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Wiedie Hohenzollern nach Berlin kamen – Stadtgeschichte Seite 10<br />
Zum Tod<br />
von<br />
Peter Fonda<br />
Seite 21<br />
17°/24°<br />
Wechselnd bewölkt<br />
Wetter Seite 2<br />
Norbert Lammert über<br />
WutinPolitik-Debatten<br />
Politik Seite 4<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Prämiensparvertrag –<br />
was tun bei Kündigung?<br />
Wirtschaft Seite 6<br />
Montag,19. August 2019 Nr.191 HA -75. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Der Hellseher,die Polizei<br />
und der Fall Rebecca<br />
Berlin Seite 9<br />
Grönland<br />
Der<br />
arktische<br />
Balancekünstler<br />
VonFrederik Bombosch<br />
Wie geht man damit um, wenn<br />
man sich als Regierungschef<br />
scheinbar in einer Realsatirewiederfindet?<br />
Grönlands Regierungschef<br />
Kim Kielsen lieferte in diesen Tagen<br />
ein souveränes Beispiel. Am Freitag<br />
hatte das Wall Street Journal die Meldung<br />
verbreitet, US-Präsident Donald<br />
Trump wolle die arktische Insel<br />
kaufen. Schon das Gerücht ist ein Affront<br />
für eine Nation,<br />
die seit<br />
Jahrzehnten für<br />
ihre Unabhängigkeit<br />
kämpft.<br />
Sollte sich Kielsen<br />
empören<br />
und leere Drohungen<br />
aussto-<br />
Kim Kielsen,<br />
Regierungschef von<br />
Grönland<br />
ßen?<br />
Der 52-jährige<br />
Sozialdemokrat<br />
zeigte, dass<br />
er beherrscht, was sein teilautonomes<br />
Land auf dem Wegindie Selbstständigkeit<br />
dringend benötigt: Diplomatie.<br />
„Wir sehen die Gerüchte<br />
als Ausdruck eines generellen Interesses,<br />
inunser Land zu investieren“,<br />
erklärte er.Und er nutzte den kurzen<br />
Moment globaler Aufmerksamkeit<br />
für eine klare Botschaft: „Grönland<br />
ist natürlich nicht zu verkaufen.“ Im<br />
Internet ließ er unter die Erklärung<br />
den Link zur Homepage der grönländischen<br />
Handelskammer setzen.<br />
Tatsächlich ringen die Grönländer<br />
schon lange um einen fairen<br />
Umgang der USA –deren damaliger<br />
Präsident Harry S. Truman bereits<br />
1946 ein Kaufangebot für Grönland<br />
übermittelte, 100 Millionen Dollar<br />
wollte er zahlen. Stattdessen schlossen<br />
die Vereinigten Staaten ein Abkommen<br />
mit der Kolonialmacht Dänemark,<br />
das ihnen die kostenfreie<br />
Nutzung der Luftbasis Thule im<br />
Nordwesten des Landes zusichert.<br />
Bis2014 profitierte Grönland zumindest<br />
indirekt durch zivile Aufträge.<br />
Dann aber vergab das Pentagon den<br />
Auftrag an ein US-Unternehmen.<br />
Es war das Jahr,als KimKielsen an<br />
die Macht kam. Der frühere Seemann<br />
und Polizist hatte durch sein<br />
Engagement für schwierige Jugendliche<br />
den Weg indie Politik gefunden.<br />
Seine Mission: Grönland den<br />
Weg in eine selbstbestimmte Zukunft<br />
zu ebnen. Dassei ein Langzeitprojekt,<br />
betont er: „Die nächste Generation<br />
muss den Ball weiterspielen.“<br />
Aber schon jetzt gelte es,<br />
Bergbau und Tourismus als Schlüsselbranchen<br />
zu stärken – die vom<br />
Klimawandel profitieren, während<br />
die Gletscher des Landes schmelzen.<br />
Kielsen lässt sich dabei nicht vorschreiben,<br />
wer seine Partner sind.<br />
Vorzwei Jahren reiste er nach China<br />
und warb um Investitionen. Die dänische<br />
Regierung erkannte das Risiko,<br />
dass die aufstrebende Großmacht<br />
in der Arktis Fuß fassen<br />
könnte –und versprach den Grönländern<br />
den lange geforderten Ausbau<br />
ihrer Flughäfen. Kielsen hatte<br />
gezeigt, dass er die Kunst des diplomatischen<br />
Balanceakts beherrscht.<br />
Trump könnte vonihm lernen.<br />
Wergehört in die CDU?<br />
Wirbel um Äußerungen von Parteichefin Kramp-Karrenbauer zum Umgang mit Hans-Georg Maaßen<br />
VonJan Sternberg<br />
Kurz vor den für die CDU<br />
schwierigen Wahlen in<br />
drei Ost-Bundesländern<br />
hat Parteichefin Annegret<br />
Kramp-Karrenbauer mit Äußerungen<br />
zu einem möglichen Parteiausschlussverfahren<br />
gegen Ex-Verfassungsschutzchef<br />
Hans-Georg Maaßen<br />
für Wirbel gesorgt. Vorallem in<br />
den eigenen Reihen löste sie massiven<br />
Unmut aus: Viele ostdeutsche<br />
CDU-Politiker reagierten am Wochenende<br />
irritiert und kritisierten<br />
offen die von der Parteichefin entfachte<br />
Debatte,sodass sie sich zu einer<br />
Klarstellung gezwungen sah.<br />
Am Sonnabend war ein <strong>Zeitung</strong>sinterview<br />
erschienen, in dem Kramp-<br />
Karrenbauer gefragt wurde,obsie für<br />
den umstrittenen Ex-Verfassungsschutzchef<br />
Hans-GeorgMaaßen, seit<br />
1978 CDU-Mitglied, ein Parteiausschlussverfahren<br />
erwäge. Ihre vieldeutige<br />
Antwort: „Es gibt aus gutem<br />
Grund hohe Hürden, jemanden aus<br />
einer Partei auszuschließen. Aber ich<br />
sehe bei Herrn Maaßen keine Haltung,<br />
die ihn mit der CDU noch wirklich<br />
verbindet.“ Weiter sagte Kramp-<br />
Karrenbauer der Funke-Mediengruppe:<br />
„Die CDU hält es aus, wenn<br />
unterschiedliche Meinungen geäußert<br />
werden. Aber: Die CDU ist auch<br />
eine Partei, die von einer gemeinsamen<br />
bürgerlich-konservativen Haltung<br />
getragen wird. Eine Politik unter<br />
dem Deckmantel der CDU zu machen,<br />
die den politischen Gegner vor<br />
allem in den eigenen Reihen sieht,<br />
wirddieser Haltung nicht gerecht.“<br />
Maaßen selbst reagierte gelassen.<br />
„Es ist mir ein Rätsel, wer ihr dazu<br />
geraten hat, solche Gedankenspiele<br />
zu formulieren“, sagte er der Deutschen<br />
Presse-Agentur. Esgebe hohe<br />
Hürden für einen Parteiausschluss<br />
„und ich hätte im Leben nicht gedacht,<br />
dass diese Hürden mich einmal<br />
schützen müssten“.<br />
Die Vorwürfe wies er zurück.<br />
„Nicht ich habe mich von den Positionen<br />
meiner Partei entfernt, sondern<br />
die CDU ist unter der früheren<br />
Parteivorsitzenden weit nach links<br />
gerückt“, so Maaßen. DieCDU sei im<br />
Gegensatz zu den dogmatischen<br />
Parteien des linken Spektrums immer<br />
eine Partei der Vielfalt gewesen.<br />
„Dass AKK mit dieser Tradition brechen<br />
will, glaube ich nicht. Es würde<br />
mich sehr enttäuschen, denn ich<br />
hatte immer Hochachtung vorihr.“<br />
Entsetzen lösten die Äußerungen<br />
Kramp-Karrenbauers vor allem bei<br />
der Sachsen-CDU aus, für die Maaßen<br />
im Wahlkampf aktiv ist. Dort<br />
wird ebenso wie in Brandenburg in<br />
knapp zwei Wochen am 1. September<br />
ein neuer Landtag gewählt.<br />
Sachsens Ministerpräsident Michael<br />
Kretschmer sagte der Bild am<br />
Sonntag über die Sätze seiner Bundesvorsitzenden:<br />
„Das ist der falsche<br />
Weg. Bei aller berechtigten Kritik an<br />
Hans-GeorgMaaßen –wir schließen<br />
niemanden aus der CDU aus, nur<br />
weil er unbequem ist.“ Er rate „zu<br />
Gelassenheit im Umgang mit unter-<br />
„Die permanent nach innen gerichteten<br />
Debatten –egal vonwem undwelcherGruppe<br />
innerhalb der CDU –taugen nur bedingt.“<br />
Mike Mohring, Landeschef der CDU in Thüringen<br />
Chancenlos<br />
schiedlichen Meinungen in unserer<br />
Volkspartei“.<br />
Passend dazu erschien in derWelt<br />
am Sonntag ein Interview mit Maaßen,<br />
das zwar vorder Debatte um ein<br />
Parteiausschlussverfahren geführt<br />
wurde, indem der Ex-Verfassungsschutzchef<br />
aber die sächsische CDU<br />
bereits aufruft, sich vonder Bundespartei<br />
abzugrenzen: „Ich wünsche<br />
mir, dass sich der sächsische Ministerpräsident<br />
von bestimmten politischen<br />
Positionen, die von der CDU<br />
auf Bundesebene propagiert werden,<br />
emanzipiert“, sagt Maaßen<br />
darin. Er wünsche sich von seiner<br />
Partei „in Teilen eine Neupositionierung<br />
der CDU, eine Politikwende“.<br />
Das erste<br />
Bundesligaspiel in der<br />
Vereinsgeschichte des<br />
1. FC Union endet<br />
mit einer bitteren<br />
4:0- Niederlage.<br />
Der RB Leipzig zeigte<br />
dem Neuling seine<br />
Grenzen.<br />
SportSeite 20<br />
Kritik an Kramp-Karrenbauer<br />
kam zudem vonThüringens Landeschef<br />
Mike Mohring: „Wir empfinden<br />
diese neuerliche Personaldiskussion<br />
als nicht sonderlich hilfreich“, sagte<br />
er der Deutschen Presse-Agentur in<br />
Berlin. „Die permanent nach innen<br />
gerichteten Debatten – egal von<br />
wemund welcher Gruppe innerhalb<br />
der CDU –taugen nur bedingt.“<br />
DieCDU-Chefin sah sich deshalb<br />
zu einer Richtigstellung gezwungen:<br />
Einen Parteiausschluss Maaßens<br />
habe sie nie gefordert. „Die CDU ist<br />
eine Partei mit über 400 000 Mitgliedern.<br />
Dass jeder seine eigene Meinung<br />
haben kann, das macht uns<br />
aus, das macht uns auch interessant.“<br />
Es müsse aber klar sein, dass<br />
der politische Gegner außerhalb und<br />
nicht innerhalb der Partei sei, sagte<br />
die Ministerin beim Tagder offenen<br />
Tür im Verteidigungsministerium.<br />
Maaßen gehörtder konservativen<br />
CDU/CSU-Splittergruppe Werte-<br />
Union an. Er war im Spätsommer<br />
2018 als Präsident des Bundesverfassungsschutzes<br />
in die Kritik geraten,<br />
nachdem er die Echtheit eines Videos<br />
bezweifelt hatte, das nach der<br />
Tötung eines Mannes in Chemnitz<br />
eine Attacke gegen Migranten zeigt.<br />
Im November 2018 versetzte Bundesinnenminister<br />
Horst Seehofer<br />
(CSU) Maaßen in den einstweiligen<br />
Ruhestand, nachdem dieser laut einem<br />
Redemanuskript von teils<br />
„linksradikalen Kräften in der SPD“<br />
gesprochen hatte.<br />
Kommentar Seite 8<br />
FOTO: CITY-PRESS<br />
Ostbeauftragter<br />
versteht den<br />
Frust der Ossis<br />
ChristianHirte über brutale<br />
Erfahrungen nach der Wende<br />
Die Kritik von Menschen in Ostdeutschland,<br />
in der Gesellschaft<br />
nicht genügend abgebildet zu<br />
werden, kann der Ostbeauftragte der<br />
Bundesregierung, Christian Hirte<br />
(CDU), teilweise nachvollziehen.<br />
„Ein bisschen verstehe ich das“,<br />
sagte er.Beispielsweise seien die Medien<br />
starkwestdeutsch geprägt. Kulturelle<br />
Erfahrungen, Situationen<br />
und Stimmungslagen der Menschen<br />
im Osten könnten in den alten Bundesländern<br />
häufig nicht ganz nachvollzogen<br />
werden.<br />
Derzeit ist der gebürtigeThüringer<br />
auf seiner Sommertour entlang der<br />
ehemaligen innerdeutschen Grenze<br />
in allen fünf Bundesländern inOstund<br />
Mitteldeutschland unterwegs.Er<br />
sagte: „Die Ostdeutschen haben die<br />
kollektive Erfahrung, dass ein politisches<br />
System, aber auch eine Wirtschaft<br />
komplett scheitern können.“<br />
Es gebe eine viel größere Skepsis gegenüberder<br />
Stabilität „unseres politischen<br />
und ökonomischen Systems“.<br />
Einen weiteren Grund für die Unzufriedenheit<br />
der Ostdeutschen<br />
sieht Hirteauch in den persönlichen<br />
Erfahrungen vieler Menschen nach<br />
dem Mauerfall. Es habe bei aller Euphorie<br />
auch eine konkrete Betroffenheit<br />
in Familien oder im Bekanntenkreis<br />
gegeben. Er meint damit die<br />
Massenarbeitslosigkeit nach der<br />
Übernahme der allermeisten Ostbetriebe<br />
durch die Konkurrenz aus<br />
dem Westen und der oft nachfolgenden<br />
Schließung der Betriebe.<br />
Hirtesagte,viele hätten beispielsweise<br />
die Erfahrung gemacht, dass<br />
man trotz guter Ausbildung und obwohl<br />
man fleißig ist, trotzdem unter<br />
die Räder komme und sich mit Gelegenheitsjobs<br />
„durchwurschtele“.<br />
Diese Brutalität, wie sie der Osten in<br />
den 90er-Jahren erlebt habe,habe es<br />
im Westen nicht gegeben.<br />
Zuvor hatte Hirte dem Südwestrundfunk<br />
bereits gesagt, die CDU<br />
habe seiner Ansicht nach die Stimmungslage<br />
der Bürger im Osten<br />
nicht aufgegriffen. Seine Partei habe<br />
nicht zeigen können, dass sie deren<br />
Interessen im Blick habe. Hirte, der<br />
bis 2018 Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium<br />
war, besuchte<br />
auf seiner Sommertour die<br />
Städte Wismar, Eisenach, Mühlhausen<br />
und Frankfurt (Oder). Die Tour<br />
dauertbis zum 25. August. (dpa)<br />
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4<br />
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501603<br />
11034
2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
Wie oft er sich gefragt hat,<br />
ob er es nicht doch<br />
hätte verhindern können.<br />
Ob er die Strecke<br />
noch aufmerksamer hätte im Blick<br />
haben können. Ob er noch schneller<br />
hätte bremsen können. Aber am<br />
Ende war die Antwort immer: nein.<br />
„Man fühlt sich für etwas schuldig,<br />
für das man nichts kann“, sagt MeinhardBahr.„Dasist<br />
das Schlimme.“<br />
Es ist der 19. August 2012, ein<br />
Sonntag, als Bahr die Regionalbahn<br />
15607 von Wächtersbach nach<br />
Frankfurt amMain fährt. Es ist früh<br />
am Morgen, der Himmel ist stahlblau,<br />
die Sicht ungetrübt. DiePerson<br />
aber, die in einer lang gestreckten<br />
Kurve hinter dem Stromkasten kauerte,konnte<br />
er dennoch nicht erkennen.<br />
Keine Chance. Bahr bremst sofort,<br />
aber bei Tempo 120 braucht es<br />
mehrere Hundert Meter, bis der Zug<br />
zum Stehen kommt. Er gibt über<br />
Funk Bescheid, „RB 15607 meldet<br />
Personenschaden“, dann steigt er<br />
aus.Erwürde jetzt gerne helfen. Aber<br />
schon von Weitem sieht er, dass es<br />
hier nichts mehr zu helfen gibt.<br />
Eine Ohnmachtserfahrung<br />
Lokführer tragen ein besonderes Berufsrisiko: Wenn ein Mensch auf den<br />
Gleisen steht oder liegt, können sie die tödliche Kollision kaum vermeiden.<br />
Lokführer im Cockpit eines ICE<br />
Er geht zurück, setzt sich wieder in<br />
den Führerstand, wartet, bis die Kollegen<br />
vonder Bahn eintreffen. Er wird<br />
abgelöst, ins Krankenhaus gebracht,<br />
seine Frau holt ihn ab.Indiesem Moment<br />
denkt er noch, dass ihn dieser<br />
Moment nicht verändern wird, ihn,<br />
den gestandenen Eisenbahner. Aber<br />
das war dann doch ein Irrtum. Lokführer,<br />
das ist ein Traumberuf, noch<br />
immer. Die Fahrten durch idyllische<br />
Landschaften, einsam und doch als<br />
Teil eines großen Systems,all das begeistertden<br />
53-Jährigen noch immer,<br />
nach schon 36 Jahren bei der Bahn.<br />
Aber es gibt eben auch dieses spezielle<br />
Berufsrisiko. Das liegt an den<br />
Unfällen, die es mit Zügen gibt, selten,<br />
aber dann oft mit schwerem Ausgang.<br />
Es liegt an Verbrechen, verstörenden<br />
Taten wie vor kurzem in<br />
FrankfurtamMain, als ein Mann eine<br />
Mutter und ihren Sohn voreinen einfahrenden<br />
Zugschubste.Und es liegt,<br />
vorallem an denjenigen, die sich entscheiden,<br />
sich mit Hilfe eines Zuges<br />
selbst zu töten.<br />
Jedes Jahr sind es in Deutschland<br />
etwa 700 bis 800 Menschen, die das<br />
tun. Rechnerisch bedeutet das, dass<br />
–bei einer Zahl von 20000 Lokführern<br />
–jeder ungefähr zweimal in seinem<br />
Berufsleben einem Suizid ausgesetzt<br />
ist. Wobei es natürlich einige<br />
wenige gibt, die, glückliche Fügung,<br />
von solch einem Ereignis ganz verschont<br />
bleiben. Undandere, die sieben<br />
oder achtmal gezwungen sind,<br />
einen Menschen zu überfahren.<br />
Lokführer sind nicht die Einzigen,<br />
die einen solchen Anblick aushalten<br />
müssen. Es betrifft auch Rettungssanitäter<br />
oder Polizisten. Für sie ist es<br />
in diesen Situationen Teil ihres Berufes<br />
zu helfen, also etwas zu tun. Bei<br />
Lokführern ist das anders. „Sie sind<br />
in ihrem Führerstand gefangen“,<br />
Bahnunfälle<br />
Die Angst fährt immer mit<br />
VonThorsten Fuchs<br />
IMAGO IMAGES/PETER SCHATZ, HORST GALUSCHKA<br />
sagt Volker Reinken, Chefarzt der<br />
Vincera Klinik BadWaldsee.„Das ist<br />
das Schlimme.“ Für sie ist es eine<br />
Ohnmachtserfahrung.<br />
Der Lokführer Meinhard Bahr<br />
bleibt zunächst ein paar Tage zu<br />
Hause.Erabsolviertdann eine Reha,<br />
drei Wochen lang. Es ist anders als<br />
früher,als Lokführer nach einem solchen<br />
Vorfall einfach weitergefahren<br />
sind, als wäre nichts geschehen,<br />
Bahr kann sich noch daran erinnern.<br />
Inzwischen ist alles geregelt, die sofortige<br />
Ablösung, dazu die Möglichkeiten,<br />
anschließend in einen anderen<br />
Bereich zu wechseln. Seit 2017<br />
steht all dies im Tarifvertrag der<br />
Bahn. Auch die Bahn weiß, welche<br />
Gefahr die Posttraumatische Belastungsstörung<br />
für ihreLokführer ist.<br />
Meinhard Bahr ist zuversichtlich,<br />
als er einige Wochen nach dem Vorfall<br />
wieder in eine Lok steigt. Schließlich<br />
hatte er früher kritische Situationen<br />
scheinbar folgenlos überstanden.<br />
Sieben Jahre zuvor etwa, als er<br />
mit seinem Zug schon einmal eine<br />
Person überrollte. Oder, noch ein<br />
paar Jahre früher, als er an einem<br />
Bahnübergang einen Pkw rammte,<br />
darin eine vierköpfige Familie mit<br />
zwei Kindern. DieMutter war just in<br />
dem Moment angefahren, als Bahr<br />
sich mit der Lok näherte. Anschließend<br />
lag das Auto im Graben, auf<br />
dem Dach.„Und die Familie kam unverletzt<br />
heraus“, sagt Bahr. Ein kleines<br />
Wunder.<br />
Die ersten Fahrten jetzt, sieben<br />
Wochen nach dem Suizid, macht er in<br />
Begleitung, sein Teamleiter ist bei<br />
ihm im Führerstand. Eine langsame<br />
Wiedereingewöhnung. Alles geht gut.<br />
Bahr passiert auch die Stelle bei Offenburg,<br />
die Linkskurve mit dem<br />
Stromkasten. Nichts Auffälliges. Also<br />
fährt Meinhard Bahr wieder allein.<br />
Die erste Fahrt, wieder Frühschicht,<br />
von Fulda Richtung Frankfurt. Gerade<br />
fünf Minuten ist er unterwegs,<br />
da muss er anhalten. Er spürt sein<br />
Herz heftig schlagen, kalter Schweiß<br />
tritt aus seiner Haut, er fühlt sich<br />
schwach. Als aschfahl beschreiben<br />
ihn die Kollegen, die er zu Hilfe ruft.<br />
Wenn Psychiater erklären wollen,<br />
wie ein Trauma entsteht, benutzen<br />
sie das Bild eines Bibliothekars, der<br />
die Erinnerungen wie Bücher in ein<br />
Regal sortiert. Nur dass er sich bei<br />
den besonders belastenden Erlebnissen<br />
manchmal irrt, dass er sie einsortiertund<br />
das Buch auch noch zerreißt.<br />
„Und ein Trigger,ein irgendwie<br />
ähnliches Ereignis, kann dafür sorgen,<br />
dass die Seele das Buch entweder<br />
teilweise oder ganz wieder zusammensetzt<br />
– das ist ein Flashback“,<br />
erklärt der Psychiater Volker<br />
Reinken. DiePersonerlebtalles aufs<br />
Neue.Auch alle Gefühle.<br />
Bei Meinhard Bahr ist es ein<br />
Klang, der sich in seinem Kopf festgesetzt<br />
hat. Das Geräusch, wenn ein<br />
menschlicher Körper an einer tonnenschweren<br />
Lok mit Tempo 120<br />
zerschellt. „Dieses Geräusch“, sagt<br />
er,„das kriege ich in meinem ganzen<br />
Leben nie wieder raus.“<br />
Auf die Frage, wie häufig Lokführer<br />
nach einem solchen Ereignis ihren<br />
Beruf nicht mehr ausüben können,<br />
gibt die Bahn nur vage Antworten.<br />
90 Prozent, erklärt sie, kämen<br />
ohne medizinische Betreuung aus.<br />
Knapp zehn Prozentbegäben sich in<br />
ambulante Therapie, drei bis fünf<br />
Prozent instationäre. Dass jemand<br />
berufsunfähig werde, komme„nur in<br />
Einzelfällen“ vor.<br />
„Das sind tätliche Angriffe“<br />
EinArztlegtBahr nahe,seinenBeruf<br />
aufzugeben. Aber das will er nicht.<br />
Mit 47 zu Hause? Endgültig? „Das<br />
war nicht meine Sache.“ Bahr macht<br />
erneut eine Therapie,diesmal länger<br />
und gezielter. Esgibt Kliniken, die<br />
auf diese Berufsgruppe regelrecht<br />
spezialisiert sind, auch die von<br />
Psychiater Reinken gehörtdazu.<br />
Ein knappes halbes Jahr dauerte<br />
es,dann war Bahr so weit stabilisiert,<br />
dass er sich wieder in den Führerstand<br />
setzte.Erist heute noch dabei,<br />
fast jeden Tagpassierterdie kritische<br />
Stelle, den Stromkasten, ohne etwas<br />
Besonderes zu spüren. Was nichts<br />
daran ändert, was er von solchen<br />
Suiziden oder anderenVorfällenhält,<br />
bei denen Lokführern zuTötungshelfernwider<br />
Willen werden.<br />
„Das sind tätliche Angriffe“, sagt<br />
er, „die einem einen Schaden zufügen,<br />
den man nicht wieder loswird.“<br />
Auch deshalb möchte er, dass der<br />
Täter vonFrankfurtdeutlich bestraft<br />
wird, weil er ein Leben ausgelöscht<br />
und viele andere für immer beschädigt<br />
hat. Auch das Leben vondenen,<br />
die dieser Täter zu Zuschauern und<br />
zu seinem Werkzeug gemacht hat.<br />
„Es muss normal werden, über Suizidgedanken zu sprechen“<br />
Herr Staudt, in Deutschland begehen<br />
Jahr für Jahr rund 10 000 Menschen<br />
Suizid, etwa 700 bis 800 werfen sich<br />
vor einen Zug. Die Zahlen sind seit<br />
langem ungefähr konstant. Kann<br />
man sie senken?<br />
Ich bin überzeugt davon, dass<br />
Suizidprävention etwas bewirken<br />
kann, ja. Das zeigen auch die Beispiele<br />
aus anderen Ländern, zum<br />
Beispiel aus Italien, wo die Quoten<br />
deutlich niedriger sind. Das<br />
Schlimme an dem Suizid auf den<br />
Schienen ist, dass jemand Unbeteiligtes<br />
mit hineingezogen wird: der<br />
Lokführer. Aber daran denkt man in<br />
diesem Moment nicht. Könnte man<br />
es, wäre man in der Lage dazu,<br />
würde man diesen Schritt wahrscheinlich<br />
gar nicht gehen. DieLeute<br />
halten diese Methode für besonders<br />
sicher. Aber das stimmt nicht unbedingt,<br />
wie man an meinem Beispiel<br />
sieht.<br />
Sie haben sich 1999, im Alter von 30,<br />
in Ihrer Heimat, den Niederlanden,<br />
vor einen Zug geworfen. Sie haben<br />
beide Beine verloren, aber überlebt.<br />
Heute sprechen Sieauf Lesungen und<br />
Kongressen über Ihre Erfahrungen<br />
und die Prävention von Suiziden.<br />
Was hätte Sie damals von Ihrem<br />
Schritt abhalten können?<br />
DieMöglichkeit, über meine Probleme<br />
und Gedanken offen reden zu<br />
können. Wirklich gebessert hat sich<br />
meine Situation erst 2005, als ich<br />
endlich eine Ärztin traf, die die richtige<br />
Diagnose stellte und mir ein<br />
wirksames Antidepressivum verschrieb.Aber<br />
damals hätte es mir sicher<br />
schon geholfen, wenn ich das<br />
Gefühl gehabt hätte, meine Einsam-<br />
keit und Verzweiflung und auch<br />
meine Suizidgedanken mitteilen zu<br />
können. Dasist aber noch immer ein<br />
großes Tabuthema.<br />
Beratung<br />
ZUR PERSON<br />
Viktor Staudt (50) ist ein niederländischer Jurist und Schriftsteller. 1999 warf er sich voreinen Zug.<br />
Staudt verlor bei seinem Suizidversuch beideBeine. 2014 erschien sein Buch „Die Geschichtemeines<br />
Selbstmordes“. Heuteversucht er,suizidgefährdeten MenscheneinenAusweg aufzuzeigen.<br />
Seit einigen Jahren schon scheint sich<br />
in Deutschland etwas zu verändern.<br />
DieMenschen suchen sich bei psychischen<br />
Problemen häufiger Hilfe, gehen<br />
zum Arzt oder Psychologen, auch<br />
Prominente schildern öffentlich Depressionen.<br />
Ist es wirklich immer<br />
noch so schwer, über psychische Probleme<br />
zu sprechen?<br />
Es verändert sich etwas. Das<br />
merke ich stark anmeinen Lesungen.<br />
Voreinigen Jahren noch verloren<br />
sich da zehn oder 15 Menschen.<br />
Inzwischen sind die Säle voll, ich bekomme<br />
unablässig Anfragen und<br />
zahlreiche Mails. Was meine Leser<br />
und Zuhörer berichten, hat sich aber<br />
kaum verändert: Es handelt von der<br />
Schwierigkeit, passende Therapeuten<br />
zu finden, von Einsamkeit und<br />
Verzweiflung und dem Gefühl, darüber<br />
nicht sprechen zu können. Es<br />
muss so normal werden, über Suizidgedanken<br />
zu sprechen, wie über<br />
eine Erkältung. Das darf kein Tabu<br />
mehr sein.<br />
Das Sprechen und Berichten über<br />
Suizide kann aber auch Nachahmer<br />
provozieren. Washalten Sie dem entgegen?<br />
Den Papageno-Effekt. Der besagt,<br />
dass ein bestimmtes Reden<br />
und Berichten Suizide verhindern<br />
kann. DerEffekt ist wissenschaftlich<br />
belegt. Der Fokus muss auf der<br />
Problemlösung liegen, auf der<br />
Überwindung, nicht auf der vermeintlichen<br />
Ausweglosigkeit einer<br />
Situation. Ich möchte mit meiner<br />
Geschichte eine positive Identifikationsfigur<br />
bieten. Ich möchte zeigen,<br />
dass und wie man aus so einer<br />
Situation herauskommt. Ich sitze<br />
im Rollstuhl, aber ich genieße längst<br />
wieder das Leben.<br />
DasGespräch führte<br />
Thorsten Fuchs.<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute gehen bei wechselnder Bewölkung nur sehr vereinzelt Regenschauer<br />
nieder. Dabei klettern die Temperaturen auf 24 bis 26Grad, und<br />
der Wind weht nur schwach aus westlichen Richtungen. In der Nacht gibt<br />
es Wolken, zeitweise klart esjedoch auch auf, und die Tiefstwerte sind<br />
bei 15 bis 13 Grad anzutreffen.<br />
Biowetter: Die Wetterlage wirkt sich<br />
negativ auf den erholsamen Tiefschlaf<br />
und die Arbeitsleistung aus.<br />
Dadurch sind einige Menschen<br />
Wittenberge<br />
müde und abgespannt. Sie gehen 15°/24°<br />
ohne Elan durch den Tag.<br />
Pollenflug: Derzeit fliegen Pollen<br />
von Beifuß in mäßiger bis hoher<br />
Konzentration. Die Belastung durch<br />
Gänsefuß- und Brennnesselpollen<br />
ist schwach bis mäßig.<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 24Grad.<br />
Wind: leichter Wind aus West.<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
16°/24° 17°/24°<br />
Luckenwalde<br />
16°/25°<br />
Cottbus<br />
16°/26°<br />
Dienstag<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
stark bewölkt wolkig sonnig<br />
15°/23° 15°/23° 14°/26°<br />
Prenzlau<br />
14°/24°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
15°/26°<br />
Vonder südlichen Ostsee bis zum Nordwesten Spaniens sind viele Schauerwolken<br />
unterwegs. Sie markieren den Grenzbereich zwischen kühler Luft über Nordwesteuropa<br />
und sehr warmer Luft von Spanien bis Tschechien. Diese sorgt auch<br />
rund um die Alpen für hochsommerliche Temperaturen, ebenso rund ums Mittelmeer,<br />
vom Balkan bis nach Ungarn und im östlichen Schwarzmeerraum.<br />
Sylt<br />
12°/22°<br />
Hannover<br />
13°/22°<br />
Köln<br />
13°/23°<br />
Saarbrücken<br />
13°/23°<br />
Konstanz<br />
18°/26°<br />
Hamburg<br />
12°/20°<br />
Erfurt<br />
15°/24°<br />
Frankfurt/Main<br />
16°/26°<br />
Stuttgart<br />
18°/24°<br />
Rügen<br />
13°/22°<br />
Rostock<br />
13°/21°<br />
Magdeburg<br />
16°/25°<br />
Nürnberg<br />
17°/24°<br />
München<br />
16°/26°<br />
Dresden<br />
19°/25°<br />
Deutschland: Heute ist esüberwiegend<br />
wechselnd bewölkt. Ab und zu<br />
gibt es Regenschauer, und die Temperaturen<br />
steigen amTage auf<br />
20 bis 26Grad. Nachts sinken die<br />
Wertedann auf 18 bis 11Grad. Der<br />
Wind weht schwach bis mäßig aus<br />
westlichen Richtungen. Morgen bringen<br />
viele Wolken teilweise Regen. Es<br />
werden 18 bis 23Grad erwartet,<br />
und der Wind weht schwach aus<br />
West.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 18°-20°<br />
Nordsee: 17°-19°<br />
Mittelmeer: 23°-32°<br />
Ost-Atlantik: 17°-22°<br />
Mondphasen: 23.08. 30.08. 06.09. 14.09.<br />
Sonnenaufgang: 05:55 Uhr Sonnenuntergang: 20:24 Uhr Mondaufgang: 22:10 Uhr Monduntergang: 09:43 Uhr<br />
Lissabon<br />
26°<br />
Las Palmas<br />
32°<br />
Madrid<br />
33°<br />
Reykjavik<br />
14°<br />
Dublin<br />
17°<br />
London<br />
22°<br />
Paris<br />
24°<br />
Bordeaux<br />
24°<br />
Palma<br />
34°<br />
Algier<br />
35°<br />
Nizza<br />
28°<br />
Trondheim<br />
19°<br />
Oslo<br />
18°<br />
Stockholm<br />
22°<br />
Kopenhagen<br />
21°<br />
Berlin<br />
24°<br />
Mailand<br />
33°<br />
Tunis<br />
34°<br />
Rom<br />
32°<br />
Warschau<br />
27°<br />
Wien<br />
28° Budapest<br />
33°<br />
Palermo<br />
29°<br />
Kiruna<br />
12°<br />
Oulu<br />
18°<br />
Dubrovnik<br />
30°<br />
Athen<br />
33°<br />
St. Petersburg<br />
25°<br />
Wilna<br />
27°<br />
Kiew<br />
28°<br />
Odessa<br />
27°<br />
Varna<br />
28°<br />
Istanbul<br />
27°<br />
Iraklio<br />
30°<br />
Archangelsk<br />
18°<br />
Moskau<br />
21°<br />
Ankara<br />
23°<br />
Antalya<br />
33°<br />
Acapulco 33° Gewitter<br />
Bali 33° sonnig<br />
Bangkok 33° Gewitter<br />
Barbados 30° wolkig<br />
Buenos Aires 9° wolkig<br />
Casablanca 24° wolkig<br />
Chicago 30° heiter<br />
Dakar 27° bewölkt<br />
Dubai 40° sonnig<br />
Hongkong 34° Gewitter<br />
Jerusalem 32° sonnig<br />
Johannesburg 23° heiter<br />
Kairo 34° sonnig<br />
Kapstadt 17° wolkig<br />
Los Angeles 23° heiter<br />
Manila 32° wolkig<br />
Miami 33° heiter<br />
Nairobi 25° bedeckt<br />
Neu Delhi 35° heiter<br />
New York 33° heiter<br />
Peking 32° wolkig<br />
Perth 20° sonnig<br />
Phuket 33° heiter<br />
Rio de Janeiro 22° Schauer<br />
San Francisco 20° wolkig<br />
Santo Domingo 33° heiter<br />
Seychellen 27° heiter<br />
Singapur 33° Gewitter<br />
Sydney 14° wolkig<br />
Tokio 34° heiter<br />
Toronto 29° Gewitter
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 3· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Seite 3<br />
Om zum Gruße<br />
Rama Schwab zeigt mit seinem Sohn Christoffer auf dem Rücken die Krähe, eine Yoga-Position. VERA GERSTENDORFF-WELLE (2)<br />
Als Christoffer zurWelt kam, sangen<br />
am nächsten Morgen Hunderte<br />
Yogis das Segensmantra Maha<br />
Mrittyuhnjaya, das bei vielen Wiederholungen<br />
seine Wirkung tun soll. Christoffer,<br />
Sohn von Rama und Brit, ist das<br />
Zeugnis einer Ashram-Liebe. Der Junge erblickte<br />
jedoch nicht in Indien das Licht der<br />
Welt, wo spirituelle Gemeinschaften dieser<br />
Art verbreitet sind. Sein Geburtsort ist Bad<br />
Meinberg, ein Kurort am Rande des Teutoburger<br />
Waldes, irgendwo zwischen Detmold<br />
und Paderborn, der seine besten Tage<br />
gesehen hat. Horst Seehofers Gesundheitsreform<br />
aus den Neunzigerjahren, wonach<br />
Kassen nicht mehr für alle Kuren aufkommen<br />
dürfen, führte ein Gästehaus nach<br />
dem anderen in die Insolvenz.<br />
Im Norden der kleinen Ortschaft fand<br />
YogaVidya im Jahr 2003 eine neue Heimat für<br />
die wachsende Schar seiner Yoga-Anhänger.<br />
Der Name der Gemeinschaft kommt aus<br />
dem Sanskrit und bedeutet Wissen. In der<br />
seit sechs Jahren leer stehenden Silvaticum-<br />
Klinik erkannte ihr spiritueller Leiter Sukadev<br />
Bretz eine siebenstufige Chakra-Pyramide<br />
–sobezeichnen Yogis Energiezentren<br />
im Körper.<br />
Misstrauische Blicke der Einheimischen<br />
Wo einst Rheuma-Patienten in Moor lagen, schwitzen heute Yogis:<br />
In Bad Meinberg am Rande des Teutoburger Waldes<br />
hat eine Gruppe von Aussteigern ihre Heimat gefunden.<br />
Und den Kurort vor dem Niedergang gerettet: Gestresste, Gescheiterte<br />
und Sinnsuchende kommen in Massen, um ihre innere Mitte zu finden.<br />
Ein Besuch im größten Ashram Europas<br />
Derstudierte Betriebswissenschaftler Bretz,<br />
der aus einer wohlhabenden Unternehmerfamilie<br />
stammt, erwarb die Klinik zum<br />
Schnäppchenpreis und zogunter den misstrauischen<br />
Blicken mancher Einheimischer<br />
mit rund 30 Anhängern indas Geisterhaus<br />
ein. Und weil der Zulauf, Sukadevs Vision<br />
entsprechend, nicht abriss,erwarb dieser in<br />
den Folgejahren auch noch zwei Nebengebäude,<br />
zwei weitere verwaiste Kurkliniken.<br />
„Wir sind mit mehr als 100 000 Übernachtungen<br />
im Jahr mittlerweile das größte Ashram<br />
inEuropa“, sagt die Pressesprecherin<br />
Pranabi Czieschowitz heute.<br />
Wo sich einst Rheuma-Patienten in Moor<br />
räkelten, schwitzen heute Yogis auf rutschfesten<br />
Matten. Vonder Vergangenheit zeugen<br />
noch gekachelte Wände in den Übungsräumen,<br />
massive Wandleuchten aus Milchglas<br />
in den Fluren und Service-Klingelknöpfe<br />
an den Gästebetten.<br />
Am Haupteingang begrüßt die neuen<br />
Gäste Ganesha, eine elefantenköpfige Gottheit,<br />
die für einen guten Anfang steht. Hinter<br />
den Damen an der Rezeption hängen drei<br />
mannshohe Displays mit den laufenden Angeboten.<br />
2900 Seminarehat Yoga Vidya jährlich<br />
im Programm, darunter exotische wie<br />
„Mit Bäumen sprechen“ oder „Schamanische<br />
Heiltechniken“.<br />
Ursprünglich wurde mit Ashram die Einsiedelei<br />
eines indischen Asketen bezeichnet.<br />
Heute versteht man darunter den Rückzugsraum<br />
vonspirituellen Gemeinschaften. Ashrams<br />
findet man auf dem gesamten Globus.<br />
Yoga Vidya betreibt in Deutschland vier<br />
große Ashrams. Der eingetragene Verein finanziert<br />
sich vor allem durch Gebühren für<br />
Yoga-Seminareund Lehrerausbildiungen.<br />
Es ist ein buntes Völkchen, das sich unter<br />
dem Dach des Ashrams in Bad Meinberg<br />
tummelt. Da sind einerseits die drei figurbewussten<br />
Freundinnen, die ein Groupon-Rabatt-Angebot<br />
angelockt hat. Da sind andererseits<br />
kahlrasierte Mönche und Novizen,<br />
die nichts Geringeres als die Erleuchtung anstreben.<br />
Zu den Bewohnernder ersten Stunde gehört<br />
Rama, Christoffers Vater, der eigentlich<br />
Karsten Schwab heißt und aus Backnang in<br />
der Nähe vonStuttgartkommt. DerVater war<br />
Metzger, die Mutter Schuhfachverkäuferin,<br />
der Bruder arbeitet bei Bosch. Auch Karsten<br />
machte nach der Schule etwas Rechtschaffenes:<br />
Er trug Briefe aus, bis ihn mit 27 Jahren<br />
die Freundin verließ und seine erste Lebenskrise<br />
einsetzte. Erfloh auf die thailändische<br />
Insel Koh Tao, woerals Tauchlehrer arbeitete.Doch<br />
selbst am OrtseinerTräume,woer<br />
„mit den schönsten Frauen das Bett teilte“,<br />
wie er erzählt, fand er keinen inneren Frieden.<br />
Nurder Gedanke an die Mutter hielt ihn<br />
davon ab,aus dem Leben zu scheiden.<br />
Er reiste weiter, dahin, wo „die freundlichen<br />
und ausgeglichenen Menschen herkamen.<br />
Das waren entweder Meditierende<br />
oder Yogis.“ So begann seine spirituelle<br />
Reise.Sie führte ihn über Klöster in Thailand<br />
und Ashrams in Indien nach BadMeinberg.<br />
Nicht alle Bewohner des Ashrams haben<br />
so bewegte Biografien wie Rama. Andere<br />
kommen direkt aus dem Berufsleben –etwa<br />
aus Vorstandsetagen, Werbeagenturen oder<br />
Behörden. Oder sie sind erst gar nicht ins Berufsleben<br />
eingestiegen. „Da draußen geht es<br />
verdammt hart zu“, stellt ein junger Mann<br />
fest, der seit einem Jahr in der Küche arbeitet.<br />
„Am liebsten würde ich hier für immer<br />
bleiben.“<br />
Sukadev Bretz –56Jahre, sanfte Stimme,<br />
scharfer Verstand –kennt seine Schäfchen<br />
genau. Eine Gruppe seien die „draußen Ge-<br />
VonAkikoLachenmann, Bad Meinberg<br />
Ganesha, eine elefantenköpfige Gottheit,<br />
begrüßt Gäste am Haupteingang.<br />
A2<br />
Bielefeld<br />
Herford<br />
Detmold<br />
A33<br />
Paderborn<br />
Bad Meinberg<br />
NORDRHEIN-<br />
WESTFALEN<br />
5km<br />
BLZ/HECHER<br />
scheiterten“, die hierhergeflüchtet sind, um<br />
sich zu sammeln und nach zwei, drei Jahren<br />
wieder zu Stärke zu finden, sagt er. Eine andere<br />
Gruppe seien die Erfolgreichen, die<br />
scheinbar alles erreicht haben und dennoch<br />
eine innereLeereverspüren. Dann gibt es die<br />
Jungen, die sich bei Yoga Vidya orientieren<br />
und ausprobieren wollten. „Sie arbeiten mal<br />
im Garten, mal im Online-Marketing, ohne<br />
bei jedem Wechsel den sozialen Kontext aufzugeben“,<br />
sagt Sukadev.Und schließlich gibt<br />
es die spirituell Interessierten, die Yoga „tief<br />
leben wollen“.<br />
Rama passt in all diese Gruppen. Er unterrichtet<br />
mittlerweile angehende Yoga-Lehrer,<br />
ist aber auch ein spiritueller Lehrer.Wenn er<br />
an der Reihe ist, um sechs Uhr beim morgendlichen<br />
Zusammensein das Pranayama<br />
anzuleiten, eine Atemübung, die Körper und<br />
Geist zusammen führen soll, steht er bereits<br />
um vier Uhrauf und praktiziertYoga im Hausflur.<br />
Seit Brit und Christoffer vom Ashram in<br />
eineWohnung in BadMeinberggezogen sind,<br />
bewohnt Rama wie alle anderen Diener ein<br />
kleinesZimmer.Die Diener,auch Sevakasgenannt,<br />
arbeiten 42 Stunden proWoche,erhalten<br />
30Tage Urlaub im Jahr und je nachVerantwortungsgrad<br />
ein monatliches Taschengeld<br />
von 300 bis 360 Euro. Die Sozialversicherung<br />
übernimmt die Gemeinschaft.Sukadev Bretz,<br />
der mit seiner Frau auch nurzweiZimmerbewohnt,<br />
bildet da keine Ausnahme.<br />
Trotz der widrigen Arbeitsbedingungen<br />
und gewisser Regeln –kein Alkohol, Tabak,<br />
Fisch oder Fleisch und keine Drogen –zieht<br />
es immer mehr Menschen zu Yoga Vidya.<br />
Rund 500 Männer,Frauen und Kinder haben<br />
BadMeinbergzuihremWohnsitz erklärt, um<br />
im Ashram zu leben oder zumindest in dessen<br />
Nähe. Manche bleiben ihr Leben lang.<br />
Etwa 200 Personen stehen derzeit auf einer<br />
Warteliste,umvonYogaVidya einWohnrecht<br />
auf Lebenszeit zu erwerben.<br />
Laut einer Studie des Berufsverbands der<br />
Yogalehrenden haben 16 Prozent der Deutschen<br />
Yoga-Erfahrung. Davon praktizieren<br />
aktuell 30 Prozent. Auf zehn Frauen kommt<br />
dabei ein Mann. 86 Prozent fühlen sich<br />
durch die Praxis entspannter und/oder fitter.<br />
Jens Augspurger erklärt den Erfolg von<br />
Gemeinschaften wie Yoga Vidya mit einem<br />
wachsenden Bedürfnis nach in der Gesellschaft<br />
gelebter Spiritualität. „Die Menschen<br />
wollen sich heutzutage jedoch selbst ihre<br />
Form der Spiritualität aussuchen und nicht<br />
einfach die Religion der Eltern übernehmen“,<br />
sagt der Religionswissenschaftler, der<br />
an der University of London die „Mobilität<br />
von spirituellen Traditionen“ erforscht. Yoga<br />
Vidya sei deshalb eine beliebte Adresse,weil<br />
Yoga Körper und Seele erwiesenermaßen<br />
wohl bekommt und weil darüber hinaus ein<br />
niedrigschwelliges spirituelles Angebot gemacht<br />
werde, das mit allen Konfessionen<br />
kompatibel ist. DerZeitgeist tue ein Übriges.<br />
„Überall wo Gesellschaften auf Leistung und<br />
Selbstoptimierung ausgerichtet sind, wächst<br />
der Drang, aus dem Mainstream auszubrechen<br />
und nach anderen Werten zu leben“,<br />
sagt Jens Augspurger.<br />
Anderen Beobachtern ist der Zulauf offensichtlich<br />
suspekt. In einem Artikel, 2016<br />
erschienen im Handelsblatt, wird Sukadev<br />
als „Seelenfänger“ bezeichnet, der mit dem<br />
Yoga-Boom „dunkle Geschäfte“ machen<br />
wolle.Tatsacheist, dass fürYogaVidya dieselben<br />
Gesetze zum Tragen kommen wie für<br />
Klöster und andereOrtedes Rückzugs.„Keiner<br />
käme auf die Idee, denen ‚Seelenfang‘<br />
vorzuwerfen“, sagt Augspurger.<br />
Gelbe Gewänder im Park<br />
Wereswohl am ehesten beurteilen kann, sind<br />
die alteingesessenen BadMeinberger,die den<br />
Wandel des Kurorts zum Yoga-Hotspot mit<br />
Sorge sahen und die Entwicklung seit Jahren<br />
aufmerksam beobachten.<br />
„Wenn auf einmal Barfüßige in gelben GewändernimKurparktanzen,<br />
macht mansich<br />
schon so seine Gedanken“, sagt Bürgermeister<br />
Stefan Rother über die anfängliche Skepsis.<br />
Doch sein Amtsvorgänger witterte eine<br />
Chance für den erloschenen Kurort undempfing<br />
die Neubürger, nachdem er sich beim<br />
Sektenbeauftragten rückversichert hatte, mit<br />
offenen Armen.<br />
Die Betriebe, die nach langer Stagnation<br />
wieder Mitarbeiter einstellen, danken es<br />
ihm.YogaVidyagilt als guter Kunde.Auchdie<br />
Kurtaxe fließt wieder.Dastörtesnicht, wenn<br />
auf der Straße mit „Om“ gegrüßt wirdund an<br />
den Externsteinen –die Felsformation ist ein<br />
beliebtes Ausflugsziel für Touristen – nun<br />
auch Heil- und Transformationsrituale stattfinden.„Jeder<br />
soll auf seine Artglücklich werden“,<br />
sagt Bürgermeister Rother.<br />
AkikoLachenmann<br />
wäre an diesem WLAN-freien Ortohne<br />
Lageplan völlig verloren gewesen.
4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019<br />
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Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Jedes zehnte Kind geht mit<br />
leerem Magen zur Schule<br />
Zehn Prozent der Grundschüler verlassen<br />
einer Erhebung zufolge morgens<br />
ohne Frühstück das Haus.Das<br />
ist das Ergebnis einer repräsentativen<br />
Umfrage des Instituts für Demoskopie<br />
Allensbach unter ElternimAuftrag<br />
des Discounters Lidl. Hochgerechnet<br />
auf die knapp drei Millionen<br />
Grundschüler in Deutschland sind<br />
rund 300 000 Kinder betroffen. (dpa)<br />
Soldaten in Uniformfahren<br />
künftig gratis Bahn<br />
Soldaten in Uniformkönnen vom1.<br />
Januar an kostenlos die Züge der<br />
Deutschen Bahn benutzen. DasAngebot<br />
gelte für private und dienstliche<br />
Fahrten im Fern-und Regionalverkehr,hieß<br />
es am Sonnabend in einer<br />
Mitteilung nach Gesprächen der<br />
Deutschen Bahn mit dem Verteidigungsministerium,<br />
dem Verkehrsministerium<br />
und der CSU im Bundestag.<br />
DieBundeswehrangehörigen<br />
sollen mit einer digitalen Berechtigung<br />
ein Zweite-Klas se-Ticket<br />
lösen können. DieBahn erhält dafür<br />
einen Pauschalbetrag. (dpa)<br />
Mehr als 60 Tote bei<br />
Anschlag in Kabul<br />
Beieinem Selbstmordanschlag auf<br />
eine Hochzeitsfeier in Kabul sind<br />
am Sonnabend mindestens 63<br />
Menschen getötet worden. 182 weitereMenschen<br />
wurden nach Angaben<br />
des afghanischen Innenministeriums<br />
verletzt, als sich der Attentäter<br />
inmitten vonHunderten<br />
Hochzeitsgästen in die Luft<br />
sprengte.Eswar der blutigste Anschlag<br />
in der afghanischen Hauptstadt<br />
seit Monaten. Zu dem Anschlag<br />
bekannte sich die Terrormiliz<br />
Islamischer Staat (IS). (dpa)<br />
Neue Großdemonstration<br />
in Hongkong<br />
Seit Wochen wird in Hongkong für Freiheit<br />
und Demokratie demonstriert.<br />
DPA<br />
Allen Drohungen aus Peking zum<br />
Trotz sind in Hongkong wieder Hunderttausende<br />
Anhänger der Demokratiebewegung<br />
auf die Straße gegangen.<br />
Beider zentralen Kundgebung<br />
in der Innenstadt der ehemaligen<br />
britischen Kolonie war der<br />
Victoria-ParkamSonntag bis auf<br />
den letzten Platz gefüllt. Auch auf<br />
den Straßen rundum war kaum noch<br />
ein Durchkommen. DieMenschen<br />
ließen sich auch vonheftigem Regen<br />
nicht davon abbringen, lautstark<br />
Freiheit und Demokratie zu verlangen.<br />
Biszum frühen Abend (Ortszeit)<br />
blieb alles friedlich. (dpa)<br />
Einigung auf<br />
Machtverteilung im Sudan<br />
Im Sudan haben der regierende Militärrat<br />
und die Protestbewegung nach<br />
langenVerhandlungen ein Abkommen<br />
zur Bildung einer gemeinsamen<br />
Übergangsregierung unterzeichnet.<br />
Im Beisein ausländischer Staats- und<br />
Regierungschefs besiegelten der General<br />
Mohammed Hamdan Daglo<br />
und Achmed al-Rabie vonder Allianz<br />
für Freiheit undWandel (ALC) am<br />
Sonnabend in Khartum die Bildung<br />
eines„Souveränen Rates“. DerKorruptionsprozess<br />
gegen Ex-Machthaber<br />
Omar al-Baschir wurde indes verschoben.<br />
(AFP)<br />
Wenigen Politikernist die<br />
Begeisterung am gesprochenen<br />
Wort, an<br />
der geschliffenen Rede<br />
mehr anzumerken als Norbert Lammert.<br />
In seiner Amtszeit als Bundestagspräsident<br />
hat der 70-jährige Bochumer<br />
immer wieder engagiertere<br />
Debatten gefordert. Mittlerweile gibt<br />
es oft vor allem wütende Debatten in<br />
der Politik.<br />
Herr Lammert, wie reagieren Sie,<br />
wenn Sie sich in der politischen Debatte<br />
über etwas ärgern?<br />
Man muss nicht auf alles reagieren,<br />
was einen ärgert. Es empfiehlt<br />
sich, sich bei emotionalen Aufwallungen<br />
eine Denkpause zu genehmigen,<br />
bevor man etwas sagt oder<br />
schreibt. So kann man zur Deeskalation<br />
eines Konflikts beitragen.<br />
Sind Sieinsozialen Medien aktiv?<br />
Nein. Ich habe das nie gebraucht<br />
als Ergänzung oder scheinbare Vervollständigung<br />
notwendiger Informationen.<br />
Und offensichtlich fehle<br />
ich da auch gar nicht.<br />
Sie lassen die Debatten, die sich dort<br />
entwickeln, alleine.<br />
So weit ich das beobachte, findet<br />
in den sogenannten sozialen Medien<br />
nur selten eine Debatte statt, die den<br />
Ansprüchen genügt, die ich mit Debatten<br />
verbinde.Außerdem frage ich<br />
mich, wo ich die Zeit hernehmen<br />
sollte, die für diese Art Debatte nun<br />
mal gebraucht wird. Ich habe sie jedenfalls<br />
nicht. Undich könnte mich<br />
nicht entschließen, dafür anderes,<br />
was ich für wichtiger halte, inZukunft<br />
nicht mehr zu tun.<br />
Was ist denn für Sie eine ernsthafte<br />
Debatte?<br />
Das ist eine Debatte, die anspruchsvollen<br />
Fragen in einer ernsthaften<br />
Weise nachgeht. Das schließt<br />
schon die Kurztaktigkeit der Formate,<br />
wie man sie bei sozialen Medien<br />
vorfindet, regelmäßig aus.<br />
Es gibt die These, dass sich die politische<br />
Debatte radikalisierthat. Teilen<br />
Siedie Einschätzung?<br />
Der Sachverhalt ist kaum bestreitbar.<br />
Esgibt rhetorische Überbietungswettbewerbe,die<br />
oft eigentlich<br />
rhetorische Unterbietungswettbewerbe<br />
sind. Die Schnelligkeit und<br />
Kurzatmigkeit der Internetkommunikation<br />
erzwingt Zuspitzungen geradezu.<br />
Denn ohne Übertreibung,<br />
Beschimpfung, Verleumdung oder<br />
Beleidigung wird vieles gar nicht<br />
wahrgenommen.<br />
„Man muss nicht<br />
auf alles reagieren“<br />
Norbert Lammert über die Radikalisierung<br />
des politischen Streits, Kurzatmigkeit im<br />
Internet und hilfreiche Denkpausen<br />
Welche Wirkung hat das?<br />
Es gibt mindestens zwei Effekte,<br />
die ich beide bedenklich finde. Der<br />
eine ist die Aggressivität, die sich mit<br />
der zunehmendenVereinfachung, Zuspitzung<br />
und persönlichen Attackierung<br />
verbindet. Das behindert das<br />
Finden allgemein verbindlicher Lösungen<br />
in einer Gesellschaft. Außerdem<br />
habe ich die Sorge, dass es das Urteilsvermögen<br />
unserer Gesellschaft<br />
nachhaltig beeinträchtigt, wenn professionell<br />
geprüfte und gewichtete Informationen,<br />
die die klassischen Medien<br />
liefern, durch subjektiv an beliebigen<br />
Stellen nachgefragte Informationen<br />
verdrängt werden.<br />
Welchen Anteil hat die AfD an der Radikalisierung<br />
der Kommunikation?<br />
ZUR PERSON<br />
IMAGO IMAGES/THOMAS TRUTSCHEL<br />
NorbertLammert wurde 1948 in Bochum geboren. Noch in seiner Schulzeit engagierte er<br />
sich in der Jungen Union. 1966 wurde er Mitglied der CDU.ImBundestag saß er von1980 bis<br />
2017. Präsident des Bundestages war er von2005 bis 2017. Seit Anfang 2018 ist Norbert<br />
LammertVorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung.<br />
Sie ist nicht die Ursache der Entwicklung.<br />
Aber die AfD nutzt insbesondere<br />
die sozialen Medien in statistisch<br />
signifikant stärkerem Maße<br />
als andereParteien –vielleicht auch,<br />
weil die Neigung zur Vereinfachung,<br />
Zuspitzung und Polemik dem eigenen<br />
Rollenverständnis näher liegt.<br />
Werdefiniertdie Grenzen des Sagbaren?<br />
Auch im vor-digitalen Zeitalter<br />
Die Suche nach der besten Hälfte<br />
war nicht jede Äußerung vom<br />
Grundrecht der Meinungsfreiheit<br />
gedeckt. Es gibt beispielsweise strafrechtliche<br />
Tatbestände der Verleumdung<br />
und Beleidigung –daendet die<br />
Meinungsfreiheit. DieToleranzgrenzen<br />
haben sich aber erkennbar verschoben.<br />
Mitwelchen Konsequenzen?<br />
Das Ganze ist ein nicht nur theoretisches<br />
Problem. Es hat sich ja gezeigt:<br />
Die Grenze zwischen rhetorischen<br />
und gewalttätigen Übergriffen<br />
wird kleiner. 50Prozent der hauptund<br />
ehrenamtlichen Bürgermeister<br />
in Deutschland sagen, sie seien Gegenstand<br />
von Beschimpfungen und<br />
Bedrohungen in sozialen Medien.<br />
Bis zuzwölf Prozent berichten von<br />
Übergriffen. Und das trifft nicht nur<br />
Politiker, sondern immer häufiger<br />
inzwischen auch Journalisten.<br />
Wasfolgern Siedaraus?<br />
Man darf diese Entwicklung weder<br />
unterschätzen noch verharmlosen.<br />
Ich würde mir deshalb eine<br />
wirklichkeitsnähere Handhabung<br />
durch die Justiz wünschen. Hier ist<br />
eine Zögerlichkeit zu beobachten,<br />
die der Ernsthaftigkeit des Themas<br />
nicht gerecht wird. Bei der Überschreitung<br />
von Mindestansprüchen<br />
für private und öffentliche Kommunikation<br />
sollte mindestens die Konsequenz<br />
an den Taggelegt werden,<br />
mit der zum Beispiel bei Geschwindigkeitsüberschreitungen<br />
die dafür<br />
vorgesehenen Bußgelder eingefordertund<br />
eingetrieben werden.<br />
Sollte es Regeln für soziale Medien geben?<br />
Alles, was sich zwischen Anbieternund<br />
NutzernanVereinbarungen<br />
entwickelt, ist einer staatlichen Regel<br />
vorzuziehen. Die steht nämlich immer<br />
unter dem Verdacht der Zensur<br />
und der Bevormundung.<br />
Was sagen Sie zuBeschwerden, die<br />
Meinungsfreiheit werde zu stark eingeschränkt?<br />
Der durch unsere Verfassung zu<br />
Recht geschützte Anspruch auf Meinungsfreiheit<br />
ist keine Generalrechtfertigung<br />
für das Verbreiten offenkundig<br />
falscher Behauptungen. Und es<br />
kann auch keine Rückzugsformel sein<br />
für beliebige Verdächtigungen, Beleidigungen<br />
und Bedrohungen. Der<br />
Bundespräsident warnt, durch die radikalisierte<br />
Debatte stehe die Demokratie<br />
unter Druck. Ich halte die Demokratie<br />
in Deutschland akut nicht<br />
für gefährdet. Aber die gut gemeinte<br />
Toleranz gegenüber Übertreibungen<br />
ist ein Risiko für das Funktionieren unserer<br />
Demokratie. Die Konfliktfähigkeit<br />
einer Gesellschaft beruht auf dem<br />
Konsens aller Beteiligten über die Art<br />
und Weise, mit der man mit unterschiedlichen<br />
Auffassungen umgeht.<br />
Wenn dieser Konsens verloren geht, ist<br />
der innereZusammenhalt gefährdet.<br />
DasGespräch führte Daniela Vates.<br />
Auch die Sozialdemokraten rätseln, mit welcher Frau Olaf Scholz in das Rennen um die Parteiführung geht<br />
VonAndreas Niesmann<br />
Noch in der vergangenen Woche<br />
galt der Bundesfinanzminister<br />
als politisches Auslaufmodell. Ende<br />
der Karriere – spätestens mit dem<br />
von vielen als fast schon zwangsläufigen<br />
angesehenen Austritt der SPD<br />
aus der großen Koalition in Berlin.<br />
Doch seit der Spiegel am Freitag enthüllt<br />
hat, dass Olaf Scholz in das Rennen<br />
um die SPD-Führung eingreift,<br />
beflügelt der Mann aus Hamburg<br />
wieder die Fantasien. Jetzt aber muss<br />
er aber erst einmal Fragen beantworten,<br />
und da am Sonntag Tagder offenen<br />
Tür der Bundesregierung ist,<br />
sind es nicht in erster Linie die Journalisten,<br />
sondern vor allem die Besucher,<br />
die diese Fragen stellen dürfen.<br />
Vorallem eine Frage interessiert<br />
nun viele: Mitwelcher Frau wirdOlaf<br />
Scholz in Rennen ziehen?<br />
Er selbst beantwortet die Frage an<br />
diesem Tagnicht. Erst einmal gelte<br />
es, einiges miteinander durchzusprechen,<br />
sagt der 61-Jährige. Das<br />
Rätselraten in der SPD ist natürlich<br />
längst in vollem Gange, zumal die<br />
meisten prominenten Sozialdemokratinnen<br />
inzwischen abgesagt<br />
haben. Familienministerin<br />
Franziska Giffey<br />
hat in einem Brief an die<br />
kommissarische Parteiführung<br />
erklärt, dass sie auf<br />
eine Kandidatur verzichtet.<br />
Die Ministerpräsidentinnen<br />
Manuela Schwesig<br />
und Malu Dreyer sollen intern<br />
keinen Zweifel an einer<br />
Weigerung lassen.<br />
Also schießen die Spekulationen<br />
ins Kraut. Wird es Svenja Schulze, die<br />
Kabinettskollegin und Bundesministerin<br />
für Umwelt und Verbraucherschutz?<br />
Schulzewäreein Zeichen der<br />
Erneuerung, außerdem kommt sie<br />
aus dem wichtigen SPD-Landesverband<br />
Nordrhein-Westfalen.<br />
Auch in seinem eigenen Hamburger<br />
Landesverband könnte sich<br />
Olaf Scholz strebt<br />
an die SPD-Spitze.<br />
Scholz umschauen. Seine Nachfolgerin<br />
als Hamburger SPD-Vorsitzende,<br />
Arbeitssenatorin Melanie Leonhard,<br />
gilt als Frau mit Zukunft. Der<br />
Nachteil: Ein reines Hamburger<br />
Duowürde wohl in<br />
der südlichen SPD auf wenig<br />
Gegenliebe stoßen.<br />
Ein echter Paukenschlag<br />
wäre es, wenn Olaf<br />
Scholz Katarina Barley für<br />
eine Doppelkandidatur<br />
gewinnen könnte. Die Vi-<br />
AFP<br />
zepräsidentin des Europäischen<br />
Parlamentes<br />
würde Scholz gut ergänzen<br />
–sie könnte vor allem beim linken<br />
SPD-Flügel punkten, außerdem<br />
genießt sie bei jüngeren Frauen großen<br />
Rückhalt. Allerdings hat Barley<br />
bei der jüngsten Europawahl das<br />
schlechteste SPD-Ergebnis aller Zeiten<br />
eingefahren.<br />
Notfalls könnte Scholz doch auch<br />
einfach mit seiner Ehefrau antreten,<br />
der Brandenburger Bildungsminis-<br />
terin Britta Ernst, witzeln einige Genossen.<br />
Bei dem Auftritt von Scholz am<br />
Sonntag wird eher weniger gelacht.<br />
Fast schon pathetisch wirdScholz, als<br />
er begründet, warum er sich nun umentscheiden<br />
hat –schließlich hatte er<br />
doch den SPD-Vorsitz für zeitlich unvereinbar<br />
dem Amt des Finanzministers<br />
erklärt. „Manchmal muss man<br />
sich die Dinge,die man sich überlegt<br />
hat, anders überlegen, weil das die<br />
Verantwortung gebietet“, sagt Scholz<br />
nun. Der Zustand der SPD, der Niedergang<br />
in den Umfragen schlage<br />
ihm auf den Magen. „Ich habe jetzt<br />
den Eindruck gehabt, es wäre nicht<br />
verantwortlich, wenn ich jetzt nicht<br />
sagen würde,ich will das machen.“ Es<br />
gehe jetzt nicht um seine persönliche<br />
Belastung, sagt Scholz noch. Es geht<br />
jetzt darum, wie die älteste demokratische<br />
Partei des Landes die Aufgaben<br />
des 21. Jahrhunderts bewältigen<br />
kann.“ Ausseiner Sicht ist die Antwort<br />
darauf klar:mit ihm.<br />
Mieter werden<br />
besser<br />
geschützt<br />
Koalition: Neue Gesetze für<br />
den Wohnungsmarkt<br />
VonAndreas Niesmann<br />
Die Spitzen von CDU, CSU und<br />
SPD haben sich beim Koalitionsausschuss<br />
am Sonntagabend auf<br />
ein umfangreiches Paket geeinigt,<br />
um Mieter und Immobilienkäufer zu<br />
entlasten. Das teilten Vertreter der<br />
Koalitionsparteien im Anschluss an<br />
das Treffen im Bundeskanzleramt<br />
mit, das nach vierstündigen Beratungen<br />
zu Ende ging.<br />
Beim strittigen Thema Grundrente<br />
vertagten sich die Koalitionäre.<br />
Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD)<br />
und Kanzleramtschef Helge Braun<br />
(CDU) sollen in den nächsten zwei<br />
bis drei Wochen ein Grundsatzpapier<br />
erstellen, auf dessen Basis die<br />
Fachpolitiker eine Entscheidung<br />
treffen sollen. Um die Entscheidungen<br />
des Klimakabinetts am 20. September<br />
vorzubereiten, soll der Koalitionsausschuss<br />
zwei weitere Male,<br />
am 2. Und 13. September zusammenkommen.<br />
Bis Mitte Oktober<br />
wollen Union und SPD die im Koalitionsvertrag<br />
vereinbarte Bestandsaufnahme<br />
ihrer Regierungsarbeit<br />
vornehmen. Von deren Ergebnis<br />
wirdabhängen, ob die Koalition eine<br />
Zukunft hat oder nicht.<br />
Die Mietpreisbremse, die den<br />
starken Preisanstieg in vielen Großstädte<br />
abmildern soll, wird verlängert<br />
und verschärft. Die Regelung<br />
soll nun im Jahr 2025 auslaufen und<br />
damit fünf Jahrespäter als bisher geplant.<br />
Außerdem sollen Mieter bei<br />
Verstößen gegen die Mietpreisbremse<br />
zu viel gezahlte Miete rückwirkend<br />
für einen Zeitraum von 30<br />
Horst Seehofer und Christine Lambrecht<br />
informieren über die Einigung.<br />
DPA<br />
Monaten zurückfordern können.<br />
Die ortsübliche Vergleichsmiete, anhand<br />
derer sich die zulässige Steigerung<br />
von Mieten bemisst, soll künftig<br />
anhand der vergangenen sechs<br />
Jahreberechnet werden. Bislang waren<br />
die letzten vier Jahre ausschlaggebend.<br />
Durch den längeren Zeitraum<br />
werden die Vergleichsmieten<br />
niedriger ausfallen.<br />
Auch Käufer vonselbst genutzten<br />
Wohnungen und Häusern will die<br />
große Koalition besserstellen. Bislang<br />
konnte der Verkäufer entscheiden,<br />
werdie Maklerkosten übernehmen<br />
sollte.Inumkämpften Märkten<br />
führte das in der Regel dazu, dass der<br />
Käufer den Makler bezahlen musste,<br />
selbst dann, wenn er ihn gar nicht<br />
beauftragt hatte.Künftig sollen Käufer<br />
von Eigentumswohnungen und<br />
Häusern in diesem Fall nur noch<br />
maximal 50 Prozent der Maklergebühren<br />
bezahlen müssen, und auch<br />
das nur dann, wenn der Auftraggeber<br />
seinen Anteil bereits bezahlt hat.<br />
Es wird erwartet, dass dadurch die<br />
Maklerkosten sinken.<br />
Bis zum Ende des Jahres will die<br />
Bundesregierung einen Gesetzentwurf<br />
vorlegen, der die Möglichkeit<br />
zur Umwandlung vonMietwohnungen<br />
in Eigentumswohnungen begrenzt.<br />
Darüber hinaus will der Bund<br />
mehr Geld in die Reaktivierung von<br />
Brachflächen reaktivieren und mit<br />
der Bahn darüber verhandeln, ob<br />
deren nicht mehr benötigten Grundstücke<br />
für verbilligtenWohnungsbau<br />
zur Verfügung gestellt werden können.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 5 *<br />
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Politik<br />
Wilde Wochen mit Salvini<br />
Die Lage in Italien ist nach dem Misstrauensvotum des Lega-Innenministers völlig verworren. Selbst eine Aussöhnung mit Premier Conte ist wieder möglich<br />
VonRegina Kerner,Rom<br />
Noch nie habe Italien eine<br />
so absurde Regierungskrise<br />
erlebt, schrieb der<br />
sozialdemokratische Ex-<br />
Premier Matteo Renzi auf Facebook.<br />
„Wenn es keine ernste Angelegenheit<br />
wäre, könnte man lachen.“ Vormehr<br />
als zehn Tagen hat Lega-Chef und Innenminister<br />
Matteo Salvini das<br />
Bündnis mit der Fünf-Sterne-Bewegung<br />
für beendet erklärt. Seine Partei<br />
beantragte ein Misstrauensvotum gegen<br />
die Regierung, an der sie selbst<br />
beteiligt ist. Seither ist die Lage verworren<br />
und voller Überraschungen.<br />
DieHauptakteuregiften sich an, aber<br />
die Populisten-Regierung gibt es immer<br />
noch. Undsogar die Aussöhnung<br />
scheint wieder eine Option zu sein.<br />
Rede am Dienstag<br />
Am Dienstag wirdder parteilose Premier<br />
Giuseppe Conte dem Parlament<br />
Bericht über die Krise erstatten. Eine<br />
Abstimmung über das Misstrauensvotum<br />
steht bisher nicht auf der<br />
Agenda. Wasnach Contes Rede passieren<br />
wird, weiß niemand. Italiens<br />
Medien stellen wilde Spekulationen<br />
an. Wird die Lega ihren Antrag zurückziehen?<br />
Wird Conte von sich aus<br />
die Vertrauensfrage stellen? Wenn ja,<br />
mit welchem Ergebnis? Reicht der<br />
Premier seinen Rücktritt beim Staatspräsidenten<br />
ein und kommt einem<br />
Misstrauensvotum zuvor? Sicher ist,<br />
dass Staatspräsident Sergio Mattarella<br />
in diesem Fall Sondierungsgespräche<br />
mit den Parteien führen<br />
Der Plan des italienischen InnenministersMatteo Salvini für schnelle Neuwahlen ist gescheitert.<br />
würde. Und eine Neuauflage der Regierung<br />
Conte oder eine Techniker-<br />
Regierung, getragen von den Fünf<br />
Sternen und den Sozialdemokraten,<br />
wäredann nicht auszuschließen.<br />
Seit Salvini klargeworden ist, dass<br />
sein Plan für schnelle Neuwahlen<br />
scheitern und er selbst in der Opposition<br />
landen könnte, tritt er auf die<br />
Bremse. Trotz mehrfacher Ankündigung<br />
hat der Lega-Chef seine Minister<br />
nicht aus der Regierung abgezogen.<br />
Bei der jährlichen Pressekonferenz<br />
seines Ministeriums am Donnerstag<br />
sagte er zwar,erglaube nicht,<br />
dass es mit der Regierung Conte weitergehen<br />
könne. Dann verblüffte er<br />
mit dem Zusatz: „Aber wenn jemand<br />
in den Dialog treten will, bin ich da.<br />
Ich bin der geduldigste Mensch der<br />
Welt und mein Telefon ist immer eingeschaltet.“<br />
Kurz darauf versicherte<br />
er noch, er habe nie gesagt, die Regierung<br />
zu Fall bringen zu wollen.<br />
Die überraschende Volte hat damit<br />
zu tun, dass Salvini inzwischen<br />
ziemlich isoliert ist. Er hatte offenbar<br />
nicht damit gerechnet, dass die<br />
Fünf Sterne, immer noch stärkste<br />
Kraft im Parlament, und die Linke<br />
eine Zusammenarbeit erwägen<br />
könnten. Die Gespräche hinter den<br />
Kulissen sind noch nicht weit gediehen.<br />
Aber gemeinsam schmetterten<br />
sie bereits das von der Lega gewünschte<br />
Datum für das Misstrau-<br />
AP/GREGORIO BORGIA<br />
ensvotum ab. Auch in der Migrationspolitik<br />
hat Salvini eine Niederlage<br />
kassiert. Zwei Fünf-Sterne-Minister<br />
weigerten sich, sein<br />
Einfahrts-Verbot gegen das Rettungsschiff<br />
„Open Arms“ zu unterschreiben.<br />
Am Sonnabend musste<br />
er die 27 unbegleiteten Minderjährigen<br />
unter den Flüchtlingen an<br />
Land lassen. Am Sonntag gestattete<br />
der spanische Ministerpräsident<br />
Pedro Sanchez dem Kapitän der<br />
„Open Arms“ mit den verbliebenen<br />
Flüchtlingen, den Hafen vonAlgecirasanzulaufen.<br />
Auch in den eigenen Reihen regt<br />
sich Kritik. Salvinis engsterVertrauter,<br />
Staatssekretär Giancarlo Giorgetti,<br />
sagte öffentlich, der Lega-Chef habe<br />
den Bruch der Koalition allein entschieden.<br />
„Am Ende ist das eine persönliche<br />
Verantwortung“, befand Giorgetti.<br />
Einanderes Timing wäreaber<br />
besser gewesen.<br />
Angebot an die Fünf Sterne<br />
Italienische Medien kolportieren derweil,<br />
Salvini habe Fünf-Sterne-Chef<br />
Luigi Di Maio angeboten, neuer Regierungschef<br />
zu werden.Das Verhältnis<br />
zu Conte sei zu zerrüttet. Conte<br />
war den Innenminister in einem offenen<br />
Brief hartangegangen und hatte<br />
ihm „unfaire Zusammenarbeit“ vorgeworfen.<br />
Auch sei er„zwanghaft“ auf<br />
das Thema Migration konzentriert<br />
und schiele nur auf den Wählerkonsens.<br />
Die Fünf Sterne lassen Salvini<br />
abblitzen.„Erbereutesjetzt. Aber das<br />
Omelette ist zubereitet“, schrieb Luigi<br />
Di Maio auf Facebook. Das heißt so<br />
vielwie „Das Kind istinden Brunnen<br />
gefallen“. Dass er Premier werden<br />
solle, sei „Fake News“, betonte der<br />
Fünf-Sterne-Mann. Salvinigab er auf<br />
den Weg: „Jeder ist der Meister seines<br />
Schicksals.Viel Glück!“<br />
Regina Kerner wartet auf<br />
weitere überraschende<br />
Wendungen in dieser Krise.<br />
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Nervenfasern wichtig. Ein<br />
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ist Cholin, das zu<br />
einem normalen Fettstoffwechsel<br />
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Struktur und Funktion der<br />
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häufig mit fortschreitendem<br />
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zunächst nur gelegentlich<br />
Probleme imBett, doch diese<br />
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zurückzuerlangen. Laut<br />
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anund wird hauptsächlich<br />
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z. B. Erektionsstörungen,<br />
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müssen daher nicht jedes Mal<br />
rechtzeitigvor dem Sexandie<br />
Einnahme denken. Stattdessen<br />
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6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019<br />
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Wirtschaft<br />
NACHRICHTEN<br />
Vapiano-Chef tritt<br />
überraschend zurück<br />
DerChef der angeschlagenen Restaurantkette<br />
Vapiano,Cornelius<br />
Everke,hat am Sonntag seinen<br />
Rücktritt für Ende August angekündigt.<br />
In einer Mitteilung des Unternehmens<br />
wurden persönliche Gründe<br />
genannt –die dabei üblichen<br />
Danksagungen fehlen allerdings.<br />
DerVertrag werde„einvernehmlich“<br />
zum 31. August beendet. Everke war<br />
erst Ende 2018 als Sanierer an die<br />
Spitzegerückt und hat im Juni seine<br />
Strategie für die Zukunft präsentiert.<br />
Dieschnell gewachsene Restaurantkette<br />
steckt seit Langem tief in der<br />
Krise.Bei einem Umsatz vonrund<br />
372 Millionen Euro machte das<br />
Unternehmen 2018 einen Verlust<br />
von101 Millionen Euro. (dpa)<br />
IW-Chef Hüther fordert<br />
Investitionen auf dem Land<br />
Michael Hüther,Direktordes Instituts<br />
der deutschen Wirtschaft (IW)<br />
in Köln, hält massiveInvestitionen<br />
in ländliche Regionen für nötig, um<br />
die Lebensverhältnisse anzugleichen.<br />
Dies betreffe die Verkehrsinfrastruktur<br />
ebenso wie Forschung<br />
oder digitale Netze. „5G auf Berlin,<br />
Leipzig, Dresden oder Rostock beschränken<br />
und der Rest muss sehen,<br />
wo er bleibt –das wirdnicht funktionieren“,<br />
sagte Hüther.Ertratdamit<br />
auch Thesen vonReint Gropp entgegen.<br />
DerPräsidentdes Leibniz-<br />
Instituts für Wirtschaftsforschung<br />
Halle (IWH) hatte gefordert, Infrastrukturinvestitionen<br />
auf Großstädte<br />
und die Anbindung ihres Umlands<br />
zu konzentrieren. (dpa)<br />
Krabbenfischer beenden<br />
ihre Zwangspause<br />
Die Kutter laufen wieder aus.<br />
FOTO: ASSANIMOGHADDAM/DPA<br />
Nach drei Wochen Zwangspause<br />
wollen die Krabbenfischer an der<br />
Nordseeküste wieder auslaufen. Zuvorhatten<br />
die Großhändler den Fischernwochenlang<br />
keine Krabben<br />
abgenommen, weil große Fangmengen<br />
im vergangenen Herbst für<br />
randvolle Lager gesorgt hatten. Sinkende<br />
Preise und der Abnahmestopp<br />
ließen daraufhin die Einkommen<br />
der Fischer wegbrechen. „Das<br />
ist wahrscheinlich die größte Krise,<br />
die ich in meinem Leben mitgemacht<br />
habe“, sagte Geschäftsführer<br />
Dirk Sander vonder Erzeugergemeinschaft<br />
der Deutschen Krabbenfischer<br />
(EZDK) in Cuxhaven. (dpa)<br />
Anstieg der Umlage<br />
für Ökostrom erwartet<br />
DieÖkostrom-Umlage dürfte Experten<br />
zufolge im kommenden Jahr<br />
leicht steigen. DieDenkfabrikAgora<br />
rechnet mit einem Wert von6,5 bis<br />
6,7 Cent proKilowattstunde –indiesem<br />
Jahr liegt die EEG-Umlage bei<br />
6,41 Cent. Da auchdie Preise an der<br />
Strombörse anziehen, müssen Verbraucher<br />
wohl mit höheren Strompreisen<br />
rechnen. Vorerst ist aber offen,<br />
ob und wie die Stromanbieter<br />
die Teuerung weitergeben. Agora<br />
rechnet mit einem Cent mehr pro<br />
Kilowattstunde.Für einen Vier-Personen-Haushalt<br />
wären das rund<br />
40 Euro mehr im Jahr.AlleStromkunden<br />
müssen bisher die Umlage<br />
bezahlen, über die die Ökostrom-<br />
Förderung finanziertwird. (dpa)<br />
Von Theresa Dräbing<br />
Esgab sie mal: die gut verzinsten<br />
Sparverträge mit Prämienaufschlag.<br />
Wervor 20,<br />
30 Jahren einen Sparvertrag<br />
bei einer Sparkasse abgeschlossen<br />
hat,demwurdensehrvielhöhereZinsen<br />
versprochen als heute, vor allem<br />
aber boten die Staffelverträge bis zu<br />
50, in einigen Fällen sogar bis zu 100<br />
Prozent Bonusaufschlag auf den Jahressparbetrag,<br />
bei in der Regel undefinierter<br />
Laufzeit. Sparer mit Altverträgen<br />
profitieren davon heute noch –<br />
zum Leidwesen der Banken, die die<br />
Verträge gern loswerden wollen.<br />
Beim anhaltenden Niedrigzinsniveau<br />
sind die gut verzinsten Sparverträge<br />
mit hohen Prämien für sie<br />
eine Belastung.<br />
Dutzende Institute haben deshalb<br />
schon Kündigungen verschickt –zuletzt<br />
nach einem BGH-Urteil im Mai,<br />
das zugunsten der Sparkassen ausging.<br />
Danach dürfen Sparkassen Prämiensparverträge<br />
kündigen, wenn<br />
die höchste Prämienstufe erreicht ist<br />
(Az. XI ZR 345/18).<br />
„Das Urteil bedeutet aber nicht,<br />
dass es gleichsam auf alle Prämiensparverträge<br />
anzuwenden ist“, sagt<br />
Uwe Döhler, Finanzexperte der Stiftung<br />
Warentest. „Nicht alle Produkte<br />
dürfen gekündigt werden, Verbraucher<br />
sollten den Vertrag imZweifelsfall<br />
von der Verbraucherzentrale<br />
überprüfen lassen.“ Denn das BGH-<br />
Urteil beziehe sich auf einen ganz bestimmten<br />
Vertragstyp einer einzelnen<br />
Sparkasse, in diesem Fall der<br />
Kreissparkasse Stendal in Sachsen-<br />
Anhalt.<br />
Zwar ist das Sparprinzip immer<br />
ähnlich: Man vereinbart eine feste<br />
Monatsrate, die man üblicherweise<br />
nicht erhöhen kann, bekommt einen<br />
monatlichen variablen Zins und eine<br />
Bonusstaffel, die in der Regel über<br />
15 Jahre läuft. „Aber jede Sparkasse<br />
konnte im Detail, sowohl über die<br />
Verzinsung als auch über die Nebenbedingungen,<br />
eigene Bedingungen<br />
in den Vertragschreiben und das anders<br />
formulieren als die Nachbarsparkasse“,sagtDöhler.Unterschiedlich<br />
wurde etwa die Laufzeitangabe<br />
gehandhabt. „Wenn das Produkt für<br />
eine bestimmteLaufzeitausgeschrieben<br />
ist, dann würde auch dieses<br />
BGH-Urteil nicht greifen.“ Dies berief<br />
sich nämlich darauf, dass keine feste<br />
Laufzeit angegeben war.<br />
Altverträgebei derSparkasse Berlin<br />
DasAltprodukt bei der <strong>Berliner</strong> Sparkasse<br />
hieß „Vorsorgesparen flexibel“,<br />
andernorts führten es die Sparkassen<br />
unter „Prämiensparen flexibel“ oder<br />
„Prämiensparvertrag“. Wie viele<br />
Kunden noch Altverträge besitzen, ist<br />
nicht bekannt, da jede der rund 400<br />
Sparkassen in Deutschland individuelle<br />
Verträge unter eigenem Namen<br />
verkauft hat. Doch allein bei der<br />
Nürnberger Sparkasse beispielsweise,<br />
die kürzlich Sparvertragskündigungen<br />
zu Ende September ausgesprochen<br />
hat, sind es über 20 000 Verträge,<br />
inder Summe werden es also<br />
Hunderttausende sein.<br />
Das Ende vom Prämiensparen<br />
Sparkassenkündigen gut verzinste Verträge. Droht das auch Kunden in Berlin?<br />
Kündigung: Die Verbraucherzentralen empfehlen,<br />
einer Kündigung erst einmal schriftlich<br />
zu widersprechen. Aufder Website der<br />
Verbraucherzentrale findet sich dazu auch ein<br />
Musterbrief. Weitere Hilfe kann eine persönliche<br />
Beratung durch eine Verbraucherzentrale<br />
oder einen Fachanwalt bieten.<br />
VERTRÄGE PRÜFEN<br />
Zinsanpassung: Bei den Verbraucherzentralen<br />
können Kunden prüfen lassen, ob die<br />
Zinsanpassung rechtmäßig ist. Die Verbraucherschützer<br />
können außerdem eine Musterrechnung<br />
anstellen, was dem Kunden nach<br />
ihrer Rechtsauffassung zustehen würde. Das<br />
kostet zwischen 60 und 80 Euro.<br />
ILLUSTRATION: SASCHA JAECK<br />
Auch bei der <strong>Berliner</strong> Sparkasse ist<br />
von Altverträgen auszugehen, die<br />
noch eine Weile laufen werden. Das<br />
Produkt „Vorsorgesparen flexibel“ ist<br />
erst im Juli 2016 vom Markt genommen<br />
worden. Ersetzt wurde es durch<br />
ein Prämiensparprodukt namens<br />
„Zinssparen“, dabei liegt der Basiszinsallerdingsbeimickrigen0,01Prozent,<br />
ab dem dritten Jahr bekommen<br />
Sparer jährlich steigende Bonuszahlungen<br />
von bis zu 12 Prozent im<br />
15. Sparjahr. Wer also 100 Euro monatlich<br />
einzahlt, bekäme im 15. Jahr<br />
144 Euro Bonus. „Das ist ein relativ<br />
kleiner Betrag und sicherlich nicht<br />
vergleichbar mit den Altverträgen“,<br />
sagt Döhler.Bei diesen Verträgen bestehe<br />
deshalb auch kaum Gefahr,<br />
dass die Sparkasse sie kündigt. „Der<br />
geringe Betrag schmerzt sie nicht so<br />
sehr wie Altverträge.“<br />
In Berlin zumindest ist aber auch<br />
von gekündigten Altverträgen noch<br />
nichts zu hören. „Gekündigte Sparverträge<br />
sind seit Längerem sporadisch<br />
ein Thema beiuns,aber nur von<br />
Verbrauchern, die solche in anderen<br />
Städten abgeschlossen haben“, sagt<br />
Volker Schmidtke, Referent für Finanzdienstleistungen<br />
bei der Verbraucherzentrale<br />
Berlin. Fälle der<br />
<strong>Berliner</strong> Sparkasse seien noch nicht<br />
an die Verbraucherschützer herangetragen<br />
worden.<br />
DieSparkassenlandschaft ist groß,<br />
und jedes Institut verhält sich anders.<br />
Gegenüber der Nachrichtenagentur<br />
dpa äußerte sich der Deutsche Sparkassen-<br />
und Giroverband jedoch<br />
nach dem BGH-Urteil im Mai: „Bei<br />
sehr lang laufenden Verträgen“ müsse<br />
es möglich sein, „auf veränderte<br />
wirtschaftliche Bedingungen angemessen<br />
reagieren zu können“, teilte<br />
ein Sprecher auf Anfrage mit.<br />
Zinsanpassungüberprüfen<br />
Doch nicht erst bei Kündigung lohne<br />
es sich, den Prämiensparvertrag zu<br />
überprüfen. Darauf macht die Verbraucherzentrale<br />
Baden-Württembergaufmerksam.<br />
Diese hat langfristige<br />
Sparverträge auf die Höhe der<br />
Zinsen überprüft und vielfach Verstöße<br />
festgestellt. So darfder Basiszins in<br />
den Prämiensparverträgen nach<br />
mehreren Urteilen des BGH nicht<br />
willkürlich geändert werden, sondern<br />
muss sich an einem Referenzzins<br />
orientieren. „ImMittelhaben die<br />
Sparer nach unserer Berechnung nur<br />
die Hälfte der Zinsen erhalten, die ihnen<br />
bei Anwendung der BGH-Rechtsprechung<br />
zustünden“, sagt Bankexperte<br />
Niels Nauhauser bei der Verbraucherzentrale<br />
Baden-Württemberg.<br />
Dies war zum Beispiel der Fall<br />
bei der Frankfurter Sparkasse.RechtlicheSchrittesindeingeleitetworden,<br />
und das Frankfurter Institut hat eine<br />
Unterlassungserklärung abgegeben.<br />
„Aber nicht nur Kunden der Sparkasse<br />
Frankfurt haben große Chancen<br />
auf einen Erstattungsanspruch,<br />
weil die Zinsen anders berechnet<br />
worden sind, als die Rechtslage es<br />
vorschreibt“, sagt Döhler vonder Stiftung<br />
Warentest und rät, die Verträge<br />
bezüglich Zinsanpassung und Zinszahlung<br />
überprüfen zu lassen.<br />
Briten stellen sich auf Versorgungslücken ein<br />
Von Silvia Kusidlo und Holger Mehlig<br />
Bei einem ungeregelten Brexit<br />
rechnet die britische Regierung<br />
einem Bericht zufolge mit Versorgungsengpässen<br />
bei Lebensmitteln,<br />
Medikamenten und Benzin. Darüber<br />
hinaus stelle man sich auf einen<br />
mehrmonatigen Zusammenbruch<br />
in den Häfen, eine harte Grenze zur<br />
Republik Irland und steigende Sozialkosten<br />
ein, berichtete die „Sunday<br />
Times“ unter Berufung auf Regierungsdokumente.<br />
Kabinettsmitglieder versuchten<br />
am Wochenende zu beschwichtigen.<br />
Bei No-Deal-Brexit droht angeblich Mangel an Lebensmitteln undMedikamenten<br />
Energieminister Kwasi Kwarteng sagte<br />
dem Sender Sky News, es gebe<br />
gegenwärtig viel Angstmacherei.<br />
Großbritannien werdefür einenEU-<br />
Austritt auch ohne ein Abkommen<br />
am 31. Oktober bereit sein. Der für<br />
die Planungen zuständige Minister<br />
Michael Gove erklärte,das Schreiben<br />
befasse sich lediglich mit dem<br />
schlimmsten anzunehmenden Fall.<br />
Die<strong>Zeitung</strong> zitiertallerdings eine<br />
nicht genannte Regierungsquelle mit<br />
der Einschätzung, dass die Szenarien<br />
„realistische Einschätzung“ und<br />
„nicht der schlimmste Fall“ seien.<br />
Dem Bericht zufolge würden Zollkontrollen<br />
und Megastaus von Lastwagen<br />
in Südengland den Importfrischer<br />
Lebensmittel behindern. Britische<br />
Patienten müssten länger auf<br />
Arzneimittel wie Insulin und Impfstoffe<br />
gegen Grippe warten. Ein ungeregelter<br />
Ausstieg würde auch zu<br />
Verzögerungen für PassagiereanEU-<br />
Flughäfen, im Eurotunnel und in der<br />
Hafenstadt Dover am Ärmelkanal<br />
führen. An der Grenze zwischen der<br />
Republik Irland und dem britischen<br />
Nordirland wird mit starken Protesten<br />
gerechnet.<br />
DasDossier wurde nach Angaben<br />
der <strong>Zeitung</strong> vom Cabinet Office zusammengestellt,<br />
das Premierminister<br />
Boris Johnson und die Minister<br />
unterstützt. Es wird immer wahrscheinlicher,<br />
dass Großbritannien<br />
Ende Oktober ohne Abkommen aus<br />
der EU ausscheidet. Rund 100 Abgeordnete<br />
riefen Johnson am Wochenende<br />
in einem Brief dazu auf, das Parlament<br />
aus der Sommerpause zu holen,<br />
um nach Lösungen zu suchen.<br />
Johnson wirdinden kommenden<br />
Tagen ins Ausland reisen. Am Mittwoch<br />
soll er Bundeskanzlerin Angela<br />
Merkel (CDU) treffen, am Donnerstag<br />
den französischen Präsidenten<br />
Emmanuel Macron. (dpa)<br />
Deutscher<br />
Hopfen im<br />
Klimastress<br />
US-Farmersind inzwischen<br />
die größtenLieferanten<br />
Von Thomas Magenheim<br />
Thomas Raiser ist besorgt. „Bei erneut<br />
schlechter Ernte wird es<br />
knapp“, sagt der Marketingchef des<br />
weltgrößten Hopfenhändlers Barth-<br />
Haas in Nürnberg. Lange Zeit hat es<br />
trübe ausgesehen für die Hopfendolde:<br />
Der Bierrohstoff verträgt keine<br />
trockene Hitze. Dann sind die Temperaturen<br />
gesunken, und es hat zu<br />
regnen begonnen. „Wir rechnen jetzt<br />
mit einer durchschnittlichen Ernte“,<br />
sagt Raiser. Die wäre bitter nötig,<br />
denn die vergangenen fünf Jahrehaben<br />
schlechte Ernten gebracht.<br />
Obwohl die globalen Anbauflächen<br />
2018 auf über 60 000 Hektar<br />
ausgeweitet wurden, ist die Welternte<br />
leicht auf 118 410 Tonnen Hopfen<br />
geschrumpft. „Es ist eindeutig der<br />
Klimawandel“, sagt Raiser.Der treffe<br />
vor allem deutsche Hopfenbauern<br />
und spiele deren US-Konkurrenten<br />
in die Hände.Denninden USA würden<br />
dieAnbauflächen seitjeherpraktischflächendeckendbewässert,weil<br />
sie in steppenähnlichen Regionen<br />
liegen. In Deutschland werde dagegen<br />
bisher nur ein Fünftel der Anbaufläche<br />
künstlich berieselt, und<br />
mehr sei wegen der restriktiven Wasserwirtschaftsämter<br />
auch kaum drin.<br />
Grundwasser ist längst nicht mehr<br />
unbegrenzt verfügbar.<br />
So stagniert die deutsche Ernte<br />
trotz Flächenausweitung, und die<br />
Qualität lässt nach. „Die Inhaltsstoffe<br />
sind enttäuschend“, sagt Raiser. Er<br />
meint damit Aromen und Bitterstoffe,<br />
die Bier seinen typischen Geschmack<br />
geben. Ihre Intensität lässt<br />
nach, was der Experte auf Trockenheit<br />
und Hitzezurückführt.<br />
Traditionell angebaut wird vor allem<br />
in der bayerischen Hallertau und<br />
zum kleineren Teil im ostdeutschen<br />
Elbe-Saale-Gebiet. Insgesamt produziertDeutschlandimmerhin<br />
noch<br />
ein Drittel allen Hopfens weltweit.<br />
Dieheimischen Pflanzen waren aber<br />
bis vor wenigen Jahren noch die<br />
Nummer eins. Dann sind die USA<br />
vorbeigezogen, die zuletzt 39 Prozent<br />
der weltweiten Ernte eingefahren haben.<br />
Das liege nicht nur am Klimawandel,<br />
sondern auch am Craftbier-<br />
Boom in den USA, erklärtRaiser. Das<br />
sind handwerklich gebraute Biere,<br />
die mehr Hopfen brauchen als der<br />
Standard-Gerstensaft.<br />
Barth-Haas sucht bereits neue<br />
Anbauregionen, um klimatischen<br />
Nachteilen zu entgehen. Doch eine<br />
entsprechende Studie mache wenig<br />
Hoffnung. Den Anbau innerhalb<br />
Deutschlands um ein paar hundert<br />
Kilometer Richtung Norden zu verschieben,<br />
bringe wohl nur kurzfristig<br />
etwas.<br />
Sinnvoller wäre es, Richtung Osteuropa<br />
zu gehen. „Aber das würde<br />
enorme Investitionen verschlingen“,<br />
sagt Raiser. Damit sei Hopfenanbau<br />
in Osteuropa im großen Stil finanziell<br />
unwahrscheinlich. Eine bessereAusweichstrategie<br />
sei der Anbau hitzeresistenter<br />
Hopfensorten. Die hätten<br />
allerdings andere Aromen als die<br />
heute gebräuchlichen. Damit müssten<br />
die Brauer dann zurechtkommen<br />
–und vorallem die Biertrinker.<br />
Hopfendolden vertragen keine trockene<br />
Hitze.<br />
FOTO: PETER ENDIG/DPA
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19082019
8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Meinung<br />
Artenschutz<br />
ZITAT<br />
Verpasste<br />
Chancen<br />
Jens Blankennagel<br />
fordert, dass der Bund den Ländern<br />
hilft bei Problemen mit Wolf &Co.<br />
Seit 2017 hat Brandenburg 1,6 Millionen<br />
Euro ausgegeben, um Landwirte<br />
davor zu schützen, dass deren Schafherden<br />
oder ihreKälber vonWölfen gefressen<br />
werden. Oder das Geld ging an Bauern,<br />
deren Äcker überflutet wurden, weil Biber<br />
in der Nähe ihreDämme gebaut hatten.<br />
Das Geld ist sehr gut angelegt, kommt<br />
aber leider ziemlich spät, denn auf dem<br />
platten Land sind die streng geschützten<br />
Wölfe und Biber nicht sehr beliebt. Das<br />
liegt auch daran, dass die BauernimSchadensfall<br />
lange Zeit auf die Entschädigungszahlungen<br />
von Stiftungen hoffen<br />
mussten und dass die Länder erst spät<br />
Entschädigungsprogramme auflegten.<br />
Das ist kein Vorwurf an die Länder,<br />
denn eigentlich ist das nicht deren Problem.<br />
Dass sich Wölfe und Biber in Brandenburg<br />
wohlfühlen, kann und sollte<br />
dem Land nicht vorgeworfen werden.<br />
Deshalb sollte der Bund die Länder nicht<br />
alleinlassen, wenn es darum geht, betroffene<br />
Landwirte zu entschädigen.<br />
Natürlich ist es absurd, jeden für alles<br />
entschädigen zu wollen. Aber bei streng<br />
geschützten Tieren ist es durchaus anders.Wenn<br />
ein Biobauer seine Tierenicht<br />
in einem Großstall hält, sondern vorbildlich<br />
auf der Weide, kann er schnell pleite<br />
sein, wenn sich in der Nähe ein Wolf niederlässt.<br />
Weidezäune sind sehr teuer.<br />
Am Umgang mit streng geschützten<br />
Tieren zeigt sich, ob der Mensch die Sache<br />
mit der Erhaltung der Artenvielfalt ernst<br />
nimmt. Gerade hat die Weltartenschutz-<br />
Konferenz in Genf festgestellt, dass die<br />
Menschen schon bald eine Million von<br />
acht Millionen Tierarten ausgerottet haben<br />
könnten. Die Frage ist, ob die Deutschen<br />
wollen, dass bei ihnen auch Wolf<br />
und Biber dazugehören.Wenn sie es nicht<br />
wollen, muss der Bund auch dafür zahlen.<br />
Parteiausschluss<br />
Märtyrer<br />
Maaßen<br />
JanSternberg<br />
rät der CDU-Chefin, die Debatte<br />
schnell wieder einzufangen.<br />
Parteiausschlussverfahren gegen Prominente<br />
schaden der Partei und helfen<br />
dem Abweichler. Das ist bei der SPD<br />
und Thilo Sarrazin so, eswar bei der AfD<br />
und Björn Höcke der Fall. Es würde auch<br />
bei der CDU und Hans-GeorgMaaßen so<br />
laufen.<br />
Dass CDU-Chefin Annegret Kramp-<br />
Karrenbauer in einem Interview den Eindruck<br />
erweckt hat, sie denke über einen<br />
Parteiausschluss Maaßens nach, war zumindest<br />
ungeschickt. Das ist spätestens<br />
klar nach der Kritik vonihren wahlkämpfenden<br />
Landesverbänden in Sachsen und<br />
Thüringen, wo man Maaßen für einen<br />
hält, der das Wählerpotenzial der im Osten<br />
überdurchschnittlichen starken AfD<br />
zumindest noch erreicht.<br />
Kramp-Karrenbauer hat schnell betont,<br />
dass sie Maaßen nur zur Ordnung<br />
rufen, aber nicht aus der Partei werfen<br />
wollte. Der Eindruck hat sich dennoch<br />
verstärkt, dass sie einen Hang zu verbalen<br />
Ungeschicklichkeiten hat, bei denen nie<br />
ganz klar ist, wie viel Absicht dahintersteht.<br />
Man denke an ihr Sinnieren über<br />
die Meinungsfreiheit im Internet.<br />
Maaßen fehle die Haltung, die ihn mit<br />
der CDU noch verbindet, hatte die Parteichefin<br />
gesagt. Manmuss hinzufügen: mit<br />
ihrer CDU. Denn Maaßen hat einen Plan<br />
für die Partei: Er will eine neue konservative<br />
Mehrheit schaffen. Schwarz-blaue<br />
Bündnisse zwischen CDU und AfD wären<br />
nicht mehr ausgeschlossen.<br />
Mit einem Parteiausschlussverfahren<br />
am Hals würde Maaßen zum Märtyrer.<br />
Das würde in Sachsen vieles verkomplizieren<br />
– und auch Kramp-Karrenbauer<br />
schaden. Wenn sie Schwarz-Blau nicht<br />
zulassen will, darf sie es auch nicht herbeistolpern.<br />
Jüngste Meldung vom Atlantik, Tag5,<br />
etwa ein Drittel des Weges vonEngland<br />
nach NewYorkist geschafft.„Ein sonniger<br />
Tag mit angenehmem Wind“,<br />
schreibt Greta Thunbergauf Twitter über ein<br />
Foto, auf dem sie so schüchtern lächelt, wie<br />
sie inzwischen die ganze Welt kennt. Eine<br />
Heldin im Kampf für den Klimaschutz, sagen<br />
ihreAnhänger.Ein naives Mädchen, das von<br />
öffentlichkeitsgeilen PR-Profis für deren politische<br />
oder kommerzielle Zwecke eingespannt<br />
wird, sagen ihreKritiker.<br />
Vor allem in Deutschland überwog bislang<br />
die Sympathie mit der 16-Jährigen, die<br />
vornun genau einem Jahr allein vors schwedische<br />
Parlament statt ins Klassenzimmer<br />
zog und damit eine Massenbewegung auslöste,die<br />
zu freitäglichen Klima-Schulstreiks<br />
in rund 100 Ländern führte. Zweifellos ein<br />
ungeahnter Erfolg –sowar die Lesartbisher.<br />
Doch ausgerechnet zum Jahrestag der<br />
„Fridays For Future“ bringt Thunbergs bislang<br />
spektakulärste Aktion die Stimmung<br />
zum Kippen: Auf einer komplett klimaneutralen<br />
Hochseejacht reist die Schwedin gerade<br />
quer über den Atlantik, um am UN-Klimagipfel<br />
in NewYork, später an der Weltklimakonferenz<br />
in Chile teilzunehmen und<br />
ihreMission auf dem amerikanischen Kontinent<br />
zu verbreiten. Flugreisen lehnt Thunberg<br />
bekanntlich kategorisch ab –und hofft<br />
auch hier auf viele Nachahmer.<br />
Seitdem sie jedoch auf Segeltour ist, weht<br />
ihr ein gar nicht mehr so angenehmer Wind<br />
entgegen –vor allem, weil sich herausstellte,<br />
dass die Logistik für Gretas große Fahrtmehr<br />
Transatlantik-Flüge nötig macht als die vier<br />
Hin- und Rückreisen für sich und ihrenVater.<br />
Das nehmen ihr nun auch Wohlgesonnene<br />
übel: Bleibt so am Ende nicht nur eine überflüssige<br />
Promo-Aktion?<br />
Sie werden es mitbekommen haben, in<br />
Brandenburgstehen Landtagswahlen an.<br />
Ichwohne nur zehn Kilometer vonder Stadtgrenze<br />
entfernt, und trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit<br />
höher, dass jemand mit mir<br />
über die Proteste in Hongkong sprechen<br />
möchte als über dieWahlen im Nachbarland.<br />
So gerne ich <strong>Berliner</strong> auch vor allen Vorurteilen<br />
in Schutz nehme, unsere Ignoranz<br />
gegenüber Brandenburg kann ich kaum bestreiten.<br />
Wirkennen das Land vonTagesausflügen,<br />
bei denen wir die schöne Natur loben<br />
und über das schlechte Essen lästern. Die<br />
Funklöcher zwingen uns ja den ganzen Ausflug<br />
über zur analogen Kommunikation, also<br />
reden wir über gute Wellnesshotels,wer hier<br />
ein Wochenendhäuschen hat und dass man<br />
mal ironisch nach Tropical Islands möchte.<br />
So,als wäreBrandenburgnur für unsereVergnügungszwecke<br />
da.<br />
Wieviele vonuns wussten vordem Wahlkampf<br />
auf Anhieb den Namen des Brandenburger<br />
Ministerpräsidenten? Oder könnten<br />
mehr als drei Regionen auf der Kartebenennen?<br />
Ich glaube noch nicht mal, dass es unbedingt<br />
despektierlich gemeint ist. Wer<br />
denkt, dass Städter alle auf Landeier herabblicken,<br />
vergisst, dass viele Städter früher<br />
selbst mal Landeier waren. DieGrenzen sind<br />
ja durchlässig. Es ist gefühlt einfach nur sehr<br />
viel weiter weg als zehn Kilometer. Berlin ist<br />
so voll, fordernd und, ja, auch sehr selbstreferenziell.<br />
Auf unseren Tagesausflügen sehen wir<br />
aber derzeit nicht nur Alleebäume, sondern<br />
Klimaschutz<br />
Gretas<br />
große Reise<br />
Steven Geyer<br />
denkt über das erste Jahr von„Fridays für Future“ und den<br />
vielfach kritisierten Segeltörnder Aktivistin Thunberg nach.<br />
Auch die Symbolik der Reise erscheint<br />
fragwürdig: Waswill Greta zeigen? Als Alternative<br />
für Geschäfts- oder Urlaubsreisen<br />
kommen Hochseeyachten kaum infrage.<br />
Hätte sich Thunberg per Video zur Klimakonferenz<br />
zuschalten lassen, ließe sich das<br />
besser zum Vorbild ausrufen: Viele klimaschädliche<br />
Reisen sind dank modernerTechnik<br />
überflüssig. Oder lehrtuns der Segeltörn,<br />
dass der Einzelne das Klima auch bei größtem<br />
Bemühen nicht retten kann, sondern<br />
die Politik den Flugverkehr regulieren muss?<br />
Am Ende steckt dahinter die große Frage<br />
jeder Symbolik: Heiligt der Zweck die Mittel?<br />
Kann Gretas Weltreise so viele Menschen für<br />
den Klimaschutz mobilisieren, dass deren<br />
Druck die Politik zum Handeln zwingt?<br />
KOLUMNE<br />
Die <strong>Berliner</strong> und<br />
das ferne, nahe<br />
Brandenburg<br />
Katja Berlin<br />
Autorin<br />
auch AfD-Wahlplakate, die noch gruseliger<br />
sind als das Brandenburger Essen. „Hol dir<br />
dein Land zurück“, rufen sie einem zu, als<br />
seien sie Werbung für ein gewaltverherrlichendes<br />
Videospiel. Das AfD-Wahlprogramm<br />
nimmt sich Preußen als Vorbild und<br />
verspricht Gutes für alle außer für Asylsuchende,Wölfe,<br />
Frauen, die gerne über ihren<br />
Körper selbst bestimmen, oder das Klima.<br />
Der Brandenburger Landesverband gilt mit<br />
BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />
Vermutlich können wir heute noch gar<br />
nicht absehen, welcheWirkung die Amerika-<br />
Tour vonThunberg bis Ende des Jahres entfaltet.<br />
Womöglich löst der Medien-Hype eine<br />
weltweite Jugendbewegung aus, die vergleichbar<br />
ist mit den Anti-Vietnam- und Studenten-Protesten<br />
der Sechzigerjahre. Nicht<br />
auszuschließen, dass Thunberg eines Tages<br />
zur Ikone des zivilgesellschaftlichen Protestes<br />
wird, das Gesicht einer neuen Klimabewegung,<br />
so wie Martin Luther King das Gesicht<br />
der Bürgerrechtsbewegung war. Vielleicht<br />
brauchen erfolgreiche Proteste solche<br />
Helden, deren öffentliches Bild ihrepersönlichen<br />
Fehler überstrahlt. Käme es so,wäredie<br />
Klimabilanz der Greta Thunbergeine zu vernachlässigende<br />
Fußnote in den Geschichtsbüchern<br />
–auch wenn die Diskrepanz zwischen<br />
Anspruch und Wirklichkeit der Klimaschützer<br />
schon jetzt manchem konservativen<br />
Kommentator so viel Furor entlockt,<br />
dass er der kritiklosen Begeisterung vieler<br />
Greta-Fans in nichts nachsteht.<br />
Doch so weit ist es längst nicht. Bislang<br />
besteht die Leistung der „Fridays for Future“<br />
darin, ein Thema für die junge Generation<br />
auf die Tagesordnung gesetzt zu haben, das<br />
ihre Eltern seit 1992 kennen: Damals hatte<br />
sich die Weltgemeinschaft auf dem ersten<br />
Umweltgipfel zu gemeinsamem Handeln<br />
verpflichtet, ebenso 1997 in Kyoto, zuletzt<br />
2015 in Paris. Auch diese Großereignisse<br />
blieben Symbole –der CO 2 -Ausstoß wuchs<br />
seit 1992 ungebrochen an. Leider lässt sich<br />
daraus lernen, dass auf Symbolik zwar oft ein<br />
Erwachen, hitzige Debatten und große Versprechen<br />
folgen –dass aber auch die größte<br />
Protestbewegung ihr Ziel aus den Augen verlieren<br />
kann, wenn die Umsetzung im Ringen<br />
ums Kleingedruckte und um praxistaugliche<br />
Kompromisse stattfindet.<br />
seiner Nähe zur Identitären Bewegung sogar<br />
für AfD-Verhältnisse als radikal.<br />
Wenn wir Brandenburg also jetzt mal die<br />
ihm gebührende Aufmerksamkeit schenken,<br />
ergeben sich für mich zwei Schlüsse aus den<br />
Wahlprognosen. Zum einen besteht die<br />
Mehrheit aus demokratisch wählenden<br />
Menschen, auf denen unser Hauptaugenmerk<br />
liegen sollte und mit denen wir uns<br />
über Infrastruktur und Nahverkehr einigen<br />
müssen. Ich sehe aber auch einen erschreckend<br />
großen Teil an Menschen, die eine<br />
rechtsradikale Partei wählen und die genauso<br />
ernst zu nehmen sind. Brandenburger<br />
AfD-Wähler sind eben auch keine verführten<br />
Hinterwäldler, die nicht wissen, was sie tun.<br />
Eine Partei zu wählen, deren Spitzenkandidat<br />
mit mehr rechtsextremen Vereinigungen<br />
verbunden war als ich offene Punkte auf der<br />
To-do-Liste habe, ist eine bewusste Kampfansage<br />
an eine demokratische, offene Gesellschaft.<br />
Werdas als Provinzposse herunterspielt,<br />
entsolidarisiertsich mit vielen <strong>Berliner</strong>innen<br />
und <strong>Berliner</strong>n, die sich aufgrund ihrer Hautfarbe<br />
nicht mehr nach Brandenburg trauen.<br />
Underentsolidarisiertsich ebenso mit unseren<br />
Nachbarn, die gerne weiterhin in einem<br />
schönen Bundesland leben möchten, das<br />
seine politischen Visionen nicht von einem<br />
militarisierten Königreich bezieht.<br />
Preußen wurde ja bekanntermaßen aufgelöst,<br />
vielleicht können wir also länderübergreifend<br />
der AfD dabei helfen, ihrem<br />
großen Vorbild nachzueifern.<br />
„Da half nichts! Kein<br />
Alkohol, kein Freund, nicht<br />
einmal meine Frau.<br />
Die Niederlage musste ich<br />
mit mir allein verhandeln.“<br />
Jamie Oliver, britischer Star-Koch,<br />
im Magazin Focus über seine Verfassung<br />
nach der Insolvenz seiner Restaurantkette<br />
„Jamie’s Italien“ im Mai dieses Jahres<br />
AUSLESE<br />
Scholz<br />
will’swissen<br />
Inder letztenWoche hat das Kandidatenkarussell<br />
für den SPD-Vorsitz Fahrt aufgenommen.<br />
Erst erklärte sich das DuoGesine<br />
Schwan/Ralf Stegner bereit, die Partei<br />
zu führen, am Freitag kam das Duo Petra<br />
Köpping/Boris Pistorius hinzu. Und nun<br />
auch noch Finanzminister Olaf Scholz.<br />
„Dass sich der 61-Jährige zur Verfügung<br />
stellt, dürfte in weiten Teilen seiner Partei<br />
für Erleichterung sorgen: Die bisherigen<br />
Bewerber gehörten überwiegend dem linken<br />
Parteiflügel an; große Namen aus der<br />
Bundespolitik suchte man vergebens. Beides<br />
ändert sich mit Scholz. Das Zeug zum<br />
Heilsbringer hat er allerdings nicht. Dafür<br />
fehlt es ihm an Charisma“, stellt die Neue<br />
Zürcher <strong>Zeitung</strong> fest. Ganz ähnlich sieht es<br />
das Badische Tagblatt:„MitFinanzminister<br />
Olaf Scholz betritt ein Schwergewicht die<br />
Bühne. Allerdings hat er nicht die Fähigkeit,<br />
das Herz von Sozialdemokraten (und<br />
Wählern) zu erwärmen. Er verfügt vielmehr<br />
über den Charme des spröden Bürokraten,<br />
kommt kühl-arrogant rüber.“<br />
Unddie Stuttgarter Nachrichten analysieren:<br />
„Scholz macht die Vorsitzenden-<br />
Wahl zum parteiinternen Referendum für<br />
oder gegen die große Koalition. Er setzt<br />
dabei alles auf eine Karte. Scholzgehörtin<br />
der SPD zu den vehementesten Befürwortern<br />
einer Fortsetzung von Schwarz-Rot.<br />
Er will bis zum regulären Ende der Legislaturperiode<br />
2021 weiter regieren. Alle<br />
Mitglieder und Funktionäre, die ihn jetzt<br />
unterstützen, legen sich auf diesen Kurs<br />
fest.“ Matthias Roch<br />
PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 – S eite 9 *<br />
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Berlin<br />
Wolf &Co:<br />
Brandenburg zahlt<br />
Millionen für Schäden<br />
Seite 15<br />
Vorhang auf –Stiftung will Karlshorster „Russenoper“ wieder öffnen Seite 12<br />
Tür auf –Tausende Besucher sahen sich in Bundesministerien um Seite 14<br />
Stadtbild<br />
Nach Hause<br />
fahren<br />
BarbaraWeitzel<br />
beobachtet die<br />
Abendmenschen.<br />
Der junge Mann neben der Haltestelle<br />
lässt sich nicht beirren.<br />
Nicht von den an- und abfahrenden<br />
Bussen, nicht vonder abgestandenen<br />
Schwüle, die wie eine muffige Decke<br />
über dem Kudamm liegt, nicht von<br />
den Menschen. Das Megafon in seiner<br />
Hand verdeckt fast sein ganzes<br />
Gesicht und ist das einzig Auffällige<br />
an ihm. Ansonsten: Kurze blonde<br />
Haare, Jeans, T-Shirt. Ein junger<br />
Mann eben –Mitte,Ende zwanzig.<br />
Ein junger Mann mit Botschaft.<br />
Vonweitem habe ich sie nicht verstanden,<br />
jetzt, aus der Nähe,höreich<br />
„Jesus“ und „Gott“, der Mann predigt.<br />
Seine Rede hat nichts Eiferndes,<br />
er klingt eher, als spräche er zu sich<br />
selbst, wäre danicht der Verstärker,<br />
der die Worte hinausschickt in den<br />
frühen Abend. Anders als andere<br />
Missionare mit ihren Blättchen und<br />
bohrenden Blicken finde ich ihn<br />
nicht unsympathisch. Wiefühlt man<br />
sich, frage ich mich, als hörbare<br />
Stimme, die keiner hört? Die Menschen<br />
tragen Tüten, Taschen und<br />
Kopfhörer, sprechen in Geräte, miteinander<br />
oder in Gedanken mit sich<br />
selbst. Nirgends eine Leere, die etwas<br />
Übergeordnetes füllen müsste.<br />
Die hat erst dann ihren Auftritt,<br />
wenn die Waren ausgepackt und<br />
schon wieder alt sind. Manch ein<br />
müdes Gesicht kündet schon davon.<br />
Durch die geschlossenen Bustürenhörtman<br />
ihn immer noch. Kurz.<br />
Abgelöst wird seine gedämpfte Rede<br />
vom Schnauben des anfahrenden<br />
Fahrzeugs und zwei singenden Kindern.<br />
Die Mutter sitzt ihnen gegenüber,<br />
sichtbar abgekämpft. Sie ermahnt<br />
die zwei, etwas leiser zu sein.<br />
Kurz darauf sind beide eingeschlafen,<br />
Kopf an Schulter.Eine alte Dame<br />
mit silberblauen Löckchen und Rollator<br />
sieht aus,als würde sie es ihnen<br />
gerne nachtun. Immer wieder klappt<br />
ihr Kopf zur Seite.Hoffentlich hat sie<br />
es nicht mehr weit, denke ich und<br />
muss aussteigen.<br />
Hier am Zoo mischen sich unter<br />
die Einkäufer und Bummler viele, in<br />
deren Taschen keine neu erworbenen<br />
Kurzseligkeiten sind. Sie sitzen,<br />
schlurfen und schleppen sich, einige<br />
torkeln, und in den Tüten tragen sie<br />
alles, was sie besitzen. Weil ich wenigstens<br />
einigen etwas geben will,<br />
aber keine Münzen habe,betrete ich<br />
eine Bäckerei. Die Verkäuferin will<br />
gerade beginnen, den umfangreichen<br />
Einkauf des Kunden vor mir in<br />
die Kasse einzugeben, da sagt der:<br />
„Lassen Sie die Dame ruhig vor. Sie<br />
will bestimmt nach Hause.“ Ich<br />
winke ab:„Dakomme ich her!“ Doch<br />
der vergnügte Mann im Maleranzug<br />
möchte offenbar etwas Gutes tun.<br />
„Dann lassen sie eben die andere<br />
Dame vor.“Ich hatte die Kundin hinter<br />
mir gar nicht bemerkt. „Ich<br />
meine, irgendjemand will doch immer<br />
nach Hause.“<br />
Wieder draußen, in der Hand ein<br />
Croissant und in der Tasche Kleingeld,<br />
denke ich an die schlafenden<br />
Kinder und die müde Mutter, die<br />
Frau mit dem Rollator,die Menschen<br />
mit den Tüten und den jungen Mann<br />
mit seiner Botschaft. Ichsehe die anderen<br />
Menschen mit den anderen<br />
Tüten, die heute nirgends mehr hinfahren,<br />
und nicke. Ja, irgendwer will<br />
immer nach Hause. Und irgendwo<br />
ist immer einer,der keines hat.<br />
Sieben in einer einzigen Nacht<br />
Gleich vier Autos wurden in der Nacht zu Sonntag am Lichtenberger<br />
Rodeliusplatz Opfer vonFlammen. Anwohner hatten laut Polizei gegen<br />
1.25 Uhr das Klirren einer Scheibe gehört, wenig später fing ein BMW<br />
an zu brennen. Das Feuer griff auf einen Smart über, der daneben geparkt<br />
war. Beide Fahrzeuge brannten nach Polizeiangaben komplett<br />
aus,zweiweitereinder Nähe wurden beschädigt. In Reinickendorfgingen<br />
in derselben Nacht zwei Autos in Flammen auf, in Hohenschönhausen<br />
brannte eines. Außerdem soll ein Elektroroller am Kottbusser<br />
Hellseher nervt Polizei im Fall Rebecca<br />
Der Leiter der Mordkommission reagiert mit einem wütenden Schreiben auf ständige Hinweise<br />
VonPhilippe Debionne<br />
Ein halbes Jahr schon ist Rebecca<br />
verschwunden. Weder<br />
die Eltern des Neuköllner<br />
Mädchens noch die Polizei<br />
wissen, was am Tagihres Verschwindens<br />
geschah. Auch ob die<br />
15-Jährige noch lebt, ist unklar. Die<br />
Polizei geht davon aus, dass die<br />
Schülerin tot ist. Tausenden Hinweise<br />
sind die Ermittler nachgegangen.<br />
Aber nicht nur ernstzunehmende<br />
Tippgeber wenden sich an<br />
die Polizei, sondern auch selbst ernannte<br />
Hellseher.Menschen wie Michael<br />
Schneider, der felsenfest davon<br />
überzeugt ist, mit übersinnlichen<br />
Kräften bei der Suche nach Rebecca<br />
helfen zu können.<br />
„Auch ich bin ein Seher“<br />
Er hat die Mordkommission offenbar<br />
so sehr mit seinen Hinweisen<br />
traktiert, dass Michael Hoffmann,<br />
der Leiter der für den Fall Rebecca<br />
zuständigen Mordkommission, nun<br />
die Geduld verlor und sich mit scharfen<br />
Worten zur Wehr setzt. „Sehr geehrter<br />
Herr Schneider,ich habe festgestellt,<br />
dass auch ich ein Seher bin“,<br />
beginnt die E-Mail, die der Chef-Ermittler<br />
vor wenigen Tagen an den<br />
vermeintlichen Hellseher geschrieben<br />
hat und die der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
vorliegt. „Ich habe vorhergesehen,<br />
dass Sie trotz meiner Bitte keine<br />
Ruhe geben!“ Offenbar hatte Hoffmann<br />
Schneider mehrfach zu verstehen<br />
gegeben, dass er sich bitte<br />
nicht in die Ermittlungen einmischen<br />
möge.Was den Hellseher aber<br />
nicht davon abhielt, immer neue E-<br />
Mails mit angeblichen Hinweisen an<br />
die Polizei zu schicken.<br />
So lange, bis Michael Hoffmann,<br />
der als hartnäckiger und<br />
erfahrener Ermittler gilt,<br />
nun die Geduld verlor. So<br />
schreibt er:„Jetzt noch einmal<br />
–die <strong>Berliner</strong> Polizei<br />
geht keinen Hinweisen von<br />
Sehern, Geisterkontaktlern,<br />
Kartenlegern, Pendelschwingern,<br />
Kaffeesatzle-<br />
sern,Wahrträumern,Wün-<br />
schelrutengängern, remote<br />
Viewern,<br />
Astralwahrnehmern, Computerfrequenzauslesernusw.nach.“<br />
Hellseher Michael Schneider, der<br />
nach eigenen Angaben unentgeltlich<br />
arbeitet, kann „eine grundsätzliche<br />
Skepsis solchen Hinweisen gegenüber<br />
nachvollziehen“, sagt er im Gespräch<br />
mit der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Dennoch ist es für den durchaus gebildeten<br />
Mann völlig unverständlich,<br />
weshalb die Polizei ihn nicht in<br />
die Ermittlungsarbeit einbindet.<br />
So schrieb Schneider bereits vor<br />
einiger Zeit in einem emotionalen<br />
Die vermisste<br />
Rebecca<br />
Brief an Polizeipräsidentin Barbara<br />
Slowik, dass „Hinweise vonder Qualität<br />
wie meiner an Sie inLändern<br />
wie den USA und Russland wie<br />
selbstverständlich und ohne mit den<br />
Augen zu rollen in die Ermittlungsarbeit<br />
der Polizei einbezogen“ würden.<br />
Nicht nur die Polizei, auch mehrere<br />
<strong>Zeitung</strong>sredaktionen sowie Opferorganisationen<br />
und sogar die Familie<br />
selbst hatte Schneider<br />
kontaktiert. So hatte er<br />
nach eigener Aussage kurz<br />
nach dem Verschwindens<br />
Rebeccas kurz Kontakt zu<br />
deren Mutter.Laut Schneider<br />
habe sie ihm gesagt,<br />
POLIZEI<br />
dass „ich ihr meine Sehung<br />
per Mail zukommen lassen<br />
möge“. Was der Hellseher<br />
auch tat –doch an der von<br />
ihm genannten Stelle, ein<br />
kleiner Wald in Großziethen, fanden<br />
die Ermittler nichts. Zwar kontaktierte<br />
Schneider Rebeccas Familieanschließend<br />
nicht mehr, die <strong>Berliner</strong><br />
Polizei erhielt jedoch weiterhin regelmäßig<br />
Koordinaten möglicher Fundorte<br />
Rebeccas sowie Kontaktdaten zu<br />
angeblichen Zeugen.<br />
Aus Polizeikreisen hieß es in der<br />
Vergangenheit auf Anfrage zurückhaltend,<br />
grundsätzlich würde „jeder<br />
Hinweis geprüft und dann eingeordnet“.<br />
Erst dann werde entschieden,<br />
wie man mit dem jeweiligen Hinweis<br />
MORRIS PUDWELL<br />
TorinKreuzberg gebrannt haben. Die Polizei ermittelt in allen Fällen<br />
wegen Brandstiftung. Zudem werdeein Zusammenhang der Taten geprüft,<br />
sagte eine Sprecherin. In der Nacht zu Sonnabend war es schon<br />
zu einer ähnlichen Feuerserie gekommen, fünf Autos waren betroffen.<br />
So brannte in Marzahn ein Wagen komplett aus, zwei weitere, in der<br />
Nähe geparkte wurden demnach ebenfalls beschädigt. Mitten in der<br />
Nacht brannte in Neukölln ein Auto aus. Ein davor geparkter Wagen<br />
wurde beschädigt. (dpa)<br />
weiter umgehe.Doch damit soll nun<br />
endlich Schluss sein. Das hofft<br />
Mordkommissions-Leiter Hoffmann.<br />
Dasschreibt er dem Hellseher<br />
in sarkastischen Worten: „Weitere<br />
Kontaktversuche, das sollten Sie eigentlich<br />
vorhersehen können, sind<br />
somit für Sienicht zielführend.“<br />
Wahrsager kann es nicht lassen<br />
In einerAntwortauf die Mail desKriminalhauptkommissars<br />
Michael<br />
Hoffmann schreibt Michael Schneider<br />
zwar, dass er„kein Stalker“ sei<br />
und Hoffmanns Ablehnung selbstverständlich<br />
akzeptiere. Nach mehreren<br />
Sätzen, in denen sich Schneider<br />
von anderen Hellsehern abgrenzt,<br />
wünscht er schließlich noch<br />
„viel Erfolg bei der Lösung des Falles“.<br />
Um hinter einem PS dann doch<br />
noch hinzuzufügen: „Bei allen Stellensüdlich<br />
der A12 werden Sienicht<br />
fündig werden, daRebecca eindeutig<br />
nördlich der A12 liegt.“ Das, so<br />
Schneider,habeer„nicht nur als Eingebung“.<br />
Davon sei er auch „als<br />
Hobby-Profiler, der versucht, sich in<br />
die Psyche von Tätern einzufühlen,<br />
überzeugt“.<br />
Philippe Debionne findet<br />
den gereizten Tondes Chef-<br />
Ermittlers bemerkenswert.<br />
NACHRICHTEN<br />
Bildungsverwaltung warnt<br />
vor Mangel an Kita-Plätzen<br />
DieSuche nach einem Kita-Platz<br />
könnte demnächst wieder schwerer<br />
werden: „Mit Blick auf die kommenden<br />
Monate muss man davon ausgehen,<br />
dass es zu Engpässen kommt“,<br />
sagte Iris Brennberger,Sprecherin<br />
der Bildungsverwaltung. DieVerwaltung<br />
arbeite weiter mit Hochdruck<br />
daran, das Kita-Angebot weiter auszubauen.<br />
Erfahrungsgemäß sei es<br />
vorallem für Eltern, die in der zweiten<br />
Hälfte des Kita-Jahres einen Platz<br />
brauchen, schwierig, etwas zu finden.<br />
Zumneuen Kita-Jahr,das im<br />
August begann, sind demnach rund<br />
34 000 Plätzefreigeworden. DieKitas<br />
haben in den vergangenen Wochen<br />
rund 17 300 neue Kinder registriert.<br />
DieMeldung sei noch nicht<br />
abgeschlossen, so Brennberger.<br />
Ende Juli wurden in Berlin 178 000<br />
PlätzeinKitas und der Kindertagespflege<br />
angeboten –rund7000 Plätze<br />
mehr als im Vorjahresmonat. Ziel sei<br />
es,mit den steigenden Kinderzahlen<br />
Schritt zu halten. (dpa)<br />
Neuer Job für früheren<br />
Staatssekretär<br />
DerfrühereStaatssekretär BorisVelter<br />
(51) hat acht Monate nach seinem<br />
Rausschmiss durch Gesundheitssenatorin<br />
Dilek Kalayci (SPD)<br />
die Leitung der Geschäftsstelle „Gesundheitsstadt<br />
Berlin 2030“ übernommen.<br />
Dortsoll er eine engere<br />
Zusammenarbeit des Universitätsklinikums<br />
Charité mit dem kommunalen<br />
KrankenhauskonzernVivantes<br />
voranbringen, teilte die Senatskanzlei<br />
mit. DerSPD-Politiker Velter<br />
gilt als Fachmann in der Gesundheitspolitik<br />
und war nach fünfjähriger<br />
Tätigkeit als Staatssekretär Ende<br />
2018 ohne Angaben vonGründen<br />
überraschend in den einstweiligen<br />
Ruhestand versetzt worden. Dem<br />
Vernehmen nach gab es inhaltlichen<br />
Dissens mit der Senatorin. (dpa)<br />
<strong>Berliner</strong> Tanzpaar erreicht<br />
das Tango-Finale der WM<br />
Sophia Paul ist in Berlin, Julio Cesar<br />
Calderon in Peru geboren. BLZ/PAULUS PONIZAK<br />
Die<strong>Berliner</strong> Sophia Paul und Julio<br />
Cesar Calderon stehen im Finale der<br />
Weltmeisterschaft im Tango Argentino<br />
in Buenos Aires.Die beiden<br />
Tänzer,die in Berlin als Tanzlehrer<br />
arbeiten, qualifizierten sich am<br />
Sonnabend im Halbfinale in der argentinischen<br />
Hauptstadt unter 137<br />
Paaren für einen der Finalplätze.<br />
„Wir freuen uns riesig“, sagte Sophia<br />
Paul einer Pressemitteilung zufolge.<br />
„Es ist für uns eine große Ehre, unter<br />
den besten Tango-Tänzernder Welt<br />
antreten zu dürfen“, sagte Julio Cesar<br />
Calderon. Rund 450 Paarewaren<br />
zur Vorrunde angetreten. DasFinale<br />
in der KategorieTango de Pista findet<br />
am Dienstag im Luna Park in Buenos<br />
Aires statt.(BLZ)
10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019<br />
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Stadtgeschichte<br />
Berlin in schwäbisch-fränkischer Hand<br />
Voneiner Burg an der Starzel aus expandierten die Hohenzollern gen Europa. Ausgerechnet die märkische Streusandbüchse wurde ihre bedeutendste Eroberung<br />
VonMaritta Tkalec<br />
Adel kommt von„edel“, von<br />
der Wortherkunft betrachtet.<br />
Über das selbstbehauptete<br />
Edelsein des<br />
Adels lachen in einer aufgeklärten<br />
Gesellschaft die Hühner, und doch<br />
steckt im Volke allerorten die merkwürdige<br />
Bereitschaft, dem Adel etwas<br />
Besonderes zuzuerkennen. Es<br />
soll etwas mit Blut zu tun haben und<br />
mit Gottgegebenheit. Auch das ist lächerlich,<br />
aber auf dieser Grundlage<br />
existiert eine ziemlich geschlossene<br />
soziale Schicht vorsich hin.<br />
Mit der Weimarer Verfassung<br />
wurden vor genau 100 Jahren dem<br />
Adel die öffentlich-rechtlichen Privilegien<br />
genommen. „Adelsbezeichnungen<br />
gelten nur noch als Teil des<br />
Namens“, sagt Artikel 123. Doch der<br />
Satz „Der Adel ist abgeschafft“, der<br />
bei der Ausarbeitung der Verfassung<br />
erwogen wurde, fand keinen Eingang<br />
–anders als in Österreich. Dort<br />
schuf Volkes Wille flugs Ersatz: Statt<br />
Herr von Sowienoch heißt es dort<br />
nun Herr Magister,FrauHofrat …<br />
In Berlin werden die Adeligen seltener<br />
auffällig als am Starnberger<br />
See, aber dieser Tage erinnernmaterielle<br />
Forderungen der Hohenzollern<br />
daran, dass 500 Jahre lang hierzulande<br />
Hochadel mehr oder weniger<br />
schlecht regierte und heute vieles für<br />
sein Eigen hält, was die Landeskinder<br />
erarbeitet haben.Viele halten die<br />
Hohenzollernfür Preußen. Siebetraten<br />
im Jahr 1111 die überregionale<br />
politische Bühne und hielten sich<br />
dortbis 1919. Aber woher kamen sie<br />
und wieso sie –die Hohenzollern?<br />
Faule Grete bezwingt Landadel<br />
Als Ausgangspunkt des später weitverästelten<br />
dynastischen Myzels<br />
steht die Burg Hohenzollern auf einem<br />
Felskegel in 855 Metern Höhe<br />
am Rand der Schwäbischen Alb. Die<br />
Leute waren also Schwaben. Ihre<br />
Burg geht auf die Zeit um 1000 zurück.<br />
Mönch Berthold von der Reichenau<br />
erwähnte 1061 erstmals Mitglieder<br />
der Familie: Burchardus und<br />
Wezil „de Zolorin“. Deren Vorgeschichte<br />
ist unbekannt. „Castro<br />
Zolre“ findet 1267 erstmals schriftliche<br />
Erwähnung. 1111 verlieh Salier-<br />
Kaiser HeinrichV. dem ZollernFriedrich<br />
I. Grafenrechte. Der erste einer<br />
Folge selben Namens trat als aktiver,<br />
kaisertreuer Höfling auf. Seine Nachkommen<br />
belegten zielstrebig Ämter<br />
in Reich und Kirche, hielten sich geschmeidig<br />
an Staufer, Habsburger<br />
und Luxemburger, die in folgenden<br />
Jahrhunderten die römisch-deutschen<br />
Könige und Kaiser stellten.<br />
Die hier vor allem interessierende<br />
brandenburg-preußische Linie der<br />
Hohenzollern entwickelte sich aus<br />
dem fränkischen Familienzweig. Dieser<br />
entstand, als 1192 ein Hohenzoller<br />
(auch dieser nannte sich Friedrich<br />
I.) mit der Burggrafschaft Nürnberg<br />
belehnt wurde. Der Zweig<br />
reckte sich gen Norden, als er 1415<br />
das Lehen Mark Brandenburg erhielt.<br />
Daskam so:<br />
Die Region hatte nach dem Aussterben<br />
der christlichen Eroberer<br />
Friedrich I. wird von König Sigismund mit der MarkBrandenburg belehnt und zum Kurfürsten erhoben. Szene in einer zeitgenössischen Miniatur<br />
Brandenburgs aus askanischem<br />
Haus 100 Jahre lang Wirren und Gewalt<br />
durchlebt. Herzöge aus Pommern,<br />
Sachsen, Böhmen und Bayern<br />
rangen um die Herrschaft. Marodierende<br />
Gruppen vonLandadligen zogen<br />
plündernd umher, störten als<br />
Wegelagerer den Handel und forderten<br />
Schutzgelder ein. Ohne den<br />
Schutz eines starken Landesherren<br />
organisierten die märkischen Städte,<br />
darunter Berlin, ihre Selbstverteidigung.<br />
1323 schlossen 22 Städte einen<br />
Bund zur Erhaltung des Landfriedens.<br />
Den römisch-deutschen Hochadel<br />
interessierte an Brandenburgvor<br />
allem die an die Landesherrschaft gebundene<br />
Kurstimme –also das Privileg,<br />
bei der Wahl des deutschen Königs<br />
mitzureden. Aus Verzweiflung<br />
über die anarchische Zeit der Fehden<br />
zog imJahr 1411 eine märkische Gesandtschaft<br />
zu König Sigismund und<br />
erbat Hilfe gegen die Landadelsplage.<br />
Dersetzte den Hohenzoller Friedrich<br />
VI. vonNürnbergzunächst zum erblichen<br />
Hauptmann und Verwalter der<br />
Mark Brandenburg ein. Warum dieser?<br />
Der König dankte Friedrich für<br />
die Unterstützung bei der Königswahl<br />
am 20. September 1410 in<br />
FrankfurtamMain.<br />
DerHohenzoller griff durch. 1412<br />
verkündete er in Brandenburgander<br />
Havelsein Programm: Es werde„das<br />
Erhöhung: Friedrich VI. von<br />
Nürnberg erhielt die brandenburgische<br />
Markgrafenwürde<br />
am 30. April 1415 auf<br />
dem Konstanzer Konzil. Als<br />
Reichskämmerer war er einer<br />
der sieben einflussreichsten<br />
Fürsten des Reiches.<br />
DER ERSTE HOHENZOLLER IN BERLIN<br />
Zeremonie im Kloster: Die<br />
Huldigung der brandenburgischen<br />
Stände fand noch im<br />
selben Jahr am 21. Oktober<br />
in Berlin im Saal des Franziskanerklosters<br />
statt. Fortan<br />
hieß er Friedrich I. vonBrandenburg.<br />
Residenz: Der erste Hohenzoller<br />
regierte zunächst von<br />
Tangermünde aus. Seit Sohn<br />
Friedrich II., genannt Eisenzahn,<br />
verlegte die Residenz<br />
in die aufstrebende, strategisch<br />
verheißungsvolle Doppelstand<br />
Berlin/Cölln.<br />
Burg Hohenzollerninder Schwäbischen Alb, neogotisch, in Familienbesitz WIKI/CC BY-SA 3.0<br />
WIKIPEDIA/KÄNSTERLE<br />
Recht gestärkt und das Unrecht gekränkt“.<br />
Die Mittel: Diplomatie,<br />
Bündnisse mit Städten und Klerus –<br />
plus Waffengewalt. Friedrich ließ Kanonen<br />
gießen; die Anführer der<br />
Adelsfehden, die berüchtigten Quitzows,<br />
befestigten ihre Burgen Friesack,<br />
Plaue, Golzow und Beuthen.<br />
Doch Friedrich fuhr die Superkanone<br />
jener Zeit, die „Faule Grete“,<br />
vordie Mauern. Diefielen.<br />
Am 20. März1414 berief Friedrich<br />
den Landtag nach Tangermünde ein.<br />
Die gut befestigte Stadt an der Elbe,<br />
zuvor Zweitsitz Kaiser Karl IV., hatte<br />
der Hohenzoller zur ersten Residenz<br />
der neuen Dynastie in Brandenburg<br />
erkoren. Dort verkündete er die<br />
Landfriedensordnung, verpflichtete<br />
die Städte zu gegenseitigem Beistand,<br />
erklärte die Urteile ordentlicher<br />
Gerichte für verbindlich. 1415<br />
verlieh ihm König Sigismund die<br />
Markgrafenwürde, auch als Anerkennung<br />
für das Wiederherstellen<br />
der Ordnung.<br />
Nach Friedrichs Sieg gegen die<br />
Raubritter begann die Besitzsicherung.<br />
Der Grundstein war gelegt,<br />
dass Brandenburg-Preußen – auf<br />
lange Sicht –eine „funkelnagelneue<br />
europäische Großmacht“ von weltgeschichtlicher<br />
Bedeutung werden<br />
sollte, wie es der Autor Sebastian<br />
Haffner 500 Jahrespäter vomErgebnis<br />
her betrachtete. Als Prinzip blieb<br />
der Dualismus von hochgerüstetem<br />
Militär und immer wieder praktizierter<br />
Toleranz und Bescheidenheit.<br />
Das Gemeinwohl im Blick zu behalten<br />
galt vielen der Hohenzollernfürsten<br />
als löblich. Lange Zeit waren<br />
viele Leute stolz auf die preußischen<br />
Tugenden.<br />
Zunächst aber hatten Friedrichs<br />
Söhne, erst Johann, dann Friedrich<br />
II. mit Hussiten-Einfällen und weiter<br />
heftiger Raubkriminalität zu kämpfen.<br />
Friedrich II., genannt Eisenzahn,<br />
wendete das Schicksal Berlins:<br />
Er machte die Stadt zu seiner Residenz,<br />
nutzte interne Machtkämpfe<br />
zwischen den Bürgern, um sich selber<br />
festzusetzen und zwang der<br />
Stadt sein Schloss auf. Eisenzahn beendete<br />
Berlins Dasein als Handelsplatz<br />
privilegierter Patrizier.<br />
Nunzogen fränkische Höflinge zu,<br />
die einen eigenartigen Dialekt sprachen,<br />
sich affektiertbetrugen und andere<br />
Bedürfnisse als die Kaufleute<br />
entwickelten. Händlerfamilien zogen<br />
weg, die Handwerker stellten auf höfische<br />
Nachfrage um. Fränkische Räte<br />
richteten eine neue Verwaltung ein –<br />
Rechnungswesen und Buchführung,<br />
für Staatsdiener feste Gehälter.<br />
„Vom Fels zum Meer“<br />
Zur Selbstaufwertung konstruierten<br />
sich die folgenden Fürsten, einer<br />
Sitte der Renaissance folgend, eine<br />
legendäre Abstammung. Sie nannten<br />
sich Albrecht Achilles,Johann Cicero,<br />
Joachim Nestor, Joachim Hector,<br />
nannten sich also nach römischen<br />
und trojanischen Vorbildern.<br />
Nach germanischenWurzeln gruben<br />
sie jedenfalls nicht. 1571 endete<br />
diese Namenstradition.<br />
Während der Reformation war<br />
Brandenburgder einzige Staat in Europa,<br />
der verschiedene religiöse Bekenntnisse<br />
nebeneinander erlaubte.<br />
Gleichwohl riss der Dreißigjährige<br />
Krieg das Land zu Boden. Doch danach<br />
begann ein Aufbruch, den auch<br />
die Fürsten, namentlich der Große<br />
Kurfürst, eifrig beförderten. Manverbesserte<br />
durch Kanalbau die Infrastruktur,<br />
richtete Glashütten ein,<br />
sorgte sich um Mehrung der Bevölkerung<br />
und expandierte –zunächst<br />
mit großer Geduld. Ein besonderer<br />
Coup war Markgraf Albrecht schon<br />
1525 gelungen: Als Hochmeister des<br />
Deutschen Ordens in Preußen verwandelte<br />
er den katholischen Ordensstaat<br />
in das weltliche Herzogtum<br />
Preußen und schuf die Keimzelle<br />
des späteren Preußen.<br />
Im 16. Jahrhundert bestimmten<br />
brandenburgische Markgrafen in<br />
höchsten Reichsfürstenämtern die<br />
Geschicke Europas mit. Albrechts<br />
Verwandter Johann zum Beispiel<br />
brachte es zum Regenten des Königreichs<br />
Burgia an Algeriens Küste und<br />
zum Vizekönig vonValencia. Hohenzollernhatten<br />
sich vonder Schwäbischen<br />
Alp bis an die Ostsee und ins<br />
Mediterrane, vom „Fels zum Meer“<br />
ausgebreitet –soder im 19. Jahrhundert<br />
indie Welt gesetzte Slogan der<br />
Dynastie. Preußens Aufstieg zur<br />
Großmacht nach 1701 ist ein eigenes,<br />
großes Kapitel. Der Untergang<br />
ebenso.<br />
DAS IST<br />
DAS WAR<br />
DAS KOMMT<br />
Regional &historisch<br />
Großer Wall –Kreuzberg in Spandau<br />
Kiezgeschichte Ost<br />
Vorhistorischer Kulisse im altehrwürdigen Paulikloster<br />
bieten einWochenende lang mehr als 74 Erzeuger,Kleinhändler,<br />
Züchter und Kleinbetriebe Feines, Besonderes<br />
und Regionales feil. DasArchäologische Landesmuseum<br />
Brandenburg unterstützt als Gastgeber des 7. Brandenburger<br />
Regionalmarkt die Förderung des Wissens um die<br />
Herkunft, Herstellung und die Qualität der Produkte.Der<br />
Markt macht den Besuchern das Angebot, Genuss mit<br />
bewusstem Konsumieren und dem Gedanken des Kulturerhalts<br />
zu verbinden.<br />
7. Regionalmarkt im Paulikloster, Archäologisches Museum, Brandenburg/Havel,<br />
14. und 15. September,jeweils 10 bis 17 Uhr<br />
3000 Quadratmeter Kreuzberg, unbewohnt und dicht an<br />
dicht von Bäumen bestanden? Menschenleere Wildnis.<br />
Gibts nicht? Gibts doch –allerdings in einiger Entfernung<br />
vom Kreuzberger Festland, gewissermaßen als Exklave.<br />
DieInsel Großer Wall liegt in der Havelnördlich der Wasserstadtbrücke<br />
in Spandau. Sie misst an der längsten<br />
Stelle 90 Meter und an der breitesten 45 Meter. Dass die<br />
ovale Flussinsel nicht zum Bezirk Spandau (Ortsteil Hakenfelde)<br />
gehört, wie die Geographie nahelegt, sondern<br />
vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg verwaltet wird,<br />
liegt an der jüngeren Geschichte.Das Jugendamt des Innenstadtbezirks<br />
betrieb hier die Zelterholungsstätte<br />
Großer Wall, Teil des Kinder- und Jugenderholungsfrei-<br />
zeitheims Haus Europa am Ufer des Tegeler Sees in Konradshöhe,das<br />
seit 1999 in der Trägerschaft des Kreuzberger<br />
Stadtteilzentrums „Alte Feuerwache e. V.“steht. Dass<br />
die Spandauer Insellage gute Fischzüge versprach,<br />
wusste schon die slawische Bevölkerung vor1000 Jahren.<br />
Die Fischersozietät Tiefwerder-Pichelsdorf nutzt die<br />
Fangplätzetraditionell. DerName Großer Wall ist militärischen<br />
Ursprungs: Einst gehörte die Insel zum Spandauer<br />
Festungsbereich. DieGarnison nutzte sie bis Ende<br />
des 19. Jahrhunderts für Übungen. Genutzt wurde die Insel<br />
auch von der Siedlerkolonie Saatwinkel, die im 18.<br />
Jahrhundert gegründet wurde. Erster Pächter war der<br />
Saatwinkler GastwirtPaul Meyer(1883–1913). (mtk.)<br />
Die Sicht auf eine Stadt ist immer sehr persönlich. In einer<br />
Lesereihe im Salon Ephraim stellen Autorinnen und<br />
Autoren in der schönen Kulisse des Salons im Museum<br />
Ephraim-Palais ihreSichten vor. Diesmal zu Gast: Hanno<br />
Hochmuth mit seiner umfangreichen Studie „Kiezgeschichte:<br />
Friedrichshain und Kreuzbergimgeteilten Berlin“.<br />
DerAutor ist Mitkurator der Ausstellung„Ost-Berlin.<br />
Diehalbe Hauptstadt“, die derzeit im Ephraim-Palais gezeigt<br />
wird. DerHistoriker spricht über die Wandlung der<br />
traditionellen Arbeiterbezirke zu beliebten Wohnlagen.<br />
Kiezgeschichte Ost-Berlin, Lesung mit Autor Hanno Hochmuth, 4. September,18Uhr,Salon<br />
Ephraim, mehr unter info@stadtmuseum.de
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 11<br />
· ·<br />
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Berlin<br />
Vorhang auf für Karlshorst<br />
Das alte Theater,einst als„Russenoper“ bezeichnet, soll bald wieder für Kulturveranstaltungen öffnen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg<br />
VonFlorian Thalmann<br />
Wer mit der S-Bahn<br />
durch Karlshorst fährt,<br />
sieht ihn sofort, den<br />
markanten Bau zwischen<br />
Ehrenfels- und Stolzenfelsstraße.Ein<br />
Theater mit Bühnenturm<br />
auf dem Dach, früher „Russenoper“<br />
genannt, geschlossen seit 2007. Dass<br />
sich hier bald wieder der Vorhang<br />
hebt, hoffen auch viele Karlshorster.<br />
Und tatsächlich wird momentan<br />
ein Konzept für eine neue Nutzung<br />
erarbeitet. Das Gebäude im Herzen<br />
des Lichtenberger Ortsteils soll wieder<br />
zu einem belebten öffentlichen<br />
Ort werden –darum kümmert sich<br />
die Stiftung Stadtkultur. „Mit dem<br />
70-jährigen Jubiläum des Hauses,<br />
das 1949 eröffnet wurde, wollen wir<br />
das Theater nun wieder etwas mehr<br />
in den Fokus rücken und es aus dem<br />
Dornröschenschlaf holen“, sagt Michael<br />
Wagner vomVorstand.<br />
Derzeit laufen Gespräche, indenen<br />
dem Haus ein neues Leitbild<br />
verpasst werden soll –ein Spielbetrieb<br />
im Sinne eines Ensembletheaters<br />
kann hier nicht mehr stattfinden.<br />
„Nach der Schließung wurden<br />
die Räumlichkeiten, die eigentlich<br />
für Maske, Requisite und Garderobe<br />
genutzt wurden, der Karlshorster<br />
Musikschule übergeben“, sagt Wagner.<br />
Man müsse die Raumnutzung<br />
neu denken.<br />
Das Theater wurde 1948 auf Befehl<br />
des Chefs der russischen Militäradministration<br />
gebaut, ist einer der<br />
Fällt auf: Das Karlshorster Theater wurde 1948 gebaut. Der Bühnenturmbeherbergte einst die Kulissen, nun soll er als neuer Raum erschlossen werden.<br />
ersten Theaterneubauten nach dem<br />
zweiten Weltkrieg. Ins„Haus der Offiziere“<br />
–sohieß es nach der Eröffnung<br />
–durften allerdings nur Angehörige<br />
des Militärs. Auf der Bühne<br />
standen Künstler wie der Geiger David<br />
Oistrach und die Primaballerina<br />
Galina Uljanowa, eine Besetzung,<br />
die zum umgangssprachlichen Namen<br />
„Russenoper“ führte. Erst ab<br />
1963 hatte auch die übrige Bevölkerung<br />
Zutritt zum Theater,das für Kinovorstellungen<br />
und Konzerte genutzt<br />
wurde. Nach der Wende ging<br />
der Bau an die Howoge, die ihn<br />
Etwa600 Gäste passen in den Saal des Karlshorster Theaters.<br />
STIFTUNG STADTKULTUR/HÖLZL<br />
STIFTUNG STADTKULTUR/SCHNITTGER<br />
fortan an kulturelle Betreiber vermietete.<br />
Der Theaterbetrieb endete<br />
2007. Seitdem steht der 600 Gäste<br />
fassende Saal mit den rotbezogenen<br />
Sitzen leer –und der Zahn der Zeit<br />
nagt an dem Bau. „Wir haben kein<br />
Wasser, kein Licht, keine Heizung,<br />
keine Lüftung“, sagt Petra Grampe<br />
von der Stiftung. Das Innenleben<br />
müsste saniert und generalüberholt<br />
werden: Im Bühnenturm hängen<br />
noch Gestelle und Scheinwerfer aus<br />
dem regulären Spielbetrieb. Wenn<br />
das Konzept für die Neuausrichtung<br />
steht, könnten die Arbeiten 2022<br />
oder 2023 beginnen, damit sich bis<br />
2027 der Vorhang hebt.<br />
Kuratorin Francesca Ferguson,<br />
zuständig für die künstlerische Leitung,<br />
möchte aus dem Haus einmultifunktionales<br />
Kulturzentrum machen,<br />
geeignet für raumübergreifende<br />
Kunst- und Musikinszenierungen.<br />
„Wir wollen das Theater als<br />
eine der Kulturstätten der Stadt verankern“,<br />
sagt sie.„Unddas Ziel ist es,<br />
ein gemischtes Publikum anzusprechen.<br />
Wenn man mit der <strong>Berliner</strong><br />
Kulturszene spricht, nehmen viele<br />
das Haus garnicht wahr –obwohl es<br />
mit der Bahn weniger als 20 Minuten<br />
vomAlexanderplatz entfernt liegt.“<br />
Um den Blick der <strong>Berliner</strong> für das<br />
Schauspielhaus zu schärfen, sind<br />
verschiedene Veranstaltungen geplant.<br />
DenAuftakt bildet der Tagdes<br />
offenen Denkmals am 8. September:<br />
Hier wird im30Meter hohen Bühnenturm<br />
– dort, wo eigentlich die<br />
Kulissen hängen – ein Musikprogramm<br />
geboten. Auf dem Vorplatz<br />
können sich die Karlshorster derweil<br />
auf einem Tanzboden austoben.<br />
Weitere Veranstaltungen in der benachbarten<br />
Theatergasse sind geplant,<br />
darunter ein großes Schachturnier<br />
am 7. September und der bereits<br />
zweite Karlshorster Weinsommer<br />
am 5. Oktober.<br />
Florian Thalmann hofft auf<br />
Unterhaltung für normale<br />
Bürger,nicht auf Hochkultur<br />
Anzeige<br />
Anzeige<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
10 Wochen<br />
10 Fragen<br />
10 Debatten<br />
Ab Montag,<br />
26. August 2019<br />
hier inder<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
am 9. November 1989 fiel die <strong>Berliner</strong> Mauer –das machte vielstimmige Debatten jenseits<br />
von Ost und West nach langen Jahren der Teilung endlich wieder möglich. 30 Jahre Mauerfall<br />
bedeuten also auch 30 Jahre gelebte Meinungsvielfalt in Deutschland.<br />
Ab kommender Woche erscheinen deshalb 10 Wochen lang täglich in der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
und im Tagesspiegel Debattenbeiträge von Prominenten, Expertinnen und Experten zu<br />
10 strittigen Fragen unserer Zeit sowie von Ihnen dazu eingesandte Stellungnahmen.<br />
Debattieren Sie mit!<br />
Was ist Heimat?<br />
Darf ich noch<br />
Fleisch essen?<br />
Was ist uns das Klima wert?<br />
Sind wir ein Land?<br />
…?<br />
Weitere Informationen zur Aktion folgen in Kürze!<br />
Eine gemeinsame Aktion von<br />
Sie sind Lehrerin oder Lehrer?<br />
Dann diskutieren Sie eine der Fragen im Unterricht<br />
und senden uns die Stellungnahme Ihrer Klasse zu!<br />
Die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb<br />
stellt Ihnen alle Debattenbeiträge und zusätzliche<br />
Materialien für Ihren Unterricht zur Verfügung.<br />
Alle Infos<br />
und Materialien<br />
unter:<br />
www.bpb.de /<br />
meinungsvielfalt
12 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019<br />
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Berlin<br />
51 Millionen<br />
Euro durch<br />
die City-Tax<br />
Übernachtungssteuer<br />
bringt Geld in die Kieze<br />
Wo ist<br />
Pittiplatsch<br />
geblieben?<br />
Eine Puppenspielerin kennt<br />
den Verbleib der Originale<br />
VonMelanie Reinsch<br />
Sie ist beliebt bei den Gästen –die<br />
„Stadt der Freiheit“, wie das offizielle<br />
Reiseportal VisitBerlin der Berlin<br />
Tourismus &Kongress GmbH die<br />
Hauptstadt auf seiner Homepage<br />
nennt. Knapp 33 Millionen Übernachtungen<br />
verzeichnete Berlin im<br />
vergangenen Jahr, etwa 13,5 Millionen<br />
Gäste besuchten die Stadt –<br />
4,1 Prozent mehr als im Jahr zuvor.<br />
Unddas bringt Berlin auch etwas:<br />
51 Millionen Euro hat das Land Berlin<br />
2018 durch die Einführung der<br />
City-Tax eingenommen, die Steuer<br />
also,die die Stadt seit 2014 auf Hotelübernachtungen<br />
erhebt. Das teilte<br />
die Senatsverwaltung für Wirtschaft<br />
auf Nachfrage mit. Die Steuer wird<br />
auf den Hotelpreis aufgeschlagen,<br />
fünf Prozent auf den Übernachtungspreis.ZumVergleich:<br />
2014, also<br />
in dem Jahr der Einführung, kassierte<br />
Berlin etwa 29 Million Euro<br />
vonseinen Gästen.<br />
Doch was passiertmit dem Geld?<br />
Bei zwölf Bezirken ist schließlich<br />
klar: Die einen ringen um mehr Besucher,umAufmerksamkeit,<br />
Bedeutung<br />
und Einnahmen, während die<br />
Bezirke mit den bedeutenden Sehenswürdigkeiten<br />
sich vor dem Ansturmkaum<br />
retten können.<br />
Auch wenn die Steuer nicht direkt<br />
und zweckgebunden in die Tourismuspolitik<br />
fließt, sondern in den<br />
<strong>Berliner</strong> Haushalt, stehen jedem Bezirk<br />
seit 2017 jährlich bis zu<br />
40 000 Euro für touristische Projekte<br />
zurVerfügung. Sieben Bezirke –Lichtenberg,<br />
Marzahn-Hellersdorf, Neukölln,<br />
Pankow, Reinickendorf, Steglitz-Zehlendorf<br />
und Treptow-Köpenick<br />
–haben dazu extra ein eigenes<br />
Konzept entwickelt.<br />
Auch Bevölkerung wirdbedacht<br />
Geld wurde 2019 zum Beispiel für<br />
das Weihnachtslicht in Schmargendorf<br />
(10 000 Euro) ausgegeben oder<br />
für die Stärkung des Marketings am<br />
Schloss Britz oder die Islandpferde-<br />
Weltmeisterschaft in Lichtenberg.<br />
Andere Bezirke wie der bei Gästen<br />
beliebte Ausgehbezirk Friedrichshain-Kreuzberg<br />
setzt sein Geld seit<br />
2017 für sein fair.kiez-Konzept ein,<br />
das den stadtverträglichen Tourismus<br />
fördernsoll. DerBezirksteht vor<br />
der Herausforderung, Anziehungspunkte<br />
für Touristen zu erhalten und<br />
die Kieze zugleich für Anwohner<br />
weiterhin lebenswertzugestalten.<br />
Dasist auch ein Schwerpunkt des<br />
übergeordneten Tourismuskonzepts<br />
des Senats, der die Bezirke unterstützt.<br />
Entweder bei der Entzerrung<br />
–also der Steuerung –der Touristenströme,<br />
oder eben beim Marketing<br />
für Gegenden, die sich mehr Gäste<br />
wünschen. Die am stärksten frequentierten<br />
Innenstadt-Bezirke sind<br />
Mitte, Charlottenburg-Wilmersdorf<br />
und Friedrichshain-Kreuzberg.<br />
Im <strong>Berliner</strong> Tourismuskonzept<br />
2018+ heißt es: Eine nachhaltige Entwicklung<br />
des Tourismus bedeute,<br />
sich nicht nur an den Interessen der<br />
Gäste zu orientieren, sondern gleichermaßen<br />
an denen der lokalen Bevölkerung,<br />
den Akteuren der Stadt,<br />
den Firmen und den Beschäftigten –<br />
den sogenannten Bereisten.<br />
Wie viele Rollkoffer verträgt Berlin?<br />
Ab wann nerven Touristen? IMAGO IMAGES<br />
Auf alle Felle<br />
Mehr als 3000 Liebhaber vonRollenspielen in bunten Tierkostümen –<br />
sogenannte „Furry“-Fans –haben das europaweit größte Treffen der<br />
Szene besucht, das vonMittwoch bis Sonntag in einem Neuköllner Hotel<br />
stattfand. Etwa die Hälfte der Besucher der „Eurofurence“ sei kostümiert<br />
gewesen, sagte der Sprecher des Veranstaltervereins, Oliver<br />
Groch. DieSzene hat ihren Ursprung bei amerikanischen Fantasy-Fans<br />
der 80er-Jahreund schwappte Anfang der 1990er nach Europa. Um zu<br />
SABINE GUDATH<br />
erfahren, wer die „Furrys“ sind, mischten sich auch kanadische Wissenschaftler<br />
unter die plüschigen Gäste.Deren Forschung ergab,soder<br />
Verein, dass die Besucher solcher Treffen im Schnitt 25 Jahre alt sind.<br />
Etwa drei Viertel seien männlich, der Anteil an Transpersonen und<br />
nichtbinären Geschlechternliege mit zwölf Prozent deutlich über dem<br />
der allgemeinen Bevölkerung. Die beliebtesten Spezies, als die sich<br />
„Furry“-Fans verkleiden, seien Wolf, Fuchs,Hund, Katzeund Drache.<br />
Herumstehende Autos günstig nutzen<br />
Ein Carsharing-Anbieter bringt private Anbieter und Nutzer zusammen: Der eine verdient, der andere spart<br />
VonPeter Neumann<br />
Es ist ziemlich laut in der<br />
Rudi-Dutschke-Straße in<br />
Kreuzberg, wo Marcus Riecke<br />
im früheren Redaktionsgebäude<br />
der Tageszeitung (taz)<br />
sein Bürohat. Autos,Busse und Lastwagen<br />
fahren vorüber. Doch Riecke<br />
geht es nicht um die rollenden Lärmquellen,<br />
er interessiert sich für die<br />
Fahrzeuge,die still am Rand parken.<br />
„Normalerweise werden die<br />
47 Millionen Autos, die es in<br />
Deutschland gibt, täglich im Durchschnitt<br />
nur rund eine Stunde lang<br />
gefahren. Den Rest stehen sie ungenutzt<br />
herum“, sagt er.Das US-Unternehmen<br />
Turo, dessen Deutschland-<br />
Chef Marcus Riecke ist, will das ändern:<br />
„UnsereVision ist, diese vielen<br />
Fahrzeuge in Deutschland einer höheren<br />
Auslastung zuzuführen.“ Um<br />
das zu erreichen, werden die Eigentümer<br />
mit handfesten Anreizen gelockt:<br />
Siekönnen mit derVermietung<br />
ihrer Autos an andere Privatleute<br />
Geld verdienen. Turo bietet die Wagen<br />
auf einer Online-Plattform an.<br />
Die App bringt Anbieter und Nutzer<br />
zusammen, der Autoschlüssel ist<br />
persönlich zu übergeben. Die Mindestmietdauer<br />
beträgt einen Tag.<br />
Porsche 911 Sfür 114 Euro<br />
„Wir haben ausgerechnet, dass der<br />
Durchschnittsverdienst für einen<br />
Vermieter in Berlin pro Vermietung<br />
bei 100 Euro liegt. Eine Faustregel bei<br />
uns lautet, dass es ausreicht, ein<br />
Auto neun bis zehn Tage pro Monat<br />
zu vermieten, um es einen Monat<br />
lang so gut wie kostenlos zu betreiben“,<br />
erklärtder Turo-Chef.<br />
„Die Vermieter setzen die Mietpreise<br />
fest, Turo berät sie dabei und<br />
erhält 25 Prozent der Einnahmen“,<br />
Markus Riecke, Chef von Turo Carsharing,bringt Autos ins Rollen.<br />
so Riecke.Die Preise sollten ein Drittel<br />
unter den Autovermietertarifen<br />
liegen. So wird inBerlin ein Renault<br />
Twingo für 30 Euro pro Tag angeboten.<br />
„Weltweit gibt es bei Turo rund<br />
900 Marken und Modelle zu mieten.<br />
Auffällig ist aber der relativ hohe Anteil<br />
vonhochwertigen Fahrzeugen.“<br />
Ein Mercedes-Benz CLA ist für<br />
eine Tagesmiete von 49Euro zuhaben,<br />
ein Tesla Model 3für 175 Euro.<br />
„Normalerweise sollten die Autos bei<br />
Turo maximal 15 Jahre alt sein, aber<br />
für Oldtimer machen wir<br />
Ausnahmen“, so Riecke.Wer immer<br />
schon mal einen Porsche 911 Svon<br />
1976 fahren wollte, kann ihn in<br />
Berlin für 114 Euro pro Tag<br />
mieten.<br />
Apropos Tesla &Co.: „Der<br />
Anteil von Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen<br />
liegt in Berlin<br />
bei Turo 4,2 Prozent“, berichtet Riecke.<br />
Das ist mehr als doppelt so<br />
hoch wie allgemein. „Elektroautos<br />
VOLKMAR OTTO<br />
Günstig zu einem ausgefallenen Auto<br />
wie einem Porsche –bei Turo möglich.<br />
CLASSICCARS.COM<br />
sind oft tolle Fahrzeuge, kosten aber<br />
verhältnismäßig viel Geld. Vermietungen<br />
bieten die Möglichkeit, einen<br />
Teil des Kaufpreises wieder hereinzubekommen“,<br />
erklärt er. „Auf Vermieterseite<br />
gibt es noch einen anderen<br />
Faktor. Einige haben eine Affinität<br />
zur Elektromobilität, fast schon<br />
ein Sendungsbewusstsein. Sie wollen,<br />
dass auch anderedie Vorzüge eines<br />
E-Autos kennenlernen.“<br />
Auf dem Markt für privates Carsharing<br />
ist Turo nicht der erste und<br />
nicht allein. DieMitbewerber heißen<br />
Drivy, Getaway, Snappcar. Turo hat<br />
allerdings starke Investoren im Rücken:<br />
August Capital, Google Ventures,Kleiner<br />
Perkins,Daimler,American<br />
Express und IAC. Rund 450 Millionen<br />
Dollar wurden eingesammelt.<br />
Weltweit bietet das Unternehmen<br />
inzwischen 400 000 Fahrzeuge an. In<br />
Deutschland, wo es seit Anfang 2018<br />
aktiv ist, sind es 3800, davon 600 in<br />
Berlin. Die Gesamtzahl aller Mieter<br />
(„Guests“) beläuft sich auf zehn Millionen,<br />
wie viele es hierzulande sind,<br />
wirdnicht verraten. Doch zu den Motiven<br />
kann Riecke einiges mitteilen:<br />
Natürlich geht es um Geld und um<br />
Autos,zuweilen springt aber auch ein<br />
Effekt für die Umwelt heraus.<br />
3800 Fahrzeuge in Deutschland<br />
„Manch einer nutzt unser Angebot<br />
als Mieter,weil er sich ein Auto zulegen<br />
und seinen Wunschtyp längere<br />
Zeit testen will. Anderen geben wir<br />
die Möglichkeit, auf ein eigenes Auto<br />
zu verzichten“, sagt Riecke. „Auf jeden<br />
Fall werden Ressourcen intensivergenutzt.“<br />
Dasunterscheide diese<br />
Form der gemeinschaftlichen Autonutzung<br />
von anderen Formen des<br />
Carsharings, die sich in Berlin auf<br />
5900 Fahrzeuge summieren: „Wir<br />
bringen keine zusätzlichen Autos auf<br />
die Straße. Bei uns sind sie<br />
schon da, es gibt sie bereits.“<br />
Auch ein anderer Vergleich<br />
passe nicht: „Manchmal werden<br />
wir mit Airbnb verglichen.<br />
Bei Airbnb geht es aber<br />
um Wohnungen, die in Berlin<br />
und anderen Ballungsräumen<br />
ein knappes Gut sind“, sagt Riecke.<br />
„Doch niemand würde sagen,<br />
dass auf den Straßen in Deutschland<br />
zu wenig Autos herumstehen.“<br />
VonNorbertKoch-Klaucke<br />
Pittiplatsch, Schnatterinchen und<br />
Hund Moppi sollen bald wieder<br />
in neuen Sandmann-Folgen im<br />
Fernsehen die Kinder begeistern.<br />
Wie berichtet, ließ deshalb der<br />
Rundfunk Berlin-Brandenburg drei<br />
neue Puppen fertigen, weil die ursprünglichen<br />
verschwunden sind.<br />
Bleibt die berechtigte Frage: Wo<br />
sind die Originalpuppen von Pitti<br />
und den anderen einstigen DDR-<br />
Kinderfernsehlieblingen geblieben?<br />
Die Spurensuche führt nach<br />
Schöneiche. Dort lebt Christine<br />
Neißner (75), die als Schauspielerin<br />
beim DDR-Kinderfernsehen unter<br />
anderem die Puppe des Mischka-Bärensprach<br />
und spielte.Die Originalfigur<br />
besitzt die Künstlerin noch<br />
heute. Auch die von Mischkas Vorgänger,dem<br />
Bären Bummi, steht bei<br />
ihr im Wohnzimmerschrank.<br />
Wiesie dahin kamen, ist eine lange<br />
Geschichte. „Heinz Schröder, der in<br />
den 60ern bis Anfang der 70er-Jahre<br />
den Pittiplatsch und den Bummi<br />
spielte und sprach, wurde schwer<br />
krank“, sagt sie.„Ihmwurde das Spielen<br />
vonzweiPuppen zu viel. Also gab<br />
er den Bummi ab.“ So kam Neißner<br />
1972 in das TV-Puppen-Ensemble.<br />
„Daaber der Bär Bummi nicht mit einer<br />
neuen Stimme auf den Bildschirmsollte,wurde<br />
er für die Kinder<br />
in die Sowjetunion geschickt. Von<br />
dort kam dann als neue Figur der<br />
Mischka-Bär in die DDR, den ich<br />
spielen durfte“, sagt Neißner. Zehn<br />
Jahre ging das so, bis sich die Schauspielerin<br />
1982 entschloss, selber ein<br />
Puppentheater zu gründen und mit<br />
eigenen Figuren auf Tournee zu gehen.<br />
Dasmacht sie noch heute.<br />
Mitins Grab genommen<br />
Neißner sagt, dass mit dem Ende des<br />
DDR-Fernsehens 1991 auch die<br />
Sandmann-Puppenstube aufgelöst<br />
wurde. „Alle Puppenspieler bekamen<br />
damals ihre Originalpuppen“,<br />
sagt Neißner. „Und Puppenspieler<br />
Heinz Schröder erhielt nicht nur<br />
Pitti, sondern auch Mischka und<br />
Bummi. Die Bären-Figuren überreichte<br />
er mir später. Den Mischka,<br />
weil ich ihn spielte. Und seinen<br />
Bummi als Dankeschön. Ich hätte<br />
mit meinem Mischka die Kinder so<br />
begeistert, dass sie den Bummi nicht<br />
mehr vermissten, sagte er und gab<br />
mir daher auch diesen Bären.“ Sie<br />
bestätigt auch, dass Schröder, der<br />
2009 starb, tatsächlich den originalen<br />
Pittiplatsch mit ins Grab bekam.<br />
„Es war sein Wunsch“, sagt sie.<br />
UndSchnatterinchen? Diewurde<br />
vonFriedgardKurze gespielt und gesprochen.„Auch<br />
sie bekam wohl ihre<br />
Figur, als der Puppenfundus aufgelöst<br />
wurde“, sagt Neißner. Möglicherweise<br />
hätten nun deren Erben<br />
die Figur. Die Schauspielerin ist im<br />
Mai imAlter von 90Jahren gestorben.<br />
Was aus den anderen Puppen<br />
wie Mauz, Hoppel oder Moppi geworden<br />
ist, weiß Neißner nicht.<br />
Sie glaubt, dass der TV-Neustart<br />
vonPitti und Co.schwierig sein wird.<br />
„Schließlich gibt es ja nicht mehr die<br />
Menschen, die mit ihrer Stimme und<br />
ihrem Spiel die Figuren so erfolgreich<br />
zum Leben erweckt haben.“<br />
Christine Neißner hat die originalen<br />
Figuren von Mischka und Bummi. GÖSSINGER
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 13 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Vorsorglich<br />
in den Weg<br />
gestellt<br />
Mehrere Demos gegen<br />
Heß-Gedenkmarsch<br />
Hunderte Menschen haben am<br />
Sonnabend an verschiedenen<br />
Orten gegen ein Erinnernanden Todestag<br />
des Hitler-Stellvertreters Rudolf<br />
Heßdemonstriert. Einen rechtsextremistischen<br />
Aufmarsch habe es<br />
im Gegensatz zu den vergangenen<br />
Jahren jedoch nicht gegeben, sagte<br />
eine Polizeisprecherin.<br />
Rund 300 Menschen versammelten<br />
sich nach Angaben eines Sprechers<br />
des <strong>Berliner</strong> Bündnisses gegen<br />
Rechts (BBgR) am Vormittag zu einer<br />
Kundgebung am Alexanderplatz.<br />
Dortrief der evangelische Landesbischof<br />
Markus Dröge laut Mitteilung<br />
dazu auf, Verantwortung für die Vergangenheit,<br />
die Gegenwart und die<br />
Zukunft des Landes zu übernehmen.<br />
Seit Jahren werdeversucht, eine „erinnerungspolitische<br />
Wende“ durchzusetzen.<br />
„Und inzwischen wird sogar<br />
derVersuch gemacht, die Erinnerung<br />
an die friedliche Revolution vor<br />
30 Jahren um 180 Grad zu drehen“,<br />
warnte er demnach.<br />
Rechte hielten sich zurück<br />
Zu einer Kundgebung am Bahnhof<br />
Lichtenberg kamen laut dem BBgR-<br />
Sprecher rund 100 Menschen, am<br />
Spandauer Bahnhof versammelten<br />
sich rund 50 Personen. Laut Polizei<br />
verliefen die Kundgebungen „ruhig<br />
und störungsfrei“. Zuvor waren in<br />
verschiedenen Stadtteilen zahlreiche<br />
Demonstrationen und Kundgebungen<br />
angemeldet worden. Das<br />
Netzwerk Berlin gegen Nazis hatte<br />
dies koordiniert, um bestimmte<br />
Plätze und Strecken, auf denen in<br />
früheren Jahren Neonazi-Demonstrationen<br />
stattfanden, vorsorglich zu<br />
besetzen, erklärte der BBgR-Sprecher.<br />
Als sich abgezeichnet habe,<br />
dass es keine angemeldete Veranstaltung<br />
der rechtsextremen Szene<br />
geben werde, wurden die meisten<br />
der Veranstaltungen nach Polizeiangaben<br />
jedoch abgesagt. „Wir sind erleichtert,<br />
dass es in diesem Jahr keinen<br />
Heß-Marsch gibt“, sagte der<br />
BBgR-Sprecher.<br />
In Spandau stand das frühereGefängnis<br />
der Alliierten, in dem sich<br />
Heßam17. August 1987 selbst tötete.<br />
Neonazis hatten rund um den<br />
17. August immer wieder in Spandau<br />
demonstriert. Im vergangenen Jahr<br />
waren etwa 600 Rechte unangekündigt<br />
von Spandau nach Friedrichshain<br />
ausgewichen. (dpa)<br />
Schwer bewaffnet: Ein Polizist hält einen Tatverdächtigen in der Nacht zum Sonnabend mit einer Maschinenpistole in Schach.<br />
Clan-Gefecht in Neukölln<br />
Polizei mit Maschinenpistolen im Einsatz –Karl-Marx-Straße war vorübergehend für den Verkehr gesperrt<br />
VonPhilippe Debionne<br />
Maskierte und mit Maschinenpistolen<br />
bewaffnete<br />
Polizisten,<br />
dazu eine mehrspurige<br />
Straße, die in das Flackern von<br />
Blaulicht getaucht ist sowie Dutzende<br />
Männer,die sich mit Pistolen,<br />
Messern und Knüppeln gegenseitig<br />
fertigmachen wollen. Dazu auch<br />
noch etwa 100 Schaulustige,die sich<br />
offenbar amüsieren und die Einsatzkräfte<br />
anpöbeln. Das ist keine Szene<br />
aus einem Film über die berüchtigten<br />
Armenviertel in Südamerika,<br />
sondern Realität in Berlin –inder<br />
Fuldastraße in Neukölln. Passiert in<br />
der Nacht zu Sonnabend.<br />
Verletzte nach Messerattacken<br />
Einsatzfahrzeuge der Polizei in der Nacht zu Sonnabend in Neukölln<br />
„Nach den bisherigen Ermittlungen<br />
soll es zunächst in dem Café in der<br />
Fuldastraße gegen 21 Uhr zueinem<br />
Streit zwischen Angehörigen zweier<br />
arabischstämmiger Großfamilien<br />
gekommen sein, der sich dann auf<br />
den davorliegenden Gehweg verlagert<br />
haben soll“, so ein Polizeisprecher.Nach<br />
Angaben vonZeugen sollen<br />
bei der Auseinandersetzung<br />
auch Flaschen geworfen worden<br />
sein, die mehrere Autos beschädigt<br />
haben sollen.<br />
Die beiden verfeindeten Clans,<br />
von denen einer die berüchtigte Familie<br />
Al-Z. sein soll, gingen auch mit<br />
Messern aufeinander los. Der Polizeisprecher<br />
weiter: „Dabei erlitt ein<br />
46-Jähriger eine oberflächliche<br />
Schnittverletzung am Arm und ein<br />
40 Jahrealter Mann eine Stichverletzung<br />
am Rücken.“<br />
Während der Ältereambulant behandelt<br />
werden konnte, wurde der<br />
Jüngere in ein Krankenhaus gebracht<br />
und dortstationär aufgenommen.<br />
Lebensgefahr soll jedoch nicht<br />
bestehen. Zunächst schien sich die<br />
Lage zu beruhigen. Doch offenbar<br />
hatte ein Mitglied der Familie Al-Z.<br />
im weiteren Verlauf Verstärkung seines<br />
Clans angefordert. Gegen 22.30<br />
MORRIS PUDWELL<br />
Uhr fuhr ein Kleintransporter vor,<br />
vollgepackt mit Schlagwerkzeugen<br />
und anderen Dingen.<br />
Daraufhin ging die Auseinandersetzung<br />
in eine neue Runde. „Ab<br />
22.45 Uhr kam es in der Karl-Marx-<br />
Straße in Höhe der Fuldastraße erneut<br />
zu einem Aufeinandertreffen<br />
und zu verbalen Auseinandersetzungen<br />
zwischen den Angehörigen<br />
der betroffenen Familien“, so der Polizeisprecher.Die<br />
Zahl der Schaulustigen<br />
sei dabei auf bis zu 100 Personen<br />
angewachsen. Zeitweilig habe<br />
die Fahrbahn schließlich für denVerkehr<br />
gesperrtwerden müssen, so die<br />
Polizei.<br />
Erst durch den massiven Einsatz<br />
schwer bewaffneter Polizeikräfte beruhigte<br />
sich die Lage wieder. Zwar<br />
wurden mehrere Personen überprüft,<br />
zudem sprachen die Einsatzkräfte<br />
mehrere Platzverweise aus.<br />
Doch festgenommen wurde niemand.<br />
Zu den Hintergründen werde<br />
nun ermittelt, hieß es am Sonnabend.<br />
In den kommenden Tagen<br />
sollen nun zunächst die an der Auseinandersetzung<br />
beteiligten Personen<br />
vernommen werden.<br />
Friedensrichter statt Staat<br />
MORRIS PUDWELL<br />
Ob jedoch überhaupt jemand aussagen<br />
wird, ist ungewiss. Denn innerhalb<br />
der arabischen Clans gibt es<br />
nach den Worten von Rainer Wendt,<br />
Bundesvorsitzender der Deutschen<br />
Polizeigewerkschaft, ein „absolutes<br />
Verbot, mit den Behörden zusammenzuarbeiten“.<br />
Dieses Verbot sei<br />
noch „strenger als die Omertà, die<br />
Schweigepflicht der italienischen<br />
Mafia“, sagte Wendt in einem früherenInterview.<br />
Zudem setzen Clans nicht auf den<br />
Staat, wenn es um Konfliktlösung<br />
geht. In einer RBB-Reportage sagte<br />
ein Friedensrichter:„Wenn ein, zwei<br />
Leichen auf den Boden fallen, klären<br />
wir das innerhalb vonzweiWochen.“<br />
Männer wie er könnten „Angelegenheiten<br />
regeln, die der Staat nicht lösen<br />
kann“.<br />
Rauschgift,<br />
Goldbarren<br />
und Bargeld<br />
Polizei nimmt mutmaßliche<br />
Drogenhändler-Bande fest<br />
Sie sollen bandenmäßig mit<br />
Rauschgift in „nicht geringer<br />
Menge“ gehandelt haben: Die<strong>Berliner</strong><br />
Polizei hat am Freitagabend<br />
sechs mutmaßliche Mitglieder einer<br />
Drogenhändlergruppe festgenommen.<br />
Bei der Durchsuchung<br />
vonneun Wohnungen in Kreuzberg,<br />
Marienfelde, Charlottenburg und<br />
Tegel sowie drei Lokalen in Charlottenburg<br />
stellten die Beamten den<br />
offiziellen Angaben zufolge nicht<br />
nur große Mengen Drogen sicher.<br />
Auch neun jeweils ein Kilogramm<br />
schwere Goldbarren wurden gefunden.<br />
Außerdem beschlagnahmten die<br />
Ermittler mehrere Zehntausend<br />
Euro Bargeld, teilte die Polizei am<br />
Sonnabend mit. Den Einsätzen waren<br />
den Angaben zufolge mehr als<br />
zwei JahreintensiveErmittlungen eines<br />
Rauschgiftkommissariats vorausgegangen.<br />
Bandenmäßiger Rauschgifthandel<br />
Der Drogenfund war beachtlich: 40<br />
Kilogramm Marihuana, zwei Kilogramm<br />
Haschisch, etwa 3000 Ecstasy-Tabletten<br />
und rund<br />
100 Gramm Kokain seien beschlagnahmt<br />
worden. Außerdem seien bei<br />
den Einsätzen am Freitagabend diverse<br />
Handys und Speichermedien<br />
sichergestellt worden. An dem Einsatz<br />
waren nach Polizeiangaben<br />
Dutzende Ermittlerinnen und Ermittler<br />
des Landeskriminalamtes,<br />
Polizeibeamte von zwei Einsatzhundertschaften<br />
und auch Kräfte<br />
eines Spezialeinsatzkommandos<br />
beteiligt.<br />
Fünf Männer im Alter zwischen<br />
29 und 65 Jahren sowie eine 57-jährige<br />
Frau sind nach Polizeiangaben<br />
dringend tatverdächtig. Sie sollten<br />
noch am Sonnabend einem Haftrichter<br />
vorgeführt werden, der entscheidet,<br />
ob sie in Untersuchungshaft<br />
kommen. Ob gegen die Festgenommenen<br />
ein Haftbefehl erging,<br />
blieb am Sonntag zunächst offen.<br />
Den sechs Personen wird bandenmäßiger<br />
Rauschgifthandel vorgeworfen.<br />
Die Polizei machte zunächst<br />
keine Angaben dazu, ob sie anlässlich<br />
des Goldbarrenfunds wegen eines<br />
möglichen Zusammenhangs<br />
zum Goldmünzenraub im <strong>Berliner</strong><br />
Bode-Museum vor gut zwei Jahren<br />
ermittelt. (dpa)<br />
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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019<br />
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Berlin<br />
POLIZEIREPORT<br />
Vier Verletzte bei Kellerbrand.<br />
Etwa zwei Stunden brauchten<br />
30 Feuerwehrleute,bis sie am Sonnabendabend<br />
einen Kellerbrand in<br />
Neukölln gelöscht hatten.Vier Bewohner<br />
des Einfamilienhauses in Rudowwurden<br />
durch den Rauch verletzt,<br />
zwei kamen ins Krankenhaus,<br />
teilte ein Feuerwehrsprecher mit. Die<br />
beiden anderen wurden ambulant<br />
versorgt. DiePolizei ermittelt.<br />
Jugendlicher verprügelt.<br />
Eine Gruppe vonetwa 15 Jugendlichen<br />
hat am Sonnabend in Köpenick<br />
einen 16-Jährigen verprügelt und<br />
ihm drei Zähne ausgeschlagen.<br />
Seine Platzwunden am Kopf und<br />
seine Prellungen mussten in einem<br />
Krankenhaus versorgt werden. Laut<br />
Polizei ist bislang nicht bekannt, ob<br />
Täter und Opfer sich kannten.<br />
Schwer verletzt nach Sturz in Bus.<br />
Beieinem Bremsmanöver eines<br />
Busses der Linie M27 ist am Freitag<br />
in Gesundbrunnen eine 67-Jährige<br />
in dem Fahrzeug gestürzt, sie erlitt<br />
lebensgefährliche Kopfverletzungen.<br />
DerBusfahrer habe abrupt<br />
bremsen müssen, weil ein schwarzes<br />
Auto rückwärts vonder Böttgerstraße<br />
auf die Pankstraße gefahren<br />
sei, so die Polizei. DerAutofahrer<br />
fuhr unerkannt weg.<br />
Straßenbahnhaltestelle gerammt.<br />
Einbetrunkener Autofahrer ist am<br />
frühen Sonntag in Weißensee mit einem<br />
Firmenwagen in eine Straßenbahnhaltestelle<br />
in der <strong>Berliner</strong> Allee<br />
gefahren. Eine Atemalkoholkontrolle<br />
ergab nach Polizeiangaben einenWert<br />
von1,7 Promille.Der Mann<br />
blieb unverletzt, die Haltestelle<br />
wurde beschädigt. Die<strong>Berliner</strong> Allee<br />
war etwa 1,5 Stunden lang gesperrt.<br />
Autos mit Stahlkugeln beschossen.<br />
In Charlottenburgsind am Freitagabend<br />
Stahlkugeln auf Autos abgefeuertworden.<br />
Eine der Kugeln soll<br />
die hintereScheibe eines Kleinbusses<br />
durchschlagen haben, teilte die<br />
Polizei mit. Einelfjähriges Kind, das<br />
dortsaß, blieb glücklicherweise unverletzt.<br />
In der Nähe des Tatorts entdeckten<br />
die Beamten den Angaben<br />
zufolge kurzdarauf drei Menschen<br />
in einer Böschung. DiePolizisten<br />
wollen eine 27-Jährige dabei beobachtet<br />
haben, wie sie mit einer Waffe<br />
zwei Schüsse in Richtung Saatwinkler<br />
Damm abgegeben hat. DiePolizei<br />
beschlagnahmte die mit Stahlkugeln<br />
geladene Druckgaswaffe.Die Frau<br />
und die Männer im Alter von17und<br />
33 Jahren kamen in Gewahrsam.<br />
Nicht nur zu schnell und betrunken.<br />
EinAutofahrer ist in Charlottenburg<br />
betrunken und ohne Führerschein<br />
doppelt so schnell wie erlaubt gefahren.<br />
Der32-Jährige war am frühen<br />
Sonnabend mit 166 Stundenkilometernstatt<br />
der erlaubten 80 auf der<br />
Bundesautobahn 100 unterwegs,<br />
teilte die Polizei mit. Eine Zivilstreife<br />
der Autobahnpolizei überprüfte den<br />
Mann, der keinen gültigen Führerschein<br />
hatte.Ein freiwilliger Atemalkoholtest<br />
ergab den Angaben zufolge<br />
einen Wert vonfast einer Promille.Außerdem<br />
soll der Mann einen<br />
falschen Namen angegeben haben.<br />
Mehrere Menschen beleidigt.<br />
Beider Polizei sind am Wochenende<br />
mehrereAnzeigen wegen Beleidigungen<br />
eingegangen. Ein22-Jähriger<br />
sei am Sonntagmorgen in Friedrichshain<br />
homophob beschimpft<br />
und körperlich attackiertworden.<br />
Am Sonnabend beschimpfte ein<br />
Mann eine 33-Jährige,die komplett<br />
verschleiertwar,sowie ihrevier Kinder<br />
in Tempelhof fremdenfeindlich.<br />
Als ein Zeuge ihn zur Rede stellen<br />
wollte,flüchtete er.Blutig endete ein<br />
Zwischenfall am Freitag in Alt-Hohenschönhausen.<br />
Nach Polizeiangaben<br />
griff ein Hundebesitzer eine Familie<br />
zunächst verbal an, anschließend<br />
hetzte er seinen Bullterrier auf<br />
den Familienvater.Der Mann wurde<br />
nicht nur gebissen, der Hundehalter<br />
trat und schlug ihn obendrein. Der<br />
Angreifer kam kurzzeitig in Polizeigewahrsam.<br />
In allen drei Fällen ermittelt<br />
der Staatsschutz. (dpa, BLZ)<br />
Wie ein Popstar:Beim Tagder offenen Tür der Bundesregierung ist Kanzlerin Angela Merkelnatürlich die Hauptattraktion.<br />
Durch den Regen zum Minister<br />
Beatmungspatienten aus ganz Deutschland protestieren vor dem Gesundheitsministerium gegen Reformpläne<br />
VonKerstin Hense<br />
Sie drücken die Hupen ihrer E-<br />
Rollstühle und halten Transparente<br />
hoch. Die meisten Demonstranten,<br />
die sich am Sonntag vor<br />
dem Gesundheitsministerium versammeln,<br />
können sich nicht anders<br />
artikulieren, weil sie schwer krank<br />
sind, keine Stimme mehr haben und<br />
als Spätfolge eines Unfalls beispielsweise<br />
beatmet werden müssen. Sie<br />
sind aus ganz Deutschland gekommen,<br />
um gegen die Reformpläne von<br />
Jens Spahn zu protestieren, und haben<br />
den Tagder offenen Regierung<br />
für sich genutzt, um auf ihre Misere<br />
aufmerksam zu machen.<br />
Bitte lächeln<br />
Zum 21. Mal lädt die Bundesregierung zum Tagder offenen Tür und lockt vor allem Berlinbesucher an<br />
VonJulia Haak<br />
Die siebenjährige Lilli hat<br />
an der Sicherheitskontrolle<br />
vor dem Kanzleramt<br />
erst mal eine ganz<br />
wichtige Frage an die Sicherheitsbeamtinnen.<br />
„Warum muss Papa<br />
sich denn woanders anstellen als<br />
Mama und ich?“, will sie wissen. Lilli<br />
ist mit ihren Eltern für ein paar Tage<br />
aus Nürnberg nach Berlin gekommen.<br />
Am Sonntag wollen sie sich das<br />
Kanzleramt von innen ansehen –<br />
und das geht nur deshalb, weil ihr<br />
Berlin-Aufenthalt und der Tagder offenen<br />
Tür der Bundesregierung zusammenfallen.<br />
So geht es offenbar vielen, die am<br />
Wochenende vor und in den Ministerien<br />
und dem Kanzleramt anzutreffen<br />
sind. Berlinbesucher scheinen<br />
in der Mehrheit zu sein, Einwohner<br />
der Stadt sind deutlich seltener.<br />
Mehr als 800 Veranstaltungen<br />
Zum 21. Mal öffnete die Regierung<br />
die sonst versperrten Bereiche für<br />
die Bürger. Mehr als 100 000 Besucher<br />
nutzen jedes Jahr die Gelegenheit.<br />
Es ist ein großes Ereignis mit<br />
mehr als 800 Veranstaltungen im<br />
Kanzleramt und den 14 Ministerien.<br />
Lilli interessiert sich allerdings<br />
erst einmal für die Zettel, die über<br />
den Schleuseneingängen hängen. Es<br />
sind Piktogramme für Männer und<br />
Frauen. Während sich Lilli und ihre<br />
Mutter für den Sicherheitscheck dort<br />
anstellen müssen, wo die schwarze<br />
Figur ein Kleid trägt, wird ihr Vater<br />
gebeten, sich mit anderen Männern<br />
links anzustellen. Das findet Lilli<br />
seltsam. DieFraueninUniformsind<br />
allerdings über ihreFrage entzückt.<br />
Hohe Sicherheit: Lange Schlangen am Bundesinnenministerium.<br />
Was kaum jemand weiß: Nach<br />
den neuen Gesetzesplänen sollen<br />
Beatmungspatienten nur noch in<br />
Ausnahmefällen eine Intensivpflege<br />
in der eigenen Wohnung erhalten<br />
und künftig in Pflegeeinrichtungen<br />
versorgt werden. Der Verein Ability<br />
Watch, der zu dem Protest aufrief,<br />
schreibt auf seiner Homepage: „Der<br />
Gesetzesentwurf missachtet die<br />
Würde von Menschen, dringt in ihrenAlltag<br />
ein und diskriminiertsie.“<br />
So sieht das auch Barbara Carus.<br />
Die62-jährige <strong>Berliner</strong>in sieht durch<br />
die Novelle ihre Selbstbestimmung<br />
in Gefahr.„Bevor ich ins Heim gehe,<br />
möchte ich lieber gleich sterben“,<br />
sagt BarbaraCarus.Wenn sie spricht,<br />
Sie sagen, dass sie rausfinden<br />
müssen, ob jemand eine Waffe dabei<br />
hat und dass Frauen die Frauen abtasten<br />
und Männer die Männer.<br />
Letzteres leuchtet Lilli zwar nicht<br />
ein, aber dass man keine Waffe zur<br />
Bundeskanzlerin mitnimmt, schon.<br />
Es sind vor allem die kleinen<br />
Dinge, die ganz praktischen, die die<br />
Leute an diesem Taginteressieren.<br />
Im Kanzleramt schlendernsie durch<br />
die Räume und den Garten. Sie sehen<br />
sich den Dienstwagen der Kanzlerin<br />
und den Helikopter an. Setzen<br />
sich im internationalen Konferenzsaal<br />
mal probehalber auf die Stühle,<br />
auch wenn das nicht erwünscht ist.<br />
Diskutieren, warum der eine Raum<br />
groß und der andereklein ist.<br />
Vorden Porträts der ehemaligen<br />
Bundeskanzler bleibt Lilli entgeistert<br />
stehen. Helmut Kohl im blauen Anzug,<br />
Gerhard Schröder ganz in Gold<br />
–aber keine Frau. Dabei hatte Lilli<br />
gedacht, Kanzler seien immer, oder<br />
aber zumindest fast immer, Frauen<br />
wie Angela Merkel. So kann man sich<br />
irren. Man kann an Lillis Reaktion<br />
auch etwas anderes ablesen: Nach<br />
fast 14 Jahren mit einer Kanzlerin<br />
wächst eine Generation heran, für<br />
die das selbstverständlich ist.<br />
Mit dabei an diesem Tagsind natürlich<br />
auch Minister und Staatsse-<br />
BERLINER ZEITUNG/WÄCHTER<br />
Jens Spahn spricht mit der schwer<br />
kranken Barbara Carus.<br />
BLZ/WÄCHTER<br />
DPA/MICHAEL KAPPELER<br />
kretäre –und die Kanzlerin in echt<br />
und nicht als Bild. Als Angela Merkel<br />
am Nachmittag die Gäste begrüßt,<br />
sind Hubschrauber und Dienstwagen<br />
uninteressant. Die Gästen zücken<br />
ihreMobiltelefone und fotografieren.<br />
Ein Handyfoto von der Kanzlerin,<br />
das ist schon etwas.<br />
Benachbarte Ministerien müssen<br />
anderweitig für Spektakuläres sorgen.<br />
Das Bundesinnenministerium<br />
um die Ecke hat die GSG 9der Bundespolizei<br />
als Attraktion des Tages<br />
vorgesehen. Diese fällt dann am Vormittag<br />
aber erst mal aus. Eigentlich<br />
waren gleich drei Demonstrationssprünge<br />
der Spezialeinheit vorgesehen.<br />
Aber es nieselt, und der Himmel<br />
ist bedeckt. So könnten die Fallschirmspringer<br />
nicht sicher landen,<br />
sagt Herr Rebel von der Bundespolizei.<br />
Er stehtimAtrium des Ministeriums<br />
und spricht in ein Mikrofon.<br />
Vielleicht am Nachmittag, tröstet er<br />
die Anwesenden.<br />
Zeitraubende Sicherheitskontrolle<br />
Es sind ohnehin nur wenige Besucher<br />
in dem Gebäude des Ministeriums<br />
mit dem burgartigen, abweisenden<br />
Äußeren. Eigentlich erstaunlich,<br />
erstreckt sich doch vor der Tür<br />
des Ministeriums eine lange<br />
Schlange wartender Menschen.<br />
Aber das kann natürlich auch an<br />
der zeitraubenden Sicherheitskontrolle<br />
liegen, die hier besonders intensiv<br />
ausfällt. Tasche,Jacke,Schirm,<br />
alles wird durchleuchtet, Stiefel ausziehen,<br />
und dann befühlt eine Beamtin<br />
jede Falte in der Kleidung.<br />
„Gleiche Sicherheitsstufe wie am<br />
Flughafen“, verrät die Polizistin. Allerdings<br />
seien sie hier gründlicher,<br />
behauptet sie dann. Das mag als<br />
Werbung für die eigene Gründlichkeit<br />
gemeint sein. Doch im Hinblick<br />
auf die nächste Flugreise wirkt die<br />
Aussagedocheher beunruhigend.<br />
Julia Haak<br />
hat lauter gut gelaunte<br />
Menschen getroffen.<br />
hört essich an, als würde sie lallen.<br />
Sieerhielt vorzweiJahren die niederschmetternde<br />
Diagnose ALS. Die<br />
amyotrophe Lateralsklerose zerstört<br />
ihre Muskulatur und nimmt ihr die<br />
Stimme. Tagsüber und auch nachts<br />
muss die Schwerkranke stundenweise<br />
beatmet werden.<br />
Zusammen mit etwa 300 Demonstranten<br />
harrt Barbara Carus<br />
am Sonntag vordem Ministerium im<br />
Regen aus. Nach zwei Stunden gelangt<br />
sie doch noch hinein und trifft<br />
sogar den Gesundheitsminister. „Er<br />
hat mir versprochen, dass er sich<br />
kümmern wird und ich zu Hause<br />
bleiben kann.“ Für BarbaraCarus ist<br />
das ein erster Erfolg.<br />
Linke wehrt<br />
sich gegen<br />
Vorwürfe<br />
Schubert verteidigt<br />
Wohnungsbau gegen Kritik<br />
VonStefan Kruse und Anna Ringle<br />
Berlins Linke-Vorsitzende Katina<br />
Schubert hat sich gegen Kritik<br />
der Koalitionspartner SPD und<br />
Grüne gewehrt, ihre Partei messe<br />
demWohnungsbau zu wenig Bedeutung<br />
bei. „Die Linke bremst nicht“,<br />
sagte Schubert der Deutschen<br />
Presse-Agentur. Ganz im Gegenteil:<br />
Unter Verantwortung der zuständigen<br />
Senatorin Katrin Lompscher<br />
(Linke) seien in den letzten Jahren so<br />
viele Wohnungen wie schon lange<br />
nicht mehr gebaut worden. Unddas<br />
gehe auch weiter.<br />
„Aber das alleine kann es eben<br />
nicht sein“, so Schubert weiter. „Es<br />
ist eben nicht so,dass man nur möglichst<br />
viele Wohnungen auf den<br />
Markt schmeißt und dann die Mieten<br />
sinken. So funktioniertder Wohnungsmarkt<br />
nicht.“ Der Marktmechanismus<br />
von Angebot und Nachfrage<br />
komme bei Wohnungen schon<br />
deshalb nicht zum Tragen, weil<br />
Grund und Boden begrenzt und daher<br />
nicht beliebig vermehrbar seien.<br />
„Und deswegen sagen wir, Neubau<br />
ist genauso wichtig wie eine Stabilisierung<br />
der Mieten oder eine<br />
Senkung, da wo es notwendig ist“, so<br />
Schubert. „Deswegen wollen wir den<br />
Mietendeckel.“<br />
Linke für Enteignung<br />
WeitereSäulen der Wohnungspolitik<br />
ihrer Partei seien Verdichtungskonzepte<br />
–etwa Wohnungsbau über Supermärkten<br />
oder Garagen –und der<br />
Ankauf durch kommunale Gesellschaften.<br />
DieLinke unterstützeauch<br />
die Enteignung großer Unternehmen,<br />
die Wohnungen als Handelsware<br />
betrachteten und rein renditeorientiertwirtschafteten.<br />
SPD,Linke und Grünehabenlaut<br />
Koalitionsvertrag bis 2021 das Ziel,<br />
etwa 30 000 zusätzliche kommunale<br />
Wohnungen zu bauen. DasZiel wird<br />
wohl mit 26 000 bis dahin gebauten<br />
Wohnungen verfehlt. Da der Druck<br />
durch steigende Mieten und anhaltenden<br />
Zuzug aber wächst, wächst<br />
die Unruhe in derKoalition.<br />
So hatte der Regierende Bürgermeister<br />
Michael Müller (SPD) vor<br />
knapp vier Wochen die Verabschiedung<br />
des Stadtentwicklungsplanes<br />
Wohnen 2030 (Step) gestoppt und so<br />
Linke und Grüne verärgert. Senatorin<br />
Lompscher hat in ihrer Vorlage<br />
auch das Ziel verankert, bis 2030<br />
etwa 200 000 Wohnungen in der<br />
Hauptstadt zu bauen. Müller ist das<br />
angesichts der wachsenden Einwohnerzahl<br />
aber zu wenig ambitioniert.<br />
Er forderte Nachbesserungen.<br />
Schubert kritisierte Müllers Vorgehen.<br />
„Es macht keinen Sinn, mal<br />
eben noch ein paar weitereEntwicklungsgebiete<br />
auszuweisen“, sagte<br />
sie. „Denn dadurch bekommen wir<br />
noch lange nicht mehr Planer, Ingenieure<br />
oder Baufirmen.“ Momentan<br />
sei der Markt hier quasi leer gefegt.<br />
„Das ist nichts, was man aus dem<br />
Hut zaubert.“ Schubert zufolge ist<br />
der Step Wohnen 2030 am kommenden<br />
Dienstag wieder auf der Tagesordnung<br />
im Senat. „Ich gehe davon<br />
aus,dass er dann beschlossen wird.“<br />
DemVernehmen nach wurde am<br />
Entwurf selbst nichts geändert. Er<br />
soll aber durch eine Besprechungsunterlage<br />
ergänzt werden, auf der<br />
Maßnahmen zur Beschleunigung<br />
desWohnungsbaus aufgelistet sind.<br />
Schubert zufolge arbeitet die<br />
Linke darüber hinaus am Entwurf<br />
für ein „Bodensicherungsgesetz“.<br />
„Zielist,dass öffentlicher Grundund<br />
Boden nicht mehr verkauft wird,<br />
sondernallenfalls auch an Privatein<br />
Erbpacht vergeben wird.“ Auf diese<br />
Weisesei dieVerfügbarkeitfür dieöffentliche<br />
Hand immer gegeben, was<br />
Spekulationen eindämmen solle.<br />
Mit SPD und Grünen sei dies<br />
nicht abgestimmt. „Aber ich wüsste<br />
nicht, was von Seiten der Koalition<br />
dagegen sprechen würde.“ (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 15 *<br />
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Brandenburg<br />
Schlössernacht<br />
war ein<br />
Erfolg<br />
Insgesamt 36000 Besucher.<br />
Sonnabend war ausverkauft<br />
Nach dem Ende der Potsdamer<br />
Schlössernacht haben die Veranstalter<br />
eine positive Bilanz gezogen.<br />
Der Samstagabend sei ausverkauft<br />
gewesen, am Freitag seien<br />
mehr Besucher gekommen als im<br />
Vorjahr, teilten die Kultur im Park<br />
GmbH und die Stiftung Preußische<br />
Schlösser und Gärten mit. An beiden<br />
Tagen kamen knapp 36 000 Besucher.<br />
Damit hat sich aus Sicht der<br />
Veranstalter das Konzept, die Schlössernacht<br />
an zwei Abenden zu veranstalten,<br />
bereits etabliert.<br />
Motto war in diesem Jahr die Kultur<br />
und LebensartItaliens.Gebäude,<br />
Skulpturen und Landschaft wurden<br />
kunstvoll erleuchtet und bildeten die<br />
Kulisse für Kammermusik, Theater<br />
und Kleinkunst. Bei Lesungen sorgten<br />
unter anderem Moderator und<br />
Autor Max Moor sowie Schauspielerin<br />
Katharina Thalbach für literarische<br />
Unterhaltung. Ein Highlight<br />
war die Feuer- und Lichtinszenierung.<br />
(dpa)<br />
GEWINNZAHLEN<br />
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4642104 gewinnt 1000000 Euro<br />
420098 gewinnt 100000 Euro<br />
41531 gewinnt 10000 Euro<br />
7334 gewinnt 1000 Euro<br />
89 gewinnt 10 Euro<br />
Alle Angaben ohne Gewähr!<br />
Mehr Geld gegen Wölfe<br />
Das Land hat 1,6 Millionen Euro für Schäden durch die Tiere ausgegeben oder für den Schutz vor ihnen<br />
VonManfred Rey und<br />
Jens Blankennagel, Potsdam<br />
Esgibt derzeit zwei Tiere, die<br />
vielen Leuten auf dem<br />
Lande als die größte Gefahr<br />
gelten: Wölfe und Biber.<br />
Vertreter beider Tierarten richten<br />
reichlich Schäden an. DieWölfe fressen<br />
nicht nur Rehe oder Hirsche,<br />
sondern die Raubtiere reißen gern<br />
mal Schafe oder Kälber und schädigen<br />
damit Landwirte. Die Biber wiederum<br />
bauen Dämme, umWasser<br />
anzustauen, damit ihreBiberburgen<br />
immer schön im Wasser sind. Auch<br />
dadurch entstehen etlichen Bauern<br />
erhebliche Schäden. Es gibt nicht<br />
nur Landwirte, die fordern, dass die<br />
streng geschützten Tierarten endlich<br />
leichter erlegt werden dürfen.<br />
Das Land lässt sich den Schutz<br />
vor Schäden, der durch Wölfe und<br />
Biber entsteht, einiges kosten. Von<br />
2017 bis Juli dieses Jahres wurden<br />
etwa 1,63 Millionen Euro Haushaltsmittel<br />
für Schutzmaßnahmen ausgezahlt.<br />
Das geht aus der Antwort<br />
des Potsdamer Agrarministeriums<br />
auf eine Anfrage aus der CDU-Landtagsfraktion<br />
hervor.<br />
Die EU bietet auch Geld an<br />
In der seit Anfang 2018 geltenden<br />
neuen Wolfsverordnung ist auch der<br />
Abschuss sogenannter Problemwölfe<br />
vorgesehen. Bislang gab es nur<br />
einen Abschuss.Sechs Tiere, die verletzt<br />
oder unheilbar krank waren,<br />
wurden eingeschläfert.<br />
Nach amtlichen Angaben leben<br />
in Brandenburg derzeit etwa 300<br />
Wölfe und bis zu 3500 Biber. Seit<br />
2015 ist mit einer neuen Biberverordnung<br />
der Abschuss der Nager erlaubt.<br />
Seither wurden vonden unteren<br />
Naturschutzbehörden etwa 90<br />
Biberabschüsse gemeldet.<br />
Die Brandenburger Landesregierung<br />
setzt vor allem darauf, den Betroffenen<br />
die Schäden zu ersetzen.<br />
Das gilt auch für Schäden durch Biber<br />
oder für Fische, die sich Kormorane<br />
oder Reiher aus den Teichwirtschaften<br />
geholt haben.<br />
Das meiste Geld wird allerdings<br />
nicht für Tiere ausgegeben, die von<br />
den Wölfen oder Vögeln gefressen<br />
wurden, sondernfür die Prävention.<br />
Dabei geht es vor allem darum, die<br />
Nutztiere der Landwirte vor den<br />
Wölfen zu schützen. Die Haushaltsmittel<br />
für den Schutz stiegen von<br />
650 000 Euro 2017 auf 1,56 Millionen<br />
Euro im laufenden Jahr. Für 2020<br />
sind eine halbe Million Euro vorgesehen,<br />
die Summe kann aber bei Bedarf<br />
auch erhöht werden. Der weitaus<br />
größte Teil entfiel bisher auf den<br />
Schutz von Herden vor Wölfen. In<br />
Im Land Brandenburg leben bundesweit die meisten Wölfe.<br />
Erste Tiere: Etwa ab dem<br />
Jahr 2000 kamen immer<br />
wieder einzelne Wölfe von<br />
Polen nach Sachsen. Zu<br />
DDR-Zeiten wurden solche<br />
Wölfe meist erlegt. Einigeder<br />
streng geschützten Tiere ließen<br />
sich auf den weitläufigenehemaligen<br />
Truppenübungsplätzen<br />
nieder,bildeten<br />
Rudel und bekamen dort<br />
ungestörtJunge.<br />
WOLFSLAND<br />
Brandenburg: Als die Reviere<br />
in Sachsen zu klein für<br />
neue Rudel wurden, wanderten<br />
Jungtiere nach Brandenburg<br />
und ließen sich dort<br />
nieder.Offiziell gibt es derzeit<br />
76 Wolfsrudel in<br />
Deutschland: 26 in Brandenburg,18inSachsen,<br />
13<br />
in Niedersachsen, 11 in<br />
Sachsen-Anhalt. Ein Rudel<br />
umfasst meist 5bis 10 Tiere.<br />
IMAGO IMAGES<br />
Wolfsfreie Gebiete: Die<br />
Gegner der Wölfe fordern,<br />
dass die Richtlinien für den<br />
Abschuss vonWölfen, die<br />
ihre natürliche Scheu vor<br />
Menschen verloren haben,<br />
gelockertwerden. 52 brandenburgische<br />
Städte und<br />
Gemeinden haben sich inzwischen<br />
auf Initiativedes<br />
Bauernbundes selbst zu<br />
„wolfsfreien Zonen“ erklärt.<br />
den „technischen Herdenschutz“,<br />
vor allem den Kauf von Elektrozäunen,<br />
flossen etwa 1,43 Millionen<br />
Euro.Kauf und Ausbildung vonHerdenschutzhunden<br />
kostete das Land<br />
weitere56000 Euro.<br />
Das Problem ist, dass die Landwirte<br />
in jenen Regionen, in denen<br />
Wölfe heimisch sind, sehr viel Geld<br />
ausgeben müssen für die Schutzmaßnahmen<br />
ihrer meist sehr großen<br />
Weiden. Es müssen recht hohe Elektrozäune<br />
sein, damit die Wölfe nicht<br />
darüber hinweg springen können,<br />
und sie müssen auch so im Erdreich<br />
verstärkt sein, dass sich die Wölfe<br />
nicht durchgraben können.<br />
Neben dem Geld vom Land steht<br />
künftig auch EU-Geld zur Verfügung.<br />
Um die Schäden der Schäfer und<br />
Landwirte am Nutztierbestand zu<br />
verringern, hat die Europäische Kommission<br />
zu Beginn dieses Jahres die<br />
Förderung von Investitionen in den<br />
Schutz vorWölfen vonbislang 80 auf<br />
100 Prozent der Anschaffungskosten<br />
angehoben. Die Länder wurden aufgefordert,<br />
davon Gebrauch zu machen<br />
und die nationalen Förderbestimmungen<br />
anzupassen.<br />
Brandenburg strebt nun an, dass<br />
auch Unterhaltskosten, wie Hundefutter<br />
und Ausgaben für Tierarztbesuche,<br />
inden Förderkatalog aufgenommen<br />
werden. Eine Entscheidung<br />
des Bundes stehe noch aus, so<br />
das Potsdamer Agrarministerium.<br />
Einheitliche Regelungen gefordert<br />
Druck auf die Bundesregierung übt<br />
auch ein Bündnis vonmehr als zehn<br />
Verbänden von Herdenhaltern,<br />
Schäfernund Naturschützernaus.In<br />
ihren Mitte Juni veröffentlichten<br />
Empfehlungen zum Herdenschutz<br />
fordernsie einheitliche Bestimmungen<br />
für die Tötung von Wölfen, die<br />
Nutztiere von Bauern angreifen und<br />
deren Schutzmaßnahmen überwinden.<br />
Eine Rahmenregelung des Bundes<br />
könnte mehr Sicherheit schaffen<br />
und zu einer tragfähigen Koexistenz<br />
beitragen, erklärten die Unterzeichner.Ineinem<br />
Anhang empfehlen sie<br />
Maßnahmen zum Schutz verschiedener<br />
Tierarten vorWolfsangriffen.<br />
In Brandenburgwurden seit 2017<br />
bis Mitte dieses Jahres etwa 340 Anträge<br />
für vorbeugende Maßnahmen<br />
zum Schutz vor Schäden durch<br />
Wölfe und Biber gestellt.<br />
Sieben Anträge kommen von<br />
Teich- und Fischwirten, die möglichen<br />
Schäden vorbeugen wollen, die<br />
durch geschützte Tierarten wie Kormorane,<br />
Silber- und Graureiher,<br />
Fischotter und Biber entstehen. Laut<br />
Ministerium wurden bislang 280 Anträge<br />
bewilligt, 13 zurückgezogen<br />
und sechs abgelehnt.<br />
NACHRICHTEN<br />
Internes Gutachten zu<br />
Auto-Nummern-Erfassung<br />
DasPortal Netzpolitik.orghat ein internes<br />
Gutachten aus dem Brandenburger<br />
Innenministerium veröffentlicht,<br />
das die umstrittene Kennzeichenspeicherung<br />
im Land als unverhältnismäßig<br />
und illegal bewertet.<br />
DasInnenministerium reagierte auf<br />
die Veröffentlichung und betonte,<br />
dass es sich bei dem internen Papier<br />
um die Auffassung einzelner Mitarbeiter<br />
handele.Die Position des Ministeriums<br />
entspräche dem im Juni<br />
vorgelegten abschließenden Prüfbericht,<br />
nach dem die Erfassung und<br />
Speicherung vonAutokennzeichen<br />
nicht zu beanstanden sei. DieBrandenburger<br />
Polizei leitete ein Ermittlungsverfahren<br />
wegen des Verdachts<br />
des Geheimnisverrats ein. Mitdem<br />
Erfassungssystem KESY registriert<br />
die Polizei Kennzeichen vorbeifahrender<br />
Autos –allerdings nur auf Anordnung<br />
der Justizbehörden, wie das<br />
Innenministerium im Maierklärte.<br />
Wiebekannt wurde,wurden 2018 in<br />
Brandenburgtäglich Kennzeichen<br />
erfasst. Derzeit gibt es Geräte an<br />
neun Standorten im Land. (dpa)<br />
Sechs Schwerverletzte<br />
wegen Sekundenschlafs<br />
Weil ein 25-Jähriger kurzamSteuer<br />
einschlief, hat er auf der Autobahn<br />
A2im Kreis Potsdam-Mittelmarkeinen<br />
schweren Unfall verursacht. Er<br />
fuhr wegen des Sekundenschlafs auf<br />
das Auto vorihm auf. Wiedie Polizei<br />
am Sonntag mitteilte kamen beide<br />
Wagen vonder Fahrbahn ab.Das<br />
Auto des Unfallverursachers durchbrach<br />
einen Wildschutzzaun und<br />
kam erst nach 100 Meternzum Stehen.<br />
DerandereWagen überschlug<br />
sich. Beide Fahrer und vier weitere<br />
Insassen wurden verletzt und kamen<br />
ins Krankenhaus. (dpa)<br />
VSchellnhuber bietet sich<br />
als Klimaminister an<br />
DerPotsdamer Klimaforscher Hans<br />
Joachim Schellnhuber schließt ein<br />
Ministeramt nach der Landtagswahl<br />
in Brandenburgnicht aus.Die Zeiten<br />
seien außergewöhnlich. „Dakommt<br />
man dann auch als emeritierter Professor<br />
ins Grübeln, ob man nicht<br />
selbst in die politische Bütt steigen<br />
sollte,umdas endlich umzusetzen<br />
helfen, was die Wissenschaft immer<br />
dringlicher empfiehlt“, sagte der 69-<br />
Jährige den „otsdamer Neusten<br />
Nachrichten. Unabhängig davon sei<br />
er bereit, die demokratischen Parteien<br />
nach derWahl am 1. September<br />
zur Klimakrise zu beraten.“ (dpa)<br />
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16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019<br />
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Lokalsport<br />
Ein Klub will nach oben<br />
Regionalligist <strong>Berliner</strong> AK ist die dritte Kraft im <strong>Berliner</strong> Fußball. Er strebt ins Profigeschäft, doch die Konkurrenz ist groß und der Wegbeschwerlich<br />
VonMichael Jahn<br />
Als Mehmet Ali Han am<br />
Sonnabendmittag das<br />
Zoschke-Stadion in Lichtenberg<br />
betrat, war der 53-<br />
Jährige bester Laune. Der Präsident<br />
des Regionalligisten <strong>Berliner</strong> AK,<br />
wichtigster Geldgeber und Kopf des<br />
Vereins,war gerade aus dem Türkei-<br />
Urlaub zurückgekehrt. Der Bauunternehmer<br />
zeigte sich gut erholt,<br />
braungebrannt und mit schicker<br />
Sonnenbrille. „Das ist mein erstes<br />
Spiel, das ich in dieser Saison sehe“,<br />
sagte Ali Han und tippte einen 2:1-<br />
Auswärtssieg für den BAK. Damit lag<br />
er aber falsch. Sein Team verlor gegen<br />
Lichtenberg47mit 0:1.<br />
Zuvor hatte der BAK drei Saisonsiege<br />
geschafft und thronte an der<br />
Tabellenspitze. Bischofswerda (4:2),<br />
Union Fürstenwalde (2:0 auswärts)<br />
und Germania Halberstadt (2:1) warenbezwungen<br />
worden, was die verbale<br />
Offensive der BAK-Verantwortlichen<br />
bestätigte. Trainer Ersan Parlatan<br />
hatte gesagt:„Für uns ist in dieser<br />
Spielzeit vieles, wenn nicht alles<br />
drin.“ Auch Mehmet Öztürk, der<br />
Sportliche Leiter, sprach vom Aufstieg<br />
als großem Ziel, schränkte aber<br />
vordem Anpfiff im Zoschke-Stadion<br />
ein: „Wir wollen aufsteigen, müssen<br />
aber nicht. Mit Nordhausen, Lok<br />
Leipzig und Cottbus gibt es weitere<br />
Kandidaten, die in die Dritte Liga<br />
wollen.“<br />
Schlitzohrige Bemerkung<br />
Die jüngere Geschichte des <strong>Berliner</strong><br />
AK ist typisch für die vierte deutsche<br />
Spielklasse. Für Vereine, die den<br />
Amateurstatus hinter sich lassen<br />
und in den reinen Profifußball wechseln<br />
wollen. Die gegen gleichgesinnte<br />
Konkurrenz Rückschläge einstecken<br />
müssen und trotzdem weiter<br />
machen, ihre Ambitionen nicht<br />
aufgeben. Weil sie vonihrem Projekt<br />
überzeugt sind. Wie Ali Han beim<br />
<strong>Berliner</strong> AK. DerPräsident nahm am<br />
Wochenende das Wort Aufstieg nicht<br />
in den Mund, sagte lieber schlitzohrig:<br />
„Wir wollen in jedem Spiel ein<br />
Tormehr schießen als der Gegner!“<br />
Was nichts anderes heißt, als am<br />
Ende ganz oben in der Tabelle zu stehen.<br />
Schon einmal, in der Spielzeit<br />
2015/16, war der BAK ganz nah am<br />
Hat den Traum vom Profigeschäft noch nicht aufgegeben: BAK-Präsident Mehmet Ali Han<br />
Aufstieg gewesen. Punktgleich mit<br />
dem FSV Zwickau fehlte am Ende ein<br />
einziges Tor, um die Dritte Liga zu erreichen.<br />
Nach Platz drei hinter Cottbus<br />
und Nordhausen 2017/18 und<br />
Rang zwei hinter Chemnitz 2018/19<br />
soll nun die Meisterschaft gewonnen<br />
werden.<br />
Nach der Niederlage gegen Lichtenberg<br />
war die gute Laune des Präsidenten<br />
im Zoschke-Stadion zunächst<br />
mal verschwunden. Lange<br />
stand er mit seinem Sportchef Öztürk,<br />
seit Juni 2017 im Amt, zusammen,<br />
diskutierte und suchte nach<br />
den Ursachen der überraschenden<br />
Niederlage durch einen Kopfballtreffer<br />
durch David Hollwitz (40.) für den<br />
kampfstarken Aufsteiger in Lichtenberg.<br />
Nach demVerlust der Tabellenspitze,<br />
die nun der noch unbesiegte<br />
„Wir wollen aufsteigen, müssen aber nicht.<br />
Mit Nordhausen, Lok Leipzig und Cottbus<br />
gibt es weitere Kandidaten,<br />
die in die Dritte Liga wollen.“<br />
Mehmet Öztürk ist als Sportlicher Leiter des Regionalligisten <strong>Berliner</strong> AK bemüht,<br />
keinen unnötigen Druck auf die eigene Mannschaft aufzubauen.<br />
1. FC Lok Leipzig vor dem starken<br />
BFC Dynamo innehat.<br />
Auch BAK-Trainer Parlatan haderte<br />
mit dem Auftritt seines Teams:<br />
„Die ersten 20 Minuten waren gut.<br />
Da kam nie das Gefühl auf, dass es<br />
für uns gefährlich werden könnte.<br />
Später haben wir das Tempo verschleppt.<br />
Das ist ein bitterer Moment<br />
für uns.“<br />
Nach gut einer Stunde hatte der<br />
bullige AbuBakarr Kargbo,26, einen<br />
Handelfmeter für den BAK verschossen<br />
und über das Tor des starken<br />
Lichtenberger Keepers Niklas Wollertgejagt.<br />
Torjäger Kargbo traf in der<br />
BLZ/MARKUS WÄCHTER<br />
Vorsaison 16-mal für den BAK und<br />
gab 2018 sein Debüt in der Nationalelf<br />
von Sierra Leone. Erhat ebenso<br />
eine Vergangenheit bei Hertha BSC<br />
wie Abwehrmann Shawn Kauter.<br />
Der<strong>Berliner</strong> AK wirdtrotz der ersten<br />
Niederlage weiter ganz oben mitmischen.<br />
Da sind sich Trainer,Sportchef<br />
und Präsident sicher. Die<br />
Mannschaft ist ausgeglichen besetzt<br />
mit vielen erfahrenen Spielern. Parlatan,<br />
42, der 2018 die Fußball-Lehrer-Ausbildung<br />
beim DFB erfolgreich<br />
beendete und den praktischen<br />
Teil bei Christian Streich beim SC<br />
Freiburg absolvierte, ist kein Mann<br />
für fußballerisches Mittelmaß. Er<br />
glaubt, dass seine Mannschaft physisch<br />
stärker ist als im Vorjahr,„vielleicht<br />
individuell nicht so elegant“.<br />
Bislang spielte der <strong>Berliner</strong> AK nicht<br />
besonders attraktiv,aber meist effektiv.<br />
DieMannschaft aus Moabit hat es<br />
zur dritten Kraft im <strong>Berliner</strong> Fußball<br />
hinter Hertha BSC und dem 1. FC<br />
Union gebracht. Dennoch fristet der<br />
Klub in der Öffentlichkeit ein eher<br />
bescheidenes Dasein. Ins Poststadion<br />
kommen selten mehr als 500<br />
Zuschauer zu den Heimspielen.<br />
„Wir investieren viel, arbeiten seriös<br />
und meist erfolgreich“, sagt<br />
Han, „aber wir bekommen wenig zurück.“<br />
Sportchef Öztürk, der einst bei<br />
Altay Izmir in der ersten türkischen<br />
Liga spielte, glaubt, dass die sportliche<br />
wie kulturelle Vielfalt in Berlin<br />
Schuld am schwachen Zuschauerzuspruch<br />
sei.„Viktoria 89 oder Altglienicke<br />
geht es ja genauso. Leider<br />
konnten wir bislang nicht noch<br />
mehr türkische Fans anlocken“,<br />
klagt Öztürk.<br />
Hilfe für Lichtenberg47<br />
Präsident Ali Hanwill nun die Strukturen<br />
und auch die äußeren Bedingungen<br />
im Poststadion verbessern,<br />
den Nachwuchs weiter fördern.<br />
Auch die Pläne, die erste Männermannschaft<br />
auszugliedern, werden<br />
weiter verfolgt, um den Einstieg von<br />
Investoren zu erleichtern. Seit 2001<br />
steckt Ali Han viel Energie und Geld<br />
in den BAK. Noch hat er die Lust<br />
nicht verloren.<br />
Demüberraschenden Sieger vom<br />
Sonnabend, Aufsteiger Lichtenberg<br />
47, hat der Bauunternehmer Ali Han<br />
einst sogar beim Bau der Geschäftsstellengebäude<br />
im Hans-Zoschke-<br />
Stadion geholfen. „Uneigennützig“,<br />
sagt 47-Geschäftsfüher Henry Berthy,<br />
„man sieht, auch im <strong>Berliner</strong><br />
Fußball gibt es solche Formen der<br />
Zusammenarbeit.“<br />
In Lichtenbergwürden sie Ali Han<br />
und seinem BAK durchaus den großen<br />
sportlichen Erfolg gönnen. Aber<br />
darauf konnten die 47er im direkten<br />
Duell keine Rücksicht nehmen. „Wir<br />
brauchen jeden Punkt im Kampf um<br />
den Klassenerhalt“, sagt Sportchef<br />
Benjamin Plötz. Nunsind es überraschend<br />
sogar drei geworden.<br />
Michael Jahn<br />
bleibt am Projekt Aufstieg<br />
des BAKdran.<br />
Vonder Schnapsidee zum Projektverein<br />
Serie: Tierisch fit: DerBCLions Moabit 21 hat nicht nur einen außergewöhnlichen Namen, sondern ist auch gesellschaftlich außergewöhnlich aktiv.Zum Beispiel beim Eastercup<br />
VonChristian Kattner<br />
Auch wenn er sich nicht mit seinem<br />
Gefährt angekündigt hätte,<br />
man wäre nicht Gefahr gelaufen, es<br />
zu übersehen: Blaue Farbe, zahlreiche<br />
Hinweise auf Vereinsprojekte,<br />
aber vor allem das markante Logo<br />
mit dem Löwenkopf: Das Vereinsmobil,<br />
mit dem Andy Riebold durch<br />
die Straßen Berlins fährt, fällt auf.<br />
Und der Vorsitzende des BC Lions<br />
Moabit 21 ist viel unterwegs. Wer in<br />
Spandau wohnt, mehrmals in der<br />
Woche in Königs Wusterhausen tätig<br />
ist, aber auch Moabit als seine zweite<br />
Heimat sieht, der sitzt eben viel im<br />
Auto.<br />
Riebold ist leidenschaftlicher<br />
Basketballer. Das ist seiner Kleidung<br />
anzusehen, das ist herauszuhören,<br />
wenn man sich mit ihm über seinen<br />
Verein unterhält, den er 2016 mit ein<br />
paar Mitstreitern ins Leben gerufen<br />
hat. Nicht ganz freiwillig, eher auf<br />
Anraten des ASV Moabit, über welchen<br />
der Eastercup, das Vorzeigeprojekt<br />
der Lions, seit 2012 lief. Das<br />
Turnier, das sich ganz klar gegen<br />
Rassismus positioniert, war mittlerweile<br />
zu groß geworden, zu viel Geld<br />
war im Umlauf und hätte Probleme<br />
für den ASV nach sich ziehen können.<br />
Ein neuer Verein, über den das<br />
Turnier laufen könne, musste also<br />
her und damit auch ein Name. Die<br />
21, der Postleitzahlen-Code, musste<br />
unbedingt mit rein, der Bezirksname<br />
sollte ebenfalls auftauchen. Und irgendein<br />
Tier.„EinTier im Namen ist<br />
ein Wiedererkennungsmerkmal“,<br />
sagt der 37-Jährige, „dementsprechend<br />
wurde es ein Löwe, das ist ein<br />
sehr eindrucksvolles Tier, welches<br />
Stärke ausdrückt.“<br />
Weil es ja irgendwie auch cool<br />
sein musste,wurde die englische Variante<br />
gewählt. Nicht aus Merchandising-Gründen,<br />
der junge Verein ist<br />
mit seinen fünf Mannschaften doch<br />
eher in den unteren Ligen unterwegs.<br />
„Der Spielbetrieb ist uns gar<br />
nicht so wichtig, sondern die Projektarbeit.<br />
Der ganze Verein ist eigentlich<br />
ein Projekt, ein Projektverein“,<br />
sagt Andy Riebold, „alles das,<br />
was in diesem Verein passiert, mündet<br />
eigentlich im großen Projekt, das<br />
„International Eastercup“ heißt.“<br />
Mehr als nur ein Slogan<br />
Das Turnier steht aber nicht nur für<br />
Sport, sondern für gesellschaftliche<br />
Werte. Slogans wie „No Chances for<br />
Racism“ oder „Refugees Welcome“,<br />
wie „Keine Chance für Rassismus“<br />
und „Flüchtlinge willkommen“ sind<br />
nicht nur Logos auf Plakaten und<br />
Flyern, sondern werden auch vom<br />
Verein gelebt. Als 2016 die große<br />
Flüchtlingswelle über Europa<br />
schwappte und Deutschland und<br />
Gut gebrüllt Löwe: Der Nachwuchs der Lions beim Basketballtraining BC LIONS MOABIT 21<br />
Berlin erreichte, sahen die Löwen in<br />
Moabit das auch als Chance. „Wir<br />
haben die Idee gehabt, es als positivenAufhänger<br />
zu nehmen und wollten<br />
die Flüchtlinge zum Sportbewegen“,<br />
sagt Riebold, „damit haben wir<br />
einen Teil der Integration hinbekommen.“<br />
Manch Spieler hat es aus diesem<br />
reinen Flüchtlingsteam mittlerweile<br />
in die Männermannschaft geschafft.<br />
Und auch abseits des Spielfeldes<br />
wurden und werden die Neuankömmlinge<br />
eingebunden. Wie normale<br />
Vereinsmitglieder „müssen sie<br />
im Verein anpacken, das große Projekt<br />
ist der Eastercup und da machen<br />
sie mit“, sagt Riebold.<br />
Aus einer Schnapsidee, die nicht<br />
nur sprichwörtlich, sondern auch<br />
tatsächlich dem einen oder anderen<br />
alkoholischen Getränk entsprang, ist<br />
mittlerweile ein international angesehenes<br />
Turnier geworden. Kürzel<br />
wie DZ oder MA könnten auch Kfz-<br />
Kennzeichen deutscher Orte sein,<br />
stehen aber, genau wie 37 andere<br />
Buchstabenkombinationen, für die<br />
bisherigen Teilnehmerländer.<br />
Kein Zufall, sondern gut durchdacht.<br />
Denn schon vor der ersten<br />
Auflage im Jahr 2012 wurden Vereine<br />
in Ländern wie Litauen, Lettland<br />
oder Polen per Brief angeschrieben.<br />
Die Jugendspieler aus Moabit waren<br />
in den Jahren zuvor schließlich auch<br />
bei internationalen Turnieren dabei,<br />
wollten aber auch in ihrer Heimatstadt<br />
ein solches Angebot für den<br />
Nachwuchs schaffen. „Und plötzlich<br />
standen da 57 Teams beim ersten<br />
Turnier“, sagt Andy Riebold mit Blick<br />
auf die Premiere.<br />
Den eigentlichen Aufwand einer<br />
solchen Veranstaltung bekamen er<br />
und seine Mitstreiter erst in den Tagen<br />
des Turniers mit. Es brauchte natürlich<br />
ausreichend Helfer. Doch<br />
auch da hatte Riebold eine bis heute<br />
erfolgreich praktizierte Idee: Schon<br />
die eigenen Nachwuchsspieler im<br />
Alter von15bis 17 Jahren werden aktiv<br />
in das Geschehen in den mittlerweile<br />
bis zu zehn Sporthallen aktiv<br />
eingebunden. „Von Kindernfür Kinder“,<br />
nennt der Vereinsvorsitzende<br />
das Motto.„Auch deshalb verstehen<br />
wir uns als Projektverein.“ Bereits die<br />
Minis werden an den Eastercup und<br />
die damit verbundene gesellschaftliche<br />
Bedeutung langsam herangeführt,<br />
damit sie irgendwann hinter<br />
den Kulissen eine tragende Rolle einnehmen,<br />
damit sie dem Motto gerecht<br />
werden.<br />
Das hat sich ganz gut bewährt<br />
und wirdbelohnt. Mitmehr als 2000<br />
Menschen aus 167 Mannschaften in<br />
diesem Jahr, mit der Auszeichnung<br />
zum besten Fiba-U14-Turnier im<br />
Jahr 2018. Der Basketball-Weltverband<br />
Fiba unterstützt die Lions mittlerweile<br />
bei der Veranstaltung, der<br />
natürlich auch gewisse Grenzen gesetzt<br />
sind. Allein geografisch,<br />
schließlich soll das Turnier in Moabit<br />
bleiben. Aber auch organisatorisch.<br />
Denn: Mittlerweile ist der Eastercup<br />
ein Jahresprojekt geworden, die eigentliche<br />
Arbeit wird allerdings ehrenamtlich<br />
verrichtet.<br />
Ab September können sich interessierte<br />
Vereine für das Turnier rund<br />
um das Osterfest 2020 anmelden.<br />
Platz für Spieler aus neuen Ländern,<br />
für Helfer aus unterschiedlichen Kulturen<br />
wirdesauchdann geben. Platz<br />
für Rassismus hingegen nicht.<br />
Bisher in der Serie porträtiert: ZehlendorferWespenam29.<br />
Juli, Weddinger Wiesel am 22.Juli,<br />
Berlin Flamingos am 12.August
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 17 *<br />
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Sport<br />
Werist<br />
hier<br />
der Boss?<br />
Bei Tennis Borussia<br />
herrscht weiter Chaos<br />
Sportlich läuft es weiter gut beim<br />
Oberligisten Tennis Borussia.<br />
Nach dem 4:2-Auftakterfolg bei Aufsteiger<br />
SV Tasmania siegte TeBe am<br />
Wochenende deutlich zu Hause gegen<br />
den FC Strausbergmit 5:0. Doch<br />
der heftige Streit in der Führung zwischen<br />
den neuen Vorständen und<br />
dem abgesetzten Vorstandschef Jens<br />
Redlich, auch Hauptsponsor des<br />
Vereins, tobt weiter. Günter Brombosch,<br />
der neue Chef und Franziska<br />
Hoffmann, die Aufsichtsratsvorsitzende,<br />
haben Redlich schriftlich<br />
dazu aufgefordert, bei Spielen nur<br />
noch im Zuschauer- oder Sponsorenbereich<br />
aufzutauchen. Er darfdie<br />
Mannschaftskabine und den Rasen<br />
im Stadion nicht mehr betreten und<br />
in der Öffentlichkeit nicht mehr behaupten,<br />
weiter der Chef des Vereins<br />
zu sein. Redlich geht juristisch gegen<br />
seine Amtsenthebung vor. Am 11.<br />
September kommt es im Amtsgericht<br />
Berlin zur Verhandlung mit einer<br />
Urteilsfindung, werder rechtmäßigeVorstand<br />
bei Tennis Borussia ist.<br />
Nach dem Spiel gegen den FC<br />
Strausberg kam es zu teils chaotischen<br />
Szenen in der Pressekonferenz,<br />
wo sich der Gäste-Trainer<br />
Christof Reimann vehement über<br />
die Behandlung seiner Strausberger<br />
Mannschaft beschwerte. Redlich<br />
wurde nach diesem Spiel zudem von<br />
einem Ordner abgeführt und des<br />
Feldes verwiesen. (mj.)<br />
Sieht sich immer noch als Boss von TeBe:<br />
Jens Redlich<br />
IMAGO IMAGES<br />
Erster<br />
Supercup-Sieg<br />
seit Nowitzki<br />
Deutschlands Basketballer<br />
überzeugen vor der WM<br />
Dennis Schröder versenkte seinen<br />
neunten Dreierversuch, die<br />
Schröder-Show begann in Hamburg<br />
erneut –mit 33 Punkten und einer<br />
persönlichen Bestleistung beim<br />
92:84 (36:44) im Supercup gegen Polen<br />
lieferte der 25-Jährige eine Gala.<br />
Schröder strotzt vor dem Abflug zur<br />
WM vorOptimismus,Bundestrainer<br />
Henrik Rödl freut sich über die exzellente<br />
Teamchemie, Experten sprechen<br />
vom Medaillencoup. Mit dem<br />
phasenweise spektakulär herausgespielten<br />
ersten Supercup-Sieg seit<br />
dem Ende der Ära Dirk Nowitzki haben<br />
die deutschen Basketballer die<br />
Hoffnungen auf ein erfolgreiches<br />
Turnier in China befeuert. Am Mittwoch<br />
geht das Abenteuer los, allerdings<br />
wohl nicht für Moritz Wagner.<br />
DerNBA-Profi aus Berlin gehörte gegen<br />
Polen am Sonntag nicht mehr<br />
dem Kader an, der vor der WM (31.<br />
August bis 15. September) in Asien<br />
weitereTestspiele absolvieren wird.<br />
Gegen Tschechien (87:68) und<br />
Ungarn (83:63) präsentierte sich der<br />
mit viel NBA-Power ausgestattete<br />
Kader als Einheit. Profis wie Daniel<br />
Theis (Boston Celtics) oder Maximilian<br />
Kleber (Dallas Mavericks) flankieren<br />
Aufbauspieler Schröder. (sid)<br />
Neu im Adlerhorst<br />
Dank der Partnerschaft mit der Eintracht wollen Frankfurts Fußballfrauen zu einer großen Marke werden<br />
VonFrank Hellmann, Frankfurt<br />
Nein, esist wahrlich nicht<br />
zu behaupten, dass irgendjemand<br />
in der Gaststätte<br />
im Stadion am<br />
Brentanobad im Frankfurter Stadtteil<br />
Rödelheim sich am späten Freitagabend<br />
wirklich für das Eröffnungsspiel<br />
der Männer-Bundesliga<br />
interessierte. Nirgendwo lief ein<br />
Fernseher vomFehlstartder Bayern-<br />
Stars, denn die verbliebenen Gäste<br />
wie Ralf Zwanziger,Sohn des ehemaligen<br />
DFB-Präsidenten Theo Zwanziger<br />
und Frauen-Abteilungsleiter<br />
der TSG Hoffenheim, waren noch<br />
ganz damit beschäftigt, die Eindrücke<br />
der viel kleineren, aber dafür<br />
auch familiäreren Auftaktveranstaltung<br />
der Frauen-Bundesliga zu verarbeiten.<br />
Allen voran Siegfried Dietrich,<br />
Macher des 1. FFC Frankfurt, den der<br />
3:2-Auftaktsieg gegen den einstigen<br />
Erzrivalen Turbine Potsdam vor<br />
2250 Zuschauernderartmit Adrenalin<br />
vollgepumpt hatte, dass er herausposaunte:<br />
„Diese Truppe kann<br />
die Zukunft des deutschen Frauenfußballs<br />
sein.“ Das war nach dem<br />
spannenden Duell der Altmeister,<br />
auch von Bundestrainerin Martina<br />
Voss-Tecklenburg als ein „abwechslungsreiches,<br />
interessantes und torreiches<br />
Auftaktspiel“ belobigt, zwar<br />
ein bisschen zu hoch gegriffen, aber<br />
der Überschwang des 62-Jährigen ist<br />
ja im Zusammenhang zu betrachten.<br />
Die Eintracht steigt ein<br />
Monatelang hatte Dietrich, der demnächst<br />
beim DFB-Bundestag zum<br />
Vorsitzenden eines neuen Ausschusses<br />
Frauen-Bundesligen aufsteigt,<br />
den Vorstand von Eintracht Frankfurt<br />
überzeugt, dass der siebenfache<br />
Meister 1. FFC Frankfurt, 1998 aus<br />
der SG Praunheim hervorgegangen,<br />
im Adlerhorst Unterschlupf findet.<br />
Dass nun die Eintracht-Bosse Fredi<br />
Bobic und Axel Hellmann in Frankfurt-Rödelheim<br />
−und nicht in München-Fröttmaning<br />
–aufschlugen, sei<br />
nicht nur ein Zeichen, sagte Dietrich,<br />
sondern „ein Bekenntnis“. Frauenfußball<br />
unter einem gemeinsamen<br />
Dach, „steht jedem Verein gesellschaftspolitisch<br />
gut zu Gesicht“.<br />
Für den Frankfurter Manager und<br />
Investor ist der Schritt insofernalternativlos,<br />
weil sich ohne einen starken<br />
Männer-Lizenzverein an der<br />
Seite das höchste Niveau nicht mehr<br />
aus eigener Kraft stemmen lässt. Der<br />
Auftaktsieg des erfrischenden Frankfurter<br />
Ensembles mit womöglich<br />
Die Spielerinnen des 1. FFC Frankfurtfeierneinen gelungenen Saisonstart.<br />
Trost: Das Lob des gegnerischen Trainers gibt<br />
Turbine Potsdam nach dem unglücklichen<br />
Startindie Frauenfußball-BundesligaZuversicht.<br />
„Das Spiel hätte auch 3:3 ausgehen<br />
können. Beide Teams haben ein gutes Spiel<br />
gezeigt, Potsdam hatte sogar etwas mehr<br />
Spielanteile“, sagte NikoArnautis, Coach des<br />
1. FFC Frankfurt, über den 3:2-Heimsieg.<br />
TURBINE MIT ZUVERSICHT<br />
IMAGO IMAGES<br />
Trotz: Die Niederlageschmerzte aus Potsdamer<br />
Sicht, weil sie aus individuellen Nachlässigkeiten<br />
resultierte. Turbine darf die Niederlageals<br />
Teil des Lernprozesses werten, den<br />
das junge, neu formierte Team durchmacht.<br />
Am Sonntag (14 Uhr) empfängtder Vorjahresdritte<br />
im heimischen Karl-Liebknecht-Stadion<br />
den USV FF Jena zum ersten Heimspiel.<br />
Ein wahr gewordener Traum<br />
auch bald für die Nationalmannschaft<br />
interessanten Talenten wie<br />
Tanja Pawollek, Sophia Kleinherne,<br />
Laura Freigang oder Shekiera Martinezsei<br />
die „erste Mitgift in der Verlobungssaison“<br />
gewesen. Nächsten<br />
Sommer soll es dann zur „Traumhochzeit“<br />
kommen. Sein Ziel:<br />
„Frankfurt zum größten Frauenfußball-Standort<br />
in Deutschland, vielleicht<br />
in Europa zu machen.“<br />
Ralf Kellermann, Sportlicher Leiter<br />
beim Doublegewinner VfL Wolfsburg,<br />
geht davon aus, dass aus dem<br />
Zweikampf um die deutsche Meisterschaft<br />
zwischen Wolfsburg und<br />
Bayern München in den nächsten<br />
Jahren ein Dreikampf wird. In dieser<br />
Saison aber dürfte an der Vormachtstellung<br />
vom „Duo Infernale“ nicht<br />
zu rütteln sein. „Wenn diese beiden<br />
Teams am Ende nicht Erster und<br />
Zweiter werden, dann ist da in den<br />
Vereinen etwas schiefgelaufen“, sagt<br />
Kellermann. Der FC Bayern siegte<br />
prompt am Sonnabend beim Pokalfinalisten<br />
SC Freiburg(3:1) dank seiner<br />
von der SGS Essen abgeworbenen<br />
Doppeltorschützin Linda Dallmann.<br />
Ausschnitte der Partie vor einer<br />
Kulisse von 2212 Besuchern im<br />
Möslestadion liefen am Sonnabendabend<br />
in der ARD-Sportschau. Einen<br />
Sendeplatz in der Männerdomäne<br />
ergattertzuhaben, ist für die Frauen-<br />
Bundesliga ebenso ein Fortschritt<br />
wie ein festes Live-Spiel am Freitagabend<br />
bei Eurosport.<br />
Mehr Präsenz im TV<br />
Da trifft es sich gut, dass der Premierensieger<br />
1. FFC Frankfurt nun<br />
gleich beim Meisterschaftszweiten<br />
Bayern (Freitag 19.15 Uhr) vorstellig<br />
wird und sich auf dem Münchner<br />
Campus einiges vorgenommen hat.<br />
„Wir haben einfach Bock auf diese<br />
Saison und können gegen jeden<br />
Gegner was holen. Außerdem spiele<br />
ich Freitagabend unter Flutlicht am<br />
liebsten“, sagte Laura Freigang. Der<br />
neue TV-Partner Eurosport, der sich<br />
gerade von der offenbar nicht refinanzierbaren<br />
Männer-Bundesliga<br />
getrennt hat, wird esgerne hören:<br />
Vielleicht schalten bei solchen Ansagen<br />
dann noch mehr als jene 136 000<br />
Zuschauer ein, die den Startschuss<br />
der Frauen-Bundesliga erlebten. Das<br />
ist zwar ein Bruchteil zu jenen fast<br />
acht Millionen gewesen, die beim<br />
ZDF beim Eröffnungsspiel des FC<br />
Bayern gegen Hertha BSC (2:2) zusahen,<br />
aber immerhin mehr als bei der<br />
Zusammenfassung der beiden Männer-Zweitligaspiele<br />
am späten Freitagabend<br />
bei Sport1 (119 000).<br />
Mit seinem 33. Homerun in der laufenden Saison stellt der <strong>Berliner</strong> Max Kepler einen Europarekord in der MLB auf<br />
Max Kepler verzichtete auf große<br />
Sprüche.„Ichfühle mich super<br />
geehrt“, sagte der 26-jährige <strong>Berliner</strong>,<br />
der einst mit 16 Jahren in die<br />
USA gegangen war, uminder Major<br />
League Baseball bei den Minnesota<br />
Twins sein sportliches Glück zu suchen.<br />
Er hat es gefunden, so viel<br />
steht fest. Mit seinem 33. Homerun<br />
in der laufenden Saison stellte Kepler<br />
einen „Europarekord“ auf und übertraf<br />
den in Schottland geborenen<br />
Bobby Thomson, der 1951 32 Bälle<br />
aus dem Stadion gedroschen hatte.<br />
Vor ein paar Jahren, gab Kepler<br />
zu, „hätte ich nicht mal zu träumen<br />
gewagt, dass ich dieses Level jemals<br />
erreichen kann. Aber was hier gerade<br />
passiert, ist tatsächlich ein wahr gewordener<br />
Traum.“ Nach dem 4:3-<br />
Auswärtssieg der Twins bei den Texas<br />
Rangers lag Kepler mit seinen 33 Homeruns<br />
auf Platz sieben der ligaweiten<br />
Rangliste,die Mike Trout vonden<br />
Los Angeles Angels mit 41 anführte.<br />
Keplers Mutter Kathy stammt aus<br />
Texas, sein Vater Marek Rozicky ist<br />
polnischer Abstammung, beide waren<br />
Balletttänzer an der Deutschen<br />
Oper. Max ließ früh eine Affinität<br />
Max Kepler hat besonderes Talent, den Ball aus dem Stadion zu dreschen.<br />
zum Baseball erkennen. In der Little<br />
League der John-F.-Kennedy-Schule<br />
zeigte er mit sechs Jahren sein Potenzial,<br />
später wechselte er auf das Internat<br />
der Regensburger Legionäre,<br />
für die er auch in der Ersten Bundesliga<br />
spielte.<br />
2009 lagen Max Kepler 16 Angebote<br />
aus der MLB vor, er entschied<br />
DPA/LAVINSKY<br />
sich für die Twins, denen die Unterschrift<br />
des damals 16-Jährigen<br />
800 000 Dollar wert war. ImFebruar<br />
2019 unterschrieb Kepler einen mit<br />
35 Millionen Dollar dotierten Fünf-<br />
Jahres-Vertrag.<br />
Die Entwicklung von Kepler ist<br />
enorm und weckt Vorfreude auf die<br />
kommenden fünf Jahre. Im Vorjahr<br />
hatte er in 156 Spielen 20 Homeruns<br />
geschlagen, jetzt waren es nach 123<br />
Spielen bereits 13 mehr. „Er ist ein<br />
Typ, der ein außerordentliches Talent<br />
hat. Und erhat einen wirklich<br />
guten Kopf auf seinen Schultern“,<br />
lobte Trainer Rocco Baldelli seinen<br />
Schlagmann.<br />
DerGelobte hofft auf einen Schub<br />
in Europa und vor allem in seiner<br />
deutschen Heimat. „Je mehr Spieler<br />
aus Europa in der MLB auf diesem<br />
Level Erfolg haben, desto mehr Aufmerksamkeit<br />
bedeutet das“, sagte er.<br />
Im Winter wird Kepler ein Baseball-<br />
Camp für Jugendliche leiten: „Da<br />
fängt es an.Wirmüssen das Interesse<br />
bei den Kindernwecken.“<br />
Seine Karriere plant Kepler in aller<br />
Ruhe.„Icherwarte nie so viel von<br />
mir, ich nehme es, wie es kommt“,<br />
sagte er:„Ich arbeite hart, ich versuche<br />
viel und manchmal auch zu<br />
viel.“ Vordem Spiel gegen die Rangers<br />
hätten ihn einige Teamkollegen<br />
an sein Credo erinnert: „Inden Spielen<br />
vorher war ich mir nämlich selbst<br />
voraus, das hat nicht so gut geklappt.“<br />
Jetzt hat er sich wieder eingeholt.<br />
(sid)<br />
ZAHLEN<br />
Fussball<br />
Zweite Liga, 3. Spieltag<br />
Hamburger SV -VfL Bochum 1:0 (0:0)<br />
SV Sandhausen -1.FCNürnberg 3:2 (2:1)<br />
VfB Stuttgart-FCSt. Pauli 2:1 (0:1)<br />
Arminia Bielefeld -ErzgebirgeAue 3:1 (1:0)<br />
SV Wehen Wiesbaden -Hannover96 0:3 (0:1)<br />
Holstein Kiel -Karlsruher SC 2:1 (1:1)<br />
Dynamo Dresden -1.FCHeidenheim 2:1 (0:0)<br />
SpVgg Fürth -Jahn Regensburg 1:0 (0:0)<br />
VfL Osnabrück -Darmstadt 98 Mo., 20.30<br />
1. Hamburger SV 3 6:1 7<br />
2. VfB Stuttgart 3 6:4 7<br />
3. Karlsruher SC 3 7:5 6<br />
4. ErzgebirgeAue 3 6:5 6<br />
5. SpVgg Fürth 3 4:3 6<br />
6. Arminia Bielefeld 3 7:5 5<br />
7. Hannover96 3 5:3 4<br />
8. Darmstadt 98 2 3:1 4<br />
9. 1. FC Heidenheim 3 6:5 4<br />
10. Jahn Regensburg 3 4:3 4<br />
11. SV Sandhausen 3 4:4 4<br />
12. Holstein Kiel 3 3:4 4<br />
13. VfL Osnabrück 2 2:3 3<br />
14. Dynamo Dresden 3 4:6 3<br />
15. 1. FC Nürnberg 3 3:7 3<br />
16. VfL Bochum 3 4:7 1<br />
17. FC St. Pauli 3 3:6 1<br />
18. SV Wehen Wiesbaden 3 3:8 0<br />
Dritte Liga, 5. Spieltag<br />
Chemnitzer FC -1.FCMagdeburg 0:0<br />
1860 München -SVMeppen 0:0<br />
Viktoria Köln -SpVgg Unterhaching 0:2 (0:0)<br />
Hansa Rostock -SGGroßaspach 0:1 (0:0)<br />
KFC Uerdingen -FCIngolstadt 0:3 (0:1)<br />
Würzburger Kickers -Preußen Münster 3:2 (2:1)<br />
MSV Duisburg -FSV Zwickau 3:1 (0:0)<br />
1. FC Kaiserslautern-Braunschweig 0:3 (0:0)<br />
CarlZeiss Jena -Waldhof Mannheim 1:2 (1:1)<br />
Hallescher FC -BayernMünchen II Mo., 19.00<br />
1. FC Ingolstadt 5 11: 3 13<br />
2. MSV Duisburg 5 14: 5 12<br />
3. Eintracht Braunschweig 5 11: 6 12<br />
4. SpVgg Unterhaching 5 11: 7 11<br />
5. Waldhof Mannheim 5 8: 3 9<br />
6. Hallescher FC 4 6: 2 9<br />
7. Viktoria Köln 5 11:11 7<br />
8. Preußen Münster 5 8: 8 7<br />
9. SG Sonnenhof Großaspach 5 8: 9 7<br />
10. FSV Zwickau 5 5: 6 7<br />
11. 1. FC Magdeburg 5 6: 6 6<br />
12. Würzburger Kickers 5 10:14 6<br />
13. 1. FC Kaiserslautern 5 6: 8 5<br />
14. 1860 München 5 5: 7 5<br />
14. SV Meppen 5 5: 7 5<br />
16. KFC Uerdingen 5 6: 9 5<br />
17. Hansa Rostock 5 5: 7 4<br />
18. Bayern München II 4 6:11 3<br />
19. Chemnitzer FC 5 6:11 2<br />
20. CarlZeiss Jena 5 2:10 0<br />
Regionalliga, Nordost, 4. Spieltag<br />
SV Babelsberg 03 -FCViktoria 1889 Berlin 0:0<br />
Rot-Weiß Erfurt-VfB Auerbach 2:1 (1:0)<br />
VSG Altglienicke-ZFC Meuselwitz 2:0 (0:0)<br />
SV Lichtenberg -<strong>Berliner</strong> AK 07 1:0 (1:0)<br />
Germania Halberstadt -BFC Dynamo 1:1 (1:1)<br />
1. FC Lok Leipzig -Energie Cottbus 3:2 (0:1)<br />
Hertha BSC II -Optik Rathenow 6:0 (4:0)<br />
Union Fürstenwalde -Nordhausen 1:2 (0:1)<br />
Bischofswerdaer FV -BSG Chemie Leipzig 0:0<br />
1. 1. FC Lok Leipzig 4 9: 5 10<br />
2. BFC Dynamo 4 6: 2 10<br />
3. Hertha BSC II 4 17: 5 9<br />
4. <strong>Berliner</strong> AK 07 4 8: 4 9<br />
5. Wacker Nordhausen 3 10: 1 7<br />
6. VSG Altglienicke 4 8: 5 7<br />
7. Energie Cottbus 4 12:12 6<br />
8. SV Lichtenberg 3 2: 2 6<br />
9. Germania Halberstadt 4 7: 6 5<br />
10. ZFC Meuselwitz 4 5: 5 5<br />
11. FC Viktoria 1889 Berlin 4 2: 2 5<br />
12. BSG Chemie Leipzig 4 1: 1 4<br />
13. Rot-Weiß Erfurt 4 7:10 4<br />
14. SV Babelsberg 03 3 2: 4 2<br />
15. FSV Union Fürstenwalde 4 2: 6 1<br />
16. Optik Rathenow 3 2:10 1<br />
17. Bischofswerdaer FV 4 2:13 1<br />
18. VfB Auerbach 4 3:12 0<br />
DFB-Pokal-Auslosung,2.Runde<br />
Bundesliga-Bundesliga<br />
BayerLeverkusen -SCPaderborn<br />
SC Freiburg -Union Berlin<br />
Borussia Dortmund -Borussia Mönchengladbach<br />
VfL Wolfsburg -RBLeipzig<br />
Bundesliga-2.Bundesliga<br />
Fortuna Düsseldorf -ErzgebirgeAue<br />
VfL Bochum -BayernMünchen<br />
Arminia Bielefeld -Schalke04<br />
Hertha BSC -Dynamo Dresden<br />
Werder Bremen -1.FCHeidenheim<br />
FC St. Pauli -Eintracht Frankfurt<br />
Bundesliga-3.Liga<br />
MSV Duisburg -TSG Hoffenheim<br />
Bundesliga-Regionalliga<br />
1. FC Saarbrücken -1.FCKöln<br />
2. Bundesliga-2.Bundesliga<br />
Darmstadt 98 -Karlsruher SC<br />
Hamburger SV -VfB Stuttgart<br />
2. Bundesliga-3.Liga<br />
1. FC Kaiserslautern-1.FCNürnberg<br />
2. Bundesliga-Regionalliga-<br />
SC Verl -Holstein Kiel<br />
Die Spiele der 2. Hauptrunde werden am 29. und<br />
30. Oktober 2019 ausgetragen.
18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019<br />
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Sport<br />
NACHRICHTEN<br />
Klosterhalfen bricht<br />
nächsten deutschen Rekord<br />
LEICHTATHLETIK. KonstanzeKlosterhalfen<br />
hat den 34 Jahrealten Meilen-Rekordgebrochen.<br />
Die22-Jährige<br />
vonBayer Leverkusen gewann<br />
das Rennen über die 1609 Meter<br />
beim Diamond-League-Meeting am<br />
Sonntag in Birmingham in 4:21,11<br />
Minuten. Sieblieb damit 48 Hundertstelsekunden<br />
unter der bisherigen<br />
nationalen Bestmarke vonUlrike<br />
Bruns: DiePotsdamerin lief auf<br />
der nichtolympischen Distanz am<br />
21. August 1985 in Zürich 4:21,59 Minuten.<br />
Für Klosterhalfen war es nach<br />
dem Rekordüber 3000 und 5000<br />
Meter die dritte deutsche Bestmarke<br />
innerhalb zweier Monaten.<br />
Augsburg vor Verpflichtung<br />
von Lichtsteiner<br />
FUSSBALL. Bundesligist FC Augsburgsteht<br />
voreiner Verpflichtung<br />
des Schweizers Stephan Lichtsteiner,<br />
35. Dies berichtet der kicker.Lichtsteiner<br />
ist seit Juli vereinslos und ablösefrei<br />
zu haben. Zuletzt spielte der<br />
Rechtsverteidiger,der 105 Länderspiele<br />
für die Schweiz absolvierte,in<br />
der Premier League beim FC Arsenal.<br />
Füchse zitternsich in<br />
die nächste Pokalrunde<br />
HANDBALL. Mitviel Mühe hat Bundesligist<br />
Füchse Berlin einen Fehlstartindie<br />
Saison verhindert. In der<br />
ersten Runde des DHB-Pokals mussten<br />
die <strong>Berliner</strong> am Sonntag beim<br />
23:21 (12:12)-Erfolg gegen Zweitligist<br />
TuSN-Lübbecke bis zum Ende zittern.<br />
Mann des Spiels war Hans<br />
Lindberg. 14 Sekunden vorEnde verwandelte<br />
der mit zehn Treffernbeste<br />
Schützeder <strong>Berliner</strong> einen Siebenmeter<br />
zum Endstand.<br />
Eisbären werden Letzter<br />
beim Dolomitencup<br />
EISHOCKEY. DieEisbären Berlin haben<br />
beim Dolomitencup in Südtirol<br />
den letzten Platz belegt. Am Sonntag<br />
gab es im Spiel um Rang drei gegen<br />
Valerenga Oslo ein 1:2 (0:0, 0:1, 1:0)<br />
nach Penaltyschießen. DasTor der<br />
<strong>Berliner</strong> erzielte Louis-MarcAubry.<br />
Nach Niederlagen gegen die LausitzerFüchse<br />
und den SC Bern verloren<br />
die Eisbären damit ihr drittes Vorbereitungsspiel<br />
für die neue Saison.<br />
Toba und <strong>Berliner</strong> Rida<br />
für Turn-WM nominiert<br />
TURNEN. Dasdeutsche Team für die<br />
Heim-WM in Stuttgartnimmt Gestalt<br />
an. 47 Tage vordem Saison-Höhepunkt<br />
in der Schleyer-Halle (4. bis<br />
13. Oktober) sind zwei vonfünf Startplätzen<br />
an den deutschen Mehrkampfmeister<br />
Andreas Toba (Hannover)<br />
und den jungen KarimRida<br />
(Berlin) vergeben.<br />
<strong>Berliner</strong> fordernAbspaltung<br />
der Amateure vom DFB<br />
FUSSBALL. Nach der Vorstellung des<br />
designierten DFB-Präsidenten Fritz<br />
Keller fordernVertreter des <strong>Berliner</strong><br />
Amateurfußballs eine Abspaltung<br />
der Basis vomDeutschen Fußball-<br />
Bund. „Das Verfahren zu seiner Nominierung<br />
bleibt empörend“,<br />
schreiben die Vereinsvorsitzenden<br />
Gerd Thomas (FC Internationale)<br />
und BerndFiedler (SFC Stern1900)<br />
in einem Beitrag für den Tagesspiegel.<br />
„Die Amateurewerden sich unweigerlich<br />
alleine organisieren müssen,<br />
wollen sie ernsthaft Gewicht erlangen.“<br />
Thomas und Fiedler kritisieren,<br />
die Findungskommission<br />
habe zu eigenmächtig gehandelt<br />
und die Amateurvereine nicht berücksichtigt,<br />
zudem wurde die Düsseldorferin<br />
UteGroth, die sich selbst<br />
als mögliche Kandidatin für das Präsidentenamt<br />
ins Spiel gebracht<br />
hatte,ignoriert.<br />
Zwillinge im August<br />
Das 0:0 zwischen Gladbach und Schalke offenbart nicht Tristesse, sondern ist ein Beleg für die Erneuerung beider Vereine<br />
VonDaniel Theweleit, Mönchengladbach<br />
Mehr noch als in vielen anderen<br />
Klubs achten die Verantwortlichen<br />
von Borussia Mönchengladbach<br />
auf die Stimmungen und Strömungen<br />
im heimischen Stadion.<br />
Das Publikum hat hier den Ruf, kritisch<br />
zu sein, selbst in erfolgreichen<br />
Jahren wurde in manchen Blöcken<br />
schnell geschimpft. So ein 0:0 gegen<br />
den FC Schalke 04 wie am Sonnabendabend<br />
kann da eine heikle Angelegenheit<br />
werden. Denn natürlich<br />
hatten die Leute einen Sieg ihrer Borussia<br />
gegen den Rivalen aus Gelsenkirchen<br />
erwartet, bei dem es auch in<br />
diesem Sommer kontrovers zugegangen<br />
war. Insofern war es dem<br />
neuen Gladbacher Trainer Marco<br />
Rose eine Bemerkung wert, dass das<br />
„Stimmungsbild bei den Fans in keiner<br />
Form negativ war“. Euphorisch<br />
gefeiert hat zwar auch niemand<br />
nach diesem torlosen Start ins Bundesligajahr,<br />
aber der Fußball, den<br />
der neue Trainer spielen lassen<br />
möchte, wurde mit Wohlwollen betrachtet.<br />
Das Publikum habe „den<br />
Jungs Respekt gezollt vor dem, was<br />
wir heute geleistet haben“, erklärte<br />
Rose, und dieser Respekt hatte viel<br />
mit den Schalkernzutun.<br />
Veilchenblau wie die Hoffnung<br />
Beim 2:2 gegen den FC Bayern zeigt Hertha BSC vielversprechende Ansätze des neuen Stils von Trainer Covic<br />
VonMaik Rosner,München<br />
Auch am Wochenende sah<br />
Marko Grujic noch so aus,<br />
als habe sich die Marketingabteilung<br />
von Hertha<br />
BSC mit ihm einen Werbegag erlaubt.<br />
Zugeschwollen war sein linkes<br />
Auge, unterhalb seiner Braue verlief<br />
zudem ein Cut, der jedoch nur bedingt<br />
auffiel, weil sein Bluterguss in<br />
markanten Blautönen deutlich imposanter<br />
wirkte. Und da Grujic mit<br />
seinem Veilchen fröhlich in eine Kameralächelte,hätte<br />
er glatt als neues<br />
Testimonial der <strong>Berliner</strong> Boxabteilung<br />
durchgehen können.<br />
Tatsächlich aber stand der Serbe<br />
für die neue Angriffslust der Fußballer<br />
des Nachfolgers von Trainer Pal<br />
Dardai: Ante Covic hat bei der Hertha<br />
einen offensiveren Stil in Auftrag<br />
gegeben. Die ein oder andere<br />
Schramme ist dabei einkalkuliert.<br />
Und wenngleich die erste schon<br />
nach dem Liga-Auftakt beim FC Bayern<br />
in Grujics Gesicht beeindruckend<br />
ausgefallen war, konnten sich<br />
die <strong>Berliner</strong> in ihrer neuen Herangehensweise<br />
fürs Erste durchaus bestätigt<br />
fühlen. „Ich bin stolz“, sagte<br />
Kapitän Vedad Ibisevic, 35, nach<br />
dem 2:2 (1:2) beim Meister in München,<br />
„mit dem Punkt kann man auf<br />
jeden Fall sehr gut leben. Aber ich<br />
hätte gerne gewonnen.“<br />
Das wäre angesichts der Dominanz<br />
der Bayern zwar zu viel des Guten<br />
aus <strong>Berliner</strong> Sicht gewesen. Aber<br />
zumindest ließen sich am Freitagabend<br />
schon einige vielversprechende<br />
Ansätze bestaunen, die mit<br />
Glück bereits in München zum vollen<br />
Ertrag hätten führen können.<br />
Das Schwergewicht der Liga hatte<br />
nach Robert Lewandowskis 1:0 (24.)<br />
Mühe mit der forschen Hertha gehabt,<br />
die zunächst durch Dodi Lukebakio<br />
ausglich (36.) und kurz darauf<br />
durch Grujic gar in Führung ging<br />
(39.). Erst durch Lewandowskis Foulelfmeter<br />
(60.) verhinderten die Bayern<br />
ihren ersten schweren Niederschlag<br />
der gerade eröffneten Saison.<br />
Für die <strong>Berliner</strong> war es dagegen<br />
eher ein gefühlter Sieg nach Punkten,<br />
den auch der versehrte Grujic als<br />
Bestärkung wertete. Abgesehen von<br />
seinem Nahkampf mit Lewandowski,<br />
bei dem er fernab des Spielgeschehens<br />
den Stürmer umgerissen<br />
und jenen Strafstoß nach einem Videobeweis<br />
verursacht hatte,der zum<br />
Endstand führte.„So billig das Torzu<br />
Gezeichnet, aber ziemlich zufrieden: Marko Grujic<br />
Auslosung: Die <strong>Berliner</strong> Bundesligisten haben<br />
unterschiedlich schwere Aufgaben für<br />
die zweite Runde im DFB-Pokal bekommen.<br />
Hertha BSC empfängt laut der Auslosung am<br />
Sonntag Zweitligist Dynamo Dresden, der 1.<br />
FC Union muss zum Ligarivalen SC Freiburg.<br />
Dieses 0:0 sei von„extrem viel Intensität<br />
und Leidenschaft“ beider<br />
Teams geprägt gewesen, sagte David<br />
Wagner,der Trainer des Revierklubs,<br />
und das würdigten die Zuschauer.<br />
Allerdings litt das Spiel unter einem<br />
Mangel an Ideenreichtum, an Kreativität<br />
und individueller Kunstfertigkeit.<br />
Es war ein Duell, das gut in die<br />
englische Premier League gepasst<br />
hätte, jedenfalls, wenn man davon<br />
ausgeht, dass die Klischees zutreffen.<br />
In England, heißt es,werde derartintensiv<br />
gespielt, dass den Spielern<br />
ZWEITE RUNDE IM DFB-POKAL<br />
BONGARTS/KASPAR-BARKE<br />
Aussicht: Die Runde der besten 32 Mannschaften<br />
steigt am 29./30. Oktober.Herthas<br />
Manger Michael Preetz sagte: „Wir freuen uns<br />
sehr,dass wir ein Heimspiel gezogen haben<br />
und wollen gegenDynamo Dresden unbedingt<br />
in die nächste Runde einziehen.“<br />
Bastian Oczipka (l.) und Ibrahima Traoré stehen für ein intensives Spiel. GETTY/BONGARTS/HITIJ<br />
aufgrund ihrer permanenten Nähe<br />
zur Erschöpfung oftmals die Ruhe<br />
und die Klarheit in den Aktionen vor<br />
den gegnerischen Toren fehlt. In<br />
Mönchengladbach stellte Matthias<br />
Ginter nun fest: „Wir haben gerade<br />
gegen den Ball schon gezeigt, dass<br />
wir das relativ gut umsetzen konnten.<br />
DieKunst ist aber,das Hektische<br />
gegen den Ball zu haben und dann<br />
mit Ball trotzdem ruhig bleiben.“<br />
Die Entwicklung dieser Fähigkeit<br />
ist ein Arbeitsschwerpunkt beider<br />
Teams.Beide wollen den Fußball ih-<br />
kriegen, ist doppelt so ärgerlich“,<br />
sagte Covic.Was diese Szene anging,<br />
gab sich Grujic, 23, selbstkritisch. Lewandowski<br />
habe „meine Unerfahrenheit<br />
in dieser Situation ausgenutzt“,<br />
befand der Leihspieler des FC<br />
Liverpool. Doch übergeordnet sah er<br />
viel Anlass zur Zuversicht, zumindest<br />
durch sein rechtes Auge. „Wir<br />
lernen im Training, dass wir immer<br />
drei Punkte wollen“, berichtete der<br />
Mittelfeldspieler,„wir wollen keinen<br />
defensiven Fußball spielen, aber das<br />
ist nicht leicht gegen Mannschaften<br />
wie Bayern oder Dortmund.“ Doch<br />
am Sonntag, gegen das Halbschwergewicht<br />
VfL Wolfsburg, „werden wir<br />
das Spiel diktieren“, versprach Grujic,<br />
„dann können wir mit unserem<br />
neuen Stil anfangen, denke ich.“<br />
Blau ist gerade Herthas Hoffnung,<br />
wenn man so will.<br />
Phasenweise hatten die <strong>Berliner</strong><br />
ihren neuen Stil schon in München<br />
vorgeführt. Mutig liefen sie die Bayern<br />
an, eroberten Bälle. Zudem<br />
spielte Covics Mannschaft aus der eigenen<br />
Abwehr forsch nach vorn, vor<br />
allem in der ersten Halbzeit. Zunächst<br />
wirkte das unausgewogen, da<br />
sich in der Defensiveauf den Flügeln<br />
Lücken auftaten. Doch nachdem<br />
Covic vom 3-5-2 auf ein 4-3-3-System<br />
umgestellt und Grujic von der<br />
Doppelsechs auf die Acht vorgezogen<br />
hatte, lieferte die Hertha einen<br />
offenen Schlagabtausch. Begünstigt<br />
durch Lukebakios Lucky Punch, als<br />
der ehemalige Düsseldorfer nach<br />
seinen drei ToreninMünchen für die<br />
Fortuna beim 3:3 im November diesmal<br />
aus der Distanz abzog und der<br />
Ball von Ibisevics Rücken unhaltbar<br />
für Torwart Manuel Neuer zum 1:1<br />
abgefälscht wurde.<br />
Herthas zweites Tordurfte dagegen<br />
uneingeschränkt als Ausdruck<br />
der neuen Herangehensweise betrachtet<br />
werden, die in der Mannschaft<br />
gut ankommt. Grujic stürzte<br />
sich in der Offensive furchtlos in jenes<br />
Kopfballduell, aus dem er sein<br />
blaues Auge davontrug. Und während<br />
Bayerns Innenverteidiger Benjamin<br />
Pavard benommen zurückblieb,<br />
stürmte Grujic weiter, nahm<br />
Ibisevics Zuspiel auf und schob ein,<br />
nachdem er Neuer umkurvt hatte.<br />
Erst beim Jubel sackte Grujic „ein<br />
bisschen verwirrt“ zusammen, wie<br />
er sagte. Am Wochenende konnte<br />
Grujic darüber schon wieder lächeln,<br />
und zwar angriffslustig mit<br />
Veilchen.<br />
rerMannschaften physischer,intensiver,<br />
emotionaler machen, beide<br />
wollen, dass ihre Spieler gewaltige<br />
Energien in den Versuch investieren,<br />
nicht nur Räume zu verteidigen,<br />
sondern aktiv den Ball zu erobern.<br />
„Aber wenn du bei der Balleroberung<br />
viel investierst, fehlt nach der<br />
Balleroberung manchmal die Ruhe“,<br />
sagte Mönchengladbachs Sportdirektor<br />
Max Eberl, während Wagner<br />
die „Bereitschaft“ und die „Leidenschaft“<br />
seines Teams lobte,aber monierte:„Nach<br />
vornewar das nicht der<br />
Weisheit letzter Schluss.“<br />
Die Verantwortlichen beider<br />
Klubs sind zu der Erkenntnis gelangt,<br />
dass ihr Publikum lieber einen<br />
Fußball voller Hingabe und Wucht<br />
sehen will als ein filigranes Strategiespiel,<br />
und genau so sah dieser erste<br />
Auftritt aus. Der kompliziertere<br />
Schritt, die Entwicklung hin zu einem<br />
versierten Tempospiel mit Ball,<br />
fehlt beiden noch. In den kommenden<br />
Monaten gehe es darum, „aus<br />
guten Balleroberungen Kreativität<br />
zeigen“, sagte Wagner, den gleichen<br />
Satz hätte Rose formulieren können.<br />
Undweil diese Kreativität noch nicht<br />
vorhanden ist, passte das 0:0 zum<br />
Spiel zwischen zwei Mannschaften,<br />
die wirken wie ein Zwillingspaar.<br />
Leihen<br />
macht<br />
glücklich<br />
Der FC Bayern feiert<br />
Coutinho als Königstransfer<br />
Philippe Coutinho stellte sich im<br />
roten T-Shirt lächelnd für Fotos<br />
zur Verfügung: Die neue Attraktion<br />
der Fußball-Bundesliga war bester<br />
Laune, als er am Sonntagvormittag<br />
nach zweistündigem Flug aus Barcelona<br />
im Privatjet in München landete.Vom<br />
Flughafen ging es für den<br />
27 Jahre alten Brasilianer direkt weiter<br />
zum Medizincheck und zur Vertragsunterschrift<br />
–begleitet vongroßen<br />
Hoffnungen.<br />
Coutinho soll künftig die Liga verzaubern<br />
und dem deutschen Rekordmeister<br />
helfen, den Traum vom<br />
Champions-League-Sieg zu verwirklichen.<br />
Die spektakuläre Verpflichtung<br />
des Starspielers vom FCBarcelona<br />
hat in München für große Emotionen<br />
gesorgt. „Wir bieten unseren<br />
Fans was Spektakuläres“, schwärmte<br />
Sportdirektor Hasan Salihamidzic<br />
nach dem mageren 2:2 (1:2) der Bayerngegen<br />
Hertha BSC –und der Stolz<br />
über den viel<br />
beachteten<br />
Transfercoup<br />
war ihm anzusehen.<br />
Über diesen<br />
„Topspieler“<br />
könne sich „ganz<br />
Deutschland<br />
freuen“, sagte<br />
Trainer Niko Kovac:<br />
„Er ist ein<br />
Weltstar.“<br />
IMAGO IMAGES<br />
Soll die Bayernbeflügeln:<br />
Coutinho.<br />
Über den Münchner Königstransfer,<br />
der als Ersatz für Wunschspieler<br />
Leroy Sané nach München<br />
kommt, geriet am Wochenende sogar<br />
die Konkurrenz ins Staunen.<br />
„Philippe Coutinho ist ein geiler<br />
Spieler.Erist eine absolute Bereicherung,<br />
ich bin ein absoluter Fan von<br />
ihm“, sagte Nationalspieler Julian<br />
Brandt von Herausforderer Borussia<br />
Dortmund anerkennend.<br />
Dass Coutinho, für den Barça im<br />
Januar 2018 insgesamt 145 Millionen<br />
Euro (plus Zuschläge von 15Millionen)<br />
an den FC Liverpool gezahlt<br />
hat, zu den Bayern kommt, darf als<br />
Zeichen an die europäische Konkurrenz<br />
gewertet werden. Vorbehaltlich<br />
des Medizinchecks wird Coutinho<br />
für ein Jahr ausgeliehen. Die Bayern<br />
zahlen dafür laut Bildzeitung 8,5 Millionen.<br />
Die Kaufoption soll bei 120<br />
Millionen liegen. Es wäreder mit Abstand<br />
teuerste Transfer der Liga.<br />
Dass der brasilianische Nationalspieler,der<br />
die Seleção zum Triumph<br />
bei der Copa America geführt hatte,<br />
sein Geld wert ist, zeigte er in Liverpool.<br />
Unter Jürgen Klopp wurde er<br />
bei den Reds als „kleiner Magier“ gefeiert.<br />
In Barcelona konnte Coutinho<br />
an der Seite von Lionel Messi aber<br />
nicht überzeugen, weshalb ein<br />
Wechsel möglich wurde.<br />
Cuisance kommt aus Gladbach<br />
Auch die Mannschaft begrüßt den<br />
Millionen-Transfer,der die Nummer<br />
zehn erhalten soll. „Erist ein überragender<br />
Fußballer, der uns sicher<br />
gleich weiterhelfen wird“, äußerte<br />
Niklas Süle.Ersei, so Manuel Neuer,<br />
„die Art Verstärkung, die wir gebraucht<br />
haben“. Coutinho werde<br />
„das Offensivpotenzial, das wir<br />
schon haben, mit seiner technischen<br />
Qualität aufwerten“, so Vorstandschef<br />
Karl-Heinz Rummenigge.<br />
Doch damit nicht genug der Neuigkeiten<br />
vonder Säbener Straße.Der<br />
FC Bayern verpflichtete auch Michael<br />
Cuisance, 20, von Borussia<br />
Mönchengladbach. Der Franzose<br />
besitze, so Salihamidzic, „sehr großes<br />
Potenzial“. Die Ablösesumme<br />
für den Mittelfeldspieler soll sich um<br />
die zehn Millionen Euro bewegen.<br />
Nach der Knieverletzung bei Sané<br />
hatten die Münchner am Dienstag<br />
den Kroaten Ivan Perisic von Inter<br />
Mailand für fünf Millionen Euro ausgeliehen.<br />
Im Frühjahr waren Lucas<br />
Hernández (Atlético Madrid/80 Millionen),<br />
Benjamin Pavard (Stuttgart/35)<br />
und Jann-Fiete Arp (Hamburg/3)<br />
verpflichtet worden. (sid)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 19 *<br />
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Sport<br />
SC Paderborn<br />
BUNDESLIGA<br />
Borussia Dortmund<br />
Streli Mamba ist ein Torjäger.<br />
Das hat der Paderborner<br />
Angreifer schon bei<br />
Energie Cottbus bewiesen.<br />
Also konnte der 25-Jährige<br />
nicht widerstehen, als der<br />
Ball plötzlich am Fünfmeterraum<br />
von Bayer<br />
Leverkusen vorseinen<br />
Füßen landete.<br />
Er jagte die<br />
Kugel ins Netz. Es<br />
war der Ausgleich<br />
zum 2:2, am Ende<br />
stand es jedoch 3:2<br />
für Bayer. Wäre<br />
vielleicht anders<br />
gekommen, wenn<br />
Mamba seinen<br />
Jagdimpuls gezügelt hätte.<br />
Zuvor hatte Leverkusens<br />
Wendell den Ball mit beiden<br />
Händen auf der Torlinie abgewehrt,<br />
klarer Elfmeter,<br />
klare Rote Karte, eigentlich.<br />
Dank Mambas Tor gab es<br />
aber nur Gelb, Leverkusen<br />
blieb eine 65-minütige Unterzahl<br />
erspart.<br />
Doch so denkt man nicht<br />
beim Aufsteiger SC Paderborn,<br />
dem Trainer Steffen<br />
Baumgart Angriff und nochmals<br />
Angriff auf die Fahnen<br />
geschrieben hat. Und so<br />
Zufrieden bis<br />
aufs Ergebnis<br />
Impulsiv: Streli<br />
Mamba GETTY IMAGES<br />
denkt auch nicht Streli<br />
Mamba, der endlich ganz<br />
oben angekommen ist, nachdem<br />
er mit 20 Jahren noch<br />
beim TSV Grunbach in der<br />
Oberliga kickte und in zehn<br />
Jahren zwölf Vereine beehrte.<br />
Erst in Cottbus<br />
hatte sich der gebürtige<br />
Göppinger<br />
mit kongolesischen<br />
Vorfahren endlich<br />
heimisch gefühlt,<br />
konnte den Abstieg<br />
aus der Dritten Liga<br />
aber auch mit seinen<br />
elf Toren nicht<br />
verhindern.<br />
In Paderborn<br />
soll die Sache nun anders<br />
ausgehen, selbst wenn dem<br />
Klub kaum jemand den Klassenerhalt<br />
zutraut. „Vor dem<br />
ersten Spieltag zu sagen, wer<br />
Absteiger Nummer eins ist, ist<br />
Schwachsinn“, findet<br />
Mamba, „wir sind für jeden<br />
Gegner eklig.“ Daszeigte sich<br />
in Leverkusen. „Wenn man<br />
das Ergebnis weglässt, kann<br />
man zufrieden sein“, erklärte<br />
Baumgart. Und wenn man<br />
den Tabellenstand weglässt,<br />
gibt es ohnehin keinen Grund<br />
zur Sorge. (mali.)<br />
Verein Sp S U N Tore Punkte<br />
1 Bor.Dortmund 1 1 0 0 5: 1 3<br />
2 RB Leipzig 1 1 0 0 4: 0 3<br />
3 SC Freiburg 1 1 0 0 3: 0 3<br />
4 Düsseldorf 1 1 0 0 3: 1 3<br />
5 Leverkusen 1 1 0 0 3: 2 3<br />
6 VfL Wolfsburg 1 1 0 0 2: 1 3<br />
7 Eintr.Frankfurt 1 1 0 0 1: 0 3<br />
8 Hertha BSC 1 0 1 0 2: 2 1<br />
8 München 1 0 1 0 2: 2 1<br />
10 FC Schalke04 1 0 1 0 0: 0 1<br />
10 M'gladbach 1 0 1 0 0: 0 1<br />
12 SC Paderborn 1 0 0 1 2: 3 0<br />
13 1. FC Köln 1 0 0 1 1: 2 0<br />
14 Hoffenheim 1 0 0 1 0: 1 0<br />
15 SV Werder Bremen 1 0 0 1 1: 3 0<br />
16 Mainz 05 1 0 0 1 0: 3 0<br />
17 FC Augsburg 1 0 0 1 1: 5 0<br />
18 Union Berlin 1 0 0 1 0: 4 0<br />
2. Spieltag,23.8. bis 25.8.:<br />
1. FC Köln -Dortmund Fr., 20.30<br />
Hoffenheim -Werder Bremen Sa., 15.30<br />
Düsseldorf -Leverkusen Sa., 15.30<br />
Mainz -Mönchengladbach Sa., 15.30<br />
FC Augsburg -1.FCUnion Sa., 15.30<br />
SC Paderborn-SCFreiburg Sa., 15.30<br />
FC Schalke04-BayernMünchen 18.30<br />
Leipzig -Eintracht FrankfurtSo., 15.30<br />
Hertha BSC -VfL Wolfsburg So., 18.00<br />
Torjäger<br />
2Tore: Alcácer (Dortmund), Lewandowski<br />
(Bayern München)<br />
1Tor:u.a.Maximilian Arnold (Wolfsburg),<br />
Ayhan (Düsseldorf), Bailey(Leverkusen),<br />
Brandt (Borussia Dortmund),<br />
Eggestein (Bremen), Grujic (Hertha), Havertz(Leverkusen),<br />
Lukebakio (Hertha)<br />
Eine große Geschichte<br />
zum kleinen Preis<br />
Was kosten eigentlich elf<br />
Minuten? Ein Fußballfan<br />
mit Hang zu großer Literatur<br />
und kleinen Preisen<br />
antwortet nach einem Blick<br />
ins Internet: 2,94 Euro. Ein<br />
Schnäppchen für die gebrauchte<br />
Ausgabe von Paul<br />
Coelhos Roman ElfMinuten.<br />
Einen Bundesligaaufsteiger<br />
wie den 1. FC Union Berlin<br />
kosten elf Minuten im DFB-<br />
Pokal beim Viertligisten Germania<br />
Halberstadt und die in<br />
dieser Zeit erzielten vier Tore<br />
ein müdes Lächeln. Elf Minuten<br />
kosten zwei Spieler<br />
nacheinander die Karriere<br />
im Nationalteam; die fünf<br />
Minuten zugrunde gelegt,<br />
die Bundestrainer Joachim<br />
Löw benötigte, um Mats<br />
Hummels über dessen Ausin<br />
der Auswahl zu informieren.<br />
Mats Hummels selbst hat<br />
es in elf Minuten geschafft,<br />
sich bei seinem Comeback<br />
als Verteidiger von Boussia<br />
Dortmund unbeliebt zu machen.<br />
Unddas kam so: In der<br />
78. Minute gegen Augsburg,<br />
der gastgebende BVB führte<br />
4:1, wechselte Dortmunds<br />
Trainer Lucien FavreKapitän<br />
Marco Reus für Mario Götze<br />
aus. Götze sollte die Kapitänsbinde<br />
Axel Witsel über-<br />
Darauf einen hinter die Binde?<br />
Mats Hummels als Kapitän. AFP<br />
reichen, der die Binde aber<br />
nicht wollte und an Mats<br />
Hummels verwies, der seinerseits<br />
die Binde umband.<br />
Daswäreinder vergangenen<br />
Saison noch undenkbar<br />
gewesen. Allein schon, weil<br />
Hummels da noch für Bayern<br />
München spielte. Deshalb<br />
ist das für manchen Fan<br />
immer noch undenkbar.<br />
Zum Glück besiegte die Borussia<br />
den FC Augsburg 5:1,<br />
weil ja ein Spiel nicht elf, sondern<br />
imIdealfall 90 Minuten<br />
dauert. Ungefähr so lange<br />
wie die Busfahrt zur nächsten<br />
Partie in Köln. Kostenpunkt<br />
in etwa: Elf Minuten,<br />
vonCoelho,gebraucht. (cs.)<br />
SC Freiburg<br />
Fritz Keller ist ein Genießer.Als<br />
Winzer des Jahres<br />
2018 hat der Noch-Präsident<br />
des SC Freiburg und wohl<br />
Bald-Präsident des Deutschen<br />
Fußball-Bundes (DFB)<br />
in erster Linie natürlich eine<br />
Leidenschaft für Weine. An<br />
einem Sonnabendnachmittag<br />
auf der Tribüne im Fußballstadion<br />
hätte der Konsum<br />
alkoholischer Getränke<br />
aber natürlich eine schlechte<br />
Auswirkung. Undsogriff der<br />
62-Jährige am Sonnabend<br />
beim Heimspiel seines Klubs<br />
gegen den FSV Mainz zum<br />
süßen Lolli.<br />
Auf Kojaks<br />
Spuren<br />
Ausgeprägte Lolli-Leidenschaft: Fritz Keller (r.)<br />
Der passte auch ganz gut<br />
zur Stimmungslage Kellers.<br />
Zum ersten Mal seit 18 Jahrengewannen<br />
die Freiburger<br />
mal wieder ein Saisonauftaktspiel,<br />
noch dazu mit 3:0.<br />
Vielleicht wollte er aber<br />
auch einfach nur ein Statement<br />
setzen: Einsatz in Manhattan<br />
hieß die berühmte<br />
Kultserie um den kultigen<br />
Dauer-Lolli-Lutscher-Kommissar<br />
Kojak. Keller könnte<br />
nun eine Art Erbe antreten,<br />
unter dem Titel: Einsatz in<br />
Mainhattan. Anderes Wort<br />
für Frankfurt, Sitz der DFB-<br />
Zentrale. (pae.)<br />
IMAGO IMAGES<br />
Eintrachts Liebling<br />
GETTY IMAGES/HANGST<br />
Martin Hinteregger kannte keine Hemmungen,<br />
als er seinen Wechsel vom FCAugsburg zuEintracht<br />
Frankfurt forcierte. Beim ersten Mal, im<br />
Januar dieses Jahres,meckerte er in aller Öffentlichkeit<br />
über FCA-Coach Manuel Baum, wurde<br />
suspendiert, schließlich auf Leihbasis an die Eintracht<br />
abgegeben. Beim zweiten Mal, im Juli dieses<br />
Jahres, trank er während eines Trainingslagers<br />
der Augsburger bei einem Dorffest in Österreich<br />
einen über den Durst, wurde mit einer<br />
Strafe belegt, und schließlich endgültig für eine<br />
Ablösesumme in Höhe vonzwölf Millionen Euro<br />
nach Hessen entlassen. Dort ist der 26-Jährige<br />
Publikumsliebling, der Liebling des Trainers,der<br />
Liebling der Kollegen. Seit Sonntag wohl noch in<br />
gesteigerter Form,weil er beim Saisonauftakt gegen<br />
Hoffenheim in der ersten Spielminute das<br />
spielentscheidende Torerzielte.<br />
Fortuna Düsseldorf<br />
Eine fantastische<br />
Leihgabe<br />
Wer ist dieser verdammte<br />
Kerl?“, fragten<br />
sich die Zuschauer im Bremer<br />
Weserstadion, als ihr<br />
Werder-Team erstmals seit<br />
1977 wieder gegen Düsseldorf<br />
verlor. Das 3:1 war typisch<br />
Fortuna. Dem Gegner<br />
das Gefühl haushoher Überlegenheit<br />
geben, dann unbarmherzig<br />
zuschlagen.<br />
Hätte diesmal aber wohl<br />
kaum funktioniert, wäre da<br />
im Tor der Gäste nicht ein<br />
Mann gewesen, der mal hierhin,<br />
mal dahin, mal dorthin<br />
flog und jedes Malirgendwie<br />
den Ball von der Linie<br />
kratzte. Gestatten, Zackary<br />
Steffen.<br />
Der 24-Jährige ist Nationaltorhüter<br />
der USA, und in<br />
Bremen konnten alle sehen<br />
warum. Siekonnten auch sehen,<br />
wieso Manchester City<br />
Steffen zu Saisonbeginn von<br />
der Columbus Crew aus der<br />
Major League Soccer verpflichtet<br />
hat. Schon das<br />
zweite Europa-Abenteuer<br />
des Keepers,der einst als 20-<br />
Jähriger zum SC Freiburg<br />
kam, dort aber nur in der<br />
zweiten Mannschaft in der<br />
Regionalliga eingesetzt<br />
wurde und reumütig in die<br />
Heimat zurückkehrte.<br />
Nun ausgerechnet Manchester<br />
City, womit Ederson<br />
einer der besten Torhüter der<br />
Welt Stammkraft ist und Chiles<br />
Nationalkeeper Claudio<br />
Bravodie Nummer zwei. Um<br />
dem Zugang trotzdem Spielpraxis<br />
zu verschaffen, holte<br />
City-Coach PepGuardiola als<br />
Nummer drei lieber für ein<br />
Jahr Scott Carson, 33, von<br />
Derby County und lieh Steffen<br />
nach Düsseldorfaus.<br />
Das mit der Spielpraxis<br />
scheint zu funktionieren,<br />
auch wenn der noch verletzte<br />
Michael Rensing wieder<br />
fit wird. „Wir hatten mit<br />
Zackary Steffen einen Torwart,<br />
der fantastisch gehalten<br />
hat“, ist Düsseldorfs Trainer<br />
Friedhelm Funkel nicht<br />
entgangen. „Ein Erfolg der<br />
gesamten Mannschaft“,<br />
sagte der Angesprochene<br />
selbst. Vielleicht ein bisschen.<br />
(mali.)<br />
ERSTER SPIELTAG<br />
2:2 (1:2)<br />
BAYERN–HERTHA<br />
5:1 (1:1)<br />
DORTMUND–AUGSBURG<br />
3:2 (2:2)<br />
LEVERKUSEN–PADERBORN<br />
0:4 (0:3)<br />
1. FC UNION–LEIPZIG<br />
0:0<br />
M’GLADBACH–SCHALKE<br />
2:1 (1:0)<br />
WOLFSBURG–KÖLN<br />
1:3 (0:1)<br />
BREMEN–DÜSSELDORF<br />
3:0 (0:0)<br />
FREIBURG–MAINZ<br />
1:0 (1:0)<br />
FRANKFURT–HOFFENHEIM<br />
Bayern München: Neuer -Kimmich,<br />
Süle, Pavard, Alaba -Thiago-Müller<br />
(85. Sanches), Tolisso<br />
-Gnabry(87. Davies), Lewandowski,<br />
Coman<br />
Hertha BSC: Jarstein -Leckie,<br />
Klünter,N.Stark, Rekik, Mittelstädt<br />
-Grujic, Darida -Duda<br />
(78. Skjelbred) -Lukebakio (68.<br />
Selke), Ibisevic (63. Esswein)<br />
Schiedsrichter:HarmOsmers<br />
Zuschauer:75000<br />
Tore: 1:0 Lewandowski (24.),<br />
1:1 Lukebakio (36.), 1:2 Grujic<br />
(39.), 2:2 Lewandowski (60.)<br />
Gelbe Karten: Müller (1), Pavard<br />
(1), Lewandowski (1) /Darida<br />
(1), Grujic (1), Mittelstädt (1)<br />
Borussia Dortmund: Hitz -Piszczek<br />
(68. Hakimi), Akanji, Hummels,<br />
N. Schulz -Weigl, Witsel -<br />
Sancho, Reus (79. M. Götze), T.<br />
Hazard (68. Brandt) -Alcácer<br />
FC Augsburg: Koubek -Teigl, R.<br />
Khedira, Suchy, Pedersen -Gruezo,<br />
Baier -Hahn (60. M. Richter),<br />
Vargas (83. Jensen) -Niederlechner,Gregoritsch<br />
(77. Oxford)<br />
Schiedsrichter:F.Willenborg<br />
-Zuschauer:81365<br />
Tore: 0:1 Niederlechner (1.),<br />
1:1 Alcácer (3.), 2:1 Sancho<br />
(51.), 3:1 Reus (57.), 4:1<br />
Alcácer (59.), 5:1 Brandt (82.)<br />
BayerLeverkusen: Hradecky -<br />
Tah, S. Bender,Wendell -Ch.<br />
Aranguiz, Baumgartlinger (62.<br />
Bellarabi) -L.Bender (46. Dragovic),<br />
Havertz, Demirbay, Bailey<br />
(88. Alario) -K.Volland<br />
SC Paderborn: J. Huth -Dräger<br />
(84. Zolinski), Strohdiek, Hünemeier,Collins<br />
-Gjasula, Vasiliadis<br />
-Pröger (70. Holtmann),<br />
Antwi-Adjej -Mamba (61. Oliveira<br />
Souza), S. Michel<br />
Schiedsrichter:Stieler<br />
Zuschauer:26208<br />
Tore: 1:0 Bailey(10.), 1:1 S. Michel<br />
(15.), 2:1 Havertz(19.),<br />
2:2 Mamba (25.), 3:2 K. Volland<br />
(69.)<br />
GK: Wendell (1), Dragovic (1) /-<br />
1. FC Union: Gikiewicz -Trimmel,<br />
Friedrich, Schlotterbeck, Lenz -<br />
Prömel, Andrich -Abdullahi (58.<br />
Becker), Gentner (46. Ujah),<br />
Bülter -Andersson (69. Polter)<br />
Leipzig: Gulacsi -Mukiele, Konate,<br />
Orban -Demme (62. Laimer),<br />
Kampl (73. Forsberg) -<br />
Klostermann, Halstenberg -Sabitzer,Poulsen,<br />
Timo Werner<br />
(65. Nkunku)<br />
Schiedsrichter:Schmidt<br />
Zuschauer:22467<br />
Tore: 0:1 Halstenberg (16.), 0:2<br />
Sabitzer (31.), 0:3 Werner<br />
(42.), 0:4 Nkunku (69.)<br />
Gelbe Karte: Becker/-<br />
Bor.Mönchengladbach: Sommer<br />
-Lainer,Ginter,Elvedi,<br />
Wendt -Zakaria -Bénes, Neuhaus<br />
(63. Johnson) -Embolo<br />
(77. Raffael) -Pléa, Thuram<br />
(82. Traoré)<br />
FC Schalke04: Nübel -Kenny,<br />
Stambouli, Nastasic, Oczipka -<br />
McKennie (85. Salif Sané),<br />
Mascarell -D.Caligiuri, Harit<br />
(90.+3 Mercan), Raman (74.<br />
Reese) -Burgstaller<br />
Schiedsrichter:Brych<br />
Zuschauer:54022<br />
Tore: -<br />
Gelbe Karten: Neuhaus (1),<br />
Bénes (1), Lainer (1) /Stambouli<br />
(1), D. Caligiuri (1)<br />
VfL Wolfsburg: Casteels -Knoche,<br />
Guilavogui, Brooks -William,<br />
Schlager,Arnold, Roussillon<br />
(74. Steffen) -Klaus (82.<br />
Brekalo), Victor -Weghorst (88.<br />
Nmecha)<br />
1. FC Köln: T. Horn-Ehizibue,<br />
Mere, Czichos, Hector -Höger<br />
(56. Skhiri), Verstraete -K.<br />
Schindler,Drexler (62.Terodde),<br />
F. Kainz (70. Churlinov) -Modeste<br />
Schiedsrichter:Jablonski<br />
Zuschauer:25099<br />
Tore: 1:0 Arnold (16.), 2:0 Weghorst<br />
(60.), 2:1 Terodde<br />
(90.+1)<br />
Gelbe Karten: Steffen (1) /Höger(1),<br />
Drexler (1), Mere (1)<br />
Werder Bremen: Pavlenka -Gebre<br />
Selassie, Toprak (82. Sargent),<br />
Moisander,Friedl (71. Pizarro)<br />
-N.Sahin -M.Eggestein,<br />
Klaassen -J.Eggestein, Rashica<br />
(65. Füllkrug) -Osako<br />
Fortuna Düsseldorf: Z. Steffen -<br />
Mat. Zimmermann, Ayhan, A.<br />
Hoffmann, Gießelmann -Baker,<br />
Morales -Thommy (76. Pledl),<br />
Karaman (69. Sobottka), Suttner<br />
-Hennings (86. O. Fink)<br />
Schiedsrichter:Zwayer<br />
Zuschauer:42100<br />
Tore: 0:1 Hennings (36.), 1:1 J.<br />
Eggestein (47.), 1:2 Karaman<br />
(52.), 1:3 Ayhan (64.)<br />
Gelbe Karten: -/Karaman (1),<br />
Thommy (1)<br />
SC Freiburg: Schwolow-<br />
Schmid, Lienhart, N. Schlotterbeck,<br />
Günter -R.Koch, Höfler -<br />
J. Gondorf (60. Frantz), Borrello<br />
(65. Höler) -L.Waldschmidt<br />
(89. Abrashi), Petersen<br />
FSV Mainz 05: Fl. Müller -Brosinski,<br />
St. Juste (80. Hack),<br />
Niakhaté, Martín -Fernandes<br />
(84. Awoniyi) -Baku (71. Öztunali),<br />
Latza -Boetius -Onisiwo,<br />
Quaison<br />
Schiedsrichter:Hartmann<br />
Zuschauer:24000<br />
Tore: 1:0 Höler (81.), 2:0<br />
Schmid (84.), 3:0 L. Waldschmidt<br />
(87./Foulelfmeter)<br />
GK: Lienhart(1) /St. Juste (1),<br />
Latza (1), Fernandes (1)<br />
Frankfurt: Trapp -Abraham, Hasebe,<br />
Hinteregger -daCosta,<br />
Kohr (65. Rode), Fernandes,<br />
Kostic -Gacinovic (88. Torro),<br />
Kamada (71. Paciencia) -Rebic<br />
Hoffenheim: Baumann -Posch,<br />
Vogt, Bicakcic -Kaderabek,<br />
Rudy, Geiger (71. Belfodil), Zuber<br />
-Skov(76. Grifo), Bebou,<br />
Rupp (64. Samassekou)<br />
Schiedsrichter:Daniel Siebert<br />
(Berlin)<br />
Tor: 1:0 Hinteregger (1.)<br />
Zuschauer:50200<br />
Gelbe Karten: Rebic, Fernandes,<br />
Paciencia -Vogt
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 – S eite 20 *<br />
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Sport<br />
Das erste von vier Gegentoren für die Eisernen: Marcel Halstenberg erzielt in Köpenick das 1:0 für RB Leipzig.<br />
Das Lehrstück<br />
Das Bundesligadebüt des 1. FC Union gerät aus sportlicher Sicht zum Desaster.Die Elf von Trainer Urs Fischer unterliegt RB Leipzig 0:4<br />
IMAGO IMAGES<br />
VonPatrick Berger und<br />
Mathias Bunkus<br />
Von einem Drama ist im<br />
Fußball gernmal die Rede.<br />
Auch weil die Beobachter<br />
gern mal zur Überzeichnung<br />
des Geschehens neigen. In<br />
dem hier zu beschreibenden Fall,<br />
dem Bundesligadebüt des 1. FC<br />
Union, das am Sonntagnachmittag<br />
im Stadion An der Alten Försterei<br />
über die Bühne ging, ist aber die Bezeichnung<br />
wohl durchaus angebracht.<br />
Die Auseinandersetzung der<br />
Eisernen mit dem von den Union-<br />
Fans so ungeliebten Bundesligaspitzenklub<br />
RB Leipzig war nämlich in<br />
jedweder Hinsicht ein Schauspiel.<br />
Wegen des zunächst gerührten,<br />
zwischenzeitlich enthusiastischen,<br />
noch später doch arg enttäuschten<br />
Publikums.Wegen des Wetters, dain<br />
der ersten Hälfte über der legendären<br />
Spielstätte doch schon ein fast unheimlicher,<br />
geradezu künstlich wirkender<br />
Starkregen nieder ging.Wegen<br />
der Vielzahl an tragischen Figuren,<br />
die allesamt aufseiten des Gastgebers<br />
zu finden waren. Ja, diese Premiere<br />
des 1. FC Union in der höchsten Spielklasse<br />
wurde zum bitteren Lehrstück<br />
für die Aufstiegshelden in Rot und<br />
Weiß und für diejenigen, die im Sommer<br />
zur Verstärkung des Kaders nach<br />
Köpenick gekommen waren. Dasließ<br />
sich nach 90, aus Sicht der Unioner<br />
doch verstörenden Minuten auch am<br />
Endergebnis ablesen. Es lautete 0:4<br />
(0:3) und spiegelte letztlich einen<br />
Klassenunterschied wieder,den Trainer<br />
Urs Fischer wie folgt kommentierte:<br />
„Wir sind heute hart auf dem<br />
Boden gelandet. Aber wenn du so<br />
viele Geschenke verteilst wie wir in<br />
der ersten Hälfte, brauchst du dich<br />
nicht wundern, dass man Ende mit so<br />
einem Ergebnis vom Platz geht. Wir<br />
haben heute eine erste Kostprobe bekommen,<br />
was es heißt, in der Bundesliga<br />
zu spielen.“<br />
Der Schrecken nahm vor 22467<br />
Zuschauern schon in der 16. Minute<br />
für Union seinen Anfang, also wenige<br />
Sekunden nachdem die Union-Fans<br />
ihren Stimmungsboykott mit Countdown<br />
und explosivem Supportbeendet<br />
hatten. Wobei man in der Analyse<br />
die Schuld natürlich erst mal an Suleiman<br />
Abdullahi festmachen kann. Der<br />
Außenstürmer war bei einem Angriff<br />
der Leipziger viel zu spät seiner<br />
Pflicht nachgekommen, für den nach<br />
innen gerückten Rechtsverteidiger<br />
Christopher Trimmel die Seite zuzumachen,<br />
spurtete sich zwar noch mal<br />
flugs in einen Zweikampf mit Marcel<br />
Halstenberg, wurde von ebendiesem<br />
im Strafraum aber mit einer kurzen<br />
Drehung ins Leere geschickt. Halstenberg<br />
blieb noch genügend Zeit,<br />
um sich für den gezielten Torschuss<br />
in die Balance zu bringen. Er überwand<br />
Keeper Rafal Gikiewicz mit einem<br />
Schlenzer.Aber mal ehrlich, war<br />
das von Fischer nicht viel zu riskant,<br />
„Wir sind heute hart<br />
auf dem Boden gelandet.“<br />
Union-Trainer Urs Fischer ist in der anstehenden Trainingswoche<br />
vor allem als Psychologe gefragt.<br />
Abdullahi in die Startelf zu nehmen?<br />
Der Nigerianer war ja aufgrund von<br />
Passproblemen erst in der dritten<br />
Woche der Vorbereitung zum Team<br />
gestoßen, hatte auch in den Testspielen<br />
nur wenig Spielpraxis gesammelt.<br />
Auch beim zweiten Gegentreffer,<br />
den Sabitzer in der 31. Minute mit einem<br />
Linksschuss von der Strafraumgrenze<br />
herbeiführte, lässt sich die<br />
Schuldfrage nicht so leicht beantworten.<br />
Sicher,Trimmel hatte den Ball etwas<br />
leichtfertig in der Vorwärtsbewegung<br />
an Halstenberg verloren, aber<br />
musste das sein, dieser schnelle Abwurf<br />
von Gikiewicz auf Trimmel, der<br />
sich auf seiner Seite doch in einer Unterzahlsituation<br />
befand?<br />
Beim 0:4 gestaltet sich die Sache<br />
noch etwas komplizierter, weil die<br />
Fehlerkette dabei noch etwas länger<br />
war. Schlussendlich kam Sabitzer<br />
nach einer Flanke von Halstenberg<br />
frei zum Kopfball, zielte aber nicht<br />
aufs Tor, sondern eröffnete dem eingewechselten<br />
Christopher Nkunku<br />
mit einer cleveren Ablage die Chance<br />
zum Abstauber (69.).<br />
Immerhin: Das 0:3 in der 42. Minute<br />
ist –wenngleich auch hier die<br />
Abwehr des 1. FC Union im Kollektiv<br />
doch sehr schläfrig wirkte –vor allem<br />
auf die Klasse von Nationalspieler<br />
Timo Werner zurückzuführen. Werner<br />
entwischte Keven Schlotterbeck,<br />
jagte den Ball in denWinkel.<br />
Das Bedenkliche am Vortrag des<br />
Aufsteigers war aber letztlich die Tatsache,<br />
dass es für Union nicht eine<br />
Großchance zu verzeichnen gab.<br />
Auch nicht, als Fischer zur zweiten<br />
Hälfte Anthony Ujah statt Christian<br />
Gentner ins Spiel brachte, als Unterstützung<br />
für den einsamen Sebastian<br />
Andersson. Und auch nicht in den<br />
Phasen, als RB nicht ganz so intensiv<br />
presste.„Werweiß, wozu so eine Klatsche<br />
gut ist“, sagte Mittelfeldspieler<br />
Grischa Prömel, „mal zu sehen, dass<br />
es in der Bundesliga anders läuft. Wir<br />
haben einfach zu vieleTugenden missen<br />
lassen, waren immer einen<br />
Schritt zu spät dran. Das ist eine riesige<br />
Enttäuschung.“<br />
Es brauchte nach dem Schlusspfiff<br />
also jede Menge Trost für die gefallenen<br />
Helden. Trost von den Rängen,<br />
Trost vom Trainer, der nach diesem<br />
Spiel eine Gewissheit hat: So reicht<br />
das nicht.<br />
Allez, allez, ohohohooo<br />
Tränen, Schweigen, Stimmungsexplosion: Beim Bundesligadebüt des 1. FC Union stehen die Fans in allen Gefühlslagen bedingungslos wie immer hinter ihrer Mannschaft<br />
VonPatrick Berger<br />
Er konnte sich den Seitenhieb<br />
dann doch nicht verkneifen. „Allen,<br />
denen Mitbestimmung in einem<br />
Verein etwas bedeutet, sind herzlich<br />
dazu eingeladen, in den nächsten 15<br />
Minuten lautstark zu schweigen“,<br />
verkündete Stadionsprecher Christian<br />
Arbeit wenige Minuten vor dem<br />
Anpfiff über die Mikrofone. Zuvor<br />
hatte er,soviel Anstand musste dann<br />
bei aller Abneigung gegenüber dem<br />
„Konstrukt RB Leipzig“ (als solches<br />
bezeichneten die Union-Fans den<br />
Gegner imVorfeld) sein, auch die mitgereisten<br />
Leipziger empfangen.<br />
„Auch in der 1. Liga machen wir das<br />
so“, sagte Arbeit, „wir begrüßen unsere<br />
Gäste.“ Der Name des Gegners,<br />
so wie sonst üblich, wollte ihm dann<br />
aber nicht über die Lippen gehen.<br />
Wenig später ertönte dann dieVereinshymne<br />
„Eisern Union“ aus den<br />
Lautsprechern und die Union-Fans<br />
hielten rund 500 Banner hoch, die die<br />
Konterfeis verstorbener Fans, Mitglieder,<br />
Angehöriger sowie frühere<br />
Spieler zeigten. Mit der Aktion „Endlich<br />
dabei“ gedachten die Unioner<br />
denen, die diese historische Saison<br />
im deutschen Oberhaus nicht mehr<br />
erleben können. Dieser Moment an<br />
der Alten Försterei rührte den einen<br />
oder anderen FanzuTränen.<br />
Unddann schwiegen sie.Für eine<br />
Viertelstunde. Obwohl das mit dem<br />
Schweigen dann nicht zu hundert<br />
Prozent klappte,was bei einem solch<br />
denkwürdigen Spiel allerdings in der<br />
Natur eines Vollblut-Fans liegt. Bei<br />
Foulspielen des Gegners wurde lautstark<br />
gepfiffen, sobald sich eine Torchance<br />
anbahnte,schnellte der Stimmungspegel<br />
in die Höhe. Nur die organisierte<br />
Unterstützung mit Fangesängen<br />
blieb eben aus. „Das war<br />
schon ungewohnt“, sagte Kapitän<br />
Christopher Trimmel. Grischa Prömel<br />
ergänzte, dass man sich „natürlich<br />
von Anfang an Stimmung gewünscht“<br />
hätte.<br />
„Endlich dabei“: Union-Fans halten Porträts von Ehemaligen in die Höhe. DPA/BRITTA PEDERSEN<br />
Um 18.15 Uhr wurde der Stimmungsprotest<br />
aufgehoben. Zehn,<br />
neun, acht, …–die Unioner zählten<br />
die Sekunden bis zur Stimmungsexplosion<br />
mit gehobenen Armen runter<br />
–... drei, zwei, eins. Und dann wurde<br />
es richtig laut:„Union du wirst siegen,<br />
glaub an dich und es wird wahr/ Die<br />
erste Bundesliga ist für uns zum Grei-<br />
fen nah/ DieZeit ist nun gekommen,<br />
ihr werdets alle sehn/ Der Erste FC<br />
Union wirdnun endlich oben stehen/<br />
Allez, allez, allez, allez, ohohohooo/<br />
Mit uns an deiner Seite wirst du niemals<br />
untergehen.“ Die Fans sangen,<br />
tanzten, hüpften. Der Stimmung tat<br />
der folgende 0:1-Rückstand durch<br />
Marcel Halstenbergkeinen Abbruch.<br />
Journalisten aus aller Welt waren<br />
nach Köpenick gekommen, um das<br />
historische Spiel hautnah zu verfolgen.<br />
Berichterstatter aus Tschechien,<br />
Frankreich, den USA, sogar aus Japan<br />
und Italien. Aus Mailand war Paolo<br />
Tomaselli von der <strong>Zeitung</strong> Corriere<br />
della Sera, der meistgelesenen in Italien,<br />
angereist. Man habe sehr wohl<br />
vomAufstieg des Kultvereins aus Ost-<br />
Berlin gehört und sei begeistert von<br />
dessen Fankultur,sagte der Reporter,<br />
der für gewöhnlich über Juventus Turin<br />
und Italiens Nationalmannschaft<br />
berichtet. DieBilder nach dem Sieg in<br />
der Relegation gegen Stuttgart von<br />
feiernden Fans und später von der<br />
der Schiffsfahrt mit der „Viktoria“<br />
und den Beibooten über die Spree,<br />
hätten auch im Süden Europas für<br />
Aufsehen gesorgt.„Wir vermissen das<br />
in Italien“, sagteTomaselli und blickte<br />
wehmütig auf den Rasen, „dieser bedingungslose<br />
Rückhalt, die Liebe der<br />
Fans zu ihrem Verein, der einfacher<br />
Fußball, die vollen Stehplätze.“<br />
Weit vor dem Spiel war diese spezielle<br />
Atmosphäre in Köpenick zu<br />
spüren. Schon um 15.30 Uhr, zweieinhalb<br />
Stunden vordem Premierenspiel,<br />
drängten Menschenmassen<br />
aus der S-Bahn. An der Union-Tanke<br />
zischten die Anhänger wie gewohnt<br />
Bier, aßen Wurst, schwärmten von<br />
der vergangenen Saison, unterhielten<br />
sich über das Bevorstehende. Ein etwas<br />
korpulenter Fan inrot-weißem<br />
Trikot hatte noch zwei Tickets über,<br />
verkaufte sie fast zum Einkaufspreis<br />
von 15Euro und machte so zwei Anhänger<br />
glücklich. Auch das ist Union<br />
Berlin: Zusammenhalt, Treue. Unabhängig<br />
vonder Ligazugehörigkeit.<br />
Dass die Partie mit 0:4 endete,hielt<br />
niemanden ab, noch eine Viertelstunde<br />
nach Abpfiff lautstark zusingen.<br />
„Die Fans stehen hinter uns“,<br />
sagte Trimmel, „das ist uns bewusst.“<br />
Reporter Tomaselli aus Mailand war<br />
baff: „Nach einer solchen Klatsche<br />
hätten die Fans in Italien ihre Mannschaft<br />
ausgepfiffen. Hier feiernsie.“
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 – S eite 21<br />
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Feuilleton<br />
Eine Uraufführung<br />
von Jérôme Bel bei<br />
„Tanz im August“<br />
Seite 23<br />
„Eigentlich kann man darüber nur staunen.“<br />
Doris Meierhenrich über die Improvisationslust des Gorki-Theaters im neuen Container-Provisorium. Seite 22<br />
Hongkong-Proteste<br />
Das ist nicht die<br />
wahre Mulan<br />
Susanne Lenz<br />
zur Empörung über die<br />
Schauspielerin Liu Yifei<br />
Auch ich unterstützedie Honkonger<br />
Polizei. Ihr könnt mich jetzt<br />
verprügeln.“ –Diesen Post der <strong>Zeitung</strong><br />
Daily Post hat die populärechinesische<br />
Schauspielern Liu Yifei vor<br />
ein paarTagen auf ihrem Account bei<br />
Weibo geteilt. Dazu schrieb sie: „Wie<br />
schade für Hongkong.“ So wie LiuYifei<br />
denkt wohl die Mehrheit der Chinesen<br />
über die Proteste in Hongkong,<br />
die sich in zwei Monaten zu einer<br />
großen Demokratiebewegung<br />
entwickelt haben. Aber die Schauspielerin<br />
spielt ausgerechnet die<br />
Hauptrolle in dem Disney-Film<br />
„Mulan“, in dem es um eine junge<br />
Frau geht, die nicht nur mutig die<br />
Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern<br />
infrage stellt, sondern<br />
ihr Land auch noch vor den Invasorenrettet.<br />
DieGeschichte beruht auf<br />
einem alten chinesischen Gedicht,<br />
2009 wurde sie in China verfilmt. Zuvor,<br />
1998, war ein Disney-Zeichentrickfilm<br />
dazu herausgekommen.<br />
„Mulan“ kennt in China fast jedes<br />
Kind.<br />
Die Honkonger Protestierenden<br />
rufen empört zum Boykott des Films<br />
auf. Unter dem Hashtag„Boycottmulan“<br />
macht sich Wut und Enttäuschung<br />
in den sozialen Medien Luft:<br />
„Liu Yifei unterstützt das brutale Vorgehen<br />
der Polizei und die Unterdrückung<br />
in Hongkong“, heißt es auf<br />
Twitter.„Frau Liu steht für alles,wofür<br />
Mulan nicht steht.“ Auf dem Nachrichtendienst<br />
kursiertein verfremdetes<br />
Filmplakat. Mulan trägt hier eine<br />
Binde über ihrem rechten Auge.„Die<br />
wahre Mulan sollte das Mädchen<br />
sein, dem die Hongkonger Polizei ins<br />
Auge geschossen hat“, steht darunter.<br />
Tatsächlich soll eine Demonstrantin<br />
durch ein Gummigeschoss der Polizei<br />
auf einem Auge erblindet sein.<br />
Disney schweigt bislang. Das<br />
könnte auch so bleiben, ja vielleicht<br />
kommen dem Unternehmen Lius<br />
Äußerungen sogar gerade recht.<br />
Denn nachdem der Zeichentrickfilm<br />
in China nicht sehr erfolgreich war,<br />
war das erklärte Ziel, mit dem neuen<br />
„Mulan“ mit realen Schauspielern<br />
den riesigen chinesischen Markt<br />
doch noch zu erobern. Liu hat in<br />
China positive Aufmerksamkeit für<br />
sich und ihren Film erzeugt.<br />
Wiebitter für die Demonstranten,<br />
die sich seit Monaten unermüdlich<br />
für Freiheit und Demokratie einsetzen.<br />
Zehntausende auch am Sonntag,<br />
trotz Drohungen aus Peking,<br />
trotz strömenden Regens.Der VictoriaPark–ein<br />
Meer vonSchirmen.<br />
Mulan ist einer Honkonger Demonstrantin:<br />
verfremdetes Filmplakat. TWITTER/SIN KCX<br />
Peter Fonda, der in dem Film „Easy Rider“ die Rolle seines Lebens spielte, warauch privat ein großer Motorradfan.<br />
Nicht geboren, um folgsam zu sein<br />
VonHarry Nutt<br />
Zum Toddes amerikanischen Schauspielers Peter Fonda<br />
Den undurchsichtigen Rebellen<br />
spielte Peter<br />
Fonda nicht nur in seinen<br />
Filmen. Bei einem<br />
Berlin-Besuch in den 60er-Jahren<br />
hat er sich, so berichtete er einmal in<br />
einem Interview, derart über die<br />
Existenz der <strong>Berliner</strong> Mauer empört,<br />
dass er an selbige uriniert habe.<br />
Noch ehe die verblüfften Grenzbeamten<br />
wussten, wie sie darauf reagieren<br />
sollten, habe er gesagt: „Ich<br />
fahrejetzt dadurch, ihr könnt mich ja<br />
erschießen.“ Diese trotzige Unangepasstheit<br />
war einerseits Protest und<br />
Pose mit der auffälligen Bereitschaft<br />
zum Risiko. Darüber hinaus aber<br />
schien daraus ein unbändiger Freiheitsdrang<br />
hervorzugehen, der in<br />
seinem Fall wohl auch auf einen permanenten<br />
Aufruhr gegen den als<br />
übermächtig empfundenen Vater<br />
zurückzuführen war.<br />
Peter Fonda wurde 1940 in New<br />
York als Sohn des amerikanischen<br />
Schauspielers HenryFonda geboren,<br />
seine Mutter nahm sich das Leben,<br />
als er und seine ältereSchwester Jane<br />
noch Kinder waren. Peter Fonda sah<br />
seinem Vater sehr ähnlich. Zugleich<br />
aber litt er an der schroff-abweisenden<br />
Art, die Henry Fonda zu einer<br />
Ikone des amerikanischen Westerns<br />
gemacht hatte.Und obwohl oder gerade<br />
weil er bereits als junger Bühnenschauspieler<br />
die Erfahrung machen<br />
musste,dass der Ruhm des Vaters<br />
auch eine Belastung war, reüssierte<br />
er in seinen Filmen auch als<br />
das Gesicht eines anderen Amerika.<br />
Sich aus dem Schatten des Vaters<br />
zu befreien, mag schwer gewesen<br />
sein, den Erfolg des Filmes „Easy Rider“<br />
hinter sich zu lassen, war nahezu<br />
unmöglich. Der handlungsarme,<br />
entropisch-zerfasernde Film<br />
aus dem Jahr 1969 lieferte die Bilder<br />
zum Freiheitsbedürfnis des jungen<br />
Amerika vor dem Hintergrund des<br />
Vietnamkriegs. Peter Fonda war an<br />
der Seite vonJack Nicholson und Regisseur<br />
Dennis Hopper nicht nur<br />
Darsteller des Motorradfreaks Captain<br />
America, sondern auch Mitproduzent<br />
und Co-Autor.<br />
„Easy Rider“ erzählt die Geschichte<br />
von zwei Aussteigern, die<br />
mit ihren Chopper-Maschinen quer<br />
durch die USA fahren, um einen<br />
Traum zu leben, der schließlich im<br />
Alptraum mündet. Zu aktueller Popmusik<br />
(u. a. von der Band Steppenwolf<br />
und deren Hit „Born To Be<br />
Wild“) lassen sie sich den Wind der<br />
Prärie um die Nase wehen. Sie begegnen<br />
der Gegenkultur der Hippies,<br />
aber auch dem Hass der sozial gespaltenen<br />
USA. „Easy Rider“ war gerade<br />
in die Kinos gekommen, als das<br />
Festival von Woodstock weithin Signale<br />
einer friedensseligen Anti-<br />
Establishment-Bewegung aussendete.<br />
„Easy Rider“ aber hatte überdeutlich<br />
gemacht, dass dies vor allem<br />
eine Reaktion auf eine<br />
engstirnige und hasserfüllte Gesellschaft<br />
war, inder politische Morde<br />
die Entwicklung des Landes bestimmten.<br />
Die anziehenden Sehnsuchtsbilder<br />
von„Easy Rider“ gaben der Idee<br />
eines New-Hollywood-Kinos, zu<br />
dem auch der kürzlich gestorbene<br />
Regisseur D. A. Pennebaker gehörte,<br />
ikonographisch die Richtung vor.<br />
„Easy Rider“ brach aus der typischen<br />
Erzählstruktur eines Hollywood-<br />
Films aus, und Fonda und Hopper<br />
setzten auch im Nebeneinander von<br />
Produktion, Darstellung und Regie<br />
neue Maßstäbe, auch wenn wenig<br />
davon wirklich geplant gewesen zu<br />
sein scheint. Dazu passt die Geschichte<br />
des Songs „The Ballad of<br />
Easy Rider“, für den Bob Dylan die<br />
Anfangszeile („The river flows/It<br />
flows to the sea/Whereever that river<br />
goes/ That’s whereIwant to be“) geschrieben<br />
hatte, dessen Fertigstellung<br />
aber seinem Freund Roger<br />
McGuinn von den Byrds überließ.<br />
Das frühere Byrds-Mitglied David<br />
Crosby wiederum unterstellte Dennis<br />
Hopper,die äußereGestalt seiner<br />
Easy-Rider-Figur vonihm abgeguckt<br />
zu haben. Gerade die Durchdringung<br />
vonFiktion, Popund Wirklich-<br />
„Easy Rider“ handelt von Aussteigern, die mit<br />
ihren Chopper-Maschinen quer durch die<br />
USA fahren, um einen Traum zu leben, der<br />
schließlich im Alptraum mündet. Peter Fonda,<br />
Dennis Hopper und Jack Nicholson begegnen<br />
der Gegenkultur der Hippies, aber auch dem<br />
Hass in den sozial gespaltenen USA.<br />
keit aber machte „Easy Rider“ zu einem<br />
weit aus dem Kino herausragenden<br />
Ereignis. Der Byrds-Song<br />
„Wasn’t Born To Follow“ kam auch<br />
dem Lebensmotto von Peter Fonda<br />
sehr nahe.<br />
Nach „Easy Rider“ spielte er in<br />
zahllosen Filmen, die aber nicht<br />
mehr die Aufmerksamkeit des seltsamen<br />
Jahrhundertfilms erlangten.<br />
Für seine Rolle in „Ulees’s Gold“ aus<br />
dem Jahr 1997 wurde Fonda mit einem<br />
Golden Globe ausgezeichnet,<br />
den er überglücklich entgegennahm,<br />
weil er nun wieder zur Hollywood-Familie<br />
gehörte. Neben Dustin<br />
Hoffman und Matt Damon war<br />
Peter Fonda 1998 auch für einen Oscar<br />
als bester Darsteller nominiert<br />
worden, den aber sein Freund Jack<br />
Nicholson für dessen Rolle in„Besser<br />
geht’s nicht“ erhielt. In „Ulee’s Gold“<br />
IMAGO IMAGES/UNITED ARCHIVES INTERNATIONAL<br />
vonVictor Nunezspielt Fonda einen<br />
verbittert-zurückgezogenen Bienenzüchter,<br />
der ein Vietnam-Trauma zu<br />
verarbeiten hat. Fonda trägt in dem<br />
Film eine Nickelbrille, als sei es eine<br />
bewusste Bezugnahme auf den 1982<br />
gestorbenen Vater. Für den Film<br />
„Wanda Nevada“ aus dem Jahr 1979<br />
hatte er HenryFonda, den er trotz aller<br />
Querelen innig verehrte, für eine<br />
Gastrolle verpflichtet, in der dieser<br />
den Sohn gleich zu Beginn autoritär<br />
zurechtweist.<br />
Trotz eines deutlichen Abflauens<br />
der Karrierehat Fonda nie aufgehört,<br />
Filme zu drehen und vorder Kamera<br />
zu agieren, darunter in der Action-<br />
Komödie „Auf dem Highway ist die<br />
Hölle los“, in dem er neben reichlich<br />
vertretener Hollywood-Prominenz<br />
auftritt. Er war aber auch für kleine<br />
Produktionen zu haben. In demFilm<br />
„Peppermint Frieden“ (von der<br />
deutschen Regisseurin Marianne<br />
Rosenbaum aus dem Jahr 1983)<br />
spielt er einen amerikanischen Soldaten<br />
im Nachkriegsdeutschland,<br />
übrigens an der Seite vonLiedermacher<br />
Konstantin Wecker.<br />
Peter Fonda war dreimal verheiratet<br />
und hat zwei Kinder. Eine enge<br />
familiäre Bindung hatte er stets zu<br />
seiner älteren Schwester Jane Fonda,<br />
die wie seine Tochter Bridget Fonda<br />
auf eine eigene große Schauspielkarriere<br />
zurückblicken kann. In dem<br />
Film „Jackie Brown“ vonQuentin Tarantino<br />
gibt es eine Szene, in der<br />
Bridget Fonda die Fernsehprogramme<br />
durchzappt und dabei auf<br />
einen Ausschnitt mit Peter Fonda in<br />
„Easy Rider“ stößt. Diese kleine<br />
Hommage hat ihm, wie er einmal gestand,<br />
sehr gefallen.<br />
Am Freitag ist Peter Fonda im Alter<br />
von79Jahren an den Folgen einer<br />
Krebserkrankung im Beisein von<br />
Jane Fonda in Los Angeles gestorben.<br />
HarryNutt<br />
hat „Easy Rider“ als begeisterter<br />
Teenager gesehen.<br />
NACHRICHTEN<br />
Iran schickt Dokumentarfilm<br />
ins Oscar-Rennen<br />
DerIranschickt einen Dokumentarfilm<br />
über das Schicksal einer iranisch-niederländischen<br />
Frau ins Oscar-Rennen.<br />
DieimIranfür die Auswahl<br />
zuständige Cinema-Stiftung<br />
Farabi entschied sich für den Film<br />
„Auf der Suche nach Farideh“ der Regisseurin<br />
Asadeh Mussawi und ihres<br />
Kollegen Kurosch Mussawi. DerFilm<br />
der beiden jungen Filmemacher ist<br />
damit Irans Beitrag in der Kategorie<br />
„Bester fremdsprachiger Film“, so<br />
die Nachrichtenagentur Isna am<br />
Sonntag. „Auf der Suche nach Farideh“<br />
handelt vomLeben der Niederländerin<br />
Farideh, die als Baby vonihrenleiblichen<br />
Elterninder Stadt Maschad<br />
in Nordostiran ausgesetzt<br />
worden ist. DasKind wurde voneinem<br />
niederländischen Ehepaar<br />
adoptiert. 40 Jahrespäter will Farideh<br />
ihreWurzeln erkunden und<br />
fliegt in den Iran. DerIranhat in der<br />
Oscar-Kategorie für den besten ausländischen<br />
Film bereits zweimal gewonnen.<br />
Beide Male gewann der Regisseur<br />
Asghar Farhadi. (dpa)<br />
Das Festival von Wacken will<br />
weiter wachsen<br />
DerVeranstalter des Wacken-Festivals<br />
International ConcertService<br />
GmbH (ICS) will mit neuem Partner<br />
wachsen. Dafür geht ICS nach eigenen<br />
Angaben eine Partnerschaft mit<br />
der US-Gesellschaft Superstruct Entertainment<br />
ein, sagten die ICS-<br />
Chefs Holger Hübner und Thomas<br />
Jensen. Superstruct Entertainment<br />
ist eine Tochter der Investmentgesellschaft<br />
Providence Equity Partners.Die<br />
Vereinbarung steht noch<br />
unter dem Vorbehalt der Kartellbehörden,<br />
hieß es.Das dreitägige Wacken<br />
Open Air (W:O:A) gilt als eines<br />
der größten Heavy-Metal-Festivals<br />
der Welt und findet im kommenden<br />
Jahr vom30. Juli bis zum 1. August<br />
statt. (dpa)<br />
Sächsischer Preis für<br />
kulturelle Bildung vergeben<br />
Dersächsische Preis für kulturelle<br />
Bildung ist am Samstag in Dresden<br />
vergeben worden. DiedreiHauptpreise<br />
in Höhe vonje2500 Euro gingen<br />
an die Kulturfabrik Hoyerswerda<br />
mit dem Projekt „Eine Stadt tanzt:<br />
Manifest!“, an das Societaetstheater<br />
Dresden und das Quartiersmanagement<br />
Prohlis für ihr Projekt „Zu<br />
Hause in Prohlis“ und an den ASA-FF<br />
Verein aus Chemnitz für das Projekt<br />
„Neue unentdeckte Narrative“. Bewerben<br />
konnten sich Träger der kulturellen<br />
Bildung für beispielhafte<br />
Projekte oder das dauerhafte Engagement<br />
im Rahmen der Demokratieförderung.<br />
(dpa)<br />
Kulturrat fordertFreifahrten<br />
für Ehrenamtliche<br />
DerGeschäftsführer des Deutschen<br />
Kulturrats,Olaf Zimmermann, fordertFreifahrten<br />
in öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
auch für ehrenamtlich<br />
engagierte Menschen. Hintergrund<br />
ist ein aktueller Vorstoß, nach dem<br />
Soldaten der Bundeswehr in Uniformab1.Januar<br />
nächsten Jahres<br />
kostenlos Zugfahren können. Bürgerschaftliches<br />
Engagement sei „gelebte<br />
Demokratie“ und leiste einen<br />
„unverzichtbaren Beitrag“ zum gesellschaftlichen<br />
Zusammenhalt, so<br />
Zimmermann weiter. (BLZ)
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
Außen mausgrau, innen luftig<br />
Die <strong>Berliner</strong> Theatersaison eröffnet mit modernen Klassikern von Heiner Müller und Thomas Mann im Gorki-Container und im <strong>Berliner</strong> Ensemble<br />
VonDoris Meierhenrich<br />
Da lacht das Spielbudengesicht<br />
über die ganze<br />
Bühnenbreite des BE –<br />
lustig, natürlich, und eiskalt.<br />
Genau besehen bezeugt nur die<br />
dicht bestückte Oberzahnreihe das<br />
Lachmaul, dessen bleckende Beißer<br />
eigentlich für zwei Münder reichen.<br />
So halbseitig aber kann sich unter ihnen<br />
ein gleißend rauchiger Höllenschlund<br />
auftun, in den die fröhliche<br />
„Felix Krull“-Gesellschaft am Ende<br />
dieses zirzensischen kleinen Premierenabends<br />
unbeschadet einzieht.<br />
Es ist eine bestürzend munter vor<br />
sich hin brabbelnde Sippe,indie der<br />
Autor und Regisseur Alexander Eisenach<br />
seine Saisoneröffnung der altehrwürdigen<br />
Bühne am Schiffbauerdamm<br />
zusammenzieht. Und im<br />
Grunde verkörpert ihr unbeschwertes<br />
Kirmes-Kabarett in seiner alles<br />
um-, aber nichts wirklich angreifenden<br />
Fischigkeit nicht nur das, was<br />
Thomas Mann vor gut hundert Jahren<br />
in seinem „Vorzugskind des<br />
Himmels“, dem Hochstapler Felix<br />
Krull, als Künstlerparodie seiner<br />
Selbst konzipierte.Sie zeigt auch das,<br />
wofür das BE im dritten Jahr der Intendanz<br />
von Oliver Reese steht: Mit<br />
Aplomb versucht es immer wieder<br />
Gegenwart zuseinem Programm zu<br />
machen und bleibt doch allzu oft im<br />
Konzept dieses Willens stecken.<br />
Oder wie hier: inseiner literarischhistorischen<br />
Vorlage.<br />
Einübung in Hochstapelei<br />
Dieses Malnun ist es das schwülstigdistinguierte<br />
Künstlermilieu Thomas<br />
Manns und seine eigentlich<br />
zeitlose Hochstapler-Figur, der sich<br />
Alexander Eisenach in dieser Spielzeit<br />
ausführlich widmen will und für<br />
Dezember ein weiteres eigenes<br />
Hochstapler-Stück ankündigt.<br />
Manns Original muss zu Beginn nun<br />
das Terrain abstecken, wobei keine<br />
bloße Romanadaption herausgekommen<br />
ist, viel eher eine Aktualisierungsübung.<br />
Wasinvordemokratischen<br />
Zeiten –Mann begann die<br />
„Bekenntnisse“ um 1906 –die feine<br />
Gesellschaft und ihre Hierarchie-gesteuerte<br />
Ideal-Verehrung an der Geschmeidigkeit<br />
des „Kostümkopfes“<br />
Felix so magisch anzog, will nun in<br />
die konsumistisch normierten Untiefen<br />
digitaler Smiley-und Like-Kultur<br />
überführtwerden.<br />
Eisenach versucht das, indem er<br />
die Thomas-Mann-Welt auf nur drei<br />
Klusterfiguren radikal reduziert und<br />
ihnen ein vom Bühnenrand her<br />
kommentierendes Clownspaar aus<br />
dem Heute zur Seite stellt. Gut ausgeklügelt<br />
funktioniert das auf der<br />
Wenn das Thomas Mann wüsste: Marc Oliver Schulze und Constanze Becker in einer Szene des „Felix Krull“ am <strong>Berliner</strong> Ensemble.<br />
Dominic Hartmann, Elena Schmidt und Kendar Hmeidan in „Herzstück“<br />
DPA/ANNETTE RIEDL<br />
Bühne allerdings kaum, denn die<br />
Patchwork-Figuren finden aus ihrer<br />
papierenen Gestaltlosigkeit in kein<br />
Spiel.<br />
Martin Rentzsch darf als dilettierender<br />
Maler Schimmelpreester sowie<br />
sämtliche Krull-Chefs, Direktorenund<br />
Professoren den patriarchalischen<br />
Idealisten, geben und ConstanzeBecker<br />
steuertals langbeinige<br />
SM-Domina die dämonisch-engelsgleiche<br />
Geliebte Madame Houpflé<br />
sowie die Trapezartistin Andromache<br />
bei. Im grotesken Slapstick mit<br />
Marc Oliver Schulze als gutmütiger<br />
Felix erturnen sich diese drei einige<br />
amüsante Momente, doch bleibt es<br />
im Ganzen zu hölzern, unvirtuos.<br />
Besonders die bemüht schnoddrigen<br />
Gegenwartslieferanten Sina<br />
Martens und Jonathan Kempf von<br />
jenseits der vierten Wand verfangen<br />
sich mit ihrem Diskurs-Auftrag eher<br />
im Sesamstraßen-Klamauk, als dass<br />
sie die Sophistik heutiger Instagram-<br />
Profilsucht problembewusst einspeisten.<br />
Und Marc Oliver Schulze,<br />
neu am BE, macht als imitierender<br />
Violinist im Frack oder Kloinstallateur<br />
im Blaumann zu all dem eine<br />
immer charmant chaplineske<br />
Miene.<br />
Leider muss auch er weitgehend<br />
blass bleiben, weil hier selbstredend<br />
nicht Krulls individuelle Besonderheit<br />
als Motor der Hochstapelei gefeiert<br />
wird, sondern die Sensationsgier<br />
der Maschine Gesellschaft. Gut<br />
gemeint ist das und doch in seiner<br />
gezirkelten Halbheit eher gescheitert.<br />
IMAGO IMAGES/MARTIN MÜLLER<br />
Dass es mehr Mut braucht, um<br />
aus einem klassischen Text einen<br />
heutigen zu machen und aus einem<br />
kleinen Abend einen großen, war am<br />
zweiten Tagdes Eröffnungswochenendes<br />
im Gorki-Theater zu erleben.<br />
Eigentlich kann man darüber nur<br />
staunen. Denn auch im siebten Jahr<br />
ihrer Intendanz schaffen es Shermin<br />
Langhoff und Jens Hillje immer noch<br />
mühelos, einen Esprit und eine lebendig-engagierte<br />
Relevanzstimmung<br />
in dem kleinen Haus am Festungsgraben<br />
zu entfalten, dass es<br />
eine Freude ist. Notwendig gewordene<br />
Engpässe wie die überfällige<br />
Sanierung der großen Bühne und<br />
des Studios wenden sie kurzerhand<br />
in eine Zeit der Möglichkeiten um<br />
und laden für zwei Spielzeiten nun,<br />
wenn die Bühnen geschlossen werden<br />
müssen, in einen 22 Meter langen,<br />
12 Meter breiten Container auf<br />
dem Theatervorplatz zum Theater.<br />
Außen mausgrau, überrascht der<br />
hohe, luftige Raum im Innern: eine<br />
Wunderkiste, der kaum eine gelungenere<br />
kleine Eröffnung bereitet<br />
werden konnte als die Clownsnummer,<br />
die Sebastian Nübling und das<br />
7-köpfige Exilensemble des Gorki<br />
nun aus Heiner Müllers 12-zeiligem<br />
„Herzstück“ machten.<br />
Im Grunde sind auch diese sieben<br />
Clowns eine ganze Handvoll Felix<br />
Krulls.Nur anders als im gediegenen<br />
BE brauchen sie keine Mann’schen<br />
Satzgirlanden und veralteten Kunstdiskurse,<br />
um in knappe achtzig<br />
Spielminuten ein strukturell ausgreifendes<br />
wie menschlich ergreifendes<br />
Denkspiel um Schein und Sein,<br />
große Erwartungen und kleine Realitäten,<br />
echte und falsche Hoffnungen<br />
aufzuziehen und wie sich beides<br />
fruchtbar miteinander verbindet.<br />
Energiegeladene Bewegungen<br />
Müllers „Herzstück“, das in denkbar<br />
knappster Form die schöne paradoxeVerbindung<br />
vonBuchstabe und<br />
Bedeutung, Materie und Geist, Technik<br />
und Wirkung auseinanderlegt,<br />
aus der nicht nur alle Kunst, sondern<br />
auch alles geglückte Zusammenleben<br />
entsteht, versammelt nur zwei<br />
Sprecher um ein Herz.Dem einen ist<br />
es Gefühlszentrum, dem anderen<br />
Ziegelstein, doch das wichtigste: Es<br />
schlägt für beide,steinernund ideell.<br />
An diesem Abend im Gorki-Container<br />
schlägt das Müller-Herz zweifellos<br />
in sieben schillernden Farben,<br />
Materien und Spielweisen für diese<br />
sieben. Denn bevor sie überhaupt<br />
mit dem Müller-Text beginnen, obwohl<br />
eine blau kostümierte Clownin<br />
mit neckischem Gamsbart-Haarzopf<br />
auf dem Kopf die „Heiner –Bäng –<br />
Müller-Show“ zigfach und in jeder<br />
nur denkbaren Animationskunst ankündigt,<br />
kämpfen hier alle in erster<br />
Linie mit der Schwerkraft der Bühne<br />
selbst, mit der Technik, ihrer eigenen<br />
Angst, den vermeintlichen Erwartungen<br />
der Zuschauer, den Lasten<br />
ihres eigenen Lebens und der Vergeblichkeit<br />
ihrer Kunst überhaupt.<br />
Dassagt sich so dahin, aber für all<br />
das finden die sieben wunderbar<br />
chaotische, auch alberne, aber immer<br />
glaubhafte,energiegeladene Bewegungen:<br />
Dem rosa Clown gehen<br />
Ideen ab, weshalb er nur gefällige<br />
Diener macht, die kleine Pinke hat so<br />
viel Angst, dass sie nur aus dem Türrahmen<br />
schielt und bald an den Beinen<br />
auf die Bühne gezogen wird,<br />
und die schwarzGewandete –sie outet<br />
sich als Österreicherin –schleicht<br />
nur noch als deprimierte Mumie<br />
durch die Szenerie „weare so fucked<br />
up!“. Natürlich sind sie das nicht und<br />
der Jubel ist am Ende groß.<br />
Gorki-Container,bis 21.8., 20 Uhr,Tel:<br />
20221115,<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 23<br />
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Feuilleton<br />
Wilde und<br />
farbenfrohe<br />
Könnerschaft<br />
Zum 80. Geburtstag des<br />
Schlagzeugers Ginger Baker<br />
VonMarkus Schneider<br />
Trommelnder Grantler:der Schlagzeuger<br />
Ginger Baker.<br />
IMAGO<br />
Nicht ganz leicht, sich die Zeiten<br />
vorzustellen, als Ginger Baker<br />
ein Superstar war.Abgesehen davon,<br />
dass Rock insgesamt siecht, kommen<br />
die Drums heute oft von Maschinen.<br />
Baker trommelte ab 1966 in der<br />
sogenannten Supergroup Cream,<br />
neben dem als Gott gehandelten Gitarristen<br />
Eric Clapton und dem Bassisten<br />
Jack Bruce. Der Ruhm des<br />
Trios gründete in einer unerhörten<br />
Lautstärke und auf endlosen, virtuosen<br />
Soli. Bakers Paradestück „Toad“<br />
vom Debüt 1966 zeigte seine wilde,<br />
farbenreiche Könnerschaft und die<br />
Power des hochgerüsteten Schlagzeugs:<br />
Er war nicht der erste,der mit<br />
einer Doppelbassdrum spielte, aber<br />
er setzte damit den Standardimaufsteigenden<br />
Schwerrock. Cream waren<br />
nach nur zwei Jahren ausgepowert,erschöpft<br />
auch vomhandgreiflichen<br />
Unmut Bakers: Für seine barsche<br />
Übellaunigkeit ist er kaum<br />
weniger berühmt als für sein Spiel.<br />
Der 1939 geborene Peter Edward<br />
Baker –Ginger wurde er wegen der<br />
leuchtend roten Haare genannt –<br />
war zunächst ein zorniger junger<br />
Mann und bald ein wütender Heroinsüchtiger<br />
und abwesender Familienvater.<br />
Sein Vater war im zweiten<br />
Weltkrieg gefallen und hatte dem<br />
Sohn einen Brief hinterlassen: „Gebrauche<br />
deine Fäuste“, stand darin,<br />
„sie sind oft deinen besten Freunde.“<br />
Baker hat sich sein Leben lang daran<br />
gehalten. Die Dokumentation „BewareofMr.<br />
Baker“ von2012 beginnt<br />
damit, dass der 73-Jährige auf seiner<br />
südafrikanischen Farm dem Regisseur<br />
mit dem Stock die Nase bricht,<br />
weil im Film Köpfe auftauchen, die<br />
ihm nicht gefallen.<br />
Davongibt es viele –zum Beispiel<br />
die meisten Rockkollegen. Schon<br />
dass er als Rockdrummer gilt, findet<br />
er unverschämt. Baker kommt vom<br />
Jazz, und die Wucht seiner Drums<br />
verstand er vorallem als Notwehr gegen<br />
die Marshall-Türme der Gitarren.<br />
Gelernt hat er unter anderem<br />
bei Phil Seamen, der damals wichtigste<br />
Drummer Großbritanniens<br />
und einer der wenigen, die er bis<br />
heute verehrtwie seine US-Vorbilder<br />
Max Roach, Art Blakey und Elvin<br />
Jones.<br />
Seine Neugier auf die polyrhythmische<br />
Drumkultur führte ihn in<br />
den 70er-Jahren nach Nigeria, wo er<br />
mit Fela Kuti spielte und in Lagos ein<br />
Studio betrieb. Später arbeitete er<br />
mit experimentierfreudigen Musikern<br />
wie Bill Laswell und feinsinnigen<br />
Jazzernwie Charlie Haden.<br />
Mit eigenen Projekten wie Airforce<br />
und der Baker Gurvitz Army<br />
konnte er nicht an seinen Erfolg mit<br />
Cream anknüpfen. Aber wer ihn (in<br />
Berlin zuletzt im April) in den letzten<br />
Jahren einmal gesehen hat –von der<br />
Lungenkrankheit COPD, Arthritis<br />
und einer Herzschwäche gezeichnet<br />
–konnte einen komplexen, subtilen<br />
und unglaublich präzisen Drummer<br />
mit viel Jazzgespür erleben. Als<br />
Mensch zweifellos schwierig, gehört<br />
er als Künstler auch mit 80 noch zu<br />
den wirklich Großen.<br />
VonMichaela Schlagenwerth<br />
Der Tanz im August hat einen<br />
neuen Rhythmus.<br />
Montag und Dienstag ist<br />
frei, am Mittwoch beginnt<br />
es langsam und jeweils zum<br />
Wochenende nimmt das Festival<br />
dann gewaltig Fahrtauf.<br />
Absoluter Höhepunkt der ersten<br />
Festivalwoche war –natürlich! –die<br />
Uraufführung von Jérôme Bel. Der<br />
französische Choreograph hat seit<br />
den 90er-Jahren mit seinen philosophischen<br />
und gesellschaftskritischen<br />
Konzept-Stücken Tanzgeschichte<br />
geschrieben. Der Art und<br />
Weise, wie er mit einfachsten Wendungen<br />
komplexe Fragen aufwirft,<br />
hat man so einige blitzartige Erleuchtungsmomente<br />
zu verdanken.<br />
Die Revolutionärin IsadoraDuncan<br />
Momente der Erleuchtung<br />
Der „Tanz im August“ gibt Einblicke in die Geschichte der Choreografie<br />
Ein Ereignis: die 69-jährige Tänzerin Elisabeth Schwartz.<br />
Wortlos durch Lissabon<br />
CAMILLE BLAKE<br />
So etwas wurde einem auch in dieser<br />
Woche geschenkt, allerdings nicht<br />
von Jérôme Bel, sondern von der<br />
Choreographin Deborah Hay, der<br />
das Festival eine große Retrospektive<br />
widmet. Aber dazu später. Jérôme<br />
Belhat ein Porträt der Tanzikone IsadoraDuncan<br />
geschaffen. Über Duncan,<br />
die um 1900 ihre ersten Stücke<br />
schuf und als eine der einflussreichsten<br />
Begründerinnen des zeitgenössischen<br />
Tanzes gilt, wird oft in einem<br />
leicht mokanten Tonfall geschrieben.<br />
Eine wilde Frau, die gegen alle<br />
gesellschaftlichen Konventionen<br />
verstieß, schillernde Liebesaffären<br />
hatte und, leicht bekleidet, verrückte<br />
Tänze entwickelte, die sie zunächst<br />
auf den Gesellschaften der Reichen<br />
und später dann weltweit auf großen<br />
Bühnen zeigte.<br />
Der Solo-Abend „Isadora Duncan“,<br />
der im Deutschen Theater<br />
folgerichtig seinen Ortgefunden hat,<br />
zeigt dagegen die Dimension des revolutionären<br />
Denkens von Isadora<br />
Duncan. Jérôme Belschafft dafür allerdings<br />
nur den Rahmen. DasEreignis<br />
ist die 69-jährige Tänzerin Elisabeth<br />
Schwartz, die in den 70er-Jahren<br />
inNew York bei Julia Levien, einer<br />
der Adoptivtöchter Duncans,<br />
deren tänzerisches Erbe studierte.<br />
Fünf kleine Soli tanzt sie. Erst mit<br />
Musik, dann ohne. Sheila Atala erklärt<br />
zwischendurch die biografischen<br />
Eckdaten und in einem<br />
Durchlauf spricht sie jeweils laut die<br />
Begriffe, die den Bewegungen zugeordnet<br />
sind. Wasindem Solo „Mutter“,<br />
das die Duncan Jahrenach dem<br />
tragischen Unfalltod ihrer beiden<br />
Kinder choreographierte, für ergreifende<br />
Momente sorgt.<br />
Aber stärker noch ist der Eindruck<br />
bei den frühen Soli, in denen einen<br />
der Atem der Geschichte anweht.<br />
Hier wurde etwas erfunden, im Umgang<br />
mit der Musik, in der Weise mit<br />
dem bewegten Körper Gefühle auszudrücken,<br />
was es vorher noch nicht<br />
gegeben hatte auf der Welt. Dass sich<br />
einem das vermittelt, ist der ungewöhnlichen<br />
Präsenz und der anmutigen<br />
Würde der Tänzerin und Tanzgeschichts-Expertin<br />
Elisabeth<br />
Schwartz zu verdanken. Jérôme Bel<br />
schafft die Struktur, inder sich das<br />
verdichten kann, aber etwas mehr<br />
hätte da von ihm ruhig kommen<br />
können.<br />
Wie zum ersten Mal<br />
Zwei Tage zuvor hatte man sich einigermaßen<br />
gut unterhalten im HAU1,<br />
bei Gunila Heilborns „The Wonderful<br />
and the Ordinary“. Dabei war es<br />
weniger ein Tanzstück als eine Performance<br />
zum Thema Erinnerung.<br />
Es ist klug gebaut, aber magisch ist es<br />
deswegen nicht geworden. Obwohl<br />
das Potenzial dazu kurz inder Luft<br />
lag. Wenn ein Stück ratlos macht,<br />
fände sie das unbedingt gut, hat Festivalleiterin<br />
Virve Sutinen im Vorfeld<br />
erklärt(siehe ein Gespräch mit ihr in<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vom 7.August).<br />
Nun, Latifa Laâbissis Arbeit im Hau<br />
2, „White Dog“, hat einen ratlos hinterlassen.<br />
Mehr lässt sich dazu nicht<br />
sagen.<br />
Anne Nguyens Stück „Kata“ im<br />
Radialsystem, in dem die Choreographin<br />
Breakdance und Martial Arts<br />
miteinander verknüpft, war atemberaubend<br />
virtuos.Eslitt eigentlich nur<br />
an einem: Man hatte am Abend zuvorzuspäter<br />
Stunde in den Sophiensäle<br />
schon alles gesehen. Ein Stück<br />
vonDeborah Hay, das einem dieWelt<br />
erschließt, die Möglichkeiten des<br />
Daseins mit den jeweils eigenen Gesetzmäßigkeiten,<br />
ohne Zeigefinger,<br />
ohne Wertung. „The ManWho Grew<br />
Common in Wisdom“, ein dreiteiliges<br />
Solo von 1989, von der jungen<br />
Cullberg-Tänzerin Eva Mohn in purerPräsenz<br />
gegeben, so,als würde alles<br />
gerade im Moment zum ersten<br />
Mal geschehen –und so, als wäre es<br />
schon immer gewesen.<br />
Der portugiesische Regisseur Pedro Costas ist in Locarno mit dem Goldenen Leoparden ausgezeichnet worden<br />
VonPatrick Heidmann<br />
Aufatmen war zum Abschluss des<br />
72. Locarno Film Festivals unter<br />
Cineasten angesagt. Auch im ersten<br />
Jahr unter der künstlerischen Leitung<br />
der Französin Lili Hinstin ist<br />
das alteingesessene Festival im Tessin<br />
seinem angestammten Profil<br />
treugeblieben und gibt sich als Vorreiter<br />
eines ebenso anspruchs- wie<br />
kunstvollen Kinos. Zudiesem Eindruck<br />
trägt auch der Gewinner des<br />
Goldenen Leoparden bei, PedroCostas<br />
„Vitalina Varela“.<br />
Die Auszeichnung für den Portugiesen<br />
durch die Jury unter dem Vorsitz<br />
der französischen Filmemacherin<br />
Catherine Breillat, zu der auch<br />
die <strong>Berliner</strong> Regisseurin Valeska Grisebach<br />
gehörte, kam nicht überraschend.<br />
Man könnte Costas Film<br />
über eine Frau, die von den Kapverden<br />
nach Portugal kommt, ein paar<br />
Tage nachdem ihr seit Jahren aus ihrem<br />
Leben verschwundener Ehemann<br />
dort beerdigt wurde, als Geistergeschichte<br />
bezeichnen. In „Vitalina<br />
Varela“ streifen die Hauptfigur<br />
und die Menschen, die ihr begegnen,<br />
derarterstarrt, gebrochen und wortlos<br />
durch einen Slum von Lissabon,<br />
dass sie wie Geister wirken.<br />
Fast der komplette Film spielt<br />
nachts, gesprochen wird in dieser<br />
Leopardenvielfalt: Vitalina Varela und ihr<br />
Regisseur Pedro Costas.<br />
AP<br />
ler Regie führte. Die beiden haben<br />
ihreGeschichte eigentlich fürs Fernsehen<br />
umgesetzt, nun wirdsie demnächst<br />
zum Glück wohl doch auch<br />
bei uns auf die Leinwand kommen.<br />
Denn der Schwung und die ordentliche<br />
Portion Humor, mit denen Köhler<br />
und Winckler in diesem Drama<br />
vom durchaus komplexen, am Beginn<br />
eines neuen Lebensabschnitt<br />
stehenden Verhältnis zwischen dem<br />
alleinerziehenden Urs und seiner<br />
19-jährigen Tochter Jette erzählen, in<br />
dem Kümmern und Kontrolle sowie<br />
Aufbruch und Abhängigkeit sehr nah<br />
beieinander liegen, sind im deutschen<br />
Kino keine Selbstverständ-<br />
Düsternis wenig, und Formalismus<br />
hat für Costa oberste Priorität. Doch<br />
gerade dieser eher intellektuelle als<br />
emotionale Ansatz und die streng<br />
komponierten Szenen vermögen<br />
eine beachtliche Faszination zu entwickeln.<br />
Genau wie ProtagonistinVitalina<br />
Varela, die den gleichen Namen<br />
trägt wie ihre Figur und den<br />
Preis als beste Darstellerin erhielt.<br />
Der Spezialpreis der Jury ging an<br />
den Koreaner Park Jung-bum für<br />
„Pa-go“, eine ArtDorfkrimi über eine<br />
junge Waise, für die beste Regie<br />
wurde der Franzose Damien Manivel<br />
für „Les enfants d’Isadora“ geehrt,<br />
eine etwas verkopfte Verneigung vor<br />
Tanzikone Isadora Duncan. Regis<br />
Myrupu, ein Brasilianer indigener<br />
Abstammung, der nie zuvor vor einer<br />
Kamera gestanden hatte, durfte<br />
für „A Febre“ den Leoparden als bester<br />
Darsteller mit nach Hause nehmen.<br />
Das nüchterne, fast dokumentarische<br />
Spielfilmdebüt von Maya<br />
Da-Rin wurde koproduziert von<br />
Komplizen Film, der Produktionsfirma<br />
vonMaren Ade, Janine Jackowski<br />
und Jonas Dornbach.<br />
An„Das freiwillige Jahr“, dem einzigen<br />
deutschen Film im diesjährigen<br />
Locarno-Wettbewerb,war Komplizen<br />
Film nicht beteiligt, auch<br />
wenn Ades Ehemann Ulrich Köhler<br />
hier gemeinsam mit Henner Wincklichkeit.<br />
Für einen Preis allerdings<br />
hatte der Film der Jury am Ende womöglich,<br />
trotz einer verweigerten<br />
Auflösung am Schluss, zu wenig<br />
Ecken und Kanten.<br />
Auch jenseits von „AFebre“ im<br />
Wettbewerb und Komplizen-Veteranin<br />
Grisebach in der Jury stand das<br />
diesjährige Festival durchaus ganz<br />
im Zeichen der <strong>Berliner</strong> Firma, die<br />
vor20Jahren vonAde und Jackowski<br />
noch an der Hochschule für Film<br />
und Fernsehen in München gegründet<br />
wurde. Inder Reihe Fuori concorso<br />
lief mit „Giraffe“ eine weitere<br />
Produktion von Komplizen Film,<br />
eine sehr detaillierte, bisweilen<br />
durchaus theoretisch konzipierte<br />
Beobachtung über Vergänglichkeit<br />
und Einsamkeit auf der dänischen<br />
Insel Lolland im Kontext der Dauerbaustelle<br />
zum stockenden Fehmarnbelttunnel-Projekt.<br />
Die Ziel- und<br />
Stilsicherheit, mit der die dänische<br />
Wahl-<strong>Berliner</strong>in Anna Sofie Hartmann<br />
dabei hinter der Kamera auf<br />
dem schmalen Grad zwischen Dokumentation<br />
und Fiktion wandelt,<br />
ist bemerkenswert.<br />
Vorallem aber wurde Komplizen<br />
Film gleich zu Beginn des diesjährigen<br />
Festivals mit dem Premio Raimondo<br />
Rezzonico, ausgezeichnet,<br />
einem Sonderpreis für unabhängige<br />
Produzenten.<br />
Binder will<br />
wieder auf<br />
ihren Posten<br />
Bausch-Tanztheater: Neuer<br />
Prozess um Ex-Intendantin<br />
Gut ein Jahr ist es her, dass das<br />
Tanztheater Wuppertal Pina<br />
Bausch sich im Streit von seiner damaligen<br />
Intendantin Adolphe Binder<br />
trennte. Die Kulturmanagerin<br />
klagte mit der erklärten Absicht, in<br />
ihre Position zurückkehren zu wollen,<br />
und sie hatte Erfolg: Diefristlose<br />
Kündigung sei unwirksam, hatte ein<br />
Richter des Arbeitsgerichts Wuppertal<br />
im Dezember 2018 entschieden.<br />
Noch am selben Tag kündigte die<br />
Leitung des berühmtenTanztheaters<br />
Berufung an. Dieist vordem Landesarbeitsgericht<br />
in Düsseldorf für diesen<br />
Dienstag (20. August) angesetzt.<br />
Möglicherweise entscheidet das Gericht<br />
noch am selben Tag.<br />
Dererste Termin in einem kleinen<br />
Raum des Arbeitsgerichts Wuppertal<br />
hatte lange gedauert. Etliche Tänzer<br />
und Mitarbeiter des Tanztheaters<br />
verfolgten stehend und still die Verhandlung.<br />
Sie hatten wohl gehofft,<br />
mehr Informationen zu bekommen.<br />
Denn die fristlose Kündigung war<br />
nur knapp begründet worden: unter<br />
anderem mit der Wiederherstellung<br />
der Handlungsfähigkeit und dem<br />
Fehlen eines Spielplans für die<br />
nächste Saison. Die Tänzer waren<br />
von der Entwicklung auf einer Gastspielreise<br />
überrascht worden. Binder<br />
Die ehemalige Intendantin des Pina-<br />
Bausch-TanztheatersAdolphe Binder<br />
TOP 10<br />
Sonnabend, 17.August<br />
DPA<br />
war insgesamt nur gut ein Jahr auf<br />
dem Posten. Unter ihrer Leitung hatten<br />
die Tänzer erstmals zwei Uraufführungen<br />
anderer Choreografen<br />
herausgebracht.<br />
Deutlich wurde während der Verhandlung<br />
des Arbeitsgerichts, dass<br />
Geschäftsführung und Intendanz<br />
heillos zerstritten waren. Es hatte<br />
eine Mediation gegeben. Mitarbeiter<br />
beschwerten sich beim Chef der<br />
Stadtverwaltung. „Natürlich gab es<br />
erhebliche Spannungen“, hatte der<br />
Richter zusammengefasst. Jedoch<br />
habe die Geschäftsführung des<br />
Tanztheaters nichts unternommen,<br />
um zu deeskalieren.<br />
Unterdessen arbeitet seit November<br />
2018 am Tanztheater eine neue<br />
Führungsriege: Geschäftsführer ist<br />
Roger Christmann, die Intendantin<br />
nun Bettina Wagner-Bergelt. Siesind<br />
gleichberechtigt. Bei Binder hatte<br />
die Geschäftsführung das letzte<br />
Wort. Auf der Bühne hat sich nichts<br />
geändert: DieWuppertaler Compagnie<br />
tritt auf vor ausverkauften Häusern,<br />
inszeniert die Stücke von Pina<br />
Bausch und führt sie vor einem internationalen<br />
Publikum auf. (dpa)<br />
1 Tagesschau ARD 5,75 26 %<br />
2 Fußball Bundesliga ARD 4,40 24 %<br />
3 Wilsberg ZDF 4,30 17 %<br />
4 Der Staatsanwalt ZDF 3,64 15 %<br />
5 Versteh. Sie Spaß? ARD 3,44 15 %<br />
6 Sportschau ARD 2,81 19 %<br />
7 heute journal ZDF 2,73 13 %<br />
8 heute ZDF 2,50 14 %<br />
9 Promi Big Brother RTL 2,20 12 %<br />
10 RTL Aktuell RTL 2,10 12 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />
20.00: Die Therapie<br />
Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />
20.00 Container:Herzstück<br />
Radialsystem (✆ 288 78 85 88)<br />
19.00: DabkeCommunity Dancing (Medhat Aldaabal<br />
(Tanz), Ali Hasan (LivePercussion)<br />
Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />
20.00: Schatten (Eurydikesagt)<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
1820 Bar (Rosa-Luxemburg-Str.41)<br />
20.00: Cosmic Comedy(Dharmander Singh, Neil<br />
Numb u. a.)<br />
BKA (✆ 202 20 07)<br />
20.00: TheatersportBerlin: Das Match<br />
Distel (✆ 204 47 04)<br />
20.00: ZirkusAngela<br />
Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />
20.00: Früher war ich älter (Horst Evers)<br />
KLASSIK<br />
Schloss Glienicke (✆ 80 58 67 50)<br />
18.00 Orangerie: Yuri Mizobuchi (Mezzosopran), Stephen<br />
Barchi (Bass), Mozartensemble Berlin, <strong>Berliner</strong><br />
Klassiktage–Rokokoenminiature, Joseph Haydn:<br />
Streichquartett F-Dur op. 3Nr. 5„Serenadenquartett“;<br />
Wolfgang Amadeus Mozart: Divertimento D-Dur<br />
„Salzburger Sinfonie“; Giovanni Battista Pergolesi:<br />
„Die schlaue Bäuerin“<br />
KINDER<br />
Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />
10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />
Leben traten, Videogames<br />
FELD –Theater für Kinder und Erwachsene<br />
(✆ 54 08 69 48) 10.00: Die gestiefelte Katze, Daniel<br />
Wagner,(ab 4J.)<br />
Jugendmuseum Schöneberg (✆ 902 77 61 63)<br />
14.00: Villa Global. The Next Generation<br />
14.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />
14.00: Welcome to diversCITY! Queer in Schöneberg<br />
und anderswo<br />
Labyrinth Kindermuseum (✆ 800 93 11 50)<br />
9.00:1,2,3,Kultummel–DieAusstellungmit dem Vielfalter,Lernvielspaß<br />
für Mitmachkinder (ab 3bis 11 J.)<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
10.30: PUSTEblume, Theater Vielfalt, Puppenspiel (ab<br />
2bis 7J.)<br />
SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />
17.00: Roller Kidz,Rollschuhdiskofür Kinder<br />
Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />
10.00: Konrad oderDas Kindaus der Konservenbüchse,<br />
(ab 7bis 11 J.)<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Kulturbrauerei/Maschinenhaus (✆ 44 31 51 00)<br />
19.30: Literatur Live: „Marzahn, mon amour“, Katja<br />
Oskamp, Buchpremiere<br />
Literaturhaus Berlin (✆ 887 28 60)<br />
19.30: Der Gott der Stadt, Christiane Neudecker,<br />
Buchpremiere, Mod.: Insa Wilke<br />
21.00: Wortservierung: „Cum Ridere Voles“ –Wenndu<br />
Lust hast zum Lachen: Komm zu Besuch.Briefe des<br />
Horaz, mit Richard Burger<br />
Martin-Luther-Kirche Neukölln (✆ 623 30 58)<br />
18.00: Montagabend im Luther´s: Literarischer Abend<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
20.00 Kl. Salon: Autorenforum: Lesen –Zuhören –<br />
Diskutieren, Vorlesen unveröffentlichter Texte<br />
FÜHRUNG<br />
Ansichtssachen (✆ 99 54 80 53)<br />
11.30: Reichstag &Regierungsviertel: Mit Dachterrasse<br />
und Kuppel, Treff: Brandenburger Tor, vorder<br />
Touristeninformation. Anm. erf.<br />
11.30: Kreuzberg SO 36: Schillerndster Bezirk<br />
Berlins, Treff: U-Bhf. Kottbusser Tor, Adalbertstr.unterm<br />
Brückenhochhaus. Anm.erf.<br />
Berlinische Galerie (✆ 78 90 26 00)<br />
14.00: Kuratorenführung in denaktuellen Ausstellungen<br />
Bärentouren (✆ 46 06 37 88)<br />
14.00: Berlin on theSecond View –Berlin insider<br />
tour to famous historical sights, Meeting point:<br />
‚Granitschale’ (big stone bowl), Lustgarten, Führung in<br />
engl. Spr.. Anm. erf.<br />
14.00: Bunker und Botanik im Humboldthain –<br />
Geschichts- und Biologieführung im Stadtbiotop vom<br />
2. Weltkrieg bis heute,Treff: Eing.S-Bhf. Humboldthain,<br />
Hochstr.. Anm. erf.<br />
16.00: Berlin zur Zeit der Romantik –Literaturführung<br />
vonE.T.A. Hoffmann überdie Brüder Grimm bis<br />
AdalbertChamisso, Treff: Schillerdenkmal, Gendarmenmarkt.<br />
Anm. erf.<br />
20.00: Fledermaustour –Alt-<strong>Berliner</strong> Sagen und<br />
Anekdoten: romantiktour zwischen Hackeschem Markt<br />
und Klosterviertel, Treff: Klosterruine –Klosterstr./Grunerstr.(Nähe<br />
U-Bhf. Klosterstraße). Anm. erf.<br />
22.00: The Ghost Tour with Nightwatchman –Tracing<br />
the ghosts and sagas of Old-Berlin, Meetingpoint:<br />
Entrance Nikolaikirche, Propststr.(Mitte), English<br />
guided tour.. Anm. erf.<br />
22.00: Nachtwächtertour –Auf den Spuren vonSagenund<br />
GespensternimNikolaiviertel und Alt-Berlin,<br />
Treff: Eing.Nikolaikirche, Propststr.. Anm. erf.<br />
Dalí Berlin (✆ 07 00 32 54 23)<br />
11.00, 12.30, 14.00, 15.30, 17.00, 18.30: Dalí –<br />
Die Ausstellung am Potsdamer Platz, Treff: Im Museum<br />
Deutsches Historisches Museum (✆ 20 30 40)<br />
14.00: Weimar:Vom Wesen und Wert der Demokratie,<br />
Treff: Ausstellungshalle<br />
Frauentouren (✆ 626 16 51)<br />
18.00: VonClaire Waldoff zu Shermin Langhoff<br />
–Frauen in der <strong>Berliner</strong> Theaterszene, Gundula<br />
Schmidt-Graute, Treffpunkt wirdbei der Anmeldung<br />
mitgeteilt: 0151-20 53 65 83. Anm. erf.<br />
Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />
13.00: Führung durch das Konzerthaus Berlin, in<br />
deutscher und englischer Sprache<br />
me Collectors Room Berlin (Auguststr.68)<br />
12.00: Forschen, Entdecken, Verstehen –Die WunderkammerOlbricht,<br />
Treff: Counter im me Collectors<br />
Room Berlin<br />
Mendelssohn-Remise am Gendarmenmarkt<br />
(✆ 81 70 47 26)14.00:Die Gräber der Mendelssohns<br />
und ihrer Verwandten auf dem Jüdischen<br />
Friedhof Schönhauser Allee, Sabine Krusen,Treff:<br />
Eingang Friedhof Schönhauser Allee<br />
Meyers Stadtgänge (✆ 442 32 31)<br />
14.00: Ältestes Berlin über- wie unterirdisch:Klosterviertel<br />
–archäologischer Ort–James-Simon Ehrung,<br />
erste Stadtmauer,Franziskaner-Ruine, lnstanzenweg,<br />
Bernd S. Meyer, Treff: Klosterstr., Eingang Parochialkirche<br />
Olympiastadion (✆ 30 68 86 18)<br />
11.00, 13.00, 15.00: Tour durchs Olympiastadion<br />
11.30, 13.30, 15.30: Tour durchs Olympiastadion<br />
(in English)<br />
Stadt im Ohr (✆ 20 07 88 41)<br />
9.00: Hörspaziergang Friedenau –Eine Reise durch<br />
15 Dekaden deutscher Geschichte, stadt im ohr,Treff:<br />
Süßkramdealer,Varziner Str.4<br />
11.00: Zwischen Schlangeund Schwan. Audiospaziergang<br />
über das Leben in DDR-Baudenkmälern, stadt<br />
im ohr,Treff: Concierge, Platz der Vereinten Nationen 1<br />
11.00: Wege nach Queertopia. Gehen, wie wir<br />
leben wollen, Treff: CaféBlume an der Hasenheide,<br />
Fontanestr.32<br />
12.00: Audiotour Mitte-Schritte –Hörspaziergang<br />
durch Berlins historisches Zentrum, stadt im ohr,Treff:<br />
ausberlin –Kaufhaus für Berlinprodukte,Karl-Liebknecht-Str.9<br />
16.00: Hörspaziergang Friedrichshain, Der Hörspaziergang<br />
Friedrichshain ist ausleihbar im Cafe Sibylle,<br />
Karl-Marx-Allee 72<br />
Sommer<br />
Warmwerden<br />
beim<br />
Swing<br />
Nur bei schönem Wetter,<br />
heißt es in der Ankündigung<br />
des Tanzpavillons zum<br />
Montagsswing. Vor ein paar<br />
Wochen machte mich dieser<br />
Zusatz noch euphorisch. Auf<br />
das schöne Wetter sei Verlass,<br />
schrieb ich. Miteinem herrlich<br />
lauen Abend sei zu rechnen.<br />
Und zwar nicht nur an dem<br />
Tag, sondern auch an den folgenden.<br />
Dieser Tage aber habe<br />
ich irgendwo schon das Wort<br />
Spätsommer gehört, und es<br />
war, als zöge man mir den Boden<br />
unter den Füßen weg. Mit<br />
der Verlässlichkeit des Sommers<br />
ist es vorbei. Selbst wenn<br />
die Temperaturen tagsüber<br />
noch ein sommerliches Maß<br />
erreichen –laue Nächte sind<br />
passé. Mitten im August sind<br />
wir vonder dunklen Jahreszeit<br />
umfangen. An diesem Montag<br />
sieht es aber gar nicht so<br />
schlecht aus: 16 Grad Tiefsttemperatur<br />
sind vorhergesagt.<br />
Und beim Tanzen wird einem<br />
doch warm. Susanne Lenz<br />
Montagsswing 20 Uhr,Tanzpavillon im<br />
Monbijoupark<br />
Die in Halle an der Saale geborene Jaeckie Thomae veröffentlicht mit „Brüder“ ihren zweiten Roman.<br />
Manche Städte sind<br />
Lieblinge der Literatur,<br />
Berlin gehört<br />
selbstverständlich<br />
dazu. Metropolen-Klischees und<br />
Fiktion überlagernund verschönern<br />
die hiesige Wirklichkeit. Eines der<br />
tragischen, aber wahren Ereignisse<br />
in Berlin ist der Unfalltod des Expressionisten<br />
Georg Heym, der 1912 im<br />
Havel-Eis einbrach und ertrank. Sein<br />
zwei Jahre zuvor verfasstes Gedicht<br />
über einen „Gott der Stadt“, der rotbäuchig<br />
auf den Dächern sitzt und<br />
seine „Fleischerfaust“ schüttelt,<br />
wurde zum Inbegriff der düster-fiebrigen,<br />
etwas irren Nachtseite des<br />
urbanen Lebens.<br />
Christiane Neudecker machte<br />
diesen „Gott der Stadt“ undden jung<br />
verstorbenen Dichter zum Drehund<br />
Angelpunkt eines Romans über<br />
Studenten einer „Elite-Schauspielschule“.<br />
Sie selbst besuchte die<br />
Hochschule für Schauspielkunst<br />
Ernst Busch, weiß also,wovon sie erzählt,<br />
und lebt als Schriftstellerin<br />
und Diplom-Regisseurin in Berlin.<br />
Ihr Roman zelebriert die hermetische<br />
Welt junger Theaterleute, die<br />
mit einem Georg-Heym-Fragment,<br />
ihrem Ehrgeiz, ihrem Professor und<br />
miteinander ringen, bis am Todestag<br />
des Dichters eine Leiche von der<br />
Theaterdecke hängt. Das alles spielt<br />
sich in den 90er-Jahren ab, die ja als<br />
besonders interessante und bewegte<br />
Nachwende-Zeit in die Geschichtsbücher<br />
eingingen. Was Neudecker<br />
mit Referenz auf die expressionistische<br />
Ära unserer Stadt daraus<br />
machte, erzählt sie am Montag im<br />
Gespräch mit Insa Wilke im Literaturhaus<br />
an der Fasanenstraße.<br />
Wer es nüchterner oder gegenwärtiger<br />
mag, geht am gleichen<br />
Abend vielleicht lieber zur Lesung<br />
von Katja Oskamps „Berlin mon<br />
amour“. Hauptfigur ist Oskamp<br />
selbst, eine Schriftstellerin, die der<br />
oft verklärten Brotlosigkeit ihres Gewerbes<br />
mit einem Fußpflegejob in<br />
Berlin Marzahn begegnet. Sie erzählt,<br />
was sie zu Füßen ihrer Kundschaft<br />
zu hören bekommt, in der Peripherie<br />
und ganz unten sozusagen,<br />
vorallem ganz sachlich –was ja auch<br />
urbane Tradition hat. DieKritikist jedenfalls<br />
begeistert, Cornelia Geißler<br />
schrieb zum Beispiel: „Ihre Erzählhaltung<br />
ist so berlinisch wie die in<br />
den Büchern von Katja Lange-Mül-<br />
Sabine Rohlf<br />
liest am liebsten Berlin-Romane aus den<br />
frühen 30er-Jahren und begegnet in ihrer<br />
Straße öfter minderjährigen Lesernauf<br />
der Suche nach dem Wohnhaus eines<br />
Kreuzberger Kinderbuchhelden.<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Cinema Paris (✆ 881 31 19) Leid und Herrlichkeit<br />
15.20,20.30; So wie du mich willst 18.00<br />
Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Once Upon a<br />
Time in... Hollywood 13.00, 16.30, 20.00<br />
Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Once Upon aTime<br />
in... Hollywood (OF) 13.30, 16.50, 20.15; Once<br />
Upon aTime in... Hollywood (OF) 14.00, 17.30,<br />
21.00; Und wer nimmt den Hund? 13.20, 15.30,<br />
17.45,20.00; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria<br />
(OmU) 14.00, 16.30, 19.00, 21.30; Ich war zuhause,<br />
aber... 14.00, 16.30, 19.00,21.30; AToy Story:<br />
Alles hört auf kein Kommando –Toy Story IV(OF)<br />
13.40,16.00, 18.20, 20.40; Cleo 14.15,16.30;Es<br />
gilt das gesprochene Wort 18.45; Yesterday (OmU)<br />
21.15<br />
Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Und wer nimmt den<br />
Hund? 18.00, 20.15; Fisherman‘s Friends –Vom<br />
Kutter in die Charts 17.15<br />
Kant Kino (✆ 319 98 66) AToy Story: Alles hört<br />
auf kein Kommando 13.45, 16.00, 18.15, 20.30;<br />
Photograph –Ein Foto verändertihr Lebenfür immer<br />
15.30, 17.30, 20.30; Leid und Herrlichkeit 18.00;<br />
Nur eine Frau 14.00; Yesterday 16.00, 21.00;<br />
Fisherman‘s Friends –Vom Kutter in die Charts<br />
18.30; Benjamin Blümchen 15.30; Der unverhoffte<br />
Charme des Geldes 20.00; Leberkäsjunkie 15.30,<br />
17.45,20.00<br />
Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) 3D: AToy Story:<br />
Alles hört auf kein Kommando 14.30; Once Upon a<br />
Time in... Hollywood 17.00, 20.30; 3D: Der König<br />
der Löwen 14.30; 3D: AToy Story 17.15; Fast &<br />
Furious: Hobbs &Shaw 19.40; Once Upon aTime<br />
in... Hollywood 22.45; Pets II 14.20; 3D: Der König<br />
der Löwen 16.45; Once Upon aTime in...Hollywood<br />
(OF) 19.30; 3D: AToy Story 23.00; Once Upon a<br />
Time in... Hollywood 14.00; Fast &Furious 17.20,<br />
22.50; 3D: AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
20.20; Die drei !!! 14.50; Spider-Man: Far<br />
FromHome 17.20; 3D:Der Königder Löwen20.15,<br />
23.00;Der König derLöwen 15.00,17.45; Und wer<br />
nimmt den Hund? 20.30; Once Upon aTime in...<br />
Hollywood (OF) 22.45; Traumfabrik 15.10; Und wer<br />
nimmt den Hund? 18.00; Yesterday 20.20; John<br />
Wick: Kapitel III 23.00<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Electric Girl<br />
11.00; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit –<br />
At Eternity‘s Gate (OmU) 12.30; Berlin Bouncer<br />
(OmenglU) 14.30; Benjamin Blümchen 16.00;<br />
Unsere große kleine Farm –The Biggest Little Farm<br />
(OmU) 17.30; Free Solo (OmU) 19.00;<br />
The Dead Don‘tDie (OmU) 20.45; Burning (OmenglU)<br />
22.30; Another Day of Life (OmU) 11.00; Klasse<br />
Deutsch (OmU) 12.45; Ein ganz gewöhnlicher<br />
Held –The Public (OmU) 14.15; Eine moralische<br />
Entscheidung 16.15; Made in China 18.00; Der<br />
unverhoffte Charme des Geldes 19.30; Berlin, I<br />
Love You (OmU) 21.40; Der Goldene Handschuh<br />
11.00; Sunset (OmU) 12.45; Ramen Shop (OmU)<br />
15.15; Pets II 16.45; Yesterday (OmU) 18.15; Leid<br />
und Herrlichkeit (OmU) 20.15; 3D: Spider-Man: Far<br />
From Home (OF) 22.15<br />
Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 8129) Kroos 16.00;<br />
Yesterday (OmU) 18.15; Ich war zuhause, aber...<br />
20.30; The Dead Don‘t Die (OmU) 22.30; Yoga:<br />
Die Kraft des Lebens –Debout (OmU) 16.00; Erde<br />
(OmU) 17.45; Lord ofthe Toys 20.00; Free Solo<br />
(OmU) 21.45<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Traumfabrik 13.50;<br />
Spider-Man: Far From Home 14.00, 17.00; Apollo<br />
11 (OmU) 14.00; 3D:AToyStory:Alles hörtauf kein<br />
Kommando 14.00, 16.30, 19.30; Pets II 14.15,<br />
17.20; Der König der Löwen 14.15, 16.45, 19.30;<br />
Aladdin 14.30, 17.30; AToy Story: Alles hört auf<br />
kein Kommando 14.30, 17.00, 20.00; Fisherman‘s<br />
Friends –Vom Kutter in die Charts 14.45; Fast &<br />
Furious: Hobbs &Shaw 14.45, 17.15, 20.15; Benjamin<br />
Blümchen 15.00; Yesterday 15.15, 18.20;<br />
Once Upon aTime in... Hollywood 15.15, 16.30,<br />
19.00,20.15;Die drei !!! 15.20; Kroos 16.50;3D:<br />
Der König der Löwen 17.30,21.15; Und wer nimmt<br />
den Hund? 17.45; X-Men: Dark Phoenix 18.00;<br />
Fast &Furious: Hobbs &Shaw (OF) 19.45; Annabelle<br />
III 19.45; 3D: Der König der Löwen –The Lion<br />
King (OF) 20.20; Sneak Preview 20.30; Once Upon<br />
aTime in...Hollywood (OF) 20.30; Berlin, ILove You<br />
20.30;Anna 21.00<br />
Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Rocketman<br />
(OmU) 18.00; Yesterday (OmU) 20.15; O Beautiful<br />
Night (OmenglU) 22.30; Cleo (OmenglU)<br />
18.00;Das melancholische Mädchen 20.00; Berlin<br />
Bouncer (OmU) 21.45<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (✆ 04 51/703 02 00) Once Upon aTime<br />
in... Hollywood 15.45, 16.30, 19.30, 20.10; 3D:<br />
Der König der Löwen 16.45,20.15; AToy Story: Alles<br />
hört auf kein Kommando 16.45, 19.40; Spider-<br />
Man: Far From Home 17.00,20.00; Fast &Furious:<br />
Hobbs &Shaw 17.00, 20.00; Der König der Löwen<br />
17.15, 19.40<br />
Kino Kiste (✆ 998 7481) So wie du mich willst<br />
14.00; Pets II 16.00; Fisherman‘s Friends –Vom<br />
Kutter in die Charts 17.55; Monsieur Claude II<br />
20.00<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (✆ 038 71/211 41 09) Fast &Furious:<br />
Hobbs &Shaw 14.15, 17.10, 20.00; Once<br />
Upon aTime in... Hollywood 14.20, 17.00, 19.50;<br />
3D: Der König der Löwen 14.30,17.20, 20.00; 3D:<br />
AToy Story:Alles hört auf kein Kommando 14.30;<br />
Benjamin Blümchen 14.40, 17.25; Pets II 14.45,<br />
17.40; Der König der Löwen 14.50, 16.45, 17.50,<br />
20.20; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
15.00, 17.30, 19.30; Die drei !!! 15.10; Spider-<br />
Man: Far From Home 16.50, 20.10; Anna 19.40;<br />
Yesterday 19.45;Annabelle III 20.30<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (✆ 61 60 96 93) A Once Upon aTime<br />
in... Hollywood (OmU) 15.30, 19.00, 22.30; B Es<br />
gilt das gesprochene Wort 16.30; Yesterday (OmU)<br />
19.00;The Dead Don‘t Die (OmU) 21.30<br />
fsk am Oranienplatz (✆ 614 24 64) Ich war zuhause,<br />
aber... 17.45; Der unverhoffte Charme des<br />
Geldes –Lachute del‘empire americain (OmU)<br />
18.00; Ich war zuhause, aber... (m. Gast) 20.00;<br />
Acid –Kislota (OmU) 20.30<br />
Moviemento (✆ 692 4785) Once Upon aTime<br />
in... Hollywood(OmU)11.15, 14.30, 17.45, 21.00;<br />
Cleo 13.15; Pets II15.30; Fisherman‘s Friends –<br />
Vom Kutter in die Charts (OmU) 17.30; Once Upon<br />
aTime in... Hollywood(OmU) 20.00;Tel AvivOnFire<br />
(OmU) 23.15; Die Winzlinge: Abenteuer in der Karibik<br />
10.45; Checker Tobi und das Geheimnis unseresPlaneten13.00;Benjamin<br />
Blümchen 15.00;Vox<br />
Lux (OF) 17.15; Acid –Kislota (OmU) 19.45; Once<br />
Upon aTime in...Hollywood (OmU) 22.00<br />
Sputnik (✆ 6941147) Love after Love (DF) 16.30;<br />
Cleo (OmenglU) 18.15; Burning –Beoning (OmU)<br />
20.00;Tel Aviv On Fire 16.30; Geheimnis eines Lebens<br />
–Red Joan (OmU) 18.15;Fisherman‘s Friends<br />
–Vom Kutter indie Charts (OmU) 20.00; Rocketman<br />
(OmU) 22.00; Kinobar im Sputnik B-Movie:<br />
Lust &Sound in West-Berlin (OmenglU) 22.00<br />
Yorck (✆ 78 91 32 40) Once Upon aTime in...<br />
Hollywood 16.30, 20.00; New Und wer nimmt den<br />
Hund? 16.10,18.20; Leid und Herrlichkeit 20.30<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (✆ 538 9590) Die drei !!! 14.15;<br />
Der König der Löwen 14.45, 17.15, 20.00; Benjamin<br />
Blümchen 15.00; Pets II 15.15; AToy Story:Alles<br />
hört auf kein Kommando 15.15, 17.30, 20.15;<br />
Once Upon aTime in... Hollywood 16.30, 19.45;<br />
Fast &Furious: Hobbs &Shaw 17.15, 20.15; Yesterday<br />
17.30; Fisherman‘s Friends –Vom Kutter in<br />
die Charts 20.00<br />
Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Und wer<br />
nimmt den Hund? 13.00, 18.15, 20.30; Sowie<br />
du mich willst 13.00; Yesterday 13.15; Die drei !!!<br />
15.00; Fisherman‘s Friends 15.15,20.15; 3D: Spider-Man:<br />
Far From Home 15.45; Once Upon aTime<br />
in... Hollywood 17.15, 20.15; Photograph 17.45<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60) Once<br />
Upon aTime in... Hollywood 14.00, 16.30, 20.00;<br />
Fast & Furious: Hobbs & Shaw 14.00, 16.45,<br />
19.45; Der König der Löwen 14.00, 16.55; 3D: A<br />
Toy Story: Alles hört auf kein Kommando 14.00;<br />
Pets II 14.15, 17.15; Benjamin Blümchen 14.30,<br />
17.45; AToy Story 14.30, 17.00, 20.15; Die drei<br />
!!! 14.45; 3D: Der König der Löwen 16.45, 19.45;<br />
Spider-Man: Far From Home 17.10; 3D: Spider-<br />
Man: Far From Home 19.45; Yesterday 19.55; Annabelle<br />
III 20.00; Anna 20.10<br />
MITTE<br />
Acud (✆ 44 35 94 98) Mirai 17.00; Eine moralische<br />
Entscheidung (OmU) 19.00; Cleo (OmenglU)<br />
21.00; Face_It! (OmU) 18.00; Nur eine Frau<br />
(OmenglU) 19.45;Axel,der Held (OmenglU) 21.45<br />
Babylon (✆ 242 59 69) Axel, der Held 17.15;<br />
Woodstock 50!: Not Fade Away (OmU) 17.30;<br />
Woodstock 50!: Almost Famous – Fast berühmt<br />
(OmU) 17.30; Woodstock 50!: Apocalypse Now<br />
(OF) 19.00; Woodstock 50!: Love &Mercy (OmU)<br />
19.45; Woodstock 50!: The Rolling Stones: Gimme<br />
Shelter (OmU) 20.00; Woodstock 50!: Blow Up<br />
(OF) 21.45; Woodstock 50!: The Rose (OF) 22.00;<br />
Woodstock 50!: Gimme Danger (OmU) 22.30<br />
Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Yesterday<br />
(OmU) 10.30, 12.45, 15.00, 17.15, 19.45,<br />
22.15; Pets II 14.30; Rocketman (OmU) 16.15,<br />
21.30; Fisherman‘s Friends –Vom Kutter in die<br />
Charts (OmU) 19.00<br />
CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 0200) Pets II<br />
11.00, 14.50, 17.10; Fast & Furious: Hobbs &<br />
Shaw 11.00,14.10,16.40,20.00,23.00; Der König<br />
der Löwen 11.00, 13.50, 16.15, 19.10; Benjamin<br />
Blümchen 11.15, 14.40; AToy Story: Alles<br />
hört auf kein Kommando 11.20, 14.00, 16.45,<br />
20.00, 22.40; Die drei !!! 11.50, 13.40; Aladdin<br />
12.00; 3D:AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
12.10, 14.45, 17.20; 3D: Pets II 12.20; Once<br />
Upon aTime in... Hollywood 13.10, 16.40, 19.20,<br />
20.20, 22.15; 3D: Der König der Löwen 15.00,<br />
17.50, 20.20, 23.15; Yesterday 17.00; Spider-<br />
Man: Far From Home 17.20, 19.40; Annabelle III<br />
19.50, 22.45; Avengers: Endgame 20.45; Child‘s<br />
Play 22.50; Killerman 23.10<br />
Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) Berlin Babylon<br />
(Omdt+englU) 15.00; Ich war zuhause, aber...<br />
(OmenglU) 17.00, 19.15; Berlin Bouncer (OmenglU)<br />
21.30; Once UponaTime in...Hollywood (OmU)<br />
14.45, 18.00, 21.15; Burning –Beoning (OmU)<br />
14.15; Der unverhoffte Charme des Geldes –La<br />
chute de l‘empire americain (OmU) 17.15; Once<br />
Upon aTime in... Hollywood (OmU) 20.00; Es gilt<br />
das gesprochene Wort (OmU) 14.30,21.30; So wie<br />
du michwillst–Celleque vous croyez(OmU) 17.00,<br />
19.15; The Dead Don‘t Die (OmU) 14.45, 22.00;<br />
Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria (OmU) 17.00,<br />
19.30<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex Neukölln Arcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />
AToy Story: Alles hört auf kein Kommando –Toy<br />
Story IV(OF) 14.00; AToy Story: Alles hört auf<br />
kein Kommando 14.00, 16.45, 19.50; Die drei<br />
!!! 14.05; Fast &Furious: Hobbs &Shaw 14.10,<br />
16.30, 19.45; 3D: Der König der Löwen 14.15,<br />
17.00, 20.00; Spider-Man: Far From Home 14.20,<br />
16.50; Pets II14.30, 17.30; 3D: AToy Story:Alles<br />
hört auf kein Kommando 14.30, 17.15; Der König<br />
der Löwen 14.40, 17.15, 19.40; Once Upon a<br />
Time in... Hollywood 16.35, 19.30, 20.30; Aladdin<br />
17.30; Sneak Preview (OF) 20.00; Sneak Preview<br />
20.00; Once Upon a Time in... Hollywood (OF)<br />
20.00<br />
IL KINO (✆ 91 70 29 19) Leid und Herrlichkeit –<br />
Dolor ygloria (OmU) 10.00, 20.20; Unsere große<br />
kleine Farm –The Biggest Little Farm (OmU) 12.10;<br />
Apollo 11 (OmU) 14.00, 22.30; Aladdin (OmU)<br />
16.00;Sowie du michwillst –Celleque vous croyez<br />
(OmU) 18.20<br />
Neues Off (✆ 62 70 95 50) Once Upon aTimein...<br />
Hollywood (OF) 17.00, 20.30<br />
Passage (✆ 68 23 70 18) Once Upon aTime in...<br />
Hollywood (OmU) 16.30, 20.00; Der unverhoffte<br />
Charme des Geldes 16.15, 18.50; The Dead Don‘t<br />
Die(OmU) 21.30;OnceUponaTime in... Hollywood<br />
(OmU) 17.30,21.00<br />
Rollberg (✆ 62 70 46 45) Once Upon aTime in...<br />
Hollywood (OF) 18.00, 21.30, 22.10; AToy Story:<br />
Alles hört auf kein Kommando –Toy Story IV (OF)<br />
15.45,17.30,19.50, 22.30; Leidund Herrlichkeit –<br />
Dolor ygloria (OmenglU) 17.15, 20.00; Photograph<br />
–Ein Foto verändert ihr Leben für immer (OmU)<br />
16.40; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria (OmU)<br />
19.00, 21.30; So wie dumich willst –Celle que<br />
vous croyez (OmU) 16.00; Der König der Löwen –<br />
The Lion King (OF) 18.15; Apocalypse Now –Final<br />
Cut (OmU) 20.45<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34) Fast<br />
&Furious: Hobbs &Shaw 14.00, 16.30, 20.30;<br />
Once Upon aTime in... Hollywood 14.10, 16.45,<br />
19.50; Benjamin Blümchen 14.20, 17.40; Pets II<br />
14.30, 17.10; Der König der Löwen 14.40, 17.30;<br />
AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 14.50,<br />
17.20, 20.00; Spider-Man: Far From Home 19.40;<br />
3D: Der König der Löwen 20.10; Sneak Preview<br />
20.15<br />
Wolf (✆ 921 03 93 33) The Dead Don‘t Die (OF)<br />
12.00, 19.00; Das melancholische Mädchen<br />
(OmenglU) 12.00; Leid und Herrlichkeit –Dolor y<br />
gloria (OmU) 13.40, 21.10; Vox Lux (OmU) 14.10;<br />
Tonari noTotoro –Mein Nachbar Totoro 16.00; Ich<br />
war zuhause, aber... (OmenglU) 16.40, 21.00;<br />
Messer im Herz –Uncouteau dans le coeur (OmU)<br />
18.50<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Benjamin<br />
Blümchen 14.30; Once Upon aTimein... Hollywood<br />
16.30, 20.00; Die drei !!! 14.00; Und wer nimmt<br />
den Hund? 16.10,18.20, 20.30<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88)Once Upon<br />
aTime in... Hollywood 16.30, 20.00; Sneak Preview<br />
22.00; Once Upon aTime in... Hollywood 14.30,<br />
18.00,21.30; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
14.15, 15.45, 18.15; Und wer nimmt den<br />
Hund? 15.15, 17.30, 20.30; Leid und Herrlichkeit<br />
15.15,17.50, 20.30<br />
Kino inder Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 0200)<br />
Once Upon aTime in... Hollywood 14.00, 19.30;<br />
Benjamin Blümchen 14.00; Der König der Löwen<br />
14.15, 17.00; Pets II 14.20; Und wer nimmt den<br />
Hund?14.30, 19.00;AToyStory:Alleshörtauf kein<br />
Kommando 14.30,16.45; Berlin, ILove You 14.45;<br />
Die drei !!! 14.50; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
(OmU) 16.15, 20.30, 21.45; Fisherman‘s<br />
Friends –Vom Kutterindie Charts (OmU)16.30; So<br />
wie du mich willst 17.00; Es gilt das gesprochene<br />
Wort 17.15; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria<br />
(OmU) 17.30, 20.00, 22.30; Yesterday (OmU)<br />
17.40, 22.45; So wie dumich willst –Celle que<br />
vous croyez (OmU) 19.15; Der König der Löwen –<br />
The Lion King (OmU) 19.45, 22.30; Sneak Preview<br />
20.00; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
–Toy Story IV (OmU) 20.15, 22.40; Der unverhoffte<br />
Charme des Geldes –Lachute de l‘empire americain<br />
(OmU) 21.15; The Dead Don‘t Die (OmU)<br />
23.00<br />
Krokodil (✆ 44 04 92 98) Die Grube (OmU)19.00;<br />
Acid –Kislota (OmU) 20.15
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
ORF/JOHANNES PUCH<br />
ler und Annett Gröschner (…), auch<br />
der Gedanke an Erich Kästner liegt<br />
nicht so fern.“<br />
Eine ganz andere Perspektive<br />
nimmt Jackie Thomae in ihrem Roman<br />
über „Brüder“ ein, die in den<br />
zeitgeistigen Sphären Berlins und<br />
Londons leben. In Leipzig und Berlin<br />
geboren, haben sie unterschiedliche<br />
Mütter, aber denselben Vater, einen<br />
Gaststudenten aus Westafrika, den<br />
sie aber nicht oder kaum kennen.<br />
Der eine Bruder feiert imBerlin der<br />
90er-Jahredie Nächte durch, widmet<br />
sich Spaß, Drogen, Musik und vielen<br />
Frauen, er ist ein liebenswürdiger,<br />
ziemlich unzuverlässiger Lebenskünstler.<br />
Als die Techno-Ära zuEnde geht,<br />
wendet er sich dem Thema Yoga zu.<br />
Der andere verlässt Deutschland so<br />
schnell es geht und lebt als Stararchitekt<br />
im multikulturellen London. Er<br />
baut preisgekrönte Bahnhöfe, Museen<br />
oder Villen, seine Arbeit führt<br />
ihn bis in aus dem Boden gestampfte<br />
Metropolen Chinas. Nichts interessiert<br />
ihn so sehr wie die Bebauung<br />
urbaner Räume.Erist ein Globalisierungsgewinner<br />
und Workaholic, bis<br />
er eines Tages ausrastet.<br />
Die<br />
heimlichen<br />
Lieblingeder<br />
Literatur<br />
LESUNGEN<br />
Christiane Neudecker im Gespräch mit<br />
Insa Wilke, Montag,19. August, 19.30<br />
Uhr,Literaturhaus Berlin, Fasanenstr.23<br />
Katja Oskamp Moderation: Annett<br />
Gröschner,Montag,19. August,<br />
19.30 Uhr,Maschinenhaus der<br />
Kulturbrauerei, Knaackstr.97<br />
Jackie Thomae im Gespräch mit Tobias<br />
Rapp, Donnerstag,22. August 2019,<br />
20 Uhr,Kantine am Berghain, Am<br />
Wriezener Bahnhof<br />
Es gibt viele Arten<br />
über Großstädte, insbesondere<br />
Berlin, zu erzählen.<br />
In dieser Woche kann<br />
man mehrere davon studieren<br />
Der Roman spannt einen weiten<br />
Bogen und folgt beiden Lebensgeschichten,<br />
die auch Liebes-, Familien-<br />
und Stadtgeschichten sind, bis<br />
in die Gegenwart und fächert dabei<br />
die Debatten, Moden und Untiefen<br />
der jeweiligen Jahrzehnte auf. Beide<br />
Brüder haben es dabei immer auch<br />
mit den Reaktionen auf ihre Hautfarbe<br />
zutun –von offener Ausgrenzung<br />
in der 70er-Jahre-DDR-Kindheit<br />
über Schlägereien mit rechtsradikalen<br />
Ex-Mitschülern bis zum gut<br />
gemeinten Drängen einer Londoner<br />
Freundin, sich doch fürihreIdentität<br />
und postkoloniale Kritiken zuinteressieren.<br />
Daran knüpft sich natürlich<br />
auch dasProblem desabwesendenVaters,<br />
mitdem diebeiden–wie<br />
mit allem anderen – recht unterschiedlich<br />
umgehen.Vonall dem berichtet<br />
Thomae in einer Mischung<br />
aus Ernst und entspannter Erzählkunst,<br />
die ohne große Worte große<br />
Fragen stellt. Und manche auch beantwortet.<br />
Wo und wie sie das gelernt<br />
hat, in Leipzig und Berlin, wo<br />
sie aufwuchs, vielleicht auch in anderen<br />
Städten oder urbanen Romanen,<br />
erfährt man am Donnerstag in<br />
der Kantine am Berghain.<br />
Pop<br />
Cruisey Psych-,<br />
Rock- und<br />
Reggae-Fusion<br />
Einmal in Sydney angekommen,<br />
kann man sich beim<br />
Heraustreten auf die Straße<br />
kaum dagegen wehren, seinen<br />
Weg fröhlich und beschwingt<br />
fortzusetzen. Das muss am<br />
ganzjährig guten Wetter und<br />
der positiven Grundstimmung<br />
der Bewohner der Stadt am<br />
Wasser liegen. Ein ähnliches<br />
Gefühl vermittelt auch die Musik<br />
der aus Sydney stammenden<br />
Band Ocean Alley, die<br />
„down under“ dem Status eines<br />
Geheimtipps längst entwachsen<br />
ist. OceanAlley spielt<br />
einen Reggae, der auf eher leisen<br />
Sohlen daherkommt. Die<br />
Intros zu vielen Stücken sind<br />
melodische, leicht ins psychedelische<br />
tendierende Exegesen,<br />
die doch unverkennbar<br />
auf ihre Wurzeln aus dem Jamaikanischen<br />
verweisen, denen<br />
Bandleader Baden Donegal<br />
auch optisch entspricht.<br />
Sie selbst nennen es„cruisey<br />
psych, rock and reggae fusion“.<br />
HarryNutt<br />
OceanAlley 20 Uhr,Badehaus, Revaler<br />
Straße 99<br />
Stasi-Zentrale. Campus für Demokratie –Haus 7<br />
(Ruschestr.103) 15.00: Einblickins Geheime, Treff:<br />
Foyer<br />
KONZERT<br />
Arcanoa (✆ 67 96 26 51)<br />
21.00: Open-Stage–Singer-Songwriter +Poets<br />
Auster Club (✆ 611 33 02)<br />
20.00: Onk Lou<br />
b-flat (✆ 283 31 23)<br />
21.00: TangoJazz Quartet (TJQ) of Argentina<br />
Badehaus (✆ 95 59 27 76)<br />
20.00: Ocean Alley<br />
Café Engels (Herrfurthstr.21)<br />
20.00: Blue MoondayJazzsession hosted by Charlotte<br />
Joerges<br />
ItalienischesKulturinstitut (✆ 26 99 41 -0)<br />
20.00 Innenhof:Black Fanfare –Demetrio Castellucci,<br />
support: Marta De Pascalis, Davide Luciani,<br />
#estate_italiana<br />
LabSaal (✆ 41 10 75 75)<br />
19.00: Schüler*innen der Musikschule Reinickendorf<br />
spielen aus ihremProgramm<br />
Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />
20.00: Skegss<br />
Orania.Berlin (✆ 69 53 96 80)<br />
20.00: Orania.Piano Series: Larry Porter<br />
Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />
19.00: Asfixia Social +Air Balloon Riders<br />
Zimmer 16 (✆ 48 09 68 00)<br />
19.30: Die offene Liederbühne –Singer-Songwriter-Forum<br />
CLUB<br />
Acud Macht Neu (✆ 98 35 26 13)<br />
19.00 Kunsthaus: Yambi Fufu Dinner<br />
Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />
20.00: Nice One, Fernando Viera, Diana May<br />
KitKat/Sage-Club (Köpenicker Str.76)<br />
23.00: Electric Monday, Bert, Hassan Alwan, Frankie<br />
Flowerz, Ricardo Rodriguez<br />
Kulturbrauerei/Alte Kantine (✆ 44 31 50)<br />
22.00: Hungry Monday<br />
Matrix (✆ 293 69 9- 90)<br />
22.00: Scandal!, DK, Bat<br />
Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />
(✆ 89 75 13 27) 18.00: Multisexual Boxhopping<br />
SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />
19.00: Roller SkateDisko, Rollers HiFi<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
19.00: Vinylsounds<br />
Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />
23.59 Globus: House of Waxx, Amila, Dadination aka<br />
Ben Galt, Flørist<br />
BALLROOM<br />
Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />
21.00: Salsa, Flori, Wilbert, Naudy<br />
Tanzpavillon im Monbijoupark (Monbijoustr.3)<br />
20.00: Montagsswing,MondaySwing Night DJ Team<br />
MUSEEN<br />
Berlinische Galerie (✆ 78 90 26 00)<br />
10.00: Kunst in Berlin 1880–1980, Mi-Mo 10-18 Uhr<br />
10.00: Fazit, realities:united, Mi-Mo 10-18 Uhr<br />
10.00: Gartenparade, Atelier le balto, Mi-Mo 10-18 Uhr<br />
10.00: 12x12, Mi-Mo 10-18 Uhr<br />
Berlin StoryBunker (SchönebergerStr.23a)<br />
10.00: Geschichte der Hauptstadt, Di-Fr 10-19, Sa/<br />
So/Feiert. 12-20 Uhr;23.12.-26.12./31.12. geschl.,<br />
ab 1.1. tgl. 10-19 Uhr<br />
Botanisches Museum (✆ 83 85 01 00)<br />
9.00: Licht Luft Scheiße: Perspektiven auf Ökologie<br />
und Moderne, tgl. 9-19 Uhr<br />
Brücke-Museum (✆ 831 20 29)<br />
11.00: The GardenBridge, Mi-Mo 11-17 Uhr<br />
Dalí Berlin (✆ 07 00 32 54 23)<br />
12.00, 12.00: Dalí –Die Ausstellung am Potsdamer<br />
Platz, tgl. 12-20 Uhr<br />
Deutsches Spionagemuseum (✆ 398 20 04 51)<br />
10.00: Hauptstadt der Spione, tgl. 10-20 Uhr<br />
Georg Kolbe Museum (✆ 304 21 44)<br />
10.00: Lynn Chadwick –Biester der Zeit, tgl. 10-18<br />
Uhr<br />
Keramik-Museum Berlin (✆ 321 23 22)<br />
13.00: 100. Ausstellung des KMB –ein Rückblick,<br />
Fr-Mo 13-17 Uhr<br />
13.00: Till Sudeck (1926-2014),Fr-Mo 13-17 Uhr<br />
13.00: MaxRoesler,Fr-Mo 13-17 Uhr<br />
Käthe-Kollwitz-Museum (✆ 882 52 10)<br />
11.00: Mehr als ein Leben. Dauerausstellung des<br />
Käthe-Kollwitz-MuseumsBerlin, Käthe Kollwitz, tgl.<br />
11-18 Uhr<br />
Liebermann-Villa am Wannsee (✆ 80 58 59 00)<br />
10.00: MaxLiebermann –Gartenbilder,Apr.-Sept.<br />
Mi-Mo/Feiert. 10-18 Uhr,Okt.-Mär.Mi-Mo/Feiert.<br />
11-17 Uhr<br />
11.00: MaxLiebermann und Lesser Ury. Zweimal<br />
Großstadt Berlin, Mi-Mo/Feiert. 10-18 Uhr<br />
Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt (✆ 28 59<br />
94 07)<br />
10.00: Blindes Vertrauen –versteckt am Hackeschen<br />
Markt 1941-1943, tgl. 10-20 Uhr<br />
10.00: „... und immer wieder bewundernwir Eure<br />
mit aufopfernder Liebe prima gepackten Pakete“, tgl.<br />
10-20 Uhr<br />
Museum für Film und Fernsehen (✆ 300 90 30)<br />
10.00: 120 Jahre Deutsche Filmgeschichte und<br />
Fernsehgeschichte in West und Ost, Di-So 10-18, Do<br />
10-20 Uhr<br />
10.00: Kino derModerne. Film in der Weimarer<br />
Republik, Mi-Mo/Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />
Pergamonmuseum (✆ 266 42 42 42)<br />
10.00: Transkulturelle Beziehungen, globale Biografien<br />
–islamische Kunst?, tgl./Feiert. 10-18, Do<br />
10-20 Uhr<br />
10.00: Antikensammlung,tgl./Feiert. 10-18, Do<br />
10-20 Uhr<br />
10.00: Museum für Islamische Kunst (Steinfassade<br />
vonMschatta), tgl./Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />
10.00: Vorderasiatisches Museum (Ischtar-Tor), tgl./<br />
Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />
10.00 Museum für Islamische Kunst: Traum und<br />
Trauma. Wiedereröffnung der Teppichsäle, tgl./Feiert.<br />
10-18, Do 10-20 Uhr<br />
10.00: Qazwini –Weltbilder–Bilder der Welt vor750<br />
Jahren, tgl./Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />
Schwules Museum (✆ 69 59 90 50)<br />
14.00: My Dearest Sweet Love:Christopher Isherwood<br />
&Don Bachardy, Mi-Mo 14-18, Do 14-20, Sa<br />
14-19 Uhr<br />
14.00: Karol Radziszewski: Queer Archives Institute,<br />
Mi-Mo 14-18, Do 14-20, Sa 14-19 Uhr<br />
14.00: Love at First Fight! Queere Bewegungen in<br />
Deutschland seit Stonewall, Mi-Mo 14-18, Do 14-20,<br />
Sa 14-19 Uhr<br />
14.00: From RiottoRespectability,Summer Special,<br />
Mi-Mo 14-18, Do 14-20, Sa 14-19 Uhr<br />
Sportmuseum Berlin (✆ /30 58 3- 00)<br />
10.00: StändigeAusstellung desSportmuseums,<br />
Mo-Fr 10-14 Uhr<br />
Stasi Museum Berlin (✆ 553 68 54)<br />
10.00 Haus 1: Staatssicherheit in der SED-Diktatur,<br />
Mo-Fr 10-18, Sa/So/Feiert. 11-18 Uhr<br />
The StoryofBerlin (✆ 88 72 01 00)<br />
10.00: 800 Jahre <strong>Berliner</strong> Geschichte, tgl. 10-20 Uhr<br />
Topographie des Terrors (✆ 25 45 09 50)<br />
10.00: Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt<br />
in der Wilhelm- undPrinz-Albrecht-Straße, tgl. 10-20<br />
Uhr<br />
10.00: Das Reichsarbeitsministerium 1933-1945.<br />
Beamte im Dienst des Nationalsozialismus, tgl.<br />
10-20 Uhr<br />
10.00: Topographie des Terrors, tgl. 10-20 Uhr<br />
Trabi-Museum Berlin (✆ 30 20 10 30)<br />
10.00: Die Welt der Trabis, tgl. 10-18 Uhr<br />
KINO<br />
Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Rote Räte- Die<br />
bayrische Revolution aus der Sicht von Augenzeugen<br />
18.00; Holiday –Sonne, Schmerz &Sinnlichkeit<br />
(OmU) 19.00; Berlin Indie Doc Fest: Dokumentarfilmprogramm<br />
(OF) 20.30; The Dead Don‘t Die<br />
(OmU) 22.15<br />
UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00)Spider-<br />
Man: Far From Home 14.15, 16.45, 19.45; Fast<br />
&Furious: Hobbs &Shaw 14.15, 16.50, 20.05,<br />
22.40; Pets II 14.20; AToy Story: Alles hört auf<br />
kein Kommando 14.20, 17.05, 19.55, 22.35; Die<br />
drei !!! 14.25;Aladdin 14.25; Benjamin Blümchen<br />
14.30, 17.20; 3D: AToy Story: Alles hört auf kein<br />
Kommando 14.30; Der König der Löwen 14.35,<br />
17.20, 19.45; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
15.00, 16.30, 19.50, 22.30; 3D: Der König der<br />
Löwen 17.00, 19.55, 22.40; Drei Schritte zuDir<br />
17.10; Yesterday 17.15; 3D: MeninBlack:International<br />
19.40; Anna 19.45; Berlin, ILove You 19.55;<br />
Once Upon aTime in... Hollywood (OF) 20.00; Annabelle<br />
III 22.30; 3D: Spider-Man: Far From Home<br />
22.35; Child‘s Play 22.45<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 3004)<br />
Und wer nimmt den Hund? 15.30, 18.00, 20.30<br />
Cosima (✆ 85 07 58 02) Cleo 18.00; Yesterday<br />
20.15<br />
Odeon (✆ 78 70 40 19) Once Upon aTime in...<br />
Hollywood (OmU) 16.30,20.00<br />
Xenon (✆ 78 00 15 30) So wie dumich willst<br />
18.00;Sowie du mich willst –Celle quevous croyez<br />
(OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) Pets II<br />
10.00, 12.05, 14.30; Die drei !!! 10.00; Der König<br />
der Löwen 10.00,11.55,14.00,17.00, 19.45;<br />
Benjamin Blümchen 10.00, 12.10; AToy Story: Alles<br />
hört auf kein Kommando 10.00, 12.20, 14.55,<br />
17.30, 20.30; 3D: AToy Story: Alles hört auf kein<br />
Kommando 14.00; Fast &Furious: Hobbs &Shaw<br />
14.30, 16.40, 20.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
16.30, 20.05; 3D: Der König der Löwen<br />
17.40; Sneak Preview 20.15<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81)<br />
Yesterday 13.45, 20.15; Geheimnis eines Lebens<br />
16.00; Cleo 18.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (✆ 01 80/505 07 11) Fisherman‘s Friends –<br />
Vom Kutter in die Charts 14.30,17.15, 20.00<br />
Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20) Pets<br />
II 10.00, 12.15, 14.25, 17.40; Kleiner Aladin und<br />
der Zauberteppich 10.00; Fast &Furious: Hobbs<br />
&Shaw 10.00, 14.30, 16.40, 19.50, 23.00; Die<br />
drei !!! 10.00,12.15, 14.40; Der König der Löwen<br />
10.00, 14.00, 17.00, 20.00; Benjamin Blümchen<br />
10.00, 12.00;AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
10.00, 12.00,14.30, 17.00, 19.55, 22.40;<br />
AToy Story (OF) 12.00; 3D: AToy Story:Alles hört<br />
auf kein Kommando 12.30, 14.20; Leberkäsjunkie<br />
15.00, 20.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
16.50, 19.30, 23.00; Spider-Man: Far From Home<br />
17.00, 20.30; 3D: Der König der Löwen 17.25;<br />
Once Upon a Time in... Hollywood (OF) 20.15;<br />
Sneak Preview (OF) 23.00; Sneak Preview 23.00<br />
ThaliaMovie Magic (✆ 7743440) Fast &Furious:<br />
Hobbs &Shaw 15.15, 20.30; Benjamin Blümchen<br />
15.15; Der König der Löwen 15.45, 18.00; AToy<br />
Story: Alles hört auf kein Kommando 15.45,18.15,<br />
20.30; Once Upon aTime in... Hollywood 17.15,<br />
20.30; Geheimnis eines Lebens 18.15; 3D: Der<br />
König der Löwen 20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (✆ 26 95 51 00) Magical HistoryTour: Sie<br />
küssten und sie schlugen ihn –Les quatre cents<br />
coups(OmU) 20.00; Magical HistoryTour: Jahrgang<br />
45 –Restaurierte Fassung (m. Vorfilm) 19.30<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 806969)<br />
Pets II 12.30, 13.50; Der König der Löwen 12.30,<br />
14.10,17.15,19.00;AToy Story: Alles hörtauf kein<br />
Kommando 12.30, 14.00, 15.15, 17.00, 18.00;<br />
Once Upon aTime in... Hollywood 13.00, 14.00,<br />
15.10, 17.00, 18.00, 19.15, 20.15, 22.10; 3D:<br />
Der König der Löwen 13.10, 16.20, 20.40, 23.00;<br />
Benjamin Blümchen 13.10; TKKG –Jede Legende<br />
hat ihren Anfang 13.30; Drei Schritte zuDir 13.30,<br />
16.10, 20.10; Aladdin 13.30, 16.40, 19.50; 3D:<br />
AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 13.30,<br />
16.30, 20.00, 22.20; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />
13.50; Cleo 13.50; Spider-Man: Far From<br />
Home 14.00, 16.40, 19.10, 22.30; Fast &Furious:<br />
Hobbs &Shaw 14.00, 16.30, 19.30, 22.50; Die<br />
drei !!! 14.00; Rocketman 16.10,19.15; 3D: Pets<br />
II 16.30; Berlin, ILove You 16.30, 23.00; Made in<br />
China 16.40; Leid und Herrlichkeit 16.40, 19.40;<br />
Annabelle III 17.15, 20.30, 22.40; Yesterday<br />
17.20, 19.50; John Wick: Kapitel III 19.30, 22.20;<br />
Killerman 19.40, 23.00; Der Fall Collini 19.40;<br />
Avengers: Endgame 20.30; 3D: Spider-Man: Far<br />
From Home 20.50; Anna 22.40; Men inBlack: International<br />
22.50; Child‘s Play 22.50; X-Men: Dark<br />
Phoenix 23.00<br />
CineStar im Sony Center (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Pets II –The Secret Life of Pets 2(OF) 13.30; Once<br />
Upon aTime in... Hollywood (OF) 13.30, 15.50,<br />
16.40, 19.35, 20.30;Berlin, ILoveYou (OF) 13.35;<br />
3D: AToy Story: Alles hört auf kein Kommando –Toy<br />
Story IV(OF) 13.40, 17.30; Der König der Löwen<br />
–The Lion King (OF) 13.45, 16.30, 20.00; AToy<br />
Story: Alles hört auf kein Kommando –Toy Story IV<br />
(OF) 14.00, 17.30, 20.05; 3D: DerKönig derLöwen<br />
–The Lion King(OF)14.30, 17.10, 19.45; Yesterday<br />
(OF) 16.30; Fast &Furious: Hobbs &Shaw (OF)<br />
16.50, 20.05; Rocketman (OF) 19.30; 3D: Spider-<br />
Man: Far From Home (OF) 20.10<br />
CineStar IMAX (✆ 04 51/703 02 00) Once Upon<br />
aTime in... Hollywood (OF) 11.30, 15.15; Once<br />
Upon aTime in...Hollywood 19.00<br />
Filmrauschpalast (✆ 394 4344) Apocalypse Now<br />
Redux (OF) 20.00<br />
TREPTOW<br />
Astra (✆ 636 1650) Fast &Furious: Hobbs &<br />
Shaw 14.00, 17.00,20.00, 22.30; Benjamin Blümchen<br />
14.00; Die drei !!! 14.30; AToy Story: Alles<br />
hört auf kein Kommando 14.30, 16.45, 18.00,<br />
20.15, 22.45; Der König der Löwen 15.00, 17.30,<br />
20.00, 22.30; Pets II 16.00;OnceUponaTime in...<br />
Hollywood 16.30,19.00, 20.15, 22.15<br />
Casablanca (✆ 677 57 52) Traumfabrik 18.00;<br />
Cleo 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Fast & Furious: Hobbs & Shaw 14.00, 17.00,<br />
20.00; 3D: Der König der Löwen 14.00, 16.50,<br />
19.40; Pets II 14.10;AToy Story:Alles hörtauf kein<br />
Kommando 14.15, 16.45, 19.40; Der König der<br />
Löwen 14.30, 17.20, 20.10; Benjamin Blümchen<br />
14.30; 3D: AToy Story: Alleshörtauf kein Kommando<br />
14.45,17.15; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
15.30, 16.30, 19.15, 20.00; 3D: Aladdin 16.50;<br />
Annabelle III 19.40; 3D: Spider-Man: Far From<br />
Home 19.45<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Der König<br />
der Löwen14.00, 17.00, 19.30; Fast &Furious:<br />
Hobbs &Shaw 14.10,17.00, 19.45; Pets II 14.30;<br />
Once Upon aTime in... Hollywood 16.30, 20.15,<br />
20.30; 3D: Der König der Löwen17.15; AToy Story:<br />
Alles hört auf kein Kommando 19.45; Sneak Preview<br />
20.00; Sneak Preview (OF) 20.10<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (✆ 471 40 01) Das melancholische<br />
Mädchen 19.30; Santa &Andres –Santa y<br />
Andres (OmU) 21.00<br />
Toni & Tonino (✆ 92 79 12 00) AToy Story: Alles<br />
hört auf kein Kommando 10.45, 13.00, 15.15,<br />
17.30, 19.45; Benjamin Blümchen 13.15; Und<br />
wer nimmt den Hund? 15.30, 20.15; Fisherman‘s<br />
Friends –Vom Kutter in die Charts 17.45<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Der unverhoffte<br />
Charme des Geldes 15.30; Leid und Herrlichkeit<br />
18.00; So wie du mich willst 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Benjamin Blümchen<br />
15.15; Fisherman‘s Friends –Vom Kutter in<br />
die Charts 17.45;Yesterday 20.30<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (✆ 811 46 78) Britt-Marie war hier –Britt-<br />
Marie var här (OmU) 18.00; Nonna Mia! –Metti la<br />
nonna infreezer (OmU) 20.30<br />
Capitol (✆ 831 6417) Und wer nimmt den Hund?<br />
16.00, 18.15, 20.30<br />
FREILUFTKINOS<br />
Freiluftkino Hasenheide (✆ 283 4603) Berlin<br />
Bouncer (OmenglU) 20.45<br />
Freiluftkino Insel im Cassiopeia (✆ 35 12 24 49)<br />
Rafiki (OmU) 20.45<br />
Freiluftkino Kreuzberg Raving Iran (OmU) 21.15<br />
Freiluftkino Rehberge AStar Is Born 20.30<br />
Open Air Kino Mitte (✆ 28 59 99 73) Whiplash<br />
(OmU) 20.45<br />
Pompeji –FLK am Ostkreuz (✆ 01 76/56 70 92 98)<br />
Holiday – Sonne, Schmerz & Sinnlichkeit (OmU)<br />
20.45<br />
Radio EINS-Freiluftkino Friedrichshain Unsere<br />
große kleine Farm –The Biggest Little Farm (OmU)<br />
21.00<br />
Sommerkino Kulturforum am Potsdamer Platz<br />
(✆ 89 37 14 31) BlacKkKlansman (OmU) 20.45<br />
POTSDAM<br />
Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Die drei<br />
!!! 14.00, 16.00; Es gilt das gesprochene Wort<br />
14.30; Und wer nimmt den Hund? 14.45, 16.45,<br />
18.45, 20.45; Benjamin Blümchen 16.15; Once<br />
Upon aTime in... Hollywood (OmU) 17.00, 20.15;<br />
Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria (OmU) 18.15;<br />
Fisherman‘s Friends –Vom Kutter in die Charts<br />
(OmU) 18.15, 20.45; Yesterday (OmU) 20.45<br />
UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 72 33)<br />
Spider-Man: Far From Home 13.40, 16.45; Once<br />
Upon aTime in... Hollywood 13.40, 16.15, 19.50,<br />
20.15; Fast & Furious: Hobbs & Shaw 13.40,<br />
16.30, 19.40; 3D: AToy Story: Alles hört auf kein<br />
Kommando 13.40;<br />
Der König der Löwen 13.50, 17.05, 20.15; Benjamin<br />
Blümchen 14.00; A Toy Story: Alles hört<br />
auf kein Kommando 14.00, 17.00, 20.00; Pets<br />
II 14.20, 17.25; 3D: Der König der Löwen 16.50,<br />
20.00; Die drei !!! 17.20; Yesterday 19.40; 3D:<br />
Spider-Man: Far From Home 19.50<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (✆ 03322/2798877) AToy Story:<br />
Alles hört auf kein Kommando 15.00, 17.30; 3D:<br />
AToy Story:Alles hört auf kein Kommando 20.00<br />
CapitolKönigs Wusterhausen (✆ 03375/469777)<br />
Drei Schritte zu Dir 17.15; Rebellinnen: Leg‘ dich<br />
nicht mit ihnen an! 20.00<br />
CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) Once<br />
Upon a Time in... Hollywood 16.30, 19.15, 20.00;<br />
Spider-Man: Far From Home 16.40; Drei Schritte zu<br />
Dir 16.45; Fast & Furious: Hobbs & Shaw 17.00,<br />
20.15; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
17.00, 19.45; Der König der Löwen 17.10, 19.50;<br />
Die drei !!! 17.30; 3D: AToy Story: Alles hört auf<br />
kein Kommando 17.30; Pets II17.40; 3D: Der König<br />
der Löwen 17.45, 20.15; 3D:Avengers: Endgame<br />
19.30; Yesterday 20.00; 3D: Spider-Man: Far<br />
From Home 20.00; Annabelle III 20.30<br />
Filmforum Schwedt (✆ 033 32/44 92 90) Once<br />
Upon aTime in... Hollywood 17.00, 19.30; AToy<br />
Story:Alles hört auf kein Kommando 17.15, 19.30,<br />
20.15; Kroos 17.30, 20.00; Der König der Löwen<br />
17.30; Fast &Furious: Hobbs &Shaw 20.00<br />
Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Benjamin<br />
Blümchen 14.45; Der König der Löwen 15.00;<br />
Die drei !!! 15.15; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
17.00, 20.30; Fast &Furious: Hobbs &Shaw<br />
17.30, 20.30; Geheimnis eines Lebens 18.00; 3D:<br />
Der König der Löwen 20.30<br />
filmpalast Eisenhüttenstadt (✆ 03364/408310)<br />
Pets II 16.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
16.45,19.30;AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
17.00, 20.15; Fast &Furious: Hobbs &<br />
Shaw 17.15, 20.00; Der König der Löwen 18.00;<br />
3D: Der König der Löwen 20.30<br />
Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 48 28)<br />
Benjamin Blümchen 14.45; AToy Story: Alles hört<br />
auf kein Kommando 15.00, 17.15, 19.45; Der König<br />
der Löwen 15.15; Pets II 15.30; Once Upon a<br />
Time in... Hollywood 17.00, 20.00; 3D: Der König<br />
der Löwen 17.30; Fast &Furious: Hobbs &Shaw<br />
17.45, 20.15; All MyLoving –Eine Geschichte von<br />
drei Geschwistern 20.30<br />
Filmtheater Templin (✆ 039 87/531 30) Benjamin<br />
Blümchen 15.00; Fast &Furious: Hobbs &<br />
Shaw 17.00, 19.30<br />
Haveltor Rathenow (✆ 033 85/51 57 58) Der<br />
König der Löwen 15.00; AToy Story: Alles hört<br />
auf kein Kommando 15.00, 17.45, 20.15; Pets II<br />
15.30; Benjamin Blümchen 15.30; Once Upon a<br />
Time in... Hollywood 17.00, 20.15; Fast &Furious:<br />
Hobbs &Shaw 17.30, 20.15; They Shall Not Grow<br />
Old 17.45; 3D: Der König der Löwen 20.15<br />
Hofgarten Belzig (✆ 03 38 41/38 08 88) H1-3<br />
AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 15.30,<br />
17.45, 20.00; Der König der Löwen 15.30, 20.00;<br />
Pets II 15.30; Fast &Furious: Hobbs &Shaw17.20,<br />
20.00; Ein Becken voller Männer 17.45<br />
Kino-Cafe Dahme (✆ 03 54 51/343) Benjamin<br />
Blümchen 17.00; Fast &Furious: Hobbs &Shaw<br />
20.00<br />
Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Yesterday<br />
14.00; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
15.00, 17.30, 20.30; Fast & Furious: Hobbs &<br />
Shaw 18.00, 20.00<br />
Movietown Wust (✆ 033 81/211 12 40)AToy Story:Alles<br />
hört auf kein Kommando 16.30; Fast &Furious:<br />
Hobbs &Shaw19.00; OnceUpon aTimein...<br />
Hollywood 16.30; Annabelle III 19.30; Der König<br />
der Löwen 16.30; Once Upon aTimein... Hollywood<br />
19.00; Die drei !!! 16.30; Spider-Man: Far From<br />
Home 19.00; 3D: AToy Story: Alles hört auf kein<br />
Kommando 16.30; AToy Story: Alles hört auf kein<br />
Kommando 19.00; Fast &Furious: Hobbs &Shaw<br />
16.30; Der König der Löwen 19.00<br />
Union Neuruppin (✆ 033 91/50 96 96) Der König<br />
der Löwen 14.45, 17.15; Benjamin Blümchen<br />
15.00; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
15.15, 17.30, 20.15; Fast & Furious: Hobbs &<br />
Shaw17.00,19.45;Der Klavierspieler vomGaredu<br />
Nord 20.00<br />
Union Fürstenwalde (✆ 033 61/73 64 40) Unsere<br />
große kleineFarm14.00; Die drei!!! 16.30; Yesterday<br />
18.15;Axel, der Held 20.15<br />
Union Kino-Center Luckenwalde (✆ 03371/40 16 41)<br />
AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 15.30,<br />
17.45, 20.00; Pets II 15.30; Der König der Löwen<br />
15.30, 20.15; Fast &Furious: Hobbs &Shaw<br />
17.20, 20.00; Tolkien 17.45<br />
Union Prenzlau (✆ 039 84/80 17 21)AToyStory:<br />
Alles hört auf kein Kommando 15.10, 17.30; Fast &<br />
Furious: Hobbs&Shaw19.45;Der König der Löwen<br />
15.20, 17.45; JussiAdler-Olsen: Verachtung 19.45;<br />
Fast &Furious: Hobbs &Shaw 14.55, 17.40; AToy<br />
Story:Alles hört auf kein Kommando 20.20<br />
Weltspiegel Kino Finsterwalde (✆ 035 31/22 11)<br />
Der König der Löwen 17.15; Die Wiese –Ein Paradies<br />
nebenan 17.30, 20.00; Fast &Furious: Hobbs<br />
&Shaw 20.00
26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Spreewild<br />
Kolumne<br />
Meine Familie und<br />
die Mülltrennung<br />
VonKristina Vasilevskaja, 18 Jahre<br />
Ich möchte etwas ändern ander<br />
Art, wie wir in unserer Familie<br />
umweltbewusst leben.Bisher ist das<br />
nämlich wenig nachhaltig. Ichselbst<br />
bin seit Frühling in einer Naturschutzorganisation<br />
aktiv. Im März<br />
war ich bei meiner ersten „Fridays<br />
for Future“-Demonstration. Ichhöre<br />
Podcasts, wie wir weniger konsumieren<br />
und cleaner essen können.<br />
Meine Familie<br />
konfrontiere ich<br />
regelmäßig mit<br />
meinem neu gewonnenen<br />
Wissen.<br />
Mein erstes<br />
Ziel: die Mülltrennung<br />
optimieren.<br />
Klingt<br />
unkompliziert?<br />
Kristina will die Mülltrennung<br />
in ihrem<br />
Haus optimieren.<br />
Editorial<br />
Vor einem Jahr, genauer gesagt<br />
am 20. August 2018, demonstrierte<br />
die heute 16-jährige Schwedin<br />
Greta Thunberg erstmals für<br />
das Klima. „Skolstrejk för klimatet“,<br />
„Schulstreik fürs Klima“, stand auf<br />
ihrem Plakat. Seither ist viel passiert.<br />
Aus dem Protest einer Einzelnen<br />
erwuchs eine weltweite Bewegung.<br />
Grund genug für die Jugendredaktion,<br />
die gesamte Seite diesem<br />
Thema zu widmen. Noch mehr Artikel<br />
und Interviews zur Klimakrise<br />
gibt es diese Woche online auf<br />
spreewild.de. Euer Spreewild-Team<br />
PRIVAT<br />
Bringe ich den<br />
Biomüll raus,<br />
schaue ich seufzend<br />
auf die in<br />
der Tonne liegenden Tüten. „Dann<br />
wirf den Biomüll doch aus der Tüte<br />
und schmeiß sie extra weg“, bitteich<br />
meine Mutter. „Du wirst das nicht<br />
machen, richtig?“ Ihr Schweigen<br />
war mir Antwortgenug. Es warhoffnungslos,<br />
denn sie wusste ganz genau,<br />
was Plastik im Biomüllfür einen<br />
Effekt hat. Aber die anderenimHaus<br />
machten esjaauch so, dann machte<br />
es keinen Unterschied, wenn wir<br />
uns anschlossen. Dennoch bat ich<br />
meine Mutter, den Plastiksack nicht<br />
zu verknoten. Draußen dann hob<br />
ich den Deckel mit gerümpfter Nase<br />
hoch und schüttelte alles raus, ging<br />
zurück zu den Containern und warf<br />
die Tüte hinein. Wie stolz ich war.<br />
Ich habe etwas Gutes getan, eine<br />
kleine Handlung mit viel Wirkung –<br />
hoffte ich. Denn auch die anderen<br />
Nachbarn entsorgen den Bioabfall<br />
in zugeknotetenPlastiktüten.<br />
Es könnte soeinfach sein. Aber<br />
selbst meiner jüngeren Schwester<br />
ist korrekte Mülltrennung zu aufwendig.<br />
Ich erzähle ihr, was ich von<br />
meinemChemielehrer zur richtigen<br />
Entsorgung von Joghurtbechern gelernt<br />
habe, und zeige ihr, wie man<br />
den Aluminiumdeckel abzieht und<br />
als kleines Bällchen in die gelbe<br />
Tonne wirft. Zwar landet auch der<br />
Becher dort, jedoch ist esdann einfacher<br />
für die Trennungsanlagen,<br />
das Aluminium aus dem Plastik zu<br />
holen. „Weiß ich“, antwortet sie.<br />
„Und warum habe ich noch nie gesehen,<br />
dass dudas gemacht hast?“<br />
Sie zuckt nur mit den Schultern.<br />
„Wäreganz schön,wenn du das machen<br />
würdest“, entgegne ich ihr mit<br />
meinem Ältere-Schwester-Unterton.<br />
Ein bisschen Umständlichkeit<br />
ist scheinbar auch für einige junge<br />
Menschen eine unüberwindbare<br />
Hürde. Ich lasse mich davon nicht<br />
entmutigen und werde weiter nerven,<br />
im Namen derUmwelt.<br />
„Wir haben nicht viel erreicht“<br />
Unermüdlich engagiert sich die Schülerin Hannah Blitz bei „Fridays for Future“ –zukünftig noch lauter<br />
Hannah Blitz gehört zum<br />
<strong>Berliner</strong> Organisationsteam<br />
von „Fridays for<br />
Future“. Die 16-Jährige<br />
istnicht nur gut in der Schule –trotz<br />
Freitagsdemos –, sondern auch in<br />
ihrer Funktion als Pressesprecherin<br />
der Bewegung zielstrebig.<br />
Warum engagierst du dich bei „Fridays<br />
for Future“?<br />
Ich kann es nicht fassen, wenn<br />
ich Bilder von toten oder lebendigen<br />
Tieren sehe, die in Plastik verheddert<br />
sind. Es kann nicht sein,<br />
dass wir unseren Lebensraum zerstören.<br />
Ich kann mir nicht vorstellen,<br />
in dieser Welt Kinder zu bekommen,<br />
wenn ich sehe, was hier alles<br />
schiefläuft.<br />
IstGreta Thunberg für dichein Idol?<br />
An dem Wort Idol störeich mich<br />
etwas. Das ist vor allem beim Ernst<br />
der Lage nicht das treffende Wort.<br />
Ich würde sagen, Greta ist eine sehr<br />
berühmte Mitstreiterin. Ich bewundere<br />
sie dafür, dass sie das alles ins<br />
Rollen gebracht hat. Aber ich sage<br />
immer, dass Greta nicht mehr „Fridays<br />
for Future“ ist als alle anderen,<br />
die auf unseren Demos sind.<br />
Seit einem Jahr ist Greta nun im Klimastreik.Was<br />
habt ihr,was hat „Fridays<br />
for Future“ bisher erreicht?<br />
…Streaming-Dienste in<br />
puncto CO2-Ausstoß<br />
schädlicher sind als der<br />
Flugverkehr? Netflix,<br />
YouTube und Social Media<br />
verursachen eine<br />
Menge Treibhausgase.<br />
…eine Levis-501-Jeans<br />
33 Kilogramm CO2<br />
produziert. Wöchentliches<br />
Waschen macht<br />
dabei mit 37 Prozent<br />
den größten Anteil aus.<br />
…Haustiere richtige<br />
Klimakiller sind? Ein<br />
Hund verursacht rechnerisch<br />
im Jahr so viel<br />
CO2 wie eine Autofahrt<br />
über 3700 Kilometer.<br />
VonTamina Grasme, 24 Jahre<br />
Nicht nurSchüler und Studierende,<br />
auch die Universitäten haben<br />
als Denkfabriken eine wichtige<br />
Rolle im Kampf gegen die Klimakrise<br />
inne. 45Universitäten aus aller<br />
Welt haben sich zur weltweiten Allianz<br />
U7+ zusammengeschlossen,<br />
darunter die <strong>Berliner</strong> FU. Zum Abschluss<br />
eines zweitägigen Treffens in<br />
Paris wurde ein Manifest unterzeichnet,<br />
in demsich die Universitäten<br />
zu mehr Nachhaltigkeit, Klimaschutz<br />
und sozialem Engagement<br />
…ein iPhone 7<br />
ganze 56 Kilo CO2<br />
verursacht, wobei<br />
schon 78 Prozent<br />
bei der Produktion<br />
anfallen?<br />
Am 20. September ruft „Fridays for Future“ zum globalen Generalstreik auf.<br />
Leider nicht viel. Klar reden sehr<br />
viele Menschen darüber. Aber Taten<br />
haben wir bis jetzt kaum gesehen.<br />
Wirfordern ja eigentlich nurdie Einhaltung<br />
des Pariser Klimaabkommens<br />
–also dass sich Länder an das<br />
halten, was sie sich selbst auferlegt<br />
haben. Es ist eigentlich so absurd,<br />
dass wir an so etwas erinnern müssen.<br />
Jeden Tagkommen Nachrichten<br />
von Katastrophen rein. Deshalb<br />
habe ich den Eindruck, wir haben<br />
nicht viel erreicht beziehungsweise<br />
die Politiker haben nichtschnellgenug<br />
gehandelt. Trotzdem bleibe ich<br />
hoffnungsvoll!<br />
…der tägliche Konsum<br />
einer Tasse Kaffee pro<br />
Jahr etwa 90Kilo CO2<br />
verursacht? Das entspricht<br />
ungefähr einer<br />
Autofahrt von Berlin<br />
nach Heidelberg!<br />
verpflichten. „Wir verstehen uns im<br />
Bereich des Klimaschutzes als<br />
Vorreiteruniversität“, sagt Andreas<br />
Wanke, Leiter der Stabsstelle für<br />
Nachhaltigkeit an der FU. „Es ist uns<br />
gelungen, den Energieverbrauch der<br />
Universität seit 2001 um mehr als 25<br />
Prozent zu reduzieren – und das<br />
trotz seit 2010 stark gestiegener Studierendenzahlen<br />
und Drittmittelausgaben.“<br />
Mitder Senkung des Energieverbrauchs<br />
seien CO2-Einsparungen<br />
von 37Prozent verbunden.<br />
„Zusätzlich beziehen wir seit neun<br />
Jahren CO2-freie Energie. Auf den<br />
Washeißt das für dieBewegung?<br />
Wir müssen die Sache noch<br />
energischer angehen –solange, bis<br />
gescheite Reaktionen aus der Politik<br />
kommen. Wir müssen am Ball bleiben<br />
und noch lauter werden, alswir<br />
es jetzt schon sind. Noch bunter,<br />
noch kreativer, noch penetranter.<br />
Ich möchte von Politikern keine Luschen-Aussagen<br />
mehr hören, sondern<br />
dass sie gezwungen sind, auf<br />
etwas zu reagieren, was seit 40Jahrenwissenschaftlicher<br />
Konsens ist.<br />
Sind Politiker diejenigen, von denen<br />
du am meisten Gegenwinderfährst?<br />
Wusstest du, dass…<br />
…dupassierte Tomaten<br />
nur in einer Kartonverpackung<br />
kaufen solltest?<br />
Deren Produktion<br />
verursacht nur ein Drittel<br />
so viel CO2 wie die<br />
einer Metalldose.<br />
PETER KAGERER<br />
Wie die FU das Klima schützen will<br />
Die <strong>Berliner</strong> Hochschule hat sich einer weltweiten Universitätenallianz angeschlossen<br />
Dächern der Universität produzieren<br />
neun Dachsolaranlagen jährlich<br />
rund 600.000kWh sauberen Strom.“<br />
Trotz dieser Erfolge hat sich die FU<br />
2018 in einer gemeinsam mit dem<br />
Land Berlin unterzeichneten Klimaschutzvereinbarung<br />
verpflichtet, die<br />
campusbezogenen C02-Emissionen<br />
gegenüber 2016 bis 2027 um weitere<br />
10 Prozentzusenken.<br />
Auch die Angestellten werden in<br />
die Klimaschutzpläne eingebunden.<br />
So will die FU nachhaltigere Anreisen<br />
und Dienstreisen fördern. „In<br />
den kommenden drei Jahren sollen<br />
Man muss mit der Formulierung<br />
„die Politiker“ vorsichtig<br />
umgehen. Was ich meine, sind<br />
Spitzenpolitiker, die nicht nur im<br />
Rampenlicht stehen, sondern auch<br />
Entscheidungspositionen bekleiden.<br />
Es sind aber auch große Unternehmen,<br />
die auf einmal öffentliche<br />
Kampagnen gegen uns starten, oder<br />
rechte Internet-Trolle.Neulich habe<br />
ich gelesen, dass jemandauf Twitter<br />
geschrieben hat, dass Gretas Uropa<br />
den Klimawandel erfunden hätte.<br />
Ich habe auch selbst schon Nachrichten<br />
bekommen, ich und meine<br />
„linksgrün-versifften“ Freunde sollten<br />
uns alle dieKugel geben.<br />
Welche Äußerungen über „Fridays<br />
for Future“ ärgern dich am meisten?<br />
„Die sind doch viel zu jung.“<br />
Man muss nicht 90 sein, um zu begreifen,<br />
was hier schiefläuft. Oder<br />
auch: „Lasst das lieber die Profis<br />
machen.“ Genau die stehen auf<br />
unserer Seite. Und was mich auch<br />
nervt: Wenn Leute sich nur auf das<br />
„Schuleschwänzen“ konzentrieren<br />
und vomtatsächlichen Problem ablenken.<br />
DasGespräch führte LauraPatz,<br />
25 Jahre.<br />
Das gesamte Interview lest ihr auf<br />
spreewild.de<br />
…500 Gramm Tomaten<br />
aus dem Gewächshaus<br />
mit 1,5 Kilo CO2 deutlich<br />
klimaschädlicher<br />
sind als Freilandtomaten<br />
mit<br />
0,39 Kilo CO2?<br />
…inBerlintäglich<br />
460.000 Coffee-to-go-<br />
Becheranfallen? Das<br />
macht 46 Becher pro<br />
Einwohner und Jahr.Und<br />
deren Produktionverursacht<br />
knapp 1Kilo CO2.<br />
…eineMango 0,86Kilo<br />
CO2 verursacht?Das<br />
entspricht einer Autofahrt<br />
vonsechs Kilometern.<br />
Diegleiche Menge<br />
Wassermelone verursacht<br />
0,17 Kilo CO2.<br />
…sich der Verzicht auf<br />
tierische Milch klimatechnisch<br />
besonders<br />
auszahlt? 500 ml Soja-<br />
Drink verursachen nur<br />
halb so viel CO2 wie<br />
500 ml Kuhmilch.<br />
neue multioptionale Mobilitätsangebote<br />
wie Bike-, Car- und Ridesharing<br />
für die Universitätsangehörigen<br />
entstehen.“ Auch die Fahrradfreundlichkeitauf<br />
demCampus soll verbessertwerdenund<br />
so die Nutzung von<br />
Fahrrädern attraktiver machen. „Da<br />
das Thema Dienstreisen aus CO2-<br />
Perspektive eine herausragende Bedeutung<br />
hat, wollen wir eine nachhaltige<br />
Dienstreisenpolicy entwickeln,<br />
welche die Notwendigkeit internationaler<br />
Kooperationen mit<br />
den Anforderungen des Klimaschutzesvereinen<br />
soll.“<br />
FOTO: ADOBE STOCK/KATEINA, ILLUSTRATION: LORENZ WILMEN<br />
Apps, die<br />
die Welt<br />
verbessern<br />
Mit ihnen wird<br />
nachhaltiges Leben leichter<br />
Von Minou Becker, 19 Jahre,<br />
und Rosina Link, 15 Jahre<br />
Esgibt immer mehr Apps, die einem<br />
dabei helfen, nachhaltiger<br />
und umweltfreundlicher zu leben.<br />
Wirstellen euch vier vonihnen vor.<br />
Die kostenlose App TooGoodToGo<br />
zeigt an, in welchen Restaurants<br />
oder Bäckereien unverkauftes Essen<br />
für kleines Geld gekauft werden<br />
kann. Im Blog gibt es weitere Tipps<br />
gegen Essensverschwendung.<br />
HappyCow zeigtseinen Nutzernan,<br />
wo es in der Umgebung vegetarisches<br />
und veganes Essen gibt. Bewertungen<br />
und Angaben zu den<br />
Preisen inklusive.<br />
Die kostenlose App Zu gut für die<br />
Tonne! desBundesministeriums für<br />
Ernährung und Landwirtschaft hält<br />
zahlreiche Rezepte für Restegerichte<br />
aus übrig gebliebenen Lebensmitteln<br />
parat. Dazu gibt es Informationen<br />
und Tipps zu Lagerung und<br />
Haltbarkeit jedesLebensmittels.<br />
GrünZeit, ebenfalls kostenlos und<br />
entworfen von der VerbraucherzentraleSchleswig-Holstein,<br />
informiert,<br />
welche Obst- und Gemüsearten das<br />
Klima starkbelasten und daherbesser<br />
nichtgekauft werden sollten.<br />
Mehr Apps auf spreewild.de<br />
Brandenburg<br />
fordert<br />
Klimanotstand<br />
Für dessen Ausrufung setzt<br />
sich eine Volksinitiative ein<br />
Von Rosina Link, 15 Jahre<br />
Mehr als 40 Städte und Kommunen<br />
in Deutschland haben<br />
bereits den Klimanotstandausgerufen,<br />
am Mittwoch zuletzt Potsdam.<br />
Nach Berlin sammelt nun auch in<br />
Brandenburg eine Volksinitiative<br />
Unterschriften, damit der Landtag<br />
ebendiesen Notstand ausruft und<br />
die Gesetzgebung künftig an der Erreichung<br />
der Klimaziele ausrichtet.<br />
„Brandenburgist aufgrundseiner<br />
Geografie vomKlimawandel besonders<br />
betroffen und gehört zugleich<br />
zu den Ländern der Bundesrepublik<br />
Deutschland mit dem stärksten<br />
CO2-Ausstoß“, sagt die 24-jährige<br />
Manon Filler, Studentin und Mitinitiatorin<br />
der Volksinitiative. „Selbst<br />
wenn der beachtliche Energieexport<br />
herausgerechnet wird, liegt<br />
Brandenburg noch weit über dem<br />
bundesdeutschen Durchschnitt.“<br />
Das Pariser Klimaziel für 2030 –mit<br />
dem Fokus auf derMinimierung der<br />
Treibhausgasemissionen – könne<br />
faktisch nicht erreicht werden und<br />
dazu, „wie die Klimaneutralität bis<br />
2050 erreicht werden könnte, gibt es<br />
bislang keinerlei belastbare Pläne“,<br />
kritisiertFiller.<br />
Mehr über die Volksinitiative und<br />
was es eigentlich bedeutet, den<br />
Klimanotstand auszurufen, erfahrt<br />
ihr amFreitag auf spreewild.de.<br />
Mit freundlicher Unterstützung von:<br />
Das Projekt „Spreewild“<br />
im Internet unter:<br />
Die Beiträge dieser Seite werden von<br />
Jugendlichen geschrieben.<br />
KONTAKT<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Jugendredaktion<br />
Telefon: 030/695 66 50<br />
blz-jugendredaktion@berliner-zeitung.de<br />
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facebook.com/spreewild<br />
twitter.com/Spreewild
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 27<br />
· ·<br />
Herbst 2019 4,50 €<br />
·······················································································································································································································································································<br />
TV-Programm<br />
ARD<br />
9.05 (für HG) Live nach Neun 9.55 (für HG)<br />
Sturm der Liebe 10.45 (für HG) Meister des<br />
Alltags 11.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 12.00<br />
(für HG) Tagesschau 12.15 (für HG) ARD-Buffet<br />
13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin 14.00<br />
(für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote Rosen<br />
15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für HG)<br />
Sturm der Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau<br />
16.10 (für HG) Verrückt nach Meer. Süße Versuchung<br />
auf Sri Lanka 17.00 (für HG) Tagesschau<br />
17.15 Brisant 18.00 (für HG) Gefragt –<br />
Gejagt. 18.50 (für HG) Großstadtrevier. Auf<br />
eigene Faust. Krimiserie 19.45 (für HG) Wissen<br />
vor acht –Zukunft 19.55 (für HG) Börse vor<br />
acht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Sauerkrautkoma<br />
Krimikomödie, D2018.Mit Sebastian<br />
Bezzel, Simon Schwarz u. a.<br />
21.45 (für HG) Exclusiv im Ersten<br />
Schmutzige Reifen: Ein Milliardengeschäft.<br />
Reportagereihe<br />
22.15 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) D-Mark, Einheit, Vaterland<br />
D-Mark, Einheit, Vaterland: Das schwierige<br />
Erbe der Treuhand. Dokumentation<br />
23.30 (für HG) Im Land der Täter (1/2)<br />
Leben in der Wohlfühldiktatur<br />
0.15 (für HG) Nachtmagazin<br />
RTL<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten 9.00 Unter uns<br />
9.30 (für HG) Alles was zählt. Soap 10.00 Der<br />
Blaulicht-Report 11.00 Der Blaulicht-Report<br />
12.00 Punkt 12 14.00 Die Superhändler –4<br />
Räume, 1Deal. Alte Buchstaben /Klappzahluhr<br />
/Antiker Vibrator /Medizinschränkchen<br />
15.00 Die Superhändler –4Räume, 1Deal.<br />
Weizenglastische /Porzellanfigur /Astrolabium<br />
/Friseurstuhl 16.00 Meine Geschichte –<br />
Mein Leben 17.00 Meine Geschichte –Mein<br />
Leben 17.30 Unter uns 18.00 Explosiv –Das<br />
Magazin 18.30 Exclusiv –Das Star-Magazin<br />
18.45 aktuell 19.05 (für HG) Alles was zählt<br />
19.40 (für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />
20.15 Das Jenke-Experiment<br />
Drogen<br />
Dokumentationsreihe<br />
21.45 Das Jenke-Experiment<br />
Kiffen /Cannabis<br />
Dokumentationsreihe<br />
22.50 Extra –Das RTL Magazin<br />
23.25 SpiegelTVRechter Rapper erobert<br />
die Charts –wer ist Chris Ares? /Die<br />
Gesichtsretter –wie deutsche Ärzte<br />
missgebildeten Kindern in Vietnam<br />
eine neue Zukunft geben<br />
0.00 Nachtjournal<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
MDR WDR ABENTEUER<br />
Arte<br />
12.30 (für HG) Der Duft vonHolunder. TV-Romanze,<br />
D2010 14.00 (für HG) MDR um zwei<br />
15.15 (für HG)Wer weiß denn sowas? 16.00<br />
(für HG) MDR um vier 17.45 (für HG) Aktuell<br />
18.10 (für HG)Brisant 18.54 (für HG) Sandmann<br />
19.00 (für HG) MDR Regional 19.30 (für<br />
HG) Aktuell 19.50 (für HG) Biwak 20.15 (für<br />
HG) In aller Freundschaft –ZweiHerzen. TV-Arztfilm,<br />
D2018 21.45 (für HG) Aktuell 22.05 (für<br />
HG) MDR Wahlarena. Live 23.05 (für HG) Taking<br />
Woodstock–Der Beginn einer Legende. Komödie,<br />
USA 2009 0.55 (für HG) Alles Klara<br />
Bayern<br />
15.30 (für HG) Schnittgut. Alles aus dem Garten<br />
16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG)<br />
Wir inBayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />
Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />
(für HG) Querbeet 19.30 (für HG) Dahoam is<br />
Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für<br />
HG) Musikantentreffen in Schwangau 21.00 (für<br />
HG) Mundart aufgetischt 21.45 (für HG) Rundschau<br />
Magazin 22.00 (für HG) Lebenslinien<br />
22.45 (für HG) Der Kaiser von Schexing 23.10<br />
(für HG) Hannas schlafende Hunde. Drama,<br />
D/A 2016 1.00 Vereinsheim Schwabing<br />
Vox<br />
10.55 Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du<br />
denn? 12.00 Shopping Queen 13.00 Zwischen<br />
Tüll und Tränen 14.00 Mein Kind, dein<br />
Kind –Wie erziehst du denn? 15.00 Shopping<br />
Queen 16.00 4Hochzeiten und eineTraumreise<br />
17.00 Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First<br />
Dates –Ein Tisch für zwei 19.00 Das perfekte<br />
Dinner 20.15 Hot oder Schrott –Die Allestester<br />
22.15 Endlich kapiert?! 23.15 Hot oder<br />
Schrott –Die Allestester 0.15 nachrichten<br />
0.35 (für HG) Medical Detectives –Geheimnisse<br />
der Gerichtsmedizin. Eine Frage der Zeit<br />
Super RTL<br />
12.10 Bugs Bunny &Looney Tunes 13.10 5<br />
Freunde 13.40 Angelo! 14.05 Die Nektons –<br />
Abenteurer der Tiefe 14.35 Grizzy &die Lemminge<br />
14.55 Dragons 15.25 Voll zu spät!<br />
15.50 Spirit: wild und frei 16.20 Zig &Sharko –<br />
Meerjungfrauen frisst man nicht! 16.45 Coop<br />
gegen Kat 17.15 Sally Bollywood 17.40 Die<br />
Nektons –Abenteurer derTiefe 18.10 Grizzy &<br />
die Lemminge 18.40 WOW Die Entdeckerzone<br />
19.10 Voll zu spät! 19.40 Angelo! 20.15 On<br />
the Case –Unter Mordverdacht 22.10 On the<br />
Case –Unter Mordverdacht 0.05 Infomercials<br />
Sport1<br />
15.30 StorageWars –Die Geschäftemachert<br />
16.30 Find It,Fix It, Flog It –Schätze aus der<br />
Scheune 17.30 Storage Hunters. Der rätselhafte<br />
Anhänger 18.00 Storage Hunters. Am Haken<br />
18.30 StorageWars –Geschäfte in Miami.<br />
Fehldiagnose 19.00 Storage Wars –Geschäfte<br />
in Miami. Willkommen in Florida 20.00 Sport1<br />
News 21.00 Fußball: DFB-Pokal Pur 22.00<br />
Sport1 News 22.30 Goooal! –Das internationale<br />
Fußball-Magazin 23.00 Fußball: Die MLS-<br />
Highlights 23.30 3. Liga pur (bis 0.15)<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 heute<br />
Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />
10.30 (für HG) Notruf Hafenkante. Scheißtag.<br />
Krimiserie 11.15 (für HG) SOKO Wismar. Fischköppe.<br />
Krimiserie 12.00 heute 12.10 drehscheibe<br />
13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die Küchenschlacht<br />
15.00 (für HG) heute Xpress<br />
15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />
heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops.<br />
Tödliche Konkurrenz. Krimiserie<br />
17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG) hallo<br />
deutschland 17.45 (für HG) Leute heute 18.00<br />
(für HG) SOKO München. Der Kuss. Krimiserie<br />
19.00 (für HG) heute 19.25 (für HG) WISO<br />
20.15 (für HG) Nord Nord Mord –Clüver<br />
und der leise Tod<br />
TV-Krimikomödie, D2018. Mit Robert<br />
Atzorn,Julia Brendler,Oliver Wnuk u.a.<br />
Regie:Anno Saul<br />
21.45 (für HG) heute-journal<br />
22.15 (für HG) November Man<br />
Actionthriller,USA/GB 2014. Mit<br />
Pierce Brosnan, Luke Bracey, Olga<br />
Kurylenko u.a.Regie: Roger Donaldson<br />
23.55 heute+<br />
0.10 Die Wunde Drama, SA/D/NL/F 2017.<br />
Mit Nakhane Touré, Bongile Mantsai<br />
5.10 Auf Streife. Reportagereihe 5.30 Frühstücksfernsehen.<br />
Moderation: Matthias Killing,<br />
Christian Wackert, Marlene Lufen, Alina Merkau,<br />
Jochen Schropp, Karen Heinrichs 10.00<br />
Im Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für<br />
Sie! 11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />
kämpfen für Sie! Mit Alexander Hold, Stephan<br />
Lucas, Alexander Stephens, Isabella Schulien<br />
12.00 Anwälte imEinsatz 13.00 Anwälte im<br />
Einsatz 14.00 Auf Streife.Reportagereihe<br />
15.00 Auf Streife –Die Spezialisten. Reportagereihe<br />
16.00 Klinik am Südring 17.30 Klinik<br />
am Südring –Die Familienhelfer 18.00 Promis<br />
Privat 19.00 Genial daneben –Das Quiz<br />
19.55 Nachrichten<br />
20.15 Gefangen im Paradies<br />
TV-Abenteuerfilm, D2016.<br />
Mit Anna Loos, Bernhard Piesk,<br />
Mika Seidel,Irene Rindje, Maythavee<br />
Weiss-May,Gigi Velicitnt u. a.<br />
Regie: Felix Herzogenrath<br />
22.15 Promi Big Brother<br />
Show. Moderation: Jochen Schropp,<br />
Marlene Lufen<br />
23.45 akte 20.19 Spezial<br />
Promi Big Brother<br />
0.40 Promi Big Brother<br />
2.10 Criminal Minds: Team Red Krimiserie<br />
13.05 (für HG) Nashorn, Zebra &Co. 13.55 (für<br />
HG) Zoo-Babies 14.20 (für HG) In aller Freundschaft<br />
15.05 (für HG) In allerFreundschaft<br />
15.50 Erlebnisreisen 16.00 (für HG) Aktuell<br />
16.15 Hier und heute 18.00 (für HG) aktuell /<br />
Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit 18.45 (für<br />
HG) Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 (für<br />
HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Land und lecker<br />
21.00 (für HG) Ausgerechnet 21.45 (für HG)<br />
Aktuell 22.10 (für HG) Hunde verstehen! 22.40<br />
(für HG)Das Leben istkein Pausenhof 0.10 (für<br />
HG) NightWash 1.10 (für HG) nuhr gefragt<br />
NDR<br />
14.00 (für HG) aktuell 14.15 (für HG) die<br />
nordstory 15.15 (für HG) Wer weiß denn sowas?<br />
16.00 (für HG) aktuell 16.20 (für HG)<br />
Mein Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard,Seebär<br />
&Co. 18.00 Ländermagazine 18.15 (für<br />
HG) Die Nordreportage 18.45 (für HG) DAS!<br />
19.30 Ländermagazine 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Markt 21.00 (für HG) Die<br />
Tricks... 21.45 (für HG) aktuell 22.00 (für HG)<br />
45 Min 22.45 (für HG) Kulturjournal 23.15 (für<br />
HG) extra 3 0.00 (für HG) Ladies Night 0.45<br />
(für HG) Die Tricks...der Plastikindustrie<br />
Kabel eins<br />
6.40 The Mentalist 7.35 Blue Bloods –Crime<br />
Scene NewYork 9.25 Navy CIS: L.A. 10.20 Navy<br />
CIS 11.10 Without aTrace 12.05 Numb3rs<br />
13.00 Castle 14.00 The Mentalist 14.55 Navy<br />
CIS: L.A. 15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55<br />
Abenteuer Lebentäglich 17.55 Mein Lokal, Dein<br />
Lokal –Der Profi kommt 18.55 AchtungKontrolle<br />
aktuell 20.15 Godzilla. Actionfilm, USA/J 2014<br />
22.45 Born2Die. Actionfilm, USA 2003 0.40<br />
Der Mann mit der Todeskralle. Karatefilm, HK/<br />
USA 1973 2.20 Late News 2.25 Bruce Lee: Die<br />
Todesfaust des Cheng Li. Karatefilm, HK 1971<br />
RTL 2<br />
5.15 Privatdetektive imEinsatz 6.00 Die Straßencops<br />
–Jugend imVisier 7.00 Die Straßencops<br />
–Jugend im Visier 8.00 Frauentausch<br />
10.00 Frauentausch 12.00 Frauentausch<br />
14.00 Die Reimanns –Ein außergewöhnliches<br />
Leben 15.00 Hilf mir! Jung,pleite, verzweifelt<br />
... 17.00 News 17.10 Krass Schule –Die jungen<br />
Lehrer –Wie alles begann 18.05 Köln<br />
50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15<br />
Konny Goes Wild! 22.15 Reality Alarm! 23.15<br />
Traumfrau gesucht 0.15 exklusiv –Die Reportage<br />
1.05 exklusiv –Die Reportage<br />
Eurosport 1<br />
8.30 Tennis: US Open. Finale Herren 10.30<br />
Radsport: Tour of Utah. 6. Etappe 12.00 Tennis:<br />
US Open. Finale Damen 13.30 Radsport:<br />
BinckBank Tour 14.45 Leichtathletik: Diamond<br />
League 15.45 Tennis: US Open 16.50 Eurosport<br />
News 16.55 Tennis: USOpen. 1. Qualifikationstag.Aus<br />
NewYork Flushing Meadows<br />
19.00 Tennis: US Open. 1. Qualifikationstag<br />
21.00 Tennis: US Open. 1. Qualifikationstag<br />
23.00 Tennis: US Open. 1. Qualifikationstag<br />
1.00 Tennis: US Open. 1. Qualifikationstag<br />
DAS ERSTE, 20.15 UHR KRIMIKOMÖDIE<br />
Sauerkrautkoma<br />
Den ProvinzpolizistenFranz Eberhofer (Sebastian Bezzel, r.)trifft es schwer:<br />
Nichtnur,dassernach München versetzt wird,zudem muss er nunauch<br />
noch in einer Wohngemeinschaft mit seinem schrulligenKumpel Rudi (Simon<br />
Schwarz) und seiner Widersacherin, derKommissarin Elisabeth Mayerhofer leben.<br />
Als eine Leiche in einem Kofferraum auftaucht, hat Eberhoferdie Chance<br />
zurückinsein geliebtes Provinznest Niederkaltenkirchen zu gehen.Probleme<br />
gibt es jedoch auch hier,denn Freundin Susi erwartet einen längstüberfälligen<br />
Heiratsantrag. Mit„Sauerkrautkoma“ zeigtdas Ersteden bereits fünften Film<br />
der bayerischenKrimikomödienreihe um denumden Polizisten Franz Eberhofer<br />
und seinen Kumpel Rudi Birkenberger. Diesen Sommer folgte mit „Leberkäsjunkie“Teil<br />
sechs der Reihe.<br />
(Dtl./2018)<br />
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DASMAGAZIN DES<br />
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Die Abwehrspieler Neven Subotic und<br />
Marvin FriedrichimDoppelinterview<br />
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Ein in Arizonalebender, besonders<br />
leidenschaftlicher FanimPorträt<br />
NORMALVARIANTE –MITTEL mittel<br />
8 1 3<br />
9 7 2<br />
6<br />
1 5<br />
6 2<br />
8 9<br />
7 8 4<br />
2 8 3 1<br />
9 5<br />
MitDIAGONALEN MIT –SCHWER -schwer<br />
5 8<br />
1 9<br />
3<br />
7<br />
6 8<br />
4 5<br />
3 7<br />
6<br />
8 7 9<br />
EISERN<br />
UNION<br />
JETZT<br />
am Kiosk<br />
SUDOKU<br />
Foto: DasErste<br />
AUFLÖSUNG Auflösung<br />
VOM vom17./18. 17.8.2019<br />
MITTEL mittel<br />
3 4 8 1 9 6 5 7 2<br />
6 1 7 2 8 5 3 9 4<br />
2 9 5 4 3 7 8 1 6<br />
4 8 2 3 7 9 6 5 1<br />
5 7 6 8 1 2 4 3 9<br />
9 3 1 6 5 4 7 2 8<br />
8 5 9 7 4 1 2 6 3<br />
1 6 4 5 2 3 9 8 7<br />
7 2 3 9 6 8 1 4 5<br />
AUFLÖSUNG<br />
Auflösung<br />
VOM<br />
vom<br />
17./18.<br />
17.8.2019<br />
8. 2019<br />
SCHWER schwer<br />
5 7 8 6 9 2 3 4 1<br />
6 2 4 1 7 3 8 9 5<br />
9 3 1 8 4 5 2 7 6<br />
3 6 5 4 8 7 9 1 2<br />
8 4 9 2 3 1 6 5 7<br />
7 1 2 5 6 9 4 8 3<br />
1 5 6 9 2 8 7 3 4<br />
2 8 7 3 5 4 1 6 9<br />
4 9 3 7 1 6 5 2 8<br />
5.40 Berlin erwacht –Sommer 6.05 Schau in<br />
meine Welt! 6.30 rbb Praxis 7.30 Tier zuliebe<br />
–Die Reportage 8.00 Brandenburg aktuell<br />
/Abendschau 9.00 In aller Freundschaft<br />
9.45 In aller Freundschaft –Die jungen Ärzte<br />
10.35 Rote Rosen 11.25 Sturm der Liebe<br />
12.15 Der Winzerkönig 13.00 rbb24 13.05<br />
Verrückt nach Meer 13.55 Gartengeschichten<br />
14.40 Marita –die Apfelretterin 15.10 Stadt,<br />
Land, Haus 16.00 rbb24 16.15 Wer weiß<br />
denn sowas? 17.00 rbb24 17.05 Panda, Gorilla<br />
&Co. 17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –<br />
Das Ländermagazin 18.30 zibb. zuhause in<br />
berlin &brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell<br />
/Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Super.Markt Gefahr durch blaues PC<br />
Licht /Ärger mit dem Mietwagen /Wer<br />
alt ist zahlt mehr /Brötchen im Test<br />
21.00 Brandenburg-Wahl<br />
Die Herausforderer<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Tatort Der scheidende Schupo<br />
TV-Kriminalfilm, D2017. Mit Nora<br />
Tschirner,Christian Ulmen u. a.<br />
23.30 Polizeiruf 110 Die alte Frau im Lehnstuhl.<br />
TV-Kriminalfilm, DDR 1987. Mit<br />
Wolfgang Dehler,Lutz Riemann u. a.<br />
0.55 Alles Klara Krimiserie<br />
ProSieben<br />
7.30 Last Man Standing 8.25 The Middle 9.20<br />
Fresh off the Boat 10.15 Mike &Molly 10.40<br />
How IMet Your Mother 11.35 2Broke Girls<br />
12.30 Mom 13.00 Twoand aHalf Men. Wer<br />
hat in meinen Busch gepinkelt?/Tattoo-Tata/<br />
Vorteil: Fettes, fliegendes Baby 14.20 The<br />
Middle. Der Kampf ums Fliegen/Die Zeitkapsel<br />
15.15 The Big Bang Theory. Duell in drei Jahren/Die<br />
Helium-Krise/Die Spockumentation/<br />
Spione wie wir.Comedyserie 17.00 taff. Britische<br />
JGA's in Krakau /Suchtklink Schlehreut /<br />
SOS –die Beautyretter 18.00 Newstime 18.10<br />
Die Simpsons. Krustys Bar Mitzvah/Eine Simpsons-Weihnachtsgeschichte.<br />
Zeichentrickserie<br />
19.05 Galileo. X-Days Gebäudereiniger<br />
20.15 The Big Bang Theory<br />
Die Spaßbremse /Wenn Männer<br />
Händchen halten .... Comedyserie<br />
21.10 Mom<br />
Weg mit den Spendierhosen /<br />
Vergebungskumpels. Comedyserie<br />
22.05 The Big Bang Theory<br />
Mein Gespräch mit Mutter /Reife<br />
Leistung,Playboy!. Comedyserie<br />
23.05 The Orville<br />
Das Blut der Patrioten. Sci-Fi-Serie<br />
0.05 The Big Bang Theory Die Spaßbremse<br />
/Wenn Männer Händchen halten ...<br />
11.20 Fahrt ins Risiko 12.50 Arte Journal<br />
13.35 (für HG) Sierra Charriba. Western, USA<br />
1965 15.45 Stadt Land Kunst 16.25 (für HG)<br />
X:enius 16.55 (für HG) Wales –Großbritanniens<br />
wilder Westen 17.45 (für HG) Ein Traum von<br />
Baum 18.35 (für HG) Wüste Wurzeln, starke<br />
Stämme 19.20 Arte Journal 19.40 Südtiro<br />
20.15 (für HG) Immer Ärger mit Harry. Krimikomödie,<br />
USA 1955 21.50 Augen ohne Gesicht.<br />
Horrorfilm, F/I 1960 23.20 Frühstart Leben.<br />
Dokumentarfilm, B2016 0.35 Arte Journal<br />
0.55 Das Mädchen Insiang. Drama, PHI 1976<br />
3Sat<br />
12.25 (für HG) sonntags 13.00 (für HG) ZIB<br />
13.20 Grenzflüsse 14.05 Grenzflüsse 14.50<br />
Romantische Flüsse 15.35 Romantische Flüsse<br />
16.15 Romantische Flüsse 17.00 (für HG) Terra<br />
X 17.45 (für HG)Terra X 18.30 nano 19.00 (für<br />
HG) heute 19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Vonder Steppe in die Alpen –<br />
Vögel inÖsterreich 21.05 Universum 22.00 (für<br />
HG) ZIB 2 22.25 Heimweh. Dokumentarfilm, A<br />
2017 23.45 (für HG) Notfall Hausarzt 0.15<br />
10vor10 0.45 (für HG) Science Busters –Wer<br />
nichts weiß, muss alles glauben<br />
Phoenix<br />
13.00 Bundeskanzlerin Angela Merkel in Ungarn.<br />
Live 14.15 NaturNah 14.45 Geheimnisvolle<br />
Orte 15.30 Marathon hinter Mauern –Der<br />
Gefängnislaufvon San Quentin 15.45 Knast in<br />
Deutschland 17.15 #phoenix-freistil 17.30<br />
phoenix der tag 18.00 Die Nordreportage<br />
18.30 Australien –Kontinentder Extreme 20.00<br />
(für HG) Tagesschau 20.15 Neuseeland –Rivalen<br />
der Urzeit 21.45 (für HG) heute-journal<br />
22.15 (für HG) Große Völker der Geschichte<br />
23.45 ZDF-History 0.30 Aufgedeckt 1.15 Neuseeland<br />
–Rivalen der Urzeit<br />
Kika<br />
11.10 (für HG) Find me in Paris 12.25 H2O –<br />
Plötzlich Meerjungfrau 13.35 Livespiel 13.45<br />
(für HG) krass nass! Die Tigerenten Club Sommerspiele<br />
14.10 Schloss Einstein 15.00 (für<br />
HG) Mako –Einfach Meerjungfrau 15.45 Stoked<br />
16.10 (für HG) Lenas Ranch 16.55 Horseland,<br />
die Pferderanch 17.35 Eine lausige Hexe 18.00<br />
Bobby &Bill 18.15 Ben &Hollys kleines Königreich<br />
18.40 (für HG) Löwenzähnchen 18.50<br />
Sandmann 19.00 (für HG) Mia and me 19.25<br />
(für HG) Wissen macht Ah! 19.50 (für HG) logo!<br />
20.00 (für HG) KiKA Live 20.10 Sam Fox<br />
Dmax<br />
13.15 Nordalaska –Überleben am Polarkreis<br />
14.15 Das Survival-Duo: Zwei Männer,ein Ziel<br />
15.15 North Woods Law –Die Wildlife-Ranger<br />
16.15 Texas Jail –Unter Arrest 16.45 Border<br />
Control –Spaniens Grenzschützer 17.15 Die<br />
Gebrauchtwagen-Profis 19.15 Border Control –<br />
Spaniens Grenzschützer 20.15 Die Gebrauchtwagen-Profis<br />
21.15 Youngtimer Duell 21.45<br />
Driftbrothers 22.40 DMAX News 22.45 Las<br />
Vegas Hot Rods 23.40 DMAX News 23.45 Die<br />
Gebrauchtwagen-Profis 0.40 Youngtimer Duell<br />
5.02 hessenschau 5.30 Morgenmagazin 9.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 9.15 Die Story 10.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 10.15 Alles Wissen<br />
11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00 ZDF-Mittag<br />
magazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.20<br />
Weltspiegel 20.00 Tagesschau 20.15 Im Jugendamt.<br />
Dokumentarfilm,D2016 21.47 Menschen<br />
hautnah. Erst mal Abi –Und dann? 22.15 Markt<br />
23.00 Tagesthemen 23.30 MDR Wahlarena 0.30<br />
Europamagazin 1.00 Nachtmagazin 1.20 DieTagesschauvor<br />
20 Jahren 1.40 MDR Kultur 1.55<br />
Abendschau 2.25 SachsenSpiegel 2.55 Extra<br />
3.02 Aktuelle Stunde 3.47 Extra 4.02 Brandenburgaktuell<br />
4.30 butenunbinnen<br />
ONE<br />
12.00 Sturmder Liebe 12.45 Sturm der Liebe<br />
13.35 Um Himmels Willen 14.25 Pfarrer Braun.<br />
Grimms Mördchen. TV-Kriminalfilm,D2010 15.55<br />
Dawson's Creek 16.40 Dawson's Creek 17.25<br />
Lindenstraße 17.55 Frau Temmesucht das Glück<br />
(1/6) 18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturmder<br />
Liebe 20.15 Männer dieauf Ziegenstarren. Militärfilm,<br />
USA/GB 2009 21.40 extra 3 22.25 Three<br />
some 22.45 Threesome 23.10 Threesome 23.30<br />
Threesome 23.50 Der Zürich-Krimi. Borchert und<br />
die Macht der Gewohnheit. TV-Kriminalfilm,D201<br />
1.20 Lindenstraße 1.50 Threesome 2.10 Threeso<br />
me 2.35 Threesome 2.55 Threesome 3.20 MDR<br />
Kultur 3.35 Frau Temmesucht dasGlück<br />
ZDF NEO<br />
7.35 Topfgeldjäger 8.30 Lafer! Lichter! Lecker!<br />
9.15 Baresfür Rares 10.05 Bares für Rares<br />
11.00 MitHerz undHammer 11.45 DieRettungs<br />
flieger 12.30 Die Rettungsflieger 13.15 Psych<br />
14.35 Kommissar Stolberg. Zwischen denWelten<br />
Krimiderie 15.35 Die Rettungsflieger.Väter und<br />
Söhne. Actionserie 17.05 Psych. Lassie –totalve<br />
hext. Krimiserie 18.30 Baresfür Rares 19.20 Bares<br />
fürRares 20.15 (für HG)Inspector Barnaby.<br />
Mord mitGroove. TV-Kriminalfilm, GB 2007. Mit<br />
JohnNettles 21.50 (für HG)InspectorBarnaby.<br />
Denn du bist Staub. TV-Kriminalfilm, GB 2007<br />
23.20 Candice Renoir 1.10 Spooks –ImVisier<br />
desMI5 2.00 Parfum 4.55 Neu im Kino<br />
ZDF INFO<br />
6.35 Hightechfür den Alltag 8.05 LeschsKosmos<br />
9.05 Aufgeklärt –Spektakuläre Kriminalfälle 9.55<br />
Dem Verbrechen auf derSpur 12.50 Hightech-<br />
Gangster 14.20 Täter im Netz 15.45 Täterjagd.<br />
Der Fall Véronique Pirotton 17.15 Mörderjagd. Da<br />
Monster von Paris 18.45 Time Scanners:Geheim<br />
nissein3D. Petra 20.15 Der Kampf um Caesars<br />
Erbe. Schlacht beiPhilippi 21.40 (für HG)Rom am<br />
Rhein.Krieg undFrieden 23.50 Rätsel derGeschichte.Das<br />
Kolosseum in Rom 0.35 (fürHG)<br />
heute-journal 1.05 Öl, Macht und Religion–Saud<br />
Arabien undder Iran 3.35 (für HG) Iran bittersüß –<br />
Reisedurch ein Land derWidersprüche 4.20 Tehe<br />
ran extrem –SubkulturimGottesstaat<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Alte Musik Feuer untermVesuv –Streichermu<br />
sik aus Neapel. Mit Bernhard Schrammek, ca<br />
56 Minuten<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Verbier Festival W.A. Mozart: Sinfonia concer<br />
tante Es-Dur KV 364; Sinfonie D-Dur KV 297<br />
„Pariser”; Beethoven: 7. SinfonieA-Dur op. 92<br />
(Antoine Tamestit,Viola; Verbier Festival Kammerorchester,<br />
Violine und Leitung: Leonidas<br />
Kavakos), ca. 146 Minuten<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Musikfest Bremen 2018 Mit Klaus Gehrke.<br />
Werke von Buxtehude: Toccata F-Dur BuxWV<br />
156; Magnificat primi toni BuxWV 201;<br />
Schlick: Maria zart von guter Art; Salve Regina<br />
Cavazzoni: SalveVirgo; J.S. Bach: Fuga sopra<br />
Magnificat BWV 733; DorischeToccata und<br />
Fuge BWV 538; Foccroulle: Spiegel (Gerhard<br />
Löffler,Orgel), ca. 105 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Hanya Yanagihara: „Das Volk der<br />
Bäume”(26/38). Mit Gunter Schoß, Matthias<br />
Bundschuh, ca. 30 Minuten<br />
22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
„Solea” Kriminalhörspiel nach Jean-Claude<br />
Izzo. Mit Hans Peter Hallwachs, Isabelle Redfern,<br />
Martin Engler,Alberto Fortuzzi u. a. Regie<br />
Ulrich Gerhardt, ca. 57 Minuten<br />
23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Rafik Schami: „Die geheime Mission<br />
des Kardinals” (21/40). Mit Udo Schenk,<br />
Jürgen Tarrach, ca. 26 Minuten<br />
MAGAZIN<br />
22.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Gespräch Mit Günter Kunert (Schriftsteller).<br />
Moderation: Katrin Wenzel, ca. 30 Minuten<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Rosemary Clooney. Mit Susanne<br />
Papawassiliu, ca. 30 Minuten<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
In Concert Jazzbaltica. Jakob Bro Quartet. Mit<br />
Jakob Bro (Gitarre), Palle Mikkelborg (Trompete<br />
Thomas Morgan (Bass), Jorge Rossy (Schlagzeug).<br />
Mod.: Matthias Wegner,ca. 87 Min.<br />
21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Einstand „Ein großes Fagott für kleine Hände<br />
Kinderinstrumente aus der Holzbläserwerkstat<br />
von Ludwig Frank, ca. 30 Minuten<br />
23.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Jazz „If 6was 9” –Woodstock@50. World Saxo<br />
phone Quartet Experience: „The Music of Jimi<br />
Hendrix”. Mit Guenter Hottmann, ca. 30 Min.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 191 · M ontag, 19. August 2019 – S eite 28 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
Heather Locklear (57) macht leider<br />
schon längst nicht mehr mit guten<br />
Rollen wie einst in „Denver Clan“<br />
oder „Melrose Place“ vonsich reden,<br />
sondernimmer öfter mit Skandalen.<br />
Im Juni 2018 wurden Polizisten zum<br />
Anwesen der US-Schauspielerin gerufen,<br />
weil es dortzum Streit mit ihremFreund<br />
gekommen war.Sie sei<br />
betrunken gewesen und habe Polizisten<br />
und einen Sanitäter angegriffen,<br />
hieß es damals.Einen ähnlichen<br />
Vorfall hatte es bereits einige Monate<br />
zuvor gegeben. Locklear wurde wegen<br />
Körperverletzung festgenommen,<br />
kam aber gegen Kaution wieder<br />
auf freien Fuß. Nunzeigte sich<br />
ein Gericht gewillt, die fällige Haftstrafe<br />
von120 Tagen auszusetzen,<br />
wenn die Schauspielerin freiwillig in<br />
eine Entzugsanstalt geht.<br />
Stefanie Heinzmann (30) baut schon<br />
mal vorfür Zeiten jenseits des Rummels<br />
–und bleibt dabei angenehm<br />
unprätentiös.Die Sängerin, die es<br />
bis zum Jahr 2015 mit immerhin<br />
neun Singles in die deutschen Charts<br />
geschafft hatte,kann sich auch eine<br />
Arbeit als Schreinerin oder Hebamme<br />
vorstellen. „Falls die Leute<br />
mich irgendwann nicht mehr hören<br />
wollen, ist es sinnvoll, sich damit zu<br />
beschäftigen“, so die Schweizerin.<br />
Anja Blacha (29) ist kein Ziel zu hoch.<br />
Eben noch war sie die jüngste Deutsche<br />
auf dem Mount<br />
Everest, jetzt hat sie als<br />
erste Deutsche den<br />
zweithöchsten<br />
Berg<br />
der Erde<br />
bezwungen<br />
–der<br />
K2 gilt als<br />
Griesgram<br />
unter den Gipfeln.<br />
Undjetzt? Kurze<br />
Verschnaufpause,<br />
bevor es Ende<br />
des Jahres auf<br />
Skierndurch<br />
die Antarktis<br />
geht. Respekt!<br />
(avo./mit dpa)<br />
Die gebürtige<br />
Bielefelderin auf<br />
8611 Metern. DPA<br />
TIERE<br />
Strandgut der niedlichen Sorte:<br />
Robbie im Sand.<br />
PRIVAT/DPA<br />
Hoppla: Dasdürfte für die Spaziergängerin<br />
am Hamburger Elbstrand<br />
dann doch eine überraschende Begegnung<br />
gewesen sein. Eine junge<br />
Robbe lag da an der Süderelbe im<br />
Stadtteil WilhelmsburgimSand –<br />
und robbte der Frau und ihrem<br />
Hund gar nicht scheu hinterher.Die<br />
herbeigerufene Wasserschutzpolizei<br />
taufte den kleinen Seehund Robbie,<br />
machte ein Foto und schickte es an<br />
die Seehundstation Friedrichskoog,<br />
die per Ferndiagnose eine amtliche<br />
Unterbringung für das entkräftete<br />
Tier empfahl. Nunwiederum war die<br />
Feuerwehr gefragt, die Robbie vorübergehend<br />
ins Tierheim brachte.<br />
Dortwirdder verirrte Strandgänger<br />
aufgepäppelt, bis er fit genug ist für<br />
den Weitertransportnach Friedrichskoog.<br />
Diereinste Robben-<br />
Odyssee! (avo.)<br />
„Meine Kinder lieben die Geschichten“<br />
Der Zeichner Guy Delisle ist für seine humorvollen Reisecomics bekannt –und setzt sich als Rabenvater in Szene<br />
Mit seinen humorvollen<br />
und zugleich profund<br />
recherchierten Reisecomics<br />
aus Shenzhen<br />
(China), Pjöngjang (Nordkorea), aus<br />
Myanmar oder Israel gehört der kanadische<br />
Zeichner Guy Delisle zu<br />
den Mitbegründern der Comic-Reportage.Mit<br />
seinem Album „Geisel“,<br />
das die wahre Geschichte einer Geiselhaft<br />
in Tschetschenien erzählt,<br />
wechselte er zuletzt erfolgreich ins<br />
ernste Fach. Nun ist trotzdem der<br />
vierte Teil seines ironischen „Ratgebers<br />
für schlechte Väter“ erschienen.<br />
Wir trafen den überaus vielseitigen<br />
Künstler in Berlin –Delisle ließ es<br />
sich bei der Gelegenheit nicht nehmen,<br />
für uns gleich noch ein passendes<br />
Bild zu zeichnen. Selbstverständlich<br />
wurde es unser Aufmacher.<br />
Mister Delisle, hatten Sie nicht angekündigt,<br />
mit den „Ratgebern“ aufzuhören?<br />
Unverhofft kommt oft: EinMagazin<br />
hatte mich um eine Geschichte<br />
gebeten, als ich vonder Lesereise mit<br />
„Geisel“ aus Deutschland heimkam.<br />
Mir fiel gleich die Episode ein, wie<br />
ich in Leipzig einsam im Hotelzimmer<br />
saß und meinen Kindern zu<br />
Hause in Montpellier am Telefon von<br />
meiner tollen Tour vorschwärmen<br />
wollte – sie mich aber abwürgten,<br />
um mit Freunden oder am Computer<br />
zu spielen. Nicht mal die Süßigkeiten,<br />
die ich als Souvenir versprach,<br />
halfen. Aus Frust habe ich<br />
die dann selbst verspeist. Die Geschichte<br />
zeichnete sich vonselbst.<br />
So ging’s wieder los.<br />
Im neuen Buch erzählen Sie, wie<br />
Sie Ihre Tochter im Buchladen<br />
vergessen, Ihren Sohn mit Computerspielen<br />
von den Hausaufgaben<br />
ablenken und die Kinder zu<br />
Komplizen Ihrer Lügen machen. Ist<br />
Ihr Nachwuchs sauer, wenn er so die<br />
Wahrheit erfährt–oder froh, weil Sie<br />
so IhreAutorität untergraben?<br />
Meine Kinder lieben die Geschichten.<br />
So sehr, dass Sie manchmal<br />
versuchen, sich neue auszudenken.<br />
Es wäre natürlich super, wenn<br />
sie ein paar gute Ideen hätten –leider<br />
sind die meisten völlig unbrauchbar.<br />
Wasich ihnen auch sofort sage, um<br />
meinen Ruf als schlechter Vater zu<br />
wahren.<br />
Ihr Deutschland-Besuch war eine<br />
Rückkehr: In den Achtzigern lebten<br />
Sie sogar schon einmal hier.Wie war<br />
das Wiedersehen?<br />
Es hat mir sehr gefallen, auch<br />
wenn ich fast nichts mehr wiedererkannt<br />
habe. Ich denke gern daran<br />
zurück, wie ich hier mein erstes Jahr<br />
außerhalb Kanadas verbrachte: ein<br />
halbes Jahr in München, ein halbes<br />
in Berlin, als Zeichner am ersten<br />
„Werner“-Film. Das war 1989, eine<br />
wirklich aufregende Zeit, um in<br />
West-Berlin zu leben –gerade,als die<br />
Mauer fiel.<br />
Guy Delisle als überforderter Vater.<br />
Für die Leser der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> gezeichnet: Delisle läuft durch Berlin. GUY DELISLE/REPRODUKT (4)<br />
Die perfekte Vorlage für einen Ihrer<br />
autobiografischen Comics.<br />
Darauf wäre ich damals nie gekommen.<br />
Ich weiß: Wie dämlich!<br />
Aber seinerzeit zeichnete noch kein<br />
Mensch Graphic Novels über solche<br />
Erlebnisse. Erst, als ich später nach<br />
Frankreich ging, entdeckte ich das<br />
Magazin des Indie-Verlags L’Association,<br />
der mit Lewis Trondheim und<br />
ZUR PERSON<br />
Guy Delisle, 1966 in Quebec geboren, gilt als „weltgewandtester Comicautor der Gegenwart“,<br />
wie es ARD-Literaturkritiker Denis Scheck ausdrückt. Delisle studierte Kunst in Toronto und arbeitete<br />
ab 1986 für verschiedene Zeichentrickstudios –seit 1989 in Europa.<br />
Ironisch undpädagogisch inkorrekt widmet er sichim„Ratgeber für schlechteVäter“ denRabenvaterfreuden.<br />
Der vierteBand ist jetzt auf Deutscherschienen(Reprodukt, 200 S.,12Euro).<br />
Marjane Satrapi berühmt wurde. Da<br />
wollte ich unbedingt erscheinen –<br />
und zeichnete ein paar autobiografische<br />
Strips.Später kam ich aus China<br />
mit Unmengen Reisenotizen zurück<br />
–genug fürs erste Buch. Ich merkte,<br />
wie viel Spaß es bringt, einfach sich<br />
selbst an diesen Orten zu zeigen, von<br />
denen Journalisten kaum berichten<br />
können.<br />
Sie haben 20 Jahre lang diese Einblicke<br />
in kurzen Episoden mit viel leisem<br />
Humor gezeichnet. Bis Sie „Geisel“<br />
vorlegten: Ein 400-Seiten-Opus<br />
über die Leidensgeschichte eines Dritten<br />
–ohne Gags, in realistischem Stil.<br />
Wollten Sie endlich mal mehr als komisch<br />
sein?<br />
Ich war fasziniert von dieser fast<br />
unbekannten Geschichte, die mir<br />
Christophe Andre –ein Kollege meiner<br />
Frau bei „Ärzte ohne Grenzen“ –<br />
über seine Geiselhaft in Tschetschenien<br />
erzählte. Anfangs haderte ich<br />
damit, jemand anderen sprechen zu<br />
lassen, auch weil ich Subjektives und<br />
Gags weglassen musste. Es wurde<br />
besser, als Christophe jede Seite als<br />
authentisch abgenickt hatte. Denn<br />
ich wollte ja kein amüsantes Buch<br />
zeichnen, sondern seine Geschichte<br />
erzählen. Dazu passte auch mein<br />
Cartoon-Stil nicht. So wurde es ein<br />
echter Marathon! Als ich fertig war,litt<br />
ich fast an Wochenbettdepression –<br />
da kam die Lesetour gerade recht.<br />
Endlich raus aus der Zeichenstube!<br />
In Ihrem Nordkorea-Album gehen Sie<br />
auch der Frage nach, ob es wirklich<br />
möglich ist, dass die Nordkoreaner<br />
die Propaganda ihrer Regierung<br />
glauben. Hat sich diese Frage relativiert,<br />
seit Donald Trump mit „Alternativen<br />
Fakten“ und Fox-News-Propaganda<br />
regiert?<br />
Tatsächlich musste ich an die Parallelgesellschaft<br />
in Nordkorea denken,<br />
als Trump und der Brexit kamen:<br />
In Nordkorea werden die Menschen<br />
ja von Informationen aus dem Rest<br />
der Welt abgeschottet –und arrangieren<br />
sich damit, weil es ohnehin gefährlich<br />
ist, das zu hinterfragen. Im<br />
Westen droht dir natürlich keine Gefahr<br />
– aber der Effekt ist ähnlich,<br />
wenn man sich nur Nachrichten aussetzt,<br />
die die eigene Weltsicht bestätigen:<br />
Man kann von allen möglichen<br />
Seiten leicht manipuliertwerden.<br />
Vorein paar Jahren sind auch IhreComics<br />
in der Weltpolitik gelandet:<br />
Nachdem nordkoreanische Hacker<br />
Daten von Sony Pictures erbeuteten<br />
und die Premiere einer Anti-Nordkorea-Komödie<br />
nach Drohungen ausfiel,<br />
stoppte das Hollywood-Studio<br />
„New Regency“ kurz vor Drehstart die<br />
Verfilmung Ihres Nordkorea-Buches.<br />
Dabei wären Sie von Steve Carell gespielt<br />
worden, und „Fluch der Karibik“-Regisseur<br />
Gore Verbinski hätte<br />
Regie geführt.<br />
Es war irre. Sogar Obama als Präsident<br />
hat Hollywood für das Einknicken<br />
kritisiert. Leider war nichts<br />
mehr zu machen, das Studio kann frei<br />
entscheiden und hat das Projekt beerdigt.<br />
Und das alles zwei Wochen,<br />
bevor ich den endgültigenVertragunterschrieben<br />
hätte und das Geld geflossen<br />
wäre. Ich schätze, das war<br />
wohl Nordkoreas Rache für mein freches<br />
kleines Buch. Diese Bastarde!<br />
DasGespräch führte Steven Geyer.<br />
Der Zeichner berichtete aus Pjöngjang. Am Limit: Alles geben für die Kinder. In Jerusalem warDelisle länger unterwegs.<br />
NACHRICHTEN<br />
Iserlohn: Babyverliertbei<br />
Messerangriff seine Mutter<br />
Nach einem Messerangriff mit zwei<br />
Toten am Bahnhof Iserlohn (Nordrhein-Westfalen)<br />
ist ein dringend Tatverdächtiger<br />
am Sonntag in Untersuchungshaft<br />
wegen Totschlags genommen<br />
worden. Der43-Jährige soll<br />
am Sonnabend in einem Beziehungsstreit<br />
seine getrennt vonihm lebende<br />
32 Jahrealte Ehefrau und ihren 23-<br />
jährigen neuen Lebensgefährten mit<br />
einem Küchenmesser erstochen haben.<br />
Laut Polizei ist die genaue Motivlage<br />
weiter unklar.Der mutmaßliche<br />
Täter und das weibliche Opfer stammen<br />
aus dem Kosovo,das männliche<br />
Opfer aus Afghanistan. DieFrauwar<br />
mit ihrem zwei Monate alten Baby<br />
unterwegs,das unverletzt blieb.Am<br />
Bahnhof herrschte zur Tatzeit hoher<br />
Publikumsverkehr.Zahlreiche Fahrgäste<br />
und Passanten wurden unfreiwillig<br />
Augenzeugen und mussten<br />
seelsorgerisch betreut werden. (dpa)<br />
Mehr als 1000 Tote in Indien<br />
seit Beginn des Monsuns<br />
SchwereRegenfälle haben in Indien<br />
seit Beginn der Monsunzeit im Juni<br />
bereits mehr als 1000 Menschen das<br />
Leben gekostet. BisMitte August<br />
seien in den neun am stärksten betroffenen<br />
Bundesstaaten vorallem im<br />
Nordosten undWesten des Subkontinents<br />
1058Tote gezählt worden, teilte<br />
das Heimatministerium am Sonntag<br />
mit. Diemeisten ertranken in den<br />
Wassermassen oder kamen bei Häusereinstürzensowie<br />
Erdrutschen um.<br />
Für Teile des nördlichen Indiens gaben<br />
die Behörden am Sonntag<br />
Hochwasserwarnungen aus. (dpa)<br />
Neuer Waldbrand wütet auf<br />
Gran Canaria<br />
Der Brand waramSonnabend nahe dem<br />
OrtValleseco ausgebrochen. AFP/D. MARTIN<br />
Erneut ist in den Bergen der spanischen<br />
Urlaubsinsel Gran Canaria ein<br />
schwerer Waldbrand ausgebrochen.<br />
Mehr als 2000 Menschen seien im<br />
Zentrum der Insel in Sicherheit gebracht<br />
worden, teilte der Sicherheitsrat<br />
der Regierung der Kanarischen<br />
Inseln, Julio Perez, mit. Sechs<br />
Ortschaften sind nach Angaben des<br />
Notfalldienstes betroffen, darunter<br />
auch wieder die Gemeinden Tejeda<br />
und Artenara, die schon voreiner<br />
Woche wegen eines starken Feuers<br />
in den Bergen evakuiertwurden. Dabei<br />
waren in der Region südwestlich<br />
der Hauptstadt Las Palmas bereits<br />
rund 1500 Hektar verbrannt. (dpa)<br />
Kölner Zoo spendiertLöwen<br />
eine Fußbodenheizung<br />
DerKölner Zoohat seinen Löwen<br />
eine Luxussanierung des Geheges<br />
spendiert–inklusiveFußbodenheizung.<br />
200 000 Euro kostete der Umbau,<br />
wie der Zoomitteilte.Die asiatischen<br />
Löwen Gina (5) und Navin (3)<br />
können sich nun auf zwei beheizbarenLiegeflächen<br />
ausruhen. DasPärchen<br />
hat die Wahl: Entweder es hält<br />
seine Siesta auf dem Hügel vorder<br />
Nase der Besucher ab oder zurückgezogen<br />
in der neu eingerichteten<br />
Höhle.Als nächstes soll das Quartier<br />
der Tiger saniertwerden. (dpa)