Die Neue Hochschule Heft 4/2019
Zeitschrift des hlb Hochschullehrerbund e.V. - Themenschwerpunkt: Die Zukunft der Professur 12plusEins
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10 Titel: <strong>Die</strong> Zukunft der Professur: 12plusEins<br />
„Unsere zentrale Aufgabe, den Führungskräftenachwuchs dieser<br />
Gesellschaft zu verantwortungsvollem Handeln in einem<br />
freiheitlichen, demokratischen und sozialen Rechtsstaat zu<br />
befähigen, kommt zu kurz.“<br />
Wir sind anwendungsorientierter<br />
und vielfach umsetzungsstärker (•<br />
Einstiegsgehälter und -chancen von<br />
HAW-Absolventen 29 ).<br />
Wir sind gut für Bildungsaufsteiger.<br />
Um die bereits beschriebenen und gesetzlich<br />
fixierten Aufgaben, aber auch die<br />
gewollte Umsteuerung der Studierendenzahlen<br />
bewältigen zu können, ist eine<br />
Stärkung der Professuren an HAW unabdingbar<br />
– anders wird das Nachwuchs-/<br />
Berufungsproblem an den HAW nicht<br />
in den Griff zu bekommen sein. Neben<br />
einer aufgabenangemessenen, konkurrenzfähigen<br />
Besoldung und der Entlastung<br />
von Verwaltungsaufgaben zählen<br />
hierzu insbesondere<br />
Fazit<br />
die Absenkung des Lehrdeputats auf<br />
12 SWS zur nachhaltigen Qualitätssicherung<br />
in Lehre und Forschung<br />
(„12 SWS Lehrdeputatsverpflichtung<br />
sollten … als Maximum betrachtet<br />
werden, um eine am aktuellen Stand<br />
der Forschung orientierte Lehre zu<br />
ermöglichen“ 30 ) sowie<br />
eine Mitarbeiterstelle pro Professur<br />
für die dazugehörige Unterstützung.<br />
Wenn ich als Verbandspolitiker eines<br />
gelernt habe:<br />
Wenn wir uns als Verband, aber auch als<br />
jede einzelne Professorin, jeder einzelne<br />
Professor nicht selbst kümmern, selbst<br />
aktiv werden, uns auf die Hinterbeine<br />
stellen, werden wir gar nichts erreichen.<br />
Das heißt für mich bspw.<br />
keine weitere Kumulation von<br />
Deputatsüberschreitungen im zweioder<br />
gar dreistelligen Bereich,<br />
keine Übernahme weiterer Zusatzaufgaben<br />
ohne angemessene Kompensation.<br />
Wir dürfen uns vorerst nicht darauf<br />
verlassen, dass andere mit oder gar für<br />
uns streiten:<br />
<strong>Die</strong> Politik guckt aufs Geld und sieht<br />
so lange keinen Handlungsbedarf,<br />
solange wir einigermaßen funktionieren.<br />
<strong>Die</strong> Unis sehen uns als Konkurrenz<br />
und sind einflussstarke Wettbewerber<br />
um knappe Ressourcen. Der<br />
Wissenschaftsrat stellte schon 1981<br />
fest: „Fachhochschulen sind … keine<br />
‚Vorbereitungsanstalten‘ für Universitäten,<br />
und es wäre niemandem<br />
damit gedient, sie in eine solche Rolle<br />
zu drängen.“ 31 Das gilt auch heute<br />
noch, jetzt allerdings mit speziellem<br />
Blick auf das HAW-Promotionsrecht.<br />
(Exkurs: Das Modell der kooperativen<br />
Promotion scheint mir gescheitert.<br />
<strong>Die</strong> Frage des eigenständigen Promotionsrechts<br />
der HAW ist m. E. keine<br />
Frage des Obs, sondern nur noch des<br />
Wies und Wanns. „Seitens der beteiligten<br />
Universitätsleitungen sehen<br />
89 Prozent eine mögliche Beteiligung<br />
von FH/HAW-Professorinnen und FH/<br />
HAW-Professoren als Betreuerinnen/<br />
Betreuer, als Gutachterinnen/Gutachter<br />
und/oder als Prüferinnen/Prüfer<br />
in Promotionsverfahren, während die<br />
befragten Fakultäten und Fachbereiche<br />
dies nur zu gut 57 Prozent für möglich<br />
halten. Hier existiert eine Diskrepanz<br />
zwischen dem politischen Willen der<br />
Universitätsleitungen und der Realität<br />
in den Fakultäten und Fachbereichen<br />
an den Universitäten.“ 32 Zur Erinnerung:<br />
Am 11.10.1899 erhielt die TH<br />
Berlin das Promotionsrecht – „Alles<br />
gegen den wütenden Widerstand der<br />
klassischen Universitäten.“ 33 – heute<br />
unbestritten.)<br />
<strong>Die</strong> Medien sind immer noch universitätsfixiert.<br />
So wird von „Universitäten“<br />
gesprochen, wenn in Wirklichkeit<br />
alle <strong>Hochschule</strong>n gemeint sind.<br />
Hier gilt es, uns in der öffentlichen<br />
Berichterstattung stärker kenntlich<br />
zu machen und zu Wort zu melden.<br />
Wir werden nur Erfolg haben, wenn wir<br />
unsere Interessen sehr deutlich, sehr<br />
selbstbewusst vertreten, wofür wir allen<br />
Grund haben:<br />
Wir sind erfolgreiche, stolze HAW,<br />
und um alle Forderungen der Gesellschaft<br />
und der Politik erfüllen zu<br />
können, brauchen wir Lehrenden<br />
und Forschenden als Produzenten<br />
der Primärleistungen unserer <strong>Hochschule</strong>n<br />
insbesondere mehr Zeit (also<br />
weniger SWS) und mehr Ressourcen<br />
(also wissenschaftliche Mitarbeiter).<br />
Wir können unsere <strong>Hochschule</strong>n nur<br />
weiter für alle möglichen Zugangswege<br />
öffnen, können nur an sich<br />
wünschenswerte Weiterbildungsstudiengänge<br />
einrichten, können nur<br />
die regionale, klein- und mittelständische<br />
Wirtschaft angemessen unterstützen,<br />
können nur via Third Mission<br />
in die Gesellschaft hineinwirken,<br />
können nur den Führungskräftenachwuchs<br />
unserer Gesellschaft „zu<br />
verantwortungsvollem Handeln …<br />
befähigen“, wenn wir Professorinnen<br />
und Professoren – neben der Lehre,<br />
der Forschung und allen anderen uns<br />
zugedachten Aufgaben – den nötigen<br />
Freiraum und die entsprechende<br />
Unterstützung haben.<br />
Daher: Erfolg braucht – 12plusEins!