medizin&technik 04.2019
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<strong>04.2019</strong><br />
www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de<br />
EVK 11,50 €<br />
Ingenieurwissen<br />
für die Medizin<strong>technik</strong><br />
TITELTHEMA<br />
Standard 5G<br />
Was ein 5G-Netz in Krankenhaus<br />
und Produktion leisten könnte<br />
Seite 54<br />
Hightech aus der Schweiz<br />
Know-how und Innovation stärken<br />
den Medtech-Markt Schweiz Seite 18<br />
EN ISO 13485<br />
Wann und warum Zusammenarbeit<br />
auch ohne Zertifikat läuft Seite 80<br />
SPECIAL<br />
Moderne Fertigung: Vernetzung,<br />
Schnittstellen, Messe EMO Seite 53
UNTERSCHEIDET<br />
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SUPEREXAKT<br />
DAS WERKZEUG<br />
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HORN steht für Spitzentechnologie, Leistung<br />
und Zuverlässigkeit. Wenn es um Standmenge,<br />
Präzision und Effektivität geht, machen unsere<br />
Werkzeuge den Unterschied.<br />
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16. – 21.09.2019<br />
Messe Hannover<br />
Halle 5 | Stand A54<br />
2 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
MDR-Zeit anhalten – und<br />
den Blick nach vorn wagen<br />
Es gibt, man glaubt es kaum, die ersten Benannten Stellen,<br />
die gemäß der MDR aktiv werden dürfen. Noch allerdings ist<br />
es mit dem Bearbeiten der Anträge von Medizinprodukteherstellern<br />
so eine Sache: Wonach soll man bewerten, wenn sich die<br />
Auslegung der Vorgaben immer wieder ändert? Dr. Bassil Akra<br />
vom TÜV Süd hat im Gespräch mit medizin&<strong>technik</strong> deutlich gemacht,<br />
dass er es für sinnvoll hielte, den MDR-Zeitplan auszusetzen<br />
– warum, lesen Sie im Interview ab Seite 78.<br />
Was die MDR alles verändern könnte, zeigt sich auch beim Blick<br />
auf die Schweiz. Wird sie bald als Drittland behandelt, müssen<br />
Hersteller und Zulieferer dann zusätzliche Vorgaben erfüllen?<br />
Swiss-Medtech-Geschäftsführer Peter Biedermann fasst ab Seite<br />
20 zusammen, womit die Branche rechnet – aber das ist nur ein<br />
Aspekt in unserem Special Hightech aus der Schweiz.<br />
Viel diskutiert wurden rechtliche Fragen auch anlässlich der Medizin<strong>technik</strong>-Messen<br />
im Frühsommer – zum Beispiel die Bedeutung<br />
der EN ISO 13485. Wir haben bei Experten nachgefragt:<br />
Diethelm Carius von der AG Medizin<strong>technik</strong> im VDMA beschreibt,<br />
warum aus Sicht des Verbandes so ein Zertifikat gar<br />
nicht für alle Zulieferer erforderlich ist (Seite 80). Und Lennart<br />
Süberkrüb, Einkaufsleiter bei Erbe Elektromedizin, erläutert,<br />
warum für ihn das 13485-Zertifikat bei der Auswahl der Zulieferer<br />
nicht das Maß aller Dinge ist (Seite 82).<br />
Und ja – es gibt natürlich auch noch andere als regulatorische<br />
Entwicklungen: Was taugt eigentlich 5G im Gesundheitsbereich,<br />
haben wir uns gefragt, sei es für die Fertigung von Medizinprodukten<br />
oder auch für das Arbeiten im Krankenhaus? Lesen<br />
Sie ab Seite 54, was Experten von der neuen Technik halten und<br />
wo diese Potenzial für die Zukunft hat.<br />
Dr. Birgit Oppermann<br />
FAULHABER Applikationen<br />
Mancher Antrieb<br />
gibt dem Leben<br />
eine neue Richtung<br />
FAULHABER Antriebssysteme<br />
für bionische Handprothesen<br />
Menschen zu helfen, ihren Alltag<br />
wieder selbst in den Griff zu bekommen,<br />
ist das wichtigste Ziel in der<br />
Prothetik. Moderne Handprothesen<br />
mit hoch dynamischen Antrieben<br />
in allen Fingern ermöglichen ein<br />
natürliches und koordiniertes<br />
Bewegen und Greifen. Ein ansprechendes<br />
Design mit realistischen<br />
Proportionen, selbst bei zierlichen<br />
Händen, bietet für die Antriebe nur<br />
einen äußerst limitierten Bauraum.<br />
Deshalb bauen Hersteller auf<br />
DC-Kleinstmotoren von FAULHABER.<br />
www.faulhaber.com/prosthetics/de<br />
Mehr zu regulatorischen Fragen<br />
finden Sie im Online-Magazin unter<br />
medizin-und-<strong>technik</strong>.industrie.de/themen/<br />
medical-device-regulation/<br />
WE 04/2019 CREATE medizin&<strong>technik</strong> MOTION 3<br />
© Ottobock
■ Medizin im Dialog<br />
Neurochirurgie<br />
Um den Austausch zwischen Medizinern<br />
und Ingenieuren zu verbessern, setzt<br />
Oberarzt und Privatdozent Dr. Gierthmühlen<br />
auf In-Klinik-Workshops ........14<br />
14<br />
■ Technik<br />
Entwicklung und Komponenten<br />
Winzige Verbindungsschraube sorgt<br />
für Klang im Ohr ................................34<br />
LMM-Technologie: Präzisionsbauteile<br />
aus Metall aus dem 3D-Drucker ........36<br />
Verpackungs<strong>technik</strong><br />
Staubfreie Verpackung durch<br />
Ionisierung ........................................38<br />
54<br />
Bild: KK Bochum<br />
Neurochirurgie:<br />
Dr. Gierthmühlen<br />
bringt Mediziner<br />
und Ingenieure<br />
zusammen<br />
Fachpack 2019 zeigt neue Lösungen ..39<br />
RFID-Label macht den Autoinjektor<br />
intelligent ..........................................40<br />
Kennzeichnung<br />
QR-Codes mit Gedächtnis ..................42<br />
So passt der Laser zum Material .........43<br />
Special<br />
Fertigung<br />
Code-Verifikation: System erkennt<br />
Fehler in der Kennzeichnung .............44<br />
Titelthema: Wenn Maschinen<br />
über 5G drahtlos kommunizieren .......54<br />
Sonderteil<br />
Hightech aus der<br />
Schweiz<br />
Standort Schweiz: Know-how und<br />
Innovation stärken die Branche ..........18<br />
Regulierung: Wie sich die Schweiz auf<br />
die neue EU-MDR vorbereitet .............20<br />
Digitalisierung: Schick den Avatar<br />
zum Arzt ............................................22<br />
Bauteilreinigung: Reinheit in Serie ....26<br />
Pen erkennt Korrosion auf der<br />
Implantat-Oberfläche ........................28<br />
Swiss Medtech Expo: Plattform<br />
für Netzwerker ...................................30<br />
Mikrochirurgie: Robotersystem findet<br />
den Weg ins Innenohr ........................32<br />
Sterilisation<br />
Wenn der Keim mit dem Etikett<br />
kommt ...............................................46<br />
Oberflächen<strong>technik</strong><br />
Schnee reinigt Stents prozesssicher ....48<br />
Plasma-Desinfektion: Neue Technik für<br />
den Katastrophenschutz ....................50<br />
Hochglanz fürs Hüftgelenk ................52<br />
53<br />
EMO Hannover: Digitale Fertigung ....60<br />
Schnittstelle Umati:<br />
Auf dem Weg zum Standard ...............62<br />
Automatisiert zum Implantat .............64<br />
Mehrspindlige Bearbeitung: Auch<br />
lohnend für die Medizin<strong>technik</strong> .........66<br />
Mikrodrehteile: Wie Handling<br />
und Qualitätssicherung gelingen .......68<br />
Werkzeuge: So gut,<br />
dass Folgeschritte entfallen ................72<br />
Hochpräzisionsteile: Gut bedienbare<br />
Lösung für die Komplettbearbeitung ..74<br />
Bild: fotomek/Fotolia<br />
Special<br />
Fertigung:<br />
Digitalisierung<br />
in der<br />
Produktion,<br />
Werkzeuge<br />
und Maschinen,<br />
Trends auf<br />
der EMO<br />
4 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Titelthema<br />
5G für die<br />
Medizin<strong>technik</strong><br />
Was ein 5G-Netz künftig im Krankenhaus<br />
und in der Medizin<strong>technik</strong>-Produktion<br />
leisten könnte ....................................54<br />
Medizinischer<br />
Fortschritt.<br />
Mit Hochleistungs-<br />
Kunststoffen.<br />
■ Fokus Forschung<br />
Labor<strong>technik</strong><br />
Automatisiert zerkleinertes Gewebe<br />
führt zur schnelleren Diagnose ..........76<br />
Kunststoff-Schiene<br />
Alternative zum Gips vermeidet<br />
Abfall .................................................77<br />
■ Recht<br />
Benannte Stellen<br />
Zu viele Unklarheiten erschweren<br />
die Umsetzung der MDR ....................78<br />
VDMA-Positionspapier<br />
Wo die EN ISO 13485:2016<br />
nicht sinnvoll anwendbar ist ..............80<br />
Zulieferer und die EN ISO 13485<br />
Technologie ist wichtiger<br />
als das Zertifikat ................................82<br />
Rubriken<br />
Editorial ............................................03<br />
Visionen ............................................06<br />
Nachrichten .......................................08<br />
Termine .............................................84<br />
Innovationen .....................................85<br />
Firmenscout ......................................86<br />
Impressum .........................................90<br />
Meilensteine ......................................91<br />
Bild: TÜV Süd<br />
Bild: Fraunhofer IPA<br />
78<br />
Innovationen für die Medizin- und Labor<strong>technik</strong><br />
• Maßgeschneidert aus Polytetraflon ® -PTFE und<br />
den thermoplastischen Werkstoffen Moldflon ®<br />
-PTFE, -PEEK, -PFA, -FEP und -ETFE<br />
• Für Endoskopie, Analytik und Geräte<strong>technik</strong><br />
• Zertifiziert gemäß ISO 13485<br />
• Fertigung im Reinraum Klasse 8<br />
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vom 10. – 11.09.2019<br />
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sales.ekt@elringklinger.com<br />
Fon +49 7142 583-0<br />
Recht: Dr. Bassil Akra sieht noch<br />
viele Hürden für die MDR bis Mai<br />
2020<br />
Zum Titelbild: Die Projektgruppe für<br />
Automatisierung in der Medizin und<br />
Biotechnologie (PAMB) des Fraunhofer IPA<br />
richtet eine 5G-Testumgebung ein<br />
04/2019 medizin&tec hn i k 5
VISIONEN<br />
6 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Tarnung<br />
erwünscht<br />
Mitten im Fußballstadion sein.<br />
Oder umgeben von einer Blumenwiese,<br />
am Strand, untergetaucht im<br />
Aquarium oder gar unterwegs im<br />
All – aber jedenfalls nicht in einem<br />
Raum mit einem möglicherweise<br />
bedrohlich wirkenden medizintechnischen<br />
Großgerät! Das ist der Ansatz,<br />
den das Klinikum Dortmund<br />
beim so genannten Kinder-MRT seit<br />
einigen Jahren fährt.<br />
Das Gerät an sich – obwohl riesig –<br />
verschwimmt im Raum mit einer<br />
Projektion, die die Gedanken in andere<br />
Richtungen lenkt. Über Spiegel<br />
ist auch in der Röhre ein Blick in die<br />
Weite der virtuellen Welt möglich.<br />
Was bei der Untersuchung zu sehen<br />
und zu hören sein soll, sucht sich<br />
das Kind selbst aus.<br />
Warum all die technischen Finessen?<br />
Für eine MRT-Untersuchung<br />
muss der Patient absolut ruhig liegen,<br />
was angesichts der Enge und<br />
der Geräuschkulisse oft schon Erwachsenen<br />
schwerfällt. Bei Kindern<br />
ging zum Teil nichts ohne Narkosemittel,<br />
was die Mediziner gern vermeiden<br />
wollten.<br />
Das virtuelle Eintauchen in andere<br />
Welten hat sich inzwischen als<br />
Alternative zum Medikament bewährt.<br />
Das Projekt des West -<br />
fälischen Kinderzentrums und der<br />
Klinik für Radiologie und Neuro -<br />
radiologie wurde mit Spendengeldern<br />
unterstützt und vom Land<br />
NRW gefördert. Seit 2016 gibt es<br />
am Westfälischen Kinder zentrum<br />
sogar ein Übe-MRT, an dem sich der<br />
Ablauf der Untersuchung an einem<br />
maßstabsgetreuen Modell üben<br />
lässt.<br />
(op)<br />
Bild: Klinikum Dortmund<br />
04/2019 medizin&tec hn i k 7
■ [ NACHRICHTEN ]<br />
GS1-Standards<br />
für die EU<br />
Medical Device Regulation | GS1 Germany ist mit der<br />
Akkreditierung durch die EU-Kommission jetzt offizielle<br />
Zuteilungsstelle für die Unique Device Identification.<br />
GS1-Standards machen Medizinprodukte unverwechselbar<br />
Bild: B. Braun Melsungen<br />
Die EU-Kommission hat GS1 Germany als offizielle Zuteilungsstelle<br />
für die Unique Device Identification (UDI) akkreditiert.<br />
Das bedeutet, dass Unternehmen die Anforderungen der<br />
EU mit den Standards und Lösungen von GS1 Germany konform<br />
mit der Medical Device Regulation (MDR) umsetzen können.<br />
Medizinprodukte müssen eindeutig zu identifizieren und durchgängig<br />
rückverfolgbar sein. Das regelt die EU-Kommission für<br />
Europa mit der MDR. Sie fordert darin die Umsetzung von UDI,<br />
also die eindeutige, standardisierte Kennzeichnung von Medizinprodukten<br />
per UDI Device Identifier (UDI-DI). Das ist ein einmaliger<br />
numerischer oder alphanumerischer Code, der einem<br />
Produktmodell zugeordnet ist und als Zugangsschlüssel zu Informationen<br />
in einer UDI-Datenbank dient.<br />
Mit Hilfe der GS1-Standards erfüllen Hersteller von Medizinprodukten<br />
und In-vitro-Diagnostika nun nicht nur für die USA, sondern<br />
auch für Europa die in der MDR enthaltenen UDI-Vorgaben<br />
zur Kennzeichnung und Identifikation ihrer Produkte sowie für<br />
die Bereitstellung der erforderlichen Produktdaten in einer UDI-<br />
Datenbank. „Gleichzeitig bilden die GS1-Standards auch die Basis,<br />
um Prozesse im Unternehmen und mit den Geschäftspartnern<br />
in der Logistik und im Bestellwesen effizienter zu gestalten<br />
und die Patientensicherheit zu erhöhen – umso zielführender ist<br />
es, sich schnell mit der Umsetzung zu beschäftigen“, empfiehlt<br />
Sylvia Reingardt, Senior Branchenmanagerin bei GS1 Germany.<br />
Einen UDI-DI benötigen die Hersteller nicht nur für neue Produkte,<br />
sondern auch bei allen Änderungen, die zu einer falschen<br />
Identifizierung oder zu Problemen bei der Rückverfolgbarkeit<br />
führen können: Das bezieht sich vor allem auf geänderte Namen,<br />
Produktversionen oder -modelle, auf Angaben zur Sterilität beziehungsweise<br />
für die Notwendigkeit zum Sterilisieren vor Gebrauch,<br />
auf Verpackungsgrößen sowie auf Warnhinweise oder<br />
Kontraindikationen. Der Hersteller muss sowohl der Gebrauchseinheit<br />
seines Produkts als auch jeder Verpackungsebene diese<br />
individuelle Produktkennzeichnung zuweisen.<br />
GS1 steht für Global Standards One. GS1 Germany mit Sitz in<br />
Köln gehört zum internationalen GS1-Netzwerk und ist nach den<br />
USA die zweitgrößte von mehr als 110 GS1-Länderorganisationen.<br />
www.gs1.de/udi<br />
MDR und IVDR<br />
Fakten, Fristen und Erfahrungen<br />
Neues aus dem<br />
Online-Magazin<br />
Die neue europäische Medizinprodukte-Verordnung (MDR),<br />
und die EU-Verordnung über In-Vitro-Diagnostika (IVDR) ersetzen<br />
nach einer Übergangsfrist ab dem 26. Mai 2020 die bestehenden<br />
Medizinprodukte-Richtlinien. Die geänderten Anforderungen<br />
sowohl an die Produkte als auch an die Technische<br />
Dokumentation beschäftigen derzeit die Hersteller und Zulieferer<br />
der Medizin<strong>technik</strong>-Branche. Wie es um die aktuelle<br />
Rechtslage der neuen EU-MDR bestellt ist, welche Erfahrungen<br />
Unternehmen mit der neuen MDR bereits gesammelt haben<br />
und wie die Situation bei den Benannten Stellen ist, haben<br />
wir für Sie übersichtlich auf unserer Themenseite „MDR“<br />
im Online-Magazin von medizin&<strong>technik</strong> zusammengefasst.<br />
Abonnieren Sie jetzt unseren Newsletter auf:<br />
www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de<br />
Via Twitter: @med_redaktion<br />
Akquisition<br />
Frank Plastic wird zu<br />
Röchling Medical Waldachtal<br />
Die Frank Plastic AG in Waldachtal heißt jetzt Röchling<br />
Medical Waldachtal AG. Damit setzt der Mannheimer<br />
Kunststoffspezialist Röchling die Einbindung des traditionsreichen<br />
Anbieters für Medizin- und Industrie<strong>technik</strong><br />
in seine Unternehmensgruppe fort. Röchling hatte Frank<br />
Plastic im Juli vergangenen Jahres von der Ferdinand<br />
Piëch Beteiligungs GmbH übernommen. Bei Röchling<br />
Medical Waldachtal sind 260 Mitarbeiter beschäftigt,<br />
der Umsatz bezifferte sich im Jahr 2017 auf 32,4 Mio.<br />
Euro. Die neue Namensgebung berücksichtigt, dass das<br />
Unternehmen seine überwiegenden Umsätze mit Kunden<br />
aus der Medizin<strong>technik</strong> macht. Jedoch werden weiterhin<br />
sowohl bestehende wie auch neue Kunden im Bereich<br />
Industrie<strong>technik</strong> betreut.<br />
Röchling Medical Waldachtal beliefert im Medizin<strong>technik</strong>bereich<br />
unter anderem die Segmente Kardiologie, Infusionstherapie,<br />
Angiografie (CT/MRT), Chirurgie und<br />
Ophthalmologie. Der Industriebereich beliefert ausgewählte<br />
Segmente mit Extrusions-Profilen, Spritzgussteilen<br />
sowie Ventilen, Durchflussmessern und Armaturen.<br />
www.frankplastic.de<br />
8 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
IERA Award<br />
UV-Desinfektionsroboter<br />
erledigt Krankenhaus-Erreger<br />
Der 15. Innovations- und Entrepreneur-Award<br />
in Robotik<br />
und Automation (IERA) geht<br />
an den UVD Robot des dänischen<br />
Herstellers Blue Ocean<br />
Robotics. Der kollaborative<br />
Roboter fährt autonom durch<br />
Krankenhäuser und sendet dabei<br />
konzentriertes UV-C-Licht<br />
aus, um Bakterien und andere<br />
schädliche Mikroorganismen<br />
zu beseitigen: So erreicht man<br />
den Angaben zufolge eine Desinfektionsrate<br />
von 99,99 %.<br />
Bild: Blue Ocean Robotics<br />
Präzisionsblankpressen<br />
Trumpf übernimmt<br />
Hersteller für Mikrooptiken<br />
Der UV-Desinfektionsroboter<br />
behandelt die Oberflächen mit<br />
Licht aus mehreren Winkeln<br />
und aus nächster Nähe. Er desinfiziert<br />
alle Kontaktflächen<br />
und stoppt auch an vordefinierten<br />
Hotspots, die eine längere<br />
Verweildauer erfordern.<br />
Der UVD Robot ist aber kein<br />
Ersatz für den manuellen Reinigungsprozess,<br />
sondern ein<br />
ergänzendes System. Da die<br />
Einwirkung von UV-C-Licht<br />
auf den Menschen vermieden<br />
werden sollte, enthält der Roboter<br />
eine Reihe von Sicherheitsmerkmalen.<br />
So wird etwa<br />
ein Tablet mit Bewegungssensor<br />
an der Tür des Patientenzimmers<br />
platziert: Das UV-<br />
C-Licht schaltet sich aus, wenn<br />
jemand den Raum betritt.<br />
www.ifr.org<br />
FACHPACK<br />
24. – 26. September 2019<br />
Halle 3 / Stand 3-428<br />
High Performance<br />
in steriler Umgebung<br />
Das Ditzinger Hochtechnologieunternehmen<br />
Trumpf hat<br />
über seine Tochtergesellschaft<br />
Ingeneric die Aixtooling<br />
GmbH übernommen, einen<br />
Werkzeughersteller für Präzisionsoptiken.<br />
Damit erweitert<br />
Trumpf seine Fertigungstechnologien<br />
bei der Herstellung<br />
von Mikrooptiken. Das 2005<br />
als Spin-off des Fraunhofer-Instituts<br />
für Produktionstechnologie<br />
(IPT) gegründete Unternehmen<br />
entwickelt und produziert<br />
Presswerkzeuge für<br />
das Präzisionsblankpressen.<br />
Bild: Trumpf<br />
Mit diesem Verfahren lassen<br />
sich Optiken mit verschiedensten<br />
Geometrien und Glaswerkstoffen<br />
herstellen, die etwa in<br />
der Laser- oder Medizin<strong>technik</strong><br />
eingesetzt werden.<br />
Beim Präzisionsblankpressen<br />
werden Glasrohlinge zwischen<br />
zwei Werkzeughälften in Form<br />
gebracht: Das Verfahren eignet<br />
sich für Optiken mit komplexen<br />
Geometrien, wie sie in<br />
der Laser<strong>technik</strong> zum Einsatz<br />
kommen. Kernkompetenz von<br />
Aixtooling sind diese Werkzeuge.<br />
Das Unternehmen mit<br />
knapp 40 Mitarbeitern hat seinen<br />
Sitz in Aachen. Ingeneric<br />
mit Hauptsitz in Aachen ist<br />
Anbieter von Mikrooptiken für<br />
Anwendungen im Bereich von<br />
Hochleistungsdiodenlasern<br />
und der Datenübertragung.<br />
www.trumpf.com<br />
TX2 Stericlean –<br />
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Stäubli Tec-Systems GmbH, Tel. +49 (0) 921 883 0, sales.robot.de@staubli.com<br />
Tested in critically conditions<br />
of decontamination from<br />
a chemical solution with<br />
35 % of H2O2<br />
04/2019 medizin&tec hn i k 9
■ [ NACHRICHTEN ]<br />
In Kürze<br />
MDR-Atlas<br />
Um die Richtlinien der neuen EU-<br />
MDR besser nach zentralen Begriffen<br />
und Zusammenhängen durchsuchen<br />
zu können, hat Rebmann Technology<br />
GmbH, Schramberg, eine digitale Anwendung<br />
geschaffen: „EU-MDR by<br />
Atlas Explorer“ bietet neben einer visuell<br />
aufbereiteten Suchfunktion,<br />
Verlinkungen zu Querverweisen und<br />
ein vollständiges Glossar. Die Nutzung<br />
des Tools ist kostenfrei, kann<br />
aber auch in das firmeneigene Intranet<br />
eingebunden werden.<br />
Krankenhaus<strong>technik</strong><br />
Die Simeon Medical GmbH & Co. KG,<br />
erweitert mit der freiwilligen MDSAP-<br />
Zertifizierung (Medical Device Single<br />
Audit Program) sein Qualitätsmanagementsystem<br />
um die höchsten<br />
weltweit gültigen Anforderungen für<br />
Medizin<strong>technik</strong>produkte der Klasse 1.<br />
Die Tuttlinger lassen sich zusätzlich<br />
mit der ISO 14001-Zertifizierung die<br />
strengen Grundsätze bestätigen, die<br />
im Rahmen ihres Umweltmanagementsystems<br />
gelten.<br />
Neuer Vorstand<br />
Drei hochkarätige Persönlichkeiten<br />
aus der Gesundheitsbranche erweitern<br />
den Vorstand von Forum Medtech<br />
Pharma: Prof. Dr. Georg Duda,<br />
Leiter des Julius-Wolff-Instituts der<br />
Charité Berlin, Prof. Dr. Achim Jockwig,<br />
Vorstandsvorsitzender des Klinikums<br />
Nürnberg sowie Alexander Fink,<br />
Gründer und Geschäftsführer von<br />
Metecon GmbH in Mannheim stärken<br />
mit ihrem Wissen das Netzwerk<br />
in den Aspekten Regulation, Einbindung<br />
der Wissenschaft und Gesundheitsversorgung.<br />
Diagnostik<br />
Die Biotronik S.E., Berlin, hat die<br />
Markteinführung seines neuen Herzmonitors,<br />
Biomotor III, in der CE-Re -<br />
gion bekanntgegeben. Das Gerät<br />
ermögliche es, laut Anbieter, unregelmäßige,<br />
seltene und über lange Zeitabstände<br />
hinweg auftretende Rhythmusstörungen<br />
zuverlässig zu dia -<br />
gnostizieren.<br />
Blockchain und IoT<br />
TCS und SAP vereinfachen Bestandsmanagement<br />
von chirurgischen Instrumenten<br />
Mikrosystem<strong>technik</strong><br />
Studenten der TU München holen mit<br />
„Heatshocker“ den Weltmeistertitel<br />
Zum zehnten Mal in Folge hat sich ein<br />
deutsches Studententeam den Weltmeistertitel<br />
in der Mikrosystem<strong>technik</strong> geholt:<br />
Acht Studierende der TU München belegten<br />
mit ihrer Erfindung „Heatshocker“<br />
den ersten Platz beim Ican-Finale in Berlin.<br />
Ihr Schnelltest für die Detektion von<br />
Biomarkern im Blutplasma liefert im Gegensatz<br />
zu herkömmlichen Tests innerhalb<br />
kürzester Zeit Ergebnisse dazu, ob<br />
die Therapie bei einem Krebspatienten<br />
Die Ican-Teilnehmer 2019 beim<br />
Finale in Berlin<br />
Bild: Alice Haixia Zhang<br />
Tata Consultancy Services (TCS) bringt in<br />
Zusammenarbeit mit SAP eine Lösung<br />
zum Bestandsmanagement von chirurgischen<br />
Instrumenten für Hersteller von<br />
Medizinprodukten auf den Markt. Basierend<br />
auf Technologien innerhalb SAP Leonardo<br />
nutzt das Intelligent Field Inventory<br />
Management (Ifim) von TCS das Internet<br />
der Dinge (IoT) für eine Nachverfolgbarkeit<br />
der Instrumente. Darüber hinaus<br />
kommt Blockchain-Technologie zum Einsatz,<br />
um für alle Beteiligten eine bessere<br />
Transparenz über die jeweiligen Bestände<br />
zu ermöglichen – von Herstellern über<br />
Händler bis hin zu den Krankenhäusern.<br />
Die Lösung hilft zudem bei der Bestandsoptimierung,<br />
erleichtert die Einhaltung<br />
der regulatorischen Vorschriften und die<br />
Bearbeitung der zurückgegebenen Instrumente.<br />
Intelligent Field Inventory Management<br />
lässt sich in bestehende Kernsysteme<br />
integrieren und ist skalierbar, um<br />
den dynamischen Anforderungen der Lieferkette<br />
in der Life-Science-Branche gerecht<br />
zu werden.<br />
Tata Consultancy Services ist seit 50 Jahren<br />
Partner global agierender Unternehmen<br />
für IT-Dienstleistungen, Beratung<br />
und Unternehmenslösungen. Als Teil der<br />
Tata Group, der größten multinationalen<br />
Unternehmensgruppe Indiens, beschäftigt<br />
TCS mehr als 424 000 Mitarbeiter in<br />
46 Ländern.<br />
www.tcs.com/de<br />
anschlägt. In einem mikrofluidischen<br />
Workflow wird mit Hilfe von Silizium-<br />
Photomultipliern eine Sensitivität erreicht,<br />
die eine Detektion der Marker im<br />
klinisch relevanten Konzentrationsbereich<br />
in wenigen Minuten erlaubt. Dafür<br />
wird lediglich eine Blutprobe benötigt.<br />
Das Team aus München setzte sich gegen<br />
18 internationale Studententeams durch.<br />
Platz zwei geht an ein Team des Masterstudiengangs<br />
Mikrosystem<strong>technik</strong> der<br />
Universität Freiburg für „Drink Mate“:<br />
Der intelligente Untersetzer für Trinkgefäße<br />
erkennt den Füllstand und sendet die<br />
Sensordaten an einen Empfänger.<br />
Der Wettbewerb Ican ist eine chinesische<br />
Initiative, die bereits zum zehnten Mal<br />
ausgerichtet wurde. Als Teilnahmevorentscheid<br />
dient in Deutschland der Wettbewerb<br />
Cosima, der vom VDE mit Unterstützung<br />
des Bundesministeriums für Bildung<br />
und Forschung betreut wird.<br />
www.vde.com/ican_2019<br />
Bild: alfa27/Fotolia<br />
10 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Von führenden<br />
Blutspezialisten empfohlen:<br />
lipidbeständige Medizinprodukte<br />
aus CYROLITE.<br />
Wenn Blut nicht durch Adern fließt, dann hoffentlich durch<br />
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Stoffen und Weich machern und lässt sich mittels<br />
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04/2019 medizin&tec hn i k 11
■ [ NACHRICHTEN ]<br />
Ein Festival der<br />
Zukunftsmedizin<br />
Technologie- und Medizin-Plattform | Die Xpomet Medicinale<br />
in Berlin zeigt Trends im globalen Gesundheitswesen<br />
auf und sagt künftige Entwicklungen vorher.<br />
Zur Xpomet Medicinale 2019 in Berlin werden 5000 Teilnehmer,<br />
150 Referenten und mehr als 200 innovative Unternehmen<br />
erwartet. Das multidisziplinäre Festival der Zukunftsmedizin<br />
findet vom 10. bis 12. Oktober in der Arena Berlin statt. Zielgruppe<br />
sind in erster Linie die Entscheider der neuen Generation<br />
des Gesundheitswesens. Es geht darum, neue transdisziplinäre<br />
Lösungen, Geschäftsmodelle und Partnerschaften in Medizin<br />
und Lebenswissenschaften zu entdecken und zu fördern.<br />
International und hochkarätig besetzt ist die Rednerliste. Neben<br />
Wissenschaftlern werden unter anderem auch Barack Obamas<br />
Halbschwester Dr. Auma Obama, Initiatorin und Vorstandsvorsitzende<br />
der Auma Obama Foundation, und das Prothesenmodel<br />
Viktoria Modesta sprechen.<br />
Das dreitägige Technologie- und Medizinfestival will sich zu einer<br />
globalen Plattform für das Gesundheitssystem der nächsten<br />
Generation entwickeln. Fachpublikum und interessierte Bürger<br />
sollen mit Arenen zu „Future Health“, „Hospital of the Future“<br />
oder zur Robotik, mit Workshops und Thinktanks dazu inspiriert<br />
Die Xpomet Medicinale will sich zur globalen Plattform für das<br />
Gesundheitssystem der nächsten Generation entwickeln<br />
werden, neue transdisziplinäre Lösungen, Geschäftsmodelle<br />
und Partnerschaften in Medizin und Lebenswissenschaften zu<br />
fördern. Ergänzt wird das Programm durch einen Hackathon,<br />
DJs, Musiker und Kunstperformances.<br />
Der Bundesverband Medizintechnologie, BVMed, ist Koopera -<br />
tionspartner. „Die Xpomet bietet uns und unseren Unternehmen<br />
eine gute Plattform, um die richtigen Innovations-Partner zu finden“,<br />
sagt BVMed-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll. Medtech-Unternehmen,<br />
Technologiepartner und Start-ups müssten<br />
neue Wege gehen, um gemeinsam an den Lösungen für die Patientenversorgung<br />
der Zukunft zu arbeiten. Das Ziel von neuen<br />
Systempartnerschaften im digitalen Zeitalter sei es, gemeinsam<br />
mit den Versorgungspartnern Prozesse zu optimieren, Wirtschaftlichkeitsreserven<br />
zu heben, Innovationen zu fördern und<br />
damit gemeinsam die Qualität der Patientenversorgung zu verbessern.<br />
www.xpomet.com<br />
Bild: LuckyStep/Fotolia<br />
Digitalstrategie<br />
Güngör Kara ist neuer<br />
Chief Digital Officer von Ottobock<br />
Siemens Healthineers<br />
Technologiepartnerschaft<br />
im Bereich Ultraschall<br />
Der Digitalexperte Güngör Kara ist neuer<br />
Chief Digital Officer (CDO) von Ottobock<br />
und berichtet direkt an den CEO Philipp<br />
Schulte-Noelle. Zuvor war der 49-Jährige<br />
in gleicher Funktion bei EOS Electro Optical<br />
Systems tätig, einem Spezialisten für<br />
industrielle 3D-Fertigung. Zu Karas neuen<br />
Aufgaben zählt es, die Digitalstrategie<br />
Güngör Kara, der neue Chief Digital<br />
Officer von Ottobock<br />
Bild: Otto Bock<br />
des international tätigen Medizin<strong>technik</strong>unternehmens<br />
Ottobock umzusetzen und<br />
weiterzuentwickeln, die Geschäftsmodelle<br />
zu etablieren, die internen Start-up-<br />
Teams zu führen und die Zusammenarbeit<br />
mit externen Start-ups auszubauen.<br />
Dabei wird er im Schulterschluss mit Heiko<br />
Reinhard als Chief Information Officer<br />
(CIO) wirken, der seinerseits die Umsetzung<br />
der IT-Transformation forciert.<br />
Kara hält einen internationalen Executive<br />
MBA und ist Diplom-Ingenieur Maschinenbau.<br />
Er hat Innovationszentren, Industrie-4.0-Lösungen<br />
und industriellen<br />
3D-Druck entwickelt und implementiert.<br />
„Mit Güngör Kara haben wir die ideale<br />
Persönlichkeit für die Phase der Umsetzung<br />
gefunden“, sagt CEO Schulte-Noelle.<br />
Sarik Weber, der seit Mai 2018 als erster<br />
CDO von Ottobock fungierte, verlässt das<br />
Unternehmen und wechselt in eine beratende<br />
Rolle.<br />
www.ottobock.de<br />
Das Städtische Klinikum Braunschweig<br />
und Siemens Healthineers gehen eine<br />
Technologiepartnerschaft im Bereich Ultraschall<br />
ein. Siemens Healthineers wird<br />
über die nächsten zehn Jahre, mit Option<br />
auf 15 Jahre, alle Ultraschallgeräte bewirtschaften<br />
und managen. Die Partnerschaft<br />
sieht unter anderem eine hohe<br />
Standardisierung, ein hohes Auslastungsmonitoring<br />
und die Integration einer Managementsoftware<br />
in das bestehende System<br />
vor. Siemens Healthineers wird den<br />
Gerätepark auf dem neuesten Stand der<br />
Technik halten und etwa 140 neue Geräte<br />
einbringen. Ein Finanzierungskonzept<br />
gibt Planungssicherheit bei den Kosten.<br />
Das Klinikum Braunschweig und Siemens<br />
Healthineers haben bereits 2017 eine<br />
langfristige Technologiepartnerschaft abgeschlossen.<br />
Ziel ist es, eine medizinisch<br />
hochwertige und zugleich wirtschaftliche<br />
Versorgung der Patienten sicherzustellen.<br />
www.siemens-healthineers.com<br />
12 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Apex Digital Health<br />
Neuer Fonds für Startups<br />
aus dem Gesundheitsbereich<br />
Die europäische Venture-Capital-Gesellschaft<br />
Apex Ventures<br />
mit Sitz in Wien und Frankfurt<br />
legt einen neuen Fonds auf:<br />
den Apex Digital Health. Dafür<br />
sollen 50 Mio. Euro an Kapital<br />
gewonnen werden. Der<br />
Fokus des neuen Fonds liegt<br />
auf jungen Unternehmen vor<br />
allem aus dem DACH-Bereich,<br />
die vielversprechende Technologien<br />
und Anwendungen für<br />
den Gesundheitsbereich entwickeln.<br />
Bild: REDPIXEL/Fotolia<br />
www.apex.ventures<br />
Visualisierungssysteme<br />
Intuitive Surgical übernimmt<br />
Robotik-Endoskopie von Schölly<br />
Partner für den Apex Digital<br />
Health ist Dr. Gordon Euller<br />
(36), ein Mediziner, der Erfahrung<br />
als Facharzt für Radiologie,<br />
Unternehmensberater bei<br />
McKinsey und Unternehmensgründer<br />
mitbringt. Er verantwortet<br />
die Auswahl und Begleitung<br />
der Unternehmen.<br />
Apex Ventures hat bereits mit<br />
seinem ersten Fonds, dem<br />
Apex One, in mehrere Unternehmen<br />
aus dem Bereich Digital<br />
Health investiert: Darunter<br />
sind Image Biopsy Lab, das mit<br />
KI-Lösungen Ärzte bei orthopädisch-radiologischen<br />
Diagnosen<br />
unterstützt, und Contextflow,<br />
das mit Hilfe einer<br />
Suchmaschine für 3D-CT-<br />
Scanbilder und Deep Learning<br />
die Arbeit von Radiologen erleichtert.<br />
Intuitive Surgical übernimmt<br />
das Robotik-Endoskopie-Geschäft<br />
von Schölly Fiberoptic.<br />
Das US-amerikanische Unternehmen<br />
mit Sitz in Sunnyvale,<br />
Kalifornien, ist Pionier und einer<br />
der weltweit führenden<br />
Anbieter auf dem Gebiet der<br />
roboter-assistierten minimal -<br />
invasiven Chirurgie sowie Hersteller<br />
der Da-Vinci-Chirurgiesysteme.<br />
Bild: Schölly<br />
Mit diesem Schritt werden<br />
Schöllys Produktionslinie zur<br />
Fertigung von robotergestützten<br />
Endoskopen und zwei<br />
Standorte von Schölly in das<br />
operative Geschäft von Intuitive<br />
integriert: die Robotik-bezogene<br />
Produktionslinie in<br />
Denzlingen, der Fertigungsstandort<br />
in Biebertal sowie der<br />
Reparaturstandort in Worcester<br />
im US-Bundesstaat Massachusetts.<br />
Rund 200 Beschäftigte<br />
an diesen drei Standorten<br />
sollen den Angaben zufolge<br />
im Laufe der kommenden<br />
18 Monate in das Intuitive<br />
Team integriert werden.<br />
Schölly mit Hauptsitz in Denzlingen<br />
arbeitet als einer der<br />
strategischen Lieferanten seit<br />
mehr als 20 Jahren mit Intui -<br />
tive zusammen<br />
www.intuitive.com<br />
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DIE WICHTIGSTE EIGENSCHAFT: ES STERILISIERT! 04/2019 UND medizin&<strong>technik</strong> ZWAR SO ZIEMLICH 13 ALLES.
■ [ MEDIZIN IM DIALOG ]<br />
NEUROCHIRURGIE PROFITIERT<br />
VON KLEINEN FORTSCHRITTEN<br />
Technik für die Neurochirurgie | In einem In-Klinik-Workshop erfahren Ingenieure im<br />
November in Bochum, welche Anforderungen Chirurgen an die Geräte sowie an Techniker<br />
im OP stellen. PD Dr. Mortimer Gierthmühlen, der die Veranstaltung mit gestaltet,<br />
möchte den Austausch zwischen Medizinern und Ingenieuren verbessern.<br />
Bild: Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum<br />
■ Herr Dr. Gierthmühlen, welche Besonderheiten<br />
müssen Entwickler bei Geräten<br />
für die Neurochirurgie beachten?<br />
In der Chirurgie geht es generell darum,<br />
dass wir schneiden, um zu heilen. Wo<br />
und wie wir das tun, will gut überlegt<br />
sind. Es gibt Bereiche am menschlichen<br />
Körper, die recht gut heilen. Allerdings<br />
gehört das Gehirn, mit dem wir in der<br />
Neurochirurgie meist zu tun haben,<br />
nicht dazu, da wächst nichts wieder zusammen,<br />
was einmal falsch getrennt<br />
wurde. Daher muss die Technik höchste<br />
Präzision liefern und absolut zuverlässig<br />
sein. Was ein Gerät anzeigt oder<br />
meldet, muss zu 100 % stimmen.<br />
Während meiner Forschungsarbeiten<br />
zu aktiven Implantaten habe ich viel<br />
mit Ingenieuren zu tun gehabt. Auch<br />
wenn die Zusammenarbeit gut läuft,<br />
gibt es zuweilen eine unterschiedliche<br />
Denkweise. So bin ich als Mediziner darauf<br />
fokussiert, im Operationsumfeld<br />
sehr zügig zu arbeiten. Nicht nur, weil<br />
Effizienz aus ökonomischen Gründen<br />
gefordert ist. Als Arzt ist mir klar, dass<br />
jede zusätzliche Minute, die eine Wunde<br />
offenliegt, das Infek tionsrisiko er-<br />
■ Erst passende Schnittstellen, dann KI ■ Wo mangelt es Ingenieuren an Wissen ■ Was ließe sich an den Medizingeräten,<br />
Derzeit hapert es eher an<br />
Schnittstellen als an der<br />
technischen Ausstattung<br />
■ Welche Probleme könnten sich sonst<br />
ergeben?<br />
Privatdozent Dr. med. Mortimer<br />
Ein Operations mikroskop, mit dem wir<br />
täglich arbeiten, muss zum Beispiel perfekt<br />
austariert sein. Es darf keinerlei<br />
unvorhergesehene Bewegungen ausführen,<br />
wenn ich die Bremsen löse, um<br />
es anders zu positionieren. Andernfalls<br />
höht. Ein Ingenieur schaute mir allerdings<br />
in einer Studie fasziniert bei der<br />
Präparation zu und vergaß darüber völlig,<br />
sein Mess-Equipment vorzubereiten.<br />
Hätte er mehr über medizinische<br />
Zusammenhänge gewusst, wäre so etwas<br />
sicher nicht passiert.<br />
Gierthmühlen ist Oberarzt in der<br />
könnte es gegen ein Instrument stoßen,<br />
Abteilung Neurochirurgie am Universitätsklinikum<br />
Knappschafts-<br />
das dann im Hirn Schaden anrichtet.<br />
krankenhaus Bochum. Zusammen<br />
Ein weiteres Beispiel sind Messungen ■ Um welche Themen geht es im In-Klinik-Workshop<br />
mit Partnern beteiligt er sich am<br />
zum Neuromonitoring während einer<br />
zur Neurochirurgie?<br />
Start-up Neuroloop, das aktive<br />
Operation: Gezielt im Gehirn ausgelöste<br />
Reize sollen bestimmte Muskelkon-<br />
die Grundlagen der Arbeit im OP infor-<br />
Wir werden die Teilnehmer sowohl über<br />
Implantate entwickelt<br />
traktionen hervorrufen, damit ich rechtzeitig<br />
bemerke, ob ich mich mit meinen<br />
Instrumenten einer Nervenbahn nähere.<br />
Dafür muss sowohl der Reiz im gewünschten<br />
mieren als auch über spezielle Anfor -<br />
derungen für die Neurochirurgie. Das<br />
betrifft Hygiene, Sterilität und No-go-<br />
Areas im OP, aber zum Beispiel auch das<br />
IHR STICHWORT<br />
Ausmaß abgegeben werden elektrotechnische Design von Geräten.<br />
als auch die Messung am Bein zuverlässig<br />
Ein Neuromonitoring ist nicht möglich,<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Neurochirurgie für Ingenieure<br />
Präzision und Zuverlässigkeit<br />
OP-Mikroskop, Navigationssystem,<br />
erfolgen. Sobald ein Aspekt nicht<br />
stimmt und mich damit in die Irre<br />
führt, kann eine Opera tion für den Patienten<br />
schlimme Folgen haben.<br />
wenn ein Handy interferiert oder eine<br />
schlecht abgeschirmte Wärmematte<br />
mit einem 50-Hertz-Brummton die<br />
Messung stört.<br />
Neuromonitoring<br />
über die Arbeit des Mediziners?<br />
die Sie einsetzen, eventuell verbessern?<br />
14 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Für das Neuromonitoring wäre es nützlich,<br />
die Systeme unempfindlicher gegen<br />
Störungen zu machen. Dann haben<br />
wir noch die Mikroskope, ohne die wir<br />
nicht viel rausrichten könnten. Bei uns<br />
im Knappschaftskrankenhaus Bochum<br />
arbeiten wir bereits mit sehr guten Geräten.<br />
Diese sind aber noch mit normalen<br />
Lichtquellen ausgestattet, da wäre<br />
eine LED-Lösung sicher vorteilhafter.<br />
Für die nächste Zukunft ist geplant, ein<br />
neues System mit 4K-Kameras, 4K-Monitor<br />
und 3D-Brillen für die Operateure<br />
zu testen. Damit würden wir Neuland<br />
betreten, denn diese Arbeitsweise ist<br />
näher an der Endoskopie als an der<br />
klassischen Mikroskopie: Man arbeitet<br />
noch mit dem Gerät in der Hand. Was<br />
man tut, sieht man aber nur auf dem<br />
Bildschirm. Ich bin gespannt, ob das alles<br />
in allem Vorteile bringt. Und es gäbe<br />
noch Verbesserungsmöglichkeiten bei<br />
der Neuronavigation.<br />
■ Was wäre für die Naviga tion sinnvoll?<br />
Bisher braucht das Navigationssystem<br />
eine direkte optische Verbindung zwischen<br />
der Kamera, meinem Pointer und<br />
den Reflektoren, um eine Position im<br />
Operationsbereich zu erkennen und mir<br />
die entsprechenden Daten anzuzeigen.<br />
Ein verdeckter Reflektor reicht aus, und<br />
schon meldet mir das System nichts<br />
mehr. Das ist im Alltag, insbesondere in<br />
der angespannten OP-Situation, wirklich<br />
nervenaufreibend. Ein System, das<br />
nicht auf kontinuierlichen Sichtkontakt<br />
zwischen Kamera und Pointer angewiesen<br />
ist, sondern, auf andere technische<br />
Lösungen setzt, böte hier auf jeden Fall<br />
Vorteile.<br />
■ Welche Rolle spielen die zahlreichen<br />
Möglichkeiten der Digitalisierung?<br />
Da bieten sich sicher Chancen. Allerdings<br />
glaube ich nicht daran, dass sich<br />
grundlegende Veränderungen schon in<br />
den nächsten zwanzig Jahren einstellen<br />
werden – trotzdem wird es sehr viele<br />
nützliche kleine Verbesserungen an Geräten<br />
geben: sie werden leichter, leiser<br />
oder kleiner, bieten eine etwas bessere<br />
Auflösung oder sind einfacher zu bedienen.<br />
Den großen Wurf mit Augmented<br />
Reality, künstlicher Intelligenz oder einer<br />
anderen aktuell diskutierten Technik<br />
sehe ich aber noch nicht. Die Realität<br />
ist heute eher ein Kampf mit<br />
Schnittstellenproblemen. Alles, was ein<br />
Kollege zum Beispiel im Rettungswagen<br />
misst und erfährt, kommt als Papierausdruck<br />
in der Notaufnahme an. Ich<br />
kann Ihnen versichern, das hält auf. Lösen<br />
wir also erst das Problem mit den<br />
Standards und reden wir dann über<br />
Neuerungen, die Technik noch bieten<br />
könnte – allerdings nur, wenn sie zuverlässiger<br />
wäre als das, was eine künstliche<br />
Intelligenz von der Art eines Watson<br />
bisher gezeigt hat.<br />
■ Wie wichtig sind aktive Implantate?<br />
Aktive Implantate im Sinne von Hirnschrittmachern<br />
oder Vagusnervstimulatoren,<br />
mit denen Parkinson- oder Epilepsie-Patienten<br />
behandelt werden<br />
können, sind ein sehr interessanter Arbeitsbereich,<br />
dem auch wirtschaftlicher<br />
Erfolg vorausgesagt wird. Besonders<br />
spannend könnte das eines Tages werden,<br />
wenn die Auswertung der Vielzahl<br />
von Messdaten, die solche und andere<br />
aktive Implantate liefern, besser zu bewältigen<br />
ist. Da könnten Einsatzberei-<br />
che für eine KI entstehen, die medizinisch<br />
relevante Datensätze ausfiltert<br />
und einem Arzt zur Bewertung vorlegt.<br />
■ Von welcher Entwicklung versprechen<br />
Sie sich die größten Fortschritte?<br />
Eine künstliche Intelligenz könnte künftig<br />
dazu eingesetzt werden, dem behandelnden<br />
Mediziner die Auswahl der<br />
am besten geeigneten Therapie zu erleichtern:<br />
Sie könnte erkennen, was zu<br />
tun ist und mit welchem Material das<br />
beste Ergebnis zu erreichen sein wird.<br />
Und, abgesehen von der Technik, werden<br />
wir bei der Behandlung von Hirntumoren<br />
nicht ohne neue Medikamente<br />
auskommen.<br />
Dr. Birgit Oppermann<br />
birgit.oppermann@konradin.de<br />
Weitere Informationen<br />
Der vom VDE organisierte 2. In-<br />
Klinik-Workshop Neurochirurgie findet<br />
am 6. November 2019 in Bochum<br />
statt. Das Programm besteht<br />
aus ärztlichen Vorträgen zu den Erfahrungen<br />
mit Medizin<strong>technik</strong> in<br />
der Neurochirurgie. Im Praxisteil besuchen<br />
die Teilnehmer verschiedene<br />
Klinikbereiche wie den OP und die<br />
Station und werden in das sichere<br />
Arbeiten im OP eingeführt.<br />
https://meso.vde.com/<br />
neurochirurgie-2/<br />
Bereits am 24. September gibt es<br />
aus der gleichen Reihe eine Veranstaltung<br />
zum Thema Notfallmedizin<br />
in Frankfurt.<br />
https://meso.vde.com/<br />
notfallmedizin-6/<br />
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04/2019 medizin&tec hn i k 15
■ [ MEDIZIN IM DIALOG ]<br />
Netzwerk in Sachen<br />
Organ-on-Chip<br />
Gesundheitsforschung | Die European Organ-on-Chip<br />
Society will alle relevanten Interessengruppen zusammenbringen<br />
und ein Expertennetzwerk aufbauen.<br />
In einem Organ-on-a-Chip wird die kleinste physiologisch funktionelle<br />
Einheit eines Organs nachgebildet<br />
Bild: Bernd Müller/Fraunhofer IGB<br />
Organ-on-Chip-Systeme (OoC) gehören zu den neuesten<br />
Technologien in der Gesundheitsforschung. Die Technologie<br />
hat großes Potenzial, aber sie ist auch sehr komplex und erfordert<br />
ein hohes Maß an interdisziplinärer Zusammenarbeit − vor<br />
allem zwischen Biologie, Ingenieurwissenschaft und Physik.<br />
Um alle relevanten Interessengruppen zusammenzubringen und<br />
ein Expertennetzwerk aufzubauen, wurde daher die European<br />
Organ-on-Chip Society (Eurocs) gegründet. „Auf diese Weise<br />
bieten wir eine Plattform für den fachübergreifenden Austausch<br />
von wissenschaftlichem Wissen und zur Erörterung von Kooperationsmöglichkeiten“,<br />
sagt Janny van den Eijnden-van Raaij,<br />
Geschäftsführerin der Eurocs und Leiterin des niederländischen<br />
HDMT-Forschungsinstituts.<br />
OoC-Systeme enthalten menschliche Zellen, Gewebe oder Mini-<br />
Organe, deren eigene Mikroumgebung sie nachahmen und dabei<br />
gleichzeitig reale Gewebefunktionen übernehmen. Fachleute<br />
trauen OoC zu, dass sie die Entwicklung von Medikamenten beschleunigen,<br />
die Untersuchung von Wirksamkeit und toxikologischen<br />
Effekten von Medikamenten erleichtern und neue Möglichkeiten<br />
für die personalisierte Medizin eröffnen werden.<br />
„Organ-on-Chip-Systeme können den Bedarf an Tierversuchen<br />
reduzieren und diese vielleicht sogar ganz ersetzen“, sagt Vice<br />
Chair Jun.-Prof. Dr. Peter Loskill. Der Biophysiker leitet die Organ-on-Chip-Forschungsgruppe<br />
am Fraunhofer-Institut für<br />
Grenzflächen- und Bioverfahrens<strong>technik</strong> (IGB) in Stuttgart. Zudem<br />
ließen sich prädiktive menschliche Daten gewinnen, bevor<br />
teure und langwierige klinische Studien tatsächlich beginnen.<br />
Ganz oben auf der Agenda der Eurocs steht die Identifizierung<br />
von Fallbeispielen, die aufzeigen, wie die Technologie bei der<br />
Entdeckung sicherer und wirksamer Medikamente einen entscheidenden<br />
Unterschied machen kann. Zu diesem Zweck werden<br />
die Entwicklung zuverlässiger Modellsysteme, offene Technologieplattformen,<br />
Standardisierungsprozesse sowie die Diskussion<br />
ethischer Aspekte gefördert.<br />
Nach Abschluss der Gründungsphase steht die Gesellschaft nun<br />
offen für neue Mitglieder und hat eine Community-Website gestartet.<br />
Mitglieder haben exklusiven Zugang zur Austauschplattform<br />
mit Forum, Forschungsprojekten und Expertenprofilen.<br />
www.igb.fraunhofer.de<br />
Intelligenter Katheter<br />
Zielsichere Navigation<br />
durch das Gefäßsystem<br />
Wissenschaftsjahr 2019<br />
Mehrheit sagt Ja zu<br />
KI in der Medizin<br />
Das Fraunhofer-Institut für Digitale Medizin<br />
(Mevis) in Bremen entwickelt einen<br />
intelligenten Katheter. Intellicath (Intelligent<br />
Catheter Navigation) wird mit einer<br />
mit winzigen Spiegeln bestückten Glasfaser<br />
ausgerüstet. Wird Laserlicht durch die<br />
Faser geschickt, reflektieren die Spiegel<br />
Wird der intelligente Katheter in das<br />
Gefäßsystem eingeführt, kann der<br />
Mediziner die Position im virtuellen<br />
3D-Modell des Patienten beobachten<br />
Bild: Fraunhofer MEVIS<br />
einen Teil des Lichts. Sobald die Glasfaser<br />
gebogen wird, verändert sich die Farbe<br />
des reflektierten Lichts, was durch Sensoren<br />
erfasst werden kann. Aus dem Signal<br />
der Sensoren lässt sich auf Stärke und<br />
Richtung der Biegung schließen.<br />
Vor dem Eingriff erfolgt ein CT- oder MR-<br />
Scan des Patienten. Ausgehend von den<br />
Bilddaten rekonstruiert eine Software ein<br />
3D-Modell des Gefäßsystems und stellt es<br />
auf einem Monitor dar. In das Modell sollen<br />
während der Katheter-Intervention<br />
die Live-Daten aus der Glasfasernaviga -<br />
tion eingespeist werden. Als Ergebnis<br />
könnte der Arzt auf dem Bildschirm beobachten,<br />
wie sich der Katheter durch das<br />
Gefäßlabyrinth bewegt – in Echtzeit und<br />
3D. Zusätzlich wird eine akustische Rückmeldung<br />
entwickelt, damit der Arzt nicht<br />
ständig auf den Bildschirm schauen muss.<br />
www.mevis.fraunhofer.de<br />
Zwei Drittel der deutschen Bevölkerung<br />
befürworten den Einsatz Künstlicher Intelligenz<br />
(KI) in der Medizin, etwa in der<br />
Diagnostik: Dies hat eine repräsentative<br />
Umfrage des Meinungsforschungsinstituts<br />
Civey im Auftrag des Wissenschaftsjahres<br />
2019 – Künstliche Intelligenz ergeben.<br />
Während rund 23 % der Befragten<br />
sagen, dass sie einer ärztlichen Diagnose<br />
mehr vertrauen würden, wenn diese auf<br />
Unterstützung einer KI zurückgreift, sind<br />
35 % der Meinung, dass ihr Vertrauen<br />
nicht beeinflusst wird. Bei der Bereitstellung<br />
anonymisierter Gesundheitsdaten<br />
sprechen sich 57 % grundlegend dafür<br />
aus, 30 % sind dagegen.<br />
Die Wissenschaftsjahre sind eine Initiative<br />
des Bundesministeriums für Bildung<br />
und Forschung (BMBF) gemeinsam mit<br />
Wissenschaft im Dialog (WiD).<br />
www.wissenschaftsjahr.de<br />
16 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
TubeInTube — die neue<br />
Doppelsteril barriere-Verpackung<br />
Die Implantatverpackung<br />
der<br />
Zukunft<br />
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Sie haben ein großartiges Implantat ent -<br />
wickelt — jetzt suchen Sie die perfekte<br />
Sterilverpackung dafür.<br />
TubeInTube ist ein neues Doppelsterilbarriere-System,<br />
das wir speziell<br />
für den Schutz von Knochenschrauben,<br />
Platten und anderen Implantaten<br />
entwickelt haben.<br />
Was macht TubeInTube so anders ?<br />
Im Vergleich zu konventionellen Verpackungslösungen<br />
macht dieses neue<br />
System vor allem vieles einfacher.<br />
Erstens bietet es durch seine einzigartige<br />
Konstruktion maximale Sicherheit<br />
und verbesserten Produktschutz.<br />
Zweitens ist es im OP sehr kom fortabel<br />
handzuhaben und vereinfacht<br />
die berührungslose Übergabe des<br />
Implantates vom OP-Personal zum Arzt.<br />
TubeInTube spart in Kliniken außerdem<br />
kostbaren Platz. Es vereinfacht den<br />
Erfassungsprozess und lässt sich für<br />
schnelle Identifikation farblich codieren.<br />
Kurz: TubeInTube macht Ihr Implantat<br />
zur perfekten Lösung für Ihre Kunden.<br />
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von 18.11. bis 21.11.2019 in Düsseldorf.<br />
04/2019 medizin&tec hn i k 17
■ [ HIGHTECH AUS DER SCHWEIZ ]<br />
Know-how und Innovation<br />
stärken die Branche<br />
Standort Schweiz | Der Schweizer Medizin<strong>technik</strong>-Markt ist vielfältig, die Produkte<br />
sind hochwertig und innovativ. Dafür sorgt auch eine dynamische Start-up-Szene, die<br />
in der Eidgenossenschaft mit knapp 8,5 Millionen Einwohnern besonders aktiv ist. Sie<br />
findet in den 26 Kantonen beste Bedingungen und technologischen Input.<br />
plantats und die Lebensqualität der Patienten.<br />
Seit 2018 trgät das System das<br />
CE-Kennzeichen. Anwender in Europa<br />
und Australien setzen das System bereits<br />
routinemäßig ein, so Jan Stifter, der als<br />
CEO das Naviswiss-Team führt. Als nächstes<br />
stehe die Markteinführung in den USA<br />
gegen Ende 2019 sowie in Japan im Jahr<br />
2020 an, und auch ein Navigationssystem<br />
für Knie-Operationen sei geplant.<br />
Von den Gletschern bis zu den Palmen zeigt der legendäre Bernina Express die<br />
schönste n Seiten der Schweiz bei seiner Alpenüberquerung. Entlang seiner Strecke<br />
finden sich auch zahlreiche Unternehmen der Medizin<strong>technik</strong>-Branche<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Hightech-Standort Schweiz<br />
Start-up-Szene<br />
Navigationssystem für die Chirurgie<br />
Export<br />
Krankenhausbedarf<br />
Bild: Fotolia<br />
Die Schweiz ist ein Start-up-Land.<br />
Rund 300 Start-ups werden hier pro<br />
Jahr gegründet, viermal mehr als noch<br />
vor 15 Jahren. Aber anders als in den<br />
meisten westeuropäischen Ländern, so<br />
das Ergebnis des aktuellen Swiss Startup<br />
Radar, dominieren bei der Standortwahl<br />
nicht die pulsierenden Hauptstädte, sondern<br />
die Gründungslust verteilt sich über<br />
die gesamte Schweiz und betrifft alle 26<br />
Kantone. Und ebenso besonders: Überproportional<br />
viele Start-ups finden sich in<br />
den Bereichen Medizin<strong>technik</strong>, Biotechnologie<br />
und Healthcare. Hier ist der Anteil<br />
der Neugründungen um ein Mehrfaches<br />
höher als in Deutschland, Frankreich,<br />
Spanien oder Großbritannien.<br />
Ein Grund, warum das Schweizer<br />
Start-up-Ökosystem floriert, ist die Unterstützung<br />
und Förderung, die junge Gründer<br />
von Organisationen und Initiativen<br />
aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und<br />
Gesellschaft bekommen. Dazu gehören<br />
auch die Informationsplattform Startupticker.ch<br />
oder der Bundesverband Swiss<br />
Medtech, der regelmäßig für seine Mitglieder<br />
junge Unternehmen wie die Navi -<br />
swiss AG porträtiert, um die Brücke zwischen<br />
etablierten und aufstrebenden Unternehmen<br />
zu schlagen.<br />
Das Start-up aus Brugg hat eines der<br />
kleinsten Navigationssysteme für den Einsatz<br />
in der Orthopädie auf den Markt gebracht.<br />
Es soll dem Operateur helfen, ein<br />
künstliches Hüftgelenk genauso wie geplant<br />
zu implantieren. Mit dem Handgerät<br />
lassen sich Abweichungen beim Eingriff<br />
auf ein Minimum reduzieren, was<br />
die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen<br />
und Spätfolgen verringert. Das senkt<br />
nicht nur die Heilungskosten, sondern erhöht<br />
auch die Lebensdauer des Hüftim-<br />
Schweizer Industrie profitiert<br />
von innovativen Start-ups<br />
Start-ups wie Naviswiss leisten mit ihren<br />
Innovationen laut Swiss Startup Radar einen<br />
volkswirtschaftlich wichtigen Beitrag<br />
für den Wohlstand der Schweiz und das<br />
Wachstum wichtiger Hochtechnologie--<br />
Branchen wie der Medizin<strong>technik</strong>. Traditionell<br />
präsentiert sich das Alpenland seit<br />
Jahren mit einer starken Medtech-Industrie:<br />
Sie erwirtschaftete 2017 einen Umsatz<br />
von 15,8 Mrd. SFR oder 14,2 Mrd.<br />
Euro – ein Plus von gut 6,4 % im Vergleich<br />
zum Vorjahr. Die wichtigsten Produktionsgüter<br />
der Branche sind Prothesen, Implantate<br />
und orthopädische Erzeugnisse.<br />
Trotz einer Einwohnerzahl von lediglich<br />
knapp 8,5 Millionen hat die Schweiz<br />
einen erheblichen Bedarf an Medizin<strong>technik</strong>.<br />
Die Käufer legen dabei Wert auf Technologien<br />
und Produkte, die qualitativ<br />
hochwertig und langlebig sind. Die stark<br />
exportorientierten lokalen Hersteller de-<br />
Das miniaturisierte Navigationssystem<br />
unterstützt den Chirurgen im OP<br />
Bild: Naviswiss<br />
18 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Bild: Swiss Medtech, Quelle SMTI 2018<br />
Die Schweizer Medtech-Industrie gliedert<br />
sich in zwölf Hauptanwendungsfelder.<br />
Nach einer Umfrage des Branchenverbands<br />
Swiss Medtech sind die meisten Hersteller<br />
im Bereich Krankenhausausrüstung und<br />
Einwegartikel tätig<br />
cken aber nur einen geringen Teil der<br />
Nachfrage. Das bedeutet, dass der Inlandsverbrauch<br />
zum großen Teil durch<br />
Importe bedient wird. Die wichtigsten Export-<br />
und Importmärkte sind die USA und<br />
Deutschland.<br />
Hauptabnehmer von Medizin<strong>technik</strong><br />
sind nach Angaben der Gtai die 283<br />
schweizerischen Krankenhäuser, von denen<br />
etwas mehr als die Hälfte in öffentlicher<br />
Trägerschaft ist. Insbesondere die<br />
fünf Universitätskrankenhäuser haben einen<br />
ausgezeichneten internationalen Ruf<br />
und sind sehr gut ausgestattet. Kantonale,<br />
städtische und private Krankenhäuser folgen<br />
häufig diesen Trendsettern bei der<br />
Wahl ihrer Anschaffungen. Privatkliniken<br />
und -praxen repräsentieren laut Gtai nur<br />
ungefähr 15 bis 20 % der gesamten Medizin<strong>technik</strong>nachfrage.<br />
Sie unterliegen jedoch<br />
seltener finanziellen Beschränkungen<br />
und können daher eher in hochpreisige<br />
Ausrüstungen investieren.<br />
Um Kosten zu senken, beziehen Abnehmer<br />
ihre Produkte verstärkt über Einkaufsgesellschaften<br />
(GPO) beziehungsweise<br />
über – immer weniger – ausgewählte,<br />
größere Anbieter, bemängelt auch Peter<br />
Biedermann, Geschäftsführer des<br />
Branchenverbands Swiss Medtech. Kleine<br />
Hersteller werden damit zu zweitrangigen<br />
Zulieferern zurückgestuft. Ein weiteres<br />
Thema, das die Hersteller aktuell beschäftigt,<br />
sind die neuen EU-Regulierungen<br />
MDR und IVDR die 2020 rechtskräftig<br />
werden und auf die sich auch die<br />
Schweizer Medtech-Unternehmen einstellen<br />
müssen (siehe Interview auf der<br />
Seite 20).<br />
■<br />
Susanne Schwab<br />
susanne.schwab@konradin.de<br />
Schweizer Medtech-Branche auf einen Blick<br />
■ Mit rund 58 500 Mitarbeitenden stellt<br />
die Medizin<strong>technik</strong>industrie 1,1 % der<br />
Beschäftigten und damit etwas mehr<br />
als jeden 100. Arbeitsplatz in der<br />
Schweiz. Die Zahl der Beschäftigten ist<br />
damit seit 2012 durchschnittlich um<br />
2,6 % pro Jahr und 2017 sogar um<br />
rund 4,6 % gestiegen.<br />
■ Der von den rund 1400 Schweizer<br />
Medtech-Unternehmen – davon 25 %<br />
Hersteller, 35 % Zulieferer, 15 % Händler<br />
und 25 % Dienstleister – erwirtschaftete<br />
Umsatz betrug 2017 15,8<br />
Mrd. SFR. Dies entspricht 2,3 % des<br />
Bruttoinlandprodukts (BIP). Das von<br />
der Branche erzielte Umsatzwachstum<br />
von 6,4 % übertrifft das durchschnittliche<br />
Schweizer BIP-Wachstum<br />
von 1,1 % deutlich.<br />
■ Ihre Schlüsselstellung als Export -<br />
nation konnte die Schweiz im weltweiten<br />
Vergleich weiter festigen: Mit<br />
11,3 Mrd. SFR stiegen die Ausfuhren<br />
seit 2015 um 0,7 Mrd. SFR und decken<br />
somit 5,1 % der gesamten Schweizer<br />
Exporte ab. Wichtigste Absatzmärkte<br />
sind neben dem Heimmarkt nach wie<br />
vor die USA (3 Mrd. SFR) und Deutschland<br />
(2,2 Mrd. SFR) gefolgt von den<br />
Niederlanden (0,8 Mrd. SFR), Belgien<br />
und Frankreich (beide 0,6 Mrd. SFR).<br />
Quelle: SMTI 2018<br />
www.swiss-medtech.ch<br />
04/2019 medizin&tec hn i k 19
■ [ HIGHTECH AUS DER SCHWEIZ ]<br />
DIE SCHWEIZ ALS EU-DRITTSTAAT<br />
IST FÜR HERSTELLER DER PLAN B<br />
Regulierung | Nach der Fusion von Medical Cluster und Fasmed vor zwei Jahren ist der<br />
neue Verband Swiss Medtech in einem stabilen Markt gut aufgestellt, doch das Thema<br />
EU-Regulierung und MDR brennt den Schweizer Medizin<strong>technik</strong>-Herstellern unter<br />
den Nägeln. Geschäftsleiter Peter Biedermann erklärt, warum die Zeit bis Mai 2020<br />
für viele Unternehmen knapp wird.<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Peter Biedermann, seit vielen<br />
Jahren in der Medizin<strong>technik</strong> tätig,<br />
leitet seit der Fusion die Geschäfte<br />
des Verbands Swiss Medtech<br />
Bild: Swiss Medtech<br />
EU-Regulierung und MDR<br />
Mutual Recognition Agreement (MRA)<br />
Vorbereitung der Hersteller zum<br />
EU-Drittstaaten-Status<br />
Gefahr von Portfolio-Bereinigungen und<br />
Versorgungsengpässen<br />
■ Herr Biedermann, wie geht es der<br />
Schweizer Medizin<strong>technik</strong>branche?<br />
Der Schweizer Medizin<strong>technik</strong>branche<br />
geht es gut. Trotz den üblichen Herausforderungen<br />
wie dem internationalen<br />
Wettbewerb, dem starken Schweizer<br />
Franken und einem steigenden Regulierungsdruck<br />
wächst die Branche – und<br />
auch die Exportzahlen legen zu. Auf<br />
dem Absatzmarkt Schweiz geraten die<br />
Preise allerdings unter Druck. Ein Grund<br />
dafür ist beispielsweise die verstärkte<br />
Dominanz von Einkaufsgesellschaften.<br />
Außerdem stellen wir in den letzten<br />
Jahren verstärkt fest, dass die Innova -<br />
tionsfertigkeit der Schweizer Unternehmen<br />
zu Lasten der Regulierung zurückgestellt<br />
ist. Darum liegt der Fokus von<br />
Swiss Medtech aktuell auch auf der<br />
MDR und der EU-Regulierung.<br />
■ Stichwort MDR: Seit 2002 bestehen<br />
zwischen der Schweiz und der EU bilaterale<br />
Verträge zur gegenseitigen Anerkennung<br />
von Konformitätsbewertungen<br />
(MRA). Nun stehen die Verträge auf der<br />
Kippe. Wie ist der aktuelle Stand?<br />
Die EU hat sich auf einen Text für ein<br />
Rahmenabkommen für die Weiterführung<br />
der bilateralen Verträge geeinigt,<br />
dem der Schweizer Bundesrat zustimmen<br />
muss. Passiert das nicht, werden<br />
die laufenden bilateralen Verträge nicht<br />
aktualisiert. Damit droht ganz konkret,<br />
dass ab Inkrafttreten der MDR im<br />
Mai 2020 das MRA für neuregulierte<br />
Produkte nicht mehr gültig ist. Aktuell<br />
hat der Bundesrat die Frist für eine Zustimmung<br />
bis Ende Juni verstreichen<br />
lassen.<br />
■ Was bedeutet das für die Schweizer<br />
Medtech-Branche?<br />
Im schlimmsten Fall haben wir ab Mai<br />
2020 in der Medizin<strong>technik</strong> keine<br />
Rechtsgleichheit mehr mit der EU. Es<br />
besteht zwar die Chance, dass die<br />
Schweiz dem Rahmenabkommen noch<br />
zustimmt, aber die Zeit drängt – und<br />
die Unternehmen stehen vor der Frage,<br />
ob sie auf Diplomatie hoffen oder sich<br />
auf das Auslaufen der Verträge vorbereiten<br />
sollen. Letzteres hieße, dass die<br />
Schweiz sich künftig wie ein EU-Drittstaat<br />
organisieren muss, wie beispielsweise<br />
Russland, die USA oder China.<br />
■ Was kommt konkret auf die Unternehmen<br />
zu, wenn die bilateralen Verträge<br />
zwischen der Schweiz und der EU aufgekündigt<br />
werden?<br />
Für die Unternehmen wäre dies auf jeden<br />
Fall mit hohen Kosten verbunden.<br />
Wir schätzen, dass die Neuorganisation<br />
für alle Schweizer Medtech-Unternehmen,<br />
die davon betroffen sind, zusammen<br />
rund eine Milliarde Schweizer<br />
Franken kosten. Hersteller müssten beispielsweise<br />
ihre Produkte neu kennzeichnen.<br />
Außerdem würden viele Produkte<br />
verzögert auf den Markt kommen,<br />
denn manche Unternehmen<br />
bräuchten bis zu zwei Jahre, um das<br />
ganze Verfahren durchzuspielen.<br />
■ Wie ist derzeit die Stimmung in den<br />
Unternehmen?<br />
Ein Großteil der Unternehmen denkt<br />
daran, dieses Szenario wirklich durchzuspielen.<br />
Wir haben deshalb auch einen<br />
Leitfaden verfasst, mit dem wir Hilfestellung<br />
geben wollen, wie die Unternehmen<br />
einen EU-Bevollmächtigten<br />
aufbauen können. Ich denke, es ist<br />
wichtig, die Unternehmen über diesen<br />
so genannten Plan B zu informieren.<br />
20 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Portfolio-Bereinigungen<br />
und Versorgungsengpässe<br />
sind absehbar<br />
■ Welche Empfehlungen geben Sie den<br />
Unternehmen?<br />
Wir empfehlen den Herstellern, in ihre<br />
Geschäftsüberlegungen mit einzubeziehen,<br />
dass sie für das Inverkehrbringen<br />
von Produkten künftig MDR-Drittstaatanforderungen<br />
erfüllen müssen.<br />
Dazu gehört ein Bevollmächtigter mit<br />
Niederlassung im EU-Raum, der stellvertretend<br />
Herstelleraufgaben inklusive<br />
Produkthaftung übernimmt. Und auch<br />
wenn sich der Bundesrat im Laufe des<br />
Jahres noch für das Institutionelle Abkommen<br />
ausspricht, sollten die Firmen<br />
bedenken, dass vermutlich nicht genügend<br />
MDR-Zertifizierungskapazitäten<br />
zur Verfügung stehen, was zu Ausnahmeregelungen<br />
führen könnte. Das gleiche<br />
gilt für die Möglichkeit eines Brexits.<br />
■ Wer ist davon besonders betroffen??<br />
Das sind in erster Linie die Inverkehrbringer,<br />
also die Hersteller. Dabei stehen<br />
vor allem kleine Unternehmen vor<br />
größeren Herausforderungen; und ganz<br />
speziell die Hersteller, die neu eine Benannte<br />
Stelle benötigen. Nicht nur in<br />
der Schweiz ist die Verfügbarkeit von<br />
Benannten Stellen und damit von Re-<br />
Zertifizierungskapazitäten völlig ungenügend.<br />
Das könnte bedeuten, dass viele<br />
dieser Produkte ab Juni 2020 nicht<br />
zertifiziert und damit nicht marktfähig<br />
sind. Die Mehrheit der Unternehmen ist<br />
sich dieser Lage aber sehr wohl bewusst<br />
und unternimmt alles, was in ihrer<br />
Macht steht, um vorbereitet zu sein.<br />
■ Mit welchen Auswirkungen rechnen<br />
Sie für die Branche und den Schweizer<br />
Gesundheitsmarkt?<br />
Ich denke, es ist absehbar, dass es Portfolio-Bereinigungen<br />
und Versorgungsengpässe<br />
geben wird. Der Aufwand der<br />
Re-Zertifizierung lohnt sich nur für Produkte,<br />
die richtig gut im Markt laufen.<br />
Für Nischenprodukte wird sich dieser<br />
Aufwand kaum rechnen. Dadurch drohen<br />
auch der Schweiz Versorgungsengpässe.<br />
Ich gehe davon aus, dass Überbrückungs-<br />
oder Notstandsmaßnahmen<br />
ab Mai 2020 eingesetzt werden<br />
müssen.<br />
■ Wie unterstützt der Verband Swiss<br />
Medtech die Unternehmen in Hinblick<br />
auf MRA und MDR?<br />
Zu MRA können wir Stand heute nichts<br />
mehr machen. Wir haben dafür gesorgt,<br />
dass die Politik, die Behörde und der<br />
Bundesrat von unseren spezifischen<br />
Problemen in der Medizin<strong>technik</strong><br />
Kenntnis haben und Empfehlungen an<br />
die Unternehmen abgegeben. Der Ball<br />
liegt nun definitiv auf der Seite der Politik.<br />
Bei der MDR sieht es anders aus, da<br />
geben wir ganz praktische Unterstützung:<br />
Wir veranstalten beispielsweise<br />
schon seit eineinhalb Jahren Workshops<br />
und MDR-Tagungen. Pro Jahr haben<br />
wir rund 800 Leute, die an unseren<br />
Plattformen teilnehmen. Zusätzlich beraten<br />
wir die Unternehmen natürlich<br />
auch individuell. Die MDR ist ein<br />
Schwerpunkt unserer Verbandsarbeit.<br />
■ Was sind weitere Aufgaben?<br />
Neben der EU-Regulierung ist vor allem<br />
das Vernetzen und Zusammenbringen<br />
von Menschen nach wie vor ein wichtiger<br />
Teil unserer Arbeit, beispielsweise<br />
am jährlich stattfindenden Swiss Medtech<br />
Day. Denn damit stärken wir auch<br />
unsere Kommunikationsziele: Die innovative<br />
Medizin<strong>technik</strong>branche ist eine<br />
Perle der Schweizer Volkswirtschaft, das<br />
wollen wir weiter fördern. Und wir werden<br />
künftig auch verstärkt eine Rolle in<br />
der Aus- und Weiterbildung spielen.<br />
■ Swiss Medtech entstand im Sommer<br />
2017 aus dem Zusammenschluss von<br />
Medical Cluster und Fasmed. Wie ist der<br />
Verband heute aufgestellt?<br />
Wir haben uns als anerkannter Partner<br />
und Dienstleister in der Medizin<strong>technik</strong><br />
und Sprachrohr der Branche etabliert.<br />
Mit rund 580 Mitgliedsunternehmen<br />
sind wir damit heute fast wieder auf<br />
dem Stand von vor der Fusion.<br />
Susanne Schwab<br />
susanne.schwab@konradin.de<br />
Weitere Informationen<br />
Zum Swiss Medtech und zu den<br />
Brennpunkt Themen des Verbands:<br />
Medizinprodukte, EU-Regulierung,<br />
CH-Regulierung, MRA, InstA, Brexit<br />
www.swiss-medtech.ch<br />
Rauscht´s?<br />
WWW.EMTRON.DE<br />
LÜFTERLOSE STROMVERSORGUNG<br />
FÜR DIE MEDIZINTECHNIK<br />
Wir verstehen Branchen und Anforderungen anwendungsbezogen<br />
und beraten unsere Kunden bei<br />
der spezifischen Auswahl von Stromversorgungen<br />
herstellerunabhängig.<br />
KOMPETENZ, DIE 04/2019 ELEKTRISIERT.<br />
medizin&tec hn i k 21
■ [ HIGHTECH AUS DER SCHWEIZ ]<br />
Künftig geht der Avatar zum Arzt<br />
Digitalisierung | Ein virtueller Doppelgänger könnte künftig die personalisierte Prognose<br />
eines Therapieverlaufs erstellen. Forscher an der EMPA entwickeln bereits heute einen<br />
digitalen Zwilling, der maßgeschneiderte Therapien ermöglichen soll. Ziel ist es, diesen<br />
Avatar anzeigen zu lassen, wie ein Schmerzpatient oder ein Diabetiker individuell<br />
behandelt werden muss.<br />
Der Mensch ist erstaunlich individuell.<br />
Bei den Essgewohnheiten oder<br />
dem Filmgeschmack scheiden sich die<br />
Geister. Beim Kranksein aber, könnte man<br />
meinen, sind wir alle gleich. Es gibt die eine<br />
Tablette gegen Kopfschmerz für jeden<br />
oder die Spritze mit Insulin für alle Diabetiker.<br />
Dass die Rechnung so nicht aufgeht,<br />
weiß die moderne Medizin seit längerem<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Thijs Defraeye forscht am digitalen<br />
Zwilling in der Empa-Abteilung<br />
Biomimetic Membranes and Textiles<br />
in St. Gallen<br />
Digitalisierung<br />
Personalisierte Medizin<br />
In-silico-Doppelgänger<br />
Intelligente Sensorsysteme<br />
Transdermale Therapie<br />
Bild: Thijs Defraeye<br />
und hat den Begriff der personalisierten<br />
Medizin geprägt. Je nach Alter, Lebensstil<br />
oder genetischem Interieur reagiert der<br />
Mensch ganz unterschiedlich auf bestimmte<br />
Therapien. Und da es sich beim<br />
Menschen um ein lebendes System handelt,<br />
das seine Gewohnheiten ändert, in<br />
die Ferien fährt oder plötzlich einen<br />
Schnupfen kriegt, müssen medizinische<br />
Behandlungen enorm flexibel sein.<br />
Hier kommt die Idee eines virtuellen<br />
Doppelgängers ins Spiel, der in Echtzeit<br />
mit den physiologischen Daten des realen<br />
Menschen gefüttert wird. Dieser medizinische<br />
Avatar soll künftig die Medizin revolutionieren.<br />
Empa-Forschende entwickeln<br />
aktuell einen digitalen Zwilling, der<br />
eine optimale Behandlung von Schmerzpatienten<br />
und Diabetikern ermöglichen<br />
soll. „Mit einem In-silico-Doppelgänger<br />
können wir präziser auf den individuellen<br />
Patienten eingehen“, sagt Thijs Defraeye<br />
von der Empa-Abteilung Biomimetic<br />
Membranes and Textiles in St. Gallen.<br />
Gefördert wird das kürzlich gestartete<br />
Vorhaben von der Novartis-Forschungsstiftung<br />
und dem Competence Centre for<br />
Materials Science and Technology CCMX<br />
in Lausanne. Ziel ist es, Medikamente wie<br />
Schmerzmittel und Insulin über intelligente<br />
Fasern und Membranen über die<br />
Haut in den Körper zu bringen, während<br />
Sensoren gleichzeitig die Vitalparameter<br />
des Patienten messen. Anhand der Daten<br />
trifft der digitale Zwilling Vorhersagen<br />
zur individuellen Dosierung und kontrolliert<br />
den Therapieerfolg. Nach dem gleichen<br />
Prinzip könnte der Doppelgänger in<br />
einem nächsten Schritt für die Kontrolle<br />
des Heilungsverlaufs von anspruchsvollen<br />
Wunden eingesetzt werden. Empa-Forscher<br />
haben hierzu bereits einen smarten<br />
Verband mit integriertem Sensor entwickelt.<br />
Defraeye und sein Team streben an, für<br />
die Entwicklung der digitalen Zwillinge<br />
gleich zwei innovative Forschungsfelder<br />
verschmelzen zu lassen: die nicht-invasi-<br />
ve Medikamentengabe über die Haut mit<br />
transdermalen Medikamentenpflastern<br />
und die Steuerung und Vorhersage des<br />
Therapieverlaufs mittels Echtzeit-Modellierung.<br />
„Dies ist insofern besonders elegant,<br />
da die Haut als unser größtes Organ<br />
eine geeignete und große Fläche bietet,<br />
um Substanzen bis zu einer gewissen Molekülgröße<br />
schmerzfrei in den Körper zu<br />
schleusen“, so Defraeye. Die Dosierung ist<br />
bei herkömmlichen therapeutischen<br />
Pflastern jedoch kaum steuerbar, da beispielsweise<br />
Anteile des Wirkstoffs selbst<br />
dann noch aus den Hautschichten in den<br />
Körper gelangen, wenn das Pflaster längst<br />
entfernt ist.<br />
Aktuelle Systeme, die eine Rückmeldung,<br />
etwa durch Messungen des Medikaments<br />
im Blut, einsetzen, können lediglich<br />
im Nachhinein beurteilen, ob möglicherweise<br />
zu hoch oder zu tief dosiert<br />
wurde. Vorhersagen über den Medikamentenbedarf<br />
kann das konventionelle<br />
Pflaster jedoch keine liefern.<br />
Den digitalen Zwilling<br />
mit Daten füttern<br />
Ein digitaler Zwilling, der mit Daten von<br />
nicht-invasiven, auf der Haut angebrachten<br />
Sensorsystemen gefüttert wird, erlaubt<br />
hingegen die exakte und personalisierte<br />
Dosierung der Wirkstoffe. Die mathematischen<br />
Modellierungen des digitalen<br />
Doppelgängers berücksichtigen auch<br />
die Hauteigenschaften des Patienten.<br />
Denn je nachdem, an welcher Körperstelle<br />
das Pflaster angebracht wird, oder ob<br />
das Medikament bei einem sonnengegerbten<br />
Sportler, einer älteren Dame mit<br />
papierner Alabasterhaut oder einem zarten<br />
Frühchen appliziert wird, verläuft die<br />
Wirkstoffaufnahme unterschiedlich.<br />
So lässt sich die exakte Dosis des Medikaments<br />
mit einer maßgeschneiderten<br />
und zeitabhängigen Ausstoßrate aus dem<br />
Pflaster steuern, denn das intelligente<br />
System blickt nicht rückwärts, sondern in<br />
die Zukunft. „Als zusätzlichen positiven<br />
22 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Mit virtuellen Doppelgängern<br />
könnte die Medizin künftig<br />
präziser und individueller auf<br />
die Patienten eingehen<br />
Bild: metamorworks/Fotolia<br />
Effekt versprechen wir uns, die Dosierung<br />
– etwa von Schmerzmitteln – so weit senken<br />
zu können, dass die Patienten gerade<br />
optimal versorgt sind“, so der Forscher.<br />
In anderen Forschungsbereichen sind<br />
virtuelle Repräsentanten spätestens seit<br />
der Appollo-13-Mission der NASA ein<br />
Thema. Damals nutzte man „Doppelgänger“<br />
in Simulationen, um die Besatzung<br />
des beschädigten Raumschiffs sicher zur<br />
Erde zu bringen. Heute existieren digitale<br />
Zwillinge etwa für Flugzeugdesign, Fahrzeugbau<br />
oder im Gebäude unterhalt.<br />
„In der Medizin träumt man von kompletten<br />
In-silico-Doppelgängern, die vorhersagen,<br />
wie ein Mensch altert oder wie<br />
sich ein künstliches Gelenk im Körper abnutzt“,<br />
sagt Defraeye. Doch die Realität ist<br />
noch nicht so weit. Daher sei das System<br />
aus intelligenten Pflastern und Echtzeit-<br />
Simulationen ein Schritt in einen noch<br />
wenig erforschten Bereich mit enormem<br />
Potenzial, so der Empa-Forscher. Gleichzeitig<br />
komme man mit dem personalisierten<br />
„Digital Twin“ für die transdermale<br />
Medikamentenabgabe dem menschlichen<br />
Avatar ein Stück näher.<br />
Für die Entwicklung des digitalen<br />
Zwillings im Gesundheitsbereich kann<br />
Defraeye auf erfolgreiche Forschungsergebnisse<br />
aufbauen: Im Bereich der Lebensmitteltechnologie<br />
entwickelte er bereits<br />
digitale Zwillinge verschiedener<br />
Früchte innerhalb eines noch laufenden,<br />
vom Schweizerischen Nationalfonds<br />
(SNF) geförderten Projekts. Um die Kühlkette<br />
vom Produzenten bis zum Händler<br />
in Echtzeit kontrollieren und künftig auch<br />
steuern zu können, stellte der Forscher<br />
biophysikalische Zwillinge von Äpfeln,<br />
Mangos und anderen Früchten her, die<br />
sich in ihren thermischen Eigenschaften<br />
exakt wie das natürliche Vorbild verhalten<br />
und als Sensor wirken. Der passende<br />
„Fruchtspion“ begleitet das echte Obst auf<br />
seiner Reise bis zum Supermarkt und meldet<br />
Sensordaten an den digitalen Zwilling,<br />
der die Kühlung, etwa im Lastwagen,<br />
anpasst.<br />
An sensorbestückten Puppen<br />
die Hauttemperatur abschätzen<br />
Für den Avatar der transdermalen Therapie<br />
werden die Empa-Forscher ein komplexes<br />
multiphysikalisches Hautmodell<br />
programmieren, das mit den Daten der<br />
Hautsensoren gefüttert wird. Als Helfer<br />
für die Entwicklung der Sensoren kommen<br />
biophysikalische Zwillinge des Menschen,<br />
so genannte Manikins, zum Einsatz.<br />
Basierend auf den Informationen der<br />
sensorbestückten Puppen können physiologische<br />
Kennwerte und Reaktionen eines<br />
realen Menschen abgeschätzt werden, etwa<br />
die Veränderung der Hauttemperatur<br />
oder der Schwitz rate.<br />
Die Manikins und ein verknüpftes<br />
Computermodell sind an der Empa bereits<br />
heute ein etabliertes System zur Simulation<br />
menschlicher physiologischer<br />
Reaktionen. Das System wird nun zum<br />
Aufbau der deutlich komplexeren digitalen<br />
menschlichen Doppelgänger genutzt,<br />
die durch eine Vielzahl von Variablen bestimmt<br />
werden. „Denn der virtuelle Zwilling<br />
muss nicht nur auf Veränderungen<br />
reagieren, sondern auch die Dosierung<br />
von Medikamenten zuverlässig, sicher<br />
und individuell vorhersagen können“,<br />
sagt Defraeye.<br />
■<br />
Dr. Andrea Six<br />
EMPA, Zürich<br />
www.empa.ch<br />
Weitere Informationen<br />
Die Empa-Abteilung „Biomimetic<br />
Membranes and Textiles“ entwickelt<br />
Materialien und Systeme für den<br />
Schutz und die Leistungsfähigkeit<br />
des menschlichen Körpers. Zu den<br />
Kernkompetenzen gehören die<br />
Wechselwirkungen zwischen Materialien<br />
und der menschlichen Haut.<br />
www.empa.ch<br />
04/2019 medizin&tec hn i k 23
■ [ HIGHTECH AUS DER SCHWEIZ ]<br />
BH soll Brustkrebs<br />
erkennen<br />
Wearables | Ein französisch-schweizerisches Forscherteam<br />
will einen intelligenten BH entwickeln, der<br />
Brustkrebs erkennt. Die neue Diagnosemethode soll<br />
erschwinglicher sein als Mammografie-Screenings.<br />
Interpretation einer Mammografie, die zur Brustkrebsvorsorge<br />
gemacht wurde<br />
Bild: HNFC<br />
Brustkrebs ist bei Frauen zwischen 40 und 50 Jahren die<br />
Haupttodesursache. Wird die Krankheit jedoch in einem<br />
frühen Stadium entdeckt, kann sie in über 90 % der Fälle geheilt<br />
werden. Die Mammografie ist aktuell die effizienteste und wissenschaftlich<br />
angesehenste Form der Früherkennung. Trotz dieser<br />
Effizienz gibt es einige Hindernisse, dazu zählen insbesondere<br />
der Zugang zu dieser Vorsorge, die unangenehme Untersuchung<br />
und die Verzögerungen bei der Kostenübernahme. Die<br />
Entwicklung von Hilfsmitteln für die Früherkennung ist darum<br />
eine Herausforderung für die öffentliche Gesundheit.<br />
Mit technologischen Hilfsmitteln soll im Rahmen des Projekts<br />
Sbra eine neue Diagnosemethode entstehen, die erschwinglicher<br />
ist als Mammografie-Screenings. Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt<br />
wird von fünf Partnern durchgeführt. In Frankreich<br />
erhält es Unterstützung vom europäischen Fonds für regionale<br />
Entwicklung (EFRE), in der Schweiz vom Bund und vom Kanton<br />
Neuenburg im Rahmen des europäischen Förderprogramms Interreg<br />
Frankreich-Schweiz. Das Ziel des Projekts Sbra ist es, einen<br />
intelligenten, mit Sensoren ausgestatteten Büstenhalter zu<br />
entwickeln, der in der Lage ist, Brustkrebs frühzeitig und ohne<br />
Gesundheitsrisiko effektiv zu erkennen. In einem ersten Schritt<br />
wird untersucht, ob die ins Auge gefassten Technologien dazu in<br />
der Lage sind. Zielgruppe sind insbesondere Frauen, die ein erhöhtes<br />
Risiko für Brustkrebs haben, und solche, die an keinem<br />
Früherkennungsprogramm teilnehmen.<br />
Das Projekt ist eine schweizerisch-französische Zusammenarbeit.<br />
Die Beteiligten sind das CSEM in Neuenburg, die Ecole Nationale<br />
Supérieure de Mécanique et des Microtechniques<br />
(ENSMM) in Besançon, das Hôpital Nord Franche-Comté<br />
(HNFC) in Belfort, die Technische Universität Belfort-Montbéliard<br />
und das Schweizer Unternehmen ZTC Technology aus La<br />
Chaux-de-Fonds.<br />
www.csem.ch<br />
Medikamentendosierung<br />
CE-Kennzeichnung für Mikro-Infusionspumpe<br />
mit intuitiver Bildschirmführung<br />
Genfer Salon für Hochpräzision<br />
Aus EPHJ-EPMT-SMT wird<br />
EPHJ World of Highprecision<br />
Bild: Gerresheimer/Sensile Medical<br />
Die integrierte<br />
Auswahl an<br />
Sprachen und die<br />
Volltextanzeige am<br />
Farbdisplay vereinfachen<br />
die Handhabung<br />
der D-Mine-<br />
Infusionspumpe<br />
Die tragbare Mikro-<br />
Infusionspumpe, die<br />
mit dem Markennamen<br />
D-Mine-Pumpe<br />
speziell von der Sensile<br />
Medical AG, Olten, für die österreichische<br />
Ever Neuro Pharma GmbH, Unterach,<br />
entwickelt wurde, hat kürzlich die<br />
europäische CE-Kennzeichnung erhalten<br />
und wurde bereits in mehreren europäischen<br />
Ländern eingeführt. Die kompakte<br />
Infusionspumpe wird zur kontinuierlichen<br />
subkutanen Abgabe des Medikaments<br />
Apomorphin in der Parkinson-Therapie<br />
eingesetzt. Die Mikropumpe der<br />
Schweizer Gerresheimer-Tochter Sensile<br />
Medical soll Parkinson-Patienten mehr<br />
Autonomie im täglichen Alltag ermöglichen.<br />
Einfache Handhabung, Sicherheit<br />
und intuitive Bedienung waren die<br />
Hauptziele der Entwicklung. Das kompakte<br />
Design wurde mithilfe einer speziellen<br />
Micro-Rotations-Pumpentechnologie von<br />
Sensile Medical erreicht und ist durch eine<br />
intuitive Menübildschirmoberfläche<br />
einfach zu bedienen. Die oft motorisch<br />
eingeschränkten Parkinson-Patienten<br />
schätzen den Angaben zufolge die vereinfachte<br />
Handhabung, wie beispielsweise<br />
die automatische Medikamenten-Befüllung,<br />
den Wegfall komplexer Flussratenberechnungen<br />
und die intuitive Menü -<br />
führung. Moderne Technologien wie Datenspeicherung<br />
oder individuell einstellbare<br />
Basalraten unterstützen ein besseres<br />
Therapiemanagement. Die Pumpe verfügt<br />
über eine eigene Ladesta tion und benötigt<br />
keine herkömmlichen Batterien.<br />
Zufriedene Gesichter bei den Organisatoren<br />
und 820 Ausstellern des Salon EPHJ-<br />
EPMT-SMT im Juni: Die 18. Ausgabe des<br />
Messe-Trios in Genf schloss auch in Bezug<br />
auf die Besucherzahl erfolgreich ab, da<br />
diese um 4 % auf rund 20 000 Besucher<br />
gestiegen ist. Umfragen zufolge kamen<br />
viele Fachbesucher erstmalig nach Genf<br />
oder nahmen, so Messedirektor Alexandre<br />
Catton, weite Anreisen auf sich: „Die<br />
Medizin<strong>technik</strong> und die Branche der mikrotechnologischen<br />
Geräte ziehen zahlreiche<br />
Fachbesucher an, die die Verknüpfungen<br />
zwischen den unterschiedlichen<br />
Hochpräzisionstechnologien immer deutlicher<br />
wahrnehmen.“ Für die kommenden<br />
Veranstaltungen vereinfacht die Messe ihren<br />
Namen und vereint künftig unter der<br />
Marke EPHJ World of Highprecision alle<br />
in Genf vertretenen Bereiche der Hochpräzision.<br />
Der nächste Salon EPHJ findet<br />
vom 16. bis 19. Juni 2020 in Genf statt.<br />
www.ephj.ch<br />
24 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
04/2019 medizin&tec hn i k 25
■ [ HIGHTECH AUS DER SCHWEIZ ]<br />
Reinheit in Serie<br />
Bauteilreinigung | Die partikuläre Sauberkeit von bis zu einem Mikrometer und darunter<br />
in der Serienfertigung ist ein Aufgabenbereich, in dem UCM Maßstäbe setzt. Die<br />
mehrstufigen Ultraschallreinigungslösungen der Schweizer überzeugen durch<br />
innovative Technik, hohe Prozesssicherheit und eine lange Lebensdauer.<br />
Für die Produktionsendreinigung der unterschiedlichen Teile sind 16 Programme in der Anlagensteuerung<br />
hinterlegt. Die Auswahl erfolgt durch Barcodes auf den Arbeitspapieren<br />
Bild: UCM<br />
So unterschiedlich Komponenten aus<br />
den Bereichen Hightech und Extreme-Purity,<br />
beispielsweise für die EUV (extrem<br />
ultraviolette Strahlung)-Lithografie,<br />
aus der Präzisionsoptik, Mess- und Medizin<strong>technik</strong><br />
auch sind, eine Gemeinsamkeit<br />
verbindet sie: Die Anforderungen an<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Bauteilreinigung<br />
Oberflächenkontamination<br />
Ultraschallreinigung<br />
Serienfertigung<br />
Individuelle Entwicklung<br />
die Oberflächensauberkeit, die in der Serienfertigung<br />
erfüllt werden müssen, sind<br />
extrem hoch und steigen kontinuierlich<br />
weiter. Dies betrifft sowohl partikuläre<br />
Verunreinigungen als auch filmische<br />
Rückstände, Flecken und Verfärbungen<br />
sowie je nach Branche biologische und ionische<br />
Kontaminationen. Mit maßgeschneiderten,<br />
zukunftsorientierten Reinigungslösungen<br />
für diese komplexen Aufgaben<br />
macht sich die UCM AG, die in der<br />
SBS Ecoclean Group das Kompetenzzentrum<br />
für Präzisionsreinigung ist, seit 25<br />
Jahren einen Namen.<br />
Der Erfolg des im schweizerischen<br />
Rheineck ansässigen Unternehmens basiert<br />
einerseits auf der sprichwörtlichen<br />
Schweizer Präzision, in der die Anlagen<br />
am Firmensitz gebaut werden. Andererseits<br />
ist es die Anpassung der Reinigungslösung<br />
auf die kundenspezifische Aufgabe,<br />
die einen kosten- und energieeffizienten<br />
Betrieb ermöglicht. Dies erfolgt mit<br />
Original-Bauteilen unter produktionsnahen<br />
Bedingungen im eigenen Technologiezentrum.<br />
Wesentliche Kriterien bei der<br />
Auslegung des Reinigungsprozesses und<br />
der Anlage sind Teilegeometrie, Material,<br />
Verschmutzung und Sauberkeitsanforderung<br />
sowie Durchsatz und Taktzeit.<br />
Spritzreinigung, Druckumfluten, Ultraschallschwinger<br />
für verschiedene Frequenzen<br />
und Leistungsstufen, VE-Spülung,<br />
Lift-out und Trocknen (Warmluft,<br />
Infrarot und/oder Vakuum) sowie Kreislauf-<br />
und Filtersysteme können dabei in-<br />
26 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
dividuell kombiniert werden. Ebenso lassen<br />
sich verschiedene Prozesse, beispielsweise<br />
ein Passivierung, integrieren. Darüber<br />
hinaus spielen branchenspezifische<br />
Besonderheiten und/oder regulatorische<br />
Vorgaben eine Rolle. Dazu zählen in der<br />
Medizin<strong>technik</strong> beispielsweise die Validierung<br />
von Reinigungsprozessen und die<br />
Vorgaben aus der neuen europäischen<br />
Medizinprodukte-Verordnung (Medical<br />
Device Regulation MDR), deren Übergangsfrist<br />
im Mai 2020 ausläuft.<br />
Reinigungskonzept für<br />
„kritische“ Medtech-Produkte<br />
Das Produktportfolio der Gebr. Brasseler<br />
GmbH & Co. KG aus Lemgo umfasst neben<br />
Instrumenten und Systemen für die<br />
Zahnmedizin und Zahn<strong>technik</strong> rotierende<br />
Instrumente für die HNO- und Neurochirurgie,<br />
Shaver Blades für die Arthroskopie,<br />
Sägeblätter, Führungsstifte und<br />
-schrauben sowie Drähte für die Orthopädie.<br />
Um den Kundenservice weiter zu erhöhen,<br />
hat das Unternehmen vor einiger<br />
Zeit in ein neues Verpackungskonzept<br />
und einen etwa 250 m2 großen Reinraum<br />
investiert. Dabei musste auch die Teilereinigung<br />
neu ausgelegt werden. Erforderlich<br />
waren Anlagen für die Reinigung zwischen<br />
den einzelnen Fertigungsschritten<br />
sowie Ultraschall-Mehrbadreinigungssysteme<br />
für die Produktendreinigung und<br />
die Reinigung vor dem Verpacken der Teile<br />
im Reinraum. Dass sich die Projektverantwortlichen<br />
bei Gebr. Brasseler für die<br />
Lösungen von Ecoclean und UCM entschieden,<br />
lag unter anderem auch daran,<br />
dass alle Reinigungssysteme praktisch<br />
von einem Hersteller bezogen werden<br />
konnten.<br />
Die Reinigung zwischen den einzelnen<br />
Fertigungsschritten erfolgt aufgrund der<br />
Teile- und Materialvielfalt – es werden<br />
rund 12 000 verschiedene Teile aus Hartmetall,<br />
Edelstahl, Stahl, Keramik und Titan<br />
hergestellt – mit mehrere Lösemittelanlagen,<br />
die mit modifiziertem Alkohol<br />
betrieben werden. Die Ultraschall-Reinigungsanlagen<br />
von UCM überzeugten unter<br />
anderem durch den vom Unternehmen<br />
entwickelten Vierseitenüberlauf bei<br />
allen Becken sowie die so genannten Medizinalwannen.<br />
Sie verhindern durch ihre<br />
spezielle Gestaltung, dass sich Keime in<br />
Bei der Anlage für die Reinigung vor dem Verpacken werden die Teile direkt in<br />
den Reinraum ausgegeben. Die Anlage und die Transporteinheit in den Reinraum<br />
sind vollständig gekapselt<br />
den Wannen sammeln, festsetzen und<br />
später auf den Teilen absetzen.<br />
Um die bei der Zwischenreinigung<br />
durch mehrere Anlagen realisierte Trennung<br />
der verschiedenen Werkstoffe auch<br />
bei der Produktendreinigung einzuhalten,<br />
ist die erste Reinigungsstufe mit drei<br />
Becken ausgeführt. Diesen schließen sich<br />
ein Spülprozess, eine weitere Reinigung<br />
sowie drei Spülstufen an, wobei die letzten<br />
beiden mit VE- (voll-entsalztem)-Wasser<br />
durchgeführt werden. Um eine Rekontamination<br />
der Teile während der Warmlufttrocknung<br />
zu verhindern, sind die<br />
Trockner mit HEPA-Filtern ausgestattet.<br />
Endreinigung mit direkter<br />
Übergabe in den Reinraum<br />
Die Anlage für das Reinigen vor dem Verpacken<br />
ist praktisch identisch aufgebaut,<br />
der erste Reinigungsschritt erfolgt hier jedoch<br />
materialunabhängig in einer Wanne.<br />
Neben den HEPA-Filtern befinden sich<br />
Laminarflow-Boxen über der letzten Spülstufe<br />
sowie den Trocknern. Darüber hinaus<br />
sorgt die Kapselung der Anlage und<br />
der Transporteinheit dafür, dass die Instrumente<br />
vollständig sauber und geschützt<br />
in den Reinraum gelangen.<br />
Gearbeitet wird mit 16 Reinigungsprogrammen,<br />
wobei bis zu zwölf Aufträge zu<br />
einer Charge zusammengefasst werden<br />
können. Die Programmauswahl erfolgt<br />
durch einen Barcode auf den Arbeitspapieren,<br />
der mit einem Scanner eingelesen<br />
wird. Die Steuerungssoftware überprüft<br />
nach der Auswahl automatisch, ob alle<br />
Teile der Charge mit dem gleichen Programm<br />
gereinigt werden. Ist das nicht der<br />
Fall, wird ein Warnsignal ausgegeben und<br />
der Prozess kann nicht gestartet werden.<br />
Das neue Reinigungskonzept wurde<br />
entsprechend den Richtlinien der EU und<br />
der US-amerikanischen Food and Drug<br />
Administration (FDA) qualifiziert und die<br />
Reinigungsprozesse validiert. Der Anlagenhersteller<br />
unterstützte Gebr. Brasseler<br />
dabei nicht nur bei der Entwicklung der<br />
verschiedenen Reinigungsprozesse. Auch<br />
die erforderlichen Qualifizierungsschritte<br />
DQ, IQ und OQ wurden gemeinsam<br />
durchgeführt sowie die notwendigen Dokumentationen<br />
in Zusammenarbeit erstellt.<br />
■<br />
Doris Schulz<br />
Fachjournalistin in Korntal<br />
Weitere Informationen<br />
Zum Reinigungsspezialisten UCM:<br />
https://ucm-ag.com<br />
Zum Anlagenbauer SBS Ecoclean:<br />
https://ecoclean-group.net<br />
Zum Medizin<strong>technik</strong>-Hersteller<br />
Gebr. Brasseler:<br />
www.brasseler.de<br />
Bild: UCM<br />
04/2019 medizin&tec hn i k 27
■ [ HIGHTECH AUS DER SCHWEIZ ]<br />
EC-Pen erkennt Korrosion<br />
auf der Implantat-Oberfläche<br />
Lasermarkierung | Beschriftungen von Medizinprodukten führen zu Veränderungen<br />
der Oberflächen. Für einen Hersteller von Orthopädieimplantaten prüft RMS die Korrosionsbeständigkeit<br />
von Lasermarkierungen mit dem EC-Pen, wodurch die Qualität<br />
der Medizinprodukte gezielt optimiert werden konnte.<br />
UDI-markierte Instrumente mit Barcode und gut lesbarer Klarschrift<br />
Nach der neuen europäischen Medical<br />
Device Regulation (MDR) müssen<br />
viele Medizinprodukte durch teilespezifische<br />
Codierung gekennzeichnet werden.<br />
Für die UDI-Codes (Unique Device Identification)<br />
werden heute bei metallischen<br />
Produkten Lasermarkierungen eingesetzt.<br />
Dabei müssen die Produkte die UDI-Kennung<br />
in zwei Formen tragen: einmal in<br />
gut lesbarer Klarschrift (HRI/Human<br />
Readable Interpretation) und ein zweites<br />
Mal im AIDC-Format (Automatic Identification<br />
and Data Capture).<br />
Die maschinenlesbare Kennzeichnung<br />
wird auch Barcode oder 2D-Code genannt.<br />
Die Daten zu jedem einzeln<br />
markierten Produkt müssen dann in einer<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Lasermarkierung auf<br />
Orthopädieimplantaten<br />
UDI-Code<br />
Oberflächenveränderung<br />
Korrosionsmessungen<br />
Bild: RMS Foundation<br />
zentralen Datenbank hinterlegt werden,<br />
wie beispielsweise in der Europäischen<br />
Datenbank für Medizinprodukte Eu -<br />
damed.<br />
Die Laserbeschriftung stellt eine Veränderung<br />
der Oberfläche dar und kann<br />
damit auch eine Verschlechterung der<br />
Korrosionsbeständigkeit bedeuten. Je<br />
nach Grundmaterial, wird an den beschrifteten<br />
Stellen bevorzugt ein Korro -<br />
sionsangriff durch Lochfraß gefunden.<br />
Gerade bei schneidenden Instrumenten<br />
muss bei der Materialwahl und Wärmebehandlung<br />
oft ein Kompromiss zwischen<br />
Härte und Beständigkeit eingegangen<br />
werden. Dies kann dazu führen, dass Instrumente<br />
an der Beschriftung nicht genügend<br />
passiv sind und bei der Reinigung<br />
und Aufbereitung im Kontakt mit der aggressiven<br />
Umgebung korrosiv angegriffen<br />
werden.<br />
Die Praxis zeigt, dass nicht nur das ausgewählte<br />
Material (Stahlsorte) und die<br />
Wärmebehandlung einen Einfluss auf die<br />
Beständigkeit haben, sondern auch die<br />
bei der Beschriftung angewendeten Laserparameter<br />
und die nachgelagerten Prozesse,<br />
wie Passivierung und Elektropolie-<br />
ren entscheidend sind. Dies hat zur Folge,<br />
dass die Korrosionsbeständigkeit von Laserbeschriftungen<br />
in jedem Fall überprüft<br />
werden sollte.<br />
In einem aktuellen Projekt für einen<br />
europäischen Hersteller von Orthopädieimplantaten<br />
wurde bei der RMS Foundation,<br />
einem unabhängigen Dienstleistungslabor<br />
und Forschungsinstitut, das<br />
sich als Non-Profit-Organisation unter anderem<br />
mit Materialprüfungen befasst, die<br />
Korrosionsbeständigkeit von Lasermarkierungen<br />
auf dem zugehörigen Instrumentarium<br />
untersucht. Dazu steht bei<br />
dem Entwicklungsdienstleister aus Bettlach<br />
im Kanton Solothurn eine lokale<br />
elektrochemische Untersuchungsmethode<br />
zur Verfügung.<br />
Sonde in Stiftform prüft lokale<br />
Korrosionsbeständigkeit<br />
Das unter der Bezeichnung EC-Pen bekannte<br />
System besteht aus einer stiftartigen<br />
Sonde, die direkt auf die Oberfläche<br />
gestellt wird. Der Stift ist mit einem Elektrolyten<br />
gefüllt, beispielsweise einer<br />
physiologischen NaCl-Lösung, und enthält<br />
zudem die für die Messung benötigten<br />
Elektroden.<br />
An der Kontaktstelle, die jeweils nur etwa<br />
1,5 mm 2 beträgt, wird die lokale Korrosionsbeständigkeit<br />
gemessen. Als Ergebnis<br />
resultieren Stromdichte-Potenzialkurven,<br />
die aussagen, ob das Teil an dieser<br />
Stelle passiv (beständig) oder aktiv<br />
(empfindlich für Korrosion) ist. Durch die<br />
lokale Messung auf Laserspuren und den<br />
Vergleich mit Messungen auf dem nicht<br />
beschrifteten Grundmaterial kann der<br />
Einfluss der Markierung bestimmt werden.<br />
Dazu ist keine spezifische Probenvorbereitung<br />
nötig, welche die Resultate beeinflussen<br />
könnte.<br />
Mit diesem Verfahren wurde im beschriebenen<br />
Projekt die Korrosionsbeständigkeit<br />
von Laserbeschriftungen mit<br />
28 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Korrosionsmessung mit dem EC-Pen<br />
Bild: RMS Foundation<br />
Die weiße Spitze des EC-Pens wird zur lokalen<br />
Bestimmung der Korrosionseigenschaften<br />
auf einer realen Oberfläche angewendet.<br />
Die Messfläche beträgt nur 1,5 mm 2<br />
unterschiedlichen Prozessparametern untersucht<br />
und verglichen. So war es möglich,<br />
die Passivität und Beständigkeit der<br />
Medizinprodukte gezielt und schrittweise<br />
zu optimieren. Die Korrosionsmessungen<br />
mit dem EC-Pen haben zudem den Vorteil,<br />
dass sie eine rasche und somit vergleichsweise<br />
kostengünstige Messmethode<br />
darstellen.<br />
(su) ■<br />
www.rms-foundation.ch<br />
In der RMS Foundation werden Untersuchungen<br />
zur Korrosionsbeständigkeit<br />
von Metallen, meistens mit elektrochemischen<br />
Methoden, durchgeführt. Mit<br />
einem Gerät zur lokalen Messung der<br />
Korrosionseigenschaften, dem so genannten<br />
EC-Pen, werden die zu untersuchenden<br />
Teile charakterisiert.<br />
Der EC-Pen ermöglicht eine einfache und<br />
schnelle Bestimmung der Korrosionsneigung<br />
auf realen, das heißt nicht durch eine<br />
spezielle Probenaufbereitung veränderten<br />
Oberflächen. Bei potentiodynamischen<br />
Versuchen wird von außen ein kontinuierlich<br />
ansteigendes elektrisches Potential<br />
angelegt und der entstehende<br />
Strom gemessen. Dabei ist die Stromdichte<br />
ein Maß für die Korrosionsrate in<br />
Abhängigkeit des angelegten elektrischen<br />
Potentials (Spannung).<br />
Die häufigste Korrosionsart bei ‚rostfreien’<br />
Stählen ist die lokale Korrosion (Lochfraß<br />
oder Spaltkorrosion), bei welcher der<br />
schützende Passivfilm an eng begrenzten<br />
Orten aufgelöst wird. Es entstehen<br />
Löcher, in welchen sehr hohe Korrosionsraten<br />
auftreten; dabei steigt die gemessene<br />
Gesamtstromdichte plötzlich und<br />
sehr steil an. Je früher die Stromdichte<br />
um mehrere Größenordnungen ansteigt,<br />
desto weniger beständig ist das untersuchte<br />
Material. Neben den elektrochemischen<br />
Versuchen werden auch einfache<br />
Einlegeversuche in aggressiven Medien<br />
durchgeführt.<br />
In diesen Experimenten wird die reale<br />
oder sogar eine verschärfte Umgebung<br />
über längere Zeit simuliert. Die Resultate<br />
der Korrosionsversuche bilden die Basis<br />
für eine Beurteilung der Beständigkeit eines<br />
Bauteils in der vorgesehenen Einsatzsituation.<br />
Messungen mit dem EC-Pen<br />
sind bei Raumtemperatur oder mittels einer<br />
Temperiereinheit (Klimakammer) beispielsweise<br />
bei Körpertemperatur (37 °C)<br />
durchführbar.<br />
Lokales elektrochemisches Messsystem<br />
mit EC-Pen<br />
Bild: RMS Foundation<br />
Cicor ist ihr Technologiepartner in den Bereichen Leiterplatten, gedruckte<br />
Elektronik, Substrate und Electronic Manufacturing Services mit rund<br />
2‘000 Mitarbeitenden an zehn Produktionsstandorten weltweit.<br />
cicor.com<br />
04/2019 medizin&tec hn i k 29
■ [ HIGHTECH AUS DER SCHWEIZ ]<br />
Zwölf Fokusthemen auf der Messe<br />
und eine Plattform für Netzwerker<br />
Swiss Medtech Expo 2019 | Am 10. und 11. September präsentiert sich die Swiss Medtech<br />
Expo in Luzern zum dritten Mal als Branchentreffpunkt für die Schweizer Medtech-<br />
Zulieferer. Dabei sind Ausstellung, Wissensvermittlung und Netzwerk aufeinander abgestimmt<br />
und machen die Veranstaltung zu weit mehr als nur einer Fachmesse.<br />
Neue Produkte, Technologien und jede<br />
Menge Fachwissen: Die Swiss Medtech<br />
Expo in Luzern ist der Schweizer Treffpunkt<br />
für die Medtech-Zulieferbranche<br />
Bild: Messe Luzern<br />
Wie alle Hersteller von Medizinprodukten<br />
unterliegt auch der Schweizer<br />
Labor<strong>technik</strong>-Spezialist Tecan einer<br />
wachsenden Anzahl von Vorschriften, die<br />
eine immer größere Anzahl von Dokumentationen<br />
erfordern, die erstellt und<br />
gepflegt werden müssen. Mit der Markteinführung<br />
neuer Produkte und Produktversionen<br />
steht der Hersteller vor einem<br />
wachsenden administrativen Aufwand,<br />
um die Entwicklungsdokumentation konsistent<br />
und aktuell zu halten.<br />
Um die bestehenden Abläufe zu digitalisieren,<br />
entschied sich Tecan, die Software<br />
Aligned Elements der Aligned AG<br />
aus Zürich zur Verwaltung der Dokumentation<br />
für die Entwurfskontrolle einzusetzen.<br />
Über den Erfolg dieser Anwendung<br />
berichtet Aligned-Geschäftsführer Karl<br />
Larsson in seinem Vortrag auf dem Innovation<br />
Symposium, das im Rahmen der<br />
Swiss Medtech Expo in Luzern stattfindet.<br />
Dort treffen sich Entscheidungsträger<br />
von Herstellerfirmen im September mit<br />
führenden Anbietern und Experten aus<br />
der Medtech-Zulieferbranche zum Erfahrungsaustausch<br />
und zur Vorstellung neuer<br />
Produkte und Technologien. „Wir stellen<br />
die Wissensvermittlung ins Zentrum<br />
der Swiss Medtech Expo“, erklärt Messeleiter<br />
René Ziswiler. In der Themenvielfalt<br />
der Medtech-Industrie sollen nicht nur<br />
Verantwortliche für regulatorische Fragestellungen,<br />
sondern auch Entwickler, Ingenieure,<br />
Produktmanager, Qualitätsverantwortliche<br />
und Einkäufer eine Orientierung<br />
erhalten.<br />
Fach- und Praxiswissen auf<br />
zwei Bühnen<br />
Die Messe Luzern AG hat gemeinsam mit<br />
ihren Partnern Health Tech Cluster Switzerland<br />
(HTCS) und dem Verband Swiss<br />
Medtech den Branchentreff nach zwölf<br />
Fokusthemen strukturiert, die die Medizin<strong>technik</strong>unternehmen<br />
in der Schweiz<br />
und auch in den angrenzenden Ländern<br />
zurzeit beschäftigen. Zu jedem Fokusthema<br />
werden Showcases, Produkt- und<br />
Dienstleistungshighlights vorgestellt, die<br />
von den rund 180 Ausstellern an ihren<br />
Ständen oder in Vorträgen im Innovation<br />
Symposium präsentiert werden.<br />
Das Innovation Symposium ist ein<br />
wichtiger Bestandteil der Swiss Medtech<br />
Expo und wurde in diesem Jahr auf zwei<br />
Bühnen erweitert. „Mit dem Symposium<br />
schaffen wir einen Ort für die Vermittlung<br />
von Fachwissen direkt aus der Praxis. Wir<br />
dürfen ein umfangreiches Programm präsentieren.<br />
Da ist für alle was dabei“, verspricht<br />
Messeleiter Ziswiler. An beiden<br />
Tagen werden insgesamt 84 Vorträge geboten<br />
– darunter 24 Keynotes über Wissenschaft,<br />
Technik und Industrie sowie 48<br />
Showcase-Präsentationen mit Hintergründen<br />
zu spannenden Projekten. Zwölf<br />
Start-up Pitches laden zum Kennenlernen<br />
von Innovationen ein.<br />
Als qualitativ hochwertiger Branchentreffpunkt<br />
fördert die Swiss Medtech<br />
Expo den persönlichen Austausch. „Und<br />
auch in diesem Bereich wollen wir einen<br />
Schritt weitergehen“, erklärt Ziswiler.<br />
Am ersten Messetag findet deshalb -<br />
zusätzlich ein neues Netzwerk-Event<br />
statt.<br />
(su) ■<br />
Die Swiss Medtech Expo auf einen Blick<br />
Die Swiss Medtech Expo auf dem Messegelände<br />
Luzern greift alle zwei Jahre die<br />
wichtigsten Themen auf, die Medizin<strong>technik</strong>unternehmen<br />
beschäftigen. Die<br />
Aussteller, das Innovation-Symposium,<br />
die Showcases sowie die Produkt- und<br />
Dienstleistungshighlights sind in diesem<br />
Jahr nach zwölf Themen strukturiert:<br />
■ Bearbeitung schwer zerspanbarer<br />
Materialien<br />
■ Biologisch aktive Materialien<br />
■ Digitalisierung und Miniaturisierung<br />
■ Erfolgsfaktor Reinraum<br />
■ Intelligente Verpackungslösungen<br />
■ Internet der Dinge und Konnektivität<br />
■ Oberflächen und Beschichtungen<br />
■ Neue MDR und IVDR<br />
■ Patientenindividuelle, additiv<br />
gefertigte Produkte<br />
■ Smart Design und Engineering<br />
■ Spritzguss-Innovationen sowie<br />
■ Out-of-the-box-Themen<br />
Die Swiss Medtech Expo 2019 findet vom<br />
10. bis 11. September in Luzern statt. Sie<br />
wird von der Messe Luzern AG in enger<br />
Zusammenarbeit mit dem Health Tech<br />
Cluster Switzerland (HTCS) und dem Verband<br />
Swiss Medtech organisiert.<br />
www.medtech-expo.ch<br />
30 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Multilayer-Folien<br />
Alternative Fertigungs<strong>technik</strong> hilft Pneumatik Hersteller<br />
Prototypenfertigung<br />
Iftest investiert in neue<br />
SMD-Bestückungslinie<br />
Wenn staubfreie und sehr feine Oberflächen<br />
Voraussetzung für konstante Fertigungsprozesse<br />
und hochwertige Produkte<br />
sind, setzt die Schweizer Tec-Joint AG auf<br />
neue Produktionsprozesse. Im konkreten<br />
Der Einsatz von Schutzfolien erhöht die<br />
Qualität im Fertigungsprozess<br />
Bild: Jens Rother<br />
Anwendungsfall bei einem Pneumatik-<br />
Hersteller war definiert, dass die Oberfläche<br />
der geforderten Elastomerfolie mit einer<br />
Dicke von 0,5 mm ± 0,05 aus NBR extrem<br />
homogen ist. Zudem sollte sie direkt<br />
nach der Produktion mit einer Schutzfolie<br />
abgedeckt werden, um Verunreinigungen<br />
bei den nachfolgenden Prozessen und der<br />
Logistik zu verhindern. Bisher wurden<br />
kleine Platten als Formteile hergestellt,<br />
was sehr kostenintensiv war und die geforderte<br />
Oberflächenreinheit nicht gewährleisten<br />
konnte. Die Erfahrung von<br />
Tec-Joint ermöglichte die Folien-Produktion<br />
im Verbund mit der Schutzfolie entsprechend<br />
den vorliegenden Kundenspezifikationen.<br />
Zudem wurde die Breite auf<br />
den folgenden Weiterbearbeitungsprozess<br />
hin optimiert, sodass zukünftig nur<br />
minimaler Abfall anfällt.<br />
Die Iftest AG hat durch die Implementierung<br />
einer neuen SMD (Surface-Mounted<br />
Device)-Bestückungslinie in die Modernisierung<br />
ihrer Fertigung investiert, um ihr<br />
Dienstleistungsangebot im Bereich der<br />
Prototypenfertigung und New Product Introduction<br />
(NPI) zu stärken. Die neue Bestückungslinie<br />
erlaubt die seriennahe<br />
Prototypenfertigung. Dadurch werden erneute<br />
Initialaufwendungen bei der Serieneinführung<br />
auf ein Minimum reduziert.<br />
Dank der Investition verfügt das Unternehmen<br />
am Standort Wettingen nun über<br />
zwei plattform-gleiche SMD-Bestückungslinien.<br />
Dadurch kann Iftest auf<br />
Produktions-Spitzen flexibler reagieren,<br />
Anlagen sowie Mitarbeiter besser auslasten<br />
und Durchlaufzeiten reduzieren.<br />
www.iftest.ch<br />
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04/2019 medizin&tec hn i k 31
■ [ HIGHTECH AUS DER SCHWEIZ ]<br />
Den genauen Weg in die Cochlea finden<br />
Mikrochirurgie | Für Menschen, die unter mittelgradigem Hörverlust oder Taubheit<br />
leiden , hat Cascination ein mikrochirurgisches Verfahren zur Cochlea-Implantation<br />
entwickelt. Am Swiss Medtech Day wurde das junge Berner Unternehmen mit dem<br />
Swiss Medtech Award 2019 ausgezeichnet.<br />
Elektronische Hörprothesen übernehmen nach der Implantation die<br />
Funktion der beschädigten Teile des Innenohrs, der sogenannten Cochlea<br />
Bild: Cascination<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Minimal-invasive Roboterchirurgie<br />
Planungs- und Navigationssoftware<br />
Cochlea-Implantate<br />
3D-Rekonstruktionen<br />
Gewinner Swiss Medtech Award<br />
Ludwig van Beethoven – bereits mit 27<br />
Jahren taub – wäre heute bei Cascination,<br />
Gewinner des Swiss Medtech Award<br />
2019, in den besten Händen: Das Spin-off<br />
der Universität Bern hat ein Planungs-,<br />
Navigations- und Robotik-System für die<br />
Ohrchirurgie entwickelt, mit dem Cochlea-Implantate<br />
personalisiert, höchst präzise<br />
und minimal-invasiv in die Gehörschnecke<br />
von Patientinnen und Patienten<br />
eingesetzt werden können. Cascination,<br />
Spezialist für Navigationslösungen für offene<br />
Leberoperationen und Tumorabla -<br />
tion, krempelte mit Med-El, einem der Innovationsführer<br />
für Hörverlust-Lösungen,<br />
die Ärmel hoch und realisierte die weltweit<br />
erste Planungssoftware für Ohrchirurgie,<br />
die Otoplan, sowie die Roboter-Mikrochirurgieplattform<br />
Hearo.<br />
Marco Matulic, CEO der Cascination<br />
AG, erläutert den Ansatz des Systems:<br />
„Die konventionelle Cochlea-Implanta -<br />
tion wird heute als sicheres Verfahren angesehen.<br />
Aber die Inkonsistenz manueller<br />
Implantation zu beseitigen und die Strukturen<br />
der Cochlea zu schonen, sind we-<br />
sentliche therapeutische Verbesserungen,<br />
die mit neuen chirurgischen Instrumenten<br />
zu erreichen sind. Wir wollten den genauen<br />
Weg in die Cochlea vor der Operation<br />
identifizieren und das Verfahren<br />
standardisieren.“<br />
Ingenieurswissen trifft auf<br />
medizinische Technologie<br />
Die neue Methode gibt dem Chirurgen die<br />
Möglichkeit, eine 3D-Rekonstruktion zu<br />
generieren und das Innenohr genau zu<br />
visualisieren . Für den chirurgischen Ansatz<br />
wird ein minimal-invasiver Zugang<br />
zur Cochlea entwickelt und ein passendes<br />
Implantat für den Patienten gewählt. „Das<br />
Hearo-Robotersystem erlaubt Cochlea-<br />
Implantatchirurgie mit dem Schlüsselloch-Vorgehen<br />
und Mikrometergenauig-<br />
32 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Zum Unternehmen<br />
Die Cascination AG wurde 2009, als<br />
Spin-off aus dem Artorg Center, Universität<br />
Bern, gegründet. Das Medizin<strong>technik</strong>unternehmen<br />
widmet<br />
sich der Entwicklung, Herstellung<br />
und Vermarktung von Innovationen<br />
in der computergestützten und bildgestützten<br />
Chirurgie. Die Naviga -<br />
tionssysteme und Chirurgieroboter<br />
sollen die Ergebnisse für Patienten,<br />
die sich einer chirurgischen oder interventionellen<br />
Behandlung unterziehen,<br />
verbessern. Für den Swiss<br />
Medtech Award bewarb sich Cascination<br />
mit einem integrierten mikrochirurgischen<br />
Verfahren: Otoplan<br />
ist ein spezielles Planungstool für<br />
die Ohrchirurgie, das sich nahtlos in<br />
Hearo, die weltweit erste mikrochirurgische<br />
Roboterplattform für die<br />
Ohrchirurgie, integriert.<br />
keit“, erklärt Stefan Weber, Professor und<br />
Doktor der Ingenieurwissenschaften. Er<br />
ist Direktor des Artorg Center for Biomedical<br />
Engineering an der Universität Bern<br />
und gemeinsam mit Matthias Peterhans<br />
(CEO) und Marco Matulic (CTO) Mitbegründer<br />
von Cascination. „Mit Otoplan<br />
und Hearo können Chirurgen konsistentere<br />
chirurgische Ergebnisse in der Cochlea-<br />
Implantat-Chirurgie erzielen, zudem genießen<br />
Patienten einen angenehmeren<br />
chirurgischen Eingriff.“<br />
Heute kann Cascination eine Eingangsbahn<br />
für ein Cochlea-Implantat durch ein<br />
Nadelloch kreieren, das sehr nahe hinter<br />
dem Gesichtsnerv verläuft. Die Techno -<br />
logie übermittelt Elemente der Chirurgie,<br />
welche die Grenzen der Sicht bedeuten.<br />
Der wertvolle Helfer – die automatisierte<br />
chirurgische Roboterplattform – kennt<br />
diese Beschränkungen nicht, wie Matthias<br />
Peterhans festhält: „Hearo bestätigt<br />
das Potenzial in klinischen Versuchen und<br />
befindet sich – in Zusammenarbeit mit<br />
Med-El – in der weiteren Produktent -<br />
wicklungsphase.“ Bis heute wurden an<br />
die 70 000 Cochlea-Implantate rund um<br />
den Globus chirurgisch eingesetzt. Die<br />
Hearo-Robotiktechnologie könnte die<br />
Fähigkeit des HNO-Chirurgen erweitern<br />
und Cochlea-Implantate für ein weit<br />
größeres Spektrum von Patienten mit Gehörlosigkeit<br />
zur Verfügung stellen, so<br />
Peterhans.<br />
Die Fertigkeiten und die Expertise des<br />
Chirurgen dienen dazu, das Verfahren der<br />
computerisierten Planungsphase mit Otoplan<br />
zu optimieren, gefolgt durch die Präzisionsausführung<br />
mit der automatisierten<br />
Hearo-Robotikplattform. Das Robotikverfahren<br />
der Cochlea-Implantation soll<br />
nach Wunsch der Jungunternehmer nur<br />
der Anfang für Cascinations kommerzielle<br />
Strategie zur Entwicklung von chirurgischen<br />
Robotiklösungen für verschiedene<br />
Verfahren sein. Weitere Beispiele sieht<br />
das Unternehmen in der Schädel- und<br />
Wirbelsäulenchirurgie.<br />
(su) ■<br />
www.cascination.ch<br />
Industrie<br />
FORUM<br />
ROBOTICS<br />
KONGRESS<br />
12. Februar 2020<br />
Robotation Academy<br />
Messegelände Hannover<br />
Veranstalter:<br />
9. Robotics Kongress<br />
Mit Robotern in die smarte Zukunft<br />
Mehr Infos unter:<br />
www.industrieanzeiger.de/<br />
robotics-kongress<br />
> Sensorik & Vision<br />
> MRK & Safety<br />
> Maschinelles Lernen & KI<br />
04/2019 medizin&tec hn i k 33
■ [ TECHNIK ]<br />
Mikro-Schraube sorgt für Klang im Ohr<br />
Verbindungs<strong>technik</strong> | Für hörgeschädigte Menschen kann die Cochlea-Implantat-<br />
Technologie ein Weg zur aktiven Teilhabe am sozialen Leben sein. Um für so ein Implantat<br />
eine Platine mit dem Kunststoffträger im Soundprozessor zu verbinden, setzt<br />
der Hersteller Oticon auf selbstfurchende Schrauben von Ejot.<br />
Die Delta-PT-Mikroschrauben im Sound -<br />
prozessor eines Cochlea-Implantates verbindet<br />
die Platine mit Batteriekontaktfedern mit<br />
einem Kunststoffträger<br />
Das Cochlea-Implantat ist ein elektronisches<br />
medizintechnisches Gerät,<br />
das die Funktion des beschädigten Innenohrs<br />
– der Cochlea – wahrnimmt. Im Unterschied<br />
zu Hörgeräten, die lediglich die<br />
Lautstärke von Geräuschen erhöhen,<br />
übertragen Cochlea-Implantate anstelle<br />
der beschädigten Teile des Innenohrs<br />
Audiosignale an das Gehirn. Mit dem<br />
Neuro One hat der global agierende<br />
Spezialanbieter Oticon Medical mit<br />
Hauptsitz in Askim, Schweden, eine neue<br />
Generation von Soundprozessoren auf<br />
den Markt gebracht, die die Vorteile von<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Cochlea-Implantat<br />
Soundprozessor<br />
Verbindungs<strong>technik</strong><br />
Kleinstschrauben<br />
Spezielle Gewindegeometrie<br />
Bild: Ejot<br />
Hörgeräten und Cochlea-Implantaten<br />
kombinieren. Die fortschrittliche Technologie<br />
ermöglicht eine Analyse des Hör -<br />
umfeldes und passt sich damit automatisch<br />
an neue Hörumgebungen an. Neben<br />
einer Vielzahl automatisierter Funktionen,<br />
einer innovativen Signalverar -<br />
beitung sowie benutzerfreundlichen<br />
Bluetooth-Technologien sorgt dies für einen<br />
klareren Klang und sehr gutes Hörund<br />
Sprachverständnis.<br />
Auch bei der verwendeten „Hardware“<br />
setzt der Hörsystem-Spezialist auf Qualität.<br />
Das moderne und individualisierbare<br />
Design des Neuro One zeichnet sich durch<br />
eine Robustheit aus und erfüllt sehr hohe<br />
Sicherheitsanforderungen. Eine Schlüsselrolle<br />
für eine lange Lebensdauer<br />
kommt dabei, neben den verwendeten<br />
Materialien, insbesondere Verbindungs<strong>technik</strong><br />
zu.<br />
Bei der Verschraubung der Platine mit<br />
einem Kunststoffträger setzt Oticon auf<br />
selbstfurchende Schrauben des Verbindungs<strong>technik</strong>-Spezialisten<br />
Ejot GmbH &<br />
Co. KG aus Bad Berleburg. Die in diesem<br />
Anwendungsbereich verwendeten Delta-<br />
PT-Schrauben sind für sehr hohe Belastungen<br />
konzipiert und gewährleisten eine<br />
dauerhaft sichere Verbindung, auch bei<br />
täglicher Belastung durch Vibrationen<br />
und Erschütterungen.<br />
Die besonderen Produkteigenschaften<br />
der Delta P sind das Resultat langjähriger<br />
Entwicklung und Praxis in der Direktverschraubung<br />
von Kunststoffen. Ihre<br />
Gewindegeometrie beruht auf einer konsequenten<br />
Analyse der Materialver -<br />
drängung beim Gewindefurchen. Der<br />
Flankenwinkel dieser Schraube ermöglicht<br />
eine Reduzierung der Radial -<br />
dehnung gegenüber herkömmlichen Gewindeflanken.<br />
Er erzeugt nur eine geringe<br />
radiale Dehnung, so dass sehr dünnwandige<br />
Konstruktionen, wie auch bei<br />
der Anwendung im Neuro One, realisiert<br />
werden können.<br />
Kompakte Abmessungen für<br />
Montage im kleinsten Bauraum<br />
Die optimierte Steigung der Schraube<br />
wurde durch das ausgewogene Verhältnis<br />
von möglichst großer Vorspannkraft bei<br />
kleiner Flächenpressung im Kunststoff ermittelt.<br />
Sie ermöglicht damit eine sehr<br />
hohe Gewindeüberdeckung, auch bei<br />
kleinen Einschraubtiefen. Das Ergebnis ist<br />
eine besonders hohe verbindungstechnische<br />
Leistungsfähigkeit.<br />
Aufgrund der sehr kompakten Bauweise<br />
des Neuro One ließ sich die Verbindungslösung<br />
bei sehr kleinem Bauraum<br />
realisieren. Unter diesen Bedingungen<br />
musste die Delta PT als Mikroschraube<br />
ausgelegt werden. Die verwendeten<br />
34 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
UNSERE LEIDENSCHAFT<br />
UND ERFAHRUNG FÜR<br />
IHR MEDIZINPRODUKT<br />
Bild: Oticon Medical<br />
Der Neuro-One-Soundprozessor sorgt für<br />
klaren Klang im Ohr<br />
REINRAUMSPRITZGUSS<br />
LASERBESCHRIFTEN VON<br />
KUNSTSTOFFTEILEN<br />
EXTRUSION<br />
REINRAUMMONTAGE<br />
WERKZEUGBAU & PROTOTYPEN<br />
STERILISATIONSDIENST-<br />
LEISTUNGEN<br />
Kleinstschrauben mit einem Durchmesser<br />
von gerade einmal 1 mm besitzen alle Vorteile<br />
der größeren Abmessungen, insbesondere<br />
eine hohe mechanische Festigkeit<br />
der Verbindung aufgrund der selbstfurchenden<br />
Eigenschaft.<br />
Im Gegensatz zu metrischen Schraubverbindungen,<br />
bei denen immer eine definierte<br />
Toleranz in der Gewindepaarung<br />
vorliegt, wird bei der hier eingesetzten Direktverschraubung<br />
eine maximale Festigkeit<br />
durch das toleranzfrei erzeugte Gewinde<br />
realisiert. Der Vorteil dieser „Spielfreiheit“<br />
wiegt im Verhältnis umso größer,<br />
je kleiner die Verbindung ausgelegt ist.<br />
Somit ist auch im Mikrobereich immer eine<br />
dauerhafte, sehr haltbare Verbindung<br />
sichergestellt.<br />
Die gewindefurchenden Kleinstschrauben<br />
von Ejot ersparen darüber hinaus den<br />
zusätzlichen Arbeitsgang des vorherigen<br />
Gewindeschneidens, welches sich bei<br />
kleineren Schraubendimensionen ungleich<br />
schwieriger als bei größeren Abmessungen<br />
darstellt. Weiterhin entfällt<br />
der hohe Werkzeugverschleiß, der bei<br />
metrischen Schraubverbindungen aufgrund<br />
des dafür notwendigen Gewindeschneidens<br />
entsteht. Somit können auch<br />
Kosteneinsparungs-Potenziale beim Einsatz<br />
der Mikroschrauben ausgeschöpft<br />
werden.<br />
■<br />
Michael Schmidt<br />
Ejot, Bad Berleburg<br />
www.industrie.ejot.de<br />
Am Lindenbach 3 • 96515 Sonneberg<br />
03675 4 39 700 • info@oscomed.de<br />
www.oscomed.de<br />
04/2019 medizin&<strong>technik</strong> 35
■ [ TECHNIK ]<br />
Metallische Präzisionsbauteile<br />
aus dem 3D-Drucker<br />
LMM-Technologie | Minimal-invasive Eingriffe setzen häufig entsprechend komplexe<br />
und filigrane Werkzeuge und Instrumente voraus. In Kombination mit schwer zerspanbaren<br />
Werkstoffen bietet sich hier ein optimales Einsatzgebiet der Lithographybased<br />
Metal Manufacturing Technologie (LMM), auf die sich das Start-up Metshape<br />
spezialisiert hat.<br />
Arterienklemme aus dem Drucker: Hergestellt mit der LMM-Technologie<br />
Keine Technologierichtung hat die<br />
Welt der Fertigung in den letzten<br />
Jahren so sehr beschäftigt wie der<br />
3D-Druck. Neben den bekannten Erfolgsgeschichten<br />
mussten jedoch viele potenzielle<br />
Anwender erkennen, dass die mit<br />
dem Begriff des „3D-Drucks“ verbundenen<br />
Technologien sich wirtschaftlich<br />
nicht immer rechtfertigen lassen.<br />
Der sinnvolle Einsatz additiver Fertigungstechnologien<br />
ist an bestimmte Bauteil-Eigenschaften<br />
und Randbedingungen<br />
geknüpft, die prinzipiell von einer Vielzahl<br />
medizintechnischer Produkte erfüllt<br />
werden: Produkte der Medizin<strong>technik</strong><br />
weisen oftmals komplexe Geometrien auf<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Lithography-based Metal Manufacturing<br />
Additives Fertigungsverfahren<br />
Sinter-Prozess<br />
Schwer zerspanbare Werkstoffe<br />
Start-up-Förderung<br />
Bild: Metshape<br />
und sind in vielen Fällen stark individualisiert,<br />
womit in aller Regel geringe Produktionsmengen<br />
verbunden sind. Metallische<br />
Komponenten bestehen zudem teilweise<br />
aus schwer zerspanbaren Werkstoffen.<br />
Für Produkte, die sich mit diesen Attributen<br />
beschreiben lassen, kann die additive<br />
Fertigung durchaus eine technologisch<br />
und wirtschaftlich sinnvolle Technologie<br />
darstellen. Während sich bei den<br />
3D-Druckverfahren für Kunststoffe inzwischen<br />
eine große Zahl von Verfahren und<br />
Verfahrensvarianten am Markt etabliert<br />
hat, ist die Auswahl der technologisch<br />
ausgereiften Verfahren für die Herstellung<br />
metallischer Teile jedoch derzeit<br />
noch sehr begrenzt.<br />
Zwar werden mittels additiver Fertigung<br />
bereits präzise Bauteile mit hohen<br />
Festigkeiten reproduzierbar hergestellt,<br />
wie zahlreiche erfolgreiche Anwendungen<br />
belegen. Doch haben die etablierten<br />
Verfahren – allen voran das Laserschmelzen<br />
– mit technologischen Herausforderungen<br />
zu kämpfen. Diese betreffen die<br />
erzielbare Oberflächengüte sowie aufwendige<br />
Nacharbeitsschritte zur Entfer-<br />
nung von Stützstrukturen, die nicht nur<br />
technologisch zwingend erforderlich<br />
sind, sondern oft auch benutzt werden,<br />
um thermisch bedingten Bauteil-Verzug<br />
oder Eigenspannungen zu minimieren.<br />
„In den meisten Fällen führen gerade die<br />
kostenintensiven Aufwände für die Nacharbeit<br />
aus wirtschaftlichen Gründen zum<br />
Ausschluss der additiven Fertigungsalternative.<br />
Genau hier setzen wir mit der neuen<br />
LMM-Technologie an“, sagt Dr. Andreas<br />
Baum, Geschäftsführer der Metshape<br />
GmbH: Die Lithography-based-Metal-Manufacturing-Technologie<br />
(kurz LMM), ermöglicht<br />
noch höhere Präzision und hervorragende<br />
Oberflächenqualität in der<br />
additiven Fertigung metallischer medizintechnischer<br />
Produkte und kommt dabei<br />
völlig ohne Stützstrukturen während<br />
des Bauprozesses aus.<br />
Im additiven Verfahren entsteht<br />
das fertige Bauteil<br />
Das neue 3D-Druck-Verfahren basiert auf<br />
dem Grundprinzip der Stereolithographie.<br />
Die Gesamtprozesskette der LMM-<br />
Technologie besteht aus zwei Stufen. In<br />
der ersten Prozessstufe entsteht auf Basis<br />
des Photopolymerisations-Prinzips ein<br />
hochpräzises Grünteil. Das Ausgangsmaterial,<br />
der so genannte Feedstock, ist dabei<br />
eine Kombination aus Metallpulver<br />
und photosensitivem Polymerbinder.<br />
Durch eine Maskenbelichtung, die eine<br />
präzise und schnelle Belichtung einer gesamten<br />
Schichtfläche ermöglicht, wird<br />
der Polymerbinder lokal vernetzt und auf<br />
diese Weise das darin homogen verteilte<br />
Metallpulver gebunden.<br />
Das resultierende Grünteil wird in der<br />
zweiten Prozessstufe, dem Sinterprozess,<br />
in den Endzustand überführt. Im ersten<br />
Schritt des zweistufigen Sinterprozesses<br />
wird der Polymerbinder thermisch ent-<br />
36 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Bild: Metshape<br />
Optimale Bauraumausnutzung: Ohne Stützstrukturen können die Bauteile dreidimensional<br />
im Bauraum dicht gepackt werden<br />
fernt, im zweiten Schritt wird das Metallpulver<br />
gesintert, wodurch ein hochfester,<br />
porenfreier und dichter Metallkörper entsteht,<br />
der keinerlei Polymerreste enthält.<br />
Sowohl die Gesamtprozesskette als auch<br />
die resultierenden Materialeigenschaften<br />
des fertigen Bauteils sind prinzipiell mit<br />
dem Metal-Injection-Molding (MIM oder<br />
auch Metallspritzguss) vergleichbar.<br />
Derzeit können Bauteile in Edelstahl<br />
316L und Titan hergestellt werden, wobei<br />
Zum Start-up<br />
Die Metshape GmbH, Pforzheim, ist<br />
auf die Herstellung von indirekt additiv<br />
gefertigten metallischen Bauteilen<br />
im Lithography-based-Metal-<br />
Manufacturing-Verfahren (LMM)<br />
und damit verbundenen Entwicklungsleistungen<br />
spezialisiert. Das<br />
Start-up fokussiert sich vorwiegend<br />
auf die Etablierung der LMM-Technologie<br />
in der (Klein-)Serienfertigung<br />
von Klein- und Kleinstbauteilen,<br />
da sich unter diesen Randbedingungen<br />
eine wirtschaftliche Fertigungsalternative<br />
zu den klassischen<br />
Verfahren ergibt. Dr. Andreas Baum,<br />
Lehrbeauftragter und wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter im Bereich<br />
Maschinenbau der Hochschule<br />
Pforzheim und Geschäftsführer von<br />
Metshape, erhält eine Förderung<br />
durch das Ministerium für Wissenschaft,<br />
Forschung und Kunst (MWK)<br />
Baden-Württemberg: Sein neu gegründetes<br />
Unternehmen wird seit<br />
Juli für ein Jahr durch das Programm<br />
„Junge Innovatoren“ unterstützt.<br />
www.metshape.de<br />
die Werkstoffpalette stetig weiterentwickelt<br />
wird. Aktuell wird an verschiedenen<br />
härtbaren und schwer zerspanbaren<br />
Werkstoffen gearbeitet.<br />
„Die speziellen Randbedingungen der<br />
LMM-Technologie ermöglichen eine<br />
Grünteilherstellung ohne Stützstruktur,<br />
wodurch Bauteile mit allseitigen Nutzflächen<br />
ohne Nacharbeit erzeugt werden<br />
können“, so Dr. Baum. Durch den Entfall<br />
von Stützstrukturen ergibt sich ein weiterer<br />
Vorteil der LMM-Technologie, welcher<br />
die Wirtschaftlichkeit verbessert: So können<br />
die Bauteile dreidimensional im<br />
Bauraum dicht gepackt werden, wodurch<br />
sich eine optimale Bauraumausnutzung<br />
ergibt.<br />
Individuelle Beratung über die<br />
gesamte Prozesskette<br />
Das Geschäftsmodell von Metshape stützt<br />
sich auf drei Säulen, die einander ergänzen<br />
und in vielen Fällen aufeinander aufbauen:<br />
Zur Identifikation der Leistungsfähigkeit<br />
des LMM-Prozesses werden Machbarkeitsstudien<br />
in Dienstleistung angeboten.<br />
Anwendern, die LMM als Serientechnologie<br />
nutzen wollen, ohne die Fertigungskette<br />
selbst aufzubauen, steht das<br />
Unternehmen als Produktionspartner ab<br />
der Entwurfs- oder Entwicklungsphase<br />
der Bauteile zur Verfügung. Auch bei einer<br />
Übernahme der LMM-Technologie ins<br />
eigene Produktionsportfolio berät Met -<br />
shape über die gesamte Prozesskette. Angeboten<br />
wird eine individuelle Turnkey-<br />
Solution, die je nach Ausgestaltung sowohl<br />
die Lieferung und Inbetriebnahme<br />
aller erforderlichen Komponenten als<br />
auch Schulung und Wartungsverträge aus<br />
einer Hand beinhalten kann.<br />
■<br />
Svenja Müller<br />
Metshape, Pforzheim<br />
04/2019 medizin&tec hn i k 37
■ [ TECHNIK ]<br />
Staubfrei verpackt durch Ionisierung<br />
Verpackungen reinigen | Implantate und andere Medizinprodukte brauchen nach -<br />
ge wiesenermaßen saubere Verpackungen. Durch das Ionisieren der Blistermaterialien<br />
in einer speziellen Box lassen sich Staubpartikel schneller entfernen als bisher.<br />
Bild: SMC Deutschland<br />
Die kompakte Ionsierungsbox ZVB40 reduziert die elektrostatische Aufladung<br />
von Blisterverpackungen, entfernt anhaftende Staubpartikel und saugt diese ab<br />
Produktverpackungen sollen möglichst<br />
staubfrei sein, und an Medizinprodukten<br />
dürfen darüber hinaus auch<br />
keine Keime anhaften. Eine Kunststoffverpackung<br />
lädt sich jedoch leicht bei der<br />
Herstellung oder spätestens beim Handling<br />
elektrostatisch auf und zieht Staubpartikel<br />
an. Schon Staubkörnchen und<br />
Schmutzpartikel von wenigen Mikrometern<br />
Größe sind häufig groß genug, um<br />
gesundheitsgefährdende Keime zu transportieren.<br />
Entsprechend verunreinigte<br />
Blister werden deshalb bei der Endkontrolle<br />
aussortiert.<br />
Eine einmal verschmutzte Verpackung<br />
zu reinigen, ist sehr schwierig: Reinigungslösungen<br />
sind nur begrenzt einsetzbar,<br />
denn die Verpackungen werden in<br />
ISO-zertifizierten Reinräumen verarbeitet,<br />
für die strenge Vorschriften gelten. Eine<br />
Reinigung etwa mit einer Druckluftpistole<br />
kommt hier ebenfalls nicht in Frage.<br />
Das händische Abreiben der Verpackungen<br />
mit einem antistatischen Tuch ist ein<br />
sehr zeitintensiver Prozess, denn der<br />
Staub haftet an den Blistern wegen der<br />
elektrostatischen Ladung besonders fest.<br />
Die Egelsbacher SMC Deutschland GmbH<br />
hat deshalb eine Lösung entwickelt, die<br />
stark haftende Partikel einfach, zeitsparend<br />
und gründlich von der Verpackung<br />
entfernt und so Produktionsausschuss reduziert.<br />
Kunststoffblister-Verpackungen für<br />
Implantate und andere Medizinprodukte<br />
lassen sich in einer Ionisierungsbox neutralisieren,<br />
die drei Funktionen in einem<br />
Gerät vereint:<br />
• elektrostatische Aufladung der Blisterverpackung<br />
reduzieren,<br />
• daran haftende Staubpartikel entfernen<br />
und<br />
• Staubpartikel aus der Box absaugen, so<br />
dass sie nicht in den Reinraum gelangen.<br />
„Wichtig ist für bestehende Produk -<br />
tionslinien auch, wie komfortabel sich eine<br />
neue Komponente integrieren lässt“,<br />
erläutert Tobias Fritsche, Product Application<br />
Manager Electrical Products bei<br />
SMC Deutschland. „Für den Betrieb der<br />
Ionisierungsbox ZVB40 benötigt man lediglich<br />
eine Steckdose und einen Druckluftanschluss.<br />
Das reduziert den Test- und<br />
Einbauaufwand deutlich.“<br />
Um eine Verpackung zu reinigen, wird<br />
sie in die auf einer Seite offene<br />
ZVB40-Box gehalten. Der Ionisierer im Inneren<br />
beströmt den Kunststoff mit einem<br />
Ionenluftstrom und reduziert so die elek-<br />
trostatische Ladung auf der Oberfläche.<br />
Die Staubkörner haften dann weniger<br />
stark und lassen sich leicht entfernen.<br />
Zwei leistungsfähige schwenkbare Druckluftdüsen<br />
blasen schließlich den Staub ab<br />
– was dank integrierter Absaugvorrichtung<br />
sogar im Reinraum möglich ist. Diese<br />
befördert die Staubpartikel zum Entlüftungsanschluss<br />
oder in einen Staubbeutel.<br />
Für das Reinigen lassen sich<br />
Standardvorgaben einstellen<br />
Sobald ein Sensor registriert, dass sich ein<br />
Objekt der Öffnung der Ionisierungsbox<br />
nähert, startet der Reinigungsvorgang.<br />
Neben der kontinuierlichen Reinigung<br />
lässt sich die Vorgangsdauer per Dreh -<br />
regler auf 2 s, 5 s oder 10 s begrenzen.<br />
„Damit unterstützen wir das Qualitätsmanagement“,<br />
erläutert Fritsche, „denn nach<br />
Ablauf des eingestellten Intervalls wissen<br />
Nutzer, dass sie eine bestimmte Mindest-<br />
Reinigungsdauer eingehalten haben.“ Per<br />
Drehregler lässt sich zudem die Intensität<br />
von Versorgungs- und Absaugdruck regulieren.<br />
Um die maximale Ionisierungswirkung<br />
zu erzielen, sind Abblas- und Ionenluftstrom<br />
getrennt. Das verhindert die Abschwächung<br />
der Ionen. Die zur Ionisierung<br />
genutzte Ionisierungsnadel lässt sich<br />
leicht ausbauen und reinigen – eine Signalleuchte<br />
zeigt an, wann dieser Schritt<br />
erforderlich ist.<br />
„Gegenüber herkömmlichen Reinigungsmethoden<br />
wie dem manuellen<br />
Abwischen mit antistatischen Tüchern ist<br />
die Reinigung in der Ionisierungsbox<br />
vier Mal so schnell“, betont Tobias Fritsche,<br />
„und die Zahl verunreinigter Aus -<br />
schuss-Verpackungen lässt sich deutlich<br />
reduzieren.“<br />
■<br />
Brigitte Martinez-Mendez<br />
SMC Deutschland, Egelsbach<br />
www.smc.eu<br />
38 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Messe-Rundgänge zu<br />
Medizinprodukten<br />
Messe Fachpack | Verpackungslösungen sind ab dem<br />
24. September auf der Messe Fachpack in Nürnberg zu<br />
sehen. Nachhaltigkeit spielt eine Rolle: Erstmals wird<br />
der Sustainability Award auf der Messe verliehen.<br />
Medizinprodukte zu verpacken ist oftmals eine anspruchsvolle<br />
Aufgabe. Lösungen hierfür werden auch 2019 auf der Fachpack<br />
zu sehen sein<br />
Bild: Nürnberg Messe/Thomas Geiger<br />
Zur Fachpack, der europäischen<br />
Fachmesse für Verpackungen,<br />
Prozesse und<br />
Technik, erwarten die Veranstalter<br />
ab dem 24. September<br />
2019 rund 45000 Fachbesucher.<br />
Etwa 1600 Aussteller<br />
werden dann drei Tage lang<br />
ihre Innovationen in 12 Messehallen<br />
präsentieren. Zu sehen<br />
sind in Nürnberg Packstoffe<br />
und Packmittel, Packhilfsmittel,<br />
Verpackungsmaschinen,<br />
Etikettier- und Kennzeichnungs<strong>technik</strong>,<br />
Maschinen<br />
und Geräte in der Peripherie.<br />
Weitere Austeller zeigen<br />
Lösungen zu Verpackungsdruck<br />
und -veredelung, Intraund<br />
Verpackungslogistik sowie<br />
Services für die Verpackungsindustrie.<br />
Zum Jubiläumsjahr „40 Jahre<br />
Fachpack“ wird ein Rahmenprogramm<br />
mit Fachvorträgen,<br />
Sonderschauen und Preisverleihungen<br />
geboten. Neu in diesem<br />
Jahr: Neben dem Deutschen<br />
Verpackungspreis werden<br />
erstmals auch die Sustainability<br />
Awards auf der Messe<br />
verliehen.<br />
Für Besucher aus der Medizin<strong>technik</strong><br />
ist auch dieses Jahr<br />
der Themenpark „Verpackung<br />
in der Medizin<strong>technik</strong>, Pharmazie<br />
und Chemie“ in Halle 9<br />
eine Anlaufstelle. Er wird erstmals<br />
ergänzt durch eine Guided<br />
Tour zu Lösungen für<br />
Pharma-, Chemie- und Medizinprodukte.<br />
Die Teilnehmer<br />
der Tour treffen sich am 26.<br />
September um 13:30 Uhr in<br />
Halle 4 am Stand 4-138.<br />
Die Sonderschau „Umweltgerechtes<br />
Verpacken im Premiumbereich“<br />
wird von Bayern<br />
Design im Auftrag der Nürnberg<br />
Messe in Halle 8 präsentiert.<br />
Auf dem Marktplatz<br />
„Smart packaging – printed<br />
Electronics and more“ in Halle<br />
9 geht es unter anderem darum,<br />
wie Printed Electronics<br />
in digitale Verpackungen integriert<br />
werden, wie Smart-Packaging-Lösungen<br />
als Marketing<br />
und Vertriebsinstrument<br />
genutzt werden sowie um<br />
neue Materialien für Funktionalität<br />
und Nachhaltigkeit.<br />
www.fachpack.de<br />
Fachmesse und Symposium<br />
Inspiration, Weiterbildung<br />
und Netzwerk<br />
10. bis 11.<br />
September 2019<br />
Messe Luzern<br />
Jetzt<br />
Gratisticket<br />
lösen!<br />
Gutschein-Nummer<br />
0103 3742 2507 9752<br />
unter medtech-expo.ch eingeben<br />
und Ticket ausdrucken.<br />
Organisationspartner Netzwerkpartner Digitaler Treffpunkt<br />
Veranstalterin<br />
04/2019 medizin&tec hn i k 39
■ [ TECHNIK ]<br />
Intelligenter Autoinjektor erleichtert<br />
die Selbstmedikation<br />
Integrierte Produktinformation | Der Trend hin zu intelligenten Geräten und das Internet<br />
of Things rücken Anwendersicherheit und Prozesstransparenz in den Fokus. Labels<br />
mit NFC-/RFID-Technologie ermöglichen neue, interaktive Anwendungen auch via<br />
Smartphone und können in viele Produkte integriert werden.<br />
Die dünnen und flexiblen RFID-Inlays lassen<br />
sich einfach und unauffällig in Etiketten integrieren<br />
Bild: Schreiner Medipharm<br />
In den letzten Jahren hat die Interaktion<br />
zwischen einem Produkt und dem entsprechenden<br />
medizinischen Gerät im Sinne<br />
des Schlüssel-Schloss-Prinzips an Bedeutung<br />
gewonnen. Nach diesem Prinzip<br />
können ein mit RFID-Label ausgestattetes<br />
Verbrauchsgut – etwa ein Medikament,<br />
Proben- oder Reagenzienbehälter, das<br />
den Schlüssel darstellt – und das entsprechende<br />
Medizin- oder Laborgerät – das als<br />
Schloss dient – Informationen in Echtzeit<br />
austauschen.<br />
Moderne RFID- und NFC-Inlays, die<br />
dafür verwendet werden, sind dünn und<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Autoinjektor zur Selbstmedikation<br />
RFID- und NFC-Label<br />
Prozesstransparenz in der Intralogistik<br />
Interaktive Anwendungen<br />
Digitale Authentifizierung<br />
flexibel und lassen sich unauffällig in die<br />
Etiketten für Medikamentenbehälter oder<br />
medizinische Geräte einbetten. Für eine<br />
erfolgreiche Implementierung und die erforderliche<br />
Robustheit eines RFID-Labels<br />
ist vor allem die Auswahl eines geeigneten<br />
Antennendesigns, des Chips und des<br />
Label-Aufbaus entscheidend.<br />
Beim Informationsaustausch übernimmt<br />
der RFID-Chip die Steuerung: Bei<br />
der Medikation liest das medizinische Gerät,<br />
etwa ein Autoinjektor, die auf dem<br />
Chip hinterlegten Daten aus, zum Beispiel<br />
Produktcode, Dosierung, Haltbarkeit und<br />
Originalität. Diese Informationen werden<br />
zur Konfiguration des Gerätes verwendet;<br />
Anwendungs- oder Dosierungsfehler sowie<br />
der Einsatz von abgelaufenen, falschen<br />
oder gefälschten Medikamenten<br />
werden verhindert, wie auch eine erneute<br />
Verwendung oder ein Missbrauch des Originalbehälters.<br />
Mit RFID-Label ausgestattete Verbrauchsgüter<br />
oder Ausrüstungen können<br />
bei Herstellern, in Krankenhäusern, Labo-<br />
ren oder weiteren professionellen Anwendungsbereichen<br />
wesentliche Prozesse optimieren.<br />
Ein mögliches Szenario ist ein<br />
automatisiertes Bestandsmanagement:<br />
Durch das automatische Auslesen der entnommenen<br />
und eingelagerten Produkte<br />
sind die Bestände stets aktuell in einer Datenbank<br />
hinterlegt. Moderne Sensor-<br />
Chips können darüber hinaus gleichzeitig<br />
die Integrität des Labels und damit unter<br />
anderem die Erstöffnung oder Manipulation<br />
eines Containers überwachen. Ebenfalls<br />
können mit dem Einsatz von RFID logistische<br />
Material- und Produktflüsse live<br />
überwacht und gesteuert werden: An verschiedenen<br />
Stationen werden die Daten<br />
automatisch erfasst und ermöglichen eine<br />
maximale Transparenz und gleichzeitige<br />
Dokumentation.<br />
Gesicherte Supply Chain durch<br />
digitale Authentifizierung<br />
Smarte Labels mit integrierter Near-Field<br />
Communication-Technologie (NFC) eröffnen<br />
pharmazeutischen Herstellern auch<br />
vielfältige und skalierbare Möglichkeiten<br />
zum Produkt- und Markenschutz, denn<br />
per Smartphone ist eine einfache digitale<br />
Authentifizierung der Arzneimittel<br />
jederzeit und überall durchführbar. Abhängig<br />
vom Bedrohungsszenario er -<br />
möglicht der internationale Übertragungsstandard<br />
NFC zum Beispiel mittels<br />
Passwortschutz, Signaturen oder Verschlüsselungsverfahren<br />
einen zuverlässigen<br />
Schutz vor Fälschungsversuchen.<br />
Bei der Online-Verifikation können auf<br />
dem Chip hinterlegte Informationen, die<br />
40 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
International exhibition and conference<br />
on the next generation of<br />
manufacturing technologies<br />
Frankfurt am Main, 19. – 22.11.2019<br />
formnext.de<br />
Per Smartphone sind dank NFC jederzeit digitale Informationen<br />
zum Medikament verfügbar . Außerdem tragen die smarten Labels<br />
zur Sicherung der Lieferkette bei<br />
Bild: Schreiner Medipharm<br />
Die gesamte Welt<br />
des Additive Manufacturing<br />
Seriennummer oder – in Übereinstimmung<br />
mit den Datenschutzanforderungen<br />
– Nutzerdaten an eine Datenbank gesendet<br />
werden. Die Hersteller erhalten<br />
dadurch wichtige Informationen zur<br />
Überwachung der Lieferkette und können<br />
möglichen Graumarkt-Aktivitäten entgegenwirken.<br />
Schneller und interaktiver<br />
Zugang zu Informationen<br />
Mit NFC-Inlay ausgestattete Labels ermöglichen<br />
ebenfalls einen gegenseitigen<br />
Informationsaustausch mit dem Nutzer.<br />
Beim Auslesen des Chips per NFCfähigem<br />
Smartphone erhält der Anwender<br />
wichtige Informationen über sein Arzneimittel,<br />
die der Hersteller bei Bedarf<br />
jederzeit aktualisieren und anpassen<br />
kann. Die auf dem NFC-Chip gespeicherten<br />
Daten können einfach über das Internet<br />
abgerufen werden. Der Patient oder<br />
das medizinische Fachpersonal verfügt so<br />
über umfangreiche Hintergrundinfor -<br />
mationen zum Produkt – von der eindeutigen<br />
Identifizierung des Medikaments<br />
über die Abfrage des Verfallsdatums bis<br />
hin zu wichtigen Produkt- oder Warnhinweisen.<br />
Ein auf dem Markt erhältliches „Connected<br />
Device“ ist der Smartpilot: eine<br />
elektronische Ergänzung für einen Autoinjektor<br />
mit eingebauter Sensortechnologie.<br />
Die Basis bildet der Ypsomate Autoinjektor<br />
zur Selbstmedikation der Ypsomed<br />
Holding AG aus Burgdorf, Schweiz, und<br />
ein darauf angepasstes NFC-Label von<br />
Schreiner Medipharm, einem Geschäftsbereich<br />
der Schreiner Group GmbH & Co.<br />
KG, Unterschleißheim. Die Technologie<br />
dahinter steckt in der Verbindung von verschiedenen<br />
Sensoren und des in das Label<br />
integrierten NFC-Chips. Die dort hinterlegten<br />
Informationen zum enthaltenen<br />
Medikament werden vom Smartpilot verwendet<br />
und via Bluetooth-Verbindung zu<br />
einer zugehörigen Smartphone-App übertragen.<br />
Die Handhabung für den Anwender ist<br />
einfach: Der Autoinjektor wird in den<br />
Smartpilot eingeschoben und dieser vom<br />
NFC-Label sofort automatisch erkannt.<br />
Der NFC-Chip identifiziert und authentifiziert<br />
das verwendete Medikament und<br />
prüft dessen Haltbarkeit. Entsprechend<br />
der verordneten Therapie kann sich der<br />
Patient in Echtzeit durch den Injektionsprozess<br />
führen lassen und auch die korrekte<br />
Verabreichung rückgemeldet bekommen.<br />
Auch die komplette Injektionshistorie<br />
– von Injektionszeit und -erfolg bis hin<br />
zum Wohlbefinden des Patienten – kann<br />
detailliert gespeichert und mit weiteren<br />
Stakeholdern geteilt werden. Mithilfe dieser<br />
Informationen ist es dem behandelnden<br />
Arzt dann möglich, den weiteren Therapieverlauf<br />
des Patienten anzupassen.<br />
Vor allem aber erhöht das smarte Gerät<br />
die Patientensicherheit und unterstützt<br />
Anwender bei der Selbstmedikation. ■<br />
Arne Rehm<br />
Schreiner Medipharm, Oberschleißheim<br />
www.schreiner-group.com<br />
F&E<br />
Mess<strong>technik</strong><br />
Dienstleistungen<br />
Die Additive Fertigung umgibt eine ganze Welt<br />
an Prozessen.<br />
Anstatt einer Weltreise benötigen Sie jedoch<br />
nur ein Ticket – für die Formnext!<br />
Where ideas take shape.<br />
Offizieller Messehashtag<br />
#formnext<br />
Design und Software<br />
Pre-Processing<br />
04/2019 medizin&<strong>technik</strong> 41<br />
Werkstoffe<br />
Post-Processing<br />
Fertigungslösungen
■ [ TECHNIK ]<br />
QR-Codes mit Formgedächtnis-Effekt<br />
Kennzeichnung zum Schutz vor Plagiaten | Ein neues Verfahren, um QR-Codes mit<br />
Formgedächtnis-Eigenschaften additiv zu fertigen, haben Mitarbeiter des Fraunhofer-<br />
Instituts für Angewandte Polymerforschung IAP in Potsdam entwickelt. Sie nutzen<br />
spezielle Polymere für den 3D-Druck.<br />
einem Dual-Extruder-3D-Drucker aufgeschmolzen,<br />
durch feine Düsen gedrückt<br />
und das gewünschte Objekt, hier der QR-<br />
Code, schichtweise aufgebaut. Die erforderlichen<br />
Filamente stellten die Wissenschaftler<br />
des Fraunhofer IAP aus reinem<br />
TPU sowie aus einem mit Pigmentfarbstoff<br />
eingefärbtem TPU im Extrusionsverfahren<br />
her.<br />
QR-Codes aus 3D-gedruckten Formgedächtnispolymeren ermöglichen es,<br />
beispielsweise plagiatsgefährdete Waren zu kennzeichnen<br />
Formgedächtnispolymere zählen zu<br />
den intelligenten Materialien und<br />
können eine ihnen aufgezwungene Form<br />
für eine gewisse Zeit beibehalten. Sobald<br />
die Temperatur erhöht wird, lassen sie<br />
sich quasi „per Knopfdruck“ schalten. Daraufhin<br />
kehren sie nahezu vollständig in<br />
ihre ursprüngliche Form zurück.<br />
Eine mögliche Anwendung für Formgedächtnispolymere<br />
sind Echtheitszertifikate,<br />
die produktbezogene Informationen<br />
freigeben. Hierzu zählen QR-Codes, wie<br />
sie das Fraunhofer IAP mittels additiver<br />
Fertigung entwickelt hat. Nach dem Drucken<br />
wird deren Form so verändert, dass<br />
der QR-Code zunächst nicht mehr auslesbar<br />
ist. Erst durch das Erwärmen über die<br />
Schalttemperatur des Formgedächtnis -<br />
polymers wird die ursprüngliche Form<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Etiketten<br />
Schutz vor Plagiaten<br />
QR-Code erst nach Temperaturänderung<br />
wieder auslesbar<br />
Mit Standard-3D-Druckern herstellbar<br />
Bild: Fraunhofer IAP<br />
wiederhergestellt, so dass der QR-Code<br />
erkennbar wird.<br />
„In der Vergangenheit erwies sich die<br />
Herstellung von Informationsträgern wie<br />
QR-Codes auf Basis von Formgedächtnis-<br />
Polymeren als komplex und arbeitsintensiv“,<br />
erklärt Dr. Thorsten Pretsch, Leiter<br />
der Arbeitsgruppe Formgedächtnispolymere<br />
am Fraunhofer IAP. „Wir drucken<br />
die QR-Codes daher in 3D mit einem thermoplastischen<br />
Polyurethan, kurz TPU.“<br />
Dieser Kunststoff gehöre zu den am intensivsten<br />
untersuchten Formgedächtnis-Polymeren.<br />
Allerdings sei nur wenig dazu<br />
bekannt, wie er sich in der Additiven Fertigung<br />
mittels Schmelzschichtung verarbeiten<br />
lässt. „Wir haben daher sowohl das<br />
Filament hergestellt als auch den Druckprozess<br />
optimiert“, so Pretsch. Beides geschah<br />
im Rahmen des Leistungszentrums<br />
„Integration biologischer und physikalisch-chemischer<br />
Materialfunktionen“.<br />
Das thermoplastische Polyurethan wurde<br />
von der Covestro Deutschland AG zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Für ihre Tests haben die Forscher als<br />
3D-Druckverfahren die Schmelzschichtung<br />
(engl. „Fused Filament Fabrication“,<br />
FFF) eingesetzt. Dabei werden zwei Filamente<br />
aus dem intelligenten Kunststoff in<br />
Schalttemperatur des Polymers<br />
lässt sich einstellen<br />
In Versuchsreihen wurde stets ein gedruckter<br />
QR-Code auf 60 °C erwärmt und<br />
auf verschiedene Arten verformt. In dem<br />
resultierenden Zustand wurde er auf<br />
–15 °C abgekühlt und anschließend entlastet.<br />
Der verformte Zustand ist dann so<br />
lange bei Raumtemperatur stabil, bis der<br />
QR-Code erneut auf 60 °C erwärmt wird.<br />
Das löst den Formgedächtnis-Effekt aus,<br />
und der Code kehrt nahezu vollständig in<br />
die ursprüngliche Form zurück. Die<br />
Schalttemperatur des Polymers kann vorteilhafterweise<br />
– je nach Anwendung – in<br />
einem breiten Temperaturbereich eingestellt<br />
werden.<br />
Wie gut die QR-Codes nach dem Aus -<br />
lösen des Formgedächtnis-Effektes ihre<br />
ursprüngliche Form wieder annahmen,<br />
analysierte ein Forscher-Team des Fraunhofer<br />
ITWM in Kaiserslautern im Rahmen<br />
des Fraunhofer Clusters Programmierbare<br />
Materialien. Sie verglichen die Druckqualität<br />
mit den ursprünglich digital generierten<br />
QR-Codes und werteten die am<br />
Fraunhofer IAP aufgenommenen Ober -<br />
flächenprofile der Codeträger mathe -<br />
matisch aus. „Unsere Kongruenzanalysen<br />
zeigen, dass die QR-Codes nach der Formrückstellung<br />
zu über 87 Prozent mit der<br />
ursprünglichen Form übereinstimmen“,<br />
erklärt Dr. Sarah Staub vom Fraunhofer<br />
ITWM.<br />
Flache und leichte QR-Codes sind für<br />
die Etikettentechnologie interessant, zum<br />
Beispiel für die fälschungssichere Kennzeichnung<br />
von Waren.<br />
(op) ■<br />
www.iap.fraunhofer.de/<br />
42 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Lasercodieren, ans<br />
Material angepasst<br />
Kennzeichnung mit dem Laser | Wie Laserstrahlen<br />
beschaffen sein müssen, um auf einer bestimmten<br />
Verpackung ein gutes Ergebnis zu erzielen, wird in der<br />
Hamburger Laser Academy systematisch untersucht.<br />
Eine gute Topographie der Kartonoberfläche (links) liefert bessere<br />
Ergebnisse bei der Kennzeichnung als ein schlechte Topographie<br />
(rechts). Die Unterschiede zeigen sich im Mikroskop<br />
Bild: Domino Deutschland<br />
Markiert werden heute<br />
Verpackungsmaterialien<br />
ganz unterschiedlicher<br />
Machart: von Faltschachtel -<br />
kartons in Pharma-Qualität bis<br />
hin zu neuen nachhaltigen Materialien<br />
aus Kunststoffalternativen<br />
auf Stärkebasis. Vom Material<br />
hängt aber auch ab, wie<br />
es sich zum Beispiel mit einem<br />
Laser markieren lässt.<br />
Den Faktoren, die das Ergebnis<br />
beeinflussen, geht ein<br />
Team von Spezialisten der Domino<br />
Deutschland GmbH,<br />
Mainz-Kastel, nach. In der unternehmenseigenen<br />
Laser<br />
Academy in Hamburg untersuchen<br />
sie die Zusammensetzung<br />
von Verpackungsmaterialien<br />
akribisch – mit dem<br />
Ziel, Anwendern künftig für<br />
den jeweiligen Fall schnell die<br />
passende Lasercodierlösung<br />
vorschlagen zu können. Im<br />
Rahmen des Programms wird<br />
ein umfangreicher Katalog geprüfter<br />
Materialien erstellt,<br />
die für eine Lasercodierung<br />
geeignet sind.<br />
Laut Stefan Stadler, der das<br />
Team an der Domino Laser<br />
Academy leitet, gehen viele<br />
Unternehmen bisher eher empirisch<br />
vor, testen, ohne zu verstehen,<br />
warum auf bestimmte<br />
Substrate klarere Codes gedruckt<br />
werden können und auf<br />
andere nicht. Bislang sind Codefähigkeit<br />
und Bedruckbarkeit<br />
auch nicht Bestandteil der<br />
Spezifikation, so dass Verpackungslieferanten<br />
das Material<br />
verändern können, den Abnehmer<br />
darüber zu informieren.<br />
Auf die Codierqualität<br />
und die Ausfallzeiten kann<br />
sich das aber auswirken.<br />
Im Laserlabor von Domino<br />
lässt sich eine Veränderung<br />
des Verpackungsmaterials<br />
feststellen. Dort werden auch<br />
Markierungsprofile für neue,<br />
nachhaltigere Verpackungsmaterialien<br />
erstellt. Ein weiterer<br />
Trend sind laut Stadler Verpackungen,<br />
die dünner werden,<br />
um die Kosten zu senken.<br />
„Das wirkt sich auf die Codierund<br />
Markiertechnologie aus,<br />
da die Verpackung zum Codieren<br />
möglicherweise zu dünn<br />
ist und das Material beschädigt<br />
werden könnte.“<br />
www.domino-deutschland.de<br />
04/2019 medizin&tec hn i k 43
■ [ TECHNIK ]<br />
Prüfsystem erkennt den Fehler<br />
im Kennzeichnungs-Code<br />
Normgerechte Code-Verifikation | Die lückenlose Rückverfolgbarkeit von Produkten<br />
der Pharma- und Medizin<strong>technik</strong> ist genormte Pflicht, und notwendig hinsichtlich der<br />
Patienten- und Rechtssicherheit. Hersteller müssen deshalb die geforderte Qualität<br />
ihrer Produktkennzeichnung sicherstellen.<br />
Der Vision Tube eignet sich zur Integration<br />
in komplette vollautomatisch gesteuerte<br />
Fertigungszellen<br />
Bild: Cretec<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
CE-Kennzeichnung<br />
ID-Qualitätsmanagement<br />
Normgerechte Code-Verifikation<br />
Automatisierung<br />
Rückverfolgbarkeit<br />
Ohne Qualitätsbewertung werden<br />
schlechte Codes erst erkannt, wenn<br />
Leseprobleme entstehen. Wenn Fehler in<br />
Codes – 1D, 2D, auf Labeln oder DPM (Direct<br />
Part Mark) – auftreten, so kann das<br />
viele negative bis schwerwiegende Auswirkungen<br />
und Kosten in der gesamten<br />
Prozesskette verursachen. Beispielsweise<br />
müssen Produktionslinien verlangsamt<br />
oder gestoppt werden, zusätzliche Kosten<br />
entstehen für erneute Markierung, reduzierte<br />
Leseraten, Ausschuss oder Pseudoausschuss.<br />
Kundenunzufriedenheit wird<br />
erkennbar durch Reklamationen, Regress-<br />
bis hin zu Haftungsansprüchen. Es<br />
kann auch Probleme mit der Qualitätszertifizierung<br />
geben.<br />
Bislang gibt es entweder manuelle<br />
Prüfplätze oder fest in die Produktionslinie<br />
integrierte Systeme. Der Vision Tube<br />
der Cretec GmbH, Hammersbach, ist ein<br />
universelles Code-Verifikationssystem,<br />
das sowohl als manueller Prüfplatz als<br />
auch als Inline-System mit einfacher Bedienung<br />
und Installation, hoher Flexibilität<br />
und Leistungsfähigkeit eingesetzt werden<br />
kann. Die zuverlässige Kontrolle der<br />
Codequalität erfolgt mit nur einem Knopfdruck,<br />
stichprobenartig oder auch getriggert<br />
in Serie. Die detaillierten Prüfergebnisse<br />
der Verifikation ermöglichen frühzeitige<br />
Korrekturmaßnahmen für den gesamten<br />
automatisierten ID-Prozess.<br />
Im Grunde genommen ist der Vision<br />
Tube ein komplettes, modulares und offenes<br />
Vision-System, das alle Aufgaben in<br />
einem einzigen Gerät konzentriert. Dazu<br />
gehören unter anderem Strukturprüfungen<br />
der Codes, Klarschrift lesen, mit dem<br />
Code Inhalte abgleichen, Aufgaben der<br />
Serialisierung, Kontrolle auf Vorhandensein,<br />
Lesbarkeit und Qualität des MHD<br />
(Mindesthaltbarkeitsdatum) oder auch<br />
die Anwesenheitskontrolle von Bauteilen.<br />
In fast allen Bereichen der Medizin<strong>technik</strong>,<br />
wie beispielsweise bei Instrumenten<br />
für die Chirurgie, ist die vollständige<br />
Rückverfolgbarkeit per Code unabdingbar.<br />
In der Herstellung wie auch nach<br />
Revisionen müssen besonders hohe Anforderungen<br />
an das Verifizieren der<br />
Codes dieser chirurgischen Instrumenten<br />
erfüllt werden. Per Laser lassen sich auf<br />
den polierten und glänzenden Oberflächen<br />
sowohl lineare, 2D-Matrix als auch<br />
OCR-Codes dauerhaft und fälschungssicher<br />
einarbeiten.<br />
Große Datenmengen<br />
in kurzer Zeit verarbeiten<br />
Code-Verifizierungsprozesse – die Klassifizierung<br />
aller Qualitätsparameter – unterscheiden<br />
sich vom einfachen Lesen der<br />
Codes. Viele mechanische und optische<br />
Parameter wie glänzende Oberflächen<br />
oder Beleuchtung gilt es exakt zu bewältigten.<br />
Es müssen sehr viele Merkmale<br />
wie Größe, Auflösung, Defekte, Reflexion<br />
und Kontrast detektiert werden. Das erfordert<br />
die analytische Bewältigung großer<br />
Datenmengen in möglichst kurzer<br />
Zeit für hohe Taktraten. Hinzu kommen<br />
Anforderungen der Einhaltung von internationalen<br />
ID-Normen und -Standards,<br />
Dokumentation, Benutzerverwaltung<br />
44 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Bild: Cretec<br />
Blitzschnell mit nur<br />
einem Knopfdruck<br />
erfolgt die normgerechte<br />
Code-Verifikation<br />
durch die<br />
LED-Farbanzeige<br />
und Einbindung in die interne und externe<br />
Unternehmenskommunikation.<br />
Eine für den Anwender wichtige Besonderheit<br />
beim Verifizieren des Codes ist<br />
die modulare, einfache und sehr schnell<br />
austauschbare, jeweils kalibrierte variable<br />
Multi-Colorbeleuchtung. Entsprechend<br />
der Anforderung stehen vier RGB-<br />
LED-Beleuchtungsmodule zur Verfügung:<br />
On-Axis – Koax, Of Axis (Diffus) – Dome,<br />
vier Segment 30° (Dunkelfeld) und vier<br />
Segment 45° (Low Angle). Dies schafft<br />
die Voraussetzungen, um die vielen Parameter<br />
– Beurteilung der Lesbarkeit entsprechend<br />
den genormten Qualitätsrichtlinien<br />
– an den Anwendungsfall anzupassen.<br />
Das betrifft Helligkeit, Kontrast, Defekte,<br />
Verschmutzungen, Verzerrungen<br />
und viele weitere Parameter.<br />
Der Vision-Kernel Vision Tube beruht<br />
auf der sehr fein detektierenden Software<br />
Halcon Steady 18.11. Version. So wird die<br />
Codequalität mit hoher Zuverlässigkeit<br />
analysiert, in die entsprechenden Qualitätsstufen<br />
eingeordnet, als Ergebnis abgespeichert<br />
und in die interne und externe<br />
Unternehmenskommunikation integriert.<br />
Die unmittelbare Anzeige erfolgt aus<br />
allen Richtungen gut einsehbar mittels<br />
Leuchtring an der Oberseite. Entsprechend<br />
dem internationalen Bewertungssystem<br />
unterscheidet die LED-Anzeige<br />
Qualitätsstufen in den Farben Grün<br />
(A+B), Gelb (C) und Rot (D+F). In der<br />
Qualitätsstufe A sind die Codes durchgängig<br />
selbst unter erschwerten Bedingungen<br />
lesbar. Die Stufe B kann geringfügige<br />
Mängel aufweisen, gewährleistet aber<br />
dennoch die volle Dechiffrierbarkeit des<br />
Codes.<br />
■<br />
Kamillo Weiss<br />
Fachjournalist in Leinfelden-Echterdingen<br />
www.cretec.gmbh<br />
Normgerechte Verifikation<br />
Der Vision Tube bietet die normgerechte<br />
Verifikation nach ISO 15415, 15416 und<br />
29158 (AIM/DPM). Modular aufgebaut<br />
im stabilen Aluminiumgehäuse mit Abmessungen<br />
von 200 mm Durchmesser<br />
und 200 mm Höhe, wird das System in<br />
der Schutzklasse IP54/IP65 angeboten.<br />
Der Verifier ist ab Werk in allen Fokusebenen<br />
kalibriert und funktioniert für den<br />
Kunden nach dem Prinzip Plug & Work<br />
innerhalb weniger Sekunden. Ein Monitor<br />
kann direkt über die HDMI-Buchse<br />
und USB angeschlossen werden. Der Vision<br />
Tube ist laut Anbieter das einzige Verifikationssystem<br />
mit Autofokus – das Patent<br />
ist angemeldet. Die 10-MP-Kamera<br />
gewährleistet mit einem Aufnahmefeld<br />
von 100 mm Durchmesser die hohe Auflösung<br />
für sichere Detektion selbst sehr<br />
kleiner 1D- und 2D-Codeabmessungen.<br />
Das schnelle Autofokusobjektiv flexibilisiert<br />
die Handhabung der Prüfobjekte.<br />
Das Objekt wird zur Glasplatte (Kamerasichtfeld)<br />
grob positioniert und das Ergebnis<br />
normgerechter Codequalität sofort<br />
angezeigt und gespeichert. Ein Drucker<br />
für das Prüfprotokoll kann direkt<br />
über USB/RS232 angeschlossen werden.<br />
Die Verifikation erfolgt in der Datenvalidierung<br />
konform zu allen gängigen internationalen<br />
Normen von 1D-(nach<br />
ISO15416) und 2D-(nach ISO15415,<br />
ISO29158, AIM/DPM)-Codes.<br />
Bild: Cretec<br />
04/2019 medizin&<strong>technik</strong> 45
■ [ TECHNIK ]<br />
Manchmal kommt der Keim<br />
mit dem neuen Etikett<br />
Strahlensterilisation | Werden Medizinprodukte mit Strahlen sterilisiert, können sich<br />
schon geringe Veränderungen am Produkt oder im Prozess negativ auf die Validierung<br />
auswirken. Regelmäßige Tests und Dose-Audits helfen, Probleme zu vermeiden.<br />
Die mikrobiologischen Untersuchungen nach der Strahlensterilisation sind aufwendig<br />
– doch nur sie zeigen, ob alle Bedingungen zum Abtöten der Keime erfüllt<br />
werden<br />
Für das Sterilisieren von Medizinprodukten<br />
stehen verschiedene Verfahren<br />
zur Verfügung. In Deutschland ist ein<br />
Trend zur Strahlensterilisation zu beobachten,<br />
wobei besonders häufig die<br />
Gamma sterilisation genutzt wird. Doch<br />
auch die Elektronenstrahlensterilisation,<br />
kurz E-Beam genannt, zeigt eine gewisse<br />
Zunahme. Darüber hinaus werden neue<br />
Technologien, wie die X-Ray-Sterilisation<br />
mit Röntgenstrahlen, interessant.<br />
Jedes dieser Verfahren muss jedoch einer<br />
Validierung unterzogen werden, wofür<br />
verschiedene Verfahren zur Verfügung<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Strahlensterilisation<br />
Gute Ergebnisse erreichbar<br />
Ursachen für Probleme<br />
bei der Validierung<br />
Vorsicht bei Änderungen am Prozess<br />
Bild: BBF Sterilisationsservice<br />
stehen. Dass es zu Beanstandungen<br />
kommt, ist eher selten – bei der BBF Sterilisationsservice<br />
GmbH in Kernen zum Beispiel<br />
werden jährlich über 9000 Prüfungen<br />
der Sterilität nach Verifikationsdosisbestrahlung<br />
durchgeführt. Dabei liegt die<br />
Rate der positiven Tests bei 0,10 bis<br />
0,35 %. Das ist sehr wenig: Laut DIN EN<br />
ISO 11137-2 ist, je nach gewähltem Verfahren,<br />
ein unsteriler Ansatz aus zehn<br />
oder hundert Ansätzen erlaubt.<br />
Doch sind die Fälle, in denen die Validierung<br />
nicht gelingt, für den Hersteller<br />
besonders relevant, und es lohnt sich daher,<br />
einen Blick auf die Ursachen zu werfen,<br />
die zu unzureichenden Ergebnissen<br />
führen können. So zeigte sich bei einem<br />
Auftraggeber, der eine Revalidierung seiner<br />
Sterilisationsvalidierung nach<br />
VD max<br />
25<br />
wünschte, dass nach einer Verifikationsdosisüberprüfung<br />
eine Vielzahl<br />
der Steriltests bewachsen war. In den unsterilen<br />
Ansätzen war Bacillus circulans,<br />
ein sporenbildendes Bakterium, nachweisbar.<br />
Diese positiven Ansätze waren nicht<br />
durch eine hohe Keimbelastung der Produkte<br />
zu erklären. Deren Keimzahl lag bei<br />
etwa einer Koloniebildenden Einheit<br />
(KBE) je Produkt. Nach näherer Untersuchung<br />
zeigte sich, dass eine parallele Revalidierung<br />
mit ähnlichen Produkten<br />
nicht gescheitert war. Der einzige Unterschied<br />
zum problematischen Fall war ein<br />
Etikett auf dem Innenbeutel des Doppelbeutelsystems.<br />
Es stellte sich heraus, dass<br />
der Auftraggeber für die gescheiterte Revalidierung<br />
ein anderes Etikett verwendet<br />
hatte als für seine übliche Produktion. Es<br />
sollte das Handling vereinfachen, aber im<br />
Kleber dieser Etiketten waren sporenbildende<br />
Bakterien fixiert. Diese waren vorab<br />
nicht aufgefallen, da sie beim Verfahren<br />
für die übliche Keimzahlbestimmung<br />
nicht extrahierbar und somit nicht detektierbar<br />
waren. Hier brachte also ein verändertes<br />
Etikett die Revalidierung zum<br />
Scheitern.<br />
Suche nach Ursachen ähnelt<br />
zuweilen einer Detektivarbeit<br />
Dass solche Probleme zwar selten, aber<br />
kein Einzelfall sind, fiel auch im Rahmen<br />
einer anderen Revalidierung auf, bei der<br />
eine nicht-akzeptable Anzahl unsteriler<br />
Ansätze bei der Verifikationsdosisüberprüfung<br />
auftrat. In den bewachsenen Ansätzen<br />
wurden Methylobakterien nachgewiesen,<br />
die in der Basisvalidierung bisher<br />
nicht aufgetreten waren. Die Basisvalidierung<br />
musste aufgrund der unerklärlichen<br />
und wiederholt nachgewiesenen Änderung<br />
des Keimspektrums wiederholt werden.<br />
Letztlich konnten die Keime nur<br />
durch das komplette Erneuern der Wasseranlage<br />
im Gebäude sowie des Herstellraums<br />
eliminiert werden.<br />
Ein einmaliger Fall, der ebenfalls für<br />
Kopfzerbrechen sorgte, war eine Basis -<br />
validierung, bei der nach Bestrahlung mit<br />
der Verifikationsdosis mehr als die Hälfte<br />
aller Steriltestansätze positiv war. Hier<br />
46 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
zeigten sich in den bewachsenen Ansätzen<br />
eine relativ hohe Anzahl an Deinococcen.<br />
Diese Art neigt zu einer 50-fach höheren<br />
Strahlenresistenz als Escherichia<br />
coli. Die Keime stammten aus Rohstoffen<br />
und waren daraus auf Grund der Natur<br />
der Rohstoffe auch nicht eliminierbar,<br />
weshalb schließlich die Sterilisationsdosis<br />
erhöht wurde.<br />
Bei Sterilisationsverfahren wie der Behandlung<br />
mit Ethylenoxid oder der<br />
Dampfsterilisation werden etablierte biologische<br />
Indikatoren mit höchstmöglicher<br />
Resistenz verwendet. Bei der Strahlensterilisation<br />
allerdings wirken sich Änderungen<br />
am Produkt, am Herstellprozess, am<br />
Herstellort und so weiter auf die Sterilisationsvalidierung<br />
aus: Denn bei der Validierung<br />
der Strahlensterilisation wird der<br />
tatsächliche Bioburden berücksichtigt.<br />
Mit der Verifikationsdosis überprüft man<br />
daher, ob der auf dem Produkt befindliche<br />
Bioburden der aus der DIN EN ISO<br />
11137-2 angenommen Verteilung oder<br />
auch Modellpopulation folgt.<br />
Änderungen am Produkt oder den Produktionsprozessen<br />
sollten daher sehr kritisch<br />
bezüglich ihrer Auswirkungen auf<br />
die Sterilisationsvalidierung bewertet<br />
werden. Regelmäßige Dose-Audits helfen,<br />
eventuelle Einflüsse zu bewerten. ■<br />
PD Dr. Andrea Nolte-Karayel<br />
BBF Sterilisationsservice, Kernen<br />
www.sterixpert.de<br />
Validierung nach Bestrahlung<br />
Vorteile<br />
Nachteile<br />
Verfahren I<br />
• Geringere Sterilisationsdosis<br />
für strahlungsempfindliche<br />
Materialien prinzipiell möglich<br />
• Geeignet für Produkte mit<br />
Keimzahl mehr als 1000 KBE<br />
• Höhere Kosten, da Verifikationsdosisüberprüfung<br />
an 100 Produkten stattfindet<br />
• Festgesetzte Mindestdosis oft<br />
in Praxis nicht umsetzbar<br />
Die Validierung der Strahlensterilisation<br />
ist in der DIN EN ISO 11137 erläutert und<br />
gliedert sich in drei wichtige Teilaspekte.<br />
■ Anwendungstechnische Validierung:<br />
Bei der anwendungstechnischen Validierung<br />
muss der Hersteller überprüfen,<br />
ob das sterilisierte Produkt sein Eigenschaftsprofil<br />
über das Haltbarkeitsdatum<br />
hinaus erfüllt. Diese Anforderungen<br />
bezieht sich sowohl auf<br />
das Material des Produkts als auch auf<br />
das Material des Packmittels.<br />
■ Bestimmung der Dosisverteilung:<br />
Für jedes Produkt wird ein Dosisminimum<br />
sowie ein Dosismaximum festgelegt.<br />
Die Dosisverteilung wird bestimmt,<br />
um sicher zu gehen, dass diese<br />
bei vorgegebener Verpackung weder<br />
über- noch unterschritten werden.<br />
■ Mikrobiologische Sterilisationsvalidierung:<br />
Für die meist aufwendigen mikrobiologischen<br />
Untersuchungen werden<br />
in der DIN EN ISO 11137-2 mehrere<br />
Verfahren vorgeschlagen. Bei 90 %<br />
der Basisvalidierungen wird die Dosisbestätigung<br />
(VD max 25 ) eingesetzt. Die<br />
Dosisfestsetzung (Verfahren I) ist bei<br />
den Revalidierungen mit 85 % sehr<br />
verbreitet.<br />
VD max<br />
25<br />
• Weniger Produkte für die<br />
Verifikationsdosis benötigt,<br />
somit geringere Kosten<br />
• Optimal für Standard-Bestrahlungsprozesse<br />
• Produkte mit Keimbelastung von mehr<br />
als 1000 KBE können nicht mit diesem<br />
Verfahren validiert werden<br />
Die gängigen Verfahren zur mikrobiologischen Sterilisationsvalidierung bieten<br />
verschiedene Vor- und Nachteile<br />
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04/2019 medizin&tec hn i k 47<br />
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■ [ TECHNIK ]<br />
Schnee reinigt den Stent<br />
trocken und prozesssicher<br />
Oberflächenreinigung | Komplexe Geometrien und hohe Reinheitsanforderungen<br />
machen die Endreinigung von Stents zu einer besonders anspruchsvollen Aufgabe in<br />
der Medizin<strong>technik</strong>. Ein Hechinger Hersteller löst sie bei einem neuen Produkt mit<br />
der Quattroclean-Schneestrahltechnologie.<br />
Während der Reinigung rotiert<br />
der Stent und wird in der<br />
Prozesskammer auf- und ab<br />
bewegt . Beide Düsen sind<br />
jeweils mit einer Strahlüberwachung<br />
ausgestattet, die die<br />
Konsistenz des Schnee-Druckluftstrahls<br />
überwachen<br />
Bild: ACP/Bentley<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Oberflächenreinigung im Reinraum<br />
Stentfertigung<br />
Schneestrahltechnologie<br />
Auch für empfindliche, filigrane und fein<br />
strukturierte Oberflächen geeignet<br />
Die Leidenschaft, innovative Produkte<br />
für die minimal-invasive Behandlung<br />
von Gefäßerkrankungen zu entwickeln,<br />
zu fertigen und zu vertreiben, hat<br />
die Bentley Innomed GmbH seit der Gründung<br />
2009 zu einem führenden Hersteller<br />
in diesem Bereich gemacht. Das Produktportfolio<br />
des familiengeführten Unternehmens<br />
umfasst fünf Stent- und Stent-<br />
Graft-Systeme in verschiedenen Matrixgrößen.<br />
Eingesetzt werden die Implantate<br />
für die intraluminale Behandlung von<br />
akuten koronaren Gefäßperforationen<br />
und Rupturen bis hin zur medizinischen<br />
Versorgung von Aneurysmen oder Perforationen<br />
in Becken- und Nierenarterien.<br />
Entwicklung und Herstellung der Produkte<br />
erfolgen ausschließlich am Firmensitz<br />
im süddeutschen Hechingen.<br />
Eine der jüngsten Entwicklungen der<br />
engagierten Medizin<strong>technik</strong>er ist ein neues<br />
Stentsystem aus superelastischem Nitinol.<br />
Während der Herstellung werden die<br />
Nitinolrohre zunächst mit Schneidlasern<br />
strukturiert, dann wärmebehandelt und<br />
elektropoliert. Nach diesen Prozessen erfolgt<br />
die Endreinigung, nach der die Implantate<br />
entsprechend der Risikoanalyse<br />
von Bentley innen und außen frei von Partikeln<br />
und chemischen Verunreinigungen<br />
sein müssen. „Aufgrund der Produktgröße<br />
können wir unsere vorhandene Reini-<br />
gungsmethode für die neuen Stents nicht<br />
einsetzen. Wir haben deshalb nach einem<br />
zuverlässigen Reinigungsverfahren gesucht,<br />
mit dem die erforderliche Reinheit<br />
reproduzierbar hergestellt und der Personalaufwand<br />
gering gehalten wird“, beschreibt<br />
Hansjörg Haller, R & D Projektleiter<br />
bei Bentley, die Anforderungen. Eine<br />
Herausforderung für die Reinigung stellen<br />
die filigranen Strukturen und engen<br />
Radien der Implantate dar.<br />
Schnee für die trockene und<br />
rückstandsfreie Endreinigung<br />
Eine Lösung fanden die Hechinger in der<br />
Quattroclean-Schneestrahltechnologie<br />
der ACP Systems AG. „Wir haben uns<br />
durch Reinigungsversuche im Technikum<br />
des Herstellers davon überzeugt, dass wir<br />
mit dieser Reinigungslösung die geforderten<br />
Ergebnisse stabil erzielen“, berichtet<br />
Haller. Das umweltgerechte Verfahren<br />
48 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Bild: ACP/Bentley<br />
Bild: ACP<br />
Der Roboter positioniert die gereinigten Stents in einem Tray auf<br />
der Reinraumseite des Reinigungsmoduls. Es wird für die abschließende<br />
Katheterintegration und Sterilisation manuell entnommen<br />
Die patentierte Technologie mit Zweistoff-Ringdüse für den<br />
CO 2<br />
- und den Druckluft-Mantelstrahl sorgt für eine konstante<br />
Reinigungsleistung – auch im automatisierten Betrieb<br />
nutzt flüssiges, unbegrenzt haltbares und<br />
nicht-korrosives und nicht-brennbares<br />
Kohlendioxid als Reinigungsmedium. Es<br />
entsteht als Nebenprodukt bei chemischen<br />
Prozessen und der Energiegewinnung<br />
aus Biomasse.<br />
Wesentliche Komponente des Reinigungssystems<br />
ist eine verschleißfreie<br />
Zweistoff-Ringdüse. Durch diese werden<br />
die entsprechend für die hohen Anforderungen<br />
an die Produktsauberkeit aufbereiteten<br />
Medien geleitet. Das Kohlendioxid<br />
entspannt beim Austritt aus der Düse<br />
zu feinem CO 2<br />
-Schnee, der von einem separaten,<br />
ringförmigen Druckluft-Mantelstrahl<br />
gebündelt und auf Überschallgeschwindigkeit<br />
beschleunigt wird. Trifft<br />
der -78,5 °C kalte und gut fokussierbare<br />
Schnee-Druckluftstrahl auf die Ober -<br />
fläche, kommt es zu einer Kombination<br />
aus thermischem, mechanischem, Sublimations-<br />
und Lösemitteleffekt. Das Zusammenspiel<br />
dieser vier Wirkmechanismen<br />
entfernt teilchenförmige und filmische<br />
Verunreinigungen, wie Partikel, Mikrograte,<br />
Staub, Fette und Fingerabdrücke<br />
prozesssicher und reproduzierbar. Die<br />
Reinigung erfolgt materialschonend, so<br />
dass auch filigrane und fein strukturierte<br />
Oberflächen behandelt werden können.<br />
Für die vollautomatisierte Reinigung<br />
der Stents konzipierte das Unternehmen<br />
aus Zimmern ob Rottweil ein auf Standardmodulen<br />
basierendes, reinraumgerechtes<br />
Reinigungssystem. „Die Anpassung<br />
sämtlicher Prozessparameter wie<br />
Anzahl und Auslegung der Düsen, Volumenströme<br />
für Druckluft und Kohlendioxid,<br />
Strahlbereich und -zeit sowie der<br />
Bewegungsablauf während der Reinigung<br />
erfolgte durch ACP auf Basis des gemeinsam<br />
mit uns erstellten Pflichtenhefts“, ergänzt<br />
der Projektleiter. Das Reinigungsmodul<br />
dient gleichzeitig als Schleuse zwischen<br />
Sauber- und Reinraum.<br />
CO 2<br />
-Schnee trocknet die<br />
Implantat-Oberfläche sofort<br />
Die Zuführung der Stents in das Reinigungsmodul<br />
erfolgt von der Sauberraumseite<br />
mit Trays. Diese sind mit jeweils 30<br />
produktspezifischen Werkstückträgern<br />
bestückt. Ein für den Einsatz im Reinraum<br />
ausgelegter Roboter entnimmt jeweils einen<br />
Stent an einer speziellen Haltevorrichtung<br />
des Werkstückträgers und führt<br />
diesen in die trichterförmige Prozesskammer.<br />
Dort strahlen zwei diametral positionierte<br />
und nach unten ausgerichtete Düsen<br />
auf das rotierende Implantat, während<br />
es vom Handlingsystem nach unten<br />
und wieder zurück bewegt wird.<br />
Durch die Absaugung werden die abgelösten<br />
und durch die aerodynamische<br />
Kraft der Druckluft von der Bauteiloberfläche<br />
abgeführten Verunreinigungen<br />
kontinuierlich aus der Prozesskammer<br />
entfernt. Da das kristalline Kohlendioxid<br />
während der Reinigung vollständig in den<br />
gasförmigen Zustand übergeht, sind die<br />
Implantate sofort trocken. „Die rückstandfreie<br />
Reinigung ist ebenfalls ein Vorteil.<br />
Dadurch besteht nicht die Gefahr,<br />
dass sich danach noch irgendeine Schicht<br />
auf den Oberflächen befindet“, merkt der<br />
Projektleiter an. Nach dem Reinigungsprozess<br />
platziert der Roboter das Implantat<br />
auf einem auf der Reinraumseite bereitgestellten<br />
Tray. Sobald dieses komplett<br />
befüllt ist, wird es manuell in den<br />
Reinraum transportiert, wo der Stent in<br />
den Katheter integriert und die Sterilverpackung<br />
durchgeführt werden.<br />
Für eine gleichbleibend hohe Prozessqualität<br />
wird die Strahlkonsistenz jeder<br />
Düse – einer der wesentlichen Parameter<br />
für ein gleichbleibend gutes Reinigungsergebnis<br />
– kontinuierlich mit einem Sensorsystem<br />
überwacht. Darüber hinaus erfolgt<br />
eine Überwachung der Düsen hinsichtlich<br />
CO - und Druckluftzufuhr sowie<br />
2<br />
Strahldauer. Die ermittelten Werte werden<br />
automatisch gespeichert und können<br />
an ein übergeordnetes System zur Erfassung<br />
aller Produktionsdaten übergeben<br />
werden. Diese Daten-Transparenz leistet<br />
einen wichtigen Beitrag zur Validierung,<br />
Dokumentation und Rückverfolgbarkeit<br />
der Reinigung. „Wir haben hier gemeinsam<br />
mit ACP eine Reinigungslösung erarbeitet,<br />
die unsere Anforderungen reproduzierbar<br />
erfüllt und einfach zu bedienen<br />
ist“, fasst Hansjörg Haller zusammen. ■<br />
Doris Schulz<br />
Journalistin in Korntal<br />
www.acp-systems.com<br />
www.bentley.global<br />
04/2019 medizin&tec hn i k 49
■ [ TECHNIK ]<br />
Was Plasma durch eine neue Technik<br />
im Katastrophenschutz leisten könnte<br />
Dekontamination mit DBD-Plasma | Im Verbundprojekt Moplasdekon haben die<br />
Partner einen mobilen Plasma-Desinfektor entwickelt, mit dem sich zum Beispiel<br />
Krankentransportwagen desinfizieren lassen. Die Technik weicht von industriell<br />
genutzten Verfahren ebenso ab wie von Ansätzen zur Plasmasterilisation.<br />
Das mobile Plasma-Dekontaminationssystem kann im Katastropheneinsatz die Innenräume<br />
ganzer Krankentransportwagen desinfizieren. Chemikalien sind dafür nicht erforderlich<br />
Atmosphärische Plasmasysteme für<br />
die Industrie sind in der Regel fest in<br />
ihre Fertigungslinien integriert. Niederdruck-Plasmaanlagen,<br />
wie sie bereits für<br />
die Sterilisation von Produkten entwickelt<br />
wurden, sind aufgrund der erforderlichen<br />
Vakuumkammer in der Regel groß und<br />
schwer. Beide arbeiten unter Rahmenbedingungen,<br />
die einer industriellen Umgebung<br />
angepasst sind. Der Gedanke, Plasma<br />
zur Oberflächenbehandlung für mobile<br />
Anwendungen zur Verfügung zu stellen,<br />
liegt da nicht am nächsten. Genau das<br />
ist aber den Partnern im Verbundprojekt<br />
IHR STICHWORT<br />
■ Plasma zur mobilen Dekontamination<br />
■ Dielectric Barrier Discharge zur<br />
Erzeugung des Plasmas<br />
■ Wirksamkeit nachgewiesen<br />
■ Für verschiedene Oberflächen geeignet<br />
Bild: Plasmatreat<br />
Moplasdekon gelungen: Mit der von ihnen<br />
entwickelten Technik lassen sich verseuchte<br />
Oberflächen mittels Plasma dekontaminieren,<br />
ohne dass gesundheitsgefährdende<br />
und umweltbelastende Chemikalien<br />
eingesetzt werden müssen.<br />
Dieser Ansatz ist für den Katastrophenschutz<br />
interessant, und so wurde das Projekt<br />
im Rahmen des vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung (BMBF)<br />
initiierten Programms „Forschung für die<br />
zivile Sicherheit“ drei Jahre lang gefördert<br />
– bis Mitte dieses Jahres. In dieser<br />
Zeit haben die Partner nicht nur das neuartige,<br />
mobile Plasmasystem entwickelt,<br />
sondern auch dessen Wirksamkeit sowie<br />
die praktischen Einsatzmöglichkeiten auf<br />
diversen Oberflächen getestet. So lassen<br />
sich Schutzanzüge, die von Einsatzkräften<br />
getragen wurden und mit gefährlichen<br />
Keimen verunreinigt sein können,<br />
ebenso schnell und effektiv dekontaminieren<br />
wie die Innenräume von Krankentransportwagen.<br />
Als Partner im Verbund haben die Plasmatreat<br />
GmbH, Steinhagen, das Fraunhofer-Institut<br />
für Verfahrens<strong>technik</strong> und Verpackung<br />
(IVV), Freising und die M-U-T<br />
GmbH zusammengearbeitet, ein Hersteller<br />
von Messgeräten für Medizin- und Umwelt<strong>technik</strong><br />
aus Wedel. Die technische<br />
Entwicklung und das Design der Plasmaanlage<br />
selbst waren Aufgabe von Plasmatreat,<br />
einem Unternehmen, das auf atmosphärische<br />
Plasmaoberflächentechnologie<br />
spezialisiert ist. Die Plasmatreat-<br />
Fachleute haben den Stromgenerator gebaut,<br />
der erforderlich ist, um das Plasma<br />
zu erzeugen, und auch die Plasmadüse sowie<br />
weitere Teile für den Demonstrator.<br />
Konzentration des Plasmagases<br />
wird im Wagen gemessen<br />
Der Demonstrator steht derzeit in Freising,<br />
wo die Anlage am Fraunhofer IVV<br />
mikrobiologisch evaluiert wurde. Ob das<br />
Plasma die Oberflächen unterschiedlicher<br />
Materialien wirksam dekontaminiert<br />
und desinfiziert, haben die Forscher mit<br />
Bakterien, Pilzen und Viren getestet.<br />
M-U-T entwickelte wiederum spezielle<br />
Gas-Analysatoren, die ihre Daten direkt<br />
an den mobilen Stromgenerator des Plasmasystems<br />
senden. Einer von ihnen misst<br />
das Plasma am Düsenausgang bei Beginn<br />
der Dekontaminationsphase. Der andere<br />
befindet sich im Inneren des zu dekontaminierenden<br />
Raumes – also beispielsweise<br />
des Krankenwagens – und meldet dem<br />
Generator, wann das Plasmagas dort eine<br />
ausreichende Konzentration erreicht hat.<br />
Der Moplasdekon-Demonstrator arbeitet<br />
mit einem unter Normaldruck erzeugtes<br />
Plasmagas. Dieses wird jedoch nicht –<br />
wie in der Industrie zur Reinigung und<br />
Aktivierung von Materialoberflächen angewandtes<br />
Openair-Plasma – mit Hilfe einer<br />
lichtbogenartigen Entladung generiert.<br />
Die neu entwickelte Sterilisations-<br />
50 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
düse mit der Bezeichnung CD-40 bedient<br />
sich zur Erzeugung des Plasmas vielmehr<br />
der dielektrischen Barriereentladung,<br />
kurz auch als DBD für Dielectric Barrier<br />
Discharge bezeichnet. „Mit dieser Technologie<br />
wird im Gegensatz zum üblichen Atmosphärendruckplasma<br />
ein reaktives<br />
Plasmagas mit langer Lebensdauer erzeugt,<br />
das sich zur Desinfektion und sogar<br />
Sterilisation von größeren Volumina von<br />
bis zu fünf Kubikmeter eignet“, erläutert<br />
Dr. Alexander Knospe, Leiter Innovationsmanagement<br />
bei Plasmatreat und Verbundkoordinator<br />
für das Projekt. „Das<br />
entspricht in etwa dem Raum inhalt eines<br />
Krankentransportwagens, der mit dem<br />
DBD-Verfahren chemiefrei in etwa ein bis<br />
zwei Stunden entkeimt werden kann.“<br />
Um einen kontinuierlichen und reproduzierbaren<br />
Betrieb sicherzustellen, wird<br />
der Plasmaprozess spektroskopisch überwacht.<br />
Gefragt nach den in den Tests bislang<br />
behandelten Materialien sagt Prof.<br />
Dr. Thomas Schmitt-John, Leiter der Abteilung<br />
Plasma-Life-Science des Anlagenbauers:<br />
„Wir haben Versuche auf Glas-,<br />
Kunststoff- und Metalloberflächen durchgeführt<br />
und bisher keinen Unterschied bei<br />
der Entkeimungsleistung festgestellt.“ Da<br />
das DBD-Plasmagas relativ kalt und der<br />
Abstand der Düse zum Substrat ohnehin<br />
groß sei, könnten auch thermisch empfindliche<br />
Kunststoffe entkeimt werden.<br />
Mit der CD-40-Düse konnte eine Keimreduktion<br />
von sechs Log-Stufen erreicht<br />
werden. Das entspricht einer Reduktion<br />
von Bakterien um den Faktor eine Million,<br />
was den Anforderungen für eine Sterilisation<br />
genügt. Die bakterizide und fungizide<br />
wie auch antivirale und sporizide Wirkung<br />
der Technologie ist damit in den<br />
Entkeimungstests nachgewiesen.<br />
Gebraucht wird nur elektrische<br />
Energie und Luft als Prozessgas<br />
Interessant ist das neue System unter anderem,<br />
weil es im Gegensatz zu bisher üblichen<br />
Dekontamina tionsverfahren, die<br />
auf chemische Wirkstoffe wie Peroxy -<br />
essigsäure (PES) oder Wasserstoffperoxid<br />
setzen, nur elektrische Energie und Luft<br />
als Prozessgas benötigt. Die genannten<br />
Chemikalien sind nicht nur gefährlich für<br />
die Gesundheit der Einsatzkräfte, sondern<br />
auch umweltbelastend. Daher müssen<br />
sie mit oft großem Aufwand in die<br />
verseuchten Gebiete gebracht, dort vorgehalten<br />
und schließlich entsorgt werden.<br />
Falls an der Einsatzstelle keine Stromversorgung<br />
über eine Netzspannung gegeben<br />
ist, verfügen Rettungsorganisationen<br />
über Notstromaggregate, an denen<br />
die Plasmaeinheit dann betrieben werden<br />
kann. Sollte auch das nicht funktionieren,<br />
könnte das System auf einen eingebauten<br />
Lithium-Ionen-Akku zurückgreifen. Dieser<br />
kann im Notfall sogar über die Autobatterie<br />
eines Einsatzfahrzeugs aufgeladen<br />
werden.<br />
Dass der Plasma-Desinfektor so kompakt<br />
und relativ leicht sein sollte, dass ein<br />
Mensch ihn tragen kann, war erklärtes<br />
Unterstützung von<br />
erfahrenen Helfern<br />
Für Fragen zum Alltag des Katastrophenschutzes<br />
hatten die Beteiligten<br />
im Verbundprojekt vier assoziierte<br />
Partner: die Spezialeinheit Analytische<br />
Task Force Biologie (ATF B) der<br />
Feuerwehr Essen, die Rettungsund<br />
Katastrophenexperten des<br />
Bayerischen Roten Kreuzes (BRK)<br />
und den hessischen Händler von<br />
Sonderzelten Thorsten Schöppner,<br />
Inhag Zelte und Zubehör. Vierter<br />
praktischer Ratgeber war die<br />
zentrale Bundeseinrichtung für<br />
Krankheitsüberwachung und<br />
-prävention, das Robert Koch-Institut<br />
(RKI), Berlin, welches selbst eine<br />
Einsatzgruppe für biologische Gefahrenlagen<br />
unterhält.<br />
technisches Ziel des Forschungsprojekts.<br />
Ein solches Gerät gibt es bislang nicht.<br />
Das zukünftige Moplasdekon-Produkt<br />
wird mit 25 kg Gewicht schnell einsetzbar<br />
und noch bedienerfreundlicher als der<br />
Demonstrator gestaltet werden. ■<br />
Inès A. Melamies<br />
Fachjournalistin in Bad Honnef<br />
bepro *<br />
TECHNOLOGY<br />
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04/2019 medizin&tec hn i k 51<br />
EMO HANNOVER | 16.-21. SEPTEMBER | HALLE 12 STAND C58
■ [ TECHNIK ]<br />
Perfekte Oberfläche fürs Hüftgelenk<br />
Schleppfinish-Verfahren | Eine perfekte Oberfläche, wie sie Schleppfinish-Anlagen<br />
ermöglichen , verlängert die Verwendungsdauer von Gelenkimplantaten im Körper.<br />
Die DF-Maschine von Otec stellt die richtige Kombination von Verfahrensmittel,<br />
Werkzeughalter und Prozessparameter für eine hohe Oberflächenqualität sicher.<br />
Bild: Otec<br />
Hüftschäfte und Hüftkugeln erhalten in<br />
der Schleppfinish-Anlage hochglanzpolierte<br />
Oberflächen<br />
Damit das künstliche Hüftgelenk gut<br />
eingebaut werden kann und einer<br />
langen Tragedauer von Hüftkopf und<br />
Hüftpfanne nichts mehr im Weg steht,<br />
gibt es wichtige Faktoren bei der Herstellung<br />
der Gelenkimplantate, wie das Design,<br />
die Verankerung und die Beschaffenheit<br />
der Oberflächen. Der künstliche<br />
Hüftkopf besteht zum einen aus der Hüftkugel<br />
und zum anderen aus dem Hüftschaft.<br />
Hüftschäfte können entweder zementiert<br />
oder nicht zementiert im Markraum<br />
eingebaut werden. Ein Hüftschaft,<br />
der nicht zementiert wird, ist teilweise beschichtet<br />
und wird meist nur an bestimmten<br />
Stellen poliert. Durch die Beschichtung<br />
soll ein besseres Verwachsen gewährleistet<br />
werden. Bei einem zementierten<br />
Hüftschaft wird der gesamte Schaft<br />
poliert.<br />
Für die Bearbeitung der Hüftschäfte<br />
und -kugeln kommt bei einem Hersteller<br />
die Schleppfinish-Anlage der Serie DF der<br />
Otec Präzisionsfinish GmbH zum Einsatz.<br />
Damit die Hüftschäfte bei der Fixierung in<br />
der Maschine nicht beschädigt werden,<br />
sind spezielle Haltervorrichtungen notwendig.<br />
In der Schleppfinish-Anlage des<br />
Straubenhardter Herstellers werden die<br />
Hüftschäfte in diese speziellen Halter eingespannt<br />
und in einem Nassbearbeitungsprozess<br />
mit einem Schleifmittel bearbeitet.<br />
Danach werden die Schäfte mit einem<br />
Hartschalengranulat behandelt, um so ei-<br />
ne hochglanzpolierte Oberfläche zu erhalten.<br />
Hüftkugeln können ebenfalls in<br />
der DF-Maschine bearbeitet werden.<br />
Auch hier wird oft im ersten Schritt ein<br />
Schleifmittel im Nassprozess verwendet.<br />
Nach dem Schleifen folgt die Hochglanzpolitur<br />
mit Hartschalengranulat.<br />
Hohe Geschwindigkeit sorgt für<br />
homogene Oberflächen<br />
Zur Bearbeitung werden die Hüftgelenksbestandteile<br />
in speziellen Haltervorrichtungen<br />
der Anlage eingespannt und mit<br />
hoher Geschwindigkeit kreisförmig durch<br />
Schleif- und Poliermittel geschleppt. Die<br />
schnellen Bewegungen sorgen dafür, dass<br />
ein optimales Bearbeitungsergebnis erzielt<br />
wird. Zudem werden Freiflächen<br />
gleichmäßig bearbeitet, so wird eine homogene<br />
bearbeitete Oberfläche gewährleistet.<br />
Die DF-Maschine sorgt für die richtige<br />
Kombination von Verfahrensmittel,<br />
Werkzeughalter und Prozessparameter<br />
für eine Oberfläche in Qualität einer<br />
Handpolitur.<br />
Die Besonderheit bei den Schleppfinish-Anlagen<br />
von Otec ist die Vielfalt der<br />
Maschinenvarianten. Bearbeitet werden<br />
können verschiedene Materialien wie<br />
Edelstahl, Titan, Chromkobalt und Keramik.<br />
Dadurch ist es möglich, individuell<br />
auf Anforderungen einzugehen. (su) ■<br />
www.otec.de<br />
Maschinen von Otec zum Entgraten, Schleifen, Glätten und Polieren dienen zur<br />
rationellen Oberflächenveredlung von Werkzeugen und Produkten. Beim<br />
Schleppfinishverfahren werden die Werkstücke in der Anlage durch ein Schleifoder<br />
Poliermittel geschleppt. Um eine besonders effektive Bearbeitung zu erzielen,<br />
bewegt sich das Werkstück um die eigene Achse und gleichzeitig auf einer<br />
Planetenbahn. Alle wichtigen Einflussparameter wie beispielsweise Eigenrota -<br />
Schleppfinish-Verfahren<br />
IHR STICHWORT<br />
■ Künstliche Hüftgelenke<br />
■ Schleppfinishanlage<br />
■ Oberflächenbearbeitung<br />
von Hüftkopf und Hüftpfanne<br />
■ Prozesssicherheit<br />
tions- und Schleppgeschwindigkeit, Eintauchtiefe, Compoundkonzentration und<br />
natürlich die Bearbeitungszeit können über ein Touch Panel vorgewählt werden.<br />
52 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Special<br />
Fertigung<br />
Bild: fotomek/Fotolia<br />
Was bringt 5G – für Produktion und Klinik<br />
Schnittstelle Umati | Trends auf der Messe EMO | Mikrodrehteile | Werkzeuge | Mehrspindlige Bearbeitungszentren<br />
04/2019 medizin&tec hn i k 53
TITELTHEMA<br />
Wenn Maschinen über 5G<br />
drahtlos kommunizieren<br />
Mobilfunk | 5G ist weit mehr als der Nachfolger von LTE: Medizin<strong>technik</strong>hersteller können<br />
damit eigene Netze aufbauen und damit die Fabrikautomatisierung vorantreiben.<br />
Zudem ermöglicht 5G durch kurze Latenzzeiten und hohe Zuverlässigkeit ein medizinisches<br />
Internet of Things. Der Startschuss für neue medizinische Geräte?<br />
54 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Bild: Fraunhofer IPA<br />
Nicht so viel erwarten<br />
5G kann vieles, aber nicht<br />
alles – und vor allem nicht<br />
gleich und sofort.<br />
Sabine Koll<br />
In der Regel stehen neue Smartphones<br />
im Mittelpunkt des Mobile World Congress<br />
(MWC) in Barcelona. Doch im Februar<br />
sorgte eine medizinische Anwendung<br />
für Aufsehen: die erste Live-OP über<br />
ein 5G-Netz. Konkret handelte es sich um<br />
ein Streaming in Echtzeit zwischen einem<br />
Ärzteteam im Hospital Clinic und Dr. Antonio<br />
de Lacy, Leiter der dortigen Gastrointestinalen<br />
Chirurgie, im Hauptauditorium<br />
des MWC. Während der Vorführung<br />
nahm de Lacy in der Bewegtbildübertragung<br />
Markierungen vor, die sofort<br />
vom OP-Team in der Klinik gesehen wurden.<br />
„Vor 5G mussten wir das Bild einfrieren,<br />
um zu zeichnen, aber der Chirurg arbeitet<br />
weiter und das ist nicht ideal“, erklärte<br />
de Lacy. Fast gleichzeitig fand in<br />
China die erste 5G-Teleoperation statt: Einem<br />
Parkinson-Patienten wurde im<br />
Plagh-Krankenhaus in Peking ein Neurostimulator<br />
im Gehirn implantiert. Der Arzt<br />
stand dafür in einer Klinik auf der Insel<br />
Hainan, 2700 km entfernt von Peking.<br />
Die beiden Beispiele zeigen den großen<br />
Vorteil von 5G für die Telemedizin:<br />
Im Vergleich zu LTE mit Latenzen zwischen<br />
40 und 100 ms werden bei 5G Verzögerungen<br />
von deutlich unter 10 ms erwartet.<br />
Sogar von 1 ms ist die Rede. In der<br />
IHR STICHWORT<br />
■ 5G in Produkten der Medizin<strong>technik</strong><br />
■ 5G für Produktionsstätten<br />
■ Campus-Netzwerke<br />
■ Latenz<br />
■ Internet of Medical Things<br />
Die Projektgruppe für Automatisierung<br />
in der Medizin und Biotechnologie<br />
(PAMB) des Fraunhofer IPA richtet eine<br />
5G-Testumgebung ein<br />
Öffentlichkeit steht 5G vor allem für<br />
Schnelligkeit mit hohen Datenübertragungsraten<br />
von bis zu 20 Gbit/s. Wichtiger<br />
ist aber für die Industrie, dass 5G Vorteile<br />
mitbringt, die für die anspruchsvolle<br />
Kommunikation von Maschine zu Maschine<br />
von Bedeutung sind. So sollen beispielsweise<br />
pro Quadratkilometer bis zu<br />
eine Million Endgeräte senden und empfangen<br />
können. Zudem wird eine Zuverlässigkeit<br />
von mehr als 99,999 % in Aussicht<br />
gestellt.<br />
Allerdings stehen nicht alle Funktionalitäten<br />
auf einen Schlag zur Verfügung.<br />
„In der aktuellen Version des Standards<br />
werden nur die hohen Datenraten für das<br />
klassische Consumergeschäft abgedeckt.<br />
Erst im Release 16, das Ende 2019 zur<br />
Verfügung stehen soll, werden die anderen<br />
Funktionalitäten, die für industrielle<br />
Anwendungen interessant sind, enthalten<br />
sein“, erklärt Dr. Andreas Müller. Er ist<br />
Leiter Communication and Network Technology<br />
bei Bosch Corporate Research und<br />
gleichzeitig Chairman der 5G-Alliance for<br />
Connected Industries and Automation<br />
(5G-ACIA) im ZVEI.<br />
Auch das Klinikum rechts der Isar der<br />
Technischen Universität München hat<br />
sich bereits mit den Möglichkeiten von 5G<br />
auseinandergesetzt. Die Klinik und Poliklinik<br />
für Chirurgie der TU München hat<br />
2017/18 eine zwölfmonatige Pilotstudie<br />
mit 5G-Prototypen durchgeführt. Dabei<br />
wurden drei medizinische Use Cases evaluiert:<br />
Zum einen war dies die schon erwähnte<br />
Tele-Chirurgie. „Die räumliche<br />
Trennung von operierendem Arzt und<br />
ausführendem technischen Equipment<br />
hat grundsätzlich den Charme, dass Fachleute<br />
auch Patienten in abgelegenen Gebieten<br />
medizinische Hilfestellung bis hin<br />
zu Operationen anbieten könnten. Doch<br />
wir haben festgestellt, dass 5G nicht alle<br />
seine Vorteile gleichzeitig ausspielen<br />
04/2019 medizin&tec hn i k 55
TITELTHEMA<br />
Bild: Fraunhofer IPA<br />
Professor Jan Stallkamp, Leiter der Fraunhofer<br />
Projektgruppe für Automatisierung in<br />
der Medizin und Biotechnologie PAMB in<br />
Mannheim: „Im Operationssaal der Zukunft<br />
muss der Chirurg nicht mehr zwingend physisch<br />
sein. Stattdessen kann er von einem<br />
entfernten Ort aus ein Teleoperationssystem<br />
bedienen. Dafür benötigt man Videobilder<br />
in Echtzeit, die uns 5G mit seinen geringen<br />
Latenzzeiten verspricht. Das wollen<br />
wir ausprobieren“<br />
kann“, sagt PD Dr. med. Michael Kranzfelder,<br />
Oberarzt an der Klinik und Poliklinik<br />
für Chirurgie. „Für die Übertragung von<br />
CT-Daten etwa benötigen wir eine große<br />
Bandbreite mit hoher Datenübertragungsrate.<br />
Für die Tele-Operationen hingegen<br />
ist eine geringe Latenz wichtig.<br />
Man muss sich daher entscheiden, was für<br />
die jeweilige Anwendung wichtig ist. Die<br />
eierlegende Wollmilchsau ist 5G nicht.“<br />
Auch müsse man darüber diskutieren, ob<br />
öffentliche 5G-Netze sicher genug sind,<br />
um darüber telemedizinische Anwendungen<br />
laufen zu lassen. „Außerdem muss<br />
man sich darüber im Klaren sein, dass es<br />
in Deutschland kein ubiquitäres 5G-Netz<br />
geben wird. In ländlichen Regionen wird<br />
es daher schwierig mit Anwendungen wie<br />
der Tele-Chirurgie.“<br />
Das könnte auch ein Nachteil sein für<br />
das zweite 5G-Szenario, das am Klinikum<br />
rechts der Isar pilotiert wurde: die Übertragung<br />
von Ultraschalldaten von einem<br />
bewegten Objekt (etwa einem Krankenwagen)<br />
und die anschließende Diagnose<br />
zurück zum Point of Care. „Je mehr und je<br />
frühzeitiger Informationen über einen Patienten<br />
zur Verfügung stehen, desto besser<br />
und schneller kann ihm geholfen werden.<br />
Hier könnte 5G aufgrund der Bandbreite<br />
und Zuverlässigkeit der Datenübertragung<br />
einen Durchbruch bringen.“<br />
Unabhängig von öffentlichen 5G-Netzen<br />
könnte hingegen das dritte Szenario<br />
der Münchner Mediziner funktionieren:<br />
die Prozessoptimierung im Krankenhaus<br />
durch Track & Trace – und zwar von Patienten<br />
und Equipment. „Ziel wäre es, mit<br />
Hilfe von 5G zu wissen, wo sich ein Patient<br />
gerade im Krankenhaus befindet.<br />
Hierdurch könnten wir die Prozesse in der<br />
Klinik verbessern und beispielsweise lange<br />
Wartezeiten reduzieren“, so Kranzfelder.<br />
Prinzipiell sei dies heute bereits mit<br />
WLAN und dem Smartphone des Patienten<br />
möglich. „Sicherheitsanforderungen<br />
und Datenschutzaspekte stellen uns hier<br />
aber vor Herausforderungen.“<br />
Ihm schwebt für die Patienten eine Klinik-App<br />
vor, in der sie nicht nur einen<br />
Echtzeit-Terminplaner für ihre Termine<br />
im Krankenhaus haben, sondern auch ihre<br />
diagnostischen Informationen etwa aus<br />
bildgebenden Verfahren. Auch für das<br />
Verfolgen von Equipment in der Klink wäre<br />
5G laut Kranzfelder von Vorteil – wenn<br />
man nämlich zum Beispiel teure Medizingeräte<br />
in der Klinik jederzeit orten könnte.<br />
„Erst mit 5G ist das Internet of Things<br />
in der Klinik realisierbar.“ Allerdings, so<br />
wendet er ein, ist eine Echtzeitdarstellung<br />
auch mit 5G im Krankenhaus nicht einfach<br />
realisierbar – da Räume zum Teil relativ<br />
klein sind und nicht überall eine<br />
Netzabdeckung vorliegt.<br />
Um die Effizienz der Abläufe in der Klinik<br />
zu steigern, müsse man laut Kranzfelder<br />
aus Sicherheitsgründen über ein eige-<br />
Eine 5G-Anwendung im Testnetz<br />
von Ypsomed, einem<br />
Schweizer Hersteller von Injektions-<br />
und Infusionssystemen<br />
für die Selbstmedikation: Mit<br />
Augmented Reality konnten<br />
Qualitätstests im Werk in Burgdorf<br />
im Kanton Bern während<br />
des Produktionsprozesses<br />
schneller durchgeführt werden.<br />
Die Daten wurden über 5G automatisch<br />
an das SAP-System<br />
übermittelt<br />
Bild: Ypsomed<br />
56 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Grafik: Siemens<br />
In der Öffentlichkeit steht 5G vor allem für hohe Datenübertragungsraten mit bis zu 20<br />
Gbit/s. Wichtiger ist aber für die Industrie, dass 5G Funktionalitäten mitbringt, die für die<br />
anspruchsvolle Kommunikation von Maschine zu Maschine im Industrie-4.0-Szenario von<br />
Bedeutung sind. So sollen in 5G-Netzen beispielsweise pro Quadratkilometer bis zu eine<br />
Million Endgeräte senden und empfangen können. Die Latenzzeiten liegen mit bis zu 1 ms<br />
sehr nahe an den industriellen Anforderungen. Gleiches gilt für die Zuverlässigkeit von<br />
mehr als 99,999 %<br />
nes 5G-Netzwerk diskutieren. Auch das ist<br />
ein Novum gegenüber der aktuellen Mobilfunkgeneration:<br />
5G ermöglicht erstmals<br />
den Aufbau von lokalen Campus-<br />
Netzen. Dafür wird die Regulierungsbehörde<br />
ab der zweiten Jahreshälfte 2019<br />
auf Antrag Frequenzen von 3,7 bis 3,8<br />
GHz an Unternehmen, regionale Netzbetreiber<br />
oder Gemeinden vergeben. Über<br />
diese Möglichkeit wird am Klinikum<br />
rechts der Isar diskutiert. Zunächst aber<br />
wird an der TU München ein vom Land<br />
Bayern gefördertes 5G-Testbed mit dem<br />
Fokus auf E-Health aufgebaut.<br />
Eine 5G-Testplattform wird in den<br />
kommenden Monaten auch am Universitätsklinikum<br />
Mannheim entstehen. Von<br />
der Projektgruppe für Automatisierung in<br />
Online<br />
weiterlesen<br />
Im Onlinemagazin lesen Sie das komplette<br />
Interview zu Ouluhealth mit Olli<br />
Liinamaa, Projektmanager 5G-Test-<br />
Netzwerk bei Nokia Finnland, und einen<br />
Artikel dazu, welche Länder weltweit<br />
am weitesten mit 5G sind. Bis<br />
zum Erscheinen der nächsten Ausgabe<br />
am 27.09.2019 sind diese ergänzenden<br />
Artikel verfügbar unter:<br />
www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/<br />
onlineweiterlesen<br />
der Medizin und Biotechnologie (PAMB)<br />
des Fraunhofer-Instituts IPA wird eine<br />
Testumgebung für die Bewertung der Einsatzmöglichkeiten<br />
von 5G in der Klinik<br />
und für die Entwicklung und Erprobung<br />
von 5G-geeigneten Anwendungen eingerichtet.<br />
Mögliche Einsatzgebiete sehen<br />
die Forscher beispielsweise in digital vernetzten<br />
OP-Räumen mit drahtlosen Instrumenten<br />
wie beispielsweise Endoskopen<br />
und (Kapsel-)Robotern oder auch in<br />
der durchgängigen Überwachung von Vitalparametern<br />
bei Patiententransporten.<br />
Olli Liinamaa, der als Projektmanager bei<br />
Nokia Finnland das 5G-Test-Netzwerk in<br />
Oulu betreut: „Durch 5G erhalten wir im<br />
Gesundheitsbereich eine höhere Flexibilität.<br />
Außerdem eröffnet 5G die Chance für<br />
die Einführung von Intelligenz in bestehende<br />
Geräte“<br />
OP-Vorbereitungen könnten im<br />
Krankenzimmer stattfinden<br />
„Die ersten Überlegungen gingen dahin,<br />
dass wir im OP Geräte wie etwa Endoskope<br />
drahtlos und ohne Kabel nutzen können,<br />
da 5G hohe Datenübertragungsraten<br />
und eine geringe Latenz verspricht. Kabel<br />
sind immer eine Störquelle und verschlingen<br />
sehr viel Zeit bei der Vorbereitung.<br />
Ein kabelloser OP ermöglicht nicht nur eine<br />
allgemeine Verbesserung der Ergonomie,<br />
sondern auch effiziente Prozesse<br />
beim OP-Setup“, sagt Professor Jan Stallkamp,<br />
Leiter des Fraunhofer PAMB. „Im<br />
abgeschlossenen Interventionsraum steht<br />
5G im Wettbewerb unter anderem mit<br />
dem neuen WLAN-Standard Wi-Fi6. Diese<br />
Systeme bieten ähnlich hohe Datenraten<br />
und niedrige Übertragungszeiten, jedoch<br />
fehlt die Mobilität und ein nahtloser<br />
Übergang zwischen lokalen und mobilen<br />
Netzwerken. 5G gewährleistet eine kontinuierliche<br />
Datenerfassung innerhalb und<br />
außerhalb der Klinik bei prozessbedingten<br />
Ortswechseln.“<br />
In Zukunft sieht Stallkamp noch weitere<br />
Einsatzszenarien von 5G: „Im Prinzip<br />
ermöglicht es 5G, medizinische Geräte<br />
ohne Intelligenz zu entwickeln. Die Intelligenz,<br />
also ein Teil der Software, lässt<br />
sich vom Endgerät weg zum Beispiel in eine<br />
zentrale Cloud hinein verlagern; mit<br />
allen Vorteilen eines zentralen Systemund<br />
Datenmanagements. Der Lebenszyklus<br />
von Geräten könnte mit 5G durchgehend<br />
überwacht werden, sodass durch<br />
spezielle Ansätze wie Predictive Maintenance<br />
ihre Verfügbarkeit erhöht und die<br />
Wartungskosten gesenkt werden können.<br />
Das geht nur, wenn eine hochzuverlässige<br />
Funkstrecke flächendeckend zur Verfügung<br />
steht. Allerdings ist das auch ein regulatorischer<br />
Alptraum.“<br />
Er beobachtet ebenso wie Kranzfelder,<br />
dass die Medizin<strong>technik</strong>hersteller sehr an<br />
der Eruierung des Potenzials dieser neuen<br />
Technologie interessiert sind. „Allerdings<br />
halten sie sich noch zurück“, so Stallkamp.<br />
„Drahtlose Endoskope mit<br />
5G-Funktionalität etwa müsste die Industrie<br />
grundlegend neu entwickeln und zulassen.<br />
Da ist es zunächst eher an uns als<br />
Forschungsinstitut, beispielsweise Endo-<br />
Bild: Nokia<br />
04/2019 medizin&tec hn i k 57
TITELTHEMA<br />
Campus-Netze sind exklusive Mobilfunknetze<br />
für ein definiertes lokales Firmengelände,<br />
eine Universität oder einzelne Gebäude.<br />
Sie sind auf die individuellen Bedürfnisse<br />
der Nutzer zugeschnitten. Der Zugriff<br />
vom öffentlichen Netz auf das Campus-<br />
Netz ist nicht möglich. Umgekehrt ist das<br />
private Funknetz jedoch an das normale<br />
Mobilfunknetz angebunden, damit Firmen<br />
mit Partnern, externen Dienstleistern oder<br />
Zulieferern kommunizieren können. Diese<br />
Kombination aus einem privaten und einem<br />
öffentlichen Netz bezeichnen Experten als<br />
„Dual Slice Lösung“<br />
Grafik: Deutsche Telekom<br />
skope als Referenz aufzubauen und deren<br />
Machbarkeit zu testen.“<br />
„Network Slicing, also die Kapselung<br />
von Netzwerken unterschiedlich definierten<br />
Services, wird sicherlich für Krankenhäuser<br />
ein Thema werden, um die Servicequalität<br />
für einzelne Dienste sicherzustellen“,<br />
betont Olli Liinamaa, Nokia-Projektmanager<br />
für das 5G-Test-Netzwerk im<br />
finnischen Oulu. Dieses ist schon seit<br />
2015 in Betrieb, derzeit noch nach außen<br />
verbunden mit dem 4G-Netz, doch ab der<br />
zweiten Jahreshälfte will Nokia hier erste<br />
5G-Basisstationen aufbauen. Angeschlossen<br />
sind neben der Universität Oulu das<br />
finnische Forschungszentrum VTT, rund<br />
500 Unternehmen – darunter 100 Medizin<strong>technik</strong>-<br />
und Life-Science-Unternehmen<br />
– sowie das Universitätskrankenhaus<br />
Oulu.<br />
Die Finnen denken dabei im ganz großen<br />
Maßstab: „Die Stadt Oulu hat beschlossen,<br />
ein komplett neues Krankenhaus<br />
zu bauen, um das bestehende zu ersetzen,<br />
das nicht mehr für wechselnde Bedürfnisse<br />
geeignet ist. Das zukünftige<br />
Krankenhaus will den Einsatz technologischer<br />
Innovationen nicht nur im Gesundheitswesen,<br />
sondern auch bei den Dienstleistungen<br />
für das Personal und die Krankenhausbesucher<br />
maximieren“, so Liinamaa.<br />
Im Universitätsklinikum Oulu wurde<br />
ein Testlab für die Erprobung neuer<br />
E-Health-Lösungen auf Basis von 5G aufgebaut.<br />
Mediziner und Ingenieure arbeiten<br />
hier Hand in Hand. Dieses Labor wird<br />
nach Auskunft des Nokia-Experten auch<br />
für die praktische Ausbildung von Medizinstudenten<br />
und für die flexible Erprobung<br />
neuer OP-Alternativen mit beweglichen<br />
Wänden genutzt.<br />
„Auch in Oulu steht die Entscheidung<br />
noch aus, ob die Klinik später ein privates<br />
oder öffentliches Netzwerk nutzen will.<br />
Ein privates Netzwerk würde dem Krankenhaus<br />
die Unabhängigkeit und Transparenz<br />
geben, über Netzqualität, Robustheit,<br />
Sicherheit, Privatsphäre und Dienste<br />
nach eigenen Anforderungen zu entscheiden“,<br />
sagt Liinamaa. „Auf der anderen<br />
Seite ist der Betrieb eines Mobilfunknetzes<br />
ein eigenständiges Geschäft mit regulierter<br />
Frequenzlizenzierung, und jemand<br />
muss das Netzwerk aufbauen und warten.<br />
Das Vertrauen in das öffentliche Netz und<br />
die derzeitigen Lizenznehmer würde Gesundheitsorganisationen<br />
vom Lernen und<br />
Investieren in die Kommunikationstechnologie<br />
befreien. Ein sicheres Netzwerk<br />
kann mit beiden Modellen aufgebaut werden,<br />
da die Netzwerkkomponenten bei<br />
beiden Optionen gleich sind.“<br />
Krankenhäuser und Hersteller<br />
werden zu Netzbetreibern<br />
Mit der Frage, selbst Betreiber eines<br />
5G-Netzwerks zu werden, befassen sich<br />
nicht nur Krankenhäuser, sondern auch<br />
Fertigungsunternehmen. So hat der<br />
Schweizer Medizin<strong>technik</strong>hersteller Ypsomed<br />
5G bereits in seinem Werk in Solothurn,<br />
in dem Insulinpens hergestellt werden,<br />
getestet – und zwar anhand von vier<br />
Anwendungen in der Produktion.<br />
Insbesondere die Auswertung von Sensordaten,<br />
die die Spritzgießmaschinendaten<br />
liefern, hat Vorteile gebracht: Die Daten<br />
können mit 5G in Echtzeit erfasst und<br />
ausgewertet werden. Dies ermöglicht einen<br />
ständigen Überblick über die Produktionsparameter.<br />
„Zudem ermöglicht 5G<br />
vorausschauende Wartungsdiagnosen, also<br />
Predictive Maintenance, an den Maschinen“,<br />
sagt Unternehmenssprecher Julian<br />
Stressig. Gut eigne sich 5G auch für<br />
die Virtualisierung der Maschinen-PCs<br />
auf ein mobiles Endgerät. Dies vereinfache<br />
die Fehlerbehebung durch die Produktionsmitarbeiter<br />
und verschaffe zudem<br />
Flexibilität, um die Produktion unabhängig<br />
von der Verkabelung zu optimieren.<br />
Vor allem bei Montageanlagen sei<br />
dies zunehmend wichtig.<br />
Der sechsmonatige Pilot mit Swisscom<br />
endete im Frühjahr 2018. „Unterm Strich<br />
hat sich 5G für uns bewährt. Wir sehen,<br />
dass in Zukunft kein Weg daran vorbei<br />
führt, wenn wir nach neuesten Standards<br />
in der Schweiz produzieren wollen“, sagt<br />
Ypsomed-Unternehmenssprecher Julian<br />
Stressig. „5G ermöglicht uns letztlich eine<br />
noch höhere Automatisierung und Digitalisierung<br />
der Fertigung.“<br />
Sabine Koll<br />
Journalistin in Böblingen<br />
Weitere Informationen<br />
Zur Projektgruppe für Automatisierung<br />
in der Medizin und Biotechnologie<br />
PAMB am Fraunhofer IPA:<br />
www.pamb.ipa.fraunhofer.de<br />
Zum finnischen Ökosystem<br />
Ouluhealth:<br />
www.ouluhealth.fi<br />
Zur Technischen Universität<br />
München:<br />
www.tum.de<br />
Zum Schweizer Medizin<strong>technik</strong> -<br />
hersteller Ypsomed:<br />
www.ypsomed.com<br />
58 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
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04/2019 medizin&tec hn i k 59
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EMO Hannover | Über die Entwicklungen bei spanenden und umformenden Werkzeugmaschinen,<br />
Fertigungssystemen, Präzisionswerkzeugen, automatisiertem Materialfluss,<br />
Computertechnologie, Industrieelektronik und Zubehör informiert die Fachmesse EMO<br />
Hannover. Auch aus der Medizin<strong>technik</strong> werden Besucher erwartet.<br />
Bild: Reiner Jensen/Deutsche Messe<br />
Auf der EMO Hannover 2017 waren 2230<br />
Aussteller aus 44 Ländern vertreten. Rund<br />
130 000 Besucher informierten sich auf der<br />
Messe über die Entwicklungen in der<br />
Branche<br />
Es gibt nicht den einen Trend in der<br />
Fertigung, sondern eine ganze Reihe<br />
davon, die anlässlich der Fachmesse EMO<br />
Hannover in vielfältiger Form angesprochen<br />
werden: Dort geht es natürlich um<br />
neue Maschinen und deren Vernetzung,<br />
um neue, von der Natur inspirierte Gestaltungsmöglichkeiten<br />
von Produkten, den<br />
3D-Druck, um Leichtbau – und immer<br />
auch ein bisschen um die Digitalisierung<br />
und die Beiträge, die sie zu fast jedem dieser<br />
Themen leisten kann.<br />
Fortschritte im Zuge von Industrie 4.0<br />
machen die Datensicherheit zu einem<br />
wichtigen Thema in der Fertigung. Für<br />
gut acht von zehn Industrieunternehmen<br />
in Deutschland (84 %) hat die Anzahl der<br />
Cyberattacken in den vergangenen zwei<br />
Jahren zugenommen, für mehr als ein<br />
Drittel (37 %) sogar stark. Das ist das Ergebnis<br />
einer Studie des Digitalverbands<br />
Bitkom von 2018, für die 503 Geschäftsführer<br />
und Sicherheitsverantwortliche repräsentativ<br />
befragt wurden. „Die deutsche<br />
Industrie steht unter digitalem Dauerbeschuss<br />
– von digitalen Kleinkriminellen<br />
über die organisierte Kriminalität bis<br />
zu Hackern im Staatsauftrag“, sagt Bitkom-Präsident<br />
Achim Berg. Zahlreiche<br />
Aussteller werden zu diesem Thema auf<br />
der Messe Lösungen präsentieren.<br />
Künstliche Intelligenz macht<br />
Daten zu „digitalem Goldstaub“<br />
Auch der Einsatz künstlicher Intelligenz<br />
beschäftigt die Branche. Denn mit Blick<br />
auf China, Japan und USA, die laut einer<br />
Studie von Boston Consulting aus dem<br />
Jahr 2018 auf dem Gebiet künstliche Intelligenz<br />
(KI) schon lange kräftig aufrüsten,<br />
ist in Europa Aufwachen angesagt –<br />
meint Prof. Jörg Krüger, Leiter des Fachgebiets<br />
Industrielle Automatisierungs<strong>technik</strong>,<br />
Institut für Werkzeugmaschinen<br />
und Fabrikbetrieb (IWF) der TU Berlin,<br />
und Bereichsleiter Automatisierungs<strong>technik</strong><br />
am Fraunhofer IPK. Der Tipp des KI-<br />
Pioniers für Produktioner: „Lassen Sie<br />
sich auf der EMO Hannover 2019 von der<br />
Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktions<strong>technik</strong>,<br />
der WGP, und mutigen<br />
Maschinenherstellern zu ersten KI-Schritten<br />
inspirieren.“<br />
Die in den Unternehmen erzeugten Daten<br />
sind für ihn „digitaler Goldstaub“. Viele<br />
Unternehmen seien sich der Wertschöpfungspotenziale,<br />
die sich daraus er-<br />
geben, aber noch nicht bewusst. „Die<br />
Werkzeuge für das maschinelle Lernen<br />
werden immer leistungsfähiger“, sagt<br />
Kröger. „In der Produktion sollten wir nun<br />
systematisch die Daten und das Domänenwissen<br />
verbinden, um die Prozesse<br />
weiter zu verbessern und effizienter zu<br />
werden.“<br />
Ganz ohne digitale Unterstützung geht<br />
es auch beim Entwurf neuer Produkte<br />
nicht. Das Geschäftsmodell des Berliner<br />
Start-ups Cellcore GmbH ist die biomimetische<br />
Ingenieurskunst. Nach dem Vorbild<br />
der Natur werden Bauteile oder Produkte<br />
leichter, stabiler oder steifer – oder alles<br />
gleichermaßen. Bioniker, Ingenieure und<br />
Softwareentwickler bei Cellcore haben<br />
gemeinsam eine Software entwickelt, die<br />
nach dem Prinzip des inneren Aufbaus<br />
von Knochen Strukturen optimiert. Das<br />
kann für den Rennsport und den Werkzeugbau<br />
ebenso interessant sein wie für<br />
die Medizin<strong>technik</strong>: Derzeit arbeitet das<br />
Unternehmen unter anderem mit Experten<br />
der Medizin an der Entwicklung neuartiger<br />
Orthesen.<br />
(op) ■<br />
Über die Messe EMO<br />
Vom 16. bis 21. September präsentieren<br />
internationale Hersteller von Produktionstechnologie<br />
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2019 smarte Technologien. Unter<br />
dem Motto „Smart technologies driving<br />
tomorrow’s production“ zeigt die<br />
Weltleitmesse der Metallbearbeitung<br />
die gesamte Bandbreite moderner Metallbearbeitungs<strong>technik</strong>.<br />
Vorgestellt<br />
werden Maschinen plus effiziente<br />
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Dienstleistungen oder auch<br />
Nachhaltigkeit in der Produktion.<br />
www.emo-hannover.de<br />
60 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
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In der Medizin<strong>technik</strong> führt der Einsatz neuer Technologien wie der<br />
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Mikron Mill<br />
Liechti<br />
Step-Tec<br />
System 3R<br />
Halle 27, Stand B26<br />
04/2019 medizin&tec hn i k 61
■ [ SPECIAL FERTIGUNG ]<br />
SCHNITTSTELLE UMATI:<br />
AUF DEM WEG ZUM STANDARD<br />
Digitale Vernetzung | Industrie 4.0 funktioniert nur, wenn Maschinen untereinander<br />
und mit IT-Systemen Daten austauschen können. Eine Grundvoraussetzung fürs<br />
effiziente Vernetzen schafft die Schnittstelle Umati, die sich – analog zum USB-Stecker<br />
beim Computer – als IoT-Standard für den Maschinenbau etablieren soll.<br />
zeugmaschinen gäbe? Die Anwesenden<br />
waren sich schnell einig: Auf dem Weg<br />
zu echten Industrie-4.0- Lösungen fehlt<br />
vor allem eine standardisierte Schnittstelle,<br />
um Werkzeugmaschinen und IT-Sys -<br />
teme effizient zu vernetzen – herstellerund<br />
verfahrensübergreifend. Einigkeit<br />
herrsch te auch darüber, dass ein solcher<br />
Standard nur gemeinsam umzusetzen sei.<br />
Die auf dem Kommunikationsstandard OPC UA basierende Schnittstelle Umati sorgt<br />
dafür, dass sich Maschinen, Anlagen und IT-Systeme effizient und einfach vernetzen<br />
lassen – und das sowohl hersteller- als auch verfahrensübergreifend<br />
IHR STICHWORT<br />
■ Neue einheitliche Schnittstelle<br />
für die Maschinenkommunikation<br />
■ Voraussetzung für Industrie 4.0<br />
■ Initiative der Hersteller<br />
■ Vorteile für KMU<br />
Bild: DMG Mori<br />
Das Vernetzen von Maschinen und Geräten<br />
entlang einer Fertigungskette ist heute<br />
schon möglich, jedoch mit hohem Aufwand<br />
verbunden. Das gilt laut Markus<br />
Frank besonders dann, wenn viele heterogene<br />
Glieder zu verketten sind. Der Leiter<br />
Digitalisierung beim Werkzeugmaschinenhersteller<br />
Grob-Werke GmbH & Co.<br />
KG in Mindelheim betont aber auch:<br />
„Konnektivität darf künftig kein Geld<br />
mehr kosten!“ Und Bernd Zapf, Leiter Development<br />
New Business & Technology<br />
beim Maschinenbauer Gebr. Heller Maschinenfabrik<br />
GmbH in Nürtingen,<br />
stimmt zu: „Es bringt niemandem etwas,<br />
wenn wir zum 100sten Mal das gleiche<br />
Problem lösen, nur weil wir bei jedem<br />
Kunden eine andere Situation vorfinden<br />
und unsere Schnittstellen immer wieder<br />
neu anpassen müssen.“<br />
Diese Einsicht prägte auch eine Vorstandssitzung<br />
des Vereins Deutscher<br />
Werk zeug maschinen hersteller (VDW) im<br />
Januar 2017. Dort kam die Frage auf, warum<br />
es keinen „USB- Stecker“ für Werk-<br />
Maschinen einfach verbinden –<br />
wie vom PC gewohnt<br />
Wenig später startete der VDW das Vernetzungsprojekt<br />
„Konnektivität für Industrie<br />
4.0“. Die Grundlagen wurden von<br />
einer Kerngruppe erarbeitet. Stellvertretend<br />
für seine Mitstreiter in der Projektgruppe<br />
sagt Markus Frank: „Wir alle waren<br />
uns bewusst: Unsere Kunden erleben<br />
jeden Tag, wie sich Drucker, Scanner oder<br />
Kameras ganz einfach an einen Computer<br />
anschließen lassen. Eine ähnliche Lösung<br />
fordern sie zunehmend auch von uns.<br />
Und die wollten wir entwickeln.“<br />
Zur Messe AMB 2018 hat der VDW als<br />
Marke für seine Initiative zur Vernetzung<br />
von Maschinen den Begriff Umati – für<br />
„Universal Machine Tool Interface“ – eingeführt.<br />
Als neutralen Projektkoordinator<br />
und wissenschaftliche Begleitung gewann<br />
der VDW das Stuttgarter Institut für<br />
Steuerungs<strong>technik</strong> der Werkzeugmaschinen<br />
und Fertigungseinrichtungen (ISW).<br />
Eine einheitliche Sprache und Semantik<br />
sollten es den unterschiedlichsten Systemen<br />
erlauben, mit einander zu kommunizieren.<br />
„Die Standardisierung führt dazu,<br />
dass die ausgetauschten Infor ma -<br />
tionen präziser und konsistenter sind, als<br />
das heute bei vielen Vernetzungslösungen<br />
noch der Fall ist“, sagt Zapf. Weil die übertragenen<br />
Daten damit den realen Verhältnissen<br />
entsprechen, werde auch der Informationsgehalt<br />
eines verknüpften MES-<br />
62 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Bild: Grob<br />
„Ich gehe davon aus, dass Umati in Verbindung<br />
mit OPC UA künftig die IoT-Sprache<br />
des Maschinenbaus sein wird“, sagt Markus<br />
Frank, Leiter Digitalisierung beim Maschinenbauer<br />
Grob<br />
Systems höher. Und Markus Frank ergänzt:<br />
„Für Kunden bedeutet das den Zusatznutzen,<br />
dass Leistungsangebote besser<br />
vergleichbar sind.“<br />
Dass die neue Schnittstelle auf der Basis<br />
von OPC UA entstehen sollte, war<br />
schnell klar. OPC UA verbreitet sich gerade<br />
im Maschinen- und Anlagenbau<br />
rasant. Beim Konfigurieren und Anpassen<br />
eines so genannten OPC-UA- Servers helfen<br />
Entwicklungspakete. Träger der Standards<br />
ist die OPC-Foundation, die die<br />
Veröffent lichung und Verbreitung von<br />
OPC-UA-Standards unterstützt. Der VDW<br />
ist seit Juni 2018 OPC-Mitglied.<br />
„OPC UA gibt uns die Sprachregeln vor,<br />
nach denen wir Daten austauschen können“,<br />
sagt Dr. Alexander Broos, der beim<br />
VDW die Abteilung Forschung & Technik<br />
leitet. „Für die Projektgruppe ging es zunächst<br />
darum, jene Signale sowie deren<br />
Bedeutung zu definieren, die die Schnittstelle<br />
Umati transportieren soll, und diese<br />
dann in einem ‚Wörterbuch‘, der Companion<br />
Specification, zusammenzufassen.“ Die<br />
Veröffentlichung dieser Companion Spe -<br />
cification ist mit einer Normung vergleichbar.<br />
„Wenn wir das geschafft haben, können<br />
wir mit jedem kommunizieren, der<br />
ebenfalls diese Sprache spricht. Wir müssen<br />
dann nicht mehr darüber nachdenken,<br />
wie wir kommunizieren, sondern nur<br />
noch darüber, was wir kommunizieren.“<br />
Einen der Vorteile von Umati gegenüber<br />
anderen Schnittstellen-Lösungen<br />
Umati-Kerngruppe<br />
Umati ging aus einer Initiative des<br />
Branchenverbands VDW (Verein Deutscher<br />
Werkzeugmaschinenfabriken)<br />
hervor, deren Ziel es war, einen<br />
Schnittstellenstandard für Werkzeugmaschinen<br />
sowie zwischen Maschinen<br />
und anderen betrieblichen Systemen<br />
(MES, ERP, Cloud-Anbindungen...)<br />
zu schaffen. Um ein effizientes Vorankommen<br />
zu gewährleisten, wurde die<br />
Teilnehmerzahl der Projektgruppe zunächst<br />
beschränkt. Zu dieser Kerngruppe<br />
gehören die Maschinenbauer<br />
Chiron, DMG Mori, Emag, GF<br />
Machining Solutions, Grob, Heller,<br />
Liebherr, Pfiffner, Trumpf und United<br />
Grinding. Eingebunden waren zudem<br />
die Steuerungshersteller Beckhoff,<br />
Bosch Rexroth, Fanuc, Heidenhain<br />
und Siemens. Forschungsseitig und<br />
als Projektkoordinator ist das Institut<br />
für Steuerungs<strong>technik</strong> der Werkzeugmaschinen<br />
und Fertigungseinrichtungen<br />
(ISW) mit dabei.<br />
https://vdw.de/<br />
<strong>technik</strong>-und-normung/umati/<br />
wie der US-amerikanischen MT-Connect<br />
sehen die Gruppenmitglieder im anwendungsgetriebenen<br />
Ansatz. Für die gesammelten<br />
Anwendungsfälle – oder Use Cases<br />
– wird definiert, welche Daten relevant<br />
sind und welche Bedeutung die jeweilige<br />
Information hat. „Natürlich könnten wir<br />
alle verfügbaren Daten bereitstellen, aber<br />
das wäre kontraproduktiv“, erklärt Caren<br />
Dripke, Gruppenleiterin am ISW. „Um ein<br />
möglichst effizientes System zu schaffen,<br />
müssen wir festlegen, welche Signale jeweils<br />
wichtig sind und daraus notwendige<br />
Handlungen ableiten.“ Ähnliche Use Cases<br />
wurden dafür zusammengefasst und<br />
Objektdefinitionen für das OPC-UA-Informationsmodell<br />
erstellt, mit deren Hilfe<br />
sich Parameter übertragen lassen.<br />
Die Gruppe hat 20 Use Cases gesammelt,<br />
von denen die erste Umati-Version<br />
zehn enthalten soll. „Wir könnten bereits<br />
erheblich mehr umsetzen“, sagt Dripke.<br />
„In manchen Bereichen ist es aber nicht<br />
einfach, Einigkeit zu erzielen. Um schnell<br />
voranzukommen, haben wir deshalb jene<br />
Themen vorgezogen, die sich rasch und in<br />
„Wir wollten diese Schnittstelle gestalten<br />
und nicht das Risiko eingehen, dass andere<br />
eine unzulängliche Lösung vorgeben, die<br />
unsere Möglichkeiten einschränkt“, sagt<br />
Bernd Zapf von Heller<br />
praktikabler Detailtiefe umsetzen ließen.“<br />
Ähnlich wie beim bekannten USB-Standard<br />
wird es aber auch bei Umati Folgeversionen<br />
geben.<br />
Im November 2018 wurde Umati anlässlich<br />
der Messe Jimtof in Japan vorgestellt.<br />
Anfang 2019 konnte der Entwurf<br />
des Standards öffentlich diskutiert werden.<br />
Ein wichtiger Schritt war die Gründung<br />
einer OPC-UA-Joint-Working-<br />
Group, in der Interessenten aus aller Welt<br />
ihre Ideen einbringen können. So soll internationale<br />
Akzeptanz erreicht werden.<br />
Im September wird auf der EMO 2019 in<br />
Halle 9 nun ein umfangreicher Show Case<br />
zu sehen sein. Rund 50 Werkzeugmaschinenhersteller<br />
aus sieben Ländern werden<br />
gemeinsam zeigen, wie sich Maschinendaten<br />
mit Umati verwerten lassen.<br />
Die Schnittstelle wird zunächst für<br />
Green-Field-Lösungen, also neue Systeme,<br />
verfügbar sein. Bestehende Anlagen<br />
nachrüsten zu können, ist aber ein wichtiges<br />
Anliegen. ISW-Wissenschaftlerin<br />
Dripke hofft, dass damit die Schnittstellenfrage<br />
geklärt sein wird. Denn: „Wir<br />
stellen immer wieder fest, dass gerade<br />
kleinere Unternehmen viel Kraft in diese<br />
Problematik stecken. Diese Energie können<br />
sie künftig nutzbringender einsetzen,<br />
etwa um neue Angebote und Geschäftsmodelle<br />
zu ent wickeln.“<br />
•■<br />
Mona Willrett<br />
mona.willrett@konradin.de<br />
Bild: Heller<br />
04/2019 medizin&tec hn i k 63
■ [ SPECIAL FERTIGUNG ]<br />
ES IST EFFIZIENTER, IMPLANTATE<br />
AUTOMATISIERT ZU BEARBEITEN<br />
Implantatbearbeitung | Wie müsste man vorgehen, um in einer Anlage das Fräsen<br />
und Schleifen von Implantatrohlingen zu vereinfachen? Eine Antwort darauf haben<br />
ein Schleifmaschinenhersteller und ein Automationsexperte gemeinsam entwickelt.<br />
Das Ergebnis: geringere Lohnkosten, weniger Maschinenstillstand, bessere Qualität.<br />
Eine Mischproduktion verschiedener Implantattypen<br />
wird ohne lange Rüstzeiten<br />
möglich, wenn die gesamte Anlage automatisiert<br />
arbeitet und der RFID-Chip alle<br />
wichtigen Informationen zur Bearbeitung<br />
mitbringt<br />
Ein orthopädisches Implantat wie zum<br />
Beispiel ein künstliches Kniegelenk<br />
herzustellen, ist bisher ein aufwendiger<br />
Prozess, der viele Schritte und zum Teil<br />
auch Handarbeit für die Materialzuführung<br />
und das Rüsten erfordert – was in<br />
der Summe die Kosten in die Höhe treibt.<br />
Eine bessere Lösung wollten die Alfred<br />
H. Schütte GmbH & Co. KG, Köln-Poll,<br />
und die Imstec GmbH, Klein-Winterheim,<br />
gemeinsam entwickeln und haben dafür<br />
eine vollautomatisierte Lösung erdacht,<br />
die den Weg vom Gussteil bis zum fertig<br />
polierten Implantat umfasst und dabei<br />
moderne Technik nutzt.<br />
Der erste Schritt erfordert allerdings<br />
noch den Einsatz eines Werkers, der bis zu<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Mischproduktion von Implantaten<br />
Magazin für bis zu 260 Implantate<br />
Modulares erweiterbares Konzept<br />
Geringere Personalkosten<br />
Höhere Qualität<br />
Bild: Imstec<br />
sechzehn gegossene Knieimplantatrohlinge<br />
sortenrein auf einen Werkstückträger<br />
platziert. Schon das Design des Trägers ist<br />
so durchdacht, dass er sich für alle in Frage<br />
kommenden Größen und Produktvarianten<br />
der Rohlinge eignet. Welche Beladung<br />
er gerade trägt, welche Produkte also<br />
bearbeitet werden und um welches Los<br />
es sich handelt, wird in einem RFID-Chip<br />
im Werkzeugträger hinterlegt: Die entsprechenden<br />
Informationen werden<br />
durch Einscannen zugeordnet.<br />
Sobald der Werker den Werkzeugträger<br />
mit einem Wagen zur Anlage gefahren<br />
und ihn dort angemeldet hat, entriegelt<br />
die äußere Schleuse automatisch und<br />
zieht den Träger in das Magazin ein, wo er<br />
– ebenfalls automatisch – im Speicher<br />
platziert wird.<br />
Von diesem Moment an ist das Magazin<br />
bereits wieder bereit, den nächsten<br />
Träger aufzunehmen: Bis zu 13 Werkstückträger<br />
mit unterschiedlichen Implantat-<br />
und Losgrößen lassen sich speichern.<br />
So kann der Hersteller eine autonome,<br />
auftragsbezogene Mischfertigung<br />
verschiedener Komponenten ablaufen<br />
lassen. Da in der Anlage die jeweils benö-<br />
tigten Spannvorrichtungen gespeichert<br />
werden, entfallen die für eine Mischfertigung<br />
üblichen Rüstzeiten.<br />
Während der Werker das Speichermagazin<br />
Schritt für Schritt mit Rohlingen<br />
füllt, gelangen die ersten Werkstückträger<br />
zur Prozessposition. Die Daten, die eine<br />
Bildverarbeitung dort ermittelt, liefern<br />
dem Roboter der Anlage die Informationen,<br />
um die Knieimplantatrohlinge vom<br />
Träger zu nehmen und sie auf der bereitgestellten<br />
Spannvorrichtung in der Lade-<br />
Spanneinheit zu platzieren. Auch die<br />
Spannvorrichtung hat der Roboter vorher<br />
in Position gebracht: Da er über ein multifunktionales<br />
Greifer Design verfügt, kann<br />
er sowohl die Spannvorrichtung als auch<br />
die Implantate handhaben.<br />
Roboter platziert<br />
Werkstücke zur Bearbeitung<br />
Sobald zwei Implantat-Rohlinge pro<br />
Spannvorrichtung aufgespannt sind,<br />
nimmt der Roboter die beladene Spannvorrichtung<br />
und positioniert sie in der Ablage<br />
vor der Schleifmaschine. Auch hier<br />
kontrolliert eine automatische Schleuse<br />
den Zugang zur Schütte-Schleifmaschine<br />
WU335linear, die die bestückte Spannvorrichtung<br />
in das Spannfutter der Bearbeitungsmaschine<br />
übernimmt.<br />
Welches Bearbeitungsprogramm für<br />
das Fräsen und Schleifen der zugeführten<br />
Knieimplantat-Rohlinge gebraucht wird,<br />
ist schon beim Einscannen der Produkt-<br />
Informationen beim Beladen des Werkstückträgers<br />
mit eingegeben. Die Implantate<br />
können, je nach Anforderung, gefräst<br />
64 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
oder geschliffen werden. Auch Bandschleifen<br />
ist möglich. Die entsprechenden<br />
Werkzeuge bevorratet das Werkzeugmagazin<br />
der WU335linear. Dort sind auch<br />
Schwesterwerkzeuge hinterlegt. So können<br />
diese bei Erreichen der Verschleißgrenze<br />
in einem langen, autonom ablaufenden<br />
Bearbeitungsprozess durch die<br />
Werkzeugverwaltung automatisch eingewechselt<br />
werden. Die Informationen dafür<br />
sind in der Schleif- und Fräs-Software<br />
Sigspro hinterlegt.<br />
Sobald die Bearbeitung abgeschlossen<br />
ist, entnimmt der Roboter die Spannvorrichtung<br />
aus dem Spannfutter und legt sie<br />
auf der Ablage vor der Schleifmaschine ab<br />
– wo schon die nächste vorbereitete<br />
Spannvorrichtung wartet. Dieses zeitoptimierte<br />
Be- und Entladen ermöglicht es,<br />
die Bearbeitungsmaschine maximal auszulasten<br />
und Totzeiten zu senken.<br />
Die Bearbeitungszeit wiederum nutzt<br />
der Roboter, um die fertigen Knieimplantate<br />
einer Reinigungsstation zuzuführen,<br />
wo die Einheit von Schleiföl und Spänen<br />
befreit wird. Sobald die Spannvorrichtung<br />
wieder zur Lade-Spanneinheit transportiert<br />
wurde, werden die Werkstücke<br />
gelöst und auf dem Werkstückträger abgelegt.<br />
Der Greifer reinigt sich erneut, um<br />
die produktberührenden Flächen für den<br />
nächsten Vorgang ölfrei zu halten.<br />
Sobald ein komplettes Los fertig bearbeitet<br />
ist, wird der Werkstückträger im<br />
Entlademagazin mit den Fertigteilen eingelagert.<br />
Die Kapazität des Be- und Entlademagazins<br />
ermöglicht einen autonomen<br />
und unterbrechungsfreien Betrieb für die<br />
Bearbeitung von bis zu 260 Implantaten.<br />
Anwesenheit des Bedieners<br />
nur begrenzt erforderlich<br />
Die Maschine verfügt über eine Fern dia -<br />
gnose-Software und kann eine automa -<br />
tische Benachrichtigung per E-Mail generieren,<br />
um Werker oder Supervisor über<br />
den Zustand der Anlage zu informieren.<br />
Wer zu welchem Zugriff berechtigt ist,<br />
lässt sich individuell einstellen. So kann<br />
die Anwesenheit eines Anlagenbedieners<br />
auf ein Minimum reduziert werden.<br />
Da die Anlage modular aufgebaut ist,<br />
lässt sich die Kapazität an die Bedürfnisse<br />
des Anwenders anpassen. So kann eine<br />
Beladestation bis zu drei Schleifmaschinen<br />
unterstützen. In weiteren Ausbaustufen<br />
können zum Beispiel die bearbeiteten<br />
Knieimplantate poliert, gereinigt, vermessen<br />
und lasermarkiert werden. Die Automationsanlage,<br />
die von den Fachleuten<br />
von Imstec konzipiert wurde, hat eine offene<br />
Architektur und lässt sich schrittweise<br />
erweitern.<br />
Mit der Automatisierung und Verknüpfung<br />
der Fertigungsinseln sinken die<br />
Lohnkosten signifikant. Auch die Maschinenstillstandszeiten<br />
und die Umlaufbestände<br />
wurden reduziert, während sich<br />
Der Roboter arbeitet mit einem Greifer -<br />
sytem, das sowohl die Handhabung der<br />
Werkstückträger als auch verschiedener<br />
Spannvorrichtungen erlaubt<br />
die Qualität verbessert hat. Die erste Anlage<br />
dieses Typs wurde 2018 validiert,<br />
weitere Anlagen befinden sich zurzeit im<br />
Aufbau.<br />
■<br />
Pierre Mähringer-Kunz<br />
Imstec, Klein-Winternheim<br />
Weitere Informationen<br />
Über den Automationsexperten<br />
Imstec:<br />
www.imstec.de<br />
Über den Schleifmaschinen -<br />
hersteller Schütte:<br />
www.schuette.de<br />
Bild: Imstec<br />
04/2019 medizin&<strong>technik</strong> 65
■ [ SPECIAL FERTIGUNG ]<br />
WARUM ES SICH LOHNT, MIT MEHR<br />
ALS EINER SPINDEL ZU BEARBEITEN<br />
Mehrspindlige Bearbeitungszentren | Kostendruck bei gleichzeitig hohen Anforderungen<br />
an die Qualität prägen die Fertigung in der Automobil- sowie Luft- und Raumfahrtindustrie.<br />
Lösungen mit mehrspindligen Bearbeitungszentren bringen dort Vorteile.<br />
Die Erfahrungen lassen sich auf die Medizin<strong>technik</strong> übertragen.<br />
auf der einen Seite Bauteil A produzieren,<br />
während ein Bediener die andere Seite<br />
des Doppelschwenkträgers für Bauteil B<br />
umrüstet. Intelligente Rüststrategien mit<br />
standardisierten Rohteilen, Schnellwechseleinsätzen<br />
sowie Nullpunktspannsysteme<br />
verkürzen die Rüstzeiten. Das alles<br />
macht die Fertigung flexibel genug, um<br />
auch Produkte mit vielen Varianten zu<br />
produzieren. Mit einer integrierten Automation<br />
können zusätzlich über RFID-<br />
Chips an den einzelnen Paletten die Aufträge<br />
einfach zugeordnet werden.<br />
Am Beispiel einer Knochenplatte ließ sich bereits zeigen, dass der Einsatz eines Bearbeitungszentrums<br />
mit zwei Spindeln die erhofften Vorteile bringt<br />
Mehrspindlige Bearbeitungszentren<br />
haben sich in Branchen wie der<br />
Automobilindustrie oder der Luft- und<br />
Raumfahrt bewährt und erhöhen dort<br />
den Output bis auf das Vierfache. Darüber<br />
hinaus brauchen sie wenig Platz in der<br />
Fertigung und senken den Energiebedarf,<br />
was sich insgesamt positiv auf die Stückkosten<br />
auswirkt. Sowohl Automobilindustrie<br />
als auch Luft- und Raumfahrt stehen<br />
unter Kostendruck und müssen anspruchsvolle<br />
Vorgaben an die Qualität erfüllen.<br />
Insbesondere Großunternehmen<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Gute Ergebnisse mit mehrspindligen<br />
Bearbeitungszentren<br />
Erfahrungen aus anderen Branchen auf<br />
die Medizin<strong>technik</strong> übertragen<br />
Knochenplatte als positives Beispiel<br />
Bild: SW<br />
sind in diesen Branchen Vorreiter, optimieren<br />
ihre Prozesse und führen innovative<br />
Fertigungstechnologien ein.<br />
Von doppelspindligen Maschinen, die<br />
sich hier durchgesetzt haben, können<br />
aber auch andere Branchen profitieren:<br />
Für die Maschinen reicht die Hälfte der<br />
Aufstellfläche – verglichen mit einspindligen<br />
Maschinen. Die Energiekosten senken<br />
sie um mehr als 30 %. Und wenn Produktionsleiter<br />
heute die Gesamtkosten betrachten,<br />
spielen der Flächenverbrauch<br />
neuer Maschinen, deren Energieeffizienz<br />
und die Flexibilität für kleine Losgrößen<br />
eine wichtige Rolle – auch in der Medizin<strong>technik</strong>.<br />
In dieser Branche sind die kleinen Losgrößen<br />
eine Herausforderung. Mehrspindler,<br />
wie sie die Schwäbische Werkzeugmaschinen<br />
GmbH, kurz SW, aus<br />
Schramberg-Waldmössingen baut, bieten<br />
aber auch hier Vorteile. Gerade wenn die<br />
Zykluszeiten für ein Teil lang sind – was<br />
häufig vorkommt –, kann die Maschine<br />
Für Medizinprodukte gibt es<br />
maßgeschneiderte Konzepte<br />
Durch die horizontal angeordneten Frässpindeln<br />
fallen die beim Bearbeiten entstehenden<br />
Späne frei nach unten. Be- und<br />
Entladung erfolgen hauptzeitparallel entweder<br />
manuell oder mit einer Automatisierung,<br />
bis hin zu vollautomatischen autarken<br />
Produktionszellen. Eine integrierte<br />
Automation mit bis zu 24 Schubladen<br />
und wegschwenkbarem Roboter ermöglicht<br />
den 24/7-Betrieb sowie mannlose<br />
Schichten. Ein Team von SW-Spezialisten<br />
für Anwendungen in der Medizin<strong>technik</strong><br />
entwickelt hierfür maßgeschneiderte<br />
Konzepte, zu denen auch die bauteilbezogene<br />
Programmierung gehört.<br />
Hohe Anforderungen an die Nachverfolgbarkeit<br />
galten in der Medizinbranche<br />
schon vor dem Inkrafttreten der MDR.<br />
Auch Automobilindustrie sowie Luft- und<br />
Raumfahrt mussten mit solchen Anforderungen<br />
umgehen, so dass es mittlerweile<br />
sehr wirtschaftliche Lösungen für Dokumentation<br />
und Traceability der Bauteile<br />
gibt. SW bildet diese Lösungen in den Maschinen<br />
ab. Sie erfassen die Bearbeitungsdaten<br />
für jedes Bauteil systematisch bis<br />
auf NC-Satz-Ebene. Intelligente Filter verdichten<br />
die Daten, so dass sich eine fehler-<br />
66 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
freie Fertigung nachweisen lässt und die<br />
lückenlose Nachverfolgbarkeit gewährleistet<br />
ist. Die Daten helfen den Anwendern<br />
aber auch, die Overall Equipment Effectiveness<br />
(OEE) zu verbessern, indem<br />
sie die Verfügbarkeit der Maschinen steigern.<br />
Die Software der SW-Maschinen erfasst<br />
Betriebs-, Zustands- und Instandhaltungsdaten<br />
und speichert sie über gesicherte<br />
Mechanismen in der Cloud ab.<br />
Die dort abgelegten Daten werten sowohl<br />
Algorithmen als auch SW-Spezialisten<br />
aus und wandeln sie in nutzbare Informationen<br />
um: Durch Condition Monitoring<br />
wird Verschleiß frühzeitig erkennbar.<br />
Anwender können auf Basis dieser Informationen<br />
vorausschauend Instandhaltungsmaßnahmen<br />
einplanen und die Verfügbarkeit<br />
ihrer Maschinen steigern. ■<br />
Amelie Kneer<br />
Schwäbische Werkzeugmaschinen,<br />
Schramberg-Waldmössingen<br />
www.sw-machines.de<br />
Über die Maschinen<br />
Die Mehrspindler von SW sind monolithische Grundmaschinen<br />
mit einer Box-in-Box-Fräseinheit. Diese reagiert kaum auf<br />
thermische Einflüsse, und wenn, dann sehr symmetrisch. Der<br />
Gantry-Aufbau mit beidseitigen Antrieben und fluidischem<br />
Gewichtsausgleich steigert die Dynamik und verkürzt unproduktive<br />
Nebenzeiten.<br />
Die Baureihe BA 2 mit einem Spindelabstand von 200 mm und<br />
einem Arbeitsraum von 200 mm /350 mm /300 mm eignet<br />
sich für die Fertigung kleiner und mittlerer Bauteile aus Stahl.<br />
Nicht-magnetische Metalle wie Titan oder auch verschiedene<br />
Kunststoffe lassen sich mit der Baureihe BA W02 bearbeiten,<br />
die mit Linearmotor<strong>technik</strong> ausgestattet ist und einen Spindelabstand<br />
von 250 mm aufweist.<br />
Die Baureihen BA 3 mit 300 mm Spindelabstand, XYZ von 300<br />
mm / 450 mm / 375 mm sowie die BA 4/Ba W04 mit 400 mm<br />
Spindelabstand, XYZ von 400 mm / 500 mm /425 mm, decken<br />
größere Werkstücke ab. Je nach Baureihe sind die mit zwei<br />
oder vier Spindeln (3er und 4er Baureihe) verfügbar.<br />
Bild: SW<br />
Auch medizinische Werkstücke lassen sich in autarken<br />
Fertigungszellen zerspanen: Der 6-Achs-Roboter belädt und<br />
entlädt den Doppelschwenkträger hauptzeitparallel. Das<br />
ermöglicht den 24/7 Betrieb sowie mannlose Schichten<br />
04/2019 medizin&tec hn i k 67
■ [ SPECIAL FERTIGUNG ]<br />
„WO ANDERE AN IHRE GRENZEN<br />
KOMMEN, FANGEN WIR ERST AN“<br />
Mikrodrehteile | Staubkörnchengroß sind die Teile, die Carl Haas auf CNC-Maschinen<br />
für die Medizin<strong>technik</strong> fertigt. Nicht nur beim Rüsten der Maschine und dem Handling<br />
der winzigen Produkte, sondern auch bei der Qualitätssicherung und der Nachbearbeitung<br />
profitiert das Unternehmen von seinen Erfahrungen aus der Uhrenindustrie.<br />
Mit einem Durchmesser von 0,5 mm ist das<br />
Nietelement aktuell das kleinste Teil, das<br />
Carl Haas für die Medizin<strong>technik</strong> fertigt<br />
Bild: Carl Haas<br />
Wenn das Produkt so klein ist, dass<br />
man es kaum sehen kann, dann<br />
fängt es für uns an, Spaß zu machen“, sagt<br />
Thomas Zwick und hält einen Finger mit<br />
winzigen schwarzen Punkten darauf in<br />
die Höhe, die auch auf den zweiten und<br />
dritten Blick wie Staubkörnchen aussehen.<br />
Dabei handelt es sich um hochpräzise<br />
gefertigte Nietelemente aus Edelstahl,<br />
die als Gelenkstücke in Endoskopen zur<br />
Anwendung kommen. Hergestellt werden<br />
sie in einer CNC-Drehmaschine. „Aktuell<br />
sind das die kleinsten Produkte, die wir<br />
fertigen“, erklärt Zwick, „aber theoretisch<br />
ginge es auch noch kleiner.“<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Mikrodrehteile<br />
Präzisionsfertigung<br />
Erfahrung aus der Uhrenindustrie<br />
Qualitätssicherung<br />
Prozesssicherheit<br />
Die Teile, die Carl Haas GmbH in<br />
Schramberg für die Medizin<strong>technik</strong> herstellt,<br />
sind so winzig, dass man mit dem<br />
bloßen Auge kaum die Konturen erkennen<br />
kann. „Unseren Ursprung haben wir<br />
in der Uhrenindustrie“, erläutert der<br />
Werksleiter, der als gelernter Zerspanungsmechaniker,<br />
wann immer es nötig<br />
ist, selbst an einer der Maschinen steht.<br />
„Und diese Erfahrung aus der Mikrobearbeitung<br />
hilft uns seit 30 Jahren beim<br />
Herstellen von medizintechnischen Komponenten<br />
und Produkten.“<br />
Für die Fertigung der Mikrodrehteile<br />
stehen dem Team hochmoderne CNC-<br />
Drehmaschinen zur Verfügung sowie etliche<br />
kurvengesteuerte Langdrehautomaten,<br />
die nach und nach in den Ruhestand<br />
geschickt werden. Obwohl diese Kurvenmaschinen<br />
sehr präzise sind und teilweise<br />
schneller produzieren als moderne CNC-<br />
Maschinen, ist der Rüstaufwand im Vergleich<br />
einfach zu hoch und fähiges Bedienpersonal<br />
für diese Maschinen zu finden<br />
ist heute nahezu unmöglich. „Zu-<br />
dem“, so Zwick, „wollen wir unsere Fertigung<br />
modernisieren und noch stärker an<br />
die Bedürfnisse der Medizin<strong>technik</strong> anpassen.“<br />
Die hochpräzisen Teile, die aus<br />
den Kurvenmaschinen in kleine Siebe fallen,<br />
müssen anschließend aufwendig gereinigt<br />
werden, denn in der Medizin<strong>technik</strong><br />
sind Sauberkeit, die Vermeidung von<br />
Partikeln und biologische Verträglichkeit<br />
von großer Bedeutung.<br />
Die Qualitätssicherung bei Carl Haas<br />
spielt eine ebenso wichtige wie diffizile<br />
Rolle in der Herstellung der winzigen Teilen<br />
und kann nur anhand von Videomessgeräten<br />
erfüllt werden, wie Thomas<br />
Zwick am Beispiel einer Mikroobjektivfassung<br />
für Endoskope erklärt. Denn diese<br />
Fassung aus hochlegiertem Stahl mit Außendurchmessern<br />
von 0,9 mm sowie einer<br />
Wandung von gerade einmal einem<br />
500stel Millimeter lässt sich problemlos<br />
von einem Fingernagel zerdrücken.<br />
Eigene Messvorrichtungen für<br />
die Qualitätssicherung<br />
Beim Messen eines Rüstteiles wird zudem<br />
schnell ersichtlich, dass ein Grat größer<br />
sein kann als das komplette Teil, den es<br />
dann natürlich noch zu entfernen gilt.<br />
„Von Hand positionieren lässt sich das Teil<br />
kaum, deshalb verwenden wir meist eigens<br />
dafür hergestellte Messvorrichtungen“,<br />
so Zwick.<br />
Die Mikrodrehteile aus Edel- und Silberstahl,<br />
Aluminium, Titan oder Peek, die<br />
Carl Haas für die Medizin<strong>technik</strong> fertigt,<br />
kommen hauptsächlich in der Endoskopie<br />
zum Einsatz. Besonderheit beim Drehen<br />
beispielsweise der Nietelement sind die<br />
scharfkantigen Ecken, deren Maße über<br />
den gesamten Fertigungszeitraum pro-<br />
68 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Bild: Carls Haas<br />
Thomas Zwick leitet die Produktion der<br />
Spiralfedern und Drehteile in Schramberg<br />
zesssicher gehalten werden müssen. Bei<br />
einem Drehteil mit einem Durchmesser<br />
von gerade einmal 0,5 mm und noch kleineren<br />
Toleranzen eine Herausforderung.<br />
„Aber wo andere an ihre Grenzen kommen“,<br />
so Thomas Zwick schmunzelnd,<br />
„fangen wir erst an.“<br />
Eine zweite Herausforderung bei der<br />
Herstellung der Gelenkstücke im spanabhebenden<br />
Prozess ist das Handling der<br />
Teile in der Maschine. Die Maschine muss<br />
so eingestellt werden, dass beispielsweise<br />
beim Abgreifen keine Abdrücke am Teil<br />
Weitere Informationen<br />
Zum Hersteller von Mikrodrehteilen<br />
für Feinwerk- und Medizin<strong>technik</strong>:<br />
www.carl-haas.com<br />
zu sehen sind. „Wir testen das an einem<br />
Teilbereich, der einen Durchmesser von<br />
0,4 Millimeter hat und auf dem uns eine<br />
Länge von 0,1 Millimeter zum Abgreifen<br />
zur Verfügung steht“, erklärt Stefanie Borho,<br />
die bei Carl Haas die Drehteilefertigung<br />
leitet, und zeigt auf einen winzigen<br />
Zwischenraum in der Produktzeichnung.<br />
Da ist viel Fingerspitzengefühl beim Programmieren<br />
gefragt, denn wenn die<br />
Spannzange zu schwach eingestellt ist,<br />
fallen Teile in die Maschine und nicht in<br />
den Absaugschlauch, der die Teile von<br />
den Abgreifzangen übernimmt.<br />
Mikrodrehteile benötigen<br />
spezielle Handling-Werkzeuge<br />
Rund einen Tag Rüstzeit plant Borho bei<br />
Neuprodukten ein, bei komplizierten Teilen<br />
kann das aber schnell deutlich mehr<br />
Zeit in Anspruch nehmen. „Und erst wenn<br />
zehn Erstmusterteile gefertigt, per Videomessgerät<br />
geprüft und von der Qualitätssicherung<br />
freigegeben sind, starten wir<br />
die Serienproduktion“, erklärt die Drehteile-Expertin.<br />
Aber auch dann finden regelmäßig<br />
kunden- und teilespezifische<br />
Stichprobenprüfungen statt. Durch Vakuum<br />
werden die Teile aus der Abgreifspindel<br />
gesaugt und in speziellen Sieben aufgefangen<br />
und validiert gereinigt. Anschließend<br />
werden die Produkte verpackt<br />
und versendet.<br />
Auf Wunsch werden auch Arbeitsgänge<br />
wie das Sandstrahlen, Gleitschleifen<br />
und Polieren übernommen. Auch eine<br />
Weiterverarbeitung der Produkte oder<br />
Bild: Carl Haas<br />
Je kleiner die Teile, desto größer der Anreiz<br />
für den Drehteile-Spezialisten<br />
das Verpacken im hauseignen Reinraum<br />
(GMP C) sind möglich. Für Beschichtungen<br />
oder eine Wärmebehandlung arbeitet<br />
Carl Haas mit Unternehmen zusammen,<br />
die über das Spezialwissen im Umgang<br />
mit den winzigen Drehteilen verfügen.<br />
Auf die Frage nach den Grenzen der<br />
spanabhebenden Fertigung – nicht nur<br />
für die Medizin<strong>technik</strong> – erklärt Stefanie<br />
Borho: „Wir haben schon bis 0,2 Millimeter<br />
Durchmesser gedreht, dann geht es an<br />
die Grenzen der Machbarkeit.“ Dann lacht<br />
sie, zeigt auf das staubkorngroße Nietelement<br />
und sagt: „Und wenn wir auf diesem<br />
Teil noch eine Querbohrung und ein Gewinde<br />
anbringen würden, dann haben<br />
wir unsere Technologien und Möglichkeiten<br />
fast alle ausgeschöpft.“<br />
■<br />
Susanne Schwab<br />
susanne.schwab@konradin<br />
04/2019 medizin&tec hn i k 69
■ [ SPECIAL FERTIGUNG ]<br />
Neue Stechgeometrie für Titan –<br />
mit Sensorik überwacht<br />
Werkzeuge | Mittels Sensorik soll die Drehbearbeitung<br />
effizienter werden, vor allem für Mikroteile. Für dieses<br />
Projekt haben der Tübinger Werkzeugspezialist Paul<br />
Horn und die Sensorik-Fachleute von Kistler ihre Kompetenzen<br />
gebündelt.<br />
Werkzeuge lassen sich bei der Mikro-Drehbearbeitung in<br />
Echtzeit überwachen: Das dafür entwickelte Piezo Tool<br />
System (PTS) enthält einen Kraftsensor, der in das Drehwerkzeug<br />
eingelegt wird und über den Zustand des Werkzeuges während<br />
der Bearbeitung informiert. Der Sensor misst selbst sehr<br />
niedrige Zerspankräfte mit hoher Auflösung. Der Maschinenbediener<br />
kann so fehlerhafte Materialien und Schneidstoffe oder<br />
einen Werkzeugbruch sofort erkennen. Entwickelt wurde das<br />
System von der auf dynamische Mess<strong>technik</strong> spezialisierten Kistler-Gruppe<br />
und der Tübinger Paul Horn GmbH.<br />
Die neue Lösung ist kompatibel zu ausgewählten Standard-Drehhaltern<br />
von Horn und maschinenunabhängig. Ein Eingriff in die<br />
CNC-Steuerung ist nicht erforderlich. Bei den Horn-Technologietagen<br />
im Juni wurde das Piezo Tool System beim Abstechen von<br />
Das Stechwerkzeug für<br />
die Titanbearbeitung<br />
lässt sich mit einem<br />
Kraftsensor kombinieren,<br />
der beim Bearbeiten von<br />
Mikroteilen Rückschlüsse<br />
auf den Zustand des<br />
Werkzeugs erlaubt<br />
Titan mit Haltern des Typs 224 gezeigt. Die Schneidplatten des<br />
Typs 224 mit der neuen WT-Geometrie sind für Halter vom Typ<br />
H224 ausgelegt. Die neue Stechgeometrie wurde zum Abstechen<br />
von Titan entwickelt, auf der Basis umfangreicher Simulationen.<br />
Neben einem sicheren Spanbruch sorgt die Geometrie für einen<br />
weichschneidenden Schnitt. So sind höhere Vorschübe möglich,<br />
was einer kürzeren Bearbeitungszeit entspricht. Dies erhöht zusätzlich<br />
die Lebensdauer, wie Versuche belegen, um bis zu 60 %.<br />
www.phorn.de<br />
Bild: Paul Horn<br />
Additive Fertigung<br />
Individuelle Peek-Implantate aus dem 3D-Drucker<br />
Künstliche Intelligenz<br />
Trainer machen KMU fit<br />
für die KI-Zukunft<br />
Der Peek-3D-Drucker Apium M220 vereint<br />
die Vorteile der additiven Fertigung<br />
mit den Eigenschaften des gefragten medizinischen<br />
Werkstoffes Peek (Polyether -<br />
etherketon). Durch den Wechsel von abtragenden<br />
Verfahren zu generativen<br />
3D-Drucktechnologien, können Vorlaufund<br />
Lieferzeiten auf Stunden minimiert<br />
und Produktdesigns auf individuelle Anforderungen<br />
angepasst werden, teilt die<br />
Karlsruher Apium Additive Technologies<br />
GmbH mit. Peek sei zudem ein optimaler<br />
Werkstoff für die Implantatproduktion.<br />
Ein Peek-Implantat ist dem menschlichen<br />
Knochen in mechanischer Steifigkeit und<br />
Elastizität ähnlicher als seine metallischen<br />
Alternativen und kann daher den<br />
inneren Bewegungen folgen. Da es sich<br />
um ein röntgenstrahlendurchlässiges Material<br />
handelt, eignet es sich für die radiologische<br />
Diagnostik und Strahlentherapie.<br />
Dank seiner isolierenden Eigenschaften<br />
ist das Material kaum anfällig für<br />
Temperatureinflüsse, was verhindert,<br />
dass sich das Implantat erhitzt und folglich<br />
Patientenleiden verursacht. Darüber<br />
hinaus wird Peek vom angrenzenden Gewebe<br />
aufgenommen und verwächst bei<br />
dauerhafter Implantation mit dem Körper.<br />
Durch die Material Extrusion (FFF)<br />
lassen sich Implantate an die individuelle<br />
Anatomie anpassen. Der Totraum zwischen<br />
Knochen und Implantat kann nahezu<br />
eliminiert und ein stabiler und enger<br />
Kontakt hergestellt werden. Neben einem<br />
verbesserten Knochenwachstum werden<br />
die Operationen vereinfacht, das Infek -<br />
tionsrisiko reduziert sowie die Ästhetik<br />
durch rekonstruktive Implantate gewährleistet.<br />
www.apiumtec.com<br />
Bild: Apium<br />
Eine Untersuchung des Bundesministeriums<br />
für Wirtschaft und Energie prognostiziert<br />
eine zusätzliche Bruttowertschöpfung<br />
in den kommenden fünf Jahren<br />
durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz<br />
(KI) auf knapp 32 Mrd. Euro. Seit Juli<br />
erhält das vom BMWi geförderte Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum<br />
Hannover<br />
an der Leibniz Universität Hannover „Mit<br />
uns digital“ deshalb zusätzliche Fördermittel.<br />
Das Zentrum stellt drei Künstliche-<br />
IntelIigenz-(KI)-Trainer ein, die in Unternehmen<br />
Informationsgespräche und<br />
Schulungen anbieten. Sie geben einen<br />
ersten Überblick über Künstliche Intelligenz<br />
und wollen sowohl Fach- als auch<br />
Führungskräften die Scheu vor dem Thema<br />
nehmen. Deutschlandweit will das<br />
BMWi künftig mindestens 20 KI-Trainer<br />
einsetzen, die über die Kompetenzentren<br />
jährlich mindestens 1000 Unternehmenskontakte<br />
erzielen und bundesweit KMUspezifische<br />
Maßnahmen umsetzen.<br />
www.mitunsdigital.de<br />
70 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Industrie<br />
Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />
<br />
<br />
24. Oktober 2019<br />
<br />
<br />
Oberflächenmess<strong>technik</strong> 4.0<br />
für die Metallverarbeitung –<br />
neue Ansätze und Technologien<br />
Die Verlagerung von Mess<strong>technik</strong> an oder in die<br />
Produktionslinie erfordert zunehmend optische<br />
Mess<strong>technik</strong> und Automatisierung.<br />
Das 6. QUALITY ENGINEERING InnovationsForum 2019<br />
beleuchtet die verschiedenen Entwicklungen in der<br />
Oberflächenmess<strong>technik</strong> – vom Messraum bis hin zur<br />
Inline-Lösung.<br />
Jetzt<br />
anmelden!<br />
<br />
an die Oberflächenmess<strong>technik</strong> – und welche sind neu?<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
04/2019 medizin&tec hn i k 71
■ [ SPECIAL FERTIGUNG ]<br />
SO GUTE OBERFLÄCHEN,<br />
DASS FOLGESCHRITTE ENTFALLEN<br />
Werkzeuge | Funktional, von hoher Qualität und einfach zu sterilisieren sollen<br />
Instrumente für die minimal-invasive Chirurgie sein. Beim Fertigen solcher Produkte<br />
helfen hochwertige Werkzeuge, ein Toolmanagementsystem – und Expertenwissen.<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Präzise Teile für Medizinprodukte<br />
Spezielle Werkzeuge<br />
Know-how in der Beratung<br />
Oberflächengüte<br />
Produktiver mit Werkzeugverwaltung<br />
Wir brauchen bei unseren chirurgischen<br />
Instrumenten höchste Präzision<br />
und beste Oberflächengüten“, betont<br />
Bernd Amann, Technischer Leiter der<br />
Eberle GmbH & Co. KG in Wurmberg. Um<br />
diese zu erreichen, setzt das Unternehmen<br />
Zerspanwerkzeuge ein, die den Ansprüchen<br />
an Qualität und Funktionalität<br />
genügen – und für die auch ein Ansprechpartner<br />
für die Beratung zur Verfügung<br />
steht.<br />
Bei einer wichtigen Produktegruppe,<br />
den Shaverblades, zeigt sich der Qualitätsanspruch<br />
des Wurmberger Unternehmens<br />
am deutlichsten. Für die Herstellung<br />
der Blades werden Führungsrohre<br />
und die darin liegenden Werkzeuge zunächst<br />
gedreht, geschliffen, mit dem Laser<br />
geschweißt und zum Teil gehärtet. Die<br />
verwendeten Bauteile sind nicht groß:<br />
Die Werkzeugspitzen beispielsweise haben<br />
einen Durchmesser von 3,5 mm oder<br />
4,5 mm und sind 8 mm lang. Sie werden<br />
mit den Öffnungen für die Schneiden im<br />
Laserschweißverfahren auf die Führungsrohre<br />
aufgeschweißt. In den Rohren drehen<br />
sich die Bohr- und Schneidwerkzeuge.<br />
Auch die Verzahnung für deren<br />
Schneidköpfe fertigt Eberle selbst.<br />
Zum Maschinenpark der Wurmberger<br />
gehören Drehmaschinen zum Lang- und<br />
Kurzdrehen von Star, Boley, Index sowie<br />
ein Fünf-Achs-Fräszentrum von Chiron,<br />
Senk- und Drahterodiermaschinen,<br />
Schleifmaschinen und Laserschweißmaschinen.<br />
Darauf werden seit Gründung<br />
des Unternehmens unter anderem Dreh-,<br />
Abstech-, Bohr- und Fräswerkzeuge der<br />
Ostfilderner Arno Werkzeuge Karl-Arnold<br />
GmbH eingesetzte.<br />
Es läuft gut mit hochpositiven<br />
Wendeschneidplatten<br />
Derzeit werden neun verschiedene VHM-<br />
Fräser genutzt, acht unterschiedliche SA-<br />
Abstechvarianten, das Bohrsystem AKB<br />
und elf Typen hochpositiv geschliffener<br />
Wendeschneidplatten. „Vor allem die<br />
hochpositiven Wendeschneidplatten erzeugen<br />
mit langen Standzeiten sehr gute<br />
Oberflächen“, versichert Amann. Arno-<br />
Mitarbeiter Alexander Rentschler, der<br />
den Fachleuten bei Eberle mit Rat zur Seite<br />
steht, betont: „Mit diesen speziell entwickelten<br />
hochpositiven Spanformgeometrien<br />
erzielen wir unter Verwendung<br />
von Hochleistungsschneidstoffen die beste<br />
Zerspanungsergebnisse – auch weil<br />
beim Drehprozess weniger Vibrationen<br />
Bild: Eberle<br />
Shaverblades, mit denen der Chirurg Weichgewebe oder Knorpel abträgt, bietet Eberle<br />
in einer großen Vielfalt an. Sie erfüllen ihre Aufgabe, indem Messer im Innern eines<br />
kleinen Rohres bewegt werden. Die Fertigung erfordert höchste Präzision<br />
entstehen.“ Darüber hinaus sorge die polierte<br />
Oberfläche für „optimalen Spanabfluss“<br />
und der geschliffene Umfang „für<br />
höchste Genauigkeit.“ Amann bestätigt<br />
das, wenn er feststellt, dass „die Oberflächengüte<br />
so hoch ist, dass teilweise nachgelagerte<br />
Prozessschritte entfallen können.“<br />
Das ist auch wichtig für eine geringe<br />
Keimanhaftung der später noch zu reinigenden<br />
und zu sterilisierenden Produkte.<br />
Fürs Abstechen setzt Amann auf die<br />
SA-Module. Darunter sind auch solche<br />
mit einer 15 Grad schrägen Platte, die er<br />
für das Abstechen dünnwandiger Rohre<br />
einsetzt. „Dazu gehören vor allem unsere<br />
Shaverblades für HNO-Eingriffe“, berichtet<br />
der Technische Leiter. Die stabilen und<br />
schmalen Stechklingen, die Arno für Einstechtiefen<br />
von 10 bis 70 mm und Stechbreiten<br />
von 1,5 bis 8 mm bietet, sind für<br />
ihn „optimal, weil sie hohe Prozesssicherheit<br />
unterstützen. Und das ist für uns<br />
wichtig, da unsere Serien nicht sehr groß<br />
sind.“ Fünf bis 5000 Stück können die Se-<br />
72 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Bild: Arno Werkzeuge<br />
Mit hochpositiven Wendeschneidplatten lassen sich sehr gute Oberflächengüten auf dem<br />
Werkstück erreichen. Der Umfang der Werkzeuge ist geschliffen, ihre polierten Oberflächen<br />
ermöglichen einen sehr guten Spanabfluss<br />
rien umfassen, wobei maximal 500 Stück<br />
in einem Los gefertigt werden. „Da können<br />
Sie sich keine Ausreißer leisten.“<br />
Die HNO-Instrumente werden zu Radien<br />
von 50° bis 65° gebogen – eine Biegung,<br />
die der Antrieb im Innern der Rohre<br />
natürlich mitmachen muss. Eberle setzt<br />
hier auf kleine Antriebselemente, die die<br />
Rotation über Stirnverzahnungen übertragen.<br />
Bis zu neun solcher Antriebs-Kegelräder<br />
sind in einem Instrument verbaut.<br />
Darüber hinaus muss noch ein Spülkanal<br />
im Instrument eingebracht werden.<br />
„Und wir sprechen hier über Innendurchmesser<br />
von wenigen Millimetern“, betont<br />
Amann. Aber nur durch diese technische<br />
Über den Hersteller<br />
Das Produktprogramm der 1999 gegründeten<br />
Eberle GmbH & Co. KG<br />
aus dem baden-württembergischen<br />
Wurmberg umfasst etwa 1000 Produkte,<br />
die mit einer Fertigungstiefe<br />
von nahezu 100 % hergestellt werden.<br />
Den größten Teil machen Shaverblades<br />
für Arthroskopien, chirurgische<br />
und urologische Operationen<br />
oder HNO-Eingriffe aus sowie Bohrer,<br />
Sägen und Drähte mitsamt dazugehörigen<br />
Antriebssystemen und<br />
Handinstrumenten.<br />
Die zugehörigen Steuergeräte mit<br />
Software und Gehäuse, Kabel und<br />
Stecker fertigt Eberle selbst – und<br />
beliefert mit entsprechenden Privat-<br />
Label-Produkten auch andere deutsche<br />
Hersteller, zum Teil Weltmarktführer<br />
in ihrem Segment.<br />
Da das Unternehmen wächst, ist<br />
demnächst der Umzug in ein neues<br />
Gebäude vorgesehen.<br />
www.eberle-med.de/<br />
eberle-medizin/<br />
Lösung schaffen es die gebogenen HNO-<br />
Instrumente – „als einzige weltweit“ – bis<br />
zu einer halben Stunde lang, mit 12 000<br />
min -1 zu drehen, bevor die Einmalinstrumente<br />
entsorgt werden.<br />
Werkzeugverwaltung hat auch<br />
die Autoschlüssel im Blick<br />
Um seine Werkzeuge zu verwalten, setzt<br />
Eberle den Store-Manager von Arno Werkzeuge<br />
ein. Auf lediglich 1,5 m2 Aufstellfläche<br />
kann er mit seinem Karussellsystem<br />
in bis zu 2160 Fächern Werkzeuge lagern<br />
und verwalten. Eberle nutzt ihn im Moment<br />
noch für etwa 600 bis 700 Werkzeuge,<br />
darunter auch Lehren. Da bleibt auch<br />
noch Platz für die Autoschlüssel der Fahrzeugflotte,<br />
wie ein Mitarbeiter schmunzelnd<br />
erwähnt. „Das ist aber gar nicht so<br />
ungewöhnlich“, erzählt Simon Lang, Produktmanager<br />
Werkzeugverwaltungssysteme<br />
bei Arno Werkzeuge. „Schließlich<br />
lässt sich damit ebenso genau nachverfolgen,<br />
wer gerade welches Auto für welchen<br />
Zweck fährt.“<br />
Amann will das modulare System sogar<br />
noch weiter ausnutzen, da es eine<br />
kontrollierte Einzelentnahme mit Rücklagermöglichkeit<br />
bietet. Nicht nur die Werkzeugverwaltung,<br />
auch die Beschaffung<br />
werde damit effizienter und einfacher. So<br />
können unkompliziert Bestellvorschläge<br />
für die Einkaufsabteilung erstellt oder Bestellvorgänge<br />
direkt an beliebig viele Lieferanten<br />
ausgelöst werden. Besonders gut<br />
kommt dabei an, dass der Store-Manager<br />
von Arno Werkzeuge auch fremde Werkzeuge<br />
mitverwaltet, „denn natürlich verwenden<br />
wir auch die Produkte anderer<br />
Hersteller“, schildert Amann die gängige<br />
Praxis.<br />
■<br />
Jürgen Fürst<br />
Fachjournalist in Stuttgart<br />
Mehr über den Werkzeuganbieter:<br />
www.arno.de<br />
04/2019 medizin&tec hn i k 73
■ [ SPECIAL FERTIGUNG ]<br />
GUT BEDIENBARE LÖSUNG<br />
FÜR DIE KOMPLETTBEARBEITUNG<br />
Fertigung von Hochpräzisionsteilen | Als er seine Unternehmensgruppe fit machen<br />
wollte für die Fertigung präziser Teile aus anspruchsvollen Werkstoffen, entschied sich<br />
der Unternehmenschef für ein Dreh-Fräszentrum – oder genauer gesagt für dessen<br />
Konzept. Eine virtuelle Darstellung der Maschine erleichterte die Einarbeitung.<br />
Auf die Herstellung anspruchsvoller<br />
Hochpräzisionsteile aus schwer zu<br />
bearbeitenden Werkstoffen wollte Sébastien<br />
Ripoche seine Unternehmensgruppe<br />
umstellen – und ließ sich dabei auf ein<br />
kleines Abenteuer ein: Er bestellte vor etwa<br />
zwei Jahren eine Maschine, die es zu<br />
dieser Zeit nur auf dem Papier gab. Seine<br />
Begründung für diesen Schritt: Die Maschine<br />
– das Dreh-Fräszentrum G200 –<br />
konnte vom Konzept her all das leisten,<br />
was er brauchte, um Teile für die von ihm<br />
bedienten Hightech-Märkte zu fertigen –<br />
zu denen neben der Luft- und Raumfahrt<br />
auch die Medizin<strong>technik</strong> gehört. „Ich habe<br />
eine klare Vision davon, wo wir mit unseren<br />
Unternehmen in 20 Jahren stehen<br />
wollen“, sagt Ripoche, dem die aus insgesamt<br />
fünf Unternehmen bestehende<br />
Groupe ARBM in der Region Anjou im<br />
Westen Frankreichs gehört.<br />
Kernstück der Gruppe ist Ouest Dé -<br />
colletage, die der Werkzeugmacher im<br />
Jahr 1997 gründete. Das Startup verfügte<br />
über zwei NC-Drehautomaten, um damit<br />
im Dreischichtbetrieb kostengünstige<br />
Dreh-Frästeile als Zulieferer herzustellen.<br />
„Mit einfachen Teilen ist aber auf Dauer<br />
wenig Wachstum und Ertrag zu erzielen.<br />
Deshalb wollten wir davon so bald wie<br />
möglich wegkommen“, erinnert sich der<br />
Inhaber – der seine Unternehmen daher<br />
Richtung Hochpräzisionsteile in kleineren<br />
bis mittleren Losgrößen fit machen wollte.<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Drehfräszentrum<br />
Komplettbearbeitung<br />
Automatische Werkstoffzuführung<br />
Einarbeiten an virtueller Maschine<br />
Hohe Produktivität<br />
Patentierte Bohrer für Schädeloperationen, die nach dem Durchbruch automatisch<br />
stoppen, gehören zu den Produkten, die Ouest Décolletage auf seinen Maschinen fertigt<br />
In dieses Marktsegment arbeitete er<br />
sich geduldig vor, baute einen geeigneten<br />
Maschinenpark auf und suchte qualifizierte<br />
Mitarbeiter. 2015 wurde eine Medizin<strong>technik</strong>-Firma<br />
gegründet, bald gefolgt von<br />
der Übernahme eines auf Luft- und<br />
Raumfahrtteile spezialisierten Unternehmens<br />
sowie einer Automatendreherei.<br />
Insgesamt hat die Gruppe derzeit rund<br />
140 Mitarbeiter. Ripoches Ziel für die<br />
nächsten Jahre sind enge Zulieferverhältnisse<br />
mit Hightech-Abnehmern für anspruchsvolle<br />
Einzelstücke oder Serien bis<br />
hin zu Großserien.<br />
Auf der Suche nach für diese Ziele geeigneten<br />
modernen Werkzeugmaschinen<br />
hatte er ursprünglich an einen Mehrspindler<br />
gedacht. Das Konzept für das Index-Dreh-Fräszentrum<br />
G200 hat ihn aber<br />
überzeugt: Im Vordergrund stand dabei<br />
die Möglichkeit, alle Arbeitsgänge in derselben<br />
Maschine durchzuführen. Jeder<br />
Transfer und jedes Umspannen sei letztlich<br />
kostenträchtig, erhöhe den logistischen<br />
und verwaltungstechnischen Aufwand<br />
und gehe vor allem zu Lasten der erreichbaren<br />
Qualität und Präzision.<br />
Zweiter und ebenfalls wichtiger Grund<br />
für Ripoches Wahl war der gute Ruf, den<br />
Bild: Klaus Vollrath<br />
Index bei Branchenkollegen bezüglich der<br />
Qualität und Zuverlässigkeit hatte. Heute,<br />
nachdem sich die erste Maschine etabliert<br />
hat, könne er feststellen, dass er mit seiner<br />
Entscheidung genau richtig gelegen<br />
habe, fasst Ripoche zusammen.<br />
Vorteile bis 70 % gegenüber<br />
bisher eingesetzten Maschinen<br />
„Nach der Lieferung der Maschine Anfang<br />
Dezember 2017 verliefen Installa tion und<br />
Inbetriebnahme reibungslos“, sagt der<br />
Unternehmenschef. Nach der Schulung<br />
durch Index France, der Einarbeitung sowie<br />
Versuchen wurden Anfang März bereits<br />
die ersten komplexen Teile hergestellt.<br />
Erfreulicherweise lieferte die Index<br />
G200 sehr schnell die erwarteten Ergebnisse,<br />
auch was die Produktivität angeht.<br />
Im Vergleich zu den bisher eingesetzten<br />
Dreh-Fräszentren liegen die Vorteile laut<br />
Ripoche bei bis zu 70 %.<br />
„Nachdem die Index G200 aufgestellt<br />
war, hatten unsere Leute zunächst gewisse<br />
Berührungsängste“, erinnert er sich.<br />
Zum einen verfügte die neue Maschine<br />
über eine Steuerung von Siemens statt<br />
der vertrauten Fanuc-CNC, zum anderen<br />
hatten die Mitarbeiter Sorge wegen der<br />
74 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
hohen Arbeitsgeschwindigkeit: Bei Programmierfehlern<br />
hätte es schnell zu Ausschuss<br />
oder Werkzeugschäden kommen<br />
können. Deshalb erwies sich eine Software<br />
mit der Bezeichnung „Virtuelle Maschine“,<br />
die den gesamten Bearbeitungs -<br />
prozess am PC-Bildschirm ablaufen lässt,<br />
bei der Einarbeitung als sehr hilfreich. So<br />
konnten sich die Mitarbeiter gefahrlos mit<br />
der Programmierung vertraut machen.<br />
Dies führte zu einer schnellen Akzeptanz.<br />
Ripoche kommt insgesamt zu dem<br />
Schluss, dass er in Index einen strategischen<br />
Partner gefunden habe, mit dem er<br />
in Zukunft weiter eng zusammenarbeiten<br />
möchte. Dabei geht es ihm auch um das<br />
Entwicklungsprogramm des Maschinenherstellers,<br />
das im Wesentlichen mit seinen<br />
Vorstellungen über zukünftige Anforderungen<br />
übereinstimme.<br />
■<br />
Klaus Vollrath<br />
Fachjournalist in Aarwangen/Schweiz<br />
Zum Anwender: www.ouestdecolletage.com<br />
Zum Maschinenbauer: www.index-werke.de<br />
Mehr über das<br />
Dreh-Fräszentrum<br />
Das Dreh-Fräszentrum<br />
G200 verfügt<br />
über einen 65 mm<br />
Spindeldurchlass,<br />
165 mm Spannfutterdurchmesser<br />
und<br />
660 mm Drehlänge.<br />
Die beiden Spindeln<br />
und drei Werkzeugträger<br />
mit Y-Achse<br />
lassen sich in unterschiedlichen<br />
Kombinationen<br />
einsetzen.<br />
Beide Spindeln sind<br />
auch unabhängig<br />
Das Dreh-Fräszentrum G200 ist bei<br />
Ouest Décolletage mit Stangenzufuhr<br />
(links) installiert sowie mit<br />
und Späneentsorger (rechts)<br />
voneinander verwendbar, wobei maximal vier Werkzeuge<br />
gleichzeitig im Eingriff sein können. Die Werkstückzuführung<br />
kann sowohl automatisch als Stangenmaterial durch ein Lademagazin<br />
als auch durch Futterteile erfolgen.<br />
Der Hersteller beschreibt die Maschine als sehr steif sowie<br />
thermisch und dynamisch stabil. Zusammen mit der guten<br />
Schwingungsdämpfung seien damit die Voraussetzungen<br />
erfüllt, um hohe Anforderungen an Qualität und Präzision zu<br />
erfüllen. Das Magazin für die Werkzeugträger, die auch mit angetriebenen<br />
Werkzeugen bestückt werden können, bietet Platz<br />
für sechs Werkzeuge.<br />
Bild: Klaus Vollrath<br />
Vollhartmetall-Schaftfräser<br />
Der Schaftfräser TiNox-Cut N ist speziell auf<br />
die Bearbeitung schwer zerspanbarer Werkstoffe<br />
wie Titan oder Titanlegierungen ausgelegt. Die für<br />
HPC-Bearbeitung optimierte Geometrie vermeidet<br />
Vibrationen, innere Kühlschmierstoff-Zufuhr<br />
und optionale Eckenradien ermöglichen einen<br />
vielfältigen Einsatz in der Medizin<strong>technik</strong>.<br />
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16.– 21.09.2019<br />
Halle 4<br />
Stand F 16<br />
04/2019 medizin&<strong>technik</strong> 75
■ [ FOKUS FORSCHUNG ]<br />
Automatisiert zerkleinertes Gewebe<br />
führt zur schnelleren Diagnose<br />
Laborautomatisierung | Ein neu entwickeltes Gerät zerlegt Gewebeproben im<br />
Labor – auf Knopfdruck und mit wiederholbaren Parametern. Das erspart Hand -<br />
arbeit und beschleunigt die Aufarbeitung der Zellen.<br />
Im Tissue Grinder wird jede Gewebeprobe unter vergleichbaren und<br />
reproduzierbaren Bedingungen zerkleinert. Die automatisierte Arbeitsweise<br />
hilft, Abweichungen und Fehler zu minimieren<br />
Gewebeproben im Labor aufzubereiten,<br />
erfordert Zeit und Fingerspitzengefühl.<br />
Fraunhofer-Forscher der Projektgruppe<br />
für Automa tisierung in der<br />
Medizin und Biotechnologie PAMB in<br />
Mannheim haben deshalb ein Gerät entwickelt,<br />
das auf Knopfdruck Gewebe in<br />
einzelne, intakte Zellen aufspaltet: den<br />
Tissue Grinder.<br />
Es funktioniert ähnlich wie eine Kräutermühle.<br />
Kreisförmig angeordnete Zahnkränze<br />
drehen sich in definiertem Abstand<br />
gegeneinander und zerkleinern das<br />
Gewebe – aber so schonend, dass die einzelnen<br />
Zellen keinen Schaden nehmen.<br />
Das System ist steril und kommt nach<br />
dem Zerkleinern komplett in eine Zentrifuge,<br />
wo die Einzelzellsuspension abgetrennt<br />
wird und in eine zweite Kammer<br />
des Probengefäßes gelangt. Dadurch werden<br />
die Zellen innerhalb von 3 bis 5 min<br />
aus der Lösung herausgefiltert, ohne dass<br />
jemand Hand anlegen muss.<br />
Damit legt der Tissue Grinder, den<br />
PAMB-Wissenschaftler um Dr. Christian<br />
Bild: Fraunhofer IPA<br />
Reis entwickelt haben, den Grundstein<br />
für die beschleunigte Analytik der Zukunft.<br />
Denn bisher vergehen Tage oder<br />
gar Wochen, ehe ein Patient weiß, ob sein<br />
Tumor bösartig ist und welche Therapie<br />
hilft. Künftig könnte der neue Apparat<br />
Teil eines Analyse-Systems sein, das direkt<br />
neben dem OP-Tisch steht und dem<br />
Arzt innerhalb kürzester Zeit die gewünschten<br />
Ergebnisse liefert. Die Therapie<br />
könnte umgehend beginnen.<br />
Wie mühselig und zeitraubend es bisher<br />
ist, einzelne Zellen aus Gewebeproben<br />
herauszulösen, weiß Reis aus Erfahrung.<br />
Der promovierte Biotechnologe, der<br />
in der PAMB die Gruppe Labormechatronik<br />
und -prozess<strong>technik</strong> geleitet hat, war<br />
während des Studiums an einem großen<br />
Forschungsprojekt beteiligt. Immer wieder<br />
musste er Hautproben zerschneiden,<br />
um daraus einzelne Zellen zu extrahieren.<br />
Aber nicht nur der Zeitverlust von bis<br />
zu zwei Tagen störte Reis. Noch mehr ärgerte<br />
er sich über die Fehleranfälligkeit:<br />
„Es lagern sich sehr leicht Pilze oder Bak-<br />
terien auf der Gewebeprobe ab“, sagt er.<br />
„Damit ist sie unbrauchbar.“ Hinzu<br />
kommt, dass die beim Zerkleinern ebenfalls<br />
eingesetzten Enzyme nicht nur Eiweiße<br />
zerschneiden, die Zellen in der Gewebeprobe<br />
zusammenhalten, sondern<br />
auch die Oberflächenmarker angreifen.<br />
Diese aber brauchen Diagnostiker bei<br />
nachfolgenden Untersuchungen. Und<br />
noch etwas wurmte den Wissenschaftler:<br />
„Es ist dem Zufall überlassen, ob das Untersuchungsergebnis<br />
reproduzierbar ist“,<br />
sagt Reis. „Jeder Laborant geht etwas anders<br />
vor bei der mechanischen Zerkleinerung<br />
der Gewebeproben.“<br />
Reproduzierbare Ergebnisse<br />
und protokollierte Schritte<br />
Daher wollte Reis das Verfahren automatisieren<br />
und standardisieren. Mit dem Tissue<br />
Grinder ist er diesem Ziel sehr nah.<br />
Denn das Gerät schneidet und reibt immer<br />
gleich oft und wendet stets die gleiche<br />
Kraft an. Die Einzelzellsuspensionen,<br />
die der Tissue Grinder aus Gewebeproben<br />
erzeugt, sind also miteinander vergleichbar.<br />
Und sollte das Mahlwerk doch einmal<br />
fehlerhaft arbeiten, ist nachvollziehbar,<br />
was vorgefallen ist, denn eine Software<br />
protokolliert jeden Arbeitsschritt. Auch<br />
Unwägbarkeiten der Enzymbehandlung<br />
gehören bald der Vergangenheit an: Der<br />
Tissue Grinder zerkleinert mechanisch.<br />
Erste Partnerunternehmen nutzen das<br />
Gerät bereits zu Testzwecken. Parallel dazu<br />
planen die Forscher den Einsatz künstlicher<br />
Intelligenz: „Bisher arbeitet der Tissue<br />
Grinder ein vorgegebenes Protokoll<br />
ab, das je nach Gewebeart unterschiedliche<br />
Arbeitsschritte vorgibt“, sagt Reis.<br />
„Künftig soll das Gerät selbst erkennen,<br />
womit es zu tun hat und autonom entscheiden,<br />
wie es bei der Zerkleinerung am<br />
besten vorgeht.“<br />
■<br />
Hannes Weik<br />
Fraunhofer IPA, Stuttgart<br />
https://pamb.ipa.fraunhofer.de/<br />
76 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Alternative zum Gips<br />
vermeidet Abfall<br />
Kunststoffe | Ein gebrochener Knochen ist nur ein<br />
Grund für die Immobilisierung von Körperteilen. Eine<br />
Schiene aus einem biobasierten Kunststoff bietet<br />
Vorteile bei der Behandlung und ist abbaubar.<br />
Eine Schiene, mit der sich Knochenbrüche ruhigstellen lassen,<br />
kann während der Behandlung mehrfach nachgeformt<br />
werden – etwa wenn die Schwellung nachlässt. Möglich macht<br />
das der biobasierte Kunststoff Polymilchsäure, kurz PLA. Eine<br />
Schiene hieraus kann nach der Nutzung kompostiert werden.<br />
Beim Biopolymer-Kongress im Mai 2019 in Halle/Saale erhielt<br />
das Produkt „Recast“ den zweiten Preis des Biopolymer Innova -<br />
tion Awards. Dieser wird für Produktneuheiten aus kompostierbaren<br />
Kunststoffen vergeben. Entwickelt wurde die Rezeptur<br />
vom Potsdamer Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung<br />
IAP für die Nölle Kunststoff<strong>technik</strong> GmbH aus Meschede.<br />
Interessant ist der Ansatz, da bisher allein in Deutschland bis zu<br />
1,5 Millionen Frakturen ruhiggestellt werden. Hinzu kommen<br />
Bild: Nölle Kunststoff<strong>technik</strong>, Zenith Werbung & Fotografie<br />
Vorgeformte Schienen aus dem biobasierten und bioabbaubaren<br />
Kunststoff PLA sollen die Behandlung von Knochenbrüchen vereinfachen<br />
und schonen die Umwelt<br />
zwei bis vier Mal so viele Immobilisationen aus anderen Gründen.<br />
Herkömmliche Methoden dafür sind meist unbequem,<br />
schwer, anfällig für Geruchsbildung, aufwendig beim Anlegen<br />
oder energieintensiv, lassen sich nicht nachträglich anpassen –<br />
und erzeugen bis zu 150 t Müll pro Jahr.<br />
Für Recast werden vorgeformte Schienen in verschiedenen Größen<br />
eingesetzt. Bei Temperaturen von 55 bis 65 °C wird das Material<br />
formbar und lässt sich an die Körperstelle anpassen.<br />
Für den Einsatz als orthopädische Schiene ist der niedrige thermische<br />
Erweichungspunkt von PLA ein Vorteil. Es wurde mit geeigneten<br />
Füllstoffen zu einer Rezeptur kombiniert, die alle Anforderungen<br />
erfüllte. Rund 80 % des bisher bei Immobilisierungen<br />
anfallenden Abfalls könnten damit vermieden werden.<br />
Anzeigendaten einfach<br />
und sicher übermitteln.<br />
PDF<br />
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04/2019 medizin&tec hn i k 77
■ [ RECHT ]<br />
ZU VIELE UNKLARHEITEN, UM DIE<br />
MDR BIS MAI 2020 UMZUSETZEN<br />
Benannte Stellen | Als erste Benannte Stelle außerhalb von Großbritannien könnte<br />
TÜV Süd seine Arbeit aufnehmen. Doch um ernsthaft anfangen zu können, sind viel zu<br />
viele Details der MDR unklar, sagt Dr. Bassil Akra, Vice President Global Strategic Business<br />
Development of Medical & Health Services. Er würde die Uhren gern anhalten.<br />
■ Herr Dr. Akra, TÜV Süd ist Benannte<br />
Stelle gemäß der MDR. Wie lange hat es<br />
gedauert bis zur Benennung?<br />
Insgesamt etwa eineinhalb Jahre – damit<br />
waren wir sogar etwas schneller als<br />
der formal geplante Ablauf, der erste<br />
Benennungen im Juli 2019 vorsah.<br />
■ Welche neuen Anforderungen muss<br />
eine Benannte Stelle erfüllen?<br />
Es werden auch von uns sehr viel mehr<br />
Dokumentationen gefordert, um unsere<br />
Kompetenz zu belegen. Es reicht zum<br />
Beispiel nicht mehr aus, dass wir Fachärzte<br />
beschäftigen. Wir müssen auch<br />
Dr. Bassil Akra ist bei TÜV Süd als<br />
Vice President Global Strategic Business<br />
Development of Medical & Health<br />
vices mit allen Fragen zur MDR vertraut<br />
IHR STICHWORT<br />
■ Unklarheiten bei MDR-Umsetzung<br />
■ Noch keine Herstelleranträge bearbeitet<br />
■ Kriterien für Priorisierung der Anträge<br />
sind in Vorbereitung<br />
■ Nationale Sonderregelungen<br />
■ Wie läuft der Benennungsprozess ab?<br />
Frühestens sechs Monate nach Publi -<br />
kation der MDR war es möglich, den<br />
Antrag auf Benennung zu stellen.<br />
Vor gesehen war, dass innerhalb des<br />
folgenden halben Jahres Audits stattfinden.<br />
Danach bekamen die Antragsteller<br />
eine Abweichungsliste. Um die<br />
Abweichungen zu beheben, wurden<br />
wiederum sechs Monate angesetzt.<br />
Nach der Prüfung erfolgte die Designation<br />
durch die nationale Stelle, für<br />
Deutschland durch die ZLG. Diese Information<br />
wird im Nando zur Verfügung<br />
gestellt, um anderen Mitgliedsstaaten<br />
die Gelegenheit zu geben, zu widersprechen.<br />
Erfolgt kein Widerspruch, ist<br />
die Benennung abgeschlossen. Diesen<br />
Prozess haben bisher BSI in Großbritannien<br />
und TÜV Süd durchlaufen.<br />
■ Das sind nicht viele...<br />
Wir hoffen tatsächlich, dass es noch vor<br />
den Sommerferien weitere Benannte<br />
Stellen gibt. Im Jahr 2018 liefen insgesamt<br />
16 Audits, und für 2019 sind<br />
meines Wissens weitere 15 Audits geplant.<br />
Dass es für uns so schnell ging,<br />
zielle Benannte Stellen einen Antrag<br />
auf Benennung bei der Kommission<br />
gestellt haben. Aber ich freue mich<br />
auf jede weitere, denn auch wenn wir<br />
unsere Kapazitäten erheblich erweitert<br />
haben, können wir allein den Markt<br />
lag unter anderem daran, dass in der<br />
ersten Welle gar nicht so viele poten-<br />
So, wie wir mit der MDR<br />
für einen Chirurgen anhand seines<br />
Lebenslaufes im Detail schriftlich nachweisen,<br />
dass er über Expertise zu<br />
chirurgischem Nahtmaterial verfügt.<br />
Und beim Bewerten der Produkte müssen<br />
wir weiter in die Tiefe gehen. Es<br />
gilt, alle Hersteller gleich zu behandeln<br />
und jedes Produkt so zu betrachten, als<br />
sei es noch nie auf dem Markt gewesen.<br />
Auch wenn es sich seit 50 Jahren bewährt<br />
hat.<br />
■ Wie sehr verändert sich die Arbeit<br />
Ihrer Experten durch die MDR?<br />
Genaugenommen wissen wir das noch<br />
gar nicht, und das ist aus meiner Sicht<br />
das größte Problem. Es gibt immer<br />
wieder ein Korrigendum oder Gui -<br />
dance-Papiere, neue Informationen der<br />
Europäischen Kommission dazu, wie<br />
bestimmte Passagen der MDR zu interpretieren<br />
sind. Das war schon während<br />
Mitarbeiter geschult. Es kommt aber<br />
auch vor, dass die gleiche Passage<br />
einer weiteren Korrektur unterliegt.<br />
Daher haben wir bisher nur sehr<br />
zurück haltend mit dem Bearbeiten der<br />
Anträge von Medizinprodukteherstellern<br />
der Antragsphase so, und wir haben unsere<br />
Prozesse jeweils angepasst und<br />
Ser-<br />
nicht vollständig bedienen.<br />
beginnen<br />
können.<br />
Bild: TÜV Süd<br />
jetzt vorgehen, verbrennen<br />
wir nur Ressourcen<br />
78 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
■ Wird es Versorgungsengpässe geben?<br />
Es gibt mehrere Umstände, die zu<br />
Schwierigkeiten führen könnten. So<br />
brauchen drei Produktgruppen, die bisher<br />
mit einer Konformitätserklärung<br />
des Herstellers auf den Markt kamen,<br />
künftig die Zertifizierung durch eine<br />
Benannte Stelle: die wiederaufbereit -<br />
baren Instrumente der Klasse Ir, medizinische<br />
Apps und stoffliche Medizin -<br />
produkte wie Nasenspray. Da es bisher<br />
nur zwei Benannte Stellen gibt, ist<br />
nicht abzusehen, wie das alles zu bewältigen<br />
sein soll. Und wegen eines<br />
möglichen Brexits suchen viele Hersteller<br />
nach einer nicht in Großbritannien<br />
ansässigen Benannten Stelle, was die<br />
Lage verschärft. Hinzukommt, dass –<br />
soweit das zulässig ist – bestehende<br />
Zertifikate nach der MDD verlängert<br />
werden sollen, um Produkte über Mai<br />
2020 hinaus verkaufen und damit die<br />
Neuzertifizierung etwas später umsetzen<br />
zu können. Wenn die Kapazitäten<br />
bei den Benannten Stellen nicht aus -<br />
reichen, um das Ziel zu erreichen,<br />
wären diese Produkte bis zu ihrer Neu -<br />
zertifizierung ebenfalls vom Markt verschwunden.<br />
■ Wie legen Sie die Reihenfolge fest, um<br />
Anträge der Hersteller zu bearbeiten?<br />
Wir dürfen niemanden benachteiligen.<br />
Wir können also unter Berücksichtigung<br />
der Kapazitäten nur nach dem<br />
First-in-first-out-Prinzip vorgehen. Es<br />
gibt auch keine Unterteilung nach<br />
großen oder kleinen Unternehmen oder<br />
Bestandskunden und Neukunden. Die<br />
MDR ist ein Neustart, damit fangen<br />
alle Kunden bei Null an. Um aber im<br />
Dienste der Patienten eine Versorgung<br />
sicherzustellen, arbeiten wir gerade an<br />
Kriterien, wie wir die Arbeit organisieren<br />
können. Dabei wird die klinische<br />
Relevanz der Produkte berücksichtigt,<br />
der Innovationsgrad und die Gültigkeitsdauer<br />
bestehender Zertifikate.<br />
■ Was ist aus Ihrer Sicht die größte<br />
Herausforderung für Unternehmen?<br />
Das Schwierigste ist, dass auch Unternehmen<br />
mit der Unsicherheit umgehen<br />
müssen, nicht genau zu wissen, was<br />
von ihnen verlangt wird, dafür aber<br />
Kapazitäten bereitstellen müssen. Experten<br />
hierfür sind rar und teuer, was<br />
die Lage insbesondere für die vielen<br />
kleinen Unternehmen schwierig macht.<br />
■ Worüber wird im Zusammenhang mit<br />
der MDR zu wenig geredet?<br />
Über den Patienten. Eigentlich geht es<br />
zu wenig um das Ziel, sichere und leistungsfähige<br />
Produkte zu entwickeln,<br />
und viel zu viel um Formalitäten. Da<br />
gerät etwas aus dem Gleichgewicht,<br />
denn der zusätzliche Aufwand, den alle<br />
Hersteller treiben müssen, wird sich im<br />
Preis für die Produkte niederschlagen.<br />
■ Was wünschen Sie sich für den<br />
Umgang mit der neuen MDR?<br />
Auch wenn das nicht realistisch ist: Ein<br />
Reset wäre prima. Wir sollten die Uhren<br />
anhalten, bis alle Guidances vorliegen,<br />
bis genau geklärt ist, was verlangt wird,<br />
bis es eine Eudamed-Datenbank und<br />
ausreichende Kapazitäten bei Benannten<br />
Stellen gibt, um die vielen Anträge<br />
zu bearbeiten. Erst dann könnten wir<br />
ernsthaft und zügig anfangen, die Regelungen<br />
der MDR umzusetzen. So, wie<br />
wir im Moment vorgehen, verbrennen<br />
wir nur Ressourcen, die dann nicht für<br />
Innovationen und ein besseres Gesundheitssystem<br />
zur Verfügung stehen.<br />
■ Wie wird es mit der Umsetzung der<br />
MDR im Mai 2020 aussehen?<br />
Ich glaube, es wird sehr chaotisch sein.<br />
Bisher wird bei der Europäischen<br />
Kommission auf Kommentare der<br />
Benannten Stellen so gut wie nicht<br />
reagiert. Da sich aber Schwierigkeiten<br />
abzeichnen, werden viele Mitgliedsstaaten<br />
zu der Möglichkeit greifen,<br />
nationale Sonderregelungen einzu -<br />
führen, um ihre Gesundheitssysteme<br />
am Laufen zu halten – bis es schließlich<br />
ein funktionierendes System auf Basis<br />
der MDR geben wird.<br />
■ Was empfehlen Sie den Unternehmen<br />
vor diesem Hintergrund?<br />
Verbringen Sie die Zeit nicht mit Warten<br />
und Hoffen, bereiten Sie sich, so<br />
gut es geht, mit Ihren technischen und<br />
wissenschaftlichen Kenntnissen vor<br />
und kommen Sie mit potenziellen Benannten<br />
Stellen frühzeitig ins Gespräch.<br />
Ich wünsche allen viel Kraft und<br />
Mut, damit sich die Vorgaben der MDR<br />
im Sinne des Patienten rechtzeitig umsetzen<br />
lassen und die Medizinprodukte<br />
zwischenzeitlich verfügbar bleiben.<br />
Dr. Birgit Oppermann<br />
birgit.oppermann@konradin.de<br />
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04/2019 medizin&<strong>technik</strong> 79<br />
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■ [ RECHT ]<br />
WO DIE EN ISO 13485:2016<br />
NICHT SINNVOLL ANWENDBAR IST<br />
VDMA-Positionspapier zur EN ISO 13485:2016 | Im Mai hat die AG Medizin<strong>technik</strong> im<br />
VDMA in ihrem Positionspapier die These aufgestellt, dass die EN ISO 13485:2016 auf<br />
Maschinen- und Anlagenbauer nicht anwendbar ist. Medizin<strong>technik</strong>-Referent Diethelm<br />
Carius erläutert, was der Maschinenbau auch ohne Zertifizierung leisten kann.<br />
Diethelm Carius ist Referent bei der<br />
Arbeitsgemeinschaft Medizin<strong>technik</strong><br />
im VDMA<br />
IHR STICHWORT<br />
■<br />
■<br />
■<br />
EN ISO 13485:2016-Zertifizierung<br />
bei Maschinen- und Anlagenbauern<br />
Grenzen der Anwendbarkeit<br />
Anforderungen der Hersteller<br />
auch ohne Zertifikat umsetzbar<br />
Bild: VDMA<br />
■ Herr Carius, was war der Anlass, um<br />
das Positionspapier zur Zertifizierung von<br />
Maschinen- und Anlagenbauern nach der<br />
EN ISO 13485:2016 zu erstellen?<br />
Wir haben von Unternehmen im Maschinen-<br />
und Anlagenbau vermehrt die<br />
Rückmeldung bekommen, dass Kunden<br />
aus der Medizin<strong>technik</strong> eine neue Anforderung<br />
definieren: Demnach sollen<br />
auch Zulieferer von Produktions<strong>technik</strong><br />
nach der EN ISO 13485:2016 zertifiziert<br />
sein. Zum Teil wird das von den Einkäufern<br />
sogar als Voraussetzung für die<br />
weitere Zusammenarbeit genannt –<br />
ohne zu differenzieren zwischen Herstellern<br />
von Komponenten und den<br />
Herstellern von Produktionsmitteln, für<br />
die eine solche Zertifizierung nicht zu<br />
realisieren ist.<br />
■ Was möchten Sie mit dem Positionspapier<br />
erreichen?<br />
Mit unserem Positionspapier wollen wir<br />
den Maschinen- und Anlagenbauern<br />
eine Argumenta tionshilfe bieten. Denn<br />
selbst wenn für eine regulierte Branche<br />
wie die Medizin<strong>technik</strong> viele Anforderungen<br />
erfüllt werden müssen, heißt<br />
das nicht, dass das nur mit der Zertifizierung<br />
möglich ist.<br />
■ Was führt Sie zu dem Schluss, dass die<br />
Norm auf Hersteller von Maschinen und<br />
Anlagen nicht anwendbar ist?<br />
Sowohl in der MDR als auch in den Vorgaben<br />
der EN ISO 13485:2016 ist die<br />
Rede von Anforderungen an Medizinprodukte,<br />
die erfüllt werden müssen.<br />
Das lässt sich zwar auf Komponenten,<br />
die schlussendlich im Medizinprodukt<br />
verbaut sein werden, übertragen, und<br />
auch bei so genannten zugehörigen<br />
Dienstleistungen, wie beispielsweise<br />
der Validierung und Qualifizierung ei-<br />
ner Produktionsanlage für Medizinprodukte,<br />
sollte man das berücksichtigen.<br />
Aber es gibt aus unserer Sicht keine<br />
Hinweise darauf, dass die Zertifizierung<br />
auch für Maschinen, Anlagen oder Produktionsmittel<br />
relevant wäre, da diese<br />
nicht Teil eines Medizinproduktes sind,<br />
nicht für die Anwendung zu spezifischen<br />
medizinischen Zwecken bestimmt<br />
sind und auch nicht mit dem<br />
Patienten in Kontakt kommen. Anforderungen<br />
zum Beispiel an Rückverfolgbarkeit<br />
und Qualitätssicherung sind natürlich<br />
wichtig und müssen erfüllt werden.<br />
Wir sollten nicht aus<br />
Unsicherheit nach mehr<br />
Zertifizierungen rufen<br />
Das lässt sich aber auch ohne ein eigenes<br />
EN ISO 13485:2016-Zertifikat des<br />
Maschinenbauers umsetzen.<br />
■ Wie verbreitet ist eine Zertifizierung<br />
nach der EN ISO 13485:2016 bisher im<br />
Maschinen- und Anlagenbau?<br />
Unter den Komponentenherstellern ist<br />
die Zertifizierung nach der EN ISO<br />
13485 durchaus verbreitet, da sie bei<br />
einer entsprechenden Risikobewertung<br />
auch sinnvoll oder gar erforderlich ist.<br />
Für die Hersteller von Maschinen, Anlagen<br />
und Produktionsmitteln wäre das<br />
eine neue Anforderung, die in weiten<br />
Teilen überhaupt nicht mit dem Anwendungsbereich<br />
der EN ISO 13485<br />
übereinstimmt. Sie rein formal umzusetzen,<br />
wäre zudem mit einem enormen<br />
Aufwand verbunden – für die Zertifizierung<br />
selbst, aber auch für die<br />
spätere Umsetzung der Anforderungen<br />
im Unternehmen. Das würde sich auf<br />
80 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
lange Sicht in den Kosten für die Anlagen<br />
niederschlagen und schlussendlich<br />
die Preise für die Medizinprodukte unnötig<br />
in die Höhe treiben. Wenn Maschinenbauer<br />
die Zertifizierung in der<br />
Breite umsetzen müssten, wäre zu befürchten,<br />
dass sich der eine oder andere<br />
von seinen Aktivitäten in der Medizin<strong>technik</strong><br />
verabschiedet und damit auch<br />
Innovationen vom Markt verschwinden.<br />
■ Was können Hersteller von Maschinen<br />
und Anlagen stattdessen bieten, um<br />
Qualität, Rückverfolgbarkeit und Risikomanagement<br />
gerecht zu werden?<br />
Die Zertifizierung nach der EN ISO<br />
9001, die Maschinenbauer in der Regel<br />
haben, ist auch die Basis für die EN ISO<br />
13485 – und damit sind viele Anforderungen<br />
abgedeckt. Die Maschinenrichtlinie<br />
macht ebenfalls eine Reihe von<br />
Vorgaben zur Sicherheit und wird auch<br />
in der MDR erwähnt. Da viele Maschinenbauer<br />
bereits mit Kunden aus der<br />
Luft- und Raumfahrt oder der Automotive-Industrie<br />
zusammenarbeiten, gibt<br />
es unter anderem schon Konzepte und<br />
Lösungen zu Rückverfolgbarkeit oder<br />
dazu, wie man für Qualifizierung und<br />
Validierung einer Anlage vorgehen<br />
muss. Das lässt sich zum Beispiel über<br />
die im Lastenheft vom Medizinproduktehersteller<br />
definierten Anforderungen<br />
festlegen – diese müssten die Maschinen-<br />
und Anlagenbauer erfüllen, unabhängig<br />
davon, ob sie nach EN ISO<br />
13485:2016 zertifiziert sind oder nicht.<br />
■ Was fällt aus Ihrer Sicht in den Bereich<br />
der Maschinen und Anlagen, auf denen<br />
Medizinprodukte hergestellt werden?<br />
Über das Positionspapier<br />
Im vorgelegten Positionspapier zur EN<br />
ISO 13485:2016 der Arbeitsgemeinschaft<br />
Medizin<strong>technik</strong> im VDMA kommen die<br />
Autoren zu folgenden Schlussfolgerungen:<br />
■ Maschinen und Anlagen zur Produk -<br />
tion von Medizin<strong>technik</strong> fallen nicht in<br />
den Geltungsbereich der europäischen<br />
Verordnung (EU) 2017/745 (MDR).<br />
■ Die EN ISO 13485:2016 ist für die Hersteller<br />
von Maschinen und Anlagen<br />
zur Produktion von Medizinprodukten<br />
nicht anwendbar.<br />
Dazu rechnen wir unter anderem die<br />
Maschinen aus der Kunststoffverarbeitung,<br />
wie zum Beispiel Spritzgießmaschinen,<br />
aber auch Fräsmaschinen, Lasermaschinen<br />
oder Produktionsmittel<br />
wie Werkzeuge oder Prüfgeräte.<br />
■ Wo ziehen Sie die Grenze bei<br />
Verpackungsmaschinen?<br />
Wenn eine Verpackungsmaschine für<br />
den Herstellungsprozess von Medizinprodukten<br />
qualifiziert wird, kann die EN<br />
ISO 13485:2016 eine Rolle spielen. Für<br />
die Maschine an sich, die in gleicher<br />
oder ähnlicher Bauweise auch in anderen<br />
Branchen Verwendung finden könnte,<br />
sehe ich das aber nicht.<br />
■ Was empfehlen Sie für das Verhältnis<br />
zwischen Medizinprodukteherstellern<br />
und Zulieferern?<br />
Es wäre wünschenswert, wenn die Beteiligten<br />
mehr als bisher miteinander<br />
sprechen würden, statt einseitig für alle<br />
■ Die Zertifizierung nach DIN EN ISO<br />
9001 ist für Hersteller von Maschinen<br />
und Anlagen zur Produktion von Medizinprodukten<br />
ausreichend.<br />
■ Das Gesamtrestrisiko für Medizinprodukte<br />
trägt immer der Inverkehrbringen<br />
(MDR, Anhang I, Kapitel I, Allgemeine<br />
Anforderungen). Diese Verantwortung<br />
kann nicht mittels eines<br />
Qualitätsmanagementsystems an die<br />
Gesamtheit oder einen Teil der Lieferkette<br />
von Medizinprodukten delegiert<br />
werden.<br />
Zulieferer eine Zertifizierung zu fordern.<br />
Natürlich sehen wir, dass es eine<br />
gewisse Unsicherheit gibt, wie die MDR<br />
umzusetzen ist, da es bisher kaum Benannte<br />
Stellen gibt. Aber es sollte immer<br />
geprüft werden, wo die Anforderungen<br />
auch ohne das Zertifikat erfüllt<br />
werden können.<br />
■ Wer soll entscheiden, ob es ohne EN<br />
ISO 13485 geht?<br />
Der Medizinproduktehersteller muss<br />
sich grundsätzlich Gedanken dazu machen,<br />
wo sein Zulieferer ein Zertifikat<br />
braucht und warum – aber auch, ob eine<br />
Zertifizierung in der gewünschten<br />
Form überhaupt möglich ist. Wir sollten<br />
nicht in einen Zertifizierungswahn verfallen,<br />
der auf Unsicherheiten beruht<br />
und Medizinprodukte keinen Deut besser<br />
oder sicherer macht.<br />
Dr. Birgit Oppermann<br />
birgit.oppermann@konradin.de<br />
<br />
<br />
• Health Technology Assessment (HTA) bei Medizinprodukten – Webcode: KK09924<br />
• Cyber-Sicherheit bei medizinischer Software – Webcode: KK09925<br />
• Regulatory Compliance und Change Control bei Medizinprodukten – Webcode: KK10920<br />
• Der Sicherheitsbeauftragte für Medizinprodukte – Webcode: KK10921<br />
• PMS/PMCF – Webcode: KK10922<br />
• – Webcode: KK10923<br />
• – Webcode: KK10924<br />
• Hot Topics der Medizinprodukte-Vigilanz – Webcode: KK10927<br />
• Companion Diagnostics - CDx – Webcode: KK11920<br />
• Klinische Bewertungen bei Medizinprodukten richtig erstellen! – Webcode: KK11921<br />
04/2019 medizin&tec hn i k 81<br />
FORUM · Institut für Management GmbH · <br />
www.forum-institut.de
■ [ RECHT ]<br />
TECHNOLOGIE IST WICHTIGER<br />
ALS DAS EN-ISO-13485-ZERTIFIKAT<br />
Zulieferer und die EN ISO 13485 | Ein Qualitätsmanagementsystem, nach EN ISO<br />
13485:2016 zertifiziert, ist für alle Beteiligten äußerst praktisch, sagt Lennart Süberkrüb,<br />
Einkaufsleiter bei der Tübinger Erbe Elektromedizin GmbH. Aber bei der Auswahl<br />
von Zulieferern steht für ihn die Technik an erster Stelle.<br />
Lennart Süberkrüb ist seit 2016 als<br />
Einkaufsleiter bei der Tübinger Erbe<br />
Elektromedizin GmbH tätig<br />
IHR STICHWORT<br />
■ EN ISO 13485<br />
■ Zertifikat ist nirgends vorgegeben<br />
■ Was für die Zertifizierung spricht<br />
■ Warum die Zertifizierung für Zulieferer<br />
nicht das alleinige Auswahlkriterium ist<br />
Bild: Erbe Elektromedizin<br />
■ Herr Süberkrüb, ist die Zertifizierung<br />
nach 13485 ein Muss für Medizinproduktehersteller<br />
– und für ihre Zulieferer?<br />
Ganz klar: Nein. Die MDR legt nichts<br />
dergleichen fest, was mich ehrlich gesagt<br />
sogar überrascht hat. Aber natürlich<br />
schaut eine Benannte Stelle auf das<br />
Qualitätsmanagementsystem eines<br />
Medizinprodukteherstellers. Und natürlich<br />
schaut dieser Hersteller darauf, wie<br />
seine Zulieferer ihr Qualitätsmanagement<br />
gestalten. Aber nirgendwo steht<br />
geschrieben, dass es dafür eine Zertifizierung<br />
nach der EN ISO 13485:2016<br />
geben muss.<br />
■ Was spricht dennoch für ein Zertifikat<br />
gemäß dieser Norm?<br />
Sich an der 13485 zu orientieren ist für<br />
alle Beteiligten sehr praktisch. Um die<br />
Norm zu verfassen, haben sich ja Fachleute<br />
eine Menge Gedanken gemacht.<br />
Sich ein eigenes QM-System zusammenzustellen,<br />
wäre viel aufwendiger,<br />
als sich nach den beschriebenen Vor -<br />
gaben zu richten. Und auch für eine<br />
Benannte Stelle wäre der Aufwand, ein<br />
selbst entwickeltes System zu prüfen,<br />
viel zu hoch.<br />
■ Welche Rolle spielt die 13485 bei Erbe<br />
Elektromedizin und für Sie als Einkäufer<br />
bei der Auswahl der Zulieferer?<br />
Erbe Elektromedizin arbeitet mit einem<br />
QM-System, das gemäß der EN ISO<br />
13485:2016 von der zuständigen Benannten<br />
Stelle zertifiziert ist. Auch die<br />
wichtigsten 15 unserer insgesamt rund<br />
500 Zulieferer haben ihre entsprechenden<br />
Zertifikate. Diese 15 sind sehr stark<br />
in der Medizin<strong>technik</strong> engagiert, so<br />
dass es für sie sinnvoll war, ihr QM-System<br />
auch entsprechend zu organisieren.<br />
Allerdings enthält unser QM-Hand-<br />
buch keine Vorgabe, dass alle Zulieferer<br />
das Zertifikat haben müssen – denn<br />
dann müssten wir uns natürlich strikt<br />
daran halten und würden uns damit<br />
den Zugang zu neuen Technologien unter<br />
Umständen verbauen.<br />
■ An welche wichtigen Technologien<br />
denken Sie da?<br />
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass<br />
es sehr interessante neue technische<br />
Ansätze in anderen Branchen geben<br />
kann, sei es in der Luft- und Raumfahrt,<br />
der Automobilindustrie oder in der Biotechnologie.<br />
Für Unternehmen, die in<br />
diesen Branchen tätig sind, ist die Medizin<strong>technik</strong><br />
unter Umständen nur ein<br />
Die 13485 ist für alle<br />
praktisch, weil man sich<br />
daran orientieren kann<br />
Randgebiet – sie haben vielleicht ein<br />
gut funktionierendes QM-System, das<br />
aber nach einer anderen Norm oder<br />
noch gar nicht zertifiziert ist. Wenn uns<br />
also die Technik interessiert, schauen<br />
wir persönlich und an Ort und Stelle<br />
auf die Prozesse. Der Aufwand lohnt<br />
sich für uns, da wir, wie in der Branche<br />
üblich, an langfristigen Lieferantenbeziehungen<br />
interessiert sind. Meistens<br />
findet sich dann eine Lösung, wie wir<br />
auch ohne ein 13485-Zertifikat mit<br />
dem neuen Zulieferer zusammenarbeiten<br />
können. Wer allerdings nur eine tolle<br />
Technik, aber keine funktionierenden<br />
Prozesse hat, kommt für uns nicht in<br />
Frage.<br />
■ Dann spielt das 13485-Zertifikat für<br />
den Einkauf keine Rolle?<br />
82 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de<br />
EVK 11,50 €<br />
Das stimmt nicht ganz. Wenn zwei Anbieter<br />
technologisch vergleichbar sind,<br />
würde ich mich als Einkäufer eher für<br />
das Unternehmen mit dem Zertifikat<br />
entscheiden – eben weil die Zusammenarbeit<br />
doch ein bisschen einfacher<br />
zu organisieren sein dürfte.<br />
■ Wie stehen Benannte Stellen oder<br />
auch Zertifizierer zu dem Thema?<br />
Für eine Benannte Stelle, die in<br />
Deutschland von der ZLG akkreditiert<br />
ist und sehr genau hinschauen muss,<br />
ist ein zertifiziertes Qualitätsmanagementsystem<br />
auch beim Zulieferer eine<br />
Erleichterung. Dennoch wird von uns<br />
als Hersteller erwartet, dass wir uns<br />
nicht nur auf die Selbstauskunft unseres<br />
Zulieferers und dessen Zertifikat<br />
verlassen, sondern uns selbst ein Bild<br />
machen. Daher ist es ein Gerücht, dass<br />
ein Zulieferer, der das 13485-Zertifikat<br />
hat, auf weniger Aufwand mit Besuchen<br />
durch seinen Kunden aus der Medizin<strong>technik</strong><br />
hoffen darf.<br />
■ Sie verlassen sich also nicht auf das<br />
Zertifikat?<br />
Auch wir hatten schon mal überlegt, ob<br />
man sich nicht einfach auf solche Zertifikate<br />
stützen kann. Doch dann stellt<br />
sich die Frage, ob wir den Zertifizierer,<br />
der das Zertifikat für den Zulieferer ausgestellt<br />
hat, als unseren Dienstleister<br />
betrachten müssen– so wie jeden Übersetzer<br />
oder Kalibrierservice, den wir<br />
selbst beauftragen. Entsprechende<br />
Nachweise, dass so ein Dienstleister geeignet<br />
ist, möchte die Benannte Stelle<br />
dann sehen und ebenso die FDA. Der<br />
Prozess wird auf die Weise keinesfalls<br />
einfacher, weshalb dieser Weg nicht<br />
wirklich in Frage kommt.<br />
■ Was empfehlen Sie für den Umgang<br />
zwischen Hersteller und Zulieferer?<br />
Derzeit ist ein Zertifikat nach der EN<br />
ISO 13485 für Zulieferer, die neu in die<br />
Medizin<strong>technik</strong> einsteigen wollen, sicher<br />
noch ein Türöffner. Mein Eindruck<br />
ist, dass im Moment viele Hersteller<br />
sehr auf das Zertifikat schauen und dabei<br />
die Bedeutung der Technologien<br />
vergessen. Das wird sich aber ändern.<br />
Wir sollten lieber mehr darauf achten,<br />
wo ein Zulieferer mit seinem Knowhow<br />
punkten kann. Das produktspezifische<br />
Risiko-Management muss der Hersteller<br />
– Zertifikat hin oder her – ohnehin<br />
komplett erstellen. Und auch da<br />
sollten wir nach einem vernünftigen<br />
Gleichgewicht streben: Nicht zu wenig<br />
Risiken betrachten, aber auch nicht, um<br />
es überspitzt zu formulieren, auf Erdöl<br />
verzichten wollen, da dessen Entstehungsprozess<br />
nicht validiert war.<br />
Dr. Birgit Oppermann<br />
birgit.oppermann@konradin.de<br />
03.2019<br />
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für die Medizin<strong>technik</strong><br />
TITELTHEMA<br />
KI in der Medizin<br />
Noch nicht ausgereift – und auch<br />
künftig soll der Arzt entscheiden<br />
Seite 20<br />
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Vernetzte Medizingeräte<br />
Herstellerübergreifender Austausch sch<br />
über neuen SDC-Standard Seite 26<br />
Auslandsmarkt Korea<br />
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für Medizinprodukte Seite 72<br />
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04/2019 medizin&tec hn i k 83
Termine<br />
September<br />
Software-Lebenszyklus bei<br />
Medizinprodukten<br />
Wie Hersteller von Medizinsoftware<br />
die Normen IEC 62304 und 82304–1<br />
umsetzen<br />
11. September 2019, Frankfurt/M.<br />
VDE<br />
www.vde.com<br />
Interaktiver Workshop:<br />
Market Access für digitale<br />
Gesundheitslösungen<br />
Interaktiver Case Study Workshop<br />
zum digitalen Versorgung-Gesetz:<br />
Möglichkeiten, Modelle und Handlungsoptionen<br />
11. September 2019, Berlin<br />
BVMed<br />
www.bvmed.de<br />
Digitalisierung als<br />
Zukunftsprojekt<br />
Symposium mit Workshop<br />
für produzierende Unternehmen<br />
über Möglichkeiten und<br />
Herangehensweisen<br />
16. September 2019, Tuttlingen<br />
Medical Mountains<br />
www.medicalmountains.de<br />
Kennzeichnung und<br />
Vigilanz nach der MDR<br />
Neue Anforderungen an die Produktkennzeichnung<br />
und an das neue<br />
Vigilanz-System nach der Medical<br />
Device Regulation (MDR)<br />
17. September 2019, Köln<br />
BVMed<br />
www.bvmed.de<br />
Bild: Oliver le Moal/Fotolia<br />
Digitalisierung im<br />
Gesundheitswesen<br />
Chancen und Hintergründe zum<br />
DVG-Gesetzentwurf<br />
17. September 2019, München<br />
Forum Medtech Pharma<br />
www.medtech-pharma.de<br />
5. Medizin<strong>technik</strong>-<br />
Vertriebskonferenz:<br />
Systempartnerschaften im<br />
digitalen Zeitalter<br />
Die Chancen neuer Systempartnerschaften<br />
mit den verschiedenen<br />
Beteiligten wie Kliniken,<br />
Einkaufsgemeinschaften , Start-ups<br />
oder Digitalunternehmen<br />
19. September 2019, Düsseldorf<br />
BVMed<br />
www.bvmed.de<br />
Neue Richtlinie: Reinheit<br />
von Medizinprodukten im<br />
Herstellungsprozess<br />
Erstmalig wird der Weißdruck der<br />
Richtlinie VDI 2083 Blatt 21 im<br />
Rahmen einer Informationsveranstaltung<br />
umfassend und<br />
themenspezifisch vorgestellt<br />
19. September 2019, Stuttgart<br />
Fraunhofer IPA<br />
www.ipa.fraunhofer.de<br />
6. Hamek-Kongress für<br />
Medizin- und<br />
Krankenhaus<strong>technik</strong><br />
Infektprävention, KI, 3D-Druck,<br />
Energieeffizienz sowie Medizinund<br />
Informations<strong>technik</strong> für den<br />
klinischen Arbeitsalltag<br />
26.-27. September, Hamburg<br />
Euritim<br />
https://euritim.de/der-hamek.html<br />
Bild: Fraunhofer IPA<br />
Oktober<br />
Medizinprodukte-<br />
Aufbereitung: Klasse Ir<br />
Die regulatorischen Anforderungen<br />
für sterile Medizinprodukte kennen<br />
und zielorientiert umsetzen<br />
8.-10. Oktober 2019, Brugg/Schweiz<br />
Swiss Medtech<br />
www.swiss-medtech.ch<br />
Healthcare live! 2019<br />
Wissen schafft Wertschöpfung<br />
– den digitalen Wandel im<br />
Gesundheitswesen gestalten<br />
22.-23. Oktober 2019, Kiel<br />
GS1 Germany/BME<br />
www.gs1-germany.de<br />
11. Innovation Forum<br />
Medizin<strong>technik</strong><br />
Präsentation neuer Ideen, Projekte<br />
und Forschungsergebnisse mit<br />
hohem Applikationsgrad sowie ein<br />
fachlicher Austausch rund um die<br />
Medizin<strong>technik</strong><br />
24. Oktober 2019, Tuttlingen<br />
Medical Mountains<br />
www.innovation-forum-medizin<strong>technik</strong>.de/<br />
Weitere Termine<br />
In unserem Online-Magazin<br />
finden Sie noch viele weitere<br />
interessante Termine:<br />
www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/<br />
termine-und-veranstaltungen<br />
Bild: GS1<br />
84 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Stechwerkzeuge mit Wechselplatten<br />
Lösungen für Escomatic-Drehautomaten<br />
Bild: Schwanog<br />
Auf Anregung zahlreicher Kunden hat der<br />
Anbieter sein Programm für Escomatic-<br />
Maschinen gezielt ausgebaut. Ab sofort<br />
sind nun komplette Lösungen für die Baureihen<br />
New Mach sowie D2/D4/D5/D6<br />
verfügbar. Für jede Baugruppe wurden<br />
spezielle Grundhalter entwickelt und<br />
konstruiert, jeweils in linker und rechter<br />
Ausführung. Dazu wurden die bewährten<br />
DCI- und WEP-Systeme als Grundlage<br />
genutzt. Durch den Einsatz der<br />
Stechwerkzeuge mit Wechselplatten<br />
lassen sich die Werkstückkosten um bis<br />
zu 40 % senken: Bei Verschleiß der<br />
Werkzeuge ergibt sich eine Zeitersparnis,<br />
da statt des kompletten Werkzeuges<br />
nur die Platte gewechselt werden muss.<br />
Durch hohe Wechselgenauigkeit entfällt<br />
das separate Einstellen beim Werkzeugwechsel.<br />
Das führt beim Plattenwechsel<br />
zur deutlicher Zeitersparnis.<br />
Schwanog Siegfried Günter,<br />
VS-Ober eschach<br />
Tel. (07721) 9489-0<br />
IT‘S TIME<br />
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Anspruchsvolle Laserbeschriftungen zum Einstiegspreis<br />
OEM-Hersteller Scanlab erweitert die<br />
Einstiegsklasse seiner Scan-Köpfe um den<br />
Basicube 14. Das kompakte Scan-System<br />
eignet sich dank seiner 14-mm-Apertur<br />
gut für hochpräzise Markierungen mit<br />
kleinen Laserspots und ist somit prädestiniert<br />
für den Einsatz in der Elektronik-Beschriftung.<br />
Der sehr kompakte Scan-Kopf<br />
ergänzt das Produktportfolio des Anbieters<br />
um eine kostengünstige Variante, die<br />
mechanisch kompatibel zur im Markt<br />
etablierten Scancube-Serie ist. Das Modell<br />
garantiert eine Schreibgeschwindigkeit<br />
von 600 cps. Zusätzliche Produktivitätssteigerung<br />
ermöglicht die automatisierte<br />
„on-the-fly-Funktionalität“. Das<br />
Bild: Scanlab<br />
Scan-System unterliegt strengen Qualitätsauflagen<br />
und wird in Deutschland<br />
gefertigt.<br />
Scanlab, Puchheim<br />
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Kraft- und Wegsensoren<br />
Sensoren, um Kräfte in Medizinprodukten messen<br />
Bild: Inelta<br />
Kraftsensoren des Anbieters werden unter<br />
anderem in Kompressions- Einrich tungen<br />
von Mammographen eingesetzt. Je nach<br />
Anforderung und Kräften stehen Varianten<br />
als Messdosen, S-Beam- oder Biegebalken-Ausführungen<br />
zur Wahl. Der Biegebalken-Kraftsensor<br />
FS12 wiegt 20 g<br />
und ist für Druck-/Zugkräfte in Varianten<br />
bis 100 N, 200 N oder 500 N erhältlich.<br />
Sehr kleine Wege und Positionsänderungen<br />
lassen sich mit LVDT-Sensoren<br />
erfassen. Sie messen induktiv und berührungslos<br />
und erreichen so eine praktisch<br />
unbegrenzte Auflösung, die nur<br />
von der Qualität der Signalverstärkung<br />
abhängt. Auch Miniatur-LVDTs sind verfügbar:<br />
Sensoren der Serie Izal sind nur<br />
geringfügig größer als ein Streichholz.<br />
Inelta, Taufkirchen<br />
Tel. (089) 452245-0<br />
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04/2019 medizin&tec hn i k 85<br />
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Dauerhaft beschriftet<br />
zur Nachverfolgung<br />
Materialkennzeichnung | Der Ultrakurzpulslaser kennzeichnet<br />
hochsensible Materialien. Das Verfahren lässt<br />
sich als kalte Laserbeschriftung bezeichnen.<br />
Der Ultrakurzpulslaser DFL Brevis Marker eignet sich für die<br />
präzise, schädigungsarme Materialbearbeitung. Mit seinen<br />
Lichtpulsen im Bereich von Pikosekunden erzielt er zuverlässig<br />
Bearbeitungsergebnisse im Mikrometer-Maßstab. Die Pulsdauer<br />
ist dabei so kurz, dass die Trägheit der Wärmeleitung nicht ausreicht,<br />
um die Oberfläche stark zu erhitzen. Im besten Fall wird<br />
der Bereich des Materials, auf welchen der Laser einwirkt, direkt<br />
von der festen in die gasförmige Phase überführt, sodass die<br />
Gratbildung drastisch reduziert wird. Durch diese „kalte Laserbeschriftung“<br />
werden viele Anwendungen möglich, so etwa die<br />
Beschriftung von hochsensiblen Materialien in der Medizin<strong>technik</strong><br />
und der Sensorik. Weiterhin wird durch die kürzeren Pulse<br />
Nicht nur Silikon tragen die kurzen Pulse des UKP-Lasers so genau<br />
ab, dass sehr filigran beschriftet werden kann<br />
das umliegende Material weniger geschädigt und genauer abgetragen,<br />
sodass sehr filigrane Markierungen möglich sind. Nicht<br />
zuletzt für Produkt- Rückverfolgbarkeit und Schutz vor Plagiaten<br />
erzeugt der Laserstrahl Markierungen wie Strich- oder 2D-Codes<br />
mit Informationen in gleichbleibender Qualität. Der DFL Brevis<br />
Marker eignet sich für Gravuren auf Edelstahl, gehärtetem Stahl,<br />
Aluminium oder Glas. Daneben können Schwarz beschriftungen<br />
auf rohem Aluminium, Edelstahl und HSS-Stahl ohne vorherige<br />
Oberflächenvergütung realisiert werden. Auch Farbumschläge<br />
auf Kunststoff, Beschriftungen von Silikonen sowie das Schneiden<br />
von dünnen Materialien sind mit dem UKP-Laser möglich.<br />
ACI Laser, Nohra<br />
Tel. (03643) 4152-0<br />
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Apium ................................... 70<br />
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Foundation .......................... 12<br />
BBF Sterilisationsservice .. 46<br />
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Biotronik .............................. 10<br />
Bitkom .................................. 60<br />
Blue Ocean Robotics ............ 9<br />
BME ....................................... 84<br />
BMWi .................................... 70<br />
BMBF .............................. 10, 16<br />
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Research ............................... 55<br />
BVMed ........................... 12, 84<br />
Carl Haas .............................. 68<br />
Cascination .......................... 32<br />
Cellcore ................................. 60<br />
Chiron ................................... 63<br />
Chr. Mayr<br />
Antriebs<strong>technik</strong> ..................15<br />
Cicor Management ...........29<br />
Civey ...................................... 16<br />
Contextflow ........................ 13<br />
COSIMA ................................ 10<br />
Cretec .................................... 44<br />
CSEM ..................................... 24<br />
Deutsche Messe ................73<br />
DMB Apparatebau ......13,35<br />
Domino<br />
Deutschland ................ 43, 65<br />
Eberle .................................... 73<br />
Ejot ........................................ 34<br />
Erbe ....................................... 82<br />
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Kunststoff<strong>technik</strong> ...............5<br />
Emag ..................................... 63<br />
Empa ..................................... 22<br />
Emtron Electronic ......21, 90<br />
EMUGE-Werk ......................75<br />
EOS ....................................... 12<br />
EU-Kommission .................... 8<br />
European Organ-on-Chip<br />
Society (EuroocS) ............... 16<br />
Evonik Industries ...............11<br />
Dr. Fritz Faulhaber ...............3<br />
Forum Institut für<br />
Management .....................81<br />
Forum Medtech<br />
Pharma .......................... 10, 84<br />
Frank Plastic ........................... 8<br />
Fraunhofer IAP .................... 42<br />
Fraunhofer IPA ............. 54, 84<br />
Fraunhofer IPK .................... 60<br />
Fraunhofer IPT ....................... 9<br />
Fraunhofer IGB ................... 16<br />
Fraunhofer MEVIS .............. 16<br />
Fraunhofer PAMB ............... 56<br />
Gebr. Brasseler .................... 26<br />
Gerresheimer ...................... 24<br />
GF Machining Solutions<br />
Management ...............61,63<br />
Grob ...................................... 62<br />
Groupe ARBM ..................... 74<br />
GS1 Germany ................. 8, 84<br />
GSC Schwörer ....................87<br />
Gtai ........................................ 18<br />
Heidenhain, Dr. Johannes 92<br />
Hartmetall Werkzeugfabrik<br />
Paul Horn ........................2, 70<br />
HDMT Forschungs-<br />
Institut .................................. 16<br />
Health Tech Cluster<br />
Switzerland ......................... 30<br />
Heinrich Kipp Werk ...........69<br />
Heller .................................... 62<br />
Hexagon ............................... 88<br />
Hôpital Nord<br />
Franche-Comté ................... 24<br />
iCAN ...................................... 10<br />
Iftest ...................................... 31<br />
ImageBiopsy Lab ................ 13<br />
IMS Tec .................................. 64<br />
Imstec ................................... 64<br />
Index France ........................ 74<br />
Inelta ..................................... 85<br />
Ingeneric ................................. 9<br />
Institut für<br />
Werkzeugmaschinen und<br />
Fabrikbetrieb (IWF)............<br />
60<br />
Intuitive Surgical ................ 13<br />
Klinikum rechts der Isar ... 54<br />
KNF ........................................ 87<br />
Kratzer .................................45<br />
KSP ........................................47<br />
LEE-Hydraulische<br />
Miniatur- Komponenten .91<br />
Leibniz Universität<br />
Hannover ............................. 70<br />
Liebherr ................................ 63<br />
LINAK ...................................77<br />
LK Mechanik ........................ 87<br />
Medical Mountains ........... 84<br />
Mesago Messe<br />
Frankfurt .............................41<br />
Messe Düsseldorf<br />
Asia Pte ................................43<br />
Messe Luzern ............... 30, 39<br />
Metshape ............................. 36<br />
Micro Systems<br />
Technologies<br />
Management .....................19<br />
N&H Technology ...............89<br />
Nanotec Electronic ............ 88<br />
Naviswiss ............................. 18<br />
Nitto Kohki .......................... 90<br />
Nokia ..................................... 54<br />
Nürnberg Messe ................ 39<br />
Odu ........................................ 88<br />
Osram ................................... 58<br />
Otec ....................................... 52<br />
Oticon Medical ................... 34<br />
Ottobock .............................. 12<br />
Pfeiffer Vacuum ...........59,89<br />
Pfiffner ................................. 63<br />
Plasmatreat ......................... 50<br />
RCT Reichelt<br />
Chemie<strong>technik</strong> ............31,89<br />
Rebmann .............................. 10<br />
RMS Foundation ................. 28<br />
Röchling Medical<br />
Waldachtal ............................. 8<br />
Röchling .................................. 8<br />
rose plastic medical<br />
packaging ............................17<br />
SAP ......................................... 10<br />
SBS Ecoclean ....................... 26<br />
Scanlab, ................................ 85<br />
Schölly Fiberoptic ............... 13<br />
Schreiner Medipharm ....... 40<br />
Schütte ................................. 64<br />
Schwäbische<br />
Werkzeugmaschinen<br />
(SWM) ............................51, 66<br />
Schwanog Siegfried<br />
Günter ..........................67, 85<br />
Schweizer ............................89<br />
Swiss Medtech<br />
Verband ........... 18, 20, 30, 84<br />
Sensile Medical .................. 24<br />
Senstech ..............................31<br />
Siemens Healthineers ...... 12<br />
Simeon ................................. 10<br />
SMC Deutschland .............. 38<br />
Städtische Klinikum<br />
Braunschweig ..................... 12<br />
Startupticker.ch .................. 18<br />
Stäubli Tec-Systems<br />
Robotics ..................................9<br />
Swiss Medtech ........................<br />
Tata Consultancy<br />
Services (TCS)......................<br />
10<br />
Tata Group ........................... 10<br />
Tec-Joint ............................... 31<br />
Trumpf .................................... 9<br />
TU München ....................... 10<br />
Turck duotec S.A. ................79<br />
TÜV Süd ................................ 78<br />
UCM ...................................... 26<br />
United Grinding ................. 63<br />
Universität Freiburg .......... 10<br />
Universitätsklinikum<br />
Oulu ...................................... 58<br />
VDE ................................. 10, 84<br />
VDMA .................................... 80<br />
VDW ...................................... 62<br />
WEBER Instrumente .........37<br />
Wissenschaft im Dialog<br />
(WiD) ..................................... 16<br />
Ypsomed ........................ 40, 54<br />
ZTC Technology .................. 24<br />
86 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
Punktlandung in<br />
Präzision und Qualität<br />
Pendelkolbenpumpe<br />
30 % kürzer als das bisherige Modell<br />
Die Pendelkolbenpumpe<br />
NPK 012 wurde speziell für<br />
den Einsatz in Handgeräten<br />
für medizinisch indizierte Absaugung<br />
entwickelt. Trotz einer<br />
Förderleistung von bis zu<br />
13,5 l/min ist die NPK 012 annähernd<br />
30 % kürzer als bisherige<br />
Modelle dieser Leistungsklasse.<br />
Das wirkt sich<br />
vorteilhaft auf das Gewicht<br />
Bild: KNF<br />
dieser Pumpe aus. So bringt<br />
sie gerade einmal 600 g auf<br />
die Waage. Der bürstenlose<br />
DC-Motor bietet gute Ansteuerungsmöglichkeiten.<br />
Bei einem<br />
Stromverbrauch von<br />
43 W baut die NPK 012 einen<br />
hohen, kontinuierlichen Überdruck<br />
von 2,5 bar auf, im intermittierenden<br />
Betrieb sogar<br />
bis zu 5 bar. Das Endvakuum<br />
erreicht 140 mbar abs. Diese<br />
Leistungsstärke erbringt die<br />
Pumpe leise und vibrationsarm.<br />
KNF, Freiburg<br />
Tel. (7664) 5909-0<br />
Kleinteile-Reinigung<br />
Federleichter Wechsel mit System<br />
Sondergetriebe<br />
GSC Schwörer GmbH · Antriebs<strong>technik</strong><br />
Oberbränder Straße 70 · 79871 Eisenbach<br />
www.gsc-schwoerer.de<br />
Die neue Generation des Rahmen-Feder-Systems<br />
ist auf das<br />
automatisierte und manuelle<br />
Reinigen kleiner Bauteile mit<br />
sensiblen Oberflächen ausgelegt.<br />
Die modular konzipierte<br />
und hochflexible Konstruktion<br />
erlaubt es, empfindliche Werkstücke<br />
einzeln zu fixieren und<br />
lässt sich bedarfsorientiert<br />
skalieren. Die filigranen Federstahl-Aufnahmen<br />
aus Edelstahl<br />
1.4310 für die Fixierung<br />
der Kleinteile sind nicht unlösbar<br />
mit dem Waschgestell verbunden,<br />
sondern lassen sich<br />
gemeinsam mit den Kleinteilen<br />
entnehmen. So erlauben<br />
sie nicht nur die „berührungslose“<br />
Handhabung der Bauteile,<br />
sondern verhindern auch<br />
Bild: LK Mechanik<br />
unliebsame Abschottungseffekte<br />
– etwa in Ultraschallreinigungsverfahren.<br />
Damit eignet<br />
sich die Anlage etwa für die<br />
Reinigung optischer Linsen,<br />
gesinterter Keramikelemente<br />
oder beschichteter Blech- und<br />
Kunststoffteile. Derzeit werden<br />
standardmäßig Klammertypen<br />
für drei Durchmesserbereiche<br />
(10 bis 14 mm, 20 bis<br />
25 mm, 25 bis 30 mm) angeboten.<br />
Der Hersteller arbeitet an<br />
der Erweiterung des Portfolios<br />
und kann kundenspezifische<br />
Sondervarianten anfertigen.<br />
Die Kontaktzonen aller Klammern<br />
sind mit einer weichen<br />
Rilsan- oder Halar-Gummie -<br />
rung ummantelt. Das schließt<br />
eine mechanische Beschädigung<br />
der Randbereiche der<br />
Kleinteile aus. Die Beschichtung<br />
sorgt zudem für einen festen<br />
Sitz. Serienmäßig gibt es<br />
vier Waschgestelle mit unterschiedlichen<br />
Abmessungen für<br />
17, 50, 52 und 60 Klammern.<br />
LK Mechanik, Heuchelheim<br />
Tel. (064) 96242-0<br />
Mehrsprachige<br />
Katalogproduktion<br />
Für die Produktion Ihrer mehrsprachigen oder versionierten<br />
Kataloge sind wir bestens gerüstet – speziell wenn es<br />
um das Know-how beim Projektmanagement Ihrer hochkomplexen<br />
Aufträge geht.<br />
Individuelle Tools, die perfekt auf Ihr Projekt abgestimmt sind,<br />
beschleunigen und vereinfachen den Gesamtprozess.<br />
Wir können viel für Sie tun, sprechen Sie uns an.<br />
intelligent<br />
Medien<br />
produzieren<br />
druck@konradin.de<br />
www.konradinheckel.de<br />
04/2019 medizin&<strong>technik</strong> 87
■ [ INNOVATIONEN ]<br />
Positionssensor<br />
Berührungslos, ultraflach, magnetostriktiv<br />
Steckverbinder<br />
Hermetisch dicht<br />
Der posichron PCFP25 ist ein<br />
berührungsloser, ultraflacher,<br />
magnetostriktiver Positionssensor<br />
für anspruchsvolle<br />
Einbau situationen, wie sie etwa<br />
in mobilen Maschinen oder<br />
Verpackungsmaschinen vorkommen.<br />
Der verschleißfreie<br />
Sensor ist für Messlängen bis<br />
zu 5750 mm verfügbar. Sein<br />
Bild: ASM<br />
ultraschlankes Profil ist nur<br />
8 mm hoch. Der Sensor ist resistent<br />
gegen Schmutz, Feuchtigkeit<br />
und Staub, widersteht<br />
Stößen bis zu 50 g und verfügt<br />
über die Schutzart IP67. Das<br />
Profil wurde speziell für Anwendungen<br />
mit begrenztem<br />
Einbauraum entwickelt. Es<br />
stehen analoge sowie digitale<br />
Ausgänge zur Verfügung. Der<br />
Sensor erreicht eine Linearität<br />
von ± 0,02 % v.E. Für Sicherheitsanwendungen<br />
kann er in<br />
redundanter Bauweise montiert<br />
werden.<br />
ASM Automation Sensorik<br />
Mess<strong>technik</strong>, Moosinning<br />
Tel. (08123) 986-0<br />
Die hermetischen Geräteteile<br />
der Odu Mini-Snap Serie L setzen<br />
laut Anbieter neue<br />
Maßstäbe für elektrische<br />
Schnittstellen in Industrieelektronik,<br />
Medizin<strong>technik</strong> und<br />
Mess- und Prüf<strong>technik</strong>. Es<br />
wird zwischen drei Qualitätsstufen<br />
der hermetischen Dichtheit<br />
unterschieden: Fein-,<br />
Bild: Odu<br />
Hoch- und Ultrahochvakuum.<br />
Die Geräteteile erfüllen dank<br />
Glasverguss – geprüft auf Helium-Leckrate<br />
medizin&<strong>technik</strong> präsentiert Ihnen Partner für die Medizin<strong>technik</strong>.<br />
Antriebs<strong>technik</strong> Automatisierung Bildverarbeitung<br />
Design Elektrische Bauteile<br />
Entwicklung und Komponenten Fertigung<br />
IT für die Medizin<strong>technik</strong> Kunststoff <strong>technik</strong><br />
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Montage/Hand habung Oberflächen <strong>technik</strong><br />
Qualitäts sicherung Reinraum <strong>technik</strong> Schläuche<br />
Sensorik Sterilisation Verbindungs<strong>technik</strong><br />
Verpackungs <strong>technik</strong> Werk stoffe<br />
Werkzeug-/Formen bau Werkzeug maschinen<br />
Hier finden Sie leistungsstarke Lieferanten, Dienstleister und<br />
kompetente lösungsorientierte Partner für Medizin<strong>technik</strong>!<br />
Weitere Fakten zu Unternehmen, Details zum Angebots- und<br />
Leistungsspektrum finden Sie im Firmenverzeichnis auf medizinund-<strong>technik</strong>.de.<br />
Unter folgendem Link gelangen Sie zur Übersicht aller Online-<br />
Firmenprofile.<br />
Bookmark!<br />
www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/firmenverzeichnis<br />
FEDERN<br />
KOMPONENTEN & SYSTEME<br />
KOMPONENTEN + SYSTEME<br />
Schweizer GmbH & Co. KG<br />
www.schweizer-federn.de<br />
Die Schweizer GmbH & Co. KG aus Reutlingen bietet<br />
bereits seit 1986 technische Federn in allen Variationen.<br />
Am Rande der schwäbischen Alb fertigen ca. 105 Mitarbeiter<br />
hochwertige Drahtfedern und Stanzbiegeteile<br />
aus allen gängigen Federmaterialien in Klein- und Großserien.<br />
Das umfangreiche Produktportfolio der Schweizer<br />
GmbH & Co. KG umfasst:<br />
• Druck-, Zug- und Schenkelfedern<br />
• Draht- und Stanzbiegeteile<br />
• Mikrofedern und Laserschneidteile<br />
N&H Technology GmbH<br />
www.nh-technology.de<br />
Wir realisieren Ihr Produkt!<br />
Fertigung kundenspezifischer Eingabesysteme &<br />
Komponenten mit umfassenden Komplettservice:<br />
Konstruktion, Serienproduktion, Logistik.<br />
Auszug aus unserem Produktspektrum:<br />
• Formteile aus Kunststoff, Metall, Gummi<br />
• Silikonschaltmatten, Folientastaturen<br />
• Steckverbinder, Kabelkonfektionierung<br />
• Federkontakte, magnetische Stecker<br />
• Drucktaster, Signalgeber, PCB, etc.<br />
RCT® Reichelt Chemie<strong>technik</strong> GmbH + Co.<br />
www.rct-online.de<br />
Reichelt Chemie<strong>technik</strong> steht für das Prinzip<br />
„Angebot und Vertrieb der kleinen Quantität“ gepaart<br />
mit einer viele Bereiche umfassenden Produktvielfalt<br />
und einem hohen technischen Beratungsservice.<br />
Das Angebot von Reichelt Chemie<strong>technik</strong> umfasst<br />
ca. 80 000 Artikel, die aus den Bereichen Schlauch<strong>technik</strong>,<br />
Verbindungselemente, Durchfluss<strong>technik</strong>,<br />
Labor <strong>technik</strong>, Halbzeuge, Befestigungselemente,<br />
Filtration und Antriebs<strong>technik</strong> stammen.<br />
Reichelt Chemie<strong>technik</strong> GmbH + Co.<br />
Englerstraße 18, 69126 Heidelberg<br />
Tel. 0 62 21/3 12 50, info@rct-online.de<br />
VAKUUMTECHNIK + VAKUUMPUMPEN<br />
Fakten zu Unternehmen, Details zum Angebots- und Leistungsspektrum<br />
finden Sie im Firmenverzeichnis auf medizin-und-<strong>technik</strong>.de<br />
Unter folgendem Link gelangen Sie zur Übersicht aller Online-Firmenprofile.<br />
Bookmark!<br />
www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/firmenverzeichnis<br />
Pfeiffer Vacuum GmbH<br />
www.pfeiffer-vacuum.com<br />
Pfeiffer Vacuum steht weltweit für innovative und<br />
individuelle Vakuumlösungen, für technologische<br />
Perfektion, kompetente Beratung, zuverlässigen<br />
Service und ist der einzige Anbieter von Vakuum<strong>technik</strong><br />
mit einem kompletten Produktportfolio:<br />
Ein komplettes Programm an hybrid- und magnetgelagerten<br />
Turbopumpen, Vorvakuumpumpen, Lecksuchern,<br />
Mess- und Analysegeräten, Bauteilen sowie<br />
Vakuumkammern und -systemen. Produkte und<br />
Lösungen von Pfeiffer Vacuum finden Anwendung in<br />
den Märkten Analytik, Industrie, Forschung & Entwicklung,<br />
Beschichtung und Halbleiter.<br />
04/2019 medizin&tec hn i k 89
ISSN 1863–7604<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Verlag:<br />
Konradin-Verlag<br />
Robert Kohlhammer GmbH<br />
Anschrift: Ernst-Mey-Straße 8,<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen,<br />
Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
REDAKTION<br />
Chefredakteurin:<br />
Redaktion:<br />
Ständige freie<br />
Mitarbeit:<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Layout:<br />
ANZEIGEN<br />
Gesamtanzeigenleiter:<br />
Dr. Birgit Oppermann (op),<br />
Phone +49 711 7594–459<br />
Susanne Schwab (su),<br />
Phone +49 711 7594–444<br />
Bettina Gonser (bg),<br />
Sabine Koll (sk)<br />
Daniela Engel,<br />
Phone +49 711 7594–452,<br />
Fax +49 711 7594–1452<br />
E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />
Ana Turina,<br />
Phone +49 711 7594–273<br />
Joachim Linckh,<br />
Phone +49 711 7594–565,<br />
Fax +49 711 7594–1565<br />
Auftragsmanagement: Matthias Rath,<br />
Phone +49 711 7594–323,<br />
Fax +49 711 7594–1323<br />
Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1.10.2018<br />
ABONNEMENTS<br />
Leserservice:<br />
Ute Krämer,<br />
Phone +49 711 7594–5850,<br />
Fax +49 711 7594–15850<br />
E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />
Erscheinungsweise: 6 x jährlich<br />
Bezugspreis:<br />
Inland jährlich 70,20 € inkl. Versandkosten und MwSt;<br />
Ausland: 76,20 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 11,50 €<br />
(inkl. MwSt zzgl. Versand).<br />
Für Schüler, Studenten und Auszubildende gegen Nachweis:<br />
Inland 39,00 € inkl. Versand u. MwSt., Ausland 45,00 € inkl. Versand.<br />
Bestellungen erbitten wir an den Verlag.<br />
Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />
bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />
Bezugszeit:<br />
Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum Ende des<br />
ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf des ersten<br />
Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier Wochen zum<br />
Quartalsende. Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen<br />
oder höherer Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />
AUSLANDSVERTRETUNGEN<br />
Belgien, Frankreich, Italien,<br />
Luxemburg, Switzerland: Großbritannien/Irland:<br />
IFF media ag<br />
Jens Smith Partnership<br />
Frank Stoll<br />
The Court, Long Sutton<br />
Technoparkstrasse 3<br />
GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA<br />
CH-8406 Winterthur Phone 01256 862589<br />
Tel: +41 52 633 08 88 Fax 01256 862182<br />
Fax: +41 52 633 08 99 E-Mail: media@jens.demon.co.uk<br />
e-mail: f.stoll@iff-media.ch<br />
Japan:<br />
USA:<br />
Mediahouse Inc.<br />
D.A. Fox Advertising Sales<br />
Kudankita 2-Chome Building Inc. Detlef Fox<br />
2–3–6, Kudankita 5 Penn Plaza, 19th Floor<br />
Chiyoda-ku, Tokyo 102 New York, NY 10001<br />
Phone 03 3234–2161 Phone +1 212 8963881<br />
Fax 03 3234–1140 Fax +1 212 6293988<br />
E-Mail: detleffox@comcast.net<br />
Einschaltstrombegrenzer<br />
Unterdrückt 23 A Spitzenstrom und 16 A Dauerstrom<br />
Der Wechselstrom-Einschaltstrombegrenzer<br />
von Mean Well – die ICL-16-Serie – ist<br />
jetzt im Vertrieb von Emtron Electronic erhältlich.<br />
Der Einschaltstrombegrenzer arbeitet<br />
mit maximal 16 A kontinuierlichem<br />
Strom und kann Stromspitzen bis zu 23 A<br />
abfangen. Durch das Hinzufügen dieses<br />
Begrenzers wird die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass ein AC-Leistungsschalter beim Start<br />
falsch ausgelöst wird, deutlich reduziert<br />
und die Zuverlässigkeit des Systems insgesamt<br />
erhöht. Die ICL-16-Serie nutzt<br />
hierfür Bypass-Relais in der Einschaltstrom-Unterdrückungsschaltung,<br />
wodurch<br />
die während des Betriebs erzeugte<br />
Wärme deutlich reduziert wird. Um unterschiedlichen<br />
Installationsanforderungen<br />
gerecht zu werden, stellt der Anbieter<br />
sowohl einen DIN-Schienen-Typ<br />
(ICL-16R) als auch einen Linear-Typ<br />
(ICL-16L) zur Verfügung. Die Eingangsspannung<br />
beträgt 180 ~ 264 VAC und das<br />
Bauteil verfügt über ein integriertes Bypass-Relais<br />
mit interner thermischer Absicherung.<br />
Die Betriebstemperatur wird mit<br />
-30 bis +70 °C angegeben.<br />
Emtron Electronic, Nauheim<br />
Tel. (06152) 6309-0<br />
Luftkompressoren, Vakuumpumpen und Pumpen<br />
Linearkolbenpumpen mit nur einem Verschleißteil<br />
Weniger Emissionen, geringere Geräuschentwicklung,<br />
höhere Effizienz, das sind<br />
die aktuellen Anforderungen an die<br />
Industrie. Grund genug für den Hersteller,<br />
sich dieser Aufgabe anzunehmen.<br />
Seine Luftkompressoren, Vakuumpumpen<br />
und Pumpen sind, seinen Angaben<br />
zufolge, durch ein einzigartiges Funk -<br />
tionsprinzip ihrer Zeit voraus. Die Linearkolbenpumpen<br />
zeichnen sich durch nur<br />
ein Verschleißteil – den Linearkolben –<br />
aus. Das gewährleistet einen geräuscharmen<br />
Betrieb, der die Stromrechnung<br />
schont. Die Angebotspalette reicht von<br />
Pumpen bis maximal 3 bar Überdruck<br />
sowie 80 % Vakuum bis zu Pumpen mit<br />
einer Förder leistung von maximal<br />
200 l/min. Neben Linearkolbenpumpen<br />
werden auch konventionelle Membranpumpen,<br />
Gleichstrompumpen sowie piezoelektrisch<br />
betriebene Flüssigkeits -<br />
pumpen angeboten. Außerdem stellt das<br />
Unternehmen Schnellverschlusskupplungen<br />
sowie Druckluftwerkzeuge her.<br />
Nitto Kohki, Steinenbronn<br />
Tel. (07157) 989555-0<br />
Bild: Emtron/Mean Well<br />
Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />
unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte keine Gewähr. Alle in medizin&<strong>technik</strong> erscheinenden<br />
Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch<br />
Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich welcher Art,<br />
nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />
Printed in Germany<br />
© 2019 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
Bild: Nitto Kohki<br />
90 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019
MEILEN<br />
STEINE<br />
Statt der Zunge schmeckt das Gerät<br />
Um 1675 beschrieb der englische Arzt<br />
Thomas Willis den „honigsüßen“ Geschmack<br />
des Harns von Diabetikern:<br />
Das einzige „Instrument“, das damals<br />
zur Verfügung stand, um Zucker im<br />
Urin nachzuweisen, war die menschliche<br />
Zunge.<br />
Im 19. Jahrhundert kamen aber so genannte<br />
Polarimeter auf: So ein Gerät<br />
macht sich eine besondere Eigenschaft<br />
des im Harn gelösten Zuckers zunutze<br />
– denn dieser ist optisch aktiv. Sobald<br />
polarisiertes Licht durch eine Probe geleitet<br />
wird, verändert der Zucker in der<br />
Lösung die Schwingungsebene der<br />
Lichtwellen. Je nachdem, wie stark sich<br />
diese ändert, ist der Zuckergehalt in<br />
der Flüssigkeit niedriger oder höher –<br />
und der Arzt muss sich bei der Diagnose<br />
nicht mehr auf seine individuellen<br />
Geschmacksknospen verlassen.<br />
Marit Teerling<br />
Zum Schluss<br />
Susanne Schwab<br />
Redakteurin<br />
medizin&<strong>technik</strong><br />
1890<br />
Schauen statt<br />
schmecken<br />
Wie stark die Schwingungsebene<br />
der<br />
Lichtwellen von der<br />
zuckerhaltigen Probe<br />
verändert wird, lässt<br />
sich im Polarimeter<br />
objektiv messen<br />
Ein in Frankreich hergestelltes Exemplar<br />
eines solchen Polarimeters ist als<br />
Exponat im Mannheimer Technoseum<br />
zu sehen: www.technoseum.de<br />
Halbgötter in Weiß | Gehören Sie auch zu der Generation, die Mitte<br />
der 1980er Jahre gebannt die Ereignisse rund um Chefarzt Professor<br />
Dr. Klaus Brinkmann, seinem Arzt-Sohn Udo und Schwester<br />
Christa verfolgte, die beiden Halbgöttern in Weiß gehörig den<br />
Kopf verdrehte? Völlig undenkbar, dass Professor Brinkmann im<br />
bunten Freizeithemd und Jeans durch die Schwarzwaldklinik geeilt<br />
wäre und Schwester Christa im geblümten Sommerkleid einfühlsam<br />
einer Patientin Trost zugesprochen hätte. Und tatsächlich ist<br />
die Kleidung von Ärztinnen, Ärzten und Pflegepersonal nicht nur<br />
Geschmacksache oder Statussymbol, wie eine aktuelle Studie<br />
der Spitalhygiene des Universitätsspitals Zürichs zeigt.<br />
Die richtige Wahl des Outfits trägt sogar – bewusst und<br />
unbewusst – zum Behandlungserfolg bei: Den traditionellen<br />
Arztkittel in Kombination mit weißen Hosen<br />
verbinden Patienten auch heute noch mit Vertrauen,<br />
Fachkompetenz und Fürsorglichkeit. Wobei<br />
ich gestehen muss, dass ich damals dem jungen Dr.<br />
Udo Brinkmann auch in Shorts und Shirt blind vertraut<br />
hätte. Zumindest für mich gilt deshalb:<br />
Egal ob weiß oder bunt – Hauptsache sauber!<br />
Bild: Technoseum<br />
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04/2019 medizin&tec hn i k 91<br />
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92 medizin&<strong>technik</strong> 04/2019