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GemeindeBrief_2019_September_bis_November

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6 NIKO - aktuell NIKO - aktuell 7<br />

Stille teilen<br />

20 Jahre Christliche Meditation an St. Nikolai,<br />

angefangen und <strong>bis</strong> heute getragen<br />

von Dr. Ekkehard Krüger. Eine Würdigung.<br />

Mittwochabend, 18 Uhr. Schon eine Weile ist Ekkehard Krüger<br />

in der Kirche. Er hat den Notenständer am Eingang aufgestellt,<br />

der einladend auf die »Abendkirche« hinweist.<br />

Er schaut durch die Bänke, ob er möglicherweise weitere<br />

DIN-A-5 Blätter auslegen will, mit Texten, die zur Besinnung<br />

führen. Er hat sie wieder sorgfältig ausgewählt. Nie<br />

langsam und träge, sondern beinahe immer beschwingten<br />

Schrittes wandert er die Orte ab, an denen es etwas vor zu<br />

bereiten gibt, Altarraum, Ausstellung ... Ohne Frage, Ekkehard<br />

Krüger fühlt sich in St. Nikolai ganz zu Hause. Seit 20<br />

Jahren gestaltet er ja auch das geistliche Leben in diesem<br />

Kirchenraum mit. Geistliches Leben, das heißt in diesem<br />

Fall besonders das Anliegen der Offenen Kirche St. Nikolai<br />

in seinen Facetten.<br />

Man könnte sein Engagement mit einem Titel der Theologin<br />

Dorothee Sölle als »Mystik und Widerstand« treffend<br />

bezeichnen. Denn beides gehört grundlegend zur Identität<br />

der Offenen Kirche St. Nikolai. Das entspricht ihm voll<br />

und ganz. Und das kam so: Bereits in den 80-er und 90-er<br />

Jahren trafen sich das friedenspolitische Engagement der<br />

»Christen für die Abrüstung«, Friedensandachten während<br />

des Golfkriegs in Nikolai und sein Einsatz in einem kleinen<br />

Bildungshaus in Freienwill für Flüchtlinge aus Bosnien. In<br />

der Sache, im gemeinsamen Anliegen begann man zusammenzuarbeiten.<br />

Fast beiläufig lernte er, von der anthroposophischen<br />

Christenlehre her kommend, dadurch die<br />

Gottesdienstkultur an St. Nikolai kennen. Und stellte fest:<br />

»Hier wird gesungen. Das tut mir einfach gut.«<br />

Schlüsselmoment für diesen Menschen, der gern aktiv ist,<br />

wurde die Aufforderung, beim Abbau der Orgel mit Hand<br />

anzulegen. Starke Männer wurden gesucht und er war mit<br />

dabei. Manch einer konnte nicht verstehen, dass er das tat,<br />

obwohl er doch gar nicht »in der Kirche« war. So ein Zugehörigkeits-Check<br />

sollte später auf die No-Go-Liste der<br />

»Offenen Kirche« kommen. Jesus von Nazareth hätte so<br />

eben mit Sicherheit nicht gedacht und gefragt. Und dennoch,<br />

1995 trat Ekkehard Krüger mit dem Umzug nach<br />

Flensburg auch in die Gemeinde ein.<br />

Dr. Ekkehard Krüger<br />

Widerstand und Mystik. Die Entwicklungen an Nikolai<br />

spiegeln ein Stück gesamtgesellschaftliche Wendungen.<br />

Um die Jahrtausendwende wuchs ein neues Interesse an<br />

Spiritualität und Meditation. Engagierte Christen, die sich<br />

für andere stark machten, für Gerechtigkeit, Frieden und<br />

Bewahrung der Schöpfung, entdeckten, dass sie ihre »Batterie«<br />

auch auffüllen müssen. Und sie fragten sich: wie<br />

kann auch in Gebets- und Feierformen offene Teilhabe<br />

stattfinden, für Fremde, für Suchende, für Andersgläubige?<br />

Und wie kann man dabei dennoch seine christlichen<br />

Wurzeln nicht verleugnen, sondern pflegen?<br />

Krüger machte Erfahrungen mit der Meditation im tibetischen<br />

Buddhismus. Und er merkte, dass die tibetische<br />

Götterwelt nicht die seine war. Ein Buch des Dalai Lama<br />

»Das Herz aller Religionen ist eins« unterstrich das Anliegen,<br />

auf den Spuren der eigenen Tradition zu bleiben. Der<br />

Dalai Lama sprach in der »Weltgemeinschaft der christlichen<br />

Meditation« in London zu Evangelienstellen. »Das<br />

wollte ich kennenlernen«, sagte der stets suchende Ekkehard<br />

Krüger im Rückblick. Meditationsanleiter zu werden<br />

war gar nicht seine Absicht gewesen. Bei Laurence Freemann<br />

aber lernte er ab Sommer 1999 auch, christliche Meditation<br />

anzuleiten. Und fasste den Entschluss: »Wenn das<br />

so einfach ist! Das mache ich an Nikolai!«<br />

Heute noch ist Ekkehard Krüger dankbar für das Vertrauen,<br />

das ihm die Pastoren und der Kirchengemeinderat damals<br />

entgegenbrachten und damit in diesem <strong>November</strong> 20-jährige<br />

Meditationspraxis in der Mitte der Woche im Gotteshaus<br />

ermöglichten. »Bombastisch« nennt er das voller<br />

Glück in der Rückschau.<br />

Krüger wäre nicht Krüger, wenn er nicht immer auch etwas<br />

kritisch an zu merken hätte. Über den Aspekt der Offenheit<br />

in der meditativen Praxis müsse man streiten, sagt er. Was<br />

als »Meditation im Alltag« begann, wurde irgendwann zu<br />

»christlicher Meditation« umbenannt.<br />

Das behagt ihm nur halb. »Ich sage immer, das ist offen<br />

für jeden. Es muss auch Veranstaltungen geben, wo diese<br />

religiösen Umarmungsgesten nicht stattfinden.«<br />

Deswegen legt er großen Wert darauf, dass kein Vaterunser<br />

gebetet wird. Wenn einer sich entschuldigt, dass er<br />

so lange nicht da war, antwortet er: »Das ist doch ihre Sache!«<br />

So entschieden zu sein, so zugewandt und gleichzeitig<br />

so unabhängig, das sind Charaktermerkmale von<br />

Ekkehard Krüger. Sie machen die Christliche Meditation<br />

am Mittwoch zu dem, was sie ist: eine tragende geistliche<br />

Erscheinungsform der »Offenen Kirche St. Nikolai«.<br />

Auf dem Weg gab es immer Begleitende, die einmal mehr,<br />

einmal weniger intensiv mit eingestiegen sind, sich dann<br />

auch wieder verabschiedet haben. Krüger ist geblieben. 20<br />

Jahre. Was treibt ihn an? Als ich ihn einmal anbot, ihn zu<br />

»entlasten«, antwortete er »Das mache ich doch für mich!«<br />

Einmal in der Woche »irgendwo im nirgendwo« zu sein,<br />

das helfe, seine Mitte zu finden. Und das ginge ganz einfach.<br />

»Aufrecht hinsetzen und Kopf in die göttliche Welt<br />

strecken. Es gibt hier keinen Guru, ich bin auch keiner. Jesus<br />

der Lehrer in Dir. Ich sitz hier an einem Ort, wo ich<br />

mich darauf verlassen kann: nicht ich steuere hier. Ich übe,<br />

loszulassen, damit Gott wirken kann.«<br />

Es gäbe noch viel zu schreiben, weil der Kunstgeschichtler<br />

Ekkehard Krüger viel zu sagen hat, über seine Kirchenführungen<br />

und den Hüterkreis, über Kunst und Gleichnis und<br />

die Welt da hinter. Hier soll jetzt nur noch eins gesagt sein:<br />

Herzlichen Dank für 20 Jahre segensreichen Wirkens durch<br />

Meditation in der offenen Kirche St. Nikolai!<br />

Übrigens: Am Mittwochabend um 18 Uhr wird man wieder<br />

im Altarraum im Kreis sitzen. Wie jeden Mittwoch für<br />

eine gute halbe Stunde. Es lohnt sich, einmal dabei zu sein.<br />

Oder mehr als einmal. Wie es weitergeht? Ekkehard Krüger<br />

ist im Gespräch in seiner und über seine Kirche fast immer<br />

enthusiastisch, positiv. Aber er sagt auch: »Ich werde in<br />

Zukunft mehr Unterstützung brauchen.« Und frei fügt er<br />

hinzu: »Es kann sich auch etwas verändern!«<br />

Auch das ist eben »offene Kirche«. ●<br />

Gemeindepraktikantin<br />

an St. Nikolai<br />

Inga Fischer stellt sich vor<br />

Moin, mein Name ist Inga Fischer! Ich bin die neue<br />

Gemeindepraktikantin von St. Nikolai. Ich bin 20<br />

Jahre alt und studiere zur Zeit im 3. Semester Religionspädagogik<br />

und Gemeindediakonie in Freiburg<br />

im Breisgau.<br />

Ursprünglich komme ich aus einer 15.000 Einwohner<br />

starken Gemeinde in der Nähe von Bremen,<br />

dem wunderschönen Hude. Nach meiner Konfirmation<br />

und der anschließenden Jugendleiter-Schulung<br />

durfte ich schon viele unterschiedliche Projekte im<br />

Leitungsteam begleiten. Darunter einige Konfirmandenfreizeiten,<br />

Jugendleiter-Schulungen sowie ein<br />

Projekt für Jugendliche und junge Erwachsene, bei<br />

dem ein Wohnwagen zu einem Aushängeschild der<br />

Evangelischen Jugend Oldenburg umgestaltet und<br />

später für verschiedene Zwecke genutzt werden sollte.<br />

Außerdem habe ich schon Erfahrungen in Gremien<br />

sammeln dürfen.<br />

Nach meiner ehrenamtlichen Arbeit, die mich in<br />

meiner Jugendzeit stark geprägt hat, war mir klar,<br />

einen Beruf in dieser Richtung einzuschlagen und ich<br />

begann mein Studium.<br />

Nach zwei Semestern wichtiger, aber doch sehr trockener<br />

Theorie, freue ich mich nun auf die kommende<br />

Zeit hier in Ihrer Gemeinde! ●<br />

Inga Fischer hat extra ihr Praktikum früher<br />

begonnen, um das Konfi-Camp mitzuerleben.

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