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Berliner Zeitung 19.08.2019

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Wiedie Hohenzollern nach Berlin kamen – Stadtgeschichte Seite 10<br />

Zum Tod<br />

von<br />

Peter Fonda<br />

Seite 21<br />

17°/24°<br />

Wechselnd bewölkt<br />

Wetter Seite 2<br />

Norbert Lammert über<br />

WutinPolitik-Debatten<br />

Politik Seite 4<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Prämiensparvertrag –<br />

was tun bei Kündigung?<br />

Wirtschaft Seite 6<br />

Montag,19. August 2019 Nr.191 HA -75. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Der Hellseher,die Polizei<br />

und der Fall Rebecca<br />

Berlin Seite 9<br />

Grönland<br />

Der<br />

arktische<br />

Balancekünstler<br />

VonFrederik Bombosch<br />

Wie geht man damit um, wenn<br />

man sich als Regierungschef<br />

scheinbar in einer Realsatirewiederfindet?<br />

Grönlands Regierungschef<br />

Kim Kielsen lieferte in diesen Tagen<br />

ein souveränes Beispiel. Am Freitag<br />

hatte das Wall Street Journal die Meldung<br />

verbreitet, US-Präsident Donald<br />

Trump wolle die arktische Insel<br />

kaufen. Schon das Gerücht ist ein Affront<br />

für eine Nation,<br />

die seit<br />

Jahrzehnten für<br />

ihre Unabhängigkeit<br />

kämpft.<br />

Sollte sich Kielsen<br />

empören<br />

und leere Drohungen<br />

aussto-<br />

Kim Kielsen,<br />

Regierungschef von<br />

Grönland<br />

ßen?<br />

Der 52-jährige<br />

Sozialdemokrat<br />

zeigte, dass<br />

er beherrscht, was sein teilautonomes<br />

Land auf dem Wegindie Selbstständigkeit<br />

dringend benötigt: Diplomatie.<br />

„Wir sehen die Gerüchte<br />

als Ausdruck eines generellen Interesses,<br />

inunser Land zu investieren“,<br />

erklärte er.Und er nutzte den kurzen<br />

Moment globaler Aufmerksamkeit<br />

für eine klare Botschaft: „Grönland<br />

ist natürlich nicht zu verkaufen.“ Im<br />

Internet ließ er unter die Erklärung<br />

den Link zur Homepage der grönländischen<br />

Handelskammer setzen.<br />

Tatsächlich ringen die Grönländer<br />

schon lange um einen fairen<br />

Umgang der USA –deren damaliger<br />

Präsident Harry S. Truman bereits<br />

1946 ein Kaufangebot für Grönland<br />

übermittelte, 100 Millionen Dollar<br />

wollte er zahlen. Stattdessen schlossen<br />

die Vereinigten Staaten ein Abkommen<br />

mit der Kolonialmacht Dänemark,<br />

das ihnen die kostenfreie<br />

Nutzung der Luftbasis Thule im<br />

Nordwesten des Landes zusichert.<br />

Bis2014 profitierte Grönland zumindest<br />

indirekt durch zivile Aufträge.<br />

Dann aber vergab das Pentagon den<br />

Auftrag an ein US-Unternehmen.<br />

Es war das Jahr,als KimKielsen an<br />

die Macht kam. Der frühere Seemann<br />

und Polizist hatte durch sein<br />

Engagement für schwierige Jugendliche<br />

den Weg indie Politik gefunden.<br />

Seine Mission: Grönland den<br />

Weg in eine selbstbestimmte Zukunft<br />

zu ebnen. Dassei ein Langzeitprojekt,<br />

betont er: „Die nächste Generation<br />

muss den Ball weiterspielen.“<br />

Aber schon jetzt gelte es,<br />

Bergbau und Tourismus als Schlüsselbranchen<br />

zu stärken – die vom<br />

Klimawandel profitieren, während<br />

die Gletscher des Landes schmelzen.<br />

Kielsen lässt sich dabei nicht vorschreiben,<br />

wer seine Partner sind.<br />

Vorzwei Jahren reiste er nach China<br />

und warb um Investitionen. Die dänische<br />

Regierung erkannte das Risiko,<br />

dass die aufstrebende Großmacht<br />

in der Arktis Fuß fassen<br />

könnte –und versprach den Grönländern<br />

den lange geforderten Ausbau<br />

ihrer Flughäfen. Kielsen hatte<br />

gezeigt, dass er die Kunst des diplomatischen<br />

Balanceakts beherrscht.<br />

Trump könnte vonihm lernen.<br />

Wergehört in die CDU?<br />

Wirbel um Äußerungen von Parteichefin Kramp-Karrenbauer zum Umgang mit Hans-Georg Maaßen<br />

VonJan Sternberg<br />

Kurz vor den für die CDU<br />

schwierigen Wahlen in<br />

drei Ost-Bundesländern<br />

hat Parteichefin Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer mit Äußerungen<br />

zu einem möglichen Parteiausschlussverfahren<br />

gegen Ex-Verfassungsschutzchef<br />

Hans-Georg Maaßen<br />

für Wirbel gesorgt. Vorallem in<br />

den eigenen Reihen löste sie massiven<br />

Unmut aus: Viele ostdeutsche<br />

CDU-Politiker reagierten am Wochenende<br />

irritiert und kritisierten<br />

offen die von der Parteichefin entfachte<br />

Debatte,sodass sie sich zu einer<br />

Klarstellung gezwungen sah.<br />

Am Sonnabend war ein <strong>Zeitung</strong>sinterview<br />

erschienen, in dem Kramp-<br />

Karrenbauer gefragt wurde,obsie für<br />

den umstrittenen Ex-Verfassungsschutzchef<br />

Hans-GeorgMaaßen, seit<br />

1978 CDU-Mitglied, ein Parteiausschlussverfahren<br />

erwäge. Ihre vieldeutige<br />

Antwort: „Es gibt aus gutem<br />

Grund hohe Hürden, jemanden aus<br />

einer Partei auszuschließen. Aber ich<br />

sehe bei Herrn Maaßen keine Haltung,<br />

die ihn mit der CDU noch wirklich<br />

verbindet.“ Weiter sagte Kramp-<br />

Karrenbauer der Funke-Mediengruppe:<br />

„Die CDU hält es aus, wenn<br />

unterschiedliche Meinungen geäußert<br />

werden. Aber: Die CDU ist auch<br />

eine Partei, die von einer gemeinsamen<br />

bürgerlich-konservativen Haltung<br />

getragen wird. Eine Politik unter<br />

dem Deckmantel der CDU zu machen,<br />

die den politischen Gegner vor<br />

allem in den eigenen Reihen sieht,<br />

wirddieser Haltung nicht gerecht.“<br />

Maaßen selbst reagierte gelassen.<br />

„Es ist mir ein Rätsel, wer ihr dazu<br />

geraten hat, solche Gedankenspiele<br />

zu formulieren“, sagte er der Deutschen<br />

Presse-Agentur. Esgebe hohe<br />

Hürden für einen Parteiausschluss<br />

„und ich hätte im Leben nicht gedacht,<br />

dass diese Hürden mich einmal<br />

schützen müssten“.<br />

Die Vorwürfe wies er zurück.<br />

„Nicht ich habe mich von den Positionen<br />

meiner Partei entfernt, sondern<br />

die CDU ist unter der früheren<br />

Parteivorsitzenden weit nach links<br />

gerückt“, so Maaßen. DieCDU sei im<br />

Gegensatz zu den dogmatischen<br />

Parteien des linken Spektrums immer<br />

eine Partei der Vielfalt gewesen.<br />

„Dass AKK mit dieser Tradition brechen<br />

will, glaube ich nicht. Es würde<br />

mich sehr enttäuschen, denn ich<br />

hatte immer Hochachtung vorihr.“<br />

Entsetzen lösten die Äußerungen<br />

Kramp-Karrenbauers vor allem bei<br />

der Sachsen-CDU aus, für die Maaßen<br />

im Wahlkampf aktiv ist. Dort<br />

wird ebenso wie in Brandenburg in<br />

knapp zwei Wochen am 1. September<br />

ein neuer Landtag gewählt.<br />

Sachsens Ministerpräsident Michael<br />

Kretschmer sagte der Bild am<br />

Sonntag über die Sätze seiner Bundesvorsitzenden:<br />

„Das ist der falsche<br />

Weg. Bei aller berechtigten Kritik an<br />

Hans-GeorgMaaßen –wir schließen<br />

niemanden aus der CDU aus, nur<br />

weil er unbequem ist.“ Er rate „zu<br />

Gelassenheit im Umgang mit unter-<br />

„Die permanent nach innen gerichteten<br />

Debatten –egal vonwem undwelcherGruppe<br />

innerhalb der CDU –taugen nur bedingt.“<br />

Mike Mohring, Landeschef der CDU in Thüringen<br />

Chancenlos<br />

schiedlichen Meinungen in unserer<br />

Volkspartei“.<br />

Passend dazu erschien in derWelt<br />

am Sonntag ein Interview mit Maaßen,<br />

das zwar vorder Debatte um ein<br />

Parteiausschlussverfahren geführt<br />

wurde, indem der Ex-Verfassungsschutzchef<br />

aber die sächsische CDU<br />

bereits aufruft, sich vonder Bundespartei<br />

abzugrenzen: „Ich wünsche<br />

mir, dass sich der sächsische Ministerpräsident<br />

von bestimmten politischen<br />

Positionen, die von der CDU<br />

auf Bundesebene propagiert werden,<br />

emanzipiert“, sagt Maaßen<br />

darin. Er wünsche sich von seiner<br />

Partei „in Teilen eine Neupositionierung<br />

der CDU, eine Politikwende“.<br />

Das erste<br />

Bundesligaspiel in der<br />

Vereinsgeschichte des<br />

1. FC Union endet<br />

mit einer bitteren<br />

4:0- Niederlage.<br />

Der RB Leipzig zeigte<br />

dem Neuling seine<br />

Grenzen.<br />

SportSeite 20<br />

Kritik an Kramp-Karrenbauer<br />

kam zudem vonThüringens Landeschef<br />

Mike Mohring: „Wir empfinden<br />

diese neuerliche Personaldiskussion<br />

als nicht sonderlich hilfreich“, sagte<br />

er der Deutschen Presse-Agentur in<br />

Berlin. „Die permanent nach innen<br />

gerichteten Debatten – egal von<br />

wemund welcher Gruppe innerhalb<br />

der CDU –taugen nur bedingt.“<br />

DieCDU-Chefin sah sich deshalb<br />

zu einer Richtigstellung gezwungen:<br />

Einen Parteiausschluss Maaßens<br />

habe sie nie gefordert. „Die CDU ist<br />

eine Partei mit über 400 000 Mitgliedern.<br />

Dass jeder seine eigene Meinung<br />

haben kann, das macht uns<br />

aus, das macht uns auch interessant.“<br />

Es müsse aber klar sein, dass<br />

der politische Gegner außerhalb und<br />

nicht innerhalb der Partei sei, sagte<br />

die Ministerin beim Tagder offenen<br />

Tür im Verteidigungsministerium.<br />

Maaßen gehörtder konservativen<br />

CDU/CSU-Splittergruppe Werte-<br />

Union an. Er war im Spätsommer<br />

2018 als Präsident des Bundesverfassungsschutzes<br />

in die Kritik geraten,<br />

nachdem er die Echtheit eines Videos<br />

bezweifelt hatte, das nach der<br />

Tötung eines Mannes in Chemnitz<br />

eine Attacke gegen Migranten zeigt.<br />

Im November 2018 versetzte Bundesinnenminister<br />

Horst Seehofer<br />

(CSU) Maaßen in den einstweiligen<br />

Ruhestand, nachdem dieser laut einem<br />

Redemanuskript von teils<br />

„linksradikalen Kräften in der SPD“<br />

gesprochen hatte.<br />

Kommentar Seite 8<br />

FOTO: CITY-PRESS<br />

Ostbeauftragter<br />

versteht den<br />

Frust der Ossis<br />

ChristianHirte über brutale<br />

Erfahrungen nach der Wende<br />

Die Kritik von Menschen in Ostdeutschland,<br />

in der Gesellschaft<br />

nicht genügend abgebildet zu<br />

werden, kann der Ostbeauftragte der<br />

Bundesregierung, Christian Hirte<br />

(CDU), teilweise nachvollziehen.<br />

„Ein bisschen verstehe ich das“,<br />

sagte er.Beispielsweise seien die Medien<br />

starkwestdeutsch geprägt. Kulturelle<br />

Erfahrungen, Situationen<br />

und Stimmungslagen der Menschen<br />

im Osten könnten in den alten Bundesländern<br />

häufig nicht ganz nachvollzogen<br />

werden.<br />

Derzeit ist der gebürtigeThüringer<br />

auf seiner Sommertour entlang der<br />

ehemaligen innerdeutschen Grenze<br />

in allen fünf Bundesländern inOstund<br />

Mitteldeutschland unterwegs.Er<br />

sagte: „Die Ostdeutschen haben die<br />

kollektive Erfahrung, dass ein politisches<br />

System, aber auch eine Wirtschaft<br />

komplett scheitern können.“<br />

Es gebe eine viel größere Skepsis gegenüberder<br />

Stabilität „unseres politischen<br />

und ökonomischen Systems“.<br />

Einen weiteren Grund für die Unzufriedenheit<br />

der Ostdeutschen<br />

sieht Hirteauch in den persönlichen<br />

Erfahrungen vieler Menschen nach<br />

dem Mauerfall. Es habe bei aller Euphorie<br />

auch eine konkrete Betroffenheit<br />

in Familien oder im Bekanntenkreis<br />

gegeben. Er meint damit die<br />

Massenarbeitslosigkeit nach der<br />

Übernahme der allermeisten Ostbetriebe<br />

durch die Konkurrenz aus<br />

dem Westen und der oft nachfolgenden<br />

Schließung der Betriebe.<br />

Hirtesagte,viele hätten beispielsweise<br />

die Erfahrung gemacht, dass<br />

man trotz guter Ausbildung und obwohl<br />

man fleißig ist, trotzdem unter<br />

die Räder komme und sich mit Gelegenheitsjobs<br />

„durchwurschtele“.<br />

Diese Brutalität, wie sie der Osten in<br />

den 90er-Jahren erlebt habe,habe es<br />

im Westen nicht gegeben.<br />

Zuvor hatte Hirte dem Südwestrundfunk<br />

bereits gesagt, die CDU<br />

habe seiner Ansicht nach die Stimmungslage<br />

der Bürger im Osten<br />

nicht aufgegriffen. Seine Partei habe<br />

nicht zeigen können, dass sie deren<br />

Interessen im Blick habe. Hirte, der<br />

bis 2018 Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium<br />

war, besuchte<br />

auf seiner Sommertour die<br />

Städte Wismar, Eisenach, Mühlhausen<br />

und Frankfurt (Oder). Die Tour<br />

dauertbis zum 25. August. (dpa)<br />

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2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019<br />

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Tagesthema<br />

Wie oft er sich gefragt hat,<br />

ob er es nicht doch<br />

hätte verhindern können.<br />

Ob er die Strecke<br />

noch aufmerksamer hätte im Blick<br />

haben können. Ob er noch schneller<br />

hätte bremsen können. Aber am<br />

Ende war die Antwort immer: nein.<br />

„Man fühlt sich für etwas schuldig,<br />

für das man nichts kann“, sagt MeinhardBahr.„Dasist<br />

das Schlimme.“<br />

Es ist der 19. August 2012, ein<br />

Sonntag, als Bahr die Regionalbahn<br />

15607 von Wächtersbach nach<br />

Frankfurt amMain fährt. Es ist früh<br />

am Morgen, der Himmel ist stahlblau,<br />

die Sicht ungetrübt. DiePerson<br />

aber, die in einer lang gestreckten<br />

Kurve hinter dem Stromkasten kauerte,konnte<br />

er dennoch nicht erkennen.<br />

Keine Chance. Bahr bremst sofort,<br />

aber bei Tempo 120 braucht es<br />

mehrere Hundert Meter, bis der Zug<br />

zum Stehen kommt. Er gibt über<br />

Funk Bescheid, „RB 15607 meldet<br />

Personenschaden“, dann steigt er<br />

aus.Erwürde jetzt gerne helfen. Aber<br />

schon von Weitem sieht er, dass es<br />

hier nichts mehr zu helfen gibt.<br />

Eine Ohnmachtserfahrung<br />

Lokführer tragen ein besonderes Berufsrisiko: Wenn ein Mensch auf den<br />

Gleisen steht oder liegt, können sie die tödliche Kollision kaum vermeiden.<br />

Lokführer im Cockpit eines ICE<br />

Er geht zurück, setzt sich wieder in<br />

den Führerstand, wartet, bis die Kollegen<br />

vonder Bahn eintreffen. Er wird<br />

abgelöst, ins Krankenhaus gebracht,<br />

seine Frau holt ihn ab.Indiesem Moment<br />

denkt er noch, dass ihn dieser<br />

Moment nicht verändern wird, ihn,<br />

den gestandenen Eisenbahner. Aber<br />

das war dann doch ein Irrtum. Lokführer,<br />

das ist ein Traumberuf, noch<br />

immer. Die Fahrten durch idyllische<br />

Landschaften, einsam und doch als<br />

Teil eines großen Systems,all das begeistertden<br />

53-Jährigen noch immer,<br />

nach schon 36 Jahren bei der Bahn.<br />

Aber es gibt eben auch dieses spezielle<br />

Berufsrisiko. Das liegt an den<br />

Unfällen, die es mit Zügen gibt, selten,<br />

aber dann oft mit schwerem Ausgang.<br />

Es liegt an Verbrechen, verstörenden<br />

Taten wie vor kurzem in<br />

FrankfurtamMain, als ein Mann eine<br />

Mutter und ihren Sohn voreinen einfahrenden<br />

Zugschubste.Und es liegt,<br />

vorallem an denjenigen, die sich entscheiden,<br />

sich mit Hilfe eines Zuges<br />

selbst zu töten.<br />

Jedes Jahr sind es in Deutschland<br />

etwa 700 bis 800 Menschen, die das<br />

tun. Rechnerisch bedeutet das, dass<br />

–bei einer Zahl von 20000 Lokführern<br />

–jeder ungefähr zweimal in seinem<br />

Berufsleben einem Suizid ausgesetzt<br />

ist. Wobei es natürlich einige<br />

wenige gibt, die, glückliche Fügung,<br />

von solch einem Ereignis ganz verschont<br />

bleiben. Undandere, die sieben<br />

oder achtmal gezwungen sind,<br />

einen Menschen zu überfahren.<br />

Lokführer sind nicht die Einzigen,<br />

die einen solchen Anblick aushalten<br />

müssen. Es betrifft auch Rettungssanitäter<br />

oder Polizisten. Für sie ist es<br />

in diesen Situationen Teil ihres Berufes<br />

zu helfen, also etwas zu tun. Bei<br />

Lokführern ist das anders. „Sie sind<br />

in ihrem Führerstand gefangen“,<br />

Bahnunfälle<br />

Die Angst fährt immer mit<br />

VonThorsten Fuchs<br />

IMAGO IMAGES/PETER SCHATZ, HORST GALUSCHKA<br />

sagt Volker Reinken, Chefarzt der<br />

Vincera Klinik BadWaldsee.„Das ist<br />

das Schlimme.“ Für sie ist es eine<br />

Ohnmachtserfahrung.<br />

Der Lokführer Meinhard Bahr<br />

bleibt zunächst ein paar Tage zu<br />

Hause.Erabsolviertdann eine Reha,<br />

drei Wochen lang. Es ist anders als<br />

früher,als Lokführer nach einem solchen<br />

Vorfall einfach weitergefahren<br />

sind, als wäre nichts geschehen,<br />

Bahr kann sich noch daran erinnern.<br />

Inzwischen ist alles geregelt, die sofortige<br />

Ablösung, dazu die Möglichkeiten,<br />

anschließend in einen anderen<br />

Bereich zu wechseln. Seit 2017<br />

steht all dies im Tarifvertrag der<br />

Bahn. Auch die Bahn weiß, welche<br />

Gefahr die Posttraumatische Belastungsstörung<br />

für ihreLokführer ist.<br />

Meinhard Bahr ist zuversichtlich,<br />

als er einige Wochen nach dem Vorfall<br />

wieder in eine Lok steigt. Schließlich<br />

hatte er früher kritische Situationen<br />

scheinbar folgenlos überstanden.<br />

Sieben Jahre zuvor etwa, als er<br />

mit seinem Zug schon einmal eine<br />

Person überrollte. Oder, noch ein<br />

paar Jahre früher, als er an einem<br />

Bahnübergang einen Pkw rammte,<br />

darin eine vierköpfige Familie mit<br />

zwei Kindern. DieMutter war just in<br />

dem Moment angefahren, als Bahr<br />

sich mit der Lok näherte. Anschließend<br />

lag das Auto im Graben, auf<br />

dem Dach.„Und die Familie kam unverletzt<br />

heraus“, sagt Bahr. Ein kleines<br />

Wunder.<br />

Die ersten Fahrten jetzt, sieben<br />

Wochen nach dem Suizid, macht er in<br />

Begleitung, sein Teamleiter ist bei<br />

ihm im Führerstand. Eine langsame<br />

Wiedereingewöhnung. Alles geht gut.<br />

Bahr passiert auch die Stelle bei Offenburg,<br />

die Linkskurve mit dem<br />

Stromkasten. Nichts Auffälliges. Also<br />

fährt Meinhard Bahr wieder allein.<br />

Die erste Fahrt, wieder Frühschicht,<br />

von Fulda Richtung Frankfurt. Gerade<br />

fünf Minuten ist er unterwegs,<br />

da muss er anhalten. Er spürt sein<br />

Herz heftig schlagen, kalter Schweiß<br />

tritt aus seiner Haut, er fühlt sich<br />

schwach. Als aschfahl beschreiben<br />

ihn die Kollegen, die er zu Hilfe ruft.<br />

Wenn Psychiater erklären wollen,<br />

wie ein Trauma entsteht, benutzen<br />

sie das Bild eines Bibliothekars, der<br />

die Erinnerungen wie Bücher in ein<br />

Regal sortiert. Nur dass er sich bei<br />

den besonders belastenden Erlebnissen<br />

manchmal irrt, dass er sie einsortiertund<br />

das Buch auch noch zerreißt.<br />

„Und ein Trigger,ein irgendwie<br />

ähnliches Ereignis, kann dafür sorgen,<br />

dass die Seele das Buch entweder<br />

teilweise oder ganz wieder zusammensetzt<br />

– das ist ein Flashback“,<br />

erklärt der Psychiater Volker<br />

Reinken. DiePersonerlebtalles aufs<br />

Neue.Auch alle Gefühle.<br />

Bei Meinhard Bahr ist es ein<br />

Klang, der sich in seinem Kopf festgesetzt<br />

hat. Das Geräusch, wenn ein<br />

menschlicher Körper an einer tonnenschweren<br />

Lok mit Tempo 120<br />

zerschellt. „Dieses Geräusch“, sagt<br />

er,„das kriege ich in meinem ganzen<br />

Leben nie wieder raus.“<br />

Auf die Frage, wie häufig Lokführer<br />

nach einem solchen Ereignis ihren<br />

Beruf nicht mehr ausüben können,<br />

gibt die Bahn nur vage Antworten.<br />

90 Prozent, erklärt sie, kämen<br />

ohne medizinische Betreuung aus.<br />

Knapp zehn Prozentbegäben sich in<br />

ambulante Therapie, drei bis fünf<br />

Prozent instationäre. Dass jemand<br />

berufsunfähig werde, komme„nur in<br />

Einzelfällen“ vor.<br />

„Das sind tätliche Angriffe“<br />

EinArztlegtBahr nahe,seinenBeruf<br />

aufzugeben. Aber das will er nicht.<br />

Mit 47 zu Hause? Endgültig? „Das<br />

war nicht meine Sache.“ Bahr macht<br />

erneut eine Therapie,diesmal länger<br />

und gezielter. Esgibt Kliniken, die<br />

auf diese Berufsgruppe regelrecht<br />

spezialisiert sind, auch die von<br />

Psychiater Reinken gehörtdazu.<br />

Ein knappes halbes Jahr dauerte<br />

es,dann war Bahr so weit stabilisiert,<br />

dass er sich wieder in den Führerstand<br />

setzte.Erist heute noch dabei,<br />

fast jeden Tagpassierterdie kritische<br />

Stelle, den Stromkasten, ohne etwas<br />

Besonderes zu spüren. Was nichts<br />

daran ändert, was er von solchen<br />

Suiziden oder anderenVorfällenhält,<br />

bei denen Lokführern zuTötungshelfernwider<br />

Willen werden.<br />

„Das sind tätliche Angriffe“, sagt<br />

er, „die einem einen Schaden zufügen,<br />

den man nicht wieder loswird.“<br />

Auch deshalb möchte er, dass der<br />

Täter vonFrankfurtdeutlich bestraft<br />

wird, weil er ein Leben ausgelöscht<br />

und viele andere für immer beschädigt<br />

hat. Auch das Leben vondenen,<br />

die dieser Täter zu Zuschauern und<br />

zu seinem Werkzeug gemacht hat.<br />

„Es muss normal werden, über Suizidgedanken zu sprechen“<br />

Herr Staudt, in Deutschland begehen<br />

Jahr für Jahr rund 10 000 Menschen<br />

Suizid, etwa 700 bis 800 werfen sich<br />

vor einen Zug. Die Zahlen sind seit<br />

langem ungefähr konstant. Kann<br />

man sie senken?<br />

Ich bin überzeugt davon, dass<br />

Suizidprävention etwas bewirken<br />

kann, ja. Das zeigen auch die Beispiele<br />

aus anderen Ländern, zum<br />

Beispiel aus Italien, wo die Quoten<br />

deutlich niedriger sind. Das<br />

Schlimme an dem Suizid auf den<br />

Schienen ist, dass jemand Unbeteiligtes<br />

mit hineingezogen wird: der<br />

Lokführer. Aber daran denkt man in<br />

diesem Moment nicht. Könnte man<br />

es, wäre man in der Lage dazu,<br />

würde man diesen Schritt wahrscheinlich<br />

gar nicht gehen. DieLeute<br />

halten diese Methode für besonders<br />

sicher. Aber das stimmt nicht unbedingt,<br />

wie man an meinem Beispiel<br />

sieht.<br />

Sie haben sich 1999, im Alter von 30,<br />

in Ihrer Heimat, den Niederlanden,<br />

vor einen Zug geworfen. Sie haben<br />

beide Beine verloren, aber überlebt.<br />

Heute sprechen Sieauf Lesungen und<br />

Kongressen über Ihre Erfahrungen<br />

und die Prävention von Suiziden.<br />

Was hätte Sie damals von Ihrem<br />

Schritt abhalten können?<br />

DieMöglichkeit, über meine Probleme<br />

und Gedanken offen reden zu<br />

können. Wirklich gebessert hat sich<br />

meine Situation erst 2005, als ich<br />

endlich eine Ärztin traf, die die richtige<br />

Diagnose stellte und mir ein<br />

wirksames Antidepressivum verschrieb.Aber<br />

damals hätte es mir sicher<br />

schon geholfen, wenn ich das<br />

Gefühl gehabt hätte, meine Einsam-<br />

keit und Verzweiflung und auch<br />

meine Suizidgedanken mitteilen zu<br />

können. Dasist aber noch immer ein<br />

großes Tabuthema.<br />

Beratung<br />

ZUR PERSON<br />

Viktor Staudt (50) ist ein niederländischer Jurist und Schriftsteller. 1999 warf er sich voreinen Zug.<br />

Staudt verlor bei seinem Suizidversuch beideBeine. 2014 erschien sein Buch „Die Geschichtemeines<br />

Selbstmordes“. Heuteversucht er,suizidgefährdeten MenscheneinenAusweg aufzuzeigen.<br />

Seit einigen Jahren schon scheint sich<br />

in Deutschland etwas zu verändern.<br />

DieMenschen suchen sich bei psychischen<br />

Problemen häufiger Hilfe, gehen<br />

zum Arzt oder Psychologen, auch<br />

Prominente schildern öffentlich Depressionen.<br />

Ist es wirklich immer<br />

noch so schwer, über psychische Probleme<br />

zu sprechen?<br />

Es verändert sich etwas. Das<br />

merke ich stark anmeinen Lesungen.<br />

Voreinigen Jahren noch verloren<br />

sich da zehn oder 15 Menschen.<br />

Inzwischen sind die Säle voll, ich bekomme<br />

unablässig Anfragen und<br />

zahlreiche Mails. Was meine Leser<br />

und Zuhörer berichten, hat sich aber<br />

kaum verändert: Es handelt von der<br />

Schwierigkeit, passende Therapeuten<br />

zu finden, von Einsamkeit und<br />

Verzweiflung und dem Gefühl, darüber<br />

nicht sprechen zu können. Es<br />

muss so normal werden, über Suizidgedanken<br />

zu sprechen, wie über<br />

eine Erkältung. Das darf kein Tabu<br />

mehr sein.<br />

Das Sprechen und Berichten über<br />

Suizide kann aber auch Nachahmer<br />

provozieren. Washalten Sie dem entgegen?<br />

Den Papageno-Effekt. Der besagt,<br />

dass ein bestimmtes Reden<br />

und Berichten Suizide verhindern<br />

kann. DerEffekt ist wissenschaftlich<br />

belegt. Der Fokus muss auf der<br />

Problemlösung liegen, auf der<br />

Überwindung, nicht auf der vermeintlichen<br />

Ausweglosigkeit einer<br />

Situation. Ich möchte mit meiner<br />

Geschichte eine positive Identifikationsfigur<br />

bieten. Ich möchte zeigen,<br />

dass und wie man aus so einer<br />

Situation herauskommt. Ich sitze<br />

im Rollstuhl, aber ich genieße längst<br />

wieder das Leben.<br />

DasGespräch führte<br />

Thorsten Fuchs.<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute gehen bei wechselnder Bewölkung nur sehr vereinzelt Regenschauer<br />

nieder. Dabei klettern die Temperaturen auf 24 bis 26Grad, und<br />

der Wind weht nur schwach aus westlichen Richtungen. In der Nacht gibt<br />

es Wolken, zeitweise klart esjedoch auch auf, und die Tiefstwerte sind<br />

bei 15 bis 13 Grad anzutreffen.<br />

Biowetter: Die Wetterlage wirkt sich<br />

negativ auf den erholsamen Tiefschlaf<br />

und die Arbeitsleistung aus.<br />

Dadurch sind einige Menschen<br />

Wittenberge<br />

müde und abgespannt. Sie gehen 15°/24°<br />

ohne Elan durch den Tag.<br />

Pollenflug: Derzeit fliegen Pollen<br />

von Beifuß in mäßiger bis hoher<br />

Konzentration. Die Belastung durch<br />

Gänsefuß- und Brennnesselpollen<br />

ist schwach bis mäßig.<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 24Grad.<br />

Wind: leichter Wind aus West.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

16°/24° 17°/24°<br />

Luckenwalde<br />

16°/25°<br />

Cottbus<br />

16°/26°<br />

Dienstag<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

stark bewölkt wolkig sonnig<br />

15°/23° 15°/23° 14°/26°<br />

Prenzlau<br />

14°/24°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

15°/26°<br />

Vonder südlichen Ostsee bis zum Nordwesten Spaniens sind viele Schauerwolken<br />

unterwegs. Sie markieren den Grenzbereich zwischen kühler Luft über Nordwesteuropa<br />

und sehr warmer Luft von Spanien bis Tschechien. Diese sorgt auch<br />

rund um die Alpen für hochsommerliche Temperaturen, ebenso rund ums Mittelmeer,<br />

vom Balkan bis nach Ungarn und im östlichen Schwarzmeerraum.<br />

Sylt<br />

12°/22°<br />

Hannover<br />

13°/22°<br />

Köln<br />

13°/23°<br />

Saarbrücken<br />

13°/23°<br />

Konstanz<br />

18°/26°<br />

Hamburg<br />

12°/20°<br />

Erfurt<br />

15°/24°<br />

Frankfurt/Main<br />

16°/26°<br />

Stuttgart<br />

18°/24°<br />

Rügen<br />

13°/22°<br />

Rostock<br />

13°/21°<br />

Magdeburg<br />

16°/25°<br />

Nürnberg<br />

17°/24°<br />

München<br />

16°/26°<br />

Dresden<br />

19°/25°<br />

Deutschland: Heute ist esüberwiegend<br />

wechselnd bewölkt. Ab und zu<br />

gibt es Regenschauer, und die Temperaturen<br />

steigen amTage auf<br />

20 bis 26Grad. Nachts sinken die<br />

Wertedann auf 18 bis 11Grad. Der<br />

Wind weht schwach bis mäßig aus<br />

westlichen Richtungen. Morgen bringen<br />

viele Wolken teilweise Regen. Es<br />

werden 18 bis 23Grad erwartet,<br />

und der Wind weht schwach aus<br />

West.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 18°-20°<br />

Nordsee: 17°-19°<br />

Mittelmeer: 23°-32°<br />

Ost-Atlantik: 17°-22°<br />

Mondphasen: 23.08. 30.08. 06.09. 14.09.<br />

Sonnenaufgang: 05:55 Uhr Sonnenuntergang: 20:24 Uhr Mondaufgang: 22:10 Uhr Monduntergang: 09:43 Uhr<br />

Lissabon<br />

26°<br />

Las Palmas<br />

32°<br />

Madrid<br />

33°<br />

Reykjavik<br />

14°<br />

Dublin<br />

17°<br />

London<br />

22°<br />

Paris<br />

24°<br />

Bordeaux<br />

24°<br />

Palma<br />

34°<br />

Algier<br />

35°<br />

Nizza<br />

28°<br />

Trondheim<br />

19°<br />

Oslo<br />

18°<br />

Stockholm<br />

22°<br />

Kopenhagen<br />

21°<br />

Berlin<br />

24°<br />

Mailand<br />

33°<br />

Tunis<br />

34°<br />

Rom<br />

32°<br />

Warschau<br />

27°<br />

Wien<br />

28° Budapest<br />

33°<br />

Palermo<br />

29°<br />

Kiruna<br />

12°<br />

Oulu<br />

18°<br />

Dubrovnik<br />

30°<br />

Athen<br />

33°<br />

St. Petersburg<br />

25°<br />

Wilna<br />

27°<br />

Kiew<br />

28°<br />

Odessa<br />

27°<br />

Varna<br />

28°<br />

Istanbul<br />

27°<br />

Iraklio<br />

30°<br />

Archangelsk<br />

18°<br />

Moskau<br />

21°<br />

Ankara<br />

23°<br />

Antalya<br />

33°<br />

Acapulco 33° Gewitter<br />

Bali 33° sonnig<br />

Bangkok 33° Gewitter<br />

Barbados 30° wolkig<br />

Buenos Aires 9° wolkig<br />

Casablanca 24° wolkig<br />

Chicago 30° heiter<br />

Dakar 27° bewölkt<br />

Dubai 40° sonnig<br />

Hongkong 34° Gewitter<br />

Jerusalem 32° sonnig<br />

Johannesburg 23° heiter<br />

Kairo 34° sonnig<br />

Kapstadt 17° wolkig<br />

Los Angeles 23° heiter<br />

Manila 32° wolkig<br />

Miami 33° heiter<br />

Nairobi 25° bedeckt<br />

Neu Delhi 35° heiter<br />

New York 33° heiter<br />

Peking 32° wolkig<br />

Perth 20° sonnig<br />

Phuket 33° heiter<br />

Rio de Janeiro 22° Schauer<br />

San Francisco 20° wolkig<br />

Santo Domingo 33° heiter<br />

Seychellen 27° heiter<br />

Singapur 33° Gewitter<br />

Sydney 14° wolkig<br />

Tokio 34° heiter<br />

Toronto 29° Gewitter


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 3· ·<br />

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Seite 3<br />

Om zum Gruße<br />

Rama Schwab zeigt mit seinem Sohn Christoffer auf dem Rücken die Krähe, eine Yoga-Position. VERA GERSTENDORFF-WELLE (2)<br />

Als Christoffer zurWelt kam, sangen<br />

am nächsten Morgen Hunderte<br />

Yogis das Segensmantra Maha<br />

Mrittyuhnjaya, das bei vielen Wiederholungen<br />

seine Wirkung tun soll. Christoffer,<br />

Sohn von Rama und Brit, ist das<br />

Zeugnis einer Ashram-Liebe. Der Junge erblickte<br />

jedoch nicht in Indien das Licht der<br />

Welt, wo spirituelle Gemeinschaften dieser<br />

Art verbreitet sind. Sein Geburtsort ist Bad<br />

Meinberg, ein Kurort am Rande des Teutoburger<br />

Waldes, irgendwo zwischen Detmold<br />

und Paderborn, der seine besten Tage<br />

gesehen hat. Horst Seehofers Gesundheitsreform<br />

aus den Neunzigerjahren, wonach<br />

Kassen nicht mehr für alle Kuren aufkommen<br />

dürfen, führte ein Gästehaus nach<br />

dem anderen in die Insolvenz.<br />

Im Norden der kleinen Ortschaft fand<br />

YogaVidya im Jahr 2003 eine neue Heimat für<br />

die wachsende Schar seiner Yoga-Anhänger.<br />

Der Name der Gemeinschaft kommt aus<br />

dem Sanskrit und bedeutet Wissen. In der<br />

seit sechs Jahren leer stehenden Silvaticum-<br />

Klinik erkannte ihr spiritueller Leiter Sukadev<br />

Bretz eine siebenstufige Chakra-Pyramide<br />

–sobezeichnen Yogis Energiezentren<br />

im Körper.<br />

Misstrauische Blicke der Einheimischen<br />

Wo einst Rheuma-Patienten in Moor lagen, schwitzen heute Yogis:<br />

In Bad Meinberg am Rande des Teutoburger Waldes<br />

hat eine Gruppe von Aussteigern ihre Heimat gefunden.<br />

Und den Kurort vor dem Niedergang gerettet: Gestresste, Gescheiterte<br />

und Sinnsuchende kommen in Massen, um ihre innere Mitte zu finden.<br />

Ein Besuch im größten Ashram Europas<br />

Derstudierte Betriebswissenschaftler Bretz,<br />

der aus einer wohlhabenden Unternehmerfamilie<br />

stammt, erwarb die Klinik zum<br />

Schnäppchenpreis und zogunter den misstrauischen<br />

Blicken mancher Einheimischer<br />

mit rund 30 Anhängern indas Geisterhaus<br />

ein. Und weil der Zulauf, Sukadevs Vision<br />

entsprechend, nicht abriss,erwarb dieser in<br />

den Folgejahren auch noch zwei Nebengebäude,<br />

zwei weitere verwaiste Kurkliniken.<br />

„Wir sind mit mehr als 100 000 Übernachtungen<br />

im Jahr mittlerweile das größte Ashram<br />

inEuropa“, sagt die Pressesprecherin<br />

Pranabi Czieschowitz heute.<br />

Wo sich einst Rheuma-Patienten in Moor<br />

räkelten, schwitzen heute Yogis auf rutschfesten<br />

Matten. Vonder Vergangenheit zeugen<br />

noch gekachelte Wände in den Übungsräumen,<br />

massive Wandleuchten aus Milchglas<br />

in den Fluren und Service-Klingelknöpfe<br />

an den Gästebetten.<br />

Am Haupteingang begrüßt die neuen<br />

Gäste Ganesha, eine elefantenköpfige Gottheit,<br />

die für einen guten Anfang steht. Hinter<br />

den Damen an der Rezeption hängen drei<br />

mannshohe Displays mit den laufenden Angeboten.<br />

2900 Seminarehat Yoga Vidya jährlich<br />

im Programm, darunter exotische wie<br />

„Mit Bäumen sprechen“ oder „Schamanische<br />

Heiltechniken“.<br />

Ursprünglich wurde mit Ashram die Einsiedelei<br />

eines indischen Asketen bezeichnet.<br />

Heute versteht man darunter den Rückzugsraum<br />

vonspirituellen Gemeinschaften. Ashrams<br />

findet man auf dem gesamten Globus.<br />

Yoga Vidya betreibt in Deutschland vier<br />

große Ashrams. Der eingetragene Verein finanziert<br />

sich vor allem durch Gebühren für<br />

Yoga-Seminareund Lehrerausbildiungen.<br />

Es ist ein buntes Völkchen, das sich unter<br />

dem Dach des Ashrams in Bad Meinberg<br />

tummelt. Da sind einerseits die drei figurbewussten<br />

Freundinnen, die ein Groupon-Rabatt-Angebot<br />

angelockt hat. Da sind andererseits<br />

kahlrasierte Mönche und Novizen,<br />

die nichts Geringeres als die Erleuchtung anstreben.<br />

Zu den Bewohnernder ersten Stunde gehört<br />

Rama, Christoffers Vater, der eigentlich<br />

Karsten Schwab heißt und aus Backnang in<br />

der Nähe vonStuttgartkommt. DerVater war<br />

Metzger, die Mutter Schuhfachverkäuferin,<br />

der Bruder arbeitet bei Bosch. Auch Karsten<br />

machte nach der Schule etwas Rechtschaffenes:<br />

Er trug Briefe aus, bis ihn mit 27 Jahren<br />

die Freundin verließ und seine erste Lebenskrise<br />

einsetzte. Erfloh auf die thailändische<br />

Insel Koh Tao, woerals Tauchlehrer arbeitete.Doch<br />

selbst am OrtseinerTräume,woer<br />

„mit den schönsten Frauen das Bett teilte“,<br />

wie er erzählt, fand er keinen inneren Frieden.<br />

Nurder Gedanke an die Mutter hielt ihn<br />

davon ab,aus dem Leben zu scheiden.<br />

Er reiste weiter, dahin, wo „die freundlichen<br />

und ausgeglichenen Menschen herkamen.<br />

Das waren entweder Meditierende<br />

oder Yogis.“ So begann seine spirituelle<br />

Reise.Sie führte ihn über Klöster in Thailand<br />

und Ashrams in Indien nach BadMeinberg.<br />

Nicht alle Bewohner des Ashrams haben<br />

so bewegte Biografien wie Rama. Andere<br />

kommen direkt aus dem Berufsleben –etwa<br />

aus Vorstandsetagen, Werbeagenturen oder<br />

Behörden. Oder sie sind erst gar nicht ins Berufsleben<br />

eingestiegen. „Da draußen geht es<br />

verdammt hart zu“, stellt ein junger Mann<br />

fest, der seit einem Jahr in der Küche arbeitet.<br />

„Am liebsten würde ich hier für immer<br />

bleiben.“<br />

Sukadev Bretz –56Jahre, sanfte Stimme,<br />

scharfer Verstand –kennt seine Schäfchen<br />

genau. Eine Gruppe seien die „draußen Ge-<br />

VonAkikoLachenmann, Bad Meinberg<br />

Ganesha, eine elefantenköpfige Gottheit,<br />

begrüßt Gäste am Haupteingang.<br />

A2<br />

Bielefeld<br />

Herford<br />

Detmold<br />

A33<br />

Paderborn<br />

Bad Meinberg<br />

NORDRHEIN-<br />

WESTFALEN<br />

5km<br />

BLZ/HECHER<br />

scheiterten“, die hierhergeflüchtet sind, um<br />

sich zu sammeln und nach zwei, drei Jahren<br />

wieder zu Stärke zu finden, sagt er. Eine andere<br />

Gruppe seien die Erfolgreichen, die<br />

scheinbar alles erreicht haben und dennoch<br />

eine innereLeereverspüren. Dann gibt es die<br />

Jungen, die sich bei Yoga Vidya orientieren<br />

und ausprobieren wollten. „Sie arbeiten mal<br />

im Garten, mal im Online-Marketing, ohne<br />

bei jedem Wechsel den sozialen Kontext aufzugeben“,<br />

sagt Sukadev.Und schließlich gibt<br />

es die spirituell Interessierten, die Yoga „tief<br />

leben wollen“.<br />

Rama passt in all diese Gruppen. Er unterrichtet<br />

mittlerweile angehende Yoga-Lehrer,<br />

ist aber auch ein spiritueller Lehrer.Wenn er<br />

an der Reihe ist, um sechs Uhr beim morgendlichen<br />

Zusammensein das Pranayama<br />

anzuleiten, eine Atemübung, die Körper und<br />

Geist zusammen führen soll, steht er bereits<br />

um vier Uhrauf und praktiziertYoga im Hausflur.<br />

Seit Brit und Christoffer vom Ashram in<br />

eineWohnung in BadMeinberggezogen sind,<br />

bewohnt Rama wie alle anderen Diener ein<br />

kleinesZimmer.Die Diener,auch Sevakasgenannt,<br />

arbeiten 42 Stunden proWoche,erhalten<br />

30Tage Urlaub im Jahr und je nachVerantwortungsgrad<br />

ein monatliches Taschengeld<br />

von 300 bis 360 Euro. Die Sozialversicherung<br />

übernimmt die Gemeinschaft.Sukadev Bretz,<br />

der mit seiner Frau auch nurzweiZimmerbewohnt,<br />

bildet da keine Ausnahme.<br />

Trotz der widrigen Arbeitsbedingungen<br />

und gewisser Regeln –kein Alkohol, Tabak,<br />

Fisch oder Fleisch und keine Drogen –zieht<br />

es immer mehr Menschen zu Yoga Vidya.<br />

Rund 500 Männer,Frauen und Kinder haben<br />

BadMeinbergzuihremWohnsitz erklärt, um<br />

im Ashram zu leben oder zumindest in dessen<br />

Nähe. Manche bleiben ihr Leben lang.<br />

Etwa 200 Personen stehen derzeit auf einer<br />

Warteliste,umvonYogaVidya einWohnrecht<br />

auf Lebenszeit zu erwerben.<br />

Laut einer Studie des Berufsverbands der<br />

Yogalehrenden haben 16 Prozent der Deutschen<br />

Yoga-Erfahrung. Davon praktizieren<br />

aktuell 30 Prozent. Auf zehn Frauen kommt<br />

dabei ein Mann. 86 Prozent fühlen sich<br />

durch die Praxis entspannter und/oder fitter.<br />

Jens Augspurger erklärt den Erfolg von<br />

Gemeinschaften wie Yoga Vidya mit einem<br />

wachsenden Bedürfnis nach in der Gesellschaft<br />

gelebter Spiritualität. „Die Menschen<br />

wollen sich heutzutage jedoch selbst ihre<br />

Form der Spiritualität aussuchen und nicht<br />

einfach die Religion der Eltern übernehmen“,<br />

sagt der Religionswissenschaftler, der<br />

an der University of London die „Mobilität<br />

von spirituellen Traditionen“ erforscht. Yoga<br />

Vidya sei deshalb eine beliebte Adresse,weil<br />

Yoga Körper und Seele erwiesenermaßen<br />

wohl bekommt und weil darüber hinaus ein<br />

niedrigschwelliges spirituelles Angebot gemacht<br />

werde, das mit allen Konfessionen<br />

kompatibel ist. DerZeitgeist tue ein Übriges.<br />

„Überall wo Gesellschaften auf Leistung und<br />

Selbstoptimierung ausgerichtet sind, wächst<br />

der Drang, aus dem Mainstream auszubrechen<br />

und nach anderen Werten zu leben“,<br />

sagt Jens Augspurger.<br />

Anderen Beobachtern ist der Zulauf offensichtlich<br />

suspekt. In einem Artikel, 2016<br />

erschienen im Handelsblatt, wird Sukadev<br />

als „Seelenfänger“ bezeichnet, der mit dem<br />

Yoga-Boom „dunkle Geschäfte“ machen<br />

wolle.Tatsacheist, dass fürYogaVidya dieselben<br />

Gesetze zum Tragen kommen wie für<br />

Klöster und andereOrtedes Rückzugs.„Keiner<br />

käme auf die Idee, denen ‚Seelenfang‘<br />

vorzuwerfen“, sagt Augspurger.<br />

Gelbe Gewänder im Park<br />

Wereswohl am ehesten beurteilen kann, sind<br />

die alteingesessenen BadMeinberger,die den<br />

Wandel des Kurorts zum Yoga-Hotspot mit<br />

Sorge sahen und die Entwicklung seit Jahren<br />

aufmerksam beobachten.<br />

„Wenn auf einmal Barfüßige in gelben GewändernimKurparktanzen,<br />

macht mansich<br />

schon so seine Gedanken“, sagt Bürgermeister<br />

Stefan Rother über die anfängliche Skepsis.<br />

Doch sein Amtsvorgänger witterte eine<br />

Chance für den erloschenen Kurort undempfing<br />

die Neubürger, nachdem er sich beim<br />

Sektenbeauftragten rückversichert hatte, mit<br />

offenen Armen.<br />

Die Betriebe, die nach langer Stagnation<br />

wieder Mitarbeiter einstellen, danken es<br />

ihm.YogaVidyagilt als guter Kunde.Auchdie<br />

Kurtaxe fließt wieder.Dastörtesnicht, wenn<br />

auf der Straße mit „Om“ gegrüßt wirdund an<br />

den Externsteinen –die Felsformation ist ein<br />

beliebtes Ausflugsziel für Touristen – nun<br />

auch Heil- und Transformationsrituale stattfinden.„Jeder<br />

soll auf seine Artglücklich werden“,<br />

sagt Bürgermeister Rother.<br />

AkikoLachenmann<br />

wäre an diesem WLAN-freien Ortohne<br />

Lageplan völlig verloren gewesen.


4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Jedes zehnte Kind geht mit<br />

leerem Magen zur Schule<br />

Zehn Prozent der Grundschüler verlassen<br />

einer Erhebung zufolge morgens<br />

ohne Frühstück das Haus.Das<br />

ist das Ergebnis einer repräsentativen<br />

Umfrage des Instituts für Demoskopie<br />

Allensbach unter ElternimAuftrag<br />

des Discounters Lidl. Hochgerechnet<br />

auf die knapp drei Millionen<br />

Grundschüler in Deutschland sind<br />

rund 300 000 Kinder betroffen. (dpa)<br />

Soldaten in Uniformfahren<br />

künftig gratis Bahn<br />

Soldaten in Uniformkönnen vom1.<br />

Januar an kostenlos die Züge der<br />

Deutschen Bahn benutzen. DasAngebot<br />

gelte für private und dienstliche<br />

Fahrten im Fern-und Regionalverkehr,hieß<br />

es am Sonnabend in einer<br />

Mitteilung nach Gesprächen der<br />

Deutschen Bahn mit dem Verteidigungsministerium,<br />

dem Verkehrsministerium<br />

und der CSU im Bundestag.<br />

DieBundeswehrangehörigen<br />

sollen mit einer digitalen Berechtigung<br />

ein Zweite-Klas se-Ticket<br />

lösen können. DieBahn erhält dafür<br />

einen Pauschalbetrag. (dpa)<br />

Mehr als 60 Tote bei<br />

Anschlag in Kabul<br />

Beieinem Selbstmordanschlag auf<br />

eine Hochzeitsfeier in Kabul sind<br />

am Sonnabend mindestens 63<br />

Menschen getötet worden. 182 weitereMenschen<br />

wurden nach Angaben<br />

des afghanischen Innenministeriums<br />

verletzt, als sich der Attentäter<br />

inmitten vonHunderten<br />

Hochzeitsgästen in die Luft<br />

sprengte.Eswar der blutigste Anschlag<br />

in der afghanischen Hauptstadt<br />

seit Monaten. Zu dem Anschlag<br />

bekannte sich die Terrormiliz<br />

Islamischer Staat (IS). (dpa)<br />

Neue Großdemonstration<br />

in Hongkong<br />

Seit Wochen wird in Hongkong für Freiheit<br />

und Demokratie demonstriert.<br />

DPA<br />

Allen Drohungen aus Peking zum<br />

Trotz sind in Hongkong wieder Hunderttausende<br />

Anhänger der Demokratiebewegung<br />

auf die Straße gegangen.<br />

Beider zentralen Kundgebung<br />

in der Innenstadt der ehemaligen<br />

britischen Kolonie war der<br />

Victoria-ParkamSonntag bis auf<br />

den letzten Platz gefüllt. Auch auf<br />

den Straßen rundum war kaum noch<br />

ein Durchkommen. DieMenschen<br />

ließen sich auch vonheftigem Regen<br />

nicht davon abbringen, lautstark<br />

Freiheit und Demokratie zu verlangen.<br />

Biszum frühen Abend (Ortszeit)<br />

blieb alles friedlich. (dpa)<br />

Einigung auf<br />

Machtverteilung im Sudan<br />

Im Sudan haben der regierende Militärrat<br />

und die Protestbewegung nach<br />

langenVerhandlungen ein Abkommen<br />

zur Bildung einer gemeinsamen<br />

Übergangsregierung unterzeichnet.<br />

Im Beisein ausländischer Staats- und<br />

Regierungschefs besiegelten der General<br />

Mohammed Hamdan Daglo<br />

und Achmed al-Rabie vonder Allianz<br />

für Freiheit undWandel (ALC) am<br />

Sonnabend in Khartum die Bildung<br />

eines„Souveränen Rates“. DerKorruptionsprozess<br />

gegen Ex-Machthaber<br />

Omar al-Baschir wurde indes verschoben.<br />

(AFP)<br />

Wenigen Politikernist die<br />

Begeisterung am gesprochenen<br />

Wort, an<br />

der geschliffenen Rede<br />

mehr anzumerken als Norbert Lammert.<br />

In seiner Amtszeit als Bundestagspräsident<br />

hat der 70-jährige Bochumer<br />

immer wieder engagiertere<br />

Debatten gefordert. Mittlerweile gibt<br />

es oft vor allem wütende Debatten in<br />

der Politik.<br />

Herr Lammert, wie reagieren Sie,<br />

wenn Sie sich in der politischen Debatte<br />

über etwas ärgern?<br />

Man muss nicht auf alles reagieren,<br />

was einen ärgert. Es empfiehlt<br />

sich, sich bei emotionalen Aufwallungen<br />

eine Denkpause zu genehmigen,<br />

bevor man etwas sagt oder<br />

schreibt. So kann man zur Deeskalation<br />

eines Konflikts beitragen.<br />

Sind Sieinsozialen Medien aktiv?<br />

Nein. Ich habe das nie gebraucht<br />

als Ergänzung oder scheinbare Vervollständigung<br />

notwendiger Informationen.<br />

Und offensichtlich fehle<br />

ich da auch gar nicht.<br />

Sie lassen die Debatten, die sich dort<br />

entwickeln, alleine.<br />

So weit ich das beobachte, findet<br />

in den sogenannten sozialen Medien<br />

nur selten eine Debatte statt, die den<br />

Ansprüchen genügt, die ich mit Debatten<br />

verbinde.Außerdem frage ich<br />

mich, wo ich die Zeit hernehmen<br />

sollte, die für diese Art Debatte nun<br />

mal gebraucht wird. Ich habe sie jedenfalls<br />

nicht. Undich könnte mich<br />

nicht entschließen, dafür anderes,<br />

was ich für wichtiger halte, inZukunft<br />

nicht mehr zu tun.<br />

Was ist denn für Sie eine ernsthafte<br />

Debatte?<br />

Das ist eine Debatte, die anspruchsvollen<br />

Fragen in einer ernsthaften<br />

Weise nachgeht. Das schließt<br />

schon die Kurztaktigkeit der Formate,<br />

wie man sie bei sozialen Medien<br />

vorfindet, regelmäßig aus.<br />

Es gibt die These, dass sich die politische<br />

Debatte radikalisierthat. Teilen<br />

Siedie Einschätzung?<br />

Der Sachverhalt ist kaum bestreitbar.<br />

Esgibt rhetorische Überbietungswettbewerbe,die<br />

oft eigentlich<br />

rhetorische Unterbietungswettbewerbe<br />

sind. Die Schnelligkeit und<br />

Kurzatmigkeit der Internetkommunikation<br />

erzwingt Zuspitzungen geradezu.<br />

Denn ohne Übertreibung,<br />

Beschimpfung, Verleumdung oder<br />

Beleidigung wird vieles gar nicht<br />

wahrgenommen.<br />

„Man muss nicht<br />

auf alles reagieren“<br />

Norbert Lammert über die Radikalisierung<br />

des politischen Streits, Kurzatmigkeit im<br />

Internet und hilfreiche Denkpausen<br />

Welche Wirkung hat das?<br />

Es gibt mindestens zwei Effekte,<br />

die ich beide bedenklich finde. Der<br />

eine ist die Aggressivität, die sich mit<br />

der zunehmendenVereinfachung, Zuspitzung<br />

und persönlichen Attackierung<br />

verbindet. Das behindert das<br />

Finden allgemein verbindlicher Lösungen<br />

in einer Gesellschaft. Außerdem<br />

habe ich die Sorge, dass es das Urteilsvermögen<br />

unserer Gesellschaft<br />

nachhaltig beeinträchtigt, wenn professionell<br />

geprüfte und gewichtete Informationen,<br />

die die klassischen Medien<br />

liefern, durch subjektiv an beliebigen<br />

Stellen nachgefragte Informationen<br />

verdrängt werden.<br />

Welchen Anteil hat die AfD an der Radikalisierung<br />

der Kommunikation?<br />

ZUR PERSON<br />

IMAGO IMAGES/THOMAS TRUTSCHEL<br />

NorbertLammert wurde 1948 in Bochum geboren. Noch in seiner Schulzeit engagierte er<br />

sich in der Jungen Union. 1966 wurde er Mitglied der CDU.ImBundestag saß er von1980 bis<br />

2017. Präsident des Bundestages war er von2005 bis 2017. Seit Anfang 2018 ist Norbert<br />

LammertVorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung.<br />

Sie ist nicht die Ursache der Entwicklung.<br />

Aber die AfD nutzt insbesondere<br />

die sozialen Medien in statistisch<br />

signifikant stärkerem Maße<br />

als andereParteien –vielleicht auch,<br />

weil die Neigung zur Vereinfachung,<br />

Zuspitzung und Polemik dem eigenen<br />

Rollenverständnis näher liegt.<br />

Werdefiniertdie Grenzen des Sagbaren?<br />

Auch im vor-digitalen Zeitalter<br />

Die Suche nach der besten Hälfte<br />

war nicht jede Äußerung vom<br />

Grundrecht der Meinungsfreiheit<br />

gedeckt. Es gibt beispielsweise strafrechtliche<br />

Tatbestände der Verleumdung<br />

und Beleidigung –daendet die<br />

Meinungsfreiheit. DieToleranzgrenzen<br />

haben sich aber erkennbar verschoben.<br />

Mitwelchen Konsequenzen?<br />

Das Ganze ist ein nicht nur theoretisches<br />

Problem. Es hat sich ja gezeigt:<br />

Die Grenze zwischen rhetorischen<br />

und gewalttätigen Übergriffen<br />

wird kleiner. 50Prozent der hauptund<br />

ehrenamtlichen Bürgermeister<br />

in Deutschland sagen, sie seien Gegenstand<br />

von Beschimpfungen und<br />

Bedrohungen in sozialen Medien.<br />

Bis zuzwölf Prozent berichten von<br />

Übergriffen. Und das trifft nicht nur<br />

Politiker, sondern immer häufiger<br />

inzwischen auch Journalisten.<br />

Wasfolgern Siedaraus?<br />

Man darf diese Entwicklung weder<br />

unterschätzen noch verharmlosen.<br />

Ich würde mir deshalb eine<br />

wirklichkeitsnähere Handhabung<br />

durch die Justiz wünschen. Hier ist<br />

eine Zögerlichkeit zu beobachten,<br />

die der Ernsthaftigkeit des Themas<br />

nicht gerecht wird. Bei der Überschreitung<br />

von Mindestansprüchen<br />

für private und öffentliche Kommunikation<br />

sollte mindestens die Konsequenz<br />

an den Taggelegt werden,<br />

mit der zum Beispiel bei Geschwindigkeitsüberschreitungen<br />

die dafür<br />

vorgesehenen Bußgelder eingefordertund<br />

eingetrieben werden.<br />

Sollte es Regeln für soziale Medien geben?<br />

Alles, was sich zwischen Anbieternund<br />

NutzernanVereinbarungen<br />

entwickelt, ist einer staatlichen Regel<br />

vorzuziehen. Die steht nämlich immer<br />

unter dem Verdacht der Zensur<br />

und der Bevormundung.<br />

Was sagen Sie zuBeschwerden, die<br />

Meinungsfreiheit werde zu stark eingeschränkt?<br />

Der durch unsere Verfassung zu<br />

Recht geschützte Anspruch auf Meinungsfreiheit<br />

ist keine Generalrechtfertigung<br />

für das Verbreiten offenkundig<br />

falscher Behauptungen. Und es<br />

kann auch keine Rückzugsformel sein<br />

für beliebige Verdächtigungen, Beleidigungen<br />

und Bedrohungen. Der<br />

Bundespräsident warnt, durch die radikalisierte<br />

Debatte stehe die Demokratie<br />

unter Druck. Ich halte die Demokratie<br />

in Deutschland akut nicht<br />

für gefährdet. Aber die gut gemeinte<br />

Toleranz gegenüber Übertreibungen<br />

ist ein Risiko für das Funktionieren unserer<br />

Demokratie. Die Konfliktfähigkeit<br />

einer Gesellschaft beruht auf dem<br />

Konsens aller Beteiligten über die Art<br />

und Weise, mit der man mit unterschiedlichen<br />

Auffassungen umgeht.<br />

Wenn dieser Konsens verloren geht, ist<br />

der innereZusammenhalt gefährdet.<br />

DasGespräch führte Daniela Vates.<br />

Auch die Sozialdemokraten rätseln, mit welcher Frau Olaf Scholz in das Rennen um die Parteiführung geht<br />

VonAndreas Niesmann<br />

Noch in der vergangenen Woche<br />

galt der Bundesfinanzminister<br />

als politisches Auslaufmodell. Ende<br />

der Karriere – spätestens mit dem<br />

von vielen als fast schon zwangsläufigen<br />

angesehenen Austritt der SPD<br />

aus der großen Koalition in Berlin.<br />

Doch seit der Spiegel am Freitag enthüllt<br />

hat, dass Olaf Scholz in das Rennen<br />

um die SPD-Führung eingreift,<br />

beflügelt der Mann aus Hamburg<br />

wieder die Fantasien. Jetzt aber muss<br />

er aber erst einmal Fragen beantworten,<br />

und da am Sonntag Tagder offenen<br />

Tür der Bundesregierung ist,<br />

sind es nicht in erster Linie die Journalisten,<br />

sondern vor allem die Besucher,<br />

die diese Fragen stellen dürfen.<br />

Vorallem eine Frage interessiert<br />

nun viele: Mitwelcher Frau wirdOlaf<br />

Scholz in Rennen ziehen?<br />

Er selbst beantwortet die Frage an<br />

diesem Tagnicht. Erst einmal gelte<br />

es, einiges miteinander durchzusprechen,<br />

sagt der 61-Jährige. Das<br />

Rätselraten in der SPD ist natürlich<br />

längst in vollem Gange, zumal die<br />

meisten prominenten Sozialdemokratinnen<br />

inzwischen abgesagt<br />

haben. Familienministerin<br />

Franziska Giffey<br />

hat in einem Brief an die<br />

kommissarische Parteiführung<br />

erklärt, dass sie auf<br />

eine Kandidatur verzichtet.<br />

Die Ministerpräsidentinnen<br />

Manuela Schwesig<br />

und Malu Dreyer sollen intern<br />

keinen Zweifel an einer<br />

Weigerung lassen.<br />

Also schießen die Spekulationen<br />

ins Kraut. Wird es Svenja Schulze, die<br />

Kabinettskollegin und Bundesministerin<br />

für Umwelt und Verbraucherschutz?<br />

Schulzewäreein Zeichen der<br />

Erneuerung, außerdem kommt sie<br />

aus dem wichtigen SPD-Landesverband<br />

Nordrhein-Westfalen.<br />

Auch in seinem eigenen Hamburger<br />

Landesverband könnte sich<br />

Olaf Scholz strebt<br />

an die SPD-Spitze.<br />

Scholz umschauen. Seine Nachfolgerin<br />

als Hamburger SPD-Vorsitzende,<br />

Arbeitssenatorin Melanie Leonhard,<br />

gilt als Frau mit Zukunft. Der<br />

Nachteil: Ein reines Hamburger<br />

Duowürde wohl in<br />

der südlichen SPD auf wenig<br />

Gegenliebe stoßen.<br />

Ein echter Paukenschlag<br />

wäre es, wenn Olaf<br />

Scholz Katarina Barley für<br />

eine Doppelkandidatur<br />

gewinnen könnte. Die Vi-<br />

AFP<br />

zepräsidentin des Europäischen<br />

Parlamentes<br />

würde Scholz gut ergänzen<br />

–sie könnte vor allem beim linken<br />

SPD-Flügel punkten, außerdem<br />

genießt sie bei jüngeren Frauen großen<br />

Rückhalt. Allerdings hat Barley<br />

bei der jüngsten Europawahl das<br />

schlechteste SPD-Ergebnis aller Zeiten<br />

eingefahren.<br />

Notfalls könnte Scholz doch auch<br />

einfach mit seiner Ehefrau antreten,<br />

der Brandenburger Bildungsminis-<br />

terin Britta Ernst, witzeln einige Genossen.<br />

Bei dem Auftritt von Scholz am<br />

Sonntag wird eher weniger gelacht.<br />

Fast schon pathetisch wirdScholz, als<br />

er begründet, warum er sich nun umentscheiden<br />

hat –schließlich hatte er<br />

doch den SPD-Vorsitz für zeitlich unvereinbar<br />

dem Amt des Finanzministers<br />

erklärt. „Manchmal muss man<br />

sich die Dinge,die man sich überlegt<br />

hat, anders überlegen, weil das die<br />

Verantwortung gebietet“, sagt Scholz<br />

nun. Der Zustand der SPD, der Niedergang<br />

in den Umfragen schlage<br />

ihm auf den Magen. „Ich habe jetzt<br />

den Eindruck gehabt, es wäre nicht<br />

verantwortlich, wenn ich jetzt nicht<br />

sagen würde,ich will das machen.“ Es<br />

gehe jetzt nicht um seine persönliche<br />

Belastung, sagt Scholz noch. Es geht<br />

jetzt darum, wie die älteste demokratische<br />

Partei des Landes die Aufgaben<br />

des 21. Jahrhunderts bewältigen<br />

kann.“ Ausseiner Sicht ist die Antwort<br />

darauf klar:mit ihm.<br />

Mieter werden<br />

besser<br />

geschützt<br />

Koalition: Neue Gesetze für<br />

den Wohnungsmarkt<br />

VonAndreas Niesmann<br />

Die Spitzen von CDU, CSU und<br />

SPD haben sich beim Koalitionsausschuss<br />

am Sonntagabend auf<br />

ein umfangreiches Paket geeinigt,<br />

um Mieter und Immobilienkäufer zu<br />

entlasten. Das teilten Vertreter der<br />

Koalitionsparteien im Anschluss an<br />

das Treffen im Bundeskanzleramt<br />

mit, das nach vierstündigen Beratungen<br />

zu Ende ging.<br />

Beim strittigen Thema Grundrente<br />

vertagten sich die Koalitionäre.<br />

Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD)<br />

und Kanzleramtschef Helge Braun<br />

(CDU) sollen in den nächsten zwei<br />

bis drei Wochen ein Grundsatzpapier<br />

erstellen, auf dessen Basis die<br />

Fachpolitiker eine Entscheidung<br />

treffen sollen. Um die Entscheidungen<br />

des Klimakabinetts am 20. September<br />

vorzubereiten, soll der Koalitionsausschuss<br />

zwei weitere Male,<br />

am 2. Und 13. September zusammenkommen.<br />

Bis Mitte Oktober<br />

wollen Union und SPD die im Koalitionsvertrag<br />

vereinbarte Bestandsaufnahme<br />

ihrer Regierungsarbeit<br />

vornehmen. Von deren Ergebnis<br />

wirdabhängen, ob die Koalition eine<br />

Zukunft hat oder nicht.<br />

Die Mietpreisbremse, die den<br />

starken Preisanstieg in vielen Großstädte<br />

abmildern soll, wird verlängert<br />

und verschärft. Die Regelung<br />

soll nun im Jahr 2025 auslaufen und<br />

damit fünf Jahrespäter als bisher geplant.<br />

Außerdem sollen Mieter bei<br />

Verstößen gegen die Mietpreisbremse<br />

zu viel gezahlte Miete rückwirkend<br />

für einen Zeitraum von 30<br />

Horst Seehofer und Christine Lambrecht<br />

informieren über die Einigung.<br />

DPA<br />

Monaten zurückfordern können.<br />

Die ortsübliche Vergleichsmiete, anhand<br />

derer sich die zulässige Steigerung<br />

von Mieten bemisst, soll künftig<br />

anhand der vergangenen sechs<br />

Jahreberechnet werden. Bislang waren<br />

die letzten vier Jahre ausschlaggebend.<br />

Durch den längeren Zeitraum<br />

werden die Vergleichsmieten<br />

niedriger ausfallen.<br />

Auch Käufer vonselbst genutzten<br />

Wohnungen und Häusern will die<br />

große Koalition besserstellen. Bislang<br />

konnte der Verkäufer entscheiden,<br />

werdie Maklerkosten übernehmen<br />

sollte.Inumkämpften Märkten<br />

führte das in der Regel dazu, dass der<br />

Käufer den Makler bezahlen musste,<br />

selbst dann, wenn er ihn gar nicht<br />

beauftragt hatte.Künftig sollen Käufer<br />

von Eigentumswohnungen und<br />

Häusern in diesem Fall nur noch<br />

maximal 50 Prozent der Maklergebühren<br />

bezahlen müssen, und auch<br />

das nur dann, wenn der Auftraggeber<br />

seinen Anteil bereits bezahlt hat.<br />

Es wird erwartet, dass dadurch die<br />

Maklerkosten sinken.<br />

Bis zum Ende des Jahres will die<br />

Bundesregierung einen Gesetzentwurf<br />

vorlegen, der die Möglichkeit<br />

zur Umwandlung vonMietwohnungen<br />

in Eigentumswohnungen begrenzt.<br />

Darüber hinaus will der Bund<br />

mehr Geld in die Reaktivierung von<br />

Brachflächen reaktivieren und mit<br />

der Bahn darüber verhandeln, ob<br />

deren nicht mehr benötigten Grundstücke<br />

für verbilligtenWohnungsbau<br />

zur Verfügung gestellt werden können.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 5 *<br />

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Politik<br />

Wilde Wochen mit Salvini<br />

Die Lage in Italien ist nach dem Misstrauensvotum des Lega-Innenministers völlig verworren. Selbst eine Aussöhnung mit Premier Conte ist wieder möglich<br />

VonRegina Kerner,Rom<br />

Noch nie habe Italien eine<br />

so absurde Regierungskrise<br />

erlebt, schrieb der<br />

sozialdemokratische Ex-<br />

Premier Matteo Renzi auf Facebook.<br />

„Wenn es keine ernste Angelegenheit<br />

wäre, könnte man lachen.“ Vormehr<br />

als zehn Tagen hat Lega-Chef und Innenminister<br />

Matteo Salvini das<br />

Bündnis mit der Fünf-Sterne-Bewegung<br />

für beendet erklärt. Seine Partei<br />

beantragte ein Misstrauensvotum gegen<br />

die Regierung, an der sie selbst<br />

beteiligt ist. Seither ist die Lage verworren<br />

und voller Überraschungen.<br />

DieHauptakteuregiften sich an, aber<br />

die Populisten-Regierung gibt es immer<br />

noch. Undsogar die Aussöhnung<br />

scheint wieder eine Option zu sein.<br />

Rede am Dienstag<br />

Am Dienstag wirdder parteilose Premier<br />

Giuseppe Conte dem Parlament<br />

Bericht über die Krise erstatten. Eine<br />

Abstimmung über das Misstrauensvotum<br />

steht bisher nicht auf der<br />

Agenda. Wasnach Contes Rede passieren<br />

wird, weiß niemand. Italiens<br />

Medien stellen wilde Spekulationen<br />

an. Wird die Lega ihren Antrag zurückziehen?<br />

Wird Conte von sich aus<br />

die Vertrauensfrage stellen? Wenn ja,<br />

mit welchem Ergebnis? Reicht der<br />

Premier seinen Rücktritt beim Staatspräsidenten<br />

ein und kommt einem<br />

Misstrauensvotum zuvor? Sicher ist,<br />

dass Staatspräsident Sergio Mattarella<br />

in diesem Fall Sondierungsgespräche<br />

mit den Parteien führen<br />

Der Plan des italienischen InnenministersMatteo Salvini für schnelle Neuwahlen ist gescheitert.<br />

würde. Und eine Neuauflage der Regierung<br />

Conte oder eine Techniker-<br />

Regierung, getragen von den Fünf<br />

Sternen und den Sozialdemokraten,<br />

wäredann nicht auszuschließen.<br />

Seit Salvini klargeworden ist, dass<br />

sein Plan für schnelle Neuwahlen<br />

scheitern und er selbst in der Opposition<br />

landen könnte, tritt er auf die<br />

Bremse. Trotz mehrfacher Ankündigung<br />

hat der Lega-Chef seine Minister<br />

nicht aus der Regierung abgezogen.<br />

Bei der jährlichen Pressekonferenz<br />

seines Ministeriums am Donnerstag<br />

sagte er zwar,erglaube nicht,<br />

dass es mit der Regierung Conte weitergehen<br />

könne. Dann verblüffte er<br />

mit dem Zusatz: „Aber wenn jemand<br />

in den Dialog treten will, bin ich da.<br />

Ich bin der geduldigste Mensch der<br />

Welt und mein Telefon ist immer eingeschaltet.“<br />

Kurz darauf versicherte<br />

er noch, er habe nie gesagt, die Regierung<br />

zu Fall bringen zu wollen.<br />

Die überraschende Volte hat damit<br />

zu tun, dass Salvini inzwischen<br />

ziemlich isoliert ist. Er hatte offenbar<br />

nicht damit gerechnet, dass die<br />

Fünf Sterne, immer noch stärkste<br />

Kraft im Parlament, und die Linke<br />

eine Zusammenarbeit erwägen<br />

könnten. Die Gespräche hinter den<br />

Kulissen sind noch nicht weit gediehen.<br />

Aber gemeinsam schmetterten<br />

sie bereits das von der Lega gewünschte<br />

Datum für das Misstrau-<br />

AP/GREGORIO BORGIA<br />

ensvotum ab. Auch in der Migrationspolitik<br />

hat Salvini eine Niederlage<br />

kassiert. Zwei Fünf-Sterne-Minister<br />

weigerten sich, sein<br />

Einfahrts-Verbot gegen das Rettungsschiff<br />

„Open Arms“ zu unterschreiben.<br />

Am Sonnabend musste<br />

er die 27 unbegleiteten Minderjährigen<br />

unter den Flüchtlingen an<br />

Land lassen. Am Sonntag gestattete<br />

der spanische Ministerpräsident<br />

Pedro Sanchez dem Kapitän der<br />

„Open Arms“ mit den verbliebenen<br />

Flüchtlingen, den Hafen vonAlgecirasanzulaufen.<br />

Auch in den eigenen Reihen regt<br />

sich Kritik. Salvinis engsterVertrauter,<br />

Staatssekretär Giancarlo Giorgetti,<br />

sagte öffentlich, der Lega-Chef habe<br />

den Bruch der Koalition allein entschieden.<br />

„Am Ende ist das eine persönliche<br />

Verantwortung“, befand Giorgetti.<br />

Einanderes Timing wäreaber<br />

besser gewesen.<br />

Angebot an die Fünf Sterne<br />

Italienische Medien kolportieren derweil,<br />

Salvini habe Fünf-Sterne-Chef<br />

Luigi Di Maio angeboten, neuer Regierungschef<br />

zu werden.Das Verhältnis<br />

zu Conte sei zu zerrüttet. Conte<br />

war den Innenminister in einem offenen<br />

Brief hartangegangen und hatte<br />

ihm „unfaire Zusammenarbeit“ vorgeworfen.<br />

Auch sei er„zwanghaft“ auf<br />

das Thema Migration konzentriert<br />

und schiele nur auf den Wählerkonsens.<br />

Die Fünf Sterne lassen Salvini<br />

abblitzen.„Erbereutesjetzt. Aber das<br />

Omelette ist zubereitet“, schrieb Luigi<br />

Di Maio auf Facebook. Das heißt so<br />

vielwie „Das Kind istinden Brunnen<br />

gefallen“. Dass er Premier werden<br />

solle, sei „Fake News“, betonte der<br />

Fünf-Sterne-Mann. Salvinigab er auf<br />

den Weg: „Jeder ist der Meister seines<br />

Schicksals.Viel Glück!“<br />

Regina Kerner wartet auf<br />

weitere überraschende<br />

Wendungen in dieser Krise.<br />

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6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019<br />

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Wirtschaft<br />

NACHRICHTEN<br />

Vapiano-Chef tritt<br />

überraschend zurück<br />

DerChef der angeschlagenen Restaurantkette<br />

Vapiano,Cornelius<br />

Everke,hat am Sonntag seinen<br />

Rücktritt für Ende August angekündigt.<br />

In einer Mitteilung des Unternehmens<br />

wurden persönliche Gründe<br />

genannt –die dabei üblichen<br />

Danksagungen fehlen allerdings.<br />

DerVertrag werde„einvernehmlich“<br />

zum 31. August beendet. Everke war<br />

erst Ende 2018 als Sanierer an die<br />

Spitzegerückt und hat im Juni seine<br />

Strategie für die Zukunft präsentiert.<br />

Dieschnell gewachsene Restaurantkette<br />

steckt seit Langem tief in der<br />

Krise.Bei einem Umsatz vonrund<br />

372 Millionen Euro machte das<br />

Unternehmen 2018 einen Verlust<br />

von101 Millionen Euro. (dpa)<br />

IW-Chef Hüther fordert<br />

Investitionen auf dem Land<br />

Michael Hüther,Direktordes Instituts<br />

der deutschen Wirtschaft (IW)<br />

in Köln, hält massiveInvestitionen<br />

in ländliche Regionen für nötig, um<br />

die Lebensverhältnisse anzugleichen.<br />

Dies betreffe die Verkehrsinfrastruktur<br />

ebenso wie Forschung<br />

oder digitale Netze. „5G auf Berlin,<br />

Leipzig, Dresden oder Rostock beschränken<br />

und der Rest muss sehen,<br />

wo er bleibt –das wirdnicht funktionieren“,<br />

sagte Hüther.Ertratdamit<br />

auch Thesen vonReint Gropp entgegen.<br />

DerPräsidentdes Leibniz-<br />

Instituts für Wirtschaftsforschung<br />

Halle (IWH) hatte gefordert, Infrastrukturinvestitionen<br />

auf Großstädte<br />

und die Anbindung ihres Umlands<br />

zu konzentrieren. (dpa)<br />

Krabbenfischer beenden<br />

ihre Zwangspause<br />

Die Kutter laufen wieder aus.<br />

FOTO: ASSANIMOGHADDAM/DPA<br />

Nach drei Wochen Zwangspause<br />

wollen die Krabbenfischer an der<br />

Nordseeküste wieder auslaufen. Zuvorhatten<br />

die Großhändler den Fischernwochenlang<br />

keine Krabben<br />

abgenommen, weil große Fangmengen<br />

im vergangenen Herbst für<br />

randvolle Lager gesorgt hatten. Sinkende<br />

Preise und der Abnahmestopp<br />

ließen daraufhin die Einkommen<br />

der Fischer wegbrechen. „Das<br />

ist wahrscheinlich die größte Krise,<br />

die ich in meinem Leben mitgemacht<br />

habe“, sagte Geschäftsführer<br />

Dirk Sander vonder Erzeugergemeinschaft<br />

der Deutschen Krabbenfischer<br />

(EZDK) in Cuxhaven. (dpa)<br />

Anstieg der Umlage<br />

für Ökostrom erwartet<br />

DieÖkostrom-Umlage dürfte Experten<br />

zufolge im kommenden Jahr<br />

leicht steigen. DieDenkfabrikAgora<br />

rechnet mit einem Wert von6,5 bis<br />

6,7 Cent proKilowattstunde –indiesem<br />

Jahr liegt die EEG-Umlage bei<br />

6,41 Cent. Da auchdie Preise an der<br />

Strombörse anziehen, müssen Verbraucher<br />

wohl mit höheren Strompreisen<br />

rechnen. Vorerst ist aber offen,<br />

ob und wie die Stromanbieter<br />

die Teuerung weitergeben. Agora<br />

rechnet mit einem Cent mehr pro<br />

Kilowattstunde.Für einen Vier-Personen-Haushalt<br />

wären das rund<br />

40 Euro mehr im Jahr.AlleStromkunden<br />

müssen bisher die Umlage<br />

bezahlen, über die die Ökostrom-<br />

Förderung finanziertwird. (dpa)<br />

Von Theresa Dräbing<br />

Esgab sie mal: die gut verzinsten<br />

Sparverträge mit Prämienaufschlag.<br />

Wervor 20,<br />

30 Jahren einen Sparvertrag<br />

bei einer Sparkasse abgeschlossen<br />

hat,demwurdensehrvielhöhereZinsen<br />

versprochen als heute, vor allem<br />

aber boten die Staffelverträge bis zu<br />

50, in einigen Fällen sogar bis zu 100<br />

Prozent Bonusaufschlag auf den Jahressparbetrag,<br />

bei in der Regel undefinierter<br />

Laufzeit. Sparer mit Altverträgen<br />

profitieren davon heute noch –<br />

zum Leidwesen der Banken, die die<br />

Verträge gern loswerden wollen.<br />

Beim anhaltenden Niedrigzinsniveau<br />

sind die gut verzinsten Sparverträge<br />

mit hohen Prämien für sie<br />

eine Belastung.<br />

Dutzende Institute haben deshalb<br />

schon Kündigungen verschickt –zuletzt<br />

nach einem BGH-Urteil im Mai,<br />

das zugunsten der Sparkassen ausging.<br />

Danach dürfen Sparkassen Prämiensparverträge<br />

kündigen, wenn<br />

die höchste Prämienstufe erreicht ist<br />

(Az. XI ZR 345/18).<br />

„Das Urteil bedeutet aber nicht,<br />

dass es gleichsam auf alle Prämiensparverträge<br />

anzuwenden ist“, sagt<br />

Uwe Döhler, Finanzexperte der Stiftung<br />

Warentest. „Nicht alle Produkte<br />

dürfen gekündigt werden, Verbraucher<br />

sollten den Vertrag imZweifelsfall<br />

von der Verbraucherzentrale<br />

überprüfen lassen.“ Denn das BGH-<br />

Urteil beziehe sich auf einen ganz bestimmten<br />

Vertragstyp einer einzelnen<br />

Sparkasse, in diesem Fall der<br />

Kreissparkasse Stendal in Sachsen-<br />

Anhalt.<br />

Zwar ist das Sparprinzip immer<br />

ähnlich: Man vereinbart eine feste<br />

Monatsrate, die man üblicherweise<br />

nicht erhöhen kann, bekommt einen<br />

monatlichen variablen Zins und eine<br />

Bonusstaffel, die in der Regel über<br />

15 Jahre läuft. „Aber jede Sparkasse<br />

konnte im Detail, sowohl über die<br />

Verzinsung als auch über die Nebenbedingungen,<br />

eigene Bedingungen<br />

in den Vertragschreiben und das anders<br />

formulieren als die Nachbarsparkasse“,sagtDöhler.Unterschiedlich<br />

wurde etwa die Laufzeitangabe<br />

gehandhabt. „Wenn das Produkt für<br />

eine bestimmteLaufzeitausgeschrieben<br />

ist, dann würde auch dieses<br />

BGH-Urteil nicht greifen.“ Dies berief<br />

sich nämlich darauf, dass keine feste<br />

Laufzeit angegeben war.<br />

Altverträgebei derSparkasse Berlin<br />

DasAltprodukt bei der <strong>Berliner</strong> Sparkasse<br />

hieß „Vorsorgesparen flexibel“,<br />

andernorts führten es die Sparkassen<br />

unter „Prämiensparen flexibel“ oder<br />

„Prämiensparvertrag“. Wie viele<br />

Kunden noch Altverträge besitzen, ist<br />

nicht bekannt, da jede der rund 400<br />

Sparkassen in Deutschland individuelle<br />

Verträge unter eigenem Namen<br />

verkauft hat. Doch allein bei der<br />

Nürnberger Sparkasse beispielsweise,<br />

die kürzlich Sparvertragskündigungen<br />

zu Ende September ausgesprochen<br />

hat, sind es über 20 000 Verträge,<br />

inder Summe werden es also<br />

Hunderttausende sein.<br />

Das Ende vom Prämiensparen<br />

Sparkassenkündigen gut verzinste Verträge. Droht das auch Kunden in Berlin?<br />

Kündigung: Die Verbraucherzentralen empfehlen,<br />

einer Kündigung erst einmal schriftlich<br />

zu widersprechen. Aufder Website der<br />

Verbraucherzentrale findet sich dazu auch ein<br />

Musterbrief. Weitere Hilfe kann eine persönliche<br />

Beratung durch eine Verbraucherzentrale<br />

oder einen Fachanwalt bieten.<br />

VERTRÄGE PRÜFEN<br />

Zinsanpassung: Bei den Verbraucherzentralen<br />

können Kunden prüfen lassen, ob die<br />

Zinsanpassung rechtmäßig ist. Die Verbraucherschützer<br />

können außerdem eine Musterrechnung<br />

anstellen, was dem Kunden nach<br />

ihrer Rechtsauffassung zustehen würde. Das<br />

kostet zwischen 60 und 80 Euro.<br />

ILLUSTRATION: SASCHA JAECK<br />

Auch bei der <strong>Berliner</strong> Sparkasse ist<br />

von Altverträgen auszugehen, die<br />

noch eine Weile laufen werden. Das<br />

Produkt „Vorsorgesparen flexibel“ ist<br />

erst im Juli 2016 vom Markt genommen<br />

worden. Ersetzt wurde es durch<br />

ein Prämiensparprodukt namens<br />

„Zinssparen“, dabei liegt der Basiszinsallerdingsbeimickrigen0,01Prozent,<br />

ab dem dritten Jahr bekommen<br />

Sparer jährlich steigende Bonuszahlungen<br />

von bis zu 12 Prozent im<br />

15. Sparjahr. Wer also 100 Euro monatlich<br />

einzahlt, bekäme im 15. Jahr<br />

144 Euro Bonus. „Das ist ein relativ<br />

kleiner Betrag und sicherlich nicht<br />

vergleichbar mit den Altverträgen“,<br />

sagt Döhler.Bei diesen Verträgen bestehe<br />

deshalb auch kaum Gefahr,<br />

dass die Sparkasse sie kündigt. „Der<br />

geringe Betrag schmerzt sie nicht so<br />

sehr wie Altverträge.“<br />

In Berlin zumindest ist aber auch<br />

von gekündigten Altverträgen noch<br />

nichts zu hören. „Gekündigte Sparverträge<br />

sind seit Längerem sporadisch<br />

ein Thema beiuns,aber nur von<br />

Verbrauchern, die solche in anderen<br />

Städten abgeschlossen haben“, sagt<br />

Volker Schmidtke, Referent für Finanzdienstleistungen<br />

bei der Verbraucherzentrale<br />

Berlin. Fälle der<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse seien noch nicht<br />

an die Verbraucherschützer herangetragen<br />

worden.<br />

DieSparkassenlandschaft ist groß,<br />

und jedes Institut verhält sich anders.<br />

Gegenüber der Nachrichtenagentur<br />

dpa äußerte sich der Deutsche Sparkassen-<br />

und Giroverband jedoch<br />

nach dem BGH-Urteil im Mai: „Bei<br />

sehr lang laufenden Verträgen“ müsse<br />

es möglich sein, „auf veränderte<br />

wirtschaftliche Bedingungen angemessen<br />

reagieren zu können“, teilte<br />

ein Sprecher auf Anfrage mit.<br />

Zinsanpassungüberprüfen<br />

Doch nicht erst bei Kündigung lohne<br />

es sich, den Prämiensparvertrag zu<br />

überprüfen. Darauf macht die Verbraucherzentrale<br />

Baden-Württembergaufmerksam.<br />

Diese hat langfristige<br />

Sparverträge auf die Höhe der<br />

Zinsen überprüft und vielfach Verstöße<br />

festgestellt. So darfder Basiszins in<br />

den Prämiensparverträgen nach<br />

mehreren Urteilen des BGH nicht<br />

willkürlich geändert werden, sondern<br />

muss sich an einem Referenzzins<br />

orientieren. „ImMittelhaben die<br />

Sparer nach unserer Berechnung nur<br />

die Hälfte der Zinsen erhalten, die ihnen<br />

bei Anwendung der BGH-Rechtsprechung<br />

zustünden“, sagt Bankexperte<br />

Niels Nauhauser bei der Verbraucherzentrale<br />

Baden-Württemberg.<br />

Dies war zum Beispiel der Fall<br />

bei der Frankfurter Sparkasse.RechtlicheSchrittesindeingeleitetworden,<br />

und das Frankfurter Institut hat eine<br />

Unterlassungserklärung abgegeben.<br />

„Aber nicht nur Kunden der Sparkasse<br />

Frankfurt haben große Chancen<br />

auf einen Erstattungsanspruch,<br />

weil die Zinsen anders berechnet<br />

worden sind, als die Rechtslage es<br />

vorschreibt“, sagt Döhler vonder Stiftung<br />

Warentest und rät, die Verträge<br />

bezüglich Zinsanpassung und Zinszahlung<br />

überprüfen zu lassen.<br />

Briten stellen sich auf Versorgungslücken ein<br />

Von Silvia Kusidlo und Holger Mehlig<br />

Bei einem ungeregelten Brexit<br />

rechnet die britische Regierung<br />

einem Bericht zufolge mit Versorgungsengpässen<br />

bei Lebensmitteln,<br />

Medikamenten und Benzin. Darüber<br />

hinaus stelle man sich auf einen<br />

mehrmonatigen Zusammenbruch<br />

in den Häfen, eine harte Grenze zur<br />

Republik Irland und steigende Sozialkosten<br />

ein, berichtete die „Sunday<br />

Times“ unter Berufung auf Regierungsdokumente.<br />

Kabinettsmitglieder versuchten<br />

am Wochenende zu beschwichtigen.<br />

Bei No-Deal-Brexit droht angeblich Mangel an Lebensmitteln undMedikamenten<br />

Energieminister Kwasi Kwarteng sagte<br />

dem Sender Sky News, es gebe<br />

gegenwärtig viel Angstmacherei.<br />

Großbritannien werdefür einenEU-<br />

Austritt auch ohne ein Abkommen<br />

am 31. Oktober bereit sein. Der für<br />

die Planungen zuständige Minister<br />

Michael Gove erklärte,das Schreiben<br />

befasse sich lediglich mit dem<br />

schlimmsten anzunehmenden Fall.<br />

Die<strong>Zeitung</strong> zitiertallerdings eine<br />

nicht genannte Regierungsquelle mit<br />

der Einschätzung, dass die Szenarien<br />

„realistische Einschätzung“ und<br />

„nicht der schlimmste Fall“ seien.<br />

Dem Bericht zufolge würden Zollkontrollen<br />

und Megastaus von Lastwagen<br />

in Südengland den Importfrischer<br />

Lebensmittel behindern. Britische<br />

Patienten müssten länger auf<br />

Arzneimittel wie Insulin und Impfstoffe<br />

gegen Grippe warten. Ein ungeregelter<br />

Ausstieg würde auch zu<br />

Verzögerungen für PassagiereanEU-<br />

Flughäfen, im Eurotunnel und in der<br />

Hafenstadt Dover am Ärmelkanal<br />

führen. An der Grenze zwischen der<br />

Republik Irland und dem britischen<br />

Nordirland wird mit starken Protesten<br />

gerechnet.<br />

DasDossier wurde nach Angaben<br />

der <strong>Zeitung</strong> vom Cabinet Office zusammengestellt,<br />

das Premierminister<br />

Boris Johnson und die Minister<br />

unterstützt. Es wird immer wahrscheinlicher,<br />

dass Großbritannien<br />

Ende Oktober ohne Abkommen aus<br />

der EU ausscheidet. Rund 100 Abgeordnete<br />

riefen Johnson am Wochenende<br />

in einem Brief dazu auf, das Parlament<br />

aus der Sommerpause zu holen,<br />

um nach Lösungen zu suchen.<br />

Johnson wirdinden kommenden<br />

Tagen ins Ausland reisen. Am Mittwoch<br />

soll er Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel (CDU) treffen, am Donnerstag<br />

den französischen Präsidenten<br />

Emmanuel Macron. (dpa)<br />

Deutscher<br />

Hopfen im<br />

Klimastress<br />

US-Farmersind inzwischen<br />

die größtenLieferanten<br />

Von Thomas Magenheim<br />

Thomas Raiser ist besorgt. „Bei erneut<br />

schlechter Ernte wird es<br />

knapp“, sagt der Marketingchef des<br />

weltgrößten Hopfenhändlers Barth-<br />

Haas in Nürnberg. Lange Zeit hat es<br />

trübe ausgesehen für die Hopfendolde:<br />

Der Bierrohstoff verträgt keine<br />

trockene Hitze. Dann sind die Temperaturen<br />

gesunken, und es hat zu<br />

regnen begonnen. „Wir rechnen jetzt<br />

mit einer durchschnittlichen Ernte“,<br />

sagt Raiser. Die wäre bitter nötig,<br />

denn die vergangenen fünf Jahrehaben<br />

schlechte Ernten gebracht.<br />

Obwohl die globalen Anbauflächen<br />

2018 auf über 60 000 Hektar<br />

ausgeweitet wurden, ist die Welternte<br />

leicht auf 118 410 Tonnen Hopfen<br />

geschrumpft. „Es ist eindeutig der<br />

Klimawandel“, sagt Raiser.Der treffe<br />

vor allem deutsche Hopfenbauern<br />

und spiele deren US-Konkurrenten<br />

in die Hände.Denninden USA würden<br />

dieAnbauflächen seitjeherpraktischflächendeckendbewässert,weil<br />

sie in steppenähnlichen Regionen<br />

liegen. In Deutschland werde dagegen<br />

bisher nur ein Fünftel der Anbaufläche<br />

künstlich berieselt, und<br />

mehr sei wegen der restriktiven Wasserwirtschaftsämter<br />

auch kaum drin.<br />

Grundwasser ist längst nicht mehr<br />

unbegrenzt verfügbar.<br />

So stagniert die deutsche Ernte<br />

trotz Flächenausweitung, und die<br />

Qualität lässt nach. „Die Inhaltsstoffe<br />

sind enttäuschend“, sagt Raiser. Er<br />

meint damit Aromen und Bitterstoffe,<br />

die Bier seinen typischen Geschmack<br />

geben. Ihre Intensität lässt<br />

nach, was der Experte auf Trockenheit<br />

und Hitzezurückführt.<br />

Traditionell angebaut wird vor allem<br />

in der bayerischen Hallertau und<br />

zum kleineren Teil im ostdeutschen<br />

Elbe-Saale-Gebiet. Insgesamt produziertDeutschlandimmerhin<br />

noch<br />

ein Drittel allen Hopfens weltweit.<br />

Dieheimischen Pflanzen waren aber<br />

bis vor wenigen Jahren noch die<br />

Nummer eins. Dann sind die USA<br />

vorbeigezogen, die zuletzt 39 Prozent<br />

der weltweiten Ernte eingefahren haben.<br />

Das liege nicht nur am Klimawandel,<br />

sondern auch am Craftbier-<br />

Boom in den USA, erklärtRaiser. Das<br />

sind handwerklich gebraute Biere,<br />

die mehr Hopfen brauchen als der<br />

Standard-Gerstensaft.<br />

Barth-Haas sucht bereits neue<br />

Anbauregionen, um klimatischen<br />

Nachteilen zu entgehen. Doch eine<br />

entsprechende Studie mache wenig<br />

Hoffnung. Den Anbau innerhalb<br />

Deutschlands um ein paar hundert<br />

Kilometer Richtung Norden zu verschieben,<br />

bringe wohl nur kurzfristig<br />

etwas.<br />

Sinnvoller wäre es, Richtung Osteuropa<br />

zu gehen. „Aber das würde<br />

enorme Investitionen verschlingen“,<br />

sagt Raiser. Damit sei Hopfenanbau<br />

in Osteuropa im großen Stil finanziell<br />

unwahrscheinlich. Eine bessereAusweichstrategie<br />

sei der Anbau hitzeresistenter<br />

Hopfensorten. Die hätten<br />

allerdings andere Aromen als die<br />

heute gebräuchlichen. Damit müssten<br />

die Brauer dann zurechtkommen<br />

–und vorallem die Biertrinker.<br />

Hopfendolden vertragen keine trockene<br />

Hitze.<br />

FOTO: PETER ENDIG/DPA


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19082019


8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Meinung<br />

Artenschutz<br />

ZITAT<br />

Verpasste<br />

Chancen<br />

Jens Blankennagel<br />

fordert, dass der Bund den Ländern<br />

hilft bei Problemen mit Wolf &Co.<br />

Seit 2017 hat Brandenburg 1,6 Millionen<br />

Euro ausgegeben, um Landwirte<br />

davor zu schützen, dass deren Schafherden<br />

oder ihreKälber vonWölfen gefressen<br />

werden. Oder das Geld ging an Bauern,<br />

deren Äcker überflutet wurden, weil Biber<br />

in der Nähe ihreDämme gebaut hatten.<br />

Das Geld ist sehr gut angelegt, kommt<br />

aber leider ziemlich spät, denn auf dem<br />

platten Land sind die streng geschützten<br />

Wölfe und Biber nicht sehr beliebt. Das<br />

liegt auch daran, dass die BauernimSchadensfall<br />

lange Zeit auf die Entschädigungszahlungen<br />

von Stiftungen hoffen<br />

mussten und dass die Länder erst spät<br />

Entschädigungsprogramme auflegten.<br />

Das ist kein Vorwurf an die Länder,<br />

denn eigentlich ist das nicht deren Problem.<br />

Dass sich Wölfe und Biber in Brandenburg<br />

wohlfühlen, kann und sollte<br />

dem Land nicht vorgeworfen werden.<br />

Deshalb sollte der Bund die Länder nicht<br />

alleinlassen, wenn es darum geht, betroffene<br />

Landwirte zu entschädigen.<br />

Natürlich ist es absurd, jeden für alles<br />

entschädigen zu wollen. Aber bei streng<br />

geschützten Tieren ist es durchaus anders.Wenn<br />

ein Biobauer seine Tierenicht<br />

in einem Großstall hält, sondern vorbildlich<br />

auf der Weide, kann er schnell pleite<br />

sein, wenn sich in der Nähe ein Wolf niederlässt.<br />

Weidezäune sind sehr teuer.<br />

Am Umgang mit streng geschützten<br />

Tieren zeigt sich, ob der Mensch die Sache<br />

mit der Erhaltung der Artenvielfalt ernst<br />

nimmt. Gerade hat die Weltartenschutz-<br />

Konferenz in Genf festgestellt, dass die<br />

Menschen schon bald eine Million von<br />

acht Millionen Tierarten ausgerottet haben<br />

könnten. Die Frage ist, ob die Deutschen<br />

wollen, dass bei ihnen auch Wolf<br />

und Biber dazugehören.Wenn sie es nicht<br />

wollen, muss der Bund auch dafür zahlen.<br />

Parteiausschluss<br />

Märtyrer<br />

Maaßen<br />

JanSternberg<br />

rät der CDU-Chefin, die Debatte<br />

schnell wieder einzufangen.<br />

Parteiausschlussverfahren gegen Prominente<br />

schaden der Partei und helfen<br />

dem Abweichler. Das ist bei der SPD<br />

und Thilo Sarrazin so, eswar bei der AfD<br />

und Björn Höcke der Fall. Es würde auch<br />

bei der CDU und Hans-GeorgMaaßen so<br />

laufen.<br />

Dass CDU-Chefin Annegret Kramp-<br />

Karrenbauer in einem Interview den Eindruck<br />

erweckt hat, sie denke über einen<br />

Parteiausschluss Maaßens nach, war zumindest<br />

ungeschickt. Das ist spätestens<br />

klar nach der Kritik vonihren wahlkämpfenden<br />

Landesverbänden in Sachsen und<br />

Thüringen, wo man Maaßen für einen<br />

hält, der das Wählerpotenzial der im Osten<br />

überdurchschnittlichen starken AfD<br />

zumindest noch erreicht.<br />

Kramp-Karrenbauer hat schnell betont,<br />

dass sie Maaßen nur zur Ordnung<br />

rufen, aber nicht aus der Partei werfen<br />

wollte. Der Eindruck hat sich dennoch<br />

verstärkt, dass sie einen Hang zu verbalen<br />

Ungeschicklichkeiten hat, bei denen nie<br />

ganz klar ist, wie viel Absicht dahintersteht.<br />

Man denke an ihr Sinnieren über<br />

die Meinungsfreiheit im Internet.<br />

Maaßen fehle die Haltung, die ihn mit<br />

der CDU noch verbindet, hatte die Parteichefin<br />

gesagt. Manmuss hinzufügen: mit<br />

ihrer CDU. Denn Maaßen hat einen Plan<br />

für die Partei: Er will eine neue konservative<br />

Mehrheit schaffen. Schwarz-blaue<br />

Bündnisse zwischen CDU und AfD wären<br />

nicht mehr ausgeschlossen.<br />

Mit einem Parteiausschlussverfahren<br />

am Hals würde Maaßen zum Märtyrer.<br />

Das würde in Sachsen vieles verkomplizieren<br />

– und auch Kramp-Karrenbauer<br />

schaden. Wenn sie Schwarz-Blau nicht<br />

zulassen will, darf sie es auch nicht herbeistolpern.<br />

Jüngste Meldung vom Atlantik, Tag5,<br />

etwa ein Drittel des Weges vonEngland<br />

nach NewYorkist geschafft.„Ein sonniger<br />

Tag mit angenehmem Wind“,<br />

schreibt Greta Thunbergauf Twitter über ein<br />

Foto, auf dem sie so schüchtern lächelt, wie<br />

sie inzwischen die ganze Welt kennt. Eine<br />

Heldin im Kampf für den Klimaschutz, sagen<br />

ihreAnhänger.Ein naives Mädchen, das von<br />

öffentlichkeitsgeilen PR-Profis für deren politische<br />

oder kommerzielle Zwecke eingespannt<br />

wird, sagen ihreKritiker.<br />

Vor allem in Deutschland überwog bislang<br />

die Sympathie mit der 16-Jährigen, die<br />

vornun genau einem Jahr allein vors schwedische<br />

Parlament statt ins Klassenzimmer<br />

zog und damit eine Massenbewegung auslöste,die<br />

zu freitäglichen Klima-Schulstreiks<br />

in rund 100 Ländern führte. Zweifellos ein<br />

ungeahnter Erfolg –sowar die Lesartbisher.<br />

Doch ausgerechnet zum Jahrestag der<br />

„Fridays For Future“ bringt Thunbergs bislang<br />

spektakulärste Aktion die Stimmung<br />

zum Kippen: Auf einer komplett klimaneutralen<br />

Hochseejacht reist die Schwedin gerade<br />

quer über den Atlantik, um am UN-Klimagipfel<br />

in NewYork, später an der Weltklimakonferenz<br />

in Chile teilzunehmen und<br />

ihreMission auf dem amerikanischen Kontinent<br />

zu verbreiten. Flugreisen lehnt Thunberg<br />

bekanntlich kategorisch ab –und hofft<br />

auch hier auf viele Nachahmer.<br />

Seitdem sie jedoch auf Segeltour ist, weht<br />

ihr ein gar nicht mehr so angenehmer Wind<br />

entgegen –vor allem, weil sich herausstellte,<br />

dass die Logistik für Gretas große Fahrtmehr<br />

Transatlantik-Flüge nötig macht als die vier<br />

Hin- und Rückreisen für sich und ihrenVater.<br />

Das nehmen ihr nun auch Wohlgesonnene<br />

übel: Bleibt so am Ende nicht nur eine überflüssige<br />

Promo-Aktion?<br />

Sie werden es mitbekommen haben, in<br />

Brandenburgstehen Landtagswahlen an.<br />

Ichwohne nur zehn Kilometer vonder Stadtgrenze<br />

entfernt, und trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit<br />

höher, dass jemand mit mir<br />

über die Proteste in Hongkong sprechen<br />

möchte als über dieWahlen im Nachbarland.<br />

So gerne ich <strong>Berliner</strong> auch vor allen Vorurteilen<br />

in Schutz nehme, unsere Ignoranz<br />

gegenüber Brandenburg kann ich kaum bestreiten.<br />

Wirkennen das Land vonTagesausflügen,<br />

bei denen wir die schöne Natur loben<br />

und über das schlechte Essen lästern. Die<br />

Funklöcher zwingen uns ja den ganzen Ausflug<br />

über zur analogen Kommunikation, also<br />

reden wir über gute Wellnesshotels,wer hier<br />

ein Wochenendhäuschen hat und dass man<br />

mal ironisch nach Tropical Islands möchte.<br />

So,als wäreBrandenburgnur für unsereVergnügungszwecke<br />

da.<br />

Wieviele vonuns wussten vordem Wahlkampf<br />

auf Anhieb den Namen des Brandenburger<br />

Ministerpräsidenten? Oder könnten<br />

mehr als drei Regionen auf der Kartebenennen?<br />

Ich glaube noch nicht mal, dass es unbedingt<br />

despektierlich gemeint ist. Wer<br />

denkt, dass Städter alle auf Landeier herabblicken,<br />

vergisst, dass viele Städter früher<br />

selbst mal Landeier waren. DieGrenzen sind<br />

ja durchlässig. Es ist gefühlt einfach nur sehr<br />

viel weiter weg als zehn Kilometer. Berlin ist<br />

so voll, fordernd und, ja, auch sehr selbstreferenziell.<br />

Auf unseren Tagesausflügen sehen wir<br />

aber derzeit nicht nur Alleebäume, sondern<br />

Klimaschutz<br />

Gretas<br />

große Reise<br />

Steven Geyer<br />

denkt über das erste Jahr von„Fridays für Future“ und den<br />

vielfach kritisierten Segeltörnder Aktivistin Thunberg nach.<br />

Auch die Symbolik der Reise erscheint<br />

fragwürdig: Waswill Greta zeigen? Als Alternative<br />

für Geschäfts- oder Urlaubsreisen<br />

kommen Hochseeyachten kaum infrage.<br />

Hätte sich Thunberg per Video zur Klimakonferenz<br />

zuschalten lassen, ließe sich das<br />

besser zum Vorbild ausrufen: Viele klimaschädliche<br />

Reisen sind dank modernerTechnik<br />

überflüssig. Oder lehrtuns der Segeltörn,<br />

dass der Einzelne das Klima auch bei größtem<br />

Bemühen nicht retten kann, sondern<br />

die Politik den Flugverkehr regulieren muss?<br />

Am Ende steckt dahinter die große Frage<br />

jeder Symbolik: Heiligt der Zweck die Mittel?<br />

Kann Gretas Weltreise so viele Menschen für<br />

den Klimaschutz mobilisieren, dass deren<br />

Druck die Politik zum Handeln zwingt?<br />

KOLUMNE<br />

Die <strong>Berliner</strong> und<br />

das ferne, nahe<br />

Brandenburg<br />

Katja Berlin<br />

Autorin<br />

auch AfD-Wahlplakate, die noch gruseliger<br />

sind als das Brandenburger Essen. „Hol dir<br />

dein Land zurück“, rufen sie einem zu, als<br />

seien sie Werbung für ein gewaltverherrlichendes<br />

Videospiel. Das AfD-Wahlprogramm<br />

nimmt sich Preußen als Vorbild und<br />

verspricht Gutes für alle außer für Asylsuchende,Wölfe,<br />

Frauen, die gerne über ihren<br />

Körper selbst bestimmen, oder das Klima.<br />

Der Brandenburger Landesverband gilt mit<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />

Vermutlich können wir heute noch gar<br />

nicht absehen, welcheWirkung die Amerika-<br />

Tour vonThunberg bis Ende des Jahres entfaltet.<br />

Womöglich löst der Medien-Hype eine<br />

weltweite Jugendbewegung aus, die vergleichbar<br />

ist mit den Anti-Vietnam- und Studenten-Protesten<br />

der Sechzigerjahre. Nicht<br />

auszuschließen, dass Thunberg eines Tages<br />

zur Ikone des zivilgesellschaftlichen Protestes<br />

wird, das Gesicht einer neuen Klimabewegung,<br />

so wie Martin Luther King das Gesicht<br />

der Bürgerrechtsbewegung war. Vielleicht<br />

brauchen erfolgreiche Proteste solche<br />

Helden, deren öffentliches Bild ihrepersönlichen<br />

Fehler überstrahlt. Käme es so,wäredie<br />

Klimabilanz der Greta Thunbergeine zu vernachlässigende<br />

Fußnote in den Geschichtsbüchern<br />

–auch wenn die Diskrepanz zwischen<br />

Anspruch und Wirklichkeit der Klimaschützer<br />

schon jetzt manchem konservativen<br />

Kommentator so viel Furor entlockt,<br />

dass er der kritiklosen Begeisterung vieler<br />

Greta-Fans in nichts nachsteht.<br />

Doch so weit ist es längst nicht. Bislang<br />

besteht die Leistung der „Fridays for Future“<br />

darin, ein Thema für die junge Generation<br />

auf die Tagesordnung gesetzt zu haben, das<br />

ihre Eltern seit 1992 kennen: Damals hatte<br />

sich die Weltgemeinschaft auf dem ersten<br />

Umweltgipfel zu gemeinsamem Handeln<br />

verpflichtet, ebenso 1997 in Kyoto, zuletzt<br />

2015 in Paris. Auch diese Großereignisse<br />

blieben Symbole –der CO 2 -Ausstoß wuchs<br />

seit 1992 ungebrochen an. Leider lässt sich<br />

daraus lernen, dass auf Symbolik zwar oft ein<br />

Erwachen, hitzige Debatten und große Versprechen<br />

folgen –dass aber auch die größte<br />

Protestbewegung ihr Ziel aus den Augen verlieren<br />

kann, wenn die Umsetzung im Ringen<br />

ums Kleingedruckte und um praxistaugliche<br />

Kompromisse stattfindet.<br />

seiner Nähe zur Identitären Bewegung sogar<br />

für AfD-Verhältnisse als radikal.<br />

Wenn wir Brandenburg also jetzt mal die<br />

ihm gebührende Aufmerksamkeit schenken,<br />

ergeben sich für mich zwei Schlüsse aus den<br />

Wahlprognosen. Zum einen besteht die<br />

Mehrheit aus demokratisch wählenden<br />

Menschen, auf denen unser Hauptaugenmerk<br />

liegen sollte und mit denen wir uns<br />

über Infrastruktur und Nahverkehr einigen<br />

müssen. Ich sehe aber auch einen erschreckend<br />

großen Teil an Menschen, die eine<br />

rechtsradikale Partei wählen und die genauso<br />

ernst zu nehmen sind. Brandenburger<br />

AfD-Wähler sind eben auch keine verführten<br />

Hinterwäldler, die nicht wissen, was sie tun.<br />

Eine Partei zu wählen, deren Spitzenkandidat<br />

mit mehr rechtsextremen Vereinigungen<br />

verbunden war als ich offene Punkte auf der<br />

To-do-Liste habe, ist eine bewusste Kampfansage<br />

an eine demokratische, offene Gesellschaft.<br />

Werdas als Provinzposse herunterspielt,<br />

entsolidarisiertsich mit vielen <strong>Berliner</strong>innen<br />

und <strong>Berliner</strong>n, die sich aufgrund ihrer Hautfarbe<br />

nicht mehr nach Brandenburg trauen.<br />

Underentsolidarisiertsich ebenso mit unseren<br />

Nachbarn, die gerne weiterhin in einem<br />

schönen Bundesland leben möchten, das<br />

seine politischen Visionen nicht von einem<br />

militarisierten Königreich bezieht.<br />

Preußen wurde ja bekanntermaßen aufgelöst,<br />

vielleicht können wir also länderübergreifend<br />

der AfD dabei helfen, ihrem<br />

großen Vorbild nachzueifern.<br />

„Da half nichts! Kein<br />

Alkohol, kein Freund, nicht<br />

einmal meine Frau.<br />

Die Niederlage musste ich<br />

mit mir allein verhandeln.“<br />

Jamie Oliver, britischer Star-Koch,<br />

im Magazin Focus über seine Verfassung<br />

nach der Insolvenz seiner Restaurantkette<br />

„Jamie’s Italien“ im Mai dieses Jahres<br />

AUSLESE<br />

Scholz<br />

will’swissen<br />

Inder letztenWoche hat das Kandidatenkarussell<br />

für den SPD-Vorsitz Fahrt aufgenommen.<br />

Erst erklärte sich das DuoGesine<br />

Schwan/Ralf Stegner bereit, die Partei<br />

zu führen, am Freitag kam das Duo Petra<br />

Köpping/Boris Pistorius hinzu. Und nun<br />

auch noch Finanzminister Olaf Scholz.<br />

„Dass sich der 61-Jährige zur Verfügung<br />

stellt, dürfte in weiten Teilen seiner Partei<br />

für Erleichterung sorgen: Die bisherigen<br />

Bewerber gehörten überwiegend dem linken<br />

Parteiflügel an; große Namen aus der<br />

Bundespolitik suchte man vergebens. Beides<br />

ändert sich mit Scholz. Das Zeug zum<br />

Heilsbringer hat er allerdings nicht. Dafür<br />

fehlt es ihm an Charisma“, stellt die Neue<br />

Zürcher <strong>Zeitung</strong> fest. Ganz ähnlich sieht es<br />

das Badische Tagblatt:„MitFinanzminister<br />

Olaf Scholz betritt ein Schwergewicht die<br />

Bühne. Allerdings hat er nicht die Fähigkeit,<br />

das Herz von Sozialdemokraten (und<br />

Wählern) zu erwärmen. Er verfügt vielmehr<br />

über den Charme des spröden Bürokraten,<br />

kommt kühl-arrogant rüber.“<br />

Unddie Stuttgarter Nachrichten analysieren:<br />

„Scholz macht die Vorsitzenden-<br />

Wahl zum parteiinternen Referendum für<br />

oder gegen die große Koalition. Er setzt<br />

dabei alles auf eine Karte. Scholzgehörtin<br />

der SPD zu den vehementesten Befürwortern<br />

einer Fortsetzung von Schwarz-Rot.<br />

Er will bis zum regulären Ende der Legislaturperiode<br />

2021 weiter regieren. Alle<br />

Mitglieder und Funktionäre, die ihn jetzt<br />

unterstützen, legen sich auf diesen Kurs<br />

fest.“ Matthias Roch<br />

PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />

Chefredakteur: Jochen Arntz.<br />

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Seite 3/Report: Bettina Cosack.<br />

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Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erscheint sechs Mal in der Woche. Bezugspreis monatlich<br />

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und erreicht laut Mediaanalyse 2018 in Berlin und<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

Wolf &Co:<br />

Brandenburg zahlt<br />

Millionen für Schäden<br />

Seite 15<br />

Vorhang auf –Stiftung will Karlshorster „Russenoper“ wieder öffnen Seite 12<br />

Tür auf –Tausende Besucher sahen sich in Bundesministerien um Seite 14<br />

Stadtbild<br />

Nach Hause<br />

fahren<br />

BarbaraWeitzel<br />

beobachtet die<br />

Abendmenschen.<br />

Der junge Mann neben der Haltestelle<br />

lässt sich nicht beirren.<br />

Nicht von den an- und abfahrenden<br />

Bussen, nicht vonder abgestandenen<br />

Schwüle, die wie eine muffige Decke<br />

über dem Kudamm liegt, nicht von<br />

den Menschen. Das Megafon in seiner<br />

Hand verdeckt fast sein ganzes<br />

Gesicht und ist das einzig Auffällige<br />

an ihm. Ansonsten: Kurze blonde<br />

Haare, Jeans, T-Shirt. Ein junger<br />

Mann eben –Mitte,Ende zwanzig.<br />

Ein junger Mann mit Botschaft.<br />

Vonweitem habe ich sie nicht verstanden,<br />

jetzt, aus der Nähe,höreich<br />

„Jesus“ und „Gott“, der Mann predigt.<br />

Seine Rede hat nichts Eiferndes,<br />

er klingt eher, als spräche er zu sich<br />

selbst, wäre danicht der Verstärker,<br />

der die Worte hinausschickt in den<br />

frühen Abend. Anders als andere<br />

Missionare mit ihren Blättchen und<br />

bohrenden Blicken finde ich ihn<br />

nicht unsympathisch. Wiefühlt man<br />

sich, frage ich mich, als hörbare<br />

Stimme, die keiner hört? Die Menschen<br />

tragen Tüten, Taschen und<br />

Kopfhörer, sprechen in Geräte, miteinander<br />

oder in Gedanken mit sich<br />

selbst. Nirgends eine Leere, die etwas<br />

Übergeordnetes füllen müsste.<br />

Die hat erst dann ihren Auftritt,<br />

wenn die Waren ausgepackt und<br />

schon wieder alt sind. Manch ein<br />

müdes Gesicht kündet schon davon.<br />

Durch die geschlossenen Bustürenhörtman<br />

ihn immer noch. Kurz.<br />

Abgelöst wird seine gedämpfte Rede<br />

vom Schnauben des anfahrenden<br />

Fahrzeugs und zwei singenden Kindern.<br />

Die Mutter sitzt ihnen gegenüber,<br />

sichtbar abgekämpft. Sie ermahnt<br />

die zwei, etwas leiser zu sein.<br />

Kurz darauf sind beide eingeschlafen,<br />

Kopf an Schulter.Eine alte Dame<br />

mit silberblauen Löckchen und Rollator<br />

sieht aus,als würde sie es ihnen<br />

gerne nachtun. Immer wieder klappt<br />

ihr Kopf zur Seite.Hoffentlich hat sie<br />

es nicht mehr weit, denke ich und<br />

muss aussteigen.<br />

Hier am Zoo mischen sich unter<br />

die Einkäufer und Bummler viele, in<br />

deren Taschen keine neu erworbenen<br />

Kurzseligkeiten sind. Sie sitzen,<br />

schlurfen und schleppen sich, einige<br />

torkeln, und in den Tüten tragen sie<br />

alles, was sie besitzen. Weil ich wenigstens<br />

einigen etwas geben will,<br />

aber keine Münzen habe,betrete ich<br />

eine Bäckerei. Die Verkäuferin will<br />

gerade beginnen, den umfangreichen<br />

Einkauf des Kunden vor mir in<br />

die Kasse einzugeben, da sagt der:<br />

„Lassen Sie die Dame ruhig vor. Sie<br />

will bestimmt nach Hause.“ Ich<br />

winke ab:„Dakomme ich her!“ Doch<br />

der vergnügte Mann im Maleranzug<br />

möchte offenbar etwas Gutes tun.<br />

„Dann lassen sie eben die andere<br />

Dame vor.“Ich hatte die Kundin hinter<br />

mir gar nicht bemerkt. „Ich<br />

meine, irgendjemand will doch immer<br />

nach Hause.“<br />

Wieder draußen, in der Hand ein<br />

Croissant und in der Tasche Kleingeld,<br />

denke ich an die schlafenden<br />

Kinder und die müde Mutter, die<br />

Frau mit dem Rollator,die Menschen<br />

mit den Tüten und den jungen Mann<br />

mit seiner Botschaft. Ichsehe die anderen<br />

Menschen mit den anderen<br />

Tüten, die heute nirgends mehr hinfahren,<br />

und nicke. Ja, irgendwer will<br />

immer nach Hause. Und irgendwo<br />

ist immer einer,der keines hat.<br />

Sieben in einer einzigen Nacht<br />

Gleich vier Autos wurden in der Nacht zu Sonntag am Lichtenberger<br />

Rodeliusplatz Opfer vonFlammen. Anwohner hatten laut Polizei gegen<br />

1.25 Uhr das Klirren einer Scheibe gehört, wenig später fing ein BMW<br />

an zu brennen. Das Feuer griff auf einen Smart über, der daneben geparkt<br />

war. Beide Fahrzeuge brannten nach Polizeiangaben komplett<br />

aus,zweiweitereinder Nähe wurden beschädigt. In Reinickendorfgingen<br />

in derselben Nacht zwei Autos in Flammen auf, in Hohenschönhausen<br />

brannte eines. Außerdem soll ein Elektroroller am Kottbusser<br />

Hellseher nervt Polizei im Fall Rebecca<br />

Der Leiter der Mordkommission reagiert mit einem wütenden Schreiben auf ständige Hinweise<br />

VonPhilippe Debionne<br />

Ein halbes Jahr schon ist Rebecca<br />

verschwunden. Weder<br />

die Eltern des Neuköllner<br />

Mädchens noch die Polizei<br />

wissen, was am Tagihres Verschwindens<br />

geschah. Auch ob die<br />

15-Jährige noch lebt, ist unklar. Die<br />

Polizei geht davon aus, dass die<br />

Schülerin tot ist. Tausenden Hinweise<br />

sind die Ermittler nachgegangen.<br />

Aber nicht nur ernstzunehmende<br />

Tippgeber wenden sich an<br />

die Polizei, sondern auch selbst ernannte<br />

Hellseher.Menschen wie Michael<br />

Schneider, der felsenfest davon<br />

überzeugt ist, mit übersinnlichen<br />

Kräften bei der Suche nach Rebecca<br />

helfen zu können.<br />

„Auch ich bin ein Seher“<br />

Er hat die Mordkommission offenbar<br />

so sehr mit seinen Hinweisen<br />

traktiert, dass Michael Hoffmann,<br />

der Leiter der für den Fall Rebecca<br />

zuständigen Mordkommission, nun<br />

die Geduld verlor und sich mit scharfen<br />

Worten zur Wehr setzt. „Sehr geehrter<br />

Herr Schneider,ich habe festgestellt,<br />

dass auch ich ein Seher bin“,<br />

beginnt die E-Mail, die der Chef-Ermittler<br />

vor wenigen Tagen an den<br />

vermeintlichen Hellseher geschrieben<br />

hat und die der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

vorliegt. „Ich habe vorhergesehen,<br />

dass Sie trotz meiner Bitte keine<br />

Ruhe geben!“ Offenbar hatte Hoffmann<br />

Schneider mehrfach zu verstehen<br />

gegeben, dass er sich bitte<br />

nicht in die Ermittlungen einmischen<br />

möge.Was den Hellseher aber<br />

nicht davon abhielt, immer neue E-<br />

Mails mit angeblichen Hinweisen an<br />

die Polizei zu schicken.<br />

So lange, bis Michael Hoffmann,<br />

der als hartnäckiger und<br />

erfahrener Ermittler gilt,<br />

nun die Geduld verlor. So<br />

schreibt er:„Jetzt noch einmal<br />

–die <strong>Berliner</strong> Polizei<br />

geht keinen Hinweisen von<br />

Sehern, Geisterkontaktlern,<br />

Kartenlegern, Pendelschwingern,<br />

Kaffeesatzle-<br />

sern,Wahrträumern,Wün-<br />

schelrutengängern, remote<br />

Viewern,<br />

Astralwahrnehmern, Computerfrequenzauslesernusw.nach.“<br />

Hellseher Michael Schneider, der<br />

nach eigenen Angaben unentgeltlich<br />

arbeitet, kann „eine grundsätzliche<br />

Skepsis solchen Hinweisen gegenüber<br />

nachvollziehen“, sagt er im Gespräch<br />

mit der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

Dennoch ist es für den durchaus gebildeten<br />

Mann völlig unverständlich,<br />

weshalb die Polizei ihn nicht in<br />

die Ermittlungsarbeit einbindet.<br />

So schrieb Schneider bereits vor<br />

einiger Zeit in einem emotionalen<br />

Die vermisste<br />

Rebecca<br />

Brief an Polizeipräsidentin Barbara<br />

Slowik, dass „Hinweise vonder Qualität<br />

wie meiner an Sie inLändern<br />

wie den USA und Russland wie<br />

selbstverständlich und ohne mit den<br />

Augen zu rollen in die Ermittlungsarbeit<br />

der Polizei einbezogen“ würden.<br />

Nicht nur die Polizei, auch mehrere<br />

<strong>Zeitung</strong>sredaktionen sowie Opferorganisationen<br />

und sogar die Familie<br />

selbst hatte Schneider<br />

kontaktiert. So hatte er<br />

nach eigener Aussage kurz<br />

nach dem Verschwindens<br />

Rebeccas kurz Kontakt zu<br />

deren Mutter.Laut Schneider<br />

habe sie ihm gesagt,<br />

POLIZEI<br />

dass „ich ihr meine Sehung<br />

per Mail zukommen lassen<br />

möge“. Was der Hellseher<br />

auch tat –doch an der von<br />

ihm genannten Stelle, ein<br />

kleiner Wald in Großziethen, fanden<br />

die Ermittler nichts. Zwar kontaktierte<br />

Schneider Rebeccas Familieanschließend<br />

nicht mehr, die <strong>Berliner</strong><br />

Polizei erhielt jedoch weiterhin regelmäßig<br />

Koordinaten möglicher Fundorte<br />

Rebeccas sowie Kontaktdaten zu<br />

angeblichen Zeugen.<br />

Aus Polizeikreisen hieß es in der<br />

Vergangenheit auf Anfrage zurückhaltend,<br />

grundsätzlich würde „jeder<br />

Hinweis geprüft und dann eingeordnet“.<br />

Erst dann werde entschieden,<br />

wie man mit dem jeweiligen Hinweis<br />

MORRIS PUDWELL<br />

TorinKreuzberg gebrannt haben. Die Polizei ermittelt in allen Fällen<br />

wegen Brandstiftung. Zudem werdeein Zusammenhang der Taten geprüft,<br />

sagte eine Sprecherin. In der Nacht zu Sonnabend war es schon<br />

zu einer ähnlichen Feuerserie gekommen, fünf Autos waren betroffen.<br />

So brannte in Marzahn ein Wagen komplett aus, zwei weitere, in der<br />

Nähe geparkte wurden demnach ebenfalls beschädigt. Mitten in der<br />

Nacht brannte in Neukölln ein Auto aus. Ein davor geparkter Wagen<br />

wurde beschädigt. (dpa)<br />

weiter umgehe.Doch damit soll nun<br />

endlich Schluss sein. Das hofft<br />

Mordkommissions-Leiter Hoffmann.<br />

Dasschreibt er dem Hellseher<br />

in sarkastischen Worten: „Weitere<br />

Kontaktversuche, das sollten Sie eigentlich<br />

vorhersehen können, sind<br />

somit für Sienicht zielführend.“<br />

Wahrsager kann es nicht lassen<br />

In einerAntwortauf die Mail desKriminalhauptkommissars<br />

Michael<br />

Hoffmann schreibt Michael Schneider<br />

zwar, dass er„kein Stalker“ sei<br />

und Hoffmanns Ablehnung selbstverständlich<br />

akzeptiere. Nach mehreren<br />

Sätzen, in denen sich Schneider<br />

von anderen Hellsehern abgrenzt,<br />

wünscht er schließlich noch<br />

„viel Erfolg bei der Lösung des Falles“.<br />

Um hinter einem PS dann doch<br />

noch hinzuzufügen: „Bei allen Stellensüdlich<br />

der A12 werden Sienicht<br />

fündig werden, daRebecca eindeutig<br />

nördlich der A12 liegt.“ Das, so<br />

Schneider,habeer„nicht nur als Eingebung“.<br />

Davon sei er auch „als<br />

Hobby-Profiler, der versucht, sich in<br />

die Psyche von Tätern einzufühlen,<br />

überzeugt“.<br />

Philippe Debionne findet<br />

den gereizten Tondes Chef-<br />

Ermittlers bemerkenswert.<br />

NACHRICHTEN<br />

Bildungsverwaltung warnt<br />

vor Mangel an Kita-Plätzen<br />

DieSuche nach einem Kita-Platz<br />

könnte demnächst wieder schwerer<br />

werden: „Mit Blick auf die kommenden<br />

Monate muss man davon ausgehen,<br />

dass es zu Engpässen kommt“,<br />

sagte Iris Brennberger,Sprecherin<br />

der Bildungsverwaltung. DieVerwaltung<br />

arbeite weiter mit Hochdruck<br />

daran, das Kita-Angebot weiter auszubauen.<br />

Erfahrungsgemäß sei es<br />

vorallem für Eltern, die in der zweiten<br />

Hälfte des Kita-Jahres einen Platz<br />

brauchen, schwierig, etwas zu finden.<br />

Zumneuen Kita-Jahr,das im<br />

August begann, sind demnach rund<br />

34 000 Plätzefreigeworden. DieKitas<br />

haben in den vergangenen Wochen<br />

rund 17 300 neue Kinder registriert.<br />

DieMeldung sei noch nicht<br />

abgeschlossen, so Brennberger.<br />

Ende Juli wurden in Berlin 178 000<br />

PlätzeinKitas und der Kindertagespflege<br />

angeboten –rund7000 Plätze<br />

mehr als im Vorjahresmonat. Ziel sei<br />

es,mit den steigenden Kinderzahlen<br />

Schritt zu halten. (dpa)<br />

Neuer Job für früheren<br />

Staatssekretär<br />

DerfrühereStaatssekretär BorisVelter<br />

(51) hat acht Monate nach seinem<br />

Rausschmiss durch Gesundheitssenatorin<br />

Dilek Kalayci (SPD)<br />

die Leitung der Geschäftsstelle „Gesundheitsstadt<br />

Berlin 2030“ übernommen.<br />

Dortsoll er eine engere<br />

Zusammenarbeit des Universitätsklinikums<br />

Charité mit dem kommunalen<br />

KrankenhauskonzernVivantes<br />

voranbringen, teilte die Senatskanzlei<br />

mit. DerSPD-Politiker Velter<br />

gilt als Fachmann in der Gesundheitspolitik<br />

und war nach fünfjähriger<br />

Tätigkeit als Staatssekretär Ende<br />

2018 ohne Angaben vonGründen<br />

überraschend in den einstweiligen<br />

Ruhestand versetzt worden. Dem<br />

Vernehmen nach gab es inhaltlichen<br />

Dissens mit der Senatorin. (dpa)<br />

<strong>Berliner</strong> Tanzpaar erreicht<br />

das Tango-Finale der WM<br />

Sophia Paul ist in Berlin, Julio Cesar<br />

Calderon in Peru geboren. BLZ/PAULUS PONIZAK<br />

Die<strong>Berliner</strong> Sophia Paul und Julio<br />

Cesar Calderon stehen im Finale der<br />

Weltmeisterschaft im Tango Argentino<br />

in Buenos Aires.Die beiden<br />

Tänzer,die in Berlin als Tanzlehrer<br />

arbeiten, qualifizierten sich am<br />

Sonnabend im Halbfinale in der argentinischen<br />

Hauptstadt unter 137<br />

Paaren für einen der Finalplätze.<br />

„Wir freuen uns riesig“, sagte Sophia<br />

Paul einer Pressemitteilung zufolge.<br />

„Es ist für uns eine große Ehre, unter<br />

den besten Tango-Tänzernder Welt<br />

antreten zu dürfen“, sagte Julio Cesar<br />

Calderon. Rund 450 Paarewaren<br />

zur Vorrunde angetreten. DasFinale<br />

in der KategorieTango de Pista findet<br />

am Dienstag im Luna Park in Buenos<br />

Aires statt.(BLZ)


10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019<br />

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Stadtgeschichte<br />

Berlin in schwäbisch-fränkischer Hand<br />

Voneiner Burg an der Starzel aus expandierten die Hohenzollern gen Europa. Ausgerechnet die märkische Streusandbüchse wurde ihre bedeutendste Eroberung<br />

VonMaritta Tkalec<br />

Adel kommt von„edel“, von<br />

der Wortherkunft betrachtet.<br />

Über das selbstbehauptete<br />

Edelsein des<br />

Adels lachen in einer aufgeklärten<br />

Gesellschaft die Hühner, und doch<br />

steckt im Volke allerorten die merkwürdige<br />

Bereitschaft, dem Adel etwas<br />

Besonderes zuzuerkennen. Es<br />

soll etwas mit Blut zu tun haben und<br />

mit Gottgegebenheit. Auch das ist lächerlich,<br />

aber auf dieser Grundlage<br />

existiert eine ziemlich geschlossene<br />

soziale Schicht vorsich hin.<br />

Mit der Weimarer Verfassung<br />

wurden vor genau 100 Jahren dem<br />

Adel die öffentlich-rechtlichen Privilegien<br />

genommen. „Adelsbezeichnungen<br />

gelten nur noch als Teil des<br />

Namens“, sagt Artikel 123. Doch der<br />

Satz „Der Adel ist abgeschafft“, der<br />

bei der Ausarbeitung der Verfassung<br />

erwogen wurde, fand keinen Eingang<br />

–anders als in Österreich. Dort<br />

schuf Volkes Wille flugs Ersatz: Statt<br />

Herr von Sowienoch heißt es dort<br />

nun Herr Magister,FrauHofrat …<br />

In Berlin werden die Adeligen seltener<br />

auffällig als am Starnberger<br />

See, aber dieser Tage erinnernmaterielle<br />

Forderungen der Hohenzollern<br />

daran, dass 500 Jahre lang hierzulande<br />

Hochadel mehr oder weniger<br />

schlecht regierte und heute vieles für<br />

sein Eigen hält, was die Landeskinder<br />

erarbeitet haben.Viele halten die<br />

Hohenzollernfür Preußen. Siebetraten<br />

im Jahr 1111 die überregionale<br />

politische Bühne und hielten sich<br />

dortbis 1919. Aber woher kamen sie<br />

und wieso sie –die Hohenzollern?<br />

Faule Grete bezwingt Landadel<br />

Als Ausgangspunkt des später weitverästelten<br />

dynastischen Myzels<br />

steht die Burg Hohenzollern auf einem<br />

Felskegel in 855 Metern Höhe<br />

am Rand der Schwäbischen Alb. Die<br />

Leute waren also Schwaben. Ihre<br />

Burg geht auf die Zeit um 1000 zurück.<br />

Mönch Berthold von der Reichenau<br />

erwähnte 1061 erstmals Mitglieder<br />

der Familie: Burchardus und<br />

Wezil „de Zolorin“. Deren Vorgeschichte<br />

ist unbekannt. „Castro<br />

Zolre“ findet 1267 erstmals schriftliche<br />

Erwähnung. 1111 verlieh Salier-<br />

Kaiser HeinrichV. dem ZollernFriedrich<br />

I. Grafenrechte. Der erste einer<br />

Folge selben Namens trat als aktiver,<br />

kaisertreuer Höfling auf. Seine Nachkommen<br />

belegten zielstrebig Ämter<br />

in Reich und Kirche, hielten sich geschmeidig<br />

an Staufer, Habsburger<br />

und Luxemburger, die in folgenden<br />

Jahrhunderten die römisch-deutschen<br />

Könige und Kaiser stellten.<br />

Die hier vor allem interessierende<br />

brandenburg-preußische Linie der<br />

Hohenzollern entwickelte sich aus<br />

dem fränkischen Familienzweig. Dieser<br />

entstand, als 1192 ein Hohenzoller<br />

(auch dieser nannte sich Friedrich<br />

I.) mit der Burggrafschaft Nürnberg<br />

belehnt wurde. Der Zweig<br />

reckte sich gen Norden, als er 1415<br />

das Lehen Mark Brandenburg erhielt.<br />

Daskam so:<br />

Die Region hatte nach dem Aussterben<br />

der christlichen Eroberer<br />

Friedrich I. wird von König Sigismund mit der MarkBrandenburg belehnt und zum Kurfürsten erhoben. Szene in einer zeitgenössischen Miniatur<br />

Brandenburgs aus askanischem<br />

Haus 100 Jahre lang Wirren und Gewalt<br />

durchlebt. Herzöge aus Pommern,<br />

Sachsen, Böhmen und Bayern<br />

rangen um die Herrschaft. Marodierende<br />

Gruppen vonLandadligen zogen<br />

plündernd umher, störten als<br />

Wegelagerer den Handel und forderten<br />

Schutzgelder ein. Ohne den<br />

Schutz eines starken Landesherren<br />

organisierten die märkischen Städte,<br />

darunter Berlin, ihre Selbstverteidigung.<br />

1323 schlossen 22 Städte einen<br />

Bund zur Erhaltung des Landfriedens.<br />

Den römisch-deutschen Hochadel<br />

interessierte an Brandenburgvor<br />

allem die an die Landesherrschaft gebundene<br />

Kurstimme –also das Privileg,<br />

bei der Wahl des deutschen Königs<br />

mitzureden. Aus Verzweiflung<br />

über die anarchische Zeit der Fehden<br />

zog imJahr 1411 eine märkische Gesandtschaft<br />

zu König Sigismund und<br />

erbat Hilfe gegen die Landadelsplage.<br />

Dersetzte den Hohenzoller Friedrich<br />

VI. vonNürnbergzunächst zum erblichen<br />

Hauptmann und Verwalter der<br />

Mark Brandenburg ein. Warum dieser?<br />

Der König dankte Friedrich für<br />

die Unterstützung bei der Königswahl<br />

am 20. September 1410 in<br />

FrankfurtamMain.<br />

DerHohenzoller griff durch. 1412<br />

verkündete er in Brandenburgander<br />

Havelsein Programm: Es werde„das<br />

Erhöhung: Friedrich VI. von<br />

Nürnberg erhielt die brandenburgische<br />

Markgrafenwürde<br />

am 30. April 1415 auf<br />

dem Konstanzer Konzil. Als<br />

Reichskämmerer war er einer<br />

der sieben einflussreichsten<br />

Fürsten des Reiches.<br />

DER ERSTE HOHENZOLLER IN BERLIN<br />

Zeremonie im Kloster: Die<br />

Huldigung der brandenburgischen<br />

Stände fand noch im<br />

selben Jahr am 21. Oktober<br />

in Berlin im Saal des Franziskanerklosters<br />

statt. Fortan<br />

hieß er Friedrich I. vonBrandenburg.<br />

Residenz: Der erste Hohenzoller<br />

regierte zunächst von<br />

Tangermünde aus. Seit Sohn<br />

Friedrich II., genannt Eisenzahn,<br />

verlegte die Residenz<br />

in die aufstrebende, strategisch<br />

verheißungsvolle Doppelstand<br />

Berlin/Cölln.<br />

Burg Hohenzollerninder Schwäbischen Alb, neogotisch, in Familienbesitz WIKI/CC BY-SA 3.0<br />

WIKIPEDIA/KÄNSTERLE<br />

Recht gestärkt und das Unrecht gekränkt“.<br />

Die Mittel: Diplomatie,<br />

Bündnisse mit Städten und Klerus –<br />

plus Waffengewalt. Friedrich ließ Kanonen<br />

gießen; die Anführer der<br />

Adelsfehden, die berüchtigten Quitzows,<br />

befestigten ihre Burgen Friesack,<br />

Plaue, Golzow und Beuthen.<br />

Doch Friedrich fuhr die Superkanone<br />

jener Zeit, die „Faule Grete“,<br />

vordie Mauern. Diefielen.<br />

Am 20. März1414 berief Friedrich<br />

den Landtag nach Tangermünde ein.<br />

Die gut befestigte Stadt an der Elbe,<br />

zuvor Zweitsitz Kaiser Karl IV., hatte<br />

der Hohenzoller zur ersten Residenz<br />

der neuen Dynastie in Brandenburg<br />

erkoren. Dort verkündete er die<br />

Landfriedensordnung, verpflichtete<br />

die Städte zu gegenseitigem Beistand,<br />

erklärte die Urteile ordentlicher<br />

Gerichte für verbindlich. 1415<br />

verlieh ihm König Sigismund die<br />

Markgrafenwürde, auch als Anerkennung<br />

für das Wiederherstellen<br />

der Ordnung.<br />

Nach Friedrichs Sieg gegen die<br />

Raubritter begann die Besitzsicherung.<br />

Der Grundstein war gelegt,<br />

dass Brandenburg-Preußen – auf<br />

lange Sicht –eine „funkelnagelneue<br />

europäische Großmacht“ von weltgeschichtlicher<br />

Bedeutung werden<br />

sollte, wie es der Autor Sebastian<br />

Haffner 500 Jahrespäter vomErgebnis<br />

her betrachtete. Als Prinzip blieb<br />

der Dualismus von hochgerüstetem<br />

Militär und immer wieder praktizierter<br />

Toleranz und Bescheidenheit.<br />

Das Gemeinwohl im Blick zu behalten<br />

galt vielen der Hohenzollernfürsten<br />

als löblich. Lange Zeit waren<br />

viele Leute stolz auf die preußischen<br />

Tugenden.<br />

Zunächst aber hatten Friedrichs<br />

Söhne, erst Johann, dann Friedrich<br />

II. mit Hussiten-Einfällen und weiter<br />

heftiger Raubkriminalität zu kämpfen.<br />

Friedrich II., genannt Eisenzahn,<br />

wendete das Schicksal Berlins:<br />

Er machte die Stadt zu seiner Residenz,<br />

nutzte interne Machtkämpfe<br />

zwischen den Bürgern, um sich selber<br />

festzusetzen und zwang der<br />

Stadt sein Schloss auf. Eisenzahn beendete<br />

Berlins Dasein als Handelsplatz<br />

privilegierter Patrizier.<br />

Nunzogen fränkische Höflinge zu,<br />

die einen eigenartigen Dialekt sprachen,<br />

sich affektiertbetrugen und andere<br />

Bedürfnisse als die Kaufleute<br />

entwickelten. Händlerfamilien zogen<br />

weg, die Handwerker stellten auf höfische<br />

Nachfrage um. Fränkische Räte<br />

richteten eine neue Verwaltung ein –<br />

Rechnungswesen und Buchführung,<br />

für Staatsdiener feste Gehälter.<br />

„Vom Fels zum Meer“<br />

Zur Selbstaufwertung konstruierten<br />

sich die folgenden Fürsten, einer<br />

Sitte der Renaissance folgend, eine<br />

legendäre Abstammung. Sie nannten<br />

sich Albrecht Achilles,Johann Cicero,<br />

Joachim Nestor, Joachim Hector,<br />

nannten sich also nach römischen<br />

und trojanischen Vorbildern.<br />

Nach germanischenWurzeln gruben<br />

sie jedenfalls nicht. 1571 endete<br />

diese Namenstradition.<br />

Während der Reformation war<br />

Brandenburgder einzige Staat in Europa,<br />

der verschiedene religiöse Bekenntnisse<br />

nebeneinander erlaubte.<br />

Gleichwohl riss der Dreißigjährige<br />

Krieg das Land zu Boden. Doch danach<br />

begann ein Aufbruch, den auch<br />

die Fürsten, namentlich der Große<br />

Kurfürst, eifrig beförderten. Manverbesserte<br />

durch Kanalbau die Infrastruktur,<br />

richtete Glashütten ein,<br />

sorgte sich um Mehrung der Bevölkerung<br />

und expandierte –zunächst<br />

mit großer Geduld. Ein besonderer<br />

Coup war Markgraf Albrecht schon<br />

1525 gelungen: Als Hochmeister des<br />

Deutschen Ordens in Preußen verwandelte<br />

er den katholischen Ordensstaat<br />

in das weltliche Herzogtum<br />

Preußen und schuf die Keimzelle<br />

des späteren Preußen.<br />

Im 16. Jahrhundert bestimmten<br />

brandenburgische Markgrafen in<br />

höchsten Reichsfürstenämtern die<br />

Geschicke Europas mit. Albrechts<br />

Verwandter Johann zum Beispiel<br />

brachte es zum Regenten des Königreichs<br />

Burgia an Algeriens Küste und<br />

zum Vizekönig vonValencia. Hohenzollernhatten<br />

sich vonder Schwäbischen<br />

Alp bis an die Ostsee und ins<br />

Mediterrane, vom „Fels zum Meer“<br />

ausgebreitet –soder im 19. Jahrhundert<br />

indie Welt gesetzte Slogan der<br />

Dynastie. Preußens Aufstieg zur<br />

Großmacht nach 1701 ist ein eigenes,<br />

großes Kapitel. Der Untergang<br />

ebenso.<br />

DAS IST<br />

DAS WAR<br />

DAS KOMMT<br />

Regional &historisch<br />

Großer Wall –Kreuzberg in Spandau<br />

Kiezgeschichte Ost<br />

Vorhistorischer Kulisse im altehrwürdigen Paulikloster<br />

bieten einWochenende lang mehr als 74 Erzeuger,Kleinhändler,<br />

Züchter und Kleinbetriebe Feines, Besonderes<br />

und Regionales feil. DasArchäologische Landesmuseum<br />

Brandenburg unterstützt als Gastgeber des 7. Brandenburger<br />

Regionalmarkt die Förderung des Wissens um die<br />

Herkunft, Herstellung und die Qualität der Produkte.Der<br />

Markt macht den Besuchern das Angebot, Genuss mit<br />

bewusstem Konsumieren und dem Gedanken des Kulturerhalts<br />

zu verbinden.<br />

7. Regionalmarkt im Paulikloster, Archäologisches Museum, Brandenburg/Havel,<br />

14. und 15. September,jeweils 10 bis 17 Uhr<br />

3000 Quadratmeter Kreuzberg, unbewohnt und dicht an<br />

dicht von Bäumen bestanden? Menschenleere Wildnis.<br />

Gibts nicht? Gibts doch –allerdings in einiger Entfernung<br />

vom Kreuzberger Festland, gewissermaßen als Exklave.<br />

DieInsel Großer Wall liegt in der Havelnördlich der Wasserstadtbrücke<br />

in Spandau. Sie misst an der längsten<br />

Stelle 90 Meter und an der breitesten 45 Meter. Dass die<br />

ovale Flussinsel nicht zum Bezirk Spandau (Ortsteil Hakenfelde)<br />

gehört, wie die Geographie nahelegt, sondern<br />

vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg verwaltet wird,<br />

liegt an der jüngeren Geschichte.Das Jugendamt des Innenstadtbezirks<br />

betrieb hier die Zelterholungsstätte<br />

Großer Wall, Teil des Kinder- und Jugenderholungsfrei-<br />

zeitheims Haus Europa am Ufer des Tegeler Sees in Konradshöhe,das<br />

seit 1999 in der Trägerschaft des Kreuzberger<br />

Stadtteilzentrums „Alte Feuerwache e. V.“steht. Dass<br />

die Spandauer Insellage gute Fischzüge versprach,<br />

wusste schon die slawische Bevölkerung vor1000 Jahren.<br />

Die Fischersozietät Tiefwerder-Pichelsdorf nutzt die<br />

Fangplätzetraditionell. DerName Großer Wall ist militärischen<br />

Ursprungs: Einst gehörte die Insel zum Spandauer<br />

Festungsbereich. DieGarnison nutzte sie bis Ende<br />

des 19. Jahrhunderts für Übungen. Genutzt wurde die Insel<br />

auch von der Siedlerkolonie Saatwinkel, die im 18.<br />

Jahrhundert gegründet wurde. Erster Pächter war der<br />

Saatwinkler GastwirtPaul Meyer(1883–1913). (mtk.)<br />

Die Sicht auf eine Stadt ist immer sehr persönlich. In einer<br />

Lesereihe im Salon Ephraim stellen Autorinnen und<br />

Autoren in der schönen Kulisse des Salons im Museum<br />

Ephraim-Palais ihreSichten vor. Diesmal zu Gast: Hanno<br />

Hochmuth mit seiner umfangreichen Studie „Kiezgeschichte:<br />

Friedrichshain und Kreuzbergimgeteilten Berlin“.<br />

DerAutor ist Mitkurator der Ausstellung„Ost-Berlin.<br />

Diehalbe Hauptstadt“, die derzeit im Ephraim-Palais gezeigt<br />

wird. DerHistoriker spricht über die Wandlung der<br />

traditionellen Arbeiterbezirke zu beliebten Wohnlagen.<br />

Kiezgeschichte Ost-Berlin, Lesung mit Autor Hanno Hochmuth, 4. September,18Uhr,Salon<br />

Ephraim, mehr unter info@stadtmuseum.de


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 11<br />

· ·<br />

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Berlin<br />

Vorhang auf für Karlshorst<br />

Das alte Theater,einst als„Russenoper“ bezeichnet, soll bald wieder für Kulturveranstaltungen öffnen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg<br />

VonFlorian Thalmann<br />

Wer mit der S-Bahn<br />

durch Karlshorst fährt,<br />

sieht ihn sofort, den<br />

markanten Bau zwischen<br />

Ehrenfels- und Stolzenfelsstraße.Ein<br />

Theater mit Bühnenturm<br />

auf dem Dach, früher „Russenoper“<br />

genannt, geschlossen seit 2007. Dass<br />

sich hier bald wieder der Vorhang<br />

hebt, hoffen auch viele Karlshorster.<br />

Und tatsächlich wird momentan<br />

ein Konzept für eine neue Nutzung<br />

erarbeitet. Das Gebäude im Herzen<br />

des Lichtenberger Ortsteils soll wieder<br />

zu einem belebten öffentlichen<br />

Ort werden –darum kümmert sich<br />

die Stiftung Stadtkultur. „Mit dem<br />

70-jährigen Jubiläum des Hauses,<br />

das 1949 eröffnet wurde, wollen wir<br />

das Theater nun wieder etwas mehr<br />

in den Fokus rücken und es aus dem<br />

Dornröschenschlaf holen“, sagt Michael<br />

Wagner vomVorstand.<br />

Derzeit laufen Gespräche, indenen<br />

dem Haus ein neues Leitbild<br />

verpasst werden soll –ein Spielbetrieb<br />

im Sinne eines Ensembletheaters<br />

kann hier nicht mehr stattfinden.<br />

„Nach der Schließung wurden<br />

die Räumlichkeiten, die eigentlich<br />

für Maske, Requisite und Garderobe<br />

genutzt wurden, der Karlshorster<br />

Musikschule übergeben“, sagt Wagner.<br />

Man müsse die Raumnutzung<br />

neu denken.<br />

Das Theater wurde 1948 auf Befehl<br />

des Chefs der russischen Militäradministration<br />

gebaut, ist einer der<br />

Fällt auf: Das Karlshorster Theater wurde 1948 gebaut. Der Bühnenturmbeherbergte einst die Kulissen, nun soll er als neuer Raum erschlossen werden.<br />

ersten Theaterneubauten nach dem<br />

zweiten Weltkrieg. Ins„Haus der Offiziere“<br />

–sohieß es nach der Eröffnung<br />

–durften allerdings nur Angehörige<br />

des Militärs. Auf der Bühne<br />

standen Künstler wie der Geiger David<br />

Oistrach und die Primaballerina<br />

Galina Uljanowa, eine Besetzung,<br />

die zum umgangssprachlichen Namen<br />

„Russenoper“ führte. Erst ab<br />

1963 hatte auch die übrige Bevölkerung<br />

Zutritt zum Theater,das für Kinovorstellungen<br />

und Konzerte genutzt<br />

wurde. Nach der Wende ging<br />

der Bau an die Howoge, die ihn<br />

Etwa600 Gäste passen in den Saal des Karlshorster Theaters.<br />

STIFTUNG STADTKULTUR/HÖLZL<br />

STIFTUNG STADTKULTUR/SCHNITTGER<br />

fortan an kulturelle Betreiber vermietete.<br />

Der Theaterbetrieb endete<br />

2007. Seitdem steht der 600 Gäste<br />

fassende Saal mit den rotbezogenen<br />

Sitzen leer –und der Zahn der Zeit<br />

nagt an dem Bau. „Wir haben kein<br />

Wasser, kein Licht, keine Heizung,<br />

keine Lüftung“, sagt Petra Grampe<br />

von der Stiftung. Das Innenleben<br />

müsste saniert und generalüberholt<br />

werden: Im Bühnenturm hängen<br />

noch Gestelle und Scheinwerfer aus<br />

dem regulären Spielbetrieb. Wenn<br />

das Konzept für die Neuausrichtung<br />

steht, könnten die Arbeiten 2022<br />

oder 2023 beginnen, damit sich bis<br />

2027 der Vorhang hebt.<br />

Kuratorin Francesca Ferguson,<br />

zuständig für die künstlerische Leitung,<br />

möchte aus dem Haus einmultifunktionales<br />

Kulturzentrum machen,<br />

geeignet für raumübergreifende<br />

Kunst- und Musikinszenierungen.<br />

„Wir wollen das Theater als<br />

eine der Kulturstätten der Stadt verankern“,<br />

sagt sie.„Unddas Ziel ist es,<br />

ein gemischtes Publikum anzusprechen.<br />

Wenn man mit der <strong>Berliner</strong><br />

Kulturszene spricht, nehmen viele<br />

das Haus garnicht wahr –obwohl es<br />

mit der Bahn weniger als 20 Minuten<br />

vomAlexanderplatz entfernt liegt.“<br />

Um den Blick der <strong>Berliner</strong> für das<br />

Schauspielhaus zu schärfen, sind<br />

verschiedene Veranstaltungen geplant.<br />

DenAuftakt bildet der Tagdes<br />

offenen Denkmals am 8. September:<br />

Hier wird im30Meter hohen Bühnenturm<br />

– dort, wo eigentlich die<br />

Kulissen hängen – ein Musikprogramm<br />

geboten. Auf dem Vorplatz<br />

können sich die Karlshorster derweil<br />

auf einem Tanzboden austoben.<br />

Weitere Veranstaltungen in der benachbarten<br />

Theatergasse sind geplant,<br />

darunter ein großes Schachturnier<br />

am 7. September und der bereits<br />

zweite Karlshorster Weinsommer<br />

am 5. Oktober.<br />

Florian Thalmann hofft auf<br />

Unterhaltung für normale<br />

Bürger,nicht auf Hochkultur<br />

Anzeige<br />

Anzeige<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

10 Wochen<br />

10 Fragen<br />

10 Debatten<br />

Ab Montag,<br />

26. August 2019<br />

hier inder<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

am 9. November 1989 fiel die <strong>Berliner</strong> Mauer –das machte vielstimmige Debatten jenseits<br />

von Ost und West nach langen Jahren der Teilung endlich wieder möglich. 30 Jahre Mauerfall<br />

bedeuten also auch 30 Jahre gelebte Meinungsvielfalt in Deutschland.<br />

Ab kommender Woche erscheinen deshalb 10 Wochen lang täglich in der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

und im Tagesspiegel Debattenbeiträge von Prominenten, Expertinnen und Experten zu<br />

10 strittigen Fragen unserer Zeit sowie von Ihnen dazu eingesandte Stellungnahmen.<br />

Debattieren Sie mit!<br />

Was ist Heimat?<br />

Darf ich noch<br />

Fleisch essen?<br />

Was ist uns das Klima wert?<br />

Sind wir ein Land?<br />

…?<br />

Weitere Informationen zur Aktion folgen in Kürze!<br />

Eine gemeinsame Aktion von<br />

Sie sind Lehrerin oder Lehrer?<br />

Dann diskutieren Sie eine der Fragen im Unterricht<br />

und senden uns die Stellungnahme Ihrer Klasse zu!<br />

Die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb<br />

stellt Ihnen alle Debattenbeiträge und zusätzliche<br />

Materialien für Ihren Unterricht zur Verfügung.<br />

Alle Infos<br />

und Materialien<br />

unter:<br />

www.bpb.de /<br />

meinungsvielfalt


12 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019<br />

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Berlin<br />

51 Millionen<br />

Euro durch<br />

die City-Tax<br />

Übernachtungssteuer<br />

bringt Geld in die Kieze<br />

Wo ist<br />

Pittiplatsch<br />

geblieben?<br />

Eine Puppenspielerin kennt<br />

den Verbleib der Originale<br />

VonMelanie Reinsch<br />

Sie ist beliebt bei den Gästen –die<br />

„Stadt der Freiheit“, wie das offizielle<br />

Reiseportal VisitBerlin der Berlin<br />

Tourismus &Kongress GmbH die<br />

Hauptstadt auf seiner Homepage<br />

nennt. Knapp 33 Millionen Übernachtungen<br />

verzeichnete Berlin im<br />

vergangenen Jahr, etwa 13,5 Millionen<br />

Gäste besuchten die Stadt –<br />

4,1 Prozent mehr als im Jahr zuvor.<br />

Unddas bringt Berlin auch etwas:<br />

51 Millionen Euro hat das Land Berlin<br />

2018 durch die Einführung der<br />

City-Tax eingenommen, die Steuer<br />

also,die die Stadt seit 2014 auf Hotelübernachtungen<br />

erhebt. Das teilte<br />

die Senatsverwaltung für Wirtschaft<br />

auf Nachfrage mit. Die Steuer wird<br />

auf den Hotelpreis aufgeschlagen,<br />

fünf Prozent auf den Übernachtungspreis.ZumVergleich:<br />

2014, also<br />

in dem Jahr der Einführung, kassierte<br />

Berlin etwa 29 Million Euro<br />

vonseinen Gästen.<br />

Doch was passiertmit dem Geld?<br />

Bei zwölf Bezirken ist schließlich<br />

klar: Die einen ringen um mehr Besucher,umAufmerksamkeit,<br />

Bedeutung<br />

und Einnahmen, während die<br />

Bezirke mit den bedeutenden Sehenswürdigkeiten<br />

sich vor dem Ansturmkaum<br />

retten können.<br />

Auch wenn die Steuer nicht direkt<br />

und zweckgebunden in die Tourismuspolitik<br />

fließt, sondern in den<br />

<strong>Berliner</strong> Haushalt, stehen jedem Bezirk<br />

seit 2017 jährlich bis zu<br />

40 000 Euro für touristische Projekte<br />

zurVerfügung. Sieben Bezirke –Lichtenberg,<br />

Marzahn-Hellersdorf, Neukölln,<br />

Pankow, Reinickendorf, Steglitz-Zehlendorf<br />

und Treptow-Köpenick<br />

–haben dazu extra ein eigenes<br />

Konzept entwickelt.<br />

Auch Bevölkerung wirdbedacht<br />

Geld wurde 2019 zum Beispiel für<br />

das Weihnachtslicht in Schmargendorf<br />

(10 000 Euro) ausgegeben oder<br />

für die Stärkung des Marketings am<br />

Schloss Britz oder die Islandpferde-<br />

Weltmeisterschaft in Lichtenberg.<br />

Andere Bezirke wie der bei Gästen<br />

beliebte Ausgehbezirk Friedrichshain-Kreuzberg<br />

setzt sein Geld seit<br />

2017 für sein fair.kiez-Konzept ein,<br />

das den stadtverträglichen Tourismus<br />

fördernsoll. DerBezirksteht vor<br />

der Herausforderung, Anziehungspunkte<br />

für Touristen zu erhalten und<br />

die Kieze zugleich für Anwohner<br />

weiterhin lebenswertzugestalten.<br />

Dasist auch ein Schwerpunkt des<br />

übergeordneten Tourismuskonzepts<br />

des Senats, der die Bezirke unterstützt.<br />

Entweder bei der Entzerrung<br />

–also der Steuerung –der Touristenströme,<br />

oder eben beim Marketing<br />

für Gegenden, die sich mehr Gäste<br />

wünschen. Die am stärksten frequentierten<br />

Innenstadt-Bezirke sind<br />

Mitte, Charlottenburg-Wilmersdorf<br />

und Friedrichshain-Kreuzberg.<br />

Im <strong>Berliner</strong> Tourismuskonzept<br />

2018+ heißt es: Eine nachhaltige Entwicklung<br />

des Tourismus bedeute,<br />

sich nicht nur an den Interessen der<br />

Gäste zu orientieren, sondern gleichermaßen<br />

an denen der lokalen Bevölkerung,<br />

den Akteuren der Stadt,<br />

den Firmen und den Beschäftigten –<br />

den sogenannten Bereisten.<br />

Wie viele Rollkoffer verträgt Berlin?<br />

Ab wann nerven Touristen? IMAGO IMAGES<br />

Auf alle Felle<br />

Mehr als 3000 Liebhaber vonRollenspielen in bunten Tierkostümen –<br />

sogenannte „Furry“-Fans –haben das europaweit größte Treffen der<br />

Szene besucht, das vonMittwoch bis Sonntag in einem Neuköllner Hotel<br />

stattfand. Etwa die Hälfte der Besucher der „Eurofurence“ sei kostümiert<br />

gewesen, sagte der Sprecher des Veranstaltervereins, Oliver<br />

Groch. DieSzene hat ihren Ursprung bei amerikanischen Fantasy-Fans<br />

der 80er-Jahreund schwappte Anfang der 1990er nach Europa. Um zu<br />

SABINE GUDATH<br />

erfahren, wer die „Furrys“ sind, mischten sich auch kanadische Wissenschaftler<br />

unter die plüschigen Gäste.Deren Forschung ergab,soder<br />

Verein, dass die Besucher solcher Treffen im Schnitt 25 Jahre alt sind.<br />

Etwa drei Viertel seien männlich, der Anteil an Transpersonen und<br />

nichtbinären Geschlechternliege mit zwölf Prozent deutlich über dem<br />

der allgemeinen Bevölkerung. Die beliebtesten Spezies, als die sich<br />

„Furry“-Fans verkleiden, seien Wolf, Fuchs,Hund, Katzeund Drache.<br />

Herumstehende Autos günstig nutzen<br />

Ein Carsharing-Anbieter bringt private Anbieter und Nutzer zusammen: Der eine verdient, der andere spart<br />

VonPeter Neumann<br />

Es ist ziemlich laut in der<br />

Rudi-Dutschke-Straße in<br />

Kreuzberg, wo Marcus Riecke<br />

im früheren Redaktionsgebäude<br />

der Tageszeitung (taz)<br />

sein Bürohat. Autos,Busse und Lastwagen<br />

fahren vorüber. Doch Riecke<br />

geht es nicht um die rollenden Lärmquellen,<br />

er interessiert sich für die<br />

Fahrzeuge,die still am Rand parken.<br />

„Normalerweise werden die<br />

47 Millionen Autos, die es in<br />

Deutschland gibt, täglich im Durchschnitt<br />

nur rund eine Stunde lang<br />

gefahren. Den Rest stehen sie ungenutzt<br />

herum“, sagt er.Das US-Unternehmen<br />

Turo, dessen Deutschland-<br />

Chef Marcus Riecke ist, will das ändern:<br />

„UnsereVision ist, diese vielen<br />

Fahrzeuge in Deutschland einer höheren<br />

Auslastung zuzuführen.“ Um<br />

das zu erreichen, werden die Eigentümer<br />

mit handfesten Anreizen gelockt:<br />

Siekönnen mit derVermietung<br />

ihrer Autos an andere Privatleute<br />

Geld verdienen. Turo bietet die Wagen<br />

auf einer Online-Plattform an.<br />

Die App bringt Anbieter und Nutzer<br />

zusammen, der Autoschlüssel ist<br />

persönlich zu übergeben. Die Mindestmietdauer<br />

beträgt einen Tag.<br />

Porsche 911 Sfür 114 Euro<br />

„Wir haben ausgerechnet, dass der<br />

Durchschnittsverdienst für einen<br />

Vermieter in Berlin pro Vermietung<br />

bei 100 Euro liegt. Eine Faustregel bei<br />

uns lautet, dass es ausreicht, ein<br />

Auto neun bis zehn Tage pro Monat<br />

zu vermieten, um es einen Monat<br />

lang so gut wie kostenlos zu betreiben“,<br />

erklärtder Turo-Chef.<br />

„Die Vermieter setzen die Mietpreise<br />

fest, Turo berät sie dabei und<br />

erhält 25 Prozent der Einnahmen“,<br />

Markus Riecke, Chef von Turo Carsharing,bringt Autos ins Rollen.<br />

so Riecke.Die Preise sollten ein Drittel<br />

unter den Autovermietertarifen<br />

liegen. So wird inBerlin ein Renault<br />

Twingo für 30 Euro pro Tag angeboten.<br />

„Weltweit gibt es bei Turo rund<br />

900 Marken und Modelle zu mieten.<br />

Auffällig ist aber der relativ hohe Anteil<br />

vonhochwertigen Fahrzeugen.“<br />

Ein Mercedes-Benz CLA ist für<br />

eine Tagesmiete von 49Euro zuhaben,<br />

ein Tesla Model 3für 175 Euro.<br />

„Normalerweise sollten die Autos bei<br />

Turo maximal 15 Jahre alt sein, aber<br />

für Oldtimer machen wir<br />

Ausnahmen“, so Riecke.Wer immer<br />

schon mal einen Porsche 911 Svon<br />

1976 fahren wollte, kann ihn in<br />

Berlin für 114 Euro pro Tag<br />

mieten.<br />

Apropos Tesla &Co.: „Der<br />

Anteil von Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen<br />

liegt in Berlin<br />

bei Turo 4,2 Prozent“, berichtet Riecke.<br />

Das ist mehr als doppelt so<br />

hoch wie allgemein. „Elektroautos<br />

VOLKMAR OTTO<br />

Günstig zu einem ausgefallenen Auto<br />

wie einem Porsche –bei Turo möglich.<br />

CLASSICCARS.COM<br />

sind oft tolle Fahrzeuge, kosten aber<br />

verhältnismäßig viel Geld. Vermietungen<br />

bieten die Möglichkeit, einen<br />

Teil des Kaufpreises wieder hereinzubekommen“,<br />

erklärt er. „Auf Vermieterseite<br />

gibt es noch einen anderen<br />

Faktor. Einige haben eine Affinität<br />

zur Elektromobilität, fast schon<br />

ein Sendungsbewusstsein. Sie wollen,<br />

dass auch anderedie Vorzüge eines<br />

E-Autos kennenlernen.“<br />

Auf dem Markt für privates Carsharing<br />

ist Turo nicht der erste und<br />

nicht allein. DieMitbewerber heißen<br />

Drivy, Getaway, Snappcar. Turo hat<br />

allerdings starke Investoren im Rücken:<br />

August Capital, Google Ventures,Kleiner<br />

Perkins,Daimler,American<br />

Express und IAC. Rund 450 Millionen<br />

Dollar wurden eingesammelt.<br />

Weltweit bietet das Unternehmen<br />

inzwischen 400 000 Fahrzeuge an. In<br />

Deutschland, wo es seit Anfang 2018<br />

aktiv ist, sind es 3800, davon 600 in<br />

Berlin. Die Gesamtzahl aller Mieter<br />

(„Guests“) beläuft sich auf zehn Millionen,<br />

wie viele es hierzulande sind,<br />

wirdnicht verraten. Doch zu den Motiven<br />

kann Riecke einiges mitteilen:<br />

Natürlich geht es um Geld und um<br />

Autos,zuweilen springt aber auch ein<br />

Effekt für die Umwelt heraus.<br />

3800 Fahrzeuge in Deutschland<br />

„Manch einer nutzt unser Angebot<br />

als Mieter,weil er sich ein Auto zulegen<br />

und seinen Wunschtyp längere<br />

Zeit testen will. Anderen geben wir<br />

die Möglichkeit, auf ein eigenes Auto<br />

zu verzichten“, sagt Riecke. „Auf jeden<br />

Fall werden Ressourcen intensivergenutzt.“<br />

Dasunterscheide diese<br />

Form der gemeinschaftlichen Autonutzung<br />

von anderen Formen des<br />

Carsharings, die sich in Berlin auf<br />

5900 Fahrzeuge summieren: „Wir<br />

bringen keine zusätzlichen Autos auf<br />

die Straße. Bei uns sind sie<br />

schon da, es gibt sie bereits.“<br />

Auch ein anderer Vergleich<br />

passe nicht: „Manchmal werden<br />

wir mit Airbnb verglichen.<br />

Bei Airbnb geht es aber<br />

um Wohnungen, die in Berlin<br />

und anderen Ballungsräumen<br />

ein knappes Gut sind“, sagt Riecke.<br />

„Doch niemand würde sagen,<br />

dass auf den Straßen in Deutschland<br />

zu wenig Autos herumstehen.“<br />

VonNorbertKoch-Klaucke<br />

Pittiplatsch, Schnatterinchen und<br />

Hund Moppi sollen bald wieder<br />

in neuen Sandmann-Folgen im<br />

Fernsehen die Kinder begeistern.<br />

Wie berichtet, ließ deshalb der<br />

Rundfunk Berlin-Brandenburg drei<br />

neue Puppen fertigen, weil die ursprünglichen<br />

verschwunden sind.<br />

Bleibt die berechtigte Frage: Wo<br />

sind die Originalpuppen von Pitti<br />

und den anderen einstigen DDR-<br />

Kinderfernsehlieblingen geblieben?<br />

Die Spurensuche führt nach<br />

Schöneiche. Dort lebt Christine<br />

Neißner (75), die als Schauspielerin<br />

beim DDR-Kinderfernsehen unter<br />

anderem die Puppe des Mischka-Bärensprach<br />

und spielte.Die Originalfigur<br />

besitzt die Künstlerin noch<br />

heute. Auch die von Mischkas Vorgänger,dem<br />

Bären Bummi, steht bei<br />

ihr im Wohnzimmerschrank.<br />

Wiesie dahin kamen, ist eine lange<br />

Geschichte. „Heinz Schröder, der in<br />

den 60ern bis Anfang der 70er-Jahre<br />

den Pittiplatsch und den Bummi<br />

spielte und sprach, wurde schwer<br />

krank“, sagt sie.„Ihmwurde das Spielen<br />

vonzweiPuppen zu viel. Also gab<br />

er den Bummi ab.“ So kam Neißner<br />

1972 in das TV-Puppen-Ensemble.<br />

„Daaber der Bär Bummi nicht mit einer<br />

neuen Stimme auf den Bildschirmsollte,wurde<br />

er für die Kinder<br />

in die Sowjetunion geschickt. Von<br />

dort kam dann als neue Figur der<br />

Mischka-Bär in die DDR, den ich<br />

spielen durfte“, sagt Neißner. Zehn<br />

Jahre ging das so, bis sich die Schauspielerin<br />

1982 entschloss, selber ein<br />

Puppentheater zu gründen und mit<br />

eigenen Figuren auf Tournee zu gehen.<br />

Dasmacht sie noch heute.<br />

Mitins Grab genommen<br />

Neißner sagt, dass mit dem Ende des<br />

DDR-Fernsehens 1991 auch die<br />

Sandmann-Puppenstube aufgelöst<br />

wurde. „Alle Puppenspieler bekamen<br />

damals ihre Originalpuppen“,<br />

sagt Neißner. „Und Puppenspieler<br />

Heinz Schröder erhielt nicht nur<br />

Pitti, sondern auch Mischka und<br />

Bummi. Die Bären-Figuren überreichte<br />

er mir später. Den Mischka,<br />

weil ich ihn spielte. Und seinen<br />

Bummi als Dankeschön. Ich hätte<br />

mit meinem Mischka die Kinder so<br />

begeistert, dass sie den Bummi nicht<br />

mehr vermissten, sagte er und gab<br />

mir daher auch diesen Bären.“ Sie<br />

bestätigt auch, dass Schröder, der<br />

2009 starb, tatsächlich den originalen<br />

Pittiplatsch mit ins Grab bekam.<br />

„Es war sein Wunsch“, sagt sie.<br />

UndSchnatterinchen? Diewurde<br />

vonFriedgardKurze gespielt und gesprochen.„Auch<br />

sie bekam wohl ihre<br />

Figur, als der Puppenfundus aufgelöst<br />

wurde“, sagt Neißner. Möglicherweise<br />

hätten nun deren Erben<br />

die Figur. Die Schauspielerin ist im<br />

Mai imAlter von 90Jahren gestorben.<br />

Was aus den anderen Puppen<br />

wie Mauz, Hoppel oder Moppi geworden<br />

ist, weiß Neißner nicht.<br />

Sie glaubt, dass der TV-Neustart<br />

vonPitti und Co.schwierig sein wird.<br />

„Schließlich gibt es ja nicht mehr die<br />

Menschen, die mit ihrer Stimme und<br />

ihrem Spiel die Figuren so erfolgreich<br />

zum Leben erweckt haben.“<br />

Christine Neißner hat die originalen<br />

Figuren von Mischka und Bummi. GÖSSINGER


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 13 *<br />

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Berlin<br />

Vorsorglich<br />

in den Weg<br />

gestellt<br />

Mehrere Demos gegen<br />

Heß-Gedenkmarsch<br />

Hunderte Menschen haben am<br />

Sonnabend an verschiedenen<br />

Orten gegen ein Erinnernanden Todestag<br />

des Hitler-Stellvertreters Rudolf<br />

Heßdemonstriert. Einen rechtsextremistischen<br />

Aufmarsch habe es<br />

im Gegensatz zu den vergangenen<br />

Jahren jedoch nicht gegeben, sagte<br />

eine Polizeisprecherin.<br />

Rund 300 Menschen versammelten<br />

sich nach Angaben eines Sprechers<br />

des <strong>Berliner</strong> Bündnisses gegen<br />

Rechts (BBgR) am Vormittag zu einer<br />

Kundgebung am Alexanderplatz.<br />

Dortrief der evangelische Landesbischof<br />

Markus Dröge laut Mitteilung<br />

dazu auf, Verantwortung für die Vergangenheit,<br />

die Gegenwart und die<br />

Zukunft des Landes zu übernehmen.<br />

Seit Jahren werdeversucht, eine „erinnerungspolitische<br />

Wende“ durchzusetzen.<br />

„Und inzwischen wird sogar<br />

derVersuch gemacht, die Erinnerung<br />

an die friedliche Revolution vor<br />

30 Jahren um 180 Grad zu drehen“,<br />

warnte er demnach.<br />

Rechte hielten sich zurück<br />

Zu einer Kundgebung am Bahnhof<br />

Lichtenberg kamen laut dem BBgR-<br />

Sprecher rund 100 Menschen, am<br />

Spandauer Bahnhof versammelten<br />

sich rund 50 Personen. Laut Polizei<br />

verliefen die Kundgebungen „ruhig<br />

und störungsfrei“. Zuvor waren in<br />

verschiedenen Stadtteilen zahlreiche<br />

Demonstrationen und Kundgebungen<br />

angemeldet worden. Das<br />

Netzwerk Berlin gegen Nazis hatte<br />

dies koordiniert, um bestimmte<br />

Plätze und Strecken, auf denen in<br />

früheren Jahren Neonazi-Demonstrationen<br />

stattfanden, vorsorglich zu<br />

besetzen, erklärte der BBgR-Sprecher.<br />

Als sich abgezeichnet habe,<br />

dass es keine angemeldete Veranstaltung<br />

der rechtsextremen Szene<br />

geben werde, wurden die meisten<br />

der Veranstaltungen nach Polizeiangaben<br />

jedoch abgesagt. „Wir sind erleichtert,<br />

dass es in diesem Jahr keinen<br />

Heß-Marsch gibt“, sagte der<br />

BBgR-Sprecher.<br />

In Spandau stand das frühereGefängnis<br />

der Alliierten, in dem sich<br />

Heßam17. August 1987 selbst tötete.<br />

Neonazis hatten rund um den<br />

17. August immer wieder in Spandau<br />

demonstriert. Im vergangenen Jahr<br />

waren etwa 600 Rechte unangekündigt<br />

von Spandau nach Friedrichshain<br />

ausgewichen. (dpa)<br />

Schwer bewaffnet: Ein Polizist hält einen Tatverdächtigen in der Nacht zum Sonnabend mit einer Maschinenpistole in Schach.<br />

Clan-Gefecht in Neukölln<br />

Polizei mit Maschinenpistolen im Einsatz –Karl-Marx-Straße war vorübergehend für den Verkehr gesperrt<br />

VonPhilippe Debionne<br />

Maskierte und mit Maschinenpistolen<br />

bewaffnete<br />

Polizisten,<br />

dazu eine mehrspurige<br />

Straße, die in das Flackern von<br />

Blaulicht getaucht ist sowie Dutzende<br />

Männer,die sich mit Pistolen,<br />

Messern und Knüppeln gegenseitig<br />

fertigmachen wollen. Dazu auch<br />

noch etwa 100 Schaulustige,die sich<br />

offenbar amüsieren und die Einsatzkräfte<br />

anpöbeln. Das ist keine Szene<br />

aus einem Film über die berüchtigten<br />

Armenviertel in Südamerika,<br />

sondern Realität in Berlin –inder<br />

Fuldastraße in Neukölln. Passiert in<br />

der Nacht zu Sonnabend.<br />

Verletzte nach Messerattacken<br />

Einsatzfahrzeuge der Polizei in der Nacht zu Sonnabend in Neukölln<br />

„Nach den bisherigen Ermittlungen<br />

soll es zunächst in dem Café in der<br />

Fuldastraße gegen 21 Uhr zueinem<br />

Streit zwischen Angehörigen zweier<br />

arabischstämmiger Großfamilien<br />

gekommen sein, der sich dann auf<br />

den davorliegenden Gehweg verlagert<br />

haben soll“, so ein Polizeisprecher.Nach<br />

Angaben vonZeugen sollen<br />

bei der Auseinandersetzung<br />

auch Flaschen geworfen worden<br />

sein, die mehrere Autos beschädigt<br />

haben sollen.<br />

Die beiden verfeindeten Clans,<br />

von denen einer die berüchtigte Familie<br />

Al-Z. sein soll, gingen auch mit<br />

Messern aufeinander los. Der Polizeisprecher<br />

weiter: „Dabei erlitt ein<br />

46-Jähriger eine oberflächliche<br />

Schnittverletzung am Arm und ein<br />

40 Jahrealter Mann eine Stichverletzung<br />

am Rücken.“<br />

Während der Ältereambulant behandelt<br />

werden konnte, wurde der<br />

Jüngere in ein Krankenhaus gebracht<br />

und dortstationär aufgenommen.<br />

Lebensgefahr soll jedoch nicht<br />

bestehen. Zunächst schien sich die<br />

Lage zu beruhigen. Doch offenbar<br />

hatte ein Mitglied der Familie Al-Z.<br />

im weiteren Verlauf Verstärkung seines<br />

Clans angefordert. Gegen 22.30<br />

MORRIS PUDWELL<br />

Uhr fuhr ein Kleintransporter vor,<br />

vollgepackt mit Schlagwerkzeugen<br />

und anderen Dingen.<br />

Daraufhin ging die Auseinandersetzung<br />

in eine neue Runde. „Ab<br />

22.45 Uhr kam es in der Karl-Marx-<br />

Straße in Höhe der Fuldastraße erneut<br />

zu einem Aufeinandertreffen<br />

und zu verbalen Auseinandersetzungen<br />

zwischen den Angehörigen<br />

der betroffenen Familien“, so der Polizeisprecher.Die<br />

Zahl der Schaulustigen<br />

sei dabei auf bis zu 100 Personen<br />

angewachsen. Zeitweilig habe<br />

die Fahrbahn schließlich für denVerkehr<br />

gesperrtwerden müssen, so die<br />

Polizei.<br />

Erst durch den massiven Einsatz<br />

schwer bewaffneter Polizeikräfte beruhigte<br />

sich die Lage wieder. Zwar<br />

wurden mehrere Personen überprüft,<br />

zudem sprachen die Einsatzkräfte<br />

mehrere Platzverweise aus.<br />

Doch festgenommen wurde niemand.<br />

Zu den Hintergründen werde<br />

nun ermittelt, hieß es am Sonnabend.<br />

In den kommenden Tagen<br />

sollen nun zunächst die an der Auseinandersetzung<br />

beteiligten Personen<br />

vernommen werden.<br />

Friedensrichter statt Staat<br />

MORRIS PUDWELL<br />

Ob jedoch überhaupt jemand aussagen<br />

wird, ist ungewiss. Denn innerhalb<br />

der arabischen Clans gibt es<br />

nach den Worten von Rainer Wendt,<br />

Bundesvorsitzender der Deutschen<br />

Polizeigewerkschaft, ein „absolutes<br />

Verbot, mit den Behörden zusammenzuarbeiten“.<br />

Dieses Verbot sei<br />

noch „strenger als die Omertà, die<br />

Schweigepflicht der italienischen<br />

Mafia“, sagte Wendt in einem früherenInterview.<br />

Zudem setzen Clans nicht auf den<br />

Staat, wenn es um Konfliktlösung<br />

geht. In einer RBB-Reportage sagte<br />

ein Friedensrichter:„Wenn ein, zwei<br />

Leichen auf den Boden fallen, klären<br />

wir das innerhalb vonzweiWochen.“<br />

Männer wie er könnten „Angelegenheiten<br />

regeln, die der Staat nicht lösen<br />

kann“.<br />

Rauschgift,<br />

Goldbarren<br />

und Bargeld<br />

Polizei nimmt mutmaßliche<br />

Drogenhändler-Bande fest<br />

Sie sollen bandenmäßig mit<br />

Rauschgift in „nicht geringer<br />

Menge“ gehandelt haben: Die<strong>Berliner</strong><br />

Polizei hat am Freitagabend<br />

sechs mutmaßliche Mitglieder einer<br />

Drogenhändlergruppe festgenommen.<br />

Bei der Durchsuchung<br />

vonneun Wohnungen in Kreuzberg,<br />

Marienfelde, Charlottenburg und<br />

Tegel sowie drei Lokalen in Charlottenburg<br />

stellten die Beamten den<br />

offiziellen Angaben zufolge nicht<br />

nur große Mengen Drogen sicher.<br />

Auch neun jeweils ein Kilogramm<br />

schwere Goldbarren wurden gefunden.<br />

Außerdem beschlagnahmten die<br />

Ermittler mehrere Zehntausend<br />

Euro Bargeld, teilte die Polizei am<br />

Sonnabend mit. Den Einsätzen waren<br />

den Angaben zufolge mehr als<br />

zwei JahreintensiveErmittlungen eines<br />

Rauschgiftkommissariats vorausgegangen.<br />

Bandenmäßiger Rauschgifthandel<br />

Der Drogenfund war beachtlich: 40<br />

Kilogramm Marihuana, zwei Kilogramm<br />

Haschisch, etwa 3000 Ecstasy-Tabletten<br />

und rund<br />

100 Gramm Kokain seien beschlagnahmt<br />

worden. Außerdem seien bei<br />

den Einsätzen am Freitagabend diverse<br />

Handys und Speichermedien<br />

sichergestellt worden. An dem Einsatz<br />

waren nach Polizeiangaben<br />

Dutzende Ermittlerinnen und Ermittler<br />

des Landeskriminalamtes,<br />

Polizeibeamte von zwei Einsatzhundertschaften<br />

und auch Kräfte<br />

eines Spezialeinsatzkommandos<br />

beteiligt.<br />

Fünf Männer im Alter zwischen<br />

29 und 65 Jahren sowie eine 57-jährige<br />

Frau sind nach Polizeiangaben<br />

dringend tatverdächtig. Sie sollten<br />

noch am Sonnabend einem Haftrichter<br />

vorgeführt werden, der entscheidet,<br />

ob sie in Untersuchungshaft<br />

kommen. Ob gegen die Festgenommenen<br />

ein Haftbefehl erging,<br />

blieb am Sonntag zunächst offen.<br />

Den sechs Personen wird bandenmäßiger<br />

Rauschgifthandel vorgeworfen.<br />

Die Polizei machte zunächst<br />

keine Angaben dazu, ob sie anlässlich<br />

des Goldbarrenfunds wegen eines<br />

möglichen Zusammenhangs<br />

zum Goldmünzenraub im <strong>Berliner</strong><br />

Bode-Museum vor gut zwei Jahren<br />

ermittelt. (dpa)<br />

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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019<br />

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Berlin<br />

POLIZEIREPORT<br />

Vier Verletzte bei Kellerbrand.<br />

Etwa zwei Stunden brauchten<br />

30 Feuerwehrleute,bis sie am Sonnabendabend<br />

einen Kellerbrand in<br />

Neukölln gelöscht hatten.Vier Bewohner<br />

des Einfamilienhauses in Rudowwurden<br />

durch den Rauch verletzt,<br />

zwei kamen ins Krankenhaus,<br />

teilte ein Feuerwehrsprecher mit. Die<br />

beiden anderen wurden ambulant<br />

versorgt. DiePolizei ermittelt.<br />

Jugendlicher verprügelt.<br />

Eine Gruppe vonetwa 15 Jugendlichen<br />

hat am Sonnabend in Köpenick<br />

einen 16-Jährigen verprügelt und<br />

ihm drei Zähne ausgeschlagen.<br />

Seine Platzwunden am Kopf und<br />

seine Prellungen mussten in einem<br />

Krankenhaus versorgt werden. Laut<br />

Polizei ist bislang nicht bekannt, ob<br />

Täter und Opfer sich kannten.<br />

Schwer verletzt nach Sturz in Bus.<br />

Beieinem Bremsmanöver eines<br />

Busses der Linie M27 ist am Freitag<br />

in Gesundbrunnen eine 67-Jährige<br />

in dem Fahrzeug gestürzt, sie erlitt<br />

lebensgefährliche Kopfverletzungen.<br />

DerBusfahrer habe abrupt<br />

bremsen müssen, weil ein schwarzes<br />

Auto rückwärts vonder Böttgerstraße<br />

auf die Pankstraße gefahren<br />

sei, so die Polizei. DerAutofahrer<br />

fuhr unerkannt weg.<br />

Straßenbahnhaltestelle gerammt.<br />

Einbetrunkener Autofahrer ist am<br />

frühen Sonntag in Weißensee mit einem<br />

Firmenwagen in eine Straßenbahnhaltestelle<br />

in der <strong>Berliner</strong> Allee<br />

gefahren. Eine Atemalkoholkontrolle<br />

ergab nach Polizeiangaben einenWert<br />

von1,7 Promille.Der Mann<br />

blieb unverletzt, die Haltestelle<br />

wurde beschädigt. Die<strong>Berliner</strong> Allee<br />

war etwa 1,5 Stunden lang gesperrt.<br />

Autos mit Stahlkugeln beschossen.<br />

In Charlottenburgsind am Freitagabend<br />

Stahlkugeln auf Autos abgefeuertworden.<br />

Eine der Kugeln soll<br />

die hintereScheibe eines Kleinbusses<br />

durchschlagen haben, teilte die<br />

Polizei mit. Einelfjähriges Kind, das<br />

dortsaß, blieb glücklicherweise unverletzt.<br />

In der Nähe des Tatorts entdeckten<br />

die Beamten den Angaben<br />

zufolge kurzdarauf drei Menschen<br />

in einer Böschung. DiePolizisten<br />

wollen eine 27-Jährige dabei beobachtet<br />

haben, wie sie mit einer Waffe<br />

zwei Schüsse in Richtung Saatwinkler<br />

Damm abgegeben hat. DiePolizei<br />

beschlagnahmte die mit Stahlkugeln<br />

geladene Druckgaswaffe.Die Frau<br />

und die Männer im Alter von17und<br />

33 Jahren kamen in Gewahrsam.<br />

Nicht nur zu schnell und betrunken.<br />

EinAutofahrer ist in Charlottenburg<br />

betrunken und ohne Führerschein<br />

doppelt so schnell wie erlaubt gefahren.<br />

Der32-Jährige war am frühen<br />

Sonnabend mit 166 Stundenkilometernstatt<br />

der erlaubten 80 auf der<br />

Bundesautobahn 100 unterwegs,<br />

teilte die Polizei mit. Eine Zivilstreife<br />

der Autobahnpolizei überprüfte den<br />

Mann, der keinen gültigen Führerschein<br />

hatte.Ein freiwilliger Atemalkoholtest<br />

ergab den Angaben zufolge<br />

einen Wert vonfast einer Promille.Außerdem<br />

soll der Mann einen<br />

falschen Namen angegeben haben.<br />

Mehrere Menschen beleidigt.<br />

Beider Polizei sind am Wochenende<br />

mehrereAnzeigen wegen Beleidigungen<br />

eingegangen. Ein22-Jähriger<br />

sei am Sonntagmorgen in Friedrichshain<br />

homophob beschimpft<br />

und körperlich attackiertworden.<br />

Am Sonnabend beschimpfte ein<br />

Mann eine 33-Jährige,die komplett<br />

verschleiertwar,sowie ihrevier Kinder<br />

in Tempelhof fremdenfeindlich.<br />

Als ein Zeuge ihn zur Rede stellen<br />

wollte,flüchtete er.Blutig endete ein<br />

Zwischenfall am Freitag in Alt-Hohenschönhausen.<br />

Nach Polizeiangaben<br />

griff ein Hundebesitzer eine Familie<br />

zunächst verbal an, anschließend<br />

hetzte er seinen Bullterrier auf<br />

den Familienvater.Der Mann wurde<br />

nicht nur gebissen, der Hundehalter<br />

trat und schlug ihn obendrein. Der<br />

Angreifer kam kurzzeitig in Polizeigewahrsam.<br />

In allen drei Fällen ermittelt<br />

der Staatsschutz. (dpa, BLZ)<br />

Wie ein Popstar:Beim Tagder offenen Tür der Bundesregierung ist Kanzlerin Angela Merkelnatürlich die Hauptattraktion.<br />

Durch den Regen zum Minister<br />

Beatmungspatienten aus ganz Deutschland protestieren vor dem Gesundheitsministerium gegen Reformpläne<br />

VonKerstin Hense<br />

Sie drücken die Hupen ihrer E-<br />

Rollstühle und halten Transparente<br />

hoch. Die meisten Demonstranten,<br />

die sich am Sonntag vor<br />

dem Gesundheitsministerium versammeln,<br />

können sich nicht anders<br />

artikulieren, weil sie schwer krank<br />

sind, keine Stimme mehr haben und<br />

als Spätfolge eines Unfalls beispielsweise<br />

beatmet werden müssen. Sie<br />

sind aus ganz Deutschland gekommen,<br />

um gegen die Reformpläne von<br />

Jens Spahn zu protestieren, und haben<br />

den Tagder offenen Regierung<br />

für sich genutzt, um auf ihre Misere<br />

aufmerksam zu machen.<br />

Bitte lächeln<br />

Zum 21. Mal lädt die Bundesregierung zum Tagder offenen Tür und lockt vor allem Berlinbesucher an<br />

VonJulia Haak<br />

Die siebenjährige Lilli hat<br />

an der Sicherheitskontrolle<br />

vor dem Kanzleramt<br />

erst mal eine ganz<br />

wichtige Frage an die Sicherheitsbeamtinnen.<br />

„Warum muss Papa<br />

sich denn woanders anstellen als<br />

Mama und ich?“, will sie wissen. Lilli<br />

ist mit ihren Eltern für ein paar Tage<br />

aus Nürnberg nach Berlin gekommen.<br />

Am Sonntag wollen sie sich das<br />

Kanzleramt von innen ansehen –<br />

und das geht nur deshalb, weil ihr<br />

Berlin-Aufenthalt und der Tagder offenen<br />

Tür der Bundesregierung zusammenfallen.<br />

So geht es offenbar vielen, die am<br />

Wochenende vor und in den Ministerien<br />

und dem Kanzleramt anzutreffen<br />

sind. Berlinbesucher scheinen<br />

in der Mehrheit zu sein, Einwohner<br />

der Stadt sind deutlich seltener.<br />

Mehr als 800 Veranstaltungen<br />

Zum 21. Mal öffnete die Regierung<br />

die sonst versperrten Bereiche für<br />

die Bürger. Mehr als 100 000 Besucher<br />

nutzen jedes Jahr die Gelegenheit.<br />

Es ist ein großes Ereignis mit<br />

mehr als 800 Veranstaltungen im<br />

Kanzleramt und den 14 Ministerien.<br />

Lilli interessiert sich allerdings<br />

erst einmal für die Zettel, die über<br />

den Schleuseneingängen hängen. Es<br />

sind Piktogramme für Männer und<br />

Frauen. Während sich Lilli und ihre<br />

Mutter für den Sicherheitscheck dort<br />

anstellen müssen, wo die schwarze<br />

Figur ein Kleid trägt, wird ihr Vater<br />

gebeten, sich mit anderen Männern<br />

links anzustellen. Das findet Lilli<br />

seltsam. DieFraueninUniformsind<br />

allerdings über ihreFrage entzückt.<br />

Hohe Sicherheit: Lange Schlangen am Bundesinnenministerium.<br />

Was kaum jemand weiß: Nach<br />

den neuen Gesetzesplänen sollen<br />

Beatmungspatienten nur noch in<br />

Ausnahmefällen eine Intensivpflege<br />

in der eigenen Wohnung erhalten<br />

und künftig in Pflegeeinrichtungen<br />

versorgt werden. Der Verein Ability<br />

Watch, der zu dem Protest aufrief,<br />

schreibt auf seiner Homepage: „Der<br />

Gesetzesentwurf missachtet die<br />

Würde von Menschen, dringt in ihrenAlltag<br />

ein und diskriminiertsie.“<br />

So sieht das auch Barbara Carus.<br />

Die62-jährige <strong>Berliner</strong>in sieht durch<br />

die Novelle ihre Selbstbestimmung<br />

in Gefahr.„Bevor ich ins Heim gehe,<br />

möchte ich lieber gleich sterben“,<br />

sagt BarbaraCarus.Wenn sie spricht,<br />

Sie sagen, dass sie rausfinden<br />

müssen, ob jemand eine Waffe dabei<br />

hat und dass Frauen die Frauen abtasten<br />

und Männer die Männer.<br />

Letzteres leuchtet Lilli zwar nicht<br />

ein, aber dass man keine Waffe zur<br />

Bundeskanzlerin mitnimmt, schon.<br />

Es sind vor allem die kleinen<br />

Dinge, die ganz praktischen, die die<br />

Leute an diesem Taginteressieren.<br />

Im Kanzleramt schlendernsie durch<br />

die Räume und den Garten. Sie sehen<br />

sich den Dienstwagen der Kanzlerin<br />

und den Helikopter an. Setzen<br />

sich im internationalen Konferenzsaal<br />

mal probehalber auf die Stühle,<br />

auch wenn das nicht erwünscht ist.<br />

Diskutieren, warum der eine Raum<br />

groß und der andereklein ist.<br />

Vorden Porträts der ehemaligen<br />

Bundeskanzler bleibt Lilli entgeistert<br />

stehen. Helmut Kohl im blauen Anzug,<br />

Gerhard Schröder ganz in Gold<br />

–aber keine Frau. Dabei hatte Lilli<br />

gedacht, Kanzler seien immer, oder<br />

aber zumindest fast immer, Frauen<br />

wie Angela Merkel. So kann man sich<br />

irren. Man kann an Lillis Reaktion<br />

auch etwas anderes ablesen: Nach<br />

fast 14 Jahren mit einer Kanzlerin<br />

wächst eine Generation heran, für<br />

die das selbstverständlich ist.<br />

Mit dabei an diesem Tagsind natürlich<br />

auch Minister und Staatsse-<br />

BERLINER ZEITUNG/WÄCHTER<br />

Jens Spahn spricht mit der schwer<br />

kranken Barbara Carus.<br />

BLZ/WÄCHTER<br />

DPA/MICHAEL KAPPELER<br />

kretäre –und die Kanzlerin in echt<br />

und nicht als Bild. Als Angela Merkel<br />

am Nachmittag die Gäste begrüßt,<br />

sind Hubschrauber und Dienstwagen<br />

uninteressant. Die Gästen zücken<br />

ihreMobiltelefone und fotografieren.<br />

Ein Handyfoto von der Kanzlerin,<br />

das ist schon etwas.<br />

Benachbarte Ministerien müssen<br />

anderweitig für Spektakuläres sorgen.<br />

Das Bundesinnenministerium<br />

um die Ecke hat die GSG 9der Bundespolizei<br />

als Attraktion des Tages<br />

vorgesehen. Diese fällt dann am Vormittag<br />

aber erst mal aus. Eigentlich<br />

waren gleich drei Demonstrationssprünge<br />

der Spezialeinheit vorgesehen.<br />

Aber es nieselt, und der Himmel<br />

ist bedeckt. So könnten die Fallschirmspringer<br />

nicht sicher landen,<br />

sagt Herr Rebel von der Bundespolizei.<br />

Er stehtimAtrium des Ministeriums<br />

und spricht in ein Mikrofon.<br />

Vielleicht am Nachmittag, tröstet er<br />

die Anwesenden.<br />

Zeitraubende Sicherheitskontrolle<br />

Es sind ohnehin nur wenige Besucher<br />

in dem Gebäude des Ministeriums<br />

mit dem burgartigen, abweisenden<br />

Äußeren. Eigentlich erstaunlich,<br />

erstreckt sich doch vor der Tür<br />

des Ministeriums eine lange<br />

Schlange wartender Menschen.<br />

Aber das kann natürlich auch an<br />

der zeitraubenden Sicherheitskontrolle<br />

liegen, die hier besonders intensiv<br />

ausfällt. Tasche,Jacke,Schirm,<br />

alles wird durchleuchtet, Stiefel ausziehen,<br />

und dann befühlt eine Beamtin<br />

jede Falte in der Kleidung.<br />

„Gleiche Sicherheitsstufe wie am<br />

Flughafen“, verrät die Polizistin. Allerdings<br />

seien sie hier gründlicher,<br />

behauptet sie dann. Das mag als<br />

Werbung für die eigene Gründlichkeit<br />

gemeint sein. Doch im Hinblick<br />

auf die nächste Flugreise wirkt die<br />

Aussagedocheher beunruhigend.<br />

Julia Haak<br />

hat lauter gut gelaunte<br />

Menschen getroffen.<br />

hört essich an, als würde sie lallen.<br />

Sieerhielt vorzweiJahren die niederschmetternde<br />

Diagnose ALS. Die<br />

amyotrophe Lateralsklerose zerstört<br />

ihre Muskulatur und nimmt ihr die<br />

Stimme. Tagsüber und auch nachts<br />

muss die Schwerkranke stundenweise<br />

beatmet werden.<br />

Zusammen mit etwa 300 Demonstranten<br />

harrt Barbara Carus<br />

am Sonntag vordem Ministerium im<br />

Regen aus. Nach zwei Stunden gelangt<br />

sie doch noch hinein und trifft<br />

sogar den Gesundheitsminister. „Er<br />

hat mir versprochen, dass er sich<br />

kümmern wird und ich zu Hause<br />

bleiben kann.“ Für BarbaraCarus ist<br />

das ein erster Erfolg.<br />

Linke wehrt<br />

sich gegen<br />

Vorwürfe<br />

Schubert verteidigt<br />

Wohnungsbau gegen Kritik<br />

VonStefan Kruse und Anna Ringle<br />

Berlins Linke-Vorsitzende Katina<br />

Schubert hat sich gegen Kritik<br />

der Koalitionspartner SPD und<br />

Grüne gewehrt, ihre Partei messe<br />

demWohnungsbau zu wenig Bedeutung<br />

bei. „Die Linke bremst nicht“,<br />

sagte Schubert der Deutschen<br />

Presse-Agentur. Ganz im Gegenteil:<br />

Unter Verantwortung der zuständigen<br />

Senatorin Katrin Lompscher<br />

(Linke) seien in den letzten Jahren so<br />

viele Wohnungen wie schon lange<br />

nicht mehr gebaut worden. Unddas<br />

gehe auch weiter.<br />

„Aber das alleine kann es eben<br />

nicht sein“, so Schubert weiter. „Es<br />

ist eben nicht so,dass man nur möglichst<br />

viele Wohnungen auf den<br />

Markt schmeißt und dann die Mieten<br />

sinken. So funktioniertder Wohnungsmarkt<br />

nicht.“ Der Marktmechanismus<br />

von Angebot und Nachfrage<br />

komme bei Wohnungen schon<br />

deshalb nicht zum Tragen, weil<br />

Grund und Boden begrenzt und daher<br />

nicht beliebig vermehrbar seien.<br />

„Und deswegen sagen wir, Neubau<br />

ist genauso wichtig wie eine Stabilisierung<br />

der Mieten oder eine<br />

Senkung, da wo es notwendig ist“, so<br />

Schubert. „Deswegen wollen wir den<br />

Mietendeckel.“<br />

Linke für Enteignung<br />

WeitereSäulen der Wohnungspolitik<br />

ihrer Partei seien Verdichtungskonzepte<br />

–etwa Wohnungsbau über Supermärkten<br />

oder Garagen –und der<br />

Ankauf durch kommunale Gesellschaften.<br />

DieLinke unterstützeauch<br />

die Enteignung großer Unternehmen,<br />

die Wohnungen als Handelsware<br />

betrachteten und rein renditeorientiertwirtschafteten.<br />

SPD,Linke und Grünehabenlaut<br />

Koalitionsvertrag bis 2021 das Ziel,<br />

etwa 30 000 zusätzliche kommunale<br />

Wohnungen zu bauen. DasZiel wird<br />

wohl mit 26 000 bis dahin gebauten<br />

Wohnungen verfehlt. Da der Druck<br />

durch steigende Mieten und anhaltenden<br />

Zuzug aber wächst, wächst<br />

die Unruhe in derKoalition.<br />

So hatte der Regierende Bürgermeister<br />

Michael Müller (SPD) vor<br />

knapp vier Wochen die Verabschiedung<br />

des Stadtentwicklungsplanes<br />

Wohnen 2030 (Step) gestoppt und so<br />

Linke und Grüne verärgert. Senatorin<br />

Lompscher hat in ihrer Vorlage<br />

auch das Ziel verankert, bis 2030<br />

etwa 200 000 Wohnungen in der<br />

Hauptstadt zu bauen. Müller ist das<br />

angesichts der wachsenden Einwohnerzahl<br />

aber zu wenig ambitioniert.<br />

Er forderte Nachbesserungen.<br />

Schubert kritisierte Müllers Vorgehen.<br />

„Es macht keinen Sinn, mal<br />

eben noch ein paar weitereEntwicklungsgebiete<br />

auszuweisen“, sagte<br />

sie. „Denn dadurch bekommen wir<br />

noch lange nicht mehr Planer, Ingenieure<br />

oder Baufirmen.“ Momentan<br />

sei der Markt hier quasi leer gefegt.<br />

„Das ist nichts, was man aus dem<br />

Hut zaubert.“ Schubert zufolge ist<br />

der Step Wohnen 2030 am kommenden<br />

Dienstag wieder auf der Tagesordnung<br />

im Senat. „Ich gehe davon<br />

aus,dass er dann beschlossen wird.“<br />

DemVernehmen nach wurde am<br />

Entwurf selbst nichts geändert. Er<br />

soll aber durch eine Besprechungsunterlage<br />

ergänzt werden, auf der<br />

Maßnahmen zur Beschleunigung<br />

desWohnungsbaus aufgelistet sind.<br />

Schubert zufolge arbeitet die<br />

Linke darüber hinaus am Entwurf<br />

für ein „Bodensicherungsgesetz“.<br />

„Zielist,dass öffentlicher Grundund<br />

Boden nicht mehr verkauft wird,<br />

sondernallenfalls auch an Privatein<br />

Erbpacht vergeben wird.“ Auf diese<br />

Weisesei dieVerfügbarkeitfür dieöffentliche<br />

Hand immer gegeben, was<br />

Spekulationen eindämmen solle.<br />

Mit SPD und Grünen sei dies<br />

nicht abgestimmt. „Aber ich wüsste<br />

nicht, was von Seiten der Koalition<br />

dagegen sprechen würde.“ (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 15 *<br />

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Brandenburg<br />

Schlössernacht<br />

war ein<br />

Erfolg<br />

Insgesamt 36000 Besucher.<br />

Sonnabend war ausverkauft<br />

Nach dem Ende der Potsdamer<br />

Schlössernacht haben die Veranstalter<br />

eine positive Bilanz gezogen.<br />

Der Samstagabend sei ausverkauft<br />

gewesen, am Freitag seien<br />

mehr Besucher gekommen als im<br />

Vorjahr, teilten die Kultur im Park<br />

GmbH und die Stiftung Preußische<br />

Schlösser und Gärten mit. An beiden<br />

Tagen kamen knapp 36 000 Besucher.<br />

Damit hat sich aus Sicht der<br />

Veranstalter das Konzept, die Schlössernacht<br />

an zwei Abenden zu veranstalten,<br />

bereits etabliert.<br />

Motto war in diesem Jahr die Kultur<br />

und LebensartItaliens.Gebäude,<br />

Skulpturen und Landschaft wurden<br />

kunstvoll erleuchtet und bildeten die<br />

Kulisse für Kammermusik, Theater<br />

und Kleinkunst. Bei Lesungen sorgten<br />

unter anderem Moderator und<br />

Autor Max Moor sowie Schauspielerin<br />

Katharina Thalbach für literarische<br />

Unterhaltung. Ein Highlight<br />

war die Feuer- und Lichtinszenierung.<br />

(dpa)<br />

GEWINNZAHLEN<br />

Lottozahlen: 2-6-9-28-33-45<br />

Superzahl: 0<br />

Spiel 77: 3350693<br />

Landeslotterie Super 6: 736880<br />

Glücksspirale: (Gewinner nach Endziffern)<br />

9=10Euro<br />

26 =25Euro<br />

969 =100 Euro<br />

8378 =1000 Euro<br />

93331 =10000 Euro<br />

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Prämie: Monatliche „Sofortrente“ in Höhe von<br />

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0336241 gewinnt Mini Cooper Cabrio<br />

3202827 gewinnt Mini Cooper Countryman<br />

5326771 gewinnt Türkei-Reise<br />

0921865 gewinnt Mosel-Reise<br />

Prämienziehung (nur für Mega-Lose):<br />

4642104 gewinnt 1000000 Euro<br />

420098 gewinnt 100000 Euro<br />

41531 gewinnt 10000 Euro<br />

7334 gewinnt 1000 Euro<br />

89 gewinnt 10 Euro<br />

Alle Angaben ohne Gewähr!<br />

Mehr Geld gegen Wölfe<br />

Das Land hat 1,6 Millionen Euro für Schäden durch die Tiere ausgegeben oder für den Schutz vor ihnen<br />

VonManfred Rey und<br />

Jens Blankennagel, Potsdam<br />

Esgibt derzeit zwei Tiere, die<br />

vielen Leuten auf dem<br />

Lande als die größte Gefahr<br />

gelten: Wölfe und Biber.<br />

Vertreter beider Tierarten richten<br />

reichlich Schäden an. DieWölfe fressen<br />

nicht nur Rehe oder Hirsche,<br />

sondern die Raubtiere reißen gern<br />

mal Schafe oder Kälber und schädigen<br />

damit Landwirte. Die Biber wiederum<br />

bauen Dämme, umWasser<br />

anzustauen, damit ihreBiberburgen<br />

immer schön im Wasser sind. Auch<br />

dadurch entstehen etlichen Bauern<br />

erhebliche Schäden. Es gibt nicht<br />

nur Landwirte, die fordern, dass die<br />

streng geschützten Tierarten endlich<br />

leichter erlegt werden dürfen.<br />

Das Land lässt sich den Schutz<br />

vor Schäden, der durch Wölfe und<br />

Biber entsteht, einiges kosten. Von<br />

2017 bis Juli dieses Jahres wurden<br />

etwa 1,63 Millionen Euro Haushaltsmittel<br />

für Schutzmaßnahmen ausgezahlt.<br />

Das geht aus der Antwort<br />

des Potsdamer Agrarministeriums<br />

auf eine Anfrage aus der CDU-Landtagsfraktion<br />

hervor.<br />

Die EU bietet auch Geld an<br />

In der seit Anfang 2018 geltenden<br />

neuen Wolfsverordnung ist auch der<br />

Abschuss sogenannter Problemwölfe<br />

vorgesehen. Bislang gab es nur<br />

einen Abschuss.Sechs Tiere, die verletzt<br />

oder unheilbar krank waren,<br />

wurden eingeschläfert.<br />

Nach amtlichen Angaben leben<br />

in Brandenburg derzeit etwa 300<br />

Wölfe und bis zu 3500 Biber. Seit<br />

2015 ist mit einer neuen Biberverordnung<br />

der Abschuss der Nager erlaubt.<br />

Seither wurden vonden unteren<br />

Naturschutzbehörden etwa 90<br />

Biberabschüsse gemeldet.<br />

Die Brandenburger Landesregierung<br />

setzt vor allem darauf, den Betroffenen<br />

die Schäden zu ersetzen.<br />

Das gilt auch für Schäden durch Biber<br />

oder für Fische, die sich Kormorane<br />

oder Reiher aus den Teichwirtschaften<br />

geholt haben.<br />

Das meiste Geld wird allerdings<br />

nicht für Tiere ausgegeben, die von<br />

den Wölfen oder Vögeln gefressen<br />

wurden, sondernfür die Prävention.<br />

Dabei geht es vor allem darum, die<br />

Nutztiere der Landwirte vor den<br />

Wölfen zu schützen. Die Haushaltsmittel<br />

für den Schutz stiegen von<br />

650 000 Euro 2017 auf 1,56 Millionen<br />

Euro im laufenden Jahr. Für 2020<br />

sind eine halbe Million Euro vorgesehen,<br />

die Summe kann aber bei Bedarf<br />

auch erhöht werden. Der weitaus<br />

größte Teil entfiel bisher auf den<br />

Schutz von Herden vor Wölfen. In<br />

Im Land Brandenburg leben bundesweit die meisten Wölfe.<br />

Erste Tiere: Etwa ab dem<br />

Jahr 2000 kamen immer<br />

wieder einzelne Wölfe von<br />

Polen nach Sachsen. Zu<br />

DDR-Zeiten wurden solche<br />

Wölfe meist erlegt. Einigeder<br />

streng geschützten Tiere ließen<br />

sich auf den weitläufigenehemaligen<br />

Truppenübungsplätzen<br />

nieder,bildeten<br />

Rudel und bekamen dort<br />

ungestörtJunge.<br />

WOLFSLAND<br />

Brandenburg: Als die Reviere<br />

in Sachsen zu klein für<br />

neue Rudel wurden, wanderten<br />

Jungtiere nach Brandenburg<br />

und ließen sich dort<br />

nieder.Offiziell gibt es derzeit<br />

76 Wolfsrudel in<br />

Deutschland: 26 in Brandenburg,18inSachsen,<br />

13<br />

in Niedersachsen, 11 in<br />

Sachsen-Anhalt. Ein Rudel<br />

umfasst meist 5bis 10 Tiere.<br />

IMAGO IMAGES<br />

Wolfsfreie Gebiete: Die<br />

Gegner der Wölfe fordern,<br />

dass die Richtlinien für den<br />

Abschuss vonWölfen, die<br />

ihre natürliche Scheu vor<br />

Menschen verloren haben,<br />

gelockertwerden. 52 brandenburgische<br />

Städte und<br />

Gemeinden haben sich inzwischen<br />

auf Initiativedes<br />

Bauernbundes selbst zu<br />

„wolfsfreien Zonen“ erklärt.<br />

den „technischen Herdenschutz“,<br />

vor allem den Kauf von Elektrozäunen,<br />

flossen etwa 1,43 Millionen<br />

Euro.Kauf und Ausbildung vonHerdenschutzhunden<br />

kostete das Land<br />

weitere56000 Euro.<br />

Das Problem ist, dass die Landwirte<br />

in jenen Regionen, in denen<br />

Wölfe heimisch sind, sehr viel Geld<br />

ausgeben müssen für die Schutzmaßnahmen<br />

ihrer meist sehr großen<br />

Weiden. Es müssen recht hohe Elektrozäune<br />

sein, damit die Wölfe nicht<br />

darüber hinweg springen können,<br />

und sie müssen auch so im Erdreich<br />

verstärkt sein, dass sich die Wölfe<br />

nicht durchgraben können.<br />

Neben dem Geld vom Land steht<br />

künftig auch EU-Geld zur Verfügung.<br />

Um die Schäden der Schäfer und<br />

Landwirte am Nutztierbestand zu<br />

verringern, hat die Europäische Kommission<br />

zu Beginn dieses Jahres die<br />

Förderung von Investitionen in den<br />

Schutz vorWölfen vonbislang 80 auf<br />

100 Prozent der Anschaffungskosten<br />

angehoben. Die Länder wurden aufgefordert,<br />

davon Gebrauch zu machen<br />

und die nationalen Förderbestimmungen<br />

anzupassen.<br />

Brandenburg strebt nun an, dass<br />

auch Unterhaltskosten, wie Hundefutter<br />

und Ausgaben für Tierarztbesuche,<br />

inden Förderkatalog aufgenommen<br />

werden. Eine Entscheidung<br />

des Bundes stehe noch aus, so<br />

das Potsdamer Agrarministerium.<br />

Einheitliche Regelungen gefordert<br />

Druck auf die Bundesregierung übt<br />

auch ein Bündnis vonmehr als zehn<br />

Verbänden von Herdenhaltern,<br />

Schäfernund Naturschützernaus.In<br />

ihren Mitte Juni veröffentlichten<br />

Empfehlungen zum Herdenschutz<br />

fordernsie einheitliche Bestimmungen<br />

für die Tötung von Wölfen, die<br />

Nutztiere von Bauern angreifen und<br />

deren Schutzmaßnahmen überwinden.<br />

Eine Rahmenregelung des Bundes<br />

könnte mehr Sicherheit schaffen<br />

und zu einer tragfähigen Koexistenz<br />

beitragen, erklärten die Unterzeichner.Ineinem<br />

Anhang empfehlen sie<br />

Maßnahmen zum Schutz verschiedener<br />

Tierarten vorWolfsangriffen.<br />

In Brandenburgwurden seit 2017<br />

bis Mitte dieses Jahres etwa 340 Anträge<br />

für vorbeugende Maßnahmen<br />

zum Schutz vor Schäden durch<br />

Wölfe und Biber gestellt.<br />

Sieben Anträge kommen von<br />

Teich- und Fischwirten, die möglichen<br />

Schäden vorbeugen wollen, die<br />

durch geschützte Tierarten wie Kormorane,<br />

Silber- und Graureiher,<br />

Fischotter und Biber entstehen. Laut<br />

Ministerium wurden bislang 280 Anträge<br />

bewilligt, 13 zurückgezogen<br />

und sechs abgelehnt.<br />

NACHRICHTEN<br />

Internes Gutachten zu<br />

Auto-Nummern-Erfassung<br />

DasPortal Netzpolitik.orghat ein internes<br />

Gutachten aus dem Brandenburger<br />

Innenministerium veröffentlicht,<br />

das die umstrittene Kennzeichenspeicherung<br />

im Land als unverhältnismäßig<br />

und illegal bewertet.<br />

DasInnenministerium reagierte auf<br />

die Veröffentlichung und betonte,<br />

dass es sich bei dem internen Papier<br />

um die Auffassung einzelner Mitarbeiter<br />

handele.Die Position des Ministeriums<br />

entspräche dem im Juni<br />

vorgelegten abschließenden Prüfbericht,<br />

nach dem die Erfassung und<br />

Speicherung vonAutokennzeichen<br />

nicht zu beanstanden sei. DieBrandenburger<br />

Polizei leitete ein Ermittlungsverfahren<br />

wegen des Verdachts<br />

des Geheimnisverrats ein. Mitdem<br />

Erfassungssystem KESY registriert<br />

die Polizei Kennzeichen vorbeifahrender<br />

Autos –allerdings nur auf Anordnung<br />

der Justizbehörden, wie das<br />

Innenministerium im Maierklärte.<br />

Wiebekannt wurde,wurden 2018 in<br />

Brandenburgtäglich Kennzeichen<br />

erfasst. Derzeit gibt es Geräte an<br />

neun Standorten im Land. (dpa)<br />

Sechs Schwerverletzte<br />

wegen Sekundenschlafs<br />

Weil ein 25-Jähriger kurzamSteuer<br />

einschlief, hat er auf der Autobahn<br />

A2im Kreis Potsdam-Mittelmarkeinen<br />

schweren Unfall verursacht. Er<br />

fuhr wegen des Sekundenschlafs auf<br />

das Auto vorihm auf. Wiedie Polizei<br />

am Sonntag mitteilte kamen beide<br />

Wagen vonder Fahrbahn ab.Das<br />

Auto des Unfallverursachers durchbrach<br />

einen Wildschutzzaun und<br />

kam erst nach 100 Meternzum Stehen.<br />

DerandereWagen überschlug<br />

sich. Beide Fahrer und vier weitere<br />

Insassen wurden verletzt und kamen<br />

ins Krankenhaus. (dpa)<br />

VSchellnhuber bietet sich<br />

als Klimaminister an<br />

DerPotsdamer Klimaforscher Hans<br />

Joachim Schellnhuber schließt ein<br />

Ministeramt nach der Landtagswahl<br />

in Brandenburgnicht aus.Die Zeiten<br />

seien außergewöhnlich. „Dakommt<br />

man dann auch als emeritierter Professor<br />

ins Grübeln, ob man nicht<br />

selbst in die politische Bütt steigen<br />

sollte,umdas endlich umzusetzen<br />

helfen, was die Wissenschaft immer<br />

dringlicher empfiehlt“, sagte der 69-<br />

Jährige den „otsdamer Neusten<br />

Nachrichten. Unabhängig davon sei<br />

er bereit, die demokratischen Parteien<br />

nach derWahl am 1. September<br />

zur Klimakrise zu beraten.“ (dpa)<br />

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16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019<br />

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Lokalsport<br />

Ein Klub will nach oben<br />

Regionalligist <strong>Berliner</strong> AK ist die dritte Kraft im <strong>Berliner</strong> Fußball. Er strebt ins Profigeschäft, doch die Konkurrenz ist groß und der Wegbeschwerlich<br />

VonMichael Jahn<br />

Als Mehmet Ali Han am<br />

Sonnabendmittag das<br />

Zoschke-Stadion in Lichtenberg<br />

betrat, war der 53-<br />

Jährige bester Laune. Der Präsident<br />

des Regionalligisten <strong>Berliner</strong> AK,<br />

wichtigster Geldgeber und Kopf des<br />

Vereins,war gerade aus dem Türkei-<br />

Urlaub zurückgekehrt. Der Bauunternehmer<br />

zeigte sich gut erholt,<br />

braungebrannt und mit schicker<br />

Sonnenbrille. „Das ist mein erstes<br />

Spiel, das ich in dieser Saison sehe“,<br />

sagte Ali Han und tippte einen 2:1-<br />

Auswärtssieg für den BAK. Damit lag<br />

er aber falsch. Sein Team verlor gegen<br />

Lichtenberg47mit 0:1.<br />

Zuvor hatte der BAK drei Saisonsiege<br />

geschafft und thronte an der<br />

Tabellenspitze. Bischofswerda (4:2),<br />

Union Fürstenwalde (2:0 auswärts)<br />

und Germania Halberstadt (2:1) warenbezwungen<br />

worden, was die verbale<br />

Offensive der BAK-Verantwortlichen<br />

bestätigte. Trainer Ersan Parlatan<br />

hatte gesagt:„Für uns ist in dieser<br />

Spielzeit vieles, wenn nicht alles<br />

drin.“ Auch Mehmet Öztürk, der<br />

Sportliche Leiter, sprach vom Aufstieg<br />

als großem Ziel, schränkte aber<br />

vordem Anpfiff im Zoschke-Stadion<br />

ein: „Wir wollen aufsteigen, müssen<br />

aber nicht. Mit Nordhausen, Lok<br />

Leipzig und Cottbus gibt es weitere<br />

Kandidaten, die in die Dritte Liga<br />

wollen.“<br />

Schlitzohrige Bemerkung<br />

Die jüngere Geschichte des <strong>Berliner</strong><br />

AK ist typisch für die vierte deutsche<br />

Spielklasse. Für Vereine, die den<br />

Amateurstatus hinter sich lassen<br />

und in den reinen Profifußball wechseln<br />

wollen. Die gegen gleichgesinnte<br />

Konkurrenz Rückschläge einstecken<br />

müssen und trotzdem weiter<br />

machen, ihre Ambitionen nicht<br />

aufgeben. Weil sie vonihrem Projekt<br />

überzeugt sind. Wie Ali Han beim<br />

<strong>Berliner</strong> AK. DerPräsident nahm am<br />

Wochenende das Wort Aufstieg nicht<br />

in den Mund, sagte lieber schlitzohrig:<br />

„Wir wollen in jedem Spiel ein<br />

Tormehr schießen als der Gegner!“<br />

Was nichts anderes heißt, als am<br />

Ende ganz oben in der Tabelle zu stehen.<br />

Schon einmal, in der Spielzeit<br />

2015/16, war der BAK ganz nah am<br />

Hat den Traum vom Profigeschäft noch nicht aufgegeben: BAK-Präsident Mehmet Ali Han<br />

Aufstieg gewesen. Punktgleich mit<br />

dem FSV Zwickau fehlte am Ende ein<br />

einziges Tor, um die Dritte Liga zu erreichen.<br />

Nach Platz drei hinter Cottbus<br />

und Nordhausen 2017/18 und<br />

Rang zwei hinter Chemnitz 2018/19<br />

soll nun die Meisterschaft gewonnen<br />

werden.<br />

Nach der Niederlage gegen Lichtenberg<br />

war die gute Laune des Präsidenten<br />

im Zoschke-Stadion zunächst<br />

mal verschwunden. Lange<br />

stand er mit seinem Sportchef Öztürk,<br />

seit Juni 2017 im Amt, zusammen,<br />

diskutierte und suchte nach<br />

den Ursachen der überraschenden<br />

Niederlage durch einen Kopfballtreffer<br />

durch David Hollwitz (40.) für den<br />

kampfstarken Aufsteiger in Lichtenberg.<br />

Nach demVerlust der Tabellenspitze,<br />

die nun der noch unbesiegte<br />

„Wir wollen aufsteigen, müssen aber nicht.<br />

Mit Nordhausen, Lok Leipzig und Cottbus<br />

gibt es weitere Kandidaten,<br />

die in die Dritte Liga wollen.“<br />

Mehmet Öztürk ist als Sportlicher Leiter des Regionalligisten <strong>Berliner</strong> AK bemüht,<br />

keinen unnötigen Druck auf die eigene Mannschaft aufzubauen.<br />

1. FC Lok Leipzig vor dem starken<br />

BFC Dynamo innehat.<br />

Auch BAK-Trainer Parlatan haderte<br />

mit dem Auftritt seines Teams:<br />

„Die ersten 20 Minuten waren gut.<br />

Da kam nie das Gefühl auf, dass es<br />

für uns gefährlich werden könnte.<br />

Später haben wir das Tempo verschleppt.<br />

Das ist ein bitterer Moment<br />

für uns.“<br />

Nach gut einer Stunde hatte der<br />

bullige AbuBakarr Kargbo,26, einen<br />

Handelfmeter für den BAK verschossen<br />

und über das Tor des starken<br />

Lichtenberger Keepers Niklas Wollertgejagt.<br />

Torjäger Kargbo traf in der<br />

BLZ/MARKUS WÄCHTER<br />

Vorsaison 16-mal für den BAK und<br />

gab 2018 sein Debüt in der Nationalelf<br />

von Sierra Leone. Erhat ebenso<br />

eine Vergangenheit bei Hertha BSC<br />

wie Abwehrmann Shawn Kauter.<br />

Der<strong>Berliner</strong> AK wirdtrotz der ersten<br />

Niederlage weiter ganz oben mitmischen.<br />

Da sind sich Trainer,Sportchef<br />

und Präsident sicher. Die<br />

Mannschaft ist ausgeglichen besetzt<br />

mit vielen erfahrenen Spielern. Parlatan,<br />

42, der 2018 die Fußball-Lehrer-Ausbildung<br />

beim DFB erfolgreich<br />

beendete und den praktischen<br />

Teil bei Christian Streich beim SC<br />

Freiburg absolvierte, ist kein Mann<br />

für fußballerisches Mittelmaß. Er<br />

glaubt, dass seine Mannschaft physisch<br />

stärker ist als im Vorjahr,„vielleicht<br />

individuell nicht so elegant“.<br />

Bislang spielte der <strong>Berliner</strong> AK nicht<br />

besonders attraktiv,aber meist effektiv.<br />

DieMannschaft aus Moabit hat es<br />

zur dritten Kraft im <strong>Berliner</strong> Fußball<br />

hinter Hertha BSC und dem 1. FC<br />

Union gebracht. Dennoch fristet der<br />

Klub in der Öffentlichkeit ein eher<br />

bescheidenes Dasein. Ins Poststadion<br />

kommen selten mehr als 500<br />

Zuschauer zu den Heimspielen.<br />

„Wir investieren viel, arbeiten seriös<br />

und meist erfolgreich“, sagt<br />

Han, „aber wir bekommen wenig zurück.“<br />

Sportchef Öztürk, der einst bei<br />

Altay Izmir in der ersten türkischen<br />

Liga spielte, glaubt, dass die sportliche<br />

wie kulturelle Vielfalt in Berlin<br />

Schuld am schwachen Zuschauerzuspruch<br />

sei.„Viktoria 89 oder Altglienicke<br />

geht es ja genauso. Leider<br />

konnten wir bislang nicht noch<br />

mehr türkische Fans anlocken“,<br />

klagt Öztürk.<br />

Hilfe für Lichtenberg47<br />

Präsident Ali Hanwill nun die Strukturen<br />

und auch die äußeren Bedingungen<br />

im Poststadion verbessern,<br />

den Nachwuchs weiter fördern.<br />

Auch die Pläne, die erste Männermannschaft<br />

auszugliedern, werden<br />

weiter verfolgt, um den Einstieg von<br />

Investoren zu erleichtern. Seit 2001<br />

steckt Ali Han viel Energie und Geld<br />

in den BAK. Noch hat er die Lust<br />

nicht verloren.<br />

Demüberraschenden Sieger vom<br />

Sonnabend, Aufsteiger Lichtenberg<br />

47, hat der Bauunternehmer Ali Han<br />

einst sogar beim Bau der Geschäftsstellengebäude<br />

im Hans-Zoschke-<br />

Stadion geholfen. „Uneigennützig“,<br />

sagt 47-Geschäftsfüher Henry Berthy,<br />

„man sieht, auch im <strong>Berliner</strong><br />

Fußball gibt es solche Formen der<br />

Zusammenarbeit.“<br />

In Lichtenbergwürden sie Ali Han<br />

und seinem BAK durchaus den großen<br />

sportlichen Erfolg gönnen. Aber<br />

darauf konnten die 47er im direkten<br />

Duell keine Rücksicht nehmen. „Wir<br />

brauchen jeden Punkt im Kampf um<br />

den Klassenerhalt“, sagt Sportchef<br />

Benjamin Plötz. Nunsind es überraschend<br />

sogar drei geworden.<br />

Michael Jahn<br />

bleibt am Projekt Aufstieg<br />

des BAKdran.<br />

Vonder Schnapsidee zum Projektverein<br />

Serie: Tierisch fit: DerBCLions Moabit 21 hat nicht nur einen außergewöhnlichen Namen, sondern ist auch gesellschaftlich außergewöhnlich aktiv.Zum Beispiel beim Eastercup<br />

VonChristian Kattner<br />

Auch wenn er sich nicht mit seinem<br />

Gefährt angekündigt hätte,<br />

man wäre nicht Gefahr gelaufen, es<br />

zu übersehen: Blaue Farbe, zahlreiche<br />

Hinweise auf Vereinsprojekte,<br />

aber vor allem das markante Logo<br />

mit dem Löwenkopf: Das Vereinsmobil,<br />

mit dem Andy Riebold durch<br />

die Straßen Berlins fährt, fällt auf.<br />

Und der Vorsitzende des BC Lions<br />

Moabit 21 ist viel unterwegs. Wer in<br />

Spandau wohnt, mehrmals in der<br />

Woche in Königs Wusterhausen tätig<br />

ist, aber auch Moabit als seine zweite<br />

Heimat sieht, der sitzt eben viel im<br />

Auto.<br />

Riebold ist leidenschaftlicher<br />

Basketballer. Das ist seiner Kleidung<br />

anzusehen, das ist herauszuhören,<br />

wenn man sich mit ihm über seinen<br />

Verein unterhält, den er 2016 mit ein<br />

paar Mitstreitern ins Leben gerufen<br />

hat. Nicht ganz freiwillig, eher auf<br />

Anraten des ASV Moabit, über welchen<br />

der Eastercup, das Vorzeigeprojekt<br />

der Lions, seit 2012 lief. Das<br />

Turnier, das sich ganz klar gegen<br />

Rassismus positioniert, war mittlerweile<br />

zu groß geworden, zu viel Geld<br />

war im Umlauf und hätte Probleme<br />

für den ASV nach sich ziehen können.<br />

Ein neuer Verein, über den das<br />

Turnier laufen könne, musste also<br />

her und damit auch ein Name. Die<br />

21, der Postleitzahlen-Code, musste<br />

unbedingt mit rein, der Bezirksname<br />

sollte ebenfalls auftauchen. Und irgendein<br />

Tier.„EinTier im Namen ist<br />

ein Wiedererkennungsmerkmal“,<br />

sagt der 37-Jährige, „dementsprechend<br />

wurde es ein Löwe, das ist ein<br />

sehr eindrucksvolles Tier, welches<br />

Stärke ausdrückt.“<br />

Weil es ja irgendwie auch cool<br />

sein musste,wurde die englische Variante<br />

gewählt. Nicht aus Merchandising-Gründen,<br />

der junge Verein ist<br />

mit seinen fünf Mannschaften doch<br />

eher in den unteren Ligen unterwegs.<br />

„Der Spielbetrieb ist uns gar<br />

nicht so wichtig, sondern die Projektarbeit.<br />

Der ganze Verein ist eigentlich<br />

ein Projekt, ein Projektverein“,<br />

sagt Andy Riebold, „alles das,<br />

was in diesem Verein passiert, mündet<br />

eigentlich im großen Projekt, das<br />

„International Eastercup“ heißt.“<br />

Mehr als nur ein Slogan<br />

Das Turnier steht aber nicht nur für<br />

Sport, sondern für gesellschaftliche<br />

Werte. Slogans wie „No Chances for<br />

Racism“ oder „Refugees Welcome“,<br />

wie „Keine Chance für Rassismus“<br />

und „Flüchtlinge willkommen“ sind<br />

nicht nur Logos auf Plakaten und<br />

Flyern, sondern werden auch vom<br />

Verein gelebt. Als 2016 die große<br />

Flüchtlingswelle über Europa<br />

schwappte und Deutschland und<br />

Gut gebrüllt Löwe: Der Nachwuchs der Lions beim Basketballtraining BC LIONS MOABIT 21<br />

Berlin erreichte, sahen die Löwen in<br />

Moabit das auch als Chance. „Wir<br />

haben die Idee gehabt, es als positivenAufhänger<br />

zu nehmen und wollten<br />

die Flüchtlinge zum Sportbewegen“,<br />

sagt Riebold, „damit haben wir<br />

einen Teil der Integration hinbekommen.“<br />

Manch Spieler hat es aus diesem<br />

reinen Flüchtlingsteam mittlerweile<br />

in die Männermannschaft geschafft.<br />

Und auch abseits des Spielfeldes<br />

wurden und werden die Neuankömmlinge<br />

eingebunden. Wie normale<br />

Vereinsmitglieder „müssen sie<br />

im Verein anpacken, das große Projekt<br />

ist der Eastercup und da machen<br />

sie mit“, sagt Riebold.<br />

Aus einer Schnapsidee, die nicht<br />

nur sprichwörtlich, sondern auch<br />

tatsächlich dem einen oder anderen<br />

alkoholischen Getränk entsprang, ist<br />

mittlerweile ein international angesehenes<br />

Turnier geworden. Kürzel<br />

wie DZ oder MA könnten auch Kfz-<br />

Kennzeichen deutscher Orte sein,<br />

stehen aber, genau wie 37 andere<br />

Buchstabenkombinationen, für die<br />

bisherigen Teilnehmerländer.<br />

Kein Zufall, sondern gut durchdacht.<br />

Denn schon vor der ersten<br />

Auflage im Jahr 2012 wurden Vereine<br />

in Ländern wie Litauen, Lettland<br />

oder Polen per Brief angeschrieben.<br />

Die Jugendspieler aus Moabit waren<br />

in den Jahren zuvor schließlich auch<br />

bei internationalen Turnieren dabei,<br />

wollten aber auch in ihrer Heimatstadt<br />

ein solches Angebot für den<br />

Nachwuchs schaffen. „Und plötzlich<br />

standen da 57 Teams beim ersten<br />

Turnier“, sagt Andy Riebold mit Blick<br />

auf die Premiere.<br />

Den eigentlichen Aufwand einer<br />

solchen Veranstaltung bekamen er<br />

und seine Mitstreiter erst in den Tagen<br />

des Turniers mit. Es brauchte natürlich<br />

ausreichend Helfer. Doch<br />

auch da hatte Riebold eine bis heute<br />

erfolgreich praktizierte Idee: Schon<br />

die eigenen Nachwuchsspieler im<br />

Alter von15bis 17 Jahren werden aktiv<br />

in das Geschehen in den mittlerweile<br />

bis zu zehn Sporthallen aktiv<br />

eingebunden. „Von Kindernfür Kinder“,<br />

nennt der Vereinsvorsitzende<br />

das Motto.„Auch deshalb verstehen<br />

wir uns als Projektverein.“ Bereits die<br />

Minis werden an den Eastercup und<br />

die damit verbundene gesellschaftliche<br />

Bedeutung langsam herangeführt,<br />

damit sie irgendwann hinter<br />

den Kulissen eine tragende Rolle einnehmen,<br />

damit sie dem Motto gerecht<br />

werden.<br />

Das hat sich ganz gut bewährt<br />

und wirdbelohnt. Mitmehr als 2000<br />

Menschen aus 167 Mannschaften in<br />

diesem Jahr, mit der Auszeichnung<br />

zum besten Fiba-U14-Turnier im<br />

Jahr 2018. Der Basketball-Weltverband<br />

Fiba unterstützt die Lions mittlerweile<br />

bei der Veranstaltung, der<br />

natürlich auch gewisse Grenzen gesetzt<br />

sind. Allein geografisch,<br />

schließlich soll das Turnier in Moabit<br />

bleiben. Aber auch organisatorisch.<br />

Denn: Mittlerweile ist der Eastercup<br />

ein Jahresprojekt geworden, die eigentliche<br />

Arbeit wird allerdings ehrenamtlich<br />

verrichtet.<br />

Ab September können sich interessierte<br />

Vereine für das Turnier rund<br />

um das Osterfest 2020 anmelden.<br />

Platz für Spieler aus neuen Ländern,<br />

für Helfer aus unterschiedlichen Kulturen<br />

wirdesauchdann geben. Platz<br />

für Rassismus hingegen nicht.<br />

Bisher in der Serie porträtiert: ZehlendorferWespenam29.<br />

Juli, Weddinger Wiesel am 22.Juli,<br />

Berlin Flamingos am 12.August


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 17 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Sport<br />

Werist<br />

hier<br />

der Boss?<br />

Bei Tennis Borussia<br />

herrscht weiter Chaos<br />

Sportlich läuft es weiter gut beim<br />

Oberligisten Tennis Borussia.<br />

Nach dem 4:2-Auftakterfolg bei Aufsteiger<br />

SV Tasmania siegte TeBe am<br />

Wochenende deutlich zu Hause gegen<br />

den FC Strausbergmit 5:0. Doch<br />

der heftige Streit in der Führung zwischen<br />

den neuen Vorständen und<br />

dem abgesetzten Vorstandschef Jens<br />

Redlich, auch Hauptsponsor des<br />

Vereins, tobt weiter. Günter Brombosch,<br />

der neue Chef und Franziska<br />

Hoffmann, die Aufsichtsratsvorsitzende,<br />

haben Redlich schriftlich<br />

dazu aufgefordert, bei Spielen nur<br />

noch im Zuschauer- oder Sponsorenbereich<br />

aufzutauchen. Er darfdie<br />

Mannschaftskabine und den Rasen<br />

im Stadion nicht mehr betreten und<br />

in der Öffentlichkeit nicht mehr behaupten,<br />

weiter der Chef des Vereins<br />

zu sein. Redlich geht juristisch gegen<br />

seine Amtsenthebung vor. Am 11.<br />

September kommt es im Amtsgericht<br />

Berlin zur Verhandlung mit einer<br />

Urteilsfindung, werder rechtmäßigeVorstand<br />

bei Tennis Borussia ist.<br />

Nach dem Spiel gegen den FC<br />

Strausberg kam es zu teils chaotischen<br />

Szenen in der Pressekonferenz,<br />

wo sich der Gäste-Trainer<br />

Christof Reimann vehement über<br />

die Behandlung seiner Strausberger<br />

Mannschaft beschwerte. Redlich<br />

wurde nach diesem Spiel zudem von<br />

einem Ordner abgeführt und des<br />

Feldes verwiesen. (mj.)<br />

Sieht sich immer noch als Boss von TeBe:<br />

Jens Redlich<br />

IMAGO IMAGES<br />

Erster<br />

Supercup-Sieg<br />

seit Nowitzki<br />

Deutschlands Basketballer<br />

überzeugen vor der WM<br />

Dennis Schröder versenkte seinen<br />

neunten Dreierversuch, die<br />

Schröder-Show begann in Hamburg<br />

erneut –mit 33 Punkten und einer<br />

persönlichen Bestleistung beim<br />

92:84 (36:44) im Supercup gegen Polen<br />

lieferte der 25-Jährige eine Gala.<br />

Schröder strotzt vor dem Abflug zur<br />

WM vorOptimismus,Bundestrainer<br />

Henrik Rödl freut sich über die exzellente<br />

Teamchemie, Experten sprechen<br />

vom Medaillencoup. Mit dem<br />

phasenweise spektakulär herausgespielten<br />

ersten Supercup-Sieg seit<br />

dem Ende der Ära Dirk Nowitzki haben<br />

die deutschen Basketballer die<br />

Hoffnungen auf ein erfolgreiches<br />

Turnier in China befeuert. Am Mittwoch<br />

geht das Abenteuer los, allerdings<br />

wohl nicht für Moritz Wagner.<br />

DerNBA-Profi aus Berlin gehörte gegen<br />

Polen am Sonntag nicht mehr<br />

dem Kader an, der vor der WM (31.<br />

August bis 15. September) in Asien<br />

weitereTestspiele absolvieren wird.<br />

Gegen Tschechien (87:68) und<br />

Ungarn (83:63) präsentierte sich der<br />

mit viel NBA-Power ausgestattete<br />

Kader als Einheit. Profis wie Daniel<br />

Theis (Boston Celtics) oder Maximilian<br />

Kleber (Dallas Mavericks) flankieren<br />

Aufbauspieler Schröder. (sid)<br />

Neu im Adlerhorst<br />

Dank der Partnerschaft mit der Eintracht wollen Frankfurts Fußballfrauen zu einer großen Marke werden<br />

VonFrank Hellmann, Frankfurt<br />

Nein, esist wahrlich nicht<br />

zu behaupten, dass irgendjemand<br />

in der Gaststätte<br />

im Stadion am<br />

Brentanobad im Frankfurter Stadtteil<br />

Rödelheim sich am späten Freitagabend<br />

wirklich für das Eröffnungsspiel<br />

der Männer-Bundesliga<br />

interessierte. Nirgendwo lief ein<br />

Fernseher vomFehlstartder Bayern-<br />

Stars, denn die verbliebenen Gäste<br />

wie Ralf Zwanziger,Sohn des ehemaligen<br />

DFB-Präsidenten Theo Zwanziger<br />

und Frauen-Abteilungsleiter<br />

der TSG Hoffenheim, waren noch<br />

ganz damit beschäftigt, die Eindrücke<br />

der viel kleineren, aber dafür<br />

auch familiäreren Auftaktveranstaltung<br />

der Frauen-Bundesliga zu verarbeiten.<br />

Allen voran Siegfried Dietrich,<br />

Macher des 1. FFC Frankfurt, den der<br />

3:2-Auftaktsieg gegen den einstigen<br />

Erzrivalen Turbine Potsdam vor<br />

2250 Zuschauernderartmit Adrenalin<br />

vollgepumpt hatte, dass er herausposaunte:<br />

„Diese Truppe kann<br />

die Zukunft des deutschen Frauenfußballs<br />

sein.“ Das war nach dem<br />

spannenden Duell der Altmeister,<br />

auch von Bundestrainerin Martina<br />

Voss-Tecklenburg als ein „abwechslungsreiches,<br />

interessantes und torreiches<br />

Auftaktspiel“ belobigt, zwar<br />

ein bisschen zu hoch gegriffen, aber<br />

der Überschwang des 62-Jährigen ist<br />

ja im Zusammenhang zu betrachten.<br />

Die Eintracht steigt ein<br />

Monatelang hatte Dietrich, der demnächst<br />

beim DFB-Bundestag zum<br />

Vorsitzenden eines neuen Ausschusses<br />

Frauen-Bundesligen aufsteigt,<br />

den Vorstand von Eintracht Frankfurt<br />

überzeugt, dass der siebenfache<br />

Meister 1. FFC Frankfurt, 1998 aus<br />

der SG Praunheim hervorgegangen,<br />

im Adlerhorst Unterschlupf findet.<br />

Dass nun die Eintracht-Bosse Fredi<br />

Bobic und Axel Hellmann in Frankfurt-Rödelheim<br />

−und nicht in München-Fröttmaning<br />

–aufschlugen, sei<br />

nicht nur ein Zeichen, sagte Dietrich,<br />

sondern „ein Bekenntnis“. Frauenfußball<br />

unter einem gemeinsamen<br />

Dach, „steht jedem Verein gesellschaftspolitisch<br />

gut zu Gesicht“.<br />

Für den Frankfurter Manager und<br />

Investor ist der Schritt insofernalternativlos,<br />

weil sich ohne einen starken<br />

Männer-Lizenzverein an der<br />

Seite das höchste Niveau nicht mehr<br />

aus eigener Kraft stemmen lässt. Der<br />

Auftaktsieg des erfrischenden Frankfurter<br />

Ensembles mit womöglich<br />

Die Spielerinnen des 1. FFC Frankfurtfeierneinen gelungenen Saisonstart.<br />

Trost: Das Lob des gegnerischen Trainers gibt<br />

Turbine Potsdam nach dem unglücklichen<br />

Startindie Frauenfußball-BundesligaZuversicht.<br />

„Das Spiel hätte auch 3:3 ausgehen<br />

können. Beide Teams haben ein gutes Spiel<br />

gezeigt, Potsdam hatte sogar etwas mehr<br />

Spielanteile“, sagte NikoArnautis, Coach des<br />

1. FFC Frankfurt, über den 3:2-Heimsieg.<br />

TURBINE MIT ZUVERSICHT<br />

IMAGO IMAGES<br />

Trotz: Die Niederlageschmerzte aus Potsdamer<br />

Sicht, weil sie aus individuellen Nachlässigkeiten<br />

resultierte. Turbine darf die Niederlageals<br />

Teil des Lernprozesses werten, den<br />

das junge, neu formierte Team durchmacht.<br />

Am Sonntag (14 Uhr) empfängtder Vorjahresdritte<br />

im heimischen Karl-Liebknecht-Stadion<br />

den USV FF Jena zum ersten Heimspiel.<br />

Ein wahr gewordener Traum<br />

auch bald für die Nationalmannschaft<br />

interessanten Talenten wie<br />

Tanja Pawollek, Sophia Kleinherne,<br />

Laura Freigang oder Shekiera Martinezsei<br />

die „erste Mitgift in der Verlobungssaison“<br />

gewesen. Nächsten<br />

Sommer soll es dann zur „Traumhochzeit“<br />

kommen. Sein Ziel:<br />

„Frankfurt zum größten Frauenfußball-Standort<br />

in Deutschland, vielleicht<br />

in Europa zu machen.“<br />

Ralf Kellermann, Sportlicher Leiter<br />

beim Doublegewinner VfL Wolfsburg,<br />

geht davon aus, dass aus dem<br />

Zweikampf um die deutsche Meisterschaft<br />

zwischen Wolfsburg und<br />

Bayern München in den nächsten<br />

Jahren ein Dreikampf wird. In dieser<br />

Saison aber dürfte an der Vormachtstellung<br />

vom „Duo Infernale“ nicht<br />

zu rütteln sein. „Wenn diese beiden<br />

Teams am Ende nicht Erster und<br />

Zweiter werden, dann ist da in den<br />

Vereinen etwas schiefgelaufen“, sagt<br />

Kellermann. Der FC Bayern siegte<br />

prompt am Sonnabend beim Pokalfinalisten<br />

SC Freiburg(3:1) dank seiner<br />

von der SGS Essen abgeworbenen<br />

Doppeltorschützin Linda Dallmann.<br />

Ausschnitte der Partie vor einer<br />

Kulisse von 2212 Besuchern im<br />

Möslestadion liefen am Sonnabendabend<br />

in der ARD-Sportschau. Einen<br />

Sendeplatz in der Männerdomäne<br />

ergattertzuhaben, ist für die Frauen-<br />

Bundesliga ebenso ein Fortschritt<br />

wie ein festes Live-Spiel am Freitagabend<br />

bei Eurosport.<br />

Mehr Präsenz im TV<br />

Da trifft es sich gut, dass der Premierensieger<br />

1. FFC Frankfurt nun<br />

gleich beim Meisterschaftszweiten<br />

Bayern (Freitag 19.15 Uhr) vorstellig<br />

wird und sich auf dem Münchner<br />

Campus einiges vorgenommen hat.<br />

„Wir haben einfach Bock auf diese<br />

Saison und können gegen jeden<br />

Gegner was holen. Außerdem spiele<br />

ich Freitagabend unter Flutlicht am<br />

liebsten“, sagte Laura Freigang. Der<br />

neue TV-Partner Eurosport, der sich<br />

gerade von der offenbar nicht refinanzierbaren<br />

Männer-Bundesliga<br />

getrennt hat, wird esgerne hören:<br />

Vielleicht schalten bei solchen Ansagen<br />

dann noch mehr als jene 136 000<br />

Zuschauer ein, die den Startschuss<br />

der Frauen-Bundesliga erlebten. Das<br />

ist zwar ein Bruchteil zu jenen fast<br />

acht Millionen gewesen, die beim<br />

ZDF beim Eröffnungsspiel des FC<br />

Bayern gegen Hertha BSC (2:2) zusahen,<br />

aber immerhin mehr als bei der<br />

Zusammenfassung der beiden Männer-Zweitligaspiele<br />

am späten Freitagabend<br />

bei Sport1 (119 000).<br />

Mit seinem 33. Homerun in der laufenden Saison stellt der <strong>Berliner</strong> Max Kepler einen Europarekord in der MLB auf<br />

Max Kepler verzichtete auf große<br />

Sprüche.„Ichfühle mich super<br />

geehrt“, sagte der 26-jährige <strong>Berliner</strong>,<br />

der einst mit 16 Jahren in die<br />

USA gegangen war, uminder Major<br />

League Baseball bei den Minnesota<br />

Twins sein sportliches Glück zu suchen.<br />

Er hat es gefunden, so viel<br />

steht fest. Mit seinem 33. Homerun<br />

in der laufenden Saison stellte Kepler<br />

einen „Europarekord“ auf und übertraf<br />

den in Schottland geborenen<br />

Bobby Thomson, der 1951 32 Bälle<br />

aus dem Stadion gedroschen hatte.<br />

Vor ein paar Jahren, gab Kepler<br />

zu, „hätte ich nicht mal zu träumen<br />

gewagt, dass ich dieses Level jemals<br />

erreichen kann. Aber was hier gerade<br />

passiert, ist tatsächlich ein wahr gewordener<br />

Traum.“ Nach dem 4:3-<br />

Auswärtssieg der Twins bei den Texas<br />

Rangers lag Kepler mit seinen 33 Homeruns<br />

auf Platz sieben der ligaweiten<br />

Rangliste,die Mike Trout vonden<br />

Los Angeles Angels mit 41 anführte.<br />

Keplers Mutter Kathy stammt aus<br />

Texas, sein Vater Marek Rozicky ist<br />

polnischer Abstammung, beide waren<br />

Balletttänzer an der Deutschen<br />

Oper. Max ließ früh eine Affinität<br />

Max Kepler hat besonderes Talent, den Ball aus dem Stadion zu dreschen.<br />

zum Baseball erkennen. In der Little<br />

League der John-F.-Kennedy-Schule<br />

zeigte er mit sechs Jahren sein Potenzial,<br />

später wechselte er auf das Internat<br />

der Regensburger Legionäre,<br />

für die er auch in der Ersten Bundesliga<br />

spielte.<br />

2009 lagen Max Kepler 16 Angebote<br />

aus der MLB vor, er entschied<br />

DPA/LAVINSKY<br />

sich für die Twins, denen die Unterschrift<br />

des damals 16-Jährigen<br />

800 000 Dollar wert war. ImFebruar<br />

2019 unterschrieb Kepler einen mit<br />

35 Millionen Dollar dotierten Fünf-<br />

Jahres-Vertrag.<br />

Die Entwicklung von Kepler ist<br />

enorm und weckt Vorfreude auf die<br />

kommenden fünf Jahre. Im Vorjahr<br />

hatte er in 156 Spielen 20 Homeruns<br />

geschlagen, jetzt waren es nach 123<br />

Spielen bereits 13 mehr. „Er ist ein<br />

Typ, der ein außerordentliches Talent<br />

hat. Und erhat einen wirklich<br />

guten Kopf auf seinen Schultern“,<br />

lobte Trainer Rocco Baldelli seinen<br />

Schlagmann.<br />

DerGelobte hofft auf einen Schub<br />

in Europa und vor allem in seiner<br />

deutschen Heimat. „Je mehr Spieler<br />

aus Europa in der MLB auf diesem<br />

Level Erfolg haben, desto mehr Aufmerksamkeit<br />

bedeutet das“, sagte er.<br />

Im Winter wird Kepler ein Baseball-<br />

Camp für Jugendliche leiten: „Da<br />

fängt es an.Wirmüssen das Interesse<br />

bei den Kindernwecken.“<br />

Seine Karriere plant Kepler in aller<br />

Ruhe.„Icherwarte nie so viel von<br />

mir, ich nehme es, wie es kommt“,<br />

sagte er:„Ich arbeite hart, ich versuche<br />

viel und manchmal auch zu<br />

viel.“ Vordem Spiel gegen die Rangers<br />

hätten ihn einige Teamkollegen<br />

an sein Credo erinnert: „Inden Spielen<br />

vorher war ich mir nämlich selbst<br />

voraus, das hat nicht so gut geklappt.“<br />

Jetzt hat er sich wieder eingeholt.<br />

(sid)<br />

ZAHLEN<br />

Fussball<br />

Zweite Liga, 3. Spieltag<br />

Hamburger SV -VfL Bochum 1:0 (0:0)<br />

SV Sandhausen -1.FCNürnberg 3:2 (2:1)<br />

VfB Stuttgart-FCSt. Pauli 2:1 (0:1)<br />

Arminia Bielefeld -ErzgebirgeAue 3:1 (1:0)<br />

SV Wehen Wiesbaden -Hannover96 0:3 (0:1)<br />

Holstein Kiel -Karlsruher SC 2:1 (1:1)<br />

Dynamo Dresden -1.FCHeidenheim 2:1 (0:0)<br />

SpVgg Fürth -Jahn Regensburg 1:0 (0:0)<br />

VfL Osnabrück -Darmstadt 98 Mo., 20.30<br />

1. Hamburger SV 3 6:1 7<br />

2. VfB Stuttgart 3 6:4 7<br />

3. Karlsruher SC 3 7:5 6<br />

4. ErzgebirgeAue 3 6:5 6<br />

5. SpVgg Fürth 3 4:3 6<br />

6. Arminia Bielefeld 3 7:5 5<br />

7. Hannover96 3 5:3 4<br />

8. Darmstadt 98 2 3:1 4<br />

9. 1. FC Heidenheim 3 6:5 4<br />

10. Jahn Regensburg 3 4:3 4<br />

11. SV Sandhausen 3 4:4 4<br />

12. Holstein Kiel 3 3:4 4<br />

13. VfL Osnabrück 2 2:3 3<br />

14. Dynamo Dresden 3 4:6 3<br />

15. 1. FC Nürnberg 3 3:7 3<br />

16. VfL Bochum 3 4:7 1<br />

17. FC St. Pauli 3 3:6 1<br />

18. SV Wehen Wiesbaden 3 3:8 0<br />

Dritte Liga, 5. Spieltag<br />

Chemnitzer FC -1.FCMagdeburg 0:0<br />

1860 München -SVMeppen 0:0<br />

Viktoria Köln -SpVgg Unterhaching 0:2 (0:0)<br />

Hansa Rostock -SGGroßaspach 0:1 (0:0)<br />

KFC Uerdingen -FCIngolstadt 0:3 (0:1)<br />

Würzburger Kickers -Preußen Münster 3:2 (2:1)<br />

MSV Duisburg -FSV Zwickau 3:1 (0:0)<br />

1. FC Kaiserslautern-Braunschweig 0:3 (0:0)<br />

CarlZeiss Jena -Waldhof Mannheim 1:2 (1:1)<br />

Hallescher FC -BayernMünchen II Mo., 19.00<br />

1. FC Ingolstadt 5 11: 3 13<br />

2. MSV Duisburg 5 14: 5 12<br />

3. Eintracht Braunschweig 5 11: 6 12<br />

4. SpVgg Unterhaching 5 11: 7 11<br />

5. Waldhof Mannheim 5 8: 3 9<br />

6. Hallescher FC 4 6: 2 9<br />

7. Viktoria Köln 5 11:11 7<br />

8. Preußen Münster 5 8: 8 7<br />

9. SG Sonnenhof Großaspach 5 8: 9 7<br />

10. FSV Zwickau 5 5: 6 7<br />

11. 1. FC Magdeburg 5 6: 6 6<br />

12. Würzburger Kickers 5 10:14 6<br />

13. 1. FC Kaiserslautern 5 6: 8 5<br />

14. 1860 München 5 5: 7 5<br />

14. SV Meppen 5 5: 7 5<br />

16. KFC Uerdingen 5 6: 9 5<br />

17. Hansa Rostock 5 5: 7 4<br />

18. Bayern München II 4 6:11 3<br />

19. Chemnitzer FC 5 6:11 2<br />

20. CarlZeiss Jena 5 2:10 0<br />

Regionalliga, Nordost, 4. Spieltag<br />

SV Babelsberg 03 -FCViktoria 1889 Berlin 0:0<br />

Rot-Weiß Erfurt-VfB Auerbach 2:1 (1:0)<br />

VSG Altglienicke-ZFC Meuselwitz 2:0 (0:0)<br />

SV Lichtenberg -<strong>Berliner</strong> AK 07 1:0 (1:0)<br />

Germania Halberstadt -BFC Dynamo 1:1 (1:1)<br />

1. FC Lok Leipzig -Energie Cottbus 3:2 (0:1)<br />

Hertha BSC II -Optik Rathenow 6:0 (4:0)<br />

Union Fürstenwalde -Nordhausen 1:2 (0:1)<br />

Bischofswerdaer FV -BSG Chemie Leipzig 0:0<br />

1. 1. FC Lok Leipzig 4 9: 5 10<br />

2. BFC Dynamo 4 6: 2 10<br />

3. Hertha BSC II 4 17: 5 9<br />

4. <strong>Berliner</strong> AK 07 4 8: 4 9<br />

5. Wacker Nordhausen 3 10: 1 7<br />

6. VSG Altglienicke 4 8: 5 7<br />

7. Energie Cottbus 4 12:12 6<br />

8. SV Lichtenberg 3 2: 2 6<br />

9. Germania Halberstadt 4 7: 6 5<br />

10. ZFC Meuselwitz 4 5: 5 5<br />

11. FC Viktoria 1889 Berlin 4 2: 2 5<br />

12. BSG Chemie Leipzig 4 1: 1 4<br />

13. Rot-Weiß Erfurt 4 7:10 4<br />

14. SV Babelsberg 03 3 2: 4 2<br />

15. FSV Union Fürstenwalde 4 2: 6 1<br />

16. Optik Rathenow 3 2:10 1<br />

17. Bischofswerdaer FV 4 2:13 1<br />

18. VfB Auerbach 4 3:12 0<br />

DFB-Pokal-Auslosung,2.Runde<br />

Bundesliga-Bundesliga<br />

BayerLeverkusen -SCPaderborn<br />

SC Freiburg -Union Berlin<br />

Borussia Dortmund -Borussia Mönchengladbach<br />

VfL Wolfsburg -RBLeipzig<br />

Bundesliga-2.Bundesliga<br />

Fortuna Düsseldorf -ErzgebirgeAue<br />

VfL Bochum -BayernMünchen<br />

Arminia Bielefeld -Schalke04<br />

Hertha BSC -Dynamo Dresden<br />

Werder Bremen -1.FCHeidenheim<br />

FC St. Pauli -Eintracht Frankfurt<br />

Bundesliga-3.Liga<br />

MSV Duisburg -TSG Hoffenheim<br />

Bundesliga-Regionalliga<br />

1. FC Saarbrücken -1.FCKöln<br />

2. Bundesliga-2.Bundesliga<br />

Darmstadt 98 -Karlsruher SC<br />

Hamburger SV -VfB Stuttgart<br />

2. Bundesliga-3.Liga<br />

1. FC Kaiserslautern-1.FCNürnberg<br />

2. Bundesliga-Regionalliga-<br />

SC Verl -Holstein Kiel<br />

Die Spiele der 2. Hauptrunde werden am 29. und<br />

30. Oktober 2019 ausgetragen.


18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019<br />

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Sport<br />

NACHRICHTEN<br />

Klosterhalfen bricht<br />

nächsten deutschen Rekord<br />

LEICHTATHLETIK. KonstanzeKlosterhalfen<br />

hat den 34 Jahrealten Meilen-Rekordgebrochen.<br />

Die22-Jährige<br />

vonBayer Leverkusen gewann<br />

das Rennen über die 1609 Meter<br />

beim Diamond-League-Meeting am<br />

Sonntag in Birmingham in 4:21,11<br />

Minuten. Sieblieb damit 48 Hundertstelsekunden<br />

unter der bisherigen<br />

nationalen Bestmarke vonUlrike<br />

Bruns: DiePotsdamerin lief auf<br />

der nichtolympischen Distanz am<br />

21. August 1985 in Zürich 4:21,59 Minuten.<br />

Für Klosterhalfen war es nach<br />

dem Rekordüber 3000 und 5000<br />

Meter die dritte deutsche Bestmarke<br />

innerhalb zweier Monaten.<br />

Augsburg vor Verpflichtung<br />

von Lichtsteiner<br />

FUSSBALL. Bundesligist FC Augsburgsteht<br />

voreiner Verpflichtung<br />

des Schweizers Stephan Lichtsteiner,<br />

35. Dies berichtet der kicker.Lichtsteiner<br />

ist seit Juli vereinslos und ablösefrei<br />

zu haben. Zuletzt spielte der<br />

Rechtsverteidiger,der 105 Länderspiele<br />

für die Schweiz absolvierte,in<br />

der Premier League beim FC Arsenal.<br />

Füchse zitternsich in<br />

die nächste Pokalrunde<br />

HANDBALL. Mitviel Mühe hat Bundesligist<br />

Füchse Berlin einen Fehlstartindie<br />

Saison verhindert. In der<br />

ersten Runde des DHB-Pokals mussten<br />

die <strong>Berliner</strong> am Sonntag beim<br />

23:21 (12:12)-Erfolg gegen Zweitligist<br />

TuSN-Lübbecke bis zum Ende zittern.<br />

Mann des Spiels war Hans<br />

Lindberg. 14 Sekunden vorEnde verwandelte<br />

der mit zehn Treffernbeste<br />

Schützeder <strong>Berliner</strong> einen Siebenmeter<br />

zum Endstand.<br />

Eisbären werden Letzter<br />

beim Dolomitencup<br />

EISHOCKEY. DieEisbären Berlin haben<br />

beim Dolomitencup in Südtirol<br />

den letzten Platz belegt. Am Sonntag<br />

gab es im Spiel um Rang drei gegen<br />

Valerenga Oslo ein 1:2 (0:0, 0:1, 1:0)<br />

nach Penaltyschießen. DasTor der<br />

<strong>Berliner</strong> erzielte Louis-MarcAubry.<br />

Nach Niederlagen gegen die LausitzerFüchse<br />

und den SC Bern verloren<br />

die Eisbären damit ihr drittes Vorbereitungsspiel<br />

für die neue Saison.<br />

Toba und <strong>Berliner</strong> Rida<br />

für Turn-WM nominiert<br />

TURNEN. Dasdeutsche Team für die<br />

Heim-WM in Stuttgartnimmt Gestalt<br />

an. 47 Tage vordem Saison-Höhepunkt<br />

in der Schleyer-Halle (4. bis<br />

13. Oktober) sind zwei vonfünf Startplätzen<br />

an den deutschen Mehrkampfmeister<br />

Andreas Toba (Hannover)<br />

und den jungen KarimRida<br />

(Berlin) vergeben.<br />

<strong>Berliner</strong> fordernAbspaltung<br />

der Amateure vom DFB<br />

FUSSBALL. Nach der Vorstellung des<br />

designierten DFB-Präsidenten Fritz<br />

Keller fordernVertreter des <strong>Berliner</strong><br />

Amateurfußballs eine Abspaltung<br />

der Basis vomDeutschen Fußball-<br />

Bund. „Das Verfahren zu seiner Nominierung<br />

bleibt empörend“,<br />

schreiben die Vereinsvorsitzenden<br />

Gerd Thomas (FC Internationale)<br />

und BerndFiedler (SFC Stern1900)<br />

in einem Beitrag für den Tagesspiegel.<br />

„Die Amateurewerden sich unweigerlich<br />

alleine organisieren müssen,<br />

wollen sie ernsthaft Gewicht erlangen.“<br />

Thomas und Fiedler kritisieren,<br />

die Findungskommission<br />

habe zu eigenmächtig gehandelt<br />

und die Amateurvereine nicht berücksichtigt,<br />

zudem wurde die Düsseldorferin<br />

UteGroth, die sich selbst<br />

als mögliche Kandidatin für das Präsidentenamt<br />

ins Spiel gebracht<br />

hatte,ignoriert.<br />

Zwillinge im August<br />

Das 0:0 zwischen Gladbach und Schalke offenbart nicht Tristesse, sondern ist ein Beleg für die Erneuerung beider Vereine<br />

VonDaniel Theweleit, Mönchengladbach<br />

Mehr noch als in vielen anderen<br />

Klubs achten die Verantwortlichen<br />

von Borussia Mönchengladbach<br />

auf die Stimmungen und Strömungen<br />

im heimischen Stadion.<br />

Das Publikum hat hier den Ruf, kritisch<br />

zu sein, selbst in erfolgreichen<br />

Jahren wurde in manchen Blöcken<br />

schnell geschimpft. So ein 0:0 gegen<br />

den FC Schalke 04 wie am Sonnabendabend<br />

kann da eine heikle Angelegenheit<br />

werden. Denn natürlich<br />

hatten die Leute einen Sieg ihrer Borussia<br />

gegen den Rivalen aus Gelsenkirchen<br />

erwartet, bei dem es auch in<br />

diesem Sommer kontrovers zugegangen<br />

war. Insofern war es dem<br />

neuen Gladbacher Trainer Marco<br />

Rose eine Bemerkung wert, dass das<br />

„Stimmungsbild bei den Fans in keiner<br />

Form negativ war“. Euphorisch<br />

gefeiert hat zwar auch niemand<br />

nach diesem torlosen Start ins Bundesligajahr,<br />

aber der Fußball, den<br />

der neue Trainer spielen lassen<br />

möchte, wurde mit Wohlwollen betrachtet.<br />

Das Publikum habe „den<br />

Jungs Respekt gezollt vor dem, was<br />

wir heute geleistet haben“, erklärte<br />

Rose, und dieser Respekt hatte viel<br />

mit den Schalkernzutun.<br />

Veilchenblau wie die Hoffnung<br />

Beim 2:2 gegen den FC Bayern zeigt Hertha BSC vielversprechende Ansätze des neuen Stils von Trainer Covic<br />

VonMaik Rosner,München<br />

Auch am Wochenende sah<br />

Marko Grujic noch so aus,<br />

als habe sich die Marketingabteilung<br />

von Hertha<br />

BSC mit ihm einen Werbegag erlaubt.<br />

Zugeschwollen war sein linkes<br />

Auge, unterhalb seiner Braue verlief<br />

zudem ein Cut, der jedoch nur bedingt<br />

auffiel, weil sein Bluterguss in<br />

markanten Blautönen deutlich imposanter<br />

wirkte. Und da Grujic mit<br />

seinem Veilchen fröhlich in eine Kameralächelte,hätte<br />

er glatt als neues<br />

Testimonial der <strong>Berliner</strong> Boxabteilung<br />

durchgehen können.<br />

Tatsächlich aber stand der Serbe<br />

für die neue Angriffslust der Fußballer<br />

des Nachfolgers von Trainer Pal<br />

Dardai: Ante Covic hat bei der Hertha<br />

einen offensiveren Stil in Auftrag<br />

gegeben. Die ein oder andere<br />

Schramme ist dabei einkalkuliert.<br />

Und wenngleich die erste schon<br />

nach dem Liga-Auftakt beim FC Bayern<br />

in Grujics Gesicht beeindruckend<br />

ausgefallen war, konnten sich<br />

die <strong>Berliner</strong> in ihrer neuen Herangehensweise<br />

fürs Erste durchaus bestätigt<br />

fühlen. „Ich bin stolz“, sagte<br />

Kapitän Vedad Ibisevic, 35, nach<br />

dem 2:2 (1:2) beim Meister in München,<br />

„mit dem Punkt kann man auf<br />

jeden Fall sehr gut leben. Aber ich<br />

hätte gerne gewonnen.“<br />

Das wäre angesichts der Dominanz<br />

der Bayern zwar zu viel des Guten<br />

aus <strong>Berliner</strong> Sicht gewesen. Aber<br />

zumindest ließen sich am Freitagabend<br />

schon einige vielversprechende<br />

Ansätze bestaunen, die mit<br />

Glück bereits in München zum vollen<br />

Ertrag hätten führen können.<br />

Das Schwergewicht der Liga hatte<br />

nach Robert Lewandowskis 1:0 (24.)<br />

Mühe mit der forschen Hertha gehabt,<br />

die zunächst durch Dodi Lukebakio<br />

ausglich (36.) und kurz darauf<br />

durch Grujic gar in Führung ging<br />

(39.). Erst durch Lewandowskis Foulelfmeter<br />

(60.) verhinderten die Bayern<br />

ihren ersten schweren Niederschlag<br />

der gerade eröffneten Saison.<br />

Für die <strong>Berliner</strong> war es dagegen<br />

eher ein gefühlter Sieg nach Punkten,<br />

den auch der versehrte Grujic als<br />

Bestärkung wertete. Abgesehen von<br />

seinem Nahkampf mit Lewandowski,<br />

bei dem er fernab des Spielgeschehens<br />

den Stürmer umgerissen<br />

und jenen Strafstoß nach einem Videobeweis<br />

verursacht hatte,der zum<br />

Endstand führte.„So billig das Torzu<br />

Gezeichnet, aber ziemlich zufrieden: Marko Grujic<br />

Auslosung: Die <strong>Berliner</strong> Bundesligisten haben<br />

unterschiedlich schwere Aufgaben für<br />

die zweite Runde im DFB-Pokal bekommen.<br />

Hertha BSC empfängt laut der Auslosung am<br />

Sonntag Zweitligist Dynamo Dresden, der 1.<br />

FC Union muss zum Ligarivalen SC Freiburg.<br />

Dieses 0:0 sei von„extrem viel Intensität<br />

und Leidenschaft“ beider<br />

Teams geprägt gewesen, sagte David<br />

Wagner,der Trainer des Revierklubs,<br />

und das würdigten die Zuschauer.<br />

Allerdings litt das Spiel unter einem<br />

Mangel an Ideenreichtum, an Kreativität<br />

und individueller Kunstfertigkeit.<br />

Es war ein Duell, das gut in die<br />

englische Premier League gepasst<br />

hätte, jedenfalls, wenn man davon<br />

ausgeht, dass die Klischees zutreffen.<br />

In England, heißt es,werde derartintensiv<br />

gespielt, dass den Spielern<br />

ZWEITE RUNDE IM DFB-POKAL<br />

BONGARTS/KASPAR-BARKE<br />

Aussicht: Die Runde der besten 32 Mannschaften<br />

steigt am 29./30. Oktober.Herthas<br />

Manger Michael Preetz sagte: „Wir freuen uns<br />

sehr,dass wir ein Heimspiel gezogen haben<br />

und wollen gegenDynamo Dresden unbedingt<br />

in die nächste Runde einziehen.“<br />

Bastian Oczipka (l.) und Ibrahima Traoré stehen für ein intensives Spiel. GETTY/BONGARTS/HITIJ<br />

aufgrund ihrer permanenten Nähe<br />

zur Erschöpfung oftmals die Ruhe<br />

und die Klarheit in den Aktionen vor<br />

den gegnerischen Toren fehlt. In<br />

Mönchengladbach stellte Matthias<br />

Ginter nun fest: „Wir haben gerade<br />

gegen den Ball schon gezeigt, dass<br />

wir das relativ gut umsetzen konnten.<br />

DieKunst ist aber,das Hektische<br />

gegen den Ball zu haben und dann<br />

mit Ball trotzdem ruhig bleiben.“<br />

Die Entwicklung dieser Fähigkeit<br />

ist ein Arbeitsschwerpunkt beider<br />

Teams.Beide wollen den Fußball ih-<br />

kriegen, ist doppelt so ärgerlich“,<br />

sagte Covic.Was diese Szene anging,<br />

gab sich Grujic, 23, selbstkritisch. Lewandowski<br />

habe „meine Unerfahrenheit<br />

in dieser Situation ausgenutzt“,<br />

befand der Leihspieler des FC<br />

Liverpool. Doch übergeordnet sah er<br />

viel Anlass zur Zuversicht, zumindest<br />

durch sein rechtes Auge. „Wir<br />

lernen im Training, dass wir immer<br />

drei Punkte wollen“, berichtete der<br />

Mittelfeldspieler,„wir wollen keinen<br />

defensiven Fußball spielen, aber das<br />

ist nicht leicht gegen Mannschaften<br />

wie Bayern oder Dortmund.“ Doch<br />

am Sonntag, gegen das Halbschwergewicht<br />

VfL Wolfsburg, „werden wir<br />

das Spiel diktieren“, versprach Grujic,<br />

„dann können wir mit unserem<br />

neuen Stil anfangen, denke ich.“<br />

Blau ist gerade Herthas Hoffnung,<br />

wenn man so will.<br />

Phasenweise hatten die <strong>Berliner</strong><br />

ihren neuen Stil schon in München<br />

vorgeführt. Mutig liefen sie die Bayern<br />

an, eroberten Bälle. Zudem<br />

spielte Covics Mannschaft aus der eigenen<br />

Abwehr forsch nach vorn, vor<br />

allem in der ersten Halbzeit. Zunächst<br />

wirkte das unausgewogen, da<br />

sich in der Defensiveauf den Flügeln<br />

Lücken auftaten. Doch nachdem<br />

Covic vom 3-5-2 auf ein 4-3-3-System<br />

umgestellt und Grujic von der<br />

Doppelsechs auf die Acht vorgezogen<br />

hatte, lieferte die Hertha einen<br />

offenen Schlagabtausch. Begünstigt<br />

durch Lukebakios Lucky Punch, als<br />

der ehemalige Düsseldorfer nach<br />

seinen drei ToreninMünchen für die<br />

Fortuna beim 3:3 im November diesmal<br />

aus der Distanz abzog und der<br />

Ball von Ibisevics Rücken unhaltbar<br />

für Torwart Manuel Neuer zum 1:1<br />

abgefälscht wurde.<br />

Herthas zweites Tordurfte dagegen<br />

uneingeschränkt als Ausdruck<br />

der neuen Herangehensweise betrachtet<br />

werden, die in der Mannschaft<br />

gut ankommt. Grujic stürzte<br />

sich in der Offensive furchtlos in jenes<br />

Kopfballduell, aus dem er sein<br />

blaues Auge davontrug. Und während<br />

Bayerns Innenverteidiger Benjamin<br />

Pavard benommen zurückblieb,<br />

stürmte Grujic weiter, nahm<br />

Ibisevics Zuspiel auf und schob ein,<br />

nachdem er Neuer umkurvt hatte.<br />

Erst beim Jubel sackte Grujic „ein<br />

bisschen verwirrt“ zusammen, wie<br />

er sagte. Am Wochenende konnte<br />

Grujic darüber schon wieder lächeln,<br />

und zwar angriffslustig mit<br />

Veilchen.<br />

rerMannschaften physischer,intensiver,<br />

emotionaler machen, beide<br />

wollen, dass ihre Spieler gewaltige<br />

Energien in den Versuch investieren,<br />

nicht nur Räume zu verteidigen,<br />

sondern aktiv den Ball zu erobern.<br />

„Aber wenn du bei der Balleroberung<br />

viel investierst, fehlt nach der<br />

Balleroberung manchmal die Ruhe“,<br />

sagte Mönchengladbachs Sportdirektor<br />

Max Eberl, während Wagner<br />

die „Bereitschaft“ und die „Leidenschaft“<br />

seines Teams lobte,aber monierte:„Nach<br />

vornewar das nicht der<br />

Weisheit letzter Schluss.“<br />

Die Verantwortlichen beider<br />

Klubs sind zu der Erkenntnis gelangt,<br />

dass ihr Publikum lieber einen<br />

Fußball voller Hingabe und Wucht<br />

sehen will als ein filigranes Strategiespiel,<br />

und genau so sah dieser erste<br />

Auftritt aus. Der kompliziertere<br />

Schritt, die Entwicklung hin zu einem<br />

versierten Tempospiel mit Ball,<br />

fehlt beiden noch. In den kommenden<br />

Monaten gehe es darum, „aus<br />

guten Balleroberungen Kreativität<br />

zeigen“, sagte Wagner, den gleichen<br />

Satz hätte Rose formulieren können.<br />

Undweil diese Kreativität noch nicht<br />

vorhanden ist, passte das 0:0 zum<br />

Spiel zwischen zwei Mannschaften,<br />

die wirken wie ein Zwillingspaar.<br />

Leihen<br />

macht<br />

glücklich<br />

Der FC Bayern feiert<br />

Coutinho als Königstransfer<br />

Philippe Coutinho stellte sich im<br />

roten T-Shirt lächelnd für Fotos<br />

zur Verfügung: Die neue Attraktion<br />

der Fußball-Bundesliga war bester<br />

Laune, als er am Sonntagvormittag<br />

nach zweistündigem Flug aus Barcelona<br />

im Privatjet in München landete.Vom<br />

Flughafen ging es für den<br />

27 Jahre alten Brasilianer direkt weiter<br />

zum Medizincheck und zur Vertragsunterschrift<br />

–begleitet vongroßen<br />

Hoffnungen.<br />

Coutinho soll künftig die Liga verzaubern<br />

und dem deutschen Rekordmeister<br />

helfen, den Traum vom<br />

Champions-League-Sieg zu verwirklichen.<br />

Die spektakuläre Verpflichtung<br />

des Starspielers vom FCBarcelona<br />

hat in München für große Emotionen<br />

gesorgt. „Wir bieten unseren<br />

Fans was Spektakuläres“, schwärmte<br />

Sportdirektor Hasan Salihamidzic<br />

nach dem mageren 2:2 (1:2) der Bayerngegen<br />

Hertha BSC –und der Stolz<br />

über den viel<br />

beachteten<br />

Transfercoup<br />

war ihm anzusehen.<br />

Über diesen<br />

„Topspieler“<br />

könne sich „ganz<br />

Deutschland<br />

freuen“, sagte<br />

Trainer Niko Kovac:<br />

„Er ist ein<br />

Weltstar.“<br />

IMAGO IMAGES<br />

Soll die Bayernbeflügeln:<br />

Coutinho.<br />

Über den Münchner Königstransfer,<br />

der als Ersatz für Wunschspieler<br />

Leroy Sané nach München<br />

kommt, geriet am Wochenende sogar<br />

die Konkurrenz ins Staunen.<br />

„Philippe Coutinho ist ein geiler<br />

Spieler.Erist eine absolute Bereicherung,<br />

ich bin ein absoluter Fan von<br />

ihm“, sagte Nationalspieler Julian<br />

Brandt von Herausforderer Borussia<br />

Dortmund anerkennend.<br />

Dass Coutinho, für den Barça im<br />

Januar 2018 insgesamt 145 Millionen<br />

Euro (plus Zuschläge von 15Millionen)<br />

an den FC Liverpool gezahlt<br />

hat, zu den Bayern kommt, darf als<br />

Zeichen an die europäische Konkurrenz<br />

gewertet werden. Vorbehaltlich<br />

des Medizinchecks wird Coutinho<br />

für ein Jahr ausgeliehen. Die Bayern<br />

zahlen dafür laut Bildzeitung 8,5 Millionen.<br />

Die Kaufoption soll bei 120<br />

Millionen liegen. Es wäreder mit Abstand<br />

teuerste Transfer der Liga.<br />

Dass der brasilianische Nationalspieler,der<br />

die Seleção zum Triumph<br />

bei der Copa America geführt hatte,<br />

sein Geld wert ist, zeigte er in Liverpool.<br />

Unter Jürgen Klopp wurde er<br />

bei den Reds als „kleiner Magier“ gefeiert.<br />

In Barcelona konnte Coutinho<br />

an der Seite von Lionel Messi aber<br />

nicht überzeugen, weshalb ein<br />

Wechsel möglich wurde.<br />

Cuisance kommt aus Gladbach<br />

Auch die Mannschaft begrüßt den<br />

Millionen-Transfer,der die Nummer<br />

zehn erhalten soll. „Erist ein überragender<br />

Fußballer, der uns sicher<br />

gleich weiterhelfen wird“, äußerte<br />

Niklas Süle.Ersei, so Manuel Neuer,<br />

„die Art Verstärkung, die wir gebraucht<br />

haben“. Coutinho werde<br />

„das Offensivpotenzial, das wir<br />

schon haben, mit seiner technischen<br />

Qualität aufwerten“, so Vorstandschef<br />

Karl-Heinz Rummenigge.<br />

Doch damit nicht genug der Neuigkeiten<br />

vonder Säbener Straße.Der<br />

FC Bayern verpflichtete auch Michael<br />

Cuisance, 20, von Borussia<br />

Mönchengladbach. Der Franzose<br />

besitze, so Salihamidzic, „sehr großes<br />

Potenzial“. Die Ablösesumme<br />

für den Mittelfeldspieler soll sich um<br />

die zehn Millionen Euro bewegen.<br />

Nach der Knieverletzung bei Sané<br />

hatten die Münchner am Dienstag<br />

den Kroaten Ivan Perisic von Inter<br />

Mailand für fünf Millionen Euro ausgeliehen.<br />

Im Frühjahr waren Lucas<br />

Hernández (Atlético Madrid/80 Millionen),<br />

Benjamin Pavard (Stuttgart/35)<br />

und Jann-Fiete Arp (Hamburg/3)<br />

verpflichtet worden. (sid)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 19 *<br />

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Sport<br />

SC Paderborn<br />

BUNDESLIGA<br />

Borussia Dortmund<br />

Streli Mamba ist ein Torjäger.<br />

Das hat der Paderborner<br />

Angreifer schon bei<br />

Energie Cottbus bewiesen.<br />

Also konnte der 25-Jährige<br />

nicht widerstehen, als der<br />

Ball plötzlich am Fünfmeterraum<br />

von Bayer<br />

Leverkusen vorseinen<br />

Füßen landete.<br />

Er jagte die<br />

Kugel ins Netz. Es<br />

war der Ausgleich<br />

zum 2:2, am Ende<br />

stand es jedoch 3:2<br />

für Bayer. Wäre<br />

vielleicht anders<br />

gekommen, wenn<br />

Mamba seinen<br />

Jagdimpuls gezügelt hätte.<br />

Zuvor hatte Leverkusens<br />

Wendell den Ball mit beiden<br />

Händen auf der Torlinie abgewehrt,<br />

klarer Elfmeter,<br />

klare Rote Karte, eigentlich.<br />

Dank Mambas Tor gab es<br />

aber nur Gelb, Leverkusen<br />

blieb eine 65-minütige Unterzahl<br />

erspart.<br />

Doch so denkt man nicht<br />

beim Aufsteiger SC Paderborn,<br />

dem Trainer Steffen<br />

Baumgart Angriff und nochmals<br />

Angriff auf die Fahnen<br />

geschrieben hat. Und so<br />

Zufrieden bis<br />

aufs Ergebnis<br />

Impulsiv: Streli<br />

Mamba GETTY IMAGES<br />

denkt auch nicht Streli<br />

Mamba, der endlich ganz<br />

oben angekommen ist, nachdem<br />

er mit 20 Jahren noch<br />

beim TSV Grunbach in der<br />

Oberliga kickte und in zehn<br />

Jahren zwölf Vereine beehrte.<br />

Erst in Cottbus<br />

hatte sich der gebürtige<br />

Göppinger<br />

mit kongolesischen<br />

Vorfahren endlich<br />

heimisch gefühlt,<br />

konnte den Abstieg<br />

aus der Dritten Liga<br />

aber auch mit seinen<br />

elf Toren nicht<br />

verhindern.<br />

In Paderborn<br />

soll die Sache nun anders<br />

ausgehen, selbst wenn dem<br />

Klub kaum jemand den Klassenerhalt<br />

zutraut. „Vor dem<br />

ersten Spieltag zu sagen, wer<br />

Absteiger Nummer eins ist, ist<br />

Schwachsinn“, findet<br />

Mamba, „wir sind für jeden<br />

Gegner eklig.“ Daszeigte sich<br />

in Leverkusen. „Wenn man<br />

das Ergebnis weglässt, kann<br />

man zufrieden sein“, erklärte<br />

Baumgart. Und wenn man<br />

den Tabellenstand weglässt,<br />

gibt es ohnehin keinen Grund<br />

zur Sorge. (mali.)<br />

Verein Sp S U N Tore Punkte<br />

1 Bor.Dortmund 1 1 0 0 5: 1 3<br />

2 RB Leipzig 1 1 0 0 4: 0 3<br />

3 SC Freiburg 1 1 0 0 3: 0 3<br />

4 Düsseldorf 1 1 0 0 3: 1 3<br />

5 Leverkusen 1 1 0 0 3: 2 3<br />

6 VfL Wolfsburg 1 1 0 0 2: 1 3<br />

7 Eintr.Frankfurt 1 1 0 0 1: 0 3<br />

8 Hertha BSC 1 0 1 0 2: 2 1<br />

8 München 1 0 1 0 2: 2 1<br />

10 FC Schalke04 1 0 1 0 0: 0 1<br />

10 M'gladbach 1 0 1 0 0: 0 1<br />

12 SC Paderborn 1 0 0 1 2: 3 0<br />

13 1. FC Köln 1 0 0 1 1: 2 0<br />

14 Hoffenheim 1 0 0 1 0: 1 0<br />

15 SV Werder Bremen 1 0 0 1 1: 3 0<br />

16 Mainz 05 1 0 0 1 0: 3 0<br />

17 FC Augsburg 1 0 0 1 1: 5 0<br />

18 Union Berlin 1 0 0 1 0: 4 0<br />

2. Spieltag,23.8. bis 25.8.:<br />

1. FC Köln -Dortmund Fr., 20.30<br />

Hoffenheim -Werder Bremen Sa., 15.30<br />

Düsseldorf -Leverkusen Sa., 15.30<br />

Mainz -Mönchengladbach Sa., 15.30<br />

FC Augsburg -1.FCUnion Sa., 15.30<br />

SC Paderborn-SCFreiburg Sa., 15.30<br />

FC Schalke04-BayernMünchen 18.30<br />

Leipzig -Eintracht FrankfurtSo., 15.30<br />

Hertha BSC -VfL Wolfsburg So., 18.00<br />

Torjäger<br />

2Tore: Alcácer (Dortmund), Lewandowski<br />

(Bayern München)<br />

1Tor:u.a.Maximilian Arnold (Wolfsburg),<br />

Ayhan (Düsseldorf), Bailey(Leverkusen),<br />

Brandt (Borussia Dortmund),<br />

Eggestein (Bremen), Grujic (Hertha), Havertz(Leverkusen),<br />

Lukebakio (Hertha)<br />

Eine große Geschichte<br />

zum kleinen Preis<br />

Was kosten eigentlich elf<br />

Minuten? Ein Fußballfan<br />

mit Hang zu großer Literatur<br />

und kleinen Preisen<br />

antwortet nach einem Blick<br />

ins Internet: 2,94 Euro. Ein<br />

Schnäppchen für die gebrauchte<br />

Ausgabe von Paul<br />

Coelhos Roman ElfMinuten.<br />

Einen Bundesligaaufsteiger<br />

wie den 1. FC Union Berlin<br />

kosten elf Minuten im DFB-<br />

Pokal beim Viertligisten Germania<br />

Halberstadt und die in<br />

dieser Zeit erzielten vier Tore<br />

ein müdes Lächeln. Elf Minuten<br />

kosten zwei Spieler<br />

nacheinander die Karriere<br />

im Nationalteam; die fünf<br />

Minuten zugrunde gelegt,<br />

die Bundestrainer Joachim<br />

Löw benötigte, um Mats<br />

Hummels über dessen Ausin<br />

der Auswahl zu informieren.<br />

Mats Hummels selbst hat<br />

es in elf Minuten geschafft,<br />

sich bei seinem Comeback<br />

als Verteidiger von Boussia<br />

Dortmund unbeliebt zu machen.<br />

Unddas kam so: In der<br />

78. Minute gegen Augsburg,<br />

der gastgebende BVB führte<br />

4:1, wechselte Dortmunds<br />

Trainer Lucien FavreKapitän<br />

Marco Reus für Mario Götze<br />

aus. Götze sollte die Kapitänsbinde<br />

Axel Witsel über-<br />

Darauf einen hinter die Binde?<br />

Mats Hummels als Kapitän. AFP<br />

reichen, der die Binde aber<br />

nicht wollte und an Mats<br />

Hummels verwies, der seinerseits<br />

die Binde umband.<br />

Daswäreinder vergangenen<br />

Saison noch undenkbar<br />

gewesen. Allein schon, weil<br />

Hummels da noch für Bayern<br />

München spielte. Deshalb<br />

ist das für manchen Fan<br />

immer noch undenkbar.<br />

Zum Glück besiegte die Borussia<br />

den FC Augsburg 5:1,<br />

weil ja ein Spiel nicht elf, sondern<br />

imIdealfall 90 Minuten<br />

dauert. Ungefähr so lange<br />

wie die Busfahrt zur nächsten<br />

Partie in Köln. Kostenpunkt<br />

in etwa: Elf Minuten,<br />

vonCoelho,gebraucht. (cs.)<br />

SC Freiburg<br />

Fritz Keller ist ein Genießer.Als<br />

Winzer des Jahres<br />

2018 hat der Noch-Präsident<br />

des SC Freiburg und wohl<br />

Bald-Präsident des Deutschen<br />

Fußball-Bundes (DFB)<br />

in erster Linie natürlich eine<br />

Leidenschaft für Weine. An<br />

einem Sonnabendnachmittag<br />

auf der Tribüne im Fußballstadion<br />

hätte der Konsum<br />

alkoholischer Getränke<br />

aber natürlich eine schlechte<br />

Auswirkung. Undsogriff der<br />

62-Jährige am Sonnabend<br />

beim Heimspiel seines Klubs<br />

gegen den FSV Mainz zum<br />

süßen Lolli.<br />

Auf Kojaks<br />

Spuren<br />

Ausgeprägte Lolli-Leidenschaft: Fritz Keller (r.)<br />

Der passte auch ganz gut<br />

zur Stimmungslage Kellers.<br />

Zum ersten Mal seit 18 Jahrengewannen<br />

die Freiburger<br />

mal wieder ein Saisonauftaktspiel,<br />

noch dazu mit 3:0.<br />

Vielleicht wollte er aber<br />

auch einfach nur ein Statement<br />

setzen: Einsatz in Manhattan<br />

hieß die berühmte<br />

Kultserie um den kultigen<br />

Dauer-Lolli-Lutscher-Kommissar<br />

Kojak. Keller könnte<br />

nun eine Art Erbe antreten,<br />

unter dem Titel: Einsatz in<br />

Mainhattan. Anderes Wort<br />

für Frankfurt, Sitz der DFB-<br />

Zentrale. (pae.)<br />

IMAGO IMAGES<br />

Eintrachts Liebling<br />

GETTY IMAGES/HANGST<br />

Martin Hinteregger kannte keine Hemmungen,<br />

als er seinen Wechsel vom FCAugsburg zuEintracht<br />

Frankfurt forcierte. Beim ersten Mal, im<br />

Januar dieses Jahres,meckerte er in aller Öffentlichkeit<br />

über FCA-Coach Manuel Baum, wurde<br />

suspendiert, schließlich auf Leihbasis an die Eintracht<br />

abgegeben. Beim zweiten Mal, im Juli dieses<br />

Jahres, trank er während eines Trainingslagers<br />

der Augsburger bei einem Dorffest in Österreich<br />

einen über den Durst, wurde mit einer<br />

Strafe belegt, und schließlich endgültig für eine<br />

Ablösesumme in Höhe vonzwölf Millionen Euro<br />

nach Hessen entlassen. Dort ist der 26-Jährige<br />

Publikumsliebling, der Liebling des Trainers,der<br />

Liebling der Kollegen. Seit Sonntag wohl noch in<br />

gesteigerter Form,weil er beim Saisonauftakt gegen<br />

Hoffenheim in der ersten Spielminute das<br />

spielentscheidende Torerzielte.<br />

Fortuna Düsseldorf<br />

Eine fantastische<br />

Leihgabe<br />

Wer ist dieser verdammte<br />

Kerl?“, fragten<br />

sich die Zuschauer im Bremer<br />

Weserstadion, als ihr<br />

Werder-Team erstmals seit<br />

1977 wieder gegen Düsseldorf<br />

verlor. Das 3:1 war typisch<br />

Fortuna. Dem Gegner<br />

das Gefühl haushoher Überlegenheit<br />

geben, dann unbarmherzig<br />

zuschlagen.<br />

Hätte diesmal aber wohl<br />

kaum funktioniert, wäre da<br />

im Tor der Gäste nicht ein<br />

Mann gewesen, der mal hierhin,<br />

mal dahin, mal dorthin<br />

flog und jedes Malirgendwie<br />

den Ball von der Linie<br />

kratzte. Gestatten, Zackary<br />

Steffen.<br />

Der 24-Jährige ist Nationaltorhüter<br />

der USA, und in<br />

Bremen konnten alle sehen<br />

warum. Siekonnten auch sehen,<br />

wieso Manchester City<br />

Steffen zu Saisonbeginn von<br />

der Columbus Crew aus der<br />

Major League Soccer verpflichtet<br />

hat. Schon das<br />

zweite Europa-Abenteuer<br />

des Keepers,der einst als 20-<br />

Jähriger zum SC Freiburg<br />

kam, dort aber nur in der<br />

zweiten Mannschaft in der<br />

Regionalliga eingesetzt<br />

wurde und reumütig in die<br />

Heimat zurückkehrte.<br />

Nun ausgerechnet Manchester<br />

City, womit Ederson<br />

einer der besten Torhüter der<br />

Welt Stammkraft ist und Chiles<br />

Nationalkeeper Claudio<br />

Bravodie Nummer zwei. Um<br />

dem Zugang trotzdem Spielpraxis<br />

zu verschaffen, holte<br />

City-Coach PepGuardiola als<br />

Nummer drei lieber für ein<br />

Jahr Scott Carson, 33, von<br />

Derby County und lieh Steffen<br />

nach Düsseldorfaus.<br />

Das mit der Spielpraxis<br />

scheint zu funktionieren,<br />

auch wenn der noch verletzte<br />

Michael Rensing wieder<br />

fit wird. „Wir hatten mit<br />

Zackary Steffen einen Torwart,<br />

der fantastisch gehalten<br />

hat“, ist Düsseldorfs Trainer<br />

Friedhelm Funkel nicht<br />

entgangen. „Ein Erfolg der<br />

gesamten Mannschaft“,<br />

sagte der Angesprochene<br />

selbst. Vielleicht ein bisschen.<br />

(mali.)<br />

ERSTER SPIELTAG<br />

2:2 (1:2)<br />

BAYERN–HERTHA<br />

5:1 (1:1)<br />

DORTMUND–AUGSBURG<br />

3:2 (2:2)<br />

LEVERKUSEN–PADERBORN<br />

0:4 (0:3)<br />

1. FC UNION–LEIPZIG<br />

0:0<br />

M’GLADBACH–SCHALKE<br />

2:1 (1:0)<br />

WOLFSBURG–KÖLN<br />

1:3 (0:1)<br />

BREMEN–DÜSSELDORF<br />

3:0 (0:0)<br />

FREIBURG–MAINZ<br />

1:0 (1:0)<br />

FRANKFURT–HOFFENHEIM<br />

Bayern München: Neuer -Kimmich,<br />

Süle, Pavard, Alaba -Thiago-Müller<br />

(85. Sanches), Tolisso<br />

-Gnabry(87. Davies), Lewandowski,<br />

Coman<br />

Hertha BSC: Jarstein -Leckie,<br />

Klünter,N.Stark, Rekik, Mittelstädt<br />

-Grujic, Darida -Duda<br />

(78. Skjelbred) -Lukebakio (68.<br />

Selke), Ibisevic (63. Esswein)<br />

Schiedsrichter:HarmOsmers<br />

Zuschauer:75000<br />

Tore: 1:0 Lewandowski (24.),<br />

1:1 Lukebakio (36.), 1:2 Grujic<br />

(39.), 2:2 Lewandowski (60.)<br />

Gelbe Karten: Müller (1), Pavard<br />

(1), Lewandowski (1) /Darida<br />

(1), Grujic (1), Mittelstädt (1)<br />

Borussia Dortmund: Hitz -Piszczek<br />

(68. Hakimi), Akanji, Hummels,<br />

N. Schulz -Weigl, Witsel -<br />

Sancho, Reus (79. M. Götze), T.<br />

Hazard (68. Brandt) -Alcácer<br />

FC Augsburg: Koubek -Teigl, R.<br />

Khedira, Suchy, Pedersen -Gruezo,<br />

Baier -Hahn (60. M. Richter),<br />

Vargas (83. Jensen) -Niederlechner,Gregoritsch<br />

(77. Oxford)<br />

Schiedsrichter:F.Willenborg<br />

-Zuschauer:81365<br />

Tore: 0:1 Niederlechner (1.),<br />

1:1 Alcácer (3.), 2:1 Sancho<br />

(51.), 3:1 Reus (57.), 4:1<br />

Alcácer (59.), 5:1 Brandt (82.)<br />

BayerLeverkusen: Hradecky -<br />

Tah, S. Bender,Wendell -Ch.<br />

Aranguiz, Baumgartlinger (62.<br />

Bellarabi) -L.Bender (46. Dragovic),<br />

Havertz, Demirbay, Bailey<br />

(88. Alario) -K.Volland<br />

SC Paderborn: J. Huth -Dräger<br />

(84. Zolinski), Strohdiek, Hünemeier,Collins<br />

-Gjasula, Vasiliadis<br />

-Pröger (70. Holtmann),<br />

Antwi-Adjej -Mamba (61. Oliveira<br />

Souza), S. Michel<br />

Schiedsrichter:Stieler<br />

Zuschauer:26208<br />

Tore: 1:0 Bailey(10.), 1:1 S. Michel<br />

(15.), 2:1 Havertz(19.),<br />

2:2 Mamba (25.), 3:2 K. Volland<br />

(69.)<br />

GK: Wendell (1), Dragovic (1) /-<br />

1. FC Union: Gikiewicz -Trimmel,<br />

Friedrich, Schlotterbeck, Lenz -<br />

Prömel, Andrich -Abdullahi (58.<br />

Becker), Gentner (46. Ujah),<br />

Bülter -Andersson (69. Polter)<br />

Leipzig: Gulacsi -Mukiele, Konate,<br />

Orban -Demme (62. Laimer),<br />

Kampl (73. Forsberg) -<br />

Klostermann, Halstenberg -Sabitzer,Poulsen,<br />

Timo Werner<br />

(65. Nkunku)<br />

Schiedsrichter:Schmidt<br />

Zuschauer:22467<br />

Tore: 0:1 Halstenberg (16.), 0:2<br />

Sabitzer (31.), 0:3 Werner<br />

(42.), 0:4 Nkunku (69.)<br />

Gelbe Karte: Becker/-<br />

Bor.Mönchengladbach: Sommer<br />

-Lainer,Ginter,Elvedi,<br />

Wendt -Zakaria -Bénes, Neuhaus<br />

(63. Johnson) -Embolo<br />

(77. Raffael) -Pléa, Thuram<br />

(82. Traoré)<br />

FC Schalke04: Nübel -Kenny,<br />

Stambouli, Nastasic, Oczipka -<br />

McKennie (85. Salif Sané),<br />

Mascarell -D.Caligiuri, Harit<br />

(90.+3 Mercan), Raman (74.<br />

Reese) -Burgstaller<br />

Schiedsrichter:Brych<br />

Zuschauer:54022<br />

Tore: -<br />

Gelbe Karten: Neuhaus (1),<br />

Bénes (1), Lainer (1) /Stambouli<br />

(1), D. Caligiuri (1)<br />

VfL Wolfsburg: Casteels -Knoche,<br />

Guilavogui, Brooks -William,<br />

Schlager,Arnold, Roussillon<br />

(74. Steffen) -Klaus (82.<br />

Brekalo), Victor -Weghorst (88.<br />

Nmecha)<br />

1. FC Köln: T. Horn-Ehizibue,<br />

Mere, Czichos, Hector -Höger<br />

(56. Skhiri), Verstraete -K.<br />

Schindler,Drexler (62.Terodde),<br />

F. Kainz (70. Churlinov) -Modeste<br />

Schiedsrichter:Jablonski<br />

Zuschauer:25099<br />

Tore: 1:0 Arnold (16.), 2:0 Weghorst<br />

(60.), 2:1 Terodde<br />

(90.+1)<br />

Gelbe Karten: Steffen (1) /Höger(1),<br />

Drexler (1), Mere (1)<br />

Werder Bremen: Pavlenka -Gebre<br />

Selassie, Toprak (82. Sargent),<br />

Moisander,Friedl (71. Pizarro)<br />

-N.Sahin -M.Eggestein,<br />

Klaassen -J.Eggestein, Rashica<br />

(65. Füllkrug) -Osako<br />

Fortuna Düsseldorf: Z. Steffen -<br />

Mat. Zimmermann, Ayhan, A.<br />

Hoffmann, Gießelmann -Baker,<br />

Morales -Thommy (76. Pledl),<br />

Karaman (69. Sobottka), Suttner<br />

-Hennings (86. O. Fink)<br />

Schiedsrichter:Zwayer<br />

Zuschauer:42100<br />

Tore: 0:1 Hennings (36.), 1:1 J.<br />

Eggestein (47.), 1:2 Karaman<br />

(52.), 1:3 Ayhan (64.)<br />

Gelbe Karten: -/Karaman (1),<br />

Thommy (1)<br />

SC Freiburg: Schwolow-<br />

Schmid, Lienhart, N. Schlotterbeck,<br />

Günter -R.Koch, Höfler -<br />

J. Gondorf (60. Frantz), Borrello<br />

(65. Höler) -L.Waldschmidt<br />

(89. Abrashi), Petersen<br />

FSV Mainz 05: Fl. Müller -Brosinski,<br />

St. Juste (80. Hack),<br />

Niakhaté, Martín -Fernandes<br />

(84. Awoniyi) -Baku (71. Öztunali),<br />

Latza -Boetius -Onisiwo,<br />

Quaison<br />

Schiedsrichter:Hartmann<br />

Zuschauer:24000<br />

Tore: 1:0 Höler (81.), 2:0<br />

Schmid (84.), 3:0 L. Waldschmidt<br />

(87./Foulelfmeter)<br />

GK: Lienhart(1) /St. Juste (1),<br />

Latza (1), Fernandes (1)<br />

Frankfurt: Trapp -Abraham, Hasebe,<br />

Hinteregger -daCosta,<br />

Kohr (65. Rode), Fernandes,<br />

Kostic -Gacinovic (88. Torro),<br />

Kamada (71. Paciencia) -Rebic<br />

Hoffenheim: Baumann -Posch,<br />

Vogt, Bicakcic -Kaderabek,<br />

Rudy, Geiger (71. Belfodil), Zuber<br />

-Skov(76. Grifo), Bebou,<br />

Rupp (64. Samassekou)<br />

Schiedsrichter:Daniel Siebert<br />

(Berlin)<br />

Tor: 1:0 Hinteregger (1.)<br />

Zuschauer:50200<br />

Gelbe Karten: Rebic, Fernandes,<br />

Paciencia -Vogt


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 – S eite 20 *<br />

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Sport<br />

Das erste von vier Gegentoren für die Eisernen: Marcel Halstenberg erzielt in Köpenick das 1:0 für RB Leipzig.<br />

Das Lehrstück<br />

Das Bundesligadebüt des 1. FC Union gerät aus sportlicher Sicht zum Desaster.Die Elf von Trainer Urs Fischer unterliegt RB Leipzig 0:4<br />

IMAGO IMAGES<br />

VonPatrick Berger und<br />

Mathias Bunkus<br />

Von einem Drama ist im<br />

Fußball gernmal die Rede.<br />

Auch weil die Beobachter<br />

gern mal zur Überzeichnung<br />

des Geschehens neigen. In<br />

dem hier zu beschreibenden Fall,<br />

dem Bundesligadebüt des 1. FC<br />

Union, das am Sonntagnachmittag<br />

im Stadion An der Alten Försterei<br />

über die Bühne ging, ist aber die Bezeichnung<br />

wohl durchaus angebracht.<br />

Die Auseinandersetzung der<br />

Eisernen mit dem von den Union-<br />

Fans so ungeliebten Bundesligaspitzenklub<br />

RB Leipzig war nämlich in<br />

jedweder Hinsicht ein Schauspiel.<br />

Wegen des zunächst gerührten,<br />

zwischenzeitlich enthusiastischen,<br />

noch später doch arg enttäuschten<br />

Publikums.Wegen des Wetters, dain<br />

der ersten Hälfte über der legendären<br />

Spielstätte doch schon ein fast unheimlicher,<br />

geradezu künstlich wirkender<br />

Starkregen nieder ging.Wegen<br />

der Vielzahl an tragischen Figuren,<br />

die allesamt aufseiten des Gastgebers<br />

zu finden waren. Ja, diese Premiere<br />

des 1. FC Union in der höchsten Spielklasse<br />

wurde zum bitteren Lehrstück<br />

für die Aufstiegshelden in Rot und<br />

Weiß und für diejenigen, die im Sommer<br />

zur Verstärkung des Kaders nach<br />

Köpenick gekommen waren. Dasließ<br />

sich nach 90, aus Sicht der Unioner<br />

doch verstörenden Minuten auch am<br />

Endergebnis ablesen. Es lautete 0:4<br />

(0:3) und spiegelte letztlich einen<br />

Klassenunterschied wieder,den Trainer<br />

Urs Fischer wie folgt kommentierte:<br />

„Wir sind heute hart auf dem<br />

Boden gelandet. Aber wenn du so<br />

viele Geschenke verteilst wie wir in<br />

der ersten Hälfte, brauchst du dich<br />

nicht wundern, dass man Ende mit so<br />

einem Ergebnis vom Platz geht. Wir<br />

haben heute eine erste Kostprobe bekommen,<br />

was es heißt, in der Bundesliga<br />

zu spielen.“<br />

Der Schrecken nahm vor 22467<br />

Zuschauern schon in der 16. Minute<br />

für Union seinen Anfang, also wenige<br />

Sekunden nachdem die Union-Fans<br />

ihren Stimmungsboykott mit Countdown<br />

und explosivem Supportbeendet<br />

hatten. Wobei man in der Analyse<br />

die Schuld natürlich erst mal an Suleiman<br />

Abdullahi festmachen kann. Der<br />

Außenstürmer war bei einem Angriff<br />

der Leipziger viel zu spät seiner<br />

Pflicht nachgekommen, für den nach<br />

innen gerückten Rechtsverteidiger<br />

Christopher Trimmel die Seite zuzumachen,<br />

spurtete sich zwar noch mal<br />

flugs in einen Zweikampf mit Marcel<br />

Halstenberg, wurde von ebendiesem<br />

im Strafraum aber mit einer kurzen<br />

Drehung ins Leere geschickt. Halstenberg<br />

blieb noch genügend Zeit,<br />

um sich für den gezielten Torschuss<br />

in die Balance zu bringen. Er überwand<br />

Keeper Rafal Gikiewicz mit einem<br />

Schlenzer.Aber mal ehrlich, war<br />

das von Fischer nicht viel zu riskant,<br />

„Wir sind heute hart<br />

auf dem Boden gelandet.“<br />

Union-Trainer Urs Fischer ist in der anstehenden Trainingswoche<br />

vor allem als Psychologe gefragt.<br />

Abdullahi in die Startelf zu nehmen?<br />

Der Nigerianer war ja aufgrund von<br />

Passproblemen erst in der dritten<br />

Woche der Vorbereitung zum Team<br />

gestoßen, hatte auch in den Testspielen<br />

nur wenig Spielpraxis gesammelt.<br />

Auch beim zweiten Gegentreffer,<br />

den Sabitzer in der 31. Minute mit einem<br />

Linksschuss von der Strafraumgrenze<br />

herbeiführte, lässt sich die<br />

Schuldfrage nicht so leicht beantworten.<br />

Sicher,Trimmel hatte den Ball etwas<br />

leichtfertig in der Vorwärtsbewegung<br />

an Halstenberg verloren, aber<br />

musste das sein, dieser schnelle Abwurf<br />

von Gikiewicz auf Trimmel, der<br />

sich auf seiner Seite doch in einer Unterzahlsituation<br />

befand?<br />

Beim 0:4 gestaltet sich die Sache<br />

noch etwas komplizierter, weil die<br />

Fehlerkette dabei noch etwas länger<br />

war. Schlussendlich kam Sabitzer<br />

nach einer Flanke von Halstenberg<br />

frei zum Kopfball, zielte aber nicht<br />

aufs Tor, sondern eröffnete dem eingewechselten<br />

Christopher Nkunku<br />

mit einer cleveren Ablage die Chance<br />

zum Abstauber (69.).<br />

Immerhin: Das 0:3 in der 42. Minute<br />

ist –wenngleich auch hier die<br />

Abwehr des 1. FC Union im Kollektiv<br />

doch sehr schläfrig wirkte –vor allem<br />

auf die Klasse von Nationalspieler<br />

Timo Werner zurückzuführen. Werner<br />

entwischte Keven Schlotterbeck,<br />

jagte den Ball in denWinkel.<br />

Das Bedenkliche am Vortrag des<br />

Aufsteigers war aber letztlich die Tatsache,<br />

dass es für Union nicht eine<br />

Großchance zu verzeichnen gab.<br />

Auch nicht, als Fischer zur zweiten<br />

Hälfte Anthony Ujah statt Christian<br />

Gentner ins Spiel brachte, als Unterstützung<br />

für den einsamen Sebastian<br />

Andersson. Und auch nicht in den<br />

Phasen, als RB nicht ganz so intensiv<br />

presste.„Werweiß, wozu so eine Klatsche<br />

gut ist“, sagte Mittelfeldspieler<br />

Grischa Prömel, „mal zu sehen, dass<br />

es in der Bundesliga anders läuft. Wir<br />

haben einfach zu vieleTugenden missen<br />

lassen, waren immer einen<br />

Schritt zu spät dran. Das ist eine riesige<br />

Enttäuschung.“<br />

Es brauchte nach dem Schlusspfiff<br />

also jede Menge Trost für die gefallenen<br />

Helden. Trost von den Rängen,<br />

Trost vom Trainer, der nach diesem<br />

Spiel eine Gewissheit hat: So reicht<br />

das nicht.<br />

Allez, allez, ohohohooo<br />

Tränen, Schweigen, Stimmungsexplosion: Beim Bundesligadebüt des 1. FC Union stehen die Fans in allen Gefühlslagen bedingungslos wie immer hinter ihrer Mannschaft<br />

VonPatrick Berger<br />

Er konnte sich den Seitenhieb<br />

dann doch nicht verkneifen. „Allen,<br />

denen Mitbestimmung in einem<br />

Verein etwas bedeutet, sind herzlich<br />

dazu eingeladen, in den nächsten 15<br />

Minuten lautstark zu schweigen“,<br />

verkündete Stadionsprecher Christian<br />

Arbeit wenige Minuten vor dem<br />

Anpfiff über die Mikrofone. Zuvor<br />

hatte er,soviel Anstand musste dann<br />

bei aller Abneigung gegenüber dem<br />

„Konstrukt RB Leipzig“ (als solches<br />

bezeichneten die Union-Fans den<br />

Gegner imVorfeld) sein, auch die mitgereisten<br />

Leipziger empfangen.<br />

„Auch in der 1. Liga machen wir das<br />

so“, sagte Arbeit, „wir begrüßen unsere<br />

Gäste.“ Der Name des Gegners,<br />

so wie sonst üblich, wollte ihm dann<br />

aber nicht über die Lippen gehen.<br />

Wenig später ertönte dann dieVereinshymne<br />

„Eisern Union“ aus den<br />

Lautsprechern und die Union-Fans<br />

hielten rund 500 Banner hoch, die die<br />

Konterfeis verstorbener Fans, Mitglieder,<br />

Angehöriger sowie frühere<br />

Spieler zeigten. Mit der Aktion „Endlich<br />

dabei“ gedachten die Unioner<br />

denen, die diese historische Saison<br />

im deutschen Oberhaus nicht mehr<br />

erleben können. Dieser Moment an<br />

der Alten Försterei rührte den einen<br />

oder anderen FanzuTränen.<br />

Unddann schwiegen sie.Für eine<br />

Viertelstunde. Obwohl das mit dem<br />

Schweigen dann nicht zu hundert<br />

Prozent klappte,was bei einem solch<br />

denkwürdigen Spiel allerdings in der<br />

Natur eines Vollblut-Fans liegt. Bei<br />

Foulspielen des Gegners wurde lautstark<br />

gepfiffen, sobald sich eine Torchance<br />

anbahnte,schnellte der Stimmungspegel<br />

in die Höhe. Nur die organisierte<br />

Unterstützung mit Fangesängen<br />

blieb eben aus. „Das war<br />

schon ungewohnt“, sagte Kapitän<br />

Christopher Trimmel. Grischa Prömel<br />

ergänzte, dass man sich „natürlich<br />

von Anfang an Stimmung gewünscht“<br />

hätte.<br />

„Endlich dabei“: Union-Fans halten Porträts von Ehemaligen in die Höhe. DPA/BRITTA PEDERSEN<br />

Um 18.15 Uhr wurde der Stimmungsprotest<br />

aufgehoben. Zehn,<br />

neun, acht, …–die Unioner zählten<br />

die Sekunden bis zur Stimmungsexplosion<br />

mit gehobenen Armen runter<br />

–... drei, zwei, eins. Und dann wurde<br />

es richtig laut:„Union du wirst siegen,<br />

glaub an dich und es wird wahr/ Die<br />

erste Bundesliga ist für uns zum Grei-<br />

fen nah/ DieZeit ist nun gekommen,<br />

ihr werdets alle sehn/ Der Erste FC<br />

Union wirdnun endlich oben stehen/<br />

Allez, allez, allez, allez, ohohohooo/<br />

Mit uns an deiner Seite wirst du niemals<br />

untergehen.“ Die Fans sangen,<br />

tanzten, hüpften. Der Stimmung tat<br />

der folgende 0:1-Rückstand durch<br />

Marcel Halstenbergkeinen Abbruch.<br />

Journalisten aus aller Welt waren<br />

nach Köpenick gekommen, um das<br />

historische Spiel hautnah zu verfolgen.<br />

Berichterstatter aus Tschechien,<br />

Frankreich, den USA, sogar aus Japan<br />

und Italien. Aus Mailand war Paolo<br />

Tomaselli von der <strong>Zeitung</strong> Corriere<br />

della Sera, der meistgelesenen in Italien,<br />

angereist. Man habe sehr wohl<br />

vomAufstieg des Kultvereins aus Ost-<br />

Berlin gehört und sei begeistert von<br />

dessen Fankultur,sagte der Reporter,<br />

der für gewöhnlich über Juventus Turin<br />

und Italiens Nationalmannschaft<br />

berichtet. DieBilder nach dem Sieg in<br />

der Relegation gegen Stuttgart von<br />

feiernden Fans und später von der<br />

der Schiffsfahrt mit der „Viktoria“<br />

und den Beibooten über die Spree,<br />

hätten auch im Süden Europas für<br />

Aufsehen gesorgt.„Wir vermissen das<br />

in Italien“, sagteTomaselli und blickte<br />

wehmütig auf den Rasen, „dieser bedingungslose<br />

Rückhalt, die Liebe der<br />

Fans zu ihrem Verein, der einfacher<br />

Fußball, die vollen Stehplätze.“<br />

Weit vor dem Spiel war diese spezielle<br />

Atmosphäre in Köpenick zu<br />

spüren. Schon um 15.30 Uhr, zweieinhalb<br />

Stunden vordem Premierenspiel,<br />

drängten Menschenmassen<br />

aus der S-Bahn. An der Union-Tanke<br />

zischten die Anhänger wie gewohnt<br />

Bier, aßen Wurst, schwärmten von<br />

der vergangenen Saison, unterhielten<br />

sich über das Bevorstehende. Ein etwas<br />

korpulenter Fan inrot-weißem<br />

Trikot hatte noch zwei Tickets über,<br />

verkaufte sie fast zum Einkaufspreis<br />

von 15Euro und machte so zwei Anhänger<br />

glücklich. Auch das ist Union<br />

Berlin: Zusammenhalt, Treue. Unabhängig<br />

vonder Ligazugehörigkeit.<br />

Dass die Partie mit 0:4 endete,hielt<br />

niemanden ab, noch eine Viertelstunde<br />

nach Abpfiff lautstark zusingen.<br />

„Die Fans stehen hinter uns“,<br />

sagte Trimmel, „das ist uns bewusst.“<br />

Reporter Tomaselli aus Mailand war<br />

baff: „Nach einer solchen Klatsche<br />

hätten die Fans in Italien ihre Mannschaft<br />

ausgepfiffen. Hier feiernsie.“


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 – S eite 21<br />

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Feuilleton<br />

Eine Uraufführung<br />

von Jérôme Bel bei<br />

„Tanz im August“<br />

Seite 23<br />

„Eigentlich kann man darüber nur staunen.“<br />

Doris Meierhenrich über die Improvisationslust des Gorki-Theaters im neuen Container-Provisorium. Seite 22<br />

Hongkong-Proteste<br />

Das ist nicht die<br />

wahre Mulan<br />

Susanne Lenz<br />

zur Empörung über die<br />

Schauspielerin Liu Yifei<br />

Auch ich unterstützedie Honkonger<br />

Polizei. Ihr könnt mich jetzt<br />

verprügeln.“ –Diesen Post der <strong>Zeitung</strong><br />

Daily Post hat die populärechinesische<br />

Schauspielern Liu Yifei vor<br />

ein paarTagen auf ihrem Account bei<br />

Weibo geteilt. Dazu schrieb sie: „Wie<br />

schade für Hongkong.“ So wie LiuYifei<br />

denkt wohl die Mehrheit der Chinesen<br />

über die Proteste in Hongkong,<br />

die sich in zwei Monaten zu einer<br />

großen Demokratiebewegung<br />

entwickelt haben. Aber die Schauspielerin<br />

spielt ausgerechnet die<br />

Hauptrolle in dem Disney-Film<br />

„Mulan“, in dem es um eine junge<br />

Frau geht, die nicht nur mutig die<br />

Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern<br />

infrage stellt, sondern<br />

ihr Land auch noch vor den Invasorenrettet.<br />

DieGeschichte beruht auf<br />

einem alten chinesischen Gedicht,<br />

2009 wurde sie in China verfilmt. Zuvor,<br />

1998, war ein Disney-Zeichentrickfilm<br />

dazu herausgekommen.<br />

„Mulan“ kennt in China fast jedes<br />

Kind.<br />

Die Honkonger Protestierenden<br />

rufen empört zum Boykott des Films<br />

auf. Unter dem Hashtag„Boycottmulan“<br />

macht sich Wut und Enttäuschung<br />

in den sozialen Medien Luft:<br />

„Liu Yifei unterstützt das brutale Vorgehen<br />

der Polizei und die Unterdrückung<br />

in Hongkong“, heißt es auf<br />

Twitter.„Frau Liu steht für alles,wofür<br />

Mulan nicht steht.“ Auf dem Nachrichtendienst<br />

kursiertein verfremdetes<br />

Filmplakat. Mulan trägt hier eine<br />

Binde über ihrem rechten Auge.„Die<br />

wahre Mulan sollte das Mädchen<br />

sein, dem die Hongkonger Polizei ins<br />

Auge geschossen hat“, steht darunter.<br />

Tatsächlich soll eine Demonstrantin<br />

durch ein Gummigeschoss der Polizei<br />

auf einem Auge erblindet sein.<br />

Disney schweigt bislang. Das<br />

könnte auch so bleiben, ja vielleicht<br />

kommen dem Unternehmen Lius<br />

Äußerungen sogar gerade recht.<br />

Denn nachdem der Zeichentrickfilm<br />

in China nicht sehr erfolgreich war,<br />

war das erklärte Ziel, mit dem neuen<br />

„Mulan“ mit realen Schauspielern<br />

den riesigen chinesischen Markt<br />

doch noch zu erobern. Liu hat in<br />

China positive Aufmerksamkeit für<br />

sich und ihren Film erzeugt.<br />

Wiebitter für die Demonstranten,<br />

die sich seit Monaten unermüdlich<br />

für Freiheit und Demokratie einsetzen.<br />

Zehntausende auch am Sonntag,<br />

trotz Drohungen aus Peking,<br />

trotz strömenden Regens.Der VictoriaPark–ein<br />

Meer vonSchirmen.<br />

Mulan ist einer Honkonger Demonstrantin:<br />

verfremdetes Filmplakat. TWITTER/SIN KCX<br />

Peter Fonda, der in dem Film „Easy Rider“ die Rolle seines Lebens spielte, warauch privat ein großer Motorradfan.<br />

Nicht geboren, um folgsam zu sein<br />

VonHarry Nutt<br />

Zum Toddes amerikanischen Schauspielers Peter Fonda<br />

Den undurchsichtigen Rebellen<br />

spielte Peter<br />

Fonda nicht nur in seinen<br />

Filmen. Bei einem<br />

Berlin-Besuch in den 60er-Jahren<br />

hat er sich, so berichtete er einmal in<br />

einem Interview, derart über die<br />

Existenz der <strong>Berliner</strong> Mauer empört,<br />

dass er an selbige uriniert habe.<br />

Noch ehe die verblüfften Grenzbeamten<br />

wussten, wie sie darauf reagieren<br />

sollten, habe er gesagt: „Ich<br />

fahrejetzt dadurch, ihr könnt mich ja<br />

erschießen.“ Diese trotzige Unangepasstheit<br />

war einerseits Protest und<br />

Pose mit der auffälligen Bereitschaft<br />

zum Risiko. Darüber hinaus aber<br />

schien daraus ein unbändiger Freiheitsdrang<br />

hervorzugehen, der in<br />

seinem Fall wohl auch auf einen permanenten<br />

Aufruhr gegen den als<br />

übermächtig empfundenen Vater<br />

zurückzuführen war.<br />

Peter Fonda wurde 1940 in New<br />

York als Sohn des amerikanischen<br />

Schauspielers HenryFonda geboren,<br />

seine Mutter nahm sich das Leben,<br />

als er und seine ältereSchwester Jane<br />

noch Kinder waren. Peter Fonda sah<br />

seinem Vater sehr ähnlich. Zugleich<br />

aber litt er an der schroff-abweisenden<br />

Art, die Henry Fonda zu einer<br />

Ikone des amerikanischen Westerns<br />

gemacht hatte.Und obwohl oder gerade<br />

weil er bereits als junger Bühnenschauspieler<br />

die Erfahrung machen<br />

musste,dass der Ruhm des Vaters<br />

auch eine Belastung war, reüssierte<br />

er in seinen Filmen auch als<br />

das Gesicht eines anderen Amerika.<br />

Sich aus dem Schatten des Vaters<br />

zu befreien, mag schwer gewesen<br />

sein, den Erfolg des Filmes „Easy Rider“<br />

hinter sich zu lassen, war nahezu<br />

unmöglich. Der handlungsarme,<br />

entropisch-zerfasernde Film<br />

aus dem Jahr 1969 lieferte die Bilder<br />

zum Freiheitsbedürfnis des jungen<br />

Amerika vor dem Hintergrund des<br />

Vietnamkriegs. Peter Fonda war an<br />

der Seite vonJack Nicholson und Regisseur<br />

Dennis Hopper nicht nur<br />

Darsteller des Motorradfreaks Captain<br />

America, sondern auch Mitproduzent<br />

und Co-Autor.<br />

„Easy Rider“ erzählt die Geschichte<br />

von zwei Aussteigern, die<br />

mit ihren Chopper-Maschinen quer<br />

durch die USA fahren, um einen<br />

Traum zu leben, der schließlich im<br />

Alptraum mündet. Zu aktueller Popmusik<br />

(u. a. von der Band Steppenwolf<br />

und deren Hit „Born To Be<br />

Wild“) lassen sie sich den Wind der<br />

Prärie um die Nase wehen. Sie begegnen<br />

der Gegenkultur der Hippies,<br />

aber auch dem Hass der sozial gespaltenen<br />

USA. „Easy Rider“ war gerade<br />

in die Kinos gekommen, als das<br />

Festival von Woodstock weithin Signale<br />

einer friedensseligen Anti-<br />

Establishment-Bewegung aussendete.<br />

„Easy Rider“ aber hatte überdeutlich<br />

gemacht, dass dies vor allem<br />

eine Reaktion auf eine<br />

engstirnige und hasserfüllte Gesellschaft<br />

war, inder politische Morde<br />

die Entwicklung des Landes bestimmten.<br />

Die anziehenden Sehnsuchtsbilder<br />

von„Easy Rider“ gaben der Idee<br />

eines New-Hollywood-Kinos, zu<br />

dem auch der kürzlich gestorbene<br />

Regisseur D. A. Pennebaker gehörte,<br />

ikonographisch die Richtung vor.<br />

„Easy Rider“ brach aus der typischen<br />

Erzählstruktur eines Hollywood-<br />

Films aus, und Fonda und Hopper<br />

setzten auch im Nebeneinander von<br />

Produktion, Darstellung und Regie<br />

neue Maßstäbe, auch wenn wenig<br />

davon wirklich geplant gewesen zu<br />

sein scheint. Dazu passt die Geschichte<br />

des Songs „The Ballad of<br />

Easy Rider“, für den Bob Dylan die<br />

Anfangszeile („The river flows/It<br />

flows to the sea/Whereever that river<br />

goes/ That’s whereIwant to be“) geschrieben<br />

hatte, dessen Fertigstellung<br />

aber seinem Freund Roger<br />

McGuinn von den Byrds überließ.<br />

Das frühere Byrds-Mitglied David<br />

Crosby wiederum unterstellte Dennis<br />

Hopper,die äußereGestalt seiner<br />

Easy-Rider-Figur vonihm abgeguckt<br />

zu haben. Gerade die Durchdringung<br />

vonFiktion, Popund Wirklich-<br />

„Easy Rider“ handelt von Aussteigern, die mit<br />

ihren Chopper-Maschinen quer durch die<br />

USA fahren, um einen Traum zu leben, der<br />

schließlich im Alptraum mündet. Peter Fonda,<br />

Dennis Hopper und Jack Nicholson begegnen<br />

der Gegenkultur der Hippies, aber auch dem<br />

Hass in den sozial gespaltenen USA.<br />

keit aber machte „Easy Rider“ zu einem<br />

weit aus dem Kino herausragenden<br />

Ereignis. Der Byrds-Song<br />

„Wasn’t Born To Follow“ kam auch<br />

dem Lebensmotto von Peter Fonda<br />

sehr nahe.<br />

Nach „Easy Rider“ spielte er in<br />

zahllosen Filmen, die aber nicht<br />

mehr die Aufmerksamkeit des seltsamen<br />

Jahrhundertfilms erlangten.<br />

Für seine Rolle in „Ulees’s Gold“ aus<br />

dem Jahr 1997 wurde Fonda mit einem<br />

Golden Globe ausgezeichnet,<br />

den er überglücklich entgegennahm,<br />

weil er nun wieder zur Hollywood-Familie<br />

gehörte. Neben Dustin<br />

Hoffman und Matt Damon war<br />

Peter Fonda 1998 auch für einen Oscar<br />

als bester Darsteller nominiert<br />

worden, den aber sein Freund Jack<br />

Nicholson für dessen Rolle in„Besser<br />

geht’s nicht“ erhielt. In „Ulee’s Gold“<br />

IMAGO IMAGES/UNITED ARCHIVES INTERNATIONAL<br />

vonVictor Nunezspielt Fonda einen<br />

verbittert-zurückgezogenen Bienenzüchter,<br />

der ein Vietnam-Trauma zu<br />

verarbeiten hat. Fonda trägt in dem<br />

Film eine Nickelbrille, als sei es eine<br />

bewusste Bezugnahme auf den 1982<br />

gestorbenen Vater. Für den Film<br />

„Wanda Nevada“ aus dem Jahr 1979<br />

hatte er HenryFonda, den er trotz aller<br />

Querelen innig verehrte, für eine<br />

Gastrolle verpflichtet, in der dieser<br />

den Sohn gleich zu Beginn autoritär<br />

zurechtweist.<br />

Trotz eines deutlichen Abflauens<br />

der Karrierehat Fonda nie aufgehört,<br />

Filme zu drehen und vorder Kamera<br />

zu agieren, darunter in der Action-<br />

Komödie „Auf dem Highway ist die<br />

Hölle los“, in dem er neben reichlich<br />

vertretener Hollywood-Prominenz<br />

auftritt. Er war aber auch für kleine<br />

Produktionen zu haben. In demFilm<br />

„Peppermint Frieden“ (von der<br />

deutschen Regisseurin Marianne<br />

Rosenbaum aus dem Jahr 1983)<br />

spielt er einen amerikanischen Soldaten<br />

im Nachkriegsdeutschland,<br />

übrigens an der Seite vonLiedermacher<br />

Konstantin Wecker.<br />

Peter Fonda war dreimal verheiratet<br />

und hat zwei Kinder. Eine enge<br />

familiäre Bindung hatte er stets zu<br />

seiner älteren Schwester Jane Fonda,<br />

die wie seine Tochter Bridget Fonda<br />

auf eine eigene große Schauspielkarriere<br />

zurückblicken kann. In dem<br />

Film „Jackie Brown“ vonQuentin Tarantino<br />

gibt es eine Szene, in der<br />

Bridget Fonda die Fernsehprogramme<br />

durchzappt und dabei auf<br />

einen Ausschnitt mit Peter Fonda in<br />

„Easy Rider“ stößt. Diese kleine<br />

Hommage hat ihm, wie er einmal gestand,<br />

sehr gefallen.<br />

Am Freitag ist Peter Fonda im Alter<br />

von79Jahren an den Folgen einer<br />

Krebserkrankung im Beisein von<br />

Jane Fonda in Los Angeles gestorben.<br />

HarryNutt<br />

hat „Easy Rider“ als begeisterter<br />

Teenager gesehen.<br />

NACHRICHTEN<br />

Iran schickt Dokumentarfilm<br />

ins Oscar-Rennen<br />

DerIranschickt einen Dokumentarfilm<br />

über das Schicksal einer iranisch-niederländischen<br />

Frau ins Oscar-Rennen.<br />

DieimIranfür die Auswahl<br />

zuständige Cinema-Stiftung<br />

Farabi entschied sich für den Film<br />

„Auf der Suche nach Farideh“ der Regisseurin<br />

Asadeh Mussawi und ihres<br />

Kollegen Kurosch Mussawi. DerFilm<br />

der beiden jungen Filmemacher ist<br />

damit Irans Beitrag in der Kategorie<br />

„Bester fremdsprachiger Film“, so<br />

die Nachrichtenagentur Isna am<br />

Sonntag. „Auf der Suche nach Farideh“<br />

handelt vomLeben der Niederländerin<br />

Farideh, die als Baby vonihrenleiblichen<br />

Elterninder Stadt Maschad<br />

in Nordostiran ausgesetzt<br />

worden ist. DasKind wurde voneinem<br />

niederländischen Ehepaar<br />

adoptiert. 40 Jahrespäter will Farideh<br />

ihreWurzeln erkunden und<br />

fliegt in den Iran. DerIranhat in der<br />

Oscar-Kategorie für den besten ausländischen<br />

Film bereits zweimal gewonnen.<br />

Beide Male gewann der Regisseur<br />

Asghar Farhadi. (dpa)<br />

Das Festival von Wacken will<br />

weiter wachsen<br />

DerVeranstalter des Wacken-Festivals<br />

International ConcertService<br />

GmbH (ICS) will mit neuem Partner<br />

wachsen. Dafür geht ICS nach eigenen<br />

Angaben eine Partnerschaft mit<br />

der US-Gesellschaft Superstruct Entertainment<br />

ein, sagten die ICS-<br />

Chefs Holger Hübner und Thomas<br />

Jensen. Superstruct Entertainment<br />

ist eine Tochter der Investmentgesellschaft<br />

Providence Equity Partners.Die<br />

Vereinbarung steht noch<br />

unter dem Vorbehalt der Kartellbehörden,<br />

hieß es.Das dreitägige Wacken<br />

Open Air (W:O:A) gilt als eines<br />

der größten Heavy-Metal-Festivals<br />

der Welt und findet im kommenden<br />

Jahr vom30. Juli bis zum 1. August<br />

statt. (dpa)<br />

Sächsischer Preis für<br />

kulturelle Bildung vergeben<br />

Dersächsische Preis für kulturelle<br />

Bildung ist am Samstag in Dresden<br />

vergeben worden. DiedreiHauptpreise<br />

in Höhe vonje2500 Euro gingen<br />

an die Kulturfabrik Hoyerswerda<br />

mit dem Projekt „Eine Stadt tanzt:<br />

Manifest!“, an das Societaetstheater<br />

Dresden und das Quartiersmanagement<br />

Prohlis für ihr Projekt „Zu<br />

Hause in Prohlis“ und an den ASA-FF<br />

Verein aus Chemnitz für das Projekt<br />

„Neue unentdeckte Narrative“. Bewerben<br />

konnten sich Träger der kulturellen<br />

Bildung für beispielhafte<br />

Projekte oder das dauerhafte Engagement<br />

im Rahmen der Demokratieförderung.<br />

(dpa)<br />

Kulturrat fordertFreifahrten<br />

für Ehrenamtliche<br />

DerGeschäftsführer des Deutschen<br />

Kulturrats,Olaf Zimmermann, fordertFreifahrten<br />

in öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

auch für ehrenamtlich<br />

engagierte Menschen. Hintergrund<br />

ist ein aktueller Vorstoß, nach dem<br />

Soldaten der Bundeswehr in Uniformab1.Januar<br />

nächsten Jahres<br />

kostenlos Zugfahren können. Bürgerschaftliches<br />

Engagement sei „gelebte<br />

Demokratie“ und leiste einen<br />

„unverzichtbaren Beitrag“ zum gesellschaftlichen<br />

Zusammenhalt, so<br />

Zimmermann weiter. (BLZ)


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019<br />

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Feuilleton<br />

Außen mausgrau, innen luftig<br />

Die <strong>Berliner</strong> Theatersaison eröffnet mit modernen Klassikern von Heiner Müller und Thomas Mann im Gorki-Container und im <strong>Berliner</strong> Ensemble<br />

VonDoris Meierhenrich<br />

Da lacht das Spielbudengesicht<br />

über die ganze<br />

Bühnenbreite des BE –<br />

lustig, natürlich, und eiskalt.<br />

Genau besehen bezeugt nur die<br />

dicht bestückte Oberzahnreihe das<br />

Lachmaul, dessen bleckende Beißer<br />

eigentlich für zwei Münder reichen.<br />

So halbseitig aber kann sich unter ihnen<br />

ein gleißend rauchiger Höllenschlund<br />

auftun, in den die fröhliche<br />

„Felix Krull“-Gesellschaft am Ende<br />

dieses zirzensischen kleinen Premierenabends<br />

unbeschadet einzieht.<br />

Es ist eine bestürzend munter vor<br />

sich hin brabbelnde Sippe,indie der<br />

Autor und Regisseur Alexander Eisenach<br />

seine Saisoneröffnung der altehrwürdigen<br />

Bühne am Schiffbauerdamm<br />

zusammenzieht. Und im<br />

Grunde verkörpert ihr unbeschwertes<br />

Kirmes-Kabarett in seiner alles<br />

um-, aber nichts wirklich angreifenden<br />

Fischigkeit nicht nur das, was<br />

Thomas Mann vor gut hundert Jahren<br />

in seinem „Vorzugskind des<br />

Himmels“, dem Hochstapler Felix<br />

Krull, als Künstlerparodie seiner<br />

Selbst konzipierte.Sie zeigt auch das,<br />

wofür das BE im dritten Jahr der Intendanz<br />

von Oliver Reese steht: Mit<br />

Aplomb versucht es immer wieder<br />

Gegenwart zuseinem Programm zu<br />

machen und bleibt doch allzu oft im<br />

Konzept dieses Willens stecken.<br />

Oder wie hier: inseiner literarischhistorischen<br />

Vorlage.<br />

Einübung in Hochstapelei<br />

Dieses Malnun ist es das schwülstigdistinguierte<br />

Künstlermilieu Thomas<br />

Manns und seine eigentlich<br />

zeitlose Hochstapler-Figur, der sich<br />

Alexander Eisenach in dieser Spielzeit<br />

ausführlich widmen will und für<br />

Dezember ein weiteres eigenes<br />

Hochstapler-Stück ankündigt.<br />

Manns Original muss zu Beginn nun<br />

das Terrain abstecken, wobei keine<br />

bloße Romanadaption herausgekommen<br />

ist, viel eher eine Aktualisierungsübung.<br />

Wasinvordemokratischen<br />

Zeiten –Mann begann die<br />

„Bekenntnisse“ um 1906 –die feine<br />

Gesellschaft und ihre Hierarchie-gesteuerte<br />

Ideal-Verehrung an der Geschmeidigkeit<br />

des „Kostümkopfes“<br />

Felix so magisch anzog, will nun in<br />

die konsumistisch normierten Untiefen<br />

digitaler Smiley-und Like-Kultur<br />

überführtwerden.<br />

Eisenach versucht das, indem er<br />

die Thomas-Mann-Welt auf nur drei<br />

Klusterfiguren radikal reduziert und<br />

ihnen ein vom Bühnenrand her<br />

kommentierendes Clownspaar aus<br />

dem Heute zur Seite stellt. Gut ausgeklügelt<br />

funktioniert das auf der<br />

Wenn das Thomas Mann wüsste: Marc Oliver Schulze und Constanze Becker in einer Szene des „Felix Krull“ am <strong>Berliner</strong> Ensemble.<br />

Dominic Hartmann, Elena Schmidt und Kendar Hmeidan in „Herzstück“<br />

DPA/ANNETTE RIEDL<br />

Bühne allerdings kaum, denn die<br />

Patchwork-Figuren finden aus ihrer<br />

papierenen Gestaltlosigkeit in kein<br />

Spiel.<br />

Martin Rentzsch darf als dilettierender<br />

Maler Schimmelpreester sowie<br />

sämtliche Krull-Chefs, Direktorenund<br />

Professoren den patriarchalischen<br />

Idealisten, geben und ConstanzeBecker<br />

steuertals langbeinige<br />

SM-Domina die dämonisch-engelsgleiche<br />

Geliebte Madame Houpflé<br />

sowie die Trapezartistin Andromache<br />

bei. Im grotesken Slapstick mit<br />

Marc Oliver Schulze als gutmütiger<br />

Felix erturnen sich diese drei einige<br />

amüsante Momente, doch bleibt es<br />

im Ganzen zu hölzern, unvirtuos.<br />

Besonders die bemüht schnoddrigen<br />

Gegenwartslieferanten Sina<br />

Martens und Jonathan Kempf von<br />

jenseits der vierten Wand verfangen<br />

sich mit ihrem Diskurs-Auftrag eher<br />

im Sesamstraßen-Klamauk, als dass<br />

sie die Sophistik heutiger Instagram-<br />

Profilsucht problembewusst einspeisten.<br />

Und Marc Oliver Schulze,<br />

neu am BE, macht als imitierender<br />

Violinist im Frack oder Kloinstallateur<br />

im Blaumann zu all dem eine<br />

immer charmant chaplineske<br />

Miene.<br />

Leider muss auch er weitgehend<br />

blass bleiben, weil hier selbstredend<br />

nicht Krulls individuelle Besonderheit<br />

als Motor der Hochstapelei gefeiert<br />

wird, sondern die Sensationsgier<br />

der Maschine Gesellschaft. Gut<br />

gemeint ist das und doch in seiner<br />

gezirkelten Halbheit eher gescheitert.<br />

IMAGO IMAGES/MARTIN MÜLLER<br />

Dass es mehr Mut braucht, um<br />

aus einem klassischen Text einen<br />

heutigen zu machen und aus einem<br />

kleinen Abend einen großen, war am<br />

zweiten Tagdes Eröffnungswochenendes<br />

im Gorki-Theater zu erleben.<br />

Eigentlich kann man darüber nur<br />

staunen. Denn auch im siebten Jahr<br />

ihrer Intendanz schaffen es Shermin<br />

Langhoff und Jens Hillje immer noch<br />

mühelos, einen Esprit und eine lebendig-engagierte<br />

Relevanzstimmung<br />

in dem kleinen Haus am Festungsgraben<br />

zu entfalten, dass es<br />

eine Freude ist. Notwendig gewordene<br />

Engpässe wie die überfällige<br />

Sanierung der großen Bühne und<br />

des Studios wenden sie kurzerhand<br />

in eine Zeit der Möglichkeiten um<br />

und laden für zwei Spielzeiten nun,<br />

wenn die Bühnen geschlossen werden<br />

müssen, in einen 22 Meter langen,<br />

12 Meter breiten Container auf<br />

dem Theatervorplatz zum Theater.<br />

Außen mausgrau, überrascht der<br />

hohe, luftige Raum im Innern: eine<br />

Wunderkiste, der kaum eine gelungenere<br />

kleine Eröffnung bereitet<br />

werden konnte als die Clownsnummer,<br />

die Sebastian Nübling und das<br />

7-köpfige Exilensemble des Gorki<br />

nun aus Heiner Müllers 12-zeiligem<br />

„Herzstück“ machten.<br />

Im Grunde sind auch diese sieben<br />

Clowns eine ganze Handvoll Felix<br />

Krulls.Nur anders als im gediegenen<br />

BE brauchen sie keine Mann’schen<br />

Satzgirlanden und veralteten Kunstdiskurse,<br />

um in knappe achtzig<br />

Spielminuten ein strukturell ausgreifendes<br />

wie menschlich ergreifendes<br />

Denkspiel um Schein und Sein,<br />

große Erwartungen und kleine Realitäten,<br />

echte und falsche Hoffnungen<br />

aufzuziehen und wie sich beides<br />

fruchtbar miteinander verbindet.<br />

Energiegeladene Bewegungen<br />

Müllers „Herzstück“, das in denkbar<br />

knappster Form die schöne paradoxeVerbindung<br />

vonBuchstabe und<br />

Bedeutung, Materie und Geist, Technik<br />

und Wirkung auseinanderlegt,<br />

aus der nicht nur alle Kunst, sondern<br />

auch alles geglückte Zusammenleben<br />

entsteht, versammelt nur zwei<br />

Sprecher um ein Herz.Dem einen ist<br />

es Gefühlszentrum, dem anderen<br />

Ziegelstein, doch das wichtigste: Es<br />

schlägt für beide,steinernund ideell.<br />

An diesem Abend im Gorki-Container<br />

schlägt das Müller-Herz zweifellos<br />

in sieben schillernden Farben,<br />

Materien und Spielweisen für diese<br />

sieben. Denn bevor sie überhaupt<br />

mit dem Müller-Text beginnen, obwohl<br />

eine blau kostümierte Clownin<br />

mit neckischem Gamsbart-Haarzopf<br />

auf dem Kopf die „Heiner –Bäng –<br />

Müller-Show“ zigfach und in jeder<br />

nur denkbaren Animationskunst ankündigt,<br />

kämpfen hier alle in erster<br />

Linie mit der Schwerkraft der Bühne<br />

selbst, mit der Technik, ihrer eigenen<br />

Angst, den vermeintlichen Erwartungen<br />

der Zuschauer, den Lasten<br />

ihres eigenen Lebens und der Vergeblichkeit<br />

ihrer Kunst überhaupt.<br />

Dassagt sich so dahin, aber für all<br />

das finden die sieben wunderbar<br />

chaotische, auch alberne, aber immer<br />

glaubhafte,energiegeladene Bewegungen:<br />

Dem rosa Clown gehen<br />

Ideen ab, weshalb er nur gefällige<br />

Diener macht, die kleine Pinke hat so<br />

viel Angst, dass sie nur aus dem Türrahmen<br />

schielt und bald an den Beinen<br />

auf die Bühne gezogen wird,<br />

und die schwarzGewandete –sie outet<br />

sich als Österreicherin –schleicht<br />

nur noch als deprimierte Mumie<br />

durch die Szenerie „weare so fucked<br />

up!“. Natürlich sind sie das nicht und<br />

der Jubel ist am Ende groß.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 23<br />

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Feuilleton<br />

Wilde und<br />

farbenfrohe<br />

Könnerschaft<br />

Zum 80. Geburtstag des<br />

Schlagzeugers Ginger Baker<br />

VonMarkus Schneider<br />

Trommelnder Grantler:der Schlagzeuger<br />

Ginger Baker.<br />

IMAGO<br />

Nicht ganz leicht, sich die Zeiten<br />

vorzustellen, als Ginger Baker<br />

ein Superstar war.Abgesehen davon,<br />

dass Rock insgesamt siecht, kommen<br />

die Drums heute oft von Maschinen.<br />

Baker trommelte ab 1966 in der<br />

sogenannten Supergroup Cream,<br />

neben dem als Gott gehandelten Gitarristen<br />

Eric Clapton und dem Bassisten<br />

Jack Bruce. Der Ruhm des<br />

Trios gründete in einer unerhörten<br />

Lautstärke und auf endlosen, virtuosen<br />

Soli. Bakers Paradestück „Toad“<br />

vom Debüt 1966 zeigte seine wilde,<br />

farbenreiche Könnerschaft und die<br />

Power des hochgerüsteten Schlagzeugs:<br />

Er war nicht der erste,der mit<br />

einer Doppelbassdrum spielte, aber<br />

er setzte damit den Standardimaufsteigenden<br />

Schwerrock. Cream waren<br />

nach nur zwei Jahren ausgepowert,erschöpft<br />

auch vomhandgreiflichen<br />

Unmut Bakers: Für seine barsche<br />

Übellaunigkeit ist er kaum<br />

weniger berühmt als für sein Spiel.<br />

Der 1939 geborene Peter Edward<br />

Baker –Ginger wurde er wegen der<br />

leuchtend roten Haare genannt –<br />

war zunächst ein zorniger junger<br />

Mann und bald ein wütender Heroinsüchtiger<br />

und abwesender Familienvater.<br />

Sein Vater war im zweiten<br />

Weltkrieg gefallen und hatte dem<br />

Sohn einen Brief hinterlassen: „Gebrauche<br />

deine Fäuste“, stand darin,<br />

„sie sind oft deinen besten Freunde.“<br />

Baker hat sich sein Leben lang daran<br />

gehalten. Die Dokumentation „BewareofMr.<br />

Baker“ von2012 beginnt<br />

damit, dass der 73-Jährige auf seiner<br />

südafrikanischen Farm dem Regisseur<br />

mit dem Stock die Nase bricht,<br />

weil im Film Köpfe auftauchen, die<br />

ihm nicht gefallen.<br />

Davongibt es viele –zum Beispiel<br />

die meisten Rockkollegen. Schon<br />

dass er als Rockdrummer gilt, findet<br />

er unverschämt. Baker kommt vom<br />

Jazz, und die Wucht seiner Drums<br />

verstand er vorallem als Notwehr gegen<br />

die Marshall-Türme der Gitarren.<br />

Gelernt hat er unter anderem<br />

bei Phil Seamen, der damals wichtigste<br />

Drummer Großbritanniens<br />

und einer der wenigen, die er bis<br />

heute verehrtwie seine US-Vorbilder<br />

Max Roach, Art Blakey und Elvin<br />

Jones.<br />

Seine Neugier auf die polyrhythmische<br />

Drumkultur führte ihn in<br />

den 70er-Jahren nach Nigeria, wo er<br />

mit Fela Kuti spielte und in Lagos ein<br />

Studio betrieb. Später arbeitete er<br />

mit experimentierfreudigen Musikern<br />

wie Bill Laswell und feinsinnigen<br />

Jazzernwie Charlie Haden.<br />

Mit eigenen Projekten wie Airforce<br />

und der Baker Gurvitz Army<br />

konnte er nicht an seinen Erfolg mit<br />

Cream anknüpfen. Aber wer ihn (in<br />

Berlin zuletzt im April) in den letzten<br />

Jahren einmal gesehen hat –von der<br />

Lungenkrankheit COPD, Arthritis<br />

und einer Herzschwäche gezeichnet<br />

–konnte einen komplexen, subtilen<br />

und unglaublich präzisen Drummer<br />

mit viel Jazzgespür erleben. Als<br />

Mensch zweifellos schwierig, gehört<br />

er als Künstler auch mit 80 noch zu<br />

den wirklich Großen.<br />

VonMichaela Schlagenwerth<br />

Der Tanz im August hat einen<br />

neuen Rhythmus.<br />

Montag und Dienstag ist<br />

frei, am Mittwoch beginnt<br />

es langsam und jeweils zum<br />

Wochenende nimmt das Festival<br />

dann gewaltig Fahrtauf.<br />

Absoluter Höhepunkt der ersten<br />

Festivalwoche war –natürlich! –die<br />

Uraufführung von Jérôme Bel. Der<br />

französische Choreograph hat seit<br />

den 90er-Jahren mit seinen philosophischen<br />

und gesellschaftskritischen<br />

Konzept-Stücken Tanzgeschichte<br />

geschrieben. Der Art und<br />

Weise, wie er mit einfachsten Wendungen<br />

komplexe Fragen aufwirft,<br />

hat man so einige blitzartige Erleuchtungsmomente<br />

zu verdanken.<br />

Die Revolutionärin IsadoraDuncan<br />

Momente der Erleuchtung<br />

Der „Tanz im August“ gibt Einblicke in die Geschichte der Choreografie<br />

Ein Ereignis: die 69-jährige Tänzerin Elisabeth Schwartz.<br />

Wortlos durch Lissabon<br />

CAMILLE BLAKE<br />

So etwas wurde einem auch in dieser<br />

Woche geschenkt, allerdings nicht<br />

von Jérôme Bel, sondern von der<br />

Choreographin Deborah Hay, der<br />

das Festival eine große Retrospektive<br />

widmet. Aber dazu später. Jérôme<br />

Belhat ein Porträt der Tanzikone IsadoraDuncan<br />

geschaffen. Über Duncan,<br />

die um 1900 ihre ersten Stücke<br />

schuf und als eine der einflussreichsten<br />

Begründerinnen des zeitgenössischen<br />

Tanzes gilt, wird oft in einem<br />

leicht mokanten Tonfall geschrieben.<br />

Eine wilde Frau, die gegen alle<br />

gesellschaftlichen Konventionen<br />

verstieß, schillernde Liebesaffären<br />

hatte und, leicht bekleidet, verrückte<br />

Tänze entwickelte, die sie zunächst<br />

auf den Gesellschaften der Reichen<br />

und später dann weltweit auf großen<br />

Bühnen zeigte.<br />

Der Solo-Abend „Isadora Duncan“,<br />

der im Deutschen Theater<br />

folgerichtig seinen Ortgefunden hat,<br />

zeigt dagegen die Dimension des revolutionären<br />

Denkens von Isadora<br />

Duncan. Jérôme Belschafft dafür allerdings<br />

nur den Rahmen. DasEreignis<br />

ist die 69-jährige Tänzerin Elisabeth<br />

Schwartz, die in den 70er-Jahren<br />

inNew York bei Julia Levien, einer<br />

der Adoptivtöchter Duncans,<br />

deren tänzerisches Erbe studierte.<br />

Fünf kleine Soli tanzt sie. Erst mit<br />

Musik, dann ohne. Sheila Atala erklärt<br />

zwischendurch die biografischen<br />

Eckdaten und in einem<br />

Durchlauf spricht sie jeweils laut die<br />

Begriffe, die den Bewegungen zugeordnet<br />

sind. Wasindem Solo „Mutter“,<br />

das die Duncan Jahrenach dem<br />

tragischen Unfalltod ihrer beiden<br />

Kinder choreographierte, für ergreifende<br />

Momente sorgt.<br />

Aber stärker noch ist der Eindruck<br />

bei den frühen Soli, in denen einen<br />

der Atem der Geschichte anweht.<br />

Hier wurde etwas erfunden, im Umgang<br />

mit der Musik, in der Weise mit<br />

dem bewegten Körper Gefühle auszudrücken,<br />

was es vorher noch nicht<br />

gegeben hatte auf der Welt. Dass sich<br />

einem das vermittelt, ist der ungewöhnlichen<br />

Präsenz und der anmutigen<br />

Würde der Tänzerin und Tanzgeschichts-Expertin<br />

Elisabeth<br />

Schwartz zu verdanken. Jérôme Bel<br />

schafft die Struktur, inder sich das<br />

verdichten kann, aber etwas mehr<br />

hätte da von ihm ruhig kommen<br />

können.<br />

Wie zum ersten Mal<br />

Zwei Tage zuvor hatte man sich einigermaßen<br />

gut unterhalten im HAU1,<br />

bei Gunila Heilborns „The Wonderful<br />

and the Ordinary“. Dabei war es<br />

weniger ein Tanzstück als eine Performance<br />

zum Thema Erinnerung.<br />

Es ist klug gebaut, aber magisch ist es<br />

deswegen nicht geworden. Obwohl<br />

das Potenzial dazu kurz inder Luft<br />

lag. Wenn ein Stück ratlos macht,<br />

fände sie das unbedingt gut, hat Festivalleiterin<br />

Virve Sutinen im Vorfeld<br />

erklärt(siehe ein Gespräch mit ihr in<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vom 7.August).<br />

Nun, Latifa Laâbissis Arbeit im Hau<br />

2, „White Dog“, hat einen ratlos hinterlassen.<br />

Mehr lässt sich dazu nicht<br />

sagen.<br />

Anne Nguyens Stück „Kata“ im<br />

Radialsystem, in dem die Choreographin<br />

Breakdance und Martial Arts<br />

miteinander verknüpft, war atemberaubend<br />

virtuos.Eslitt eigentlich nur<br />

an einem: Man hatte am Abend zuvorzuspäter<br />

Stunde in den Sophiensäle<br />

schon alles gesehen. Ein Stück<br />

vonDeborah Hay, das einem dieWelt<br />

erschließt, die Möglichkeiten des<br />

Daseins mit den jeweils eigenen Gesetzmäßigkeiten,<br />

ohne Zeigefinger,<br />

ohne Wertung. „The ManWho Grew<br />

Common in Wisdom“, ein dreiteiliges<br />

Solo von 1989, von der jungen<br />

Cullberg-Tänzerin Eva Mohn in purerPräsenz<br />

gegeben, so,als würde alles<br />

gerade im Moment zum ersten<br />

Mal geschehen –und so, als wäre es<br />

schon immer gewesen.<br />

Der portugiesische Regisseur Pedro Costas ist in Locarno mit dem Goldenen Leoparden ausgezeichnet worden<br />

VonPatrick Heidmann<br />

Aufatmen war zum Abschluss des<br />

72. Locarno Film Festivals unter<br />

Cineasten angesagt. Auch im ersten<br />

Jahr unter der künstlerischen Leitung<br />

der Französin Lili Hinstin ist<br />

das alteingesessene Festival im Tessin<br />

seinem angestammten Profil<br />

treugeblieben und gibt sich als Vorreiter<br />

eines ebenso anspruchs- wie<br />

kunstvollen Kinos. Zudiesem Eindruck<br />

trägt auch der Gewinner des<br />

Goldenen Leoparden bei, PedroCostas<br />

„Vitalina Varela“.<br />

Die Auszeichnung für den Portugiesen<br />

durch die Jury unter dem Vorsitz<br />

der französischen Filmemacherin<br />

Catherine Breillat, zu der auch<br />

die <strong>Berliner</strong> Regisseurin Valeska Grisebach<br />

gehörte, kam nicht überraschend.<br />

Man könnte Costas Film<br />

über eine Frau, die von den Kapverden<br />

nach Portugal kommt, ein paar<br />

Tage nachdem ihr seit Jahren aus ihrem<br />

Leben verschwundener Ehemann<br />

dort beerdigt wurde, als Geistergeschichte<br />

bezeichnen. In „Vitalina<br />

Varela“ streifen die Hauptfigur<br />

und die Menschen, die ihr begegnen,<br />

derarterstarrt, gebrochen und wortlos<br />

durch einen Slum von Lissabon,<br />

dass sie wie Geister wirken.<br />

Fast der komplette Film spielt<br />

nachts, gesprochen wird in dieser<br />

Leopardenvielfalt: Vitalina Varela und ihr<br />

Regisseur Pedro Costas.<br />

AP<br />

ler Regie führte. Die beiden haben<br />

ihreGeschichte eigentlich fürs Fernsehen<br />

umgesetzt, nun wirdsie demnächst<br />

zum Glück wohl doch auch<br />

bei uns auf die Leinwand kommen.<br />

Denn der Schwung und die ordentliche<br />

Portion Humor, mit denen Köhler<br />

und Winckler in diesem Drama<br />

vom durchaus komplexen, am Beginn<br />

eines neuen Lebensabschnitt<br />

stehenden Verhältnis zwischen dem<br />

alleinerziehenden Urs und seiner<br />

19-jährigen Tochter Jette erzählen, in<br />

dem Kümmern und Kontrolle sowie<br />

Aufbruch und Abhängigkeit sehr nah<br />

beieinander liegen, sind im deutschen<br />

Kino keine Selbstverständ-<br />

Düsternis wenig, und Formalismus<br />

hat für Costa oberste Priorität. Doch<br />

gerade dieser eher intellektuelle als<br />

emotionale Ansatz und die streng<br />

komponierten Szenen vermögen<br />

eine beachtliche Faszination zu entwickeln.<br />

Genau wie ProtagonistinVitalina<br />

Varela, die den gleichen Namen<br />

trägt wie ihre Figur und den<br />

Preis als beste Darstellerin erhielt.<br />

Der Spezialpreis der Jury ging an<br />

den Koreaner Park Jung-bum für<br />

„Pa-go“, eine ArtDorfkrimi über eine<br />

junge Waise, für die beste Regie<br />

wurde der Franzose Damien Manivel<br />

für „Les enfants d’Isadora“ geehrt,<br />

eine etwas verkopfte Verneigung vor<br />

Tanzikone Isadora Duncan. Regis<br />

Myrupu, ein Brasilianer indigener<br />

Abstammung, der nie zuvor vor einer<br />

Kamera gestanden hatte, durfte<br />

für „A Febre“ den Leoparden als bester<br />

Darsteller mit nach Hause nehmen.<br />

Das nüchterne, fast dokumentarische<br />

Spielfilmdebüt von Maya<br />

Da-Rin wurde koproduziert von<br />

Komplizen Film, der Produktionsfirma<br />

vonMaren Ade, Janine Jackowski<br />

und Jonas Dornbach.<br />

An„Das freiwillige Jahr“, dem einzigen<br />

deutschen Film im diesjährigen<br />

Locarno-Wettbewerb,war Komplizen<br />

Film nicht beteiligt, auch<br />

wenn Ades Ehemann Ulrich Köhler<br />

hier gemeinsam mit Henner Wincklichkeit.<br />

Für einen Preis allerdings<br />

hatte der Film der Jury am Ende womöglich,<br />

trotz einer verweigerten<br />

Auflösung am Schluss, zu wenig<br />

Ecken und Kanten.<br />

Auch jenseits von „AFebre“ im<br />

Wettbewerb und Komplizen-Veteranin<br />

Grisebach in der Jury stand das<br />

diesjährige Festival durchaus ganz<br />

im Zeichen der <strong>Berliner</strong> Firma, die<br />

vor20Jahren vonAde und Jackowski<br />

noch an der Hochschule für Film<br />

und Fernsehen in München gegründet<br />

wurde. Inder Reihe Fuori concorso<br />

lief mit „Giraffe“ eine weitere<br />

Produktion von Komplizen Film,<br />

eine sehr detaillierte, bisweilen<br />

durchaus theoretisch konzipierte<br />

Beobachtung über Vergänglichkeit<br />

und Einsamkeit auf der dänischen<br />

Insel Lolland im Kontext der Dauerbaustelle<br />

zum stockenden Fehmarnbelttunnel-Projekt.<br />

Die Ziel- und<br />

Stilsicherheit, mit der die dänische<br />

Wahl-<strong>Berliner</strong>in Anna Sofie Hartmann<br />

dabei hinter der Kamera auf<br />

dem schmalen Grad zwischen Dokumentation<br />

und Fiktion wandelt,<br />

ist bemerkenswert.<br />

Vorallem aber wurde Komplizen<br />

Film gleich zu Beginn des diesjährigen<br />

Festivals mit dem Premio Raimondo<br />

Rezzonico, ausgezeichnet,<br />

einem Sonderpreis für unabhängige<br />

Produzenten.<br />

Binder will<br />

wieder auf<br />

ihren Posten<br />

Bausch-Tanztheater: Neuer<br />

Prozess um Ex-Intendantin<br />

Gut ein Jahr ist es her, dass das<br />

Tanztheater Wuppertal Pina<br />

Bausch sich im Streit von seiner damaligen<br />

Intendantin Adolphe Binder<br />

trennte. Die Kulturmanagerin<br />

klagte mit der erklärten Absicht, in<br />

ihre Position zurückkehren zu wollen,<br />

und sie hatte Erfolg: Diefristlose<br />

Kündigung sei unwirksam, hatte ein<br />

Richter des Arbeitsgerichts Wuppertal<br />

im Dezember 2018 entschieden.<br />

Noch am selben Tag kündigte die<br />

Leitung des berühmtenTanztheaters<br />

Berufung an. Dieist vordem Landesarbeitsgericht<br />

in Düsseldorf für diesen<br />

Dienstag (20. August) angesetzt.<br />

Möglicherweise entscheidet das Gericht<br />

noch am selben Tag.<br />

Dererste Termin in einem kleinen<br />

Raum des Arbeitsgerichts Wuppertal<br />

hatte lange gedauert. Etliche Tänzer<br />

und Mitarbeiter des Tanztheaters<br />

verfolgten stehend und still die Verhandlung.<br />

Sie hatten wohl gehofft,<br />

mehr Informationen zu bekommen.<br />

Denn die fristlose Kündigung war<br />

nur knapp begründet worden: unter<br />

anderem mit der Wiederherstellung<br />

der Handlungsfähigkeit und dem<br />

Fehlen eines Spielplans für die<br />

nächste Saison. Die Tänzer waren<br />

von der Entwicklung auf einer Gastspielreise<br />

überrascht worden. Binder<br />

Die ehemalige Intendantin des Pina-<br />

Bausch-TanztheatersAdolphe Binder<br />

TOP 10<br />

Sonnabend, 17.August<br />

DPA<br />

war insgesamt nur gut ein Jahr auf<br />

dem Posten. Unter ihrer Leitung hatten<br />

die Tänzer erstmals zwei Uraufführungen<br />

anderer Choreografen<br />

herausgebracht.<br />

Deutlich wurde während der Verhandlung<br />

des Arbeitsgerichts, dass<br />

Geschäftsführung und Intendanz<br />

heillos zerstritten waren. Es hatte<br />

eine Mediation gegeben. Mitarbeiter<br />

beschwerten sich beim Chef der<br />

Stadtverwaltung. „Natürlich gab es<br />

erhebliche Spannungen“, hatte der<br />

Richter zusammengefasst. Jedoch<br />

habe die Geschäftsführung des<br />

Tanztheaters nichts unternommen,<br />

um zu deeskalieren.<br />

Unterdessen arbeitet seit November<br />

2018 am Tanztheater eine neue<br />

Führungsriege: Geschäftsführer ist<br />

Roger Christmann, die Intendantin<br />

nun Bettina Wagner-Bergelt. Siesind<br />

gleichberechtigt. Bei Binder hatte<br />

die Geschäftsführung das letzte<br />

Wort. Auf der Bühne hat sich nichts<br />

geändert: DieWuppertaler Compagnie<br />

tritt auf vor ausverkauften Häusern,<br />

inszeniert die Stücke von Pina<br />

Bausch und führt sie vor einem internationalen<br />

Publikum auf. (dpa)<br />

1 Tagesschau ARD 5,75 26 %<br />

2 Fußball Bundesliga ARD 4,40 24 %<br />

3 Wilsberg ZDF 4,30 17 %<br />

4 Der Staatsanwalt ZDF 3,64 15 %<br />

5 Versteh. Sie Spaß? ARD 3,44 15 %<br />

6 Sportschau ARD 2,81 19 %<br />

7 heute journal ZDF 2,73 13 %<br />

8 heute ZDF 2,50 14 %<br />

9 Promi Big Brother RTL 2,20 12 %<br />

10 RTL Aktuell RTL 2,10 12 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />

20.00: Die Therapie<br />

Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />

20.00 Container:Herzstück<br />

Radialsystem (✆ 288 78 85 88)<br />

19.00: DabkeCommunity Dancing (Medhat Aldaabal<br />

(Tanz), Ali Hasan (LivePercussion)<br />

Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />

20.00: Schatten (Eurydikesagt)<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

1820 Bar (Rosa-Luxemburg-Str.41)<br />

20.00: Cosmic Comedy(Dharmander Singh, Neil<br />

Numb u. a.)<br />

BKA (✆ 202 20 07)<br />

20.00: TheatersportBerlin: Das Match<br />

Distel (✆ 204 47 04)<br />

20.00: ZirkusAngela<br />

Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />

20.00: Früher war ich älter (Horst Evers)<br />

KLASSIK<br />

Schloss Glienicke (✆ 80 58 67 50)<br />

18.00 Orangerie: Yuri Mizobuchi (Mezzosopran), Stephen<br />

Barchi (Bass), Mozartensemble Berlin, <strong>Berliner</strong><br />

Klassiktage–Rokokoenminiature, Joseph Haydn:<br />

Streichquartett F-Dur op. 3Nr. 5„Serenadenquartett“;<br />

Wolfgang Amadeus Mozart: Divertimento D-Dur<br />

„Salzburger Sinfonie“; Giovanni Battista Pergolesi:<br />

„Die schlaue Bäuerin“<br />

KINDER<br />

Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />

10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />

Leben traten, Videogames<br />

FELD –Theater für Kinder und Erwachsene<br />

(✆ 54 08 69 48) 10.00: Die gestiefelte Katze, Daniel<br />

Wagner,(ab 4J.)<br />

Jugendmuseum Schöneberg (✆ 902 77 61 63)<br />

14.00: Villa Global. The Next Generation<br />

14.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />

14.00: Welcome to diversCITY! Queer in Schöneberg<br />

und anderswo<br />

Labyrinth Kindermuseum (✆ 800 93 11 50)<br />

9.00:1,2,3,Kultummel–DieAusstellungmit dem Vielfalter,Lernvielspaß<br />

für Mitmachkinder (ab 3bis 11 J.)<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

10.30: PUSTEblume, Theater Vielfalt, Puppenspiel (ab<br />

2bis 7J.)<br />

SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />

17.00: Roller Kidz,Rollschuhdiskofür Kinder<br />

Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />

10.00: Konrad oderDas Kindaus der Konservenbüchse,<br />

(ab 7bis 11 J.)<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Kulturbrauerei/Maschinenhaus (✆ 44 31 51 00)<br />

19.30: Literatur Live: „Marzahn, mon amour“, Katja<br />

Oskamp, Buchpremiere<br />

Literaturhaus Berlin (✆ 887 28 60)<br />

19.30: Der Gott der Stadt, Christiane Neudecker,<br />

Buchpremiere, Mod.: Insa Wilke<br />

21.00: Wortservierung: „Cum Ridere Voles“ –Wenndu<br />

Lust hast zum Lachen: Komm zu Besuch.Briefe des<br />

Horaz, mit Richard Burger<br />

Martin-Luther-Kirche Neukölln (✆ 623 30 58)<br />

18.00: Montagabend im Luther´s: Literarischer Abend<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

20.00 Kl. Salon: Autorenforum: Lesen –Zuhören –<br />

Diskutieren, Vorlesen unveröffentlichter Texte<br />

FÜHRUNG<br />

Ansichtssachen (✆ 99 54 80 53)<br />

11.30: Reichstag &Regierungsviertel: Mit Dachterrasse<br />

und Kuppel, Treff: Brandenburger Tor, vorder<br />

Touristeninformation. Anm. erf.<br />

11.30: Kreuzberg SO 36: Schillerndster Bezirk<br />

Berlins, Treff: U-Bhf. Kottbusser Tor, Adalbertstr.unterm<br />

Brückenhochhaus. Anm.erf.<br />

Berlinische Galerie (✆ 78 90 26 00)<br />

14.00: Kuratorenführung in denaktuellen Ausstellungen<br />

Bärentouren (✆ 46 06 37 88)<br />

14.00: Berlin on theSecond View –Berlin insider<br />

tour to famous historical sights, Meeting point:<br />

‚Granitschale’ (big stone bowl), Lustgarten, Führung in<br />

engl. Spr.. Anm. erf.<br />

14.00: Bunker und Botanik im Humboldthain –<br />

Geschichts- und Biologieführung im Stadtbiotop vom<br />

2. Weltkrieg bis heute,Treff: Eing.S-Bhf. Humboldthain,<br />

Hochstr.. Anm. erf.<br />

16.00: Berlin zur Zeit der Romantik –Literaturführung<br />

vonE.T.A. Hoffmann überdie Brüder Grimm bis<br />

AdalbertChamisso, Treff: Schillerdenkmal, Gendarmenmarkt.<br />

Anm. erf.<br />

20.00: Fledermaustour –Alt-<strong>Berliner</strong> Sagen und<br />

Anekdoten: romantiktour zwischen Hackeschem Markt<br />

und Klosterviertel, Treff: Klosterruine –Klosterstr./Grunerstr.(Nähe<br />

U-Bhf. Klosterstraße). Anm. erf.<br />

22.00: The Ghost Tour with Nightwatchman –Tracing<br />

the ghosts and sagas of Old-Berlin, Meetingpoint:<br />

Entrance Nikolaikirche, Propststr.(Mitte), English<br />

guided tour.. Anm. erf.<br />

22.00: Nachtwächtertour –Auf den Spuren vonSagenund<br />

GespensternimNikolaiviertel und Alt-Berlin,<br />

Treff: Eing.Nikolaikirche, Propststr.. Anm. erf.<br />

Dalí Berlin (✆ 07 00 32 54 23)<br />

11.00, 12.30, 14.00, 15.30, 17.00, 18.30: Dalí –<br />

Die Ausstellung am Potsdamer Platz, Treff: Im Museum<br />

Deutsches Historisches Museum (✆ 20 30 40)<br />

14.00: Weimar:Vom Wesen und Wert der Demokratie,<br />

Treff: Ausstellungshalle<br />

Frauentouren (✆ 626 16 51)<br />

18.00: VonClaire Waldoff zu Shermin Langhoff<br />

–Frauen in der <strong>Berliner</strong> Theaterszene, Gundula<br />

Schmidt-Graute, Treffpunkt wirdbei der Anmeldung<br />

mitgeteilt: 0151-20 53 65 83. Anm. erf.<br />

Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />

13.00: Führung durch das Konzerthaus Berlin, in<br />

deutscher und englischer Sprache<br />

me Collectors Room Berlin (Auguststr.68)<br />

12.00: Forschen, Entdecken, Verstehen –Die WunderkammerOlbricht,<br />

Treff: Counter im me Collectors<br />

Room Berlin<br />

Mendelssohn-Remise am Gendarmenmarkt<br />

(✆ 81 70 47 26)14.00:Die Gräber der Mendelssohns<br />

und ihrer Verwandten auf dem Jüdischen<br />

Friedhof Schönhauser Allee, Sabine Krusen,Treff:<br />

Eingang Friedhof Schönhauser Allee<br />

Meyers Stadtgänge (✆ 442 32 31)<br />

14.00: Ältestes Berlin über- wie unterirdisch:Klosterviertel<br />

–archäologischer Ort–James-Simon Ehrung,<br />

erste Stadtmauer,Franziskaner-Ruine, lnstanzenweg,<br />

Bernd S. Meyer, Treff: Klosterstr., Eingang Parochialkirche<br />

Olympiastadion (✆ 30 68 86 18)<br />

11.00, 13.00, 15.00: Tour durchs Olympiastadion<br />

11.30, 13.30, 15.30: Tour durchs Olympiastadion<br />

(in English)<br />

Stadt im Ohr (✆ 20 07 88 41)<br />

9.00: Hörspaziergang Friedenau –Eine Reise durch<br />

15 Dekaden deutscher Geschichte, stadt im ohr,Treff:<br />

Süßkramdealer,Varziner Str.4<br />

11.00: Zwischen Schlangeund Schwan. Audiospaziergang<br />

über das Leben in DDR-Baudenkmälern, stadt<br />

im ohr,Treff: Concierge, Platz der Vereinten Nationen 1<br />

11.00: Wege nach Queertopia. Gehen, wie wir<br />

leben wollen, Treff: CaféBlume an der Hasenheide,<br />

Fontanestr.32<br />

12.00: Audiotour Mitte-Schritte –Hörspaziergang<br />

durch Berlins historisches Zentrum, stadt im ohr,Treff:<br />

ausberlin –Kaufhaus für Berlinprodukte,Karl-Liebknecht-Str.9<br />

16.00: Hörspaziergang Friedrichshain, Der Hörspaziergang<br />

Friedrichshain ist ausleihbar im Cafe Sibylle,<br />

Karl-Marx-Allee 72<br />

Sommer<br />

Warmwerden<br />

beim<br />

Swing<br />

Nur bei schönem Wetter,<br />

heißt es in der Ankündigung<br />

des Tanzpavillons zum<br />

Montagsswing. Vor ein paar<br />

Wochen machte mich dieser<br />

Zusatz noch euphorisch. Auf<br />

das schöne Wetter sei Verlass,<br />

schrieb ich. Miteinem herrlich<br />

lauen Abend sei zu rechnen.<br />

Und zwar nicht nur an dem<br />

Tag, sondern auch an den folgenden.<br />

Dieser Tage aber habe<br />

ich irgendwo schon das Wort<br />

Spätsommer gehört, und es<br />

war, als zöge man mir den Boden<br />

unter den Füßen weg. Mit<br />

der Verlässlichkeit des Sommers<br />

ist es vorbei. Selbst wenn<br />

die Temperaturen tagsüber<br />

noch ein sommerliches Maß<br />

erreichen –laue Nächte sind<br />

passé. Mitten im August sind<br />

wir vonder dunklen Jahreszeit<br />

umfangen. An diesem Montag<br />

sieht es aber gar nicht so<br />

schlecht aus: 16 Grad Tiefsttemperatur<br />

sind vorhergesagt.<br />

Und beim Tanzen wird einem<br />

doch warm. Susanne Lenz<br />

Montagsswing 20 Uhr,Tanzpavillon im<br />

Monbijoupark<br />

Die in Halle an der Saale geborene Jaeckie Thomae veröffentlicht mit „Brüder“ ihren zweiten Roman.<br />

Manche Städte sind<br />

Lieblinge der Literatur,<br />

Berlin gehört<br />

selbstverständlich<br />

dazu. Metropolen-Klischees und<br />

Fiktion überlagernund verschönern<br />

die hiesige Wirklichkeit. Eines der<br />

tragischen, aber wahren Ereignisse<br />

in Berlin ist der Unfalltod des Expressionisten<br />

Georg Heym, der 1912 im<br />

Havel-Eis einbrach und ertrank. Sein<br />

zwei Jahre zuvor verfasstes Gedicht<br />

über einen „Gott der Stadt“, der rotbäuchig<br />

auf den Dächern sitzt und<br />

seine „Fleischerfaust“ schüttelt,<br />

wurde zum Inbegriff der düster-fiebrigen,<br />

etwas irren Nachtseite des<br />

urbanen Lebens.<br />

Christiane Neudecker machte<br />

diesen „Gott der Stadt“ undden jung<br />

verstorbenen Dichter zum Drehund<br />

Angelpunkt eines Romans über<br />

Studenten einer „Elite-Schauspielschule“.<br />

Sie selbst besuchte die<br />

Hochschule für Schauspielkunst<br />

Ernst Busch, weiß also,wovon sie erzählt,<br />

und lebt als Schriftstellerin<br />

und Diplom-Regisseurin in Berlin.<br />

Ihr Roman zelebriert die hermetische<br />

Welt junger Theaterleute, die<br />

mit einem Georg-Heym-Fragment,<br />

ihrem Ehrgeiz, ihrem Professor und<br />

miteinander ringen, bis am Todestag<br />

des Dichters eine Leiche von der<br />

Theaterdecke hängt. Das alles spielt<br />

sich in den 90er-Jahren ab, die ja als<br />

besonders interessante und bewegte<br />

Nachwende-Zeit in die Geschichtsbücher<br />

eingingen. Was Neudecker<br />

mit Referenz auf die expressionistische<br />

Ära unserer Stadt daraus<br />

machte, erzählt sie am Montag im<br />

Gespräch mit Insa Wilke im Literaturhaus<br />

an der Fasanenstraße.<br />

Wer es nüchterner oder gegenwärtiger<br />

mag, geht am gleichen<br />

Abend vielleicht lieber zur Lesung<br />

von Katja Oskamps „Berlin mon<br />

amour“. Hauptfigur ist Oskamp<br />

selbst, eine Schriftstellerin, die der<br />

oft verklärten Brotlosigkeit ihres Gewerbes<br />

mit einem Fußpflegejob in<br />

Berlin Marzahn begegnet. Sie erzählt,<br />

was sie zu Füßen ihrer Kundschaft<br />

zu hören bekommt, in der Peripherie<br />

und ganz unten sozusagen,<br />

vorallem ganz sachlich –was ja auch<br />

urbane Tradition hat. DieKritikist jedenfalls<br />

begeistert, Cornelia Geißler<br />

schrieb zum Beispiel: „Ihre Erzählhaltung<br />

ist so berlinisch wie die in<br />

den Büchern von Katja Lange-Mül-<br />

Sabine Rohlf<br />

liest am liebsten Berlin-Romane aus den<br />

frühen 30er-Jahren und begegnet in ihrer<br />

Straße öfter minderjährigen Lesernauf<br />

der Suche nach dem Wohnhaus eines<br />

Kreuzberger Kinderbuchhelden.<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Cinema Paris (✆ 881 31 19) Leid und Herrlichkeit<br />

15.20,20.30; So wie du mich willst 18.00<br />

Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Once Upon a<br />

Time in... Hollywood 13.00, 16.30, 20.00<br />

Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Once Upon aTime<br />

in... Hollywood (OF) 13.30, 16.50, 20.15; Once<br />

Upon aTime in... Hollywood (OF) 14.00, 17.30,<br />

21.00; Und wer nimmt den Hund? 13.20, 15.30,<br />

17.45,20.00; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria<br />

(OmU) 14.00, 16.30, 19.00, 21.30; Ich war zuhause,<br />

aber... 14.00, 16.30, 19.00,21.30; AToy Story:<br />

Alles hört auf kein Kommando –Toy Story IV(OF)<br />

13.40,16.00, 18.20, 20.40; Cleo 14.15,16.30;Es<br />

gilt das gesprochene Wort 18.45; Yesterday (OmU)<br />

21.15<br />

Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Und wer nimmt den<br />

Hund? 18.00, 20.15; Fisherman‘s Friends –Vom<br />

Kutter in die Charts 17.15<br />

Kant Kino (✆ 319 98 66) AToy Story: Alles hört<br />

auf kein Kommando 13.45, 16.00, 18.15, 20.30;<br />

Photograph –Ein Foto verändertihr Lebenfür immer<br />

15.30, 17.30, 20.30; Leid und Herrlichkeit 18.00;<br />

Nur eine Frau 14.00; Yesterday 16.00, 21.00;<br />

Fisherman‘s Friends –Vom Kutter in die Charts<br />

18.30; Benjamin Blümchen 15.30; Der unverhoffte<br />

Charme des Geldes 20.00; Leberkäsjunkie 15.30,<br />

17.45,20.00<br />

Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) 3D: AToy Story:<br />

Alles hört auf kein Kommando 14.30; Once Upon a<br />

Time in... Hollywood 17.00, 20.30; 3D: Der König<br />

der Löwen 14.30; 3D: AToy Story 17.15; Fast &<br />

Furious: Hobbs &Shaw 19.40; Once Upon aTime<br />

in... Hollywood 22.45; Pets II 14.20; 3D: Der König<br />

der Löwen 16.45; Once Upon aTime in...Hollywood<br />

(OF) 19.30; 3D: AToy Story 23.00; Once Upon a<br />

Time in... Hollywood 14.00; Fast &Furious 17.20,<br />

22.50; 3D: AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

20.20; Die drei !!! 14.50; Spider-Man: Far<br />

FromHome 17.20; 3D:Der Königder Löwen20.15,<br />

23.00;Der König derLöwen 15.00,17.45; Und wer<br />

nimmt den Hund? 20.30; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OF) 22.45; Traumfabrik 15.10; Und wer<br />

nimmt den Hund? 18.00; Yesterday 20.20; John<br />

Wick: Kapitel III 23.00<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Electric Girl<br />

11.00; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit –<br />

At Eternity‘s Gate (OmU) 12.30; Berlin Bouncer<br />

(OmenglU) 14.30; Benjamin Blümchen 16.00;<br />

Unsere große kleine Farm –The Biggest Little Farm<br />

(OmU) 17.30; Free Solo (OmU) 19.00;<br />

The Dead Don‘tDie (OmU) 20.45; Burning (OmenglU)<br />

22.30; Another Day of Life (OmU) 11.00; Klasse<br />

Deutsch (OmU) 12.45; Ein ganz gewöhnlicher<br />

Held –The Public (OmU) 14.15; Eine moralische<br />

Entscheidung 16.15; Made in China 18.00; Der<br />

unverhoffte Charme des Geldes 19.30; Berlin, I<br />

Love You (OmU) 21.40; Der Goldene Handschuh<br />

11.00; Sunset (OmU) 12.45; Ramen Shop (OmU)<br />

15.15; Pets II 16.45; Yesterday (OmU) 18.15; Leid<br />

und Herrlichkeit (OmU) 20.15; 3D: Spider-Man: Far<br />

From Home (OF) 22.15<br />

Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 8129) Kroos 16.00;<br />

Yesterday (OmU) 18.15; Ich war zuhause, aber...<br />

20.30; The Dead Don‘t Die (OmU) 22.30; Yoga:<br />

Die Kraft des Lebens –Debout (OmU) 16.00; Erde<br />

(OmU) 17.45; Lord ofthe Toys 20.00; Free Solo<br />

(OmU) 21.45<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Traumfabrik 13.50;<br />

Spider-Man: Far From Home 14.00, 17.00; Apollo<br />

11 (OmU) 14.00; 3D:AToyStory:Alles hörtauf kein<br />

Kommando 14.00, 16.30, 19.30; Pets II 14.15,<br />

17.20; Der König der Löwen 14.15, 16.45, 19.30;<br />

Aladdin 14.30, 17.30; AToy Story: Alles hört auf<br />

kein Kommando 14.30, 17.00, 20.00; Fisherman‘s<br />

Friends –Vom Kutter in die Charts 14.45; Fast &<br />

Furious: Hobbs &Shaw 14.45, 17.15, 20.15; Benjamin<br />

Blümchen 15.00; Yesterday 15.15, 18.20;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 15.15, 16.30,<br />

19.00,20.15;Die drei !!! 15.20; Kroos 16.50;3D:<br />

Der König der Löwen 17.30,21.15; Und wer nimmt<br />

den Hund? 17.45; X-Men: Dark Phoenix 18.00;<br />

Fast &Furious: Hobbs &Shaw (OF) 19.45; Annabelle<br />

III 19.45; 3D: Der König der Löwen –The Lion<br />

King (OF) 20.20; Sneak Preview 20.30; Once Upon<br />

aTime in...Hollywood (OF) 20.30; Berlin, ILove You<br />

20.30;Anna 21.00<br />

Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Rocketman<br />

(OmU) 18.00; Yesterday (OmU) 20.15; O Beautiful<br />

Night (OmenglU) 22.30; Cleo (OmenglU)<br />

18.00;Das melancholische Mädchen 20.00; Berlin<br />

Bouncer (OmU) 21.45<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (✆ 04 51/703 02 00) Once Upon aTime<br />

in... Hollywood 15.45, 16.30, 19.30, 20.10; 3D:<br />

Der König der Löwen 16.45,20.15; AToy Story: Alles<br />

hört auf kein Kommando 16.45, 19.40; Spider-<br />

Man: Far From Home 17.00,20.00; Fast &Furious:<br />

Hobbs &Shaw 17.00, 20.00; Der König der Löwen<br />

17.15, 19.40<br />

Kino Kiste (✆ 998 7481) So wie du mich willst<br />

14.00; Pets II 16.00; Fisherman‘s Friends –Vom<br />

Kutter in die Charts 17.55; Monsieur Claude II<br />

20.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (✆ 038 71/211 41 09) Fast &Furious:<br />

Hobbs &Shaw 14.15, 17.10, 20.00; Once<br />

Upon aTime in... Hollywood 14.20, 17.00, 19.50;<br />

3D: Der König der Löwen 14.30,17.20, 20.00; 3D:<br />

AToy Story:Alles hört auf kein Kommando 14.30;<br />

Benjamin Blümchen 14.40, 17.25; Pets II 14.45,<br />

17.40; Der König der Löwen 14.50, 16.45, 17.50,<br />

20.20; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

15.00, 17.30, 19.30; Die drei !!! 15.10; Spider-<br />

Man: Far From Home 16.50, 20.10; Anna 19.40;<br />

Yesterday 19.45;Annabelle III 20.30<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (✆ 61 60 96 93) A Once Upon aTime<br />

in... Hollywood (OmU) 15.30, 19.00, 22.30; B Es<br />

gilt das gesprochene Wort 16.30; Yesterday (OmU)<br />

19.00;The Dead Don‘t Die (OmU) 21.30<br />

fsk am Oranienplatz (✆ 614 24 64) Ich war zuhause,<br />

aber... 17.45; Der unverhoffte Charme des<br />

Geldes –Lachute del‘empire americain (OmU)<br />

18.00; Ich war zuhause, aber... (m. Gast) 20.00;<br />

Acid –Kislota (OmU) 20.30<br />

Moviemento (✆ 692 4785) Once Upon aTime<br />

in... Hollywood(OmU)11.15, 14.30, 17.45, 21.00;<br />

Cleo 13.15; Pets II15.30; Fisherman‘s Friends –<br />

Vom Kutter in die Charts (OmU) 17.30; Once Upon<br />

aTime in... Hollywood(OmU) 20.00;Tel AvivOnFire<br />

(OmU) 23.15; Die Winzlinge: Abenteuer in der Karibik<br />

10.45; Checker Tobi und das Geheimnis unseresPlaneten13.00;Benjamin<br />

Blümchen 15.00;Vox<br />

Lux (OF) 17.15; Acid –Kislota (OmU) 19.45; Once<br />

Upon aTime in...Hollywood (OmU) 22.00<br />

Sputnik (✆ 6941147) Love after Love (DF) 16.30;<br />

Cleo (OmenglU) 18.15; Burning –Beoning (OmU)<br />

20.00;Tel Aviv On Fire 16.30; Geheimnis eines Lebens<br />

–Red Joan (OmU) 18.15;Fisherman‘s Friends<br />

–Vom Kutter indie Charts (OmU) 20.00; Rocketman<br />

(OmU) 22.00; Kinobar im Sputnik B-Movie:<br />

Lust &Sound in West-Berlin (OmenglU) 22.00<br />

Yorck (✆ 78 91 32 40) Once Upon aTime in...<br />

Hollywood 16.30, 20.00; New Und wer nimmt den<br />

Hund? 16.10,18.20; Leid und Herrlichkeit 20.30<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (✆ 538 9590) Die drei !!! 14.15;<br />

Der König der Löwen 14.45, 17.15, 20.00; Benjamin<br />

Blümchen 15.00; Pets II 15.15; AToy Story:Alles<br />

hört auf kein Kommando 15.15, 17.30, 20.15;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 16.30, 19.45;<br />

Fast &Furious: Hobbs &Shaw 17.15, 20.15; Yesterday<br />

17.30; Fisherman‘s Friends –Vom Kutter in<br />

die Charts 20.00<br />

Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Und wer<br />

nimmt den Hund? 13.00, 18.15, 20.30; Sowie<br />

du mich willst 13.00; Yesterday 13.15; Die drei !!!<br />

15.00; Fisherman‘s Friends 15.15,20.15; 3D: Spider-Man:<br />

Far From Home 15.45; Once Upon aTime<br />

in... Hollywood 17.15, 20.15; Photograph 17.45<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60) Once<br />

Upon aTime in... Hollywood 14.00, 16.30, 20.00;<br />

Fast & Furious: Hobbs & Shaw 14.00, 16.45,<br />

19.45; Der König der Löwen 14.00, 16.55; 3D: A<br />

Toy Story: Alles hört auf kein Kommando 14.00;<br />

Pets II 14.15, 17.15; Benjamin Blümchen 14.30,<br />

17.45; AToy Story 14.30, 17.00, 20.15; Die drei<br />

!!! 14.45; 3D: Der König der Löwen 16.45, 19.45;<br />

Spider-Man: Far From Home 17.10; 3D: Spider-<br />

Man: Far From Home 19.45; Yesterday 19.55; Annabelle<br />

III 20.00; Anna 20.10<br />

MITTE<br />

Acud (✆ 44 35 94 98) Mirai 17.00; Eine moralische<br />

Entscheidung (OmU) 19.00; Cleo (OmenglU)<br />

21.00; Face_It! (OmU) 18.00; Nur eine Frau<br />

(OmenglU) 19.45;Axel,der Held (OmenglU) 21.45<br />

Babylon (✆ 242 59 69) Axel, der Held 17.15;<br />

Woodstock 50!: Not Fade Away (OmU) 17.30;<br />

Woodstock 50!: Almost Famous – Fast berühmt<br />

(OmU) 17.30; Woodstock 50!: Apocalypse Now<br />

(OF) 19.00; Woodstock 50!: Love &Mercy (OmU)<br />

19.45; Woodstock 50!: The Rolling Stones: Gimme<br />

Shelter (OmU) 20.00; Woodstock 50!: Blow Up<br />

(OF) 21.45; Woodstock 50!: The Rose (OF) 22.00;<br />

Woodstock 50!: Gimme Danger (OmU) 22.30<br />

Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Yesterday<br />

(OmU) 10.30, 12.45, 15.00, 17.15, 19.45,<br />

22.15; Pets II 14.30; Rocketman (OmU) 16.15,<br />

21.30; Fisherman‘s Friends –Vom Kutter in die<br />

Charts (OmU) 19.00<br />

CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 0200) Pets II<br />

11.00, 14.50, 17.10; Fast & Furious: Hobbs &<br />

Shaw 11.00,14.10,16.40,20.00,23.00; Der König<br />

der Löwen 11.00, 13.50, 16.15, 19.10; Benjamin<br />

Blümchen 11.15, 14.40; AToy Story: Alles<br />

hört auf kein Kommando 11.20, 14.00, 16.45,<br />

20.00, 22.40; Die drei !!! 11.50, 13.40; Aladdin<br />

12.00; 3D:AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

12.10, 14.45, 17.20; 3D: Pets II 12.20; Once<br />

Upon aTime in... Hollywood 13.10, 16.40, 19.20,<br />

20.20, 22.15; 3D: Der König der Löwen 15.00,<br />

17.50, 20.20, 23.15; Yesterday 17.00; Spider-<br />

Man: Far From Home 17.20, 19.40; Annabelle III<br />

19.50, 22.45; Avengers: Endgame 20.45; Child‘s<br />

Play 22.50; Killerman 23.10<br />

Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) Berlin Babylon<br />

(Omdt+englU) 15.00; Ich war zuhause, aber...<br />

(OmenglU) 17.00, 19.15; Berlin Bouncer (OmenglU)<br />

21.30; Once UponaTime in...Hollywood (OmU)<br />

14.45, 18.00, 21.15; Burning –Beoning (OmU)<br />

14.15; Der unverhoffte Charme des Geldes –La<br />

chute de l‘empire americain (OmU) 17.15; Once<br />

Upon aTime in... Hollywood (OmU) 20.00; Es gilt<br />

das gesprochene Wort (OmU) 14.30,21.30; So wie<br />

du michwillst–Celleque vous croyez(OmU) 17.00,<br />

19.15; The Dead Don‘t Die (OmU) 14.45, 22.00;<br />

Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria (OmU) 17.00,<br />

19.30<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex Neukölln Arcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />

AToy Story: Alles hört auf kein Kommando –Toy<br />

Story IV(OF) 14.00; AToy Story: Alles hört auf<br />

kein Kommando 14.00, 16.45, 19.50; Die drei<br />

!!! 14.05; Fast &Furious: Hobbs &Shaw 14.10,<br />

16.30, 19.45; 3D: Der König der Löwen 14.15,<br />

17.00, 20.00; Spider-Man: Far From Home 14.20,<br />

16.50; Pets II14.30, 17.30; 3D: AToy Story:Alles<br />

hört auf kein Kommando 14.30, 17.15; Der König<br />

der Löwen 14.40, 17.15, 19.40; Once Upon a<br />

Time in... Hollywood 16.35, 19.30, 20.30; Aladdin<br />

17.30; Sneak Preview (OF) 20.00; Sneak Preview<br />

20.00; Once Upon a Time in... Hollywood (OF)<br />

20.00<br />

IL KINO (✆ 91 70 29 19) Leid und Herrlichkeit –<br />

Dolor ygloria (OmU) 10.00, 20.20; Unsere große<br />

kleine Farm –The Biggest Little Farm (OmU) 12.10;<br />

Apollo 11 (OmU) 14.00, 22.30; Aladdin (OmU)<br />

16.00;Sowie du michwillst –Celleque vous croyez<br />

(OmU) 18.20<br />

Neues Off (✆ 62 70 95 50) Once Upon aTimein...<br />

Hollywood (OF) 17.00, 20.30<br />

Passage (✆ 68 23 70 18) Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OmU) 16.30, 20.00; Der unverhoffte<br />

Charme des Geldes 16.15, 18.50; The Dead Don‘t<br />

Die(OmU) 21.30;OnceUponaTime in... Hollywood<br />

(OmU) 17.30,21.00<br />

Rollberg (✆ 62 70 46 45) Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OF) 18.00, 21.30, 22.10; AToy Story:<br />

Alles hört auf kein Kommando –Toy Story IV (OF)<br />

15.45,17.30,19.50, 22.30; Leidund Herrlichkeit –<br />

Dolor ygloria (OmenglU) 17.15, 20.00; Photograph<br />

–Ein Foto verändert ihr Leben für immer (OmU)<br />

16.40; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria (OmU)<br />

19.00, 21.30; So wie dumich willst –Celle que<br />

vous croyez (OmU) 16.00; Der König der Löwen –<br />

The Lion King (OF) 18.15; Apocalypse Now –Final<br />

Cut (OmU) 20.45<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34) Fast<br />

&Furious: Hobbs &Shaw 14.00, 16.30, 20.30;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 14.10, 16.45,<br />

19.50; Benjamin Blümchen 14.20, 17.40; Pets II<br />

14.30, 17.10; Der König der Löwen 14.40, 17.30;<br />

AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 14.50,<br />

17.20, 20.00; Spider-Man: Far From Home 19.40;<br />

3D: Der König der Löwen 20.10; Sneak Preview<br />

20.15<br />

Wolf (✆ 921 03 93 33) The Dead Don‘t Die (OF)<br />

12.00, 19.00; Das melancholische Mädchen<br />

(OmenglU) 12.00; Leid und Herrlichkeit –Dolor y<br />

gloria (OmU) 13.40, 21.10; Vox Lux (OmU) 14.10;<br />

Tonari noTotoro –Mein Nachbar Totoro 16.00; Ich<br />

war zuhause, aber... (OmenglU) 16.40, 21.00;<br />

Messer im Herz –Uncouteau dans le coeur (OmU)<br />

18.50<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Benjamin<br />

Blümchen 14.30; Once Upon aTimein... Hollywood<br />

16.30, 20.00; Die drei !!! 14.00; Und wer nimmt<br />

den Hund? 16.10,18.20, 20.30<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88)Once Upon<br />

aTime in... Hollywood 16.30, 20.00; Sneak Preview<br />

22.00; Once Upon aTime in... Hollywood 14.30,<br />

18.00,21.30; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

14.15, 15.45, 18.15; Und wer nimmt den<br />

Hund? 15.15, 17.30, 20.30; Leid und Herrlichkeit<br />

15.15,17.50, 20.30<br />

Kino inder Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 0200)<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 14.00, 19.30;<br />

Benjamin Blümchen 14.00; Der König der Löwen<br />

14.15, 17.00; Pets II 14.20; Und wer nimmt den<br />

Hund?14.30, 19.00;AToyStory:Alleshörtauf kein<br />

Kommando 14.30,16.45; Berlin, ILove You 14.45;<br />

Die drei !!! 14.50; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OmU) 16.15, 20.30, 21.45; Fisherman‘s<br />

Friends –Vom Kutterindie Charts (OmU)16.30; So<br />

wie du mich willst 17.00; Es gilt das gesprochene<br />

Wort 17.15; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria<br />

(OmU) 17.30, 20.00, 22.30; Yesterday (OmU)<br />

17.40, 22.45; So wie dumich willst –Celle que<br />

vous croyez (OmU) 19.15; Der König der Löwen –<br />

The Lion King (OmU) 19.45, 22.30; Sneak Preview<br />

20.00; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

–Toy Story IV (OmU) 20.15, 22.40; Der unverhoffte<br />

Charme des Geldes –Lachute de l‘empire americain<br />

(OmU) 21.15; The Dead Don‘t Die (OmU)<br />

23.00<br />

Krokodil (✆ 44 04 92 98) Die Grube (OmU)19.00;<br />

Acid –Kislota (OmU) 20.15


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

ORF/JOHANNES PUCH<br />

ler und Annett Gröschner (…), auch<br />

der Gedanke an Erich Kästner liegt<br />

nicht so fern.“<br />

Eine ganz andere Perspektive<br />

nimmt Jackie Thomae in ihrem Roman<br />

über „Brüder“ ein, die in den<br />

zeitgeistigen Sphären Berlins und<br />

Londons leben. In Leipzig und Berlin<br />

geboren, haben sie unterschiedliche<br />

Mütter, aber denselben Vater, einen<br />

Gaststudenten aus Westafrika, den<br />

sie aber nicht oder kaum kennen.<br />

Der eine Bruder feiert imBerlin der<br />

90er-Jahredie Nächte durch, widmet<br />

sich Spaß, Drogen, Musik und vielen<br />

Frauen, er ist ein liebenswürdiger,<br />

ziemlich unzuverlässiger Lebenskünstler.<br />

Als die Techno-Ära zuEnde geht,<br />

wendet er sich dem Thema Yoga zu.<br />

Der andere verlässt Deutschland so<br />

schnell es geht und lebt als Stararchitekt<br />

im multikulturellen London. Er<br />

baut preisgekrönte Bahnhöfe, Museen<br />

oder Villen, seine Arbeit führt<br />

ihn bis in aus dem Boden gestampfte<br />

Metropolen Chinas. Nichts interessiert<br />

ihn so sehr wie die Bebauung<br />

urbaner Räume.Erist ein Globalisierungsgewinner<br />

und Workaholic, bis<br />

er eines Tages ausrastet.<br />

Die<br />

heimlichen<br />

Lieblingeder<br />

Literatur<br />

LESUNGEN<br />

Christiane Neudecker im Gespräch mit<br />

Insa Wilke, Montag,19. August, 19.30<br />

Uhr,Literaturhaus Berlin, Fasanenstr.23<br />

Katja Oskamp Moderation: Annett<br />

Gröschner,Montag,19. August,<br />

19.30 Uhr,Maschinenhaus der<br />

Kulturbrauerei, Knaackstr.97<br />

Jackie Thomae im Gespräch mit Tobias<br />

Rapp, Donnerstag,22. August 2019,<br />

20 Uhr,Kantine am Berghain, Am<br />

Wriezener Bahnhof<br />

Es gibt viele Arten<br />

über Großstädte, insbesondere<br />

Berlin, zu erzählen.<br />

In dieser Woche kann<br />

man mehrere davon studieren<br />

Der Roman spannt einen weiten<br />

Bogen und folgt beiden Lebensgeschichten,<br />

die auch Liebes-, Familien-<br />

und Stadtgeschichten sind, bis<br />

in die Gegenwart und fächert dabei<br />

die Debatten, Moden und Untiefen<br />

der jeweiligen Jahrzehnte auf. Beide<br />

Brüder haben es dabei immer auch<br />

mit den Reaktionen auf ihre Hautfarbe<br />

zutun –von offener Ausgrenzung<br />

in der 70er-Jahre-DDR-Kindheit<br />

über Schlägereien mit rechtsradikalen<br />

Ex-Mitschülern bis zum gut<br />

gemeinten Drängen einer Londoner<br />

Freundin, sich doch fürihreIdentität<br />

und postkoloniale Kritiken zuinteressieren.<br />

Daran knüpft sich natürlich<br />

auch dasProblem desabwesendenVaters,<br />

mitdem diebeiden–wie<br />

mit allem anderen – recht unterschiedlich<br />

umgehen.Vonall dem berichtet<br />

Thomae in einer Mischung<br />

aus Ernst und entspannter Erzählkunst,<br />

die ohne große Worte große<br />

Fragen stellt. Und manche auch beantwortet.<br />

Wo und wie sie das gelernt<br />

hat, in Leipzig und Berlin, wo<br />

sie aufwuchs, vielleicht auch in anderen<br />

Städten oder urbanen Romanen,<br />

erfährt man am Donnerstag in<br />

der Kantine am Berghain.<br />

Pop<br />

Cruisey Psych-,<br />

Rock- und<br />

Reggae-Fusion<br />

Einmal in Sydney angekommen,<br />

kann man sich beim<br />

Heraustreten auf die Straße<br />

kaum dagegen wehren, seinen<br />

Weg fröhlich und beschwingt<br />

fortzusetzen. Das muss am<br />

ganzjährig guten Wetter und<br />

der positiven Grundstimmung<br />

der Bewohner der Stadt am<br />

Wasser liegen. Ein ähnliches<br />

Gefühl vermittelt auch die Musik<br />

der aus Sydney stammenden<br />

Band Ocean Alley, die<br />

„down under“ dem Status eines<br />

Geheimtipps längst entwachsen<br />

ist. OceanAlley spielt<br />

einen Reggae, der auf eher leisen<br />

Sohlen daherkommt. Die<br />

Intros zu vielen Stücken sind<br />

melodische, leicht ins psychedelische<br />

tendierende Exegesen,<br />

die doch unverkennbar<br />

auf ihre Wurzeln aus dem Jamaikanischen<br />

verweisen, denen<br />

Bandleader Baden Donegal<br />

auch optisch entspricht.<br />

Sie selbst nennen es„cruisey<br />

psych, rock and reggae fusion“.<br />

HarryNutt<br />

OceanAlley 20 Uhr,Badehaus, Revaler<br />

Straße 99<br />

Stasi-Zentrale. Campus für Demokratie –Haus 7<br />

(Ruschestr.103) 15.00: Einblickins Geheime, Treff:<br />

Foyer<br />

KONZERT<br />

Arcanoa (✆ 67 96 26 51)<br />

21.00: Open-Stage–Singer-Songwriter +Poets<br />

Auster Club (✆ 611 33 02)<br />

20.00: Onk Lou<br />

b-flat (✆ 283 31 23)<br />

21.00: TangoJazz Quartet (TJQ) of Argentina<br />

Badehaus (✆ 95 59 27 76)<br />

20.00: Ocean Alley<br />

Café Engels (Herrfurthstr.21)<br />

20.00: Blue MoondayJazzsession hosted by Charlotte<br />

Joerges<br />

ItalienischesKulturinstitut (✆ 26 99 41 -0)<br />

20.00 Innenhof:Black Fanfare –Demetrio Castellucci,<br />

support: Marta De Pascalis, Davide Luciani,<br />

#estate_italiana<br />

LabSaal (✆ 41 10 75 75)<br />

19.00: Schüler*innen der Musikschule Reinickendorf<br />

spielen aus ihremProgramm<br />

Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />

20.00: Skegss<br />

Orania.Berlin (✆ 69 53 96 80)<br />

20.00: Orania.Piano Series: Larry Porter<br />

Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />

19.00: Asfixia Social +Air Balloon Riders<br />

Zimmer 16 (✆ 48 09 68 00)<br />

19.30: Die offene Liederbühne –Singer-Songwriter-Forum<br />

CLUB<br />

Acud Macht Neu (✆ 98 35 26 13)<br />

19.00 Kunsthaus: Yambi Fufu Dinner<br />

Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />

20.00: Nice One, Fernando Viera, Diana May<br />

KitKat/Sage-Club (Köpenicker Str.76)<br />

23.00: Electric Monday, Bert, Hassan Alwan, Frankie<br />

Flowerz, Ricardo Rodriguez<br />

Kulturbrauerei/Alte Kantine (✆ 44 31 50)<br />

22.00: Hungry Monday<br />

Matrix (✆ 293 69 9- 90)<br />

22.00: Scandal!, DK, Bat<br />

Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />

(✆ 89 75 13 27) 18.00: Multisexual Boxhopping<br />

SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />

19.00: Roller SkateDisko, Rollers HiFi<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

19.00: Vinylsounds<br />

Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />

23.59 Globus: House of Waxx, Amila, Dadination aka<br />

Ben Galt, Flørist<br />

BALLROOM<br />

Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />

21.00: Salsa, Flori, Wilbert, Naudy<br />

Tanzpavillon im Monbijoupark (Monbijoustr.3)<br />

20.00: Montagsswing,MondaySwing Night DJ Team<br />

MUSEEN<br />

Berlinische Galerie (✆ 78 90 26 00)<br />

10.00: Kunst in Berlin 1880–1980, Mi-Mo 10-18 Uhr<br />

10.00: Fazit, realities:united, Mi-Mo 10-18 Uhr<br />

10.00: Gartenparade, Atelier le balto, Mi-Mo 10-18 Uhr<br />

10.00: 12x12, Mi-Mo 10-18 Uhr<br />

Berlin StoryBunker (SchönebergerStr.23a)<br />

10.00: Geschichte der Hauptstadt, Di-Fr 10-19, Sa/<br />

So/Feiert. 12-20 Uhr;23.12.-26.12./31.12. geschl.,<br />

ab 1.1. tgl. 10-19 Uhr<br />

Botanisches Museum (✆ 83 85 01 00)<br />

9.00: Licht Luft Scheiße: Perspektiven auf Ökologie<br />

und Moderne, tgl. 9-19 Uhr<br />

Brücke-Museum (✆ 831 20 29)<br />

11.00: The GardenBridge, Mi-Mo 11-17 Uhr<br />

Dalí Berlin (✆ 07 00 32 54 23)<br />

12.00, 12.00: Dalí –Die Ausstellung am Potsdamer<br />

Platz, tgl. 12-20 Uhr<br />

Deutsches Spionagemuseum (✆ 398 20 04 51)<br />

10.00: Hauptstadt der Spione, tgl. 10-20 Uhr<br />

Georg Kolbe Museum (✆ 304 21 44)<br />

10.00: Lynn Chadwick –Biester der Zeit, tgl. 10-18<br />

Uhr<br />

Keramik-Museum Berlin (✆ 321 23 22)<br />

13.00: 100. Ausstellung des KMB –ein Rückblick,<br />

Fr-Mo 13-17 Uhr<br />

13.00: Till Sudeck (1926-2014),Fr-Mo 13-17 Uhr<br />

13.00: MaxRoesler,Fr-Mo 13-17 Uhr<br />

Käthe-Kollwitz-Museum (✆ 882 52 10)<br />

11.00: Mehr als ein Leben. Dauerausstellung des<br />

Käthe-Kollwitz-MuseumsBerlin, Käthe Kollwitz, tgl.<br />

11-18 Uhr<br />

Liebermann-Villa am Wannsee (✆ 80 58 59 00)<br />

10.00: MaxLiebermann –Gartenbilder,Apr.-Sept.<br />

Mi-Mo/Feiert. 10-18 Uhr,Okt.-Mär.Mi-Mo/Feiert.<br />

11-17 Uhr<br />

11.00: MaxLiebermann und Lesser Ury. Zweimal<br />

Großstadt Berlin, Mi-Mo/Feiert. 10-18 Uhr<br />

Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt (✆ 28 59<br />

94 07)<br />

10.00: Blindes Vertrauen –versteckt am Hackeschen<br />

Markt 1941-1943, tgl. 10-20 Uhr<br />

10.00: „... und immer wieder bewundernwir Eure<br />

mit aufopfernder Liebe prima gepackten Pakete“, tgl.<br />

10-20 Uhr<br />

Museum für Film und Fernsehen (✆ 300 90 30)<br />

10.00: 120 Jahre Deutsche Filmgeschichte und<br />

Fernsehgeschichte in West und Ost, Di-So 10-18, Do<br />

10-20 Uhr<br />

10.00: Kino derModerne. Film in der Weimarer<br />

Republik, Mi-Mo/Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />

Pergamonmuseum (✆ 266 42 42 42)<br />

10.00: Transkulturelle Beziehungen, globale Biografien<br />

–islamische Kunst?, tgl./Feiert. 10-18, Do<br />

10-20 Uhr<br />

10.00: Antikensammlung,tgl./Feiert. 10-18, Do<br />

10-20 Uhr<br />

10.00: Museum für Islamische Kunst (Steinfassade<br />

vonMschatta), tgl./Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />

10.00: Vorderasiatisches Museum (Ischtar-Tor), tgl./<br />

Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />

10.00 Museum für Islamische Kunst: Traum und<br />

Trauma. Wiedereröffnung der Teppichsäle, tgl./Feiert.<br />

10-18, Do 10-20 Uhr<br />

10.00: Qazwini –Weltbilder–Bilder der Welt vor750<br />

Jahren, tgl./Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />

Schwules Museum (✆ 69 59 90 50)<br />

14.00: My Dearest Sweet Love:Christopher Isherwood<br />

&Don Bachardy, Mi-Mo 14-18, Do 14-20, Sa<br />

14-19 Uhr<br />

14.00: Karol Radziszewski: Queer Archives Institute,<br />

Mi-Mo 14-18, Do 14-20, Sa 14-19 Uhr<br />

14.00: Love at First Fight! Queere Bewegungen in<br />

Deutschland seit Stonewall, Mi-Mo 14-18, Do 14-20,<br />

Sa 14-19 Uhr<br />

14.00: From RiottoRespectability,Summer Special,<br />

Mi-Mo 14-18, Do 14-20, Sa 14-19 Uhr<br />

Sportmuseum Berlin (✆ /30 58 3- 00)<br />

10.00: StändigeAusstellung desSportmuseums,<br />

Mo-Fr 10-14 Uhr<br />

Stasi Museum Berlin (✆ 553 68 54)<br />

10.00 Haus 1: Staatssicherheit in der SED-Diktatur,<br />

Mo-Fr 10-18, Sa/So/Feiert. 11-18 Uhr<br />

The StoryofBerlin (✆ 88 72 01 00)<br />

10.00: 800 Jahre <strong>Berliner</strong> Geschichte, tgl. 10-20 Uhr<br />

Topographie des Terrors (✆ 25 45 09 50)<br />

10.00: Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt<br />

in der Wilhelm- undPrinz-Albrecht-Straße, tgl. 10-20<br />

Uhr<br />

10.00: Das Reichsarbeitsministerium 1933-1945.<br />

Beamte im Dienst des Nationalsozialismus, tgl.<br />

10-20 Uhr<br />

10.00: Topographie des Terrors, tgl. 10-20 Uhr<br />

Trabi-Museum Berlin (✆ 30 20 10 30)<br />

10.00: Die Welt der Trabis, tgl. 10-18 Uhr<br />

KINO<br />

Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Rote Räte- Die<br />

bayrische Revolution aus der Sicht von Augenzeugen<br />

18.00; Holiday –Sonne, Schmerz &Sinnlichkeit<br />

(OmU) 19.00; Berlin Indie Doc Fest: Dokumentarfilmprogramm<br />

(OF) 20.30; The Dead Don‘t Die<br />

(OmU) 22.15<br />

UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00)Spider-<br />

Man: Far From Home 14.15, 16.45, 19.45; Fast<br />

&Furious: Hobbs &Shaw 14.15, 16.50, 20.05,<br />

22.40; Pets II 14.20; AToy Story: Alles hört auf<br />

kein Kommando 14.20, 17.05, 19.55, 22.35; Die<br />

drei !!! 14.25;Aladdin 14.25; Benjamin Blümchen<br />

14.30, 17.20; 3D: AToy Story: Alles hört auf kein<br />

Kommando 14.30; Der König der Löwen 14.35,<br />

17.20, 19.45; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

15.00, 16.30, 19.50, 22.30; 3D: Der König der<br />

Löwen 17.00, 19.55, 22.40; Drei Schritte zuDir<br />

17.10; Yesterday 17.15; 3D: MeninBlack:International<br />

19.40; Anna 19.45; Berlin, ILove You 19.55;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood (OF) 20.00; Annabelle<br />

III 22.30; 3D: Spider-Man: Far From Home<br />

22.35; Child‘s Play 22.45<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 3004)<br />

Und wer nimmt den Hund? 15.30, 18.00, 20.30<br />

Cosima (✆ 85 07 58 02) Cleo 18.00; Yesterday<br />

20.15<br />

Odeon (✆ 78 70 40 19) Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OmU) 16.30,20.00<br />

Xenon (✆ 78 00 15 30) So wie dumich willst<br />

18.00;Sowie du mich willst –Celle quevous croyez<br />

(OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) Pets II<br />

10.00, 12.05, 14.30; Die drei !!! 10.00; Der König<br />

der Löwen 10.00,11.55,14.00,17.00, 19.45;<br />

Benjamin Blümchen 10.00, 12.10; AToy Story: Alles<br />

hört auf kein Kommando 10.00, 12.20, 14.55,<br />

17.30, 20.30; 3D: AToy Story: Alles hört auf kein<br />

Kommando 14.00; Fast &Furious: Hobbs &Shaw<br />

14.30, 16.40, 20.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

16.30, 20.05; 3D: Der König der Löwen<br />

17.40; Sneak Preview 20.15<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81)<br />

Yesterday 13.45, 20.15; Geheimnis eines Lebens<br />

16.00; Cleo 18.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (✆ 01 80/505 07 11) Fisherman‘s Friends –<br />

Vom Kutter in die Charts 14.30,17.15, 20.00<br />

Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20) Pets<br />

II 10.00, 12.15, 14.25, 17.40; Kleiner Aladin und<br />

der Zauberteppich 10.00; Fast &Furious: Hobbs<br />

&Shaw 10.00, 14.30, 16.40, 19.50, 23.00; Die<br />

drei !!! 10.00,12.15, 14.40; Der König der Löwen<br />

10.00, 14.00, 17.00, 20.00; Benjamin Blümchen<br />

10.00, 12.00;AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

10.00, 12.00,14.30, 17.00, 19.55, 22.40;<br />

AToy Story (OF) 12.00; 3D: AToy Story:Alles hört<br />

auf kein Kommando 12.30, 14.20; Leberkäsjunkie<br />

15.00, 20.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

16.50, 19.30, 23.00; Spider-Man: Far From Home<br />

17.00, 20.30; 3D: Der König der Löwen 17.25;<br />

Once Upon a Time in... Hollywood (OF) 20.15;<br />

Sneak Preview (OF) 23.00; Sneak Preview 23.00<br />

ThaliaMovie Magic (✆ 7743440) Fast &Furious:<br />

Hobbs &Shaw 15.15, 20.30; Benjamin Blümchen<br />

15.15; Der König der Löwen 15.45, 18.00; AToy<br />

Story: Alles hört auf kein Kommando 15.45,18.15,<br />

20.30; Once Upon aTime in... Hollywood 17.15,<br />

20.30; Geheimnis eines Lebens 18.15; 3D: Der<br />

König der Löwen 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (✆ 26 95 51 00) Magical HistoryTour: Sie<br />

küssten und sie schlugen ihn –Les quatre cents<br />

coups(OmU) 20.00; Magical HistoryTour: Jahrgang<br />

45 –Restaurierte Fassung (m. Vorfilm) 19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 806969)<br />

Pets II 12.30, 13.50; Der König der Löwen 12.30,<br />

14.10,17.15,19.00;AToy Story: Alles hörtauf kein<br />

Kommando 12.30, 14.00, 15.15, 17.00, 18.00;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 13.00, 14.00,<br />

15.10, 17.00, 18.00, 19.15, 20.15, 22.10; 3D:<br />

Der König der Löwen 13.10, 16.20, 20.40, 23.00;<br />

Benjamin Blümchen 13.10; TKKG –Jede Legende<br />

hat ihren Anfang 13.30; Drei Schritte zuDir 13.30,<br />

16.10, 20.10; Aladdin 13.30, 16.40, 19.50; 3D:<br />

AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 13.30,<br />

16.30, 20.00, 22.20; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />

13.50; Cleo 13.50; Spider-Man: Far From<br />

Home 14.00, 16.40, 19.10, 22.30; Fast &Furious:<br />

Hobbs &Shaw 14.00, 16.30, 19.30, 22.50; Die<br />

drei !!! 14.00; Rocketman 16.10,19.15; 3D: Pets<br />

II 16.30; Berlin, ILove You 16.30, 23.00; Made in<br />

China 16.40; Leid und Herrlichkeit 16.40, 19.40;<br />

Annabelle III 17.15, 20.30, 22.40; Yesterday<br />

17.20, 19.50; John Wick: Kapitel III 19.30, 22.20;<br />

Killerman 19.40, 23.00; Der Fall Collini 19.40;<br />

Avengers: Endgame 20.30; 3D: Spider-Man: Far<br />

From Home 20.50; Anna 22.40; Men inBlack: International<br />

22.50; Child‘s Play 22.50; X-Men: Dark<br />

Phoenix 23.00<br />

CineStar im Sony Center (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Pets II –The Secret Life of Pets 2(OF) 13.30; Once<br />

Upon aTime in... Hollywood (OF) 13.30, 15.50,<br />

16.40, 19.35, 20.30;Berlin, ILoveYou (OF) 13.35;<br />

3D: AToy Story: Alles hört auf kein Kommando –Toy<br />

Story IV(OF) 13.40, 17.30; Der König der Löwen<br />

–The Lion King (OF) 13.45, 16.30, 20.00; AToy<br />

Story: Alles hört auf kein Kommando –Toy Story IV<br />

(OF) 14.00, 17.30, 20.05; 3D: DerKönig derLöwen<br />

–The Lion King(OF)14.30, 17.10, 19.45; Yesterday<br />

(OF) 16.30; Fast &Furious: Hobbs &Shaw (OF)<br />

16.50, 20.05; Rocketman (OF) 19.30; 3D: Spider-<br />

Man: Far From Home (OF) 20.10<br />

CineStar IMAX (✆ 04 51/703 02 00) Once Upon<br />

aTime in... Hollywood (OF) 11.30, 15.15; Once<br />

Upon aTime in...Hollywood 19.00<br />

Filmrauschpalast (✆ 394 4344) Apocalypse Now<br />

Redux (OF) 20.00<br />

TREPTOW<br />

Astra (✆ 636 1650) Fast &Furious: Hobbs &<br />

Shaw 14.00, 17.00,20.00, 22.30; Benjamin Blümchen<br />

14.00; Die drei !!! 14.30; AToy Story: Alles<br />

hört auf kein Kommando 14.30, 16.45, 18.00,<br />

20.15, 22.45; Der König der Löwen 15.00, 17.30,<br />

20.00, 22.30; Pets II 16.00;OnceUponaTime in...<br />

Hollywood 16.30,19.00, 20.15, 22.15<br />

Casablanca (✆ 677 57 52) Traumfabrik 18.00;<br />

Cleo 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Fast & Furious: Hobbs & Shaw 14.00, 17.00,<br />

20.00; 3D: Der König der Löwen 14.00, 16.50,<br />

19.40; Pets II 14.10;AToy Story:Alles hörtauf kein<br />

Kommando 14.15, 16.45, 19.40; Der König der<br />

Löwen 14.30, 17.20, 20.10; Benjamin Blümchen<br />

14.30; 3D: AToy Story: Alleshörtauf kein Kommando<br />

14.45,17.15; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

15.30, 16.30, 19.15, 20.00; 3D: Aladdin 16.50;<br />

Annabelle III 19.40; 3D: Spider-Man: Far From<br />

Home 19.45<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Der König<br />

der Löwen14.00, 17.00, 19.30; Fast &Furious:<br />

Hobbs &Shaw 14.10,17.00, 19.45; Pets II 14.30;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 16.30, 20.15,<br />

20.30; 3D: Der König der Löwen17.15; AToy Story:<br />

Alles hört auf kein Kommando 19.45; Sneak Preview<br />

20.00; Sneak Preview (OF) 20.10<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (✆ 471 40 01) Das melancholische<br />

Mädchen 19.30; Santa &Andres –Santa y<br />

Andres (OmU) 21.00<br />

Toni & Tonino (✆ 92 79 12 00) AToy Story: Alles<br />

hört auf kein Kommando 10.45, 13.00, 15.15,<br />

17.30, 19.45; Benjamin Blümchen 13.15; Und<br />

wer nimmt den Hund? 15.30, 20.15; Fisherman‘s<br />

Friends –Vom Kutter in die Charts 17.45<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Der unverhoffte<br />

Charme des Geldes 15.30; Leid und Herrlichkeit<br />

18.00; So wie du mich willst 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Benjamin Blümchen<br />

15.15; Fisherman‘s Friends –Vom Kutter in<br />

die Charts 17.45;Yesterday 20.30<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (✆ 811 46 78) Britt-Marie war hier –Britt-<br />

Marie var här (OmU) 18.00; Nonna Mia! –Metti la<br />

nonna infreezer (OmU) 20.30<br />

Capitol (✆ 831 6417) Und wer nimmt den Hund?<br />

16.00, 18.15, 20.30<br />

FREILUFTKINOS<br />

Freiluftkino Hasenheide (✆ 283 4603) Berlin<br />

Bouncer (OmenglU) 20.45<br />

Freiluftkino Insel im Cassiopeia (✆ 35 12 24 49)<br />

Rafiki (OmU) 20.45<br />

Freiluftkino Kreuzberg Raving Iran (OmU) 21.15<br />

Freiluftkino Rehberge AStar Is Born 20.30<br />

Open Air Kino Mitte (✆ 28 59 99 73) Whiplash<br />

(OmU) 20.45<br />

Pompeji –FLK am Ostkreuz (✆ 01 76/56 70 92 98)<br />

Holiday – Sonne, Schmerz & Sinnlichkeit (OmU)<br />

20.45<br />

Radio EINS-Freiluftkino Friedrichshain Unsere<br />

große kleine Farm –The Biggest Little Farm (OmU)<br />

21.00<br />

Sommerkino Kulturforum am Potsdamer Platz<br />

(✆ 89 37 14 31) BlacKkKlansman (OmU) 20.45<br />

POTSDAM<br />

Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Die drei<br />

!!! 14.00, 16.00; Es gilt das gesprochene Wort<br />

14.30; Und wer nimmt den Hund? 14.45, 16.45,<br />

18.45, 20.45; Benjamin Blümchen 16.15; Once<br />

Upon aTime in... Hollywood (OmU) 17.00, 20.15;<br />

Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria (OmU) 18.15;<br />

Fisherman‘s Friends –Vom Kutter in die Charts<br />

(OmU) 18.15, 20.45; Yesterday (OmU) 20.45<br />

UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 72 33)<br />

Spider-Man: Far From Home 13.40, 16.45; Once<br />

Upon aTime in... Hollywood 13.40, 16.15, 19.50,<br />

20.15; Fast & Furious: Hobbs & Shaw 13.40,<br />

16.30, 19.40; 3D: AToy Story: Alles hört auf kein<br />

Kommando 13.40;<br />

Der König der Löwen 13.50, 17.05, 20.15; Benjamin<br />

Blümchen 14.00; A Toy Story: Alles hört<br />

auf kein Kommando 14.00, 17.00, 20.00; Pets<br />

II 14.20, 17.25; 3D: Der König der Löwen 16.50,<br />

20.00; Die drei !!! 17.20; Yesterday 19.40; 3D:<br />

Spider-Man: Far From Home 19.50<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (✆ 03322/2798877) AToy Story:<br />

Alles hört auf kein Kommando 15.00, 17.30; 3D:<br />

AToy Story:Alles hört auf kein Kommando 20.00<br />

CapitolKönigs Wusterhausen (✆ 03375/469777)<br />

Drei Schritte zu Dir 17.15; Rebellinnen: Leg‘ dich<br />

nicht mit ihnen an! 20.00<br />

CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) Once<br />

Upon a Time in... Hollywood 16.30, 19.15, 20.00;<br />

Spider-Man: Far From Home 16.40; Drei Schritte zu<br />

Dir 16.45; Fast & Furious: Hobbs & Shaw 17.00,<br />

20.15; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

17.00, 19.45; Der König der Löwen 17.10, 19.50;<br />

Die drei !!! 17.30; 3D: AToy Story: Alles hört auf<br />

kein Kommando 17.30; Pets II17.40; 3D: Der König<br />

der Löwen 17.45, 20.15; 3D:Avengers: Endgame<br />

19.30; Yesterday 20.00; 3D: Spider-Man: Far<br />

From Home 20.00; Annabelle III 20.30<br />

Filmforum Schwedt (✆ 033 32/44 92 90) Once<br />

Upon aTime in... Hollywood 17.00, 19.30; AToy<br />

Story:Alles hört auf kein Kommando 17.15, 19.30,<br />

20.15; Kroos 17.30, 20.00; Der König der Löwen<br />

17.30; Fast &Furious: Hobbs &Shaw 20.00<br />

Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Benjamin<br />

Blümchen 14.45; Der König der Löwen 15.00;<br />

Die drei !!! 15.15; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

17.00, 20.30; Fast &Furious: Hobbs &Shaw<br />

17.30, 20.30; Geheimnis eines Lebens 18.00; 3D:<br />

Der König der Löwen 20.30<br />

filmpalast Eisenhüttenstadt (✆ 03364/408310)<br />

Pets II 16.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

16.45,19.30;AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

17.00, 20.15; Fast &Furious: Hobbs &<br />

Shaw 17.15, 20.00; Der König der Löwen 18.00;<br />

3D: Der König der Löwen 20.30<br />

Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 48 28)<br />

Benjamin Blümchen 14.45; AToy Story: Alles hört<br />

auf kein Kommando 15.00, 17.15, 19.45; Der König<br />

der Löwen 15.15; Pets II 15.30; Once Upon a<br />

Time in... Hollywood 17.00, 20.00; 3D: Der König<br />

der Löwen 17.30; Fast &Furious: Hobbs &Shaw<br />

17.45, 20.15; All MyLoving –Eine Geschichte von<br />

drei Geschwistern 20.30<br />

Filmtheater Templin (✆ 039 87/531 30) Benjamin<br />

Blümchen 15.00; Fast &Furious: Hobbs &<br />

Shaw 17.00, 19.30<br />

Haveltor Rathenow (✆ 033 85/51 57 58) Der<br />

König der Löwen 15.00; AToy Story: Alles hört<br />

auf kein Kommando 15.00, 17.45, 20.15; Pets II<br />

15.30; Benjamin Blümchen 15.30; Once Upon a<br />

Time in... Hollywood 17.00, 20.15; Fast &Furious:<br />

Hobbs &Shaw 17.30, 20.15; They Shall Not Grow<br />

Old 17.45; 3D: Der König der Löwen 20.15<br />

Hofgarten Belzig (✆ 03 38 41/38 08 88) H1-3<br />

AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 15.30,<br />

17.45, 20.00; Der König der Löwen 15.30, 20.00;<br />

Pets II 15.30; Fast &Furious: Hobbs &Shaw17.20,<br />

20.00; Ein Becken voller Männer 17.45<br />

Kino-Cafe Dahme (✆ 03 54 51/343) Benjamin<br />

Blümchen 17.00; Fast &Furious: Hobbs &Shaw<br />

20.00<br />

Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Yesterday<br />

14.00; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

15.00, 17.30, 20.30; Fast & Furious: Hobbs &<br />

Shaw 18.00, 20.00<br />

Movietown Wust (✆ 033 81/211 12 40)AToy Story:Alles<br />

hört auf kein Kommando 16.30; Fast &Furious:<br />

Hobbs &Shaw19.00; OnceUpon aTimein...<br />

Hollywood 16.30; Annabelle III 19.30; Der König<br />

der Löwen 16.30; Once Upon aTimein... Hollywood<br />

19.00; Die drei !!! 16.30; Spider-Man: Far From<br />

Home 19.00; 3D: AToy Story: Alles hört auf kein<br />

Kommando 16.30; AToy Story: Alles hört auf kein<br />

Kommando 19.00; Fast &Furious: Hobbs &Shaw<br />

16.30; Der König der Löwen 19.00<br />

Union Neuruppin (✆ 033 91/50 96 96) Der König<br />

der Löwen 14.45, 17.15; Benjamin Blümchen<br />

15.00; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

15.15, 17.30, 20.15; Fast & Furious: Hobbs &<br />

Shaw17.00,19.45;Der Klavierspieler vomGaredu<br />

Nord 20.00<br />

Union Fürstenwalde (✆ 033 61/73 64 40) Unsere<br />

große kleineFarm14.00; Die drei!!! 16.30; Yesterday<br />

18.15;Axel, der Held 20.15<br />

Union Kino-Center Luckenwalde (✆ 03371/40 16 41)<br />

AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 15.30,<br />

17.45, 20.00; Pets II 15.30; Der König der Löwen<br />

15.30, 20.15; Fast &Furious: Hobbs &Shaw<br />

17.20, 20.00; Tolkien 17.45<br />

Union Prenzlau (✆ 039 84/80 17 21)AToyStory:<br />

Alles hört auf kein Kommando 15.10, 17.30; Fast &<br />

Furious: Hobbs&Shaw19.45;Der König der Löwen<br />

15.20, 17.45; JussiAdler-Olsen: Verachtung 19.45;<br />

Fast &Furious: Hobbs &Shaw 14.55, 17.40; AToy<br />

Story:Alles hört auf kein Kommando 20.20<br />

Weltspiegel Kino Finsterwalde (✆ 035 31/22 11)<br />

Der König der Löwen 17.15; Die Wiese –Ein Paradies<br />

nebenan 17.30, 20.00; Fast &Furious: Hobbs<br />

&Shaw 20.00


26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Spreewild<br />

Kolumne<br />

Meine Familie und<br />

die Mülltrennung<br />

VonKristina Vasilevskaja, 18 Jahre<br />

Ich möchte etwas ändern ander<br />

Art, wie wir in unserer Familie<br />

umweltbewusst leben.Bisher ist das<br />

nämlich wenig nachhaltig. Ichselbst<br />

bin seit Frühling in einer Naturschutzorganisation<br />

aktiv. Im März<br />

war ich bei meiner ersten „Fridays<br />

for Future“-Demonstration. Ichhöre<br />

Podcasts, wie wir weniger konsumieren<br />

und cleaner essen können.<br />

Meine Familie<br />

konfrontiere ich<br />

regelmäßig mit<br />

meinem neu gewonnenen<br />

Wissen.<br />

Mein erstes<br />

Ziel: die Mülltrennung<br />

optimieren.<br />

Klingt<br />

unkompliziert?<br />

Kristina will die Mülltrennung<br />

in ihrem<br />

Haus optimieren.<br />

Editorial<br />

Vor einem Jahr, genauer gesagt<br />

am 20. August 2018, demonstrierte<br />

die heute 16-jährige Schwedin<br />

Greta Thunberg erstmals für<br />

das Klima. „Skolstrejk för klimatet“,<br />

„Schulstreik fürs Klima“, stand auf<br />

ihrem Plakat. Seither ist viel passiert.<br />

Aus dem Protest einer Einzelnen<br />

erwuchs eine weltweite Bewegung.<br />

Grund genug für die Jugendredaktion,<br />

die gesamte Seite diesem<br />

Thema zu widmen. Noch mehr Artikel<br />

und Interviews zur Klimakrise<br />

gibt es diese Woche online auf<br />

spreewild.de. Euer Spreewild-Team<br />

PRIVAT<br />

Bringe ich den<br />

Biomüll raus,<br />

schaue ich seufzend<br />

auf die in<br />

der Tonne liegenden Tüten. „Dann<br />

wirf den Biomüll doch aus der Tüte<br />

und schmeiß sie extra weg“, bitteich<br />

meine Mutter. „Du wirst das nicht<br />

machen, richtig?“ Ihr Schweigen<br />

war mir Antwortgenug. Es warhoffnungslos,<br />

denn sie wusste ganz genau,<br />

was Plastik im Biomüllfür einen<br />

Effekt hat. Aber die anderenimHaus<br />

machten esjaauch so, dann machte<br />

es keinen Unterschied, wenn wir<br />

uns anschlossen. Dennoch bat ich<br />

meine Mutter, den Plastiksack nicht<br />

zu verknoten. Draußen dann hob<br />

ich den Deckel mit gerümpfter Nase<br />

hoch und schüttelte alles raus, ging<br />

zurück zu den Containern und warf<br />

die Tüte hinein. Wie stolz ich war.<br />

Ich habe etwas Gutes getan, eine<br />

kleine Handlung mit viel Wirkung –<br />

hoffte ich. Denn auch die anderen<br />

Nachbarn entsorgen den Bioabfall<br />

in zugeknotetenPlastiktüten.<br />

Es könnte soeinfach sein. Aber<br />

selbst meiner jüngeren Schwester<br />

ist korrekte Mülltrennung zu aufwendig.<br />

Ich erzähle ihr, was ich von<br />

meinemChemielehrer zur richtigen<br />

Entsorgung von Joghurtbechern gelernt<br />

habe, und zeige ihr, wie man<br />

den Aluminiumdeckel abzieht und<br />

als kleines Bällchen in die gelbe<br />

Tonne wirft. Zwar landet auch der<br />

Becher dort, jedoch ist esdann einfacher<br />

für die Trennungsanlagen,<br />

das Aluminium aus dem Plastik zu<br />

holen. „Weiß ich“, antwortet sie.<br />

„Und warum habe ich noch nie gesehen,<br />

dass dudas gemacht hast?“<br />

Sie zuckt nur mit den Schultern.<br />

„Wäreganz schön,wenn du das machen<br />

würdest“, entgegne ich ihr mit<br />

meinem Ältere-Schwester-Unterton.<br />

Ein bisschen Umständlichkeit<br />

ist scheinbar auch für einige junge<br />

Menschen eine unüberwindbare<br />

Hürde. Ich lasse mich davon nicht<br />

entmutigen und werde weiter nerven,<br />

im Namen derUmwelt.<br />

„Wir haben nicht viel erreicht“<br />

Unermüdlich engagiert sich die Schülerin Hannah Blitz bei „Fridays for Future“ –zukünftig noch lauter<br />

Hannah Blitz gehört zum<br />

<strong>Berliner</strong> Organisationsteam<br />

von „Fridays for<br />

Future“. Die 16-Jährige<br />

istnicht nur gut in der Schule –trotz<br />

Freitagsdemos –, sondern auch in<br />

ihrer Funktion als Pressesprecherin<br />

der Bewegung zielstrebig.<br />

Warum engagierst du dich bei „Fridays<br />

for Future“?<br />

Ich kann es nicht fassen, wenn<br />

ich Bilder von toten oder lebendigen<br />

Tieren sehe, die in Plastik verheddert<br />

sind. Es kann nicht sein,<br />

dass wir unseren Lebensraum zerstören.<br />

Ich kann mir nicht vorstellen,<br />

in dieser Welt Kinder zu bekommen,<br />

wenn ich sehe, was hier alles<br />

schiefläuft.<br />

IstGreta Thunberg für dichein Idol?<br />

An dem Wort Idol störeich mich<br />

etwas. Das ist vor allem beim Ernst<br />

der Lage nicht das treffende Wort.<br />

Ich würde sagen, Greta ist eine sehr<br />

berühmte Mitstreiterin. Ich bewundere<br />

sie dafür, dass sie das alles ins<br />

Rollen gebracht hat. Aber ich sage<br />

immer, dass Greta nicht mehr „Fridays<br />

for Future“ ist als alle anderen,<br />

die auf unseren Demos sind.<br />

Seit einem Jahr ist Greta nun im Klimastreik.Was<br />

habt ihr,was hat „Fridays<br />

for Future“ bisher erreicht?<br />

…Streaming-Dienste in<br />

puncto CO2-Ausstoß<br />

schädlicher sind als der<br />

Flugverkehr? Netflix,<br />

YouTube und Social Media<br />

verursachen eine<br />

Menge Treibhausgase.<br />

…eine Levis-501-Jeans<br />

33 Kilogramm CO2<br />

produziert. Wöchentliches<br />

Waschen macht<br />

dabei mit 37 Prozent<br />

den größten Anteil aus.<br />

…Haustiere richtige<br />

Klimakiller sind? Ein<br />

Hund verursacht rechnerisch<br />

im Jahr so viel<br />

CO2 wie eine Autofahrt<br />

über 3700 Kilometer.<br />

VonTamina Grasme, 24 Jahre<br />

Nicht nurSchüler und Studierende,<br />

auch die Universitäten haben<br />

als Denkfabriken eine wichtige<br />

Rolle im Kampf gegen die Klimakrise<br />

inne. 45Universitäten aus aller<br />

Welt haben sich zur weltweiten Allianz<br />

U7+ zusammengeschlossen,<br />

darunter die <strong>Berliner</strong> FU. Zum Abschluss<br />

eines zweitägigen Treffens in<br />

Paris wurde ein Manifest unterzeichnet,<br />

in demsich die Universitäten<br />

zu mehr Nachhaltigkeit, Klimaschutz<br />

und sozialem Engagement<br />

…ein iPhone 7<br />

ganze 56 Kilo CO2<br />

verursacht, wobei<br />

schon 78 Prozent<br />

bei der Produktion<br />

anfallen?<br />

Am 20. September ruft „Fridays for Future“ zum globalen Generalstreik auf.<br />

Leider nicht viel. Klar reden sehr<br />

viele Menschen darüber. Aber Taten<br />

haben wir bis jetzt kaum gesehen.<br />

Wirfordern ja eigentlich nurdie Einhaltung<br />

des Pariser Klimaabkommens<br />

–also dass sich Länder an das<br />

halten, was sie sich selbst auferlegt<br />

haben. Es ist eigentlich so absurd,<br />

dass wir an so etwas erinnern müssen.<br />

Jeden Tagkommen Nachrichten<br />

von Katastrophen rein. Deshalb<br />

habe ich den Eindruck, wir haben<br />

nicht viel erreicht beziehungsweise<br />

die Politiker haben nichtschnellgenug<br />

gehandelt. Trotzdem bleibe ich<br />

hoffnungsvoll!<br />

…der tägliche Konsum<br />

einer Tasse Kaffee pro<br />

Jahr etwa 90Kilo CO2<br />

verursacht? Das entspricht<br />

ungefähr einer<br />

Autofahrt von Berlin<br />

nach Heidelberg!<br />

verpflichten. „Wir verstehen uns im<br />

Bereich des Klimaschutzes als<br />

Vorreiteruniversität“, sagt Andreas<br />

Wanke, Leiter der Stabsstelle für<br />

Nachhaltigkeit an der FU. „Es ist uns<br />

gelungen, den Energieverbrauch der<br />

Universität seit 2001 um mehr als 25<br />

Prozent zu reduzieren – und das<br />

trotz seit 2010 stark gestiegener Studierendenzahlen<br />

und Drittmittelausgaben.“<br />

Mitder Senkung des Energieverbrauchs<br />

seien CO2-Einsparungen<br />

von 37Prozent verbunden.<br />

„Zusätzlich beziehen wir seit neun<br />

Jahren CO2-freie Energie. Auf den<br />

Washeißt das für dieBewegung?<br />

Wir müssen die Sache noch<br />

energischer angehen –solange, bis<br />

gescheite Reaktionen aus der Politik<br />

kommen. Wir müssen am Ball bleiben<br />

und noch lauter werden, alswir<br />

es jetzt schon sind. Noch bunter,<br />

noch kreativer, noch penetranter.<br />

Ich möchte von Politikern keine Luschen-Aussagen<br />

mehr hören, sondern<br />

dass sie gezwungen sind, auf<br />

etwas zu reagieren, was seit 40Jahrenwissenschaftlicher<br />

Konsens ist.<br />

Sind Politiker diejenigen, von denen<br />

du am meisten Gegenwinderfährst?<br />

Wusstest du, dass…<br />

…dupassierte Tomaten<br />

nur in einer Kartonverpackung<br />

kaufen solltest?<br />

Deren Produktion<br />

verursacht nur ein Drittel<br />

so viel CO2 wie die<br />

einer Metalldose.<br />

PETER KAGERER<br />

Wie die FU das Klima schützen will<br />

Die <strong>Berliner</strong> Hochschule hat sich einer weltweiten Universitätenallianz angeschlossen<br />

Dächern der Universität produzieren<br />

neun Dachsolaranlagen jährlich<br />

rund 600.000kWh sauberen Strom.“<br />

Trotz dieser Erfolge hat sich die FU<br />

2018 in einer gemeinsam mit dem<br />

Land Berlin unterzeichneten Klimaschutzvereinbarung<br />

verpflichtet, die<br />

campusbezogenen C02-Emissionen<br />

gegenüber 2016 bis 2027 um weitere<br />

10 Prozentzusenken.<br />

Auch die Angestellten werden in<br />

die Klimaschutzpläne eingebunden.<br />

So will die FU nachhaltigere Anreisen<br />

und Dienstreisen fördern. „In<br />

den kommenden drei Jahren sollen<br />

Man muss mit der Formulierung<br />

„die Politiker“ vorsichtig<br />

umgehen. Was ich meine, sind<br />

Spitzenpolitiker, die nicht nur im<br />

Rampenlicht stehen, sondern auch<br />

Entscheidungspositionen bekleiden.<br />

Es sind aber auch große Unternehmen,<br />

die auf einmal öffentliche<br />

Kampagnen gegen uns starten, oder<br />

rechte Internet-Trolle.Neulich habe<br />

ich gelesen, dass jemandauf Twitter<br />

geschrieben hat, dass Gretas Uropa<br />

den Klimawandel erfunden hätte.<br />

Ich habe auch selbst schon Nachrichten<br />

bekommen, ich und meine<br />

„linksgrün-versifften“ Freunde sollten<br />

uns alle dieKugel geben.<br />

Welche Äußerungen über „Fridays<br />

for Future“ ärgern dich am meisten?<br />

„Die sind doch viel zu jung.“<br />

Man muss nicht 90 sein, um zu begreifen,<br />

was hier schiefläuft. Oder<br />

auch: „Lasst das lieber die Profis<br />

machen.“ Genau die stehen auf<br />

unserer Seite. Und was mich auch<br />

nervt: Wenn Leute sich nur auf das<br />

„Schuleschwänzen“ konzentrieren<br />

und vomtatsächlichen Problem ablenken.<br />

DasGespräch führte LauraPatz,<br />

25 Jahre.<br />

Das gesamte Interview lest ihr auf<br />

spreewild.de<br />

…500 Gramm Tomaten<br />

aus dem Gewächshaus<br />

mit 1,5 Kilo CO2 deutlich<br />

klimaschädlicher<br />

sind als Freilandtomaten<br />

mit<br />

0,39 Kilo CO2?<br />

…inBerlintäglich<br />

460.000 Coffee-to-go-<br />

Becheranfallen? Das<br />

macht 46 Becher pro<br />

Einwohner und Jahr.Und<br />

deren Produktionverursacht<br />

knapp 1Kilo CO2.<br />

…eineMango 0,86Kilo<br />

CO2 verursacht?Das<br />

entspricht einer Autofahrt<br />

vonsechs Kilometern.<br />

Diegleiche Menge<br />

Wassermelone verursacht<br />

0,17 Kilo CO2.<br />

…sich der Verzicht auf<br />

tierische Milch klimatechnisch<br />

besonders<br />

auszahlt? 500 ml Soja-<br />

Drink verursachen nur<br />

halb so viel CO2 wie<br />

500 ml Kuhmilch.<br />

neue multioptionale Mobilitätsangebote<br />

wie Bike-, Car- und Ridesharing<br />

für die Universitätsangehörigen<br />

entstehen.“ Auch die Fahrradfreundlichkeitauf<br />

demCampus soll verbessertwerdenund<br />

so die Nutzung von<br />

Fahrrädern attraktiver machen. „Da<br />

das Thema Dienstreisen aus CO2-<br />

Perspektive eine herausragende Bedeutung<br />

hat, wollen wir eine nachhaltige<br />

Dienstreisenpolicy entwickeln,<br />

welche die Notwendigkeit internationaler<br />

Kooperationen mit<br />

den Anforderungen des Klimaschutzesvereinen<br />

soll.“<br />

FOTO: ADOBE STOCK/KATEINA, ILLUSTRATION: LORENZ WILMEN<br />

Apps, die<br />

die Welt<br />

verbessern<br />

Mit ihnen wird<br />

nachhaltiges Leben leichter<br />

Von Minou Becker, 19 Jahre,<br />

und Rosina Link, 15 Jahre<br />

Esgibt immer mehr Apps, die einem<br />

dabei helfen, nachhaltiger<br />

und umweltfreundlicher zu leben.<br />

Wirstellen euch vier vonihnen vor.<br />

Die kostenlose App TooGoodToGo<br />

zeigt an, in welchen Restaurants<br />

oder Bäckereien unverkauftes Essen<br />

für kleines Geld gekauft werden<br />

kann. Im Blog gibt es weitere Tipps<br />

gegen Essensverschwendung.<br />

HappyCow zeigtseinen Nutzernan,<br />

wo es in der Umgebung vegetarisches<br />

und veganes Essen gibt. Bewertungen<br />

und Angaben zu den<br />

Preisen inklusive.<br />

Die kostenlose App Zu gut für die<br />

Tonne! desBundesministeriums für<br />

Ernährung und Landwirtschaft hält<br />

zahlreiche Rezepte für Restegerichte<br />

aus übrig gebliebenen Lebensmitteln<br />

parat. Dazu gibt es Informationen<br />

und Tipps zu Lagerung und<br />

Haltbarkeit jedesLebensmittels.<br />

GrünZeit, ebenfalls kostenlos und<br />

entworfen von der VerbraucherzentraleSchleswig-Holstein,<br />

informiert,<br />

welche Obst- und Gemüsearten das<br />

Klima starkbelasten und daherbesser<br />

nichtgekauft werden sollten.<br />

Mehr Apps auf spreewild.de<br />

Brandenburg<br />

fordert<br />

Klimanotstand<br />

Für dessen Ausrufung setzt<br />

sich eine Volksinitiative ein<br />

Von Rosina Link, 15 Jahre<br />

Mehr als 40 Städte und Kommunen<br />

in Deutschland haben<br />

bereits den Klimanotstandausgerufen,<br />

am Mittwoch zuletzt Potsdam.<br />

Nach Berlin sammelt nun auch in<br />

Brandenburg eine Volksinitiative<br />

Unterschriften, damit der Landtag<br />

ebendiesen Notstand ausruft und<br />

die Gesetzgebung künftig an der Erreichung<br />

der Klimaziele ausrichtet.<br />

„Brandenburgist aufgrundseiner<br />

Geografie vomKlimawandel besonders<br />

betroffen und gehört zugleich<br />

zu den Ländern der Bundesrepublik<br />

Deutschland mit dem stärksten<br />

CO2-Ausstoß“, sagt die 24-jährige<br />

Manon Filler, Studentin und Mitinitiatorin<br />

der Volksinitiative. „Selbst<br />

wenn der beachtliche Energieexport<br />

herausgerechnet wird, liegt<br />

Brandenburg noch weit über dem<br />

bundesdeutschen Durchschnitt.“<br />

Das Pariser Klimaziel für 2030 –mit<br />

dem Fokus auf derMinimierung der<br />

Treibhausgasemissionen – könne<br />

faktisch nicht erreicht werden und<br />

dazu, „wie die Klimaneutralität bis<br />

2050 erreicht werden könnte, gibt es<br />

bislang keinerlei belastbare Pläne“,<br />

kritisiertFiller.<br />

Mehr über die Volksinitiative und<br />

was es eigentlich bedeutet, den<br />

Klimanotstand auszurufen, erfahrt<br />

ihr amFreitag auf spreewild.de.<br />

Mit freundlicher Unterstützung von:<br />

Das Projekt „Spreewild“<br />

im Internet unter:<br />

Die Beiträge dieser Seite werden von<br />

Jugendlichen geschrieben.<br />

KONTAKT<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Jugendredaktion<br />

Telefon: 030/695 66 50<br />

blz-jugendredaktion@berliner-zeitung.de<br />

instagram.com/spreewild_de<br />

facebook.com/spreewild<br />

twitter.com/Spreewild


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 27<br />

· ·<br />

Herbst 2019 4,50 €<br />

·······················································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

9.05 (für HG) Live nach Neun 9.55 (für HG)<br />

Sturm der Liebe 10.45 (für HG) Meister des<br />

Alltags 11.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 12.00<br />

(für HG) Tagesschau 12.15 (für HG) ARD-Buffet<br />

13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin 14.00<br />

(für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote Rosen<br />

15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für HG)<br />

Sturm der Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau<br />

16.10 (für HG) Verrückt nach Meer. Süße Versuchung<br />

auf Sri Lanka 17.00 (für HG) Tagesschau<br />

17.15 Brisant 18.00 (für HG) Gefragt –<br />

Gejagt. 18.50 (für HG) Großstadtrevier. Auf<br />

eigene Faust. Krimiserie 19.45 (für HG) Wissen<br />

vor acht –Zukunft 19.55 (für HG) Börse vor<br />

acht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Sauerkrautkoma<br />

Krimikomödie, D2018.Mit Sebastian<br />

Bezzel, Simon Schwarz u. a.<br />

21.45 (für HG) Exclusiv im Ersten<br />

Schmutzige Reifen: Ein Milliardengeschäft.<br />

Reportagereihe<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) D-Mark, Einheit, Vaterland<br />

D-Mark, Einheit, Vaterland: Das schwierige<br />

Erbe der Treuhand. Dokumentation<br />

23.30 (für HG) Im Land der Täter (1/2)<br />

Leben in der Wohlfühldiktatur<br />

0.15 (für HG) Nachtmagazin<br />

RTL<br />

6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />

Gute Zeiten, schlechte Zeiten 9.00 Unter uns<br />

9.30 (für HG) Alles was zählt. Soap 10.00 Der<br />

Blaulicht-Report 11.00 Der Blaulicht-Report<br />

12.00 Punkt 12 14.00 Die Superhändler –4<br />

Räume, 1Deal. Alte Buchstaben /Klappzahluhr<br />

/Antiker Vibrator /Medizinschränkchen<br />

15.00 Die Superhändler –4Räume, 1Deal.<br />

Weizenglastische /Porzellanfigur /Astrolabium<br />

/Friseurstuhl 16.00 Meine Geschichte –<br />

Mein Leben 17.00 Meine Geschichte –Mein<br />

Leben 17.30 Unter uns 18.00 Explosiv –Das<br />

Magazin 18.30 Exclusiv –Das Star-Magazin<br />

18.45 aktuell 19.05 (für HG) Alles was zählt<br />

19.40 (für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />

20.15 Das Jenke-Experiment<br />

Drogen<br />

Dokumentationsreihe<br />

21.45 Das Jenke-Experiment<br />

Kiffen /Cannabis<br />

Dokumentationsreihe<br />

22.50 Extra –Das RTL Magazin<br />

23.25 SpiegelTVRechter Rapper erobert<br />

die Charts –wer ist Chris Ares? /Die<br />

Gesichtsretter –wie deutsche Ärzte<br />

missgebildeten Kindern in Vietnam<br />

eine neue Zukunft geben<br />

0.00 Nachtjournal<br />

ZDF<br />

Sat.1<br />

TV-Tipps RBB<br />

Tagesschau 24<br />

MDR WDR ABENTEUER<br />

Arte<br />

12.30 (für HG) Der Duft vonHolunder. TV-Romanze,<br />

D2010 14.00 (für HG) MDR um zwei<br />

15.15 (für HG)Wer weiß denn sowas? 16.00<br />

(für HG) MDR um vier 17.45 (für HG) Aktuell<br />

18.10 (für HG)Brisant 18.54 (für HG) Sandmann<br />

19.00 (für HG) MDR Regional 19.30 (für<br />

HG) Aktuell 19.50 (für HG) Biwak 20.15 (für<br />

HG) In aller Freundschaft –ZweiHerzen. TV-Arztfilm,<br />

D2018 21.45 (für HG) Aktuell 22.05 (für<br />

HG) MDR Wahlarena. Live 23.05 (für HG) Taking<br />

Woodstock–Der Beginn einer Legende. Komödie,<br />

USA 2009 0.55 (für HG) Alles Klara<br />

Bayern<br />

15.30 (für HG) Schnittgut. Alles aus dem Garten<br />

16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG)<br />

Wir inBayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />

Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />

(für HG) Querbeet 19.30 (für HG) Dahoam is<br />

Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für<br />

HG) Musikantentreffen in Schwangau 21.00 (für<br />

HG) Mundart aufgetischt 21.45 (für HG) Rundschau<br />

Magazin 22.00 (für HG) Lebenslinien<br />

22.45 (für HG) Der Kaiser von Schexing 23.10<br />

(für HG) Hannas schlafende Hunde. Drama,<br />

D/A 2016 1.00 Vereinsheim Schwabing<br />

Vox<br />

10.55 Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du<br />

denn? 12.00 Shopping Queen 13.00 Zwischen<br />

Tüll und Tränen 14.00 Mein Kind, dein<br />

Kind –Wie erziehst du denn? 15.00 Shopping<br />

Queen 16.00 4Hochzeiten und eineTraumreise<br />

17.00 Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First<br />

Dates –Ein Tisch für zwei 19.00 Das perfekte<br />

Dinner 20.15 Hot oder Schrott –Die Allestester<br />

22.15 Endlich kapiert?! 23.15 Hot oder<br />

Schrott –Die Allestester 0.15 nachrichten<br />

0.35 (für HG) Medical Detectives –Geheimnisse<br />

der Gerichtsmedizin. Eine Frage der Zeit<br />

Super RTL<br />

12.10 Bugs Bunny &Looney Tunes 13.10 5<br />

Freunde 13.40 Angelo! 14.05 Die Nektons –<br />

Abenteurer der Tiefe 14.35 Grizzy &die Lemminge<br />

14.55 Dragons 15.25 Voll zu spät!<br />

15.50 Spirit: wild und frei 16.20 Zig &Sharko –<br />

Meerjungfrauen frisst man nicht! 16.45 Coop<br />

gegen Kat 17.15 Sally Bollywood 17.40 Die<br />

Nektons –Abenteurer derTiefe 18.10 Grizzy &<br />

die Lemminge 18.40 WOW Die Entdeckerzone<br />

19.10 Voll zu spät! 19.40 Angelo! 20.15 On<br />

the Case –Unter Mordverdacht 22.10 On the<br />

Case –Unter Mordverdacht 0.05 Infomercials<br />

Sport1<br />

15.30 StorageWars –Die Geschäftemachert<br />

16.30 Find It,Fix It, Flog It –Schätze aus der<br />

Scheune 17.30 Storage Hunters. Der rätselhafte<br />

Anhänger 18.00 Storage Hunters. Am Haken<br />

18.30 StorageWars –Geschäfte in Miami.<br />

Fehldiagnose 19.00 Storage Wars –Geschäfte<br />

in Miami. Willkommen in Florida 20.00 Sport1<br />

News 21.00 Fußball: DFB-Pokal Pur 22.00<br />

Sport1 News 22.30 Goooal! –Das internationale<br />

Fußball-Magazin 23.00 Fußball: Die MLS-<br />

Highlights 23.30 3. Liga pur (bis 0.15)<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 heute<br />

Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />

10.30 (für HG) Notruf Hafenkante. Scheißtag.<br />

Krimiserie 11.15 (für HG) SOKO Wismar. Fischköppe.<br />

Krimiserie 12.00 heute 12.10 drehscheibe<br />

13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die Küchenschlacht<br />

15.00 (für HG) heute Xpress<br />

15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />

heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops.<br />

Tödliche Konkurrenz. Krimiserie<br />

17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG) hallo<br />

deutschland 17.45 (für HG) Leute heute 18.00<br />

(für HG) SOKO München. Der Kuss. Krimiserie<br />

19.00 (für HG) heute 19.25 (für HG) WISO<br />

20.15 (für HG) Nord Nord Mord –Clüver<br />

und der leise Tod<br />

TV-Krimikomödie, D2018. Mit Robert<br />

Atzorn,Julia Brendler,Oliver Wnuk u.a.<br />

Regie:Anno Saul<br />

21.45 (für HG) heute-journal<br />

22.15 (für HG) November Man<br />

Actionthriller,USA/GB 2014. Mit<br />

Pierce Brosnan, Luke Bracey, Olga<br />

Kurylenko u.a.Regie: Roger Donaldson<br />

23.55 heute+<br />

0.10 Die Wunde Drama, SA/D/NL/F 2017.<br />

Mit Nakhane Touré, Bongile Mantsai<br />

5.10 Auf Streife. Reportagereihe 5.30 Frühstücksfernsehen.<br />

Moderation: Matthias Killing,<br />

Christian Wackert, Marlene Lufen, Alina Merkau,<br />

Jochen Schropp, Karen Heinrichs 10.00<br />

Im Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für<br />

Sie! 11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />

kämpfen für Sie! Mit Alexander Hold, Stephan<br />

Lucas, Alexander Stephens, Isabella Schulien<br />

12.00 Anwälte imEinsatz 13.00 Anwälte im<br />

Einsatz 14.00 Auf Streife.Reportagereihe<br />

15.00 Auf Streife –Die Spezialisten. Reportagereihe<br />

16.00 Klinik am Südring 17.30 Klinik<br />

am Südring –Die Familienhelfer 18.00 Promis<br />

Privat 19.00 Genial daneben –Das Quiz<br />

19.55 Nachrichten<br />

20.15 Gefangen im Paradies<br />

TV-Abenteuerfilm, D2016.<br />

Mit Anna Loos, Bernhard Piesk,<br />

Mika Seidel,Irene Rindje, Maythavee<br />

Weiss-May,Gigi Velicitnt u. a.<br />

Regie: Felix Herzogenrath<br />

22.15 Promi Big Brother<br />

Show. Moderation: Jochen Schropp,<br />

Marlene Lufen<br />

23.45 akte 20.19 Spezial<br />

Promi Big Brother<br />

0.40 Promi Big Brother<br />

2.10 Criminal Minds: Team Red Krimiserie<br />

13.05 (für HG) Nashorn, Zebra &Co. 13.55 (für<br />

HG) Zoo-Babies 14.20 (für HG) In aller Freundschaft<br />

15.05 (für HG) In allerFreundschaft<br />

15.50 Erlebnisreisen 16.00 (für HG) Aktuell<br />

16.15 Hier und heute 18.00 (für HG) aktuell /<br />

Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit 18.45 (für<br />

HG) Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Land und lecker<br />

21.00 (für HG) Ausgerechnet 21.45 (für HG)<br />

Aktuell 22.10 (für HG) Hunde verstehen! 22.40<br />

(für HG)Das Leben istkein Pausenhof 0.10 (für<br />

HG) NightWash 1.10 (für HG) nuhr gefragt<br />

NDR<br />

14.00 (für HG) aktuell 14.15 (für HG) die<br />

nordstory 15.15 (für HG) Wer weiß denn sowas?<br />

16.00 (für HG) aktuell 16.20 (für HG)<br />

Mein Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard,Seebär<br />

&Co. 18.00 Ländermagazine 18.15 (für<br />

HG) Die Nordreportage 18.45 (für HG) DAS!<br />

19.30 Ländermagazine 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Markt 21.00 (für HG) Die<br />

Tricks... 21.45 (für HG) aktuell 22.00 (für HG)<br />

45 Min 22.45 (für HG) Kulturjournal 23.15 (für<br />

HG) extra 3 0.00 (für HG) Ladies Night 0.45<br />

(für HG) Die Tricks...der Plastikindustrie<br />

Kabel eins<br />

6.40 The Mentalist 7.35 Blue Bloods –Crime<br />

Scene NewYork 9.25 Navy CIS: L.A. 10.20 Navy<br />

CIS 11.10 Without aTrace 12.05 Numb3rs<br />

13.00 Castle 14.00 The Mentalist 14.55 Navy<br />

CIS: L.A. 15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55<br />

Abenteuer Lebentäglich 17.55 Mein Lokal, Dein<br />

Lokal –Der Profi kommt 18.55 AchtungKontrolle<br />

aktuell 20.15 Godzilla. Actionfilm, USA/J 2014<br />

22.45 Born2Die. Actionfilm, USA 2003 0.40<br />

Der Mann mit der Todeskralle. Karatefilm, HK/<br />

USA 1973 2.20 Late News 2.25 Bruce Lee: Die<br />

Todesfaust des Cheng Li. Karatefilm, HK 1971<br />

RTL 2<br />

5.15 Privatdetektive imEinsatz 6.00 Die Straßencops<br />

–Jugend imVisier 7.00 Die Straßencops<br />

–Jugend im Visier 8.00 Frauentausch<br />

10.00 Frauentausch 12.00 Frauentausch<br />

14.00 Die Reimanns –Ein außergewöhnliches<br />

Leben 15.00 Hilf mir! Jung,pleite, verzweifelt<br />

... 17.00 News 17.10 Krass Schule –Die jungen<br />

Lehrer –Wie alles begann 18.05 Köln<br />

50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15<br />

Konny Goes Wild! 22.15 Reality Alarm! 23.15<br />

Traumfrau gesucht 0.15 exklusiv –Die Reportage<br />

1.05 exklusiv –Die Reportage<br />

Eurosport 1<br />

8.30 Tennis: US Open. Finale Herren 10.30<br />

Radsport: Tour of Utah. 6. Etappe 12.00 Tennis:<br />

US Open. Finale Damen 13.30 Radsport:<br />

BinckBank Tour 14.45 Leichtathletik: Diamond<br />

League 15.45 Tennis: US Open 16.50 Eurosport<br />

News 16.55 Tennis: USOpen. 1. Qualifikationstag.Aus<br />

NewYork Flushing Meadows<br />

19.00 Tennis: US Open. 1. Qualifikationstag<br />

21.00 Tennis: US Open. 1. Qualifikationstag<br />

23.00 Tennis: US Open. 1. Qualifikationstag<br />

1.00 Tennis: US Open. 1. Qualifikationstag<br />

DAS ERSTE, 20.15 UHR KRIMIKOMÖDIE<br />

Sauerkrautkoma<br />

Den ProvinzpolizistenFranz Eberhofer (Sebastian Bezzel, r.)trifft es schwer:<br />

Nichtnur,dassernach München versetzt wird,zudem muss er nunauch<br />

noch in einer Wohngemeinschaft mit seinem schrulligenKumpel Rudi (Simon<br />

Schwarz) und seiner Widersacherin, derKommissarin Elisabeth Mayerhofer leben.<br />

Als eine Leiche in einem Kofferraum auftaucht, hat Eberhoferdie Chance<br />

zurückinsein geliebtes Provinznest Niederkaltenkirchen zu gehen.Probleme<br />

gibt es jedoch auch hier,denn Freundin Susi erwartet einen längstüberfälligen<br />

Heiratsantrag. Mit„Sauerkrautkoma“ zeigtdas Ersteden bereits fünften Film<br />

der bayerischenKrimikomödienreihe um denumden Polizisten Franz Eberhofer<br />

und seinen Kumpel Rudi Birkenberger. Diesen Sommer folgte mit „Leberkäsjunkie“Teil<br />

sechs der Reihe.<br />

(Dtl./2018)<br />

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ONE, 20.15 UHR<br />

UND<br />

DASMAGAZIN DES<br />

BUNDESLIGA!<br />

EineRundreise<br />

durch Unions<br />

neue Fussballwelt<br />

EISERN ANTWORTEN<br />

Die Abwehrspieler Neven Subotic und<br />

Marvin FriedrichimDoppelinterview<br />

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Ein in Arizonalebender, besonders<br />

leidenschaftlicher FanimPorträt<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL mittel<br />

8 1 3<br />

9 7 2<br />

6<br />

1 5<br />

6 2<br />

8 9<br />

7 8 4<br />

2 8 3 1<br />

9 5<br />

MitDIAGONALEN MIT –SCHWER -schwer<br />

5 8<br />

1 9<br />

3<br />

7<br />

6 8<br />

4 5<br />

3 7<br />

6<br />

8 7 9<br />

EISERN<br />

UNION<br />

JETZT<br />

am Kiosk<br />

SUDOKU<br />

Foto: DasErste<br />

AUFLÖSUNG Auflösung<br />

VOM vom17./18. 17.8.2019<br />

MITTEL mittel<br />

3 4 8 1 9 6 5 7 2<br />

6 1 7 2 8 5 3 9 4<br />

2 9 5 4 3 7 8 1 6<br />

4 8 2 3 7 9 6 5 1<br />

5 7 6 8 1 2 4 3 9<br />

9 3 1 6 5 4 7 2 8<br />

8 5 9 7 4 1 2 6 3<br />

1 6 4 5 2 3 9 8 7<br />

7 2 3 9 6 8 1 4 5<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

VOM<br />

vom<br />

17./18.<br />

17.8.2019<br />

8. 2019<br />

SCHWER schwer<br />

5 7 8 6 9 2 3 4 1<br />

6 2 4 1 7 3 8 9 5<br />

9 3 1 8 4 5 2 7 6<br />

3 6 5 4 8 7 9 1 2<br />

8 4 9 2 3 1 6 5 7<br />

7 1 2 5 6 9 4 8 3<br />

1 5 6 9 2 8 7 3 4<br />

2 8 7 3 5 4 1 6 9<br />

4 9 3 7 1 6 5 2 8<br />

5.40 Berlin erwacht –Sommer 6.05 Schau in<br />

meine Welt! 6.30 rbb Praxis 7.30 Tier zuliebe<br />

–Die Reportage 8.00 Brandenburg aktuell<br />

/Abendschau 9.00 In aller Freundschaft<br />

9.45 In aller Freundschaft –Die jungen Ärzte<br />

10.35 Rote Rosen 11.25 Sturm der Liebe<br />

12.15 Der Winzerkönig 13.00 rbb24 13.05<br />

Verrückt nach Meer 13.55 Gartengeschichten<br />

14.40 Marita –die Apfelretterin 15.10 Stadt,<br />

Land, Haus 16.00 rbb24 16.15 Wer weiß<br />

denn sowas? 17.00 rbb24 17.05 Panda, Gorilla<br />

&Co. 17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –<br />

Das Ländermagazin 18.30 zibb. zuhause in<br />

berlin &brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell<br />

/Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Super.Markt Gefahr durch blaues PC<br />

Licht /Ärger mit dem Mietwagen /Wer<br />

alt ist zahlt mehr /Brötchen im Test<br />

21.00 Brandenburg-Wahl<br />

Die Herausforderer<br />

21.45 rbb24<br />

22.00 Tatort Der scheidende Schupo<br />

TV-Kriminalfilm, D2017. Mit Nora<br />

Tschirner,Christian Ulmen u. a.<br />

23.30 Polizeiruf 110 Die alte Frau im Lehnstuhl.<br />

TV-Kriminalfilm, DDR 1987. Mit<br />

Wolfgang Dehler,Lutz Riemann u. a.<br />

0.55 Alles Klara Krimiserie<br />

ProSieben<br />

7.30 Last Man Standing 8.25 The Middle 9.20<br />

Fresh off the Boat 10.15 Mike &Molly 10.40<br />

How IMet Your Mother 11.35 2Broke Girls<br />

12.30 Mom 13.00 Twoand aHalf Men. Wer<br />

hat in meinen Busch gepinkelt?/Tattoo-Tata/<br />

Vorteil: Fettes, fliegendes Baby 14.20 The<br />

Middle. Der Kampf ums Fliegen/Die Zeitkapsel<br />

15.15 The Big Bang Theory. Duell in drei Jahren/Die<br />

Helium-Krise/Die Spockumentation/<br />

Spione wie wir.Comedyserie 17.00 taff. Britische<br />

JGA's in Krakau /Suchtklink Schlehreut /<br />

SOS –die Beautyretter 18.00 Newstime 18.10<br />

Die Simpsons. Krustys Bar Mitzvah/Eine Simpsons-Weihnachtsgeschichte.<br />

Zeichentrickserie<br />

19.05 Galileo. X-Days Gebäudereiniger<br />

20.15 The Big Bang Theory<br />

Die Spaßbremse /Wenn Männer<br />

Händchen halten .... Comedyserie<br />

21.10 Mom<br />

Weg mit den Spendierhosen /<br />

Vergebungskumpels. Comedyserie<br />

22.05 The Big Bang Theory<br />

Mein Gespräch mit Mutter /Reife<br />

Leistung,Playboy!. Comedyserie<br />

23.05 The Orville<br />

Das Blut der Patrioten. Sci-Fi-Serie<br />

0.05 The Big Bang Theory Die Spaßbremse<br />

/Wenn Männer Händchen halten ...<br />

11.20 Fahrt ins Risiko 12.50 Arte Journal<br />

13.35 (für HG) Sierra Charriba. Western, USA<br />

1965 15.45 Stadt Land Kunst 16.25 (für HG)<br />

X:enius 16.55 (für HG) Wales –Großbritanniens<br />

wilder Westen 17.45 (für HG) Ein Traum von<br />

Baum 18.35 (für HG) Wüste Wurzeln, starke<br />

Stämme 19.20 Arte Journal 19.40 Südtiro<br />

20.15 (für HG) Immer Ärger mit Harry. Krimikomödie,<br />

USA 1955 21.50 Augen ohne Gesicht.<br />

Horrorfilm, F/I 1960 23.20 Frühstart Leben.<br />

Dokumentarfilm, B2016 0.35 Arte Journal<br />

0.55 Das Mädchen Insiang. Drama, PHI 1976<br />

3Sat<br />

12.25 (für HG) sonntags 13.00 (für HG) ZIB<br />

13.20 Grenzflüsse 14.05 Grenzflüsse 14.50<br />

Romantische Flüsse 15.35 Romantische Flüsse<br />

16.15 Romantische Flüsse 17.00 (für HG) Terra<br />

X 17.45 (für HG)Terra X 18.30 nano 19.00 (für<br />

HG) heute 19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Vonder Steppe in die Alpen –<br />

Vögel inÖsterreich 21.05 Universum 22.00 (für<br />

HG) ZIB 2 22.25 Heimweh. Dokumentarfilm, A<br />

2017 23.45 (für HG) Notfall Hausarzt 0.15<br />

10vor10 0.45 (für HG) Science Busters –Wer<br />

nichts weiß, muss alles glauben<br />

Phoenix<br />

13.00 Bundeskanzlerin Angela Merkel in Ungarn.<br />

Live 14.15 NaturNah 14.45 Geheimnisvolle<br />

Orte 15.30 Marathon hinter Mauern –Der<br />

Gefängnislaufvon San Quentin 15.45 Knast in<br />

Deutschland 17.15 #phoenix-freistil 17.30<br />

phoenix der tag 18.00 Die Nordreportage<br />

18.30 Australien –Kontinentder Extreme 20.00<br />

(für HG) Tagesschau 20.15 Neuseeland –Rivalen<br />

der Urzeit 21.45 (für HG) heute-journal<br />

22.15 (für HG) Große Völker der Geschichte<br />

23.45 ZDF-History 0.30 Aufgedeckt 1.15 Neuseeland<br />

–Rivalen der Urzeit<br />

Kika<br />

11.10 (für HG) Find me in Paris 12.25 H2O –<br />

Plötzlich Meerjungfrau 13.35 Livespiel 13.45<br />

(für HG) krass nass! Die Tigerenten Club Sommerspiele<br />

14.10 Schloss Einstein 15.00 (für<br />

HG) Mako –Einfach Meerjungfrau 15.45 Stoked<br />

16.10 (für HG) Lenas Ranch 16.55 Horseland,<br />

die Pferderanch 17.35 Eine lausige Hexe 18.00<br />

Bobby &Bill 18.15 Ben &Hollys kleines Königreich<br />

18.40 (für HG) Löwenzähnchen 18.50<br />

Sandmann 19.00 (für HG) Mia and me 19.25<br />

(für HG) Wissen macht Ah! 19.50 (für HG) logo!<br />

20.00 (für HG) KiKA Live 20.10 Sam Fox<br />

Dmax<br />

13.15 Nordalaska –Überleben am Polarkreis<br />

14.15 Das Survival-Duo: Zwei Männer,ein Ziel<br />

15.15 North Woods Law –Die Wildlife-Ranger<br />

16.15 Texas Jail –Unter Arrest 16.45 Border<br />

Control –Spaniens Grenzschützer 17.15 Die<br />

Gebrauchtwagen-Profis 19.15 Border Control –<br />

Spaniens Grenzschützer 20.15 Die Gebrauchtwagen-Profis<br />

21.15 Youngtimer Duell 21.45<br />

Driftbrothers 22.40 DMAX News 22.45 Las<br />

Vegas Hot Rods 23.40 DMAX News 23.45 Die<br />

Gebrauchtwagen-Profis 0.40 Youngtimer Duell<br />

5.02 hessenschau 5.30 Morgenmagazin 9.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 9.15 Die Story 10.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 10.15 Alles Wissen<br />

11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00 ZDF-Mittag<br />

magazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.20<br />

Weltspiegel 20.00 Tagesschau 20.15 Im Jugendamt.<br />

Dokumentarfilm,D2016 21.47 Menschen<br />

hautnah. Erst mal Abi –Und dann? 22.15 Markt<br />

23.00 Tagesthemen 23.30 MDR Wahlarena 0.30<br />

Europamagazin 1.00 Nachtmagazin 1.20 DieTagesschauvor<br />

20 Jahren 1.40 MDR Kultur 1.55<br />

Abendschau 2.25 SachsenSpiegel 2.55 Extra<br />

3.02 Aktuelle Stunde 3.47 Extra 4.02 Brandenburgaktuell<br />

4.30 butenunbinnen<br />

ONE<br />

12.00 Sturmder Liebe 12.45 Sturm der Liebe<br />

13.35 Um Himmels Willen 14.25 Pfarrer Braun.<br />

Grimms Mördchen. TV-Kriminalfilm,D2010 15.55<br />

Dawson's Creek 16.40 Dawson's Creek 17.25<br />

Lindenstraße 17.55 Frau Temmesucht das Glück<br />

(1/6) 18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturmder<br />

Liebe 20.15 Männer dieauf Ziegenstarren. Militärfilm,<br />

USA/GB 2009 21.40 extra 3 22.25 Three<br />

some 22.45 Threesome 23.10 Threesome 23.30<br />

Threesome 23.50 Der Zürich-Krimi. Borchert und<br />

die Macht der Gewohnheit. TV-Kriminalfilm,D201<br />

1.20 Lindenstraße 1.50 Threesome 2.10 Threeso<br />

me 2.35 Threesome 2.55 Threesome 3.20 MDR<br />

Kultur 3.35 Frau Temmesucht dasGlück<br />

ZDF NEO<br />

7.35 Topfgeldjäger 8.30 Lafer! Lichter! Lecker!<br />

9.15 Baresfür Rares 10.05 Bares für Rares<br />

11.00 MitHerz undHammer 11.45 DieRettungs<br />

flieger 12.30 Die Rettungsflieger 13.15 Psych<br />

14.35 Kommissar Stolberg. Zwischen denWelten<br />

Krimiderie 15.35 Die Rettungsflieger.Väter und<br />

Söhne. Actionserie 17.05 Psych. Lassie –totalve<br />

hext. Krimiserie 18.30 Baresfür Rares 19.20 Bares<br />

fürRares 20.15 (für HG)Inspector Barnaby.<br />

Mord mitGroove. TV-Kriminalfilm, GB 2007. Mit<br />

JohnNettles 21.50 (für HG)InspectorBarnaby.<br />

Denn du bist Staub. TV-Kriminalfilm, GB 2007<br />

23.20 Candice Renoir 1.10 Spooks –ImVisier<br />

desMI5 2.00 Parfum 4.55 Neu im Kino<br />

ZDF INFO<br />

6.35 Hightechfür den Alltag 8.05 LeschsKosmos<br />

9.05 Aufgeklärt –Spektakuläre Kriminalfälle 9.55<br />

Dem Verbrechen auf derSpur 12.50 Hightech-<br />

Gangster 14.20 Täter im Netz 15.45 Täterjagd.<br />

Der Fall Véronique Pirotton 17.15 Mörderjagd. Da<br />

Monster von Paris 18.45 Time Scanners:Geheim<br />

nissein3D. Petra 20.15 Der Kampf um Caesars<br />

Erbe. Schlacht beiPhilippi 21.40 (für HG)Rom am<br />

Rhein.Krieg undFrieden 23.50 Rätsel derGeschichte.Das<br />

Kolosseum in Rom 0.35 (fürHG)<br />

heute-journal 1.05 Öl, Macht und Religion–Saud<br />

Arabien undder Iran 3.35 (für HG) Iran bittersüß –<br />

Reisedurch ein Land derWidersprüche 4.20 Tehe<br />

ran extrem –SubkulturimGottesstaat<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Alte Musik Feuer untermVesuv –Streichermu<br />

sik aus Neapel. Mit Bernhard Schrammek, ca<br />

56 Minuten<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Verbier Festival W.A. Mozart: Sinfonia concer<br />

tante Es-Dur KV 364; Sinfonie D-Dur KV 297<br />

„Pariser”; Beethoven: 7. SinfonieA-Dur op. 92<br />

(Antoine Tamestit,Viola; Verbier Festival Kammerorchester,<br />

Violine und Leitung: Leonidas<br />

Kavakos), ca. 146 Minuten<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Musikfest Bremen 2018 Mit Klaus Gehrke.<br />

Werke von Buxtehude: Toccata F-Dur BuxWV<br />

156; Magnificat primi toni BuxWV 201;<br />

Schlick: Maria zart von guter Art; Salve Regina<br />

Cavazzoni: SalveVirgo; J.S. Bach: Fuga sopra<br />

Magnificat BWV 733; DorischeToccata und<br />

Fuge BWV 538; Foccroulle: Spiegel (Gerhard<br />

Löffler,Orgel), ca. 105 Minuten<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Hanya Yanagihara: „Das Volk der<br />

Bäume”(26/38). Mit Gunter Schoß, Matthias<br />

Bundschuh, ca. 30 Minuten<br />

22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

„Solea” Kriminalhörspiel nach Jean-Claude<br />

Izzo. Mit Hans Peter Hallwachs, Isabelle Redfern,<br />

Martin Engler,Alberto Fortuzzi u. a. Regie<br />

Ulrich Gerhardt, ca. 57 Minuten<br />

23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Rafik Schami: „Die geheime Mission<br />

des Kardinals” (21/40). Mit Udo Schenk,<br />

Jürgen Tarrach, ca. 26 Minuten<br />

MAGAZIN<br />

22.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Gespräch Mit Günter Kunert (Schriftsteller).<br />

Moderation: Katrin Wenzel, ca. 30 Minuten<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Rosemary Clooney. Mit Susanne<br />

Papawassiliu, ca. 30 Minuten<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

In Concert Jazzbaltica. Jakob Bro Quartet. Mit<br />

Jakob Bro (Gitarre), Palle Mikkelborg (Trompete<br />

Thomas Morgan (Bass), Jorge Rossy (Schlagzeug).<br />

Mod.: Matthias Wegner,ca. 87 Min.<br />

21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Einstand „Ein großes Fagott für kleine Hände<br />

Kinderinstrumente aus der Holzbläserwerkstat<br />

von Ludwig Frank, ca. 30 Minuten<br />

23.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Jazz „If 6was 9” –Woodstock@50. World Saxo<br />

phone Quartet Experience: „The Music of Jimi<br />

Hendrix”. Mit Guenter Hottmann, ca. 30 Min.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 – S eite 28 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

Heather Locklear (57) macht leider<br />

schon längst nicht mehr mit guten<br />

Rollen wie einst in „Denver Clan“<br />

oder „Melrose Place“ vonsich reden,<br />

sondernimmer öfter mit Skandalen.<br />

Im Juni 2018 wurden Polizisten zum<br />

Anwesen der US-Schauspielerin gerufen,<br />

weil es dortzum Streit mit ihremFreund<br />

gekommen war.Sie sei<br />

betrunken gewesen und habe Polizisten<br />

und einen Sanitäter angegriffen,<br />

hieß es damals.Einen ähnlichen<br />

Vorfall hatte es bereits einige Monate<br />

zuvor gegeben. Locklear wurde wegen<br />

Körperverletzung festgenommen,<br />

kam aber gegen Kaution wieder<br />

auf freien Fuß. Nunzeigte sich<br />

ein Gericht gewillt, die fällige Haftstrafe<br />

von120 Tagen auszusetzen,<br />

wenn die Schauspielerin freiwillig in<br />

eine Entzugsanstalt geht.<br />

Stefanie Heinzmann (30) baut schon<br />

mal vorfür Zeiten jenseits des Rummels<br />

–und bleibt dabei angenehm<br />

unprätentiös.Die Sängerin, die es<br />

bis zum Jahr 2015 mit immerhin<br />

neun Singles in die deutschen Charts<br />

geschafft hatte,kann sich auch eine<br />

Arbeit als Schreinerin oder Hebamme<br />

vorstellen. „Falls die Leute<br />

mich irgendwann nicht mehr hören<br />

wollen, ist es sinnvoll, sich damit zu<br />

beschäftigen“, so die Schweizerin.<br />

Anja Blacha (29) ist kein Ziel zu hoch.<br />

Eben noch war sie die jüngste Deutsche<br />

auf dem Mount<br />

Everest, jetzt hat sie als<br />

erste Deutsche den<br />

zweithöchsten<br />

Berg<br />

der Erde<br />

bezwungen<br />

–der<br />

K2 gilt als<br />

Griesgram<br />

unter den Gipfeln.<br />

Undjetzt? Kurze<br />

Verschnaufpause,<br />

bevor es Ende<br />

des Jahres auf<br />

Skierndurch<br />

die Antarktis<br />

geht. Respekt!<br />

(avo./mit dpa)<br />

Die gebürtige<br />

Bielefelderin auf<br />

8611 Metern. DPA<br />

TIERE<br />

Strandgut der niedlichen Sorte:<br />

Robbie im Sand.<br />

PRIVAT/DPA<br />

Hoppla: Dasdürfte für die Spaziergängerin<br />

am Hamburger Elbstrand<br />

dann doch eine überraschende Begegnung<br />

gewesen sein. Eine junge<br />

Robbe lag da an der Süderelbe im<br />

Stadtteil WilhelmsburgimSand –<br />

und robbte der Frau und ihrem<br />

Hund gar nicht scheu hinterher.Die<br />

herbeigerufene Wasserschutzpolizei<br />

taufte den kleinen Seehund Robbie,<br />

machte ein Foto und schickte es an<br />

die Seehundstation Friedrichskoog,<br />

die per Ferndiagnose eine amtliche<br />

Unterbringung für das entkräftete<br />

Tier empfahl. Nunwiederum war die<br />

Feuerwehr gefragt, die Robbie vorübergehend<br />

ins Tierheim brachte.<br />

Dortwirdder verirrte Strandgänger<br />

aufgepäppelt, bis er fit genug ist für<br />

den Weitertransportnach Friedrichskoog.<br />

Diereinste Robben-<br />

Odyssee! (avo.)<br />

„Meine Kinder lieben die Geschichten“<br />

Der Zeichner Guy Delisle ist für seine humorvollen Reisecomics bekannt –und setzt sich als Rabenvater in Szene<br />

Mit seinen humorvollen<br />

und zugleich profund<br />

recherchierten Reisecomics<br />

aus Shenzhen<br />

(China), Pjöngjang (Nordkorea), aus<br />

Myanmar oder Israel gehört der kanadische<br />

Zeichner Guy Delisle zu<br />

den Mitbegründern der Comic-Reportage.Mit<br />

seinem Album „Geisel“,<br />

das die wahre Geschichte einer Geiselhaft<br />

in Tschetschenien erzählt,<br />

wechselte er zuletzt erfolgreich ins<br />

ernste Fach. Nun ist trotzdem der<br />

vierte Teil seines ironischen „Ratgebers<br />

für schlechte Väter“ erschienen.<br />

Wir trafen den überaus vielseitigen<br />

Künstler in Berlin –Delisle ließ es<br />

sich bei der Gelegenheit nicht nehmen,<br />

für uns gleich noch ein passendes<br />

Bild zu zeichnen. Selbstverständlich<br />

wurde es unser Aufmacher.<br />

Mister Delisle, hatten Sie nicht angekündigt,<br />

mit den „Ratgebern“ aufzuhören?<br />

Unverhofft kommt oft: EinMagazin<br />

hatte mich um eine Geschichte<br />

gebeten, als ich vonder Lesereise mit<br />

„Geisel“ aus Deutschland heimkam.<br />

Mir fiel gleich die Episode ein, wie<br />

ich in Leipzig einsam im Hotelzimmer<br />

saß und meinen Kindern zu<br />

Hause in Montpellier am Telefon von<br />

meiner tollen Tour vorschwärmen<br />

wollte – sie mich aber abwürgten,<br />

um mit Freunden oder am Computer<br />

zu spielen. Nicht mal die Süßigkeiten,<br />

die ich als Souvenir versprach,<br />

halfen. Aus Frust habe ich<br />

die dann selbst verspeist. Die Geschichte<br />

zeichnete sich vonselbst.<br />

So ging’s wieder los.<br />

Im neuen Buch erzählen Sie, wie<br />

Sie Ihre Tochter im Buchladen<br />

vergessen, Ihren Sohn mit Computerspielen<br />

von den Hausaufgaben<br />

ablenken und die Kinder zu<br />

Komplizen Ihrer Lügen machen. Ist<br />

Ihr Nachwuchs sauer, wenn er so die<br />

Wahrheit erfährt–oder froh, weil Sie<br />

so IhreAutorität untergraben?<br />

Meine Kinder lieben die Geschichten.<br />

So sehr, dass Sie manchmal<br />

versuchen, sich neue auszudenken.<br />

Es wäre natürlich super, wenn<br />

sie ein paar gute Ideen hätten –leider<br />

sind die meisten völlig unbrauchbar.<br />

Wasich ihnen auch sofort sage, um<br />

meinen Ruf als schlechter Vater zu<br />

wahren.<br />

Ihr Deutschland-Besuch war eine<br />

Rückkehr: In den Achtzigern lebten<br />

Sie sogar schon einmal hier.Wie war<br />

das Wiedersehen?<br />

Es hat mir sehr gefallen, auch<br />

wenn ich fast nichts mehr wiedererkannt<br />

habe. Ich denke gern daran<br />

zurück, wie ich hier mein erstes Jahr<br />

außerhalb Kanadas verbrachte: ein<br />

halbes Jahr in München, ein halbes<br />

in Berlin, als Zeichner am ersten<br />

„Werner“-Film. Das war 1989, eine<br />

wirklich aufregende Zeit, um in<br />

West-Berlin zu leben –gerade,als die<br />

Mauer fiel.<br />

Guy Delisle als überforderter Vater.<br />

Für die Leser der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> gezeichnet: Delisle läuft durch Berlin. GUY DELISLE/REPRODUKT (4)<br />

Die perfekte Vorlage für einen Ihrer<br />

autobiografischen Comics.<br />

Darauf wäre ich damals nie gekommen.<br />

Ich weiß: Wie dämlich!<br />

Aber seinerzeit zeichnete noch kein<br />

Mensch Graphic Novels über solche<br />

Erlebnisse. Erst, als ich später nach<br />

Frankreich ging, entdeckte ich das<br />

Magazin des Indie-Verlags L’Association,<br />

der mit Lewis Trondheim und<br />

ZUR PERSON<br />

Guy Delisle, 1966 in Quebec geboren, gilt als „weltgewandtester Comicautor der Gegenwart“,<br />

wie es ARD-Literaturkritiker Denis Scheck ausdrückt. Delisle studierte Kunst in Toronto und arbeitete<br />

ab 1986 für verschiedene Zeichentrickstudios –seit 1989 in Europa.<br />

Ironisch undpädagogisch inkorrekt widmet er sichim„Ratgeber für schlechteVäter“ denRabenvaterfreuden.<br />

Der vierteBand ist jetzt auf Deutscherschienen(Reprodukt, 200 S.,12Euro).<br />

Marjane Satrapi berühmt wurde. Da<br />

wollte ich unbedingt erscheinen –<br />

und zeichnete ein paar autobiografische<br />

Strips.Später kam ich aus China<br />

mit Unmengen Reisenotizen zurück<br />

–genug fürs erste Buch. Ich merkte,<br />

wie viel Spaß es bringt, einfach sich<br />

selbst an diesen Orten zu zeigen, von<br />

denen Journalisten kaum berichten<br />

können.<br />

Sie haben 20 Jahre lang diese Einblicke<br />

in kurzen Episoden mit viel leisem<br />

Humor gezeichnet. Bis Sie „Geisel“<br />

vorlegten: Ein 400-Seiten-Opus<br />

über die Leidensgeschichte eines Dritten<br />

–ohne Gags, in realistischem Stil.<br />

Wollten Sie endlich mal mehr als komisch<br />

sein?<br />

Ich war fasziniert von dieser fast<br />

unbekannten Geschichte, die mir<br />

Christophe Andre –ein Kollege meiner<br />

Frau bei „Ärzte ohne Grenzen“ –<br />

über seine Geiselhaft in Tschetschenien<br />

erzählte. Anfangs haderte ich<br />

damit, jemand anderen sprechen zu<br />

lassen, auch weil ich Subjektives und<br />

Gags weglassen musste. Es wurde<br />

besser, als Christophe jede Seite als<br />

authentisch abgenickt hatte. Denn<br />

ich wollte ja kein amüsantes Buch<br />

zeichnen, sondern seine Geschichte<br />

erzählen. Dazu passte auch mein<br />

Cartoon-Stil nicht. So wurde es ein<br />

echter Marathon! Als ich fertig war,litt<br />

ich fast an Wochenbettdepression –<br />

da kam die Lesetour gerade recht.<br />

Endlich raus aus der Zeichenstube!<br />

In Ihrem Nordkorea-Album gehen Sie<br />

auch der Frage nach, ob es wirklich<br />

möglich ist, dass die Nordkoreaner<br />

die Propaganda ihrer Regierung<br />

glauben. Hat sich diese Frage relativiert,<br />

seit Donald Trump mit „Alternativen<br />

Fakten“ und Fox-News-Propaganda<br />

regiert?<br />

Tatsächlich musste ich an die Parallelgesellschaft<br />

in Nordkorea denken,<br />

als Trump und der Brexit kamen:<br />

In Nordkorea werden die Menschen<br />

ja von Informationen aus dem Rest<br />

der Welt abgeschottet –und arrangieren<br />

sich damit, weil es ohnehin gefährlich<br />

ist, das zu hinterfragen. Im<br />

Westen droht dir natürlich keine Gefahr<br />

– aber der Effekt ist ähnlich,<br />

wenn man sich nur Nachrichten aussetzt,<br />

die die eigene Weltsicht bestätigen:<br />

Man kann von allen möglichen<br />

Seiten leicht manipuliertwerden.<br />

Vorein paar Jahren sind auch IhreComics<br />

in der Weltpolitik gelandet:<br />

Nachdem nordkoreanische Hacker<br />

Daten von Sony Pictures erbeuteten<br />

und die Premiere einer Anti-Nordkorea-Komödie<br />

nach Drohungen ausfiel,<br />

stoppte das Hollywood-Studio<br />

„New Regency“ kurz vor Drehstart die<br />

Verfilmung Ihres Nordkorea-Buches.<br />

Dabei wären Sie von Steve Carell gespielt<br />

worden, und „Fluch der Karibik“-Regisseur<br />

Gore Verbinski hätte<br />

Regie geführt.<br />

Es war irre. Sogar Obama als Präsident<br />

hat Hollywood für das Einknicken<br />

kritisiert. Leider war nichts<br />

mehr zu machen, das Studio kann frei<br />

entscheiden und hat das Projekt beerdigt.<br />

Und das alles zwei Wochen,<br />

bevor ich den endgültigenVertragunterschrieben<br />

hätte und das Geld geflossen<br />

wäre. Ich schätze, das war<br />

wohl Nordkoreas Rache für mein freches<br />

kleines Buch. Diese Bastarde!<br />

DasGespräch führte Steven Geyer.<br />

Der Zeichner berichtete aus Pjöngjang. Am Limit: Alles geben für die Kinder. In Jerusalem warDelisle länger unterwegs.<br />

NACHRICHTEN<br />

Iserlohn: Babyverliertbei<br />

Messerangriff seine Mutter<br />

Nach einem Messerangriff mit zwei<br />

Toten am Bahnhof Iserlohn (Nordrhein-Westfalen)<br />

ist ein dringend Tatverdächtiger<br />

am Sonntag in Untersuchungshaft<br />

wegen Totschlags genommen<br />

worden. Der43-Jährige soll<br />

am Sonnabend in einem Beziehungsstreit<br />

seine getrennt vonihm lebende<br />

32 Jahrealte Ehefrau und ihren 23-<br />

jährigen neuen Lebensgefährten mit<br />

einem Küchenmesser erstochen haben.<br />

Laut Polizei ist die genaue Motivlage<br />

weiter unklar.Der mutmaßliche<br />

Täter und das weibliche Opfer stammen<br />

aus dem Kosovo,das männliche<br />

Opfer aus Afghanistan. DieFrauwar<br />

mit ihrem zwei Monate alten Baby<br />

unterwegs,das unverletzt blieb.Am<br />

Bahnhof herrschte zur Tatzeit hoher<br />

Publikumsverkehr.Zahlreiche Fahrgäste<br />

und Passanten wurden unfreiwillig<br />

Augenzeugen und mussten<br />

seelsorgerisch betreut werden. (dpa)<br />

Mehr als 1000 Tote in Indien<br />

seit Beginn des Monsuns<br />

SchwereRegenfälle haben in Indien<br />

seit Beginn der Monsunzeit im Juni<br />

bereits mehr als 1000 Menschen das<br />

Leben gekostet. BisMitte August<br />

seien in den neun am stärksten betroffenen<br />

Bundesstaaten vorallem im<br />

Nordosten undWesten des Subkontinents<br />

1058Tote gezählt worden, teilte<br />

das Heimatministerium am Sonntag<br />

mit. Diemeisten ertranken in den<br />

Wassermassen oder kamen bei Häusereinstürzensowie<br />

Erdrutschen um.<br />

Für Teile des nördlichen Indiens gaben<br />

die Behörden am Sonntag<br />

Hochwasserwarnungen aus. (dpa)<br />

Neuer Waldbrand wütet auf<br />

Gran Canaria<br />

Der Brand waramSonnabend nahe dem<br />

OrtValleseco ausgebrochen. AFP/D. MARTIN<br />

Erneut ist in den Bergen der spanischen<br />

Urlaubsinsel Gran Canaria ein<br />

schwerer Waldbrand ausgebrochen.<br />

Mehr als 2000 Menschen seien im<br />

Zentrum der Insel in Sicherheit gebracht<br />

worden, teilte der Sicherheitsrat<br />

der Regierung der Kanarischen<br />

Inseln, Julio Perez, mit. Sechs<br />

Ortschaften sind nach Angaben des<br />

Notfalldienstes betroffen, darunter<br />

auch wieder die Gemeinden Tejeda<br />

und Artenara, die schon voreiner<br />

Woche wegen eines starken Feuers<br />

in den Bergen evakuiertwurden. Dabei<br />

waren in der Region südwestlich<br />

der Hauptstadt Las Palmas bereits<br />

rund 1500 Hektar verbrannt. (dpa)<br />

Kölner Zoo spendiertLöwen<br />

eine Fußbodenheizung<br />

DerKölner Zoohat seinen Löwen<br />

eine Luxussanierung des Geheges<br />

spendiert–inklusiveFußbodenheizung.<br />

200 000 Euro kostete der Umbau,<br />

wie der Zoomitteilte.Die asiatischen<br />

Löwen Gina (5) und Navin (3)<br />

können sich nun auf zwei beheizbarenLiegeflächen<br />

ausruhen. DasPärchen<br />

hat die Wahl: Entweder es hält<br />

seine Siesta auf dem Hügel vorder<br />

Nase der Besucher ab oder zurückgezogen<br />

in der neu eingerichteten<br />

Höhle.Als nächstes soll das Quartier<br />

der Tiger saniertwerden. (dpa)

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