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Berliner Zeitung 09.08.2019

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Kreuzband-OP: Bayerns Wunschkandidat Sané fällt lange aus – Sport Seite 18<br />

E-Scooter:<br />

Das teure<br />

Vergnügen<br />

Seite 6<br />

16°/28°<br />

Heiter geht es weiter<br />

Wetter Seite 2<br />

Die Bilanz: Putin ist seit<br />

20 Jahren an der Macht<br />

Politik Seite 5<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Letzte Warnung: Das Klima<br />

bedroht die Ernährung<br />

Tagesthema Seite 2, Leitartikel Seite 8<br />

Freitag,9.August 2019 Nr.183 HA -75. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Widerdas Vergessen: Das<br />

Massaker in der Toskana<br />

Seite3<br />

Der seltsame<br />

Fall des<br />

Bakery Jatta<br />

VonPatrick Berger<br />

Am30. Juni 2016 erschien Bakery<br />

Jatta zu seinem ersten offiziellen<br />

Training als Profifußballer des (damaligen<br />

Erstligisten) Hamburger SV.<br />

Die Fans, Mitspieler und vor allem<br />

auch Reporter im Volkspark schauten<br />

gespannt auf die ersten Schritte<br />

des Neulings.Jatta stellte sich hinterher<br />

vor, höflich, zuvorkommend, der<br />

Körper athletisch und muskulös,der<br />

Händedruck<br />

fest. Schon damals<br />

gab es<br />

Zweifel am Alter<br />

des Flügelstürmers,<br />

der im<br />

Sommer 2015 als<br />

BakeryJatta<br />

–oder doch<br />

BakaryDaffeh?<br />

Hamburger SV<br />

Flüchtling hierher<br />

kam, der älter<br />

wirkte, seinerzeit<br />

aber erst<br />

17 Jahrealt war.<br />

Bakery Jatta<br />

wurde am 6. Juni 1998 in Gunjur/Gambia<br />

geboren –oder besser:<br />

soll geboren worden sein. Nach einem<br />

Bericht der Sportbild sind die<br />

Zweifel an der Identität des Kickers<br />

erneut aufgekommen. Demnach<br />

könnte Jatta eine Vergangenheit als<br />

BakaryDaffeh haben und bereits am<br />

6. November 1995 geboren worden<br />

sein. Er wäre also schon 23 statt 21.<br />

Jatta weist die Vorwürfe zurück, beteuert,<br />

als Minderjähriger nach<br />

Deutschland gekommen zu sein und<br />

zuvor nie in einem Verein gespielt zu<br />

haben. Einen Asylantrag, das vermeldete<br />

das Bundesamt für Migration<br />

und Flüchtlinge, hat Jatta nach<br />

seiner Ankunft nicht gestellt. Für<br />

seine Anstellung beim HSV erhielt er<br />

eine Aufenthaltserlaubnis.<br />

Auf YouTube gibt es ein zehnminütiges<br />

Video von Daffeh, der für<br />

mehrere afrikanische Klubs spielte,<br />

auch für die U20 Gambias. Die Ähnlichkeit<br />

ist allerdings marginal. Beim<br />

HSV, den der (mutmaßlich) 17-jährige<br />

Jatta im Winter 2015 in Probetrainings<br />

überzeugte, war man damals<br />

skeptisch. Juristen prüften den<br />

Fall. „Es wurde festgestellt, dass die<br />

biologische Entwicklung abgeschlossen<br />

ist“, sagte der damalige<br />

Sportchef Peter Knäbel.<br />

Derseltsame Fall des BakeryJatta<br />

liegt nun bei den Behörden. Sollte<br />

sich der Verdacht erhärten, droht<br />

dem Gambier der Entzug der Aufenthaltsgenehmigung.<br />

Bis dahin bleibt<br />

zu hoffen, dass Jatta, der als Musterbeispiel<br />

für Integration gilt, in den<br />

Stadien nicht die hässlichen Anfeindungen<br />

erhält, die im Netz kursieren.<br />

Vonden eigenen Fans erhielt er<br />

im Training jedenfalls viel Zuspruch.<br />

Hoffentlich sicher unterwegs: Teenager laufen über eine Straße. 2016 gab es 691 Unfälle, bei denen Jungen und Mädchen bis 14 Jahre verunglückten. 2018 waren es 752. FELIX VOGEL<br />

VonPeter Neumann<br />

Vision Zero – keine Verkehrsunfälle<br />

mit Toten und<br />

Schwerverletzten mehr:<br />

Dasist ein Ziel, das sich der<br />

Senat auf die Fahnen geschrieben<br />

hat. Doch auch was die Zahl der verunglückten<br />

Kinder anbelangt, läuft<br />

die Entwicklung in Berlin in die andere<br />

Richtung. Darauf hat die Sachverständigenorganisation<br />

Dekra in<br />

ihrem am Donnerstag veröffentlichten<br />

Verkehrssicherheitsreport 2019<br />

hingewiesen. „Wir dürfen es nicht<br />

einfach so hinnehmen, dass die Zahl<br />

der Kinder,die verunglücken, erneut<br />

gestiegen ist“, sagte Mario Schwarz,<br />

Leiter der Niederlassung Berlin.<br />

Zum Thema Unfälle mit Kindern<br />

spricht die Statistik der <strong>Berliner</strong> Polizei<br />

eine klare Sprache. Danach hat<br />

sich die Situation von 2016 bis 2018<br />

deutlich verschlechtert. So ist die<br />

Zahl der Unfälle, bei denen junge<br />

Menschen im Alter vonbis zu 14 Jahren<br />

verunglückten, von 691 auf 752<br />

gestiegen. Besonders viele Kollisionen<br />

dieser Artereigneten sich in den<br />

Bezirken Pankow, Mitte und Lichtenberg,<br />

zwischen 16 und 17 Uhrwar<br />

das Unfallaufkommen am höchsten.<br />

Bei den leicht verletzten Kindern<br />

gab es eine Zunahme von 552 auf<br />

605, bei den schwer verletzten von<br />

144 auf 161. Kamvor drei Jahren kein<br />

Kind im <strong>Berliner</strong> Straßenverkehr<br />

Gefährliches Pflaster<br />

In Berlin ist die Zahl der Unfälle mit Kindern gestiegen.<br />

Mehr Kontrollen und höhere Strafen wären sinnvoll, sagt die Dekra,<br />

doch das Hauptproblem sei das Verhalten der Verkehrsteilnehmer<br />

ums Leben, waren es im vergangenen<br />

Jahr zwei. In Lichtenberg starb<br />

ein 13-jähriges Mädchen unter einer<br />

Straßenbahn. Kurz darauf wurde ein<br />

acht Jahre alter Junge auf dem FahrradinSpandau<br />

voneinem rechts abbiegenden<br />

Lastwagen getötet.<br />

2017 verunglückte in Berlin ein<br />

Kind tödlich. Der vier Jahre alte<br />

Junge hatte sich in Heinersdorf von<br />

seiner Mutter losgerissen und wurde<br />

voneinem Auto erfasst. Er starb zwei<br />

Wochen nach der Einlieferung im<br />

Krankenhaus. Der Fahrer, der einen<br />

Stau umfahren wollte, wurde zu einer<br />

Geldstrafe von 200 Euro und einem<br />

Monat Fahrverbot verurteilt.<br />

Kinder tragen ein erhöhtes Risiko,<br />

weil sie noch nicht genug Erfahrung<br />

haben. Doch längst nicht immer<br />

liegt die Schuld bei den jungen Menschen.<br />

In Berlin wurde 2018 rund ein<br />

Drittel der Unfälle mit Kindern von<br />

den anderen Verkehrsteilnehmern<br />

verursacht –bei denen es sich fast<br />

immer um Erwachsene handelte.<br />

Der <strong>Berliner</strong> Dekra-Chef nahm<br />

vor allem Eltern ins Visier, die ihre<br />

Kinder im Auto zur Schule befördern.<br />

„Vor manchen Schulen spielen<br />

sich unglaubliche Szenen ab“, sagte<br />

er. Haltende Autos stehen im Weg,<br />

Kinder müssten mitten auf der Fahrbahn<br />

aussteigen. „Grundsätzlich haben<br />

wir nichts gegen Elterntaxis“, so<br />

Schwarz. „Man kann Eltern nicht<br />

verbieten, ihre Kinder zum Unterricht<br />

zu bringen. Aber sie können<br />

„Grundsätzlich haben wir nichts gegen<br />

Elterntaxis. Doch vor manchen Schulen<br />

spielen sich unglaubliche Szenen ab.“<br />

Mario Schwarz, Leiter der Dekra-Niederlassung Berlin<br />

zum Halten geeignete Plätzesuchen<br />

und auch mal um die Ecke fahren.“<br />

Vonden Müttern und Vätern, die an<br />

einer Dekra-Umfrage zu diesem<br />

Thema teilgenommen haben, bringen<br />

23 Prozent ihre Kinder regelmäßig<br />

im Auto zur Schule. Elterntaxis<br />

werden von 36Prozent der Sechsbis<br />

Achtjährigen genutzt. Bei43Prozent<br />

der Fälle lautete das Argument,<br />

dass sich die FahrtindenWegzur Arbeit<br />

integrieren lässt. Fast ein Fünftel<br />

der Befragten gab an, dass der Schulwegsonst<br />

viel zu gefährlich wäre.<br />

In Berlin unterstützt das Projekt<br />

„ZuFuß zur Schule“ Schulen und Kitas<br />

dabei, Alternativen zum Elterntaxi<br />

zu propagieren. „Wir wollen erreichen,<br />

dass die Kinder ihren Schulund<br />

Kitaweg nicht nur sicher zurücklegen<br />

können, sondern auch,<br />

dass Zufußgehen und Radfahren als<br />

ökologisches Mobilitätsverhalten<br />

mehr Gewicht erhalten“, sagte Gabi<br />

Jung vom Bund für Umwelt und Naturschutz<br />

Deutschland (BUND).<br />

Tödliche Unfälle wie der des<br />

Achtjährigen in Spandau ließen sich<br />

verhindern, wenn Technik Lkw-Fahrerbeim<br />

Abbiegen vorGefahren warnen<br />

würden. „Die EU ist der große<br />

Verhinderer“, kritisierte Schwarz.<br />

Dagegen bestünde in Deutschland<br />

Konsens darüber,dass Abbiegeassistenten<br />

Pflicht werden müssten.<br />

Der Dekra-Chef kritisierte den<br />

rot-rot-grünen Senat nicht. „Er arbeitet<br />

intensiv an den Themen“ –<br />

daran, dass der Verkehr sicherer<br />

wird. Mehr Kontrollen und schärfere<br />

Strafen wären sicher sinnvoll. Doch<br />

das Hauptproblem läge in Berlin woanders:<br />

im Sozialverhalten der Verkehrsteilnehmer.<br />

Sie seien zunehmend<br />

„unentspannt und aggressiv“.<br />

Schwarz: „In Berlin wird täglich ein<br />

Kampf auf den Straßen ausgetragen.<br />

Das kriegt man durch Verbesserungen<br />

bei der Infrastruktur nicht kompensiert.“<br />

Allzuoft seien Erwachsene<br />

ein schlechtes Vorbild für Kinder.<br />

Müller<br />

verschont<br />

Scheeres<br />

Doch in der SPD wächst der<br />

Frust über die Senatorin<br />

Fehlende Schulplätze, unverändert<br />

schlechtes Abschneiden<br />

<strong>Berliner</strong> Schüler, hohe Zahlen an<br />

Schulabgängernohne Abschluss,intransparentes<br />

Vorgehen der Verwaltung<br />

–die Kritik an Bildungssenatorin<br />

Sandra Scheeres reißt nicht ab.<br />

Am Donnerstag teilte die Verwaltung<br />

auf Nachfrage mit, dass 90 Lehrerstellen<br />

für das am Montag gestartete<br />

Schuljahr weiterhin unbesetzt sind.<br />

Besonders in Randregionen wie<br />

Spandau oder Marzahn-Hellersdorf<br />

sei es schwieriger, Interessenten zu<br />

finden. Die Stellen sollten so zügig<br />

wie möglich besetzt werden, hieß es.<br />

Auch in Scheeres’ Partei, der SPD,<br />

mehren sich währenddessen Stimmen,<br />

die die Bildungssenatorin absetzen<br />

wollen. „Die Leute haben die<br />

Nase voll von Scheeres, sie hat seit<br />

Jahren nicht geliefert“, heißt es aus<br />

Parteikreisen.<br />

Anfang der Wochehatte der Sprecher<br />

des Landeselternausschusses,<br />

Norman Heise,Scheeresdazu aufgefordert,<br />

zu einem Krisengipfel zum<br />

Thema Bildung einzuladen. Sollte<br />

sie dies nicht tun, solle der Regierende<br />

Bürgermeister Müller einspringen.<br />

In diesem Falle werde<br />

Heise die Zusammenarbeit mit<br />

Scheeres abbrechen. Doch Müller,<br />

der die Ferien über versucht hat, sich<br />

auf etlichen Politikfeldern zuprofilieren,<br />

macht bisher keine Anstalten<br />

dazu, in den Streit einzugreifen oder<br />

gar einen Gipfel einzuberufen.<br />

Bildungspolitik soll offenbar<br />

keine Chefsache der Senatskanzlei<br />

werden. Ganz anders ist das beim 30.<br />

Jahrestag des Mauerfalls im November.Inzehn<br />

Tagen will MichaelMüller<br />

in der geschichtsträchtigen Gethsemanekirche<br />

das Programm vorstellen,<br />

bis dahin sollen alle Senatsmitglieder<br />

darüber schweigen.<br />

Berlin Seiten 9und 11<br />

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November 2019<br />

10 –17Uhr<br />

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BERLIN<br />

MESSEN


2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

Mit einem neuen Bericht<br />

befeuern die Klimaforscher<br />

die Debatte<br />

über Maßnahmen<br />

gegen die Erderwärmung. Im<br />

Kampf gegen die Erderwärmung<br />

müssten die Staaten ihreWälder besser<br />

schützen und eine klimafreundlichereLandwirtschaft<br />

fördern.<br />

Ernährung: Weniger Fleisch, bewussteres<br />

Einkaufen:„Mit anderer Ernährung<br />

könnten bis 2050 Millionen von<br />

Quadratkilometern Landfläche frei<br />

werden“, schreibt der Weltklimarat<br />

IPCCinseinem neusten Bericht. Die<br />

Belastung der Atmosphäre mit Kohlendioxid<br />

aus der Landwirtschaft<br />

würde das deutlich mindern. „Gesünder<br />

wären weniger tierische Produkte<br />

obendrein“, sagt Mitautor Alexander<br />

Popp vom Potsdam-Institut<br />

für Klimafolgenforschung.<br />

Weltweit sieht der IPCCgleichzeitig<br />

Gefahren für die sichere Versorgung<br />

mit Lebensmitteln. „Die Stabilität<br />

des Nahrungsmittel-Angebots<br />

wird voraussichtlich sinken, da das<br />

Ausmaß und die Häufigkeit von Extremwetter-Ereignissen,<br />

die die Lebensmittelproduktion<br />

beeinträchtigen,<br />

steigen wird.“ Derzeit seien<br />

rund 820 Millionen Menschen weltweit<br />

unterernährt. Laut IPCC leben<br />

rund 500 Millionen Menschen in Gebieten,<br />

die vonVersteppung bedroht<br />

sind. Diese Regionen seien umso anfälliger<br />

für Wetterextreme wie Dürren,<br />

Hitzewellen und Staubstürme.<br />

Es geht laut IPCC nun auch darum,<br />

die gesamte Kette der Erzeugung<br />

und des Konsums vonNahrungsmitteln<br />

zu überdenken. Die Forscher<br />

werben für eine Ernährung, die verstärkt<br />

auf Gemüse,Getreide und tierische<br />

Waren aus nachhaltiger Produktion<br />

setzt. Für die Zucht von<br />

Schweinen und Rindern etwa wird<br />

mehr Platz benötigt, zudem entstehen<br />

mehr Treibhausgase als beim<br />

Anbau der gleichen Menge von Proteinen<br />

in Bohnen oder Linsen.<br />

Abfall: Eine wichtige Stellschraube<br />

wäre auch weniger Abfall auf dem<br />

Feld, beim Transport–und nicht zuletzt<br />

in der Küche.Aktuell gehen laut<br />

IPCC weltweit 25 bis 30 Prozent der<br />

produzierten Lebensmittel verloren.<br />

In deutschen Haushalten wird laut<br />

In einem Sonderbericht fordert der Weltklimarat mehr Schutz der Wälder und<br />

sorgsamere Landwirtschaft. Er warnt: Die Erderwärmung wird die Versorgung mit<br />

Lebensmitteln beeinträchtigen.<br />

Sojaernte in Brasilien<br />

AUFKLÄRUNG SEIT MEHR ALS 30 JAHREN<br />

Der Weltklimarat IPCC wurde angesichts der<br />

Erderwärmung vormehr als 30 Jahren von<br />

zwei UN-Organisationen gegründet. Inzwischen<br />

hat er fast 200 Mitgliedsländer.Ersoll<br />

aufzeigen, wie sich der Klimawandel auf Natur<br />

und Mensch auswirkt, wie er gebremst<br />

werden kann und welche Anpassungsstrategien<br />

es gibt. Das Gremium mit Sitz in Genf<br />

forscht nicht selbst; für die jeweiligen IPCC-<br />

Berichte sichten Forscher aktuelle Studien<br />

und werten sie aus. Seinen jüngsten umfassenden<br />

5. Reportpräsentierte der IPCC<br />

2013/2014. Danach gabesmehrere Berichte<br />

zu Teilaspekten des Klimawandels.<br />

Umwelt<br />

Land und Beute<br />

In seinem Sonderbericht kommt der IPCC zu<br />

dem Ergebnis, dass die mittlere Lufttemperatur<br />

auf den Landoberflächenseitdem vorindustriellenZeitalter(1850–1900)<br />

biszum<br />

Zeitraum2006–2015 im Schnitt um 1,53<br />

Grad Celsius gestiegen ist. Zähltman Ozeane<br />

und Landzusammen, stieg sie in diesem Zeitraum<br />

im Schnitt um 0,87 Grad.Mit der Erderwärmung<br />

wird die Häufigkeit, Stärkeund<br />

Dauer vonHitzewellen im 21. Jahrhundertsteigen.<br />

Vorallem in der Mittelmeerregion und im<br />

südlichenAfrika wird es häufiger zu Dürren<br />

kommen, in vielen Regionen wird es zudem<br />

häufiger extreme Regenfällegeben.<br />

VonMatthias Röder und Fabian Nitschmann<br />

Globale Erwärmung<br />

Abweichung von der durchschnittlichen jährlichen Oberflächentemperatur*<br />

(Land und Ozean) weltweit in °C<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

-0,2<br />

-0,4<br />

-0,17°C<br />

Abweichnung*<br />

geglättet**<br />

ISTOCKPHOTO<br />

0,85°C<br />

-0,6<br />

1880 1900 1920 1940 1960 1980 2000 2018<br />

** mittels Lowess-Glättung mit einem Zeitfenster von 30 Jahren<br />

*von der Referenzperiode 1951 bis 1980<br />

BLZ/TIEDGE; QUELLE: NASA, GISS<br />

Umweltbundesamt jedes achte Lebensmittel<br />

weggeworfen. ProPerson<br />

seien das zwei vollgepackte Einkaufswagen<br />

mit einem Warenwert<br />

von 234 Euro: etwa 82 Kilogramm.<br />

Hinzu kommen nochVerluste in Produktion<br />

und Handel.<br />

Land- und Forstwirtschaft: Deutlich<br />

wie selten zuvor haben in dem Report<br />

107 Wissenschaftler nach der<br />

Auswertung von mehr als 7000 Studien<br />

die Rolle der Land- und Forstwirtschaft<br />

beim Klimawandel betont.<br />

Fast ein Viertel aller vom Menschen<br />

verursachten Treibhausgase,<br />

die den Planeten mehr und mehr<br />

aufheizen, stammt laut IPCCaus der<br />

Bestellung des Bodens. Der umsichtige<br />

Umgang mit Mutter Erde sei daher<br />

oberstes Gebot.<br />

Die Forscher aus 52 Ländern fordern,<br />

die Wälder und Moore zu<br />

schützen, Aufforstungen voranzutreiben,<br />

die Landwirtschaft auf klimaschonende<br />

Methoden umzustellen.<br />

„Der Weltklimarat ruft die<br />

Alarmstufe Rot für unsere Landnutzung<br />

aus“, meint Leif Miller vomNaturschutzbund<br />

Deutschland in einer<br />

Reaktion.<br />

Vegetation: Der Sonderbericht des<br />

IPCCmacht nach Meinung vonLivia<br />

Rasche vomCentrum für Erdsystemforschung<br />

und Nachhaltigkeit an der<br />

Universität Hamburg die regionalen<br />

Unterschiede bei den Folgen deutlich.<br />

„In einigen Regionen erlebt die<br />

Vegetation einen Aufschwung durch<br />

längere Vegetationsperioden und<br />

Stickstoffdüngung aus der Atmosphäre,<br />

in anderen wirdestrockener<br />

und die Vegetation geht zurück.“<br />

Noch werde auf Landflächen mehr<br />

Kohlenstoff gebunden als durch Abholzung<br />

und Rodung freigesetzt<br />

werde, sagte Rasche. Diese Entwicklung<br />

werde aber angesichts der Zerstörung<br />

von Wäldern und Mooren<br />

nicht anhalten. So hat sich nach<br />

jüngsten Erkenntnissen die Abholzung<br />

des tropischen Regenwalds in<br />

Brasilien noch beschleunigt. „Es gibt<br />

Regionen die künftig profitieren werden,<br />

aber wenn man es global anschaut,<br />

ist die Bilanz desaströs“,<br />

sagte Hans-Jörg Vogel vom Helmholtz-Zentrum<br />

für Umweltforschung<br />

in Leipzig. (dpa)<br />

VonAndreas Niesmann und<br />

Timot Szent-Ivanyi<br />

SPD will neue Schulden für den Klimaschutz<br />

Noch hat die große Koalition<br />

sechs Wochen Zeit: Am 20. September<br />

will das Klimakabinett das<br />

Klimaschutzpaket verabschieden.<br />

Doch schon jetzt deutet sich an, dass<br />

die schwarze Null –also ein Haushalt<br />

ohne neue Schulden, nicht mehr<br />

durchzuhalten ist. Nach Informationen<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland) belaufen<br />

sich die von den Ressorts angemeldeten<br />

Klimamaßnahmen auf ein Gesamtvolumen<br />

von rund 30 Milliarden<br />

Euro für die nächsten vier Jahre.<br />

Das ließe sich unter Berücksichtigung<br />

der bisher für den Klimaschutz<br />

vorgesehenen Mittel zwar ohne eine<br />

Verletzung der Schuldenbremse finanzieren,<br />

weil diese eine gewisse<br />

Kreditaufnahme erlaubt. Doch die<br />

von der großen Koalition bisher<br />

hochgehaltene schwarze Null wäre<br />

ohne drastische Sparprogramme<br />

nicht länger erreichbar.<br />

In der Koalition entbrannte umgehend<br />

ein Streit darüber, wie man<br />

mit der Situation umgehen soll.<br />

Mehrere Kandidaten für den SPD-<br />

Parteivorsitz forderten zur Finanzierung<br />

von ehrgeizigen Klimaschutz-<br />

Zielen die Aufnahme neuer Schulden.<br />

„Wir brauchen einen massiven<br />

staatlichen Ausbau der erneuerba-<br />

ren Energien. Die<br />

schwarze Null ist deshalb<br />

ökonomisch und ökologisch<br />

unsinnig“, sagte Karl<br />

Lauterbach dem Handelsblatt.<br />

Er stellte bei Investitionen<br />

in Bildung und Umwelt<br />

auch die Schuldenbremse<br />

infrage. Ähnlich<br />

äußerte sich SPD-Kandidat<br />

Michael Roth.<br />

Die Haushälter der Unionsfraktion<br />

wollen dagegen an der schwarzenNull<br />

festhalten.„Es ist inakzeptabel,<br />

solide Finanzen und Klimaschutz<br />

gegeneinander auszuspielen“,<br />

sagte der CDU-Etatexperte<br />

Eckhardt Rehberg. Kanzlerin Angela<br />

Haushaltsdisziplin<br />

Finanzminister<br />

Olaf Scholz (SPD)<br />

DPA<br />

Merkel (CDU) und Finanzminister<br />

Olaf Scholz (SPD)<br />

hätten immer wieder betont,<br />

dass der Verzicht auf<br />

neue Schulden oberste<br />

Priorität habe. „Vorschläge,<br />

die Schuldenbremse<br />

des Grundgesetzes<br />

auszuhöhlen, sind mit uns<br />

nicht zu machen“, erklärte<br />

Rehberg.<br />

Ähnlich äußerte sich Wirtschaftsstaatssekretär<br />

Thomas Bareiß<br />

(CDU). „Klimaschutz über alles, das<br />

ist doch sehr einseitig und nicht zu<br />

Ende gedacht“, sagte er. Eine solide<br />

Haushaltsführung verschaffe auch<br />

kommenden Generationen politischen<br />

Handlungsspielraum, so Bareiß.“<br />

Bareiß kritisierte, dass die Interessen<br />

vonBürgernund Wirtschaft<br />

in der aktuellen Debatte zu kurz kämen.<br />

„Klimaschutz muss bezahlbar<br />

bleiben und darf nicht auf Kosten<br />

von Arbeitsplätzen und Wettbewerbsfähigkeit<br />

unserer Wirtschaft<br />

gehen“, sagte er.„Auch die ganz normale<br />

Familie muss sich zukünftig<br />

auch noch den jährlichen Urlaub,<br />

die Fahrt zur Arbeit und ein warmes<br />

Zuhause im Winter leisten können.<br />

Ganz zu schweigen von einer leckerenGrillwurst<br />

im Sommer.“<br />

Der wirtschaftspolitische Sprecher<br />

der Unionsfraktion, Joachim<br />

Pfeiffer, sagte: „Es ist absurd, Klimaschutz<br />

gegen eine nachhaltige Finanzpolitik<br />

auszuspielen.“ Vielmehr<br />

müssten nun klare Prioritäten zwischen<br />

einzelnen Politikfeldern gesetzt<br />

werden.“ Dabei stehen eine solide<br />

Finanzpolitik und die schwarze<br />

Null vor der Klammer“, betonte er.<br />

Pfeiffer forderte, zunächst Subventionen<br />

zu streichen.<br />

Finanzminister Scholz selbst äußerte<br />

sich nicht. Interessanterweise<br />

vermied sein Sprecher in einer Erklärung<br />

aber ein klares Bekenntnis zur<br />

schwarzen Null oder zur Schuldenbremse.<br />

Esgehe darum, die „nötige<br />

Finanzkraft“ aufzubringen, um den<br />

Kampf gegen den Klimawandel führenzukönnen.<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute strahlt die Sonne, immer wieder begleitet von Wolken. Die Höchstwerte<br />

belaufen sich auf 26 bis 30 Grad, und der Wind weht nur schwach<br />

aus Südwest. In der Nacht betragen die Temperaturen 22 bis 18Grad.<br />

Dazu ist es wechselnd bis stark bewölkt, hin und wieder gibt es Schauer.<br />

Biowetter: Die Wetterlage ruft häufig<br />

allgemeines Unwohlsein hervor.<br />

Nach einem wenig erholsamen<br />

Schlaf sind die Leistungs- und Reaktionsfähigkeit<br />

gering. Aufgaben<br />

fallen schwerer als gewohnt.<br />

Pollenflug: Derzeit fliegen Pollen<br />

von Gänsefuß, Brennnesseln und<br />

Beifuß in mäßiger bis hoher Konzentration.<br />

Die Belastung durch Wegerichpollen<br />

ist schwach bis mäßig.<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 28Grad.<br />

Wind: leichter Wind aus Südwest.<br />

Wittenberge<br />

14°/27°<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

15°/28° 16°/28°<br />

Luckenwalde<br />

14°/28°<br />

Prenzlau<br />

13°/26°<br />

Cottbus<br />

14°/30°<br />

Sonnabend<br />

Sonntag<br />

Montag<br />

stark bewölkt sonnig Regenschauer<br />

20°/28° 17°/28° 16°/23°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

13°/27°<br />

Ein kräftiges Sturmtief liegt mit seinem Schwerpunkt über Irland und lenkt sommerlich<br />

warme aber auch feuchte Luft nach Mitteleuropa. Sobringen Wetterfronten<br />

zeitweilige Regenfälle nach Mitteleuropa. Vorallem inWesteuropa muss mit<br />

Sturmböen gerechnet werden. Sommerlich heiß und trocken ist es dagegen im<br />

Mittelmeerraum.<br />

Sylt<br />

13°/22°<br />

Hannover<br />

14°/26°<br />

Köln<br />

18°/26°<br />

Saarbrücken<br />

17°/31°<br />

Konstanz<br />

17°/32°<br />

Hamburg<br />

13°/26°<br />

Erfurt<br />

15°/28°<br />

Frankfurt/Main<br />

17°/31°<br />

Stuttgart<br />

17°/31°<br />

Rügen<br />

13°/23°<br />

Rostock<br />

13°/24°<br />

Magdeburg<br />

15°/28°<br />

Nürnberg<br />

15°/31°<br />

München<br />

16°/32°<br />

Dresden<br />

16°/28°<br />

Deutschland: Heute ist esüberwiegend<br />

wechselnd bewölkt. Regenschauer<br />

gibt es nur sehr selten, und<br />

die Temperaturen klettern amTage<br />

auf 22bis 32 Grad. Nachts gehen<br />

die Werte dann auf 22 bis 16Grad<br />

zurück. Der Wind weht schwach aus<br />

südwestlichen Richtungen. Morgen<br />

gehen gelegentlich Regenschauer<br />

nieder. Wolken und Sonne wechseln<br />

sich ab. Dabei werden Höchstwerte<br />

von 23bis 28 Grad anvisiert,und<br />

der Wind weht lokal mit stürmischen<br />

Böen aus südwestlichen Richtungen.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 19°-21°<br />

Nordsee: 19°-20°<br />

Mittelmeer: 24°-32°<br />

Ost-Atlantik: 17°-23°<br />

Mondphasen: 15.08. 23.08. 30.08. 06.09.<br />

Sonnenaufgang: 05:38 Uhr Sonnenuntergang: 20:44 Uhr Mondaufgang: 16:14 Uhr Monduntergang: 00:23 Uhr<br />

Lissabon<br />

28°<br />

Las Palmas<br />

30°<br />

Madrid<br />

31°<br />

Reykjavik<br />

15°<br />

Dublin<br />

20°<br />

London<br />

25°<br />

Paris<br />

31°<br />

Bordeaux<br />

29°<br />

Palma<br />

34°<br />

Algier<br />

37°<br />

Nizza<br />

29°<br />

Trondheim<br />

19°<br />

Oslo<br />

25°<br />

Stockholm<br />

20°<br />

Kopenhagen<br />

22°<br />

Berlin<br />

28°<br />

Mailand<br />

33°<br />

Tunis<br />

34°<br />

Rom<br />

34°<br />

Warschau<br />

24°<br />

Wien<br />

31° Budapest<br />

32°<br />

Palermo<br />

29°<br />

Kiruna<br />

14°<br />

Oulu<br />

18°<br />

Dubrovnik<br />

31°<br />

Athen<br />

37°<br />

St. Petersburg<br />

21°<br />

Wilna<br />

23°<br />

Kiew<br />

27°<br />

Odessa<br />

29°<br />

Varna<br />

30°<br />

Istanbul<br />

31°<br />

Iraklio<br />

32°<br />

Archangelsk<br />

17°<br />

Moskau<br />

16°<br />

Ankara<br />

32°<br />

Antalya<br />

38°<br />

Acapulco 34° Gewitter<br />

Bali 34° wolkig<br />

Bangkok 32° bewölkt<br />

Barbados 29° heiter<br />

Buenos Aires 10° Regen<br />

Casablanca 25° sonnig<br />

Chicago 25° sonnig<br />

Dakar 28° heiter<br />

Dubai 42° heiter<br />

Hongkong 37° heiter<br />

Jerusalem 32° sonnig<br />

Johannesburg 23° sonnig<br />

Kairo 36° sonnig<br />

Kapstadt 17° heiter<br />

Los Angeles 23° sonnig<br />

Manila 30° Gewitter<br />

Miami 34° wolkig<br />

Nairobi 29° heiter<br />

Neu Delhi 35° wolkig<br />

New York 29° heiter<br />

Peking 32° Schauer<br />

Perth 20° heiter<br />

Phuket 32° Schauer<br />

Rio de Janeiro 30° sonnig<br />

San Francisco 22° heiter<br />

Santo Domingo 33° heiter<br />

Seychellen 26° wolkig<br />

Singapur 34° wolkig<br />

Sydney 15° heiter<br />

Tokio 34° heiter<br />

Toronto 25° wolkig


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 3<br />

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Seite 3<br />

Es ist still. Kein entfernter Autolärm,<br />

keine Musik, keine Stimmen sind<br />

zu hören in Sant’Anna di Stazzema.<br />

Die wenigen Häuser liegen inmitten<br />

dichter Wälder, auf 700 Meter Höhe,<br />

fernab der Geschäftigkeit und Enge der Küstenebene<br />

mit ihren Seebädern Forte dei<br />

Marmi und Viareggio. Das einspurige Serpentinensträßchen,<br />

das steil in die Apuanischen<br />

Alpen hinaufführt, endet in<br />

Sant’Anna. Einfach so.Nur das Rauschen der<br />

Baumwipfel erfüllt noch die Luft.<br />

Ob es an jenem Augustmorgen vor75Jahren<br />

auch so still war, bevor eines der grausamsten<br />

Verbrechen des Zweiten Weltkriegs<br />

geschah? Am 12. August 1944 fielen deutsche<br />

Soldaten der 16. Panzergrenadier-Division<br />

„Reichsführer SS“ in das toskanische Bergdorfein.<br />

Siemisshandelten und ermordeten<br />

560 wehrlose Zivilisten. Frauen, Kinder, Babys,<br />

Schwangere, Greise.<br />

Heute leben nur noch 35 Menschen in<br />

Sant’Anna. Damals waren es weit mehr als<br />

tausend, wie der Mitarbeiter des kleinen Museums<br />

erklärt, das in der ehemaligen Schule<br />

an das Massaker erinnert. Die 400 Dorfbewohner<br />

hatten etliche Hundert Flüchtlinge<br />

aufgenommen, darunter viele Kinder.Eswaren<br />

Leute aus der Ebene, die in den Bergen<br />

Schutz vorden deutschen Truppen suchten.<br />

Sant’Anna war nur zu Fuß über Eselspfade<br />

zu erreichen. Es bestand aus verstreuten Höfen<br />

und einem kleinen Ortskern mit Kirche<br />

und Schule.<br />

Über das Leben in Sant’Anna und darüber,was<br />

genau an jenem Augustmorgen geschah,<br />

darüber können Enio Mancini und<br />

Enrico Pieriambesten Auskunft geben. Wieder<br />

und wieder haben die beiden erzählt, wie<br />

sie als Jungen das Massaker überlebten. Sie<br />

wollen die Erinnerung daran wachhalten,<br />

helfen, dass Lehren daraus gezogen werden.<br />

In Deutschland, aber vorallem in Italien, wo<br />

der Nationalismus wieder hoch im Kurs<br />

steht. Enio Mancini und Enrico Pieri<br />

schauen zurück. Aber ihnen liegt dabei die<br />

Zukunft am Herzen.<br />

Um die beiden zu treffen, muss man die<br />

Serpentinen wieder nach unten fahren, ins<br />

sieben Kilometer entfernte Valdicastello, wo<br />

Enio jetzt lebt. Wir sind in der Gaststätte an<br />

der Hauptstraße verabredet, eine typisch italienische<br />

Bar mit Fliegenfänger-Vorhang aus<br />

bunten Plastikstrippen am Eingang.<br />

Früher kam auch Enrico häufiger aus dem<br />

nahen Pietrasanta hierher, inzwischen<br />

sträubt er sich. DieWirtin ist Anhängerin des<br />

rechten, fremdenfeindlichen Innenministers<br />

Matteo Salvini geworden, wie so viele Italiener.AndiesemTagwill<br />

Enrico eine Ausnahme<br />

machen. Enio dagegen hat gar keine Wahl. Es<br />

ist die einzige Bar imOrt, sagt er entschuldigend.<br />

Am Tisch in einem kleinen Hinterraum<br />

der Gaststätte beginnt er von damals zu erzählen,<br />

ein liebenswerter älterer Herr mit<br />

freundlichem Blick. Von seiner Kindheit,<br />

vom spartanischen Dorfleben in Sant’Anna.<br />

„Die Leute hatten nur das, was sie auf den<br />

wenigen Feldern ringsum anbauten. Und<br />

dieses Wenige teilten sie mit den Flüchtlingen.“<br />

Sechs Jahrealt war Enio Mancini in jenem<br />

August. Seine Elternbeherbergten in ihremkleinen<br />

Haus gleich zwei vertriebene Familien,<br />

elf Leute insgesamt. Er schlief mit<br />

dem Bruder und zwei Flüchtlingskindern in<br />

einem Bett.<br />

Das abgelegene Sant’Anna schien während<br />

des Krieges lange ein sicherer Ort zu<br />

sein. Doch dann, im Frühjahr 1944, gab es in<br />

der Gegend Kämpfe zwischen deutschen<br />

Truppen, faschistischen Einheiten und Partisanen.<br />

DieMänner vonSant’Anna gingen oft<br />

schon vordem Morgengrauen in die Wälder,<br />

aus Angst, vonden Deutschen zur Zwangsarbeit<br />

deportiert zuwerden oder von Faschisten<br />

erschossen zu werden.<br />

Dann zündeten sie das Haus an<br />

Wassie nicht wussten, war, dass keine fünfzig<br />

Kilometer entfernt die „Goten-Linie“ lag.<br />

Eine Verteidigungsfront mit Bunkern und<br />

Gefechtsstellungen, von den deutschen<br />

Truppen auf ihrem Rückzug vor den Alliierten<br />

errichtet. Sie verlief von Carrara ander<br />

Tyrrhenischen Küste bis zur Adria. Im Frühjahr<br />

und Sommer 1944 wurde längs dieser Linie<br />

erbittert gekämpft. Die Deutschen zerstörten<br />

alles, was dem Gegner nützen<br />

konnte. Straßen, Brücken, Häuser, ganze<br />

Dörfer.Anvielen Orten töteten sie Dutzende,<br />

wenn nicht Hunderte Zivilisten.<br />

In Sant’Anna fielen sie an jenem Augusttag<br />

gegen 6.30 Uhrinder Frühe ein. EniosVater<br />

war noch vor Sonnenaufgang im Wald<br />

verschwunden. Keine Sorge, die Deutschen<br />

suchen nur nach uns Männern, hatte er die<br />

Familie wie immer beruhigt. Enio und die<br />

anderen Kinder waren gerade aufgestanden,<br />

als sie die aufgeregten Rufe hörten: „Die<br />

Deutschen kommen!“<br />

Kurz darauf sahen sie die Soldaten vor<br />

dem Haus.Ein Maschinengewehr mit langer<br />

Munitionskette war aufgebaut, erinnert sich<br />

Das Mahnmal in Sant’Anna di<br />

Stazzema erinnertandas<br />

Massaker vom 12. August<br />

1944. Die deutschen<br />

Soldaten ermordeten Frauen,<br />

Kinder und Greise. MAURITIUS IMAGES<br />

Die Mahner<br />

Im August 1944 überfielen deutsche Soldaten das toskanische Bergdorf<br />

Sant’Anna di Stazzema und ermordeten 560 wehrlose Zivilisten.<br />

Enio Mancini und Enrico Pieri waren damals, vor 75 Jahren, Kinder.<br />

Wieder und wieder haben sie seitdem erzählt,<br />

wie sie das SS-Massaker überlebten.<br />

Eine Begegnung mit zwei Männern, die trotz allem an die Jugend<br />

und die Zukunft Europas glauben<br />

VonRegina Kerner,Sant’Anna di Stazzema<br />

Kämpfer gegen das Vergessen: Enio Mancini (l.)<br />

und Enrico Pieri.<br />

REGINA KERNER<br />

Enio. Die Deutschen brüllten barsche Kommandos.<br />

„Raus, sofort raus“, übersetzte ein<br />

italienischer Faschist, der sie begleitete.Barfuß<br />

wurden die Frauen und Kinder ins Freie<br />

gejagt. Dann zündeten die Soldaten das<br />

Haus an.<br />

Sie trieben Enios Familie mit Schlägen<br />

und Stößen Richtung Tal. Überall waren<br />

Schüsse zu hören, Rauch stieg auf. Dann passierte<br />

etwas Überraschendes. Der Soldatentrupp<br />

entfernte sich rasch auf dem Waldpfad,<br />

nur ein Deutscher bewachte sie noch.<br />

Sehr jung sei er gewesen und blond, sagt<br />

Enio.„Er begann auf uns einzureden, wir verstanden<br />

nur seine Gesten: Ganz still sollten<br />

wir sein und schnell wieder zurücklaufen.“<br />

Dann gab der Soldat mehrereGewehrsalven<br />

in die Luft ab und verschwand. „Ertat so,als<br />

hätte er uns alle erschossen.“<br />

Erst am Nachmittag jenes Tages, als es<br />

schon lange wieder still geworden war, begriffen<br />

sie,was im Dorfpassiertwar.Sie gingen<br />

zu den abgebrannten Häusernihrer Verwandten<br />

und Nachbarn, wo überall verkohlte<br />

und blutige Körper lagen. Zumersten<br />

Malsah der sechsjährige Enio Tote.„DerGeruch<br />

von verbranntem Fleisch ist das, war<br />

mir am stärksten in Erinnerung geblieben<br />

ist“, sagt er.<br />

Zwei oder drei Stunden lang hatte die SS<br />

gewütet, ein Haus nach dem anderen durchkämmt,<br />

auf alles geschossen, was ihr begegnete,<br />

Menschen mit Flammenwerfern getötet.<br />

Zeugen berichteten später, einer<br />

schwangeren Frau sei der Bauch aufgeschlitzt<br />

worden und ein SS-Mann habe den<br />

Kopf einer Fünfjährigen so lange gegen die<br />

Wand geschlagen, bis der Schädel zersprang.<br />

Dasjüngste Opfer war 20 Monate alt.<br />

Aufdem Platz vorder kleinen Kirche wurden<br />

mehr als hundertDorfbewohner zusammengetrieben,<br />

erschossen und dann verbrannt.<br />

„Ich haben den Kirchplatz zum<br />

Glück nicht gesehen an jenem Tag“, sagt<br />

Enio. Ererinnert sich aber daran, wie die<br />

Männer aus den Wäldernzurückkamen und<br />

verzweifelt die Namen ihrer Frauen und Kin-<br />

der riefen. Undwie sie später Massengräber<br />

aushoben.<br />

Enios Familie überlebte damals, fast wie<br />

durch ein Wunder. „Ich weiß nicht, ob der<br />

junge Deutsche ein guter Mensch war“, sagt<br />

Enio,„aber er hat uns das Leben gerettet.“<br />

Inzwischen ist auch Enrico Pieri angekommen,<br />

entschuldigt sich für die Verspätung.<br />

Der 85-Jährige trägt kurze Hosen, ist<br />

braun gebrannt. Ihm ist anzusehen, dass er<br />

viel draußen ist, sich um seine Bienen und<br />

Olivenbäume kümmert.<br />

In der Gaststätte fühlt er sich spürbar unwohl,<br />

ist fahrig, wie auf dem Sprung. Doch<br />

als er über jenen Morgen spricht, an dem er<br />

alles verlor, wird sein Blick konzentriert.<br />

Seine Familie war von den Deutschen in die<br />

Küche eines Nachbarhauses gepfercht worden,<br />

sagt er. Dort hatte sich das Nachbarsmädchen<br />

in einem Hohlraum unter der<br />

Treppe versteckt und zog ihn zu sich. Alle in<br />

der Küche wurden erschossen. EnricosVater,<br />

seine Mutter, die schwanger war, seine Geschwister,Großeltern,<br />

Onkel und Tanten, die<br />

Nachbarn. Nurer, das Mädchen und ein weiteres<br />

Kind überlebten. Enrico hat alles mit<br />

angesehen. Er war zehn Jahrealt.<br />

„Was hatte Sant’Anna bloß mit dem Krieg<br />

zu tun?“, sagt Enrico. „Das frage ich mich<br />

heute noch.“<br />

AusAngst, die Deutschen könnten zurückkommen,<br />

hielten sich die Überlebenden wochenlang<br />

versteckt. Erst als die Amerikaner<br />

vorrückten, kehrten sie ins Dorf zurück und<br />

bauten ihre Häuser wieder auf. Danach<br />

schwiegen sie über das,was vorgefallen war.<br />

„Die Frauen sagten: Spielt nicht, schreit<br />

nicht rum, hier sind unsereLeute gestorben“,<br />

erinnert sich Enio. Auch als er älter wurde,<br />

blieb es beim Schweigen.„Uns Überlebenden<br />

schien es, als könnte man das Trauma so<br />

überwinden“, sagt er heute.„Wirhaben uns in<br />

uns selbst verschlossen.“ Enio litt jahrelang<br />

unter Alpträumen und war Bettnässer.Enrico,<br />

der zum Waisen geworden war,sagtnur:„Ich<br />

hatte eine schreckliche Kindheit.“ Kaum erwachsen,<br />

floh er weit weg, in die Schweiz, wo<br />

er als Tischler arbeitete.<br />

DerÖffentlichkeit blieb das Kriegsverbrechen<br />

von Sant’Anna di Stazzema viele Jahrzehnte<br />

lang verborgen. DieAkten einer amerikanischen<br />

Ermittlungskommission wurden<br />

in der Nachkriegszeit von den USA und<br />

Italien aus Rücksicht auf den Nato-Partner<br />

Deutschland unter Verschluss gehalten.<br />

„Aber auch, weil Italiens Politik kein Interesse<br />

daran hatte, inder Vergangenheit zu<br />

wühlen“, sagt Enio. Schließlich hatten Mussolinis<br />

Truppen in Äthiopien ebenfalls Massaker<br />

begangen.<br />

Enio Mancini konnte sich mit den Jahren<br />

langsam aus der inneren Erstarrung lösen.<br />

Anfang der Siebziger packte ihn der Wunsch<br />

nach Gerechtigkeit für die Toten von<br />

Sant’Anna. Er wollte gegen das Vergessen<br />

kämpfen, begann, Dokumente zu sammeln.<br />

Ihm ist es zu verdanken, dass in der<br />

ehemaligen Schule das Museum eingerichtet<br />

wurde.<br />

Die italienische Justiz beschäftigte sich<br />

erst viel später mit dem Massenmord. 1994<br />

holte ein Staatsanwalt die Akten aus dem<br />

Giftschrank, dem „Schrank der Schande“,<br />

wie es anschließend hieß. Und61Jahre nach<br />

dem Massaker verurteilte ein Militärgericht<br />

in La Spezia 2005 zehn Deutsche in Abwesenheit<br />

zu lebenslanger Haft. Doch die Bundesrepublik<br />

lieferte sie nicht aus. Und deutsche<br />

Ermittler stellten 2012 ihre Bemühungen<br />

ein. DieStaatsanwaltschaft Stuttgartließ<br />

damals wissen, es fehle der Beleg für eine individuelle<br />

Schuld von 14 namentlich bekannten<br />

Tätern. Besondere Grausamkeit sei<br />

ihnen auch schwer nachzuweisen.<br />

In Italien war man entsetzt. Für die Überlebenden<br />

war es wie ein Schlag ins Gesicht.<br />

Enrico Pieriversuchte,neueErmittlungenin<br />

Gang zu bringen. Vergebens. Der letzte der<br />

Beschuldigten, der ehemalige SS-Mann Gerhard<br />

Sommer, lebt bis heute unbehelligt in<br />

Hamburg.<br />

Hass,der zu nichts führte<br />

Auch der deutsche Staat rührte sich lange<br />

nicht. Erst 2004 besuchte ein Mitglied der<br />

Bundesregierung offiziell den Ort des Verbrechens,<br />

der damalige Innenminister Otto<br />

Schily. Dass vor fünf Jahren dann ein Bundespräsident<br />

in Sant’Anna um Entschuldigung<br />

bat, ist Enrico Pieris Verdienst. Er hatte<br />

Joachim Gauck einen sehr persönlichen<br />

Brief geschrieben und ihn zum 70. Jahrestag<br />

des Massakers eingeladen.<br />

Die beiden Überlebenden haben den<br />

Deutschen vergeben, trotz allem. Enrico<br />

sagt, er habe recht schnell begriffen, dass der<br />

Hass, den er empfand, zu nichts führte. SeinenSohnschickte<br />

er in der Schweiz ganz bewusst<br />

in eine deutschsprachige Schule.„Machen<br />

wir unsere Kinder zuEuropäern, sagte<br />

ich mir.“ Sein Sohn ist heute Lehrer in Basel.<br />

Dass Enio Mancini sogar sagen kann, er<br />

habe heute mehr Freunde in Deutschland als<br />

in Italien, liegt vorallem an einer Gruppe engagierter<br />

Stuttgarter. Eine Bürgerinitiative,<br />

die sich „Die Anstifter“ nennt, organisierte<br />

nach demdeutschenJustizskandal eine Solidaritätsfahrt<br />

nach Sant’Anna. Seitdem<br />

kämpft sie gemeinsam mit Enio und Enrico<br />

gegen das Vergessen. Und jeden Sommer<br />

treffen sich deutsche und italienische Jugendliche<br />

in einem Friedenscamp.<br />

Mit jungen Leuten über das Geschehen<br />

zu sprechen, finden Enio und Enrico wichtiger<br />

denn je. „Das geeinte Europa ist in den<br />

Konzentrationslagern und an Orten wie<br />

Marzabotto und Sant’Anna geboren worden“,<br />

sagt Enrico. „Aber die Jugendlichen<br />

sind sich darüber nicht im Klaren. Siefühlen<br />

Europa nicht.“<br />

Weil es für Besucher bisher keine Möglichkeit<br />

gibt, in Sant’Anna zu übernachten,<br />

hat Enrico Pierider Gemeinde das Haus seiner<br />

Familievermacht. Er möchte,dassesrenoviert<br />

und zu einer Jugendherberge umgebaut<br />

wird. Ein „Ostello della pace“ soll es<br />

werden,ein Ortdes Friedens und der Begegnung.<br />

Dann wäre die Stille von Sant’Anna di<br />

Stazzema wieder häufiger von jungen Stimmenerfüllt.<br />

Regina Kerner war tief beeindruckt<br />

vonEnio Mancini und Enrico Pieri nach<br />

dem Treffen in Valdicastello.


4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Verteidigungsministerium<br />

zahlt 155 Millionen an Berater<br />

DasVerteidigungsministerium und<br />

ihm unterstellte Behörden und Gesellschaften<br />

haben im ersten Halbjahr<br />

155 Millionen Euro für externe<br />

Beratung und Unterstützung ausgegeben.<br />

Dasist fast genauso viel, wie<br />

alle anderen Ministerien zusammen<br />

(178 Millionen) für diesen Zeitraum<br />

an Ausgaben für externe Leistungen<br />

gemeldet haben, geht aus einer Antwortdes<br />

Ministeriums auf eine Anfrage<br />

der Linken hervor. (dpa)<br />

SS-Wachmann kommt im<br />

Oktober vor Gericht<br />

DasHamburger Landgericht hat die<br />

Anklage gegen einen früheren SS-<br />

Wachmann zugelassen, dem Beihilfe<br />

zum Mord in 5230 Fällen vorgeworfen<br />

wird. Wieein Gerichtssprecher<br />

bestätigte,wurde das Hauptverfahrendamit<br />

eröffnet. DerProzess soll<br />

am 17. Oktober beginnen. (AFP)<br />

Verfassungsgericht<br />

bestätigt Strafe gegen NPD<br />

Wegen falscher Angaben in ihrem Rechenschaftsbericht<br />

für das Jahr 2007<br />

muss die rechtsextreme NPD Strafgelder<br />

in Millionenhöhe hinnehmen.<br />

Nach einem am Donnerstag veröffentlichten<br />

Beschluss des Bundesverfassungsgerichts<br />

in Karlsruhe erhält<br />

die NPD bereits gezahlte 1,27 Millionen<br />

Euro nicht zurück. (dpa)<br />

Deutsche Bahn: Kamera in<br />

Frankfurtwar nicht defekt<br />

Videokamera am Hauptbahnhof Frankfurt<br />

am Main<br />

DPA/ARNE DEDERT<br />

Nach dem Mord an einem achtjährigen<br />

Jungen auf dem Frankfurter<br />

Hauptbahnhof ist eine Debatte über<br />

etwaige Sicherheitspannen entbrannt.<br />

EinSprecher der Deutschen<br />

Bahn widersprach Informationen,<br />

dass die Kamera, die den Tatortabdeckte,defekt<br />

gewesen sei. Allerdings<br />

konnte er nicht sagen, ob dieVideos<br />

aus dieser Kameratatsächlich die Tat<br />

aufgezeichnet hätten.„Die Aufnahmen<br />

auszuwerten, ist Sache der Bundespolizei,<br />

darüber haben wir keine<br />

Kenntnis“, so der Bahnsprecher.Die<br />

Bundespolizei wollte sich mit dem<br />

Hinweis auf das laufendeVerfahren<br />

nicht zu demVorgang äußern. (BLZ)<br />

Italiens Innenminister Salvini<br />

fordertNeuwahlen<br />

Deritalienische Innenminister und<br />

Chef der rechten Lega, Matteo Salvini,<br />

dringt auf eine Neuwahl in Italien<br />

und erhöht den Druck auf Regierungschef<br />

Giuseppe Conte.Diesem<br />

habe er am Donnerstag gesagt: „Gehen<br />

wir sofortins Parlament, um anzuerkennen,<br />

dass es keine Mehrheit<br />

mehr gibt“, hieß es in einer Erklärung<br />

Salvinis.„Geben wir das Wort<br />

schnell an die Wähler zurück“, erklärte<br />

er. (dpa)<br />

Malta blockiertEinlaufen<br />

von Flüchtlingsschiff<br />

Maltas hat einem Rettungsschiff für<br />

Flüchtlinge die Einfahrtinseine Hoheitsgewässer<br />

untersagt. Die„Ocean<br />

Viking“ hatte in Malta auftanken<br />

wollen. Nach Verweigerung des<br />

Tankstopps setzte das Schiff am<br />

Donnerstag seine Reise in Richtung<br />

der libyschen Küste fort. (AFP)<br />

Verschuldeter Westen, überalterter Osten<br />

Auch die Lausitz gehört zu den Regionen, denen das Schicksal droht, den Anschluss zu verlieren<br />

VonJan Sternberg<br />

Das Ruhrgebiet und die<br />

Region um Bremerhaven<br />

sind wegen ihrer Strukturschwäche<br />

am meisten<br />

gefährdet, abgehängt zu werden.<br />

Dazu kommen die Altmark und die<br />

Region um Bitterfeld in Sachsen-Anhalt<br />

sowie die sächsische Oberlausitz.<br />

Dortbereitet vorallem die Überalterung<br />

Sorgen. Das hat ein Forscherteam<br />

für das Kölner Institut der<br />

deutschen Wirtschaft (IW) herausgefunden.<br />

Die Studie „Die Zukunft<br />

der Regionen in Deutschland“<br />

wurde am Donnerstag in Berlin vorgestellt.<br />

Die Forscher ermittelten insgesamt<br />

19 Regionen, in denen sie dringenden<br />

Handlungsbedarf festmachen.<br />

Elf davon liegen in Ostdeutschland,<br />

vier in Nordrhein-<br />

Westfalen entlang der Ruhr. Dazu<br />

kommen Bremerhaven und das<br />

Saarland, die Westpfalz und Ostholstein.<br />

Die Gründe, warum eine Region<br />

in den Augen der Forscher gefährdet<br />

ist, sind regional sehr unterschiedlich.<br />

Mit Blick auf die Wirtschaft liegen<br />

die Schlusslichter in Westdeutschland:<br />

Besonders düster sieht<br />

es in Duisburg/Essen, Emscher-<br />

Lippe und Bremerhaven aus. Ostdeutschland<br />

hat indes vor allem ein<br />

Demografie-Problem.<br />

Wenig digitale Infrastruktur<br />

Straßenszene in Rothenburg/Oberlausitz im Landkreis Görlitz.<br />

„Eine kluge Regionalpolitik<br />

sollte den<br />

Kommunen die Möglichkeit geben,<br />

sich selbst zu helfen.“<br />

Jens Südekum,<br />

Studienmitautor und Ökonom an der Universität Düsseldorf<br />

Ignorierte Warnungen<br />

IMAGO IMAGES<br />

Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg, Lausitz-Spreewald,<br />

Oberlausitz-Niederschlesien<br />

sowie Ost- und Südthüringen<br />

weisen ein hohes Durchschnittsalter<br />

der Bevölkerung auf,<br />

das in den vergangenen Jahren auch<br />

noch überproportional gestiegen ist.<br />

Beider Infrastruktur gibt es deutschlandweit<br />

Probleme. Die drei westdeutschen<br />

Regionen Emscher-<br />

Lippe, Trier und Westpfalz plagen<br />

besonders hohe Verschuldungsquoten.<br />

In den ostdeutschen Regionen<br />

Altmark, Magdeburg und<br />

Halle/Saale ist die digitale Infrastruktur<br />

noch viel zu wenig ausgebaut.<br />

Auch Ostholstein bereitet den<br />

Forschernindiesem Punkt Sorgen.<br />

„Die Länder sollten Schuldenerlasse<br />

für die Kommunen in Betracht<br />

ziehen, damit diese wieder handlungsfähig<br />

werden“, schlägt Michael<br />

Hüther, Direktor des IW, vor. „Eine<br />

kluge Regionalpolitik sollte den<br />

Kommunen die Möglichkeit geben,<br />

sich selbst zu helfen“, ergänzt Jens<br />

Südekum, Studienmitautor und<br />

Ökonom an der Universität Düsseldorf.<br />

Hüther wandte sich gegen Vorschläge<br />

seines Forscherkollegen<br />

Reint Gropp vom Institut für Wirtschaftsforschung<br />

Halle, abgehängte<br />

Regionen ausbluten zu lassen und<br />

nicht mehr zu fördern. Gropp hatte<br />

vorkurzeminder LeipzigerVolkszeitung<br />

erneut gefordert, Investitionen<br />

in Infrastruktur auf die Wachstumskerne<br />

zu konzentrieren. Eine Autobahnausfahrt<br />

auf dem platten Land<br />

und flächendeckende 5G-Anbindung<br />

seien einfach zu teuer.<br />

Altmarkhat Pendlerpotenzial<br />

Hüther ist gegenteiliger Meinung:<br />

„Ich halte es für fatal, Regionen aufzugeben<br />

und quasi abzuschließen“,<br />

sagte er, „aus politischer, gesellschaftlicher<br />

und ökonomischer Hinsicht.“<br />

Investitionen in Infrastruktur<br />

müssten dafür dienen, die Potenziale<br />

einer Region zu heben. DieAltmark<br />

beispielsweise könnte durch<br />

den Bau der Autobahn 14 und bessere<br />

Zugverbindungen zunächst als<br />

Pendler-Wohnortattraktiv sein.<br />

Ebenso müssten die Milliarden<br />

für den Kohleausstieg in der Lausitz<br />

vorrangig für Infrastruktur und Bildungsinvestitionen<br />

ausgegeben<br />

werden. Das Beispiel Ruhrgebiet<br />

zeige, dass dies die erfolgreichsten<br />

Strukturhilfen seien.<br />

Eine verlässliche digitale Infrastruktur<br />

könne zudem beitragen,<br />

dass die Spaltung zwischen boomenden<br />

städtischen Zentren und schwächelnden<br />

ländlichen Regionen abnimmt,<br />

statt weiter zu wachsen. „Die<br />

Regionalpolitik muss jetzt dringend<br />

gegensteuern, sonst werden die gesellschaftlichen<br />

Spannungen zunehmen<br />

und es kann zu gefährlichen Abwärtsspiralen<br />

kommen“, warnen Hüther<br />

und Südekum.<br />

In den USA mehren sich die Stimmen, die Gefahr durch weiße Rassisten nicht mehr zu verharmlosen<br />

VonThomas Spang,Washington<br />

Mehr als ein Jahr lang versuchte<br />

das amerikanische Heimatschutzministerium,<br />

den Präsidenten<br />

davon zu überzeugen, mehr gegen<br />

die wachsende Gefahr des rassistisch<br />

motivierten Rechtsextremismus<br />

zu unternehmen. Vergeblich.<br />

Ein ums andere Mal wiesen Trumps<br />

Mitarbeiter die Anläufe der Sicherheitsexperten<br />

zurück, dem Kampf<br />

gegen den einheimischen Terrorismus<br />

endlich den Stellenwert einzuräumen,<br />

den er verdient.<br />

Die Führung in Washington habe<br />

„die Realität des rapiden Anwachsens<br />

der Gewalt rassistischer Weißer<br />

ignoriert“, klagte eine hoher Regierungsmitarbeiter<br />

nach dem Terroranschlag<br />

in El Paso seinen Unmut in<br />

den Medien. „Die haben Scheuklappen<br />

auf.“<br />

Ideologische Schnittmengen<br />

Präsident Trump besuchte am Mittwoch El Paso, wo ein Weißer 22 Menschen erschoss. AP<br />

Während die US-Regierung weiterhin<br />

die größte Bedrohung bei islamischen<br />

Terroristen sieht, haben laut<br />

einer Statistik der Organisation New<br />

America einheimische radikale Weißen<br />

seit dem 11. September 2001<br />

mehr Menschen auf dem Gewissen<br />

als Dschihadisten.<br />

Experten weisen auf die ideologische<br />

Schnittmenge zwischen den Attentäternauf<br />

die vonSchwarzenbesuchte<br />

Kirche in Charleston, die Synagogen<br />

in Pittsburgund Poway sowie<br />

den „mexikanischen Walmart“ unweit<br />

der Grenze inElPaso hin. Aus<br />

demselben Spektrum stammten<br />

auch die Teilnehmer des Fackelzugs<br />

vonCharlottesville.<br />

FBI-Direktor Christopher Wray<br />

warnte die Gesetzgeber im Kongress<br />

noch im Juli vorder wachsenden<br />

Bedrohung durch einheimische<br />

Terroristen. In den ersten<br />

neun Monaten des laufenden<br />

Haushaltsjahres (Beginn im Oktober<br />

2018) seien 100 Verdächtige<br />

festgenommen worden.<br />

US-Präsident Trump spielt die<br />

Gefahr öffentlich herunter. Wie in<br />

Charlottesville vor ziemlich genau<br />

zwei Jahren als er „sehr schlechte<br />

Leute auf beiden Seiten ausmachte“,<br />

bleibt es auch nach dem Terror von<br />

El Paso nur bei einem vom Teleprompter<br />

abgelesenen Lippenbekenntnis.<br />

Seine Claqueure imHaussender<br />

Fox verbreiten derweil den Spin, die<br />

Warnung vor dem Erstarken weißer<br />

Rassisten sei eine Erfindung der Linken.„Das<br />

ist inWirklichkeit kein echtes<br />

Problem in Amerika“, behauptete<br />

Moderator Tucker Carlson vor<br />

kurzem.<br />

Die Opfer des Terrors, deren Angehörige<br />

und die betroffenen Minderheiten<br />

erleben das anders. Sie<br />

erkennen die Parallelen in dem Ma-<br />

JanSternberg<br />

findet, dass Stadt und Land<br />

immer ähnlicher werden.<br />

nifest des Attentäters von ElPaso,<br />

der seine Tatals Antwort auf eine<br />

„hispanische Invasion“ verstanden<br />

wissen will, zu der gleichlautenden<br />

Hetze Trumps vor seinen Anhängern.<br />

„Das war das 911 der Latinos“, beschreibt<br />

der ehemalige Chefredakteur<br />

der El Paso Times, Bob Moore,<br />

die Stimmung in der Grenzmetropole,<br />

die Trump am Mittwoch besuchte.<br />

„Es kommt mir so vor, als<br />

machten sie Jagd auf uns“, sagt Carmela<br />

Morales einem Reporter vor<br />

Ort.<br />

Razzia in Mississippi<br />

Diesen Eindruck verstärkten Berichte<br />

von einer Großrazzia in Mississippi<br />

gegen Einwanderer ohne Papiere.<br />

Während Trump in El Paso<br />

weilte, durchsuchten mehr als 600<br />

Beamte der Einwanderungspolizei<br />

mehrereGeflügelfabriken vonKoch-<br />

Foods in dem Südstaat und nahmen<br />

680 Personen fest –die Mehrheit von<br />

ihnen Latinos.<br />

Amnesty International und mehrere<br />

Ländernwarnen angesichts der<br />

Kombination aus leicht verfügbaren<br />

Kriegswaffen und zunehmender<br />

Gewaltbereitschaft rassistischer<br />

Weißer vorReisen in die USA. Besucher<br />

sollten einen Notfallplan haben,<br />

rät die Organisation auf ihrer<br />

Website.Niemand sei vorWaffengewalt<br />

sicher.<br />

SPD öffnet<br />

sich<br />

nach links<br />

Parteichefin Dreyer sucht<br />

nach neuen Bündnissen<br />

Die kommissarische SPD-Chefin<br />

Malu Dreyer hat sich offen für<br />

ein linkes Regierungsbündnis im<br />

Bund gezeigt –und stößt damit auf<br />

Zustimmung der Linkspartei. „Sollte<br />

es eine Mehrheit links vonder Union<br />

geben, müssen wir das Gemeinsame<br />

suchen und das Trennende analysieren“,<br />

sagte Dreyer der Funke Mediengruppe<br />

mit Blick auf eine Koalition<br />

aus SPD,Linken und Grünen.<br />

AufBundesebene sei die SPD derzeit<br />

in „einem sehr schlechten Zustand“,<br />

räumte Dreyer ein. Dies<br />

müsse sich dringend ändern. „Unser<br />

Ziel bleibt selbstverständlich, dass<br />

wir wieder zu Mehrheiten finden jenseits<br />

der CDU.“ Der Anspruch der<br />

SPD müsse es sein, ein solches Bündnis<br />

anzuführen. DieLinkspartei habe<br />

teils Positionen, die die SPD nicht<br />

teile,Koalitionspartner seien aber nie<br />

das Gleichewie man selbst. Gespannt<br />

sei sie auf Rot-Rot-Grün in Bremen,<br />

sagte Dreyer, die als Ministerpräsidentin<br />

in Rheinland-Pfalz gemeinsam<br />

mit Grünen und FDP regiert.<br />

Soziale Gerechtigkeitsthemen<br />

Führende Linke-Politiker begrüßten<br />

die Äußerungen. Sie mache Hoffnung<br />

darauf, dass nach der kommenden<br />

Bundestagswahl konstruktive<br />

Gespräche über neue linke<br />

Mehrheiten möglich seien, sagte<br />

Parteichefin KatjaKippingder Deutschen<br />

Presse-Agentur.Mit einer starken<br />

Linken und einer hoffentlich<br />

wieder erstarkenden SPD könne<br />

man gemeinsam dafür sorgen, „dass<br />

soziale Gerechtigkeitsthemen wie<br />

Arbeit, Rente und Gesundheit nicht<br />

von einer schwarz-grünen Mehrheit<br />

untergebuttert werden“. Die große<br />

Koalition sei am Ende. „Der kommende<br />

Bundestagswahlkampf,<br />

Malu Dreyer führtmit Manuela Schwesig<br />

und Thorsten Schäfer-Gümbel die SPD. DPA<br />

wann immer er stattfindet, wird von<br />

der Frage geprägt sein: Wasfolgt auf<br />

die große Koalition?“<br />

Linke-Chef BerndRiexinger sagte<br />

<strong>Zeitung</strong>en der Funke Mediengruppe:<br />

„Nach den Jahren in der großen<br />

Koalition mehren sich jetzt auch<br />

in der SPD die Stimmen, die wieder<br />

eine linke Politik wollen.“<br />

In der Sonntagsfrage kommt die<br />

SPD derzeit bundesweit auf 11,5 bis<br />

14,5 Prozent und die Linke auf 7bis 9<br />

Prozent. DieGrünen erreichen 23 bis<br />

25 Prozent.<br />

Der <strong>Berliner</strong> Kultursenator und<br />

frühere Linke-Landeschef Klaus Lederer<br />

bezeichnete Dreyers Vorstoß<br />

als „seit Jahren überfällig“. „Angesichts<br />

der derzeitigen Kräfteverhältnisse<br />

in der Gesellschaft sollte es<br />

eine Normalität sein, dass man über<br />

potenzielle Kooperationsmöglichkeiten<br />

unbefangen und ohne<br />

Schaum vorm Mund redet“, sagte<br />

Lederer.<br />

Auch bei der bisher zwischen<br />

SPD und Linken problematischen<br />

Außenpolitik muss aus Sicht Lederers<br />

nach möglicherweise fehlender<br />

Übereinstimmung gesucht werden.<br />

„Und dann muss man gucken, wie<br />

man einen vernünftigen Umgang<br />

damit findet.“ Lederer: „Wenn alle<br />

beteiligten Seiten sich der dringenden<br />

Notwendigkeit bewusst sind,<br />

ein gemeinsames Projekt auf die<br />

Beine zu stellen, dann wird esan<br />

den Differenzen hier und da nicht<br />

scheitern.“ (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 5 *<br />

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Politik<br />

Wladimir Putin wird im Inland wie im Ausland bewundertund gefürchtet, verehrtund gehasst.<br />

AFP/YURI KADOBNOV<br />

Aufstand im Reich der gelenkten Demokratie<br />

Seit 20 Jahren führt Wladimir Putin in Moskau Regie. Er hat Russland mit Härte zu neuer Größe geführt. Doch die Stimmung im Land droht zu kippen<br />

VonStefan Scholl, Moskau,<br />

und Ulrich Krökel<br />

Blaugraue Gewitterwolken<br />

schwimmen heran, aber<br />

das schert die Moskauer<br />

nicht. Sie genießen in diesen<br />

Sommertagen ihren Feierabend.<br />

In der lauen Luft liegen melodischer<br />

Sowjetrock, Saxofon-Jazz und kaukasischer<br />

Rap. Lässig schlenderndie<br />

Moskauer vorbei an leuchtenden Läden.<br />

Über der Kamergerskaja-Fußgängerzone<br />

funkeln Kunststoffsterne.<br />

Plötzlich kommt heftiger<br />

Wind auf, reißt Dutzende Sterne von<br />

den Leinen. „Mama“, jubelt ein kleines<br />

Mädchen, „es regnet Sterne.“<br />

Gepflegtes Moskau<br />

Dasneue Moskau wirkt schöner und<br />

entspannter denn je. Stolz zeigen<br />

Hauptstädter etwa Gästen aus Berlin<br />

eine neuartige Attraktion nach der<br />

anderen: So etwas habt ihr doch in<br />

ganz Deutschland nicht.“ So etwas<br />

wie zum Beispiel den Sarjadje-Park<br />

am Ufer der Moskwa: zehn Hektar,<br />

mit viel Holz und viel Grün, mit<br />

künstlich angelegten Biotopen, tagsüber<br />

und erst recht abends anheimelnd<br />

wie eine gigantische Open-<br />

Air-Wellness-Landschaft. Das US-<br />

Magazin Time nahm den Park 2018<br />

in eine Liste der 100 „großartigsten<br />

Plätze der Welt“ auf. Die Moskauer<br />

nennen ihn, halb anerkennend, halb<br />

satirisch, „Putins Paradies“.<br />

„Die russische Hauptstadt“, urteilt<br />

sogar der notorische deutsche<br />

Russlandkritiker Boris Reitschuster,<br />

„ist mittlerweile gepflegter als die<br />

deutsche.“ DieStröme der Jogger,die<br />

an Moskaus Beachvolleyballplätzen,<br />

Pizzerias und Freilichtkinos vorbeilaufen,<br />

sind dicht wie im NewYorker<br />

Central Park. Weiter stadtauswärts<br />

turnen Kinder in Klettergärten über<br />

weichem Tartanbelag. Es könnte alles<br />

so schön sein in Moskau, Russlands<br />

alter und neuer Traumstadt.<br />

In jüngster Zeit aber hat sich das<br />

Gefühl drohenden neuen Unheils<br />

eingeschlichen in die Hinterköpfe der<br />

Hauptstadtbewohner. Der Sicherheitsapparat<br />

wirkt noch strenger als<br />

bisher,die Dissidenten noch vorsichtiger.AndiesemWochenende<br />

werden<br />

erstmals seit Beginn der jüngsten<br />

Proteste nicht mehr nur einige Tausend,<br />

sondernwohl mehr als 100 000<br />

Menschen auf die Straße gehen, um<br />

ein„Russland ohne Putin“ zu fordern.<br />

Wie kam es zu diesem Aufstand im<br />

Paradies des Zaren?<br />

„Der fragile Frieden, der bis vor<br />

kurzemzwischen Moskauer Stadtregierung<br />

und Zivilgesellschaft bestand,<br />

ist zum Teufel gegangen“,<br />

schreibt der russische Schriftsteller<br />

Viktor Jerofejew in einem am Donnerstag<br />

in der Frankfurter Allgemeinen<br />

<strong>Zeitung</strong> veröffentlichten Aufsatz.<br />

Die Zivilgesellschaft befinde<br />

sich längst „in quälender Erwartung<br />

der Ablösung des Putin-Regimes“.<br />

Die modernen Moskauer hätten erwartet,<br />

dass sich die Obrigkeit aber<br />

schon jetzt bemüht, Moskau „das<br />

Gesicht einer komfortablen europäischen<br />

Metropole zu geben“. Diese<br />

Bemühungen habe die Stadtregierung<br />

aufgegeben, als sie diverse unabhängige<br />

Kandidaten nicht zur<br />

Kommunalwahl am 8. September<br />

zuließ –„und hier begann der Krieg.“<br />

AusSicht des Kreml ist es eine undankbareAufwallung,<br />

die da in Gang<br />

gekommen ist. Die Stadt gibt pro<br />

Einwohner mehr aus als London<br />

oder Rom. Allein im vorigen Jahr hat<br />

Moskau 33 Kilometer U-Bahn-Linie<br />

und 17 neue Metrostationen in Betrieb<br />

genommen. Und dann gehen<br />

die Leute auf die Straße?<br />

Verständnislos blicktWladimir Putin<br />

auf ein neue russische Generation.<br />

Es sind junge Leute,die keinen anderen<br />

Herrscher vor ihm kannten, die<br />

aber auch noch gar nicht vertraut<br />

sind mit der ganzen Härte, zudenen<br />

die russische Führung notfalls fähig<br />

ist.Waswill Putin nun tun? Sieverprügeln<br />

lassen, sie einsperren? Im Zweifel<br />

hat der Präsident immer auf Härte<br />

gesetzt.<br />

Auf historischen Bildern steht Putin,<br />

damals 46 Jahrealt, wie ein Schüler<br />

aus neben dem einen halben Kopf<br />

größeren Präsidenten Boris Jelzin. Es<br />

ist der 9. August 1999 und Jelzin hat<br />

den unscheinbar wirkenden Chef des<br />

Geheimdienstes FSB, soeben zum<br />

russischen Ministerpräsidenten ernannt.<br />

Wohl kein Beobachter der<br />

Kreml-Zeremonie ahnt in diesem<br />

Moment, dass er Weltgeschichte miterlebt.<br />

Doch so ist es. Denn in Wahrheit<br />

ist Jelzin schwach, nicht Putin.<br />

DerPetersburger Arbeitersohn, der<br />

Jura studiert und beim KGBKarriere<br />

gemacht hat, ergreift seine Chance.<br />

Bombenanschläge in Russland, angeblich<br />

vonIslamisten, spielen ihm in<br />

die Hand. Im September 1999 verspricht<br />

der damalige Ministerpräsident<br />

seinen Landsleuten, er werdedie<br />

„Terroristen“ verfolgen, notfalls rund<br />

um den Planeten. „Und wenn wir sie<br />

auf der Toilette erwischen, werden wir<br />

sie auch dortabknallen.“<br />

Endlich hatte Russland wieder<br />

ein Feindbild. Endlich sahen sich<br />

Land und Leute wieder geeint hinter<br />

„Der fragile Frieden<br />

ist zum Teufel gegangen.“<br />

Viktor Jerofejew, russischer Schriftsteller,<br />

in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine <strong>Zeitung</strong><br />

einem starken Mann. Dem Herrscher<br />

im Kreml räumten die Russen,<br />

ganz nach Landessitte, nur allzu<br />

gern die Befugnis ein, hart durchzugreifen.<br />

VonAnfang an kreiste Putins Präsidentschaft<br />

um die Wiedergewinnung<br />

von nationaler Würde. Den<br />

Untergang der Sowjetunion in den<br />

Jahren nach dem Mauerfall hatte er<br />

als weltpolitische Katastrophe empfunden<br />

–und auch als persönliche<br />

Schmach. Unvergesslich blieben<br />

ihm die wirren Tage, indenen er als<br />

KGB-Offizier in Dresden, schon umlagert<br />

von bärtigen Bürgerrechtlern,<br />

umWeisungen aus Moskau bat –und<br />

keine Antwortbekam.<br />

Anfangs hielten viele in Moskau<br />

den neuen Präsidenten Putin noch<br />

für „lenkbar“. Doch das erwies sich<br />

als großer Irrtum. Putin lenkte alles<br />

lieber selbst. Heute, 20Jahre später,<br />

wirderimInland wie im Ausland bewundertund<br />

gefürchtet, verehrtund<br />

gehasst.<br />

Russland lag am Ende der Jelzin-<br />

Jahre amBoden. Nach dem Untergang<br />

der Sowjetunion war das Riesenreich<br />

in Anarchie verfallen. Der<br />

Staat zahlte keine Renten und Gehälter<br />

mehr. Die berüchtigten Oligarchen,<br />

die nichts anderes waren als<br />

Mafiapaten, rissen das Volkseigentum<br />

an sich. 1998 raubte die Rubel-<br />

Krise den Bürgerndie letzten Ersparnisse.ImJahr<br />

darauf vollzog die Nato<br />

ihre erste Osterweiterung und ließ<br />

im Kosovo-Krieg, mit Unterstützung<br />

vonRot-Grün in Berlin, Bomben auf<br />

Serbien fallen: Demütigungen für<br />

Russland, wohin man sah.<br />

Dem neuen Präsidenten gelang<br />

es dank sprudelnder Einnahmen aus<br />

Öl- und Gasgeschäften zwar schnell,<br />

die wirtschaftliche Lage einigermaßen<br />

zu stabilisieren. Den entscheidenden<br />

Schritt nach vorn aber wagte<br />

Putin nicht: Bis heute fehlt es dem<br />

Land an einer Gründerszene aus<br />

kleinen und mittleren Unternehmen.<br />

Dazu fehlen Russland drei Faktoren,<br />

die aus Sicht westlicher Investoren<br />

vor allem auf dem wichtigen<br />

Feld der modernen Datenwirtschaft<br />

unerlässlich sind: Freiheit, Rechtsstaatlichkeit,<br />

Kreativität.<br />

Auch in der Außenpolitik hofft der<br />

Westen auf einen Kurswechsel in<br />

Moskau, auf mehr Öffnung, auf ein<br />

neues Miteinander. Anfangs setzte<br />

Putin, der als KGB-Offizier Deutsch<br />

gelernt hatte, noch auf eine Annäherung,<br />

wie seine Rede in Berlin im September<br />

2001 zeigte. Zwei Wochen<br />

nach den Terroranschlägen in den<br />

USA trat Putin im Bundestag ans Mikrofon<br />

und bot „in der Sprache von<br />

Goethe,Schiller und Kant“ eine neue<br />

Partnerschaft zwischen Ostund West<br />

an. „Wir tun dies als ein Volk, das gute<br />

Lehren aus dem Kalten Krieg und der<br />

verderblichen Okkupationsideologie<br />

gezogen hat.“ Abgeordnete aller Parteien<br />

applaudierten stehend.<br />

Pässe als Verhandlungsgegenstand<br />

Doch im Konflikt um die Ukraine gab<br />

Putin die mögliche Annäherung an<br />

den Westen wieder auf. Im Jahr 2014<br />

ließ er die Krim völkerrechtswidrig<br />

besetzen. In diesen Tagen lässt Putin<br />

zudem in der Ostukraine russische<br />

Pässe austeilen. Dassei, sagt Marieluise<br />

Beck, Russland-Expertin der Grünen,<br />

de facto eine „hybride Annexion<br />

der besetzten Gebiete des Donbass“.<br />

Völkerrechtlich erlaubt sei das nicht.<br />

Den russischen Präsidenten<br />

schert das nicht. Die Passvergabe<br />

kann er demnächst als Verhandlungsgegenstand<br />

in seinem großen<br />

internationalen Poker anbieten,<br />

zum Beispiel bei einem Treffen mit<br />

dem französischen Staatspräsidenten<br />

Emmanuel Macron am 19. August.<br />

Sein harter Kurs, verbunden<br />

mit einem ständiges Ausnutzen der<br />

„Trotteligkeit des Westens“ (Beck),<br />

hat Putin stets genützt.<br />

Die gelben Westen haben ausgedient<br />

Anfangs gingen Hunderttausende Franzosen gegen Macrons Reformpolitik auf die Straße. Der Protest lief ins Leere, weil niemand bessere Lösungen anbot<br />

VonBirgit Holzer,Paris<br />

Gelbwesten-Proteste bestimmten die Pariser Straßen im Frühjahr.<br />

Die Sonnabende in Paris haben<br />

sich wieder normalisiert. Geschäfte<br />

schließen derzeit höchstens<br />

wegen der Sommerferien, aber nicht<br />

mehr aus Sorge, bei Demonstrationen<br />

ins Visier von Randalierern zu<br />

geraten. Polizisten schieben nicht<br />

mehr Wochenend-Sonderdienste,<br />

immer einsatzbereit für den Fall einer<br />

Eskalation. Auf den Champs-<br />

Élysées sind wieder überwiegend<br />

Touristen statt aufgebrachte Demonstranten<br />

unterwegs.<br />

In gelben Warnwesten als Erkennungszeichen<br />

machten sie im Winter<br />

und Frühjahr immer sonnabends zunächst<br />

anVerkehrskreiseln im ganzen<br />

Land, später an symbolträchtigen Orten<br />

in den Metropolen ihrem Ärger<br />

auf die französische Regierung und<br />

die soziale Ungleichheit Luft. Einpaar<br />

Unermüdliche finden sich zwar weiterhin<br />

zusammen und versuchen,<br />

das Gefühl der Solidarität untereinander<br />

und den Widerstand aufrechtzuerhalten.<br />

Dennoch erscheint die<br />

Bewegung erschlafft – zumindest<br />

vorerst, denn die Ruhe ist trügerisch.<br />

Zu vieles liegt weiterhin im Argen in<br />

Frankreich und die Ursachen für die<br />

Wut sind keineswegs beseitigt. Sie<br />

entstand aus einem immensen Misstrauen<br />

vieler Franzosen gegenüber<br />

der Politik. DieKluft zwischen Globalisierungsgewinnernund<br />

-verlierern,<br />

zwischen der Elite und abgehängten<br />

sozialen Klassen, Stadt- und Landbewohnern<br />

wächst unaufhörlich. Die<br />

so entstandenen Spannungen verstärkten<br />

die Proteste.<br />

Nicht umsonst war deren Auslöser<br />

die geplante –und dann ausgesetzte<br />

–Erhöhung der Ökosteuer auf<br />

Kraftstoff. Auch zog Präsident Emmanuel<br />

Macron besonders den Zorn<br />

auf sich, weil er als Absolvent vonElitehochschulen<br />

und rasant aufgestiegener<br />

Politik-Karrierist mit allzu<br />

selbstsicherem Auftreten „die da<br />

oben“ vertritt, welche sich nicht für<br />

die Probleme der Normalbevölkerung<br />

interessieren. Dieses Image hat<br />

DPA<br />

sich nicht geändert, auch wenn Macrons<br />

bisher schwerste politische<br />

Krise vorerst überwunden scheint.<br />

Die heutige Schwäche der Gelbwesten<br />

erklärt sich zum einen daraus,<br />

dass sie Probleme aufzeigten<br />

und benannten, nicht aber deren<br />

Lösungen – was ja auch nicht die<br />

Aufgabe von Bürgern ist. Eine Führungsfigur<br />

fehlte,die ihredisparaten<br />

Anliegen zusammenfassen und gegenüber<br />

der Regierung vertreten<br />

konnte. Genau ein solches Sprachrohr<br />

hatte die Bewegung zugleich<br />

stets abgelehnt, die dezentral organisiertund<br />

in den sozialen Netzwerken<br />

entstanden war.<br />

Zum zweiten ließ infolge der Gewalt<br />

am Rande der Demonstrationen<br />

die Unterstützung der öffentlichen<br />

Meinung mit der Zeit nach. Sie<br />

aber war maßgeblich für die enorme<br />

Aufmerksamkeit für die Bewegung.<br />

Darüber hinaus nahm ihr Präsident<br />

Macron mit Bürgerdebatten und sozialen<br />

Zugeständnissen den Wind<br />

aus den Segeln. WieungestörterseinenWegweitergehen<br />

kann, lässt sich<br />

noch nicht absehen. Vonder schwachen,<br />

überwiegen orientierungslosen<br />

Opposition ist wenig Gegenwind<br />

zu erwarten. Undvon den„Gelbwesten“?<br />

Deren Bewegung wurde so unvorhersehbar<br />

schnell zu einem gesellschaftlichen<br />

und medialen Phänomen,<br />

das weit über die Grenzen<br />

Frankreichs hinaus von sich reden<br />

machte,dass sich eine Prognose darüber<br />

verbietet, ob sie dauerhaft erledigt<br />

ist. Im Herbst stehen heikle Reformen<br />

wie jene der Arbeitslosenund<br />

Rentenversicherung an, welche<br />

den Widerstand neu anzufachen<br />

drohen. Ruhe im Land dürfte erst<br />

einkehren, wenn Macron beweist,<br />

dass seine Politik die wirtschaftliche<br />

und soziale Lage entscheidend verbessert<br />

und die Chancen-Gleichheit<br />

erhöht. Er hat einige Schritte in diese<br />

Richtung gemacht, etwa durch höhereInvestitionen<br />

in die Schulen gerade<br />

in sozialen Brennpunkten, in<br />

Aus- und Weiterbildung.


6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019<br />

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Made in Berlin<br />

BERLINER BEKANNTE<br />

Berlin<br />

am<br />

Hafen<br />

Städte in Deutschland<br />

mit E-Scootern<br />

Anzahl der E-Scooter,<br />

in Klammern: Anzahl der Anbieter*,<br />

Stand 14.7.2019<br />

Münster<br />

378 (1)<br />

Lübeck<br />

86 (1)<br />

Hamburg<br />

2429 (4)<br />

Berlin<br />

4425 (4)<br />

NEU IN DER STADT<br />

Hilfe für<br />

werdende<br />

Mütter<br />

VonTheresa Dräbing<br />

Zeitweilig hatte Berlin den zweitgrößten<br />

Binnenhafen Deutschlands.<br />

Und er ist noch heute in Betrieb<br />

–auch wenn der Westhafen in<br />

Moabit nicht mehr zu den allergrößten<br />

Umschlagplätzen Deutschlands<br />

gehört. Immer noch werden riesige<br />

Mengen an Baustoffen und Maschinenteilen<br />

über den Westhafenkanal,<br />

den Spandauer Schifffahrtskanal<br />

und weiter über Spreeund Havel<br />

inüberregionale Gewässer verschifft.<br />

Angeschlossen an die<br />

Schiene ist der Hafen direkt an der<br />

Ringbahn. So findet der Warentransportfast<br />

seit hundertJahren statt.<br />

Seine Entstehungsgeschichte<br />

reicht sogar bis ins Jahr 1895 zurück,<br />

als die <strong>Berliner</strong> Kaufmannschaft den<br />

Bau eines solchen Hafens forderte,<br />

um den steigenden Warentransport<br />

aus Berlin zu bewerkstelligen. Der<br />

Bau dauerte laut <strong>Berliner</strong> Denkmaldatenbank<br />

(schon damals) etwas länger.<br />

Sosoll er sich durch Grunderwerbsverhandlungen<br />

und Streitigkeiten<br />

mit der Eisenbahnverwaltung<br />

reichlich verzögert haben. Doch seit<br />

1923 werden dortSchiffe be- und entladen.<br />

Betreiber ist seither die <strong>Berliner</strong><br />

Hafen- und Lagerhausgesellschaft<br />

(Behala), die ebenso den Südhafen<br />

in Spandau und den Hafen<br />

Neukölln abwickelt.<br />

Einige Gebäudeteile sind mittlerweile<br />

umfunktioniert worden. So<br />

werden heute die alten Speichergebäude<br />

nicht mehr benötigt.Wo früher<br />

mal Getreide lagerte,ist heute die <strong>Zeitung</strong>sabteilung<br />

der Staatsbibliothek<br />

Preußischer Kulturbesitz untergebracht.<br />

Undinder denkmalgeschützten<br />

Lagerhalle 1 befindet sich seit<br />

2015 eine Eventlocation.<br />

DasUmschlagsvolumen der <strong>Berliner</strong><br />

Binnenhäfen ist in den vergangenen<br />

Jahren gesunken. Betrug es Anfang<br />

der 90er-Jahre noch fast neun<br />

Millionen Tonnen jährlich, sind es<br />

heute knapp vier Millionen, davon<br />

entfallen etwa 600 000 Tonnen auf<br />

den Schiffsverkehr.<br />

Die Zukunft: autonome Schifffahrt<br />

Auch mit Fachkräftemangel hat die<br />

Branche zu kämpfen. Undwird deshalb<br />

erfinderisch: Schon in den<br />

nächsten Jahren sollen erste autonome<br />

Schiffe auf Berlins Gewässern<br />

fahren. Im September startet ein solches<br />

Pilotprojekt, initiiert vom Westhafen-Betreiber<br />

Behala. „Wir wollen<br />

die Wasserstraßen für die Schifffahrt<br />

wieder wirtschaftlicher machen“,<br />

sagt Klaus-Günter Lichtfuß, Logistikchef<br />

der Behala. Für den Schifffahrtsverkehr<br />

ist eine Mindestbesatzung<br />

vorgeschrieben. Deshalb lohnt es<br />

sich nicht, kleinere Schiffe aufs Wasser<br />

zu schicken –könnte man Personal<br />

ganz einsparen, könnte man auch<br />

mehr Frachter auf die Reise schicken.<br />

DieIdee sei, dass „kleine,flexible Binnenschiffe<br />

miteinander kommunizieren,<br />

ihre Routen selbst berechnen<br />

und ihre Ladung eigenständig an<br />

Umschlagpunkten auf- und abladen<br />

können“, erklärt Lichtfuß. Angetrieben<br />

werden sollen die Schiffe elektrisch.<br />

Noch ist das Zukunftsmusik,<br />

aber der erste Test auf dem Wasser sei<br />

in drei Jahren denkbar.<br />

Der <strong>Berliner</strong> Westhafen ist Knotenpunkt<br />

für nationale Gewässer. IMAGO IMAGES/JOKO<br />

Durchschnittliche<br />

Fahrten<br />

pro E-Scooter<br />

am TaginBerlin<br />

5,22<br />

städten die Preise von E-Scooter-<br />

Verleihern mit denen von Anbietern<br />

von Carsharing, Leihfahrrädern und<br />

Leih-E-Rollernverglichen. Dafür haben<br />

die Analysten jeweils verschieden<br />

lange Strecken an unterschiedlichen<br />

Tageszeiten getestet. Heraus<br />

kam: Durchweg war ein E-Scooter-<br />

Verleiher der teuerste Anbieter.<br />

So zum Beispiel auch auf der Strecke<br />

vom Hackeschen Markt bis zum<br />

Checkpoint Charlie. Für die Fahrt<br />

Köln<br />

1435 (3)<br />

Bonn<br />

441 (1)<br />

E-Scooter<br />

Leihrad<br />

Carsharing<br />

E-Roller<br />

Düsseldorf<br />

815 (1)<br />

FrankfurtamMain<br />

824 (2)<br />

Augsburg<br />

202 (1)<br />

Weitere Städte mit E-Scootern: Bottrop, Dortmund, Herne<br />

und Potsdam (Anzahl nicht bekannt)<br />

*Angaben zum Anbieter Circ fehlen, Schätzung für Berlin:<br />

1000 E-Scooter<br />

Lime<br />

DriveNow<br />

Circ<br />

Tier<br />

Voi<br />

Miles<br />

We Share<br />

Coup<br />

Jump<br />

Car2Go<br />

Sixt Share<br />

Donkey Rep.<br />

Lidl Bike<br />

Emmy<br />

Mobike<br />

Nextbike<br />

1,00<br />

1,00<br />

1,33<br />

QUELLE:CIVITY,MYDEALZ, EIGENE BERECHNUNG<br />

1,50<br />

1,50<br />

Durchschnittliche<br />

Distanz<br />

pro E-Scooter<br />

Ausleihe<br />

in Berlin<br />

1,88 km<br />

Erfurt<br />

173 (1)<br />

Preisvergleich Ausleihe<br />

für eine Kurzstrecke vom Hackeschen Markt bis zum Checkpoint Charlie<br />

(Radweg: 2,3 km/Straße: 2,8 km), Angaben in Euro (ohne einmaligeAnmeldegebühr),<br />

je nach Verkehrsmittel 6bis 10 Minuten Fahrzeit<br />

Teurer Spaß<br />

E-Scooter sollenTeil derVerkehrswendesein. Doch<br />

Auswertungenzeigen: Die Strecken sind kurz,die<br />

Verbreitungsgebiete kleinund dieKosten im<br />

Vergleichzuanderen Sharing-Anbieternamhöchsten<br />

VonTheresa Dräbing (Text) und Sabine Hecher (Infografik)<br />

Städte sollen für ihre Bewohner<br />

wieder als Lebensräume,<br />

nicht bloße Verkehrsräume<br />

wahrgenommen<br />

werden“, sagt Claus Unterkircher,<br />

General Manager von Voi für<br />

die Dach-Region. „Je mehr Mikromobiliät<br />

es in Städten gibt desto weniger<br />

Lärm, Schmutz und Abgase<br />

gibt es.“ Voiist einer der vier Verleiher<br />

vonE-ScooterninBerlin. DieAnbieter<br />

wollen zur Verkehrswende<br />

beitragen und mehr Menschen weg<br />

vom Auto hin zum elektrischen<br />

Scooter locken. Nicht der einzige,<br />

aber ein wesentlicher Faktor, obdas<br />

klappt, wird der Preis sein. Doch im<br />

Vergleich mit anderen Sharing-Anbietern<br />

gehören E-Scooter zu den<br />

teuersten Verkehrsmitteln.<br />

Das Preisvergleichsportal Mydealz<br />

hat in sechs deutschen Großder<br />

2,8 Kilometer langen Strecke berechneten<br />

Anbieter zwischen 1Euro<br />

und 2,80 Euro. Die 2,80 Euro musste<br />

zahlen, wer sich für einen E-Scooter<br />

von Lime entschieden hatte, am<br />

günstigsten kam weg, wer sich ein<br />

Fahrrad von Nextbike oder Mobike<br />

geliehen hatte. Zwar waren die drei<br />

anderen E-Scooter-Verleiher Tier,<br />

CircundVoimit 2,35 Euro zumindest<br />

günstiger als der Carsharing-Anbieter<br />

Drivenow, alle übrigen Anbieter<br />

berechneten allerdings weniger.<br />

Einen E-Scooter in Berlin auszuleihen,<br />

kostet derzeit bei allen Anbietern<br />

1Euro für das Entsperren und<br />

danach weitere 15Cent pro Minute,<br />

bei Lime sind es mittlerweile<br />

20 Cent. Das US-amerikanische Unternehmen<br />

hat bereits kurz nach<br />

dem Start in Deutschland in der<br />

Hauptstadt seine Preise erhöht. „Für<br />

die Wartung und den Austausch der<br />

E-Scooter, die häufig von über tausend<br />

Nutzern pro Taggefahren werden,<br />

muss Lime fortlaufend investieren“,<br />

teilt ein Sprecher vonLime mit.<br />

Man lege langfristig großen Wert auf<br />

Sicherheit und Qualitätsstandards,<br />

was auch bei der Preisgestaltung zu<br />

berücksichtigen sei.<br />

Voiargumentiert, dass man in der<br />

Regel trotzdem günstiger sei als Carsharing,<br />

da die Zeit der Parkplatzsuche<br />

wegfalle, die in Städten rund 30<br />

Prozent der Fahrtzeit ausmache. Im<br />

Test von Mydealz war nur die reine<br />

Strecke vom Start- zum Zielpunkt<br />

berechnet worden. „Günstiger und<br />

umweltfreundlicher als jeder Pkw<br />

sind wir sowieso bei weitem“, sagt<br />

Unterkircher vonVoi.<br />

Dennoch: „Die Zahlungsbereitschaft<br />

ist eher im touristischen Freizeitverkehr<br />

vorhanden“, sagt Benno<br />

Bock, Datenanalyst beim Beratungsinstitut<br />

Civity.„Wir sehen nicht, dass<br />

das Preismodell auf Dauer für die Alltagsmobilität<br />

geeignet ist.“Würde ein<br />

Arbeitnehmer nur täglich zehn Minuten<br />

zur nächsten S-Bahn-Station hinund<br />

zurück mit einem E-Scooter fahren,<br />

würde sich das im Monat fast auf<br />

100 Euro summieren. Civity hat vor<br />

kurzem ebenfalls eine Datenauswertung<br />

vorgenommen und unter anderem<br />

Anzahl der Scooter, Verbreitungsgebiet<br />

und durchschnittliche<br />

Weglängen ermittelt. Demnach ist<br />

die Nachfrage in Berlin im Bereich der<br />

Friedrichstraße und Unter den Linden<br />

am höchsten –für die Macher der<br />

1,65<br />

1,62<br />

1,90<br />

München<br />

2016 (4)<br />

2,21<br />

2,14<br />

2,10<br />

2,35<br />

2,35<br />

2,35<br />

2,68<br />

2,80<br />

Studie ein Indiz, dass hier, wo die<br />

Touristendichte auch mit am höchsten<br />

ist, auch überwiegend Touristen<br />

angesprochen werden.„Wirsehen in<br />

den Scooterndeshalb auch keinen signifikanten<br />

Beitrag zu einerVerkehrswende“,<br />

so Bock.<br />

Dem stimmt auch MobilitätsforscherTilman<br />

Brachervom Deutschen<br />

Institut für Urbanistik (Difu) zu. „E-<br />

Scooter tragen nicht zu einer nachhaltigen<br />

Verkehrswende bei“, sagt<br />

Bracher. Niemand werdewegen eines<br />

E-Scooters auf sein Auto verzichten.<br />

Auch dann nicht, wenn Anbieter ihre<br />

Preise senken würden, glaubt Bracher.„DerMarkt,inden<br />

dieE-Scooter<br />

drängen, ist bereits ganz gut von<br />

Leihfahrrad-Anbietern erschlossen.“<br />

Auch in Bezug auf Nachhaltigkeit<br />

sieht er wenig Nutzen: „Wenn man<br />

berücksichtigt, dass Anbieter jeden<br />

Abend mit dem Auto durch die Stadt<br />

fahren, um die E-Scooter wieder einzusammeln,<br />

kann man sogar von<br />

mehr Autoverkehr sprechen.“<br />

Trotzall der Kritik scheinen die E-<br />

Scooter anzukommen. Die Anbieter<br />

haben seit Öffnung des Marktes vor<br />

knapp zwei Monaten ihre Flotten in<br />

Berlin bereits starkaufgestockt.Über<br />

5000 sind es mittlerweile, die im<br />

Stadtgebiet unterwegs sind. Ein Roller<br />

werdelaut Datenauswertung von<br />

Civity am TagimSchnitt 5,22 Mal<br />

ausgeliehen. „Wir gehen davon aus,<br />

dass die Nachfrage in Zukunft sogar<br />

noch steigen wird“, sagt der Sprecher<br />

vonLime.<br />

VonTheresa Dräbing<br />

Es gibt zu wenige Hebammen.<br />

Folglich müssen werdende Mütter<br />

oft lange suchen, bis sie eine finden.<br />

„Dabei stellen sich Schwangere<br />

schon früh viele Fragen – wie ernähreich<br />

mich optimal während der<br />

Schwangerschaft, welche Sportübungen<br />

helfen mir bei Krämpfen?“,<br />

zählt Victoria Engelhardt auf. Sie ist<br />

Mitgründerin von Keleya, einem<br />

<strong>Berliner</strong> Start-up, das eine gleichnamige<br />

App entwickelt hat. Darin sind<br />

Tipps rund um die Schwangerschaft<br />

enthalten und seit wenigen Monaten<br />

auch ein Online-Geburtsvorbereitungskurs.<br />

Frauen können in der App ihre<br />

aktuelle Schwangerschaftswoche<br />

eintragen, auch können sie individuelle<br />

Beschwerden angeben. Darauf<br />

zugeschnitten spielt die App personalisierte<br />

Inhalte aus –von Artikeln<br />

über Videos bis hin zu Podcasts. Der<br />

neu integrierte Geburtsvorbereitungskurs<br />

besteht ebenfalls aus<br />

mehreren Elementen. Der Kurs für<br />

die richtigen Atemtechniken während<br />

der Wehen ist per Video abrufbar.<br />

Entwickelt worden sind die Inhalte<br />

unter anderem von Hebammen,<br />

Ärzten und Physiotherapeuten.<br />

Während Gründerin Engelhardt<br />

betriebswirtschaftliche Erfahrungen<br />

mitbringt, gab ihreMitgründerin Sarah<br />

Müggenburg zuvor zehn Jahre<br />

Pre- und Postnatalyogakurse in einer<br />

Hebammenpraxis.<br />

Einer Einschätzung des Deutschen<br />

Hebammenverbands nach<br />

kann ein solches App-basiertes Angebot<br />

eine Ergänzung sein –mehr<br />

aber nicht. „Auch für eine Gruppe<br />

von Frauen, die aus irgendwelchen<br />

Gründen keine Möglichkeit haben,<br />

einen regulären Geburtsvorbereitungskurs<br />

zu besuchen, mag es eine<br />

Alternative sein“, sagt Ursula Jahn-<br />

Zöhrens vom Deutschen Hebammenverband.<br />

„Aber nicht alles kann<br />

bei einem Videokurs vermittelt werden“,<br />

sagt sie. Eine Körperwahrnehmung<br />

sei sehr viel schwieriger zu<br />

vermitteln, auch eine psychosoziale<br />

Begleitung, die normalerweise stattfindet,<br />

fehle,warnt sie.<br />

Die Macher von Keleya sind sich<br />

dessen bewusst: „Wir sagen deshalb<br />

auch ganz klar, dass wir uns nur als<br />

Zusatzangebot verstehen“, sagt Engelhardt.<br />

„Aber auch viele Schwangere,<br />

die eine Hebamme haben, informieren<br />

sich zusätzlich im Netz, da<br />

wollen wir einfach eine seriöse Anlaufstelle<br />

sein.“<br />

Miteiner Krankenkasse im Rücken<br />

Entwickelt worden ist die App zusammen<br />

mit der AOK Plus, deren<br />

Versicherte sich den Online-Kurs als<br />

Krankenkassenleistung anrechnen<br />

lassen können. DieDigitalisierung in<br />

der Gesundheitsbranche schreitet<br />

voran. Ab 2020 sollen Apps vermehrt<br />

von den Kassen bezahlt werden,<br />

wenn ein Arzt sie verschreibt. Dazu<br />

können auch unterstützende Apps<br />

beiSchwangerschaften zählen.<br />

Derzeit können andere Nutzer,<br />

dienicht beider AOKPlusversichert<br />

sind, einen kleinen Teil der App Keleya<br />

kostenfrei nutzen, das gesamte<br />

Angebot inklusive Geburtsvorbereitungskurs<br />

kostet rund 55 Euro. Für<br />

eine App vergleichsweise sehr teuer,<br />

Engelhardt argumentiert, dass ein<br />

üblicher Geburtsvorbereitungskurs<br />

hingegen schnell das Doppelte kosten<br />

würde. Derzeit zählt Keleya laut<br />

eigenen Angaben mehrere Tausend<br />

zahlende Kundinnen.<br />

IMAGO IMAGES/AURORA PHOTOS


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 7 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

MÄRKTE<br />

NACHRICHTEN<br />

DAX-30 in Punkten<br />

▲ 11845,41 (+1,68 %)<br />

9.5.19<br />

8.8.19<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

▲ 57,67 (+0,40 %)<br />

9.5.19<br />

8.8.19<br />

Euro in US-Dollar<br />

▼ 1,1193 (–0,08 %)<br />

Großer Osram-Aktionär<br />

legt sich bei Verkauf quer<br />

Beider geplanten Übernahme des<br />

Beleuchtungsherstellers Osramgibt<br />

es neue Turbulenzen. DieOsram-<br />

Aktie rutschte am Donnerstag an der<br />

Börse ab und verlor zeitweise mehr<br />

als 7Prozent ihres Werts. Am Vorabend<br />

hatte der größte Osram-Aktionär<br />

AGI–das ist die Kapitalanlagegesellschaft<br />

des Allianz-Konzerns<br />

–das Übernahmeangebot der zwei<br />

US-Finanzinvestoren Bain Capital<br />

und Carlyle abgelehnt. Diebeiden<br />

Unternehmen bieten 35 Euro je Aktie,dochdas<br />

ist AGIzuwenig.<br />

Außerdem hatte die Allianz-Tochter<br />

dem Osram-Management zu wenig<br />

Vertrauen ins eigene Unternehmen<br />

vorgeworfen. (dpa)<br />

9.5.19<br />

Stand der Daten: 08.08.2019 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Quelle<br />

8.8.19<br />

Weltbild nimmt<br />

Pflanzen ins Angebot<br />

Gewinner<br />

aus DAX und MDAX vom 08.08. zum Vortag<br />

BayerNA 62,97 +7,02 WWWWWWWWWWW<br />

Puma 67,45 +5,31 WWWWWWWWW<br />

Lanxess 53,30 +5,09 WWWWWWWW<br />

Covestro 40,60 +4,67 WWWWWWWW<br />

DeutscheBank NA 6,88 +4,46 WWWWWWW<br />

Symrise Inh. 84,00 +4,45 WWWWWWW<br />

Verlierer<br />

ausDAX und MDAXvom 08.08. zumVortag<br />

Osram Licht NA 31,30 WWWWWWWWWWW –7,07<br />

E.ONNA 8,61 WWWW –2,38<br />

Adidas NA 267,45 WWWW –2,23<br />

Continental 118,00 WWW –1,42<br />

TAGImmobilien 21,16 WWW –1,21<br />

Dt. Wohnen Inh. 32,74 WW –0,58<br />

Leitbörsen im Überblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 08.08. ±% z. 07.08.<br />

Euro Stoxx 50(EU) +1,98<br />

3574/2909 3375,38<br />

CAC 40 (FR) + 2,31<br />

5673/4556 5387,96<br />

S&P UK (UK) + 1,15<br />

1562/1323 1470,83<br />

RTS (RU) +1,47<br />

1414/1033 1303,80<br />

IBEX (ES) +1,41<br />

9676/8286 8869,00<br />

Dow Jones (US) +1,34<br />

27399/21713 26355,82<br />

Bovespa (BR) +0,86<br />

106650/74275103670,90<br />

Nikkei (JP) +0,37<br />

24448/18949 20593,35<br />

Hang Seng (HK) +0,48<br />

30280/24541 26141,92<br />

Stx Singap. 20 (SG) –0,20<br />

1657/1350 1533,65<br />

Festgeld für 5.000 Euro<br />

Kundenkontakt 3Mon. 6Mon. 12 Mon.<br />

Crédit Agricole **<br />

ca-consumerfinance.de 0,81 0,91 1,01<br />

PrivatBank 1891 **<br />

privatbank1891.com 0,56 0,57 0,75<br />

Bank11<br />

bank11.de 0,40 0,50 0,60<br />

akf bank **<br />

akf.de 0,20 0,45 0,65<br />

abcbank<br />

abcbank.de - 0,45 0,55<br />

Deutsche Bank*<br />

deutsche-bank.de - 0,05 0,20<br />

Santander<br />

santander.de - 0,01 0,20<br />

Targobank<br />

targobank.de 0,00 0,00 0,20<br />

ING<br />

ing.de - - 0,03<br />

Commerzbank<br />

commerzbank.de - - 0,01<br />

Isbank<br />

isbank.de 0,35 0,35 0,50<br />

PSD Berlin Brandenburg<br />

psd-bb.de 0,01 0,01 0,01<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />

mbs-potsdam.de - - 0,01<br />

Sparda-Bank Berlin<br />

sparda-b.de - - 0,002<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse<br />

-030/86986969 - - -<br />

Mittelwert von 80 Banken 0,23 0,28 0,44<br />

*12Monate Neukundenangebot<br />

** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen<br />

(Samstag).<br />

Quelle: FMH-Finanzberatung<br />

Beim Dammbruch im brasilianischen Brumadinhostarbenfast 300 Menschen.<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Vielleicht geht die Premiere des<br />

Galaxy Note 10 als Wendepunkt<br />

in die Geschichte des Mobilfunks ein.<br />

Gerade hat Samsung das Nobel-<br />

Smartphone in NewYorkvorgestellt.<br />

DieBesonderheit: Wieüblichgibt es<br />

zwar einen weiteren Evolutionsschritt<br />

bei den Kameras und bei den<br />

Akkus.Aber am Preis wollen die Südkoreaner<br />

nicht drehen –wegen der<br />

harten Konkurrenz sowie einem<br />

Markt, der in diesem Jahr spürbar<br />

schrumpfen wird.<br />

DasGalaxyNote 10 verspricht vor<br />

allem Verbesserungen bei der Kameratechnik<br />

und der Akkulaufzeit. Das<br />

Preisniveau wird indes im Vergleich<br />

zum Vorgängermodell gehalten. Los<br />

geht es bei rund 950 Euro.Die teuers-<br />

Das brasilianische Desaster<br />

Der Bruch eines vom TÜV Süd geprüften Damms kann den Konzern mehr als 100 Millionen Euro kosten<br />

Von Thomas Magenheim<br />

Drei Prüfkonzerne: Der TÜV<br />

Süd in München ist die bedeutendste<br />

der hierzulande<br />

noch drei großen und voneinander<br />

rechtlich völlig unabhängigen<br />

TÜV-Gesellschaften.<br />

Die beiden anderen<br />

sind der TÜV Rheinland in<br />

Köln und der TÜV Nord in<br />

Hannover. Der Münchner<br />

TÜV bezeichnet sich selbst<br />

als den internationalsten<br />

des Trios.<br />

Über dem Münchner Prüfkonzern<br />

TÜV Süd<br />

schwebt seit dem 25. Januar<br />

ein Damoklesschwert<br />

ungewissen Ausmaßes. An<br />

diesem Tagist in Brasilien ein Damm<br />

gebrochen, dem eine TÜV-Tochter<br />

vier Monate zuvor noch Sicherheit<br />

attestierthatte.Esgab rund 300 Tote<br />

sowie Sach- und Umweltschäden,<br />

die am Ende eine mehrfache Milliardendimension<br />

erreichen könnten.<br />

Die Haftungsfrage steht im Raum<br />

und betrifft auch den TÜV Süd. Der<br />

hat bislang gemauert, seine diesjährige<br />

Bilanzpressekonferenz abgesagt<br />

und auch die Veröffentlichung des<br />

Geschäftsberichts 2018 immer weiter<br />

hinausgeschoben. In der Sommerpause,<br />

wo die öffentliche Aufmerksamkeit<br />

erlahmt, ist er nun<br />

klammheimlich ins Internet gestellt<br />

worden. Es ist ein brisantes Dokument,<br />

das bittereWahrheiten ansatzweise<br />

enthüllt.<br />

DerPrüfkonzernräumt darin ein,<br />

dass seine brasilianische Tochter<br />

TÜV Süd Bureau im September 2018<br />

die Stabilität des Damms bescheinigt<br />

habe und dass gegen den TÜV nach<br />

dem Unglück Ende Januar 2019 Klagen<br />

sowohl angedroht als auch bereits<br />

eingereicht worden sind. Eine<br />

davonstammtdemVernehmennach<br />

vom brasilianischen Minenbaukonzern<br />

und Dammbetreiber Vale, für<br />

den der TÜV geprüft hatte. Esseien<br />

auch schon Schadensersatzforderungen<br />

geltend gemacht worden,<br />

schreibt der TÜV.Beziffertwerden sie<br />

auch auf Anfrage bislang nicht.<br />

Das Ausmaß des Drohpotenzials<br />

dieser und möglicher weiterer Klagen<br />

veranlasst den Wirtschaftsprüfer<br />

KPMG aber zu bemerkenswerten<br />

Feststellungen im Testat zum TÜV-<br />

Geschäftsbericht. Anhängige und<br />

drohende Rechtsverfahren könnten<br />

„einen wesentlichen Einfluss auf die<br />

Vermögens-, Finanz- und Ertragslage<br />

des Konzerns für das Geschäftsjahr<br />

2019 und künftige Geschäftsjahre<br />

haben“, warnt KPMG. Zudem sei<br />

der Fortbestand der Tochter TÜV Süd<br />

Bureauundeinerweiterenbrasilianischen<br />

TÜV-Firma bei erfolgreichen<br />

Neues Smartphone zum alten Preis<br />

Samsung bringt demnächst das Galaxy Note 10 auf einen Markt, der spürbarschrumpft<br />

INTERNATIONAL EXPANDIERT<br />

Der TÜV Süd: Mittlerweile erwirtschaftet<br />

der TÜV Süd<br />

4von 10 Euro Umsatz<br />

außerhalb deutscher Grenzen.<br />

Dortarbeitet auch die<br />

Hälfte der insgesamt gut<br />

24400 Mitarbeiter.ImGeschäftsjahr<br />

2018 hat der<br />

TÜV Süd die Konzernumsätze<br />

um knapp 3Prozent etwas<br />

unterplanmäßig auf<br />

knapp 2,5 Milliarden Euro<br />

gesteigert.<br />

Gewinneinbruch: Der Gewinn<br />

vorSteuernund Zinsen<br />

hat sich beim Münchner<br />

Prüfkonzernauf knapp 106<br />

Millionen Euro nahezu halbiert.<br />

Geplant waren 215<br />

Millionen Euro. Die Abweichungen<br />

gehen ausschließlich<br />

auf Rückstellungen und<br />

Wertminderungen wegen<br />

des Unglücks in Brasilien zurück,<br />

räumt der TÜV Süd im<br />

Geschäftsbericht ein.<br />

Regressklagen bedroht, falls deren<br />

Gesellschafter, also in letzter Konsequenz<br />

der Münchner TÜV-Mutterkonzern,<br />

dafür nicht aufkommt.<br />

„Diese Ereignisse und Gegebenheiten<br />

deuten auf das Bestehen einer<br />

wesentlichen Unsicherheit hin, die<br />

bedeutsame Zweifel an der Fähigkeit<br />

der beiden Gesellschaften zur Fortführung<br />

ihrer Unternehmenstätigkeit<br />

aufwerfen kann“, schreibt die<br />

KPMG.AuchderTÜVselbsträumtim<br />

Geschäftsbericht Existenzrisiken für<br />

die beiden brasilianischen Töchter<br />

ein. Dort werden über mehrere Posten<br />

verteilt erste finanzielle Belastungen<br />

für den Dammbruch genannt.<br />

Das sind zum einen Rückstellun-<br />

te Version soll mit knapp 1200 Euro<br />

vonEnde August an weltweit offeriert<br />

werden –dabei handelt es sich allerdings<br />

um die Variante,die schon mit<br />

der neuen 5G-Funktechnik arbeitet,<br />

die es hierzulande erst in ein paar<br />

Jahren geben wird. Ungewöhnlich ist<br />

auch, dass zumindest beim Basismodell<br />

der Immer-größer-Trend gebrochen<br />

wird. Mit 6,3 Zoll (16 Zentimeter)<br />

ist die Bildschirmdiagonale –<br />

wenn auch nur geringfügig –kleiner<br />

als beim Vorgänger.Dafür wirdbeim<br />

Schwestermodell Note 10+ mit<br />

6,8 Zoll geklotzt. DasSmartphone expandiert<br />

damit in Tablet-Dimensionen.<br />

Das Galaxy Note 10 ist enorm<br />

wichtig für die Koreaner. Die Highend-Handys<br />

sind die maßgeblichen<br />

Gewinnbringer in Samsungs Smartphone-Sparte.<br />

Doch das Galaxy S10,<br />

das andere Premiummodell, verkauft<br />

sich nur schleppend. Samsung<br />

hat das in den vergangenen Monaten<br />

zu spüren bekommen. Marktanteile<br />

sind allenthalben verloren gegangen,<br />

obwohl Einstiegs- und Mittelklassegeräte<br />

in vielen Märkten sogar noch<br />

zulegten.<br />

Unterm Strich sanken die Smartphone-Verkäufe<br />

im ersten Quartal<br />

aber weltweit um fast neun Prozent<br />

auf 71,6 Millionen Geräte. Fehlende<br />

technische Innovationen und immer<br />

weiter steigende Preise hätten bei<br />

den Flaggschiffgeräten vieler Hersteller<br />

die Wiederbeschaffungszyklen<br />

verlängert, schreiben die Experten<br />

des Marktforschungsunternehmens<br />

Gartner in einer aktuellen Analyse.<br />

FOTO: RODNEY COSTA/DPA<br />

genfürProzesskostenundSchadens-<br />

ersatzansprüche, die vor allem wegen<br />

des Dammbruchs um rund<br />

87 Millionen Euro aufgestockt werden<br />

mussten. Dazu kommt eine Abschreibung<br />

auf die Firmenwerte der<br />

brasilianischen TÜV-Gesellschaften<br />

vonrund14MillionenEuro. Dortige<br />

Firmenvermögen des TÜV in Höhe<br />

von 4,2 Millionen Euro haben brasilianische<br />

Behörden bereits pfänden<br />

lassen. Allein das summiert sich<br />

schon auf über 100 Millionen Euro.<br />

Eine Ermittlung auch nur von<br />

Bandbreiten für Haftungsrisiken aus<br />

möglichen Umweltschäden sei derzeit<br />

nicht möglich, heißt es im Geschäftsbericht.<br />

Die bleiben also bislang<br />

komplett ausgeklammert. Beim<br />

Bruch eines anderen Damms 2015 in<br />

Brasilien ebenfalls mit Vale-Beteiligung<br />

sind am Ende vor allem auch<br />

wegenUmweltschädenmehrereMilliarden<br />

Euro an Entschädigung fällig<br />

geworden.<br />

ZumDammbruch im Januar 2019<br />

hat es gegen Vale in Brasilien bereits<br />

einerstesGerichtsurteilgegeben,das<br />

jedem einzelnen Familienmitglied<br />

der rund 300 Opfer eine Entschädigungssumme<br />

von umgerechnet<br />

166000 Euro zuspricht.Als Familienmitglied<br />

gelten Ehepartner, Kinder<br />

und auch ElternGetöteter.<br />

Vale selbst hat umgerechnet gut<br />

vier Milliarden Euro für dieKatastrophe<br />

zurückgestellt. DerTÜV Süd bestreitet,<br />

von Vale bereits mit einer<br />

Schadensersatzklage bedacht worden<br />

zu sein.<br />

Noch heftiger traf es Apple. Der<br />

iPhone-Konzern musste im ersten<br />

Quartal Absatzeinbußen von etwa<br />

18 Prozent hinnehmen. Das Minus<br />

wäre noch größer ausgefallen, wenn<br />

es nicht massivePreissenkungen gegeben<br />

hätte.<br />

Huawei konnte hingegen kräftig<br />

zulegen. In Europa kletterte der Absatz<br />

um zwei Drittel, im Heimatland<br />

China um ein Drittel im Vergleich<br />

zumVorjahr.MittlerweileistderKonzern<br />

in der Volksrepublik mit einem<br />

Marktanteil um die 30 Prozent die<br />

Nummer eins. Doch Sanktionen der<br />

Trump-Regierung –US-Firmen dürfen<br />

Huawei nur noch beschränkt beliefern–habendieExpansionimAusland<br />

deutlich gebremst. Dashat auch<br />

den gesamten Weltmarkt beeinflusst.<br />

DieWeltbild-Gruppe will künftig<br />

auch Pflanzen und Saatgut verkaufen.<br />

Dazu übernimmt der Weltbild-<br />

Eigentümer Droege-Group den E-<br />

Commerce-Fachversand Gärtner<br />

Pötschke.Bislang bot Weltbild mit<br />

Sitz in Augsburgneben Büchernund<br />

Dekoartikeln zwar auch schon Gartenmöbel<br />

und -werkzeug an, aber<br />

keine Pflanzen. Mitdem strategischen<br />

Zukauf wolle man die eigene<br />

Position in diesem Bereich stärken<br />

und das Online-Geschäft ausbauen,<br />

begründete die Düsseldorfer Droege-Group<br />

den Schritt. DieGärtnerei<br />

Pötschke erzielt im Internet mit<br />

dem Verkauf vonPflanzen, Saatgut,<br />

Blumenzwiebeln und Accessoires<br />

40 Millionen Euro Umsatz. Im Februar<br />

wurde allerdings Insolvenz beantragt,<br />

weil die Vorfinanzierung des<br />

Frühjahrsgeschäfts nicht rechtzeitig<br />

gesichertwerden konnte. (dpa)<br />

Telekom wächst weiter<br />

vor allem in den USA<br />

Telekom-Chef TimHöttges<br />

FOTO: BERG/DPA<br />

DerUS-Markt wirdfür die Deutsche<br />

Telekom immer wichtiger.Schon vor<br />

angepeilten Fusion mit dortigen<br />

Konkurrenten Sprint kommt das<br />

Wachstum des Konzerns vorallem<br />

aus den USA. DerKonzernumsatz<br />

lag im zweiten Quartal mit 19,7 Milliarden<br />

Euro um 7,1 Prozent über<br />

dem Vorjahreswert, wobei die US-<br />

Tochter T-Mobile deutlich höheres<br />

Wachstum verbuchte.Der Nettogewinn<br />

verdoppelte sich nahezu auf<br />

944 Millionen Euro.Allerdingshatte<br />

voreinem Jahr der Vergleich im<br />

Rechtsstreit um das Mautsystem Toll<br />

Collect mit rund 600 Millionen Euro<br />

belastet. Er sei„sehr zufrieden“ mit<br />

dem Geschäftsverlauf, sagte Telekom-Chef<br />

TimHöttges. (dpa)<br />

Abnahmemenge<br />

in Liter<br />

HEIZÖLPREISE<br />

Durchschnittspreis<br />

je 100 LiterinEuro<br />

(in Klammern Vorwoche)<br />

1000 69,79 (75,26)<br />

3000 65,24 (70,74)<br />

5000 63,59 (69,02)<br />

10 000 62,08 (67,49)<br />

15 000 61,60 (67,01)<br />

incl. MWSt., frei Haus an Abladestelle,<br />

Quelle: www.dieter-maeder.de<br />

Preisermittlung 8.8.2019


8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019<br />

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Meinung<br />

Brandenburg<br />

ZITAT<br />

Die Linken und<br />

die Hohenzollern<br />

Jens Blankennagel<br />

ist irritiertvon einer neuen<br />

Volksinitiative.<br />

„Hier geht es<br />

nicht<br />

um Marihuana<br />

für Altona.“<br />

Herzlich willkommen im Wahlkampf.<br />

DieLinkspartei hat in Brandenburg–<br />

dort also, wobald ein neuer Landtag gewählt<br />

wird–noch schnell eineVolksinitiative<br />

gestartet. Sie will, dass kein „Eigentum<br />

des Volkes“ an die Hohenzollern zurückgeben<br />

wird, also an die Erben des<br />

letzten Kaisers. Das klingt populistisch.<br />

Aber nicht alles, was populistisch wirkt,<br />

muss deshalb falsch sein.<br />

Eigentlich muss die Linke Volkes Meinung<br />

gar nicht einholen. Die öffentliche<br />

Kritik an der einst einflussreichen Adelsfamilie<br />

ist einhellig. Trotzdem biedertsich<br />

die Linke im Wahlkampfendspurt jener<br />

Mehrheit an, die ein Wohnrecht der Adligen<br />

in öffentlichen Schlössern ablehnt.<br />

DieKaiser-Erben fordernauch 1,2 Millionen<br />

Euro Entschädigung für die Enteignung<br />

durch die Sowjets nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg. Ihr Druckmittel sind ihre<br />

Leihgaben an Museen, also Kunstwerke.<br />

Laut Gesetz steht ihnen keine Entschädigung<br />

zu, weil sie als Kriegsverbrecher<br />

enteignet wurden. Diemeisten Historiker<br />

sehen es als klar erwiesen an, dass die Hohenzollernden<br />

Nazis halfen, die Macht zu<br />

übernehmen. Trotzdem ließ sich die öffentliche<br />

Hand auf Geheimverhandlungen<br />

ein, und der Gerichtsprozess wegen<br />

der Entschädigung wurde auf Eisgelegt.<br />

Die Initiative irritiert zudem, weil dies<br />

üblicherweise ein Mittel ist, mit dem Teile<br />

des Wahlvolkes versuchen, etwas gegen<br />

eine Regierung durchzusetzen. Nun initiiert<br />

eine Regierungspartei eine solche Initiative.<br />

Das klingt absurd. Aber es stehen<br />

Wahlen an, und da könnte die in Berlin<br />

und Potsdam mitregierende Linke –die<br />

für beide Länder auch am Verhandlungstisch<br />

mit den Hohenzollernsitzt –zumindest<br />

in Potsdam die Macht verlieren. Also<br />

übt sie sich in ihrer Rolle als Protestpartei.<br />

Regionen<br />

Kein Dorf soll<br />

zurückbleiben<br />

JanSternberg<br />

meint, dass manche Kommunen<br />

mehr Geld brauchen.<br />

Der Direktor des Instituts der deutschen<br />

Wirtschaft (IW) inKöln ist bestimmt<br />

kein Sozialist. Sein Institut gilt als<br />

arbeitgebernah und an der segensreichen<br />

Wirkung der Märkte ausgerichtet. Es lässt<br />

also aufhorchen, wenn Hüther mehr<br />

staatliche Investitionen in Infrastruktur<br />

und öffentlichen Verkehr fordert, um<br />

ländliche Regionen besser anzubinden.<br />

„Politisch, gesellschaftlich und ökonomisch<br />

fatal“ nennt es Hüther, Regionen<br />

wie die Altmark einfach ausbluten zu lassen<br />

und die Förderung auf die Wachstumskerne<br />

zu konzentrieren.<br />

Sein Argument: Eine bessere Anbindung<br />

bringt Pendler, höhere Internetgeschwindigkeit<br />

lockt Firmen aus der digitalen<br />

Sphäre an. Dann bekommt auch die<br />

Lausitz eine Chance.<br />

Spannend sind vor allem die gesellschaftspolitischen<br />

Untertöne der Studie<br />

über gefährdete Regionen, die das IW am<br />

Donnerstag vorstellte. Im schlechtesten<br />

Fall spaltet sich das Land immer stärker in<br />

die Wohnorte der digitalen Elite und der<br />

abgehängten Restbevölkerung. Ein Phänomen,<br />

das in den USA Trump hervorbrachte,<br />

in Frankreich die Gelbwesten.<br />

DieAngst voreinem solchen Szenario befeuertinDeutschland<br />

die AfD.Die globalisierte<br />

Elite in den hippen Metropolen<br />

auf dem E-Roller, der doofe Rest im Kaff<br />

auf der Flucht vordem Wolf.<br />

In Deutschland, dem Land der verstecktenWeltmarktführer<br />

aus der Provinz,<br />

sieht die Realität fast überall noch anders<br />

aus.Dort, wo der Anschluss gefährdet ist,<br />

müssen Kommunen Geld in die Hand bekommen,<br />

um die Bedingungen vor Ort<br />

besser zu machen. Das fordern Bürgermeister<br />

seit Jahren. Siesollten endlich Gehör<br />

finden.<br />

Es ist ein neuer Weckruf, bei weitem<br />

nicht der erste.Aber er trifft die laufende<br />

Debatte in Deutschland genau<br />

im richtigen Moment. Der<br />

Weltklimarat warnt eindringlich vorden Folgen<br />

der Erderwärmung. Er erinnert, dass der<br />

weltweite Temperaturanstieg gegenüber<br />

dem vorindustriellen Zeitalter bereits knapp<br />

0,9 Grad erreicht hat, über Land ist die kritische<br />

1,5-Grad-Marke bereits überschritten.<br />

Werjetzt noch nicht verstanden hat, dass es<br />

so wie bisher nicht weitergehen kann, der<br />

wirdesnie verstehen.<br />

Deutschland allein kann das Weltklima<br />

nicht retten. Aber Deutschland sollte zumindest<br />

zu den Zielen stehen, die es beim<br />

Pariser Klimagipfel mitgetragen hat. Es<br />

geht nicht allein darum, dass die Bundesrepublik<br />

Vorbildfunktion hat und international<br />

durchaus beachtet wird, ob den vielen<br />

Ankündigungen hierzulande auch Taten<br />

folgen. Überzeugende Klimaschutz-<br />

Maßnahmen können zur notwendigen<br />

Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft<br />

führen. Klimaschutz-Konzepte<br />

und -Technologie können zum Exportschlager<br />

„made in Germany“ werden.<br />

Wenn man diese Chance nutzen will.<br />

Deutschland leistet es sich im Moment,<br />

kurzatmige Sommerdebatten über isolierte<br />

Einzelvorschläge zu führen. Mal geht<br />

es ums Fleisch und die Mehrwertsteuer,<br />

mal um Beschränkungen für Inlandsflüge,<br />

mal um die Ticketpreise bei der Bahn. Die<br />

Wahrheit ist: Damit wir unsere Klimaziele<br />

erreichen können, muss sich dieses Land<br />

noch viel grundlegender ändern als die<br />

meisten denken. BeiMobilität, Ernährung,<br />

Wohnen, Energie,Arbeit.<br />

Voraussetzung ist jedoch der Abschied<br />

von Lebenslügen. Die große Lebenslüge der<br />

Professoren der Hamburger und Leipziger<br />

Universität haben mehr als 240 AfD-<br />

Pressebeiträge aus dem Jahr 2018 analysiert,<br />

in denen das Thema Kriminalität behandelt<br />

wurde. Wenig überraschend war das Ergebnis:<br />

95 Prozent der Verdächtigen, die die AfD<br />

anprangerte,waren Nicht-Deutsche.Die übrigen<br />

fünf Prozent waren Deutsche, aber allesamt<br />

mit einem Migrationshintergrund.<br />

Die amtliche polizeiliche Kriminalstatistik<br />

hingegen zeigt, dass der Anteil der ausländischen<br />

Straftäter unter 35 Prozent liegt.<br />

Die Manipulationen der Wahrheit durch<br />

die AfD galt diese Woche als eine Neuigkeit,<br />

aber für die meisten People of Color, die in<br />

Ländern mit weißer Mehrheit leben, ist<br />

diese verzerrte Darstellung von uns genau<br />

so, wie wir seit Jahrzehnten auf der ganzen<br />

Welt präsentiert werden. Und das nicht nur<br />

von rechten Parteien. Die bloße Wahrnehmung<br />

unserer Existenz ist von Unwahrheit<br />

durchdrungen.<br />

Laut einer internationalen Studie des<br />

Marktforschungsinstitutes Ipsos vom Anfang<br />

dieses Jahres wird der Anteil von Einwanderern<br />

bei 30 Prozent geschätzt, während<br />

der tatsächliche Wert 15 Prozent beträgt.<br />

Dazu gehören mit ziemlicher Sicherheit<br />

auch die, die als Einwanderer<br />

wahrgenommenen werden, weil sie nicht<br />

„deutsch aussehen“. Zu den Ausländern gehören<br />

natürlich auch die, die aus Europa<br />

stammen und „deutsch aussehen“.<br />

Diese Einschätzungen sind wichtig, denn<br />

dank Algorithmen und subjektiver Informa-<br />

Klimaschutz<br />

Jetzt<br />

oder nie<br />

Rasmus Buchsteiner<br />

über die eine große Aufgabe, der sich die Bundesregierung<br />

endlich stellen muss<br />

vergangenen Jahrewar,dass es einen Klimaschutz<br />

gibt, der niemandem etwas zumutet.<br />

Dabei muss auch über Kosten gesprochen<br />

werden. Kosten und Zumutungen wären allerdings<br />

ungleich größer, wenn die voranschreitende<br />

Klimakatastrophe einfach hingenommen<br />

würde.<br />

Deutschlands Weg in der Klimapolitik<br />

wird sich in den kommenden Wochen entscheiden.<br />

Es gilt, bisherige Gewissheiten zu<br />

hinterfragen. Ein Klimaschutz-Paket, das<br />

seinen Namen wirklich verdient, wird eine<br />

dreistellige Milliardensumme für dringend<br />

benötigte Investitionen erfordern: Geld, das<br />

im Bundeshaushalt und im Finanzplan für<br />

die nächsten Jahrenicht vorhanden ist. Es sei<br />

denn, es würde gespartbis es quietscht.<br />

KOLUMNE<br />

Die Angst<br />

vor dem<br />

schwarzen Mann<br />

Rose-Anne Clermont<br />

Autorin<br />

tionssammlung beeinflussen sie, wie Menschen<br />

wählen und mit Minderheiten interagieren,<br />

die wesentlich geringer und viel weniger<br />

gefährlich sind, als sie vielleicht glauben<br />

wollen.<br />

Die Angst vor dem schwarzen Mann ist<br />

spürbar. Dunkle Männer erzählen mir, wie<br />

sie in Bars in Berlin abgewiesen werden.<br />

Während ich mit der U-Bahn fahre, kriege<br />

ich oft den einen freien Platz neben dem<br />

BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />

Mankann die Schwarze Null, denVerzicht<br />

auf Neuverschuldung, wie ein Mantra vor<br />

sich hertragen. Es wäre aber ein großer Fehler.<br />

Die Philosophie der „schwäbischen<br />

Hausfrau“, die immer nur so viel ausgibt wie<br />

sie hat und sich niemals Geld leiht, selbst<br />

wenn die Zinsen niedrig sind, ist nicht die<br />

richtige Antwortauf eine historische Herausforderung<br />

wie den Klimaschutz. Für diese<br />

Aufgabe –und für keine andere–wäreesgerechtfertigt,<br />

die schwarze Null als Ziel aufzugeben.<br />

Sich so Spielräume zu verschaffen, ist<br />

möglich, ohne gleich gegen die Schuldenbremse<br />

des Grundgesetzes zu verstoßen.<br />

Klimaschutz auch auf Pump – warum<br />

nicht? Außergewöhnliche Zeiten verlangen<br />

nach außergewöhnlichen Antworten. Ein<br />

solches Vorgehen nimmt den Druck, auf<br />

breiter Front Steuern zur Klimaschutz-Finanzierung<br />

zu erhöhen. Das heißt aber<br />

nicht, dass bestimmte Steuernauf besonders<br />

klimaschädliche Güter nicht Sinn machen –<br />

im Gegenteil.<br />

Es gibt sie ja, die viel beschworene„ökologische<br />

Lenkungswirkung“ bei Steuern und<br />

Abgaben. Das Aufbrechen der schwarzen<br />

Null ermöglicht zudem, dass nicht Millionen<br />

Pendler und Geringverdiener belastet werden.<br />

Klimaschutz geht nicht ohne Akzeptanz.<br />

Und Akzeptanz gibt es nicht ohne soziale<br />

Balance.<br />

Eine Reform der Kfz-Steuer, energetische<br />

Gebäudesanierung, massive Wiederaufforstung,<br />

eine attraktivereBahn und eine Mobilitätswende,<br />

die nicht allein auf E-Tretrollern<br />

basiert –das alles gehört ins Klimaschutzkonzept,<br />

das die Bundesregierung für Mitte<br />

September angekündigt hat. Scheitert diese<br />

Koalition in den nächsten Wochen an der<br />

großen Aufgabe Klimaschutz, hat sie keine<br />

Daseinsberechtigung mehr.<br />

schwarzen Mann. Aber anekdotische Beweise<br />

sind leicht zu verharmlosen, wenn<br />

Mann es nicht persönlich erlebt hat.<br />

Zunehmend thematisieren Medien das<br />

Thema Xenophobie und mikrorassistische<br />

Aggressionen und zwar aus unmittelbaren<br />

direkten Erfahrungen. Diese Artikel und<br />

Blog-Posts geben Menschen, die seit langem<br />

an eine Wahrnehmung ihrer Hautfarbe oder<br />

ethnischen Gruppe gefesselt sind, eine<br />

Stimme. Doch es scheint nie genug zu sein,<br />

die farbige Person als den Standardtäter und<br />

weniger als das Opfer auszuschalten.<br />

Was auch nicht hilft, ist der deutsche<br />

Pressekodex, der besagt, dass die nationale<br />

Herkunft des Verdächtigen genannt werden<br />

darf, wenn ein „begründetes öffentliches<br />

Interesse“ vorliegt. Ein begründetes<br />

öffentliches Interesse ist subjektiv, vor allem<br />

in Abhängigkeit von den eigenen<br />

Ängsten. Nahezu jede <strong>Zeitung</strong> erwähnte in<br />

den Artikeln über die Tatvon Frankfurt, bei<br />

der Mutter und Kind vor einen Zug gestoßen<br />

wurden, dass der Verdächtige aus Eritrea<br />

stammt.<br />

Der Glaube, dass sich bestimmte Menschen<br />

in einer bestimmten Weise verhalten,<br />

ist eine gefährliche Annahme.Laut einer andere<br />

Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte<br />

Wissenschaften werden ausländischeVerdächtige<br />

eher angezeigt als deutsche<br />

Verdächtige. Die Wahrnehmung ist leicht<br />

manipulierbar und mit der Suche nach einem<br />

Schuldigen, oft unabhängig von der<br />

Wahrheit.<br />

Bernd Buchholz,<br />

Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister (FDP)<br />

am Donnerstag beim Richtfest einer<br />

Anlage inNeumünster, inder das<br />

Unternehmen Aphria Deutschland GmbH<br />

medizinisches Cannabis zur<br />

Schmerztherapie herstellen wird<br />

AUSLESE<br />

Fleischkonsum und<br />

Gerechtigkeit<br />

Soll für Fleisch eine höhere Mehrwertsteuer<br />

fällig werden? „Das ist eine<br />

Schnapsidee“, kommentiert die Rheinpfalz<br />

aus Ludwigshafen den Vorstoß.<br />

„Eine zweckgebunden erhobene Steuer<br />

ist verfassungswidrig. Es gibt zwar allerlei<br />

Kniffe, den Anschein einer zweckgebundenen<br />

Steuer zu vermeiden. Aber es ist<br />

letztlich Trickserei.“ Die Augsburger Allgemeine<br />

sieht das ähnlich. Zwar gebe es gute<br />

Gründe, den Fleischkonsum zu verringern:„Doch<br />

die Politik sollte sich tunlichst<br />

davor hüten, dafür wieder mal auf höhere<br />

Steuernoder Verbote zu setzen. Denn das<br />

würde zuerst die Bürger treffen, die beim<br />

Einkauf ohnehin jeden Euro zweimal umdrehen<br />

müssen. Essen sollte keine soziale<br />

Frage sein.“ So siehtman es auch bei Spiegel<br />

Online. Die Idee sei „grob unsozial,<br />

weil sie nur das Produkt verteuern will,<br />

das am Ende der Kette steht. Undzwar für<br />

alle Menschen prozentual gleich –obsie<br />

es sich leisten können oder nicht.“<br />

Die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong> nennt den<br />

Vorschlag einen „Akt der Verzweiflung“.<br />

Nötig seien gesetzliche Vorschriften, doch<br />

dafür fehle der politischeWille.„Tieresind<br />

schließlich kein Mineralöl und auch kein<br />

Limonadenzucker, die mit Steuern aus<br />

dem Konsum gedrängt werden können“,<br />

so die Kommentatorin. „Sie sind Lebewesen,<br />

deren Existenzbedingungen hier auf<br />

dem Spiel stehen. Lebewesen, die nicht<br />

nur einfach mehr Platz brauchen, sondernethisch<br />

fundierte Vorschriften zu ihremSchutz.“<br />

Christine Dankbar<br />

PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />

Chefredakteur: Jochen Arntz.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

Studie: Impflücken<br />

sind größer<br />

als gedacht<br />

Seite15<br />

WieHülya Kilic in Kreuzberg aufwuchs –und was sie über ihren Kiez denkt Seite 10<br />

WieKriminelle Spielcasinos zur Geldwäsche nutzen –und was die Polizei macht Seite 11<br />

Stadtbild<br />

Intervall<br />

Späti<br />

Marcus Weingärtner<br />

vermisst den kleinen Laden<br />

in seiner Straße.<br />

Vor ein paar Monaten schrieb ich<br />

an dieser Stelle über meinen<br />

Lieblingsspäti. Der sollte endgültig<br />

schließen, doch man einigte sich mit<br />

dem Vermieter des Hauses auf einen<br />

neuen Mietvertrag.<br />

Das erzählten mir die Betreiber,<br />

ein türkischstämmiges Pärchen, das<br />

den kleinen Laden in Kreuzberg gefühlt<br />

schon seit Ewigkeiten bewirtschaftet.<br />

EinFamilienbetrieb,indem<br />

jeder mit anpacken muss. Bei Öffnungszeiten<br />

von frühmorgens bis<br />

spät in den Abend hinein geht das<br />

wohl auch nicht anders.<br />

Das war im Februar. „Bis Juni<br />

dann“, sagte der Chef des Spätis bei<br />

unserer letzten Begegnung. Jetzt ist<br />

bald Mitte August, und der Späti ist<br />

immer noch geschlossen. Renoviert<br />

werden sollte das Ladenlokal, doch<br />

man sieht nichts. Die Rollläden sind<br />

dicht, seit Monaten ist hinter der<br />

Glastür alles schwarz, und ich befürchte,dass<br />

der Späti, einer der wenigen<br />

nachbarschaftlichen Drehund<br />

Angelpunkte meiner Straße, so<br />

bald nicht wieder eröffnen wird. Was<br />

wirklich ein Verlust ist, denn abgesehen<br />

von dem netten Schwatz mit<br />

Leuten, die man sonst eher selten<br />

auf der Straße trifft, weiß ich bislang<br />

immer noch nicht, wo ich um 21 Uhr<br />

noch „Ben &Jerry’s“-Eis bekommen<br />

soll, wenn es denn mal dringend ist.<br />

DasGute an der Schließung ist allerdings,<br />

dass ich darüber zu einem<br />

Trend fand, von dem ich gar nicht<br />

wusste, dass er schon wieder einer<br />

ist: Fasten. Denn da der Späti nun<br />

nicht geöffnet hat, gibt es am Wochenende<br />

einfach kein Frühstück<br />

mehr, daich es meist nicht schaffe,<br />

die Zutaten dafür am Freitag noch zu<br />

besorgen.<br />

Als mich neulich eine Freundin<br />

am Sonnabendmorgen anrief und<br />

ich sagte, dass es nur Kaffee im<br />

Hause Weingärtner gebe, rief sie erfreut<br />

aus,„Oh,duintermittierst!“. Einigermaßen<br />

perplex fragte ich, was<br />

sie meine. Intermittieren, das klingt<br />

für mich nach Fehlfunktion, nach irgendwas,das<br />

bei mir ausgesetzt hat.<br />

Intermittieren, klärte sich mich jedoch<br />

auf, sei nichts anderes als Intervallfasten,<br />

und da läge ich ernährungstechnisch<br />

voll im Trend.<br />

Man verzichtet dabei einfach für<br />

eine bestimmte Zeit aufs Essen, also<br />

beispielsweise nach der 16:8-Methode.<br />

Mit anderen Worten, von 18<br />

Uhrabends bis 12 Uhrmittags bleibt<br />

die Küche kalt und der Magen leer,<br />

und das alles ist super gesund. Alles<br />

schön gut, ich liege voll im Trend,<br />

aber ich will meinen Späti zurück.<br />

Unddas Frühstück!<br />

Einen Späti wie diesen braucht jeder Kiez,<br />

denn er sorgt für Gemeinschaft. IMAGO<br />

10. November 1989: Am Abend nach dem Mauerfall besetzten Tausende die <strong>Berliner</strong> Mauer am Brandenburger Tor. DPA/WOLFGANG KUMM<br />

Noch eine Chefsache<br />

Berlin feiert im November 30 Jahre Mauerfall. Wasder Senat dazu plant, bleibt aber noch geheim<br />

VonElmar Schütze<br />

Nanu?! Da hatte Kultursenator<br />

Klaus Lederer<br />

(Linke) am Donnerstagmorgen<br />

in den schönen<br />

Innenhof des Podewil geladen, um<br />

über die Veranstaltungen zum<br />

30. Jahrestag des Mauerfalls zu berichten<br />

–und dann kam: nichts.Oder<br />

zumindest nichts Neues.<br />

Rund ums historische Datum<br />

(vom 4. bis 10. November) soll es Projektionen<br />

an Fassaden, Filmvorführungen,<br />

Soundinstallationen und<br />

Konzerte geben. Unter dem Motto<br />

„Sieben Tage, sieben Orte“ werden<br />

unter anderem die Gethsemanekirche<br />

in Prenzlauer Berg,das Brandenburger<br />

Tor, die Normannenstraße mit<br />

der ehemaligen Stasi-Zentrale oder<br />

der Breitscheidplatz bespielt.<br />

DasProblem: Dasalles hatte Lederer<br />

imFebruar fast wortgleich schon<br />

einmal gesagt. Gibt es denn gar nichts<br />

Neues? Kein Fest, kein Umzug?<br />

Zum 20-Jährigen des Mauerfalls<br />

waren am Brandenburger Tor tausend<br />

Dominosteine, die Mauersegmente<br />

symbolisierten, umgefallen.<br />

32 Staatsgäste waren bei strömendem<br />

Regen dabei. Fünf Jahre später<br />

bildeten 8000 <strong>Berliner</strong> mit leuchtenden<br />

Heliumballons eine 15 Kilometer<br />

lange Lichterkette entlang des früheren<br />

Mauerstreifens – Millionen<br />

schauten zu.<br />

Die Rosinen für den Regierenden<br />

Unddiesmal? Später klärte sich Lederers<br />

Verschwiegenheit auf: DerRegierende<br />

Bürgermeister Michael Müller<br />

(SPD) höchstselbst will das genaue<br />

Programm in zehn Tagen in der Gethsemanekirche<br />

präsentieren. Vorher<br />

soll niemand –auch kein Bürgermeister,<br />

der Lederer nun mal ist –etwas<br />

verraten. Dasnennt man Chefsache.<br />

Tatsächlich ist Lederer nicht das<br />

einzige Senatsmitglied, das sich Müllers<br />

cheffigem Willen beugen musste.<br />

Sollte er mit dieser Zweierbeziehung<br />

fremdeln, kann er seine Genossin<br />

Katrin Lompscher fragen. Die nicht<br />

nur von der Opposition als „Nicht-<br />

Bausenatorin“ geschmähte Politikerin<br />

befindet sich seit Beginn der rotrot-grünen<br />

Koalition im Dauerclinch<br />

mit dem Regierenden –bekanntlich<br />

ihrVor-Vorgänger im Amt.<br />

9. November 2009: Dominosteine als Mauersegmente. ABACA<br />

9. November 2014: Leuchtende Ballons auf dem Mauerstreifen. DPA/MAJA HITJI<br />

MAUERFALL<br />

9. November 2009 9. November 2014 9. November 2019<br />

• • •<br />

1000 leichte Quader waren<br />

am Brandenburger Toraufgebaut:<br />

Polens Ex-Präsident<br />

Lech Walesa und Ungarns<br />

Ex-Premier Miklos Nemeth<br />

warfen den ersten um, dann<br />

fiel der zweite, am Ende lagenalle.<br />

32 Staatsgäste waren<br />

der Einladung vonKanzlerin<br />

Merkel dazu gefolgt.<br />

8000 <strong>Berliner</strong> standen mit<br />

leuchtenden Heliumballons<br />

in den Händen entlang des<br />

früheren Mauerstreifens in<br />

der Innenstadt. Dann ließen<br />

sie sie in festgelegter Zeitfolgeinden<br />

Abendhimmel<br />

steigen: schöne Bilder und<br />

ein starkes Zeichen für bürgerschaftliches<br />

Engagement.<br />

Sieben Tage,sieben Orte ist<br />

das Motto eines Sammelsuriums<br />

an Veranstaltungen<br />

zum 30. Jahrestag des Mauerfalls.<br />

An authentischen<br />

Schauplätzen sollen Konzerte,<br />

Filmvorführungen und<br />

Soundinstallationen Besucher<br />

die Zeit von1989 und<br />

1990 nachspüren lassen.<br />

Zuletzt stoppte Müller Lompschers<br />

Stadtentwicklungsplan Wohnen<br />

in letzter Sekunde und in deren<br />

Urlaub und verblüffte die dunkelrotgrünen<br />

Partner, die den Knall nicht<br />

hatten kommen hören. Müller vermisste<br />

bei Lompscher Engagement<br />

für den BauneuerWohnungen.<br />

Es gibt aber unterschiedliche<br />

Chefsachen. Da ist die Mutter aller<br />

selbst gewählten Chefsachen, die<br />

Wohnungsbau- und Mietenpolitik.<br />

Undder Umgang mit der 600-Millionen-Euro-Investition<br />

vonSiemens in<br />

Siemensstadt. Dieses Projekt zog die<br />

Senatskanzlei an sich. Offiziell, weil<br />

von Planung und Errichtung eines<br />

Campus gleich mehrere Verwaltungentangiertsind.<br />

Außerdem birgt die<br />

Rückbesinnung von Siemens auf die<br />

Stadt, in der der Technologiekonzern<br />

einst gegründet wurde, immer wieder<br />

Aussichtauf Fototermine fürden Regierenden.<br />

Chefsache!<br />

Schulpolitik? Lieber nicht<br />

Unddann gibt es Themen, bei denen<br />

Michael Müller nicht vorprescht und<br />

die er nicht besetzt, auch wenn er<br />

dazu aufgefordertwird. DieSchulpolitik<br />

ist so ein Fall, seit Jahrzehntenein<br />

besonders schwieriges Feld.<br />

Aktuell steht Bildungssenatorin<br />

SandraScheeres(SPD) aus mehreren<br />

Gründen und von mehreren Seiten<br />

(siehe Seite 11) unter Druck. In zwei<br />

Jahren werden mehr als 20 000 Schulplätze<br />

fehlen, zugleich gibt es harsche,<br />

grundsätzliche Kritik von der<br />

Gewerkschaft GEWund dem Landeselternausschuss.Der<br />

Eltern-Sprecher<br />

forderte Anfang der Woche einen Krisengipfel<br />

–imZweifel solle der Regierende<br />

Bürgermeister dazu einladen.<br />

Michael Müller wird sicher nichts<br />

dergleichen tun –schon weil so eine<br />

Intervention eine weitereDemontage<br />

seiner Parteifreundin Scheeres bedeuten<br />

würde.Keine Chefsache!<br />

Für CDU-Fraktionschef Burkard<br />

Dregger ist der Fall klar: Die Regierungsparteien<br />

seien nur noch mit<br />

sich selbst beschäftigt, für die Behebung<br />

der Sorgen und Nöte der Stadt<br />

fehle ihnen die Kraft.„Der Regierende<br />

Bürgermeister und sein abgewirtschafteter<br />

Senat lassen die <strong>Berliner</strong><br />

im Regen stehen.“ Man beharre auf<br />

eine Regierungserklärung und einen<br />

Zukunftsgipfel zur Bildung.<br />

NACHRICHTEN<br />

Flughafengesellschaft<br />

kann ILA-Gelände kaufen<br />

DieBerlin-Brandenburger Flughafengesellschaft<br />

(FBB) kann wie geplant<br />

das ILA-Gelände neben dem<br />

künftigen Hauptstadtflughafen BER<br />

kaufen. DieGesellschafterversammlung<br />

des Flughafens stimmte dem<br />

Vorhaben am Donnerstag zu, wie der<br />

Vorsitzende Rainer Bretschneider<br />

mitteilte.„Damit kann die FBB das<br />

ILA-Gelände in den Zeiten nutzen, in<br />

denen es nicht für die Messe benötigt<br />

wird“, erklärte er.„An dem Standort<br />

soll die Expressfracht gebündelt werden.“<br />

Mitdieser Entscheidung sei<br />

auch die Internationale Luft- und<br />

Raumfahrtausstellung (ILA) über das<br />

Jahr 2020 hinaus gesichert. (dpa)<br />

<strong>Berliner</strong> Agentur sucht<br />

rund 5000 Filmkomparsen<br />

Für Dreharbeiten sucht eine Agentur<br />

rund 5000 Filmkomparsen in Berlin<br />

und Umgebung. DieDarsteller würden<br />

für einen„amerikanischen Kinofilm“<br />

und eine„historische Netflix-<br />

Serie“ gesucht, teilte die Agentur<br />

Filmgesichter mit. Details wie Filmtitel<br />

verriet die Castingagentur am<br />

Donnerstag nicht. DieAgentur sucht<br />

nach Frauen, Männern, Jugendlichen<br />

und Kindernmit internationalen<br />

Wurzeln. Außerdem würden rund<br />

500 Schachspieler benötigt, heißt es<br />

in dem Aufruf. ProDrehtag wirdlaut<br />

Agentur eine Grundgage von93Euro<br />

gezahlt. (dpa)<br />

Polizisten durchsuchen<br />

Antiquitätenladen<br />

Polizisten haben in Westend ein Antiquitätengeschäft<br />

durchsucht. Ein<br />

83-Jähriger und seine Frau hatten<br />

dorthochwertige Möbel zum Kauf<br />

angeboten. Nachdem Mitarbeiter<br />

die Möbel in derWohnung besichtigt<br />

hatten, fehlten weitaus mehr Gegenstände,als<br />

verkauft wurden. Beider<br />

Razzia konnte ein Teil der Beute gefunden<br />

werden. Wegen Verstoßes gegen<br />

das Naturschutzgesetz wurden<br />

auch Pelze, Elfenbein, ein Zebrafell,<br />

Schildkröten und einen ausgestopfter<br />

Adler beschlagnahmt. (kop.)<br />

Weniger britische Urlauber<br />

kommen nach Berlin<br />

Berlins größte ausländische Urlaubergruppe<br />

schrumpft. Im ersten<br />

Halbjahr kamen noch 278 500 Briten<br />

in die deutsche Hauptstadt, 7,4 Prozent<br />

weniger als im Vorjahreszeitraum.<br />

Dasteilte das Amt für Statistik<br />

Berlin-BrandenburgamDonnerstag<br />

mit. Insgesamt wuchs der Stromder<br />

Urlauber aber weiter an, das Amt<br />

meldete den nächsten Rekord:<br />

6,7 Millionen Gäste (plus 3,8 Prozent)<br />

und 16,1 Millionen Hotelübernachtungen<br />

(plus 5,3 Prozent). (dpa)<br />

Immer weniger Koffer aus Großbritannien<br />

rollen über <strong>Berliner</strong> Wege.<br />

IMAGO


10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019<br />

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Berlin<br />

Als Hülya Kilic ihren Vintage-Kleiderladen<br />

Südosten<br />

aufschließt, ist der Alltagstrubel<br />

in der Oranienstraße<br />

schon in vollem Gange. Anwohner<br />

sitzen im Schatten und<br />

trinken Kaffee,inder Hoffnung, dass<br />

die Hitze bald nachlässt. Der M29-<br />

Bus knattert Richtung Oranienplatz,<br />

man hört Kindergeschrei, der Geruch<br />

von frischem Brot schwallt auf<br />

den Bürgersteig. An der Fassade gegenüber<br />

hängen Solidaritätsbekundungen,<br />

schwarze Buchstaben auf<br />

weißen Laken wehen im Wind.<br />

Seit zwölf Jahren betreibt Hülya<br />

Kilic ihr Geschäft. DieWände des Ladens<br />

sind mit Retro-Badeanzügen<br />

samt Papageimotiv und arabischen<br />

Gewändern aus den 70er-Jahren behangen.<br />

Auf einem Tisch liegen<br />

große Sonnenbrillen und glitzernde<br />

Haarspangen. Hülya Kilic ist „durch<br />

und durch Kreuzbergerin“, wie sie<br />

selbst mit einem Anflug von Stolz<br />

sagt.<br />

Ihre Eltern stammen aus Erzuruminder<br />

Osttürkei und sind alawitische<br />

Zaza. 1967 kam ihr Vater nach<br />

West-Berlin, um hier zu arbeiten,<br />

vier Jahrespäter folgt ihm seine Frau,<br />

kurz darauf wurde Hülya im Urban-<br />

Krankenhaus geboren. Bis auf ein<br />

paar Jahre inMitte nach der Wende,<br />

lebt sie seit fast fünf Jahrzehnten in<br />

Kreuzberg.<br />

Ihre Kindheit und Jugend verbrachte<br />

sie mitten im Trubel des<br />

bunten West-Berlins in der Waldemarstraße,<br />

wosie jeden Tagander<br />

Mauer entlang zur Schule ging.<br />

„Diese Zeit war für mich unglaublich<br />

prägend. Mein Schulweg brachte<br />

mich an der Mauer entlang, dem Bethaniendamm<br />

und der St.Thomas-<br />

Kirche vorbei zur Nürtingen-Grundschule“,<br />

sagt sie und legt ihre<br />

schwarzen Haare nach hinten. „Für<br />

mich war die Mauer als Kind ein<br />

Selbstverständnis. Das habe ich<br />

nicht hinterfragt. Sie war eine bunte<br />

Fassade, so normal und Teil des<br />

Stadtbildes wie heute eine Bordsteinkante<br />

oder eine Straßenampel.“<br />

Als Jugendliche wurde ihr bewusster,<br />

was diese Teilung des Landes und<br />

der Stadt tatsächlich bedeutete.Dass<br />

jenseits der Mauer ein komplett anderes<br />

politisches System lag, eine andereWelt<br />

mit anderen Regeln.<br />

Soldaten auf Wachtürmen geärgert<br />

Die Erinnerungen an ihre Jugend<br />

seien sehr schön, sagt Kilic, sie sei<br />

wohlbehütet und von ihrer Familie<br />

umsorgt aufgewachsen. Sehr speziell<br />

sei auch die Atmosphäre dieser<br />

Zeit gewesen, das Gefühl von Freiheit,<br />

das in vielen Berlinbüchernbeschrieben<br />

wird. Jener Mythos also,<br />

den Touristen heute vergeblich suchen.<br />

„Die Häuser waren weder saniert<br />

noch renoviert. Hier wohnte eine<br />

bunte Mischung aus Menschen: die<br />

migrantische Community, Autonome,<br />

Punks, Alt-68er, Hippies und<br />

Kriegswitwen. Zwischen den Nachbarn<br />

gab es viel Austausch, E-Gitarrenmusik<br />

klang aus den Hinterhöfen“,<br />

sagt sie mit einem Funkeln in<br />

den Augen. „Aber frei von Konsum<br />

waren wir als junge Mädchen nicht,<br />

wir wollten die coolste Levis Jeans<br />

haben.“<br />

Manmuss Hülya Kilic nicht lange<br />

auffordern, zu erzählen. Sie ist quirlig<br />

und gesprächig, lacht und gestikuliert<br />

während unseres Gesprächs<br />

viel. Sie freut sich sichtlich darüber,<br />

dass sie hier groß geworden ist und<br />

heute als Zeitzeugin der lebendigen<br />

Geschichte dieser Stadt fungieren<br />

kann.<br />

An manche Momente erinnertsie<br />

sich noch so, als seien sie gestern<br />

passiert. „Wir sind als schelmische<br />

Kreuzberg,<br />

durch und durch<br />

Hülya Kilic wuchs direkt an der Mauer auf.<br />

Sie kennt das Kreuzberg von gestern und von heute und<br />

engagiert sich im Oranienkiez gegen Verdrängung<br />

HülyaKilic in ihrem Vintage-Kleiderladen in der Oranienstraße<br />

Job, Familie, Alltag: 30 Jahre nach dem Fall<br />

der Mauer prägt die einstigeTeilung noch das<br />

Leben vieler <strong>Berliner</strong>.Wir stellen Menschen<br />

und ihre Geschichte vor. Heute: HülyaKilic,<br />

1972 in Berlin geboren.<br />

VonSarah Pepin<br />

DIE SERIE<br />

BLZ/GERD ENGELSMANN<br />

Im Internet: Die Teile unserer Serie zum<br />

Mauerfall finden Sie im Internet unter:<br />

www.berliner-zeitung.de/mauerfall oder auf<br />

der neuen App der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (kostenlos<br />

im Apple Store oder Google Play).<br />

Kinder auf<br />

die Treppen<br />

der Holztürme<br />

in der Nähe der<br />

Mauer geklettert.<br />

Von dort aus konnte<br />

man nämlich herüberschauen.<br />

Dann haben wir uns einen Spaß daraus<br />

gemacht, den Soldaten, die auf<br />

der anderen Seite in den Wachtürmen<br />

die Grenze bewachten, die<br />

Zunge rauszustrecken und Grimassen<br />

zu machen. Und die haben uns<br />

von drüben mit dem Fernglas beobachtet“,<br />

erzählt sie.<br />

Ein anderes Schlüsselerlebnis<br />

war,als sie als Erstklässlerin auf dem<br />

Nachhauseweg mitbekam, wie ein<br />

Stück Mauer mit Ketten, einem großen<br />

Kran und viel Polizei und Publikum<br />

hochgehoben wurde. Ihre<br />

Grundschullehrerin wollte das nicht<br />

glauben, als die kleine Hülya davon<br />

berichtete, und redete es dem Mädchen<br />

aus. „Lange wusste ich nicht,<br />

ob diese Erinnerung Traum oder<br />

Realität ist“, erzählt sie heute.Bis ihr<br />

Vater sie einmal Anfang der 90er-<br />

Jahre besuchte, und ihr eher zufällig<br />

von jenem Tagerzählte, andem ein<br />

Stück der Mauer ersetzt wurde.Auch<br />

er und seine Kollegen hatten also gesehen,<br />

was nach Ansicht der Grundschullehrerin<br />

nicht möglich war.<br />

„Jahre später hat mich mein Vater<br />

von meinem Fragezeichen erlöst“,<br />

erinnertsich Hülya Kilic.<br />

Als die Mauer 1989 gefallen war,<br />

habe auch die migrantische Community<br />

erfreut reagiert. „Die Aufbruchsstimmung<br />

war spürbar.“ Aber<br />

vielen wurde erst viel später so richtig<br />

bewusst, welche Bedeutung der<br />

Mauerfall hatte. „Wir waren Teil des<br />

Ganzen“, sagt Hülya Kilic. Auch für<br />

die migrantische Minderheit in<br />

West-Berlin sei die Mauer selbstverständlich<br />

gewesen. Zugleich sei klar<br />

gewesen, dass Berlin an sich eine Zuspitzung<br />

des Kalten Krieges darstellte.<br />

Dass man irgendwie anders<br />

war als die anderen Anwohner auch.<br />

„Ich habe mich sehr früh gefragt, wer<br />

ich bin und was wir hier eigentlich<br />

machen“, sagt Kilic.<br />

Heute wohnt Hülya Kilic nicht<br />

mehr in diesem Kiez,sondernmit ihrenbeiden<br />

KinderninKreuzberg61.<br />

Doch für ihreNachbarschaft setzt sie<br />

sich trotzdem mit viel Engagement<br />

ein. Als Mitbegründerin der Oranostra,<br />

ein Verbund vonKleingewerbetreibenden<br />

in der Oranienstraße,<br />

organisiert sie Kundgebungen und<br />

Demos, umden Verdrängungsprozess<br />

in der Nachbarschaft sichtbar<br />

zu machen.<br />

Kampf für Erhalt der Vielfalt<br />

Gerade jetzt steht der Späti Ora35 in<br />

der Oranienstraße im Mittelpunkt.<br />

Er soll nach zwanzig Jahren schließen.<br />

„Was hat Kreuzberg davon,<br />

wenn es hier genauso ist wie woanders<br />

auch?“, fragt sie.„Wir möchten<br />

verhindern, dass hier Ketten hinkommen.<br />

Damit hier Menschen mit<br />

unterschiedlichem Einkommen in<br />

ihrer Vielfalt zusammen leben können,<br />

muss man an der Wohn- und<br />

Mietsituation arbeiten.“ Dass der<br />

Kiez sich verändert, sei völlig natürlich<br />

und zum großen Teil auch positiv.Aber<br />

Hülya Kilic wehrtsich gegen<br />

eine Homogenisierung Kreuzbergs.<br />

DerKiezsolle lebendig und real bleiben.<br />

An ihrer Kundschaft merkt sie,<br />

was sich verändert. Während die<br />

Oranienstraße sich gastronomisiert,<br />

anonymisiere sich ihre Klientel.<br />

„Mein Laden ist lediglich ein Mikrokosmos<br />

einer viel größeren Problematik“,<br />

sagt sie. Die Mauer ist zwar<br />

schon lang weg, aber es seien neue<br />

Mauern hinzugekommen, sagt<br />

Hülya Kilic, „in den Köpfen der Menschen“.<br />

Siewirkt wie eine Person, die<br />

sich daran beteiligt, das zu ändern.<br />

Dieses Foto hat meine Schwester von<br />

mir und meiner Freundin Alev Yildirim<br />

vor der Mauer gemacht. Es muss um<br />

1987 aufgenommen worden sein, ich habe<br />

es seit zwanzig Jahren nicht mehr angeschaut.<br />

Wir haben damals oft draußen zusammen<br />

Fotosessions gemacht und uns<br />

beim Fotografieren abgewechselt.<br />

Alev Yildirims Künstlername ist Aziza A.,<br />

sie wurde später eine der ersten türkischstämmigen<br />

HipHoperinnen. Damals fand<br />

Alev es total spannend, nach Kreuzberg zu<br />

kommen, denn hier war natürlich viel mehr<br />

los als in Steglitz, wo sie herkam. Wir kannten<br />

uns aus der Schule, wir waren gemeinsam<br />

im Oberstufenzentrum in der Wrangelstraße.<br />

Eswar die Zeit, in der wir uns entscheiden<br />

mussten, ob wir die Schule weiter<br />

besuchen oder eine Ausbildung anfangen.<br />

Ichhabe später eine kaufmännische Ausbildung<br />

gemacht. Viele aus meiner Klasse sind<br />

interessante Lebenswege gegangen: Einer<br />

wurde Filmemacher, ein anderer hat Cafés<br />

eröffnet, Alev wurde Rapperin.<br />

Über das Foto habe ich als Jugendliche<br />

„Iki DDR vatanda lerı!“ geschrieben, das<br />

bedeutet „Zwei DDR-Bürgerinnen“. Ich<br />

weiß auch nicht, es war eine jugendliche<br />

Verrücktheit. Ich glaube, ich wollte einfach<br />

mal DDR-Bürgerin sein, auf der anderen<br />

Seite sein, mich selbst neu erfinden. Es gab<br />

für mich eine Anziehung dorthin. Mein<br />

Spitzname unter Freunden war „Ossi“. Ich<br />

habe das DDR-Fernsehen für Kinder und<br />

Jugendliche geliebt, die ganzen Filme und<br />

Märchen, genauso wie das Westfernsehen.<br />

Das besondere Ding<br />

Vonwegen DDR-Bürgerinnen<br />

Foto von zwei Freundinnen, aufgenommen etwa<br />

1987: HülyaKilic und AlevYildirim. KILIC<br />

Das Foto wurde ganz in der Nähe des<br />

Engelbeckens geknipst. Im Hintergrund<br />

sieht man das Bruno-Taut-Haus am Engeldamm,<br />

in dem zu DDR-Zeiten Gewerkschaften<br />

drin waren. Weiter rechts ist ein<br />

Backsteingebäude,indem früher das Kreiskrankenhaus<br />

Mitte war. Heute sind das Eigentumswohnungen<br />

und ich glaube, die<br />

Stelle, ander das Foto gemacht wurde, ist<br />

zugebaut. Um die Ecke ist der Leuschnerdamm<br />

und das Hähnchenrestaurant<br />

Henne,das es damals auch schon gab.<br />

Ich war zu diesem Zeitpunkt in der Pubertät<br />

und konnte die Mauer schon mehr<br />

reflektieren. Ich habe verstanden, dass es<br />

eine strenge Grenze ist. Dass da etwas bewacht<br />

wird, dass man sich nicht einfach so<br />

hin und her bewegen kann, die Psychologie<br />

davon. Als sie dann 1989 fiel, wusste ich,<br />

dass gerade etwas Historisches passiert.<br />

Dass die Menschen aus dem Osten sich<br />

jetzt wieder an Orte bewegen konnten, die<br />

ihnen vorher verwehrtwaren.<br />

Ichfinde,man könnte ruhig mehr physische<br />

Erinnerungsorte an die Mauer in der<br />

Stadt haben, Wachtürme etwa. Das ändert<br />

etwas in der Wahrnehmung. Die heutige<br />

Generation kann damit nämlich gar nichts<br />

mehr anfangen, das ist für die wie ein alter<br />

Film. Apropos neue Generation: Ich muss<br />

schauen, dass meine Tochter dieses Foto<br />

nicht in die Hände bekommt, sonst zerschneidet<br />

sie es und vereinnahmt es für<br />

eine Collage.<br />

Aufgezeichnet vonSarah Pepin.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 11 *<br />

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Berlin<br />

Ein Eldorado<br />

für<br />

Geldwäscher<br />

WieAutomatencasinos von<br />

Kriminellen benutzt werden<br />

VonPhilippe Debionne<br />

Die <strong>Berliner</strong> Polizei hat am Mittwoch<br />

einen Rauschgifthändler<br />

kurznach der Abwicklung eines Drogengeschäfts<br />

in Kreuzberg geschnappt.<br />

Die Ermittlungen führten<br />

die Fahnder in ein Automatencasino<br />

in der Gitschiner Straße. Hier konnten<br />

Drogen, Bargeld sowie ein Festplattenrekorder<br />

sichergestellt werden.<br />

Ob und wie weit die Betreiber<br />

des Casinos in die krummen Geschäfte<br />

des Festgenommenen eingeweiht<br />

oder sogar beteiligt waren,<br />

wird jetzt ermittelt. Doch dass Casinos<br />

grundsätzlich beliebte Orte sind,<br />

um Gelder zu waschen, wissen die<br />

Behörden.<br />

So heißt es in einem internen Dokument<br />

der„Obersten Glücksspielaufsichtsbehörden<br />

der Länder“ in<br />

Bezug auf das aktuelle Geldwäschegesetz,<br />

dass Glücksspiel sowohl wegen<br />

„hoher Transaktionsbeträge, die<br />

oftmals auch in bar gezahlt werden“<br />

als auch wegen der „hohen Umlaufund<br />

Transaktionsgeschwindigkeit,<br />

mit der Gelder umgeschlagen und<br />

verschoben werden können“, besonders<br />

attraktiv für „Verschleierung<br />

und Strukturierung illegitimer Vermögenswerte“<br />

sei. Das bedeutet im<br />

Klartext: Die unzähligen Spielautomaten<br />

der rund 470 registrierten<br />

<strong>Berliner</strong> Casinos eignen sich hervorragend<br />

zur Geldwäsche.<br />

Wiefunktioniertdas in der Praxis?<br />

EinErmittler erklärtdas der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> so: „Ein Dealer geht mit seinem<br />

Bargeld, also vielen kleinen<br />

Scheinen, in so ein Casino. Damit<br />

füttert erdie Automaten und drückt<br />

sofort auf Auszahlung. Dann hat er<br />

fast denselben Betrag wie vorher in<br />

der Tasche, kann aber sagen, dass er<br />

das Geld gewonnen hat, wenn er gefragt<br />

wird. DasGeld ist somit saubergewaschen.“<br />

Zwar müssen die Betreiber der<br />

Casinos bei der Steuer auch anhand<br />

von sogenannten Ausleseprotokollen<br />

unter anderem angeben, wie<br />

hoch Umsatz und Gewinn der einzelnen<br />

Automaten sind. Doch diese<br />

Ausleseprotokolle können nach Angaben<br />

der Senatsfinanzverwaltung<br />

vom „Unternehmer, seinen Angestellten<br />

oder Beauftragten“ erstellt<br />

werden. Dass diese Angaben nicht<br />

immer stimmen, beweist auch eine<br />

Antwort der Finanzverwaltung auf<br />

eine Kleine Anfrage des Abgeordneten<br />

Marcel Luthe.Sowurden im Jahr<br />

2017 insgesamt 727 dieser Ausleseprotokolle<br />

von den zuständigen Finanzbehörden<br />

genauer überprüft.<br />

90 wurden beanstandet.<br />

„Wenn der Senat die Bekämpfung<br />

dieser Form vonorganisierter Kriminalität<br />

ernst nehmen würde,hätte es<br />

erheblich mehr Kontrollen gegeben,<br />

die derartige Manipulationen zur<br />

Geldwäsche aufdecken“, so Luthe.<br />

Da der Senat aber „mit der Spielbank<br />

Berlin von der größten Automatendichte<br />

in Berlin profitiert“, vermutet<br />

der FDP-Mann, sei „das Interesse an<br />

engmaschigen Kontrollen eher gering“.<br />

Die Glücksspielaufsichtsbehörde<br />

geht zudem davon aus, dass illegale<br />

Gewinne aus krummen Geschäften<br />

teilweise auch „in die Rechnungslegung<br />

des Spielbetriebs integriert<br />

werden, indem höhere als die tatsächlich<br />

erzielten Einnahmen ausgewiesen<br />

werden“. So wirdaus Geld,<br />

das mit Drogenhandel verdient<br />

wurde, legales Geld. Geldwäscheaktivitäten<br />

erfolgen nach Behördenangaben<br />

„jedoch nicht nur unter Nutzung<br />

legaler Spielangebote, sondern<br />

oftmals auch als Investition in den<br />

Sektor selbst“.<br />

So würden einige Betreiber „die<br />

gesamte Geschäftstätigkeit des<br />

Glücksspielveranstalters lediglich simulieren.<br />

Die in der Buchhaltung<br />

aufscheinenden Gelder stammen<br />

aber allesamt aus illegitimen Tätigkeiten“.<br />

Nicht mehr vermittelbar sei Sandra Scheeres, Bildungssenatorin, finden auch Kritiker in der eigenen Partei.<br />

„Die Leute haben die Nase voll“<br />

Auch in der SPD wird inzwischen der Rücktritt der Bildungssenatorin gefordert. Doch der Regierende stützt sie<br />

VonAnnika Leister<br />

Die CDU fordert ihren<br />

Rücktritt, der Landeselternausschuss<br />

droht mit<br />

einem Ende der Kooperation,<br />

die Bildungsgewerkschaft<br />

GEW kritisiert sie scharf. Und auch<br />

in der eigenen Partei gerät Bildungssenatorin<br />

SandraScheeres (SPD) zunehmend<br />

unter Druck. „Auch in der<br />

SPD sagen viele: Scheeres muss<br />

weg“, sagt ein hochrangiger Parteivertreter<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. „Die<br />

Leute haben die Nase voll. Siehat seit<br />

Jahren nicht geliefert.“ Ein anderer<br />

bestätigt: Die innerparteiliche Kritik<br />

an Scheeres sei enorm. Man sorge<br />

sich bei den jetzigen Neuigkeiten<br />

von vielleicht 24 000 fehlenden<br />

Schulplätzen zum Jahr 2021/22 vor<br />

allem um das Vorankommen der<br />

Schulbauoffensive – das Vorzeigeprojekt<br />

der SPD in dieser Koalition<br />

schlechthin.<br />

Die Schulbauoffensive ist das<br />

größte Investitionsvorhaben der laufenden<br />

Legislaturperiode, 5,5 Milliarden<br />

Euro sollen innerhalb von<br />

zehn Jahren in die Sanierung von<br />

Dutzenden und den Neubau von<br />

mehr als 60 Schulen fließen. Treibende<br />

Kräfte hinter dem Großprojekt,<br />

das 2017 gestartet wurde,waren<br />

Scheeres und Finanzsenator Matthias<br />

Kollatz.<br />

Während einige Scheeres’ Geschick<br />

loben, ein so hohes Budget für<br />

die Bildung an Land zu ziehen, stört<br />

genau das mit Blick auf ausbleibende<br />

Erfolge SPD-Politiker aus anderen<br />

Ressorts. Bildung sei der Bereich,<br />

in den mit Abstand die höchsten<br />

Investitionen flössen. Dennoch<br />

liege Berlin seit Jahren bei Vergleichstest<br />

wie PISA oder VERA auf<br />

den letzten Plätzen. „Dawerden Milliarden<br />

reingebuttert, aber es ändert<br />

sich seit Jahren nichts. Das ist doch<br />

nicht mehr vermittelbar“, so ein Kritiker<br />

aus der Partei. Die SPD könne<br />

sich solch ein Versagen nicht mehr<br />

leisten. Alle wüssten, dass die Partei<br />

„so richtig am Boden“ sei. Der Zeitkorridor,umsie<br />

zu retten, werdeimmer<br />

enger.Ein Wechsel an der Spitze<br />

sei da zügig angezeigt. Namentlich<br />

zitiertwerden will keiner vonScheeres’<br />

hochrangigen Kritikern, angeblich<br />

aus demselben Grund: Man<br />

wolle nicht derjenige sein, der der<br />

bereits hinkenden Partei jetzt auch<br />

noch öffentlich ins Bein schießt.<br />

Es gärt also in Partei wie Fraktion.<br />

Entscheidend für Scheeres<br />

aber ist zunächst, wie sich der Regierende<br />

Bürgermeister und SPD-<br />

Parteichef Michael Müller zu ihr<br />

verhält. In der letzten Senatssitzung<br />

setzte der Regierende das Thema<br />

Bildung, insbesondere die fehlenden<br />

Schulplätze, auf die Agenda für<br />

die Senatssitzung am kommenden<br />

Dienstag. Scheeres soll dann Zahlen<br />

und Antworten liefern. Damit folgte<br />

Müller nach Informationen der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> allerdings einer Anre-<br />

„Auf den zentralen Posten agieren glücklose<br />

oder renitente Senatorinnen, die diese Koalition<br />

schachmatt setzen, während der<br />

Regierende Bürgermeister nur tatenlos<br />

zusieht.“<br />

Sebastian Czaja, FDP, Fraktionsvorsitzender<br />

gung von Wirtschaftssenatorin Ramona<br />

Pop (Grüne). Ansonsten verhielt<br />

der Regierende sich bisher<br />

loyal zu seiner langjährigen Kollegin<br />

im Senat, kein Wort der Kritik war<br />

öffentlich zu vernehmen. FDP-<br />

Fraktionschef Sebastian Czaja kritisierte<br />

Müller am Donnerstag unter<br />

anderem deswegen als „tatenlos“<br />

und forderte – mal wieder – das<br />

Ende vonRot-Rot-Grün:„Wer Berlin<br />

liebt, der beendet diese Koalition.“<br />

Doch auch die Spitzen der Koalitionspartner<br />

denken weder an ein<br />

Treffen mit dem möglichen Täter<br />

IMAGO IMAGES/CHRISTIAN DITSCH<br />

Ende der Koalition, noch an ein Absetzen<br />

der unbeliebten Bildungssenatorin,<br />

die in Forsa-Umfragen der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> zuverlässig den<br />

letzten Platz auf der Beliebtheitsskala<br />

belegt. VonFachpolitikern wie<br />

Fraktionsspitzen bei Linke und<br />

Grüne heißt es unisono: Man lehne<br />

ein Absetzen von Scheeres ab, ein<br />

Wechsel helfe in der Sache kein<br />

Stück weiter. So sieht es auch die<br />

SPD-Abgeordnete und Bildungsexpertin<br />

Ina Czyborra: „Es ist ein Fehler,<br />

sich immer bloß auf die Spitzenfiguren<br />

zu konzentrieren“, sagt sie.<br />

„Die Probleme, über die wir sprechen,<br />

sind größer und struktureller.“<br />

Die größte Herausforderung sei der<br />

ungebremste Zuzug nach Berlin. Da<br />

stellten sich nicht nur in der Bildung,<br />

sondern auch in den zurzeit besonders<br />

unter Beschuss stehenden Ressorts<br />

Verkehr und Bauen Fragen, die<br />

die Politik nur gemeinsam mit der<br />

Stadtgesellschaft lösen könnte.<br />

Wahr ist: Keine anderePartei und<br />

kaum ein anderer Politiker reißen<br />

sich um das schwierige Bildungsressort,<br />

die Herausforderungen gelten<br />

als Herkulesaufgaben und die Arbeit<br />

schlecht als der Öffentlichkeit vermittelbar.<br />

Scheeres hat es scheinbar<br />

aufgeben, zu versuchen, das Thema<br />

überhaupt zu vermitteln: DieErgebnisse<br />

der sogenannten VERA-Vergleichstests,<br />

die Grundschulkinder<br />

absolvieren, legte ihr Vorgänger<br />

noch offen und kommunizierte<br />

Schwachstellen transparent –Scheereshat<br />

diesen Entschluss rückgängig<br />

gemacht.<br />

Mutter der verschwundenen Georgine Krüger sitzt erstmals im Angesicht des mutmaßlichen Mörders ihrer Tochter<br />

VonAnne Baum<br />

Die Mutter der seit knapp 13 Jahren<br />

vermissten Schülerin Georgine<br />

Krüger hat dem mutmaßlichen<br />

Mörder ihrer Tochter am Donnerstag<br />

erstmals im Gerichtssaal gegenüber<br />

gesessen. Am dritten Verhandlungstag<br />

vor dem <strong>Berliner</strong> Landgericht<br />

war die Frau, die als Nebenklägerin<br />

am Prozess beteiligt ist, in Begleitung<br />

ihrer zwei weiteren Kinder erschienen.<br />

Der 35-jährige Sohn sagte als<br />

Zeuge, erhabe immer gehofft, dass<br />

Georgine „irgendwann wieder auftaucht“.<br />

Ihr spurloses Verschwinden<br />

habe ihn sehr mitgenommen. Die<br />

Befragung der Mutter in dem Prozess<br />

wegen Mordes und schwerer Vergewaltigung<br />

ist für diesen Freitag vorgesehen.<br />

Der 44-jährige Angeklagte soll<br />

die Schülerin am 25. September<br />

2006 auf dem Heimweg von der<br />

Schule abgepasst haben. Nach der<br />

Schule war sie um 13.50 Uhr aus<br />

Der Angeklagte verfolgt den Prozess hinter Panzerglas.<br />

dem Busgestiegen, keine 200 Meter<br />

vonihrer Wohnung im Stadtteil Moabit<br />

entfernt. Der Verdächtige soll<br />

sie dann in den Keller seiner Wohnung<br />

gelockt haben. Dortsoll er das<br />

WAGNER<br />

damals 14-jährige Mädchen bewusstlos<br />

geschlagen, vergewaltigt<br />

und schließlich aus Angst vor einer<br />

Anzeige erwürgt haben. Die Leiche<br />

von Georgine wurde nie gefunden.<br />

Der Angeklagte soll gegenüber einem<br />

verdeckten Ermittler erklärt<br />

haben, dass er sie in einem Müllcontainer<br />

auf dem Hof seines Hauses<br />

„entsorgt“ habe. Nach seiner<br />

Festnahme Ende 2018 wies der<br />

Deutsche mit türkischen Wurzeln<br />

die Vorwürfe zurück. Vor Gericht<br />

schwieg er.<br />

Das rätselhafte Verschwinden<br />

von Georgine war über Jahre einer<br />

der bekanntesten Vermisstenfälle in<br />

Deutschland. Erst 2016 war der 44-<br />

jährige Verdächtige,der jetzt vorGericht<br />

steht, in den Blick der Ermittler<br />

geraten. Der Familienvater aus der<br />

Nachbarschaft der vermissten Schülerin<br />

war 2013 wegen sexueller Nötigung<br />

einer Jugendlichen zu einer Bewährungsstrafe<br />

verurteilt worden.<br />

Zu der Tatwar es in seinem Keller gekommen.<br />

Durch Funkzellenauswertungen<br />

und verdeckte Ermittlungen<br />

habe sich der Verdacht gegen ihn erhärtet,<br />

sagte ein Hauptkommissar<br />

im Prozess. (dpa)<br />

Mit falscher<br />

Identität keine<br />

Chance mehr<br />

Pass-Lesegeräte sollen<br />

Fälschungen erkennen<br />

VonAndreas Kopietz<br />

Esist schon passiert, dass Polizisten<br />

eines Spezialeinsatzkommandos<br />

die Wohnung einer älteren<br />

Dame stürmten, weil ein Krimineller<br />

die Anschrift der Frau als Scheinadresse<br />

genutzt hat. Es geschah auch –<br />

und das ziemlich oft –dass Betrüger<br />

mit falscher Identität Konten eröffneten<br />

oder Sozialleistungen erschlichen<br />

haben. Dass sich jemand mit<br />

einer falschen Identität bei den <strong>Berliner</strong><br />

Behörden anmelden kann, soll<br />

jetzt schwerer werden. Seit Anfang<br />

dieses Jahres verwenden die Einwohnermeldeämter<br />

mehrerer Bezirke<br />

die Prüfgeräte.<br />

In Steglitz-Zehlendorf wurden<br />

acht dieser Dokumentenscanner<br />

aufgestellt, in Reinickendorf zehn<br />

und in Treptow-Köpenick sechs. In<br />

Neukölln laufen schon seit einigen<br />

Jahren probeweise zehn Geräte. Allein<br />

im Jahr 2016 konnten die Mitarbeiter<br />

dortmit diesen Geräten 40 Betrugsversuche<br />

feststellen.<br />

Die restlichen Bezirke werden<br />

nach Angaben von Innensenator<br />

Andreas Geisel (SPD) gerade damit<br />

ausgestattet. „Bis Ende dieses Jahres<br />

werden wir alle Bürgerämter mit Dokumentenprüfgeräten<br />

ausgestattet<br />

haben“, sagte Geisel der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

„Insgesamt schaffen wir rund<br />

300 Geräte an, auch um das Landesamt<br />

für Bürger und Ordnungsangelegenheiten<br />

und die Bürgerämter<br />

auszustatten.“<br />

Geisel betont, dass die Pässe<br />

„selbstverständlich schon immer“<br />

auf Echtheit geprüft würden. „Die<br />

Mitarbeiter sind darauf geschult und<br />

finden auch immer wieder gefälschte<br />

Dokumente.Die Dokumentenprüfgeräte<br />

böten eine zusätzliche<br />

Sicherheit.<br />

Einführung zieht sich hin<br />

Seit mehr als fünf Jahren zieht sich<br />

die Einführung hin. Zuletzt wollte<br />

die Innenverwaltung die Geräte bis<br />

zum Sommer im Einsatz haben, jetzt<br />

ist also das Jahresende avisiert. Einer<br />

der Gründe für die jüngstenVerzögerungen<br />

sind monatelange Lieferprobleme,weshalb<br />

das landeseigene<br />

IT-Dienstleistungszentrum die Geräte<br />

nicht aufstellen konnte.<br />

Die meiste Zeit nahm allerdings<br />

die Lösung anderer Probleme ein: So<br />

mussten die Datenschutzbeauftragten<br />

zustimmen und auch die Personalräte.<br />

Denn diese sahen auch ein<br />

Sicherheitsproblem. So befürchten<br />

Mitarbeiter, dass sie von ihrem entlarvten<br />

Gegenüber angegriffen werden<br />

könnten, wenn sich herausstellt,<br />

dass deren Pass gefälscht ist. Da jedes<br />

Bürgeramt anders gebaut sei,<br />

müsse das Sicherheitskonzept individuell<br />

angepasst werden, hieß es.<br />

„Bis Ende des Jahres haben wir es<br />

aber hingekriegt.Wichtig ist, dass wir<br />

es rechtssicher haben und dass nicht<br />

der Eindruck entsteht, wir würden<br />

im Moment keine Pässe prüfen. Die<br />

Prüfung findet ständig statt.“<br />

Aufgestellt werden Geräte der<br />

Bundesdruckerei vom Typ „Visotec<br />

Expert800“. Siekönnen alle maschinenlesbaren<br />

Dokumente auf Auffälligkeiten<br />

überprüfen. Nach Angaben<br />

der Bundesdruckerei können die Geräte<br />

nahezu 1800 verschiedene Personaldokumente<br />

aus fast allen Ländern<br />

anhand ihrer elektronischen<br />

und optischen Sicherheitsmerkmale,<br />

wie etwa einem Hologramm,<br />

erkennen.<br />

Ermittler im Landeskriminalamt<br />

und auch der Bund deutscher Kriminalbeamter<br />

(BdK) fordernseit Jahren<br />

die Einführung der Geräte und sprechen<br />

von einer großen Lücke in den<br />

Meldeämtern. Denn ein gefälschter<br />

Pass sei die Voraussetzung für<br />

Falschidentitäten zur Begehung von<br />

Straftaten. BDK-Landeschef Daniel<br />

Kretzschmar: „Ich hoffe, dass die<br />

Einführung der Prüfgeräte jetzt endlich<br />

zügig umgesetzt wird.“


12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Toter an Gleis<br />

im Grunewald<br />

entdeckt<br />

Polizei: Mann wurde<br />

Opfer eines Verbrechen<br />

VonGisela Gross<br />

Nach dem Fund eines Toten im<br />

<strong>Berliner</strong> BezirkCharlottenburg-<br />

Wilmersdorf verhärtet sich der Verdacht,<br />

dass der Mann getötet wurde.<br />

Das habe die Obduktion der Leiche<br />

des 51 Jahre alten Mannes ergeben,<br />

sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag.<br />

Die Polizei sprach von<br />

schweren Verletzungen am Oberkörper,<br />

mehr wollte ein Sprecher dazu<br />

nicht sagen. „Das ist Täterwissen“,<br />

hieß es. Nach unbestätigten Berichten<br />

von B.Z. und Tagesspiegel (online)<br />

soll das Opfer erstochen worden<br />

sein. Auch zur Identität des<br />

Mannes gab es aus „ermittlungstaktischen<br />

Gründen“ keine Angaben.<br />

Passanten hatten den leblosen<br />

Mann am Mittwochabend neben einer<br />

Bahntrasse an der Halenseestraße<br />

im Ortsteil Grunewald gefunden.<br />

Herbeigerufene Rettungskräfte<br />

stellten den Tod fest. Der Fundort<br />

der Leiche wurde abgesperrt. DiePolizei<br />

war mit großem Aufgebot vor<br />

Ort. Einsatzkräfte suchten noch bis<br />

in die Nacht nach Spuren. Nun ermittelt<br />

eine Mordkommission.<br />

Laut Tagesspiegel soll das Opfer<br />

lettischer Staatsbürger sein. Er habe<br />

mit einer unbekannten Person einen<br />

„lautstarken Streit“ gehabt und sei in<br />

Begleitung seiner Lebenspartnerin<br />

gewesen. In der Nähe des Fundorts<br />

liegt ein illegales Zeltlager. (dpa)<br />

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Lesen Sie am Wochenende<br />

Karriere<br />

Klasse statt Masse: Berufliche<br />

Netzwerke richtig nutzen<br />

Chance für Quereinsteiger:<br />

Schulen suchen Lehrpersonal<br />

Kultursenator will<br />

Interesse für<br />

Museen wecken<br />

Vermittler sollen mögliche<br />

Besucher locken<br />

Kultursenator Klaus Lederer<br />

(Linke) will verstärkt unterrepräsentierte<br />

Schichten in die Museen<br />

der Stadt locken. Dazu dienen Vermittler<br />

zwischen den Einrichtungen<br />

und erhofften neuen Besuchern.<br />

Nach ersten Pilotversuchen sollen<br />

vom kommenden Jahr an neun solcher<br />

Stellen an städtischen Museen<br />

und Gedenkstätten eingerichtet und<br />

besetzt sein, wie Lederer am Donnerstag<br />

ankündigte.<br />

Es würden viele öffentliche Mittel<br />

eingesetzt, um die Infrastruktur der<br />

Museen zu erhalten, begründete Lederer.Deswegen<br />

müsse die Frage gestellt<br />

werden, „Wer geht am Ende eigentlich<br />

da hin, wer profitiert davon?“<br />

Diese Idee stecke bereits in der<br />

langen Nacht der Museen, an der<br />

sich am 31. August 75 Museen in Berlin<br />

beteiligen werden. Die Einrichtungen<br />

machten sich an diesem Tag<br />

bereits Gedanken, was sie über das<br />

reguläre Programm hinaus den Besuchern<br />

anbieten könnten. „Man<br />

betritt keinen heiligen Gral der<br />

Kunst, sondern esgeht letztlich um<br />

die Auseinandersetzung mit den Gegenständen,<br />

die sich in diesen Einrichtungen<br />

befinden“, sagte der<br />

Linke-Politiker.Lederer denkt an Angebote<br />

„insbesondere für Familien<br />

mit Kindernoder diejenigen Schichten<br />

der Stadt, die sonst in den Museen<br />

zu selten zu sehen sind“. (dpa)<br />

Erfolg nach dem Überlebenskampf<br />

MARTIN WOELFFER<br />

wirkt beim Blick zurück erleichtert.<br />

Die erste Saison der Komödie am<br />

Kurfürstendamm in ihrem Ausweichquartier<br />

Schiller-Theater war<br />

ein größerer Erfolg, als der Theaterdirektor<br />

und seine Mitarbeiter erhofft<br />

hatten. Oft war sogar der Rang,<br />

den man bei so einem großen Theater<br />

ja auch absperren kann, wenn<br />

sich nicht genug Kartenkäufer finden,<br />

bestens gefüllt. Wenn die Sonne<br />

besonders intensiv lacht, das haben<br />

die Boulevardtheatermacher im<br />

neuen Haus schon erleben müssen,<br />

fehlt ihnen der Boulevard allerdings<br />

schmerzlich. „Hier am Schiller-<br />

Theater flaniert niemand vorbei“,<br />

sagt Woelffer.Esgibt also keine Laufkundschaft.<br />

Dort, wo das alte Theater<br />

am Kurfürstendamm und die Komödie<br />

standen, ist jetzt eine Brache.<br />

Auf das, was am alten Ort Neues gebaut<br />

wird, können Martin Woelffer<br />

und sein Team Einfluss nehmen:<br />

„Wir dürfen das Theater, das dort<br />

entstehen soll, gestalten.“ Was jetzt<br />

schon feststeht: „Es wird 650 Plätze<br />

haben.“<br />

Aber jetzt gilt es erst einmal, die<br />

neue Spielzeit zu bestreiten. Martin<br />

Woelffer,der vorfast genau 15 Jahren<br />

die Direktion von seinem Vater Jürgen<br />

Wölffer übernahm und seitdem<br />

eigentlich immer im Überlebenskampf<br />

steckte, hat ein abwechslungsreiches<br />

Programm komponiert.<br />

Eines, indem Katharina Thalbach<br />

nicht fehlen durfte: „Wir sind<br />

immer im Gespräch darüber,was wir<br />

gemeinsam machen können.“<br />

KATHARINA THALBACH<br />

wird imSeptember in der Wiederaufnahme<br />

des Vorjahreserfolgs<br />

„Hase Hase“ auf der Bühne stehen.<br />

Und am 25. September im Programm<br />

„Kurz und Knapp“ mit Thomas<br />

Quasthoff, wobei diesmal die<br />

Sängerin Uschi Brüning dazu stößt,<br />

ohne die man ja wirklich nicht ernsthaft<br />

den Versuch unternehmen<br />

sollte, eine Hommage an Manfred<br />

Krug auf die Bühne zu bringen.<br />

Unddann erfüllt Katharina Thalbach<br />

sich einen Wunsch, indem sie<br />

ein Stück von Agatha Christie inszeniert<br />

und von März bis Mai 2020<br />

spielt. Wer jetzt an Miss Marple<br />

denkt, der denkt ähnlich wie die<br />

Thalbach, die die Hobbydetektivin<br />

auch gern spielen würde, davor jedoch<br />

zurückschreckt: „Über Margaret<br />

Rutherford als Miss Marple geht<br />

nichts.“ Also Hercule Poirot! Von<br />

„Mord im Orient Express“ gibt es<br />

endlich eine spielbare Fassung des<br />

amerikanischen Dramatikers Ken<br />

Ludwig. Ein wenig wird getanzt, viel<br />

gesungen. Das bietet eine Gelegenheit,<br />

die Katharina Thalbach nicht<br />

verstreichen lassen durfte: „Ich kann<br />

endlich mal mit den Geschwistern<br />

Auch ohne Air Berlin bleibt es am Himmel laut<br />

Berlin lenkt im Flugverbotsstreit mit Brandenburg ein und weitet Ruhezeiten aus. Gespräche mit den Airlines folgen<br />

VonBurkhard Fraune<br />

Das Ende von Air Berlin hat den<br />

Fluglärm rund um den Flughafen<br />

Tegel etwas gesenkt. Die durchschnittliche<br />

Lärmbelastung lag im<br />

vergangenen Jahr tagsüber bei 64,9<br />

Dezibel, wie aus einem aktuellen Bericht<br />

der Flughafengesellschaft hervorgeht.<br />

DerDauerschallpegel lag damit<br />

ein halbes Dezibel niedriger als<br />

im Vorjahr. Nachts waren es 56,2 Dezibel,<br />

1,3 Dezibel weniger als ein Jahr<br />

zuvor. Denn mit Air Berlin verschwanden<br />

im Herbst 2017 in Tegel<br />

Langstreckenverbindungen, für die<br />

größereund lautereFlugzeuge eingesetzt<br />

werden, heißt es in dem Bericht.<br />

Derheute größte Flughafenkunde<br />

Easyjet nutzezwar die gleichen Flugzeuge,aber<br />

bei vergleichsweise lärmarmen<br />

Flugverfahren. Am Flughafen<br />

Schönefeld blieben die Schallpegel<br />

nahezu gleich. Berlin, Brandenburg<br />

und der Bund als Eigentümer der<br />

Flughafengesellschaft haben am<br />

Easyjet fliegt leiser als seinerzeit noch Air Berlin.<br />

Donnerstag bei einer Gesellschafterversammlung<br />

in Potsdam über Fluglärm<br />

diskutiert. Brandenburg strebt<br />

mehr Nachtruhe am künftigen<br />

Hauptstadtflughafen BER an. Dortist<br />

ein Flugverbot zwischen Mitternacht<br />

und fünf UhramMorgen vorgesehen.<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

Theaterdirektor Martin Woelffer<br />

stellt mit seinen Stars das Programm<br />

der zweiten Spielzeit der Komödie<br />

im Schiller-Theater vor<br />

Katharina Thalbach gehörtzuden Stars, auf die Martin Woelffer,der Direktor der Komödie<br />

im Schiller-Theater,baut. CHRISTIAN SCHULZ (4)<br />

Oliver Mommsen flößt die Boulevardbühne<br />

und ihr Publikum Respekt ein.<br />

Frank Leo Schröder Inszeniertdas Stück<br />

„Rio Reiser –Mein Name ist Mensch“.<br />

Henriette Richter-Röhl und Dominic Raackespielen im Dezember in dem Stück „Skylight“<br />

ein früheres Liebespaar.<br />

DPA<br />

EinVolksbegehren forderte sogar die<br />

Ausweitung der Ruhezeiten. Demnach<br />

soll das Flugverbot von 22 bis 6<br />

Uhrmorgens gelten –was dieMitgesellschafter<br />

allerdings ablehnten.<br />

Nun signalisiert Berlin Entgegenkommen<br />

für die frühe Morgenstunde<br />

Pfister arbeiten.“ Für ein Privattheater<br />

ist das Ensemble des Stückes eigentlich<br />

viel zu groß und die Bühne<br />

ebenso (was das Bühnenbild verteuert).<br />

Katharina Thalbach: „Wir suchen<br />

also noch reiche Menschen …“<br />

Werwas dazu geben will, soll sie oder<br />

den Herrn Direktor ansprechen und<br />

erfährtdann prompt die Kontonummer.<br />

OLIVER MOMMSEN<br />

wird vom Publikum der Kudammbühnen<br />

heiß geliebt und er liebt es<br />

zurück. Er gibt zu, dass ihm die<br />

Bühne im Schiller-Theater Respekt<br />

einflößt: „Das Schiller-Theater ist in<br />

Kollegenkreisen als Rampenguillotine<br />

bekannt. Entweder kommst du<br />

rüber oder nicht. Wir haben uns alle<br />

in die Hosen geschissen …“ Inzwischen<br />

weiß man: Er kommt rüber.<br />

Und wird das ab Ende Januar im<br />

Stück „Abjetzt“ vonKomödiengroßmeister<br />

Alan Ayckbourn wieder beweisen<br />

können.<br />

HENRIETTE RICHTER-RÖHL<br />

&DOMINIC RAACKE<br />

spielen im Dezember in dem Stück<br />

„Skylight“ von David Hare ein Ex-<br />

Paar,aus dem eventuell noch mal eines<br />

werden könnte.Dominic Raacke<br />

sehnt seine nächste Theaterarbeit<br />

herbei: „Das ist so eine familiäre Atmosphäre.<br />

Am Theater nimmt man<br />

sich noch Zeit. Einkreativer Prozess,<br />

auf den ich mich schon freue.“ Für<br />

Henriette Richter-Röhl erfüllt sich<br />

ein alterWunsch:„Ich habe das Stück<br />

vor zehn Jahren von einem Freund<br />

geschenktbekommen und sofortgeliebt.<br />

Ich lese es jetzt zum fünften<br />

oder sechsten Mal und muss wieder<br />

lachen und weinen.“<br />

FRANK LEO SCHRÖDER<br />

inszeniert für die Komödie im Schiller-Theater<br />

das Stück „Rio Reiser –<br />

Mein Name ist Mensch“, das den gesamten<br />

Oktober laufen soll. Und für<br />

das zwei Hauptdarsteller engagiert<br />

wurden: „Der Rio Reiser im Stück<br />

muss 25 stimmlich anspruchsvolle<br />

Lieder singen, bei sechs Vorstellungen<br />

pro Woche schafft das einer allein<br />

nicht.“ Nun wechseln sich also<br />

Hans Gurbig und Philip Butz als Rio<br />

ab.<br />

Aktuell läuft noch das Stück „Zuhause<br />

bin ich Darling“, mit dem die<br />

Saison eröffnet wurde. ImSeptember<br />

feiert das Ensemble Familie Flöz<br />

in derKomödie sein 25. Jubiläum mit<br />

den Stücken „Hotel Paradiso“ und<br />

„Dr. Nest“. Rund um Weihnachten,<br />

Silvester und Neujahrgibt es die traditionellen<br />

Showsmit Oliver Kalkofe,<br />

Gayle Tufts, Klaus Hoffmann und<br />

den Comedian Harmonists. ImMai<br />

kommt dann die neue Show „Make<br />

America Gayle again“ von und mit<br />

GayleTufts heraus.<br />

ab 5Uhr.„Es hat sich gezeigt, dass wir<br />

hier möglicherweise Spielraum für<br />

Maßnahmen haben, mit denen die<br />

wirtschaftliche Situation des Flughafens<br />

nicht maßgeblich beeinträchtigt<br />

wird“, teilte Finanzsenator Matthias<br />

Kollatz (SPD) am Donnerstag nach einer<br />

Gesellschafterversammlung in<br />

Potsdam mit. Dies solle die Flughafengesellschaft<br />

mit den Airlines besprechen<br />

und analysieren.<br />

Für den BER ist ein Flugverbot von<br />

Mitternacht bis 5Uhr vorgesehen. In<br />

den Randzeiten, zwei Stunden davor<br />

und eine Stunde danach, ist die Zahl<br />

der Flüge begrenzt.<br />

Dieser gerichtlich bestätigte Rahmen<br />

müsse ausgestaltet werden,<br />

sagte Kollatz. „Das beinhaltet, dass<br />

der Zeitrahmen von 5bis 6Uhr genutzt<br />

und unter Schallschutzaspekten<br />

mit wenigen Flugbewegungen<br />

möglichst ab 5.30 Uhrdie Wirtschaftlichkeit<br />

wichtiger Bereiche sichergestellt<br />

wird –etwa bei Landungen von<br />

Interkontinentalflügen.“ (dpa)<br />

Zurück<br />

zur starken<br />

Hand<br />

Viele Linkshänder haben<br />

nach Umschulung Probleme<br />

VonAnja Sokolow<br />

Andie Schulzeit hat die Linkshänderin<br />

Marina Neumann keine guten<br />

Erinnerungen. „Es hieß damals:<br />

Alle schreiben mit rechts. Wer das<br />

nicht tat, bekam eine Ohrfeige“, erzählt<br />

die 67-jährige <strong>Berliner</strong>in. So wie<br />

ihr ging es vielen anderen Linkshändern.<br />

Das Umschulen auf die vermeintlich<br />

richtige rechte Hand war<br />

üblich. „Ich quälte mich jahrzehntelang<br />

mit rechts durchs Leben“, sagt<br />

Neumann.<br />

Vorfast20Jahrendann dieWende:<br />

Der Bericht einer Betroffenen über<br />

eine Rückschulung auf links motivierte<br />

die Psychotherapeutin, es<br />

selbst zu wagen. „Ich habe mir mein<br />

eigenes Programm zusammengestellt<br />

und ganz behutsam und langsam<br />

mit links schreiben gelernt. Das<br />

war unglaublich gut, hilfreich und<br />

entspannend. DieRückschulung war<br />

für mich eine körperliche undpsychische<br />

Befreiung“, erzählt sie. Das<br />

Thema wurdezuihrer Berufung.Seit<br />

Jahren bietet Neumann nun schon<br />

Rückschulungen für Kinder, Jugendlicheund<br />

Erwachsene an.<br />

„Noch bis in die 90er-Jahre wurden<br />

viele linkshändige Kinder auf<br />

rechts umgeschult“, berichtet die Leiterin<br />

der Ersten deutschen Beratungs-<br />

und Informationsstelle für<br />

Linkshänder und umgeschulte Linkshänder<br />

in München, Johanna BarbaraSattler.Heute<br />

sei eher das Nachahmungsverhalten<br />

von Kindern, die<br />

vonihrer rechtshändigen Umwelt lernen<br />

und versuchen, sich anzupassen,<br />

ein Thema. Dadurch könne es passieren,<br />

dass sich Linkshänder selbst auf<br />

rechts umschulen.<br />

Genaue Zahlen über den Linkshänderanteil<br />

in der Bevölkerung gibt<br />

es nicht. „Die statistischen Angaben<br />

schwanken stark und reichen von<br />

niedrigen Prozentsätzen bis zur<br />

Hälfte der Bevölkerung“, sagt Sattler,<br />

die davon ausgeht, dass Linkshändigkeit<br />

genetisch bedingt ist.<br />

„Massiver Eingriff ins Hirn“<br />

BeiLinkshändernsind Teile der rechten<br />

Hirnhälfte stärker ausgeprägt, bei<br />

Rechtshändern der linken. Wenn<br />

Linkshänder die rechte Hand und damit<br />

die linke Hirnhälfte stärker nutzen,<br />

kann das auch psychische Folgen<br />

haben, sagt Sattler, die seit den<br />

80er-Jahren zum Thema forscht. Die<br />

Umschulung der angeborenen Händigkeit<br />

beschreibt die Autorinzahlreicher<br />

Bücher und Lehrmaterialien als<br />

„einen der massivsten Eingriffe in das<br />

menschliche Gehirnohne Blutvergießen“.<br />

Zu den direkten Folgen einer Umschulung<br />

können starke Erschöpfung,<br />

Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme,<br />

Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten,<br />

oder auch<br />

Links-Rechts-Unsicherheit, feinmotorische<br />

Störungen und Sprachstörungen<br />

zählen. „Diese Probleme setzen<br />

sich bei vielen Menschen in unterschiedliche<br />

weitere Dinge um,<br />

zumBeispielMinderwertigkeitskomplexe,<br />

Verhaltensstörungen, den<br />

Drang zurÜberkompensation, Rückzug<br />

und emotionale Probleme wie<br />

Depressionen bis ins Erwachsenenalter“,<br />

so die Psychologin.<br />

„Viele finden nach einer Rückschulung<br />

zu ihren wahren Interessen.<br />

Ich habe bei ganz vielen Erwachsenen<br />

miterlebt, dass sie noch einmal<br />

studiert oder den Beruf gewechselt<br />

haben, weil sie plötzlich wussten, wo<br />

sie hinwollten“, so Neumann. Dies sei<br />

aber oft ein längerer Prozess.Bei Kindern<br />

stellten sich oft schnell Erfolge<br />

ein: „Sie können sich besser konzentrieren,<br />

werden viel ruhiger und leistungsstärker<br />

in der Schule“, berichtet<br />

die Therapeutin. Ihr ältester Klient<br />

war 77 und kam extra aus Hannover<br />

angereist.„Erwollte mehr mit sich ins<br />

Reine kommen“, erzählt sie.Bei dem<br />

Mann hätten sich die Schlafstörungen<br />

gelegt. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 13 *<br />

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Berlin<br />

POLIZEIREPORT<br />

Degen und Gewehr beschlagnahmt.<br />

Polizisten haben zehn Objekte in<br />

Berlin und Brandenburgdurchsucht.<br />

DerVerdacht: Verstoß gegen<br />

dasWaffengesetz und des Kriegswaffenkontrollgesetz.<br />

Laut <strong>Berliner</strong><br />

Staatsanwaltschaft richten sich die<br />

Ermittlungen gegen vier Beschuldigte.Bei<br />

den Durchsuchungen in<br />

Wedding, GroßGlienicke,Teltow<br />

und Schönefeld hätten die Einsatzkräfte<br />

umfangreiches Beweismaterial<br />

sicherstellen können, teilte die<br />

Behörde mit. Unter anderem fanden<br />

sie mehrerePistolen, zwei Stockdegen,<br />

ein Repetiergewehr,eine Blendgranate,größereMengen<br />

Munition<br />

sowie einen vierstelligen Bargeldbetrag.<br />

DieHauptbeschuldigten (26<br />

und 38) wurden festgenommen. Es<br />

wurde Haftbefehl beantragt.<br />

Polizei nimmt Schläger fest.<br />

Nach einer gefährlichen Körperverletzung<br />

in Marzahn hat die Polizei<br />

am Mittwochabend zwei Jugendliche<br />

festgenommen. Siesollen in der<br />

Bärensteinstraße einen 37-Jährigen<br />

mit Steinen beworfen haben. Dann<br />

schlug einer dem Mann ins Gesicht<br />

und brachte ihn zu Boden. Anschließend<br />

prügelten und traten drei Täter<br />

auf ihn ein. DerMann erlitt eine<br />

Kopfverletzung. Polizisten nahmen<br />

noch am Ortzwei16-Jährige fest. Einer<br />

ist als Intensivtäter bekannt.<br />

Stahlkugel auf S-Bahn geschossen.<br />

Nach einem Schuss auf eine S-Bahn<br />

sucht die Bundespolizei Zeugen.<br />

Eine Bahn der Linie S46 war am Mittwoch<br />

gegen 15.40 Uhrzwischen<br />

Neukölln und Köllnische Heide beschossen<br />

worden. DasOberlicht der<br />

Seitenscheibe zerbarst und fiel in<br />

den Zug, wie die Bundespolizei am<br />

Donnerstag mitteilte.Alle Reisenden<br />

blieben unverletzt. Eine Frau fand<br />

ein Projektil, dass die Zerstörung der<br />

Scheibe verursacht haben könnte.<br />

Einsatzkräfte stellten die circa vier<br />

Millimeter große Stahlkugel sicher.<br />

Lkw aufgebrochen.<br />

Polizisten haben am Mittwochabend<br />

in Wilmersdorfeinen Mann<br />

festgenommen, der zwei Lastwagen<br />

aufgebrochen haben soll. Zuvor<br />

hatte ein Zeuge zwei Männer dabei<br />

beobachtet, wie sie sich in der Barfusstraße<br />

an Fahrzeugen zu schaffen<br />

machten. Beamte nahmen in der<br />

Nähe einen 28-Jährigen nach kurzer<br />

Flucht fest. Sein mutmaßlicher Mittäter<br />

entkam durch den Schillerpark.<br />

In der Nähe entdeckten die Beamten<br />

einen Bollerwagen. Darinfanden sie<br />

ein mobiles Navigationsgerät, das<br />

aus einem der aufgebrochenen Lkw<br />

stammt. (kop.)<br />

WasAngler dürfen –und was nicht<br />

Die Tierschutzorganisation Peta hat eine Debatte rund ums Fischen angestoßen. Aber wie ist die Rechtslage?<br />

VonNorbertKoch-Klaucke<br />

Ist jemand, der einen Fisch fängt<br />

und tötet, ein Tierquäler und<br />

ein Tiermörder? Ja,sagt zumindest<br />

die Tierschutzorganisation<br />

Peta. Sieunterstellt in ihrer neuen Internet-Kampagne<br />

„Angler in Sicht“<br />

den Petrijüngern, dass diese gegen<br />

Gesetze verstoßen. Wie berichtet rufen<br />

die Peta-Aktivisten ihre Sympathisanten<br />

auf, gezielt auch die Angler<br />

zu überwachen, sie mit Steinwürfen<br />

nahe des Angelplatzes und mit Wegnahme<br />

der gefangenen Fische zu stören.<br />

Eins ist Fakt: Peta hat mit ihrer<br />

Kampagne nicht nur die Angelverbände<br />

erzürnt. Peta stößt damit auch<br />

eine Diskussion zur Hobbyfischerei<br />

an, in der es einige Fragen zu klären<br />

gilt.<br />

Wasist Angeln?<br />

Streng genommen gehen Angler<br />

auf die Jagd. Wie Jäger brauchen sie<br />

daher auch eine behördliche Erlaubnis.<br />

Der Fischereischein Aist der Beleg,<br />

dass Angler geschult sind und<br />

Prüfungen abgelegt haben, um Fische<br />

laut den gesetzlichen Vorschriften<br />

fachgerecht zu fangen und zu töten.<br />

Wird ohne Erlaubnis geangelt,<br />

drohen in Berlin Bußgelder bis zu<br />

50000 Euro.<br />

Werdarf angeln?<br />

Jeder, der das 18. Lebensjahr vollendet<br />

und die Erlaubnis hat. Kinder<br />

dürfen in Berlin nur inVereinen unter<br />

Aufsicht angeln, können mit 12 Jahren<br />

den Jugendfischereischein machen.<br />

Wie viele Angler gibt es?<br />

Knapp fünf Millionen Hobbyfischer<br />

sind in Deutschland registriert.<br />

In Berlin und Brandenburg gibt es<br />

über 94000 Angler in 1400Vereinen.<br />

Welche Fische gibt es?<br />

In den Gewässernder Hauptstadtregion<br />

leben über 40 Fischarten.<br />

Dazu zählen Aale, Barsche, Plötzen,<br />

Hecht und Zander.<br />

Darf man jeden Fisch angeln?<br />

Nein. Laut der <strong>Berliner</strong> Landesfischereiordnung<br />

besteht unter anderem<br />

ein Fangverbot für Gründlinge,<br />

Schlammpeitzger und Neunauge.Sie<br />

sind bedrohte Arten, stehen unter<br />

Schutz. Schonzeiten gibt es für Hecht<br />

und Zander,sie dürfen nicht geangelt<br />

werden, wenn sie sich fortpflanzen.<br />

Für die schmackhaften Raubfische<br />

gelten auch Mindestmaße.Sie regeln,<br />

dass aus Gründen der Arterhaltung<br />

Ein Barsch hängt am Haken eines Blinkers. Fraglich, ob er Schmerzen spürt.<br />

Der Professor: Robert<br />

Arlinghaus hat eine Professur<br />

für Integratives Fischereimanagement<br />

an der Lebenswissenschaftliche<br />

Fakultät<br />

der Humboldt-Universität<br />

zu Berlin inne. Er<br />

erforscht daneben am Leibnitz-Institut<br />

die Bedeutung<br />

der Angelei in der Gesellschaft.<br />

DER ANGEL-PROFESSOR<br />

HUMBOLDT-UNIVERSITÄT<br />

GETTY IMAGES<br />

Sein Buch: Arlinghaus<br />

schrieb über die Petrijünger<br />

das Fachbuch „Der unterschätzte<br />

Angler“. Er sagt:<br />

„Angler und ihre Vereine setzen<br />

sich ehrenamtlich für<br />

den Gewässerschutz und für<br />

den Schutz der darin lebenden<br />

Tiere ein. Leider werden<br />

diese Leistungen vonNaturschützernwenig<br />

anerkannt.“<br />

keine Jungtiere getötet werden. Jeder<br />

dieser Fische soll sich mindestens<br />

einmal fortpflanzen. Behörden kontrollieren,<br />

dass Angler sich daran halten.<br />

Werangelt eigentlich?<br />

Der <strong>Berliner</strong> Fischerei-Experte<br />

Prof. Robert Arlinghaus von der<br />

Humboldt-Uni hat die Hobbyfischereijahrelang<br />

untersucht.„Frauen und<br />

Männer quer durch alle Gesellschaftsschichten<br />

angeln. Meist, weil<br />

sie einen Fisch essen wollen. Für andere<br />

dagegen ist das Erlebnis in der<br />

Natur wichtiger als der Angelerfolg“,<br />

sagt er. Esgibt aber auch Angler, die<br />

sich an einem großen Fisch erfreuen,<br />

Fotos machen, dann das Tier wieder<br />

ins Wasser setzen, weil sie es leben<br />

lassen wollen. Das sogenannte<br />

„Catch &Release“ ist in der Angelszene<br />

umstritten, für Peta Tierquälerei.<br />

„Dennoch wirddas Zurücksetzen<br />

im Tierschutzgesetz gefordert, wenn<br />

der Fisch nicht das vorgeschriebene<br />

Mindestmaß hat oder in der Schonzeit<br />

gefangen wurde“, so Arlinghaus.<br />

Empfinden Fische Schmerzen?<br />

Das ist die zentrale Frage. Denn<br />

mit dem Leiden der Fische, wenn sie<br />

am Haken zappeln, versucht Peta in<br />

ihrer Anti-Angler-Kampagne zu<br />

punkten. Es gibt Forschungen dazu,<br />

ob Fische Schmerzen empfinden.<br />

„Doch das ist nicht abschließend geklärt“,<br />

sagt Arlinghaus. Einige Experten<br />

gehen aber davon aus,dass Fische<br />

keine Schmerzen spüren, da ihnen<br />

die Großhirnrinde (Neokortex) fehlt,<br />

die beim Menschen für das Schmerzerleben<br />

verantwortlich ist. Selbst<br />

wenn Fische Schmerz spüren, sind<br />

Angler, schon per Gesetz keine Tierquäler,<br />

soArlinghaus. Erverweist auf<br />

Paragraf 1imTierschutzgesetz. Danach<br />

darf man Tieren nur dann<br />

Schmerzen oder Leiden zuführen,<br />

wenn dafür auch ein vernünftiger<br />

Grund besteht. „Dieser ist für den<br />

Angler,dass ihm der Fisch, den er geangelt<br />

und getötet hat, als Nahrung<br />

dient, er ihn essen will“, sagt der Professor.<br />

Ist Angeln zeitgemäß?<br />

„Gerade jetzt, wo die Gesellschaft<br />

verstärkt über nachhaltige, gesunde<br />

Ernährung diskutiert“, sagt Olaf Lindner,Sprecher<br />

des Deutschen Angelfischerverbandes<br />

DAFV.„Es gibt nichts<br />

besseres als einen selbst gefangenen<br />

Fisch, der frisch aus der Natur auf den<br />

Teller kommt und nicht aus der Massentierhaltung.“<br />

Peta propagiert dagegen<br />

eine fleischlose Ernährung.<br />

Wollte<br />

Clan-Chef<br />

Rapper töten?<br />

Staatsanwaltschaft leitet<br />

Ermittlungsverfahren ein<br />

Sollten nicht nur Bushido sondern<br />

auch die berühmten Rapper FaridBang<br />

und Kollegah Opfer vonVerbrechen<br />

eines arabischen Clans werden?<br />

Offenbar laufen Ermittlungen<br />

gegen Clan-Chef Arafat Abou-Chaker.<br />

Wie die Bild-<strong>Zeitung</strong> berichtete,<br />

ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen<br />

den 43-Jährigen und weitereFamilienmitglieder<br />

wegen versuchter<br />

Anstiftung zum Totschlag, versuchter<br />

Anstiftung zum Menschenraub<br />

und versuchter räuberischer Erpressung.<br />

Hintergrund: Arafat und Farid<br />

Bang sollen sich vor zwei Jahren bei<br />

einem Hip-Hop-Festival in München<br />

heftig gestritten haben. Auf einer<br />

CD vonFarid Bang und Kollegah<br />

wurde dann Bushido, der damals<br />

noch Freund und Geschäftspartner<br />

vonArafat und seinem Clan war,heftig<br />

beleidigt. Laut Bild-<strong>Zeitung</strong> soll<br />

Arafat daraufhin geäußert haben,<br />

dass dies nicht ungesühnt bleiben<br />

könne.Seine Ehrewar wohl verletzt.<br />

Anfang 2018 trennte sich auch<br />

Bushido im Streit von seinem Geschäftspartner<br />

Arafat, dessen Clan<br />

ihn beschützt hatte. Deshalb wird<br />

auch er offenbar vonArafat bedroht.<br />

Angeblich wollte dieser Bushidos<br />

Frau und Kinder entführen lassen<br />

und suchte dafür Komplizen. Die<br />

Staatsanwaltschaft leitete auch deshalb<br />

ein Ermittlungsverfahren ein.<br />

Wegen der Drohungen steht Bushido<br />

unter Polizeischutz. Selbst bei<br />

seinen Konzerten sollen LKA-Beamte<br />

hinter der Bühne aufpassen.<br />

Die Staatsanwaltschaft wollte<br />

sich am Donnerstag nicht zu dem<br />

Thema äußern. (kop.)<br />

Bild aus anderen Tagen: Clan-Chef Arafat<br />

Abou-Chaker (l.) und Bushido. EVENTPRESS SCHULZ<br />

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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019<br />

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Brandenburg<br />

AfD<br />

missbraucht<br />

Willy Brandt<br />

SPD empört über Plakate mit<br />

Demokratie-Slogan<br />

Im Wahlkampf in Brandenburg<br />

sorgt die AfD mit einem Plakat mit<br />

dem Konterfei des ehemaligen SPD-<br />

Kanzlers Willy Brandt und dessen<br />

Slogan „Mehr Demokratie wagen“<br />

für Empörung. „Willy Brandt hätte<br />

für Rechtspopulisten nur eines übrig<br />

gehabt: abgrundtiefe Verachtung“,<br />

twitterte Außenminister Heiko Maas<br />

(SPD) am Donnerstag. „Wenn Spalter<br />

und Hetzer ihn heute missbrauchen,<br />

ist das einfach widerlich.“<br />

Auch die Berufung der AfD in den<br />

drei Ost-Landtagswahlkämpfen auf<br />

die friedliche Revolution in der DDR<br />

stößt auf scharfe Kritik. FDP-Generalsekretärin<br />

Linda Teuteberg warf<br />

der Partei „Geschichtsverfälschung“<br />

vor.<br />

Mit Blick auf Willy Brandt sagte<br />

der Generalsekretär der Brandenburger<br />

SPD, Erik Stohn, er verbitte<br />

sich den Missbrauch vondessen Person.<br />

„Ich fordere die AfD auf, diese<br />

Vergewaltigung seines Erbes zu beenden.“<br />

Brandt würde sich heute<br />

„aktiv gegen die AfD engagieren“.<br />

Schwesig: „Es ist unsäglich“<br />

Laut AfD-Landesgeschäftsführer<br />

Lars Hünich läuft die Aktion mit<br />

400 Wahlplakaten nur im brandenburgischen<br />

Landkreis Potsdam-<br />

Mittelmark. Aufden Plakaten ist im<br />

Vordergrund der berühmte Slogan<br />

aus der ersten Regierungserklärung<br />

Brandts im Jahr 1969 und dahinter<br />

sein Foto zu sehen. Brandt<br />

stehe für das, was die Partei wolle,<br />

begründete Hünich das Motiv.<br />

Brandt war von 1969 bis 1974 Regierungschef<br />

einer sozialliberalen<br />

Koalition aus SPD und FDP. Erwar<br />

mehr als zwanzig Jahre lang SPD-<br />

Vorsitzender.<br />

Außenminister Maas betonte,<br />

Brandt bleibe ein Versöhner und<br />

Friedensstifter. Er verwies auf den<br />

berühmten Kniefall des Kanzlers am<br />

7. Dezember 1970 am Denkmal für<br />

die Helden des jüdischen Ghettos in<br />

Warschau. Damit gedachte Brandt<br />

aller Opfer der Nazi-Herrschaft. Ein<br />

Foto davon hängte Maas an seinen<br />

Tweet an.<br />

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Lesen Sie am Wochenende<br />

Reise<br />

Ruhe statt Remmidemmi: Der<br />

Sommer in Ischgl ist beschaulich<br />

Fremde Welt: Ein Besuch in der<br />

indischen Hauptstadt Delhi<br />

Die kommissarische SPD-Vorsitzende<br />

Manuela Schwesig bezeichnete<br />

die AfD-Kampagne auf Twitter<br />

als schäbig. „Es ist unsäglich, dass<br />

die AfD das Erbe von Willy Brandt<br />

benutzt und beschmutzt“, schrieb<br />

die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern.<br />

„Die Berufung<br />

auf Willy Brandt ist ein grober<br />

Missbrauch und schlicht obszön“,<br />

sagte der langjährige Bundestagspräsident<br />

Wolfgang Thierse (SPD)<br />

dem Tagesspiegel.<br />

Am 1. September werden in Brandenburg<br />

und Sachsen neue Landtage<br />

gewählt, am 27. Oktober in Thüringen.<br />

DieAfD fährteine Wahlkampagne<br />

unter dem Motto „Wende<br />

2.0“. Die AfD-Landesvorsitzenden<br />

von Brandenburg und Thüringen,<br />

Andreas Kalbitz und Björn Höcke,<br />

stammen zwar aus Westdeutschland<br />

und hatten mit der friedlichen Revolution<br />

von1989 überhaupt nichts zu<br />

tun, machen damit aber nun im Osten<br />

Wahlkampf. „Das ist natürlich<br />

absurdund auch eine ziemliche Unverschämtheit,<br />

sich anzumaßen, allein<br />

für Ostdeutschland zu sprechen<br />

und die Deutungshoheit haben zu<br />

wollen über die friedliche Revolution<br />

und über das,was in Ostdeutschland<br />

passiert“, sagte FDP-Generalsekretärin<br />

Teuteberg. (dpa)<br />

Schloss Cecilienhof: 1917 erbaut, fiel das Schloss nach KaisersAbdankung 1918 an den Staat. Der gab es den Hohenzollern1926 als Privateigentum zurück.<br />

„Keine Geschenke an die Hohenzollern“<br />

Die Linke startet als Regierungspartei eine Volksinitiative gegen die Entschädigung der Erben des Kaisers<br />

VonJens Blankennagel, Potsdam<br />

Es ist genau 10.29 Uhr am<br />

Donnerstag, als die erste<br />

Unterschrift unter die neueste<br />

VolksinitiativeimLand<br />

Brandenburg gesetzt wird. Als erste<br />

schreibt Kathrin Dannenberg ihren<br />

Namen auf die Unterschriftenliste<br />

mit der Überschrift: „Keine Geschenke<br />

an die Hohenzollern.“ Als<br />

nächster ist Sebastian Walter dran.<br />

Beide sind Spitzenkandidaten der<br />

Linkspartei für die Landtagswahl am<br />

1. September. Als nächstes unterzeichnen<br />

die beiden Parteichefinnen<br />

Diana Golzeund Anja Mayer.<br />

Alle vier betonen an diesem sonnigen<br />

Vormittag am Torzum Neuen<br />

Garten in Potsdam immer wieder,<br />

dass das Ganze in keinster Weise<br />

Wahlkampf sei. Doch eigentlich<br />

kann kaum jemand leugnen, dass<br />

die seit Wochen laufende Debatte<br />

und die damit verbundene massive<br />

Kritik an den Forderungen der Hohenzollernein<br />

echtes Wahlkampfgeschenk<br />

für die in Potsdam mitregierende<br />

Linkspartei ist. Die steht inzwischen<br />

in Umfragen nur noch auf<br />

Platz 5und wurde von den Grünen<br />

überholt.<br />

„Ungeheuerliche Forderungen“<br />

Die vier stehen an dem Tor, hinter<br />

dem es zum Schloss Cecilienhof<br />

geht, für das die Hohenzollern ein<br />

Wohnrecht einfordern, obwohl die<br />

Familie nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

als Hitler-Unterstützer und Kriegsverbrecher<br />

von den Sowjets enteignet<br />

wurde und ihnen deshalb keine<br />

Entschädigung zusteht.<br />

Parteichefin Golzebezeichnet die<br />

Forderungen der Kaiser-Erben als<br />

ungeheuerlich und geschichtsvergessen.<br />

„Die Familie der Hohenzollern<br />

hat maßgeblich der Machtergreifung<br />

der Nazis Vorschub geleistet.“<br />

Wenn die Erben nun ihreKunstwerke<br />

aus vielen Museen<br />

zurückbekämen, müssten einige<br />

Häuser sogar schließen. Und ein<br />

Wohnrecht im Schloss Cecilienhof<br />

zu fordern, sei unverschämt.<br />

Spitzenkandidat Walter sagt<br />

dann: „Preußen beziehungsweise<br />

Brandenburg sind und waren nicht<br />

das Eigentum der Adelshäuser. Und<br />

auch die Schlösser waren damals<br />

nicht das Privateigentum der Familien.“<br />

Gegenüber anderen Adelsfamilien<br />

zeichnen sich die Hohenzollern<br />

negativ dadurch aus, dass sie<br />

ganz klar mit den Nazi kollaboriert<br />

hätten. „Und Kollaborateure haben<br />

Umstritten: Besonders kritisiertwird, dass<br />

die Hohenzollernein Wohnrecht im Schloss<br />

Cecilienhof fordern. Das wurde im Herbst<br />

1917 fertig,dann wurde die Monarchenfamilie<br />

nach der Novemberrevolution 1918<br />

enteignet. Sie konnten 1926 ins Schloss zurück<br />

nach jahrelangen Verhandlungen mit der<br />

Weimarer Republik.<br />

Die Spitzenkandidaten in der Mitte und links und rechts je eine Parteivorsitzende.<br />

„Egal, wer nach der Landtagswahl am<br />

1. September die Regierung in Brandenburg<br />

stellen wird: Diese Regierung soll<br />

aufgefordert werden, die Verhandlungen<br />

mit den Hohenzollern zubeenden.“<br />

Sebastian Walter, einer der beiden Spitzenkandidaten der Linkspartei für die<br />

Landtagswahl in dreieinhalb Wochen<br />

kein Recht auf Entschädigungen“,<br />

sagt Walter. Essoll alles bis zur letzten<br />

Instanz durchprozessiert werden.<br />

Walter fordert: „Egal, wer nach<br />

der Landtagswahl am 1. September<br />

die Regierung in Brandenburg stellen<br />

wird: Diese Regierung soll aufgefordert<br />

werden, die Verhandlungen<br />

mit den Hohenzollern zubeenden.“<br />

Dafür sei die Sammlung möglichst<br />

vieler Unterschriften nötig. „Wir<br />

brauchen den Druck von der<br />

Straße“, sagt Walter.<br />

SCHLOSS CECILIENHOF<br />

Enteignet: Nach 1945 wurden die Hohenzollernvon<br />

den Sowjets enteignet. Nach dem<br />

Ende der DDR forderte die Familie umfangreiche<br />

Kunstwerkezurück, dazu Wohnrecht<br />

im Schloss und eine Entschädigung.Das<br />

Land Brandenburg will aber nicht zahlen, da<br />

sie als Kriegsverbrecher enteignet wurden,<br />

denen keine Entschädigung zustehen.<br />

DPA<br />

Für die Volksinitiative muss die<br />

Linke nun 20000 Unterschriften einsammeln.<br />

Dasgeht sicherlich schnell.<br />

In der zweiten Stufe –beim Volksbegehren<br />

–sind 80000 Unterschriften<br />

nötig. Dann müsste der neue Landtag<br />

entscheiden, ob die neue Regierung<br />

diesem harten Kurs folgen soll.<br />

Beim Koalitionspartner SPD<br />

kommt die Sache nicht so gut an.<br />

„Die Volksinitiativeder Linken weckt<br />

Missgunst und falsche Erwartungen“,<br />

sagt Generalsekretär Erik<br />

DPA/RALF HIRSCHBERGER<br />

Stohn. Es gehe um die juristische<br />

Klärung. Die Hohenzollern hätten<br />

mit ihrer Forderung nach einem<br />

Wohnrecht in Schlössern ein Eigentor<br />

geschlossen. „Dieser Forderung<br />

ist Ministerpräsident Dietmar Woidke<br />

bereits entschieden entgegengetreten“,<br />

sagt Stohn. Die ehemaligen<br />

Hohenzollern-Schlösser seinen inzwischen<br />

Volksschlösser. „Eine weitere<br />

Eskalation der Auseinandersetzung<br />

ist wenig hilfreich.“<br />

Da Wahlkampf ist, kommt auch<br />

schnell die Kritik von der CDU –die<br />

durchaus auch mit den Linken koalieren<br />

würde. Spitzenkandidat Ingo<br />

Senftleben sagt: „Die Partei der Enteignungen<br />

missbraucht mit sozialistischem<br />

Getöse das Instrument der<br />

Volksinitiative für Wahlkampfzwecke.<br />

Unser preußisches Erbe ist den<br />

Linken dabei vollkommen egal.“<br />

Senftleben ist der Meinung, dass<br />

die Sache auf den Verhandlungstisch<br />

gehöre und nicht an den Wahlkampfstand.<br />

Wichtig seien die Interessen<br />

der Brandenburger: nämlich<br />

dass die Öffentlichkeit weiterhin Zugang<br />

zu wichtigen Kulturschätzen<br />

der Landesgeschichte behalte. „Das<br />

wollen wir auch als CDU“, sagt er.<br />

„Die klassenkämpferische Rhetorik<br />

der Linken hilft dabei nicht.“<br />

Linker Minister zuständig<br />

Bei den Grünen heißt es, dass die<br />

Linke den Wählern„Sand in die Augen“<br />

streue, da die Verantwortung<br />

für die jahrelangen Verhandlungen<br />

mit dem Erben beim Finanzminister<br />

Christian Görke von den Linken<br />

liegt. Grünen-Spitzenkandidat Benjamin<br />

Raschke sagt: „Die Forderungen<br />

des Hauses Hohenzollern sind<br />

völlig inakzeptabel und müssen mit<br />

einem Gerichtsentscheid ein für alle<br />

Malaus der Welt geschafft werden.“<br />

Dafür habe der Finanzmister weiter<br />

die volle Unterstützung der Grünen.<br />

„Wir garantieren, dass wir in<br />

den nächsten Landtag parlamentarische<br />

Initiativen gegen Entschädigungszahlungen<br />

an die Hohenzollern<br />

einbringen oder unterstützen<br />

werden.“<br />

Aber die Volksinitiative solle die<br />

potenziellen Unterzeichner offenkundig„für<br />

dumm verkaufen“. Denn<br />

entscheidend sei das reale Regierungshandeln<br />

– und zuständig sei<br />

nun mal der linke Finanzminister.<br />

„Das Verfahren liegt vorGericht, und<br />

Herr Görke hat es jetzt in der Hand,<br />

die richtigen Argumente gegen die<br />

Forderungen der Hohenzollern zu<br />

artikulieren“, sagt Raschke.<br />

NACHRICHTEN<br />

Großübung<br />

im Stadtgebiet Lübbenau<br />

DerLandkreis Oberspreewald-Lausitz<br />

hat am Donnerstagmorgen eine<br />

Großübung in Lübbenau/Neustadt<br />

begonnen, in der eine Evakuierung<br />

simuliertwird. Betroffen sind etwa<br />

3000 Menschen, die das Stadtgebiet<br />

verlassen müssen, teilte eine Sprecherin<br />

des Landkreises mit. An der<br />

Übung beteiligt seien Polizei, Feuerwehr<br />

und Rettungskräfte.Eswerde<br />

unter realen Bedingungen geprobt.<br />

Zunächst hatte der RBB berichtet.<br />

Simuliertwirdnach Angaben der<br />

Sprecherin, dass ein Gefahrenstoff<br />

auf der Höhe der Anschlussstelle Kittlitz<br />

an der A13 ausgetreten sei und<br />

Richtung Lübbenau/Neustadt ziehe.<br />

Sammelstellen seien eingerichtet,<br />

darunter in einem Gymnasium. In<br />

dem Übungsgebiet befindet sich neben<br />

Schulen undWohnungen unter<br />

anderem auch ein Pflegeheim. Die<br />

Großübung sollte nach Angaben des<br />

Landkreises im Laufe desVormittags<br />

abgeschlossen sein. (dpa)<br />

Großer Preis von Berlin als<br />

Hoppegarten-Höhepunkt<br />

Dermit 155 000 Euro dotierte Große<br />

Preis vonBerlin ist an diesem Sonntag<br />

das herausragende Ereignis der<br />

Rennsaison auf der Galopprennbahn<br />

in Hoppegarten.„Wir haben zwar ein<br />

kleines,aber bezüglich der Leistungen<br />

sehr hochwertiges Feld“, sagte<br />

Rennbahn-Inhaber GerhardSchöningh.„Hinzu<br />

kommen mit Oliver Peslier<br />

undWilliam Buick Jockeys von<br />

europäischen Format.“ Schöningh<br />

verwies auf die große Attraktivität des<br />

Rennens der Europa-Gruppe I:„Drei<br />

Pferde kommen aus führenden Trainingsquartieren<br />

Europas und gehörenScheich<br />

Mohammed, Herrscher<br />

vonDubai, und seinem Sohn Hamdan<br />

sowie dem Herrscherhaus der al-<br />

Thanis aus Katar.“ Beste Chancen auf<br />

die Siegprämie von100 000 Euro besitzt<br />

der vierjährige,französische<br />

Hengst French King an, auf dem Topjockey<br />

Oliver Peslier sitzt. Aber auch<br />

der Engländer OldPersian, viermaliger<br />

Gruppe-I-Sieger,geritten vonWilliam<br />

Buick, ist ein Anwärter auf den<br />

Sieg. Rund um das Topereignis gibt es<br />

am Sonnabend und Sonntag 14 weitereRennen,<br />

darunter drei Listen-<br />

Prüfungen auf unterschiedlichen<br />

Distanzen.„Insgesamt erwarten wir<br />

Pferde aus sechs Ländern“, sagte<br />

Schöningh. Dasspricht für die immer<br />

größer werdende Popularität der<br />

Rennbahn –übrigens auch bei den<br />

Lesernder <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, die am<br />

Sonnabend mit dem <strong>Berliner</strong>Verlag<br />

des Lesertag der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> feiern.<br />

(dpa)<br />

In Hoppegarten trifft sich am Wochenende<br />

der internationale Pferdesport. DPA<br />

Windräder:Woidke<br />

fordertKurswechsel<br />

Ministerpräsident DietmarWoidke<br />

(SPD) hat angesichts andauernder<br />

Proteste gegen den BauneuerWindräder<br />

einen Kurswechsel gefordert.<br />

„Die Menschen vorOrt müssen Nutznießer<br />

der Energiewende sein –und<br />

nicht Opfer“, sagteWoidke.„DerWiderstand<br />

gegen neue Anlagen ist mir<br />

bewusst. DieVerspargelung und die<br />

Stromkosten sind dafür Gründe.Deshalb<br />

muss sich hier etwas verändern.“<br />

Es gehe um eine gerechteVerteilung<br />

der Stromkosten und eine gerechteVerteilung<br />

der konkreten Belastungen<br />

durchWindkraft –oder<br />

einen spürbaren Ausgleich dafür.„In<br />

der Stadt lässt sich lässig über mehr<br />

Windkraft auf dem Land plaudern“,<br />

sagteWoidke. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 15 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Gesundheit<br />

Gefahr im Grünen<br />

Mehr als 1800 Menschen sind allein im vergangenen Jahr in Berlin und dem Umland nach einem Zeckenbiss an Borreliose erkrankt<br />

VonMichael Timm<br />

Sie sind nur so groß wie ein<br />

Stecknadelkopf. Aber ein<br />

einziger Biss kann schwere<br />

Krankheiten zur Folge haben.<br />

Zecken lieben hohe Temperaturen.<br />

Deshalb sind sie jetzt im Hochsommer<br />

besonders aktiv. Auf Wiesen,<br />

in Büschen und anWaldrändern<br />

lauern die Blutsauger auf ihr Opfer,<br />

den sorglosen Mensch. Unbemerkt<br />

streift er sie an Gräsernund Blättern<br />

ab. Und dann beißen sie zu. Um allerdings<br />

möglichst ungestörtzubleiben,<br />

injizieren sie vorher eine Mischung<br />

aus schmerzstillenden und<br />

gerinnungshemmenden Stoffen in<br />

die Haut. DieBeschwerden kommen<br />

erst später.<br />

Antibiotika hilft<br />

„Zeckenbisse können zwei schwere<br />

Krankheiten auf den Menschen<br />

übertragen“, sagt Hans-Walter Pfister,<br />

stellvertretender Direktor der<br />

Neurologischen Universitätsklinik<br />

München. „Bei uns sind das entweder<br />

die häufiger auftretende Borreliose<br />

oder die seltenere, aber wesentlich<br />

gefährlichere Hirnhautentzündung<br />

FSME.“ Diese Abkürzung steht<br />

für Früh-Sommer-Meningo-Enzephalitis.<br />

Gegen FSME gibt es bisher<br />

nur symptomatische Behandlungsmöglichkeiten.<br />

Aber man kann sich<br />

vorbeugend durch eine Impfung<br />

schützen.<br />

Borreliose lässt sich dagegen<br />

durch Antibiotika wirkungsvoll behandeln,<br />

dafür gibt es aber noch<br />

keine vorbeugende Impfung. Im vergangenen<br />

Jahr gab es nach Angaben<br />

des Robert-Koch-Instituts 755 Fälle<br />

vonBorreliose in Berlin, aus den angrenzenden<br />

Brandenburger Landkreisen<br />

wurden 1078 Fälle gemeldet.<br />

Beide Krankheiten sind gefährlich,<br />

besonders wenn man sie zu spät<br />

erkennt. Sie können Entzündungen<br />

der Hirnhaut, des Gehirns, des Rückenmarks<br />

und der Nerven verursachen.<br />

Dies wiederum kann zu Lähmungen<br />

führen, die unter Umständen<br />

nie mehr verschwinden. Die<br />

Borreliose-Infektion äußert sich<br />

zwar meistens nur auf der Haut. Im<br />

Spätstadium kann sie aber auch Gelenke<br />

und Herz schädigen.<br />

„Damit es erst gar nicht so weit<br />

kommt, ist es wichtig, Zeckenbisse<br />

und etwa auftretende Symptome<br />

rechtzeitig zu erkennen“ sagt Neurologe<br />

Pfister. Bei den oft schmerzlosen<br />

Bissen ist das gar nicht so einfach.<br />

Deshalb sollte jeder nach einem<br />

Aufenthalt in der grünen Natur<br />

die Haut nach den kleinen Tierchen<br />

absuchen. Die Zecken bevorzugen<br />

warme, feuchte und gut durchblutete<br />

Körperstellen. Biseine Zecke einen<br />

idealen Platz auf einem Menschen<br />

gefunden hat, krabbelt sie oft<br />

mehrere Stunden auf ihm herum<br />

und saugt sich dann erst in Kniekehlen<br />

oder Hautfalten fest.<br />

„Wenn man eine oder mehrere<br />

Zecken entdeckt hat, sollte man sie<br />

mit einer Pinzette, einer Zeckenzange<br />

aus der Apotheke oder mit den<br />

Fingernägeln vorsichtig herausziehen“,<br />

rät Pfister. „Wichtig ist es, das<br />

Zecken können auch die gefährliche Hirnhautentzündung FSME übertragen. IMAGO-IMAGES.DE<br />

Fälle von Borreliose in Berlin<br />

2018<br />

SPANDAU<br />

32<br />

REINICKENDORF<br />

23<br />

MITTE<br />

39<br />

PANKOW<br />

111<br />

LICHTENBERG<br />

63<br />

FRIEDRICHSH. -<br />

KREUZBERG<br />

74<br />

TREPTOW-<br />

KÖPENICK<br />

82<br />

NEUKÖLLN<br />

51<br />

TEMPELHOF-<br />

SCHÖNEBERG<br />

62<br />

CHARLOTTENBURG-<br />

WILMERSDORF<br />

37<br />

STEGLITZ-<br />

ZEHLENDORF<br />

84<br />

MARZAHN-<br />

HELLERS-<br />

DORF<br />

97<br />

BLZ/TIEDGE;QUELLE:ROBERT-KOCHINSTITUT<br />

Tier so nah wie möglich an der Haut<br />

zu fassen und dabei nicht zu quetschen,<br />

weil es sonst noch mehr erreger-haltigen<br />

Speichel abgesondert.“<br />

Der Experte rät vom Einsatz von Öl<br />

oder Klebstoff ab. Das damit beschmierte<br />

Tier sondert im Todeskampf<br />

eine Extra-Portion Speichel<br />

ab. Ist die Zecke entfernt, sollte man<br />

die Einstichstelle desinfizieren.<br />

Hat die Zecke jedoch zugestochen,<br />

muss man die Stelle gut beobachten.<br />

Zeigt sich keine Rötung<br />

und treten keine Beschwerden auf,<br />

ist alles in Ordnung. Rötet sich die<br />

Haut allerdings, möglicherweise<br />

auch ringförmig und immer größer<br />

werdend, dann ab zum Arzt. Dasgilt<br />

auch für alle, die keinen Zeckenbiss<br />

bemerkt haben, wenn sich ringförmige<br />

Rötungen oder runde rote Flecken<br />

bilden.<br />

Außerdem sollten Sie unbedingt<br />

einen Arzt aufsuchen, wenn ein paar<br />

Wochen nach dem Stich Fieber und<br />

Kopfschmerzen auftreten. Diese Beschwerden<br />

werden häufig fälschlicherweise<br />

mit einer Sommergrippe<br />

in Verbindung gebracht. Die häufigste<br />

Fehldiagnose lautet aber<br />

Rheuma. Weisen Sie deshalb Ihren<br />

Arzt immer auf einen vorausgegangenen<br />

Zeckenbiss hin! Ignoriert er<br />

diese Information, scheuen Sie sich<br />

nicht, einen zweiten Arzt hinzuzuziehen.<br />

Wird jetzt nicht sofort und<br />

richtig behandelt, drohen bleibende<br />

Spätschäden –imschlimmsten Fall<br />

Invalidität. DieSpätschäden der Borreliose<br />

treten oft erst nach Jahren<br />

auf. Dazu gehören chronische Hautveränderungen,<br />

Gelenkbeschwerden<br />

und eine chronische Entzündung<br />

des zentralen Nervensystems.<br />

Dabei lässt sich mithilfe einer<br />

Blutuntersuchung feststellen, ob Antikörper<br />

gegen die Borrelien-Erreger<br />

vorhanden sind. Besteht Verdacht<br />

auf eine Borreliose, verschreibt der<br />

Arzt Antibiotika, die zu einer raschen<br />

Abheilung führen. „Je eher die Therapie<br />

beginnt, desto besser können<br />

wir unangenehme Folgen verhindern“,<br />

erklärtNeurologe Pfister.<br />

Risiko im Süden höher<br />

Beieiner FSME gibt es jedoch nur Medikamente,<br />

die die grippeähnlichen<br />

Beschwerden und Kopfschmerzen<br />

lindern. Meist heilt die Hirnhautentzündungdann<br />

vonselbst wieder aus.<br />

Rund ein Prozent der Fälle verläuft jedoch<br />

tödlich. Deshalbempfehlen Infektions-Spezialisten,<br />

sich gegen<br />

FSME impfen zu lassen, wenn man in<br />

gefährdete Gebiete reist. Dazu gehören<br />

nicht nur Bayern, Baden-Württemberg<br />

sowie der Süden von Sachsen<br />

und Thüringen, sondern auch<br />

Polen, Tschechien und Österreich.<br />

Berlin und Brandenburg sind hier<br />

glücklicherweise nur wenig betroffen.<br />

Im vergangenen Jahr gab es jeweils<br />

nur zwei Fälle. Allerdings führt<br />

auch nicht jeder Zeckenbiss gleich<br />

zu einer Krankheit. Nur etwa jede<br />

dritte Zecke trägt Borreliose-Erreger<br />

in sich. Und nur einer von hundert<br />

Menschen, die von einer Zecke gestochen<br />

werden, erkrankt an Borreliose.<br />

Das Risiko, anFSME zu erkranken,<br />

ist noch wesentlich geringer.<br />

Impflücken größer als gedacht<br />

Barmer-Studie zeigt: Nur 88,8 Prozent der Schulanfänger sind vor Masern geschützt<br />

VonTim Szent-Ivany<br />

Der Vermutung liegt nahe, doch<br />

erst jetzt gibt es aussagekräftige<br />

Belege: Kinder von Anhängern der<br />

umstrittenen Homöopathie werden<br />

deutlich seltener geimpft. Das geht<br />

aus dem Barmer-Arzneimittelreport<br />

hervor, den die Krankenkasse am<br />

Donnerstag vorgestellt hat. Wenn Eltern<br />

homöopathische Leistungen in<br />

Anspruch nehmen, besteht eine um<br />

53 Prozent geringereWahrscheinlichkeit,<br />

dass deren Kinder die 13 empfohlenen<br />

Schutzimpfungen vollständig<br />

erhalten haben. Einen deutlich<br />

kleineren Einfluss hat das Alter oder<br />

die Bildung der Eltern. Nach den ausgewerteten<br />

Daten der Barmer ist die<br />

Impfquote von Kindern bei besonders<br />

jungen und älteren Müttern<br />

leicht niedriger als der Durchschnitt.<br />

Das gilt auch, wenn die Eltern keine<br />

anerkannte Berufsausbildung haben.<br />

BeiKleinkindernnoch niedriger<br />

Barmer-Chef Christoph Straub<br />

sagte, offensichtlich gebe es einen<br />

Zusammenhang zwischen der Präferenz<br />

für Homöopathie und der Ablehnung<br />

oder Skepsis gegenüber<br />

Impfungen. Daher müsse vor allem<br />

für diese Menschen die Aufklärung<br />

verbessert werden. Straub lehnt es<br />

aber ab, die Kostenübernahme für<br />

homöopathische Leistungen zu beenden.<br />

„Es wäre unangemessen, einen<br />

Homöopathievertrag zu stoppen,<br />

weil man eine Impfrate erhöhen<br />

möchte“, sagte der Kassenchef.<br />

Ein zentrales Ergebnis des Reports:<br />

In Deutschland sind weniger<br />

Kinder gegen Maserngeimpft als offiziell<br />

angegeben. Eine Auswertung<br />

der Behandlungsdaten der Barmer-<br />

Versicherten ergab, dass lediglich<br />

88,8 Prozent der Schulanfänger 2017<br />

über die notwendigen zwei Masern-<br />

Impfungen verfügten. Das für Impfungen<br />

zuständige Robert-Koch-Institut<br />

(RKI) gibt hingegen einen Wert<br />

von 92,8 Prozent an. Um eine Masern-Epidemie<br />

zu verhindern, ist<br />

eine sogenannte Herdenimmunität<br />

mit einer Impfrate von mindestens<br />

95 Prozent notwendig.<br />

Ein kleiner Stich bringt großen Schutz.<br />

BERLIN-BRANDENBURG<br />

SVEN SIMON<br />

Keine Impfmuffel: Die ElterninBerlin<br />

und Brandenburg haben offenbar wenigerBedenken<br />

ihre Kinder impfen zu lassen<br />

als Mütter und Väter in anderen Bundesländern.<br />

Das geht aus den Daten der<br />

Barmer hervor. Die größten Impflücken<br />

weisen demnach durch alle untersuchten<br />

Altergruppen hinweg die Mädchen und<br />

Jungs in Bayern und Sachsen auf.<br />

Säuglinge: In Berlin hatten 2,4 Prozent<br />

der 2015 geborenen Kinder keine Impfung<br />

(Brandenburg: 2,2 Prozent). Zum<br />

Vergleich: Im Bundesdurchschnitt traf<br />

das auf 3,3 Prozent der Babys zu.<br />

Kinder: Der Anteil Sechsjährigen, die<br />

2017 noch garkeine Impfung erhalten<br />

hatten, lag in Berlin bei 1,9 Prozent und<br />

in Brandenburg bei 1,2 Prozent. Bundesdurchschnitt:<br />

2,3 Prozent.<br />

Straub erläuterte, dass die vom<br />

RKI angegebene Quote bei den<br />

Schuleingangsuntersuchungen lediglich<br />

auf Basis vorgelegter Impfpässe<br />

bestimmt wird. Damit werde<br />

der Impfstatus von Kindern, die keinen<br />

Impfpass vorlegen, nicht berücksichtigt,<br />

kritisierte er.Deren An-<br />

teil betrage über acht Prozent. „Das<br />

führt zu höheren, unrealistischen<br />

Impfquoten, denn nicht geimpfte<br />

Kinder haben natürlich auch keinen<br />

Impfpass“, sagte der Barmer-Chef.<br />

Noch deutlich schlechter als bei<br />

den Schulkindern ist die Masern-<br />

Impfquote bei Kleinkindern. Bei<br />

Zweijährigen betrug die Quote laut<br />

Report 2017 lediglich 78,9 Prozent.<br />

Mehr als jedes fünfte Kind war damit<br />

nicht oder nicht vollständig gegen<br />

Masern geimpft. Straub betonte, die<br />

Impflücken bei Kindern würden<br />

umso schwerer wiegen, da es nach<br />

der Einschulung kaum Nachimpfungen<br />

gebe:„Wer schon als Jugendlicher<br />

Impflücken aufweist, der wird sie<br />

auch im Erwachsenenalter behalten.“<br />

Auch dadurch steige das Risiko<br />

für regionale Epidemien.<br />

Gesetzentwurfvorbereitet<br />

Die Barmer hat auch die Quoten bei<br />

anderen Impfungen erhoben, die<br />

von der Ständigen Impfkommission<br />

(Stiko) empfohlen werden. Dabei<br />

zeigt sich, dass bei den Kindern im<br />

einschulungsfähigen Alter bei keiner<br />

der 13 wichtigsten Infektionskrankheiten<br />

–zum Beispiel Diphterie, Tetanus<br />

oder Polio – ein Durchimpfungsgrad<br />

von 90 Prozent erreicht<br />

wird. Das RKI geht hingegen von<br />

Quoten vonbis zu 94 Prozentaus.<br />

Gesundheitsminister Jens Spahn<br />

(CDU) hatte Mitte Juli einen Gesetzentwurf<br />

für eine Impfpflicht gegen<br />

Masern auf den Weg gebracht. Er<br />

sieht vor, dass ab März 2020 Kinder<br />

nur noch in die Kita gehen dürfen,<br />

wenn sie gegen Maserngeimpft sind.<br />

Eltern von ungeimpften Schulkinderndrohen<br />

Geldbußen.<br />

Bundesfamilienministerin Franziska<br />

Giffey (SPD) sagte der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland), der Reportzeige,dass<br />

dieser Wegrichtig sei. „Die Gesundheit<br />

und der Schutz der gesamten<br />

Bevölkerung setzen hier der individuellen<br />

Freiheit Grenzen. Es geht<br />

nicht nur um die Verantwortung jedes<br />

Einzelnen für sich und seine Kinder,<br />

sondern auch um die Verantwortung<br />

für andere.“ (mit cle.)<br />

FRIEDRICHSHAINER SPRECHSTUNDE<br />

14. August 2019<br />

17:00 –19:00 Uhr, Raum 15-1.3.001<br />

Der Kniegelenkersatz<br />

Behandlungsmöglichkeiten der Arthrose des Kniegelenkes<br />

Referent<br />

Cornel Kubacki<br />

Oberarzt<br />

Sektion Orthopädie<br />

Anmeldung<br />

erforderlich!<br />

Tel. 030 -<br />

130 231306<br />

Veranstalter<br />

Dr. med. Markus Steinmetz<br />

Leitender Arzt der Sektion Orthopädie<br />

Abteilungfür Wirbelsäulenerkrankungen<br />

undEndoprothetik<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Fuchs<br />

Chefarzt desZentrums fürMuskuloskelettale<br />

Medizin,Klinik fürOrthopädie, Unfall-,HandundWiederherstellungschirurgie<br />

Bei Rückfragen: Tel. 030 130 23 1306<br />

LandsbergerAllee 49,10249 Berlin<br />

www.vivantes.de/kfh<br />

Titelfoto: ©Monique Wüstenhagen


16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019<br />

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Lokalsport<br />

NACHRICHTEN<br />

Hanfkick<br />

der Woche<br />

AKTIVES ABSEITS<br />

Und wieder<br />

Tohuwabohu<br />

bei TeBe<br />

Die Szenerie war skurril. Als am<br />

vergangenen Sonntag in der<br />

Oberliga Nordost Aufsteiger SV Tasmania<br />

den Favoriten Tennis Borussia<br />

empfing, sorgten 1370 Fans für Stimmung,<br />

das GrosfürTeBe.Den 4:2-Sieg<br />

der Veilchen beobachtete der vorTagen<br />

entmachtete Vorstandschef Jens<br />

Redlich stehend neben der Trainerbank<br />

und Coach Dennis Kutrieb.Der<br />

neue Vorstandsboss Günter Brombosch<br />

erlebte das Geschehen inmitten<br />

der Fans.Sowohl Brombosch, 71,<br />

seit Jahrzehnten mit dem Verein verbunden,<br />

als auch Redlich, 38, seit<br />

2016 Hauptsponsor und seit 2017 der<br />

Vorsitzende, fühlen sich als legitime<br />

Vorstandschefs.<br />

Redlich, Chef einer Fitnessstudio-<br />

Kette,handelte nach der Devise: Wer<br />

das Geld gibt, hat das Sagen! Er legte<br />

sich mit der „Aktiven Fanszene“ von<br />

TeBe an, die als sehr kreativ gilt. Mitspracherecht<br />

räumte Redlich den<br />

Fans bei wichtigen Fragen nicht ein.<br />

Auf der Mitgliederversammlung im<br />

Januar brachte er seine Kandidaten<br />

für den Aufsichtsrat wohl mit Hilfe<br />

bestellter neuer Vereinsmitglieder<br />

durch. Fans und die Opposition bezweifelten<br />

die Rechtmäßigkeit der<br />

Versammlung, werfen Redlich „autoritären<br />

Führungsstil“ und Satzungsverstöße<br />

vor.<br />

DerfrühereChef will zurück<br />

Schon im November 2018 hatte Redlich<br />

„nach einem Wortgefecht“, wie<br />

er sagt, in einer internen Mail seinen<br />

Rücktritt erklärt. Zwei Tage später<br />

widerrief er.Nun nutzten die beiden<br />

Aufsichtsräte Franziska Hoffmann<br />

und Christian Gaebler, imBerufsleben<br />

Chef der Senatskanzlei, diesen<br />

Rücktritt, um beim Amtsgericht<br />

Charlottenburg eine Änderung im<br />

Vereinsregister<br />

vorzunehmen,<br />

wo Brombosch<br />

Wehrtsich:<br />

Jens Redlich<br />

DPA/SÖDER<br />

als Vorsitzender<br />

steht. Als das vorige<br />

Woche publik<br />

wurde, war<br />

Redlich in den<br />

USA. Dort überlegte<br />

er nun, ob<br />

ein weiteres Engagement<br />

noch<br />

Sinn für ihn habe. Erhat nach eigenen<br />

Angaben 2,8 Millionen Euro in<br />

den Verein gesteckt und diesen einst<br />

vorder Insolvenz bewahrt.<br />

Jetzt will Redlich seinen Posten<br />

zurück. Er lässt die Änderung imVereinsregister<br />

rechtlich prüfen. Er sagt:<br />

„Die Dinge, die Hoffmann und Gaebler<br />

getan haben, sind eigenmächtige<br />

Handlungen und nicht satzungskonform.“<br />

Seine Gegenspieler<br />

hätten „ihre eigene Wahrheit“. Redlich<br />

lässt per Eilverfahren und Einstweiliger<br />

Verfügung beim Landgericht<br />

Berlin alle Vorkommnisse prüfen.„UnserVerein<br />

ist zu einem Politikum<br />

geworden“, klagt er,„wir sollten<br />

lieber erfolgreich Fußball spielen.“<br />

Sein Verhältnis zur Mannschaft<br />

und zum Trainerteam beurteilen<br />

selbst neutrale Beobachter als gut.<br />

Schließlich profitieren die sehr ordentlich<br />

bezahlten Kicker vomEngagement<br />

Redlichs. Der sagt: „Trainer<br />

Kutrieb ist natürlich verärgert über<br />

das Tohuwabohu in der Führung.<br />

Derwill, dass Leute denVerein weiter<br />

leiten, die Ahnung vom Fußballgeschäft<br />

haben.“ Redlich meint sich.<br />

Am Mittwochabend lud die neue<br />

Führung zu einer Informationsveranstaltung<br />

ein, wollte für Aufklärung<br />

sorgen. Redlich: „Das ist legitim!“<br />

Etwa 80 Mitglieder kamen. (mj.)<br />

Auf schwierigem Geläuf: Mannschaft des BTuFC Britannia, Vorgängerin des <strong>Berliner</strong> SV 92, aufgenommen vor dem Jahr 1914.<br />

Sammys Vermächtnis<br />

Gründerväter: Fast wäre der BSV 92 Deutscher Meister geworden,heute steht er für Werte des Amateurfußballs<br />

VonChristian Schlodder<br />

In seinen mehr als 50 Jahren<br />

beim BSV 1892 hat Peter Kunz<br />

schon einiges erlebt. In der Jugend<br />

kickte Pitti, wie ihn alle im<br />

Verein nennen, mit dem späteren<br />

Bundesligaprofi Wolfgang Sidka zusammen.<br />

Danach trainierte er diverse<br />

Nachwuchsteams,betreute die<br />

erste Mannschaft und sitzt seit mehr<br />

als 20 Jahren im Vorstand. Heute<br />

steht „besondere Tätigkeiten“ auf<br />

seiner Visitenkarte.„Das heißt übersetzt:<br />

Mädchen für alles“, sagt Kunz,<br />

65. Er sagt: „Hier wird mit Sinn und<br />

Verstand gearbeitet. Da fühlt man<br />

sich einfach wohl.“<br />

Was Kunz allerdings manchmal<br />

nicht zur Ruhe kommen lässt, sind<br />

die vergebenen Chancen. Die vielen<br />

verpassten Aufstiege des heutigen<br />

Bezirksligisten in den vergangenen<br />

fünf Jahrzehnten. Und all die anderen<br />

Momente in der langen Historie<br />

desVereins,die ganz große Augenblicke<br />

hätten werden können, aber es<br />

nicht wurden.<br />

Doch die Geschichte des <strong>Berliner</strong><br />

SV ist alles andere als eine Geschichte<br />

des Scheiterns.Sie steht für<br />

die kräftigen Wurzeln, die den Fußball<br />

in Berlin tragen, und die weit tiefer<br />

reichen als zu zwei Meisterschaften<br />

von Hertha BSC aus den Jahren<br />

1930 und 1931. Wie die Herthaner<br />

gehören die Kicker des BSV 92 zu den<br />

Gründungsmitgliedern des Deutschen<br />

Fußball-Bundes (DFB). Wie<br />

die Herthaner hätten sie Deutscher<br />

Meister werden können. Hätten.<br />

Die Störche straucheln<br />

Kartengruß von 1907: Britannia (schwarz-weiße Trikots) trifft auf Falkensteins Elf. PRIVAT<br />

Gegründet wurde der Klub am 2. Juli<br />

1892 als <strong>Berliner</strong> Thor-und Fußballclub<br />

Britannia. Das Englische verschwand<br />

im Ersten Weltkrieg aus<br />

dem Namen. Schnell stellten sich Erfolge<br />

ein, begann der Aufstieg zu einem<br />

der Topklubs. 1903 folgte die<br />

Teilnahme an der ersten deutschen<br />

Meisterschaft. Noch heute erinnert<br />

ein Gedenkstein unweit des Clubcasinos<br />

im StadionWilmersdorfandiesen<br />

Moment.<br />

Nur ein Jahr später qualifizierten<br />

sich die „Störche“, wie der BSV aufgrund<br />

seiner roten Stutzenspäter genannt<br />

werden sollte,erneut zur Endrunde<br />

und schaffte es sogar bis ins<br />

Finale. Doch der damalige Viertelfinalgegner<br />

Karlsruher FV legte Protest<br />

beim DFB ein. Das Spiel hatte<br />

entgegen der Regularien in Berlin<br />

und nicht auf neutralem Platz stattgefunden.<br />

Deshalb wurde nun das<br />

Finale abgesagt. Undwieder:Hätte.<br />

Mitte der Dreißigerjahre erlebte<br />

der Verein eine Renaissance und<br />

schaffte es, dreimal in Serie ander<br />

Endrunde der deutschen Meisterschaft<br />

teilzunehmen, ohne nennenswerte<br />

Achtungserfolge,was sich<br />

änderte. Inden Fünfzigerjahren bot<br />

sich die Chance auf den ganz großen<br />

Fußball. 1954 wurde der BSV <strong>Berliner</strong><br />

Meister und war nun auch beim<br />

Publikum eine beliebte Adresse.<br />

„Mein Großvater nahm mich damals<br />

ZURÜCK ZU DEN WURZELN<br />

Serie: Berlin und Fußball, das könnte in der Bundesliga, mit Union und Hertha wieder eine<br />

Erfolgsgeschichte werden. Berlin und Fußball, das war schon mal ein Erfolgsmodell. 26 Klubs<br />

der Stadt zählten zu den Gründungsmitgliederndes Deutschen Fußball-Bundes (DFB).<br />

BFC 893 –SGNordring KreisligaC<br />

Akademischer SC 1893 aufgelöst<br />

Alemannia 90<br />

KreisligaB<br />

BTuFC Britannia –BSV 1892 Bezirksliga<br />

BFC Burgund 1896<br />

aufgelöst<br />

BFC Columbia 1896<br />

aufgelöst<br />

Concordia ’95 –Conc. Wilhelmsruh<br />

KreisligaA<br />

BFuCC Deutschland<br />

aufgelöst<br />

BSC Favorit 1896<br />

aufgelöst<br />

BFC Fortuna 1894<br />

aufgelöst<br />

BFC Frankfurt1885<br />

aufgelöst<br />

BFC Germania 1888 KreisligaB<br />

BFC Hertha 1892 –Hertha BSC Bundesliga<br />

Hängt an seinem <strong>Berliner</strong> SV 92: Peter Kunz, genannt Pitti.<br />

SC Komet Berlin<br />

aufgelöst<br />

BFC Phönix<br />

aufgelöst<br />

BFC Preussen<br />

Oberliga-Nord<br />

BFuCC Rapide 1893<br />

aufgelöst<br />

Stern1889 –SternBritz Landesliga<br />

Tasmania 1890<br />

aufgelöst<br />

BTuFC Toscana<br />

aufgelöst<br />

BTuFC Union 1892 –Fusion: Blau-Weiß 90<br />

BFC Vorwärts 1890 –Fusion: Blau-Weiß 90<br />

Oberliga-Nord<br />

FC Viktoria 1889<br />

Regionalliga<br />

Akademischer BC 1897 aufgelöst<br />

Sport-Excelsior Friedenau aufgelöst<br />

VfB Einheit zu Pankow KreisligaA<br />

BERLINER ZEITUNG/GUDATH<br />

mit zum BSV.Ich erinneremich noch<br />

an die Kassenhäuschen. Es kamen ja<br />

bis zu 40 000 Menschen zu den Spielen“,<br />

sagt Kunz. Dann überwog beim<br />

BSV die kaufmännische Vorsicht.<br />

Erst zogHertha BSC an den Störchen<br />

vorbei. Dann viele andere.<br />

Heute heißt das Tagesgeschäft<br />

achte Liga. DerBSV schloss die letzte<br />

Spielzeit als Vierter ab. Die großen<br />

Geschichten von einst wirken umso<br />

weiter entfernter. Im Stadion Wilmersdorf<br />

werden schon lange keine<br />

fünfstelligen Besucherzahlen mehr<br />

verzeichnet. Dafür wächst seit 1984<br />

auf der nördlichen Tribüne die „Wilmersdorfer<br />

Rheingauperle“, der einzige<br />

in einem Stadion angebaute<br />

Wein. EinVerkaufsschlager? DerVerein<br />

ist jedenfalls auch so schuldenfrei,<br />

und das ohne große Sponsoren.<br />

Ein finanziell gesunder Fußballverein<br />

ist in Berlin keine Selbstverständlichkeit.<br />

Manch großes Projekt endete<br />

schon im großen Fiasko.<br />

Der Nachwuchs ist das große Kapital<br />

der Klubs. Die A-Jugend belegt<br />

in der Landesliga einen achtbaren<br />

Mittelplatz. „Unsere Jugendspieler“,<br />

sagt er, „singen hin und wieder ‚Irgendwann<br />

einmal spielt der BSV international‘.“<br />

Kunzelächelt.<br />

EinStück Heimat<br />

BSV-ARCHIV<br />

Vorerst reicht den Wilmersdorfern<br />

ein Aufstieg in die siebte Liga. „Der<br />

Amateurfußball“, sagt Kunz, „das ist<br />

meine Bundesliga.“ Denn wer weiß,<br />

was aus seinemVerein mit den heute<br />

mehr als 20 Abteilungen geworden<br />

wäre, wenn die Kicker tatsächlich<br />

eine der Chancen genutzt hätten,<br />

1904 etwa, als sie so dicht vor dem<br />

großen Coup standen wie danach<br />

nie wieder.Eine Visitenkartefür „besondere<br />

Tätigkeiten“ hätte Kunze<br />

dann sicherlich nicht. Er könnte von<br />

einer glorreichen Geschichte erzählen,<br />

aber würde die eine fußballerische<br />

Heimat ersetzen?<br />

Was das ist, eine fußballerische<br />

Heimat, das haben Kunz und die anderen<br />

aus seiner Abteilung bei der<br />

jüngsten Weihnachtsfeier sehr eindrucksvoll<br />

erfahren. Da bekamen die<br />

Spieler der ersten Mannschaft das<br />

Jugendbuch „11 Freunde müsst ihr<br />

sein“ überreicht. Der Fußballroman<br />

über den BSV von Sammy Drechsel,<br />

dem 1986 verstorbenen Sportreporter,der<br />

früher selbst für den Klub am<br />

Ball war.Der Roman gilt bis heute als<br />

Klassiker. „Ich hoffe, dass sich der<br />

eine oder andere Junge das angeschaut<br />

hat“, sagt Kunz. Nicht für die<br />

schwärmerische Nostalgie, sondern<br />

für ein noch stärkeres Wir-Gefühl.<br />

Und wer weiß, wann die großen<br />

Chancen wieder kommen.<br />

Gründerzeit,Teil 2amkommenden Freitag:<br />

SG Nordring odereineWiederauferstehung in<br />

PrenzlauerBerg<br />

Christian Schlodder<br />

hat sich in Berlins Fußball-<br />

Historie vertieft.<br />

FUSSBALL. DieSaison in der Bundesliga<br />

hat noch nicht begonnen, da<br />

stellt sie den Gerechtigkeits-Fanatiker<br />

bereits vorgroße Herausforderungen.<br />

An diesem Sonnabend nämlich<br />

empfangen die A-Junioren des<br />

1. FC Union Berlin jene vonHannover96(11<br />

Uhr), während die A-Junioren<br />

vonHertha BSC auf den<br />

kaum für möglich gehaltenen Erfolg<br />

der Talentförderung des Niendorfer<br />

TSVinGestalt seiner Nachwuchsmannschaft<br />

treffen (14 Uhr). Es wäre<br />

somit möglich, sich zunächst die<br />

Partie in Köpenick anzuschauen und<br />

dann –Hanfparade hin, Hanfparade<br />

her –durch den stockenden Großstadtverkehr<br />

zur Hertha aufzumachen.<br />

Nichtohnebewusstseinserweiternde<br />

Drogen wirdesfunktionieren,<br />

die Bemühungen der sich<br />

sportlich betätigenden B-Junioren<br />

der Unioner und der Herthaner zu<br />

verfolgen, dieebenfalls am Sonnabend<br />

daheim antreten. Um 13.30<br />

Uhrdie Herthaner gegen Chemnitz,<br />

um 14 Uhrdie Unioner gegen Halle.<br />

Um diese Zeit etwa formieren sich<br />

übrigens die Hanfparadisten auf der<br />

Straße des 17. Juni, um sich zum<br />

Bundesgesundheitsministerium<br />

aufzumachen, wo möglicherweise<br />

die ersten Fußballfans eintreffen, die<br />

sich nach einem längeren Stau auf<br />

demWegvon Union zur Hertha und/<br />

oder umgekehrtnun vonkompetenten<br />

Bundesbeamten auf ihren Geisteszustand<br />

hin untersuchen lassen<br />

wollen. Allerdings dürfte es so sein,<br />

dass sowohl die Fans vonUnion als<br />

auch die Fans vonHertha BSC geistig<br />

derartintakt sind, dass sie es bei einer<br />

Partie belassen werden.<br />

Landeplatz<br />

der Woche<br />

AMERICAN FOOTBALL. In der German<br />

League Football steht der<br />

neunte Spieltag an. Für den Tabellenvierten<br />

Berlin Rebels (8:10<br />

Punkte) geht es zum Siebten und damit<br />

vorletzten Potsdam Royals<br />

(5:13). Sietreten am Luftschiffhafen<br />

an, was natürlich nicht heißt, dass<br />

Arek Soberski an diesem Sonnabend<br />

kurzvor Spielbeginn um 16.30 Uhr<br />

mit einem Zeppelin aus Polen einschwebt.<br />

Denn erstens sind Zeppeline<br />

in der zivilen Luftfahrtein wenig<br />

aus der Mode gekommen, außer ist<br />

der 38 Jahrealte Zugang bereits in<br />

Berlin gelandet. Er wirdohnehin gut<br />

akklimatisiertsein, denn er kommt<br />

aus ZabreinPolen. Abgesehen von<br />

derselben Zeitzone erwartet Soberski<br />

auch dieselbe Sprache, die Muttersprache<br />

nämlich, die Rebels-Spieler<br />

Jakub Krystecki und Arek Cieslok<br />

stehen nämlich im Kader des Erstligisten.<br />

Unddaesnicht „Immer den<br />

Ohrennach“, sondern„Immer der<br />

Nase nach“ heißt, sei noch die Position<br />

des NeuenRebellen verraten: Er<br />

spielt in derDefensive, als Nose<br />

Tackle. (cs.)<br />

ZAHL DER WOCHE<br />

186<br />

ist die Nummer des Busses, der am<br />

Rathaus Steglitz Fahrt aufnimmt<br />

zum Stadion Lichterfelde, wowiederum<br />

Viktoria 1889 Fahrt aufnimmt<br />

im Pokal-Duell gegen Arminia<br />

Bielefeld (15.30 Uhr). Alternativ<br />

gehen die Linien 283 und<br />

380. Derartige Wahlmöglichkeiten<br />

hat der Regionalligist aus Berlin<br />

selbst nicht. Um gegen den Zweitligisten<br />

nicht übermäßig viele Tore<br />

zu kassieren, bleibt ihm nur, sich<br />

in einer Linie vor dem eignen<br />

Strafraum zu stellen.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 17<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Sport<br />

Der<br />

Papst<br />

lästert<br />

Die Sportkletterer sehen sich<br />

wegen Olympia im Dilemma<br />

Reinhold Messner, „der große<br />

Papst des Bergsteigens“, wie Urs<br />

Stöcker ihn lächelnd nennt, hat eine<br />

sehr klare Meinung. VomSportklettern,<br />

2020 in Tokio erstmals olympisch,<br />

hält der Erstbesteiger aller 14<br />

Achttausender der Erde: rein gar<br />

nichts. Das finde, lästerte der Südtiroler<br />

bereits vorzweiJahren, an einer<br />

Plastikwand statt, mit Plastikgriffen,<br />

und was, bitteschön, solle das? „Jeder<br />

Affe ist schneller“, sagte Messner<br />

der Rhein-Neckar-<strong>Zeitung</strong>.<br />

Urs Stöcker, Bundestrainer der<br />

deutschen Sportkletterer, hat da<br />

selbstverständlich eine etwas andere<br />

Meinung: Beides sei doch Leistungssport,<br />

betont der 42 Jahre alte<br />

Schweizer.„Im Leistungsbergsteigen<br />

geht es darum, den Gipfel zu erreichen“,<br />

im Leistungsklettern, zu dessen<br />

Pionieren in den Neunzigerjahren<br />

die Brüder Alexander und Thomas<br />

Huber gehörten, zählt es,„eine<br />

Route zu meisternund Medaillen zu<br />

gewinnen“, sagt Stöcker.<br />

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Lesen Sie am Wochenende<br />

Mobile Welten<br />

Citroën Spacetourer:Viel Raum für<br />

Familie, Gepäck und Komfort<br />

Wo geht‘s lang?<br />

Smartphone-Apps für Radler<br />

Die nächste Leistungsschau findet<br />

in der kommendenWoche in Hachioji<br />

am Rande von Tokio statt. Bei<br />

der WM im Sportklettern (11. bis 21.<br />

August) werden Medaillen in vier<br />

Disziplinen vergeben: im Lead, Bouldern,<br />

Speed sowie im„Olympic Combined“,<br />

dem Kombinationswettbewerb<br />

aus den drei vorgenannten Disziplinen.<br />

In Tokio ist nur dieser Dreikampf<br />

olympisch. Die WM ist die<br />

erste Chance,sich für die Spiele 2020<br />

zu qualifizieren. Mit guten Chancen<br />

für die Deutschen.<br />

Jan Hojer, 27, aus Köln und Alex<br />

Megos, 25, aus Erlangen gehören zu<br />

den weltweit Besten an der „Plastikwand“.<br />

Hojer war im vergangenen<br />

Jahr in Innsbruck WM-Dritter im<br />

„Olympic Combined“. Megos, neben<br />

Andre Ondra (Tschechien) „der<br />

beste Kletterer der Welt“ (Stöcker)<br />

unter freiem Himmel, gewann<br />

Bronze inder Disziplin Lead: Dabei<br />

müssen die Athleten an der künstlichen,<br />

bis zu 20 Meter hohen Wand<br />

innerhalb eines Zeitlimits höher<br />

kletternals die Konkurrenten.<br />

Speed ist eher verpönt<br />

Hojer und vor allem Megos haben<br />

sich erst mal anfreunden müssen<br />

mit der Aussicht, jetzt eine olympische<br />

Sportart zubetreiben. „Es haben<br />

sich schon einige die Frage gestellt:<br />

Soll man da überhaupt mitmachen?<br />

Müssen wir uns wirklich so<br />

verbiegen, nur, damit wir dahin<br />

kommen?“, sagt Stöcker. Die Kritik<br />

sei teilweise berechtigt, räumt er ein,<br />

betont aber: „Olympia ist für die<br />

Sportler eine Riesensache.“<br />

Verbiegen mussten sich die<br />

Sportkletterer in der Tat, denn: Aus<br />

Spezialisten müssen Kombinierer<br />

werden. „Olympic Combined“ heißt:<br />

An einem Tagwerden nacheinander<br />

die drei Disziplinen Speed (im K.-o.-<br />

System muss eine vorgegebene<br />

Route an einer 15-Meter-Wand so<br />

schnell wie möglich bewältigt werden),<br />

Bouldern(an einer Wand müssen<br />

verschiedene „Problemfelder“<br />

gelöst werden) und Lead geklettert.<br />

Bei den Lead- und Boulder-Spezialisten<br />

ist Speed eher verpönt.<br />

Stöcker sieht das gelassen.<br />

Ebenso wie die Lästereien vonMessner.<br />

Der große englische Bergsteiger<br />

SirChris Bonington habe einmal gesagt,<br />

Bergsteigen sei wie eine Kathedrale:<br />

Alle fänden darin Platz. Auch<br />

Kletterer an Plastikwänden. (sid)<br />

Die perfekte Lösung<br />

Aufatmen bei Alba Berlin: Erfolgscoach Aíto García Reneses verlängert seinen Vertrag um ein Jahr<br />

VonChristian Kattner<br />

Mit einem Schmetterling,<br />

den er in Alicante<br />

fotografierthatte,meldete<br />

sich Aíto García<br />

Reneses am Mittwoch zurück. Fast<br />

einen ganzen Monat hatte der Basketball-Trainer,<br />

der für seine Vogelmotive<br />

bekannt ist, kein Foto mehr<br />

bei Instagram veröffentlicht. Nun<br />

also ein Schmetterling, das Symbol<br />

für die Seele und die Auferstehung.<br />

Weralso von diesem Schmetterling<br />

auf die vertragliche Situation des<br />

Spaniers bei Alba Berlin schließen<br />

wollte,der erhielt am Donnerstag die<br />

Bestätigung. Da verkündete der Euroleague-Teilnehmer<br />

die weitereZusammenarbeit<br />

mit Reneses um ein<br />

Jahr.Bis zu dieser Zusage hatten sich<br />

die Verantwortlichen fast immer positiv<br />

darüber geäußert, dass Reneses<br />

das Alba-Team auch über den Sommer<br />

hinaus leiten würde. Selbstverständlich<br />

oder gar reine Formsache<br />

war das aber nicht. „Natürlich darf<br />

man immer erst davon ausgehen,<br />

dass es weitergeht, wenn es die Bestätigung<br />

gibt“, sagt MarcoBaldi.<br />

Der Alba-Geschäftsführer weilt<br />

derzeit noch ein paar Tage im Urlaub,<br />

stand in den Wochen zuvor<br />

aber genau wie Sportdirektor Himar<br />

Ojeda in ständigem Austausch mit<br />

dem Trainer. Denn: Schon vor seinem<br />

operativen Eingriff an beiden<br />

Augen hatte der 72-jährige Reneses<br />

betont, dass er ein weiteres Engagement<br />

in Berlin nur dann eingehen<br />

würde, wenn er sich nach der Reha<br />

auch fit genug für die Belastung der<br />

bevorstehenden Saison hält.<br />

Durch seine Augenerkrankung<br />

war Reneses zum Ende der abgelaufenen<br />

Spielzeit öfter mit einem Basecap<br />

an der Seitenlinie zu sehen gewesen.<br />

Das helle Licht in den Sporthallen<br />

hatte ihm zunehmend Probleme<br />

bereitet, eine Operation war<br />

auch deshalb notwendig geworden.<br />

„Erkann jetzt wieder gucken wie ein<br />

Adler“, sagt Marco Baldi, „einer weiteren<br />

Saison steht jetzt nichts mehr<br />

im Wege.“<br />

Die sahen Baldi und Ojeda trotz<br />

des Restrisikos, das man niemals<br />

ausschließen kann, nie ernsthaft gefährdet.<br />

Auch weil Aíto jemand ist,<br />

der sehr hohe Ansprüche an sich<br />

selbst stelle und deshalb auch keiner<br />

sei, der einen Verein das Risiko laufen<br />

lassen würde,kurzvor Saisonbeginn<br />

doch noch abzusagen. Zu bedeutend<br />

wird schließlich die kommende<br />

Saison. „Wir werden so viele<br />

Spiele haben, wie noch nie“, sagt<br />

Will bei Alba weiter junge Spieler voranbringen: Coach Reneses<br />

IMAGO IMAGES/ISSLERIMAGES<br />

„Er kann jetzt wieder gucken wie ein Adler.<br />

Einer weiteren Saison steht jetzt<br />

nichts mehr im Wege.“<br />

Marco Baldi kann durchatmen. Der Erfolgscoach aus<br />

Spanien bleibt bei Alba.<br />

Der neue Klassiker<br />

Baldi, „das wird sehr viel verlangen,<br />

von der Mannschaft, den Trainern<br />

und dem Stab drumherum.“ Nach<br />

der nicht erteilten Lizenz für den<br />

sportlichen Aufsteiger Nürnberg<br />

wird die Basketball-Bundesliga zwar<br />

nur mit 17 statt 18 Mannschaften<br />

spielen, dennoch bleiben für Alba 32<br />

Spiele.34weiterePartien kommen in<br />

jedem Fall in der Euroleague hinzu,<br />

mindestens ein Spiel im BBL-Pokal<br />

muss im Kalender verankertwerden.<br />

Klar, dass man sich bei garantierten<br />

67 Spielen, und Phasen in der<br />

Saison, wo das Team vier Partien pro<br />

Woche absolviert, Gedanken darüber<br />

macht, wie man mit der Belastung<br />

umgeht. „Diese Dichte, mit der<br />

wir spielen, ist heftig“, so Baldi, „da<br />

muss man sehen, ob und welche<br />

Maßnahmen man ergreift. Bei den<br />

Spielern werden wir rotieren, vielleicht<br />

werden wir das bei den Trainernauch<br />

mal machen.“<br />

Co-Trainer gesucht<br />

Ein kolportiertes Modell, laut welchem<br />

Reneses bei bestimmten Auswärtsspielen<br />

in der Bundesliga aber<br />

gar nicht erst dabei sein würde,existiertallerdings<br />

nicht. Baldi will nicht<br />

ausschließen, dass auch der Trainer<br />

mal eine Pause bekommen wird.<br />

Aber das würde man situativ entscheiden<br />

und nicht etwa vorder Saison<br />

festlegen. Undaußerdem gibt es<br />

ja im Trainerteam nach dem Abgang<br />

von Co-Trainer Thomas Päch nach<br />

Bonn noch eine vakante Stelle, die<br />

neu besetzt werden muss. Eine Entscheidung<br />

steht kurz bevor. ImVerein<br />

strebt man eine interne Lösung<br />

an, die jetzt, nachdem Reneses seine<br />

Zusage gegeben hat, zeitnah bekanntgegeben<br />

werden soll.<br />

Für die Rolle des Chefs war der<br />

Spanier immer die angestrebte Lösung.<br />

Er besitzt die Fähigkeit, Spieler<br />

zu verbessern und junge Spieler zu<br />

entwickeln, indem er ihnen in wichtigen<br />

Spielen Einsatzzeiten gibt. Auch<br />

die Sommerzugänge Makai Mason,<br />

Marcus Eriksson und Tyler Cavanaugh<br />

sollen unter Reneses reifen.<br />

„Sie bekommen bei uns etwas dazu.<br />

Nicht nur wegen der Euroleague,sondernweil<br />

sie unter Aíto etwas gelehrt<br />

bekommen“, sagt MarcoBaldi. In seinen<br />

zwei Jahren bei Alba Berlin hat<br />

Reneses fünf von sechs möglichen<br />

Endspielen erreicht. Auch wenn es<br />

dabei nicht zu einem Titel reichte,<br />

sind es die Entwicklung der Spieler<br />

und die Art, wie er Basketball zelebrieren<br />

lässt, die für ihn als aktuell<br />

perfekte Trainerlösung bei Alba sprechen.<br />

Das Duell FC Liverpool gegen Manchester City wird wohl auch in dieser Saison die Meisterschaft in der Premier League prägen<br />

VonHendrik Buchheister,Manchester<br />

Der genaue Wortlaut des Gesprächs<br />

unter Konkurrenten ist<br />

nicht überliefert, aber der grobe Inhalt<br />

ist bekannt. Kurz nachdem der<br />

FC Liverpool Anfang Juni die Champions<br />

League gewonnen hatte durch<br />

das 2:0 im Finale von Madrid gegen<br />

Tottenham Hotspur, wurde Jürgen<br />

Klopp ein Telefon gereicht. Am anderenEnde<br />

der Leitung: PepGuardiola.<br />

DerTrainer vonManchester City gratulierte<br />

Klopp, eswurden ein paar<br />

nette Worte ausgetauscht, und dann<br />

schlossen die beiden Übungsleiter<br />

einen Pakt. Oder, wie Klopp es noch<br />

in der Nacht vonMadrid formulierte:<br />

„Wir haben uns versprochen, dass<br />

wir uns in der neuen Saison wieder<br />

gegenseitig in den Hinterntreten.“<br />

Wenn an diesem Freitag mit der<br />

Partie FC Liverpool gegen Norwich<br />

City die Premier League wieder ihren<br />

Betrieb aufnimmt, dann gibt es wie<br />

immer zum Saisonstart viele große<br />

Fragen. Wie schlägt sich Trainer-<br />

Neuling Frank Lampard beim traditionell<br />

ungeduldigen FC Chelsea?<br />

Was wird aus Ole Gunnar Solskjaer<br />

bei Manchester United? Und: Bekommt<br />

der FC Arsenal endlich seine<br />

Abwehr in den Griff? Nur an der<br />

Spitze sind die Verhältnisse klar.<br />

Manchester City und der FC Liverpool<br />

haben einen deutlichen Vorsprung<br />

auf die Konkurrenz und dürften<br />

wie schon in der abgelaufenen<br />

Spielzeit die<br />

Meisterschaft unter sich<br />

ausmachen.<br />

Der Klub von der Anfield<br />

Road hat wirklich alles<br />

unternommen, um Guardiolas<br />

Team in der vergangenen<br />

Saison in den<br />

Hintern zutreten, um bei<br />

Klopps Formulierung zu<br />

bleiben. Liverpool leistete<br />

sich in der Premier League nur eine<br />

einzige Niederlage, nämlich bei<br />

Manchester City, und kam am Ende<br />

der Kampagne auf eine Punkte-Bilanz,<br />

die in 116 der zurückliegenden<br />

119 Spielzeiten zur Meisterschaft gereichte<br />

hätte.Doch das Problem war<br />

eben, dass Manchester City noch einen<br />

Punkt besser war und zum zweiten<br />

Mal nacheinander den Titel eroberte.<br />

Die neue Saison geht Guardiolas<br />

Mannschaft ebenfalls als Favoritund<br />

Liverpool als Herausforderer an. Das<br />

hat auch mit den Transfers zu tun, die<br />

beide Klubs im Sommer getätigt haben.<br />

Beziehungsweise: nicht getätigt<br />

haben. City hat im zweiten Jahr nacheinander<br />

den vereinseigenen<br />

Transfer-Rekord gebrochen<br />

und für 70 Millionen<br />

Euro den defensiven<br />

Mittelfeldspieler Rodri von<br />

Atlético Madrid verpflichtet.<br />

Er soll den alternden<br />

DPA/TREZZINI<br />

Fernandinho beerben.<br />

Sorge bereitet höchstens<br />

Titeljäger: die Innenverteidigung, wo<br />

Jürgen Klopp nach dem Weggang von<br />

Klublegende Vincent Kompany<br />

ein Spieler von großer Statur<br />

fehlt, der darüber hinaus zuverlässig<br />

ist und über Führungsqualitäten verfügt.<br />

Ansonsten ist die Mannschaft<br />

auf jeder Position mindestens doppelt<br />

besetzt. Das würde auch gelten,<br />

wenn Leroy Sané zum FC Bayern<br />

wechselt oder länger ausfällt.<br />

Der FCLiverpool hat, anders als<br />

vor einem Jahr, indiesem Sommer<br />

auf große Transfers verzichtet. Es ka-<br />

men zwei Talente für die Abwehr und<br />

ein Ersatztorwart. Trainer Klopp<br />

glaubt, dass in seinem schon vorhandenen<br />

Kader noch viel Raum für<br />

Verbesserung ist. Im Angriff gilt beispielsweise<br />

U17-Weltmeister Rhian<br />

Brewster als große Hoffnung. Doch<br />

gleichwertigen Ersatz für Sadio<br />

Mané, Roberto Firmino und Mohamed<br />

Salah gibt es nicht. Das Schicksal<br />

von Klopps Mannschaft wird davon<br />

abhängen, dass das Offensiv-<br />

Trio die ganze Saison über in Form<br />

(und gesund) bleibt. Da hat Manchester<br />

City mehr Optionen.<br />

Kurios am Duell zwischen Liverpool<br />

und City ist, dass beide Klubs<br />

gerade den Titel besitzen, den der<br />

andere gerne hätte, auch wenn sie<br />

das öffentlich nie zugeben würden.<br />

Manchester City ist zum zweiten Mal<br />

nacheinander Meister geworden,<br />

träumt aber eigentlich vom Gewinn<br />

der Champions League. Liverpool<br />

hat zum sechsten MalinderVereinsgeschichte<br />

die europäische Fußball-<br />

Krone erobert, trachtet aber viel<br />

mehr nach dem ersten Liga-Titel seit<br />

30 Jahren. Dasverleiht dieser modernen<br />

Rivalität zusätzlich Schärfe.<br />

NACHRICHTEN<br />

Union soll laut Zingler feste<br />

Bundesliga-Größe werden<br />

FUSSBALL. Diedeutsche Eliteliga<br />

soll für Union Berlin mehr als nur ein<br />

„Ein-Jahres-Abenteuer“ sein. Das<br />

machte Vereinspräsident Dirk Zingler<br />

kurzvor dem Startindie neue<br />

Spielzeit deutlich.„Ich lasse gar nicht<br />

zu, im Verein eine Haltung zu entwickeln<br />

nach dem Motto: Jetzt sind wir<br />

mal oben, jetzt genießen wir das<br />

schön, und wenn wir wieder absteigen,<br />

ist das gar nicht so schlimm,<br />

dann haben wir uns wirtschaftlich<br />

saniert“, sagte der Chef des 1. FC<br />

Union im Saison-Sonderheft der<br />

<strong>Berliner</strong> Fußball-Woche.„Wirsind<br />

aufgestiegen und unser nächstes<br />

Vereinsziel, unser unternehmerisches<br />

strategisches Ziel ist es,sich in<br />

der Bundesliga zu etablieren.“<br />

Lukaku wechselt für<br />

76 Millionen Euro zu Inter<br />

FUSSBALL. DerWechsel des Belgiers<br />

Romelu Lukaku vonManchester<br />

United zu Inter Mailand ist perfekt.<br />

Der26-Jährige unterschrieb am<br />

Donnerstag einen Fünfjahresvertrag.<br />

DieAblösesumme soll 76 Millionen<br />

Euro betragen.<br />

Volleys verpflichten<br />

Kowalski als Libero<br />

VOLLEYBALL. Derdeutsche Meister<br />

Berlin Volleys hat sich den Polen<br />

Adam Kowalski verpflichtet. Der24<br />

Jahrealte Liberospielte zuletzt in seinem<br />

Heimatland beim Erstliga-Elften<br />

Chemik Bydgoszcz. Er unterzeichnete<br />

bei seinem künftigen Arbeitgeber<br />

in Berlin einen Einjahresvertrag.<br />

Beiden BR Volleys wirdsich<br />

der 1,80 Meter große Kowalski auf<br />

seiner Position dem Konkurrenzkampf<br />

mit dem deutschen Nationalspieler<br />

Julian Zenger,21, ebenfalls<br />

ein Neuzugang (zuletzt UV Frankfurt),<br />

stellen müssen.<br />

ZAHLEN<br />

Fußball<br />

DFB-Pokal,<br />

1. Hauptrunde<br />

KFC Uerdingen -Borussia Dortmund Fr., 20.45<br />

SV Sandhausen -Borussia M’gladbach Fr., 20.45<br />

FC Ingolstadt -1.FCNürnberg Fr., 20.45<br />

1. FC Kaiserslautern-FSV Mainz 05 Sa., 15.30<br />

Alemannia Aachen -Bayer Leverkusen Sa., 15.30<br />

TuSDassendorf -Dynamo Dresden Sa., 15.30<br />

FC Villingen -Fortuna Düsseldorf Sa., 15.30<br />

SV Drochtersen/Assel -Schalke04 Sa., 15.30<br />

SC Verl -FCAugsburg Sa., 15.30<br />

Viktoria Berlin -Arminia Bielefeld Sa., 15.30<br />

Wacker Nordhausen -ErzgebirgeAue Sa., 15.30<br />

1. FC Magdeburg -SCFreiburg Sa., 15.30<br />

KSV Baunatal -VfL Bochum Sa., 18.30<br />

SSV Ulm 1846 1. FC Heidenheim Sa., 18.30<br />

Würzburger Kickers -TSG Hoffenheim Sa., 18.30<br />

Atlas Delmenhorst -Werder Bremen Sa., 20.45<br />

FSV Salmrohr -Holstein Kiel So., 15.30<br />

Germania Halberstadt -Union Berlin So., 15.30<br />

SV Rödinghausen -SCPaderborn So., 15.30<br />

Waldhof Mannheim -Eintr.Frankfurt So., 15.30<br />

FC Oberneuland -Darmstadt 98 So., 15.30<br />

1. FC Saarbrücken -Jahn Regensburg So., 15.30<br />

VfB Lübeck -FCSt. Pauli So., 15.30<br />

VfB Eichstätt -Hertha BSC So., 15.30<br />

VfL Osnabrück -RBLeipzig So., 15.30<br />

Chemnitzer FC -Hamburger SV So., 18.30<br />

MSV Duisburg -SpVgg Fürth So., 18.30<br />

SV Wehen Wiesbaden -1.FCKöln So., 18.30<br />

Hallescher FC -VfL Wolfsburg Mo., 18.30<br />

Karlsruher SC -Hannover96 Mo., 18.30<br />

Hansa Rostock -VfB Stuttgart Mo., 20.45<br />

Energie Cottbus -BayernMünchen Mo., 20.45<br />

Tennis<br />

WTA-Turnier in Toronto<br />

Achtelfinale: Karolina Pliskova(Tschechien/Nr.<br />

3) -Anett Kontaveitt (Estland/Nr.16) 6:3, 7:5, Sofia<br />

Kenin (USA) -Dajana Jastremska (Ukraine)<br />

6:2, 6:2<br />

ATP-Turnier in Montreal<br />

Achtelfinale: Dominic Thiem (Österreich/Nr.2)-<br />

Marin Cilic (Kroatien/Nr.14) 7:6 (9:7), 6:4, Daniil<br />

Medwedew(Russland/Nr.8)-Cristian Garin<br />

(Chile) 6:3, 6:3


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 – S eite 18 *<br />

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Sport<br />

Operation wacklige Knie<br />

Bayerns Wunschspieler Leroy Sané hat offenbar einen Kreuzbandanriss erlitten –was die Münchner beim geplanten Kaderumbau in arge Bedrängnis bringt<br />

VonMaik Rosner,Rottach-Egern<br />

Streng geheim ging es zuletzt<br />

im scheinbar unendlichen<br />

Ablösepoker um Leroy Sané,<br />

23, zu. Erst recht seit seiner<br />

Verletzung am rechten Knie,die sich<br />

der Flügelspieler am Sonntag im<br />

Community Shield, dem englischen<br />

Supercup, gegen den FC Liverpool<br />

zugezogen hatte. Wie Sanés Verein<br />

Manchester City am frühen Donnerstagabend<br />

nun aber bestätigte,<br />

handelt es sich dabei um eine Beschädigung<br />

des vorderen Kreuzbandes,laut<br />

Bild und kicker ist dieses angerissen.<br />

Wie der Klub weiter mitteilte,<br />

werde Sané in der kommenden<br />

Woche operiert. Er dürfte<br />

monatelang ausfallen, voraussichtlich<br />

bis mindestens zurWinterpause.<br />

Offen blieb zunächst, wie der FC<br />

Bayern auf die Schocknachricht reagiertund<br />

ob nun vorerst Abstand genommen<br />

wird von der angestrebten<br />

Verpflichtung. Dass der Transfer zumindest<br />

in diesem Sommer platzt,<br />

wird nun wahrscheinlicher. Bayerns<br />

Sportdirektor Hasan Salihamidzic<br />

beließ es bei einer Mitleidsbekundung<br />

und Besserungswünschen.<br />

Die Diagnose wurde nur wenige<br />

Minuten nach dem Ablauf der Transferfrist<br />

in England offiziell. Verkäufe,<br />

wie von Sané, sind in der Premier<br />

League weiterhin möglich, allerdings<br />

mit dem Nachteil, keinen Ersatz<br />

mehr verpflichten zu können.<br />

Der von City just aus Turin geholte<br />

João Cancelo ist das kaum, weil er im<br />

Gegensatz zu Sané rechts spielt und<br />

zudem schwerpunktmäßig in der<br />

Defensive. In Deutschland darfnoch<br />

bis zum 2. September auf dem Sommerbasar<br />

geshoppt werden.<br />

Doch für die Münchner mit ihren<br />

bisher 17 Feldspielern sind auch<br />

diese noch gut drei Wochen knapp<br />

bemessen, zumal sie sich „noch einige<br />

Transfers“ vorgenommen haben,<br />

wie Vorstandschef Karl-Heinz<br />

Rummenigge unlängst ankündigte.<br />

Es ist ein Schlussverkauf mit hohem<br />

Handlungsdruck, durch den Rabatte<br />

oder gar Schnäppchen kaum zu erwarten<br />

sind, eher im Gegenteil. Nun<br />

steht offenbar auch noch der angestrebte<br />

Königstransfer von Sané vor<br />

dem Aus, den die Bayern zunächst<br />

vollziehen wollten, ehe sie sich näher<br />

mit den weiteren angestrebten<br />

Zukäufen beschäftigen. Allein<br />

Fällt erst mal auf unbestimmte Zeit aus: LeroySané.<br />

schon, weil erst einmal feststehen<br />

sollte, wie viele Millionen das Gesamtvolumen<br />

für den deutschen Nationalspieler<br />

verschlingt und wie<br />

viele danach noch guten Gewissens<br />

ausgegeben werden können. Nun<br />

spitzt sich der anhaltende Transferstau<br />

bei den Münchnernweiter zu.<br />

Der ohnehin an Wendungen reiche<br />

Krimi erlebt jedenfalls gerade<br />

eine weitere spektakuläre Volte, an<br />

deren Ende statt der geheimen<br />

Übergabe der Geldkoffer im Dunkel<br />

der Nacht auf einer Brücke über<br />

Manchesters Fluss Irwell nun eine<br />

Pointe zu stehen scheint, die den FC<br />

Bayern in ernsthafte Bedrängnis<br />

Interessiert: Der FC Bayern<br />

ist offensichtlich an einer<br />

Verpflichtung vonHakim<br />

Ziyech, 26, interessiert. Ajax<br />

Amsterdam will den Marokkaner<br />

aber wohl erst nach erfolgreicher<br />

Qualifikation für<br />

die Königsklasse gehen lassen.<br />

Der Flügelstürmer soll<br />

35 Millionen Euro kosten.<br />

ZIYECH IM VISIER<br />

Eliminiert: Im Gespräch ist<br />

auch StevenBergwijn. Der<br />

Niederländer wäre sofortzu<br />

haben, weil er mit Eindhoven<br />

in der Qualifikation zur<br />

Champions League schon<br />

ausgeschieden ist. Der<br />

Linksaußen hat in der vergangenen<br />

Saison 14 Tore geschossen.<br />

Terminiert: Problem bei all<br />

diesen Spielern: Sie sind<br />

nicht da, obwohl die Zeit<br />

drängt. Am Montag tritt der<br />

FC Bayern im DFB-Pokal<br />

bei Energie Cottbus an<br />

(20.45 Uhr), nur vierTage später<br />

empfängt er Hertha BSC<br />

zumAuftaktspielder Bundesliga(Freitag,20.30<br />

Uhr).<br />

WITTERS/BARRATT<br />

bringt beim Kaderumbau. Denn dieser<br />

hing zuletzt an den teuren Bändern<br />

Sanés und damit wohl am<br />

sprichwörtlichen seidenen Faden.<br />

Diese Redewendung geht passenderweise<br />

zum Nervenspiel um Sané<br />

auf das gefährlich baumelnde<br />

Schwert zurück, das der griechische<br />

Tyrann Dionys über seinem Sitz an<br />

der Tafel anbringen ließ, ehe er seinem<br />

Höfling Damokles seinen Platz<br />

anbot. Der Untertan beneidete den<br />

Herrscher um dessen Macht, und<br />

dieser wollte der Erzählung nach Damokles<br />

die Lehreerteilen, welche Risiken<br />

mit seiner Position verbunden<br />

sind. Umgelegt auf den FC Bayern<br />

und Sportdirektor Hasan Salihamidzic<br />

heißt das: Eingleichwertiger und<br />

sofort einsatzfähiger Ersatz für Sané<br />

dürfte kaum aufzutreiben sein. Damokles<br />

verließ das Mahl übrigens erschrocken,<br />

als er das Schwert über<br />

sich erblickte.<br />

Wenn sich der Nebel in diesem<br />

Transferthriller weiter gelichtet hat,<br />

dürfte unabhängig vomAusgang der<br />

Eindruck bleiben, in welch missliche<br />

Lage sich die Münchner durch den<br />

offensichtlich nicht besonders gut<br />

vorbereiteten Kaderumbau gebracht<br />

haben. Von diesem sprachen sie<br />

schon vor Jahren für die Zeit nach<br />

dem Flügelduo Franck Ribéry und<br />

Arjen Robben. Nach vollmundigen<br />

Ankündigungen und dem öffentlichen<br />

Werben um Nachfolger folgte<br />

zuletzt die Kehrtwende zum großen<br />

Schweigen, um nicht auch noch<br />

Sanés angestrebten Transfer zu gefährden.<br />

Im Gegensatz zu anderen<br />

Profis seiner Preisklasse jenseits der<br />

100 Millionen Euro, jedenfalls vor<br />

seiner Verletzung, ist Sané bei seinem<br />

Arbeitgeber aber kein Superstar,nicht<br />

einmal Stammspieler.<br />

Auch Boateng verletzt sich<br />

Bei diesem Transfervorhaben kam<br />

nun noch Pech hinzu neben jenem<br />

Risiko, das Gehaltsgefüge der Bayern<br />

aus dem Gleichgewicht zu bringen,<br />

mögliche Folgeforderungen von<br />

Spielernwie RobertLewandowski für<br />

die angedachte Vertragsverlängerung<br />

inklusive. Ganz abgesehen davon,<br />

dass Sané nach dem 80 Millionen<br />

Euro teuren Verteidiger Lucas<br />

Hernández, 23, der zweite Rekordeinkauf<br />

nacheinander wäre, der mit einer<br />

Knieverletzung samt langer Absenz<br />

zu den Münchnernüberläuft.<br />

Hernández ist nach seiner OP im<br />

MärzimTrainingslager am Tegernsee<br />

gerade erst in die Teameinheiten eingestiegen,<br />

aus denen sich Innenverteidiger<br />

Jérôme Boateng am Donnerstag<br />

wegen Schmerzen im<br />

Sprunggelenk vorerst verabschiedete,<br />

nachdem er umgeknickt war. Bei<br />

Hernández ist derweil unklar, wann<br />

er spielfit sein wird.Wenn man so will,<br />

läuft die inzwischen geheime Kommandosache<br />

Kaderumbau der Bayern<br />

unter dem Codenamen Operation<br />

wackelige Knie. Diese dürften<br />

wohl zunehmend auch die Münchner<br />

Klubführung befallen –weitere<br />

Pointen nicht ausgeschlossen.<br />

Ihre besten Tage<br />

Vor20Jahren startete Hertha BSC in das Abenteuer Champions League –was aus den Cracks von damals geworden ist<br />

VonMichael Jahn<br />

Michael Hartmann ist verdutzt,<br />

als man ihn auf das anstehende<br />

Jubiläum hinweist. „Was, das<br />

soll schon zwanzig Jahre her sein?<br />

Unglaublich, wie die Zeit vergeht“,<br />

sagt der 45-Jährige, der derzeit die<br />

U19 von Hertha BSC trainiert.<br />

Schließlich erinnert ersich an seine<br />

besten Tage als Flügelstürmer bei<br />

den Blau-Weißen: „Das war schon<br />

eine Riesending, als wir vor zwanzig<br />

Jahren in die Champions League eingezogen<br />

sind. Es war die erfolgreichste<br />

Zeit von Hertha und für alle<br />

ein großes Erlebnis.“<br />

Am 11. August 1999 kamen 42 500<br />

Zuschauer ins Olympiastadion, um<br />

Hertha im ersten Qualifikationsspiel<br />

für die Gruppenphase der europäischen<br />

Königsklasse gegen Anorthosis<br />

Famagusta aus Zypern zusehen.<br />

Der sensationelle dritte Platz in der<br />

Bundesligasaison 1998/99 hatte die<br />

Mannschaft nach Europa gebracht.<br />

Hertha siegte unter Trainer Jürgen<br />

Röber mit 2:0 gegen Famagusta und<br />

Fans von Hertha BSC im Jahr 1999 IMAGO IMAGES/CAMERA 4<br />

im Rückspiel auf Zypern reichte ein<br />

0:0, um endlich im Kreis der ganz<br />

Großen anzukommen. Danach folgten<br />

in Gruppenphase eins die namhaften<br />

Gegner Galatasaray Istanbul,<br />

AC Mailand und Chelsea London.<br />

Michael Hartmann gehört aus der<br />

Mannschaft, die beim 2:0 gegen Famagusta<br />

bei der Premiere auf dem<br />

Rasen stand, zu denjenigen ehemaligen<br />

Profis, die noch heute sehr aktiv<br />

im Fußballgeschäft tätig sind. Aber<br />

was machen die anderen Cracks von<br />

einst?<br />

Gabor Kiraly, die Torwart-Legende,hat<br />

erst in diesem Sommer im<br />

Alter von 43Jahren seine großartige<br />

Karrierebeendet –nach 107 Länderspielen<br />

für Ungarn. Er betreibt sein<br />

eigenes ,großes Sportzentrum in seiner<br />

Heimatstadt Szombathely.<br />

Hendrik Herzog, 50, ist der Hertha<br />

treugeblieben und arbeitet seit vielen<br />

Jahren als Zeugwart der Profimannschaft.<br />

Kjetil Rekdal, 50, der<br />

norwegische Nationalspieler (83<br />

Einsätze), lebt in Hamar und arbeitet<br />

nach zahlreichen Trainerjobs als TVtreibt<br />

eine Fußballschule in Bochum.<br />

PalDardai, 43, erholt sich von<br />

seinem Job als Cheftrainer von Hertha,<br />

den er vonFebruar 2015 bis Mai<br />

2019 innehatte, am Balaton. René<br />

Tretschok, 50, leitet eine Fußballschule<br />

in Wolfen. Michael Preetz, 51,<br />

ist seit 2009 Manager und Geschäftsführer<br />

von Hertha BSC. Ali Daei, 49,<br />

ist mit 149 Länderspielen und 109<br />

Toren der Rekordspieler im Fußball<br />

Kommentator.Andreas Schmidt, 45,<br />

ist stellvertretender Aufsichtsratschef<br />

der Hertha und Finanzberater<br />

in Berlin. Eyjölfur Sverrison, 51, war<br />

bis Ende 2018 U21-Nationaltrainer<br />

in seiner Heimat Island und züchtet<br />

Pferde auf der Vulkaninsel. Andreas<br />

Thom, 53, arbeitet als Individualcoach<br />

bei Hertha. Kostas Konstantinidis,<br />

46, ist Scout in seiner Heimat<br />

Griechenland. Dariusz Wosz, 50, bedes<br />

Iran. Lange arbeitete der populäreMann<br />

als Trainer,imMoment ist<br />

er aber ohne Verein. UndIlija Aracic,<br />

48, war bis vorwenigen Monaten Co-<br />

Trainer beim VfB Stuttgart, im Augenblick<br />

ist auch er ohne Job.<br />

Böses Foul vonHagi<br />

Für Michael Hartmann, der Herthas<br />

U19 auch schon zur Deutschen<br />

Meisterschaft führen konnte,endete<br />

das Abenteuer Champions League<br />

erst mal schmerzhaft im ersten<br />

Gruppenspiel bei Galatasaray Istanbul.<br />

Beim umkämpften 2:2 zog er<br />

sich einen Mittelfußbruch zu. „Georghe<br />

Hagi hatte mich böse erwischt“,<br />

erinnert sich Hartmann an<br />

die hektische Schlussphase, „Kostas<br />

Konstantinidis bekam die Rote Karte<br />

und danach wurde es unfair.“<br />

Erst später, inder zweiten Gruppenphase<br />

gegen den FC Porto, den<br />

FC Barcelona und Sparta Prag, kam<br />

Hartmann nach über acht Wochen<br />

Pause wieder zum Einsatz. „Gegen<br />

diese Gegner hatte uns ein wenig das<br />

Spielglück verlassen“, sagt Hartmann<br />

nun. „Wir waren wirklich ein<br />

sehr gutes Team.“<br />

Noch schneller als Hartmann erwischte<br />

es Kjetil Rekdal, damals einer<br />

der „Köpfe“ des Teams. Beim 2:0<br />

gegen Famagusta im Spiel eins zoger<br />

sich einenWadenbeinbruch zu,„den<br />

dritten innerhalb von zwei Jahren“,<br />

sagt Rekdal nun am Telefon. „Ich<br />

dachte schon ans Aufhören.“ Doch<br />

zwei Monate später, beim legendären<br />

1:0-Sieg gegen den AC Mailand,<br />

war Rekdal wieder der umsichtige<br />

Abwehrchef. Er sagt: „In der ersten<br />

Gruppenphase waren wir sehr stark,<br />

in der zweiten Phase haben wir enttäuscht,<br />

da ging uns die Luft aus.“<br />

Rekdal war damals schon ein gestandener<br />

Nationalspieler,„aber mit seinem<br />

Verein in der Champions<br />

League zu spielen, war etwas ganz<br />

Großes!“<br />

Nach 14 Auftritten (inklusive<br />

Qualifikation) war für Hertha im<br />

März2000 Schluss in der Champions<br />

League.Rund 40 Millionen Mark waren<br />

der Lohn und viel Anerkennung<br />

in Fußball-Europa.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 – S eite 19 *<br />

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Feuilleton<br />

Zeitlose Musik:<br />

Die kanadische<br />

Punkband D.O.A.<br />

Seite 21<br />

„Es gibt niemals nur eine Wahrheit.“<br />

Matthias Schnitzler über den slowenischen Erzähler Drago Jancar Seite 20<br />

Mäzene<br />

Das Prinzip<br />

Spende<br />

Harry Nutt<br />

liest ein Interviewmit der<br />

Künstlerin Hito Steyerl.<br />

Für die amerikanische Fotografin<br />

Nan Goldin handelt es sich bei<br />

den Spenden der Familie Sackler an<br />

diverse Kunstmuseen in aller Welt<br />

um vergiftete Geschenke. Goldins<br />

Aufforderung, die Zuwendungen der<br />

Familie abzulehnen, hat hohe Wellen<br />

geschlagen. Angehörige der<br />

Sackler-Familie sind die Besitzer des<br />

umstrittenen US-Medikamentenherstellers<br />

Purdue Pharma, dem vorgeworfen<br />

wird, die Gefahren des von<br />

ihm vertriebenen Schmerzmittels<br />

Oxycontin„bewusst verharmlost“ zu<br />

haben. NanGoldin, die selbst Erfahrungen<br />

mit Oxycontin gemacht hat,<br />

war mit ihrem Protest erfolgreich. Inzwischen<br />

haben führende Museen in<br />

London, NewYork und Paris die Zusammenarbeit<br />

mit dem Unternehmen<br />

aufgekündigt.<br />

Nach Ansicht der Künstlerin Hito<br />

Steyerl, die an der <strong>Berliner</strong> UdKeine<br />

Professur für Medienkunst innehat,<br />

reicht das aber nicht aus. ImInterview<br />

mit der Deutschen Presseagentur<br />

stellt sie den nach ihren Worten<br />

weitgehend unkritisch hingenommenen,<br />

wachsenden Einfluss von<br />

Mäzenen insgesamt infrage. Einzelne<br />

Mäzene seien dabei nicht das<br />

Thema. „Es geht mir darum, darauf<br />

hinzuweisen, dass die Verflechtungen<br />

privater Förderer im Kunstbetrieb<br />

auf Dauer gesehen zu völlig unvorhersehbaren<br />

Komplikationen<br />

führen und auch eine öffentliche<br />

Diskussionssphäre aushöhlen, privatisieren<br />

und unterminieren können.“<br />

DieAusteritätspolitik nach der<br />

Finanzkrise etwa habe in Großbritannien<br />

zu erheblichen Streichungen<br />

von Subventionen im Kulturbetrieb<br />

geführt. Hito Steyerl möchte<br />

deshalb zu einer kritischen Prüfung<br />

des Einflusses privater Sammler und<br />

Stiftungen auf den öffentlichen<br />

Kunst- und Kulturbetrieb anregen.<br />

Wobei andererseits gerade am<br />

Mittwoch Max Hollein, langjähriger<br />

Direktor der Frankfurter Schirn und<br />

seit einem Jahr Leiter des Metropolitan<br />

Museum of Art, im Interview mit<br />

der Süddeutschen <strong>Zeitung</strong> betont<br />

hat, dass das Arbeiten auf der<br />

Grundlage privater Finanzierung<br />

nach seiner Einschätzung und Erfahrung<br />

weniger krisenanfälliger sei<br />

als das in Abhängigkeit von staatlichen<br />

Stellen. So sei die Museumsarbeit<br />

in den USA von der Trump-Regierung<br />

wesentlich weniger beeinflusst,<br />

als man sich das in einem<br />

Frankreich unter Marine Le Penvorstellen<br />

würde.<br />

Die Freiheit der Kunst wirft viele<br />

Fragen auf. Welche Abhängigkeiten<br />

welche Form der Finanzierung<br />

schafft, ist derzeit ganz sicher eine<br />

der wichtigeren.<br />

Die deutsch-japanische Künstlerin<br />

Hito Steyerl.<br />

STEPHANIE PILICK/DPA<br />

Mario PfeifersArbeit „Backways“ in der Ausstellung „Seeds for Future Memories“ in der <strong>Berliner</strong> Ifa-Galerie.<br />

Woraus Erinnerung gemacht wird<br />

Die Ifa-Galerie und die VillaRomana zeigen Kunst, die die Folgen der Flucht aus Afrika reflektiert<br />

VonNikolaus Bernau<br />

Schwarze Köpfe mit vernähten<br />

Lippen, aufgerissenen<br />

Mündern, vomSchleier eingefassten<br />

Augenschlitzen,<br />

traurige und lachende Gesichter mit<br />

Schmucknarben. Es sind Köpfe aus<br />

Stoffballen, auf Bambusstöcke gesteckt.<br />

Unter den Bäumen im Gartenhof<br />

des Freiraums in der Box inder Boxhagener<br />

Straße in Friedrichshain<br />

nimmt man den Schrecken dieser Installation<br />

von Aliou Diack zunächst<br />

gar nicht wahr. Essieht eher heiter<br />

aus.Und doch, nach Minuten des Sehens<br />

glaube ich zu erkennen: Diese<br />

wie abgeschlagen wirkenden und<br />

durch lange, weiße Fäden miteinander<br />

verbundenen Köpfe sind Stellvertreter<br />

jener Katastrophe, die auf den<br />

langen Wanderungspfaden zwischen<br />

Zentral-, Ost- und Westafrika und Europa<br />

Tagfür Tagstattfindet.<br />

DerBrexit, Donald Trump,rechtsund<br />

linkspopulistische Bewegungen<br />

wie die AfD oder die Fünf Sterne in<br />

Italien verdanken ihren Aufstieg wesentlich<br />

der Angst der Menschen in<br />

Europa und Nordamerika vor einer<br />

urmenschlichen Bewegungsart: der<br />

Wanderung. Tief verankerte rassististische<br />

Ängste vor„dem schwarzen<br />

Mann“ verbinden sich da mit dem<br />

Trauma der großen, als Zeit völliger<br />

Hilflosigkeit erinnerten Fluchtbewegungen<br />

der Nachkriegszeit in Europa.<br />

Auch um solche Angst-Wurzeln<br />

freizulegen, haben sich das in<br />

Stuttgart ansässige Institut für Auslandsbeziehungen<br />

Ifa, die Villa Romana<br />

in Florenz (seit mehr als hundert<br />

Jahren das Zentrum der deutschen<br />

Künstlerförderung in der alten<br />

Hauptstadt der Renaissance) und<br />

die Kunstorganisation Thread Residency<br />

in Sinthian im südöstlichen<br />

Senegal zusammengetan.<br />

Vorzwei Jahren begannen sie ein<br />

Projekt mit 13 Künstlern, die sich Gedanken<br />

über die kulturellen, ökonomischen<br />

und sozialen Folgen der<br />

großen Wanderung speziell entlang<br />

des Wegs aus Westafrika nach Europa<br />

machen sollten. Jetzt sind die<br />

ersten Ergebnisse dieser Suche in der<br />

<strong>Berliner</strong> Ifa-Galerie in der Linienstraße<br />

und im Freiraum in der Box-<br />

Galerie zu sehen. Man sollte, wenn<br />

Die Installation „Senegal Sicily“ von Alberto Amoretti und Giovanni Häninnen<br />

man hingeht, durchaus etwas Zeit<br />

mitbringen. Denn es sind Perspektiven,<br />

über die in der großen Debatte<br />

über „die Flüchtinge“ wenig debattiert<br />

wird. In der Boxhagener Straße<br />

hat Patrick Joel Tatcheda Yonkeu auf<br />

eine große blaue Scheibe Lautsprecher<br />

gerichtet, aus denen mit geradezu<br />

niederwalzender Kraft Klänge<br />

von afrikanischen Straßen erschallen.<br />

Der Vorgang des Widerhallens<br />

verweist auf die Untrennbarkeit von<br />

Vergangenheit und Gegenwart. Man<br />

kann das Schöne sehen, aber die<br />

Sklaverei steckt ebenso dahinter wie<br />

der Kapitalismus,der die Globalisierung<br />

antreibt. Aber gibt es gar keine<br />

Verantwortung der afrikanischen<br />

Eliten für die Katastrophe?<br />

Auch andere Arbeiten irritieren,<br />

etwa die von Mario Pfeifer und dem<br />

Rapper und Aktivisten Negga Dou<br />

Tamba: Eine mit scharfem Rap vorgetragene<br />

Huldigung des scheinbar<br />

einfachen Landlebens, der Arbeit<br />

mit dem Wasser und der Erde, kann<br />

man als Aufforderung zur Selbsthilfe<br />

lesen. Oder aber als romantischen,<br />

an der Realität der meisten Afrikaner<br />

meilenweit vorbeischreitenden<br />

Idealismus, der an die in Deutschland<br />

schon zur Kaiserzeit und weit<br />

über die Adenauer-Zeit hinaus aktiven<br />

reaktionären Großstadtfeinde<br />

mit ihrem Kult um Familie,Clan und<br />

Scholle erinnert.<br />

BERNAU<br />

Geradezu nüchtern historisch ist<br />

daneben die Installation von Judith<br />

Raum. Einige luftig gespannte Fischernetze<br />

im Saal an der Linienstraße,<br />

dahinter blaue Lichtstreifen<br />

und ein über Kopfhörer zu erlebender<br />

Text. Die Fischereikrise an der<br />

Westküste Afrikas hat ihre Ursache<br />

auch im Aufbau einer systematischen<br />

Großfischerei zu französischen<br />

Kolonialzeiten. Hier wird die<br />

Vieldeutigkeit des kolonialen Systems<br />

klar. Essollte der Versorgung<br />

der Menschen in Europa, aber auch<br />

in Afrika mit mehr Proteinen dienen<br />

–und zerstörte dafür die Natur.<br />

Die scheinbar so klare Trennung<br />

zwischen Gut und Böse, Ausbeutern<br />

und Ausgebeuteten, Tätern und Opfern,<br />

Kapitalismus und irgendwas<br />

anderem erhält hier jene Grautöne,<br />

aus denen die menschliche Geschichte<br />

tatsächlich besteht.<br />

Kaum netter ist Alberto Amorettis<br />

und Giovanni Häninnens Installation<br />

in der Boxhagener Straße, die<br />

mit Interviews und Fotos eine Brücke<br />

von Senegal nach Europa<br />

schlägt. Die beiden Künster haben<br />

Menschen aus Tamba in Senegal zu<br />

ihren Hoffnungen befragt, der Sehnsucht<br />

nach einem besseren, friedlicheren,<br />

sicheren Leben auch für die<br />

Kinder. Welche Flüchtenden in Mittel-<br />

und Osteuropa hätten 1945 nicht<br />

exakt die gleichen Wortegenutzt, als<br />

MARIO PFEIFER STUDIO<br />

sie sich auf den langen Treck Richtung<br />

Westen machten? Es geht um<br />

die Flucht selbst, aber auch um den<br />

Schock der Ankunft in Italien, die<br />

gnadenlose Ausbeutung, das trotzdem<br />

fast unglaubliche Verständnis<br />

der aus Afrika Geflohenen für die<br />

Ängste jener Italiener, die sich dem<br />

Wandel ihres Straßenbilds ausgesetzt<br />

sehen. Und die Enttäuschung<br />

vieler Flüchtender, dass Europa<br />

kein Interesse an den Menschen<br />

hat, die doch ihre Energie gezeigt<br />

haben, ihre Lebenslust, ihre Dynamik<br />

–all das, was der alt und steif<br />

gewordene Kontinent so dringend<br />

braucht.<br />

Und doch: Je mehr der Kunstwerke<br />

man betrachtet, desto größer<br />

wirddas Unbehagen. Dieses Projekt<br />

stellt sich ungewollt in den Zusammenhang<br />

einer gerade voneuropäischen<br />

Nationalisten und Rassisten<br />

vorangetriebenen allgemeinen Debatte,<br />

die Wanderungsbewegungen<br />

als ein spezifisch afrikanisches<br />

Problem behandelt. Dabei ist das<br />

Wandern keineswegs eine afrikanische<br />

Angelegenheit, wie der Blick in<br />

die jüngereGeschichte Europas,Indiens,Nord-<br />

und Südamerikas,Chinas<br />

etc.zeigt. Vielleicht gehörtWandern<br />

sogar zum Menschsein an<br />

sich.<br />

Deutlich wirddas nicht zuletzt in<br />

der direkten Umgebung der Ausstellungen,<br />

in Mitte, Prenzlauer<br />

Berg und Friedrichshain. Sie sind<br />

durch Wanderungsbewegungen der<br />

allerjüngsten Zeit massiv neu geprägt<br />

worden. Nur deswegen, weil<br />

die Wandernden meistens weißer<br />

Hautfarbe waren und oft deutsche<br />

oder englische Dialekte sprachen,<br />

nahmen wir diese Veränderung<br />

nicht als Wanderungsfolge war.<br />

Mich würde schon interessieren,<br />

was aus Afrika stammende Künstler<br />

über diese Italiener und Araber und<br />

Schwäbischen Bäckereien mitten im<br />

berlinischen Berlin denken.<br />

Seeds for Future Memories,bis 18.8., Ifa-Galerie<br />

und Freiraum in der Box<br />

Nikolaus Bernau<br />

erblickt den Kerndes Wanderungstriebs.<br />

NACHRICHTEN<br />

Ai Weiwei: Deutschland ist<br />

keine offene Gesellschaft<br />

Derchinesische Künstler AiWeiwei<br />

hält Deutschland nicht für eine offene<br />

Gesellschaft.„Es ist eine Gesellschaft,<br />

die offen sein möchte,aber vor<br />

allem sich selbst beschützt“, sagte Ai<br />

Weiwei der <strong>Zeitung</strong> DieWeltlautVorabmeldung<br />

vomDonnerstag. Die<br />

deutsche Kultur sei so stark, dass sie<br />

nicht wirklich andereIdeen und Argumente<br />

akzeptiere, betonte der im<br />

<strong>Berliner</strong> Exil lebende Künstler,der<br />

seinen Abschied aus Deutschland angekündigt<br />

hatte.AiWeiweikritisierte<br />

auch dieReaktionen desWestens auf<br />

den Umgang Chinas mit der Protestbewegung<br />

in Hongkong.„Deutschland<br />

pflegt stärkereBeziehungen zu<br />

China als jemals zuvor,die Zukunft<br />

der deutschen Industrie hängt völlig<br />

vonChina ab.“ (dpa)<br />

Anarcho des Kinos –<br />

Jean-Pierre Mockyist tot<br />

Derfranzösischen Schauspieler und<br />

Regisseur Jean-PierreMocky ist tot. Er<br />

starb Donnerstagnachmittag im Alter<br />

von90Jahren in Paris. Mocky begann<br />

seine Filmkarrierevor der Kamera,<br />

viel bekannter ist er aber als Regisseur<br />

vonsatirischen Komödien geworden.<br />

Er drehte mehr als 60 Spiel- und 40<br />

Fernsehfilme.Zuseinen bekanntestenWerken<br />

zählen etwa„Angst in der<br />

Stadt“ (1964) oder„Agent Trouble –<br />

Mord ausVersehen“ (1987) mit Catherine<br />

Deneuve. Mocky,der am 6.<br />

Juli 1933 in Nizza als Sohn polnischer<br />

Einwanderer geboren wurde,„war<br />

vielleicht der erfinderischste,der produktivste,der<br />

anarchistischste der<br />

französischen Regisseure“, würdigt<br />

ihn die <strong>Zeitung</strong> Le Monde. (dpa)<br />

„Game of Thrones“-Macher<br />

wechseln zu Netflix<br />

DieMacher der Erfolgsserie „Game<br />

of Thrones“ David Benioff und Dan<br />

Weiss wechseln nach mehr als zehn<br />

Jahren vomSender HBO zur Streaming-PlattformNetflix.<br />

Benioff und<br />

Weiss hätten einen Vertragunterzeichnet,<br />

in dem sie sich auf mehrere<br />

Jahrezum Schreiben vonDrehbüchernsowie<br />

der Produktion und Regie<br />

vonSerien und Filmen auf Netflix<br />

verpflichten, teilte der Streaming-<br />

Dienst am Mittwoch mit. Medien in<br />

Hollywood berichten voneinem<br />

„Vertrag in neunstelliger Höhe“. Benioff<br />

und Weiss arbeiten derzeit für<br />

die Disney-Tochter Lucasfilm an einer<br />

neuen „Star-Wars“-Trilogie.Mit<br />

der Fantasy-Serie„Game of Thrones“<br />

hatte das Duozahlreiche Rekorde<br />

gebrochen. An der Qualität des Finales<br />

der Saga scheiden sich allerdings<br />

die Geister.Die letzte Staffel erhielt<br />

zwar 32 Emmy-Nominierungen –<br />

doch 1,7 Millionen Fans der Seriebeteiligten<br />

sich an einer Petition, die<br />

eine Neuverfilmung durch „kompetente<br />

Autoren“ forderten. (AFP)<br />

Jon Schnee (Kit Harington) und Daenerys<br />

Targaryen (Emilia Clarke)in„GoT“ SKY


20 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019<br />

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Feuilleton<br />

Jubelnde Menschen bei der Ankunft des NazifunktionärsSigfried Uiberreither im slowenischen Maribor<br />

ULLSTEIN/HEINRICH HOFFMANN<br />

In den Zeiten des Überlebens<br />

Sloweniens größter lebender Erzähler,Drago Jancar,schreibt in seinem Roman „Wenn die Liebe ruht“ gegen das Verschweigen der Geschichte an<br />

VonMathias Schnitzler<br />

Die Zeit spielt verrückt.<br />

Sie springt zurück und<br />

vor, mal in großen, mal<br />

in kleinen Schritten,<br />

und manchmal bleibt sie stehen,<br />

um bald neuen Schwindel zu entfachen.<br />

Der allwissende Erzähler,<br />

möglicherweise ein erschöpfter<br />

Gott, hält die Fäden nicht in der<br />

Hand. Die Menschen fliehen oder<br />

verstecken sich, sie konspirieren,<br />

ziehen in den Kampf, werden zu<br />

Opfern und Tätern. Oder zu beidem.<br />

Andere versuchen, sich an Erinnerungen<br />

zu halten, doch „mitten<br />

in diesem Tod, der allgegenwärtig<br />

war, konnte man nicht so in die<br />

schöne Zeit entrückt sein“.<br />

DieZeit ist aus den Fugen, überall<br />

in Europa, doch besonders in Maribor,<br />

woHitler am 26. April 1941 seinen<br />

Schergen befiehlt: „Machen Sie<br />

mir dieses Land wieder deutsch!“<br />

Wieder deutsch? Slowenien gehörte<br />

seit dem 15. Jahrhundert zum Vielvölkerreich<br />

der Habsburger und<br />

nach dem Ersten Weltkrieg zum Königreich<br />

Jugoslawien, das 1941 von<br />

Nazideutschland überfallen, unter<br />

grausamen Verbrechen besetzt und<br />

aufgeteilt wird.<br />

Regelrecht zerstückelt wird Slowenien<br />

von den Deutschen, Italienern<br />

und Ungarn. Ebenso zerrissen<br />

DAS BUCH<br />

DragoJancar:Wenn die Liebe ruht<br />

Ausdem Slowenischen vonDaniela Kocmut.<br />

Zsolnay, Wien 2019.<br />

397 S.,25Euro<br />

wie das Land ist die Bevölkerung,<br />

wiederum extrem im nah an Österreich<br />

gelegenen Maribor. Seit dem<br />

Zusammenschluss Sloweniens mit<br />

Serbien und Kroatien wurde die<br />

deutsch-österreichische Mehrheitsbevölkerung<br />

im ehemaligen Marburg<br />

an der Drau stetig kleiner.<br />

1941, zu Beginn von Drago Jancars<br />

neuem Roman „Wenn die Liebe<br />

ruht“, sind die Deutschsprachigen<br />

in der Minderheit.<br />

So kämpfen nicht nur Partisanen<br />

gegen Besatzer, sondern auch<br />

deutschsprachige gegen slawische<br />

Slowenen, um alte Rechnungen zu<br />

begleichen. Nicht nur Faschisten,<br />

Kommunisten und Demokraten<br />

stehen sich gegenüber, auch Ärzte,<br />

Krankenschwestern, Bauern und<br />

Kinder werden in die lebensbedrohlichen<br />

Wirren hineingezogen. In<br />

dieser Welt am Abgrund lässt Jancar<br />

das Schicksal drei junge Menschen<br />

existenziell und moralisch auf die<br />

Probe stellen: die Medizinstudentin<br />

Sonja, den Vermessungsingenieur<br />

Valentin und den SS-Mann Ludwig.<br />

Es geht um die Liebe in den Zeiten<br />

des Überlebens.<br />

Als Sonja auf der Straße den<br />

Obersturmbannführer Ludwig<br />

trifft, ergreift sie die Chance, ihren<br />

Geliebten Valentin zu retten. DieSS<br />

hat ihn verhaftet und gefoltert, um<br />

die Namen von Partisanen zu erpressen.<br />

Der Sloweniendeutsche<br />

Ludwig, damals Ludek genannt,<br />

hatte Sonja einst als Kind aus dem<br />

Schnee gezogen, nun bittet sie ihn<br />

um Hilfe. Erregt von der Schönheit<br />

der jungen Frau und von seiner<br />

Macht verlangt Ludwig eine Nacht<br />

mit Sonja und lässt Valentin, unter<br />

Gefährdung seines eigenen Lebens,<br />

tatsächlich frei. Valentin jedoch<br />

hat vonSonjas Opfer erfahren<br />

und verlässt sie. Geschockt von ihremEinsatz,<br />

der ihm das Leben rettete,<br />

zieht er in die Berge zuden<br />

Partisanen.<br />

Die Geschichte Sloweniens im<br />

Zweiten Weltkrieg lässt Jancar, 1948<br />

in Maribor geboren und wohl der bedeutendste<br />

zeitgenössische Erzähler<br />

seines Landes, nicht los. In vielen<br />

seiner Romane und Essays bilden<br />

die Gräuel der Nazis und die Beteiligung<br />

der Kollaborateure, aber auch<br />

die Verbrechen der Partisanen an<br />

den eigenen Landsleuten den historischen<br />

Rahmen. Jancar selbst<br />

wurde 1974 wegen „feindlicher Propaganda<br />

und publizistischen Ungehorsams“<br />

für Monate vom jugoslawischen<br />

Tito-Regime inhaftiert;<br />

dreißig Jahrezuvor hatte sein vonder<br />

Gestapo festgesetzter Vater im selben<br />

Gefängnis gesessen.<br />

Das kleine Slowenien gilt heute<br />

vorallem wirtschaftlich als Musterland<br />

der EU. Das aber, was wir in<br />

Deutschland Vergangenheitsbewältigung<br />

nennen und das neuerdings<br />

doch nicht so vorbildlich<br />

scheint, wie wir einmal dachten,<br />

steht auf dem Balkan erst am Anfang.<br />

Jancar spricht in diesem Zusammenhang<br />

lieber von Erinnerungsarbeit.<br />

Das jahrzehntelange<br />

Schweigen in Slowenien, so sagte<br />

er einmal, beruhe auf Angst und<br />

schlechtem Gewissen.<br />

Man kann „Wenn die Liebe<br />

ruht“ auch als Fortsetzung von<br />

Jancars letztem Roman lesen. „Die<br />

Nacht, als ich sie sah“ wurde in<br />

Frankreich zum besten fremdsprachigen<br />

Buch des Jahres gewählt<br />

und auch in Deutschland zu<br />

Recht gefeiert. Aus fünf verschiedenen<br />

Blickwinkeln zeichnete Jancar<br />

das Bild einer schillernden<br />

Frau und ihres schrecklichen Endes<br />

wegen vermeintlicher Kollaboration<br />

mit den Deutschen. Es<br />

gibt, so die Lektion dieses Meisterwerks,<br />

niemals nur eine Wahrheit,<br />

weder in der Beurteilung eines<br />

Menschen noch der Geschichte.<br />

Zeitlich schließt der neue Roman<br />

an den Vorgänger an und beleuchtet<br />

vor allem die letzten Kriegsjahre sowie<br />

die Zeit der Befreiung, die für<br />

viele Slowenen ebenfalls traumatisch<br />

verläuft und von Gewalt geprägt<br />

ist. Statt der fünf Perspektiven<br />

auf eine Person verfolgt der Autor<br />

nun die persönlichen Verstrickungen<br />

seiner drei Protagonisten, zerrieben<br />

und zerstörtvom Krieg, vonmoralischem<br />

Verfall, echter und schuldloser<br />

Schuld. Sonja wird nach Ravensbrück<br />

deportiert und überlebt,<br />

weil die Nazis sie als Zwangsprostituierte<br />

für Soldaten in Ostpreußen<br />

missbrauchen. Ludwig kann aus einem<br />

Kriegsverbrecherlager fliehen,<br />

endet aber gemeuchelt in einem<br />

Straßengraben. Valentin macht Karrierebei<br />

den Partisanen, muss dabei<br />

jedoch Zivilisten erschießen.<br />

Es gibt in diesem Buch auch unterschiedlichste<br />

Nebenfiguren, deren<br />

Geschichten nur knapp, aber<br />

höchst konzentriert angerissen werden.<br />

Eine meisterliche Gabe des Autors.Kurzvor<br />

Ende des Romans führt<br />

Jancar, der auch Drehbücher geschrieben<br />

hat, seine drei Protagonisten<br />

dann noch einmal ganz nahe zusammen.<br />

Fatum und Furcht aber<br />

lassen sie sich knapp verpassen. Die<br />

Liebe ist nicht stärker als der Krieg.<br />

UND<br />

NIEMALS<br />

VERGESSEN<br />

EISERN<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 21<br />

· ·<br />

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Feuilleton<br />

Am<br />

Ende<br />

allein<br />

Eine Dokumentation über<br />

David Crosby auf Arte<br />

Anwälte<br />

ohne<br />

Schrecken<br />

Studie belegt journalistische<br />

Standhaftigkeit<br />

VonFrank Junghänel<br />

Ihren letzten gemeinsamen<br />

Auftritt absolvierten Crosby,<br />

Stills & Nash vor vier Jahren<br />

beim Weihnachtssingen vor<br />

dem Weißen Haus.Das Trio trat dort<br />

mit dem Lied „Stille Nacht“ auf, bei<br />

dem nichts schiefgehen kann, aber<br />

an der bestürzten Miene von Barack<br />

Obama war abzulesen, dass er sich<br />

bewusst war,was sich hier abspielte.<br />

Der einst himmlische gemeinsame<br />

Gesang, bei dem sich die Stimmen<br />

wie Seidentücher berührten, wurde<br />

vor aller Ohren inseine Fragmente<br />

zerlegt. Die Darbietung war nicht<br />

weniger, als die Hinrichtung einer<br />

für perfekt gehaltenen Harmonie,<br />

eine öffentliche Dreiteilung.<br />

„Wir haben uns eigentlich nicht<br />

gemocht“, sagt David Crosby inder<br />

bemerkenswerten Dokumentation<br />

„Remember My Name“, die Arte im<br />

Vorfeld des Woodstock-Jubiläums<br />

zeigt. Gemocht hätten sie die Songs,<br />

die jeder mitbrachte und die Crosby,<br />

Stills, Nash &Young den Ruf einer<br />

Supergruppe bescherten. Eine Band,<br />

deren Name auf die Prominenz ihrer<br />

Mitglieder setzte, von denen jedes<br />

über ein olympisches Egoverfügte.<br />

Bei David Crosby erwuchs aus<br />

diesem Ego unglücklicherweise ein<br />

überlebensgroßer Egoismus, wie er<br />

heute einschätzt. Er war es, der mit<br />

seiner Bosheit, seinem Beleidigtsein<br />

und seiner Unnahbarkeit, das fragile<br />

Gebilde immer wieder belastet und<br />

mit seinen fiesen Bemerkungen über<br />

NeilYoungs neue Frau DarylHannah<br />

wohl für immer zerstörthat. Graham<br />

Nash sagt dazu verbittert: „Er hat<br />

CSNY das Herz herausgerissen.“<br />

In A.J. Eatons Film, der in diesem<br />

Jahr auf dem Sundance-Festival vom<br />

Publikum gefeiert wurde, wird nicht<br />

eine dieser Rockstargeschichten erzählt,<br />

in denen alte Männer (ja, es<br />

sind meistens alte Männer) über alte<br />

Zeiten reden. Über David Crosbywill<br />

offenbar gar keiner reden, schon das<br />

ist bezeichnend. DieStatements von<br />

Neil Young und Graham Nash sind<br />

zwanzig Jahrealt, Stephen Stills fehlt<br />

völlig und auch Roger McGuinn, mit<br />

dem Crosby 1964 The Byrds gegründet<br />

hat, hält sich spürbar zurück.<br />

Ohne Joint ging gar nichts: David Crosby<br />

in seinen besten Tagen.<br />

ZDF<br />

Die Schönheit seines Gesangs<br />

(bis heute, was mit seinen knapp 78<br />

Jahren einWunder ist) bricht sich bei<br />

David Crosby mit der Hässlichkeit<br />

seines Charakters und so ist der Film<br />

nicht zuletzt auch auch ein Versuch,<br />

seine problematische Persönlichkeit<br />

biografisch zu ergründen und ihm<br />

seine nicht immer selbstverschuldet<br />

verlorene Würde zurückzugeben.<br />

Am Abend aller Tage bittet ein einsamer<br />

Mann um Verzeihung.<br />

Aber natürlich ist das hier keine<br />

reine Therapiesitzung. DerFilm fährt<br />

David Crosbys Karrierestationen ab,<br />

mit dem SUV durch L.A., er hält am<br />

Laurel Canyon, vorjenem Haus („Our<br />

House“) in dem David Crosby mit<br />

Joni Mitchell gelebt hat, er macht an<br />

der Kent State University halt, wo<br />

1970 vier Studenten vonNationalgardisten<br />

erschossen wurden („Ohio“).<br />

Underbegleitet den schwer kranken<br />

Crosby auf eine Tournee, von der er,<br />

wie seine Frau jedes Mal befürchtet,<br />

vielleicht nie mehr zurückkommt.<br />

David Crosby:Remember My Name 23.05 Uhr<br />

auf Arte und bis 7. 9. 2019 in derArte-Mediathek<br />

Stilsicher ärmellos: JoeyKeithley, der in BurnabyinBritish Columbia übrigens für die BurnabyGreen PartyimStadtrat sitzt.<br />

Die Schwarmintelligenz des Pogo<br />

Wiebefreiend zeitlose Musik sein kann! Die kanadische Punkband D.O.A. spielte im Wild at Heart<br />

VonJohannes von Weizsäcker<br />

Viele Alt-Punks, aber auch<br />

jüngere Menschen drängten<br />

sich am Mittwochabend<br />

im kleinen Kreuzberger<br />

Club Wild At Heart, als hier<br />

die kanadischen Hardcore-Punk-<br />

Pioniere D.O.A. auftraten. Wie diese<br />

1978 in Vancouver gegründete Band,<br />

die zum sogenannten Punk-Urgestein<br />

gehört, heute einfach vor etwa<br />

100 Leuten in einer Bar spielt, statt<br />

wie vor20Jahren die Straße hinab im<br />

SO36 vor 800, stimmte wehmütig,<br />

war aber auch herzerwärmend.<br />

„I guess I’m not cool enough for<br />

you“, sang denn auch die <strong>Berliner</strong><br />

Vorgruppe The Bad Shapes, fügte<br />

folgerichtig ein inbrünstiges „Fuck<br />

You“ hinzu und fasste so die Bedeutung<br />

des Abends gut zusammen –<br />

geografisch nah an Vielem, was unsere<br />

Stadt an schmerzhafter Über-<br />

Hipness beheimatet, fühlte man sich<br />

bei diesem Konzert Lichtjahre von<br />

den sozialen Manipulationsmechanismen<br />

der modischen Crowd entfernt.<br />

Es ist doch immer wieder bemerkenswert,<br />

wie befreiend zeitlose<br />

Musik wirken kann! Zumal, wenn sie<br />

zugleich hochenergisch ist. Und in<br />

den Händen so unbekümmert alternder<br />

Protagonisten wie D.O.A.-<br />

Chef Joey„Shithead“ Keithly und seinen<br />

beiden Musikkumpels gehört<br />

der Punkrock zum Zeitlosesten und<br />

Hochenergischsten, was die Popkultur<br />

zu bieten hat.<br />

D.O.A. zählen unter Fachleuten<br />

zu der von der ersten Punk-Welle<br />

Mitte der Siebzigerjahre inspirierten<br />

zweiten nordamerikanischen Punk-<br />

Generation, in der sie zusammen<br />

mit Bands wie Black Flag, BadBrains<br />

oder The Germsunter weiterer Minimalisierung,<br />

Brutalisierung und vor<br />

allem Verschnellerung des bisherigen<br />

Sounds das vorbereiteten, was<br />

als Hardcorebekannt wurde.<br />

Wieman sich am Mittwoch überzeugen<br />

konnte, verbinden sich im<br />

D.O.A.-Œuvre die Urwurzeln gerade<br />

auch des britischen Punk nahtlos<br />

mit den schnelleren Hardcore-<br />

Rhythmen. Wobei es letztere Stücke<br />

waren, die das Publikum in den vorderen<br />

Reihen besonders beglückten;<br />

unser Fotograf und auch Ihr Korrespondent<br />

–nicht mehr die Jüngsten!<br />

–zogen sich alsbald in die hintere<br />

Hälfte des Auditoriums zurück, um<br />

die Jungs und Mädchen vorneungestört<br />

dem frenetisch mobilen Ganzkörperkontaktritual<br />

zu überlassen,<br />

das zu derlei Veranstaltungen gehört<br />

und vondem immer wieder erstaunlich<br />

ist, wie wenig Kollateralschaden<br />

dabei entsteht. Nur einmal gerieten<br />

zwei junge Männer aneinander und<br />

es lag etwas Aggression in der Luft,<br />

ansonsten war der Pogo eher eine<br />

dynamische Schwarmintelligenz,<br />

die Maximierung individuellen Ausdrucks<br />

in der Menge,ohne dass dies<br />

einen Widerspruch darstellte.<br />

Wie jaeigentlich auch der Punkrock<br />

selbst. Obwohl man von Keithleys<br />

Texten, die diese Dialektik verkörpern<br />

und unermüdlich gegen<br />

Rassismus,für Umweltschutz, gegen<br />

Zensur eintreten, nichts verstehen<br />

konnte, ergriff einen die Kernbotschaft.<br />

Natürlich wurde dieses Einklangsgefühl<br />

von der Tatsache bestärkt,<br />

dass im Wild At Heart der<br />

halbe Liter Bier nur drei Euro kostet!<br />

Aber vorallem die Energie,die der<br />

stilsicher ärmellos behemdete Keithley<br />

an Gitarre und Gesang, der trotz<br />

Waldschratlooks fachgerecht prügelnde<br />

Schlagzeuger Paddy Duddy<br />

sowie der gern breitbeinig posierende<br />

Glatzen- und Informatikbrillenmann<br />

Mike Hodsall am Bass<br />

transportierten, brachte uns ins<br />

Nostalgie-Nirvana: Viele schöne Stücke<br />

mit schönen Titeln wurden heruntergerissen:<br />

„I’m right, you’re<br />

Wasbleibt, ist ihre Signatur<br />

wrong“ etwa, das Bandtitelstück<br />

„D.O.A.“ oder in der Zugabe „Disco<br />

sucks“ –letzteres synonym mit einer<br />

Punk-Kampagne gegen Discomusik<br />

Ende der Siebzigerjahre, die nicht<br />

unumstritten war, schließlich entstammte<br />

die Discomusik einer prädominant<br />

schwulen und schwarzen<br />

Szene, und die Ablehnung konnte<br />

leicht als Homophobie und Rassismus<br />

aufgefasst werden.<br />

Doch so wie D.O.A. das Stück im<br />

Wild At Heart darboten, mit antirockistischer,<br />

den Gitarren-Macho<br />

ironisierender Attitüde, wurden derlei<br />

Zweifel unaufgeregt fortgewischt.<br />

Im Vorlauf hatte es eh schon ein erstaunlich<br />

funkiges Coverdes Edwin-<br />

Starr-Klassikers „War“ gegeben. Als<br />

weiteres Cover-Element erfreute<br />

Hodsall bei der Vorstellung der<br />

Bandmitglieder durch das Anspielen<br />

des Basslaufs aus dem Stück „Rags<br />

and Bones“ der legendären, ebenfalls<br />

aus Vancouver stammenden<br />

Punk-Jazz-Metal-Rock-Band Nomeansno.Wer<br />

dies nicht kennt, lasse<br />

sich sagen: Lernen Sieeskennen!<br />

Unseren Kindern mochte man<br />

nach diesem herzerwärmenden<br />

Konzert am liebsten sagen: Macht<br />

nie Karriere, formt eine Punkband,<br />

bleibt arm, so werdet ihr glücklich.<br />

Der Berufsverband Freier Fotografen feiert sein 50-jähriges Jubiläum in Berlin mit einer Schau seiner stärksten Motive<br />

VonIngeborg Ruthe<br />

Esist das reinste Bildgewitter, das<br />

über einen hereinbricht in den<br />

Räumen vonXLane bei diesem Jubiläum.<br />

Der heute 144 Mitglieder zählende<br />

Berufsverband Freier Fotografen,<br />

gegründet vor 50 Jahren im<br />

Stuttgarter Fotoatelier von Walter E.<br />

Lautenbacher und weiteren acht Berufskollegen,<br />

organisierte einen großen<br />

Auftritt in Berlin.<br />

Hundert Fotografien, analog zumeist,<br />

sind versammelt. The Best of<br />

sozusagen. Da steht man vor Aufnahmen<br />

vonF.C.Gundlach, Andreas<br />

Feininger, Herlinde Koelbl, Thomas<br />

Hoepker, Oliviereo Toscani, Walter<br />

Schels. Somanches Motiv hängt sozusagen<br />

in memoriam, weil der Fotograf<br />

nicht mehr lebt. Undauch die<br />

betagte Spitzengruppe findet den Titel<br />

ihrer gesellig-triumphalen Gruppenschau<br />

so witzig wie tröstlich:<br />

„Your Signature –das bleibt“, heißt<br />

es in selbstbewusst-fröhlichem<br />

Denglisch. Und das in einer Zeit inflationärer,digitalisierter<br />

Fotoflut.<br />

Thomas Billhardt machte diese Aufahme<br />

mitten im Vietnam-Krieg<br />

TH. BILLHARDT<br />

In die BFF- „Hall of Fame“ fanden<br />

soeben der Hamburger Volker Hinz<br />

und der <strong>Berliner</strong> Thomas Billhardt<br />

Aufnahme. Hinz, 72 Jahr alt, einer<br />

der profiliertesten Fotoreporter und<br />

Porträtisten der Bundesrepublik, vor<br />

allem für das Magazin Stern, wurde<br />

von Kollegen und Freunden auch<br />

gern „Samthandschuh mit Falkenaugen“<br />

genannt. Prägnant sind seine<br />

Die Insignien des Reichtums, festgehalten<br />

von Volker Hinz.<br />

V. HINZ<br />

Aufnahmen zur Serie„AmericanWay<br />

of Life“. Alle Facetten des Celebrity-<br />

Kultes sowie dem Streben nach<br />

Schönheit und Reichtum bannte er<br />

auf seine Bilder. Insbesondere seine<br />

Jahre inNew York boten vielfältige<br />

Gelegenheit, Prominente und<br />

Selbstdarsteller festzuhalten.<br />

In die Tiefen und Untiefen des Lebens<br />

vonVölkern inden Fängen der<br />

VOTOS/ROLAND OWSNITZKI<br />

Machtpolitik tauchte der heute 82-<br />

jährige Billhardt ein. Er hatte das<br />

staatlich sanktionierte Privileg, in<br />

ferne Länder reisen zu können,<br />

wurde gefördert. Das dankte er mit<br />

unvergesslichen Bildern, die um die<br />

Welt gingen. Für die DDR-Bürger<br />

waren seine Fotos aus Vietnam,<br />

Chile,Kuba ein Blick in die Welt.<br />

Geradezu Ikonen der Conditio<br />

Humana wurden seine Aufnahmen<br />

über den Vietnamkrieg, die Schrecken,<br />

die Angst der Kinder. Das bewaffnete<br />

Paar auf der Abbildung<br />

wurde zur Metapher einer Liebe in<br />

Zeiten des Krieges. Esfand internationale<br />

Anerkennung und war auf<br />

vielen Friedensplakaten jener Jahre<br />

zu sehen. Später fotografierte Billhardt<br />

für die Unicef und er dokumentierte<br />

schließlich auch den Fall<br />

der <strong>Berliner</strong> Mauer.<br />

Jubiläumsschau des BFF in den Räumen von<br />

XLane by Natulis Group, ReichenbergerStr.154.<br />

Bis 18. August, Mo–Fr 16– 20, Sa und So 12–<br />

20 Uhr.Eintritt frei.Am17. August zahlreiche<br />

Extra-Veranstaltungen zum Tagder Fotografie.<br />

VonChristian Rath<br />

Der Titel der Studie klingt dramatisch:<br />

„Wenn Sie das<br />

schreiben, verklage ich Sie!“ Doch<br />

im Kern lieferte die Untersuchung<br />

über „präventive Anwaltsstrategien<br />

gegen Medien“ eher Entwarnung.<br />

Journalisten und Medien<br />

lassen sich durch anwaltliche<br />

Drohgebärden nicht von einer<br />

Veröffentlichung abhalten.<br />

Die Autoren der Studie, der Medienrechtsprofessor<br />

Tobias Gostomzyk<br />

und der freie Journalist<br />

Daniel Moßbrucker, stützen sich<br />

vor allem auf lange Experten-Interviews.<br />

Auf der einen Seite befragten<br />

sie 42 Journalisten aller<br />

Gattungen.<br />

Vor allem aber sprachen sie mit<br />

20 Presserechtsanwälten, darunter<br />

Christian Schertz, der wohl bekannteste<br />

Vertreter dieser Zunft.<br />

Finanziert wurde die Studie von<br />

der gewerkschaftsnahen Otto-<br />

Brenner-Stiftung sowie der Gesellschaft<br />

für Freiheitsrechte.<br />

Die Einflussnahme wächst<br />

Die Studie bestätigt, dass Rechtsanwälte<br />

immer häufiger bereits im Vorfeld<br />

von Medienberichten eingeschaltet<br />

werden. Wenn Artikel im Internet<br />

quasi ewig präsent bleiben<br />

und in sozialen Netzwerken unüberschaubar<br />

weiterverbreitet werden,<br />

kann es für die Betroffenen wichtig<br />

sein, die Veröffentlichung im Vorfeld<br />

zu verhindern oder wenigstens zu<br />

beeinflussen.<br />

Allerdings ist es in der Regel<br />

nicht möglich, mit einer Klage<br />

schon vor der Veröffentlichung<br />

das Verbot eines vermeintlich falschen<br />

oder ehrverletztenden Berichts<br />

durchzusetzen.<br />

Vorrund 15 Jahren begannen Anwälte<br />

daher, Informations- und<br />

Warnschreiben zu verschicken.<br />

Darin wird erläutert, was aus Sicht<br />

des Mandanten richtig und was<br />

falsch ist. Oft wird dabei auf angeblich<br />

falsche Berichte anderer Medien<br />

reagiert, die auf keinen Fall übernommen<br />

werden sollten.<br />

Manchmal sogar ein Ansporn<br />

Wiedie Studie nun ergab,lassen sich<br />

Journalisten und Medien durch<br />

solche Warnschreiben nicht einschüchtern.<br />

Manche Journalisten<br />

fühlen sich durch solche Schreiben<br />

geradezu angespornt. Andere<br />

nehmen sie als Anregung, überhaupt<br />

Recherchen zu beginnen.<br />

Auch unter den Anwälten verzichten<br />

viele auf dieses oft kontraproduktive<br />

Mittel.<br />

Die Studie von Tobias Gostomzyk<br />

und Daniel Moßbrucker fand<br />

auch keine Belege für die These,<br />

dass gerade freie Journalisten<br />

nicht mehr wagen, heikle Recherchen<br />

gegen finanzstarke Akteure<br />

anzupacken. Der Grund hierfür ist<br />

aber banal: freie Journalisten werden<br />

in der Regel so schlecht bezahlt,<br />

dass sie sich aufwendige investigative<br />

Recherchen eh nicht<br />

leisten können.<br />

TOP 10<br />

Mittwoch, 7. August<br />

1 Tagesschau ARD 4,28 16 %<br />

2 heute ZDF 3,79 18 %<br />

3 heute-journal ZDF 3,15 12 %<br />

4 SokoWismar ZDF 3,11 18 %<br />

5 RTL aktuell RTL 2,97 15 %<br />

6 GZSZ RTL 2,65 11 %<br />

7 Gefragt –gejagt ARD 2,63 16 %<br />

8 Wellness für Paare ARD 2,58 9%<br />

9 Rosenheim-Cops ZDF 2,57 22 %<br />

10 Bares für Rares ZDF 2,53 22 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (& 47 99 74 88)<br />

20.00: Passagier 23<br />

Galli Theater Berlin (& 27 59 69 71)<br />

20.00: Ehekracher<br />

Globe Berlin Prolog-Bühne (Open Air)<br />

(& 54 90 51 92) 19.30: Nach dem Kuss (Globe<br />

Ensemble Berlin)<br />

Grips Hansaplatz (& 39 74 74 77)<br />

19.30: Linie 1<br />

HAU1(&25 90 04 27)<br />

18.30: Tanz im August –RE-PerspectiveDeborah Hay:<br />

Animals on the Beach /mychoreographed body…<br />

revisited (2019)<br />

21.00: Tanz im August: The Fading of the Marvelous<br />

HAU3(&25 90 04 27)<br />

21.00: Tanz im August: Piece for Person and Ghetto<br />

Blaster (Nicola Gunn)<br />

KINDL –Zentrum für zeitgenössische Kunst<br />

(& 832 15 91 20) 10.00: Tanz im August: Haptic<br />

Installation<br />

10.00: Tanz im August: Fluid Grounds (Par B.L.eux /<br />

Benoît Lachambre &Sophie Corriveau)<br />

Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />

(& 88 59 11 88) 20.00: Zuhause bin ich Darling<br />

Landschaftspark Herzberge<br />

(Allee der Kosmonauten 16) 19.00: Genius der Orte.<br />

Ein Theaterparcours im Landschaftspark (Theater JU<br />

LI ME)<br />

Pierre Boulez Saal (& 47 99 74 11)<br />

20.45: TheGoldProjections I-IX<br />

Prime Time Theater (& 49 90 79 58)<br />

20.15: Gutes Wedding,schlechtes Wedding (Sitcom –<br />

Folge122: DerClubder toten Döner)<br />

Shakespeare CompanyBerlin (& 21 75 30 35)<br />

20.00: Macbeth!<br />

Tempelhofer Feld (Platz der Luftbrücke5)<br />

21.30 Eingang Columbiadamm, Wiese am Biergarten<br />

„Lustgarten“: Perpetuum –Stadt ohneMühsal<br />

Theater an der Museumsinsel (& 47 01 89 49)<br />

18.00: Die Vögel<br />

20.00: Faust –Schönheit, Liebe, Arbeit<br />

Theaterhaus Berlin (& 28 04 19 67)<br />

21.00: Die Wüstenwitwe(Elektro Kagura &AXL OTL)<br />

Theater untermTurm (& 01 57 70 42 52)<br />

19.00: Gut gegenNordwind<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Arena Glashaus (& 533 20 30)<br />

19.30: Caveman –Dusammeln, ich jagen! (Martin<br />

Luding/Felix Theissen). Anm. erf.<br />

<strong>Berliner</strong> Schnauze –MundArt&Comedy Theater<br />

(& 017 95 34 66 96) 20.00: AusJux und Dollerei<br />

(Genz &Hausmann)<br />

BKA (& 202 20 07)<br />

20.00: Fly, Edith, Fly –Vom Ballermann zum BER<br />

(Ades Zabel &Company)<br />

BühnenRausch (& 44 67 32 64)<br />

20.00: vogel.frei (frei.wild)<br />

Chamäleon (& 400 05 90)<br />

20.00: Memories of Fools (Cirk La Putyka)<br />

Distel (& 204 47 04)<br />

20.00: Zirkus Angela<br />

Estrel Festival Center (& 68 31 68 31)<br />

20.30: Elvis –Das Musical (Grahame Patric &The<br />

Stamps Quartet)<br />

Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Kookaburra (& 48 62 31 86)<br />

20.00: Lügenaber ehrlich –Update (Karsten Kaie)<br />

Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />

20.00: Sexy Circus –Extasya2019<br />

Quatsch Comedy Club (& 47 99 74 13)<br />

20.00: Die LiveShow(Tobias Rentzsch, Marco<br />

Tschirpke, Ralf Winkelbeiner,Michael Steinke, Mod.:<br />

Johannes Flöck)<br />

Ratibortheater (& 618 61 99)<br />

20.30: Ick &Berlin(Die Gorillas)<br />

Scheinbar Varieté (& 784 55 39)<br />

20.00: Open StageVarieté (Ben Schmid (Mod.)<br />

StageBluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater des Westens (& 018 05 44 44)<br />

19.30: The Band –Das Musical<br />

Theater im Palais (& 201 06 93)<br />

19.30: HintermOfen sitzt ne Maus<br />

TIPI am Kanzleramt (& 39 06 65 50)<br />

20.00: Cabaret –Das Berlin-Musical<br />

Wintergarten Varieté (& 58 84 33)<br />

20.00: Woodstock Variety Show<br />

Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />

20.00: Chlorreiche Tage (Bademeister Schaluppke)<br />

KLASSIK<br />

<strong>Berliner</strong> Dom (& 20 26 91 36)<br />

20.00: Markus Eichenlaub,Stimmen der Nacht! –<br />

14. Internationaler Orgelsommer 2019, Werkevon<br />

Mendelssohn, Karg-Elert, Kromolicki<br />

Nikolaikirche (& 24 00 21 74)<br />

17.00: Nikolai-Musik am Freitag –Orgelmusik zum<br />

Wochenausklang<br />

St. Marien-Kirche Mitte (& 242 44 67)<br />

13.30: Orgel am Alex –Musik und Orgelführung<br />

KINDER<br />

Berlin mit Kindern (& 33 02 98 70)<br />

11.00: Familienführung: Am Brandenburger Torist viel<br />

passiert–Berlingeschichte von1700 bis heute (ab 8<br />

bis 16 J.). Anm. erf.<br />

Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />

10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />

Leben traten, Videogames<br />

Galli Theater Berlin (& 27 59 69 71)<br />

17.00: Der Froschkönig –Mitspieltheater,(ab 4J.)<br />

Gemäldegalerie (& 266 42 42 42)<br />

10.00: Kinder-Reich in der Gemäldegalerie. Die<br />

Werkstatt des Malers<br />

Jugendmuseum Schöneberg (& 902 77 61 63)<br />

9.00: Villa Global. The Next Generation<br />

9.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />

9.00, 9.00: Welcome to diversCITY! Queer in<br />

Schöneberg und anderswo<br />

Klax-Kinderkunstgalerie (& 34 74 53 46)<br />

10.00: Das ist ein Gewächshaus, Buchkinder Leipzig<br />

e.V., Kinderkunst<br />

Labyrinth Kindermuseum (& 800 93 11 50)<br />

13.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />

Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis 11 J.)<br />

MACHmit! Museum fürKinder (& 74 77 82 00)<br />

10.00: Gut gemixt? Mini-Mischwälder<br />

14.00: Zirbenseife selbst gemacht<br />

14.00: Schultüten für alle Einschulkinder<br />

me Collectors Room Berlin (Auguststr.68)<br />

12.00: Art&Kids, Offenes Kinderprogramm<br />

Märkisches Museum (& 308 66 -0)<br />

10.00: Vielfalt-Forscher des Labyrinth Kindermuseums<br />

Berlin, Wasist Vielfalt? Wo ist Vielfalt?<br />

Puppentheater Felicio (& 44 67 35 30)<br />

16.30: Der Wettlauf zwischen Hase und Igel (ab 4J.)<br />

Theater an der Museumsinsel (& 47 01 89 49)<br />

16.00,17.00: Puppenspiel desDr. Faustus, Ein Faust<br />

für Kinder<br />

ufaFabrik (& 75 50 30)<br />

18.00 Überdachte Freilichtbühne: 2. Irish Festival<br />

Berlin –Crossing The Channel, mit abwechslungsreichem<br />

Familienprogramm<br />

Werkstatt Hortensienstraße (Hortensienstr.29a)<br />

10.00 Malraum: Rund um die Kuh –Mit Holz, Draht<br />

und Pappmaché Kühe global verstehenlernen,<br />

Workshop. Anm. erf.<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />

19.00: „Lesen tutgut!“ -Benefizlesung zur Rettung<br />

der Valerian Stiftung,SvenRegener,Horst Evers, Fil<br />

und viele andere, Benefizlesung,Moderation: Sven<br />

Oswald und Daniel Finger<br />

Gedenken<br />

Heinrich Zille<br />

aus<br />

Lichtenberg<br />

Heinrich Zille, Zeichner,<br />

Grafiker und Illustrator,<br />

war einst Lichtenberger. Seine<br />

Jugend und die ersten Zeit als<br />

verheirateter Mann verbrachte<br />

er in Lichtenberg, es waren die<br />

Jahre 1873 bis 1892. Fünfmal<br />

zog erhier um. Hier entstand<br />

sein Frühwerk, das nicht sehr<br />

bekannt ist: Es sind Zeichnungen,<br />

die den Lichtenberger<br />

Kiez und den Rummelsburger<br />

See mit der gegenüberliegenden<br />

Kirche vonStralau zeigen.<br />

Die „Milljöh“-Studien in der<br />

Welt der Armen, der Prostituierten,<br />

der Obdachlosen, für<br />

die er so bekannt ist, entstanden<br />

erst später. Im Museum<br />

Lichtenberg wird amFreitagabend<br />

mit Anekdoten, Zeitzeugnissen,<br />

Liedern, Gedichten<br />

und Musik an Zille erinnert.<br />

Lusaka Karonga (Texte<br />

und Lieder) und Armin Baptist<br />

(Komposition und Klavier)<br />

vomKalliop-Team sind für die<br />

Gestaltung des Abends zuständig.<br />

Susanne Lenz<br />

Zilles Milljöh 19 Uhr,Museum<br />

Lichtenberg,Türrschmidtstr. 24<br />

„Die schöne Stunde“, 1991, Ölpastell/ Papier.<br />

Die Landschaft, die Vegetation,<br />

der Raum, den<br />

dieses Motiv meint, sind<br />

aufgelöst in kleinste Formen.<br />

Ichsehe schwärzliche dynamische<br />

Strichstrukturen, gelbe Schriftbänder<br />

und rote Dreiecke, die aus<br />

dem Strudel herauszufliegen scheinen.<br />

Siewirken wie Verweise.<br />

DieMalerin nannte das Bild (Abb.<br />

rechts oben) „Akzente“. Louise Rösler<br />

aus Berlin, geboren 1907 gestorben<br />

1993, hat Collagen wie diese<br />

trotz aller Formauflösung mit großer<br />

Kraft und Bestimmtheit im Bildaufbau<br />

geschaffen. Und esist einzigartig,<br />

wie das Grelle der roten Dreiecke<br />

erst ins Signalhafte, dann ins Unheimliche<br />

umschlägt.<br />

Das Motiv ist ein Alterswerk, fern<br />

von Abgeklärtheit und Beschränkung,<br />

umso frischer. Eswirkt heiter<br />

und leicht. In dieser Ausstellung der<br />

Galerie Parterre inPrenzlauer Berg<br />

begegnen wir einer Künstlerin, von<br />

der zumindest im Ostteil Berlins bislang<br />

kaum jemand wusste. Und so<br />

wird sie so viele Jahre nach ihrem<br />

Tod–die <strong>Berliner</strong>in starb vier Jahre<br />

nach dem Fall der Mauer bei ihrer in<br />

Hamburg lebenden Tochter – für<br />

GALERIE PARTERRE MUSEUM ATELIERHAUS RÖSLER-KRÖHNKE<br />

Freunde der Malerei und Collage-<br />

Kunst zu einer Entdeckung. Louise<br />

Rösler hat, diesen Eindruck nimmt<br />

man mit nach Hause, bis zuletzt die<br />

Welt neugierig und mit allen Sinnen<br />

wahrgenommen. Sie malte und collagierte<br />

fast bis zuletzt. Das war ihr<br />

Leben, auch wenn die politischen<br />

Umstände sie in jungen Jahren böse<br />

daran gehindert hatten. Ihre Kunst<br />

galt den Nazis als „ungermanisch“.<br />

Dafür hatte auch ihre Teilnahme an<br />

Ausstellungen der <strong>Berliner</strong> Sezession,der<br />

Unangepassten, gesorgt.<br />

Trotz des Verdiktes „entartet“<br />

machte sie wie ihr Ehemann, der<br />

Künstler Walter Kröhnke, mutig und<br />

unverbittert weiter. Doch dann begann<br />

der Krieg, ihr Mann musste an<br />

die Front, von der er nicht zurückkehrte.<br />

Wohnung und Atelier verbrannten<br />

im Bombenhagel. Sie<br />

wurde mit ihrer kleinen Tochter in<br />

den Taunus evakuiert, derweil Göbbels<br />

Schergen sie in Berlin aus der<br />

Reichskulturkammer ausschlossen.<br />

Dann, gleich nach Kriegsende,<br />

malte sie wieder, mit Hunger im<br />

Bauch und in einer provisorischen<br />

Unterkunft. Aber die Angst war weg.<br />

Nicht aber die Hoffnung, ihr ver-<br />

Ingeborg Ruthe<br />

ist den BildernLouise Röslers<br />

noch nie zuvor begegnet und weiß jetzt,<br />

welches Versäumnis das war.Das Verborgene<br />

Museum in West-Berlin hatte<br />

der Malerin 1988 eine erste große Schau<br />

gewidmet, das war fünf Jahre vorihrem<br />

Tod. Aber da verhinderte die Mauer eine<br />

Begegnung.<br />

Tanz<br />

der rote<br />

Dreieck<br />

Louise Rösler ist forta<br />

mehr vergessen. Die<br />

Parterre erinnert an d<br />

Berlin stammende M<br />

der Moderne<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (& 883 85 51) Rocketman<br />

15.40; Und wer nimmt den Hund? 18.15, 20.30;<br />

From Dusk Till Dawn (OmU) 23.00<br />

Cinema Paris (& 881 31 19) Der unverhoffte<br />

Charme des Geldes 15.15, 20.30; So wie dumich<br />

willst 18.00<br />

Delphi Filmpalast (& 312 10 26) Leid und Herrlichkeit<br />

15.00,17.45,20.30<br />

Delphi LUX (& 322 931040) Und wer nimmt den<br />

Hund? 13.45, 16.00, 18.15, 20.30; Leid und Herrlichkeit<br />

–Dolor ygloria(OmU)14.00,16.30, 19.00,<br />

21.30; Yesterday (OmU) 15.30, 20.50; Yesterday<br />

(OF) 18.10; Cleo 14.40, 17.00, 19.20; The Dead<br />

Don‘t Die (OmU) 21.40; Es gilt das gesprochene<br />

Wort 14.45, 17.30, 20.15; Der König der Löwen<br />

–The Lion King (OF) 15.00, 17.45, 20.30; They<br />

Shall Not Grow Old (OmU) 14.00; Der unverhoffte<br />

Charme des Geldes –Lachute de l‘empire americain<br />

(OmU) 16.15, 21.15; TelAviv OnFire 19.00<br />

Filmkunst 66 (& 882 17 53) Und wer nimmt den<br />

Hund? 18.00; Fisherman‘s Friends –Vom Kutter in<br />

die Charts 20.00; Fisherman‘s Friends –Vom Kutter<br />

in die Charts (OmU) 22.15; Fisherman‘s Friends –<br />

VomKutter in dieCharts17.45;Und wernimmt den<br />

Hund? 20.15; Kamikaze 1989 (OmenglU) 22.30<br />

Kant Kino (& 319 98 66) Fisherman‘s Friends<br />

–Vom Kutter indie Charts 15.30, 18.00, 20.30;<br />

Die drei !!! 14.00; Leberkäsjunkie 16.10, 18.20,<br />

20.30; Der König der Löwen 15.00, 17.30, 20.00;<br />

Photograph –Ein Foto verändertihr Lebenfür immer<br />

15.00, 17.30, 20.00; Benjamin Blümchen 15.30;<br />

Yesterday 17.30, 20.00<br />

Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) 3D: Der König<br />

der Löwen 14.10; Fast &Furious: Hobbs &Shaw<br />

16.50, 19.50, 23.00; Fast & Furious: Hobbs &<br />

Shaw 14.10; 3D: Der König der Löwen 17.15,<br />

20.00, 22.50; Pets II14.30; 3D: Spider-Man: Far<br />

From Home 16.50, 20.10, 23.10; Aladdin 14.45;<br />

Fisherman‘s Friends – Vom Kutter in die Charts<br />

17.40, 20.20; Anna 23.00; Der König der Löwen<br />

14.45, 17.30, 20.15; John Wick: Kapitel III 23.00;<br />

Diedrei !!! 14.50; Traumfabrik 17.15; Berlin,ILove<br />

You 20.10,23.00; Benjamin Blümchen 15.15; Yesterday<br />

17.45,20.30;Annabelle III 23.15<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Yesterday<br />

11.00;Fuck Fame –Die Geschichte vonElektropop-<br />

Ikone Uffie (OmU) 13.00; Under the Tree –Undir<br />

trenu (OmU) 14.30; Benjamin Blümchen 16.00;<br />

Pets II –The Secret Life of Pets 2(OmU) 17.30;Free<br />

Solo (OmU) 19.00;<br />

The Dead Don‘t Die (OmU) 20.45; Border 22.30;<br />

Eine moralische Entscheidung – Bedoone tarikh,<br />

bedoone emza (OmU) 11.00; Ramen Shop –Ramen<br />

Teh (OmU) 12.45; Rocketman 14.15; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 16.15; Made inChina<br />

(OmU) 18.00; Berlin, ILove You (OmU) 19.30;<br />

Cleo (OmenglU) 21.30; Nur eine Frau (DFmenglU)<br />

23.15; Macht das alles einen Sinn? –Und wenn<br />

ja –warum dauert es so lange? 11.00; Sunset –<br />

Napszallta (OmU) 12.45; Electric Girl 15.15; Pets<br />

II 16.45; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />

–AtEternity‘s Gate (OmU) 18.15; Yesterday (OmU)<br />

20.15;3D: Spider-Man:Far From Home(OF) 22.15<br />

Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Kroos 16.00;<br />

Traumfabrik 18.15; Yesterday (OmU)20.30;Rocketman<br />

(OmU) 22.45; Push –Für das Grundrecht auf<br />

Wohnen (OmU) 16.00; Yoga: Die Kraft des Lebens<br />

–Debout (OmU) 17.45; Lord of the Toys 19.30;Free<br />

Solo (OmU) 21.15<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Men in Black:<br />

13.45; Fast & Furious: Hobbs & Shaw 13.45,<br />

14.10,16.50,17.15,20.00,20.45,22.00,23.10;<br />

Traumfabrik 13.50; Yesterday 14.00, 16.45, 19.30;<br />

Spider-Man: Far From Home 14.00, 17.15, 20.15;<br />

Pets II 14.00, 17.30; Abikalypse 14.10; Der König<br />

der Löwen –The Lion King (OF) 14.15; Der König<br />

der Löwen 14.30, 16.15, 17.25, 19.10, 22.30;<br />

Benjamin Blümchen 14.30, 17.30; Aladdin 14.30,<br />

16.35;Die drei !!! 14.45; 3D:Der König der Löwen<br />

14.45,16.30,20.15,23.00; Kroos 16.45; Spider-<br />

Man: Far From Home (OF) 17.00; Und wer nimmt<br />

den Hund? 17.15,20.00; BTS: Bring the Soul –The<br />

Movie(OmU)17.30; 3D: Der König derLöwen –The<br />

Lion King (OF) 19.30; Berlin, ILove You 19.30; Fast<br />

&Furious: Hobbs &Shaw (OF) 19.45; Annabelle<br />

III 19.45, 22.20; Avengers: Endgame 20.00; Anna<br />

20.20, 23.10; Killerman 22.20; John Wick: Kapitel<br />

III 22.20; Long Shot –Unwahrscheinlich, aber<br />

nicht unmöglich 22.30; Yesterday (OF) 22.50; 3D:<br />

Spider-Man: Far From Home 23.15<br />

Zukunft (& 01 76/57 86 10 79) Cleo 18.00; Rocketman<br />

(OmU) 20.00; The Dead Don‘t Die (OmU)<br />

22.15; Berlin Bouncer (OmU) 18.00; Acid –Kislota<br />

(OmU) 19.45; Das melancholische Mädchen<br />

21.45; Messer im Herz –Uncouteau dans le coeur<br />

(OmU) 23.20<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (& 04 51/703 02 00) Der König der Löwen<br />

13.30, 16.30, 20.00, 23.10; Fast &Furious:<br />

Hobbs &Shaw 13.45, 16.50, 20.10, 22.20; Drei<br />

Schritte zu Dir 14.00; 3D: Der König der Löwen<br />

14.00,17.00,19.30, 22.10; Pets II 14.10, 17.15,<br />

19.30; Die drei !!! 14.20, 16.40;<br />

BenjaminBlümchen 14.30, 17.20; Spider-Man: Far<br />

From Home 17.10, 20.15; Anna 19.45; Annabelle<br />

III 20.15, 22.50; 3D: Spider-Man: Far From Home<br />

22.30; John Wick: Kapitel III 22.50; Child‘s Play<br />

23.10<br />

Kino Kiste (& 998 74 81) Traumfabrik 14.00; Pets<br />

II 16.20; TheDeadDon‘t Die 18.00; So wiedumich<br />

willst 20.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (& 038 71/211 41 09) Spider-Man:<br />

Far From Home 14.10, 17.00, 20.00, 22.20; Fast<br />

&Furious: Hobbs &Shaw 14.15, 17.15, 20.00,<br />

22.20; Die drei !!! 14.20, 17.10; 3D: Der König<br />

der Löwen 14.20, 15.20, 17.30, 20.10, 22.40; Yesterday<br />

14.30, 17.10, 19.50; Benjamin Blümchen<br />

14.50, 17.20; Der König der Löwen 15.00, 16.40,<br />

18.10, 19.30; Pets II 15.10, 17.45; Anna 19.40,<br />

22.50; Abikalypse 20.15; Annabelle III 20.20,<br />

23.00; Avengers: Endgame 21.00; Rocketman<br />

22.30; Child‘s Play 22.50; Men in Black: 23.00<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (& 61 60 96 93) A Fisherman‘s Friends<br />

–Vom Kutter in die Charts (OmU) 17.30, 20.00,<br />

22.30; B Es gilt das gesprochene Wort 17.00; Yesterday<br />

(OmU) 19.30; The Dead Don‘t Die (OmU)<br />

22.00<br />

fsk amOranienplatz (& 614 24 64) Der unverhoffte<br />

Charme des Geldes –Lachute de l‘empire<br />

americain (OmU) 18.00, 20.30; Dene wos guet geit<br />

(OmU) 18.00;Acid–Kislota (OmU) 19.30;Das melancholische<br />

Mädchen 21.30<br />

Moviemento (& 692 4785) Die Winzlinge: Abenteuer<br />

in der Karibik 10.30;Alfons Zitterbacke –Das<br />

Chaos ist zurück 12.45; Fisherman‘s Friends –Vom<br />

Kutter in die Charts (OmU) 15.00, 17.30, 20.00,<br />

22.30; Benjamin Blümchen 10.15, 12.30, 14.45;<br />

Cleo (OmenglU) 17.00; Der unverhoffte Charme<br />

des Geldes –La chute del‘empire americain (OmU)<br />

19.15;HighLife(OmU) 22.00; Acid –Kislota(OmU)<br />

14.15,20.45,23.00; Pets II 16.30; TelAviv On Fire<br />

(OmU) 18.30<br />

Sputnik (& 694 1147) Checker Tobi und das Geheimnis<br />

unseres Planeten 16.00; My Days of Mercy<br />

(OmU) 17.30; Cleo (OmenglU) 19.30; Burning –<br />

Beoning (OmU) 21.15; Unsere große kleine Farm<br />

–The Biggest Little Farm (OmU) 16.00; Geheimnis<br />

eines Lebens –Red Joan (OmU) 17.45; TelAviv On<br />

Fire (OmU) 19.30; Vox Lux (OF) 21.15; Kinobar im<br />

Sputnik Berlin Bouncer 21.30<br />

Yorck (& 78 91 32 40)Leidund Herrlichkeit 15.00,<br />

17.40, 20.20; New Cleo 15.50; Der unverhoffte<br />

Charme des Geldes 18.00, 20.40<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (& 538 9590) Fast &Furious:<br />

Hobbs &Shaw 14.30, 17.15, 20.15; Der König<br />

der Löwen 14.45, 17.00, 19.45; Pets II 15.00; Die<br />

drei !!! 15.00; Benjamin Blümchen 15.30; Yesterday<br />

17.30; Fisherman‘s Friends –Vom Kutter indie<br />

Charts 17.30, 20.00; Cleo 17.45; Berlin, ILoveYou<br />

20.00; Spider-Man: Far From Home 20.15<br />

Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Yesterday<br />

13.00, 22.30; Ein ganz gewöhnlicher Held 13.00;<br />

Benjamin Blümchen 13.30, 15.45; 3D: Spider-<br />

Man: Far From Home 15.30; Fisherman‘s Friends<br />

–Vom Kutter indie Charts 15.30, 18.00; Und wer<br />

nimmt den Hund? 18.00, 20.30; Leid und Herrlichkeit<br />

18.00; Pulp Fiction /Inglourious Basterds<br />

20.15<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt amEastgate (& 93 03 02 60) Fast<br />

&Furious: Hobbs &Shaw 14.00, 17.15, 19.45,<br />

20.30, 23.00; Der König der Löwen 14.00, 16.55,<br />

20.15, 23.00; Spider-Man: Far From Home 14.10,<br />

17.10; Men in Black: 14.10; Pets II 14.15, 17.15;<br />

3D: Der König der Löwen 14.30, 17.15, 20.00;<br />

Benjamin Blümchen 14.30, 17.00; Die drei !!!<br />

14.45, 17.15; BTS: Bring the Soul –The Movie<br />

(OmU) 17.30; 3D: Spider-Man: Far From Home<br />

19.45,22.45;Anna 19.50;Yesterday 20.00;Annabelle<br />

III 20.15,23.00; John Wick: Kapitel III 22.50;<br />

X-Men: Dark Phoenix 23.00<br />

MITTE<br />

Acud (& 44 35 94 98) Urfin: Der Zauberer von Oz<br />

17.00; All My Loving –Eine Geschichte von drei<br />

Geschwistern (OmenglU) 18.30; Cleo (OmenglU)<br />

20.45; KleineGermanen (OmenglU) 18.00; Liebesfilm<br />

(OmenglU) 19.45; Eine moralische Entscheidung<br />

21.30<br />

Babylon (& 242 59 69) Ennio Morricone: The Untouchables<br />

–Die Unbestechlichen (OmU) 17.00;<br />

60‘s France: Die Verachtung –Le mepris (OmenglU)<br />

17.30; 60‘s France: Letztes Jahr in Marienbad<br />

–L‘annee derniere aMarienbad (OmenglU) 17.30;<br />

Ennio Morricone: Zwei glorreiche Halunken –Ilbuono,<br />

il brutto, ilcattivo (OmU) 19.15; 60‘s France:<br />

Geraubte Küsse –Baisers voles (OmenglU) 19.30;<br />

60‘sFrance: Julesund Jim –Jules et Jim (OmenglU)<br />

19.30; 60‘s France: Zwei oder drei Dinge, die ich<br />

von ihr weiß –2ou 3choses, que je sais d‘elle<br />

(OmenglU) 21.15; 60‘s France: Belle de jour –<br />

Schöne des Tages (OmenglU) 21.30; Ennio Morricone:<br />

Salo: Die 120 Tage von Sodom –Salo ole<br />

120 giornate di Sodoma (OmenglU) 22.30<br />

Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73)<br />

Yesterday (OmU) 13.00, 15.15, 17.30, 20.00;<br />

Fisherman‘s Friends – Vom Kutter in die Charts<br />

(OmU) 22.30; Fisherman‘s Friends (OmU) 11.15,<br />

17.15, 19.45; Alfons Zitterbacke 13.30; Pets II<br />

15.30; Rocketman (OmU) 22.15<br />

CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) 3D: Pets<br />

II 11.00; Fast &Furious: Hobbs &Shaw 11.00,<br />

13.40, 16.50, 20.15, 23.00; Der König der Löwen<br />

11.10, 13.15, 16.10, 19.10, 22.00; Benjamin<br />

Blümchen 11.15, 14.15, 15.50; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 11.20; Pets II 11.30, 13.40,<br />

17.40, 20.00; 3D: Aladdin 11.40; 3D: Der König<br />

der Löwen 12.00, 14.00, 15.00, 17.00, 17.50,<br />

19.50, 23.15; Drei Schritte zu Dir 12.15; Aladdin<br />

13.50; Spider-Man 14.40, 16.45, 19.45, 22.30;<br />

Die drei !!! 15.00, 17.30; Yesterday 16.40, 19.30;<br />

Abikalypse 18.15; BTS (OmU) 20.00; Annabelle<br />

III 20.40, 22.50; 3D: Avengers 20.45; Killerman<br />

22.20; Child‘s Play 22.40<br />

Hackesche Höfe (& 283 46 03) Berlin Babylon<br />

(Omdt+englU) 15.00; Unsere große kleine<br />

Farm (OmU) 17.15; Ausgeflogen (OmU) 19.15;<br />

BlacKkKlansman (OmU) 21.15; Es gilt das gesprochene<br />

Wort (OmU) 14.15, 19.00; Tel Aviv On Fire<br />

(OmU) 16.45, 21.30; Das melancholische Mädchen<br />

(OmenglU) 14.15; Der unverhoffte Charme<br />

des Geldes (OmU) 16.15, 19.00; Leid und Herrlichkeit<br />

(OmU) 21.45; The Dead Don‘t Die (OmU)<br />

14.45,21.30; Sowie du mich willst (OmU) 17.00,<br />

19.15; Burning (OmU) 14.30; Leid und Herrlichkeit<br />

(OmU) 17.30, 20.00; Das melancholische Mädchen<br />

(OmenglU) 22.30<br />

International (& 24 75 60 11) Leid und Herrlichkeit<br />

14.30, 17.00, 19.30; Tarantino Retro:Reservoir<br />

Dogs –Wilde Hunde (OmU) 22.00<br />

Zeughauskino (& 20 30 47 70) Ekstase –Symphonie<br />

der Liebe (OF) 19.00; Ball im Savoy 21.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />

Spider-Man: Far From Home 14.00, 17.00, 19.45;<br />

3D: Der König der Löwen 14.00, 17.00, 20.00,<br />

22.30; Fast & Furious: Hobbs & Shaw 14.10,<br />

16.00, 16.55, 19.30, 22.45; Die drei !!! 14.25;<br />

Der König der Löwen 14.25, 16.00, 19.30, 22.30;<br />

Pets II 14.30, 17.20; Benjamin Blümchen 14.30;<br />

Killerman 16.55, 20.10, 22.55; Aladdin 17.00;<br />

Drei Schritte zu Dir 17.15; BTS (OmU) 19.30; Fast<br />

&Furious: Hobbs &Shaw (OF) 19.45, 22.55; Der<br />

König der Löwen –The Lion King (OF) 20.00; Annabelle<br />

III 20.00, 23.00; Abikalypse 22.45; John<br />

Wick: Kapitel III 22.50;Anna 22.55<br />

IL KINO (& 91 70 29 19) So wie du mich willst<br />

–Celle que vous croyez (OmU) 10.00, 19.40; Leid<br />

und Herrlichkeit – Dolor y gloria (OmU) 12.00,<br />

16.00, 21.30; Unsere große kleine Farm –The<br />

Biggest Little Farm (OmU) 14.10; Apollo 11(OmU)<br />

18.00,23.30<br />

Neues Off (& 62 70 95 50) Leid und Herrlichkeit –<br />

Dolor ygloria (OmU) 17.00, 19.30, 22.00<br />

Passage (& 68 23 70 18) Leid und Herrlichkeit<br />

18.00, 20.40; Yesterday (OmU) 16.30, 19.00; The<br />

Dead Don‘t Die (OmU) 21.30<br />

Rollberg (& 62 70 46 45) Leid und Herrlichkeit –<br />

Dolor ygloria (OmenglU) 17.30,20.00, 22.30; Der<br />

Königder Löwen –The Lion King (OF) 17.40,20.20;<br />

Burning –Beoning (OmenglU) 17.40; Apocalypse<br />

Now –Final Cut (OmU) 20.40; Photograph –Ein<br />

Foto verändert ihr Leben für immer (OmU) 16.30,<br />

19.00, 21.40; So wie dumich willst –Celle que<br />

vous croyez (OmU) 17.00, 19.15; Der unverhoffte<br />

Charme des Geldes –Lachute de l‘empire americain<br />

(OmU) 21.30<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34) Der<br />

König der Löwen 14.00, 16.50, 20.20, 22.45; Pets<br />

II 14.10, 17.40; Fast &Furious: Hobbs &Shaw<br />

14.20, 16.30, 19.40, 20.30, 23.00; 3D: Der König<br />

der Löwen 14.30, 17.30; Benjamin Blümchen<br />

14.45, 17.20; Die drei !!! 14.50; BTS: Bring the<br />

Soul –The Movie (OmU) 17.30; Spider-Man: Far<br />

From Home 19.35; Yesterday 19.55; Annabelle III<br />

20.10, 22.40; 3D: Spider-Man: Far From Home<br />

22.40<br />

Wolf (& 921 039333) Mo &Friese unterwegs<br />

16.00; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria (OmU)<br />

16.20, 21.00; Laflor (OmenglU) 17.00; Das melancholische<br />

Mädchen (OmenglU) 19.00, 23.20;<br />

The Dead Don‘t Die (OmU) 21.10; Messer imHerz<br />

–Uncouteau dans le coeur (OmU) 23.20<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) Und wer<br />

nimmt denHund? 15.30,17.45, 20.00; Die drei!!!<br />

15.50; Leid und Herrlichkeit 18.00,20.30<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Leid und<br />

Herrlichkeit 15.30, 20.30; Leid und Herrlichkeit –<br />

Dolor ygloria (OmU) 18.00; Und wer nimmt den<br />

Hund? 15.30, 17.45, 20.00; Der König der Löwen<br />

14.40, 17.20, 20.00; Pets II 14.00; Die drei !!!<br />

16.00; Esgilt das gesprochene Wort 18.15; Der<br />

unverhoffte Charme des Geldes 20.45; Benjamin<br />

Blümchen 14.15; Cleo 16.15; Fisherman‘s Friends<br />

–Vom Kutter indie Charts 18.30; Yesterday (OmU)<br />

21.00


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 23<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

n<br />

e<br />

n nicht<br />

Galerie<br />

iese aus<br />

alerin<br />

„Drei rote Akzente“, 1993, Collage und Öl auf Papier<br />

MEIN BILD DER WOCHE<br />

Die Malerin: Louise Rösler,geboren<br />

1907 in Berlin, gestorben 1993 in Hamburg,hatte<br />

1925 bis 1927 an der Hochschule<br />

für bildende Künste Berlin bei Karl<br />

Hofer studiertund von1928 bis 1930 an<br />

der Académie de l’ArtModerne Paris bei<br />

Fernand Léger.Inder NS-Zeit zählte sie zu<br />

den „Entarteten“ und Verfemten. Ihre<br />

beste Zeit begann in den Nachkriegsjahren<br />

und bis ins Alter malte sie voller<br />

Spannkraft, Frische und abstrahierender<br />

Experimentierlust.<br />

Die Ausstellung: Galerie Parterre, DanzigerStr.101,<br />

Haus 103. Bis 15. September,Mi–So<br />

13–21/Do bis 22 Uhr.<br />

Tel.: 902 95 38 21.<br />

www.galerieparterre.de<br />

GALERIE PARTERRE MUSEUM ATELIERHAUS RÖSLER-KRÖHNKE<br />

misster Mann würde doch noch wiederkommen.<br />

Die heftigen Splitterformen<br />

und die optimistischen<br />

Schwünge von damals ziehen sich<br />

bis ins Spätwerk. Siewar 41 Jahrealt,<br />

als sie Freunden aus dem hessischen<br />

Königstein schrieb, nun könne sie<br />

endlich wieder ans Malen denken.<br />

Röslers typische prismatische<br />

Bildstruktur kennzeichnet die Arbeiten<br />

der 50er-Jahre. Dasgilt nicht nur<br />

für die viel später in großer Fülle entstandenen<br />

Collagen, für die sogar<br />

amerikanische Bonbonpapiere häufig<br />

Verwendung fanden. Solche Ingredienzien<br />

entdeckt man übrigens<br />

auch in Nachkriegs-Collagen zweier<br />

berühmter <strong>Berliner</strong> Kolleginnen, bei<br />

der Malerin Jeanne Mammen und<br />

der Dadaistin Hannah Höch.<br />

Fröhlich, aber auch ein wenig surreal<br />

geht es zu auf Röslers fast matissehaftem<br />

Wäscheleinen-Bild (Abb.<br />

links oben). Die ganze Szene ist von<br />

einer vibrierenden Unruhe und vergibt<br />

zugleich durch die Farbwahl<br />

eine Harmonie,die kein Abbild mehr<br />

braucht, nur doch das Sinnbild dieses<br />

alltäglich-friedlichen Zustands.<br />

Aber im Untergrund steckt dennoch<br />

eine nervöse,auch surreale Dynamik.<br />

So ein unaussprechliches<br />

Grundgefühl, das nach dem Krieg<br />

die Bilder vieler anderer Maler ihrer<br />

Generation durchzieht. In späteren<br />

Jahren entspannt sich der Bildbau.<br />

Skizzenhaftes kommt ins Spiel,<br />

aber der energische Rhythmus der<br />

Linien, Bögen, Splitter, der Kreise<br />

und Kringel bleibt. Öfter fügte Louise<br />

Rösler Fundstücke ein in ihreBilder:<br />

Spruchbänder,einzelne großeBuchstaben,<br />

geometrisch und formlose<br />

Papierfetzen. Diese Arbeiten gleichen<br />

oft farbstrahlenden kleinen Reliefs.<br />

Sie verarbeitete so die Welt der<br />

Großstadt, die, nach dem Bau der<br />

<strong>Berliner</strong> Mauer, eine Inselstadt im<br />

Kalten Krieg war.Man spürtund hört<br />

ihn förmlich, den Trubel und Lärm<br />

der Straße. Rösler experimentierte<br />

mit ihrem Formenvokabular, entwarf<br />

fantastische Landschaften aus<br />

geometrischen und biomorphen<br />

Formen für große Wandteppiche.<br />

Ihr Nachlass befindet sich heute<br />

im Museum Atelierhaus Rösler-<br />

Kröhnke im Ostseebad Kühlungsborn;<br />

der Freundes-und Förderverein<br />

hat seinen Sitz in Bremen. Und<br />

nun ist ihr Werk auf Zeit zurückgekehrtnach<br />

Berlin. Endlich mal.<br />

Lesung<br />

Lesen<br />

tut<br />

gut<br />

Valerian Arsène Verny war<br />

ein literarisches Talent, der<br />

schon in früher Jugend seine<br />

Erfüllung darin gesehen hat,<br />

zu schreiben. Ein tragischer<br />

Unfall setzte seinem Leben jedoch<br />

ein jähes Ende. ImJahr<br />

2014 starb er im Alter von gerade<br />

einmal 20 Jahren. Ein<br />

kleines Buch ist von ihm dennoch<br />

erhältlich. Valerian<br />

Arsène Verny erzählt darin die<br />

Geschichte der Familie Mendelssohn.<br />

Seine Eltern haben<br />

nach seinem Toddie Valerian-<br />

Stiftung ins Leben gerufen, die<br />

Kinder und Jugendliche an die<br />

Literatur heranführen will.<br />

Nun ist die Stiftung aber in finanzielle<br />

Bedrängnis geraten,<br />

weshalb prominente Künstler,<br />

darunter Sven Regener, Horst<br />

Eversund der Karikaturist und<br />

Performer Filzueiner Benefiz-<br />

Lesung zur Rettung der Valerian-Stiftung<br />

einladen. Moderiert<br />

wir die Lesung von Sven<br />

Oswald undDaniel Finger.<br />

HarryNutt<br />

Atze-Musiktheater 19 Uhr, Luxemburger<br />

Straße20, T.:81799188<br />

GarnTheater (& 78 95 13 46)<br />

20.00: Hundeherz, EckartFreund<br />

kallasch& – Moabiter Barprojekt (Unionstr. 2)<br />

18.45: Eagel Slam –PoetrySlam Moabit, Poetry<br />

Slam mit Improrunde<br />

Literarisches Colloquium Berlin (& 816 99 60)<br />

19.30: Grenzgänger-Abend, Karen Köhler, Ivan Markovic,<br />

Lesung,Filmvorführung und Gespräch<br />

FÜHRUNG<br />

BerlinSicht (& /3 05 57 96)<br />

10.00: ÜberraschendesinDahlem, Ulrich Thom, Treff:<br />

U3,Haupteingang Dahlem-Dorf<br />

Dalí Berlin (& 07 00 32 54 23)<br />

11.00, 12.30, 14.00, 15.30, 17.00, 18.30: Dalí –<br />

Die Ausstellung am Potsdamer Platz, Treff: Im Museum<br />

EckeBlumenstr./Andreasstr. (Andreasstr.48)<br />

18.00: Stadtspaziergang: Wohnen und Mietkämpfe in<br />

Friedrichshain-Kreuzberg,Stefan Zollhauser,Öffentlicher<br />

Stadtspaziergang mit Stefan Zollhauser.Anm. erf.<br />

Frauentouren (& 626 16 51)<br />

16.00: 300 JahreFrauen- und Emanzipationsgeschichte.<br />

Eine politisch-historisch-musikalische<br />

Tour,Iris Wachsmuth &Maria Christina, Treff: am<br />

Reichstag<br />

Gemäldegalerie (& 266 42 42 42)<br />

11.00: Kunstlektionen: Die fünf Sinne,Treff: Information<br />

Hamburger Bahnhof /Museum für Gegenwart<br />

Berlin (& 39 78 34 11) 12.00, 16.00: Zeitgenossenschaft,<br />

Treff: Information<br />

Jüdisches Museum (& 25 99 33 00)<br />

14.00: Jüdisches MuseumBerlin in 90 Minuten (in<br />

englischer Sprache), Öffentliche Führung<br />

me Collectors Room Berlin (Auguststr.68)<br />

12.00: Forschen,Entdecken, Verstehen –Die Wunderkammer<br />

Olbricht, Treff: Counter im me Collectors<br />

Room Berlin<br />

Nichtraucherbund Berlin (& 204 45 83)<br />

10.00: Rundwanderung Ketzin –Paretz –Ketzin,<br />

Rosemarie Suhrau, Tel. 5528 3462, Treff: Hbf.<br />

Potsdam (Ausgang Süd (Bus- und Tram-HSt.) an der<br />

Information der Verkehrsbetriebe<br />

Nollendorfplatz<br />

14.00: Anita Berber Tour:Szenische Stadtführung<br />

rund um den Nollendorfplatz!, Nicola Kothlow. Anm.<br />

erf.<br />

Staatsbibliothek Kulturforum (& 266 -0)<br />

15.00: Besichtigungsführung: Aufgaben, Geschichte<br />

und Architektur,Treff: Eingangshalle/I-PunktimFoyer<br />

KONZERT<br />

b-flat (& 283 31 23)<br />

21.30: ZWEI3<br />

Badenscher Hof Jazzclub (& 861 00 80)<br />

21.00: Pina Lopez’ Havanna Soul, Pina’sBirthday<br />

Party<br />

Bi Nuu (& 69 56 68 40)<br />

20.00: Voivod<br />

Donau115 (Donaustr.115)<br />

20.30: Vamp Muzik Vol. 2feat.Arletis<br />

Freilichtbühne an der Zitadelle (& 333 40 22)<br />

20.00: Brad Hering,Die Golden Glitter Band, Die<br />

große deutsche Schlagerparade der 70er<br />

Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche (& 218 50 23)<br />

20.00: Ulrich Eckhardt (Orgel), Ria Ideta (Marimba),<br />

Ohad Ben-Ari (Klavier), Nie wieder Hiroshima –nie<br />

wieder Nagasaki<br />

Maze (& 55 51 84 54)<br />

19.00: Luvre 47<br />

Nikodemus-Kirche (& 624 25 54)<br />

20.00: IPizzicati Berlin<br />

Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />

21.30: Orania.Jazz: Ernst Bier Quartett<br />

Quasimodo (& 318 04 56 70)<br />

22.30: Funk Delicious<br />

Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />

19.00: Port Royal +Operation Offbeat<br />

Silent Green Kulturquartier (& 46 06 73 24)<br />

19.30 Kuppelhalle: FemaletoEmpower: Monika<br />

Werkstatt livemit Gudrun Gut, Barbara Morgenstern,<br />

Pilocka Krach u. a.<br />

SO36 (& 61 40 13 06)<br />

20.00: Good Riddance, Useless ID<br />

Wild At Heart (& 611 70 10)<br />

22.00: Egyptian GayLovers +Hell Nation Army +<br />

Poison Heart, Heavy Medication Labelfest<br />

Yorckschlösschen (& 215 80 70)<br />

21.00: Lars Voges<br />

Zimmer 16 (& 48 09 68 00)<br />

21.00: Achim Thoms und seineOrgel<br />

CLUB<br />

About:Blank (Markgrafendamm 24c)<br />

23.59: Deep Fried 47, Fred P, InigoKennedy, Jenifa<br />

Mayanja, LadyBlacktronika,RyanJames Ford, Sven<br />

Weisemann, Wittes +moretba<br />

Badehaus (& 95 59 27 76)<br />

23.00: Hits don’tlie –00s HitsParty +KaraokeFloor<br />

Berghain (Am Wriezener Bahnhof)<br />

23.59: Ostgut TonNacht, Shed (live), Afrodeutsche,<br />

Mark, Martyn<br />

Birgit &Bier (& 01 52 33 92 09)<br />

23.00 4Floors +Garten: Birgits Sternentanz, Lexer,<br />

Bonjour Ben, Modular Project, ALXJ,Jauche, Bombata<br />

&The Fox,Intaktogene, Crazy Sonic, Alex Gallus,<br />

Maybe Its N’Ice<br />

Cassiopeia (& 47 38 59 49)<br />

23.00: Time 4someAction, Hands On, Dj Suro,<br />

Martin McFly,The Famous Slim Jim<br />

Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />

21.00: Schwoof, Clärchen &Freunde<br />

Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />

20.00: Discophrenia, Bærnd Anders, Neu Verboten,<br />

Nathan Dawidowicz<br />

Duncker (& 445 95 09)<br />

22.00: Time Machine,Luidor<br />

Gretchen (& 25 92 27 02)<br />

23.30: Cool Whip feat. Dogg Master(live), Marc<br />

Hype, The Brides<br />

Insomnia (Alt-Tempelhof 17-19)<br />

22.00: Swing Time –Der sündigeTanzpalast,Manu<br />

Tanzratte &Johnny, Jenny&The Lovers (live)<br />

Junction Bar (& 694 66 02)<br />

22.00: DJaneB.B.<br />

Kulturbrauerei/Alte Kantine (& 44 31 50)<br />

23.00: Kantine Deluxe<br />

Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />

21.00 3Floors: Fisch sucht Fahrrad<br />

Kulturbrauerei/Soda (& 44 31 51 55)<br />

23.00: LadiesNight, Track, R’n’P,MixMasta Pumi, Bat,<br />

Miss IRiE, Chris B, Punyesh, C-Roc, Jordan, Sascha<br />

Lindner,PaulWolf<br />

Matrix (& 293 69 9- 90)<br />

22.00: Generation Wild, Crazy Cutz &MCCaramel,<br />

Crease, Saqo, El Puma<br />

Maze (& 55 51 84 54)<br />

20.00: Dreikantholz, Wounder,ELCA, Opitz, Acvidacid,<br />

Jam<br />

Mokum (Danziger Str.56)<br />

22.30: DJ Chris Zep<br />

Solar Berlin (& 016 37 65 27 00)<br />

18.00: Berlin Legends present Valis, Valis<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

21.00: DJ Ilo Pan<br />

Suicide Circus (Revaler Str.99)<br />

23.59: Housemeister &Friends Open Air,T.Raumschmiere<br />

&Housemeister, VCO<br />

Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />

23.59: Tresor.Klubnacht, Radial, Gaja, Paàl, Hurtado<br />

WaterGate (& 61 28 03 94)<br />

23.55: TryLand, Matador (live), The ReasonY,Agent,<br />

Empro, VomFeisten b2b Martin Ka, ALXJ<br />

BALLROOM<br />

Tanzpavillon im Monbijoupark (Monbijoustr.3)<br />

20.00: Swing,Evan&friends<br />

KINO<br />

Kino inder Kulturbrauerei (& 04 51/703 0200)<br />

Der König der Löwen 14.00, 17.00, 19.45, 22.30;<br />

Fisherman‘s Friends – Vom Kutter in die Charts<br />

14.10, 19.20; Berlin,ILove You14.10, 19.40; Benjamin<br />

Blümchen 14.15, 16.40; Die drei !!! 14.20;<br />

Und wer nimmt den Hund? 14.30, 19.00; Der König<br />

der Löwen –The Lion King (OmU) 14.30, 16.45,<br />

20.00,22.40; Pets II 14.40, 16.40;Der unverhoffte<br />

Charme des Geldes 16.50, 21.15; Cleo 16.50; Ein<br />

Becken voller Männer 17.00; Leid und Herrlichkeit<br />

17.15, 20.10; So wie dumich willst 19.00; Yesterday<br />

19.40; Esgilt das gesprochene Wort 21.30;<br />

Spider-Man: Far From Home 21.45; Yesterday<br />

(OmU) 22.10; The Dead Don‘t Die (OmU) 22.15;<br />

Leid und Herrlichkeit (OmU) 22.40<br />

Krokodil (& 44 04 92 98) Die Grube (OmU; m.<br />

Gästen) 19.00; Acid –Kislota (OmU) 21.00<br />

UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00) Fast<br />

&Furious: Hobbs &Shaw 14.15, 16.50, 19.55,<br />

22.40; Der König der Löwen 14.15, 17.05, 19.35;<br />

3D: Der König der Löwen 14.20, 17.10, 19.55,<br />

22.45;Aladdin 14.20; Spider-Man: Far From Home<br />

14.25, 17.00; Abikalypse 14.25; Pets II 14.30,<br />

17.25; Benjamin Blümchen 14.35, 16.50; Die drei<br />

!!! 14.55, 17.25; Yesterday 17.10, 19.50; Berlin, I<br />

Love You 17.20, 19.55; BTS: Bring the Soul –The<br />

Movie (OmU) 17.30; 3D: Men in Black: 19.45; 3D:<br />

Spider-Man:Far From Home 19.50, 22.35; Ein ganz<br />

gewöhnlicher Held 19.50; Anna 19.55; 25 km/h<br />

20.05; Child‘s Play 22.30; Men in Black: 22.35;<br />

John Wick: Kapitel III 22.35; Annabelle III 22.40;<br />

Sneak Preview 22.45<br />

Zeiss-Großplanetarium (& 42 18 45 12) Gaza<br />

Surf Club (OmU) 21.00<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (& 04 51/703 0200) Der König<br />

der Löwen 13.30, 16.30, 19.30, 22.40; Yesterday<br />

13.45, 19.40; Fast &Furious: Hobbs &Shaw<br />

14.00, 16.30, 19.50, 22.30; 3D: Der König der<br />

Löwen 14.10, 14.45, 17.10, 17.40, 20.10, 23.05;<br />

Benjamin Blümchen 14.10, 16.45; Die drei !!!<br />

14.20,16.50; Made in China 14.40; Pets II 15.00,<br />

17.20, 20.30; Abikalypse 17.00; 3D: Spider-Man:<br />

Far From Home 17.20, 19.30, 22.40; Drei Schritte<br />

zu Dir 19.20; BTS: Bring the Soul –The Movie<br />

20.00; Annabelle III 20.20, 23.10; 3D: Avengers:<br />

Endgame 22.10; John Wick: Kapitel III 22.50; Anna<br />

22.50; Child‘s Play 23.15<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 3004)<br />

Aladdin 14.45, 17.40; Made in China 20.30<br />

Cosima (& 85 07 5802)Der Klavierspieler vom<br />

Gare duNord 18.00; Cleo 20.15<br />

Odeon (& 78 70 40 19)Fisherman‘s Friends –Vom<br />

Kutter in die Charts (OmU) 17.50, 20.30<br />

Xenon (& 78 00 15 30) So wie dumich willst<br />

18.00; So wie du mich willst–Celle que vous croyez<br />

(OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) Pets<br />

II 10.00, 11.55, 15.30; Fast &Furious: Hobbs &<br />

Shaw 10.00, 12.45, 16.00, 19.30, 22.50, 23.00;<br />

Die drei !!! 10.00, 12.10; Der König der Löwen<br />

10.00, 13.15, 14.00, 16.30, 20.00, 22.45; Benjamin<br />

Blümchen 10.00, 13.10, 14.35, 17.40; Spider-Man<br />

16.55, 20.00; 3D: Der König der Löwen<br />

17.00, 20.00; BTS: Bring the Soul (OmU) 19.30;<br />

John Wick III 23.00; Annabelle III 23.10<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 6081) Geheimnis<br />

eines Lebens 15.45;Yesterday18.00; Cleo<br />

20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (& 01 80/505 07 11) Fisherman‘s Friends<br />

14.30, 17.15, 20.00, 22.40<br />

Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />

Pets II 10.00, 12.25, 14.55, 17.20; Kleiner Aladin<br />

10.00, 12.00; Fast &Furious: Hobbs &Shaw<br />

10.00, 13.00, 14.05, 16.15, 19.50, 22.45; Die<br />

drei !!! 10.00, 12.25, 14.55; Der König der Löwen<br />

10.00, 14.00, 17.00, 20.00, 23.00; Benjamin<br />

Blümchen 10.00, 12.25, 14.50, 17.20; 3D:<br />

Der König der Löwen 10.30, 13.30, 16.30, 19.45;<br />

Spider-Man: Far From Home 16.35, 19.45; Leberkäsjunkie<br />

17.25, 19.30, 22.00; BTS: Bring theSoul<br />

(OmU) 19.30; Und wer nimmt den Hund? 20.00,<br />

22.30;Annabelle III 22.45; Anna 22.45; John Wick<br />

III 23.00<br />

Thalia Movie Magic (& 774 34 40)Fast&Furious:<br />

Hobbs &Shaw 15.15, 17.45, 20.30; Der König der<br />

Löwen 15.15, 18.00, 20.30; Pets II 15.45; Benjamin<br />

Blümchen 15.45; Die drei !!! 18.00; Berlin,<br />

I Love You 18.00; Yesterday 20.30; Spider-Man<br />

20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (& 26 95 51 00)Andrej Tarkowskij: Andrej<br />

Rubljow (OmU) 20.00; Magical History Tour: Die<br />

Reifeprüfung –The Graduate (OmU) 19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 806969)<br />

TKKG –Jede Legende hat ihren Anfang 12.30; Die<br />

drei !!! 12.30, 13.40, 17.15; Der König der Löwen<br />

12.30, 14.00, 16.00, 19.10, 22.20; Aladdin<br />

12.30, 19.00;<br />

3D: Spider-Man: Far From Home 12.50, 16.30,<br />

19.30, 22.50; Benjamin Blümchen 12.50, 13.30,<br />

16.10; Pets II 13.00, 15.40, 16.50; Fast &Furious:<br />

Hobbs&Shaw13.00, 15.30,17.00, 19.00, 19.30,<br />

20.30, 22.30; Leid und Herrlichkeit 13.10, 16.50,<br />

20.00; 3D: Der König der Löwen 13.10, 15.10,<br />

16.10, 18.10, 20.10, 21.15, 22.50; Traumfabrik<br />

13.15; Yesterday 13.40, 16.30, 20.00; Drei Schritte<br />

zu Dir 13.40, 19.50; 3D: Pets II 13.50, 18.10;<br />

Spider-Man: Far From Home 14.00, 16.30, 20.50,<br />

22.20; Kroos 14.00; Avengers: Endgame 16.00,<br />

20.20; Made in China 16.30; Berlin, ILove You<br />

16.40, 19.50, 22.50; Annabelle III 17.00, 20.30,<br />

23.00; Rocketman 17.20; Anna 19.10, 22.30;<br />

Der Fall Collini 19.30; John Wick: Kapitel III 19.40,<br />

22.50; Killerman 20.40, 22.40; Men in Black:<br />

23.00; Child‘s Play 23.00<br />

CineStar imSony Center (& 04 51/703 02 00)<br />

Yesterday (OF) 13.30, 16.20, 19.10; Aladdin (OF)<br />

13.30, 16.40; 3D: Der König der Löwen –The Lion<br />

King (OF) 13.35, 17.15,19.00, 23.15; Pets II –The<br />

Secret Life of Pets 2(OF) 13.45, 17.00; Fast &<br />

Furious: Hobbs &Shaw (OF) 13.45, 17.00, 20.10,<br />

22.20; Der König der Löwen –The Lion King (OF)<br />

13.45, 16.00, 16.45, 20.15, 23.10; Spider-Man:<br />

Far From Home (OF) 13.50; Men in Black: (OF)<br />

14.20, 22.40; 3D: Spider-Man: Far From Home<br />

(OF) 16.40, 20.00, 23.10; Berlin, ILove You (OF)<br />

19.30; Rocketman (OF) 19.50; BTS: Bring the Soul<br />

–The Movie (OmenglU) 20.00; Avengers: Endgame<br />

(OF) 22.05; John Wick: Kapitel III –John Wick:<br />

Chapter 3–Parabellum (OF) 22.30; Annabelle III<br />

(OF) 22.50<br />

CineStar IMAX (& 04 51/703 02 00) 3D: Pandas<br />

11.30; Fast &Furious: Hobbs &Shaw 12.50;<br />

Fast &Furious: Hobbs &Shaw (OF) 16.00, 19.20,<br />

22.40<br />

Filmrauschpalast (& 394 43 44) Acid –Kislota<br />

(OmU) 20.00<br />

TREPTOW<br />

Astra (& 636 16 50) Fast &Furious: Hobbs &<br />

Shaw 14.00, 17.00, 19.00, 20.15, 22.00; Der König<br />

der Löwen 14.00, 16.30, 19.00, 22.00; Benjamin<br />

Blümchen 14.00, 16.00;Pets II 14.30;3D: Der<br />

König der Löwen 15.00, 17.30, 20.00, 22.30; Die<br />

drei !!! 16.30; Spider-Man: Far From Home 18.00;<br />

Yesterday 20.30<br />

Casablanca (& 677 5752) Bohemian Rhapsody<br />

15.45; Yesterday 18.15; OBeautiful Night 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 0200)<br />

Fast & Furious: Hobbs & Shaw 13.50, 16.45,<br />

20.00, 22.50; 3D: Der König der Löwen 13.50,<br />

16.45, 20.10, 23.00; Spider-Man: Far From Home<br />

14.00, 16.45, 22.40; Pets II 14.00, 16.30; Die<br />

drei !!! 14.10,17.00; Der König der Löwen 14.10,<br />

14.40, 17.00, 17.30, 19.40, 22.30; Benjamin<br />

Blümchen 14.15, 17.10; Abikalypse 14.40; 3D:<br />

Aladdin 17.05, 19.15; Annabelle III 19.30, 23.05;<br />

3D: Spider-Man: Far From Home 19.45; BTS: Bring<br />

the Soul –The Movie (OmU) 20.00; Anna 20.15;<br />

Child‘s Play 20.20; 3D: Avengers: Endgame 22.05;<br />

3D: Godzilla 2–King of the Monsters 22.40; 3D:<br />

Men in Black: 22.45; John Wick: Kapitel III 22.55<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) Der König<br />

der Löwen 14.00, 16.00, 19.45, 22.40; Fast<br />

&Furious: Hobbs &Shaw 14.10, 16.00, 17.15,<br />

19.30, 22.45; 3D: Der König der Löwen 14.10,<br />

17.00, 20.00; Benjamin Blümchen 14.40; Pets II<br />

14.45, 17.20; Spider-Man 16.50; Und wer nimmt<br />

den Hund? 17.10, 19.45; BTS: Bring the Soul –<br />

The Movie (OmU) 19.30; Der König der Löwen (OF)<br />

19.45; Killerman 20.20, 23.00; Spider-Man: Far<br />

From Home (OF) 22.20; Fast &Furious: Hobbs &<br />

Shaw (OF) 22.40; Annabelle III 22.45<br />

CityKinoWedding (& 01 77/2701976) Yoga:Die<br />

Kraft des Lebens 19.00; Burning 21.00<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (& 471 40 01) Paule und Julia<br />

18.00; Laflor (OmU) 19.30<br />

Toni &Tonino Tonino (& 92 79 12 00) Benjamin<br />

Blümchen 11.45, 14.00; Pets II 16.15;Fisherman‘s<br />

Friends –Vom Kutter indie Charts 18.15, 20.45;<br />

Der König der Löwen 10.15, 12.45, 15.15, 17.45,<br />

20.15<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Erde 15.30;<br />

Der unverhoffte Charme des Geldes –Lachute de<br />

l‘empire americain (OmU) 18.00; So wie du mich<br />

willst –Celle que vous croyez (OmU) 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Fisherman‘s<br />

Friends –Vom Kutter in die Charts 15.15, 20.30;<br />

Geheimnis eines Lebens 17.45; Yesterday 17.45<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (& 811 4678) Urfin: Der Zauberer von Oz<br />

16.00; Stan &Ollie (OmU) 18.00; Once Again –<br />

Eine Liebe in Mumbai (OmU) 20.30<br />

Capitol (& 831 64 17) Leid und Herrlichkeit<br />

15.30, 20.30; Und wer nimmt den Hund? 18.15<br />

FREILUFTKINOS<br />

B-ware! Open Air FMP1 (& 63 41 31 15) Bad<br />

Times atthe El Royale (OmU) 21.00<br />

FreilichtbühneWeißensee (& 24 72 78 01)Alita:<br />

Battle Angel 21.15<br />

Freiluftkino Friedrichshagen (& 65 01 31 41)The<br />

Big Lebowski 20.45<br />

Freiluftkino Hasenheide (& 283 46 03)<br />

BlacKkKlansman (OmU) 21.00<br />

Freiluftkino Insel imCassiopeia (& 35 12 24 49)<br />

Blown Away –Music, Miles and Magic 21.00<br />

Freiluftkino Kreuzberg The Big Lebowski (OmU)<br />

21.15<br />

Freiluftkino Rehberge 25km/h 21.00<br />

Open-Air-KinoSchlossparkBiesdorf (& 998 74 81)<br />

The Dead Don‘t Die 20.50<br />

Openair Kino Spandau (& 333 60 81) Der Vorname<br />

21.00<br />

Pompeji –FLK am Ostkreuz (& 01 76/56 70 92 98)<br />

film in sounds cinematic concert: Black Moon –<br />

Black Moon (OmU) 21.00<br />

Radio EINS-Freiluftkino Friedrichshain Rocketman<br />

21.00<br />

Sommerkino Kulturforum am Potsdamer Platz (&<br />

89 37 14 31) Gundermann 21.00<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 8112) A<br />

Man ofIntegrity: Ein integerer Mann –Lerd (OmU)<br />

17.00; Streik –Enguerre (OmU) 19.15; All MyLoving<br />

–EineGeschichte vondrei Geschwistern21.30<br />

Thalia Potsdam (& 03 31/743 7020) Leid und<br />

Herrlichkeit 13.30, 20.45; Der König der Löwen<br />

13.30, 15.45, 20.45; Und wer nimmt den Hund?<br />

13.45, 18.45, 20.45; Die drei !!! 14.45; Cleo<br />

16.00; Benjamin Blümchen 16.00; Unsere große<br />

kleine Farm (teilw.OmU) 16.45; Fisherman‘s<br />

Friends –Vom Kutter indie Charts 18.15,20.45; Es<br />

gilt das gesprochene Wort 18.15; Der unverhoffte<br />

Charme des Geldes 18.15<br />

UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 72 33)<br />

Spider-Man: Far From Home 13.40, 16.50, 19.30;<br />

Fast &Furious: Hobbs &Shaw13.45, 17.00, 19.40,<br />

20.25, 23.00; Der König der Löwen 13.45, 16.45,<br />

19.45, 23.00; Aladdin 13.55; Die drei !!! 14.00,<br />

16.30; 3D: Der König der Löwen 14.10, 17.00,<br />

20.20; Pets II 14.20, 17.10; Benjamin Blümchen<br />

14.20; Yesterday 17.10, 20.10; BTS: Bring the<br />

Soul –The Movie (OmU) 17.30; Avengers: Endgame<br />

19.50;AnnabelleIII 20.10, 23.00; 3D: Spider-Man:<br />

Far From Home 23.00; John Wick: Kapitel III 23.00<br />

Waschhaus Kino Potsdam (& 03 31/271 5626)<br />

Willenbrock (m.Live-Konzert) 20.00<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (& 033 22/279 88 77) Der König<br />

der Löwen 14.15, 17.10; 3D: Der König der Löwen<br />

20.00<br />

CapitolKönigs Wusterhausen (& 033 75/46 97 77)<br />

Traumfabrik 17.15; Made in China 20.00<br />

CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) Fast &Furious:<br />

Hobbs &Shaw 14.20, 16.50, 20.00, 22.40;<br />

Die drei !!! 14.20, 17.00; Abikalypse 14.20; Der<br />

König der Löwen 14.30, 15.00, 17.15, 20.00,<br />

22.45; Benjamin Blümchen 14.30, 16.50; Men<br />

in Black: 14.45, 23.15; 3D: Der König der Löwen<br />

14.45, 17.30, 17.45, 20.20, 23.10; Spider-Man:<br />

Far From Home 14.50, 17.45, 19.40, 22.45; Pets<br />

II 14.50, 17.30, 20.15; 3D: Aladdin 16.50; Drei<br />

Schritte zu Dir 17.30; Avengers: Endgame 19.30;<br />

John Wick: Kapitel III 19.45, 22.50; BTS: Bring the<br />

Soul (OmU) 20.00; Yesterday 20.30; Annabelle III<br />

20.40, 23.15;3D: Godzilla 2–King of the Monsters<br />

22.50; Anna 23.15; Child‘s Play 23.20<br />

Filmpalast Bernau (& 033 38/70 54 54) Der<br />

König der Löwen 15.00, 17.45, 20.30; Benjamin<br />

Blümchen 15.15; Pets II 15.30; Fast &Furious:<br />

Hobbs &Shaw 17.30,20.30;Yesterday 17.45; 3D:<br />

Spider-Man: Far From Home 20.30<br />

Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 4828)<br />

Benjamin Blümchen 14.00, 16.00; Fast &Furious:<br />

Hobbs &Shaw 14.15, 17.15, 20.00, 22.45; Die<br />

drei !!! 14.30,16.30; Der König der Löwen 14.45,<br />

17.00, 19.30, 23.00; 3D: Der König der Löwen<br />

18.00,20.15; Pets II 18.30; Yesterday 20.30; Spider-Man:<br />

FarFromHome22.15; AnnabelleII23.10<br />

Kino-Cafe Dahme (& 03 54 51/343) Der König<br />

der Löwen 17.00, 20.00<br />

Linden-Kino Wusterhausen (& 03 39 79/145 93)<br />

Der König der Löwen 17.00; 3D: Der König der Löwen<br />

19.30<br />

Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Der König<br />

der Löwen 15.00, 17.30, 20.00; Pets II 16.00; Yesterday<br />

18.00; Geheimnis eines Lebens 20.30<br />

Kammerspiele Kleinmachnow (& 03 32 03/84 75 84)<br />

Kleiner Aladin und der Zauberteppich 16.00; Tea<br />

with the Dames: Ein unvergesslicher Nachmittag<br />

18.00; Unsere große kleine Farm 20.15<br />

Union Fürstenwalde (& 033 61/73 6440) Die<br />

drei !!! 16.30; Der Junge muss andie frische Luft<br />

18.15; Yesterday 20.15<br />

Union Kino-Center Luckenwalde (& 03371/40 16 41)<br />

Pets II 15.30; Der König der Löwen 15.30, 17.45,<br />

20.15; Benjamin Blümchen 15.45; Fast &Furious:<br />

Hobbs &Shaw 17.15, 20.00, 22.15; Die drei !!!<br />

17.45; Yesterday 20.00; Brightburn: Son of Darkness<br />

22.45; Annabelle III 22.45


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Netzwerk<br />

STREAMING<br />

Ganz normaler<br />

Wahnsinn für<br />

Schulkinder<br />

VonMarcus Posimski<br />

Die Ferien sind vorbei, die Schule<br />

hat wieder begonnen und damit<br />

auch für viele Kinder und ihreEltern<br />

die Zeit des ganz normalen<br />

Wahnsinns. Aber es geht vielleicht<br />

doch noch etwas dramatischer. Jedenfalls<br />

in gut gemachten Serien.<br />

„Elite“: Diese spanische Serie hat<br />

sich kurz nach Erscheinen zu einer<br />

Kultserie entwickelt. In „Elite“ geht<br />

es um drei Schüler, die aus bürgerlichenVerhältnissen<br />

stammen. Siehaben,<br />

nachdem ihre Schule wegen<br />

Baumängeln eingestürzt war,ein Stipendium<br />

bekommen, und treffen<br />

nun an einer exklusiven Privatschule<br />

auf die Kinder der wohlhabendsten<br />

und einflussreichsten Familien des<br />

Landes. Natürlich kommt es sehr<br />

bald zu einer Katastrophe. Die Serie<br />

ist sehr spannend erzählt, die Jungdarsteller<br />

beeindrucken mit ihrem<br />

schauspielerischem Talent. Und das<br />

Gute: Es dauertnicht mehr lange,bis<br />

endlich die zweite Staffel startet.<br />

Wenn man „Gossip Girl“ nie düster<br />

genug fand, ist „Elite“ die perfekte<br />

Serie.<br />

Die Serie ist auf Netflix, Staffel2,abSeptember<br />

zu sehen.<br />

Lebenslanges Lernen –gar nicht so einfach<br />

für Jeff Winger (Joel McHale). SONY<br />

„Community“: Nicht wirklich Schule,<br />

aber immerhin College. Die Serie<br />

„Community“ hatte bei ihrem Erscheinen<br />

vor ziemlich genau zehn<br />

Jahren frischen Wind in die doch<br />

relativ eintönige Welt der Comedy-<br />

Serien gebracht. Es sind nicht nur<br />

großartige Comedy-Talente wie<br />

Joel McHale dabei, die Macher haben<br />

sich auch sehr viel getraut. Es<br />

war von Anfang an klar, dass man<br />

nicht massentauglich sein wollte,<br />

und so war es auch keine Überraschung,<br />

als plötzlich in einer Episode<br />

nur animierte Knetfiguren zu<br />

sehen waren oder eine andere im<br />

Ken-Burns-Doku-Stil produziert<br />

wurde. Dazu kommt mit Señor<br />

Chang als chinesischem Spanischlehrer<br />

eine der besten Comedy-Figuren<br />

der vergangenen Jahre.<br />

Die Serie istauf Amazon, bei iTunes und bei<br />

Microsoft zu sehen.<br />

Und sonst noch: „Beverly Hills<br />

90210“ –herrlichster Trash im 90er-<br />

Jahre-Stil. „Wunderbare Jahre“ –<br />

Schule, Freundschaft, erste Liebe …<br />

–soschön wurde es nie wieder erzählt<br />

(leider nur auf DVD!).„Veronica<br />

Mars“ –Highschool, Mord und Girl-<br />

Power.Und für Fantasy-Fans:„Stranger<br />

Things“ – Kinderfreundschaft<br />

und Monster in 80er-Jahre Atmosphäre.<br />

Marcus Posimski hat<br />

amerikanische Kultur mit<br />

Schwerpunkt Film studiert.<br />

<strong>Berliner</strong> Hoffnung<br />

Cornelia Geppert und das Entwicklerstudio Jo-Mei Games zeigen, wie sich internationale Aufmerksamkeit erreichen lässt<br />

VonThomas Lindemann<br />

Die bezaubernde Schattenwelt<br />

Bildgewaltig und eindrucksvoll führt das Computerspiel „Sea of Solitude“ zu Ängsten und Dämonen<br />

VonThomas Lindemann<br />

Alles beginnt mit einem<br />

Schrei. „Es muss doch einen<br />

Ausweg geben!“, ruft<br />

diese etwas unheimliche<br />

Figur, ein Mädchen, aber ganz<br />

schwarz, mit rotleuchtenden Augen<br />

–die Spielfigur.Eine junge Frau, aber<br />

in der Schattenwelt, das geisterhafte<br />

Abbild eines Menschen. Offenbar<br />

sind wir das.<br />

Diese Protagonistin erwacht in einem<br />

kleinen Motorboot, auf einem<br />

düsteren, bewegten Meer.Unter den<br />

Fluten ist, schemenhaft sichtbar,<br />

eine Stadt versunken. Mit dem Mut<br />

der Verzweiflung wirft die Frau den<br />

Motor an und fährt los –auf der Suche<br />

nach anderen Menschen und<br />

nach dem Sinn ihrer Reise.<br />

Leiden um den kleinen Bruder<br />

„Sea of Solitude“ trägt die Einsamkeit<br />

schon im Titel, und die wird<br />

auch ein Thema während der gesamten<br />

Spielzeit bleiben. DasVideospiel<br />

ist gerade bei „EA Origins“ erschienen,<br />

in dem Bereich des großen<br />

Herstellers Electronic Arts, der für<br />

die kunstvollen, besonderen Projekte<br />

reserviert ist. Das Spiel begeistert<br />

derzeit viele Tester, weil es aus<br />

der Reihe fällt und dem Videospielen<br />

einen ganz eigenen Akzent gibt, den<br />

man so noch kaum kennt. (Nur manche<br />

der ganz harten Gamer, die immer<br />

nur auf Top-Grafik und technisch<br />

perfekte 3D-Animation achten,<br />

geben diesem Spiel schlechte<br />

Noten. In dem Magazin PC Games<br />

etwa fiel es durch. Der Rezensent<br />

hatte wohl nicht verstanden, dass<br />

hier ein Game ganz neue Wege beschreiten<br />

will. Und nicht so sehr<br />

durch die Umsetzung auffallen will,<br />

die ja für sich noch gar kein Gefühl<br />

transportiert.)<br />

So steuert man als die junge Frau<br />

Kaydurch die Fluten oder das,was in<br />

dieser düsteren Traumwelt von ihr<br />

übrig ist –erst nach und nach klärt<br />

die Story sich hier auf, durch den<br />

Monolog der Frau, den man die<br />

ganze Zeit hört. Kay grübelt, in welche<br />

Lage sie bloß geraten ist. „Was ist<br />

denn nur los mit mir?“ –solche Sätze<br />

hört man dann. Es wird dauern, bis<br />

man beim Spielen begreift, worum<br />

es im Hintergrund eigentlich geht.<br />

Vordergründig geht es darum, sich in<br />

einer widrigen, seltsam dunklenWelt<br />

zu behaupten.<br />

Kay hat nur ihr kleines Motorboot,<br />

das in den Fluten immer wieder<br />

zu versinken droht. Manchmal<br />

gibt es helle Punkte in dieser Meereswelt,<br />

und manchmal wird die Stadt,<br />

die in den Tiefen versunken ist, auftauchen<br />

und man kann in ihr herumwandern,<br />

immer auf der Suche<br />

nach neuen Hinweisen, wie alles<br />

Kayheißt die dunkle Spielfigur,die sich in der versunkenen Stadt bewegt. EA (3)<br />

Kays Suche ist auch immer nach innen gerichtet, wenn es um ihre Ängste geht.<br />

Berlin als Handlungsortdes Spiels wird durch die S-Bahn-Waggons angedeutet.<br />

weitergehen mag. (Die Stadt soll übrigens<br />

Berlin sein –das ist vor allem<br />

an der strengen Traufhöhe und den<br />

S-Bahn-Waggons zu erkennen. Eigentlich<br />

befinden wir uns aber in einer<br />

reinen Traumwelt.) AndereSpielfiguren<br />

gibt es kaum. Wohl aber ein<br />

anderes Mädchen, eine verspielte,<br />

bunte Erscheinung, die manchmal<br />

mit Kay spricht, dann wieder verschwunden<br />

ist. Und esgibt riesige,<br />

schwarze Monstren in der Tiefe, ge-<br />

Cornelia Gepperthat als Art-Direktorin das Spiel „Sea of Solitude“ kreiert.<br />

Das <strong>Berliner</strong> Entwicklerstudio Jo-<br />

Mei Games hat vor zehn Jahren<br />

mit Browsergames begonnen, die<br />

man zuerst eigentlich nicht gerade<br />

dem kunstvollen Sektor der Spielewelt<br />

zurechnen konnte. Die ersten<br />

Spiele waren Auftragsarbeiten für<br />

Kunden aus der Wirtschaft wie BMW<br />

oder Gazprom.<br />

Als Cornelia Geppert und Boris<br />

Munser das kleine Studio mit Sitz in<br />

Schöneberg zwischen Gleisdreieck<br />

und Kleistparkgründeten, hatten sie<br />

schon länger zusammengearbeitet.<br />

Geppertwar Zeichnerin und Illustratorin,<br />

hatte für Comic-Verlage gearbeitet,<br />

bei Jo-Mei ist sie nun die Autorin<br />

und der kreative Kopf der<br />

Spiele. Munser blickt auf viel Erfahrung<br />

als Grafiker und Gamedesigner<br />

zurück, machte schon 1990 seinen<br />

Abschluss an der Universität der<br />

Künste in Berlin. Er leitet die technische<br />

Seite und die 3D-Engine, die<br />

das Studio für seine Spiele benutzt.<br />

Nach und nach entstanden aus der<br />

Zusammenarbeit dieser beiden<br />

Kreativen dann Spiele, die immer<br />

gen die man keine Chance hat, außer<br />

sie geschickt zu umschiffen.<br />

Das Wasser, sagt Sigmund Freud<br />

in seiner „Traumdeutung“, symbolisiertdie<br />

Geburt: Nurwer aus ihm heraussteigen<br />

kann, ist endlich ganz<br />

Mensch geworden. DieTräume vom<br />

Wasser seien „häufig angsterfüllt“.<br />

Dass man überhaupt bei einem Spiel<br />

solche Assoziationen bekommt, ist<br />

schon erstaunlich. Aber genau das<br />

passierthier:Das äußereGeschehen<br />

JO MEI<br />

mehr Aufsehen erregten.„Brave little<br />

Beasties“ erschien 2013, also lange<br />

vor dem großen Pokemon-Hype,<br />

hatte aber ein ganz ähnliches Konzept<br />

wie die Spiele mit den berühm-<br />

steht für seelische Vorgänge. Unter<br />

der Wasseroberfläche lauern die<br />

Ängste und die Schuldgefühle der<br />

Kay. Offenbar hat sie das Leiden ihres<br />

kleinen Bruders, der gemobbt<br />

und missbraucht wurde, nicht erkannt.<br />

Das kristallisiert sich aus den<br />

Erinnerungen, die immer mehr zurückkommen,<br />

heraus –und es bleibt<br />

dennoch weiter sehr vage.Jedenfalls<br />

wird sie die dunklen Figuren bekämpfen<br />

müssen, Stellvertreter der<br />

Täter,die dem Bruder irgendein Leid<br />

angetan haben. Unter Kays Augen.<br />

Nun will sie für die frühere Ignoranz<br />

büßen und wiedergutmachen, was<br />

geschah.<br />

Auch schon andere Spiele haben<br />

sich, gerade in jüngster Zeit, an psychologische<br />

Themen versucht.<br />

„Gris“ hatte Depression zum Thema<br />

und in „Senua: Hellblade“ wird man<br />

beim Spielen die ganze Zeit vom<br />

Wahnsinn und seltsamen Stimmen<br />

begleitet. Undumdie Familie geht es<br />

immerhin auch in manchen sogenannten<br />

„Triple A“-Spielen wie „Last<br />

of us“ oder „God of War“ –aber immer<br />

nur als ein Aspekt. „Sea of Solitude“<br />

dagegen hat eigentlich nur ein<br />

inneres Thema: Was hat Kay Traumatisches<br />

in ihrer Familie erlebt und<br />

wird sie es schaffen, mit der Erinnerung<br />

umzugehen?<br />

Nurenglischer Wikipedia-Eintrag<br />

Das Spiel ist eine Produktion des<br />

kleinen <strong>Berliner</strong> Studios Jo-Mei. Ein<br />

Team aus im Kern nur zwölf Personen<br />

hat es entwickelt. Das Spiel hat<br />

einen englischen Wikipedia-Eintrag,<br />

aber keinen deutschen, hier gilt der<br />

Prophet wieder einmal nichts im eigenen<br />

Land. Dabei ist „Sea of Solitude“<br />

wegweisend. Es hat zwei Ebenen,<br />

die beide für sich funktionieren.<br />

Mankann es einfach nur als Spiel gegen<br />

seltsam dunkle Figuren spielen.<br />

Oder man spielt es als Adventureauf<br />

der Basis der Geschichte über die<br />

Psyche.<br />

In der Debatte um Gamer-Gate,<br />

den frauenfeindlichen Skandal in<br />

der US-amerikanischen Videospieleszene,<br />

und all die folgenden Diskussionen,<br />

hörte man immer wieder:<br />

Esmüssen endlich auch mehr<br />

Frauen in die Spieleindustrie, und<br />

die müssen die Games wirklich machen.<br />

Dann erst werden wir eine<br />

neue Art von Spielen bekommen.<br />

Dasist nun der Fall –Autorin undRegisseurin<br />

ist Cornelia Geppert. So<br />

können also weibliche Spiele aussehen.<br />

Dunkel, verwirrend und emotional.<br />

Das kann härter sein als der<br />

härteste Shooter.<br />

Thomas Lindemann hat<br />

„Sea of Solitude“ gleich<br />

zweimal gespielt.<br />

ten japanischen Monstern. Man erfindet<br />

kleine Wesen, die sehr kampflustig<br />

sind. Es folgte das Handyspiel<br />

„Monkey Bay“, eine comic-artig verzerrte<br />

Piraten-Abenteur-Simulation.<br />

Unddann kam er zur Zusammenarbeit<br />

mit dem „EA Originals“-Programm<br />

vonElectronic Arts,einer der<br />

weltweit größten Spielefirmen. Das<br />

Programm bietet ungewöhnlichen<br />

Spielen eine Plattform. Für „Sea of<br />

Solitude“, das dort erscheint, ist<br />

GeppertAutorin, Designerin und Art<br />

Direktorin. Das Spiel hat schon jetzt<br />

weltweit Beachtung gefunden. „In<br />

unseren Spielen wollen wir immer<br />

zwei Hauptaspekte vereinen: eine<br />

menschliche Geschichte, mit der jeder<br />

sich identifizieren kann, und<br />

eine fantastische Welt, die Entdeckerdrang<br />

weckt und die auch Spieler,<br />

die weniger auf die Geschichte<br />

achten wollen, genießen können“,<br />

hat Geppert imTagesspiegel einmal<br />

ihreIdee skizziert.<br />

Daten von<br />

Instagram<br />

abgesaugt<br />

Werbeindustrie profitierte von<br />

systematischer Auswertung<br />

Eine Marketingfirma hat laut einem<br />

Medienbericht im großen<br />

Stil öffentlich zugängliche Daten von<br />

Instagram-Nutzern gesammelt und<br />

dauerhaft gespeichert. Dazu hätten<br />

auch Beiträge aus der sogenannten<br />

Stories-Funktion gehört, die nur einen<br />

Tag sichtbar sind, berichtete<br />

Business Insider. Der zu Facebook<br />

gehörende Dienst habe die Firma<br />

HYP3R nach Bekanntwerden der Recherchen<br />

von der Plattform geworfen<br />

und aufgefordert, die Datensammlung<br />

einzustellen, sagte ein<br />

Sprecher dem Portal.<br />

Besonders interessant für HYP3R<br />

waren dabei laut dem Bericht von<br />

Business Insider Instagram-Beiträge,<br />

die den Aufenthaltsort der<br />

Nutzer enthielten. Auch die Ortsdaten<br />

seien ausgelesen und gespeichert<br />

worden. Ein Service von<br />

HYP3R für Kunden wie Hotels ist es,<br />

gesammelte Instagram-Beiträge<br />

von deren Standorten zu präsentieren.<br />

So könne man zum Beispiel einen<br />

Hotelgast mit einem Geschenk<br />

überraschen, wenn man via Instagram<br />

mitbekomme, dass er Geburtstag<br />

hat, nennt die Firmaauf ihrer<br />

Webseite als ein Beispiel. Zugleich<br />

können die HYP3R-Kunden<br />

auf Basis der Daten auch mit ihren<br />

Werbeanzeigen gezielt Nutzer ansprechen,<br />

die sich bei der Konkurrenz<br />

aufhalten. HYP3R baute eine<br />

Datenbank mit Tausenden Standorten<br />

von Hotels, Fitnessclubs oder<br />

Einkaufsläden auf.<br />

Aus Sicht von Instagram verletzt<br />

die automatisierte Datensammlung<br />

die Nutzungsbedingungen, HYP3R<br />

erklärte dagegen, man sehe darin<br />

keinen Regelverstoß. Der Fall ist zugleich<br />

ein Beispiel dafür, wie auf Basis<br />

öffentlich verfügbarer Informationen<br />

ausführliche Nutzerprofile<br />

aufgebaut und von der Werbeindustrie<br />

genutzt werden können.<br />

Dem Bericht zufolge nutzt HYP3R<br />

auch automatische Bilderkennung<br />

bei den eingesammelten Fotos, um<br />

zum Beispiel auszuwerten, welche<br />

Gegenstände auf den Bildern zusehen<br />

sind.<br />

Instagram hatte den Zugang zu<br />

Ortsdaten über die offizielle Schnittstelle<br />

für Entwickler bereits im vergangenen<br />

Jahr gekappt. Aber HYP3R<br />

habe einen Weggefunden, trotzdem<br />

an die Informationen zu kommen,<br />

schrieb Business Insider. Zunächst<br />

unklar blieb, wieso die großflächige<br />

Datensammlung nicht von den Instagram-Systemen<br />

entdeckt worden<br />

war. (dpa)<br />

AUSDER REDAKTION<br />

Berlin Mitte,<br />

der Podcast<br />

von<br />

Jochen Arntz<br />

Freitags<br />

ab sechs<br />

Jetzt gibt’s unter www.berliner-zeitung.de<br />

auch was zum Hören –direkt<br />

aus der Chefredaktion. „Berlin<br />

Mitte“ heißt der Podcast, in dem ich<br />

Ihnen jeden Freitag ab sechs Uhr<br />

morgens Neues aus der Redaktion<br />

und Neues aus Berlin präsentiere.<br />

Diesmal spreche ich mit Karl Doemens,<br />

unserem USA-Korrespondenten,<br />

über seine Einschätzung der Politik<br />

von Donald Trump nach den Anschlägen<br />

in El Paso und Dayton.<br />

Wirhören uns,<br />

Ihr Jochen Arntz, Chefredakteur<br />

bei Twitter @JochenArntz


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 25<br />

· ·<br />

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TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für<br />

HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Livenach Neun<br />

9.55 (für HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG)<br />

Meister desAlltags 11.15 (für HG)Gefragt –Gejagt<br />

12.00 (für HG)Tagesschau 12.15 (für HG)<br />

ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote<br />

Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für<br />

HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau<br />

16.10 (für HG)Verrückt nach Meer. Mit derRikscha<br />

durch Malaysia 17.00 (für HG) Tagesschau<br />

17.15 Brisant 18.00 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

18.50 (für HG) Gefragt–Gejagt 19.45 (für HG)<br />

Wissen voracht –Werkstatt 19.55 (für HG) Börse<br />

voracht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) HarrysInsel<br />

TV-Komödie, D2017<br />

Mit Wolfgang Stumph, Katrin Sass,<br />

Cosima Henman u. a.<br />

Regie: Anna Justice<br />

21.45 (für HG) Tagesthemen<br />

22.00 (für HG) Tatort Falsch verpackt<br />

TV-Kriminalfilm, A2012. Mit Harald<br />

Krassnitzer,Adele Neuhauser,Tanja<br />

Raunig u. a. Regie: Sabine Derflinger<br />

23.30 (für HG) Der Metzger muss nachsitzen<br />

TV-Kriminalfilm, D2015.Mit<br />

Robert Palfrader,Dorka Gryllus u. a.<br />

RTL<br />

6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />

Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />

Unter uns. Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was<br />

zählt. Soap 10.00 Der Blaulicht-Report 11.00<br />

Der Blaulicht-Report 12.00 Punkt 12 14.00<br />

Die Superhändler –4Räume,1Deal 15.00<br />

Die Superhändler –4Räume,1Deal 16.00<br />

Meine Geschichte –Mein Leben. Frau muss<br />

nach Babypause um ihren Job kämpfen 17.00<br />

Meine Geschichte –Mein Leben. Die Herzensbrecherinnen<br />

17.30 Unter uns. Daily Soap<br />

18.00 Explosiv –Das Magazin 18.30 Exclusiv<br />

–Das Star-Magazin 18.45 aktuell 19.05<br />

(für HG) Alles was zählt. Soap 19.40 (für HG)<br />

Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 Die schönsten Fernsehmomente<br />

Deutschlands Emotionale Szenen aus<br />

Deutschlands Fernsehgeschichte.<br />

Die Show ist eine Zeitreise durch<br />

alle Programme zu den bewegendsten<br />

Momenten der gesamten Fernsehwelt.<br />

0.00 Nachtjournal<br />

0.30 Die schönsten Fernsehmomente<br />

Deutschlands Felix Baumgartner<br />

gelang ein spektakulärer TV-Moment.<br />

1.25 Paradise Hotel<br />

Moderation:Vanessa Meisinger<br />

3.10 Der Blaulicht-Report<br />

ZDF<br />

Sat.1<br />

TV-Tipps RBB<br />

Tagesschau 24<br />

MDR WDR Arte<br />

12.30 (für HG) Das Reismädchen. Melodram, I<br />

1956 14.00 (für HG) MDR um zwei 15.00 (für<br />

HG) Schneewittchen. Märchenfilm, DDR 1961<br />

16.00 (für HG) MDR um vier 17.45 (für HG) Aktuell<br />

18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für HG)<br />

Sandmann 19.00 (für HG)MDR Regional 19.30<br />

(für HG) Aktuell 19.50 (für HG)Elefant, Tiger&<br />

Co. 20.15 (für HG) Schlager meinerHeimat<br />

21.45 (für HG) Aktuell 22.00 (für HG) Das musikalische<br />

Riverboat 0.10 MDR Kultur –Filmmagazin<br />

0.25 (für HG) Kommissar Wallander. Mittsommermord.<br />

TV-Kriminalfilm, GB/S/USA/D 2008<br />

Bayern<br />

15.30 (für HG) Schnittgut. Alles aus dem Garten<br />

16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG)<br />

Wir inBayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />

Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />

(für HG) Unser Land 19.30 (für HG) Aufgegabelt<br />

vonAlexander Herrmann 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 (für HG) Hubert und Staller<br />

21.00 (für HG) Die Bergpolizei –Ganz nah am<br />

Himmel 21.55 (für HG) Rundschau Magazin<br />

22.10 Grünwald –Sommer Spezial 22.55 (für<br />

HG) Marnie. Thriller,USA 1964 1.05 (für HG)<br />

Aufgegabelt vonAlexander Herrmann<br />

Vox<br />

5.20 CSI: NY 6.55 CSI: Den Tätern auf der Spur<br />

8.45 Verklag mich doch! 10.55 Mein Kind,dein<br />

Kind 12.00 Shopping Queen 13.00 Zwischen<br />

Tüll und Tränen 14.00 Mein Kind, dein Kind<br />

15.00 Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten<br />

und eine Traumreise 17.00 Zwischen Tüll und<br />

Tränen 18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei<br />

19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent!<br />

20.15 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />

21.55 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />

23.35 nachrichten 0.00 (für HG) Medical Detectives<br />

–Geheimnisse der Gerichtsmedizin<br />

Super RTL<br />

12.10 Angelo! 13.10 5Freunde 13.40 Angelo!<br />

14.05 Die Nektons –Abenteurer derTiefe<br />

14.35 Grizzy &die Lemminge 14.55 Dragons<br />

–Auf zu neuen Ufern 15.20 Voll zu spät!<br />

15.50 Spirit: wild und frei 16.20 Ritter hoch 3<br />

16.45 Coop gegen Kat 17.15 Sally Bollywood<br />

17.40 Die Nektons –Abenteurer derTiefe<br />

18.10 Grizzy &die Lemminge 18.40 WOW Die<br />

Entdeckerzone 19.10 Voll zu spät! 19.40 Angelo!<br />

20.15 Till Eulenspiegel. Zeichentrickfilm,<br />

D/B 2003 21.50 Columbo. Die letzte Party.<br />

TV-Kriminalfilm, USA 2003 0.00 Infomercials<br />

Sport1<br />

9.00 Teleshopping 15.30 Fußball: DFB-Pokal-<br />

Klassiker.Auf dem Programm steht unter anderem<br />

das Finale 1973. 18.30 Fußball: DFB-<br />

Pokal. Countdown. Moderation: Jochen Stutzky,<br />

Ruth Hofmann, Laura Papendick 20.45 Fußball:<br />

DFB-Pokal. 1. Runde: KFC Uerdingen 05 –<br />

Borussia Dortmund. Experte: Stefan Effenberg.<br />

Kommentar: Markus Höhner.Aus Duisburg<br />

22.45 Fußball: DFB-Pokal. Highlights. Moderation:<br />

Jochen Stutzky,Ruth Hofmann 0.15<br />

Sport-Clips 0.45 Teleshopping-Nacht<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 heute<br />

Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich 10.30<br />

(für HG) Notruf Hafenkante. Paulines Fall 11.15<br />

(für HG) SOKO Wismar. Offene Rechnung 12.00<br />

heute 12.10 drehscheibe 13.00 (für HG) ZDF-<br />

Mittagsmagazin 14.00 heute –inDeutschland<br />

14.15 Die Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute<br />

Xpress 15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00<br />

(für HG)heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die<br />

Rosenheim-Cops. TodimBioladen 17.00 (für<br />

HG) heute 17.10 (für HG) hallodeutschland<br />

17.45 (für HG) Leute heute 18.00 (für HG)<br />

SOKO Wien. Der Finger am Abzug 19.00 (für<br />

HG) heute 19.25 (für HG)BettysDiagnose. Unangenehme<br />

Wahrheiten<br />

20.15 (für HG) Der Alte<br />

Geteiltes Leid.Krimiserie<br />

Mit Jan-Gregor Kremp, Stephanie<br />

Stumph, Ludwig Blochberger u.a.<br />

21.15 (für HG) Letzte Spur Berlin<br />

Befreiungsschlag.Krimiserie<br />

22.00 (für HG) heute-journal<br />

22.30 Sketch History<br />

22.55 Das Literarische Quartett<br />

Gast: Svenja Flaßpöhler (Philosophin<br />

und Publizistin)<br />

23.40 heute+<br />

23.55 Starsky und Hutch Der Todesvirus<br />

5.30 Frühstücksfernsehen. Moderation: Matthias<br />

Killing,Alina Merkau 10.00 Im Namen<br />

der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit<br />

Alexander Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />

Isabella Schulien 11.00 Im Namen der<br />

Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander<br />

Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />

Isabella Schulien 12.00 Anwälte im<br />

Einsatz 13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 Auf<br />

Streife. Reportagereihe 15.00 Auf Streife –Die<br />

Spezialisten. Reportagereihe 16.00 Klinik am<br />

Südring.Doku-Soap 17.30 Klinik am Südring –<br />

Die Familienhelfer.Doku-Soap 18.00 Promis<br />

Privat. Doku-Soap 19.00 Genial daneben –<br />

Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />

20.15 Promi Big Brother<br />

Moderation: Jochen Schropp, Marlene<br />

Lufen. Zwölf Promis tauschen für zwei<br />

Wochen ihr Leben im Blitzlichtgewitter<br />

gegen ein Leben im „Promi Big<br />

Brother“-Haus.<br />

23.45 Lass ma Mache –Bülent rettet<br />

Deutceyland Show<br />

0.40 Promi Big Brother<br />

Moderation: Jochen Schropp, Marlene<br />

Lufen<br />

3.50 Lass ma Mache –Bülent rettet<br />

Deutceyland Show<br />

14.20 (für HG) In aller Freundschaft 15.05<br />

(für HG) In aller Freundschaft 15.50 Erlebnisreisen<br />

16.00 (für HG) Aktuell 16.15 Hier und<br />

heute 18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit 18.15<br />

(für HG) Wunderschön! 18.45 (für HG) Aktuelle<br />

Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Unser Land in den<br />

90ern 21.00 (für HG) Der Vorkoster 21.45 (für<br />

HG) Aktuell 22.00 (für HG) Kölner Treff 23.30<br />

(für HG) Kölner Treff 1.00 (für HG) Burn After<br />

Reading –Wer verbrennt sich hier die Finger?<br />

Krimikomödie,USA/GB/F 2008 2.30 Lokalzeit<br />

NDR<br />

14.00 (für HG) aktuell 14.15 (für HG) die<br />

nordstory 15.15 (für HG) Länder –Menschen –<br />

Abenteuer 16.00 (für HG) aktuell 16.20 (für<br />

HG) Wer weiß denn sowas? 17.10 (für HG)<br />

Leopard, Seebär &Co. 18.00 Ländermagazine<br />

18.15 (für HG) Hofgeschichten 18.45 (für HG)<br />

DAS! 19.30 Ländermagazine 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 (für HG) die nordstory<br />

21.15 (für HG) Urlaubsparadies Ostsee? –<br />

Schuften für die Idylle 21.45 (für HG) aktuell<br />

22.00 (für HG) NDR Talk Show 0.00 Hoëckers<br />

Highlights 1.00 (für HG) NDRTalk Show<br />

Kabel eins<br />

8.35 Blue Bloods –Crime Scene NewYork 9.30<br />

Navy CIS: L.A. 10.25 Navy CIS 11.15 Without a<br />

Trace 12.15 Numb3rs 13.10 Castle 14.00 The<br />

Mentalist 14.55 Navy CIS: L.A. 15.50 News<br />

16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich<br />

17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi kommt<br />

18.55 Achtung Kontrolle! Wir kümmern uns<br />

drum 20.15 Elementary. Bauchschuss 21.15<br />

Deception –Magie des Verbrechens. Mord in<br />

Chinatown 22.10 Deception –Magie des Verbrechens.<br />

Maskierung 23.05 Navy CIS: L.A. Alte<br />

Gauner 23.55 Navy CIS: L.A.<br />

RTL 2<br />

7.00 Berlin –Tag &Nacht 8.00 Frauentausch<br />

10.00 Frauentausch 12.00 Extrem sauber –<br />

Putzteufel im Messie-Chaos 13.00 Raus mit der<br />

Sprache –Nie wieder stottern 14.00 Die Reimanns<br />

–Ein außergewöhnliches Leben 15.00<br />

Hilf mir! Jung,pleite, verzweifelt ... 17.00 News<br />

17.10 Krass Schule –Die jungen Lehrer –Wie<br />

alles begann 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –<br />

Tag&Nacht 20.15 Zurück in die Zukunft 2.<br />

Sci-Fi-Film, USA 1989 22.25 Bad Boys –Harte<br />

Jungs. Actionkomödie, USA 1995 0.45 Miami<br />

Vice. Actionthriller,USA/D/PAR/UR 2006<br />

Eurosport 1<br />

7.55 Snooker:World Main Tour 11.00 Olympische<br />

Spiele. Camps to Champs 11.30 Olympische<br />

Spiele. Legenden hautnah 12.00 Olympische<br />

Spiele. Power ofOne 12.25 Radsport:<br />

Polen-Rundfahrt 13.25 Snooker:World Main<br />

Tour. International Championship: Halbfinale<br />

16.30 Radsport: Tour de France 17.30 Radsport:<br />

Polen-Rundfahrt 18.30 Leichtathletik:<br />

Mannschafts-EMAus Bydgoszcz (PL) 21.35<br />

Snooker:World MainTour 23.30 Radsport<br />

0.30 Leichtathletik<br />

DAS ERSTE, 20.15 UHR TV-KOMÖDIE<br />

Harrys Insel<br />

Der 60-jährigeHarry Stockowski(WolfgangStumph) will nochmal ganz von<br />

vorne anfangen. Als Aussteiger aufeiner einsamen kanadischen Inselhofft<br />

Harry, seine langersehnte Ruhe zu finden. Doch ausdem friedvollen Einsiedler-<br />

Dasein soll vorerstnichts werden, denn aufder Inseltrifft er aufdie raubeinige<br />

SusanBennett(Katrin Sass). Diesebehauptet,die Besitzerindes Eilandes zu sein<br />

und versucht, den unerwünschten Neuankömmlingmit der Flinte zu verjagen.<br />

Als Harryschließlich erfährt, dass die todkrankeSusan auseinem Pflegeheim abgehauen<br />

ist, um in der Abgeschiedenheit ein selbstbestimmtes Leben zu führen,<br />

beginnter, sie mit anderen Augenzusehen, und es entwickelt sicheine Freundschaft<br />

zwischen den beiden. Dann jedoch taucht Susans Sohn auf, der sie zurück<br />

ins Pflegeheim bringenwill. Sensible Ensemble-Komödie.<br />

(Dtl./2017)<br />

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neuen Kreuzfahrten.<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />

SUDOKU<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />

7 6 1<br />

9 6 7<br />

3 4<br />

8 1 2<br />

9 2 3<br />

5<br />

1 4 8<br />

6 9 5<br />

2<br />

MitDIAGONALEN MIT –SCHWER -schwer<br />

5 1 8<br />

3 9<br />

4 7<br />

6 8<br />

2 1<br />

2<br />

8 5 2<br />

4<br />

LESERREISEN<br />

Foto: DasErste<br />

INFORMATIONEN UNTER<br />

030–23 27 66 33<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

/leserreisen<br />

LESERREISEN<br />

Auflösung<br />

AUFLÖSUNG<br />

vom VOM8.8.2019<br />

mittel MITTEL<br />

8 1 4 3 2 6 9 5 7<br />

3 2 6 7 9 5 1 8 4<br />

5 7 9 1 8 4 3 6 2<br />

7 6 1 4 3 8 2 9 5<br />

9 3 2 5 1 7 6 4 8<br />

4 8 5 2 6 9 7 1 3<br />

1 5 3 6 4 2 8 7 9<br />

6 4 8 9 7 3 5 2 1<br />

2 9 7 8 5 1 4 3 6<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

VOM 8. 8. 2019<br />

vom 8.8.2019<br />

schwer<br />

SCHWER<br />

5 2 3 7 8 1 6 4 9<br />

1 8 9 6 4 5 3 7 2<br />

7 4 6 3 2 9 5 1 8<br />

6 5 7 9 1 4 2 8 3<br />

4 1 8 5 3 2 7 9 6<br />

3 9 2 8 6 7 1 5 4<br />

9 3 1 2 7 8 4 6 5<br />

8 6 4 1 5 3 9 2 7<br />

2 7 5 4 9 6 8 3 1<br />

5.10 Berlin erwacht –Sommer 5.30 Panda,<br />

Gorilla &Co. 6.20 zibb. zuhause in berlin &<br />

brandenburg 7.20 Brisant 8.00 Brandenburg<br />

aktuell /Abendschau 9.00 In aller Freundschaft<br />

10.30 Rote Rosen 11.20 Sturm der<br />

Liebe 12.10 Der Winzerkönig 12.55 Landschleicher<br />

13.00 rbb24 13.05 Verrückt nach<br />

Meer 13.55 Gartengeschichten 14.40 Donya –<br />

Unterwegs im Westen 15.10 Stadt, Land, Haus<br />

16.00 rbb24 16.15 Wer weiß denn sowas?<br />

17.00 rbb24 17.05 Panda, Gorilla &Co.<br />

17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />

18.30 zibb. zuhause in berlin &<br />

brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell /<br />

Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Das große Wunschkonzert<br />

Mit Helene Fischer,Andrea Berg,<br />

Roland Kaiser,Semino Rossi,<br />

Roberto Blanco<br />

Moderation: Lutz Ackermann<br />

21.45 rbb24<br />

22.00 Das musikalische Riverboat<br />

Gäste: Rea Garvey,Helge Schneider,<br />

Joris, Clueso, David Garrett<br />

Mod.: Kim Fisher,Jörg Kachelmann<br />

0.10 Ein Kessel Buntes<br />

Mit Aurora Lacasa, Dominique Lacasa,<br />

Marianne Rosenberg,Dirk Michaelist<br />

ProSieben<br />

6.50 The Big Bang Theory 8.30 The Middle<br />

9.20 Fresh off the Boat 10.15 Mike &Molly<br />

10.40 How IMet Your Mother 11.35 2Broke<br />

Girls. Comedyserie 12.30 Mom. Fremdküssen.<br />

Comedyserie 12.55 Twoand aHalf Men. Ein<br />

Tässchen Tee/Mir ist langweilig/Warum wir<br />

nichts von Frauen wollen. Comedyserie 14.15<br />

The Middle. Die geschenkte Putzfrau/Die Lala-<br />

Band. Comedyserie 15.10 The Big Bang Theory.<br />

Das Vegas-Weekend/Festgehalt statt Taschengeld/Das<br />

Mississippi-Missverständnis/Es<br />

muss Liebe sein. Comedyserie 17.00 taff<br />

18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons. Ein<br />

Schweinchen namens Propper/Fettscarraldo.<br />

Zeichentrickserie 19.05 Galileo<br />

20.15 Jack Ryan: Shadow Recruit<br />

Actionfilm, USA/RUS 2014<br />

Mit Chris Pine, Kevin Costner,<br />

Kenneth Branagh, Keira Knightley,<br />

Lenn Kudrjawizki, Alec Utgoff u. a.<br />

Regie: Kenneth Branagh<br />

22.20 Blood Diamond<br />

Drama, USA/D 2006. Mit Leonardo<br />

DiCaprio, Djimon Hounsou, Jennifer<br />

Connelly u.a. Regie: Edward Zwick<br />

1.05 Blood Creek<br />

Horrorthriller,USA 2009. Mit Henry<br />

Cavill, Dominic Purcell, Emma Booth<br />

12.50 Arte Journal 13.00 An den Ufern des<br />

Mississippi 14.00 Entre nous –Träume von<br />

Zärtlichkeit. Melodram,F1983 15.45 Stadt<br />

Land Kunst 16.25 (für HG) X:enius 16.55 Geheimnisvolle<br />

Leguane 17.45 Wildes Italien<br />

18.35 Wildes Italien 19.20 Arte Journal 19.40<br />

(für HG) Der Balkan-Express 20.15 (für HG)<br />

Die Toten vonTurin 21.05 (für HG) Die Toten<br />

vonTurin 22.05 Eric Burdon –Rock'n'Roll Animal<br />

23.05 David Crosby: Remember My Name.<br />

Dokumentarfilm, USA 2018 0.40 Tina Turner:<br />

Live InHolland. Dokumentarfilm, GB 2008<br />

3Sat<br />

13.50 (für HG) Die neue Seidenstraße –Chinas<br />

Griff nach Westen 15.20 Japan von oben<br />

16.50 Japan von oben 18.15 Japan von oben<br />

19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit kompakt<br />

19.30 (für HG) Der Osten –Entdecke wo<br />

du lebst 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für<br />

HG) Die unheimliche Macht der Berater 21.00<br />

makro 21.30 auslandsjournal extra 22.00 (für<br />

HG) ZIB 222.25 (für HG) The Fall –Tod in Belfast.<br />

TV-Kriminalfilm,GB2013 23.55 (für HG)<br />

Reykjavik –Rotterdam:Tödliche Lieferung.<br />

Thriller,ISL/D/NL 2008 1.15 10vor10<br />

Phoenix<br />

12.45 Gekaufte Agrarpolitik? 13.30 45 Min<br />

14.15 (für HG) Watergate –Die Unbestechlichen<br />

15.45 ZDF-History 16.30 Die Traumfabrik<br />

und die Macht –Hollywood und die Politik<br />

17.15 Reise durch den hohen Norden 17.30<br />

phoenix der tag 18.00 ZDFzoom 18.30 Gekaufte<br />

Agrarpolitik? 19.15 45 Min 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau 20.15 Geheimnisse der Ozeane<br />

21.00 Kielings kalteWelt 21.45 SOS Antarktis<br />

–Das große Geschäft mit dem kleinen<br />

Krill 22.30 (für HG) Watergate –Die Unbestechlichen<br />

0.00 ZDF-History<br />

Kika<br />

10.20 (für HG) Yakari 11.30 (für HG) Wickie<br />

und die starken Männer 12.40 (für HG) Das<br />

Dschungelbuch 13.45 TanzAlarm Club 14.10<br />

(für HG) Schloss Einstein 15.00 (für HG) Mako<br />

15.45 Stoked 16.05 (für HG) H2O –Abenteuer<br />

Meerjungfrau 16.55 Horseland, die Pferderanch<br />

17.35 Die Abenteuer des jungen Marco<br />

Polo 18.00 Bobby &Bill 18.15 Ben &Hollys<br />

kleines Königreich 18.35 Wissper 18.50<br />

Sandmann 19.00 (für HG) Mia and me –<br />

Abenteuer in Centopia 19.30 (für HG) Anne<br />

auf Green Gables. TV-Jugendfilm, CDN 2016<br />

Dmax<br />

12.15 A8 –Abenteuer Autobahn 13.15 Nordalaska<br />

–Überleben am Polarkreis 14.15 Das<br />

Survival-Duo15.15 North Woods Law –Die<br />

Wildlife-Ranger 16.15 Texas Jail –Unter Arrest<br />

16.45 Border Control –Spaniens Grenzschützer<br />

17.15 Die Gebrauchtwagen-Profis 19.15 A2 –<br />

AbenteuerAutobahn 20.15 Dark Waters mit<br />

Jeremy Wade 21.15 Fish or Die –Angeltrip ins<br />

Ungewisse 22.15 Fluss-Monster 23.10 DMAX<br />

News 23.15 Moonshiners –Die Schwarzbrenner<br />

vonVirginia 0.15 Die Monster-Jäger<br />

5.30 Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

9.15 ExclusivimErsten 9.45 Shift 10.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

10.15 Wiewollenwir leben?<br />

–Alternmit Spaß 11.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

13.00 ZDF-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

19.15 Mex–Das<br />

Marktmagazin 20.00 Tagesschau 20.15 Monitor<br />

20.45 Exakt –Die Story 21.17 Die jüngsten Opfe<br />

der Mauer 22.00 Tagesthemen 22.15 mehr/wert<br />

22.45 Extra 23.00 Tagesthemen 23.15 Die Tages<br />

schau vor 20 Jahren 23.30 Das „Mia san mia”<br />

Phänomen 0.15 Das „Mia san mia” Phänomen<br />

1.00 Schätze der Welt 1.15 Tagesschau 1.25<br />

mehr/wert 1.55 Extra 2.00 Tagesschau<br />

ONE<br />

12.00 Sturmder Liebe 12.45 Sturmder Liebe<br />

13.35 Um Himmels Willen 14.25 PartyofFive<br />

15.10 PartyofFive 15.55 Dawson's Creek 16.40<br />

Dawson's Creek 17.25 Lindenstraße 17.55<br />

Koslowski&Haferkamp 18.40 Sturmder Liebe<br />

19.25 Sturmder Liebe 20.15 Ladies Night 21.00<br />

Lion –Der langeWeg nach Hause. Drama, GB/<br />

USA/AUS2016. MitDev Patel, Rooney Mara<br />

22.50 KommissarBeck. Auge um Auge.TV-Kriminalfilm,<br />

S1998. MitPeter Haber 0.15 Kommissa<br />

Beck. Kuriere desTodes.TV-Kriminalfilm,S1998<br />

1.40 Lion –Der lange Wegnach Hause. Drama,<br />

GB/USA/AUS 2016 3.40 Koslowski &Haferkamp<br />

4.25 Lindenstraße 4.55 Um Himmels Willen<br />

ZDF NEO<br />

9.15 Bares fürRares 10.05 Bares fürRares<br />

11.00 3Pläne fürmeinschönstes Zimmer 11.45<br />

Die Rettungsflieger 12.30 Die Rettungsflieger.<br />

Liebeskummer.Actionserie 13.15 Psych.Dienstag,der<br />

17.Krimiserie 14.35 Kommissar Stolberg<br />

Familienbande.Krimiserie 15.35 Die Rettungsflieger.Trennung<br />

tutweh. Actionserie 17.05 Psych.<br />

Dienstag,der 17. Krimiserie 18.30 Bares für Rares<br />

19.20 Bares für Rares 20.15 DeathinParadi<br />

se. Späte Reue. Krimiserie 21.05 DeathinParadi<br />

se.Der letzteBesuch. Krimiserie 21.55 Deathin<br />

Paradise. Eiskalter Mord. Krimiserie 22.50<br />

Unit 42.Standby. Krimiserie. 23.40 Unit 42. Reboot.<br />

Krimiserie 0.30 Silent Witness 2.15 Unit 4<br />

ZDF INFO<br />

12.50 (für HG) DieSchnitzel-Industrie 13.35 (für<br />

HG) Langnese, Schöller &Co. –Der großeEis-Tes<br />

mit Nelson Müller 14.20 (für HG)Wer schlägt<br />

McDonald's? 15.00 (für HG) DieTricksder Leben<br />

mittelindustrie 15.50 (für HG) Nelson Müllers Lebensmittelreport<br />

16.30 (für HG) Nelson Müllers<br />

Käse-Check 17.20 (für HG) Die Tricks der Lebensmittelindustrie<br />

18.05 Fake Food –Die Tricks der<br />

Lebensmittelfälscher 18.45 ZDF-History 20.15 Di<br />

sieben Lebendes Elvis Presley. Dokumentarfilm,<br />

GB 2017 21.45 TheTrueStory of Madonna 22.3<br />

ZDF-History 23.10 Rivalen 23.55 (für HG)Camilla<br />

Kate und Meghan –dreiHerzoginnen für dieKrone<br />

0.40 (für HG)heute-journal<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Alte Musik Komplett! –Die erste Gesamteinspielung<br />

der Werke von Heinrich Schütz. Mit<br />

Bernhard Schrammek, ca. 46 Minuten<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

397. Wartburgkonzert W.A. Mozart: Ouvertüre<br />

zur Oper „Die Zauberflöte”; Farrenc: Sextett fü<br />

Bläserquintett und Klavier c-Moll op. 40;<br />

W.A. Mozart: Quintett Es-Dur für Klavier,Oboe<br />

Klarinette, Horn und Fagott KV 452;<br />

R. Strauss: „Till Eulenspiegels lustige Streiche<br />

op. 28, ca. 117 Minuten<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Brandenburgische Sommerkonzerte<br />

J.S. Bach: Kantate BWV 39 „Brich dem Hungr<br />

gen dein Brot”; Motette BWV 227 „Jesu, mein<br />

Freude”; Motette BWV 229 „Komm Jesu<br />

komm”; Kantate BWV 13 „Meine Seufzer,mei<br />

ne Tränen”. Anschließend:; Lutoslawski: Partita<br />

für Violine und Klavier;W.A. Mozart: Violinsonate<br />

A-Dur KV 526; C. Schumann: Drei Romanzen<br />

op. 22; Grieg: 2. Violinsonate G-Dur<br />

op. 13, ca. 146 Minuten<br />

HÖRSPIEL<br />

23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Rafik Schami: „Die geheime Mission<br />

des Kardinals” (15/40), ca. 26 Minuten<br />

0.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

„Gestatten, mein Name ist Cox” Mit Wolfgan<br />

Borchert, Carl-Heinz Schroth, Gustl Busch,<br />

Manfred Steffen u. a. ,ca. 55 Minuten<br />

MAGAZIN<br />

19.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Zeitfragen Literatur. Poetischer Sprengstoff.<br />

Eine Reise durch Israel und Palästina zehn<br />

Jahre nach dem Toddes Dichters Mahmoud<br />

Darwish.Von Noemi Schneider,ca. 30 Minute<br />

20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Das Feature Traumland. Deutschland durch<br />

fremde Augen gesehen, ca.50Minuten<br />

22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Musikfeuilleton „Ich bin in mir selbst zu Hau<br />

se”. Anna Mahler –Tochter und Bildhauerin.<br />

Von Elke Pressler,ca. 57 Minuten<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Bobby Short. Mit Lothar Jänichen,<br />

ca. 30 Minuten<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

On stage 41-jähriger Newcomer.J.P Bemini &<br />

The Black Belts. Mit Manuel Unger,ca. 55 Min<br />

22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Lied- und Folk-Geschichte(n) Soul City –<br />

Neues aus der Black Music-Szene.Mit Jan<br />

Tengeler,ca. 45 Minuten


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 183 · F reitag, 9. August 2019 – S eite 26 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

NACHRICHTEN<br />

Dieter Bohlen (65) haben wir selten,<br />

also eigentlich nie,sprachlos und<br />

um einen flotten Spruch verlegen erlebt.<br />

Deshalb können wir kaum glauben,<br />

was der Pop-Titan jetzt über die<br />

erste Begegnung mit seiner späteren<br />

Freundin Carina Walz (35) erzählt.<br />

Damals,vor 13 Jahren in der Diskothek<br />

Physical in Cala Rajada, habe er<br />

„Carinchen“, wie er sie mittlerweile<br />

nennen darf, dabei beobachtet, wie<br />

sie ein Getränk an der Barorderte.<br />

Daraufhin fragte Bohlen: „Hey,was<br />

willst du da gerade bestellen?“ Och,<br />

Dieter,dasind wir jetzt aber wirklich<br />

enttäuscht. Ein„Du hast Glück: Ich<br />

bin Single!“ oder ein „Hey,ich hab<br />

meine Telefonnummer verloren,<br />

leihst du mir deine?“ hätten wir mindestens<br />

erwartet. Aber was soll’s:Gefunkt<br />

hat’s ja trotzdem.<br />

Julianne Moore (58) ist offenbar auch<br />

nichts Schmissiges zur deutschen<br />

Hauptstadt eingefallen, daher räsoniertdie<br />

Oscar-Preisträgerin in der<br />

Zeitschrift Madame: „InBerlin sieht<br />

man viele,die wahnsinnig stylisch<br />

wirken –als würde die Schönheit<br />

mancher Prachtbauten und der Statuen<br />

auf sie abfärben.“ Nunja, man<br />

kann Frau Moorekaum einen Sinn<br />

für Mode absprechen, schließlich ist<br />

sie immer tippitoppi angezogen. Daher<br />

können wir uns ihren Befund nur<br />

so erklären, dass sie a) zuletzt in den<br />

1920er-Jahren in Berlin war,b)zwar<br />

in der Stadt weilte,aber die Lobbydes<br />

Hotel de Rome nie verlassen oder c)<br />

Berlin mit Tokio verwechselt hat.<br />

Channing Tatum (39) hat überhaupt<br />

keine Sprüche mehr auf Lager und<br />

deaktivierte daher kurzerhand seine<br />

Social-Media-Accounts.Zuvor erklärte<br />

er auf Twitter und Instagram:<br />

„Umehrlich zu sein, habe ich<br />

mich in den sozialen Medien<br />

in den vergangenen<br />

Jahren nicht besonders<br />

kreativ gefühlt.“ Tatum,<br />

der im Mainach einer<br />

verlorenen Partie Jenga<br />

auch ein Nacktfoto postete,hat<br />

Großes vor:<br />

„Ich werdejetzt ein<br />

bisschen in der echten<br />

Welt sein und wegvon<br />

meinem Telefon.“ Echte<br />

Welt? Werwill denn so<br />

was?! (avo./mit dpa)<br />

Ihn gibt’sjetzt nur noch angezogen<br />

und offline. IMAGO IMAGES<br />

TIERE<br />

Mittendrin: eine Ziege im nordsyrischen<br />

Atmeh.<br />

AFP/AAREF WATAD<br />

Ein lachendes Kind spielt mit einer<br />

Ziege.Hält sie fest, streichelt sie.Eine<br />

unbeschwertanmutende Szene.Das<br />

Bild erreicht uns aus dem Flüchtlingslager<br />

im nordsyrischen Atmeh,<br />

ein Dorf, das unmittelbar an der türkischen<br />

Grenzeliegt, unweit der Provinzhauptstadt<br />

Idlib,etwa 20 Kilometer<br />

vonAleppo entfernt. Syrische Regierungstruppen<br />

gingen mit russischer<br />

Unterstützung am Donnerstag<br />

wieder gegen Idlib vor. DasBombardement<br />

lässt die Menschen nach<br />

Norden fliehen, auch nach Atmeh –in<br />

den letzten Monaten waren es laut<br />

Ärzte ohne Grenzen mehr als 450000.<br />

DieLage in den Flüchtlingslagern<br />

spitzt sich dramatisch zu. Mittendrin:<br />

spielende Kinder und Ziegen. (schl.)<br />

Auch wenn der Torero mal ins Straucheln kommt: Meistens verliertder Stier den Kampf.<br />

Ein rotes Tuch<br />

Auf Mallorca findet erstmals wieder ein Stierkampf statt. Freunde und Gegner sind sich einig: Das Tier leidet<br />

VonMartin Dahms<br />

Warten Sie nicht zu<br />

lange, bis es zu spät<br />

ist“, werben dieVeranstalter<br />

des Stierkampfes,<br />

der an diesem Freitag in der<br />

Arena von Palma de Mallorca stattfinden<br />

soll. „Zuspät“ soll heißen: bis<br />

die Tauromaquia – also die Stierkämpferkunst<br />

–inSpanien eines Tages<br />

vielleicht doch verboten wird.<br />

Denn noch ist sie erlaubt, auch wenn<br />

einige Politiker den Aficionados das<br />

Leben gerne schwer machen würden.<br />

Vorzwei Jahren hatte die linke<br />

Balearenregierung bereits ein Gesetz<br />

durchs Regionalparlament gebracht,<br />

das die Corridas prinzipiell weiterhin<br />

erlaubte –aber nicht die Verletzung<br />

des Tieres, geschweige denn<br />

den finalen Todesstoß.<br />

Zehn Minuten Tierquälerei<br />

Für die Anhänger wäre ein solcher<br />

Stierkampf so absurd wie Fußball<br />

ohne Ballberührung. Das spanische<br />

Verfassungsgericht erklärte die Einschränkungen<br />

Ende letzten Jahres für<br />

nichtig, weil sie in Kompetenzen des<br />

nationalen Gesetzgebers eingreife.<br />

Also sollen am späten Freitagabend<br />

auf der großartigen Plaza de Torosin<br />

Palma wieder Stiere herausgefordert,<br />

malträtiert und erstochen<br />

werden: insgesamt acht, während bei<br />

einer gewöhnlichen Corrida sechs<br />

Stiere auflaufen. Aber diese ist eben<br />

keine gewöhnliche Corrida.<br />

„Corrida“ bedeutet Lauf, und das<br />

ist ein passenderes Wort als „Stierkampf“.<br />

DerTorerokämpft nicht mit<br />

dem Stier,ervollzieht dessen rituelle<br />

Tötung. Zehn Minuten dauertdieses<br />

Ritual. Es sind die letzten, qualvollen<br />

zehn Minuten eines vierjährigen<br />

glücklichen Lebens auf freiem Feld.<br />

Der Tatort: die Stierkampfarena von Palma de Mallorca.<br />

Der Protest: eine Demonstration gegen die Tierquälerei.<br />

Der mexikanische Schriftsteller Octavio<br />

Paznannte diese zehn Minuten<br />

„Poesie in Bewegung“. Die spanischen<br />

Tierschützer nennen sie „Folter“.<br />

Es sieht ganz danach aus,als ob<br />

sich diese Sichtweise in Spanien<br />

langsam durchsetzt. Nach einer Umfrage<br />

der Netzzeitung El Español von<br />

Anfang des Jahres sind 56,4 Prozent<br />

der Spanier Gegner der Tauromaquia<br />

und nur 24,7 Prozent ausgesprochene<br />

Befürworter.<br />

DerStierkampf ist im Heimatland<br />

des Stierkampfs offenbar auf dem<br />

Rückzug. Laut „Jahrbuch der Kultur-<br />

Tödliches Bad<br />

DPA/CLARA MARGAIS<br />

DPA/ALVARO BARRIENTOS<br />

DPA/ALVARO BARRIENTOS<br />

statistiken“, herausgegeben vom<br />

spanischen Kulturministerium, ist<br />

die Zahl der Stierkampfspektakel,<br />

die mit dem Toddes Tieres enden,<br />

von 2007 bis 2017 um mehr als die<br />

Hälfte auf 1553 gesunken. Vondenen<br />

waren nur 387 regelrechte Corridas<br />

de Toros mit ausgewachsenen<br />

Stieren –sowie jene am Freitag in<br />

Palma. Stierkampf ist in Spanien<br />

nichts Alltägliches mehr.<br />

Bemerkenswertist allerdings eine<br />

andere Zahl, diesmal aus der sehr<br />

umfänglichen„Befragung über kulturelle<br />

Gewohnheiten“, die das Kulturministerium<br />

alle vier Jahre unter<br />

16000 Spanierndurchführen lässt: In<br />

der letzten Umfrage 2014 bis 2015<br />

sagten 9,5 Prozent der Befragten, dass<br />

sie im Vorjahr mindestens einem<br />

Stierspektakel beigewohnt hätten.<br />

Zwölf Jahrezuvor waren es etwas weniger,nämlich<br />

8,6 Prozent. Es scheint<br />

einen harten –inallen Altersgruppen<br />

etwa gleich großen, mehr männlichen<br />

als weiblichen –Kernvon Aficionados<br />

zu geben, der sich von den<br />

Tierschützern nicht schrecken lässt<br />

und den Matadoren weiter bei der Arbeit<br />

zusehen will. Da die Zahl der Corridas<br />

sinkt, gehen die Anhänger zwar<br />

offenbar seltener in die Arena als früher.Aber<br />

sie gehen noch.<br />

Lebendig im Angesicht des Todes<br />

Die Anhänger der Tauromaquia wissen,<br />

dass sie in der öffentlichenWahrnehmung<br />

argumentativ im Hintertreffen<br />

sind. DerMallorquiner Anwalt<br />

Manuel Molina setzt in einem Artikel<br />

über die Menschen, die sich am Stierkampf<br />

erfreuen, ein Fragezeichen<br />

hinter das Wort „humanos“. Solchen<br />

Frontalangriffen stellt sich seit einigen<br />

Jahren die „Stiftung Kampfstier“<br />

mit Sitz in Madrid entgegen. „Der<br />

Stier leidet“, sagt deren Sprecher<br />

Chapu Apaolaza ohne Umschweife.<br />

Aber dafür erlebe der Zuschauer<br />

in der Arena die Inszenierung „des<br />

Bedürfnisses des Menschen, sich<br />

dem Todzunähern, um sich lebendig<br />

zu fühlen“. Das wäre die „Poesie“,<br />

von der Octavio Paz spricht.<br />

Unddafür lässt man Tiereleiden? Ja,<br />

sagt Apaolaza. „Haben die Tiere die<br />

selben Rechte wie Menschen?“, fragt<br />

er rhetorisch. Um die Antwort auf<br />

diese Frage werde gerade ein Kampf<br />

geführt. „Wenn ihr Hühnchen esst,<br />

wisst ihr schon, auf welcher Seite ihr<br />

in diesem Kampf steht.“<br />

Eine Frau stirbt nach dem Schwimmen in der Ostsee an einer Bakterien-Infektion. Die Behörden warnen vor Panikmache<br />

In Mecklenburg-Vorpommern ist<br />

eine Frau nach einem Bad inder<br />

Ostsee an einer Bakterien-Infektion<br />

gestorben. Die ältere Frau habe zur<br />

Risikogruppe immungeschwächter<br />

Menschen gehört, sagte der Direktor<br />

des Landesamtes für Gesundheit<br />

und Soziales (Lagus), Heiko Will, am<br />

Donnerstag in Rostock. Woher sie<br />

stammte und wo sie sich infiziert<br />

hat, sagte er mit Verweis auf den Datenschutz<br />

nicht. Bislang habe man<br />

vier weitere Menschen registriert,<br />

die sich mit sogenannten Vibrionen<br />

infizierthatten.<br />

Will warnte vor Panikmache. Seit<br />

2003 habe es acht Todesfälle durch<br />

Vibrionen gegeben. Im letzten Jahr<br />

registrierte das Amt demnach 17 Infektionen,<br />

darunter drei Todesfälle.<br />

Angesichts von Dutzenden Millionen<br />

Badegästen sei das Erkrankungsrisiko<br />

extrem gering. Nur in<br />

Ausnahmefällen bestehe eine Gefahr<br />

für immungeschwächte, ältere<br />

Personen mit offenen Wunden,<br />

durch die die Bakterien in den Körper<br />

eindringen könnten.<br />

Vibrionen sind Bakterien, vondenen<br />

einige Arten beim Menschen<br />

Für die überwiegende Mehrheit gilt: ungetrübter<br />

Badespaß in der Ostsee. DPA<br />

Krankheiten verursachen können.<br />

Sie gehören zur Flora salzhaltiger<br />

Meere und kommen vor allem im<br />

Boden vor. Sobald die Wassertemperatur<br />

über 20 Grad Celsius steigt, vermehren<br />

sie sich sprunghaft. Dies sei<br />

auch aktuell in der Ostsee festgestellt<br />

worden, so Will. DieBakterien könnten<br />

Übelkeit, Durchfall, Schüttelfrost,<br />

Fieber und Erbrechen verursachen.<br />

Im schlimmsten Fall lösen sie<br />

eine Blutvergiftung aus. Eine zügige<br />

Therapie mit Antibiotika könne den<br />

Krankheitsverlauf stark mildern,<br />

sagte Will. (dpa, AFP)<br />

Erdbeben der Stärke 6<br />

erschüttertSüdwest-Türkei<br />

EinErdbeben der Stärke 6hat am<br />

Donnerstag den Südwesten der Türkei<br />

erschüttert. Medien meldeten,<br />

die Erdstöße seien bis in den rund<br />

185 Kilometer entfernten Badeort<br />

Antalya zu spüren gewesen. Nach<br />

Angaben der Katastrophenschutzbehörde<br />

AFAD lag das Zentrum im<br />

BezirkBozkurtinder Provinz Denizli.<br />

AFAD-Chef Mehmet Güllüoglu<br />

gab Entwarnung –Tote habe es nicht<br />

gegeben, sagte er.Medien berichteten<br />

unter Berufung auf AFAD am<br />

späten Nachmittag aber,dass mindestens<br />

23 Menschen verletzt in<br />

Krankenhäuser gebracht worden<br />

seien. In die entlegeneren Dörfer<br />

seien Teams entsandt worden, um<br />

die Schäden festzustellen. (dpa)<br />

Kanada: Mordverdächtige<br />

Teenager sollen tot sein<br />

Ende einer Großfahndung, die Kanada<br />

wochenlang in Atem hielt: Zwei<br />

wegen Mordes gesuchte Teenager<br />

sind offenbar tot. Im Norden der Provinz<br />

Manitoba wurden am Mittwoch<br />

zwei Leichen entdeckt, wie eine Polizeisprecherin<br />

sagte.„Wirgehen davonaus,dass<br />

es sich um die Leichen<br />

der beiden Verdächtigen handelt.“<br />

Diekanadische Polizei suchte mit einem<br />

Großaufgebot nach den 19 und<br />

18 Jahrealten Männern. Siewurden<br />

verdächtigt, Mitte Juli in British Columbia<br />

einen 23-jährigen australischen<br />

Touristen und seine 24 Jahre<br />

alte Freundin aus den USA erschossen<br />

zu haben. Außerdem sollen sie<br />

den 64-jährigen Botanik-Professor<br />

LeonardDyckgetötet haben. (AFP)<br />

Rolls-Royce von Elizabeth<br />

Taylor versteigert<br />

Ob Taylor dieses Auto jemals selbst gesteuerthat,<br />

ist unklar. GUERNSEY’S AUCTIONS<br />

Eingrüner Rolls-Royce,der einmal<br />

der Schauspielerin Elizabeth Taylor<br />

(1932–2011) gehörthat, ist in den<br />

USA für umgerechnet rund eine<br />

halbe Million Euro versteigertworden.<br />

DasOldtimer-Cabrio vomTyp<br />

Silver Cloud II sei für 520 000 Dollar<br />

an einen anonymen Bieter gegangen,<br />

so ein Sprecher des Auktionshauses<br />

Guernsey’sinNew York.Vor<br />

der Versteigerung hatte man allerdings<br />

auf das Vierfache der erlösten<br />

Summe gehofft. Taylors damaliger<br />

Ehemann Eddie Fisher hatte ihr das<br />

Auto 1960 geschenkt. DieSchauspielerin<br />

bezeichnete es als „Green Goddess“<br />

(Grüne Göttin). (dpa)<br />

Satt, aber ganz schön lang:<br />

Würgeschlange bricht aus<br />

Eine drei Meter lange Pythonschlange<br />

ist in Tornesch im Kreis<br />

Pinnebergausgebrochen. Mehrere<br />

Feuerwehrleute suchten mit Wärmebildkameras<br />

und einer Drohne<br />

nach der Würgeschlange,wie ein<br />

Sprecher der Polizei am Donnerstag<br />

mitteilte –bislang erfolglos.Die Besitzerin<br />

hatte den Ausbruch ihres Tigerpythons<br />

aus einem Freigehege im<br />

Garten gemeldet. Vonder Würgeschlange<br />

gehe keine Gefahr aus,sie<br />

sei satt und komme mehrereMonate<br />

ohne Nahrung aus,hieß es. (dpa)

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