele
Probleme zu lösen seien. Wichtige Treiber für
die Elektrifizierung des Automobils sind die
steigenden Ölpreise sowie der Klima- und
Umweltschutz.
Das Credo der meisten Experten lautet:
Das Auto von morgen darf nicht mehr auf
Benzin angewiesen sein. Die Hybridtechnik
erleichtert den Übergang vom »alten« zum
»neuen« Auto: Dabei wird der Verbrennungsmotor
mit einem Elektroantrieb kombiniert.
In vier bis fünf Jahren würden Hybridmodelle
mit einem Anteil von ungefähr fünf
bis 20 Prozent an den weltweiten Neuzulassungen
bereits eine recht hohe Präsenz am
Markt haben, prophezeit Bratzel. Doch auch
rein elektrisch betriebene Fahrzeuge träten
dann mit weltweit rund drei bis fünf Prozent
der Neuzulassungen aus ihrem Nischendasein
heraus, meint der CAM-Direktor. Denn
der Preis für Elektroautos werde deutlich
sinken und ihre Reichweite dank besserer
Batterien wachsen.
Allerdings: Die Klimabilanz eines Elektroautos
ist nicht automatisch besser als die
eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor.
Nur wenn der Strom, der zum Antrieb des
Wagens genutzt wird, aus erneuerbaren
Energiequellen wie Windkraft oder Sonnenlicht
gewonnen wird, gibt es einen deutlichen
Unterschied. Die Kosten sind im Vergleich
zu Benzin und Diesel niedrig, hängen
aber vom Stromanbieter, der Ladedauer und
Ladeleistung ab. Für 100 Kilometer Fahrt
muss man bei einem heutigen Elektroauto
zwischen fünf und 25 Kilowatt Strom »tanken«.
Keine Mobilität ohne Stahl
Leicht, sicher, umweltverträglich und vor
allem bezahlbar sollen Fahrzeuge sein. Die
Entwicklung immer festerer und trotzdem
gut zu verarbeitender Stähle mit einem hervorragenden
Kosten-Nutzen-Verhältnis
macht dies möglich. Ob Diesel, Benziner
oder Elektroauto – ohne Stahl wäre keine
Mobilität möglich. Ohne stählerne Wälzlager
würde sich kein Rad drehen, ohne Ventilfedern
und Nockenwelle aus Stahl würde
Hybridtechnik erleichtert den
Übergang
Autoproduktion: Weltweit stehen der Automobilbranche große Umwälzungen bevor.
Foto: Shutterstock
stahlmarkt 8.2019
28 Automobil / Fahrzeuge
kein Verbrennungsmotor und ohne Elektrobleche
aus diesem Werkstoff kein elektrischer
Antrieb laufen. Stahl ist der wichtigste Werkstoff
für die Mobilität.
Besonders eindrucksvoll zeigt es sich am
Beispiel Auto: Trotz des zunehmenden
Trends zu Mischbauweisen bestehen im
Schnitt rund 60 Prozent eines Pkw aus Stahl.
Zum Werkstoff der Wahl für Karosserie,
Antrieb, Fahrwerk und Lenkung macht ihn
sein einzigartiges Eigenschaftsprofil. Es gibt
kein anderes Material, das in der Summe
vergleichbare Eigenschaften wie eine hervorragende
mechanische und thermische
Belastbarkeit, die spezielle Kombination aus
Umformbarkeit, Fügbarkeit und Lackierbarkeit,
optimale Recyclingfähigkeit und eine im
Hinblick auf die automobile Großserienfertigung
hohe Gesamtwirtschaftlichkeit aufweist.
Steigende Anforderungen
Zusammen mit neuen Fertigungsverfahren
tragen insbesondere hoch- und höchstfeste
Stähle dazu bei, die kontinuierlich steigenden
Anforderungen zu erfüllen, die an neue
Fahrzeugmodelle gestellt werden. Einerseits
werden bessere Fahrleistungen, höherer
Komfort und ein Plus an Sicherheit erwartet.
Auf der anderen Seite steht die Forderung
nach mehr Umweltverträglichkeit – also
nach reduziertem Kraftstoffverbrauch beziehungsweise
höherer Reichweite bei elektrisch
betriebenen Fahrzeugen, sinkenden
Emissionswerten und verbesserter Recyclingfähigkeit.
Zuweilen wird der Ansatz diskutiert, möglichst
viele Komponenten eines Fahrzeugs
aus spezifisch leichteren Materialien wie Aluminium
oder kohlefaserverstärkten Kunststoffen
(CFK) zu fertigen. Es hat sich aber in
der Praxis herausgestellt, dass sich der
Gewichtsvorteil dieser sogenannten Leichtbauwerkstoffe
nicht vollständig auf das konkrete
Bauteil übertragen lässt. Die mechanischen
Eigenschaften vieler Leichtbaumaterialien
erfordern neben einer modifizierten
Foto: Stefan Bratzel
Stefan Bratzel, Direktor des Center Automotive
Management (CAM): »Die Elektromobilität wird
eine Revolution im Automobilbau auslösen.«
stahlmarkt 8.2019
Automobil / Fahrzeuge 29
Bauweise meist auch eine Vergrößerung der
Querschnitte. Dieses verringert den angestrebten
Gewichtsvorteil oder hebt ihn bei
einzelnen Bauteilen sogar auf.
Foto: Shutterstock
Geringere CO 2
-Emissionen
Leichte Materialien wirken sich in der Nutzungsphase
eines Fahrzeugs durch
Gewichtseinsparungen positiv auf den Kraftstoffverbrauch
und damit auf die CO 2
-Emissionen
aus. Ob sich der Einsatz eines leichten
Werkstoffs aber ökologisch wirklich rechnet,
zeigt erst eine ganzheitliche Betrachtung,
bei der auch die Werkstofferzeugung, die
Fahrzeug- beziehungsweise Bauteilherstellung
sowie das spätere Recycling berücksichtigt
werden. Hier punktet insbsondere der
Werkstoff Stahl. Die CO 2
-Emissionen, die bei
der Primärerzeugung einer Tonne Stahl entstehen,
sind deutlich geringer als bei Aluminium
oder CFK. Das Recycling von Stahl ist
beliebig oft und ohne Qualitätsverlust möglich.
Bei der Entscheidung für die Verwendung
eines Werkstoffs in Großserie spielt neben
den ökobilanziellen Aspekten dessen wirtschaftlicher
Einsatz unverändert eine zentrale
Rolle. Vor allem bei der Karosserie als
größter zusammenhängender Baugruppe
des Fahrzeugs setzen die Großserienhersteller
daher nach wie vor auf den Werkstoff
Stahl. Nach Aussagen von VW kommen
kommen beispielsweise »extrem teure Materialien
wie Aluminium, Magnesium oder gar
Karbonfaser-Werkstoffe« nicht in Betracht,
wenn das Fahrzeug wie der Golf für Millionen
Menschen erschwinglich bleiben soll.
VW-Ingenieure haben es aber eigenen
Angaben zufolge trotzdem geschafft, vor
allem durch den Einsatz hoch- und höchstfester
Stähle sowie innovativer Fertigungsverfahren,
das Rohkarosseriegewicht des
aktuellen Golfs trotz weiter gestiegener
Crash- und Steifigkeitsanforderungen bei
größeren Abmessungen im Vergleich zum
Vorgängermodell um 23 Kilogramm zu reduzieren.
Spärlich besetzter Parkplatz: Immer mehr Menschen können sich ein Leben ohne eigenes Auto
vorstellen.
Eletrauts bei ufladen Die Eletrbilität erändert die utbilbranche nachhaltig.
Leichtbau spielt immer größere Rolle
Obwohl der Anteil hoch- und höchstfester
Sorten in der Karosserie bereits im Vorgängermodell
rund zwei Drittel aller verwendeten
Stähle ausmachte, ist er im neuen Golf
auf 80 Prozent gestiegen – nicht nur für die
Kompaktklasse ein Spitzenwert. Hierbei werden
in großem Umfang warmumgeformte
Bauteile aus Mangan-Bor-Stählen verwendet,
die höchste Crashsicherheit bei geringem
Gewicht bieten sollen. Deren Anteil ist
von sechs Prozent im Golf VI auf jetzt 28
Prozent gewachsen. Fast sämtliche sicherheitsrelevanten
Strukturbauteile, die das
Rückgrat des Fahrzeugs bilden, bestehen
hieraus.
Aber nicht nur in der Karosserie, auch
bei den massivumgeformten Komponenten
in Fahrwerk und Antriebsstrang, die
etwa 45 Prozent des Gesamtgewichts des
Fahrzeugs ausmachen, spielt Leichtbau
eine immer größere Rolle. Studien der Initiative
Massiver Leichtbau zeigen, dass das
Gewicht der geschmiedeten Komponenten
in einem Mittelklassefahrzeug – zum
Beispiel von Achsschenkeln, Radträgern,
Kurbelwelle, oder Pleuel – durch Fertigungs-
und Konzeptleichtbau um circa
42 Kilogramm reduziert werden kann. Der
ebenfalls relevante Stoffleichtbau, zum
Beispiel durch den Einsatz hochfester bainitischer
Stähle, ist dabei erst zu einem
geringen Teil eingerechnet. Es wird derzeit
untersucht, wie sich höherfeste Stahlwerk-
Foto: Shutterstock
stahlmarkt 8.2019
30 Automobil / Fahrzeuge
Abbildung: Shutterstock
Wagenrahmen aus Stahl: Vor allem bei der Karosserie setzen die Großserienhersteller nach wie vor auf den Werkstoff Stahl.
stoffe auf die Auslegung der geschmiedeten
Komponenten auswirken.
Als Kolbenwerkstoffe in Pkw-Dieselmotoren
leisten moderne, mechanisch und thermisch
hochbelastbare Stähle schon jetzt
einen Beitrag zur Reduzierung von Kraftstoffverbrauch
und CO 2
-Emissionen, da sie
gegenüber den bislang verwendeten Aluminiumkolben
das thermodynamische Verhalten
optimieren und gleichzeitig die Reibung
deutlich reduzieren.
Deutsche Autobauer vor vielen
Problemen
Nach Jahren der Rekordmeldungen haben
die deutschen Autobauer derzeit wenig zu
feiern. Kaum müssen die für die deutsche
Volkswirtschaft so wichtigen Unternehmen
viele Milliarden in Elektroantriebe, Batterietechnik
und Vernetzung im Auto stecken, da
brechen ihnen lange Zeit verlässliche Märkte
regelrecht weg.
Volkswagen und Daimler meldeten für
ihre Kernmarken VW und Mercedes-Benz
weitere Rückgänge beim Autoverkauf rund
um den Globus. Experten sind in Sorge, dass
die Autoproduktion in diesem Jahr drastisch
sinkt. In China, früher ein Wachstumsgarant,
herrscht nach mehr als 20 Jahren Boom
bereits seit zwölf Monaten Tristesse. Die
Autokäufer reagieren weiter höchst sensibel
auf die Zollstreitigkeiten zwischen den USA
und Peking, außerdem wächst die Wirtschaft
im Reich der Mitte ebenfalls nicht
mehr so rasant wie früher. Da warten die
Für den Automobilexperten Ferdinand Dudenhöffer steht die Industrie weltweit vor einer
tiefen Krise.
chinesischen Verbraucher mit teuren
Anschaffungen.
Deutlich rückläufige Verkäufe
Die beiden Branchenverbände China Passenger
Car Associaton (PCA) und China Association
of Automobile Manufacturers (CAAM)
meldeten für Mai weiter deutlich rückläufige
Verkäufe an Kunden sowie geringeren
Absatz an die Händler. Der Markt in Europa
verzeichnet ebenfalls kein nennenswertes
Wachstum. Und in den USA drohen – neben
der Zolldiskussion – höhere Zinsen die Nachfrage
der oft auf Pump kaufenden Autofahrer
abzuwürgen. Volkswagen liegt mit seiner
Kernmarke nach fünf Monaten mit weltweit
rund 2,46 Millionen ausgelieferten Autos
fünf Prozent unter dem Vorjahreswert.
Daimler verkaufte mit der Stammmarke
Mercedes-Benz bisher ebenfalls knapp 5 Prozent
weniger Autos, bei Audi waren es fast
6 Prozent weniger. BMW hatte bis April aber
ein kleines Plus von fast einem Prozent bei
der Hausmarke zu verzeichnen.
Für den Automobilexperten Ferdinand
Dudenhöffer steht die Industrie weltweit vor
einer tiefen Krise. Laut einer Studie des Forschungsinstituts
CAR der Universität Duisburg-Essen
könnte im laufenden Jahr der
Foto: Ferdinand Dudenhöffer
stahlmarkt 8.2019
Automobil / Fahrzeuge 31
Foto: Shutterstock
Carsharing-Konzepte könnten dazu führen, dass immer mehr Verkehr mit immer weniger Fahrzeugen bewältigt werden könnte.
globale Absatz neuer Autos um gut fünf
Prozent auf 79,5 Millionen Stück sinken. Ein
derart starker Einbruch war nicht einmal
nach der Finanzkrise 2008 beobachtet worden.
Dudenhöffer sieht die Handelskriege
und Sanktionen der USA als wichtigsten
Grund. Die Studie rechnet für das Gesamtjahr
2019 mit einem Rückgang von rund
zehn Prozent in China. In Westeuropa werde
das Minus mit drei Prozent moderater ausfallen.
Sparprogramme als Antwort
auf Herausforderungen
China stand demnach zuletzt für mehr als
ein Viertel der weltweiten Autoproduktion.
Jetzt hat das Land laut Dudenhöffer Überkapazitäten
zu schultern, die er auf mindestens
sechs Millionen Fahrzeuge jährlich schätzt.
Zwar treffen die verschiedenen Probleme die
deutschen Hersteller und Zulieferer auf
unterschiedliche Weise. So kostete die
Umrüstung von Dieselfahrzeugen viel Geld.
Bei Audi bereitete der neue Abgasprüfstandard
WLTP die schwersten Probleme. VW ist
mit dem Angebot an massenkompatiblen
Autos relativ stark von der Kaufzurückhaltung
in China betroffen. BMW wiederum ist
dort aktuell mit neuen Modellen zwar gut
unterwegs, doch wegen der Marktturbulenzen
in Europa drosselte das Unternehmen
die Produktion. Außerdem haben die Münchener
eine Vorsorge für eine mögliche Kartellstrafe
der EU getroffen – und das in Milliardenhöhe.
Doch so unterschiedlich die Probleme im
Einzelnen sein mögen, der Effekt ist oft
gleich: sparen, sparen, sparen. Daimler will
rund um den Chefwechsel noch nicht so
recht herausrücken mit konkreten Details
zum Sparprogramm. Bei BMW sollen in den
kommenden vier Jahren insgesamt zwölf
Milliarden Euro eingespart werden. Bei
Volkswagen trimmt Vorstandsboss Herbert
Diess vor allem die renditeschwache Kernmarke
VW und die zuletzt schwächelnde
Konzerntochter Audi auf mehr Rendite.
Neben dem laufenden Sparprogramm von
VW, das vor allem die Produktion trifft, sollen
weitere rund 4 000 Stellen in der Verwaltung
gestrichen werden. Und die Autobauer
sind nicht allein, hintendran hängen die
Zulieferer. Bei den börsennotierten Unternehmen
kam in den vergangenen zwölf
Monaten kaum einer von ihnen um Gewinnwarnungen
herum, weil die Geschäfte
schlechter liefen als geplant.
MEB soll die Kosten senken
VW leidet noch immer an den Folgen der
Diesel-Affäre. Umso ehrgeiziger sind die
Unternehmenspläne in Sachen Elektroautos.
Der VW-Konzern will bis 2025 ein Viertel
seiner Fahrzeuge als Hybrid- oder reine E-Autos
verkaufen. Rund 44 Milliarden Euro sollen
bis 2023 in die Entwicklung dieser Sparte
fließen. Die eigens dafür entwickelte
Plattform namens MEB (Modularer E-Antriebs-Baukasten)
soll auch anderen Herstellern
offen stehen. Das soll die Kosten für die
E-Mobilität insgesamt senken. Der MEB soll
nach Unternehmensangaben als Standard
der E-Mobilität etabliert werden.
Es bestehen durchaus Zweifel, ob das batterieelektrische
Auto eine allgemeingültige
Antwort auf die Frage umweltgerechter
Mobilität in der Zukunft geben kann. Es werde
einen Teil der Probleme lösen können,
aber längst nicht alle, heißt es. Auch im
stahlmarkt 8.2019
32 Automobil / Fahrzeuge
Volkswagen-Konzern, der sich kaum wie ein
anderer dem Elektroauto verschrieben hat,
haben viele Zweifel am Erfolg. Immerhin ist
VW darauf angewiesen, dass sich die teure
Technologie in den preissensiblen Massenmärkten
noch mit Gewinn verkaufen lässt.
Als kaum für die angestrebten Stückzahlen
geeignet gilt der teure Plug-in-Hybrid – ein
klassischer Verbrenner, kombiniert mit einem
Elektromotor, dessen Akku sich an der Steckdose
aufladen lässt. Hiermit träten die Wolfsburger
auch gegen ihren schärfsten Konkurrenten
Toyota an, der schon 20-jährige
Erfahrung auf dem Feld der Hybride hat und
dessen Vorsprung nicht so leicht aufzuholen
ist. Auch die Brennstoffzelle braucht noch
ein paar Jahre, bis sie für die Massenfertigung
tauglich ist.
Fast alle wichtigen Märkte
schwächeln
»Die Branche befindet sich in einer sehr
schwierigen Situation: Sie muss viele Milliarden
Euro in neue Technologien wie die Elektromobilität
investieren, mit denen sie zunächst kein
Geld verdienen wird«, sagt Marcus Berret, der
das weltweite Automobilgeschäft der Unternehmensberatung
Roland Berger leitet.
»Gleichzeitig schwächeln fast alle wichtigen
Märkte; insbesondere der Markt, wo aktuell
das meiste Geld verdient wird: China.«
Langfristig könnte die Branche sogar vor
noch viel massiveren Veränderungen stehen,
die sogar existenzbedrohend werden könnten.
Der Grund: Das Auto mit Verbrennungsmotor
und sogar der gesamte Individualverkehr
in der heutigen Form sind möglicherweise
Auslaufmodelle.
Tausende Jobs in Gefahr
Selbst, wenn es den Herstellern gelingt, massentaugliche
Elektrofahrzeuge auf den
Markt zu bringen, sind Tausende Jobs in
Gefahr. Denn E-Autos sind wesentlich einfacher
aufgebaut als konventionelle Fahrzeuge.
Alleine der E-Motor besteht nur aus
einem Bruchteil der Bauteile eines Verbrennungsmotors.
Eine Studie des Ifo-Instituts
rechnet vor, dass ein Verbot von Verbrennungsmotoren
ab 2030 in Deutschland
620 000 Beschäftigte den Job kosten könnte.
Ein für Autohersteller düsteres Zukunftsszenario:
Viele Menschen könnten sich kein
Elektroauto und SUV für China:
Der VW ID. Roomzz vereint die beiden Trends,
die gerade auf dem chinesischen Markt
besonders ausgeprägt sind.
eigenes Auto mehr anschaffen. Sie könnten
über Online-Dienste einen selbstfahrenden
Pkw zu ihrem Standort rufen, eine definierte
Strecke zurücklegen, und das Fahrzeug am
Zielort stehen lassen. Carsharing-Konzepte
könnten dazu führen, dass immer mehr Verkehr
mit immer weniger Fahrzeugen bewältigt
werden könnte. Das würde andererseits
Energie sparen, Emissionen reduzieren und
Staus verhindern.
Zusammenarbeit als neuer Trend
in der Automobilbranche
Der neue Trend in der deutschen Autoindustrie:
Mit anderen Herstellern zusammenarbeiten
und sich die Ausgaben teilen - für Berret
ist das der richtige Weg: »Nicht einmal die
Größten der Branche können alle nötigen
Investitionen alleine stemmen. Es macht keinen
Sinn, wenn zehn oder 15 Unternehmen
gleichzeitig den Antriebsstrang oder das Fahrwerk
neu erfinden.« Auch bei der Digitalisierung
geht Volkswagen Allianzen ein. Mit
Hilfe des US-Technologieriesen Amazon will
VW seine Reserven mobilisieren und die Produktivität
steigern. Die beiden Weltkonzerne
wollen gemeinsam eine »Industrie-Cloud«
aufbauen, in der künftig die Daten aller
Maschinen, Anlagen und Systeme aus allen
122 VW-Fabriken zusammengeführt werden.
Auch hier gilt: Die Plattform soll auch
anderen offen stehen. Dies ist nicht die einzige
Kooperation mit einem der amerikanischen
Tech-Riesen: Volkswagen arbeitet bei
Cloud-Diensten auch mit Microsoft zusammen,
um seine Autos voll zu vernetzen.
Ein weiteres Beispiel für übergreifende
Zusammenarbeit: Daimler will dieses Jahr
mit dem Zulieferer Bosch im Silicon Valley in
den USA selbstfahrende Fahrzeuge ohne
Lenkrad und Gaspedal in Städten auf die
Straße bringen. Auch die Nutzer von Carsharing
und Mitfahrdiensten bekommen künftig
ein gemeinsames Angebot von ansonsten
konkurrierenden Autobauern: Daimler und
BMW wollen auf diese Weise ihre weltweite
Position auf diesem umkämpften und wach-
stahlmarkt 8.2019
Automobil / Fahrzeuge 33
Da drei von vier in Deutschland gefertigte
Pkw exportiert werden, wirke sich im ersten
Halbjahr der schwächere Auftragseingang
aus dem Ausland auf Produktion und Export
aus, teilt der VDA mit: Die deutschen
Pkw-Hersteller haben bis Juni 2,5 Millionen
Pkw gefertigt (-12 Prozent). Im Juni liefen,
auch bedingt durch die geringere Anzahl an
Arbeitstagen, 374 700 in Deutschland produzierte
Neuwagen vom Band (-24 Prozent).
Entsprechend entwickelte sich der Export:
Seit Januar wurden knapp 1,9 Millionen
neue Pkw ausgeführt (-15 Prozent), im Juni
waren es 273 000 Pkw (-25 Prozent).
Für das Gesamtjahr 2019 sieht der VDA
den deutschen Pkw-Markt bei 3,4 Millionen
Fahrzeugen (-1 Prozent). Das gelte auch für
die internationalen Märkte.
senden Markt ausbauen. Die Konzerne
investieren mehr als eine Milliarde Euro, um
ihre bestehenden Angebote zu erweitern
und zu verzahnen, wie sie in Berlin zum offiziellen
Start des Zusammenschlusses mitteilten.
Sie bringen demnach eine Kundenbasis
von mehr als 60 Millionen aktiven Nutzern
mit.
VDA zieht positive Bilanz
Die Halbjahresbilanz auf dem deutschen
Pkw-Markt 2019 fällt laut Verband der Automobilindustrie
(VDA) positiv aus. In den ersten
sechs Monaten dieses Jahres wurden
demnach gut 1,8 Millionen Pkw neu zugelassen
(+1 Prozent). Dies sei das höchste
Marktvolumen in einem ersten Halbjahr in
diesem Jahrzehnt. 32,9 Prozent der neu
zugelassenen Fahrzeuge würden mit Diesel
angetrieben. Dieser Anteil sei leicht höher als
im Vorjahreszeitraum (32,1 Prozent). Im Juni
seien 325 200 Pkw neu zugelassen worden
(-5 Prozent).
Ebenfalls positiv entwickelte sich nach Informationen
des VDA der Auftragseingang aus
dem Inland: Seit Januar gingen gut vier Prozent
mehr Aufträge inländischer Kunden
ein. Im abgelaufenen Monat wurde das Vorjahresniveau
jedoch um elf Prozent unterschritten.
Hierbei wirkte sich die geringere
Zahl an Arbeitstagen aus. Die Auftragseingänge
aus dem Ausland lagen im ersten
Halbjahr um knapp sechs Prozent unter Vorjahresniveau.
Schwächerer Auftragseingang
aus dem Ausland
Foto: Volkswagen AG
Elektromobilität notwendig
für Erreichung der CO 2
-Ziele
Im Fokus der Transformation steht in den
kommenden Jahren die Elektromobilität,
rein batterieelektrisch und als Plug-In-Hybrid.
Um die sehr ehrgeizigen CO 2
-Flottengrenzwerte
der EU für 2030 zu erreichen,
ist die schnelle Marktdurchdringung von
E-Fahrzeugen notwendig. Auch wenn das
in Brüssel nicht so laut gesagt wird: Fakt ist,
dass diese Flottengrenzwerte erstmals
implizit auch eine Technologievorgabe enthalten,
mit der die Ziele erreicht werden
können.
Die angestrebte Reduktion der CO 2
-Emissionen
von Pkw um 37,5 Prozent bedeutet:
Im Jahr 2030 müssen in Deutschland sieben
bis 10,5 Millionen E-Autos im Bestand auf
der Straße sein. Das ist nur bei hoher Kundenakzeptanz
und optimalen Rahmenbedingungen
möglich – und alles andere als ein
Selbstläufer. Dafür geht die deutsche Automobilindustrie
enorm in Vorleistung: In Forschung
und Entwicklung alternativer Antriebe
investieren Hersteller und Zulieferer eigenen
Angaben zufolge in den kommenden
drei Jahren 40 Milliarden Euro. Das mündet
in eine eindrucksvolle Modelloffensive: Die
deutschen Hersteller wollen bis 2023 ihr
Modellangebot auf über 150 E-Modelle verfünffachen.
Weltweit kommt jedes dritte
Patent im Bereich Elektromobilität und Hybridantrieb
aus Deutschland. Das zeigt: Die
deutsche Automobilindustrie agiert aus
einer starken Position heraus und legt sich
bei der Elektromobilität richtig ins Zeug. Das
gilt für Hersteller und Zulieferer.
Der Schwerpunkt liegt zwar auf der Elektromobilität,
doch nicht alle anderen Optionen
werden darüber vernachlässigt. Es wird
weiter an alternativen Antrieben und Kraftstoffen
gearbeitet. Dazu gehören zum Beispiel
klimaneutrale E-Fuels, CNG (komprimiertes
Erdgas) und Wasserstoff.
stahlmarkt 8.2019
34 Anzeige
Aktuell, innovativ und unterhaltsam
Stahlverbund PHOENIX trifft sich zum Stahltag
»Zurück in die Zukunft« war das Motto, mit dem NORDWEST zum 100. Jubiläumsjahr in der
Gründungsstadt Bremen ihre Stahl-Fachhandelspartner begrüßte. Zukunft, Ideen, Innovationen und
partnerschaftlicher Austausch auf unterschiedlichen Ebenen standen als Themen an. »Ein gut besuchtes und
facettenreich gestaltetes Stahltreffen, mit einem sehr guten Ergebnis«, stellt Jörg Simon als NORDWEST-
Vorstand für Stahl, Finanzen und Administration abschließend fest.
Foto: NORDWEST Handel AG
Beste Laune und eine positive Stimmung zeichneten den Stahltag des Stahlverbunds PHOENIX in Bremen aus.
»Der Stahlverbund PHOENIX bildet eine
starke Gemeinschaft, die für den fachlichen
Austausch und die Ausrichtung für eine
erfolgreiche Zukunft gemacht ist«, stellt
Christopher Rüther als Geschäftsbereichsleiter
Stahl fest. Claudio Kemper, ebenfalls
Geschäftsbereichsleiter Stahl, fügt hinzu: »Es
freut uns insbesondere, die neuen Fachhandels-
und Lieferantenpartner von unserem
Konzept zu überzeugen und zu beweisen,
wie entscheidend und nützlich das Netzwerk
des Stahlverbunds PHOENIX und der
gemeinschaftliche Austausch sind.«
Erst Weser, dann Kongresszentrum
Networking und fachlicher Austausch bei
einer Schifffahrt auf der Weser bildeten den
Auftakt zum diesjährigen Stahltreffen. Die
positiven Ergebnisse der ersten Jahreshälfte
und die transparenten Informationen für die
Fachhandelspartner bezüglich der Bonusvereinbarungen
prägten die Fortsetzung im
Bremer Kongresszentrum. Dabei machte
Jörg Simon den Anfang. Mit einem Blick auf
die Herkunft begann der Stahltag mit stimmungsvollen
Bildern, bereitgestellt von den
anwesenden Fachhandelspartnern und Lieferanten
zur eigenen Historie. Danach referierten
die beiden Geschäftsbereichsleiter
Rüther und Kemper über Strategie,
Geschäftsentwicklung sowie Bonussysteme.
Basierend auf den am Tag zuvor stattgefundenen
Produktkreissitzungen konnten Aktivitäten
im Sammeleinkauf sowie eine positive
Entwicklung der spezifischen Bonussysteme
vorgetragen werden. Die in allen Segmenten
durchweg gute Tonnageentwicklung
sorgte für eine weiterhin positive Stimmung.
Internationale Ausrichtung
intern und extern
Der Stahltag 2019 zeigte deutlich: Der
Stahlverbund PHOENIX bekommt eine
immer bedeutendere internationale Ausrichtung:
Polen, BeNeLux, die Schweiz und
seit diesem Jahr auch mit Fachhandelspartnern
in Frankreich. Speziell für diesen
Bereich wird daher für Westeuropa mit Vincent
Wicker ein neuer Mitarbeiter und langjähriger
Stahlexperte zum 1. September
2019 seine Tätigkeit aufnehmen. Der Vortrag
von Stefan Richlick, Bereichsleiter operativer
Einkauf & Private Label Management,
erklärte den teilnehmenden Fachhandelspartnern
die nachweislichen Vorteile
des erfolgreichen Sourcings in einzelnen
Produktsegmenten.
Veranstaltungs-Fazit
»Die Atmosphäre, die zu dem gesamten
Stahltag des Stahlverbunds PHOENIX
passte, war angenehm und höchst kommunikativ.
Zudem waren die Themen
sehr gewinnbringend und zeigten
erneut, dass das Konzept des Stahlverbunds
PHOENIX zukunftsweisend ist. Wir
freuen uns auf eine gemeinsame, weiterhin
erfolgreiche Zusammenarbeit mit
unseren Fachhandelpartnern«, fasst Jörg
Simon den Stahltag 2019 abschließend
zusammen.
stahlmarkt 8.2019
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Das Stahlkonzept der NORDWEST Handel AG
für den privaten mittelständischen Stahlhandel.
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36 Automobil / Fahrzeuge
Perfekt entfettete Teile für die
Automobilindustrie
Hohe Qualitätsanforderungen in puncto Bauteilsauberkeit
Burgau/Offingen. Sie sind in vielen deutschen Autos verbaut, auch wenn sie niemand sieht: Die Teile der Ernst
Klimmer GmbH mit Sitz in Burgau, Landkreis Günzburg, finden sich zum Beispiel in Türen und im Antriebsstrang
aller großen deutschen Automobilhersteller. Klar, dass hier die Anforderungen an die Qualität der Teile enorm groß
sind – gerade auch in puncto Bauteilsauberkeit. Deshalb hat das Unternehmen für Stanz- und Umformtechnik die
Entfettung seiner Flansche und Platten an einen regionalen Spezialisten übergeben.
In der Lohnentfettung der Richard Geiss
GmbH aus Offingen, ebenfalls Landkreis
Günzburg, werden die Teile porentief von Öl,
Fett, Spänen und anderen Partikeln gereinigt.
»Wir sind Kunde der ersten Stunde in der
Lohnentfettung bei der Richard Geiss GmbH.
2012 bin ich das erste Mal auf Bastian Geiss
und sein Team zugegangen und habe angefragt,
ob sie für uns Kleinmengen reinigen
können. Schnell war es damit nicht mehr
getan. Mittlerweile kommt hier jeden Tag ein
Fahrzeug vorbei und bringt unsere Teile zum
Entfetten nach Offingen, im Schnitt sind das
75 Gitterboxen pro Woche«, erklärt der
geschäftsführende Gesellschafter Torsten
Klimmer, der das Unternehmen seit 2012 in
zweiter Generation leitet. »Wir haben zwar
auch bei uns im Haus eine Anlage, mit der
wir Teile für die interne Weiterverarbeitung
waschen, aber Bauteile mit einem anspruchsvollen
Reinigungsergebnis lassen wir alle bei
der Richard Geiss GmbH reinigen«, so Klimmer
weiter.
Spezialität ist die
Edelstahlverformung
Torsten Klimmer, geschäftsführender Gesellschafter der Ernst Klimmer GmbH, prüft ein
entfettetes Teil auf seine Sauberkeit.
Die Ernst Klimmer GmbH ist führender Generalist
und Spezialist für Stanz- und Umformtechnik.
Mit seinen Flanschen für die Automobilindustrie
zählt das Unternehmen aus
Schwaben eigenen Angaben zufolge weltweit
zu den Top-Drei-Herstellern. Auf einer Produktionsfläche
von 25 500 Quadratmetern verarbeitet
das Unternehmen jährlich rund 20 000
Tonnen Stahl, Edelstahl und Aluminium. Klimmer
produziert Stanz- und Umformteile mit bis
zu 1 000 Kilonewton Druckkraft und verarbeitet
Blechdicken zwischen 0,8 und 16 Millimetern.
Rund 70 Millionen Teile verlassen jedes
Jahr das Werk in Burgau. Der Großteil der
Produkte, rund 70 Prozent, geht weltweit in
die Automobilindustrie – darunter sind nach
Unternehmensinformationen auch alle großen
deutschen Automobilhersteller. Die Ernst
Klimmer GmbH beliefert auch Kunden der
Elektroindustrie, des Fahrzeugbaus sowie Produzenten
von Selbstbedienungssystemen
rund um den Globus.
Die »Spezialität« seiner Firma sei laut
Klimmer die Verformung von Edelstahl.
Dabei weist das Bauteil an den belasteten
Stellen oft eine höhere Blechstärke auf als
das Ausgangsmaterial. »Manche Geometrien
sind extrem schwierig umzuformen, und
bei der Bearbeitung benötigen wir viel Öl«,
betont Klimmer. Und je höher der Öleintrag,
desto höher natürlich auch die Herausforderung
an die anschließende Entfettung. Torsten
Klimmer: »Diese Ölmenge könnten wir
mit unserer eigenen, alkalischen Waschanlage
nicht von unseren Bauteilen entfernen.
Das Medium wäre innerhalb kürzester Zeit
gesättigt und müsste aufbereitet werden.«
Damit die Automobilhersteller in ihrem eigenen
Produktionskreislauf keine Probleme
bekommen, fordern sie von der Ernst Klimmer
GmbH und anderen Lieferanten perfekt
gereinigte Metallteile, die problemlos
geschweißt und lackiert werden können.
Große Metalldicken fordern großes
Know-how bei der Entfettung
Hier kommt dann die Richard Geiss GmbH im
Nachbarort Offingen ins Spiel, die die Lohnentfettung
der Teile übernimmt. Am Firmensitz
steht dafür eine 800 Quadratmeter große
Foto: Ingo Jensen/Richard Geiss GmbH
stahlmarkt 8.2019
Automobil / Fahrzeuge 37
Halle mit zwei Lösemittelanlagen für die High
End-Entfettung bereit, beide werden mit
eigenen Lösemitteln der Richard Geiss GmbH
betrieben. Die eine mit Perchlorethylen und
die andere mit modifiziertem Alkohol. Es können
besonders stark verölte und benetzte
Metallteile, wie Stanz- und Stanzbiege-,
Drahtbiege-, Tiefzieh- oder Fließpressteile,
porentief von Ölen, Fetten, Spänen und Partikeln
abgereinigt werden. Das Leistungsspektrum
beinhaltet laut Unternehmen sämtliche
Schritte wie Vollbadreinigen, Fluten, Schwallfluten,
Dampfentfetten sowie Konservieren
und Vakuumtrocknen.
Wegen der zum Teil beachtlichen Blechdicken
tropfen die Klimmer-Teile vor Öl, wenn
sie bei der Richard Geiss GmbH ankommen.
»Wir destillieren die eingesetzten Lösemittel
gleich nebenan in der Nachbarhalle und führen
das aufbereitete Lösemittel wieder in die
Anlagen zurück, ein perfekter Kreislauf
also«, erklärt Bastian Geiss, geschäftsführender
Gesellschafter der Richard Geiss GmbH.
Das unternehmenseigene Labor überwacht
zudem permanent das eingesetzte Lösemittel
– für eine stabile und effiziente Entfettung.
»Das ist Prozesssicherheit pur und
unsere Kunden reduzieren das Ausfallrisiko
auf ein Minimum. Denn wenn das Lösemittel
in der Anlage bei einem Kunden kippt, kann
dies unter Umständen zu langen Ausfallzeiten
führen. Das kann sich in der Industrie,
gerade in der Automobilindustrie, niemand
leisten«, betont Waseem Rana, Leiter Lohnentfettung
bei der Richard Geiss GmbH.
Stabiler Entfettungsprozess
Neben der räumlichen Nähe schätzt Klimmer
vor allem die große Flexibilität der Lösemittel-Spezialisten.
»Gerade im Automotivbereich
kommt es nicht selten vor, dass wir
kurzfristig produzieren und liefern müssen,
da muss dann auch die Entfettung mitspielen«,
so Torsten Klimmer. Für dringende Entfettungsaufträge
organisiert die Richard
Geiss GmbH einen Sondertransport nach
Burgau, um die Teile in Offingen zu entfetten
und am nächsten Tag stehen die gereinigten
Teile wieder bei der Ernst Klimmer GmbH.
Auch besondere Anforderungen und Spezialaufträge
seien kein Problem, betonen die
Lösemittel-Spezialisten aus Offingen. So forderte
ein großer deutscher Automobilhersteller
beispielsweise für seine Gewindedurchzüge
von der Ernst Klimmer GmbH explizit einen
speziellen Korrosionsschutz, der anschließend
schweißbar und überlackierbar sein musste.
»Da mussten auch wir ganz schön tüfteln, bis
wir überall eine einheitliche Schichtdicke hinbekommen
haben«, so Bastian Geiss, dessen
Familienunternehmen europaweit als einer
der führenden Anbieter von Lösemitteln gilt
– und das nach Unternehmensangaben mit
besonders nachhaltigem Ansatz. Denn bei
den Lösemitteln der Richard Geiss GmbH
handele es sich um qualitativ hochwertige
Recycling-Ware, also hochreine Destillate, die
nach eigenen Informationen 100 Prozent der
Qualität der Originalware erreichen. Damit
trage man maßgeblich zum Klimaschutz bei
und schone Ressourcen, betont das Unternehmen.
KONTAKT
INFO:
VDW – Generalkommissariat EMO Hannover 2019
Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V.
Corneliusstraße 4 · 60325 Frankfurt am Main · GERMANY
Tel.: +49 69 756081-0 · Fax: +49 69 756081-74
emo@vdw.de · www.emo-hannover.de
38 Rohre, Profile, Flansche & Co.
Foto: Schoeller Werk
Unterzeichneten den Kaufvertrag in Köln (v.l.n.r.): Michael Gottschalk (Geschäftsführer der Schoeller Werk GmbH & Co. KG), Markus Zübert
(Geschäftsführer der Schoeller Feinrohr GmbH, ehemals AK Feinrohr GmbH) und Frank Poschen (Geschäftsführer der Schoeller Werk GmbH & Co. KG).
Schoeller Werk kauft AK Feinrohr
Synergien in der Herstellung von Edelstahlrohren
Hellenthal. Im Rahmen ihres Zukunftskonzepts stellt sich die Schoeller Werk GmbH & Co. KG neu auf und baut
ihre Position als Spezialist für die Herstellung von geschweißten und gezogenen Edelstahlrohren weiter aus. »Für
eine flexiblere strategische Ausrichtung wird die AK Feinrohr GmbH in Neuhaus am Rennweg Mitglied der
Schoeller-Gruppe«, teilt das Schoeller Werk mit.
Demnach schafft das Schoeller Werk
mit dem Kauf wichtige Synergien in der
Herstellung von Edelstahlrohren: AK Feinrohr
ist Spezialist für kalt nachgezogene
Präzisionsrohre und ergänzt das bestehende
Portfolio des Schoeller Werks mit seinem
Know-how am Fertigungsstandort in
Thüringen. Die Kunden beider Werke profitieren
durch eine hohe Flexibilität bei der
Bestellung hochqualitativer Edelstahlrohre.
Zukunftsprogramm
AK Feinrohr ist ein international tätiger Hersteller
von geschweißten und kalt nachgezogenen
Präzisionsrohren sowie Profilen
aus rost-, säure- und hitzebeständigen
Stählen mit Hauptsitz in Neuhaus/Thüringen.
Das Unternehmen ist seit 1982 am
Markt und beschäftigt heute 130 Mitarbeiter.
Jährlich verarbeitet AK Feinrohr etwa
2 000 Tonnen Edelstahl. 2018 habe so ein
Umsatz von 13,5 Millionen Euro erwirtschaftet
werden können, heißt es.
Um seine Marktstellung langfristig zu sichern
und auszubauen, hat das Schoeller Werk im
Frühjahr 2018 ein Zukunftsprogramm eingeleitet.
»Neben umfangreichen Maßnahmen zur
Effizienzsteigerung sind dabei auch die Weiterentwicklung
des Angebots und die Erschließung
von neuen Zielbranchen im Fokus«, so das
Schoeller Werk. Eine erste Maßnahme zur Stärkung
der Marktposition der Schoeller-Gruppe
im Stammgeschäft »geschweißtes Edelstahlrohr«
sei der Zukauf der AK Feinrohr GmbH.
»Wir freuen uns über die zukünftige Zusammenarbeit
mit AK Feinrohr. Unter Berücksichtigung
unserer strategischen Überlegungen passt
die Übernahme des Unternehmens sehr gut in
unser neues Zukunftskonzept. Mit diesem
Schritt stärken wir unsere Marktposition insbesondere
im Segment der nachgezogenen Rohre«,
erläutert Frank Poschen, Geschäftsführer
der Schoeller Werk GmbH & Co. KG. »So können
wir noch besser auf die zunehmenden Veränderungen
von Rahmenbedingungen und
Anforderungen des Marktes reagieren. Unser
Ziel ist es, optimale Synergien zu schaffen, um
für unsere Kunden am Markt bestmöglich agieren
zu können.« Nach Informationen des
Schoeller Werks bleibt die AK Feinrohr GmbH
eine eigenständige Gesellschaft und wird mit
Vollzug der Transaktion unter dem Namen
Schoeller Feinrohr GmbH firmieren. Die
Geschäftsführung bleibe bei Markus Zübert,
der zukünftig durch Frank Poschen, langjähriger
Geschäftsführer der Schoeller Werk
GmbH & Co. KG, unterstützt werde.
KONTAKT
stahlmarkt 8.2019
Rohre, Profile, Flansche & Co. 39
Starke Partner für die Blechbearbeitung
im Stahlbau
IT-Experten IQSoftware und Lantek vereinbaren Kooperation
Darmstadt/Döbeln. Eine neue Kooperation soll die Stärken zweier Software-Spezialisten auf unterschiedlichen
Märkten verbinden: Über gemeinsame Schnittstellen integriert die IQSoftware GmbH die Lösung von Lantek zur
Blechbearbeitung in ihr ERP-System für den Stahlbau.
IQSoftware bietet mit IQSteel.ERP eine
Softwarelösung, die eigenen Angaben zufolge
ganz auf die Besonderheiten und spezifischen
Anforderungen des Stahl-, Anlagen-,
Metall- und Industriebaus zugeschnitten ist.
Sie soll sämtliche Unternehmensbereiche auf
Grundlage einer einheitlichen Datenhaltung
unterstützen – von der Planung über die Kalkulation
und das Dokumentenmanagement
bis hin zur Maschinensteuerung. Als IT-Spezialist
für die Blechbearbeitung ist Lantek
nach eigenen Informationen marktführend
mit seinen fortschrittlichen Fertigungslösungen.
Von der Insellösung zu optimierten
Prozessabläufen
Unternehmen im Stahlbau benötigen in der
Fertigung auch Blechteile, wie etwa Kopfoder
Fußplatten zur Verbindung von Stahlprofilen.
Produzieren sie diese selbst, ist eine
Die Lantek-Software zur Blechbearbeitung integriert IQSoftware in ihr ERP-System
für den Stahlbau – das vereinbarten IQSoftware-Geschäftsführer Alfredo Lemke (links) und
Lantek-Vertriebsbereichsleiter Cvijetin Vasiljevic.
Foto: Lantek
Foto: Shutterstock
Laserschneiden von Blechen: Lantek
entwickelt CAD/CAM/MES/ERP-Softwarelösungen
für Hersteller von Blechteilen,
hren und Prfilen it unterschiedlichen
Schneid- und Stanzverfahren.
Software hilfreich, mit der die Produktion
der Blechteile gesteuert und in den übergeordneten
Prozessablauf der Stahlverarbeitung
eingebunden wird. Darauf zielt die
Kooperation zwischen Lantek und IQSoftware
ab. »Wir freuen uns, dass die Stahlbau-Kunden
von IQSoftware mit unserer
Lösung einen echten Mehrwert für ihre
Blechbearbeitung bekommen – und das
ganz unabhängig davon, von welchem Hersteller
ihre Blechschneidmaschinen stammen«,
sagt Christoph Lenhard, Lantek-Vertriebsleiter
für Deutschland, Österreich und
die Schweiz, über die Zusammenarbeit.
»Durch die Kooperation mit Lantek sind wir
in der Lage, unseren Anwendern ein auf den
Stahlbau spezialisiertes ERP mit integrierter,
automatisierter Blechfertigung zu bieten«,
so Alfredo Lemke, Geschäftsführer von
IQSoftware. »Damit ermöglichen wir den
Schritt weg von der Insellösung hin zu optimierten
Prozessabläufen.«
Fertigungsaufträge für Blechteile werden
durch gemeinsame Schnittstellen automatisch
über das Software-Modul Lantek
Manager aus IQSteel.ERP an Lantek Expert
weitergeleitet. Nach erfolgtem Zuschnitt
gibt das Lantek-System automatisch Rückmeldung
an IQSteel.ERP zur Integration der
Blechteile in die weitere Fertigung.
KONTAKT
stahlmarkt 8.2019
40 Rohre, Profile, Flansche & Co.
Steigende Nutzung von Robotern
in der Rohrfertigung
Robotersystem sogar bei Rohr-Schlauch-Kombinationen einsetzbar
Das präzise Schweißen, Biegen und Trennen von Rohren sowie der Transport und die Ablage von Rohren zeigen es:
Auf Roboter ist Verlass. Genauso zuverlässig bescheren sie ihren Herstellern und Anwendern stetig steigende
Umsatzzahlen.
In der Fertigung sind Roboter ein
Erfolgsmodell. Wie sehr sich ihre Nutzung in
der Industrie und damit auch für die Rohrfertigung
allein schon von der Quantität her
verändert hat, belegen Zahlen der International
Federation of Robotics (IFR) eindrucksvoll.
2008 betrug die Zahl der Industrierobotereinheiten
weltweit noch 113 000. 2018
kletterte sie auf 384 000 Einheiten. Ein Ende
dieses Trends ist nicht in Sicht.
China größter Abnehmer
Vor allem der asiatisch-australische Markt setzt
auf die Unterstützung durch Roboter. 260 000
Einheiten wurden im vergangenen Jahr nachgefragt,
in Europa waren es 71 000 und in
Amerika 49 000 Einheiten. Dabei bleibt China
mit deutlichem Abstand der größte Abnehmer
– 2018 lag ihre Zahl laut IFR geschätzt bei rund
133 000, gefolgt von Japan mit etwas mehr
als 52 000 Einheiten. Einen deutlichen Sprung
machten auch die USA als drittgrößter Robotermarkt
mit 15 Prozent auf insgesamt 38 000
Einheiten im vergangenen Jahr.
»Die USA, Kanada und Mexiko stellen
nach China den zweitgrößten Betriebsbestand
an Industrierobotern der Welt dar«,
sagt IFR-Präsident Junji Tsuda, Präsident der
International Federation of Robotics. Während
zahlreiche wichtige Robotersystemintegratoren
aus Nordamerika kämen, seien die
meisten großen Roboterhersteller in Japan,
Korea und Europa beheimatet.
Geschlossene Prozessketten
Roboter im Einsatz: Hier werden in wenigen Sekunden Doppeldrehfedern produziert,
die beispielsweise in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen.
Roboter bleiben begehrt – auch ungeachtet
der weltwirtschaftlichen und weltpolitischen
Unsicherheiten. Beispiel Deutschland: Die
deutsche Robotik und Automation erreichte
laut VDMA 2018 beim Branchenumsatz erstmals
die Marke von 15 Milliarden Euro – ein
Zuwachs von vier Prozent.
»Geografisch entwickeln sich natürlich die
Märkte am stärksten, die heute noch ganz
oder teilweise auf Automation verzichten«,
erläutert Stefanie Flaeper, Geschäftsführerin
bei transfluid. Überall da, wo Mitarbeiter
qualitativen Einfluss auf Produkte nehmen
können, sei das Potenzial auch sehr hoch.
»Wenn geschlossene Prozessketten
gewünscht sind, ist hier sicher großes
Wachstumspotenzial zu sehen. Auch bei
empfindlichen Bauteilen ist dies ein Thema.«
Automotive als Motor
Treiber der stets steigenden Nachfrage nach
Robotern ist der Bereich Automotive, bei
stahlmarkt 8.2019
Rohre, Profile, Flansche & Co. 41
Foto: Messe Düsseldorf / ctillmann
dem die Roboternutzung zunehmend Fahrt
aufnimmt. Es folgen Bereiche wie Elektrik/
Elektronik, Metall, Kunststoff- und Chemieprodukte
sowie die Lebensmittel- und
Getränkebranche. Eine Entwicklung also, die
zahlreiche Branchen elektrisiert.
Bei der Nutzung von Robotern nimmt die
Größe des Unternehmens eine zentrale Rolle
ein. 2018 nutzte im Bereich des verarbeitenden
Gewerbes nahezu jedes sechste
Unternehmen (16 Prozent) in Deutschland
mit mindestens zehn Beschäftigten Industrie-
oder Serviceroboter. Wie das Statistische
Bundesamt erklärt, setzen große Industrieunternehmen
häufiger Roboter ein als
kleinere Unternehmen. Bei Großunternehmen
mit mindestens 250 Beschäftigten liege
der Anteil bei 53 Prozent. Bei mittelgroßen
Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten
beträgt er 24 Prozent. Kleine Unternehmen
mit zehn bis 49 Beschäftigten verwenden
Robotertechnologie mit einem Anteil von
zehn Prozent deutlich seltener. »Industrieroboter
werden beispielsweise für Schweißarbeiten,
Laserschneiden und Speziallackierung
genutzt«, berichtet das Statische Bundesamt.
Serviceroboter würden etwa für
Überwachung, Transport und Reinigung
eingesetzt.
Effizient und produktiv
Roboter beweisen sich bereits erfolgreich im
industriellen Alltag. So erfüllt beispielsweise
der Twister von Wafios »höchste Ansprüche
an Qualität bei extrem schneller Prozessabwicklung,
so dass sich die Fertigungsprozesse
effizient und produktiv gestalten«, betont das
Unternehmen. Das Twister-Roboterbiegesystem
sei keine herkömmliche Biegemaschine,
sondern »ein kompaktes Allroundtalent, das
sowohl die vielfältigen Anforderungen von
Biegeaufgaben als auch das Handling von
kompliziertesten Biegeteilen erfüllt.«
Mit dem Twister gebe es ein Biegesystem,
das sogar bei Rohr-Schlauch-Kombinationen
einsetzbar sei. »Diese Basis, kombiniert mit
einem KUKA-Roboter, bildet ein unschlagbares
Team«, so Wafios. Diese Technik
ermögliche es, eine wesentliche Produktivitätssteigerung
zu erzielen.
Auch MiiC OPTON (Europe) entwickelt
seine Roboter kontinuierlich weiter. So wird
ein 6-Achsen-Roboter mit Biegekopf von
MiiC OPTON (Europe) auf einem Bett
geführt. Der Roboter bewegt sich auf der
Führungsbahn zum Biegen eines Werkstücks,
das durch das Spannfutter an einem
festen Ort angeordnet gehalten wird. »Der
Roboter führt an seinem Fahrmodus Beladen,
Entladen, alle Bewegungen des Vorschubes
zwischen zwei Biegestellen sowie
Rotation und Biegen durch«, erläutert das
Unternehmen.
Energie und Daten
Bild: Shutterstock
Auch in der Rohrfertigung hat sich die
Nutzung von Robotern durchgesetzt.
Im Umfeld der Robotik ist vieles zu beachten
– zum Beispiel das Energie- und Datenmanagement.
Leoni entwickelte intelligente
Lösungen für Roboter-Energiezuführungen
und Schleppketten. »Diese ermöglichen es,
ungeplante Stillstände einer Anlage zu vermeiden
und dadurch Wartungskosten zu
reduzieren«, erklärt Leoni. Die Produktion
werde dadurch effizienter.
Energiezuführungssysteme und Schleppketten
versorgen Roboter und Produktionsanlagen
mit Energie und stellen die Verbindung
zu Steuerung und Sensoren sicher.
»Sie sind im Produktionsalltag sehr hohen
Belastungen ausgesetzt und können zu kostenintensiven,
ungeplanten Produktionsstillständen
führen, wenn zum Beispiel Datenund
Energiekabel an Robotern und in
Schleppketten aufgrund von Abnutzung
ausfallen.« Leoni entwickelte daher intelligente
Kabelsysteme, die ihren Zustand aktiv
überwachen, analysieren und übermitteln.
»Klares Ziel ist dabei, Stillstände in der Produktion
zu vermeiden und die Anlagenverfügbarkeit
in der Produktion zu steigern.«
Mit hohem Tempo unterwegs
Investitionen rund um die Robotik sind
schon lange lohnenswert. So erhielt Leoni
von Volkswagen den Auftrag, 1 300 Roboter
für die Herstellung von Elektrofahrzeugen
der Plattform MEB (Modularer Elektrifizierungsbaukasten)
an dessen Standort in
Zwickau mit der Schlauchpaket-Lösung
LSH3 auszustatten. Damit unterstützt Leoni
VW in der Umstellung des Produktionsstandortes
für Verbrennerfahrzeuge hin zum reinen
E-Mobilitätsstandort, was bis Ende 2020
abgeschlossen sein soll.
Am VW-Produktionsstandort Zwickau rüstet
Leoni die Roboter mit der Schlauchpaket-Lösung
LSH3 für Fügetechniken wie Schweißen,
Handling, Lasern, Clinchen oder auch Kleben
aus. Zusätzlich umfasst das Projekt die Installation
von Bodenleitungssätzen, das heißt die
Verkabelung vom Roboter beziehungsweise
vom stationären Werkzeug zur Robotersteuerung.
Die Entwicklung rund um Robotik ist also
mit hohem Tempo unterwegs.
News und Trends aus dem Bereich Robotik
zeigen die Messen wire und Tube vom 30.
März bis 3. April 2020 auf dem Düsseldorfer
Messegelände.
stahlmarkt 8.2019
42 Rohre, Profile, Flansche & Co.
Prozesskompetenz rund um die Bearbeitung
von Blechen, Rohren und Profilen
Blechexpo 2019: Highlights der Blechverarbeitung und Fügetechnik
Stuttgart. Mit erstklassiger Kompetenz hinsichtlich der Bearbeitung von Blechen, Rohren und Profilen heißt die
14. Blechexpo zusammen mit der 7. Schweisstec ihre Austeller und Fachbesucher vom 5. bis 8. November 2019 in
Stuttgart willkommen. Die beiden komplementären Branchenveranstaltungen liefern den Fachbesuchern ein
umfassendes Produkt- und Leistungsangebot rund um die thermische und mechanische Be- und Verarbeitung
sowie die Schweiß-, Füge- und Verbindungstechnik.
Das Messedoppel Blechexpo / Schweisstec
findet im Zweijahresturnus statt. Bereits
rund fünf Monate vor dem Messestart verzeichnet
das Messeunternehmen P. E. Schall
GmbH & Co. KG mit dem Projektleiter für
die Blechexpo und die Schweisstec, Georg
Knauer, mehr Aussteller auf mehr Quadratmetern
sowie höhere Internationalität als vor
zwei Jahren. »Der Zuwachs von gut 150
Hauptausstellern und 20 Prozent Hallenfläche
mehr als im entsprechenden Zeitraum
2017 ist bereits gesetzt – es zeichnet sich ab,
dass die Ergebnisse aus dem Rekordjahr
2017 wohl getoppt werden«, teilt der Veranstalter
mit. Insgesamt werden demnach
etwa 1 500 Aussteller das Messegeschehen
rund um die Blechexpo / Schweisstec in neun
Hallen in Stuttgart bestimmen.
Fläche, Aussteller, Internationalität:
neue Dimensionen in Sicht
Impression von der Blechexpo 2017
Der Konstruktionswerkstoff Blech ist zusammen
mit Rohr- und Profilmaterialien zur
gebräuchlichen Alternative gegenüber herkömmlichen
Guss- und Stahlbau- sowie
auch zu Kunststoffkonstruktionen gereift.
FEM-optimierte Leichtbau- und modulare
Komponentensysteme prägen das Bild des
modernen, material-, gewicht- und kostensparenden
Fahrzeug-, Maschinen- und
Apparatebaus. Umso mehr stehen das präzise
Schneiden, Stanzen und Umformen von
Stahl, Aluminium- und NE-Metall-Blechen
auf der Blechexpo und Schweisstec im
Fokus.
Der Fachbesucher erhält Lösungen und Systeme
rund um die Vor- und Endbearbeitung,
die Baugruppen-Komplettierung sowie das
Oberflächen-Finish sichtempfindlicher Bauteile
an die Hand. Auch die Themen Leichtbau,
Konstruktionslösungen, Handling, Qualitätssicherung,
Automatisierung und Digitalisierung
in der Blechbearbeitung und Fügetechnik
werden umfassend behandelt.
Foto: P. E. Schall GmbH & Co. KG
rff: Zahlreiche Zulassungen verlängert
Stuhr/Bremen. Wenn es um das Thema
»Qualität« geht, setzt das Haus rff
nicht auf Kompromisse. »Schließlich erwarten
unsere Kunden beste Produkte und
zuverlässigen Service«, teilt das Handelshaus
für Rohre, Flansche, Rohrformteile
und Rohrzubehör mit. Daher sei es selbstverständlich,
dass man die zahlreichen
Zulassungen regelmäßig verlängern lasse,
so das Unternehmen mit Hauptsitz in Stuhr
bei Bremen. Im Rahmen der diesjährigen
Re-Zertifizierung, die vom TÜV Nord durchgeführt
wurde, seien verschiedene Prozesse
auf Einhaltung der Qualitätsstandards
überprüft und insgesamt mit »sehr gut«
bewertet worden. Im Anschluss an das
Audit seien die Zulassungen »Bearbeiter
von Werkstoffen gemäß AD2000-Merkblatt
W0«, das QM-System nach DGRL
2014/68/EU und die Umstempelvereinbarung
gemäß DIN EN 764-5 erfolgreich verlängert
worden.
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44 Rohre, Profile, Flansche & Co.
Über den Schiffsbau zur Laserschneidanlage
ytz inestiert in yste zur Blech hr und Prfilbearbeitung
Zunzgen/Schweiz. Mit Glasfassaden, Treppenkonstruktionen oder Dächern realisiert die Rytz AG diverse
Projekte. Um vom Lohnschneidsektor unabhängiger zu sein, investierte der Stahl- und Fassadenbauer in ein
Faserlasersystem mit Laserrotator und Scanner zur Blech-, Rohr- und Profilbearbeitung.
Die schweizer Rytz AG bietet Planung,
Konstruktion und Montage in den Bereichen
Metall-, Fassaden- und Stahlbau und hat sich
vor allem mit seinen individuellen und architektonischen
Lösungen einen Namen
gemacht. Davon zeugen die Mitarbeit bei
anspruchsvollen Projekten wie dem Zermatlantis,
einem unterirdisch gelegenen Museum
über die Geschichte des Matterhorns im
Schweizer Kanton Wallis, aber auch der
Messe Basel, dem Kunsthaus Zürich oder
diversen Hotels namhafter Ketten in Paris,
Tel Aviv oder Jerusalem. „Wir sind ein Generaldienstleister
und kümmern uns um den
gesamten Weg von der Kreation bis zur
Umsetzung. Wir realisieren exklusive Projekte,
fertigen aber ebenso gerne Produkte für
kleinere und mittlere Unternehmen“, sagt
Marco Rytz, Vorsitzender der Geschäftsleitung
der Rytz AG.
Von der Konstruktion über
Architektur bis hin zur Montage
2016 investierte die Rytz AG in eine kombinierte Laserschneidanlage der MSF-Baureihe.
Das fleible Faserlasersyste eröglicht die Bearbeitung n Blechen und hren ittels
Laserrotator.
Um Kunden optimale Ergebnisse bei den
Projekten aus Glas, Metall oder auch Textilmembranen
liefern zu können, wurde die
Rytz AG in mehrere Sektoren unterteilt: rytz
construct kümmert sich unter anderem um
Spezialkonstruktionen, Fassaden oder auch
Balkone, Geländer oder Treppen; rytz industrie
hat sich dem Stahlbau sowie dem Bau
von Industrie- und Gewerbefassade verschrieben;
rytz produktion beherbergt beispielsweise
Schlosserei oder Job-Shop-Center
und rytz ardiba ist für Architekturleistungen
und Bauausführung zuständig. »Mit
den einzelnen Sektoren können wir sehr
genau auf Kundenbedürfnisse eingehen«,
betont Christoph Müller, Leiter Fertigung.
Über 75 Mitarbeiter und vier Produktionshallen
verfügt der Ausbildungsbetrieb, bei
großen Projekten wird zu den bestehenden
4 000 Quadratmeter eine Halle zur Vormontage
dazu gebucht. Um die planungsintensiven
Leistungen und die individuellen Produkte
umsetzen zu können, kommt es nicht
nur auf das Know-how der Mitarbeiter an,
sondern auch auf einen entsprechenden
Maschinenpark oder ein Lieferantennetzwerk,
das die notwendige Flexibilität mitbringt.
Jahrelang vertraute die Rytz AG auf
die Dienstleistungen von Lohnschneidunternehmen.
Da aber die Kundenwünsche
immer aufwendiger und spezifischer wurden
und die Lieferzeiten beim Lohnschneider die
Produktion zu arg einschränkten, entschieden
sich Rytz und sein Team nach einer hauseigenen
Lösung zu schauen.
Über den Schiffsbau auf Technologie
aufmerksam geworden
Marco Rytz, großer Fan des Schiffsbaus, sah
im Internet Videobeiträge von Schiffswerften.
Dabei wurde er auf MicroStep aufmerksam,
denn etliche Schiffswerften setzen im
Bereich Zuschnitt auf Technologie von
MicroStep. Aus einer zunächst ins Auge
gefassten Plasmaschneidanlage wurde
schließlich ein Faserlasersystem. Am Ende
entschied man sich für die MSF-Baureihe von
MicroStep mit Laserrotator zum Fasenschneiden
und neben der Blechbearbeitung
mit Option zur Rohr- und Profilbearbeitung.
»Die Flexibilität der Technologien hat Micro-
Step sehr interessant gemacht. Die Vielseitigkeit,
die Möglichkeit zum Fasen und Rohrschneiden
waren entscheidend«, sagt Rytz.
Heute sind beinahe drei Jahre seit der
Inbetriebnahme vergangen, Rytz nutzt das
Schneidsystem für eigene Anforderungen
wie auch zur Abarbeitung von Lohnaufträgen.
Neben der Leistungsfähigkeit zeigt sich
Müller auch mit der Anlagengröße, die für
Bleche eine Arbeitsfläche von 6 Meter x 2 Meter
aufweist, zufrieden. Meist belegt man
wegen der zahlreichen kleinen Aufträge in
unterschiedlichen Blechstärken zwei Tafeln
im Halbformat 1,5 Meter x 3 Meter. Der
automatische Wechseltisch, der laut Micro-
Step bei der Be- und Entladung in die Schneidzone
erheblich Zeit einspart, tut sein Übriges.
»Das Handling ist sehr gut, so wie wir
mit der Anlage arbeiten, sind wir richtig
leistungsaktiv«, so Müller.
Foto: MicroStep Europa GmbH
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46 Aus den Unternehmen
GKD: Weichenstellung für die Zukunft
Einstieg der nächsten Generation ins Unternehmen
Düren. Mit Lara Kufferath (30) ist kürzlich die erste Vertreterin der vierten Generation des inhabergeführten
Familienunternehmens GKD – Gebr. Kufferath AG in die Firma eingetreten. Das teilt der Hersteller von technischen
Geweben aus Metall und Kunststoff sowie von Spiralgeflecht mit.
Das Unternehmen wurde 1925 im rheinischen
Düren gegründet. Heute ist GKD mit
sechs Werken sowie Niederlassungen und
Vertretungen weltweit aktiv. »Vor dem Hintergrund
der zunehmenden Internationalisierung
der GKD-Gruppe übernimmt Lara
Kufferath neben einer gründlichen Einarbeitung
Aufgaben in der Unternehmensentwicklung
und damit die gruppenübergreifende
Leitung strategischer Projekte«, so
GKD.
Prozesse und Strukturen international
ausrichten
2013 schloss Kufferath ihr Masterstudium
der Betriebswirtschaftslehre an der EBS Universität
für Wirtschaft und Recht in
Oestrich-Winkel mit dem M.Sc. in Management
ab. Während ihres Studiums sammelte
Lara Kufferath trat als erste Vertreterin der
vierten Generation in die Firma GKD ein.
Fotos (2): GKD
sie internationale Erfahrungen in Auslandssemestern
an der Copenhagen Business
School und der Columbia University in New
York. »Inzwischen bringt sie mehrjährige
Berufspraxis in den Bereichen Unternehmensentwicklung,
Prozess- und Produktionsoptimierung,
Supply Chain Management,
Organisationsgestaltung und Digitale Transformation
mit«, betont GKD. Diese habe sie
sowohl in Unternehmen der produzierenden
Industrie als auch durch ihre Tätigkeit für
eine schweizerische Unternehmensberatung
erworben. Parallel habe sie eine Lean Six Sigma
Black Belt Ausbildung absolviert, die sie
zur eigenverantwortlichen Leitung bereichsübergreifender
Lean Management Projekte
qualifiziert habe. Darüber hinaus kennzeichnen
Kufferath nach Unternehmensangaben
hohe interkulturelle Kompetenzen, Mehrsprachigkeit
– sie spricht fünf Sprachen –
sowie eine ausgeprägte unternehmerische
Denke.
Dieses Wissens- und Erfahrungsspektrum
will sie nun nutzen, um den Erfolg des Familienunternehmens
fortzuschreiben. Nach
entsprechender Einarbeitung in die vier
Geschäftsbereiche – Industriegewebe, Prozessbänder,
Architekturgewebe und transparente
Medienfassaden – soll Kufferath bei
GKD Aufgaben und Projekte für die Unternehmensentwicklung
übernehmen und diese
ebenso wie die Gruppenstrategie mitgestalten
und vorantreiben. »Ziel dieses neu
geschaffenen Funktionsbereichs ist im ersten
Schritt eine verstärkte standortübergreifende
Standardisierung und Harmonisierung. So
wird Lara Kufferath beispielsweise mitver-
Architekturgewebe von GKD verleihen unter
anderem dem neuen Eingangsbereich von
Schloss Versailles in Paris sein Gesicht.
stahlmarkt 8.2019
Aus den Unternehmen 47
Foto: GKD/Emil Zander
Der Vorstand der GKD – Gebr. Kufferath AG setzt sich aus Ingo und Dr.
Stephan Kufferath zusammen.
FÜR EINE
WELT DES
HANDELS.
antwortlich die digitale Transformation der Businessprozesse und die
verstärkte Zusammenarbeit der Gruppe auf internationaler Ebene
vorantreiben«, so GKD. Auch die Gestaltung eines gesicherten gruppenweiten
Know-how-Transfers sowie der Rollout von IT- und Kommunikationssystemen
in der GKD-Gruppe zählen zu ihren Aufgabenschwerpunkten
im ersten Jahr.
Zukunftsfähigkeit im Blick
Kufferath ist die ältere von zwei Töchtern des kaufmännischen Vorstands
Dr. Stephan Kufferath. Im Studium und mit zunehmender
Praxiserfahrung entstand mehr und mehr der Wunsch, einmal in das
Familienunternehmen einzusteigen. »Mich begeistert die Kombination
aus Tradition und Innovationskraft, mit der wir es geschafft
haben, uns in den fast 100 Jahren seit Gründung immer wieder neu
zu erfinden, ohne dabei unsere Wurzeln zu verlieren. GKD ist ein
prototypisches Beispiel für Portfoliodiversifikation: Die Breite und die
Vielfalt, in der wir international für verschiedenste Anwendungsmärkte
aufgestellt sind, bieten viel Gestaltungsspielraum für die
Zukunft«, begründet sie diesen Entschluss. Der amtierende Vorstand
setzt sich aus Dr. Stephan Kufferath und seinem Bruder, Diplom-Ingenieur
Ingo Kufferath, zusammen. Mit dem Eintritt von Lara Kufferath
in das Unternehmen steigt nach Unternehmensangaben die
Zuversicht, dass die Führung des Gewebespezialisten auch in der
Zukunft mit Familienmitgliedern besetzt sein wird. Entsprechend
optimistisch zeigen sich auch ihr Vater und Onkel: »Aufgrund ihrer
fundierten Erfahrungen bringt Lara beste Voraussetzungen mit, die
Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens, seiner Produkte und Prozesse
zu sichern und international weiter auszubauen.«
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48 Aus den Unternehmen
Maßnahmen zur nachhaltigen Arbeit
im Überblick
chaeffler eröffentlicht achhaltigeitsbericht
Herzogenaurach. Der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler hat seinen Nachhaltigkeitsbericht für das
Geschäftsjahr 2018 veröffentlicht. Die zentralen Handlungsfelder bewegen sich dabei um die Themen nachhaltiges
Wirtschaften, Kunden und Produkte, Umwelt und Energie sowie Mitarbeiter und Gesellschaft.
Der Bericht wurde gemäß den Berichtsstandards
der Global Reporting Initiative
(GRI) erarbeitet. Entlang des Mottos »Fortschritt
sichtbar machen« möchte das Unternehmen
darin aufzeigen, wie das Thema
Nachhaltigkeit umgesetzt und vorangetrieben
wird. In einer Pressemeldung heißt es,
das Nachhaltigkeitsmanagement stellte im
vergangenen Jahr besonders die Weiterentwicklung
der nachhaltigen Lieferkette und
die ressourcenschonende Produktion in den
Mittelpunkt seiner Aktivitäten. »Als globales
Unternehmen tragen wir eine besondere
Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft.
Aus diesem Grund ist ein ganzheitlich
nachhaltiger Ansatz entlang der Wertschöpfungskette
ein zentraler Aspekt unserer werteorientierten
strategischen Ausrichtung«,
versichert Corinna Schittenhelm, im Vorstand
Personal und Arbeitsdirektorin der
Schaeffler Gruppe.
Öknomisch langfristig agieren
Die Aktivitäten und Maßnahmen zum Thema
Nachhaltigkeit fasst Schaeffler in vier Kategorien
zusammen. Im Handlungsfeld des
nachhaltigen Wirtschaftens verfolge das
Unternehmen unter anderem das Ziel, ökonomisch
langfristig zu agieren und seine
technologische Kompetenz zu bewahren. Nach
eigenen Angaben unterhalte die Schaeffler
Gruppe Managementstrukturen und -prozesse,
die dafür sorgen sollen, dass die Geschäftstätigkeiten
jederzeit rechtskonform sind und
den ethischen Anforderungen genügen.
Trendthemen Umwelt- und
Klimaschutz
Für die Trendthemen Umwelt- und Klimaschutz
liefert Schaeffler bereits jetzt Produkte
und Technologien, welche die Mobilität
und industrielle Anlagen umweltverträglicher
und effizienter machen sollen. Dahingehend
wird im Nachhaltigkeitsbericht der
Anschluss an die Ziele der Klimarahmenkonvention
der Vereinigten Staaten unterstrichen.
So schließt sich auch Schaeffler nach
eigenen Angaben der Absicht an, die Erderwärmung
zukünftig erheblich begrenzen zu
wollen. Darüber hinaus sollen zum Beispiel
die Klimaschutzaktivitäten des Unternehmens
auf einer verbesserten Datenbasis forciert
werden. Neben der Messung und Steuerung
eigener Energieverbräuche und Emissionen
sollen auch solche jenseits der eigenen
Werke und Fahrzeuge erfasst werden.
Flexibilität bei Kunden und Produkten
Die gegenwärtigen Trends stellen zudem die
Automobil- und Industriekunden des Unternehmens
laufend vor neue Herausforderungen.
Hierfür werde etwa analysiert, wie sich
die Bedarfslagen aufgrund jener Entwicklungen
verändern. Auf dieser Basis versucht
Schaeffler neue Produkte zu entwickeln, die
den Ansprüchen der Zukunft genügen. Der
Fokus liege hier auf umweltfreundlichen
Antrieben, urbaner und interurbaner Mobilität
sowie erneuerbaren Energien.
Mitarbeiter im Fokus
Foto: Shutterstock
Mit der Personalarbeit möchte Schaeffler die
Aspekte Gesundheit, Bildung und Gleichstellung
etablieren. Dazu gehöre es, die Belastungen
am Arbeitsplatz zu reduzieren und
einheitliche Arbeitsschutzstandards zu
berücksichtigen, so das Unternehmen. Mithilfe
von Feedbacks und Trainings soll außerdem
die Führungskräfteentwicklung vorangetrieben
werden. Auch Nachwuchsförderung
stehe nach wie vor auf dem Programm,
heißt es. Zudem stellt Schaeffler die Vielfalt
der Belegschaft als »Voraussetzung für Innovationsfähigkeit
und Flexibilität« dar.
Neue Position für
Nachhaltigkeitsarbeit
Weiterhin verkündet Schaeffler, seit Beginn
des Jahres die interne Nachhaltigkeitsorganisation
weiterzuentwickeln und dazu einen
eigenen Bereich eingerichtet zu haben. Thomas
Fußhöller sei nun als Leiter Nachhaltigkeit,
Umwelt, Arbeitsmedizin und -sicherheit
zur Schaeffler Gruppe für die gebündelten
Themen verantowrtlich. Mit diesem Schritt
möchte das Unternehmen seinem Nachhaltigkeitsmanagement
mehr Gewicht verleihen
und die Strategien weiter vorantreiben.
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50 Stahlkultur
Die Kunst der wogenden
Linie – das Marta Herford
Seine Lichtschächte wurden bereits mit abgebrochenen Schornsteinen
von Ozeandampfern verglichen: Das 2005 eröffnete Marta Herford,
Museum für zeitgenössische Kunst, setzt sich aus verschiedenen
Gebäudeteilen mit rötlich brauner Ziegelfassade zusammen. Isoliert
betrachtet wirken sie wie aufeinandergestapelte, teilweise schon in
sich zusammengesunkene Kartons. Im Zusammenspiel bilden sie
eine wogende Linie, die ein Dach aus Edelstahl mit eingearbeiteten
Lichtschächten optisch verbindet. Geringe Wartungskosten und
Langlebigkeit machten den dauerhaft korrosionsbeständigen
Werkstoff auch in Herford für Gehry zum Material der Wahl. Allein
für die Dachgestaltung wurden 400 Tonnen nichtrostender Stahl
verarbeitet: Scheinbar wie lose Blätter auf den einzelnen Elementen
liegende Edelstahlbleche verleihen dem Museumsbau die Anmutung
sich auftürmender Wellenberge. Das Gebäude bietet eine Ausstellungsfläche
von 2 500 Quadratmetern. Entworfen wurde das Marta Herford
von Frank Owen Gehry. Wohl kaum ein anderer Architekt hat das
visuelle und mechanisch-physikalische Potenzial von Edelstahl
regelmäßig mehr bis an die Grenzen des technisch Machbaren
ausgeschöpft als er. Sein seit über sechs Jahrzehnten währendes
Schaffen macht Edelstahl Rostfrei unvergänglich.
Frank O. Gehry (90) liebt Abenteuer
und Bewegung – in seiner Freizeit
ebenso wie in der Architektur. Das
seit über sechs Jahrzehnte währende
Schaffen des kanadisch-US-amerikanischen
Stararchitekten und begeisterten
Seglers macht Edelstahl Rostfrei
unvergänglich. Für seine dekonstruktivistische
Architektur wurde Gehry
1989 der Pritzker-Preis verliehen.
Foto: Shutterstock
stahlmarkt 8.2019
Stahlkultur 51
Foto: WZV / Marta Herford / Felix Hüffelmann
stahlmarkt 8.2019
52 Aus der Produktwelt
Optimierte Anwendungen aus praktischer
Fertigung und Programmierung
Materialise demonstriert aktuellen Entwicklungsstand
Bremen. Gewichtsreduzierung, Kostensenkung und funktionalere Anwendungen: Das Unternehmen Materialise
war auf der vergangenen Rapid.Tech, einer Fachmesse für additive Technologien, am Start und präsentierte gleich
eine ganze Bandbreite an Neuheiten zur Optimierung der additiven Fertigung.
Darunter befanden sich zahlreiche
Anwendungsbeispiele aus der Praxis sowie
neue Software-Versionen. Die vorgestellten
Lösungen entstammen dabei unterschiedlichen
Bereichen, anhand derer das Unternehmen
beabsichtigte, die Möglichkeiten der
additiven Fertigung zu demonstrieren.
Leichteres Materialgewicht
Vorgestellt wurden unter anderem eine Sauggreifer-Lösung,
die Materialise als beispielhaft
für das Redesign eines existierenden Produktionswerkzeugs
präsentierte. In einer Serienproduktionsanlage
soll der Greifer dazu dienen,
leichte zylindrische Objekte anzuheben. Durch
das Redesign konnte sowohl eine Verbesserung
der Funktionalität als auch ein leichteres
Materialgewicht erzielt werden, wie Materialise
mitteilte. Darüber hinaus koste der Greifer
in der Herstellung nur noch die Hälfte.
Erweiterbare Funktionen
Darüber hinaus entwickelte Materialise eine
Spannvorrichtung für Stoßstangen, die nach
eigenen Angaben Anwendung bei dem
modularen RapidFit-System des gleichnamigen
Tochterunternehmens für Fahrzeugentwicklung
findet. Hier soll anhand einer Kombination
aus 3-D-gedruckten Knotenpunkten
und Karbonrohren eine stabilere und bis
zu 90 Prozent leichtere Messvorrichtung
erzeugt werden. Die Funktionalität der Vorrichtung
könne sogar noch weiter ausgebaut
werden, sofern sie mit additiv gefertigten
Komponenten aus einen Nylon-Aluminium-Gemisch
erweitert werde. So profitierten
Anwender generell von der Möglichkeit,
Funktionalitäten in den Aufnahmepunkten
der Vorrichtung zu integrieren, heißt es seitens
Materialise.
Eine Spannvorrichtung für Stoßstangen zur optischen Vermessung soll zukünftig die
Fahrzeugentwicklung weiter erleichtern.
Exemplarisch für die Erschließung neuer
Geschäftsfelder gilt zudem die Fertigung eines
Skischuhs des Schweizer Start-ups Tailored Fits.
Dessen Produkte verfügen über additiv gefertigte
Innenschuhe aus thermoelastischem
Polyurethan und wurden in Kooperation mit
Materialise konzipiert. Für die serielle Individualisierung
sei weiterhin eine digitale Lieferkette
entwickelt worden. Dadurch soll gewährleistet
werden, dass im Fachgeschäft Kundendaten
unmittelbar an das Materialise-Druck-Werk am
Standort in Belgien gelangen. Dort können die
entsprechend geformten Innenschuhe dann
kurzfristig hergestellt werden.
Übergreifendes Potenzial
Auch mit der Entwicklung bestehender Software-Versionen
war Materialise in der Vergangenheit
beschäftigt. Mit der »Materialise
Simulation 2.0« möchte das Unternehmen
zukünftig nicht nur die Geschwindigkeit der
Software verbessern, sondern auch seine
Simulationsfunktionen erweitern. Dazu gehöre
eine Bauteilkompensation, mit der Verformungen
vorhergesagt und kompensiert werden
können. Zudem vereinfache das Update
die Verwaltung der Simulation und mache sie
folglich einem breiteren Publikum zugänglich.
Ursprünglich entwickelte Materialise die Software,
um mithilfe eines virtuellen Prototyps
das Verhalten eines Bauteils während der Produktion
vorherzusagen und zu analysieren.
Weiterentwicklung der Software
Mit Materialise Streamics entwickelte das
Unternehmen ein Software-Tool zur Verwaltung
und Rationalisierung von 3-D-Druck-Produktionsabläufen.
Die neue Version soll dazu
beitragen, die oft noch isolierten hauseigenen
Kapazitäten in produktive und integrierte Produktionsanlagen
zu verwandeln. Erreichen
möchte Materialise diese Erweiterung durch
eine einfachere Integration der 3-D-Druckproduktionsumgebung
in bestehende Geschäftsund
Produktionssysteme.
KONTAKT
Foto: Materialise
stahlmarkt 8.2019
Aus der Produktwelt 53
Stahl ∙ Edelstahl ∙ Anschlagrohre ∙ Bauelemente
Künstliche Intelligenz in
europäischen Gießereien
DataProphet und pour-tech gehen weiteren Schritt in
Richtung Industrie 4.0
DataProphet, ein Entwickler für Lösungen der künstlichen Intelligenz (KI)
in der industriellen Produktion, hat eine strategische Allianz mit dem
Automatisierungs-Spezialisten pour-tech vereinbart. Gemeinsam wollen
die Unternehmen praxisgerechte KI-Systeme in europäische Gießereien
bringen.
WIR LIEFERN!
Bild: DataProphet
Anhand künstlicher Intelligenz sollen Betriebsabläufe in europäischen Gießereien bald
messbar optimiert werden.
Das grundlegende Ziel der Partnerschaft
sei es, bestehenden und neuen Kunden von
pour-tech zu ermöglichen, Qualität und Effizienz
ihrer Gießereien mithilfe von KI zu
optimieren. Laut Oliver Schmitz, Sales Manager
von pour-tech, ließe sich durch die
Zusammenarbeit ein gesamtheitliches
Abbild der Betriebsabläufe schaffen. Die
Basis dafür bilden analoge und digitale
Daten, die der Anwender über Jahre hinweg
gesammelt hat. »Wir können den Gießereien
messbare Verbesserungen in der Produktivität
bieten, die aus der Nutzung von
Machine Learning resultieren. Nach diesem
Grundsatz werden wir in Gießereien in ganz
Europa transformieren«, blickt Schmitz optimistisch
in die Zukunft.
Um die Pläne umzusetzen, schuf DataProphet
eine Plattform, die sich der Methode
des Deep Learning bedient. Die Lösung
käme nach Unternehmensangaben gerade
dann zum Einsatz, wenn es um die Analyse
besonders großer Datenbanken geht. Die
stahlmarkt 8.2019
Software arbeite dementsprechend vorausschauend
und empfehle dem Maschinenbediener
die jeweils nächste optimale Aktion.
Durch eine solche Betriebsweise der Anlagen
werde beabsichtigt, die Ausbeute zu
erhöhen, die Fehlerquote zu senken und die
Anlagenverfügbarkeit zu steigern. Die Software
könne dabei in jede beliebige Industrieumgebung
integriert werden.
Frans Cronje, CEO von DataProphet,
betont vor allem die komplexe Anwendbarkeit
der KI-Plattform, denn diese biete »den
Anwendern nicht nur in der Gießereiindustrie
die Möglichkeit, die Produktivität von
ausgereiften Technologien und vorhandenen
Anlagen erheblich zu steigern«. Nach
eigenen Angaben befindet sich das Unternehmen
derzeitig auf Expansionskurs und ist
kürzlich Kooperationen mit Partnern in Europa,
Nordamerika und Südamerika eingegangen.
TRÄNENBLECHE
SCHWARZ UND
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STÄRKE:
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FORMATE:
1000 mm x 2000 mm
1250 mm x 2500 mm
1500 mm x 3000 mm
LOGISTIK:
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+49 4841 902 0
www.husumwind.com
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Future Steel Forum Quartz Business Media +44 173 785 5151
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30.-2.10.2019
Wien
ESSC & Duplex Conference 2019
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Metallurgy and Materials
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8.-10.10.2019
Rheinstetten
DeburringEXPO – Fachmesse für
Entgrattechnologien und
Präzisionsoberflächen
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9.-11.10.2019
Thessaloniki
10th European Slag Conference
EUROSLAG - The European
Slag Association
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10.10.2019
Düsseldorf
Immissionsschutz in der Stahlindustrie Stahlinstitut VDEh +49 211 6707 458
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22.-24.10.2019
Stuttgart
parts2clean – Internationale
Leitmesse für industrielle Teileund
Oberflächenreinigung
Deutsche Messe AG +49 511 890
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23.10.2019
Landshut
MSR-Spezialmesse Südost MEORGA GmbH +49 683 889 600 35
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05.-08.11.2019
Stuttgart
Internationale Fachmesse für Blechbearbeitung
P.E. Schall GmbH & Co. KG +49 7025 92060
www.schall-messen.de
10.- 11.11.2019
Aachen
2. Aachener Ofenbau- und
Thermoprozess-Kolloquium
RWTH Aachen, Institut für Industrieofenbau
und Wärmetechnik
+49 241 802 5935
www.aotk.rwth-aachen.de/aotk-2019
26.-28.11.2019
Maastricht
26.11.2019
Aachen
03.-04.12.2019
Düsseldorf
08.-12.12.2019
Mönchengladbach
Stainless Steel World 2019 Stainless Steel World +31 575 585 270
www.stainless-steel-world.net
Simulation von Gusseisen MAGMA Gießereitechnologie GmbH +49 241 889 010
www.magmasoft.de
Korrosion von nichtorstenden Stählen Stahlinstitut VDEh +49 211 6707 458
www.stahl-akademie.de
Stahlrecycling Stahlinstitut VDEh +49 211 6707 458
www.stahl-akademie.de
stahlmarkt 8.2019
Veranstaltungen/Inserentenverzeichnis 55
Inserentenverzeichnis »stahlmarkt«
HUSUM WIND 2019: INNOVATIONEN FÜR DIE
ZUKUNFT DER WINDENERGIE
Heft 8.2019
OBERFLÄCHENTAGE BERLIN 2019: VERNETZUNG VON
FORSCHUNG UND PRAXIS
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stahlmarkt 8.2019
56 Personalien
VIP-Seite
Ehemaliger Dillinger-Chef
Paul Belche stirbt mit 67 Jahren
Dr. Paul Belche
Foto: Dillinger
Mit »großer Trauer und Betroffenheit«
hat der Aufsichtsrat der Stahl-Holding-
Saar die Nachricht vom plötzlichen Tod
von Dr. Paul Belche bekanntgegeben. Der
ehemalige Vorsitzende des Vorstands der
Aktien-Gesellschaft der Dillinger Hüttenwerke
(Dillinger) starb am 21. Juni 2019
im Alter von 67 Jahren. Nach dem Studium
der Eisenhüttenkunde an der Rheinisch-Westfälischen
Technischen Hochschule
Aachen und verschiedenen beruflichen
Etappen innerhalb der ArcelorMittal-Gruppe
kam Belche im Januar 2005
zu Dillinger und war bis Anfang 2011
Vorstandsvorsitzender von Dillinger und
DHS – Dillinger Hütte Saarstahl AG. Er
hatte neben dem Vorsitz die Leitung des
Ressorts »Verkauf, Einkauf und Verkehr«
des Unternehmens inne. In seine Amtszeit
fielen viele Investitionen, darunter
die Sanierung der Zentralkokerei Saar,
die Vorbereitung der Investition für den
Bau von Steelwind Nordenham, den Ausbau
der Dickblechstrategie, das Revamping
der Stranggießanlage CC5 oder der
Bau des Gichtgaskraftwerkes in Dillingen.
Premal Desai ist neuer Stahl-Chef
von thyssenkrupp
Premal Desai
Foto: thyssenkrupp
Im Stahlgeschäft von thyssenkrupp wechselt
die Spitze: Premal Desai stellt sich als
neuer Stahl-Chef den Herausforderungen
des Unternehmens. Er löst damit den bisherigen
Vorstandsvorsitzenden Andreas Goss
ab, der sein Mandat im Einvernehmen niedergelegt
hat. Das teilte der Konzern in
einer Pressemeldung mit. Auf sein Studium
der Wirtschaftswissenschaften an der Universität
Bayreuth folgte für Desai eine zehnjährige
Tätigkeit in der Strategieberatung
bei der Boston Consulting Group. Für thyssenkrupp
ist er seit 2006 tätig: In seinen
ersten Jahren leitete er die konzerneigene
Unternehmensberatung sowie den Zentralbereich
Technologie, Innovation und Nachhaltigkeit.
Vor dem Wechsel als Finanzchef
in den Stahlbereich ab 2015 besetzte er ab
2010 das Amt als Konzernstrategiechef. Den
bevorstehenden Herausforderungen zeigt
sich Desai optimistisch. Trotz der gescheiterten
Fusion mit Tata Steel sieht er das Unternehmen
»in einer starken Position« und
beruft sich auf das Potenzial des Stahlgeschäfts.
Gleichwohl belastete das geplatzte
Joint Venture die Sparte zuletzt vor allem
durch fehlende strategische Perspektiven.
Darüber hinaus muss sich Desai in seiner
neuen Position dem zunehmend rauer werdenden
Geschäftsklima stellen, das sich
aufgrund wirtschaftlicher Sondereffekte auf
die Branche ausbreitet. Mit der internen
Umstrukturierung sei es zukünftig vorgesehen,
dass das Stahlgeschäft wieder den Kern
von thyssenkrupp bilde, heißt es.
Nach 15 Jahren an der Spitze:
Wolfgang Eder, 67, gibt Leitung von
voestalpine ab
Wolfgang Eder
Foto: voestalpine
Schon frühzeitig im Sommer hatte sich der
österreichische Stahl- und Technologiekonzern
voestalpine auf Herbert Eibensteiner,
den bisherigen Chef der Steel Division, als
neuen Vorstandsvorsitzenden festgelegt.
Nach 15 Jahren im Vorstand gab Wolfgang
Eder Anfang Juli seinen Posten ab. Mit seinem
planmäßigen Ausscheiden aus dem
voestalpine-Vorstand hat eines der prägendsten
Gesichter das operative Geschäft
verlassen. Vor 41 Jahren startete er seine
Karriere bei der damaligen Voest als junger
Jurist. Kurz darauf war der spätere Konzernchef
für die Aufsichtsratssitzungen verantwortlich
und erlebte in den 1990er-Jahren
den krisenbelasteten Übergang des Unternehmens
aus dem Staatsbesitz hin zum Privatunternehmen.
Ab seinem Aufstieg als
Vorstandsvorsitzender im Jahr 2004 entwickelte
sich die voestalpine in den vergangenen
15 Jahren zu einem der wichtigsten und
erfolgreichsten Industriekonzernen Österreichs.
Im Rahmen der strategischen Neuausrichtung
ergänzte Eder die Massenproduktion
von Stahl um die Qualität von Verarbeitung
und Technologie. Ähnlich beteiligt an
der jüngeren Unternehmensentwicklung ist
Herbert Eibensteiner als sein Nachfolger. Er
gehört dem Konzern seit 1989 und dem Vorstand
seit 2012 an, ab 2014 war er auch
Leiter der Steel Division. Diese Position wird
nun von Hubert Zajicek besetzt.
stahlmarkt 8.2019
Firmenschriften 57
ArcelorMittal – Steligence
Klöckner & Co
Steligence liefert zehn klare Vorteile
Faltposter, 1 Seite, deutsch
Das vom Stahlkonzern ArcelorMittal entwickelte
Konzept »Steligence« basiert auf der Idee, Architekten,
Ingenieuren und Projektentwicklern bei der Erreichung
ihrer Ziele beim Bauen zu unterstützen. Durch diesen
Konstruktionsansatz sollen soziale, ökologische und
ökonomische Auswirkungen verschiedener Baustoffe
und -praktiken bewertet und optimiert werden. Da
gerade der Werkstoff Stahl unendlich recycelbar ist, bildet Steligence folglich
die Grundlage, den Lebenszyklus und letztendlich die Wiederverwendbarkeit
eines Gebäudes und seiner Komponenten zu berücksichtigen.
ArcelorMittal Duisburg
Vohwinkelstrasse 107, 47137 Duisburg,
Tel. +49 (0) 203 606 67353, Fax +49 (0) 203 606 6332
www.duisburg.arcelormittal.com
Tradition mit Perspektive
27 Seiten, deutsch
Das Traditionsunternehmen gilt seit der Gründung
im Jahr 1906 als einer der führenden Stahlhändler
in Deutschland. Als Plattform für unterschiedliche
stahlverarbeitende Branchen beinhaltet die
Produktpalette die Zulieferung von Blechen,
Profilen und Rohren verschiedener Dimensionen, Herstellungsarten und
Oberflächenbeschaffenheiten. Der breit aufgestellte Online-Shop bietet
daher Klöckner & Co. zufolge eine bequeme Anlaufstelle für mittelständische
Unternehmen und Handwerksbetriebe. Durch den Lageraustausch
zwischen den insgesamt 18 nationalen Standorten seien zudem hohe
Verfügbarkeiten garantiert.
Klöckner & Co Deutschland GmbH
Am Silberpalais 1, 4757 Duisburg
Tel. +49 (0)203 307-0, Fax +49 (0)203 307-5245
E-Mail: kontakt@kloeckner.com, www.kloecknerdeutschland.com
Interfer Stahl
Stahl in der Supply Chain – Bearbeitung,
Bevorratung, Distribution
11 Seiten, deutsch
Die passende Stahlgüte in der erforderlichen
Menge zur rechten Zeit am rechten Ort: Stahldistribution
stellt einen wichtigen Teil des Supply-Chain-Managements
dar. Das Geschäftsfeld
des Unternehmens Interfer Stahl vereint die
Bevorratung, Distribution und Anarbeitung von
Stahlprodukten in einem breiten Portfolio von Lang- und Flachprodukten.
Ergänzend dazu umfasst das Logistik-Konzept unabhängig vom Auftragsvolumen
diverse Services bis hin zum teilweisen oder kompletten
Auslagern des Beschaffungs- oder Dispositionsprozesses.
Interfer Stahl GmbH
Bülowstr. 12, 44147 Dortmund
Tel. +49 231 8286-0, Fax +49 231 8286-400
E-Mail: stahl-dortmund@knauf-interfer.de, www.knauf-interfer.de
Eltra
Elementrac CS-i – Präzise Kohlenstoff/Schwefel
Analyse durch induktive Verbrennung
3 Seiten, deutsch
Das Unternehmen Eltra hat nach eigenen Angaben
einen Analysator für die exakte und sichere Messung
von Kohlenstoff und Schwefel in anorganischen
Proben entwickelt. Für diese Zwecke ist der neue
»Elementrac CS-i« mit einem leistungsstarken
Induktionsofen zur Probenverbrennung ausgestattet.
Zur Bestimmung der Werte macht das System Gebrauch von hochsensitiven
Infrarot-Zellen, deren Messbereich sich an kundenspezifische Anforderungen
anpassen lassen soll. Zugleich soll die angewandte Elements-Software präzise,
transparente und sichere Analyseergebnisse gewährleisten.
Eltra GmbH
Retsch-Allee 1-5, 42781 Haan
Tel. +49 2104 2333-400, Fax +49 2104 2333-499
E-Mail: info@eltra.com, www.eltra.com
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stahlmarkt 8.2019
58 Vorschau
VORSCHAU 9.2019
Edelstahlhülle umschließt Atomruine von Tschernobyl
Die ukrainische Kleinstadt Tschernobyl erlangte
1986 weltweit traurige Berühmtheit: Im dortigen
Atomkraftwerk trat mit der Explosion von
Reaktorblock 4 der GAU, der größte anzunehmende
Unfall, ein. Riesige Mengen an geschmolzenen
Kernbrennstoffen und radioaktivem Staub wurden
in die Luft gestoßen. In nur sieben Monaten
wurde eine Schutzhülle aus Beton über der Mit Hilfe einer 86 000 Quadratmeter
Atomruine von Block 4 errichtet, um die weitere großen Edelstahlschutzhülle soll
Emission des strahlenden Materials zu verhindern.
Tschernobyl wieder in einen
Über 25 Jahre arbeiteten internationale Experten
ökologisch sicheren Zustand
an der Entwicklung einer Lösung, um Tschernobyl
überführt werden.
langfristig wieder in einen ökologisch sicheren
Zustand zu überführen. Sie besteht aus einer 86 000 Quadratmeter großen, bogenförmigen
Schutzhülle aus Edelstahl, die jetzt, über 30 Jahre nach der Katastrophe, fertig
gestellt ist. Ab diesem Jahr wird sie den einsturzgefährdeten, undichten
Betonsarkophag für mindestens 100 Jahre von der Außenwelt isolieren.
Dillinger bringt Blech zum Sprechen
Mit Hochdruck arbeitet der Grobblechhersteller
Dillinger an der Digitalisierung der
Wertschöpfungskette. Dabei setzt das
Unternehmen im Innovationsmanagement auf
Design-Thinking-Prozesse. Erstes Produkt dieser
kundenzentrierten Entwicklungsmethode ist die
Die App E-Connect von Dillinger stellt
App E-Connect, die Kunden weltweit blechspezifische
Informationen per Barcode-Scan sofort zur
Verknüpfungen zur übergeordneten
E-Service-Plattform her.
Verfügung stellen soll. Diese Daten des »sprechenden
Blechs« kann der User nach Unternehmensangaben mit einer Vielzahl an Services
und Berechnungstools auf der übergeordneten E-Service-Plattform verknüpfen.
Stahlhandel im Wandel
Die Anforderungen an Partner und Zulieferer
steigen, auch aufgrund kleiner werdender
Losgrößen, stetig. Kerngeschäft des Metall- und
Stahlhandels ist längst nicht mehr nur der
Handel, sondern ebenso der Zuschnitt und die
Anarbeitung von Halbzeugen. Damit wird der
Der Zuschnitt und die
Händler immer mehr ein aktiver Teil der
Anarbeitung von Halbzeugen
Wertschöpfungskette, statt nur Zwischenstation
machen den Stahlhändler immer
im Beschaffungsvorgang zu sein. Doch wie können
Stahl- und Metallhändler die Industrie darü-
mehr zu einem aktiven Teil der
ber hinaus dabei unterstützen, Prozesse zu verschlanken,
wettbewerbsfähig zu bleiben und die
Wertschöpfungskette.
Finanz- und Unternehmenskennzahlen zu optimieren?
Außerdem in der kommenden Ausgabe:
• Stahlhandel & Stahl-Service-Center
• Logistik & Handhabung, Lagertechnik
Foto: Günther + Schramm
Foto: WZV / Kalzip GmbH
Foto: Dillinger
Impressum
Verlag:
Maenken Kommunikation GmbH
Von-der-Wettern-Str. 25, 51149 Köln
Tel. +49 2203 35 84-0
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Herausgeber:
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Stean Weich, stefan.weich@maenken.com
Niklas Reiprich, niklas.reiprich@maenken.com
Ständige Mitarbeiter in Berlin, Warschau, New York
Objektleitung:
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November zum 31. Dezember des jeweiligen Jahres.
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stahlmarkt 8.2019
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gleichen Jahr wie das Automobil erfunden, schreibt
auch das Mannesmannrohr bis heute Geschichte.
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und Stoßdämpfer – unsere Präzisionsstahlrohre
arbeiten in Automobilen auf den zweiten und
dritten Blick. Überall. Seit 130 Jahren.