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Kreuzband-OP: Bayerns Wunschkandidat Sané fällt lange aus – Sport Seite 18<br />
E-Scooter:<br />
Das teure<br />
Vergnügen<br />
Seite 6<br />
16°/28°<br />
Heiter geht es weiter<br />
Wetter Seite 2<br />
Die Bilanz: Putin ist seit<br />
20 Jahren an der Macht<br />
Politik Seite 5<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Letzte Warnung: Das Klima<br />
bedroht die Ernährung<br />
Tagesthema Seite 2, Leitartikel Seite 8<br />
Freitag,9.August 2019 Nr.183 HA -75. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Widerdas Vergessen: Das<br />
Massaker in der Toskana<br />
Seite3<br />
Der seltsame<br />
Fall des<br />
Bakery Jatta<br />
VonPatrick Berger<br />
Am30. Juni 2016 erschien Bakery<br />
Jatta zu seinem ersten offiziellen<br />
Training als Profifußballer des (damaligen<br />
Erstligisten) Hamburger SV.<br />
Die Fans, Mitspieler und vor allem<br />
auch Reporter im Volkspark schauten<br />
gespannt auf die ersten Schritte<br />
des Neulings.Jatta stellte sich hinterher<br />
vor, höflich, zuvorkommend, der<br />
Körper athletisch und muskulös,der<br />
Händedruck<br />
fest. Schon damals<br />
gab es<br />
Zweifel am Alter<br />
des Flügelstürmers,<br />
der im<br />
Sommer 2015 als<br />
BakeryJatta<br />
–oder doch<br />
BakaryDaffeh?<br />
Hamburger SV<br />
Flüchtling hierher<br />
kam, der älter<br />
wirkte, seinerzeit<br />
aber erst<br />
17 Jahrealt war.<br />
Bakery Jatta<br />
wurde am 6. Juni 1998 in Gunjur/Gambia<br />
geboren –oder besser:<br />
soll geboren worden sein. Nach einem<br />
Bericht der Sportbild sind die<br />
Zweifel an der Identität des Kickers<br />
erneut aufgekommen. Demnach<br />
könnte Jatta eine Vergangenheit als<br />
BakaryDaffeh haben und bereits am<br />
6. November 1995 geboren worden<br />
sein. Er wäre also schon 23 statt 21.<br />
Jatta weist die Vorwürfe zurück, beteuert,<br />
als Minderjähriger nach<br />
Deutschland gekommen zu sein und<br />
zuvor nie in einem Verein gespielt zu<br />
haben. Einen Asylantrag, das vermeldete<br />
das Bundesamt für Migration<br />
und Flüchtlinge, hat Jatta nach<br />
seiner Ankunft nicht gestellt. Für<br />
seine Anstellung beim HSV erhielt er<br />
eine Aufenthaltserlaubnis.<br />
Auf YouTube gibt es ein zehnminütiges<br />
Video von Daffeh, der für<br />
mehrere afrikanische Klubs spielte,<br />
auch für die U20 Gambias. Die Ähnlichkeit<br />
ist allerdings marginal. Beim<br />
HSV, den der (mutmaßlich) 17-jährige<br />
Jatta im Winter 2015 in Probetrainings<br />
überzeugte, war man damals<br />
skeptisch. Juristen prüften den<br />
Fall. „Es wurde festgestellt, dass die<br />
biologische Entwicklung abgeschlossen<br />
ist“, sagte der damalige<br />
Sportchef Peter Knäbel.<br />
Derseltsame Fall des BakeryJatta<br />
liegt nun bei den Behörden. Sollte<br />
sich der Verdacht erhärten, droht<br />
dem Gambier der Entzug der Aufenthaltsgenehmigung.<br />
Bis dahin bleibt<br />
zu hoffen, dass Jatta, der als Musterbeispiel<br />
für Integration gilt, in den<br />
Stadien nicht die hässlichen Anfeindungen<br />
erhält, die im Netz kursieren.<br />
Vonden eigenen Fans erhielt er<br />
im Training jedenfalls viel Zuspruch.<br />
Hoffentlich sicher unterwegs: Teenager laufen über eine Straße. 2016 gab es 691 Unfälle, bei denen Jungen und Mädchen bis 14 Jahre verunglückten. 2018 waren es 752. FELIX VOGEL<br />
VonPeter Neumann<br />
Vision Zero – keine Verkehrsunfälle<br />
mit Toten und<br />
Schwerverletzten mehr:<br />
Dasist ein Ziel, das sich der<br />
Senat auf die Fahnen geschrieben<br />
hat. Doch auch was die Zahl der verunglückten<br />
Kinder anbelangt, läuft<br />
die Entwicklung in Berlin in die andere<br />
Richtung. Darauf hat die Sachverständigenorganisation<br />
Dekra in<br />
ihrem am Donnerstag veröffentlichten<br />
Verkehrssicherheitsreport 2019<br />
hingewiesen. „Wir dürfen es nicht<br />
einfach so hinnehmen, dass die Zahl<br />
der Kinder,die verunglücken, erneut<br />
gestiegen ist“, sagte Mario Schwarz,<br />
Leiter der Niederlassung Berlin.<br />
Zum Thema Unfälle mit Kindern<br />
spricht die Statistik der <strong>Berliner</strong> Polizei<br />
eine klare Sprache. Danach hat<br />
sich die Situation von 2016 bis 2018<br />
deutlich verschlechtert. So ist die<br />
Zahl der Unfälle, bei denen junge<br />
Menschen im Alter vonbis zu 14 Jahren<br />
verunglückten, von 691 auf 752<br />
gestiegen. Besonders viele Kollisionen<br />
dieser Artereigneten sich in den<br />
Bezirken Pankow, Mitte und Lichtenberg,<br />
zwischen 16 und 17 Uhrwar<br />
das Unfallaufkommen am höchsten.<br />
Bei den leicht verletzten Kindern<br />
gab es eine Zunahme von 552 auf<br />
605, bei den schwer verletzten von<br />
144 auf 161. Kamvor drei Jahren kein<br />
Kind im <strong>Berliner</strong> Straßenverkehr<br />
Gefährliches Pflaster<br />
In Berlin ist die Zahl der Unfälle mit Kindern gestiegen.<br />
Mehr Kontrollen und höhere Strafen wären sinnvoll, sagt die Dekra,<br />
doch das Hauptproblem sei das Verhalten der Verkehrsteilnehmer<br />
ums Leben, waren es im vergangenen<br />
Jahr zwei. In Lichtenberg starb<br />
ein 13-jähriges Mädchen unter einer<br />
Straßenbahn. Kurz darauf wurde ein<br />
acht Jahre alter Junge auf dem FahrradinSpandau<br />
voneinem rechts abbiegenden<br />
Lastwagen getötet.<br />
2017 verunglückte in Berlin ein<br />
Kind tödlich. Der vier Jahre alte<br />
Junge hatte sich in Heinersdorf von<br />
seiner Mutter losgerissen und wurde<br />
voneinem Auto erfasst. Er starb zwei<br />
Wochen nach der Einlieferung im<br />
Krankenhaus. Der Fahrer, der einen<br />
Stau umfahren wollte, wurde zu einer<br />
Geldstrafe von 200 Euro und einem<br />
Monat Fahrverbot verurteilt.<br />
Kinder tragen ein erhöhtes Risiko,<br />
weil sie noch nicht genug Erfahrung<br />
haben. Doch längst nicht immer<br />
liegt die Schuld bei den jungen Menschen.<br />
In Berlin wurde 2018 rund ein<br />
Drittel der Unfälle mit Kindern von<br />
den anderen Verkehrsteilnehmern<br />
verursacht –bei denen es sich fast<br />
immer um Erwachsene handelte.<br />
Der <strong>Berliner</strong> Dekra-Chef nahm<br />
vor allem Eltern ins Visier, die ihre<br />
Kinder im Auto zur Schule befördern.<br />
„Vor manchen Schulen spielen<br />
sich unglaubliche Szenen ab“, sagte<br />
er. Haltende Autos stehen im Weg,<br />
Kinder müssten mitten auf der Fahrbahn<br />
aussteigen. „Grundsätzlich haben<br />
wir nichts gegen Elterntaxis“, so<br />
Schwarz. „Man kann Eltern nicht<br />
verbieten, ihre Kinder zum Unterricht<br />
zu bringen. Aber sie können<br />
„Grundsätzlich haben wir nichts gegen<br />
Elterntaxis. Doch vor manchen Schulen<br />
spielen sich unglaubliche Szenen ab.“<br />
Mario Schwarz, Leiter der Dekra-Niederlassung Berlin<br />
zum Halten geeignete Plätzesuchen<br />
und auch mal um die Ecke fahren.“<br />
Vonden Müttern und Vätern, die an<br />
einer Dekra-Umfrage zu diesem<br />
Thema teilgenommen haben, bringen<br />
23 Prozent ihre Kinder regelmäßig<br />
im Auto zur Schule. Elterntaxis<br />
werden von 36Prozent der Sechsbis<br />
Achtjährigen genutzt. Bei43Prozent<br />
der Fälle lautete das Argument,<br />
dass sich die FahrtindenWegzur Arbeit<br />
integrieren lässt. Fast ein Fünftel<br />
der Befragten gab an, dass der Schulwegsonst<br />
viel zu gefährlich wäre.<br />
In Berlin unterstützt das Projekt<br />
„ZuFuß zur Schule“ Schulen und Kitas<br />
dabei, Alternativen zum Elterntaxi<br />
zu propagieren. „Wir wollen erreichen,<br />
dass die Kinder ihren Schulund<br />
Kitaweg nicht nur sicher zurücklegen<br />
können, sondern auch,<br />
dass Zufußgehen und Radfahren als<br />
ökologisches Mobilitätsverhalten<br />
mehr Gewicht erhalten“, sagte Gabi<br />
Jung vom Bund für Umwelt und Naturschutz<br />
Deutschland (BUND).<br />
Tödliche Unfälle wie der des<br />
Achtjährigen in Spandau ließen sich<br />
verhindern, wenn Technik Lkw-Fahrerbeim<br />
Abbiegen vorGefahren warnen<br />
würden. „Die EU ist der große<br />
Verhinderer“, kritisierte Schwarz.<br />
Dagegen bestünde in Deutschland<br />
Konsens darüber,dass Abbiegeassistenten<br />
Pflicht werden müssten.<br />
Der Dekra-Chef kritisierte den<br />
rot-rot-grünen Senat nicht. „Er arbeitet<br />
intensiv an den Themen“ –<br />
daran, dass der Verkehr sicherer<br />
wird. Mehr Kontrollen und schärfere<br />
Strafen wären sicher sinnvoll. Doch<br />
das Hauptproblem läge in Berlin woanders:<br />
im Sozialverhalten der Verkehrsteilnehmer.<br />
Sie seien zunehmend<br />
„unentspannt und aggressiv“.<br />
Schwarz: „In Berlin wird täglich ein<br />
Kampf auf den Straßen ausgetragen.<br />
Das kriegt man durch Verbesserungen<br />
bei der Infrastruktur nicht kompensiert.“<br />
Allzuoft seien Erwachsene<br />
ein schlechtes Vorbild für Kinder.<br />
Müller<br />
verschont<br />
Scheeres<br />
Doch in der SPD wächst der<br />
Frust über die Senatorin<br />
Fehlende Schulplätze, unverändert<br />
schlechtes Abschneiden<br />
<strong>Berliner</strong> Schüler, hohe Zahlen an<br />
Schulabgängernohne Abschluss,intransparentes<br />
Vorgehen der Verwaltung<br />
–die Kritik an Bildungssenatorin<br />
Sandra Scheeres reißt nicht ab.<br />
Am Donnerstag teilte die Verwaltung<br />
auf Nachfrage mit, dass 90 Lehrerstellen<br />
für das am Montag gestartete<br />
Schuljahr weiterhin unbesetzt sind.<br />
Besonders in Randregionen wie<br />
Spandau oder Marzahn-Hellersdorf<br />
sei es schwieriger, Interessenten zu<br />
finden. Die Stellen sollten so zügig<br />
wie möglich besetzt werden, hieß es.<br />
Auch in Scheeres’ Partei, der SPD,<br />
mehren sich währenddessen Stimmen,<br />
die die Bildungssenatorin absetzen<br />
wollen. „Die Leute haben die<br />
Nase voll von Scheeres, sie hat seit<br />
Jahren nicht geliefert“, heißt es aus<br />
Parteikreisen.<br />
Anfang der Wochehatte der Sprecher<br />
des Landeselternausschusses,<br />
Norman Heise,Scheeresdazu aufgefordert,<br />
zu einem Krisengipfel zum<br />
Thema Bildung einzuladen. Sollte<br />
sie dies nicht tun, solle der Regierende<br />
Bürgermeister Müller einspringen.<br />
In diesem Falle werde<br />
Heise die Zusammenarbeit mit<br />
Scheeres abbrechen. Doch Müller,<br />
der die Ferien über versucht hat, sich<br />
auf etlichen Politikfeldern zuprofilieren,<br />
macht bisher keine Anstalten<br />
dazu, in den Streit einzugreifen oder<br />
gar einen Gipfel einzuberufen.<br />
Bildungspolitik soll offenbar<br />
keine Chefsache der Senatskanzlei<br />
werden. Ganz anders ist das beim 30.<br />
Jahrestag des Mauerfalls im November.Inzehn<br />
Tagen will MichaelMüller<br />
in der geschichtsträchtigen Gethsemanekirche<br />
das Programm vorstellen,<br />
bis dahin sollen alle Senatsmitglieder<br />
darüber schweigen.<br />
Berlin Seiten 9und 11<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />
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BERLIN<br />
MESSEN
2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
Mit einem neuen Bericht<br />
befeuern die Klimaforscher<br />
die Debatte<br />
über Maßnahmen<br />
gegen die Erderwärmung. Im<br />
Kampf gegen die Erderwärmung<br />
müssten die Staaten ihreWälder besser<br />
schützen und eine klimafreundlichereLandwirtschaft<br />
fördern.<br />
Ernährung: Weniger Fleisch, bewussteres<br />
Einkaufen:„Mit anderer Ernährung<br />
könnten bis 2050 Millionen von<br />
Quadratkilometern Landfläche frei<br />
werden“, schreibt der Weltklimarat<br />
IPCCinseinem neusten Bericht. Die<br />
Belastung der Atmosphäre mit Kohlendioxid<br />
aus der Landwirtschaft<br />
würde das deutlich mindern. „Gesünder<br />
wären weniger tierische Produkte<br />
obendrein“, sagt Mitautor Alexander<br />
Popp vom Potsdam-Institut<br />
für Klimafolgenforschung.<br />
Weltweit sieht der IPCCgleichzeitig<br />
Gefahren für die sichere Versorgung<br />
mit Lebensmitteln. „Die Stabilität<br />
des Nahrungsmittel-Angebots<br />
wird voraussichtlich sinken, da das<br />
Ausmaß und die Häufigkeit von Extremwetter-Ereignissen,<br />
die die Lebensmittelproduktion<br />
beeinträchtigen,<br />
steigen wird.“ Derzeit seien<br />
rund 820 Millionen Menschen weltweit<br />
unterernährt. Laut IPCC leben<br />
rund 500 Millionen Menschen in Gebieten,<br />
die vonVersteppung bedroht<br />
sind. Diese Regionen seien umso anfälliger<br />
für Wetterextreme wie Dürren,<br />
Hitzewellen und Staubstürme.<br />
Es geht laut IPCC nun auch darum,<br />
die gesamte Kette der Erzeugung<br />
und des Konsums vonNahrungsmitteln<br />
zu überdenken. Die Forscher<br />
werben für eine Ernährung, die verstärkt<br />
auf Gemüse,Getreide und tierische<br />
Waren aus nachhaltiger Produktion<br />
setzt. Für die Zucht von<br />
Schweinen und Rindern etwa wird<br />
mehr Platz benötigt, zudem entstehen<br />
mehr Treibhausgase als beim<br />
Anbau der gleichen Menge von Proteinen<br />
in Bohnen oder Linsen.<br />
Abfall: Eine wichtige Stellschraube<br />
wäre auch weniger Abfall auf dem<br />
Feld, beim Transport–und nicht zuletzt<br />
in der Küche.Aktuell gehen laut<br />
IPCC weltweit 25 bis 30 Prozent der<br />
produzierten Lebensmittel verloren.<br />
In deutschen Haushalten wird laut<br />
In einem Sonderbericht fordert der Weltklimarat mehr Schutz der Wälder und<br />
sorgsamere Landwirtschaft. Er warnt: Die Erderwärmung wird die Versorgung mit<br />
Lebensmitteln beeinträchtigen.<br />
Sojaernte in Brasilien<br />
AUFKLÄRUNG SEIT MEHR ALS 30 JAHREN<br />
Der Weltklimarat IPCC wurde angesichts der<br />
Erderwärmung vormehr als 30 Jahren von<br />
zwei UN-Organisationen gegründet. Inzwischen<br />
hat er fast 200 Mitgliedsländer.Ersoll<br />
aufzeigen, wie sich der Klimawandel auf Natur<br />
und Mensch auswirkt, wie er gebremst<br />
werden kann und welche Anpassungsstrategien<br />
es gibt. Das Gremium mit Sitz in Genf<br />
forscht nicht selbst; für die jeweiligen IPCC-<br />
Berichte sichten Forscher aktuelle Studien<br />
und werten sie aus. Seinen jüngsten umfassenden<br />
5. Reportpräsentierte der IPCC<br />
2013/2014. Danach gabesmehrere Berichte<br />
zu Teilaspekten des Klimawandels.<br />
Umwelt<br />
Land und Beute<br />
In seinem Sonderbericht kommt der IPCC zu<br />
dem Ergebnis, dass die mittlere Lufttemperatur<br />
auf den Landoberflächenseitdem vorindustriellenZeitalter(1850–1900)<br />
biszum<br />
Zeitraum2006–2015 im Schnitt um 1,53<br />
Grad Celsius gestiegen ist. Zähltman Ozeane<br />
und Landzusammen, stieg sie in diesem Zeitraum<br />
im Schnitt um 0,87 Grad.Mit der Erderwärmung<br />
wird die Häufigkeit, Stärkeund<br />
Dauer vonHitzewellen im 21. Jahrhundertsteigen.<br />
Vorallem in der Mittelmeerregion und im<br />
südlichenAfrika wird es häufiger zu Dürren<br />
kommen, in vielen Regionen wird es zudem<br />
häufiger extreme Regenfällegeben.<br />
VonMatthias Röder und Fabian Nitschmann<br />
Globale Erwärmung<br />
Abweichung von der durchschnittlichen jährlichen Oberflächentemperatur*<br />
(Land und Ozean) weltweit in °C<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0<br />
-0,2<br />
-0,4<br />
-0,17°C<br />
Abweichnung*<br />
geglättet**<br />
ISTOCKPHOTO<br />
0,85°C<br />
-0,6<br />
1880 1900 1920 1940 1960 1980 2000 2018<br />
** mittels Lowess-Glättung mit einem Zeitfenster von 30 Jahren<br />
*von der Referenzperiode 1951 bis 1980<br />
BLZ/TIEDGE; QUELLE: NASA, GISS<br />
Umweltbundesamt jedes achte Lebensmittel<br />
weggeworfen. ProPerson<br />
seien das zwei vollgepackte Einkaufswagen<br />
mit einem Warenwert<br />
von 234 Euro: etwa 82 Kilogramm.<br />
Hinzu kommen nochVerluste in Produktion<br />
und Handel.<br />
Land- und Forstwirtschaft: Deutlich<br />
wie selten zuvor haben in dem Report<br />
107 Wissenschaftler nach der<br />
Auswertung von mehr als 7000 Studien<br />
die Rolle der Land- und Forstwirtschaft<br />
beim Klimawandel betont.<br />
Fast ein Viertel aller vom Menschen<br />
verursachten Treibhausgase,<br />
die den Planeten mehr und mehr<br />
aufheizen, stammt laut IPCCaus der<br />
Bestellung des Bodens. Der umsichtige<br />
Umgang mit Mutter Erde sei daher<br />
oberstes Gebot.<br />
Die Forscher aus 52 Ländern fordern,<br />
die Wälder und Moore zu<br />
schützen, Aufforstungen voranzutreiben,<br />
die Landwirtschaft auf klimaschonende<br />
Methoden umzustellen.<br />
„Der Weltklimarat ruft die<br />
Alarmstufe Rot für unsere Landnutzung<br />
aus“, meint Leif Miller vomNaturschutzbund<br />
Deutschland in einer<br />
Reaktion.<br />
Vegetation: Der Sonderbericht des<br />
IPCCmacht nach Meinung vonLivia<br />
Rasche vomCentrum für Erdsystemforschung<br />
und Nachhaltigkeit an der<br />
Universität Hamburg die regionalen<br />
Unterschiede bei den Folgen deutlich.<br />
„In einigen Regionen erlebt die<br />
Vegetation einen Aufschwung durch<br />
längere Vegetationsperioden und<br />
Stickstoffdüngung aus der Atmosphäre,<br />
in anderen wirdestrockener<br />
und die Vegetation geht zurück.“<br />
Noch werde auf Landflächen mehr<br />
Kohlenstoff gebunden als durch Abholzung<br />
und Rodung freigesetzt<br />
werde, sagte Rasche. Diese Entwicklung<br />
werde aber angesichts der Zerstörung<br />
von Wäldern und Mooren<br />
nicht anhalten. So hat sich nach<br />
jüngsten Erkenntnissen die Abholzung<br />
des tropischen Regenwalds in<br />
Brasilien noch beschleunigt. „Es gibt<br />
Regionen die künftig profitieren werden,<br />
aber wenn man es global anschaut,<br />
ist die Bilanz desaströs“,<br />
sagte Hans-Jörg Vogel vom Helmholtz-Zentrum<br />
für Umweltforschung<br />
in Leipzig. (dpa)<br />
VonAndreas Niesmann und<br />
Timot Szent-Ivanyi<br />
SPD will neue Schulden für den Klimaschutz<br />
Noch hat die große Koalition<br />
sechs Wochen Zeit: Am 20. September<br />
will das Klimakabinett das<br />
Klimaschutzpaket verabschieden.<br />
Doch schon jetzt deutet sich an, dass<br />
die schwarze Null –also ein Haushalt<br />
ohne neue Schulden, nicht mehr<br />
durchzuhalten ist. Nach Informationen<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland) belaufen<br />
sich die von den Ressorts angemeldeten<br />
Klimamaßnahmen auf ein Gesamtvolumen<br />
von rund 30 Milliarden<br />
Euro für die nächsten vier Jahre.<br />
Das ließe sich unter Berücksichtigung<br />
der bisher für den Klimaschutz<br />
vorgesehenen Mittel zwar ohne eine<br />
Verletzung der Schuldenbremse finanzieren,<br />
weil diese eine gewisse<br />
Kreditaufnahme erlaubt. Doch die<br />
von der großen Koalition bisher<br />
hochgehaltene schwarze Null wäre<br />
ohne drastische Sparprogramme<br />
nicht länger erreichbar.<br />
In der Koalition entbrannte umgehend<br />
ein Streit darüber, wie man<br />
mit der Situation umgehen soll.<br />
Mehrere Kandidaten für den SPD-<br />
Parteivorsitz forderten zur Finanzierung<br />
von ehrgeizigen Klimaschutz-<br />
Zielen die Aufnahme neuer Schulden.<br />
„Wir brauchen einen massiven<br />
staatlichen Ausbau der erneuerba-<br />
ren Energien. Die<br />
schwarze Null ist deshalb<br />
ökonomisch und ökologisch<br />
unsinnig“, sagte Karl<br />
Lauterbach dem Handelsblatt.<br />
Er stellte bei Investitionen<br />
in Bildung und Umwelt<br />
auch die Schuldenbremse<br />
infrage. Ähnlich<br />
äußerte sich SPD-Kandidat<br />
Michael Roth.<br />
Die Haushälter der Unionsfraktion<br />
wollen dagegen an der schwarzenNull<br />
festhalten.„Es ist inakzeptabel,<br />
solide Finanzen und Klimaschutz<br />
gegeneinander auszuspielen“,<br />
sagte der CDU-Etatexperte<br />
Eckhardt Rehberg. Kanzlerin Angela<br />
Haushaltsdisziplin<br />
Finanzminister<br />
Olaf Scholz (SPD)<br />
DPA<br />
Merkel (CDU) und Finanzminister<br />
Olaf Scholz (SPD)<br />
hätten immer wieder betont,<br />
dass der Verzicht auf<br />
neue Schulden oberste<br />
Priorität habe. „Vorschläge,<br />
die Schuldenbremse<br />
des Grundgesetzes<br />
auszuhöhlen, sind mit uns<br />
nicht zu machen“, erklärte<br />
Rehberg.<br />
Ähnlich äußerte sich Wirtschaftsstaatssekretär<br />
Thomas Bareiß<br />
(CDU). „Klimaschutz über alles, das<br />
ist doch sehr einseitig und nicht zu<br />
Ende gedacht“, sagte er. Eine solide<br />
Haushaltsführung verschaffe auch<br />
kommenden Generationen politischen<br />
Handlungsspielraum, so Bareiß.“<br />
Bareiß kritisierte, dass die Interessen<br />
vonBürgernund Wirtschaft<br />
in der aktuellen Debatte zu kurz kämen.<br />
„Klimaschutz muss bezahlbar<br />
bleiben und darf nicht auf Kosten<br />
von Arbeitsplätzen und Wettbewerbsfähigkeit<br />
unserer Wirtschaft<br />
gehen“, sagte er.„Auch die ganz normale<br />
Familie muss sich zukünftig<br />
auch noch den jährlichen Urlaub,<br />
die Fahrt zur Arbeit und ein warmes<br />
Zuhause im Winter leisten können.<br />
Ganz zu schweigen von einer leckerenGrillwurst<br />
im Sommer.“<br />
Der wirtschaftspolitische Sprecher<br />
der Unionsfraktion, Joachim<br />
Pfeiffer, sagte: „Es ist absurd, Klimaschutz<br />
gegen eine nachhaltige Finanzpolitik<br />
auszuspielen.“ Vielmehr<br />
müssten nun klare Prioritäten zwischen<br />
einzelnen Politikfeldern gesetzt<br />
werden.“ Dabei stehen eine solide<br />
Finanzpolitik und die schwarze<br />
Null vor der Klammer“, betonte er.<br />
Pfeiffer forderte, zunächst Subventionen<br />
zu streichen.<br />
Finanzminister Scholz selbst äußerte<br />
sich nicht. Interessanterweise<br />
vermied sein Sprecher in einer Erklärung<br />
aber ein klares Bekenntnis zur<br />
schwarzen Null oder zur Schuldenbremse.<br />
Esgehe darum, die „nötige<br />
Finanzkraft“ aufzubringen, um den<br />
Kampf gegen den Klimawandel führenzukönnen.<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute strahlt die Sonne, immer wieder begleitet von Wolken. Die Höchstwerte<br />
belaufen sich auf 26 bis 30 Grad, und der Wind weht nur schwach<br />
aus Südwest. In der Nacht betragen die Temperaturen 22 bis 18Grad.<br />
Dazu ist es wechselnd bis stark bewölkt, hin und wieder gibt es Schauer.<br />
Biowetter: Die Wetterlage ruft häufig<br />
allgemeines Unwohlsein hervor.<br />
Nach einem wenig erholsamen<br />
Schlaf sind die Leistungs- und Reaktionsfähigkeit<br />
gering. Aufgaben<br />
fallen schwerer als gewohnt.<br />
Pollenflug: Derzeit fliegen Pollen<br />
von Gänsefuß, Brennnesseln und<br />
Beifuß in mäßiger bis hoher Konzentration.<br />
Die Belastung durch Wegerichpollen<br />
ist schwach bis mäßig.<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 28Grad.<br />
Wind: leichter Wind aus Südwest.<br />
Wittenberge<br />
14°/27°<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
15°/28° 16°/28°<br />
Luckenwalde<br />
14°/28°<br />
Prenzlau<br />
13°/26°<br />
Cottbus<br />
14°/30°<br />
Sonnabend<br />
Sonntag<br />
Montag<br />
stark bewölkt sonnig Regenschauer<br />
20°/28° 17°/28° 16°/23°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
13°/27°<br />
Ein kräftiges Sturmtief liegt mit seinem Schwerpunkt über Irland und lenkt sommerlich<br />
warme aber auch feuchte Luft nach Mitteleuropa. Sobringen Wetterfronten<br />
zeitweilige Regenfälle nach Mitteleuropa. Vorallem inWesteuropa muss mit<br />
Sturmböen gerechnet werden. Sommerlich heiß und trocken ist es dagegen im<br />
Mittelmeerraum.<br />
Sylt<br />
13°/22°<br />
Hannover<br />
14°/26°<br />
Köln<br />
18°/26°<br />
Saarbrücken<br />
17°/31°<br />
Konstanz<br />
17°/32°<br />
Hamburg<br />
13°/26°<br />
Erfurt<br />
15°/28°<br />
Frankfurt/Main<br />
17°/31°<br />
Stuttgart<br />
17°/31°<br />
Rügen<br />
13°/23°<br />
Rostock<br />
13°/24°<br />
Magdeburg<br />
15°/28°<br />
Nürnberg<br />
15°/31°<br />
München<br />
16°/32°<br />
Dresden<br />
16°/28°<br />
Deutschland: Heute ist esüberwiegend<br />
wechselnd bewölkt. Regenschauer<br />
gibt es nur sehr selten, und<br />
die Temperaturen klettern amTage<br />
auf 22bis 32 Grad. Nachts gehen<br />
die Werte dann auf 22 bis 16Grad<br />
zurück. Der Wind weht schwach aus<br />
südwestlichen Richtungen. Morgen<br />
gehen gelegentlich Regenschauer<br />
nieder. Wolken und Sonne wechseln<br />
sich ab. Dabei werden Höchstwerte<br />
von 23bis 28 Grad anvisiert,und<br />
der Wind weht lokal mit stürmischen<br />
Böen aus südwestlichen Richtungen.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 19°-21°<br />
Nordsee: 19°-20°<br />
Mittelmeer: 24°-32°<br />
Ost-Atlantik: 17°-23°<br />
Mondphasen: 15.08. 23.08. 30.08. 06.09.<br />
Sonnenaufgang: 05:38 Uhr Sonnenuntergang: 20:44 Uhr Mondaufgang: 16:14 Uhr Monduntergang: 00:23 Uhr<br />
Lissabon<br />
28°<br />
Las Palmas<br />
30°<br />
Madrid<br />
31°<br />
Reykjavik<br />
15°<br />
Dublin<br />
20°<br />
London<br />
25°<br />
Paris<br />
31°<br />
Bordeaux<br />
29°<br />
Palma<br />
34°<br />
Algier<br />
37°<br />
Nizza<br />
29°<br />
Trondheim<br />
19°<br />
Oslo<br />
25°<br />
Stockholm<br />
20°<br />
Kopenhagen<br />
22°<br />
Berlin<br />
28°<br />
Mailand<br />
33°<br />
Tunis<br />
34°<br />
Rom<br />
34°<br />
Warschau<br />
24°<br />
Wien<br />
31° Budapest<br />
32°<br />
Palermo<br />
29°<br />
Kiruna<br />
14°<br />
Oulu<br />
18°<br />
Dubrovnik<br />
31°<br />
Athen<br />
37°<br />
St. Petersburg<br />
21°<br />
Wilna<br />
23°<br />
Kiew<br />
27°<br />
Odessa<br />
29°<br />
Varna<br />
30°<br />
Istanbul<br />
31°<br />
Iraklio<br />
32°<br />
Archangelsk<br />
17°<br />
Moskau<br />
16°<br />
Ankara<br />
32°<br />
Antalya<br />
38°<br />
Acapulco 34° Gewitter<br />
Bali 34° wolkig<br />
Bangkok 32° bewölkt<br />
Barbados 29° heiter<br />
Buenos Aires 10° Regen<br />
Casablanca 25° sonnig<br />
Chicago 25° sonnig<br />
Dakar 28° heiter<br />
Dubai 42° heiter<br />
Hongkong 37° heiter<br />
Jerusalem 32° sonnig<br />
Johannesburg 23° sonnig<br />
Kairo 36° sonnig<br />
Kapstadt 17° heiter<br />
Los Angeles 23° sonnig<br />
Manila 30° Gewitter<br />
Miami 34° wolkig<br />
Nairobi 29° heiter<br />
Neu Delhi 35° wolkig<br />
New York 29° heiter<br />
Peking 32° Schauer<br />
Perth 20° heiter<br />
Phuket 32° Schauer<br />
Rio de Janeiro 30° sonnig<br />
San Francisco 22° heiter<br />
Santo Domingo 33° heiter<br />
Seychellen 26° wolkig<br />
Singapur 34° wolkig<br />
Sydney 15° heiter<br />
Tokio 34° heiter<br />
Toronto 25° wolkig
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 3<br />
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Seite 3<br />
Es ist still. Kein entfernter Autolärm,<br />
keine Musik, keine Stimmen sind<br />
zu hören in Sant’Anna di Stazzema.<br />
Die wenigen Häuser liegen inmitten<br />
dichter Wälder, auf 700 Meter Höhe,<br />
fernab der Geschäftigkeit und Enge der Küstenebene<br />
mit ihren Seebädern Forte dei<br />
Marmi und Viareggio. Das einspurige Serpentinensträßchen,<br />
das steil in die Apuanischen<br />
Alpen hinaufführt, endet in<br />
Sant’Anna. Einfach so.Nur das Rauschen der<br />
Baumwipfel erfüllt noch die Luft.<br />
Ob es an jenem Augustmorgen vor75Jahren<br />
auch so still war, bevor eines der grausamsten<br />
Verbrechen des Zweiten Weltkriegs<br />
geschah? Am 12. August 1944 fielen deutsche<br />
Soldaten der 16. Panzergrenadier-Division<br />
„Reichsführer SS“ in das toskanische Bergdorfein.<br />
Siemisshandelten und ermordeten<br />
560 wehrlose Zivilisten. Frauen, Kinder, Babys,<br />
Schwangere, Greise.<br />
Heute leben nur noch 35 Menschen in<br />
Sant’Anna. Damals waren es weit mehr als<br />
tausend, wie der Mitarbeiter des kleinen Museums<br />
erklärt, das in der ehemaligen Schule<br />
an das Massaker erinnert. Die 400 Dorfbewohner<br />
hatten etliche Hundert Flüchtlinge<br />
aufgenommen, darunter viele Kinder.Eswaren<br />
Leute aus der Ebene, die in den Bergen<br />
Schutz vorden deutschen Truppen suchten.<br />
Sant’Anna war nur zu Fuß über Eselspfade<br />
zu erreichen. Es bestand aus verstreuten Höfen<br />
und einem kleinen Ortskern mit Kirche<br />
und Schule.<br />
Über das Leben in Sant’Anna und darüber,was<br />
genau an jenem Augustmorgen geschah,<br />
darüber können Enio Mancini und<br />
Enrico Pieriambesten Auskunft geben. Wieder<br />
und wieder haben die beiden erzählt, wie<br />
sie als Jungen das Massaker überlebten. Sie<br />
wollen die Erinnerung daran wachhalten,<br />
helfen, dass Lehren daraus gezogen werden.<br />
In Deutschland, aber vorallem in Italien, wo<br />
der Nationalismus wieder hoch im Kurs<br />
steht. Enio Mancini und Enrico Pieri<br />
schauen zurück. Aber ihnen liegt dabei die<br />
Zukunft am Herzen.<br />
Um die beiden zu treffen, muss man die<br />
Serpentinen wieder nach unten fahren, ins<br />
sieben Kilometer entfernte Valdicastello, wo<br />
Enio jetzt lebt. Wir sind in der Gaststätte an<br />
der Hauptstraße verabredet, eine typisch italienische<br />
Bar mit Fliegenfänger-Vorhang aus<br />
bunten Plastikstrippen am Eingang.<br />
Früher kam auch Enrico häufiger aus dem<br />
nahen Pietrasanta hierher, inzwischen<br />
sträubt er sich. DieWirtin ist Anhängerin des<br />
rechten, fremdenfeindlichen Innenministers<br />
Matteo Salvini geworden, wie so viele Italiener.AndiesemTagwill<br />
Enrico eine Ausnahme<br />
machen. Enio dagegen hat gar keine Wahl. Es<br />
ist die einzige Bar imOrt, sagt er entschuldigend.<br />
Am Tisch in einem kleinen Hinterraum<br />
der Gaststätte beginnt er von damals zu erzählen,<br />
ein liebenswerter älterer Herr mit<br />
freundlichem Blick. Von seiner Kindheit,<br />
vom spartanischen Dorfleben in Sant’Anna.<br />
„Die Leute hatten nur das, was sie auf den<br />
wenigen Feldern ringsum anbauten. Und<br />
dieses Wenige teilten sie mit den Flüchtlingen.“<br />
Sechs Jahrealt war Enio Mancini in jenem<br />
August. Seine Elternbeherbergten in ihremkleinen<br />
Haus gleich zwei vertriebene Familien,<br />
elf Leute insgesamt. Er schlief mit<br />
dem Bruder und zwei Flüchtlingskindern in<br />
einem Bett.<br />
Das abgelegene Sant’Anna schien während<br />
des Krieges lange ein sicherer Ort zu<br />
sein. Doch dann, im Frühjahr 1944, gab es in<br />
der Gegend Kämpfe zwischen deutschen<br />
Truppen, faschistischen Einheiten und Partisanen.<br />
DieMänner vonSant’Anna gingen oft<br />
schon vordem Morgengrauen in die Wälder,<br />
aus Angst, vonden Deutschen zur Zwangsarbeit<br />
deportiert zuwerden oder von Faschisten<br />
erschossen zu werden.<br />
Dann zündeten sie das Haus an<br />
Wassie nicht wussten, war, dass keine fünfzig<br />
Kilometer entfernt die „Goten-Linie“ lag.<br />
Eine Verteidigungsfront mit Bunkern und<br />
Gefechtsstellungen, von den deutschen<br />
Truppen auf ihrem Rückzug vor den Alliierten<br />
errichtet. Sie verlief von Carrara ander<br />
Tyrrhenischen Küste bis zur Adria. Im Frühjahr<br />
und Sommer 1944 wurde längs dieser Linie<br />
erbittert gekämpft. Die Deutschen zerstörten<br />
alles, was dem Gegner nützen<br />
konnte. Straßen, Brücken, Häuser, ganze<br />
Dörfer.Anvielen Orten töteten sie Dutzende,<br />
wenn nicht Hunderte Zivilisten.<br />
In Sant’Anna fielen sie an jenem Augusttag<br />
gegen 6.30 Uhrinder Frühe ein. EniosVater<br />
war noch vor Sonnenaufgang im Wald<br />
verschwunden. Keine Sorge, die Deutschen<br />
suchen nur nach uns Männern, hatte er die<br />
Familie wie immer beruhigt. Enio und die<br />
anderen Kinder waren gerade aufgestanden,<br />
als sie die aufgeregten Rufe hörten: „Die<br />
Deutschen kommen!“<br />
Kurz darauf sahen sie die Soldaten vor<br />
dem Haus.Ein Maschinengewehr mit langer<br />
Munitionskette war aufgebaut, erinnert sich<br />
Das Mahnmal in Sant’Anna di<br />
Stazzema erinnertandas<br />
Massaker vom 12. August<br />
1944. Die deutschen<br />
Soldaten ermordeten Frauen,<br />
Kinder und Greise. MAURITIUS IMAGES<br />
Die Mahner<br />
Im August 1944 überfielen deutsche Soldaten das toskanische Bergdorf<br />
Sant’Anna di Stazzema und ermordeten 560 wehrlose Zivilisten.<br />
Enio Mancini und Enrico Pieri waren damals, vor 75 Jahren, Kinder.<br />
Wieder und wieder haben sie seitdem erzählt,<br />
wie sie das SS-Massaker überlebten.<br />
Eine Begegnung mit zwei Männern, die trotz allem an die Jugend<br />
und die Zukunft Europas glauben<br />
VonRegina Kerner,Sant’Anna di Stazzema<br />
Kämpfer gegen das Vergessen: Enio Mancini (l.)<br />
und Enrico Pieri.<br />
REGINA KERNER<br />
Enio. Die Deutschen brüllten barsche Kommandos.<br />
„Raus, sofort raus“, übersetzte ein<br />
italienischer Faschist, der sie begleitete.Barfuß<br />
wurden die Frauen und Kinder ins Freie<br />
gejagt. Dann zündeten die Soldaten das<br />
Haus an.<br />
Sie trieben Enios Familie mit Schlägen<br />
und Stößen Richtung Tal. Überall waren<br />
Schüsse zu hören, Rauch stieg auf. Dann passierte<br />
etwas Überraschendes. Der Soldatentrupp<br />
entfernte sich rasch auf dem Waldpfad,<br />
nur ein Deutscher bewachte sie noch.<br />
Sehr jung sei er gewesen und blond, sagt<br />
Enio.„Er begann auf uns einzureden, wir verstanden<br />
nur seine Gesten: Ganz still sollten<br />
wir sein und schnell wieder zurücklaufen.“<br />
Dann gab der Soldat mehrereGewehrsalven<br />
in die Luft ab und verschwand. „Ertat so,als<br />
hätte er uns alle erschossen.“<br />
Erst am Nachmittag jenes Tages, als es<br />
schon lange wieder still geworden war, begriffen<br />
sie,was im Dorfpassiertwar.Sie gingen<br />
zu den abgebrannten Häusernihrer Verwandten<br />
und Nachbarn, wo überall verkohlte<br />
und blutige Körper lagen. Zumersten<br />
Malsah der sechsjährige Enio Tote.„DerGeruch<br />
von verbranntem Fleisch ist das, war<br />
mir am stärksten in Erinnerung geblieben<br />
ist“, sagt er.<br />
Zwei oder drei Stunden lang hatte die SS<br />
gewütet, ein Haus nach dem anderen durchkämmt,<br />
auf alles geschossen, was ihr begegnete,<br />
Menschen mit Flammenwerfern getötet.<br />
Zeugen berichteten später, einer<br />
schwangeren Frau sei der Bauch aufgeschlitzt<br />
worden und ein SS-Mann habe den<br />
Kopf einer Fünfjährigen so lange gegen die<br />
Wand geschlagen, bis der Schädel zersprang.<br />
Dasjüngste Opfer war 20 Monate alt.<br />
Aufdem Platz vorder kleinen Kirche wurden<br />
mehr als hundertDorfbewohner zusammengetrieben,<br />
erschossen und dann verbrannt.<br />
„Ich haben den Kirchplatz zum<br />
Glück nicht gesehen an jenem Tag“, sagt<br />
Enio. Ererinnert sich aber daran, wie die<br />
Männer aus den Wäldernzurückkamen und<br />
verzweifelt die Namen ihrer Frauen und Kin-<br />
der riefen. Undwie sie später Massengräber<br />
aushoben.<br />
Enios Familie überlebte damals, fast wie<br />
durch ein Wunder. „Ich weiß nicht, ob der<br />
junge Deutsche ein guter Mensch war“, sagt<br />
Enio,„aber er hat uns das Leben gerettet.“<br />
Inzwischen ist auch Enrico Pieri angekommen,<br />
entschuldigt sich für die Verspätung.<br />
Der 85-Jährige trägt kurze Hosen, ist<br />
braun gebrannt. Ihm ist anzusehen, dass er<br />
viel draußen ist, sich um seine Bienen und<br />
Olivenbäume kümmert.<br />
In der Gaststätte fühlt er sich spürbar unwohl,<br />
ist fahrig, wie auf dem Sprung. Doch<br />
als er über jenen Morgen spricht, an dem er<br />
alles verlor, wird sein Blick konzentriert.<br />
Seine Familie war von den Deutschen in die<br />
Küche eines Nachbarhauses gepfercht worden,<br />
sagt er. Dort hatte sich das Nachbarsmädchen<br />
in einem Hohlraum unter der<br />
Treppe versteckt und zog ihn zu sich. Alle in<br />
der Küche wurden erschossen. EnricosVater,<br />
seine Mutter, die schwanger war, seine Geschwister,Großeltern,<br />
Onkel und Tanten, die<br />
Nachbarn. Nurer, das Mädchen und ein weiteres<br />
Kind überlebten. Enrico hat alles mit<br />
angesehen. Er war zehn Jahrealt.<br />
„Was hatte Sant’Anna bloß mit dem Krieg<br />
zu tun?“, sagt Enrico. „Das frage ich mich<br />
heute noch.“<br />
AusAngst, die Deutschen könnten zurückkommen,<br />
hielten sich die Überlebenden wochenlang<br />
versteckt. Erst als die Amerikaner<br />
vorrückten, kehrten sie ins Dorf zurück und<br />
bauten ihre Häuser wieder auf. Danach<br />
schwiegen sie über das,was vorgefallen war.<br />
„Die Frauen sagten: Spielt nicht, schreit<br />
nicht rum, hier sind unsereLeute gestorben“,<br />
erinnert sich Enio. Auch als er älter wurde,<br />
blieb es beim Schweigen.„Uns Überlebenden<br />
schien es, als könnte man das Trauma so<br />
überwinden“, sagt er heute.„Wirhaben uns in<br />
uns selbst verschlossen.“ Enio litt jahrelang<br />
unter Alpträumen und war Bettnässer.Enrico,<br />
der zum Waisen geworden war,sagtnur:„Ich<br />
hatte eine schreckliche Kindheit.“ Kaum erwachsen,<br />
floh er weit weg, in die Schweiz, wo<br />
er als Tischler arbeitete.<br />
DerÖffentlichkeit blieb das Kriegsverbrechen<br />
von Sant’Anna di Stazzema viele Jahrzehnte<br />
lang verborgen. DieAkten einer amerikanischen<br />
Ermittlungskommission wurden<br />
in der Nachkriegszeit von den USA und<br />
Italien aus Rücksicht auf den Nato-Partner<br />
Deutschland unter Verschluss gehalten.<br />
„Aber auch, weil Italiens Politik kein Interesse<br />
daran hatte, inder Vergangenheit zu<br />
wühlen“, sagt Enio. Schließlich hatten Mussolinis<br />
Truppen in Äthiopien ebenfalls Massaker<br />
begangen.<br />
Enio Mancini konnte sich mit den Jahren<br />
langsam aus der inneren Erstarrung lösen.<br />
Anfang der Siebziger packte ihn der Wunsch<br />
nach Gerechtigkeit für die Toten von<br />
Sant’Anna. Er wollte gegen das Vergessen<br />
kämpfen, begann, Dokumente zu sammeln.<br />
Ihm ist es zu verdanken, dass in der<br />
ehemaligen Schule das Museum eingerichtet<br />
wurde.<br />
Die italienische Justiz beschäftigte sich<br />
erst viel später mit dem Massenmord. 1994<br />
holte ein Staatsanwalt die Akten aus dem<br />
Giftschrank, dem „Schrank der Schande“,<br />
wie es anschließend hieß. Und61Jahre nach<br />
dem Massaker verurteilte ein Militärgericht<br />
in La Spezia 2005 zehn Deutsche in Abwesenheit<br />
zu lebenslanger Haft. Doch die Bundesrepublik<br />
lieferte sie nicht aus. Und deutsche<br />
Ermittler stellten 2012 ihre Bemühungen<br />
ein. DieStaatsanwaltschaft Stuttgartließ<br />
damals wissen, es fehle der Beleg für eine individuelle<br />
Schuld von 14 namentlich bekannten<br />
Tätern. Besondere Grausamkeit sei<br />
ihnen auch schwer nachzuweisen.<br />
In Italien war man entsetzt. Für die Überlebenden<br />
war es wie ein Schlag ins Gesicht.<br />
Enrico Pieriversuchte,neueErmittlungenin<br />
Gang zu bringen. Vergebens. Der letzte der<br />
Beschuldigten, der ehemalige SS-Mann Gerhard<br />
Sommer, lebt bis heute unbehelligt in<br />
Hamburg.<br />
Hass,der zu nichts führte<br />
Auch der deutsche Staat rührte sich lange<br />
nicht. Erst 2004 besuchte ein Mitglied der<br />
Bundesregierung offiziell den Ort des Verbrechens,<br />
der damalige Innenminister Otto<br />
Schily. Dass vor fünf Jahren dann ein Bundespräsident<br />
in Sant’Anna um Entschuldigung<br />
bat, ist Enrico Pieris Verdienst. Er hatte<br />
Joachim Gauck einen sehr persönlichen<br />
Brief geschrieben und ihn zum 70. Jahrestag<br />
des Massakers eingeladen.<br />
Die beiden Überlebenden haben den<br />
Deutschen vergeben, trotz allem. Enrico<br />
sagt, er habe recht schnell begriffen, dass der<br />
Hass, den er empfand, zu nichts führte. SeinenSohnschickte<br />
er in der Schweiz ganz bewusst<br />
in eine deutschsprachige Schule.„Machen<br />
wir unsere Kinder zuEuropäern, sagte<br />
ich mir.“ Sein Sohn ist heute Lehrer in Basel.<br />
Dass Enio Mancini sogar sagen kann, er<br />
habe heute mehr Freunde in Deutschland als<br />
in Italien, liegt vorallem an einer Gruppe engagierter<br />
Stuttgarter. Eine Bürgerinitiative,<br />
die sich „Die Anstifter“ nennt, organisierte<br />
nach demdeutschenJustizskandal eine Solidaritätsfahrt<br />
nach Sant’Anna. Seitdem<br />
kämpft sie gemeinsam mit Enio und Enrico<br />
gegen das Vergessen. Und jeden Sommer<br />
treffen sich deutsche und italienische Jugendliche<br />
in einem Friedenscamp.<br />
Mit jungen Leuten über das Geschehen<br />
zu sprechen, finden Enio und Enrico wichtiger<br />
denn je. „Das geeinte Europa ist in den<br />
Konzentrationslagern und an Orten wie<br />
Marzabotto und Sant’Anna geboren worden“,<br />
sagt Enrico. „Aber die Jugendlichen<br />
sind sich darüber nicht im Klaren. Siefühlen<br />
Europa nicht.“<br />
Weil es für Besucher bisher keine Möglichkeit<br />
gibt, in Sant’Anna zu übernachten,<br />
hat Enrico Pierider Gemeinde das Haus seiner<br />
Familievermacht. Er möchte,dassesrenoviert<br />
und zu einer Jugendherberge umgebaut<br />
wird. Ein „Ostello della pace“ soll es<br />
werden,ein Ortdes Friedens und der Begegnung.<br />
Dann wäre die Stille von Sant’Anna di<br />
Stazzema wieder häufiger von jungen Stimmenerfüllt.<br />
Regina Kerner war tief beeindruckt<br />
vonEnio Mancini und Enrico Pieri nach<br />
dem Treffen in Valdicastello.
4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019<br />
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Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Verteidigungsministerium<br />
zahlt 155 Millionen an Berater<br />
DasVerteidigungsministerium und<br />
ihm unterstellte Behörden und Gesellschaften<br />
haben im ersten Halbjahr<br />
155 Millionen Euro für externe<br />
Beratung und Unterstützung ausgegeben.<br />
Dasist fast genauso viel, wie<br />
alle anderen Ministerien zusammen<br />
(178 Millionen) für diesen Zeitraum<br />
an Ausgaben für externe Leistungen<br />
gemeldet haben, geht aus einer Antwortdes<br />
Ministeriums auf eine Anfrage<br />
der Linken hervor. (dpa)<br />
SS-Wachmann kommt im<br />
Oktober vor Gericht<br />
DasHamburger Landgericht hat die<br />
Anklage gegen einen früheren SS-<br />
Wachmann zugelassen, dem Beihilfe<br />
zum Mord in 5230 Fällen vorgeworfen<br />
wird. Wieein Gerichtssprecher<br />
bestätigte,wurde das Hauptverfahrendamit<br />
eröffnet. DerProzess soll<br />
am 17. Oktober beginnen. (AFP)<br />
Verfassungsgericht<br />
bestätigt Strafe gegen NPD<br />
Wegen falscher Angaben in ihrem Rechenschaftsbericht<br />
für das Jahr 2007<br />
muss die rechtsextreme NPD Strafgelder<br />
in Millionenhöhe hinnehmen.<br />
Nach einem am Donnerstag veröffentlichten<br />
Beschluss des Bundesverfassungsgerichts<br />
in Karlsruhe erhält<br />
die NPD bereits gezahlte 1,27 Millionen<br />
Euro nicht zurück. (dpa)<br />
Deutsche Bahn: Kamera in<br />
Frankfurtwar nicht defekt<br />
Videokamera am Hauptbahnhof Frankfurt<br />
am Main<br />
DPA/ARNE DEDERT<br />
Nach dem Mord an einem achtjährigen<br />
Jungen auf dem Frankfurter<br />
Hauptbahnhof ist eine Debatte über<br />
etwaige Sicherheitspannen entbrannt.<br />
EinSprecher der Deutschen<br />
Bahn widersprach Informationen,<br />
dass die Kamera, die den Tatortabdeckte,defekt<br />
gewesen sei. Allerdings<br />
konnte er nicht sagen, ob dieVideos<br />
aus dieser Kameratatsächlich die Tat<br />
aufgezeichnet hätten.„Die Aufnahmen<br />
auszuwerten, ist Sache der Bundespolizei,<br />
darüber haben wir keine<br />
Kenntnis“, so der Bahnsprecher.Die<br />
Bundespolizei wollte sich mit dem<br />
Hinweis auf das laufendeVerfahren<br />
nicht zu demVorgang äußern. (BLZ)<br />
Italiens Innenminister Salvini<br />
fordertNeuwahlen<br />
Deritalienische Innenminister und<br />
Chef der rechten Lega, Matteo Salvini,<br />
dringt auf eine Neuwahl in Italien<br />
und erhöht den Druck auf Regierungschef<br />
Giuseppe Conte.Diesem<br />
habe er am Donnerstag gesagt: „Gehen<br />
wir sofortins Parlament, um anzuerkennen,<br />
dass es keine Mehrheit<br />
mehr gibt“, hieß es in einer Erklärung<br />
Salvinis.„Geben wir das Wort<br />
schnell an die Wähler zurück“, erklärte<br />
er. (dpa)<br />
Malta blockiertEinlaufen<br />
von Flüchtlingsschiff<br />
Maltas hat einem Rettungsschiff für<br />
Flüchtlinge die Einfahrtinseine Hoheitsgewässer<br />
untersagt. Die„Ocean<br />
Viking“ hatte in Malta auftanken<br />
wollen. Nach Verweigerung des<br />
Tankstopps setzte das Schiff am<br />
Donnerstag seine Reise in Richtung<br />
der libyschen Küste fort. (AFP)<br />
Verschuldeter Westen, überalterter Osten<br />
Auch die Lausitz gehört zu den Regionen, denen das Schicksal droht, den Anschluss zu verlieren<br />
VonJan Sternberg<br />
Das Ruhrgebiet und die<br />
Region um Bremerhaven<br />
sind wegen ihrer Strukturschwäche<br />
am meisten<br />
gefährdet, abgehängt zu werden.<br />
Dazu kommen die Altmark und die<br />
Region um Bitterfeld in Sachsen-Anhalt<br />
sowie die sächsische Oberlausitz.<br />
Dortbereitet vorallem die Überalterung<br />
Sorgen. Das hat ein Forscherteam<br />
für das Kölner Institut der<br />
deutschen Wirtschaft (IW) herausgefunden.<br />
Die Studie „Die Zukunft<br />
der Regionen in Deutschland“<br />
wurde am Donnerstag in Berlin vorgestellt.<br />
Die Forscher ermittelten insgesamt<br />
19 Regionen, in denen sie dringenden<br />
Handlungsbedarf festmachen.<br />
Elf davon liegen in Ostdeutschland,<br />
vier in Nordrhein-<br />
Westfalen entlang der Ruhr. Dazu<br />
kommen Bremerhaven und das<br />
Saarland, die Westpfalz und Ostholstein.<br />
Die Gründe, warum eine Region<br />
in den Augen der Forscher gefährdet<br />
ist, sind regional sehr unterschiedlich.<br />
Mit Blick auf die Wirtschaft liegen<br />
die Schlusslichter in Westdeutschland:<br />
Besonders düster sieht<br />
es in Duisburg/Essen, Emscher-<br />
Lippe und Bremerhaven aus. Ostdeutschland<br />
hat indes vor allem ein<br />
Demografie-Problem.<br />
Wenig digitale Infrastruktur<br />
Straßenszene in Rothenburg/Oberlausitz im Landkreis Görlitz.<br />
„Eine kluge Regionalpolitik<br />
sollte den<br />
Kommunen die Möglichkeit geben,<br />
sich selbst zu helfen.“<br />
Jens Südekum,<br />
Studienmitautor und Ökonom an der Universität Düsseldorf<br />
Ignorierte Warnungen<br />
IMAGO IMAGES<br />
Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg, Lausitz-Spreewald,<br />
Oberlausitz-Niederschlesien<br />
sowie Ost- und Südthüringen<br />
weisen ein hohes Durchschnittsalter<br />
der Bevölkerung auf,<br />
das in den vergangenen Jahren auch<br />
noch überproportional gestiegen ist.<br />
Beider Infrastruktur gibt es deutschlandweit<br />
Probleme. Die drei westdeutschen<br />
Regionen Emscher-<br />
Lippe, Trier und Westpfalz plagen<br />
besonders hohe Verschuldungsquoten.<br />
In den ostdeutschen Regionen<br />
Altmark, Magdeburg und<br />
Halle/Saale ist die digitale Infrastruktur<br />
noch viel zu wenig ausgebaut.<br />
Auch Ostholstein bereitet den<br />
Forschernindiesem Punkt Sorgen.<br />
„Die Länder sollten Schuldenerlasse<br />
für die Kommunen in Betracht<br />
ziehen, damit diese wieder handlungsfähig<br />
werden“, schlägt Michael<br />
Hüther, Direktor des IW, vor. „Eine<br />
kluge Regionalpolitik sollte den<br />
Kommunen die Möglichkeit geben,<br />
sich selbst zu helfen“, ergänzt Jens<br />
Südekum, Studienmitautor und<br />
Ökonom an der Universität Düsseldorf.<br />
Hüther wandte sich gegen Vorschläge<br />
seines Forscherkollegen<br />
Reint Gropp vom Institut für Wirtschaftsforschung<br />
Halle, abgehängte<br />
Regionen ausbluten zu lassen und<br />
nicht mehr zu fördern. Gropp hatte<br />
vorkurzeminder LeipzigerVolkszeitung<br />
erneut gefordert, Investitionen<br />
in Infrastruktur auf die Wachstumskerne<br />
zu konzentrieren. Eine Autobahnausfahrt<br />
auf dem platten Land<br />
und flächendeckende 5G-Anbindung<br />
seien einfach zu teuer.<br />
Altmarkhat Pendlerpotenzial<br />
Hüther ist gegenteiliger Meinung:<br />
„Ich halte es für fatal, Regionen aufzugeben<br />
und quasi abzuschließen“,<br />
sagte er, „aus politischer, gesellschaftlicher<br />
und ökonomischer Hinsicht.“<br />
Investitionen in Infrastruktur<br />
müssten dafür dienen, die Potenziale<br />
einer Region zu heben. DieAltmark<br />
beispielsweise könnte durch<br />
den Bau der Autobahn 14 und bessere<br />
Zugverbindungen zunächst als<br />
Pendler-Wohnortattraktiv sein.<br />
Ebenso müssten die Milliarden<br />
für den Kohleausstieg in der Lausitz<br />
vorrangig für Infrastruktur und Bildungsinvestitionen<br />
ausgegeben<br />
werden. Das Beispiel Ruhrgebiet<br />
zeige, dass dies die erfolgreichsten<br />
Strukturhilfen seien.<br />
Eine verlässliche digitale Infrastruktur<br />
könne zudem beitragen,<br />
dass die Spaltung zwischen boomenden<br />
städtischen Zentren und schwächelnden<br />
ländlichen Regionen abnimmt,<br />
statt weiter zu wachsen. „Die<br />
Regionalpolitik muss jetzt dringend<br />
gegensteuern, sonst werden die gesellschaftlichen<br />
Spannungen zunehmen<br />
und es kann zu gefährlichen Abwärtsspiralen<br />
kommen“, warnen Hüther<br />
und Südekum.<br />
In den USA mehren sich die Stimmen, die Gefahr durch weiße Rassisten nicht mehr zu verharmlosen<br />
VonThomas Spang,Washington<br />
Mehr als ein Jahr lang versuchte<br />
das amerikanische Heimatschutzministerium,<br />
den Präsidenten<br />
davon zu überzeugen, mehr gegen<br />
die wachsende Gefahr des rassistisch<br />
motivierten Rechtsextremismus<br />
zu unternehmen. Vergeblich.<br />
Ein ums andere Mal wiesen Trumps<br />
Mitarbeiter die Anläufe der Sicherheitsexperten<br />
zurück, dem Kampf<br />
gegen den einheimischen Terrorismus<br />
endlich den Stellenwert einzuräumen,<br />
den er verdient.<br />
Die Führung in Washington habe<br />
„die Realität des rapiden Anwachsens<br />
der Gewalt rassistischer Weißer<br />
ignoriert“, klagte eine hoher Regierungsmitarbeiter<br />
nach dem Terroranschlag<br />
in El Paso seinen Unmut in<br />
den Medien. „Die haben Scheuklappen<br />
auf.“<br />
Ideologische Schnittmengen<br />
Präsident Trump besuchte am Mittwoch El Paso, wo ein Weißer 22 Menschen erschoss. AP<br />
Während die US-Regierung weiterhin<br />
die größte Bedrohung bei islamischen<br />
Terroristen sieht, haben laut<br />
einer Statistik der Organisation New<br />
America einheimische radikale Weißen<br />
seit dem 11. September 2001<br />
mehr Menschen auf dem Gewissen<br />
als Dschihadisten.<br />
Experten weisen auf die ideologische<br />
Schnittmenge zwischen den Attentäternauf<br />
die vonSchwarzenbesuchte<br />
Kirche in Charleston, die Synagogen<br />
in Pittsburgund Poway sowie<br />
den „mexikanischen Walmart“ unweit<br />
der Grenze inElPaso hin. Aus<br />
demselben Spektrum stammten<br />
auch die Teilnehmer des Fackelzugs<br />
vonCharlottesville.<br />
FBI-Direktor Christopher Wray<br />
warnte die Gesetzgeber im Kongress<br />
noch im Juli vorder wachsenden<br />
Bedrohung durch einheimische<br />
Terroristen. In den ersten<br />
neun Monaten des laufenden<br />
Haushaltsjahres (Beginn im Oktober<br />
2018) seien 100 Verdächtige<br />
festgenommen worden.<br />
US-Präsident Trump spielt die<br />
Gefahr öffentlich herunter. Wie in<br />
Charlottesville vor ziemlich genau<br />
zwei Jahren als er „sehr schlechte<br />
Leute auf beiden Seiten ausmachte“,<br />
bleibt es auch nach dem Terror von<br />
El Paso nur bei einem vom Teleprompter<br />
abgelesenen Lippenbekenntnis.<br />
Seine Claqueure imHaussender<br />
Fox verbreiten derweil den Spin, die<br />
Warnung vor dem Erstarken weißer<br />
Rassisten sei eine Erfindung der Linken.„Das<br />
ist inWirklichkeit kein echtes<br />
Problem in Amerika“, behauptete<br />
Moderator Tucker Carlson vor<br />
kurzem.<br />
Die Opfer des Terrors, deren Angehörige<br />
und die betroffenen Minderheiten<br />
erleben das anders. Sie<br />
erkennen die Parallelen in dem Ma-<br />
JanSternberg<br />
findet, dass Stadt und Land<br />
immer ähnlicher werden.<br />
nifest des Attentäters von ElPaso,<br />
der seine Tatals Antwort auf eine<br />
„hispanische Invasion“ verstanden<br />
wissen will, zu der gleichlautenden<br />
Hetze Trumps vor seinen Anhängern.<br />
„Das war das 911 der Latinos“, beschreibt<br />
der ehemalige Chefredakteur<br />
der El Paso Times, Bob Moore,<br />
die Stimmung in der Grenzmetropole,<br />
die Trump am Mittwoch besuchte.<br />
„Es kommt mir so vor, als<br />
machten sie Jagd auf uns“, sagt Carmela<br />
Morales einem Reporter vor<br />
Ort.<br />
Razzia in Mississippi<br />
Diesen Eindruck verstärkten Berichte<br />
von einer Großrazzia in Mississippi<br />
gegen Einwanderer ohne Papiere.<br />
Während Trump in El Paso<br />
weilte, durchsuchten mehr als 600<br />
Beamte der Einwanderungspolizei<br />
mehrereGeflügelfabriken vonKoch-<br />
Foods in dem Südstaat und nahmen<br />
680 Personen fest –die Mehrheit von<br />
ihnen Latinos.<br />
Amnesty International und mehrere<br />
Ländernwarnen angesichts der<br />
Kombination aus leicht verfügbaren<br />
Kriegswaffen und zunehmender<br />
Gewaltbereitschaft rassistischer<br />
Weißer vorReisen in die USA. Besucher<br />
sollten einen Notfallplan haben,<br />
rät die Organisation auf ihrer<br />
Website.Niemand sei vorWaffengewalt<br />
sicher.<br />
SPD öffnet<br />
sich<br />
nach links<br />
Parteichefin Dreyer sucht<br />
nach neuen Bündnissen<br />
Die kommissarische SPD-Chefin<br />
Malu Dreyer hat sich offen für<br />
ein linkes Regierungsbündnis im<br />
Bund gezeigt –und stößt damit auf<br />
Zustimmung der Linkspartei. „Sollte<br />
es eine Mehrheit links vonder Union<br />
geben, müssen wir das Gemeinsame<br />
suchen und das Trennende analysieren“,<br />
sagte Dreyer der Funke Mediengruppe<br />
mit Blick auf eine Koalition<br />
aus SPD,Linken und Grünen.<br />
AufBundesebene sei die SPD derzeit<br />
in „einem sehr schlechten Zustand“,<br />
räumte Dreyer ein. Dies<br />
müsse sich dringend ändern. „Unser<br />
Ziel bleibt selbstverständlich, dass<br />
wir wieder zu Mehrheiten finden jenseits<br />
der CDU.“ Der Anspruch der<br />
SPD müsse es sein, ein solches Bündnis<br />
anzuführen. DieLinkspartei habe<br />
teils Positionen, die die SPD nicht<br />
teile,Koalitionspartner seien aber nie<br />
das Gleichewie man selbst. Gespannt<br />
sei sie auf Rot-Rot-Grün in Bremen,<br />
sagte Dreyer, die als Ministerpräsidentin<br />
in Rheinland-Pfalz gemeinsam<br />
mit Grünen und FDP regiert.<br />
Soziale Gerechtigkeitsthemen<br />
Führende Linke-Politiker begrüßten<br />
die Äußerungen. Sie mache Hoffnung<br />
darauf, dass nach der kommenden<br />
Bundestagswahl konstruktive<br />
Gespräche über neue linke<br />
Mehrheiten möglich seien, sagte<br />
Parteichefin KatjaKippingder Deutschen<br />
Presse-Agentur.Mit einer starken<br />
Linken und einer hoffentlich<br />
wieder erstarkenden SPD könne<br />
man gemeinsam dafür sorgen, „dass<br />
soziale Gerechtigkeitsthemen wie<br />
Arbeit, Rente und Gesundheit nicht<br />
von einer schwarz-grünen Mehrheit<br />
untergebuttert werden“. Die große<br />
Koalition sei am Ende. „Der kommende<br />
Bundestagswahlkampf,<br />
Malu Dreyer führtmit Manuela Schwesig<br />
und Thorsten Schäfer-Gümbel die SPD. DPA<br />
wann immer er stattfindet, wird von<br />
der Frage geprägt sein: Wasfolgt auf<br />
die große Koalition?“<br />
Linke-Chef BerndRiexinger sagte<br />
<strong>Zeitung</strong>en der Funke Mediengruppe:<br />
„Nach den Jahren in der großen<br />
Koalition mehren sich jetzt auch<br />
in der SPD die Stimmen, die wieder<br />
eine linke Politik wollen.“<br />
In der Sonntagsfrage kommt die<br />
SPD derzeit bundesweit auf 11,5 bis<br />
14,5 Prozent und die Linke auf 7bis 9<br />
Prozent. DieGrünen erreichen 23 bis<br />
25 Prozent.<br />
Der <strong>Berliner</strong> Kultursenator und<br />
frühere Linke-Landeschef Klaus Lederer<br />
bezeichnete Dreyers Vorstoß<br />
als „seit Jahren überfällig“. „Angesichts<br />
der derzeitigen Kräfteverhältnisse<br />
in der Gesellschaft sollte es<br />
eine Normalität sein, dass man über<br />
potenzielle Kooperationsmöglichkeiten<br />
unbefangen und ohne<br />
Schaum vorm Mund redet“, sagte<br />
Lederer.<br />
Auch bei der bisher zwischen<br />
SPD und Linken problematischen<br />
Außenpolitik muss aus Sicht Lederers<br />
nach möglicherweise fehlender<br />
Übereinstimmung gesucht werden.<br />
„Und dann muss man gucken, wie<br />
man einen vernünftigen Umgang<br />
damit findet.“ Lederer: „Wenn alle<br />
beteiligten Seiten sich der dringenden<br />
Notwendigkeit bewusst sind,<br />
ein gemeinsames Projekt auf die<br />
Beine zu stellen, dann wird esan<br />
den Differenzen hier und da nicht<br />
scheitern.“ (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 5 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
Wladimir Putin wird im Inland wie im Ausland bewundertund gefürchtet, verehrtund gehasst.<br />
AFP/YURI KADOBNOV<br />
Aufstand im Reich der gelenkten Demokratie<br />
Seit 20 Jahren führt Wladimir Putin in Moskau Regie. Er hat Russland mit Härte zu neuer Größe geführt. Doch die Stimmung im Land droht zu kippen<br />
VonStefan Scholl, Moskau,<br />
und Ulrich Krökel<br />
Blaugraue Gewitterwolken<br />
schwimmen heran, aber<br />
das schert die Moskauer<br />
nicht. Sie genießen in diesen<br />
Sommertagen ihren Feierabend.<br />
In der lauen Luft liegen melodischer<br />
Sowjetrock, Saxofon-Jazz und kaukasischer<br />
Rap. Lässig schlenderndie<br />
Moskauer vorbei an leuchtenden Läden.<br />
Über der Kamergerskaja-Fußgängerzone<br />
funkeln Kunststoffsterne.<br />
Plötzlich kommt heftiger<br />
Wind auf, reißt Dutzende Sterne von<br />
den Leinen. „Mama“, jubelt ein kleines<br />
Mädchen, „es regnet Sterne.“<br />
Gepflegtes Moskau<br />
Dasneue Moskau wirkt schöner und<br />
entspannter denn je. Stolz zeigen<br />
Hauptstädter etwa Gästen aus Berlin<br />
eine neuartige Attraktion nach der<br />
anderen: So etwas habt ihr doch in<br />
ganz Deutschland nicht.“ So etwas<br />
wie zum Beispiel den Sarjadje-Park<br />
am Ufer der Moskwa: zehn Hektar,<br />
mit viel Holz und viel Grün, mit<br />
künstlich angelegten Biotopen, tagsüber<br />
und erst recht abends anheimelnd<br />
wie eine gigantische Open-<br />
Air-Wellness-Landschaft. Das US-<br />
Magazin Time nahm den Park 2018<br />
in eine Liste der 100 „großartigsten<br />
Plätze der Welt“ auf. Die Moskauer<br />
nennen ihn, halb anerkennend, halb<br />
satirisch, „Putins Paradies“.<br />
„Die russische Hauptstadt“, urteilt<br />
sogar der notorische deutsche<br />
Russlandkritiker Boris Reitschuster,<br />
„ist mittlerweile gepflegter als die<br />
deutsche.“ DieStröme der Jogger,die<br />
an Moskaus Beachvolleyballplätzen,<br />
Pizzerias und Freilichtkinos vorbeilaufen,<br />
sind dicht wie im NewYorker<br />
Central Park. Weiter stadtauswärts<br />
turnen Kinder in Klettergärten über<br />
weichem Tartanbelag. Es könnte alles<br />
so schön sein in Moskau, Russlands<br />
alter und neuer Traumstadt.<br />
In jüngster Zeit aber hat sich das<br />
Gefühl drohenden neuen Unheils<br />
eingeschlichen in die Hinterköpfe der<br />
Hauptstadtbewohner. Der Sicherheitsapparat<br />
wirkt noch strenger als<br />
bisher,die Dissidenten noch vorsichtiger.AndiesemWochenende<br />
werden<br />
erstmals seit Beginn der jüngsten<br />
Proteste nicht mehr nur einige Tausend,<br />
sondernwohl mehr als 100 000<br />
Menschen auf die Straße gehen, um<br />
ein„Russland ohne Putin“ zu fordern.<br />
Wie kam es zu diesem Aufstand im<br />
Paradies des Zaren?<br />
„Der fragile Frieden, der bis vor<br />
kurzemzwischen Moskauer Stadtregierung<br />
und Zivilgesellschaft bestand,<br />
ist zum Teufel gegangen“,<br />
schreibt der russische Schriftsteller<br />
Viktor Jerofejew in einem am Donnerstag<br />
in der Frankfurter Allgemeinen<br />
<strong>Zeitung</strong> veröffentlichten Aufsatz.<br />
Die Zivilgesellschaft befinde<br />
sich längst „in quälender Erwartung<br />
der Ablösung des Putin-Regimes“.<br />
Die modernen Moskauer hätten erwartet,<br />
dass sich die Obrigkeit aber<br />
schon jetzt bemüht, Moskau „das<br />
Gesicht einer komfortablen europäischen<br />
Metropole zu geben“. Diese<br />
Bemühungen habe die Stadtregierung<br />
aufgegeben, als sie diverse unabhängige<br />
Kandidaten nicht zur<br />
Kommunalwahl am 8. September<br />
zuließ –„und hier begann der Krieg.“<br />
AusSicht des Kreml ist es eine undankbareAufwallung,<br />
die da in Gang<br />
gekommen ist. Die Stadt gibt pro<br />
Einwohner mehr aus als London<br />
oder Rom. Allein im vorigen Jahr hat<br />
Moskau 33 Kilometer U-Bahn-Linie<br />
und 17 neue Metrostationen in Betrieb<br />
genommen. Und dann gehen<br />
die Leute auf die Straße?<br />
Verständnislos blicktWladimir Putin<br />
auf ein neue russische Generation.<br />
Es sind junge Leute,die keinen anderen<br />
Herrscher vor ihm kannten, die<br />
aber auch noch gar nicht vertraut<br />
sind mit der ganzen Härte, zudenen<br />
die russische Führung notfalls fähig<br />
ist.Waswill Putin nun tun? Sieverprügeln<br />
lassen, sie einsperren? Im Zweifel<br />
hat der Präsident immer auf Härte<br />
gesetzt.<br />
Auf historischen Bildern steht Putin,<br />
damals 46 Jahrealt, wie ein Schüler<br />
aus neben dem einen halben Kopf<br />
größeren Präsidenten Boris Jelzin. Es<br />
ist der 9. August 1999 und Jelzin hat<br />
den unscheinbar wirkenden Chef des<br />
Geheimdienstes FSB, soeben zum<br />
russischen Ministerpräsidenten ernannt.<br />
Wohl kein Beobachter der<br />
Kreml-Zeremonie ahnt in diesem<br />
Moment, dass er Weltgeschichte miterlebt.<br />
Doch so ist es. Denn in Wahrheit<br />
ist Jelzin schwach, nicht Putin.<br />
DerPetersburger Arbeitersohn, der<br />
Jura studiert und beim KGBKarriere<br />
gemacht hat, ergreift seine Chance.<br />
Bombenanschläge in Russland, angeblich<br />
vonIslamisten, spielen ihm in<br />
die Hand. Im September 1999 verspricht<br />
der damalige Ministerpräsident<br />
seinen Landsleuten, er werdedie<br />
„Terroristen“ verfolgen, notfalls rund<br />
um den Planeten. „Und wenn wir sie<br />
auf der Toilette erwischen, werden wir<br />
sie auch dortabknallen.“<br />
Endlich hatte Russland wieder<br />
ein Feindbild. Endlich sahen sich<br />
Land und Leute wieder geeint hinter<br />
„Der fragile Frieden<br />
ist zum Teufel gegangen.“<br />
Viktor Jerofejew, russischer Schriftsteller,<br />
in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine <strong>Zeitung</strong><br />
einem starken Mann. Dem Herrscher<br />
im Kreml räumten die Russen,<br />
ganz nach Landessitte, nur allzu<br />
gern die Befugnis ein, hart durchzugreifen.<br />
VonAnfang an kreiste Putins Präsidentschaft<br />
um die Wiedergewinnung<br />
von nationaler Würde. Den<br />
Untergang der Sowjetunion in den<br />
Jahren nach dem Mauerfall hatte er<br />
als weltpolitische Katastrophe empfunden<br />
–und auch als persönliche<br />
Schmach. Unvergesslich blieben<br />
ihm die wirren Tage, indenen er als<br />
KGB-Offizier in Dresden, schon umlagert<br />
von bärtigen Bürgerrechtlern,<br />
umWeisungen aus Moskau bat –und<br />
keine Antwortbekam.<br />
Anfangs hielten viele in Moskau<br />
den neuen Präsidenten Putin noch<br />
für „lenkbar“. Doch das erwies sich<br />
als großer Irrtum. Putin lenkte alles<br />
lieber selbst. Heute, 20Jahre später,<br />
wirderimInland wie im Ausland bewundertund<br />
gefürchtet, verehrtund<br />
gehasst.<br />
Russland lag am Ende der Jelzin-<br />
Jahre amBoden. Nach dem Untergang<br />
der Sowjetunion war das Riesenreich<br />
in Anarchie verfallen. Der<br />
Staat zahlte keine Renten und Gehälter<br />
mehr. Die berüchtigten Oligarchen,<br />
die nichts anderes waren als<br />
Mafiapaten, rissen das Volkseigentum<br />
an sich. 1998 raubte die Rubel-<br />
Krise den Bürgerndie letzten Ersparnisse.ImJahr<br />
darauf vollzog die Nato<br />
ihre erste Osterweiterung und ließ<br />
im Kosovo-Krieg, mit Unterstützung<br />
vonRot-Grün in Berlin, Bomben auf<br />
Serbien fallen: Demütigungen für<br />
Russland, wohin man sah.<br />
Dem neuen Präsidenten gelang<br />
es dank sprudelnder Einnahmen aus<br />
Öl- und Gasgeschäften zwar schnell,<br />
die wirtschaftliche Lage einigermaßen<br />
zu stabilisieren. Den entscheidenden<br />
Schritt nach vorn aber wagte<br />
Putin nicht: Bis heute fehlt es dem<br />
Land an einer Gründerszene aus<br />
kleinen und mittleren Unternehmen.<br />
Dazu fehlen Russland drei Faktoren,<br />
die aus Sicht westlicher Investoren<br />
vor allem auf dem wichtigen<br />
Feld der modernen Datenwirtschaft<br />
unerlässlich sind: Freiheit, Rechtsstaatlichkeit,<br />
Kreativität.<br />
Auch in der Außenpolitik hofft der<br />
Westen auf einen Kurswechsel in<br />
Moskau, auf mehr Öffnung, auf ein<br />
neues Miteinander. Anfangs setzte<br />
Putin, der als KGB-Offizier Deutsch<br />
gelernt hatte, noch auf eine Annäherung,<br />
wie seine Rede in Berlin im September<br />
2001 zeigte. Zwei Wochen<br />
nach den Terroranschlägen in den<br />
USA trat Putin im Bundestag ans Mikrofon<br />
und bot „in der Sprache von<br />
Goethe,Schiller und Kant“ eine neue<br />
Partnerschaft zwischen Ostund West<br />
an. „Wir tun dies als ein Volk, das gute<br />
Lehren aus dem Kalten Krieg und der<br />
verderblichen Okkupationsideologie<br />
gezogen hat.“ Abgeordnete aller Parteien<br />
applaudierten stehend.<br />
Pässe als Verhandlungsgegenstand<br />
Doch im Konflikt um die Ukraine gab<br />
Putin die mögliche Annäherung an<br />
den Westen wieder auf. Im Jahr 2014<br />
ließ er die Krim völkerrechtswidrig<br />
besetzen. In diesen Tagen lässt Putin<br />
zudem in der Ostukraine russische<br />
Pässe austeilen. Dassei, sagt Marieluise<br />
Beck, Russland-Expertin der Grünen,<br />
de facto eine „hybride Annexion<br />
der besetzten Gebiete des Donbass“.<br />
Völkerrechtlich erlaubt sei das nicht.<br />
Den russischen Präsidenten<br />
schert das nicht. Die Passvergabe<br />
kann er demnächst als Verhandlungsgegenstand<br />
in seinem großen<br />
internationalen Poker anbieten,<br />
zum Beispiel bei einem Treffen mit<br />
dem französischen Staatspräsidenten<br />
Emmanuel Macron am 19. August.<br />
Sein harter Kurs, verbunden<br />
mit einem ständiges Ausnutzen der<br />
„Trotteligkeit des Westens“ (Beck),<br />
hat Putin stets genützt.<br />
Die gelben Westen haben ausgedient<br />
Anfangs gingen Hunderttausende Franzosen gegen Macrons Reformpolitik auf die Straße. Der Protest lief ins Leere, weil niemand bessere Lösungen anbot<br />
VonBirgit Holzer,Paris<br />
Gelbwesten-Proteste bestimmten die Pariser Straßen im Frühjahr.<br />
Die Sonnabende in Paris haben<br />
sich wieder normalisiert. Geschäfte<br />
schließen derzeit höchstens<br />
wegen der Sommerferien, aber nicht<br />
mehr aus Sorge, bei Demonstrationen<br />
ins Visier von Randalierern zu<br />
geraten. Polizisten schieben nicht<br />
mehr Wochenend-Sonderdienste,<br />
immer einsatzbereit für den Fall einer<br />
Eskalation. Auf den Champs-<br />
Élysées sind wieder überwiegend<br />
Touristen statt aufgebrachte Demonstranten<br />
unterwegs.<br />
In gelben Warnwesten als Erkennungszeichen<br />
machten sie im Winter<br />
und Frühjahr immer sonnabends zunächst<br />
anVerkehrskreiseln im ganzen<br />
Land, später an symbolträchtigen Orten<br />
in den Metropolen ihrem Ärger<br />
auf die französische Regierung und<br />
die soziale Ungleichheit Luft. Einpaar<br />
Unermüdliche finden sich zwar weiterhin<br />
zusammen und versuchen,<br />
das Gefühl der Solidarität untereinander<br />
und den Widerstand aufrechtzuerhalten.<br />
Dennoch erscheint die<br />
Bewegung erschlafft – zumindest<br />
vorerst, denn die Ruhe ist trügerisch.<br />
Zu vieles liegt weiterhin im Argen in<br />
Frankreich und die Ursachen für die<br />
Wut sind keineswegs beseitigt. Sie<br />
entstand aus einem immensen Misstrauen<br />
vieler Franzosen gegenüber<br />
der Politik. DieKluft zwischen Globalisierungsgewinnernund<br />
-verlierern,<br />
zwischen der Elite und abgehängten<br />
sozialen Klassen, Stadt- und Landbewohnern<br />
wächst unaufhörlich. Die<br />
so entstandenen Spannungen verstärkten<br />
die Proteste.<br />
Nicht umsonst war deren Auslöser<br />
die geplante –und dann ausgesetzte<br />
–Erhöhung der Ökosteuer auf<br />
Kraftstoff. Auch zog Präsident Emmanuel<br />
Macron besonders den Zorn<br />
auf sich, weil er als Absolvent vonElitehochschulen<br />
und rasant aufgestiegener<br />
Politik-Karrierist mit allzu<br />
selbstsicherem Auftreten „die da<br />
oben“ vertritt, welche sich nicht für<br />
die Probleme der Normalbevölkerung<br />
interessieren. Dieses Image hat<br />
DPA<br />
sich nicht geändert, auch wenn Macrons<br />
bisher schwerste politische<br />
Krise vorerst überwunden scheint.<br />
Die heutige Schwäche der Gelbwesten<br />
erklärt sich zum einen daraus,<br />
dass sie Probleme aufzeigten<br />
und benannten, nicht aber deren<br />
Lösungen – was ja auch nicht die<br />
Aufgabe von Bürgern ist. Eine Führungsfigur<br />
fehlte,die ihredisparaten<br />
Anliegen zusammenfassen und gegenüber<br />
der Regierung vertreten<br />
konnte. Genau ein solches Sprachrohr<br />
hatte die Bewegung zugleich<br />
stets abgelehnt, die dezentral organisiertund<br />
in den sozialen Netzwerken<br />
entstanden war.<br />
Zum zweiten ließ infolge der Gewalt<br />
am Rande der Demonstrationen<br />
die Unterstützung der öffentlichen<br />
Meinung mit der Zeit nach. Sie<br />
aber war maßgeblich für die enorme<br />
Aufmerksamkeit für die Bewegung.<br />
Darüber hinaus nahm ihr Präsident<br />
Macron mit Bürgerdebatten und sozialen<br />
Zugeständnissen den Wind<br />
aus den Segeln. WieungestörterseinenWegweitergehen<br />
kann, lässt sich<br />
noch nicht absehen. Vonder schwachen,<br />
überwiegen orientierungslosen<br />
Opposition ist wenig Gegenwind<br />
zu erwarten. Undvon den„Gelbwesten“?<br />
Deren Bewegung wurde so unvorhersehbar<br />
schnell zu einem gesellschaftlichen<br />
und medialen Phänomen,<br />
das weit über die Grenzen<br />
Frankreichs hinaus von sich reden<br />
machte,dass sich eine Prognose darüber<br />
verbietet, ob sie dauerhaft erledigt<br />
ist. Im Herbst stehen heikle Reformen<br />
wie jene der Arbeitslosenund<br />
Rentenversicherung an, welche<br />
den Widerstand neu anzufachen<br />
drohen. Ruhe im Land dürfte erst<br />
einkehren, wenn Macron beweist,<br />
dass seine Politik die wirtschaftliche<br />
und soziale Lage entscheidend verbessert<br />
und die Chancen-Gleichheit<br />
erhöht. Er hat einige Schritte in diese<br />
Richtung gemacht, etwa durch höhereInvestitionen<br />
in die Schulen gerade<br />
in sozialen Brennpunkten, in<br />
Aus- und Weiterbildung.
6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Made in Berlin<br />
BERLINER BEKANNTE<br />
Berlin<br />
am<br />
Hafen<br />
Städte in Deutschland<br />
mit E-Scootern<br />
Anzahl der E-Scooter,<br />
in Klammern: Anzahl der Anbieter*,<br />
Stand 14.7.2019<br />
Münster<br />
378 (1)<br />
Lübeck<br />
86 (1)<br />
Hamburg<br />
2429 (4)<br />
Berlin<br />
4425 (4)<br />
NEU IN DER STADT<br />
Hilfe für<br />
werdende<br />
Mütter<br />
VonTheresa Dräbing<br />
Zeitweilig hatte Berlin den zweitgrößten<br />
Binnenhafen Deutschlands.<br />
Und er ist noch heute in Betrieb<br />
–auch wenn der Westhafen in<br />
Moabit nicht mehr zu den allergrößten<br />
Umschlagplätzen Deutschlands<br />
gehört. Immer noch werden riesige<br />
Mengen an Baustoffen und Maschinenteilen<br />
über den Westhafenkanal,<br />
den Spandauer Schifffahrtskanal<br />
und weiter über Spreeund Havel<br />
inüberregionale Gewässer verschifft.<br />
Angeschlossen an die<br />
Schiene ist der Hafen direkt an der<br />
Ringbahn. So findet der Warentransportfast<br />
seit hundertJahren statt.<br />
Seine Entstehungsgeschichte<br />
reicht sogar bis ins Jahr 1895 zurück,<br />
als die <strong>Berliner</strong> Kaufmannschaft den<br />
Bau eines solchen Hafens forderte,<br />
um den steigenden Warentransport<br />
aus Berlin zu bewerkstelligen. Der<br />
Bau dauerte laut <strong>Berliner</strong> Denkmaldatenbank<br />
(schon damals) etwas länger.<br />
Sosoll er sich durch Grunderwerbsverhandlungen<br />
und Streitigkeiten<br />
mit der Eisenbahnverwaltung<br />
reichlich verzögert haben. Doch seit<br />
1923 werden dortSchiffe be- und entladen.<br />
Betreiber ist seither die <strong>Berliner</strong><br />
Hafen- und Lagerhausgesellschaft<br />
(Behala), die ebenso den Südhafen<br />
in Spandau und den Hafen<br />
Neukölln abwickelt.<br />
Einige Gebäudeteile sind mittlerweile<br />
umfunktioniert worden. So<br />
werden heute die alten Speichergebäude<br />
nicht mehr benötigt.Wo früher<br />
mal Getreide lagerte,ist heute die <strong>Zeitung</strong>sabteilung<br />
der Staatsbibliothek<br />
Preußischer Kulturbesitz untergebracht.<br />
Undinder denkmalgeschützten<br />
Lagerhalle 1 befindet sich seit<br />
2015 eine Eventlocation.<br />
DasUmschlagsvolumen der <strong>Berliner</strong><br />
Binnenhäfen ist in den vergangenen<br />
Jahren gesunken. Betrug es Anfang<br />
der 90er-Jahre noch fast neun<br />
Millionen Tonnen jährlich, sind es<br />
heute knapp vier Millionen, davon<br />
entfallen etwa 600 000 Tonnen auf<br />
den Schiffsverkehr.<br />
Die Zukunft: autonome Schifffahrt<br />
Auch mit Fachkräftemangel hat die<br />
Branche zu kämpfen. Undwird deshalb<br />
erfinderisch: Schon in den<br />
nächsten Jahren sollen erste autonome<br />
Schiffe auf Berlins Gewässern<br />
fahren. Im September startet ein solches<br />
Pilotprojekt, initiiert vom Westhafen-Betreiber<br />
Behala. „Wir wollen<br />
die Wasserstraßen für die Schifffahrt<br />
wieder wirtschaftlicher machen“,<br />
sagt Klaus-Günter Lichtfuß, Logistikchef<br />
der Behala. Für den Schifffahrtsverkehr<br />
ist eine Mindestbesatzung<br />
vorgeschrieben. Deshalb lohnt es<br />
sich nicht, kleinere Schiffe aufs Wasser<br />
zu schicken –könnte man Personal<br />
ganz einsparen, könnte man auch<br />
mehr Frachter auf die Reise schicken.<br />
DieIdee sei, dass „kleine,flexible Binnenschiffe<br />
miteinander kommunizieren,<br />
ihre Routen selbst berechnen<br />
und ihre Ladung eigenständig an<br />
Umschlagpunkten auf- und abladen<br />
können“, erklärt Lichtfuß. Angetrieben<br />
werden sollen die Schiffe elektrisch.<br />
Noch ist das Zukunftsmusik,<br />
aber der erste Test auf dem Wasser sei<br />
in drei Jahren denkbar.<br />
Der <strong>Berliner</strong> Westhafen ist Knotenpunkt<br />
für nationale Gewässer. IMAGO IMAGES/JOKO<br />
Durchschnittliche<br />
Fahrten<br />
pro E-Scooter<br />
am TaginBerlin<br />
5,22<br />
städten die Preise von E-Scooter-<br />
Verleihern mit denen von Anbietern<br />
von Carsharing, Leihfahrrädern und<br />
Leih-E-Rollernverglichen. Dafür haben<br />
die Analysten jeweils verschieden<br />
lange Strecken an unterschiedlichen<br />
Tageszeiten getestet. Heraus<br />
kam: Durchweg war ein E-Scooter-<br />
Verleiher der teuerste Anbieter.<br />
So zum Beispiel auch auf der Strecke<br />
vom Hackeschen Markt bis zum<br />
Checkpoint Charlie. Für die Fahrt<br />
Köln<br />
1435 (3)<br />
Bonn<br />
441 (1)<br />
E-Scooter<br />
Leihrad<br />
Carsharing<br />
E-Roller<br />
Düsseldorf<br />
815 (1)<br />
FrankfurtamMain<br />
824 (2)<br />
Augsburg<br />
202 (1)<br />
Weitere Städte mit E-Scootern: Bottrop, Dortmund, Herne<br />
und Potsdam (Anzahl nicht bekannt)<br />
*Angaben zum Anbieter Circ fehlen, Schätzung für Berlin:<br />
1000 E-Scooter<br />
Lime<br />
DriveNow<br />
Circ<br />
Tier<br />
Voi<br />
Miles<br />
We Share<br />
Coup<br />
Jump<br />
Car2Go<br />
Sixt Share<br />
Donkey Rep.<br />
Lidl Bike<br />
Emmy<br />
Mobike<br />
Nextbike<br />
1,00<br />
1,00<br />
1,33<br />
QUELLE:CIVITY,MYDEALZ, EIGENE BERECHNUNG<br />
1,50<br />
1,50<br />
Durchschnittliche<br />
Distanz<br />
pro E-Scooter<br />
Ausleihe<br />
in Berlin<br />
1,88 km<br />
Erfurt<br />
173 (1)<br />
Preisvergleich Ausleihe<br />
für eine Kurzstrecke vom Hackeschen Markt bis zum Checkpoint Charlie<br />
(Radweg: 2,3 km/Straße: 2,8 km), Angaben in Euro (ohne einmaligeAnmeldegebühr),<br />
je nach Verkehrsmittel 6bis 10 Minuten Fahrzeit<br />
Teurer Spaß<br />
E-Scooter sollenTeil derVerkehrswendesein. Doch<br />
Auswertungenzeigen: Die Strecken sind kurz,die<br />
Verbreitungsgebiete kleinund dieKosten im<br />
Vergleichzuanderen Sharing-Anbieternamhöchsten<br />
VonTheresa Dräbing (Text) und Sabine Hecher (Infografik)<br />
Städte sollen für ihre Bewohner<br />
wieder als Lebensräume,<br />
nicht bloße Verkehrsräume<br />
wahrgenommen<br />
werden“, sagt Claus Unterkircher,<br />
General Manager von Voi für<br />
die Dach-Region. „Je mehr Mikromobiliät<br />
es in Städten gibt desto weniger<br />
Lärm, Schmutz und Abgase<br />
gibt es.“ Voiist einer der vier Verleiher<br />
vonE-ScooterninBerlin. DieAnbieter<br />
wollen zur Verkehrswende<br />
beitragen und mehr Menschen weg<br />
vom Auto hin zum elektrischen<br />
Scooter locken. Nicht der einzige,<br />
aber ein wesentlicher Faktor, obdas<br />
klappt, wird der Preis sein. Doch im<br />
Vergleich mit anderen Sharing-Anbietern<br />
gehören E-Scooter zu den<br />
teuersten Verkehrsmitteln.<br />
Das Preisvergleichsportal Mydealz<br />
hat in sechs deutschen Großder<br />
2,8 Kilometer langen Strecke berechneten<br />
Anbieter zwischen 1Euro<br />
und 2,80 Euro. Die 2,80 Euro musste<br />
zahlen, wer sich für einen E-Scooter<br />
von Lime entschieden hatte, am<br />
günstigsten kam weg, wer sich ein<br />
Fahrrad von Nextbike oder Mobike<br />
geliehen hatte. Zwar waren die drei<br />
anderen E-Scooter-Verleiher Tier,<br />
CircundVoimit 2,35 Euro zumindest<br />
günstiger als der Carsharing-Anbieter<br />
Drivenow, alle übrigen Anbieter<br />
berechneten allerdings weniger.<br />
Einen E-Scooter in Berlin auszuleihen,<br />
kostet derzeit bei allen Anbietern<br />
1Euro für das Entsperren und<br />
danach weitere 15Cent pro Minute,<br />
bei Lime sind es mittlerweile<br />
20 Cent. Das US-amerikanische Unternehmen<br />
hat bereits kurz nach<br />
dem Start in Deutschland in der<br />
Hauptstadt seine Preise erhöht. „Für<br />
die Wartung und den Austausch der<br />
E-Scooter, die häufig von über tausend<br />
Nutzern pro Taggefahren werden,<br />
muss Lime fortlaufend investieren“,<br />
teilt ein Sprecher vonLime mit.<br />
Man lege langfristig großen Wert auf<br />
Sicherheit und Qualitätsstandards,<br />
was auch bei der Preisgestaltung zu<br />
berücksichtigen sei.<br />
Voiargumentiert, dass man in der<br />
Regel trotzdem günstiger sei als Carsharing,<br />
da die Zeit der Parkplatzsuche<br />
wegfalle, die in Städten rund 30<br />
Prozent der Fahrtzeit ausmache. Im<br />
Test von Mydealz war nur die reine<br />
Strecke vom Start- zum Zielpunkt<br />
berechnet worden. „Günstiger und<br />
umweltfreundlicher als jeder Pkw<br />
sind wir sowieso bei weitem“, sagt<br />
Unterkircher vonVoi.<br />
Dennoch: „Die Zahlungsbereitschaft<br />
ist eher im touristischen Freizeitverkehr<br />
vorhanden“, sagt Benno<br />
Bock, Datenanalyst beim Beratungsinstitut<br />
Civity.„Wir sehen nicht, dass<br />
das Preismodell auf Dauer für die Alltagsmobilität<br />
geeignet ist.“Würde ein<br />
Arbeitnehmer nur täglich zehn Minuten<br />
zur nächsten S-Bahn-Station hinund<br />
zurück mit einem E-Scooter fahren,<br />
würde sich das im Monat fast auf<br />
100 Euro summieren. Civity hat vor<br />
kurzem ebenfalls eine Datenauswertung<br />
vorgenommen und unter anderem<br />
Anzahl der Scooter, Verbreitungsgebiet<br />
und durchschnittliche<br />
Weglängen ermittelt. Demnach ist<br />
die Nachfrage in Berlin im Bereich der<br />
Friedrichstraße und Unter den Linden<br />
am höchsten –für die Macher der<br />
1,65<br />
1,62<br />
1,90<br />
München<br />
2016 (4)<br />
2,21<br />
2,14<br />
2,10<br />
2,35<br />
2,35<br />
2,35<br />
2,68<br />
2,80<br />
Studie ein Indiz, dass hier, wo die<br />
Touristendichte auch mit am höchsten<br />
ist, auch überwiegend Touristen<br />
angesprochen werden.„Wirsehen in<br />
den Scooterndeshalb auch keinen signifikanten<br />
Beitrag zu einerVerkehrswende“,<br />
so Bock.<br />
Dem stimmt auch MobilitätsforscherTilman<br />
Brachervom Deutschen<br />
Institut für Urbanistik (Difu) zu. „E-<br />
Scooter tragen nicht zu einer nachhaltigen<br />
Verkehrswende bei“, sagt<br />
Bracher. Niemand werdewegen eines<br />
E-Scooters auf sein Auto verzichten.<br />
Auch dann nicht, wenn Anbieter ihre<br />
Preise senken würden, glaubt Bracher.„DerMarkt,inden<br />
dieE-Scooter<br />
drängen, ist bereits ganz gut von<br />
Leihfahrrad-Anbietern erschlossen.“<br />
Auch in Bezug auf Nachhaltigkeit<br />
sieht er wenig Nutzen: „Wenn man<br />
berücksichtigt, dass Anbieter jeden<br />
Abend mit dem Auto durch die Stadt<br />
fahren, um die E-Scooter wieder einzusammeln,<br />
kann man sogar von<br />
mehr Autoverkehr sprechen.“<br />
Trotzall der Kritik scheinen die E-<br />
Scooter anzukommen. Die Anbieter<br />
haben seit Öffnung des Marktes vor<br />
knapp zwei Monaten ihre Flotten in<br />
Berlin bereits starkaufgestockt.Über<br />
5000 sind es mittlerweile, die im<br />
Stadtgebiet unterwegs sind. Ein Roller<br />
werdelaut Datenauswertung von<br />
Civity am TagimSchnitt 5,22 Mal<br />
ausgeliehen. „Wir gehen davon aus,<br />
dass die Nachfrage in Zukunft sogar<br />
noch steigen wird“, sagt der Sprecher<br />
vonLime.<br />
VonTheresa Dräbing<br />
Es gibt zu wenige Hebammen.<br />
Folglich müssen werdende Mütter<br />
oft lange suchen, bis sie eine finden.<br />
„Dabei stellen sich Schwangere<br />
schon früh viele Fragen – wie ernähreich<br />
mich optimal während der<br />
Schwangerschaft, welche Sportübungen<br />
helfen mir bei Krämpfen?“,<br />
zählt Victoria Engelhardt auf. Sie ist<br />
Mitgründerin von Keleya, einem<br />
<strong>Berliner</strong> Start-up, das eine gleichnamige<br />
App entwickelt hat. Darin sind<br />
Tipps rund um die Schwangerschaft<br />
enthalten und seit wenigen Monaten<br />
auch ein Online-Geburtsvorbereitungskurs.<br />
Frauen können in der App ihre<br />
aktuelle Schwangerschaftswoche<br />
eintragen, auch können sie individuelle<br />
Beschwerden angeben. Darauf<br />
zugeschnitten spielt die App personalisierte<br />
Inhalte aus –von Artikeln<br />
über Videos bis hin zu Podcasts. Der<br />
neu integrierte Geburtsvorbereitungskurs<br />
besteht ebenfalls aus<br />
mehreren Elementen. Der Kurs für<br />
die richtigen Atemtechniken während<br />
der Wehen ist per Video abrufbar.<br />
Entwickelt worden sind die Inhalte<br />
unter anderem von Hebammen,<br />
Ärzten und Physiotherapeuten.<br />
Während Gründerin Engelhardt<br />
betriebswirtschaftliche Erfahrungen<br />
mitbringt, gab ihreMitgründerin Sarah<br />
Müggenburg zuvor zehn Jahre<br />
Pre- und Postnatalyogakurse in einer<br />
Hebammenpraxis.<br />
Einer Einschätzung des Deutschen<br />
Hebammenverbands nach<br />
kann ein solches App-basiertes Angebot<br />
eine Ergänzung sein –mehr<br />
aber nicht. „Auch für eine Gruppe<br />
von Frauen, die aus irgendwelchen<br />
Gründen keine Möglichkeit haben,<br />
einen regulären Geburtsvorbereitungskurs<br />
zu besuchen, mag es eine<br />
Alternative sein“, sagt Ursula Jahn-<br />
Zöhrens vom Deutschen Hebammenverband.<br />
„Aber nicht alles kann<br />
bei einem Videokurs vermittelt werden“,<br />
sagt sie. Eine Körperwahrnehmung<br />
sei sehr viel schwieriger zu<br />
vermitteln, auch eine psychosoziale<br />
Begleitung, die normalerweise stattfindet,<br />
fehle,warnt sie.<br />
Die Macher von Keleya sind sich<br />
dessen bewusst: „Wir sagen deshalb<br />
auch ganz klar, dass wir uns nur als<br />
Zusatzangebot verstehen“, sagt Engelhardt.<br />
„Aber auch viele Schwangere,<br />
die eine Hebamme haben, informieren<br />
sich zusätzlich im Netz, da<br />
wollen wir einfach eine seriöse Anlaufstelle<br />
sein.“<br />
Miteiner Krankenkasse im Rücken<br />
Entwickelt worden ist die App zusammen<br />
mit der AOK Plus, deren<br />
Versicherte sich den Online-Kurs als<br />
Krankenkassenleistung anrechnen<br />
lassen können. DieDigitalisierung in<br />
der Gesundheitsbranche schreitet<br />
voran. Ab 2020 sollen Apps vermehrt<br />
von den Kassen bezahlt werden,<br />
wenn ein Arzt sie verschreibt. Dazu<br />
können auch unterstützende Apps<br />
beiSchwangerschaften zählen.<br />
Derzeit können andere Nutzer,<br />
dienicht beider AOKPlusversichert<br />
sind, einen kleinen Teil der App Keleya<br />
kostenfrei nutzen, das gesamte<br />
Angebot inklusive Geburtsvorbereitungskurs<br />
kostet rund 55 Euro. Für<br />
eine App vergleichsweise sehr teuer,<br />
Engelhardt argumentiert, dass ein<br />
üblicher Geburtsvorbereitungskurs<br />
hingegen schnell das Doppelte kosten<br />
würde. Derzeit zählt Keleya laut<br />
eigenen Angaben mehrere Tausend<br />
zahlende Kundinnen.<br />
IMAGO IMAGES/AURORA PHOTOS
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 7 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
MÄRKTE<br />
NACHRICHTEN<br />
DAX-30 in Punkten<br />
▲ 11845,41 (+1,68 %)<br />
9.5.19<br />
8.8.19<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
▲ 57,67 (+0,40 %)<br />
9.5.19<br />
8.8.19<br />
Euro in US-Dollar<br />
▼ 1,1193 (–0,08 %)<br />
Großer Osram-Aktionär<br />
legt sich bei Verkauf quer<br />
Beider geplanten Übernahme des<br />
Beleuchtungsherstellers Osramgibt<br />
es neue Turbulenzen. DieOsram-<br />
Aktie rutschte am Donnerstag an der<br />
Börse ab und verlor zeitweise mehr<br />
als 7Prozent ihres Werts. Am Vorabend<br />
hatte der größte Osram-Aktionär<br />
AGI–das ist die Kapitalanlagegesellschaft<br />
des Allianz-Konzerns<br />
–das Übernahmeangebot der zwei<br />
US-Finanzinvestoren Bain Capital<br />
und Carlyle abgelehnt. Diebeiden<br />
Unternehmen bieten 35 Euro je Aktie,dochdas<br />
ist AGIzuwenig.<br />
Außerdem hatte die Allianz-Tochter<br />
dem Osram-Management zu wenig<br />
Vertrauen ins eigene Unternehmen<br />
vorgeworfen. (dpa)<br />
9.5.19<br />
Stand der Daten: 08.08.2019 (21:50 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Quelle<br />
8.8.19<br />
Weltbild nimmt<br />
Pflanzen ins Angebot<br />
Gewinner<br />
aus DAX und MDAX vom 08.08. zum Vortag<br />
BayerNA 62,97 +7,02 WWWWWWWWWWW<br />
Puma 67,45 +5,31 WWWWWWWWW<br />
Lanxess 53,30 +5,09 WWWWWWWW<br />
Covestro 40,60 +4,67 WWWWWWWW<br />
DeutscheBank NA 6,88 +4,46 WWWWWWW<br />
Symrise Inh. 84,00 +4,45 WWWWWWW<br />
Verlierer<br />
ausDAX und MDAXvom 08.08. zumVortag<br />
Osram Licht NA 31,30 WWWWWWWWWWW –7,07<br />
E.ONNA 8,61 WWWW –2,38<br />
Adidas NA 267,45 WWWW –2,23<br />
Continental 118,00 WWW –1,42<br />
TAGImmobilien 21,16 WWW –1,21<br />
Dt. Wohnen Inh. 32,74 WW –0,58<br />
Leitbörsen im Überblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 08.08. ±% z. 07.08.<br />
Euro Stoxx 50(EU) +1,98<br />
3574/2909 3375,38<br />
CAC 40 (FR) + 2,31<br />
5673/4556 5387,96<br />
S&P UK (UK) + 1,15<br />
1562/1323 1470,83<br />
RTS (RU) +1,47<br />
1414/1033 1303,80<br />
IBEX (ES) +1,41<br />
9676/8286 8869,00<br />
Dow Jones (US) +1,34<br />
27399/21713 26355,82<br />
Bovespa (BR) +0,86<br />
106650/74275103670,90<br />
Nikkei (JP) +0,37<br />
24448/18949 20593,35<br />
Hang Seng (HK) +0,48<br />
30280/24541 26141,92<br />
Stx Singap. 20 (SG) –0,20<br />
1657/1350 1533,65<br />
Festgeld für 5.000 Euro<br />
Kundenkontakt 3Mon. 6Mon. 12 Mon.<br />
Crédit Agricole **<br />
ca-consumerfinance.de 0,81 0,91 1,01<br />
PrivatBank 1891 **<br />
privatbank1891.com 0,56 0,57 0,75<br />
Bank11<br />
bank11.de 0,40 0,50 0,60<br />
akf bank **<br />
akf.de 0,20 0,45 0,65<br />
abcbank<br />
abcbank.de - 0,45 0,55<br />
Deutsche Bank*<br />
deutsche-bank.de - 0,05 0,20<br />
Santander<br />
santander.de - 0,01 0,20<br />
Targobank<br />
targobank.de 0,00 0,00 0,20<br />
ING<br />
ing.de - - 0,03<br />
Commerzbank<br />
commerzbank.de - - 0,01<br />
Isbank<br />
isbank.de 0,35 0,35 0,50<br />
PSD Berlin Brandenburg<br />
psd-bb.de 0,01 0,01 0,01<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />
mbs-potsdam.de - - 0,01<br />
Sparda-Bank Berlin<br />
sparda-b.de - - 0,002<br />
<strong>Berliner</strong> Sparkasse<br />
-030/86986969 - - -<br />
Mittelwert von 80 Banken 0,23 0,28 0,44<br />
*12Monate Neukundenangebot<br />
** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen<br />
(Samstag).<br />
Quelle: FMH-Finanzberatung<br />
Beim Dammbruch im brasilianischen Brumadinhostarbenfast 300 Menschen.<br />
Von Frank-Thomas Wenzel<br />
Vielleicht geht die Premiere des<br />
Galaxy Note 10 als Wendepunkt<br />
in die Geschichte des Mobilfunks ein.<br />
Gerade hat Samsung das Nobel-<br />
Smartphone in NewYorkvorgestellt.<br />
DieBesonderheit: Wieüblichgibt es<br />
zwar einen weiteren Evolutionsschritt<br />
bei den Kameras und bei den<br />
Akkus.Aber am Preis wollen die Südkoreaner<br />
nicht drehen –wegen der<br />
harten Konkurrenz sowie einem<br />
Markt, der in diesem Jahr spürbar<br />
schrumpfen wird.<br />
DasGalaxyNote 10 verspricht vor<br />
allem Verbesserungen bei der Kameratechnik<br />
und der Akkulaufzeit. Das<br />
Preisniveau wird indes im Vergleich<br />
zum Vorgängermodell gehalten. Los<br />
geht es bei rund 950 Euro.Die teuers-<br />
Das brasilianische Desaster<br />
Der Bruch eines vom TÜV Süd geprüften Damms kann den Konzern mehr als 100 Millionen Euro kosten<br />
Von Thomas Magenheim<br />
Drei Prüfkonzerne: Der TÜV<br />
Süd in München ist die bedeutendste<br />
der hierzulande<br />
noch drei großen und voneinander<br />
rechtlich völlig unabhängigen<br />
TÜV-Gesellschaften.<br />
Die beiden anderen<br />
sind der TÜV Rheinland in<br />
Köln und der TÜV Nord in<br />
Hannover. Der Münchner<br />
TÜV bezeichnet sich selbst<br />
als den internationalsten<br />
des Trios.<br />
Über dem Münchner Prüfkonzern<br />
TÜV Süd<br />
schwebt seit dem 25. Januar<br />
ein Damoklesschwert<br />
ungewissen Ausmaßes. An<br />
diesem Tagist in Brasilien ein Damm<br />
gebrochen, dem eine TÜV-Tochter<br />
vier Monate zuvor noch Sicherheit<br />
attestierthatte.Esgab rund 300 Tote<br />
sowie Sach- und Umweltschäden,<br />
die am Ende eine mehrfache Milliardendimension<br />
erreichen könnten.<br />
Die Haftungsfrage steht im Raum<br />
und betrifft auch den TÜV Süd. Der<br />
hat bislang gemauert, seine diesjährige<br />
Bilanzpressekonferenz abgesagt<br />
und auch die Veröffentlichung des<br />
Geschäftsberichts 2018 immer weiter<br />
hinausgeschoben. In der Sommerpause,<br />
wo die öffentliche Aufmerksamkeit<br />
erlahmt, ist er nun<br />
klammheimlich ins Internet gestellt<br />
worden. Es ist ein brisantes Dokument,<br />
das bittereWahrheiten ansatzweise<br />
enthüllt.<br />
DerPrüfkonzernräumt darin ein,<br />
dass seine brasilianische Tochter<br />
TÜV Süd Bureau im September 2018<br />
die Stabilität des Damms bescheinigt<br />
habe und dass gegen den TÜV nach<br />
dem Unglück Ende Januar 2019 Klagen<br />
sowohl angedroht als auch bereits<br />
eingereicht worden sind. Eine<br />
davonstammtdemVernehmennach<br />
vom brasilianischen Minenbaukonzern<br />
und Dammbetreiber Vale, für<br />
den der TÜV geprüft hatte. Esseien<br />
auch schon Schadensersatzforderungen<br />
geltend gemacht worden,<br />
schreibt der TÜV.Beziffertwerden sie<br />
auch auf Anfrage bislang nicht.<br />
Das Ausmaß des Drohpotenzials<br />
dieser und möglicher weiterer Klagen<br />
veranlasst den Wirtschaftsprüfer<br />
KPMG aber zu bemerkenswerten<br />
Feststellungen im Testat zum TÜV-<br />
Geschäftsbericht. Anhängige und<br />
drohende Rechtsverfahren könnten<br />
„einen wesentlichen Einfluss auf die<br />
Vermögens-, Finanz- und Ertragslage<br />
des Konzerns für das Geschäftsjahr<br />
2019 und künftige Geschäftsjahre<br />
haben“, warnt KPMG. Zudem sei<br />
der Fortbestand der Tochter TÜV Süd<br />
Bureauundeinerweiterenbrasilianischen<br />
TÜV-Firma bei erfolgreichen<br />
Neues Smartphone zum alten Preis<br />
Samsung bringt demnächst das Galaxy Note 10 auf einen Markt, der spürbarschrumpft<br />
INTERNATIONAL EXPANDIERT<br />
Der TÜV Süd: Mittlerweile erwirtschaftet<br />
der TÜV Süd<br />
4von 10 Euro Umsatz<br />
außerhalb deutscher Grenzen.<br />
Dortarbeitet auch die<br />
Hälfte der insgesamt gut<br />
24400 Mitarbeiter.ImGeschäftsjahr<br />
2018 hat der<br />
TÜV Süd die Konzernumsätze<br />
um knapp 3Prozent etwas<br />
unterplanmäßig auf<br />
knapp 2,5 Milliarden Euro<br />
gesteigert.<br />
Gewinneinbruch: Der Gewinn<br />
vorSteuernund Zinsen<br />
hat sich beim Münchner<br />
Prüfkonzernauf knapp 106<br />
Millionen Euro nahezu halbiert.<br />
Geplant waren 215<br />
Millionen Euro. Die Abweichungen<br />
gehen ausschließlich<br />
auf Rückstellungen und<br />
Wertminderungen wegen<br />
des Unglücks in Brasilien zurück,<br />
räumt der TÜV Süd im<br />
Geschäftsbericht ein.<br />
Regressklagen bedroht, falls deren<br />
Gesellschafter, also in letzter Konsequenz<br />
der Münchner TÜV-Mutterkonzern,<br />
dafür nicht aufkommt.<br />
„Diese Ereignisse und Gegebenheiten<br />
deuten auf das Bestehen einer<br />
wesentlichen Unsicherheit hin, die<br />
bedeutsame Zweifel an der Fähigkeit<br />
der beiden Gesellschaften zur Fortführung<br />
ihrer Unternehmenstätigkeit<br />
aufwerfen kann“, schreibt die<br />
KPMG.AuchderTÜVselbsträumtim<br />
Geschäftsbericht Existenzrisiken für<br />
die beiden brasilianischen Töchter<br />
ein. Dort werden über mehrere Posten<br />
verteilt erste finanzielle Belastungen<br />
für den Dammbruch genannt.<br />
Das sind zum einen Rückstellun-<br />
te Version soll mit knapp 1200 Euro<br />
vonEnde August an weltweit offeriert<br />
werden –dabei handelt es sich allerdings<br />
um die Variante,die schon mit<br />
der neuen 5G-Funktechnik arbeitet,<br />
die es hierzulande erst in ein paar<br />
Jahren geben wird. Ungewöhnlich ist<br />
auch, dass zumindest beim Basismodell<br />
der Immer-größer-Trend gebrochen<br />
wird. Mit 6,3 Zoll (16 Zentimeter)<br />
ist die Bildschirmdiagonale –<br />
wenn auch nur geringfügig –kleiner<br />
als beim Vorgänger.Dafür wirdbeim<br />
Schwestermodell Note 10+ mit<br />
6,8 Zoll geklotzt. DasSmartphone expandiert<br />
damit in Tablet-Dimensionen.<br />
Das Galaxy Note 10 ist enorm<br />
wichtig für die Koreaner. Die Highend-Handys<br />
sind die maßgeblichen<br />
Gewinnbringer in Samsungs Smartphone-Sparte.<br />
Doch das Galaxy S10,<br />
das andere Premiummodell, verkauft<br />
sich nur schleppend. Samsung<br />
hat das in den vergangenen Monaten<br />
zu spüren bekommen. Marktanteile<br />
sind allenthalben verloren gegangen,<br />
obwohl Einstiegs- und Mittelklassegeräte<br />
in vielen Märkten sogar noch<br />
zulegten.<br />
Unterm Strich sanken die Smartphone-Verkäufe<br />
im ersten Quartal<br />
aber weltweit um fast neun Prozent<br />
auf 71,6 Millionen Geräte. Fehlende<br />
technische Innovationen und immer<br />
weiter steigende Preise hätten bei<br />
den Flaggschiffgeräten vieler Hersteller<br />
die Wiederbeschaffungszyklen<br />
verlängert, schreiben die Experten<br />
des Marktforschungsunternehmens<br />
Gartner in einer aktuellen Analyse.<br />
FOTO: RODNEY COSTA/DPA<br />
genfürProzesskostenundSchadens-<br />
ersatzansprüche, die vor allem wegen<br />
des Dammbruchs um rund<br />
87 Millionen Euro aufgestockt werden<br />
mussten. Dazu kommt eine Abschreibung<br />
auf die Firmenwerte der<br />
brasilianischen TÜV-Gesellschaften<br />
vonrund14MillionenEuro. Dortige<br />
Firmenvermögen des TÜV in Höhe<br />
von 4,2 Millionen Euro haben brasilianische<br />
Behörden bereits pfänden<br />
lassen. Allein das summiert sich<br />
schon auf über 100 Millionen Euro.<br />
Eine Ermittlung auch nur von<br />
Bandbreiten für Haftungsrisiken aus<br />
möglichen Umweltschäden sei derzeit<br />
nicht möglich, heißt es im Geschäftsbericht.<br />
Die bleiben also bislang<br />
komplett ausgeklammert. Beim<br />
Bruch eines anderen Damms 2015 in<br />
Brasilien ebenfalls mit Vale-Beteiligung<br />
sind am Ende vor allem auch<br />
wegenUmweltschädenmehrereMilliarden<br />
Euro an Entschädigung fällig<br />
geworden.<br />
ZumDammbruch im Januar 2019<br />
hat es gegen Vale in Brasilien bereits<br />
einerstesGerichtsurteilgegeben,das<br />
jedem einzelnen Familienmitglied<br />
der rund 300 Opfer eine Entschädigungssumme<br />
von umgerechnet<br />
166000 Euro zuspricht.Als Familienmitglied<br />
gelten Ehepartner, Kinder<br />
und auch ElternGetöteter.<br />
Vale selbst hat umgerechnet gut<br />
vier Milliarden Euro für dieKatastrophe<br />
zurückgestellt. DerTÜV Süd bestreitet,<br />
von Vale bereits mit einer<br />
Schadensersatzklage bedacht worden<br />
zu sein.<br />
Noch heftiger traf es Apple. Der<br />
iPhone-Konzern musste im ersten<br />
Quartal Absatzeinbußen von etwa<br />
18 Prozent hinnehmen. Das Minus<br />
wäre noch größer ausgefallen, wenn<br />
es nicht massivePreissenkungen gegeben<br />
hätte.<br />
Huawei konnte hingegen kräftig<br />
zulegen. In Europa kletterte der Absatz<br />
um zwei Drittel, im Heimatland<br />
China um ein Drittel im Vergleich<br />
zumVorjahr.MittlerweileistderKonzern<br />
in der Volksrepublik mit einem<br />
Marktanteil um die 30 Prozent die<br />
Nummer eins. Doch Sanktionen der<br />
Trump-Regierung –US-Firmen dürfen<br />
Huawei nur noch beschränkt beliefern–habendieExpansionimAusland<br />
deutlich gebremst. Dashat auch<br />
den gesamten Weltmarkt beeinflusst.<br />
DieWeltbild-Gruppe will künftig<br />
auch Pflanzen und Saatgut verkaufen.<br />
Dazu übernimmt der Weltbild-<br />
Eigentümer Droege-Group den E-<br />
Commerce-Fachversand Gärtner<br />
Pötschke.Bislang bot Weltbild mit<br />
Sitz in Augsburgneben Büchernund<br />
Dekoartikeln zwar auch schon Gartenmöbel<br />
und -werkzeug an, aber<br />
keine Pflanzen. Mitdem strategischen<br />
Zukauf wolle man die eigene<br />
Position in diesem Bereich stärken<br />
und das Online-Geschäft ausbauen,<br />
begründete die Düsseldorfer Droege-Group<br />
den Schritt. DieGärtnerei<br />
Pötschke erzielt im Internet mit<br />
dem Verkauf vonPflanzen, Saatgut,<br />
Blumenzwiebeln und Accessoires<br />
40 Millionen Euro Umsatz. Im Februar<br />
wurde allerdings Insolvenz beantragt,<br />
weil die Vorfinanzierung des<br />
Frühjahrsgeschäfts nicht rechtzeitig<br />
gesichertwerden konnte. (dpa)<br />
Telekom wächst weiter<br />
vor allem in den USA<br />
Telekom-Chef TimHöttges<br />
FOTO: BERG/DPA<br />
DerUS-Markt wirdfür die Deutsche<br />
Telekom immer wichtiger.Schon vor<br />
angepeilten Fusion mit dortigen<br />
Konkurrenten Sprint kommt das<br />
Wachstum des Konzerns vorallem<br />
aus den USA. DerKonzernumsatz<br />
lag im zweiten Quartal mit 19,7 Milliarden<br />
Euro um 7,1 Prozent über<br />
dem Vorjahreswert, wobei die US-<br />
Tochter T-Mobile deutlich höheres<br />
Wachstum verbuchte.Der Nettogewinn<br />
verdoppelte sich nahezu auf<br />
944 Millionen Euro.Allerdingshatte<br />
voreinem Jahr der Vergleich im<br />
Rechtsstreit um das Mautsystem Toll<br />
Collect mit rund 600 Millionen Euro<br />
belastet. Er sei„sehr zufrieden“ mit<br />
dem Geschäftsverlauf, sagte Telekom-Chef<br />
TimHöttges. (dpa)<br />
Abnahmemenge<br />
in Liter<br />
HEIZÖLPREISE<br />
Durchschnittspreis<br />
je 100 LiterinEuro<br />
(in Klammern Vorwoche)<br />
1000 69,79 (75,26)<br />
3000 65,24 (70,74)<br />
5000 63,59 (69,02)<br />
10 000 62,08 (67,49)<br />
15 000 61,60 (67,01)<br />
incl. MWSt., frei Haus an Abladestelle,<br />
Quelle: www.dieter-maeder.de<br />
Preisermittlung 8.8.2019
8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Meinung<br />
Brandenburg<br />
ZITAT<br />
Die Linken und<br />
die Hohenzollern<br />
Jens Blankennagel<br />
ist irritiertvon einer neuen<br />
Volksinitiative.<br />
„Hier geht es<br />
nicht<br />
um Marihuana<br />
für Altona.“<br />
Herzlich willkommen im Wahlkampf.<br />
DieLinkspartei hat in Brandenburg–<br />
dort also, wobald ein neuer Landtag gewählt<br />
wird–noch schnell eineVolksinitiative<br />
gestartet. Sie will, dass kein „Eigentum<br />
des Volkes“ an die Hohenzollern zurückgeben<br />
wird, also an die Erben des<br />
letzten Kaisers. Das klingt populistisch.<br />
Aber nicht alles, was populistisch wirkt,<br />
muss deshalb falsch sein.<br />
Eigentlich muss die Linke Volkes Meinung<br />
gar nicht einholen. Die öffentliche<br />
Kritik an der einst einflussreichen Adelsfamilie<br />
ist einhellig. Trotzdem biedertsich<br />
die Linke im Wahlkampfendspurt jener<br />
Mehrheit an, die ein Wohnrecht der Adligen<br />
in öffentlichen Schlössern ablehnt.<br />
DieKaiser-Erben fordernauch 1,2 Millionen<br />
Euro Entschädigung für die Enteignung<br />
durch die Sowjets nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg. Ihr Druckmittel sind ihre<br />
Leihgaben an Museen, also Kunstwerke.<br />
Laut Gesetz steht ihnen keine Entschädigung<br />
zu, weil sie als Kriegsverbrecher<br />
enteignet wurden. Diemeisten Historiker<br />
sehen es als klar erwiesen an, dass die Hohenzollernden<br />
Nazis halfen, die Macht zu<br />
übernehmen. Trotzdem ließ sich die öffentliche<br />
Hand auf Geheimverhandlungen<br />
ein, und der Gerichtsprozess wegen<br />
der Entschädigung wurde auf Eisgelegt.<br />
Die Initiative irritiert zudem, weil dies<br />
üblicherweise ein Mittel ist, mit dem Teile<br />
des Wahlvolkes versuchen, etwas gegen<br />
eine Regierung durchzusetzen. Nun initiiert<br />
eine Regierungspartei eine solche Initiative.<br />
Das klingt absurd. Aber es stehen<br />
Wahlen an, und da könnte die in Berlin<br />
und Potsdam mitregierende Linke –die<br />
für beide Länder auch am Verhandlungstisch<br />
mit den Hohenzollernsitzt –zumindest<br />
in Potsdam die Macht verlieren. Also<br />
übt sie sich in ihrer Rolle als Protestpartei.<br />
Regionen<br />
Kein Dorf soll<br />
zurückbleiben<br />
JanSternberg<br />
meint, dass manche Kommunen<br />
mehr Geld brauchen.<br />
Der Direktor des Instituts der deutschen<br />
Wirtschaft (IW) inKöln ist bestimmt<br />
kein Sozialist. Sein Institut gilt als<br />
arbeitgebernah und an der segensreichen<br />
Wirkung der Märkte ausgerichtet. Es lässt<br />
also aufhorchen, wenn Hüther mehr<br />
staatliche Investitionen in Infrastruktur<br />
und öffentlichen Verkehr fordert, um<br />
ländliche Regionen besser anzubinden.<br />
„Politisch, gesellschaftlich und ökonomisch<br />
fatal“ nennt es Hüther, Regionen<br />
wie die Altmark einfach ausbluten zu lassen<br />
und die Förderung auf die Wachstumskerne<br />
zu konzentrieren.<br />
Sein Argument: Eine bessere Anbindung<br />
bringt Pendler, höhere Internetgeschwindigkeit<br />
lockt Firmen aus der digitalen<br />
Sphäre an. Dann bekommt auch die<br />
Lausitz eine Chance.<br />
Spannend sind vor allem die gesellschaftspolitischen<br />
Untertöne der Studie<br />
über gefährdete Regionen, die das IW am<br />
Donnerstag vorstellte. Im schlechtesten<br />
Fall spaltet sich das Land immer stärker in<br />
die Wohnorte der digitalen Elite und der<br />
abgehängten Restbevölkerung. Ein Phänomen,<br />
das in den USA Trump hervorbrachte,<br />
in Frankreich die Gelbwesten.<br />
DieAngst voreinem solchen Szenario befeuertinDeutschland<br />
die AfD.Die globalisierte<br />
Elite in den hippen Metropolen<br />
auf dem E-Roller, der doofe Rest im Kaff<br />
auf der Flucht vordem Wolf.<br />
In Deutschland, dem Land der verstecktenWeltmarktführer<br />
aus der Provinz,<br />
sieht die Realität fast überall noch anders<br />
aus.Dort, wo der Anschluss gefährdet ist,<br />
müssen Kommunen Geld in die Hand bekommen,<br />
um die Bedingungen vor Ort<br />
besser zu machen. Das fordern Bürgermeister<br />
seit Jahren. Siesollten endlich Gehör<br />
finden.<br />
Es ist ein neuer Weckruf, bei weitem<br />
nicht der erste.Aber er trifft die laufende<br />
Debatte in Deutschland genau<br />
im richtigen Moment. Der<br />
Weltklimarat warnt eindringlich vorden Folgen<br />
der Erderwärmung. Er erinnert, dass der<br />
weltweite Temperaturanstieg gegenüber<br />
dem vorindustriellen Zeitalter bereits knapp<br />
0,9 Grad erreicht hat, über Land ist die kritische<br />
1,5-Grad-Marke bereits überschritten.<br />
Werjetzt noch nicht verstanden hat, dass es<br />
so wie bisher nicht weitergehen kann, der<br />
wirdesnie verstehen.<br />
Deutschland allein kann das Weltklima<br />
nicht retten. Aber Deutschland sollte zumindest<br />
zu den Zielen stehen, die es beim<br />
Pariser Klimagipfel mitgetragen hat. Es<br />
geht nicht allein darum, dass die Bundesrepublik<br />
Vorbildfunktion hat und international<br />
durchaus beachtet wird, ob den vielen<br />
Ankündigungen hierzulande auch Taten<br />
folgen. Überzeugende Klimaschutz-<br />
Maßnahmen können zur notwendigen<br />
Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft<br />
führen. Klimaschutz-Konzepte<br />
und -Technologie können zum Exportschlager<br />
„made in Germany“ werden.<br />
Wenn man diese Chance nutzen will.<br />
Deutschland leistet es sich im Moment,<br />
kurzatmige Sommerdebatten über isolierte<br />
Einzelvorschläge zu führen. Mal geht<br />
es ums Fleisch und die Mehrwertsteuer,<br />
mal um Beschränkungen für Inlandsflüge,<br />
mal um die Ticketpreise bei der Bahn. Die<br />
Wahrheit ist: Damit wir unsere Klimaziele<br />
erreichen können, muss sich dieses Land<br />
noch viel grundlegender ändern als die<br />
meisten denken. BeiMobilität, Ernährung,<br />
Wohnen, Energie,Arbeit.<br />
Voraussetzung ist jedoch der Abschied<br />
von Lebenslügen. Die große Lebenslüge der<br />
Professoren der Hamburger und Leipziger<br />
Universität haben mehr als 240 AfD-<br />
Pressebeiträge aus dem Jahr 2018 analysiert,<br />
in denen das Thema Kriminalität behandelt<br />
wurde. Wenig überraschend war das Ergebnis:<br />
95 Prozent der Verdächtigen, die die AfD<br />
anprangerte,waren Nicht-Deutsche.Die übrigen<br />
fünf Prozent waren Deutsche, aber allesamt<br />
mit einem Migrationshintergrund.<br />
Die amtliche polizeiliche Kriminalstatistik<br />
hingegen zeigt, dass der Anteil der ausländischen<br />
Straftäter unter 35 Prozent liegt.<br />
Die Manipulationen der Wahrheit durch<br />
die AfD galt diese Woche als eine Neuigkeit,<br />
aber für die meisten People of Color, die in<br />
Ländern mit weißer Mehrheit leben, ist<br />
diese verzerrte Darstellung von uns genau<br />
so, wie wir seit Jahrzehnten auf der ganzen<br />
Welt präsentiert werden. Und das nicht nur<br />
von rechten Parteien. Die bloße Wahrnehmung<br />
unserer Existenz ist von Unwahrheit<br />
durchdrungen.<br />
Laut einer internationalen Studie des<br />
Marktforschungsinstitutes Ipsos vom Anfang<br />
dieses Jahres wird der Anteil von Einwanderern<br />
bei 30 Prozent geschätzt, während<br />
der tatsächliche Wert 15 Prozent beträgt.<br />
Dazu gehören mit ziemlicher Sicherheit<br />
auch die, die als Einwanderer<br />
wahrgenommenen werden, weil sie nicht<br />
„deutsch aussehen“. Zu den Ausländern gehören<br />
natürlich auch die, die aus Europa<br />
stammen und „deutsch aussehen“.<br />
Diese Einschätzungen sind wichtig, denn<br />
dank Algorithmen und subjektiver Informa-<br />
Klimaschutz<br />
Jetzt<br />
oder nie<br />
Rasmus Buchsteiner<br />
über die eine große Aufgabe, der sich die Bundesregierung<br />
endlich stellen muss<br />
vergangenen Jahrewar,dass es einen Klimaschutz<br />
gibt, der niemandem etwas zumutet.<br />
Dabei muss auch über Kosten gesprochen<br />
werden. Kosten und Zumutungen wären allerdings<br />
ungleich größer, wenn die voranschreitende<br />
Klimakatastrophe einfach hingenommen<br />
würde.<br />
Deutschlands Weg in der Klimapolitik<br />
wird sich in den kommenden Wochen entscheiden.<br />
Es gilt, bisherige Gewissheiten zu<br />
hinterfragen. Ein Klimaschutz-Paket, das<br />
seinen Namen wirklich verdient, wird eine<br />
dreistellige Milliardensumme für dringend<br />
benötigte Investitionen erfordern: Geld, das<br />
im Bundeshaushalt und im Finanzplan für<br />
die nächsten Jahrenicht vorhanden ist. Es sei<br />
denn, es würde gespartbis es quietscht.<br />
KOLUMNE<br />
Die Angst<br />
vor dem<br />
schwarzen Mann<br />
Rose-Anne Clermont<br />
Autorin<br />
tionssammlung beeinflussen sie, wie Menschen<br />
wählen und mit Minderheiten interagieren,<br />
die wesentlich geringer und viel weniger<br />
gefährlich sind, als sie vielleicht glauben<br />
wollen.<br />
Die Angst vor dem schwarzen Mann ist<br />
spürbar. Dunkle Männer erzählen mir, wie<br />
sie in Bars in Berlin abgewiesen werden.<br />
Während ich mit der U-Bahn fahre, kriege<br />
ich oft den einen freien Platz neben dem<br />
BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />
Mankann die Schwarze Null, denVerzicht<br />
auf Neuverschuldung, wie ein Mantra vor<br />
sich hertragen. Es wäre aber ein großer Fehler.<br />
Die Philosophie der „schwäbischen<br />
Hausfrau“, die immer nur so viel ausgibt wie<br />
sie hat und sich niemals Geld leiht, selbst<br />
wenn die Zinsen niedrig sind, ist nicht die<br />
richtige Antwortauf eine historische Herausforderung<br />
wie den Klimaschutz. Für diese<br />
Aufgabe –und für keine andere–wäreesgerechtfertigt,<br />
die schwarze Null als Ziel aufzugeben.<br />
Sich so Spielräume zu verschaffen, ist<br />
möglich, ohne gleich gegen die Schuldenbremse<br />
des Grundgesetzes zu verstoßen.<br />
Klimaschutz auch auf Pump – warum<br />
nicht? Außergewöhnliche Zeiten verlangen<br />
nach außergewöhnlichen Antworten. Ein<br />
solches Vorgehen nimmt den Druck, auf<br />
breiter Front Steuern zur Klimaschutz-Finanzierung<br />
zu erhöhen. Das heißt aber<br />
nicht, dass bestimmte Steuernauf besonders<br />
klimaschädliche Güter nicht Sinn machen –<br />
im Gegenteil.<br />
Es gibt sie ja, die viel beschworene„ökologische<br />
Lenkungswirkung“ bei Steuern und<br />
Abgaben. Das Aufbrechen der schwarzen<br />
Null ermöglicht zudem, dass nicht Millionen<br />
Pendler und Geringverdiener belastet werden.<br />
Klimaschutz geht nicht ohne Akzeptanz.<br />
Und Akzeptanz gibt es nicht ohne soziale<br />
Balance.<br />
Eine Reform der Kfz-Steuer, energetische<br />
Gebäudesanierung, massive Wiederaufforstung,<br />
eine attraktivereBahn und eine Mobilitätswende,<br />
die nicht allein auf E-Tretrollern<br />
basiert –das alles gehört ins Klimaschutzkonzept,<br />
das die Bundesregierung für Mitte<br />
September angekündigt hat. Scheitert diese<br />
Koalition in den nächsten Wochen an der<br />
großen Aufgabe Klimaschutz, hat sie keine<br />
Daseinsberechtigung mehr.<br />
schwarzen Mann. Aber anekdotische Beweise<br />
sind leicht zu verharmlosen, wenn<br />
Mann es nicht persönlich erlebt hat.<br />
Zunehmend thematisieren Medien das<br />
Thema Xenophobie und mikrorassistische<br />
Aggressionen und zwar aus unmittelbaren<br />
direkten Erfahrungen. Diese Artikel und<br />
Blog-Posts geben Menschen, die seit langem<br />
an eine Wahrnehmung ihrer Hautfarbe oder<br />
ethnischen Gruppe gefesselt sind, eine<br />
Stimme. Doch es scheint nie genug zu sein,<br />
die farbige Person als den Standardtäter und<br />
weniger als das Opfer auszuschalten.<br />
Was auch nicht hilft, ist der deutsche<br />
Pressekodex, der besagt, dass die nationale<br />
Herkunft des Verdächtigen genannt werden<br />
darf, wenn ein „begründetes öffentliches<br />
Interesse“ vorliegt. Ein begründetes<br />
öffentliches Interesse ist subjektiv, vor allem<br />
in Abhängigkeit von den eigenen<br />
Ängsten. Nahezu jede <strong>Zeitung</strong> erwähnte in<br />
den Artikeln über die Tatvon Frankfurt, bei<br />
der Mutter und Kind vor einen Zug gestoßen<br />
wurden, dass der Verdächtige aus Eritrea<br />
stammt.<br />
Der Glaube, dass sich bestimmte Menschen<br />
in einer bestimmten Weise verhalten,<br />
ist eine gefährliche Annahme.Laut einer andere<br />
Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte<br />
Wissenschaften werden ausländischeVerdächtige<br />
eher angezeigt als deutsche<br />
Verdächtige. Die Wahrnehmung ist leicht<br />
manipulierbar und mit der Suche nach einem<br />
Schuldigen, oft unabhängig von der<br />
Wahrheit.<br />
Bernd Buchholz,<br />
Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister (FDP)<br />
am Donnerstag beim Richtfest einer<br />
Anlage inNeumünster, inder das<br />
Unternehmen Aphria Deutschland GmbH<br />
medizinisches Cannabis zur<br />
Schmerztherapie herstellen wird<br />
AUSLESE<br />
Fleischkonsum und<br />
Gerechtigkeit<br />
Soll für Fleisch eine höhere Mehrwertsteuer<br />
fällig werden? „Das ist eine<br />
Schnapsidee“, kommentiert die Rheinpfalz<br />
aus Ludwigshafen den Vorstoß.<br />
„Eine zweckgebunden erhobene Steuer<br />
ist verfassungswidrig. Es gibt zwar allerlei<br />
Kniffe, den Anschein einer zweckgebundenen<br />
Steuer zu vermeiden. Aber es ist<br />
letztlich Trickserei.“ Die Augsburger Allgemeine<br />
sieht das ähnlich. Zwar gebe es gute<br />
Gründe, den Fleischkonsum zu verringern:„Doch<br />
die Politik sollte sich tunlichst<br />
davor hüten, dafür wieder mal auf höhere<br />
Steuernoder Verbote zu setzen. Denn das<br />
würde zuerst die Bürger treffen, die beim<br />
Einkauf ohnehin jeden Euro zweimal umdrehen<br />
müssen. Essen sollte keine soziale<br />
Frage sein.“ So siehtman es auch bei Spiegel<br />
Online. Die Idee sei „grob unsozial,<br />
weil sie nur das Produkt verteuern will,<br />
das am Ende der Kette steht. Undzwar für<br />
alle Menschen prozentual gleich –obsie<br />
es sich leisten können oder nicht.“<br />
Die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong> nennt den<br />
Vorschlag einen „Akt der Verzweiflung“.<br />
Nötig seien gesetzliche Vorschriften, doch<br />
dafür fehle der politischeWille.„Tieresind<br />
schließlich kein Mineralöl und auch kein<br />
Limonadenzucker, die mit Steuern aus<br />
dem Konsum gedrängt werden können“,<br />
so die Kommentatorin. „Sie sind Lebewesen,<br />
deren Existenzbedingungen hier auf<br />
dem Spiel stehen. Lebewesen, die nicht<br />
nur einfach mehr Platz brauchen, sondernethisch<br />
fundierte Vorschriften zu ihremSchutz.“<br />
Christine Dankbar<br />
PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 – S eite 9 *<br />
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Berlin<br />
Studie: Impflücken<br />
sind größer<br />
als gedacht<br />
Seite15<br />
WieHülya Kilic in Kreuzberg aufwuchs –und was sie über ihren Kiez denkt Seite 10<br />
WieKriminelle Spielcasinos zur Geldwäsche nutzen –und was die Polizei macht Seite 11<br />
Stadtbild<br />
Intervall<br />
Späti<br />
Marcus Weingärtner<br />
vermisst den kleinen Laden<br />
in seiner Straße.<br />
Vor ein paar Monaten schrieb ich<br />
an dieser Stelle über meinen<br />
Lieblingsspäti. Der sollte endgültig<br />
schließen, doch man einigte sich mit<br />
dem Vermieter des Hauses auf einen<br />
neuen Mietvertrag.<br />
Das erzählten mir die Betreiber,<br />
ein türkischstämmiges Pärchen, das<br />
den kleinen Laden in Kreuzberg gefühlt<br />
schon seit Ewigkeiten bewirtschaftet.<br />
EinFamilienbetrieb,indem<br />
jeder mit anpacken muss. Bei Öffnungszeiten<br />
von frühmorgens bis<br />
spät in den Abend hinein geht das<br />
wohl auch nicht anders.<br />
Das war im Februar. „Bis Juni<br />
dann“, sagte der Chef des Spätis bei<br />
unserer letzten Begegnung. Jetzt ist<br />
bald Mitte August, und der Späti ist<br />
immer noch geschlossen. Renoviert<br />
werden sollte das Ladenlokal, doch<br />
man sieht nichts. Die Rollläden sind<br />
dicht, seit Monaten ist hinter der<br />
Glastür alles schwarz, und ich befürchte,dass<br />
der Späti, einer der wenigen<br />
nachbarschaftlichen Drehund<br />
Angelpunkte meiner Straße, so<br />
bald nicht wieder eröffnen wird. Was<br />
wirklich ein Verlust ist, denn abgesehen<br />
von dem netten Schwatz mit<br />
Leuten, die man sonst eher selten<br />
auf der Straße trifft, weiß ich bislang<br />
immer noch nicht, wo ich um 21 Uhr<br />
noch „Ben &Jerry’s“-Eis bekommen<br />
soll, wenn es denn mal dringend ist.<br />
DasGute an der Schließung ist allerdings,<br />
dass ich darüber zu einem<br />
Trend fand, von dem ich gar nicht<br />
wusste, dass er schon wieder einer<br />
ist: Fasten. Denn da der Späti nun<br />
nicht geöffnet hat, gibt es am Wochenende<br />
einfach kein Frühstück<br />
mehr, daich es meist nicht schaffe,<br />
die Zutaten dafür am Freitag noch zu<br />
besorgen.<br />
Als mich neulich eine Freundin<br />
am Sonnabendmorgen anrief und<br />
ich sagte, dass es nur Kaffee im<br />
Hause Weingärtner gebe, rief sie erfreut<br />
aus,„Oh,duintermittierst!“. Einigermaßen<br />
perplex fragte ich, was<br />
sie meine. Intermittieren, das klingt<br />
für mich nach Fehlfunktion, nach irgendwas,das<br />
bei mir ausgesetzt hat.<br />
Intermittieren, klärte sich mich jedoch<br />
auf, sei nichts anderes als Intervallfasten,<br />
und da läge ich ernährungstechnisch<br />
voll im Trend.<br />
Man verzichtet dabei einfach für<br />
eine bestimmte Zeit aufs Essen, also<br />
beispielsweise nach der 16:8-Methode.<br />
Mit anderen Worten, von 18<br />
Uhrabends bis 12 Uhrmittags bleibt<br />
die Küche kalt und der Magen leer,<br />
und das alles ist super gesund. Alles<br />
schön gut, ich liege voll im Trend,<br />
aber ich will meinen Späti zurück.<br />
Unddas Frühstück!<br />
Einen Späti wie diesen braucht jeder Kiez,<br />
denn er sorgt für Gemeinschaft. IMAGO<br />
10. November 1989: Am Abend nach dem Mauerfall besetzten Tausende die <strong>Berliner</strong> Mauer am Brandenburger Tor. DPA/WOLFGANG KUMM<br />
Noch eine Chefsache<br />
Berlin feiert im November 30 Jahre Mauerfall. Wasder Senat dazu plant, bleibt aber noch geheim<br />
VonElmar Schütze<br />
Nanu?! Da hatte Kultursenator<br />
Klaus Lederer<br />
(Linke) am Donnerstagmorgen<br />
in den schönen<br />
Innenhof des Podewil geladen, um<br />
über die Veranstaltungen zum<br />
30. Jahrestag des Mauerfalls zu berichten<br />
–und dann kam: nichts.Oder<br />
zumindest nichts Neues.<br />
Rund ums historische Datum<br />
(vom 4. bis 10. November) soll es Projektionen<br />
an Fassaden, Filmvorführungen,<br />
Soundinstallationen und<br />
Konzerte geben. Unter dem Motto<br />
„Sieben Tage, sieben Orte“ werden<br />
unter anderem die Gethsemanekirche<br />
in Prenzlauer Berg,das Brandenburger<br />
Tor, die Normannenstraße mit<br />
der ehemaligen Stasi-Zentrale oder<br />
der Breitscheidplatz bespielt.<br />
DasProblem: Dasalles hatte Lederer<br />
imFebruar fast wortgleich schon<br />
einmal gesagt. Gibt es denn gar nichts<br />
Neues? Kein Fest, kein Umzug?<br />
Zum 20-Jährigen des Mauerfalls<br />
waren am Brandenburger Tor tausend<br />
Dominosteine, die Mauersegmente<br />
symbolisierten, umgefallen.<br />
32 Staatsgäste waren bei strömendem<br />
Regen dabei. Fünf Jahre später<br />
bildeten 8000 <strong>Berliner</strong> mit leuchtenden<br />
Heliumballons eine 15 Kilometer<br />
lange Lichterkette entlang des früheren<br />
Mauerstreifens – Millionen<br />
schauten zu.<br />
Die Rosinen für den Regierenden<br />
Unddiesmal? Später klärte sich Lederers<br />
Verschwiegenheit auf: DerRegierende<br />
Bürgermeister Michael Müller<br />
(SPD) höchstselbst will das genaue<br />
Programm in zehn Tagen in der Gethsemanekirche<br />
präsentieren. Vorher<br />
soll niemand –auch kein Bürgermeister,<br />
der Lederer nun mal ist –etwas<br />
verraten. Dasnennt man Chefsache.<br />
Tatsächlich ist Lederer nicht das<br />
einzige Senatsmitglied, das sich Müllers<br />
cheffigem Willen beugen musste.<br />
Sollte er mit dieser Zweierbeziehung<br />
fremdeln, kann er seine Genossin<br />
Katrin Lompscher fragen. Die nicht<br />
nur von der Opposition als „Nicht-<br />
Bausenatorin“ geschmähte Politikerin<br />
befindet sich seit Beginn der rotrot-grünen<br />
Koalition im Dauerclinch<br />
mit dem Regierenden –bekanntlich<br />
ihrVor-Vorgänger im Amt.<br />
9. November 2009: Dominosteine als Mauersegmente. ABACA<br />
9. November 2014: Leuchtende Ballons auf dem Mauerstreifen. DPA/MAJA HITJI<br />
MAUERFALL<br />
9. November 2009 9. November 2014 9. November 2019<br />
• • •<br />
1000 leichte Quader waren<br />
am Brandenburger Toraufgebaut:<br />
Polens Ex-Präsident<br />
Lech Walesa und Ungarns<br />
Ex-Premier Miklos Nemeth<br />
warfen den ersten um, dann<br />
fiel der zweite, am Ende lagenalle.<br />
32 Staatsgäste waren<br />
der Einladung vonKanzlerin<br />
Merkel dazu gefolgt.<br />
8000 <strong>Berliner</strong> standen mit<br />
leuchtenden Heliumballons<br />
in den Händen entlang des<br />
früheren Mauerstreifens in<br />
der Innenstadt. Dann ließen<br />
sie sie in festgelegter Zeitfolgeinden<br />
Abendhimmel<br />
steigen: schöne Bilder und<br />
ein starkes Zeichen für bürgerschaftliches<br />
Engagement.<br />
Sieben Tage,sieben Orte ist<br />
das Motto eines Sammelsuriums<br />
an Veranstaltungen<br />
zum 30. Jahrestag des Mauerfalls.<br />
An authentischen<br />
Schauplätzen sollen Konzerte,<br />
Filmvorführungen und<br />
Soundinstallationen Besucher<br />
die Zeit von1989 und<br />
1990 nachspüren lassen.<br />
Zuletzt stoppte Müller Lompschers<br />
Stadtentwicklungsplan Wohnen<br />
in letzter Sekunde und in deren<br />
Urlaub und verblüffte die dunkelrotgrünen<br />
Partner, die den Knall nicht<br />
hatten kommen hören. Müller vermisste<br />
bei Lompscher Engagement<br />
für den BauneuerWohnungen.<br />
Es gibt aber unterschiedliche<br />
Chefsachen. Da ist die Mutter aller<br />
selbst gewählten Chefsachen, die<br />
Wohnungsbau- und Mietenpolitik.<br />
Undder Umgang mit der 600-Millionen-Euro-Investition<br />
vonSiemens in<br />
Siemensstadt. Dieses Projekt zog die<br />
Senatskanzlei an sich. Offiziell, weil<br />
von Planung und Errichtung eines<br />
Campus gleich mehrere Verwaltungentangiertsind.<br />
Außerdem birgt die<br />
Rückbesinnung von Siemens auf die<br />
Stadt, in der der Technologiekonzern<br />
einst gegründet wurde, immer wieder<br />
Aussichtauf Fototermine fürden Regierenden.<br />
Chefsache!<br />
Schulpolitik? Lieber nicht<br />
Unddann gibt es Themen, bei denen<br />
Michael Müller nicht vorprescht und<br />
die er nicht besetzt, auch wenn er<br />
dazu aufgefordertwird. DieSchulpolitik<br />
ist so ein Fall, seit Jahrzehntenein<br />
besonders schwieriges Feld.<br />
Aktuell steht Bildungssenatorin<br />
SandraScheeres(SPD) aus mehreren<br />
Gründen und von mehreren Seiten<br />
(siehe Seite 11) unter Druck. In zwei<br />
Jahren werden mehr als 20 000 Schulplätze<br />
fehlen, zugleich gibt es harsche,<br />
grundsätzliche Kritik von der<br />
Gewerkschaft GEWund dem Landeselternausschuss.Der<br />
Eltern-Sprecher<br />
forderte Anfang der Woche einen Krisengipfel<br />
–imZweifel solle der Regierende<br />
Bürgermeister dazu einladen.<br />
Michael Müller wird sicher nichts<br />
dergleichen tun –schon weil so eine<br />
Intervention eine weitereDemontage<br />
seiner Parteifreundin Scheeres bedeuten<br />
würde.Keine Chefsache!<br />
Für CDU-Fraktionschef Burkard<br />
Dregger ist der Fall klar: Die Regierungsparteien<br />
seien nur noch mit<br />
sich selbst beschäftigt, für die Behebung<br />
der Sorgen und Nöte der Stadt<br />
fehle ihnen die Kraft.„Der Regierende<br />
Bürgermeister und sein abgewirtschafteter<br />
Senat lassen die <strong>Berliner</strong><br />
im Regen stehen.“ Man beharre auf<br />
eine Regierungserklärung und einen<br />
Zukunftsgipfel zur Bildung.<br />
NACHRICHTEN<br />
Flughafengesellschaft<br />
kann ILA-Gelände kaufen<br />
DieBerlin-Brandenburger Flughafengesellschaft<br />
(FBB) kann wie geplant<br />
das ILA-Gelände neben dem<br />
künftigen Hauptstadtflughafen BER<br />
kaufen. DieGesellschafterversammlung<br />
des Flughafens stimmte dem<br />
Vorhaben am Donnerstag zu, wie der<br />
Vorsitzende Rainer Bretschneider<br />
mitteilte.„Damit kann die FBB das<br />
ILA-Gelände in den Zeiten nutzen, in<br />
denen es nicht für die Messe benötigt<br />
wird“, erklärte er.„An dem Standort<br />
soll die Expressfracht gebündelt werden.“<br />
Mitdieser Entscheidung sei<br />
auch die Internationale Luft- und<br />
Raumfahrtausstellung (ILA) über das<br />
Jahr 2020 hinaus gesichert. (dpa)<br />
<strong>Berliner</strong> Agentur sucht<br />
rund 5000 Filmkomparsen<br />
Für Dreharbeiten sucht eine Agentur<br />
rund 5000 Filmkomparsen in Berlin<br />
und Umgebung. DieDarsteller würden<br />
für einen„amerikanischen Kinofilm“<br />
und eine„historische Netflix-<br />
Serie“ gesucht, teilte die Agentur<br />
Filmgesichter mit. Details wie Filmtitel<br />
verriet die Castingagentur am<br />
Donnerstag nicht. DieAgentur sucht<br />
nach Frauen, Männern, Jugendlichen<br />
und Kindernmit internationalen<br />
Wurzeln. Außerdem würden rund<br />
500 Schachspieler benötigt, heißt es<br />
in dem Aufruf. ProDrehtag wirdlaut<br />
Agentur eine Grundgage von93Euro<br />
gezahlt. (dpa)<br />
Polizisten durchsuchen<br />
Antiquitätenladen<br />
Polizisten haben in Westend ein Antiquitätengeschäft<br />
durchsucht. Ein<br />
83-Jähriger und seine Frau hatten<br />
dorthochwertige Möbel zum Kauf<br />
angeboten. Nachdem Mitarbeiter<br />
die Möbel in derWohnung besichtigt<br />
hatten, fehlten weitaus mehr Gegenstände,als<br />
verkauft wurden. Beider<br />
Razzia konnte ein Teil der Beute gefunden<br />
werden. Wegen Verstoßes gegen<br />
das Naturschutzgesetz wurden<br />
auch Pelze, Elfenbein, ein Zebrafell,<br />
Schildkröten und einen ausgestopfter<br />
Adler beschlagnahmt. (kop.)<br />
Weniger britische Urlauber<br />
kommen nach Berlin<br />
Berlins größte ausländische Urlaubergruppe<br />
schrumpft. Im ersten<br />
Halbjahr kamen noch 278 500 Briten<br />
in die deutsche Hauptstadt, 7,4 Prozent<br />
weniger als im Vorjahreszeitraum.<br />
Dasteilte das Amt für Statistik<br />
Berlin-BrandenburgamDonnerstag<br />
mit. Insgesamt wuchs der Stromder<br />
Urlauber aber weiter an, das Amt<br />
meldete den nächsten Rekord:<br />
6,7 Millionen Gäste (plus 3,8 Prozent)<br />
und 16,1 Millionen Hotelübernachtungen<br />
(plus 5,3 Prozent). (dpa)<br />
Immer weniger Koffer aus Großbritannien<br />
rollen über <strong>Berliner</strong> Wege.<br />
IMAGO
10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Als Hülya Kilic ihren Vintage-Kleiderladen<br />
Südosten<br />
aufschließt, ist der Alltagstrubel<br />
in der Oranienstraße<br />
schon in vollem Gange. Anwohner<br />
sitzen im Schatten und<br />
trinken Kaffee,inder Hoffnung, dass<br />
die Hitze bald nachlässt. Der M29-<br />
Bus knattert Richtung Oranienplatz,<br />
man hört Kindergeschrei, der Geruch<br />
von frischem Brot schwallt auf<br />
den Bürgersteig. An der Fassade gegenüber<br />
hängen Solidaritätsbekundungen,<br />
schwarze Buchstaben auf<br />
weißen Laken wehen im Wind.<br />
Seit zwölf Jahren betreibt Hülya<br />
Kilic ihr Geschäft. DieWände des Ladens<br />
sind mit Retro-Badeanzügen<br />
samt Papageimotiv und arabischen<br />
Gewändern aus den 70er-Jahren behangen.<br />
Auf einem Tisch liegen<br />
große Sonnenbrillen und glitzernde<br />
Haarspangen. Hülya Kilic ist „durch<br />
und durch Kreuzbergerin“, wie sie<br />
selbst mit einem Anflug von Stolz<br />
sagt.<br />
Ihre Eltern stammen aus Erzuruminder<br />
Osttürkei und sind alawitische<br />
Zaza. 1967 kam ihr Vater nach<br />
West-Berlin, um hier zu arbeiten,<br />
vier Jahrespäter folgt ihm seine Frau,<br />
kurz darauf wurde Hülya im Urban-<br />
Krankenhaus geboren. Bis auf ein<br />
paar Jahre inMitte nach der Wende,<br />
lebt sie seit fast fünf Jahrzehnten in<br />
Kreuzberg.<br />
Ihre Kindheit und Jugend verbrachte<br />
sie mitten im Trubel des<br />
bunten West-Berlins in der Waldemarstraße,<br />
wosie jeden Tagander<br />
Mauer entlang zur Schule ging.<br />
„Diese Zeit war für mich unglaublich<br />
prägend. Mein Schulweg brachte<br />
mich an der Mauer entlang, dem Bethaniendamm<br />
und der St.Thomas-<br />
Kirche vorbei zur Nürtingen-Grundschule“,<br />
sagt sie und legt ihre<br />
schwarzen Haare nach hinten. „Für<br />
mich war die Mauer als Kind ein<br />
Selbstverständnis. Das habe ich<br />
nicht hinterfragt. Sie war eine bunte<br />
Fassade, so normal und Teil des<br />
Stadtbildes wie heute eine Bordsteinkante<br />
oder eine Straßenampel.“<br />
Als Jugendliche wurde ihr bewusster,<br />
was diese Teilung des Landes und<br />
der Stadt tatsächlich bedeutete.Dass<br />
jenseits der Mauer ein komplett anderes<br />
politisches System lag, eine andereWelt<br />
mit anderen Regeln.<br />
Soldaten auf Wachtürmen geärgert<br />
Die Erinnerungen an ihre Jugend<br />
seien sehr schön, sagt Kilic, sie sei<br />
wohlbehütet und von ihrer Familie<br />
umsorgt aufgewachsen. Sehr speziell<br />
sei auch die Atmosphäre dieser<br />
Zeit gewesen, das Gefühl von Freiheit,<br />
das in vielen Berlinbüchernbeschrieben<br />
wird. Jener Mythos also,<br />
den Touristen heute vergeblich suchen.<br />
„Die Häuser waren weder saniert<br />
noch renoviert. Hier wohnte eine<br />
bunte Mischung aus Menschen: die<br />
migrantische Community, Autonome,<br />
Punks, Alt-68er, Hippies und<br />
Kriegswitwen. Zwischen den Nachbarn<br />
gab es viel Austausch, E-Gitarrenmusik<br />
klang aus den Hinterhöfen“,<br />
sagt sie mit einem Funkeln in<br />
den Augen. „Aber frei von Konsum<br />
waren wir als junge Mädchen nicht,<br />
wir wollten die coolste Levis Jeans<br />
haben.“<br />
Manmuss Hülya Kilic nicht lange<br />
auffordern, zu erzählen. Sie ist quirlig<br />
und gesprächig, lacht und gestikuliert<br />
während unseres Gesprächs<br />
viel. Sie freut sich sichtlich darüber,<br />
dass sie hier groß geworden ist und<br />
heute als Zeitzeugin der lebendigen<br />
Geschichte dieser Stadt fungieren<br />
kann.<br />
An manche Momente erinnertsie<br />
sich noch so, als seien sie gestern<br />
passiert. „Wir sind als schelmische<br />
Kreuzberg,<br />
durch und durch<br />
Hülya Kilic wuchs direkt an der Mauer auf.<br />
Sie kennt das Kreuzberg von gestern und von heute und<br />
engagiert sich im Oranienkiez gegen Verdrängung<br />
HülyaKilic in ihrem Vintage-Kleiderladen in der Oranienstraße<br />
Job, Familie, Alltag: 30 Jahre nach dem Fall<br />
der Mauer prägt die einstigeTeilung noch das<br />
Leben vieler <strong>Berliner</strong>.Wir stellen Menschen<br />
und ihre Geschichte vor. Heute: HülyaKilic,<br />
1972 in Berlin geboren.<br />
VonSarah Pepin<br />
DIE SERIE<br />
BLZ/GERD ENGELSMANN<br />
Im Internet: Die Teile unserer Serie zum<br />
Mauerfall finden Sie im Internet unter:<br />
www.berliner-zeitung.de/mauerfall oder auf<br />
der neuen App der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (kostenlos<br />
im Apple Store oder Google Play).<br />
Kinder auf<br />
die Treppen<br />
der Holztürme<br />
in der Nähe der<br />
Mauer geklettert.<br />
Von dort aus konnte<br />
man nämlich herüberschauen.<br />
Dann haben wir uns einen Spaß daraus<br />
gemacht, den Soldaten, die auf<br />
der anderen Seite in den Wachtürmen<br />
die Grenze bewachten, die<br />
Zunge rauszustrecken und Grimassen<br />
zu machen. Und die haben uns<br />
von drüben mit dem Fernglas beobachtet“,<br />
erzählt sie.<br />
Ein anderes Schlüsselerlebnis<br />
war,als sie als Erstklässlerin auf dem<br />
Nachhauseweg mitbekam, wie ein<br />
Stück Mauer mit Ketten, einem großen<br />
Kran und viel Polizei und Publikum<br />
hochgehoben wurde. Ihre<br />
Grundschullehrerin wollte das nicht<br />
glauben, als die kleine Hülya davon<br />
berichtete, und redete es dem Mädchen<br />
aus. „Lange wusste ich nicht,<br />
ob diese Erinnerung Traum oder<br />
Realität ist“, erzählt sie heute.Bis ihr<br />
Vater sie einmal Anfang der 90er-<br />
Jahre besuchte, und ihr eher zufällig<br />
von jenem Tagerzählte, andem ein<br />
Stück der Mauer ersetzt wurde.Auch<br />
er und seine Kollegen hatten also gesehen,<br />
was nach Ansicht der Grundschullehrerin<br />
nicht möglich war.<br />
„Jahre später hat mich mein Vater<br />
von meinem Fragezeichen erlöst“,<br />
erinnertsich Hülya Kilic.<br />
Als die Mauer 1989 gefallen war,<br />
habe auch die migrantische Community<br />
erfreut reagiert. „Die Aufbruchsstimmung<br />
war spürbar.“ Aber<br />
vielen wurde erst viel später so richtig<br />
bewusst, welche Bedeutung der<br />
Mauerfall hatte. „Wir waren Teil des<br />
Ganzen“, sagt Hülya Kilic. Auch für<br />
die migrantische Minderheit in<br />
West-Berlin sei die Mauer selbstverständlich<br />
gewesen. Zugleich sei klar<br />
gewesen, dass Berlin an sich eine Zuspitzung<br />
des Kalten Krieges darstellte.<br />
Dass man irgendwie anders<br />
war als die anderen Anwohner auch.<br />
„Ich habe mich sehr früh gefragt, wer<br />
ich bin und was wir hier eigentlich<br />
machen“, sagt Kilic.<br />
Heute wohnt Hülya Kilic nicht<br />
mehr in diesem Kiez,sondernmit ihrenbeiden<br />
KinderninKreuzberg61.<br />
Doch für ihreNachbarschaft setzt sie<br />
sich trotzdem mit viel Engagement<br />
ein. Als Mitbegründerin der Oranostra,<br />
ein Verbund vonKleingewerbetreibenden<br />
in der Oranienstraße,<br />
organisiert sie Kundgebungen und<br />
Demos, umden Verdrängungsprozess<br />
in der Nachbarschaft sichtbar<br />
zu machen.<br />
Kampf für Erhalt der Vielfalt<br />
Gerade jetzt steht der Späti Ora35 in<br />
der Oranienstraße im Mittelpunkt.<br />
Er soll nach zwanzig Jahren schließen.<br />
„Was hat Kreuzberg davon,<br />
wenn es hier genauso ist wie woanders<br />
auch?“, fragt sie.„Wir möchten<br />
verhindern, dass hier Ketten hinkommen.<br />
Damit hier Menschen mit<br />
unterschiedlichem Einkommen in<br />
ihrer Vielfalt zusammen leben können,<br />
muss man an der Wohn- und<br />
Mietsituation arbeiten.“ Dass der<br />
Kiez sich verändert, sei völlig natürlich<br />
und zum großen Teil auch positiv.Aber<br />
Hülya Kilic wehrtsich gegen<br />
eine Homogenisierung Kreuzbergs.<br />
DerKiezsolle lebendig und real bleiben.<br />
An ihrer Kundschaft merkt sie,<br />
was sich verändert. Während die<br />
Oranienstraße sich gastronomisiert,<br />
anonymisiere sich ihre Klientel.<br />
„Mein Laden ist lediglich ein Mikrokosmos<br />
einer viel größeren Problematik“,<br />
sagt sie. Die Mauer ist zwar<br />
schon lang weg, aber es seien neue<br />
Mauern hinzugekommen, sagt<br />
Hülya Kilic, „in den Köpfen der Menschen“.<br />
Siewirkt wie eine Person, die<br />
sich daran beteiligt, das zu ändern.<br />
Dieses Foto hat meine Schwester von<br />
mir und meiner Freundin Alev Yildirim<br />
vor der Mauer gemacht. Es muss um<br />
1987 aufgenommen worden sein, ich habe<br />
es seit zwanzig Jahren nicht mehr angeschaut.<br />
Wir haben damals oft draußen zusammen<br />
Fotosessions gemacht und uns<br />
beim Fotografieren abgewechselt.<br />
Alev Yildirims Künstlername ist Aziza A.,<br />
sie wurde später eine der ersten türkischstämmigen<br />
HipHoperinnen. Damals fand<br />
Alev es total spannend, nach Kreuzberg zu<br />
kommen, denn hier war natürlich viel mehr<br />
los als in Steglitz, wo sie herkam. Wir kannten<br />
uns aus der Schule, wir waren gemeinsam<br />
im Oberstufenzentrum in der Wrangelstraße.<br />
Eswar die Zeit, in der wir uns entscheiden<br />
mussten, ob wir die Schule weiter<br />
besuchen oder eine Ausbildung anfangen.<br />
Ichhabe später eine kaufmännische Ausbildung<br />
gemacht. Viele aus meiner Klasse sind<br />
interessante Lebenswege gegangen: Einer<br />
wurde Filmemacher, ein anderer hat Cafés<br />
eröffnet, Alev wurde Rapperin.<br />
Über das Foto habe ich als Jugendliche<br />
„Iki DDR vatanda lerı!“ geschrieben, das<br />
bedeutet „Zwei DDR-Bürgerinnen“. Ich<br />
weiß auch nicht, es war eine jugendliche<br />
Verrücktheit. Ich glaube, ich wollte einfach<br />
mal DDR-Bürgerin sein, auf der anderen<br />
Seite sein, mich selbst neu erfinden. Es gab<br />
für mich eine Anziehung dorthin. Mein<br />
Spitzname unter Freunden war „Ossi“. Ich<br />
habe das DDR-Fernsehen für Kinder und<br />
Jugendliche geliebt, die ganzen Filme und<br />
Märchen, genauso wie das Westfernsehen.<br />
Das besondere Ding<br />
Vonwegen DDR-Bürgerinnen<br />
Foto von zwei Freundinnen, aufgenommen etwa<br />
1987: HülyaKilic und AlevYildirim. KILIC<br />
Das Foto wurde ganz in der Nähe des<br />
Engelbeckens geknipst. Im Hintergrund<br />
sieht man das Bruno-Taut-Haus am Engeldamm,<br />
in dem zu DDR-Zeiten Gewerkschaften<br />
drin waren. Weiter rechts ist ein<br />
Backsteingebäude,indem früher das Kreiskrankenhaus<br />
Mitte war. Heute sind das Eigentumswohnungen<br />
und ich glaube, die<br />
Stelle, ander das Foto gemacht wurde, ist<br />
zugebaut. Um die Ecke ist der Leuschnerdamm<br />
und das Hähnchenrestaurant<br />
Henne,das es damals auch schon gab.<br />
Ich war zu diesem Zeitpunkt in der Pubertät<br />
und konnte die Mauer schon mehr<br />
reflektieren. Ich habe verstanden, dass es<br />
eine strenge Grenze ist. Dass da etwas bewacht<br />
wird, dass man sich nicht einfach so<br />
hin und her bewegen kann, die Psychologie<br />
davon. Als sie dann 1989 fiel, wusste ich,<br />
dass gerade etwas Historisches passiert.<br />
Dass die Menschen aus dem Osten sich<br />
jetzt wieder an Orte bewegen konnten, die<br />
ihnen vorher verwehrtwaren.<br />
Ichfinde,man könnte ruhig mehr physische<br />
Erinnerungsorte an die Mauer in der<br />
Stadt haben, Wachtürme etwa. Das ändert<br />
etwas in der Wahrnehmung. Die heutige<br />
Generation kann damit nämlich gar nichts<br />
mehr anfangen, das ist für die wie ein alter<br />
Film. Apropos neue Generation: Ich muss<br />
schauen, dass meine Tochter dieses Foto<br />
nicht in die Hände bekommt, sonst zerschneidet<br />
sie es und vereinnahmt es für<br />
eine Collage.<br />
Aufgezeichnet vonSarah Pepin.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 11 *<br />
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Berlin<br />
Ein Eldorado<br />
für<br />
Geldwäscher<br />
WieAutomatencasinos von<br />
Kriminellen benutzt werden<br />
VonPhilippe Debionne<br />
Die <strong>Berliner</strong> Polizei hat am Mittwoch<br />
einen Rauschgifthändler<br />
kurznach der Abwicklung eines Drogengeschäfts<br />
in Kreuzberg geschnappt.<br />
Die Ermittlungen führten<br />
die Fahnder in ein Automatencasino<br />
in der Gitschiner Straße. Hier konnten<br />
Drogen, Bargeld sowie ein Festplattenrekorder<br />
sichergestellt werden.<br />
Ob und wie weit die Betreiber<br />
des Casinos in die krummen Geschäfte<br />
des Festgenommenen eingeweiht<br />
oder sogar beteiligt waren,<br />
wird jetzt ermittelt. Doch dass Casinos<br />
grundsätzlich beliebte Orte sind,<br />
um Gelder zu waschen, wissen die<br />
Behörden.<br />
So heißt es in einem internen Dokument<br />
der„Obersten Glücksspielaufsichtsbehörden<br />
der Länder“ in<br />
Bezug auf das aktuelle Geldwäschegesetz,<br />
dass Glücksspiel sowohl wegen<br />
„hoher Transaktionsbeträge, die<br />
oftmals auch in bar gezahlt werden“<br />
als auch wegen der „hohen Umlaufund<br />
Transaktionsgeschwindigkeit,<br />
mit der Gelder umgeschlagen und<br />
verschoben werden können“, besonders<br />
attraktiv für „Verschleierung<br />
und Strukturierung illegitimer Vermögenswerte“<br />
sei. Das bedeutet im<br />
Klartext: Die unzähligen Spielautomaten<br />
der rund 470 registrierten<br />
<strong>Berliner</strong> Casinos eignen sich hervorragend<br />
zur Geldwäsche.<br />
Wiefunktioniertdas in der Praxis?<br />
EinErmittler erklärtdas der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> so: „Ein Dealer geht mit seinem<br />
Bargeld, also vielen kleinen<br />
Scheinen, in so ein Casino. Damit<br />
füttert erdie Automaten und drückt<br />
sofort auf Auszahlung. Dann hat er<br />
fast denselben Betrag wie vorher in<br />
der Tasche, kann aber sagen, dass er<br />
das Geld gewonnen hat, wenn er gefragt<br />
wird. DasGeld ist somit saubergewaschen.“<br />
Zwar müssen die Betreiber der<br />
Casinos bei der Steuer auch anhand<br />
von sogenannten Ausleseprotokollen<br />
unter anderem angeben, wie<br />
hoch Umsatz und Gewinn der einzelnen<br />
Automaten sind. Doch diese<br />
Ausleseprotokolle können nach Angaben<br />
der Senatsfinanzverwaltung<br />
vom „Unternehmer, seinen Angestellten<br />
oder Beauftragten“ erstellt<br />
werden. Dass diese Angaben nicht<br />
immer stimmen, beweist auch eine<br />
Antwort der Finanzverwaltung auf<br />
eine Kleine Anfrage des Abgeordneten<br />
Marcel Luthe.Sowurden im Jahr<br />
2017 insgesamt 727 dieser Ausleseprotokolle<br />
von den zuständigen Finanzbehörden<br />
genauer überprüft.<br />
90 wurden beanstandet.<br />
„Wenn der Senat die Bekämpfung<br />
dieser Form vonorganisierter Kriminalität<br />
ernst nehmen würde,hätte es<br />
erheblich mehr Kontrollen gegeben,<br />
die derartige Manipulationen zur<br />
Geldwäsche aufdecken“, so Luthe.<br />
Da der Senat aber „mit der Spielbank<br />
Berlin von der größten Automatendichte<br />
in Berlin profitiert“, vermutet<br />
der FDP-Mann, sei „das Interesse an<br />
engmaschigen Kontrollen eher gering“.<br />
Die Glücksspielaufsichtsbehörde<br />
geht zudem davon aus, dass illegale<br />
Gewinne aus krummen Geschäften<br />
teilweise auch „in die Rechnungslegung<br />
des Spielbetriebs integriert<br />
werden, indem höhere als die tatsächlich<br />
erzielten Einnahmen ausgewiesen<br />
werden“. So wirdaus Geld,<br />
das mit Drogenhandel verdient<br />
wurde, legales Geld. Geldwäscheaktivitäten<br />
erfolgen nach Behördenangaben<br />
„jedoch nicht nur unter Nutzung<br />
legaler Spielangebote, sondern<br />
oftmals auch als Investition in den<br />
Sektor selbst“.<br />
So würden einige Betreiber „die<br />
gesamte Geschäftstätigkeit des<br />
Glücksspielveranstalters lediglich simulieren.<br />
Die in der Buchhaltung<br />
aufscheinenden Gelder stammen<br />
aber allesamt aus illegitimen Tätigkeiten“.<br />
Nicht mehr vermittelbar sei Sandra Scheeres, Bildungssenatorin, finden auch Kritiker in der eigenen Partei.<br />
„Die Leute haben die Nase voll“<br />
Auch in der SPD wird inzwischen der Rücktritt der Bildungssenatorin gefordert. Doch der Regierende stützt sie<br />
VonAnnika Leister<br />
Die CDU fordert ihren<br />
Rücktritt, der Landeselternausschuss<br />
droht mit<br />
einem Ende der Kooperation,<br />
die Bildungsgewerkschaft<br />
GEW kritisiert sie scharf. Und auch<br />
in der eigenen Partei gerät Bildungssenatorin<br />
SandraScheeres (SPD) zunehmend<br />
unter Druck. „Auch in der<br />
SPD sagen viele: Scheeres muss<br />
weg“, sagt ein hochrangiger Parteivertreter<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. „Die<br />
Leute haben die Nase voll. Siehat seit<br />
Jahren nicht geliefert.“ Ein anderer<br />
bestätigt: Die innerparteiliche Kritik<br />
an Scheeres sei enorm. Man sorge<br />
sich bei den jetzigen Neuigkeiten<br />
von vielleicht 24 000 fehlenden<br />
Schulplätzen zum Jahr 2021/22 vor<br />
allem um das Vorankommen der<br />
Schulbauoffensive – das Vorzeigeprojekt<br />
der SPD in dieser Koalition<br />
schlechthin.<br />
Die Schulbauoffensive ist das<br />
größte Investitionsvorhaben der laufenden<br />
Legislaturperiode, 5,5 Milliarden<br />
Euro sollen innerhalb von<br />
zehn Jahren in die Sanierung von<br />
Dutzenden und den Neubau von<br />
mehr als 60 Schulen fließen. Treibende<br />
Kräfte hinter dem Großprojekt,<br />
das 2017 gestartet wurde,waren<br />
Scheeres und Finanzsenator Matthias<br />
Kollatz.<br />
Während einige Scheeres’ Geschick<br />
loben, ein so hohes Budget für<br />
die Bildung an Land zu ziehen, stört<br />
genau das mit Blick auf ausbleibende<br />
Erfolge SPD-Politiker aus anderen<br />
Ressorts. Bildung sei der Bereich,<br />
in den mit Abstand die höchsten<br />
Investitionen flössen. Dennoch<br />
liege Berlin seit Jahren bei Vergleichstest<br />
wie PISA oder VERA auf<br />
den letzten Plätzen. „Dawerden Milliarden<br />
reingebuttert, aber es ändert<br />
sich seit Jahren nichts. Das ist doch<br />
nicht mehr vermittelbar“, so ein Kritiker<br />
aus der Partei. Die SPD könne<br />
sich solch ein Versagen nicht mehr<br />
leisten. Alle wüssten, dass die Partei<br />
„so richtig am Boden“ sei. Der Zeitkorridor,umsie<br />
zu retten, werdeimmer<br />
enger.Ein Wechsel an der Spitze<br />
sei da zügig angezeigt. Namentlich<br />
zitiertwerden will keiner vonScheeres’<br />
hochrangigen Kritikern, angeblich<br />
aus demselben Grund: Man<br />
wolle nicht derjenige sein, der der<br />
bereits hinkenden Partei jetzt auch<br />
noch öffentlich ins Bein schießt.<br />
Es gärt also in Partei wie Fraktion.<br />
Entscheidend für Scheeres<br />
aber ist zunächst, wie sich der Regierende<br />
Bürgermeister und SPD-<br />
Parteichef Michael Müller zu ihr<br />
verhält. In der letzten Senatssitzung<br />
setzte der Regierende das Thema<br />
Bildung, insbesondere die fehlenden<br />
Schulplätze, auf die Agenda für<br />
die Senatssitzung am kommenden<br />
Dienstag. Scheeres soll dann Zahlen<br />
und Antworten liefern. Damit folgte<br />
Müller nach Informationen der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> allerdings einer Anre-<br />
„Auf den zentralen Posten agieren glücklose<br />
oder renitente Senatorinnen, die diese Koalition<br />
schachmatt setzen, während der<br />
Regierende Bürgermeister nur tatenlos<br />
zusieht.“<br />
Sebastian Czaja, FDP, Fraktionsvorsitzender<br />
gung von Wirtschaftssenatorin Ramona<br />
Pop (Grüne). Ansonsten verhielt<br />
der Regierende sich bisher<br />
loyal zu seiner langjährigen Kollegin<br />
im Senat, kein Wort der Kritik war<br />
öffentlich zu vernehmen. FDP-<br />
Fraktionschef Sebastian Czaja kritisierte<br />
Müller am Donnerstag unter<br />
anderem deswegen als „tatenlos“<br />
und forderte – mal wieder – das<br />
Ende vonRot-Rot-Grün:„Wer Berlin<br />
liebt, der beendet diese Koalition.“<br />
Doch auch die Spitzen der Koalitionspartner<br />
denken weder an ein<br />
Treffen mit dem möglichen Täter<br />
IMAGO IMAGES/CHRISTIAN DITSCH<br />
Ende der Koalition, noch an ein Absetzen<br />
der unbeliebten Bildungssenatorin,<br />
die in Forsa-Umfragen der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> zuverlässig den<br />
letzten Platz auf der Beliebtheitsskala<br />
belegt. VonFachpolitikern wie<br />
Fraktionsspitzen bei Linke und<br />
Grüne heißt es unisono: Man lehne<br />
ein Absetzen von Scheeres ab, ein<br />
Wechsel helfe in der Sache kein<br />
Stück weiter. So sieht es auch die<br />
SPD-Abgeordnete und Bildungsexpertin<br />
Ina Czyborra: „Es ist ein Fehler,<br />
sich immer bloß auf die Spitzenfiguren<br />
zu konzentrieren“, sagt sie.<br />
„Die Probleme, über die wir sprechen,<br />
sind größer und struktureller.“<br />
Die größte Herausforderung sei der<br />
ungebremste Zuzug nach Berlin. Da<br />
stellten sich nicht nur in der Bildung,<br />
sondern auch in den zurzeit besonders<br />
unter Beschuss stehenden Ressorts<br />
Verkehr und Bauen Fragen, die<br />
die Politik nur gemeinsam mit der<br />
Stadtgesellschaft lösen könnte.<br />
Wahr ist: Keine anderePartei und<br />
kaum ein anderer Politiker reißen<br />
sich um das schwierige Bildungsressort,<br />
die Herausforderungen gelten<br />
als Herkulesaufgaben und die Arbeit<br />
schlecht als der Öffentlichkeit vermittelbar.<br />
Scheeres hat es scheinbar<br />
aufgeben, zu versuchen, das Thema<br />
überhaupt zu vermitteln: DieErgebnisse<br />
der sogenannten VERA-Vergleichstests,<br />
die Grundschulkinder<br />
absolvieren, legte ihr Vorgänger<br />
noch offen und kommunizierte<br />
Schwachstellen transparent –Scheereshat<br />
diesen Entschluss rückgängig<br />
gemacht.<br />
Mutter der verschwundenen Georgine Krüger sitzt erstmals im Angesicht des mutmaßlichen Mörders ihrer Tochter<br />
VonAnne Baum<br />
Die Mutter der seit knapp 13 Jahren<br />
vermissten Schülerin Georgine<br />
Krüger hat dem mutmaßlichen<br />
Mörder ihrer Tochter am Donnerstag<br />
erstmals im Gerichtssaal gegenüber<br />
gesessen. Am dritten Verhandlungstag<br />
vor dem <strong>Berliner</strong> Landgericht<br />
war die Frau, die als Nebenklägerin<br />
am Prozess beteiligt ist, in Begleitung<br />
ihrer zwei weiteren Kinder erschienen.<br />
Der 35-jährige Sohn sagte als<br />
Zeuge, erhabe immer gehofft, dass<br />
Georgine „irgendwann wieder auftaucht“.<br />
Ihr spurloses Verschwinden<br />
habe ihn sehr mitgenommen. Die<br />
Befragung der Mutter in dem Prozess<br />
wegen Mordes und schwerer Vergewaltigung<br />
ist für diesen Freitag vorgesehen.<br />
Der 44-jährige Angeklagte soll<br />
die Schülerin am 25. September<br />
2006 auf dem Heimweg von der<br />
Schule abgepasst haben. Nach der<br />
Schule war sie um 13.50 Uhr aus<br />
Der Angeklagte verfolgt den Prozess hinter Panzerglas.<br />
dem Busgestiegen, keine 200 Meter<br />
vonihrer Wohnung im Stadtteil Moabit<br />
entfernt. Der Verdächtige soll<br />
sie dann in den Keller seiner Wohnung<br />
gelockt haben. Dortsoll er das<br />
WAGNER<br />
damals 14-jährige Mädchen bewusstlos<br />
geschlagen, vergewaltigt<br />
und schließlich aus Angst vor einer<br />
Anzeige erwürgt haben. Die Leiche<br />
von Georgine wurde nie gefunden.<br />
Der Angeklagte soll gegenüber einem<br />
verdeckten Ermittler erklärt<br />
haben, dass er sie in einem Müllcontainer<br />
auf dem Hof seines Hauses<br />
„entsorgt“ habe. Nach seiner<br />
Festnahme Ende 2018 wies der<br />
Deutsche mit türkischen Wurzeln<br />
die Vorwürfe zurück. Vor Gericht<br />
schwieg er.<br />
Das rätselhafte Verschwinden<br />
von Georgine war über Jahre einer<br />
der bekanntesten Vermisstenfälle in<br />
Deutschland. Erst 2016 war der 44-<br />
jährige Verdächtige,der jetzt vorGericht<br />
steht, in den Blick der Ermittler<br />
geraten. Der Familienvater aus der<br />
Nachbarschaft der vermissten Schülerin<br />
war 2013 wegen sexueller Nötigung<br />
einer Jugendlichen zu einer Bewährungsstrafe<br />
verurteilt worden.<br />
Zu der Tatwar es in seinem Keller gekommen.<br />
Durch Funkzellenauswertungen<br />
und verdeckte Ermittlungen<br />
habe sich der Verdacht gegen ihn erhärtet,<br />
sagte ein Hauptkommissar<br />
im Prozess. (dpa)<br />
Mit falscher<br />
Identität keine<br />
Chance mehr<br />
Pass-Lesegeräte sollen<br />
Fälschungen erkennen<br />
VonAndreas Kopietz<br />
Esist schon passiert, dass Polizisten<br />
eines Spezialeinsatzkommandos<br />
die Wohnung einer älteren<br />
Dame stürmten, weil ein Krimineller<br />
die Anschrift der Frau als Scheinadresse<br />
genutzt hat. Es geschah auch –<br />
und das ziemlich oft –dass Betrüger<br />
mit falscher Identität Konten eröffneten<br />
oder Sozialleistungen erschlichen<br />
haben. Dass sich jemand mit<br />
einer falschen Identität bei den <strong>Berliner</strong><br />
Behörden anmelden kann, soll<br />
jetzt schwerer werden. Seit Anfang<br />
dieses Jahres verwenden die Einwohnermeldeämter<br />
mehrerer Bezirke<br />
die Prüfgeräte.<br />
In Steglitz-Zehlendorf wurden<br />
acht dieser Dokumentenscanner<br />
aufgestellt, in Reinickendorf zehn<br />
und in Treptow-Köpenick sechs. In<br />
Neukölln laufen schon seit einigen<br />
Jahren probeweise zehn Geräte. Allein<br />
im Jahr 2016 konnten die Mitarbeiter<br />
dortmit diesen Geräten 40 Betrugsversuche<br />
feststellen.<br />
Die restlichen Bezirke werden<br />
nach Angaben von Innensenator<br />
Andreas Geisel (SPD) gerade damit<br />
ausgestattet. „Bis Ende dieses Jahres<br />
werden wir alle Bürgerämter mit Dokumentenprüfgeräten<br />
ausgestattet<br />
haben“, sagte Geisel der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
„Insgesamt schaffen wir rund<br />
300 Geräte an, auch um das Landesamt<br />
für Bürger und Ordnungsangelegenheiten<br />
und die Bürgerämter<br />
auszustatten.“<br />
Geisel betont, dass die Pässe<br />
„selbstverständlich schon immer“<br />
auf Echtheit geprüft würden. „Die<br />
Mitarbeiter sind darauf geschult und<br />
finden auch immer wieder gefälschte<br />
Dokumente.Die Dokumentenprüfgeräte<br />
böten eine zusätzliche<br />
Sicherheit.<br />
Einführung zieht sich hin<br />
Seit mehr als fünf Jahren zieht sich<br />
die Einführung hin. Zuletzt wollte<br />
die Innenverwaltung die Geräte bis<br />
zum Sommer im Einsatz haben, jetzt<br />
ist also das Jahresende avisiert. Einer<br />
der Gründe für die jüngstenVerzögerungen<br />
sind monatelange Lieferprobleme,weshalb<br />
das landeseigene<br />
IT-Dienstleistungszentrum die Geräte<br />
nicht aufstellen konnte.<br />
Die meiste Zeit nahm allerdings<br />
die Lösung anderer Probleme ein: So<br />
mussten die Datenschutzbeauftragten<br />
zustimmen und auch die Personalräte.<br />
Denn diese sahen auch ein<br />
Sicherheitsproblem. So befürchten<br />
Mitarbeiter, dass sie von ihrem entlarvten<br />
Gegenüber angegriffen werden<br />
könnten, wenn sich herausstellt,<br />
dass deren Pass gefälscht ist. Da jedes<br />
Bürgeramt anders gebaut sei,<br />
müsse das Sicherheitskonzept individuell<br />
angepasst werden, hieß es.<br />
„Bis Ende des Jahres haben wir es<br />
aber hingekriegt.Wichtig ist, dass wir<br />
es rechtssicher haben und dass nicht<br />
der Eindruck entsteht, wir würden<br />
im Moment keine Pässe prüfen. Die<br />
Prüfung findet ständig statt.“<br />
Aufgestellt werden Geräte der<br />
Bundesdruckerei vom Typ „Visotec<br />
Expert800“. Siekönnen alle maschinenlesbaren<br />
Dokumente auf Auffälligkeiten<br />
überprüfen. Nach Angaben<br />
der Bundesdruckerei können die Geräte<br />
nahezu 1800 verschiedene Personaldokumente<br />
aus fast allen Ländern<br />
anhand ihrer elektronischen<br />
und optischen Sicherheitsmerkmale,<br />
wie etwa einem Hologramm,<br />
erkennen.<br />
Ermittler im Landeskriminalamt<br />
und auch der Bund deutscher Kriminalbeamter<br />
(BdK) fordernseit Jahren<br />
die Einführung der Geräte und sprechen<br />
von einer großen Lücke in den<br />
Meldeämtern. Denn ein gefälschter<br />
Pass sei die Voraussetzung für<br />
Falschidentitäten zur Begehung von<br />
Straftaten. BDK-Landeschef Daniel<br />
Kretzschmar: „Ich hoffe, dass die<br />
Einführung der Prüfgeräte jetzt endlich<br />
zügig umgesetzt wird.“
12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Toter an Gleis<br />
im Grunewald<br />
entdeckt<br />
Polizei: Mann wurde<br />
Opfer eines Verbrechen<br />
VonGisela Gross<br />
Nach dem Fund eines Toten im<br />
<strong>Berliner</strong> BezirkCharlottenburg-<br />
Wilmersdorf verhärtet sich der Verdacht,<br />
dass der Mann getötet wurde.<br />
Das habe die Obduktion der Leiche<br />
des 51 Jahre alten Mannes ergeben,<br />
sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag.<br />
Die Polizei sprach von<br />
schweren Verletzungen am Oberkörper,<br />
mehr wollte ein Sprecher dazu<br />
nicht sagen. „Das ist Täterwissen“,<br />
hieß es. Nach unbestätigten Berichten<br />
von B.Z. und Tagesspiegel (online)<br />
soll das Opfer erstochen worden<br />
sein. Auch zur Identität des<br />
Mannes gab es aus „ermittlungstaktischen<br />
Gründen“ keine Angaben.<br />
Passanten hatten den leblosen<br />
Mann am Mittwochabend neben einer<br />
Bahntrasse an der Halenseestraße<br />
im Ortsteil Grunewald gefunden.<br />
Herbeigerufene Rettungskräfte<br />
stellten den Tod fest. Der Fundort<br />
der Leiche wurde abgesperrt. DiePolizei<br />
war mit großem Aufgebot vor<br />
Ort. Einsatzkräfte suchten noch bis<br />
in die Nacht nach Spuren. Nun ermittelt<br />
eine Mordkommission.<br />
Laut Tagesspiegel soll das Opfer<br />
lettischer Staatsbürger sein. Er habe<br />
mit einer unbekannten Person einen<br />
„lautstarken Streit“ gehabt und sei in<br />
Begleitung seiner Lebenspartnerin<br />
gewesen. In der Nähe des Fundorts<br />
liegt ein illegales Zeltlager. (dpa)<br />
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Kultursenator will<br />
Interesse für<br />
Museen wecken<br />
Vermittler sollen mögliche<br />
Besucher locken<br />
Kultursenator Klaus Lederer<br />
(Linke) will verstärkt unterrepräsentierte<br />
Schichten in die Museen<br />
der Stadt locken. Dazu dienen Vermittler<br />
zwischen den Einrichtungen<br />
und erhofften neuen Besuchern.<br />
Nach ersten Pilotversuchen sollen<br />
vom kommenden Jahr an neun solcher<br />
Stellen an städtischen Museen<br />
und Gedenkstätten eingerichtet und<br />
besetzt sein, wie Lederer am Donnerstag<br />
ankündigte.<br />
Es würden viele öffentliche Mittel<br />
eingesetzt, um die Infrastruktur der<br />
Museen zu erhalten, begründete Lederer.Deswegen<br />
müsse die Frage gestellt<br />
werden, „Wer geht am Ende eigentlich<br />
da hin, wer profitiert davon?“<br />
Diese Idee stecke bereits in der<br />
langen Nacht der Museen, an der<br />
sich am 31. August 75 Museen in Berlin<br />
beteiligen werden. Die Einrichtungen<br />
machten sich an diesem Tag<br />
bereits Gedanken, was sie über das<br />
reguläre Programm hinaus den Besuchern<br />
anbieten könnten. „Man<br />
betritt keinen heiligen Gral der<br />
Kunst, sondern esgeht letztlich um<br />
die Auseinandersetzung mit den Gegenständen,<br />
die sich in diesen Einrichtungen<br />
befinden“, sagte der<br />
Linke-Politiker.Lederer denkt an Angebote<br />
„insbesondere für Familien<br />
mit Kindernoder diejenigen Schichten<br />
der Stadt, die sonst in den Museen<br />
zu selten zu sehen sind“. (dpa)<br />
Erfolg nach dem Überlebenskampf<br />
MARTIN WOELFFER<br />
wirkt beim Blick zurück erleichtert.<br />
Die erste Saison der Komödie am<br />
Kurfürstendamm in ihrem Ausweichquartier<br />
Schiller-Theater war<br />
ein größerer Erfolg, als der Theaterdirektor<br />
und seine Mitarbeiter erhofft<br />
hatten. Oft war sogar der Rang,<br />
den man bei so einem großen Theater<br />
ja auch absperren kann, wenn<br />
sich nicht genug Kartenkäufer finden,<br />
bestens gefüllt. Wenn die Sonne<br />
besonders intensiv lacht, das haben<br />
die Boulevardtheatermacher im<br />
neuen Haus schon erleben müssen,<br />
fehlt ihnen der Boulevard allerdings<br />
schmerzlich. „Hier am Schiller-<br />
Theater flaniert niemand vorbei“,<br />
sagt Woelffer.Esgibt also keine Laufkundschaft.<br />
Dort, wo das alte Theater<br />
am Kurfürstendamm und die Komödie<br />
standen, ist jetzt eine Brache.<br />
Auf das, was am alten Ort Neues gebaut<br />
wird, können Martin Woelffer<br />
und sein Team Einfluss nehmen:<br />
„Wir dürfen das Theater, das dort<br />
entstehen soll, gestalten.“ Was jetzt<br />
schon feststeht: „Es wird 650 Plätze<br />
haben.“<br />
Aber jetzt gilt es erst einmal, die<br />
neue Spielzeit zu bestreiten. Martin<br />
Woelffer,der vorfast genau 15 Jahren<br />
die Direktion von seinem Vater Jürgen<br />
Wölffer übernahm und seitdem<br />
eigentlich immer im Überlebenskampf<br />
steckte, hat ein abwechslungsreiches<br />
Programm komponiert.<br />
Eines, indem Katharina Thalbach<br />
nicht fehlen durfte: „Wir sind<br />
immer im Gespräch darüber,was wir<br />
gemeinsam machen können.“<br />
KATHARINA THALBACH<br />
wird imSeptember in der Wiederaufnahme<br />
des Vorjahreserfolgs<br />
„Hase Hase“ auf der Bühne stehen.<br />
Und am 25. September im Programm<br />
„Kurz und Knapp“ mit Thomas<br />
Quasthoff, wobei diesmal die<br />
Sängerin Uschi Brüning dazu stößt,<br />
ohne die man ja wirklich nicht ernsthaft<br />
den Versuch unternehmen<br />
sollte, eine Hommage an Manfred<br />
Krug auf die Bühne zu bringen.<br />
Unddann erfüllt Katharina Thalbach<br />
sich einen Wunsch, indem sie<br />
ein Stück von Agatha Christie inszeniert<br />
und von März bis Mai 2020<br />
spielt. Wer jetzt an Miss Marple<br />
denkt, der denkt ähnlich wie die<br />
Thalbach, die die Hobbydetektivin<br />
auch gern spielen würde, davor jedoch<br />
zurückschreckt: „Über Margaret<br />
Rutherford als Miss Marple geht<br />
nichts.“ Also Hercule Poirot! Von<br />
„Mord im Orient Express“ gibt es<br />
endlich eine spielbare Fassung des<br />
amerikanischen Dramatikers Ken<br />
Ludwig. Ein wenig wird getanzt, viel<br />
gesungen. Das bietet eine Gelegenheit,<br />
die Katharina Thalbach nicht<br />
verstreichen lassen durfte: „Ich kann<br />
endlich mal mit den Geschwistern<br />
Auch ohne Air Berlin bleibt es am Himmel laut<br />
Berlin lenkt im Flugverbotsstreit mit Brandenburg ein und weitet Ruhezeiten aus. Gespräche mit den Airlines folgen<br />
VonBurkhard Fraune<br />
Das Ende von Air Berlin hat den<br />
Fluglärm rund um den Flughafen<br />
Tegel etwas gesenkt. Die durchschnittliche<br />
Lärmbelastung lag im<br />
vergangenen Jahr tagsüber bei 64,9<br />
Dezibel, wie aus einem aktuellen Bericht<br />
der Flughafengesellschaft hervorgeht.<br />
DerDauerschallpegel lag damit<br />
ein halbes Dezibel niedriger als<br />
im Vorjahr. Nachts waren es 56,2 Dezibel,<br />
1,3 Dezibel weniger als ein Jahr<br />
zuvor. Denn mit Air Berlin verschwanden<br />
im Herbst 2017 in Tegel<br />
Langstreckenverbindungen, für die<br />
größereund lautereFlugzeuge eingesetzt<br />
werden, heißt es in dem Bericht.<br />
Derheute größte Flughafenkunde<br />
Easyjet nutzezwar die gleichen Flugzeuge,aber<br />
bei vergleichsweise lärmarmen<br />
Flugverfahren. Am Flughafen<br />
Schönefeld blieben die Schallpegel<br />
nahezu gleich. Berlin, Brandenburg<br />
und der Bund als Eigentümer der<br />
Flughafengesellschaft haben am<br />
Easyjet fliegt leiser als seinerzeit noch Air Berlin.<br />
Donnerstag bei einer Gesellschafterversammlung<br />
in Potsdam über Fluglärm<br />
diskutiert. Brandenburg strebt<br />
mehr Nachtruhe am künftigen<br />
Hauptstadtflughafen BER an. Dortist<br />
ein Flugverbot zwischen Mitternacht<br />
und fünf UhramMorgen vorgesehen.<br />
von Andreas Kurtz<br />
ak@andreaskurtz.net<br />
Theaterdirektor Martin Woelffer<br />
stellt mit seinen Stars das Programm<br />
der zweiten Spielzeit der Komödie<br />
im Schiller-Theater vor<br />
Katharina Thalbach gehörtzuden Stars, auf die Martin Woelffer,der Direktor der Komödie<br />
im Schiller-Theater,baut. CHRISTIAN SCHULZ (4)<br />
Oliver Mommsen flößt die Boulevardbühne<br />
und ihr Publikum Respekt ein.<br />
Frank Leo Schröder Inszeniertdas Stück<br />
„Rio Reiser –Mein Name ist Mensch“.<br />
Henriette Richter-Röhl und Dominic Raackespielen im Dezember in dem Stück „Skylight“<br />
ein früheres Liebespaar.<br />
DPA<br />
EinVolksbegehren forderte sogar die<br />
Ausweitung der Ruhezeiten. Demnach<br />
soll das Flugverbot von 22 bis 6<br />
Uhrmorgens gelten –was dieMitgesellschafter<br />
allerdings ablehnten.<br />
Nun signalisiert Berlin Entgegenkommen<br />
für die frühe Morgenstunde<br />
Pfister arbeiten.“ Für ein Privattheater<br />
ist das Ensemble des Stückes eigentlich<br />
viel zu groß und die Bühne<br />
ebenso (was das Bühnenbild verteuert).<br />
Katharina Thalbach: „Wir suchen<br />
also noch reiche Menschen …“<br />
Werwas dazu geben will, soll sie oder<br />
den Herrn Direktor ansprechen und<br />
erfährtdann prompt die Kontonummer.<br />
OLIVER MOMMSEN<br />
wird vom Publikum der Kudammbühnen<br />
heiß geliebt und er liebt es<br />
zurück. Er gibt zu, dass ihm die<br />
Bühne im Schiller-Theater Respekt<br />
einflößt: „Das Schiller-Theater ist in<br />
Kollegenkreisen als Rampenguillotine<br />
bekannt. Entweder kommst du<br />
rüber oder nicht. Wir haben uns alle<br />
in die Hosen geschissen …“ Inzwischen<br />
weiß man: Er kommt rüber.<br />
Und wird das ab Ende Januar im<br />
Stück „Abjetzt“ vonKomödiengroßmeister<br />
Alan Ayckbourn wieder beweisen<br />
können.<br />
HENRIETTE RICHTER-RÖHL<br />
&DOMINIC RAACKE<br />
spielen im Dezember in dem Stück<br />
„Skylight“ von David Hare ein Ex-<br />
Paar,aus dem eventuell noch mal eines<br />
werden könnte.Dominic Raacke<br />
sehnt seine nächste Theaterarbeit<br />
herbei: „Das ist so eine familiäre Atmosphäre.<br />
Am Theater nimmt man<br />
sich noch Zeit. Einkreativer Prozess,<br />
auf den ich mich schon freue.“ Für<br />
Henriette Richter-Röhl erfüllt sich<br />
ein alterWunsch:„Ich habe das Stück<br />
vor zehn Jahren von einem Freund<br />
geschenktbekommen und sofortgeliebt.<br />
Ich lese es jetzt zum fünften<br />
oder sechsten Mal und muss wieder<br />
lachen und weinen.“<br />
FRANK LEO SCHRÖDER<br />
inszeniert für die Komödie im Schiller-Theater<br />
das Stück „Rio Reiser –<br />
Mein Name ist Mensch“, das den gesamten<br />
Oktober laufen soll. Und für<br />
das zwei Hauptdarsteller engagiert<br />
wurden: „Der Rio Reiser im Stück<br />
muss 25 stimmlich anspruchsvolle<br />
Lieder singen, bei sechs Vorstellungen<br />
pro Woche schafft das einer allein<br />
nicht.“ Nun wechseln sich also<br />
Hans Gurbig und Philip Butz als Rio<br />
ab.<br />
Aktuell läuft noch das Stück „Zuhause<br />
bin ich Darling“, mit dem die<br />
Saison eröffnet wurde. ImSeptember<br />
feiert das Ensemble Familie Flöz<br />
in derKomödie sein 25. Jubiläum mit<br />
den Stücken „Hotel Paradiso“ und<br />
„Dr. Nest“. Rund um Weihnachten,<br />
Silvester und Neujahrgibt es die traditionellen<br />
Showsmit Oliver Kalkofe,<br />
Gayle Tufts, Klaus Hoffmann und<br />
den Comedian Harmonists. ImMai<br />
kommt dann die neue Show „Make<br />
America Gayle again“ von und mit<br />
GayleTufts heraus.<br />
ab 5Uhr.„Es hat sich gezeigt, dass wir<br />
hier möglicherweise Spielraum für<br />
Maßnahmen haben, mit denen die<br />
wirtschaftliche Situation des Flughafens<br />
nicht maßgeblich beeinträchtigt<br />
wird“, teilte Finanzsenator Matthias<br />
Kollatz (SPD) am Donnerstag nach einer<br />
Gesellschafterversammlung in<br />
Potsdam mit. Dies solle die Flughafengesellschaft<br />
mit den Airlines besprechen<br />
und analysieren.<br />
Für den BER ist ein Flugverbot von<br />
Mitternacht bis 5Uhr vorgesehen. In<br />
den Randzeiten, zwei Stunden davor<br />
und eine Stunde danach, ist die Zahl<br />
der Flüge begrenzt.<br />
Dieser gerichtlich bestätigte Rahmen<br />
müsse ausgestaltet werden,<br />
sagte Kollatz. „Das beinhaltet, dass<br />
der Zeitrahmen von 5bis 6Uhr genutzt<br />
und unter Schallschutzaspekten<br />
mit wenigen Flugbewegungen<br />
möglichst ab 5.30 Uhrdie Wirtschaftlichkeit<br />
wichtiger Bereiche sichergestellt<br />
wird –etwa bei Landungen von<br />
Interkontinentalflügen.“ (dpa)<br />
Zurück<br />
zur starken<br />
Hand<br />
Viele Linkshänder haben<br />
nach Umschulung Probleme<br />
VonAnja Sokolow<br />
Andie Schulzeit hat die Linkshänderin<br />
Marina Neumann keine guten<br />
Erinnerungen. „Es hieß damals:<br />
Alle schreiben mit rechts. Wer das<br />
nicht tat, bekam eine Ohrfeige“, erzählt<br />
die 67-jährige <strong>Berliner</strong>in. So wie<br />
ihr ging es vielen anderen Linkshändern.<br />
Das Umschulen auf die vermeintlich<br />
richtige rechte Hand war<br />
üblich. „Ich quälte mich jahrzehntelang<br />
mit rechts durchs Leben“, sagt<br />
Neumann.<br />
Vorfast20Jahrendann dieWende:<br />
Der Bericht einer Betroffenen über<br />
eine Rückschulung auf links motivierte<br />
die Psychotherapeutin, es<br />
selbst zu wagen. „Ich habe mir mein<br />
eigenes Programm zusammengestellt<br />
und ganz behutsam und langsam<br />
mit links schreiben gelernt. Das<br />
war unglaublich gut, hilfreich und<br />
entspannend. DieRückschulung war<br />
für mich eine körperliche undpsychische<br />
Befreiung“, erzählt sie. Das<br />
Thema wurdezuihrer Berufung.Seit<br />
Jahren bietet Neumann nun schon<br />
Rückschulungen für Kinder, Jugendlicheund<br />
Erwachsene an.<br />
„Noch bis in die 90er-Jahre wurden<br />
viele linkshändige Kinder auf<br />
rechts umgeschult“, berichtet die Leiterin<br />
der Ersten deutschen Beratungs-<br />
und Informationsstelle für<br />
Linkshänder und umgeschulte Linkshänder<br />
in München, Johanna BarbaraSattler.Heute<br />
sei eher das Nachahmungsverhalten<br />
von Kindern, die<br />
vonihrer rechtshändigen Umwelt lernen<br />
und versuchen, sich anzupassen,<br />
ein Thema. Dadurch könne es passieren,<br />
dass sich Linkshänder selbst auf<br />
rechts umschulen.<br />
Genaue Zahlen über den Linkshänderanteil<br />
in der Bevölkerung gibt<br />
es nicht. „Die statistischen Angaben<br />
schwanken stark und reichen von<br />
niedrigen Prozentsätzen bis zur<br />
Hälfte der Bevölkerung“, sagt Sattler,<br />
die davon ausgeht, dass Linkshändigkeit<br />
genetisch bedingt ist.<br />
„Massiver Eingriff ins Hirn“<br />
BeiLinkshändernsind Teile der rechten<br />
Hirnhälfte stärker ausgeprägt, bei<br />
Rechtshändern der linken. Wenn<br />
Linkshänder die rechte Hand und damit<br />
die linke Hirnhälfte stärker nutzen,<br />
kann das auch psychische Folgen<br />
haben, sagt Sattler, die seit den<br />
80er-Jahren zum Thema forscht. Die<br />
Umschulung der angeborenen Händigkeit<br />
beschreibt die Autorinzahlreicher<br />
Bücher und Lehrmaterialien als<br />
„einen der massivsten Eingriffe in das<br />
menschliche Gehirnohne Blutvergießen“.<br />
Zu den direkten Folgen einer Umschulung<br />
können starke Erschöpfung,<br />
Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme,<br />
Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten,<br />
oder auch<br />
Links-Rechts-Unsicherheit, feinmotorische<br />
Störungen und Sprachstörungen<br />
zählen. „Diese Probleme setzen<br />
sich bei vielen Menschen in unterschiedliche<br />
weitere Dinge um,<br />
zumBeispielMinderwertigkeitskomplexe,<br />
Verhaltensstörungen, den<br />
Drang zurÜberkompensation, Rückzug<br />
und emotionale Probleme wie<br />
Depressionen bis ins Erwachsenenalter“,<br />
so die Psychologin.<br />
„Viele finden nach einer Rückschulung<br />
zu ihren wahren Interessen.<br />
Ich habe bei ganz vielen Erwachsenen<br />
miterlebt, dass sie noch einmal<br />
studiert oder den Beruf gewechselt<br />
haben, weil sie plötzlich wussten, wo<br />
sie hinwollten“, so Neumann. Dies sei<br />
aber oft ein längerer Prozess.Bei Kindern<br />
stellten sich oft schnell Erfolge<br />
ein: „Sie können sich besser konzentrieren,<br />
werden viel ruhiger und leistungsstärker<br />
in der Schule“, berichtet<br />
die Therapeutin. Ihr ältester Klient<br />
war 77 und kam extra aus Hannover<br />
angereist.„Erwollte mehr mit sich ins<br />
Reine kommen“, erzählt sie.Bei dem<br />
Mann hätten sich die Schlafstörungen<br />
gelegt. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 13 *<br />
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Berlin<br />
POLIZEIREPORT<br />
Degen und Gewehr beschlagnahmt.<br />
Polizisten haben zehn Objekte in<br />
Berlin und Brandenburgdurchsucht.<br />
DerVerdacht: Verstoß gegen<br />
dasWaffengesetz und des Kriegswaffenkontrollgesetz.<br />
Laut <strong>Berliner</strong><br />
Staatsanwaltschaft richten sich die<br />
Ermittlungen gegen vier Beschuldigte.Bei<br />
den Durchsuchungen in<br />
Wedding, GroßGlienicke,Teltow<br />
und Schönefeld hätten die Einsatzkräfte<br />
umfangreiches Beweismaterial<br />
sicherstellen können, teilte die<br />
Behörde mit. Unter anderem fanden<br />
sie mehrerePistolen, zwei Stockdegen,<br />
ein Repetiergewehr,eine Blendgranate,größereMengen<br />
Munition<br />
sowie einen vierstelligen Bargeldbetrag.<br />
DieHauptbeschuldigten (26<br />
und 38) wurden festgenommen. Es<br />
wurde Haftbefehl beantragt.<br />
Polizei nimmt Schläger fest.<br />
Nach einer gefährlichen Körperverletzung<br />
in Marzahn hat die Polizei<br />
am Mittwochabend zwei Jugendliche<br />
festgenommen. Siesollen in der<br />
Bärensteinstraße einen 37-Jährigen<br />
mit Steinen beworfen haben. Dann<br />
schlug einer dem Mann ins Gesicht<br />
und brachte ihn zu Boden. Anschließend<br />
prügelten und traten drei Täter<br />
auf ihn ein. DerMann erlitt eine<br />
Kopfverletzung. Polizisten nahmen<br />
noch am Ortzwei16-Jährige fest. Einer<br />
ist als Intensivtäter bekannt.<br />
Stahlkugel auf S-Bahn geschossen.<br />
Nach einem Schuss auf eine S-Bahn<br />
sucht die Bundespolizei Zeugen.<br />
Eine Bahn der Linie S46 war am Mittwoch<br />
gegen 15.40 Uhrzwischen<br />
Neukölln und Köllnische Heide beschossen<br />
worden. DasOberlicht der<br />
Seitenscheibe zerbarst und fiel in<br />
den Zug, wie die Bundespolizei am<br />
Donnerstag mitteilte.Alle Reisenden<br />
blieben unverletzt. Eine Frau fand<br />
ein Projektil, dass die Zerstörung der<br />
Scheibe verursacht haben könnte.<br />
Einsatzkräfte stellten die circa vier<br />
Millimeter große Stahlkugel sicher.<br />
Lkw aufgebrochen.<br />
Polizisten haben am Mittwochabend<br />
in Wilmersdorfeinen Mann<br />
festgenommen, der zwei Lastwagen<br />
aufgebrochen haben soll. Zuvor<br />
hatte ein Zeuge zwei Männer dabei<br />
beobachtet, wie sie sich in der Barfusstraße<br />
an Fahrzeugen zu schaffen<br />
machten. Beamte nahmen in der<br />
Nähe einen 28-Jährigen nach kurzer<br />
Flucht fest. Sein mutmaßlicher Mittäter<br />
entkam durch den Schillerpark.<br />
In der Nähe entdeckten die Beamten<br />
einen Bollerwagen. Darinfanden sie<br />
ein mobiles Navigationsgerät, das<br />
aus einem der aufgebrochenen Lkw<br />
stammt. (kop.)<br />
WasAngler dürfen –und was nicht<br />
Die Tierschutzorganisation Peta hat eine Debatte rund ums Fischen angestoßen. Aber wie ist die Rechtslage?<br />
VonNorbertKoch-Klaucke<br />
Ist jemand, der einen Fisch fängt<br />
und tötet, ein Tierquäler und<br />
ein Tiermörder? Ja,sagt zumindest<br />
die Tierschutzorganisation<br />
Peta. Sieunterstellt in ihrer neuen Internet-Kampagne<br />
„Angler in Sicht“<br />
den Petrijüngern, dass diese gegen<br />
Gesetze verstoßen. Wie berichtet rufen<br />
die Peta-Aktivisten ihre Sympathisanten<br />
auf, gezielt auch die Angler<br />
zu überwachen, sie mit Steinwürfen<br />
nahe des Angelplatzes und mit Wegnahme<br />
der gefangenen Fische zu stören.<br />
Eins ist Fakt: Peta hat mit ihrer<br />
Kampagne nicht nur die Angelverbände<br />
erzürnt. Peta stößt damit auch<br />
eine Diskussion zur Hobbyfischerei<br />
an, in der es einige Fragen zu klären<br />
gilt.<br />
Wasist Angeln?<br />
Streng genommen gehen Angler<br />
auf die Jagd. Wie Jäger brauchen sie<br />
daher auch eine behördliche Erlaubnis.<br />
Der Fischereischein Aist der Beleg,<br />
dass Angler geschult sind und<br />
Prüfungen abgelegt haben, um Fische<br />
laut den gesetzlichen Vorschriften<br />
fachgerecht zu fangen und zu töten.<br />
Wird ohne Erlaubnis geangelt,<br />
drohen in Berlin Bußgelder bis zu<br />
50000 Euro.<br />
Werdarf angeln?<br />
Jeder, der das 18. Lebensjahr vollendet<br />
und die Erlaubnis hat. Kinder<br />
dürfen in Berlin nur inVereinen unter<br />
Aufsicht angeln, können mit 12 Jahren<br />
den Jugendfischereischein machen.<br />
Wie viele Angler gibt es?<br />
Knapp fünf Millionen Hobbyfischer<br />
sind in Deutschland registriert.<br />
In Berlin und Brandenburg gibt es<br />
über 94000 Angler in 1400Vereinen.<br />
Welche Fische gibt es?<br />
In den Gewässernder Hauptstadtregion<br />
leben über 40 Fischarten.<br />
Dazu zählen Aale, Barsche, Plötzen,<br />
Hecht und Zander.<br />
Darf man jeden Fisch angeln?<br />
Nein. Laut der <strong>Berliner</strong> Landesfischereiordnung<br />
besteht unter anderem<br />
ein Fangverbot für Gründlinge,<br />
Schlammpeitzger und Neunauge.Sie<br />
sind bedrohte Arten, stehen unter<br />
Schutz. Schonzeiten gibt es für Hecht<br />
und Zander,sie dürfen nicht geangelt<br />
werden, wenn sie sich fortpflanzen.<br />
Für die schmackhaften Raubfische<br />
gelten auch Mindestmaße.Sie regeln,<br />
dass aus Gründen der Arterhaltung<br />
Ein Barsch hängt am Haken eines Blinkers. Fraglich, ob er Schmerzen spürt.<br />
Der Professor: Robert<br />
Arlinghaus hat eine Professur<br />
für Integratives Fischereimanagement<br />
an der Lebenswissenschaftliche<br />
Fakultät<br />
der Humboldt-Universität<br />
zu Berlin inne. Er<br />
erforscht daneben am Leibnitz-Institut<br />
die Bedeutung<br />
der Angelei in der Gesellschaft.<br />
DER ANGEL-PROFESSOR<br />
HUMBOLDT-UNIVERSITÄT<br />
GETTY IMAGES<br />
Sein Buch: Arlinghaus<br />
schrieb über die Petrijünger<br />
das Fachbuch „Der unterschätzte<br />
Angler“. Er sagt:<br />
„Angler und ihre Vereine setzen<br />
sich ehrenamtlich für<br />
den Gewässerschutz und für<br />
den Schutz der darin lebenden<br />
Tiere ein. Leider werden<br />
diese Leistungen vonNaturschützernwenig<br />
anerkannt.“<br />
keine Jungtiere getötet werden. Jeder<br />
dieser Fische soll sich mindestens<br />
einmal fortpflanzen. Behörden kontrollieren,<br />
dass Angler sich daran halten.<br />
Werangelt eigentlich?<br />
Der <strong>Berliner</strong> Fischerei-Experte<br />
Prof. Robert Arlinghaus von der<br />
Humboldt-Uni hat die Hobbyfischereijahrelang<br />
untersucht.„Frauen und<br />
Männer quer durch alle Gesellschaftsschichten<br />
angeln. Meist, weil<br />
sie einen Fisch essen wollen. Für andere<br />
dagegen ist das Erlebnis in der<br />
Natur wichtiger als der Angelerfolg“,<br />
sagt er. Esgibt aber auch Angler, die<br />
sich an einem großen Fisch erfreuen,<br />
Fotos machen, dann das Tier wieder<br />
ins Wasser setzen, weil sie es leben<br />
lassen wollen. Das sogenannte<br />
„Catch &Release“ ist in der Angelszene<br />
umstritten, für Peta Tierquälerei.<br />
„Dennoch wirddas Zurücksetzen<br />
im Tierschutzgesetz gefordert, wenn<br />
der Fisch nicht das vorgeschriebene<br />
Mindestmaß hat oder in der Schonzeit<br />
gefangen wurde“, so Arlinghaus.<br />
Empfinden Fische Schmerzen?<br />
Das ist die zentrale Frage. Denn<br />
mit dem Leiden der Fische, wenn sie<br />
am Haken zappeln, versucht Peta in<br />
ihrer Anti-Angler-Kampagne zu<br />
punkten. Es gibt Forschungen dazu,<br />
ob Fische Schmerzen empfinden.<br />
„Doch das ist nicht abschließend geklärt“,<br />
sagt Arlinghaus. Einige Experten<br />
gehen aber davon aus,dass Fische<br />
keine Schmerzen spüren, da ihnen<br />
die Großhirnrinde (Neokortex) fehlt,<br />
die beim Menschen für das Schmerzerleben<br />
verantwortlich ist. Selbst<br />
wenn Fische Schmerz spüren, sind<br />
Angler, schon per Gesetz keine Tierquäler,<br />
soArlinghaus. Erverweist auf<br />
Paragraf 1imTierschutzgesetz. Danach<br />
darf man Tieren nur dann<br />
Schmerzen oder Leiden zuführen,<br />
wenn dafür auch ein vernünftiger<br />
Grund besteht. „Dieser ist für den<br />
Angler,dass ihm der Fisch, den er geangelt<br />
und getötet hat, als Nahrung<br />
dient, er ihn essen will“, sagt der Professor.<br />
Ist Angeln zeitgemäß?<br />
„Gerade jetzt, wo die Gesellschaft<br />
verstärkt über nachhaltige, gesunde<br />
Ernährung diskutiert“, sagt Olaf Lindner,Sprecher<br />
des Deutschen Angelfischerverbandes<br />
DAFV.„Es gibt nichts<br />
besseres als einen selbst gefangenen<br />
Fisch, der frisch aus der Natur auf den<br />
Teller kommt und nicht aus der Massentierhaltung.“<br />
Peta propagiert dagegen<br />
eine fleischlose Ernährung.<br />
Wollte<br />
Clan-Chef<br />
Rapper töten?<br />
Staatsanwaltschaft leitet<br />
Ermittlungsverfahren ein<br />
Sollten nicht nur Bushido sondern<br />
auch die berühmten Rapper FaridBang<br />
und Kollegah Opfer vonVerbrechen<br />
eines arabischen Clans werden?<br />
Offenbar laufen Ermittlungen<br />
gegen Clan-Chef Arafat Abou-Chaker.<br />
Wie die Bild-<strong>Zeitung</strong> berichtete,<br />
ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen<br />
den 43-Jährigen und weitereFamilienmitglieder<br />
wegen versuchter<br />
Anstiftung zum Totschlag, versuchter<br />
Anstiftung zum Menschenraub<br />
und versuchter räuberischer Erpressung.<br />
Hintergrund: Arafat und Farid<br />
Bang sollen sich vor zwei Jahren bei<br />
einem Hip-Hop-Festival in München<br />
heftig gestritten haben. Auf einer<br />
CD vonFarid Bang und Kollegah<br />
wurde dann Bushido, der damals<br />
noch Freund und Geschäftspartner<br />
vonArafat und seinem Clan war,heftig<br />
beleidigt. Laut Bild-<strong>Zeitung</strong> soll<br />
Arafat daraufhin geäußert haben,<br />
dass dies nicht ungesühnt bleiben<br />
könne.Seine Ehrewar wohl verletzt.<br />
Anfang 2018 trennte sich auch<br />
Bushido im Streit von seinem Geschäftspartner<br />
Arafat, dessen Clan<br />
ihn beschützt hatte. Deshalb wird<br />
auch er offenbar vonArafat bedroht.<br />
Angeblich wollte dieser Bushidos<br />
Frau und Kinder entführen lassen<br />
und suchte dafür Komplizen. Die<br />
Staatsanwaltschaft leitete auch deshalb<br />
ein Ermittlungsverfahren ein.<br />
Wegen der Drohungen steht Bushido<br />
unter Polizeischutz. Selbst bei<br />
seinen Konzerten sollen LKA-Beamte<br />
hinter der Bühne aufpassen.<br />
Die Staatsanwaltschaft wollte<br />
sich am Donnerstag nicht zu dem<br />
Thema äußern. (kop.)<br />
Bild aus anderen Tagen: Clan-Chef Arafat<br />
Abou-Chaker (l.) und Bushido. EVENTPRESS SCHULZ<br />
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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019<br />
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Brandenburg<br />
AfD<br />
missbraucht<br />
Willy Brandt<br />
SPD empört über Plakate mit<br />
Demokratie-Slogan<br />
Im Wahlkampf in Brandenburg<br />
sorgt die AfD mit einem Plakat mit<br />
dem Konterfei des ehemaligen SPD-<br />
Kanzlers Willy Brandt und dessen<br />
Slogan „Mehr Demokratie wagen“<br />
für Empörung. „Willy Brandt hätte<br />
für Rechtspopulisten nur eines übrig<br />
gehabt: abgrundtiefe Verachtung“,<br />
twitterte Außenminister Heiko Maas<br />
(SPD) am Donnerstag. „Wenn Spalter<br />
und Hetzer ihn heute missbrauchen,<br />
ist das einfach widerlich.“<br />
Auch die Berufung der AfD in den<br />
drei Ost-Landtagswahlkämpfen auf<br />
die friedliche Revolution in der DDR<br />
stößt auf scharfe Kritik. FDP-Generalsekretärin<br />
Linda Teuteberg warf<br />
der Partei „Geschichtsverfälschung“<br />
vor.<br />
Mit Blick auf Willy Brandt sagte<br />
der Generalsekretär der Brandenburger<br />
SPD, Erik Stohn, er verbitte<br />
sich den Missbrauch vondessen Person.<br />
„Ich fordere die AfD auf, diese<br />
Vergewaltigung seines Erbes zu beenden.“<br />
Brandt würde sich heute<br />
„aktiv gegen die AfD engagieren“.<br />
Schwesig: „Es ist unsäglich“<br />
Laut AfD-Landesgeschäftsführer<br />
Lars Hünich läuft die Aktion mit<br />
400 Wahlplakaten nur im brandenburgischen<br />
Landkreis Potsdam-<br />
Mittelmark. Aufden Plakaten ist im<br />
Vordergrund der berühmte Slogan<br />
aus der ersten Regierungserklärung<br />
Brandts im Jahr 1969 und dahinter<br />
sein Foto zu sehen. Brandt<br />
stehe für das, was die Partei wolle,<br />
begründete Hünich das Motiv.<br />
Brandt war von 1969 bis 1974 Regierungschef<br />
einer sozialliberalen<br />
Koalition aus SPD und FDP. Erwar<br />
mehr als zwanzig Jahre lang SPD-<br />
Vorsitzender.<br />
Außenminister Maas betonte,<br />
Brandt bleibe ein Versöhner und<br />
Friedensstifter. Er verwies auf den<br />
berühmten Kniefall des Kanzlers am<br />
7. Dezember 1970 am Denkmal für<br />
die Helden des jüdischen Ghettos in<br />
Warschau. Damit gedachte Brandt<br />
aller Opfer der Nazi-Herrschaft. Ein<br />
Foto davon hängte Maas an seinen<br />
Tweet an.<br />
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Lesen Sie am Wochenende<br />
Reise<br />
Ruhe statt Remmidemmi: Der<br />
Sommer in Ischgl ist beschaulich<br />
Fremde Welt: Ein Besuch in der<br />
indischen Hauptstadt Delhi<br />
Die kommissarische SPD-Vorsitzende<br />
Manuela Schwesig bezeichnete<br />
die AfD-Kampagne auf Twitter<br />
als schäbig. „Es ist unsäglich, dass<br />
die AfD das Erbe von Willy Brandt<br />
benutzt und beschmutzt“, schrieb<br />
die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern.<br />
„Die Berufung<br />
auf Willy Brandt ist ein grober<br />
Missbrauch und schlicht obszön“,<br />
sagte der langjährige Bundestagspräsident<br />
Wolfgang Thierse (SPD)<br />
dem Tagesspiegel.<br />
Am 1. September werden in Brandenburg<br />
und Sachsen neue Landtage<br />
gewählt, am 27. Oktober in Thüringen.<br />
DieAfD fährteine Wahlkampagne<br />
unter dem Motto „Wende<br />
2.0“. Die AfD-Landesvorsitzenden<br />
von Brandenburg und Thüringen,<br />
Andreas Kalbitz und Björn Höcke,<br />
stammen zwar aus Westdeutschland<br />
und hatten mit der friedlichen Revolution<br />
von1989 überhaupt nichts zu<br />
tun, machen damit aber nun im Osten<br />
Wahlkampf. „Das ist natürlich<br />
absurdund auch eine ziemliche Unverschämtheit,<br />
sich anzumaßen, allein<br />
für Ostdeutschland zu sprechen<br />
und die Deutungshoheit haben zu<br />
wollen über die friedliche Revolution<br />
und über das,was in Ostdeutschland<br />
passiert“, sagte FDP-Generalsekretärin<br />
Teuteberg. (dpa)<br />
Schloss Cecilienhof: 1917 erbaut, fiel das Schloss nach KaisersAbdankung 1918 an den Staat. Der gab es den Hohenzollern1926 als Privateigentum zurück.<br />
„Keine Geschenke an die Hohenzollern“<br />
Die Linke startet als Regierungspartei eine Volksinitiative gegen die Entschädigung der Erben des Kaisers<br />
VonJens Blankennagel, Potsdam<br />
Es ist genau 10.29 Uhr am<br />
Donnerstag, als die erste<br />
Unterschrift unter die neueste<br />
VolksinitiativeimLand<br />
Brandenburg gesetzt wird. Als erste<br />
schreibt Kathrin Dannenberg ihren<br />
Namen auf die Unterschriftenliste<br />
mit der Überschrift: „Keine Geschenke<br />
an die Hohenzollern.“ Als<br />
nächster ist Sebastian Walter dran.<br />
Beide sind Spitzenkandidaten der<br />
Linkspartei für die Landtagswahl am<br />
1. September. Als nächstes unterzeichnen<br />
die beiden Parteichefinnen<br />
Diana Golzeund Anja Mayer.<br />
Alle vier betonen an diesem sonnigen<br />
Vormittag am Torzum Neuen<br />
Garten in Potsdam immer wieder,<br />
dass das Ganze in keinster Weise<br />
Wahlkampf sei. Doch eigentlich<br />
kann kaum jemand leugnen, dass<br />
die seit Wochen laufende Debatte<br />
und die damit verbundene massive<br />
Kritik an den Forderungen der Hohenzollernein<br />
echtes Wahlkampfgeschenk<br />
für die in Potsdam mitregierende<br />
Linkspartei ist. Die steht inzwischen<br />
in Umfragen nur noch auf<br />
Platz 5und wurde von den Grünen<br />
überholt.<br />
„Ungeheuerliche Forderungen“<br />
Die vier stehen an dem Tor, hinter<br />
dem es zum Schloss Cecilienhof<br />
geht, für das die Hohenzollern ein<br />
Wohnrecht einfordern, obwohl die<br />
Familie nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
als Hitler-Unterstützer und Kriegsverbrecher<br />
von den Sowjets enteignet<br />
wurde und ihnen deshalb keine<br />
Entschädigung zusteht.<br />
Parteichefin Golzebezeichnet die<br />
Forderungen der Kaiser-Erben als<br />
ungeheuerlich und geschichtsvergessen.<br />
„Die Familie der Hohenzollern<br />
hat maßgeblich der Machtergreifung<br />
der Nazis Vorschub geleistet.“<br />
Wenn die Erben nun ihreKunstwerke<br />
aus vielen Museen<br />
zurückbekämen, müssten einige<br />
Häuser sogar schließen. Und ein<br />
Wohnrecht im Schloss Cecilienhof<br />
zu fordern, sei unverschämt.<br />
Spitzenkandidat Walter sagt<br />
dann: „Preußen beziehungsweise<br />
Brandenburg sind und waren nicht<br />
das Eigentum der Adelshäuser. Und<br />
auch die Schlösser waren damals<br />
nicht das Privateigentum der Familien.“<br />
Gegenüber anderen Adelsfamilien<br />
zeichnen sich die Hohenzollern<br />
negativ dadurch aus, dass sie<br />
ganz klar mit den Nazi kollaboriert<br />
hätten. „Und Kollaborateure haben<br />
Umstritten: Besonders kritisiertwird, dass<br />
die Hohenzollernein Wohnrecht im Schloss<br />
Cecilienhof fordern. Das wurde im Herbst<br />
1917 fertig,dann wurde die Monarchenfamilie<br />
nach der Novemberrevolution 1918<br />
enteignet. Sie konnten 1926 ins Schloss zurück<br />
nach jahrelangen Verhandlungen mit der<br />
Weimarer Republik.<br />
Die Spitzenkandidaten in der Mitte und links und rechts je eine Parteivorsitzende.<br />
„Egal, wer nach der Landtagswahl am<br />
1. September die Regierung in Brandenburg<br />
stellen wird: Diese Regierung soll<br />
aufgefordert werden, die Verhandlungen<br />
mit den Hohenzollern zubeenden.“<br />
Sebastian Walter, einer der beiden Spitzenkandidaten der Linkspartei für die<br />
Landtagswahl in dreieinhalb Wochen<br />
kein Recht auf Entschädigungen“,<br />
sagt Walter. Essoll alles bis zur letzten<br />
Instanz durchprozessiert werden.<br />
Walter fordert: „Egal, wer nach<br />
der Landtagswahl am 1. September<br />
die Regierung in Brandenburg stellen<br />
wird: Diese Regierung soll aufgefordert<br />
werden, die Verhandlungen<br />
mit den Hohenzollern zubeenden.“<br />
Dafür sei die Sammlung möglichst<br />
vieler Unterschriften nötig. „Wir<br />
brauchen den Druck von der<br />
Straße“, sagt Walter.<br />
SCHLOSS CECILIENHOF<br />
Enteignet: Nach 1945 wurden die Hohenzollernvon<br />
den Sowjets enteignet. Nach dem<br />
Ende der DDR forderte die Familie umfangreiche<br />
Kunstwerkezurück, dazu Wohnrecht<br />
im Schloss und eine Entschädigung.Das<br />
Land Brandenburg will aber nicht zahlen, da<br />
sie als Kriegsverbrecher enteignet wurden,<br />
denen keine Entschädigung zustehen.<br />
DPA<br />
Für die Volksinitiative muss die<br />
Linke nun 20000 Unterschriften einsammeln.<br />
Dasgeht sicherlich schnell.<br />
In der zweiten Stufe –beim Volksbegehren<br />
–sind 80000 Unterschriften<br />
nötig. Dann müsste der neue Landtag<br />
entscheiden, ob die neue Regierung<br />
diesem harten Kurs folgen soll.<br />
Beim Koalitionspartner SPD<br />
kommt die Sache nicht so gut an.<br />
„Die Volksinitiativeder Linken weckt<br />
Missgunst und falsche Erwartungen“,<br />
sagt Generalsekretär Erik<br />
DPA/RALF HIRSCHBERGER<br />
Stohn. Es gehe um die juristische<br />
Klärung. Die Hohenzollern hätten<br />
mit ihrer Forderung nach einem<br />
Wohnrecht in Schlössern ein Eigentor<br />
geschlossen. „Dieser Forderung<br />
ist Ministerpräsident Dietmar Woidke<br />
bereits entschieden entgegengetreten“,<br />
sagt Stohn. Die ehemaligen<br />
Hohenzollern-Schlösser seinen inzwischen<br />
Volksschlösser. „Eine weitere<br />
Eskalation der Auseinandersetzung<br />
ist wenig hilfreich.“<br />
Da Wahlkampf ist, kommt auch<br />
schnell die Kritik von der CDU –die<br />
durchaus auch mit den Linken koalieren<br />
würde. Spitzenkandidat Ingo<br />
Senftleben sagt: „Die Partei der Enteignungen<br />
missbraucht mit sozialistischem<br />
Getöse das Instrument der<br />
Volksinitiative für Wahlkampfzwecke.<br />
Unser preußisches Erbe ist den<br />
Linken dabei vollkommen egal.“<br />
Senftleben ist der Meinung, dass<br />
die Sache auf den Verhandlungstisch<br />
gehöre und nicht an den Wahlkampfstand.<br />
Wichtig seien die Interessen<br />
der Brandenburger: nämlich<br />
dass die Öffentlichkeit weiterhin Zugang<br />
zu wichtigen Kulturschätzen<br />
der Landesgeschichte behalte. „Das<br />
wollen wir auch als CDU“, sagt er.<br />
„Die klassenkämpferische Rhetorik<br />
der Linken hilft dabei nicht.“<br />
Linker Minister zuständig<br />
Bei den Grünen heißt es, dass die<br />
Linke den Wählern„Sand in die Augen“<br />
streue, da die Verantwortung<br />
für die jahrelangen Verhandlungen<br />
mit dem Erben beim Finanzminister<br />
Christian Görke von den Linken<br />
liegt. Grünen-Spitzenkandidat Benjamin<br />
Raschke sagt: „Die Forderungen<br />
des Hauses Hohenzollern sind<br />
völlig inakzeptabel und müssen mit<br />
einem Gerichtsentscheid ein für alle<br />
Malaus der Welt geschafft werden.“<br />
Dafür habe der Finanzmister weiter<br />
die volle Unterstützung der Grünen.<br />
„Wir garantieren, dass wir in<br />
den nächsten Landtag parlamentarische<br />
Initiativen gegen Entschädigungszahlungen<br />
an die Hohenzollern<br />
einbringen oder unterstützen<br />
werden.“<br />
Aber die Volksinitiative solle die<br />
potenziellen Unterzeichner offenkundig„für<br />
dumm verkaufen“. Denn<br />
entscheidend sei das reale Regierungshandeln<br />
– und zuständig sei<br />
nun mal der linke Finanzminister.<br />
„Das Verfahren liegt vorGericht, und<br />
Herr Görke hat es jetzt in der Hand,<br />
die richtigen Argumente gegen die<br />
Forderungen der Hohenzollern zu<br />
artikulieren“, sagt Raschke.<br />
NACHRICHTEN<br />
Großübung<br />
im Stadtgebiet Lübbenau<br />
DerLandkreis Oberspreewald-Lausitz<br />
hat am Donnerstagmorgen eine<br />
Großübung in Lübbenau/Neustadt<br />
begonnen, in der eine Evakuierung<br />
simuliertwird. Betroffen sind etwa<br />
3000 Menschen, die das Stadtgebiet<br />
verlassen müssen, teilte eine Sprecherin<br />
des Landkreises mit. An der<br />
Übung beteiligt seien Polizei, Feuerwehr<br />
und Rettungskräfte.Eswerde<br />
unter realen Bedingungen geprobt.<br />
Zunächst hatte der RBB berichtet.<br />
Simuliertwirdnach Angaben der<br />
Sprecherin, dass ein Gefahrenstoff<br />
auf der Höhe der Anschlussstelle Kittlitz<br />
an der A13 ausgetreten sei und<br />
Richtung Lübbenau/Neustadt ziehe.<br />
Sammelstellen seien eingerichtet,<br />
darunter in einem Gymnasium. In<br />
dem Übungsgebiet befindet sich neben<br />
Schulen undWohnungen unter<br />
anderem auch ein Pflegeheim. Die<br />
Großübung sollte nach Angaben des<br />
Landkreises im Laufe desVormittags<br />
abgeschlossen sein. (dpa)<br />
Großer Preis von Berlin als<br />
Hoppegarten-Höhepunkt<br />
Dermit 155 000 Euro dotierte Große<br />
Preis vonBerlin ist an diesem Sonntag<br />
das herausragende Ereignis der<br />
Rennsaison auf der Galopprennbahn<br />
in Hoppegarten.„Wir haben zwar ein<br />
kleines,aber bezüglich der Leistungen<br />
sehr hochwertiges Feld“, sagte<br />
Rennbahn-Inhaber GerhardSchöningh.„Hinzu<br />
kommen mit Oliver Peslier<br />
undWilliam Buick Jockeys von<br />
europäischen Format.“ Schöningh<br />
verwies auf die große Attraktivität des<br />
Rennens der Europa-Gruppe I:„Drei<br />
Pferde kommen aus führenden Trainingsquartieren<br />
Europas und gehörenScheich<br />
Mohammed, Herrscher<br />
vonDubai, und seinem Sohn Hamdan<br />
sowie dem Herrscherhaus der al-<br />
Thanis aus Katar.“ Beste Chancen auf<br />
die Siegprämie von100 000 Euro besitzt<br />
der vierjährige,französische<br />
Hengst French King an, auf dem Topjockey<br />
Oliver Peslier sitzt. Aber auch<br />
der Engländer OldPersian, viermaliger<br />
Gruppe-I-Sieger,geritten vonWilliam<br />
Buick, ist ein Anwärter auf den<br />
Sieg. Rund um das Topereignis gibt es<br />
am Sonnabend und Sonntag 14 weitereRennen,<br />
darunter drei Listen-<br />
Prüfungen auf unterschiedlichen<br />
Distanzen.„Insgesamt erwarten wir<br />
Pferde aus sechs Ländern“, sagte<br />
Schöningh. Dasspricht für die immer<br />
größer werdende Popularität der<br />
Rennbahn –übrigens auch bei den<br />
Lesernder <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, die am<br />
Sonnabend mit dem <strong>Berliner</strong>Verlag<br />
des Lesertag der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> feiern.<br />
(dpa)<br />
In Hoppegarten trifft sich am Wochenende<br />
der internationale Pferdesport. DPA<br />
Windräder:Woidke<br />
fordertKurswechsel<br />
Ministerpräsident DietmarWoidke<br />
(SPD) hat angesichts andauernder<br />
Proteste gegen den BauneuerWindräder<br />
einen Kurswechsel gefordert.<br />
„Die Menschen vorOrt müssen Nutznießer<br />
der Energiewende sein –und<br />
nicht Opfer“, sagteWoidke.„DerWiderstand<br />
gegen neue Anlagen ist mir<br />
bewusst. DieVerspargelung und die<br />
Stromkosten sind dafür Gründe.Deshalb<br />
muss sich hier etwas verändern.“<br />
Es gehe um eine gerechteVerteilung<br />
der Stromkosten und eine gerechteVerteilung<br />
der konkreten Belastungen<br />
durchWindkraft –oder<br />
einen spürbaren Ausgleich dafür.„In<br />
der Stadt lässt sich lässig über mehr<br />
Windkraft auf dem Land plaudern“,<br />
sagteWoidke. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 15 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Gesundheit<br />
Gefahr im Grünen<br />
Mehr als 1800 Menschen sind allein im vergangenen Jahr in Berlin und dem Umland nach einem Zeckenbiss an Borreliose erkrankt<br />
VonMichael Timm<br />
Sie sind nur so groß wie ein<br />
Stecknadelkopf. Aber ein<br />
einziger Biss kann schwere<br />
Krankheiten zur Folge haben.<br />
Zecken lieben hohe Temperaturen.<br />
Deshalb sind sie jetzt im Hochsommer<br />
besonders aktiv. Auf Wiesen,<br />
in Büschen und anWaldrändern<br />
lauern die Blutsauger auf ihr Opfer,<br />
den sorglosen Mensch. Unbemerkt<br />
streift er sie an Gräsernund Blättern<br />
ab. Und dann beißen sie zu. Um allerdings<br />
möglichst ungestörtzubleiben,<br />
injizieren sie vorher eine Mischung<br />
aus schmerzstillenden und<br />
gerinnungshemmenden Stoffen in<br />
die Haut. DieBeschwerden kommen<br />
erst später.<br />
Antibiotika hilft<br />
„Zeckenbisse können zwei schwere<br />
Krankheiten auf den Menschen<br />
übertragen“, sagt Hans-Walter Pfister,<br />
stellvertretender Direktor der<br />
Neurologischen Universitätsklinik<br />
München. „Bei uns sind das entweder<br />
die häufiger auftretende Borreliose<br />
oder die seltenere, aber wesentlich<br />
gefährlichere Hirnhautentzündung<br />
FSME.“ Diese Abkürzung steht<br />
für Früh-Sommer-Meningo-Enzephalitis.<br />
Gegen FSME gibt es bisher<br />
nur symptomatische Behandlungsmöglichkeiten.<br />
Aber man kann sich<br />
vorbeugend durch eine Impfung<br />
schützen.<br />
Borreliose lässt sich dagegen<br />
durch Antibiotika wirkungsvoll behandeln,<br />
dafür gibt es aber noch<br />
keine vorbeugende Impfung. Im vergangenen<br />
Jahr gab es nach Angaben<br />
des Robert-Koch-Instituts 755 Fälle<br />
vonBorreliose in Berlin, aus den angrenzenden<br />
Brandenburger Landkreisen<br />
wurden 1078 Fälle gemeldet.<br />
Beide Krankheiten sind gefährlich,<br />
besonders wenn man sie zu spät<br />
erkennt. Sie können Entzündungen<br />
der Hirnhaut, des Gehirns, des Rückenmarks<br />
und der Nerven verursachen.<br />
Dies wiederum kann zu Lähmungen<br />
führen, die unter Umständen<br />
nie mehr verschwinden. Die<br />
Borreliose-Infektion äußert sich<br />
zwar meistens nur auf der Haut. Im<br />
Spätstadium kann sie aber auch Gelenke<br />
und Herz schädigen.<br />
„Damit es erst gar nicht so weit<br />
kommt, ist es wichtig, Zeckenbisse<br />
und etwa auftretende Symptome<br />
rechtzeitig zu erkennen“ sagt Neurologe<br />
Pfister. Bei den oft schmerzlosen<br />
Bissen ist das gar nicht so einfach.<br />
Deshalb sollte jeder nach einem<br />
Aufenthalt in der grünen Natur<br />
die Haut nach den kleinen Tierchen<br />
absuchen. Die Zecken bevorzugen<br />
warme, feuchte und gut durchblutete<br />
Körperstellen. Biseine Zecke einen<br />
idealen Platz auf einem Menschen<br />
gefunden hat, krabbelt sie oft<br />
mehrere Stunden auf ihm herum<br />
und saugt sich dann erst in Kniekehlen<br />
oder Hautfalten fest.<br />
„Wenn man eine oder mehrere<br />
Zecken entdeckt hat, sollte man sie<br />
mit einer Pinzette, einer Zeckenzange<br />
aus der Apotheke oder mit den<br />
Fingernägeln vorsichtig herausziehen“,<br />
rät Pfister. „Wichtig ist es, das<br />
Zecken können auch die gefährliche Hirnhautentzündung FSME übertragen. IMAGO-IMAGES.DE<br />
Fälle von Borreliose in Berlin<br />
2018<br />
SPANDAU<br />
32<br />
REINICKENDORF<br />
23<br />
MITTE<br />
39<br />
PANKOW<br />
111<br />
LICHTENBERG<br />
63<br />
FRIEDRICHSH. -<br />
KREUZBERG<br />
74<br />
TREPTOW-<br />
KÖPENICK<br />
82<br />
NEUKÖLLN<br />
51<br />
TEMPELHOF-<br />
SCHÖNEBERG<br />
62<br />
CHARLOTTENBURG-<br />
WILMERSDORF<br />
37<br />
STEGLITZ-<br />
ZEHLENDORF<br />
84<br />
MARZAHN-<br />
HELLERS-<br />
DORF<br />
97<br />
BLZ/TIEDGE;QUELLE:ROBERT-KOCHINSTITUT<br />
Tier so nah wie möglich an der Haut<br />
zu fassen und dabei nicht zu quetschen,<br />
weil es sonst noch mehr erreger-haltigen<br />
Speichel abgesondert.“<br />
Der Experte rät vom Einsatz von Öl<br />
oder Klebstoff ab. Das damit beschmierte<br />
Tier sondert im Todeskampf<br />
eine Extra-Portion Speichel<br />
ab. Ist die Zecke entfernt, sollte man<br />
die Einstichstelle desinfizieren.<br />
Hat die Zecke jedoch zugestochen,<br />
muss man die Stelle gut beobachten.<br />
Zeigt sich keine Rötung<br />
und treten keine Beschwerden auf,<br />
ist alles in Ordnung. Rötet sich die<br />
Haut allerdings, möglicherweise<br />
auch ringförmig und immer größer<br />
werdend, dann ab zum Arzt. Dasgilt<br />
auch für alle, die keinen Zeckenbiss<br />
bemerkt haben, wenn sich ringförmige<br />
Rötungen oder runde rote Flecken<br />
bilden.<br />
Außerdem sollten Sie unbedingt<br />
einen Arzt aufsuchen, wenn ein paar<br />
Wochen nach dem Stich Fieber und<br />
Kopfschmerzen auftreten. Diese Beschwerden<br />
werden häufig fälschlicherweise<br />
mit einer Sommergrippe<br />
in Verbindung gebracht. Die häufigste<br />
Fehldiagnose lautet aber<br />
Rheuma. Weisen Sie deshalb Ihren<br />
Arzt immer auf einen vorausgegangenen<br />
Zeckenbiss hin! Ignoriert er<br />
diese Information, scheuen Sie sich<br />
nicht, einen zweiten Arzt hinzuzuziehen.<br />
Wird jetzt nicht sofort und<br />
richtig behandelt, drohen bleibende<br />
Spätschäden –imschlimmsten Fall<br />
Invalidität. DieSpätschäden der Borreliose<br />
treten oft erst nach Jahren<br />
auf. Dazu gehören chronische Hautveränderungen,<br />
Gelenkbeschwerden<br />
und eine chronische Entzündung<br />
des zentralen Nervensystems.<br />
Dabei lässt sich mithilfe einer<br />
Blutuntersuchung feststellen, ob Antikörper<br />
gegen die Borrelien-Erreger<br />
vorhanden sind. Besteht Verdacht<br />
auf eine Borreliose, verschreibt der<br />
Arzt Antibiotika, die zu einer raschen<br />
Abheilung führen. „Je eher die Therapie<br />
beginnt, desto besser können<br />
wir unangenehme Folgen verhindern“,<br />
erklärtNeurologe Pfister.<br />
Risiko im Süden höher<br />
Beieiner FSME gibt es jedoch nur Medikamente,<br />
die die grippeähnlichen<br />
Beschwerden und Kopfschmerzen<br />
lindern. Meist heilt die Hirnhautentzündungdann<br />
vonselbst wieder aus.<br />
Rund ein Prozent der Fälle verläuft jedoch<br />
tödlich. Deshalbempfehlen Infektions-Spezialisten,<br />
sich gegen<br />
FSME impfen zu lassen, wenn man in<br />
gefährdete Gebiete reist. Dazu gehören<br />
nicht nur Bayern, Baden-Württemberg<br />
sowie der Süden von Sachsen<br />
und Thüringen, sondern auch<br />
Polen, Tschechien und Österreich.<br />
Berlin und Brandenburg sind hier<br />
glücklicherweise nur wenig betroffen.<br />
Im vergangenen Jahr gab es jeweils<br />
nur zwei Fälle. Allerdings führt<br />
auch nicht jeder Zeckenbiss gleich<br />
zu einer Krankheit. Nur etwa jede<br />
dritte Zecke trägt Borreliose-Erreger<br />
in sich. Und nur einer von hundert<br />
Menschen, die von einer Zecke gestochen<br />
werden, erkrankt an Borreliose.<br />
Das Risiko, anFSME zu erkranken,<br />
ist noch wesentlich geringer.<br />
Impflücken größer als gedacht<br />
Barmer-Studie zeigt: Nur 88,8 Prozent der Schulanfänger sind vor Masern geschützt<br />
VonTim Szent-Ivany<br />
Der Vermutung liegt nahe, doch<br />
erst jetzt gibt es aussagekräftige<br />
Belege: Kinder von Anhängern der<br />
umstrittenen Homöopathie werden<br />
deutlich seltener geimpft. Das geht<br />
aus dem Barmer-Arzneimittelreport<br />
hervor, den die Krankenkasse am<br />
Donnerstag vorgestellt hat. Wenn Eltern<br />
homöopathische Leistungen in<br />
Anspruch nehmen, besteht eine um<br />
53 Prozent geringereWahrscheinlichkeit,<br />
dass deren Kinder die 13 empfohlenen<br />
Schutzimpfungen vollständig<br />
erhalten haben. Einen deutlich<br />
kleineren Einfluss hat das Alter oder<br />
die Bildung der Eltern. Nach den ausgewerteten<br />
Daten der Barmer ist die<br />
Impfquote von Kindern bei besonders<br />
jungen und älteren Müttern<br />
leicht niedriger als der Durchschnitt.<br />
Das gilt auch, wenn die Eltern keine<br />
anerkannte Berufsausbildung haben.<br />
BeiKleinkindernnoch niedriger<br />
Barmer-Chef Christoph Straub<br />
sagte, offensichtlich gebe es einen<br />
Zusammenhang zwischen der Präferenz<br />
für Homöopathie und der Ablehnung<br />
oder Skepsis gegenüber<br />
Impfungen. Daher müsse vor allem<br />
für diese Menschen die Aufklärung<br />
verbessert werden. Straub lehnt es<br />
aber ab, die Kostenübernahme für<br />
homöopathische Leistungen zu beenden.<br />
„Es wäre unangemessen, einen<br />
Homöopathievertrag zu stoppen,<br />
weil man eine Impfrate erhöhen<br />
möchte“, sagte der Kassenchef.<br />
Ein zentrales Ergebnis des Reports:<br />
In Deutschland sind weniger<br />
Kinder gegen Maserngeimpft als offiziell<br />
angegeben. Eine Auswertung<br />
der Behandlungsdaten der Barmer-<br />
Versicherten ergab, dass lediglich<br />
88,8 Prozent der Schulanfänger 2017<br />
über die notwendigen zwei Masern-<br />
Impfungen verfügten. Das für Impfungen<br />
zuständige Robert-Koch-Institut<br />
(RKI) gibt hingegen einen Wert<br />
von 92,8 Prozent an. Um eine Masern-Epidemie<br />
zu verhindern, ist<br />
eine sogenannte Herdenimmunität<br />
mit einer Impfrate von mindestens<br />
95 Prozent notwendig.<br />
Ein kleiner Stich bringt großen Schutz.<br />
BERLIN-BRANDENBURG<br />
SVEN SIMON<br />
Keine Impfmuffel: Die ElterninBerlin<br />
und Brandenburg haben offenbar wenigerBedenken<br />
ihre Kinder impfen zu lassen<br />
als Mütter und Väter in anderen Bundesländern.<br />
Das geht aus den Daten der<br />
Barmer hervor. Die größten Impflücken<br />
weisen demnach durch alle untersuchten<br />
Altergruppen hinweg die Mädchen und<br />
Jungs in Bayern und Sachsen auf.<br />
Säuglinge: In Berlin hatten 2,4 Prozent<br />
der 2015 geborenen Kinder keine Impfung<br />
(Brandenburg: 2,2 Prozent). Zum<br />
Vergleich: Im Bundesdurchschnitt traf<br />
das auf 3,3 Prozent der Babys zu.<br />
Kinder: Der Anteil Sechsjährigen, die<br />
2017 noch garkeine Impfung erhalten<br />
hatten, lag in Berlin bei 1,9 Prozent und<br />
in Brandenburg bei 1,2 Prozent. Bundesdurchschnitt:<br />
2,3 Prozent.<br />
Straub erläuterte, dass die vom<br />
RKI angegebene Quote bei den<br />
Schuleingangsuntersuchungen lediglich<br />
auf Basis vorgelegter Impfpässe<br />
bestimmt wird. Damit werde<br />
der Impfstatus von Kindern, die keinen<br />
Impfpass vorlegen, nicht berücksichtigt,<br />
kritisierte er.Deren An-<br />
teil betrage über acht Prozent. „Das<br />
führt zu höheren, unrealistischen<br />
Impfquoten, denn nicht geimpfte<br />
Kinder haben natürlich auch keinen<br />
Impfpass“, sagte der Barmer-Chef.<br />
Noch deutlich schlechter als bei<br />
den Schulkindern ist die Masern-<br />
Impfquote bei Kleinkindern. Bei<br />
Zweijährigen betrug die Quote laut<br />
Report 2017 lediglich 78,9 Prozent.<br />
Mehr als jedes fünfte Kind war damit<br />
nicht oder nicht vollständig gegen<br />
Masern geimpft. Straub betonte, die<br />
Impflücken bei Kindern würden<br />
umso schwerer wiegen, da es nach<br />
der Einschulung kaum Nachimpfungen<br />
gebe:„Wer schon als Jugendlicher<br />
Impflücken aufweist, der wird sie<br />
auch im Erwachsenenalter behalten.“<br />
Auch dadurch steige das Risiko<br />
für regionale Epidemien.<br />
Gesetzentwurfvorbereitet<br />
Die Barmer hat auch die Quoten bei<br />
anderen Impfungen erhoben, die<br />
von der Ständigen Impfkommission<br />
(Stiko) empfohlen werden. Dabei<br />
zeigt sich, dass bei den Kindern im<br />
einschulungsfähigen Alter bei keiner<br />
der 13 wichtigsten Infektionskrankheiten<br />
–zum Beispiel Diphterie, Tetanus<br />
oder Polio – ein Durchimpfungsgrad<br />
von 90 Prozent erreicht<br />
wird. Das RKI geht hingegen von<br />
Quoten vonbis zu 94 Prozentaus.<br />
Gesundheitsminister Jens Spahn<br />
(CDU) hatte Mitte Juli einen Gesetzentwurf<br />
für eine Impfpflicht gegen<br />
Masern auf den Weg gebracht. Er<br />
sieht vor, dass ab März 2020 Kinder<br />
nur noch in die Kita gehen dürfen,<br />
wenn sie gegen Maserngeimpft sind.<br />
Eltern von ungeimpften Schulkinderndrohen<br />
Geldbußen.<br />
Bundesfamilienministerin Franziska<br />
Giffey (SPD) sagte der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland), der Reportzeige,dass<br />
dieser Wegrichtig sei. „Die Gesundheit<br />
und der Schutz der gesamten<br />
Bevölkerung setzen hier der individuellen<br />
Freiheit Grenzen. Es geht<br />
nicht nur um die Verantwortung jedes<br />
Einzelnen für sich und seine Kinder,<br />
sondern auch um die Verantwortung<br />
für andere.“ (mit cle.)<br />
FRIEDRICHSHAINER SPRECHSTUNDE<br />
14. August 2019<br />
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Titelfoto: ©Monique Wüstenhagen
16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019<br />
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Lokalsport<br />
NACHRICHTEN<br />
Hanfkick<br />
der Woche<br />
AKTIVES ABSEITS<br />
Und wieder<br />
Tohuwabohu<br />
bei TeBe<br />
Die Szenerie war skurril. Als am<br />
vergangenen Sonntag in der<br />
Oberliga Nordost Aufsteiger SV Tasmania<br />
den Favoriten Tennis Borussia<br />
empfing, sorgten 1370 Fans für Stimmung,<br />
das GrosfürTeBe.Den 4:2-Sieg<br />
der Veilchen beobachtete der vorTagen<br />
entmachtete Vorstandschef Jens<br />
Redlich stehend neben der Trainerbank<br />
und Coach Dennis Kutrieb.Der<br />
neue Vorstandsboss Günter Brombosch<br />
erlebte das Geschehen inmitten<br />
der Fans.Sowohl Brombosch, 71,<br />
seit Jahrzehnten mit dem Verein verbunden,<br />
als auch Redlich, 38, seit<br />
2016 Hauptsponsor und seit 2017 der<br />
Vorsitzende, fühlen sich als legitime<br />
Vorstandschefs.<br />
Redlich, Chef einer Fitnessstudio-<br />
Kette,handelte nach der Devise: Wer<br />
das Geld gibt, hat das Sagen! Er legte<br />
sich mit der „Aktiven Fanszene“ von<br />
TeBe an, die als sehr kreativ gilt. Mitspracherecht<br />
räumte Redlich den<br />
Fans bei wichtigen Fragen nicht ein.<br />
Auf der Mitgliederversammlung im<br />
Januar brachte er seine Kandidaten<br />
für den Aufsichtsrat wohl mit Hilfe<br />
bestellter neuer Vereinsmitglieder<br />
durch. Fans und die Opposition bezweifelten<br />
die Rechtmäßigkeit der<br />
Versammlung, werfen Redlich „autoritären<br />
Führungsstil“ und Satzungsverstöße<br />
vor.<br />
DerfrühereChef will zurück<br />
Schon im November 2018 hatte Redlich<br />
„nach einem Wortgefecht“, wie<br />
er sagt, in einer internen Mail seinen<br />
Rücktritt erklärt. Zwei Tage später<br />
widerrief er.Nun nutzten die beiden<br />
Aufsichtsräte Franziska Hoffmann<br />
und Christian Gaebler, imBerufsleben<br />
Chef der Senatskanzlei, diesen<br />
Rücktritt, um beim Amtsgericht<br />
Charlottenburg eine Änderung im<br />
Vereinsregister<br />
vorzunehmen,<br />
wo Brombosch<br />
Wehrtsich:<br />
Jens Redlich<br />
DPA/SÖDER<br />
als Vorsitzender<br />
steht. Als das vorige<br />
Woche publik<br />
wurde, war<br />
Redlich in den<br />
USA. Dort überlegte<br />
er nun, ob<br />
ein weiteres Engagement<br />
noch<br />
Sinn für ihn habe. Erhat nach eigenen<br />
Angaben 2,8 Millionen Euro in<br />
den Verein gesteckt und diesen einst<br />
vorder Insolvenz bewahrt.<br />
Jetzt will Redlich seinen Posten<br />
zurück. Er lässt die Änderung imVereinsregister<br />
rechtlich prüfen. Er sagt:<br />
„Die Dinge, die Hoffmann und Gaebler<br />
getan haben, sind eigenmächtige<br />
Handlungen und nicht satzungskonform.“<br />
Seine Gegenspieler<br />
hätten „ihre eigene Wahrheit“. Redlich<br />
lässt per Eilverfahren und Einstweiliger<br />
Verfügung beim Landgericht<br />
Berlin alle Vorkommnisse prüfen.„UnserVerein<br />
ist zu einem Politikum<br />
geworden“, klagt er,„wir sollten<br />
lieber erfolgreich Fußball spielen.“<br />
Sein Verhältnis zur Mannschaft<br />
und zum Trainerteam beurteilen<br />
selbst neutrale Beobachter als gut.<br />
Schließlich profitieren die sehr ordentlich<br />
bezahlten Kicker vomEngagement<br />
Redlichs. Der sagt: „Trainer<br />
Kutrieb ist natürlich verärgert über<br />
das Tohuwabohu in der Führung.<br />
Derwill, dass Leute denVerein weiter<br />
leiten, die Ahnung vom Fußballgeschäft<br />
haben.“ Redlich meint sich.<br />
Am Mittwochabend lud die neue<br />
Führung zu einer Informationsveranstaltung<br />
ein, wollte für Aufklärung<br />
sorgen. Redlich: „Das ist legitim!“<br />
Etwa 80 Mitglieder kamen. (mj.)<br />
Auf schwierigem Geläuf: Mannschaft des BTuFC Britannia, Vorgängerin des <strong>Berliner</strong> SV 92, aufgenommen vor dem Jahr 1914.<br />
Sammys Vermächtnis<br />
Gründerväter: Fast wäre der BSV 92 Deutscher Meister geworden,heute steht er für Werte des Amateurfußballs<br />
VonChristian Schlodder<br />
In seinen mehr als 50 Jahren<br />
beim BSV 1892 hat Peter Kunz<br />
schon einiges erlebt. In der Jugend<br />
kickte Pitti, wie ihn alle im<br />
Verein nennen, mit dem späteren<br />
Bundesligaprofi Wolfgang Sidka zusammen.<br />
Danach trainierte er diverse<br />
Nachwuchsteams,betreute die<br />
erste Mannschaft und sitzt seit mehr<br />
als 20 Jahren im Vorstand. Heute<br />
steht „besondere Tätigkeiten“ auf<br />
seiner Visitenkarte.„Das heißt übersetzt:<br />
Mädchen für alles“, sagt Kunz,<br />
65. Er sagt: „Hier wird mit Sinn und<br />
Verstand gearbeitet. Da fühlt man<br />
sich einfach wohl.“<br />
Was Kunz allerdings manchmal<br />
nicht zur Ruhe kommen lässt, sind<br />
die vergebenen Chancen. Die vielen<br />
verpassten Aufstiege des heutigen<br />
Bezirksligisten in den vergangenen<br />
fünf Jahrzehnten. Und all die anderen<br />
Momente in der langen Historie<br />
desVereins,die ganz große Augenblicke<br />
hätten werden können, aber es<br />
nicht wurden.<br />
Doch die Geschichte des <strong>Berliner</strong><br />
SV ist alles andere als eine Geschichte<br />
des Scheiterns.Sie steht für<br />
die kräftigen Wurzeln, die den Fußball<br />
in Berlin tragen, und die weit tiefer<br />
reichen als zu zwei Meisterschaften<br />
von Hertha BSC aus den Jahren<br />
1930 und 1931. Wie die Herthaner<br />
gehören die Kicker des BSV 92 zu den<br />
Gründungsmitgliedern des Deutschen<br />
Fußball-Bundes (DFB). Wie<br />
die Herthaner hätten sie Deutscher<br />
Meister werden können. Hätten.<br />
Die Störche straucheln<br />
Kartengruß von 1907: Britannia (schwarz-weiße Trikots) trifft auf Falkensteins Elf. PRIVAT<br />
Gegründet wurde der Klub am 2. Juli<br />
1892 als <strong>Berliner</strong> Thor-und Fußballclub<br />
Britannia. Das Englische verschwand<br />
im Ersten Weltkrieg aus<br />
dem Namen. Schnell stellten sich Erfolge<br />
ein, begann der Aufstieg zu einem<br />
der Topklubs. 1903 folgte die<br />
Teilnahme an der ersten deutschen<br />
Meisterschaft. Noch heute erinnert<br />
ein Gedenkstein unweit des Clubcasinos<br />
im StadionWilmersdorfandiesen<br />
Moment.<br />
Nur ein Jahr später qualifizierten<br />
sich die „Störche“, wie der BSV aufgrund<br />
seiner roten Stutzenspäter genannt<br />
werden sollte,erneut zur Endrunde<br />
und schaffte es sogar bis ins<br />
Finale. Doch der damalige Viertelfinalgegner<br />
Karlsruher FV legte Protest<br />
beim DFB ein. Das Spiel hatte<br />
entgegen der Regularien in Berlin<br />
und nicht auf neutralem Platz stattgefunden.<br />
Deshalb wurde nun das<br />
Finale abgesagt. Undwieder:Hätte.<br />
Mitte der Dreißigerjahre erlebte<br />
der Verein eine Renaissance und<br />
schaffte es, dreimal in Serie ander<br />
Endrunde der deutschen Meisterschaft<br />
teilzunehmen, ohne nennenswerte<br />
Achtungserfolge,was sich<br />
änderte. Inden Fünfzigerjahren bot<br />
sich die Chance auf den ganz großen<br />
Fußball. 1954 wurde der BSV <strong>Berliner</strong><br />
Meister und war nun auch beim<br />
Publikum eine beliebte Adresse.<br />
„Mein Großvater nahm mich damals<br />
ZURÜCK ZU DEN WURZELN<br />
Serie: Berlin und Fußball, das könnte in der Bundesliga, mit Union und Hertha wieder eine<br />
Erfolgsgeschichte werden. Berlin und Fußball, das war schon mal ein Erfolgsmodell. 26 Klubs<br />
der Stadt zählten zu den Gründungsmitgliederndes Deutschen Fußball-Bundes (DFB).<br />
BFC 893 –SGNordring KreisligaC<br />
Akademischer SC 1893 aufgelöst<br />
Alemannia 90<br />
KreisligaB<br />
BTuFC Britannia –BSV 1892 Bezirksliga<br />
BFC Burgund 1896<br />
aufgelöst<br />
BFC Columbia 1896<br />
aufgelöst<br />
Concordia ’95 –Conc. Wilhelmsruh<br />
KreisligaA<br />
BFuCC Deutschland<br />
aufgelöst<br />
BSC Favorit 1896<br />
aufgelöst<br />
BFC Fortuna 1894<br />
aufgelöst<br />
BFC Frankfurt1885<br />
aufgelöst<br />
BFC Germania 1888 KreisligaB<br />
BFC Hertha 1892 –Hertha BSC Bundesliga<br />
Hängt an seinem <strong>Berliner</strong> SV 92: Peter Kunz, genannt Pitti.<br />
SC Komet Berlin<br />
aufgelöst<br />
BFC Phönix<br />
aufgelöst<br />
BFC Preussen<br />
Oberliga-Nord<br />
BFuCC Rapide 1893<br />
aufgelöst<br />
Stern1889 –SternBritz Landesliga<br />
Tasmania 1890<br />
aufgelöst<br />
BTuFC Toscana<br />
aufgelöst<br />
BTuFC Union 1892 –Fusion: Blau-Weiß 90<br />
BFC Vorwärts 1890 –Fusion: Blau-Weiß 90<br />
Oberliga-Nord<br />
FC Viktoria 1889<br />
Regionalliga<br />
Akademischer BC 1897 aufgelöst<br />
Sport-Excelsior Friedenau aufgelöst<br />
VfB Einheit zu Pankow KreisligaA<br />
BERLINER ZEITUNG/GUDATH<br />
mit zum BSV.Ich erinneremich noch<br />
an die Kassenhäuschen. Es kamen ja<br />
bis zu 40 000 Menschen zu den Spielen“,<br />
sagt Kunz. Dann überwog beim<br />
BSV die kaufmännische Vorsicht.<br />
Erst zogHertha BSC an den Störchen<br />
vorbei. Dann viele andere.<br />
Heute heißt das Tagesgeschäft<br />
achte Liga. DerBSV schloss die letzte<br />
Spielzeit als Vierter ab. Die großen<br />
Geschichten von einst wirken umso<br />
weiter entfernter. Im Stadion Wilmersdorf<br />
werden schon lange keine<br />
fünfstelligen Besucherzahlen mehr<br />
verzeichnet. Dafür wächst seit 1984<br />
auf der nördlichen Tribüne die „Wilmersdorfer<br />
Rheingauperle“, der einzige<br />
in einem Stadion angebaute<br />
Wein. EinVerkaufsschlager? DerVerein<br />
ist jedenfalls auch so schuldenfrei,<br />
und das ohne große Sponsoren.<br />
Ein finanziell gesunder Fußballverein<br />
ist in Berlin keine Selbstverständlichkeit.<br />
Manch großes Projekt endete<br />
schon im großen Fiasko.<br />
Der Nachwuchs ist das große Kapital<br />
der Klubs. Die A-Jugend belegt<br />
in der Landesliga einen achtbaren<br />
Mittelplatz. „Unsere Jugendspieler“,<br />
sagt er, „singen hin und wieder ‚Irgendwann<br />
einmal spielt der BSV international‘.“<br />
Kunzelächelt.<br />
EinStück Heimat<br />
BSV-ARCHIV<br />
Vorerst reicht den Wilmersdorfern<br />
ein Aufstieg in die siebte Liga. „Der<br />
Amateurfußball“, sagt Kunz, „das ist<br />
meine Bundesliga.“ Denn wer weiß,<br />
was aus seinemVerein mit den heute<br />
mehr als 20 Abteilungen geworden<br />
wäre, wenn die Kicker tatsächlich<br />
eine der Chancen genutzt hätten,<br />
1904 etwa, als sie so dicht vor dem<br />
großen Coup standen wie danach<br />
nie wieder.Eine Visitenkartefür „besondere<br />
Tätigkeiten“ hätte Kunze<br />
dann sicherlich nicht. Er könnte von<br />
einer glorreichen Geschichte erzählen,<br />
aber würde die eine fußballerische<br />
Heimat ersetzen?<br />
Was das ist, eine fußballerische<br />
Heimat, das haben Kunz und die anderen<br />
aus seiner Abteilung bei der<br />
jüngsten Weihnachtsfeier sehr eindrucksvoll<br />
erfahren. Da bekamen die<br />
Spieler der ersten Mannschaft das<br />
Jugendbuch „11 Freunde müsst ihr<br />
sein“ überreicht. Der Fußballroman<br />
über den BSV von Sammy Drechsel,<br />
dem 1986 verstorbenen Sportreporter,der<br />
früher selbst für den Klub am<br />
Ball war.Der Roman gilt bis heute als<br />
Klassiker. „Ich hoffe, dass sich der<br />
eine oder andere Junge das angeschaut<br />
hat“, sagt Kunz. Nicht für die<br />
schwärmerische Nostalgie, sondern<br />
für ein noch stärkeres Wir-Gefühl.<br />
Und wer weiß, wann die großen<br />
Chancen wieder kommen.<br />
Gründerzeit,Teil 2amkommenden Freitag:<br />
SG Nordring odereineWiederauferstehung in<br />
PrenzlauerBerg<br />
Christian Schlodder<br />
hat sich in Berlins Fußball-<br />
Historie vertieft.<br />
FUSSBALL. DieSaison in der Bundesliga<br />
hat noch nicht begonnen, da<br />
stellt sie den Gerechtigkeits-Fanatiker<br />
bereits vorgroße Herausforderungen.<br />
An diesem Sonnabend nämlich<br />
empfangen die A-Junioren des<br />
1. FC Union Berlin jene vonHannover96(11<br />
Uhr), während die A-Junioren<br />
vonHertha BSC auf den<br />
kaum für möglich gehaltenen Erfolg<br />
der Talentförderung des Niendorfer<br />
TSVinGestalt seiner Nachwuchsmannschaft<br />
treffen (14 Uhr). Es wäre<br />
somit möglich, sich zunächst die<br />
Partie in Köpenick anzuschauen und<br />
dann –Hanfparade hin, Hanfparade<br />
her –durch den stockenden Großstadtverkehr<br />
zur Hertha aufzumachen.<br />
Nichtohnebewusstseinserweiternde<br />
Drogen wirdesfunktionieren,<br />
die Bemühungen der sich<br />
sportlich betätigenden B-Junioren<br />
der Unioner und der Herthaner zu<br />
verfolgen, dieebenfalls am Sonnabend<br />
daheim antreten. Um 13.30<br />
Uhrdie Herthaner gegen Chemnitz,<br />
um 14 Uhrdie Unioner gegen Halle.<br />
Um diese Zeit etwa formieren sich<br />
übrigens die Hanfparadisten auf der<br />
Straße des 17. Juni, um sich zum<br />
Bundesgesundheitsministerium<br />
aufzumachen, wo möglicherweise<br />
die ersten Fußballfans eintreffen, die<br />
sich nach einem längeren Stau auf<br />
demWegvon Union zur Hertha und/<br />
oder umgekehrtnun vonkompetenten<br />
Bundesbeamten auf ihren Geisteszustand<br />
hin untersuchen lassen<br />
wollen. Allerdings dürfte es so sein,<br />
dass sowohl die Fans vonUnion als<br />
auch die Fans vonHertha BSC geistig<br />
derartintakt sind, dass sie es bei einer<br />
Partie belassen werden.<br />
Landeplatz<br />
der Woche<br />
AMERICAN FOOTBALL. In der German<br />
League Football steht der<br />
neunte Spieltag an. Für den Tabellenvierten<br />
Berlin Rebels (8:10<br />
Punkte) geht es zum Siebten und damit<br />
vorletzten Potsdam Royals<br />
(5:13). Sietreten am Luftschiffhafen<br />
an, was natürlich nicht heißt, dass<br />
Arek Soberski an diesem Sonnabend<br />
kurzvor Spielbeginn um 16.30 Uhr<br />
mit einem Zeppelin aus Polen einschwebt.<br />
Denn erstens sind Zeppeline<br />
in der zivilen Luftfahrtein wenig<br />
aus der Mode gekommen, außer ist<br />
der 38 Jahrealte Zugang bereits in<br />
Berlin gelandet. Er wirdohnehin gut<br />
akklimatisiertsein, denn er kommt<br />
aus ZabreinPolen. Abgesehen von<br />
derselben Zeitzone erwartet Soberski<br />
auch dieselbe Sprache, die Muttersprache<br />
nämlich, die Rebels-Spieler<br />
Jakub Krystecki und Arek Cieslok<br />
stehen nämlich im Kader des Erstligisten.<br />
Unddaesnicht „Immer den<br />
Ohrennach“, sondern„Immer der<br />
Nase nach“ heißt, sei noch die Position<br />
des NeuenRebellen verraten: Er<br />
spielt in derDefensive, als Nose<br />
Tackle. (cs.)<br />
ZAHL DER WOCHE<br />
186<br />
ist die Nummer des Busses, der am<br />
Rathaus Steglitz Fahrt aufnimmt<br />
zum Stadion Lichterfelde, wowiederum<br />
Viktoria 1889 Fahrt aufnimmt<br />
im Pokal-Duell gegen Arminia<br />
Bielefeld (15.30 Uhr). Alternativ<br />
gehen die Linien 283 und<br />
380. Derartige Wahlmöglichkeiten<br />
hat der Regionalligist aus Berlin<br />
selbst nicht. Um gegen den Zweitligisten<br />
nicht übermäßig viele Tore<br />
zu kassieren, bleibt ihm nur, sich<br />
in einer Linie vor dem eignen<br />
Strafraum zu stellen.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 17<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Der<br />
Papst<br />
lästert<br />
Die Sportkletterer sehen sich<br />
wegen Olympia im Dilemma<br />
Reinhold Messner, „der große<br />
Papst des Bergsteigens“, wie Urs<br />
Stöcker ihn lächelnd nennt, hat eine<br />
sehr klare Meinung. VomSportklettern,<br />
2020 in Tokio erstmals olympisch,<br />
hält der Erstbesteiger aller 14<br />
Achttausender der Erde: rein gar<br />
nichts. Das finde, lästerte der Südtiroler<br />
bereits vorzweiJahren, an einer<br />
Plastikwand statt, mit Plastikgriffen,<br />
und was, bitteschön, solle das? „Jeder<br />
Affe ist schneller“, sagte Messner<br />
der Rhein-Neckar-<strong>Zeitung</strong>.<br />
Urs Stöcker, Bundestrainer der<br />
deutschen Sportkletterer, hat da<br />
selbstverständlich eine etwas andere<br />
Meinung: Beides sei doch Leistungssport,<br />
betont der 42 Jahre alte<br />
Schweizer.„Im Leistungsbergsteigen<br />
geht es darum, den Gipfel zu erreichen“,<br />
im Leistungsklettern, zu dessen<br />
Pionieren in den Neunzigerjahren<br />
die Brüder Alexander und Thomas<br />
Huber gehörten, zählt es,„eine<br />
Route zu meisternund Medaillen zu<br />
gewinnen“, sagt Stöcker.<br />
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Mobile Welten<br />
Citroën Spacetourer:Viel Raum für<br />
Familie, Gepäck und Komfort<br />
Wo geht‘s lang?<br />
Smartphone-Apps für Radler<br />
Die nächste Leistungsschau findet<br />
in der kommendenWoche in Hachioji<br />
am Rande von Tokio statt. Bei<br />
der WM im Sportklettern (11. bis 21.<br />
August) werden Medaillen in vier<br />
Disziplinen vergeben: im Lead, Bouldern,<br />
Speed sowie im„Olympic Combined“,<br />
dem Kombinationswettbewerb<br />
aus den drei vorgenannten Disziplinen.<br />
In Tokio ist nur dieser Dreikampf<br />
olympisch. Die WM ist die<br />
erste Chance,sich für die Spiele 2020<br />
zu qualifizieren. Mit guten Chancen<br />
für die Deutschen.<br />
Jan Hojer, 27, aus Köln und Alex<br />
Megos, 25, aus Erlangen gehören zu<br />
den weltweit Besten an der „Plastikwand“.<br />
Hojer war im vergangenen<br />
Jahr in Innsbruck WM-Dritter im<br />
„Olympic Combined“. Megos, neben<br />
Andre Ondra (Tschechien) „der<br />
beste Kletterer der Welt“ (Stöcker)<br />
unter freiem Himmel, gewann<br />
Bronze inder Disziplin Lead: Dabei<br />
müssen die Athleten an der künstlichen,<br />
bis zu 20 Meter hohen Wand<br />
innerhalb eines Zeitlimits höher<br />
kletternals die Konkurrenten.<br />
Speed ist eher verpönt<br />
Hojer und vor allem Megos haben<br />
sich erst mal anfreunden müssen<br />
mit der Aussicht, jetzt eine olympische<br />
Sportart zubetreiben. „Es haben<br />
sich schon einige die Frage gestellt:<br />
Soll man da überhaupt mitmachen?<br />
Müssen wir uns wirklich so<br />
verbiegen, nur, damit wir dahin<br />
kommen?“, sagt Stöcker. Die Kritik<br />
sei teilweise berechtigt, räumt er ein,<br />
betont aber: „Olympia ist für die<br />
Sportler eine Riesensache.“<br />
Verbiegen mussten sich die<br />
Sportkletterer in der Tat, denn: Aus<br />
Spezialisten müssen Kombinierer<br />
werden. „Olympic Combined“ heißt:<br />
An einem Tagwerden nacheinander<br />
die drei Disziplinen Speed (im K.-o.-<br />
System muss eine vorgegebene<br />
Route an einer 15-Meter-Wand so<br />
schnell wie möglich bewältigt werden),<br />
Bouldern(an einer Wand müssen<br />
verschiedene „Problemfelder“<br />
gelöst werden) und Lead geklettert.<br />
Bei den Lead- und Boulder-Spezialisten<br />
ist Speed eher verpönt.<br />
Stöcker sieht das gelassen.<br />
Ebenso wie die Lästereien vonMessner.<br />
Der große englische Bergsteiger<br />
SirChris Bonington habe einmal gesagt,<br />
Bergsteigen sei wie eine Kathedrale:<br />
Alle fänden darin Platz. Auch<br />
Kletterer an Plastikwänden. (sid)<br />
Die perfekte Lösung<br />
Aufatmen bei Alba Berlin: Erfolgscoach Aíto García Reneses verlängert seinen Vertrag um ein Jahr<br />
VonChristian Kattner<br />
Mit einem Schmetterling,<br />
den er in Alicante<br />
fotografierthatte,meldete<br />
sich Aíto García<br />
Reneses am Mittwoch zurück. Fast<br />
einen ganzen Monat hatte der Basketball-Trainer,<br />
der für seine Vogelmotive<br />
bekannt ist, kein Foto mehr<br />
bei Instagram veröffentlicht. Nun<br />
also ein Schmetterling, das Symbol<br />
für die Seele und die Auferstehung.<br />
Weralso von diesem Schmetterling<br />
auf die vertragliche Situation des<br />
Spaniers bei Alba Berlin schließen<br />
wollte,der erhielt am Donnerstag die<br />
Bestätigung. Da verkündete der Euroleague-Teilnehmer<br />
die weitereZusammenarbeit<br />
mit Reneses um ein<br />
Jahr.Bis zu dieser Zusage hatten sich<br />
die Verantwortlichen fast immer positiv<br />
darüber geäußert, dass Reneses<br />
das Alba-Team auch über den Sommer<br />
hinaus leiten würde. Selbstverständlich<br />
oder gar reine Formsache<br />
war das aber nicht. „Natürlich darf<br />
man immer erst davon ausgehen,<br />
dass es weitergeht, wenn es die Bestätigung<br />
gibt“, sagt MarcoBaldi.<br />
Der Alba-Geschäftsführer weilt<br />
derzeit noch ein paar Tage im Urlaub,<br />
stand in den Wochen zuvor<br />
aber genau wie Sportdirektor Himar<br />
Ojeda in ständigem Austausch mit<br />
dem Trainer. Denn: Schon vor seinem<br />
operativen Eingriff an beiden<br />
Augen hatte der 72-jährige Reneses<br />
betont, dass er ein weiteres Engagement<br />
in Berlin nur dann eingehen<br />
würde, wenn er sich nach der Reha<br />
auch fit genug für die Belastung der<br />
bevorstehenden Saison hält.<br />
Durch seine Augenerkrankung<br />
war Reneses zum Ende der abgelaufenen<br />
Spielzeit öfter mit einem Basecap<br />
an der Seitenlinie zu sehen gewesen.<br />
Das helle Licht in den Sporthallen<br />
hatte ihm zunehmend Probleme<br />
bereitet, eine Operation war<br />
auch deshalb notwendig geworden.<br />
„Erkann jetzt wieder gucken wie ein<br />
Adler“, sagt Marco Baldi, „einer weiteren<br />
Saison steht jetzt nichts mehr<br />
im Wege.“<br />
Die sahen Baldi und Ojeda trotz<br />
des Restrisikos, das man niemals<br />
ausschließen kann, nie ernsthaft gefährdet.<br />
Auch weil Aíto jemand ist,<br />
der sehr hohe Ansprüche an sich<br />
selbst stelle und deshalb auch keiner<br />
sei, der einen Verein das Risiko laufen<br />
lassen würde,kurzvor Saisonbeginn<br />
doch noch abzusagen. Zu bedeutend<br />
wird schließlich die kommende<br />
Saison. „Wir werden so viele<br />
Spiele haben, wie noch nie“, sagt<br />
Will bei Alba weiter junge Spieler voranbringen: Coach Reneses<br />
IMAGO IMAGES/ISSLERIMAGES<br />
„Er kann jetzt wieder gucken wie ein Adler.<br />
Einer weiteren Saison steht jetzt<br />
nichts mehr im Wege.“<br />
Marco Baldi kann durchatmen. Der Erfolgscoach aus<br />
Spanien bleibt bei Alba.<br />
Der neue Klassiker<br />
Baldi, „das wird sehr viel verlangen,<br />
von der Mannschaft, den Trainern<br />
und dem Stab drumherum.“ Nach<br />
der nicht erteilten Lizenz für den<br />
sportlichen Aufsteiger Nürnberg<br />
wird die Basketball-Bundesliga zwar<br />
nur mit 17 statt 18 Mannschaften<br />
spielen, dennoch bleiben für Alba 32<br />
Spiele.34weiterePartien kommen in<br />
jedem Fall in der Euroleague hinzu,<br />
mindestens ein Spiel im BBL-Pokal<br />
muss im Kalender verankertwerden.<br />
Klar, dass man sich bei garantierten<br />
67 Spielen, und Phasen in der<br />
Saison, wo das Team vier Partien pro<br />
Woche absolviert, Gedanken darüber<br />
macht, wie man mit der Belastung<br />
umgeht. „Diese Dichte, mit der<br />
wir spielen, ist heftig“, so Baldi, „da<br />
muss man sehen, ob und welche<br />
Maßnahmen man ergreift. Bei den<br />
Spielern werden wir rotieren, vielleicht<br />
werden wir das bei den Trainernauch<br />
mal machen.“<br />
Co-Trainer gesucht<br />
Ein kolportiertes Modell, laut welchem<br />
Reneses bei bestimmten Auswärtsspielen<br />
in der Bundesliga aber<br />
gar nicht erst dabei sein würde,existiertallerdings<br />
nicht. Baldi will nicht<br />
ausschließen, dass auch der Trainer<br />
mal eine Pause bekommen wird.<br />
Aber das würde man situativ entscheiden<br />
und nicht etwa vorder Saison<br />
festlegen. Undaußerdem gibt es<br />
ja im Trainerteam nach dem Abgang<br />
von Co-Trainer Thomas Päch nach<br />
Bonn noch eine vakante Stelle, die<br />
neu besetzt werden muss. Eine Entscheidung<br />
steht kurz bevor. ImVerein<br />
strebt man eine interne Lösung<br />
an, die jetzt, nachdem Reneses seine<br />
Zusage gegeben hat, zeitnah bekanntgegeben<br />
werden soll.<br />
Für die Rolle des Chefs war der<br />
Spanier immer die angestrebte Lösung.<br />
Er besitzt die Fähigkeit, Spieler<br />
zu verbessern und junge Spieler zu<br />
entwickeln, indem er ihnen in wichtigen<br />
Spielen Einsatzzeiten gibt. Auch<br />
die Sommerzugänge Makai Mason,<br />
Marcus Eriksson und Tyler Cavanaugh<br />
sollen unter Reneses reifen.<br />
„Sie bekommen bei uns etwas dazu.<br />
Nicht nur wegen der Euroleague,sondernweil<br />
sie unter Aíto etwas gelehrt<br />
bekommen“, sagt MarcoBaldi. In seinen<br />
zwei Jahren bei Alba Berlin hat<br />
Reneses fünf von sechs möglichen<br />
Endspielen erreicht. Auch wenn es<br />
dabei nicht zu einem Titel reichte,<br />
sind es die Entwicklung der Spieler<br />
und die Art, wie er Basketball zelebrieren<br />
lässt, die für ihn als aktuell<br />
perfekte Trainerlösung bei Alba sprechen.<br />
Das Duell FC Liverpool gegen Manchester City wird wohl auch in dieser Saison die Meisterschaft in der Premier League prägen<br />
VonHendrik Buchheister,Manchester<br />
Der genaue Wortlaut des Gesprächs<br />
unter Konkurrenten ist<br />
nicht überliefert, aber der grobe Inhalt<br />
ist bekannt. Kurz nachdem der<br />
FC Liverpool Anfang Juni die Champions<br />
League gewonnen hatte durch<br />
das 2:0 im Finale von Madrid gegen<br />
Tottenham Hotspur, wurde Jürgen<br />
Klopp ein Telefon gereicht. Am anderenEnde<br />
der Leitung: PepGuardiola.<br />
DerTrainer vonManchester City gratulierte<br />
Klopp, eswurden ein paar<br />
nette Worte ausgetauscht, und dann<br />
schlossen die beiden Übungsleiter<br />
einen Pakt. Oder, wie Klopp es noch<br />
in der Nacht vonMadrid formulierte:<br />
„Wir haben uns versprochen, dass<br />
wir uns in der neuen Saison wieder<br />
gegenseitig in den Hinterntreten.“<br />
Wenn an diesem Freitag mit der<br />
Partie FC Liverpool gegen Norwich<br />
City die Premier League wieder ihren<br />
Betrieb aufnimmt, dann gibt es wie<br />
immer zum Saisonstart viele große<br />
Fragen. Wie schlägt sich Trainer-<br />
Neuling Frank Lampard beim traditionell<br />
ungeduldigen FC Chelsea?<br />
Was wird aus Ole Gunnar Solskjaer<br />
bei Manchester United? Und: Bekommt<br />
der FC Arsenal endlich seine<br />
Abwehr in den Griff? Nur an der<br />
Spitze sind die Verhältnisse klar.<br />
Manchester City und der FC Liverpool<br />
haben einen deutlichen Vorsprung<br />
auf die Konkurrenz und dürften<br />
wie schon in der abgelaufenen<br />
Spielzeit die<br />
Meisterschaft unter sich<br />
ausmachen.<br />
Der Klub von der Anfield<br />
Road hat wirklich alles<br />
unternommen, um Guardiolas<br />
Team in der vergangenen<br />
Saison in den<br />
Hintern zutreten, um bei<br />
Klopps Formulierung zu<br />
bleiben. Liverpool leistete<br />
sich in der Premier League nur eine<br />
einzige Niederlage, nämlich bei<br />
Manchester City, und kam am Ende<br />
der Kampagne auf eine Punkte-Bilanz,<br />
die in 116 der zurückliegenden<br />
119 Spielzeiten zur Meisterschaft gereichte<br />
hätte.Doch das Problem war<br />
eben, dass Manchester City noch einen<br />
Punkt besser war und zum zweiten<br />
Mal nacheinander den Titel eroberte.<br />
Die neue Saison geht Guardiolas<br />
Mannschaft ebenfalls als Favoritund<br />
Liverpool als Herausforderer an. Das<br />
hat auch mit den Transfers zu tun, die<br />
beide Klubs im Sommer getätigt haben.<br />
Beziehungsweise: nicht getätigt<br />
haben. City hat im zweiten Jahr nacheinander<br />
den vereinseigenen<br />
Transfer-Rekord gebrochen<br />
und für 70 Millionen<br />
Euro den defensiven<br />
Mittelfeldspieler Rodri von<br />
Atlético Madrid verpflichtet.<br />
Er soll den alternden<br />
DPA/TREZZINI<br />
Fernandinho beerben.<br />
Sorge bereitet höchstens<br />
Titeljäger: die Innenverteidigung, wo<br />
Jürgen Klopp nach dem Weggang von<br />
Klublegende Vincent Kompany<br />
ein Spieler von großer Statur<br />
fehlt, der darüber hinaus zuverlässig<br />
ist und über Führungsqualitäten verfügt.<br />
Ansonsten ist die Mannschaft<br />
auf jeder Position mindestens doppelt<br />
besetzt. Das würde auch gelten,<br />
wenn Leroy Sané zum FC Bayern<br />
wechselt oder länger ausfällt.<br />
Der FCLiverpool hat, anders als<br />
vor einem Jahr, indiesem Sommer<br />
auf große Transfers verzichtet. Es ka-<br />
men zwei Talente für die Abwehr und<br />
ein Ersatztorwart. Trainer Klopp<br />
glaubt, dass in seinem schon vorhandenen<br />
Kader noch viel Raum für<br />
Verbesserung ist. Im Angriff gilt beispielsweise<br />
U17-Weltmeister Rhian<br />
Brewster als große Hoffnung. Doch<br />
gleichwertigen Ersatz für Sadio<br />
Mané, Roberto Firmino und Mohamed<br />
Salah gibt es nicht. Das Schicksal<br />
von Klopps Mannschaft wird davon<br />
abhängen, dass das Offensiv-<br />
Trio die ganze Saison über in Form<br />
(und gesund) bleibt. Da hat Manchester<br />
City mehr Optionen.<br />
Kurios am Duell zwischen Liverpool<br />
und City ist, dass beide Klubs<br />
gerade den Titel besitzen, den der<br />
andere gerne hätte, auch wenn sie<br />
das öffentlich nie zugeben würden.<br />
Manchester City ist zum zweiten Mal<br />
nacheinander Meister geworden,<br />
träumt aber eigentlich vom Gewinn<br />
der Champions League. Liverpool<br />
hat zum sechsten MalinderVereinsgeschichte<br />
die europäische Fußball-<br />
Krone erobert, trachtet aber viel<br />
mehr nach dem ersten Liga-Titel seit<br />
30 Jahren. Dasverleiht dieser modernen<br />
Rivalität zusätzlich Schärfe.<br />
NACHRICHTEN<br />
Union soll laut Zingler feste<br />
Bundesliga-Größe werden<br />
FUSSBALL. Diedeutsche Eliteliga<br />
soll für Union Berlin mehr als nur ein<br />
„Ein-Jahres-Abenteuer“ sein. Das<br />
machte Vereinspräsident Dirk Zingler<br />
kurzvor dem Startindie neue<br />
Spielzeit deutlich.„Ich lasse gar nicht<br />
zu, im Verein eine Haltung zu entwickeln<br />
nach dem Motto: Jetzt sind wir<br />
mal oben, jetzt genießen wir das<br />
schön, und wenn wir wieder absteigen,<br />
ist das gar nicht so schlimm,<br />
dann haben wir uns wirtschaftlich<br />
saniert“, sagte der Chef des 1. FC<br />
Union im Saison-Sonderheft der<br />
<strong>Berliner</strong> Fußball-Woche.„Wirsind<br />
aufgestiegen und unser nächstes<br />
Vereinsziel, unser unternehmerisches<br />
strategisches Ziel ist es,sich in<br />
der Bundesliga zu etablieren.“<br />
Lukaku wechselt für<br />
76 Millionen Euro zu Inter<br />
FUSSBALL. DerWechsel des Belgiers<br />
Romelu Lukaku vonManchester<br />
United zu Inter Mailand ist perfekt.<br />
Der26-Jährige unterschrieb am<br />
Donnerstag einen Fünfjahresvertrag.<br />
DieAblösesumme soll 76 Millionen<br />
Euro betragen.<br />
Volleys verpflichten<br />
Kowalski als Libero<br />
VOLLEYBALL. Derdeutsche Meister<br />
Berlin Volleys hat sich den Polen<br />
Adam Kowalski verpflichtet. Der24<br />
Jahrealte Liberospielte zuletzt in seinem<br />
Heimatland beim Erstliga-Elften<br />
Chemik Bydgoszcz. Er unterzeichnete<br />
bei seinem künftigen Arbeitgeber<br />
in Berlin einen Einjahresvertrag.<br />
Beiden BR Volleys wirdsich<br />
der 1,80 Meter große Kowalski auf<br />
seiner Position dem Konkurrenzkampf<br />
mit dem deutschen Nationalspieler<br />
Julian Zenger,21, ebenfalls<br />
ein Neuzugang (zuletzt UV Frankfurt),<br />
stellen müssen.<br />
ZAHLEN<br />
Fußball<br />
DFB-Pokal,<br />
1. Hauptrunde<br />
KFC Uerdingen -Borussia Dortmund Fr., 20.45<br />
SV Sandhausen -Borussia M’gladbach Fr., 20.45<br />
FC Ingolstadt -1.FCNürnberg Fr., 20.45<br />
1. FC Kaiserslautern-FSV Mainz 05 Sa., 15.30<br />
Alemannia Aachen -Bayer Leverkusen Sa., 15.30<br />
TuSDassendorf -Dynamo Dresden Sa., 15.30<br />
FC Villingen -Fortuna Düsseldorf Sa., 15.30<br />
SV Drochtersen/Assel -Schalke04 Sa., 15.30<br />
SC Verl -FCAugsburg Sa., 15.30<br />
Viktoria Berlin -Arminia Bielefeld Sa., 15.30<br />
Wacker Nordhausen -ErzgebirgeAue Sa., 15.30<br />
1. FC Magdeburg -SCFreiburg Sa., 15.30<br />
KSV Baunatal -VfL Bochum Sa., 18.30<br />
SSV Ulm 1846 1. FC Heidenheim Sa., 18.30<br />
Würzburger Kickers -TSG Hoffenheim Sa., 18.30<br />
Atlas Delmenhorst -Werder Bremen Sa., 20.45<br />
FSV Salmrohr -Holstein Kiel So., 15.30<br />
Germania Halberstadt -Union Berlin So., 15.30<br />
SV Rödinghausen -SCPaderborn So., 15.30<br />
Waldhof Mannheim -Eintr.Frankfurt So., 15.30<br />
FC Oberneuland -Darmstadt 98 So., 15.30<br />
1. FC Saarbrücken -Jahn Regensburg So., 15.30<br />
VfB Lübeck -FCSt. Pauli So., 15.30<br />
VfB Eichstätt -Hertha BSC So., 15.30<br />
VfL Osnabrück -RBLeipzig So., 15.30<br />
Chemnitzer FC -Hamburger SV So., 18.30<br />
MSV Duisburg -SpVgg Fürth So., 18.30<br />
SV Wehen Wiesbaden -1.FCKöln So., 18.30<br />
Hallescher FC -VfL Wolfsburg Mo., 18.30<br />
Karlsruher SC -Hannover96 Mo., 18.30<br />
Hansa Rostock -VfB Stuttgart Mo., 20.45<br />
Energie Cottbus -BayernMünchen Mo., 20.45<br />
Tennis<br />
WTA-Turnier in Toronto<br />
Achtelfinale: Karolina Pliskova(Tschechien/Nr.<br />
3) -Anett Kontaveitt (Estland/Nr.16) 6:3, 7:5, Sofia<br />
Kenin (USA) -Dajana Jastremska (Ukraine)<br />
6:2, 6:2<br />
ATP-Turnier in Montreal<br />
Achtelfinale: Dominic Thiem (Österreich/Nr.2)-<br />
Marin Cilic (Kroatien/Nr.14) 7:6 (9:7), 6:4, Daniil<br />
Medwedew(Russland/Nr.8)-Cristian Garin<br />
(Chile) 6:3, 6:3
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 – S eite 18 *<br />
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Sport<br />
Operation wacklige Knie<br />
Bayerns Wunschspieler Leroy Sané hat offenbar einen Kreuzbandanriss erlitten –was die Münchner beim geplanten Kaderumbau in arge Bedrängnis bringt<br />
VonMaik Rosner,Rottach-Egern<br />
Streng geheim ging es zuletzt<br />
im scheinbar unendlichen<br />
Ablösepoker um Leroy Sané,<br />
23, zu. Erst recht seit seiner<br />
Verletzung am rechten Knie,die sich<br />
der Flügelspieler am Sonntag im<br />
Community Shield, dem englischen<br />
Supercup, gegen den FC Liverpool<br />
zugezogen hatte. Wie Sanés Verein<br />
Manchester City am frühen Donnerstagabend<br />
nun aber bestätigte,<br />
handelt es sich dabei um eine Beschädigung<br />
des vorderen Kreuzbandes,laut<br />
Bild und kicker ist dieses angerissen.<br />
Wie der Klub weiter mitteilte,<br />
werde Sané in der kommenden<br />
Woche operiert. Er dürfte<br />
monatelang ausfallen, voraussichtlich<br />
bis mindestens zurWinterpause.<br />
Offen blieb zunächst, wie der FC<br />
Bayern auf die Schocknachricht reagiertund<br />
ob nun vorerst Abstand genommen<br />
wird von der angestrebten<br />
Verpflichtung. Dass der Transfer zumindest<br />
in diesem Sommer platzt,<br />
wird nun wahrscheinlicher. Bayerns<br />
Sportdirektor Hasan Salihamidzic<br />
beließ es bei einer Mitleidsbekundung<br />
und Besserungswünschen.<br />
Die Diagnose wurde nur wenige<br />
Minuten nach dem Ablauf der Transferfrist<br />
in England offiziell. Verkäufe,<br />
wie von Sané, sind in der Premier<br />
League weiterhin möglich, allerdings<br />
mit dem Nachteil, keinen Ersatz<br />
mehr verpflichten zu können.<br />
Der von City just aus Turin geholte<br />
João Cancelo ist das kaum, weil er im<br />
Gegensatz zu Sané rechts spielt und<br />
zudem schwerpunktmäßig in der<br />
Defensive. In Deutschland darfnoch<br />
bis zum 2. September auf dem Sommerbasar<br />
geshoppt werden.<br />
Doch für die Münchner mit ihren<br />
bisher 17 Feldspielern sind auch<br />
diese noch gut drei Wochen knapp<br />
bemessen, zumal sie sich „noch einige<br />
Transfers“ vorgenommen haben,<br />
wie Vorstandschef Karl-Heinz<br />
Rummenigge unlängst ankündigte.<br />
Es ist ein Schlussverkauf mit hohem<br />
Handlungsdruck, durch den Rabatte<br />
oder gar Schnäppchen kaum zu erwarten<br />
sind, eher im Gegenteil. Nun<br />
steht offenbar auch noch der angestrebte<br />
Königstransfer von Sané vor<br />
dem Aus, den die Bayern zunächst<br />
vollziehen wollten, ehe sie sich näher<br />
mit den weiteren angestrebten<br />
Zukäufen beschäftigen. Allein<br />
Fällt erst mal auf unbestimmte Zeit aus: LeroySané.<br />
schon, weil erst einmal feststehen<br />
sollte, wie viele Millionen das Gesamtvolumen<br />
für den deutschen Nationalspieler<br />
verschlingt und wie<br />
viele danach noch guten Gewissens<br />
ausgegeben werden können. Nun<br />
spitzt sich der anhaltende Transferstau<br />
bei den Münchnernweiter zu.<br />
Der ohnehin an Wendungen reiche<br />
Krimi erlebt jedenfalls gerade<br />
eine weitere spektakuläre Volte, an<br />
deren Ende statt der geheimen<br />
Übergabe der Geldkoffer im Dunkel<br />
der Nacht auf einer Brücke über<br />
Manchesters Fluss Irwell nun eine<br />
Pointe zu stehen scheint, die den FC<br />
Bayern in ernsthafte Bedrängnis<br />
Interessiert: Der FC Bayern<br />
ist offensichtlich an einer<br />
Verpflichtung vonHakim<br />
Ziyech, 26, interessiert. Ajax<br />
Amsterdam will den Marokkaner<br />
aber wohl erst nach erfolgreicher<br />
Qualifikation für<br />
die Königsklasse gehen lassen.<br />
Der Flügelstürmer soll<br />
35 Millionen Euro kosten.<br />
ZIYECH IM VISIER<br />
Eliminiert: Im Gespräch ist<br />
auch StevenBergwijn. Der<br />
Niederländer wäre sofortzu<br />
haben, weil er mit Eindhoven<br />
in der Qualifikation zur<br />
Champions League schon<br />
ausgeschieden ist. Der<br />
Linksaußen hat in der vergangenen<br />
Saison 14 Tore geschossen.<br />
Terminiert: Problem bei all<br />
diesen Spielern: Sie sind<br />
nicht da, obwohl die Zeit<br />
drängt. Am Montag tritt der<br />
FC Bayern im DFB-Pokal<br />
bei Energie Cottbus an<br />
(20.45 Uhr), nur vierTage später<br />
empfängt er Hertha BSC<br />
zumAuftaktspielder Bundesliga(Freitag,20.30<br />
Uhr).<br />
WITTERS/BARRATT<br />
bringt beim Kaderumbau. Denn dieser<br />
hing zuletzt an den teuren Bändern<br />
Sanés und damit wohl am<br />
sprichwörtlichen seidenen Faden.<br />
Diese Redewendung geht passenderweise<br />
zum Nervenspiel um Sané<br />
auf das gefährlich baumelnde<br />
Schwert zurück, das der griechische<br />
Tyrann Dionys über seinem Sitz an<br />
der Tafel anbringen ließ, ehe er seinem<br />
Höfling Damokles seinen Platz<br />
anbot. Der Untertan beneidete den<br />
Herrscher um dessen Macht, und<br />
dieser wollte der Erzählung nach Damokles<br />
die Lehreerteilen, welche Risiken<br />
mit seiner Position verbunden<br />
sind. Umgelegt auf den FC Bayern<br />
und Sportdirektor Hasan Salihamidzic<br />
heißt das: Eingleichwertiger und<br />
sofort einsatzfähiger Ersatz für Sané<br />
dürfte kaum aufzutreiben sein. Damokles<br />
verließ das Mahl übrigens erschrocken,<br />
als er das Schwert über<br />
sich erblickte.<br />
Wenn sich der Nebel in diesem<br />
Transferthriller weiter gelichtet hat,<br />
dürfte unabhängig vomAusgang der<br />
Eindruck bleiben, in welch missliche<br />
Lage sich die Münchner durch den<br />
offensichtlich nicht besonders gut<br />
vorbereiteten Kaderumbau gebracht<br />
haben. Von diesem sprachen sie<br />
schon vor Jahren für die Zeit nach<br />
dem Flügelduo Franck Ribéry und<br />
Arjen Robben. Nach vollmundigen<br />
Ankündigungen und dem öffentlichen<br />
Werben um Nachfolger folgte<br />
zuletzt die Kehrtwende zum großen<br />
Schweigen, um nicht auch noch<br />
Sanés angestrebten Transfer zu gefährden.<br />
Im Gegensatz zu anderen<br />
Profis seiner Preisklasse jenseits der<br />
100 Millionen Euro, jedenfalls vor<br />
seiner Verletzung, ist Sané bei seinem<br />
Arbeitgeber aber kein Superstar,nicht<br />
einmal Stammspieler.<br />
Auch Boateng verletzt sich<br />
Bei diesem Transfervorhaben kam<br />
nun noch Pech hinzu neben jenem<br />
Risiko, das Gehaltsgefüge der Bayern<br />
aus dem Gleichgewicht zu bringen,<br />
mögliche Folgeforderungen von<br />
Spielernwie RobertLewandowski für<br />
die angedachte Vertragsverlängerung<br />
inklusive. Ganz abgesehen davon,<br />
dass Sané nach dem 80 Millionen<br />
Euro teuren Verteidiger Lucas<br />
Hernández, 23, der zweite Rekordeinkauf<br />
nacheinander wäre, der mit einer<br />
Knieverletzung samt langer Absenz<br />
zu den Münchnernüberläuft.<br />
Hernández ist nach seiner OP im<br />
MärzimTrainingslager am Tegernsee<br />
gerade erst in die Teameinheiten eingestiegen,<br />
aus denen sich Innenverteidiger<br />
Jérôme Boateng am Donnerstag<br />
wegen Schmerzen im<br />
Sprunggelenk vorerst verabschiedete,<br />
nachdem er umgeknickt war. Bei<br />
Hernández ist derweil unklar, wann<br />
er spielfit sein wird.Wenn man so will,<br />
läuft die inzwischen geheime Kommandosache<br />
Kaderumbau der Bayern<br />
unter dem Codenamen Operation<br />
wackelige Knie. Diese dürften<br />
wohl zunehmend auch die Münchner<br />
Klubführung befallen –weitere<br />
Pointen nicht ausgeschlossen.<br />
Ihre besten Tage<br />
Vor20Jahren startete Hertha BSC in das Abenteuer Champions League –was aus den Cracks von damals geworden ist<br />
VonMichael Jahn<br />
Michael Hartmann ist verdutzt,<br />
als man ihn auf das anstehende<br />
Jubiläum hinweist. „Was, das<br />
soll schon zwanzig Jahre her sein?<br />
Unglaublich, wie die Zeit vergeht“,<br />
sagt der 45-Jährige, der derzeit die<br />
U19 von Hertha BSC trainiert.<br />
Schließlich erinnert ersich an seine<br />
besten Tage als Flügelstürmer bei<br />
den Blau-Weißen: „Das war schon<br />
eine Riesending, als wir vor zwanzig<br />
Jahren in die Champions League eingezogen<br />
sind. Es war die erfolgreichste<br />
Zeit von Hertha und für alle<br />
ein großes Erlebnis.“<br />
Am 11. August 1999 kamen 42 500<br />
Zuschauer ins Olympiastadion, um<br />
Hertha im ersten Qualifikationsspiel<br />
für die Gruppenphase der europäischen<br />
Königsklasse gegen Anorthosis<br />
Famagusta aus Zypern zusehen.<br />
Der sensationelle dritte Platz in der<br />
Bundesligasaison 1998/99 hatte die<br />
Mannschaft nach Europa gebracht.<br />
Hertha siegte unter Trainer Jürgen<br />
Röber mit 2:0 gegen Famagusta und<br />
Fans von Hertha BSC im Jahr 1999 IMAGO IMAGES/CAMERA 4<br />
im Rückspiel auf Zypern reichte ein<br />
0:0, um endlich im Kreis der ganz<br />
Großen anzukommen. Danach folgten<br />
in Gruppenphase eins die namhaften<br />
Gegner Galatasaray Istanbul,<br />
AC Mailand und Chelsea London.<br />
Michael Hartmann gehört aus der<br />
Mannschaft, die beim 2:0 gegen Famagusta<br />
bei der Premiere auf dem<br />
Rasen stand, zu denjenigen ehemaligen<br />
Profis, die noch heute sehr aktiv<br />
im Fußballgeschäft tätig sind. Aber<br />
was machen die anderen Cracks von<br />
einst?<br />
Gabor Kiraly, die Torwart-Legende,hat<br />
erst in diesem Sommer im<br />
Alter von 43Jahren seine großartige<br />
Karrierebeendet –nach 107 Länderspielen<br />
für Ungarn. Er betreibt sein<br />
eigenes ,großes Sportzentrum in seiner<br />
Heimatstadt Szombathely.<br />
Hendrik Herzog, 50, ist der Hertha<br />
treugeblieben und arbeitet seit vielen<br />
Jahren als Zeugwart der Profimannschaft.<br />
Kjetil Rekdal, 50, der<br />
norwegische Nationalspieler (83<br />
Einsätze), lebt in Hamar und arbeitet<br />
nach zahlreichen Trainerjobs als TVtreibt<br />
eine Fußballschule in Bochum.<br />
PalDardai, 43, erholt sich von<br />
seinem Job als Cheftrainer von Hertha,<br />
den er vonFebruar 2015 bis Mai<br />
2019 innehatte, am Balaton. René<br />
Tretschok, 50, leitet eine Fußballschule<br />
in Wolfen. Michael Preetz, 51,<br />
ist seit 2009 Manager und Geschäftsführer<br />
von Hertha BSC. Ali Daei, 49,<br />
ist mit 149 Länderspielen und 109<br />
Toren der Rekordspieler im Fußball<br />
Kommentator.Andreas Schmidt, 45,<br />
ist stellvertretender Aufsichtsratschef<br />
der Hertha und Finanzberater<br />
in Berlin. Eyjölfur Sverrison, 51, war<br />
bis Ende 2018 U21-Nationaltrainer<br />
in seiner Heimat Island und züchtet<br />
Pferde auf der Vulkaninsel. Andreas<br />
Thom, 53, arbeitet als Individualcoach<br />
bei Hertha. Kostas Konstantinidis,<br />
46, ist Scout in seiner Heimat<br />
Griechenland. Dariusz Wosz, 50, bedes<br />
Iran. Lange arbeitete der populäreMann<br />
als Trainer,imMoment ist<br />
er aber ohne Verein. UndIlija Aracic,<br />
48, war bis vorwenigen Monaten Co-<br />
Trainer beim VfB Stuttgart, im Augenblick<br />
ist auch er ohne Job.<br />
Böses Foul vonHagi<br />
Für Michael Hartmann, der Herthas<br />
U19 auch schon zur Deutschen<br />
Meisterschaft führen konnte,endete<br />
das Abenteuer Champions League<br />
erst mal schmerzhaft im ersten<br />
Gruppenspiel bei Galatasaray Istanbul.<br />
Beim umkämpften 2:2 zog er<br />
sich einen Mittelfußbruch zu. „Georghe<br />
Hagi hatte mich böse erwischt“,<br />
erinnert sich Hartmann an<br />
die hektische Schlussphase, „Kostas<br />
Konstantinidis bekam die Rote Karte<br />
und danach wurde es unfair.“<br />
Erst später, inder zweiten Gruppenphase<br />
gegen den FC Porto, den<br />
FC Barcelona und Sparta Prag, kam<br />
Hartmann nach über acht Wochen<br />
Pause wieder zum Einsatz. „Gegen<br />
diese Gegner hatte uns ein wenig das<br />
Spielglück verlassen“, sagt Hartmann<br />
nun. „Wir waren wirklich ein<br />
sehr gutes Team.“<br />
Noch schneller als Hartmann erwischte<br />
es Kjetil Rekdal, damals einer<br />
der „Köpfe“ des Teams. Beim 2:0<br />
gegen Famagusta im Spiel eins zoger<br />
sich einenWadenbeinbruch zu,„den<br />
dritten innerhalb von zwei Jahren“,<br />
sagt Rekdal nun am Telefon. „Ich<br />
dachte schon ans Aufhören.“ Doch<br />
zwei Monate später, beim legendären<br />
1:0-Sieg gegen den AC Mailand,<br />
war Rekdal wieder der umsichtige<br />
Abwehrchef. Er sagt: „In der ersten<br />
Gruppenphase waren wir sehr stark,<br />
in der zweiten Phase haben wir enttäuscht,<br />
da ging uns die Luft aus.“<br />
Rekdal war damals schon ein gestandener<br />
Nationalspieler,„aber mit seinem<br />
Verein in der Champions<br />
League zu spielen, war etwas ganz<br />
Großes!“<br />
Nach 14 Auftritten (inklusive<br />
Qualifikation) war für Hertha im<br />
März2000 Schluss in der Champions<br />
League.Rund 40 Millionen Mark waren<br />
der Lohn und viel Anerkennung<br />
in Fußball-Europa.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 – S eite 19 *<br />
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Feuilleton<br />
Zeitlose Musik:<br />
Die kanadische<br />
Punkband D.O.A.<br />
Seite 21<br />
„Es gibt niemals nur eine Wahrheit.“<br />
Matthias Schnitzler über den slowenischen Erzähler Drago Jancar Seite 20<br />
Mäzene<br />
Das Prinzip<br />
Spende<br />
Harry Nutt<br />
liest ein Interviewmit der<br />
Künstlerin Hito Steyerl.<br />
Für die amerikanische Fotografin<br />
Nan Goldin handelt es sich bei<br />
den Spenden der Familie Sackler an<br />
diverse Kunstmuseen in aller Welt<br />
um vergiftete Geschenke. Goldins<br />
Aufforderung, die Zuwendungen der<br />
Familie abzulehnen, hat hohe Wellen<br />
geschlagen. Angehörige der<br />
Sackler-Familie sind die Besitzer des<br />
umstrittenen US-Medikamentenherstellers<br />
Purdue Pharma, dem vorgeworfen<br />
wird, die Gefahren des von<br />
ihm vertriebenen Schmerzmittels<br />
Oxycontin„bewusst verharmlost“ zu<br />
haben. NanGoldin, die selbst Erfahrungen<br />
mit Oxycontin gemacht hat,<br />
war mit ihrem Protest erfolgreich. Inzwischen<br />
haben führende Museen in<br />
London, NewYork und Paris die Zusammenarbeit<br />
mit dem Unternehmen<br />
aufgekündigt.<br />
Nach Ansicht der Künstlerin Hito<br />
Steyerl, die an der <strong>Berliner</strong> UdKeine<br />
Professur für Medienkunst innehat,<br />
reicht das aber nicht aus. ImInterview<br />
mit der Deutschen Presseagentur<br />
stellt sie den nach ihren Worten<br />
weitgehend unkritisch hingenommenen,<br />
wachsenden Einfluss von<br />
Mäzenen insgesamt infrage. Einzelne<br />
Mäzene seien dabei nicht das<br />
Thema. „Es geht mir darum, darauf<br />
hinzuweisen, dass die Verflechtungen<br />
privater Förderer im Kunstbetrieb<br />
auf Dauer gesehen zu völlig unvorhersehbaren<br />
Komplikationen<br />
führen und auch eine öffentliche<br />
Diskussionssphäre aushöhlen, privatisieren<br />
und unterminieren können.“<br />
DieAusteritätspolitik nach der<br />
Finanzkrise etwa habe in Großbritannien<br />
zu erheblichen Streichungen<br />
von Subventionen im Kulturbetrieb<br />
geführt. Hito Steyerl möchte<br />
deshalb zu einer kritischen Prüfung<br />
des Einflusses privater Sammler und<br />
Stiftungen auf den öffentlichen<br />
Kunst- und Kulturbetrieb anregen.<br />
Wobei andererseits gerade am<br />
Mittwoch Max Hollein, langjähriger<br />
Direktor der Frankfurter Schirn und<br />
seit einem Jahr Leiter des Metropolitan<br />
Museum of Art, im Interview mit<br />
der Süddeutschen <strong>Zeitung</strong> betont<br />
hat, dass das Arbeiten auf der<br />
Grundlage privater Finanzierung<br />
nach seiner Einschätzung und Erfahrung<br />
weniger krisenanfälliger sei<br />
als das in Abhängigkeit von staatlichen<br />
Stellen. So sei die Museumsarbeit<br />
in den USA von der Trump-Regierung<br />
wesentlich weniger beeinflusst,<br />
als man sich das in einem<br />
Frankreich unter Marine Le Penvorstellen<br />
würde.<br />
Die Freiheit der Kunst wirft viele<br />
Fragen auf. Welche Abhängigkeiten<br />
welche Form der Finanzierung<br />
schafft, ist derzeit ganz sicher eine<br />
der wichtigeren.<br />
Die deutsch-japanische Künstlerin<br />
Hito Steyerl.<br />
STEPHANIE PILICK/DPA<br />
Mario PfeifersArbeit „Backways“ in der Ausstellung „Seeds for Future Memories“ in der <strong>Berliner</strong> Ifa-Galerie.<br />
Woraus Erinnerung gemacht wird<br />
Die Ifa-Galerie und die VillaRomana zeigen Kunst, die die Folgen der Flucht aus Afrika reflektiert<br />
VonNikolaus Bernau<br />
Schwarze Köpfe mit vernähten<br />
Lippen, aufgerissenen<br />
Mündern, vomSchleier eingefassten<br />
Augenschlitzen,<br />
traurige und lachende Gesichter mit<br />
Schmucknarben. Es sind Köpfe aus<br />
Stoffballen, auf Bambusstöcke gesteckt.<br />
Unter den Bäumen im Gartenhof<br />
des Freiraums in der Box inder Boxhagener<br />
Straße in Friedrichshain<br />
nimmt man den Schrecken dieser Installation<br />
von Aliou Diack zunächst<br />
gar nicht wahr. Essieht eher heiter<br />
aus.Und doch, nach Minuten des Sehens<br />
glaube ich zu erkennen: Diese<br />
wie abgeschlagen wirkenden und<br />
durch lange, weiße Fäden miteinander<br />
verbundenen Köpfe sind Stellvertreter<br />
jener Katastrophe, die auf den<br />
langen Wanderungspfaden zwischen<br />
Zentral-, Ost- und Westafrika und Europa<br />
Tagfür Tagstattfindet.<br />
DerBrexit, Donald Trump,rechtsund<br />
linkspopulistische Bewegungen<br />
wie die AfD oder die Fünf Sterne in<br />
Italien verdanken ihren Aufstieg wesentlich<br />
der Angst der Menschen in<br />
Europa und Nordamerika vor einer<br />
urmenschlichen Bewegungsart: der<br />
Wanderung. Tief verankerte rassististische<br />
Ängste vor„dem schwarzen<br />
Mann“ verbinden sich da mit dem<br />
Trauma der großen, als Zeit völliger<br />
Hilflosigkeit erinnerten Fluchtbewegungen<br />
der Nachkriegszeit in Europa.<br />
Auch um solche Angst-Wurzeln<br />
freizulegen, haben sich das in<br />
Stuttgart ansässige Institut für Auslandsbeziehungen<br />
Ifa, die Villa Romana<br />
in Florenz (seit mehr als hundert<br />
Jahren das Zentrum der deutschen<br />
Künstlerförderung in der alten<br />
Hauptstadt der Renaissance) und<br />
die Kunstorganisation Thread Residency<br />
in Sinthian im südöstlichen<br />
Senegal zusammengetan.<br />
Vorzwei Jahren begannen sie ein<br />
Projekt mit 13 Künstlern, die sich Gedanken<br />
über die kulturellen, ökonomischen<br />
und sozialen Folgen der<br />
großen Wanderung speziell entlang<br />
des Wegs aus Westafrika nach Europa<br />
machen sollten. Jetzt sind die<br />
ersten Ergebnisse dieser Suche in der<br />
<strong>Berliner</strong> Ifa-Galerie in der Linienstraße<br />
und im Freiraum in der Box-<br />
Galerie zu sehen. Man sollte, wenn<br />
Die Installation „Senegal Sicily“ von Alberto Amoretti und Giovanni Häninnen<br />
man hingeht, durchaus etwas Zeit<br />
mitbringen. Denn es sind Perspektiven,<br />
über die in der großen Debatte<br />
über „die Flüchtinge“ wenig debattiert<br />
wird. In der Boxhagener Straße<br />
hat Patrick Joel Tatcheda Yonkeu auf<br />
eine große blaue Scheibe Lautsprecher<br />
gerichtet, aus denen mit geradezu<br />
niederwalzender Kraft Klänge<br />
von afrikanischen Straßen erschallen.<br />
Der Vorgang des Widerhallens<br />
verweist auf die Untrennbarkeit von<br />
Vergangenheit und Gegenwart. Man<br />
kann das Schöne sehen, aber die<br />
Sklaverei steckt ebenso dahinter wie<br />
der Kapitalismus,der die Globalisierung<br />
antreibt. Aber gibt es gar keine<br />
Verantwortung der afrikanischen<br />
Eliten für die Katastrophe?<br />
Auch andere Arbeiten irritieren,<br />
etwa die von Mario Pfeifer und dem<br />
Rapper und Aktivisten Negga Dou<br />
Tamba: Eine mit scharfem Rap vorgetragene<br />
Huldigung des scheinbar<br />
einfachen Landlebens, der Arbeit<br />
mit dem Wasser und der Erde, kann<br />
man als Aufforderung zur Selbsthilfe<br />
lesen. Oder aber als romantischen,<br />
an der Realität der meisten Afrikaner<br />
meilenweit vorbeischreitenden<br />
Idealismus, der an die in Deutschland<br />
schon zur Kaiserzeit und weit<br />
über die Adenauer-Zeit hinaus aktiven<br />
reaktionären Großstadtfeinde<br />
mit ihrem Kult um Familie,Clan und<br />
Scholle erinnert.<br />
BERNAU<br />
Geradezu nüchtern historisch ist<br />
daneben die Installation von Judith<br />
Raum. Einige luftig gespannte Fischernetze<br />
im Saal an der Linienstraße,<br />
dahinter blaue Lichtstreifen<br />
und ein über Kopfhörer zu erlebender<br />
Text. Die Fischereikrise an der<br />
Westküste Afrikas hat ihre Ursache<br />
auch im Aufbau einer systematischen<br />
Großfischerei zu französischen<br />
Kolonialzeiten. Hier wird die<br />
Vieldeutigkeit des kolonialen Systems<br />
klar. Essollte der Versorgung<br />
der Menschen in Europa, aber auch<br />
in Afrika mit mehr Proteinen dienen<br />
–und zerstörte dafür die Natur.<br />
Die scheinbar so klare Trennung<br />
zwischen Gut und Böse, Ausbeutern<br />
und Ausgebeuteten, Tätern und Opfern,<br />
Kapitalismus und irgendwas<br />
anderem erhält hier jene Grautöne,<br />
aus denen die menschliche Geschichte<br />
tatsächlich besteht.<br />
Kaum netter ist Alberto Amorettis<br />
und Giovanni Häninnens Installation<br />
in der Boxhagener Straße, die<br />
mit Interviews und Fotos eine Brücke<br />
von Senegal nach Europa<br />
schlägt. Die beiden Künster haben<br />
Menschen aus Tamba in Senegal zu<br />
ihren Hoffnungen befragt, der Sehnsucht<br />
nach einem besseren, friedlicheren,<br />
sicheren Leben auch für die<br />
Kinder. Welche Flüchtenden in Mittel-<br />
und Osteuropa hätten 1945 nicht<br />
exakt die gleichen Wortegenutzt, als<br />
MARIO PFEIFER STUDIO<br />
sie sich auf den langen Treck Richtung<br />
Westen machten? Es geht um<br />
die Flucht selbst, aber auch um den<br />
Schock der Ankunft in Italien, die<br />
gnadenlose Ausbeutung, das trotzdem<br />
fast unglaubliche Verständnis<br />
der aus Afrika Geflohenen für die<br />
Ängste jener Italiener, die sich dem<br />
Wandel ihres Straßenbilds ausgesetzt<br />
sehen. Und die Enttäuschung<br />
vieler Flüchtender, dass Europa<br />
kein Interesse an den Menschen<br />
hat, die doch ihre Energie gezeigt<br />
haben, ihre Lebenslust, ihre Dynamik<br />
–all das, was der alt und steif<br />
gewordene Kontinent so dringend<br />
braucht.<br />
Und doch: Je mehr der Kunstwerke<br />
man betrachtet, desto größer<br />
wirddas Unbehagen. Dieses Projekt<br />
stellt sich ungewollt in den Zusammenhang<br />
einer gerade voneuropäischen<br />
Nationalisten und Rassisten<br />
vorangetriebenen allgemeinen Debatte,<br />
die Wanderungsbewegungen<br />
als ein spezifisch afrikanisches<br />
Problem behandelt. Dabei ist das<br />
Wandern keineswegs eine afrikanische<br />
Angelegenheit, wie der Blick in<br />
die jüngereGeschichte Europas,Indiens,Nord-<br />
und Südamerikas,Chinas<br />
etc.zeigt. Vielleicht gehörtWandern<br />
sogar zum Menschsein an<br />
sich.<br />
Deutlich wirddas nicht zuletzt in<br />
der direkten Umgebung der Ausstellungen,<br />
in Mitte, Prenzlauer<br />
Berg und Friedrichshain. Sie sind<br />
durch Wanderungsbewegungen der<br />
allerjüngsten Zeit massiv neu geprägt<br />
worden. Nur deswegen, weil<br />
die Wandernden meistens weißer<br />
Hautfarbe waren und oft deutsche<br />
oder englische Dialekte sprachen,<br />
nahmen wir diese Veränderung<br />
nicht als Wanderungsfolge war.<br />
Mich würde schon interessieren,<br />
was aus Afrika stammende Künstler<br />
über diese Italiener und Araber und<br />
Schwäbischen Bäckereien mitten im<br />
berlinischen Berlin denken.<br />
Seeds for Future Memories,bis 18.8., Ifa-Galerie<br />
und Freiraum in der Box<br />
Nikolaus Bernau<br />
erblickt den Kerndes Wanderungstriebs.<br />
NACHRICHTEN<br />
Ai Weiwei: Deutschland ist<br />
keine offene Gesellschaft<br />
Derchinesische Künstler AiWeiwei<br />
hält Deutschland nicht für eine offene<br />
Gesellschaft.„Es ist eine Gesellschaft,<br />
die offen sein möchte,aber vor<br />
allem sich selbst beschützt“, sagte Ai<br />
Weiwei der <strong>Zeitung</strong> DieWeltlautVorabmeldung<br />
vomDonnerstag. Die<br />
deutsche Kultur sei so stark, dass sie<br />
nicht wirklich andereIdeen und Argumente<br />
akzeptiere, betonte der im<br />
<strong>Berliner</strong> Exil lebende Künstler,der<br />
seinen Abschied aus Deutschland angekündigt<br />
hatte.AiWeiweikritisierte<br />
auch dieReaktionen desWestens auf<br />
den Umgang Chinas mit der Protestbewegung<br />
in Hongkong.„Deutschland<br />
pflegt stärkereBeziehungen zu<br />
China als jemals zuvor,die Zukunft<br />
der deutschen Industrie hängt völlig<br />
vonChina ab.“ (dpa)<br />
Anarcho des Kinos –<br />
Jean-Pierre Mockyist tot<br />
Derfranzösischen Schauspieler und<br />
Regisseur Jean-PierreMocky ist tot. Er<br />
starb Donnerstagnachmittag im Alter<br />
von90Jahren in Paris. Mocky begann<br />
seine Filmkarrierevor der Kamera,<br />
viel bekannter ist er aber als Regisseur<br />
vonsatirischen Komödien geworden.<br />
Er drehte mehr als 60 Spiel- und 40<br />
Fernsehfilme.Zuseinen bekanntestenWerken<br />
zählen etwa„Angst in der<br />
Stadt“ (1964) oder„Agent Trouble –<br />
Mord ausVersehen“ (1987) mit Catherine<br />
Deneuve. Mocky,der am 6.<br />
Juli 1933 in Nizza als Sohn polnischer<br />
Einwanderer geboren wurde,„war<br />
vielleicht der erfinderischste,der produktivste,der<br />
anarchistischste der<br />
französischen Regisseure“, würdigt<br />
ihn die <strong>Zeitung</strong> Le Monde. (dpa)<br />
„Game of Thrones“-Macher<br />
wechseln zu Netflix<br />
DieMacher der Erfolgsserie „Game<br />
of Thrones“ David Benioff und Dan<br />
Weiss wechseln nach mehr als zehn<br />
Jahren vomSender HBO zur Streaming-PlattformNetflix.<br />
Benioff und<br />
Weiss hätten einen Vertragunterzeichnet,<br />
in dem sie sich auf mehrere<br />
Jahrezum Schreiben vonDrehbüchernsowie<br />
der Produktion und Regie<br />
vonSerien und Filmen auf Netflix<br />
verpflichten, teilte der Streaming-<br />
Dienst am Mittwoch mit. Medien in<br />
Hollywood berichten voneinem<br />
„Vertrag in neunstelliger Höhe“. Benioff<br />
und Weiss arbeiten derzeit für<br />
die Disney-Tochter Lucasfilm an einer<br />
neuen „Star-Wars“-Trilogie.Mit<br />
der Fantasy-Serie„Game of Thrones“<br />
hatte das Duozahlreiche Rekorde<br />
gebrochen. An der Qualität des Finales<br />
der Saga scheiden sich allerdings<br />
die Geister.Die letzte Staffel erhielt<br />
zwar 32 Emmy-Nominierungen –<br />
doch 1,7 Millionen Fans der Seriebeteiligten<br />
sich an einer Petition, die<br />
eine Neuverfilmung durch „kompetente<br />
Autoren“ forderten. (AFP)<br />
Jon Schnee (Kit Harington) und Daenerys<br />
Targaryen (Emilia Clarke)in„GoT“ SKY
20 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019<br />
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Feuilleton<br />
Jubelnde Menschen bei der Ankunft des NazifunktionärsSigfried Uiberreither im slowenischen Maribor<br />
ULLSTEIN/HEINRICH HOFFMANN<br />
In den Zeiten des Überlebens<br />
Sloweniens größter lebender Erzähler,Drago Jancar,schreibt in seinem Roman „Wenn die Liebe ruht“ gegen das Verschweigen der Geschichte an<br />
VonMathias Schnitzler<br />
Die Zeit spielt verrückt.<br />
Sie springt zurück und<br />
vor, mal in großen, mal<br />
in kleinen Schritten,<br />
und manchmal bleibt sie stehen,<br />
um bald neuen Schwindel zu entfachen.<br />
Der allwissende Erzähler,<br />
möglicherweise ein erschöpfter<br />
Gott, hält die Fäden nicht in der<br />
Hand. Die Menschen fliehen oder<br />
verstecken sich, sie konspirieren,<br />
ziehen in den Kampf, werden zu<br />
Opfern und Tätern. Oder zu beidem.<br />
Andere versuchen, sich an Erinnerungen<br />
zu halten, doch „mitten<br />
in diesem Tod, der allgegenwärtig<br />
war, konnte man nicht so in die<br />
schöne Zeit entrückt sein“.<br />
DieZeit ist aus den Fugen, überall<br />
in Europa, doch besonders in Maribor,<br />
woHitler am 26. April 1941 seinen<br />
Schergen befiehlt: „Machen Sie<br />
mir dieses Land wieder deutsch!“<br />
Wieder deutsch? Slowenien gehörte<br />
seit dem 15. Jahrhundert zum Vielvölkerreich<br />
der Habsburger und<br />
nach dem Ersten Weltkrieg zum Königreich<br />
Jugoslawien, das 1941 von<br />
Nazideutschland überfallen, unter<br />
grausamen Verbrechen besetzt und<br />
aufgeteilt wird.<br />
Regelrecht zerstückelt wird Slowenien<br />
von den Deutschen, Italienern<br />
und Ungarn. Ebenso zerrissen<br />
DAS BUCH<br />
DragoJancar:Wenn die Liebe ruht<br />
Ausdem Slowenischen vonDaniela Kocmut.<br />
Zsolnay, Wien 2019.<br />
397 S.,25Euro<br />
wie das Land ist die Bevölkerung,<br />
wiederum extrem im nah an Österreich<br />
gelegenen Maribor. Seit dem<br />
Zusammenschluss Sloweniens mit<br />
Serbien und Kroatien wurde die<br />
deutsch-österreichische Mehrheitsbevölkerung<br />
im ehemaligen Marburg<br />
an der Drau stetig kleiner.<br />
1941, zu Beginn von Drago Jancars<br />
neuem Roman „Wenn die Liebe<br />
ruht“, sind die Deutschsprachigen<br />
in der Minderheit.<br />
So kämpfen nicht nur Partisanen<br />
gegen Besatzer, sondern auch<br />
deutschsprachige gegen slawische<br />
Slowenen, um alte Rechnungen zu<br />
begleichen. Nicht nur Faschisten,<br />
Kommunisten und Demokraten<br />
stehen sich gegenüber, auch Ärzte,<br />
Krankenschwestern, Bauern und<br />
Kinder werden in die lebensbedrohlichen<br />
Wirren hineingezogen. In<br />
dieser Welt am Abgrund lässt Jancar<br />
das Schicksal drei junge Menschen<br />
existenziell und moralisch auf die<br />
Probe stellen: die Medizinstudentin<br />
Sonja, den Vermessungsingenieur<br />
Valentin und den SS-Mann Ludwig.<br />
Es geht um die Liebe in den Zeiten<br />
des Überlebens.<br />
Als Sonja auf der Straße den<br />
Obersturmbannführer Ludwig<br />
trifft, ergreift sie die Chance, ihren<br />
Geliebten Valentin zu retten. DieSS<br />
hat ihn verhaftet und gefoltert, um<br />
die Namen von Partisanen zu erpressen.<br />
Der Sloweniendeutsche<br />
Ludwig, damals Ludek genannt,<br />
hatte Sonja einst als Kind aus dem<br />
Schnee gezogen, nun bittet sie ihn<br />
um Hilfe. Erregt von der Schönheit<br />
der jungen Frau und von seiner<br />
Macht verlangt Ludwig eine Nacht<br />
mit Sonja und lässt Valentin, unter<br />
Gefährdung seines eigenen Lebens,<br />
tatsächlich frei. Valentin jedoch<br />
hat vonSonjas Opfer erfahren<br />
und verlässt sie. Geschockt von ihremEinsatz,<br />
der ihm das Leben rettete,<br />
zieht er in die Berge zuden<br />
Partisanen.<br />
Die Geschichte Sloweniens im<br />
Zweiten Weltkrieg lässt Jancar, 1948<br />
in Maribor geboren und wohl der bedeutendste<br />
zeitgenössische Erzähler<br />
seines Landes, nicht los. In vielen<br />
seiner Romane und Essays bilden<br />
die Gräuel der Nazis und die Beteiligung<br />
der Kollaborateure, aber auch<br />
die Verbrechen der Partisanen an<br />
den eigenen Landsleuten den historischen<br />
Rahmen. Jancar selbst<br />
wurde 1974 wegen „feindlicher Propaganda<br />
und publizistischen Ungehorsams“<br />
für Monate vom jugoslawischen<br />
Tito-Regime inhaftiert;<br />
dreißig Jahrezuvor hatte sein vonder<br />
Gestapo festgesetzter Vater im selben<br />
Gefängnis gesessen.<br />
Das kleine Slowenien gilt heute<br />
vorallem wirtschaftlich als Musterland<br />
der EU. Das aber, was wir in<br />
Deutschland Vergangenheitsbewältigung<br />
nennen und das neuerdings<br />
doch nicht so vorbildlich<br />
scheint, wie wir einmal dachten,<br />
steht auf dem Balkan erst am Anfang.<br />
Jancar spricht in diesem Zusammenhang<br />
lieber von Erinnerungsarbeit.<br />
Das jahrzehntelange<br />
Schweigen in Slowenien, so sagte<br />
er einmal, beruhe auf Angst und<br />
schlechtem Gewissen.<br />
Man kann „Wenn die Liebe<br />
ruht“ auch als Fortsetzung von<br />
Jancars letztem Roman lesen. „Die<br />
Nacht, als ich sie sah“ wurde in<br />
Frankreich zum besten fremdsprachigen<br />
Buch des Jahres gewählt<br />
und auch in Deutschland zu<br />
Recht gefeiert. Aus fünf verschiedenen<br />
Blickwinkeln zeichnete Jancar<br />
das Bild einer schillernden<br />
Frau und ihres schrecklichen Endes<br />
wegen vermeintlicher Kollaboration<br />
mit den Deutschen. Es<br />
gibt, so die Lektion dieses Meisterwerks,<br />
niemals nur eine Wahrheit,<br />
weder in der Beurteilung eines<br />
Menschen noch der Geschichte.<br />
Zeitlich schließt der neue Roman<br />
an den Vorgänger an und beleuchtet<br />
vor allem die letzten Kriegsjahre sowie<br />
die Zeit der Befreiung, die für<br />
viele Slowenen ebenfalls traumatisch<br />
verläuft und von Gewalt geprägt<br />
ist. Statt der fünf Perspektiven<br />
auf eine Person verfolgt der Autor<br />
nun die persönlichen Verstrickungen<br />
seiner drei Protagonisten, zerrieben<br />
und zerstörtvom Krieg, vonmoralischem<br />
Verfall, echter und schuldloser<br />
Schuld. Sonja wird nach Ravensbrück<br />
deportiert und überlebt,<br />
weil die Nazis sie als Zwangsprostituierte<br />
für Soldaten in Ostpreußen<br />
missbrauchen. Ludwig kann aus einem<br />
Kriegsverbrecherlager fliehen,<br />
endet aber gemeuchelt in einem<br />
Straßengraben. Valentin macht Karrierebei<br />
den Partisanen, muss dabei<br />
jedoch Zivilisten erschießen.<br />
Es gibt in diesem Buch auch unterschiedlichste<br />
Nebenfiguren, deren<br />
Geschichten nur knapp, aber<br />
höchst konzentriert angerissen werden.<br />
Eine meisterliche Gabe des Autors.Kurzvor<br />
Ende des Romans führt<br />
Jancar, der auch Drehbücher geschrieben<br />
hat, seine drei Protagonisten<br />
dann noch einmal ganz nahe zusammen.<br />
Fatum und Furcht aber<br />
lassen sie sich knapp verpassen. Die<br />
Liebe ist nicht stärker als der Krieg.<br />
UND<br />
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Ein in Arizonalebender,besonders<br />
leidenschaftlicher Fan im Porträt
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 21<br />
· ·<br />
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Feuilleton<br />
Am<br />
Ende<br />
allein<br />
Eine Dokumentation über<br />
David Crosby auf Arte<br />
Anwälte<br />
ohne<br />
Schrecken<br />
Studie belegt journalistische<br />
Standhaftigkeit<br />
VonFrank Junghänel<br />
Ihren letzten gemeinsamen<br />
Auftritt absolvierten Crosby,<br />
Stills & Nash vor vier Jahren<br />
beim Weihnachtssingen vor<br />
dem Weißen Haus.Das Trio trat dort<br />
mit dem Lied „Stille Nacht“ auf, bei<br />
dem nichts schiefgehen kann, aber<br />
an der bestürzten Miene von Barack<br />
Obama war abzulesen, dass er sich<br />
bewusst war,was sich hier abspielte.<br />
Der einst himmlische gemeinsame<br />
Gesang, bei dem sich die Stimmen<br />
wie Seidentücher berührten, wurde<br />
vor aller Ohren inseine Fragmente<br />
zerlegt. Die Darbietung war nicht<br />
weniger, als die Hinrichtung einer<br />
für perfekt gehaltenen Harmonie,<br />
eine öffentliche Dreiteilung.<br />
„Wir haben uns eigentlich nicht<br />
gemocht“, sagt David Crosby inder<br />
bemerkenswerten Dokumentation<br />
„Remember My Name“, die Arte im<br />
Vorfeld des Woodstock-Jubiläums<br />
zeigt. Gemocht hätten sie die Songs,<br />
die jeder mitbrachte und die Crosby,<br />
Stills, Nash &Young den Ruf einer<br />
Supergruppe bescherten. Eine Band,<br />
deren Name auf die Prominenz ihrer<br />
Mitglieder setzte, von denen jedes<br />
über ein olympisches Egoverfügte.<br />
Bei David Crosby erwuchs aus<br />
diesem Ego unglücklicherweise ein<br />
überlebensgroßer Egoismus, wie er<br />
heute einschätzt. Er war es, der mit<br />
seiner Bosheit, seinem Beleidigtsein<br />
und seiner Unnahbarkeit, das fragile<br />
Gebilde immer wieder belastet und<br />
mit seinen fiesen Bemerkungen über<br />
NeilYoungs neue Frau DarylHannah<br />
wohl für immer zerstörthat. Graham<br />
Nash sagt dazu verbittert: „Er hat<br />
CSNY das Herz herausgerissen.“<br />
In A.J. Eatons Film, der in diesem<br />
Jahr auf dem Sundance-Festival vom<br />
Publikum gefeiert wurde, wird nicht<br />
eine dieser Rockstargeschichten erzählt,<br />
in denen alte Männer (ja, es<br />
sind meistens alte Männer) über alte<br />
Zeiten reden. Über David Crosbywill<br />
offenbar gar keiner reden, schon das<br />
ist bezeichnend. DieStatements von<br />
Neil Young und Graham Nash sind<br />
zwanzig Jahrealt, Stephen Stills fehlt<br />
völlig und auch Roger McGuinn, mit<br />
dem Crosby 1964 The Byrds gegründet<br />
hat, hält sich spürbar zurück.<br />
Ohne Joint ging gar nichts: David Crosby<br />
in seinen besten Tagen.<br />
ZDF<br />
Die Schönheit seines Gesangs<br />
(bis heute, was mit seinen knapp 78<br />
Jahren einWunder ist) bricht sich bei<br />
David Crosby mit der Hässlichkeit<br />
seines Charakters und so ist der Film<br />
nicht zuletzt auch auch ein Versuch,<br />
seine problematische Persönlichkeit<br />
biografisch zu ergründen und ihm<br />
seine nicht immer selbstverschuldet<br />
verlorene Würde zurückzugeben.<br />
Am Abend aller Tage bittet ein einsamer<br />
Mann um Verzeihung.<br />
Aber natürlich ist das hier keine<br />
reine Therapiesitzung. DerFilm fährt<br />
David Crosbys Karrierestationen ab,<br />
mit dem SUV durch L.A., er hält am<br />
Laurel Canyon, vorjenem Haus („Our<br />
House“) in dem David Crosby mit<br />
Joni Mitchell gelebt hat, er macht an<br />
der Kent State University halt, wo<br />
1970 vier Studenten vonNationalgardisten<br />
erschossen wurden („Ohio“).<br />
Underbegleitet den schwer kranken<br />
Crosby auf eine Tournee, von der er,<br />
wie seine Frau jedes Mal befürchtet,<br />
vielleicht nie mehr zurückkommt.<br />
David Crosby:Remember My Name 23.05 Uhr<br />
auf Arte und bis 7. 9. 2019 in derArte-Mediathek<br />
Stilsicher ärmellos: JoeyKeithley, der in BurnabyinBritish Columbia übrigens für die BurnabyGreen PartyimStadtrat sitzt.<br />
Die Schwarmintelligenz des Pogo<br />
Wiebefreiend zeitlose Musik sein kann! Die kanadische Punkband D.O.A. spielte im Wild at Heart<br />
VonJohannes von Weizsäcker<br />
Viele Alt-Punks, aber auch<br />
jüngere Menschen drängten<br />
sich am Mittwochabend<br />
im kleinen Kreuzberger<br />
Club Wild At Heart, als hier<br />
die kanadischen Hardcore-Punk-<br />
Pioniere D.O.A. auftraten. Wie diese<br />
1978 in Vancouver gegründete Band,<br />
die zum sogenannten Punk-Urgestein<br />
gehört, heute einfach vor etwa<br />
100 Leuten in einer Bar spielt, statt<br />
wie vor20Jahren die Straße hinab im<br />
SO36 vor 800, stimmte wehmütig,<br />
war aber auch herzerwärmend.<br />
„I guess I’m not cool enough for<br />
you“, sang denn auch die <strong>Berliner</strong><br />
Vorgruppe The Bad Shapes, fügte<br />
folgerichtig ein inbrünstiges „Fuck<br />
You“ hinzu und fasste so die Bedeutung<br />
des Abends gut zusammen –<br />
geografisch nah an Vielem, was unsere<br />
Stadt an schmerzhafter Über-<br />
Hipness beheimatet, fühlte man sich<br />
bei diesem Konzert Lichtjahre von<br />
den sozialen Manipulationsmechanismen<br />
der modischen Crowd entfernt.<br />
Es ist doch immer wieder bemerkenswert,<br />
wie befreiend zeitlose<br />
Musik wirken kann! Zumal, wenn sie<br />
zugleich hochenergisch ist. Und in<br />
den Händen so unbekümmert alternder<br />
Protagonisten wie D.O.A.-<br />
Chef Joey„Shithead“ Keithly und seinen<br />
beiden Musikkumpels gehört<br />
der Punkrock zum Zeitlosesten und<br />
Hochenergischsten, was die Popkultur<br />
zu bieten hat.<br />
D.O.A. zählen unter Fachleuten<br />
zu der von der ersten Punk-Welle<br />
Mitte der Siebzigerjahre inspirierten<br />
zweiten nordamerikanischen Punk-<br />
Generation, in der sie zusammen<br />
mit Bands wie Black Flag, BadBrains<br />
oder The Germsunter weiterer Minimalisierung,<br />
Brutalisierung und vor<br />
allem Verschnellerung des bisherigen<br />
Sounds das vorbereiteten, was<br />
als Hardcorebekannt wurde.<br />
Wieman sich am Mittwoch überzeugen<br />
konnte, verbinden sich im<br />
D.O.A.-Œuvre die Urwurzeln gerade<br />
auch des britischen Punk nahtlos<br />
mit den schnelleren Hardcore-<br />
Rhythmen. Wobei es letztere Stücke<br />
waren, die das Publikum in den vorderen<br />
Reihen besonders beglückten;<br />
unser Fotograf und auch Ihr Korrespondent<br />
–nicht mehr die Jüngsten!<br />
–zogen sich alsbald in die hintere<br />
Hälfte des Auditoriums zurück, um<br />
die Jungs und Mädchen vorneungestört<br />
dem frenetisch mobilen Ganzkörperkontaktritual<br />
zu überlassen,<br />
das zu derlei Veranstaltungen gehört<br />
und vondem immer wieder erstaunlich<br />
ist, wie wenig Kollateralschaden<br />
dabei entsteht. Nur einmal gerieten<br />
zwei junge Männer aneinander und<br />
es lag etwas Aggression in der Luft,<br />
ansonsten war der Pogo eher eine<br />
dynamische Schwarmintelligenz,<br />
die Maximierung individuellen Ausdrucks<br />
in der Menge,ohne dass dies<br />
einen Widerspruch darstellte.<br />
Wie jaeigentlich auch der Punkrock<br />
selbst. Obwohl man von Keithleys<br />
Texten, die diese Dialektik verkörpern<br />
und unermüdlich gegen<br />
Rassismus,für Umweltschutz, gegen<br />
Zensur eintreten, nichts verstehen<br />
konnte, ergriff einen die Kernbotschaft.<br />
Natürlich wurde dieses Einklangsgefühl<br />
von der Tatsache bestärkt,<br />
dass im Wild At Heart der<br />
halbe Liter Bier nur drei Euro kostet!<br />
Aber vorallem die Energie,die der<br />
stilsicher ärmellos behemdete Keithley<br />
an Gitarre und Gesang, der trotz<br />
Waldschratlooks fachgerecht prügelnde<br />
Schlagzeuger Paddy Duddy<br />
sowie der gern breitbeinig posierende<br />
Glatzen- und Informatikbrillenmann<br />
Mike Hodsall am Bass<br />
transportierten, brachte uns ins<br />
Nostalgie-Nirvana: Viele schöne Stücke<br />
mit schönen Titeln wurden heruntergerissen:<br />
„I’m right, you’re<br />
Wasbleibt, ist ihre Signatur<br />
wrong“ etwa, das Bandtitelstück<br />
„D.O.A.“ oder in der Zugabe „Disco<br />
sucks“ –letzteres synonym mit einer<br />
Punk-Kampagne gegen Discomusik<br />
Ende der Siebzigerjahre, die nicht<br />
unumstritten war, schließlich entstammte<br />
die Discomusik einer prädominant<br />
schwulen und schwarzen<br />
Szene, und die Ablehnung konnte<br />
leicht als Homophobie und Rassismus<br />
aufgefasst werden.<br />
Doch so wie D.O.A. das Stück im<br />
Wild At Heart darboten, mit antirockistischer,<br />
den Gitarren-Macho<br />
ironisierender Attitüde, wurden derlei<br />
Zweifel unaufgeregt fortgewischt.<br />
Im Vorlauf hatte es eh schon ein erstaunlich<br />
funkiges Coverdes Edwin-<br />
Starr-Klassikers „War“ gegeben. Als<br />
weiteres Cover-Element erfreute<br />
Hodsall bei der Vorstellung der<br />
Bandmitglieder durch das Anspielen<br />
des Basslaufs aus dem Stück „Rags<br />
and Bones“ der legendären, ebenfalls<br />
aus Vancouver stammenden<br />
Punk-Jazz-Metal-Rock-Band Nomeansno.Wer<br />
dies nicht kennt, lasse<br />
sich sagen: Lernen Sieeskennen!<br />
Unseren Kindern mochte man<br />
nach diesem herzerwärmenden<br />
Konzert am liebsten sagen: Macht<br />
nie Karriere, formt eine Punkband,<br />
bleibt arm, so werdet ihr glücklich.<br />
Der Berufsverband Freier Fotografen feiert sein 50-jähriges Jubiläum in Berlin mit einer Schau seiner stärksten Motive<br />
VonIngeborg Ruthe<br />
Esist das reinste Bildgewitter, das<br />
über einen hereinbricht in den<br />
Räumen vonXLane bei diesem Jubiläum.<br />
Der heute 144 Mitglieder zählende<br />
Berufsverband Freier Fotografen,<br />
gegründet vor 50 Jahren im<br />
Stuttgarter Fotoatelier von Walter E.<br />
Lautenbacher und weiteren acht Berufskollegen,<br />
organisierte einen großen<br />
Auftritt in Berlin.<br />
Hundert Fotografien, analog zumeist,<br />
sind versammelt. The Best of<br />
sozusagen. Da steht man vor Aufnahmen<br />
vonF.C.Gundlach, Andreas<br />
Feininger, Herlinde Koelbl, Thomas<br />
Hoepker, Oliviereo Toscani, Walter<br />
Schels. Somanches Motiv hängt sozusagen<br />
in memoriam, weil der Fotograf<br />
nicht mehr lebt. Undauch die<br />
betagte Spitzengruppe findet den Titel<br />
ihrer gesellig-triumphalen Gruppenschau<br />
so witzig wie tröstlich:<br />
„Your Signature –das bleibt“, heißt<br />
es in selbstbewusst-fröhlichem<br />
Denglisch. Und das in einer Zeit inflationärer,digitalisierter<br />
Fotoflut.<br />
Thomas Billhardt machte diese Aufahme<br />
mitten im Vietnam-Krieg<br />
TH. BILLHARDT<br />
In die BFF- „Hall of Fame“ fanden<br />
soeben der Hamburger Volker Hinz<br />
und der <strong>Berliner</strong> Thomas Billhardt<br />
Aufnahme. Hinz, 72 Jahr alt, einer<br />
der profiliertesten Fotoreporter und<br />
Porträtisten der Bundesrepublik, vor<br />
allem für das Magazin Stern, wurde<br />
von Kollegen und Freunden auch<br />
gern „Samthandschuh mit Falkenaugen“<br />
genannt. Prägnant sind seine<br />
Die Insignien des Reichtums, festgehalten<br />
von Volker Hinz.<br />
V. HINZ<br />
Aufnahmen zur Serie„AmericanWay<br />
of Life“. Alle Facetten des Celebrity-<br />
Kultes sowie dem Streben nach<br />
Schönheit und Reichtum bannte er<br />
auf seine Bilder. Insbesondere seine<br />
Jahre inNew York boten vielfältige<br />
Gelegenheit, Prominente und<br />
Selbstdarsteller festzuhalten.<br />
In die Tiefen und Untiefen des Lebens<br />
vonVölkern inden Fängen der<br />
VOTOS/ROLAND OWSNITZKI<br />
Machtpolitik tauchte der heute 82-<br />
jährige Billhardt ein. Er hatte das<br />
staatlich sanktionierte Privileg, in<br />
ferne Länder reisen zu können,<br />
wurde gefördert. Das dankte er mit<br />
unvergesslichen Bildern, die um die<br />
Welt gingen. Für die DDR-Bürger<br />
waren seine Fotos aus Vietnam,<br />
Chile,Kuba ein Blick in die Welt.<br />
Geradezu Ikonen der Conditio<br />
Humana wurden seine Aufnahmen<br />
über den Vietnamkrieg, die Schrecken,<br />
die Angst der Kinder. Das bewaffnete<br />
Paar auf der Abbildung<br />
wurde zur Metapher einer Liebe in<br />
Zeiten des Krieges. Esfand internationale<br />
Anerkennung und war auf<br />
vielen Friedensplakaten jener Jahre<br />
zu sehen. Später fotografierte Billhardt<br />
für die Unicef und er dokumentierte<br />
schließlich auch den Fall<br />
der <strong>Berliner</strong> Mauer.<br />
Jubiläumsschau des BFF in den Räumen von<br />
XLane by Natulis Group, ReichenbergerStr.154.<br />
Bis 18. August, Mo–Fr 16– 20, Sa und So 12–<br />
20 Uhr.Eintritt frei.Am17. August zahlreiche<br />
Extra-Veranstaltungen zum Tagder Fotografie.<br />
VonChristian Rath<br />
Der Titel der Studie klingt dramatisch:<br />
„Wenn Sie das<br />
schreiben, verklage ich Sie!“ Doch<br />
im Kern lieferte die Untersuchung<br />
über „präventive Anwaltsstrategien<br />
gegen Medien“ eher Entwarnung.<br />
Journalisten und Medien<br />
lassen sich durch anwaltliche<br />
Drohgebärden nicht von einer<br />
Veröffentlichung abhalten.<br />
Die Autoren der Studie, der Medienrechtsprofessor<br />
Tobias Gostomzyk<br />
und der freie Journalist<br />
Daniel Moßbrucker, stützen sich<br />
vor allem auf lange Experten-Interviews.<br />
Auf der einen Seite befragten<br />
sie 42 Journalisten aller<br />
Gattungen.<br />
Vor allem aber sprachen sie mit<br />
20 Presserechtsanwälten, darunter<br />
Christian Schertz, der wohl bekannteste<br />
Vertreter dieser Zunft.<br />
Finanziert wurde die Studie von<br />
der gewerkschaftsnahen Otto-<br />
Brenner-Stiftung sowie der Gesellschaft<br />
für Freiheitsrechte.<br />
Die Einflussnahme wächst<br />
Die Studie bestätigt, dass Rechtsanwälte<br />
immer häufiger bereits im Vorfeld<br />
von Medienberichten eingeschaltet<br />
werden. Wenn Artikel im Internet<br />
quasi ewig präsent bleiben<br />
und in sozialen Netzwerken unüberschaubar<br />
weiterverbreitet werden,<br />
kann es für die Betroffenen wichtig<br />
sein, die Veröffentlichung im Vorfeld<br />
zu verhindern oder wenigstens zu<br />
beeinflussen.<br />
Allerdings ist es in der Regel<br />
nicht möglich, mit einer Klage<br />
schon vor der Veröffentlichung<br />
das Verbot eines vermeintlich falschen<br />
oder ehrverletztenden Berichts<br />
durchzusetzen.<br />
Vorrund 15 Jahren begannen Anwälte<br />
daher, Informations- und<br />
Warnschreiben zu verschicken.<br />
Darin wird erläutert, was aus Sicht<br />
des Mandanten richtig und was<br />
falsch ist. Oft wird dabei auf angeblich<br />
falsche Berichte anderer Medien<br />
reagiert, die auf keinen Fall übernommen<br />
werden sollten.<br />
Manchmal sogar ein Ansporn<br />
Wiedie Studie nun ergab,lassen sich<br />
Journalisten und Medien durch<br />
solche Warnschreiben nicht einschüchtern.<br />
Manche Journalisten<br />
fühlen sich durch solche Schreiben<br />
geradezu angespornt. Andere<br />
nehmen sie als Anregung, überhaupt<br />
Recherchen zu beginnen.<br />
Auch unter den Anwälten verzichten<br />
viele auf dieses oft kontraproduktive<br />
Mittel.<br />
Die Studie von Tobias Gostomzyk<br />
und Daniel Moßbrucker fand<br />
auch keine Belege für die These,<br />
dass gerade freie Journalisten<br />
nicht mehr wagen, heikle Recherchen<br />
gegen finanzstarke Akteure<br />
anzupacken. Der Grund hierfür ist<br />
aber banal: freie Journalisten werden<br />
in der Regel so schlecht bezahlt,<br />
dass sie sich aufwendige investigative<br />
Recherchen eh nicht<br />
leisten können.<br />
TOP 10<br />
Mittwoch, 7. August<br />
1 Tagesschau ARD 4,28 16 %<br />
2 heute ZDF 3,79 18 %<br />
3 heute-journal ZDF 3,15 12 %<br />
4 SokoWismar ZDF 3,11 18 %<br />
5 RTL aktuell RTL 2,97 15 %<br />
6 GZSZ RTL 2,65 11 %<br />
7 Gefragt –gejagt ARD 2,63 16 %<br />
8 Wellness für Paare ARD 2,58 9%<br />
9 Rosenheim-Cops ZDF 2,57 22 %<br />
10 Bares für Rares ZDF 2,53 22 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (& 47 99 74 88)<br />
20.00: Passagier 23<br />
Galli Theater Berlin (& 27 59 69 71)<br />
20.00: Ehekracher<br />
Globe Berlin Prolog-Bühne (Open Air)<br />
(& 54 90 51 92) 19.30: Nach dem Kuss (Globe<br />
Ensemble Berlin)<br />
Grips Hansaplatz (& 39 74 74 77)<br />
19.30: Linie 1<br />
HAU1(&25 90 04 27)<br />
18.30: Tanz im August –RE-PerspectiveDeborah Hay:<br />
Animals on the Beach /mychoreographed body…<br />
revisited (2019)<br />
21.00: Tanz im August: The Fading of the Marvelous<br />
HAU3(&25 90 04 27)<br />
21.00: Tanz im August: Piece for Person and Ghetto<br />
Blaster (Nicola Gunn)<br />
KINDL –Zentrum für zeitgenössische Kunst<br />
(& 832 15 91 20) 10.00: Tanz im August: Haptic<br />
Installation<br />
10.00: Tanz im August: Fluid Grounds (Par B.L.eux /<br />
Benoît Lachambre &Sophie Corriveau)<br />
Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />
(& 88 59 11 88) 20.00: Zuhause bin ich Darling<br />
Landschaftspark Herzberge<br />
(Allee der Kosmonauten 16) 19.00: Genius der Orte.<br />
Ein Theaterparcours im Landschaftspark (Theater JU<br />
LI ME)<br />
Pierre Boulez Saal (& 47 99 74 11)<br />
20.45: TheGoldProjections I-IX<br />
Prime Time Theater (& 49 90 79 58)<br />
20.15: Gutes Wedding,schlechtes Wedding (Sitcom –<br />
Folge122: DerClubder toten Döner)<br />
Shakespeare CompanyBerlin (& 21 75 30 35)<br />
20.00: Macbeth!<br />
Tempelhofer Feld (Platz der Luftbrücke5)<br />
21.30 Eingang Columbiadamm, Wiese am Biergarten<br />
„Lustgarten“: Perpetuum –Stadt ohneMühsal<br />
Theater an der Museumsinsel (& 47 01 89 49)<br />
18.00: Die Vögel<br />
20.00: Faust –Schönheit, Liebe, Arbeit<br />
Theaterhaus Berlin (& 28 04 19 67)<br />
21.00: Die Wüstenwitwe(Elektro Kagura &AXL OTL)<br />
Theater untermTurm (& 01 57 70 42 52)<br />
19.00: Gut gegenNordwind<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
Arena Glashaus (& 533 20 30)<br />
19.30: Caveman –Dusammeln, ich jagen! (Martin<br />
Luding/Felix Theissen). Anm. erf.<br />
<strong>Berliner</strong> Schnauze –MundArt&Comedy Theater<br />
(& 017 95 34 66 96) 20.00: AusJux und Dollerei<br />
(Genz &Hausmann)<br />
BKA (& 202 20 07)<br />
20.00: Fly, Edith, Fly –Vom Ballermann zum BER<br />
(Ades Zabel &Company)<br />
BühnenRausch (& 44 67 32 64)<br />
20.00: vogel.frei (frei.wild)<br />
Chamäleon (& 400 05 90)<br />
20.00: Memories of Fools (Cirk La Putyka)<br />
Distel (& 204 47 04)<br />
20.00: Zirkus Angela<br />
Estrel Festival Center (& 68 31 68 31)<br />
20.30: Elvis –Das Musical (Grahame Patric &The<br />
Stamps Quartet)<br />
Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />
19.30: Vivid<br />
Kookaburra (& 48 62 31 86)<br />
20.00: Lügenaber ehrlich –Update (Karsten Kaie)<br />
Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />
20.00: Sexy Circus –Extasya2019<br />
Quatsch Comedy Club (& 47 99 74 13)<br />
20.00: Die LiveShow(Tobias Rentzsch, Marco<br />
Tschirpke, Ralf Winkelbeiner,Michael Steinke, Mod.:<br />
Johannes Flöck)<br />
Ratibortheater (& 618 61 99)<br />
20.30: Ick &Berlin(Die Gorillas)<br />
Scheinbar Varieté (& 784 55 39)<br />
20.00: Open StageVarieté (Ben Schmid (Mod.)<br />
StageBluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />
20.00: Blue Man Group –The Show<br />
StageTheater des Westens (& 018 05 44 44)<br />
19.30: The Band –Das Musical<br />
Theater im Palais (& 201 06 93)<br />
19.30: HintermOfen sitzt ne Maus<br />
TIPI am Kanzleramt (& 39 06 65 50)<br />
20.00: Cabaret –Das Berlin-Musical<br />
Wintergarten Varieté (& 58 84 33)<br />
20.00: Woodstock Variety Show<br />
Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />
20.00: Chlorreiche Tage (Bademeister Schaluppke)<br />
KLASSIK<br />
<strong>Berliner</strong> Dom (& 20 26 91 36)<br />
20.00: Markus Eichenlaub,Stimmen der Nacht! –<br />
14. Internationaler Orgelsommer 2019, Werkevon<br />
Mendelssohn, Karg-Elert, Kromolicki<br />
Nikolaikirche (& 24 00 21 74)<br />
17.00: Nikolai-Musik am Freitag –Orgelmusik zum<br />
Wochenausklang<br />
St. Marien-Kirche Mitte (& 242 44 67)<br />
13.30: Orgel am Alex –Musik und Orgelführung<br />
KINDER<br />
Berlin mit Kindern (& 33 02 98 70)<br />
11.00: Familienführung: Am Brandenburger Torist viel<br />
passiert–Berlingeschichte von1700 bis heute (ab 8<br />
bis 16 J.). Anm. erf.<br />
Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />
10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />
Leben traten, Videogames<br />
Galli Theater Berlin (& 27 59 69 71)<br />
17.00: Der Froschkönig –Mitspieltheater,(ab 4J.)<br />
Gemäldegalerie (& 266 42 42 42)<br />
10.00: Kinder-Reich in der Gemäldegalerie. Die<br />
Werkstatt des Malers<br />
Jugendmuseum Schöneberg (& 902 77 61 63)<br />
9.00: Villa Global. The Next Generation<br />
9.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />
9.00, 9.00: Welcome to diversCITY! Queer in<br />
Schöneberg und anderswo<br />
Klax-Kinderkunstgalerie (& 34 74 53 46)<br />
10.00: Das ist ein Gewächshaus, Buchkinder Leipzig<br />
e.V., Kinderkunst<br />
Labyrinth Kindermuseum (& 800 93 11 50)<br />
13.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />
Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis 11 J.)<br />
MACHmit! Museum fürKinder (& 74 77 82 00)<br />
10.00: Gut gemixt? Mini-Mischwälder<br />
14.00: Zirbenseife selbst gemacht<br />
14.00: Schultüten für alle Einschulkinder<br />
me Collectors Room Berlin (Auguststr.68)<br />
12.00: Art&Kids, Offenes Kinderprogramm<br />
Märkisches Museum (& 308 66 -0)<br />
10.00: Vielfalt-Forscher des Labyrinth Kindermuseums<br />
Berlin, Wasist Vielfalt? Wo ist Vielfalt?<br />
Puppentheater Felicio (& 44 67 35 30)<br />
16.30: Der Wettlauf zwischen Hase und Igel (ab 4J.)<br />
Theater an der Museumsinsel (& 47 01 89 49)<br />
16.00,17.00: Puppenspiel desDr. Faustus, Ein Faust<br />
für Kinder<br />
ufaFabrik (& 75 50 30)<br />
18.00 Überdachte Freilichtbühne: 2. Irish Festival<br />
Berlin –Crossing The Channel, mit abwechslungsreichem<br />
Familienprogramm<br />
Werkstatt Hortensienstraße (Hortensienstr.29a)<br />
10.00 Malraum: Rund um die Kuh –Mit Holz, Draht<br />
und Pappmaché Kühe global verstehenlernen,<br />
Workshop. Anm. erf.<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />
19.00: „Lesen tutgut!“ -Benefizlesung zur Rettung<br />
der Valerian Stiftung,SvenRegener,Horst Evers, Fil<br />
und viele andere, Benefizlesung,Moderation: Sven<br />
Oswald und Daniel Finger<br />
Gedenken<br />
Heinrich Zille<br />
aus<br />
Lichtenberg<br />
Heinrich Zille, Zeichner,<br />
Grafiker und Illustrator,<br />
war einst Lichtenberger. Seine<br />
Jugend und die ersten Zeit als<br />
verheirateter Mann verbrachte<br />
er in Lichtenberg, es waren die<br />
Jahre 1873 bis 1892. Fünfmal<br />
zog erhier um. Hier entstand<br />
sein Frühwerk, das nicht sehr<br />
bekannt ist: Es sind Zeichnungen,<br />
die den Lichtenberger<br />
Kiez und den Rummelsburger<br />
See mit der gegenüberliegenden<br />
Kirche vonStralau zeigen.<br />
Die „Milljöh“-Studien in der<br />
Welt der Armen, der Prostituierten,<br />
der Obdachlosen, für<br />
die er so bekannt ist, entstanden<br />
erst später. Im Museum<br />
Lichtenberg wird amFreitagabend<br />
mit Anekdoten, Zeitzeugnissen,<br />
Liedern, Gedichten<br />
und Musik an Zille erinnert.<br />
Lusaka Karonga (Texte<br />
und Lieder) und Armin Baptist<br />
(Komposition und Klavier)<br />
vomKalliop-Team sind für die<br />
Gestaltung des Abends zuständig.<br />
Susanne Lenz<br />
Zilles Milljöh 19 Uhr,Museum<br />
Lichtenberg,Türrschmidtstr. 24<br />
„Die schöne Stunde“, 1991, Ölpastell/ Papier.<br />
Die Landschaft, die Vegetation,<br />
der Raum, den<br />
dieses Motiv meint, sind<br />
aufgelöst in kleinste Formen.<br />
Ichsehe schwärzliche dynamische<br />
Strichstrukturen, gelbe Schriftbänder<br />
und rote Dreiecke, die aus<br />
dem Strudel herauszufliegen scheinen.<br />
Siewirken wie Verweise.<br />
DieMalerin nannte das Bild (Abb.<br />
rechts oben) „Akzente“. Louise Rösler<br />
aus Berlin, geboren 1907 gestorben<br />
1993, hat Collagen wie diese<br />
trotz aller Formauflösung mit großer<br />
Kraft und Bestimmtheit im Bildaufbau<br />
geschaffen. Und esist einzigartig,<br />
wie das Grelle der roten Dreiecke<br />
erst ins Signalhafte, dann ins Unheimliche<br />
umschlägt.<br />
Das Motiv ist ein Alterswerk, fern<br />
von Abgeklärtheit und Beschränkung,<br />
umso frischer. Eswirkt heiter<br />
und leicht. In dieser Ausstellung der<br />
Galerie Parterre inPrenzlauer Berg<br />
begegnen wir einer Künstlerin, von<br />
der zumindest im Ostteil Berlins bislang<br />
kaum jemand wusste. Und so<br />
wird sie so viele Jahre nach ihrem<br />
Tod–die <strong>Berliner</strong>in starb vier Jahre<br />
nach dem Fall der Mauer bei ihrer in<br />
Hamburg lebenden Tochter – für<br />
GALERIE PARTERRE MUSEUM ATELIERHAUS RÖSLER-KRÖHNKE<br />
Freunde der Malerei und Collage-<br />
Kunst zu einer Entdeckung. Louise<br />
Rösler hat, diesen Eindruck nimmt<br />
man mit nach Hause, bis zuletzt die<br />
Welt neugierig und mit allen Sinnen<br />
wahrgenommen. Sie malte und collagierte<br />
fast bis zuletzt. Das war ihr<br />
Leben, auch wenn die politischen<br />
Umstände sie in jungen Jahren böse<br />
daran gehindert hatten. Ihre Kunst<br />
galt den Nazis als „ungermanisch“.<br />
Dafür hatte auch ihre Teilnahme an<br />
Ausstellungen der <strong>Berliner</strong> Sezession,der<br />
Unangepassten, gesorgt.<br />
Trotz des Verdiktes „entartet“<br />
machte sie wie ihr Ehemann, der<br />
Künstler Walter Kröhnke, mutig und<br />
unverbittert weiter. Doch dann begann<br />
der Krieg, ihr Mann musste an<br />
die Front, von der er nicht zurückkehrte.<br />
Wohnung und Atelier verbrannten<br />
im Bombenhagel. Sie<br />
wurde mit ihrer kleinen Tochter in<br />
den Taunus evakuiert, derweil Göbbels<br />
Schergen sie in Berlin aus der<br />
Reichskulturkammer ausschlossen.<br />
Dann, gleich nach Kriegsende,<br />
malte sie wieder, mit Hunger im<br />
Bauch und in einer provisorischen<br />
Unterkunft. Aber die Angst war weg.<br />
Nicht aber die Hoffnung, ihr ver-<br />
Ingeborg Ruthe<br />
ist den BildernLouise Röslers<br />
noch nie zuvor begegnet und weiß jetzt,<br />
welches Versäumnis das war.Das Verborgene<br />
Museum in West-Berlin hatte<br />
der Malerin 1988 eine erste große Schau<br />
gewidmet, das war fünf Jahre vorihrem<br />
Tod. Aber da verhinderte die Mauer eine<br />
Begegnung.<br />
Tanz<br />
der rote<br />
Dreieck<br />
Louise Rösler ist forta<br />
mehr vergessen. Die<br />
Parterre erinnert an d<br />
Berlin stammende M<br />
der Moderne<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (& 883 85 51) Rocketman<br />
15.40; Und wer nimmt den Hund? 18.15, 20.30;<br />
From Dusk Till Dawn (OmU) 23.00<br />
Cinema Paris (& 881 31 19) Der unverhoffte<br />
Charme des Geldes 15.15, 20.30; So wie dumich<br />
willst 18.00<br />
Delphi Filmpalast (& 312 10 26) Leid und Herrlichkeit<br />
15.00,17.45,20.30<br />
Delphi LUX (& 322 931040) Und wer nimmt den<br />
Hund? 13.45, 16.00, 18.15, 20.30; Leid und Herrlichkeit<br />
–Dolor ygloria(OmU)14.00,16.30, 19.00,<br />
21.30; Yesterday (OmU) 15.30, 20.50; Yesterday<br />
(OF) 18.10; Cleo 14.40, 17.00, 19.20; The Dead<br />
Don‘t Die (OmU) 21.40; Es gilt das gesprochene<br />
Wort 14.45, 17.30, 20.15; Der König der Löwen<br />
–The Lion King (OF) 15.00, 17.45, 20.30; They<br />
Shall Not Grow Old (OmU) 14.00; Der unverhoffte<br />
Charme des Geldes –Lachute de l‘empire americain<br />
(OmU) 16.15, 21.15; TelAviv OnFire 19.00<br />
Filmkunst 66 (& 882 17 53) Und wer nimmt den<br />
Hund? 18.00; Fisherman‘s Friends –Vom Kutter in<br />
die Charts 20.00; Fisherman‘s Friends –Vom Kutter<br />
in die Charts (OmU) 22.15; Fisherman‘s Friends –<br />
VomKutter in dieCharts17.45;Und wernimmt den<br />
Hund? 20.15; Kamikaze 1989 (OmenglU) 22.30<br />
Kant Kino (& 319 98 66) Fisherman‘s Friends<br />
–Vom Kutter indie Charts 15.30, 18.00, 20.30;<br />
Die drei !!! 14.00; Leberkäsjunkie 16.10, 18.20,<br />
20.30; Der König der Löwen 15.00, 17.30, 20.00;<br />
Photograph –Ein Foto verändertihr Lebenfür immer<br />
15.00, 17.30, 20.00; Benjamin Blümchen 15.30;<br />
Yesterday 17.30, 20.00<br />
Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) 3D: Der König<br />
der Löwen 14.10; Fast &Furious: Hobbs &Shaw<br />
16.50, 19.50, 23.00; Fast & Furious: Hobbs &<br />
Shaw 14.10; 3D: Der König der Löwen 17.15,<br />
20.00, 22.50; Pets II14.30; 3D: Spider-Man: Far<br />
From Home 16.50, 20.10, 23.10; Aladdin 14.45;<br />
Fisherman‘s Friends – Vom Kutter in die Charts<br />
17.40, 20.20; Anna 23.00; Der König der Löwen<br />
14.45, 17.30, 20.15; John Wick: Kapitel III 23.00;<br />
Diedrei !!! 14.50; Traumfabrik 17.15; Berlin,ILove<br />
You 20.10,23.00; Benjamin Blümchen 15.15; Yesterday<br />
17.45,20.30;Annabelle III 23.15<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Yesterday<br />
11.00;Fuck Fame –Die Geschichte vonElektropop-<br />
Ikone Uffie (OmU) 13.00; Under the Tree –Undir<br />
trenu (OmU) 14.30; Benjamin Blümchen 16.00;<br />
Pets II –The Secret Life of Pets 2(OmU) 17.30;Free<br />
Solo (OmU) 19.00;<br />
The Dead Don‘t Die (OmU) 20.45; Border 22.30;<br />
Eine moralische Entscheidung – Bedoone tarikh,<br />
bedoone emza (OmU) 11.00; Ramen Shop –Ramen<br />
Teh (OmU) 12.45; Rocketman 14.15; Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 16.15; Made inChina<br />
(OmU) 18.00; Berlin, ILove You (OmU) 19.30;<br />
Cleo (OmenglU) 21.30; Nur eine Frau (DFmenglU)<br />
23.15; Macht das alles einen Sinn? –Und wenn<br />
ja –warum dauert es so lange? 11.00; Sunset –<br />
Napszallta (OmU) 12.45; Electric Girl 15.15; Pets<br />
II 16.45; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />
–AtEternity‘s Gate (OmU) 18.15; Yesterday (OmU)<br />
20.15;3D: Spider-Man:Far From Home(OF) 22.15<br />
Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Kroos 16.00;<br />
Traumfabrik 18.15; Yesterday (OmU)20.30;Rocketman<br />
(OmU) 22.45; Push –Für das Grundrecht auf<br />
Wohnen (OmU) 16.00; Yoga: Die Kraft des Lebens<br />
–Debout (OmU) 17.45; Lord of the Toys 19.30;Free<br />
Solo (OmU) 21.15<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Men in Black:<br />
13.45; Fast & Furious: Hobbs & Shaw 13.45,<br />
14.10,16.50,17.15,20.00,20.45,22.00,23.10;<br />
Traumfabrik 13.50; Yesterday 14.00, 16.45, 19.30;<br />
Spider-Man: Far From Home 14.00, 17.15, 20.15;<br />
Pets II 14.00, 17.30; Abikalypse 14.10; Der König<br />
der Löwen –The Lion King (OF) 14.15; Der König<br />
der Löwen 14.30, 16.15, 17.25, 19.10, 22.30;<br />
Benjamin Blümchen 14.30, 17.30; Aladdin 14.30,<br />
16.35;Die drei !!! 14.45; 3D:Der König der Löwen<br />
14.45,16.30,20.15,23.00; Kroos 16.45; Spider-<br />
Man: Far From Home (OF) 17.00; Und wer nimmt<br />
den Hund? 17.15,20.00; BTS: Bring the Soul –The<br />
Movie(OmU)17.30; 3D: Der König derLöwen –The<br />
Lion King (OF) 19.30; Berlin, ILove You 19.30; Fast<br />
&Furious: Hobbs &Shaw (OF) 19.45; Annabelle<br />
III 19.45, 22.20; Avengers: Endgame 20.00; Anna<br />
20.20, 23.10; Killerman 22.20; John Wick: Kapitel<br />
III 22.20; Long Shot –Unwahrscheinlich, aber<br />
nicht unmöglich 22.30; Yesterday (OF) 22.50; 3D:<br />
Spider-Man: Far From Home 23.15<br />
Zukunft (& 01 76/57 86 10 79) Cleo 18.00; Rocketman<br />
(OmU) 20.00; The Dead Don‘t Die (OmU)<br />
22.15; Berlin Bouncer (OmU) 18.00; Acid –Kislota<br />
(OmU) 19.45; Das melancholische Mädchen<br />
21.45; Messer im Herz –Uncouteau dans le coeur<br />
(OmU) 23.20<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (& 04 51/703 02 00) Der König der Löwen<br />
13.30, 16.30, 20.00, 23.10; Fast &Furious:<br />
Hobbs &Shaw 13.45, 16.50, 20.10, 22.20; Drei<br />
Schritte zu Dir 14.00; 3D: Der König der Löwen<br />
14.00,17.00,19.30, 22.10; Pets II 14.10, 17.15,<br />
19.30; Die drei !!! 14.20, 16.40;<br />
BenjaminBlümchen 14.30, 17.20; Spider-Man: Far<br />
From Home 17.10, 20.15; Anna 19.45; Annabelle<br />
III 20.15, 22.50; 3D: Spider-Man: Far From Home<br />
22.30; John Wick: Kapitel III 22.50; Child‘s Play<br />
23.10<br />
Kino Kiste (& 998 74 81) Traumfabrik 14.00; Pets<br />
II 16.20; TheDeadDon‘t Die 18.00; So wiedumich<br />
willst 20.00<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (& 038 71/211 41 09) Spider-Man:<br />
Far From Home 14.10, 17.00, 20.00, 22.20; Fast<br />
&Furious: Hobbs &Shaw 14.15, 17.15, 20.00,<br />
22.20; Die drei !!! 14.20, 17.10; 3D: Der König<br />
der Löwen 14.20, 15.20, 17.30, 20.10, 22.40; Yesterday<br />
14.30, 17.10, 19.50; Benjamin Blümchen<br />
14.50, 17.20; Der König der Löwen 15.00, 16.40,<br />
18.10, 19.30; Pets II 15.10, 17.45; Anna 19.40,<br />
22.50; Abikalypse 20.15; Annabelle III 20.20,<br />
23.00; Avengers: Endgame 21.00; Rocketman<br />
22.30; Child‘s Play 22.50; Men in Black: 23.00<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (& 61 60 96 93) A Fisherman‘s Friends<br />
–Vom Kutter in die Charts (OmU) 17.30, 20.00,<br />
22.30; B Es gilt das gesprochene Wort 17.00; Yesterday<br />
(OmU) 19.30; The Dead Don‘t Die (OmU)<br />
22.00<br />
fsk amOranienplatz (& 614 24 64) Der unverhoffte<br />
Charme des Geldes –Lachute de l‘empire<br />
americain (OmU) 18.00, 20.30; Dene wos guet geit<br />
(OmU) 18.00;Acid–Kislota (OmU) 19.30;Das melancholische<br />
Mädchen 21.30<br />
Moviemento (& 692 4785) Die Winzlinge: Abenteuer<br />
in der Karibik 10.30;Alfons Zitterbacke –Das<br />
Chaos ist zurück 12.45; Fisherman‘s Friends –Vom<br />
Kutter in die Charts (OmU) 15.00, 17.30, 20.00,<br />
22.30; Benjamin Blümchen 10.15, 12.30, 14.45;<br />
Cleo (OmenglU) 17.00; Der unverhoffte Charme<br />
des Geldes –La chute del‘empire americain (OmU)<br />
19.15;HighLife(OmU) 22.00; Acid –Kislota(OmU)<br />
14.15,20.45,23.00; Pets II 16.30; TelAviv On Fire<br />
(OmU) 18.30<br />
Sputnik (& 694 1147) Checker Tobi und das Geheimnis<br />
unseres Planeten 16.00; My Days of Mercy<br />
(OmU) 17.30; Cleo (OmenglU) 19.30; Burning –<br />
Beoning (OmU) 21.15; Unsere große kleine Farm<br />
–The Biggest Little Farm (OmU) 16.00; Geheimnis<br />
eines Lebens –Red Joan (OmU) 17.45; TelAviv On<br />
Fire (OmU) 19.30; Vox Lux (OF) 21.15; Kinobar im<br />
Sputnik Berlin Bouncer 21.30<br />
Yorck (& 78 91 32 40)Leidund Herrlichkeit 15.00,<br />
17.40, 20.20; New Cleo 15.50; Der unverhoffte<br />
Charme des Geldes 18.00, 20.40<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (& 538 9590) Fast &Furious:<br />
Hobbs &Shaw 14.30, 17.15, 20.15; Der König<br />
der Löwen 14.45, 17.00, 19.45; Pets II 15.00; Die<br />
drei !!! 15.00; Benjamin Blümchen 15.30; Yesterday<br />
17.30; Fisherman‘s Friends –Vom Kutter indie<br />
Charts 17.30, 20.00; Cleo 17.45; Berlin, ILoveYou<br />
20.00; Spider-Man: Far From Home 20.15<br />
Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Yesterday<br />
13.00, 22.30; Ein ganz gewöhnlicher Held 13.00;<br />
Benjamin Blümchen 13.30, 15.45; 3D: Spider-<br />
Man: Far From Home 15.30; Fisherman‘s Friends<br />
–Vom Kutter indie Charts 15.30, 18.00; Und wer<br />
nimmt den Hund? 18.00, 20.30; Leid und Herrlichkeit<br />
18.00; Pulp Fiction /Inglourious Basterds<br />
20.15<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt amEastgate (& 93 03 02 60) Fast<br />
&Furious: Hobbs &Shaw 14.00, 17.15, 19.45,<br />
20.30, 23.00; Der König der Löwen 14.00, 16.55,<br />
20.15, 23.00; Spider-Man: Far From Home 14.10,<br />
17.10; Men in Black: 14.10; Pets II 14.15, 17.15;<br />
3D: Der König der Löwen 14.30, 17.15, 20.00;<br />
Benjamin Blümchen 14.30, 17.00; Die drei !!!<br />
14.45, 17.15; BTS: Bring the Soul –The Movie<br />
(OmU) 17.30; 3D: Spider-Man: Far From Home<br />
19.45,22.45;Anna 19.50;Yesterday 20.00;Annabelle<br />
III 20.15,23.00; John Wick: Kapitel III 22.50;<br />
X-Men: Dark Phoenix 23.00<br />
MITTE<br />
Acud (& 44 35 94 98) Urfin: Der Zauberer von Oz<br />
17.00; All My Loving –Eine Geschichte von drei<br />
Geschwistern (OmenglU) 18.30; Cleo (OmenglU)<br />
20.45; KleineGermanen (OmenglU) 18.00; Liebesfilm<br />
(OmenglU) 19.45; Eine moralische Entscheidung<br />
21.30<br />
Babylon (& 242 59 69) Ennio Morricone: The Untouchables<br />
–Die Unbestechlichen (OmU) 17.00;<br />
60‘s France: Die Verachtung –Le mepris (OmenglU)<br />
17.30; 60‘s France: Letztes Jahr in Marienbad<br />
–L‘annee derniere aMarienbad (OmenglU) 17.30;<br />
Ennio Morricone: Zwei glorreiche Halunken –Ilbuono,<br />
il brutto, ilcattivo (OmU) 19.15; 60‘s France:<br />
Geraubte Küsse –Baisers voles (OmenglU) 19.30;<br />
60‘sFrance: Julesund Jim –Jules et Jim (OmenglU)<br />
19.30; 60‘s France: Zwei oder drei Dinge, die ich<br />
von ihr weiß –2ou 3choses, que je sais d‘elle<br />
(OmenglU) 21.15; 60‘s France: Belle de jour –<br />
Schöne des Tages (OmenglU) 21.30; Ennio Morricone:<br />
Salo: Die 120 Tage von Sodom –Salo ole<br />
120 giornate di Sodoma (OmenglU) 22.30<br />
Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73)<br />
Yesterday (OmU) 13.00, 15.15, 17.30, 20.00;<br />
Fisherman‘s Friends – Vom Kutter in die Charts<br />
(OmU) 22.30; Fisherman‘s Friends (OmU) 11.15,<br />
17.15, 19.45; Alfons Zitterbacke 13.30; Pets II<br />
15.30; Rocketman (OmU) 22.15<br />
CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) 3D: Pets<br />
II 11.00; Fast &Furious: Hobbs &Shaw 11.00,<br />
13.40, 16.50, 20.15, 23.00; Der König der Löwen<br />
11.10, 13.15, 16.10, 19.10, 22.00; Benjamin<br />
Blümchen 11.15, 14.15, 15.50; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 11.20; Pets II 11.30, 13.40,<br />
17.40, 20.00; 3D: Aladdin 11.40; 3D: Der König<br />
der Löwen 12.00, 14.00, 15.00, 17.00, 17.50,<br />
19.50, 23.15; Drei Schritte zu Dir 12.15; Aladdin<br />
13.50; Spider-Man 14.40, 16.45, 19.45, 22.30;<br />
Die drei !!! 15.00, 17.30; Yesterday 16.40, 19.30;<br />
Abikalypse 18.15; BTS (OmU) 20.00; Annabelle<br />
III 20.40, 22.50; 3D: Avengers 20.45; Killerman<br />
22.20; Child‘s Play 22.40<br />
Hackesche Höfe (& 283 46 03) Berlin Babylon<br />
(Omdt+englU) 15.00; Unsere große kleine<br />
Farm (OmU) 17.15; Ausgeflogen (OmU) 19.15;<br />
BlacKkKlansman (OmU) 21.15; Es gilt das gesprochene<br />
Wort (OmU) 14.15, 19.00; Tel Aviv On Fire<br />
(OmU) 16.45, 21.30; Das melancholische Mädchen<br />
(OmenglU) 14.15; Der unverhoffte Charme<br />
des Geldes (OmU) 16.15, 19.00; Leid und Herrlichkeit<br />
(OmU) 21.45; The Dead Don‘t Die (OmU)<br />
14.45,21.30; Sowie du mich willst (OmU) 17.00,<br />
19.15; Burning (OmU) 14.30; Leid und Herrlichkeit<br />
(OmU) 17.30, 20.00; Das melancholische Mädchen<br />
(OmenglU) 22.30<br />
International (& 24 75 60 11) Leid und Herrlichkeit<br />
14.30, 17.00, 19.30; Tarantino Retro:Reservoir<br />
Dogs –Wilde Hunde (OmU) 22.00<br />
Zeughauskino (& 20 30 47 70) Ekstase –Symphonie<br />
der Liebe (OF) 19.00; Ball im Savoy 21.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />
Spider-Man: Far From Home 14.00, 17.00, 19.45;<br />
3D: Der König der Löwen 14.00, 17.00, 20.00,<br />
22.30; Fast & Furious: Hobbs & Shaw 14.10,<br />
16.00, 16.55, 19.30, 22.45; Die drei !!! 14.25;<br />
Der König der Löwen 14.25, 16.00, 19.30, 22.30;<br />
Pets II 14.30, 17.20; Benjamin Blümchen 14.30;<br />
Killerman 16.55, 20.10, 22.55; Aladdin 17.00;<br />
Drei Schritte zu Dir 17.15; BTS (OmU) 19.30; Fast<br />
&Furious: Hobbs &Shaw (OF) 19.45, 22.55; Der<br />
König der Löwen –The Lion King (OF) 20.00; Annabelle<br />
III 20.00, 23.00; Abikalypse 22.45; John<br />
Wick: Kapitel III 22.50;Anna 22.55<br />
IL KINO (& 91 70 29 19) So wie du mich willst<br />
–Celle que vous croyez (OmU) 10.00, 19.40; Leid<br />
und Herrlichkeit – Dolor y gloria (OmU) 12.00,<br />
16.00, 21.30; Unsere große kleine Farm –The<br />
Biggest Little Farm (OmU) 14.10; Apollo 11(OmU)<br />
18.00,23.30<br />
Neues Off (& 62 70 95 50) Leid und Herrlichkeit –<br />
Dolor ygloria (OmU) 17.00, 19.30, 22.00<br />
Passage (& 68 23 70 18) Leid und Herrlichkeit<br />
18.00, 20.40; Yesterday (OmU) 16.30, 19.00; The<br />
Dead Don‘t Die (OmU) 21.30<br />
Rollberg (& 62 70 46 45) Leid und Herrlichkeit –<br />
Dolor ygloria (OmenglU) 17.30,20.00, 22.30; Der<br />
Königder Löwen –The Lion King (OF) 17.40,20.20;<br />
Burning –Beoning (OmenglU) 17.40; Apocalypse<br />
Now –Final Cut (OmU) 20.40; Photograph –Ein<br />
Foto verändert ihr Leben für immer (OmU) 16.30,<br />
19.00, 21.40; So wie dumich willst –Celle que<br />
vous croyez (OmU) 17.00, 19.15; Der unverhoffte<br />
Charme des Geldes –Lachute de l‘empire americain<br />
(OmU) 21.30<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34) Der<br />
König der Löwen 14.00, 16.50, 20.20, 22.45; Pets<br />
II 14.10, 17.40; Fast &Furious: Hobbs &Shaw<br />
14.20, 16.30, 19.40, 20.30, 23.00; 3D: Der König<br />
der Löwen 14.30, 17.30; Benjamin Blümchen<br />
14.45, 17.20; Die drei !!! 14.50; BTS: Bring the<br />
Soul –The Movie (OmU) 17.30; Spider-Man: Far<br />
From Home 19.35; Yesterday 19.55; Annabelle III<br />
20.10, 22.40; 3D: Spider-Man: Far From Home<br />
22.40<br />
Wolf (& 921 039333) Mo &Friese unterwegs<br />
16.00; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria (OmU)<br />
16.20, 21.00; Laflor (OmenglU) 17.00; Das melancholische<br />
Mädchen (OmenglU) 19.00, 23.20;<br />
The Dead Don‘t Die (OmU) 21.10; Messer imHerz<br />
–Uncouteau dans le coeur (OmU) 23.20<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) Und wer<br />
nimmt denHund? 15.30,17.45, 20.00; Die drei!!!<br />
15.50; Leid und Herrlichkeit 18.00,20.30<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Leid und<br />
Herrlichkeit 15.30, 20.30; Leid und Herrlichkeit –<br />
Dolor ygloria (OmU) 18.00; Und wer nimmt den<br />
Hund? 15.30, 17.45, 20.00; Der König der Löwen<br />
14.40, 17.20, 20.00; Pets II 14.00; Die drei !!!<br />
16.00; Esgilt das gesprochene Wort 18.15; Der<br />
unverhoffte Charme des Geldes 20.45; Benjamin<br />
Blümchen 14.15; Cleo 16.15; Fisherman‘s Friends<br />
–Vom Kutter indie Charts 18.30; Yesterday (OmU)<br />
21.00
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 23<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
n<br />
e<br />
n nicht<br />
Galerie<br />
iese aus<br />
alerin<br />
„Drei rote Akzente“, 1993, Collage und Öl auf Papier<br />
MEIN BILD DER WOCHE<br />
Die Malerin: Louise Rösler,geboren<br />
1907 in Berlin, gestorben 1993 in Hamburg,hatte<br />
1925 bis 1927 an der Hochschule<br />
für bildende Künste Berlin bei Karl<br />
Hofer studiertund von1928 bis 1930 an<br />
der Académie de l’ArtModerne Paris bei<br />
Fernand Léger.Inder NS-Zeit zählte sie zu<br />
den „Entarteten“ und Verfemten. Ihre<br />
beste Zeit begann in den Nachkriegsjahren<br />
und bis ins Alter malte sie voller<br />
Spannkraft, Frische und abstrahierender<br />
Experimentierlust.<br />
Die Ausstellung: Galerie Parterre, DanzigerStr.101,<br />
Haus 103. Bis 15. September,Mi–So<br />
13–21/Do bis 22 Uhr.<br />
Tel.: 902 95 38 21.<br />
www.galerieparterre.de<br />
GALERIE PARTERRE MUSEUM ATELIERHAUS RÖSLER-KRÖHNKE<br />
misster Mann würde doch noch wiederkommen.<br />
Die heftigen Splitterformen<br />
und die optimistischen<br />
Schwünge von damals ziehen sich<br />
bis ins Spätwerk. Siewar 41 Jahrealt,<br />
als sie Freunden aus dem hessischen<br />
Königstein schrieb, nun könne sie<br />
endlich wieder ans Malen denken.<br />
Röslers typische prismatische<br />
Bildstruktur kennzeichnet die Arbeiten<br />
der 50er-Jahre. Dasgilt nicht nur<br />
für die viel später in großer Fülle entstandenen<br />
Collagen, für die sogar<br />
amerikanische Bonbonpapiere häufig<br />
Verwendung fanden. Solche Ingredienzien<br />
entdeckt man übrigens<br />
auch in Nachkriegs-Collagen zweier<br />
berühmter <strong>Berliner</strong> Kolleginnen, bei<br />
der Malerin Jeanne Mammen und<br />
der Dadaistin Hannah Höch.<br />
Fröhlich, aber auch ein wenig surreal<br />
geht es zu auf Röslers fast matissehaftem<br />
Wäscheleinen-Bild (Abb.<br />
links oben). Die ganze Szene ist von<br />
einer vibrierenden Unruhe und vergibt<br />
zugleich durch die Farbwahl<br />
eine Harmonie,die kein Abbild mehr<br />
braucht, nur doch das Sinnbild dieses<br />
alltäglich-friedlichen Zustands.<br />
Aber im Untergrund steckt dennoch<br />
eine nervöse,auch surreale Dynamik.<br />
So ein unaussprechliches<br />
Grundgefühl, das nach dem Krieg<br />
die Bilder vieler anderer Maler ihrer<br />
Generation durchzieht. In späteren<br />
Jahren entspannt sich der Bildbau.<br />
Skizzenhaftes kommt ins Spiel,<br />
aber der energische Rhythmus der<br />
Linien, Bögen, Splitter, der Kreise<br />
und Kringel bleibt. Öfter fügte Louise<br />
Rösler Fundstücke ein in ihreBilder:<br />
Spruchbänder,einzelne großeBuchstaben,<br />
geometrisch und formlose<br />
Papierfetzen. Diese Arbeiten gleichen<br />
oft farbstrahlenden kleinen Reliefs.<br />
Sie verarbeitete so die Welt der<br />
Großstadt, die, nach dem Bau der<br />
<strong>Berliner</strong> Mauer, eine Inselstadt im<br />
Kalten Krieg war.Man spürtund hört<br />
ihn förmlich, den Trubel und Lärm<br />
der Straße. Rösler experimentierte<br />
mit ihrem Formenvokabular, entwarf<br />
fantastische Landschaften aus<br />
geometrischen und biomorphen<br />
Formen für große Wandteppiche.<br />
Ihr Nachlass befindet sich heute<br />
im Museum Atelierhaus Rösler-<br />
Kröhnke im Ostseebad Kühlungsborn;<br />
der Freundes-und Förderverein<br />
hat seinen Sitz in Bremen. Und<br />
nun ist ihr Werk auf Zeit zurückgekehrtnach<br />
Berlin. Endlich mal.<br />
Lesung<br />
Lesen<br />
tut<br />
gut<br />
Valerian Arsène Verny war<br />
ein literarisches Talent, der<br />
schon in früher Jugend seine<br />
Erfüllung darin gesehen hat,<br />
zu schreiben. Ein tragischer<br />
Unfall setzte seinem Leben jedoch<br />
ein jähes Ende. ImJahr<br />
2014 starb er im Alter von gerade<br />
einmal 20 Jahren. Ein<br />
kleines Buch ist von ihm dennoch<br />
erhältlich. Valerian<br />
Arsène Verny erzählt darin die<br />
Geschichte der Familie Mendelssohn.<br />
Seine Eltern haben<br />
nach seinem Toddie Valerian-<br />
Stiftung ins Leben gerufen, die<br />
Kinder und Jugendliche an die<br />
Literatur heranführen will.<br />
Nun ist die Stiftung aber in finanzielle<br />
Bedrängnis geraten,<br />
weshalb prominente Künstler,<br />
darunter Sven Regener, Horst<br />
Eversund der Karikaturist und<br />
Performer Filzueiner Benefiz-<br />
Lesung zur Rettung der Valerian-Stiftung<br />
einladen. Moderiert<br />
wir die Lesung von Sven<br />
Oswald undDaniel Finger.<br />
HarryNutt<br />
Atze-Musiktheater 19 Uhr, Luxemburger<br />
Straße20, T.:81799188<br />
GarnTheater (& 78 95 13 46)<br />
20.00: Hundeherz, EckartFreund<br />
kallasch& – Moabiter Barprojekt (Unionstr. 2)<br />
18.45: Eagel Slam –PoetrySlam Moabit, Poetry<br />
Slam mit Improrunde<br />
Literarisches Colloquium Berlin (& 816 99 60)<br />
19.30: Grenzgänger-Abend, Karen Köhler, Ivan Markovic,<br />
Lesung,Filmvorführung und Gespräch<br />
FÜHRUNG<br />
BerlinSicht (& /3 05 57 96)<br />
10.00: ÜberraschendesinDahlem, Ulrich Thom, Treff:<br />
U3,Haupteingang Dahlem-Dorf<br />
Dalí Berlin (& 07 00 32 54 23)<br />
11.00, 12.30, 14.00, 15.30, 17.00, 18.30: Dalí –<br />
Die Ausstellung am Potsdamer Platz, Treff: Im Museum<br />
EckeBlumenstr./Andreasstr. (Andreasstr.48)<br />
18.00: Stadtspaziergang: Wohnen und Mietkämpfe in<br />
Friedrichshain-Kreuzberg,Stefan Zollhauser,Öffentlicher<br />
Stadtspaziergang mit Stefan Zollhauser.Anm. erf.<br />
Frauentouren (& 626 16 51)<br />
16.00: 300 JahreFrauen- und Emanzipationsgeschichte.<br />
Eine politisch-historisch-musikalische<br />
Tour,Iris Wachsmuth &Maria Christina, Treff: am<br />
Reichstag<br />
Gemäldegalerie (& 266 42 42 42)<br />
11.00: Kunstlektionen: Die fünf Sinne,Treff: Information<br />
Hamburger Bahnhof /Museum für Gegenwart<br />
Berlin (& 39 78 34 11) 12.00, 16.00: Zeitgenossenschaft,<br />
Treff: Information<br />
Jüdisches Museum (& 25 99 33 00)<br />
14.00: Jüdisches MuseumBerlin in 90 Minuten (in<br />
englischer Sprache), Öffentliche Führung<br />
me Collectors Room Berlin (Auguststr.68)<br />
12.00: Forschen,Entdecken, Verstehen –Die Wunderkammer<br />
Olbricht, Treff: Counter im me Collectors<br />
Room Berlin<br />
Nichtraucherbund Berlin (& 204 45 83)<br />
10.00: Rundwanderung Ketzin –Paretz –Ketzin,<br />
Rosemarie Suhrau, Tel. 5528 3462, Treff: Hbf.<br />
Potsdam (Ausgang Süd (Bus- und Tram-HSt.) an der<br />
Information der Verkehrsbetriebe<br />
Nollendorfplatz<br />
14.00: Anita Berber Tour:Szenische Stadtführung<br />
rund um den Nollendorfplatz!, Nicola Kothlow. Anm.<br />
erf.<br />
Staatsbibliothek Kulturforum (& 266 -0)<br />
15.00: Besichtigungsführung: Aufgaben, Geschichte<br />
und Architektur,Treff: Eingangshalle/I-PunktimFoyer<br />
KONZERT<br />
b-flat (& 283 31 23)<br />
21.30: ZWEI3<br />
Badenscher Hof Jazzclub (& 861 00 80)<br />
21.00: Pina Lopez’ Havanna Soul, Pina’sBirthday<br />
Party<br />
Bi Nuu (& 69 56 68 40)<br />
20.00: Voivod<br />
Donau115 (Donaustr.115)<br />
20.30: Vamp Muzik Vol. 2feat.Arletis<br />
Freilichtbühne an der Zitadelle (& 333 40 22)<br />
20.00: Brad Hering,Die Golden Glitter Band, Die<br />
große deutsche Schlagerparade der 70er<br />
Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche (& 218 50 23)<br />
20.00: Ulrich Eckhardt (Orgel), Ria Ideta (Marimba),<br />
Ohad Ben-Ari (Klavier), Nie wieder Hiroshima –nie<br />
wieder Nagasaki<br />
Maze (& 55 51 84 54)<br />
19.00: Luvre 47<br />
Nikodemus-Kirche (& 624 25 54)<br />
20.00: IPizzicati Berlin<br />
Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />
21.30: Orania.Jazz: Ernst Bier Quartett<br />
Quasimodo (& 318 04 56 70)<br />
22.30: Funk Delicious<br />
Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />
19.00: Port Royal +Operation Offbeat<br />
Silent Green Kulturquartier (& 46 06 73 24)<br />
19.30 Kuppelhalle: FemaletoEmpower: Monika<br />
Werkstatt livemit Gudrun Gut, Barbara Morgenstern,<br />
Pilocka Krach u. a.<br />
SO36 (& 61 40 13 06)<br />
20.00: Good Riddance, Useless ID<br />
Wild At Heart (& 611 70 10)<br />
22.00: Egyptian GayLovers +Hell Nation Army +<br />
Poison Heart, Heavy Medication Labelfest<br />
Yorckschlösschen (& 215 80 70)<br />
21.00: Lars Voges<br />
Zimmer 16 (& 48 09 68 00)<br />
21.00: Achim Thoms und seineOrgel<br />
CLUB<br />
About:Blank (Markgrafendamm 24c)<br />
23.59: Deep Fried 47, Fred P, InigoKennedy, Jenifa<br />
Mayanja, LadyBlacktronika,RyanJames Ford, Sven<br />
Weisemann, Wittes +moretba<br />
Badehaus (& 95 59 27 76)<br />
23.00: Hits don’tlie –00s HitsParty +KaraokeFloor<br />
Berghain (Am Wriezener Bahnhof)<br />
23.59: Ostgut TonNacht, Shed (live), Afrodeutsche,<br />
Mark, Martyn<br />
Birgit &Bier (& 01 52 33 92 09)<br />
23.00 4Floors +Garten: Birgits Sternentanz, Lexer,<br />
Bonjour Ben, Modular Project, ALXJ,Jauche, Bombata<br />
&The Fox,Intaktogene, Crazy Sonic, Alex Gallus,<br />
Maybe Its N’Ice<br />
Cassiopeia (& 47 38 59 49)<br />
23.00: Time 4someAction, Hands On, Dj Suro,<br />
Martin McFly,The Famous Slim Jim<br />
Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />
21.00: Schwoof, Clärchen &Freunde<br />
Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />
20.00: Discophrenia, Bærnd Anders, Neu Verboten,<br />
Nathan Dawidowicz<br />
Duncker (& 445 95 09)<br />
22.00: Time Machine,Luidor<br />
Gretchen (& 25 92 27 02)<br />
23.30: Cool Whip feat. Dogg Master(live), Marc<br />
Hype, The Brides<br />
Insomnia (Alt-Tempelhof 17-19)<br />
22.00: Swing Time –Der sündigeTanzpalast,Manu<br />
Tanzratte &Johnny, Jenny&The Lovers (live)<br />
Junction Bar (& 694 66 02)<br />
22.00: DJaneB.B.<br />
Kulturbrauerei/Alte Kantine (& 44 31 50)<br />
23.00: Kantine Deluxe<br />
Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />
21.00 3Floors: Fisch sucht Fahrrad<br />
Kulturbrauerei/Soda (& 44 31 51 55)<br />
23.00: LadiesNight, Track, R’n’P,MixMasta Pumi, Bat,<br />
Miss IRiE, Chris B, Punyesh, C-Roc, Jordan, Sascha<br />
Lindner,PaulWolf<br />
Matrix (& 293 69 9- 90)<br />
22.00: Generation Wild, Crazy Cutz &MCCaramel,<br />
Crease, Saqo, El Puma<br />
Maze (& 55 51 84 54)<br />
20.00: Dreikantholz, Wounder,ELCA, Opitz, Acvidacid,<br />
Jam<br />
Mokum (Danziger Str.56)<br />
22.30: DJ Chris Zep<br />
Solar Berlin (& 016 37 65 27 00)<br />
18.00: Berlin Legends present Valis, Valis<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
21.00: DJ Ilo Pan<br />
Suicide Circus (Revaler Str.99)<br />
23.59: Housemeister &Friends Open Air,T.Raumschmiere<br />
&Housemeister, VCO<br />
Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />
23.59: Tresor.Klubnacht, Radial, Gaja, Paàl, Hurtado<br />
WaterGate (& 61 28 03 94)<br />
23.55: TryLand, Matador (live), The ReasonY,Agent,<br />
Empro, VomFeisten b2b Martin Ka, ALXJ<br />
BALLROOM<br />
Tanzpavillon im Monbijoupark (Monbijoustr.3)<br />
20.00: Swing,Evan&friends<br />
KINO<br />
Kino inder Kulturbrauerei (& 04 51/703 0200)<br />
Der König der Löwen 14.00, 17.00, 19.45, 22.30;<br />
Fisherman‘s Friends – Vom Kutter in die Charts<br />
14.10, 19.20; Berlin,ILove You14.10, 19.40; Benjamin<br />
Blümchen 14.15, 16.40; Die drei !!! 14.20;<br />
Und wer nimmt den Hund? 14.30, 19.00; Der König<br />
der Löwen –The Lion King (OmU) 14.30, 16.45,<br />
20.00,22.40; Pets II 14.40, 16.40;Der unverhoffte<br />
Charme des Geldes 16.50, 21.15; Cleo 16.50; Ein<br />
Becken voller Männer 17.00; Leid und Herrlichkeit<br />
17.15, 20.10; So wie dumich willst 19.00; Yesterday<br />
19.40; Esgilt das gesprochene Wort 21.30;<br />
Spider-Man: Far From Home 21.45; Yesterday<br />
(OmU) 22.10; The Dead Don‘t Die (OmU) 22.15;<br />
Leid und Herrlichkeit (OmU) 22.40<br />
Krokodil (& 44 04 92 98) Die Grube (OmU; m.<br />
Gästen) 19.00; Acid –Kislota (OmU) 21.00<br />
UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00) Fast<br />
&Furious: Hobbs &Shaw 14.15, 16.50, 19.55,<br />
22.40; Der König der Löwen 14.15, 17.05, 19.35;<br />
3D: Der König der Löwen 14.20, 17.10, 19.55,<br />
22.45;Aladdin 14.20; Spider-Man: Far From Home<br />
14.25, 17.00; Abikalypse 14.25; Pets II 14.30,<br />
17.25; Benjamin Blümchen 14.35, 16.50; Die drei<br />
!!! 14.55, 17.25; Yesterday 17.10, 19.50; Berlin, I<br />
Love You 17.20, 19.55; BTS: Bring the Soul –The<br />
Movie (OmU) 17.30; 3D: Men in Black: 19.45; 3D:<br />
Spider-Man:Far From Home 19.50, 22.35; Ein ganz<br />
gewöhnlicher Held 19.50; Anna 19.55; 25 km/h<br />
20.05; Child‘s Play 22.30; Men in Black: 22.35;<br />
John Wick: Kapitel III 22.35; Annabelle III 22.40;<br />
Sneak Preview 22.45<br />
Zeiss-Großplanetarium (& 42 18 45 12) Gaza<br />
Surf Club (OmU) 21.00<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (& 04 51/703 0200) Der König<br />
der Löwen 13.30, 16.30, 19.30, 22.40; Yesterday<br />
13.45, 19.40; Fast &Furious: Hobbs &Shaw<br />
14.00, 16.30, 19.50, 22.30; 3D: Der König der<br />
Löwen 14.10, 14.45, 17.10, 17.40, 20.10, 23.05;<br />
Benjamin Blümchen 14.10, 16.45; Die drei !!!<br />
14.20,16.50; Made in China 14.40; Pets II 15.00,<br />
17.20, 20.30; Abikalypse 17.00; 3D: Spider-Man:<br />
Far From Home 17.20, 19.30, 22.40; Drei Schritte<br />
zu Dir 19.20; BTS: Bring the Soul –The Movie<br />
20.00; Annabelle III 20.20, 23.10; 3D: Avengers:<br />
Endgame 22.10; John Wick: Kapitel III 22.50; Anna<br />
22.50; Child‘s Play 23.15<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 3004)<br />
Aladdin 14.45, 17.40; Made in China 20.30<br />
Cosima (& 85 07 5802)Der Klavierspieler vom<br />
Gare duNord 18.00; Cleo 20.15<br />
Odeon (& 78 70 40 19)Fisherman‘s Friends –Vom<br />
Kutter in die Charts (OmU) 17.50, 20.30<br />
Xenon (& 78 00 15 30) So wie dumich willst<br />
18.00; So wie du mich willst–Celle que vous croyez<br />
(OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) Pets<br />
II 10.00, 11.55, 15.30; Fast &Furious: Hobbs &<br />
Shaw 10.00, 12.45, 16.00, 19.30, 22.50, 23.00;<br />
Die drei !!! 10.00, 12.10; Der König der Löwen<br />
10.00, 13.15, 14.00, 16.30, 20.00, 22.45; Benjamin<br />
Blümchen 10.00, 13.10, 14.35, 17.40; Spider-Man<br />
16.55, 20.00; 3D: Der König der Löwen<br />
17.00, 20.00; BTS: Bring the Soul (OmU) 19.30;<br />
John Wick III 23.00; Annabelle III 23.10<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 6081) Geheimnis<br />
eines Lebens 15.45;Yesterday18.00; Cleo<br />
20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (& 01 80/505 07 11) Fisherman‘s Friends<br />
14.30, 17.15, 20.00, 22.40<br />
Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />
Pets II 10.00, 12.25, 14.55, 17.20; Kleiner Aladin<br />
10.00, 12.00; Fast &Furious: Hobbs &Shaw<br />
10.00, 13.00, 14.05, 16.15, 19.50, 22.45; Die<br />
drei !!! 10.00, 12.25, 14.55; Der König der Löwen<br />
10.00, 14.00, 17.00, 20.00, 23.00; Benjamin<br />
Blümchen 10.00, 12.25, 14.50, 17.20; 3D:<br />
Der König der Löwen 10.30, 13.30, 16.30, 19.45;<br />
Spider-Man: Far From Home 16.35, 19.45; Leberkäsjunkie<br />
17.25, 19.30, 22.00; BTS: Bring theSoul<br />
(OmU) 19.30; Und wer nimmt den Hund? 20.00,<br />
22.30;Annabelle III 22.45; Anna 22.45; John Wick<br />
III 23.00<br />
Thalia Movie Magic (& 774 34 40)Fast&Furious:<br />
Hobbs &Shaw 15.15, 17.45, 20.30; Der König der<br />
Löwen 15.15, 18.00, 20.30; Pets II 15.45; Benjamin<br />
Blümchen 15.45; Die drei !!! 18.00; Berlin,<br />
I Love You 18.00; Yesterday 20.30; Spider-Man<br />
20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (& 26 95 51 00)Andrej Tarkowskij: Andrej<br />
Rubljow (OmU) 20.00; Magical History Tour: Die<br />
Reifeprüfung –The Graduate (OmU) 19.30<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 806969)<br />
TKKG –Jede Legende hat ihren Anfang 12.30; Die<br />
drei !!! 12.30, 13.40, 17.15; Der König der Löwen<br />
12.30, 14.00, 16.00, 19.10, 22.20; Aladdin<br />
12.30, 19.00;<br />
3D: Spider-Man: Far From Home 12.50, 16.30,<br />
19.30, 22.50; Benjamin Blümchen 12.50, 13.30,<br />
16.10; Pets II 13.00, 15.40, 16.50; Fast &Furious:<br />
Hobbs&Shaw13.00, 15.30,17.00, 19.00, 19.30,<br />
20.30, 22.30; Leid und Herrlichkeit 13.10, 16.50,<br />
20.00; 3D: Der König der Löwen 13.10, 15.10,<br />
16.10, 18.10, 20.10, 21.15, 22.50; Traumfabrik<br />
13.15; Yesterday 13.40, 16.30, 20.00; Drei Schritte<br />
zu Dir 13.40, 19.50; 3D: Pets II 13.50, 18.10;<br />
Spider-Man: Far From Home 14.00, 16.30, 20.50,<br />
22.20; Kroos 14.00; Avengers: Endgame 16.00,<br />
20.20; Made in China 16.30; Berlin, ILove You<br />
16.40, 19.50, 22.50; Annabelle III 17.00, 20.30,<br />
23.00; Rocketman 17.20; Anna 19.10, 22.30;<br />
Der Fall Collini 19.30; John Wick: Kapitel III 19.40,<br />
22.50; Killerman 20.40, 22.40; Men in Black:<br />
23.00; Child‘s Play 23.00<br />
CineStar imSony Center (& 04 51/703 02 00)<br />
Yesterday (OF) 13.30, 16.20, 19.10; Aladdin (OF)<br />
13.30, 16.40; 3D: Der König der Löwen –The Lion<br />
King (OF) 13.35, 17.15,19.00, 23.15; Pets II –The<br />
Secret Life of Pets 2(OF) 13.45, 17.00; Fast &<br />
Furious: Hobbs &Shaw (OF) 13.45, 17.00, 20.10,<br />
22.20; Der König der Löwen –The Lion King (OF)<br />
13.45, 16.00, 16.45, 20.15, 23.10; Spider-Man:<br />
Far From Home (OF) 13.50; Men in Black: (OF)<br />
14.20, 22.40; 3D: Spider-Man: Far From Home<br />
(OF) 16.40, 20.00, 23.10; Berlin, ILove You (OF)<br />
19.30; Rocketman (OF) 19.50; BTS: Bring the Soul<br />
–The Movie (OmenglU) 20.00; Avengers: Endgame<br />
(OF) 22.05; John Wick: Kapitel III –John Wick:<br />
Chapter 3–Parabellum (OF) 22.30; Annabelle III<br />
(OF) 22.50<br />
CineStar IMAX (& 04 51/703 02 00) 3D: Pandas<br />
11.30; Fast &Furious: Hobbs &Shaw 12.50;<br />
Fast &Furious: Hobbs &Shaw (OF) 16.00, 19.20,<br />
22.40<br />
Filmrauschpalast (& 394 43 44) Acid –Kislota<br />
(OmU) 20.00<br />
TREPTOW<br />
Astra (& 636 16 50) Fast &Furious: Hobbs &<br />
Shaw 14.00, 17.00, 19.00, 20.15, 22.00; Der König<br />
der Löwen 14.00, 16.30, 19.00, 22.00; Benjamin<br />
Blümchen 14.00, 16.00;Pets II 14.30;3D: Der<br />
König der Löwen 15.00, 17.30, 20.00, 22.30; Die<br />
drei !!! 16.30; Spider-Man: Far From Home 18.00;<br />
Yesterday 20.30<br />
Casablanca (& 677 5752) Bohemian Rhapsody<br />
15.45; Yesterday 18.15; OBeautiful Night 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 0200)<br />
Fast & Furious: Hobbs & Shaw 13.50, 16.45,<br />
20.00, 22.50; 3D: Der König der Löwen 13.50,<br />
16.45, 20.10, 23.00; Spider-Man: Far From Home<br />
14.00, 16.45, 22.40; Pets II 14.00, 16.30; Die<br />
drei !!! 14.10,17.00; Der König der Löwen 14.10,<br />
14.40, 17.00, 17.30, 19.40, 22.30; Benjamin<br />
Blümchen 14.15, 17.10; Abikalypse 14.40; 3D:<br />
Aladdin 17.05, 19.15; Annabelle III 19.30, 23.05;<br />
3D: Spider-Man: Far From Home 19.45; BTS: Bring<br />
the Soul –The Movie (OmU) 20.00; Anna 20.15;<br />
Child‘s Play 20.20; 3D: Avengers: Endgame 22.05;<br />
3D: Godzilla 2–King of the Monsters 22.40; 3D:<br />
Men in Black: 22.45; John Wick: Kapitel III 22.55<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) Der König<br />
der Löwen 14.00, 16.00, 19.45, 22.40; Fast<br />
&Furious: Hobbs &Shaw 14.10, 16.00, 17.15,<br />
19.30, 22.45; 3D: Der König der Löwen 14.10,<br />
17.00, 20.00; Benjamin Blümchen 14.40; Pets II<br />
14.45, 17.20; Spider-Man 16.50; Und wer nimmt<br />
den Hund? 17.10, 19.45; BTS: Bring the Soul –<br />
The Movie (OmU) 19.30; Der König der Löwen (OF)<br />
19.45; Killerman 20.20, 23.00; Spider-Man: Far<br />
From Home (OF) 22.20; Fast &Furious: Hobbs &<br />
Shaw (OF) 22.40; Annabelle III 22.45<br />
CityKinoWedding (& 01 77/2701976) Yoga:Die<br />
Kraft des Lebens 19.00; Burning 21.00<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (& 471 40 01) Paule und Julia<br />
18.00; Laflor (OmU) 19.30<br />
Toni &Tonino Tonino (& 92 79 12 00) Benjamin<br />
Blümchen 11.45, 14.00; Pets II 16.15;Fisherman‘s<br />
Friends –Vom Kutter indie Charts 18.15, 20.45;<br />
Der König der Löwen 10.15, 12.45, 15.15, 17.45,<br />
20.15<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Erde 15.30;<br />
Der unverhoffte Charme des Geldes –Lachute de<br />
l‘empire americain (OmU) 18.00; So wie du mich<br />
willst –Celle que vous croyez (OmU) 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Fisherman‘s<br />
Friends –Vom Kutter in die Charts 15.15, 20.30;<br />
Geheimnis eines Lebens 17.45; Yesterday 17.45<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (& 811 4678) Urfin: Der Zauberer von Oz<br />
16.00; Stan &Ollie (OmU) 18.00; Once Again –<br />
Eine Liebe in Mumbai (OmU) 20.30<br />
Capitol (& 831 64 17) Leid und Herrlichkeit<br />
15.30, 20.30; Und wer nimmt den Hund? 18.15<br />
FREILUFTKINOS<br />
B-ware! Open Air FMP1 (& 63 41 31 15) Bad<br />
Times atthe El Royale (OmU) 21.00<br />
FreilichtbühneWeißensee (& 24 72 78 01)Alita:<br />
Battle Angel 21.15<br />
Freiluftkino Friedrichshagen (& 65 01 31 41)The<br />
Big Lebowski 20.45<br />
Freiluftkino Hasenheide (& 283 46 03)<br />
BlacKkKlansman (OmU) 21.00<br />
Freiluftkino Insel imCassiopeia (& 35 12 24 49)<br />
Blown Away –Music, Miles and Magic 21.00<br />
Freiluftkino Kreuzberg The Big Lebowski (OmU)<br />
21.15<br />
Freiluftkino Rehberge 25km/h 21.00<br />
Open-Air-KinoSchlossparkBiesdorf (& 998 74 81)<br />
The Dead Don‘t Die 20.50<br />
Openair Kino Spandau (& 333 60 81) Der Vorname<br />
21.00<br />
Pompeji –FLK am Ostkreuz (& 01 76/56 70 92 98)<br />
film in sounds cinematic concert: Black Moon –<br />
Black Moon (OmU) 21.00<br />
Radio EINS-Freiluftkino Friedrichshain Rocketman<br />
21.00<br />
Sommerkino Kulturforum am Potsdamer Platz (&<br />
89 37 14 31) Gundermann 21.00<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 8112) A<br />
Man ofIntegrity: Ein integerer Mann –Lerd (OmU)<br />
17.00; Streik –Enguerre (OmU) 19.15; All MyLoving<br />
–EineGeschichte vondrei Geschwistern21.30<br />
Thalia Potsdam (& 03 31/743 7020) Leid und<br />
Herrlichkeit 13.30, 20.45; Der König der Löwen<br />
13.30, 15.45, 20.45; Und wer nimmt den Hund?<br />
13.45, 18.45, 20.45; Die drei !!! 14.45; Cleo<br />
16.00; Benjamin Blümchen 16.00; Unsere große<br />
kleine Farm (teilw.OmU) 16.45; Fisherman‘s<br />
Friends –Vom Kutter indie Charts 18.15,20.45; Es<br />
gilt das gesprochene Wort 18.15; Der unverhoffte<br />
Charme des Geldes 18.15<br />
UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 72 33)<br />
Spider-Man: Far From Home 13.40, 16.50, 19.30;<br />
Fast &Furious: Hobbs &Shaw13.45, 17.00, 19.40,<br />
20.25, 23.00; Der König der Löwen 13.45, 16.45,<br />
19.45, 23.00; Aladdin 13.55; Die drei !!! 14.00,<br />
16.30; 3D: Der König der Löwen 14.10, 17.00,<br />
20.20; Pets II 14.20, 17.10; Benjamin Blümchen<br />
14.20; Yesterday 17.10, 20.10; BTS: Bring the<br />
Soul –The Movie (OmU) 17.30; Avengers: Endgame<br />
19.50;AnnabelleIII 20.10, 23.00; 3D: Spider-Man:<br />
Far From Home 23.00; John Wick: Kapitel III 23.00<br />
Waschhaus Kino Potsdam (& 03 31/271 5626)<br />
Willenbrock (m.Live-Konzert) 20.00<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (& 033 22/279 88 77) Der König<br />
der Löwen 14.15, 17.10; 3D: Der König der Löwen<br />
20.00<br />
CapitolKönigs Wusterhausen (& 033 75/46 97 77)<br />
Traumfabrik 17.15; Made in China 20.00<br />
CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) Fast &Furious:<br />
Hobbs &Shaw 14.20, 16.50, 20.00, 22.40;<br />
Die drei !!! 14.20, 17.00; Abikalypse 14.20; Der<br />
König der Löwen 14.30, 15.00, 17.15, 20.00,<br />
22.45; Benjamin Blümchen 14.30, 16.50; Men<br />
in Black: 14.45, 23.15; 3D: Der König der Löwen<br />
14.45, 17.30, 17.45, 20.20, 23.10; Spider-Man:<br />
Far From Home 14.50, 17.45, 19.40, 22.45; Pets<br />
II 14.50, 17.30, 20.15; 3D: Aladdin 16.50; Drei<br />
Schritte zu Dir 17.30; Avengers: Endgame 19.30;<br />
John Wick: Kapitel III 19.45, 22.50; BTS: Bring the<br />
Soul (OmU) 20.00; Yesterday 20.30; Annabelle III<br />
20.40, 23.15;3D: Godzilla 2–King of the Monsters<br />
22.50; Anna 23.15; Child‘s Play 23.20<br />
Filmpalast Bernau (& 033 38/70 54 54) Der<br />
König der Löwen 15.00, 17.45, 20.30; Benjamin<br />
Blümchen 15.15; Pets II 15.30; Fast &Furious:<br />
Hobbs &Shaw 17.30,20.30;Yesterday 17.45; 3D:<br />
Spider-Man: Far From Home 20.30<br />
Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 4828)<br />
Benjamin Blümchen 14.00, 16.00; Fast &Furious:<br />
Hobbs &Shaw 14.15, 17.15, 20.00, 22.45; Die<br />
drei !!! 14.30,16.30; Der König der Löwen 14.45,<br />
17.00, 19.30, 23.00; 3D: Der König der Löwen<br />
18.00,20.15; Pets II 18.30; Yesterday 20.30; Spider-Man:<br />
FarFromHome22.15; AnnabelleII23.10<br />
Kino-Cafe Dahme (& 03 54 51/343) Der König<br />
der Löwen 17.00, 20.00<br />
Linden-Kino Wusterhausen (& 03 39 79/145 93)<br />
Der König der Löwen 17.00; 3D: Der König der Löwen<br />
19.30<br />
Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Der König<br />
der Löwen 15.00, 17.30, 20.00; Pets II 16.00; Yesterday<br />
18.00; Geheimnis eines Lebens 20.30<br />
Kammerspiele Kleinmachnow (& 03 32 03/84 75 84)<br />
Kleiner Aladin und der Zauberteppich 16.00; Tea<br />
with the Dames: Ein unvergesslicher Nachmittag<br />
18.00; Unsere große kleine Farm 20.15<br />
Union Fürstenwalde (& 033 61/73 6440) Die<br />
drei !!! 16.30; Der Junge muss andie frische Luft<br />
18.15; Yesterday 20.15<br />
Union Kino-Center Luckenwalde (& 03371/40 16 41)<br />
Pets II 15.30; Der König der Löwen 15.30, 17.45,<br />
20.15; Benjamin Blümchen 15.45; Fast &Furious:<br />
Hobbs &Shaw 17.15, 20.00, 22.15; Die drei !!!<br />
17.45; Yesterday 20.00; Brightburn: Son of Darkness<br />
22.45; Annabelle III 22.45
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Netzwerk<br />
STREAMING<br />
Ganz normaler<br />
Wahnsinn für<br />
Schulkinder<br />
VonMarcus Posimski<br />
Die Ferien sind vorbei, die Schule<br />
hat wieder begonnen und damit<br />
auch für viele Kinder und ihreEltern<br />
die Zeit des ganz normalen<br />
Wahnsinns. Aber es geht vielleicht<br />
doch noch etwas dramatischer. Jedenfalls<br />
in gut gemachten Serien.<br />
„Elite“: Diese spanische Serie hat<br />
sich kurz nach Erscheinen zu einer<br />
Kultserie entwickelt. In „Elite“ geht<br />
es um drei Schüler, die aus bürgerlichenVerhältnissen<br />
stammen. Siehaben,<br />
nachdem ihre Schule wegen<br />
Baumängeln eingestürzt war,ein Stipendium<br />
bekommen, und treffen<br />
nun an einer exklusiven Privatschule<br />
auf die Kinder der wohlhabendsten<br />
und einflussreichsten Familien des<br />
Landes. Natürlich kommt es sehr<br />
bald zu einer Katastrophe. Die Serie<br />
ist sehr spannend erzählt, die Jungdarsteller<br />
beeindrucken mit ihrem<br />
schauspielerischem Talent. Und das<br />
Gute: Es dauertnicht mehr lange,bis<br />
endlich die zweite Staffel startet.<br />
Wenn man „Gossip Girl“ nie düster<br />
genug fand, ist „Elite“ die perfekte<br />
Serie.<br />
Die Serie ist auf Netflix, Staffel2,abSeptember<br />
zu sehen.<br />
Lebenslanges Lernen –gar nicht so einfach<br />
für Jeff Winger (Joel McHale). SONY<br />
„Community“: Nicht wirklich Schule,<br />
aber immerhin College. Die Serie<br />
„Community“ hatte bei ihrem Erscheinen<br />
vor ziemlich genau zehn<br />
Jahren frischen Wind in die doch<br />
relativ eintönige Welt der Comedy-<br />
Serien gebracht. Es sind nicht nur<br />
großartige Comedy-Talente wie<br />
Joel McHale dabei, die Macher haben<br />
sich auch sehr viel getraut. Es<br />
war von Anfang an klar, dass man<br />
nicht massentauglich sein wollte,<br />
und so war es auch keine Überraschung,<br />
als plötzlich in einer Episode<br />
nur animierte Knetfiguren zu<br />
sehen waren oder eine andere im<br />
Ken-Burns-Doku-Stil produziert<br />
wurde. Dazu kommt mit Señor<br />
Chang als chinesischem Spanischlehrer<br />
eine der besten Comedy-Figuren<br />
der vergangenen Jahre.<br />
Die Serie istauf Amazon, bei iTunes und bei<br />
Microsoft zu sehen.<br />
Und sonst noch: „Beverly Hills<br />
90210“ –herrlichster Trash im 90er-<br />
Jahre-Stil. „Wunderbare Jahre“ –<br />
Schule, Freundschaft, erste Liebe …<br />
–soschön wurde es nie wieder erzählt<br />
(leider nur auf DVD!).„Veronica<br />
Mars“ –Highschool, Mord und Girl-<br />
Power.Und für Fantasy-Fans:„Stranger<br />
Things“ – Kinderfreundschaft<br />
und Monster in 80er-Jahre Atmosphäre.<br />
Marcus Posimski hat<br />
amerikanische Kultur mit<br />
Schwerpunkt Film studiert.<br />
<strong>Berliner</strong> Hoffnung<br />
Cornelia Geppert und das Entwicklerstudio Jo-Mei Games zeigen, wie sich internationale Aufmerksamkeit erreichen lässt<br />
VonThomas Lindemann<br />
Die bezaubernde Schattenwelt<br />
Bildgewaltig und eindrucksvoll führt das Computerspiel „Sea of Solitude“ zu Ängsten und Dämonen<br />
VonThomas Lindemann<br />
Alles beginnt mit einem<br />
Schrei. „Es muss doch einen<br />
Ausweg geben!“, ruft<br />
diese etwas unheimliche<br />
Figur, ein Mädchen, aber ganz<br />
schwarz, mit rotleuchtenden Augen<br />
–die Spielfigur.Eine junge Frau, aber<br />
in der Schattenwelt, das geisterhafte<br />
Abbild eines Menschen. Offenbar<br />
sind wir das.<br />
Diese Protagonistin erwacht in einem<br />
kleinen Motorboot, auf einem<br />
düsteren, bewegten Meer.Unter den<br />
Fluten ist, schemenhaft sichtbar,<br />
eine Stadt versunken. Mit dem Mut<br />
der Verzweiflung wirft die Frau den<br />
Motor an und fährt los –auf der Suche<br />
nach anderen Menschen und<br />
nach dem Sinn ihrer Reise.<br />
Leiden um den kleinen Bruder<br />
„Sea of Solitude“ trägt die Einsamkeit<br />
schon im Titel, und die wird<br />
auch ein Thema während der gesamten<br />
Spielzeit bleiben. DasVideospiel<br />
ist gerade bei „EA Origins“ erschienen,<br />
in dem Bereich des großen<br />
Herstellers Electronic Arts, der für<br />
die kunstvollen, besonderen Projekte<br />
reserviert ist. Das Spiel begeistert<br />
derzeit viele Tester, weil es aus<br />
der Reihe fällt und dem Videospielen<br />
einen ganz eigenen Akzent gibt, den<br />
man so noch kaum kennt. (Nur manche<br />
der ganz harten Gamer, die immer<br />
nur auf Top-Grafik und technisch<br />
perfekte 3D-Animation achten,<br />
geben diesem Spiel schlechte<br />
Noten. In dem Magazin PC Games<br />
etwa fiel es durch. Der Rezensent<br />
hatte wohl nicht verstanden, dass<br />
hier ein Game ganz neue Wege beschreiten<br />
will. Und nicht so sehr<br />
durch die Umsetzung auffallen will,<br />
die ja für sich noch gar kein Gefühl<br />
transportiert.)<br />
So steuert man als die junge Frau<br />
Kaydurch die Fluten oder das,was in<br />
dieser düsteren Traumwelt von ihr<br />
übrig ist –erst nach und nach klärt<br />
die Story sich hier auf, durch den<br />
Monolog der Frau, den man die<br />
ganze Zeit hört. Kay grübelt, in welche<br />
Lage sie bloß geraten ist. „Was ist<br />
denn nur los mit mir?“ –solche Sätze<br />
hört man dann. Es wird dauern, bis<br />
man beim Spielen begreift, worum<br />
es im Hintergrund eigentlich geht.<br />
Vordergründig geht es darum, sich in<br />
einer widrigen, seltsam dunklenWelt<br />
zu behaupten.<br />
Kay hat nur ihr kleines Motorboot,<br />
das in den Fluten immer wieder<br />
zu versinken droht. Manchmal<br />
gibt es helle Punkte in dieser Meereswelt,<br />
und manchmal wird die Stadt,<br />
die in den Tiefen versunken ist, auftauchen<br />
und man kann in ihr herumwandern,<br />
immer auf der Suche<br />
nach neuen Hinweisen, wie alles<br />
Kayheißt die dunkle Spielfigur,die sich in der versunkenen Stadt bewegt. EA (3)<br />
Kays Suche ist auch immer nach innen gerichtet, wenn es um ihre Ängste geht.<br />
Berlin als Handlungsortdes Spiels wird durch die S-Bahn-Waggons angedeutet.<br />
weitergehen mag. (Die Stadt soll übrigens<br />
Berlin sein –das ist vor allem<br />
an der strengen Traufhöhe und den<br />
S-Bahn-Waggons zu erkennen. Eigentlich<br />
befinden wir uns aber in einer<br />
reinen Traumwelt.) AndereSpielfiguren<br />
gibt es kaum. Wohl aber ein<br />
anderes Mädchen, eine verspielte,<br />
bunte Erscheinung, die manchmal<br />
mit Kay spricht, dann wieder verschwunden<br />
ist. Und esgibt riesige,<br />
schwarze Monstren in der Tiefe, ge-<br />
Cornelia Gepperthat als Art-Direktorin das Spiel „Sea of Solitude“ kreiert.<br />
Das <strong>Berliner</strong> Entwicklerstudio Jo-<br />
Mei Games hat vor zehn Jahren<br />
mit Browsergames begonnen, die<br />
man zuerst eigentlich nicht gerade<br />
dem kunstvollen Sektor der Spielewelt<br />
zurechnen konnte. Die ersten<br />
Spiele waren Auftragsarbeiten für<br />
Kunden aus der Wirtschaft wie BMW<br />
oder Gazprom.<br />
Als Cornelia Geppert und Boris<br />
Munser das kleine Studio mit Sitz in<br />
Schöneberg zwischen Gleisdreieck<br />
und Kleistparkgründeten, hatten sie<br />
schon länger zusammengearbeitet.<br />
Geppertwar Zeichnerin und Illustratorin,<br />
hatte für Comic-Verlage gearbeitet,<br />
bei Jo-Mei ist sie nun die Autorin<br />
und der kreative Kopf der<br />
Spiele. Munser blickt auf viel Erfahrung<br />
als Grafiker und Gamedesigner<br />
zurück, machte schon 1990 seinen<br />
Abschluss an der Universität der<br />
Künste in Berlin. Er leitet die technische<br />
Seite und die 3D-Engine, die<br />
das Studio für seine Spiele benutzt.<br />
Nach und nach entstanden aus der<br />
Zusammenarbeit dieser beiden<br />
Kreativen dann Spiele, die immer<br />
gen die man keine Chance hat, außer<br />
sie geschickt zu umschiffen.<br />
Das Wasser, sagt Sigmund Freud<br />
in seiner „Traumdeutung“, symbolisiertdie<br />
Geburt: Nurwer aus ihm heraussteigen<br />
kann, ist endlich ganz<br />
Mensch geworden. DieTräume vom<br />
Wasser seien „häufig angsterfüllt“.<br />
Dass man überhaupt bei einem Spiel<br />
solche Assoziationen bekommt, ist<br />
schon erstaunlich. Aber genau das<br />
passierthier:Das äußereGeschehen<br />
JO MEI<br />
mehr Aufsehen erregten.„Brave little<br />
Beasties“ erschien 2013, also lange<br />
vor dem großen Pokemon-Hype,<br />
hatte aber ein ganz ähnliches Konzept<br />
wie die Spiele mit den berühm-<br />
steht für seelische Vorgänge. Unter<br />
der Wasseroberfläche lauern die<br />
Ängste und die Schuldgefühle der<br />
Kay. Offenbar hat sie das Leiden ihres<br />
kleinen Bruders, der gemobbt<br />
und missbraucht wurde, nicht erkannt.<br />
Das kristallisiert sich aus den<br />
Erinnerungen, die immer mehr zurückkommen,<br />
heraus –und es bleibt<br />
dennoch weiter sehr vage.Jedenfalls<br />
wird sie die dunklen Figuren bekämpfen<br />
müssen, Stellvertreter der<br />
Täter,die dem Bruder irgendein Leid<br />
angetan haben. Unter Kays Augen.<br />
Nun will sie für die frühere Ignoranz<br />
büßen und wiedergutmachen, was<br />
geschah.<br />
Auch schon andere Spiele haben<br />
sich, gerade in jüngster Zeit, an psychologische<br />
Themen versucht.<br />
„Gris“ hatte Depression zum Thema<br />
und in „Senua: Hellblade“ wird man<br />
beim Spielen die ganze Zeit vom<br />
Wahnsinn und seltsamen Stimmen<br />
begleitet. Undumdie Familie geht es<br />
immerhin auch in manchen sogenannten<br />
„Triple A“-Spielen wie „Last<br />
of us“ oder „God of War“ –aber immer<br />
nur als ein Aspekt. „Sea of Solitude“<br />
dagegen hat eigentlich nur ein<br />
inneres Thema: Was hat Kay Traumatisches<br />
in ihrer Familie erlebt und<br />
wird sie es schaffen, mit der Erinnerung<br />
umzugehen?<br />
Nurenglischer Wikipedia-Eintrag<br />
Das Spiel ist eine Produktion des<br />
kleinen <strong>Berliner</strong> Studios Jo-Mei. Ein<br />
Team aus im Kern nur zwölf Personen<br />
hat es entwickelt. Das Spiel hat<br />
einen englischen Wikipedia-Eintrag,<br />
aber keinen deutschen, hier gilt der<br />
Prophet wieder einmal nichts im eigenen<br />
Land. Dabei ist „Sea of Solitude“<br />
wegweisend. Es hat zwei Ebenen,<br />
die beide für sich funktionieren.<br />
Mankann es einfach nur als Spiel gegen<br />
seltsam dunkle Figuren spielen.<br />
Oder man spielt es als Adventureauf<br />
der Basis der Geschichte über die<br />
Psyche.<br />
In der Debatte um Gamer-Gate,<br />
den frauenfeindlichen Skandal in<br />
der US-amerikanischen Videospieleszene,<br />
und all die folgenden Diskussionen,<br />
hörte man immer wieder:<br />
Esmüssen endlich auch mehr<br />
Frauen in die Spieleindustrie, und<br />
die müssen die Games wirklich machen.<br />
Dann erst werden wir eine<br />
neue Art von Spielen bekommen.<br />
Dasist nun der Fall –Autorin undRegisseurin<br />
ist Cornelia Geppert. So<br />
können also weibliche Spiele aussehen.<br />
Dunkel, verwirrend und emotional.<br />
Das kann härter sein als der<br />
härteste Shooter.<br />
Thomas Lindemann hat<br />
„Sea of Solitude“ gleich<br />
zweimal gespielt.<br />
ten japanischen Monstern. Man erfindet<br />
kleine Wesen, die sehr kampflustig<br />
sind. Es folgte das Handyspiel<br />
„Monkey Bay“, eine comic-artig verzerrte<br />
Piraten-Abenteur-Simulation.<br />
Unddann kam er zur Zusammenarbeit<br />
mit dem „EA Originals“-Programm<br />
vonElectronic Arts,einer der<br />
weltweit größten Spielefirmen. Das<br />
Programm bietet ungewöhnlichen<br />
Spielen eine Plattform. Für „Sea of<br />
Solitude“, das dort erscheint, ist<br />
GeppertAutorin, Designerin und Art<br />
Direktorin. Das Spiel hat schon jetzt<br />
weltweit Beachtung gefunden. „In<br />
unseren Spielen wollen wir immer<br />
zwei Hauptaspekte vereinen: eine<br />
menschliche Geschichte, mit der jeder<br />
sich identifizieren kann, und<br />
eine fantastische Welt, die Entdeckerdrang<br />
weckt und die auch Spieler,<br />
die weniger auf die Geschichte<br />
achten wollen, genießen können“,<br />
hat Geppert imTagesspiegel einmal<br />
ihreIdee skizziert.<br />
Daten von<br />
Instagram<br />
abgesaugt<br />
Werbeindustrie profitierte von<br />
systematischer Auswertung<br />
Eine Marketingfirma hat laut einem<br />
Medienbericht im großen<br />
Stil öffentlich zugängliche Daten von<br />
Instagram-Nutzern gesammelt und<br />
dauerhaft gespeichert. Dazu hätten<br />
auch Beiträge aus der sogenannten<br />
Stories-Funktion gehört, die nur einen<br />
Tag sichtbar sind, berichtete<br />
Business Insider. Der zu Facebook<br />
gehörende Dienst habe die Firma<br />
HYP3R nach Bekanntwerden der Recherchen<br />
von der Plattform geworfen<br />
und aufgefordert, die Datensammlung<br />
einzustellen, sagte ein<br />
Sprecher dem Portal.<br />
Besonders interessant für HYP3R<br />
waren dabei laut dem Bericht von<br />
Business Insider Instagram-Beiträge,<br />
die den Aufenthaltsort der<br />
Nutzer enthielten. Auch die Ortsdaten<br />
seien ausgelesen und gespeichert<br />
worden. Ein Service von<br />
HYP3R für Kunden wie Hotels ist es,<br />
gesammelte Instagram-Beiträge<br />
von deren Standorten zu präsentieren.<br />
So könne man zum Beispiel einen<br />
Hotelgast mit einem Geschenk<br />
überraschen, wenn man via Instagram<br />
mitbekomme, dass er Geburtstag<br />
hat, nennt die Firmaauf ihrer<br />
Webseite als ein Beispiel. Zugleich<br />
können die HYP3R-Kunden<br />
auf Basis der Daten auch mit ihren<br />
Werbeanzeigen gezielt Nutzer ansprechen,<br />
die sich bei der Konkurrenz<br />
aufhalten. HYP3R baute eine<br />
Datenbank mit Tausenden Standorten<br />
von Hotels, Fitnessclubs oder<br />
Einkaufsläden auf.<br />
Aus Sicht von Instagram verletzt<br />
die automatisierte Datensammlung<br />
die Nutzungsbedingungen, HYP3R<br />
erklärte dagegen, man sehe darin<br />
keinen Regelverstoß. Der Fall ist zugleich<br />
ein Beispiel dafür, wie auf Basis<br />
öffentlich verfügbarer Informationen<br />
ausführliche Nutzerprofile<br />
aufgebaut und von der Werbeindustrie<br />
genutzt werden können.<br />
Dem Bericht zufolge nutzt HYP3R<br />
auch automatische Bilderkennung<br />
bei den eingesammelten Fotos, um<br />
zum Beispiel auszuwerten, welche<br />
Gegenstände auf den Bildern zusehen<br />
sind.<br />
Instagram hatte den Zugang zu<br />
Ortsdaten über die offizielle Schnittstelle<br />
für Entwickler bereits im vergangenen<br />
Jahr gekappt. Aber HYP3R<br />
habe einen Weggefunden, trotzdem<br />
an die Informationen zu kommen,<br />
schrieb Business Insider. Zunächst<br />
unklar blieb, wieso die großflächige<br />
Datensammlung nicht von den Instagram-Systemen<br />
entdeckt worden<br />
war. (dpa)<br />
AUSDER REDAKTION<br />
Berlin Mitte,<br />
der Podcast<br />
von<br />
Jochen Arntz<br />
Freitags<br />
ab sechs<br />
Jetzt gibt’s unter www.berliner-zeitung.de<br />
auch was zum Hören –direkt<br />
aus der Chefredaktion. „Berlin<br />
Mitte“ heißt der Podcast, in dem ich<br />
Ihnen jeden Freitag ab sechs Uhr<br />
morgens Neues aus der Redaktion<br />
und Neues aus Berlin präsentiere.<br />
Diesmal spreche ich mit Karl Doemens,<br />
unserem USA-Korrespondenten,<br />
über seine Einschätzung der Politik<br />
von Donald Trump nach den Anschlägen<br />
in El Paso und Dayton.<br />
Wirhören uns,<br />
Ihr Jochen Arntz, Chefredakteur<br />
bei Twitter @JochenArntz
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 25<br />
· ·<br />
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TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für<br />
HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Livenach Neun<br />
9.55 (für HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG)<br />
Meister desAlltags 11.15 (für HG)Gefragt –Gejagt<br />
12.00 (für HG)Tagesschau 12.15 (für HG)<br />
ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote<br />
Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für<br />
HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau<br />
16.10 (für HG)Verrückt nach Meer. Mit derRikscha<br />
durch Malaysia 17.00 (für HG) Tagesschau<br />
17.15 Brisant 18.00 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />
18.50 (für HG) Gefragt–Gejagt 19.45 (für HG)<br />
Wissen voracht –Werkstatt 19.55 (für HG) Börse<br />
voracht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) HarrysInsel<br />
TV-Komödie, D2017<br />
Mit Wolfgang Stumph, Katrin Sass,<br />
Cosima Henman u. a.<br />
Regie: Anna Justice<br />
21.45 (für HG) Tagesthemen<br />
22.00 (für HG) Tatort Falsch verpackt<br />
TV-Kriminalfilm, A2012. Mit Harald<br />
Krassnitzer,Adele Neuhauser,Tanja<br />
Raunig u. a. Regie: Sabine Derflinger<br />
23.30 (für HG) Der Metzger muss nachsitzen<br />
TV-Kriminalfilm, D2015.Mit<br />
Robert Palfrader,Dorka Gryllus u. a.<br />
RTL<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />
Unter uns. Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was<br />
zählt. Soap 10.00 Der Blaulicht-Report 11.00<br />
Der Blaulicht-Report 12.00 Punkt 12 14.00<br />
Die Superhändler –4Räume,1Deal 15.00<br />
Die Superhändler –4Räume,1Deal 16.00<br />
Meine Geschichte –Mein Leben. Frau muss<br />
nach Babypause um ihren Job kämpfen 17.00<br />
Meine Geschichte –Mein Leben. Die Herzensbrecherinnen<br />
17.30 Unter uns. Daily Soap<br />
18.00 Explosiv –Das Magazin 18.30 Exclusiv<br />
–Das Star-Magazin 18.45 aktuell 19.05<br />
(für HG) Alles was zählt. Soap 19.40 (für HG)<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 Die schönsten Fernsehmomente<br />
Deutschlands Emotionale Szenen aus<br />
Deutschlands Fernsehgeschichte.<br />
Die Show ist eine Zeitreise durch<br />
alle Programme zu den bewegendsten<br />
Momenten der gesamten Fernsehwelt.<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.30 Die schönsten Fernsehmomente<br />
Deutschlands Felix Baumgartner<br />
gelang ein spektakulärer TV-Moment.<br />
1.25 Paradise Hotel<br />
Moderation:Vanessa Meisinger<br />
3.10 Der Blaulicht-Report<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
MDR WDR Arte<br />
12.30 (für HG) Das Reismädchen. Melodram, I<br />
1956 14.00 (für HG) MDR um zwei 15.00 (für<br />
HG) Schneewittchen. Märchenfilm, DDR 1961<br />
16.00 (für HG) MDR um vier 17.45 (für HG) Aktuell<br />
18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für HG)<br />
Sandmann 19.00 (für HG)MDR Regional 19.30<br />
(für HG) Aktuell 19.50 (für HG)Elefant, Tiger&<br />
Co. 20.15 (für HG) Schlager meinerHeimat<br />
21.45 (für HG) Aktuell 22.00 (für HG) Das musikalische<br />
Riverboat 0.10 MDR Kultur –Filmmagazin<br />
0.25 (für HG) Kommissar Wallander. Mittsommermord.<br />
TV-Kriminalfilm, GB/S/USA/D 2008<br />
Bayern<br />
15.30 (für HG) Schnittgut. Alles aus dem Garten<br />
16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG)<br />
Wir inBayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />
Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />
(für HG) Unser Land 19.30 (für HG) Aufgegabelt<br />
vonAlexander Herrmann 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 (für HG) Hubert und Staller<br />
21.00 (für HG) Die Bergpolizei –Ganz nah am<br />
Himmel 21.55 (für HG) Rundschau Magazin<br />
22.10 Grünwald –Sommer Spezial 22.55 (für<br />
HG) Marnie. Thriller,USA 1964 1.05 (für HG)<br />
Aufgegabelt vonAlexander Herrmann<br />
Vox<br />
5.20 CSI: NY 6.55 CSI: Den Tätern auf der Spur<br />
8.45 Verklag mich doch! 10.55 Mein Kind,dein<br />
Kind 12.00 Shopping Queen 13.00 Zwischen<br />
Tüll und Tränen 14.00 Mein Kind, dein Kind<br />
15.00 Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten<br />
und eine Traumreise 17.00 Zwischen Tüll und<br />
Tränen 18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei<br />
19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent!<br />
20.15 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />
21.55 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />
23.35 nachrichten 0.00 (für HG) Medical Detectives<br />
–Geheimnisse der Gerichtsmedizin<br />
Super RTL<br />
12.10 Angelo! 13.10 5Freunde 13.40 Angelo!<br />
14.05 Die Nektons –Abenteurer derTiefe<br />
14.35 Grizzy &die Lemminge 14.55 Dragons<br />
–Auf zu neuen Ufern 15.20 Voll zu spät!<br />
15.50 Spirit: wild und frei 16.20 Ritter hoch 3<br />
16.45 Coop gegen Kat 17.15 Sally Bollywood<br />
17.40 Die Nektons –Abenteurer derTiefe<br />
18.10 Grizzy &die Lemminge 18.40 WOW Die<br />
Entdeckerzone 19.10 Voll zu spät! 19.40 Angelo!<br />
20.15 Till Eulenspiegel. Zeichentrickfilm,<br />
D/B 2003 21.50 Columbo. Die letzte Party.<br />
TV-Kriminalfilm, USA 2003 0.00 Infomercials<br />
Sport1<br />
9.00 Teleshopping 15.30 Fußball: DFB-Pokal-<br />
Klassiker.Auf dem Programm steht unter anderem<br />
das Finale 1973. 18.30 Fußball: DFB-<br />
Pokal. Countdown. Moderation: Jochen Stutzky,<br />
Ruth Hofmann, Laura Papendick 20.45 Fußball:<br />
DFB-Pokal. 1. Runde: KFC Uerdingen 05 –<br />
Borussia Dortmund. Experte: Stefan Effenberg.<br />
Kommentar: Markus Höhner.Aus Duisburg<br />
22.45 Fußball: DFB-Pokal. Highlights. Moderation:<br />
Jochen Stutzky,Ruth Hofmann 0.15<br />
Sport-Clips 0.45 Teleshopping-Nacht<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 heute<br />
Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich 10.30<br />
(für HG) Notruf Hafenkante. Paulines Fall 11.15<br />
(für HG) SOKO Wismar. Offene Rechnung 12.00<br />
heute 12.10 drehscheibe 13.00 (für HG) ZDF-<br />
Mittagsmagazin 14.00 heute –inDeutschland<br />
14.15 Die Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute<br />
Xpress 15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00<br />
(für HG)heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die<br />
Rosenheim-Cops. TodimBioladen 17.00 (für<br />
HG) heute 17.10 (für HG) hallodeutschland<br />
17.45 (für HG) Leute heute 18.00 (für HG)<br />
SOKO Wien. Der Finger am Abzug 19.00 (für<br />
HG) heute 19.25 (für HG)BettysDiagnose. Unangenehme<br />
Wahrheiten<br />
20.15 (für HG) Der Alte<br />
Geteiltes Leid.Krimiserie<br />
Mit Jan-Gregor Kremp, Stephanie<br />
Stumph, Ludwig Blochberger u.a.<br />
21.15 (für HG) Letzte Spur Berlin<br />
Befreiungsschlag.Krimiserie<br />
22.00 (für HG) heute-journal<br />
22.30 Sketch History<br />
22.55 Das Literarische Quartett<br />
Gast: Svenja Flaßpöhler (Philosophin<br />
und Publizistin)<br />
23.40 heute+<br />
23.55 Starsky und Hutch Der Todesvirus<br />
5.30 Frühstücksfernsehen. Moderation: Matthias<br />
Killing,Alina Merkau 10.00 Im Namen<br />
der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit<br />
Alexander Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />
Isabella Schulien 11.00 Im Namen der<br />
Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander<br />
Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />
Isabella Schulien 12.00 Anwälte im<br />
Einsatz 13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 Auf<br />
Streife. Reportagereihe 15.00 Auf Streife –Die<br />
Spezialisten. Reportagereihe 16.00 Klinik am<br />
Südring.Doku-Soap 17.30 Klinik am Südring –<br />
Die Familienhelfer.Doku-Soap 18.00 Promis<br />
Privat. Doku-Soap 19.00 Genial daneben –<br />
Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />
20.15 Promi Big Brother<br />
Moderation: Jochen Schropp, Marlene<br />
Lufen. Zwölf Promis tauschen für zwei<br />
Wochen ihr Leben im Blitzlichtgewitter<br />
gegen ein Leben im „Promi Big<br />
Brother“-Haus.<br />
23.45 Lass ma Mache –Bülent rettet<br />
Deutceyland Show<br />
0.40 Promi Big Brother<br />
Moderation: Jochen Schropp, Marlene<br />
Lufen<br />
3.50 Lass ma Mache –Bülent rettet<br />
Deutceyland Show<br />
14.20 (für HG) In aller Freundschaft 15.05<br />
(für HG) In aller Freundschaft 15.50 Erlebnisreisen<br />
16.00 (für HG) Aktuell 16.15 Hier und<br />
heute 18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit 18.15<br />
(für HG) Wunderschön! 18.45 (für HG) Aktuelle<br />
Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Unser Land in den<br />
90ern 21.00 (für HG) Der Vorkoster 21.45 (für<br />
HG) Aktuell 22.00 (für HG) Kölner Treff 23.30<br />
(für HG) Kölner Treff 1.00 (für HG) Burn After<br />
Reading –Wer verbrennt sich hier die Finger?<br />
Krimikomödie,USA/GB/F 2008 2.30 Lokalzeit<br />
NDR<br />
14.00 (für HG) aktuell 14.15 (für HG) die<br />
nordstory 15.15 (für HG) Länder –Menschen –<br />
Abenteuer 16.00 (für HG) aktuell 16.20 (für<br />
HG) Wer weiß denn sowas? 17.10 (für HG)<br />
Leopard, Seebär &Co. 18.00 Ländermagazine<br />
18.15 (für HG) Hofgeschichten 18.45 (für HG)<br />
DAS! 19.30 Ländermagazine 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 (für HG) die nordstory<br />
21.15 (für HG) Urlaubsparadies Ostsee? –<br />
Schuften für die Idylle 21.45 (für HG) aktuell<br />
22.00 (für HG) NDR Talk Show 0.00 Hoëckers<br />
Highlights 1.00 (für HG) NDRTalk Show<br />
Kabel eins<br />
8.35 Blue Bloods –Crime Scene NewYork 9.30<br />
Navy CIS: L.A. 10.25 Navy CIS 11.15 Without a<br />
Trace 12.15 Numb3rs 13.10 Castle 14.00 The<br />
Mentalist 14.55 Navy CIS: L.A. 15.50 News<br />
16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich<br />
17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi kommt<br />
18.55 Achtung Kontrolle! Wir kümmern uns<br />
drum 20.15 Elementary. Bauchschuss 21.15<br />
Deception –Magie des Verbrechens. Mord in<br />
Chinatown 22.10 Deception –Magie des Verbrechens.<br />
Maskierung 23.05 Navy CIS: L.A. Alte<br />
Gauner 23.55 Navy CIS: L.A.<br />
RTL 2<br />
7.00 Berlin –Tag &Nacht 8.00 Frauentausch<br />
10.00 Frauentausch 12.00 Extrem sauber –<br />
Putzteufel im Messie-Chaos 13.00 Raus mit der<br />
Sprache –Nie wieder stottern 14.00 Die Reimanns<br />
–Ein außergewöhnliches Leben 15.00<br />
Hilf mir! Jung,pleite, verzweifelt ... 17.00 News<br />
17.10 Krass Schule –Die jungen Lehrer –Wie<br />
alles begann 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –<br />
Tag&Nacht 20.15 Zurück in die Zukunft 2.<br />
Sci-Fi-Film, USA 1989 22.25 Bad Boys –Harte<br />
Jungs. Actionkomödie, USA 1995 0.45 Miami<br />
Vice. Actionthriller,USA/D/PAR/UR 2006<br />
Eurosport 1<br />
7.55 Snooker:World Main Tour 11.00 Olympische<br />
Spiele. Camps to Champs 11.30 Olympische<br />
Spiele. Legenden hautnah 12.00 Olympische<br />
Spiele. Power ofOne 12.25 Radsport:<br />
Polen-Rundfahrt 13.25 Snooker:World Main<br />
Tour. International Championship: Halbfinale<br />
16.30 Radsport: Tour de France 17.30 Radsport:<br />
Polen-Rundfahrt 18.30 Leichtathletik:<br />
Mannschafts-EMAus Bydgoszcz (PL) 21.35<br />
Snooker:World MainTour 23.30 Radsport<br />
0.30 Leichtathletik<br />
DAS ERSTE, 20.15 UHR TV-KOMÖDIE<br />
Harrys Insel<br />
Der 60-jährigeHarry Stockowski(WolfgangStumph) will nochmal ganz von<br />
vorne anfangen. Als Aussteiger aufeiner einsamen kanadischen Inselhofft<br />
Harry, seine langersehnte Ruhe zu finden. Doch ausdem friedvollen Einsiedler-<br />
Dasein soll vorerstnichts werden, denn aufder Inseltrifft er aufdie raubeinige<br />
SusanBennett(Katrin Sass). Diesebehauptet,die Besitzerindes Eilandes zu sein<br />
und versucht, den unerwünschten Neuankömmlingmit der Flinte zu verjagen.<br />
Als Harryschließlich erfährt, dass die todkrankeSusan auseinem Pflegeheim abgehauen<br />
ist, um in der Abgeschiedenheit ein selbstbestimmtes Leben zu führen,<br />
beginnter, sie mit anderen Augenzusehen, und es entwickelt sicheine Freundschaft<br />
zwischen den beiden. Dann jedoch taucht Susans Sohn auf, der sie zurück<br />
ins Pflegeheim bringenwill. Sensible Ensemble-Komödie.<br />
(Dtl./2017)<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />
SUDOKU<br />
NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />
7 6 1<br />
9 6 7<br />
3 4<br />
8 1 2<br />
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4 7<br />
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LESERREISEN<br />
Foto: DasErste<br />
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030–23 27 66 33<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
/leserreisen<br />
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Auflösung<br />
AUFLÖSUNG<br />
vom VOM8.8.2019<br />
mittel MITTEL<br />
8 1 4 3 2 6 9 5 7<br />
3 2 6 7 9 5 1 8 4<br />
5 7 9 1 8 4 3 6 2<br />
7 6 1 4 3 8 2 9 5<br />
9 3 2 5 1 7 6 4 8<br />
4 8 5 2 6 9 7 1 3<br />
1 5 3 6 4 2 8 7 9<br />
6 4 8 9 7 3 5 2 1<br />
2 9 7 8 5 1 4 3 6<br />
AUFLÖSUNG<br />
Auflösung<br />
VOM 8. 8. 2019<br />
vom 8.8.2019<br />
schwer<br />
SCHWER<br />
5 2 3 7 8 1 6 4 9<br />
1 8 9 6 4 5 3 7 2<br />
7 4 6 3 2 9 5 1 8<br />
6 5 7 9 1 4 2 8 3<br />
4 1 8 5 3 2 7 9 6<br />
3 9 2 8 6 7 1 5 4<br />
9 3 1 2 7 8 4 6 5<br />
8 6 4 1 5 3 9 2 7<br />
2 7 5 4 9 6 8 3 1<br />
5.10 Berlin erwacht –Sommer 5.30 Panda,<br />
Gorilla &Co. 6.20 zibb. zuhause in berlin &<br />
brandenburg 7.20 Brisant 8.00 Brandenburg<br />
aktuell /Abendschau 9.00 In aller Freundschaft<br />
10.30 Rote Rosen 11.20 Sturm der<br />
Liebe 12.10 Der Winzerkönig 12.55 Landschleicher<br />
13.00 rbb24 13.05 Verrückt nach<br />
Meer 13.55 Gartengeschichten 14.40 Donya –<br />
Unterwegs im Westen 15.10 Stadt, Land, Haus<br />
16.00 rbb24 16.15 Wer weiß denn sowas?<br />
17.00 rbb24 17.05 Panda, Gorilla &Co.<br />
17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />
18.30 zibb. zuhause in berlin &<br />
brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell /<br />
Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Das große Wunschkonzert<br />
Mit Helene Fischer,Andrea Berg,<br />
Roland Kaiser,Semino Rossi,<br />
Roberto Blanco<br />
Moderation: Lutz Ackermann<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Das musikalische Riverboat<br />
Gäste: Rea Garvey,Helge Schneider,<br />
Joris, Clueso, David Garrett<br />
Mod.: Kim Fisher,Jörg Kachelmann<br />
0.10 Ein Kessel Buntes<br />
Mit Aurora Lacasa, Dominique Lacasa,<br />
Marianne Rosenberg,Dirk Michaelist<br />
ProSieben<br />
6.50 The Big Bang Theory 8.30 The Middle<br />
9.20 Fresh off the Boat 10.15 Mike &Molly<br />
10.40 How IMet Your Mother 11.35 2Broke<br />
Girls. Comedyserie 12.30 Mom. Fremdküssen.<br />
Comedyserie 12.55 Twoand aHalf Men. Ein<br />
Tässchen Tee/Mir ist langweilig/Warum wir<br />
nichts von Frauen wollen. Comedyserie 14.15<br />
The Middle. Die geschenkte Putzfrau/Die Lala-<br />
Band. Comedyserie 15.10 The Big Bang Theory.<br />
Das Vegas-Weekend/Festgehalt statt Taschengeld/Das<br />
Mississippi-Missverständnis/Es<br />
muss Liebe sein. Comedyserie 17.00 taff<br />
18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons. Ein<br />
Schweinchen namens Propper/Fettscarraldo.<br />
Zeichentrickserie 19.05 Galileo<br />
20.15 Jack Ryan: Shadow Recruit<br />
Actionfilm, USA/RUS 2014<br />
Mit Chris Pine, Kevin Costner,<br />
Kenneth Branagh, Keira Knightley,<br />
Lenn Kudrjawizki, Alec Utgoff u. a.<br />
Regie: Kenneth Branagh<br />
22.20 Blood Diamond<br />
Drama, USA/D 2006. Mit Leonardo<br />
DiCaprio, Djimon Hounsou, Jennifer<br />
Connelly u.a. Regie: Edward Zwick<br />
1.05 Blood Creek<br />
Horrorthriller,USA 2009. Mit Henry<br />
Cavill, Dominic Purcell, Emma Booth<br />
12.50 Arte Journal 13.00 An den Ufern des<br />
Mississippi 14.00 Entre nous –Träume von<br />
Zärtlichkeit. Melodram,F1983 15.45 Stadt<br />
Land Kunst 16.25 (für HG) X:enius 16.55 Geheimnisvolle<br />
Leguane 17.45 Wildes Italien<br />
18.35 Wildes Italien 19.20 Arte Journal 19.40<br />
(für HG) Der Balkan-Express 20.15 (für HG)<br />
Die Toten vonTurin 21.05 (für HG) Die Toten<br />
vonTurin 22.05 Eric Burdon –Rock'n'Roll Animal<br />
23.05 David Crosby: Remember My Name.<br />
Dokumentarfilm, USA 2018 0.40 Tina Turner:<br />
Live InHolland. Dokumentarfilm, GB 2008<br />
3Sat<br />
13.50 (für HG) Die neue Seidenstraße –Chinas<br />
Griff nach Westen 15.20 Japan von oben<br />
16.50 Japan von oben 18.15 Japan von oben<br />
19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit kompakt<br />
19.30 (für HG) Der Osten –Entdecke wo<br />
du lebst 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für<br />
HG) Die unheimliche Macht der Berater 21.00<br />
makro 21.30 auslandsjournal extra 22.00 (für<br />
HG) ZIB 222.25 (für HG) The Fall –Tod in Belfast.<br />
TV-Kriminalfilm,GB2013 23.55 (für HG)<br />
Reykjavik –Rotterdam:Tödliche Lieferung.<br />
Thriller,ISL/D/NL 2008 1.15 10vor10<br />
Phoenix<br />
12.45 Gekaufte Agrarpolitik? 13.30 45 Min<br />
14.15 (für HG) Watergate –Die Unbestechlichen<br />
15.45 ZDF-History 16.30 Die Traumfabrik<br />
und die Macht –Hollywood und die Politik<br />
17.15 Reise durch den hohen Norden 17.30<br />
phoenix der tag 18.00 ZDFzoom 18.30 Gekaufte<br />
Agrarpolitik? 19.15 45 Min 20.00 (für<br />
HG) Tagesschau 20.15 Geheimnisse der Ozeane<br />
21.00 Kielings kalteWelt 21.45 SOS Antarktis<br />
–Das große Geschäft mit dem kleinen<br />
Krill 22.30 (für HG) Watergate –Die Unbestechlichen<br />
0.00 ZDF-History<br />
Kika<br />
10.20 (für HG) Yakari 11.30 (für HG) Wickie<br />
und die starken Männer 12.40 (für HG) Das<br />
Dschungelbuch 13.45 TanzAlarm Club 14.10<br />
(für HG) Schloss Einstein 15.00 (für HG) Mako<br />
15.45 Stoked 16.05 (für HG) H2O –Abenteuer<br />
Meerjungfrau 16.55 Horseland, die Pferderanch<br />
17.35 Die Abenteuer des jungen Marco<br />
Polo 18.00 Bobby &Bill 18.15 Ben &Hollys<br />
kleines Königreich 18.35 Wissper 18.50<br />
Sandmann 19.00 (für HG) Mia and me –<br />
Abenteuer in Centopia 19.30 (für HG) Anne<br />
auf Green Gables. TV-Jugendfilm, CDN 2016<br />
Dmax<br />
12.15 A8 –Abenteuer Autobahn 13.15 Nordalaska<br />
–Überleben am Polarkreis 14.15 Das<br />
Survival-Duo15.15 North Woods Law –Die<br />
Wildlife-Ranger 16.15 Texas Jail –Unter Arrest<br />
16.45 Border Control –Spaniens Grenzschützer<br />
17.15 Die Gebrauchtwagen-Profis 19.15 A2 –<br />
AbenteuerAutobahn 20.15 Dark Waters mit<br />
Jeremy Wade 21.15 Fish or Die –Angeltrip ins<br />
Ungewisse 22.15 Fluss-Monster 23.10 DMAX<br />
News 23.15 Moonshiners –Die Schwarzbrenner<br />
vonVirginia 0.15 Die Monster-Jäger<br />
5.30 Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
9.15 ExclusivimErsten 9.45 Shift 10.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
10.15 Wiewollenwir leben?<br />
–Alternmit Spaß 11.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
13.00 ZDF-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
19.15 Mex–Das<br />
Marktmagazin 20.00 Tagesschau 20.15 Monitor<br />
20.45 Exakt –Die Story 21.17 Die jüngsten Opfe<br />
der Mauer 22.00 Tagesthemen 22.15 mehr/wert<br />
22.45 Extra 23.00 Tagesthemen 23.15 Die Tages<br />
schau vor 20 Jahren 23.30 Das „Mia san mia”<br />
Phänomen 0.15 Das „Mia san mia” Phänomen<br />
1.00 Schätze der Welt 1.15 Tagesschau 1.25<br />
mehr/wert 1.55 Extra 2.00 Tagesschau<br />
ONE<br />
12.00 Sturmder Liebe 12.45 Sturmder Liebe<br />
13.35 Um Himmels Willen 14.25 PartyofFive<br />
15.10 PartyofFive 15.55 Dawson's Creek 16.40<br />
Dawson's Creek 17.25 Lindenstraße 17.55<br />
Koslowski&Haferkamp 18.40 Sturmder Liebe<br />
19.25 Sturmder Liebe 20.15 Ladies Night 21.00<br />
Lion –Der langeWeg nach Hause. Drama, GB/<br />
USA/AUS2016. MitDev Patel, Rooney Mara<br />
22.50 KommissarBeck. Auge um Auge.TV-Kriminalfilm,<br />
S1998. MitPeter Haber 0.15 Kommissa<br />
Beck. Kuriere desTodes.TV-Kriminalfilm,S1998<br />
1.40 Lion –Der lange Wegnach Hause. Drama,<br />
GB/USA/AUS 2016 3.40 Koslowski &Haferkamp<br />
4.25 Lindenstraße 4.55 Um Himmels Willen<br />
ZDF NEO<br />
9.15 Bares fürRares 10.05 Bares fürRares<br />
11.00 3Pläne fürmeinschönstes Zimmer 11.45<br />
Die Rettungsflieger 12.30 Die Rettungsflieger.<br />
Liebeskummer.Actionserie 13.15 Psych.Dienstag,der<br />
17.Krimiserie 14.35 Kommissar Stolberg<br />
Familienbande.Krimiserie 15.35 Die Rettungsflieger.Trennung<br />
tutweh. Actionserie 17.05 Psych.<br />
Dienstag,der 17. Krimiserie 18.30 Bares für Rares<br />
19.20 Bares für Rares 20.15 DeathinParadi<br />
se. Späte Reue. Krimiserie 21.05 DeathinParadi<br />
se.Der letzteBesuch. Krimiserie 21.55 Deathin<br />
Paradise. Eiskalter Mord. Krimiserie 22.50<br />
Unit 42.Standby. Krimiserie. 23.40 Unit 42. Reboot.<br />
Krimiserie 0.30 Silent Witness 2.15 Unit 4<br />
ZDF INFO<br />
12.50 (für HG) DieSchnitzel-Industrie 13.35 (für<br />
HG) Langnese, Schöller &Co. –Der großeEis-Tes<br />
mit Nelson Müller 14.20 (für HG)Wer schlägt<br />
McDonald's? 15.00 (für HG) DieTricksder Leben<br />
mittelindustrie 15.50 (für HG) Nelson Müllers Lebensmittelreport<br />
16.30 (für HG) Nelson Müllers<br />
Käse-Check 17.20 (für HG) Die Tricks der Lebensmittelindustrie<br />
18.05 Fake Food –Die Tricks der<br />
Lebensmittelfälscher 18.45 ZDF-History 20.15 Di<br />
sieben Lebendes Elvis Presley. Dokumentarfilm,<br />
GB 2017 21.45 TheTrueStory of Madonna 22.3<br />
ZDF-History 23.10 Rivalen 23.55 (für HG)Camilla<br />
Kate und Meghan –dreiHerzoginnen für dieKrone<br />
0.40 (für HG)heute-journal<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Alte Musik Komplett! –Die erste Gesamteinspielung<br />
der Werke von Heinrich Schütz. Mit<br />
Bernhard Schrammek, ca. 46 Minuten<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
397. Wartburgkonzert W.A. Mozart: Ouvertüre<br />
zur Oper „Die Zauberflöte”; Farrenc: Sextett fü<br />
Bläserquintett und Klavier c-Moll op. 40;<br />
W.A. Mozart: Quintett Es-Dur für Klavier,Oboe<br />
Klarinette, Horn und Fagott KV 452;<br />
R. Strauss: „Till Eulenspiegels lustige Streiche<br />
op. 28, ca. 117 Minuten<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Brandenburgische Sommerkonzerte<br />
J.S. Bach: Kantate BWV 39 „Brich dem Hungr<br />
gen dein Brot”; Motette BWV 227 „Jesu, mein<br />
Freude”; Motette BWV 229 „Komm Jesu<br />
komm”; Kantate BWV 13 „Meine Seufzer,mei<br />
ne Tränen”. Anschließend:; Lutoslawski: Partita<br />
für Violine und Klavier;W.A. Mozart: Violinsonate<br />
A-Dur KV 526; C. Schumann: Drei Romanzen<br />
op. 22; Grieg: 2. Violinsonate G-Dur<br />
op. 13, ca. 146 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Rafik Schami: „Die geheime Mission<br />
des Kardinals” (15/40), ca. 26 Minuten<br />
0.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
„Gestatten, mein Name ist Cox” Mit Wolfgan<br />
Borchert, Carl-Heinz Schroth, Gustl Busch,<br />
Manfred Steffen u. a. ,ca. 55 Minuten<br />
MAGAZIN<br />
19.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Zeitfragen Literatur. Poetischer Sprengstoff.<br />
Eine Reise durch Israel und Palästina zehn<br />
Jahre nach dem Toddes Dichters Mahmoud<br />
Darwish.Von Noemi Schneider,ca. 30 Minute<br />
20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Das Feature Traumland. Deutschland durch<br />
fremde Augen gesehen, ca.50Minuten<br />
22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Musikfeuilleton „Ich bin in mir selbst zu Hau<br />
se”. Anna Mahler –Tochter und Bildhauerin.<br />
Von Elke Pressler,ca. 57 Minuten<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Bobby Short. Mit Lothar Jänichen,<br />
ca. 30 Minuten<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
On stage 41-jähriger Newcomer.J.P Bemini &<br />
The Black Belts. Mit Manuel Unger,ca. 55 Min<br />
22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Lied- und Folk-Geschichte(n) Soul City –<br />
Neues aus der Black Music-Szene.Mit Jan<br />
Tengeler,ca. 45 Minuten
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 – S eite 26 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
NACHRICHTEN<br />
Dieter Bohlen (65) haben wir selten,<br />
also eigentlich nie,sprachlos und<br />
um einen flotten Spruch verlegen erlebt.<br />
Deshalb können wir kaum glauben,<br />
was der Pop-Titan jetzt über die<br />
erste Begegnung mit seiner späteren<br />
Freundin Carina Walz (35) erzählt.<br />
Damals,vor 13 Jahren in der Diskothek<br />
Physical in Cala Rajada, habe er<br />
„Carinchen“, wie er sie mittlerweile<br />
nennen darf, dabei beobachtet, wie<br />
sie ein Getränk an der Barorderte.<br />
Daraufhin fragte Bohlen: „Hey,was<br />
willst du da gerade bestellen?“ Och,<br />
Dieter,dasind wir jetzt aber wirklich<br />
enttäuscht. Ein„Du hast Glück: Ich<br />
bin Single!“ oder ein „Hey,ich hab<br />
meine Telefonnummer verloren,<br />
leihst du mir deine?“ hätten wir mindestens<br />
erwartet. Aber was soll’s:Gefunkt<br />
hat’s ja trotzdem.<br />
Julianne Moore (58) ist offenbar auch<br />
nichts Schmissiges zur deutschen<br />
Hauptstadt eingefallen, daher räsoniertdie<br />
Oscar-Preisträgerin in der<br />
Zeitschrift Madame: „InBerlin sieht<br />
man viele,die wahnsinnig stylisch<br />
wirken –als würde die Schönheit<br />
mancher Prachtbauten und der Statuen<br />
auf sie abfärben.“ Nunja, man<br />
kann Frau Moorekaum einen Sinn<br />
für Mode absprechen, schließlich ist<br />
sie immer tippitoppi angezogen. Daher<br />
können wir uns ihren Befund nur<br />
so erklären, dass sie a) zuletzt in den<br />
1920er-Jahren in Berlin war,b)zwar<br />
in der Stadt weilte,aber die Lobbydes<br />
Hotel de Rome nie verlassen oder c)<br />
Berlin mit Tokio verwechselt hat.<br />
Channing Tatum (39) hat überhaupt<br />
keine Sprüche mehr auf Lager und<br />
deaktivierte daher kurzerhand seine<br />
Social-Media-Accounts.Zuvor erklärte<br />
er auf Twitter und Instagram:<br />
„Umehrlich zu sein, habe ich<br />
mich in den sozialen Medien<br />
in den vergangenen<br />
Jahren nicht besonders<br />
kreativ gefühlt.“ Tatum,<br />
der im Mainach einer<br />
verlorenen Partie Jenga<br />
auch ein Nacktfoto postete,hat<br />
Großes vor:<br />
„Ich werdejetzt ein<br />
bisschen in der echten<br />
Welt sein und wegvon<br />
meinem Telefon.“ Echte<br />
Welt? Werwill denn so<br />
was?! (avo./mit dpa)<br />
Ihn gibt’sjetzt nur noch angezogen<br />
und offline. IMAGO IMAGES<br />
TIERE<br />
Mittendrin: eine Ziege im nordsyrischen<br />
Atmeh.<br />
AFP/AAREF WATAD<br />
Ein lachendes Kind spielt mit einer<br />
Ziege.Hält sie fest, streichelt sie.Eine<br />
unbeschwertanmutende Szene.Das<br />
Bild erreicht uns aus dem Flüchtlingslager<br />
im nordsyrischen Atmeh,<br />
ein Dorf, das unmittelbar an der türkischen<br />
Grenzeliegt, unweit der Provinzhauptstadt<br />
Idlib,etwa 20 Kilometer<br />
vonAleppo entfernt. Syrische Regierungstruppen<br />
gingen mit russischer<br />
Unterstützung am Donnerstag<br />
wieder gegen Idlib vor. DasBombardement<br />
lässt die Menschen nach<br />
Norden fliehen, auch nach Atmeh –in<br />
den letzten Monaten waren es laut<br />
Ärzte ohne Grenzen mehr als 450000.<br />
DieLage in den Flüchtlingslagern<br />
spitzt sich dramatisch zu. Mittendrin:<br />
spielende Kinder und Ziegen. (schl.)<br />
Auch wenn der Torero mal ins Straucheln kommt: Meistens verliertder Stier den Kampf.<br />
Ein rotes Tuch<br />
Auf Mallorca findet erstmals wieder ein Stierkampf statt. Freunde und Gegner sind sich einig: Das Tier leidet<br />
VonMartin Dahms<br />
Warten Sie nicht zu<br />
lange, bis es zu spät<br />
ist“, werben dieVeranstalter<br />
des Stierkampfes,<br />
der an diesem Freitag in der<br />
Arena von Palma de Mallorca stattfinden<br />
soll. „Zuspät“ soll heißen: bis<br />
die Tauromaquia – also die Stierkämpferkunst<br />
–inSpanien eines Tages<br />
vielleicht doch verboten wird.<br />
Denn noch ist sie erlaubt, auch wenn<br />
einige Politiker den Aficionados das<br />
Leben gerne schwer machen würden.<br />
Vorzwei Jahren hatte die linke<br />
Balearenregierung bereits ein Gesetz<br />
durchs Regionalparlament gebracht,<br />
das die Corridas prinzipiell weiterhin<br />
erlaubte –aber nicht die Verletzung<br />
des Tieres, geschweige denn<br />
den finalen Todesstoß.<br />
Zehn Minuten Tierquälerei<br />
Für die Anhänger wäre ein solcher<br />
Stierkampf so absurd wie Fußball<br />
ohne Ballberührung. Das spanische<br />
Verfassungsgericht erklärte die Einschränkungen<br />
Ende letzten Jahres für<br />
nichtig, weil sie in Kompetenzen des<br />
nationalen Gesetzgebers eingreife.<br />
Also sollen am späten Freitagabend<br />
auf der großartigen Plaza de Torosin<br />
Palma wieder Stiere herausgefordert,<br />
malträtiert und erstochen<br />
werden: insgesamt acht, während bei<br />
einer gewöhnlichen Corrida sechs<br />
Stiere auflaufen. Aber diese ist eben<br />
keine gewöhnliche Corrida.<br />
„Corrida“ bedeutet Lauf, und das<br />
ist ein passenderes Wort als „Stierkampf“.<br />
DerTorerokämpft nicht mit<br />
dem Stier,ervollzieht dessen rituelle<br />
Tötung. Zehn Minuten dauertdieses<br />
Ritual. Es sind die letzten, qualvollen<br />
zehn Minuten eines vierjährigen<br />
glücklichen Lebens auf freiem Feld.<br />
Der Tatort: die Stierkampfarena von Palma de Mallorca.<br />
Der Protest: eine Demonstration gegen die Tierquälerei.<br />
Der mexikanische Schriftsteller Octavio<br />
Paznannte diese zehn Minuten<br />
„Poesie in Bewegung“. Die spanischen<br />
Tierschützer nennen sie „Folter“.<br />
Es sieht ganz danach aus,als ob<br />
sich diese Sichtweise in Spanien<br />
langsam durchsetzt. Nach einer Umfrage<br />
der Netzzeitung El Español von<br />
Anfang des Jahres sind 56,4 Prozent<br />
der Spanier Gegner der Tauromaquia<br />
und nur 24,7 Prozent ausgesprochene<br />
Befürworter.<br />
DerStierkampf ist im Heimatland<br />
des Stierkampfs offenbar auf dem<br />
Rückzug. Laut „Jahrbuch der Kultur-<br />
Tödliches Bad<br />
DPA/CLARA MARGAIS<br />
DPA/ALVARO BARRIENTOS<br />
DPA/ALVARO BARRIENTOS<br />
statistiken“, herausgegeben vom<br />
spanischen Kulturministerium, ist<br />
die Zahl der Stierkampfspektakel,<br />
die mit dem Toddes Tieres enden,<br />
von 2007 bis 2017 um mehr als die<br />
Hälfte auf 1553 gesunken. Vondenen<br />
waren nur 387 regelrechte Corridas<br />
de Toros mit ausgewachsenen<br />
Stieren –sowie jene am Freitag in<br />
Palma. Stierkampf ist in Spanien<br />
nichts Alltägliches mehr.<br />
Bemerkenswertist allerdings eine<br />
andere Zahl, diesmal aus der sehr<br />
umfänglichen„Befragung über kulturelle<br />
Gewohnheiten“, die das Kulturministerium<br />
alle vier Jahre unter<br />
16000 Spanierndurchführen lässt: In<br />
der letzten Umfrage 2014 bis 2015<br />
sagten 9,5 Prozent der Befragten, dass<br />
sie im Vorjahr mindestens einem<br />
Stierspektakel beigewohnt hätten.<br />
Zwölf Jahrezuvor waren es etwas weniger,nämlich<br />
8,6 Prozent. Es scheint<br />
einen harten –inallen Altersgruppen<br />
etwa gleich großen, mehr männlichen<br />
als weiblichen –Kernvon Aficionados<br />
zu geben, der sich von den<br />
Tierschützern nicht schrecken lässt<br />
und den Matadoren weiter bei der Arbeit<br />
zusehen will. Da die Zahl der Corridas<br />
sinkt, gehen die Anhänger zwar<br />
offenbar seltener in die Arena als früher.Aber<br />
sie gehen noch.<br />
Lebendig im Angesicht des Todes<br />
Die Anhänger der Tauromaquia wissen,<br />
dass sie in der öffentlichenWahrnehmung<br />
argumentativ im Hintertreffen<br />
sind. DerMallorquiner Anwalt<br />
Manuel Molina setzt in einem Artikel<br />
über die Menschen, die sich am Stierkampf<br />
erfreuen, ein Fragezeichen<br />
hinter das Wort „humanos“. Solchen<br />
Frontalangriffen stellt sich seit einigen<br />
Jahren die „Stiftung Kampfstier“<br />
mit Sitz in Madrid entgegen. „Der<br />
Stier leidet“, sagt deren Sprecher<br />
Chapu Apaolaza ohne Umschweife.<br />
Aber dafür erlebe der Zuschauer<br />
in der Arena die Inszenierung „des<br />
Bedürfnisses des Menschen, sich<br />
dem Todzunähern, um sich lebendig<br />
zu fühlen“. Das wäre die „Poesie“,<br />
von der Octavio Paz spricht.<br />
Unddafür lässt man Tiereleiden? Ja,<br />
sagt Apaolaza. „Haben die Tiere die<br />
selben Rechte wie Menschen?“, fragt<br />
er rhetorisch. Um die Antwort auf<br />
diese Frage werde gerade ein Kampf<br />
geführt. „Wenn ihr Hühnchen esst,<br />
wisst ihr schon, auf welcher Seite ihr<br />
in diesem Kampf steht.“<br />
Eine Frau stirbt nach dem Schwimmen in der Ostsee an einer Bakterien-Infektion. Die Behörden warnen vor Panikmache<br />
In Mecklenburg-Vorpommern ist<br />
eine Frau nach einem Bad inder<br />
Ostsee an einer Bakterien-Infektion<br />
gestorben. Die ältere Frau habe zur<br />
Risikogruppe immungeschwächter<br />
Menschen gehört, sagte der Direktor<br />
des Landesamtes für Gesundheit<br />
und Soziales (Lagus), Heiko Will, am<br />
Donnerstag in Rostock. Woher sie<br />
stammte und wo sie sich infiziert<br />
hat, sagte er mit Verweis auf den Datenschutz<br />
nicht. Bislang habe man<br />
vier weitere Menschen registriert,<br />
die sich mit sogenannten Vibrionen<br />
infizierthatten.<br />
Will warnte vor Panikmache. Seit<br />
2003 habe es acht Todesfälle durch<br />
Vibrionen gegeben. Im letzten Jahr<br />
registrierte das Amt demnach 17 Infektionen,<br />
darunter drei Todesfälle.<br />
Angesichts von Dutzenden Millionen<br />
Badegästen sei das Erkrankungsrisiko<br />
extrem gering. Nur in<br />
Ausnahmefällen bestehe eine Gefahr<br />
für immungeschwächte, ältere<br />
Personen mit offenen Wunden,<br />
durch die die Bakterien in den Körper<br />
eindringen könnten.<br />
Vibrionen sind Bakterien, vondenen<br />
einige Arten beim Menschen<br />
Für die überwiegende Mehrheit gilt: ungetrübter<br />
Badespaß in der Ostsee. DPA<br />
Krankheiten verursachen können.<br />
Sie gehören zur Flora salzhaltiger<br />
Meere und kommen vor allem im<br />
Boden vor. Sobald die Wassertemperatur<br />
über 20 Grad Celsius steigt, vermehren<br />
sie sich sprunghaft. Dies sei<br />
auch aktuell in der Ostsee festgestellt<br />
worden, so Will. DieBakterien könnten<br />
Übelkeit, Durchfall, Schüttelfrost,<br />
Fieber und Erbrechen verursachen.<br />
Im schlimmsten Fall lösen sie<br />
eine Blutvergiftung aus. Eine zügige<br />
Therapie mit Antibiotika könne den<br />
Krankheitsverlauf stark mildern,<br />
sagte Will. (dpa, AFP)<br />
Erdbeben der Stärke 6<br />
erschüttertSüdwest-Türkei<br />
EinErdbeben der Stärke 6hat am<br />
Donnerstag den Südwesten der Türkei<br />
erschüttert. Medien meldeten,<br />
die Erdstöße seien bis in den rund<br />
185 Kilometer entfernten Badeort<br />
Antalya zu spüren gewesen. Nach<br />
Angaben der Katastrophenschutzbehörde<br />
AFAD lag das Zentrum im<br />
BezirkBozkurtinder Provinz Denizli.<br />
AFAD-Chef Mehmet Güllüoglu<br />
gab Entwarnung –Tote habe es nicht<br />
gegeben, sagte er.Medien berichteten<br />
unter Berufung auf AFAD am<br />
späten Nachmittag aber,dass mindestens<br />
23 Menschen verletzt in<br />
Krankenhäuser gebracht worden<br />
seien. In die entlegeneren Dörfer<br />
seien Teams entsandt worden, um<br />
die Schäden festzustellen. (dpa)<br />
Kanada: Mordverdächtige<br />
Teenager sollen tot sein<br />
Ende einer Großfahndung, die Kanada<br />
wochenlang in Atem hielt: Zwei<br />
wegen Mordes gesuchte Teenager<br />
sind offenbar tot. Im Norden der Provinz<br />
Manitoba wurden am Mittwoch<br />
zwei Leichen entdeckt, wie eine Polizeisprecherin<br />
sagte.„Wirgehen davonaus,dass<br />
es sich um die Leichen<br />
der beiden Verdächtigen handelt.“<br />
Diekanadische Polizei suchte mit einem<br />
Großaufgebot nach den 19 und<br />
18 Jahrealten Männern. Siewurden<br />
verdächtigt, Mitte Juli in British Columbia<br />
einen 23-jährigen australischen<br />
Touristen und seine 24 Jahre<br />
alte Freundin aus den USA erschossen<br />
zu haben. Außerdem sollen sie<br />
den 64-jährigen Botanik-Professor<br />
LeonardDyckgetötet haben. (AFP)<br />
Rolls-Royce von Elizabeth<br />
Taylor versteigert<br />
Ob Taylor dieses Auto jemals selbst gesteuerthat,<br />
ist unklar. GUERNSEY’S AUCTIONS<br />
Eingrüner Rolls-Royce,der einmal<br />
der Schauspielerin Elizabeth Taylor<br />
(1932–2011) gehörthat, ist in den<br />
USA für umgerechnet rund eine<br />
halbe Million Euro versteigertworden.<br />
DasOldtimer-Cabrio vomTyp<br />
Silver Cloud II sei für 520 000 Dollar<br />
an einen anonymen Bieter gegangen,<br />
so ein Sprecher des Auktionshauses<br />
Guernsey’sinNew York.Vor<br />
der Versteigerung hatte man allerdings<br />
auf das Vierfache der erlösten<br />
Summe gehofft. Taylors damaliger<br />
Ehemann Eddie Fisher hatte ihr das<br />
Auto 1960 geschenkt. DieSchauspielerin<br />
bezeichnete es als „Green Goddess“<br />
(Grüne Göttin). (dpa)<br />
Satt, aber ganz schön lang:<br />
Würgeschlange bricht aus<br />
Eine drei Meter lange Pythonschlange<br />
ist in Tornesch im Kreis<br />
Pinnebergausgebrochen. Mehrere<br />
Feuerwehrleute suchten mit Wärmebildkameras<br />
und einer Drohne<br />
nach der Würgeschlange,wie ein<br />
Sprecher der Polizei am Donnerstag<br />
mitteilte –bislang erfolglos.Die Besitzerin<br />
hatte den Ausbruch ihres Tigerpythons<br />
aus einem Freigehege im<br />
Garten gemeldet. Vonder Würgeschlange<br />
gehe keine Gefahr aus,sie<br />
sei satt und komme mehrereMonate<br />
ohne Nahrung aus,hieß es. (dpa)