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Industrieanzeiger 22.2019

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22.19<br />

26.08.2019 | 141. Jahrgang www.industrieanzeiger.de<br />

Ultraleichtbau Kleine und mittlere Firmen preschen vor Seite 32<br />

Vernetztes Fahren Die Car2X-Kommunikation rangelt um einheitliche Regeln Seite 46<br />

Elektromobilität Deutschland braucht Fertigung von Batteriezellen Seite 26<br />

Special<br />

Messe<br />

IAA Pkw<br />

ab Seite 28<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 1


Veranstalter:<br />

FORUM<br />

IT-Security<br />

26. September 2019<br />

Technology Academy<br />

Hannover Messe<br />

IT-Security bei der Digitalisierung<br />

der Produktion<br />

Jetzt Partner<br />

werden!<br />

Themen:<br />

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Mehr Infos unter:<br />

https://industrieanzeiger.industrie.de/<br />

forum_it-security/<br />

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2 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


meinung<br />

Irrwege der<br />

Technik-Politik<br />

Vor kurzem fiel ein Wahrzeichen verfehlter Energiepolitik – der<br />

Kühlturm des Atomkraftwerks in Mülheim-Kärlich. Mancher glaubte<br />

bei der Inbetriebnahme des AKW 1987, Strom koste bald so gut<br />

wie nichts mehr. Doch nach nur 13 Monaten Betriebszeit musste der<br />

Meiler stillgelegt werden. Einem jahrelangen Rechtsstreit folgte ab<br />

2004 der Rückbau. Er wird noch einige Jahre in Anspruch nehmen<br />

und am Ende Milliarden verschlungen haben.<br />

Ob wir den undifferenzierten Hype um die Elektromobilität<br />

irgendwann ebenfalls als teuren Technik-politischen Flop sehen werden?<br />

Sicher, Fahrzeuge mit batterieelektrischem Antrieb haben ihre<br />

Stärken. Die liegen aber vorwiegend dort, wo viele den automobilen<br />

Individualverkehr ohnehin gerne abschaffen<br />

würden: im Kurzstrecken- und Stadtverkehr.<br />

Bei Mittel- und Langstrecken-orientierten<br />

Fahrprofilen sind sie – zumindest noch – keine<br />

Alternative. Hinzu kommen andere Nachteile.<br />

Etwa das enorme Schadstoffaufkommen,<br />

das Batterien von ihrer Herstellung bis<br />

zur Entsorgung verursachen. Oder die fragwürdigen<br />

Umstände, unter denen Rohstoffe<br />

gewonnen werden, die ohnehin nicht ausreichend<br />

verfügbar sind. Statt einseitig auf eine<br />

Technologie zu setzen, sollten wir offen nach<br />

der besten Lösung für die Zukunft suchen.<br />

Stichworte sind hier zum Beispiel die Brennstoffzelle<br />

oder synthetische Kraftstoffe.<br />

Überhaupt finde ich die Behinderungs -<br />

politik, die uns seit Jahren begleitet, bedenklich.<br />

Ein Beispiel: Bald soll in Stuttgart flächendeckend<br />

das Tempolimit 40 eingeführt<br />

werden, um den individuellen Straßenverkehr<br />

unattraktiver zu machen. Wäre es<br />

nicht sehr viel sinnvoller, die Attraktivität<br />

der Alternativen zu steigern!?<br />

Zugegeben, das wäre auch deutlich<br />

anspruchsvoller. Aber was Deutschland<br />

und seine Wirtschaft groß gemacht hat, ist<br />

eine hohe Lösungskompetenz, die viele<br />

Innovationen hervorbrachte. Leider regiert<br />

heute allzu oft kopfloser Aktionismus.<br />

•<br />

Themen 22.19<br />

06 Technik-Augenblicke<br />

08 Tipps der Redaktion<br />

12 5 G-Kongress<br />

18 KI-Studie<br />

26 Woche der E-Mobilität<br />

28 Messe IAA Pkw<br />

32 Ultraleichtbau-Sitz<br />

36 Faserverbunde<br />

40 Hybridantriebe<br />

42 Rotationsdichtungen<br />

46 Vernetztes Fahren<br />

50 Single Pair Ethernet<br />

54 Kältemittel-Alternative<br />

56 Robotik<br />

64 Bücher<br />

66 Glosse<br />

Kompetenz in der<br />

Schleuderrad-Strahltechnik<br />

Wir bieten neue und gebrauchte<br />

Schleuderrad-Strahlanlagen<br />

einschließlich Förder- und Filtersystem<br />

an.<br />

Zum Produktprogramm gehören:<br />

• Verschleiß- und Ersatzteile<br />

• Reparatur und (Fern-)Wartung<br />

• Serviceleistungen<br />

… auch für Strahlmaschinen<br />

anderer Fabrikate.<br />

Mona Willrett<br />

Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

AGTOS GmbH<br />

D-48282 Emsdetten<br />

Tel.: +49(0)2572 96026-0<br />

www.agtos.de<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 3<br />

258-01/19-4c


inhalt 22.19<br />

32 | Ultraleichtbau-Sitz<br />

Für diese Machbarkeitsstudie<br />

regnete es Preise: den<br />

German Innovation Award<br />

2019 und wenig später den<br />

Altair Enlighten Award 2019<br />

in der Kategorie „Future of<br />

Lightweighting“<br />

24 | Service<br />

Seit das Servicecenter von<br />

Thyssenkrupp Aufzüge mit<br />

einem neuen Konzept<br />

arbeitet, läuft der Kontakt<br />

zu Technikern und Kunden<br />

entspannter.<br />

45 | Vernetztes Fahren<br />

Um das autonome Fahren<br />

sicherer zu machen, sollen<br />

Autos untereinander und<br />

mit der Infrastruktur<br />

kommunizieren. Eine<br />

einheitliche Sprache fehlt<br />

– zumindest noch.<br />

4 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


Hochleistungs-<br />

Kunststoffe<br />

für e-Mobility.<br />

News & Management<br />

03 Meinung<br />

Attraktive Alternationen anstelle von<br />

kopflosem Aktionismus bei Mobilität<br />

10 Studie<br />

Marktvolumen von Facility Services<br />

wächst, aber es mangelt an Personal<br />

12 Mobilfunkstandard<br />

5 G CMM Conference präsentiert<br />

Anwendungsbreite des 5 G-Standards<br />

14 Messe<br />

E-World in Essen bleibt auch 2020<br />

wichtiger Branchentreff<br />

16 Energieversorgung<br />

PV-Zellenfertigung in Europa<br />

könnte wieder lohnenswert werden<br />

18 Studie<br />

Vertrauen der Deutschen in KI wächst<br />

gegenüber Vorjahr um 25 %<br />

22 Kundenerlebnis<br />

bvik-Experten informieren über<br />

Customer Experience Management<br />

24 Dienstleistungen<br />

Neues Service-Konzept bei Thyssenkrupp<br />

Aufzüge sorgt für Entspannung<br />

26 Elektromobilität<br />

Woche der Elektromobilität an RWTH<br />

Aachen informiert über E-Autos<br />

Messe IAA<br />

●28 Messeüberblick<br />

Die IAA öffnet sich für einen breiten<br />

Technologiemix der Mobilität<br />

30 Elektromobilität<br />

Durch steigende Modellvielfalt könnte<br />

das E-Auto bald günstiger werden<br />

Technik & Wissen<br />

●32 Ultraleichtbau-Sitz<br />

KMU entwickeln kooperativ ein<br />

preisgekröntes Sitzkonzept<br />

36 Composites Europe<br />

Die Messen Composites Europe und<br />

Foam Expo Europe präsentieren alles<br />

zu Composites und Schäumen<br />

38 E-Mobilität<br />

Großkraftwerke und E-Mobile als<br />

effiziente Allianz – ein Plädoyer<br />

40 Automotive<br />

Vielfalt bei Hybridantrieben<br />

erfordert Speziallösungen<br />

42 Antriebstechnik<br />

Rotationsdichtungen können<br />

Reichweite von Elektroautos erhöhen<br />

44 Stanznieten<br />

Verkabeln genügt: Das System<br />

Rivset Automation E startet Plug&Play<br />

●46 Vernetztes Fahren<br />

Die Car2X-Kommunikation<br />

rangelt um einheitliche Regeln<br />

50 Verbindungstechnik<br />

Single Pair Ethernet positioniert sich<br />

als Standard für die smarte Feldebene<br />

52 Keramikkomponenten<br />

Wenig bekannt: Maxon Motor liefert<br />

hochpräzise Keramikkomponenten zu<br />

54 Kältemittel<br />

Anlagenbauer Weiss hat Alternative<br />

zum verbotenen Kältemittel R23<br />

55 Verbindungstechnik<br />

Fließlochformende Schrauben gibt<br />

es jetzt auch für höchstfeste Bleche<br />

56 Robotik<br />

Zulieferer Visteon setzt in der<br />

Intralogistik auf mobile Roboter<br />

59 Qualitätssicherung<br />

Robotergestützte Oberflächen -<br />

inspektion für die Automobilindustrie<br />

Produkte & Service<br />

06 Augenblicke der Technik<br />

08 Tipps der Redaktion<br />

14 Veranstaltungen<br />

20 Menschen<br />

60 Produkte<br />

63 Vorschau & Impressum<br />

64 Bücher<br />

65 Wir berichten über<br />

66 Zuletzt<br />

Zum Titelbild<br />

Das Verarbeitungssystem Rivset Auto -<br />

mation E elektrisiert den modernen Mischbau<br />

(Artikel ab S. 44). Im Markennamen<br />

Rivset bündelt sich das gesamte Böllhoff-<br />

Know-how der Halbhohlstanzniettechnik.<br />

Bild: Böllhoff<br />

Folgen Sie uns online für<br />

noch mehr News.<br />

Innovative Dichtungslösungen<br />

aus Hochleistungs-Kunststoffen<br />

für e-Mobility-Anwendungen.<br />

Reibungsoptimiert, dynamisch dichtend<br />

und für Rotations geschwindigkeiten von<br />

über 100 m/s ausgelegt. Beschleunigen<br />

Sie mit uns in die Zukunft.<br />

Besuchen Sie uns<br />

in Halle 8.0, Stand D13<br />

vom 12. – 22.09.2019<br />

in Frankfurt<br />

bie.automotive@elringklinger.com<br />

Fon +49 7142 583-192<br />

www.ek-kt.de/automotive/e-mobil<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 5


augenblicke der technik<br />

6 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


Zusammen mit Unternehmen aus der<br />

Schmiedebranche und dem Werkzeugbau<br />

entwickeln Wissenschaftler am Institut<br />

für Integrierte Produktion Hannover<br />

(IPH) eine ergonomische Schmiedezange.<br />

Das Produkt soll harte Arbeit erleichtern<br />

und den Krankenstand senken, denn<br />

die Tätigkeit in Schmiedeunternehmen<br />

ist körperlich extrem belastend. Kiloschwere,<br />

glühende Metallteile werden<br />

mit einer Zange aus dem<br />

Ofen entnommen, zur<br />

Presse transportiert und in<br />

einigen Fällen sogar festgehalten,<br />

während sich der Hammer senkt.<br />

Die Werker müssen also nicht nur schwer<br />

heben, sondern auch Stöße und Schwingungen<br />

aus halten. Das belastet Rücken, Schultern,<br />

Handgelenke und kann außerdem die<br />

Ge fäße schädigen. Die neue Zange soll<br />

Stöße und Schwingungen dämpfen, beim<br />

Greifen unterstützen und Belastungen<br />

durch das Bauteilgewicht reduzieren. Im<br />

ersten Schritt untersuchen die Forscher, welche<br />

Arbeit körperlich am stärksten belastet.<br />

Dafür befragen sie Mitarbeiter vor Ort und<br />

messen objektiv die Belastungen in der<br />

Praxis – zum Beispiel mit Brustgurten, die<br />

den Puls und die Atemfrequenz erfassen.<br />

Bild: IPH<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 7


tipps der redaktion<br />

Schwirrende Objekte<br />

Die magnetische Levitationsplattform lässt Objekte wie von Zauberhand<br />

durch die Luft schweben, während diese sich fast schon magisch<br />

langsam um die eigene Achse drehen. Für den Stauneffekt bei Besuchern<br />

- fliegt die Dekofigur wirklich? - sorgt die Float-Technologie.<br />

Bild: Rheinwerk Verlag<br />

Bild: Zjacho<br />

Der intelligente Stift<br />

Kennen Sie das auch: Sie sitzen<br />

in einer Besprechung und schaffen<br />

es einfach nicht, konzentriert zu -<br />

zuhören? Der Livescribe Smartpen<br />

Echo schafft Abhilfe. Er zeichnet<br />

nicht nur alles auf, was man schreibt,<br />

sondern kann auch Audio aufnehmen,<br />

abspielen und mit den Notizen<br />

verknüpfen. Eine zusätz liche kostenpflichtige<br />

OCR-App wandelt die<br />

handschriftlichen Notizen dann in<br />

eine digitale Datei um.<br />

@<br />

Eine<br />

Bild: Livescribe<br />

Denken wie ein<br />

Hacker<br />

Nur wer versteht wie ein Angreifer<br />

denkt, kann seine IT-Systeme auch<br />

wirklich absichern. So die<br />

Beschreibung des Handbuchs<br />

„Hacking & Security“. Die Autoren<br />

sind Sicherheits-Profis und<br />

vermitteln ihr Know-how darüber,<br />

wie sich IT-Infrastrukturen vor<br />

Hackerangriffen schützen lassen.<br />

Das Buch liefert Praxisbeispiele<br />

und konkrete Szenarien.<br />

Übersicht sowie weitere Informationen zu<br />

den einzelnen Tipps erhalten Sie hier:<br />

www.industrieanzeiger.de/tipps<br />

Bild: Rolls-Royce Motor Cars<br />

Champagner-Limousine<br />

Der britische Autobauer Rolls-Royce ist bekannt für seine<br />

eleganten Luxus-Autos. Und auch bei seiner Champagner-<br />

Truhe hat der Hersteller nicht an elegantem Design gespart:<br />

Die Truhe besteht in ihrer Grundausstattung aus Aluminium,<br />

Carbon, Leder sowie Holz der Tudor-Eiche und entspricht<br />

dem Entwurf eines Autos von Rolls-Royce.<br />

8 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


The World’s No. 1 Trade Fair<br />

for Plastics and Rubber<br />

Lightgedanke E-Mobility<br />

Der Kampf Kilos gegen Watt spielt bei der<br />

E-Mobilität und dem autonomen Fahren eine<br />

zentrale Rolle. Leichtbauweise setzt die Branche<br />

unter Strom. Eine außerordentliche Herausforderung.<br />

Die rund 3.200 internationalen Aussteller<br />

der K 2019 werden Ihnen die neuesten<br />

Entwicklungen und wegweisende Innovationen<br />

zu allen Trendthemen der Kunststoff- und<br />

Kautschukindustrie bieten. Seien Sie dabei.<br />

www.k-online.com/ticketshop<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 9


nachrichten<br />

Personalgewinnung ist das A und O<br />

Studie | Das Marktvolumen der Facility Services wächst in Deutschland<br />

zwar auf rund 54 Mrd. Euro, der akute Personalmangel verhindert<br />

aber ein größeres Wachstum. Das ergibt eine Lünendonk-Studie.<br />

Der deutsche Markt für<br />

Facility Services wächst.<br />

Um Personal halten zu<br />

können, braucht es aber<br />

eine attraktive Vergütung.<br />

Bild: naka/Fotolia<br />

Der externe Markt für Facility<br />

Services ist laut einer Lünendonk-Studie<br />

2018 gegenüber<br />

dem Vorjahr um 1,5 % auf<br />

54,2 Mrd. Euro gewachsen.<br />

Rund 600 Mio. Euro Umsatzplus<br />

generierten die Top 25 der<br />

befragten 70 Unternehmen aus<br />

der Branche. Das ist ein Großteil<br />

des Wachstums, der damit<br />

zulasten der kleineren und mittelgroßen<br />

Unternehmen ging.<br />

Größtes Hindernis der<br />

Dienstleister ist der akute Personalmangel,<br />

der sich wohl auch<br />

bei einer etwaigen Konjunkturabschwächung<br />

nicht wesentlich<br />

verringern wird. Die Digitalisierung<br />

trage derzeit nicht zu einer<br />

Reduzierung der Arbeitskräfte<br />

bei. Entlastungseffekte durch<br />

das Automatisieren der Service-<br />

Dokumentation und eine effizientere<br />

Personal-Disposition<br />

werden erst mittelfristig zum<br />

Tragen kommen. Die Dienstleister<br />

rechnen aufgrund des Personalmangels<br />

mit einer stärkeren<br />

Fremdvergabe sowie einer Verlagerung<br />

der Service-Steuerung<br />

hin zum Auftragnehmer. Die<br />

Auftraggeber reagieren auf den<br />

Personalmangel in ihrem Kerngeschäft<br />

mit einer Konzentra -<br />

tion der Recruiting-Kapazitäten<br />

auf Entwicklung, Produktion<br />

und andere Schlüsselbereiche.<br />

Die Studienteilnehmer erwarten,<br />

dass nur eine Minderheit<br />

der Auftraggeber höhere Preise<br />

als Konsequenz aus dem Personalmangel<br />

akzeptieren wird.<br />

Neben der Vergütung sind<br />

eine aktive Mitarbeiterbindung<br />

durch Ausbildung, attraktivere<br />

Arbeitszeitmodelle und Zusatzleistungen<br />

wie Tankgeld oder<br />

betriebliche Altersvorsorge<br />

wichtige Bausteine im Wettbewerb<br />

um Personal. •<br />

Turck mit neuer Struktur fit für die Zukunft<br />

Christian Pauli und Christian Wolf (v.<br />

l.), Geschäftsführer der Turck-Holding,<br />

wollen optimale Strukturen für Produktion,<br />

Logistik und Vertrieb. Bild: Turck<br />

Automatisierung | Mit einer optimierten<br />

Unternehmensstruktur wollen Gesellschafter,<br />

Beirat und Geschäftsführung der Turck-<br />

Holding das internationale Wachstum der<br />

Gruppe nachhaltig stärken. Kern der Aktivitäten<br />

ist die weitgehende Differenzierung innerhalb<br />

der Gruppe in die Sparten Automatisierungstechnik<br />

sowie Entwicklungs- und<br />

Produktionsdienstleistungen. Mit der Fokussierung<br />

auf Technologie-Schwerpunkte<br />

an bestimmten Standorten sollen die Ent-<br />

wicklungs- und Produktionskapazitäten international<br />

deutlich ausgebaut werden: Für<br />

die Automatisierungstechnik wird der<br />

Standort Halver auch künftig als Technologie-<br />

und Produktionsstandort eine strategisch<br />

wichtige Rolle übernehmen und das<br />

Regionalkonzept für Produktion und Logistik<br />

umsetzen. Für Europa realisiert Turck im<br />

polnischen Lublin einen weiteren Produk -<br />

tionsstandort, der im Lauf des Jahres seinen<br />

Betrieb aufnehmen soll. •<br />

10 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


Mehr Platz<br />

für Bildung<br />

Robotik | Kuka wird ab<br />

der ersten Jahreshälfte<br />

2020 seine Kompetenzen<br />

der Aus- und Weiterbildung<br />

in einem neuen Bildungszentrum<br />

vereinen.<br />

Am Hauptsitz in Augsburg<br />

bündelt das Unternehmen<br />

auf 8290 m 2 Fortbildungen,<br />

den Bereich<br />

Ausbildung, Service sowie<br />

Personal- und Weiterentwicklung.<br />

•<br />

Neue Energiemesse in Kanada<br />

Energie | Mit der Electricity Transformation<br />

Canada organisiert die Deutsche Messe<br />

über ihre Tochtergesellschaft Hannover<br />

Fairs Canada vom 9. bis zum 12. November<br />

2020 eine neue Energiemesse in Toronto,<br />

Kanada. Schwerpunkt der Veranstaltung<br />

sind Wind- und Solarenergie, Energiespeicher,<br />

Batterien, Energiesysteme für die Produktion<br />

sowie Finanzierung von regenera -<br />

tiven Energieprojekten. Die beiden bereits<br />

bestehenden Energiemessen CanWEA und<br />

Solar Canada, Kanadas führende Veranstaltungen<br />

für Wind- und Solarenergie, werden<br />

in die Electricity Transformation Canada<br />

integriert. Die Messe findet in Toronto im<br />

Metro Toronto Convention Centre statt.<br />

Zum Auftakt erwartet der Veranstalter<br />

mehr als 200 Aussteller sowie Besucher-<br />

In Kanada findet ab 2020 eine neue Energiemesse<br />

statt, die die bestehenden Messen integriert. Ein Fokus<br />

sind erneuerbare Energien. Bild: nalidsa/Fotolia<br />

gruppen aus den Bereichen Energieversorger,<br />

Transport, Handel, Kommunen, Regierungsorganisationen,<br />

Investoren, Berater,<br />

produzierende Firmen, Non-Profit-Organisationen,<br />

F & E und Projektentwickler. •<br />

Steigern Sie die<br />

Vergabemöglichkeiten<br />

Ihrer Transporte<br />

auf timocom.de<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 11


nachrichten<br />

Ticker<br />

+++ Maschinenbau | Krauss-<br />

Maffei, Anbieter von schlüsselfertigen<br />

Anlagen für Spritzgieß-,<br />

Extrusions- und Reaktionstechnik<br />

(IMM, EXT, RPM), bündelt<br />

ab sofort alle Geschäftsbereiche<br />

sowie die bisherigen Marken<br />

unter dem Dach einer Marke:<br />

Krauss Maffei. +++<br />

Erster 5 G-Kongress<br />

in Hannover<br />

❧<br />

+++ Additive Fertigung | FIT<br />

Additive Manufacturing und<br />

Mitsui & Co. Machine Tech haben<br />

ihre Zusammenarbeit in<br />

Japan bekannt gegeben. Ziel der<br />

Partnerschaft ist es, die addi -<br />

tiven Fertigungslösungen von<br />

FIT für Industriekunden in<br />

Japan zugänglich zu machen.<br />

+++<br />

❧<br />

+++ Generatives Design | Hexagon<br />

übernimmt das Start-up<br />

AMendate und gestaltet damit<br />

einen Markt für generatives<br />

Design. Das junge Unternehmen<br />

wird Teil des MSC-Software-<br />

Geschäfts. +++<br />

❧<br />

+++ Automation | Keba mit<br />

Hauptsitz in Linz, Österreich,<br />

erzielte im vergangenen Geschäftsjahr<br />

(April 2018 bis<br />

März 2019) einen Umsatz von<br />

304 Mio. Euro. Der Umsatzsprung<br />

beträgt 50 Mio. Euro<br />

und das Umsatzwachstum<br />

20 %. Betrachtet auf die letzten<br />

fünf Jahre beträgt das durchschnittliche<br />

jährliche Wachstum<br />

11 %. Im Umsatz ist ein Viertel<br />

des Umsatzes von LTI Motion<br />

enthalten, das seit Ende Dezember<br />

2018 zu Keba gehört. +++<br />

Mit 40 Stunden Konferenzprogramm<br />

will die<br />

5 G CMM Conference<br />

keine Frage offen lassen.<br />

Bild: peshkov/Fotolia<br />

Mobilfunkstandard | Die 5 G CMM Conference der Deutschen<br />

Messe präsentiert die ganze Anwendungsbreite des<br />

5 G-Standards für alle vernetzen mobilen Dinge.<br />

Vom 8. bis 10. Oktober findet<br />

zum ersten Mal die 5 G CMM<br />

(Connected Mobile Machines)<br />

Conference im Convention Center<br />

(CC) auf dem Messegelände<br />

Hannover statt. 5 G wird quer<br />

durch alle Branchen die digitale<br />

Transformation beschleunigen.<br />

Der Kongress beschäftigt sich<br />

unter anderem mit der technologischen<br />

Entwicklung, recht -<br />

lichen Rahmenbedingungen,<br />

Daten- und Systemsicherheit,<br />

Interoperabilität von Netzen<br />

und Systemen sowie neuen Geschäftsmodellen.<br />

Zielgruppen<br />

sind Fach- und Unternehmensverantwortliche<br />

für die Entwicklung<br />

und Produktion<br />

(teil-)autonomer Produkte und<br />

Lösungen.<br />

Ingenieure und Konstrukteure<br />

von mobilen Maschinen, Anlagen<br />

und Geräten stehen vor<br />

der Herausforderung, Kommunikationstechnik<br />

in ihre Produkte<br />

zu integrieren. Dazu ist<br />

Know-how der Netzwerk- und<br />

Funktechnik erforderlich.<br />

Gleichzeitig müssen die vielfäl -<br />

tigen Anwendungen im Blick<br />

behalten werden. Zudem entstehen<br />

auf diesem Wege komplexe<br />

Systeme, deren Verhalten sicher<br />

getestet und validiert werden<br />

muss – gerade 5 G stellt hier mit<br />

der gestiegenen Zahl an Möglichkeiten<br />

zusätzliche Herausforderungen.<br />

Die 5 G CMM ermöglicht<br />

Produktentwicklern deswegen,<br />

sich zu Zulieferern und deren<br />

Komponenten für die Entwicklung<br />

mobiler Maschinen, Anlagen<br />

und Geräte im Allgemeinen<br />

zu informieren – einschließlich<br />

der für mobile Maschinen erforderlichen<br />

Kommunikationssysteme.<br />

Rund 40 Stunden Konferenzprogramm,<br />

mehr als 50<br />

internationale Sprecher sowie<br />

3000 internationale Teilnehmer<br />

lassen keine Frage unbeantwortet,<br />

heißt es. •<br />

12 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


FIT FÜR DIE<br />

INDUSTRIELLE<br />

ZUKUNFT<br />

Maschinenbau braucht<br />

digitale Prozesse<br />

Digitalisierung | An digitalen<br />

Prozessen führt auch im Maschinen-<br />

und Betriebsmittelbau<br />

kein Weg vorbei. Es gilt, Produktion<br />

und Arbeitsabläufe<br />

ganzheitlich zu betrachten, um<br />

sie effizienter gestalten zu können.<br />

Welche Chancen digitale<br />

Arbeitsprozesse eröffnen, ist den<br />

Verantwortlichen im Maschinenbau<br />

allerdings oft nicht bewusst,<br />

so das Ergebnis einer aktuellen<br />

Studie des Industrietechnikanbieters<br />

Item. Zwar sind<br />

bereits in einigen Unternehmen<br />

Ansätze für eine Digitalisierungsstrategie<br />

vorhanden, doch<br />

haben nur 9,2 % der befragten<br />

Prof. Dr. Frank Piller ist Professor<br />

für Technologie und Innovations -<br />

management an der RWTH Aachen.<br />

Bild: Marcus Gerads/RWTH Aachen<br />

Unternehmen eine solche Strategie<br />

bisher umgesetzt. Prof.<br />

Frank Piller von der RWTH<br />

Aachen ist sich sicher: „Digitalisierung<br />

erfordert eine bewusste<br />

strategische Unternehmensentscheidung.“<br />

Und: Wer sich nicht<br />

traue, neue Prozesse zu erfinden<br />

und Dinge auszuprobieren, werde<br />

langfristig vom Markt verschwinden.<br />

•<br />

Auszeichnung für Leichtbausitz<br />

Entwicklungsprojekt | Ein gemeinsam<br />

von CSI Entwicklungstechnik,<br />

der Beratungsfirma<br />

Automotive Management<br />

Consulting (AMC) und dem<br />

österreichischen Maschinenbauer<br />

Alba Tooling & Engineering<br />

entwickelter Ultraleichtbausitz<br />

hat den Altair Enlighten Award<br />

2019 in der Kategorie „Zukunft<br />

des Leichtbaus“ erhalten. Mit<br />

dem Preis werden jedes Jahr die<br />

größten Erfolge bei der Gewichtseinsparung<br />

von Fahrzeugen<br />

ausgezeichnet.<br />

Die Leichtbau-Strategie der<br />

Projekt-Initiatoren basiert auf<br />

einer durchgängigen digitalen<br />

Prozesskette, die es ermöglichte ,<br />

den rund 10 kg leichten Sitz in<br />

nur einer einzigen Baustufe zu<br />

realisieren. Für die Gewichtseinsparung<br />

sorgt das xFK-in-<br />

3D-Wickelverfahren, das mit<br />

Harz imprägnierte Endlosfasern<br />

für eine abfallfreie, kraft- und<br />

spannungsoptimierte Bauweise<br />

nutzt.<br />

•<br />

Für die digitale Konzeption<br />

und Auslegung der Sitzstruktur<br />

nutzten die Partner den<br />

xFK in 3D-Prozess. Bild: CSI<br />

Drei Akademien an einem Ort lassen Sie<br />

ganzjährig innovative Produktionstechnik<br />

live erleben. Gemeinsam mit unseren<br />

<br />

<br />

FORUM IT Security in der<br />

Produktion<br />

IT-Fiasko? Nein, danke!<br />

26<br />

SEP<br />

Änderungen vorbehalten<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Programm (Auszug):<br />

<br />

Moritz Wappner, Cyber Security Consultant,<br />

TÜV SÜD Sec-IT GmbH<br />

<br />

<br />

Thomas Völker, Account Manager und Ressortleiter<br />

Cyberversicherungen, VSMA GmbH<br />

<br />

Jürgen Hahnrath, Head of IoT Solutions Germany,<br />

Cisco<br />

<br />

<br />

<br />

Dr. Frank Stummer, Business Developer und<br />

Mitgründer, Rhebo GmbH<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 13


nachrichten<br />

Veranstaltungen<br />

Innovative Oberflächen,<br />

18. - 19. September, Lüdenscheid<br />

Kunststoffinstitut, Lüdenscheid<br />

www.kunststoff-institut-luedenscheid.de<br />

E-World bleibt<br />

wichtiger Branchentreff<br />

❧<br />

Leichtigkeit PUR 2019, 19. September,<br />

Wolfsburg<br />

FSK Fachverband für Schaumkunststoffe<br />

und Polyurethane e. V., Frankfurt/Main<br />

www.fsk-vsv.de<br />

❧<br />

Fügen von Kupferwerkstoffen,<br />

24. September, Duisburg<br />

Deutsches Kupferinstitut e. V., Düsseldorf<br />

www.kupferinstitut.de<br />

❧<br />

International Rotating Equipment Conference,<br />

24. - 25. September, Wiesbaden<br />

VDMA Pumpen + Systeme, Frankfurt/Main<br />

www.introequipcon.com<br />

S-PTFE und Compounds, 25. September,<br />

Frankfurt/M.<br />

pro-K Industrieverband Halbzeuge und<br />

Konsumprodukte aus Kunststoff e.V.,<br />

Frankfurt/Main<br />

www.pro-kunststoff.de<br />

Metall-Lackierung, 25. - 26. September,<br />

Stuttgart<br />

Technische Akademie Wuppertal e. V.,<br />

www.taw.de<br />

Schwingungsmesstechnik, 26. September,<br />

Darmstadt<br />

AMA Verband für Sensorik und<br />

Messtechnik e.V., Berlin<br />

www.ama-weiterbildung.de<br />

❧<br />

❧<br />

❧<br />

Die Messe E-World<br />

informiert auch 2020<br />

wieder über aktuelle<br />

Trends aus der Energiewelt.<br />

Bild: Udo Geisler<br />

Messe | Von Smart Cities über nachhaltige Versorgungslösungen<br />

bis zu Cybersicherheit: Die E-World informiert 2020<br />

über Trends und Herausforderungen der Energiebranche.<br />

Vom 11. bis 13. Februar 2020<br />

findet in Essen erneut die Messe<br />

E-world energy & water statt.<br />

Damit feiert der Branchentreffpunkt<br />

der europäischen Energiewirtschaft<br />

sein 20-jähriges<br />

Jubiläum.<br />

Der Veranstalter, die Messe<br />

Essen, erwartet 800 internationale<br />

und nationale Aussteller,<br />

die aktuelle Entwicklungen und<br />

Trends der Energiebranche vorstellen.<br />

In diesem Jahr lockte die<br />

Messe mit dem Schwerpunktthema<br />

der Digitalisierung etwa<br />

25.000 Fachbesucher aus aller<br />

Welt an, die sich über Lösungen<br />

für die Einhaltung des Pariser<br />

Klimaabkommens informierten.<br />

Nachhaltige Lösungen für<br />

die Energieversorgung von morgen<br />

stehen auch 2020 ebenso im<br />

Mittelpunkt wie Herausforderungen<br />

der Energiebranche. Auf<br />

dem parallel stattfindenden<br />

Kongress diskutieren Experten<br />

über Smart City, Climate Solu -<br />

tions und Energiewende, Netze<br />

und Infrastruktur.<br />

Eine wichtige Rolle spielt<br />

auch die IT-Sicherheit. Angesichts<br />

einer zunehmend dezentralen<br />

und intelligent vernetzten<br />

Energiewirtschaft ist das Thema<br />

aktueller denn je. Anbieter und<br />

Verbände zeigen auf der Messe,<br />

wie sich Energieversorger und<br />

Stromnetzbetreiber sowie ihre<br />

Infrastruktur und ihre Kunden<br />

vor Cyberangriffen schützen<br />

können.<br />

Ein Karriereforum am dritten<br />

Messetag fokussiert das Recruiting:<br />

Dort können sich Interessierte<br />

etwa über Karrieremöglichkeiten<br />

informieren. •<br />

14 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


Jahrhundert-<br />

Jubiläum<br />

Kabelverschraubung |<br />

Pflitsch blickt auf eine<br />

100-jährige Firmengeschichte<br />

zurück. Die UNI<br />

Dicht vor 50 Jahren, eine<br />

moderne Kabelverschraubung,<br />

oder die Einführung<br />

von Kabelkanälen in den<br />

1980-er Jahren begleiteten<br />

den Weg des Unternehmens<br />

ebenso wie die Strategie,<br />

die Kunden mit<br />

Dienstleitungen rundum<br />

zu unterstützen. •<br />

Zukunft der Automobilproduktion<br />

Tagung | Die Automobilbranche steht vor<br />

dem größten Wandel in ihrer über 130-jährigen<br />

Geschichte – Digitalisierung, wandlungsfähige<br />

Produktion und Umstellung auf<br />

Elektroantrieb sei Dank. Wie sich die anstehenden<br />

Veränderungen bewältigen lassen<br />

können, zeigt die 1. Stuttgarter Tagung zur<br />

Zukunft der Automobilproduktion am 26.<br />

September. Veranstaltet wird die Tagung<br />

vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik<br />

und Automatisierung IPA.<br />

Die Referenten kommen einerseits von<br />

Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />

wie der RWTH Aachen, der Universität<br />

Stuttgart und der Fraunhofer-Gesellschaft,<br />

aber auch von Automobilherstellern wie<br />

Audi und BMW sowie von Zulieferbetrieben<br />

wie Continental oder Bosch Rexroth. •<br />

Unter anderem durch die Digitalisierung<br />

steht die Automobilindustrie vor einem<br />

Wandel. Bild: Herrndorff/Fotolia<br />

Hochpräzise Wellenfedern<br />

mit einer Bauraumeinsparung von bis zu 50%<br />

50%<br />

Reduzierter Bauraum bis zu 50%<br />

gegenüber einer herkömmlichen<br />

Runddrahtfeder, bei gleicher Kraft und<br />

Durchbiegung. Standardteile sind in<br />

Edelstahl und Kohlenstoffstahl<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 15


nachrichten<br />

Zellen-Fertigung<br />

lohnt sich wieder<br />

Energieversorgung | Photovoltaik-Produktion in Europa<br />

wird wieder wettbewerbsfähig, wenn die Größe der Produktionsstätten<br />

stimmt. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom<br />

VDMA in Auftrag gegebene Studie des Fraunhofer ISE.<br />

Ohne eigene PV-Zellenfertigung gerät Europa im Zeitalter<br />

des Klimaschutzes in eine Abhängigkeit von asiatischen<br />

Anbietern. Bild: Smileus/Fotolia<br />

Während die Maschinen zur Herstellung von Solarmodulen noch<br />

immer hierzulande gefertigt werden, ist die Produktion der Zellen<br />

inzwischen fast vollständig nach Asien abgewandert. Nun könnte<br />

die Herstellung von Solarmodulen auch in Europa oder Deutschland<br />

wieder zu wettbewerbsfähigen Kosten und ohne staatliche<br />

Subventionen stattfinden.<br />

Voraussetzung wäre laut einer vom VDMA beauftragten Studie<br />

jedoch eine Produktionskapazität von wenigstens 5 GW pro Jahr.<br />

Das entspräche einem Dreißigstel der derzeit weltweiten Produk -<br />

tionskapazität von circa 150 GW. Eine solche Fabrik würde ein<br />

Investment von gut 1 Mrd. Euro bedeuten und brächte mehrere<br />

Tausend direkte und indirekte Arbeitsplätze.<br />

Um die Energieversorgung im Zeitalter des Klimaschutzes zu<br />

sichern, sind PV-Zellen und -Module in ausreichender Zahl nötig.<br />

Dadurch entstehe eine neue Abhängigkeit für Deutschland und<br />

Europa, obwohl die technologische Kompetenz verfügbar ist, heißt<br />

es.<br />

•<br />

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Wenn der moderne Mischbau elektrisiert<br />

Böllhoff Stanzniettechnik | Mit dem innovativen<br />

Verarbeitungssystem RIVSET Automation E<br />

geht Böllhoff wieder neue Wege. Bei diesem<br />

Verarbeitungssystem liegt der Fokus auf einem<br />

soliden Antrieb, dessen Funktionalität und Flexibilität<br />

in der Anwendung. Kombiniert mit maximaler<br />

Verfügbarkeit und minimalem Wartungsaufwand<br />

bildet es eine weitere Basis für eine<br />

erfolgreiche Produktion. Die Hauptanforderungen<br />

an diese Anlage sind die 100 % elektrische<br />

Installation am Roboter, der kompakte Aufbau<br />

von Setzwerkzeugen und kurze Prozesszeiten.<br />

Wie von Böllhoff gewohnt, kommen auch beim<br />

Stanznieten Fügeelement und Fügewerkzeug aus<br />

einer Hand – beste Voraussetzung für Kunden,<br />

zukunftssichere Lösungen von einem Verbindungsspezialisten<br />

zu beziehen.<br />

22.19<br />

26.08.2019 | 141. Jahrgang www.industrieanzeiger.de<br />

Ultraleichtbau Kleine und mittlere Firmen preschen vor Seite 32<br />

Vernetztes Fahren Die Car2X-Kommunikation rangelt um einheitliche Regeln Seite 46<br />

Elektromobilität Deutschland braucht Fertigung von Batteriezellen Seite 26<br />

Special<br />

Messe<br />

IAA Pkw<br />

ab Seite 28<br />

Weniger<br />

Aufträge<br />

Werkzeugmaschinen | Im<br />

zweiten Quartal 2019<br />

sank der Auftragseingang<br />

der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie<br />

laut<br />

des Branchenverbands<br />

VDW im Vergleich zum<br />

Vorjahreszeitraum um<br />

22 %. Dabei gingen die<br />

Bestellungen aus dem Inland<br />

um 28 % zurück. Die<br />

Auslandsorders verloren<br />

18 %. •<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 1<br />

16 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


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<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 Das Stellenportal für Ihren Erfolg! 17


nachrichten<br />

Vertrauen in KI wächst<br />

Studie | Das Vertrauen der Deutschen in künstliche Intelligenz<br />

(KI) wächst laut einer Studie von Statista: 83 % können<br />

sich vorstellen, mit KI zu kommunizieren.<br />

2018 hatten sich nur 58 % der<br />

insgesamt 1000 Befragten eine<br />

solche Kommunika tion grundsätzlich<br />

vorstellen können.<br />

Denkbar ist für die Befragten<br />

der Studie, die Next Media<br />

Hamburg im Vorfeld des Scoopcamp<br />

– der Innovationskonferenz<br />

für Medien – durchgeführt<br />

hat, vor allem der Konsum von<br />

automatisch generierten Kurzmeldungen<br />

wie Wetterberichten<br />

(63 %) und Verkehrsnachrichten<br />

(51 %).<br />

KI-generierte Musik zu hören,<br />

kommt für 34 % der Deutschen<br />

infrage, ein KI-generiertes<br />

Buch zu lesen, ist für 30 % vor-<br />

stellbar. Skeptischer sind die Befragten<br />

dagegen bei politischen<br />

Berichten, die automatisch erstellt<br />

wurden. Nur 13 % würden<br />

derartige Nachrichten konsumieren<br />

wollen.<br />

Auch das Kennzeichnen von<br />

KI-Texten ist umstritten: Wenn<br />

es auch 29 % der Deutschen<br />

nicht interessiert, ob eine künstliche<br />

Intelligenz im Kreationsprozess<br />

von Medien beteiligt<br />

war, wünschen sich 77 %, dass<br />

KI-Anwendungen als solche erkennbar<br />

bleiben sollten. Nur<br />

10 % der Befragten sprechen<br />

sich dagegen für die Vermenschlichung<br />

von KI aus. •<br />

83 % der Deutschen können<br />

sich laut Umfrage<br />

vorstellen, mit KI zu<br />

kommunizieren.<br />

Bild: fotomek/Fotolia<br />

Fachmesse In.Stand will Orientierung geben<br />

Im Service haben vor allem die<br />

smarten Dienstleistungen zugelegt.<br />

Bild: zapp2photo/fotolia<br />

Industrieservice | Laut des Wirtschaftsverbands<br />

Industrieservice (WVIS) wachsen sowohl<br />

die Instandhaltung in der Industrie als<br />

auch der Umsatz im Industrieservice weiter.<br />

So weist der Branchenmonitor des Verbands<br />

einen Umsatz von deutlich mehr als 20<br />

Mrd. Euro (+4,7 %) für 2018 auf. Martin<br />

G. Eckert, Mitglied des WVIS-Vorstandes,<br />

bescheinigt der Branche ein beschleunigtes<br />

Wachstum. „Die klassischen und auch die<br />

neuen Smart Services bieten gemeinsame<br />

Potenziale für neue Dienstleistungen“, sagt<br />

Eckert. Umso mehr sei die eigene IT-Kompetenz<br />

zu stärken. Vor allem Maschinen- und<br />

Anlagebauer nutzen den Service als wich -<br />

tigen Umsatzbringer. Über 50 % der Firmen<br />

generieren inzwischen mehr als ein Viertel<br />

des Umsatzes aus der Servicesparte, wie eine<br />

Umfrage des Kundendienst-Verbands<br />

Deutschland im Vorjahr ergeben hat. Ein<br />

Hemmnis ist jedoch der drohende Fachkräftemangel:<br />

„Der Wandel der Fähigkeiten von<br />

Instandhaltungsmitarbeitern wird vielleicht<br />

die größte Herausforderung der nächsten<br />

Jahre sein“, sagt Rainer Brenk-Ortolf, Vorstandsmitglied<br />

beim Forum Vision Instandhaltung<br />

(FVI). Auch hierbei will die neue<br />

Fachmesse In.Stand Hilfestellung geben. Am<br />

23. und 24. Oktober treffen sich Instand -<br />

halter und Servicefachleute auf dem Stuttgarter<br />

Messegelände zur neuen Fachmesse<br />

für Instandhaltung und Services. •<br />

18 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


FIT FÜR DIE<br />

INDUSTRIELLE<br />

ZUKUNFT<br />

Deutsche Unternehmen<br />

verlieren im Handelsstreit<br />

Hightech-Industrie | Der Handelskonflikt zwischen<br />

den USA und China geht an der deutschen<br />

Hightech-Industrie nicht spurlos vorbei.<br />

Drei Akademien an einem Ort lassen Sie ganzjährig<br />

innovative Produktionstechnik live erleben.<br />

Die Deutsche Messe Technology Academy bietet:<br />

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und Praktikern<br />

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Programm September - November 2019<br />

04-05<br />

SEP<br />

24-25<br />

SEP<br />

Additive Fertigung: Fertigungsgerechte<br />

<br />

Künstliche Intelligenz in der Produktion<br />

Immer mehr chinesische<br />

Technologieunternehmen<br />

landen auf der sogenannten<br />

„US-Entity-Liste“.<br />

Bild: peterschreiber.me<br />

dia/Fotolia<br />

Immer mehr chinesische Technologieunternehmen,<br />

Universitäten und<br />

Forschungsinstitute landen auf der<br />

sogenannten „US-Entity-Liste“.<br />

Der vorläufige Höhepunkt war die<br />

Listung von Huawei Technologies<br />

im Mai 2019.<br />

Die Listung trifft auch Lieferanten<br />

außerhalb der USA, wenn diese<br />

Güter mit US- Ursprung oder US-<br />

Komponenten verbaut haben und<br />

an die betroffenen chinesischen<br />

Unternehmen liefern. „Damit werden<br />

automatisch auch deutsche<br />

Hightech-Lieferanten in den Handelsstreit<br />

hineingezogen“, so Jörg<br />

Mayer, Geschäftsführer des Industrieverbandes<br />

Spectaris.<br />

Deutsche Lieferanten müssen<br />

nun eine Alterna tive für die US-<br />

Komponenten in ihren Produkten<br />

finden, da viele ihrer US-Zulieferer<br />

die für den chinesischen Endkunden<br />

Huawei bestimmten Lieferungen<br />

umgehend einstellt haben. •<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19<br />

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19<br />

26<br />

SEP<br />

26<br />

SEP<br />

01<br />

OKT<br />

08<br />

OKT<br />

10<br />

OKT<br />

29<br />

OKT<br />

19<br />

NOV<br />

IT-Fiasko - nein, danke!<br />

Forum Additive Fertigung<br />

Neue Entwicklungen beim 3D-Metalldruck in<br />

der Praxis<br />

LearNext 2019 - Next Level of Corporate<br />

Learning<br />

Forum Robotic - Teachen und Trainieren<br />

5G macht Intralogistik smart<br />

Industrie 4.0 in der Fertigung


menschen<br />

Laser-Experten ehren<br />

Photonik-Visionär<br />

Führungswechsel bei<br />

Multivac<br />

Nach über 18 Jahren als Geschäftsführer der<br />

Multivac-Sepp Haggenmüller SE & Co. KG, Wolfertschwenden,<br />

wird Hans-Joachim Boekstegers<br />

(rechts) zum 1. Januar 2020 die Geschäfte an seine<br />

Geschäftsführerkollegen Christian Traumann<br />

(mitte) und Guido Spix (links) übergeben und<br />

aus dem Unternehmen ausscheiden. Beide werden<br />

die Multivac-Gruppe als Doppelspitze weiterführen.<br />

Traumann verantwortet die Bereiche Vertrieb<br />

und Finanzen, Spix Technik und Produktion.<br />

Laser-Experten und Wegbegleiter ehrten Prof. Reinhart<br />

Poprawe, Leiter des Fraunhofer ILT und des Lehrstuhls<br />

für Lasertechnik LLT der RWTH Aachen, für sein<br />

Lebenswerk. Anlässlich seines Ruhestands im Herbst<br />

2019 würdigte die internationale Lasercommunity ihn<br />

mit dem Symposium „Digital Photonic Production und<br />

Industrie 4.0“. Der Photonik-Visionär Poprawe prägte<br />

den technologischen Fortschritt der Branche.<br />

HP stärkt<br />

3D-Geschäft<br />

Kuka ernennt<br />

neuen CTO<br />

Der Technologieexperte<br />

Prof. Dr. Peter Hofmann<br />

erweitert zum 1. November<br />

als neuer Vorstand für Technik<br />

und Entwicklung das Führungsgremium<br />

der Kuka Aktiengesellschaft in<br />

Augsburg. Zuvor war Hofmann bei<br />

der Krones AG als Senior Vice President<br />

für Forschung, Entwicklung und<br />

Digitalisierung im bayerischen Neutraubling<br />

tätig. Mit der Erweiterung<br />

des Vorstandes durch den gebürtigen<br />

Schwaben will Kuka nach eigenen<br />

Angaben den Fokus noch stärker auf<br />

Innovations- und Technologiethemen<br />

setzen.<br />

Vorstandswechsel bei<br />

VDMA-Spannzeuge<br />

Frank Petrolli verantwortet als<br />

3D Printing Sales Manager Germany<br />

in Böblingen ab sofort das<br />

Deutschlandgeschäft für den 3D<br />

Printing-Bereich bei HP Inc. Er leitet das deutsche<br />

Vertriebsteam. Mit Petrolli verstärkt der Technologie-Entwickler<br />

nach eigenen Angaben im wich -<br />

tigen deutschen Markt seine Präsenz mit einem<br />

erfahrenen Fachmann für Automatisierung und<br />

Produktionstechnologie.<br />

Der Geschäftsführer des Kompetenzzentrums<br />

Spannfutter der Aalener Mapal Dr. Kress KG,<br />

Peter Tausend (Bild), wurde zum 1. Vorstand der<br />

Fachabteilung Spannzeuge des VDMA im Bereich<br />

der Präzisionswerkzeuge gewählt. Er folgt in dieser<br />

Position auf Hans-Joachim Molka. Tausend ist bereits<br />

seit 15 Jahren im VDMA aktiv, seit 13 Jahren<br />

als 2. Vorsitzender der Fachabteilung Spannzeuge.<br />

20 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


nachrichten<br />

Gründer von Start-ups haben guten Ruf<br />

Bitkom-Umfrage | 83 % der Bevölkerung<br />

hält Start-up-Gründer<br />

für leistungsorientiert und<br />

zielstrebig, 68 % sehen in ihnen<br />

ein Vorbild für die junge Generation.<br />

Das ist das Ergebnis<br />

einer repräsentativen Befragung<br />

von 1003 Bundesbürgern im<br />

Auftrag des Digitalverbands Bitkom.<br />

Bei den Motiven für die<br />

Gründung überwiegt, anders als<br />

vor fünf Jahren, inzwischen eine<br />

positive Einschätzung. So sagen<br />

60 % der Deutschen, die Grün-<br />

der wollen mit ihrer Idee oder<br />

ihrem Produkt anderen helfen<br />

(2014: 54 %). Nur 58 % meinen,<br />

die Gründer wollen schnell<br />

reich werden (2014: 66 %).<br />

„Wenn Start-up-Gründer für<br />

eine Mehrheit zum Vorbild werden,<br />

dann sollten wir sie in unsere<br />

Schulen und Universitäten<br />

holen“, sagt Bitkom-Präsident<br />

Achim Berg. „Wir müssen dafür<br />

sorgen, dass noch mehr junge<br />

Menschen den Schritt zum eigenen<br />

Start-up wagen.“ •<br />

Neuronale Netze<br />

für Maschinen<br />

Wenn zwischen Ihnen und uns mehr entsteht:<br />

Das ist der MAPAL Effekt.<br />

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EUROPE<br />

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Stuttgart<br />

EMO<br />

EUROPE<br />

16.09. - 21.09.2019<br />

Halle 4 | Stand A18<br />

Hannover<br />

Produktion | Das Projekt „Ennos<br />

– Eingebettete Neuronale<br />

Netze für Optische Sensoren zur<br />

flexiblen und vernetzen Produktion“<br />

kombiniert 3D-Kameras<br />

und neuronale Netze. Die eingesetzten<br />

Verfahren maschinellen<br />

Lernens sollen eine leistungsfähigere<br />

Interpretation der Kameradaten<br />

ermöglichen und haben<br />

großes Potenzial, Maschinen in<br />

Zukunft anpassungsfähiger zu<br />

gestalten.<br />

Das neuronale Netz dient als<br />

„künstliches Gehirn“ zur Entscheidungsfindung<br />

für vordefinierte<br />

Fragestellungen und wird<br />

auf einem FPGA-Chip ausgewertet.<br />

Die Herausforderung:<br />

Die komplexe Struktur und<br />

Größe moderner neuro naler<br />

Netze effizient in eine kompakte<br />

Prozessor-Architektur umzuwandeln.<br />

Wissenschaftler des<br />

DFKI-Forschungsbereichs Augmented<br />

Vision entwickeln im<br />

Projekt Entscheidungsalgorithmen<br />

und Methoden, die neuronale<br />

Netze in der Anzahl ihrer<br />

Neuronen reduzieren und effizienter<br />

machen. •<br />

Sie<br />

powern bei der Entwicklung<br />

elektrischer Antriebe.<br />

Zukunft<br />

aktiv gestalten<br />

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Zerspanungs-Know-how<br />

und Innovationskraft.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 21


Begeisterte Kunden agieren bereitwillig als<br />

Markenbotschafter und Empfehlungspartner.<br />

Bild: blacksalmon/Fotolia<br />

bvik-Experten informieren über Customer Experience Management<br />

Das Einmaleins der<br />

Kundenbegeisterung<br />

Kundenerlebnis | Jeder Kontakt mit einem Industrieunternehmen<br />

beeinflusst die Kaufentscheidung<br />

eines Interessenten. Positive Erfahrungen erhöhen<br />

die Wahrscheinlichkeit, dass er sich für einen bestimmten<br />

Anbieter entscheidet und zum Kunden wird.<br />

Neukunden zu gewinnen, ist eine Sache. Sie zu treuen<br />

Stammkunden zu entwickeln, eine ganz andere. Hierfür<br />

muss die Kundenerfahrung über den gesamten Kundenlebenszyklus<br />

hinweg konsistent und begeisternd sein.<br />

Denn: Kunden sind zufrieden, wenn sie bekommen, was<br />

sie erwarten. Loyal sind sie aber erst, wenn ein Unternehmen<br />

sie über ihre Erwartungen hinaus begeistert.<br />

Genau hier setzt Customer Experience Management<br />

(CXM) an. Wie es sich in der Praxis umsetzen lässt,<br />

zeigt folgendes Best-Practice-Beispiel.<br />

Die Firma Sauber stellt Pflege- und Wartungsprodukte<br />

für Industriemaschinen her. Zur Zielgruppe gehören<br />

produzierende Unternehmen, welche die Produkte bei<br />

ihren Maschinen anwenden, sowie Anlagenhersteller,<br />

die die Maschinen vor der Auslieferung an die Industriebetriebe<br />

reinigen und warten. Für beide Kundengruppen<br />

stehen Qualität, Preis und die nachhaltige Einsatzfähigkeit<br />

der Reinigungs- und Wartungsutensilien im<br />

Vordergrund. Die Firma Sauber hat verstanden, dass genau<br />

dies die Themen sind, mit denen sie Kunden und<br />

Interessenten begeistern kann.<br />

Persona definieren<br />

Damit das Marketing nicht auf bloßen Vermutungen<br />

und Bauchgefühlen basiert, hat es mithilfe des Buyer-<br />

Persona-Konzepts ein Wunschkunden-Profil erstellt. Die<br />

Persona steht für einen typischen Maschinenbauer, der<br />

seine Anlagen an Industriebetriebe liefert. Als pflicht -<br />

bewusster Produktionsleiter trägt sie die Verantwortung<br />

für einen reibungslosen Produktionsablauf. Die Maschinen-Reinigung<br />

und -Wartung soll schnell und effektiv<br />

erfolgen. Über die Trends und Themen in ihrer Branche<br />

informiert sich die Persona mit Produktkatalogen,<br />

Fachmedien, Online-Recherchen, Newslettern und Veranstaltungen.<br />

An relevanten Touchpoints präsent sein<br />

Mit dem Wissen um das Informationsverhalten kann<br />

die Firma Sauber die Touchpoints zwischen sich und der<br />

Persona gezielt zusammentragen:<br />

• Artikel und Anzeigen in Fachzeitschriften<br />

• Fach- und Branchenmessen<br />

• Newsletter von Geschäftspartnern und Kunden<br />

• Produktkataloge/Broschüren<br />

• Google-Suche<br />

• (Bestell-)Telefonate<br />

• Blog/Unternehmenswebsite<br />

• Vor-Ort-Verkaufstermine und -Produktvorführungen<br />

Um reale Vertreter der Persona zu erreichen, muss<br />

die Firma Sauber an all diesen Touchpoints mit hilfreichen<br />

Informationen präsent sein und auch andere Kontaktpunkte<br />

wie die Website und Social-Media-Kanäle<br />

darauf abstimmen. Wichtig ist, konsistent zu kommunizieren<br />

und immer wieder zu begeistern – vom ersten<br />

Kontakt bis hin zur Bestandskundenbetreuung.<br />

Als Inhaber eines mittelständischen Maschinenbauunternehmens<br />

ist Peter Produzent unzufrieden mit den<br />

verwendeten Reinigungsprodukten und Wartungsutensilien,<br />

da entsprechende Arbeiten oft sehr lange dauern<br />

und kostspielige Produktionsausfälle verursacht werden.<br />

In analogen und digitalen Fachzeitschriften stößt er<br />

auf die Firma Sauber, die dort Anzeigen und Artikel zum<br />

Thema „Industriemaschinen pflegen“ platziert hat.<br />

Auch auf einer Messe hat Peter den Namen schon einmal<br />

wahrgenommen. Dass er sich sofort angesprochen<br />

fühlt, kommt nicht von ungefähr. Denn Peter ist ein realer<br />

Vertreter der definierten Buyer Persona.<br />

22 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


news & management<br />

Den Entscheidungsprozess begleiten<br />

Als wieder einmal eine Maschine aufgrund von Reinigungsarbeiten<br />

sehr lange stillsteht, beschließt Peter, sich<br />

nach Alternativen umzusehen. Via Google-Suche gelangt<br />

er auf die Website der Firma Sauber. Dort bestellt<br />

er einen Produktkatalog, abonniert den Newsletter und<br />

bestätigt die Anmeldung per Double-Opt-in. Tage später<br />

studiert er den Produktkatalog und findet im<br />

Newsletter den Hinweis auf ein Whitepaper mit Tipps<br />

für die Reinigung und Wartung von Industriemaschinen.<br />

Die Lektüre ist sehr aufschlussreich. Als Reaktion<br />

auf den Whitepaper-Download erhält er ein Mailing, in<br />

dem ihm die Firma Sauber den Use Case „Effizienzsteigerung<br />

durch saubere Maschinen“ präsentiert.<br />

Der Fall ähnelt Peters Problem sehr und er vereinbart<br />

einen Termin mit dem Vertrieb. Dieser führt die Produkte<br />

vor Ort an den Maschinen vor und lässt Broschüren<br />

da. Etwas später schickt die Firma ein Angebot, das genau<br />

Peters Vorstellungen entspricht. Er bestellt bei der<br />

Firma Sauber – und erhält sogar einen Rabattgutschein<br />

für die nächste Bestellung. Peter ist begeistert.<br />

Warum wechselt Peter den Anbieter so bereitwillig?<br />

Im Verlauf seines Entscheidungsprozesses erhält er an<br />

allen Touchpoints relevante Informationen: einen übersichtlichen<br />

Produktkatalog, ein nützliches Whitepaper,<br />

einen praktischen Use Case und ein passendes Angebot.<br />

Und auch nach seinem Kauf überzeugt ihn die Firma<br />

Sauber. Sie hat ein 24/7-Service-Center, schickt Peter<br />

eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für effiziente Reinigungsvorgänge<br />

und bietet ihm nach einiger Zeit an, ein<br />

Abonnement für die regelmäßige Auffüllung der verbrauchten<br />

Produkte abzuschließen. Peter ist vom Erstzum<br />

Wiederkäufer geworden. Als Dankeschön lädt ihn<br />

die Firma Sauber zur Teilnahme an einer Industrie -<br />

messe ein.<br />

Einen inhaltlichen Überblick zum Thema Customer<br />

Experience Management im B2B gibt das Smart-Book<br />

„Customer Experience Management“ von SC-Networks,<br />

das unter der Adresse: https://tinyurl.com/<br />

y683dfw4 kostenlos heruntergeladen werden kann. •<br />

Die Persona steht für<br />

einen typischen Maschinen -<br />

bauer, der seine Anlagen<br />

an Industriebetriebe liefert.<br />

Martin Philipp<br />

Geschäftsführer der SC-Networks GmbH/Evalanche<br />

und Fördermitglied des bvik<br />

Um reale Vertreter der Persona zu erreichen, müssen<br />

Unternehmen an allen relevanten Touchpoints mit<br />

hilfreichen Informationen präsent sein und konsistent<br />

kommunizieren. Bilder: SC-Networks<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 23


Um auf Anrufer einfühlsamer eingehen zu können, arbeitet Service24 mit dem neuen Konzept „Emotional Power“. Bild: Thyssenkrupp Steel Europe<br />

Innovatives Service-Konzept bei Thyssenkrupp Aufzüge<br />

Fahr den Spaß<br />

nach oben<br />

Dienstleistungen | Seit das Servicecenter von Thyssenkrupp<br />

Aufzüge, Service24, mit einem neuen Konzept arbeitet, laufe<br />

der Kontakt zu Servicetechnikern und Kunden entspannter. So<br />

erwartet etwa eingeschlossene Personen, die den Notruf<br />

drücken, ein einfühlsamer, kompetenter Dialog. Von der entspannten<br />

Professionalität profitieren auch die Mitarbeiter.<br />

Bei der Notrufzentrale Service24 von Thyssenkrupp<br />

Aufzüge laufen 90.000 Anrufe im<br />

Monat auf. Zu Stoßzeiten sind es 85 pro<br />

Minute. Hier klingeln die hauseigenen Servicetechniker<br />

genauso durch wie eingeschlossene<br />

Passagiere, Hausverwalter und<br />

Eigentümer. Viele Calls sind kurze Anlagenchecks.<br />

Andere wiederum sind anspruchsvoll.<br />

Hinzu kommen die Notrufe eingeschlossener<br />

Personen, die nicht nur Schnelligkeit<br />

erfordern (90 % der Notrufe werden<br />

innerhalb 15 Sekunden entgegengenommen),<br />

sondern auch Empathie. Das hohe<br />

Anrufvolumen, der Mix aus Routine-Calls,<br />

anspruchsvollen Gesprächen und Notrufen<br />

sowie der fachliche Anspruch von Thyssenkrupp,<br />

verlangt den Mitarbeitern einiges ab.<br />

Die Service-Kommunikation ist professionell,<br />

freundlich und sachlich.<br />

Neue Servicestimmen aus dem Aufzug<br />

Dies reicht den Teams um Abteilungsleiterin<br />

Bärbel Rensch jedoch nicht mehr aus. Um<br />

auf Anrufer einfühlsamer eingehen zu können,<br />

mit der emotionalen Belastung und<br />

dem Stress im Alltag besser klar zu kommen,<br />

arbeitet Service24 jetzt mit dem Ser-<br />

24 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


news & management<br />

Ein neues Service-<br />

Konzept kann einen<br />

Kulturwandel im<br />

Team hervorrufen.<br />

Bild: nd3000/Fotolia<br />

Humor und Empathie<br />

im Service<br />

vice-Konzept „Emotional Power“ von Top-<br />

Perform. Das von den Teamleitern entwickelte<br />

Motto „Fahr den Spaß nach oben“<br />

samt Hashtag #fdsno ist dabei Programm:<br />

Die Kundengespräche sollen leichter von<br />

der Hand gehen, Freude bereiten und verständnisvoller<br />

werden.<br />

Kulturwandel im Team<br />

Denn, das hat man bei Thyssenkrupp festgestellt:<br />

Um Kunden emotional zu berühren,<br />

reichen freundliche, auf die sachliche Lösung<br />

fokussierte Gespräche nicht aus. Stattdessen<br />

soll mit den Kunden ein einfühlsamer,<br />

lockerer Dialog entstehen, der alle entspannt.<br />

„Ziel ist es, die Lage des Gesprächspartners<br />

emotional zu spiegeln und bisweilen<br />

humorvoll aufzugreifen“ erklärt Rensch.<br />

Damit soll der Service besser und die Mitarbeiter<br />

zufriedener werden.<br />

Hierfür mussten sich Atmosphäre und<br />

Einstellung in den Teams ändern. Angestoßen<br />

wurde der Kulturwandel durch Workshops<br />

im Führungskreis, gefolgt von Impulstagen<br />

für alle Mitarbeiter.<br />

Die Anleitung ist simpel wie anspruchsvoll:<br />

Einfach etwas anders machen, indem<br />

alle immer wieder aus der Gesprächsroutine<br />

ausbrechen. Statt den Servicetechniker mit<br />

Standardfloskeln abzuspeisen, wird er beim<br />

Systemtest zum Lachen gebracht. Der Effekt:<br />

Der Mitarbeiter empfindet die vielen<br />

Routinetelefonate als weniger belastend –<br />

freut sich sogar auf den nächsten Anruf.<br />

„Wir können dadurch auch schon mal<br />

spontan die Stimmung im Team drehen“,<br />

beschreibt Teamleiter Martin Sahm das<br />

Konzept, bei dem auch spielerische Ansätze<br />

wie Floskel-Bingos die gute Laune in den<br />

Teams fördern sollen. Die Achtsamkeit und<br />

Wachheit in den Routinedialogen helfen<br />

auch bei der Kommunikation mit eingeschlossenen<br />

Personen oder in schwierigen<br />

Kundengesprächen.<br />

Wer im Gespräch überraschen will, muss<br />

sich trauen, etwas auszutesten. Für die Führungskräfte<br />

keine einfache Aufgabe. Sie<br />

müssen zulassen, dass die Mitarbeiter sich<br />

im Gespräch ausprobieren. Teamleiter Mirko<br />

Ebel hat seine Hausaufgaben gemacht:<br />

„Ich vertraue meinen Mitarbeitern und lasse<br />

deutlich mehr Experimente zu als früher.“<br />

Das Fazit von Abteilungsleiterin Bärbel<br />

Rensch: „Ich war überrascht über die positive<br />

Resonanz der Mitarbeiter, wie bereitwillig<br />

sie die neuen Impulse aufgenommen und<br />

umgesetzt haben. Da haben auch meine<br />

Teamleiter gute Arbeit geleistet.“ Insgesamt<br />

hat sich die Atmosphäre bei den freundlichen<br />

Servicestimmen aus den Aufzügen gelockert.<br />

Es wird mehr gelacht, positive Gespräche<br />

werden stärker wahrgenommen<br />

und auch bei den Gesprächspartnern<br />

kommt die überraschend sympathische Art<br />

zu kommunizieren gut an. •<br />

Ralph Lange und Helga Schuler<br />

Inhaber von Top Perform und Gründerin<br />

Top Perform, Darmstadt<br />

• Ziel Qualitätssprung: Der Sprung von<br />

guten Servicegesprächen auf solche mit<br />

Top- Niveau ist nicht einfach. Bei Thyssenkrupp<br />

Aufzüge gelang dies mit einem<br />

Konzept, das die Freude am Gespräch<br />

und den empathischen Kundendialog in<br />

den Vordergrund stellt (Emotional<br />

Power).<br />

• Die letzten 20 %: Gemessen wird Servicequalität<br />

über den Net Promoter<br />

Score, einen Index für Kundenbindung<br />

und Empfehlungsbereitschaft. Nur wenn<br />

Kunden auf einer Skala von 1 bis 10<br />

einen Wert über 8 geben, gilt dies als<br />

hohe Servicequalität. Viele Serviceorga -<br />

nisationen hängen an den letzten 20 %.<br />

Die Hürde lässt sich oft nur mit einem<br />

anderen Verhalten überwinden.<br />

• Mehr als gut und freundlich: Serviceexzellenz<br />

wird meist über die Sachebene<br />

verstanden. Was Kunden jedoch viel<br />

mehr berührt, sind Gespräche, die auf<br />

ihre Situation eingehen oder humorvoll<br />

aufgreifen. Dann fühlt sich Kommunikation<br />

leicht an und macht einen Qualitätssprung.<br />

• Wach bleiben: Mal ein anderer Gesprächseinstieg,<br />

eine neue Verabschiedung,<br />

hält wach und aufmerksam. Auch<br />

Humor hilft. Allerdings muss die Führungsebene<br />

den Plauderton verstehen und<br />

zulassen. Deshalb setzt das Training dort<br />

an. Teamaktivitäten wie Nicht-Meckertage,<br />

Doofe-Ausreden-Bingos oder Impuls-<br />

Cafés heben die Stimmung und färben<br />

selbst auf Skeptiker positiv ab. Humorvoller,<br />

empathischer Service macht deshalb<br />

auch die Mitarbeiter zufriedener.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 25


news & management<br />

Rund um das E-Auto<br />

geht es am PEM der<br />

RWTH Aachen vom<br />

14. bis 17. Oktober.<br />

RWTH Aachen informiert über E-Autos<br />

Aufholen mithilfe<br />

von Batteriezellen<br />

Elektromobilität | Im Verkehrssektor dominieren zum<br />

aktuellen Zeitpunkt Verbrennungskraftmaschinen,<br />

während der Anteil umweltfreundlicher Antriebsarten<br />

noch verschwindend gering ist. Entsprechend hoch ist<br />

der Bedarf emissionsfreier und kostengünstiger Mobilitätslösungen.<br />

Der Verkehrssektor ist in Deutschland mit circa 30 %<br />

bereits heute für einen signifikanten Anteil des End -<br />

energieverbrauchs verantwortlich – Tendenz steigend.<br />

Das Umweltbundesamt prognostiziert 2019 beispielsweise<br />

ein jährliches Wachstum des Güterverkehrs in<br />

Deutschland von 20 %.<br />

Wandel zur Elektromobilität muss gelingen,<br />

um Klimaziele zu erreichen<br />

Das ehrgeizige Ziel, innerhalb des Verkehrssektors bereits<br />

bis 2030 eine Minderung des verkehrsbedingten<br />

CO 2 -Ausstoßes um mehr als 40 % zu erreichen, kann<br />

nur durch den verstärkten Einsatz elektrifizierter Fahrzeugantriebe<br />

im Straßenverkehr ermöglicht werden. Damit<br />

die ambitionierten Klimaziele auch unter Berücksichtigung<br />

steigender Neuwagenzulassungen erreicht<br />

werden können, muss zwingend der Wandel hin zur<br />

Elektromobilität gelingen. Die Kernherausforderung<br />

liegt in der kostengünstigen und nachhaltigen Produk -<br />

tion von Elektrofahrzeugen und ihrer Komponenten.<br />

Dabei stellt die Batterie als Hauptkostentreiber eine<br />

Schlüsseltechnologie dar, die maßgeblich den Markt -<br />

erfolg von Elektrofahrzeugen bestimmen wird.<br />

Dies zeichnet sich insbesondere durch die starke<br />

Reichweitendeterminierung und den hohen Wertschöpfungsanteil<br />

von 30 bis 40 % am Gesamtfahrzeug aus.<br />

Bereits heute werden Batteriemodule und -systeme erfolgreich<br />

in Deutschland entwickelt und gefertigt. Die<br />

Herstellung der Batteriezellen, die zu Batteriemodulen<br />

integriert werden, ist hingegen vorwiegend in Asien vorzufinden.<br />

Bedingt durch den hohen Anteil der Wertschöpfung<br />

einer Batteriezelle am Batteriesystem ist aktuell damit<br />

auch ein signifikanter Anteil der Wertschöpfung nicht in<br />

Deutschland angesiedelt. Daraus folgt eine hohe Abhängigkeit<br />

deutscher Unternehmen von asiatischen Zulieferern.<br />

Gleichzeitig bestimmt die Batteriezelle maßgeblich<br />

die Leistungsfähigkeit des Elektrofahrzeuges und ist<br />

eines der entscheidenden Differenzierungsmerkmale in<br />

batteriebetriebenen Produkten.<br />

Um Deutschland als Leitmarkt für die Elektromobilität<br />

sowie für weitere batteriebetriebene Produkte zu<br />

etablieren, muss auch die Wertschöpfung überwiegend<br />

hierzulande angesiedelt werden. Seit Ende 2015 gibt es<br />

jedoch in Deutschland keine nennenswerte kommerzielle<br />

Zellherstellung für die Verwendung in elektrifizierten<br />

Fahrzeugen mehr. Aus Sicht der Industrie und Wissenschaft<br />

ist es dennoch essenziell, eine industrielle Massenfertigung<br />

für Batteriezellen aufzubauen. Dies ist ins-<br />

26 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


“Woche der<br />

Elektromobilität“<br />

Wer mehr über die Forschungsfertigung<br />

Batteriezelle (FFB) aber auch der Batteriezell-,<br />

Batteriemodul- und Batteriepackfer -<br />

tigung sowie Kooperations- und Partizipa -<br />

tionsmöglichkeiten erfahren möchte, wird<br />

bei der Woche der Elektromobilität des<br />

Lehrstuhls Production Engineering of<br />

E-Mobility Components (PEM) der RWTH<br />

Aachen zwischen dem 14. und 17. Oktober<br />

2019 fündig.<br />

Aus Sicht der Industrie und Wissenschaft ist es essenziell, in Deutschland eine industrielle Massenfertigung für<br />

Batteriezellen aufzubauen. Bilder: PEM/RTH Aachen<br />

besondere vor dem Hintergrund der hohen Abhängigkeit<br />

von asiatischen Herstellern und der dort erbrachten<br />

Wertschöpfung notwendig.<br />

Eine wesentliche Herausforderung für die Befähigung<br />

einer industriellen Zellfertigung stellt die frühzei -<br />

tige und kosteneffiziente Skalierung der Produktionsprozesse<br />

für neue Zelldesigns und -generationen dar.<br />

Zwar verfügt der Wirtschaftsstandort Deutschland über<br />

spezialisierte Weltmarktführer im Maschinen- und Anlagenbau,<br />

jedoch können diese ihre Technologien nicht<br />

adäquat in laufenden Zellfabriken testen und weiterentwickeln.<br />

Deutschland hinkt weltweit hinterher<br />

Der Wissensvorsprung der asiatischen Zellhersteller<br />

kann somit nur bedingt aufgeholt werden, da essenzielle<br />

Themen wie etwa die Integration und der Anlauf neuer<br />

Zellchemien, die energieoptimierte Produktion sowie<br />

ein durchgängiges Datenkonzept zur Ausschuss -<br />

minimierung und Qualitätssteigerung von deutschen<br />

Maschinen- und Anlagenbauern nur eingeschränkt<br />

adressiert werden können. Um diesen Wissensrückstand<br />

aufzuholen sowie Kompetenzen und Alleinstellungsmerkmale<br />

in der Großserienproduktion zu schaffen,<br />

wurde das Vorhaben Forschungs fertigung Batteriezelle<br />

(FFB) initiiert.<br />

Die FFB soll die Voraussetzung für eine Batteriezellfertigung<br />

in Deutschland schaffen sowie deren Bestand<br />

in der Zukunft sichern. Zukünftige Batteriezelldesigns<br />

sollen frühzeitig auf einer großindustrialisierten Anlage<br />

getestet und erprobt werden, um den Anlauf in der industriellen<br />

Fertigung von Batteriezellen möglichst effizient<br />

und ohne hohe Anlaufverluste zu realisieren. Damit<br />

sollen wesentliche Kosten in der industriellen Fertigung<br />

eingespart werden und infolgedessen ein qualitätsund<br />

kostenoptimiertes Produkt angeboten werden. Insbesondere<br />

wird mit dem Aufbau der FFB die Erzeugung<br />

von geistigem Eigentum sowie die Befähigung des<br />

Maschinen- und Anlagenbaus fokussiert.<br />

Der Aufbau sowie der Betrieb der FFB wird unter der<br />

Trägerschaft und Federführung der Fraunhofer-Gesellschaft<br />

erfolgen. Bei der Umsetzung der Forschungsfertigung<br />

Batteriezelle sollen sowohl Forschungsinstitute als<br />

auch Industrieunternehmen mitwirken, um so den<br />

Transfer von neuen Batteriekonzepten und Produk -<br />

tionsverfahren in die Praxis zu beschleunigen. Damit<br />

stellt die FFB ein Vorhaben für ganz Deutschland, insbesondere<br />

für deren Forschungsinstitutionen und der<br />

Industrie dar.<br />

Für den Aufbau und Betrieb der Forschungsfertigung<br />

Batteriezelle werden Mittel von Land und Bund in Höhe<br />

von 700 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Dabei<br />

stellt das Land Nordrhein-Westfalen mehr als 200 Mio.<br />

Euro bereit. Dieses zeichnet sich durch eine konzentrierte<br />

Batteriezell- sowie Batterieproduktionsforschung aus.<br />

Professor Martin Winter aus Münster (Leitung MEET)<br />

sowie sein Aachener Kollege Professor Achim Kampker<br />

(PEM der RWTH Aachen) sind international führende<br />

Experten auf ihrem Gebiet und unterstützen das Vorhaben<br />

mit ihrer Expertise.<br />

•<br />

Prof. Dr.-Ing. Achim Kampker, Dr.-Ing. Heiner Heimes,<br />

Patrick Treichel, Tom Möller, Christian Offermanns<br />

WZL der RWTH Aachen<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 27


messe iaa<br />

Die IAA öffnet sich für einen breiten Technologiemix der Mobilität<br />

Automesse im Wandel<br />

Überblick | Die Internationale Automobilausstellung<br />

(IAA Pkw) wandelt sich von der Karossenschau zur<br />

Messe der Mobilität der Zukunft. Dabei kommt neben<br />

Konferenzen auch das Erlebnis nicht zu kurz.<br />

Die Messe<br />

Die IAA Pkw findet traditionell in Frankfurt<br />

am Main statt und wechselt sich mit der<br />

IAA Nutzfahrzeuge in Hannover ab. Vom<br />

12. bis 22. September 2019 trifft sich die<br />

Branche wieder in Hessen. Die ersten beiden<br />

Tage sind den Fachbesuchern vorbehalten,<br />

Tagestickets kosten 46 €. Reguläre Besuchertickets<br />

(gültig ab dem 14.9.) kosten<br />

zwischen 13 Euro an Werktagen und 15<br />

Euro am Wochenende, für 19 Euro gibt es<br />

ein Geschenkticket. Ein kurzer Nachmittagsbesuch<br />

ab 15 Uhr an Werktagen kostet<br />

9 Euro. Wer zur Konferenz vom 11. bis<br />

13.9. will, kann mit dem Early-Bird-Ticket<br />

für 519 € sparen, sobald diese vergriffen<br />

sind kostet die Veranstaltung 649 Euro. Die<br />

reguläre Messe ist damit bis 15.9. inklu sive.<br />

„Die IAA transformiert sich, so wie die<br />

Branche auch“, sagt VDA-Präsident Bernhard<br />

Mattes. „Automobilunternehmen treffen<br />

auf neue Player. Die IAA wird interak -<br />

tiver, vernetzter, digitaler. Trends und Themen<br />

werden branchenübergreifend vorgestellt<br />

und diskutiert.“ Ein ähnlicher Wandel<br />

zeichnet sich schon seit einigen Jahren auf<br />

der anderen Seite der Technologieszene ab:<br />

Auf der CES, bekannt für Konsumelektronik,<br />

stellen immer mehr Automobilfirmen<br />

und auch ihre Zulieferer aus, denn das Auto<br />

ist inzwischen fester Bestandteil des digitalen<br />

Lifestyles. Daher wundert es nicht, dass<br />

im Gegenzug auch die IAA nicht mehr stur<br />

auf das Auto als Verbund aus Motor und<br />

Blechkleid fokussiert, sondern die Mobilität<br />

thematisch als ganzes aufgreift. Im Mittelpunkt<br />

der Messe stehen daher die Kernthemen<br />

Automation, Connectivity, Clean and<br />

Sustainable Mobility, Urban Mobility sowie<br />

Mobility-as-a-Service.<br />

Ansprechen möchte man diese Punkte in<br />

vier Formaten: Die „Conference“ ist eine<br />

Veranstaltungsreihe auf unterschiedlichen<br />

Bühnen, wo neben klassischen Automotive-<br />

Sprechern vor allem auch IT-, Tech- und<br />

Mobilitätsunternehmen über Trends und<br />

Technik von morgen berichten. Zu hören<br />

sind dort etwa John Krafcik, Chef der Google-Car-Tochter<br />

Waymo, IBM-CEO Virginia<br />

Rometty oder Formel-1-Champion Nico<br />

Rosberg, der inzwischen ebenfalls tief in der<br />

Mobilität- und Greentech-Industrie vernetzt<br />

ist. „Exhibition“ heißt die klassische Ausstellung,<br />

welche die gesamte Wertschöpfungskette<br />

abbildet. Auf den Konferenzbühnen<br />

und im Ausstellerbereich drehen sich<br />

die Debatten und Gespräche um Themen<br />

wie künstliche Intelligenz, User Interfaces<br />

und Infotainment Systeme, alternative Antriebe,<br />

Lösungen für den Klimawandel und<br />

Luftqualität, Smart Cities oder die Sharing-<br />

Economy.<br />

Ausprobieren ausdrücklich erlaubt<br />

Der dritte Bereich „Experience“ bringt Erlebnisse<br />

aufs Gelände, zum Beispiel mit<br />

einem Outdoor-Parcours und Probefahrten.<br />

Der interessierte Besucher kann neue Fahrzeuge<br />

und Technologie also nicht nur auf<br />

den Ständen bewundern, sondern auf speziellen<br />

Testparcours auch aktiv ausprobieren.<br />

Eine kostenlose Testfahrt ist täglich von<br />

9 bis 19 Uhr auf dem Freigelände F10 möglich,<br />

die Anmeldung erfolgt direkt in den<br />

Containern der Anbieter. Bis zu 50 Modelle<br />

können auf Herz und Nieren getestet werden.<br />

Das Angebot reicht von Hybrid und<br />

28 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


Die IAA PKW zieht seit jeher ein<br />

großes Publikum an. Bild: IAA<br />

Plug-in-Hybriden, Elektrofahrzeugen und<br />

Brennstoffzellenautos bis hin zu Modellen<br />

mit Diesel- und Erdgas-Antrieben.<br />

Ebenfalls zum großen Ganzen der künftigen<br />

Mobilität und beinahe schon Alltag sind<br />

die 4,5 Mio. E-Bikes auf deutschen Straßen,<br />

zudem sind dort seit Juni auch elektrische<br />

Tretroller – auch E-Scooter genannt – zugelassen.<br />

Daher können auf der IAA auch die<br />

zweirädrigen Elektrofahrzeuge auf ihre Praxistauglichkeit<br />

hin ausprobiert werden: Auf<br />

einem 1500 m 2 großen Openair-Parcours<br />

für E-Bikes zeigen unter anderem BMW,<br />

Brose und Bosch ihre Neuheiten. Die Räder<br />

werden technisch immer ausgefeilter,<br />

Sprachsteuerung oder Navigationsdisplay<br />

sind inzwischen auch hier zu haben, die<br />

Akkus ermöglichen inzwischen bis zu<br />

100 km Reichweite. Der Messe-Parcours ist<br />

allerdings etwas kürzer: Auf einer Streckenlänge<br />

von 125 m müssen die Fahrer steile<br />

Kurven, eine Rüttelstrecke und Terrain-<br />

Boxen meistern. Zudem steht auch eine<br />

Auswahl an E-Scootern von Bird und Tier<br />

bereit.<br />

Gleich nebenan werden die Offroad-Fans<br />

beglückt: Das über 4000 m 2 großes Fahrgelände<br />

mit drei Strecken auf insgesamt<br />

180 m Wegstrecke ist ein Mix aus Steigungen,<br />

Plateauhöhen sowie Schräglagen, Buckelpisten<br />

und einer rund 13 m langen Wippe.<br />

Parat stehen hier etwa der Audi e-Tron,<br />

Ford Ranger Raptor, Hyundai Santa Fe und<br />

Tucson und einige andere Marken mit ihren<br />

Fahrzeugen.<br />

Unter dem vierten Schlagwort „Career“<br />

richtet man sich an Studierende, Berufseinsteiger<br />

und Professionals. Die Career findet<br />

zeitgleich mit der Conference von Donnerstag<br />

bis Sonntag und damit gleich zu Beginn<br />

der IAA statt. „Damit schaffen wir für Aussteller<br />

und Besucher neue Angebote und erweitern<br />

den Eventcharakter. Unser Ziel ist,<br />

auf der IAA wie an keinem anderen Ort die<br />

Mobilität mit allen Sinnen erlebbar zu<br />

machen“, so Mattes. „Auch die New Mobility<br />

World entwickeln wir weiter. Mit ihr hat<br />

sich die IAA als internationale Plattform für<br />

innovative Mobilitätslösungen weltweit<br />

einen Namen gemacht.“ Vieles, was man<br />

2015 dort als Mobilität der Zukunft präsentiert<br />

habe, sei heute bereits reale Gegenwart.<br />

Ride-Pooling und Ride-Sharing sind<br />

selbstverständlich in den Metropolen, die<br />

ersten autonomen Sammeltaxen fahren bereits<br />

und die Infrastruktur einiger Städte ist<br />

schon vernetzt und intelligent. •<br />

Tobias Meyer<br />

Freier Reporter bei Nürnberg<br />

Mehrsprachige Katalogproduktion<br />

Für die Produktion Ihrer mehrsprachigen oder versionierten Kataloge sind wir bestens gerüstet –<br />

speziell wenn es um das Know-how beim Projektmanagement Ihrer hochkomplexen Aufträge geht.<br />

Individuelle Tools, die perfekt auf Ihr Projekt abgestimmt sind, beschleunigen und vereinfachen den Gesamtprozess.<br />

Wir können viel für Sie tun, sprechen Sie uns an.<br />

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FASTENING<br />

E-MOBILITY<br />

Innovative Verbindungslösungen<br />

Die Elektrifizierung im Automobilbau stellt Fahrzeughersteller und<br />

Zulieferer vor neue Herausforderungen. ARNOLD bietet in diesem<br />

Zusammenhang innovative Fügekonzepte, z.B. für die Batteriemontage.<br />

www.arnold-fastening.com<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 29


messe iaa<br />

Die Produktpalette der E-Autos wächst, im<br />

Wolfsburg will man hier mit vorangehen. Bild: VW<br />

Durch steigende Modellvielfalt könnte das E-Auto bald günstiger werden<br />

Die Stromer holen auf<br />

Elektromobilität | Der E-Antrieb kommt aus der belächelten<br />

Nische und mutiert zum Trendsetter. Die Technik wird<br />

immer alltagstauglicher, zudem könnten die Stromer bald<br />

rentabel sein.<br />

i<br />

Als Nutzungsdauer nehmen wir zehn<br />

Jahre an, das entspricht dem Altersdurchschnitt<br />

aller in Deutschland zugelassenen<br />

PKW, tendenziell werden<br />

diese aber länger genutzt (1992 waren<br />

es noch 6,3 Jahre). Ein Golf Diesel<br />

kostet aktuell 24.145 Euro, dagegen<br />

schlägt die elektrische Variante<br />

mit 31.900 Euro (inklusive Förderung)<br />

zu Buche. Es sind also<br />

7755 Euro Differenz auszugleichen.<br />

Elektroautos sind zehn Jahre von der<br />

Kfz-Steuer befreit, der Diesel kommt<br />

jährlich auf etwa 174 Euro, über die<br />

angenommene Nutzungsdauer also<br />

1740 Euro. Die Wartungskosten von<br />

E-Autos sind zudem geringer, Experten<br />

setzen etwa ein Drittel an, womit<br />

der Stromer etwa 100 Euro sparen<br />

soll, in zehn Jahren also 1000 Euro.<br />

Eine Studie des von der EU-Kommission unterstützten<br />

Umweltverbands Transport &<br />

Environment hat sich den Markt für Elektroautos<br />

genauer angesehen: Ende 2018<br />

standen in Europa 60 Modelle mit elektrischem<br />

Antrieb (inklusive Plug-in-Hybride<br />

und Brennstoffzellen) auf dem Markt. Summiert<br />

man die Ankündigungen der Hersteller,<br />

sollen es Ende 2020 schon 176 sein, ein<br />

Jahr später dann 214 und bis 2025 rechne<br />

man mit 333 Fahrzeugtypen. Das sei laut<br />

der Studie kein Zufall, denn 2020/21 müssen<br />

alle Hersteller ihre Flotten in der EU auf<br />

Ökostrom kostet etwa 30 Cent/kWh,<br />

was bei 100 km mit einem Verbrauch<br />

von 17,3 kWh (ADAC Ecotest) Kosten<br />

von 5,19 Euro ergibt. Bei jährlich<br />

14.000 km – entsprechend dem deutschen<br />

Durchschnitt – ergibt das Kosten<br />

von 726,60 Euro, über zehn Jahre also<br />

7260 Euro. Der Diesel verbraucht laut<br />

ADAC Ecotest 5 l auf 100 km, bei<br />

1,26 Euro pro Liter (Bundesschnitt im<br />

Juni 2019) kommt er auf 6,30 Euro,<br />

was in zehn Jahren 8820 Euro sind.<br />

Hier kommen also 1560 Euro mehr<br />

zusammen. Der Diesel ist beim Kaufpreis<br />

im Vorteil (7750 Euro), muss aber<br />

mehr für Kfz-Steuer (1740 Euro),<br />

Wartung (1000 Euro) und Sprit (1560<br />

Euro) ausgeben. Dadurch ist der<br />

Verbrenner nach zehn Jahren Nutzung<br />

immer noch 3450 Euro im Vorteil.<br />

einen durchschnittlichen CO 2 -Ausstoß von<br />

95 g/km bringen. Um auch weiterhin großmotorige<br />

SUVs, Limousinen und Sportwagen<br />

verkaufen zu können, brauchen die Autobauer<br />

einen Gegenpol: Die E-Autos dürfen<br />

sie mit 0 g/km kalkulieren. Dass das hinsichtlich<br />

energiehungriger Batterieproduk -<br />

tion und dem deutschen Strommix mit nicht<br />

unerheblichem Fossilanteil ungerechtfertigt<br />

ist, führen Kritiker immer wieder an, gleichzeitig<br />

fördert gerade diese Praxis aber den<br />

Aufstieg der E-Mobilität.<br />

Reinrassige E-Autos<br />

Inzwischen werden immer mehr Fahrzeuge<br />

komplett auf den elektrischen Antrieb hin<br />

entwickelt, bisher waren die Stromer meist<br />

noch verkappte Verbrenner: Auch der Audi<br />

E-Tron basiert auf dem Q5 mit längerem<br />

Radstand, wie er vor allem in China nachgefragt<br />

wird. Der E-Golf spricht für sich,<br />

Volkswagen will aber mit der ID-Familie ab<br />

2020 neue Wege ohne Verbrennerwurzeln<br />

gehen, 150.000 Einheiten sollen im ersten<br />

Jahr von den Händlerhöfen rollen. Ab 2025<br />

wollen die Wolfsburger jährlich eine Million<br />

MEB-Autos verkaufen und daraus ein Viertel<br />

ihres Umsatzes generieren. Später sollen<br />

auch ein an den legendären Bully angelehnter<br />

Van folgen, genannt ID.Buzz, daneben<br />

existieren bereits entsprechende geländegängige<br />

Concept-Cars. Wie schon bei anderen<br />

Fahrzeugen setzt man dabei auf einen<br />

Baukasten zur Elektrifizierung, MEB genannt.<br />

Das Modell ID.3 ist das erste daraus<br />

in Serie gehende Auto: Reichweite bis<br />

550 km und nicht teurer als ein Golf Diesel<br />

verspricht der Konzern.<br />

Kaufpreis und Reichweite sind zwei der<br />

Hauptargumente, mit denen man endgültig<br />

auf dem breiten Massenmarkt landen will.<br />

Denn aktuelle E-Modelle sind rechnerisch<br />

30 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


SITZT<br />

oft nicht rentabel (siehe Kasten). Da Elektroautos<br />

jedoch durch weniger bewegliche<br />

Teile einfacher und günstiger zu bauen sind,<br />

resultieren die höheren Kosten aktuell aus<br />

der geringen Losgröße – noch. Sobald die<br />

Stückzahlen steigen, dürften die Kosten aber<br />

sinken, der ID.3 soll das bereits beweisen.<br />

Außerdem wird künftig die teure Batterie<br />

auch von Recyclingmaterial profitieren, aktuell<br />

wird komplett auf Minenrohstoffe gesetzt,<br />

da kaum Zellen im Kreislauf gelandet<br />

sind. Und bevor diese wirklich recycelt werden,<br />

starten sie erst eine zweite Karriere in<br />

den Kellern von Solaranlagenbetreibern.<br />

Diese erfreuen sich ebenfalls steigender<br />

Beliebtheit: Auch wenn der Ausbau seinen<br />

LEE gewindelose Miniatur-<br />

Ventile, -Siebe und -Blenden<br />

Sicherer Sitz bis<br />

400 bar Systemdruck<br />

Peak vor einigen Jahren hatte, wuchs die<br />

Photovoltaikfläche hierzulande auch zwischen<br />

2017 und 2018 um 16 % – etwa, weil<br />

die Preise für Module aus Asien inzwischen<br />

rapide gesunken sind. Im Juni 2019 wurde<br />

erstmals mehr Strom aus der Sonne als aus<br />

Braunkohle erzeugt, auf Platz drei lag der<br />

Wind. Das mag ein Extrembeispiel sein, da<br />

sehr starke Einstrahlung einer gleichzeitig<br />

hohen Abschaltung der Kohlenmeiler wegen<br />

Wartung oder reduziertem Betrieb – etwa<br />

wegen der Proteste im Hambacher Forst –<br />

gegenüberstand. Aber es verdeutlicht, dass<br />

auch die Solarenergie keine winzige Nische<br />

mehr ist. Was sie aber braucht, sind lokale<br />

Speicher, möglichst nahe an den Paneelen.<br />

Elektromobilität liefert genau das: Entweder<br />

werden Fahrzeuge direkt während der<br />

Arbeitszeit geladen, oder es wird Zuhause in<br />

den schon erwähnten Speichern gepuffert.<br />

Um die E-Mobilität weiter voranzubringen,<br />

wird gefördert, vor allem die Dienst -<br />

Der ID.3 ist bisher<br />

nur als Erlkönig in<br />

freier Wildbahn zu<br />

sehen. Premiere feiert<br />

er auf der IAA.<br />

Bild: VW<br />

wagen sollen stärker elektrifiziert werden<br />

(wir berichteten in Ausgabe 10.19): Die<br />

Kaufprämie wurde bis Ende 2020 verlängert,<br />

für elektrische Lieferfahrzeuge gibt es<br />

eine 50 %-Sonderabschreibung. Die Regelung<br />

zum geldwerten Vorteil bei Ladestrom<br />

am Arbeitsplatz wurde zudem bis 2030 verlängert.<br />

Der Bund beschloss zudem kürzlich<br />

eine 500 Mio. Euro schwere Forschungsfabrik<br />

für Batterietechnik in Münster. Dort<br />

soll von der Produktion einzelner Komponenten<br />

bis zum Recycling geforscht werden.<br />

Kritik für die Standortwahl in NRW kam<br />

aus den leer ausgegangenen neuen Bundesländern<br />

und aus dem Süden: Bayern und<br />

Baden-Württemberg sehen sich als Automobil-Länder<br />

prädestiniert und wollen nun ein<br />

ähnliches Konzept aufstellen.<br />

Experten sehen für Neueinsteiger durch<br />

die große asiatischen Konkurrenten aber<br />

kaum Chancen, in der aktuellen Lithiumbasierten<br />

Technik noch wettbewerbsfähig<br />

werden zu können, auch weil die Produk -<br />

tion nur einen Bruchteil der Wertschöpfung<br />

ausmache. Der Löwenanteil fällt auf die<br />

Materialien, hier ist man etwa bei BASF<br />

schon aktiv. Die Grundlage der europä -<br />

ischen Zukunftsfähigkeit sollte in den Forschungszentren<br />

daher schon auf die Nachfolgetechnologien<br />

wie etwa die Feststoffzelle<br />

und deren Bestandteile gelegt werden. •<br />

Tobias Meyer<br />

Freier Reporter bei Nürnberg<br />

LEE Hydraulische<br />

Miniaturkomponenten GmbH<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 31<br />

THE LEE COMPANY MORE THAN 70 YEARS SINCE 1948


technik & wissen<br />

Sieben Partner realisierten diesen<br />

Leichtbau-Sitz in nur sieben Monaten<br />

und setzten dabei neuartige Techno -<br />

logien um. Dazu gehören die besonders<br />

leichte Wickelstruktur „xFK in 3D“,<br />

3D-gedruckte wie auch geschäumte<br />

Polster und 3D-gedruckte Kunststoffblenden.<br />

Ende Mai wurde der Sitz mit<br />

dem German Innovation Award 2019<br />

ausgezeichnet, im August mit dem Altair<br />

Enlighten Award 2019. Bild: CSI.<br />

In nur sieben Monaten Entwicklungszeit entsteht ein ultraleichtes Sitzkonzept<br />

Leichtbau pur –<br />

KMU gehen in die Offensive<br />

Ultraleichtbau | Nichts weniger als einen Paradigmenwechsel<br />

anstoßen wollen die sieben Unternehmen, die in einer<br />

Machbarkeitsstudie ein völlig neuartiges Sitzkonzept realisierten<br />

– mit dem Potenzial, mehrere Kilogramm Gewicht einzusparen.<br />

Ihre Botschaft: Wo KMU innovativ und zielgerichtet<br />

zusammenarbeiten, können sie zur Speerspitze des Leichtbaus<br />

für die Automobilindustrie werden.<br />

❧ Olaf Stauß<br />

32 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


Der „Ultraleichtbausitz“ wurde im März 2019 in Kasel<br />

bei Trier auf einem Symposium vorgestellt, das den Titel<br />

„Step Change im Leichtbau“ trug. Was die sieben<br />

Unter nehmen auf dem Dominikaner-Weingut als Machbarkeitsstudie<br />

präsentierten, lässt erstaunen: In nur<br />

sieben Monaten hatten sie ein Pkw-Sitz-Konzept realisiert<br />

mit dem Potenzial, mehr als 20 % Gewicht gegenüber<br />

klassischen Konstruktionen einzusparen. Der Sitz<br />

ist vollgepumpt mit neuen und in dieser Kombination<br />

noch nicht verwendeten Werkstoff- und Fertigungs -<br />

technologien. Er kann automobile Serien inspirieren<br />

oder auch für Spezial-Vehikel wie Lufttaxis adaptiert<br />

werden. Die Reife für eine unmittelbare Serienfertigung<br />

hat er nicht, darauf zielten die Akteure auch nicht ab.<br />

Sie hatten ja keinen Auftrag.<br />

Ihnen ging es um etwas anderes. Um einen Sprung<br />

nach vorne in der Leichtbauentwicklung. Den Demon -<br />

strator verstehen sie als ein Modell dafür, wie Leichtbau<br />

schneller, flexibler und effektiver betrieben werden<br />

kann, wenn Know-how-Träger mit ihrem spezifischen<br />

Können und Wissen kooperieren. Häufig sind das kleine<br />

Firmen. „Die Kompetenzen im Markt sollten wahr -<br />

genommen werden“, sagt Rainer Kurek, geschäfts -<br />

Signal für Veränderungen<br />

Die Akteure des Leichtbausitz-Projektes streben<br />

einen Paradigmenwechsel an. Ihr Beispiel zeigt,<br />

dass kleine KMU große Innovationen hervorbringen<br />

können, wenn sie ihre Fähigkeiten bündeln<br />

und vollen Einsatz bringen – auch dank Digitalisierung.<br />

Der Erfolg stachelt zum Nachahmen an.<br />

Doch noch mehr ist er ein Appell an die OEM und<br />

großen Zulieferer, solche Konsortien zu beauftragen.<br />

Schätze an Wissen und Know-how sind im<br />

Land vergraben. Sie zu heben<br />

kann entscheidend werden<br />

im Wettbewerb um die weltweit<br />

besten Ideen und Entwicklungen.<br />

Olaf Stauß<br />

Redakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

Die selten hohe Übereinstimmung<br />

zwischen ersten Entwürfen<br />

und Endprodukt verblüfft. Sie<br />

zeigt, dass die Richtung stimmte<br />

und ...<br />

führender Geschäftsführer der zehn Mitarbeiter starken<br />

Automotive Management Consulting GmbH (AMC).<br />

Er ist Experte für ultraleichte Sportwagen, treibende<br />

Kraft und Mitinitiator des Projekts.<br />

„Leichtbau muss neu gedacht werden“, meint Kurek.<br />

„Wir sollten Leichtbau ganzheitlich und systemisch<br />

angehen: additiv, hybrid, integrativ und bionisch inspiriert.“<br />

Chancen dafür sieht er eher bei schlagkräftigen<br />

Konsortien aus KMU als bei den Großen, die aber<br />

Nutznießer sein können. Dafür ist das Sitz-Projekt ein<br />

Vorzeigebeispiel und will es auch sein. Es hat eine Vorgeschichte.<br />

Um das Leichtbau-Profil der Messe Composites<br />

Europe zu schärfen, führte Veranstalter Reed Exhibitions<br />

in den Jahren 2017 eine Technologie- und 2018<br />

eine Marktstudie mit AMC durch. Um das Potenzial zu<br />

veranschaulichen, sollte eine Machbarkeitsstudie folgen<br />

– die Partner einigten sich auf einen Leichtbau-Sitz.<br />

Noch im November 2018 wurde die Neukonstruktion<br />

virtuell auf dem „Lightweight Technologies Forum“<br />

(LTF) der Composites Europe in Stuttgart präsentiert,<br />

im März in Trier dann physisch greifbar.<br />

Der Sitz vereint eine Fülle neuer Technologien. Die<br />

mit dem größten Leichtbaupotenzial nennt sich „xFK in<br />

3D“ und nimmt die großen Lasten auf. Sie sieht vor,<br />

wirklich nur dort Material unterzubringen, wo es für<br />

die Lastpfade gebraucht wird – ähnlich wie beim<br />

3D-Druck, nur dass hier harzgetränkte Endlosfasern im<br />

dreidimensionalen Raum positioniert werden. Rainer<br />

Kurek hatte die Technologie vor Jahren entdeckt und<br />

mit Partnern weiter kultiviert. In <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

27/2019 zur Messe K 2019 werden wir xFK in 3D ausführlich<br />

vorstellen.<br />

CSI Entwicklungstechnik, ein auf die digitale<br />

Entwicklung fokussierter Engineering-Dienstleister mit<br />

über 600 Mitarbeitern, koordinierte das Projekt. Als<br />

Mitinitiator gestaltete CSI eine durchgehend digitale<br />

Prozesskette, leistete die komplette Entwurfsarbeit am<br />

... alle an einem Strang<br />

zogen. Bilder: CSI<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 33


technik & wissen<br />

Entwicklung und Fertigung des Sitzes in kurzer Zeit wurden heiß<br />

diskutiert bei der Präsentation. Michael Janz von Alba: „Wir erstellten<br />

die Bearbeitungsprogramme während die Beschaffungsmaßnahmen<br />

liefen.“ Bild: Olaf Stauß<br />

Stefan Herrmann, CSI, bei der Präsen -<br />

tation in Trier: „Der co-kreative Prozess<br />

und die digitale Prozesskette sind<br />

zentral. Sie ließen uns an jeder Stelle das<br />

Beste einsetzen.“ Bild: Olaf Stauß<br />

Computer und nutzte die Chance, bei xFK in 3D weiter<br />

Know-how aufzubauen – mit beratender Unterstützung<br />

von AMC. Projektleiter Stefan Herrmann erklärt xFK in<br />

3D so: „Es ist ein berechnungsgetriebenes Verfahren.<br />

Die Entwickler starten mit den Anforderungen und der<br />

Simulation und beginnen dann erst mit dem Konstru -<br />

ieren.“ Dritter Projektpartner und Mitinitiator ist Alba<br />

Tooling & Engineering mit rund 400 Mitarbeitern. Alba<br />

baute Werkzeuge für die divesen Kunststofftechnologien<br />

inklusive xFK in 3D, übernahm große Teile der Fertigung<br />

(etwa der Sitzpolster) und den Zusammenbau.<br />

Ein Blick auf die Wickelstruktur<br />

xFK in 3D im<br />

Sitz: Die 3D-gedruckten<br />

Buchsen sind Lastknoten<br />

und Umlenkpunkte für<br />

die endlosen Faser -<br />

stränge. Zugleich dienen<br />

sie als Krafteinleitungspunkte,<br />

wo benötigt.<br />

Bilder: CSI<br />

Die glorreichen Sieben des Leichtbaus<br />

Noch fehlen vier in der Liste der Partner. Sie wurden<br />

rechtzeitig gefunden – zu ihnen gleich mehr. Wer den<br />

Western-Klassiker „Die glorreichen Sieben“ kennt,<br />

kann sich ein Bild von den Abläufen in einem solchen<br />

Projekt machen: Kantige Typen mit je sehr eigenem<br />

Können verbünden sich, um ein waghalsiges Ziel zu<br />

erreichen, und zwar innerhalb von kürzester Zeit. Der<br />

Erfolg hängt davon ab, ob sie sich zusammenraufen.<br />

Digitalisierung macht dies heute möglich. „Die meiste<br />

Abstimmung lief im virtuellen Raum mit Web- und Telefonkonferenzen,<br />

geteilten Dateien, virtuellen Räumen“,<br />

sagt Stefan Herrmann. Und schnell musste alles gehen.<br />

Michael Janz, Projektmanager bei Alba Tooling: „Wir<br />

erstellten die Bearbeitungsprogramme während die<br />

Beschaffungsmaßnahmen liefen.“<br />

Die passenden Partner zu akquirieren, gehört zum<br />

Job. 3D | Core zum Beispiel stieß später hinzu und<br />

brachte Werkstofftechnologien aus dem Bootsbau mit<br />

ein, die sich nun im „Back Panel“ des Sitzes wieder -<br />

finden. Es besteht aus einer ultraleichten Schale mit<br />

Schaumkern. Das Inno vative sind die hexagonalen Auslassungen,<br />

die bei der Formgebung im RTM-Prozess mit<br />

Harz verfüllt werden. Diese Harz-Brücken versteifen<br />

den leichten, an sich biegeweichen Schaum und binden<br />

die Deckschichten an. Ihre Honigwaben-Optik verleiht<br />

dem Leichtbau-Sitz eine sehr ästhetische Rückansicht.<br />

34 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


Weitere Partner sind Covestro – das einzige Groß -<br />

unternehmen im Konsortium, Robert Hofmann und<br />

LBK Fertigung. LBK produzierte die xFK-Wickelstruktur,<br />

Hofmann fertigte additiv die dafür benötigten<br />

Metallbuchsen und druckte diverse Kunststoffblenden.<br />

Covestro, eingebunden durch Michael Janz, steuerte<br />

3D-gedruckte Lehnenpolster bei – die ersten additiv<br />

gefertigten überhaupt – und lieferte spezielle Binder für<br />

Faservliesmatten und Formteile. Möglich wurde diese<br />

effiziente Kooperation nur durch die Infrastruktur einer<br />

digitalen Prozesskette.<br />

Im Resultat wiegt der Pkw-Sitz etwas mehr als 10 kg<br />

– mindestens 20 % weniger als in klassischer Bauweise.<br />

Er ist modular aufgebaut und wird nahezu ohne Faserverschnitt<br />

produziert. Und er orientiert sich an hohen<br />

Qualitätsansprüchen, wie sie die Branche an Eigenschaften<br />

und Design stellt. „Der Sitz sollte geil aussehen<br />

und tut es auch“, sagte ein CSI-Entwickler zufrieden, als<br />

sie in Trier das Tuch vom Prototypen zogen.<br />

Der Demonstrator hat verblüffende Ähnlichkeit mit<br />

den ersten Entwurfsskizzen – was selten ist. „Wenn der<br />

Geist stimmt, musst Du gar nicht so viel ändern“, kommentiert<br />

Kurek das Ergebnis. Der Spirit der Sieben hat<br />

Rainer Kurek treibt die Wickeltechno -<br />

logie xFK in 3D voran und wirbt für<br />

mehr Kooperation zwischen KMU:<br />

„Wir müssen Leichtbau ganzheitlich<br />

und systemisch angehen.“ Bild: Stefan<br />

Bausewein<br />

gehalten. In einem aufwändigen co-kreativen<br />

Prozess haben alle an einem Strang gezogen.<br />

Dies dürfte der wichtigste Triumph<br />

sein. Kurek wertet das Projekt als „Gegenmodell“<br />

zu herkömmlichen Entwicklungsprozessen.<br />

„Wir müssen zunehmend in<br />

Konsortien entwickeln, wenn wir in Europa<br />

erfolgreich bleiben wollen“, sagt er – um<br />

schnell und innovativ genug zu sein. Und Stefan Herrmann<br />

schlägt den Bogen zum Tagungsort. „Die Präsentation<br />

auf dem Weingut hat Symbolkraft“, sagte er – als<br />

ein Zeichen, dass die hier beheimatete Industrie (digital)<br />

wandlungsfähig bleibt.<br />

•<br />

Mehr Infos: http://www.ultraleichtbausitz.de/<br />

Industrie<br />

FORUM<br />

ROBOTICS<br />

KONGRESS<br />

Veranstalter:<br />

12. Februar 2020<br />

Robotation Academy<br />

Messegelände Hannover<br />

9. Robotics Kongress<br />

Mit Robotern in die smarte Zukunft<br />

Mehr Infos unter:<br />

www.industrieanzeiger.de/<br />

robotics-kongress<br />

> Sensorik & Vision<br />

> MRK & Safety<br />

> Maschinelles Lernen & KI<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 35


technik & wissen<br />

Composites Europe und Foam Expo: 10. bis 12. September in Stuttgart<br />

Alles über Schäume<br />

und Faserverbunde<br />

Composites | Die Faserverbund-Industrie liefert nach<br />

wie vor starke Impulse für den Leichtbau in unterschiedlichsten<br />

Branchen. Dies tut sie wieder vom<br />

10. bis 12. September auf der Composites Europe in<br />

Stuttgart mit Foren und Kongressen, erstmals ergänzt<br />

durch die Foam Expo Europe.<br />

Die Messebesucher treffen auf über 300<br />

Aussteller aus 30 Nationen, die Materialien,<br />

technische Lösungen und innovative<br />

Anwendungsbeispiele zeigen. Einen besonderen<br />

Fokus richtet die Composites Europe<br />

laut Veranstalterin Reed Exhibitions auf<br />

innovative Prozess-Technologien: Wie es um<br />

Serienfertigung und neue Anwendungen<br />

steht, wird nicht nur im Ausstellungsbereich<br />

zu sehen sein, sondern auch auf zahlreichen<br />

Sonderflächen, Themenrundgängen, auf der<br />

begleitenden International Composites<br />

Conference (ICC) und im Lightweight Technologies<br />

Forum, das sich dem Multimate -<br />

rial-Leichtbau widmet. Leichte Schaum -<br />

lösungen ergänzen das Programm, gezeigt<br />

auf der Foam Expo Europe des Veranstalters<br />

Smarter Shows.<br />

Über die Networking-Plattform „matchmaking“<br />

können Besucher und Aussteller<br />

bereits vor Messebeginn gratis ihre Fühler<br />

ausstrecken, teilt Reed mit: Wer ist in Stutt-<br />

36 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


Von CFK und GFK gehen große Impulse für<br />

den automobilen Leichtbau aus. Auf der<br />

Composites Europe in Stuttgart kommen sie<br />

zur Sprache – die Eigenschaften der Composite-Komponenten<br />

ebenso wie ihre Herstellung.<br />

Bild: Reed Exhibitions<br />

Asahi Kasei, großer japanischer Polyamid-<br />

Hersteller mit Niederlassung in Düsseldorf,<br />

präsentiert auf der Foam Expo eine Weltpremiere:<br />

den Schaumstoff „PA Foam“ auf<br />

Polyamid-Basis, der Leichtbau und<br />

Geräusch-reduzierende Eigenschaften<br />

zusammenbringt. Er soll sich sogar für den<br />

Motorraum eignen. Bild: Asahi Kasei<br />

gart? Wer hat Antworten auf meine Fragen?<br />

Mit wem kann ich neue Ideen umsetzen?<br />

„Process live“ nennt Reed das Format,<br />

das aufeinander abgestimmte Verarbeitungs-<br />

und Fertigungsprozesse zum Thema<br />

macht: Maschinen- und Anlagenbauer präsentieren<br />

ihre Technologien im Zusammenspiel<br />

im Live-Betrieb. Zu sehen sein wird<br />

unter anderem das von Airbus patentierte<br />

Vakuuminfusionsverfahren VAP (Vacuum<br />

Assisted Process) auf der Sonderfläche von<br />

Trans-Textil und Composyst. VAP ermöglicht<br />

es, großflächige und geometrisch komplexe<br />

Bauteile in einem Schritt ohne Autoklav<br />

zu fertigen und bietet sich daher besonders<br />

für hochwertige Strukturbauteile wie<br />

im Flugzeugbau, der Windkraft, Schifffahrt<br />

oder im Maschinen- und Gerätebau an.<br />

Schneidtechnik ist mehrfach ein Thema<br />

im Format „Process live“, unter anderem<br />

auf der Sonderfläche von Rebstock Consulting,<br />

Broetje-Automation und Zünd Systemtechnik.<br />

Dort steht das Thema „Automated<br />

Sorting and Kitting“ im Mittelpunkt. An<br />

anderer Stelle präsentieren Composites-<br />

Hersteller Saertex und das Chemieunternehmen<br />

Scott Bader die Herstellung eines Laminates<br />

mit höchsten Brandschutzanforderungen<br />

im RTM-Verfahren – und das Aushärten<br />

in nur einer Stunde.<br />

Erstmals findet die renommierte International<br />

Composites Conference (ICC), veranstaltet<br />

von der Wirtschaftsvereinigung Composites<br />

Germany, zeitgleich zur Composites<br />

Europe statt. Ihre Themen sind Serienfertigung,<br />

stabile Prozesse, neue Märkte. Sie will<br />

frische Impulse für Innovationen in den<br />

Markt tragen und bringt dazu Verarbeiter<br />

und Anwender von faserverstärkten Kunst-<br />

stoffen aus ganz Europa zusammen. Eines<br />

der übergreifenden Zukunftsthemen, die die<br />

gesamte Branche beschäftigen, sind zum<br />

Beispiel Multimaterial-Lösungen. Sie werden<br />

in nahezu allen Anwendungsindustrien<br />

diskutiert.<br />

Lightweight Technologies Forum liefert<br />

Impulse und Ideen<br />

Das Thema Leichtbau bleibt ein Treiber für<br />

viele Entwicklungen im Composites-Sektor.<br />

Speziell ihm widmet sich das Lightweight<br />

Technologies Forum auf der Messe. Das<br />

LTF macht deutlich, wie sich Leichtbau<br />

wirtschaftlich und ressourceneffizient umsetzen<br />

lässt. „Das Forum versteht sich als<br />

branchen- und materialübergreifende Ideenschmiede,<br />

in der die Beteiligten über neue<br />

Konzepte nachdenken“, sagt Olaf Freier,<br />

Event Director Materialmessen bei Reed.<br />

Letztes Jahr stellte das LTF die Machbarkeitsstudie<br />

eines Ultraleichtbausitzes vor,<br />

der nur rund 10 kg wiegt. Damals noch rein<br />

virtuell, gibt’s ihn inzwischen auch als physischen<br />

Prototypen – mehr dazu im <strong>Industrieanzeiger</strong>-Titelthema<br />

ab S. 32.<br />

In diesem Jahr stellt das LTF am ersten<br />

Messetag eine weitere Studie vor. Sie macht<br />

neueste technische Trends der Raumfahrt<br />

zum Thema – eine Disziplin, die seit jeher<br />

eine Vorreiter-Rolle in Sachen Ultraleichtbau<br />

einnimmt. Die Marktstudie wird von<br />

dem Beratungsunternehmen Automotive<br />

Management Consulting (AMC) gemeinsam<br />

mit dem luxemburgischen Raumfahrt-<br />

Zulieferer Gradel realisiert.<br />

Begehrte AVK-Awards werden am ersten<br />

Messetag vergeben<br />

Der deutsche Branchenverband AVK –<br />

Indus trievereinigung Verstärkte Kunststoffe<br />

e.V. – zeichnet mit seinem Innovationspreis<br />

wieder herausragende Neuerungen<br />

aus. Vergeben werden die AVK-Awards am<br />

10. September für innovative Anwendungen<br />

aus faserverstärkten Kunststoffen sowie<br />

Herstellprozesse und neueste wissenschaft -<br />

liche Erkenntnisse. Die prämierten Produkte<br />

und Projekte stellt eine Sonderfläche aus.<br />

Auch die Wissenschaft ist präsent.<br />

„Mate rial and Process Technology” heißt<br />

die neue Sonderfläche in Stuttgart, die unter<br />

Federführung des Instituts für Kunststoffverarbeitung<br />

(IKV) der RWTH Aachen entsteht.<br />

Gemeinsam mit anderen Instituten<br />

wie dem Aachener Zentrum für integrativen<br />

Leichtbau (AZL) stellt das IKV die Produktionstechnologie<br />

in den Fokus – speziell den<br />

Weg von der Wissenschaft in die industrielle<br />

Umsetzung, so das Konzept.<br />

Geführte Rundgänge und praktische Vorführungen<br />

in den Hallen ergänzen Konferenzen<br />

und Foren. Themen-Führungen bringen<br />

Besucher direkt zu den Ständen ausgesuchter<br />

Aussteller, die ihre Neuheiten zu den<br />

Themen Digitalisierung der Composites-<br />

Fertigung, Automobilbau, Building & Construction,<br />

Glasfaser, New Mobility, Thermoplaste<br />

und Windenergie erklären.<br />

Flankiert wird die Composites Europe<br />

erstmals von der Foam Expo Europe. Die<br />

Fachmesse bildet die Lieferkette der technischen<br />

Schaumstoffherstellung von den Rohstoffen<br />

bis zu Ausrüstung und Maschinen<br />

ab. Sie präsentiert Form-, Hart- und Weichschaumlösungen<br />

– ein Synergieeffekt für<br />

alle Besucher aus Leichtbau-getriebenen<br />

Anwendungsindustrien. (os) •<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 37


technik & wissen<br />

Ein Plädoyer: Die Verbrennung von Kunststoffen ist die<br />

optimale Energiequelle für die Elektromobilität.<br />

Bild: yes or no Media<br />

Kunststoff als Brennstoff<br />

E-Autos und Kraftwerke<br />

– ein gutes Gespann<br />

E-Mobilität | Wir leben in einer Zeit, in der Umweltschutz<br />

wieder heiß diskutiert wird: Kann die E-Mobilität<br />

halten, was sie verspricht? Wohin mit dem Plastikmüll?<br />

Die Journalistin Claudia Wörner wagt einen<br />

argumentativen Vorstoß für E-Mobile und Kunststoff<br />

als Kraftwerkssprit – im Folgenden ihr Plädoyer.<br />

Vorneweg auf den Punkt gebracht: Großkraftwerke<br />

sind besser als ihr Ruf, denn sie arbeiten höchst effizient.<br />

Wird ihr Strom für Elektroautos verwendet,<br />

ermöglicht das im Verkehr Energieeinsparungen von<br />

mindestens 40 %. Bessere Luft gibt es als Dreingabe.<br />

Wird als Brennstoff Kunststoff eingesetzt, verbessert<br />

sich die Ökobilanz nochmals.<br />

Oft gelten große Kraftwerke als schädlich für die<br />

Umwelt. Was nicht den Tatsachen entspricht. Denn sie<br />

zeigen einen konkurrenzlos hohen Wirkungsgrad, was<br />

bedeutet, sie erzeugen aus den genutzten Energieträgern<br />

ein Maximum an elektrischer Energie. Durch den geringeren<br />

Verbrauch an Gas, Kohle oder Öl sparen sie viel<br />

CO 2 ein. Auch Kunststoffe, die sich bisher noch nicht<br />

stofflich recyceln lassen, lassen sich in ihnen wirkungsvoll<br />

energetisch nutzen. Zudem verfügen Kraftwerke<br />

über Anlagen zur Abgasreinigung, die ständig aktiv sind<br />

und überwacht werden.<br />

Wie wirtschaftlich sinnvoll Großkraftwerke sind,<br />

zeigt der Vergleich mit Automotoren. Moderne Öl- und<br />

Kohlekraftwerke haben einen Wirkungsgrad von bis zu<br />

45 %. Automotoren sagt man oft einen ähnlich hohen<br />

Wirkungsgrad nach: Dieselmotoren sollen etwa 40 %<br />

erreichen, Benzinmotoren immerhin 30 %.<br />

Doch während Kraftwerke ihren Wirkungsgrad im<br />

Dauerbetrieb tatsächlich erzielen, steht er bei Autos nur<br />

auf dem Papier. Angegeben wird nämlich nur der maximal<br />

mögliche Wirkungsgrad. Den erzielen Verbrennungsmotoren<br />

jedoch nur in speziellen Drehzahl- und<br />

Leistungsbereichen. Tatsächlich erreichen Autos je nach<br />

Fahrweise einen Wirkungsgrad um etwa 20 %. Im<br />

Stadtverkehr mit viel Gas geben und Bremsen kann er<br />

auch weit unter 16 % fallen.<br />

Dieser Vergleich zeigt, dass die zum Betrieb des<br />

Autos benötigte Energie im Kraftwerk weitaus spar -<br />

samer erzeugt wird als im Auto. Das ist ein starkes<br />

Argument für E-Fahrzeuge. Denn der Elektromotor<br />

setzt die Energie fast verlustfrei in Vortrieb um:<br />

Wirkungsgrade von 95 % sind bei großen E-Motoren<br />

durchaus üblich. Im Unterschied zu Verbrennern<br />

schwankt der Wirkungsgrad weit weniger.<br />

Die effizientere Erzeugung von Strom im Kraftwerk<br />

bedeutet, dass sich der Bedarf an Ressourcen drastisch<br />

verringert. Auch optimistisch geschätzt erreichen Verbrennungsmotoren<br />

bestenfalls die Hälfte des Wirkungsgrads<br />

von Kraftwerken. Unter Einbeziehung von<br />

Leitungsverlusten beträgt der Wirkungsgrad von Verbrennungsmotoren<br />

höchstens 60 % im Vergleich zu<br />

Elektroautos mit Strom aus der Steckdose.<br />

Für den Ölimport bedeutet das: Bei Verstromung in<br />

Kraftwerken und Verzicht auf Verbrennungsmotoren<br />

könnten etwa 40 % der Ölimporte entfallen. Dieser<br />

Verbrauch fossiler Rohstoffe lässt sich noch weiter senken<br />

durch die energetische Verwertung nicht recyclingfähiger<br />

Kunststoffabfälle. Denn Kunststoffe bestehen zu<br />

etwa 60 % bis 90 % aus Öl. Und dieser Ölanteil lässt<br />

sich vollständig energetisch verwerten. Ihre Verstro-<br />

38 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


mung in Kraftwerken würde den Verbrauch fossiler<br />

Energieträger für den Verkehr weiter senken.<br />

Die Luft in den Städten kann von einer solchen<br />

Umstellung nur profitieren. Denn in Kraftwerken ist die<br />

Abgasreinigung ständig aktiv. Die Katalysatoren von<br />

Autos sind bei kaltem Motor noch nicht aktiv. Gerade<br />

der Dieselmotor stößt aber beim Start die meisten Abgase<br />

aus. Nutzen Autos Strom aus Kraftwerken vor den<br />

Städten, ist die Luft viel weniger schadstoffbelastet. •<br />

TRANSPORTIERT<br />

AUTONOM<br />

O<br />

Claudia Wörner,<br />

Journalistin bei yes or no Media, Stuttgart<br />

Spezifischer Kraftstoffverbrauch<br />

Was sich längst noch nicht bei allen Autofahrern rumgesprochen<br />

hat: Der Wirkunsgrad von Verbrennungsmotoren hängt stark vom<br />

Betriebszustand ab. Deswegen benötigt ein Auto je nach Leistungsund<br />

Drehzahlbereich unterschiedlich viel Kraftstoff, um die Antriebsenergie<br />

für eine bestimmte Fahrstrecke aufzubringen.<br />

Den maximal möglichen Wirkungsgrad erreichen Motoren typischerweise<br />

bei Drehzahlen zwischen 2000 min -1 und 3000 min -1 und<br />

bei weit, aber nicht ganz durchgetretenem Gaspedal. In allen anderen<br />

Fahrzuständen fällt der Wirkungsgrad wesentlich geringer aus.<br />

Abzulesen ist der wirkliche Verbrauch des Autos am sogenannten<br />

Verbrauchskennfeld, auch als Muscheldiagramm bekannt. Der<br />

Name kommt daher, dass der höchste Wirkungsgrad nur an einem<br />

Punkt des Diagramms mit den Achsen Leistung und Drehzahl auftritt<br />

– dort wo das Schaubild eine Art Insel zeigt (Bild). Bei anderen<br />

Drehzahlen und Leistungen ist die Effizienz geringer.<br />

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Ein solches „Muscheldiagramm“ zeigt den spezifischen Kraftstoffverbrauch eines<br />

Verbrenners an, engl. „Brake Specific Fuel Consumption“ (BSFC). Hier im<br />

Diagramm liegt der niedrigste Verbrauch bei über 4000 min -1 (BSFC = 230 g/kWh)<br />

– ein nicht ganz typischer Verbrennungsmotor. Quelle: x-engineer.org<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 39


technik & wissen<br />

Hybridlösung: Das Doppelherz<br />

unter der Motorhaube.<br />

Bild: djdarkflower/Fotolia<br />

Vielfalt bei Hybridantrieben erfordert Speziallösungen<br />

Neue Chancen für<br />

Maschinenbauer<br />

Automotive | Beim Hybridantrieb führt der E-Motor,<br />

unterstützt durch ein Verbrennungsaggragat, zu<br />

neuen Herausforderungen wie geringerem Platz im<br />

Motorraum. Hier sind mechanische Lösungen gefragt<br />

– eine Chance für den klassischen Maschinenbau.<br />

Die EU-Richtlinie 2007/46/EG definiert in Art. 3 Abs.14<br />

ein Hybridfahrzeug als „ein Fahrzeug mit mindestens<br />

zwei verschiedenen Energiewandlern und zwei verschiedenen<br />

Energiespeichersystemen (im Fahrzeug) zum<br />

Zwecke des Fahrzeugantriebs“. Zwar können dies ganz<br />

unterschiedliche Energiespeichersysteme sein, aber in<br />

der Automobilindustrie wird für gewöhnlich eine Kombination<br />

aus Elektromotor und Verbrennungsmotor genutzt.<br />

Diese Technologie trägt zu einem nachhaltigeren<br />

Treibstoffverbrauch bei, erzeugt jedoch durch den dop-<br />

pelten Antrieb ein höheres Gesamtgewicht und schafft<br />

Platzprobleme im Fahrzeug.<br />

Es gibt mehrere Arten der Hybridstrategie, die in serielle,<br />

parallele und leistungsverzweigte Hybridantriebsstränge<br />

je nach Anordnung von Verbrennungsmotor,<br />

E-Maschine und Getriebe unterteilt werden. Die vielfältigen<br />

Konstruktionsansätze für Hybridantriebe unterscheiden<br />

sich immens voneinander – beispielsweise in<br />

Bezug auf ihre Leistungsfähigkeit oder ihren Funktionsumfang.<br />

Aufgrund dieser großen Unterschiede sind im<br />

Markt befindliche Standardlösungen für die Verbindung<br />

beider Antriebe nicht praktikabel.<br />

Deswegen entwickelt Rollax mechanische Speziallager<br />

wie Freiläufe, Ausrücklager und Sonderlager, die für<br />

unterschiedliche Lösungen von Hybridaggregaten wie<br />

Generatoren, leistungsverzweigte Pumpen, Kupplungen<br />

und Bremsen individuell angepasst werden. Sie benötigen<br />

weniger Bauraum und lassen sich bereits in mittleren<br />

Stückzahlen kosteneffizient produzieren.<br />

Mechanische Bremsvorgänge in Hybridfahrzeugen<br />

Ein Beispiel für die neuen Herausforderungen stellt die<br />

Druckbereitstellung für Bremsvorgänge dar. Herkömmliche<br />

Fahrzeuge nutzen Unterdruck und Hydraulik, um<br />

die Bremskraft zu verstärken und Bremskolben zu verfahren.<br />

Bei einem Elektro- oder Hybridfahrzeug müssen<br />

40 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


Für den Antrieb von Hilfs -<br />

aggregaten setzt Rollax<br />

auf mechanische<br />

das Aggregat optimal anzutreiben. Auf diese Weise lässt<br />

sich zwischen den verschiedenen Antrieben wechseln<br />

und beide Motoren können bei Bedarf überlagern und<br />

unterstützen (Boost-Betrieb).<br />

Langfristig werden einige mechanische Komponenten<br />

vermutlich aus dem Motorraum verschwinden oder<br />

elektrisch umgesetzt. Doch davon sind wir noch weit<br />

entfernt und es ist nicht vor dem Jahr 2050 damit zu<br />

rchnen. Momentan handelt es sich bei der reinen E-Mobility<br />

um eine Nische. Bevor der reine Elektromotor den<br />

Sonderlösungen<br />

wie einen speziellen<br />

Nadel -<br />

freilauf mit<br />

einem starken<br />

Anzugs -<br />

moment.<br />

Sonderlager können so konstruiert werden,<br />

dass sich anstelle des Außenrings<br />

ein großes Zahnrad befindet,<br />

das die Kraft auf die<br />

nächsten Bauteile überträgt.<br />

Diese Konstruktion<br />

spart effizient<br />

Bauraum.<br />

Bilder: Rollax<br />

diese Systeme auch laufen, sobald sich der Motor im<br />

sogenannten Segelbetrieb befindet – das heißt, der Verbrenner<br />

schweigt und der E-Motor treibt an. Bremskraftverstärker<br />

und Bremse müssen elektromechanisch<br />

betrieben werden. Hierfür werden neue Aggregate mit<br />

hochintegrativen Lagertypen gebraucht, die mehrere<br />

Funktionen erfüllen, um beispielsweise den vorhandenen<br />

Bauraum einer klassischen Radbremse nicht zu<br />

übersteigen.<br />

Für eine optimale Integration solcher Lagertypen<br />

achtet Rollax darauf, dass jedes Lager individuell an die<br />

Anwenderbedürfnisse angepasst wird. Hierfür werden<br />

zum Beispiel auch Wälzlager gebaut, bei denen sich an<br />

Stelle des Außenrings ein großes Zahnrad befindet, um<br />

die Kraft zu übertragen. Dieses übernimmt die Laufbahn<br />

der Wälzkörper, weist aber gleichzeitig die notwendige<br />

Formgebung auf, um die Kraft auf die nächsten<br />

Bauteile zu übertragen. Das spart Platz und beeinträchtigt<br />

nicht die Lagerfunktion. Auf diese Weise können<br />

spezielle Anforderungen kundenspezifisch genau auf die<br />

Anwendung abgestimmt werden.<br />

Mechanische Sonderlösungen individuell angepasst<br />

Auch der wechselnde Betrieb von Hilfsaggregaten mit<br />

beiden Motoren kann durch mechanisches Know-how<br />

gelöst werden. Hierfür eignen sich mechanische Klemmrollen-Freiläufe<br />

mit auf die jeweilige Applikation angepassten,<br />

integrierten Kugellagern. Diese zeichnen sich<br />

durch ein schnelles, starkes Anzugsmoment und eine<br />

lange Lebensdauer aus.<br />

Üblicherweise sind diese mechanischen Lösungen<br />

wesentlich kompakter gebaut und günstiger als schaltbare<br />

elektrische Kupplungen. Der Klemmrollenfreilauf<br />

– auch Hülsenfreilauf genannt – schützt jeweils eine Antriebsseite<br />

durch Blockade bei Richtungsumkehr, um<br />

Massenmarkt erreicht, werden folglich Hybridantriebe<br />

als Übergangslösung benötigt, um diesen Entwicklungszyklus<br />

zu überbrücken.<br />

Solange der Individualverkehr in den nächsten Jahren<br />

nicht abnimmt und auch Frachtgüter in der Logistik<br />

über lange Strecken transportiert werden müssen, bleibt<br />

der klassische Maschinenbau mit individuellen Sonderlösungen<br />

zumindest vorerst weiterhin ein zentrales Element.<br />

Es wird sogar noch mehr Know-how in diesem<br />

Bereich benötigt, um effiziente und auf die jeweiligen<br />

Anforderungen angepasste Komponenten zu finden.<br />

Denn Standardbauteile verbrauchen entweder zu viel<br />

Bauraum oder funktionieren schlicht nicht mehr mit<br />

den neuen Antrieben.<br />

Hat sich ein Zulieferer auf die Mechanik spezialisiert,<br />

sollte er also weiterhin diese Stärke ausbauen und<br />

mechanische Sonderlösungen in enger Zusammenarbeit<br />

mit seinem Kunden für den neuen Markt an Hybrid -<br />

fahrzeugen entwickeln.<br />

•<br />

Jens Meinck<br />

Kunden-Applikationsmanager bei Rollax, Bad Salzuflen<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 41


Direkt auf der Rotorwelle des Elektromotors<br />

sitzend, halten HiSpin-Rota -<br />

tionsdichtungen das Schmier mittel des<br />

Getriebes aus dem trockenen Motorraum<br />

fern. Bilder: Trelleborg Sealing<br />

Solutions<br />

Rotationsdichtungen können Reichweite von Elektroautos erhöhen<br />

Klein, aber oho<br />

Antriebstechnik | Für die nächste Generation von<br />

Elektroautos schickt Trelleborg Sealing Solutions zwei<br />

neue Rotationsdichtungen ins Rennen. Damit steigt<br />

der Wirkungsgrad der E-Achse, was die Reichweite<br />

eines Stromers erhöht.<br />

❧ Dietmar Kieser<br />

Damit Elektroautos mit einer Aufladung<br />

Reichweiten erreichen, die Autofahrer von<br />

Verbrennern gewohnt sind, braucht es funktionsfähige<br />

Technologien. Der E-Motor im<br />

Auto verändert hier – bedingt durch hohe<br />

Drehzahlen, sensible Elektronik und Automatikgetriebeöle<br />

– die Anforderungen an<br />

Rotationsdichtungen. An dieser Stelle setzt<br />

Trelleborg mit zwei neuen Dichtungen an:<br />

Die Varianten HiSpin PDR RT und HiSpin<br />

HS40 sollen dazu beitragen, die Reichweite<br />

von Elektroautos zu erhöhen und deren<br />

Massentauglichkeit einen großen Schritt<br />

näherzukommen.<br />

Eine wichtige Technologie für höhere<br />

Reichweiten von Elektrofahrzeugen ist die<br />

E-Achse: eine Kombination aus Elektro -<br />

motor und Getriebe, die in einen herkömmlichen<br />

Motorraum passt. Der Motor ist dabei<br />

direkt mit dem Getriebe gekoppelt. Die<br />

besondere Anforderung besteht darin, dass<br />

die Dichtung zwischen den beiden Kompo-<br />

nenten das Schmiermittel des Getriebes aus<br />

dem trockenen Motorraum fernhält. Daher<br />

werden zwischen diesen beiden Komponenten<br />

zuverlässige Dichtungen benötigt.<br />

Benzinmotoren laufen normalerweise bei<br />

2000 bis 4000 min -1 – Elektroantriebe hingegen<br />

vier- bis achtmal schneller bei 15.000<br />

bis 16.000 min -1 . In Zukunft dürfte sich<br />

diese Zahl wohl nochmals verdoppeln. Das<br />

Limit der Umfangsgeschwindigkeit für herkömmliche<br />

Dichtungen in der E-Achse heutiger<br />

Elektrofahrzeuge liegt laut Trelleborg<br />

Sealing Solutions bei 30 m/s. Die theoretische,<br />

für den Wirkungsgrad der elektrischen<br />

Maschine optimale Umfangsgeschwindigkeit<br />

von mehr als 60 m/s erfordert heute<br />

sehr aufwendige Konstruktionen.<br />

Relativgeschwindigkeiten an der Welle bis<br />

zu 60 Meter pro Sekunde<br />

Ziel für die neuen E-Mobility-Dichtungen<br />

war es, die akzeptablen Relativgeschwindigkeiten<br />

an der Welle auf mindestens 40 m/s<br />

zu erhöhen. Beim HiSpin HS40 sei dieses<br />

Ziel erreicht worden, hebt Trelleborg hervor,<br />

und mit dem HiSpin PDR RT würden<br />

sogar 60 m/s erreicht.<br />

Eine weitere Herausforderung stellt das<br />

fehlende Schmiermittel im System dar. Im<br />

elektrischen Antrieb ist meistens nur wenig<br />

davon vorhanden. Die Anforderungen an<br />

die Dichtung sind deshalb hoch. Rotationsdichtungen<br />

werden nach Ruhephasen hohen<br />

Reibungskräften ausgesetzt, was zu Verschleiß,<br />

einer kürzeren Lebensdauer, Leis-<br />

42 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


technik & wissen<br />

tungsverlust sowie Einbußen bei der Reichweite<br />

des Fahrzeugs führen kann. Der Einsatz<br />

unterschiedlicher Schmiermittel im<br />

E-Antrieb ist eine weitere Herausforderung,<br />

da nicht alle Dichtungsmaterialien mit den<br />

eingesetzten Mitteln kompatibel sind –<br />

wenn etwa wasserbasierte, dielektrische<br />

Mittel oder solche mit höherer Viskosität<br />

ins Spiel kommen.<br />

Trelleborg ging es darum, zeitnah neue<br />

E-Mobility-Dichtungen zu entwickeln, die<br />

den hohen Drehzahlen von Elektrofahrzeugen<br />

sowie der variablen Schmiermittelversorgung<br />

standhalten können. Dies gelang<br />

innerhalb von nur acht Monaten – von der<br />

Zusammenstellung des Projektteams bis zur<br />

ersten Verfügbarkeit der Dichtungen für die<br />

Kunden. HiSpin PDR RT und HiSpin HS40<br />

sind für den Einsatz in Hochgeschwindig -<br />

keits anwendungen vorgesehen – abhängig<br />

von den Betriebsparametern des elektrischen<br />

Antriebssystems und den speziellen<br />

Kundenanforderungen eignet sich eine Variante<br />

für ein bestimmtes System besser als<br />

die andere.<br />

Maßgeschneiderte Lippe mit verbesserten<br />

Eigenschaften für eine höhere Leistung<br />

Der HiSpin PDR RT besteht aus einem<br />

präzisionsgefertigten Metallgehäuse und<br />

einem mechanisch eingepassten Turcon<br />

Polytetrafluorethylen (PTFE)-Dichtelement.<br />

Die Dichtung verfügt über eine maß -<br />

geschneiderte Lippe mit verbesserten Eigenschaften<br />

für eine höhere Leistung. Sie<br />

wurde so konzipiert, dass sie sich ideal an<br />

die Welle anlegt. Neben ihrer Funktions -<br />

fähigkeit bei Geschwindigkeiten von über<br />

60 m/s hält die Dichtung laut Angaben so<br />

auch starken Temperaturschwankungen<br />

stand. Sie ist druck- und chemikalienresistent,<br />

dank ihrer geringen Reibungswerte ist<br />

weitgehender Trockenlauf mög lich. Über<br />

einen jüngst eingeführten Rapid-Prototype-<br />

Service können Kunden Prototypen der<br />

Dichtung bestellen. Zudem gibt es auch eine<br />

leitfähige Ausführung auf PTFE-Basis.<br />

Der HiSpin HS40 gehört zu einem Produkttyp,<br />

mit dem Automobilhersteller bereits<br />

vertraut sind. Mit einer bidirektionalen<br />

hydrodynamischen Dichtlippe soll die Lösung<br />

auch bei hohen Geschwindigkeiten nur<br />

ein geringes Reibungsmoment haben. Trelleborg<br />

stellt die Dichtung mithilfe bewährter<br />

hauseigener XLT Fluorelastomer (FKM)-<br />

Materialmischungen her, die hohen Geschwindigkeiten<br />

und großen Temperaturschwankungen<br />

standhalten. Sie ist mit zunehmend<br />

aggressiven synthetischen Automatikgetriebeölen<br />

(ATF) kompatibel. Der<br />

HiSpin HS40 kann bei Geschwindigkeiten<br />

bis zu 40 m/s eingesetzt werden. •<br />

„Grenzen der technischen Spezifikationen schrittweise verschieben“<br />

Jan Zumbach ist<br />

Leiter Business<br />

Development E-Mobility<br />

bei Trelleborg<br />

Sealing Solutions.<br />

Bild: Trelleborg<br />

Ist das Risiko für eine Dichtung im Einsatz im Elektroantrieb<br />

größer als beim Verbrennungsmotor?<br />

Die Anforderungen an eine Dichtung im Elektromotor<br />

sind grundsätzlich höher als beim Verbrennungsmotor.<br />

Durch die hohen Beschleunigungen, etwa bei Hybridsystemen,<br />

und die allgemein höheren Relativgeschwindigkeiten<br />

sind die Anforderungen ganz andere. Auf Seite<br />

der eingesetzten Medien sind die meisten Hersteller<br />

noch sehr konservativ. Aber auch da erwarten wir steigende<br />

Anforderungen in Bezug auf die chemische Beständigkeit<br />

unserer Produkte.<br />

In welchem Maß entscheidet eine Dichtung zwischen<br />

Motor und Getriebe über die Reichweite eines Elektroautos?<br />

Die Dichtung ist zwar „nur“ ein kleiner Teil eines großen<br />

Systems, doch sie befindet sich an prominenter Stelle.<br />

Direkt auf der Rotorwelle sind wir ganz nah am<br />

Herzstück des Autos – und das ist und bleibt der Motor.<br />

Der Einfluss auf die Reichweite geht aus meiner Sicht<br />

über die Reibverluste hinaus. Da sprechen wir zum<br />

Glück nur über ein paar Kilometer pro Batterieladung.<br />

Der wichtigere Aspekt ist die Verantwortung, die wir<br />

tragen, die Grenzen der technischen Spezifikationen<br />

schrittweise zu verschieben. So können wir unsere Partner<br />

unterstützen, neue Konzepte zu realisieren.<br />

Mussten die Trelleborg-Ingenieure eine besondere<br />

Materialformel für das Dichtelement entwickeln?<br />

Wir haben sowohl Elastomer- als auch PTFE-basierte<br />

Rotationsdichtungen entwickelt, die bei elektrifizierten<br />

Fahrzeugen zum Einsatz kommen. In der Auswahl der<br />

Werkstoffe sind wir frei. Neu entwickelt haben unsere<br />

Materialspezialisten einen hochgradig leitfähigen PTFE-<br />

Werkstoff. Aus meiner Sicht ein Game Changer. Mit<br />

diesem können wir Lagerströme ableiten, die Rotorwelle<br />

erden und damit die Langlebigkeit von Kugellagern<br />

zum Teil deutlich erhöhen. Und das auf einer axialen<br />

Länge von nur fünf bis sieben Millimetern.<br />

Auf welche Lebensdauer sind die Dichtungen ausgelegt?<br />

Unsere HiSpin-Dichtungen sind grundsätzlich auf eine<br />

Betriebsdauer von rund 8000 Stunden ausgelegt. Das<br />

entspricht auch einer durchschnittlichen Pkw-Lebensdauer.<br />

Zum Ziel gesetzt haben wir uns mehr als das<br />

Doppelte – 20.000 Stunden sollten es im Lkw-Bereich<br />

sein. Auch in diesem Segment wird fleißig an elektrifizierten<br />

Lösungen gearbeitet, kürzer werden Wartungs -<br />

intervalle dabei eher nicht.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 43


technik & wissen<br />

Stanznietsystem Rivset Automation E mit sekundenschnellen Prozesszeiten<br />

Modernes Fügen –<br />

elektrisch und flexibel<br />

Verbindungstechnik | Mit Rivset Automation E hat Böllhoff<br />

ein Verarbeitungssystem am Markt, das die Anforderungen<br />

moderner Mischbaukonzepte an die Verbindungstechnik<br />

erfüllt. Das Stanznietsystem ist kompakt, robust und<br />

modular aufgebaut.<br />

Moderne Leichtbaukonzepte sind in der<br />

Automobilindustrie nicht mehr wegzudenken.<br />

Auf der Jagd nach immer höherer<br />

Reichweite in der E-Mobilität sind sie sogar<br />

essenziell. Effizienter Leichtbau stellt jedoch<br />

hohe Anforderungen an Mischbaukonzepte<br />

und benötigt entsprechend innovative Verbindungstechniken<br />

wie die etablierte Rivset-<br />

Stanzniettechnik von Böllhoff. Dieses<br />

System kann unterschiedliche Materialien in<br />

einem einzigen Arbeitsgang ohne Vorlochoperation<br />

miteinander verbinden.<br />

Zu den hohen Anforderungen gehört<br />

aber auch die Energieeffizienz von Prozessgeräten<br />

– für Automobilhersteller ein ganz<br />

wesentlicher Aspekt. Für Böllhoff Ansporn<br />

genug, neben dem bewährten hydraulischen<br />

Antrieb innovative Alternativen für die<br />

Halbhohlstanzniettechnologie zu entwickeln.<br />

Mit dem Verarbeitungssystem<br />

Rivset Automation E geht Böllhoff in<br />

mehrfacher Hinsicht neue Wege,<br />

nicht nur im Blick auf die 100 %<br />

Setzwerkzeug mit 100 %<br />

elektrischer Ansteuerung<br />

in den Setzkraftstufen<br />

60 kN und 78 kN. Baukastensystem:<br />

Der neue<br />

C-Rahmen bietet dem<br />

Anwender die<br />

Möglichkeit, mit einer<br />

minimalen Zahl an<br />

Basisrahmen eine maximale<br />

Zahl an Setzwerkzeugen<br />

zu genieren.<br />

Bilder: Böllhoff<br />

elektrische Antriebstechnik, sondern auch<br />

hinsichtlich Konstruktion und Bedienung.<br />

Die Entwickler haben sich inspirieren<br />

lassen von den technologischen Ansprüchen<br />

und Optionen, die für moderne Produktionen<br />

speziell im Automobilbereich und deren<br />

aktuellen Mobilitätskonzepte erforderlich<br />

sind. Die Verarbeitungssysteme sollen kompakt,<br />

robust und modular sein. Bei Rivset<br />

Automation E liegt der Fokus auf einem<br />

soliden Antrieb und zugleich auf hoher<br />

Funktionalität und Flexibilität in der Anwendung.<br />

Kombiniert mit hoher Verfügbarkeit<br />

bei minimalem Wartungsaufwand legt<br />

das System die Basis für eine zuverlässige,<br />

flexible und effiziente Produktion.<br />

Komplett elektrische Installation am<br />

Roboter – keine Schlauchanbindung<br />

Die wichtigsten Kennzeichen der Anlage<br />

sind die rein elektrische Installation am<br />

Roboter ohne jegliche Schläuche, der<br />

kompakte Aufbau von Setzwerkzeugen und<br />

kurze Prozesszeiten, die je nach Anwendung<br />

teilweise ≤ 1,5 s liegen. Bei diesem weg -<br />

gesteuerten System lassen sich über unterschiedliche<br />

Spindelauslegungen zwei Setzkraftstufen<br />

von 60 kN und von 78 kN realisieren.<br />

Die maximale Verfahrgeschwindigkeit<br />

beträgt 320 mm/s. Der koaxiale Motor<br />

ohne weitere Anbauteile führt zu einer<br />

geringen Störkontur.<br />

Die schnelle und leistungsfähige Steuerung<br />

bietet offene Softwareschnittstellen in<br />

der Roboterkommunikation und in der<br />

Datenbereitstellung über OPC UA. Durchdachte<br />

Maschinenvarianten – modular und<br />

umfangreich – machen den Einsatz der Systeme<br />

flexibel, und zwar vom Prototypenbau<br />

bis zur Großserienproduktion. Verbunden<br />

mit einem TPM-Konzept („Total Productive<br />

Maintenance“) bilden sie die Basis für eine<br />

effiziente und verfügbare Produktion.<br />

Die Rivset Automation E profitiert von<br />

der Symbiose mit weiteren Neuentwicklungen<br />

wie der C-Rahmengeneration und der<br />

Nietzuführung. Was bedeutet das konkret?<br />

Der neue Baukasten an C-Rahmen von<br />

44 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


In einem einstufigen<br />

Fügevorgang durchstanzt<br />

der Rivset-Niet die obere(n)<br />

Werkstofflage(n) und spreizt<br />

sich in der unteren Werkstoff -<br />

lage zum Schließkopf auf.<br />

Visualisierungsvarianten<br />

(HMI): Handgerät, das die<br />

Prozesskurven darstellt und<br />

eine Inbetriebnahme per<br />

Plug&Play ermöglicht. Ein<br />

optionales Upgrade<br />

ermöglicht die Funktion als<br />

Leitstand zur Multivisua -<br />

lisierung.<br />

Die Steuereinheit enthält eine Embedded-PC-basierte<br />

Steuerung mit Servo -<br />

regler. Die Hardwarekonfiguration<br />

erfolgt dezentral mit zentraler Steuerung<br />

der Einzelmodule mit Bus-System.<br />

Die Standard-<br />

Nietzuführeinheit<br />

bevorratet rund<br />

4000 Nieten und<br />

verarbeitet bis zu<br />

45 Nieten pro<br />

Minute.<br />

Böllhoff garantiert mit einer minimalen<br />

Anzahl von Basisrahmen eine maximale<br />

Variantenvielfalt von Setzwerkzeugen. Die<br />

Konstruktion ist bionisch inspiriert: Der<br />

Rahmen ist im Setzwerkzeugumfeld ein<br />

wahres Leichtgewicht. Darüber hinaus ermöglicht<br />

die bionische Grundstruktur ein<br />

annähernd paralleles Öffnungsverhalten des<br />

Rahmens und trägt so zur Verbesserung der<br />

Verbindungsqualität bei.<br />

Völlig modulare Niet zuführung mit<br />

diversen Optionen<br />

Die Nietzuführung ist ähnlich modular<br />

durchdacht. Durch die Reduzierung auf das<br />

Wesentliche ermöglicht die neue Zuführ -<br />

einheit mit einem einzigen Erweiterungssatz<br />

die Kombinatorik der Nietzuführungsvarianten<br />

Single, Twin und Triple – also mit ein,<br />

zwei oder drei Nietlängen pro Nietdurchmesser.<br />

Im Projektfall durch geschultes Personal<br />

vor Ort einfach umzusetzen. Die Option<br />

einer rein mechanischen Nietweiche, die<br />

ohne Sensoren auskommt, ist ein zusätz -<br />

liches Highlight.<br />

In modernen Produktionssystemen<br />

spielt auch die Produktionsplanung<br />

und -steuerung eine wichtige Rolle, um<br />

Prozesse leicht zu gestalten und zu<br />

optimieren. Aufgabenstellungen, die<br />

Böllhoff ebenfalls als Impulse aufgenommen<br />

und umgesetzt hat: Gemeinsam<br />

mit den Anwendern entwickelt<br />

der Fügetechnikspezialist neue<br />

Konzepte – etwa wie ein software -<br />

basierter Workflow zum Projektieren<br />

und Abwickeln von zu beschaffenden<br />

Prozessgeräten aussehen könnte.<br />

Böllhoff schafft eine transparente<br />

und projektspezifische Daten- und<br />

Informationsbasis.<br />

Ein weiteres Beispiel für solche Ansätze<br />

ist ein intelligentes Lieferkonzept, das<br />

auf der modularen Bauweise der Böllhoff-<br />

Komponenten basiert. Es separiert liefer -<br />

terminkritische Maschinenkomponenten<br />

von lieferterminunkritischen Bestandteilen.<br />

Dies sind nur zwei mögliche Konzepte als<br />

erfolgreiche Bausteine für eine flexible und<br />

gleichermaßen effiziente Fertigungs- und<br />

Beschaffungsplanung.<br />

Wie von Böllhoff gewohnt, kommen<br />

Fügeelement und -werkzeug auch bei der<br />

Stanzniettechnik aus einer Hand – beste<br />

Voraussetzung für Kunden, zukunfts sichere<br />

Lösungen von einem Spezialisten zu beziehen.<br />

Ein zusätzliches Service-Paket zur<br />

Wartung der Prozessmaschinen durch ein<br />

spezialisiertes Instandhaltungsteam rundet<br />

das Angebot ab. Es trägt maßgeblich zum<br />

sauberen und störungsarmen Betrieb der<br />

Produktion bei.<br />

•<br />

Annette Löwen<br />

Leitung FAT Marketing Deutschland bei<br />

Böllhoff Verbindungstechnik, Bielefeld<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 45


technik & wissen<br />

Fahrzeuge werden künftig untereinander<br />

und auch mit ihrer Umgebung kommunizieren.<br />

Das soll den Verkehr sicherer<br />

machen, auch schon bevor autonom<br />

gefahren wird. Bild: Audi<br />

kunft auch ohne das Zutun des Fahrers übernehmen.<br />

Die vorausschauenden Ampelfunktionen verbessern<br />

einerseits den innerstädtischen Verkehrsfluss.<br />

Die Car2X-Kommunikation rangelt um einheitliche Regeln<br />

Sagt die Ampel<br />

zum Auto...<br />

Vernetztes Fahren | Um den Verkehr sicherer zu<br />

machen, sollen Autos untereinander und auch mit der<br />

Infrastruktur kommunizieren. Praktische Einsätze<br />

gibt es bereits, aber keinen Standard – noch nicht.<br />

Um das autonome Fahren sicher zu machen, müssen die<br />

Fahrzeuge soviel Information wie möglich über ihre<br />

Umgebung erhalten. Daher verlassen sie sich künftig<br />

nicht mehr nur auf ihre eigene Sensorik, sondern stehen<br />

auch mit der Infrastruktur selbst in Kontakt: Von der<br />

kleinen Fußgängerampel über Positionsmeldungen von<br />

Wanderbaustellen bis zum umfassenden städtischen<br />

Verkehrsleitsystem. Das ganze nennt sich Car2X, womit<br />

in etwa „Auto-zu-allem-Übertragung“ gemeint ist.<br />

Die ersten Projekte laufen bereits. So errichten Volkswagen<br />

und Siemens auf einer Hauptverkehrsstraße in<br />

Wolfsburg derzeit einen Testabschnitt, in dem zehn Signalanlagen<br />

die Ampelphasen im lokalen Umfeld digital<br />

übermitteln. Künftige Fahrzeuge können diese Informationen<br />

verarbeiten: So können sie etwa automatisch<br />

über grüne Wellen reiten, indem die Person am Steuer<br />

entsprechend instruiert wird und so ihr Fahrverhalten<br />

anpassen kann. Assistenzfunktionen können die nötigen<br />

Brems- und Beschleunigungsmaßnahmen in naher Zu-<br />

Sensorik erfasst Fußgänger und Radfahrer sicher<br />

Zudem soll das Projekt vor allem zur Verkehrssicherheit<br />

beitragen. Dafür werden zwei Straßenkreuzungen mit<br />

Radarsensorik ausgestattet, um Fußgänger und Radfahrer<br />

zu erfassen. Manfred Fuhg, Leiter Siemens Mobility<br />

Deutschland, sagt dazu: „Insbesondere an komplexen<br />

Kreuzungen und Unfallschwerpunkten werden so Informationen<br />

bereitgestellt, die die Fahrzeuge selbst nicht<br />

erfassen können.“ Insbesondere Fußgänger und Radfahrer<br />

sollen dadurch besser geschützt werden.<br />

Auch Parkhäuser werden bald über eigene Sensorik<br />

verfügen und ankommende Fahrzeuge mit Daten versorgen.<br />

Unter der Federführung des Niedersächsischen<br />

Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF) der TU<br />

Braunschweig wurde kürzlich das Projekt SynCoPark<br />

gestartet. Es nutzt das am Forschungsflughafen erbaute<br />

Parkhaus als Testzone für automatisierte Parkvorgänge,<br />

bei denen der Fahrer das Fahrzeug verlassen kann und<br />

dieses sich selbstständig in die Parkposition begibt. Das<br />

spart Zeit.<br />

„Unser Ziel ist es, Parkvorgänge in unterschiedlichen<br />

Automatisierungsgraden durchzuführen, und einen<br />

Standard zu entwickeln, der es erlaubt, Parkvorgänge<br />

unabhängig vom Fahrzeughersteller, Infrastrukturdienstleister<br />

und Parkhausbetreiber anzubieten“, erläutert<br />

Roman Henze vom NFF. Durch die standardisierten<br />

Lösungen sollen automatisierte Fahrzeuge in der Lage<br />

sein, sich auch in baulich sehr unterschiedlichen Parkhäusern<br />

zu orientieren und auf die Fahrmanöver anderer<br />

Fahrzeuge zu reagieren. „So kann nicht nur die technische<br />

Ausstattung von Neubauten, sondern auch die<br />

Nachrüstung bereits bestehender Parkhäuser geplant<br />

werden“, so Henze. Die Ergebnisse aus dem Projekt sollen<br />

2021 im Rahmen des ITS Weltkongresses in Hamburg<br />

auf das Parkhaus der Elbphilharmonie übertragen<br />

und demonstriert werden.<br />

Da die Digitalisierung der Straße nicht an der holländischen<br />

oder dänischen Grenze zu Kompatibilitätsproblemen<br />

führen darf, wird ein europaweiter Standard angestrebt.<br />

Die übergeordnete C-Roads-Plattform arbeitet<br />

an einheitlichen Spezifikationen, vernetzt die nationalen<br />

Pilotprojekte und fördert das EU-weite Testen, um die<br />

Interoperabilität der Systeme und Dienste über Ländergrenzen<br />

hinweg sicherzustellen. In Deutschland werden<br />

46 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


dazu in Hessen auf 280 km Autobahn verschiedene<br />

Dienste realisiert, als einfachster die Überwachung der<br />

Fahrzeugdaten selbst: Die von einer Roadside-Station<br />

empfangenen Meldungen werden an eine Zentrale<br />

weitergeleitet und ermöglichen dort eine Ergänzung und<br />

Verbesserung der bislang auf stationäre Detektoren gestützten<br />

Verkehrslageanalyse. Das ist insbesondere dort<br />

vorteilhaft, wo die stationären Erfassungsstellen weit<br />

auseinanderliegen oder nicht vorhanden sind. Außerdem<br />

sollen eine Baustellenwarnung und ein Warnsystem<br />

vor langsamen Fahrzeugen implementiert werden.<br />

In Niedersachsen will man auf einem Straßenabschnitt<br />

die Verkehrszeichen – auch temporäre – digitalisieren<br />

und so als Information im Fahrzeug verfügbar<br />

machen. Aktuell erkennen moderne Fahrzeuge bestimmte<br />

Schilder bereits über Kameras und warnen den<br />

Fahrer, wenn er etwa die Geschwindigkeit überschreitet.<br />

Allerdings erkennen diese Systeme auch die rotumrandeten<br />

80-Plaketten an LKW-Hecks und interpretieren<br />

sie als Geschwindigkeitsbegrenzung. Eine Übermittlung<br />

aller Verkehrszeichen würde ein Übersehen ebendieser<br />

erschweren und so den Verkehr sicherer machen.<br />

Der Markt wird‘s richten<br />

Schlussendlich wird der Markt entscheiden, welche Technik sich in<br />

Europa durchsetzt: Ein Großteil der Autobauer und Infrastruktur-<br />

Entwickler wird sich für eine Seite entscheiden, die<br />

anderen ziehen dann nach. Der Schritt zur Beibehaltung<br />

der Technologieoffenheit durch den EU-<br />

Rat war daher richtig. Ärgerlich aber wäre gewesen,<br />

wenn wir aufgrund vorschneller Regulierung<br />

auf die bessere Technologie verzichten müssten.<br />

Nora Nuissl<br />

Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

Es kann nur einen geben<br />

Für das alles aber wird ein Kommunikationsstandard<br />

gebraucht, von dem aktuell zwei parat stehen: C-V2X<br />

(Cellular Vehicle-to-everything) basiert auf Mobilfunk,<br />

gilt als moderner, aber noch nicht ganz marktreif;<br />

ITS-G5 dagegen ist mit der WLANp-Technologie be-<br />

Anzeigendaten einfach und sicher übermitteln.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 47


technik & wissen<br />

reits komplett verfügbar und kommt auch bei den aktuell<br />

hierzulande aufgebauten Projekten zum Einsatz. Für<br />

beide wird keine SIM-Karte benötigt. Wie sehr sich hier<br />

die Meinungen hinsichtlich der jeweiligen Vorteile unterscheiden,<br />

macht Volkswagen deutlich: Die Marke<br />

VW setzt auf die ältere Technik und will diese schon<br />

bald in aktuelle Modelle einpflegen, Audi dagegen setzt<br />

auf den neueren Standard. Nicht einmal innerhalb des<br />

Konzerns ist man sich also einig, auf welche Technologie<br />

gesetzt werden sollte.<br />

Achim Berg zu bedenken. Schon 2016 gründeten daher<br />

BMW, Daimler und Audi zusammen mit Intel, Ericsson,<br />

Huawei und Qualcomm die 5G Automotive Associa -<br />

tion (5GAA), um C-V2X auch in Europa voranzutreiben.<br />

Inzwischen stehen über 100 Unternehmen hinter<br />

der Initiative, auch Volkswagen hat sich angeschlossen,<br />

daneben Bosch, Continental, Airbus, GM, die PSA-<br />

Group und einige asiatische Autobauer. Von dort<br />

kommt der neue Standard, China stellte damit den Rest<br />

der Welt einfach vor vollendete Tatsachen und beschloss,<br />

großflächig die auf Mobilfunk basierende Technologie<br />

auszurollen. Im Jahr 2020 sollen bereits 90 %<br />

der Autobahnen und Städte damit ausgestattet sein.<br />

Wollen die hiesigen Autobauer dort also weiter Geschäfte<br />

machen, müssen sie entsprechende Systeme an<br />

Bord haben.<br />

Im Display sieht der<br />

Fahrer, ob er es mit der<br />

erlaubten Geschwindigkeit<br />

noch über die<br />

nächste grüne Ampel<br />

schafft. Bild: Audi<br />

Generell gilt WLANp als etabliert, auch in Amerika<br />

wurde ein darauf basierender Standard entwickelt, dieser<br />

hat sich aber nie wirklich durchgesetzt. Inzwischen<br />

zeichnet sich ab, dass die US-Autobauer wohl eher<br />

C-V2X implementieren. Auch in Europa sind nicht alle<br />

Autobauer mit dem in Brüssel favorisierten WLANp<br />

glücklich: Bis vor kurzem galt als relativ sicher gesetzt,<br />

dass eben dieses als Standard länderübergreifend in<br />

Europa festgelegt werden sollte. Die EU-Pläne könnten<br />

zwar später um Mobilfunksysteme erweitert werden,<br />

gleichzeitig sollten neue Technologien aber mit den<br />

alten – also WLANp – kompatibel sein. Das aktuell auf<br />

LTE und später auf 5 G basierende C-V2X kann sich<br />

aber nicht mit dem von der EU favorisierten Protokoll<br />

unterhalten, Experten des Mobilfunkverbandes GSMA<br />

vergleichen das damit, später einmal eine DVD in einen<br />

Videorekorder stecken zu wollen. Sie sehen es daher als<br />

schwierig, künftig einfach und unkompliziert weitere<br />

neue Standards einbinden zu können, sobald einer auf<br />

diese Weise festgeschrieben steht. Daher drängte man<br />

darauf, diesen Schritt nicht zu gehen, auch wenn bereits<br />

viel Geld in Projekte auf WLANp-Basis geflossen sei.<br />

Statt in rein straßenverkehrsspezifische Hardware zu<br />

investieren, könne man auch direkt das 5 G-Netz ausbauen,<br />

was vielseitiger genutzt werden könnte.<br />

„Europa darf beim autonomen Fahren nicht falsch<br />

abbiegen. Wenn andere Länder auf den Mobilfunk von<br />

morgen setzen, können wir keinen europäischen Sonderweg<br />

einschlagen“, gab auch Bitkom-Präsident<br />

Technologieoffenheit oder Standardisierung?<br />

Auch BMW und die Telekom sprachen sich gegen die<br />

WLAN-Technik aus, sie forderten Verkehrsminister<br />

Scheuer auf, sich in Brüssel entsprechend zu engagieren.<br />

Mit Erfolg: Etwas überraschend räumte der Europä -<br />

ische Rat Anfang Juli 2019 den Rechtsakt wieder vom<br />

Tisch, die neue EU-Kommission steht damit wieder<br />

ohne Regelung da, es ist alles wieder offen.<br />

„Mit ihrer Entscheidung macht die EU den Weg frei<br />

für eine technologieneutrale Lösung“, sagt Berg. Ein<br />

offener Ansatz, der neben WLAN- auch Mobilfunktechniken<br />

berücksichtige, böte laut Bitkom große Vorteile<br />

für eine ungehinderte technologische Entwicklung.<br />

„Jetzt ist die Kommission gefragt, dem Votum zu folgen<br />

und zügig einen neuen Entwurf vorzulegen. Dieser muss<br />

dem Anspruch von Technologieneutralität und Zukunftsoffenheit<br />

Rechnung tragen. Die Konkurrenz aus<br />

den USA und China wartet nicht auf Europa.“<br />

Die Fixierung auf das etwas angestaubte WLANp<br />

begründeten die EU-Verantwortlichen damit, dass dieser<br />

bereits vollständig praxiserprobt und zertifiziert sei,<br />

man wolle nicht noch weitere Jahre auf einen neuen<br />

Standard aus Asien warten müssen. Die bereits verfügbare<br />

Technik hat allerdings ihre Tücken: Sie ist etwa auf<br />

300 m begrenzt und braucht daher ein eigenes, dichtes<br />

Netz aus Stationen am Straßenrand. Dafür ist die Übertragung<br />

sehr schnell, für sicherheitsrelevante Funktionen<br />

können bereits geringe Latenzen im Millisekundenbereich<br />

entscheidend sein. Im Gegenzug braucht C-V2X<br />

kein großes Netz, es nutzt die bestehende Mobilfunk-<br />

Infrastruktur. Dafür muss es aber den Umweg über<br />

deren Knotenpunkte gehen, wodurch die Latenz steigt.<br />

Laut Experten will man hier – dank Edge Computing –<br />

inzwischen aber gleichauf sein, die befürchtete Wartezeit<br />

bis zur Marktreife sei ebenfalls nicht mehr relevant:<br />

„Vernetzte Mobilitätsstandards sind keine Zukunfts -<br />

vision“, sagt Maxime Flament, Chief Technology Officer<br />

der 5GAA während eines Testlaufs in Berlin Ende<br />

Mai 2019. Dort zeigte man anhand von fünf Beispielen<br />

48 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


die direkte Kurzstreckenkommunikation zwischen den<br />

Fahrzeugen und den übergreifenden Informationsaustausch<br />

über das Mobilfunknetz. „Die vorgestellten<br />

Lösungen sind bereit für den Einsatz. Die Feldtests<br />

befinden sich bereits in der Endphase und die ersten<br />

Lösungen sind nun bei mehreren Anbietern erhältlich.“<br />

Über ihr Smartphone können außerdem auch Fußgänger<br />

und Radfahrer im vernetzten Verkehr eingebunden<br />

werden. Um das per WLANp zu ermöglichen,<br />

braucht es eigene Sensoren an Ampeln, wie es im oben<br />

Die Ampel erkennt das Fahrrad und kann bei Bedarf die Autofahrer warnen.<br />

Bild: Volkswagen<br />

beschriebenen Wolfsburger Projekt erprobt wird. Gunnar<br />

Koether, Leiter der Fahrzeugsicherheit von Volkswagen<br />

hält das für präziser: „Anders als die vergleichsweise<br />

ungenauen Positionsdaten eines Smartphones,<br />

bietet Sensorik analog zum Fahrzeug hochgenaue Daten<br />

eines kritischen Bereiches. Eine wesentliche Bedingung,<br />

um Fehlwarnungen zu vermeiden. Daneben ist der<br />

Datenschutz ein weiterer Aspekt, der bei der Nutzung<br />

privater Smartphones abschrecken könnte.“<br />

Ob Autos schlussendlich für verschiedene Märkte<br />

unterschiedlich ausgestattet werden müssen, ist aber nur<br />

am Rande ausschlaggebend: Rechts- und Linkslenker<br />

sowie viele andere länderspezifische Sonderlösungen<br />

sind schließlich ebenso machbar. Daher wäre es auch<br />

zumutbar, unterschiedliche Hardware für Europa und<br />

den Rest der Welt unter die Haube zu stecken. •<br />

Tobias Meyer<br />

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Wenn an den Händen auch<br />

die Mittelgelenke der Finger<br />

erkranken, betrifft dies nicht<br />

nur „ein paar kleine Gelenke“.<br />

Ankleiden, Essen und Trinken<br />

schmerzen. Teller und Gläser<br />

fallen aus der Hand, und das<br />

Öffnen und Schließen der<br />

Wohnungstür sind nur noch<br />

mühsam möglich. Was aber<br />

kann man selbst dagegen tun?<br />

Welche ärztlichen Behandlungsmöglichkeiten<br />

gibt es?<br />

Auf diese Fragen zur Fingerarthrose<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19<br />

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technik & wissen<br />

Single-Pair-Ethernet-Standards für die intelligente Feldebene<br />

Schluss mit<br />

dem Wirrwarr<br />

Verbindungstechnik | Die Vision von industriellem<br />

Ethernet über alle Ebenen der Automatisierungspyramide<br />

hinweg ist nicht neu. Single Pair Ethernet lässt<br />

diese Vision Wirklichkeit werden. Ein Steckgesicht von<br />

Harting könnte einen weltweiten Standard setzen.<br />

Ein für Single Pair Ethernet<br />

geeignetes Steckgesicht<br />

braucht eine symmetrische<br />

und parallele Kontaktführung<br />

bis auf die<br />

Leiterkarte. Bild: Harting<br />

Von der Cloud bis an den Sensor ist ein<br />

Claim, den man in den letzten Jahren<br />

vermehrt im Automatisierungsumfeld<br />

hört. Damit ist die durchgängige TCP/<br />

IP-basierte Kommunikation auf Ethernet-Basis<br />

gemeint, die gegenwärtig<br />

meist von Cloud-Anwendungen bis in<br />

die Verteilebene einer Produktion<br />

reicht. Bisher bestand hier ein klassischer<br />

Bruch von Kommunikationssystemen<br />

aus Ethernet und BUS-Systemen.<br />

Nun bringen neue Komponenten schnelles<br />

Ethernet mit Übertragungsgeschwindig -<br />

keiten bis 1 GBit/s über nur noch ein verdrilltes<br />

Adernpaar bis an die kleinste Applikation.<br />

Single Pair Ethernet (SPE) ermöglicht so<br />

erstmals den durchgängigen Einsatz des<br />

TCP/IP-Protokolls. Ob einfacher Zustandssensor<br />

oder modernes Vision-System aus<br />

hochauflösender Kamera, mit SPE wird das<br />

Internet der Dinge so Realität.<br />

Doch bis sich diese Infrastruktur und das<br />

damit verbundene Potenzial in der Fläche<br />

durchgesetzt hat, ist es noch ein weiter Weg.<br />

Aktuell sind am Markt mehrere Lösungen<br />

und verschiedene Normen im Gespräch, die<br />

besonders die Schnittstellen für SPE im<br />

Blick haben. Anwender fragen zu Recht, ob<br />

Hersteller eine durchgängige und kompa -<br />

tible Lösung auf Grundlage eines einheit -<br />

lichen Standards entwickeln, oder ob es<br />

mehrere Lösungen und inkompatible Steckgesichter<br />

geben wird.<br />

Zentrale Rolle bei der Normierung dieser<br />

Steckgesichter nimmt das Gremium ISO/<br />

IEC JTC 1/SC 25/WG 3 ein. Hier werden,<br />

basierend auf den IEEE 802.3-Standards,<br />

die Verkabelungsnormen gemäß ISO/<br />

IEC 11801 erstellt und gepflegt.<br />

Der erste Steckverbinder-Normenentwurf<br />

für Single Pair Ethernet wurde bereits<br />

2016 von Harting im IEC-Gremium SC48B<br />

eingereicht und als IEC 61076-3-125 bis<br />

zum CD-Dokument publiziert. 2017 wurde<br />

von der Firma CommScope ein weiteres<br />

Steckgesicht zur Normung eingereicht und<br />

anschließend vom Gremium beschlossen,<br />

für alle SPE-Steckverbinder die Normenreihe<br />

IEC 63171 zu erstellen. Die bis zu diesem<br />

Zeitpunkt bereits in Arbeit befindlichen<br />

Normen werden als in sich geschlossene<br />

Dokumente fertiggestellt und im Rahmen<br />

von Überarbeitungen in diese neue Normenreihe<br />

integriert.<br />

SPE und dafür normierte Steckverbinder<br />

fließen in die aktuellen Verkabelungsstand -<br />

ards mit ein. International betrifft das die<br />

Normenreihe für strukturierte Verkabelung<br />

gemäß ISO/IEC 11801:2017 sowie die<br />

europäische Normenreihe im Cenelec gemäß<br />

EN 50173.<br />

Die Implementierung von SPE in die ISO/<br />

IEC 11801-Dokumente ist deshalb so wichtig,<br />

da nur in dieser Norm die Verkabelungskanäle<br />

mit allen notwendigen Parametern<br />

(Länge, Anzahl Verbindungen, Bandbreite<br />

und das komplette Set an übertragungstechnischen<br />

Parametern einschließlich<br />

NEXT, FEXT, Schirmungseigenschaften)<br />

mit Relation zur Umgebung beschrieben<br />

werden und damit auch nach der Installa -<br />

tion messtechnisch für den Anwender überprüfbar<br />

sind. Parallel dazu werden die Installationsstandards<br />

für die Industrie als<br />

Basis für die Verkabelung von Automatisierungslösungen<br />

gemäß IEC 61918 (IEC<br />

SC65C) entsprechend angepasst. Profinet<br />

International mit Profinet gemäß<br />

IEC 61784-5-3 und ODVA mit Ethernet/IP<br />

gemäß IEC 61784-5-2 werden sich aktiv an<br />

der Weiterentwicklung und Implementierung<br />

von Standards zu SPE beteiligen.<br />

Für die Märkte USA einschließlich Kanada<br />

und Mexiko werden bei ANSI/<br />

TIA-568.5 und TIA TR42.7 Normen vorbereitet.<br />

In den TIA 42-Papieren wird das über<br />

das Addendum TIA-1005-A-3 aktualisiert.<br />

Richtlinien für SPE-Verkabelungen<br />

In Verbindung mit den Standards zu Steckverbindern<br />

und Kabeln liefern diese Verkabelungsnormen<br />

dem Anwender klare Richtlinien<br />

über die Struktur der Verkabelung,<br />

die einzusetzenden Komponenten zur Erreichung<br />

der Leistungsvorgaben und die<br />

50 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


Grenzwerte zur Überprüfung der Verkabelung.<br />

Somit sind sie das wichtigste Instrument<br />

zum Aufbau und Betrieb von Single-<br />

Pair-Ethernet-Verkabelungen. Gleichzeitig<br />

stellen sie über die Referenzen zu den Komponentenstandards<br />

die Kompatibilität zwischen<br />

Geräten und Verkabelung sicher. Das<br />

ist Grundvoraussetzung für die Funktion<br />

von Netzwerken und Verbindungen auf der<br />

Basis von SPE – und auch für IIoT. Der Einsatz<br />

anderer Verkabelungskomponenten, als<br />

in ISO/IEC 11801-3 Amd.1, ist zwar möglich,<br />

allerdings nicht mehr normkonform<br />

und birgt das Risiko von Inkompatibilitäten<br />

und Funktionseinbußen.<br />

Weltweit einheitliche Steckgesichter<br />

Anfang 2018 haben die beiden Normengremien<br />

daher internationale Auswahlprozesse<br />

zur Festlegung einheitlicher Schnittstellen<br />

gestartet. Am Auswahlprozess haben sich<br />

mehr als 20 globale Expertengremien beteiligten.<br />

Als Ergebnis haben sich zwei Steckgesichter<br />

durchgesetzt:<br />

• für die Gebäudeverkabelung das Steckgesicht<br />

gemäß IEC 63171-1: CommScope;<br />

• für die Industrie und industrienahe Anwendungen<br />

das Steckgesicht gemäß IEC<br />

63171-6 (bisher IEC 61076-3-125): Harting<br />

T1 Industrial.<br />

Zur Datenübertragung nutzt Single Pair<br />

Ethernet eine Vollduplex-Verbindung über<br />

ein differenzielles Adernpaar mit einer Impedanz<br />

von 100 Ω. Um eine geringere Störempfindlichkeit<br />

insbesondere für den Einsatz<br />

in Elektrofahrzeugen zu realisieren,<br />

wurde für SPE eine geringere Kodierung mit<br />

PAM3 bis 1000BASE-T1 und PAM4 für<br />

2,5/5/10GBASE-T1 gewählt. Dadurch erhöht<br />

sich im Vergleich zu „Mehrpaarigen<br />

Ethernet-Standards“ (MPE) der Bandbreitenbedarf<br />

enorm.<br />

Damit steigen außerdem auch die HF-<br />

Anforderungen an die Kabel- und Verbindungstechnik,<br />

was wiederum einen sehr<br />

symmetrischen Aufbau der Steckverbinder<br />

erfordert. Der von Harting entwickelte<br />

T1-Industrial-Steckverbinder ist dementsprechend<br />

symmetrisch im vollständig<br />

geschlossenen Schirmgehäuse angeordnet.<br />

So sind die Koppelkapazitäten und -induktivitäten<br />

beider Leiter zur Schirmung oder der<br />

Leiterplatte identisch und die differentielle<br />

Datenübertragung wird nicht gestört. Beide<br />

Kontakte sind zudem parallel zur Leiterplatte<br />

und nebeneinander angeordnet. Dadurch<br />

ist der Signalweg in beiden Leiterwegen<br />

identisch und Signallaufzeitunterschiede<br />

werden vermieden.<br />

Hohe Datenraten über ein Adernpaar –<br />

dabei stellt sich die Frage: Warum nicht<br />

quasi 4-paarige Verkabelungen für SPE mittels<br />

„cable sharing“ benutzen? In Sonderfällen<br />

ist das zwar möglich, aber nicht wirklich<br />

sinnvoll. Zum einen erfordert die Kommunikation<br />

über SPE höhere Bandbreiten, für<br />

die auch das Kabel ausgelegt sein muss. Zudem<br />

gibt es im direkten Vergleich zu MPE<br />

mit 100 m Übertragungslänge, bei SPE erst<br />

kürzere Übertragungslängen von 40 m bei<br />

1000BASE-T1 für geschirmte Kabel. Selbst<br />

wenn das alles optimal passt, kann man mit<br />

SPE 4x 1 Gbit/s übertragen, wobei diese<br />

Cat. 6 A Verkabelungsstrecken heute mit<br />

10 Gbit/s MPE genutzt werden können.“<br />

Der Anwender muss in diesem Migra -<br />

tionsszenario die installierten Verkabelungen<br />

Strecke für Strecke neu für SPE überprüfen.<br />

Damit ist auch die wirtschaftliche<br />

Sinnhaftigkeit solcher Nutzungskonzepte<br />

fraglich. Multipair Ethernet bleibt daher<br />

wohl eher als bewährte und bestehende<br />

Infrastruktur bis oberhalb der Feldebene<br />

erhalten. Ab hier kommt dann die neue,<br />

schlanke und für eine Vielzahl von Feldteilnehmern<br />

sinnvolle SPE-Infrastruktur zum<br />

Einsatz.<br />

Übersicht der relevanten Normengremien um ISO/IEC<br />

JTC 1/SC 25/WG 3. Grafik: Prof. Dr. Oehler, Convenor<br />

ISO/IEC JTC 1/SC 25/WG 3<br />

SPE auch gut mit TSN kombinierbar<br />

Der Ethernet-basierte Standard Time Sensitive<br />

Network (TSN), ist ein Paket von Erweiterungen<br />

der IEEE 802.1-Ethernet-Standards<br />

zur Datenübertragung mit sehr geringer<br />

Reaktionszeit und hoher Verfügbarkeit.<br />

Mögliche Anwendungsbereiche sind konvergente<br />

Netzwerke mit Echtzeit-Audio/ -<br />

Video-Streams sowie insbesondere Echtzeit-<br />

Steuerungen (Controllstreams), wie sie in<br />

hochauflösender Kameraüberwachung Verwendung<br />

finden. Viele Automatisierer sprechen<br />

sich mittlerweile für TSN und OPC-<br />

UA als künftiges Kommunikationssystem<br />

aus. SPE kann in Verbindung mit TSN<br />

Ethernet flächendeckend in die Feldebene<br />

bringen.<br />

Die Vorteile von SPE liegen nicht nur in<br />

der Erschließung weiterer Bereiche der industriellen<br />

Feldebene. Besonders im Bereich<br />

Transportation spielt geringes Gewicht eine<br />

große Rolle, was mittels der Kabelreduktion<br />

bei SPE gegeben ist. Ursprünglich stammt<br />

Single Pair Ethernet aus dem Automotive-<br />

Bereich. Aber auch in der Bahntechnik wird<br />

zunehmend Verkabelung für Bordelektronik<br />

und Unterhaltungssysteme verbaut, wobei<br />

auch das Gewicht der Steckverbinder und<br />

Kabel möglichst niedrig sein sollte.<br />

Auch in der Robotik spielt das Gewicht<br />

von Verkabelung eine Rolle. Entscheidender<br />

ist jedoch die Torsionsstabilität von Kabeln:<br />

Je dünner ein Kabel ausgelegt ist, desto<br />

robuster ist es gegenüber Biege- und Tor -<br />

sionsbelastungen. So können künftig die<br />

gleichen Datenraten über dünnere SPE-<br />

Kabel angeschlossen werden, die zusätzlich<br />

deutlich mehr Arbeitszyklen eines Roboters<br />

aushalten, bis sie vorsorglich getauscht<br />

werden müssen oder ausfallen. •<br />

Jonas Diekmann<br />

Technischer Redakteur, Harting<br />

Electronics, Espelkamp<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 51


technik & wissen<br />

Präzise Schleifarbeit: Norbert Steidinger<br />

kontrolliert eine Keramikachse auf ihre<br />

Genauigkeit. Bilder: Maxon<br />

Keramische Präzisionskomponenten seit 20 Jahren<br />

Maxon kann<br />

auch Keramik<br />

Pulverspritzguss | Maxon ist für seine hochpräzisen<br />

Antriebe bekannt. Doch nur wenige wissen, dass das<br />

Unternehmen eine eigene Spritzgussabteilung für<br />

Keramik und Metall unterhält. Hier werden nicht nur<br />

Keramikspindeln produziert, sondern auch Spezial -<br />

teile für die Uhren- und Musikindustrie.<br />

Die neueste Anschaffung ist sein größter<br />

Stolz. Andreas Philipp, Leiter der Abteilung<br />

Pulverspritzguss bei Maxon, steuert schnurgerade<br />

auf die neu hochgezogenen Mauern<br />

hin, öffnet die Türe und zeigt auf die einzige<br />

Maschine, die im Raum untergebracht ist<br />

– eine Lasermaschine zur Hartbearbeitung<br />

von Keramikbauteilen. Sie kann Keramik<br />

auf Mikrometer genau schneiden, erklärt<br />

Andreas Philipp, Federelemente mit einer<br />

Wandstärke von 17 μm bearbeiten und<br />

gleichzeitig präzise Messungen durch -<br />

führen. Damit ist die Abteilung fit für die<br />

Zukunft und wird Kunden noch schneller<br />

mit Präzisionsteilen beliefern.<br />

Dass Maxon überhaupt eine eigene<br />

Spritzguss-Abteilung für Keramik und<br />

Metall betreibt, dürften nur wenige wissen.<br />

Schließlich ist das Unternehmen wegen<br />

seinen Mikromotoren bekannt, die auf dem<br />

Mars im Einsatz sind aber auch auf der Erde<br />

unzählige Anwendungen antreiben – von<br />

Operationsrobotern über Laborautomaten<br />

bis hin zu Tattoomaschinen.<br />

Neben Präzisionsantrieben entwickelt<br />

und produziert Maxon auch Steuerungen,<br />

Encoder und vor allem Getriebe. Und diese<br />

müssen für bestimmte Einsätze verstärkt<br />

werden. Genauer gesagt: einzelne Komponenten<br />

wie etwa Zahnräder, Achsen oder<br />

Planetenträger. Für diese „Aufrüstung“<br />

eignet sich Keramik besonders, schließlich<br />

ist das Material im Vergleich zu Stahl<br />

beständiger gegen Chemikalien, hohe<br />

Temperaturen und Verschleiß.<br />

Keramikachsen in Getrieben verlängern<br />

die Lebensdauer beträchtlich. Besonders,<br />

wenn der Antrieb im Start-Stop-Betrieb<br />

eingesetzt wird. Aus diesem Grund hat<br />

Maxon vor rund zwanzig Jahren begonnen,<br />

die Keramikteile selber herzustellen. Heute<br />

arbeiten in der Spritzgussabteilung 45 Personen,<br />

darunter Entwickler, Applikations-<br />

Ingenieure, Qualitätsfachleute und Produktionsmitarbeitende.<br />

Keramikkomponenten: vom Motor bis<br />

zur Spindel<br />

Die Pulverspritzguss-Fachleute sind Teil des<br />

Maxon Produktionswerkes im süddeutschen<br />

Sexau, das sich auf Getriebe spezialisiert<br />

hat. Rund die Hälfte aller Teile, die die<br />

Abteilung verlassen, werden in Maxon-<br />

Antrieben eingesetzt.<br />

Besonders begehrt sind die Keramikspindeln<br />

für Linearantriebe, da sie leichtgängig<br />

und verschleißfest sind. „Wir sind das einzige<br />

Unternehmen, dass dem Kunden Motor,<br />

Getriebe und Keramikspindel aus einer<br />

52 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


Andreas Philipp, Leiter<br />

des Bereichs Pulverspritzguss<br />

bei Maxon, zeigt<br />

eine Keramikspindel.<br />

Düsen für die Industrieautomation, Klinken<br />

für die Uhrenindustrie aber auch Gehäuse<br />

für Kopfhörer. Letztere werden bereits seit<br />

Jahren im Maxon-Werk hergestellt und<br />

haben einen positiven Effekt auf die Klangqualität.<br />

Zudem sind sie im Gegensatz zu<br />

Metallgehäusen kratzfest und behalten<br />

ihren schönen Glanz über lange Zeit.<br />

Das Grundprinzip in der Pulverspritzguss-Verarbeitung<br />

ist in den letzten Jahren<br />

gleichgeblieben. Trotzdem sind gewisse Veränderungen<br />

spürbar. Laut Andreas Philipp<br />

wird die Bearbeitung von Grünlingen in<br />

Zukunft wohl abnehmen. Stattdessen geht<br />

man vermehrt dazu über, einfache Grundformen<br />

zu spritzen und diese danach mit<br />

Hightech-Maschinen zu bearbeiten, bis sie<br />

die perfekte Form haben. „Dadurch erhalten<br />

die Kunden viel schneller einen Proto -<br />

typen“, sagt Andreas Philipp. Auch Klein -<br />

Hand bieten kann“, sagt Produktmanager<br />

Walter Kuhn.<br />

Die Entwicklung und Produktion von<br />

präzisen Keramikbauteilen ist aufwändig<br />

und nicht ganz billig. Die Prozesse sind<br />

komplex und für die Hartbearbeitung<br />

werden Diamantwerkzeuge oder – wie<br />

bereits erwähnt – Lasermaschinen benötigt.<br />

Deshalb wird Keramik meistens nur aufgrund<br />

von sehr spezifischen Anforderungen<br />

gewählt, die mit herkömmlichen Werkstoffen<br />

nicht erfüllt werden können. Oder wie<br />

es Andreas Philipp sagt: „Keramik kommt<br />

zum Einsatz, wenn alle anderen Materialien<br />

versagt haben.“<br />

Am Anfang des Produktionsprozesses<br />

steht das Granulat, auch Feedstock genannt.<br />

Dieses enthält Bindemittel, damit das Material<br />

überhaupt in Gussformen gepresst<br />

werden kann. Nachdem die Teile die Spritzgussmaschine<br />

verlassen haben, können sie<br />

bereits leicht bearbeitet werden, mit fertigen<br />

Keramikkomponenten haben sie aber noch<br />

nicht viel gemein. Diese so genannten<br />

Grünlinge sind spröde, leicht brechbar und<br />

viel größer als das Endprodukt. Damit sie<br />

die herausragenden Eigenschaften von<br />

Keramik erhalten, wird ihnen als erstes in<br />

einem chemischen Verfahren das Binde -<br />

mittel wieder entzogen. Danach geht’s für<br />

zwei Tage in den Ofen zum Sintern, wo die<br />

Bauteile bei maximal 1500 °C um bis zu<br />

30 % schrumpfen.<br />

Dieser Volumenverlust ist schwierig zu<br />

kalkulieren, besonders bei Toleranzen im<br />

Beim Hartbearbeiten werden die Keramikteile auf<br />

Mikrometer-genaue Toleranzen geschliffen.<br />

μm-Bereich. Aus diesem Grund geht es für<br />

viele Bauteile danach in die Nachbearbeitung,<br />

wo die geforderten Toleranzen durch<br />

Schleifen erreicht werden. Bei manchen<br />

Teilen reicht dagegen ein einfaches Polieren,<br />

danach sind sie bereit zur Auslieferung.<br />

Die besonderen Eigenschaften von Keramik<br />

sorgen dafür, dass in Sexau nicht nur<br />

Getriebe-Bauteile entstehen. Zu den gefertigten<br />

Keramik-Produkten zählen kleinste<br />

serien können rascher ausgeliefert werden.<br />

Was sich nicht verändert, ist die Faszination<br />

für Pulverspritzguss, die durch die ganze<br />

Abteilung spürbar ist. „Jeder Auftrag ist<br />

anders, nichts ist Standard. Keramik ist ein<br />

massiv herausforderndes Material und<br />

genau das macht es so spannend.“ •<br />

Stefan Roschi,<br />

Corporate Communication bei der<br />

Maxon Motor AG<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 53


technik & wissen<br />

Seit Frühjahr 2019 liefert<br />

Weiss Technik die Klimaprüfschränke<br />

ClimeEvent mit WT69.<br />

Durch die niedrige Klimabe wer -<br />

tung ist das Kühlmittel gemäß<br />

EU-Verordnung zugelassen und<br />

zukunftssicher. Bild: Weiss Technik<br />

Anlagenbauer Weiss Technik entwickelt selbst Ersatz-Kältemittel<br />

Alternative zum<br />

verbotenen R23<br />

Kältemittel | Die Regulierung fluorierter Kältemittel<br />

lässt nicht nur Füllstoffe für Klimaanlagen in Autos<br />

knapp werden. Auch der Betrieb von Klimaprüfschränken<br />

gerät in Gefahr – und damit wichtige<br />

Stresstests von Automobil-Komponenten bei niedrigen<br />

Temperaturen. Anlagenbauer Weiss Technik entwickelte<br />

mit WT69 nun selbst eine Alternative.<br />

Hersteller von Systemen und Komponenten für Automobile<br />

und Nutzfahrzeuge testen ihre Produkte häufig<br />

in Klimaprüfschränken auf thermische Belastbarkeit.<br />

Diese Umweltsimulationen bilden in der Regel Kälte<br />

und Thermostress ab. Teilweise werden die Tests im<br />

Bereich von -40 °C bis -70 °C durchgeführt, um die<br />

Zuverlässigkeit in kalten Regionen zu gewährleisten.<br />

Das einzige Kältemittel für diese Temperaturen war<br />

bisher R23. Doch die EU- Verordnung 517/2014 zu<br />

fluorierten Treibhausgasen verbietet dieses Mittel. Es ist<br />

seit 2015 nur noch im Rahmen von Übergangsregel -<br />

ungen erlaubt. Wie lange die gelten, ist nicht sicher<br />

absehbar.<br />

Sollten die Übergangsregelungen auslaufen, würde<br />

das die wichtigen Stresstests zur Qualitätssicherung für<br />

Komponenten und Systeme bei niedrigen Temperaturen<br />

gefährden. Denn gleichwertige Nachfolger gab es nicht.<br />

Bis jetzt: Seit Frühjahr 2019 liefert Weiss Umwelttechnik<br />

Klimaprüfschränke mit WT69. Dieses Kältemittel<br />

hat einen niedrigen GWP (CO 2 - Äquivalenzwert) von<br />

1.357. Dadurch ist es gemäß EU-Verordnung zugelassen<br />

und zukunftssicher. Zusatzvorteil: Die Anzahl der vorgeschriebenen<br />

Dichtheitsprüfungen wird reduziert oder<br />

die Pflicht entfällt sogar ganz.<br />

Wichtig für Anwender ist die Übertragbarkeit der<br />

Messergebnisse. Die ist bei WT69 gegeben. Denn<br />

Klimaschränke mit WT69 verhalten sich nahezu identisch<br />

wie solche mit R23. Zum Beispiel liefert WT69<br />

genau die gleiche Leistung zum Entzug von Wärme.<br />

Damit ist die Kälteleistung bei Klimaprüfschränken mit<br />

beiden Kältemitteln nahezu identisch. Stresstests erfordern<br />

manchmal sehr schnelle Temperaturwechsel. Die<br />

Abkühlrate ist bei WT69 ebenfalls praktisch gleich. Dadurch<br />

lassen sich Messreihen von Maschinen mit beiden<br />

Kältemitteln direkt miteinander vergleichen.<br />

Weiss Technik kooperierte mit der TU Dresden<br />

bei der Entwicklung<br />

Ungewöhnlich an WT69 ist die Entwicklung durch<br />

einen Anlagenbauer. In der Regel stellen Chemieunternehmen<br />

wie Chemours und Honeywell Kältemittel her.<br />

Doch kein Chemiespezialist bot eine Alternative für<br />

R23 an. So kooperierte Weiss Technik mit der TU Dresden<br />

bei der Entwicklung. Die Zusammenarbeit ging<br />

über die Auftragsvergabe weit hinaus. Weiss unterstützte<br />

das Projekt mit Maschinen und eigenem Fachpersonal.<br />

Das über Jahre, denn die Entwicklung eines Nachfolgers<br />

für R23 erwies sich als überaus schwierig. Denn<br />

es gibt laut Untersuchungen in der Natur keinen geeigneten<br />

Ersatzstoff für R23. Darum mussten die Forscher<br />

rund 100.000 Stunden investieren und 150 Mischungen<br />

unter suchen. Schließlich fanden sie ein Kältemittel, das<br />

alle Anforderungen erfüllt – WT69.<br />

Über die Jahre hat Weiss mehrere Millionen Euro<br />

in das Projekt investiert. „Das war eine große Investi -<br />

tion, für die wir uns bewusst entschieden haben“, so<br />

Janko Förster, Leiter des Produktmanagements bei<br />

Weiss Technik, „denn es geht um eine Lösung, die der<br />

Umwelt und auch der gesamten Industrie in Europa<br />

zugute kommt.“ (os)<br />

•<br />

54 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


Fließlochformende Schraube für bis zu 1000 MPa<br />

Jetzt geht’s höherfestem<br />

Blech an den Kragen<br />

Verbindungstechnik | Mit der Schraube Flowform<br />

Plus betritt Arnold Umformtechnik echtes Neuland:<br />

das der höherfesten Bleche. Auch sie lassen sich nun<br />

durch das rationelle Fließlochformschrauben fügen.<br />

600 MPa, mit der Flowform Plus liegt sie<br />

bei 1000 MPa“, betont Heiko Miller,<br />

Projektleiter Flowform Plus bei Arnold<br />

Umformtechnik. Gegenüber der Flowform<br />

änderten die Entwickler bei der Flowform<br />

Plus den Durchmesser von 5 mm auf 4 mm.<br />

Wiegt die Flowform etwa 4 g, so sind es bei<br />

der Flowform Plus rund 3 g – sie wird also<br />

leichter, was bei größerer Stückzahl zur<br />

Gewichtsreduzierung beiträgt. Um dieses<br />

Ziel zu erreichen, hatten die Entwickler die<br />

Geometrie der Fließlochformspitze optimiert,<br />

den Werkstoff modifiziert und das<br />

Wärmebehandlungsverfahren angepasst.<br />

Dreilagige Blechverbindung<br />

mit 2,5 mm dicken Aluminiumblechen,<br />

gefügt mit der<br />

Flowform Plus.<br />

Bilder: Arnold Umformtechnik<br />

Fließloch- und gewindeformende Schrauben<br />

ermöglichen eine einseitig zugängliche und<br />

vollautomatisierte Fügeverbindung. Die bekannte<br />

„Flowform“ von Arnold Umformtechnik<br />

beispielsweise formt mit ihrer polygonalen<br />

Spitzengeometrie ein Fließloch und<br />

furcht ein Gewinde, das im Reparaturfall<br />

eine metrische Schraube aufnimmt. Ein sehr<br />

rationelles Verfahren. Allerdings stößt die<br />

bisherige Flowform an ihre Grenzen, wenn<br />

höherfeste Bleche zu verbinden sind.<br />

Mit der neuen Flowform Plus, einer Weiterentwicklung,<br />

hat das Unternehmen dieses<br />

Limit nach eigenen Angaben weit hinaus -<br />

geschoben. „Die Anwendungsgrenze für das<br />

Fügen von Stahlanwendungen lag in Abhängigkeit<br />

von der Blechdicke bei maximal<br />

Vorlochen der Blechlagen oft unnötig<br />

Grundsätzlich ist die neue Flowform Plus<br />

für höherfeste Stahlbleche und dickere<br />

Blechkombinationen konzipiert. „Durch<br />

den Einsatz von Aluminium-Bauteilen<br />

können auch dickere Fügekombinationen<br />

mit mehreren Lagen entstehen. Das hat in<br />

der Vergangenheit bei dreilagigen Verbindungen<br />

dazu geführt, dass die Deck- und<br />

Mittellagen vorgelocht wurden“, erklärt<br />

Miller. „Mit der Flowform Plus können<br />

abhängig von den Fügewerkstoffen dickere<br />

Materialkombinationen bis zu 7,5 mm ohne<br />

Vorloch gefügt werden.“ Ein Grund liegt in<br />

der geringeren Materialverdrängung durch<br />

den verringerten Durchmesser.<br />

Die Weiterentwicklung führt auch dort<br />

zu Vorteilen, wo gar keine höchstfesten<br />

Bleche zu fügen sind – zumal der Preis der<br />

Schraube unverändert bleibt, wie Arnold<br />

sagt. Schon deswegen, weil häufiger auf das<br />

Vorloch verzichtet werden kann. Ohne Vorloch<br />

benötigt der Anwender beispielsweise<br />

keine Kameratechnik, um zu überprüfen, ob<br />

die Schraube das Vorloch auch mittig trifft,<br />

wie die Arnold-Entwickler erklären.<br />

Weiter könne der Anwender durch den<br />

kleineren Kopfdurchmesser die konstruktive<br />

Auslegung der Baugruppe anpassen. Das<br />

heißt: Flansche können zum Beispiel schmaler<br />

und damit gewichtsoptimierter gestaltet<br />

werden. Weiter seien mit der Flowform Plus<br />

weniger Axialkräfte beim Ansetzen und<br />

Eindrehen erforderlich. Dadurch wiederum<br />

lasse sich der Roboter kleiner dimensionieren.<br />

„Ein weiterer Vorteil ist, dass Anwender<br />

die bestehenden Anlagen für die Verschraubung<br />

weiterhin einsetzen können“,<br />

sagt Nadine Schmetzer aus dem Bereich F+E<br />

Blechfügetechnik. „Es sind keine größeren<br />

Umbauten erforderlich.“ (os) •<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 55


technik & wissen<br />

Automobilzulieferer Visteon setzt in der Intralogistik auf mobile Robotik<br />

Mensch und Roboter<br />

werden ein Team<br />

Intralogistik | Lange Zeit definierten Handhubwagen<br />

und spurgeführte, fahrerlose Transportsysteme die Intralogistik<br />

bei Visteon. Doch mit der Forderung nach<br />

mehr Effizienz musste ein neues Konzept her. Heute<br />

prägen mobile Roboter von MiR das Bild in den Hallen<br />

des Anbieters von Cockpit-Elektronik.<br />

Als globaler Tier-1-Lieferant entwickelt und<br />

produziert Visteon innovative Cockpit-<br />

Elektronik und Lösungen für vernetztes<br />

Fahren. Volkswagen, Škoda Auto, BMW,<br />

Ford und Citroën zählen zu den Kunden des<br />

Unternehmens, das an über 40 Standorten<br />

in 19 Ländern rund 10.000 Mitarbeiter be-<br />

Am slowakischen Produktionsstandort des<br />

Automobilzulieferers Visteon automatisieren<br />

vier mobile Roboter die innerbetrieb -<br />

liche Logistik. Kreuzen Menschen den Weg<br />

des Transportroboters, weicht der sicher und<br />

flexibel aus. Bilder: MiR<br />

schäftigt. Teil der Dachorganisation ist auch<br />

Visteon Electronics Slovakia mit seinem<br />

Werk im slowakischen Námestovo. Täglich<br />

sorgen hier 700 Mitarbeiter im Drei-<br />

Schicht-Betrieb dafür, dass 10.000 Kombi-<br />

Instrumente vom Band laufen. Das entspricht<br />

einer jährlichen Produktionsmenge<br />

von 2 Mio. Stück.<br />

Als Automobilzulieferer steht Visteon in<br />

einem intensiven weltweiten Wettbewerb<br />

und ist dabei einem stetigen Druck seitens<br />

der Markenhersteller ausgesetzt. Der Anspruch<br />

an eine pünktliche Bereitstellung von<br />

Materialien in gewünschter Qualität und<br />

exakter Menge gehört zum Tagesgeschäft.<br />

Dieses Ziel fordert eine kontinuierliche Op-<br />

56 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


Der MiR200 kann maximal 200 kg<br />

transportieren. Ausgestattet mit einem<br />

Regalaufsatz und Behältern kann der<br />

Mitarbeiter den Transportroboter mit<br />

unterschiedlichen Materialien beladen.<br />

timierung der Prozesse, um flexibel, präzise<br />

und kostengünstig produzieren zu können.<br />

Als fester Bestandteil der Abläufe bei Visteon<br />

hat sich die elektronische Übermittlung<br />

eingehender Daten an das Lager etabliert.<br />

Bei einem neuen Auftrag kann dadurch das<br />

notwendige Material umgehend für die<br />

Werkshallen bereitgestellt werden.<br />

Beim Transport hin zu den Fertigungs -<br />

linien setzte Visteon in der Vergangenheit<br />

auf seine Mitarbeiter, die die Komponenten<br />

mit Handhubwagen manuell überbrachten.<br />

Später wurde der Ablauf von fahrerlosen<br />

Ein Pionier der mobilen Robotik<br />

Richard Ciernik, Industrial Engineer<br />

Manager bei Visteon Electronics Slovakia:<br />

„Die Roboter von Mobile Industrial<br />

Robots haben sich bei uns zum weltweiten<br />

Standard für die interne Logistik<br />

entwickelt.“<br />

Mobile Industrial Robots (MiR) hat seinen Hauptsitz in Odense, Dänemark,<br />

wo das Unternehmen 2013 von erfahrenen Köpfen aus der dänischen Roboterindustrie<br />

gegründet wurde. MiR entwickelt und vertreibt autonome, kollaborierende<br />

mobile Roboter für den innerbetrieblichen Transport in der Industrie und<br />

im Gesundheitssektor. Der Pionier im Bereich der mobilen Robotik hat innerhalb<br />

kurzer Zeit ein globales Vertriebsnetz mit Händlern in mehr als 40 Ländern<br />

und regionalen Niederlassungen in San Diego, Singapur, Barcelona, Shanghai,<br />

Frankfurt und New York aufgebaut. Seit der Gründung verzeichnet MiR<br />

ein steiles Wachstum, allein von 2015 auf 2016 um 500 % und von 2016 auf<br />

2017 um 300 %. Heute ist das Unternehmen Marktführer im Bereich autonomer<br />

mobiler Roboter. MiR wurde im April 2018 von der amerikanischen Firma<br />

Teradyne, einem führenden Anbieter automatisierter Testgeräte, übernommen.<br />

2015 übernahm Teradyne auch den dänischen Roboterbauer Universal Robots.<br />

MiR beliefert mittelständische Unternehmen ebenso wie multinationale Industriekonzerne<br />

mit seinen kollaborierenden, mobilen und sicheren Robotern. Die<br />

Modelle kommen im innerbetrieblichen Transport zum Einsatz, der dadurch<br />

schnell und kosteneffektiv abgewickelt werden kann. Mitarbeiter können so<br />

wieder für anspruchsvollere Tätigkeiten eingesetzt werden.<br />

Transportsystemen (FTS) übernommen, die<br />

über Magnetstreifen im Boden durch die<br />

Hallen zum Ziel geführt wurden. Doch auch<br />

diese Lösung stieß bald an ihre Grenzen,<br />

denn mit den steigenden Ansprüchen der<br />

Autobauer mussten die Slowenen immer flexibler<br />

agieren. Wurden neue Produktionszellen<br />

für einen bestimmten Auftrag implementiert<br />

und änderte sich dadurch die Anordnung<br />

der Anlagen, musste das FTS mit<br />

viel Aufwand angepasst werden. Es war<br />

klar, dass das System Platz machen musste<br />

für eine zukunftssicherere Alternative. Dies<br />

war zugleich die Geburtsstunde der mobilen<br />

Robotik in den Hallen des innovativen Zulieferers.<br />

Auf der Suche nach einer passenden Intralogistik-Lösung<br />

wurde Visteon im Zuge<br />

einer Marktstudie auf Mobile Industrial<br />

Robots (MiR) aufmerksam. Die autonomen<br />

mobilen Roboter des dänischen Herstellers<br />

überzeugten durch ihre flexible Anpassungsfähigkeit<br />

und einfache Implementierung.<br />

Anders als herkömmliche FTS, die in<br />

der Regel spurgeführt sind, navigieren die<br />

Roboter selbstständig mit intelligenter Sensorik<br />

und richten sich agil nach ihrer Umgebung<br />

und nicht umgekehrt. Hindernissen<br />

wie Paletten oder Menschen weichen sie<br />

dynamisch und sicher aus. Selbst Türen<br />

können sie über ein WLAN-Modul eigenständig<br />

öffnen. Dadurch mussten bei der<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 57


technik & wissen<br />

Roboter Nummer drei sammelt Abfälle<br />

im gesamten Werk ein. Dafür fährt er regelmäßig<br />

seine Runden und die Belegschaft<br />

legt einfach anfallende Abfälle auf ihm ab.<br />

Die Hallen werden dadurch sauber und<br />

übersichtlich gehalten. Der vierte mobile<br />

Roboter arbeitet in der Spritzgießerei. Dort<br />

beliefert er drei Produktionsmaschinen, sobald<br />

ihn seine menschlichen Kollegen über<br />

eine vordefinierte Schaltfläche auf seiner intuitiven<br />

Benutzeroberfläche rufen. Jede die-<br />

Aufgaben mit einer höheren Wertschöpfung.<br />

Es entsteht eine Win-Win-Situation<br />

für alle Beteiligten, die sich auch im ROI<br />

widerspiegelt. Eine Grundregel bei Visteon<br />

lautet, dass sich jede Investition in der Produktion<br />

spätestens nach einem Jahr bezahlt<br />

machen muss. „Die MiR-Roboter haben<br />

diese Anforderung erfüllt“, zeigt sich Ciernik<br />

zufrieden.<br />

Die Kooperation zwischen MiR und dem<br />

Automobilzulieferer ist ein Paradebeispiel<br />

Bei Visteon liefern die Roboter Leiterplatten<br />

an die SMT-Linien, sammeln<br />

Abfälle ein und transportieren fertige<br />

Kunststoffbauteile.<br />

Die Bedienoberfläche der Roboter ist<br />

browserbasiert und verfügt über vor -<br />

definierte Schaltflächen.<br />

Inbetriebnahme im Werk auch keine physischen<br />

Veränderungen am Produktionslayout<br />

vorgenommen werden.<br />

„In unserer Produktion haben wir vier<br />

MiR200-Roboter für drei Aufgaben eingeführt“,<br />

erklärt Richard Ciernik, Industrial<br />

Engineer Manager bei Visteon Electronics<br />

Slovakia. Die Maschinen liefern Leiterplatten<br />

an die SMT-Linien, sie sammeln Abfälle<br />

ein und transportieren fertige Kunststoffbauteile.<br />

Mit dieser umfangreichen Automatisierung<br />

im Materialfluss dreht der Zulieferer<br />

an zwei Stellschrauben. Zum einen verbessern<br />

die Transportroboter die Fertigungseffizienz<br />

und zum anderen entfallen<br />

manuelle Transporte von A nach B.<br />

Die Roboterflotte agiert flächendeckend<br />

rund um die Uhr an fünf Tagen in der<br />

Woche. Ausgestattet sind die Modelle dafür<br />

mit zwei Arten von Aufsatzmodulen, nämlich<br />

einem festen Regalgestell und einem abnehmbaren<br />

Transportwagen, der von einem<br />

Hersteller für Peripherieprodukte speziell<br />

für MiR-Roboter entwickelt wurde. Über<br />

eine Einklinkvorrichtung kann das System<br />

Transportwagen aufnehmen und freigeben.<br />

So liefern zwei der mobilen Roboter in der<br />

Oberflächenmontage jede Stunde leere<br />

Leiterplatten an neun SMT-Linien, wo die<br />

Platten im Anschluss mit Elektronikteilen<br />

bestückt werden. Die geprüfte und zertifizierte<br />

ESD-Konformität des Robotermodells<br />

MiR200 schützt dabei vor elektrosta -<br />

tischen Entladungen.<br />

ser Intralogistik-Abläufe wird schlussendlich<br />

im Lagerverwaltungssystem von Visteon<br />

abgebildet.<br />

Die Roboter bieten vor allem arbeitsbezogene<br />

Vorteile. Einfache und monotone<br />

Aufgaben werden jetzt von den Maschinen<br />

erledigt, was unterm Strich die Kosten<br />

drückt. Die Mitarbeiter werden schnell und<br />

komfortabel mit Material versorgt und<br />

müssen selbst keine schweren körperlichen<br />

Aktivitäten durchführen. „Das ist ein klarer<br />

Pluspunkt in Sachen Ergonomie“, betont<br />

Ciernik. Nicht verwunderlich also, dass die<br />

vier Roboterkollegen von der Belegschaft<br />

schnell akzeptiert wurden. Die Zusammenarbeit<br />

von Mensch und Maschine ist heute<br />

selbstverständlicher Bestandteil am slowakischen<br />

Produktionsstandort.<br />

Während sich die mobilen Transporthelfer<br />

um monotone und belastende Tätigkeiten<br />

kümmern, übernehmen die Mitarbeiter<br />

für die Automatisierung in der Intralogistik.<br />

Dabei wird deutlich, dass bei vielfältigen<br />

Anwendungsmöglichkeiten auch die Vorteile<br />

vielfältig sind. „Die Roboter von Mobile<br />

Industrial Robots haben sich bei uns zum<br />

weltweiten Standard für die interne Logistik<br />

entwickelt“, sagt Ciernik. Rund um den<br />

Globus sind die MiR-Roboter bei Visteon in<br />

insgesamt sieben Werken im Einsatz. Als<br />

mobile Schnittstelle zwischen Lagerflächen<br />

und Fertigungszellen leisten sie einen entscheidenden<br />

Beitrag zur Vernetzung der<br />

Produktionsumgebung. Dadurch wird am<br />

Ende auch die gesamte Prozesskette optimiert.<br />

Mit der neuen Technik kann Visteon<br />

gegenüber den Automobilisten auch künftig<br />

handlungssicher bleiben. „Wir setzten auch<br />

in Zukunft auf weitere MiR-Anwendungen“,<br />

ist sich Ciernik sicher. (ub) •<br />

58 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


Robotergestützte Oberflächeninspektion im Produktionstakt<br />

Keine Chance für<br />

Beulen und Dellen<br />

Qualitätssicherung | Lackoberflächen im Automobilbereich<br />

sind ein heikles Thema mit hohen Anforderungen.<br />

Der Bildverarbeitungsspezialist Isra Vision<br />

hat für diese Aufgabe eine robotergeführte, optische<br />

Inspektionslösung entwickelt.<br />

In der industriellen Automatisierung nehmen die Autobauer<br />

eine Vorreiterrolle ein. Die Fahrzeugfertigung ist<br />

ein Vorbild für viele Branchen und treibt den Einsatz<br />

neuer Technologien voran wie kaum eine andere. Aus<br />

diesem marktbedingten Innovationsdruck entstehen effiziente<br />

Lösungen auch im Bereich der Qualitätssicherung.<br />

In diesem Segment ist das Komplett-System Car-<br />

PaintVision (CPV) des Herstellers Isra Vision angesiedelt,<br />

bei dem Robotik und Sensortechnik zu einer<br />

Lösung für die Oberflächeninspektion zusammengeführt<br />

wurden. Das System bietet eine objektive und<br />

konsistente Evaluierung der Lackoberflächenqualität<br />

und bietet Kostenvorteile im Vergleich zu manuellen<br />

Verfahren. Zusätzlich werden statistische Daten bereit-<br />

Im flachen Gehäuse des Hybrid-Sensors Paintscan sind Prozessoren<br />

der aktuellen Generation, hochauflösende Kameras und eine spezielle<br />

LED-Matrix-Beleuchtung untergebracht. Bild: Isra Vision<br />

gestellt, mit denen sich die Prozesse kontinuierlich verbessern<br />

lassen.<br />

Die Vision-Spezialisten setzen bei ihrer Entwicklung<br />

auf den Hybrid-Sensor Paintscan, der zwei Methoden<br />

der Oberflächeninspektion vereint. Auf diese Weise werden<br />

alle topografischen, aber auch nicht-topografischen<br />

Lackfehler zuverlässig detektiert. Integrierte Auswerteeinheiten<br />

sorgen dafür, dass die Verarbeitung der Daten<br />

im Prozesstakt erfolgt und Fehlerinformationen umgehend<br />

zur Verfügung stehen. Optional lassen sich die<br />

Fehlstellen abschließend markieren. Mit dieser Möglichkeit<br />

lässt sich die Nacharbeit vereinfachen und<br />

zudem Zeit sparen.<br />

Bei der Lösung kommt die sogenannte Oversampling-Methode<br />

zum Einsatz, die für eine lückenlose<br />

Lackinspektion sorgt. Grundlage bei dieser Technik ist<br />

eine hohe Scanfrequenz. Zudem überlappen sich die<br />

Bildaufnahmen in Fahrrichtung des Roboters, wodurch<br />

jeder Punkt der Karosse mehrfach erfasst wird. Redundante<br />

Daten mit bis zu zehn Bildern liefern dadurch<br />

belastbare Inspektionsergebnisse mit einer Detektionsrate<br />

von über 95 %. Alle relevanten Defekte wie Einschlüsse,<br />

Krater, Pigmentfehler, Kratzer, Beulen und<br />

Dellen werden erkannt und klassifiziert.<br />

Bestehende Anlagen lassen sich nachrüsten<br />

Die Software zur Klassifikation ist bereits vortrainiert<br />

und das Resultat jahrelanger Branchenerfahrung. Spezielle<br />

Algorithmen ermöglichen zudem eine selbstlernende<br />

Fehlererkennung und können somit linienspezifische<br />

Defekte erkennen. Das System eignet sich dank<br />

seiner Flexibilität besonders für Multi-Modell-Linien,<br />

denn auf Basis von CAD-Modellen wird automatisch<br />

eine kollisionsfreie Roboterinspektionsbahn geplant.<br />

Mit seiner einfachen Bedienoberfläche lässt sich das<br />

System schnell und intuitiv konfigurieren. Auch die<br />

Nachrüstung in bestehende Anlagen ist nach eigenen<br />

Angaben problemlos möglich. Die Kompatibilität zu<br />

allen gängigen Robotermarken gewährleistet eine optimale<br />

Integration in die vorgegebene Anlagenwelt.<br />

Die Lösung von Isra Vision ist schon heute gerüstet<br />

für die auftragsgesteuerte Mehrlinienproduktion, bei<br />

der Autos nach Kundenwunsch gefertigt und je nach<br />

Ausstattungslinie automatisch der jeweiligen Station zugeführt<br />

werden. (ub)<br />

•<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 59


produkte<br />

Spannsatz zentriert<br />

sich selbst<br />

Verbindungen | KBK bietet eine große Bandbreite passgenauer<br />

Spannsätze und Schrumpfscheiben. Die Welle-Nabe-Verbindungen<br />

decken alle Standards bei Innen- und Außenspannsätzen<br />

ab und werden auch kundenspezifisch gefertigt.<br />

Für die Verbindung von Naben<br />

mit mehrfach abgesetzten Wellen<br />

hat KBK Antriebstechnik<br />

den selbstzentrierenden Spannsatz<br />

KBS15 entwickelt. Dabei<br />

lässt sich der Innendurchmesser<br />

durch Austausch des Innenrings<br />

variieren, sodass sich die Montagezeit<br />

verkürzt. Ein Bund verhindert<br />

eine Axialverschiebung<br />

während des Einbaus. Der<br />

KBS15 ist mit neun Innen- und<br />

drei Außendurchmessern erhält-<br />

lich und eignet sich für Drehmomente<br />

von 290 bis 1780 Nm.<br />

Die selbstzentrierenden dreiteiligen<br />

Spannsätze vom Typ<br />

KBS1 können Drehmomente bis<br />

1.247.000 Nm übertragen. Sie<br />

sind mit Außendurchmessern<br />

von 55 bis 355 mm und Innendurchmessern<br />

von 25 bis<br />

280 mm lieferbar. Sollen dagegen<br />

Hohlwellen auf eine Welle<br />

gespannt werden, ist die<br />

Schrumpfscheibe KBS19 ideal<br />

(40 bis 327.000 Nm). Sie erzeugt<br />

eine spielfreie Verbindung,<br />

indem sie die Nabe auf die Welle<br />

presst. Auf diese Weise kann<br />

kein Schmutz eindringen, und<br />

die Flächenpressung verhindert<br />

Spaltkorrosion.<br />

Die Baureihen KBS52 und<br />

KBS61 weisen ein kompakteres<br />

Verhältnis von Innen- zu Außendurchmesser<br />

auf als herkömm -<br />

liche Innenspannsätze. Die<br />

selbstzentrierende Baureihe<br />

KBS52 ist mit einem Drehmomentbereich<br />

von 60 bis<br />

8300 Nm ideal für die Anbindung<br />

von Getrieben und Zahnrädern.<br />

•<br />

Durch den Austausch des<br />

Innenrings lässt sich der<br />

Innendurchmesser<br />

variieren. Damit verkürzt<br />

sich die Montagezeit.<br />

Bild: KBK Antriebs -<br />

technik<br />

Semantische Auswertung<br />

ermittelt die Aufgabe<br />

Hält auch in aggressiven<br />

flüssigen Medien dicht<br />

Sprachsteuerung | Mit dem<br />

Powerbox PC beziehungsweise<br />

dem Powertwin Panel PC und<br />

dem enthaltenen VIC-Control-<br />

Sprachdialogsystem bietet<br />

Spectra eine lokale Sprachsteuerung,<br />

die dem Anwender eine<br />

sehr flexible Art der Spracheingabe<br />

ermöglicht. Es können<br />

mehrere Schlüsselwörter (Intents,<br />

Slots) und Parameter (Va-<br />

lues) in beliebige<br />

Phrasen eingebettet<br />

werden – ohne Beschränkung<br />

der Reihenfolge<br />

der Schlüsselwörter<br />

und Struktur<br />

der Kommandos<br />

(Natürliches<br />

Sprachverstehen;<br />

NLU). Eine seman -<br />

tische Auswertung<br />

interpretiert die Spracheingaben<br />

und ermittelt die Aufgabe und<br />

die zu steuernden Parameter.<br />

Mit dem universellen IoT-Protokoll<br />

MQTT ist die zuverlässige<br />

Kopplung und unabhängige<br />

räumliche Verteilung von<br />

Sprachbedienung und Maschinensteuerung<br />

im lokalen IP-<br />

Netzwerk möglich. •<br />

Druckschalter | Die digitalen Präzisionsdruckschalter<br />

der Serie ISE70G von<br />

SMC mit dem zweizeiligen Display-Design<br />

sind mit IO-Link ausgestattet<br />

und bis zu einem Druck von<br />

100 bar einsetzbar. Die vier neuen<br />

Modelle sind für den Einsatz mit<br />

flüssigen Medien konzipiert.<br />

Da sie auch in Kontakt mit aggressiven<br />

Medien stehen können,<br />

wurden die verwendeten<br />

Materialien angepasst: Als Sensorelement<br />

kommt kein Silizium, sondern<br />

das chemisch resistente Aluminiumoxid<br />

zum Einsatz. Die Abdichtung<br />

erfolgt mit einem O-Ring aus FKM mit<br />

Schmierfett. Dieses Material quillt nicht auf und<br />

zeichnet sich durch eine gute Stabilität auch bei<br />

hohen Drücken aus. Der Dichtring ist im Querschnitt<br />

quadratisch geformt, was zu einer höheren<br />

Druckbeständigkeit führt. Der Leitungsanschluss<br />

ist chemisch vernickelt.<br />

•<br />

60 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


Leichtgängige Bewegungen<br />

bei mittleren Traglasten<br />

Kugelbuchsen | Die Kugelbuchsen von Dr.<br />

Tretter laufen auf zylindrischen<br />

Wellen ohne Hubbegrenzung.<br />

Zwischen den<br />

tragenden Kugeln<br />

und der Welle besteht<br />

ein Punktkontakt.<br />

Damit lassen sich genaue<br />

und leichtgängige Bewegungen bei mittleren Traglasten<br />

erreichen. Sie sind in zylindrischer und Flanschausführung<br />

oder integriert in Gehäuse-Lagereinheiten erhältlich.<br />

Die zylindrisch geformte Kugelbuchse kann geschlossen,<br />

geschlitzt oder offen ausgeführt sein. Für die<br />

Montage muss sie in eine Bohrung eingebracht und<br />

gesichert werden. Offene Kugelbuchsen kommen bei<br />

unterstützten Wellen zum Einsatz. Die geschlitzte Ausführung<br />

wird in geschlitzte Lagergehäuse eingebaut.<br />

Mittels einer Schraube im Gehäuse lässt sich das Spiel<br />

zwischen Buchse und Führungswelle einstellen. •<br />

Hohe Auflösung<br />

bei kleinem Lichtfleck<br />

Sensor | Der konfokal-chromatische Sensor Confocal<br />

DT IFS2404-2 von Micro-Epsilon wird zur hochpräzisen<br />

Abstandsmessung und zur Dickenmessung von<br />

transparenten Materialien eingesetzt. Mit nur 12 mm<br />

Durchmesser kann<br />

der Sensor auch in<br />

beengte Bauräume<br />

integriert werden.<br />

Die Optik ermöglicht<br />

eine hohe<br />

Messgenauigkeit sowie<br />

einen kleinen<br />

Lichtpunktdurchmesser.<br />

Dank der<br />

speziellen Linsentechnologie<br />

liefert der Sensor eine hohe Auflösung bei<br />

kleinem Lichtfleck. Er bietet zusammen mit dem Controller<br />

der Reihe Confocal DT 2421/2422 ein sehr gutes<br />

Preis-Leistungsverhältnis für den OEM-Einsatz. Ausgeführt<br />

als Ein- oder Zweikanal-Variante ermöglichen<br />

diese Messsysteme eine wirtschaftliche Lösung für Serienanwendungen.<br />

Das System arbeitet berührungslos<br />

und damit verschleißfrei.<br />

•<br />

TECHNOLOGIEFORUM<br />

BILDVERARBEITUNG<br />

08./09. OKTOBER 2019<br />

INFINITY HOTEL MUNICH<br />

PERSPEKTIVEN DER<br />

BILDVERARBEITUNG<br />

Über 50 hochkarätige Experten-Vorträge<br />

Neueste Entwicklungen und Technologien<br />

Abendveranstaltung zum Netzwerken<br />

15.10. 's Hertogenbosch | 17.10. Paris<br />

22.10. Stockholm | 13./14.11. Birmingham<br />

Weitere Informationen: www.stemmer-imaging.de/techforum<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 61


produkte<br />

Bessere Biegeleistung und<br />

reduzierter Durchmesser<br />

Steuerleitungen | Lütze stellt mit der Superflex 2000 PVC<br />

und Superflex 2100 (C) PVC zwei neue Steuerleitungen für<br />

dauerhaft bewegte Anwendungen mit verbesserten Biegeradien<br />

und reduzierten Kabeldurchmessern vor. Sie sind<br />

eine Weiterentwicklung der Superflex N PVC. Die PVCummantelten<br />

Leitungen mit kapazitätsarmen Aderisolierungen<br />

eignen sich für den Einsatz als Kontroll-, Mess- und<br />

Steuerleitungen im Maschinen-, Anlagen- und Apparatebau,<br />

sowie in der Förder-, Transport-, Heizungs- und Klimatechnik.<br />

Modell 2000 ist optimiert für Biegeradien von<br />

7,5 x D (D = Außendurchmesser<br />

der Leitung)<br />

bei bewegten Anwendungen<br />

und 4 x D bei fester<br />

Verlegung. Die 2100 (C)<br />

PVC eignet sich für Biegeradien<br />

bis 10 x D bei<br />

bewegten Anwendungen<br />

und 6 x D bei fester Verlegung.<br />

•<br />

Immer der ideale Abstand<br />

Steckverbinder | Um einer oder<br />

mehreren Leiterkarten im Gerät<br />

den korrekten Abstand bieten<br />

zu können, hat Harting seine<br />

Har-flex-Familie um gerade<br />

Messer- (Stapelhöhe 4,85 mm)<br />

und Federleisten (Stapelhöhe<br />

13,65 mm) erweitert. Sie ermöglichen<br />

Platinenabstände von 8<br />

bis 20 mm. Für noch größere<br />

Platinenabstände stehen Harflex<br />

IDC-Flachbandkabel-konfektionen<br />

zur Verfügung. Jede<br />

Platine nimmt für Schnittstellen<br />

zur Gehäusewand oder für andere<br />

elektronische Bauteile eine<br />

fest definierte Position ein. Diese<br />

variieren je nach Gerät und Einsatz.<br />

Die Steckverbinder bieten<br />

ein Rastermaß von 1,27 mm in<br />

frei wählbarer Pinzahl von 6 bis<br />

100, feine Abstufung in der Stapelhöhe<br />

von Messer- und Federleiste<br />

von 8 bis 20 mm sowie<br />

eine Befestigung via SMT- oder<br />

THR-Niederhalter. Zudem sind<br />

sie Pick&place-tauglich. •<br />

Geringes<br />

Eigengewicht und<br />

Korrosionsfestigkeit<br />

Flachgetriebe | Durch ihre spezielle Konstruktion bieten<br />

die Flachgetriebe von ABM Greiffenberger – etwa das FGA<br />

172/173 – eine Vielzahl von Befestigungsmöglichkeiten.<br />

Darüber hinaus sind sie energieeffizient und geräuscharm.<br />

Die Aluminiumgehäuse aus der eigenen Aluminiumgießerei<br />

stellen geringes Eigengewicht und hohe Korrosionsfestigkeit<br />

der Getriebetypen sicher. Für den Einsatz in fahrerlosen<br />

Transportsystemen (FTS) bietet der Hersteller Kegelradgetriebe<br />

der KG-Reihe mit Drehmomenten von 60 bis<br />

800 Nm, Flachgetriebe der FG-Reihe mit 50 bis 2000 Nm<br />

sowie Stirnradgetriebe (G-Reihe) mit 30 bis 2080 Nm. Sie<br />

eignen sich speziell für niedrige Geschwindigkeiten und<br />

präzises Positionieren.<br />

•<br />

Gewinde in Serie<br />

Gewindebohrer |<br />

Hahn+Kolb hat für<br />

die anspruchsvolle<br />

Serienfertigung die<br />

Universalgewindebohrer<br />

von Atorn ins<br />

Programm genommen.<br />

Der Typ Uni<br />

Max arbeitet mit<br />

einer hochpositiven<br />

Geometrie, mit extremem<br />

Hinterschliff<br />

und bietet damit<br />

einen Vorteil bei der<br />

Bearbeitung hochlegierter<br />

Edelstähle. Durch aggressive Spanwinkel an den<br />

Bohrern lassen sich auch Stähle mit einer Festigkeit bis<br />

1200 N/mm² genauso wie NE-Metalle, Sonderlegierungen<br />

oder Guss-Werkstücke in Serie bearbeiten. Die extremen<br />

Drallwinkel in Kombination mit der hohen<br />

Schnittgeschwindigkeit sollen eine gute Spankontrolle<br />

ermöglichen und gleichzeitig die Gefahr von Wickelspänen<br />

minimieren. Die Gewindebohrer sind mit einer<br />

Ultra-HL-Beschichtung ausgerüste, in Kombination<br />

mit der Geometrie sind so Gewindetiefen bis 3×D möglich.<br />

Die Produktfamilie umfasst Gewindebohrer ab<br />

M1 bis M30, metrische Feingewindebohrer sowie<br />

Gewindebohrer für G-Gewinde und innengekühlte<br />

Varianten.<br />

•<br />

62 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


vorschau 23.19<br />

Messe EMO<br />

In unserer nächsten Ausgabe dreht sich alles<br />

um die Weltleitmesse für Metallbearbeitung.<br />

Mehr als 2150 Aussteller präsentieren vom 16.<br />

bis zum 21. September in Hannover ihre jüngsten<br />

Entwicklungen und Angebote fürs effiziente,<br />

wirtschaftliche und prozesssichere Fertigen.<br />

Zentrale Themen auf der EMO 2019 sind die<br />

digitale Vernetzung und die Konnektivität von<br />

Systemen. Aber auch in den klassischen Bereichen<br />

gibt´s viel Neues zu entdecken.<br />

Bild: VDW<br />

Werkzeugmaschinen<br />

Digitale Vernetzung, Industrie 4.0, optimierte<br />

Maschinen, clevere Automationsmodule... Und<br />

am Show Case des neuen Schnittstellenstand -<br />

ards Umati beteiligen sich 72 Aussteller.<br />

Präzisionswerkzeuge<br />

Optimierte Werkzeuge und neue Bearbeitungsstrategien<br />

heben die Produktivität auf eine<br />

neue Ebene. Und auch bei den Werkzeugen<br />

spielt die Digitalisierung eine zentrale Rolle.<br />

erscheint montags Impressum<br />

ISSN 0019–9036<br />

Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung<br />

e.V. (WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder<br />

des Verbandes erhalten den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer<br />

Mitgliedschaft. Zusammenarbeit im Fachbereich der Gießereitechnik<br />

mit der Zentrale für Gussverwendung, Düsseldorf.<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeug-<br />

maschinen); Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs (Technologie der<br />

Fertigungsverfahren); Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />

und Qualitätsmanagement);<br />

Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Günther Schuh (Produktions-<br />

systematik), WZL RWTH Aachen<br />

Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Chefredakteur:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Werner Götz (gö), Phone +49 711 7594–451<br />

Stellv. Chefredakteur:<br />

Dipl.-Betriebswirt (FH) Dietmar Kieser (dk),<br />

Phone +49 711 7594–454<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Inf. (FH) Uwe Böttger (ub), Phone +49 711 7594–458;<br />

M. Litt. Sanja Döttling (sd), Phone +49 711 7594–342;<br />

Kyra Kutter (kk), Phone +49 711 7594–475;<br />

B. A. (FH) Nora Nuissl (nu), Phone +49 711 7594–391;<br />

M. A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879;<br />

Susanne Schwab (su), Phone +49 711 7594–444;<br />

Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />

Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Infowirtin (FH) MonaWillrett (mw),<br />

Phone +49 711 7594–285<br />

Ständige freie Mitarbeiter:<br />

Dipl.-Ing. Volker Albrecht, Karin Faulstroh (kf),<br />

Michael Grupp (mg), Sabine Koll (sk), Markus Strehlitz (ms),<br />

Henriette Steuer (hs)<br />

Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />

Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Layout: Katrin Apel, Vera Müller, Ana Turina<br />

ANZEIGEN<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />

Auftragsmanagement:<br />

Matthias Rath, Phone +49 711 7594–323, Fax –1323<br />

Zurzeit gilt Preisliste 78 vom 1.10.2018.<br />

Anzeigen-Annahmeschluss für Gelegenheits anzeigen mittwochs,<br />

15 Uhr.<br />

Leserservice: Ute Krämer, Phone +49 711 7594–5850,<br />

Fax –15850, E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />

Erscheinungsweise: montags (28 x jährlich)<br />

Bezugspreis: Inland jährlich 206,70 € inkl. Versandkosten und<br />

MwSt; Ausland 206,70 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 8,30 €<br />

(inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten). Für Schüler, Studenten und<br />

Auszubildende gegen Nachweis: Inland 137,80 € inkl. MwSt.<br />

und Versandkosten, Ausland 137,80 € inkl. Versandkosten.<br />

Bestellungen erbitten wir an den Verlag.<br />

Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />

bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />

Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum<br />

Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf<br />

des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier<br />

Wochen zum Quartalsende.<br />

Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer<br />

Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />

AUSLANDSVERTRETUNGEN<br />

Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court, Long<br />

Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />

862589, Fax 01256 862182, E-Mail: media@jens.demon.co.uk;<br />

Japan: Mediahouse Inc., Kudankita 2-Chome Building, 2–3–6,<br />

Kudankita, Chiyoda-ku, Tokyo 102, Phone 03 3234–2161,<br />

Fax 03 3234–1140; Belgien, Frankreich, Luxemburg, Italien,<br />

Switzerland IFF media ag, Frank Stoll, Technoparkstrasse 3,<br />

CH-8406 Winterthur, Tel: +41 52 633 08 88, Fax: +41 52 633<br />

08 99, e-mail: f.stoll@iff-media.ch; USA: D.A. Fox Advertising<br />

Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza, 19th Floor, New York, NY<br />

10001, Phone +1 212 8963881, Fax +1 212 6293988, detlef<br />

fox@comcast.net<br />

Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />

unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte keine Gewähr. Alle im <strong>Industrieanzeiger</strong> erscheinenden<br />

Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte,<br />

auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich<br />

welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />

Printed in Germany<br />

© 2019 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 63


ücher<br />

Organisation<br />

der Zukunft<br />

Neuer<br />

Führungsstil<br />

Der Autor widmet sich den unterschiedlichen Themenbereichen,<br />

die Nachwuchsführungskräfte bei<br />

der Einführung eines neuen Arbeitsstils beschäf -<br />

tigen. Das Spektrum reicht von der Abgabe von<br />

Führungsverantwortung über die Qualifikation der<br />

Teammitglieder bis hin zu Motivationsfragen und<br />

der Schaffung einer Firmenidentität.<br />

Aufbruch in die neue Arbeit, Jürgen Kemper,<br />

Schäffer Poeschel, 2019, 108 S., 34,95 Euro,<br />

ISBN: 978-3-7910-4414-9<br />

Der Einfluss der Digitalisierung auf Geschäftsmodelle,<br />

Arbeitsformen und Kommunikation fordert<br />

eine neue Zusammenarbeit und neue Arbeitsweisen.<br />

Neben praktischer Gerüste wie dem Leitfaden<br />

Transformation oder einem Vokabular zur neuen<br />

Sprache bietet das Buch einen Blick in die Zukunft<br />

der Organisation. Eine kritische Auseinandersetzung<br />

mit bestehenden Konzepten zur Organisation<br />

als Ganzes runden das Buch ab.<br />

Kick-off! Auf Entdeckungsreise zur Organisation<br />

der Zukunft, M. Baumanns, Murmann/Haufe,<br />

2019, 160 S., 19,95 Euro,<br />

ISBN: 978-3-648-12901-2<br />

Jung führt Alt<br />

Demographische Veränderungen führen dazu,<br />

dass hochqualifizierte Arbeitnehmer deutlich<br />

ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führen.<br />

Dieser Ratgeber gibt der jungen Führungskraft<br />

konkrete Werkzeuge an die Hand, um<br />

Spannungen von vornherein zu vermeiden und<br />

die entsprechenden Herausforderungen zu<br />

meistern.<br />

Jung führt Alt, N. Gribenko, UVK, 2019, 232<br />

S., 24,99 Euro, ISBN: 978-3-86764-899-8<br />

Karrieremythen<br />

Wer im Job nicht nur überleben,<br />

sondern auch etwas erreichen will,<br />

sollte die geheimen Naturgesetze<br />

des Büroalltags kennen. Rund 70<br />

überraschende Wahrheiten aus der<br />

Berufswelt offenbart der Autor in<br />

seinem Buch. Die Erkenntnisse basieren<br />

auf aktuellen wissenschaft -<br />

lichen Studien und Experimenten.<br />

Sie widerlegen gängige Karrieremythen<br />

und liefern den Leserinnen<br />

und Lesern zahlreiche Aha-Erlebnisse,<br />

die helfen, sich selbst und die<br />

lieben Kollegen besser zu verstehen<br />

und dabei das Beste für sich rauszuholen.<br />

„Sei Du selbst“ lautet<br />

letztendlich die Maxime.<br />

Warum Perfektion sinnlos und an<br />

jedem Gerücht was dran ist,<br />

Daniel Rettig, Campus Verlag<br />

2019, 224 S., 16,95 Euro,<br />

ISBN: 978-3-593-51083-5<br />

64 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


markt<br />

Verkäufe und Handel von gebrauchten Maschinen/Anlagen/Geräten<br />

Lange Kauf- und<br />

Verkaufswege?<br />

Wir verkürzen diese!<br />

Mit Ihrer Anzeige erreichen<br />

Sie Hauptzielgruppen:<br />

• Maschinen-, Fahrzeug-,<br />

• Anlagen-, Stahl- und<br />

• Leichtmetallbau<br />

• Metallverarbeitung<br />

Auskunft gibt Ihnen gerne:<br />

Johannes Hucke<br />

Phone +49 711 7594–529<br />

johannes.hucke@konradin.de<br />

Was sollen wir Ihnen Großartiges versprechen?<br />

Testen Sie uns einfach!<br />

media.industrie@konradin.de<br />

Wir berichten über<br />

3D Core ...................................................... 32<br />

5GAA .......................................................... 46<br />

Aachener Zentrum für<br />

integrativen Leichtbau (AZL)..................<br />

36<br />

ABM Greiffenberger ................................ 62<br />

Airbus ................................................... 36, 46<br />

Alba Tooling & Engineering .............. 13, 32<br />

AMendate .................................................. 12<br />

Arnold Umformtechnik ............................ 55<br />

Asahi Kasei ............................................... 37<br />

Atorn ........................................................... 62<br />

Audi ................................................ 28, 30, 46<br />

Automotive Management<br />

Consulting (AMC) ......................... 13, 32, 36<br />

AVK ............................................................. 36<br />

BASF ........................................................... 30<br />

Bitkom .................................................. 21, 46<br />

BMW .............................................. 28, 46, 56<br />

Böllhoff ....................................................... 44<br />

Bosch ................................................... 28, 46<br />

Broetje-Automation ................................. 36<br />

Brose .......................................................... 28<br />

bvik ............................................................. 22<br />

Citroën ........................................................ 56<br />

CommScope .............................................. 50<br />

Composites Europe .................................. 36<br />

Composyst ................................................. 36<br />

Continental ................................................ 46<br />

Covestro ..................................................... 32<br />

CSI Entwicklungstechnik .................. 13, 32<br />

Daimler ....................................................... 46<br />

Deutsche Messe ...................................... 11<br />

DFKI ............................................................ 21<br />

Dr. Tretter ................................................... 61<br />

Ericsson ..................................................... 46<br />

FIT Additive Manufacturing .................... 12<br />

Foam Expo Europe ................................... 36<br />

Ford ....................................................... 28, 56<br />

Fraunhofer ILT ........................................... 20<br />

Fraunhofer ISE .......................................... 16<br />

Fraunhofer IPA .......................................... 15<br />

GM .............................................................. 46<br />

Google ........................................................ 28<br />

Gradel ......................................................... 36<br />

GSMA ......................................................... 46<br />

Hahn+Kolb ................................................. 62<br />

Hannover Fairs Canada ........................... 11<br />

Harting ................................................. 50, 62<br />

Hexagon ..................................................... 12<br />

HP ............................................................... 20<br />

Huawei Technologies ........................ 19, 46<br />

Hyundai ...................................................... 28<br />

IBM ............................................................. 28<br />

IKV, RWTH Aachen .................................. 36<br />

Intel ............................................................. 46<br />

IPH ................................................................ 6<br />

Isra Vision .................................................. 59<br />

Item ............................................................. 13<br />

KBK Antriebstechnik ............................... 60<br />

Keba ........................................................... 12<br />

Krauss Maffei ............................................ 12<br />

Krones ........................................................ 20<br />

Kuka ...................................................... 11, 20<br />

LBK Fertigung ........................................... 32<br />

Livescribe .................................................... 8<br />

Lünendonk ................................................. 10<br />

Lütze ........................................................... 62<br />

Mapal ......................................................... 20<br />

Maxon ........................................................ 52<br />

Messe Essen ............................................. 14<br />

Micro-Epsilon ........................................... 61<br />

Mitsui&Co. Machine Tech ...................... 12<br />

Mobile Industrial Robots ......................... 56<br />

Multivac-Sepp .......................................... 20<br />

Next Media ................................................ 18<br />

Pflitsch ....................................................... 15<br />

PSA-Group ................................................ 46<br />

Qualcomm ................................................. 46<br />

Rebstock Consulting ................................ 36<br />

Reed Exhibitions ................................. 32, 36<br />

Rheinwerk Verlag ....................................... 8<br />

Robert Hofmann ....................................... 32<br />

Rollax .......................................................... 40<br />

Rolls-Royce Motor Cars ............................ 8<br />

RWTH Aachen .................................... 20, 26<br />

Saertex ....................................................... 36<br />

SC-Networks ............................................. 22<br />

Scott Bader ............................................... 36<br />

Service24 ................................................... 24<br />

Siemens Mobility Deutschland .............. 46<br />

Škoda Auto ................................................ 56<br />

Smarter Shows ......................................... 36<br />

SMC ............................................................ 60<br />

Spectaris ................................................... 19<br />

Spectra ...................................................... 60<br />

Telekom ...................................................... 46<br />

Thyssenkrupp ........................................... 24<br />

Top-Perform .............................................. 24<br />

Transport & Environment ........................ 30<br />

Trans-Textil ................................................ 36<br />

Trelleborg Sealing Solutions .................. 42<br />

TU Braunschweig .................................... 46<br />

TU Dresden ............................................... 54<br />

Turck ........................................................... 10<br />

VDA ............................................................. 28<br />

VDMA ................................................... 16, 20<br />

VDW ........................................................... 16<br />

Visteon ....................................................... 56<br />

Volkswagen ................................... 30, 46, 56<br />

Waymo ....................................................... 28<br />

Weiss Umwelttechnik ............................. 54<br />

Wirtschaftsvereinigung<br />

Composites Germany .............................. 36<br />

yes or no Media ........................................ 38<br />

Zjacho .......................................................... 8<br />

Zünd Systemtechnik ................................ 36<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 65


zuletzt ...<br />

Tierisch<br />

sparen<br />

Viele Menschen versuchen, auf ihren<br />

Energieverbrauch zu<br />

achten und setzen etwa auf energieeffiziente<br />

Geräte. Macht allein schon<br />

für den Geldbeutel Sinn.<br />

Aber haben Sie schonmal daran<br />

gedacht, wie sich Haus- oder Mit -<br />

bewohner auf Ihre Bilanz auswirken?<br />

Unsere gefiederten, haarigen<br />

oder schuppigen Freunde spielen hier nämlich auch eine Rolle. Ich hatte<br />

früher eine Schildkröte, das war energietechnisch leider ein ziemlicher Flop.<br />

Denn laut einer Untersuchung des Energieanbieters Eon verursachen Pferde,<br />

Fische und Terrarien-Tiere eher höhere Stromkosten.<br />

Für Pferde müssen Halter jährlich rund 100 Euro berappen, etwa für die<br />

Stallbeleuchtung oder den elektrischen Weidezaun. Auch bei Fischen, anderen<br />

Meeresbewohnern oder Tieren, die es gerne warm mögen, schnellen die Kosten<br />

in die Höhe: Wassertemperierung, Beleuchtung oder Wärmelampen fallen ins<br />

Gewicht. Die gute Nachricht: Das beliebteste Haustier der Deutschen, die<br />

Katze, ist eine effiziente Anschaffung.<br />

Sie mag es im Winter gerne etwas wärmer, aber wir<br />

müssen die Heizung nicht unbedingt höher<br />

aufdrehen. Auch Hunde, Hamster oder Wellen -<br />

sittiche belasten die Energiebilanz nicht zusätzlich.<br />

Natürlich sollten Tierhalter dann auch auf tägliches<br />

Saugen verzichten, der Energiebilanz zuliebe. Und<br />

damit Sie Ihre tierischen Mitbewohner immer im<br />

Blick haben – damit diese nicht wild im Web surfen<br />

oder fernsehen – bietet sich smarte Technik zur<br />

Überwachung an. Dann steht der Tierliebe<br />

ja nichts mehr im Weg.<br />

nu<br />

Bild: Indy Studio/Fotolia<br />

66 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19


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<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 67


Konferenz<br />

SMARTE MASCHINEN<br />

IM EINSATZ<br />

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ<br />

IN UNTERNEHMEN<br />

15. Oktober 2019<br />

Fraunhofer IPA, Stuttgart<br />

Smarte Maschinen verändern die Welt – schon jetzt!<br />

Durch das gebremste Wirtschaftswachstum wird sich diese<br />

Entwicklung beschleunigen.<br />

Vor diesem Hintergrund präsentieren die Konradin Mediengruppe<br />

und das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung<br />

IPA den Kongress „Smarte Maschinen im Einsatz - Künstliche<br />

Intelligenz in Unternehmen“, in dem ein Dutzend innovativer<br />

Mittelständler und Konzerne ihre Lösungsansätze vorstellen.<br />

Anmeldeschluss:<br />

25. 09. 2019<br />

Teilnahmegebühr:<br />

640,– €<br />

zzgl. MwSt.<br />

Jetzt anmelden unter<br />

www.industrie.de/kuenstliche-intelligenz-2019<br />

Veranstalter Kooperationspartner Schirmherrschaft<br />

68 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19

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