Industrieanzeiger 22.2019
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22.19<br />
26.08.2019 | 141. Jahrgang www.industrieanzeiger.de<br />
Ultraleichtbau Kleine und mittlere Firmen preschen vor Seite 32<br />
Vernetztes Fahren Die Car2X-Kommunikation rangelt um einheitliche Regeln Seite 46<br />
Elektromobilität Deutschland braucht Fertigung von Batteriezellen Seite 26<br />
Special<br />
Messe<br />
IAA Pkw<br />
ab Seite 28<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 1
Veranstalter:<br />
FORUM<br />
IT-Security<br />
26. September 2019<br />
Technology Academy<br />
Hannover Messe<br />
IT-Security bei der Digitalisierung<br />
der Produktion<br />
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Themen:<br />
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https://industrieanzeiger.industrie.de/<br />
forum_it-security/<br />
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2 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
meinung<br />
Irrwege der<br />
Technik-Politik<br />
Vor kurzem fiel ein Wahrzeichen verfehlter Energiepolitik – der<br />
Kühlturm des Atomkraftwerks in Mülheim-Kärlich. Mancher glaubte<br />
bei der Inbetriebnahme des AKW 1987, Strom koste bald so gut<br />
wie nichts mehr. Doch nach nur 13 Monaten Betriebszeit musste der<br />
Meiler stillgelegt werden. Einem jahrelangen Rechtsstreit folgte ab<br />
2004 der Rückbau. Er wird noch einige Jahre in Anspruch nehmen<br />
und am Ende Milliarden verschlungen haben.<br />
Ob wir den undifferenzierten Hype um die Elektromobilität<br />
irgendwann ebenfalls als teuren Technik-politischen Flop sehen werden?<br />
Sicher, Fahrzeuge mit batterieelektrischem Antrieb haben ihre<br />
Stärken. Die liegen aber vorwiegend dort, wo viele den automobilen<br />
Individualverkehr ohnehin gerne abschaffen<br />
würden: im Kurzstrecken- und Stadtverkehr.<br />
Bei Mittel- und Langstrecken-orientierten<br />
Fahrprofilen sind sie – zumindest noch – keine<br />
Alternative. Hinzu kommen andere Nachteile.<br />
Etwa das enorme Schadstoffaufkommen,<br />
das Batterien von ihrer Herstellung bis<br />
zur Entsorgung verursachen. Oder die fragwürdigen<br />
Umstände, unter denen Rohstoffe<br />
gewonnen werden, die ohnehin nicht ausreichend<br />
verfügbar sind. Statt einseitig auf eine<br />
Technologie zu setzen, sollten wir offen nach<br />
der besten Lösung für die Zukunft suchen.<br />
Stichworte sind hier zum Beispiel die Brennstoffzelle<br />
oder synthetische Kraftstoffe.<br />
Überhaupt finde ich die Behinderungs -<br />
politik, die uns seit Jahren begleitet, bedenklich.<br />
Ein Beispiel: Bald soll in Stuttgart flächendeckend<br />
das Tempolimit 40 eingeführt<br />
werden, um den individuellen Straßenverkehr<br />
unattraktiver zu machen. Wäre es<br />
nicht sehr viel sinnvoller, die Attraktivität<br />
der Alternativen zu steigern!?<br />
Zugegeben, das wäre auch deutlich<br />
anspruchsvoller. Aber was Deutschland<br />
und seine Wirtschaft groß gemacht hat, ist<br />
eine hohe Lösungskompetenz, die viele<br />
Innovationen hervorbrachte. Leider regiert<br />
heute allzu oft kopfloser Aktionismus.<br />
•<br />
Themen 22.19<br />
06 Technik-Augenblicke<br />
08 Tipps der Redaktion<br />
12 5 G-Kongress<br />
18 KI-Studie<br />
26 Woche der E-Mobilität<br />
28 Messe IAA Pkw<br />
32 Ultraleichtbau-Sitz<br />
36 Faserverbunde<br />
40 Hybridantriebe<br />
42 Rotationsdichtungen<br />
46 Vernetztes Fahren<br />
50 Single Pair Ethernet<br />
54 Kältemittel-Alternative<br />
56 Robotik<br />
64 Bücher<br />
66 Glosse<br />
Kompetenz in der<br />
Schleuderrad-Strahltechnik<br />
Wir bieten neue und gebrauchte<br />
Schleuderrad-Strahlanlagen<br />
einschließlich Förder- und Filtersystem<br />
an.<br />
Zum Produktprogramm gehören:<br />
• Verschleiß- und Ersatzteile<br />
• Reparatur und (Fern-)Wartung<br />
• Serviceleistungen<br />
… auch für Strahlmaschinen<br />
anderer Fabrikate.<br />
Mona Willrett<br />
Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
AGTOS GmbH<br />
D-48282 Emsdetten<br />
Tel.: +49(0)2572 96026-0<br />
www.agtos.de<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 3<br />
258-01/19-4c
inhalt 22.19<br />
32 | Ultraleichtbau-Sitz<br />
Für diese Machbarkeitsstudie<br />
regnete es Preise: den<br />
German Innovation Award<br />
2019 und wenig später den<br />
Altair Enlighten Award 2019<br />
in der Kategorie „Future of<br />
Lightweighting“<br />
24 | Service<br />
Seit das Servicecenter von<br />
Thyssenkrupp Aufzüge mit<br />
einem neuen Konzept<br />
arbeitet, läuft der Kontakt<br />
zu Technikern und Kunden<br />
entspannter.<br />
45 | Vernetztes Fahren<br />
Um das autonome Fahren<br />
sicherer zu machen, sollen<br />
Autos untereinander und<br />
mit der Infrastruktur<br />
kommunizieren. Eine<br />
einheitliche Sprache fehlt<br />
– zumindest noch.<br />
4 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
Hochleistungs-<br />
Kunststoffe<br />
für e-Mobility.<br />
News & Management<br />
03 Meinung<br />
Attraktive Alternationen anstelle von<br />
kopflosem Aktionismus bei Mobilität<br />
10 Studie<br />
Marktvolumen von Facility Services<br />
wächst, aber es mangelt an Personal<br />
12 Mobilfunkstandard<br />
5 G CMM Conference präsentiert<br />
Anwendungsbreite des 5 G-Standards<br />
14 Messe<br />
E-World in Essen bleibt auch 2020<br />
wichtiger Branchentreff<br />
16 Energieversorgung<br />
PV-Zellenfertigung in Europa<br />
könnte wieder lohnenswert werden<br />
18 Studie<br />
Vertrauen der Deutschen in KI wächst<br />
gegenüber Vorjahr um 25 %<br />
22 Kundenerlebnis<br />
bvik-Experten informieren über<br />
Customer Experience Management<br />
24 Dienstleistungen<br />
Neues Service-Konzept bei Thyssenkrupp<br />
Aufzüge sorgt für Entspannung<br />
26 Elektromobilität<br />
Woche der Elektromobilität an RWTH<br />
Aachen informiert über E-Autos<br />
Messe IAA<br />
●28 Messeüberblick<br />
Die IAA öffnet sich für einen breiten<br />
Technologiemix der Mobilität<br />
30 Elektromobilität<br />
Durch steigende Modellvielfalt könnte<br />
das E-Auto bald günstiger werden<br />
Technik & Wissen<br />
●32 Ultraleichtbau-Sitz<br />
KMU entwickeln kooperativ ein<br />
preisgekröntes Sitzkonzept<br />
36 Composites Europe<br />
Die Messen Composites Europe und<br />
Foam Expo Europe präsentieren alles<br />
zu Composites und Schäumen<br />
38 E-Mobilität<br />
Großkraftwerke und E-Mobile als<br />
effiziente Allianz – ein Plädoyer<br />
40 Automotive<br />
Vielfalt bei Hybridantrieben<br />
erfordert Speziallösungen<br />
42 Antriebstechnik<br />
Rotationsdichtungen können<br />
Reichweite von Elektroautos erhöhen<br />
44 Stanznieten<br />
Verkabeln genügt: Das System<br />
Rivset Automation E startet Plug&Play<br />
●46 Vernetztes Fahren<br />
Die Car2X-Kommunikation<br />
rangelt um einheitliche Regeln<br />
50 Verbindungstechnik<br />
Single Pair Ethernet positioniert sich<br />
als Standard für die smarte Feldebene<br />
52 Keramikkomponenten<br />
Wenig bekannt: Maxon Motor liefert<br />
hochpräzise Keramikkomponenten zu<br />
54 Kältemittel<br />
Anlagenbauer Weiss hat Alternative<br />
zum verbotenen Kältemittel R23<br />
55 Verbindungstechnik<br />
Fließlochformende Schrauben gibt<br />
es jetzt auch für höchstfeste Bleche<br />
56 Robotik<br />
Zulieferer Visteon setzt in der<br />
Intralogistik auf mobile Roboter<br />
59 Qualitätssicherung<br />
Robotergestützte Oberflächen -<br />
inspektion für die Automobilindustrie<br />
Produkte & Service<br />
06 Augenblicke der Technik<br />
08 Tipps der Redaktion<br />
14 Veranstaltungen<br />
20 Menschen<br />
60 Produkte<br />
63 Vorschau & Impressum<br />
64 Bücher<br />
65 Wir berichten über<br />
66 Zuletzt<br />
Zum Titelbild<br />
Das Verarbeitungssystem Rivset Auto -<br />
mation E elektrisiert den modernen Mischbau<br />
(Artikel ab S. 44). Im Markennamen<br />
Rivset bündelt sich das gesamte Böllhoff-<br />
Know-how der Halbhohlstanzniettechnik.<br />
Bild: Böllhoff<br />
Folgen Sie uns online für<br />
noch mehr News.<br />
Innovative Dichtungslösungen<br />
aus Hochleistungs-Kunststoffen<br />
für e-Mobility-Anwendungen.<br />
Reibungsoptimiert, dynamisch dichtend<br />
und für Rotations geschwindigkeiten von<br />
über 100 m/s ausgelegt. Beschleunigen<br />
Sie mit uns in die Zukunft.<br />
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in Halle 8.0, Stand D13<br />
vom 12. – 22.09.2019<br />
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www.ek-kt.de/automotive/e-mobil<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 5
augenblicke der technik<br />
6 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
Zusammen mit Unternehmen aus der<br />
Schmiedebranche und dem Werkzeugbau<br />
entwickeln Wissenschaftler am Institut<br />
für Integrierte Produktion Hannover<br />
(IPH) eine ergonomische Schmiedezange.<br />
Das Produkt soll harte Arbeit erleichtern<br />
und den Krankenstand senken, denn<br />
die Tätigkeit in Schmiedeunternehmen<br />
ist körperlich extrem belastend. Kiloschwere,<br />
glühende Metallteile werden<br />
mit einer Zange aus dem<br />
Ofen entnommen, zur<br />
Presse transportiert und in<br />
einigen Fällen sogar festgehalten,<br />
während sich der Hammer senkt.<br />
Die Werker müssen also nicht nur schwer<br />
heben, sondern auch Stöße und Schwingungen<br />
aus halten. Das belastet Rücken, Schultern,<br />
Handgelenke und kann außerdem die<br />
Ge fäße schädigen. Die neue Zange soll<br />
Stöße und Schwingungen dämpfen, beim<br />
Greifen unterstützen und Belastungen<br />
durch das Bauteilgewicht reduzieren. Im<br />
ersten Schritt untersuchen die Forscher, welche<br />
Arbeit körperlich am stärksten belastet.<br />
Dafür befragen sie Mitarbeiter vor Ort und<br />
messen objektiv die Belastungen in der<br />
Praxis – zum Beispiel mit Brustgurten, die<br />
den Puls und die Atemfrequenz erfassen.<br />
Bild: IPH<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 7
tipps der redaktion<br />
Schwirrende Objekte<br />
Die magnetische Levitationsplattform lässt Objekte wie von Zauberhand<br />
durch die Luft schweben, während diese sich fast schon magisch<br />
langsam um die eigene Achse drehen. Für den Stauneffekt bei Besuchern<br />
- fliegt die Dekofigur wirklich? - sorgt die Float-Technologie.<br />
Bild: Rheinwerk Verlag<br />
Bild: Zjacho<br />
Der intelligente Stift<br />
Kennen Sie das auch: Sie sitzen<br />
in einer Besprechung und schaffen<br />
es einfach nicht, konzentriert zu -<br />
zuhören? Der Livescribe Smartpen<br />
Echo schafft Abhilfe. Er zeichnet<br />
nicht nur alles auf, was man schreibt,<br />
sondern kann auch Audio aufnehmen,<br />
abspielen und mit den Notizen<br />
verknüpfen. Eine zusätz liche kostenpflichtige<br />
OCR-App wandelt die<br />
handschriftlichen Notizen dann in<br />
eine digitale Datei um.<br />
@<br />
Eine<br />
Bild: Livescribe<br />
Denken wie ein<br />
Hacker<br />
Nur wer versteht wie ein Angreifer<br />
denkt, kann seine IT-Systeme auch<br />
wirklich absichern. So die<br />
Beschreibung des Handbuchs<br />
„Hacking & Security“. Die Autoren<br />
sind Sicherheits-Profis und<br />
vermitteln ihr Know-how darüber,<br />
wie sich IT-Infrastrukturen vor<br />
Hackerangriffen schützen lassen.<br />
Das Buch liefert Praxisbeispiele<br />
und konkrete Szenarien.<br />
Übersicht sowie weitere Informationen zu<br />
den einzelnen Tipps erhalten Sie hier:<br />
www.industrieanzeiger.de/tipps<br />
Bild: Rolls-Royce Motor Cars<br />
Champagner-Limousine<br />
Der britische Autobauer Rolls-Royce ist bekannt für seine<br />
eleganten Luxus-Autos. Und auch bei seiner Champagner-<br />
Truhe hat der Hersteller nicht an elegantem Design gespart:<br />
Die Truhe besteht in ihrer Grundausstattung aus Aluminium,<br />
Carbon, Leder sowie Holz der Tudor-Eiche und entspricht<br />
dem Entwurf eines Autos von Rolls-Royce.<br />
8 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
The World’s No. 1 Trade Fair<br />
for Plastics and Rubber<br />
Lightgedanke E-Mobility<br />
Der Kampf Kilos gegen Watt spielt bei der<br />
E-Mobilität und dem autonomen Fahren eine<br />
zentrale Rolle. Leichtbauweise setzt die Branche<br />
unter Strom. Eine außerordentliche Herausforderung.<br />
Die rund 3.200 internationalen Aussteller<br />
der K 2019 werden Ihnen die neuesten<br />
Entwicklungen und wegweisende Innovationen<br />
zu allen Trendthemen der Kunststoff- und<br />
Kautschukindustrie bieten. Seien Sie dabei.<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 9
nachrichten<br />
Personalgewinnung ist das A und O<br />
Studie | Das Marktvolumen der Facility Services wächst in Deutschland<br />
zwar auf rund 54 Mrd. Euro, der akute Personalmangel verhindert<br />
aber ein größeres Wachstum. Das ergibt eine Lünendonk-Studie.<br />
Der deutsche Markt für<br />
Facility Services wächst.<br />
Um Personal halten zu<br />
können, braucht es aber<br />
eine attraktive Vergütung.<br />
Bild: naka/Fotolia<br />
Der externe Markt für Facility<br />
Services ist laut einer Lünendonk-Studie<br />
2018 gegenüber<br />
dem Vorjahr um 1,5 % auf<br />
54,2 Mrd. Euro gewachsen.<br />
Rund 600 Mio. Euro Umsatzplus<br />
generierten die Top 25 der<br />
befragten 70 Unternehmen aus<br />
der Branche. Das ist ein Großteil<br />
des Wachstums, der damit<br />
zulasten der kleineren und mittelgroßen<br />
Unternehmen ging.<br />
Größtes Hindernis der<br />
Dienstleister ist der akute Personalmangel,<br />
der sich wohl auch<br />
bei einer etwaigen Konjunkturabschwächung<br />
nicht wesentlich<br />
verringern wird. Die Digitalisierung<br />
trage derzeit nicht zu einer<br />
Reduzierung der Arbeitskräfte<br />
bei. Entlastungseffekte durch<br />
das Automatisieren der Service-<br />
Dokumentation und eine effizientere<br />
Personal-Disposition<br />
werden erst mittelfristig zum<br />
Tragen kommen. Die Dienstleister<br />
rechnen aufgrund des Personalmangels<br />
mit einer stärkeren<br />
Fremdvergabe sowie einer Verlagerung<br />
der Service-Steuerung<br />
hin zum Auftragnehmer. Die<br />
Auftraggeber reagieren auf den<br />
Personalmangel in ihrem Kerngeschäft<br />
mit einer Konzentra -<br />
tion der Recruiting-Kapazitäten<br />
auf Entwicklung, Produktion<br />
und andere Schlüsselbereiche.<br />
Die Studienteilnehmer erwarten,<br />
dass nur eine Minderheit<br />
der Auftraggeber höhere Preise<br />
als Konsequenz aus dem Personalmangel<br />
akzeptieren wird.<br />
Neben der Vergütung sind<br />
eine aktive Mitarbeiterbindung<br />
durch Ausbildung, attraktivere<br />
Arbeitszeitmodelle und Zusatzleistungen<br />
wie Tankgeld oder<br />
betriebliche Altersvorsorge<br />
wichtige Bausteine im Wettbewerb<br />
um Personal. •<br />
Turck mit neuer Struktur fit für die Zukunft<br />
Christian Pauli und Christian Wolf (v.<br />
l.), Geschäftsführer der Turck-Holding,<br />
wollen optimale Strukturen für Produktion,<br />
Logistik und Vertrieb. Bild: Turck<br />
Automatisierung | Mit einer optimierten<br />
Unternehmensstruktur wollen Gesellschafter,<br />
Beirat und Geschäftsführung der Turck-<br />
Holding das internationale Wachstum der<br />
Gruppe nachhaltig stärken. Kern der Aktivitäten<br />
ist die weitgehende Differenzierung innerhalb<br />
der Gruppe in die Sparten Automatisierungstechnik<br />
sowie Entwicklungs- und<br />
Produktionsdienstleistungen. Mit der Fokussierung<br />
auf Technologie-Schwerpunkte<br />
an bestimmten Standorten sollen die Ent-<br />
wicklungs- und Produktionskapazitäten international<br />
deutlich ausgebaut werden: Für<br />
die Automatisierungstechnik wird der<br />
Standort Halver auch künftig als Technologie-<br />
und Produktionsstandort eine strategisch<br />
wichtige Rolle übernehmen und das<br />
Regionalkonzept für Produktion und Logistik<br />
umsetzen. Für Europa realisiert Turck im<br />
polnischen Lublin einen weiteren Produk -<br />
tionsstandort, der im Lauf des Jahres seinen<br />
Betrieb aufnehmen soll. •<br />
10 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
Mehr Platz<br />
für Bildung<br />
Robotik | Kuka wird ab<br />
der ersten Jahreshälfte<br />
2020 seine Kompetenzen<br />
der Aus- und Weiterbildung<br />
in einem neuen Bildungszentrum<br />
vereinen.<br />
Am Hauptsitz in Augsburg<br />
bündelt das Unternehmen<br />
auf 8290 m 2 Fortbildungen,<br />
den Bereich<br />
Ausbildung, Service sowie<br />
Personal- und Weiterentwicklung.<br />
•<br />
Neue Energiemesse in Kanada<br />
Energie | Mit der Electricity Transformation<br />
Canada organisiert die Deutsche Messe<br />
über ihre Tochtergesellschaft Hannover<br />
Fairs Canada vom 9. bis zum 12. November<br />
2020 eine neue Energiemesse in Toronto,<br />
Kanada. Schwerpunkt der Veranstaltung<br />
sind Wind- und Solarenergie, Energiespeicher,<br />
Batterien, Energiesysteme für die Produktion<br />
sowie Finanzierung von regenera -<br />
tiven Energieprojekten. Die beiden bereits<br />
bestehenden Energiemessen CanWEA und<br />
Solar Canada, Kanadas führende Veranstaltungen<br />
für Wind- und Solarenergie, werden<br />
in die Electricity Transformation Canada<br />
integriert. Die Messe findet in Toronto im<br />
Metro Toronto Convention Centre statt.<br />
Zum Auftakt erwartet der Veranstalter<br />
mehr als 200 Aussteller sowie Besucher-<br />
In Kanada findet ab 2020 eine neue Energiemesse<br />
statt, die die bestehenden Messen integriert. Ein Fokus<br />
sind erneuerbare Energien. Bild: nalidsa/Fotolia<br />
gruppen aus den Bereichen Energieversorger,<br />
Transport, Handel, Kommunen, Regierungsorganisationen,<br />
Investoren, Berater,<br />
produzierende Firmen, Non-Profit-Organisationen,<br />
F & E und Projektentwickler. •<br />
Steigern Sie die<br />
Vergabemöglichkeiten<br />
Ihrer Transporte<br />
auf timocom.de<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 11
nachrichten<br />
Ticker<br />
+++ Maschinenbau | Krauss-<br />
Maffei, Anbieter von schlüsselfertigen<br />
Anlagen für Spritzgieß-,<br />
Extrusions- und Reaktionstechnik<br />
(IMM, EXT, RPM), bündelt<br />
ab sofort alle Geschäftsbereiche<br />
sowie die bisherigen Marken<br />
unter dem Dach einer Marke:<br />
Krauss Maffei. +++<br />
Erster 5 G-Kongress<br />
in Hannover<br />
❧<br />
+++ Additive Fertigung | FIT<br />
Additive Manufacturing und<br />
Mitsui & Co. Machine Tech haben<br />
ihre Zusammenarbeit in<br />
Japan bekannt gegeben. Ziel der<br />
Partnerschaft ist es, die addi -<br />
tiven Fertigungslösungen von<br />
FIT für Industriekunden in<br />
Japan zugänglich zu machen.<br />
+++<br />
❧<br />
+++ Generatives Design | Hexagon<br />
übernimmt das Start-up<br />
AMendate und gestaltet damit<br />
einen Markt für generatives<br />
Design. Das junge Unternehmen<br />
wird Teil des MSC-Software-<br />
Geschäfts. +++<br />
❧<br />
+++ Automation | Keba mit<br />
Hauptsitz in Linz, Österreich,<br />
erzielte im vergangenen Geschäftsjahr<br />
(April 2018 bis<br />
März 2019) einen Umsatz von<br />
304 Mio. Euro. Der Umsatzsprung<br />
beträgt 50 Mio. Euro<br />
und das Umsatzwachstum<br />
20 %. Betrachtet auf die letzten<br />
fünf Jahre beträgt das durchschnittliche<br />
jährliche Wachstum<br />
11 %. Im Umsatz ist ein Viertel<br />
des Umsatzes von LTI Motion<br />
enthalten, das seit Ende Dezember<br />
2018 zu Keba gehört. +++<br />
Mit 40 Stunden Konferenzprogramm<br />
will die<br />
5 G CMM Conference<br />
keine Frage offen lassen.<br />
Bild: peshkov/Fotolia<br />
Mobilfunkstandard | Die 5 G CMM Conference der Deutschen<br />
Messe präsentiert die ganze Anwendungsbreite des<br />
5 G-Standards für alle vernetzen mobilen Dinge.<br />
Vom 8. bis 10. Oktober findet<br />
zum ersten Mal die 5 G CMM<br />
(Connected Mobile Machines)<br />
Conference im Convention Center<br />
(CC) auf dem Messegelände<br />
Hannover statt. 5 G wird quer<br />
durch alle Branchen die digitale<br />
Transformation beschleunigen.<br />
Der Kongress beschäftigt sich<br />
unter anderem mit der technologischen<br />
Entwicklung, recht -<br />
lichen Rahmenbedingungen,<br />
Daten- und Systemsicherheit,<br />
Interoperabilität von Netzen<br />
und Systemen sowie neuen Geschäftsmodellen.<br />
Zielgruppen<br />
sind Fach- und Unternehmensverantwortliche<br />
für die Entwicklung<br />
und Produktion<br />
(teil-)autonomer Produkte und<br />
Lösungen.<br />
Ingenieure und Konstrukteure<br />
von mobilen Maschinen, Anlagen<br />
und Geräten stehen vor<br />
der Herausforderung, Kommunikationstechnik<br />
in ihre Produkte<br />
zu integrieren. Dazu ist<br />
Know-how der Netzwerk- und<br />
Funktechnik erforderlich.<br />
Gleichzeitig müssen die vielfäl -<br />
tigen Anwendungen im Blick<br />
behalten werden. Zudem entstehen<br />
auf diesem Wege komplexe<br />
Systeme, deren Verhalten sicher<br />
getestet und validiert werden<br />
muss – gerade 5 G stellt hier mit<br />
der gestiegenen Zahl an Möglichkeiten<br />
zusätzliche Herausforderungen.<br />
Die 5 G CMM ermöglicht<br />
Produktentwicklern deswegen,<br />
sich zu Zulieferern und deren<br />
Komponenten für die Entwicklung<br />
mobiler Maschinen, Anlagen<br />
und Geräte im Allgemeinen<br />
zu informieren – einschließlich<br />
der für mobile Maschinen erforderlichen<br />
Kommunikationssysteme.<br />
Rund 40 Stunden Konferenzprogramm,<br />
mehr als 50<br />
internationale Sprecher sowie<br />
3000 internationale Teilnehmer<br />
lassen keine Frage unbeantwortet,<br />
heißt es. •<br />
12 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
FIT FÜR DIE<br />
INDUSTRIELLE<br />
ZUKUNFT<br />
Maschinenbau braucht<br />
digitale Prozesse<br />
Digitalisierung | An digitalen<br />
Prozessen führt auch im Maschinen-<br />
und Betriebsmittelbau<br />
kein Weg vorbei. Es gilt, Produktion<br />
und Arbeitsabläufe<br />
ganzheitlich zu betrachten, um<br />
sie effizienter gestalten zu können.<br />
Welche Chancen digitale<br />
Arbeitsprozesse eröffnen, ist den<br />
Verantwortlichen im Maschinenbau<br />
allerdings oft nicht bewusst,<br />
so das Ergebnis einer aktuellen<br />
Studie des Industrietechnikanbieters<br />
Item. Zwar sind<br />
bereits in einigen Unternehmen<br />
Ansätze für eine Digitalisierungsstrategie<br />
vorhanden, doch<br />
haben nur 9,2 % der befragten<br />
Prof. Dr. Frank Piller ist Professor<br />
für Technologie und Innovations -<br />
management an der RWTH Aachen.<br />
Bild: Marcus Gerads/RWTH Aachen<br />
Unternehmen eine solche Strategie<br />
bisher umgesetzt. Prof.<br />
Frank Piller von der RWTH<br />
Aachen ist sich sicher: „Digitalisierung<br />
erfordert eine bewusste<br />
strategische Unternehmensentscheidung.“<br />
Und: Wer sich nicht<br />
traue, neue Prozesse zu erfinden<br />
und Dinge auszuprobieren, werde<br />
langfristig vom Markt verschwinden.<br />
•<br />
Auszeichnung für Leichtbausitz<br />
Entwicklungsprojekt | Ein gemeinsam<br />
von CSI Entwicklungstechnik,<br />
der Beratungsfirma<br />
Automotive Management<br />
Consulting (AMC) und dem<br />
österreichischen Maschinenbauer<br />
Alba Tooling & Engineering<br />
entwickelter Ultraleichtbausitz<br />
hat den Altair Enlighten Award<br />
2019 in der Kategorie „Zukunft<br />
des Leichtbaus“ erhalten. Mit<br />
dem Preis werden jedes Jahr die<br />
größten Erfolge bei der Gewichtseinsparung<br />
von Fahrzeugen<br />
ausgezeichnet.<br />
Die Leichtbau-Strategie der<br />
Projekt-Initiatoren basiert auf<br />
einer durchgängigen digitalen<br />
Prozesskette, die es ermöglichte ,<br />
den rund 10 kg leichten Sitz in<br />
nur einer einzigen Baustufe zu<br />
realisieren. Für die Gewichtseinsparung<br />
sorgt das xFK-in-<br />
3D-Wickelverfahren, das mit<br />
Harz imprägnierte Endlosfasern<br />
für eine abfallfreie, kraft- und<br />
spannungsoptimierte Bauweise<br />
nutzt.<br />
•<br />
Für die digitale Konzeption<br />
und Auslegung der Sitzstruktur<br />
nutzten die Partner den<br />
xFK in 3D-Prozess. Bild: CSI<br />
Drei Akademien an einem Ort lassen Sie<br />
ganzjährig innovative Produktionstechnik<br />
live erleben. Gemeinsam mit unseren<br />
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FORUM IT Security in der<br />
Produktion<br />
IT-Fiasko? Nein, danke!<br />
26<br />
SEP<br />
Änderungen vorbehalten<br />
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Programm (Auszug):<br />
<br />
Moritz Wappner, Cyber Security Consultant,<br />
TÜV SÜD Sec-IT GmbH<br />
<br />
<br />
Thomas Völker, Account Manager und Ressortleiter<br />
Cyberversicherungen, VSMA GmbH<br />
<br />
Jürgen Hahnrath, Head of IoT Solutions Germany,<br />
Cisco<br />
<br />
<br />
<br />
Dr. Frank Stummer, Business Developer und<br />
Mitgründer, Rhebo GmbH<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 13
nachrichten<br />
Veranstaltungen<br />
Innovative Oberflächen,<br />
18. - 19. September, Lüdenscheid<br />
Kunststoffinstitut, Lüdenscheid<br />
www.kunststoff-institut-luedenscheid.de<br />
E-World bleibt<br />
wichtiger Branchentreff<br />
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Leichtigkeit PUR 2019, 19. September,<br />
Wolfsburg<br />
FSK Fachverband für Schaumkunststoffe<br />
und Polyurethane e. V., Frankfurt/Main<br />
www.fsk-vsv.de<br />
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Fügen von Kupferwerkstoffen,<br />
24. September, Duisburg<br />
Deutsches Kupferinstitut e. V., Düsseldorf<br />
www.kupferinstitut.de<br />
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International Rotating Equipment Conference,<br />
24. - 25. September, Wiesbaden<br />
VDMA Pumpen + Systeme, Frankfurt/Main<br />
www.introequipcon.com<br />
S-PTFE und Compounds, 25. September,<br />
Frankfurt/M.<br />
pro-K Industrieverband Halbzeuge und<br />
Konsumprodukte aus Kunststoff e.V.,<br />
Frankfurt/Main<br />
www.pro-kunststoff.de<br />
Metall-Lackierung, 25. - 26. September,<br />
Stuttgart<br />
Technische Akademie Wuppertal e. V.,<br />
www.taw.de<br />
Schwingungsmesstechnik, 26. September,<br />
Darmstadt<br />
AMA Verband für Sensorik und<br />
Messtechnik e.V., Berlin<br />
www.ama-weiterbildung.de<br />
❧<br />
❧<br />
❧<br />
Die Messe E-World<br />
informiert auch 2020<br />
wieder über aktuelle<br />
Trends aus der Energiewelt.<br />
Bild: Udo Geisler<br />
Messe | Von Smart Cities über nachhaltige Versorgungslösungen<br />
bis zu Cybersicherheit: Die E-World informiert 2020<br />
über Trends und Herausforderungen der Energiebranche.<br />
Vom 11. bis 13. Februar 2020<br />
findet in Essen erneut die Messe<br />
E-world energy & water statt.<br />
Damit feiert der Branchentreffpunkt<br />
der europäischen Energiewirtschaft<br />
sein 20-jähriges<br />
Jubiläum.<br />
Der Veranstalter, die Messe<br />
Essen, erwartet 800 internationale<br />
und nationale Aussteller,<br />
die aktuelle Entwicklungen und<br />
Trends der Energiebranche vorstellen.<br />
In diesem Jahr lockte die<br />
Messe mit dem Schwerpunktthema<br />
der Digitalisierung etwa<br />
25.000 Fachbesucher aus aller<br />
Welt an, die sich über Lösungen<br />
für die Einhaltung des Pariser<br />
Klimaabkommens informierten.<br />
Nachhaltige Lösungen für<br />
die Energieversorgung von morgen<br />
stehen auch 2020 ebenso im<br />
Mittelpunkt wie Herausforderungen<br />
der Energiebranche. Auf<br />
dem parallel stattfindenden<br />
Kongress diskutieren Experten<br />
über Smart City, Climate Solu -<br />
tions und Energiewende, Netze<br />
und Infrastruktur.<br />
Eine wichtige Rolle spielt<br />
auch die IT-Sicherheit. Angesichts<br />
einer zunehmend dezentralen<br />
und intelligent vernetzten<br />
Energiewirtschaft ist das Thema<br />
aktueller denn je. Anbieter und<br />
Verbände zeigen auf der Messe,<br />
wie sich Energieversorger und<br />
Stromnetzbetreiber sowie ihre<br />
Infrastruktur und ihre Kunden<br />
vor Cyberangriffen schützen<br />
können.<br />
Ein Karriereforum am dritten<br />
Messetag fokussiert das Recruiting:<br />
Dort können sich Interessierte<br />
etwa über Karrieremöglichkeiten<br />
informieren. •<br />
14 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
Jahrhundert-<br />
Jubiläum<br />
Kabelverschraubung |<br />
Pflitsch blickt auf eine<br />
100-jährige Firmengeschichte<br />
zurück. Die UNI<br />
Dicht vor 50 Jahren, eine<br />
moderne Kabelverschraubung,<br />
oder die Einführung<br />
von Kabelkanälen in den<br />
1980-er Jahren begleiteten<br />
den Weg des Unternehmens<br />
ebenso wie die Strategie,<br />
die Kunden mit<br />
Dienstleitungen rundum<br />
zu unterstützen. •<br />
Zukunft der Automobilproduktion<br />
Tagung | Die Automobilbranche steht vor<br />
dem größten Wandel in ihrer über 130-jährigen<br />
Geschichte – Digitalisierung, wandlungsfähige<br />
Produktion und Umstellung auf<br />
Elektroantrieb sei Dank. Wie sich die anstehenden<br />
Veränderungen bewältigen lassen<br />
können, zeigt die 1. Stuttgarter Tagung zur<br />
Zukunft der Automobilproduktion am 26.<br />
September. Veranstaltet wird die Tagung<br />
vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik<br />
und Automatisierung IPA.<br />
Die Referenten kommen einerseits von<br />
Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />
wie der RWTH Aachen, der Universität<br />
Stuttgart und der Fraunhofer-Gesellschaft,<br />
aber auch von Automobilherstellern wie<br />
Audi und BMW sowie von Zulieferbetrieben<br />
wie Continental oder Bosch Rexroth. •<br />
Unter anderem durch die Digitalisierung<br />
steht die Automobilindustrie vor einem<br />
Wandel. Bild: Herrndorff/Fotolia<br />
Hochpräzise Wellenfedern<br />
mit einer Bauraumeinsparung von bis zu 50%<br />
50%<br />
Reduzierter Bauraum bis zu 50%<br />
gegenüber einer herkömmlichen<br />
Runddrahtfeder, bei gleicher Kraft und<br />
Durchbiegung. Standardteile sind in<br />
Edelstahl und Kohlenstoffstahl<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 15
nachrichten<br />
Zellen-Fertigung<br />
lohnt sich wieder<br />
Energieversorgung | Photovoltaik-Produktion in Europa<br />
wird wieder wettbewerbsfähig, wenn die Größe der Produktionsstätten<br />
stimmt. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom<br />
VDMA in Auftrag gegebene Studie des Fraunhofer ISE.<br />
Ohne eigene PV-Zellenfertigung gerät Europa im Zeitalter<br />
des Klimaschutzes in eine Abhängigkeit von asiatischen<br />
Anbietern. Bild: Smileus/Fotolia<br />
Während die Maschinen zur Herstellung von Solarmodulen noch<br />
immer hierzulande gefertigt werden, ist die Produktion der Zellen<br />
inzwischen fast vollständig nach Asien abgewandert. Nun könnte<br />
die Herstellung von Solarmodulen auch in Europa oder Deutschland<br />
wieder zu wettbewerbsfähigen Kosten und ohne staatliche<br />
Subventionen stattfinden.<br />
Voraussetzung wäre laut einer vom VDMA beauftragten Studie<br />
jedoch eine Produktionskapazität von wenigstens 5 GW pro Jahr.<br />
Das entspräche einem Dreißigstel der derzeit weltweiten Produk -<br />
tionskapazität von circa 150 GW. Eine solche Fabrik würde ein<br />
Investment von gut 1 Mrd. Euro bedeuten und brächte mehrere<br />
Tausend direkte und indirekte Arbeitsplätze.<br />
Um die Energieversorgung im Zeitalter des Klimaschutzes zu<br />
sichern, sind PV-Zellen und -Module in ausreichender Zahl nötig.<br />
Dadurch entstehe eine neue Abhängigkeit für Deutschland und<br />
Europa, obwohl die technologische Kompetenz verfügbar ist, heißt<br />
es.<br />
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Wenn der moderne Mischbau elektrisiert<br />
Böllhoff Stanzniettechnik | Mit dem innovativen<br />
Verarbeitungssystem RIVSET Automation E<br />
geht Böllhoff wieder neue Wege. Bei diesem<br />
Verarbeitungssystem liegt der Fokus auf einem<br />
soliden Antrieb, dessen Funktionalität und Flexibilität<br />
in der Anwendung. Kombiniert mit maximaler<br />
Verfügbarkeit und minimalem Wartungsaufwand<br />
bildet es eine weitere Basis für eine<br />
erfolgreiche Produktion. Die Hauptanforderungen<br />
an diese Anlage sind die 100 % elektrische<br />
Installation am Roboter, der kompakte Aufbau<br />
von Setzwerkzeugen und kurze Prozesszeiten.<br />
Wie von Böllhoff gewohnt, kommen auch beim<br />
Stanznieten Fügeelement und Fügewerkzeug aus<br />
einer Hand – beste Voraussetzung für Kunden,<br />
zukunftssichere Lösungen von einem Verbindungsspezialisten<br />
zu beziehen.<br />
22.19<br />
26.08.2019 | 141. Jahrgang www.industrieanzeiger.de<br />
Ultraleichtbau Kleine und mittlere Firmen preschen vor Seite 32<br />
Vernetztes Fahren Die Car2X-Kommunikation rangelt um einheitliche Regeln Seite 46<br />
Elektromobilität Deutschland braucht Fertigung von Batteriezellen Seite 26<br />
Special<br />
Messe<br />
IAA Pkw<br />
ab Seite 28<br />
Weniger<br />
Aufträge<br />
Werkzeugmaschinen | Im<br />
zweiten Quartal 2019<br />
sank der Auftragseingang<br />
der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie<br />
laut<br />
des Branchenverbands<br />
VDW im Vergleich zum<br />
Vorjahreszeitraum um<br />
22 %. Dabei gingen die<br />
Bestellungen aus dem Inland<br />
um 28 % zurück. Die<br />
Auslandsorders verloren<br />
18 %. •<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 1<br />
16 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 Das Stellenportal für Ihren Erfolg! 17
nachrichten<br />
Vertrauen in KI wächst<br />
Studie | Das Vertrauen der Deutschen in künstliche Intelligenz<br />
(KI) wächst laut einer Studie von Statista: 83 % können<br />
sich vorstellen, mit KI zu kommunizieren.<br />
2018 hatten sich nur 58 % der<br />
insgesamt 1000 Befragten eine<br />
solche Kommunika tion grundsätzlich<br />
vorstellen können.<br />
Denkbar ist für die Befragten<br />
der Studie, die Next Media<br />
Hamburg im Vorfeld des Scoopcamp<br />
– der Innovationskonferenz<br />
für Medien – durchgeführt<br />
hat, vor allem der Konsum von<br />
automatisch generierten Kurzmeldungen<br />
wie Wetterberichten<br />
(63 %) und Verkehrsnachrichten<br />
(51 %).<br />
KI-generierte Musik zu hören,<br />
kommt für 34 % der Deutschen<br />
infrage, ein KI-generiertes<br />
Buch zu lesen, ist für 30 % vor-<br />
stellbar. Skeptischer sind die Befragten<br />
dagegen bei politischen<br />
Berichten, die automatisch erstellt<br />
wurden. Nur 13 % würden<br />
derartige Nachrichten konsumieren<br />
wollen.<br />
Auch das Kennzeichnen von<br />
KI-Texten ist umstritten: Wenn<br />
es auch 29 % der Deutschen<br />
nicht interessiert, ob eine künstliche<br />
Intelligenz im Kreationsprozess<br />
von Medien beteiligt<br />
war, wünschen sich 77 %, dass<br />
KI-Anwendungen als solche erkennbar<br />
bleiben sollten. Nur<br />
10 % der Befragten sprechen<br />
sich dagegen für die Vermenschlichung<br />
von KI aus. •<br />
83 % der Deutschen können<br />
sich laut Umfrage<br />
vorstellen, mit KI zu<br />
kommunizieren.<br />
Bild: fotomek/Fotolia<br />
Fachmesse In.Stand will Orientierung geben<br />
Im Service haben vor allem die<br />
smarten Dienstleistungen zugelegt.<br />
Bild: zapp2photo/fotolia<br />
Industrieservice | Laut des Wirtschaftsverbands<br />
Industrieservice (WVIS) wachsen sowohl<br />
die Instandhaltung in der Industrie als<br />
auch der Umsatz im Industrieservice weiter.<br />
So weist der Branchenmonitor des Verbands<br />
einen Umsatz von deutlich mehr als 20<br />
Mrd. Euro (+4,7 %) für 2018 auf. Martin<br />
G. Eckert, Mitglied des WVIS-Vorstandes,<br />
bescheinigt der Branche ein beschleunigtes<br />
Wachstum. „Die klassischen und auch die<br />
neuen Smart Services bieten gemeinsame<br />
Potenziale für neue Dienstleistungen“, sagt<br />
Eckert. Umso mehr sei die eigene IT-Kompetenz<br />
zu stärken. Vor allem Maschinen- und<br />
Anlagebauer nutzen den Service als wich -<br />
tigen Umsatzbringer. Über 50 % der Firmen<br />
generieren inzwischen mehr als ein Viertel<br />
des Umsatzes aus der Servicesparte, wie eine<br />
Umfrage des Kundendienst-Verbands<br />
Deutschland im Vorjahr ergeben hat. Ein<br />
Hemmnis ist jedoch der drohende Fachkräftemangel:<br />
„Der Wandel der Fähigkeiten von<br />
Instandhaltungsmitarbeitern wird vielleicht<br />
die größte Herausforderung der nächsten<br />
Jahre sein“, sagt Rainer Brenk-Ortolf, Vorstandsmitglied<br />
beim Forum Vision Instandhaltung<br />
(FVI). Auch hierbei will die neue<br />
Fachmesse In.Stand Hilfestellung geben. Am<br />
23. und 24. Oktober treffen sich Instand -<br />
halter und Servicefachleute auf dem Stuttgarter<br />
Messegelände zur neuen Fachmesse<br />
für Instandhaltung und Services. •<br />
18 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
FIT FÜR DIE<br />
INDUSTRIELLE<br />
ZUKUNFT<br />
Deutsche Unternehmen<br />
verlieren im Handelsstreit<br />
Hightech-Industrie | Der Handelskonflikt zwischen<br />
den USA und China geht an der deutschen<br />
Hightech-Industrie nicht spurlos vorbei.<br />
Drei Akademien an einem Ort lassen Sie ganzjährig<br />
innovative Produktionstechnik live erleben.<br />
Die Deutsche Messe Technology Academy bietet:<br />
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Programm September - November 2019<br />
04-05<br />
SEP<br />
24-25<br />
SEP<br />
Additive Fertigung: Fertigungsgerechte<br />
<br />
Künstliche Intelligenz in der Produktion<br />
Immer mehr chinesische<br />
Technologieunternehmen<br />
landen auf der sogenannten<br />
„US-Entity-Liste“.<br />
Bild: peterschreiber.me<br />
dia/Fotolia<br />
Immer mehr chinesische Technologieunternehmen,<br />
Universitäten und<br />
Forschungsinstitute landen auf der<br />
sogenannten „US-Entity-Liste“.<br />
Der vorläufige Höhepunkt war die<br />
Listung von Huawei Technologies<br />
im Mai 2019.<br />
Die Listung trifft auch Lieferanten<br />
außerhalb der USA, wenn diese<br />
Güter mit US- Ursprung oder US-<br />
Komponenten verbaut haben und<br />
an die betroffenen chinesischen<br />
Unternehmen liefern. „Damit werden<br />
automatisch auch deutsche<br />
Hightech-Lieferanten in den Handelsstreit<br />
hineingezogen“, so Jörg<br />
Mayer, Geschäftsführer des Industrieverbandes<br />
Spectaris.<br />
Deutsche Lieferanten müssen<br />
nun eine Alterna tive für die US-<br />
Komponenten in ihren Produkten<br />
finden, da viele ihrer US-Zulieferer<br />
die für den chinesischen Endkunden<br />
Huawei bestimmten Lieferungen<br />
umgehend einstellt haben. •<br />
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19<br />
26<br />
SEP<br />
26<br />
SEP<br />
01<br />
OKT<br />
08<br />
OKT<br />
10<br />
OKT<br />
29<br />
OKT<br />
19<br />
NOV<br />
IT-Fiasko - nein, danke!<br />
Forum Additive Fertigung<br />
Neue Entwicklungen beim 3D-Metalldruck in<br />
der Praxis<br />
LearNext 2019 - Next Level of Corporate<br />
Learning<br />
Forum Robotic - Teachen und Trainieren<br />
5G macht Intralogistik smart<br />
Industrie 4.0 in der Fertigung
menschen<br />
Laser-Experten ehren<br />
Photonik-Visionär<br />
Führungswechsel bei<br />
Multivac<br />
Nach über 18 Jahren als Geschäftsführer der<br />
Multivac-Sepp Haggenmüller SE & Co. KG, Wolfertschwenden,<br />
wird Hans-Joachim Boekstegers<br />
(rechts) zum 1. Januar 2020 die Geschäfte an seine<br />
Geschäftsführerkollegen Christian Traumann<br />
(mitte) und Guido Spix (links) übergeben und<br />
aus dem Unternehmen ausscheiden. Beide werden<br />
die Multivac-Gruppe als Doppelspitze weiterführen.<br />
Traumann verantwortet die Bereiche Vertrieb<br />
und Finanzen, Spix Technik und Produktion.<br />
Laser-Experten und Wegbegleiter ehrten Prof. Reinhart<br />
Poprawe, Leiter des Fraunhofer ILT und des Lehrstuhls<br />
für Lasertechnik LLT der RWTH Aachen, für sein<br />
Lebenswerk. Anlässlich seines Ruhestands im Herbst<br />
2019 würdigte die internationale Lasercommunity ihn<br />
mit dem Symposium „Digital Photonic Production und<br />
Industrie 4.0“. Der Photonik-Visionär Poprawe prägte<br />
den technologischen Fortschritt der Branche.<br />
HP stärkt<br />
3D-Geschäft<br />
Kuka ernennt<br />
neuen CTO<br />
Der Technologieexperte<br />
Prof. Dr. Peter Hofmann<br />
erweitert zum 1. November<br />
als neuer Vorstand für Technik<br />
und Entwicklung das Führungsgremium<br />
der Kuka Aktiengesellschaft in<br />
Augsburg. Zuvor war Hofmann bei<br />
der Krones AG als Senior Vice President<br />
für Forschung, Entwicklung und<br />
Digitalisierung im bayerischen Neutraubling<br />
tätig. Mit der Erweiterung<br />
des Vorstandes durch den gebürtigen<br />
Schwaben will Kuka nach eigenen<br />
Angaben den Fokus noch stärker auf<br />
Innovations- und Technologiethemen<br />
setzen.<br />
Vorstandswechsel bei<br />
VDMA-Spannzeuge<br />
Frank Petrolli verantwortet als<br />
3D Printing Sales Manager Germany<br />
in Böblingen ab sofort das<br />
Deutschlandgeschäft für den 3D<br />
Printing-Bereich bei HP Inc. Er leitet das deutsche<br />
Vertriebsteam. Mit Petrolli verstärkt der Technologie-Entwickler<br />
nach eigenen Angaben im wich -<br />
tigen deutschen Markt seine Präsenz mit einem<br />
erfahrenen Fachmann für Automatisierung und<br />
Produktionstechnologie.<br />
Der Geschäftsführer des Kompetenzzentrums<br />
Spannfutter der Aalener Mapal Dr. Kress KG,<br />
Peter Tausend (Bild), wurde zum 1. Vorstand der<br />
Fachabteilung Spannzeuge des VDMA im Bereich<br />
der Präzisionswerkzeuge gewählt. Er folgt in dieser<br />
Position auf Hans-Joachim Molka. Tausend ist bereits<br />
seit 15 Jahren im VDMA aktiv, seit 13 Jahren<br />
als 2. Vorsitzender der Fachabteilung Spannzeuge.<br />
20 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
nachrichten<br />
Gründer von Start-ups haben guten Ruf<br />
Bitkom-Umfrage | 83 % der Bevölkerung<br />
hält Start-up-Gründer<br />
für leistungsorientiert und<br />
zielstrebig, 68 % sehen in ihnen<br />
ein Vorbild für die junge Generation.<br />
Das ist das Ergebnis<br />
einer repräsentativen Befragung<br />
von 1003 Bundesbürgern im<br />
Auftrag des Digitalverbands Bitkom.<br />
Bei den Motiven für die<br />
Gründung überwiegt, anders als<br />
vor fünf Jahren, inzwischen eine<br />
positive Einschätzung. So sagen<br />
60 % der Deutschen, die Grün-<br />
der wollen mit ihrer Idee oder<br />
ihrem Produkt anderen helfen<br />
(2014: 54 %). Nur 58 % meinen,<br />
die Gründer wollen schnell<br />
reich werden (2014: 66 %).<br />
„Wenn Start-up-Gründer für<br />
eine Mehrheit zum Vorbild werden,<br />
dann sollten wir sie in unsere<br />
Schulen und Universitäten<br />
holen“, sagt Bitkom-Präsident<br />
Achim Berg. „Wir müssen dafür<br />
sorgen, dass noch mehr junge<br />
Menschen den Schritt zum eigenen<br />
Start-up wagen.“ •<br />
Neuronale Netze<br />
für Maschinen<br />
Wenn zwischen Ihnen und uns mehr entsteht:<br />
Das ist der MAPAL Effekt.<br />
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10.09. - 12.09.2019<br />
Halle 9 | Stand D46<br />
Stuttgart<br />
EMO<br />
EUROPE<br />
16.09. - 21.09.2019<br />
Halle 4 | Stand A18<br />
Hannover<br />
Produktion | Das Projekt „Ennos<br />
– Eingebettete Neuronale<br />
Netze für Optische Sensoren zur<br />
flexiblen und vernetzen Produktion“<br />
kombiniert 3D-Kameras<br />
und neuronale Netze. Die eingesetzten<br />
Verfahren maschinellen<br />
Lernens sollen eine leistungsfähigere<br />
Interpretation der Kameradaten<br />
ermöglichen und haben<br />
großes Potenzial, Maschinen in<br />
Zukunft anpassungsfähiger zu<br />
gestalten.<br />
Das neuronale Netz dient als<br />
„künstliches Gehirn“ zur Entscheidungsfindung<br />
für vordefinierte<br />
Fragestellungen und wird<br />
auf einem FPGA-Chip ausgewertet.<br />
Die Herausforderung:<br />
Die komplexe Struktur und<br />
Größe moderner neuro naler<br />
Netze effizient in eine kompakte<br />
Prozessor-Architektur umzuwandeln.<br />
Wissenschaftler des<br />
DFKI-Forschungsbereichs Augmented<br />
Vision entwickeln im<br />
Projekt Entscheidungsalgorithmen<br />
und Methoden, die neuronale<br />
Netze in der Anzahl ihrer<br />
Neuronen reduzieren und effizienter<br />
machen. •<br />
Sie<br />
powern bei der Entwicklung<br />
elektrischer Antriebe.<br />
Zukunft<br />
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Zerspanungs-Know-how<br />
und Innovationskraft.<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 21
Begeisterte Kunden agieren bereitwillig als<br />
Markenbotschafter und Empfehlungspartner.<br />
Bild: blacksalmon/Fotolia<br />
bvik-Experten informieren über Customer Experience Management<br />
Das Einmaleins der<br />
Kundenbegeisterung<br />
Kundenerlebnis | Jeder Kontakt mit einem Industrieunternehmen<br />
beeinflusst die Kaufentscheidung<br />
eines Interessenten. Positive Erfahrungen erhöhen<br />
die Wahrscheinlichkeit, dass er sich für einen bestimmten<br />
Anbieter entscheidet und zum Kunden wird.<br />
Neukunden zu gewinnen, ist eine Sache. Sie zu treuen<br />
Stammkunden zu entwickeln, eine ganz andere. Hierfür<br />
muss die Kundenerfahrung über den gesamten Kundenlebenszyklus<br />
hinweg konsistent und begeisternd sein.<br />
Denn: Kunden sind zufrieden, wenn sie bekommen, was<br />
sie erwarten. Loyal sind sie aber erst, wenn ein Unternehmen<br />
sie über ihre Erwartungen hinaus begeistert.<br />
Genau hier setzt Customer Experience Management<br />
(CXM) an. Wie es sich in der Praxis umsetzen lässt,<br />
zeigt folgendes Best-Practice-Beispiel.<br />
Die Firma Sauber stellt Pflege- und Wartungsprodukte<br />
für Industriemaschinen her. Zur Zielgruppe gehören<br />
produzierende Unternehmen, welche die Produkte bei<br />
ihren Maschinen anwenden, sowie Anlagenhersteller,<br />
die die Maschinen vor der Auslieferung an die Industriebetriebe<br />
reinigen und warten. Für beide Kundengruppen<br />
stehen Qualität, Preis und die nachhaltige Einsatzfähigkeit<br />
der Reinigungs- und Wartungsutensilien im<br />
Vordergrund. Die Firma Sauber hat verstanden, dass genau<br />
dies die Themen sind, mit denen sie Kunden und<br />
Interessenten begeistern kann.<br />
Persona definieren<br />
Damit das Marketing nicht auf bloßen Vermutungen<br />
und Bauchgefühlen basiert, hat es mithilfe des Buyer-<br />
Persona-Konzepts ein Wunschkunden-Profil erstellt. Die<br />
Persona steht für einen typischen Maschinenbauer, der<br />
seine Anlagen an Industriebetriebe liefert. Als pflicht -<br />
bewusster Produktionsleiter trägt sie die Verantwortung<br />
für einen reibungslosen Produktionsablauf. Die Maschinen-Reinigung<br />
und -Wartung soll schnell und effektiv<br />
erfolgen. Über die Trends und Themen in ihrer Branche<br />
informiert sich die Persona mit Produktkatalogen,<br />
Fachmedien, Online-Recherchen, Newslettern und Veranstaltungen.<br />
An relevanten Touchpoints präsent sein<br />
Mit dem Wissen um das Informationsverhalten kann<br />
die Firma Sauber die Touchpoints zwischen sich und der<br />
Persona gezielt zusammentragen:<br />
• Artikel und Anzeigen in Fachzeitschriften<br />
• Fach- und Branchenmessen<br />
• Newsletter von Geschäftspartnern und Kunden<br />
• Produktkataloge/Broschüren<br />
• Google-Suche<br />
• (Bestell-)Telefonate<br />
• Blog/Unternehmenswebsite<br />
• Vor-Ort-Verkaufstermine und -Produktvorführungen<br />
Um reale Vertreter der Persona zu erreichen, muss<br />
die Firma Sauber an all diesen Touchpoints mit hilfreichen<br />
Informationen präsent sein und auch andere Kontaktpunkte<br />
wie die Website und Social-Media-Kanäle<br />
darauf abstimmen. Wichtig ist, konsistent zu kommunizieren<br />
und immer wieder zu begeistern – vom ersten<br />
Kontakt bis hin zur Bestandskundenbetreuung.<br />
Als Inhaber eines mittelständischen Maschinenbauunternehmens<br />
ist Peter Produzent unzufrieden mit den<br />
verwendeten Reinigungsprodukten und Wartungsutensilien,<br />
da entsprechende Arbeiten oft sehr lange dauern<br />
und kostspielige Produktionsausfälle verursacht werden.<br />
In analogen und digitalen Fachzeitschriften stößt er<br />
auf die Firma Sauber, die dort Anzeigen und Artikel zum<br />
Thema „Industriemaschinen pflegen“ platziert hat.<br />
Auch auf einer Messe hat Peter den Namen schon einmal<br />
wahrgenommen. Dass er sich sofort angesprochen<br />
fühlt, kommt nicht von ungefähr. Denn Peter ist ein realer<br />
Vertreter der definierten Buyer Persona.<br />
22 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
news & management<br />
Den Entscheidungsprozess begleiten<br />
Als wieder einmal eine Maschine aufgrund von Reinigungsarbeiten<br />
sehr lange stillsteht, beschließt Peter, sich<br />
nach Alternativen umzusehen. Via Google-Suche gelangt<br />
er auf die Website der Firma Sauber. Dort bestellt<br />
er einen Produktkatalog, abonniert den Newsletter und<br />
bestätigt die Anmeldung per Double-Opt-in. Tage später<br />
studiert er den Produktkatalog und findet im<br />
Newsletter den Hinweis auf ein Whitepaper mit Tipps<br />
für die Reinigung und Wartung von Industriemaschinen.<br />
Die Lektüre ist sehr aufschlussreich. Als Reaktion<br />
auf den Whitepaper-Download erhält er ein Mailing, in<br />
dem ihm die Firma Sauber den Use Case „Effizienzsteigerung<br />
durch saubere Maschinen“ präsentiert.<br />
Der Fall ähnelt Peters Problem sehr und er vereinbart<br />
einen Termin mit dem Vertrieb. Dieser führt die Produkte<br />
vor Ort an den Maschinen vor und lässt Broschüren<br />
da. Etwas später schickt die Firma ein Angebot, das genau<br />
Peters Vorstellungen entspricht. Er bestellt bei der<br />
Firma Sauber – und erhält sogar einen Rabattgutschein<br />
für die nächste Bestellung. Peter ist begeistert.<br />
Warum wechselt Peter den Anbieter so bereitwillig?<br />
Im Verlauf seines Entscheidungsprozesses erhält er an<br />
allen Touchpoints relevante Informationen: einen übersichtlichen<br />
Produktkatalog, ein nützliches Whitepaper,<br />
einen praktischen Use Case und ein passendes Angebot.<br />
Und auch nach seinem Kauf überzeugt ihn die Firma<br />
Sauber. Sie hat ein 24/7-Service-Center, schickt Peter<br />
eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für effiziente Reinigungsvorgänge<br />
und bietet ihm nach einiger Zeit an, ein<br />
Abonnement für die regelmäßige Auffüllung der verbrauchten<br />
Produkte abzuschließen. Peter ist vom Erstzum<br />
Wiederkäufer geworden. Als Dankeschön lädt ihn<br />
die Firma Sauber zur Teilnahme an einer Industrie -<br />
messe ein.<br />
Einen inhaltlichen Überblick zum Thema Customer<br />
Experience Management im B2B gibt das Smart-Book<br />
„Customer Experience Management“ von SC-Networks,<br />
das unter der Adresse: https://tinyurl.com/<br />
y683dfw4 kostenlos heruntergeladen werden kann. •<br />
Die Persona steht für<br />
einen typischen Maschinen -<br />
bauer, der seine Anlagen<br />
an Industriebetriebe liefert.<br />
Martin Philipp<br />
Geschäftsführer der SC-Networks GmbH/Evalanche<br />
und Fördermitglied des bvik<br />
Um reale Vertreter der Persona zu erreichen, müssen<br />
Unternehmen an allen relevanten Touchpoints mit<br />
hilfreichen Informationen präsent sein und konsistent<br />
kommunizieren. Bilder: SC-Networks<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 23
Um auf Anrufer einfühlsamer eingehen zu können, arbeitet Service24 mit dem neuen Konzept „Emotional Power“. Bild: Thyssenkrupp Steel Europe<br />
Innovatives Service-Konzept bei Thyssenkrupp Aufzüge<br />
Fahr den Spaß<br />
nach oben<br />
Dienstleistungen | Seit das Servicecenter von Thyssenkrupp<br />
Aufzüge, Service24, mit einem neuen Konzept arbeitet, laufe<br />
der Kontakt zu Servicetechnikern und Kunden entspannter. So<br />
erwartet etwa eingeschlossene Personen, die den Notruf<br />
drücken, ein einfühlsamer, kompetenter Dialog. Von der entspannten<br />
Professionalität profitieren auch die Mitarbeiter.<br />
Bei der Notrufzentrale Service24 von Thyssenkrupp<br />
Aufzüge laufen 90.000 Anrufe im<br />
Monat auf. Zu Stoßzeiten sind es 85 pro<br />
Minute. Hier klingeln die hauseigenen Servicetechniker<br />
genauso durch wie eingeschlossene<br />
Passagiere, Hausverwalter und<br />
Eigentümer. Viele Calls sind kurze Anlagenchecks.<br />
Andere wiederum sind anspruchsvoll.<br />
Hinzu kommen die Notrufe eingeschlossener<br />
Personen, die nicht nur Schnelligkeit<br />
erfordern (90 % der Notrufe werden<br />
innerhalb 15 Sekunden entgegengenommen),<br />
sondern auch Empathie. Das hohe<br />
Anrufvolumen, der Mix aus Routine-Calls,<br />
anspruchsvollen Gesprächen und Notrufen<br />
sowie der fachliche Anspruch von Thyssenkrupp,<br />
verlangt den Mitarbeitern einiges ab.<br />
Die Service-Kommunikation ist professionell,<br />
freundlich und sachlich.<br />
Neue Servicestimmen aus dem Aufzug<br />
Dies reicht den Teams um Abteilungsleiterin<br />
Bärbel Rensch jedoch nicht mehr aus. Um<br />
auf Anrufer einfühlsamer eingehen zu können,<br />
mit der emotionalen Belastung und<br />
dem Stress im Alltag besser klar zu kommen,<br />
arbeitet Service24 jetzt mit dem Ser-<br />
24 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
news & management<br />
Ein neues Service-<br />
Konzept kann einen<br />
Kulturwandel im<br />
Team hervorrufen.<br />
Bild: nd3000/Fotolia<br />
Humor und Empathie<br />
im Service<br />
vice-Konzept „Emotional Power“ von Top-<br />
Perform. Das von den Teamleitern entwickelte<br />
Motto „Fahr den Spaß nach oben“<br />
samt Hashtag #fdsno ist dabei Programm:<br />
Die Kundengespräche sollen leichter von<br />
der Hand gehen, Freude bereiten und verständnisvoller<br />
werden.<br />
Kulturwandel im Team<br />
Denn, das hat man bei Thyssenkrupp festgestellt:<br />
Um Kunden emotional zu berühren,<br />
reichen freundliche, auf die sachliche Lösung<br />
fokussierte Gespräche nicht aus. Stattdessen<br />
soll mit den Kunden ein einfühlsamer,<br />
lockerer Dialog entstehen, der alle entspannt.<br />
„Ziel ist es, die Lage des Gesprächspartners<br />
emotional zu spiegeln und bisweilen<br />
humorvoll aufzugreifen“ erklärt Rensch.<br />
Damit soll der Service besser und die Mitarbeiter<br />
zufriedener werden.<br />
Hierfür mussten sich Atmosphäre und<br />
Einstellung in den Teams ändern. Angestoßen<br />
wurde der Kulturwandel durch Workshops<br />
im Führungskreis, gefolgt von Impulstagen<br />
für alle Mitarbeiter.<br />
Die Anleitung ist simpel wie anspruchsvoll:<br />
Einfach etwas anders machen, indem<br />
alle immer wieder aus der Gesprächsroutine<br />
ausbrechen. Statt den Servicetechniker mit<br />
Standardfloskeln abzuspeisen, wird er beim<br />
Systemtest zum Lachen gebracht. Der Effekt:<br />
Der Mitarbeiter empfindet die vielen<br />
Routinetelefonate als weniger belastend –<br />
freut sich sogar auf den nächsten Anruf.<br />
„Wir können dadurch auch schon mal<br />
spontan die Stimmung im Team drehen“,<br />
beschreibt Teamleiter Martin Sahm das<br />
Konzept, bei dem auch spielerische Ansätze<br />
wie Floskel-Bingos die gute Laune in den<br />
Teams fördern sollen. Die Achtsamkeit und<br />
Wachheit in den Routinedialogen helfen<br />
auch bei der Kommunikation mit eingeschlossenen<br />
Personen oder in schwierigen<br />
Kundengesprächen.<br />
Wer im Gespräch überraschen will, muss<br />
sich trauen, etwas auszutesten. Für die Führungskräfte<br />
keine einfache Aufgabe. Sie<br />
müssen zulassen, dass die Mitarbeiter sich<br />
im Gespräch ausprobieren. Teamleiter Mirko<br />
Ebel hat seine Hausaufgaben gemacht:<br />
„Ich vertraue meinen Mitarbeitern und lasse<br />
deutlich mehr Experimente zu als früher.“<br />
Das Fazit von Abteilungsleiterin Bärbel<br />
Rensch: „Ich war überrascht über die positive<br />
Resonanz der Mitarbeiter, wie bereitwillig<br />
sie die neuen Impulse aufgenommen und<br />
umgesetzt haben. Da haben auch meine<br />
Teamleiter gute Arbeit geleistet.“ Insgesamt<br />
hat sich die Atmosphäre bei den freundlichen<br />
Servicestimmen aus den Aufzügen gelockert.<br />
Es wird mehr gelacht, positive Gespräche<br />
werden stärker wahrgenommen<br />
und auch bei den Gesprächspartnern<br />
kommt die überraschend sympathische Art<br />
zu kommunizieren gut an. •<br />
Ralph Lange und Helga Schuler<br />
Inhaber von Top Perform und Gründerin<br />
Top Perform, Darmstadt<br />
• Ziel Qualitätssprung: Der Sprung von<br />
guten Servicegesprächen auf solche mit<br />
Top- Niveau ist nicht einfach. Bei Thyssenkrupp<br />
Aufzüge gelang dies mit einem<br />
Konzept, das die Freude am Gespräch<br />
und den empathischen Kundendialog in<br />
den Vordergrund stellt (Emotional<br />
Power).<br />
• Die letzten 20 %: Gemessen wird Servicequalität<br />
über den Net Promoter<br />
Score, einen Index für Kundenbindung<br />
und Empfehlungsbereitschaft. Nur wenn<br />
Kunden auf einer Skala von 1 bis 10<br />
einen Wert über 8 geben, gilt dies als<br />
hohe Servicequalität. Viele Serviceorga -<br />
nisationen hängen an den letzten 20 %.<br />
Die Hürde lässt sich oft nur mit einem<br />
anderen Verhalten überwinden.<br />
• Mehr als gut und freundlich: Serviceexzellenz<br />
wird meist über die Sachebene<br />
verstanden. Was Kunden jedoch viel<br />
mehr berührt, sind Gespräche, die auf<br />
ihre Situation eingehen oder humorvoll<br />
aufgreifen. Dann fühlt sich Kommunikation<br />
leicht an und macht einen Qualitätssprung.<br />
• Wach bleiben: Mal ein anderer Gesprächseinstieg,<br />
eine neue Verabschiedung,<br />
hält wach und aufmerksam. Auch<br />
Humor hilft. Allerdings muss die Führungsebene<br />
den Plauderton verstehen und<br />
zulassen. Deshalb setzt das Training dort<br />
an. Teamaktivitäten wie Nicht-Meckertage,<br />
Doofe-Ausreden-Bingos oder Impuls-<br />
Cafés heben die Stimmung und färben<br />
selbst auf Skeptiker positiv ab. Humorvoller,<br />
empathischer Service macht deshalb<br />
auch die Mitarbeiter zufriedener.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 25
news & management<br />
Rund um das E-Auto<br />
geht es am PEM der<br />
RWTH Aachen vom<br />
14. bis 17. Oktober.<br />
RWTH Aachen informiert über E-Autos<br />
Aufholen mithilfe<br />
von Batteriezellen<br />
Elektromobilität | Im Verkehrssektor dominieren zum<br />
aktuellen Zeitpunkt Verbrennungskraftmaschinen,<br />
während der Anteil umweltfreundlicher Antriebsarten<br />
noch verschwindend gering ist. Entsprechend hoch ist<br />
der Bedarf emissionsfreier und kostengünstiger Mobilitätslösungen.<br />
Der Verkehrssektor ist in Deutschland mit circa 30 %<br />
bereits heute für einen signifikanten Anteil des End -<br />
energieverbrauchs verantwortlich – Tendenz steigend.<br />
Das Umweltbundesamt prognostiziert 2019 beispielsweise<br />
ein jährliches Wachstum des Güterverkehrs in<br />
Deutschland von 20 %.<br />
Wandel zur Elektromobilität muss gelingen,<br />
um Klimaziele zu erreichen<br />
Das ehrgeizige Ziel, innerhalb des Verkehrssektors bereits<br />
bis 2030 eine Minderung des verkehrsbedingten<br />
CO 2 -Ausstoßes um mehr als 40 % zu erreichen, kann<br />
nur durch den verstärkten Einsatz elektrifizierter Fahrzeugantriebe<br />
im Straßenverkehr ermöglicht werden. Damit<br />
die ambitionierten Klimaziele auch unter Berücksichtigung<br />
steigender Neuwagenzulassungen erreicht<br />
werden können, muss zwingend der Wandel hin zur<br />
Elektromobilität gelingen. Die Kernherausforderung<br />
liegt in der kostengünstigen und nachhaltigen Produk -<br />
tion von Elektrofahrzeugen und ihrer Komponenten.<br />
Dabei stellt die Batterie als Hauptkostentreiber eine<br />
Schlüsseltechnologie dar, die maßgeblich den Markt -<br />
erfolg von Elektrofahrzeugen bestimmen wird.<br />
Dies zeichnet sich insbesondere durch die starke<br />
Reichweitendeterminierung und den hohen Wertschöpfungsanteil<br />
von 30 bis 40 % am Gesamtfahrzeug aus.<br />
Bereits heute werden Batteriemodule und -systeme erfolgreich<br />
in Deutschland entwickelt und gefertigt. Die<br />
Herstellung der Batteriezellen, die zu Batteriemodulen<br />
integriert werden, ist hingegen vorwiegend in Asien vorzufinden.<br />
Bedingt durch den hohen Anteil der Wertschöpfung<br />
einer Batteriezelle am Batteriesystem ist aktuell damit<br />
auch ein signifikanter Anteil der Wertschöpfung nicht in<br />
Deutschland angesiedelt. Daraus folgt eine hohe Abhängigkeit<br />
deutscher Unternehmen von asiatischen Zulieferern.<br />
Gleichzeitig bestimmt die Batteriezelle maßgeblich<br />
die Leistungsfähigkeit des Elektrofahrzeuges und ist<br />
eines der entscheidenden Differenzierungsmerkmale in<br />
batteriebetriebenen Produkten.<br />
Um Deutschland als Leitmarkt für die Elektromobilität<br />
sowie für weitere batteriebetriebene Produkte zu<br />
etablieren, muss auch die Wertschöpfung überwiegend<br />
hierzulande angesiedelt werden. Seit Ende 2015 gibt es<br />
jedoch in Deutschland keine nennenswerte kommerzielle<br />
Zellherstellung für die Verwendung in elektrifizierten<br />
Fahrzeugen mehr. Aus Sicht der Industrie und Wissenschaft<br />
ist es dennoch essenziell, eine industrielle Massenfertigung<br />
für Batteriezellen aufzubauen. Dies ist ins-<br />
26 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
“Woche der<br />
Elektromobilität“<br />
Wer mehr über die Forschungsfertigung<br />
Batteriezelle (FFB) aber auch der Batteriezell-,<br />
Batteriemodul- und Batteriepackfer -<br />
tigung sowie Kooperations- und Partizipa -<br />
tionsmöglichkeiten erfahren möchte, wird<br />
bei der Woche der Elektromobilität des<br />
Lehrstuhls Production Engineering of<br />
E-Mobility Components (PEM) der RWTH<br />
Aachen zwischen dem 14. und 17. Oktober<br />
2019 fündig.<br />
Aus Sicht der Industrie und Wissenschaft ist es essenziell, in Deutschland eine industrielle Massenfertigung für<br />
Batteriezellen aufzubauen. Bilder: PEM/RTH Aachen<br />
besondere vor dem Hintergrund der hohen Abhängigkeit<br />
von asiatischen Herstellern und der dort erbrachten<br />
Wertschöpfung notwendig.<br />
Eine wesentliche Herausforderung für die Befähigung<br />
einer industriellen Zellfertigung stellt die frühzei -<br />
tige und kosteneffiziente Skalierung der Produktionsprozesse<br />
für neue Zelldesigns und -generationen dar.<br />
Zwar verfügt der Wirtschaftsstandort Deutschland über<br />
spezialisierte Weltmarktführer im Maschinen- und Anlagenbau,<br />
jedoch können diese ihre Technologien nicht<br />
adäquat in laufenden Zellfabriken testen und weiterentwickeln.<br />
Deutschland hinkt weltweit hinterher<br />
Der Wissensvorsprung der asiatischen Zellhersteller<br />
kann somit nur bedingt aufgeholt werden, da essenzielle<br />
Themen wie etwa die Integration und der Anlauf neuer<br />
Zellchemien, die energieoptimierte Produktion sowie<br />
ein durchgängiges Datenkonzept zur Ausschuss -<br />
minimierung und Qualitätssteigerung von deutschen<br />
Maschinen- und Anlagenbauern nur eingeschränkt<br />
adressiert werden können. Um diesen Wissensrückstand<br />
aufzuholen sowie Kompetenzen und Alleinstellungsmerkmale<br />
in der Großserienproduktion zu schaffen,<br />
wurde das Vorhaben Forschungs fertigung Batteriezelle<br />
(FFB) initiiert.<br />
Die FFB soll die Voraussetzung für eine Batteriezellfertigung<br />
in Deutschland schaffen sowie deren Bestand<br />
in der Zukunft sichern. Zukünftige Batteriezelldesigns<br />
sollen frühzeitig auf einer großindustrialisierten Anlage<br />
getestet und erprobt werden, um den Anlauf in der industriellen<br />
Fertigung von Batteriezellen möglichst effizient<br />
und ohne hohe Anlaufverluste zu realisieren. Damit<br />
sollen wesentliche Kosten in der industriellen Fertigung<br />
eingespart werden und infolgedessen ein qualitätsund<br />
kostenoptimiertes Produkt angeboten werden. Insbesondere<br />
wird mit dem Aufbau der FFB die Erzeugung<br />
von geistigem Eigentum sowie die Befähigung des<br />
Maschinen- und Anlagenbaus fokussiert.<br />
Der Aufbau sowie der Betrieb der FFB wird unter der<br />
Trägerschaft und Federführung der Fraunhofer-Gesellschaft<br />
erfolgen. Bei der Umsetzung der Forschungsfertigung<br />
Batteriezelle sollen sowohl Forschungsinstitute als<br />
auch Industrieunternehmen mitwirken, um so den<br />
Transfer von neuen Batteriekonzepten und Produk -<br />
tionsverfahren in die Praxis zu beschleunigen. Damit<br />
stellt die FFB ein Vorhaben für ganz Deutschland, insbesondere<br />
für deren Forschungsinstitutionen und der<br />
Industrie dar.<br />
Für den Aufbau und Betrieb der Forschungsfertigung<br />
Batteriezelle werden Mittel von Land und Bund in Höhe<br />
von 700 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Dabei<br />
stellt das Land Nordrhein-Westfalen mehr als 200 Mio.<br />
Euro bereit. Dieses zeichnet sich durch eine konzentrierte<br />
Batteriezell- sowie Batterieproduktionsforschung aus.<br />
Professor Martin Winter aus Münster (Leitung MEET)<br />
sowie sein Aachener Kollege Professor Achim Kampker<br />
(PEM der RWTH Aachen) sind international führende<br />
Experten auf ihrem Gebiet und unterstützen das Vorhaben<br />
mit ihrer Expertise.<br />
•<br />
Prof. Dr.-Ing. Achim Kampker, Dr.-Ing. Heiner Heimes,<br />
Patrick Treichel, Tom Möller, Christian Offermanns<br />
WZL der RWTH Aachen<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 27
messe iaa<br />
Die IAA öffnet sich für einen breiten Technologiemix der Mobilität<br />
Automesse im Wandel<br />
Überblick | Die Internationale Automobilausstellung<br />
(IAA Pkw) wandelt sich von der Karossenschau zur<br />
Messe der Mobilität der Zukunft. Dabei kommt neben<br />
Konferenzen auch das Erlebnis nicht zu kurz.<br />
Die Messe<br />
Die IAA Pkw findet traditionell in Frankfurt<br />
am Main statt und wechselt sich mit der<br />
IAA Nutzfahrzeuge in Hannover ab. Vom<br />
12. bis 22. September 2019 trifft sich die<br />
Branche wieder in Hessen. Die ersten beiden<br />
Tage sind den Fachbesuchern vorbehalten,<br />
Tagestickets kosten 46 €. Reguläre Besuchertickets<br />
(gültig ab dem 14.9.) kosten<br />
zwischen 13 Euro an Werktagen und 15<br />
Euro am Wochenende, für 19 Euro gibt es<br />
ein Geschenkticket. Ein kurzer Nachmittagsbesuch<br />
ab 15 Uhr an Werktagen kostet<br />
9 Euro. Wer zur Konferenz vom 11. bis<br />
13.9. will, kann mit dem Early-Bird-Ticket<br />
für 519 € sparen, sobald diese vergriffen<br />
sind kostet die Veranstaltung 649 Euro. Die<br />
reguläre Messe ist damit bis 15.9. inklu sive.<br />
„Die IAA transformiert sich, so wie die<br />
Branche auch“, sagt VDA-Präsident Bernhard<br />
Mattes. „Automobilunternehmen treffen<br />
auf neue Player. Die IAA wird interak -<br />
tiver, vernetzter, digitaler. Trends und Themen<br />
werden branchenübergreifend vorgestellt<br />
und diskutiert.“ Ein ähnlicher Wandel<br />
zeichnet sich schon seit einigen Jahren auf<br />
der anderen Seite der Technologieszene ab:<br />
Auf der CES, bekannt für Konsumelektronik,<br />
stellen immer mehr Automobilfirmen<br />
und auch ihre Zulieferer aus, denn das Auto<br />
ist inzwischen fester Bestandteil des digitalen<br />
Lifestyles. Daher wundert es nicht, dass<br />
im Gegenzug auch die IAA nicht mehr stur<br />
auf das Auto als Verbund aus Motor und<br />
Blechkleid fokussiert, sondern die Mobilität<br />
thematisch als ganzes aufgreift. Im Mittelpunkt<br />
der Messe stehen daher die Kernthemen<br />
Automation, Connectivity, Clean and<br />
Sustainable Mobility, Urban Mobility sowie<br />
Mobility-as-a-Service.<br />
Ansprechen möchte man diese Punkte in<br />
vier Formaten: Die „Conference“ ist eine<br />
Veranstaltungsreihe auf unterschiedlichen<br />
Bühnen, wo neben klassischen Automotive-<br />
Sprechern vor allem auch IT-, Tech- und<br />
Mobilitätsunternehmen über Trends und<br />
Technik von morgen berichten. Zu hören<br />
sind dort etwa John Krafcik, Chef der Google-Car-Tochter<br />
Waymo, IBM-CEO Virginia<br />
Rometty oder Formel-1-Champion Nico<br />
Rosberg, der inzwischen ebenfalls tief in der<br />
Mobilität- und Greentech-Industrie vernetzt<br />
ist. „Exhibition“ heißt die klassische Ausstellung,<br />
welche die gesamte Wertschöpfungskette<br />
abbildet. Auf den Konferenzbühnen<br />
und im Ausstellerbereich drehen sich<br />
die Debatten und Gespräche um Themen<br />
wie künstliche Intelligenz, User Interfaces<br />
und Infotainment Systeme, alternative Antriebe,<br />
Lösungen für den Klimawandel und<br />
Luftqualität, Smart Cities oder die Sharing-<br />
Economy.<br />
Ausprobieren ausdrücklich erlaubt<br />
Der dritte Bereich „Experience“ bringt Erlebnisse<br />
aufs Gelände, zum Beispiel mit<br />
einem Outdoor-Parcours und Probefahrten.<br />
Der interessierte Besucher kann neue Fahrzeuge<br />
und Technologie also nicht nur auf<br />
den Ständen bewundern, sondern auf speziellen<br />
Testparcours auch aktiv ausprobieren.<br />
Eine kostenlose Testfahrt ist täglich von<br />
9 bis 19 Uhr auf dem Freigelände F10 möglich,<br />
die Anmeldung erfolgt direkt in den<br />
Containern der Anbieter. Bis zu 50 Modelle<br />
können auf Herz und Nieren getestet werden.<br />
Das Angebot reicht von Hybrid und<br />
28 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
Die IAA PKW zieht seit jeher ein<br />
großes Publikum an. Bild: IAA<br />
Plug-in-Hybriden, Elektrofahrzeugen und<br />
Brennstoffzellenautos bis hin zu Modellen<br />
mit Diesel- und Erdgas-Antrieben.<br />
Ebenfalls zum großen Ganzen der künftigen<br />
Mobilität und beinahe schon Alltag sind<br />
die 4,5 Mio. E-Bikes auf deutschen Straßen,<br />
zudem sind dort seit Juni auch elektrische<br />
Tretroller – auch E-Scooter genannt – zugelassen.<br />
Daher können auf der IAA auch die<br />
zweirädrigen Elektrofahrzeuge auf ihre Praxistauglichkeit<br />
hin ausprobiert werden: Auf<br />
einem 1500 m 2 großen Openair-Parcours<br />
für E-Bikes zeigen unter anderem BMW,<br />
Brose und Bosch ihre Neuheiten. Die Räder<br />
werden technisch immer ausgefeilter,<br />
Sprachsteuerung oder Navigationsdisplay<br />
sind inzwischen auch hier zu haben, die<br />
Akkus ermöglichen inzwischen bis zu<br />
100 km Reichweite. Der Messe-Parcours ist<br />
allerdings etwas kürzer: Auf einer Streckenlänge<br />
von 125 m müssen die Fahrer steile<br />
Kurven, eine Rüttelstrecke und Terrain-<br />
Boxen meistern. Zudem steht auch eine<br />
Auswahl an E-Scootern von Bird und Tier<br />
bereit.<br />
Gleich nebenan werden die Offroad-Fans<br />
beglückt: Das über 4000 m 2 großes Fahrgelände<br />
mit drei Strecken auf insgesamt<br />
180 m Wegstrecke ist ein Mix aus Steigungen,<br />
Plateauhöhen sowie Schräglagen, Buckelpisten<br />
und einer rund 13 m langen Wippe.<br />
Parat stehen hier etwa der Audi e-Tron,<br />
Ford Ranger Raptor, Hyundai Santa Fe und<br />
Tucson und einige andere Marken mit ihren<br />
Fahrzeugen.<br />
Unter dem vierten Schlagwort „Career“<br />
richtet man sich an Studierende, Berufseinsteiger<br />
und Professionals. Die Career findet<br />
zeitgleich mit der Conference von Donnerstag<br />
bis Sonntag und damit gleich zu Beginn<br />
der IAA statt. „Damit schaffen wir für Aussteller<br />
und Besucher neue Angebote und erweitern<br />
den Eventcharakter. Unser Ziel ist,<br />
auf der IAA wie an keinem anderen Ort die<br />
Mobilität mit allen Sinnen erlebbar zu<br />
machen“, so Mattes. „Auch die New Mobility<br />
World entwickeln wir weiter. Mit ihr hat<br />
sich die IAA als internationale Plattform für<br />
innovative Mobilitätslösungen weltweit<br />
einen Namen gemacht.“ Vieles, was man<br />
2015 dort als Mobilität der Zukunft präsentiert<br />
habe, sei heute bereits reale Gegenwart.<br />
Ride-Pooling und Ride-Sharing sind<br />
selbstverständlich in den Metropolen, die<br />
ersten autonomen Sammeltaxen fahren bereits<br />
und die Infrastruktur einiger Städte ist<br />
schon vernetzt und intelligent. •<br />
Tobias Meyer<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 29
messe iaa<br />
Die Produktpalette der E-Autos wächst, im<br />
Wolfsburg will man hier mit vorangehen. Bild: VW<br />
Durch steigende Modellvielfalt könnte das E-Auto bald günstiger werden<br />
Die Stromer holen auf<br />
Elektromobilität | Der E-Antrieb kommt aus der belächelten<br />
Nische und mutiert zum Trendsetter. Die Technik wird<br />
immer alltagstauglicher, zudem könnten die Stromer bald<br />
rentabel sein.<br />
i<br />
Als Nutzungsdauer nehmen wir zehn<br />
Jahre an, das entspricht dem Altersdurchschnitt<br />
aller in Deutschland zugelassenen<br />
PKW, tendenziell werden<br />
diese aber länger genutzt (1992 waren<br />
es noch 6,3 Jahre). Ein Golf Diesel<br />
kostet aktuell 24.145 Euro, dagegen<br />
schlägt die elektrische Variante<br />
mit 31.900 Euro (inklusive Förderung)<br />
zu Buche. Es sind also<br />
7755 Euro Differenz auszugleichen.<br />
Elektroautos sind zehn Jahre von der<br />
Kfz-Steuer befreit, der Diesel kommt<br />
jährlich auf etwa 174 Euro, über die<br />
angenommene Nutzungsdauer also<br />
1740 Euro. Die Wartungskosten von<br />
E-Autos sind zudem geringer, Experten<br />
setzen etwa ein Drittel an, womit<br />
der Stromer etwa 100 Euro sparen<br />
soll, in zehn Jahren also 1000 Euro.<br />
Eine Studie des von der EU-Kommission unterstützten<br />
Umweltverbands Transport &<br />
Environment hat sich den Markt für Elektroautos<br />
genauer angesehen: Ende 2018<br />
standen in Europa 60 Modelle mit elektrischem<br />
Antrieb (inklusive Plug-in-Hybride<br />
und Brennstoffzellen) auf dem Markt. Summiert<br />
man die Ankündigungen der Hersteller,<br />
sollen es Ende 2020 schon 176 sein, ein<br />
Jahr später dann 214 und bis 2025 rechne<br />
man mit 333 Fahrzeugtypen. Das sei laut<br />
der Studie kein Zufall, denn 2020/21 müssen<br />
alle Hersteller ihre Flotten in der EU auf<br />
Ökostrom kostet etwa 30 Cent/kWh,<br />
was bei 100 km mit einem Verbrauch<br />
von 17,3 kWh (ADAC Ecotest) Kosten<br />
von 5,19 Euro ergibt. Bei jährlich<br />
14.000 km – entsprechend dem deutschen<br />
Durchschnitt – ergibt das Kosten<br />
von 726,60 Euro, über zehn Jahre also<br />
7260 Euro. Der Diesel verbraucht laut<br />
ADAC Ecotest 5 l auf 100 km, bei<br />
1,26 Euro pro Liter (Bundesschnitt im<br />
Juni 2019) kommt er auf 6,30 Euro,<br />
was in zehn Jahren 8820 Euro sind.<br />
Hier kommen also 1560 Euro mehr<br />
zusammen. Der Diesel ist beim Kaufpreis<br />
im Vorteil (7750 Euro), muss aber<br />
mehr für Kfz-Steuer (1740 Euro),<br />
Wartung (1000 Euro) und Sprit (1560<br />
Euro) ausgeben. Dadurch ist der<br />
Verbrenner nach zehn Jahren Nutzung<br />
immer noch 3450 Euro im Vorteil.<br />
einen durchschnittlichen CO 2 -Ausstoß von<br />
95 g/km bringen. Um auch weiterhin großmotorige<br />
SUVs, Limousinen und Sportwagen<br />
verkaufen zu können, brauchen die Autobauer<br />
einen Gegenpol: Die E-Autos dürfen<br />
sie mit 0 g/km kalkulieren. Dass das hinsichtlich<br />
energiehungriger Batterieproduk -<br />
tion und dem deutschen Strommix mit nicht<br />
unerheblichem Fossilanteil ungerechtfertigt<br />
ist, führen Kritiker immer wieder an, gleichzeitig<br />
fördert gerade diese Praxis aber den<br />
Aufstieg der E-Mobilität.<br />
Reinrassige E-Autos<br />
Inzwischen werden immer mehr Fahrzeuge<br />
komplett auf den elektrischen Antrieb hin<br />
entwickelt, bisher waren die Stromer meist<br />
noch verkappte Verbrenner: Auch der Audi<br />
E-Tron basiert auf dem Q5 mit längerem<br />
Radstand, wie er vor allem in China nachgefragt<br />
wird. Der E-Golf spricht für sich,<br />
Volkswagen will aber mit der ID-Familie ab<br />
2020 neue Wege ohne Verbrennerwurzeln<br />
gehen, 150.000 Einheiten sollen im ersten<br />
Jahr von den Händlerhöfen rollen. Ab 2025<br />
wollen die Wolfsburger jährlich eine Million<br />
MEB-Autos verkaufen und daraus ein Viertel<br />
ihres Umsatzes generieren. Später sollen<br />
auch ein an den legendären Bully angelehnter<br />
Van folgen, genannt ID.Buzz, daneben<br />
existieren bereits entsprechende geländegängige<br />
Concept-Cars. Wie schon bei anderen<br />
Fahrzeugen setzt man dabei auf einen<br />
Baukasten zur Elektrifizierung, MEB genannt.<br />
Das Modell ID.3 ist das erste daraus<br />
in Serie gehende Auto: Reichweite bis<br />
550 km und nicht teurer als ein Golf Diesel<br />
verspricht der Konzern.<br />
Kaufpreis und Reichweite sind zwei der<br />
Hauptargumente, mit denen man endgültig<br />
auf dem breiten Massenmarkt landen will.<br />
Denn aktuelle E-Modelle sind rechnerisch<br />
30 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
SITZT<br />
oft nicht rentabel (siehe Kasten). Da Elektroautos<br />
jedoch durch weniger bewegliche<br />
Teile einfacher und günstiger zu bauen sind,<br />
resultieren die höheren Kosten aktuell aus<br />
der geringen Losgröße – noch. Sobald die<br />
Stückzahlen steigen, dürften die Kosten aber<br />
sinken, der ID.3 soll das bereits beweisen.<br />
Außerdem wird künftig die teure Batterie<br />
auch von Recyclingmaterial profitieren, aktuell<br />
wird komplett auf Minenrohstoffe gesetzt,<br />
da kaum Zellen im Kreislauf gelandet<br />
sind. Und bevor diese wirklich recycelt werden,<br />
starten sie erst eine zweite Karriere in<br />
den Kellern von Solaranlagenbetreibern.<br />
Diese erfreuen sich ebenfalls steigender<br />
Beliebtheit: Auch wenn der Ausbau seinen<br />
LEE gewindelose Miniatur-<br />
Ventile, -Siebe und -Blenden<br />
Sicherer Sitz bis<br />
400 bar Systemdruck<br />
Peak vor einigen Jahren hatte, wuchs die<br />
Photovoltaikfläche hierzulande auch zwischen<br />
2017 und 2018 um 16 % – etwa, weil<br />
die Preise für Module aus Asien inzwischen<br />
rapide gesunken sind. Im Juni 2019 wurde<br />
erstmals mehr Strom aus der Sonne als aus<br />
Braunkohle erzeugt, auf Platz drei lag der<br />
Wind. Das mag ein Extrembeispiel sein, da<br />
sehr starke Einstrahlung einer gleichzeitig<br />
hohen Abschaltung der Kohlenmeiler wegen<br />
Wartung oder reduziertem Betrieb – etwa<br />
wegen der Proteste im Hambacher Forst –<br />
gegenüberstand. Aber es verdeutlicht, dass<br />
auch die Solarenergie keine winzige Nische<br />
mehr ist. Was sie aber braucht, sind lokale<br />
Speicher, möglichst nahe an den Paneelen.<br />
Elektromobilität liefert genau das: Entweder<br />
werden Fahrzeuge direkt während der<br />
Arbeitszeit geladen, oder es wird Zuhause in<br />
den schon erwähnten Speichern gepuffert.<br />
Um die E-Mobilität weiter voranzubringen,<br />
wird gefördert, vor allem die Dienst -<br />
Der ID.3 ist bisher<br />
nur als Erlkönig in<br />
freier Wildbahn zu<br />
sehen. Premiere feiert<br />
er auf der IAA.<br />
Bild: VW<br />
wagen sollen stärker elektrifiziert werden<br />
(wir berichteten in Ausgabe 10.19): Die<br />
Kaufprämie wurde bis Ende 2020 verlängert,<br />
für elektrische Lieferfahrzeuge gibt es<br />
eine 50 %-Sonderabschreibung. Die Regelung<br />
zum geldwerten Vorteil bei Ladestrom<br />
am Arbeitsplatz wurde zudem bis 2030 verlängert.<br />
Der Bund beschloss zudem kürzlich<br />
eine 500 Mio. Euro schwere Forschungsfabrik<br />
für Batterietechnik in Münster. Dort<br />
soll von der Produktion einzelner Komponenten<br />
bis zum Recycling geforscht werden.<br />
Kritik für die Standortwahl in NRW kam<br />
aus den leer ausgegangenen neuen Bundesländern<br />
und aus dem Süden: Bayern und<br />
Baden-Württemberg sehen sich als Automobil-Länder<br />
prädestiniert und wollen nun ein<br />
ähnliches Konzept aufstellen.<br />
Experten sehen für Neueinsteiger durch<br />
die große asiatischen Konkurrenten aber<br />
kaum Chancen, in der aktuellen Lithiumbasierten<br />
Technik noch wettbewerbsfähig<br />
werden zu können, auch weil die Produk -<br />
tion nur einen Bruchteil der Wertschöpfung<br />
ausmache. Der Löwenanteil fällt auf die<br />
Materialien, hier ist man etwa bei BASF<br />
schon aktiv. Die Grundlage der europä -<br />
ischen Zukunftsfähigkeit sollte in den Forschungszentren<br />
daher schon auf die Nachfolgetechnologien<br />
wie etwa die Feststoffzelle<br />
und deren Bestandteile gelegt werden. •<br />
Tobias Meyer<br />
Freier Reporter bei Nürnberg<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 31<br />
THE LEE COMPANY MORE THAN 70 YEARS SINCE 1948
technik & wissen<br />
Sieben Partner realisierten diesen<br />
Leichtbau-Sitz in nur sieben Monaten<br />
und setzten dabei neuartige Techno -<br />
logien um. Dazu gehören die besonders<br />
leichte Wickelstruktur „xFK in 3D“,<br />
3D-gedruckte wie auch geschäumte<br />
Polster und 3D-gedruckte Kunststoffblenden.<br />
Ende Mai wurde der Sitz mit<br />
dem German Innovation Award 2019<br />
ausgezeichnet, im August mit dem Altair<br />
Enlighten Award 2019. Bild: CSI.<br />
In nur sieben Monaten Entwicklungszeit entsteht ein ultraleichtes Sitzkonzept<br />
Leichtbau pur –<br />
KMU gehen in die Offensive<br />
Ultraleichtbau | Nichts weniger als einen Paradigmenwechsel<br />
anstoßen wollen die sieben Unternehmen, die in einer<br />
Machbarkeitsstudie ein völlig neuartiges Sitzkonzept realisierten<br />
– mit dem Potenzial, mehrere Kilogramm Gewicht einzusparen.<br />
Ihre Botschaft: Wo KMU innovativ und zielgerichtet<br />
zusammenarbeiten, können sie zur Speerspitze des Leichtbaus<br />
für die Automobilindustrie werden.<br />
❧ Olaf Stauß<br />
32 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
Der „Ultraleichtbausitz“ wurde im März 2019 in Kasel<br />
bei Trier auf einem Symposium vorgestellt, das den Titel<br />
„Step Change im Leichtbau“ trug. Was die sieben<br />
Unter nehmen auf dem Dominikaner-Weingut als Machbarkeitsstudie<br />
präsentierten, lässt erstaunen: In nur<br />
sieben Monaten hatten sie ein Pkw-Sitz-Konzept realisiert<br />
mit dem Potenzial, mehr als 20 % Gewicht gegenüber<br />
klassischen Konstruktionen einzusparen. Der Sitz<br />
ist vollgepumpt mit neuen und in dieser Kombination<br />
noch nicht verwendeten Werkstoff- und Fertigungs -<br />
technologien. Er kann automobile Serien inspirieren<br />
oder auch für Spezial-Vehikel wie Lufttaxis adaptiert<br />
werden. Die Reife für eine unmittelbare Serienfertigung<br />
hat er nicht, darauf zielten die Akteure auch nicht ab.<br />
Sie hatten ja keinen Auftrag.<br />
Ihnen ging es um etwas anderes. Um einen Sprung<br />
nach vorne in der Leichtbauentwicklung. Den Demon -<br />
strator verstehen sie als ein Modell dafür, wie Leichtbau<br />
schneller, flexibler und effektiver betrieben werden<br />
kann, wenn Know-how-Träger mit ihrem spezifischen<br />
Können und Wissen kooperieren. Häufig sind das kleine<br />
Firmen. „Die Kompetenzen im Markt sollten wahr -<br />
genommen werden“, sagt Rainer Kurek, geschäfts -<br />
Signal für Veränderungen<br />
Die Akteure des Leichtbausitz-Projektes streben<br />
einen Paradigmenwechsel an. Ihr Beispiel zeigt,<br />
dass kleine KMU große Innovationen hervorbringen<br />
können, wenn sie ihre Fähigkeiten bündeln<br />
und vollen Einsatz bringen – auch dank Digitalisierung.<br />
Der Erfolg stachelt zum Nachahmen an.<br />
Doch noch mehr ist er ein Appell an die OEM und<br />
großen Zulieferer, solche Konsortien zu beauftragen.<br />
Schätze an Wissen und Know-how sind im<br />
Land vergraben. Sie zu heben<br />
kann entscheidend werden<br />
im Wettbewerb um die weltweit<br />
besten Ideen und Entwicklungen.<br />
Olaf Stauß<br />
Redakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
Die selten hohe Übereinstimmung<br />
zwischen ersten Entwürfen<br />
und Endprodukt verblüfft. Sie<br />
zeigt, dass die Richtung stimmte<br />
und ...<br />
führender Geschäftsführer der zehn Mitarbeiter starken<br />
Automotive Management Consulting GmbH (AMC).<br />
Er ist Experte für ultraleichte Sportwagen, treibende<br />
Kraft und Mitinitiator des Projekts.<br />
„Leichtbau muss neu gedacht werden“, meint Kurek.<br />
„Wir sollten Leichtbau ganzheitlich und systemisch<br />
angehen: additiv, hybrid, integrativ und bionisch inspiriert.“<br />
Chancen dafür sieht er eher bei schlagkräftigen<br />
Konsortien aus KMU als bei den Großen, die aber<br />
Nutznießer sein können. Dafür ist das Sitz-Projekt ein<br />
Vorzeigebeispiel und will es auch sein. Es hat eine Vorgeschichte.<br />
Um das Leichtbau-Profil der Messe Composites<br />
Europe zu schärfen, führte Veranstalter Reed Exhibitions<br />
in den Jahren 2017 eine Technologie- und 2018<br />
eine Marktstudie mit AMC durch. Um das Potenzial zu<br />
veranschaulichen, sollte eine Machbarkeitsstudie folgen<br />
– die Partner einigten sich auf einen Leichtbau-Sitz.<br />
Noch im November 2018 wurde die Neukonstruktion<br />
virtuell auf dem „Lightweight Technologies Forum“<br />
(LTF) der Composites Europe in Stuttgart präsentiert,<br />
im März in Trier dann physisch greifbar.<br />
Der Sitz vereint eine Fülle neuer Technologien. Die<br />
mit dem größten Leichtbaupotenzial nennt sich „xFK in<br />
3D“ und nimmt die großen Lasten auf. Sie sieht vor,<br />
wirklich nur dort Material unterzubringen, wo es für<br />
die Lastpfade gebraucht wird – ähnlich wie beim<br />
3D-Druck, nur dass hier harzgetränkte Endlosfasern im<br />
dreidimensionalen Raum positioniert werden. Rainer<br />
Kurek hatte die Technologie vor Jahren entdeckt und<br />
mit Partnern weiter kultiviert. In <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
27/2019 zur Messe K 2019 werden wir xFK in 3D ausführlich<br />
vorstellen.<br />
CSI Entwicklungstechnik, ein auf die digitale<br />
Entwicklung fokussierter Engineering-Dienstleister mit<br />
über 600 Mitarbeitern, koordinierte das Projekt. Als<br />
Mitinitiator gestaltete CSI eine durchgehend digitale<br />
Prozesskette, leistete die komplette Entwurfsarbeit am<br />
... alle an einem Strang<br />
zogen. Bilder: CSI<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 33
technik & wissen<br />
Entwicklung und Fertigung des Sitzes in kurzer Zeit wurden heiß<br />
diskutiert bei der Präsentation. Michael Janz von Alba: „Wir erstellten<br />
die Bearbeitungsprogramme während die Beschaffungsmaßnahmen<br />
liefen.“ Bild: Olaf Stauß<br />
Stefan Herrmann, CSI, bei der Präsen -<br />
tation in Trier: „Der co-kreative Prozess<br />
und die digitale Prozesskette sind<br />
zentral. Sie ließen uns an jeder Stelle das<br />
Beste einsetzen.“ Bild: Olaf Stauß<br />
Computer und nutzte die Chance, bei xFK in 3D weiter<br />
Know-how aufzubauen – mit beratender Unterstützung<br />
von AMC. Projektleiter Stefan Herrmann erklärt xFK in<br />
3D so: „Es ist ein berechnungsgetriebenes Verfahren.<br />
Die Entwickler starten mit den Anforderungen und der<br />
Simulation und beginnen dann erst mit dem Konstru -<br />
ieren.“ Dritter Projektpartner und Mitinitiator ist Alba<br />
Tooling & Engineering mit rund 400 Mitarbeitern. Alba<br />
baute Werkzeuge für die divesen Kunststofftechnologien<br />
inklusive xFK in 3D, übernahm große Teile der Fertigung<br />
(etwa der Sitzpolster) und den Zusammenbau.<br />
Ein Blick auf die Wickelstruktur<br />
xFK in 3D im<br />
Sitz: Die 3D-gedruckten<br />
Buchsen sind Lastknoten<br />
und Umlenkpunkte für<br />
die endlosen Faser -<br />
stränge. Zugleich dienen<br />
sie als Krafteinleitungspunkte,<br />
wo benötigt.<br />
Bilder: CSI<br />
Die glorreichen Sieben des Leichtbaus<br />
Noch fehlen vier in der Liste der Partner. Sie wurden<br />
rechtzeitig gefunden – zu ihnen gleich mehr. Wer den<br />
Western-Klassiker „Die glorreichen Sieben“ kennt,<br />
kann sich ein Bild von den Abläufen in einem solchen<br />
Projekt machen: Kantige Typen mit je sehr eigenem<br />
Können verbünden sich, um ein waghalsiges Ziel zu<br />
erreichen, und zwar innerhalb von kürzester Zeit. Der<br />
Erfolg hängt davon ab, ob sie sich zusammenraufen.<br />
Digitalisierung macht dies heute möglich. „Die meiste<br />
Abstimmung lief im virtuellen Raum mit Web- und Telefonkonferenzen,<br />
geteilten Dateien, virtuellen Räumen“,<br />
sagt Stefan Herrmann. Und schnell musste alles gehen.<br />
Michael Janz, Projektmanager bei Alba Tooling: „Wir<br />
erstellten die Bearbeitungsprogramme während die<br />
Beschaffungsmaßnahmen liefen.“<br />
Die passenden Partner zu akquirieren, gehört zum<br />
Job. 3D | Core zum Beispiel stieß später hinzu und<br />
brachte Werkstofftechnologien aus dem Bootsbau mit<br />
ein, die sich nun im „Back Panel“ des Sitzes wieder -<br />
finden. Es besteht aus einer ultraleichten Schale mit<br />
Schaumkern. Das Inno vative sind die hexagonalen Auslassungen,<br />
die bei der Formgebung im RTM-Prozess mit<br />
Harz verfüllt werden. Diese Harz-Brücken versteifen<br />
den leichten, an sich biegeweichen Schaum und binden<br />
die Deckschichten an. Ihre Honigwaben-Optik verleiht<br />
dem Leichtbau-Sitz eine sehr ästhetische Rückansicht.<br />
34 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
Weitere Partner sind Covestro – das einzige Groß -<br />
unternehmen im Konsortium, Robert Hofmann und<br />
LBK Fertigung. LBK produzierte die xFK-Wickelstruktur,<br />
Hofmann fertigte additiv die dafür benötigten<br />
Metallbuchsen und druckte diverse Kunststoffblenden.<br />
Covestro, eingebunden durch Michael Janz, steuerte<br />
3D-gedruckte Lehnenpolster bei – die ersten additiv<br />
gefertigten überhaupt – und lieferte spezielle Binder für<br />
Faservliesmatten und Formteile. Möglich wurde diese<br />
effiziente Kooperation nur durch die Infrastruktur einer<br />
digitalen Prozesskette.<br />
Im Resultat wiegt der Pkw-Sitz etwas mehr als 10 kg<br />
– mindestens 20 % weniger als in klassischer Bauweise.<br />
Er ist modular aufgebaut und wird nahezu ohne Faserverschnitt<br />
produziert. Und er orientiert sich an hohen<br />
Qualitätsansprüchen, wie sie die Branche an Eigenschaften<br />
und Design stellt. „Der Sitz sollte geil aussehen<br />
und tut es auch“, sagte ein CSI-Entwickler zufrieden, als<br />
sie in Trier das Tuch vom Prototypen zogen.<br />
Der Demonstrator hat verblüffende Ähnlichkeit mit<br />
den ersten Entwurfsskizzen – was selten ist. „Wenn der<br />
Geist stimmt, musst Du gar nicht so viel ändern“, kommentiert<br />
Kurek das Ergebnis. Der Spirit der Sieben hat<br />
Rainer Kurek treibt die Wickeltechno -<br />
logie xFK in 3D voran und wirbt für<br />
mehr Kooperation zwischen KMU:<br />
„Wir müssen Leichtbau ganzheitlich<br />
und systemisch angehen.“ Bild: Stefan<br />
Bausewein<br />
gehalten. In einem aufwändigen co-kreativen<br />
Prozess haben alle an einem Strang gezogen.<br />
Dies dürfte der wichtigste Triumph<br />
sein. Kurek wertet das Projekt als „Gegenmodell“<br />
zu herkömmlichen Entwicklungsprozessen.<br />
„Wir müssen zunehmend in<br />
Konsortien entwickeln, wenn wir in Europa<br />
erfolgreich bleiben wollen“, sagt er – um<br />
schnell und innovativ genug zu sein. Und Stefan Herrmann<br />
schlägt den Bogen zum Tagungsort. „Die Präsentation<br />
auf dem Weingut hat Symbolkraft“, sagte er – als<br />
ein Zeichen, dass die hier beheimatete Industrie (digital)<br />
wandlungsfähig bleibt.<br />
•<br />
Mehr Infos: http://www.ultraleichtbausitz.de/<br />
Industrie<br />
FORUM<br />
ROBOTICS<br />
KONGRESS<br />
Veranstalter:<br />
12. Februar 2020<br />
Robotation Academy<br />
Messegelände Hannover<br />
9. Robotics Kongress<br />
Mit Robotern in die smarte Zukunft<br />
Mehr Infos unter:<br />
www.industrieanzeiger.de/<br />
robotics-kongress<br />
> Sensorik & Vision<br />
> MRK & Safety<br />
> Maschinelles Lernen & KI<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 35
technik & wissen<br />
Composites Europe und Foam Expo: 10. bis 12. September in Stuttgart<br />
Alles über Schäume<br />
und Faserverbunde<br />
Composites | Die Faserverbund-Industrie liefert nach<br />
wie vor starke Impulse für den Leichtbau in unterschiedlichsten<br />
Branchen. Dies tut sie wieder vom<br />
10. bis 12. September auf der Composites Europe in<br />
Stuttgart mit Foren und Kongressen, erstmals ergänzt<br />
durch die Foam Expo Europe.<br />
Die Messebesucher treffen auf über 300<br />
Aussteller aus 30 Nationen, die Materialien,<br />
technische Lösungen und innovative<br />
Anwendungsbeispiele zeigen. Einen besonderen<br />
Fokus richtet die Composites Europe<br />
laut Veranstalterin Reed Exhibitions auf<br />
innovative Prozess-Technologien: Wie es um<br />
Serienfertigung und neue Anwendungen<br />
steht, wird nicht nur im Ausstellungsbereich<br />
zu sehen sein, sondern auch auf zahlreichen<br />
Sonderflächen, Themenrundgängen, auf der<br />
begleitenden International Composites<br />
Conference (ICC) und im Lightweight Technologies<br />
Forum, das sich dem Multimate -<br />
rial-Leichtbau widmet. Leichte Schaum -<br />
lösungen ergänzen das Programm, gezeigt<br />
auf der Foam Expo Europe des Veranstalters<br />
Smarter Shows.<br />
Über die Networking-Plattform „matchmaking“<br />
können Besucher und Aussteller<br />
bereits vor Messebeginn gratis ihre Fühler<br />
ausstrecken, teilt Reed mit: Wer ist in Stutt-<br />
36 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
Von CFK und GFK gehen große Impulse für<br />
den automobilen Leichtbau aus. Auf der<br />
Composites Europe in Stuttgart kommen sie<br />
zur Sprache – die Eigenschaften der Composite-Komponenten<br />
ebenso wie ihre Herstellung.<br />
Bild: Reed Exhibitions<br />
Asahi Kasei, großer japanischer Polyamid-<br />
Hersteller mit Niederlassung in Düsseldorf,<br />
präsentiert auf der Foam Expo eine Weltpremiere:<br />
den Schaumstoff „PA Foam“ auf<br />
Polyamid-Basis, der Leichtbau und<br />
Geräusch-reduzierende Eigenschaften<br />
zusammenbringt. Er soll sich sogar für den<br />
Motorraum eignen. Bild: Asahi Kasei<br />
gart? Wer hat Antworten auf meine Fragen?<br />
Mit wem kann ich neue Ideen umsetzen?<br />
„Process live“ nennt Reed das Format,<br />
das aufeinander abgestimmte Verarbeitungs-<br />
und Fertigungsprozesse zum Thema<br />
macht: Maschinen- und Anlagenbauer präsentieren<br />
ihre Technologien im Zusammenspiel<br />
im Live-Betrieb. Zu sehen sein wird<br />
unter anderem das von Airbus patentierte<br />
Vakuuminfusionsverfahren VAP (Vacuum<br />
Assisted Process) auf der Sonderfläche von<br />
Trans-Textil und Composyst. VAP ermöglicht<br />
es, großflächige und geometrisch komplexe<br />
Bauteile in einem Schritt ohne Autoklav<br />
zu fertigen und bietet sich daher besonders<br />
für hochwertige Strukturbauteile wie<br />
im Flugzeugbau, der Windkraft, Schifffahrt<br />
oder im Maschinen- und Gerätebau an.<br />
Schneidtechnik ist mehrfach ein Thema<br />
im Format „Process live“, unter anderem<br />
auf der Sonderfläche von Rebstock Consulting,<br />
Broetje-Automation und Zünd Systemtechnik.<br />
Dort steht das Thema „Automated<br />
Sorting and Kitting“ im Mittelpunkt. An<br />
anderer Stelle präsentieren Composites-<br />
Hersteller Saertex und das Chemieunternehmen<br />
Scott Bader die Herstellung eines Laminates<br />
mit höchsten Brandschutzanforderungen<br />
im RTM-Verfahren – und das Aushärten<br />
in nur einer Stunde.<br />
Erstmals findet die renommierte International<br />
Composites Conference (ICC), veranstaltet<br />
von der Wirtschaftsvereinigung Composites<br />
Germany, zeitgleich zur Composites<br />
Europe statt. Ihre Themen sind Serienfertigung,<br />
stabile Prozesse, neue Märkte. Sie will<br />
frische Impulse für Innovationen in den<br />
Markt tragen und bringt dazu Verarbeiter<br />
und Anwender von faserverstärkten Kunst-<br />
stoffen aus ganz Europa zusammen. Eines<br />
der übergreifenden Zukunftsthemen, die die<br />
gesamte Branche beschäftigen, sind zum<br />
Beispiel Multimaterial-Lösungen. Sie werden<br />
in nahezu allen Anwendungsindustrien<br />
diskutiert.<br />
Lightweight Technologies Forum liefert<br />
Impulse und Ideen<br />
Das Thema Leichtbau bleibt ein Treiber für<br />
viele Entwicklungen im Composites-Sektor.<br />
Speziell ihm widmet sich das Lightweight<br />
Technologies Forum auf der Messe. Das<br />
LTF macht deutlich, wie sich Leichtbau<br />
wirtschaftlich und ressourceneffizient umsetzen<br />
lässt. „Das Forum versteht sich als<br />
branchen- und materialübergreifende Ideenschmiede,<br />
in der die Beteiligten über neue<br />
Konzepte nachdenken“, sagt Olaf Freier,<br />
Event Director Materialmessen bei Reed.<br />
Letztes Jahr stellte das LTF die Machbarkeitsstudie<br />
eines Ultraleichtbausitzes vor,<br />
der nur rund 10 kg wiegt. Damals noch rein<br />
virtuell, gibt’s ihn inzwischen auch als physischen<br />
Prototypen – mehr dazu im <strong>Industrieanzeiger</strong>-Titelthema<br />
ab S. 32.<br />
In diesem Jahr stellt das LTF am ersten<br />
Messetag eine weitere Studie vor. Sie macht<br />
neueste technische Trends der Raumfahrt<br />
zum Thema – eine Disziplin, die seit jeher<br />
eine Vorreiter-Rolle in Sachen Ultraleichtbau<br />
einnimmt. Die Marktstudie wird von<br />
dem Beratungsunternehmen Automotive<br />
Management Consulting (AMC) gemeinsam<br />
mit dem luxemburgischen Raumfahrt-<br />
Zulieferer Gradel realisiert.<br />
Begehrte AVK-Awards werden am ersten<br />
Messetag vergeben<br />
Der deutsche Branchenverband AVK –<br />
Indus trievereinigung Verstärkte Kunststoffe<br />
e.V. – zeichnet mit seinem Innovationspreis<br />
wieder herausragende Neuerungen<br />
aus. Vergeben werden die AVK-Awards am<br />
10. September für innovative Anwendungen<br />
aus faserverstärkten Kunststoffen sowie<br />
Herstellprozesse und neueste wissenschaft -<br />
liche Erkenntnisse. Die prämierten Produkte<br />
und Projekte stellt eine Sonderfläche aus.<br />
Auch die Wissenschaft ist präsent.<br />
„Mate rial and Process Technology” heißt<br />
die neue Sonderfläche in Stuttgart, die unter<br />
Federführung des Instituts für Kunststoffverarbeitung<br />
(IKV) der RWTH Aachen entsteht.<br />
Gemeinsam mit anderen Instituten<br />
wie dem Aachener Zentrum für integrativen<br />
Leichtbau (AZL) stellt das IKV die Produktionstechnologie<br />
in den Fokus – speziell den<br />
Weg von der Wissenschaft in die industrielle<br />
Umsetzung, so das Konzept.<br />
Geführte Rundgänge und praktische Vorführungen<br />
in den Hallen ergänzen Konferenzen<br />
und Foren. Themen-Führungen bringen<br />
Besucher direkt zu den Ständen ausgesuchter<br />
Aussteller, die ihre Neuheiten zu den<br />
Themen Digitalisierung der Composites-<br />
Fertigung, Automobilbau, Building & Construction,<br />
Glasfaser, New Mobility, Thermoplaste<br />
und Windenergie erklären.<br />
Flankiert wird die Composites Europe<br />
erstmals von der Foam Expo Europe. Die<br />
Fachmesse bildet die Lieferkette der technischen<br />
Schaumstoffherstellung von den Rohstoffen<br />
bis zu Ausrüstung und Maschinen<br />
ab. Sie präsentiert Form-, Hart- und Weichschaumlösungen<br />
– ein Synergieeffekt für<br />
alle Besucher aus Leichtbau-getriebenen<br />
Anwendungsindustrien. (os) •<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 37
technik & wissen<br />
Ein Plädoyer: Die Verbrennung von Kunststoffen ist die<br />
optimale Energiequelle für die Elektromobilität.<br />
Bild: yes or no Media<br />
Kunststoff als Brennstoff<br />
E-Autos und Kraftwerke<br />
– ein gutes Gespann<br />
E-Mobilität | Wir leben in einer Zeit, in der Umweltschutz<br />
wieder heiß diskutiert wird: Kann die E-Mobilität<br />
halten, was sie verspricht? Wohin mit dem Plastikmüll?<br />
Die Journalistin Claudia Wörner wagt einen<br />
argumentativen Vorstoß für E-Mobile und Kunststoff<br />
als Kraftwerkssprit – im Folgenden ihr Plädoyer.<br />
Vorneweg auf den Punkt gebracht: Großkraftwerke<br />
sind besser als ihr Ruf, denn sie arbeiten höchst effizient.<br />
Wird ihr Strom für Elektroautos verwendet,<br />
ermöglicht das im Verkehr Energieeinsparungen von<br />
mindestens 40 %. Bessere Luft gibt es als Dreingabe.<br />
Wird als Brennstoff Kunststoff eingesetzt, verbessert<br />
sich die Ökobilanz nochmals.<br />
Oft gelten große Kraftwerke als schädlich für die<br />
Umwelt. Was nicht den Tatsachen entspricht. Denn sie<br />
zeigen einen konkurrenzlos hohen Wirkungsgrad, was<br />
bedeutet, sie erzeugen aus den genutzten Energieträgern<br />
ein Maximum an elektrischer Energie. Durch den geringeren<br />
Verbrauch an Gas, Kohle oder Öl sparen sie viel<br />
CO 2 ein. Auch Kunststoffe, die sich bisher noch nicht<br />
stofflich recyceln lassen, lassen sich in ihnen wirkungsvoll<br />
energetisch nutzen. Zudem verfügen Kraftwerke<br />
über Anlagen zur Abgasreinigung, die ständig aktiv sind<br />
und überwacht werden.<br />
Wie wirtschaftlich sinnvoll Großkraftwerke sind,<br />
zeigt der Vergleich mit Automotoren. Moderne Öl- und<br />
Kohlekraftwerke haben einen Wirkungsgrad von bis zu<br />
45 %. Automotoren sagt man oft einen ähnlich hohen<br />
Wirkungsgrad nach: Dieselmotoren sollen etwa 40 %<br />
erreichen, Benzinmotoren immerhin 30 %.<br />
Doch während Kraftwerke ihren Wirkungsgrad im<br />
Dauerbetrieb tatsächlich erzielen, steht er bei Autos nur<br />
auf dem Papier. Angegeben wird nämlich nur der maximal<br />
mögliche Wirkungsgrad. Den erzielen Verbrennungsmotoren<br />
jedoch nur in speziellen Drehzahl- und<br />
Leistungsbereichen. Tatsächlich erreichen Autos je nach<br />
Fahrweise einen Wirkungsgrad um etwa 20 %. Im<br />
Stadtverkehr mit viel Gas geben und Bremsen kann er<br />
auch weit unter 16 % fallen.<br />
Dieser Vergleich zeigt, dass die zum Betrieb des<br />
Autos benötigte Energie im Kraftwerk weitaus spar -<br />
samer erzeugt wird als im Auto. Das ist ein starkes<br />
Argument für E-Fahrzeuge. Denn der Elektromotor<br />
setzt die Energie fast verlustfrei in Vortrieb um:<br />
Wirkungsgrade von 95 % sind bei großen E-Motoren<br />
durchaus üblich. Im Unterschied zu Verbrennern<br />
schwankt der Wirkungsgrad weit weniger.<br />
Die effizientere Erzeugung von Strom im Kraftwerk<br />
bedeutet, dass sich der Bedarf an Ressourcen drastisch<br />
verringert. Auch optimistisch geschätzt erreichen Verbrennungsmotoren<br />
bestenfalls die Hälfte des Wirkungsgrads<br />
von Kraftwerken. Unter Einbeziehung von<br />
Leitungsverlusten beträgt der Wirkungsgrad von Verbrennungsmotoren<br />
höchstens 60 % im Vergleich zu<br />
Elektroautos mit Strom aus der Steckdose.<br />
Für den Ölimport bedeutet das: Bei Verstromung in<br />
Kraftwerken und Verzicht auf Verbrennungsmotoren<br />
könnten etwa 40 % der Ölimporte entfallen. Dieser<br />
Verbrauch fossiler Rohstoffe lässt sich noch weiter senken<br />
durch die energetische Verwertung nicht recyclingfähiger<br />
Kunststoffabfälle. Denn Kunststoffe bestehen zu<br />
etwa 60 % bis 90 % aus Öl. Und dieser Ölanteil lässt<br />
sich vollständig energetisch verwerten. Ihre Verstro-<br />
38 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
mung in Kraftwerken würde den Verbrauch fossiler<br />
Energieträger für den Verkehr weiter senken.<br />
Die Luft in den Städten kann von einer solchen<br />
Umstellung nur profitieren. Denn in Kraftwerken ist die<br />
Abgasreinigung ständig aktiv. Die Katalysatoren von<br />
Autos sind bei kaltem Motor noch nicht aktiv. Gerade<br />
der Dieselmotor stößt aber beim Start die meisten Abgase<br />
aus. Nutzen Autos Strom aus Kraftwerken vor den<br />
Städten, ist die Luft viel weniger schadstoffbelastet. •<br />
TRANSPORTIERT<br />
AUTONOM<br />
O<br />
Claudia Wörner,<br />
Journalistin bei yes or no Media, Stuttgart<br />
Spezifischer Kraftstoffverbrauch<br />
Was sich längst noch nicht bei allen Autofahrern rumgesprochen<br />
hat: Der Wirkunsgrad von Verbrennungsmotoren hängt stark vom<br />
Betriebszustand ab. Deswegen benötigt ein Auto je nach Leistungsund<br />
Drehzahlbereich unterschiedlich viel Kraftstoff, um die Antriebsenergie<br />
für eine bestimmte Fahrstrecke aufzubringen.<br />
Den maximal möglichen Wirkungsgrad erreichen Motoren typischerweise<br />
bei Drehzahlen zwischen 2000 min -1 und 3000 min -1 und<br />
bei weit, aber nicht ganz durchgetretenem Gaspedal. In allen anderen<br />
Fahrzuständen fällt der Wirkungsgrad wesentlich geringer aus.<br />
Abzulesen ist der wirkliche Verbrauch des Autos am sogenannten<br />
Verbrauchskennfeld, auch als Muscheldiagramm bekannt. Der<br />
Name kommt daher, dass der höchste Wirkungsgrad nur an einem<br />
Punkt des Diagramms mit den Achsen Leistung und Drehzahl auftritt<br />
– dort wo das Schaubild eine Art Insel zeigt (Bild). Bei anderen<br />
Drehzahlen und Leistungen ist die Effizienz geringer.<br />
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Ein solches „Muscheldiagramm“ zeigt den spezifischen Kraftstoffverbrauch eines<br />
Verbrenners an, engl. „Brake Specific Fuel Consumption“ (BSFC). Hier im<br />
Diagramm liegt der niedrigste Verbrauch bei über 4000 min -1 (BSFC = 230 g/kWh)<br />
– ein nicht ganz typischer Verbrennungsmotor. Quelle: x-engineer.org<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 39
technik & wissen<br />
Hybridlösung: Das Doppelherz<br />
unter der Motorhaube.<br />
Bild: djdarkflower/Fotolia<br />
Vielfalt bei Hybridantrieben erfordert Speziallösungen<br />
Neue Chancen für<br />
Maschinenbauer<br />
Automotive | Beim Hybridantrieb führt der E-Motor,<br />
unterstützt durch ein Verbrennungsaggragat, zu<br />
neuen Herausforderungen wie geringerem Platz im<br />
Motorraum. Hier sind mechanische Lösungen gefragt<br />
– eine Chance für den klassischen Maschinenbau.<br />
Die EU-Richtlinie 2007/46/EG definiert in Art. 3 Abs.14<br />
ein Hybridfahrzeug als „ein Fahrzeug mit mindestens<br />
zwei verschiedenen Energiewandlern und zwei verschiedenen<br />
Energiespeichersystemen (im Fahrzeug) zum<br />
Zwecke des Fahrzeugantriebs“. Zwar können dies ganz<br />
unterschiedliche Energiespeichersysteme sein, aber in<br />
der Automobilindustrie wird für gewöhnlich eine Kombination<br />
aus Elektromotor und Verbrennungsmotor genutzt.<br />
Diese Technologie trägt zu einem nachhaltigeren<br />
Treibstoffverbrauch bei, erzeugt jedoch durch den dop-<br />
pelten Antrieb ein höheres Gesamtgewicht und schafft<br />
Platzprobleme im Fahrzeug.<br />
Es gibt mehrere Arten der Hybridstrategie, die in serielle,<br />
parallele und leistungsverzweigte Hybridantriebsstränge<br />
je nach Anordnung von Verbrennungsmotor,<br />
E-Maschine und Getriebe unterteilt werden. Die vielfältigen<br />
Konstruktionsansätze für Hybridantriebe unterscheiden<br />
sich immens voneinander – beispielsweise in<br />
Bezug auf ihre Leistungsfähigkeit oder ihren Funktionsumfang.<br />
Aufgrund dieser großen Unterschiede sind im<br />
Markt befindliche Standardlösungen für die Verbindung<br />
beider Antriebe nicht praktikabel.<br />
Deswegen entwickelt Rollax mechanische Speziallager<br />
wie Freiläufe, Ausrücklager und Sonderlager, die für<br />
unterschiedliche Lösungen von Hybridaggregaten wie<br />
Generatoren, leistungsverzweigte Pumpen, Kupplungen<br />
und Bremsen individuell angepasst werden. Sie benötigen<br />
weniger Bauraum und lassen sich bereits in mittleren<br />
Stückzahlen kosteneffizient produzieren.<br />
Mechanische Bremsvorgänge in Hybridfahrzeugen<br />
Ein Beispiel für die neuen Herausforderungen stellt die<br />
Druckbereitstellung für Bremsvorgänge dar. Herkömmliche<br />
Fahrzeuge nutzen Unterdruck und Hydraulik, um<br />
die Bremskraft zu verstärken und Bremskolben zu verfahren.<br />
Bei einem Elektro- oder Hybridfahrzeug müssen<br />
40 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
Für den Antrieb von Hilfs -<br />
aggregaten setzt Rollax<br />
auf mechanische<br />
das Aggregat optimal anzutreiben. Auf diese Weise lässt<br />
sich zwischen den verschiedenen Antrieben wechseln<br />
und beide Motoren können bei Bedarf überlagern und<br />
unterstützen (Boost-Betrieb).<br />
Langfristig werden einige mechanische Komponenten<br />
vermutlich aus dem Motorraum verschwinden oder<br />
elektrisch umgesetzt. Doch davon sind wir noch weit<br />
entfernt und es ist nicht vor dem Jahr 2050 damit zu<br />
rchnen. Momentan handelt es sich bei der reinen E-Mobility<br />
um eine Nische. Bevor der reine Elektromotor den<br />
Sonderlösungen<br />
wie einen speziellen<br />
Nadel -<br />
freilauf mit<br />
einem starken<br />
Anzugs -<br />
moment.<br />
Sonderlager können so konstruiert werden,<br />
dass sich anstelle des Außenrings<br />
ein großes Zahnrad befindet,<br />
das die Kraft auf die<br />
nächsten Bauteile überträgt.<br />
Diese Konstruktion<br />
spart effizient<br />
Bauraum.<br />
Bilder: Rollax<br />
diese Systeme auch laufen, sobald sich der Motor im<br />
sogenannten Segelbetrieb befindet – das heißt, der Verbrenner<br />
schweigt und der E-Motor treibt an. Bremskraftverstärker<br />
und Bremse müssen elektromechanisch<br />
betrieben werden. Hierfür werden neue Aggregate mit<br />
hochintegrativen Lagertypen gebraucht, die mehrere<br />
Funktionen erfüllen, um beispielsweise den vorhandenen<br />
Bauraum einer klassischen Radbremse nicht zu<br />
übersteigen.<br />
Für eine optimale Integration solcher Lagertypen<br />
achtet Rollax darauf, dass jedes Lager individuell an die<br />
Anwenderbedürfnisse angepasst wird. Hierfür werden<br />
zum Beispiel auch Wälzlager gebaut, bei denen sich an<br />
Stelle des Außenrings ein großes Zahnrad befindet, um<br />
die Kraft zu übertragen. Dieses übernimmt die Laufbahn<br />
der Wälzkörper, weist aber gleichzeitig die notwendige<br />
Formgebung auf, um die Kraft auf die nächsten<br />
Bauteile zu übertragen. Das spart Platz und beeinträchtigt<br />
nicht die Lagerfunktion. Auf diese Weise können<br />
spezielle Anforderungen kundenspezifisch genau auf die<br />
Anwendung abgestimmt werden.<br />
Mechanische Sonderlösungen individuell angepasst<br />
Auch der wechselnde Betrieb von Hilfsaggregaten mit<br />
beiden Motoren kann durch mechanisches Know-how<br />
gelöst werden. Hierfür eignen sich mechanische Klemmrollen-Freiläufe<br />
mit auf die jeweilige Applikation angepassten,<br />
integrierten Kugellagern. Diese zeichnen sich<br />
durch ein schnelles, starkes Anzugsmoment und eine<br />
lange Lebensdauer aus.<br />
Üblicherweise sind diese mechanischen Lösungen<br />
wesentlich kompakter gebaut und günstiger als schaltbare<br />
elektrische Kupplungen. Der Klemmrollenfreilauf<br />
– auch Hülsenfreilauf genannt – schützt jeweils eine Antriebsseite<br />
durch Blockade bei Richtungsumkehr, um<br />
Massenmarkt erreicht, werden folglich Hybridantriebe<br />
als Übergangslösung benötigt, um diesen Entwicklungszyklus<br />
zu überbrücken.<br />
Solange der Individualverkehr in den nächsten Jahren<br />
nicht abnimmt und auch Frachtgüter in der Logistik<br />
über lange Strecken transportiert werden müssen, bleibt<br />
der klassische Maschinenbau mit individuellen Sonderlösungen<br />
zumindest vorerst weiterhin ein zentrales Element.<br />
Es wird sogar noch mehr Know-how in diesem<br />
Bereich benötigt, um effiziente und auf die jeweiligen<br />
Anforderungen angepasste Komponenten zu finden.<br />
Denn Standardbauteile verbrauchen entweder zu viel<br />
Bauraum oder funktionieren schlicht nicht mehr mit<br />
den neuen Antrieben.<br />
Hat sich ein Zulieferer auf die Mechanik spezialisiert,<br />
sollte er also weiterhin diese Stärke ausbauen und<br />
mechanische Sonderlösungen in enger Zusammenarbeit<br />
mit seinem Kunden für den neuen Markt an Hybrid -<br />
fahrzeugen entwickeln.<br />
•<br />
Jens Meinck<br />
Kunden-Applikationsmanager bei Rollax, Bad Salzuflen<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 41
Direkt auf der Rotorwelle des Elektromotors<br />
sitzend, halten HiSpin-Rota -<br />
tionsdichtungen das Schmier mittel des<br />
Getriebes aus dem trockenen Motorraum<br />
fern. Bilder: Trelleborg Sealing<br />
Solutions<br />
Rotationsdichtungen können Reichweite von Elektroautos erhöhen<br />
Klein, aber oho<br />
Antriebstechnik | Für die nächste Generation von<br />
Elektroautos schickt Trelleborg Sealing Solutions zwei<br />
neue Rotationsdichtungen ins Rennen. Damit steigt<br />
der Wirkungsgrad der E-Achse, was die Reichweite<br />
eines Stromers erhöht.<br />
❧ Dietmar Kieser<br />
Damit Elektroautos mit einer Aufladung<br />
Reichweiten erreichen, die Autofahrer von<br />
Verbrennern gewohnt sind, braucht es funktionsfähige<br />
Technologien. Der E-Motor im<br />
Auto verändert hier – bedingt durch hohe<br />
Drehzahlen, sensible Elektronik und Automatikgetriebeöle<br />
– die Anforderungen an<br />
Rotationsdichtungen. An dieser Stelle setzt<br />
Trelleborg mit zwei neuen Dichtungen an:<br />
Die Varianten HiSpin PDR RT und HiSpin<br />
HS40 sollen dazu beitragen, die Reichweite<br />
von Elektroautos zu erhöhen und deren<br />
Massentauglichkeit einen großen Schritt<br />
näherzukommen.<br />
Eine wichtige Technologie für höhere<br />
Reichweiten von Elektrofahrzeugen ist die<br />
E-Achse: eine Kombination aus Elektro -<br />
motor und Getriebe, die in einen herkömmlichen<br />
Motorraum passt. Der Motor ist dabei<br />
direkt mit dem Getriebe gekoppelt. Die<br />
besondere Anforderung besteht darin, dass<br />
die Dichtung zwischen den beiden Kompo-<br />
nenten das Schmiermittel des Getriebes aus<br />
dem trockenen Motorraum fernhält. Daher<br />
werden zwischen diesen beiden Komponenten<br />
zuverlässige Dichtungen benötigt.<br />
Benzinmotoren laufen normalerweise bei<br />
2000 bis 4000 min -1 – Elektroantriebe hingegen<br />
vier- bis achtmal schneller bei 15.000<br />
bis 16.000 min -1 . In Zukunft dürfte sich<br />
diese Zahl wohl nochmals verdoppeln. Das<br />
Limit der Umfangsgeschwindigkeit für herkömmliche<br />
Dichtungen in der E-Achse heutiger<br />
Elektrofahrzeuge liegt laut Trelleborg<br />
Sealing Solutions bei 30 m/s. Die theoretische,<br />
für den Wirkungsgrad der elektrischen<br />
Maschine optimale Umfangsgeschwindigkeit<br />
von mehr als 60 m/s erfordert heute<br />
sehr aufwendige Konstruktionen.<br />
Relativgeschwindigkeiten an der Welle bis<br />
zu 60 Meter pro Sekunde<br />
Ziel für die neuen E-Mobility-Dichtungen<br />
war es, die akzeptablen Relativgeschwindigkeiten<br />
an der Welle auf mindestens 40 m/s<br />
zu erhöhen. Beim HiSpin HS40 sei dieses<br />
Ziel erreicht worden, hebt Trelleborg hervor,<br />
und mit dem HiSpin PDR RT würden<br />
sogar 60 m/s erreicht.<br />
Eine weitere Herausforderung stellt das<br />
fehlende Schmiermittel im System dar. Im<br />
elektrischen Antrieb ist meistens nur wenig<br />
davon vorhanden. Die Anforderungen an<br />
die Dichtung sind deshalb hoch. Rotationsdichtungen<br />
werden nach Ruhephasen hohen<br />
Reibungskräften ausgesetzt, was zu Verschleiß,<br />
einer kürzeren Lebensdauer, Leis-<br />
42 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
technik & wissen<br />
tungsverlust sowie Einbußen bei der Reichweite<br />
des Fahrzeugs führen kann. Der Einsatz<br />
unterschiedlicher Schmiermittel im<br />
E-Antrieb ist eine weitere Herausforderung,<br />
da nicht alle Dichtungsmaterialien mit den<br />
eingesetzten Mitteln kompatibel sind –<br />
wenn etwa wasserbasierte, dielektrische<br />
Mittel oder solche mit höherer Viskosität<br />
ins Spiel kommen.<br />
Trelleborg ging es darum, zeitnah neue<br />
E-Mobility-Dichtungen zu entwickeln, die<br />
den hohen Drehzahlen von Elektrofahrzeugen<br />
sowie der variablen Schmiermittelversorgung<br />
standhalten können. Dies gelang<br />
innerhalb von nur acht Monaten – von der<br />
Zusammenstellung des Projektteams bis zur<br />
ersten Verfügbarkeit der Dichtungen für die<br />
Kunden. HiSpin PDR RT und HiSpin HS40<br />
sind für den Einsatz in Hochgeschwindig -<br />
keits anwendungen vorgesehen – abhängig<br />
von den Betriebsparametern des elektrischen<br />
Antriebssystems und den speziellen<br />
Kundenanforderungen eignet sich eine Variante<br />
für ein bestimmtes System besser als<br />
die andere.<br />
Maßgeschneiderte Lippe mit verbesserten<br />
Eigenschaften für eine höhere Leistung<br />
Der HiSpin PDR RT besteht aus einem<br />
präzisionsgefertigten Metallgehäuse und<br />
einem mechanisch eingepassten Turcon<br />
Polytetrafluorethylen (PTFE)-Dichtelement.<br />
Die Dichtung verfügt über eine maß -<br />
geschneiderte Lippe mit verbesserten Eigenschaften<br />
für eine höhere Leistung. Sie<br />
wurde so konzipiert, dass sie sich ideal an<br />
die Welle anlegt. Neben ihrer Funktions -<br />
fähigkeit bei Geschwindigkeiten von über<br />
60 m/s hält die Dichtung laut Angaben so<br />
auch starken Temperaturschwankungen<br />
stand. Sie ist druck- und chemikalienresistent,<br />
dank ihrer geringen Reibungswerte ist<br />
weitgehender Trockenlauf mög lich. Über<br />
einen jüngst eingeführten Rapid-Prototype-<br />
Service können Kunden Prototypen der<br />
Dichtung bestellen. Zudem gibt es auch eine<br />
leitfähige Ausführung auf PTFE-Basis.<br />
Der HiSpin HS40 gehört zu einem Produkttyp,<br />
mit dem Automobilhersteller bereits<br />
vertraut sind. Mit einer bidirektionalen<br />
hydrodynamischen Dichtlippe soll die Lösung<br />
auch bei hohen Geschwindigkeiten nur<br />
ein geringes Reibungsmoment haben. Trelleborg<br />
stellt die Dichtung mithilfe bewährter<br />
hauseigener XLT Fluorelastomer (FKM)-<br />
Materialmischungen her, die hohen Geschwindigkeiten<br />
und großen Temperaturschwankungen<br />
standhalten. Sie ist mit zunehmend<br />
aggressiven synthetischen Automatikgetriebeölen<br />
(ATF) kompatibel. Der<br />
HiSpin HS40 kann bei Geschwindigkeiten<br />
bis zu 40 m/s eingesetzt werden. •<br />
„Grenzen der technischen Spezifikationen schrittweise verschieben“<br />
Jan Zumbach ist<br />
Leiter Business<br />
Development E-Mobility<br />
bei Trelleborg<br />
Sealing Solutions.<br />
Bild: Trelleborg<br />
Ist das Risiko für eine Dichtung im Einsatz im Elektroantrieb<br />
größer als beim Verbrennungsmotor?<br />
Die Anforderungen an eine Dichtung im Elektromotor<br />
sind grundsätzlich höher als beim Verbrennungsmotor.<br />
Durch die hohen Beschleunigungen, etwa bei Hybridsystemen,<br />
und die allgemein höheren Relativgeschwindigkeiten<br />
sind die Anforderungen ganz andere. Auf Seite<br />
der eingesetzten Medien sind die meisten Hersteller<br />
noch sehr konservativ. Aber auch da erwarten wir steigende<br />
Anforderungen in Bezug auf die chemische Beständigkeit<br />
unserer Produkte.<br />
In welchem Maß entscheidet eine Dichtung zwischen<br />
Motor und Getriebe über die Reichweite eines Elektroautos?<br />
Die Dichtung ist zwar „nur“ ein kleiner Teil eines großen<br />
Systems, doch sie befindet sich an prominenter Stelle.<br />
Direkt auf der Rotorwelle sind wir ganz nah am<br />
Herzstück des Autos – und das ist und bleibt der Motor.<br />
Der Einfluss auf die Reichweite geht aus meiner Sicht<br />
über die Reibverluste hinaus. Da sprechen wir zum<br />
Glück nur über ein paar Kilometer pro Batterieladung.<br />
Der wichtigere Aspekt ist die Verantwortung, die wir<br />
tragen, die Grenzen der technischen Spezifikationen<br />
schrittweise zu verschieben. So können wir unsere Partner<br />
unterstützen, neue Konzepte zu realisieren.<br />
Mussten die Trelleborg-Ingenieure eine besondere<br />
Materialformel für das Dichtelement entwickeln?<br />
Wir haben sowohl Elastomer- als auch PTFE-basierte<br />
Rotationsdichtungen entwickelt, die bei elektrifizierten<br />
Fahrzeugen zum Einsatz kommen. In der Auswahl der<br />
Werkstoffe sind wir frei. Neu entwickelt haben unsere<br />
Materialspezialisten einen hochgradig leitfähigen PTFE-<br />
Werkstoff. Aus meiner Sicht ein Game Changer. Mit<br />
diesem können wir Lagerströme ableiten, die Rotorwelle<br />
erden und damit die Langlebigkeit von Kugellagern<br />
zum Teil deutlich erhöhen. Und das auf einer axialen<br />
Länge von nur fünf bis sieben Millimetern.<br />
Auf welche Lebensdauer sind die Dichtungen ausgelegt?<br />
Unsere HiSpin-Dichtungen sind grundsätzlich auf eine<br />
Betriebsdauer von rund 8000 Stunden ausgelegt. Das<br />
entspricht auch einer durchschnittlichen Pkw-Lebensdauer.<br />
Zum Ziel gesetzt haben wir uns mehr als das<br />
Doppelte – 20.000 Stunden sollten es im Lkw-Bereich<br />
sein. Auch in diesem Segment wird fleißig an elektrifizierten<br />
Lösungen gearbeitet, kürzer werden Wartungs -<br />
intervalle dabei eher nicht.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 43
technik & wissen<br />
Stanznietsystem Rivset Automation E mit sekundenschnellen Prozesszeiten<br />
Modernes Fügen –<br />
elektrisch und flexibel<br />
Verbindungstechnik | Mit Rivset Automation E hat Böllhoff<br />
ein Verarbeitungssystem am Markt, das die Anforderungen<br />
moderner Mischbaukonzepte an die Verbindungstechnik<br />
erfüllt. Das Stanznietsystem ist kompakt, robust und<br />
modular aufgebaut.<br />
Moderne Leichtbaukonzepte sind in der<br />
Automobilindustrie nicht mehr wegzudenken.<br />
Auf der Jagd nach immer höherer<br />
Reichweite in der E-Mobilität sind sie sogar<br />
essenziell. Effizienter Leichtbau stellt jedoch<br />
hohe Anforderungen an Mischbaukonzepte<br />
und benötigt entsprechend innovative Verbindungstechniken<br />
wie die etablierte Rivset-<br />
Stanzniettechnik von Böllhoff. Dieses<br />
System kann unterschiedliche Materialien in<br />
einem einzigen Arbeitsgang ohne Vorlochoperation<br />
miteinander verbinden.<br />
Zu den hohen Anforderungen gehört<br />
aber auch die Energieeffizienz von Prozessgeräten<br />
– für Automobilhersteller ein ganz<br />
wesentlicher Aspekt. Für Böllhoff Ansporn<br />
genug, neben dem bewährten hydraulischen<br />
Antrieb innovative Alternativen für die<br />
Halbhohlstanzniettechnologie zu entwickeln.<br />
Mit dem Verarbeitungssystem<br />
Rivset Automation E geht Böllhoff in<br />
mehrfacher Hinsicht neue Wege,<br />
nicht nur im Blick auf die 100 %<br />
Setzwerkzeug mit 100 %<br />
elektrischer Ansteuerung<br />
in den Setzkraftstufen<br />
60 kN und 78 kN. Baukastensystem:<br />
Der neue<br />
C-Rahmen bietet dem<br />
Anwender die<br />
Möglichkeit, mit einer<br />
minimalen Zahl an<br />
Basisrahmen eine maximale<br />
Zahl an Setzwerkzeugen<br />
zu genieren.<br />
Bilder: Böllhoff<br />
elektrische Antriebstechnik, sondern auch<br />
hinsichtlich Konstruktion und Bedienung.<br />
Die Entwickler haben sich inspirieren<br />
lassen von den technologischen Ansprüchen<br />
und Optionen, die für moderne Produktionen<br />
speziell im Automobilbereich und deren<br />
aktuellen Mobilitätskonzepte erforderlich<br />
sind. Die Verarbeitungssysteme sollen kompakt,<br />
robust und modular sein. Bei Rivset<br />
Automation E liegt der Fokus auf einem<br />
soliden Antrieb und zugleich auf hoher<br />
Funktionalität und Flexibilität in der Anwendung.<br />
Kombiniert mit hoher Verfügbarkeit<br />
bei minimalem Wartungsaufwand legt<br />
das System die Basis für eine zuverlässige,<br />
flexible und effiziente Produktion.<br />
Komplett elektrische Installation am<br />
Roboter – keine Schlauchanbindung<br />
Die wichtigsten Kennzeichen der Anlage<br />
sind die rein elektrische Installation am<br />
Roboter ohne jegliche Schläuche, der<br />
kompakte Aufbau von Setzwerkzeugen und<br />
kurze Prozesszeiten, die je nach Anwendung<br />
teilweise ≤ 1,5 s liegen. Bei diesem weg -<br />
gesteuerten System lassen sich über unterschiedliche<br />
Spindelauslegungen zwei Setzkraftstufen<br />
von 60 kN und von 78 kN realisieren.<br />
Die maximale Verfahrgeschwindigkeit<br />
beträgt 320 mm/s. Der koaxiale Motor<br />
ohne weitere Anbauteile führt zu einer<br />
geringen Störkontur.<br />
Die schnelle und leistungsfähige Steuerung<br />
bietet offene Softwareschnittstellen in<br />
der Roboterkommunikation und in der<br />
Datenbereitstellung über OPC UA. Durchdachte<br />
Maschinenvarianten – modular und<br />
umfangreich – machen den Einsatz der Systeme<br />
flexibel, und zwar vom Prototypenbau<br />
bis zur Großserienproduktion. Verbunden<br />
mit einem TPM-Konzept („Total Productive<br />
Maintenance“) bilden sie die Basis für eine<br />
effiziente und verfügbare Produktion.<br />
Die Rivset Automation E profitiert von<br />
der Symbiose mit weiteren Neuentwicklungen<br />
wie der C-Rahmengeneration und der<br />
Nietzuführung. Was bedeutet das konkret?<br />
Der neue Baukasten an C-Rahmen von<br />
44 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
In einem einstufigen<br />
Fügevorgang durchstanzt<br />
der Rivset-Niet die obere(n)<br />
Werkstofflage(n) und spreizt<br />
sich in der unteren Werkstoff -<br />
lage zum Schließkopf auf.<br />
Visualisierungsvarianten<br />
(HMI): Handgerät, das die<br />
Prozesskurven darstellt und<br />
eine Inbetriebnahme per<br />
Plug&Play ermöglicht. Ein<br />
optionales Upgrade<br />
ermöglicht die Funktion als<br />
Leitstand zur Multivisua -<br />
lisierung.<br />
Die Steuereinheit enthält eine Embedded-PC-basierte<br />
Steuerung mit Servo -<br />
regler. Die Hardwarekonfiguration<br />
erfolgt dezentral mit zentraler Steuerung<br />
der Einzelmodule mit Bus-System.<br />
Die Standard-<br />
Nietzuführeinheit<br />
bevorratet rund<br />
4000 Nieten und<br />
verarbeitet bis zu<br />
45 Nieten pro<br />
Minute.<br />
Böllhoff garantiert mit einer minimalen<br />
Anzahl von Basisrahmen eine maximale<br />
Variantenvielfalt von Setzwerkzeugen. Die<br />
Konstruktion ist bionisch inspiriert: Der<br />
Rahmen ist im Setzwerkzeugumfeld ein<br />
wahres Leichtgewicht. Darüber hinaus ermöglicht<br />
die bionische Grundstruktur ein<br />
annähernd paralleles Öffnungsverhalten des<br />
Rahmens und trägt so zur Verbesserung der<br />
Verbindungsqualität bei.<br />
Völlig modulare Niet zuführung mit<br />
diversen Optionen<br />
Die Nietzuführung ist ähnlich modular<br />
durchdacht. Durch die Reduzierung auf das<br />
Wesentliche ermöglicht die neue Zuführ -<br />
einheit mit einem einzigen Erweiterungssatz<br />
die Kombinatorik der Nietzuführungsvarianten<br />
Single, Twin und Triple – also mit ein,<br />
zwei oder drei Nietlängen pro Nietdurchmesser.<br />
Im Projektfall durch geschultes Personal<br />
vor Ort einfach umzusetzen. Die Option<br />
einer rein mechanischen Nietweiche, die<br />
ohne Sensoren auskommt, ist ein zusätz -<br />
liches Highlight.<br />
In modernen Produktionssystemen<br />
spielt auch die Produktionsplanung<br />
und -steuerung eine wichtige Rolle, um<br />
Prozesse leicht zu gestalten und zu<br />
optimieren. Aufgabenstellungen, die<br />
Böllhoff ebenfalls als Impulse aufgenommen<br />
und umgesetzt hat: Gemeinsam<br />
mit den Anwendern entwickelt<br />
der Fügetechnikspezialist neue<br />
Konzepte – etwa wie ein software -<br />
basierter Workflow zum Projektieren<br />
und Abwickeln von zu beschaffenden<br />
Prozessgeräten aussehen könnte.<br />
Böllhoff schafft eine transparente<br />
und projektspezifische Daten- und<br />
Informationsbasis.<br />
Ein weiteres Beispiel für solche Ansätze<br />
ist ein intelligentes Lieferkonzept, das<br />
auf der modularen Bauweise der Böllhoff-<br />
Komponenten basiert. Es separiert liefer -<br />
terminkritische Maschinenkomponenten<br />
von lieferterminunkritischen Bestandteilen.<br />
Dies sind nur zwei mögliche Konzepte als<br />
erfolgreiche Bausteine für eine flexible und<br />
gleichermaßen effiziente Fertigungs- und<br />
Beschaffungsplanung.<br />
Wie von Böllhoff gewohnt, kommen<br />
Fügeelement und -werkzeug auch bei der<br />
Stanzniettechnik aus einer Hand – beste<br />
Voraussetzung für Kunden, zukunfts sichere<br />
Lösungen von einem Spezialisten zu beziehen.<br />
Ein zusätzliches Service-Paket zur<br />
Wartung der Prozessmaschinen durch ein<br />
spezialisiertes Instandhaltungsteam rundet<br />
das Angebot ab. Es trägt maßgeblich zum<br />
sauberen und störungsarmen Betrieb der<br />
Produktion bei.<br />
•<br />
Annette Löwen<br />
Leitung FAT Marketing Deutschland bei<br />
Böllhoff Verbindungstechnik, Bielefeld<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 45
technik & wissen<br />
Fahrzeuge werden künftig untereinander<br />
und auch mit ihrer Umgebung kommunizieren.<br />
Das soll den Verkehr sicherer<br />
machen, auch schon bevor autonom<br />
gefahren wird. Bild: Audi<br />
kunft auch ohne das Zutun des Fahrers übernehmen.<br />
Die vorausschauenden Ampelfunktionen verbessern<br />
einerseits den innerstädtischen Verkehrsfluss.<br />
Die Car2X-Kommunikation rangelt um einheitliche Regeln<br />
Sagt die Ampel<br />
zum Auto...<br />
Vernetztes Fahren | Um den Verkehr sicherer zu<br />
machen, sollen Autos untereinander und auch mit der<br />
Infrastruktur kommunizieren. Praktische Einsätze<br />
gibt es bereits, aber keinen Standard – noch nicht.<br />
Um das autonome Fahren sicher zu machen, müssen die<br />
Fahrzeuge soviel Information wie möglich über ihre<br />
Umgebung erhalten. Daher verlassen sie sich künftig<br />
nicht mehr nur auf ihre eigene Sensorik, sondern stehen<br />
auch mit der Infrastruktur selbst in Kontakt: Von der<br />
kleinen Fußgängerampel über Positionsmeldungen von<br />
Wanderbaustellen bis zum umfassenden städtischen<br />
Verkehrsleitsystem. Das ganze nennt sich Car2X, womit<br />
in etwa „Auto-zu-allem-Übertragung“ gemeint ist.<br />
Die ersten Projekte laufen bereits. So errichten Volkswagen<br />
und Siemens auf einer Hauptverkehrsstraße in<br />
Wolfsburg derzeit einen Testabschnitt, in dem zehn Signalanlagen<br />
die Ampelphasen im lokalen Umfeld digital<br />
übermitteln. Künftige Fahrzeuge können diese Informationen<br />
verarbeiten: So können sie etwa automatisch<br />
über grüne Wellen reiten, indem die Person am Steuer<br />
entsprechend instruiert wird und so ihr Fahrverhalten<br />
anpassen kann. Assistenzfunktionen können die nötigen<br />
Brems- und Beschleunigungsmaßnahmen in naher Zu-<br />
Sensorik erfasst Fußgänger und Radfahrer sicher<br />
Zudem soll das Projekt vor allem zur Verkehrssicherheit<br />
beitragen. Dafür werden zwei Straßenkreuzungen mit<br />
Radarsensorik ausgestattet, um Fußgänger und Radfahrer<br />
zu erfassen. Manfred Fuhg, Leiter Siemens Mobility<br />
Deutschland, sagt dazu: „Insbesondere an komplexen<br />
Kreuzungen und Unfallschwerpunkten werden so Informationen<br />
bereitgestellt, die die Fahrzeuge selbst nicht<br />
erfassen können.“ Insbesondere Fußgänger und Radfahrer<br />
sollen dadurch besser geschützt werden.<br />
Auch Parkhäuser werden bald über eigene Sensorik<br />
verfügen und ankommende Fahrzeuge mit Daten versorgen.<br />
Unter der Federführung des Niedersächsischen<br />
Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF) der TU<br />
Braunschweig wurde kürzlich das Projekt SynCoPark<br />
gestartet. Es nutzt das am Forschungsflughafen erbaute<br />
Parkhaus als Testzone für automatisierte Parkvorgänge,<br />
bei denen der Fahrer das Fahrzeug verlassen kann und<br />
dieses sich selbstständig in die Parkposition begibt. Das<br />
spart Zeit.<br />
„Unser Ziel ist es, Parkvorgänge in unterschiedlichen<br />
Automatisierungsgraden durchzuführen, und einen<br />
Standard zu entwickeln, der es erlaubt, Parkvorgänge<br />
unabhängig vom Fahrzeughersteller, Infrastrukturdienstleister<br />
und Parkhausbetreiber anzubieten“, erläutert<br />
Roman Henze vom NFF. Durch die standardisierten<br />
Lösungen sollen automatisierte Fahrzeuge in der Lage<br />
sein, sich auch in baulich sehr unterschiedlichen Parkhäusern<br />
zu orientieren und auf die Fahrmanöver anderer<br />
Fahrzeuge zu reagieren. „So kann nicht nur die technische<br />
Ausstattung von Neubauten, sondern auch die<br />
Nachrüstung bereits bestehender Parkhäuser geplant<br />
werden“, so Henze. Die Ergebnisse aus dem Projekt sollen<br />
2021 im Rahmen des ITS Weltkongresses in Hamburg<br />
auf das Parkhaus der Elbphilharmonie übertragen<br />
und demonstriert werden.<br />
Da die Digitalisierung der Straße nicht an der holländischen<br />
oder dänischen Grenze zu Kompatibilitätsproblemen<br />
führen darf, wird ein europaweiter Standard angestrebt.<br />
Die übergeordnete C-Roads-Plattform arbeitet<br />
an einheitlichen Spezifikationen, vernetzt die nationalen<br />
Pilotprojekte und fördert das EU-weite Testen, um die<br />
Interoperabilität der Systeme und Dienste über Ländergrenzen<br />
hinweg sicherzustellen. In Deutschland werden<br />
46 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
dazu in Hessen auf 280 km Autobahn verschiedene<br />
Dienste realisiert, als einfachster die Überwachung der<br />
Fahrzeugdaten selbst: Die von einer Roadside-Station<br />
empfangenen Meldungen werden an eine Zentrale<br />
weitergeleitet und ermöglichen dort eine Ergänzung und<br />
Verbesserung der bislang auf stationäre Detektoren gestützten<br />
Verkehrslageanalyse. Das ist insbesondere dort<br />
vorteilhaft, wo die stationären Erfassungsstellen weit<br />
auseinanderliegen oder nicht vorhanden sind. Außerdem<br />
sollen eine Baustellenwarnung und ein Warnsystem<br />
vor langsamen Fahrzeugen implementiert werden.<br />
In Niedersachsen will man auf einem Straßenabschnitt<br />
die Verkehrszeichen – auch temporäre – digitalisieren<br />
und so als Information im Fahrzeug verfügbar<br />
machen. Aktuell erkennen moderne Fahrzeuge bestimmte<br />
Schilder bereits über Kameras und warnen den<br />
Fahrer, wenn er etwa die Geschwindigkeit überschreitet.<br />
Allerdings erkennen diese Systeme auch die rotumrandeten<br />
80-Plaketten an LKW-Hecks und interpretieren<br />
sie als Geschwindigkeitsbegrenzung. Eine Übermittlung<br />
aller Verkehrszeichen würde ein Übersehen ebendieser<br />
erschweren und so den Verkehr sicherer machen.<br />
Der Markt wird‘s richten<br />
Schlussendlich wird der Markt entscheiden, welche Technik sich in<br />
Europa durchsetzt: Ein Großteil der Autobauer und Infrastruktur-<br />
Entwickler wird sich für eine Seite entscheiden, die<br />
anderen ziehen dann nach. Der Schritt zur Beibehaltung<br />
der Technologieoffenheit durch den EU-<br />
Rat war daher richtig. Ärgerlich aber wäre gewesen,<br />
wenn wir aufgrund vorschneller Regulierung<br />
auf die bessere Technologie verzichten müssten.<br />
Nora Nuissl<br />
Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
Es kann nur einen geben<br />
Für das alles aber wird ein Kommunikationsstandard<br />
gebraucht, von dem aktuell zwei parat stehen: C-V2X<br />
(Cellular Vehicle-to-everything) basiert auf Mobilfunk,<br />
gilt als moderner, aber noch nicht ganz marktreif;<br />
ITS-G5 dagegen ist mit der WLANp-Technologie be-<br />
Anzeigendaten einfach und sicher übermitteln.<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 47
technik & wissen<br />
reits komplett verfügbar und kommt auch bei den aktuell<br />
hierzulande aufgebauten Projekten zum Einsatz. Für<br />
beide wird keine SIM-Karte benötigt. Wie sehr sich hier<br />
die Meinungen hinsichtlich der jeweiligen Vorteile unterscheiden,<br />
macht Volkswagen deutlich: Die Marke<br />
VW setzt auf die ältere Technik und will diese schon<br />
bald in aktuelle Modelle einpflegen, Audi dagegen setzt<br />
auf den neueren Standard. Nicht einmal innerhalb des<br />
Konzerns ist man sich also einig, auf welche Technologie<br />
gesetzt werden sollte.<br />
Achim Berg zu bedenken. Schon 2016 gründeten daher<br />
BMW, Daimler und Audi zusammen mit Intel, Ericsson,<br />
Huawei und Qualcomm die 5G Automotive Associa -<br />
tion (5GAA), um C-V2X auch in Europa voranzutreiben.<br />
Inzwischen stehen über 100 Unternehmen hinter<br />
der Initiative, auch Volkswagen hat sich angeschlossen,<br />
daneben Bosch, Continental, Airbus, GM, die PSA-<br />
Group und einige asiatische Autobauer. Von dort<br />
kommt der neue Standard, China stellte damit den Rest<br />
der Welt einfach vor vollendete Tatsachen und beschloss,<br />
großflächig die auf Mobilfunk basierende Technologie<br />
auszurollen. Im Jahr 2020 sollen bereits 90 %<br />
der Autobahnen und Städte damit ausgestattet sein.<br />
Wollen die hiesigen Autobauer dort also weiter Geschäfte<br />
machen, müssen sie entsprechende Systeme an<br />
Bord haben.<br />
Im Display sieht der<br />
Fahrer, ob er es mit der<br />
erlaubten Geschwindigkeit<br />
noch über die<br />
nächste grüne Ampel<br />
schafft. Bild: Audi<br />
Generell gilt WLANp als etabliert, auch in Amerika<br />
wurde ein darauf basierender Standard entwickelt, dieser<br />
hat sich aber nie wirklich durchgesetzt. Inzwischen<br />
zeichnet sich ab, dass die US-Autobauer wohl eher<br />
C-V2X implementieren. Auch in Europa sind nicht alle<br />
Autobauer mit dem in Brüssel favorisierten WLANp<br />
glücklich: Bis vor kurzem galt als relativ sicher gesetzt,<br />
dass eben dieses als Standard länderübergreifend in<br />
Europa festgelegt werden sollte. Die EU-Pläne könnten<br />
zwar später um Mobilfunksysteme erweitert werden,<br />
gleichzeitig sollten neue Technologien aber mit den<br />
alten – also WLANp – kompatibel sein. Das aktuell auf<br />
LTE und später auf 5 G basierende C-V2X kann sich<br />
aber nicht mit dem von der EU favorisierten Protokoll<br />
unterhalten, Experten des Mobilfunkverbandes GSMA<br />
vergleichen das damit, später einmal eine DVD in einen<br />
Videorekorder stecken zu wollen. Sie sehen es daher als<br />
schwierig, künftig einfach und unkompliziert weitere<br />
neue Standards einbinden zu können, sobald einer auf<br />
diese Weise festgeschrieben steht. Daher drängte man<br />
darauf, diesen Schritt nicht zu gehen, auch wenn bereits<br />
viel Geld in Projekte auf WLANp-Basis geflossen sei.<br />
Statt in rein straßenverkehrsspezifische Hardware zu<br />
investieren, könne man auch direkt das 5 G-Netz ausbauen,<br />
was vielseitiger genutzt werden könnte.<br />
„Europa darf beim autonomen Fahren nicht falsch<br />
abbiegen. Wenn andere Länder auf den Mobilfunk von<br />
morgen setzen, können wir keinen europäischen Sonderweg<br />
einschlagen“, gab auch Bitkom-Präsident<br />
Technologieoffenheit oder Standardisierung?<br />
Auch BMW und die Telekom sprachen sich gegen die<br />
WLAN-Technik aus, sie forderten Verkehrsminister<br />
Scheuer auf, sich in Brüssel entsprechend zu engagieren.<br />
Mit Erfolg: Etwas überraschend räumte der Europä -<br />
ische Rat Anfang Juli 2019 den Rechtsakt wieder vom<br />
Tisch, die neue EU-Kommission steht damit wieder<br />
ohne Regelung da, es ist alles wieder offen.<br />
„Mit ihrer Entscheidung macht die EU den Weg frei<br />
für eine technologieneutrale Lösung“, sagt Berg. Ein<br />
offener Ansatz, der neben WLAN- auch Mobilfunktechniken<br />
berücksichtige, böte laut Bitkom große Vorteile<br />
für eine ungehinderte technologische Entwicklung.<br />
„Jetzt ist die Kommission gefragt, dem Votum zu folgen<br />
und zügig einen neuen Entwurf vorzulegen. Dieser muss<br />
dem Anspruch von Technologieneutralität und Zukunftsoffenheit<br />
Rechnung tragen. Die Konkurrenz aus<br />
den USA und China wartet nicht auf Europa.“<br />
Die Fixierung auf das etwas angestaubte WLANp<br />
begründeten die EU-Verantwortlichen damit, dass dieser<br />
bereits vollständig praxiserprobt und zertifiziert sei,<br />
man wolle nicht noch weitere Jahre auf einen neuen<br />
Standard aus Asien warten müssen. Die bereits verfügbare<br />
Technik hat allerdings ihre Tücken: Sie ist etwa auf<br />
300 m begrenzt und braucht daher ein eigenes, dichtes<br />
Netz aus Stationen am Straßenrand. Dafür ist die Übertragung<br />
sehr schnell, für sicherheitsrelevante Funktionen<br />
können bereits geringe Latenzen im Millisekundenbereich<br />
entscheidend sein. Im Gegenzug braucht C-V2X<br />
kein großes Netz, es nutzt die bestehende Mobilfunk-<br />
Infrastruktur. Dafür muss es aber den Umweg über<br />
deren Knotenpunkte gehen, wodurch die Latenz steigt.<br />
Laut Experten will man hier – dank Edge Computing –<br />
inzwischen aber gleichauf sein, die befürchtete Wartezeit<br />
bis zur Marktreife sei ebenfalls nicht mehr relevant:<br />
„Vernetzte Mobilitätsstandards sind keine Zukunfts -<br />
vision“, sagt Maxime Flament, Chief Technology Officer<br />
der 5GAA während eines Testlaufs in Berlin Ende<br />
Mai 2019. Dort zeigte man anhand von fünf Beispielen<br />
48 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
die direkte Kurzstreckenkommunikation zwischen den<br />
Fahrzeugen und den übergreifenden Informationsaustausch<br />
über das Mobilfunknetz. „Die vorgestellten<br />
Lösungen sind bereit für den Einsatz. Die Feldtests<br />
befinden sich bereits in der Endphase und die ersten<br />
Lösungen sind nun bei mehreren Anbietern erhältlich.“<br />
Über ihr Smartphone können außerdem auch Fußgänger<br />
und Radfahrer im vernetzten Verkehr eingebunden<br />
werden. Um das per WLANp zu ermöglichen,<br />
braucht es eigene Sensoren an Ampeln, wie es im oben<br />
Die Ampel erkennt das Fahrrad und kann bei Bedarf die Autofahrer warnen.<br />
Bild: Volkswagen<br />
beschriebenen Wolfsburger Projekt erprobt wird. Gunnar<br />
Koether, Leiter der Fahrzeugsicherheit von Volkswagen<br />
hält das für präziser: „Anders als die vergleichsweise<br />
ungenauen Positionsdaten eines Smartphones,<br />
bietet Sensorik analog zum Fahrzeug hochgenaue Daten<br />
eines kritischen Bereiches. Eine wesentliche Bedingung,<br />
um Fehlwarnungen zu vermeiden. Daneben ist der<br />
Datenschutz ein weiterer Aspekt, der bei der Nutzung<br />
privater Smartphones abschrecken könnte.“<br />
Ob Autos schlussendlich für verschiedene Märkte<br />
unterschiedlich ausgestattet werden müssen, ist aber nur<br />
am Rande ausschlaggebend: Rechts- und Linkslenker<br />
sowie viele andere länderspezifische Sonderlösungen<br />
sind schließlich ebenso machbar. Daher wäre es auch<br />
zumutbar, unterschiedliche Hardware für Europa und<br />
den Rest der Welt unter die Haube zu stecken. •<br />
Tobias Meyer<br />
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Wenn an den Händen auch<br />
die Mittelgelenke der Finger<br />
erkranken, betrifft dies nicht<br />
nur „ein paar kleine Gelenke“.<br />
Ankleiden, Essen und Trinken<br />
schmerzen. Teller und Gläser<br />
fallen aus der Hand, und das<br />
Öffnen und Schließen der<br />
Wohnungstür sind nur noch<br />
mühsam möglich. Was aber<br />
kann man selbst dagegen tun?<br />
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Single-Pair-Ethernet-Standards für die intelligente Feldebene<br />
Schluss mit<br />
dem Wirrwarr<br />
Verbindungstechnik | Die Vision von industriellem<br />
Ethernet über alle Ebenen der Automatisierungspyramide<br />
hinweg ist nicht neu. Single Pair Ethernet lässt<br />
diese Vision Wirklichkeit werden. Ein Steckgesicht von<br />
Harting könnte einen weltweiten Standard setzen.<br />
Ein für Single Pair Ethernet<br />
geeignetes Steckgesicht<br />
braucht eine symmetrische<br />
und parallele Kontaktführung<br />
bis auf die<br />
Leiterkarte. Bild: Harting<br />
Von der Cloud bis an den Sensor ist ein<br />
Claim, den man in den letzten Jahren<br />
vermehrt im Automatisierungsumfeld<br />
hört. Damit ist die durchgängige TCP/<br />
IP-basierte Kommunikation auf Ethernet-Basis<br />
gemeint, die gegenwärtig<br />
meist von Cloud-Anwendungen bis in<br />
die Verteilebene einer Produktion<br />
reicht. Bisher bestand hier ein klassischer<br />
Bruch von Kommunikationssystemen<br />
aus Ethernet und BUS-Systemen.<br />
Nun bringen neue Komponenten schnelles<br />
Ethernet mit Übertragungsgeschwindig -<br />
keiten bis 1 GBit/s über nur noch ein verdrilltes<br />
Adernpaar bis an die kleinste Applikation.<br />
Single Pair Ethernet (SPE) ermöglicht so<br />
erstmals den durchgängigen Einsatz des<br />
TCP/IP-Protokolls. Ob einfacher Zustandssensor<br />
oder modernes Vision-System aus<br />
hochauflösender Kamera, mit SPE wird das<br />
Internet der Dinge so Realität.<br />
Doch bis sich diese Infrastruktur und das<br />
damit verbundene Potenzial in der Fläche<br />
durchgesetzt hat, ist es noch ein weiter Weg.<br />
Aktuell sind am Markt mehrere Lösungen<br />
und verschiedene Normen im Gespräch, die<br />
besonders die Schnittstellen für SPE im<br />
Blick haben. Anwender fragen zu Recht, ob<br />
Hersteller eine durchgängige und kompa -<br />
tible Lösung auf Grundlage eines einheit -<br />
lichen Standards entwickeln, oder ob es<br />
mehrere Lösungen und inkompatible Steckgesichter<br />
geben wird.<br />
Zentrale Rolle bei der Normierung dieser<br />
Steckgesichter nimmt das Gremium ISO/<br />
IEC JTC 1/SC 25/WG 3 ein. Hier werden,<br />
basierend auf den IEEE 802.3-Standards,<br />
die Verkabelungsnormen gemäß ISO/<br />
IEC 11801 erstellt und gepflegt.<br />
Der erste Steckverbinder-Normenentwurf<br />
für Single Pair Ethernet wurde bereits<br />
2016 von Harting im IEC-Gremium SC48B<br />
eingereicht und als IEC 61076-3-125 bis<br />
zum CD-Dokument publiziert. 2017 wurde<br />
von der Firma CommScope ein weiteres<br />
Steckgesicht zur Normung eingereicht und<br />
anschließend vom Gremium beschlossen,<br />
für alle SPE-Steckverbinder die Normenreihe<br />
IEC 63171 zu erstellen. Die bis zu diesem<br />
Zeitpunkt bereits in Arbeit befindlichen<br />
Normen werden als in sich geschlossene<br />
Dokumente fertiggestellt und im Rahmen<br />
von Überarbeitungen in diese neue Normenreihe<br />
integriert.<br />
SPE und dafür normierte Steckverbinder<br />
fließen in die aktuellen Verkabelungsstand -<br />
ards mit ein. International betrifft das die<br />
Normenreihe für strukturierte Verkabelung<br />
gemäß ISO/IEC 11801:2017 sowie die<br />
europäische Normenreihe im Cenelec gemäß<br />
EN 50173.<br />
Die Implementierung von SPE in die ISO/<br />
IEC 11801-Dokumente ist deshalb so wichtig,<br />
da nur in dieser Norm die Verkabelungskanäle<br />
mit allen notwendigen Parametern<br />
(Länge, Anzahl Verbindungen, Bandbreite<br />
und das komplette Set an übertragungstechnischen<br />
Parametern einschließlich<br />
NEXT, FEXT, Schirmungseigenschaften)<br />
mit Relation zur Umgebung beschrieben<br />
werden und damit auch nach der Installa -<br />
tion messtechnisch für den Anwender überprüfbar<br />
sind. Parallel dazu werden die Installationsstandards<br />
für die Industrie als<br />
Basis für die Verkabelung von Automatisierungslösungen<br />
gemäß IEC 61918 (IEC<br />
SC65C) entsprechend angepasst. Profinet<br />
International mit Profinet gemäß<br />
IEC 61784-5-3 und ODVA mit Ethernet/IP<br />
gemäß IEC 61784-5-2 werden sich aktiv an<br />
der Weiterentwicklung und Implementierung<br />
von Standards zu SPE beteiligen.<br />
Für die Märkte USA einschließlich Kanada<br />
und Mexiko werden bei ANSI/<br />
TIA-568.5 und TIA TR42.7 Normen vorbereitet.<br />
In den TIA 42-Papieren wird das über<br />
das Addendum TIA-1005-A-3 aktualisiert.<br />
Richtlinien für SPE-Verkabelungen<br />
In Verbindung mit den Standards zu Steckverbindern<br />
und Kabeln liefern diese Verkabelungsnormen<br />
dem Anwender klare Richtlinien<br />
über die Struktur der Verkabelung,<br />
die einzusetzenden Komponenten zur Erreichung<br />
der Leistungsvorgaben und die<br />
50 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
Grenzwerte zur Überprüfung der Verkabelung.<br />
Somit sind sie das wichtigste Instrument<br />
zum Aufbau und Betrieb von Single-<br />
Pair-Ethernet-Verkabelungen. Gleichzeitig<br />
stellen sie über die Referenzen zu den Komponentenstandards<br />
die Kompatibilität zwischen<br />
Geräten und Verkabelung sicher. Das<br />
ist Grundvoraussetzung für die Funktion<br />
von Netzwerken und Verbindungen auf der<br />
Basis von SPE – und auch für IIoT. Der Einsatz<br />
anderer Verkabelungskomponenten, als<br />
in ISO/IEC 11801-3 Amd.1, ist zwar möglich,<br />
allerdings nicht mehr normkonform<br />
und birgt das Risiko von Inkompatibilitäten<br />
und Funktionseinbußen.<br />
Weltweit einheitliche Steckgesichter<br />
Anfang 2018 haben die beiden Normengremien<br />
daher internationale Auswahlprozesse<br />
zur Festlegung einheitlicher Schnittstellen<br />
gestartet. Am Auswahlprozess haben sich<br />
mehr als 20 globale Expertengremien beteiligten.<br />
Als Ergebnis haben sich zwei Steckgesichter<br />
durchgesetzt:<br />
• für die Gebäudeverkabelung das Steckgesicht<br />
gemäß IEC 63171-1: CommScope;<br />
• für die Industrie und industrienahe Anwendungen<br />
das Steckgesicht gemäß IEC<br />
63171-6 (bisher IEC 61076-3-125): Harting<br />
T1 Industrial.<br />
Zur Datenübertragung nutzt Single Pair<br />
Ethernet eine Vollduplex-Verbindung über<br />
ein differenzielles Adernpaar mit einer Impedanz<br />
von 100 Ω. Um eine geringere Störempfindlichkeit<br />
insbesondere für den Einsatz<br />
in Elektrofahrzeugen zu realisieren,<br />
wurde für SPE eine geringere Kodierung mit<br />
PAM3 bis 1000BASE-T1 und PAM4 für<br />
2,5/5/10GBASE-T1 gewählt. Dadurch erhöht<br />
sich im Vergleich zu „Mehrpaarigen<br />
Ethernet-Standards“ (MPE) der Bandbreitenbedarf<br />
enorm.<br />
Damit steigen außerdem auch die HF-<br />
Anforderungen an die Kabel- und Verbindungstechnik,<br />
was wiederum einen sehr<br />
symmetrischen Aufbau der Steckverbinder<br />
erfordert. Der von Harting entwickelte<br />
T1-Industrial-Steckverbinder ist dementsprechend<br />
symmetrisch im vollständig<br />
geschlossenen Schirmgehäuse angeordnet.<br />
So sind die Koppelkapazitäten und -induktivitäten<br />
beider Leiter zur Schirmung oder der<br />
Leiterplatte identisch und die differentielle<br />
Datenübertragung wird nicht gestört. Beide<br />
Kontakte sind zudem parallel zur Leiterplatte<br />
und nebeneinander angeordnet. Dadurch<br />
ist der Signalweg in beiden Leiterwegen<br />
identisch und Signallaufzeitunterschiede<br />
werden vermieden.<br />
Hohe Datenraten über ein Adernpaar –<br />
dabei stellt sich die Frage: Warum nicht<br />
quasi 4-paarige Verkabelungen für SPE mittels<br />
„cable sharing“ benutzen? In Sonderfällen<br />
ist das zwar möglich, aber nicht wirklich<br />
sinnvoll. Zum einen erfordert die Kommunikation<br />
über SPE höhere Bandbreiten, für<br />
die auch das Kabel ausgelegt sein muss. Zudem<br />
gibt es im direkten Vergleich zu MPE<br />
mit 100 m Übertragungslänge, bei SPE erst<br />
kürzere Übertragungslängen von 40 m bei<br />
1000BASE-T1 für geschirmte Kabel. Selbst<br />
wenn das alles optimal passt, kann man mit<br />
SPE 4x 1 Gbit/s übertragen, wobei diese<br />
Cat. 6 A Verkabelungsstrecken heute mit<br />
10 Gbit/s MPE genutzt werden können.“<br />
Der Anwender muss in diesem Migra -<br />
tionsszenario die installierten Verkabelungen<br />
Strecke für Strecke neu für SPE überprüfen.<br />
Damit ist auch die wirtschaftliche<br />
Sinnhaftigkeit solcher Nutzungskonzepte<br />
fraglich. Multipair Ethernet bleibt daher<br />
wohl eher als bewährte und bestehende<br />
Infrastruktur bis oberhalb der Feldebene<br />
erhalten. Ab hier kommt dann die neue,<br />
schlanke und für eine Vielzahl von Feldteilnehmern<br />
sinnvolle SPE-Infrastruktur zum<br />
Einsatz.<br />
Übersicht der relevanten Normengremien um ISO/IEC<br />
JTC 1/SC 25/WG 3. Grafik: Prof. Dr. Oehler, Convenor<br />
ISO/IEC JTC 1/SC 25/WG 3<br />
SPE auch gut mit TSN kombinierbar<br />
Der Ethernet-basierte Standard Time Sensitive<br />
Network (TSN), ist ein Paket von Erweiterungen<br />
der IEEE 802.1-Ethernet-Standards<br />
zur Datenübertragung mit sehr geringer<br />
Reaktionszeit und hoher Verfügbarkeit.<br />
Mögliche Anwendungsbereiche sind konvergente<br />
Netzwerke mit Echtzeit-Audio/ -<br />
Video-Streams sowie insbesondere Echtzeit-<br />
Steuerungen (Controllstreams), wie sie in<br />
hochauflösender Kameraüberwachung Verwendung<br />
finden. Viele Automatisierer sprechen<br />
sich mittlerweile für TSN und OPC-<br />
UA als künftiges Kommunikationssystem<br />
aus. SPE kann in Verbindung mit TSN<br />
Ethernet flächendeckend in die Feldebene<br />
bringen.<br />
Die Vorteile von SPE liegen nicht nur in<br />
der Erschließung weiterer Bereiche der industriellen<br />
Feldebene. Besonders im Bereich<br />
Transportation spielt geringes Gewicht eine<br />
große Rolle, was mittels der Kabelreduktion<br />
bei SPE gegeben ist. Ursprünglich stammt<br />
Single Pair Ethernet aus dem Automotive-<br />
Bereich. Aber auch in der Bahntechnik wird<br />
zunehmend Verkabelung für Bordelektronik<br />
und Unterhaltungssysteme verbaut, wobei<br />
auch das Gewicht der Steckverbinder und<br />
Kabel möglichst niedrig sein sollte.<br />
Auch in der Robotik spielt das Gewicht<br />
von Verkabelung eine Rolle. Entscheidender<br />
ist jedoch die Torsionsstabilität von Kabeln:<br />
Je dünner ein Kabel ausgelegt ist, desto<br />
robuster ist es gegenüber Biege- und Tor -<br />
sionsbelastungen. So können künftig die<br />
gleichen Datenraten über dünnere SPE-<br />
Kabel angeschlossen werden, die zusätzlich<br />
deutlich mehr Arbeitszyklen eines Roboters<br />
aushalten, bis sie vorsorglich getauscht<br />
werden müssen oder ausfallen. •<br />
Jonas Diekmann<br />
Technischer Redakteur, Harting<br />
Electronics, Espelkamp<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 51
technik & wissen<br />
Präzise Schleifarbeit: Norbert Steidinger<br />
kontrolliert eine Keramikachse auf ihre<br />
Genauigkeit. Bilder: Maxon<br />
Keramische Präzisionskomponenten seit 20 Jahren<br />
Maxon kann<br />
auch Keramik<br />
Pulverspritzguss | Maxon ist für seine hochpräzisen<br />
Antriebe bekannt. Doch nur wenige wissen, dass das<br />
Unternehmen eine eigene Spritzgussabteilung für<br />
Keramik und Metall unterhält. Hier werden nicht nur<br />
Keramikspindeln produziert, sondern auch Spezial -<br />
teile für die Uhren- und Musikindustrie.<br />
Die neueste Anschaffung ist sein größter<br />
Stolz. Andreas Philipp, Leiter der Abteilung<br />
Pulverspritzguss bei Maxon, steuert schnurgerade<br />
auf die neu hochgezogenen Mauern<br />
hin, öffnet die Türe und zeigt auf die einzige<br />
Maschine, die im Raum untergebracht ist<br />
– eine Lasermaschine zur Hartbearbeitung<br />
von Keramikbauteilen. Sie kann Keramik<br />
auf Mikrometer genau schneiden, erklärt<br />
Andreas Philipp, Federelemente mit einer<br />
Wandstärke von 17 μm bearbeiten und<br />
gleichzeitig präzise Messungen durch -<br />
führen. Damit ist die Abteilung fit für die<br />
Zukunft und wird Kunden noch schneller<br />
mit Präzisionsteilen beliefern.<br />
Dass Maxon überhaupt eine eigene<br />
Spritzguss-Abteilung für Keramik und<br />
Metall betreibt, dürften nur wenige wissen.<br />
Schließlich ist das Unternehmen wegen<br />
seinen Mikromotoren bekannt, die auf dem<br />
Mars im Einsatz sind aber auch auf der Erde<br />
unzählige Anwendungen antreiben – von<br />
Operationsrobotern über Laborautomaten<br />
bis hin zu Tattoomaschinen.<br />
Neben Präzisionsantrieben entwickelt<br />
und produziert Maxon auch Steuerungen,<br />
Encoder und vor allem Getriebe. Und diese<br />
müssen für bestimmte Einsätze verstärkt<br />
werden. Genauer gesagt: einzelne Komponenten<br />
wie etwa Zahnräder, Achsen oder<br />
Planetenträger. Für diese „Aufrüstung“<br />
eignet sich Keramik besonders, schließlich<br />
ist das Material im Vergleich zu Stahl<br />
beständiger gegen Chemikalien, hohe<br />
Temperaturen und Verschleiß.<br />
Keramikachsen in Getrieben verlängern<br />
die Lebensdauer beträchtlich. Besonders,<br />
wenn der Antrieb im Start-Stop-Betrieb<br />
eingesetzt wird. Aus diesem Grund hat<br />
Maxon vor rund zwanzig Jahren begonnen,<br />
die Keramikteile selber herzustellen. Heute<br />
arbeiten in der Spritzgussabteilung 45 Personen,<br />
darunter Entwickler, Applikations-<br />
Ingenieure, Qualitätsfachleute und Produktionsmitarbeitende.<br />
Keramikkomponenten: vom Motor bis<br />
zur Spindel<br />
Die Pulverspritzguss-Fachleute sind Teil des<br />
Maxon Produktionswerkes im süddeutschen<br />
Sexau, das sich auf Getriebe spezialisiert<br />
hat. Rund die Hälfte aller Teile, die die<br />
Abteilung verlassen, werden in Maxon-<br />
Antrieben eingesetzt.<br />
Besonders begehrt sind die Keramikspindeln<br />
für Linearantriebe, da sie leichtgängig<br />
und verschleißfest sind. „Wir sind das einzige<br />
Unternehmen, dass dem Kunden Motor,<br />
Getriebe und Keramikspindel aus einer<br />
52 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
Andreas Philipp, Leiter<br />
des Bereichs Pulverspritzguss<br />
bei Maxon, zeigt<br />
eine Keramikspindel.<br />
Düsen für die Industrieautomation, Klinken<br />
für die Uhrenindustrie aber auch Gehäuse<br />
für Kopfhörer. Letztere werden bereits seit<br />
Jahren im Maxon-Werk hergestellt und<br />
haben einen positiven Effekt auf die Klangqualität.<br />
Zudem sind sie im Gegensatz zu<br />
Metallgehäusen kratzfest und behalten<br />
ihren schönen Glanz über lange Zeit.<br />
Das Grundprinzip in der Pulverspritzguss-Verarbeitung<br />
ist in den letzten Jahren<br />
gleichgeblieben. Trotzdem sind gewisse Veränderungen<br />
spürbar. Laut Andreas Philipp<br />
wird die Bearbeitung von Grünlingen in<br />
Zukunft wohl abnehmen. Stattdessen geht<br />
man vermehrt dazu über, einfache Grundformen<br />
zu spritzen und diese danach mit<br />
Hightech-Maschinen zu bearbeiten, bis sie<br />
die perfekte Form haben. „Dadurch erhalten<br />
die Kunden viel schneller einen Proto -<br />
typen“, sagt Andreas Philipp. Auch Klein -<br />
Hand bieten kann“, sagt Produktmanager<br />
Walter Kuhn.<br />
Die Entwicklung und Produktion von<br />
präzisen Keramikbauteilen ist aufwändig<br />
und nicht ganz billig. Die Prozesse sind<br />
komplex und für die Hartbearbeitung<br />
werden Diamantwerkzeuge oder – wie<br />
bereits erwähnt – Lasermaschinen benötigt.<br />
Deshalb wird Keramik meistens nur aufgrund<br />
von sehr spezifischen Anforderungen<br />
gewählt, die mit herkömmlichen Werkstoffen<br />
nicht erfüllt werden können. Oder wie<br />
es Andreas Philipp sagt: „Keramik kommt<br />
zum Einsatz, wenn alle anderen Materialien<br />
versagt haben.“<br />
Am Anfang des Produktionsprozesses<br />
steht das Granulat, auch Feedstock genannt.<br />
Dieses enthält Bindemittel, damit das Material<br />
überhaupt in Gussformen gepresst<br />
werden kann. Nachdem die Teile die Spritzgussmaschine<br />
verlassen haben, können sie<br />
bereits leicht bearbeitet werden, mit fertigen<br />
Keramikkomponenten haben sie aber noch<br />
nicht viel gemein. Diese so genannten<br />
Grünlinge sind spröde, leicht brechbar und<br />
viel größer als das Endprodukt. Damit sie<br />
die herausragenden Eigenschaften von<br />
Keramik erhalten, wird ihnen als erstes in<br />
einem chemischen Verfahren das Binde -<br />
mittel wieder entzogen. Danach geht’s für<br />
zwei Tage in den Ofen zum Sintern, wo die<br />
Bauteile bei maximal 1500 °C um bis zu<br />
30 % schrumpfen.<br />
Dieser Volumenverlust ist schwierig zu<br />
kalkulieren, besonders bei Toleranzen im<br />
Beim Hartbearbeiten werden die Keramikteile auf<br />
Mikrometer-genaue Toleranzen geschliffen.<br />
μm-Bereich. Aus diesem Grund geht es für<br />
viele Bauteile danach in die Nachbearbeitung,<br />
wo die geforderten Toleranzen durch<br />
Schleifen erreicht werden. Bei manchen<br />
Teilen reicht dagegen ein einfaches Polieren,<br />
danach sind sie bereit zur Auslieferung.<br />
Die besonderen Eigenschaften von Keramik<br />
sorgen dafür, dass in Sexau nicht nur<br />
Getriebe-Bauteile entstehen. Zu den gefertigten<br />
Keramik-Produkten zählen kleinste<br />
serien können rascher ausgeliefert werden.<br />
Was sich nicht verändert, ist die Faszination<br />
für Pulverspritzguss, die durch die ganze<br />
Abteilung spürbar ist. „Jeder Auftrag ist<br />
anders, nichts ist Standard. Keramik ist ein<br />
massiv herausforderndes Material und<br />
genau das macht es so spannend.“ •<br />
Stefan Roschi,<br />
Corporate Communication bei der<br />
Maxon Motor AG<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 53
technik & wissen<br />
Seit Frühjahr 2019 liefert<br />
Weiss Technik die Klimaprüfschränke<br />
ClimeEvent mit WT69.<br />
Durch die niedrige Klimabe wer -<br />
tung ist das Kühlmittel gemäß<br />
EU-Verordnung zugelassen und<br />
zukunftssicher. Bild: Weiss Technik<br />
Anlagenbauer Weiss Technik entwickelt selbst Ersatz-Kältemittel<br />
Alternative zum<br />
verbotenen R23<br />
Kältemittel | Die Regulierung fluorierter Kältemittel<br />
lässt nicht nur Füllstoffe für Klimaanlagen in Autos<br />
knapp werden. Auch der Betrieb von Klimaprüfschränken<br />
gerät in Gefahr – und damit wichtige<br />
Stresstests von Automobil-Komponenten bei niedrigen<br />
Temperaturen. Anlagenbauer Weiss Technik entwickelte<br />
mit WT69 nun selbst eine Alternative.<br />
Hersteller von Systemen und Komponenten für Automobile<br />
und Nutzfahrzeuge testen ihre Produkte häufig<br />
in Klimaprüfschränken auf thermische Belastbarkeit.<br />
Diese Umweltsimulationen bilden in der Regel Kälte<br />
und Thermostress ab. Teilweise werden die Tests im<br />
Bereich von -40 °C bis -70 °C durchgeführt, um die<br />
Zuverlässigkeit in kalten Regionen zu gewährleisten.<br />
Das einzige Kältemittel für diese Temperaturen war<br />
bisher R23. Doch die EU- Verordnung 517/2014 zu<br />
fluorierten Treibhausgasen verbietet dieses Mittel. Es ist<br />
seit 2015 nur noch im Rahmen von Übergangsregel -<br />
ungen erlaubt. Wie lange die gelten, ist nicht sicher<br />
absehbar.<br />
Sollten die Übergangsregelungen auslaufen, würde<br />
das die wichtigen Stresstests zur Qualitätssicherung für<br />
Komponenten und Systeme bei niedrigen Temperaturen<br />
gefährden. Denn gleichwertige Nachfolger gab es nicht.<br />
Bis jetzt: Seit Frühjahr 2019 liefert Weiss Umwelttechnik<br />
Klimaprüfschränke mit WT69. Dieses Kältemittel<br />
hat einen niedrigen GWP (CO 2 - Äquivalenzwert) von<br />
1.357. Dadurch ist es gemäß EU-Verordnung zugelassen<br />
und zukunftssicher. Zusatzvorteil: Die Anzahl der vorgeschriebenen<br />
Dichtheitsprüfungen wird reduziert oder<br />
die Pflicht entfällt sogar ganz.<br />
Wichtig für Anwender ist die Übertragbarkeit der<br />
Messergebnisse. Die ist bei WT69 gegeben. Denn<br />
Klimaschränke mit WT69 verhalten sich nahezu identisch<br />
wie solche mit R23. Zum Beispiel liefert WT69<br />
genau die gleiche Leistung zum Entzug von Wärme.<br />
Damit ist die Kälteleistung bei Klimaprüfschränken mit<br />
beiden Kältemitteln nahezu identisch. Stresstests erfordern<br />
manchmal sehr schnelle Temperaturwechsel. Die<br />
Abkühlrate ist bei WT69 ebenfalls praktisch gleich. Dadurch<br />
lassen sich Messreihen von Maschinen mit beiden<br />
Kältemitteln direkt miteinander vergleichen.<br />
Weiss Technik kooperierte mit der TU Dresden<br />
bei der Entwicklung<br />
Ungewöhnlich an WT69 ist die Entwicklung durch<br />
einen Anlagenbauer. In der Regel stellen Chemieunternehmen<br />
wie Chemours und Honeywell Kältemittel her.<br />
Doch kein Chemiespezialist bot eine Alternative für<br />
R23 an. So kooperierte Weiss Technik mit der TU Dresden<br />
bei der Entwicklung. Die Zusammenarbeit ging<br />
über die Auftragsvergabe weit hinaus. Weiss unterstützte<br />
das Projekt mit Maschinen und eigenem Fachpersonal.<br />
Das über Jahre, denn die Entwicklung eines Nachfolgers<br />
für R23 erwies sich als überaus schwierig. Denn<br />
es gibt laut Untersuchungen in der Natur keinen geeigneten<br />
Ersatzstoff für R23. Darum mussten die Forscher<br />
rund 100.000 Stunden investieren und 150 Mischungen<br />
unter suchen. Schließlich fanden sie ein Kältemittel, das<br />
alle Anforderungen erfüllt – WT69.<br />
Über die Jahre hat Weiss mehrere Millionen Euro<br />
in das Projekt investiert. „Das war eine große Investi -<br />
tion, für die wir uns bewusst entschieden haben“, so<br />
Janko Förster, Leiter des Produktmanagements bei<br />
Weiss Technik, „denn es geht um eine Lösung, die der<br />
Umwelt und auch der gesamten Industrie in Europa<br />
zugute kommt.“ (os)<br />
•<br />
54 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
Fließlochformende Schraube für bis zu 1000 MPa<br />
Jetzt geht’s höherfestem<br />
Blech an den Kragen<br />
Verbindungstechnik | Mit der Schraube Flowform<br />
Plus betritt Arnold Umformtechnik echtes Neuland:<br />
das der höherfesten Bleche. Auch sie lassen sich nun<br />
durch das rationelle Fließlochformschrauben fügen.<br />
600 MPa, mit der Flowform Plus liegt sie<br />
bei 1000 MPa“, betont Heiko Miller,<br />
Projektleiter Flowform Plus bei Arnold<br />
Umformtechnik. Gegenüber der Flowform<br />
änderten die Entwickler bei der Flowform<br />
Plus den Durchmesser von 5 mm auf 4 mm.<br />
Wiegt die Flowform etwa 4 g, so sind es bei<br />
der Flowform Plus rund 3 g – sie wird also<br />
leichter, was bei größerer Stückzahl zur<br />
Gewichtsreduzierung beiträgt. Um dieses<br />
Ziel zu erreichen, hatten die Entwickler die<br />
Geometrie der Fließlochformspitze optimiert,<br />
den Werkstoff modifiziert und das<br />
Wärmebehandlungsverfahren angepasst.<br />
Dreilagige Blechverbindung<br />
mit 2,5 mm dicken Aluminiumblechen,<br />
gefügt mit der<br />
Flowform Plus.<br />
Bilder: Arnold Umformtechnik<br />
Fließloch- und gewindeformende Schrauben<br />
ermöglichen eine einseitig zugängliche und<br />
vollautomatisierte Fügeverbindung. Die bekannte<br />
„Flowform“ von Arnold Umformtechnik<br />
beispielsweise formt mit ihrer polygonalen<br />
Spitzengeometrie ein Fließloch und<br />
furcht ein Gewinde, das im Reparaturfall<br />
eine metrische Schraube aufnimmt. Ein sehr<br />
rationelles Verfahren. Allerdings stößt die<br />
bisherige Flowform an ihre Grenzen, wenn<br />
höherfeste Bleche zu verbinden sind.<br />
Mit der neuen Flowform Plus, einer Weiterentwicklung,<br />
hat das Unternehmen dieses<br />
Limit nach eigenen Angaben weit hinaus -<br />
geschoben. „Die Anwendungsgrenze für das<br />
Fügen von Stahlanwendungen lag in Abhängigkeit<br />
von der Blechdicke bei maximal<br />
Vorlochen der Blechlagen oft unnötig<br />
Grundsätzlich ist die neue Flowform Plus<br />
für höherfeste Stahlbleche und dickere<br />
Blechkombinationen konzipiert. „Durch<br />
den Einsatz von Aluminium-Bauteilen<br />
können auch dickere Fügekombinationen<br />
mit mehreren Lagen entstehen. Das hat in<br />
der Vergangenheit bei dreilagigen Verbindungen<br />
dazu geführt, dass die Deck- und<br />
Mittellagen vorgelocht wurden“, erklärt<br />
Miller. „Mit der Flowform Plus können<br />
abhängig von den Fügewerkstoffen dickere<br />
Materialkombinationen bis zu 7,5 mm ohne<br />
Vorloch gefügt werden.“ Ein Grund liegt in<br />
der geringeren Materialverdrängung durch<br />
den verringerten Durchmesser.<br />
Die Weiterentwicklung führt auch dort<br />
zu Vorteilen, wo gar keine höchstfesten<br />
Bleche zu fügen sind – zumal der Preis der<br />
Schraube unverändert bleibt, wie Arnold<br />
sagt. Schon deswegen, weil häufiger auf das<br />
Vorloch verzichtet werden kann. Ohne Vorloch<br />
benötigt der Anwender beispielsweise<br />
keine Kameratechnik, um zu überprüfen, ob<br />
die Schraube das Vorloch auch mittig trifft,<br />
wie die Arnold-Entwickler erklären.<br />
Weiter könne der Anwender durch den<br />
kleineren Kopfdurchmesser die konstruktive<br />
Auslegung der Baugruppe anpassen. Das<br />
heißt: Flansche können zum Beispiel schmaler<br />
und damit gewichtsoptimierter gestaltet<br />
werden. Weiter seien mit der Flowform Plus<br />
weniger Axialkräfte beim Ansetzen und<br />
Eindrehen erforderlich. Dadurch wiederum<br />
lasse sich der Roboter kleiner dimensionieren.<br />
„Ein weiterer Vorteil ist, dass Anwender<br />
die bestehenden Anlagen für die Verschraubung<br />
weiterhin einsetzen können“,<br />
sagt Nadine Schmetzer aus dem Bereich F+E<br />
Blechfügetechnik. „Es sind keine größeren<br />
Umbauten erforderlich.“ (os) •<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 55
technik & wissen<br />
Automobilzulieferer Visteon setzt in der Intralogistik auf mobile Robotik<br />
Mensch und Roboter<br />
werden ein Team<br />
Intralogistik | Lange Zeit definierten Handhubwagen<br />
und spurgeführte, fahrerlose Transportsysteme die Intralogistik<br />
bei Visteon. Doch mit der Forderung nach<br />
mehr Effizienz musste ein neues Konzept her. Heute<br />
prägen mobile Roboter von MiR das Bild in den Hallen<br />
des Anbieters von Cockpit-Elektronik.<br />
Als globaler Tier-1-Lieferant entwickelt und<br />
produziert Visteon innovative Cockpit-<br />
Elektronik und Lösungen für vernetztes<br />
Fahren. Volkswagen, Škoda Auto, BMW,<br />
Ford und Citroën zählen zu den Kunden des<br />
Unternehmens, das an über 40 Standorten<br />
in 19 Ländern rund 10.000 Mitarbeiter be-<br />
Am slowakischen Produktionsstandort des<br />
Automobilzulieferers Visteon automatisieren<br />
vier mobile Roboter die innerbetrieb -<br />
liche Logistik. Kreuzen Menschen den Weg<br />
des Transportroboters, weicht der sicher und<br />
flexibel aus. Bilder: MiR<br />
schäftigt. Teil der Dachorganisation ist auch<br />
Visteon Electronics Slovakia mit seinem<br />
Werk im slowakischen Námestovo. Täglich<br />
sorgen hier 700 Mitarbeiter im Drei-<br />
Schicht-Betrieb dafür, dass 10.000 Kombi-<br />
Instrumente vom Band laufen. Das entspricht<br />
einer jährlichen Produktionsmenge<br />
von 2 Mio. Stück.<br />
Als Automobilzulieferer steht Visteon in<br />
einem intensiven weltweiten Wettbewerb<br />
und ist dabei einem stetigen Druck seitens<br />
der Markenhersteller ausgesetzt. Der Anspruch<br />
an eine pünktliche Bereitstellung von<br />
Materialien in gewünschter Qualität und<br />
exakter Menge gehört zum Tagesgeschäft.<br />
Dieses Ziel fordert eine kontinuierliche Op-<br />
56 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
Der MiR200 kann maximal 200 kg<br />
transportieren. Ausgestattet mit einem<br />
Regalaufsatz und Behältern kann der<br />
Mitarbeiter den Transportroboter mit<br />
unterschiedlichen Materialien beladen.<br />
timierung der Prozesse, um flexibel, präzise<br />
und kostengünstig produzieren zu können.<br />
Als fester Bestandteil der Abläufe bei Visteon<br />
hat sich die elektronische Übermittlung<br />
eingehender Daten an das Lager etabliert.<br />
Bei einem neuen Auftrag kann dadurch das<br />
notwendige Material umgehend für die<br />
Werkshallen bereitgestellt werden.<br />
Beim Transport hin zu den Fertigungs -<br />
linien setzte Visteon in der Vergangenheit<br />
auf seine Mitarbeiter, die die Komponenten<br />
mit Handhubwagen manuell überbrachten.<br />
Später wurde der Ablauf von fahrerlosen<br />
Ein Pionier der mobilen Robotik<br />
Richard Ciernik, Industrial Engineer<br />
Manager bei Visteon Electronics Slovakia:<br />
„Die Roboter von Mobile Industrial<br />
Robots haben sich bei uns zum weltweiten<br />
Standard für die interne Logistik<br />
entwickelt.“<br />
Mobile Industrial Robots (MiR) hat seinen Hauptsitz in Odense, Dänemark,<br />
wo das Unternehmen 2013 von erfahrenen Köpfen aus der dänischen Roboterindustrie<br />
gegründet wurde. MiR entwickelt und vertreibt autonome, kollaborierende<br />
mobile Roboter für den innerbetrieblichen Transport in der Industrie und<br />
im Gesundheitssektor. Der Pionier im Bereich der mobilen Robotik hat innerhalb<br />
kurzer Zeit ein globales Vertriebsnetz mit Händlern in mehr als 40 Ländern<br />
und regionalen Niederlassungen in San Diego, Singapur, Barcelona, Shanghai,<br />
Frankfurt und New York aufgebaut. Seit der Gründung verzeichnet MiR<br />
ein steiles Wachstum, allein von 2015 auf 2016 um 500 % und von 2016 auf<br />
2017 um 300 %. Heute ist das Unternehmen Marktführer im Bereich autonomer<br />
mobiler Roboter. MiR wurde im April 2018 von der amerikanischen Firma<br />
Teradyne, einem führenden Anbieter automatisierter Testgeräte, übernommen.<br />
2015 übernahm Teradyne auch den dänischen Roboterbauer Universal Robots.<br />
MiR beliefert mittelständische Unternehmen ebenso wie multinationale Industriekonzerne<br />
mit seinen kollaborierenden, mobilen und sicheren Robotern. Die<br />
Modelle kommen im innerbetrieblichen Transport zum Einsatz, der dadurch<br />
schnell und kosteneffektiv abgewickelt werden kann. Mitarbeiter können so<br />
wieder für anspruchsvollere Tätigkeiten eingesetzt werden.<br />
Transportsystemen (FTS) übernommen, die<br />
über Magnetstreifen im Boden durch die<br />
Hallen zum Ziel geführt wurden. Doch auch<br />
diese Lösung stieß bald an ihre Grenzen,<br />
denn mit den steigenden Ansprüchen der<br />
Autobauer mussten die Slowenen immer flexibler<br />
agieren. Wurden neue Produktionszellen<br />
für einen bestimmten Auftrag implementiert<br />
und änderte sich dadurch die Anordnung<br />
der Anlagen, musste das FTS mit<br />
viel Aufwand angepasst werden. Es war<br />
klar, dass das System Platz machen musste<br />
für eine zukunftssicherere Alternative. Dies<br />
war zugleich die Geburtsstunde der mobilen<br />
Robotik in den Hallen des innovativen Zulieferers.<br />
Auf der Suche nach einer passenden Intralogistik-Lösung<br />
wurde Visteon im Zuge<br />
einer Marktstudie auf Mobile Industrial<br />
Robots (MiR) aufmerksam. Die autonomen<br />
mobilen Roboter des dänischen Herstellers<br />
überzeugten durch ihre flexible Anpassungsfähigkeit<br />
und einfache Implementierung.<br />
Anders als herkömmliche FTS, die in<br />
der Regel spurgeführt sind, navigieren die<br />
Roboter selbstständig mit intelligenter Sensorik<br />
und richten sich agil nach ihrer Umgebung<br />
und nicht umgekehrt. Hindernissen<br />
wie Paletten oder Menschen weichen sie<br />
dynamisch und sicher aus. Selbst Türen<br />
können sie über ein WLAN-Modul eigenständig<br />
öffnen. Dadurch mussten bei der<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 57
technik & wissen<br />
Roboter Nummer drei sammelt Abfälle<br />
im gesamten Werk ein. Dafür fährt er regelmäßig<br />
seine Runden und die Belegschaft<br />
legt einfach anfallende Abfälle auf ihm ab.<br />
Die Hallen werden dadurch sauber und<br />
übersichtlich gehalten. Der vierte mobile<br />
Roboter arbeitet in der Spritzgießerei. Dort<br />
beliefert er drei Produktionsmaschinen, sobald<br />
ihn seine menschlichen Kollegen über<br />
eine vordefinierte Schaltfläche auf seiner intuitiven<br />
Benutzeroberfläche rufen. Jede die-<br />
Aufgaben mit einer höheren Wertschöpfung.<br />
Es entsteht eine Win-Win-Situation<br />
für alle Beteiligten, die sich auch im ROI<br />
widerspiegelt. Eine Grundregel bei Visteon<br />
lautet, dass sich jede Investition in der Produktion<br />
spätestens nach einem Jahr bezahlt<br />
machen muss. „Die MiR-Roboter haben<br />
diese Anforderung erfüllt“, zeigt sich Ciernik<br />
zufrieden.<br />
Die Kooperation zwischen MiR und dem<br />
Automobilzulieferer ist ein Paradebeispiel<br />
Bei Visteon liefern die Roboter Leiterplatten<br />
an die SMT-Linien, sammeln<br />
Abfälle ein und transportieren fertige<br />
Kunststoffbauteile.<br />
Die Bedienoberfläche der Roboter ist<br />
browserbasiert und verfügt über vor -<br />
definierte Schaltflächen.<br />
Inbetriebnahme im Werk auch keine physischen<br />
Veränderungen am Produktionslayout<br />
vorgenommen werden.<br />
„In unserer Produktion haben wir vier<br />
MiR200-Roboter für drei Aufgaben eingeführt“,<br />
erklärt Richard Ciernik, Industrial<br />
Engineer Manager bei Visteon Electronics<br />
Slovakia. Die Maschinen liefern Leiterplatten<br />
an die SMT-Linien, sie sammeln Abfälle<br />
ein und transportieren fertige Kunststoffbauteile.<br />
Mit dieser umfangreichen Automatisierung<br />
im Materialfluss dreht der Zulieferer<br />
an zwei Stellschrauben. Zum einen verbessern<br />
die Transportroboter die Fertigungseffizienz<br />
und zum anderen entfallen<br />
manuelle Transporte von A nach B.<br />
Die Roboterflotte agiert flächendeckend<br />
rund um die Uhr an fünf Tagen in der<br />
Woche. Ausgestattet sind die Modelle dafür<br />
mit zwei Arten von Aufsatzmodulen, nämlich<br />
einem festen Regalgestell und einem abnehmbaren<br />
Transportwagen, der von einem<br />
Hersteller für Peripherieprodukte speziell<br />
für MiR-Roboter entwickelt wurde. Über<br />
eine Einklinkvorrichtung kann das System<br />
Transportwagen aufnehmen und freigeben.<br />
So liefern zwei der mobilen Roboter in der<br />
Oberflächenmontage jede Stunde leere<br />
Leiterplatten an neun SMT-Linien, wo die<br />
Platten im Anschluss mit Elektronikteilen<br />
bestückt werden. Die geprüfte und zertifizierte<br />
ESD-Konformität des Robotermodells<br />
MiR200 schützt dabei vor elektrosta -<br />
tischen Entladungen.<br />
ser Intralogistik-Abläufe wird schlussendlich<br />
im Lagerverwaltungssystem von Visteon<br />
abgebildet.<br />
Die Roboter bieten vor allem arbeitsbezogene<br />
Vorteile. Einfache und monotone<br />
Aufgaben werden jetzt von den Maschinen<br />
erledigt, was unterm Strich die Kosten<br />
drückt. Die Mitarbeiter werden schnell und<br />
komfortabel mit Material versorgt und<br />
müssen selbst keine schweren körperlichen<br />
Aktivitäten durchführen. „Das ist ein klarer<br />
Pluspunkt in Sachen Ergonomie“, betont<br />
Ciernik. Nicht verwunderlich also, dass die<br />
vier Roboterkollegen von der Belegschaft<br />
schnell akzeptiert wurden. Die Zusammenarbeit<br />
von Mensch und Maschine ist heute<br />
selbstverständlicher Bestandteil am slowakischen<br />
Produktionsstandort.<br />
Während sich die mobilen Transporthelfer<br />
um monotone und belastende Tätigkeiten<br />
kümmern, übernehmen die Mitarbeiter<br />
für die Automatisierung in der Intralogistik.<br />
Dabei wird deutlich, dass bei vielfältigen<br />
Anwendungsmöglichkeiten auch die Vorteile<br />
vielfältig sind. „Die Roboter von Mobile<br />
Industrial Robots haben sich bei uns zum<br />
weltweiten Standard für die interne Logistik<br />
entwickelt“, sagt Ciernik. Rund um den<br />
Globus sind die MiR-Roboter bei Visteon in<br />
insgesamt sieben Werken im Einsatz. Als<br />
mobile Schnittstelle zwischen Lagerflächen<br />
und Fertigungszellen leisten sie einen entscheidenden<br />
Beitrag zur Vernetzung der<br />
Produktionsumgebung. Dadurch wird am<br />
Ende auch die gesamte Prozesskette optimiert.<br />
Mit der neuen Technik kann Visteon<br />
gegenüber den Automobilisten auch künftig<br />
handlungssicher bleiben. „Wir setzten auch<br />
in Zukunft auf weitere MiR-Anwendungen“,<br />
ist sich Ciernik sicher. (ub) •<br />
58 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
Robotergestützte Oberflächeninspektion im Produktionstakt<br />
Keine Chance für<br />
Beulen und Dellen<br />
Qualitätssicherung | Lackoberflächen im Automobilbereich<br />
sind ein heikles Thema mit hohen Anforderungen.<br />
Der Bildverarbeitungsspezialist Isra Vision<br />
hat für diese Aufgabe eine robotergeführte, optische<br />
Inspektionslösung entwickelt.<br />
In der industriellen Automatisierung nehmen die Autobauer<br />
eine Vorreiterrolle ein. Die Fahrzeugfertigung ist<br />
ein Vorbild für viele Branchen und treibt den Einsatz<br />
neuer Technologien voran wie kaum eine andere. Aus<br />
diesem marktbedingten Innovationsdruck entstehen effiziente<br />
Lösungen auch im Bereich der Qualitätssicherung.<br />
In diesem Segment ist das Komplett-System Car-<br />
PaintVision (CPV) des Herstellers Isra Vision angesiedelt,<br />
bei dem Robotik und Sensortechnik zu einer<br />
Lösung für die Oberflächeninspektion zusammengeführt<br />
wurden. Das System bietet eine objektive und<br />
konsistente Evaluierung der Lackoberflächenqualität<br />
und bietet Kostenvorteile im Vergleich zu manuellen<br />
Verfahren. Zusätzlich werden statistische Daten bereit-<br />
Im flachen Gehäuse des Hybrid-Sensors Paintscan sind Prozessoren<br />
der aktuellen Generation, hochauflösende Kameras und eine spezielle<br />
LED-Matrix-Beleuchtung untergebracht. Bild: Isra Vision<br />
gestellt, mit denen sich die Prozesse kontinuierlich verbessern<br />
lassen.<br />
Die Vision-Spezialisten setzen bei ihrer Entwicklung<br />
auf den Hybrid-Sensor Paintscan, der zwei Methoden<br />
der Oberflächeninspektion vereint. Auf diese Weise werden<br />
alle topografischen, aber auch nicht-topografischen<br />
Lackfehler zuverlässig detektiert. Integrierte Auswerteeinheiten<br />
sorgen dafür, dass die Verarbeitung der Daten<br />
im Prozesstakt erfolgt und Fehlerinformationen umgehend<br />
zur Verfügung stehen. Optional lassen sich die<br />
Fehlstellen abschließend markieren. Mit dieser Möglichkeit<br />
lässt sich die Nacharbeit vereinfachen und<br />
zudem Zeit sparen.<br />
Bei der Lösung kommt die sogenannte Oversampling-Methode<br />
zum Einsatz, die für eine lückenlose<br />
Lackinspektion sorgt. Grundlage bei dieser Technik ist<br />
eine hohe Scanfrequenz. Zudem überlappen sich die<br />
Bildaufnahmen in Fahrrichtung des Roboters, wodurch<br />
jeder Punkt der Karosse mehrfach erfasst wird. Redundante<br />
Daten mit bis zu zehn Bildern liefern dadurch<br />
belastbare Inspektionsergebnisse mit einer Detektionsrate<br />
von über 95 %. Alle relevanten Defekte wie Einschlüsse,<br />
Krater, Pigmentfehler, Kratzer, Beulen und<br />
Dellen werden erkannt und klassifiziert.<br />
Bestehende Anlagen lassen sich nachrüsten<br />
Die Software zur Klassifikation ist bereits vortrainiert<br />
und das Resultat jahrelanger Branchenerfahrung. Spezielle<br />
Algorithmen ermöglichen zudem eine selbstlernende<br />
Fehlererkennung und können somit linienspezifische<br />
Defekte erkennen. Das System eignet sich dank<br />
seiner Flexibilität besonders für Multi-Modell-Linien,<br />
denn auf Basis von CAD-Modellen wird automatisch<br />
eine kollisionsfreie Roboterinspektionsbahn geplant.<br />
Mit seiner einfachen Bedienoberfläche lässt sich das<br />
System schnell und intuitiv konfigurieren. Auch die<br />
Nachrüstung in bestehende Anlagen ist nach eigenen<br />
Angaben problemlos möglich. Die Kompatibilität zu<br />
allen gängigen Robotermarken gewährleistet eine optimale<br />
Integration in die vorgegebene Anlagenwelt.<br />
Die Lösung von Isra Vision ist schon heute gerüstet<br />
für die auftragsgesteuerte Mehrlinienproduktion, bei<br />
der Autos nach Kundenwunsch gefertigt und je nach<br />
Ausstattungslinie automatisch der jeweiligen Station zugeführt<br />
werden. (ub)<br />
•<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 59
produkte<br />
Spannsatz zentriert<br />
sich selbst<br />
Verbindungen | KBK bietet eine große Bandbreite passgenauer<br />
Spannsätze und Schrumpfscheiben. Die Welle-Nabe-Verbindungen<br />
decken alle Standards bei Innen- und Außenspannsätzen<br />
ab und werden auch kundenspezifisch gefertigt.<br />
Für die Verbindung von Naben<br />
mit mehrfach abgesetzten Wellen<br />
hat KBK Antriebstechnik<br />
den selbstzentrierenden Spannsatz<br />
KBS15 entwickelt. Dabei<br />
lässt sich der Innendurchmesser<br />
durch Austausch des Innenrings<br />
variieren, sodass sich die Montagezeit<br />
verkürzt. Ein Bund verhindert<br />
eine Axialverschiebung<br />
während des Einbaus. Der<br />
KBS15 ist mit neun Innen- und<br />
drei Außendurchmessern erhält-<br />
lich und eignet sich für Drehmomente<br />
von 290 bis 1780 Nm.<br />
Die selbstzentrierenden dreiteiligen<br />
Spannsätze vom Typ<br />
KBS1 können Drehmomente bis<br />
1.247.000 Nm übertragen. Sie<br />
sind mit Außendurchmessern<br />
von 55 bis 355 mm und Innendurchmessern<br />
von 25 bis<br />
280 mm lieferbar. Sollen dagegen<br />
Hohlwellen auf eine Welle<br />
gespannt werden, ist die<br />
Schrumpfscheibe KBS19 ideal<br />
(40 bis 327.000 Nm). Sie erzeugt<br />
eine spielfreie Verbindung,<br />
indem sie die Nabe auf die Welle<br />
presst. Auf diese Weise kann<br />
kein Schmutz eindringen, und<br />
die Flächenpressung verhindert<br />
Spaltkorrosion.<br />
Die Baureihen KBS52 und<br />
KBS61 weisen ein kompakteres<br />
Verhältnis von Innen- zu Außendurchmesser<br />
auf als herkömm -<br />
liche Innenspannsätze. Die<br />
selbstzentrierende Baureihe<br />
KBS52 ist mit einem Drehmomentbereich<br />
von 60 bis<br />
8300 Nm ideal für die Anbindung<br />
von Getrieben und Zahnrädern.<br />
•<br />
Durch den Austausch des<br />
Innenrings lässt sich der<br />
Innendurchmesser<br />
variieren. Damit verkürzt<br />
sich die Montagezeit.<br />
Bild: KBK Antriebs -<br />
technik<br />
Semantische Auswertung<br />
ermittelt die Aufgabe<br />
Hält auch in aggressiven<br />
flüssigen Medien dicht<br />
Sprachsteuerung | Mit dem<br />
Powerbox PC beziehungsweise<br />
dem Powertwin Panel PC und<br />
dem enthaltenen VIC-Control-<br />
Sprachdialogsystem bietet<br />
Spectra eine lokale Sprachsteuerung,<br />
die dem Anwender eine<br />
sehr flexible Art der Spracheingabe<br />
ermöglicht. Es können<br />
mehrere Schlüsselwörter (Intents,<br />
Slots) und Parameter (Va-<br />
lues) in beliebige<br />
Phrasen eingebettet<br />
werden – ohne Beschränkung<br />
der Reihenfolge<br />
der Schlüsselwörter<br />
und Struktur<br />
der Kommandos<br />
(Natürliches<br />
Sprachverstehen;<br />
NLU). Eine seman -<br />
tische Auswertung<br />
interpretiert die Spracheingaben<br />
und ermittelt die Aufgabe und<br />
die zu steuernden Parameter.<br />
Mit dem universellen IoT-Protokoll<br />
MQTT ist die zuverlässige<br />
Kopplung und unabhängige<br />
räumliche Verteilung von<br />
Sprachbedienung und Maschinensteuerung<br />
im lokalen IP-<br />
Netzwerk möglich. •<br />
Druckschalter | Die digitalen Präzisionsdruckschalter<br />
der Serie ISE70G von<br />
SMC mit dem zweizeiligen Display-Design<br />
sind mit IO-Link ausgestattet<br />
und bis zu einem Druck von<br />
100 bar einsetzbar. Die vier neuen<br />
Modelle sind für den Einsatz mit<br />
flüssigen Medien konzipiert.<br />
Da sie auch in Kontakt mit aggressiven<br />
Medien stehen können,<br />
wurden die verwendeten<br />
Materialien angepasst: Als Sensorelement<br />
kommt kein Silizium, sondern<br />
das chemisch resistente Aluminiumoxid<br />
zum Einsatz. Die Abdichtung<br />
erfolgt mit einem O-Ring aus FKM mit<br />
Schmierfett. Dieses Material quillt nicht auf und<br />
zeichnet sich durch eine gute Stabilität auch bei<br />
hohen Drücken aus. Der Dichtring ist im Querschnitt<br />
quadratisch geformt, was zu einer höheren<br />
Druckbeständigkeit führt. Der Leitungsanschluss<br />
ist chemisch vernickelt.<br />
•<br />
60 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
Leichtgängige Bewegungen<br />
bei mittleren Traglasten<br />
Kugelbuchsen | Die Kugelbuchsen von Dr.<br />
Tretter laufen auf zylindrischen<br />
Wellen ohne Hubbegrenzung.<br />
Zwischen den<br />
tragenden Kugeln<br />
und der Welle besteht<br />
ein Punktkontakt.<br />
Damit lassen sich genaue<br />
und leichtgängige Bewegungen bei mittleren Traglasten<br />
erreichen. Sie sind in zylindrischer und Flanschausführung<br />
oder integriert in Gehäuse-Lagereinheiten erhältlich.<br />
Die zylindrisch geformte Kugelbuchse kann geschlossen,<br />
geschlitzt oder offen ausgeführt sein. Für die<br />
Montage muss sie in eine Bohrung eingebracht und<br />
gesichert werden. Offene Kugelbuchsen kommen bei<br />
unterstützten Wellen zum Einsatz. Die geschlitzte Ausführung<br />
wird in geschlitzte Lagergehäuse eingebaut.<br />
Mittels einer Schraube im Gehäuse lässt sich das Spiel<br />
zwischen Buchse und Führungswelle einstellen. •<br />
Hohe Auflösung<br />
bei kleinem Lichtfleck<br />
Sensor | Der konfokal-chromatische Sensor Confocal<br />
DT IFS2404-2 von Micro-Epsilon wird zur hochpräzisen<br />
Abstandsmessung und zur Dickenmessung von<br />
transparenten Materialien eingesetzt. Mit nur 12 mm<br />
Durchmesser kann<br />
der Sensor auch in<br />
beengte Bauräume<br />
integriert werden.<br />
Die Optik ermöglicht<br />
eine hohe<br />
Messgenauigkeit sowie<br />
einen kleinen<br />
Lichtpunktdurchmesser.<br />
Dank der<br />
speziellen Linsentechnologie<br />
liefert der Sensor eine hohe Auflösung bei<br />
kleinem Lichtfleck. Er bietet zusammen mit dem Controller<br />
der Reihe Confocal DT 2421/2422 ein sehr gutes<br />
Preis-Leistungsverhältnis für den OEM-Einsatz. Ausgeführt<br />
als Ein- oder Zweikanal-Variante ermöglichen<br />
diese Messsysteme eine wirtschaftliche Lösung für Serienanwendungen.<br />
Das System arbeitet berührungslos<br />
und damit verschleißfrei.<br />
•<br />
TECHNOLOGIEFORUM<br />
BILDVERARBEITUNG<br />
08./09. OKTOBER 2019<br />
INFINITY HOTEL MUNICH<br />
PERSPEKTIVEN DER<br />
BILDVERARBEITUNG<br />
Über 50 hochkarätige Experten-Vorträge<br />
Neueste Entwicklungen und Technologien<br />
Abendveranstaltung zum Netzwerken<br />
15.10. 's Hertogenbosch | 17.10. Paris<br />
22.10. Stockholm | 13./14.11. Birmingham<br />
Weitere Informationen: www.stemmer-imaging.de/techforum<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 61
produkte<br />
Bessere Biegeleistung und<br />
reduzierter Durchmesser<br />
Steuerleitungen | Lütze stellt mit der Superflex 2000 PVC<br />
und Superflex 2100 (C) PVC zwei neue Steuerleitungen für<br />
dauerhaft bewegte Anwendungen mit verbesserten Biegeradien<br />
und reduzierten Kabeldurchmessern vor. Sie sind<br />
eine Weiterentwicklung der Superflex N PVC. Die PVCummantelten<br />
Leitungen mit kapazitätsarmen Aderisolierungen<br />
eignen sich für den Einsatz als Kontroll-, Mess- und<br />
Steuerleitungen im Maschinen-, Anlagen- und Apparatebau,<br />
sowie in der Förder-, Transport-, Heizungs- und Klimatechnik.<br />
Modell 2000 ist optimiert für Biegeradien von<br />
7,5 x D (D = Außendurchmesser<br />
der Leitung)<br />
bei bewegten Anwendungen<br />
und 4 x D bei fester<br />
Verlegung. Die 2100 (C)<br />
PVC eignet sich für Biegeradien<br />
bis 10 x D bei<br />
bewegten Anwendungen<br />
und 6 x D bei fester Verlegung.<br />
•<br />
Immer der ideale Abstand<br />
Steckverbinder | Um einer oder<br />
mehreren Leiterkarten im Gerät<br />
den korrekten Abstand bieten<br />
zu können, hat Harting seine<br />
Har-flex-Familie um gerade<br />
Messer- (Stapelhöhe 4,85 mm)<br />
und Federleisten (Stapelhöhe<br />
13,65 mm) erweitert. Sie ermöglichen<br />
Platinenabstände von 8<br />
bis 20 mm. Für noch größere<br />
Platinenabstände stehen Harflex<br />
IDC-Flachbandkabel-konfektionen<br />
zur Verfügung. Jede<br />
Platine nimmt für Schnittstellen<br />
zur Gehäusewand oder für andere<br />
elektronische Bauteile eine<br />
fest definierte Position ein. Diese<br />
variieren je nach Gerät und Einsatz.<br />
Die Steckverbinder bieten<br />
ein Rastermaß von 1,27 mm in<br />
frei wählbarer Pinzahl von 6 bis<br />
100, feine Abstufung in der Stapelhöhe<br />
von Messer- und Federleiste<br />
von 8 bis 20 mm sowie<br />
eine Befestigung via SMT- oder<br />
THR-Niederhalter. Zudem sind<br />
sie Pick&place-tauglich. •<br />
Geringes<br />
Eigengewicht und<br />
Korrosionsfestigkeit<br />
Flachgetriebe | Durch ihre spezielle Konstruktion bieten<br />
die Flachgetriebe von ABM Greiffenberger – etwa das FGA<br />
172/173 – eine Vielzahl von Befestigungsmöglichkeiten.<br />
Darüber hinaus sind sie energieeffizient und geräuscharm.<br />
Die Aluminiumgehäuse aus der eigenen Aluminiumgießerei<br />
stellen geringes Eigengewicht und hohe Korrosionsfestigkeit<br />
der Getriebetypen sicher. Für den Einsatz in fahrerlosen<br />
Transportsystemen (FTS) bietet der Hersteller Kegelradgetriebe<br />
der KG-Reihe mit Drehmomenten von 60 bis<br />
800 Nm, Flachgetriebe der FG-Reihe mit 50 bis 2000 Nm<br />
sowie Stirnradgetriebe (G-Reihe) mit 30 bis 2080 Nm. Sie<br />
eignen sich speziell für niedrige Geschwindigkeiten und<br />
präzises Positionieren.<br />
•<br />
Gewinde in Serie<br />
Gewindebohrer |<br />
Hahn+Kolb hat für<br />
die anspruchsvolle<br />
Serienfertigung die<br />
Universalgewindebohrer<br />
von Atorn ins<br />
Programm genommen.<br />
Der Typ Uni<br />
Max arbeitet mit<br />
einer hochpositiven<br />
Geometrie, mit extremem<br />
Hinterschliff<br />
und bietet damit<br />
einen Vorteil bei der<br />
Bearbeitung hochlegierter<br />
Edelstähle. Durch aggressive Spanwinkel an den<br />
Bohrern lassen sich auch Stähle mit einer Festigkeit bis<br />
1200 N/mm² genauso wie NE-Metalle, Sonderlegierungen<br />
oder Guss-Werkstücke in Serie bearbeiten. Die extremen<br />
Drallwinkel in Kombination mit der hohen<br />
Schnittgeschwindigkeit sollen eine gute Spankontrolle<br />
ermöglichen und gleichzeitig die Gefahr von Wickelspänen<br />
minimieren. Die Gewindebohrer sind mit einer<br />
Ultra-HL-Beschichtung ausgerüste, in Kombination<br />
mit der Geometrie sind so Gewindetiefen bis 3×D möglich.<br />
Die Produktfamilie umfasst Gewindebohrer ab<br />
M1 bis M30, metrische Feingewindebohrer sowie<br />
Gewindebohrer für G-Gewinde und innengekühlte<br />
Varianten.<br />
•<br />
62 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
vorschau 23.19<br />
Messe EMO<br />
In unserer nächsten Ausgabe dreht sich alles<br />
um die Weltleitmesse für Metallbearbeitung.<br />
Mehr als 2150 Aussteller präsentieren vom 16.<br />
bis zum 21. September in Hannover ihre jüngsten<br />
Entwicklungen und Angebote fürs effiziente,<br />
wirtschaftliche und prozesssichere Fertigen.<br />
Zentrale Themen auf der EMO 2019 sind die<br />
digitale Vernetzung und die Konnektivität von<br />
Systemen. Aber auch in den klassischen Bereichen<br />
gibt´s viel Neues zu entdecken.<br />
Bild: VDW<br />
Werkzeugmaschinen<br />
Digitale Vernetzung, Industrie 4.0, optimierte<br />
Maschinen, clevere Automationsmodule... Und<br />
am Show Case des neuen Schnittstellenstand -<br />
ards Umati beteiligen sich 72 Aussteller.<br />
Präzisionswerkzeuge<br />
Optimierte Werkzeuge und neue Bearbeitungsstrategien<br />
heben die Produktivität auf eine<br />
neue Ebene. Und auch bei den Werkzeugen<br />
spielt die Digitalisierung eine zentrale Rolle.<br />
erscheint montags Impressum<br />
ISSN 0019–9036<br />
Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung<br />
e.V. (WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder<br />
des Verbandes erhalten den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer<br />
Mitgliedschaft. Zusammenarbeit im Fachbereich der Gießereitechnik<br />
mit der Zentrale für Gussverwendung, Düsseldorf.<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeug-<br />
maschinen); Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs (Technologie der<br />
Fertigungsverfahren); Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />
und Qualitätsmanagement);<br />
Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Günther Schuh (Produktions-<br />
systematik), WZL RWTH Aachen<br />
Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Chefredakteur:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Werner Götz (gö), Phone +49 711 7594–451<br />
Stellv. Chefredakteur:<br />
Dipl.-Betriebswirt (FH) Dietmar Kieser (dk),<br />
Phone +49 711 7594–454<br />
Redaktion:<br />
Dipl.-Inf. (FH) Uwe Böttger (ub), Phone +49 711 7594–458;<br />
M. Litt. Sanja Döttling (sd), Phone +49 711 7594–342;<br />
Kyra Kutter (kk), Phone +49 711 7594–475;<br />
B. A. (FH) Nora Nuissl (nu), Phone +49 711 7594–391;<br />
M. A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879;<br />
Susanne Schwab (su), Phone +49 711 7594–444;<br />
Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />
Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Infowirtin (FH) MonaWillrett (mw),<br />
Phone +49 711 7594–285<br />
Ständige freie Mitarbeiter:<br />
Dipl.-Ing. Volker Albrecht, Karin Faulstroh (kf),<br />
Michael Grupp (mg), Sabine Koll (sk), Markus Strehlitz (ms),<br />
Henriette Steuer (hs)<br />
Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />
Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />
Layout: Katrin Apel, Vera Müller, Ana Turina<br />
ANZEIGEN<br />
Gesamtanzeigenleiter:<br />
Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />
Auftragsmanagement:<br />
Matthias Rath, Phone +49 711 7594–323, Fax –1323<br />
Zurzeit gilt Preisliste 78 vom 1.10.2018.<br />
Anzeigen-Annahmeschluss für Gelegenheits anzeigen mittwochs,<br />
15 Uhr.<br />
Leserservice: Ute Krämer, Phone +49 711 7594–5850,<br />
Fax –15850, E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />
Erscheinungsweise: montags (28 x jährlich)<br />
Bezugspreis: Inland jährlich 206,70 € inkl. Versandkosten und<br />
MwSt; Ausland 206,70 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 8,30 €<br />
(inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten). Für Schüler, Studenten und<br />
Auszubildende gegen Nachweis: Inland 137,80 € inkl. MwSt.<br />
und Versandkosten, Ausland 137,80 € inkl. Versandkosten.<br />
Bestellungen erbitten wir an den Verlag.<br />
Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />
bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />
Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum<br />
Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf<br />
des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier<br />
Wochen zum Quartalsende.<br />
Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer<br />
Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />
AUSLANDSVERTRETUNGEN<br />
Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court, Long<br />
Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />
862589, Fax 01256 862182, E-Mail: media@jens.demon.co.uk;<br />
Japan: Mediahouse Inc., Kudankita 2-Chome Building, 2–3–6,<br />
Kudankita, Chiyoda-ku, Tokyo 102, Phone 03 3234–2161,<br />
Fax 03 3234–1140; Belgien, Frankreich, Luxemburg, Italien,<br />
Switzerland IFF media ag, Frank Stoll, Technoparkstrasse 3,<br />
CH-8406 Winterthur, Tel: +41 52 633 08 88, Fax: +41 52 633<br />
08 99, e-mail: f.stoll@iff-media.ch; USA: D.A. Fox Advertising<br />
Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza, 19th Floor, New York, NY<br />
10001, Phone +1 212 8963881, Fax +1 212 6293988, detlef<br />
fox@comcast.net<br />
Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />
unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte keine Gewähr. Alle im <strong>Industrieanzeiger</strong> erscheinenden<br />
Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte,<br />
auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich<br />
welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />
Printed in Germany<br />
© 2019 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 63
ücher<br />
Organisation<br />
der Zukunft<br />
Neuer<br />
Führungsstil<br />
Der Autor widmet sich den unterschiedlichen Themenbereichen,<br />
die Nachwuchsführungskräfte bei<br />
der Einführung eines neuen Arbeitsstils beschäf -<br />
tigen. Das Spektrum reicht von der Abgabe von<br />
Führungsverantwortung über die Qualifikation der<br />
Teammitglieder bis hin zu Motivationsfragen und<br />
der Schaffung einer Firmenidentität.<br />
Aufbruch in die neue Arbeit, Jürgen Kemper,<br />
Schäffer Poeschel, 2019, 108 S., 34,95 Euro,<br />
ISBN: 978-3-7910-4414-9<br />
Der Einfluss der Digitalisierung auf Geschäftsmodelle,<br />
Arbeitsformen und Kommunikation fordert<br />
eine neue Zusammenarbeit und neue Arbeitsweisen.<br />
Neben praktischer Gerüste wie dem Leitfaden<br />
Transformation oder einem Vokabular zur neuen<br />
Sprache bietet das Buch einen Blick in die Zukunft<br />
der Organisation. Eine kritische Auseinandersetzung<br />
mit bestehenden Konzepten zur Organisation<br />
als Ganzes runden das Buch ab.<br />
Kick-off! Auf Entdeckungsreise zur Organisation<br />
der Zukunft, M. Baumanns, Murmann/Haufe,<br />
2019, 160 S., 19,95 Euro,<br />
ISBN: 978-3-648-12901-2<br />
Jung führt Alt<br />
Demographische Veränderungen führen dazu,<br />
dass hochqualifizierte Arbeitnehmer deutlich<br />
ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führen.<br />
Dieser Ratgeber gibt der jungen Führungskraft<br />
konkrete Werkzeuge an die Hand, um<br />
Spannungen von vornherein zu vermeiden und<br />
die entsprechenden Herausforderungen zu<br />
meistern.<br />
Jung führt Alt, N. Gribenko, UVK, 2019, 232<br />
S., 24,99 Euro, ISBN: 978-3-86764-899-8<br />
Karrieremythen<br />
Wer im Job nicht nur überleben,<br />
sondern auch etwas erreichen will,<br />
sollte die geheimen Naturgesetze<br />
des Büroalltags kennen. Rund 70<br />
überraschende Wahrheiten aus der<br />
Berufswelt offenbart der Autor in<br />
seinem Buch. Die Erkenntnisse basieren<br />
auf aktuellen wissenschaft -<br />
lichen Studien und Experimenten.<br />
Sie widerlegen gängige Karrieremythen<br />
und liefern den Leserinnen<br />
und Lesern zahlreiche Aha-Erlebnisse,<br />
die helfen, sich selbst und die<br />
lieben Kollegen besser zu verstehen<br />
und dabei das Beste für sich rauszuholen.<br />
„Sei Du selbst“ lautet<br />
letztendlich die Maxime.<br />
Warum Perfektion sinnlos und an<br />
jedem Gerücht was dran ist,<br />
Daniel Rettig, Campus Verlag<br />
2019, 224 S., 16,95 Euro,<br />
ISBN: 978-3-593-51083-5<br />
64 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
markt<br />
Verkäufe und Handel von gebrauchten Maschinen/Anlagen/Geräten<br />
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Verkaufswege?<br />
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• Maschinen-, Fahrzeug-,<br />
• Anlagen-, Stahl- und<br />
• Leichtmetallbau<br />
• Metallverarbeitung<br />
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Johannes Hucke<br />
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3D Core ...................................................... 32<br />
5GAA .......................................................... 46<br />
Aachener Zentrum für<br />
integrativen Leichtbau (AZL)..................<br />
36<br />
ABM Greiffenberger ................................ 62<br />
Airbus ................................................... 36, 46<br />
Alba Tooling & Engineering .............. 13, 32<br />
AMendate .................................................. 12<br />
Arnold Umformtechnik ............................ 55<br />
Asahi Kasei ............................................... 37<br />
Atorn ........................................................... 62<br />
Audi ................................................ 28, 30, 46<br />
Automotive Management<br />
Consulting (AMC) ......................... 13, 32, 36<br />
AVK ............................................................. 36<br />
BASF ........................................................... 30<br />
Bitkom .................................................. 21, 46<br />
BMW .............................................. 28, 46, 56<br />
Böllhoff ....................................................... 44<br />
Bosch ................................................... 28, 46<br />
Broetje-Automation ................................. 36<br />
Brose .......................................................... 28<br />
bvik ............................................................. 22<br />
Citroën ........................................................ 56<br />
CommScope .............................................. 50<br />
Composites Europe .................................. 36<br />
Composyst ................................................. 36<br />
Continental ................................................ 46<br />
Covestro ..................................................... 32<br />
CSI Entwicklungstechnik .................. 13, 32<br />
Daimler ....................................................... 46<br />
Deutsche Messe ...................................... 11<br />
DFKI ............................................................ 21<br />
Dr. Tretter ................................................... 61<br />
Ericsson ..................................................... 46<br />
FIT Additive Manufacturing .................... 12<br />
Foam Expo Europe ................................... 36<br />
Ford ....................................................... 28, 56<br />
Fraunhofer ILT ........................................... 20<br />
Fraunhofer ISE .......................................... 16<br />
Fraunhofer IPA .......................................... 15<br />
GM .............................................................. 46<br />
Google ........................................................ 28<br />
Gradel ......................................................... 36<br />
GSMA ......................................................... 46<br />
Hahn+Kolb ................................................. 62<br />
Hannover Fairs Canada ........................... 11<br />
Harting ................................................. 50, 62<br />
Hexagon ..................................................... 12<br />
HP ............................................................... 20<br />
Huawei Technologies ........................ 19, 46<br />
Hyundai ...................................................... 28<br />
IBM ............................................................. 28<br />
IKV, RWTH Aachen .................................. 36<br />
Intel ............................................................. 46<br />
IPH ................................................................ 6<br />
Isra Vision .................................................. 59<br />
Item ............................................................. 13<br />
KBK Antriebstechnik ............................... 60<br />
Keba ........................................................... 12<br />
Krauss Maffei ............................................ 12<br />
Krones ........................................................ 20<br />
Kuka ...................................................... 11, 20<br />
LBK Fertigung ........................................... 32<br />
Livescribe .................................................... 8<br />
Lünendonk ................................................. 10<br />
Lütze ........................................................... 62<br />
Mapal ......................................................... 20<br />
Maxon ........................................................ 52<br />
Messe Essen ............................................. 14<br />
Micro-Epsilon ........................................... 61<br />
Mitsui&Co. Machine Tech ...................... 12<br />
Mobile Industrial Robots ......................... 56<br />
Multivac-Sepp .......................................... 20<br />
Next Media ................................................ 18<br />
Pflitsch ....................................................... 15<br />
PSA-Group ................................................ 46<br />
Qualcomm ................................................. 46<br />
Rebstock Consulting ................................ 36<br />
Reed Exhibitions ................................. 32, 36<br />
Rheinwerk Verlag ....................................... 8<br />
Robert Hofmann ....................................... 32<br />
Rollax .......................................................... 40<br />
Rolls-Royce Motor Cars ............................ 8<br />
RWTH Aachen .................................... 20, 26<br />
Saertex ....................................................... 36<br />
SC-Networks ............................................. 22<br />
Scott Bader ............................................... 36<br />
Service24 ................................................... 24<br />
Siemens Mobility Deutschland .............. 46<br />
Škoda Auto ................................................ 56<br />
Smarter Shows ......................................... 36<br />
SMC ............................................................ 60<br />
Spectaris ................................................... 19<br />
Spectra ...................................................... 60<br />
Telekom ...................................................... 46<br />
Thyssenkrupp ........................................... 24<br />
Top-Perform .............................................. 24<br />
Transport & Environment ........................ 30<br />
Trans-Textil ................................................ 36<br />
Trelleborg Sealing Solutions .................. 42<br />
TU Braunschweig .................................... 46<br />
TU Dresden ............................................... 54<br />
Turck ........................................................... 10<br />
VDA ............................................................. 28<br />
VDMA ................................................... 16, 20<br />
VDW ........................................................... 16<br />
Visteon ....................................................... 56<br />
Volkswagen ................................... 30, 46, 56<br />
Waymo ....................................................... 28<br />
Weiss Umwelttechnik ............................. 54<br />
Wirtschaftsvereinigung<br />
Composites Germany .............................. 36<br />
yes or no Media ........................................ 38<br />
Zjacho .......................................................... 8<br />
Zünd Systemtechnik ................................ 36<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 65
zuletzt ...<br />
Tierisch<br />
sparen<br />
Viele Menschen versuchen, auf ihren<br />
Energieverbrauch zu<br />
achten und setzen etwa auf energieeffiziente<br />
Geräte. Macht allein schon<br />
für den Geldbeutel Sinn.<br />
Aber haben Sie schonmal daran<br />
gedacht, wie sich Haus- oder Mit -<br />
bewohner auf Ihre Bilanz auswirken?<br />
Unsere gefiederten, haarigen<br />
oder schuppigen Freunde spielen hier nämlich auch eine Rolle. Ich hatte<br />
früher eine Schildkröte, das war energietechnisch leider ein ziemlicher Flop.<br />
Denn laut einer Untersuchung des Energieanbieters Eon verursachen Pferde,<br />
Fische und Terrarien-Tiere eher höhere Stromkosten.<br />
Für Pferde müssen Halter jährlich rund 100 Euro berappen, etwa für die<br />
Stallbeleuchtung oder den elektrischen Weidezaun. Auch bei Fischen, anderen<br />
Meeresbewohnern oder Tieren, die es gerne warm mögen, schnellen die Kosten<br />
in die Höhe: Wassertemperierung, Beleuchtung oder Wärmelampen fallen ins<br />
Gewicht. Die gute Nachricht: Das beliebteste Haustier der Deutschen, die<br />
Katze, ist eine effiziente Anschaffung.<br />
Sie mag es im Winter gerne etwas wärmer, aber wir<br />
müssen die Heizung nicht unbedingt höher<br />
aufdrehen. Auch Hunde, Hamster oder Wellen -<br />
sittiche belasten die Energiebilanz nicht zusätzlich.<br />
Natürlich sollten Tierhalter dann auch auf tägliches<br />
Saugen verzichten, der Energiebilanz zuliebe. Und<br />
damit Sie Ihre tierischen Mitbewohner immer im<br />
Blick haben – damit diese nicht wild im Web surfen<br />
oder fernsehen – bietet sich smarte Technik zur<br />
Überwachung an. Dann steht der Tierliebe<br />
ja nichts mehr im Weg.<br />
nu<br />
Bild: Indy Studio/Fotolia<br />
66 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19
Brushed to last forever<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19 67
Konferenz<br />
SMARTE MASCHINEN<br />
IM EINSATZ<br />
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ<br />
IN UNTERNEHMEN<br />
15. Oktober 2019<br />
Fraunhofer IPA, Stuttgart<br />
Smarte Maschinen verändern die Welt – schon jetzt!<br />
Durch das gebremste Wirtschaftswachstum wird sich diese<br />
Entwicklung beschleunigen.<br />
Vor diesem Hintergrund präsentieren die Konradin Mediengruppe<br />
und das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung<br />
IPA den Kongress „Smarte Maschinen im Einsatz - Künstliche<br />
Intelligenz in Unternehmen“, in dem ein Dutzend innovativer<br />
Mittelständler und Konzerne ihre Lösungsansätze vorstellen.<br />
Anmeldeschluss:<br />
25. 09. 2019<br />
Teilnahmegebühr:<br />
640,– €<br />
zzgl. MwSt.<br />
Jetzt anmelden unter<br />
www.industrie.de/kuenstliche-intelligenz-2019<br />
Veranstalter Kooperationspartner Schirmherrschaft<br />
68 <strong>Industrieanzeiger</strong> 22.19